https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=Libsoc Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-06-02T03:24:04Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.45.0-wmf.3 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Edelwei%C3%9Fpiraten&diff=109733624 Edelweißpiraten 2012-10-25T15:22:52Z <p>Libsoc: /* Weitere oppositionelle Jugendbewegungen im dritten Reich */</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|befasst sich mit den als ''Edelweißpiraten'' bezeichneten Jugendgruppen zwischen 1939 und 1947; zum gleichnamigen Film siehe [[Edelweißpiraten (Film)]].}}<br /> <br /> Als '''Edelweißpiraten''' werden [[Informelle Gruppe|informelle Gruppen]] deutscher Jugendlicher mit unangepasstem, teilweise oppositionellem Verhalten im [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich von 1939 bis 1945]] und während der ersten Nachkriegsjahre bezeichnet. Nach Kriegsende dauerten in einigen [[Besatzungszone]]n die Aktivitäten der Gruppen bis etwa 1947 an.<br /> <br /> Die Namensgebung entstammt einer [[Verballhornung]] durch [[Geheime Staatspolizei |Gestapo]]-Beamte um 1939: Das [[Edelweiß]] war eines unter vielen Kennzeichen der nach 1936 verbotenen [[Bündische Jugend|Bündischen Jugend]]. Der Namensteil „[[Piraterie|Piraten]]“ leitet sich von den ''Kittelbachpiraten'' her, einer offiziell bis 1933 bestehenden rechtsradikalen Gruppe in [[Düsseldorf]],&lt;ref&gt;{{internetquelle |url=http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss/db_inhalt.asp?L=75 |titel=Kittelbach-Piraten |hrsg=NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln |zugriff=13. September 2010}}&lt;/ref&gt; die größtenteils in die [[Hitlerjugend]] (HJ) oder die [[Sturmabteilung]] (SA) abwanderte. Die Vermengung der Begriffe „Edelweiß“ und „Piraten“ war daher anfänglich eine Provokation für Jugendliche mit oppositionellem Verhalten, speziell für solche mit Wurzeln in der [[Bündische Jugend|Bündischen Jugend]], in der linksgerichteten [[Naturfreundejugend Deutschlands|Naturfreundejugend]] oder im kommunistischen [[Roter Frontkämpferbund|Rotfrontkämpferbund]], wurde aber von jungen Gruppierungen gegen Ende des Krieges als Selbstbezeichnung gewählt.<br /> <br /> Einige dieser Gruppen, wie die Kölner Edelweißgruppe um [[Gertrud Koch (Widerstandskämpferin) |Gertrud Koch]], deren Vater im [[KZ Esterwegen]] starb, oder die [[Ehrenfelder Gruppe]] um den KZ-Flüchtling Hans Steinbrück, beteiligten sich aktiv am [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstand]] gegen den [[Nationalsozialismus]]. Außer dieser [[Köln-Ehrenfeld]]er Edelweißpiraten-Gruppe, deren Aktivitäten erst nach 1980 durch [[Jean Jülich]] ins öffentliche Bewusstsein gebracht wurden, sind beispielsweise die [[Dortmund]]er Edelweißpiraten vom Brüggemannspark, über die 1980 der Schriftsteller [[Kurt Piehl]] publizierte, bekannt geworden.<br /> <br /> == Hintergrund ==<br /> <br /> Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Hoffnungslosigkeit der Zeit nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] brachte für die Jugend Deutschlands massive Probleme mit sich. Während für wirtschaftlich schwächere soziale Schichten kaum Aussicht auf Bildung und Arbeit bestand, wurde von der Oberschicht eine Vision der „Goldenen Zwanziger“ vorgeführt.<br /> <br /> Der Ausweg bestand für viele, sich [[Formelle Gruppe|formellen Gruppen]] anzuschließen, die einerseits ein Programm zur Freizeitstrukturierung anboten und andererseits durch das Erleben von Gruppenzugehörigkeit die Entwicklung von Selbstdefinitionen zuließen. Jugendbünde aus der Tradition der [[Wandervogel|Wandervögel]] der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg setzten den Schwerpunkt ihrer Aktionen in Wanderungen und Fahrten in das Randgebiet der großen Städte, wo in der Natur am Lagerfeuer mit Wandergitarre und Feldkocher jugendlicher Unabhängigkeitsdrang zelebriert wurde.<br /> <br /> Gegen Ende der [[Weimarer Republik]] wurde die politische Einflussnahme auf alle Jugendgruppen stärker. Viele Parteien sahen das Herausbilden einer parteitreuen Jugend als essentiell an. So vielfältig die Parteienlandschaft der Republik war, so facettenreich war die Bandbreite der Jugendgruppen.<br /> <br /> Neben den Gruppen, die direkt den Parteien unterstanden, den katholischen Gruppen und der den [[Naturfreunde]]n unterstehenden Naturfreundejugend, gab es den breiten Bogen der [[Bündische Jugend|Bündischen Jugend]]. Diese etwa 100.000 Jugendlichen, zusammengefasst in 1.200 Gruppen, spiegelten die ganze Bandbreite revolutionärer bis bürgerlicher Ideale der zu Ende gehenden Republik wider. Gemeinsam hatten sie [[Fahrt (Jugendbewegung)|Wanderfahrten]], formelle [[Hierarchie]] und elitäres Bewusstsein.<br /> <br /> Damit standen die „bündischen“ Merkmale in direkter Konkurrenz zur aufstrebenden [[Hitlerjugend]] unter der Führung des ehrgeizigen [[Baldur von Schirach]]. Für eine erfolgreiche Ausdehnung der HJ, die von 108.000 Mitgliedern im Jahr 1932 auf 2,3 Millionen im nächsten Jahr anwuchs, war aber auch deutlich, dass die HJ auf die Erfahrungen und die persönliche Beteiligung von Jugendführern der Bündischen Jugend angewiesen war.<br /> <br /> Nachdem 1933 der [[Großdeutscher Bund|Großdeutsche Bund]], eine Zusammenfassung von etwa 70.000 Jugendlichen aus verschiedenen Bündischen Gruppen, und 1936 ''alle'' Gruppen der „Bündischen“ verboten waren, setzte die Verfolgung der ehemaligen Mitglieder ein. Regelmäßige Streifen der HJ waren mit Verstärkung von SA und Gestapo zum Einschreiten legitimiert, wenn es einen Verdacht auf so genannte „bündische Umtriebe“ gab. Bis 1938 wurden oft Integrationsangebote von den „Bündischen“ wahrgenommen, da das Image des „jugendlichen Rebellentums“&lt;ref&gt;Frank Bajohr: ''Piraten, Swings und Junge Garde. Jugendwiderstand im Nationalsozialismus''&lt;/ref&gt; der HJ noch anhaftete. Auch waren Freizeitangebote und Aufstiegsmöglichkeiten in der HJ durchaus attraktiv. Nach dieser Werbungsphase waren die für Jungvolk, BDM und Hitler-Jugend nicht begeisterungsfähigen Jugendlichen die Hauptfeindbilder des [[HJ-Streifendienst]]s. Jugendliche, die sich nach 1936 der Zwangsmitgliedschaft zur HJ entziehen wollten, wurden kriminalisiert. Darunter fanden sich ausgetretene oder ausgeschlossene ehemalige HJ-Mitglieder, Jugendbanden im Stile der „Wilden Cliquen“ der Weimarer Republik, regionale Jugendbanden, illegal weitergepflegte Kontakte zu verbotenen Jugend- oder [[Naturfreunde]]gruppen und endlich politisch motivierte Widerstandskämpfer.<br /> <br /> == Regionale Verbreitung und Wirkungskreis ==<br /> <br /> Spätestens ab 1942 kann [[Köln]] als Zentrum der Edelweiß-Gruppen, wie die bevorzugte Selbstbezeichnung lautete, mit über 3000 in Gestapo-Akten genannten Namen gelten. In [[Duisburg]], [[Düsseldorf]], [[Essen]] und [[Wuppertal]] stellte die Gestapo bei Razzien 739 vermeintliche Edelweißpiraten. Der [[Dortmund]]er [[Brüggemannsplatz]] wurde spätestens 1943 zum Treffpunkt der lokalen Edelweiß-Gruppe.<br /> <br /> Typisch für die Namensgebung scheint zu sein, dass die verfolgten Gruppen schnell die Etikettierung ihrer Verfolger annahmen. So wurden angeblich unangepasste Jugendliche in Köln von 1933 bis 1941 von der HJ mit dem Spitznamen „Navajos“ benannt, der von den Verfolgten übernommen wurde. So verstand ein Gefolgschaftsführer der Nachrichten-HJ 1936 unter Navajos:<br /> <br /> {{Zitat|[…] solche Personen, die aus der HJ ausgeschlossen sind […] und solche wegen Vergehens gegen [[§ 175]]. Jede jugendliche Person, die ein bunt kariertes Hemd, sehr kurze Hose, Stiefel mit übergeschlagenen Strümpfen trägt, wird von der HJ als ‚Navajo‘ angesehen.|ref=&lt;ref&gt;Alfons Kenkmann: ''Navajos, Kittelbach- und Edelweißpiraten, Jugendliche Dissidenten im Dritten Reich''&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Über das gesamte Reichsgebiet kann die Gegnerschaft zur HJ als verbindendes Element angesehen werden, stärker als die Nachfolgeschaft einer traditionellen verbotenen Jugendgruppe. Die Verhaltensweisen der ''Bündischen'' wurden zwar oft angenommen, ohne aber deren Ursprung zu kennen und ohne die typische hierarchische Organisation. Dabei suchten manche Gruppen nach handgreiflichen Auseinandersetzungen mit den Streifen der HJ, wobei auch Straßenkämpfe aufgrund territorialer Ansprüche gegen andere Jugendbanden ausgetragen wurden. Andere Gruppen vermieden jeden Kontakt mit der HJ, insbesondere mit der assistierenden SA.<br /> <br /> == Äußere Merkmale der Edelweißpiraten ==<br /> <br /> Das Abhalten von Wanderungen und [[Fahrt (Jugendbewegung)|Fahrten]] ins Umland der großen Städte und selten auch in andere Städte gehörte traditionell zu den freizeitstrukturierenden Aktivitäten der Jugendgruppen. Dabei wurden Lieder aus der Bündischen Jugend gesungen, manche von ihnen dichteten diese oder Lieder der verfeindeten HJ in ironischer Weise um. Teilweise enthielten diese Texte eine derbe regimekritische Aussage, ebenso entstanden neue Lieder, zum Teil auch mit politischem Inhalt.<br /> <br /> Von den Einheitsuniformen der Hitler-Jugend hoben sich die als Edelweißpiraten bezeichneten Jugendlichen durch einen ''eigenen Stil'' – oft Skihemden, [[Wanderschuh]]e, [[Halstuch]] und kurze [[Lederhose]]n – ab. Teilweise war ihr Erkennungszeichen ein [[Edelweiß]] unter dem linken Rockaufschlag. Oft trug man auch Fantasiekluften, Totenkopfringe, mit Nägeln beschlagene [[Gürtel]], [[Jungenschaftsjacke]]n und benutzte die [[Kohte]]. Im Gegensatz zur HJ nahmen sie zum Teil Mädchen auf. Die HJ vermutete in deren Mitgliedschaft eine erotisierende Lockvogelfunktion, die aber eher der Fantasie einiger HJ-Gruppenführer entsprang.<br /> <br /> == Verfolgung ==<br /> <br /> Je mehr Anzeigen der HJ an die Gestapo eingingen, desto härter wurde die Verfolgung durch Verhaftungen, Verhöre, Folter und Einkerkerungen. Die Gestapo selbst gab zu, dass der Streifendienst der HJ zu einer Verschärfung der Situation geführt hatte. Am 1. Juni 1938 wurden neue Richtlinien für den HJ-Streifendienst erlassen, welche die HJ zum „Einschreiten“ auf „offener Straße“ und in „geschlossenen Räumen“ ermächtigte.<br /> <br /> Unmittelbar nach dem Verbot der Bündischen Jugend wurde der § 175 als Tatbestand missbraucht, um eine gerichtliche Verurteilung zu erwirken. Dies rührte aus der historischen Rivalität zwischen HJ und der Bündischen Jugend, deren Mitgliedern pauschal Homosexualität unterstellt wurde. Bald wurde von der NS-Gerichtsbarkeit der Tatbestand der „Bündischen Umtriebe“ geschaffen, der auf breiterer Basis eine Verurteilung von Verdächtigen ermöglichte. Dennoch war auch die Definition der „Bündischen Umtriebe“ vage und die Entscheidung lag bei den zuständigen Gerichten. Bis Kriegsbeginn führten verhältnismäßig wenige Anzeigen zu einer Verurteilung.<br /> <br /> Mit Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurden speziell ab 1941 radikalere Verfolgungsmethoden angewandt. [[Razzia|Razzien]], Belauschung, Verleumdung, Aufforderung zum Verrat, Nötigung, [[Folter]] und Gefängnishaft wurden eingesetzt, um regimekritischen Gruppen zu begegnen. Im Dezember 1942 kam es im Raum Köln zu einer Verhaftungswelle durch die Gestapo, allem Anschein nach motiviert durch die im Sommer 1942 angelaufenen Flugblattaktionen einzelner Gruppen.<br /> <br /> Der Tatbestand der [[Wehrkraftzersetzung]], des [[Defätismus]], der Schwächung der deutschen Volksgemeinschaft, des Widerstands gegen die Gestapo oder des Landes- und [[Hochverrat]]es hatten drakonische Strafen von Inhaftierung in [[Konzentrationslager]]n bis zur [[Todesstrafe]] zur Folge. Die Versetzung zu einem Strafbataillon des Heeres oder der Kriegsmarine waren für unangepasste junge Männer ein vom NS-Regime bevorzugtes Mittel zur Ausübung seiner totalitären Macht. Die Einsätze eines solchen Kommandos kamen einer Hinrichtung nahe.<br /> <br /> [[Bruno Bachler]], einer der überlebenden Edelweißpiraten, erzählt, wie er nach Verbüßung einer Haft im Konzentrationslager einer Strafkompanie an der [[Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945|Ostfront]] zugeteilt wurde, die zum Räumen von [[Minenfeld]]ern benutzt wurde. Das geschah so, dass die Sträflinge Hand in Hand über ein Minenfeld marschieren mussten, wobei einige von ihnen das Leben verloren.<br /> <br /> Die Anzahl der ermordeten Edelweißpiraten ist unbekannt. Die Dokumentation über Mitgliedschaft, Aktionen, Verhöre und Hinrichtungen liegt fast ausschließlich bei den Tätern des NS-Regimes. Die Jugendlichen führten auch aus Angst vor Verfolgung nicht Buch über ihre Aktivitäten. Viele der Gruppenmitglieder kannten sich nur mit dem [[Fahrtenname|Spitz-]] oder dem Vornamen, was wieder ein Schutz bei Folter-Verhören war. Die vielfältigen Methoden zur Ermordung von Regimegegnern erschwert ebenfalls die lückenlose Erfassung der Opfer. Es ist anzunehmen, dass nur eine Minderheit den Zweiten Weltkrieg überlebte.<br /> <br /> == Aktionen des Widerstandes ==<br /> <br /> Die Ablehnung der Pflichtmitgliedschaft bei der Hitler-Jugend ist durch den gelebten Widerstand gegen das herrschende Regime bereits eine Form des Jugendwiderstandes. Die Pflege von illegalen Kontakten und Aufrechterhaltung von Beziehungsnetzen, dadurch die Beanspruchung eines eigenen sozialen Raumes kann als Dissidenz und Nonkonformität gesehen werden. Angriffe auf Repräsentanten des Regimes, wozu auch HJ-Funktionäre gehören, stellen bereits eine Widerstandshandlung im engeren Sinn dar (nach [[Detlev Peukert]]).<br /> <br /> Politisch motivierter Widerstand war insbesondere das Verstecken und Versorgen von geflohenen Kriegsgefangenen und Juden. Die Edelweißgruppe Steinbrück und die Edelweißgruppe um Gertrud Kühlem ([[Gertrud Koch (Widerstandskämpferin)|Gertrud Koch]]) berichten von Flugblattaktionen. Der Inhalt der Flugblätter war im Vergleich zu den Schriften der [[Weiße Rose|Weißen Rose]] eher einsilbig und sehr kurz. Das lag einerseits in mangelnder theoretischer Kompetenz, andererseits in praktischen Überlegungen. Sollte ein Passant ein Flugblatt auf den Stufen des Kölner Domes oder im Hauptbahnhof aufheben, würde er sich aus Angst vor Entdeckung kaum die Zeit nehmen, einen längeren Text zu lesen. Ein Text der Edelweiß-Gruppe um Gertrud Kühlem lautete zu Beginn ihrer Flugblattaktionen im Sommer 1942 etwa:<br /> <br /> {{Zitat|Macht endlich Schluss mit der braunen Horde!&lt;br&gt;<br /> Wir kommen um in diesem Elend. Diese Welt ist nicht mehr unsere Welt. Wir müssen kämpfen für eine andere Welt, wir kommen um in diesem Elend.}}<br /> <br /> Als „Scheißflugblatt“ wurden solche Texte bekannt und stellten eine besondere Provokation für die Gestapo dar.<br /> <br /> {{Zitat|So braun wie Scheiße, so braun ist Köln. Wacht endlich auf!}}<br /> <br /> Mit Schulkreide wurden [[Slogan|Parolen]] an Eisenbahnwaggons und Hauswände geschrieben. Dabei wurden Parolen der Wehrmacht umfunktioniert. Eine solche Parole findet sich in die Mauer eingraviert in einer Gefängniszelle des Kölner [[EL-DE-Haus]]es, in dem Mitglieder von Edelweiß-Gruppen inhaftiert, verhört und gefoltert wurden:<br /> <br /> {{Zitat|Kinder müssen kommen in den Krieg&lt;br&gt;<br /> Räder müssen rollen für den Sieg&lt;br&gt;<br /> Köpfe müssen rollen nach dem Krieg}}<br /> <br /> und direkt darunter:<br /> <br /> {{Zitat|Ihr könnt mich nicht, wenn ich nicht will!}}<br /> <br /> == Fortsetzung der Kriminalisierung und das Vergessen der Edelweißpiraten nach 1945 ==<br /> <br /> Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff Edelweißpiraten von einigen nationalsozialistisch geprägten Jugendlichen weiter verwendet, die in der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] teilweise gewaltsamen und bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer leisteten. Die Edelweißpiraten an Rhein und Ruhr existierten noch bis etwa 1947. <br /> <br /> Nach der Befreiung ging für viele Edelweißpiraten, vor allem für die aus den Arbeiterkreisen, der Überlebenskampf weiter. Als Gruppen waren und blieben sie aufgelöst, einige behielten so weit wie möglich ihre Vorlieben bei, beispielsweise als [[Tramp]]s zu reisen. Kaum geändert hatte sich allerdings die personelle Zusammensetzung der Ermittlungsbehörden, in denen oft ehemalige Gestapo-Beamte ihren Dienst versahen, und der Gerichte. Das Verhalten der Edelweißpiraten wurde auch von den amerikanischen Besatzungsbehörden nicht akzeptiert und führte in zahlreichen Fällen zu erneuten Verurteilungen und Haftstrafen.<br /> <br /> Betroffene, die eine Entschädigung anstrengten, wurden von der Wiedergutmachungsbehörde mancherorts eingeschüchtert. [[Jean Jülich]] berichtet von solchen Versuchen seitens des damaligen zuständigen Dezernenten des [[Bezirksregierung Köln|Kölner Regierungspräsidenten]]. Dieser habe ihm angeblich offen zu verstehen gegeben, dass Edelweißpiraten für ihn „Krahde“, also Dreck und Pöbel seien, dessen Züchtigungen durch die Hitler-Jugend er für sinnvoll gehalten habe.<br /> <br /> Seit den 1980er Jahren veröffentlichten einige Edelweißpiraten biografische Texte, die die Ermittlungsprotokolle der Gestapo und der Nachkriegszeit um einen für die historische Forschung wichtigen Blickwinkel ergänzten.<br /> <br /> == Späte Ehrungen und Rehabilitierung ==<br /> [[Datei:Ehrenfeld Gedenktafel Edelweißpiraten.jpg|miniatur|Gedenktafel für Opfer des NS-Regimes]]<br /> [[Datei:Edelweißpiraten Jülich Koch.jpg|miniatur|Edelweißpiraten beim [[Edelweißpiratenfestival]] 2005 in Köln: [[Peter Schäfer (Edelweißpirat)|Peter Schäfer]] (2. von links), [[Jean Jülich]] (3. von links) und [[Gertrud Koch (Widerstandskämpferin)|Mucki Koch]] (2. von rechts)]]<br /> <br /> Jean Jülich und [[Wolfgang Schwarz (Widerstandskämpfer)|Wolfgang Schwarz]] sowie posthum [[Barthel Schink]], Mitglieder der Kölner Edelweiß-Gruppe, wurden 1984 in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte [[Yad Vashem]] als „[[Gerechter unter den Völkern]]“ geehrt, weil die Gruppe in den Trümmern Ehrenfelds Juden versteckt und mit (oft gestohlenen) Lebensmitteln versorgt und damit gerettet hatten.&lt;ref&gt;[http://www.freitag.de/politik/1115-spaete-ehrung Nach Hinweis im Bericht zur Ordensverleihung 2011 in ''der Freitag'' online vom 13. April 2011] (Zugriff April 11) &lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Köln-Ehrenfeld erinnert seit dem 9. November 2003 eine Gedenktafel an die hingerichteten Edelweißpiraten. Die Tafel ist an den Bögen der Bahnunterführung in der Schönsteinstraße, Nähe Venloer Straße, angebracht – in der Nähe, in der heutigen [[Barthel Schink|Bartholomäus-Schink]]&lt;nowiki&gt;-Straße&lt;/nowiki&gt;, hat die Hinrichtung stattgefunden. Die Tafel war schon Jahre vorher fertiggestellt worden, aber auf Druck der Kölner [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] wieder abgenommen worden. Die CDU hatte seit Kriegsende die Anerkennung der Edelweißpiraten als Widerstandskämpfer zu verhindern versucht, teilweise mit Argumenten, die direkt aus Gestapo-Verhörprotokollen zitiert wurden.<br /> <br /> {{Zitat|Hier wurden am 25.10.1944 elf vom NS-Regime zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppte Bürger Polens und der UdSSR und am 10.11.1944 dreizehn Deutsche – unter ihnen jugendliche Edelweißpiraten aus Ehrenfeld sowie andere Kämpfer gegen Krieg und Terror – ohne Gerichtsurteil öffentlich durch Gestapo und SS gehenkt.|Inschrift der Gedenktafel in der Schönsteinstraße}}<br /> <br /> 2005 wurden die Kölner Edelweißpiraten offiziell vom damaligen Regierungspräsidenten [[Jürgen Roters]] rehabilitiert:<br /> <br /> {{Zitat|Die Verwaltungsbehörden behandelten uns zwar als Opfer eines Unrechtregimes, aber nicht als Angehörige des politischen Widerstandes. Auch die Bezirksregierung Köln, die damals für das Bundesentschädigungsgesetz zuständig war, stufte die Edelweiß-Mitglieder nicht als politisch Verfolgte ein. Erst am 16. Juni 2005 wurden wir im Plenarsaal des Kölner Regierungspräsidiums im Rahmen eines Festaktes als Widerstandskämpfer anerkannt.|ref=&lt;ref&gt;Gertrud Koch, geborene Kühlem&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Die Aktionen der Edelweißpiraten wurden mittlerweile Gegenstand eines Theaterstückes und des Kinofilms [[Edelweißpiraten (Film)|Edelweißpiraten]] aus dem Jahr 2005. Seit Juni 2005 findet im Kölner Friedenspark ein jährliches [[Edelweißpiratenfestival]] statt.<br /> <br /> Vier ehemalige Mitglieder dieser Gruppe wurden 2008 mit der Heine-Büste der Stadt Düsseldorf ausgezeichnet. Die vom Düsseldorfer Freundeskreis Heinrich Heine verliehene Auszeichnung ehrt Gertrud Koch, Jean Jülich, [[Wolfgang Schwarz (Widerstandskämpfer)|Wolfgang Schwarz]] und [[Fritz Theilen]] für außerordentliche Aktivitäten im Sinne des kritischen und widerständigen Geistes des Dichters [[Heinrich Heine]].<br /> <br /> Im April 2011 erhielten die fünf noch lebenden Mitglieder der Edelweißpiraten und der Ehrenfelder Gruppe wegen ihres Engagements als Zeitzeugen aus der Hand von Oberbürgermeister [[Jürgen Roters]] das Bundesverdienstkreuz am Bande ausgehändigt: [[Hans Fricke (Widerstandskämpfer)|Hans Fricke]], [[Gertrud Koch (Widerstandskämpferin)|Gertrud Koch]], [[Peter Schäfer (Edelweißpirat)|Peter Schäfer]], [[Wolfgang Schwarz (Widerstandskämpfer)|Wolfgang Schwarz]] und [[Fritz Theilen]]. [[Jean Jülich]], das bekannteste Mitglied der Kölner Widerstandsgruppen, der bereits 1991 geehrt worden war, war als Ehrengast anwesend.&lt;ref&gt;[http://www.ksta.de/html/artikel/1302709555319.shtml Matthias Pesch: ''Vorbilder an Zivilcourage'', in: Kölner Stadtanzeiger vom 14. April 2011, S. 26 (online mit Bild)] (Zugriff April 2011)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Film ==<br /> * ''Nachforschungen über die Edelweißpiraten'' (1980) von [[Dietrich Schubert]] in Zusammenarbeit mit dem [[ZDF]]<br /> * ''[[Edelweißpiraten (Film)|Edelweißpiraten]]'' (2004) von [[Niko von Glasow]]<br /> <br /> == Musik ==<br /> * ''Ballade vom Edelweißpiraten Nevada Kid'' von [[Franz Josef Degenhardt]]<br /> <br /> == Weitere oppositionelle Jugendbewegungen im dritten Reich ==<br /> * [[Leipziger Meuten]]<br /> * [[Schwarze Scharen]]<br /> * [[Swing-Jugend]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Wilfried Breyvogel (Hrsg.): ''Piraten, Swings und Junge Garde. Jugendwiderstand im Nationalsozialismus''. Dietz, Bonn 1991, ISBN 3-8012-3039-2.<br /> * [[Paulus Buscher]]: ''Das Stigma „Edelweiß-Pirat“''. [[Verlag Siegfried Bublies]], Koblenz 1988, ISBN 3-926584-01-7.<br /> * Alexander Goeb: ''Er war sechzehn, als man ihn hängte. Das kurze Leben des Widerstandskämpfers Bartholomäus Schink''. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-23026-7.<br /> * Matthias von Hellfeld: ''Edelweißpiraten in Köln. Jugendrebellion gegen das 3. Reich''. Pahl-Rugenstein, Köln 1983, ISBN 3-760-90787-3.<br /> * [[Jean Jülich]]: ''Kohldampf, Knast un Kamelle. Ein Edelweißpirat erzählt sein Leben''. KiWi, Köln 2003, ISBN 3-462035-40-1.<br /> * Alfons Kenkmann: ''Wilde Jugend. Lebenswelt großstädtischer Jugendlicher zwischen Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Währungsreform''. Klartext-Verlag, Essen 2002, ISBN 3-89861-086-1.<br /> * Arno Klönne: ''Jugendliche Opposition im „Dritten Reich“''. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen 1996 [http://www.thueringen.de/imperia/md/content/text/lzt/17.pdf]<br /> * Gertrud Koch: ''Edelweiß. Meine Jugend als Widerstandskämpferin''. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-499-62093-6.<br /> * Detlev J. Peukert: ''Die Edelweißpiraten. Protestbewegung jugendlicher Arbeiter im „Dritten Reich“; eine Dokumentation''. Bund-Verlag, Köln 1988, ISBN 3-7663-3106-X.<br /> * Kurt Piehl: ''Geschichte eines Edelweißpiraten''. Brandes &amp; Apsel, Frankfurt/M. 1988<br /> ** 1. – ''Latscher, Pimpfe und Gestapo''. ISBN 3-925798-87-0.<br /> ** 2. – ''Rebellen mit dem Edelweiß''. ISBN 3-925798-88-9.<br /> * Kurt Piehl: ''Schieber, Tramps, Normalverbraucher. Unterwegs im Nachkriegsdeutschland''. Brandes &amp; Apsel, Frankfurt/M. 1989, ISBN 3-925798-89-7.<br /> * Christian Schott, Sven Steinacker: ''Wilde Gesellen am Wupperstrand, verfolgt von Schirachs Banditen. Jugendopposition und -widerstand in Wuppertal 1933–1945''. Edition Wahler, ISBN 3-9808498-8-0.<br /> * [[Fritz Theilen]]: ''Edelweißpiraten''. Emons-Verlag, Köln 2003, ISBN 3-89705-272-5.<br /> * Jan Krauthäuser, Doris Werheid, Jörg Seyffarth (Herausgeber): ''Gefährliche Lieder''. (Buch mit CD); Emons-Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3897057425.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss/ NS-Dokumentationszentrum Köln: ''Von Navajos und Edelweißpiraten'']<br /> * [http://www.shoahproject.org/widerstand/kids/shkids4.htm Michael Lichte: Kids im Nazi-Regime. Widerstand Jugendlicher gegen den Nationalsozialismus (shoahproject.org, 3. Juni 2005)]<br /> * [http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd%5F0411%5Fschanghai%5Fneu/gitarren.pdf Martin Rüther: „Wo keine Gitarren klingen, da ist die Luft nicht rein!“ – Anmerkungen zum Singen in der NS-Zeit] – zum Liedgut der Edelweißpiraten (PDF-Datei; 585 kB)<br /> * [http://www.edelweisspiratenfestival.de/ Das Edelweisspiratenfestival im Kölner Friedenspark]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> {{Lesenswert|23. April 2006|15929408}}<br /> <br /> {{DEFAULTSORT:Edelweisspiraten}}<br /> [[Kategorie:Jugendbewegung]]<br /> [[Kategorie:Jugendwiderstand im Nationalsozialismus]]<br /> <br /> [[en:Edelweiss Pirates]]<br /> [[fr:Pirates Edelweiss]]<br /> [[he:הפירטים של אדלווייס]]<br /> [[ja:エーデルヴァイス海賊団]]<br /> [[ksh:Edelweißpirate]]<br /> [[nl:Edelweiss Piraten]]<br /> [[no:Edelweisspiratene]]<br /> [[pl:Edelweiss Piraten]]<br /> [[pt:Piratas de Edelweiss]]<br /> [[ru:Пираты Эдельвейса]]<br /> [[sv:Edelweisspiraten]]<br /> [[th:โจรสลัดเอดิลไวส์]]</div> Libsoc