https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=Fobos92Wikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-11-23T15:43:46ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.46.0-wmf.3https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Biskayisch&diff=178603622Biskayisch2018-06-24T21:08:06Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[File:Vizcaíno.png|right|330px|thumb]]<br />
Das '''Biskayisch''' (Baskisch: ''Bizkaiera'') ist ein [[Dialekt]] des [[Baskische Sprache|Baskischen]]. Weil es nicht nur in [[Bizkaia]] gesprochen wird, sondern auch in einigen angrenzenden Zonen von [[Gipuzkoa]] und [[Álava]], wird es auch '''Westlicher Dialekt''' genannt.<br />
<br />
Biskayisch ist der verbreitetste baskische Dialekt und zugleich neben [[Suletinisch]] derjenige, der sich am weitesten vom standardisierten Baskisch (''Euskara Batua'') unterscheidet.<br />
<br />
[[Kategorie:Dialekt]]<br />
[[Kategorie:Baskische Sprache]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Seki_(Sprache)&diff=172116344Seki (Sprache)2017-12-19T19:01:38Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox_Sprache<br />
|Sprache = Seki<br />
|Länder = [[Äquatorialguinea]], [[Gabun]]<br />
|Sprecher = 14.690<br />
|Klassifikation = <br />
* [[Niger-Kongo-Sprachen]]<br />
*: [[Benue-Kongo-Sprachen]]<br />
*:: [[Bantoide Sprachen]]<br />
*:::[[Bantusprachen]]<br />
|KSprache = Seki<br />
|Amtssprache =<br />
|ISO1 = -<br />
|ISO2 = -<br />
|ISO3 =[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=syi syi]<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma seki.png|250px|mini]]<br />
'''Seki''' (auch Beseki, Bulu, Seke, Sekiana, Sekiani, Sekiyani, Sekyani, Sheke und Shekiyana) ist eine [[Bantusprache]] und wird von circa 14.690 Menschen in [[Äquatorialguinea]] und [[Gabun]] gesprochen. <br />
<br />
Seki ist in Äquatorialguinea in der Provinz [[Litoral (Mbini)|Litoral]] mit circa 11.000 Sprechern (Zensus 2001) und in Gabun in der Provinz [[Ogooué-Maritime]] mit circa 3690 Sprechern (Zensus 2000) verbreitet. Sie wird sowohl im Küsten- als auch im Waldgebiet gesprochen.<br />
<br />
== Klassifikation ==<br />
Seki ist eine Nordwest-Bantusprache und gehört zur [[Kele-Sprachen (B20)|Kele-Gruppe]], die als [[Guthrie-Zone]] B20 klassifiziert wird. <br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=syi Ethnologue-Eintrag zu Seki]<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_map.asp?name=GA&seq=10 Sprachkarte]<br />
<br />
{{Vorlage:Navigationsleiste Kele-Sprachen (B20)}}<br />
<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Kele-Sprachen (B20)]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sudanesisch-Arabisch&diff=168803662Sudanesisch-Arabisch2017-09-05T14:20:44Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox_Sprache<br />
|Sprache=Sudanesisch-Arabisch<br />
|Länder=[[Sudan]], [[Südsudan]]<br />
''sowie teilweise in:''<br />
*[[Ägypten]]<br />
*[[Äthiopien]]<br />
*[[Eritrea]]<br />
*[[Saudi-Arabien]]<br />
|Sprecher=18.986.000 (Stand 1991)<br />
|Klassifikation=*[[Afroasiatische Sprachen]]<br />
*:[[Semitische Sprachen]]<br />
*::Süd-Zentral-Semitische Sprachen<br />
*:::[[Arabische Sprache]]<br />
|KSprache=Sudanesisch-Arabisch<br />
|Amtssprache=nirgendwo [[Amtssprache]]<br />
|ISO1=ar (Arabisch)<br />
|ISO3=apd, ara (Makrosprache, Arabisch)<br />
|ISO2=ara (Arabisch)<br />
}}<br />
[[Datei:Árabe sudanés.png|miniatur]]<br />
'''Sudanesisch-Arabisch''' (auch '''Sudan-Arabisch''') ist ein [[Arabische Dialekte|arabischer Dialekt]], der im [[Sudan]] und im [[Südsudan]] gesprochen wird und eine starke Ähnlichkeit mit den Dialekten [[Oberägypten]]s, aber auch des [[Hedschas]] aufweist. <br />
<br />
Er wird vor allem im Norden, Westen und Osten dieser Länder gesprochen. Sudanesisch-Arabisch gliedert sich in Unterdialekte. Der Dialekt, der in der Hauptstadtregion [[Khartum]]/[[Omdurman]] gesprochen wird, ist am stärksten verbreitet und wird auch in den anderen Regionen verstanden. Geschrieben wird in der Regel [[Arabische Sprache|Hocharabisch]].<br />
<br />
Die Anzahl der Sprecher im Sudan und im Südsudan beläuft sich auf rund 15.000.000 (Stand 1991), sowie rund 3.986.000 (Stand 1991) in [[Ägypten]], [[Äthiopien]], [[Eritrea]] und [[Saudi-Arabien]].<br />
<br />
Sudanesisch-Arabisch gilt als einer der am wenigsten erforschten arabischen Dialekte und hat seinerseits starken Einfluss auf das [[Dschuba-Arabisch]]e im [[Südsudan]] ausgeübt.<br />
<br />
== Eigenschaften ==<br />
{{Ar|ج}} wird meist wie ein [[stimmloser palataler Plosiv]] oder je nach Wort, oft in direkter Folge auf einen Konsonanten wie [j], (IPA: {{IPA-Phon|c}}), {{Ar|ق}} wie [g] ausgesprochen. Die Verneinung erfolgt wie in Saudi-Arabien mit vorgestelltem ''ma-'', im Gegensatz zum Ägyptisch-Arabischen ohne zweites Verneinungselement ''-š''.<br />
<br />
Als typisch sudanesische Ausdrücke gelten: ''zōl'' (Mann), ''hassa'' (jetzt), ''bākir'' (morgen), ''šiggēš'' (wohin) (letztere zwei Wörter sind nur regional gebräuchlich).<br />
<br />
== Sudanesische Redewendungen ==<br />
*{{Ar|تعرف؟}} ''taʿrif'' - bedeutet buchstäblich nur ''du kennst?'', im Sudan wird dies oft sinngemäß verwendet als ''sprichst/verstehst du Arabisch?''<br />
*{{Ar|كيف؟}} ''Keef'' - wörtlich nur ''Wie?'', im Sudan jedoch als vollständiges ''Wie geht es dir?'' worauf die typische Antwort je nach Region *{{Ar|تمام}}, ''tamām'' oder {{Ar|انا شديد}}, ''Ana šadīd'' ist.<br />
*{{Ar|مش/مش كدا؟}} ''muš/muš kida'' - am Satzende nach einem Feststellungssatz gebraucht, wie im Englischen ''isn't it?'' Muš für sich ist ein Partikel zur Negierung von Nominalsätzen.<br />
*{{Ar|في شنو؟}} ''fī šino'' - Ungefähr ''Was ist los?''. Auch verwendet wenn man den Gesprächspartner nicht verstanden hat im Sinne von ''Wie bitte?''<br />
*{{Ar|داير شنو؟}} ''Dāir šino'' - ''Was willst du?'', auch wie oben als ''Was ist los?''. Eine Besonderheit ist die oft unterlassene Anpassung durch ة an weibliche Angesprochene oder mehrere Personen, welche somit in der männlichen Form Einzahl angesprochen werden.<br />
*{{Ar|اسمع}} ''asmaʿ'' - Imperativ von hören, also ''hör zu!''. Auch hier ist auffällig die sehr häufig unterlassene Anpassung an weibliche Angesprochene oder an mehrere Personen.<br />
<br />
== Sudanesische Strukturwörter ==<br />
Wie in allen arabischen Dialekten variieren die Strukturwörter stark von der Hochsprache, was das Verstehen für den Lernenden oft besonders schwer macht. Daher hier eine kurze Auflistung einiger wichtiger Strukturwörter:<br />
<br />
*{{Ar|وين}} - ''ween'' - Wo<br />
*{{Ar|بعدين}} - ''baʿdeen'' - nachher<br />
*{{Ar|يمب}} - ''yamb'' - neben<br />
*{{Ar|منو}} - ''mino'' - wer<br />
*{{Ar|شنو}} - ''šino'' - Was<br />
*{{Ar|متين}} oder {{Ar|بتين}} - ''miteen'' bzw. ''biteen'' - Wann<br />
*{{Ar|قدام}} - ''giddām'' - räumlich vor etwas<br />
*{{Ar|هسة}} oder {{Ar|هسي}} - ''hassa'' bzw. ''hassī'' - jetzt<br />
*{{Ar|في}} - ''fī'' - neben der hochsprachlichen Bedeutung ''in'' auch als ''es gibt'', also analog zum hocharabischen ''jūğadu'' sowie ''tūğadu''.<br />
*{{Ar|داير}} - ''dāir'' - gebraucht wie das deutsche Hilfsverb wollen, unveränderlich bis auf die geschlechte Anpassung an die Bezugsperson.<br />
*{{Ar|لازم}} - ''lāzim'' - gebraucht wie das deutsche Hilfsverb müssen, absolut unveränderlich.<br />
*{{Ar|ممكن}} - ''mumkin'' - gebraucht wie das deutsche Hilfsverb können, auch im Sinne von ist es möglich/erlaubt, absolut unveränderlich.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Randolph Galla: ''Kauderwelsch, Sudanesisch-Arabisch Wort für Wort'', Reise Know-How Verlag, Bielefeld, 1. Auflage, 1997, ISBN 389416302X<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste der Sprachen im Sudan]]<br />
* [[Misseriye]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=apd www.ethnologue.com zur Sprache Sudanesisch-Arabisch (englisch)]<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4183943-2|REMARK=Ansetzungsform GND: „Sudan-Arabisch“.}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kultur (Südsudan)]]<br />
[[Kategorie:Kultur (Sudan)]]<br />
[[Kategorie:Arabischer Dialekt]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Europaregion_Tirol%E2%80%93S%C3%BCdtirol%E2%80%93Trentino&diff=165633613Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino2017-05-19T02:00:36Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Eurorregión Tirol-Tirol del Sur-Trentino.png|mini|Lage der Europaregion in Mitteleuropa]]<br />
[[Datei:Tirol-Suedtirol-Trentino.png|mini|Die drei Länder der Region:<br /><br />
<span style="color:#ff0000">[[Tirol (Bundesland)|Tirol]]</span><br /><br />
<span style="color:#ff7d00">[[Südtirol]]</span><br /><br />
<span style="color:#0000ff">[[Trentino]]</span>]]<br />
Die '''[[Europaregion]] Tirol-Südtirol-Trentino''' wurde 1998 mit dem Ziel gegründet, die Staatsgrenzen überschreitende Zusammenarbeit der seit 1918 geteilten [[Tirol]]er Landesteile in Österreich ([[Nordtirol|Nord-]] und [[Osttirol]], heute [[Tirol (Bundesland)|Bundesland Tirol]]) und in Italien ([[Südtirol]] und [[Trentino]]) zu fördern.<br />
<br />
== Überblick ==<br />
Die Zusammenarbeit der drei [[Landeshauptmann|Landeshauptleute]] in nahezu allen Bereichen soll auch die kulturelle Identität der Menschen der <br />
Region stärken. Es finden gemeinsame Landtage statt, die sogenannten „Dreierlandtage“ beziehungsweise „Viererlandtage“ (mit [[Vorarlberg]]), und auch das gemeinsame kulturelle und politische Leben wird vertieft. <br />
<br />
Aufgrund der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und des [[Schengener Abkommen]]s geht die Bedeutung der Staatsgrenze im Tiroler Raum zurück. Darüber hinaus trägt der [[Euro]] als gemeinsame Währung zusätzlich zum wirtschaftlichen Zusammenwachsen der Region bei. 2011 fand außerdem die Institutionalisierung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino in Form eines ''[[Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit|Europäischen Verbunds territorialer Zusammenarbeit]]'' (EVTZ) statt. Der EVTZ ist ein von der EU vorgesehener Zusammenschluss von Ländern, mit dem eine Zusammenarbeit auf eine höhere, institutionelle Ebene gehoben werden kann.<ref>http://www.europaregion.info/de/611.asp</ref><br />
<br />
Seit 1995 betreiben die drei Länder ein gemeinsames Verbindungsbüro in Brüssel.<br />
<br />
Im Juli 2014 luden die Landeshauptleute [[Arno Kompatscher]], [[Ugo Rossi]] und [[Günther Platter]] bei einer zweitägigen Veranstaltung auf [[Schloss Prösels]] dazu ein, über das [[Europa der Regionen]] zu diskutieren, mit dem Anspruch der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino darin eine Vorreiterrolle einzunehmen. Einschlägige Experten und Vordenker konnten für die Veranstaltung gewonnen werden.<ref>[http://www.salto.bz/article/06072014/tausche-euregio-gegen-bbt ''Tausche Euregio gegen BBT'']</ref> Dabei traf sich auch politische Prominenz aus Wien und Rom, um dem EVTZ Projekt ihre Unterstützung zuzusichern.<ref>[http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=4&news_article_id=463855, ''Europatagung auf Prösels: Hochkaräter diskutieren über Europa der Regionen'']</ref><br />
<br />
== Territoriale Ausdehnung ==<br />
<br />
Heute definiert sich die ''Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino'' als die Summe der zwei Provinzen Trentino, Südtirol und dem Bundesland Tirol. Die Europaregion erstreckt sich auf einer Fläche von 26.254&nbsp;km² und zählt 1.594.965 Einwohner. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 49,027 Milliarden Euro.<br />
<br />
Ursprünglich wurde die Europaregion gemeinsam mit [[Vorarlberg]] gegründet. So kam es 1991 zu einem ersten ''Viererlandtag'' in Meran. Bereits im Zuge des zweiten Viererlandtages in Innbruck 1993, gab der Vorarlberger Landtagspräsident Bertram Jäger den Wunsch nach ''selektiver und somit reduzierter Mitarbeit'' bekannt. Zitat aus dem Protokoll: ''Er begründete diese Haltung Vorarlbergs mit dem Hinweis, dass neben der Euregio Tirol auch eine Euregio Bodensee im Entstehen sei und dass sich Vorarlberg aus historischen, kulturellen und geographischen Gründen eher letzterer zugehörig fühle und dort auch konkret mitarbeiten wolle. Dieses klare Bekenntnis zur [[Euregio Bodensee]] schließe aber eine Mitarbeit Vorarlbergs im Rahmen des Viererlandtages nicht aus, nur müsse diese Mitarbeit eine reduzierte, selektive, das heißt auf jene Bereiche beschränkte Mitarbeit sein, die Vorarlberg auch direkt berühren und interessieren. Präsident Jäger fügte hinzu, dass somit eine Neupositionierung bzw. ein Überdenken der Rolle Vorarlbergs im Rahmen des Viererlandtages unerlässlich und auch im Interesse der anderen drei Partner sei, da Vorarlberg auf keinen Fall als Bremser oder Hemmschuh auftreten und dadurch den Spielraum der anderen drei Landtage einengen möchte.''<ref>http://www.landtag-bz.org/de/dreier-landtag/innsbruck-1993.asp Innsbruck 1993</ref> Fortan beschränkte sich Vorarlberg auf eine Beobachterrolle, entsandte zu den folgenden ''Dreierlandtagen'' aber stets seinen Landtagspräsidenten.<br />
<br />
[[Datei:Comuni_e_data_di_cambio_provincia.jpg|mini|Gemeinden und das Jahr des Provinzwechsels]]<br />
<br />
Wenn auch nicht offiziell betont, gibt es eine gewisse historische Verbundenheit mit jenen Gemeinden, die unter dem italienischen Faschismus vom ursprünglichen Gebiet abgetrennt wurden: die drei ladinischen Gemeinden des [[Souramont]]s (heute [[Provinz Belluno]]), die Gemeinde [[Pedemonte_(Venetien)|Pedemonte]] (heute [[Provinz Vicenza]]), sowie die Gemeinden [[Magasa]] und [[Valvestino]] (beide heute [[Provinz Brescia]]). Im Herbst 2014 wurde beim Dreierlandtag in Schwaz beschlossen, den drei Gemeinden des [[Souramont]]s zur verstärkten Zusammenarbeit eine Beobachterrolle einzuräumen.<ref>Europaregion: [http://www.europaregion.info/de/news.asp?news_action=4&news_article_id=475258 ''Weg zu mehr Zusammenarbeit mit Ladinern in Belluno ist offen'']</ref> Weiters hatte im März 2015 die [[Provinz Belluno]] um Aufnahme als Beobachter angefragt.<ref>[http://www.salto.bz/article/12042015/evtzbl-der-briefwechsel ''EVTZ/BL: Der Briefwechsel'']</ref><br />
<br />
== Weitere überregionale Projekte und Organisationen ==<br />
<br />
Im Sinne der sprachübergreifenden, überregionalen Zusammenarbeit im europäischen Kontext interagiert der EVTZ mit anderen kooperativen, teils überlappenden, teils ergänzenden Projekten. Zu nennen wären da<br />
* Die [[Trentino-Südtirol|Region Trentino-Südtirol]]<br />
* Die Makroregion der Alpen ([[EUSALP]])<br />
* Die [[Alpenkonvention]]<br />
* Die Stiftung des [[Welterbe Dolomiten|UNESCO Weltnaturerbes der Dolomiten]]<br />
* Der [[Nationalpark Stilfser Joch]]<br />
* Die [[Arge Alp]]<br />
* Die [[CIPRA]]<br />
* Die [[EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein]], der die Nordtiroler Gemeinde [[Waidring]] angehört<br />
* Die [[Euregio via salina]], an der sich das [[Außerfern]] beteiligt<br />
* Die [[Euregio Bodensee]]<br />
* Die [[Euregio Inntal]]<br />
* Das Interreg Projekt Italien-Österreich <br />
* Das Interreg Projekt Italien-Schweiz <br />
* Das Interreg Projekt Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein <br />
* Der Interreg Rat [[Terra Raetica]] mit [[Engadin]] und [[Müstair]]<br />
* Der Interreg Rat Dolomiti Live<br />
* Das Interreg Projekt 4807 ''Aufbau einer grenzüberschreitenden CO² neutralen Energiemodellregion Ahrntal – Oberpinzgau''<br />
* Das [[Europäisches Forum Alpbach|Europäische Forum Alpbach]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.europaregion.info Webseite der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino]<br />
* [http://www.alpeuregio.org Webseite des Verbindungsbüros in Brüssel]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=7591646-0}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Europaregion TirolSudtirolTrentino}}<br />
[[Kategorie:Regionalpolitik der Europäischen Union]]<br />
[[Kategorie:Europaregion|TirolSudtirolTrentino]]<br />
[[Kategorie:Italienisch-österreichische Beziehungen]]<br />
[[Kategorie:Italienisch-österreichischer Kulturaustausch]]<br />
[[Kategorie:Kultur (Tirol)]]<br />
[[Kategorie:Kultur (Südtirol)]]<br />
[[Kategorie:Kultur (Trentino)]]<br />
[[Kategorie:Politik (Tirol)]]<br />
[[Kategorie:Politik (Südtirol)]]<br />
[[Kategorie:Politik (Trentino)]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Euroregion_Alpi-Mediterraneo/Alpes-M%C3%A9diterran%C3%A9e&diff=165575752Euroregion Alpi-Mediterraneo/Alpes-Méditerranée2017-05-17T05:59:22Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[File:Eurorregión Alpes-Mediterráneo.png|350px|thumb]]<br />
[[Bild:Alps-Mediterranean Euroregion map-de.svg|thumb|upright=1.5|Karte der Euroregion]]<br />
<br />
Die '''Euroregion Alpi-Mediterraneo/ Alpes-Méditerranée''' ist eine [[Europaregion]], die am 10. Juli 2006 zwischen [[Italien]] und [[Frankreich]] zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gegründet wurde. Zur Euroregion gehören die italienischen Regionen [[Piemont]], [[Ligurien]] und [[Aostatal]] und die französischen Regionen [[Rhône-Alpes]] und [[Provence-Alpes-Côte d’Azur]] mit insgesamt circa 17 Millionen Einwohnern.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* [http://medalp.eu Portal über Euroregion] (italienisch/französisch)<br />
* [http://euregion.net//index.php?option=com_content&task=view&id=7586&Itemid=6 Steckbrief der Euroregion] (italienisch)<br />
<br />
[[Kategorie:Europaregion|Alpi-Mediterraneo/Alpes-Méditerranée]]<br />
[[Kategorie:Ligurien]]<br />
[[Kategorie:Piemont]]<br />
[[Kategorie:Aostatal]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Auvergne-Rhône-Alpes)]]<br />
[[Kategorie:Provence-Alpes-Côte d’Azur]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Aymara_(Sprache)&diff=158206749Aymara (Sprache)2016-09-25T13:16:03Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox_Sprache<br />
|Sprache = Aymara<br />
|Länder = [[Bolivien]], [[Peru]], [[Chile]]<br />
|Sprecher=2.200.000<br />
|Klassifikation=<br />
* [[Aru-Sprachfamilie]]<br />
|KSprache=Aymara<br />
|Amtssprache={{BOL}}<br/> {{PER}}<br />
|ISO1=ay<br />
|ISO2 = aym |<br />
|ISO3 = aym (Makrosprache)<br />
<br />
''Enthaltene Einzelsprachen:''<br />
* ayc („Süd-Aymara“)<br />
* ayr („Zentral-Aymara“)<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma aimara.png|framed|Verbreitungsgebiet des Aymara]]<br />
Das '''Aymara''' (auch ''Aimara'') gehört mit 2,2 Mio. Sprechern zusammen mit dem [[Quechua]] und dem [[Guaraní (Sprache)|Guaraní]] zu den heute am meisten gesprochenen [[Indigene amerikanische Sprachen|indigenen Sprachen]] [[Südamerika]]s. Mit ihm verwandt ist das [[Jaqaru]] (Kawki), das von etwa 700 Sprechern im Departement [[Lima (Region)|Lima]] gesprochen wird. Mit dem Aymara bildet es die [[Aru-Sprachen|Aru-Sprachfamilie]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
<br />
Aymara wird heute von etwa 2.200.000 Menschen gesprochen, die zum Volk der [[Aymara (Volk)|Aymara]] gehören. Die Mehrzahl der Sprecher lebt auf dem [[Altiplano]] in den [[Bolivien|bolivianischen]] Departamentos [[Departamento La Paz (Bolivien)|La Paz]] und [[Departamento Oruro|Oruro]] sowie in den [[peru]]anischen Regionen [[Puno (Region)|Puno]], [[Moquegua (Region)|Moquegua]] und [[Tacna (Region)|Tacna]]. Daneben gibt es weitere Sprecher in anderen Teilen Boliviens und Perus sowie im Norden [[Chile]]s. Im Lauf der letzten Jahrzehnte ist das Aymara allerdings vor allem in den städtischen Gebieten in zunehmendem Maß vom [[Spanische Sprache|Spanischen]] verdrängt worden. Dort spricht heute ein großer Teil der ethnischen Aymara Spanisch als Zweitsprache oder gar als [[Muttersprache]]. Lediglich in den ländlichen Gebieten des Altiplano gibt es noch eine größere Anzahl von einsprachigen Sprechern der Sprache. Neben der [[Bilinguismus|Zweisprachigkeit]] Aymara-Spanisch gibt es in manchen Gegenden auch eine Zweisprachigkeit in Aymara und Quechua. <br />
<br />
Das Aymara unterteilt sich in drei [[Dialekt|Hauptdialekte]]. Im Vergleich zu anderen südamerikanischen Sprachen wie dem Quechua – dessen Dialekte von manchen Forschern als eigenständige Sprachen betrachtet werden – sind die Dialektunterschiede innerhalb des Aymara relativ gering.<br />
<br />
== Sprachverwandtschaft ==<br />
<br />
Die einzigen erwiesenermaßen mit dem Aymara [[Genetische Verwandtschaft in der Linguistik|genetisch verwandten]] Sprachen sind das [[Kawki]] und das [[Jaqaru]], die beide heute nur von einer geringen Zahl von Menschen im Hinterland von [[Lima]] in [[Peru|Zentralperu]] gesprochen werden. Sie werden mit dem Aymara in der [[Aru-Sprachfamilie]] zusammengefasst (''Aru'' = „Sprache“).<br />
<br />
Die Frage, ob eine sprachliche Verwandtschaft zwischen dem Aymara und dem [[Quechua]] besteht, ist umstritten. Wenn überhaupt sind beide Sprachen nur sehr entfernt verwandt. Die vor allem auf [[Phonologie|phonologischem]] Gebiet bestehenden Gemeinsamkeiten zwischen den südlichen Dialekten des Quechua und dem Aymara lassen sich jedoch ebenso wie die relativ zahlreichen [[Lehnwort|Lehnwörter]] auch durch gegenseitige Beeinflussung der beiden Sprachen erklären.<br />
<br />
== Aymara als Schriftsprache ==<br />
<br />
Die ältesten schriftlichen Dokumente auf Aymara sind Übersetzungen religiöser Texte aus der spanischen [[Kolonialzeit]]. Damals wurden von katholischen Missionaren auch die ersten [[Grammatik]]en des Aymara verfasst. Das von katholischen und in jüngerer Zeit auch von nordamerikanischen protestantischen Missionaren verwendete sogenannte ''Missionars-Aymara'' ist allerdings in der Grammatik wie im Wortschatz deutlich von Einflüssen des Spanischen geprägt und wird deshalb von Muttersprachlern häufig als unnatürlich empfunden. Die erste vollständige Bibelübersetzung ins Aymara ''(Qullan Arunaca)'' – gemeinsames Werk katholischer und protestantischer Übersetzer – erschien 1986 in La Paz, eine modernisierte Ausgabe ''(Qullan Arunaka)'' mit den deuterokanonischen Büchern 2003 ebenfalls in La Paz.<br />
<br />
Nach modernen [[Sprachwissenschaft|linguistischen]] Kriterien verfasste Grammatiken des Aymara gibt es erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
<br />
Die Schreibweise des Aymara im [[Lateinisches Schriftsystem|lateinischen Schriftsystem]] orientierte sich lange am Vorbild des Spanischen. Die vom Spanischen abweichenden Laute des Aymara wurden dabei uneinheitlich und oft nicht exakt wiedergegeben. Einen Entwurf für eine streng an der [[Phonologie]] des Aymara orientierte [[Orthographie]] legte erstmals im Jahre 1968 der Muttersprachler [[Juan de Dios Yapita]] vor. Eine nur geringfügig davon abweichende normative Orthographie wurde im Jahre 1984 durch die [[Bolivien|bolivianische]] und im Jahre 1985 durch die [[peru]]anische Regierung als einzige offizielle Rechtschreibung des Aymara anerkannt.<br />
<br />
Aymara ist heute (ebenso wie [[Quechua]]) in Bolivien und Peru als [[Amtssprache]] anerkannt, was aber bisher nichts an der faktischen Vorherrschaft des Spanischen im öffentlichen Leben wie im Staatsapparat geändert hat. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden Programme mit [[Interkulturelle zweisprachige Erziehung|interkultureller zweisprachiger Erziehung]] eingeführt, die aber bisher nicht alle Aymarasprachigen erreichen.<br />
<br />
== Heutige soziolinguistische Situation ==<br />
Das Aymara weist noch ein zusammenhängendes Sprachgebiet in Bolivien und den angrenzenden Gebieten Perus auf. Im ländlichen Raum wird es von allen Generationen gesprochen. Eine starke Zweisprachigkeit mit Spanisch und eine Tendenz, das Aymara nicht mehr an die Kinder weiterzugeben, gibt es insbesondere in den Städten. Für Bolivien wird das Aymara (wie auch das Quechua) 2007 als potentiell gefährdet eingestuft.<ref>Emily Irene Crevels in Emily Irene Crevels und Pieter Muysken: ''Lenguas de Bolivia, Ámbito andino''. Plural Editores, La Paz 2009. S. 15.</ref> Eine ähnliche Situation gibt es in Peru. Nach Angaben der Direktion für interkulturelle zweisprachige Erziehung in Peru von 2013 wird das Aymara im Departamento Puno – zumindest in den Dorfgemeinschaften – von allen Generationen gesprochen, so dass hier die Sprache als vital eingestuft wird. Im Departamento Tacna ist das Aymara dagegen bedroht, da es die Kinder meist nicht mehr als Erstsprache lernen. Mit der Implementierung des Sprachengesetzes ''(Ley 29735)'' verwenden 2013 im Departamento Puno 1518 Schulen Aymara als Erst- und 147 als Zweitsprache, in Tacna 104 Schulen Aymara als Zweitsprache und keine als Erstsprache. In Moquegua gibt es 7 Schulen mit Aymara als Erstsprache und zwei Schulen, in denen Aymara neben dem Quechua als Zweitsprache der Schüler dient, die als Erstsprache Spanisch lernen.<ref name="digeibir-2013">Perú, Ministerio de Educación, Dirección General de Educación Intercultural, Bilingüe y Rural: ''[http://www2.minedu.gob.pe/filesogecop/DNL-version%20final%20WEB.pdf Documento Nacional de Lenguas Originarias del Perú], Puno, Tacna'', 2013. S. 511, 513, 540, 544.</ref><br />
<br />
== Phonetik / Phonologie ==<br />
<br />
'''Vokale'''<br />
<br />
Das Aymara kennt auf der Phonemebene nur die Vokale /a, i, u/ <a, i, u> und ihre Langvarianten /a:, i:, u:/ <ä, ï, ü>. Vor den uvularen Konsonanten /{{IPA|q, qʼ, qʰ, χ}}/ <q, q', qh, x> wird /i/ als [e] und /u/ als [o] realisiert. Es gibt keine Diphthonge, aber zwei Halbvokale (Approximanten), und zwar /w/ <w> und /j/ <y>.<br />
<br />
'''Konsonanten'''<br />
<br />
{| <br />
| colspan="2" |<br />
! Labial<br />
! Alveolar<br />
! Palatal<br />
! Velar<br />
! Uvular<br />
|- <br />
! align="right" rowspan="3" | Okklusive<br />
! align="right" | unmarkiert<br />
| align="center" | p /p/<br />
| align="center" | t /t/ <br />
| align="center" | ch {{IPA-Phonem|tʃ}}<br />
| align="center" | k /k/<br />
| align="center" | q /q/<br />
|-<br />
! align="right" | glottalisiert<br />
| align="center" | p' /{{IPA|pʼ}}/<br />
| align="center" | t' /{{IPA|tʼ}}/ <br />
| align="center" | ch' /{{IPA|tʃʼ}}/<br />
| align="center" | k' /{{IPA|kʼ}}/<br />
| align="center" | q' /{{IPA|qʼ}}/<br />
|-<br />
! align="right" | aspiriert<br />
| align="center" | ph /{{IPA|pʰ}}/<br />
| align="center" | th /{{IPA|tʰ}}/ <br />
| align="center" | chh /{{IPA|tʃʰ}}/<br />
| align="center" | kh /{{IPA|kʰ}}/<br />
| align="center" | qh /{{IPA|qʰ}}/<br />
|- <br />
! colspan="2" | Frikative<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | s /s/<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | j /x/<br />
| align="center" | x {{IPA-Phonem|χ}}<br />
|- <br />
! colspan="2" | Lateralappr.<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | l /l/<br />
| align="center" | ll {{IPA-Phonem|ʎ}}<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | <br />
|-<br />
! colspan="2" | Vibranten<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | r /r/<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | <br />
| align="center" | <br />
|-<br />
! colspan="2" | Nasale<br />
| align="center" | m /m/<br />
| align="center" | n /n/<br />
| align="center" | ñ {{IPA-Phonem|ɲ}}<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | <br />
|- <br />
! colspan="2" | Halbvokale<br />
| align="center" | w /w/<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | y /j/<br />
| align="center" | <br />
| align="center" | <br />
|}<br />
<br />
Das Aymara besitzt insgesamt 26 Konsonantenphoneme. Bei den Okklusiven stehen einander drei Reihen gegenüber: einfach, glottalisiert ([[ejektiv]]) und aspiriert. Die Okklusive sind alle stimmlos. Stimmhafte Plosive wie /b, d, g/ kennt das Aymara nicht.<br />
<br />
<!-- == Grammatik == --><br />
<br />
== Morphologie ==<br />
<br />
Das Aymara ist weitgehend [[Polysynthetische Sprache|polysynthetisch]] mit vielen [[Schachtelmorphem|Portmanteau]]-Suffixen. Verbalsuffixe drücken oft Modus, Tempus, Person des Subjekts und Person des Objekts oder eines anderen sekundären Arguments aus. Beispielsweise das Suffix ''-sma'' bedeutet „Indikativ, Nicht-Futur, Subjekt in erster Person, Objekt in zweiter Person“ (z.&nbsp;B. ''uñjsma'' „ich sehe/sah dich“).<br />
<br />
Verben mit mehreren Valenzargumenten kongruieren obligatorisch mit dem Subjekt und mit dem belebtesten Argument (gemäß der [[Silverstein-Hierarchie]]), z.&nbsp;B. ''chursma'' „ich gab dir“, ''aläma'' „ich werde von dir kaufen“ usw. Spezielle Suffixe können die Valenz von Verben modifizieren, z.&nbsp;B. ''aläma'' „ich werde von dir kaufen“ vs. ''ala'''rap'''ïma'' „ich werde für dich kaufen“ vs. ''ala'''yä'''ma'' „ich werde dich zu kaufen bringen“ u.&nbsp;ä.<br />
<br />
Das Aymara hat ein reiches System von [[Switch-Reference]]-Suffixen, z.&nbsp;B. ''jan yati'''sa'''x sartwa'' „ich bin weggegangen, ohne es zu wissen“, ''jan yati'''man''' sartwa'' „ich bin weggegangen, ohne dass du es gewusst hättest“, ''jan yati'''pan''' sartwa'' „ich bin weggegangen, ohne dass er/sie es gewusst hätte“ usw.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Martha J. Hardman: ''Aymara''. München : Lincom Europa, 2001. (Lincom studies in native American linguistics; 35)<br />
* Martha J. Hardman, Juana Vásquez, Juan de Dios Yapita et al.: ''Aymara : Compendio de estructura fonológica y gramatical''. 2da edición. La Paz : Instituto de Lengua y Cultura Aymara, 2001. (Biblioteca lengua y cultura andina; 4) ([http://www.ilcanet.org/publicaciones/lib_compendio.html pdf-Version online])<br />
* Martin Eusebio Herminia: ''Bosquejo de estructura de la lengua aymara. Fonología - Morfología''. Collecíon de Estudios Indigenistas Bd. 2. Universidad de Buenos Aires 1969. ([http://www.jstor.org/discover/10.2307/40459106?uid=3737864&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21102568832377 pdf-Version online])<br />
* Miguel Huanca: ''Aymar Arux Akhamawa''. Chicago: Independent Publishing, 2011, ISBN 978-0741466648 (Lehrbuch, englisch)<br />
* Ernst Kausen: ''Die Sprachfamilien der Welt. Teil 2: Afrika – Indopazifik – Australien – Amerika.'' Buske, Hamburg 2014, ISBN 978-3-87548-656-8. (Kapitel 14)<br />
* Félix Layme Pairumani: ''Manual intensivo de lengua Aymara''. La Paz, 2014<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikipedia|ay|Aymara}}<br />
* [http://www.aymara.org/ http://www.aymara.org/] Einführung ins Aymara auf Spanisch und Englisch<br />
* [http://portal.perueduca.edu.pe/Docentes/xtras/pdf/dicc_aymara.pdf Nicanor Apaza Suca, Dionisio Condori Cruz, Maria Nelly Ramos Rojas: Yatiqirinaka Aru Pirwa - Qullawa Aymara Aru. Wörterbuch Aymara-Spanisch und Spanisch-Aymara mit Wortdefinitionen auf Aymara] (PDF, 8,9 MB)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Aru-Sprachen]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Portugiesische_Sprache&diff=156330631Portugiesische Sprache2016-07-21T07:02:09Z<p>Fobos92: /* Dialekte */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Portugiesisch ''(português)''<br />
|Länder= [[Portugal]], [[Brasilien]], in Ländern Afrikas wie Angola, Mosambik, [[Namibia]] oder [[Südafrika]], in [[Indien]], [[Luxemburg]] und in jeder grenzwärtigen Region zu portugiesischsprachigen Ländern<br />
|Sprecher= 240 Mio. [[Muttersprache|Muttersprachler]],<br />30 Mio. [[Zweitsprache|Zweitsprachler]] (geschätzt)<br />
|Klassifikation=* [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Italische Sprachen]]<br />
*:: [[Romanische Sprachen]]<br />
*::: [[Iberoromanische Sprachen]]<br />
*:::: [[Galicisch-portugiesische Sprache]]<br />
|KSprache=Portugiesisch<br />
|Amtssprache='''''[[Europa]]:'''''<br />{{POR}}<br />'''[[Afrika]]:'''<br />{{AGO}}<br />{{GNQ}}<br />{{GNB}}<br />{{CPV}}<br />{{MOZ}}<br />{{STP}}<br />'''[[Südamerika]]:'''<br />{{BRA}}<br />'''[[Asien]]:'''<br />{{MAC}} ''(zu [[Volksrepublik China]])''<br />{{TLS}}<hr />{{AU}}<br />{{EU}}<br />{{OAS}}<br />{{Mercosur|Mercosur|Mercosul}}<br />{{UNASUR}}<br />{{CPLP}}<br />[[Lateinische Union]]<br />
|ISO1=pt<br />
|ISO2=por<br />
|ISO3= por<br />
}}<br />
Die '''portugiesische Sprache''' (portugiesisch {{lang|pt|''português''}}) ist eine Sprache aus dem [[Romanische Sprachen|romanischen Zweig]] der [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachfamilie]] und bildet mit dem [[Spanische Sprache|Spanischen]], [[Katalanische Sprache|Katalanischen]] und weiteren Sprachen der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] die engere Einheit des [[Iberoromanische Sprache|Iberoromanischen]]. Zusammen mit dem [[Galicische Sprache|Galicischen]] in Nordwest-Spanien geht sie auf eine gemeinsame Ursprungssprache zurück, das [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesische]], das sich zwischen [[Spätantike]] und [[Frühmittelalter]] entwickelte. Nach der Herausbildung der Staatlichkeit [[Portugal]]s entwickelten sich daraus die beiden heutigen Sprachen. Heute gilt Portugiesisch als [[Weltsprache]].<br />
<br />
Es wird von über 240 Millionen [[Muttersprache|Muttersprachlern]] gesprochen; einschließlich der Zweitsprachler beläuft sich die Zahl der Sprecher auf etwa 270 Millionen.<br />
<br />
Die portugiesische Sprache verbreitete sich weltweit im 15. und 16. Jahrhundert, als Portugal sein [[Portugiesische Kolonialgeschichte|Kolonialreich]] aufbaute, das in Teilen bis in das Jahr 1975 überdauerte und Gebiete in [[Brasilien]], Afrika und an den Küsten Asiens umfasste. Als letztes ging [[Macau]] aus portugiesischem Besitz an China über. Daraus ergab sich, dass Portugiesisch heute die Amtssprache mehrerer unabhängiger Staaten ist und darüber hinaus von vielen Menschen als Minderheiten- oder [[Zweitsprache]] gesprochen wird. Neben dem eigentlichen Portugiesischen gibt es etwa zwanzig [[Kreolsprache]]n auf überwiegend portugiesischer Basis. Durch die [[Auswanderung]] aus Portugal ist Portugiesisch in den letzten Jahrzehnten in mehreren Staaten [[Westeuropa]]s und in [[Nordamerika]] zu einer wichtigen Minderheitensprache geworden.<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
{| cellpadding="2" cellspacing="2" border="0" class="centered toptextcells"<br />
|-<br />
| [[Datei:Map of the portuguese language in the world.png|500px|Verbreitung der portugiesischen Sprache]]<br />
|-<br />
|style="text-align:center"| ''Die portugiesischsprachige oder lusophone Welt''<br />
|}<br />
<br />
Portugiesisch ist alleinige [[Amtssprache]] in [[Angola]], [[Brasilien]], [[Mosambik]], [[Portugal]] und [[São Tomé und Príncipe]]. Zusammen mit anderen Sprachen ist Portugiesisch Amtssprache in [[Osttimor]] (zusammen mit [[Tetum (Sprache)|Tetum]]), [[Macau]] (zusammen mit [[Chinesische Sprache|Chinesisch]]) und [[Äquatorialguinea]] (zusammen mit [[Französische Sprache|Französisch]] und [[Spanische Sprache|Spanisch]]). Auf [[Kap Verde]] und in [[Guinea-Bissau]] ist es zwar alleinige Amtssprache, jedoch nicht die wichtigste Sprache. Eine wichtige Sprache, aber keine Amtssprache ist Portugiesisch in [[Andorra]], [[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburg]] (aufgrund der Zuwanderung von portugiesischen Arbeitskräften von etwa zehn Prozent der Bevölkerung gesprochen), [[Namibia]] und [[Südafrika]].<br />
<br />
=== Amerika ===<br />
Mit über 190 Millionen Sprechern in Brasilien ist Portugiesisch die am weitesten verbreitete Sprache in [[Südamerika]]. Aber auch in den spanischsprachigen Ländern Südamerikas erfreut sich Portugiesisch wachsender Bedeutung. Wegen des großen Einflusses Brasiliens wird Portugiesisch in einigen der restlichen südamerikanischen Staaten unterrichtet, besonders in [[Argentinien]] und den anderen [[Mercosur]] (Mercosul)-Mitgliedsstaaten. Im Grenzgebiet von Brasilien zu [[Argentinien]], [[Bolivien]], [[Paraguay]] ([[Brasiguayos]]) und [[Uruguay]] gibt es Menschen, für die Portugiesisch Muttersprache ist (in Paraguay leben 122.520 Portugiesisch-Muttersprachler gemäß der 2002 durchgeführten Volkszählung). Unter den Menschen, die im Grenzgebiet leben, aber der jeweils anderen Sprache nicht mächtig sind, hat sich teilweise eine [[Mischsprache]] aus Portugiesisch und Spanisch namens [[Portuñol|Portunhol]] herausgebildet. Darüber hinaus ist Portugiesisch eine wichtige Minderheitensprache in [[Guyana]] und [[Venezuela]].<br />
<br />
In Nordamerika und der Karibik gibt es große portugiesischsprachige Kolonien in [[Antigua und Barbuda]], [[Bermuda]], [[Kanada]], [[Jamaika]] und den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], wobei sich die Mehrzahl aus Einwanderern beziehungsweise Gastarbeitern aus Brasilien oder Portugal zusammensetzt. In Mittelamerika ist die portugiesische Sprache dagegen nur von geringer Bedeutung.<br />
<br />
=== Europa ===<br />
In Europa wird Portugiesisch vor allem von den 10,6 Millionen Einwohnern Portugals gesprochen. In [[Westeuropa]] hat sich die Sprache vor allem durch Einwanderung aus Portugal in den letzten Jahrzehnten verbreitet und wird von mehr als zehn Prozent der Bevölkerung [[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburgs]] und [[Andorra]]s gesprochen. Daneben gibt es einen nennenswerten Anteil portugiesischsprachiger Bevölkerung in [[Belgien]], [[Frankreich]], [[Deutschland]], auf [[Jersey]] und in der [[Schweiz]]. In [[Spanien]] wird Portugiesisch im [[Vale do Xalima]] gesprochen, wo es als ''A fala'' bezeichnet wird. Im heute spanischen [[Olivenza|Olivença]] wurde bis in die 1940er Jahre ein portugiesischer Dialekt gesprochen. Das mit Portugiesisch sehr eng verwandte [[Galicische Sprache|Galicisch]] wird im nordwestspanischen [[Galicien]] gesprochen.<br />
<br />
Galicisch und Portugiesisch haben dieselben Wurzeln und waren bis zum [[Mittelalter]] eine einzige Sprache, die man heute als [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesisch]] bezeichnet. Diese Sprache wurde sogar in Spanien ([[Kastilien]]) im poetischen Schaffen verwendet. Auch heute werden von vielen Linguisten Galicisch und Portugiesisch als eine Einheit gesehen. Aus [[Soziolinguistik|soziolinguistischen]] Gründen werden die beiden Sprachen jedoch häufig getrennt gesehen. In Galicien haben sich zwei Standards der Schriftsprache gebildet, wobei sich derjenige, der von der Galicischen Autonomen Regierung gestützt wird, mehr am Spanischen (Kastilischen) anlehnt, während sich in gewissen politischen und universitären Kreisen ein Standard etabliert hat, der sehr nah am Portugiesischen liegt. Der einzige galicische Abgeordnete im [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]], [[Camilo Nogueira]], spricht nach eigenen Angaben Portugiesisch.<br />
<br />
=== Afrika ===<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Portugiesisch ist eine wichtige Sprache im Afrika südlich der [[Sahara]]. [[Angola]] und [[Mosambik]] sind zusammen mit [[São Tomé und Príncipe]], [[Kap Verde]], [[Äquatorialguinea]] und [[Guinea-Bissau]] als [[PALOP]] ''(Paises Africanos de Língua Oficial Portuguesa)'' bekannt und organisiert; sie vertreten etwa 22 Millionen Sprecher des Portugiesischen (großzügige Schätzungen gehen dabei von neun Millionen Muttersprachlern aus, der Rest ist zweisprachig). Paradoxerweise ist der Gebrauch der portugiesischen Sprache nach der Unabhängigkeit der früheren Kolonien von Portugal gewachsen. Die Regierungen der jungen Staaten sahen die portugiesische Sprache als Instrument zur Entwicklung des Landes und einer nationalen Einheit.<br />
<br />
In Afrika ist Portugiesisch eine wichtige Minderheitensprache in der [[Demokratische Republik Kongo|Demokratischen Republik Kongo]], [[Malawi]], [[Namibia]], [[Südafrika]] (mehr als eine Million Sprecher), [[Sambia]] und [[Simbabwe]].<br />
<br />
In anderen Teilen Afrikas gibt es [[Portugiesisches Kreolisch|portugiesische Kreolsprachen]]. Im Süden [[Senegal]]s, in [[Casamance]], gibt es eine Gemeinschaft, die sprachlich und kulturell mit [[Guinea-Bissau]] verwandt ist und wo Portugiesisch gelernt wird. Auf der Insel [[Annobón]] ([[Äquatorialguinea]]) gibt es eine weitere Kreolsprache, die mit jener von [[São Tomé und Príncipe]] eng verwandt ist.<br />
<br />
In [[Angola]] wurde Portugiesisch schnell zu einer Nationalsprache statt ''nur'' einer Verkehrssprache. Dies gilt insbesondere für die Hauptstadt [[Luanda]]. Gemäß der offiziellen Volkszählung von 1983 war Portugiesisch damals die Muttersprache von 75 % der Bevölkerung Luandas von etwa 2,5 Millionen (mindestens 300.000 davon sprachen es dazu als einzige Sprache), und 99 % davon konnten sich auf Portugiesisch verständigen, wenn auch mit unterschiedlicher Sprachkompetenz. Dieses Ergebnis ist kaum erstaunlich, denn bereits für die siebziger Jahre gab eine 1979 in den Slumgebieten Luandas geführte Umfrage an, dass alle afrikanischen Kinder von sechs bis zwölf Jahren Portugiesisch sprachen, aber nur 47 % eine afrikanische Sprache. Heute sprechen vor allem in Luanda junge Angolaner neben dem Portugiesischen nur noch selten eine afrikanische Sprache. Landesweit benutzen etwa 60 % der Bevölkerung, die laut Volkszählung von 2014 auf etwa 24 Millionen geschätzt wird,<ref>Rede Angola: [http://www.redeangola.info/somos-243-milhoes/ Somos 24,3 milhões]</ref> Portugiesisch als [[Umgangssprache]]. Die Fernsehstationen aus Portugal und Brasilien, die man in Angola empfangen kann und die sehr populär sind, tragen dazu ihren Anteil bei.<br />
<br />
Das [[Angolanisches Portugiesisch|angolanische Portugiesisch]] beeinflusste auch das heute in Portugal gesprochene Portugiesisch, da die ''[[Retornados]],'' (portugiesische Rückkehrer nach der Unabhängigkeit Angolas) und angolanische Zuwanderer Wörter mitbrachten, die sich vor allem in der jungen Stadtbevölkerung verbreiteten. Dazu gehören ''iá'' ''(ja)'', ''bué'' ''(viele)'' oder ''bazar'' ''(weggehen)''.<br />
<br />
[[Mosambik]] gehört zu den Ländern, in denen Portugiesisch [[Amtssprache]] ist, es wird aber größtenteils nur als Zweitsprache gesprochen. In den Städten ist es aber die am meisten verbreitete Sprache. Gemäß der Volkszählung von 1997 sprechen etwa 40 % der Gesamtbevölkerung Portugiesisch, jedoch etwa 72 % der Stadtbevölkerung. Andererseits bezeichnen nur 6,5 % (bzw. 17 % in den Städten und 2 % in den ländlichen Gebieten) Portugiesisch als ihre Muttersprache. Die mosambikanischen Schriftsteller verwenden alle ein Portugiesisch, das sich an die mosambikanische Kultur angepasst hat.<br />
<br />
Auf [[Kap Verde]] und in [[Guinea-Bissau]] sind die wichtigsten Sprachen portugiesische Kreolsprachen, die als [[Crioulo]]s bezeichnet werden, wohingegen der Gebrauch der portugiesischen Sprache als Umgangssprache im Abnehmen begriffen ist. Die meisten Kapverdier können aber auch Standard-Portugiesisch sprechen, das in formellen Situationen verwendet wird. Schulbildung und Fernsehen aus Portugal und Brasilien tragen andererseits zur Entkreolisierung bei. In Guinea-Bissau ist die Lage etwas anders, weil nur etwa 60 % der Bevölkerung Kreolisch sprechen, und gar nur 10,4 % davon beherrschen Standard-Portugiesisch (gemäß der Volkszählung von 1992).<br />
<br />
In [[São Tomé und Príncipe]] spricht die Bevölkerung eine Art archaisches Portugiesisch, das viele Ähnlichkeiten mit [[Brasilianisches Portugiesisch|brasilianischem Portugiesisch]] aufweist. Die Elite des Landes verwendet jedoch eher die europäische Version, ähnlich wie in den anderen [[PALOP]]-Ländern. Neben dem eigentlichen Portugiesisch gibt es noch drei Kreolsprachen. Kinder lernen in der Regel Portugiesisch als Muttersprache und eignen sich das [[Forro (Sprache)|Forro]] genannte Kreolisch erst später an. Der tägliche Gebrauch der portugiesischen Sprache auch als Umgangssprache ist im Wachsen begriffen, und fast die gesamte Bevölkerung beherrscht diese Sprache.<br />
<br />
=== Asien ===<br />
Portugiesisch wird in [[Osttimor]], in den indischen Staaten [[Goa]] und [[Daman und Diu]] sowie in [[Macau]] ([[Volksrepublik China]]) gesprochen. In Goa wird Portugiesisch als ''Sprache der Großeltern'' bezeichnet, weil es nicht mehr in der Schule unterrichtet wird, keinen offiziellen Status hat und deshalb von immer weniger Menschen gesprochen wird. In Macau wird Portugiesisch nur von der kleinen portugiesischen Bevölkerung gesprochen, die nach der Übergabe der früheren Kolonie an China dort geblieben ist. Es gibt dort nur eine einzige Schule, in der auf Portugiesisch unterrichtet wird. Trotzdem bleibt Portugiesisch vorerst eine offizielle Sprache neben [[Chinesische Sprache|Chinesisch]].<br />
<br />
Es gibt in Asien mehrere portugiesische Kreolsprachen. In der malaiischen Stadt [[Malakka]] gibt es eine Kreolsprache namens ''Cristão'' oder ''[[Papiá Kristang]],'' andere aktive Kreolsprachen findet man in [[Indien]], [[Sri Lanka]] und auf [[Flores (Indonesien)|Flores]]. In Japan gibt es etwa 250.000 Personen, die als ''[[dekasegui]]'' bezeichnet werden; das sind Brasilianer japanischer Abstammung, die wieder nach Japan zurückgekehrt sind, deren Muttersprache jedoch Portugiesisch ist.<br />
<br />
In Osttimor ist die am weitesten verbreitete Sprache [[Tetum (Sprache)|Tetum]], eine [[Austronesische Sprachen|austronesische]] Sprache, die jedoch von der portugiesischen Sprache stark beeinflusst wurde. Am Ende der portugiesischen Kolonialzeit konnten durch eine rudimentäre Schulausbildung viele Timoresen zumindest in Grundlagen Portugiesisch sprechen.<ref name="Hajek">John Hajek: {{Webarchiv | url=http://www.linguistica.unifi.it/upload/sub/QDLF/QDLF10/QDLF10_2000hajek.pdf | wayback=20131228032140 | text=Towards a Language History of East Timor}}in: Quaderni del Dipartimento di Linguistica – Università di Firenze 10 (2000): S. 213–227</ref> Die Wiedereinführung des Portugiesischen als Nationalsprache nach der indonesischen Besatzung (1975–1999) stieß aber bei der jüngeren Bevölkerung, die durch das indonesische Bildungssystem gegangen ist und Portugiesisch nicht beherrscht, auf Missfallen. Überwiegend spricht die ältere Generation Portugiesisch, doch der Anteil steigt, da die Sprache der jüngeren Generation und interessierten Erwachsenen unterrichtlich vermittelt wird. Osttimor hat die anderen [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder|CPLP]]-Staaten um Hilfe bei der Einführung des Portugiesischen als Amtssprache gebeten. Osttimor versucht, mit Hilfe der portugiesischen Sprache Anschluss an die internationale Gemeinschaft zu finden und sich von [[Indonesien]] abzugrenzen. [[Xanana Gusmão]], der erste [[Präsident (Osttimor)|Präsident Osttimors]] seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit, hoffte, dass innerhalb von zehn Jahren Portugiesisch in Osttimor weit verbreitet sein würde. 2010 ergab die Volkszählung, dass 595 Osttimoresen Portugiesisch als Muttersprache haben, 25,2 % der Bevölkerung können Portugiesisch sprechen, lesen und schreiben, 21 % nur lesen und vier Prozent nur sprechen.<ref name="Census2010-2">{{Webarchiv | url=http://dne.mof.gov.tl/published/2010%20and%202011%20Publications/Pub%202%20English%20web/Publication%202%20FINAL%20%20English%20Fina_Website.pdf | wayback=20130928190624 | text=Direcção Nacional de Estatística: Population Distribution by Administrative Areas, Band 2 english}} (Zensus 2010; PDF; 22,6&nbsp;MB)</ref> Es gibt Stimmen, die in der Einführung von Portugiesisch als Amtssprache durch die alten [[Bildungselite]]n einen Fehler sehen. So werden die meisten Universitätslehrgänge immer noch in [[Bahasa Indonesia]] gehalten. Englisch hat immer größere Bedeutung durch die Nähe zu Australien und durch die internationalen Friedenstruppen, die bis 2013 im Land waren. Portugiesisch wird erst nach und nach in der Schule den Kindern beigebracht und als Unterrichtssprache neben Tetum verwendet. Unter anderem liegt das am Mangel an portugiesischsprechenden Lehrern. Die portugiesische Kreolsprache Osttimors ''Português de Bidau'' starb in den 1960er Jahren aus. Die Sprecher verwendeten immer öfter das Standard-Portugiesisch. ''Bidau'' wurde nahezu nur im Stadtteil [[Bidau]] im Osten der Hauptstadt [[Dili]] von der Volksgruppe der [[Topasse#Timor|Bidau]] gesprochen, [[Mestizen]] mit Wurzeln auf der Insel Flores.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.asianlang.mq.edu.au/INL/langs.html | wayback=20070310210229 | text=The languages of East Timor}}</ref> Kreolisches Portugiesisch aus Macau wurde während der stärksten Einwanderungsphase im 19. Jahrhundert auch auf Timor gesprochen, verschwand aber schnell.<ref name="Hajek" /><br />
<br />
=== Offizieller Status ===<br />
Die [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]] CPLP ist eine internationale Organisation von acht unabhängigen Staaten, deren Amtssprache Portugiesisch ist. Portugiesisch ist auch offizielle Sprache der [[Europäische Union|Europäischen Union]], des [[Mercosul]], der [[Afrikanische Union|Afrikanischen Union]] und einiger anderer Organisationen.<br />
<br />
Portugiesisch ist Amtssprache in:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
!Land<br />
!Muttersprachler<br />
!Gesamtverbreitung<br />
!Bevölkerung<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
|<br />
|<br />
|(inkl. Zweitsprachler)<br />
|(Juli 2003)<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Afrika]]<br />
|-<br />
|[[Angola]]<br />
|60 %<br />
|''k.A.''<br />
|style="text-align:right;"| 24.300.000<br />
|lt. vorläufige Ergebnisse Volkszählung 2014<ref>Rede Angola: [http://www.redeangola.info/somos-243-milhoes redeangola.info]</ref><br />
|-<br />
|[[Kap Verde]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|80 %<br />
|style="text-align:right;"| 412.137<br />
|<br />
|-<br />
|[[Guinea-Bissau]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|14 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.360.827<br />
|<br />
|-<br />
|[[Mosambik]]<br />
|12 %<br />
|50 %<br />
|style="text-align:right;"| 17.479.266<br />
|lt. Volkszählung 2007<br />
|-<br />
|[[São Tomé und Príncipe]]<br />
|50 %<br />
|95 %<br />
|style="text-align:right;"| 175.883<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>keine Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Namibia]]<br />
|unter 1 %<br />
|unter 1 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.927.447<br />
|<br />
|-<br />
|[[Südafrika]]<br />
|1 %<br />
|1 %<br />
|style="text-align:right;"| 42.768.678<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Asien]]<br />
|-<br />
|[[Osttimor]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|18,6 %<br />
|style="text-align:right;"| 947.400<br />
|<br />
|-<br />
|[[Macau]] ([[Volksrepublik China|China]])<br />
|2 %<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|style="text-align:right;"| 469.903<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>nicht Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Daman]] ([[Indien]])<br />
|10 %<br />
|10 %<br />
|style="text-align:right;"| 114.000<br />
|<br />
|-<br />
|[[Goa]] ([[Indien]])<br />
|3–5 %<br />
|5 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.453.000<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Europa]]<br />
|-<br />
|[[Portugal]]<br />
|99 %<br />
|100 %<br />
|style="text-align:right;"| 10.102.022<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>keine Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Andorra]]<br />
|11 %<br />
|11 %<br />
|style="text-align:right;"| 69.150<br />
|<br />
|-<br />
|[[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburg]]<br />
|14 %<br />
|14 %<br />
|style="text-align:right;"| 454.157<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Südamerika]]<br />
|-<br />
|[[Brasilien]]<br />
|98–99 %<br />
|100 %<br />
|style="text-align:right;"| 182.032.604<br />
|<br />
|}<br />
<br />
== Geschichtliche Entwicklung ==<br />
Die portugiesische Sprache entwickelte sich im Westen der [[Iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]] aus einer Form der gesprochenen [[Latein|lateinischen Sprache]] ([[Vulgärlatein]]), die von [[Römisches Reich|römischen]] Soldaten und Siedlern seit dem 3. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. auf die Halbinsel gebracht worden war. Nach dem Zusammenbruch des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]] begann sich das [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesische]] unter Einfluss der vorrömischen [[Substrat (Linguistik)|Substrate]] und der späteren [[Superstrat (Linguistik)|Superstrate]] getrennt von den übrigen [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] zu entwickeln. Ab dem 11. Jahrhundert sind schriftliche Dokumente überliefert, die auf Portugiesisch abgefasst wurden. Bis zum 15. Jahrhundert hatte sich die portugiesische Sprache zu einer reifen Sprache mit einer reichen Literatur entwickelt.<br />
<br />
=== Römische Kolonisierung ===<br />
Ab dem Jahre 154 v.&nbsp;Chr. eroberten die Römer den Westen der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] mit dem heutigen Portugal und [[Galicien]], woraus die spätere römische Provinz [[Lusitania (Provinz)|Lusitanien]] wurde. Mit den [[Siedler]]n und [[Römische Legion|Legionären]] kam auch eine volkstümliche Version des [[Latein]]s, das [[Vulgärlatein]], von dem alle romanischen Sprachen abstammen. Obwohl das Gebiet des heutigen Portugal bereits vor der Ankunft der Römer bewohnt war, stammen 90 Prozent des portugiesischen Wortschatzes vom Lateinischen ab. Es gibt nur sehr wenige Spuren der ursprünglichen Sprachen im modernen Portugiesischen.<br />
<br />
=== Germanische Völkerwanderung ===<br />
Vom Jahre 409 an, als das weströmische Reich zusammenzubrechen begann, drangen Völker [[Germanen|germanischen]] Ursprungs auf die [[iberische Halbinsel]] vor. Diese Germanen, hauptsächlich [[Sueben]] und [[Goten|Westgoten]], assimilierten sich langsam an die römische Sprache und Kultur. Da jedoch der Kontakt zu [[Rom]] gering war, entwickelte sich Latein unabhängig weiter, wobei sich die regionalen Unterschiede verstärkten. Die sprachliche Einheit auf der iberischen Halbinsel wurde somit langsam zerstört und es entwickelten sich voneinander unterscheidbare [[Dialekt]]e, darunter die heute zu [[Standardsprache]]n weiterentwickelten Formen Galicisch-Portugiesisch, Spanisch und [[Katalanische Sprache|Katalanisch]]. Die Entwicklung des Galicisch-Portugiesischen weg vom Spanischen und Mozarabischen wird unter anderem auf die Sueben zurückgeführt. Germanismen kamen somit auf zwei Wegen in das Portugiesische: indirekt als [[Germanische Sprachen|germanische]] Entlehnungen, die als Bestandteil der gewöhnlichen [[latein]]ischen Umgangssprache der römischen Legionäre auf die iberische Halbinsel gelangten, darüber hinaus direkt als [[Lehnwort|Lehnwörter]] [[Gotische Sprache|gotischer]] und [[Sueben#Sueben im Nordwesten der Iberischen Halbinsel|suebischer]] Herkunft. Andere Autoren gehen jedoch davon aus, dass das Portugiesische älter und konservativer ist als das in der Region um Burgos entstandene Castillano, welches verschiedene Lautverschiebungen mitgemacht hat, die sich im Portugiesischen nicht finden (z.B. vom lateinischen palatalen ''f'' zum friktionalen ''h'', von lat. ''ct'' zu ''ch'' wie in ''nocte''/''noche'', von Diphtongen wie ''au'' zu Monopthongen wie ''o'').<ref>Bertil Malmberg: ''La América hispanohablante''. Madrid 1966, S. 29.</ref><br />
<br />
=== Maurische Eroberung ===<br />
Ab 711 eroberten die [[Mauren]] die iberische Halbinsel und in den eroberten Gebieten wurde das [[Arabische Sprache|Arabische]] zur Verwaltungssprache. Die Bevölkerung sprach jedoch weiterhin ihren iberomanischen Dialekt, weshalb der Einfluss des [[Arabische Sprache|Arabischen]] auf das Portugiesische nicht sehr stark war. Es entwickelte sich auch eine romanische Schriftsprache in [[Arabische Schrift|arabischer Schrift]], das sogenannte [[Mozarabische Sprache|Mozarabische]]. Nachdem die Mauren durch die [[Reconquista]] vertrieben worden waren, blieben viele in ihrem rechtlichen Status stark beschränkte Araber auf dem Gebiet des heutigen Portugals, sie waren später auch als freie Handwerker tätig und assimilierten sich an die portugiesische Kultur und Sprache. Aufgrund des Kontakts mit dem Arabischen lassen sich [[Arabische Sprache|arabische]] Spuren hauptsächlich in der [[Lexik]] finden, wo das Neuportugiesische viele Wörter arabischen Ursprungs besitzt, die sich in anderen romanischen Sprachen nicht wiederfinden. Diese Einflüsse betreffen vor allem die Bereiche Ernährung und Landwirtschaft, in denen durch die Araber Neuerungen eingeführt wurden. Daneben ist der arabische Einfluss in Ortsnamen des südlichen Portugal wie ''[[Algarve]]'' oder des im Westen gelegenen ''[[Fátima]]'' ersichtlich.<br />
<br />
=== Aufstieg der portugiesischen Sprache ===<br />
[[Datei:Linguistic map Southwestern Europe.gif|mini|250px]]<br />
Von der römischen Provinz [[Lusitania (Provinz)|Lusitanien]] spalteten die Römer im 1. Jh. v. Chr. die [[Gallaecia]] (das heutige Galicien) ab und gliederten sie der [[Tarraconensis]] ([[Hispania citerior|Hispania Citerior]]) an. Die portugiesische Sprache entwickelte sich (wie auch das Galicische) aus dem heute bis auf wenige Reste ([[Fala (Sprache)|A Fala]]) ausgestorbenen [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesischen]], das im Zeitraum vom 8. bis 12 Jh. im heutigen Nordportugal sowie im heutigen Galicien entstand.<ref>Paul Teyssier: ''História da Língua Portuguesa.'' Sá da Costa, Lissabon 1993 (5. Aufl.), S.&nbsp;3, 13.</ref> Das Galicisch-Portugiesische existierte über lange Zeit nur als gesprochene Sprache, während als Schriftsprache weiterhin [[Latein]] benutzt wurde. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse dieser Sprache sind die „[[Cancioneiro]]s“ aus der Zeit um 1100. Das Galicisch-Portugiesische entwickelte sich im Hochmittelalter (13./14. Jh.) zur wichtigsten Sprache der [[Lyrik]] auf der Iberischen Halbinsel.<br />
<br />
Die [[Grafschaft]] Portugal wurde im Jahr 1095 unabhängig, ab 1139 war Portugal [[Königreich]] unter König [[Alfons I. (Portugal)|Alfons I.]]<br />
Nach der Unabhängigkeit Portugals von [[Kastilien]] entwickelte sich die Sprache vor allem durch den normierenden Einfluss des Königshofs (im Gegensatz zu Galicien) auf portugiesischem Gebiet langsam weiter.<ref>Endruscht; Schmidt-Radefeldt: ''Einführung in die portugiesische Sprachwissenschaft.'' Narr, Tübingen 2008 (2.&nbsp;Aufl.), S. 32.</ref> Erste schriftliche Zeugnisse des sogenannten romanischen Dialekts sind das Testament von Alfons II. und die Notícia de Torto aus dem Jahr 1214.<ref>Esperança Cardeira: ''O Essencial sobre a História do Português.'' Caminho, Lissabon 2006, S.&nbsp;45.</ref><br />
<br />
Im Jahre 1290 gründete König [[Dionysius (Portugal)|Dionysius (Diniz)]] die erste portugiesische Universität, das ''Estudo Geral'' in [[Lissabon]]. Er legte fest, dass das ''[[Vulgärlatein]],'' wie das Portugiesische damals noch genannt wurde, dem klassischen Latein vorgezogen werden solle. Ab 1296 benutzten die königlichen [[Kanzlei]]en das Portugiesische, womit die Sprache nicht mehr nur in der [[Poesie]], sondern auch in Gesetzen und [[notar]]iellen Schriftstücken Verwendung fand.<br />
<br />
Durch die Ausstrahlung der höfischen Kultur [[Südfrankreich]]s auf die galicische Dichtersprache im 12. und 13. Jahrhundert gelangten auch [[Okzitanische Sprache|okzitanische]] Lehnwörter in das Sprachgebiet Portugals. Im modernen Portugiesischen hat sich aber nur eine begrenzte Zahl dieser Wörter erhalten. Von größerer Bedeutung für die Ausprägung des Wortschatzes ist der [[Französische Sprache|französische]] Spracheinfluss, der heute nicht nur [[lexik]]alisch, sondern auch [[Phraseologie|phraseologisch]] nachweisbar ist.<br />
<br />
Mit der [[Reconquista]]-Bewegung dehnte sich der Einflussbereich des Portugiesischen allmählich nach Süden hin aus. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts endete diese Ausdehnung an der Südgrenze des heutigen Portugals mit der Rückeroberung [[Faro]]s im Jahr 1249<ref>Paul Teyssier: ''História da Língua Portuguesa.'' Sá da Costa, Lissabon 1993 (5.&nbsp;Aufl.), S.&nbsp;21.</ref>, wodurch der gesamte Westen der Iberischen Halbinsel zum galicisch-portugiesischen Sprachgebiet wurde. Im 14. Jahrhundert war Portugiesisch zu einer reifen Sprache geworden, die eine reiche literarische Tradition besaß und auch in anderen Gegenden der [[Iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]] in der Dichtung verbreitet war wie etwa im [[Königreich León]], [[Kastilien]], [[Aragón]] und [[Katalonien]]. Später, als sich Kastilisch (was praktisch das moderne Spanisch ist) in Kastilien fest etablierte und Galicien unter den Einfluss der kastilischen Sprache kam, wurde die südliche Variante des Galicisch-Portugiesischen zur Sprache Portugals.<br />
<br />
Bei der Entwicklung der portugiesischen Sprache hatten das Arabische und [[Mozarabische Sprache|Mozarabische]] einen erheblichen Einfluss: Während der Reconquista rückte das Zentrum Portugals immer weiter nach Süden Richtung Lissabon, wo es Sprecher verschiedenster Varietäten gab, die das Galicisch-Portugiesische beeinflussten – im Gegensatz zum Norden, dessen Sprache konservativer und noch stärker vom Latein geprägt war. An einem Dialekt im Norden Portugals (an der Grenze zu Spanien), dem [[Mirandés]], ist die Verbindung zum Königreich León, d.&nbsp;h. der kastilische Einfluss, noch zu erkennen<ref>Esperança Cardeira: ''O Essencial sobre a História do Português.'' Caminho, Lissabon 2006, S.&nbsp;42.</ref>, während der [[Leonesische Sprache|leonesiche Dialekt]] in Spanien z.&nbsp;T. stark vom Galicisch-Portugiesischen geprägt ist.<ref>Rafael Lapesa: ''Historia de la lengua española.'' Madrid 1988, S.&nbsp;176&nbsp;ff.</ref><br />
<br />
=== Zeit der portugiesischen Entdeckungen ===<br />
Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, also während der Zeit der portugiesischen Entdeckungen, verbreitete sich die portugiesische Sprache in vielen Regionen von [[Asien]], [[Afrika]] und [[Amerika]]. Im 16. Jahrhundert war es die ''[[lingua franca]]'' in Asien und Afrika, wo es nicht nur der Kolonialverwaltung, sondern auch dem Handel und der Kommunikation zwischen den lokalen Machthabern und den Europäern aller Nationalitäten diente. In Ceylon (heutiges [[Sri Lanka]]) sprachen einige Könige fließend Portugiesisch und Adlige nahmen häufig portugiesische Namen an. Die Ausbreitung der Sprache wurde auch durch die Ehen zwischen Portugiesen und Einheimischen gefördert (was im portugiesischen Kolonialreich eine gängigere Praxis als in anderen Kolonialreichen war). Da die Sprache in vielen Erdteilen mit den [[Mission (Christentum)|missionarischen]] Aktivitäten der Portugiesen gleichgesetzt wurde, nannte man das Portugiesische dort auch ''Cristão'' (Christlich). Obwohl später die Niederländer versuchten, in [[Sri Lanka|Ceylon]] und dem heutigen [[Indonesien]] das Portugiesische zurückzudrängen, blieb es dort lange eine populäre und verbreitete Sprache.<br />
<br />
In [[Indien]], Sri Lanka, [[Malaysia]] und Indonesien entwickelten sich portugiesische Kreolsprachen heraus, nachdem Portugal den Einfluss in diesen Ländern an andere europäische Mächte verloren hatte. In vielen Sprachen findet man portugiesische Wörter in der modernen Lexik wieder, so zum Beispiel das Wort ''pan'' für „Brot“ im [[Japanische Sprache|Japanischen]] (portugiesisch: ''pão''), ''sepatu'' für „Schuh“ im [[Malaiische Sprache|Indonesischen]] (portugiesisch: ''sapato''), ''keju'' für „Käse“ im [[Malaiische Sprache|Malaiischen]] (portugiesisch: ''queijo'') oder auch ''meza'' für „Tisch“ in [[Swahili (Sprache)|Swahili]] (portugiesisch: ''mesa'').<br />
<br />
=== Entwicklung seit der Renaissance ===<br />
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts fand eine große Anzahl von [[Lehnwort|Lehnwörtern]] Eingang in die portugiesische Sprache, meist lateinischen oder griechischen Ursprungs. [[Italienische Sprache|Italienische]] Wörter aus den Bereichen [[Musik]], [[Theater]], [[Malerei]] sowie spanische Lehnwörter, die aufgrund der [[Personalunion]] zwischen Portugal und Spanien von 1580 bis 1640 besonders zahlreich sind, machten die Sprache reicher und komplexer. Man unterscheidet aus diesem Grund zwei Entwicklungsphasen: das Altportugiesische (12. bis Mitte des 16. Jahrhunderts) und das Neuportugiesische, wobei als Ende des Altportugiesischen das Erscheinen des ''[[Cancioneiro Geral]]'' von [[Garcia de Resende]] im Jahre 1516 betrachtet wird.<br />
<br />
Die Gegenden, wohin sich das Portugiesische vor der Entwicklung des Neuportugiesischen verbreitet hatte, machten diese Entwicklungen jedoch größtenteils nicht mit. In [[Brasilien]] und [[São Tomé und Príncipe]], aber auch in einigen abgelegenen ländlichen Gebieten Portugals werden deshalb Dialekte gesprochen, die dem Altportugiesischen ähnlich sind.<br />
<br />
Neben den gut 200 Millionen Brasilianern sprechen heute mehr als 10 Millionen Portugiesen und ebenso viele Bewohner der ehemaligen afrikanischen und asiatischen Kolonien Portugiesisch als Muttersprache. Portugiesisch entwickelte sich somit nach Spanisch zur zweithäufigsten romanischen Muttersprache. Diese Position verdankt Portugiesisch der Tatsache, dass sich die Bevölkerung Brasiliens innerhalb der letzten 100 Jahre mehr als verzehnfacht hat: 1900 hatte Brasilien eine Bevölkerung von nur 17 Millionen.<br />
<br />
== Verwandtschaft mit anderen Sprachen ==<br />
Portugiesisch hat als romanische Sprache Parallelen zu Spanisch, Katalanisch, Italienisch, [[Französische Sprache|Französisch]], Rumänisch und den anderen romanischen Sprachen, vor allem was die [[Grammatik]] und [[Syntax]] angeht. Besonders der spanischen Sprache ist es in vielen Aspekten sehr ähnlich, in der Aussprache herrschen jedoch bedeutende Unterschiede. Mit etwas Übung ist es einem Portugiesen jedoch möglich, Spanisch zu verstehen. Wenn man den folgenden Satz betrachtet:<br />
<br />
: ''Ela fecha sempre a janela antes de jantar.'' (portugiesisch)<br />
<br />
: ''Ela pecha sempre a fiestra antes de cear.'' (Galicisch)<br />
<br />
: ''Ella cierra siempre la ventana antes de cenar.'' (spanisch)<br />
<br />
Fast alle Wörter der einen Sprache haben sehr ähnlich lautende Verwandte in der jeweils anderen Sprache, die jedoch unter Umständen sehr selten gebraucht werden.<br />
<br />
: ''Ela encerra sempre a janela antes de cear.'' (Portugiesisch mit wenig gebräuchlicher Wortwahl)<br />
<br />
(Der Satz bedeutet: ‚Sie schließt immer das Fenster vor dem Abendessen.‘)<br />
<br />
(Lateinisch: ‚Illa claudit semper fenestram ante cenam.‘)<br />
<br />
Es gibt allerdings auch eine Anzahl von Wörtern, bei denen keine Verwandtschaft zwischen den Sprachen besteht und die jeweiligen Sprecher in dem anderen Land vor Probleme stellt. Beispiele:<br />
<br />
{| cellspacing="2" cellpadding="5"<br />
! style="background:#B0F0B0;"|Deutsch<br />
! style="background:#F0B0B0;"|Spanisch<br />
! style="background:#B0B0F0;"|Portugiesisch<br />
! style="background:#B0B0F0;"|Portugiesisch (Brasilien)<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|roher Schinken<br />
|style="background:#F0D0D0;"|jamón (serrano)<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto (cru)<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Kochschinken<br />
|style="background:#F0D0D0;"|jamón dulce (York)<br />
|style="background:#D0D0F0;"|fiambre<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Autowerkstatt<br />
|style="background:#F0D0D0;"|taller<br />
|style="background:#D0D0F0;"|oficina<br />
|style="background:#D0D0F0;"|oficina<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Büro<br />
|style="background:#F0D0D0;"|oficina<br />
|style="background:#D0D0F0;"|escritório<br />
|style="background:#D0D0F0;"|escritório<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Zug<br />
|style="background:#F0D0D0;"|tren<br />
|style="background:#D0D0F0;"|comboio<br />
|style="background:#D0D0F0;"|trem<br />
|}<br />
<br />
Es gibt Orte, in denen Spanisch und Portugiesisch nebeneinander gesprochen werden. Muttersprachler des Portugiesischen können in der Regel Spanisch lesen und umgekehrt, auch wenn sie die gesprochene Sprache des jeweils anderen nicht verstehen. Andererseits wird der Versuch von Besuchern in Portugal oder Brasilien, mit den Einheimischen auf Spanisch zu kommunizieren, häufig nicht gern gesehen und lässt in den Augen der Einheimischen auf Ignoranz schließen.<br />
<br />
== Dialekte ==<br />
Das Standardportugiesisch, auch als ''Estremenho'' bezeichnet, hat sich in der Geschichte häufiger geändert als andere Variationen. Alle Formen der portugiesischen Sprache Portugals können nach wie vor im [[Brasilianisches Portugiesisch|brasilianischen Portugiesisch]] gefunden werden. Afrikanisches Portugiesisch, besonders die Aussprache von São Tomé und Príncipe (auch ''Santomense'' genannt) hat mit brasilianischem Portugiesisch viele Gemeinsamkeiten. Die Dialekte Südportugals haben ebenfalls ihre Eigenheiten bewahrt, wozu die besonders häufige Benutzung des [[Gerundium]]s zählt. Dagegen sind Alto-Minhoto und Transmontano in Nordportugal der galicischen Sprache sehr ähnlich.<br />
<br />
Das Standard-Portugiesische aus Portugal ist in den früheren afrikanischen Kolonien die bevorzugte Aussprache. Deshalb kann man zwei Formen unterscheiden, nämlich die europäische und die brasilianische; wobei man gemeinhin vier große Standard-Aussprachen unterscheidet, nämlich jene von [[Coimbra]], [[Lissabon]], [[Rio de Janeiro]] und [[São Paulo]], dies sind auch die einflussreichsten Ausspracheformen.<br />
<br />
Die wichtigsten Ausspracheformen des Portugiesischen sind, jeweils mit Hörbeispiel als externem Link, die folgenden:<br />
<br />
[[Datei:Portugués europeo.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Portugal]]<br />
[[Datei:Portugueselanguagedialects-Angola.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Angola]]<br />
[[Datei:Dialectos portugués Brasil.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Brasilien]]<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
!Dialekt<br />
!Hörbeispiel<br />
!Gesprochen in<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Portugal]]<br />
|-<br />
|Açoriano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som69.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Azoren]]''<br />
|-<br />
|Alentejano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som40.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Alentejo]]''<br />
|-<br />
|Algarvio<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som44.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Algarve]]''<br />
|-<br />
|Alto-Minhoto<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som1.html Hörbeispiel]<br />
|''Nördlich der Stadt [[Braga]]''<br />
|-<br />
|Baixo-Beirão;<br /> Alto-Alentejano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som49.html Hörbeispiel]<br />
|''Inneres Mittelportugal''<br />
|-<br />
|Beirão<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som9.html Hörbeispiel]<br />
|''Mittelportugal''<br />
|-<br />
|Estremenho<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som22.html Hörbeispiel]<br />
|''Regionen um Coimbra''<br />
|-<br />
|Lisboeta<br />
|<br />
|''Regionen um Lissabon''<br />
|-<br />
|Madeirense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som60.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Madeira]]''<br />
|-<br />
|Nortenho<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som14.html Hörbeispiel]<br />
|''Regionen um Braga und [[Porto (Portugal)|Porto]]''<br />
|-<br />
|Transmontano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som6.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Trás-os-Montes]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Brasilien]]<br />
|-<br />
|Caipira<br />
|<br />
|''brasilianisches Hinterland, einschließlich eines großen Teils Bundesstaates São Paulo, Paraná, Mato Grosso do Sul, Goiás und südlich Minas Gerais''<br />
|-<br />
|Capixaba<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Espírito Santo]]''<br />
|-<br />
|Fluminense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som90.html Hörbeispiel]<br />
|''Bundesstaat [[Rio de Janeiro (Bundesstaat)|Rio de Janeiro]]''<br />
|-<br />
|Baiano<br />
|<br />
|''[[Bahia]] und [[Sergipe]]''<br />
|-<br />
|Gaúcho<br />
|<br />
|''[[Rio Grande do Sul]] und [[Uruguay]]''<br />
|-<br />
|Mineiro<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Minas Gerais]]''<br />
|-<br />
|Nordestino<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som91.html Hörbeispiel]<br />
|''Nordöstliche Bundesstaaten Brasiliens''<br />
|-<br />
|Nortista<br />
|<br />
|''[[Amazonasbecken]]''<br />
|-<br />
|Paulistano<br />
|<br />
|''Zwischen Megalopolis [[São Paulo]] in den Westen zu tun Grenze mit Bundesstaat Rio de Janeiro im Osten''<br />
|-<br />
|Sertanejo<br />
|<br />
|''Bundesstaaten [[Goiás]], [[Mato Grosso]] und [[Mato Grosso do Sul]]''<br />
|-<br />
|Sulista<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Santa Catarina]] und zentral-südlichen Bundesstaat [[Paraná]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Afrika]]<br />
|-<br />
|Luandense (Angolano)<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Region der Hauptstadt Luanda<br />
|-<br />
|Benguelense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Provinz Benguela<br />
|-<br />
|Sulista<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Süden des Landes<br />
|-<br />
|Caboverdiano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som87.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Kap Verde]]''<br />
|-<br />
|Guineense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som88.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Guinea-Bissau]]''<br />
|-<br />
|Moçambicano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som89.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Mosambik]]''<br />
|-<br />
|Santomense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som83.html Hörbeispiel]<br />
|''[[São Tomé und Príncipe]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Asien]]<br />
|-<br />
|Timorense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som84.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Osttimor]]''<br />
|-<br />
|Macaense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som92.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Macau]], China''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|<small>Hörbeispiele vom [[Instituto Camões]], Portugal: www.instituto-camoes.pt</small><br />
|}<br />
<br />
Einige Beispiele für Wörter, die in Portugal anders heißen als in Brasilien oder Angola, sind im Folgenden gegeben:<br />
<br />
{| cellspacing="2" cellpadding="5"<br />
! style="background:#B0F0F0"|Deutschland<br />
! style="background:#B0F0B0"|Portugal<br />
! style="background:#F0B0B0"|Brasilien<br />
! style="background:#B0B0F0"|Angola<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Ananas<br />
|style="background:#D0F0D0"|''ananás''¹, manchmal ''abacaxi''²<br />
|style="background:#F0D0D0"|''abacaxi''², manchmal ''ananás''¹<br />
|style="background:#D0D0F0"|''abacaxi''², manchmal ''ananás''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|weggehen, wegfahren<br />
|style="background:#D0F0D0"|''ir embora''¹ (oder ''bazar''³ unter Jugendlichen)<br />
|style="background:#F0D0D0"|''ir embora''¹ (oder '''''v'''azar'' unter Jugendlichen)<br />
|style="background:#D0D0F0"|''bazar''³, ''ir embora''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Bus<br />
|style="background:#D0F0D0"|''autocarro''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''ônibus''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''machimbombo''³<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Handy<br />
|style="background:#D0F0D0"|''telemóvel''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''celular''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''telemóvel''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Slum, Barackensiedlung<br />
|style="background:#D0F0D0"|''bairro de lata''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''favela''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''musseque''³<br />
|}<br />
¹<small> Portugiesischer Ursprung</small><br />
²<small> Brasilianischer Ursprung</small><br />
³<small> Angolanischer Ursprung (''Machimbombo'' hat wahrscheinlich mosambikanischen Ursprung)</small><br />
<br />
=== Unterschiede in der Schriftsprache ===<br />
Das Portugiesische hatte bis zum Inkrafttreten des ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' 2009 zwei Varianten der Schriftsprachen (Port. ''variedades''), die häufig als ''padrões'' (Standards) bezeichnet werden. Diese sind:<br />
* europäisches und afrikanisches Portugiesisch<br />
* [[brasilianisches Portugiesisch]]<br />
<br />
Die Unterschiede zwischen diesen Varianten betreffen das [[Lexik|Vokabular]], die Aussprache und die [[Syntax]], besonders in der [[Umgangssprache]], wohingegen in der Sprache der gehobenen Schichten diese Unterschiede geringer ausfallen.<br />
Hierbei handelt es sich jedoch um Dialekte derselben Sprache, die Sprecher der beiden Varianten können die jeweils andere leicht verstehen.<br />
<br />
Einige Unterschiede im Wortschatz sind in Wirklichkeit keine. In Brasilien ist der Standardausdruck für 'Teppich’ ''tapete.'' In Portugal benutzt man eher ''alcatifa.'' Jedoch gibt es in Portugal ebenfalls regional den Ausdruck ''tapete,'' ebenso wie es in Brasilien regional den Ausdruck ''alcatifa'' gibt. Für alte Wörter trifft dies fast generell zu, während in neuen Wörtern diese Unterschiede in der Tat landesspezifisch sind wie etwa ''ônibus'' in Brasilien und ''autocarro'' in Portugal.<br />
<br />
Signifikantere Unterschiede bestehen in der [[Orthografie]]. In Wörtern, die ''cc,'' ''cç'' oder ''ct'' enthalten, wird in Brasilien das erste ''c'' weggelassen, in Wörtern, die ''pc,'' ''pç'' oder ''pt'' enthalten, entfällt das ''p''. Diese Buchstaben werden nicht ausgesprochen, sondern stellen vielmehr Überbleibsel aus dem [[Latein]] dar, die man in Brasilien zumeist eliminiert hat. Man vergleiche mit dem Italienischen.<br />
<br />
Ein paar Beispiele sind:<br />
{| class="wikitable centered"<br />
|-<br />
! Latein !! Portugal und Afrika !! Brasilien!! Italienisch !! Spanisch !! Übersetzung<br />
|-<br />
| actio || acção || ação || azione || acción || ''Tat, Aktion''<br />
|-<br />
| directio || direcção || direção || direzione || dirección || ''Richtung''<br />
|-<br />
| (electricus) || eléctrico || elétrico || elettrico || eléctrico || ''elektrisch''<br />
|-<br />
| optimus || óptimo || ótimo || ottimo || óptimo || ''großartig''<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Daneben gibt es einige Unterschiede in der Akzentuierung, die folgende Gründe haben:<br />
# Unterschiedliche Aussprache: In Brasilien wird das ''o'' in ''Antônio,'' ''anônimo'' oder ''Amazônia'' geschlossen ausgesprochen, wohingegen es in Portugal und Afrika offen gesprochen wird. Deshalb schreibt man in Portugal und Afrika ''António,'' ''anónimo'' bzw. ''Amazónia.''<br />
# Vereinfachung des Lesens: Die Kombination ''qu'' kann in zwei verschiedenen Arten gelesen werden: ''ku'' oder ''k.'' Um das Lesen einfacher zu machen, schreibt man in Brasilien das ''u'' mit einem Trema, wenn die Aussprache ''ku'' ist, also ''cinqüenta'' statt ''cinquenta'' ''(fünfzig)''.<br />
<br />
Eine Rechtschreibreform wurde mit dem ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' im Jahr 1990 verabschiedet, um einen internationalen Standard für das Portugiesische zu erreichen. Allerdings dauerte es bis 2009, bis das Abkommen in Portugal und Brasilien in Kraft trat, nachdem es im Jahr 2008 von diesen beiden Ländern sowie von den Kapverden und São Tomé e Príncipe ratifiziert worden war (später folgte Guinea-Bissau; Angola und Mosambik haben es bis heute – Stand Oktober 2014 – nicht ratifiziert).<ref>Portal da Língua Portuguesa: [http://www.portaldalinguaportuguesa.org/?action=acordo-historia História da Ortografia do Português]</ref> Im Rahmen dieser Reform fielen in Portugal die oben genannten ''c'' in ''cc,'' ''cç'' oder ''ct'' und ''p'' in ''pc,'' ''pç'' oder ''pt'' weitgehend weg, daneben gab es kleinere Vereinheitlichungen und man versucht, sich auf ein koordiniertes Vorgehen in Bezug auf neue Lehnwörter aus anderen Sprachen zu einigen. Seitdem ist die Rechtschreibung in Brasilien und Portugal weitgehend identisch, Unterschiede bestehen nur noch für wenige Ausnahmen.<br />
<br />
=== Vom Portugiesischen abgeleitete Sprachen ===<br />
Als im Mittelalter Portugal sein Kolonialreich aufzubauen begann, kam die portugiesische Sprache in Kontakt mit den lokalen Sprachen der eroberten Gebiete und es entstanden Mischsprachen ([[Pidgin-Sprachen|Pidgins]]), die bis zum 18. Jahrhundert in Asien und Afrika als [[lingua franca]] verwendet wurden. Diese Pidgin-Sprachen erweiterten ihre Grammatik und Lexik im Laufe der Zeit und wurden zu Umgangssprachen von ethnisch gemischten Bevölkerungen. Sie existieren unter folgenden Namen in den folgenden Gebieten:<br />
<br />
[[Kap Verde]]:<br />
* [[Kapverdisches Kreol|Barlavento (Criol)]]<br />
* [[Kapverdisches Kreol|Crioulo Sotavento (Kriolu)]]<br />
<br />
[[Äquatorialguinea]]:<br />
* [[Annobonesische Sprache|Fá d’Ambô]]<br />
<br />
[[Guinea-Bissau]] und [[Senegal]]:<br />
* [[Crioulo]] / Kriol<br />
<br />
[[Indien]]:<br />
* Kreolsprache von [[Diu]]<br />
* Kreolsprache von Vaipim<br />
* [[Kristi]]<br />
* [[Língua da Casa]]<br />
<br />
[[Macau]]:<br />
* [[Patuá|Macaista]]<br />
<br />
[[Malaysia]], [[Singapur]]:<br />
* [[Cristão]]/Papiá Kristang<br />
<br />
[[Niederländische Antillen]] und [[Aruba]]:<br />
* [[Papiamentu]]<br />
<br />
[[São Tomé und Príncipe]]:<br />
* [[Angolar (Sprache)|Angolar]]<br />
* [[Forro (Sprache)|Forro]]<br />
* [[Lunguyê]]<br />
<br />
[[Sri Lanka]]:<br />
* [[Burgher]]<br />
<br />
[[Suriname]]:<br />
* [[Saramaccaans]]<br />
<br />
Einige Hybriddialekte existieren dort, wo Spanisch und Portugiesisch aufeinander treffen:<br />
* [[A Fala]] in [[Spanien]]<br />
* [[Barranquenho]] in Portugal<br />
* [[Portuñol]] in [[Uruguay]]<br />
<br />
== Phonetik ==<br />
Die portugiesische Sprache hat eine sehr komplexe phonetische Struktur, was sie für Sprachwissenschaftler besonders interessant macht. Die Sprache verfügt über 9 [[Vokal]]e, 5 [[Nasal (Phonetik)|nasale]] Vokale, 10 [[Diphthong]]e, 5 nasale Diphthonge und 25 [[Konsonant]]en.<ref>''Handbook of the International Phonetic Association'' S. 126–130; the reference applies to the entire section</ref><br />
<br />
=== Vokale ===<br />
{| class="toptextcells"<br />
|+ Vokalinventar des Portugiesischen<br />
|-<br />
|[[Datei:Portuguese vowel chart.png|gerahmt|links|Die Monophthonge des Portugiesischen (von Lissabon)]]<br />
|<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center;"<br />
|-<br />
!<br />
! [[Vorderzungenvokal|vorne]]<br />
! [[Zentralvokal|zentral]]<br />
! [[Hinterzungenvokal|hinten]]<br />
|-<br />
! [[Geschlossener Vokal|geschlossen]]<br />
| {{IPA-Text|i}} {{IPA-Text|ĩ}}<br />
|<br />
| {{IPA-Text|u}} {{IPA-Text|ũ}}<br />
|-<br />
! fast geschlossen<br />
| ({{IPA-Text|ɪ}} ~ {{IPA-Text|ɪ̃}})<br />
|colspan="2"| ({{IPA-Text|ɯ̟}}) ({{IPA-Text|ʊ}} ~ {{IPA-Text|ʊ̃}})<br />
|-<br />
! halbgeschlossen<br />
| {{IPA-Text|e}} {{IPA-Text|ẽ}}<br />
|<br />
| {{IPA-Text|o}} {{IPA-Text|õ}}<br />
|-<br />
! mittel<br />
| ({{IPA-Text|e̞}} ~ {{IPA-Text|ẽ̞}})<br />
|rowspan="2"|{{IPA-Text|ə}} ~ {{IPA-Text|ɐ}}<br />{{IPA-Text|ə̃}} ~ {{IPA-Text|ɐ̃}}<br />
| ({{IPA-Text|o̞}} ~ {{IPA-Text|õ̞}})<br />
|-<br />
! halboffen<br />
| {{IPA-Text|ɛ}}<br />
| {{IPA-Text|ɔ}}<br />
|-<br />
! [[Offener Vokal|offen]]<br />
|<br />
|{{IPA-Text|a}} ({{IPA-Text|ɐ̞}})<br />
|<br />
|}<br />
|}<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center;"<br />
|+ Konsonantische Phoneme des Portugiesischen<br />
|-<br />
!<br />
! colspan="2"| [[bilabial]]<br />
! colspan="2"| [[labiodental]]<br />
! colspan="2"| [[dental]]<br />
! colspan="2"| [[alveolar]]<br />
! colspan="2"| [[postalveolar]]<br />
! colspan="2"| [[velar]]<br />
! colspan="2"| [[guttural]]<br />
|-<br />
|[[Plosiv]]e<br />
| {{IPA-Zeichen|p}}<br />
| {{IPA-Zeichen|b}}<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|t}}<br />
| {{IPA-Zeichen|d}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|k}}<br />
| {{IPA-Zeichen|g}}<br />
|colspan="2"|<br />
|-<br />
|[[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|m}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|n}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ɲ}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|-<br />
|[[Frikativ]]e<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|f}}<br />
| {{IPA-Zeichen|v}}<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|s}}<br />
| {{IPA-Zeichen|z}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ʃ}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ʒ}}<br />
| colspan="4"| {{IPA-Zeichen|ʁ}}<br />
|-<br />
|[[Approximant]]en<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|l}}<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ɾ}}<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ʎ}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|}<br />
<br />
=== Betonungstelle ===<br />
Im Portugiesischen stellt die Betonung (auch Wortakzent) der Wörter, die orthografisch mit den [[Vokal]]en ''a'', ''e'' bzw. ''o'' sowie einem ''s'' oder ''m'' enden, auf dem vorletzten Vokal, wohingegen sich die Betonung der Wörtern, die orthografisch mit ''i'', ''u'' oder [[Konsonant]]en (meist ''l,'' ''r,'' ''z'') enden, auf der Endsilbe befindet. Eine von dieser Regel abweichende Betonung wird durch ein [[diakritisches Zeichen]] ([[Akut]] oder [[Zirkumflex]]) angezeigt. Durch [[Tilde]] gekennzeichnete Silben sind immer betont, es sei denn, eine andere Silbe trägt einen Akut oder einen Zirkumflex.<br />
<br />
'''Beispiele:'''<br />
: ''bel'''e'''za'' ‚Schönheit‘ – Betonung auf dem zweiten ''e''<br />
: ''f'''o'''nte'' ‚Quelle‘ – Betonung auf dem ''o''<br />
: ''obrig'''a'''do'' ‚danke‘ – Betonung auf dem ''a''<br />
: ''ped'''i''''' ‚ich bat‘ – Betonung auf dem ''i''<br />
: ''tat'''u''''' ‚Gürteltier‘ – Betonung auf dem ''u''<br />
: ''Bras'''i'''l'' ‚Brasilien‘ – Betonung auf dem ''i''<br />
: ''cant'''a'''r'' ‚singen‘ – Betonung auf dem zweiten ''a''<br />
: ''s'''á'''bado'' ‚Samstag‘ – Betonung auf dem ersten ''a''<br />
: ''combinaç'''ã'''o'' ‚Kombination‘ – Betonung auf dem ''ã''<br />
: ''Crist'''ó'''vão'' ‚Christoph‘ – Betonung auf dem ersten ''o''<br />
<br />
Beispiele: Der kleine Prinz auf Portugiesisch<br />
<br />
''Portugal''<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/044.htm (Lissabon, Portugal)]<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/046.htm (Gaia, Portugal)]<br />
<br />
''Brasilien''<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/126.htm (Rio de Janeiro, Brasilien)]<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/045.htm (São Paulo, Brasilien)]<br />
<br />
Das Portugiesische ist, anders als das Französische und Spanische, eher eine [[Sprechrhythmus|akzentzählende]] Sprache.<br />
<br />
== Orthographie und Aussprache ==<br />
=== Alphabet ===<br />
Das [[Portugiesisches Alphabet|Portugiesische Alphabet]] verwendet 23 Buchstaben des [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Alphabets]] – A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, X, Z – und macht außerhalb von Namen keinen Gebrauch von K, W und Y. 2009 wurde mit dem ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' eine Rechtschreibreform durchgeführt, die diese Buchstaben wieder ins Alphabet aufnimmt.<ref>{{cite web|url=http://www.n-tv.de/panorama/Brasiliens-Alphabet-nun-komplett-article45217.html|title=Brasiliens Alphabet nun komplett|accessdate=2009-09-05|date= 2009-01-02}}</ref><br />
<br />
Zusätzlich werden folgende Buchstaben mit Diakritika verwendet:<br />
Á, Â, Ã, À, Ç, É, Ê, Í, Ó, Ô, Õ, Ú, Ü<br />
<br />
{{Siehe auch|Liste lateinischer Alphabete}}<br />
<br />
=== Aussprache ===<br />
Die folgenden Aussprachehinweise gelten für sowohl europäisches als auch brasilianisches Portugiesisch; wenn es Unterschiede gibt, sind sie beim jeweiligen Laut angegeben.<br />
<br />
==== Vokale ====<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| a<br />
| t'''a'''lha<br />
| Schnitt<br />
| a<br />
| wie deutsch: w'''a'''nn<br />
|-<br />
| a<br />
| '''a'''mo<br />
| (ich) liebe<br />
| ɐ<br />
| wie deutsch: Wass'''er'''<br />
|-<br />
| a, á<br />
| '''a'''lto, '''á'''rvore<br />
| hoch, Baum<br />
| ɑ<br />
| „dunkles“ a, Hinterzungenvokal<br />
|-<br />
| e, ê<br />
| m'''e'''do, l'''e'''tra, voc'''ê'''<br />
| Angst, Brief, Sie¹<br />
| e<br />
| wie im deutschen '''e'''wig<br />
|-<br />
| -e<br />
| leit'''e,''' val'''e'''<br />
| Milch, Tal<br />
| P.: ɯ̆ bzw. ɨ<br />Br.: i<br />
| am Wortende: P: kurzes, fast verschlucktes ''i''<br />am Wortende: Br.: oft volltonig gesprochenes i<br />
|-<br />
| e, é<br />
| r'''e'''sto, f'''e'''sta, caf'''é'''<br />
| Rest, Party, Kaffee<br />
| ɛ<br />
| offenes e wie in '''E'''nde<br />
|-<br />
| i<br />
| '''i'''d'''i'''ota<br />
| Idiot<br />
| I<br />
| wie im deutschen F'''i'''nale<br />
|-<br />
| ô<br />
| '''o'''vo, '''o'''lho, av'''ô'''<br />
| Ei, Auge, Großvater<br />
| o<br />
| geschlossenes o, wie '''O'''pa<br />
|-<br />
| o<br />
| sant'''o,''' log'''o'''<br />
| heilig, bald<br />
| u<br />
| o als Auslaut: wie kurzes ''-u''<br />
|-<br />
| o, ó<br />
| m'''o'''rte, m'''o'''da, n'''ó'''<br />
| Tod, Mode, Knoten<br />
| ɔ<br />
| in der Wortmitte oder am Ende akzentuiert: offenes ''o'' wie in P'''o'''st<br />
|-<br />
| u<br />
| '''u'''vas<br />
| Weintrauben<br />
| u<br />
| wie Deutsch Bl'''u'''t<br />
|-<br />
| [[Diphthong]] mit ''o'' oder ''u''<br />
| a'''o,''' ma'''u'''<br />
| zu, schlecht<br />
| w<br />
| sehr dunkles deutsches ''u'' bis ''w''<br />
|-<br />
| Diphthong mit ''i''<br />
| nac'''i'''onal, ide'''i'''a<br />
| national, Idee<br />
| j<br />
| Wie ein deutsches ''j'' bzw. ähnlich der Aussprache vom ''i'' in nat'''i'''onal<br />
|-<br />
|}<br />
¹<small>''você'' steht im Brasilianischen oft auch für ''Du''</small><br />
<br />
==== Nasalvokale ====<br />
Die portugiesischen [[Nasalvokal]]e werden nicht so vollständig nasal ausgesprochen wie im Französischen und in der Regel gibt es im Portugiesischen auch keinen [[Verschlusslaut]] am Ende des Nasals. In manchen Publikationen wird z.&nbsp;B. die Aussprache des Nasalvokals ''ã'' mit ''ang'' angegeben, was allerdings nicht richtig ist, weil es sich bei den nasalierten Vokalen um einen einzigen Nasenlaut handelt.<br />
<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| am, an, ã<br />
| c'''am'''po, c'''an'''to<br />
| Feld, Ecke<br />
| ɐ̃<br />
| nasaliertes ''a'' ähnlich dem Vokal im französischen ''blanc''<br />
|-<br />
| em, en<br />
| l'''em'''brar, '''en'''tão<br />
| erinnern, dann<br />
| ẽ<br />
| nasaliertes ''e''<br />
|-<br />
| un, um<br />
| '''um,''' '''un'''tar<br />
| eins, befetten<br />
| ũ<br />
| nasaliertes ''u''<br />
|-<br />
| im, in<br />
| l'''im'''bo, br'''in'''car<br />
| Gliedmaße, spielen<br />
| ĩ<br />
| nasaliertes ''i''<br />
|-<br />
| õ, om, on<br />
| lim'''õ'''es, m'''on'''tanha<br />
| Zitronen, Berg<br />
| õ<br />
| nasaliertes ''o,'' ähnlich dem französischen ''on''<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Konsonanten ====<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| b<br />
| '''b'''ola<br />
| Ball<br />
| b<br />
| wie im Deutschen<br />
|-<br />
| ca, co, cu<br />
| '''c'''asa<br />
| Haus<br />
| k<br />
| wie deutsches ''k,'' jedoch nicht behaucht<br />
|-<br />
| ça, ce, ci, ço, çu<br />
| '''ce'''do, ma'''ç'''ã<br />
| zeitig, Apfel<br />
| s<br />
| stimmloses, fast scharfes ''s'' wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| ch<br />
| '''ch'''eque<br />
| Scheck<br />
| ʃ<br />
| stimmloses sch wie in '''Sch'''ule, aber schwächer als im Deutschen<br />
|-<br />
| d<br />
| '''d'''edo<br />
| Finger<br />
| d<br />dʒ<br />
| wie im Deutschen '''d'''ann<br />im Brasilianischen vor einem ausgesprochenen ''-i-'' (wozu viele orthografische ''-e-''s gehören) extrem weich bzw. stimmhaft, fast wie dʒ, wobei die Stärke des nachfolgenden Zischlautes regional unterschiedlich ist.<br />
|-<br />
| f<br />
| '''f'''erro<br />
| Eisen<br />
| f<br />
| wie in '''f'''ür<br />
|-<br />
| ga, go<br />
| '''g'''ato<br />
| Katze<br />
| g<br />
| wie '''g'''ehen<br />
|-<br />
| ge, gi<br />
| '''g'''elo<br />
| Eis<br />
| ʒ<br />
| wie das ''j'' in '''J'''ournal oder das ''g'' in '''G'''enie<br />
|-<br />
| gua<br />
| á'''gu'''a<br />
| Wasser<br />
| gu bis gw<br />
| ''g'' mit sehr dunklem ''u,'' ins ''w'' gehend<br />
|-<br />
| gue, gui<br />
| portu'''gu'''ês, '''gu'''ia<br />
| Portugiesisch, Führer<br />
| g<br />
| wie '''g'''ehen, das ''u'' wird genau wie im Französischen (''guerre'', ''guichet'') nicht gesprochen<br />
|-<br />
| h<br />
| '''h'''arpa<br />
| Harfe<br />
| ∅<br />
| wird nicht ausgesprochen<br />
|-<br />
| j<br />
| '''j'''ogo<br />
| Spiel<br />
| ʒ<br />
| wie das ''j'' in '''J'''ournal oder das ''g'' in '''G'''enie<br />
|-<br />
| l<br />
| '''l'''ogo<br />
| bald<br />
| l<br />
| wie '''L'''amm<br />
|-<br />
| -l<br />
| Portuga'''l,''' Brasi'''l'''<br />
| Portugal, Brasilien<br />
| P.: ł<br />Br.: w<br />
| P.: dunkles ''l'' (wie das Kölner ''l'')<br />Br.: noch dunkleres ''l,'' wie ''u,'' englisches ''w'' oder das polnische ''ł''<br />
|-<br />
| lh<br />
| a'''lh'''o, fi'''lh'''o<br />
| Knoblauch, Sohn<br />
| ʎ<br />
| wie ein ''lj'' im Deutschen oder das ''gl'' im Italienischen (''fi'''gl'''io'')<br />
|-<br />
| m-<br />
| '''m'''apa<br />
| Landkarte<br />
| m<br />
| Wortbeginn/-inneres: wie im Deutschen<br />am Wortende: nasaliert den vorhergehenden Vokal<br />
|-<br />
| n-<br />
| '''n'''úmero<br />
| Zahl<br />
| n<br />
| Wortbeginn/-inneres: wie im Deutschen<br />am Wortende: nasaliert den vorhergehenden Vokal<br />
|-<br />
| nh<br />
| ni'''nh'''o<br />
| Nest<br />
| ɲ<br />
| wie ein ''nj'' im Deutschen bzw. das ''gn'' im Französischen (''Auba'''gn'''e'') oder Italienischen ''(lasagne)''<br />
|-<br />
| p<br />
| '''p'''arte<br />
| part<br />
| p<br />
| wie in '''P'''a'''p'''ier, aber unbehaucht<br />
|-<br />
| qua, quo<br />
| '''qu'''anto, '''qu'''otidiano<br />
| wie viel, täglich<br />
| kw<br />
| ein ''k'' und sehr dunkles ''u''<br />
|-<br />
| que, qui<br />
| a'''qu'''ele, a'''qu'''i<br />
| jener, hier<br />
| k<br />
| wie im Deutschen '''K'''atze<br />
|-<br />
| -r<br />
| ma'''r,''' Ma'''r'''ço<br />
| Meer, März<br />
| ɾ<br />
| manchmal leicht gerollt, oft [[Stimmhafter uvularer Vibrant|Zäpfchen-r]]<br />
|-<br />
| r<br />
| co'''r'''o, ca'''r'''o<br />
| Chor, teuer<br />
| r<br />
| i. d. R. leicht gerollt (einfacher Zungenschlag)<br />
|-<br />
| r, rr<br />
| '''r'''osa, ca'''rr'''o<br />
| Rose, Auto<br />
| P.:R<br />Br.:H<br />
| P.: Zäpfchen-r; regional auch länger gesprochenes, d.&nbsp;h. stärker gerolltes r als oben<br />Br.: ch (weicher Ach-Laut) oder [[Stimmhafter uvularer Vibrant|Zäpfchen-r]]<br />
|-<br />
| s, ss<br />
| '''s'''apo, a'''ss'''ado<br />
| Kröte, gegrillt<br />
| s<br />
| im Anlaut oder im Wortinnern wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| -s<br />
| galinha'''s,''' arco'''s'''<br />
| Hühner, Bögen<br />
| ʃ oder z<br />
| im Auslaut in Portugal, Rio de Janeiro und [[Belém (Pará)]] ʃ (wie das sch in '''Sch'''ule); in den übrigen Regionen Brasiliens meist z (wie das s in Wie'''s'''e); in einigen portugiesischen Dialekten ʒ (wie das j in '''J'''ournal)<br />
|-<br />
| s<br />
| ra'''s'''o<br />
| Gleichmäßigkeit<br />
| z<br />
| falls vor und nach dem ''s'' jeweils ein Vokal steht, wie in Deutschland das ''s'' in Wie'''s'''e, im Englischen ea'''s'''y<br />
|-<br />
| t<br />
| '''t'''osta<br />
| Toast<br />
| t<br />tʃ<br />
| wie auf Deutsch, aber nicht behaucht<br />im Brasilianischen vor einem ausgesprochenen ''-i-'' (wozu viele orthografische ''-e-''s gehören) extrem weich bzw. stimmhaft, fast wie tʃ, wobei die Stärke des nachfolgenden Zischlautes regional unterschiedlich ist; häufig wie die russische Verbalendung -ть gesprochen.<br />
|-<br />
| v<br />
| '''v'''ento, '''v'''elocidade<br />
| Wind, Geschwindigkeit<br />
| v<br />
| wie das ''w'' in '''w'''o<br />
|-<br />
| x<br />
| cai'''x'''a, '''X'''adrez, te'''x'''to<br />
| Kiste, Schach, Text<br />
| ʃ<br />
| stimmloses ''sch'' wie in '''Sch'''ule, aber schwächer als im Deutschen<br />
|-<br />
| x<br />
| pró'''x'''imo<br />
| nächster/s<br />
| s<br />
| im Wortinnern wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| z, exa, exe, exi, exo, exu<br />
| e'''x'''ame, nature'''z'''a<br />
| Prüfung, Natur<br />
| z<br />
| wie in Deutschland das ''s'' in Wie'''s'''e, Englisch '''z'''ero<br />
|}<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
=== Substantive ===<br />
'''Genus'''.<br />
In der Regel sind [[Substantiv]]e, die auf -o enden, männlich und Substantive, die auf -a enden, weiblich. Es gibt aber auch Ausnahmen (''o problema'', ''o motorista''). Das [[Genus|Geschlecht]] wird durch den vorangehenden Artikel angezeigt (männlich: ''o''; weiblich: ''a''). Daneben gibt es zahlreiche Substantive, die auf andere Vokale (''o estudante'' – der Student; ''o javali'' – das Wildschwein; ''o peru'' – der Truthahn), auf Diphthonge (''a impressão'' – der Eindruck; ''o chapéu'' – der Hut) oder auf Konsonanten enden (''o Brasil'' – Brasilien; ''a flor'' – die Blume).<br />
<br />
'''Numerus'''.<br />
Der Plural wird im Allgemeinen durch das Anhängen von -s an das Substantiv gebildet (o amigo – os amigos; a mesa – as mesas; o estudante – os estudantes). Bei Substantiven, die auf einen Konsonanten enden, ergeben sich Änderungen. Bei auslautendem -r, -z und -n wird im Plural -es angehängt. Manche Substantive, die auf -s enden und auf der vorletzten oder drittletzten Silbe betont sind, sind im Plural unveränderlich (o ônibus – os ônibus; o lápis – os lápis). Ein auslautendes -m vor dem Plural-S wird zu einem -n (o homem – os homens). Auslautendes -l wird im Plural zu -i- vokalisiert (o animal – os animais; o papel – os papéis; o farol – os faróis). Eine Besonderheit sind die Pluralformen der Substantive auf -ão. Je nach der Etymologie des Wortes bilden diese Substantive unterschiedliche Pluralformen (o irmão – os irmãos; o alemão – os alemães; a informação – as informações).<br />
<br />
'''Augmentativ / Diminutiv'''.<br />
Durch das Anhängen von Suffixen kann die Bedeutung eines Substantivs verändert werden. So lässt sich durch das [[Augmentativ]]suffix -ão eine Vergrößerungsform bilden: o nariz – o narigão (die Riesennase). Ähnlich verhält es sich mit der Verkleinerungsform ([[Diminutiv]]) durch das Suffix -inho/-inha: o nariz – o narizinho (das Näschen).<br />
<br />
=== Artikel ===<br />
'''Bestimmter Artikel'''.<br />
Der bestimmte Artikel des Portugiesischen entstand aus dem lateinischen Demonstrativpronomen ''ille'' (jener). Im Altportugiesischen sind die Formen ''el'' (als Relikt heute erhalten in der Anredeform für den König „El-Rei“), ''lo'', ''la'', ''los'' und ''las'' zu finden. Durch die phonetische Entwicklung fiel das anlautende l- weg, so dass die heutigen Formen entstanden. In manchen regionalen Wendungen hat sich die altportugiesische Form dennoch erhalten (mais + o → mai-lo).<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! Maskulinum!! Femininum<br />
|-<br />
| '''Singular''' || o || a<br />
|-<br />
| '''Plural''' || os || as<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der bestimmte Artikel dient im Portugiesischen dazu, Wörter zu bestimmen, wenn sie bereits bekannt sind oder eine neue Aussage über sie getroffen wird. Darüber hinaus kann der bestimmte Artikel Wörter substantivieren (''o saber'' – das Wissen). Wie in manchen deutschen [[Substandard]]varietäten wird im Portugiesischen vor dem Eigennamen praktisch immer der bestimmte Artikel verwendet: Eu sou ''o'' João. (Ich bin ''der'' Hans.) Auch vor Possessivpronomen ist der bestimmte Artikel häufig: O João é ''o'' meu amigo. (Hans ist mein Freund.)<br />
<br />
Ähnlich wie im Italienischen wird auch der portugiesische Artikel nach bestimmten Präpositionen (a / de / em / por) mit diesen verbunden. Die Verbindung der Präposition ''a'' mit dem weiblichen Artikel ''a'' wird durch einen [[Gravis (Typografie)|Gravis-Akzent]] angezeigt: ''à''. Dieses Phänomen heißt [[Krasis]] (port: crase).<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! m.sg.!! m.pl. !! f.sg. !! f.pl.<br />
|-<br />
| '''a (zu, in)''' || ao || aos || à || às<br />
|-<br />
| '''de (von)''' || do || dos || da || das<br />
|-<br />
| '''em (in)''' || no || nos || na || nas<br />
|-<br />
| '''por (durch)''' || pelo || pelos || pela || pelas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
'''Unbestimmter Artikel'''.<br />
Der unbestimmte Artikel entstand aus dem lateinischen [[Zahlwort]] ''unus, una, unum''. Er dient dazu, bisher unbekannte Substantive einzuführen und zu präsentieren. Er individualisiert und definiert Wörter, die zuvor noch nicht näher bestimmt wurden.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! Maskulinum !! Femininum<br />
|-<br />
| '''Singular''' || um || uma<br />
|-<br />
| '''Plural''' || uns || umas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der unbestimmte Artikel wird mit der Präposition ''em'', in Portugal selten auch mit der Präposition ''de'' zu einer so genannten [[Artikelpräposition]] verbunden.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! m.sg. !! m.pl. !! f.sg. !! f.pl.<br />
|-<br />
| '''de (von)''' || dum || duns || duma || dumas<br />
|-<br />
| '''em (in)''' || num || nuns || numa || numas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Adjektiv ===<br />
Das Adjektiv dient im Portugiesischen dazu, Substantive näher zu bestimmen. Es muss in Zahl und Geschlecht mit dem Substantiv übereinstimmen, auf das es sich bezieht.<br />
<br />
In der Regel werden die Adjektive im Portugiesischen dem Substantiv nachgestellt (Como uma maçã vermelha – Ich esse einen roten Apfel.) Einige Adjektive werden dem Substantiv aber auch vorangestellt. Dazu gehören die Superlativformen (o melhor amigo: der beste Freund). Manche Adjektive erhalten durch die Voranstellung eine kleine Sinnveränderung (um homem grande: ein großer Mann; um grande homem: ein großartiger Mann). Eine Voranstellung ist auch aus stilistischen Gründen möglich. Die Bedeutung des Substantivs erhält dadurch eine subjektive Komponente.<br />
<br />
Adjektive können gesteigert werden. In der Regel wird die erste Steigerungsstufe ([[Komparativ]]) durch Voranstellung des Steigerungswortes ''mais'' (mehr) oder ''menos'' (weniger) gebildet: O João é ''mais'' inteligente. A Carla é ''menos'' inteligente. Will man ausdrücken, im Vergleich womit etwas mehr oder weniger ist, verbindet man den Vergleich mit ''do que'' (als): O João é ''mais'' inteligente ''do que'' a Carla.<br />
<br />
Die zweite Steigerungsform ([[Superlativ]]) existiert in zwei Formen. Einmal als relativer Superlativ, bei dem ausgedrückt wird, im Vergleich womit etwas das Maximum ist: O João é ''o'' aluno ''mais'' estudioso da escola (João ist der fleißigste Schüler der Schule, also im Vergleich zu allen anderen Schülern.) Beim absoluten Superlativ wird nicht angegeben, was die Vergleichsgröße ist. Diese Form wird durch das Anhängen des Suffixes ''-íssimo/-íssima'' oder durch den [[Elativ]] mit ''muito'' (sehr) ausgedrückt: O João é inteligent''íssimo'' / ''muito'' inteligente (João ist sehr intelligent.)<br />
<br />
Einige häufig vorkommende Adjektivformen bilden unregelmäßige Steigerungsformen: bom – melhor – o melhor / ótimo; ruim – pior – o pior / péssimo; grande – maior – o maior / máximo; pequeno – menor – o menor / mínimo.<br />
<br />
=== Verben ===<br />
[[Verb]]en werden in drei Konjugationen eingeteilt, die man nach der Infinitivendung unterscheidet (entweder ''-ar,'' ''-er'' oder ''-ir''), wobei die meisten Verben zur ''-ar''-Gruppe gehören. Diese Verben folgen dann den gleichen Konjugationsregeln. Ähnlich wie im Deutschen gibt es den [[Imperativ (Modus)|Imperativ]] ''(o imperativo),'' den [[Indikativ (Modus)|Indikativ]] (''o ''indicativo'')'' und den [[Konjunktiv]] '' (''[[Subjuntivo (portugiesisch)|subjuntivo'' o ''conjuntivo'']]),'' wobei die Regeln strenger sind, wann der Konjunktiv zu verwenden ist, und die Verwendung mit dem Gebrauch des deutschen Konjunktivs nicht zu vergleichen ist, eher mit dem Gebrauch des spanischen ''[[Subjuntivo (spanisch)|subjuntivo]].''<br />
<br />
Eine weitere Besonderheit stellt der sogenannte ''persönliche [[Infinitiv]]'' ''(infinitivo pessoal)'' dar. Damit werden Infinitivformen bezeichnet, die eine Personalendung erhalten. Beispiel: Mostro-te para saber''es'' disso. (Ich zeige es dir, damit du davon weißt. – wörtlich: für du wissen(-st) davon).<ref>[http://www.scielo.br/pdf/alfa/v55n2/06.pdf Raquel Meister; Ko. Freitag: ''ASPECTO INERENTE E PASSADO IMPERFECTIVO NO PORTUGUÊS: ATUAÇÃO DOS PRINCÍPIOS DA PERSISTÊNCIA E DA MARCAÇÃO.'' Alfa, São Paulo, 55 (2): 477–500, 2011] (PDF)</ref><br />
<br />
=== Anrede ===<br />
Im Portugiesischen gibt es, wie in den meisten indoeuropäischen Sprachen, zwei Formen der Anrede, eine der Nähe ''(tu)'' und eine der Ferne ''(o senhor/a senhora)''. Die ursprüngliche Form der zweiten Person Plural ''(vós)'' hat heute bis auf einige Dialekte in Nordportugal sowie die im Gottesdienst verwendete biblisch geprägte [[Sakralsprache]] kaum noch Bedeutung. Daneben hat sich in Brasilien aus der höflichen Anrede ''vossa mercê'' (Euer Gnaden) die Kurzform ''você'' entwickelt, die mit der dritten Person Singular des Verbes verwendet wird. Diese Anrede ist in den meisten Regionen Brasiliens die normale Umgangsform im Alltag. So gesehen siezen sich Brasilianer praktisch immer (Beispiel: ''Você me dá seu livro?'' – Gibst du mir dein Buch? – eigentlich: Geben Sie mir Ihr Buch?) Interessant dabei ist, dass die ''você''-Form eine größere semantische Breite hat als die deutsche Du-Form. Das heißt, wo man auf Deutsch die Sie-Form verwenden würde, kann man in Brasilien durchaus auch die ''você''-Form verwenden. In Portugal wird diese Form als ''vertrautes Sie'' verwendet, etwa unter gleichrangingen Arbeitskollegen oder unter älteren Nachbarn. ''O senhor/a senhora'' ist auf sehr formelle Situationen beschränkt. In beiden Sprachvarianten hat die Pluralform ''vocês'' das alte ''vós'' komplett ersetzt.<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1:<br />
:{{lang|pt|Todos os seres humanos nascem livres e iguais em dignidade e em direitos. Dotados de razão e de consciência, devem agir uns para com os outros em espírito de fraternidade. }}<br />
: [[Datei:Universal Declaration of Human Rights - por - as - Art1.ogg]]<br />
: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
<br />
== Wortschatz ==<br />
Da Portugiesisch eine [[Romanische Sprachen|romanische Sprache]] ist, entstammen die meisten portugiesischen Wörter der lateinischen Sprache. Man kann jedoch auch Spuren anderer Sprachen, mit denen das Portugiesische Kontakt hatte, beobachten:<br />
<br />
=== vorrömische Lehnwörter ===<br />
Es gibt wenige Wörter aus der Zeit vor der römischen Herrschaft Hispaniens, die sich aus der Sprache der Urbevölkerung des heutigen Portugals ([[Lusitaner]], Konii, [[Iberer]]) oder aus der Sprache von Siedlern ([[Phönizier]], [[Karthago|Karthager]] oder [[Kelten]] beziehungsweise [[Keltiberer]]) bis in das moderne Portugiesisch erhalten haben. Bei vielen dieser Wörter fehlt jedoch der genaue wissenschaftliche Nachweis ihrer Herkunft ([[Etymologie]]). Gerade bei den [[Keltische Sprachen|Keltismen]] könnte es sich um Wörter handeln, die auf dem Umweg über das Lateinische ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
[[Iberische Sprache|Iberismen]]:<br />
* ''arroio'' ‚Strom, Bach‘<br />
* ''caçapo'' ‚junges Kaninchen‘<br />
* ''cama'' ‚Bett‘<br />
* ''manteiga'' ‚Butter‘<br />
* ''sovaco'' ‚Achsel(höhle)‘<br />
<br />
Keltismen:<br />
* ''bostar'' ‚Kuhweide‘ (aus keltiberisch ''boustom'' ‚Kuhstall‘; vgl. altgalicisch ''busto'' ‚Kuhbauernhof‘)<br />
* ''bugalho'' ‚Galle, Gallapfel‘<br />
* ''canga'' ‚Joch‘ (aus *''cambica'', gebildet zu ''cambos'' ‚krumm‘; vgl. [[Altirisch|air.]] ''camm'')<br />
* ''colmeia'' ‚Bienenstock‘ (aus *''colmos''; vgl. [[Leonesische Sprache|leonesisch]] ''cuelmo'' ‚Stroh, Halm‘, m[[Bretonische Sprache|bret.]] ''coloff'' ‚Stängel, Stiel‘)<br />
* ''garça'' ‚Reiher‘ (vgl. [[Bretonische Sprache|bret.]] ''kerc’heiz'')<br />
* ''lavego'' ‚Radpflug‘<br />
* ''sável'' ‚Alse‘ (aus ''samos'' ‚Sommer‘; vgl. span. ''sábalo'' ‚Alse‘, [[Katalanische Sprache|kat.]] ''saboga'' ‚ds.‘, air. ''sam'' ‚Sommer‘)<br />
* ''seara'' ‚gepflügter Acker‘ (vgl. altgalicisch ''senara'', span. ''serna''; air. ''sain'' ‚allein‘)<br />
<br />
Da praktisch alle dieser Wörter keltischen Ursprungs auch in anderen romanischen Sprachen belegt sind, liegt es nahe, dass sie schon von den Römern aus dem Keltischen entlehnt worden und dann als lateinische Wörter ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
[[Phönizische Sprache|Phönizismen]]:<br />
* ''malha'' ‚Masche, Netz‘<br />
* ''mapa'' ‚Karte‘<br />
* ''saco'' ‚Sack‘<br />
Auch hier gilt: Diese Wörter sind auch in anderen romanischen Sprachen belegt. Es liegt daher nahe, dass sie schon von den Römern aus dem Phönizischen (oder einer anderen Sprache) entlehnt worden und dann als lateinische Wörter ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
=== Erbwörter lateinischer Abstammung ===<br />
Portugiesisch ist ein Abkomme des [[Vulgärlatein]]s, welches mit dem [[Klassisches Latein|klassischen Latein]] zwar verwandt, jedoch nicht identisch ist. Die Transformation von lateinischen zu den heutigen portugiesischen Wörtern begann teils schon während des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]], bei anderen Wörtern begann dieser Prozess erst später. Die portugiesische Sprache wurde durch die lateinische immer wieder beeinflusst; so gelangten später auch Wörter aus der lateinischen Schriftsprache des [[Mittelalter]]s und der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]] ins Portugiesische. Diese so genannten ''[[Buchwort|Buchwörter]]'' haben sich gegenüber der lateinischen Form wenig verändert, während die Wörter, die aus dem gesprochenen Latein entstanden sind ''([[Erbwort|Erbwörter]])'', stark verändert wurden.<br />
<br />
Die Prozesse, durch die aus lateinischen Erbwörtern portugiesische Wörter wurden, sind im Einzelnen:<br />
* ''[[Nasalvokal#Portugisisch|Nasalierung]]:'' Ein Vokal vor [m] und [n] wird leicht zu einem nasalen Vokal, dies ist ein Phänomen, welches in vielen Sprachen existiert. Im Portugiesischen geschah dies zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert, im Unterschied zum Spanischen, wo diese Änderung der Vokalaussprache nie eintrat.<br />
** lateinisch {{Kapitälchen|luna}} wird zuerst zu altportugiesischem ''lũa'' [ˈlũ.a] dann zu neuportugiesischem ''lua'' [ˈlu.a] ‚Mond‘.<br />
* ''[[Palatalisierung]]:'' eine Anpassung vor den Vokalen [i] und [e], oder in der Nähe der Halbvokale oder des [[palatal]]en [j]:<br />
** {{Kapitälchen|centum}} > *''tʲento'' > altport. ''cento'' [t͡sẽnto] > ''cen'' [t͡sẽⁿ] > neuport. ''cem'' [sẽj̃] ‚Hundert‘<br />
** {{Kapitälchen|facere}} > *''fatʲere'' > *''fatˢer'' > altport. ''fazer'' [fa.ˈd͡zeɾ] > neuport. ''fazer'' ‚machen‘<br />
** eine ältere Evolution hatte: {{Kapitälchen|fortia}} → *''fortˢa'' > ''força'' [ˈfoɾ.sɐ] ‚Stärke, Kraft‘<br />
* ''Wegfall'' von lateralen oder nasalen Einzelkonsonanten zwischen Vokalen:<br />
** {{Kapitälchen|dolor}} > ''door'' [do.ˈoɾ] > ''dor'' ‚Schmerz‘<br />
** {{Kapitälchen|bonus}} > ''bõo'' [ˈbõ.o] > ''bom'' ‚gut‘<br />
** {{Kapitälchen|ānellus}} > *''ãelo'' > ''elo'' ‚Ring‘ (daneben ''anel'' [ɐ.ˈnɛɫ])<br />
* ''[[Lenisierung]]'' – Abschwächung der Konsonantenstärke zwischen Vokalen:<br />
** {{Kapitälchen|mūtus}} > ''mudo'' [ˈmu.ðu] ‚taub‘<br />
** {{Kapitälchen|lacus}} > ''lago'' [ˈla.ɡu] (Brazil) > [ˈla.ɣu] ‚See‘<br />
** {{Kapitälchen|faba}} > ''fava'' ‚dicke Bohne‘<br />
* ''[[Gemination (Sprache)|Geminatenvereinfachung]]'' – Vereinfachung von Doppelkonsonanten:<br />
** {{Kapitälchen|gutta}} > ''gota'' ‚Tropfen‘<br />
** {{Kapitälchen|peccare}} > ''pecar'' ‚sündigen‘<br />
* ''[[Dissimilation (Phonologie)|Dissimilation]]'' – Entähnlichung von zwei benachbarten ähnlich klingenden Lauten<br />
** Vokaldissimilation:<br />
*** {{Kapitälchen|locusta}} > ''lagosta'' ‚Languste‘<br />
*** {{Kapitälchen|campāna}} > ''campãa'' [kam.ˈpãa] > *[ˈkã.pɐ] > ''campa'' [ˈkɐ̃.pɐ] ‚Grab‘<br />
** Konsonantendissimilation:<br />
*** {{Kapitälchen|memorāre}} > ''nembrar'' > ''lembrar'' ‚erinnern‘<br />
*** {{Kapitälchen|anima}} > ''alma'' ‚Seele‘<br />
*** {{Kapitälchen|locālem}} > ''logar'' > ''lugar'' ‚Platz‘<br />
<br />
=== Germanismen ===<br />
* ''agarimar'' ‚kuscheln; im Bett zu verstauen‘<br />
* ''britar'' ‚brechen‘ (aus dem [[Sueben|Suebischen]] *''briutan''; vgl. altengl. ''brēotan'', mhd. ''briezen'')<br />
* ''ervanço'' ‚Kichererbse‘ (aus [[Gotische Sprache|got.]] *''arweits'' ‚Erbse‘)<br />
* ''fona'' ‚Funke‘ (aus dem Sueb.)<br />
* ''gaita'' ‚Dudelsack‘ (aus got. ''gaits'' ‚Ziege‘, vgl. dt. ''Bockpfeife'')<br />
* ''laverca'' ‚Lerche‘ (aus dem Sueb. *''laiwerka'')<br />
* ''loução'' ‚elegant‘ (veraltet „hochmütig“, aus got. ''flautjan'' ‚prahlen‘)<br />
* ''luva'' ‚Handschuh‘ (aus got. *''lōfa'')<br />
* ''trigar'' ‚schieben‘ (aus [[Gotische Sprache|got.]] ''þreihan'' ‚widersprechen‘)<br />
<br />
=== Arabismen ===<br />
Etwa tausend Wörter des Portugiesischen sind [[Arabische Sprache|arabische]] [[Lehnwort|Lehnwörter]]<ref>Volker Noll: {{Webarchiv | url=http://www.uni-muenster.de/Romanistik/dozenten/noll/al.pdf | wayback=20070102202847 | text=Der arabische Artikel ''al'' und das Iberoromanische}} (PDF-Datei; 210&nbsp;kB)</ref>, zum Beispiel:<br />
* ''alface'' 'Blattsalat' von ''al-khass''<br />
* ''almofada'' 'Kissen' von ''al-mukhadda''<br />
* ''armazém'' 'Lager' von ''al-mahazan''<br />
* ''azeite'' 'Olivenöl' von ''az-zait''<br />
* ''garrafa'' 'Flasche' von ''garrafâ''<br />
* ''javali'' ‚Wildschwein‘, aus *''ǧabalí'', zu altarab. ''ǧabalī'' (جبلي) ‚bergig‘<br />
<br />
=== Lehnwörter afrikanischen, asiatischen und indianischen Ursprungs ===<br />
Durch die Entdeckungen kam das Portugiesische in Kontakt mit lokalen afrikanischen, asiatischen und indianischen Sprachen, von denen die portugiesische Sprache viele Elemente aufgenommen und an andere europäische Sprachen weitergegeben hat. Besonders geografische Bezeichnungen in Afrika und Brasilien gehen auf die Sprachen der Einwohner dieser Regionen zurück.<br />
<br />
Asiatische Sprachen:<br />
* ''chá'' 'Tee', aus dem [[Chinesische Sprache|chinesischen]] ''cha''<br />
* ''jangada'' 'Floß', aus dem [[Malaiische Sprache|Malaiischen]]<br />
* ''manga'' 'Mango', aus malaiisch ''mangga''<br />
<br />
[[Indigene Völker Südamerikas|Indianische Wörter]]:<br />
* ''abacaxi'' '[[Ananas]]' aus der [[Tupi-Sprache]] ''ibá'' und ''cati''<br />
* ''caju'' '[[Kaschu#Cashew-„Nuss“|Kaschunuss]]' oder auch 'Cashew-Nuss'<br />
* ''jaguar'' '[[Jaguar]]' aus dem [[Tupi-Sprache|Tupi]]-[[Guaraní (Sprache)|Guaraní]] ''jaguara''<br />
* ''mandioca'' '[[Maniok]]'<br />
* ''pipoca'' '[[Popcorn]]'<br />
* ''tatu'' '[[Gürteltiere|Gürteltier]]' aus dem Guaraní ''tatu''<br />
* ''tucano'' '[[Tukane|Tukan]]' aus dem Guaraní ''tucan''<br />
<br />
Schwarz[[afrika]]:<br />
* ''banana'' '[[Bananen|Banane]]' aus dem [[Wolof (Sprache)|Wolof]]<br />
* ''farra'' 'Wilde Feier' aus dem [[Bantusprachen|Bantu]]<br />
* ''chimpanzé'' '[[Schimpanse]]' aus dem Bantu<br />
<br />
== Portugiesische Literatur ==<br />
{{Hauptartikel|Portugiesische Literatur}}<br />
<br />
In der frühen portugiesischen Literatur hatte die [[Poesie]] die höchste Bedeutung. Einer der berühmtesten Literaten Portugals ist [[Luís de Camões]] (* 1524; † 1580), der mit dem Epos ''[[Die Lusiaden]]'' eines der wichtigsten Werke geschaffen hat.<ref name="WDL">{{cite web |url = http://www.wdl.org/en/item/11198/ |title = The Lusiads |website = [[World Digital Library]] |date = 1800–1882 |accessdate = 2013-08-31 }}</ref> Seine Bedeutung wird nicht zuletzt dadurch illustriert, dass die portugiesische Entsprechung zum deutschen [[Goethe-Institut]] ''[[Instituto Camões]]'' heißt und Portugals [[Nationalfeiertag]] („Dia de Portugal“ – Tag von Portugal) auf den 10. Juni, den Todestag des [[Nationaldichter]]s gelegt wurde.<br />
<br />
Andere wichtige Autoren sind der Romancier [[José Maria Eça de Queiroz|Eça de Queirós]] (1845–1900), der Dichter [[Fernando Pessoa]] (1888–1935), der brasilianische Dichter und Romancier [[Machado de Assis]] (1839–1908), der brasilianische Romancier [[Jorge Amado]] (1912–2001), und der [[Nobelpreis für Literatur|Literaturnobelpreisträger]] [[José Saramago]] (1922–2010).<br />
<!-- Oben eingearbeitet<br />
<br />
== Geschichtliche Entwicklung ==<br />
Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts beschränkt sich das portugiesische [[Sprachgebiet]] auf die Region der historischen Landschaft [[Galicien]]. Im Süden grenzt es bis dahin an das romanische Sprachgebiet des [[Mozarabisch]]en an, das seit Beginn des 8. Jahrhunderts politisch gesehen zum Machtbereich der [[Araber]] gehört.<br />
<br />
Wie der Wortschatz des Galicischen umfaßt auch das Portugiesische eine Reihe [[Keltische Sprachen|keltischer]], [[Griechische Sprache|griechischer]] und [[Iberische Sprache|iberischer]] Elemente. Außerdem finden sich indirekte [[Germanische Sprachen|germanische]] Entlehnungen, die als Bestandteil der gewöhnlichen [[latein]]ischen Umgangssprache der römischen Legionäre auf die [[Iberische Halbinsel]] gelangen. Darüber hinaus existiert eine sehr geringe Anzahl an [[Lehnwort|Lehnwörtern]] [[Gotische Sprache|gotischer]] und [[Suebische Sprache|suebischer]] Herkunft.<br />
<br />
Als die [[Grafschaft]] [[Portugal]] im Jahr 1095 unabhängig wird (ab 1139 [[Königreich]]), dehnt sie ihren Machtbereich gemeinsam mit der spanischen [[Reconquista]]-Bewegung allmählich nach Süden hin aus. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts endet diese Ausdehnung an der Südgrenze des heutigen Portugals, wodurch der gesamte Westen der Iberischen Halbinsel zum galicisch-portugiesischen Sprachgebiet wird.<br />
<br />
Durch die Ausstrahlung der höfischen Kultur [[Südfrankreich]]s auf die galicische Dichtersprache im 12. und 13. Jahrhundert gelangen auch [[occitanisch]]e Lehnwörter in das Sprachgebiet ein. Im modernen Portugiesisch hat sich aber nur eine begrenzte Zahl dieser Wörter erhalten. Von größerer Bedeutung für die Ausprägung des Wortschatzes ist der [[Französische Sprache|französische]] Spracheinfluß, der nicht nur [[lexikalisch]], sondern auch [[phraseologisch]] nachweisbar ist.<br />
<br />
Während des [[15. Jahrhundert]]s erfolgt die Auflösung der galicisch-portugiesischen Spracheinheit und es setzt eine Sonderentwicklung der portugiesischen Mundarten ein. Diese bestehen aus Nord-, Mittel- und Südportugiesisch.<br />
<br />
Man unterscheidet außerdem in der portugiesischen Sprachgeschichte zwei Entwicklungsphasen: das Altportugiesische (12. bis Mitte 16. Jahrhundert) und das Neuportugiesische (seit Mitte 16. Jahrhundert).<br />
<br />
Wie das Spanische besitzt auch das Portugiesische eine Anzahl [[Italienische Sprache|italienischer]] Lehnwörter. Bei diesen handelt es sich fast ausschließlich um Kulturausdrücke aus den Bereichen [[Musik]], [[Theater]], [[Malerei]], etc.<br />
<br />
Spanische Lehnwörter erhält die Sprache aufgrund der [[Personalunion]] zwischen Portugal und Spanien von 1580 bis 1640. In dieser Zeit bestehen enge literarische und kulturpolitische Beziehungen zwischen den beiden Ländern.<br />
<br />
== Aussprache des brasilianischen Portugiesisch ==<br />
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers:<br />
http://www.kapoeira.gmxhome.de/aussprache.html<br />
<br />
Hier ein paar Hinweise zur Aussprache des brasilianischen Portugiesisch,<br />
wie es etwa in Rio de Janeiro gesprochen wird:<br />
{| border="1"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Position<br />
!Aussprache<br />
!Beispiel<br />
!Aussprache<br />
!Übersetzung<br />
|-<br />
|s, z || am Ende || [sch] || três || [treisch] || drei<br />
|-<br />
|o || am Ende || [u] || quatro || [quatru] || vier<br />
|-<br />
|de,te || am Ende || [dschi] || de frente || [dschi frentschi] || von vorne<br />
|-<br />
|l || am Ende || [u] || Brasil || [brasiu] || Brasilien<br />
|-<br />
|r || am Anfang || [h] || rio || [hiu] || Fluß<br />
|-<br />
|rr || immer || [h] || carro || [caho] || Auto<br />
|-<br />
|j || immer || [sch]stimmh. || jogar || [schugá] || spielen<br />
|-<br />
|ch || immer || [sch] || chocolate || [schokoladschi] || Schokolade<br />
|-<br />
|e || am Ende || [i] || ele || [eli] || er<br />
|-<br />
|ei || immer || [e-i] || meia lua || [me-ia lua] || Halbmond<br />
|-<br />
|um, un || immer || [ung] || um || [ung] || eins<br />
|-<br />
|lh || immer || [lj] || filho || [filju] || Sohn<br />
|-<br />
|nh || immer || [nj] || tenho || [tenju] || ich habe<br />
|-<br />
|g || vor e und i || [sch]stimmh. || genial || [scheniau] || genial<br />
|-<br />
|h || immer || [-] || hora || [ora] || Stunde<br />
|-<br />
|qu || vor e und i || [k] || quem || [keng] || wer<br />
|-<br />
|qu || vor a || [kw] || quando || [kwandu] || wenn<br />
|-<br />
|z || Wortanfang/-Mitte || [s]stimmh. || beleza || [belesa] || Schönheit<br />
|-<br />
|ão || immer || [aung] || alemão || [alemaung] || Deutsch/Deutscher<br />
|-<br />
|õe || immer || [oing] || limões || [limoingsch] || Limonen<br />
|-<br />
|ãe || immer || [aing] || pães || [paingsch] || Brote<br />
|-<br />
|}<br />
--><br />
<br />
== Sprachregulierung ==<br />
Die portugiesische Sprache wird reguliert durch<br />
* das [[Internationales Portugiesisches Sprachinstitut|Internationale Portugiesische Sprachinstitut]]<br />
* die [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]] (CPLP)<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Vergleich von Spanisch und Portugiesisch]]<br />
* [[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Aurélio Buarque de Holanda Ferreira: ''Novo Dicionário Aurélio da Língua Portuguesa.'' Positivo, Curitiba 2004, ISBN 85-7472-414-9.<br />
* Emma Eberlein O.&nbsp;F. Lima, Lutz Rohrmann, Tokiko Ishihara: ''Avenida Brasil.'' EPU, São Paulo 1992, ISBN 85-12-54700-6 (Einführung in das brasilianische Portugiesisch).<br />
* Emma Eberlein O.&nbsp;F. Lima, Samira A. Iunes, Marina R. Leite: ''Diálogo Brasil.'' EPU, São Paulo 2002, ISBN 85-12-54220-9 (Intensivkurs).<br />
* A. Endruschat, J. Schmidt-Radefeldt: ''Einführung in die portugiesische Sprachwissenschaft.'' 2. Auflage. Narr, Tübingen 2008, ISBN 978-3-8233-6177-0.<br />
* Erhard Engler: ''Lehrbuch des brasilianischen Portugiesisch.'' 6. Auflage. Langenscheidt, Leipzig 2002, ISBN 3-324-00516-7.<br />
* Celso Ferreira da Cunha, Luís F. Lindley Cintra: ''Nova gramática do português contemporâneo.'' 18. Auflage. Edições João Sá da Costa, Lissabon 2005, ISBN 972-9230-00-5.<br />
* [[Günter Holtus]], [[Michael Metzeltin]], [[Christian Schmitt (Romanist)|Christian Schmitt]] (Hrsg.): ''[[Lexikon der Romanistischen Linguistik]].'' 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005; Band VI,2: ''Galegisch/Portugiesisch.'' 1994.<br />
* António Houaiss: ''Dicionário Houaiss da Língua Portuguesa.'' Temas & Debates, Lissabon 2003, ISBN 972-759-664-9 (portugiesische Ausgabe).<br />
* Maria Teresa Hundertmark-Santos Martins: ''Portugiesische Grammatik.'' Niemeyer, Tübingen 1998, ISBN 3-484-50183-9 (Gesamtdarstellung der grammatischen Phänomene der portugiesischen Sprache, allerdings weitgehend ohne Berücksichtigung des brasilianischen Portugiesisch).<br />
* Joaquim Peito: ''Está bem! Intensivkurs Portugiesisch.'' Schmetterling, Stuttgart 2006.<br />
* Matthias Perl et al.: ''Portugiesisch und Crioulo in Afrika. Geschichte – Grammatik – Lexik – Sprachentwicklung.'' Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1994.<br />
* Vera Cristina Rodrigues: ''Dicionário Houaiss da Língua Portuguesa.'' Objetiva, Rio de Janeiro 2003, ISBN 85-7302-488-7 (das größte Wörterbuch, einsprachig, mit portugiesischer und brasilianischer Rechtschreibung vor [[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|AO90]]).<br />
* Helmut Rostock: ''Lehrbuch der portugiesischen Sprache.'' 5. Auflage. Buske, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87548-436-6.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Portugiesisch}}<br />
{{Wiktionary|Kategorie:Portugiesisch}}<br />
{{Wikibooks|Portugiesisch}}<br />
{{Commonscat|Portuguese language|Portugiesische Sprache}}<br />
{{Commons|Portuguese pronunciation|Portugiesische Aussprache}}<br />
{{Wikisource|Wörterbücher#Portugiesisch|Portugiesische Wörterbücher}}<br />
* [http://www.cplp.org/ Comunidade dos Países de Lingua Portuguesa]<br />
* [http://www.lusitanistik.de/G_RTNER/g_rtner.htm Deutsche Lusitanistik-Webseite]<br />
* [http://www.internetpolyglot.com/german/lessons-pt-de Portugiesisches Vokabeltraining]<br />
* [http://www.verben.info/portugiesische-verben/portugiesische-verben.htm Portugiesische Verben online üben]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Schwesterprojekte<br />
|code=pt<br />
|text=portugiesischer Sprache<br />
|Navigationsleiste Sprachen in Osttimor<br />
}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4120316-1}}<br />
<br />
[[Kategorie:Portugiesische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]<br />
[[Kategorie:Offizielle Sprache in Osttimor]]<br />
[[Kategorie:Romanische Sprachen]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Portugiesische_Sprache&diff=156330612Portugiesische Sprache2016-07-21T07:01:17Z<p>Fobos92: /* Dialekte */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Portugiesisch ''(português)''<br />
|Länder= [[Portugal]], [[Brasilien]], in Ländern Afrikas wie Angola, Mosambik, [[Namibia]] oder [[Südafrika]], in [[Indien]], [[Luxemburg]] und in jeder grenzwärtigen Region zu portugiesischsprachigen Ländern<br />
|Sprecher= 240 Mio. [[Muttersprache|Muttersprachler]],<br />30 Mio. [[Zweitsprache|Zweitsprachler]] (geschätzt)<br />
|Klassifikation=* [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Italische Sprachen]]<br />
*:: [[Romanische Sprachen]]<br />
*::: [[Iberoromanische Sprachen]]<br />
*:::: [[Galicisch-portugiesische Sprache]]<br />
|KSprache=Portugiesisch<br />
|Amtssprache='''''[[Europa]]:'''''<br />{{POR}}<br />'''[[Afrika]]:'''<br />{{AGO}}<br />{{GNQ}}<br />{{GNB}}<br />{{CPV}}<br />{{MOZ}}<br />{{STP}}<br />'''[[Südamerika]]:'''<br />{{BRA}}<br />'''[[Asien]]:'''<br />{{MAC}} ''(zu [[Volksrepublik China]])''<br />{{TLS}}<hr />{{AU}}<br />{{EU}}<br />{{OAS}}<br />{{Mercosur|Mercosur|Mercosul}}<br />{{UNASUR}}<br />{{CPLP}}<br />[[Lateinische Union]]<br />
|ISO1=pt<br />
|ISO2=por<br />
|ISO3= por<br />
}}<br />
Die '''portugiesische Sprache''' (portugiesisch {{lang|pt|''português''}}) ist eine Sprache aus dem [[Romanische Sprachen|romanischen Zweig]] der [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachfamilie]] und bildet mit dem [[Spanische Sprache|Spanischen]], [[Katalanische Sprache|Katalanischen]] und weiteren Sprachen der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] die engere Einheit des [[Iberoromanische Sprache|Iberoromanischen]]. Zusammen mit dem [[Galicische Sprache|Galicischen]] in Nordwest-Spanien geht sie auf eine gemeinsame Ursprungssprache zurück, das [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesische]], das sich zwischen [[Spätantike]] und [[Frühmittelalter]] entwickelte. Nach der Herausbildung der Staatlichkeit [[Portugal]]s entwickelten sich daraus die beiden heutigen Sprachen. Heute gilt Portugiesisch als [[Weltsprache]].<br />
<br />
Es wird von über 240 Millionen [[Muttersprache|Muttersprachlern]] gesprochen; einschließlich der Zweitsprachler beläuft sich die Zahl der Sprecher auf etwa 270 Millionen.<br />
<br />
Die portugiesische Sprache verbreitete sich weltweit im 15. und 16. Jahrhundert, als Portugal sein [[Portugiesische Kolonialgeschichte|Kolonialreich]] aufbaute, das in Teilen bis in das Jahr 1975 überdauerte und Gebiete in [[Brasilien]], Afrika und an den Küsten Asiens umfasste. Als letztes ging [[Macau]] aus portugiesischem Besitz an China über. Daraus ergab sich, dass Portugiesisch heute die Amtssprache mehrerer unabhängiger Staaten ist und darüber hinaus von vielen Menschen als Minderheiten- oder [[Zweitsprache]] gesprochen wird. Neben dem eigentlichen Portugiesischen gibt es etwa zwanzig [[Kreolsprache]]n auf überwiegend portugiesischer Basis. Durch die [[Auswanderung]] aus Portugal ist Portugiesisch in den letzten Jahrzehnten in mehreren Staaten [[Westeuropa]]s und in [[Nordamerika]] zu einer wichtigen Minderheitensprache geworden.<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
{| cellpadding="2" cellspacing="2" border="0" class="centered toptextcells"<br />
|-<br />
| [[Datei:Map of the portuguese language in the world.png|500px|Verbreitung der portugiesischen Sprache]]<br />
|-<br />
|style="text-align:center"| ''Die portugiesischsprachige oder lusophone Welt''<br />
|}<br />
<br />
Portugiesisch ist alleinige [[Amtssprache]] in [[Angola]], [[Brasilien]], [[Mosambik]], [[Portugal]] und [[São Tomé und Príncipe]]. Zusammen mit anderen Sprachen ist Portugiesisch Amtssprache in [[Osttimor]] (zusammen mit [[Tetum (Sprache)|Tetum]]), [[Macau]] (zusammen mit [[Chinesische Sprache|Chinesisch]]) und [[Äquatorialguinea]] (zusammen mit [[Französische Sprache|Französisch]] und [[Spanische Sprache|Spanisch]]). Auf [[Kap Verde]] und in [[Guinea-Bissau]] ist es zwar alleinige Amtssprache, jedoch nicht die wichtigste Sprache. Eine wichtige Sprache, aber keine Amtssprache ist Portugiesisch in [[Andorra]], [[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburg]] (aufgrund der Zuwanderung von portugiesischen Arbeitskräften von etwa zehn Prozent der Bevölkerung gesprochen), [[Namibia]] und [[Südafrika]].<br />
<br />
=== Amerika ===<br />
Mit über 190 Millionen Sprechern in Brasilien ist Portugiesisch die am weitesten verbreitete Sprache in [[Südamerika]]. Aber auch in den spanischsprachigen Ländern Südamerikas erfreut sich Portugiesisch wachsender Bedeutung. Wegen des großen Einflusses Brasiliens wird Portugiesisch in einigen der restlichen südamerikanischen Staaten unterrichtet, besonders in [[Argentinien]] und den anderen [[Mercosur]] (Mercosul)-Mitgliedsstaaten. Im Grenzgebiet von Brasilien zu [[Argentinien]], [[Bolivien]], [[Paraguay]] ([[Brasiguayos]]) und [[Uruguay]] gibt es Menschen, für die Portugiesisch Muttersprache ist (in Paraguay leben 122.520 Portugiesisch-Muttersprachler gemäß der 2002 durchgeführten Volkszählung). Unter den Menschen, die im Grenzgebiet leben, aber der jeweils anderen Sprache nicht mächtig sind, hat sich teilweise eine [[Mischsprache]] aus Portugiesisch und Spanisch namens [[Portuñol|Portunhol]] herausgebildet. Darüber hinaus ist Portugiesisch eine wichtige Minderheitensprache in [[Guyana]] und [[Venezuela]].<br />
<br />
In Nordamerika und der Karibik gibt es große portugiesischsprachige Kolonien in [[Antigua und Barbuda]], [[Bermuda]], [[Kanada]], [[Jamaika]] und den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], wobei sich die Mehrzahl aus Einwanderern beziehungsweise Gastarbeitern aus Brasilien oder Portugal zusammensetzt. In Mittelamerika ist die portugiesische Sprache dagegen nur von geringer Bedeutung.<br />
<br />
=== Europa ===<br />
In Europa wird Portugiesisch vor allem von den 10,6 Millionen Einwohnern Portugals gesprochen. In [[Westeuropa]] hat sich die Sprache vor allem durch Einwanderung aus Portugal in den letzten Jahrzehnten verbreitet und wird von mehr als zehn Prozent der Bevölkerung [[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburgs]] und [[Andorra]]s gesprochen. Daneben gibt es einen nennenswerten Anteil portugiesischsprachiger Bevölkerung in [[Belgien]], [[Frankreich]], [[Deutschland]], auf [[Jersey]] und in der [[Schweiz]]. In [[Spanien]] wird Portugiesisch im [[Vale do Xalima]] gesprochen, wo es als ''A fala'' bezeichnet wird. Im heute spanischen [[Olivenza|Olivença]] wurde bis in die 1940er Jahre ein portugiesischer Dialekt gesprochen. Das mit Portugiesisch sehr eng verwandte [[Galicische Sprache|Galicisch]] wird im nordwestspanischen [[Galicien]] gesprochen.<br />
<br />
Galicisch und Portugiesisch haben dieselben Wurzeln und waren bis zum [[Mittelalter]] eine einzige Sprache, die man heute als [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesisch]] bezeichnet. Diese Sprache wurde sogar in Spanien ([[Kastilien]]) im poetischen Schaffen verwendet. Auch heute werden von vielen Linguisten Galicisch und Portugiesisch als eine Einheit gesehen. Aus [[Soziolinguistik|soziolinguistischen]] Gründen werden die beiden Sprachen jedoch häufig getrennt gesehen. In Galicien haben sich zwei Standards der Schriftsprache gebildet, wobei sich derjenige, der von der Galicischen Autonomen Regierung gestützt wird, mehr am Spanischen (Kastilischen) anlehnt, während sich in gewissen politischen und universitären Kreisen ein Standard etabliert hat, der sehr nah am Portugiesischen liegt. Der einzige galicische Abgeordnete im [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]], [[Camilo Nogueira]], spricht nach eigenen Angaben Portugiesisch.<br />
<br />
=== Afrika ===<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Portugiesisch ist eine wichtige Sprache im Afrika südlich der [[Sahara]]. [[Angola]] und [[Mosambik]] sind zusammen mit [[São Tomé und Príncipe]], [[Kap Verde]], [[Äquatorialguinea]] und [[Guinea-Bissau]] als [[PALOP]] ''(Paises Africanos de Língua Oficial Portuguesa)'' bekannt und organisiert; sie vertreten etwa 22 Millionen Sprecher des Portugiesischen (großzügige Schätzungen gehen dabei von neun Millionen Muttersprachlern aus, der Rest ist zweisprachig). Paradoxerweise ist der Gebrauch der portugiesischen Sprache nach der Unabhängigkeit der früheren Kolonien von Portugal gewachsen. Die Regierungen der jungen Staaten sahen die portugiesische Sprache als Instrument zur Entwicklung des Landes und einer nationalen Einheit.<br />
<br />
In Afrika ist Portugiesisch eine wichtige Minderheitensprache in der [[Demokratische Republik Kongo|Demokratischen Republik Kongo]], [[Malawi]], [[Namibia]], [[Südafrika]] (mehr als eine Million Sprecher), [[Sambia]] und [[Simbabwe]].<br />
<br />
In anderen Teilen Afrikas gibt es [[Portugiesisches Kreolisch|portugiesische Kreolsprachen]]. Im Süden [[Senegal]]s, in [[Casamance]], gibt es eine Gemeinschaft, die sprachlich und kulturell mit [[Guinea-Bissau]] verwandt ist und wo Portugiesisch gelernt wird. Auf der Insel [[Annobón]] ([[Äquatorialguinea]]) gibt es eine weitere Kreolsprache, die mit jener von [[São Tomé und Príncipe]] eng verwandt ist.<br />
<br />
In [[Angola]] wurde Portugiesisch schnell zu einer Nationalsprache statt ''nur'' einer Verkehrssprache. Dies gilt insbesondere für die Hauptstadt [[Luanda]]. Gemäß der offiziellen Volkszählung von 1983 war Portugiesisch damals die Muttersprache von 75 % der Bevölkerung Luandas von etwa 2,5 Millionen (mindestens 300.000 davon sprachen es dazu als einzige Sprache), und 99 % davon konnten sich auf Portugiesisch verständigen, wenn auch mit unterschiedlicher Sprachkompetenz. Dieses Ergebnis ist kaum erstaunlich, denn bereits für die siebziger Jahre gab eine 1979 in den Slumgebieten Luandas geführte Umfrage an, dass alle afrikanischen Kinder von sechs bis zwölf Jahren Portugiesisch sprachen, aber nur 47 % eine afrikanische Sprache. Heute sprechen vor allem in Luanda junge Angolaner neben dem Portugiesischen nur noch selten eine afrikanische Sprache. Landesweit benutzen etwa 60 % der Bevölkerung, die laut Volkszählung von 2014 auf etwa 24 Millionen geschätzt wird,<ref>Rede Angola: [http://www.redeangola.info/somos-243-milhoes/ Somos 24,3 milhões]</ref> Portugiesisch als [[Umgangssprache]]. Die Fernsehstationen aus Portugal und Brasilien, die man in Angola empfangen kann und die sehr populär sind, tragen dazu ihren Anteil bei.<br />
<br />
Das [[Angolanisches Portugiesisch|angolanische Portugiesisch]] beeinflusste auch das heute in Portugal gesprochene Portugiesisch, da die ''[[Retornados]],'' (portugiesische Rückkehrer nach der Unabhängigkeit Angolas) und angolanische Zuwanderer Wörter mitbrachten, die sich vor allem in der jungen Stadtbevölkerung verbreiteten. Dazu gehören ''iá'' ''(ja)'', ''bué'' ''(viele)'' oder ''bazar'' ''(weggehen)''.<br />
<br />
[[Mosambik]] gehört zu den Ländern, in denen Portugiesisch [[Amtssprache]] ist, es wird aber größtenteils nur als Zweitsprache gesprochen. In den Städten ist es aber die am meisten verbreitete Sprache. Gemäß der Volkszählung von 1997 sprechen etwa 40 % der Gesamtbevölkerung Portugiesisch, jedoch etwa 72 % der Stadtbevölkerung. Andererseits bezeichnen nur 6,5 % (bzw. 17 % in den Städten und 2 % in den ländlichen Gebieten) Portugiesisch als ihre Muttersprache. Die mosambikanischen Schriftsteller verwenden alle ein Portugiesisch, das sich an die mosambikanische Kultur angepasst hat.<br />
<br />
Auf [[Kap Verde]] und in [[Guinea-Bissau]] sind die wichtigsten Sprachen portugiesische Kreolsprachen, die als [[Crioulo]]s bezeichnet werden, wohingegen der Gebrauch der portugiesischen Sprache als Umgangssprache im Abnehmen begriffen ist. Die meisten Kapverdier können aber auch Standard-Portugiesisch sprechen, das in formellen Situationen verwendet wird. Schulbildung und Fernsehen aus Portugal und Brasilien tragen andererseits zur Entkreolisierung bei. In Guinea-Bissau ist die Lage etwas anders, weil nur etwa 60 % der Bevölkerung Kreolisch sprechen, und gar nur 10,4 % davon beherrschen Standard-Portugiesisch (gemäß der Volkszählung von 1992).<br />
<br />
In [[São Tomé und Príncipe]] spricht die Bevölkerung eine Art archaisches Portugiesisch, das viele Ähnlichkeiten mit [[Brasilianisches Portugiesisch|brasilianischem Portugiesisch]] aufweist. Die Elite des Landes verwendet jedoch eher die europäische Version, ähnlich wie in den anderen [[PALOP]]-Ländern. Neben dem eigentlichen Portugiesisch gibt es noch drei Kreolsprachen. Kinder lernen in der Regel Portugiesisch als Muttersprache und eignen sich das [[Forro (Sprache)|Forro]] genannte Kreolisch erst später an. Der tägliche Gebrauch der portugiesischen Sprache auch als Umgangssprache ist im Wachsen begriffen, und fast die gesamte Bevölkerung beherrscht diese Sprache.<br />
<br />
=== Asien ===<br />
Portugiesisch wird in [[Osttimor]], in den indischen Staaten [[Goa]] und [[Daman und Diu]] sowie in [[Macau]] ([[Volksrepublik China]]) gesprochen. In Goa wird Portugiesisch als ''Sprache der Großeltern'' bezeichnet, weil es nicht mehr in der Schule unterrichtet wird, keinen offiziellen Status hat und deshalb von immer weniger Menschen gesprochen wird. In Macau wird Portugiesisch nur von der kleinen portugiesischen Bevölkerung gesprochen, die nach der Übergabe der früheren Kolonie an China dort geblieben ist. Es gibt dort nur eine einzige Schule, in der auf Portugiesisch unterrichtet wird. Trotzdem bleibt Portugiesisch vorerst eine offizielle Sprache neben [[Chinesische Sprache|Chinesisch]].<br />
<br />
Es gibt in Asien mehrere portugiesische Kreolsprachen. In der malaiischen Stadt [[Malakka]] gibt es eine Kreolsprache namens ''Cristão'' oder ''[[Papiá Kristang]],'' andere aktive Kreolsprachen findet man in [[Indien]], [[Sri Lanka]] und auf [[Flores (Indonesien)|Flores]]. In Japan gibt es etwa 250.000 Personen, die als ''[[dekasegui]]'' bezeichnet werden; das sind Brasilianer japanischer Abstammung, die wieder nach Japan zurückgekehrt sind, deren Muttersprache jedoch Portugiesisch ist.<br />
<br />
In Osttimor ist die am weitesten verbreitete Sprache [[Tetum (Sprache)|Tetum]], eine [[Austronesische Sprachen|austronesische]] Sprache, die jedoch von der portugiesischen Sprache stark beeinflusst wurde. Am Ende der portugiesischen Kolonialzeit konnten durch eine rudimentäre Schulausbildung viele Timoresen zumindest in Grundlagen Portugiesisch sprechen.<ref name="Hajek">John Hajek: {{Webarchiv | url=http://www.linguistica.unifi.it/upload/sub/QDLF/QDLF10/QDLF10_2000hajek.pdf | wayback=20131228032140 | text=Towards a Language History of East Timor}}in: Quaderni del Dipartimento di Linguistica – Università di Firenze 10 (2000): S. 213–227</ref> Die Wiedereinführung des Portugiesischen als Nationalsprache nach der indonesischen Besatzung (1975–1999) stieß aber bei der jüngeren Bevölkerung, die durch das indonesische Bildungssystem gegangen ist und Portugiesisch nicht beherrscht, auf Missfallen. Überwiegend spricht die ältere Generation Portugiesisch, doch der Anteil steigt, da die Sprache der jüngeren Generation und interessierten Erwachsenen unterrichtlich vermittelt wird. Osttimor hat die anderen [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder|CPLP]]-Staaten um Hilfe bei der Einführung des Portugiesischen als Amtssprache gebeten. Osttimor versucht, mit Hilfe der portugiesischen Sprache Anschluss an die internationale Gemeinschaft zu finden und sich von [[Indonesien]] abzugrenzen. [[Xanana Gusmão]], der erste [[Präsident (Osttimor)|Präsident Osttimors]] seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit, hoffte, dass innerhalb von zehn Jahren Portugiesisch in Osttimor weit verbreitet sein würde. 2010 ergab die Volkszählung, dass 595 Osttimoresen Portugiesisch als Muttersprache haben, 25,2 % der Bevölkerung können Portugiesisch sprechen, lesen und schreiben, 21 % nur lesen und vier Prozent nur sprechen.<ref name="Census2010-2">{{Webarchiv | url=http://dne.mof.gov.tl/published/2010%20and%202011%20Publications/Pub%202%20English%20web/Publication%202%20FINAL%20%20English%20Fina_Website.pdf | wayback=20130928190624 | text=Direcção Nacional de Estatística: Population Distribution by Administrative Areas, Band 2 english}} (Zensus 2010; PDF; 22,6&nbsp;MB)</ref> Es gibt Stimmen, die in der Einführung von Portugiesisch als Amtssprache durch die alten [[Bildungselite]]n einen Fehler sehen. So werden die meisten Universitätslehrgänge immer noch in [[Bahasa Indonesia]] gehalten. Englisch hat immer größere Bedeutung durch die Nähe zu Australien und durch die internationalen Friedenstruppen, die bis 2013 im Land waren. Portugiesisch wird erst nach und nach in der Schule den Kindern beigebracht und als Unterrichtssprache neben Tetum verwendet. Unter anderem liegt das am Mangel an portugiesischsprechenden Lehrern. Die portugiesische Kreolsprache Osttimors ''Português de Bidau'' starb in den 1960er Jahren aus. Die Sprecher verwendeten immer öfter das Standard-Portugiesisch. ''Bidau'' wurde nahezu nur im Stadtteil [[Bidau]] im Osten der Hauptstadt [[Dili]] von der Volksgruppe der [[Topasse#Timor|Bidau]] gesprochen, [[Mestizen]] mit Wurzeln auf der Insel Flores.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.asianlang.mq.edu.au/INL/langs.html | wayback=20070310210229 | text=The languages of East Timor}}</ref> Kreolisches Portugiesisch aus Macau wurde während der stärksten Einwanderungsphase im 19. Jahrhundert auch auf Timor gesprochen, verschwand aber schnell.<ref name="Hajek" /><br />
<br />
=== Offizieller Status ===<br />
Die [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]] CPLP ist eine internationale Organisation von acht unabhängigen Staaten, deren Amtssprache Portugiesisch ist. Portugiesisch ist auch offizielle Sprache der [[Europäische Union|Europäischen Union]], des [[Mercosul]], der [[Afrikanische Union|Afrikanischen Union]] und einiger anderer Organisationen.<br />
<br />
Portugiesisch ist Amtssprache in:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
!Land<br />
!Muttersprachler<br />
!Gesamtverbreitung<br />
!Bevölkerung<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
|<br />
|<br />
|(inkl. Zweitsprachler)<br />
|(Juli 2003)<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Afrika]]<br />
|-<br />
|[[Angola]]<br />
|60 %<br />
|''k.A.''<br />
|style="text-align:right;"| 24.300.000<br />
|lt. vorläufige Ergebnisse Volkszählung 2014<ref>Rede Angola: [http://www.redeangola.info/somos-243-milhoes redeangola.info]</ref><br />
|-<br />
|[[Kap Verde]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|80 %<br />
|style="text-align:right;"| 412.137<br />
|<br />
|-<br />
|[[Guinea-Bissau]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|14 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.360.827<br />
|<br />
|-<br />
|[[Mosambik]]<br />
|12 %<br />
|50 %<br />
|style="text-align:right;"| 17.479.266<br />
|lt. Volkszählung 2007<br />
|-<br />
|[[São Tomé und Príncipe]]<br />
|50 %<br />
|95 %<br />
|style="text-align:right;"| 175.883<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>keine Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Namibia]]<br />
|unter 1 %<br />
|unter 1 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.927.447<br />
|<br />
|-<br />
|[[Südafrika]]<br />
|1 %<br />
|1 %<br />
|style="text-align:right;"| 42.768.678<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Asien]]<br />
|-<br />
|[[Osttimor]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|18,6 %<br />
|style="text-align:right;"| 947.400<br />
|<br />
|-<br />
|[[Macau]] ([[Volksrepublik China|China]])<br />
|2 %<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|style="text-align:right;"| 469.903<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>nicht Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Daman]] ([[Indien]])<br />
|10 %<br />
|10 %<br />
|style="text-align:right;"| 114.000<br />
|<br />
|-<br />
|[[Goa]] ([[Indien]])<br />
|3–5 %<br />
|5 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.453.000<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Europa]]<br />
|-<br />
|[[Portugal]]<br />
|99 %<br />
|100 %<br />
|style="text-align:right;"| 10.102.022<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>keine Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Andorra]]<br />
|11 %<br />
|11 %<br />
|style="text-align:right;"| 69.150<br />
|<br />
|-<br />
|[[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburg]]<br />
|14 %<br />
|14 %<br />
|style="text-align:right;"| 454.157<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Südamerika]]<br />
|-<br />
|[[Brasilien]]<br />
|98–99 %<br />
|100 %<br />
|style="text-align:right;"| 182.032.604<br />
|<br />
|}<br />
<br />
== Geschichtliche Entwicklung ==<br />
Die portugiesische Sprache entwickelte sich im Westen der [[Iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]] aus einer Form der gesprochenen [[Latein|lateinischen Sprache]] ([[Vulgärlatein]]), die von [[Römisches Reich|römischen]] Soldaten und Siedlern seit dem 3. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. auf die Halbinsel gebracht worden war. Nach dem Zusammenbruch des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]] begann sich das [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesische]] unter Einfluss der vorrömischen [[Substrat (Linguistik)|Substrate]] und der späteren [[Superstrat (Linguistik)|Superstrate]] getrennt von den übrigen [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] zu entwickeln. Ab dem 11. Jahrhundert sind schriftliche Dokumente überliefert, die auf Portugiesisch abgefasst wurden. Bis zum 15. Jahrhundert hatte sich die portugiesische Sprache zu einer reifen Sprache mit einer reichen Literatur entwickelt.<br />
<br />
=== Römische Kolonisierung ===<br />
Ab dem Jahre 154 v.&nbsp;Chr. eroberten die Römer den Westen der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] mit dem heutigen Portugal und [[Galicien]], woraus die spätere römische Provinz [[Lusitania (Provinz)|Lusitanien]] wurde. Mit den [[Siedler]]n und [[Römische Legion|Legionären]] kam auch eine volkstümliche Version des [[Latein]]s, das [[Vulgärlatein]], von dem alle romanischen Sprachen abstammen. Obwohl das Gebiet des heutigen Portugal bereits vor der Ankunft der Römer bewohnt war, stammen 90 Prozent des portugiesischen Wortschatzes vom Lateinischen ab. Es gibt nur sehr wenige Spuren der ursprünglichen Sprachen im modernen Portugiesischen.<br />
<br />
=== Germanische Völkerwanderung ===<br />
Vom Jahre 409 an, als das weströmische Reich zusammenzubrechen begann, drangen Völker [[Germanen|germanischen]] Ursprungs auf die [[iberische Halbinsel]] vor. Diese Germanen, hauptsächlich [[Sueben]] und [[Goten|Westgoten]], assimilierten sich langsam an die römische Sprache und Kultur. Da jedoch der Kontakt zu [[Rom]] gering war, entwickelte sich Latein unabhängig weiter, wobei sich die regionalen Unterschiede verstärkten. Die sprachliche Einheit auf der iberischen Halbinsel wurde somit langsam zerstört und es entwickelten sich voneinander unterscheidbare [[Dialekt]]e, darunter die heute zu [[Standardsprache]]n weiterentwickelten Formen Galicisch-Portugiesisch, Spanisch und [[Katalanische Sprache|Katalanisch]]. Die Entwicklung des Galicisch-Portugiesischen weg vom Spanischen und Mozarabischen wird unter anderem auf die Sueben zurückgeführt. Germanismen kamen somit auf zwei Wegen in das Portugiesische: indirekt als [[Germanische Sprachen|germanische]] Entlehnungen, die als Bestandteil der gewöhnlichen [[latein]]ischen Umgangssprache der römischen Legionäre auf die iberische Halbinsel gelangten, darüber hinaus direkt als [[Lehnwort|Lehnwörter]] [[Gotische Sprache|gotischer]] und [[Sueben#Sueben im Nordwesten der Iberischen Halbinsel|suebischer]] Herkunft. Andere Autoren gehen jedoch davon aus, dass das Portugiesische älter und konservativer ist als das in der Region um Burgos entstandene Castillano, welches verschiedene Lautverschiebungen mitgemacht hat, die sich im Portugiesischen nicht finden (z.B. vom lateinischen palatalen ''f'' zum friktionalen ''h'', von lat. ''ct'' zu ''ch'' wie in ''nocte''/''noche'', von Diphtongen wie ''au'' zu Monopthongen wie ''o'').<ref>Bertil Malmberg: ''La América hispanohablante''. Madrid 1966, S. 29.</ref><br />
<br />
=== Maurische Eroberung ===<br />
Ab 711 eroberten die [[Mauren]] die iberische Halbinsel und in den eroberten Gebieten wurde das [[Arabische Sprache|Arabische]] zur Verwaltungssprache. Die Bevölkerung sprach jedoch weiterhin ihren iberomanischen Dialekt, weshalb der Einfluss des [[Arabische Sprache|Arabischen]] auf das Portugiesische nicht sehr stark war. Es entwickelte sich auch eine romanische Schriftsprache in [[Arabische Schrift|arabischer Schrift]], das sogenannte [[Mozarabische Sprache|Mozarabische]]. Nachdem die Mauren durch die [[Reconquista]] vertrieben worden waren, blieben viele in ihrem rechtlichen Status stark beschränkte Araber auf dem Gebiet des heutigen Portugals, sie waren später auch als freie Handwerker tätig und assimilierten sich an die portugiesische Kultur und Sprache. Aufgrund des Kontakts mit dem Arabischen lassen sich [[Arabische Sprache|arabische]] Spuren hauptsächlich in der [[Lexik]] finden, wo das Neuportugiesische viele Wörter arabischen Ursprungs besitzt, die sich in anderen romanischen Sprachen nicht wiederfinden. Diese Einflüsse betreffen vor allem die Bereiche Ernährung und Landwirtschaft, in denen durch die Araber Neuerungen eingeführt wurden. Daneben ist der arabische Einfluss in Ortsnamen des südlichen Portugal wie ''[[Algarve]]'' oder des im Westen gelegenen ''[[Fátima]]'' ersichtlich.<br />
<br />
=== Aufstieg der portugiesischen Sprache ===<br />
[[Datei:Linguistic map Southwestern Europe.gif|mini|250px]]<br />
Von der römischen Provinz [[Lusitania (Provinz)|Lusitanien]] spalteten die Römer im 1. Jh. v. Chr. die [[Gallaecia]] (das heutige Galicien) ab und gliederten sie der [[Tarraconensis]] ([[Hispania citerior|Hispania Citerior]]) an. Die portugiesische Sprache entwickelte sich (wie auch das Galicische) aus dem heute bis auf wenige Reste ([[Fala (Sprache)|A Fala]]) ausgestorbenen [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesischen]], das im Zeitraum vom 8. bis 12 Jh. im heutigen Nordportugal sowie im heutigen Galicien entstand.<ref>Paul Teyssier: ''História da Língua Portuguesa.'' Sá da Costa, Lissabon 1993 (5. Aufl.), S.&nbsp;3, 13.</ref> Das Galicisch-Portugiesische existierte über lange Zeit nur als gesprochene Sprache, während als Schriftsprache weiterhin [[Latein]] benutzt wurde. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse dieser Sprache sind die „[[Cancioneiro]]s“ aus der Zeit um 1100. Das Galicisch-Portugiesische entwickelte sich im Hochmittelalter (13./14. Jh.) zur wichtigsten Sprache der [[Lyrik]] auf der Iberischen Halbinsel.<br />
<br />
Die [[Grafschaft]] Portugal wurde im Jahr 1095 unabhängig, ab 1139 war Portugal [[Königreich]] unter König [[Alfons I. (Portugal)|Alfons I.]]<br />
Nach der Unabhängigkeit Portugals von [[Kastilien]] entwickelte sich die Sprache vor allem durch den normierenden Einfluss des Königshofs (im Gegensatz zu Galicien) auf portugiesischem Gebiet langsam weiter.<ref>Endruscht; Schmidt-Radefeldt: ''Einführung in die portugiesische Sprachwissenschaft.'' Narr, Tübingen 2008 (2.&nbsp;Aufl.), S. 32.</ref> Erste schriftliche Zeugnisse des sogenannten romanischen Dialekts sind das Testament von Alfons II. und die Notícia de Torto aus dem Jahr 1214.<ref>Esperança Cardeira: ''O Essencial sobre a História do Português.'' Caminho, Lissabon 2006, S.&nbsp;45.</ref><br />
<br />
Im Jahre 1290 gründete König [[Dionysius (Portugal)|Dionysius (Diniz)]] die erste portugiesische Universität, das ''Estudo Geral'' in [[Lissabon]]. Er legte fest, dass das ''[[Vulgärlatein]],'' wie das Portugiesische damals noch genannt wurde, dem klassischen Latein vorgezogen werden solle. Ab 1296 benutzten die königlichen [[Kanzlei]]en das Portugiesische, womit die Sprache nicht mehr nur in der [[Poesie]], sondern auch in Gesetzen und [[notar]]iellen Schriftstücken Verwendung fand.<br />
<br />
Durch die Ausstrahlung der höfischen Kultur [[Südfrankreich]]s auf die galicische Dichtersprache im 12. und 13. Jahrhundert gelangten auch [[Okzitanische Sprache|okzitanische]] Lehnwörter in das Sprachgebiet Portugals. Im modernen Portugiesischen hat sich aber nur eine begrenzte Zahl dieser Wörter erhalten. Von größerer Bedeutung für die Ausprägung des Wortschatzes ist der [[Französische Sprache|französische]] Spracheinfluss, der heute nicht nur [[lexik]]alisch, sondern auch [[Phraseologie|phraseologisch]] nachweisbar ist.<br />
<br />
Mit der [[Reconquista]]-Bewegung dehnte sich der Einflussbereich des Portugiesischen allmählich nach Süden hin aus. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts endete diese Ausdehnung an der Südgrenze des heutigen Portugals mit der Rückeroberung [[Faro]]s im Jahr 1249<ref>Paul Teyssier: ''História da Língua Portuguesa.'' Sá da Costa, Lissabon 1993 (5.&nbsp;Aufl.), S.&nbsp;21.</ref>, wodurch der gesamte Westen der Iberischen Halbinsel zum galicisch-portugiesischen Sprachgebiet wurde. Im 14. Jahrhundert war Portugiesisch zu einer reifen Sprache geworden, die eine reiche literarische Tradition besaß und auch in anderen Gegenden der [[Iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]] in der Dichtung verbreitet war wie etwa im [[Königreich León]], [[Kastilien]], [[Aragón]] und [[Katalonien]]. Später, als sich Kastilisch (was praktisch das moderne Spanisch ist) in Kastilien fest etablierte und Galicien unter den Einfluss der kastilischen Sprache kam, wurde die südliche Variante des Galicisch-Portugiesischen zur Sprache Portugals.<br />
<br />
Bei der Entwicklung der portugiesischen Sprache hatten das Arabische und [[Mozarabische Sprache|Mozarabische]] einen erheblichen Einfluss: Während der Reconquista rückte das Zentrum Portugals immer weiter nach Süden Richtung Lissabon, wo es Sprecher verschiedenster Varietäten gab, die das Galicisch-Portugiesische beeinflussten – im Gegensatz zum Norden, dessen Sprache konservativer und noch stärker vom Latein geprägt war. An einem Dialekt im Norden Portugals (an der Grenze zu Spanien), dem [[Mirandés]], ist die Verbindung zum Königreich León, d.&nbsp;h. der kastilische Einfluss, noch zu erkennen<ref>Esperança Cardeira: ''O Essencial sobre a História do Português.'' Caminho, Lissabon 2006, S.&nbsp;42.</ref>, während der [[Leonesische Sprache|leonesiche Dialekt]] in Spanien z.&nbsp;T. stark vom Galicisch-Portugiesischen geprägt ist.<ref>Rafael Lapesa: ''Historia de la lengua española.'' Madrid 1988, S.&nbsp;176&nbsp;ff.</ref><br />
<br />
=== Zeit der portugiesischen Entdeckungen ===<br />
Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, also während der Zeit der portugiesischen Entdeckungen, verbreitete sich die portugiesische Sprache in vielen Regionen von [[Asien]], [[Afrika]] und [[Amerika]]. Im 16. Jahrhundert war es die ''[[lingua franca]]'' in Asien und Afrika, wo es nicht nur der Kolonialverwaltung, sondern auch dem Handel und der Kommunikation zwischen den lokalen Machthabern und den Europäern aller Nationalitäten diente. In Ceylon (heutiges [[Sri Lanka]]) sprachen einige Könige fließend Portugiesisch und Adlige nahmen häufig portugiesische Namen an. Die Ausbreitung der Sprache wurde auch durch die Ehen zwischen Portugiesen und Einheimischen gefördert (was im portugiesischen Kolonialreich eine gängigere Praxis als in anderen Kolonialreichen war). Da die Sprache in vielen Erdteilen mit den [[Mission (Christentum)|missionarischen]] Aktivitäten der Portugiesen gleichgesetzt wurde, nannte man das Portugiesische dort auch ''Cristão'' (Christlich). Obwohl später die Niederländer versuchten, in [[Sri Lanka|Ceylon]] und dem heutigen [[Indonesien]] das Portugiesische zurückzudrängen, blieb es dort lange eine populäre und verbreitete Sprache.<br />
<br />
In [[Indien]], Sri Lanka, [[Malaysia]] und Indonesien entwickelten sich portugiesische Kreolsprachen heraus, nachdem Portugal den Einfluss in diesen Ländern an andere europäische Mächte verloren hatte. In vielen Sprachen findet man portugiesische Wörter in der modernen Lexik wieder, so zum Beispiel das Wort ''pan'' für „Brot“ im [[Japanische Sprache|Japanischen]] (portugiesisch: ''pão''), ''sepatu'' für „Schuh“ im [[Malaiische Sprache|Indonesischen]] (portugiesisch: ''sapato''), ''keju'' für „Käse“ im [[Malaiische Sprache|Malaiischen]] (portugiesisch: ''queijo'') oder auch ''meza'' für „Tisch“ in [[Swahili (Sprache)|Swahili]] (portugiesisch: ''mesa'').<br />
<br />
=== Entwicklung seit der Renaissance ===<br />
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts fand eine große Anzahl von [[Lehnwort|Lehnwörtern]] Eingang in die portugiesische Sprache, meist lateinischen oder griechischen Ursprungs. [[Italienische Sprache|Italienische]] Wörter aus den Bereichen [[Musik]], [[Theater]], [[Malerei]] sowie spanische Lehnwörter, die aufgrund der [[Personalunion]] zwischen Portugal und Spanien von 1580 bis 1640 besonders zahlreich sind, machten die Sprache reicher und komplexer. Man unterscheidet aus diesem Grund zwei Entwicklungsphasen: das Altportugiesische (12. bis Mitte des 16. Jahrhunderts) und das Neuportugiesische, wobei als Ende des Altportugiesischen das Erscheinen des ''[[Cancioneiro Geral]]'' von [[Garcia de Resende]] im Jahre 1516 betrachtet wird.<br />
<br />
Die Gegenden, wohin sich das Portugiesische vor der Entwicklung des Neuportugiesischen verbreitet hatte, machten diese Entwicklungen jedoch größtenteils nicht mit. In [[Brasilien]] und [[São Tomé und Príncipe]], aber auch in einigen abgelegenen ländlichen Gebieten Portugals werden deshalb Dialekte gesprochen, die dem Altportugiesischen ähnlich sind.<br />
<br />
Neben den gut 200 Millionen Brasilianern sprechen heute mehr als 10 Millionen Portugiesen und ebenso viele Bewohner der ehemaligen afrikanischen und asiatischen Kolonien Portugiesisch als Muttersprache. Portugiesisch entwickelte sich somit nach Spanisch zur zweithäufigsten romanischen Muttersprache. Diese Position verdankt Portugiesisch der Tatsache, dass sich die Bevölkerung Brasiliens innerhalb der letzten 100 Jahre mehr als verzehnfacht hat: 1900 hatte Brasilien eine Bevölkerung von nur 17 Millionen.<br />
<br />
== Verwandtschaft mit anderen Sprachen ==<br />
Portugiesisch hat als romanische Sprache Parallelen zu Spanisch, Katalanisch, Italienisch, [[Französische Sprache|Französisch]], Rumänisch und den anderen romanischen Sprachen, vor allem was die [[Grammatik]] und [[Syntax]] angeht. Besonders der spanischen Sprache ist es in vielen Aspekten sehr ähnlich, in der Aussprache herrschen jedoch bedeutende Unterschiede. Mit etwas Übung ist es einem Portugiesen jedoch möglich, Spanisch zu verstehen. Wenn man den folgenden Satz betrachtet:<br />
<br />
: ''Ela fecha sempre a janela antes de jantar.'' (portugiesisch)<br />
<br />
: ''Ela pecha sempre a fiestra antes de cear.'' (Galicisch)<br />
<br />
: ''Ella cierra siempre la ventana antes de cenar.'' (spanisch)<br />
<br />
Fast alle Wörter der einen Sprache haben sehr ähnlich lautende Verwandte in der jeweils anderen Sprache, die jedoch unter Umständen sehr selten gebraucht werden.<br />
<br />
: ''Ela encerra sempre a janela antes de cear.'' (Portugiesisch mit wenig gebräuchlicher Wortwahl)<br />
<br />
(Der Satz bedeutet: ‚Sie schließt immer das Fenster vor dem Abendessen.‘)<br />
<br />
(Lateinisch: ‚Illa claudit semper fenestram ante cenam.‘)<br />
<br />
Es gibt allerdings auch eine Anzahl von Wörtern, bei denen keine Verwandtschaft zwischen den Sprachen besteht und die jeweiligen Sprecher in dem anderen Land vor Probleme stellt. Beispiele:<br />
<br />
{| cellspacing="2" cellpadding="5"<br />
! style="background:#B0F0B0;"|Deutsch<br />
! style="background:#F0B0B0;"|Spanisch<br />
! style="background:#B0B0F0;"|Portugiesisch<br />
! style="background:#B0B0F0;"|Portugiesisch (Brasilien)<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|roher Schinken<br />
|style="background:#F0D0D0;"|jamón (serrano)<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto (cru)<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Kochschinken<br />
|style="background:#F0D0D0;"|jamón dulce (York)<br />
|style="background:#D0D0F0;"|fiambre<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Autowerkstatt<br />
|style="background:#F0D0D0;"|taller<br />
|style="background:#D0D0F0;"|oficina<br />
|style="background:#D0D0F0;"|oficina<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Büro<br />
|style="background:#F0D0D0;"|oficina<br />
|style="background:#D0D0F0;"|escritório<br />
|style="background:#D0D0F0;"|escritório<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Zug<br />
|style="background:#F0D0D0;"|tren<br />
|style="background:#D0D0F0;"|comboio<br />
|style="background:#D0D0F0;"|trem<br />
|}<br />
<br />
Es gibt Orte, in denen Spanisch und Portugiesisch nebeneinander gesprochen werden. Muttersprachler des Portugiesischen können in der Regel Spanisch lesen und umgekehrt, auch wenn sie die gesprochene Sprache des jeweils anderen nicht verstehen. Andererseits wird der Versuch von Besuchern in Portugal oder Brasilien, mit den Einheimischen auf Spanisch zu kommunizieren, häufig nicht gern gesehen und lässt in den Augen der Einheimischen auf Ignoranz schließen.<br />
<br />
== Dialekte ==<br />
Das Standardportugiesisch, auch als ''Estremenho'' bezeichnet, hat sich in der Geschichte häufiger geändert als andere Variationen. Alle Formen der portugiesischen Sprache Portugals können nach wie vor im [[Brasilianisches Portugiesisch|brasilianischen Portugiesisch]] gefunden werden. Afrikanisches Portugiesisch, besonders die Aussprache von São Tomé und Príncipe (auch ''Santomense'' genannt) hat mit brasilianischem Portugiesisch viele Gemeinsamkeiten. Die Dialekte Südportugals haben ebenfalls ihre Eigenheiten bewahrt, wozu die besonders häufige Benutzung des [[Gerundium]]s zählt. Dagegen sind Alto-Minhoto und Transmontano in Nordportugal der galicischen Sprache sehr ähnlich.<br />
<br />
Das Standard-Portugiesische aus Portugal ist in den früheren afrikanischen Kolonien die bevorzugte Aussprache. Deshalb kann man zwei Formen unterscheiden, nämlich die europäische und die brasilianische; wobei man gemeinhin vier große Standard-Aussprachen unterscheidet, nämlich jene von [[Coimbra]], [[Lissabon]], [[Rio de Janeiro]] und [[São Paulo]], dies sind auch die einflussreichsten Ausspracheformen.<br />
<br />
Die wichtigsten Ausspracheformen des Portugiesischen sind, jeweils mit Hörbeispiel als externem Link, die folgenden:<br />
<br />
[[Datei:Portugueselanguagedialects-Portugal.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Portugal]]<br />
[[Datei:Portugueselanguagedialects-Angola.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Angola]]<br />
[[Datei:Dialectos portugués Brasil.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Brasilien]]<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
!Dialekt<br />
!Hörbeispiel<br />
!Gesprochen in<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Portugal]]<br />
|-<br />
|Açoriano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som69.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Azoren]]''<br />
|-<br />
|Alentejano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som40.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Alentejo]]''<br />
|-<br />
|Algarvio<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som44.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Algarve]]''<br />
|-<br />
|Alto-Minhoto<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som1.html Hörbeispiel]<br />
|''Nördlich der Stadt [[Braga]]''<br />
|-<br />
|Baixo-Beirão;<br /> Alto-Alentejano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som49.html Hörbeispiel]<br />
|''Inneres Mittelportugal''<br />
|-<br />
|Beirão<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som9.html Hörbeispiel]<br />
|''Mittelportugal''<br />
|-<br />
|Estremenho<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som22.html Hörbeispiel]<br />
|''Regionen um Coimbra''<br />
|-<br />
|Lisboeta<br />
|<br />
|''Regionen um Lissabon''<br />
|-<br />
|Madeirense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som60.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Madeira]]''<br />
|-<br />
|Nortenho<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som14.html Hörbeispiel]<br />
|''Regionen um Braga und [[Porto (Portugal)|Porto]]''<br />
|-<br />
|Transmontano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som6.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Trás-os-Montes]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Brasilien]]<br />
|-<br />
|Caipira<br />
|<br />
|''brasilianisches Hinterland, einschließlich eines großen Teils Bundesstaates São Paulo, Paraná, Mato Grosso do Sul, Goiás und südlich Minas Gerais''<br />
|-<br />
|Capixaba<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Espírito Santo]]''<br />
|-<br />
|Fluminense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som90.html Hörbeispiel]<br />
|''Bundesstaat [[Rio de Janeiro (Bundesstaat)|Rio de Janeiro]]''<br />
|-<br />
|Baiano<br />
|<br />
|''[[Bahia]] und [[Sergipe]]''<br />
|-<br />
|Gaúcho<br />
|<br />
|''[[Rio Grande do Sul]] und [[Uruguay]]''<br />
|-<br />
|Mineiro<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Minas Gerais]]''<br />
|-<br />
|Nordestino<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som91.html Hörbeispiel]<br />
|''Nordöstliche Bundesstaaten Brasiliens''<br />
|-<br />
|Nortista<br />
|<br />
|''[[Amazonasbecken]]''<br />
|-<br />
|Paulistano<br />
|<br />
|''Zwischen Megalopolis [[São Paulo]] in den Westen zu tun Grenze mit Bundesstaat Rio de Janeiro im Osten''<br />
|-<br />
|Sertanejo<br />
|<br />
|''Bundesstaaten [[Goiás]], [[Mato Grosso]] und [[Mato Grosso do Sul]]''<br />
|-<br />
|Sulista<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Santa Catarina]] und zentral-südlichen Bundesstaat [[Paraná]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Afrika]]<br />
|-<br />
|Luandense (Angolano)<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Region der Hauptstadt Luanda<br />
|-<br />
|Benguelense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Provinz Benguela<br />
|-<br />
|Sulista<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Süden des Landes<br />
|-<br />
|Caboverdiano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som87.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Kap Verde]]''<br />
|-<br />
|Guineense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som88.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Guinea-Bissau]]''<br />
|-<br />
|Moçambicano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som89.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Mosambik]]''<br />
|-<br />
|Santomense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som83.html Hörbeispiel]<br />
|''[[São Tomé und Príncipe]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Asien]]<br />
|-<br />
|Timorense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som84.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Osttimor]]''<br />
|-<br />
|Macaense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som92.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Macau]], China''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|<small>Hörbeispiele vom [[Instituto Camões]], Portugal: www.instituto-camoes.pt</small><br />
|}<br />
<br />
Einige Beispiele für Wörter, die in Portugal anders heißen als in Brasilien oder Angola, sind im Folgenden gegeben:<br />
<br />
{| cellspacing="2" cellpadding="5"<br />
! style="background:#B0F0F0"|Deutschland<br />
! style="background:#B0F0B0"|Portugal<br />
! style="background:#F0B0B0"|Brasilien<br />
! style="background:#B0B0F0"|Angola<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Ananas<br />
|style="background:#D0F0D0"|''ananás''¹, manchmal ''abacaxi''²<br />
|style="background:#F0D0D0"|''abacaxi''², manchmal ''ananás''¹<br />
|style="background:#D0D0F0"|''abacaxi''², manchmal ''ananás''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|weggehen, wegfahren<br />
|style="background:#D0F0D0"|''ir embora''¹ (oder ''bazar''³ unter Jugendlichen)<br />
|style="background:#F0D0D0"|''ir embora''¹ (oder '''''v'''azar'' unter Jugendlichen)<br />
|style="background:#D0D0F0"|''bazar''³, ''ir embora''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Bus<br />
|style="background:#D0F0D0"|''autocarro''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''ônibus''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''machimbombo''³<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Handy<br />
|style="background:#D0F0D0"|''telemóvel''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''celular''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''telemóvel''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Slum, Barackensiedlung<br />
|style="background:#D0F0D0"|''bairro de lata''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''favela''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''musseque''³<br />
|}<br />
¹<small> Portugiesischer Ursprung</small><br />
²<small> Brasilianischer Ursprung</small><br />
³<small> Angolanischer Ursprung (''Machimbombo'' hat wahrscheinlich mosambikanischen Ursprung)</small><br />
<br />
=== Unterschiede in der Schriftsprache ===<br />
Das Portugiesische hatte bis zum Inkrafttreten des ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' 2009 zwei Varianten der Schriftsprachen (Port. ''variedades''), die häufig als ''padrões'' (Standards) bezeichnet werden. Diese sind:<br />
* europäisches und afrikanisches Portugiesisch<br />
* [[brasilianisches Portugiesisch]]<br />
<br />
Die Unterschiede zwischen diesen Varianten betreffen das [[Lexik|Vokabular]], die Aussprache und die [[Syntax]], besonders in der [[Umgangssprache]], wohingegen in der Sprache der gehobenen Schichten diese Unterschiede geringer ausfallen.<br />
Hierbei handelt es sich jedoch um Dialekte derselben Sprache, die Sprecher der beiden Varianten können die jeweils andere leicht verstehen.<br />
<br />
Einige Unterschiede im Wortschatz sind in Wirklichkeit keine. In Brasilien ist der Standardausdruck für 'Teppich’ ''tapete.'' In Portugal benutzt man eher ''alcatifa.'' Jedoch gibt es in Portugal ebenfalls regional den Ausdruck ''tapete,'' ebenso wie es in Brasilien regional den Ausdruck ''alcatifa'' gibt. Für alte Wörter trifft dies fast generell zu, während in neuen Wörtern diese Unterschiede in der Tat landesspezifisch sind wie etwa ''ônibus'' in Brasilien und ''autocarro'' in Portugal.<br />
<br />
Signifikantere Unterschiede bestehen in der [[Orthografie]]. In Wörtern, die ''cc,'' ''cç'' oder ''ct'' enthalten, wird in Brasilien das erste ''c'' weggelassen, in Wörtern, die ''pc,'' ''pç'' oder ''pt'' enthalten, entfällt das ''p''. Diese Buchstaben werden nicht ausgesprochen, sondern stellen vielmehr Überbleibsel aus dem [[Latein]] dar, die man in Brasilien zumeist eliminiert hat. Man vergleiche mit dem Italienischen.<br />
<br />
Ein paar Beispiele sind:<br />
{| class="wikitable centered"<br />
|-<br />
! Latein !! Portugal und Afrika !! Brasilien!! Italienisch !! Spanisch !! Übersetzung<br />
|-<br />
| actio || acção || ação || azione || acción || ''Tat, Aktion''<br />
|-<br />
| directio || direcção || direção || direzione || dirección || ''Richtung''<br />
|-<br />
| (electricus) || eléctrico || elétrico || elettrico || eléctrico || ''elektrisch''<br />
|-<br />
| optimus || óptimo || ótimo || ottimo || óptimo || ''großartig''<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Daneben gibt es einige Unterschiede in der Akzentuierung, die folgende Gründe haben:<br />
# Unterschiedliche Aussprache: In Brasilien wird das ''o'' in ''Antônio,'' ''anônimo'' oder ''Amazônia'' geschlossen ausgesprochen, wohingegen es in Portugal und Afrika offen gesprochen wird. Deshalb schreibt man in Portugal und Afrika ''António,'' ''anónimo'' bzw. ''Amazónia.''<br />
# Vereinfachung des Lesens: Die Kombination ''qu'' kann in zwei verschiedenen Arten gelesen werden: ''ku'' oder ''k.'' Um das Lesen einfacher zu machen, schreibt man in Brasilien das ''u'' mit einem Trema, wenn die Aussprache ''ku'' ist, also ''cinqüenta'' statt ''cinquenta'' ''(fünfzig)''.<br />
<br />
Eine Rechtschreibreform wurde mit dem ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' im Jahr 1990 verabschiedet, um einen internationalen Standard für das Portugiesische zu erreichen. Allerdings dauerte es bis 2009, bis das Abkommen in Portugal und Brasilien in Kraft trat, nachdem es im Jahr 2008 von diesen beiden Ländern sowie von den Kapverden und São Tomé e Príncipe ratifiziert worden war (später folgte Guinea-Bissau; Angola und Mosambik haben es bis heute – Stand Oktober 2014 – nicht ratifiziert).<ref>Portal da Língua Portuguesa: [http://www.portaldalinguaportuguesa.org/?action=acordo-historia História da Ortografia do Português]</ref> Im Rahmen dieser Reform fielen in Portugal die oben genannten ''c'' in ''cc,'' ''cç'' oder ''ct'' und ''p'' in ''pc,'' ''pç'' oder ''pt'' weitgehend weg, daneben gab es kleinere Vereinheitlichungen und man versucht, sich auf ein koordiniertes Vorgehen in Bezug auf neue Lehnwörter aus anderen Sprachen zu einigen. Seitdem ist die Rechtschreibung in Brasilien und Portugal weitgehend identisch, Unterschiede bestehen nur noch für wenige Ausnahmen.<br />
<br />
=== Vom Portugiesischen abgeleitete Sprachen ===<br />
Als im Mittelalter Portugal sein Kolonialreich aufzubauen begann, kam die portugiesische Sprache in Kontakt mit den lokalen Sprachen der eroberten Gebiete und es entstanden Mischsprachen ([[Pidgin-Sprachen|Pidgins]]), die bis zum 18. Jahrhundert in Asien und Afrika als [[lingua franca]] verwendet wurden. Diese Pidgin-Sprachen erweiterten ihre Grammatik und Lexik im Laufe der Zeit und wurden zu Umgangssprachen von ethnisch gemischten Bevölkerungen. Sie existieren unter folgenden Namen in den folgenden Gebieten:<br />
<br />
[[Kap Verde]]:<br />
* [[Kapverdisches Kreol|Barlavento (Criol)]]<br />
* [[Kapverdisches Kreol|Crioulo Sotavento (Kriolu)]]<br />
<br />
[[Äquatorialguinea]]:<br />
* [[Annobonesische Sprache|Fá d’Ambô]]<br />
<br />
[[Guinea-Bissau]] und [[Senegal]]:<br />
* [[Crioulo]] / Kriol<br />
<br />
[[Indien]]:<br />
* Kreolsprache von [[Diu]]<br />
* Kreolsprache von Vaipim<br />
* [[Kristi]]<br />
* [[Língua da Casa]]<br />
<br />
[[Macau]]:<br />
* [[Patuá|Macaista]]<br />
<br />
[[Malaysia]], [[Singapur]]:<br />
* [[Cristão]]/Papiá Kristang<br />
<br />
[[Niederländische Antillen]] und [[Aruba]]:<br />
* [[Papiamentu]]<br />
<br />
[[São Tomé und Príncipe]]:<br />
* [[Angolar (Sprache)|Angolar]]<br />
* [[Forro (Sprache)|Forro]]<br />
* [[Lunguyê]]<br />
<br />
[[Sri Lanka]]:<br />
* [[Burgher]]<br />
<br />
[[Suriname]]:<br />
* [[Saramaccaans]]<br />
<br />
Einige Hybriddialekte existieren dort, wo Spanisch und Portugiesisch aufeinander treffen:<br />
* [[A Fala]] in [[Spanien]]<br />
* [[Barranquenho]] in Portugal<br />
* [[Portuñol]] in [[Uruguay]]<br />
<br />
== Phonetik ==<br />
Die portugiesische Sprache hat eine sehr komplexe phonetische Struktur, was sie für Sprachwissenschaftler besonders interessant macht. Die Sprache verfügt über 9 [[Vokal]]e, 5 [[Nasal (Phonetik)|nasale]] Vokale, 10 [[Diphthong]]e, 5 nasale Diphthonge und 25 [[Konsonant]]en.<ref>''Handbook of the International Phonetic Association'' S. 126–130; the reference applies to the entire section</ref><br />
<br />
=== Vokale ===<br />
{| class="toptextcells"<br />
|+ Vokalinventar des Portugiesischen<br />
|-<br />
|[[Datei:Portuguese vowel chart.png|gerahmt|links|Die Monophthonge des Portugiesischen (von Lissabon)]]<br />
|<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center;"<br />
|-<br />
!<br />
! [[Vorderzungenvokal|vorne]]<br />
! [[Zentralvokal|zentral]]<br />
! [[Hinterzungenvokal|hinten]]<br />
|-<br />
! [[Geschlossener Vokal|geschlossen]]<br />
| {{IPA-Text|i}} {{IPA-Text|ĩ}}<br />
|<br />
| {{IPA-Text|u}} {{IPA-Text|ũ}}<br />
|-<br />
! fast geschlossen<br />
| ({{IPA-Text|ɪ}} ~ {{IPA-Text|ɪ̃}})<br />
|colspan="2"| ({{IPA-Text|ɯ̟}}) ({{IPA-Text|ʊ}} ~ {{IPA-Text|ʊ̃}})<br />
|-<br />
! halbgeschlossen<br />
| {{IPA-Text|e}} {{IPA-Text|ẽ}}<br />
|<br />
| {{IPA-Text|o}} {{IPA-Text|õ}}<br />
|-<br />
! mittel<br />
| ({{IPA-Text|e̞}} ~ {{IPA-Text|ẽ̞}})<br />
|rowspan="2"|{{IPA-Text|ə}} ~ {{IPA-Text|ɐ}}<br />{{IPA-Text|ə̃}} ~ {{IPA-Text|ɐ̃}}<br />
| ({{IPA-Text|o̞}} ~ {{IPA-Text|õ̞}})<br />
|-<br />
! halboffen<br />
| {{IPA-Text|ɛ}}<br />
| {{IPA-Text|ɔ}}<br />
|-<br />
! [[Offener Vokal|offen]]<br />
|<br />
|{{IPA-Text|a}} ({{IPA-Text|ɐ̞}})<br />
|<br />
|}<br />
|}<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center;"<br />
|+ Konsonantische Phoneme des Portugiesischen<br />
|-<br />
!<br />
! colspan="2"| [[bilabial]]<br />
! colspan="2"| [[labiodental]]<br />
! colspan="2"| [[dental]]<br />
! colspan="2"| [[alveolar]]<br />
! colspan="2"| [[postalveolar]]<br />
! colspan="2"| [[velar]]<br />
! colspan="2"| [[guttural]]<br />
|-<br />
|[[Plosiv]]e<br />
| {{IPA-Zeichen|p}}<br />
| {{IPA-Zeichen|b}}<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|t}}<br />
| {{IPA-Zeichen|d}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|k}}<br />
| {{IPA-Zeichen|g}}<br />
|colspan="2"|<br />
|-<br />
|[[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|m}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|n}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ɲ}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|-<br />
|[[Frikativ]]e<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|f}}<br />
| {{IPA-Zeichen|v}}<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|s}}<br />
| {{IPA-Zeichen|z}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ʃ}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ʒ}}<br />
| colspan="4"| {{IPA-Zeichen|ʁ}}<br />
|-<br />
|[[Approximant]]en<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|l}}<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ɾ}}<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ʎ}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|}<br />
<br />
=== Betonungstelle ===<br />
Im Portugiesischen stellt die Betonung (auch Wortakzent) der Wörter, die orthografisch mit den [[Vokal]]en ''a'', ''e'' bzw. ''o'' sowie einem ''s'' oder ''m'' enden, auf dem vorletzten Vokal, wohingegen sich die Betonung der Wörtern, die orthografisch mit ''i'', ''u'' oder [[Konsonant]]en (meist ''l,'' ''r,'' ''z'') enden, auf der Endsilbe befindet. Eine von dieser Regel abweichende Betonung wird durch ein [[diakritisches Zeichen]] ([[Akut]] oder [[Zirkumflex]]) angezeigt. Durch [[Tilde]] gekennzeichnete Silben sind immer betont, es sei denn, eine andere Silbe trägt einen Akut oder einen Zirkumflex.<br />
<br />
'''Beispiele:'''<br />
: ''bel'''e'''za'' ‚Schönheit‘ – Betonung auf dem zweiten ''e''<br />
: ''f'''o'''nte'' ‚Quelle‘ – Betonung auf dem ''o''<br />
: ''obrig'''a'''do'' ‚danke‘ – Betonung auf dem ''a''<br />
: ''ped'''i''''' ‚ich bat‘ – Betonung auf dem ''i''<br />
: ''tat'''u''''' ‚Gürteltier‘ – Betonung auf dem ''u''<br />
: ''Bras'''i'''l'' ‚Brasilien‘ – Betonung auf dem ''i''<br />
: ''cant'''a'''r'' ‚singen‘ – Betonung auf dem zweiten ''a''<br />
: ''s'''á'''bado'' ‚Samstag‘ – Betonung auf dem ersten ''a''<br />
: ''combinaç'''ã'''o'' ‚Kombination‘ – Betonung auf dem ''ã''<br />
: ''Crist'''ó'''vão'' ‚Christoph‘ – Betonung auf dem ersten ''o''<br />
<br />
Beispiele: Der kleine Prinz auf Portugiesisch<br />
<br />
''Portugal''<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/044.htm (Lissabon, Portugal)]<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/046.htm (Gaia, Portugal)]<br />
<br />
''Brasilien''<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/126.htm (Rio de Janeiro, Brasilien)]<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/045.htm (São Paulo, Brasilien)]<br />
<br />
Das Portugiesische ist, anders als das Französische und Spanische, eher eine [[Sprechrhythmus|akzentzählende]] Sprache.<br />
<br />
== Orthographie und Aussprache ==<br />
=== Alphabet ===<br />
Das [[Portugiesisches Alphabet|Portugiesische Alphabet]] verwendet 23 Buchstaben des [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Alphabets]] – A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, X, Z – und macht außerhalb von Namen keinen Gebrauch von K, W und Y. 2009 wurde mit dem ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' eine Rechtschreibreform durchgeführt, die diese Buchstaben wieder ins Alphabet aufnimmt.<ref>{{cite web|url=http://www.n-tv.de/panorama/Brasiliens-Alphabet-nun-komplett-article45217.html|title=Brasiliens Alphabet nun komplett|accessdate=2009-09-05|date= 2009-01-02}}</ref><br />
<br />
Zusätzlich werden folgende Buchstaben mit Diakritika verwendet:<br />
Á, Â, Ã, À, Ç, É, Ê, Í, Ó, Ô, Õ, Ú, Ü<br />
<br />
{{Siehe auch|Liste lateinischer Alphabete}}<br />
<br />
=== Aussprache ===<br />
Die folgenden Aussprachehinweise gelten für sowohl europäisches als auch brasilianisches Portugiesisch; wenn es Unterschiede gibt, sind sie beim jeweiligen Laut angegeben.<br />
<br />
==== Vokale ====<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| a<br />
| t'''a'''lha<br />
| Schnitt<br />
| a<br />
| wie deutsch: w'''a'''nn<br />
|-<br />
| a<br />
| '''a'''mo<br />
| (ich) liebe<br />
| ɐ<br />
| wie deutsch: Wass'''er'''<br />
|-<br />
| a, á<br />
| '''a'''lto, '''á'''rvore<br />
| hoch, Baum<br />
| ɑ<br />
| „dunkles“ a, Hinterzungenvokal<br />
|-<br />
| e, ê<br />
| m'''e'''do, l'''e'''tra, voc'''ê'''<br />
| Angst, Brief, Sie¹<br />
| e<br />
| wie im deutschen '''e'''wig<br />
|-<br />
| -e<br />
| leit'''e,''' val'''e'''<br />
| Milch, Tal<br />
| P.: ɯ̆ bzw. ɨ<br />Br.: i<br />
| am Wortende: P: kurzes, fast verschlucktes ''i''<br />am Wortende: Br.: oft volltonig gesprochenes i<br />
|-<br />
| e, é<br />
| r'''e'''sto, f'''e'''sta, caf'''é'''<br />
| Rest, Party, Kaffee<br />
| ɛ<br />
| offenes e wie in '''E'''nde<br />
|-<br />
| i<br />
| '''i'''d'''i'''ota<br />
| Idiot<br />
| I<br />
| wie im deutschen F'''i'''nale<br />
|-<br />
| ô<br />
| '''o'''vo, '''o'''lho, av'''ô'''<br />
| Ei, Auge, Großvater<br />
| o<br />
| geschlossenes o, wie '''O'''pa<br />
|-<br />
| o<br />
| sant'''o,''' log'''o'''<br />
| heilig, bald<br />
| u<br />
| o als Auslaut: wie kurzes ''-u''<br />
|-<br />
| o, ó<br />
| m'''o'''rte, m'''o'''da, n'''ó'''<br />
| Tod, Mode, Knoten<br />
| ɔ<br />
| in der Wortmitte oder am Ende akzentuiert: offenes ''o'' wie in P'''o'''st<br />
|-<br />
| u<br />
| '''u'''vas<br />
| Weintrauben<br />
| u<br />
| wie Deutsch Bl'''u'''t<br />
|-<br />
| [[Diphthong]] mit ''o'' oder ''u''<br />
| a'''o,''' ma'''u'''<br />
| zu, schlecht<br />
| w<br />
| sehr dunkles deutsches ''u'' bis ''w''<br />
|-<br />
| Diphthong mit ''i''<br />
| nac'''i'''onal, ide'''i'''a<br />
| national, Idee<br />
| j<br />
| Wie ein deutsches ''j'' bzw. ähnlich der Aussprache vom ''i'' in nat'''i'''onal<br />
|-<br />
|}<br />
¹<small>''você'' steht im Brasilianischen oft auch für ''Du''</small><br />
<br />
==== Nasalvokale ====<br />
Die portugiesischen [[Nasalvokal]]e werden nicht so vollständig nasal ausgesprochen wie im Französischen und in der Regel gibt es im Portugiesischen auch keinen [[Verschlusslaut]] am Ende des Nasals. In manchen Publikationen wird z.&nbsp;B. die Aussprache des Nasalvokals ''ã'' mit ''ang'' angegeben, was allerdings nicht richtig ist, weil es sich bei den nasalierten Vokalen um einen einzigen Nasenlaut handelt.<br />
<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| am, an, ã<br />
| c'''am'''po, c'''an'''to<br />
| Feld, Ecke<br />
| ɐ̃<br />
| nasaliertes ''a'' ähnlich dem Vokal im französischen ''blanc''<br />
|-<br />
| em, en<br />
| l'''em'''brar, '''en'''tão<br />
| erinnern, dann<br />
| ẽ<br />
| nasaliertes ''e''<br />
|-<br />
| un, um<br />
| '''um,''' '''un'''tar<br />
| eins, befetten<br />
| ũ<br />
| nasaliertes ''u''<br />
|-<br />
| im, in<br />
| l'''im'''bo, br'''in'''car<br />
| Gliedmaße, spielen<br />
| ĩ<br />
| nasaliertes ''i''<br />
|-<br />
| õ, om, on<br />
| lim'''õ'''es, m'''on'''tanha<br />
| Zitronen, Berg<br />
| õ<br />
| nasaliertes ''o,'' ähnlich dem französischen ''on''<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Konsonanten ====<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| b<br />
| '''b'''ola<br />
| Ball<br />
| b<br />
| wie im Deutschen<br />
|-<br />
| ca, co, cu<br />
| '''c'''asa<br />
| Haus<br />
| k<br />
| wie deutsches ''k,'' jedoch nicht behaucht<br />
|-<br />
| ça, ce, ci, ço, çu<br />
| '''ce'''do, ma'''ç'''ã<br />
| zeitig, Apfel<br />
| s<br />
| stimmloses, fast scharfes ''s'' wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| ch<br />
| '''ch'''eque<br />
| Scheck<br />
| ʃ<br />
| stimmloses sch wie in '''Sch'''ule, aber schwächer als im Deutschen<br />
|-<br />
| d<br />
| '''d'''edo<br />
| Finger<br />
| d<br />dʒ<br />
| wie im Deutschen '''d'''ann<br />im Brasilianischen vor einem ausgesprochenen ''-i-'' (wozu viele orthografische ''-e-''s gehören) extrem weich bzw. stimmhaft, fast wie dʒ, wobei die Stärke des nachfolgenden Zischlautes regional unterschiedlich ist.<br />
|-<br />
| f<br />
| '''f'''erro<br />
| Eisen<br />
| f<br />
| wie in '''f'''ür<br />
|-<br />
| ga, go<br />
| '''g'''ato<br />
| Katze<br />
| g<br />
| wie '''g'''ehen<br />
|-<br />
| ge, gi<br />
| '''g'''elo<br />
| Eis<br />
| ʒ<br />
| wie das ''j'' in '''J'''ournal oder das ''g'' in '''G'''enie<br />
|-<br />
| gua<br />
| á'''gu'''a<br />
| Wasser<br />
| gu bis gw<br />
| ''g'' mit sehr dunklem ''u,'' ins ''w'' gehend<br />
|-<br />
| gue, gui<br />
| portu'''gu'''ês, '''gu'''ia<br />
| Portugiesisch, Führer<br />
| g<br />
| wie '''g'''ehen, das ''u'' wird genau wie im Französischen (''guerre'', ''guichet'') nicht gesprochen<br />
|-<br />
| h<br />
| '''h'''arpa<br />
| Harfe<br />
| ∅<br />
| wird nicht ausgesprochen<br />
|-<br />
| j<br />
| '''j'''ogo<br />
| Spiel<br />
| ʒ<br />
| wie das ''j'' in '''J'''ournal oder das ''g'' in '''G'''enie<br />
|-<br />
| l<br />
| '''l'''ogo<br />
| bald<br />
| l<br />
| wie '''L'''amm<br />
|-<br />
| -l<br />
| Portuga'''l,''' Brasi'''l'''<br />
| Portugal, Brasilien<br />
| P.: ł<br />Br.: w<br />
| P.: dunkles ''l'' (wie das Kölner ''l'')<br />Br.: noch dunkleres ''l,'' wie ''u,'' englisches ''w'' oder das polnische ''ł''<br />
|-<br />
| lh<br />
| a'''lh'''o, fi'''lh'''o<br />
| Knoblauch, Sohn<br />
| ʎ<br />
| wie ein ''lj'' im Deutschen oder das ''gl'' im Italienischen (''fi'''gl'''io'')<br />
|-<br />
| m-<br />
| '''m'''apa<br />
| Landkarte<br />
| m<br />
| Wortbeginn/-inneres: wie im Deutschen<br />am Wortende: nasaliert den vorhergehenden Vokal<br />
|-<br />
| n-<br />
| '''n'''úmero<br />
| Zahl<br />
| n<br />
| Wortbeginn/-inneres: wie im Deutschen<br />am Wortende: nasaliert den vorhergehenden Vokal<br />
|-<br />
| nh<br />
| ni'''nh'''o<br />
| Nest<br />
| ɲ<br />
| wie ein ''nj'' im Deutschen bzw. das ''gn'' im Französischen (''Auba'''gn'''e'') oder Italienischen ''(lasagne)''<br />
|-<br />
| p<br />
| '''p'''arte<br />
| part<br />
| p<br />
| wie in '''P'''a'''p'''ier, aber unbehaucht<br />
|-<br />
| qua, quo<br />
| '''qu'''anto, '''qu'''otidiano<br />
| wie viel, täglich<br />
| kw<br />
| ein ''k'' und sehr dunkles ''u''<br />
|-<br />
| que, qui<br />
| a'''qu'''ele, a'''qu'''i<br />
| jener, hier<br />
| k<br />
| wie im Deutschen '''K'''atze<br />
|-<br />
| -r<br />
| ma'''r,''' Ma'''r'''ço<br />
| Meer, März<br />
| ɾ<br />
| manchmal leicht gerollt, oft [[Stimmhafter uvularer Vibrant|Zäpfchen-r]]<br />
|-<br />
| r<br />
| co'''r'''o, ca'''r'''o<br />
| Chor, teuer<br />
| r<br />
| i. d. R. leicht gerollt (einfacher Zungenschlag)<br />
|-<br />
| r, rr<br />
| '''r'''osa, ca'''rr'''o<br />
| Rose, Auto<br />
| P.:R<br />Br.:H<br />
| P.: Zäpfchen-r; regional auch länger gesprochenes, d.&nbsp;h. stärker gerolltes r als oben<br />Br.: ch (weicher Ach-Laut) oder [[Stimmhafter uvularer Vibrant|Zäpfchen-r]]<br />
|-<br />
| s, ss<br />
| '''s'''apo, a'''ss'''ado<br />
| Kröte, gegrillt<br />
| s<br />
| im Anlaut oder im Wortinnern wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| -s<br />
| galinha'''s,''' arco'''s'''<br />
| Hühner, Bögen<br />
| ʃ oder z<br />
| im Auslaut in Portugal, Rio de Janeiro und [[Belém (Pará)]] ʃ (wie das sch in '''Sch'''ule); in den übrigen Regionen Brasiliens meist z (wie das s in Wie'''s'''e); in einigen portugiesischen Dialekten ʒ (wie das j in '''J'''ournal)<br />
|-<br />
| s<br />
| ra'''s'''o<br />
| Gleichmäßigkeit<br />
| z<br />
| falls vor und nach dem ''s'' jeweils ein Vokal steht, wie in Deutschland das ''s'' in Wie'''s'''e, im Englischen ea'''s'''y<br />
|-<br />
| t<br />
| '''t'''osta<br />
| Toast<br />
| t<br />tʃ<br />
| wie auf Deutsch, aber nicht behaucht<br />im Brasilianischen vor einem ausgesprochenen ''-i-'' (wozu viele orthografische ''-e-''s gehören) extrem weich bzw. stimmhaft, fast wie tʃ, wobei die Stärke des nachfolgenden Zischlautes regional unterschiedlich ist; häufig wie die russische Verbalendung -ть gesprochen.<br />
|-<br />
| v<br />
| '''v'''ento, '''v'''elocidade<br />
| Wind, Geschwindigkeit<br />
| v<br />
| wie das ''w'' in '''w'''o<br />
|-<br />
| x<br />
| cai'''x'''a, '''X'''adrez, te'''x'''to<br />
| Kiste, Schach, Text<br />
| ʃ<br />
| stimmloses ''sch'' wie in '''Sch'''ule, aber schwächer als im Deutschen<br />
|-<br />
| x<br />
| pró'''x'''imo<br />
| nächster/s<br />
| s<br />
| im Wortinnern wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| z, exa, exe, exi, exo, exu<br />
| e'''x'''ame, nature'''z'''a<br />
| Prüfung, Natur<br />
| z<br />
| wie in Deutschland das ''s'' in Wie'''s'''e, Englisch '''z'''ero<br />
|}<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
=== Substantive ===<br />
'''Genus'''.<br />
In der Regel sind [[Substantiv]]e, die auf -o enden, männlich und Substantive, die auf -a enden, weiblich. Es gibt aber auch Ausnahmen (''o problema'', ''o motorista''). Das [[Genus|Geschlecht]] wird durch den vorangehenden Artikel angezeigt (männlich: ''o''; weiblich: ''a''). Daneben gibt es zahlreiche Substantive, die auf andere Vokale (''o estudante'' – der Student; ''o javali'' – das Wildschwein; ''o peru'' – der Truthahn), auf Diphthonge (''a impressão'' – der Eindruck; ''o chapéu'' – der Hut) oder auf Konsonanten enden (''o Brasil'' – Brasilien; ''a flor'' – die Blume).<br />
<br />
'''Numerus'''.<br />
Der Plural wird im Allgemeinen durch das Anhängen von -s an das Substantiv gebildet (o amigo – os amigos; a mesa – as mesas; o estudante – os estudantes). Bei Substantiven, die auf einen Konsonanten enden, ergeben sich Änderungen. Bei auslautendem -r, -z und -n wird im Plural -es angehängt. Manche Substantive, die auf -s enden und auf der vorletzten oder drittletzten Silbe betont sind, sind im Plural unveränderlich (o ônibus – os ônibus; o lápis – os lápis). Ein auslautendes -m vor dem Plural-S wird zu einem -n (o homem – os homens). Auslautendes -l wird im Plural zu -i- vokalisiert (o animal – os animais; o papel – os papéis; o farol – os faróis). Eine Besonderheit sind die Pluralformen der Substantive auf -ão. Je nach der Etymologie des Wortes bilden diese Substantive unterschiedliche Pluralformen (o irmão – os irmãos; o alemão – os alemães; a informação – as informações).<br />
<br />
'''Augmentativ / Diminutiv'''.<br />
Durch das Anhängen von Suffixen kann die Bedeutung eines Substantivs verändert werden. So lässt sich durch das [[Augmentativ]]suffix -ão eine Vergrößerungsform bilden: o nariz – o narigão (die Riesennase). Ähnlich verhält es sich mit der Verkleinerungsform ([[Diminutiv]]) durch das Suffix -inho/-inha: o nariz – o narizinho (das Näschen).<br />
<br />
=== Artikel ===<br />
'''Bestimmter Artikel'''.<br />
Der bestimmte Artikel des Portugiesischen entstand aus dem lateinischen Demonstrativpronomen ''ille'' (jener). Im Altportugiesischen sind die Formen ''el'' (als Relikt heute erhalten in der Anredeform für den König „El-Rei“), ''lo'', ''la'', ''los'' und ''las'' zu finden. Durch die phonetische Entwicklung fiel das anlautende l- weg, so dass die heutigen Formen entstanden. In manchen regionalen Wendungen hat sich die altportugiesische Form dennoch erhalten (mais + o → mai-lo).<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! Maskulinum!! Femininum<br />
|-<br />
| '''Singular''' || o || a<br />
|-<br />
| '''Plural''' || os || as<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der bestimmte Artikel dient im Portugiesischen dazu, Wörter zu bestimmen, wenn sie bereits bekannt sind oder eine neue Aussage über sie getroffen wird. Darüber hinaus kann der bestimmte Artikel Wörter substantivieren (''o saber'' – das Wissen). Wie in manchen deutschen [[Substandard]]varietäten wird im Portugiesischen vor dem Eigennamen praktisch immer der bestimmte Artikel verwendet: Eu sou ''o'' João. (Ich bin ''der'' Hans.) Auch vor Possessivpronomen ist der bestimmte Artikel häufig: O João é ''o'' meu amigo. (Hans ist mein Freund.)<br />
<br />
Ähnlich wie im Italienischen wird auch der portugiesische Artikel nach bestimmten Präpositionen (a / de / em / por) mit diesen verbunden. Die Verbindung der Präposition ''a'' mit dem weiblichen Artikel ''a'' wird durch einen [[Gravis (Typografie)|Gravis-Akzent]] angezeigt: ''à''. Dieses Phänomen heißt [[Krasis]] (port: crase).<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! m.sg.!! m.pl. !! f.sg. !! f.pl.<br />
|-<br />
| '''a (zu, in)''' || ao || aos || à || às<br />
|-<br />
| '''de (von)''' || do || dos || da || das<br />
|-<br />
| '''em (in)''' || no || nos || na || nas<br />
|-<br />
| '''por (durch)''' || pelo || pelos || pela || pelas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
'''Unbestimmter Artikel'''.<br />
Der unbestimmte Artikel entstand aus dem lateinischen [[Zahlwort]] ''unus, una, unum''. Er dient dazu, bisher unbekannte Substantive einzuführen und zu präsentieren. Er individualisiert und definiert Wörter, die zuvor noch nicht näher bestimmt wurden.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! Maskulinum !! Femininum<br />
|-<br />
| '''Singular''' || um || uma<br />
|-<br />
| '''Plural''' || uns || umas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der unbestimmte Artikel wird mit der Präposition ''em'', in Portugal selten auch mit der Präposition ''de'' zu einer so genannten [[Artikelpräposition]] verbunden.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! m.sg. !! m.pl. !! f.sg. !! f.pl.<br />
|-<br />
| '''de (von)''' || dum || duns || duma || dumas<br />
|-<br />
| '''em (in)''' || num || nuns || numa || numas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Adjektiv ===<br />
Das Adjektiv dient im Portugiesischen dazu, Substantive näher zu bestimmen. Es muss in Zahl und Geschlecht mit dem Substantiv übereinstimmen, auf das es sich bezieht.<br />
<br />
In der Regel werden die Adjektive im Portugiesischen dem Substantiv nachgestellt (Como uma maçã vermelha – Ich esse einen roten Apfel.) Einige Adjektive werden dem Substantiv aber auch vorangestellt. Dazu gehören die Superlativformen (o melhor amigo: der beste Freund). Manche Adjektive erhalten durch die Voranstellung eine kleine Sinnveränderung (um homem grande: ein großer Mann; um grande homem: ein großartiger Mann). Eine Voranstellung ist auch aus stilistischen Gründen möglich. Die Bedeutung des Substantivs erhält dadurch eine subjektive Komponente.<br />
<br />
Adjektive können gesteigert werden. In der Regel wird die erste Steigerungsstufe ([[Komparativ]]) durch Voranstellung des Steigerungswortes ''mais'' (mehr) oder ''menos'' (weniger) gebildet: O João é ''mais'' inteligente. A Carla é ''menos'' inteligente. Will man ausdrücken, im Vergleich womit etwas mehr oder weniger ist, verbindet man den Vergleich mit ''do que'' (als): O João é ''mais'' inteligente ''do que'' a Carla.<br />
<br />
Die zweite Steigerungsform ([[Superlativ]]) existiert in zwei Formen. Einmal als relativer Superlativ, bei dem ausgedrückt wird, im Vergleich womit etwas das Maximum ist: O João é ''o'' aluno ''mais'' estudioso da escola (João ist der fleißigste Schüler der Schule, also im Vergleich zu allen anderen Schülern.) Beim absoluten Superlativ wird nicht angegeben, was die Vergleichsgröße ist. Diese Form wird durch das Anhängen des Suffixes ''-íssimo/-íssima'' oder durch den [[Elativ]] mit ''muito'' (sehr) ausgedrückt: O João é inteligent''íssimo'' / ''muito'' inteligente (João ist sehr intelligent.)<br />
<br />
Einige häufig vorkommende Adjektivformen bilden unregelmäßige Steigerungsformen: bom – melhor – o melhor / ótimo; ruim – pior – o pior / péssimo; grande – maior – o maior / máximo; pequeno – menor – o menor / mínimo.<br />
<br />
=== Verben ===<br />
[[Verb]]en werden in drei Konjugationen eingeteilt, die man nach der Infinitivendung unterscheidet (entweder ''-ar,'' ''-er'' oder ''-ir''), wobei die meisten Verben zur ''-ar''-Gruppe gehören. Diese Verben folgen dann den gleichen Konjugationsregeln. Ähnlich wie im Deutschen gibt es den [[Imperativ (Modus)|Imperativ]] ''(o imperativo),'' den [[Indikativ (Modus)|Indikativ]] (''o ''indicativo'')'' und den [[Konjunktiv]] '' (''[[Subjuntivo (portugiesisch)|subjuntivo'' o ''conjuntivo'']]),'' wobei die Regeln strenger sind, wann der Konjunktiv zu verwenden ist, und die Verwendung mit dem Gebrauch des deutschen Konjunktivs nicht zu vergleichen ist, eher mit dem Gebrauch des spanischen ''[[Subjuntivo (spanisch)|subjuntivo]].''<br />
<br />
Eine weitere Besonderheit stellt der sogenannte ''persönliche [[Infinitiv]]'' ''(infinitivo pessoal)'' dar. Damit werden Infinitivformen bezeichnet, die eine Personalendung erhalten. Beispiel: Mostro-te para saber''es'' disso. (Ich zeige es dir, damit du davon weißt. – wörtlich: für du wissen(-st) davon).<ref>[http://www.scielo.br/pdf/alfa/v55n2/06.pdf Raquel Meister; Ko. Freitag: ''ASPECTO INERENTE E PASSADO IMPERFECTIVO NO PORTUGUÊS: ATUAÇÃO DOS PRINCÍPIOS DA PERSISTÊNCIA E DA MARCAÇÃO.'' Alfa, São Paulo, 55 (2): 477–500, 2011] (PDF)</ref><br />
<br />
=== Anrede ===<br />
Im Portugiesischen gibt es, wie in den meisten indoeuropäischen Sprachen, zwei Formen der Anrede, eine der Nähe ''(tu)'' und eine der Ferne ''(o senhor/a senhora)''. Die ursprüngliche Form der zweiten Person Plural ''(vós)'' hat heute bis auf einige Dialekte in Nordportugal sowie die im Gottesdienst verwendete biblisch geprägte [[Sakralsprache]] kaum noch Bedeutung. Daneben hat sich in Brasilien aus der höflichen Anrede ''vossa mercê'' (Euer Gnaden) die Kurzform ''você'' entwickelt, die mit der dritten Person Singular des Verbes verwendet wird. Diese Anrede ist in den meisten Regionen Brasiliens die normale Umgangsform im Alltag. So gesehen siezen sich Brasilianer praktisch immer (Beispiel: ''Você me dá seu livro?'' – Gibst du mir dein Buch? – eigentlich: Geben Sie mir Ihr Buch?) Interessant dabei ist, dass die ''você''-Form eine größere semantische Breite hat als die deutsche Du-Form. Das heißt, wo man auf Deutsch die Sie-Form verwenden würde, kann man in Brasilien durchaus auch die ''você''-Form verwenden. In Portugal wird diese Form als ''vertrautes Sie'' verwendet, etwa unter gleichrangingen Arbeitskollegen oder unter älteren Nachbarn. ''O senhor/a senhora'' ist auf sehr formelle Situationen beschränkt. In beiden Sprachvarianten hat die Pluralform ''vocês'' das alte ''vós'' komplett ersetzt.<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1:<br />
:{{lang|pt|Todos os seres humanos nascem livres e iguais em dignidade e em direitos. Dotados de razão e de consciência, devem agir uns para com os outros em espírito de fraternidade. }}<br />
: [[Datei:Universal Declaration of Human Rights - por - as - Art1.ogg]]<br />
: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
<br />
== Wortschatz ==<br />
Da Portugiesisch eine [[Romanische Sprachen|romanische Sprache]] ist, entstammen die meisten portugiesischen Wörter der lateinischen Sprache. Man kann jedoch auch Spuren anderer Sprachen, mit denen das Portugiesische Kontakt hatte, beobachten:<br />
<br />
=== vorrömische Lehnwörter ===<br />
Es gibt wenige Wörter aus der Zeit vor der römischen Herrschaft Hispaniens, die sich aus der Sprache der Urbevölkerung des heutigen Portugals ([[Lusitaner]], Konii, [[Iberer]]) oder aus der Sprache von Siedlern ([[Phönizier]], [[Karthago|Karthager]] oder [[Kelten]] beziehungsweise [[Keltiberer]]) bis in das moderne Portugiesisch erhalten haben. Bei vielen dieser Wörter fehlt jedoch der genaue wissenschaftliche Nachweis ihrer Herkunft ([[Etymologie]]). Gerade bei den [[Keltische Sprachen|Keltismen]] könnte es sich um Wörter handeln, die auf dem Umweg über das Lateinische ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
[[Iberische Sprache|Iberismen]]:<br />
* ''arroio'' ‚Strom, Bach‘<br />
* ''caçapo'' ‚junges Kaninchen‘<br />
* ''cama'' ‚Bett‘<br />
* ''manteiga'' ‚Butter‘<br />
* ''sovaco'' ‚Achsel(höhle)‘<br />
<br />
Keltismen:<br />
* ''bostar'' ‚Kuhweide‘ (aus keltiberisch ''boustom'' ‚Kuhstall‘; vgl. altgalicisch ''busto'' ‚Kuhbauernhof‘)<br />
* ''bugalho'' ‚Galle, Gallapfel‘<br />
* ''canga'' ‚Joch‘ (aus *''cambica'', gebildet zu ''cambos'' ‚krumm‘; vgl. [[Altirisch|air.]] ''camm'')<br />
* ''colmeia'' ‚Bienenstock‘ (aus *''colmos''; vgl. [[Leonesische Sprache|leonesisch]] ''cuelmo'' ‚Stroh, Halm‘, m[[Bretonische Sprache|bret.]] ''coloff'' ‚Stängel, Stiel‘)<br />
* ''garça'' ‚Reiher‘ (vgl. [[Bretonische Sprache|bret.]] ''kerc’heiz'')<br />
* ''lavego'' ‚Radpflug‘<br />
* ''sável'' ‚Alse‘ (aus ''samos'' ‚Sommer‘; vgl. span. ''sábalo'' ‚Alse‘, [[Katalanische Sprache|kat.]] ''saboga'' ‚ds.‘, air. ''sam'' ‚Sommer‘)<br />
* ''seara'' ‚gepflügter Acker‘ (vgl. altgalicisch ''senara'', span. ''serna''; air. ''sain'' ‚allein‘)<br />
<br />
Da praktisch alle dieser Wörter keltischen Ursprungs auch in anderen romanischen Sprachen belegt sind, liegt es nahe, dass sie schon von den Römern aus dem Keltischen entlehnt worden und dann als lateinische Wörter ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
[[Phönizische Sprache|Phönizismen]]:<br />
* ''malha'' ‚Masche, Netz‘<br />
* ''mapa'' ‚Karte‘<br />
* ''saco'' ‚Sack‘<br />
Auch hier gilt: Diese Wörter sind auch in anderen romanischen Sprachen belegt. Es liegt daher nahe, dass sie schon von den Römern aus dem Phönizischen (oder einer anderen Sprache) entlehnt worden und dann als lateinische Wörter ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
=== Erbwörter lateinischer Abstammung ===<br />
Portugiesisch ist ein Abkomme des [[Vulgärlatein]]s, welches mit dem [[Klassisches Latein|klassischen Latein]] zwar verwandt, jedoch nicht identisch ist. Die Transformation von lateinischen zu den heutigen portugiesischen Wörtern begann teils schon während des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]], bei anderen Wörtern begann dieser Prozess erst später. Die portugiesische Sprache wurde durch die lateinische immer wieder beeinflusst; so gelangten später auch Wörter aus der lateinischen Schriftsprache des [[Mittelalter]]s und der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]] ins Portugiesische. Diese so genannten ''[[Buchwort|Buchwörter]]'' haben sich gegenüber der lateinischen Form wenig verändert, während die Wörter, die aus dem gesprochenen Latein entstanden sind ''([[Erbwort|Erbwörter]])'', stark verändert wurden.<br />
<br />
Die Prozesse, durch die aus lateinischen Erbwörtern portugiesische Wörter wurden, sind im Einzelnen:<br />
* ''[[Nasalvokal#Portugisisch|Nasalierung]]:'' Ein Vokal vor [m] und [n] wird leicht zu einem nasalen Vokal, dies ist ein Phänomen, welches in vielen Sprachen existiert. Im Portugiesischen geschah dies zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert, im Unterschied zum Spanischen, wo diese Änderung der Vokalaussprache nie eintrat.<br />
** lateinisch {{Kapitälchen|luna}} wird zuerst zu altportugiesischem ''lũa'' [ˈlũ.a] dann zu neuportugiesischem ''lua'' [ˈlu.a] ‚Mond‘.<br />
* ''[[Palatalisierung]]:'' eine Anpassung vor den Vokalen [i] und [e], oder in der Nähe der Halbvokale oder des [[palatal]]en [j]:<br />
** {{Kapitälchen|centum}} > *''tʲento'' > altport. ''cento'' [t͡sẽnto] > ''cen'' [t͡sẽⁿ] > neuport. ''cem'' [sẽj̃] ‚Hundert‘<br />
** {{Kapitälchen|facere}} > *''fatʲere'' > *''fatˢer'' > altport. ''fazer'' [fa.ˈd͡zeɾ] > neuport. ''fazer'' ‚machen‘<br />
** eine ältere Evolution hatte: {{Kapitälchen|fortia}} → *''fortˢa'' > ''força'' [ˈfoɾ.sɐ] ‚Stärke, Kraft‘<br />
* ''Wegfall'' von lateralen oder nasalen Einzelkonsonanten zwischen Vokalen:<br />
** {{Kapitälchen|dolor}} > ''door'' [do.ˈoɾ] > ''dor'' ‚Schmerz‘<br />
** {{Kapitälchen|bonus}} > ''bõo'' [ˈbõ.o] > ''bom'' ‚gut‘<br />
** {{Kapitälchen|ānellus}} > *''ãelo'' > ''elo'' ‚Ring‘ (daneben ''anel'' [ɐ.ˈnɛɫ])<br />
* ''[[Lenisierung]]'' – Abschwächung der Konsonantenstärke zwischen Vokalen:<br />
** {{Kapitälchen|mūtus}} > ''mudo'' [ˈmu.ðu] ‚taub‘<br />
** {{Kapitälchen|lacus}} > ''lago'' [ˈla.ɡu] (Brazil) > [ˈla.ɣu] ‚See‘<br />
** {{Kapitälchen|faba}} > ''fava'' ‚dicke Bohne‘<br />
* ''[[Gemination (Sprache)|Geminatenvereinfachung]]'' – Vereinfachung von Doppelkonsonanten:<br />
** {{Kapitälchen|gutta}} > ''gota'' ‚Tropfen‘<br />
** {{Kapitälchen|peccare}} > ''pecar'' ‚sündigen‘<br />
* ''[[Dissimilation (Phonologie)|Dissimilation]]'' – Entähnlichung von zwei benachbarten ähnlich klingenden Lauten<br />
** Vokaldissimilation:<br />
*** {{Kapitälchen|locusta}} > ''lagosta'' ‚Languste‘<br />
*** {{Kapitälchen|campāna}} > ''campãa'' [kam.ˈpãa] > *[ˈkã.pɐ] > ''campa'' [ˈkɐ̃.pɐ] ‚Grab‘<br />
** Konsonantendissimilation:<br />
*** {{Kapitälchen|memorāre}} > ''nembrar'' > ''lembrar'' ‚erinnern‘<br />
*** {{Kapitälchen|anima}} > ''alma'' ‚Seele‘<br />
*** {{Kapitälchen|locālem}} > ''logar'' > ''lugar'' ‚Platz‘<br />
<br />
=== Germanismen ===<br />
* ''agarimar'' ‚kuscheln; im Bett zu verstauen‘<br />
* ''britar'' ‚brechen‘ (aus dem [[Sueben|Suebischen]] *''briutan''; vgl. altengl. ''brēotan'', mhd. ''briezen'')<br />
* ''ervanço'' ‚Kichererbse‘ (aus [[Gotische Sprache|got.]] *''arweits'' ‚Erbse‘)<br />
* ''fona'' ‚Funke‘ (aus dem Sueb.)<br />
* ''gaita'' ‚Dudelsack‘ (aus got. ''gaits'' ‚Ziege‘, vgl. dt. ''Bockpfeife'')<br />
* ''laverca'' ‚Lerche‘ (aus dem Sueb. *''laiwerka'')<br />
* ''loução'' ‚elegant‘ (veraltet „hochmütig“, aus got. ''flautjan'' ‚prahlen‘)<br />
* ''luva'' ‚Handschuh‘ (aus got. *''lōfa'')<br />
* ''trigar'' ‚schieben‘ (aus [[Gotische Sprache|got.]] ''þreihan'' ‚widersprechen‘)<br />
<br />
=== Arabismen ===<br />
Etwa tausend Wörter des Portugiesischen sind [[Arabische Sprache|arabische]] [[Lehnwort|Lehnwörter]]<ref>Volker Noll: {{Webarchiv | url=http://www.uni-muenster.de/Romanistik/dozenten/noll/al.pdf | wayback=20070102202847 | text=Der arabische Artikel ''al'' und das Iberoromanische}} (PDF-Datei; 210&nbsp;kB)</ref>, zum Beispiel:<br />
* ''alface'' 'Blattsalat' von ''al-khass''<br />
* ''almofada'' 'Kissen' von ''al-mukhadda''<br />
* ''armazém'' 'Lager' von ''al-mahazan''<br />
* ''azeite'' 'Olivenöl' von ''az-zait''<br />
* ''garrafa'' 'Flasche' von ''garrafâ''<br />
* ''javali'' ‚Wildschwein‘, aus *''ǧabalí'', zu altarab. ''ǧabalī'' (جبلي) ‚bergig‘<br />
<br />
=== Lehnwörter afrikanischen, asiatischen und indianischen Ursprungs ===<br />
Durch die Entdeckungen kam das Portugiesische in Kontakt mit lokalen afrikanischen, asiatischen und indianischen Sprachen, von denen die portugiesische Sprache viele Elemente aufgenommen und an andere europäische Sprachen weitergegeben hat. Besonders geografische Bezeichnungen in Afrika und Brasilien gehen auf die Sprachen der Einwohner dieser Regionen zurück.<br />
<br />
Asiatische Sprachen:<br />
* ''chá'' 'Tee', aus dem [[Chinesische Sprache|chinesischen]] ''cha''<br />
* ''jangada'' 'Floß', aus dem [[Malaiische Sprache|Malaiischen]]<br />
* ''manga'' 'Mango', aus malaiisch ''mangga''<br />
<br />
[[Indigene Völker Südamerikas|Indianische Wörter]]:<br />
* ''abacaxi'' '[[Ananas]]' aus der [[Tupi-Sprache]] ''ibá'' und ''cati''<br />
* ''caju'' '[[Kaschu#Cashew-„Nuss“|Kaschunuss]]' oder auch 'Cashew-Nuss'<br />
* ''jaguar'' '[[Jaguar]]' aus dem [[Tupi-Sprache|Tupi]]-[[Guaraní (Sprache)|Guaraní]] ''jaguara''<br />
* ''mandioca'' '[[Maniok]]'<br />
* ''pipoca'' '[[Popcorn]]'<br />
* ''tatu'' '[[Gürteltiere|Gürteltier]]' aus dem Guaraní ''tatu''<br />
* ''tucano'' '[[Tukane|Tukan]]' aus dem Guaraní ''tucan''<br />
<br />
Schwarz[[afrika]]:<br />
* ''banana'' '[[Bananen|Banane]]' aus dem [[Wolof (Sprache)|Wolof]]<br />
* ''farra'' 'Wilde Feier' aus dem [[Bantusprachen|Bantu]]<br />
* ''chimpanzé'' '[[Schimpanse]]' aus dem Bantu<br />
<br />
== Portugiesische Literatur ==<br />
{{Hauptartikel|Portugiesische Literatur}}<br />
<br />
In der frühen portugiesischen Literatur hatte die [[Poesie]] die höchste Bedeutung. Einer der berühmtesten Literaten Portugals ist [[Luís de Camões]] (* 1524; † 1580), der mit dem Epos ''[[Die Lusiaden]]'' eines der wichtigsten Werke geschaffen hat.<ref name="WDL">{{cite web |url = http://www.wdl.org/en/item/11198/ |title = The Lusiads |website = [[World Digital Library]] |date = 1800–1882 |accessdate = 2013-08-31 }}</ref> Seine Bedeutung wird nicht zuletzt dadurch illustriert, dass die portugiesische Entsprechung zum deutschen [[Goethe-Institut]] ''[[Instituto Camões]]'' heißt und Portugals [[Nationalfeiertag]] („Dia de Portugal“ – Tag von Portugal) auf den 10. Juni, den Todestag des [[Nationaldichter]]s gelegt wurde.<br />
<br />
Andere wichtige Autoren sind der Romancier [[José Maria Eça de Queiroz|Eça de Queirós]] (1845–1900), der Dichter [[Fernando Pessoa]] (1888–1935), der brasilianische Dichter und Romancier [[Machado de Assis]] (1839–1908), der brasilianische Romancier [[Jorge Amado]] (1912–2001), und der [[Nobelpreis für Literatur|Literaturnobelpreisträger]] [[José Saramago]] (1922–2010).<br />
<!-- Oben eingearbeitet<br />
<br />
== Geschichtliche Entwicklung ==<br />
Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts beschränkt sich das portugiesische [[Sprachgebiet]] auf die Region der historischen Landschaft [[Galicien]]. Im Süden grenzt es bis dahin an das romanische Sprachgebiet des [[Mozarabisch]]en an, das seit Beginn des 8. Jahrhunderts politisch gesehen zum Machtbereich der [[Araber]] gehört.<br />
<br />
Wie der Wortschatz des Galicischen umfaßt auch das Portugiesische eine Reihe [[Keltische Sprachen|keltischer]], [[Griechische Sprache|griechischer]] und [[Iberische Sprache|iberischer]] Elemente. Außerdem finden sich indirekte [[Germanische Sprachen|germanische]] Entlehnungen, die als Bestandteil der gewöhnlichen [[latein]]ischen Umgangssprache der römischen Legionäre auf die [[Iberische Halbinsel]] gelangen. Darüber hinaus existiert eine sehr geringe Anzahl an [[Lehnwort|Lehnwörtern]] [[Gotische Sprache|gotischer]] und [[Suebische Sprache|suebischer]] Herkunft.<br />
<br />
Als die [[Grafschaft]] [[Portugal]] im Jahr 1095 unabhängig wird (ab 1139 [[Königreich]]), dehnt sie ihren Machtbereich gemeinsam mit der spanischen [[Reconquista]]-Bewegung allmählich nach Süden hin aus. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts endet diese Ausdehnung an der Südgrenze des heutigen Portugals, wodurch der gesamte Westen der Iberischen Halbinsel zum galicisch-portugiesischen Sprachgebiet wird.<br />
<br />
Durch die Ausstrahlung der höfischen Kultur [[Südfrankreich]]s auf die galicische Dichtersprache im 12. und 13. Jahrhundert gelangen auch [[occitanisch]]e Lehnwörter in das Sprachgebiet ein. Im modernen Portugiesisch hat sich aber nur eine begrenzte Zahl dieser Wörter erhalten. Von größerer Bedeutung für die Ausprägung des Wortschatzes ist der [[Französische Sprache|französische]] Spracheinfluß, der nicht nur [[lexikalisch]], sondern auch [[phraseologisch]] nachweisbar ist.<br />
<br />
Während des [[15. Jahrhundert]]s erfolgt die Auflösung der galicisch-portugiesischen Spracheinheit und es setzt eine Sonderentwicklung der portugiesischen Mundarten ein. Diese bestehen aus Nord-, Mittel- und Südportugiesisch.<br />
<br />
Man unterscheidet außerdem in der portugiesischen Sprachgeschichte zwei Entwicklungsphasen: das Altportugiesische (12. bis Mitte 16. Jahrhundert) und das Neuportugiesische (seit Mitte 16. Jahrhundert).<br />
<br />
Wie das Spanische besitzt auch das Portugiesische eine Anzahl [[Italienische Sprache|italienischer]] Lehnwörter. Bei diesen handelt es sich fast ausschließlich um Kulturausdrücke aus den Bereichen [[Musik]], [[Theater]], [[Malerei]], etc.<br />
<br />
Spanische Lehnwörter erhält die Sprache aufgrund der [[Personalunion]] zwischen Portugal und Spanien von 1580 bis 1640. In dieser Zeit bestehen enge literarische und kulturpolitische Beziehungen zwischen den beiden Ländern.<br />
<br />
== Aussprache des brasilianischen Portugiesisch ==<br />
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers:<br />
http://www.kapoeira.gmxhome.de/aussprache.html<br />
<br />
Hier ein paar Hinweise zur Aussprache des brasilianischen Portugiesisch,<br />
wie es etwa in Rio de Janeiro gesprochen wird:<br />
{| border="1"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Position<br />
!Aussprache<br />
!Beispiel<br />
!Aussprache<br />
!Übersetzung<br />
|-<br />
|s, z || am Ende || [sch] || três || [treisch] || drei<br />
|-<br />
|o || am Ende || [u] || quatro || [quatru] || vier<br />
|-<br />
|de,te || am Ende || [dschi] || de frente || [dschi frentschi] || von vorne<br />
|-<br />
|l || am Ende || [u] || Brasil || [brasiu] || Brasilien<br />
|-<br />
|r || am Anfang || [h] || rio || [hiu] || Fluß<br />
|-<br />
|rr || immer || [h] || carro || [caho] || Auto<br />
|-<br />
|j || immer || [sch]stimmh. || jogar || [schugá] || spielen<br />
|-<br />
|ch || immer || [sch] || chocolate || [schokoladschi] || Schokolade<br />
|-<br />
|e || am Ende || [i] || ele || [eli] || er<br />
|-<br />
|ei || immer || [e-i] || meia lua || [me-ia lua] || Halbmond<br />
|-<br />
|um, un || immer || [ung] || um || [ung] || eins<br />
|-<br />
|lh || immer || [lj] || filho || [filju] || Sohn<br />
|-<br />
|nh || immer || [nj] || tenho || [tenju] || ich habe<br />
|-<br />
|g || vor e und i || [sch]stimmh. || genial || [scheniau] || genial<br />
|-<br />
|h || immer || [-] || hora || [ora] || Stunde<br />
|-<br />
|qu || vor e und i || [k] || quem || [keng] || wer<br />
|-<br />
|qu || vor a || [kw] || quando || [kwandu] || wenn<br />
|-<br />
|z || Wortanfang/-Mitte || [s]stimmh. || beleza || [belesa] || Schönheit<br />
|-<br />
|ão || immer || [aung] || alemão || [alemaung] || Deutsch/Deutscher<br />
|-<br />
|õe || immer || [oing] || limões || [limoingsch] || Limonen<br />
|-<br />
|ãe || immer || [aing] || pães || [paingsch] || Brote<br />
|-<br />
|}<br />
--><br />
<br />
== Sprachregulierung ==<br />
Die portugiesische Sprache wird reguliert durch<br />
* das [[Internationales Portugiesisches Sprachinstitut|Internationale Portugiesische Sprachinstitut]]<br />
* die [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]] (CPLP)<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Vergleich von Spanisch und Portugiesisch]]<br />
* [[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Aurélio Buarque de Holanda Ferreira: ''Novo Dicionário Aurélio da Língua Portuguesa.'' Positivo, Curitiba 2004, ISBN 85-7472-414-9.<br />
* Emma Eberlein O.&nbsp;F. Lima, Lutz Rohrmann, Tokiko Ishihara: ''Avenida Brasil.'' EPU, São Paulo 1992, ISBN 85-12-54700-6 (Einführung in das brasilianische Portugiesisch).<br />
* Emma Eberlein O.&nbsp;F. Lima, Samira A. Iunes, Marina R. Leite: ''Diálogo Brasil.'' EPU, São Paulo 2002, ISBN 85-12-54220-9 (Intensivkurs).<br />
* A. Endruschat, J. Schmidt-Radefeldt: ''Einführung in die portugiesische Sprachwissenschaft.'' 2. Auflage. Narr, Tübingen 2008, ISBN 978-3-8233-6177-0.<br />
* Erhard Engler: ''Lehrbuch des brasilianischen Portugiesisch.'' 6. Auflage. Langenscheidt, Leipzig 2002, ISBN 3-324-00516-7.<br />
* Celso Ferreira da Cunha, Luís F. Lindley Cintra: ''Nova gramática do português contemporâneo.'' 18. Auflage. Edições João Sá da Costa, Lissabon 2005, ISBN 972-9230-00-5.<br />
* [[Günter Holtus]], [[Michael Metzeltin]], [[Christian Schmitt (Romanist)|Christian Schmitt]] (Hrsg.): ''[[Lexikon der Romanistischen Linguistik]].'' 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005; Band VI,2: ''Galegisch/Portugiesisch.'' 1994.<br />
* António Houaiss: ''Dicionário Houaiss da Língua Portuguesa.'' Temas & Debates, Lissabon 2003, ISBN 972-759-664-9 (portugiesische Ausgabe).<br />
* Maria Teresa Hundertmark-Santos Martins: ''Portugiesische Grammatik.'' Niemeyer, Tübingen 1998, ISBN 3-484-50183-9 (Gesamtdarstellung der grammatischen Phänomene der portugiesischen Sprache, allerdings weitgehend ohne Berücksichtigung des brasilianischen Portugiesisch).<br />
* Joaquim Peito: ''Está bem! Intensivkurs Portugiesisch.'' Schmetterling, Stuttgart 2006.<br />
* Matthias Perl et al.: ''Portugiesisch und Crioulo in Afrika. Geschichte – Grammatik – Lexik – Sprachentwicklung.'' Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1994.<br />
* Vera Cristina Rodrigues: ''Dicionário Houaiss da Língua Portuguesa.'' Objetiva, Rio de Janeiro 2003, ISBN 85-7302-488-7 (das größte Wörterbuch, einsprachig, mit portugiesischer und brasilianischer Rechtschreibung vor [[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|AO90]]).<br />
* Helmut Rostock: ''Lehrbuch der portugiesischen Sprache.'' 5. Auflage. Buske, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87548-436-6.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Portugiesisch}}<br />
{{Wiktionary|Kategorie:Portugiesisch}}<br />
{{Wikibooks|Portugiesisch}}<br />
{{Commonscat|Portuguese language|Portugiesische Sprache}}<br />
{{Commons|Portuguese pronunciation|Portugiesische Aussprache}}<br />
{{Wikisource|Wörterbücher#Portugiesisch|Portugiesische Wörterbücher}}<br />
* [http://www.cplp.org/ Comunidade dos Países de Lingua Portuguesa]<br />
* [http://www.lusitanistik.de/G_RTNER/g_rtner.htm Deutsche Lusitanistik-Webseite]<br />
* [http://www.internetpolyglot.com/german/lessons-pt-de Portugiesisches Vokabeltraining]<br />
* [http://www.verben.info/portugiesische-verben/portugiesische-verben.htm Portugiesische Verben online üben]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Schwesterprojekte<br />
|code=pt<br />
|text=portugiesischer Sprache<br />
|Navigationsleiste Sprachen in Osttimor<br />
}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4120316-1}}<br />
<br />
[[Kategorie:Portugiesische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]<br />
[[Kategorie:Offizielle Sprache in Osttimor]]<br />
[[Kategorie:Romanische Sprachen]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Portugiesische_Sprache&diff=156181702Portugiesische Sprache2016-07-16T03:20:04Z<p>Fobos92: /* Dialekte */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Portugiesisch ''(português)''<br />
|Länder= [[Portugal]], [[Brasilien]], in Ländern Afrikas wie Angola, Mosambik, [[Namibia]] oder [[Südafrika]], in [[Indien]], [[Luxemburg]] und in jeder grenzwärtigen Region zu portugiesischsprachigen Ländern<br />
|Sprecher= 240 Mio. [[Muttersprache|Muttersprachler]],<br />30 Mio. [[Zweitsprache|Zweitsprachler]] (geschätzt)<br />
|Klassifikation=* [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Italische Sprachen]]<br />
*:: [[Romanische Sprachen]]<br />
*::: [[Iberoromanische Sprachen]]<br />
*:::: [[Galicisch-portugiesische Sprache]]<br />
|KSprache=Portugiesisch<br />
|Amtssprache='''''[[Europa]]:'''''<br />{{POR}}<br />'''[[Afrika]]:'''<br />{{AGO}}<br />{{GNQ}}<br />{{GNB}}<br />{{CPV}}<br />{{MOZ}}<br />{{STP}}<br />'''[[Südamerika]]:'''<br />{{BRA}}<br />'''[[Asien]]:'''<br />{{MAC}} ''(zu [[Volksrepublik China]])''<br />{{TLS}}<hr />{{AU}}<br />{{EU}}<br />{{OAS}}<br />{{Mercosur|Mercosur|Mercosul}}<br />{{UNASUR}}<br />{{CPLP}}<br />[[Lateinische Union]]<br />
|ISO1=pt<br />
|ISO2=por<br />
|ISO3= por<br />
}}<br />
Die '''portugiesische Sprache''' (portugiesisch {{lang|pt|''português''}}) ist eine Sprache aus dem [[Romanische Sprachen|romanischen Zweig]] der [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachfamilie]] und bildet mit dem [[Spanische Sprache|Spanischen]], [[Katalanische Sprache|Katalanischen]] und weiteren Sprachen der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] die engere Einheit des [[Iberoromanische Sprache|Iberoromanischen]]. Zusammen mit dem [[Galicische Sprache|Galicischen]] in Nordwest-Spanien geht sie auf eine gemeinsame Ursprungssprache zurück, das [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesische]], das sich zwischen [[Spätantike]] und [[Frühmittelalter]] entwickelte. Nach der Herausbildung der Staatlichkeit [[Portugal]]s entwickelten sich daraus die beiden heutigen Sprachen. Heute gilt Portugiesisch als [[Weltsprache]].<br />
<br />
Es wird von über 240 Millionen [[Muttersprache|Muttersprachlern]] gesprochen; einschließlich der Zweitsprachler beläuft sich die Zahl der Sprecher auf etwa 270 Millionen.<br />
<br />
Die portugiesische Sprache verbreitete sich weltweit im 15. und 16. Jahrhundert, als Portugal sein [[Portugiesische Kolonialgeschichte|Kolonialreich]] aufbaute, das in Teilen bis in das Jahr 1975 überdauerte und Gebiete in [[Brasilien]], Afrika und an den Küsten Asiens umfasste. Als letztes ging [[Macau]] aus portugiesischem Besitz an China über. Daraus ergab sich, dass Portugiesisch heute die Amtssprache mehrerer unabhängiger Staaten ist und darüber hinaus von vielen Menschen als Minderheiten- oder [[Zweitsprache]] gesprochen wird. Neben dem eigentlichen Portugiesischen gibt es etwa zwanzig [[Kreolsprache]]n auf überwiegend portugiesischer Basis. Durch die [[Auswanderung]] aus Portugal ist Portugiesisch in den letzten Jahrzehnten in mehreren Staaten [[Westeuropa]]s und in [[Nordamerika]] zu einer wichtigen Minderheitensprache geworden.<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
{| cellpadding="2" cellspacing="2" border="0" class="centered toptextcells"<br />
|-<br />
| [[Datei:Map of the portuguese language in the world.png|500px|Verbreitung der portugiesischen Sprache]]<br />
|-<br />
|style="text-align:center"| ''Die portugiesischsprachige oder lusophone Welt''<br />
|}<br />
<br />
Portugiesisch ist alleinige [[Amtssprache]] in [[Angola]], [[Brasilien]], [[Mosambik]], [[Portugal]] und [[São Tomé und Príncipe]]. Zusammen mit anderen Sprachen ist Portugiesisch Amtssprache in [[Osttimor]] (zusammen mit [[Tetum (Sprache)|Tetum]]), [[Macau]] (zusammen mit [[Chinesische Sprache|Chinesisch]]) und [[Äquatorialguinea]] (zusammen mit [[Französische Sprache|Französisch]] und [[Spanische Sprache|Spanisch]]). Auf [[Kap Verde]] und in [[Guinea-Bissau]] ist es zwar alleinige Amtssprache, jedoch nicht die wichtigste Sprache. Eine wichtige Sprache, aber keine Amtssprache ist Portugiesisch in [[Andorra]], [[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburg]] (aufgrund der Zuwanderung von portugiesischen Arbeitskräften von etwa zehn Prozent der Bevölkerung gesprochen), [[Namibia]] und [[Südafrika]].<br />
<br />
=== Amerika ===<br />
Mit über 190 Millionen Sprechern in Brasilien ist Portugiesisch die am weitesten verbreitete Sprache in [[Südamerika]]. Aber auch in den spanischsprachigen Ländern Südamerikas erfreut sich Portugiesisch wachsender Bedeutung. Wegen des großen Einflusses Brasiliens wird Portugiesisch in einigen der restlichen südamerikanischen Staaten unterrichtet, besonders in [[Argentinien]] und den anderen [[Mercosur]] (Mercosul)-Mitgliedsstaaten. Im Grenzgebiet von Brasilien zu [[Argentinien]], [[Bolivien]], [[Paraguay]] ([[Brasiguayos]]) und [[Uruguay]] gibt es Menschen, für die Portugiesisch Muttersprache ist (in Paraguay leben 122.520 Portugiesisch-Muttersprachler gemäß der 2002 durchgeführten Volkszählung). Unter den Menschen, die im Grenzgebiet leben, aber der jeweils anderen Sprache nicht mächtig sind, hat sich teilweise eine [[Mischsprache]] aus Portugiesisch und Spanisch namens [[Portuñol|Portunhol]] herausgebildet. Darüber hinaus ist Portugiesisch eine wichtige Minderheitensprache in [[Guyana]] und [[Venezuela]].<br />
<br />
In Nordamerika und der Karibik gibt es große portugiesischsprachige Kolonien in [[Antigua und Barbuda]], [[Bermuda]], [[Kanada]], [[Jamaika]] und den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], wobei sich die Mehrzahl aus Einwanderern beziehungsweise Gastarbeitern aus Brasilien oder Portugal zusammensetzt. In Mittelamerika ist die portugiesische Sprache dagegen nur von geringer Bedeutung.<br />
<br />
=== Europa ===<br />
In Europa wird Portugiesisch vor allem von den 10,6 Millionen Einwohnern Portugals gesprochen. In [[Westeuropa]] hat sich die Sprache vor allem durch Einwanderung aus Portugal in den letzten Jahrzehnten verbreitet und wird von mehr als zehn Prozent der Bevölkerung [[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburgs]] und [[Andorra]]s gesprochen. Daneben gibt es einen nennenswerten Anteil portugiesischsprachiger Bevölkerung in [[Belgien]], [[Frankreich]], [[Deutschland]], auf [[Jersey]] und in der [[Schweiz]]. In [[Spanien]] wird Portugiesisch im [[Vale do Xalima]] gesprochen, wo es als ''A fala'' bezeichnet wird. Im heute spanischen [[Olivenza|Olivença]] wurde bis in die 1940er Jahre ein portugiesischer Dialekt gesprochen. Das mit Portugiesisch sehr eng verwandte [[Galicische Sprache|Galicisch]] wird im nordwestspanischen [[Galicien]] gesprochen.<br />
<br />
Galicisch und Portugiesisch haben dieselben Wurzeln und waren bis zum [[Mittelalter]] eine einzige Sprache, die man heute als [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesisch]] bezeichnet. Diese Sprache wurde sogar in Spanien ([[Kastilien]]) im poetischen Schaffen verwendet. Auch heute werden von vielen Linguisten Galicisch und Portugiesisch als eine Einheit gesehen. Aus [[Soziolinguistik|soziolinguistischen]] Gründen werden die beiden Sprachen jedoch häufig getrennt gesehen. In Galicien haben sich zwei Standards der Schriftsprache gebildet, wobei sich derjenige, der von der Galicischen Autonomen Regierung gestützt wird, mehr am Spanischen (Kastilischen) anlehnt, während sich in gewissen politischen und universitären Kreisen ein Standard etabliert hat, der sehr nah am Portugiesischen liegt. Der einzige galicische Abgeordnete im [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]], [[Camilo Nogueira]], spricht nach eigenen Angaben Portugiesisch.<br />
<br />
=== Afrika ===<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Portugiesisch ist eine wichtige Sprache im Afrika südlich der [[Sahara]]. [[Angola]] und [[Mosambik]] sind zusammen mit [[São Tomé und Príncipe]], [[Kap Verde]], [[Äquatorialguinea]] und [[Guinea-Bissau]] als [[PALOP]] ''(Paises Africanos de Língua Oficial Portuguesa)'' bekannt und organisiert; sie vertreten etwa 22 Millionen Sprecher des Portugiesischen (großzügige Schätzungen gehen dabei von neun Millionen Muttersprachlern aus, der Rest ist zweisprachig). Paradoxerweise ist der Gebrauch der portugiesischen Sprache nach der Unabhängigkeit der früheren Kolonien von Portugal gewachsen. Die Regierungen der jungen Staaten sahen die portugiesische Sprache als Instrument zur Entwicklung des Landes und einer nationalen Einheit.<br />
<br />
In Afrika ist Portugiesisch eine wichtige Minderheitensprache in der [[Demokratische Republik Kongo|Demokratischen Republik Kongo]], [[Malawi]], [[Namibia]], [[Südafrika]] (mehr als eine Million Sprecher), [[Sambia]] und [[Simbabwe]].<br />
<br />
In anderen Teilen Afrikas gibt es [[Portugiesisches Kreolisch|portugiesische Kreolsprachen]]. Im Süden [[Senegal]]s, in [[Casamance]], gibt es eine Gemeinschaft, die sprachlich und kulturell mit [[Guinea-Bissau]] verwandt ist und wo Portugiesisch gelernt wird. Auf der Insel [[Annobón]] ([[Äquatorialguinea]]) gibt es eine weitere Kreolsprache, die mit jener von [[São Tomé und Príncipe]] eng verwandt ist.<br />
<br />
In [[Angola]] wurde Portugiesisch schnell zu einer Nationalsprache statt ''nur'' einer Verkehrssprache. Dies gilt insbesondere für die Hauptstadt [[Luanda]]. Gemäß der offiziellen Volkszählung von 1983 war Portugiesisch damals die Muttersprache von 75 % der Bevölkerung Luandas von etwa 2,5 Millionen (mindestens 300.000 davon sprachen es dazu als einzige Sprache), und 99 % davon konnten sich auf Portugiesisch verständigen, wenn auch mit unterschiedlicher Sprachkompetenz. Dieses Ergebnis ist kaum erstaunlich, denn bereits für die siebziger Jahre gab eine 1979 in den Slumgebieten Luandas geführte Umfrage an, dass alle afrikanischen Kinder von sechs bis zwölf Jahren Portugiesisch sprachen, aber nur 47 % eine afrikanische Sprache. Heute sprechen vor allem in Luanda junge Angolaner neben dem Portugiesischen nur noch selten eine afrikanische Sprache. Landesweit benutzen etwa 60 % der Bevölkerung, die laut Volkszählung von 2014 auf etwa 24 Millionen geschätzt wird,<ref>Rede Angola: [http://www.redeangola.info/somos-243-milhoes/ Somos 24,3 milhões]</ref> Portugiesisch als [[Umgangssprache]]. Die Fernsehstationen aus Portugal und Brasilien, die man in Angola empfangen kann und die sehr populär sind, tragen dazu ihren Anteil bei.<br />
<br />
Das [[Angolanisches Portugiesisch|angolanische Portugiesisch]] beeinflusste auch das heute in Portugal gesprochene Portugiesisch, da die ''[[Retornados]],'' (portugiesische Rückkehrer nach der Unabhängigkeit Angolas) und angolanische Zuwanderer Wörter mitbrachten, die sich vor allem in der jungen Stadtbevölkerung verbreiteten. Dazu gehören ''iá'' ''(ja)'', ''bué'' ''(viele)'' oder ''bazar'' ''(weggehen)''.<br />
<br />
[[Mosambik]] gehört zu den Ländern, in denen Portugiesisch [[Amtssprache]] ist, es wird aber größtenteils nur als Zweitsprache gesprochen. In den Städten ist es aber die am meisten verbreitete Sprache. Gemäß der Volkszählung von 1997 sprechen etwa 40 % der Gesamtbevölkerung Portugiesisch, jedoch etwa 72 % der Stadtbevölkerung. Andererseits bezeichnen nur 6,5 % (bzw. 17 % in den Städten und 2 % in den ländlichen Gebieten) Portugiesisch als ihre Muttersprache. Die mosambikanischen Schriftsteller verwenden alle ein Portugiesisch, das sich an die mosambikanische Kultur angepasst hat.<br />
<br />
Auf [[Kap Verde]] und in [[Guinea-Bissau]] sind die wichtigsten Sprachen portugiesische Kreolsprachen, die als [[Crioulo]]s bezeichnet werden, wohingegen der Gebrauch der portugiesischen Sprache als Umgangssprache im Abnehmen begriffen ist. Die meisten Kapverdier können aber auch Standard-Portugiesisch sprechen, das in formellen Situationen verwendet wird. Schulbildung und Fernsehen aus Portugal und Brasilien tragen andererseits zur Entkreolisierung bei. In Guinea-Bissau ist die Lage etwas anders, weil nur etwa 60 % der Bevölkerung Kreolisch sprechen, und gar nur 10,4 % davon beherrschen Standard-Portugiesisch (gemäß der Volkszählung von 1992).<br />
<br />
In [[São Tomé und Príncipe]] spricht die Bevölkerung eine Art archaisches Portugiesisch, das viele Ähnlichkeiten mit [[Brasilianisches Portugiesisch|brasilianischem Portugiesisch]] aufweist. Die Elite des Landes verwendet jedoch eher die europäische Version, ähnlich wie in den anderen [[PALOP]]-Ländern. Neben dem eigentlichen Portugiesisch gibt es noch drei Kreolsprachen. Kinder lernen in der Regel Portugiesisch als Muttersprache und eignen sich das [[Forro (Sprache)|Forro]] genannte Kreolisch erst später an. Der tägliche Gebrauch der portugiesischen Sprache auch als Umgangssprache ist im Wachsen begriffen, und fast die gesamte Bevölkerung beherrscht diese Sprache.<br />
<br />
=== Asien ===<br />
Portugiesisch wird in [[Osttimor]], in den indischen Staaten [[Goa]] und [[Daman und Diu]] sowie in [[Macau]] ([[Volksrepublik China]]) gesprochen. In Goa wird Portugiesisch als ''Sprache der Großeltern'' bezeichnet, weil es nicht mehr in der Schule unterrichtet wird, keinen offiziellen Status hat und deshalb von immer weniger Menschen gesprochen wird. In Macau wird Portugiesisch nur von der kleinen portugiesischen Bevölkerung gesprochen, die nach der Übergabe der früheren Kolonie an China dort geblieben ist. Es gibt dort nur eine einzige Schule, in der auf Portugiesisch unterrichtet wird. Trotzdem bleibt Portugiesisch vorerst eine offizielle Sprache neben [[Chinesische Sprache|Chinesisch]].<br />
<br />
Es gibt in Asien mehrere portugiesische Kreolsprachen. In der malaiischen Stadt [[Malakka]] gibt es eine Kreolsprache namens ''Cristão'' oder ''[[Papiá Kristang]],'' andere aktive Kreolsprachen findet man in [[Indien]], [[Sri Lanka]] und auf [[Flores (Indonesien)|Flores]]. In Japan gibt es etwa 250.000 Personen, die als ''[[dekasegui]]'' bezeichnet werden; das sind Brasilianer japanischer Abstammung, die wieder nach Japan zurückgekehrt sind, deren Muttersprache jedoch Portugiesisch ist.<br />
<br />
In Osttimor ist die am weitesten verbreitete Sprache [[Tetum (Sprache)|Tetum]], eine [[Austronesische Sprachen|austronesische]] Sprache, die jedoch von der portugiesischen Sprache stark beeinflusst wurde. Am Ende der portugiesischen Kolonialzeit konnten durch eine rudimentäre Schulausbildung viele Timoresen zumindest in Grundlagen Portugiesisch sprechen.<ref name="Hajek">John Hajek: {{Webarchiv | url=http://www.linguistica.unifi.it/upload/sub/QDLF/QDLF10/QDLF10_2000hajek.pdf | wayback=20131228032140 | text=Towards a Language History of East Timor}}in: Quaderni del Dipartimento di Linguistica – Università di Firenze 10 (2000): S. 213–227</ref> Die Wiedereinführung des Portugiesischen als Nationalsprache nach der indonesischen Besatzung (1975–1999) stieß aber bei der jüngeren Bevölkerung, die durch das indonesische Bildungssystem gegangen ist und Portugiesisch nicht beherrscht, auf Missfallen. Überwiegend spricht die ältere Generation Portugiesisch, doch der Anteil steigt, da die Sprache der jüngeren Generation und interessierten Erwachsenen unterrichtlich vermittelt wird. Osttimor hat die anderen [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder|CPLP]]-Staaten um Hilfe bei der Einführung des Portugiesischen als Amtssprache gebeten. Osttimor versucht, mit Hilfe der portugiesischen Sprache Anschluss an die internationale Gemeinschaft zu finden und sich von [[Indonesien]] abzugrenzen. [[Xanana Gusmão]], der erste [[Präsident (Osttimor)|Präsident Osttimors]] seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit, hoffte, dass innerhalb von zehn Jahren Portugiesisch in Osttimor weit verbreitet sein würde. 2010 ergab die Volkszählung, dass 595 Osttimoresen Portugiesisch als Muttersprache haben, 25,2 % der Bevölkerung können Portugiesisch sprechen, lesen und schreiben, 21 % nur lesen und vier Prozent nur sprechen.<ref name="Census2010-2">{{Webarchiv | url=http://dne.mof.gov.tl/published/2010%20and%202011%20Publications/Pub%202%20English%20web/Publication%202%20FINAL%20%20English%20Fina_Website.pdf | wayback=20130928190624 | text=Direcção Nacional de Estatística: Population Distribution by Administrative Areas, Band 2 english}} (Zensus 2010; PDF; 22,6&nbsp;MB)</ref> Es gibt Stimmen, die in der Einführung von Portugiesisch als Amtssprache durch die alten [[Bildungselite]]n einen Fehler sehen. So werden die meisten Universitätslehrgänge immer noch in [[Bahasa Indonesia]] gehalten. Englisch hat immer größere Bedeutung durch die Nähe zu Australien und durch die internationalen Friedenstruppen, die bis 2013 im Land waren. Portugiesisch wird erst nach und nach in der Schule den Kindern beigebracht und als Unterrichtssprache neben Tetum verwendet. Unter anderem liegt das am Mangel an portugiesischsprechenden Lehrern. Die portugiesische Kreolsprache Osttimors ''Português de Bidau'' starb in den 1960er Jahren aus. Die Sprecher verwendeten immer öfter das Standard-Portugiesisch. ''Bidau'' wurde nahezu nur im Stadtteil [[Bidau]] im Osten der Hauptstadt [[Dili]] von der Volksgruppe der [[Topasse#Timor|Bidau]] gesprochen, [[Mestizen]] mit Wurzeln auf der Insel Flores.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.asianlang.mq.edu.au/INL/langs.html | wayback=20070310210229 | text=The languages of East Timor}}</ref> Kreolisches Portugiesisch aus Macau wurde während der stärksten Einwanderungsphase im 19. Jahrhundert auch auf Timor gesprochen, verschwand aber schnell.<ref name="Hajek" /><br />
<br />
=== Offizieller Status ===<br />
Die [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]] CPLP ist eine internationale Organisation von acht unabhängigen Staaten, deren Amtssprache Portugiesisch ist. Portugiesisch ist auch offizielle Sprache der [[Europäische Union|Europäischen Union]], des [[Mercosul]], der [[Afrikanische Union|Afrikanischen Union]] und einiger anderer Organisationen.<br />
<br />
Portugiesisch ist Amtssprache in:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
!Land<br />
!Muttersprachler<br />
!Gesamtverbreitung<br />
!Bevölkerung<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
|<br />
|<br />
|(inkl. Zweitsprachler)<br />
|(Juli 2003)<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Afrika]]<br />
|-<br />
|[[Angola]]<br />
|60 %<br />
|''k.A.''<br />
|style="text-align:right;"| 24.300.000<br />
|lt. vorläufige Ergebnisse Volkszählung 2014<ref>Rede Angola: [http://www.redeangola.info/somos-243-milhoes redeangola.info]</ref><br />
|-<br />
|[[Kap Verde]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|80 %<br />
|style="text-align:right;"| 412.137<br />
|<br />
|-<br />
|[[Guinea-Bissau]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|14 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.360.827<br />
|<br />
|-<br />
|[[Mosambik]]<br />
|12 %<br />
|50 %<br />
|style="text-align:right;"| 17.479.266<br />
|lt. Volkszählung 2007<br />
|-<br />
|[[São Tomé und Príncipe]]<br />
|50 %<br />
|95 %<br />
|style="text-align:right;"| 175.883<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>keine Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Namibia]]<br />
|unter 1 %<br />
|unter 1 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.927.447<br />
|<br />
|-<br />
|[[Südafrika]]<br />
|1 %<br />
|1 %<br />
|style="text-align:right;"| 42.768.678<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Asien]]<br />
|-<br />
|[[Osttimor]]<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|18,6 %<br />
|style="text-align:right;"| 947.400<br />
|<br />
|-<br />
|[[Macau]] ([[Volksrepublik China|China]])<br />
|2 %<br />
|''k.&nbsp;A.''<br />
|style="text-align:right;"| 469.903<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>nicht Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Daman]] ([[Indien]])<br />
|10 %<br />
|10 %<br />
|style="text-align:right;"| 114.000<br />
|<br />
|-<br />
|[[Goa]] ([[Indien]])<br />
|3–5 %<br />
|5 %<br />
|style="text-align:right;"| 1.453.000<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Europa]]<br />
|-<br />
|[[Portugal]]<br />
|99 %<br />
|100 %<br />
|style="text-align:right;"| 10.102.022<br />
|<br />
|-<br />
|colspan="5"|<small>keine Amtssprache:</small><br />
|-<br />
|[[Andorra]]<br />
|11 %<br />
|11 %<br />
|style="text-align:right;"| 69.150<br />
|<br />
|-<br />
|[[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburg]]<br />
|14 %<br />
|14 %<br />
|style="text-align:right;"| 454.157<br />
|<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Südamerika]]<br />
|-<br />
|[[Brasilien]]<br />
|98–99 %<br />
|100 %<br />
|style="text-align:right;"| 182.032.604<br />
|<br />
|}<br />
<br />
== Geschichtliche Entwicklung ==<br />
Die portugiesische Sprache entwickelte sich im Westen der [[Iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]] aus einer Form der gesprochenen [[Latein|lateinischen Sprache]] ([[Vulgärlatein]]), die von [[Römisches Reich|römischen]] Soldaten und Siedlern seit dem 3. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. auf die Halbinsel gebracht worden war. Nach dem Zusammenbruch des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]] begann sich das [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesische]] unter Einfluss der vorrömischen [[Substrat (Linguistik)|Substrate]] und der späteren [[Superstrat (Linguistik)|Superstrate]] getrennt von den übrigen [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] zu entwickeln. Ab dem 11. Jahrhundert sind schriftliche Dokumente überliefert, die auf Portugiesisch abgefasst wurden. Bis zum 15. Jahrhundert hatte sich die portugiesische Sprache zu einer reifen Sprache mit einer reichen Literatur entwickelt.<br />
<br />
=== Römische Kolonisierung ===<br />
Ab dem Jahre 154 v.&nbsp;Chr. eroberten die Römer den Westen der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] mit dem heutigen Portugal und [[Galicien]], woraus die spätere römische Provinz [[Lusitania (Provinz)|Lusitanien]] wurde. Mit den [[Siedler]]n und [[Römische Legion|Legionären]] kam auch eine volkstümliche Version des [[Latein]]s, das [[Vulgärlatein]], von dem alle romanischen Sprachen abstammen. Obwohl das Gebiet des heutigen Portugal bereits vor der Ankunft der Römer bewohnt war, stammen 90 Prozent des portugiesischen Wortschatzes vom Lateinischen ab. Es gibt nur sehr wenige Spuren der ursprünglichen Sprachen im modernen Portugiesischen.<br />
<br />
=== Germanische Völkerwanderung ===<br />
Vom Jahre 409 an, als das weströmische Reich zusammenzubrechen begann, drangen Völker [[Germanen|germanischen]] Ursprungs auf die [[iberische Halbinsel]] vor. Diese Germanen, hauptsächlich [[Sueben]] und [[Goten|Westgoten]], assimilierten sich langsam an die römische Sprache und Kultur. Da jedoch der Kontakt zu [[Rom]] gering war, entwickelte sich Latein unabhängig weiter, wobei sich die regionalen Unterschiede verstärkten. Die sprachliche Einheit auf der iberischen Halbinsel wurde somit langsam zerstört und es entwickelten sich voneinander unterscheidbare [[Dialekt]]e, darunter die heute zu [[Standardsprache]]n weiterentwickelten Formen Galicisch-Portugiesisch, Spanisch und [[Katalanische Sprache|Katalanisch]]. Die Entwicklung des Galicisch-Portugiesischen weg vom Spanischen und Mozarabischen wird unter anderem auf die Sueben zurückgeführt. Germanismen kamen somit auf zwei Wegen in das Portugiesische: indirekt als [[Germanische Sprachen|germanische]] Entlehnungen, die als Bestandteil der gewöhnlichen [[latein]]ischen Umgangssprache der römischen Legionäre auf die iberische Halbinsel gelangten, darüber hinaus direkt als [[Lehnwort|Lehnwörter]] [[Gotische Sprache|gotischer]] und [[Sueben#Sueben im Nordwesten der Iberischen Halbinsel|suebischer]] Herkunft. Andere Autoren gehen jedoch davon aus, dass das Portugiesische älter und konservativer ist als das in der Region um Burgos entstandene Castillano, welches verschiedene Lautverschiebungen mitgemacht hat, die sich im Portugiesischen nicht finden (z.B. vom lateinischen palatalen ''f'' zum friktionalen ''h'', von lat. ''ct'' zu ''ch'' wie in ''nocte''/''noche'', von Diphtongen wie ''au'' zu Monopthongen wie ''o'').<ref>Bertil Malmberg: ''La América hispanohablante''. Madrid 1966, S. 29.</ref><br />
<br />
=== Maurische Eroberung ===<br />
Ab 711 eroberten die [[Mauren]] die iberische Halbinsel und in den eroberten Gebieten wurde das [[Arabische Sprache|Arabische]] zur Verwaltungssprache. Die Bevölkerung sprach jedoch weiterhin ihren iberomanischen Dialekt, weshalb der Einfluss des [[Arabische Sprache|Arabischen]] auf das Portugiesische nicht sehr stark war. Es entwickelte sich auch eine romanische Schriftsprache in [[Arabische Schrift|arabischer Schrift]], das sogenannte [[Mozarabische Sprache|Mozarabische]]. Nachdem die Mauren durch die [[Reconquista]] vertrieben worden waren, blieben viele in ihrem rechtlichen Status stark beschränkte Araber auf dem Gebiet des heutigen Portugals, sie waren später auch als freie Handwerker tätig und assimilierten sich an die portugiesische Kultur und Sprache. Aufgrund des Kontakts mit dem Arabischen lassen sich [[Arabische Sprache|arabische]] Spuren hauptsächlich in der [[Lexik]] finden, wo das Neuportugiesische viele Wörter arabischen Ursprungs besitzt, die sich in anderen romanischen Sprachen nicht wiederfinden. Diese Einflüsse betreffen vor allem die Bereiche Ernährung und Landwirtschaft, in denen durch die Araber Neuerungen eingeführt wurden. Daneben ist der arabische Einfluss in Ortsnamen des südlichen Portugal wie ''[[Algarve]]'' oder des im Westen gelegenen ''[[Fátima]]'' ersichtlich.<br />
<br />
=== Aufstieg der portugiesischen Sprache ===<br />
[[Datei:Linguistic map Southwestern Europe.gif|mini|250px]]<br />
Von der römischen Provinz [[Lusitania (Provinz)|Lusitanien]] spalteten die Römer im 1. Jh. v. Chr. die [[Gallaecia]] (das heutige Galicien) ab und gliederten sie der [[Tarraconensis]] ([[Hispania citerior|Hispania Citerior]]) an. Die portugiesische Sprache entwickelte sich (wie auch das Galicische) aus dem heute bis auf wenige Reste ([[Fala (Sprache)|A Fala]]) ausgestorbenen [[Galicisch-portugiesische Sprache|Galicisch-Portugiesischen]], das im Zeitraum vom 8. bis 12 Jh. im heutigen Nordportugal sowie im heutigen Galicien entstand.<ref>Paul Teyssier: ''História da Língua Portuguesa.'' Sá da Costa, Lissabon 1993 (5. Aufl.), S.&nbsp;3, 13.</ref> Das Galicisch-Portugiesische existierte über lange Zeit nur als gesprochene Sprache, während als Schriftsprache weiterhin [[Latein]] benutzt wurde. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse dieser Sprache sind die „[[Cancioneiro]]s“ aus der Zeit um 1100. Das Galicisch-Portugiesische entwickelte sich im Hochmittelalter (13./14. Jh.) zur wichtigsten Sprache der [[Lyrik]] auf der Iberischen Halbinsel.<br />
<br />
Die [[Grafschaft]] Portugal wurde im Jahr 1095 unabhängig, ab 1139 war Portugal [[Königreich]] unter König [[Alfons I. (Portugal)|Alfons I.]]<br />
Nach der Unabhängigkeit Portugals von [[Kastilien]] entwickelte sich die Sprache vor allem durch den normierenden Einfluss des Königshofs (im Gegensatz zu Galicien) auf portugiesischem Gebiet langsam weiter.<ref>Endruscht; Schmidt-Radefeldt: ''Einführung in die portugiesische Sprachwissenschaft.'' Narr, Tübingen 2008 (2.&nbsp;Aufl.), S. 32.</ref> Erste schriftliche Zeugnisse des sogenannten romanischen Dialekts sind das Testament von Alfons II. und die Notícia de Torto aus dem Jahr 1214.<ref>Esperança Cardeira: ''O Essencial sobre a História do Português.'' Caminho, Lissabon 2006, S.&nbsp;45.</ref><br />
<br />
Im Jahre 1290 gründete König [[Dionysius (Portugal)|Dionysius (Diniz)]] die erste portugiesische Universität, das ''Estudo Geral'' in [[Lissabon]]. Er legte fest, dass das ''[[Vulgärlatein]],'' wie das Portugiesische damals noch genannt wurde, dem klassischen Latein vorgezogen werden solle. Ab 1296 benutzten die königlichen [[Kanzlei]]en das Portugiesische, womit die Sprache nicht mehr nur in der [[Poesie]], sondern auch in Gesetzen und [[notar]]iellen Schriftstücken Verwendung fand.<br />
<br />
Durch die Ausstrahlung der höfischen Kultur [[Südfrankreich]]s auf die galicische Dichtersprache im 12. und 13. Jahrhundert gelangten auch [[Okzitanische Sprache|okzitanische]] Lehnwörter in das Sprachgebiet Portugals. Im modernen Portugiesischen hat sich aber nur eine begrenzte Zahl dieser Wörter erhalten. Von größerer Bedeutung für die Ausprägung des Wortschatzes ist der [[Französische Sprache|französische]] Spracheinfluss, der heute nicht nur [[lexik]]alisch, sondern auch [[Phraseologie|phraseologisch]] nachweisbar ist.<br />
<br />
Mit der [[Reconquista]]-Bewegung dehnte sich der Einflussbereich des Portugiesischen allmählich nach Süden hin aus. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts endete diese Ausdehnung an der Südgrenze des heutigen Portugals mit der Rückeroberung [[Faro]]s im Jahr 1249<ref>Paul Teyssier: ''História da Língua Portuguesa.'' Sá da Costa, Lissabon 1993 (5.&nbsp;Aufl.), S.&nbsp;21.</ref>, wodurch der gesamte Westen der Iberischen Halbinsel zum galicisch-portugiesischen Sprachgebiet wurde. Im 14. Jahrhundert war Portugiesisch zu einer reifen Sprache geworden, die eine reiche literarische Tradition besaß und auch in anderen Gegenden der [[Iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]] in der Dichtung verbreitet war wie etwa im [[Königreich León]], [[Kastilien]], [[Aragón]] und [[Katalonien]]. Später, als sich Kastilisch (was praktisch das moderne Spanisch ist) in Kastilien fest etablierte und Galicien unter den Einfluss der kastilischen Sprache kam, wurde die südliche Variante des Galicisch-Portugiesischen zur Sprache Portugals.<br />
<br />
Bei der Entwicklung der portugiesischen Sprache hatten das Arabische und [[Mozarabische Sprache|Mozarabische]] einen erheblichen Einfluss: Während der Reconquista rückte das Zentrum Portugals immer weiter nach Süden Richtung Lissabon, wo es Sprecher verschiedenster Varietäten gab, die das Galicisch-Portugiesische beeinflussten – im Gegensatz zum Norden, dessen Sprache konservativer und noch stärker vom Latein geprägt war. An einem Dialekt im Norden Portugals (an der Grenze zu Spanien), dem [[Mirandés]], ist die Verbindung zum Königreich León, d.&nbsp;h. der kastilische Einfluss, noch zu erkennen<ref>Esperança Cardeira: ''O Essencial sobre a História do Português.'' Caminho, Lissabon 2006, S.&nbsp;42.</ref>, während der [[Leonesische Sprache|leonesiche Dialekt]] in Spanien z.&nbsp;T. stark vom Galicisch-Portugiesischen geprägt ist.<ref>Rafael Lapesa: ''Historia de la lengua española.'' Madrid 1988, S.&nbsp;176&nbsp;ff.</ref><br />
<br />
=== Zeit der portugiesischen Entdeckungen ===<br />
Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, also während der Zeit der portugiesischen Entdeckungen, verbreitete sich die portugiesische Sprache in vielen Regionen von [[Asien]], [[Afrika]] und [[Amerika]]. Im 16. Jahrhundert war es die ''[[lingua franca]]'' in Asien und Afrika, wo es nicht nur der Kolonialverwaltung, sondern auch dem Handel und der Kommunikation zwischen den lokalen Machthabern und den Europäern aller Nationalitäten diente. In Ceylon (heutiges [[Sri Lanka]]) sprachen einige Könige fließend Portugiesisch und Adlige nahmen häufig portugiesische Namen an. Die Ausbreitung der Sprache wurde auch durch die Ehen zwischen Portugiesen und Einheimischen gefördert (was im portugiesischen Kolonialreich eine gängigere Praxis als in anderen Kolonialreichen war). Da die Sprache in vielen Erdteilen mit den [[Mission (Christentum)|missionarischen]] Aktivitäten der Portugiesen gleichgesetzt wurde, nannte man das Portugiesische dort auch ''Cristão'' (Christlich). Obwohl später die Niederländer versuchten, in [[Sri Lanka|Ceylon]] und dem heutigen [[Indonesien]] das Portugiesische zurückzudrängen, blieb es dort lange eine populäre und verbreitete Sprache.<br />
<br />
In [[Indien]], Sri Lanka, [[Malaysia]] und Indonesien entwickelten sich portugiesische Kreolsprachen heraus, nachdem Portugal den Einfluss in diesen Ländern an andere europäische Mächte verloren hatte. In vielen Sprachen findet man portugiesische Wörter in der modernen Lexik wieder, so zum Beispiel das Wort ''pan'' für „Brot“ im [[Japanische Sprache|Japanischen]] (portugiesisch: ''pão''), ''sepatu'' für „Schuh“ im [[Malaiische Sprache|Indonesischen]] (portugiesisch: ''sapato''), ''keju'' für „Käse“ im [[Malaiische Sprache|Malaiischen]] (portugiesisch: ''queijo'') oder auch ''meza'' für „Tisch“ in [[Swahili (Sprache)|Swahili]] (portugiesisch: ''mesa'').<br />
<br />
=== Entwicklung seit der Renaissance ===<br />
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts fand eine große Anzahl von [[Lehnwort|Lehnwörtern]] Eingang in die portugiesische Sprache, meist lateinischen oder griechischen Ursprungs. [[Italienische Sprache|Italienische]] Wörter aus den Bereichen [[Musik]], [[Theater]], [[Malerei]] sowie spanische Lehnwörter, die aufgrund der [[Personalunion]] zwischen Portugal und Spanien von 1580 bis 1640 besonders zahlreich sind, machten die Sprache reicher und komplexer. Man unterscheidet aus diesem Grund zwei Entwicklungsphasen: das Altportugiesische (12. bis Mitte des 16. Jahrhunderts) und das Neuportugiesische, wobei als Ende des Altportugiesischen das Erscheinen des ''[[Cancioneiro Geral]]'' von [[Garcia de Resende]] im Jahre 1516 betrachtet wird.<br />
<br />
Die Gegenden, wohin sich das Portugiesische vor der Entwicklung des Neuportugiesischen verbreitet hatte, machten diese Entwicklungen jedoch größtenteils nicht mit. In [[Brasilien]] und [[São Tomé und Príncipe]], aber auch in einigen abgelegenen ländlichen Gebieten Portugals werden deshalb Dialekte gesprochen, die dem Altportugiesischen ähnlich sind.<br />
<br />
Neben den gut 200 Millionen Brasilianern sprechen heute mehr als 10 Millionen Portugiesen und ebenso viele Bewohner der ehemaligen afrikanischen und asiatischen Kolonien Portugiesisch als Muttersprache. Portugiesisch entwickelte sich somit nach Spanisch zur zweithäufigsten romanischen Muttersprache. Diese Position verdankt Portugiesisch der Tatsache, dass sich die Bevölkerung Brasiliens innerhalb der letzten 100 Jahre mehr als verzehnfacht hat: 1900 hatte Brasilien eine Bevölkerung von nur 17 Millionen.<br />
<br />
== Verwandtschaft mit anderen Sprachen ==<br />
Portugiesisch hat als romanische Sprache Parallelen zu Spanisch, Katalanisch, Italienisch, [[Französische Sprache|Französisch]], Rumänisch und den anderen romanischen Sprachen, vor allem was die [[Grammatik]] und [[Syntax]] angeht. Besonders der spanischen Sprache ist es in vielen Aspekten sehr ähnlich, in der Aussprache herrschen jedoch bedeutende Unterschiede. Mit etwas Übung ist es einem Portugiesen jedoch möglich, Spanisch zu verstehen. Wenn man den folgenden Satz betrachtet:<br />
<br />
: ''Ela fecha sempre a janela antes de jantar.'' (portugiesisch)<br />
<br />
: ''Ela pecha sempre a fiestra antes de cear.'' (Galicisch)<br />
<br />
: ''Ella cierra siempre la ventana antes de cenar.'' (spanisch)<br />
<br />
Fast alle Wörter der einen Sprache haben sehr ähnlich lautende Verwandte in der jeweils anderen Sprache, die jedoch unter Umständen sehr selten gebraucht werden.<br />
<br />
: ''Ela encerra sempre a janela antes de cear.'' (Portugiesisch mit wenig gebräuchlicher Wortwahl)<br />
<br />
(Der Satz bedeutet: ‚Sie schließt immer das Fenster vor dem Abendessen.‘)<br />
<br />
(Lateinisch: ‚Illa claudit semper fenestram ante cenam.‘)<br />
<br />
Es gibt allerdings auch eine Anzahl von Wörtern, bei denen keine Verwandtschaft zwischen den Sprachen besteht und die jeweiligen Sprecher in dem anderen Land vor Probleme stellt. Beispiele:<br />
<br />
{| cellspacing="2" cellpadding="5"<br />
! style="background:#B0F0B0;"|Deutsch<br />
! style="background:#F0B0B0;"|Spanisch<br />
! style="background:#B0B0F0;"|Portugiesisch<br />
! style="background:#B0B0F0;"|Portugiesisch (Brasilien)<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|roher Schinken<br />
|style="background:#F0D0D0;"|jamón (serrano)<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto (cru)<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Kochschinken<br />
|style="background:#F0D0D0;"|jamón dulce (York)<br />
|style="background:#D0D0F0;"|fiambre<br />
|style="background:#D0D0F0;"|presunto<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Autowerkstatt<br />
|style="background:#F0D0D0;"|taller<br />
|style="background:#D0D0F0;"|oficina<br />
|style="background:#D0D0F0;"|oficina<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Büro<br />
|style="background:#F0D0D0;"|oficina<br />
|style="background:#D0D0F0;"|escritório<br />
|style="background:#D0D0F0;"|escritório<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0D0;"|Zug<br />
|style="background:#F0D0D0;"|tren<br />
|style="background:#D0D0F0;"|comboio<br />
|style="background:#D0D0F0;"|trem<br />
|}<br />
<br />
Es gibt Orte, in denen Spanisch und Portugiesisch nebeneinander gesprochen werden. Muttersprachler des Portugiesischen können in der Regel Spanisch lesen und umgekehrt, auch wenn sie die gesprochene Sprache des jeweils anderen nicht verstehen. Andererseits wird der Versuch von Besuchern in Portugal oder Brasilien, mit den Einheimischen auf Spanisch zu kommunizieren, häufig nicht gern gesehen und lässt in den Augen der Einheimischen auf Ignoranz schließen.<br />
<br />
== Dialekte ==<br />
Das Standardportugiesisch, auch als ''Estremenho'' bezeichnet, hat sich in der Geschichte häufiger geändert als andere Variationen. Alle Formen der portugiesischen Sprache Portugals können nach wie vor im [[Brasilianisches Portugiesisch|brasilianischen Portugiesisch]] gefunden werden. Afrikanisches Portugiesisch, besonders die Aussprache von São Tomé und Príncipe (auch ''Santomense'' genannt) hat mit brasilianischem Portugiesisch viele Gemeinsamkeiten. Die Dialekte Südportugals haben ebenfalls ihre Eigenheiten bewahrt, wozu die besonders häufige Benutzung des [[Gerundium]]s zählt. Dagegen sind Alto-Minhoto und Transmontano in Nordportugal der galicischen Sprache sehr ähnlich.<br />
<br />
Das Standard-Portugiesische aus Portugal ist in den früheren afrikanischen Kolonien die bevorzugte Aussprache. Deshalb kann man zwei Formen unterscheiden, nämlich die europäische und die brasilianische; wobei man gemeinhin vier große Standard-Aussprachen unterscheidet, nämlich jene von [[Coimbra]], [[Lissabon]], [[Rio de Janeiro]] und [[São Paulo]], dies sind auch die einflussreichsten Ausspracheformen.<br />
<br />
Die wichtigsten Ausspracheformen des Portugiesischen sind, jeweils mit Hörbeispiel als externem Link, die folgenden:<br />
<br />
[[Datei:Portugueselanguagedialects-Portugal.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Portugal]]<br />
[[Datei:Portugueselanguagedialects-Angola.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Angola]]<br />
[[Datei:Dialectos portugués Brasil.png|mini|Verbreitung der portugiesischen Dialekte in Brasilien]]<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
!Dialekt<br />
!Hörbeispiel<br />
!Gesprochen in<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Portugal]]<br />
|-<br />
|Açoriano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som69.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Azoren]]''<br />
|-<br />
|Alentejano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som40.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Alentejo]]''<br />
|-<br />
|Algarvio<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som44.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Algarve]]''<br />
|-<br />
|Alto-Minhoto<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som1.html Hörbeispiel]<br />
|''Nördlich der Stadt [[Braga]]''<br />
|-<br />
|Baixo-Beirão;<br /> Alto-Alentejano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som49.html Hörbeispiel]<br />
|''Inneres Mittelportugal''<br />
|-<br />
|Beirão<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som9.html Hörbeispiel]<br />
|''Mittelportugal''<br />
|-<br />
|Estremenho<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som22.html Hörbeispiel]<br />
|''Regionen um Coimbra''<br />
|-<br />
|Lisboeta<br />
|<br />
|''Regionen um Lissabon''<br />
|-<br />
|Madeirense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som60.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Madeira]]''<br />
|-<br />
|Nortenho<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som14.html Hörbeispiel]<br />
|''Regionen um Braga und [[Porto (Portugal)|Porto]]''<br />
|-<br />
|Transmontano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som6.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Trás-os-Montes]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Brasilien]]<br />
|-<br />
|Caipira<br />
|<br />
|''brasilianisches Hinterland, einschließlich eines großen Teils Bundesstaates São Paulo, Paraná, Mato Grosso do Sul, Goiás und südlich Minas Gerais''<br />
|-<br />
|Capixaba<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Espírito Santo]]''<br />
|-<br />
|Fluminense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som90.html Hörbeispiel]<br />
|''Bundesstaat [[Rio de Janeiro (Bundesstaat)|Rio de Janeiro]]''<br />
|-<br />
|Baiano<br />
|<br />
|''[[Bahia]] und [[Sergipe]]''<br />
|-<br />
|Gaúcho<br />
|<br />
|''[[Rio Grande do Sul]] und [[Uruguay]]''<br />
|-<br />
|Mineiro<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Minas Gerais]]''<br />
|-<br />
|Nordestino<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som91.html Hörbeispiel]<br />
|''Nordöstliche Bundesstaaten Brasiliens''<br />
|-<br />
|Nortista<br />
|<br />
|''[[Amazonasbecken]]''<br />
|-<br />
|Paulistano<br />
|<br />
|''Zwischen Megalopolis [[São Paulo]] in den Westen zu tun Grenze mit Bundesstaat Rio de Janeiro im Osten''<br />
|-<br />
|Sertanejo<br />
|<br />
|''Bundesstaaten [[Goiás]], [[Mato Grosso]] und [[Mato Grosso do Sul]]''<br />
|-<br />
|Sulista<br />
|<br />
|''Bundesstaat [[Santa Catarina]] und zentral-südlichen Bundesstaat [[Paraná]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Afrika]]<br />
|-<br />
|Luandense (Angolano)<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Region der Hauptstadt Luanda<br />
|-<br />
|Benguelense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Provinz Benguela<br />
|-<br />
|Sulista<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som85.html Hörbeispiel]<br />
|''Angola'' – Süden des Landes<br />
|-<br />
|Caboverdiano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som87.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Kap Verde]]''<br />
|-<br />
|Guineense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som88.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Guinea-Bissau]]''<br />
|-<br />
|Moçambicano<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som89.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Mosambik]]''<br />
|-<br />
|Santomense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som83.html Hörbeispiel]<br />
|''[[São Tomé und Príncipe]]''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|[[Asien]]<br />
|-<br />
|Timorense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som84.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Osttimor]]''<br />
|-<br />
|Macaense<br />
|[http://cvc.instituto-camoes.pt/hlp/geografia/som92.html Hörbeispiel]<br />
|''[[Macau]], China''<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="5"|<small>Hörbeispiele vom [[Instituto Camões]], Portugal: www.instituto-camoes.pt</small><br />
|}<br />
<br />
Einige Beispiele für Wörter, die in Portugal anders heißen als in Brasilien oder Angola, sind im Folgenden gegeben:<br />
<br />
{| cellspacing="2" cellpadding="5"<br />
! style="background:#B0F0F0"|Deutschland<br />
! style="background:#B0F0B0"|Portugal<br />
! style="background:#F0B0B0"|Brasilien<br />
! style="background:#B0B0F0"|Angola<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Ananas<br />
|style="background:#D0F0D0"|''ananás''¹, manchmal ''abacaxi''²<br />
|style="background:#F0D0D0"|''abacaxi''², manchmal ''ananás''¹<br />
|style="background:#D0D0F0"|''abacaxi''², manchmal ''ananás''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|weggehen, wegfahren<br />
|style="background:#D0F0D0"|''ir embora''¹ (oder ''bazar''³ unter Jugendlichen)<br />
|style="background:#F0D0D0"|''ir embora''¹ (oder '''''v'''azar'' unter Jugendlichen)<br />
|style="background:#D0D0F0"|''bazar''³, ''ir embora''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Bus<br />
|style="background:#D0F0D0"|''autocarro''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''ônibus''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''machimbombo''³<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Handy<br />
|style="background:#D0F0D0"|''telemóvel''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''celular''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''telemóvel''¹<br />
|-<br />
|style="background:#D0F0F0"|Slum, Barackensiedlung<br />
|style="background:#D0F0D0"|''bairro de lata''¹<br />
|style="background:#F0D0D0"|''favela''²<br />
|style="background:#D0D0F0"|''musseque''³<br />
|}<br />
¹<small> Portugiesischer Ursprung</small><br />
²<small> Brasilianischer Ursprung</small><br />
³<small> Angolanischer Ursprung (''Machimbombo'' hat wahrscheinlich mosambikanischen Ursprung)</small><br />
<br />
=== Unterschiede in der Schriftsprache ===<br />
Das Portugiesische hatte bis zum Inkrafttreten des ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' 2009 zwei Varianten der Schriftsprachen (Port. ''variedades''), die häufig als ''padrões'' (Standards) bezeichnet werden. Diese sind:<br />
* europäisches und afrikanisches Portugiesisch<br />
* [[brasilianisches Portugiesisch]]<br />
<br />
Die Unterschiede zwischen diesen Varianten betreffen das [[Lexik|Vokabular]], die Aussprache und die [[Syntax]], besonders in der [[Umgangssprache]], wohingegen in der Sprache der gehobenen Schichten diese Unterschiede geringer ausfallen.<br />
Hierbei handelt es sich jedoch um Dialekte derselben Sprache, die Sprecher der beiden Varianten können die jeweils andere leicht verstehen.<br />
<br />
Einige Unterschiede im Wortschatz sind in Wirklichkeit keine. In Brasilien ist der Standardausdruck für 'Teppich’ ''tapete.'' In Portugal benutzt man eher ''alcatifa.'' Jedoch gibt es in Portugal ebenfalls regional den Ausdruck ''tapete,'' ebenso wie es in Brasilien regional den Ausdruck ''alcatifa'' gibt. Für alte Wörter trifft dies fast generell zu, während in neuen Wörtern diese Unterschiede in der Tat landesspezifisch sind wie etwa ''ônibus'' in Brasilien und ''autocarro'' in Portugal.<br />
<br />
Signifikantere Unterschiede bestehen in der [[Orthografie]]. In Wörtern, die ''cc,'' ''cç'' oder ''ct'' enthalten, wird in Brasilien das erste ''c'' weggelassen, in Wörtern, die ''pc,'' ''pç'' oder ''pt'' enthalten, entfällt das ''p''. Diese Buchstaben werden nicht ausgesprochen, sondern stellen vielmehr Überbleibsel aus dem [[Latein]] dar, die man in Brasilien zumeist eliminiert hat. Man vergleiche mit dem Italienischen.<br />
<br />
Ein paar Beispiele sind:<br />
{| class="wikitable centered"<br />
|-<br />
! Latein !! Portugal und Afrika !! Brasilien!! Italienisch !! Spanisch !! Übersetzung<br />
|-<br />
| actio || acção || ação || azione || acción || ''Tat, Aktion''<br />
|-<br />
| directio || direcção || direção || direzione || dirección || ''Richtung''<br />
|-<br />
| (electricus) || eléctrico || elétrico || elettrico || eléctrico || ''elektrisch''<br />
|-<br />
| optimus || óptimo || ótimo || ottimo || óptimo || ''großartig''<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Daneben gibt es einige Unterschiede in der Akzentuierung, die folgende Gründe haben:<br />
# Unterschiedliche Aussprache: In Brasilien wird das ''o'' in ''Antônio,'' ''anônimo'' oder ''Amazônia'' geschlossen ausgesprochen, wohingegen es in Portugal und Afrika offen gesprochen wird. Deshalb schreibt man in Portugal und Afrika ''António,'' ''anónimo'' bzw. ''Amazónia.''<br />
# Vereinfachung des Lesens: Die Kombination ''qu'' kann in zwei verschiedenen Arten gelesen werden: ''ku'' oder ''k.'' Um das Lesen einfacher zu machen, schreibt man in Brasilien das ''u'' mit einem Trema, wenn die Aussprache ''ku'' ist, also ''cinqüenta'' statt ''cinquenta'' ''(fünfzig)''.<br />
<br />
Eine Rechtschreibreform wurde mit dem ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' im Jahr 1990 verabschiedet, um einen internationalen Standard für das Portugiesische zu erreichen. Allerdings dauerte es bis 2009, bis das Abkommen in Portugal und Brasilien in Kraft trat, nachdem es im Jahr 2008 von diesen beiden Ländern sowie von den Kapverden und São Tomé e Príncipe ratifiziert worden war (später folgte Guinea-Bissau; Angola und Mosambik haben es bis heute – Stand Oktober 2014 – nicht ratifiziert).<ref>Portal da Língua Portuguesa: [http://www.portaldalinguaportuguesa.org/?action=acordo-historia História da Ortografia do Português]</ref> Im Rahmen dieser Reform fielen in Portugal die oben genannten ''c'' in ''cc,'' ''cç'' oder ''ct'' und ''p'' in ''pc,'' ''pç'' oder ''pt'' weitgehend weg, daneben gab es kleinere Vereinheitlichungen und man versucht, sich auf ein koordiniertes Vorgehen in Bezug auf neue Lehnwörter aus anderen Sprachen zu einigen. Seitdem ist die Rechtschreibung in Brasilien und Portugal weitgehend identisch, Unterschiede bestehen nur noch für wenige Ausnahmen.<br />
<br />
=== Vom Portugiesischen abgeleitete Sprachen ===<br />
Als im Mittelalter Portugal sein Kolonialreich aufzubauen begann, kam die portugiesische Sprache in Kontakt mit den lokalen Sprachen der eroberten Gebiete und es entstanden Mischsprachen ([[Pidgin-Sprachen|Pidgins]]), die bis zum 18. Jahrhundert in Asien und Afrika als [[lingua franca]] verwendet wurden. Diese Pidgin-Sprachen erweiterten ihre Grammatik und Lexik im Laufe der Zeit und wurden zu Umgangssprachen von ethnisch gemischten Bevölkerungen. Sie existieren unter folgenden Namen in den folgenden Gebieten:<br />
<br />
[[Kap Verde]]:<br />
* [[Kapverdisches Kreol|Barlavento (Criol)]]<br />
* [[Kapverdisches Kreol|Crioulo Sotavento (Kriolu)]]<br />
<br />
[[Äquatorialguinea]]:<br />
* [[Annobonesische Sprache|Fá d’Ambô]]<br />
<br />
[[Guinea-Bissau]] und [[Senegal]]:<br />
* [[Crioulo]] / Kriol<br />
<br />
[[Indien]]:<br />
* Kreolsprache von [[Diu]]<br />
* Kreolsprache von Vaipim<br />
* [[Kristi]]<br />
* [[Língua da Casa]]<br />
<br />
[[Macau]]:<br />
* [[Patuá|Macaista]]<br />
<br />
[[Malaysia]], [[Singapur]]:<br />
* [[Cristão]]/Papiá Kristang<br />
<br />
[[Niederländische Antillen]] und [[Aruba]]:<br />
* [[Papiamentu]]<br />
<br />
[[São Tomé und Príncipe]]:<br />
* [[Angolar (Sprache)|Angolar]]<br />
* [[Forro (Sprache)|Forro]]<br />
* [[Lunguyê]]<br />
<br />
[[Sri Lanka]]:<br />
* [[Burgher]]<br />
<br />
[[Suriname]]:<br />
* [[Saramaccaans]]<br />
<br />
Einige Hybriddialekte existieren dort, wo Spanisch und Portugiesisch aufeinander treffen:<br />
* [[A Fala]] in [[Spanien]]<br />
* [[Barranquenho]] in Portugal<br />
* [[Portuñol]] in [[Uruguay]]<br />
<br />
== Phonetik ==<br />
Die portugiesische Sprache hat eine sehr komplexe phonetische Struktur, was sie für Sprachwissenschaftler besonders interessant macht. Die Sprache verfügt über 9 [[Vokal]]e, 5 [[Nasal (Phonetik)|nasale]] Vokale, 10 [[Diphthong]]e, 5 nasale Diphthonge und 25 [[Konsonant]]en.<ref>''Handbook of the International Phonetic Association'' S. 126–130; the reference applies to the entire section</ref><br />
<br />
=== Vokale ===<br />
{| class="toptextcells"<br />
|+ Vokalinventar des Portugiesischen<br />
|-<br />
|[[Datei:Portuguese vowel chart.png|gerahmt|links|Die Monophthonge des Portugiesischen (von Lissabon)]]<br />
|<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center;"<br />
|-<br />
!<br />
! [[Vorderzungenvokal|vorne]]<br />
! [[Zentralvokal|zentral]]<br />
! [[Hinterzungenvokal|hinten]]<br />
|-<br />
! [[Geschlossener Vokal|geschlossen]]<br />
| {{IPA-Text|i}} {{IPA-Text|ĩ}}<br />
|<br />
| {{IPA-Text|u}} {{IPA-Text|ũ}}<br />
|-<br />
! fast geschlossen<br />
| ({{IPA-Text|ɪ}} ~ {{IPA-Text|ɪ̃}})<br />
|colspan="2"| ({{IPA-Text|ɯ̟}}) ({{IPA-Text|ʊ}} ~ {{IPA-Text|ʊ̃}})<br />
|-<br />
! halbgeschlossen<br />
| {{IPA-Text|e}} {{IPA-Text|ẽ}}<br />
|<br />
| {{IPA-Text|o}} {{IPA-Text|õ}}<br />
|-<br />
! mittel<br />
| ({{IPA-Text|e̞}} ~ {{IPA-Text|ẽ̞}})<br />
|rowspan="2"|{{IPA-Text|ə}} ~ {{IPA-Text|ɐ}}<br />{{IPA-Text|ə̃}} ~ {{IPA-Text|ɐ̃}}<br />
| ({{IPA-Text|o̞}} ~ {{IPA-Text|õ̞}})<br />
|-<br />
! halboffen<br />
| {{IPA-Text|ɛ}}<br />
| {{IPA-Text|ɔ}}<br />
|-<br />
! [[Offener Vokal|offen]]<br />
|<br />
|{{IPA-Text|a}} ({{IPA-Text|ɐ̞}})<br />
|<br />
|}<br />
|}<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center;"<br />
|+ Konsonantische Phoneme des Portugiesischen<br />
|-<br />
!<br />
! colspan="2"| [[bilabial]]<br />
! colspan="2"| [[labiodental]]<br />
! colspan="2"| [[dental]]<br />
! colspan="2"| [[alveolar]]<br />
! colspan="2"| [[postalveolar]]<br />
! colspan="2"| [[velar]]<br />
! colspan="2"| [[guttural]]<br />
|-<br />
|[[Plosiv]]e<br />
| {{IPA-Zeichen|p}}<br />
| {{IPA-Zeichen|b}}<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|t}}<br />
| {{IPA-Zeichen|d}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|k}}<br />
| {{IPA-Zeichen|g}}<br />
|colspan="2"|<br />
|-<br />
|[[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|m}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|n}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ɲ}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|-<br />
|[[Frikativ]]e<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|f}}<br />
| {{IPA-Zeichen|v}}<br />
|colspan="2"|<br />
| {{IPA-Zeichen|s}}<br />
| {{IPA-Zeichen|z}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ʃ}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ʒ}}<br />
| colspan="4"| {{IPA-Zeichen|ʁ}}<br />
|-<br />
|[[Approximant]]en<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|l}}<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ɾ}}<br />
|colspan="2"| {{IPA-Zeichen|ʎ}}<br />
|colspan="2"|<br />
|colspan="2"|<br />
|}<br />
<br />
=== Betonungstelle ===<br />
Im Portugiesischen stellt die Betonung (auch Wortakzent) der Wörter, die orthografisch mit den [[Vokal]]en ''a'', ''e'' bzw. ''o'' sowie einem ''s'' oder ''m'' enden, auf dem vorletzten Vokal, wohingegen sich die Betonung der Wörtern, die orthografisch mit ''i'', ''u'' oder [[Konsonant]]en (meist ''l,'' ''r,'' ''z'') enden, auf der Endsilbe befindet. Eine von dieser Regel abweichende Betonung wird durch ein [[diakritisches Zeichen]] ([[Akut]] oder [[Zirkumflex]]) angezeigt. Durch [[Tilde]] gekennzeichnete Silben sind immer betont, es sei denn, eine andere Silbe trägt einen Akut oder einen Zirkumflex.<br />
<br />
'''Beispiele:'''<br />
: ''bel'''e'''za'' ‚Schönheit‘ – Betonung auf dem zweiten ''e''<br />
: ''f'''o'''nte'' ‚Quelle‘ – Betonung auf dem ''o''<br />
: ''obrig'''a'''do'' ‚danke‘ – Betonung auf dem ''a''<br />
: ''ped'''i''''' ‚ich bat‘ – Betonung auf dem ''i''<br />
: ''tat'''u''''' ‚Gürteltier‘ – Betonung auf dem ''u''<br />
: ''Bras'''i'''l'' ‚Brasilien‘ – Betonung auf dem ''i''<br />
: ''cant'''a'''r'' ‚singen‘ – Betonung auf dem zweiten ''a''<br />
: ''s'''á'''bado'' ‚Samstag‘ – Betonung auf dem ersten ''a''<br />
: ''combinaç'''ã'''o'' ‚Kombination‘ – Betonung auf dem ''ã''<br />
: ''Crist'''ó'''vão'' ‚Christoph‘ – Betonung auf dem ersten ''o''<br />
<br />
Beispiele: Der kleine Prinz auf Portugiesisch<br />
<br />
''Portugal''<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/044.htm (Lissabon, Portugal)]<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/046.htm (Gaia, Portugal)]<br />
<br />
''Brasilien''<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/126.htm (Rio de Janeiro, Brasilien)]<br />
* [[Datei:Loudspeaker.svg|12px]] [http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/045.htm (São Paulo, Brasilien)]<br />
<br />
Das Portugiesische ist, anders als das Französische und Spanische, eher eine [[Sprechrhythmus|akzentzählende]] Sprache.<br />
<br />
== Orthographie und Aussprache ==<br />
=== Alphabet ===<br />
Das [[Portugiesisches Alphabet|Portugiesische Alphabet]] verwendet 23 Buchstaben des [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Alphabets]] – A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, X, Z – und macht außerhalb von Namen keinen Gebrauch von K, W und Y. 2009 wurde mit dem ''[[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|Acordo Ortográfico]]'' eine Rechtschreibreform durchgeführt, die diese Buchstaben wieder ins Alphabet aufnimmt.<ref>{{cite web|url=http://www.n-tv.de/panorama/Brasiliens-Alphabet-nun-komplett-article45217.html|title=Brasiliens Alphabet nun komplett|accessdate=2009-09-05|date= 2009-01-02}}</ref><br />
<br />
Zusätzlich werden folgende Buchstaben mit Diakritika verwendet:<br />
Á, Â, Ã, À, Ç, É, Ê, Í, Ó, Ô, Õ, Ú, Ü<br />
<br />
{{Siehe auch|Liste lateinischer Alphabete}}<br />
<br />
=== Aussprache ===<br />
Die folgenden Aussprachehinweise gelten für sowohl europäisches als auch brasilianisches Portugiesisch; wenn es Unterschiede gibt, sind sie beim jeweiligen Laut angegeben.<br />
<br />
==== Vokale ====<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| a<br />
| t'''a'''lha<br />
| Schnitt<br />
| a<br />
| wie deutsch: w'''a'''nn<br />
|-<br />
| a<br />
| '''a'''mo<br />
| (ich) liebe<br />
| ɐ<br />
| wie deutsch: Wass'''er'''<br />
|-<br />
| a, á<br />
| '''a'''lto, '''á'''rvore<br />
| hoch, Baum<br />
| ɑ<br />
| „dunkles“ a, Hinterzungenvokal<br />
|-<br />
| e, ê<br />
| m'''e'''do, l'''e'''tra, voc'''ê'''<br />
| Angst, Brief, Sie¹<br />
| e<br />
| wie im deutschen '''e'''wig<br />
|-<br />
| -e<br />
| leit'''e,''' val'''e'''<br />
| Milch, Tal<br />
| P.: ɯ̆ bzw. ɨ<br />Br.: i<br />
| am Wortende: P: kurzes, fast verschlucktes ''i''<br />am Wortende: Br.: oft volltonig gesprochenes i<br />
|-<br />
| e, é<br />
| r'''e'''sto, f'''e'''sta, caf'''é'''<br />
| Rest, Party, Kaffee<br />
| ɛ<br />
| offenes e wie in '''E'''nde<br />
|-<br />
| i<br />
| '''i'''d'''i'''ota<br />
| Idiot<br />
| I<br />
| wie im deutschen F'''i'''nale<br />
|-<br />
| ô<br />
| '''o'''vo, '''o'''lho, av'''ô'''<br />
| Ei, Auge, Großvater<br />
| o<br />
| geschlossenes o, wie '''O'''pa<br />
|-<br />
| o<br />
| sant'''o,''' log'''o'''<br />
| heilig, bald<br />
| u<br />
| o als Auslaut: wie kurzes ''-u''<br />
|-<br />
| o, ó<br />
| m'''o'''rte, m'''o'''da, n'''ó'''<br />
| Tod, Mode, Knoten<br />
| ɔ<br />
| in der Wortmitte oder am Ende akzentuiert: offenes ''o'' wie in P'''o'''st<br />
|-<br />
| u<br />
| '''u'''vas<br />
| Weintrauben<br />
| u<br />
| wie Deutsch Bl'''u'''t<br />
|-<br />
| [[Diphthong]] mit ''o'' oder ''u''<br />
| a'''o,''' ma'''u'''<br />
| zu, schlecht<br />
| w<br />
| sehr dunkles deutsches ''u'' bis ''w''<br />
|-<br />
| Diphthong mit ''i''<br />
| nac'''i'''onal, ide'''i'''a<br />
| national, Idee<br />
| j<br />
| Wie ein deutsches ''j'' bzw. ähnlich der Aussprache vom ''i'' in nat'''i'''onal<br />
|-<br />
|}<br />
¹<small>''você'' steht im Brasilianischen oft auch für ''Du''</small><br />
<br />
==== Nasalvokale ====<br />
Die portugiesischen [[Nasalvokal]]e werden nicht so vollständig nasal ausgesprochen wie im Französischen und in der Regel gibt es im Portugiesischen auch keinen [[Verschlusslaut]] am Ende des Nasals. In manchen Publikationen wird z.&nbsp;B. die Aussprache des Nasalvokals ''ã'' mit ''ang'' angegeben, was allerdings nicht richtig ist, weil es sich bei den nasalierten Vokalen um einen einzigen Nasenlaut handelt.<br />
<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| am, an, ã<br />
| c'''am'''po, c'''an'''to<br />
| Feld, Ecke<br />
| ɐ̃<br />
| nasaliertes ''a'' ähnlich dem Vokal im französischen ''blanc''<br />
|-<br />
| em, en<br />
| l'''em'''brar, '''en'''tão<br />
| erinnern, dann<br />
| ẽ<br />
| nasaliertes ''e''<br />
|-<br />
| un, um<br />
| '''um,''' '''un'''tar<br />
| eins, befetten<br />
| ũ<br />
| nasaliertes ''u''<br />
|-<br />
| im, in<br />
| l'''im'''bo, br'''in'''car<br />
| Gliedmaße, spielen<br />
| ĩ<br />
| nasaliertes ''i''<br />
|-<br />
| õ, om, on<br />
| lim'''õ'''es, m'''on'''tanha<br />
| Zitronen, Berg<br />
| õ<br />
| nasaliertes ''o,'' ähnlich dem französischen ''on''<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Konsonanten ====<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Portugiesisch<br />
!Bedeutung<br />
![[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
!Anmerkung<br />
|-<br />
| b<br />
| '''b'''ola<br />
| Ball<br />
| b<br />
| wie im Deutschen<br />
|-<br />
| ca, co, cu<br />
| '''c'''asa<br />
| Haus<br />
| k<br />
| wie deutsches ''k,'' jedoch nicht behaucht<br />
|-<br />
| ça, ce, ci, ço, çu<br />
| '''ce'''do, ma'''ç'''ã<br />
| zeitig, Apfel<br />
| s<br />
| stimmloses, fast scharfes ''s'' wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| ch<br />
| '''ch'''eque<br />
| Scheck<br />
| ʃ<br />
| stimmloses sch wie in '''Sch'''ule, aber schwächer als im Deutschen<br />
|-<br />
| d<br />
| '''d'''edo<br />
| Finger<br />
| d<br />dʒ<br />
| wie im Deutschen '''d'''ann<br />im Brasilianischen vor einem ausgesprochenen ''-i-'' (wozu viele orthografische ''-e-''s gehören) extrem weich bzw. stimmhaft, fast wie dʒ, wobei die Stärke des nachfolgenden Zischlautes regional unterschiedlich ist.<br />
|-<br />
| f<br />
| '''f'''erro<br />
| Eisen<br />
| f<br />
| wie in '''f'''ür<br />
|-<br />
| ga, go<br />
| '''g'''ato<br />
| Katze<br />
| g<br />
| wie '''g'''ehen<br />
|-<br />
| ge, gi<br />
| '''g'''elo<br />
| Eis<br />
| ʒ<br />
| wie das ''j'' in '''J'''ournal oder das ''g'' in '''G'''enie<br />
|-<br />
| gua<br />
| á'''gu'''a<br />
| Wasser<br />
| gu bis gw<br />
| ''g'' mit sehr dunklem ''u,'' ins ''w'' gehend<br />
|-<br />
| gue, gui<br />
| portu'''gu'''ês, '''gu'''ia<br />
| Portugiesisch, Führer<br />
| g<br />
| wie '''g'''ehen, das ''u'' wird genau wie im Französischen (''guerre'', ''guichet'') nicht gesprochen<br />
|-<br />
| h<br />
| '''h'''arpa<br />
| Harfe<br />
| ∅<br />
| wird nicht ausgesprochen<br />
|-<br />
| j<br />
| '''j'''ogo<br />
| Spiel<br />
| ʒ<br />
| wie das ''j'' in '''J'''ournal oder das ''g'' in '''G'''enie<br />
|-<br />
| l<br />
| '''l'''ogo<br />
| bald<br />
| l<br />
| wie '''L'''amm<br />
|-<br />
| -l<br />
| Portuga'''l,''' Brasi'''l'''<br />
| Portugal, Brasilien<br />
| P.: ł<br />Br.: w<br />
| P.: dunkles ''l'' (wie das Kölner ''l'')<br />Br.: noch dunkleres ''l,'' wie ''u,'' englisches ''w'' oder das polnische ''ł''<br />
|-<br />
| lh<br />
| a'''lh'''o, fi'''lh'''o<br />
| Knoblauch, Sohn<br />
| ʎ<br />
| wie ein ''lj'' im Deutschen oder das ''gl'' im Italienischen (''fi'''gl'''io'')<br />
|-<br />
| m-<br />
| '''m'''apa<br />
| Landkarte<br />
| m<br />
| Wortbeginn/-inneres: wie im Deutschen<br />am Wortende: nasaliert den vorhergehenden Vokal<br />
|-<br />
| n-<br />
| '''n'''úmero<br />
| Zahl<br />
| n<br />
| Wortbeginn/-inneres: wie im Deutschen<br />am Wortende: nasaliert den vorhergehenden Vokal<br />
|-<br />
| nh<br />
| ni'''nh'''o<br />
| Nest<br />
| ɲ<br />
| wie ein ''nj'' im Deutschen bzw. das ''gn'' im Französischen (''Auba'''gn'''e'') oder Italienischen ''(lasagne)''<br />
|-<br />
| p<br />
| '''p'''arte<br />
| part<br />
| p<br />
| wie in '''P'''a'''p'''ier, aber unbehaucht<br />
|-<br />
| qua, quo<br />
| '''qu'''anto, '''qu'''otidiano<br />
| wie viel, täglich<br />
| kw<br />
| ein ''k'' und sehr dunkles ''u''<br />
|-<br />
| que, qui<br />
| a'''qu'''ele, a'''qu'''i<br />
| jener, hier<br />
| k<br />
| wie im Deutschen '''K'''atze<br />
|-<br />
| -r<br />
| ma'''r,''' Ma'''r'''ço<br />
| Meer, März<br />
| ɾ<br />
| manchmal leicht gerollt, oft [[Stimmhafter uvularer Vibrant|Zäpfchen-r]]<br />
|-<br />
| r<br />
| co'''r'''o, ca'''r'''o<br />
| Chor, teuer<br />
| r<br />
| i. d. R. leicht gerollt (einfacher Zungenschlag)<br />
|-<br />
| r, rr<br />
| '''r'''osa, ca'''rr'''o<br />
| Rose, Auto<br />
| P.:R<br />Br.:H<br />
| P.: Zäpfchen-r; regional auch länger gesprochenes, d.&nbsp;h. stärker gerolltes r als oben<br />Br.: ch (weicher Ach-Laut) oder [[Stimmhafter uvularer Vibrant|Zäpfchen-r]]<br />
|-<br />
| s, ss<br />
| '''s'''apo, a'''ss'''ado<br />
| Kröte, gegrillt<br />
| s<br />
| im Anlaut oder im Wortinnern wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| -s<br />
| galinha'''s,''' arco'''s'''<br />
| Hühner, Bögen<br />
| ʃ oder z<br />
| im Auslaut in Portugal, Rio de Janeiro und [[Belém (Pará)]] ʃ (wie das sch in '''Sch'''ule); in den übrigen Regionen Brasiliens meist z (wie das s in Wie'''s'''e); in einigen portugiesischen Dialekten ʒ (wie das j in '''J'''ournal)<br />
|-<br />
| s<br />
| ra'''s'''o<br />
| Gleichmäßigkeit<br />
| z<br />
| falls vor und nach dem ''s'' jeweils ein Vokal steht, wie in Deutschland das ''s'' in Wie'''s'''e, im Englischen ea'''s'''y<br />
|-<br />
| t<br />
| '''t'''osta<br />
| Toast<br />
| t<br />tʃ<br />
| wie auf Deutsch, aber nicht behaucht<br />im Brasilianischen vor einem ausgesprochenen ''-i-'' (wozu viele orthografische ''-e-''s gehören) extrem weich bzw. stimmhaft, fast wie tʃ, wobei die Stärke des nachfolgenden Zischlautes regional unterschiedlich ist; häufig wie die russische Verbalendung -ть gesprochen.<br />
|-<br />
| v<br />
| '''v'''ento, '''v'''elocidade<br />
| Wind, Geschwindigkeit<br />
| v<br />
| wie das ''w'' in '''w'''o<br />
|-<br />
| x<br />
| cai'''x'''a, '''X'''adrez, te'''x'''to<br />
| Kiste, Schach, Text<br />
| ʃ<br />
| stimmloses ''sch'' wie in '''Sch'''ule, aber schwächer als im Deutschen<br />
|-<br />
| x<br />
| pró'''x'''imo<br />
| nächster/s<br />
| s<br />
| im Wortinnern wie in Fa'''ss'''<br />
|-<br />
| z, exa, exe, exi, exo, exu<br />
| e'''x'''ame, nature'''z'''a<br />
| Prüfung, Natur<br />
| z<br />
| wie in Deutschland das ''s'' in Wie'''s'''e, Englisch '''z'''ero<br />
|}<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
=== Substantive ===<br />
'''Genus'''.<br />
In der Regel sind [[Substantiv]]e, die auf -o enden, männlich und Substantive, die auf -a enden, weiblich. Es gibt aber auch Ausnahmen (''o problema'', ''o motorista''). Das [[Genus|Geschlecht]] wird durch den vorangehenden Artikel angezeigt (männlich: ''o''; weiblich: ''a''). Daneben gibt es zahlreiche Substantive, die auf andere Vokale (''o estudante'' – der Student; ''o javali'' – das Wildschwein; ''o peru'' – der Truthahn), auf Diphthonge (''a impressão'' – der Eindruck; ''o chapéu'' – der Hut) oder auf Konsonanten enden (''o Brasil'' – Brasilien; ''a flor'' – die Blume).<br />
<br />
'''Numerus'''.<br />
Der Plural wird im Allgemeinen durch das Anhängen von -s an das Substantiv gebildet (o amigo – os amigos; a mesa – as mesas; o estudante – os estudantes). Bei Substantiven, die auf einen Konsonanten enden, ergeben sich Änderungen. Bei auslautendem -r, -z und -n wird im Plural -es angehängt. Manche Substantive, die auf -s enden und auf der vorletzten oder drittletzten Silbe betont sind, sind im Plural unveränderlich (o ônibus – os ônibus; o lápis – os lápis). Ein auslautendes -m vor dem Plural-S wird zu einem -n (o homem – os homens). Auslautendes -l wird im Plural zu -i- vokalisiert (o animal – os animais; o papel – os papéis; o farol – os faróis). Eine Besonderheit sind die Pluralformen der Substantive auf -ão. Je nach der Etymologie des Wortes bilden diese Substantive unterschiedliche Pluralformen (o irmão – os irmãos; o alemão – os alemães; a informação – as informações).<br />
<br />
'''Augmentativ / Diminutiv'''.<br />
Durch das Anhängen von Suffixen kann die Bedeutung eines Substantivs verändert werden. So lässt sich durch das [[Augmentativ]]suffix -ão eine Vergrößerungsform bilden: o nariz – o narigão (die Riesennase). Ähnlich verhält es sich mit der Verkleinerungsform ([[Diminutiv]]) durch das Suffix -inho/-inha: o nariz – o narizinho (das Näschen).<br />
<br />
=== Artikel ===<br />
'''Bestimmter Artikel'''.<br />
Der bestimmte Artikel des Portugiesischen entstand aus dem lateinischen Demonstrativpronomen ''ille'' (jener). Im Altportugiesischen sind die Formen ''el'' (als Relikt heute erhalten in der Anredeform für den König „El-Rei“), ''lo'', ''la'', ''los'' und ''las'' zu finden. Durch die phonetische Entwicklung fiel das anlautende l- weg, so dass die heutigen Formen entstanden. In manchen regionalen Wendungen hat sich die altportugiesische Form dennoch erhalten (mais + o → mai-lo).<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! Maskulinum!! Femininum<br />
|-<br />
| '''Singular''' || o || a<br />
|-<br />
| '''Plural''' || os || as<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der bestimmte Artikel dient im Portugiesischen dazu, Wörter zu bestimmen, wenn sie bereits bekannt sind oder eine neue Aussage über sie getroffen wird. Darüber hinaus kann der bestimmte Artikel Wörter substantivieren (''o saber'' – das Wissen). Wie in manchen deutschen [[Substandard]]varietäten wird im Portugiesischen vor dem Eigennamen praktisch immer der bestimmte Artikel verwendet: Eu sou ''o'' João. (Ich bin ''der'' Hans.) Auch vor Possessivpronomen ist der bestimmte Artikel häufig: O João é ''o'' meu amigo. (Hans ist mein Freund.)<br />
<br />
Ähnlich wie im Italienischen wird auch der portugiesische Artikel nach bestimmten Präpositionen (a / de / em / por) mit diesen verbunden. Die Verbindung der Präposition ''a'' mit dem weiblichen Artikel ''a'' wird durch einen [[Gravis (Typografie)|Gravis-Akzent]] angezeigt: ''à''. Dieses Phänomen heißt [[Krasis]] (port: crase).<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! m.sg.!! m.pl. !! f.sg. !! f.pl.<br />
|-<br />
| '''a (zu, in)''' || ao || aos || à || às<br />
|-<br />
| '''de (von)''' || do || dos || da || das<br />
|-<br />
| '''em (in)''' || no || nos || na || nas<br />
|-<br />
| '''por (durch)''' || pelo || pelos || pela || pelas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
'''Unbestimmter Artikel'''.<br />
Der unbestimmte Artikel entstand aus dem lateinischen [[Zahlwort]] ''unus, una, unum''. Er dient dazu, bisher unbekannte Substantive einzuführen und zu präsentieren. Er individualisiert und definiert Wörter, die zuvor noch nicht näher bestimmt wurden.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! Maskulinum !! Femininum<br />
|-<br />
| '''Singular''' || um || uma<br />
|-<br />
| '''Plural''' || uns || umas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der unbestimmte Artikel wird mit der Präposition ''em'', in Portugal selten auch mit der Präposition ''de'' zu einer so genannten [[Artikelpräposition]] verbunden.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! m.sg. !! m.pl. !! f.sg. !! f.pl.<br />
|-<br />
| '''de (von)''' || dum || duns || duma || dumas<br />
|-<br />
| '''em (in)''' || num || nuns || numa || numas<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Adjektiv ===<br />
Das Adjektiv dient im Portugiesischen dazu, Substantive näher zu bestimmen. Es muss in Zahl und Geschlecht mit dem Substantiv übereinstimmen, auf das es sich bezieht.<br />
<br />
In der Regel werden die Adjektive im Portugiesischen dem Substantiv nachgestellt (Como uma maçã vermelha – Ich esse einen roten Apfel.) Einige Adjektive werden dem Substantiv aber auch vorangestellt. Dazu gehören die Superlativformen (o melhor amigo: der beste Freund). Manche Adjektive erhalten durch die Voranstellung eine kleine Sinnveränderung (um homem grande: ein großer Mann; um grande homem: ein großartiger Mann). Eine Voranstellung ist auch aus stilistischen Gründen möglich. Die Bedeutung des Substantivs erhält dadurch eine subjektive Komponente.<br />
<br />
Adjektive können gesteigert werden. In der Regel wird die erste Steigerungsstufe ([[Komparativ]]) durch Voranstellung des Steigerungswortes ''mais'' (mehr) oder ''menos'' (weniger) gebildet: O João é ''mais'' inteligente. A Carla é ''menos'' inteligente. Will man ausdrücken, im Vergleich womit etwas mehr oder weniger ist, verbindet man den Vergleich mit ''do que'' (als): O João é ''mais'' inteligente ''do que'' a Carla.<br />
<br />
Die zweite Steigerungsform ([[Superlativ]]) existiert in zwei Formen. Einmal als relativer Superlativ, bei dem ausgedrückt wird, im Vergleich womit etwas das Maximum ist: O João é ''o'' aluno ''mais'' estudioso da escola (João ist der fleißigste Schüler der Schule, also im Vergleich zu allen anderen Schülern.) Beim absoluten Superlativ wird nicht angegeben, was die Vergleichsgröße ist. Diese Form wird durch das Anhängen des Suffixes ''-íssimo/-íssima'' oder durch den [[Elativ]] mit ''muito'' (sehr) ausgedrückt: O João é inteligent''íssimo'' / ''muito'' inteligente (João ist sehr intelligent.)<br />
<br />
Einige häufig vorkommende Adjektivformen bilden unregelmäßige Steigerungsformen: bom – melhor – o melhor / ótimo; ruim – pior – o pior / péssimo; grande – maior – o maior / máximo; pequeno – menor – o menor / mínimo.<br />
<br />
=== Verben ===<br />
[[Verb]]en werden in drei Konjugationen eingeteilt, die man nach der Infinitivendung unterscheidet (entweder ''-ar,'' ''-er'' oder ''-ir''), wobei die meisten Verben zur ''-ar''-Gruppe gehören. Diese Verben folgen dann den gleichen Konjugationsregeln. Ähnlich wie im Deutschen gibt es den [[Imperativ (Modus)|Imperativ]] ''(o imperativo),'' den [[Indikativ (Modus)|Indikativ]] (''o ''indicativo'')'' und den [[Konjunktiv]] '' (''[[Subjuntivo (portugiesisch)|subjuntivo'' o ''conjuntivo'']]),'' wobei die Regeln strenger sind, wann der Konjunktiv zu verwenden ist, und die Verwendung mit dem Gebrauch des deutschen Konjunktivs nicht zu vergleichen ist, eher mit dem Gebrauch des spanischen ''[[Subjuntivo (spanisch)|subjuntivo]].''<br />
<br />
Eine weitere Besonderheit stellt der sogenannte ''persönliche [[Infinitiv]]'' ''(infinitivo pessoal)'' dar. Damit werden Infinitivformen bezeichnet, die eine Personalendung erhalten. Beispiel: Mostro-te para saber''es'' disso. (Ich zeige es dir, damit du davon weißt. – wörtlich: für du wissen(-st) davon).<ref>[http://www.scielo.br/pdf/alfa/v55n2/06.pdf Raquel Meister; Ko. Freitag: ''ASPECTO INERENTE E PASSADO IMPERFECTIVO NO PORTUGUÊS: ATUAÇÃO DOS PRINCÍPIOS DA PERSISTÊNCIA E DA MARCAÇÃO.'' Alfa, São Paulo, 55 (2): 477–500, 2011] (PDF)</ref><br />
<br />
=== Anrede ===<br />
Im Portugiesischen gibt es, wie in den meisten indoeuropäischen Sprachen, zwei Formen der Anrede, eine der Nähe ''(tu)'' und eine der Ferne ''(o senhor/a senhora)''. Die ursprüngliche Form der zweiten Person Plural ''(vós)'' hat heute bis auf einige Dialekte in Nordportugal sowie die im Gottesdienst verwendete biblisch geprägte [[Sakralsprache]] kaum noch Bedeutung. Daneben hat sich in Brasilien aus der höflichen Anrede ''vossa mercê'' (Euer Gnaden) die Kurzform ''você'' entwickelt, die mit der dritten Person Singular des Verbes verwendet wird. Diese Anrede ist in den meisten Regionen Brasiliens die normale Umgangsform im Alltag. So gesehen siezen sich Brasilianer praktisch immer (Beispiel: ''Você me dá seu livro?'' – Gibst du mir dein Buch? – eigentlich: Geben Sie mir Ihr Buch?) Interessant dabei ist, dass die ''você''-Form eine größere semantische Breite hat als die deutsche Du-Form. Das heißt, wo man auf Deutsch die Sie-Form verwenden würde, kann man in Brasilien durchaus auch die ''você''-Form verwenden. In Portugal wird diese Form als ''vertrautes Sie'' verwendet, etwa unter gleichrangingen Arbeitskollegen oder unter älteren Nachbarn. ''O senhor/a senhora'' ist auf sehr formelle Situationen beschränkt. In beiden Sprachvarianten hat die Pluralform ''vocês'' das alte ''vós'' komplett ersetzt.<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1:<br />
:{{lang|pt|Todos os seres humanos nascem livres e iguais em dignidade e em direitos. Dotados de razão e de consciência, devem agir uns para com os outros em espírito de fraternidade. }}<br />
: [[Datei:Universal Declaration of Human Rights - por - as - Art1.ogg]]<br />
: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
<br />
== Wortschatz ==<br />
Da Portugiesisch eine [[Romanische Sprachen|romanische Sprache]] ist, entstammen die meisten portugiesischen Wörter der lateinischen Sprache. Man kann jedoch auch Spuren anderer Sprachen, mit denen das Portugiesische Kontakt hatte, beobachten:<br />
<br />
=== vorrömische Lehnwörter ===<br />
Es gibt wenige Wörter aus der Zeit vor der römischen Herrschaft Hispaniens, die sich aus der Sprache der Urbevölkerung des heutigen Portugals ([[Lusitaner]], Konii, [[Iberer]]) oder aus der Sprache von Siedlern ([[Phönizier]], [[Karthago|Karthager]] oder [[Kelten]] beziehungsweise [[Keltiberer]]) bis in das moderne Portugiesisch erhalten haben. Bei vielen dieser Wörter fehlt jedoch der genaue wissenschaftliche Nachweis ihrer Herkunft ([[Etymologie]]). Gerade bei den [[Keltische Sprachen|Keltismen]] könnte es sich um Wörter handeln, die auf dem Umweg über das Lateinische ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
[[Iberische Sprache|Iberismen]]:<br />
* ''arroio'' ‚Strom, Bach‘<br />
* ''caçapo'' ‚junges Kaninchen‘<br />
* ''cama'' ‚Bett‘<br />
* ''manteiga'' ‚Butter‘<br />
* ''sovaco'' ‚Achsel(höhle)‘<br />
<br />
Keltismen:<br />
* ''bostar'' ‚Kuhweide‘ (aus keltiberisch ''boustom'' ‚Kuhstall‘; vgl. altgalicisch ''busto'' ‚Kuhbauernhof‘)<br />
* ''bugalho'' ‚Galle, Gallapfel‘<br />
* ''canga'' ‚Joch‘ (aus *''cambica'', gebildet zu ''cambos'' ‚krumm‘; vgl. [[Altirisch|air.]] ''camm'')<br />
* ''colmeia'' ‚Bienenstock‘ (aus *''colmos''; vgl. [[Leonesische Sprache|leonesisch]] ''cuelmo'' ‚Stroh, Halm‘, m[[Bretonische Sprache|bret.]] ''coloff'' ‚Stängel, Stiel‘)<br />
* ''garça'' ‚Reiher‘ (vgl. [[Bretonische Sprache|bret.]] ''kerc’heiz'')<br />
* ''lavego'' ‚Radpflug‘<br />
* ''sável'' ‚Alse‘ (aus ''samos'' ‚Sommer‘; vgl. span. ''sábalo'' ‚Alse‘, [[Katalanische Sprache|kat.]] ''saboga'' ‚ds.‘, air. ''sam'' ‚Sommer‘)<br />
* ''seara'' ‚gepflügter Acker‘ (vgl. altgalicisch ''senara'', span. ''serna''; air. ''sain'' ‚allein‘)<br />
<br />
Da praktisch alle dieser Wörter keltischen Ursprungs auch in anderen romanischen Sprachen belegt sind, liegt es nahe, dass sie schon von den Römern aus dem Keltischen entlehnt worden und dann als lateinische Wörter ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
[[Phönizische Sprache|Phönizismen]]:<br />
* ''malha'' ‚Masche, Netz‘<br />
* ''mapa'' ‚Karte‘<br />
* ''saco'' ‚Sack‘<br />
Auch hier gilt: Diese Wörter sind auch in anderen romanischen Sprachen belegt. Es liegt daher nahe, dass sie schon von den Römern aus dem Phönizischen (oder einer anderen Sprache) entlehnt worden und dann als lateinische Wörter ins Portugiesische gelangt sind.<br />
<br />
=== Erbwörter lateinischer Abstammung ===<br />
Portugiesisch ist ein Abkomme des [[Vulgärlatein]]s, welches mit dem [[Klassisches Latein|klassischen Latein]] zwar verwandt, jedoch nicht identisch ist. Die Transformation von lateinischen zu den heutigen portugiesischen Wörtern begann teils schon während des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]], bei anderen Wörtern begann dieser Prozess erst später. Die portugiesische Sprache wurde durch die lateinische immer wieder beeinflusst; so gelangten später auch Wörter aus der lateinischen Schriftsprache des [[Mittelalter]]s und der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]] ins Portugiesische. Diese so genannten ''[[Buchwort|Buchwörter]]'' haben sich gegenüber der lateinischen Form wenig verändert, während die Wörter, die aus dem gesprochenen Latein entstanden sind ''([[Erbwort|Erbwörter]])'', stark verändert wurden.<br />
<br />
Die Prozesse, durch die aus lateinischen Erbwörtern portugiesische Wörter wurden, sind im Einzelnen:<br />
* ''[[Nasalvokal#Portugisisch|Nasalierung]]:'' Ein Vokal vor [m] und [n] wird leicht zu einem nasalen Vokal, dies ist ein Phänomen, welches in vielen Sprachen existiert. Im Portugiesischen geschah dies zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert, im Unterschied zum Spanischen, wo diese Änderung der Vokalaussprache nie eintrat.<br />
** lateinisch {{Kapitälchen|luna}} wird zuerst zu altportugiesischem ''lũa'' [ˈlũ.a] dann zu neuportugiesischem ''lua'' [ˈlu.a] ‚Mond‘.<br />
* ''[[Palatalisierung]]:'' eine Anpassung vor den Vokalen [i] und [e], oder in der Nähe der Halbvokale oder des [[palatal]]en [j]:<br />
** {{Kapitälchen|centum}} > *''tʲento'' > altport. ''cento'' [t͡sẽnto] > ''cen'' [t͡sẽⁿ] > neuport. ''cem'' [sẽj̃] ‚Hundert‘<br />
** {{Kapitälchen|facere}} > *''fatʲere'' > *''fatˢer'' > altport. ''fazer'' [fa.ˈd͡zeɾ] > neuport. ''fazer'' ‚machen‘<br />
** eine ältere Evolution hatte: {{Kapitälchen|fortia}} → *''fortˢa'' > ''força'' [ˈfoɾ.sɐ] ‚Stärke, Kraft‘<br />
* ''Wegfall'' von lateralen oder nasalen Einzelkonsonanten zwischen Vokalen:<br />
** {{Kapitälchen|dolor}} > ''door'' [do.ˈoɾ] > ''dor'' ‚Schmerz‘<br />
** {{Kapitälchen|bonus}} > ''bõo'' [ˈbõ.o] > ''bom'' ‚gut‘<br />
** {{Kapitälchen|ānellus}} > *''ãelo'' > ''elo'' ‚Ring‘ (daneben ''anel'' [ɐ.ˈnɛɫ])<br />
* ''[[Lenisierung]]'' – Abschwächung der Konsonantenstärke zwischen Vokalen:<br />
** {{Kapitälchen|mūtus}} > ''mudo'' [ˈmu.ðu] ‚taub‘<br />
** {{Kapitälchen|lacus}} > ''lago'' [ˈla.ɡu] (Brazil) > [ˈla.ɣu] ‚See‘<br />
** {{Kapitälchen|faba}} > ''fava'' ‚dicke Bohne‘<br />
* ''[[Gemination (Sprache)|Geminatenvereinfachung]]'' – Vereinfachung von Doppelkonsonanten:<br />
** {{Kapitälchen|gutta}} > ''gota'' ‚Tropfen‘<br />
** {{Kapitälchen|peccare}} > ''pecar'' ‚sündigen‘<br />
* ''[[Dissimilation (Phonologie)|Dissimilation]]'' – Entähnlichung von zwei benachbarten ähnlich klingenden Lauten<br />
** Vokaldissimilation:<br />
*** {{Kapitälchen|locusta}} > ''lagosta'' ‚Languste‘<br />
*** {{Kapitälchen|campāna}} > ''campãa'' [kam.ˈpãa] > *[ˈkã.pɐ] > ''campa'' [ˈkɐ̃.pɐ] ‚Grab‘<br />
** Konsonantendissimilation:<br />
*** {{Kapitälchen|memorāre}} > ''nembrar'' > ''lembrar'' ‚erinnern‘<br />
*** {{Kapitälchen|anima}} > ''alma'' ‚Seele‘<br />
*** {{Kapitälchen|locālem}} > ''logar'' > ''lugar'' ‚Platz‘<br />
<br />
=== Germanismen ===<br />
* ''agarimar'' ‚kuscheln; im Bett zu verstauen‘<br />
* ''britar'' ‚brechen‘ (aus dem [[Sueben|Suebischen]] *''briutan''; vgl. altengl. ''brēotan'', mhd. ''briezen'')<br />
* ''ervanço'' ‚Kichererbse‘ (aus [[Gotische Sprache|got.]] *''arweits'' ‚Erbse‘)<br />
* ''fona'' ‚Funke‘ (aus dem Sueb.)<br />
* ''gaita'' ‚Dudelsack‘ (aus got. ''gaits'' ‚Ziege‘, vgl. dt. ''Bockpfeife'')<br />
* ''laverca'' ‚Lerche‘ (aus dem Sueb. *''laiwerka'')<br />
* ''loução'' ‚elegant‘ (veraltet „hochmütig“, aus got. ''flautjan'' ‚prahlen‘)<br />
* ''luva'' ‚Handschuh‘ (aus got. *''lōfa'')<br />
* ''trigar'' ‚schieben‘ (aus [[Gotische Sprache|got.]] ''þreihan'' ‚widersprechen‘)<br />
<br />
=== Arabismen ===<br />
Etwa tausend Wörter des Portugiesischen sind [[Arabische Sprache|arabische]] [[Lehnwort|Lehnwörter]]<ref>Volker Noll: {{Webarchiv | url=http://www.uni-muenster.de/Romanistik/dozenten/noll/al.pdf | wayback=20070102202847 | text=Der arabische Artikel ''al'' und das Iberoromanische}} (PDF-Datei; 210&nbsp;kB)</ref>, zum Beispiel:<br />
* ''alface'' 'Blattsalat' von ''al-khass''<br />
* ''almofada'' 'Kissen' von ''al-mukhadda''<br />
* ''armazém'' 'Lager' von ''al-mahazan''<br />
* ''azeite'' 'Olivenöl' von ''az-zait''<br />
* ''garrafa'' 'Flasche' von ''garrafâ''<br />
* ''javali'' ‚Wildschwein‘, aus *''ǧabalí'', zu altarab. ''ǧabalī'' (جبلي) ‚bergig‘<br />
<br />
=== Lehnwörter afrikanischen, asiatischen und indianischen Ursprungs ===<br />
Durch die Entdeckungen kam das Portugiesische in Kontakt mit lokalen afrikanischen, asiatischen und indianischen Sprachen, von denen die portugiesische Sprache viele Elemente aufgenommen und an andere europäische Sprachen weitergegeben hat. Besonders geografische Bezeichnungen in Afrika und Brasilien gehen auf die Sprachen der Einwohner dieser Regionen zurück.<br />
<br />
Asiatische Sprachen:<br />
* ''chá'' 'Tee', aus dem [[Chinesische Sprache|chinesischen]] ''cha''<br />
* ''jangada'' 'Floß', aus dem [[Malaiische Sprache|Malaiischen]]<br />
* ''manga'' 'Mango', aus malaiisch ''mangga''<br />
<br />
[[Indigene Völker Südamerikas|Indianische Wörter]]:<br />
* ''abacaxi'' '[[Ananas]]' aus der [[Tupi-Sprache]] ''ibá'' und ''cati''<br />
* ''caju'' '[[Kaschu#Cashew-„Nuss“|Kaschunuss]]' oder auch 'Cashew-Nuss'<br />
* ''jaguar'' '[[Jaguar]]' aus dem [[Tupi-Sprache|Tupi]]-[[Guaraní (Sprache)|Guaraní]] ''jaguara''<br />
* ''mandioca'' '[[Maniok]]'<br />
* ''pipoca'' '[[Popcorn]]'<br />
* ''tatu'' '[[Gürteltiere|Gürteltier]]' aus dem Guaraní ''tatu''<br />
* ''tucano'' '[[Tukane|Tukan]]' aus dem Guaraní ''tucan''<br />
<br />
Schwarz[[afrika]]:<br />
* ''banana'' '[[Bananen|Banane]]' aus dem [[Wolof (Sprache)|Wolof]]<br />
* ''farra'' 'Wilde Feier' aus dem [[Bantusprachen|Bantu]]<br />
* ''chimpanzé'' '[[Schimpanse]]' aus dem Bantu<br />
<br />
== Portugiesische Literatur ==<br />
{{Hauptartikel|Portugiesische Literatur}}<br />
<br />
In der frühen portugiesischen Literatur hatte die [[Poesie]] die höchste Bedeutung. Einer der berühmtesten Literaten Portugals ist [[Luís de Camões]] (* 1524; † 1580), der mit dem Epos ''[[Die Lusiaden]]'' eines der wichtigsten Werke geschaffen hat.<ref name="WDL">{{cite web |url = http://www.wdl.org/en/item/11198/ |title = The Lusiads |website = [[World Digital Library]] |date = 1800–1882 |accessdate = 2013-08-31 }}</ref> Seine Bedeutung wird nicht zuletzt dadurch illustriert, dass die portugiesische Entsprechung zum deutschen [[Goethe-Institut]] ''[[Instituto Camões]]'' heißt und Portugals [[Nationalfeiertag]] („Dia de Portugal“ – Tag von Portugal) auf den 10. Juni, den Todestag des [[Nationaldichter]]s gelegt wurde.<br />
<br />
Andere wichtige Autoren sind der Romancier [[José Maria Eça de Queiroz|Eça de Queirós]] (1845–1900), der Dichter [[Fernando Pessoa]] (1888–1935), der brasilianische Dichter und Romancier [[Machado de Assis]] (1839–1908), der brasilianische Romancier [[Jorge Amado]] (1912–2001), und der [[Nobelpreis für Literatur|Literaturnobelpreisträger]] [[José Saramago]] (1922–2010).<br />
<!-- Oben eingearbeitet<br />
<br />
== Geschichtliche Entwicklung ==<br />
Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts beschränkt sich das portugiesische [[Sprachgebiet]] auf die Region der historischen Landschaft [[Galicien]]. Im Süden grenzt es bis dahin an das romanische Sprachgebiet des [[Mozarabisch]]en an, das seit Beginn des 8. Jahrhunderts politisch gesehen zum Machtbereich der [[Araber]] gehört.<br />
<br />
Wie der Wortschatz des Galicischen umfaßt auch das Portugiesische eine Reihe [[Keltische Sprachen|keltischer]], [[Griechische Sprache|griechischer]] und [[Iberische Sprache|iberischer]] Elemente. Außerdem finden sich indirekte [[Germanische Sprachen|germanische]] Entlehnungen, die als Bestandteil der gewöhnlichen [[latein]]ischen Umgangssprache der römischen Legionäre auf die [[Iberische Halbinsel]] gelangen. Darüber hinaus existiert eine sehr geringe Anzahl an [[Lehnwort|Lehnwörtern]] [[Gotische Sprache|gotischer]] und [[Suebische Sprache|suebischer]] Herkunft.<br />
<br />
Als die [[Grafschaft]] [[Portugal]] im Jahr 1095 unabhängig wird (ab 1139 [[Königreich]]), dehnt sie ihren Machtbereich gemeinsam mit der spanischen [[Reconquista]]-Bewegung allmählich nach Süden hin aus. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts endet diese Ausdehnung an der Südgrenze des heutigen Portugals, wodurch der gesamte Westen der Iberischen Halbinsel zum galicisch-portugiesischen Sprachgebiet wird.<br />
<br />
Durch die Ausstrahlung der höfischen Kultur [[Südfrankreich]]s auf die galicische Dichtersprache im 12. und 13. Jahrhundert gelangen auch [[occitanisch]]e Lehnwörter in das Sprachgebiet ein. Im modernen Portugiesisch hat sich aber nur eine begrenzte Zahl dieser Wörter erhalten. Von größerer Bedeutung für die Ausprägung des Wortschatzes ist der [[Französische Sprache|französische]] Spracheinfluß, der nicht nur [[lexikalisch]], sondern auch [[phraseologisch]] nachweisbar ist.<br />
<br />
Während des [[15. Jahrhundert]]s erfolgt die Auflösung der galicisch-portugiesischen Spracheinheit und es setzt eine Sonderentwicklung der portugiesischen Mundarten ein. Diese bestehen aus Nord-, Mittel- und Südportugiesisch.<br />
<br />
Man unterscheidet außerdem in der portugiesischen Sprachgeschichte zwei Entwicklungsphasen: das Altportugiesische (12. bis Mitte 16. Jahrhundert) und das Neuportugiesische (seit Mitte 16. Jahrhundert).<br />
<br />
Wie das Spanische besitzt auch das Portugiesische eine Anzahl [[Italienische Sprache|italienischer]] Lehnwörter. Bei diesen handelt es sich fast ausschließlich um Kulturausdrücke aus den Bereichen [[Musik]], [[Theater]], [[Malerei]], etc.<br />
<br />
Spanische Lehnwörter erhält die Sprache aufgrund der [[Personalunion]] zwischen Portugal und Spanien von 1580 bis 1640. In dieser Zeit bestehen enge literarische und kulturpolitische Beziehungen zwischen den beiden Ländern.<br />
<br />
== Aussprache des brasilianischen Portugiesisch ==<br />
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers:<br />
http://www.kapoeira.gmxhome.de/aussprache.html<br />
<br />
Hier ein paar Hinweise zur Aussprache des brasilianischen Portugiesisch,<br />
wie es etwa in Rio de Janeiro gesprochen wird:<br />
{| border="1"<br />
|-<br />
!Buchstabe<br />
!Position<br />
!Aussprache<br />
!Beispiel<br />
!Aussprache<br />
!Übersetzung<br />
|-<br />
|s, z || am Ende || [sch] || três || [treisch] || drei<br />
|-<br />
|o || am Ende || [u] || quatro || [quatru] || vier<br />
|-<br />
|de,te || am Ende || [dschi] || de frente || [dschi frentschi] || von vorne<br />
|-<br />
|l || am Ende || [u] || Brasil || [brasiu] || Brasilien<br />
|-<br />
|r || am Anfang || [h] || rio || [hiu] || Fluß<br />
|-<br />
|rr || immer || [h] || carro || [caho] || Auto<br />
|-<br />
|j || immer || [sch]stimmh. || jogar || [schugá] || spielen<br />
|-<br />
|ch || immer || [sch] || chocolate || [schokoladschi] || Schokolade<br />
|-<br />
|e || am Ende || [i] || ele || [eli] || er<br />
|-<br />
|ei || immer || [e-i] || meia lua || [me-ia lua] || Halbmond<br />
|-<br />
|um, un || immer || [ung] || um || [ung] || eins<br />
|-<br />
|lh || immer || [lj] || filho || [filju] || Sohn<br />
|-<br />
|nh || immer || [nj] || tenho || [tenju] || ich habe<br />
|-<br />
|g || vor e und i || [sch]stimmh. || genial || [scheniau] || genial<br />
|-<br />
|h || immer || [-] || hora || [ora] || Stunde<br />
|-<br />
|qu || vor e und i || [k] || quem || [keng] || wer<br />
|-<br />
|qu || vor a || [kw] || quando || [kwandu] || wenn<br />
|-<br />
|z || Wortanfang/-Mitte || [s]stimmh. || beleza || [belesa] || Schönheit<br />
|-<br />
|ão || immer || [aung] || alemão || [alemaung] || Deutsch/Deutscher<br />
|-<br />
|õe || immer || [oing] || limões || [limoingsch] || Limonen<br />
|-<br />
|ãe || immer || [aing] || pães || [paingsch] || Brote<br />
|-<br />
|}<br />
--><br />
<br />
== Sprachregulierung ==<br />
Die portugiesische Sprache wird reguliert durch<br />
* das [[Internationales Portugiesisches Sprachinstitut|Internationale Portugiesische Sprachinstitut]]<br />
* die [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]] (CPLP)<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Vergleich von Spanisch und Portugiesisch]]<br />
* [[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Aurélio Buarque de Holanda Ferreira: ''Novo Dicionário Aurélio da Língua Portuguesa.'' Positivo, Curitiba 2004, ISBN 85-7472-414-9.<br />
* Emma Eberlein O.&nbsp;F. Lima, Lutz Rohrmann, Tokiko Ishihara: ''Avenida Brasil.'' EPU, São Paulo 1992, ISBN 85-12-54700-6 (Einführung in das brasilianische Portugiesisch).<br />
* Emma Eberlein O.&nbsp;F. Lima, Samira A. Iunes, Marina R. Leite: ''Diálogo Brasil.'' EPU, São Paulo 2002, ISBN 85-12-54220-9 (Intensivkurs).<br />
* A. Endruschat, J. Schmidt-Radefeldt: ''Einführung in die portugiesische Sprachwissenschaft.'' 2. Auflage. Narr, Tübingen 2008, ISBN 978-3-8233-6177-0.<br />
* Erhard Engler: ''Lehrbuch des brasilianischen Portugiesisch.'' 6. Auflage. Langenscheidt, Leipzig 2002, ISBN 3-324-00516-7.<br />
* Celso Ferreira da Cunha, Luís F. Lindley Cintra: ''Nova gramática do português contemporâneo.'' 18. Auflage. Edições João Sá da Costa, Lissabon 2005, ISBN 972-9230-00-5.<br />
* [[Günter Holtus]], [[Michael Metzeltin]], [[Christian Schmitt (Romanist)|Christian Schmitt]] (Hrsg.): ''[[Lexikon der Romanistischen Linguistik]].'' 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005; Band VI,2: ''Galegisch/Portugiesisch.'' 1994.<br />
* António Houaiss: ''Dicionário Houaiss da Língua Portuguesa.'' Temas & Debates, Lissabon 2003, ISBN 972-759-664-9 (portugiesische Ausgabe).<br />
* Maria Teresa Hundertmark-Santos Martins: ''Portugiesische Grammatik.'' Niemeyer, Tübingen 1998, ISBN 3-484-50183-9 (Gesamtdarstellung der grammatischen Phänomene der portugiesischen Sprache, allerdings weitgehend ohne Berücksichtigung des brasilianischen Portugiesisch).<br />
* Joaquim Peito: ''Está bem! Intensivkurs Portugiesisch.'' Schmetterling, Stuttgart 2006.<br />
* Matthias Perl et al.: ''Portugiesisch und Crioulo in Afrika. Geschichte – Grammatik – Lexik – Sprachentwicklung.'' Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1994.<br />
* Vera Cristina Rodrigues: ''Dicionário Houaiss da Língua Portuguesa.'' Objetiva, Rio de Janeiro 2003, ISBN 85-7302-488-7 (das größte Wörterbuch, einsprachig, mit portugiesischer und brasilianischer Rechtschreibung vor [[Orthographie-Übereinkommen Portugiesisch 1990|AO90]]).<br />
* Helmut Rostock: ''Lehrbuch der portugiesischen Sprache.'' 5. Auflage. Buske, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87548-436-6.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Portugiesisch}}<br />
{{Wiktionary|Kategorie:Portugiesisch}}<br />
{{Wikibooks|Portugiesisch}}<br />
{{Commonscat|Portuguese language|Portugiesische Sprache}}<br />
{{Commons|Portuguese pronunciation|Portugiesische Aussprache}}<br />
{{Wikisource|Wörterbücher#Portugiesisch|Portugiesische Wörterbücher}}<br />
* [http://www.cplp.org/ Comunidade dos Países de Lingua Portuguesa]<br />
* [http://www.lusitanistik.de/G_RTNER/g_rtner.htm Deutsche Lusitanistik-Webseite]<br />
* [http://www.internetpolyglot.com/german/lessons-pt-de Portugiesisches Vokabeltraining]<br />
* [http://www.verben.info/portugiesische-verben/portugiesische-verben.htm Portugiesische Verben online üben]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Schwesterprojekte<br />
|code=pt<br />
|text=portugiesischer Sprache<br />
|Navigationsleiste Sprachen in Osttimor<br />
}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4120316-1}}<br />
<br />
[[Kategorie:Portugiesische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]<br />
[[Kategorie:Offizielle Sprache in Osttimor]]<br />
[[Kategorie:Romanische Sprachen]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rongdrik&diff=153560638Rongdrik2016-04-17T15:21:20Z<p>Fobos92: /* Sagen */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Atoll<br />
|NAME=Rongerik<br />
|BILD1=Rongerik.jpg<br />
|BILD1-TEXT=[[NASA]]-Bild von Rongerik<br />
|BILD2=<br />
|BILD2-TEXT=<br />
|GEWAESSER=[[Pazifischer Ozean]]<br />
|ARCHIPEL=[[Marshallinseln]]<br />
|BREITENGRAD=11/20/00/N<br />
|LAENGENGRAD=167/27/00/E<br />
|REGION-ISO=MH<br />
|INSELN= 17<br />
|HAUPTINSEL=Jitoen<br />
|LANDFLAECHE=4.4<br />
|LAGUNENFLAECHE=373<br />
|EINWOHNER=0<br />
|ZENSUS=<br />
}}<br />
<br />
'''Rongerik''' oder '''Rongdrik''' (deutsch veraltet: ''Pescadoresinseln''<ref>Deutsches Koloniallexikon. Hrsg. von Heinrich Schnee. - Leipzig: Quelle & Meyer 1920. - 3 Bde</ref>) ist ein [[Atoll]] der [[Ralik-Kette]] der [[Marshallinseln]]. Das Atoll hat eine Landfläche von 4,4&nbsp;km², die eine [[Lagune]] von 373&nbsp;km² umschließt. Das Atoll liegt 200&nbsp;km vom [[Bikini-Atoll]] entfernt. <br />
<br />
Das Atoll Rongerik erlangte traurige Berühmtheit durch die Ansiedlung der vormaligen Bewohner des Bikini-Atolls. Sie mussten im Frühjahr 1946 ihre Heimat verlassen, damit die US-Regierung dort im Juli 1946 die [[Operation Crossroads]], ihre zweite nukleare Testreihe, durchführen konnte. Das Atoll Rongerik bot jedoch weder ausreichende Nahrungsgrundlagen noch ausreichend Trinkwasser. Die Bikinianer, die mit Vorräten für wenige Wochen auf das Atoll gebracht worden waren, begannen, langsam zu verhungern. Spätestens ab Juli 1947 war auch offiziellen amerikanischen Stellen die drohende Hungersnot bekannt. Im November 1947 begann eine Vorausgruppe von Bikinianern, das Atoll Ujelang als zukünftige Wohnstatt zu erschließen. Kurz darauf entschied die US-Regierung jedoch, das Atoll [[Eniwetok]] als weiteres nukleares Testgebiet zu verwenden. Da Eniwetok ebenfalls besiedelt war, fehlte nun eine weitere neue Heimat. Die US-Regierung befand, dafür sei das Atoll Ujelang am besten geeignet, und siedelte die Einwohner von Eniwetok dorthin um – was die Ansiedelung der Bikinianer unmöglich machte.<br />
<br />
Nach einem weiteren Zwischenaufenthalt auf dem [[Kwajalein-Atoll]] fanden die Bikinianer ab November 1948 eine Heimat auf [[Kili-Insel|Kili]]. Als Insel hat Kili – im Gegensatz zu einem Atoll – keine Lagune. Daher konnten die Bikinianer auf Kili ihre bisherige, vom Lagunenfischen geprägte Lebensweise nicht wieder aufnehmen und waren für ihr Überleben auf externe Hilfslieferungen angewiesen. Diese kamen meist per Schiff, was dadurch erschwert wurde, dass Kili keine nennenswerten Landungsmöglichkeiten hatte und in der Regel von hohen Brechern umgeben ist. Einige Hilfslieferungen wurden daher aus der Luft abgeworfen. Um die Möglichkeiten zur Selbstversorgung zu erhöhen, erhielten die Einwohner 1957 Rechte am benachbarten Atoll [[Jaluit]], welches jedoch 1958 durch den [[Taifun]] Ophelia unbewohnbar gemacht wurde – nachdem schon 1957 der Taifun Lola in Kili große Teile der Ernte zerstört und das Versorgungsschiff versenkt hatte.<br />
<br />
Auf dem menschenleeren Rongerik wurden 1954 26 Soldaten stationiert, um die Auswirkungen der auf Bikini gezündeten [[Bravo-Bombe]] zu dokumentieren. Die Wolke mit den radioaktiven Fallout erreichte Rongerik nach acht Stunden<ref>Steven L. Simon, André Bouville and Charles E. Land, Fallout from Nuclear Weapons Tests and Cancer Risks: Exposures 50 years ago still have health implications today that will continue into the future. American Scientist 94/1, 2006, 52</ref> und verstrahlte die stationierten Soldaten der Wetterstation. Sie wurden zur Beobachtung auf eine Militärbasis auf dem [[Kwajalein-Atoll]] gebracht, aber nach spätestens sechs Monaten als gesund entlassen.<ref>Radioactive Fallout in the Marshall Islands. Science, New Series 122 (No. 3181, Dec. 16), 1955, 1178</ref><br />
<br />
Die US-Regierung (Präsident Johnson) versprach den Bikinianern schließlich 1968 ihre baldige Rückkehr auf das Atoll und begann mit der Beseitigung von radioaktiven Resten und mit der Anpflanzung von Kokospalmen. 1972 siedelten zunächst drei Großfamilien nach Bikini zurück. Ab 1975 wurde jedoch langsam offenbar, dass das Atoll Bikini keineswegs zu bewohnen war. Nachdem Untersuchungen ergeben hatten, dass sowohl das Trinkwasser als auch die Hauptnahrungsquelle (Kokosnüsse) noch immer erhöhte Strahlungskonzentrationen aufwiesen,<ref>Jonathan Weisgall: ''Operation Crossroads: The Atomic Tests at Bikini Atoll''. S. 314-315</ref> verließen im Jahr 1978 alle Einwohner das Atoll wieder. <br />
<br />
Bis heute (2010) kann das Atoll Bikini wegen der Verstrahlung nicht besiedelt werden. Seit 1975 kämpfen die Bikinianer in Gerichtsverhandlungen vor dem [[Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten|Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten]] um eine angemessene Entschädigung sowie die Dekontamination des Atolls.<ref>[http://www.bikiniatoll.com/repar.html bikiniatoll.com: U.S. Reparations for Damages]; Stand: 4. April 2010</ref><br />
<br />
Das Atoll Rongerik selbst wurde schließlich Anfang 1954, ebenso wie die benachbarten Atolle [[Rongelap]], [[Utirik]], [[Ujelang]], [[Likiep]], [[Bikar]] und [[Ailinginac]] durch die [[Operation Castle]] und folgende Atombombentests radioaktiv verstrahlt und ist bis heute nicht bewohnbar.<br />
[[File:Atolón Coroa (Rongerik).png|350px|left|thumb|Mapa]]<br />
== Sagen ==<br />
{{Quelle}}<br />
Die polynesischen Ureinwohner glaubten, dass auf dem Atoll weibliche Geister wohnen. Eine Sage erzählt, dass Mädchen von einem Stammeshäuptling ermordet wurden, weil Blumen, die sie für ihn pflückten, ihm beim Tanzen vom Kopf fielen.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* {{Webarchiv | url=http://www.oceandots.com/pacific/marshall/rongerik.php | wayback=20101223043232 | text=Bild und Kurzbeschreibung (engl.)}}<br />
* [http://spiritoftrees.org/demon-girls-of-ujae-2 Sage der ermordeten Blumenmädchen (engl.)]<br />
* [http://www.bikiniatoll.com/ Geschichte des Bikiniatolls (engl.)]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Atolle der Marshallinseln}}<br />
<br />
[[Kategorie:Inselgruppe (Marshallinseln)]]<br />
[[Kategorie:Inselgruppe (Australien und Ozeanien)]]<br />
[[Kategorie:Inselgruppe (Pazifischer Ozean)]]<br />
[[Kategorie:Atoll]]<br />
[[Kategorie:Kernwaffentestgelände]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Indoiranische_Sprachen&diff=142646295Indoiranische Sprachen2015-05-31T03:12:15Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Lenguas indoiranias.PNG|350px|mini]]<br />
Die '''indoiranischen Sprachen''', früher auch als ''arische'' Sprachen bezeichnet, bilden einen Primärzweig des [[indogermanische Sprachen|Indogermanischen]]. Die indoiranische Sprachfamilie besteht aus den Hauptzweigen<br />
<br />
* [[iranische Sprachen|Iranisch]] (gelegentlich auch: ''Iranoarisch''): etwa 130 Mio. Sprecher in [[Zentralasien|Zentral-]] und [[Südasien]].<br />
* [[Nuristani-Sprachen|Nuristani]]: etwa 30.000 Sprecher in Afghanistan (Provinz [[Nuristan]]) und Pakistan (Südasien)<br />
* [[indoarische Sprachen|Indoarisch]]: etwa eine Milliarde Sprecher vor allem in Südasien, aber auch in [[Europa]] ([[Romani]]).<br />
<br />
Die [[dardische Sprachen|dardischen Sprachen]] wurden früher zu den Nuristani-Sprachen gerechnet, nach aktueller Mehrheitsmeinung stellen sie eine Untergruppe des indoarischen Sprachzweiges dar.<br />
<br />
Die indoiranischen Sprachen weisen so viele gemeinsame Neuerungen gegenüber dem Urindogermanischen auf, dass man sie zu einer klar definierten eigenen [[Genetische Einheit|genetischen Einheit]] zusammenfassen kann. (Es gibt keine Sprachen, bei denen man Zweifel hat, ob sie zu dieser Gruppe gehören oder nicht.) Wesentlich problematischer aber ist die innere Struktur dieser Einheit, insbesondere das Erreichen der heutigen Dreiteilung war ein langwieriger wissenschaftlicher Prozess; gerade die Stellung der dardischen Sprachen – heute zum Nordwestzweig der indoarischen Sprachen gerechnet – ist noch immer nicht völlig geklärt. Die Nuristani-Sprachen stellen ein Zwischenglied zwischen den iranischen und indoarischen Sprachen dar, sind linguistisch aber näher beim Iranischen. Zum Thema der inneren Struktur der drei Untergruppen siehe jeweils dort.<br />
<br />
Die Aufspaltung der iranischen und indoarischen Sprachen ist natürlich vor dem Beginn der Besiedlung Nordindiens durch Indoarier anzusetzen, also vor 1500 v. Chr. Eine gemeinsame Herkunft aus dem Norden (zentralasiatische Steppe) ist unbestritten, meist wird die sog. [[Andronovo-Kultur]] mit den Indoiranern in Verbindung gebracht.<br />
<br />
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Sprache der [[Mitanni]], einer Führungsschicht der [[Hurriter]] im nördlichen Mesopotamien ca. 1500 v. Chr. (sog. Mitanni-Reich). Vor allem die erhaltenen Herrschernamen weisen ihre Träger als ''indoarisch'' (sic!) aus, es muss sich also um eine weit nach Westen abgewanderte Untergruppe der Indoarier handeln.<br />
<br />
Eine Übersicht über alle indoiranischen Sprachen und ihre genetische Klassifikation bietet der unten angegebene Weblink.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[iranische Sprachen]]<br />
* [[indoarische Sprachen]]<br />
* [[Nuristani-Sprachen]]<br />
* [[Arier]]<br />
* [[Iranier]]<br />
* [[Indoarier]]<br />
* [[Nuristani]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Nicholas Sims-Williams]] (Hrsg.): ''Indo-Iranian Languages and Peoples'' (= ''Proceedings of the British Academy.'' Bd. 116). Oxford University Press, Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-726285-6 (Sammelband angesehener Linguisten zum Thema).<br />
* George van Driem: ''The Languages of the Himalayas. An ethnolinguistic Handbook of the greater Himalayan Region'' (= ''Handbook of Oriental Studies.'' Section 2: ''India.'' Bd. 10, 1–2). 2 Bände. Brill, Leiden u. a. 2001, ISBN 90-04-10390-2 (dort eine Darstellung des kulturellen Hintergrundes der indoiranischen Völker, ihrer Wanderungsbewegungen und des Eindringens in ihre heutigen Habitate).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://homepages.fh-giessen.de/kausen/klassifikationen/Indogermanisch.doc Ernst Kausen: ''Die Klassifikation der indogermanischen Sprachen'' (hier insbesondere die indoiranischen Sprachen)] (DOC; 220&nbsp;kB)<br />
<br />
[[Kategorie:Sprachfamilie]]<br />
[[Kategorie:Indoiranische Sprachen| ]]<br />
[[Kategorie:Iranistik|Indoiranische Sprachen]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tordoia&diff=142132583Tordoia2015-05-16T19:58:18Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Gemeinde in Spanien<br />
|Bild = <br />
|Bildbeschreibung = <br />
|nombre = Tordoia<br />
|escudo = Escudo de Tordoia.svg<br />
|latitude = 43/6/17/N<br />
|longitude = 8/35/40/W<br />
|isoreg = <br />
|ccaa = {{ES-GA}}<br />
|provincia = A Coruña<br />
|comarca = <br />
|fundación = <br />
|altitud = <br />
|superficie = 125<br />
|cp = <br />
|cod_ine = 15084<br />
|aeropuerto = <br />
|predoling = <br />
|alcalde = <br />
|dirección = <br />
|web = <br />
|mapa = [[Datei:Situacion Tordoia.PNG|200px|Lage von Tordoia]]<br />
|Kommunalschlüssel = <br />
}}<br />
<br />
'''Tordoia''' (spanisch: Tordoya) ist eine [[Spanien|spanische]] Kleinstadt zwischen [[Santiago de Compostela]] und [[A Coruña]] in [[Galicien]]. Sie hat eine Fläche von 125 km² und eine insgesamt abnehmende Einwohnerzahl von {{EWZ|ES|15084}} (Stand {{EWD|ES|15084}}). Beim Ort treten verschieden „Pedra Longa“ genannte [[Aufschluss (Geologie)|Felsausschlüsse]] an die Oberfläche. Außerdem liegt hier einer der am besten erhaltene [[Dolmen]] der Region "de Cabaleiros", und die im Volksmund "Casa da Moura" genannté [[Anta]]. Sie hat eine 4,6 m lange Deckenplatte und sechs Tragsteine.<br />
<br />
<gallery><br />
Image:Pedra Longa - Tordoia.jpg|Pedra Longa<br />
Image:Pedra Longa - Tordoia . revisitada.jpg|Pedra Longa<br />
Image:Casa da Moura, Tordoia.jpg|Casa da Moura<br />
Image:Dolmen de Cabaleiros, Tordoia.jpg|Dolmen de Cabaleiros<br />
</gallery><br />
<br />
== Ergebnisse der Gemeinderatswahlen ==<br />
{| class="wikitable" align="center" rules="all" cellspacing="0" cellpadding="4" style="border: 1px solid #999; border-right: 2px solid #999; border-bottom:2px solid #999"<br />
|-----<br />
! Partei<br />
! Sitze 2011<br />
! Sitze 2015<br />
|-----<br />
| bgcolor="#1E90FF" | '''[[Partido Popular (Spanien)|PP]] '''<br />
| align="center" | 8<br />
| align="center" | -<br />
|-----<br />
| bgcolor="#DF0101" | '''[[PSOE]] '''<br />
| align="center" | 3<br />
| align="center" | -<br />
|}<br />
<small>Quelle: [http://elecciones.mir.es/resultados2011/99MU/DMU1115908499_L1.htm?d=953&e=260 Spanisches Innenministerium]</small><br />
<br />
== Wirtschaft Galicien ==<br />
{| class="centered"<br />
|+ '''Beschäftigungszahlen der Gemeinde Tordoia in den Wirtschaftszweigen 2014'''<br />
|----- align="center" bgcolor="#DDDDDD"<br />
!<br />
! Beschäftigte<br />
! Anteil in Prozent<br />
|-<br />
|----- align="center"<br />
| '''TOTAL''' || '''1271''' || '''100'''<br />
|-<br />
|----- align="center"<br />
| Ackerbau, Viehzucht und Fischerei || 388 || 22,66<br />
|----- align="center"<br />
| Industrie || 214 || 18,84<br />
|-<br />
|----- align="center"<br />
| Bauwirtschaft || 147 || 11,57<br />
|-<br />
|----- align="center"<br />
| Dienstleistungsbetriebe || 522 || 41,07<br />
|-<br />
| colspan="6"|* [http://www.ige.eu/igebdt/esq.jsp?paxina=002003001&c=-1&ruta=fichas%2Fbdmunicipal_tablas.jsp%3FESP%3D15084 Daten aus dem Statistischen Amt für Wirtschaftliche Entwicklung in Galicien], [[Instituto Galego de Estatística|IGE]]<br />
|}<br />
<br />
== Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde ==<br />
<div align="center"><br />
<timeline><br />
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</timeline><br/><br />
<small>Quelle:{{INE.es EWZ-Archiv|15084}} - grafische Aufarbeitung für Wikipedia</small><br />
</div><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.panoramio.com/photo/46757065 Bild des Dolmens]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Gemeinden in der Provinz A Coruña}}<br />
<br />
[[Kategorie:Ort in Galicien]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nordgermanische_Sprachen&diff=141848837Nordgermanische Sprachen2015-05-07T10:31:41Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Lenguas nórdicas.PNG|miniatur|Die Skandinavischen Sprachen<br />
{{Farblegende|#800080|Dänisch}}<br />
{{Farblegende|#1E90FF|Norwegisch (Bokmål und Nynorsk)}}<br />
{{Farblegende|#00008B|Schwedisch}}<br />
{{Farblegende|#00FA9A|Färöisch}}<br />
{{Farblegende|#7CFC00|Isländisch}}]]<br />
<br />
Die '''nordgermanischen Sprachen''' (auch '''skandinavische''' oder '''nordische Sprachen''' genannt) umfassen die Sprachen [[Isländische Sprache|Isländisch]], [[Färöische Sprache|Färöisch]], [[Norwegische Sprache|Norwegisch]], [[Dänische Sprache|Dänisch]] und [[Schwedische Sprache|Schwedisch]]. Sie sind eine Untergruppe der [[Germanische Sprachen|germanischen Sprachen]]. Ungefähr 20 Millionen Menschen sprechen eine nordgermanische Sprache als [[Muttersprache]].<br />
<br />
Das ''Nordgermanische'' spaltete sich um die [[Ära|Zeitenwende]] vom [[Westgermanische Sprachen|Westgermanischen]] ab. Das durch die [[Edda]] überlieferte [[Altisländische Sprache|Altisländisch]] gilt als Urtypus der nordgermanischen Sprachen und wird deshalb oft mit [[Altnordisch]] gleichgesetzt; die älteste überlieferte nordgermanische Sprache ist aber das [[Urnordische Sprache|Urnordische]].<br />
<br />
== Gegenseitiges Verhältnis der Einzelsprachen ==<br />
Die Dialekte der west- oder inselnordischen Sprachen [[Färöische Sprache|Färöisch]] und [[Isländische Sprache|Isländisch]] liegen eng beieinander. Das moderne Färöisch und Isländisch ähnelt dem Altisländisch am meisten, weil es weniger Einflüssen der anderen europäischen Sprachen ausgesetzt war. Die Isländer bemühen sich um Vermeidung von [[Anglizismus|Anglizismen]] und anderen außernordischen [[Lehnwörter]]n. Zur westnordischen (aber nicht inselnordischen) Gruppe gehören weiter die meisten [[Norwegische Dialekte|norwegischen Dialekte]] und in der Folge auch das hieraus geschaffene [[Nynorsk]] sowie [[Jämtländische Sprache|Jämtländisch]] (Jamska) und endlich [[Norn]], das bis in das 15.&nbsp;Jahrhundert auf den [[Shetland-Inseln]] und den [[Orkney]] gesprochen wurde. Der letzte Sprecher des Norn verstarb im 18.&nbsp;Jahrhundert.<br />
<br />
Vergleichsweise immer noch recht ähnlich sind die drei stark verbreiteten skandinavischen Sprachen [[Dänische Sprache|Dänisch]], [[Norwegische Sprache|Norwegisch]] und [[Schwedische Sprache|Schwedisch]], wobei die Verständigung zwischen Sprechern zweier dieser Sprachen je nach dem gesprochenen [[Dialekt]] oft einfacher sein kann als die zwischen den Sprechern verschiedener Dialekte einer einzigen dieser Sprachen. Einige sehr stark abweichende Varianten werden manchmal als eigene Sprachen klassifiziert. Dagegen sind die in Norwegen benutzten [[Standardsprache|Schriftsprachen]] des [[Bokmål]] und erst recht des [[Riksmål]] norwegisierte Tochtersprachen des Dänischen, da sie im 19.&nbsp;Jahrhundert aus dem in Norwegen gesprochenen Dänisch „konstruiert“ worden sind.<br />
<br />
Auf der schwedischen Insel [[Gotland]] wird [[Gotländisch]] gesprochen, das außer starken Eigenentwicklungen gewisse [[Dänische Sprache|dänische]], [[Mittelniederdeutsche Sprache|mittelniederdeutsche]], [[Baltische Sprachen|baltische]] und [[Slawische Sprachen|slawische]] Einflüsse aufweist, aber aufgrund der Dominanz des Schwedischen im Unterricht seit [[1645]] zunehmend schwedisch geprägt ist. Während das mittelalterliche Altgutnisch als eigene Sprache gilt, wird es heute in der Regel als schwedischer Dialekt klassifiziert.<br />
<br />
Auf der zu Finnland gehörenden Inselgruppe [[Åland]] wird ein schwedischer, „[[Åländisch]]“ genannter Dialekt gesprochen. Åländisch liegt sprachlich den [[Uppland|uppländischen]] Dialekten näher als den finnlandschwedischen. Einige Wörter entstammen dem Russischen, da die Inselgruppe von 1809 bis 1917 zum Zarenreich gehörte.<br />
<br />
An der Süd- und Westküste Finnlands wird [[Finnlandschwedisch]] gesprochen. Diese Dialekte weisen einige finnische Einflüsse auf, unter anderem in verschiedenen Wortentlehnungen und in der [[Prosodie]].<br />
<br />
== Historische Einteilungen ==<br />
O. Bandle<ref>Oskar Bandle: ''Die Gliederung des Nordgermanischen.'' Basel/Stuttgart 1973 (seither neu aufgelegt).</ref>, O. E. Haugen<ref name="haugen">Vgl. Odd Einar Haugen: ''Grunnbok in norrønt språk.'' 2. utgåve, Gyldendal, Oslo 1995, ISBN 82-417-0506-9.</ref> und A. Torp<ref>Arne Torp: ''Nordiske språk i nordisk og germansk perspektiv.'' Oslo 1998.</ref> teilen die nordgermanischen Einzelsprachen in den unterschiedlichen Sprachperioden wie folgt ein. <br />
<br />
Infolge der ab 800 nach Christus im Süden und Osten Skandinaviens auftretenden [[Monophthong]]ierung von germanisch /ei/, /au/ und /ey/~/øy/ zu ostskandinavisch /eː/ und /øː/ unterscheidet man für die folgenden Jahrhunderte zwischen Westnordisch und Ostnordisch:<br />
* Westnordisch<br />
** Altisländisch<br />
** Altnorwegisch<br />
* Ostnordisch<br />
** Altdänisch<br />
** Altschwedisch<br />
<br />
Im 12. Jahrhundert werden in Südskandinavien die [[Verschlusslaut]]e /p,t,k/ nach einem Vokal zu /b,d,g/ [[lenis]]iert sowie die in unbetonter Position stehenden Vokale /a,i,o~u/ zum Murmellaut /ǝ/ abgeschwächt. In derselben Zeit wurde auch die [[Flexion]] im Dänischen radikal vereinfacht. Alles in allem sonderte sich damit Dänisch von den übrigen nordischen Sprachen ab, so dass man für diese Zeit eine andere Einteilung vornehmen kann:<br />
* Südnordisch<br />
** Altdänisch<br />
* Nordnordisch<br />
** Altisländisch<br />
** Altnorwegisch<br />
** Altschwedisch<br />
<br />
Mit der Entwicklung im Spätmittelalter behielten Isländisch und Färöisch die alten Sprachstrukturen mit ihrer ausgeprägten Flexion weitgehend bei, wogegen sie nun auch in großen Teilen des Norwegischen und Schwedischen stark vereinfacht wurden. Ab zirka 1500 gilt daher eine dritte Einteilung der nordgermanischen Sprachen:<br />
* inselnordische Sprachen<br />
** [[Isländische Sprache|Isländisch]]<br />
** [[Färöische Sprache|Färöisch]]<br />
* skandinavische (oder festlandskandinavische) Sprachen<br />
** [[Norwegische Sprache|Norwegisch]]<br />
** [[Schwedische Sprache|Schwedisch]]<br />
** [[Dänische Sprache|Dänisch]]<br />
<br />
Diese Einteilungen sind keine genetischen Stammbäume im Sinne des [[Stammbaumtheorie|Stammbaummodells]]. Sie beschreiben strukturelle Ähnlichkeiten zwischen Sprachen einer bestimmten Periode. Wenn sich diese Sprachen stark ändern, vergrößern oder verringern sich auch die Ähnlichkeiten, so dass unter Umständen eine neue Einteilung zustande kommt.<br />
<br />
== Aufgliederung ==<br />
* [[Isländische Sprache|Isländisch]]<br />
** [[Flámæli]]<br />
* [[Färöische Sprache|Färöisch]]<br />
** „Südfjordsdialekt“ (südlich des [[Skopunarfjørður]])<br />
*** [[Suðuroy]]-Dialekt<br />
*** [[Sandoy]]-Dialekt<br />
** „Nordfjordsdialekt“ (nördlich des Skopunarfjørður)<br />
*** [[Südstreymoy]]-Dialekt <br />
**** [[Tórshavn]]-Dialekt<br />
**** [[Vágar]]-Dialekt<br />
*** [[Nordinseln]]-Dialekt (inkl. [[Nordstreymoy]] und [[Eysturoy]])<br />
* [[Norn]] ''ausgestorben''<br />
* [[Norwegische Sprache|Norwegisch]]<br />
** auf dialektaler Ebene:<br />
*** [[Westnorwegisch]]<br />
*** [[Ostnorwegisch]]<br />
** auf schriftsprachlicher Ebene:<br />
*** [[Nynorsk]]<br />
**** [[Høgnorsk]]<br />
*** [[Bokmål]]<br />
**** [[Riksmål]]<br />
* [[Jämtländische Sprache|Jämtländisch]]<br />
* [[Schwedische Sprache|Schwedisch]]<br />
** Norrländska<br />
*** [[Hälsningländisch]]<br />
*** [[Medelpadisch]]<br />
*** [[Ångermanländisch]]<br />
*** [[Västerbottnisch]]<br />
*** [[Lappländisches Schwedisch]]<br />
** [[Gotländisch]]<br />
** Svealändisch<br />
*** [[Åländisch]]<br />
*** [[Uppländisch]]<br />
*** [[Stockholmschwedisch]]<br />
*** [[Mälarenschwedisch]]<br />
** Götaländisch<br />
*** [[Västergötländisch]]<br />
*** [[Östergötländisch]]<br />
*** [[Småländisch]]<br />
**** [[Hochlandsmåländisch]]<br />
**** [[Ostsmåländisch]]<br />
*** [[Värmländisch]]<br />
*** [[Bohusländisch]]<br />
** Südschwedisch<br />
*** [[Südsmåländisch]]<br />
*** [[Schonisch]] ''(Skånska)'', ursprünglich ein ostdänischer Dialekt, jedoch seit 1658 zunehmend ans Schwedische angepasst<br />
*** [[Hallandisch]] ''(Halländska)'', ursprünglich ein ostdänischer Dialekt, jedoch seit 1658 zunehmend ans Schwedische angepasst<br />
*** [[Blekingisch]] ''(Blekingska)''<br />
** Ostschwedische Sprachen<br />
*** [[Finnlandschwedisch]]<br />
**** [[Österbottenschwedisch]]<br />
*** [[Estlandschwedisch]] ''fast ausgestorben''<br />
**** [[Rågömål]]<br />
**** [[Nuckömål]]<br />
** [[Dalabergsmål]]<br />
** [[Tavringer Romani]]<br />
<br />
* [[Dänische Sprache|Dänisch]], Standardsprache [[Reichsdänisch]] ''(Rigsdansk)''<br />
** [[Ostdänischer Dialekt|Ostdänisch]] ''(Østdansk)''<br />
*** [[Bornholmisch]] ''(Bornholmsk)''<br />
** [[Inseldänischer Dialekt|Inseldänisch]] ''(Ømål)''<br />
*** Seeländisch ''(Sjællandsk)'', der Dialekt der Insel [[Seeland (Dänemark)|Seeland]]<br />
**** Südseeländisch<br />
**** Ostseeländisch<br />
***** [[Gøtudanskt]] (Varietät auf den [[Färöer]]n außerhalb des Schuldänischen)<br />
***** [[Kreoldänisch]] ([[Amerikanische Jungferninseln|Dänisch-Westindien]], im 20. Jh. ausgestorben)<br />
**** [[Westseeländisch]]<br />
*** [[Fünisch]] ''(Fynsk)''<br />
**** Westfünisch<br />
**** Ostfünisch<br />
** [[Westdänischer Dialekt|Westdänisch]] ''(Vestdansk)''<br />
*** [[Jütisch]] ''(Jysk)''<br />
**** [[Nordjütisch]] ''(Nørrejysk)''<br />
***** Vendelbomål<br />
***** Ostjütisch<br />
***** Westjütisch<br />
**** [[Südjütisch]] ''(Sønderjysk)''<br />
*****[[Angeldänisch]]<br />
*****[[Fjoldemål]]<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Svorsk]]<br />
* [[Dialekte in Dänemark]]<br />
* [[Sprachen und Dialekte in Schleswig-Holstein]]<br />
* [[Sydslesvigdansk]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Oskar Bandle: ''Die Gliederung des Nordgermanischen.'' Basel/Stuttgart 1973 (seither neu aufgelegt).<br />
* Kurt Braunmüller: ''Die skandinavischen Sprachen im Überblick.'' A. Francke Verlag, Tübingen/Basel 2007, ISBN 978-3-8252-1635-1.<br />
* Einar Haugen: ''Die skandinavischen Sprachen. Eine Einführung in ihre Geschichte.'' Hamburg 1984 (englisches Original: ''The Scandinavian Languages. An Introduction to their History.'' London 1976).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|skandinavische Sprache}}<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Wissenschaft/Geisteswissenschaften/Linguistik/Sprachen/Natürliche_Sprachen/Indoeuropäische/Germanische/Skandinavische/|Skandinavische Sprachen}}<br />
* [http://germanic.eu/Mittelniederdeutsche-Lehnw%F6rter-in-den-skandinavischen-Sprachen.htm Mittelniederdeutsche Lehnwörter in den skandinavischen Sprachen]<br />
<br />
== Fußnoten ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Skandinavische Sprachen| ]]<br />
[[Kategorie:Sprachfamilie]]<br />
[[Kategorie:Germanische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Nordgermanen|!]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=D%C3%A4nische_Sprache&diff=141848784Dänische Sprache2015-05-07T10:29:53Z<p>Fobos92: /* Skandinavische Sprachgemeinschaft */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
| Sprache = Dänisch ''(dansk)''<br />
| Länder = Siehe unter „Offizieller Status“, des Weiteren in [[Kanada]], [[Argentinien]], [[Vereinigte Staaten]], [[Schweden]]<br />
| Sprecher = 5,3 Millionen (Muttersprachler)<br /><br />
0,3 Millionen (Zweitsprachler)<br />
| Klassifikation = * [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Germanische Sprachen]]<br />
*:: [[Skandinavische Sprachen]] (Nordgermanisch)<br />
*::: Ostskandinavisch<br />
| KSprache = Dänisch<br />
| Amtssprache = {{DNK}} <small>(de facto)</small><br />{{GRL}}<br />{{FRO}}<br />{{EU}}<br/>[[Datei:Norden_symbol.svg|20px|Nordischer Rat]][[Nordischer Rat|Nordischer&nbsp;Rat]]&nbsp;<small>([[Arbeitssprache|Arbeitsspr.]])<ref>{{Internetquelle | url=http://www.norden.org/da/fakta-om-norden/sprog | titel=Sprog| autor= | hrsg=[[Nordischer Rat]] | werk=norden.org | datum= | zugriff=2014-04-24 | sprache=da}}</ref></small><br />
| Minderheitensprache = {{DEU}} ([[Südschleswig]])<ref>{{Internetquelle|url=http://web.archive.org/web/20071014223840/http://ec.europa.eu/education/policies/lang/languages/langmin/euromosaic/de1_en.html |titel=EUROPA - Education and Training - Europa - Regional and minority languages - Euromosaïc study |autor= |werk=web.archive.org | sprache=en |datum=2007-10-14 |zugriff=2015-02-28}}</ref><br />
| ISO1 = da<br />
| ISO3 = dan<br />
| ISO2 = dan<br />
}}<br />
[[Datei:Danishdialectmap.png|mini|Geografische Verteilung der dänischen Dialekte, die sich grob in jeweils eine jütländische, inseldänische und ostdänische Dialektgruppe (wo auch der schönische Dialekte eingeordnet werden kann) einsortieren lassen.]]<br />
[[Datei:Denmark-gender.png|mini|Die grammatikalischen Geschlechter in den dänischen Dialekten. Blau ''(vestjysk):'' Ein Geschlecht. Grün (''sønderjysk'' und ''østjysk''): Zwei (Neutrum und [[Utrum]]). Rosa ''(ødansk):'' Drei Geschlechter. Auf Seeland (orange) und in Schonen (heute Schweden) hatte man drei, aber verwendet heute nur zwei. Westlich der roten Linie wird der bestimmte Artikel vor das Hauptwort gestellt.]]<br />
<br />
Die '''dänische Sprache''' (dänisch ''dansk sprog, det danske sprog''), kurz '''Dänisch''' ''(dansk),'' gehört zu den [[Germanische Sprachen|germanischen Sprachen]] und dort zur Gruppe der [[Skandinavische Sprachen|skandinavischen (nordgermanischen) Sprachen]]. Zusammen mit [[Schwedische Sprache|Schwedisch]] bildet es den ''ostskandinavischen'' Zweig.<br />
<br />
Dänisch ist die alleinige Landessprache von [[Dänemark]] und als [[Reichsdänisch]] ''(rigsdansk)'' standardisiert. Der ''Language Code'' ist ''da'' bzw. ''dan'' (nach [[ISO 639]]).<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
In Dänemark wird das Dänische von ca. 5 Millionen [[Muttersprache|Muttersprachlern]] gesprochen. Weitere Muttersprachler verteilen sich vor allem auf [[Grönland]] und die [[Färöer]] (beide politisch zu Dänemark gehörend), [[Südschleswig]], [[Island]], [[Norwegen]] und [[Schweden]], daneben auf [[Argentinien]], [[Kanada]] und die [[Vereinigte Staaten|USA]], z.&nbsp;B. im kalifornischen [[Solvang (Kalifornien)|Solvang]].<br />
<br />
In den früheren [[dänische Kolonien|dänischen Kolonien]] in West- und Ostindien sowie an der Goldküste hatte Dänisch nie mehr als einen marginalen Status; erhalten haben sich bis heute gewisse Orts- und Festungsnamen in dänischer Sprache.<br />
<br />
== Status ==<br />
Dänisch ist [[de facto]] die [[Amtssprache]] in [[Dänemark]], ohne dass dies rechtlich irgendwo festgehalten wäre. Es ist zweite Amtssprache in [[Grönland]] (neben [[Inuktitut|Grönländisch]]) und auf den [[Färöer]]n (neben [[Färöische Sprache|Färöisch]]). Auf [[Island]] wird es als Pflichtfach unterrichtet, hat aber 1990 den Status als erste [[Fremdsprache]] an das [[Englische Sprache|Englisch]]e verloren. In Südschleswig hat es den Status einer [[Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen|Regional- und Minderheitensprache]].<br />
<br />
Seit 1973, als Dänemark der [[EU]] beitrat, ist Dänisch offizielle EU-Sprache.<br />
<br />
Im bis 1864 dänisch verwalteten [[Südschleswig]] sprechen von den ca. 50.000 Angehörigen der [[Dänische Minderheit|dänischen Minderheit]]<ref>[http://www.landtag.ltsh.de/parlament/minderheitenpolitik/daenische-minderheit.html Landtag Schleswig-Holstein]</ref> 8.000–10.000 deutsche Staatsbürger Dänisch im Alltag<ref>Quellen: Gesellschaft für bedrohte Völker, Institut für Grenzregionsforschung, Universität von Süddänemark</ref> bzw. 20.000 Dänisch als Muttersprache<ref>[http://www.hum.uit.no/a/svenonius/lingua/flow/li/about/daom_da.html Universität von Tromsø]</ref> in unterschiedlichen Dialekten: "reines" [[Standarddänisch]], [[Sydslesvigdansk]], [[Sønderjysk]]. Von den ca. 20.000 Angehörigen der autochthonen [[Deutsche Minderheit in Dänemark|deutschen Minderheit in Nordschleswig]] auf der anderen Seite kultivieren zwei Drittel Deutsch als ihre Sprache.<ref name="Karker language">Allan Karker, [[Gyldendal]] Leksikon. Zitiert auf [http://www.denmark.dk/en/menu/AboutDenmark/DenmarkInBrief/Language/ Denmark.dk – Language], 2008</ref><br />
<br />
Dänisch ist in [[Schleswig-Holstein]] durch die [[Landesverfassung (Deutschland)|Landesverfassung]] besonders geschützt. [[Dänischunterricht]] gibt es sowohl an dänischen als auch deutschen Schulen, vor allem im Landesteil Schleswig. Seit 2008 gibt es auch für [[Flensburg]] zweisprachige Ortsschilder (dänisch ''Flensborg'').<br />
<br />
Obwohl es vom Wortschatz her stark vom [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen]] beeinflusst ist, ist die [[Sprachgrenze]] zu den deutschen Dialekten in linguistischer Hinsicht keine fließende, sondern eine harte (vgl. hingegen die Sprachgrenze zwischen dem Deutschen und dem [[Niederländische Sprache|Niederländischen]]). Sie verlief historisch auf einer Linie [[Eider]] – [[Treene]] – [[Eckernförde]]. Seit dem [[Hochmittelalter]] (ca. 1050 bis 1250) setzte sich jedoch auch nördlich der Eider die deutsche Sprache immer stärker durch. Heute ist die deutsch-dänische Grenze zugleich weitestgehend Sprachgrenze.<br />
<br />
== Skandinavische Sprachgemeinschaft ==<br />
[[Datei:Lenguas nórdicas.PNG|mini|Die skandinavischen Sprachen<br />
{{Farblegende|#800080|Dänisch}}<br />
{{Farblegende|#1E90FF|Norwegisch (Bokmål und Nynorsk)}}<br />
{{Farblegende|#00008B|Schwedisch}}<br />
{{Farblegende|#00FA9A|Färöisch}}<br />
{{Farblegende|#7CFC00|Isländisch}}]]<br />
{{Siehe auch|Skandinavische Sprachen}}<br />
<br />
Zum Teil stehen die heutigen skandinavischen Schriftsprachen einander näher als die am stärksten abweichenden Dialekte des jeweiligen Landes; andererseits gibt es auch spezifische dänische, schwedische bzw. norwegische Sprachcharakteristika. Die Dialektgrenzen zwischen den Sprachen stellen weiche Übergänge dar, man spricht von einem [[Dialektkontinuum]] Dänisch-Norwegisch-Schwedisch.<br />
<br />
Aus politischer und kultureller Tradition wurde jedoch an drei eigenständigen Sprachen festgehalten. Entscheidend dafür ist, dass in Dänemark und Schweden spätestens im 16.&nbsp;Jahrhundert eigene normierte Schriftsprachen entwickelt wurden. In Norwegen geschah dies erst mit der Selbständigkeit im 19.&nbsp;Jahrhundert und führte zu zwei Schriftsprachen, weil die gebildete Schicht bis dahin Dänisch als Hochsprache beibehielt.<br />
<br />
=== Dänisch, Norwegisch und Schwedisch ===<br />
Die [[Bokmål]]-Variante des [[Norwegische Sprache|Norwegischen]] ist linguistisch gesehen ein dänischer [[Dialekt]] mit norwegischen Einflüssen. Kulturhistorisch wird es aber als eine der zwei offiziellen norwegischen Schriftsprachen angesehen und auch von seinen Anwendern deutlich als norwegisch empfunden. Die Anhänger des [[Nynorsk]], das auf den Dialekten basiert, haben dagegen oft gegen diese „dänische“ Sprache der Stadtbevölkerung und Oberschicht polemisiert.<br />
<br />
Vom Linguisten [[Max Weinreich]] wird der Ausspruch ''Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Marine'' überliefert, der auch auf [[Skandinavien]] zutrifft. Linguistisch gesehen ''könnten'' Dänisch, [[Schwedische Sprache|Schwedisch]] und Norwegisch als Dialekte derselben Sprache angesehen werden, da die Sprachen noch immer gegenseitig verständlich sind. Allerdings gibt es eine solche Dachsprache nicht. Man bedient sich zur interskandinavischen Kommunikation immer einer der drei Einzelsprachen. So spricht jeder „Skandinavisch“ auf seine Art.<br />
<br />
Dänisch, Schwedisch und Norwegisch bilden die Gruppe der festlandskandinavischen Sprachen. Norwegisch ist aber eine westnordische Sprache im Gegensatz zu Dänisch und Schwedisch. Sie entwickelten sich aus einer gemeinsamen [[Urnordische Sprache|urnordischen]] Sprache; bedeutender war aber, dass die skandinavischen Länder durch die Jahrhunderte immer in enger politischer, kultureller und wirtschaftlicher Verbindung standen und auch in großem Umfang die gleichen Lehnwörter aus dem [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen]], [[Französische Sprache|Französischen]] und [[Niederfränkische Sprache|Niederfränkischen]] übernahmen. Dabei stand das „kontinentale“ Skandinavien im Gegensatz zum ''Inselskandinavischen'' auf den Färöern und Island, das ein altertümliches ([[altnordisch]]es) Gepräge behalten hat.<br />
<br />
Freilich bestehen ähnliche sprachliche Verwandtschaften beispielsweise auch zwischen Tschechen und Slowaken. Jedoch dürfte die skandinavische Sprachgemeinschaft durch ihre politischen Bestrebungen, die Sprachen nicht voneinander zu entfernen, einmalig sein.<br />
<br />
Die Übereinstimmungen im Wortschatz liegen im Falle von Dänisch und Norwegisch bei schätzungsweise über 95 %, bei Dänisch und Schwedisch um 85–90 %. Dabei kann die faktische Verständigung in der gesprochenen Sprache durchaus von der Angewöhnung abhängen; in neuester Zeit kommt es auch vor, dass sich Skandinavier auf Englisch unterhalten. In der Schriftsprache besteht weitgehende gegenseitige Verständlichkeit, sodass auch Nichtskandinavier mit dänischen Sprachkenntnissen norwegische und schwedische Texte verstehen können (und umgekehrt).<br />
<br />
=== Von Ostskandinavisch zu Südskandinavisch ===<br />
Der ostskandinavische oder schwedisch-dänische Zweig wird hauptsächlich durch die sog. ''ostskandinavische [[Monophthongierung]]'' (ab 800) von den westskandinavischen Sprachen (Isländisch, Färöisch, Norwegisch) unterschieden.<ref name="Karker Nudansk">Allan Karker: „Sproghistorisk oversigt“. In: ''Nudansk Ordbog'' (1974), S. 17 ff.</ref><br />
# urnordisch /ai/ wird zu altnordisch /ei/ und weiter zu ostskandinavisch /eː/<br />
#* altnordisch/isländisch ''steinn'', norwegisch ''stein'' → dänisch und schwedisch ''sten'' (‚Stein‘)<br />
#* altnordisch ''breiðr'', isländisch ''breiður'', norwegisch ''brei'' → dänisch und schwedisch ''bred'' (‚breit‘)<br />
# /au/ wird zu /øː/<br />
#* altnordisch ''rauðr'', isländisch ''rauður'', norwegisch ''raud'' → schwedisch ''röd'' bzw. dänisch ''rød'' (‚rot‘)<br />
# urnordisch /au/ mit i-Umlaut wird zu altnordisch /ey/, norwegisch /øy/ und weiter zu ostskandinavisch /ø/<br />
#* altnordisch/isländisch ''ey'', norwegisch ''øy'' → schwedisch ''ö'' bzw. gleichlautend dänisch ''ø'' (‚Insel‘)<br />
<br />
Um 1200 hat sich Dänisch sowohl vom Verband des Ostskandinavischen als auch von demjenigen des Westnordischen entfernt, indem die [[Verschlusslaut]]e /p,t,k/ nach einem Vokal zu /b,d,g/ [[Lenis|lenisiert]] und die in unbetonter Position stehenden Vokale /a,i,o~u/ zum Murmellaut /ǝ/ abgeschwächt wurden. Die bisherige Ost-West-Scheidung Skandinaviens wurde damit von einer neuen Nord-Süd-Gruppierung überlagert.<ref>Vgl. Oskar Bandle: ''Die Gliederung des Nordgermanischen.'' Basel/Stuttgart 1973 (seither neu aufgelegt); Arne Torp: ''Nordiske språk i nordisk og germansk perspektiv.'' Oslo 1998.</ref> Der Vergleich von Schwedisch und Dänisch zeigt diesen Unterschied bis heute:<br />
* schwedisch ''köpa'' versus dänisch ''købe'' (‚kaufen‘), schwedisch ''bita'' versus dänisch ''bide'' (‚beißen‘), schwedisch ''ryka'' versus dänische ''ryge'' (‚rauchen‘).<br />
<br />
== Dialekte, Soziolekte und Mischsprachen ==<br />
=== Dialekte ===<br />
{{Hauptartikel|Dänische Dialekte}}<br />
<br />
Dänisch zerfällt in drei Hauptdialekte:<br />
# [[Jütisch]] ''(jysk)'' oder Westdänisch ''(vestdansk)'' oder Festlandsdänisch in [[Jütland]]<br />
#* [[Sønderjysk|Südjütisch]] ''(sønderjysk)'' in [[Sønderjylland]] ([[Nordschleswig]]) und Teilen [[Südschleswig]]s<br />
#* Westjütisch ''(vestjysk)'' an der Westküste (z.&nbsp;B. [[Esbjerg]])<br />
#* Ostjütisch ''(østjysk)'' an der Ostküste (z.&nbsp;B. [[Aarhus]])<br />
# Inseldänisch ''(ødansk)'' auf [[Fünen]], [[Seeland (Insel)|Seeland]] (mit dem [[Kopenhagen]]er Dialekt [[Københavnsk]]), [[Ærø]], [[Langeland]], [[Lolland]], [[Falster]] und [[Møn]]<br />
# Ostdänisch ''(østdansk)'' auf [[Bornholm]] ([[Bornholmisch]]) und in [[Schonen]] ([[Schonische Sprache|Schonisch]] hat sich seit 1658 zunehmend dem [[Schwedische Sprache|Schwedischen]] angepasst)<br />
<br />
Die auf der Ostseeinsel Bornholm und in Jütland gesprochenen Dialekte sind nur schwer verständlich für Nichtmuttersprachler. Das Schonische wird aus dänischer Sicht als ostdänischer,<ref>Peter Skautrup: ''Det danske sprogs historie''.</ref> in schwedischer Sicht als südschwedischer Dialekt aufgefasst.<br />
<br />
=== Soziolekte ===<br />
Die traditionellen Dialekte wurden in den letzten Jahrzehnten allerdings zunehmend von der Standardsprache verdrängt. In den größeren Städten sind hingegen urbane [[Soziolekt]]e entstanden (z.&nbsp;B. ''vulgärkopenhagenerisch''),<ref name="Karker Nudansk"/> die sich auch auf das Land ausbreiten. Die soziale Ausdifferenzierung des Dänischen findet besonders seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts statt. Die Aussprachevarietäten verschiedener sozialer Schichten und Generationen ist im Dänischen ausgeprägter als in anderen germanischen Sprachen. Nur [[Englische Sprache|Englisch]] ist hier vergleichbar.<ref name="Braunmüller86">Kurt Braunmüller: ''Die skandinavischen Sprachen im Überblick'' (2007), S. 86 ff.</ref><br />
<br />
=== Mischsprachen ===<br />
Verwandt mit dem Dänischen ist das [[Petuh]] in Flensburg. Das Petuh beruht teilweise auf dänischer Grammatik (Satzbau), einer Reihe Danismen, ist aber vom Wortschatz her dem Hoch- und Niederdeutschen sehr ähnlich, so dass es dort eingeordnet und auch als ''Petuh-Tanten-Deutsch'' bekannt ist. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert und kann als der Versuch von Dänen verstanden werden, Deutsch zu sprechen. Das [[Schleswigsch]]e in [[Angeln (Halbinsel)|Angeln]] ist ebenfalls von Danismen geprägt und weicht von den südlicheren [[Niederdeutsche Sprache|niederdeutschen Dialekten]] ab; der Sprachenwechsel fand hier erst im 19. Jahrhundert statt.<ref>Karl Nielsen Bock: ''Niederdeutsch auf dänischem Substrat. Studien zur Dialektgeographie Südostschleswigs.''</ref><br />
<br />
Das von vielen [[Dänische Minderheit in Deutschland|dänischen Südschleswigern]] gesprochene [[Sydslesvigdansk|Südschleswigdänische]] ist eine stark norddeutsch beeinflusste Variante des Reichsdänischen, deren linguistische Eingruppierung als bloße Varietät, Dialekt oder Kontaktsprache noch nicht abgeschlossen ist.<ref>{{Literatur|Autor=Karen Margrethe Pedersen|Titel=Dansk Sprog i Sydslesvig|Herausgeber=|Sammelwerk=|Reihe=|Band= 1|Verlag=Institut for grænseregionsforskning|Ort=Aabenraa|Jahr=2000|ISBN=87-90163-90-7|Seiten=225&nbsp;ff.}}</ref><br />
<br />
Weiter gab es bis ins 20. Jahrhundert das [[Kreoldänisch]]e in [[Amerikanische Jungferninseln|Dänisch-Westindien]], das aber mittlerweile von niemandem mehr gesprochen wird und auch nicht in Schriftform erhalten geblieben ist.<br />
<br />
== Schriftsprache ==<br />
[[Datei:Bible of Christian III 1550.jpg|mini|Die erste auf Dänisch gedruckte Bibel von 1550 (Christian 3.s Bibel), basierend auf den Kopenhagener und Malmöer Sprachnormen orientierte sich nicht nur mit dem Deckblatt an der [[Lutherbibel]]]]<br />
Die dänische [[Orthographie]] beruht auf dem [[Mittelalter|mittelalterlichen]] seeländischen Dialekt. Damals war es der zentrale Dialekt Dänemarks, da [[Schonen]] ebenfalls zum Reich gehörte. Die Aussprache der Oberschicht in Kopenhagen ist heute tonangebend. Dabei ist die dänische Rechtschreibung relativ konservativ, das heißt, viele ehemalige Laute, die selbst in der Standardsprache stumm geworden sind, werden nach wie vor geschrieben – oder sogar auf analogischem Wege eingefügt, wo sie historisch ohne Berechtigung sind. Beispiele sind:<br />
* Das <h> vor <v> und <j>, welches nur noch im nordjütischen Dialekt zu hören ist und ein Überbleibsel aus der altnordisch-germanischen Sprachstufe darstellt.<br />
* Das <d> in Verbindungen wie <ld>, <nd>, <rd>, das ebenfalls eine historische Lautung widerspiegelt, darüber hinaus allerdings teilweise auch nur eine analogische Schreibung ist.<br />
<br />
Einige Charakteristika im Vokalismus werden ebenfalls nicht geschrieben:<br />
* Das gesenkte kurze /e/ in Wörtern wie ''fisk'' (‚Fisch‘) und ''til'' (‚zu‘)<br />
* Das gesenkte kurze /o/ in ''hugge'' (‚hauen, hacken‘), ''tung'' (‚schwer‘)<ref name="Karker Nudansk"/><br />
<br />
== Danistik und Dänischunterricht in Deutschland ==<br />
''[[Danistik]]'' ist die dänische [[Philologie]]. In der Praxis wird sie immer in Zusammenhang mit den anderen skandinavischen Sprachen als [[Skandinavistik]] (auch: Nordistik) ausgeübt. Größere Institute für Skandinavistik befinden sich in [[Berlin]], [[Greifswald]] und [[Kiel]].<br />
<br />
In [[Südschleswig]] gibt es eine Reihe dänischer Schulen, die für die dänische [[Minderheit]] gedacht sind. Da sie seit mittlerweile über 60 Jahren auch von Kindern deutscher Muttersprachler besucht werden, was möglich ist, wenn sich die Eltern ebenfalls Dänisch aneignen (Elternabende finden in der Regel auf Dänisch statt), sind die [[Dänen|dänischen Muttersprachler]] hier inzwischen in der Minderheit. Innerhalb der Minderheit ist deswegen die Frage strittig, ob der Erfolg des dänischen Schulwesens über die Kerngruppe hinaus erwünscht sei oder ob er eher zu einer Verdünnung der Identität führe. Da jedoch das Prinzip des freien Bekenntnisses für die Zugehörigkeit zur Minderheit gilt, lassen sich keine ethnischen Kriterien aufstellen.<br />
<br />
[[Datei:Learn Danish in Germany, 2012, ubt.JPG|mini|Werbung für Dänisch-Sprachkurse in [[Flensburg]]]]<br />
<br />
Bekannteste und traditionsreichste dänische Schule in Deutschland ist die [[Duborg-Skolen]] in [[Flensburg]], die bis 2008 das einzige dänische Gymnasium in [[Deutschland]] war. Mit der [[A. P. Møller-Skolen]] wurde am 1. September 2008 in [[Schleswig]] ein weiteres dänisches Gymnasium eröffnet; es ist ein Geschenk im Wert von 40 Mio. € des Kopenhagener Schiffsreeders [[Mærsk McKinney Møller]] an die dänische Minderheit in Deutschland.<br />
<br />
In [[Schleswig-Holstein]] gibt es darüber hinaus eine Reihe öffentlicher deutscher Schulen, an denen [[Dänischunterricht]] als Fremdsprache angeboten wird.<br />
<br />
== Danismen ==<br />
Aus dem Dänischen stammende bzw. entlehnte Wörter heißen [[Danismus|Danismen]]. Der weltweit bekannteste Danismus ist der Name des Spielzeugs [[Lego]] (aus dänisch: ''leg godt!'' – ,spiel gut!‘). Andere bekannte Danismen sind: ''[[hyggelig]]'' (,gemütlich, malerisch, nett‘) und ''Pølser'' (,Würstchen‘) sowie ''[[gammel]]'' (,alt‘).<br />
<br />
Viele Ortsnamen in Südschleswig sind altdänischer bzw. altnordischer Herkunft – so zum Beispiel viele Orte mit der Endung ''[[-by]]'' (wie in Husby; ''by'' = dt. ‚Ort‘), [[-rup|''-rup, -trup'' bzw. ''-torp'']] (wie bei Sörup/Sørup; ''trop'' ist etymologisch identisch mit dt. ‚Dorf‘) und [[-wik|''-wig'' bzw. ''-vig'']] (wie bei Schleswig/Slesvig). Die deutsch-dänische Ortsnamensgrenze verläuft etwa zwischen Eckernförde und Husum.<ref>{{Literatur|Autor=|Titel=Friesische Studien II - Beiträge des Föhrer Symposiums zur Friesischen Philologie vom 7.–8. April 1994|Herausgeber=Volkert F. Faltings, Alastair G.&nbsp;H. Walker und Ommo Wilts|Sammelwerk=Friesische Studien|Band=Bd. 2|Verlag=Odense University Press|Ort=Odense|Jahr=1995|ISBN=|Seiten=135}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Henning Unverhau|Titel=Untersuchungen zur historischen Entwicklung des Landes zwischen Schlei und Eider im Mittelalter|Sammelwerk=Offa Band |Band=Bd. 69|Verlag=|Ort=Neumünster|Jahr=1990|ISBN=|Seiten=}}</ref><br />
<br />
Einen starken Einfluss übte das Dänische im Mittelalter auf das [[Altenglisch|Altenglische]] und damit auf die moderne [[englische Sprache]] aus, da Teile des [[Angelsachsen|angelsächsischen]] Ostenglands ([[Danelag]]) vom unter anderem aus Dänemark stammenden [[Großes Heidnisches Heer|Großen Heidnischen Heer]] besetzt worden waren und in der Folge dauerhaft besiedelt wurden; genetisch sind sie kaum von den norwegischen Lehnwörtern zu unterscheiden. Oft stehen im heutigen Englisch das skandinavische Lehnwort und das aus dem Altenglischen ererbte Erbwort nebeneinander, wobei das Erbwort bedeutungsmäßig eingeschränkt oder sonstwie spezialisiert ist. Beispiele sind: dän. ''dø'' (,sterben‘) → engl. ''die'' (daneben noch: ''starve'' ,hungers sterben, verhungern‘), altdän. ''take'' (bzw. neudän. ''tage;'' ,nehmen‘) → engl. ''take'' (daneben noch: ''nim'' ,stibitzen, klauen‘; ''numb'' ,benommen, taub, vom Finger‘), dän. ''kaste'' → engl. ''cast'' (daneben noch: ''warp'' ,werfen, verziehen, vom Holz‘), dän. ''sky'' (,Wolke‘) → engl. ''sky'' (‚Himmel‘, veraltet ‚Wolke‘, daneben noch: ''heaven'' ,Himmel im religiösen Sinn‘).<br />
<br />
Eine nennenswert von Danismen beeinflusste Sprache ist im Weiteren das [[Färöische Sprache|Färöische]], wobei viele als Danismen empfundene Wörter ihrerseits Lehnwörter aus dem Deutschen bzw. Niederdeutschen sind. ''Siehe'' [[Färöische Sprachpolitik]].<br />
<br />
[[Norwegische Sprache|Norwegisch]] ([[Bokmål]]) enthält ebenfalls zahlreiche Danismen. Dies hängt mit der über 400-jährigen [[Kalmarer Union|Union]] Norwegens mit Dänemark zusammen. In der norwegischen Geschichte wird diese Epoche vor allem als Fremdherrschaft empfunden und auch als ''400-Jahre-Nacht'' (so [[Henrik Ibsen]]) bezeichnet.<br />
<br />
== Fremdsprachliche Einflüsse auf das Dänische ==<br />
Besonders bedeutend ist der Einfluss des [[Deutsche Sprache|Deutschen]], speziell (und über Vermittlung durch die geographische Nähe und den Handel) des [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen]] im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit. So besteht ein großer Teil des dänischen [[Vokabular]]s (etwa 50–60 %)<ref>[http://germanic.eu/Mittelniederdeutsche-Lehnw%F6rter-in-den-skandinavischen-Sprachen.htm Mittelniederdeutsche Lehnwörter in den skandinavischen Sprachen]</ref> aus niederdeutschen Lehnwörtern und Lehnübersetzungen. Das macht Deutsch-Sprechern das Erlernen des Dänischen einfacher. Viele Begriffe kann man durch Raten selbst finden, wenn man weiß, auf welche Art ins Dänische lehnübersetzt wurde.<br />
<br />
Deutsch war bis ins 19. Jahrhundert gleichzeitig Sprache am dänischen Hof. Es galt also als vornehm, ähnlich wie [[Französische Sprache|Französisch]] am [[Preußen|preußischen Hof]]. Das beförderte die Übernahme deutscher Begriffe.<br />
<br />
Im heutigen Dänisch gibt es sodann – wie im Deutschen auch – eine große Anzahl sogenannter [[Internationalismus (Sprache)|Internationalismen]] (in den letzten Jahrzehnten verstärkt [[Anglizismus|Anglizismen]]).<br />
<br />
Dennoch ist Dänisch eine skandinavische Sprache, es existiert also eine harte Sprachgrenze zum Hochdeutschen. Diese andere Herkunft unterscheidet es in Genese und Struktur der Sprache mehr vom Deutschen als etwa das [[Englische Sprache|Englische]], das wie das Deutsche westgermanischer Herkunft ist. Wenn dennoch des Öfteren besonders im Bereich des Wortschatzes eine größere Ähnlichkeit des Deutschen mit dem Dänischen als mit dem Englischen festzustellen ist, dann beruht das allein auf sekundären Gründen, nämlich einerseits auf der erwähnten niederdeutschen Beeinflussung des Dänischen und andererseits auf der starken Beeinflussung des Englischen während des Mittelalters durch das Französische.<br />
<br />
== Das dänische Alphabet ==<br />
[[Datei:Illuminated keyboard 2.JPG|mini|rechts|Dänische Tastatur mit den Buchstaben Æ, Ø, und Å.]]<br />
Das dänische [[Alphabet]] enthält unter anderem alle 26 Standardbuchstaben des [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Alphabetes]]. Die Buchstaben C, Q, X, und Z kommen nur in Fremdwörtern vor, wiewohl sie teilweise ersetzt worden sind:<br />
* center (‚Zentrum‘), censur (‚Zensur‘), charmerende (‚charmant‘), chokolade (‚Schokolade‘), computer (‚Computer‘), cølibat (‚Zölibat‘).<br />
* quasi, quiz, aber: ''kv''alitet (‚Qualität‘), ''kv''otient (‚Quotient‘)<br />
* xylofon (‚Xylophon‘), saxofon (‚Saxophon‘), aber: sa''ks''er (‚Sachse‘)<br />
* zar, zebra, zenit, zone, zulu, aber: dominan''s'', konsekven''s''.<br />
<br />
Dazu gibt es drei Sonderzeichen:<br />
* '''[[Æ]], æ''': [[Typografie|Typographisch]] gesehen ist das Æ eine [[Ligatur (Typografie)|Ligatur]] aus A und E. Es entspricht dem deutschen Ä.<br />
* '''[[Ø]], ø''': Das Ø ist typographisch gesehen immer ein O mit einem nach rechts geneigten Schrägstrich, der an beiden Enden über das O herausragt. Es entspricht dem deutschen Ö.<br />
* '''[[Å]], å''': Das Å (auch „bolle-Å“ genannt, was soviel bedeutet wie „Kringel-Å“) ist mit der [[Dänische Rechtschreibreform von 1948|dänischen Rechtschreibreform von 1948]] eingeführt worden. Es ersetzt das ältere ''Doppel-A'' '''(Aa, aa),''' das nur noch für [[Eigenname]]n und auf „antiken“ Beschriftungen, aber nicht mehr in der sonstigen [[Geschriebene Sprache|Schriftsprache]] verwendet wird. Seit 1984 ist bei [[Ortsname]]n jedoch wieder die Schreibung mit Aa zulässig, und einige Orte wünschen diese alte Schreibweise. ''Siehe hierzu'' [[Aabenraa]].<br />
Der Buchstabe Å hat im Deutschen keine graphische Entsprechung. Der Kringel auf dem Å wird als ein kleines O verstanden, womit angedeutet wird, dass es sich hier ursprünglich um einen A-Laut gehandelt hat, der, wenn lang ausgesprochen, sehr stark zum O tendiert (verdumpftes a). Die Stadt Ålborg wird z.&nbsp;B. wie „Ollbor“ ausgesprochen. [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen]] Sprechern ist dieser Laut allerdings bekannt, z.&nbsp;B. in ''maken''/'måken' (hochdt.: ''machen''). Auch sonst kennt das Dänische ''keine Vokalverdopplungen'' in der Schrift, wohl aber bei [[Konsonant]]en.<br />
<br />
Diese drei Sonderbuchstaben stehen immer am Ende des Alphabets, also so: '''A, B, C, […] X, Y, Z, Æ, Ø, Å'''<br />
<br />
Im ''deutschen [[Satz (Druck)|Schriftsatz]]'' gilt, dass diese drei Buchstaben in dänischen Namen, Stichwörtern und Zitaten oder gar im Gebrauch des Dänischen selbst niemals mit Ä, Ö, und Aa umschrieben werden sollen (obwohl Dänen das dennoch entziffern könnten). Dies gilt analog für das Internet, mit Ausnahme von [[Domain (Internet)|Domains]], wobei im letzteren Fall die Umschrift nicht immer eindeutig ist: beispielsweise ist der Sänger Stig Møller unter ''stigm'''oe'''ller.dk'' im WWW vertreten, während die Sängerin Lis Sørensen unter der Adresse ''liss'''o'''rensen.dk'' zu finden ist. Weitere Ausnahmen außerhalb des Internets bilden nur Personennamen wie z.&nbsp;B. [[Kierkegaard]], hierbei handelt es sich um die Erhaltung der alten Rechtschreibung. Früher wurde in der Handschrift ''Ø'' und ''ø'' oft durch ''Ó '' und ''ó'' ''([[Ó|O mit Akut]])'' ersetzt. Heute sieht man das etwas seltener, aber es dreht sich da nur um die verwendete Schreibschrift. Bis 1875 wurde ‚gotisk skrift‘ = deutsche Schrift verwendet, und danach ‚skråskrift‘, bis diese am Ende des 20. Jahrhunderts allmählich von der ‚Formskrift‘ (1952 von Christian Clemens Hansen in Dänemark eingeführt nach norwegischer Vorlage von Alvhild Bjerkenes) fast ersetzt wurde.<br />
{| class="wikitable float-right"<br />
|-<br />
!Buchstabe !! Windows !! HTML<br />
|-<br />
|align=center| Æ || {{Taste|Alt}} + {{Taste|1}}{{Taste|4}}{{Taste|6}} ||<code>&amp;AElig;</code><br />
|-<br />
|align=center|æ || {{Taste|Alt}} + {{Taste|1}}{{Taste|4}}{{Taste|5}} ||<code>&amp;aelig;</code><br />
|-<br />
|align=center|Ø || {{Taste|Alt}} + {{Taste|1}}{{Taste|5}}{{Taste|7}} ||<code>&amp;Oslash;</code><br />
|-<br />
|align=center|ø || {{Taste|Alt}} + {{Taste|1}}{{Taste|5}}{{Taste|5}} ||<code>&amp;oslash;</code><br />
|-<br />
|align=center|Å || {{Taste|Alt}} + {{Taste|1}}{{Taste|4}}{{Taste|3}} ||<code>&amp;Aring;</code><br />
|-<br />
|align=center|å || {{Taste|Alt}} + {{Taste|1}}{{Taste|3}}{{Taste|4}} ||<code>&amp;aring;</code><br />
|}<br />
Für Computerbenutzer gibt es zahlreiche Hilfsmittel, die die Verwendung dänischer (und andersartiger) Sonderbuchstaben und Akzente erleichtern. So kann unter [[GNU]]/[[Linux]] und [[Mac OS X]] eine Tastatur-Variante gewählt werden, die das tatsächliche Layout um verschiedene Sonderzeichen erweitern kann. Alternativ kann auch auf Zeichentabellen (z.&nbsp;B. [[kcharselect]], [[Zeichentabelle|charmap.exe]], etc.) zurückgegriffen werden.<br />
<br />
Auf vielen [[UNIX]]-Systemen kann man diese Zeichen auch mit „[[Compose-Taste|Compose]]“ + „a“ + „e“, „[[Compose-Taste|Compose]]“ + „/“ + „o“ und „[[Compose-Taste|Compose]]“ + „*“ + „a“ eingeben.<br />
<br />
Unter Mac OS X kann man einzelne Sonderzeichen mit Hilfe der Wahltaste "alt" erzeugen: alt+a für å, alt+o für ø und alt+ä für æ. Die dänischen Großbuchstaben erhält man durch Benutzung der deutschen Großbuchstaben.<br />
<br />
Unter [[Windows]] können die Zeichen durch Druck auf die [[Alt-Taste|Alt]]-Taste und Eingabe der Zeichencodes aus [[Codepage 850]] (siehe nebenstehende Tabelle) auf dem [[Ziffernblock]] der Tastatur eingegeben werden. Die [[HTML]]-Codes der Sonderzeichen sind ebenfalls in der nebenstehenden Tabelle angegeben.<br />
<br />
== Phonologie ==<br />
=== Vokale ===<br />
[[Image:Danish monophthongs chart.svg|mini|250px|[[Monophthong]]e des Dänischen]]<br />
Das Dänische besitzt 15 kurze und 12 lange [[Monophthong]]e.<br />
<br />
{| border="2" cellpadding="5" style="margin: 1em 1em 1em 0; background: #f9f9f9; border: 1px #aaa solid; border-collapse: collapse; text-align: center; font-size: 95%;"<br />
|+Monophthonge des Dänischen (in [[Liste der IPA-Zeichen|IPA-Lautschrift]])<br />
! rowspan=3 | &nbsp;<br />
! colspan=4 | vorne<br />
! rowspan=2 colspan=2 | zentral<br />
! rowspan=2 colspan=2 | hinten<br />
|-<br />
| colspan=2 | ungerundet<br />
| colspan=2 | gerundet<br />
|-<br />
| ''lang''<br />
| ''kurz''<br />
| ''lang''<br />
| ''kurz''<br />
| ''lang''<br />
| ''kurz''<br />
| ''lang''<br />
| ''kurz''<br />
|-<br />
! align=left | geschlossen<br />
| {{IPA|iː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|i}}<br />
| {{IPA|yː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|y}}<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| {{IPA|uː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|u}}<br />
|-<br />
! align=left | halbgeschlossen<br />
| {{IPA|eː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|e}}<br />
| {{IPA|øː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ø}}<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| {{IPA|oː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|o}}<br />
|-<br />
! align=left | mittel<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|ə}}<sup>1</sup><br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | halboffen<br />
| {{IPA|ɛː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ɛ}}<br />
| {{IPA|œː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|œ}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|ʌ}}<br />
| {{IPA|ɔː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ɔ}}<br />
|-<br />
! align=left | offen<br />
| {{IPA|æː}}<sup>2</sup><br />
| {{IPA-Zeichen|a}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|ɶ}}<br />
| {{IPA|ɑː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ɑ}}<br />
| {{IPA|ɒː}}<br />
| {{IPA-Zeichen|ɒ}}<br />
|}<br />
<br />
# Das [[Schwa]] {{IPA-Phon|ə}} ist der unbetonte Vokal. Beispiel: ''mile'' {{IPA|[ˈmiːlə]}}.<br />
# Der fast offene Vokal {{IPA|/æː/}} ist das lange Gegenstück zum offenen Vokal {{IPA-Phonem|a}}.<br />
<br />
Das Dänische besitzt 25 [[Diphthong]]e:<br />
* {{IPA|[e:ɪ > e:]}} (eg, Stege), {{IPA|[ɛ:ɪ > ɛ:]}} (læge), {{IPA|[æ:ɪ > æ:]}} (bag, hage), {{IPA|[ɑ(:)ɪ]}} (leg, maj),{{IPA|[u(:)ɪ]}} (huje), {{IPA|[ʌ(:)ɪ]}} (løg, øje)<br />
* {{IPA|[i(:)ʊ]}} (liv, blive), {{IPA|[e(:)ʊ]}} (blev, leve), {{IPA|[ɛ(:)ʊ]}} (bæve, hævne), {{IPA|[æ(:)ʊ]}} (lav), {{IPA|[a(:)ʊ]}} (hav, brage), {{IPA|[y(:)ʊ]}} (lyve), {{IPA|[ø(:)ʊ]}} (løve), {{IPA|[œʊ]}} (neutrum), {{IPA|[ɔ(:)ʊ]}} (lov, sove), {{IPA|[ʌ(:)ʊ]}} (låge, love)<br />
* {{IPA|[i(:)ʌ]}} (Birte, fire), {{IPA|[e(:)ʌ]}} (flertal, mere), {{IPA|[ɛ(:)ʌ]}} (lærte, lære), {{IPA|[æ(:)ʌ]}} (verden, værre), {{IPA|[y(:)ʌ]}} (hyrde, hyre), {{IPA|[ø(:)ʌ]}} (hørte, høre), {{IPA|[œ(:)ʌ]}} (gørtler, gøre), {{IPA|[u(:)ʌ]}} (urmager, ure), {{IPA|[o(:)ʌ]}} (spurgte, bore)<br />
Alternativ können sie analysiert werden als bestehend aus Vokal und {{IPA|/j ʋ r/}}.<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
Das Dänische hat 17 [[Konsonant]]en.<br />
<br />
{| border="2" cellpadding="5" style="margin: 1em 1em 1em 0; background: #f9f9f9; border: 1px #aaa solid; border-collapse: collapse; text-align: center; font-size: 95%;"<br />
|+ Konsonanten des Dänischen<br />
! &nbsp;<br />
! [[bilabial]]<br />
! [[Labiodental|labio-<br />dental]]<br />
! [[dental]]<br />
! [[alveolar]]<br />
! [[palatal]]<br />
! [[velar]]<br />
! [[uvular]]<br />
! [[glottal]]<br />
|-<br />
! align=left | [[Plosiv]]e<br />
| {{IPA|pʰ}} {{IPA|b̥}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|tˢ}} {{IPA|d̥}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|kʰ}} {{IPA|g̊}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
| {{IPA-Zeichen|m}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|n}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|ŋ}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Frikativ]]e<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|f}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|s}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|h}}<br />
|-<br />
! align=left | [[Approximant]]en<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|ʋ}}<br />
| {{IPA|ð̪}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|j}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|ʁ}}<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Lateral (Phonetik)|Laterale]]<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA-Zeichen|l}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|}<br />
<br />
'''Quelle:'''<br />
Hans Basbøll, ''The phonology of Danish'', Oxford 2005.<br />
<br />
== Aussprache ==<br />
=== Der Stoßlaut (Stød) ===<br />
[[Datei:Denmark-stoed.png|mini|Nur die Dialekte im Südosten haben keinen ''stød''. Im grün markierten Gebiet gibt es stattdessen einen tonalen Akzent, im blauen Gebiet weder Akzent noch Stoßton.]]<br />
<br />
''Siehe auch: [[Stoßton (Dänisch)]]''<br />
<br />
Der '''Stød''' {{IPA|['sd̥øˀð]}} ist eine Laryngalisierung, die lange Vokale und gewisse Konsonanten begleitet. Es gibt heute keine einheitlichen Regeln mehr dafür, wo und wann der Stød Anwendung findet; ursprünglich war der Stød einfach ein Merkmal im Satz betonter einsilbiger Wörter mit langem Vokal oder mit stimmhaften Konsonanten im Auslaut. Dies ist nicht nur eine Frage des [[Dialekt]]s, sondern auch des [[Soziolekt]]s, wobei gilt, dass gehobenere Schichten den Stød öfter verwenden und dass er im Süden des gesamten Sprachgebiets fehlt. Zudem gibt es einige Fälle, in denen gleichgeschriebene Wörter durch den Stød einen Bedeutungsunterschied erfahren, z. B. {{IPA|['ænən]}} 'anderer' ~ {{IPA|['ænˀən]}} 'die Ente', {{IPA|['ånən]}} 'das Atmen' ~ {{IPA|['ånˀən]}} 'der Geist', ['hεnɐ] 'geschieht' ~ ['hɛnˀɐ] 'Hände'.<br />
<br />
Der dänische Stød hat in seinen skandinavischen Verwandten, dem Schwedischen und dem Norwegischen, seine Entsprechung im ‚einfachen‘ musikalischen Akzent 1, der ursprünglich auch nur in einsilbigen Wörtern vorkam. Siehe auch: [[Akzente in den skandinavischen Sprachen]].<br />
<br />
=== Vokalqualitäten ===<br />
Die dänischen [[Vokal]]e ähneln den deutschen, doch sind manche nicht identisch. Grundsätzlich sind alle Vokale vor oder nach dem /r/ (das uvular gesprochen oder vokalisiert wird) offener. Das /a/ wird heller ausgesprochen (ähnlich dem Englischen). Das '''[[Å]]''' wird kurz und in der Stellung nach ''r'' ausgesprochen wie das deutsche ''o'' in ''Torte;'' sonst ungefähr wie im französischen ''chose''.<br />
<br />
=== Stumme Konsonanten ===<br />
Wenn beklagt wird, dass das Dänische bei weitem nicht so gesprochen werde, wie man es schreibe, so liegt das zum großen Teil nicht nur am ''weichen D'' (das weicher ist als das englische ''th'' in ''that''), sondern auch daran, dass diverse historische Konsonanten stumm geworden sind bzw. umgekehrt gesagt: dass längst nicht mehr gesprochene Konsonanten immer noch geschrieben werden.<br />
<br />
Betroffen hiervon sind meist im [[Auslaut]] oder im Wortinneren befindliche /d/, /g/, /t/ und andere [[Konsonant]]en. Zum Beispiel wird ''det'' (deutsch: ''das'') nicht etwa [det] ausgesprochen, sondern immer [de]. Auch z.&nbsp;B. die Pronomen ''mig'' und ''dig'' werden anders gesprochen als geschrieben: ['mai] bzw. ['dai]. Nicht alle dieser stummen Konsonanten, die die Schrift kennt, sind etymologisch gerechtfertigt; so wurde das /d/ etwa in ''finde'' ursprünglich gesprochen (vgl. deutsch ''finden''), wogegen es etwa in ''mand'' eine rein analogische Schreibung repräsentiert (vgl. deutsch ''Mann'').<br />
<br />
''-er'' im Auslaut verfärbt sich wie im Deutschen zu einer Art Vokal, ''hammer'' = {{IPA|['hamɐ]}} (ähnlich dem deutschen ''Hammer'').<br />
<br />
Ein bekannter Liedrefrain findet zur Veranschaulichung der [[Diphthong]]bildung von [ei] Verwendung:<br />
<br />
''En snegl på vejen er tegn på regn i Spanien''<br />
<br />'''{{IPA|[en ˈsnɑɪˀl pʰɔ ˈʋɑɪˀɪn æɐ ˈtˢɑɪˀn pʰɔ ˈʁɑɪˀn i ˈsb̥ænjən]}}'''<br />
<br />''Eine Schnecke auf dem Weg ist ein Zeichen für Regen in Spanien''<br />
<br />
(Aus: [[My Fair Lady]], die dänische Version von: ''Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen'')<br />
<br />
=== Lautentsprechungen ===<br />
Einige Regeln kann man (bei einigen Ausnahmen) aufstellen.<br />
<br />
{| border="2" cellpadding="5" style="margin: 1em 1em 1em 0; background: #f9f9f9; border: 1px #aaa solid; border-collapse: collapse; text-align: center; font-size: 95%;"<br />
! Urgermanisch<br />
! Deutsch<br />
! Dänisch<br />
! Beispiele<br />
|-<br />
! colspan="4"| Konsonanten<br />
|-<br />
| *p<br />
| pf-, -ff- (-pf-)<br />
| p-, -b- (-pp-)<br />
| Pfeffer = peber (b wird wie deutsches w ausgesprochen), stopfen = stoppe<br />
|-<br />
| *b<br />
| b<br />
| b-, -v-<br />
| Biber = bæver<br />
|-<br />
| *f<br />
| v, f<br />
| f<br />
| Vater = fa(de)r<br />
|-<br />
| *t<br />
| z-, -ß- (-tz-)<br />
| t-, -d- (-tt-)<br />
| zwei = to, saß = sad, setzen = sætte<br />
|-<br />
| *d<br />
| t<br />
| d<br />
| tot = død<br />
|-<br />
| *þ-<br />
| d<br />
| t, -d-<br />
| Ding = ting, Bruder = bro(de)r<br />
|-<br />
| *k<br />
| k-, -ch- (-ck-)<br />
| k-, -g- (-kk-)<br />
| können = kunne, Dach = tag<br />
|-<br />
| *sk<br />
| sch<br />
| sk<br />
| Schale = skål<br />
|-<br />
| *g<br />
| g<br />
| g-, -g/v/j-<br />
| gut = god, fliegen = flyve (Prät. fløj)<br />
|-<br />
! colspan="4"| Vokale<br />
|-<br />
| *a<br />
| a<br />
| a, å, o<br />
| anderer = anden, Band = bånd, halten = holde<br />
|-<br />
| *a ([[i-Umlaut]])<br />
| rowspan="4" | e, ä<br />
| rowspan="2" | e, æ<br />
| Männer = mænd, besser = bedre<br />
|-<br />
| *e<br />
| selber = selv<br />
|-<br />
| *e ([[a-Umlaut]])<br />
| je, jæ<br />
| Herz = hjerte<br />
|-<br />
| *e ([[u-Umlaut]])<br />
| jo, jø<br />
| Erde = jord, Bär = bjørn<br />
|-<br />
| *ē<SUP>1</SUP><br />
| a<br />
| å<br />
| Maß = måde<br />
|-<br />
| *ē<SUP>1</SUP> (i-Umlaut)<br />
| äh<br />
| æ<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
| *ō<br />
| uh<br />
| o<br />
| Kuh = ko<br />
|-<br />
| *ō (i-Umlaut)<br />
| üh<br />
| rowspan="3" | ø<br />
| Kühe = køer<br />
|-<br />
| *au (vor r, h)<br />
| oh<br />
| Ohr = øre<br />
|-<br />
| *au<br />
| rowspan="2" | au<br />
| Auge = øje<br />
|-<br />
| *ū<br />
| rowspan="2" | u<br />
| Haus = hus<br />
|-<br />
| *u<br />
| u<br />
| Kunde = kunde<br />
|-<br />
| *u (a-Umlaut)<br />
| o<br />
| u. o<br />
| Vogel = fugl, Horn = horn<br />
|-<br />
| *u (i-Umlaut)<br />
| ü<br />
| rowspan="4" | y<br />
| Sünde = synd<br />
|-<br />
| *ū (i-Umlaut)<br />
| äu, eu<br />
| äußerst = yderst<br />
|-<br />
| *eu (i-Umlaut)<br />
| eu<br />
| deuten = tyde<br />
|-<br />
| *eu<br />
| rowspan="2" | ie<br />
| fliegen = flyve<br />
|-<br />
| ē<SUP>2</SUP><br />
| e, æ<br />
| hier = her, Knie = knæ<br />
|-<br />
| *ai<br />
| rowspan="2" | ei<br />
| e<br />
| Stein = sten<br />
|-<br />
| *ī<br />
| rowspan="2" | i<br />
| Eis = is<br />
|-<br />
| *i<br />
| i<br />
| finden = finde<br />
|}<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
=== Das Substantiv ===<br />
==== Grammatische Geschlechter ====<br />
Die dänische Standardsprache kennt zwei grammatikalische Geschlechter, das [[Neutrum]] und das [[Utrum]]. Im Utrum sind die ursprünglichen indogermanischen Genera [[Maskulinum]] und [[Femininum]] zusammengefallen. Welchem Genus ein Substantiv angehört, ist an seiner Endung zu erkennen.<br />
<br />
==== Flexion ====<br />
Das Dänische kennt mit Ausnahme des Genitivs keine Kasusbeugung der Substantive. Der Genitiv wird einheitlich durch Anhängen der Endung '''-s''' gebildet: København'''s''' Lufthavn (‚Kopenhagener Flughafen‘)<br />
<br />
* Der [[Plural]] wird in den meisten Fällen durch Anhängen von '''-er''' bzw. (wenn der Singular auf Vokal endet) '''-r''' gebildet, z. B.: køkken (‚Küche‘) → køkken'''er''' (,Küchen‘); værelse (‚Zimmer‘) → værelse'''r''' (‚Zimmer‘, Pl.)<br />
** 15 Wörter haben im Plural [[Umlaut]]; die drei Typen sind nat (,Nacht‘) → nætter; hånd (,Hand‘) → hænder, bog (‚Buch‘) → bøger<br />
<br />
* Die zweithäufigste Pluralbildung ist das Anhängen von '''-e''': bord (,Tisch‘) → bord'''e'''<br />
** Vier Wörter haben im Plural Umlaut: fa(de)r (,Vater‘) → fædre; bro(de)r (,Bruder‘) → brødre; mo(de)r (,Mutter‘) → mødre; datter (,Tochter‘) → døtre<br />
<br />
* Eine kleine Gruppe von Substantiven hat im Plural keine Endung: tog (,Zug‘) → tog<br />
** Drei Wörter haben im Plural Umlaut: mand (,Mann‘) → mænd; gås (,Gans‘) → gæs; barn (,Kind‘) → børn<br />
<br />
* Eine heute nur mehr lexikalisiert vorkommende Pluralbildung kennt øje (,Auge‘) → øjne<br />
<br />
* Bestimmte Fremdwörter behalten den Plural aus der Originalsprache bei: check (‚Check‘) → check'''s'''; faktum (‚Fakt‘) → fakt'''a'''<br />
<br />
==== Bestimmtheit ====<br />
Das Dänische kennt zwei [[Artikel (Wortart)|unbestimmte Artikel]]:<br />
* '''en''' für das Utrum (fælleskøn) und<br />
* '''et''' für das Neutrum (intetkøn)<br />
<br />
Beispiele:<br />
<br />
* barn (‚Kind‘) → ''et'' barn (‚ein Kind‘)<br />
* kvinde (‚Frau‘) → ''en'' kvinde (‚eine Frau‘)<br />
* mand (‚Mann‘) → ''en'' mand (‚ein Mann‘)<br />
<br />
Um zu unterscheiden, dass es sich um ''ein'' Kind handelt, und nicht ''zwei'', kann man einen Akzent setzen: ''ét'' barn – to børn (‚''ein'' Kind‘ – ‚zwei Kinder‘).<br />
<br />
Einfache Bestimmtheit wird durch einen suffigierten (angehängten, also nicht wie im Deutschen vorangestellten) Artikel ausgedrückt. Das hat Dänisch mit allen skandinavischen Sprachen gemein:<br />
* ''-en'' (Utrum, Singular)<br />
* ''-et'' (Neutrum, Singular)<br />
* ''-ne'' (Plural).<br />
<br />
Beispiele:<br />
* bord (‚Tisch‘) → bord''et'' (‚der Tisch‘), hus (‚Haus‘) → hus''et'' (‚das Haus‘),<br />
* borde (‚Tische‘) → borde''ne'' (‚die Tische‘)<br />
* mand (‚Mann‘) → mand''en'' (‚der Mann‘), kvinde (‚Frau‘) → kvind''en'' (‚die Frau‘), værelse (‚Zimmer‘) → værels''et'' (‚das Zimmer‘), opera (‚Oper‘) → opera''en'' (‚die Oper‘)<br />
* værelser (‚Zimmer‘, Plural) → værelser''ne'' (‚die Zimmer‘)<br />
<br />
Ist der Stammvokal kurz, so muss der auslautende Konsonant verdoppelt werden: rum (‚Raum‘) → rum'''m'''et (‚der Raum‘) bzw. rum'''m'''ene (‚die Räume‘).<br />
<br />
Tritt ein Adjektiv hinzu, wird die Bestimmtheit wie im Deutschen durch einen vorangestellten bestimmten Artikel ausgedrückt.<br />
* ''de'' (Plural)<br />
* ''den'' (Utrum, Singular)<br />
* ''det'' (Neutrum, Singular)<br />
<br />
Anders als im Schwedischen und Norwegischen findet keine doppelte Artikelsetzung statt. Beispiele:<br />
<br />
* de to brødre (‚die beiden Brüder‘)<br />
* den store kunstner (‚der große Künstler‘)<br />
* det røde billede (‚das rote Bild‘)<br />
<br />
=== Das Adjektiv ===<br />
==== Flexion des Positivs ====<br />
Wie alle germanischen Sprachen außer dem Englischen kennt auch das Dänische eine bestimmte und eine unbestimmte Flexion. Die bestimmte Form lautet unabhängig von Genus und Numerus '''-e''', die unbestimmte Form ist im Singular Utrum Nullendung, im Neutrum '''-t''' und im Plural ny (‚neu‘) → ny'''t''', ny'''e''':<br />
* bestimmt: den store mand, (,der große Mann‘) det store barn (,das große Kind‘), de store mænd, børn (,die großen Männer, Kinder‘)<br />
* unbestimmt: en stor mand (,ein großer Mann‘), et stort barn (,ein großes Kind‘), store mænd, børn (,große Männer, Kinder‘)<br />
<br />
Anders als im Deutschen, aber wie in allen skandinavischen Sprachen wird das Adjektiv auch in prädikativer Stellung flektiert:<br><br />
Manden er stor, barnet er stort, børn er store (,der Mann ist groß, das Kind ist groß, die Kinder sind groß‘)<br />
<br />
Ausnahmen:<br />
* Adjektive, die auf '''-e''' (dazu zählen alle Komparative und Partizip Präsens) oder betonten Vokal (außer å) enden, werden nicht flektiert.<br />
** ny (‚neu‘) → ny'''t''', ny'''e'''; fri (‚frei‘) → fri'''t''', fri'''e'''<br />
** Adjektive auf '''-å''' haben eine eigene Neutrumform: blå (‚blau‘) → blå'''t''', blå<br />
* Adjektive auf '''-sk''' haben keine eigene Neutrumform, wenn es sich um ein Adjektiv zu einem geografischen Gebiet handelt: dansk (‚dänisch‘) → dansk, dansk'''e'''; andere Adjektive auf '''-sk''' können optional ein '''-t''' im Neutrum haben.<br />
<br />
==== Steigerung ====<br />
Der Komparativ wird gewöhnlich durch '''-ere''', der Superlativ durch '''-est''' zum Ausdruck gebracht:<br><br />
ny (,neu‘) → nyere (neuer), nyest (neu[e]st)<br />
<br />
Der Komparativ zeigt keine weiteren Flexionsformen, der Superlativ kennt Nullendung und -e.<br />
<br />
Eine kleine Zahl Adjektive kennt in Komperativ und Superlativ Umlaut plus Endung '''-re''':<br />
* få (,wenig‘) → færre, færrest<br />
* lang (,lang‘) → længre, længst<br />
* stor (,groß‘) → større, størst<br />
* ung (,jung‘) → yngre, yngst<br />
<br />
Einige Adjektive wechseln den Wortstamm, wobei auch hier Umlaut auftreten kann:<br />
* dårlig, ond (,schlecht‘, ,böse‘) → værre, værst<br />
* gammel (,alt‘) → ældre, ældst<br />
* god (,gut‘) → bedre, bedst<br />
* lille/lidt (,klein‘) → mindre, mindst<br />
* mange (,viel‘) → flere, flest<br />
<br />
Unregelmäßig sind sodann<br />
* megen/meget (,viel‘) → mere, mest<br />
* nær (,nahe‘) → nærmere, nærmest<br />
<br />
Bei den meisten drei- und mehrsilbigen Adjektiven sowie bei Fremdwörtern und Partizipien ist die Steigerung auch mit '''mere''' und '''mest''' möglich: intelligent → mere intelligent, mest intelligent<br />
<br />
=== Die Pronomen ===<br />
==== Personalpronomen ====<br />
Die Personalpronomen kennen fast alle eine eigene Objektsform:<br />
* jeg (,ich‘) → mig (,mich, mir‘)<br />
* du (,du‘) → dig (,dich, dir‘)<br />
* han (,er‘, persönlich) → ham (,ihn, ihm‘)<br />
* hun (,sie‘, persönlich) → hende (,ihr, sie‘)<br />
* den (,er, sie, es‘, unpersönlich) → den (,ihm, ihn, es, ihr, sie‘)<br />
* det (,es‘, persönlich; ,er, sie, es‘, unpersönlich) → det (,ihm, es‘; ,ihm, ihn, es, ihr, sie‘)<br />
* vi (,wir‘) → os (,uns‘)<br />
* I (,ihr‘) → jer (,euch‘)<br />
* de (,sie‘) → dem (,sie, ihnen‘)<br />
<br />
Die 2. Personen Plural I wird im Nominativ immer groß geschrieben, die 3. Person Plural in Nominativ und Objektiv dann, wenn sie als Höflichkeitsform De, Dem fungiert.<br />
<br />
==== Possessivpronomen ====<br />
Die Possessivpronomen kennen teilweise eine Flexion nach Genus (utrum, neutrum) und Numerus (Singular, Plural):<br />
* jeg → min (utrum Sg.), mit (neutrum Sg.), mine (Pl.)<br />
* du → din, dit, dine<br />
* han → hans (wenn auf eine andere Person bezogen) bzw. sin, sit, sine (wenn reflexiv)<br />
* hun → hendes bzw. sin, sit, sine<br />
* den → dens bzw. sin, sit, sine<br />
* det → dets bzw. sin, sit, sine<br />
* vi → vores oder (förmlicher) vor, vort, vore<br />
* I → jeres<br />
* de → deres<br />
<br />
In der 3. Person Plural wird De, Deres mit Großbuchstaben geschrieben, wenn sie als Höflichkeitsformen fungieren.<br />
<br />
=== Die Zahlwörter ===<br />
Die Zahlen werden von 0 bis 12 mittels eigenständiger Wörter wiedergegeben, diejenigen von 13 bis 19 als Kombination aus der teilweise abgeänderten Einerstelle und ''-ten'' für 10:<br><br />
0 nul, 1 en/et, 2 to, 3 tre, 4 fire, 5 fem, 6 seks, 7 syv, 8 otte, 9 ni, 10 ti, 11 elleve, 12 tolv<br /><br />
13 treten, 14 fjorten, 15 femten, 16 seksten, 17 sytten, 18 atten, 19 nitten<br />
<br />
Die Dezimalzahlen sind Vielfache von 10:<br />20 tyve, 30 tredive, 40 fyrre.<br />
<br />
Ab der Zahl 50 folgen die Dezimalzahlen dem [[Vigesimalsystem]], d.&nbsp;h. sie basieren auf dem Vielfachen von 20:<ref>http://sproget.dk/svarbase/SV00000047</ref><br />
* 50 = halvtreds, verkürzte Form von ''halvtredsindstyve,'' bedeutet ''halvtredje sinde tyve'' (halb-drei mal 20)<br />
* 60 = tres, verkürzte Form von ''tresindstyve,'' bedeutet ''tre sinde tyve'' (3 mal 20)<br />
* 70 = halvfjerds, verkürzte Form von ''halvfjerdsindstyve,'' bedeutet ''halvfjerde sinde tyve'' (halb-vier mal 20)<br />
* 80 = firs, verkürzte Form von ''firsindstyve,'' bedeutet ''fire sinde tyve'' (4 mal 20)<br />
* 90 = halvfems, verkürzte Form von ''halvfemsindstyve,'' bedeutet ''halvfemte sinde tyve'' (halb-fünf mal 20)<br />
<br />
Auf dem 50-Kronen-Schein stand allerdings bis 2009 das bankensprachliche, aus dem Schwedischen entlehnte „FEMTI KRONER“, welches dem Zehnersystem (fem = 5, ti = 10, also 5 x 10 = 50 Kronen) entspricht.<br />
<br />
Eine Gemeinsamkeit mit dem Deutschen ist, dass die Einerstelle vor der Zehnerstelle ausgesprochen wird. So wird etwa die Zahl 21 als ''enogtyve'' ausgesprochen (en = ein, og = und, tyve = zwanzig), die Zahl 32 als ''toogtredive'' (to = zwei, og = und, tredive = dreißig), die Zahl 53 als ''treoghalvtreds,'' 67 als ''syvogtres,'' 89 als ''niogfirs,'' 95 als ''femoghalvfems''.<br />
<br />
Die Hunderterstellen werden durch das entsprechende Zahlwort von 1 bis 9 mit angehängtem ''hundrede'' gebildet: 100 = et hundrede, 300 = tre hundrede. Werden Zehner und/oder Einerstellen benutzt, wird das Zahlwort zusammengeschrieben: 754 = syvhundredefireoghalvtreds.<br />
<br />
=== Das Verb ===<br />
==== Infinitiv ====<br />
Das dänische Verb endet im Infinitiv auf '''-e''', das bei stammschließendem Vokal entfällt:<br><br />
''komme'' (,kommen‘), ''tro'' (,glauben‘).<br />
<br />
==== Person ====<br />
Anders als im Deutschen gibt es im Dänischen keine Flexion nach Personen, sondern nur eine einheitliche Form. Die Präsensendung lautet durchgängig '''-er''' (bzw. bei den auf stammschließenden Vokal endenden Verben '''-r'''), die Präteritumendung bei den schwachen Verben '''-ede''' oder '''-te''', bei den starken Verben gilt Nullendung:<br><br />
* jeg kommer, du kommer, han/hun/det kommer, vi kommer, I kommer, de kommer (,ich komme, du kommst, er/sie/es kommt, wir kommen, ihr kommt, sie kommen‘) bzw. jeg tror (,ich glaube‘) usw.<br />
* jeg lavede, du lavede, han/hun/det lavede, vi lavede, I lavede, de lavede (,ich machte‘ usw.)<br />
* jeg sang, du sang, han/hun/det sang, vi sang, I sang, de sang (,ich sang‘ usw.)<br />
<br />
Einige wenige Verben zeigen im Präsens eine unregelmäßige Endung, siehe unten.<br />
<br />
In der älteren Literatur kommen noch Pluralformen vor, die auf '''-e''' enden; ihre Anwendung war bis 1900 in der Schriftsprache obligatorisch:<br><br />
(Singular:) jeg/du/han synger → (Plural:) vi/I/de synge.<br />
<br />
==== Konjugationsklassen ====<br />
Dänisch kennt zwei [[schwaches Verb|schwache]] Konjugationsklassen (mit Dentalendung), die [[starkes Verb|starke]] Konjugation (mit [[Ablaut]], im Partizip zudem Dentalendung) sowie verschiedene Typen ganz unregelmäßiger Verben:<br />
* lave → jeg lav'''ede''' (,ich machte‘), jeg har lav'''et''' (,ich habe gemacht‘), tro → troede (,ich glaubte‘), jeg har troet (,ich habe geglaubt‘)<br />
* rejse → jeg rejs'''te''' (,ich reiste‘), jeg har rejs'''t''' (,ich bin gereist‘)<br />
* synge → jeg s'''a'''ng (,ich sang‘), jeg har s'''u'''nget (,ich habe gesungen‘), weitere ablautende Hauptgruppen repräsentieren: drive (,treiben‘) → drev, drevet; bide (,beißen‘) → bed, bidt; krybe (,kriechen‘) → krøb, krøbet; bryde (,brechen‘) → brød, brudt; gyde (,gießen‘) → gød, gydt; drikke (,trinken‘) → drakk, drukket; sprække (,zerspringen‘) → sprak, sprukket; bære (,tragen‘) → bar, båret; være (,sein‘) → var, været; give (,geben‘) → gav, givet; fare (,fahren‘) → for, faret; gå (,gehen‘) → gikk, gået; mit Einheitsablaut: falde (,fallen‘) → faldt, faldet; græde (,weinen‘) → græd, grædt, hedde (,heißen‘) → hed, heddet; komme (,kommen‘) → kom, kommet; løbe (,laufen‘) → løb, løbet<br />
<br />
Eine gewisse Anzahl Verben gehören den [[Rückumlaut|rückumlautenden]] Verben an, die Vokalwechsel und Dentalendung verbinden; die verschiedenen Typen sind:<br><br />
lægge (,legen‘) → l'''a'''g'''de''', l'''a'''g'''t'''; tælle (,zählen‘) → talte, talt; kvæle (,ersticken‘) → kvalte, kvalt; træde (,treten‘) → trådte, trådt; sælge (,verkaufen‘) → solgte, solgt; sige (,sagen‘) → sagde, sagt; bringe (,bringen‘) → bragte, bragt; gjørde (,machen‘) → gjorde, gjort; følge (,folgen‘) → fulgte, fulgt.<br />
<br />
Größere und kleinere (weitere) flexivische Unregelmäßigkeiten zeigen das Verbum substantivum, die Verben have, gøre, vide und ville sowie die [[Präteritopräsens|Präteritopräsentia]] (aufgeführt werden Infinitiv, Präsens, Präteritum und Perfekt):<br />
* burde (,sollen‘) → jeg bør, jeg burde, jeg har burdet<br />
* gøre (,machen‘) → jeg gør (im Übrigen rückumlautendes Verb, siehe oben)<br />
* have (,haben‘) → jeg har, jeg havde, jeg har haft<br />
* kunne (,können‘) → jeg kan, jeg kunne, jeg har kunnet<br />
* måtte (,müssen; dürfen‘) → jeg må, jeg måtte, jeg har måttet<br />
* skulle (,sollen; werden‘) → jeg skal, jeg skulle, jeg har skullet<br />
* turde (,wagen‘) → jeg tør, jeg turde, jeg har turdet<br />
* være (,sein‘) → jeg er (im Übrigen ablautendes starkes Verb, siehe oben)<br />
* vide (,wissen‘) → jeg ved, jeg vidste, jeg har vidst<br />
* ville (,wollen; werden‘) → jeg vil, jeg ville, jeg har villet<br />
<br />
==== Passiv ====<br />
Das Passiv wird entweder durch Anhängen eines '''-s''' gebildet oder aber mit dem Hilfsverb blive (wörtlich: ,bleiben‘) plus Partizip Perfekt gebildet:<br><br />
* Zebraen jages / bliver jaget af løven ‚das Zebra wurde vom Löwen gejagt‘<br />
* De ventes på søndag ‚sie werden am Sonntag erwartet‘<br />
Das s-Passiv wird häufiger verwendet, um einen Zustand oder eine Regelmäßigkeit auszudrücken, das umschriebene Passiv häufiger, wenn es um eine Handlung geht, man vergleiche etwa:<br><br />
* Slottet ejes af staten ‚Das Schloss ist im Besitz des Staates‘ (wörtlich: ‚wird vom Staat besessen‘)<br />
* Dørene lukkes kl. 7 ‚die Türen schließen um sieben Uhr; die Türen werden um 7 Uhr geschlossen‘, aber gewöhnlich: Dørene bliver lukket nu ‚die Türen werden jetzt geschlossen‘.<br />
Das s-Passiv kommt sodann besonders im Infinitiv und im Präsens vor; im Perfekt und im Präteritum ist es nicht bei allen Verben möglich:<br />
* Hun sås ofte i teatret ‚sie wurde oft im Theater gesehen; man sah sie oft im Theater‘<br />
* aber: Hun blev væltet af cyklen ‚sie wurde vom Rad geworfen‘<br />
<br />
Das s-Passiv wird im Dänischen auch zur Bildung unpersönlicher Konstruktionen verwendet:<br><br />
* Det må ikke spises i bussen ‚man darf im Bus nicht essen; Essen im Bus verboten‘ (wörtlich: ‚es darf nicht gegessen werden‘)<br />
<br />
Das s-Passiv kommt sodann bei reziproken Verben vor; hier kann man noch nachvollziehen, dass die Endung -s aus einem suffigierten sig ‚sich‘ entstanden ist:<br><br />
* Vi mødes i morgen aften ‚wir treffen uns morgen abend‘<br />
* Vi skiltes som gode venner ‚wir trennten uns (schieden) als gute Freunde‘<br />
<br />
Schließlich kommen eine Reihe Verben als sog. [[Deponens|Deponentia]] im s-Passiv vor; auch hier ist die Herkunft aus sig ‚sich‘ oft noch deutlich. Es handelt sich dabei um Verben, die formal passiv sind, aber eine aktive Bedeutung haben:<br><br />
* findes ‚sich finden, vorkommen, geben‘: Der findes mange dyrearter ‚dort gibt es viele Tierarten‘<br />
* mindes ‚sich erinnern‘: Jeg mindes ikke hans tale ‚ich erinnere mich nicht an seine Rede‘<br />
* synes ‚scheinen‘: Jeg synes, at det er en god idé ‚mir scheint, dass das eine gute Idee ist‘<br />
<br />
==== Modus ====<br />
Der '''Imperativ''' endet auf den Wortstamm und kennt nur eine einzige Form: kom! (,komm[e]! kommt!‘).<br><br />
Alte Texte kennen eine besondere Pluralendung -er: Kommer hid, I Pige smaa! (,Kommet her, ihr kleinen Mädchen!‘ N.&nbsp;F.&nbsp;S. Grundtvig)<br />
<br />
Ein morphologisch selbständiger '''Konjunktiv''' existiert nur noch in feststehenden Wendungen, er endet auf '''-e''' bzw. bei auf Vokal schließenden Verben auf Nullendung, ist also formal mit dem Infinitiv identisch. Beispiele sind etwa:<br><br />
leve Dronningen (,es lebe die Königin‘), Herren være med jer (,der Herr sei mit euch‘), Gud ske lov (,Gott sei Dank‘, wörtlich: Gott geschehe Lob).<br><br />
Im Übrigen ist er entweder vom Indikativ verdrängt worden oder aber, im Irrealis, mit dem Indikativ des Präteritums zusammengefallen: hvis jeg var rig... (,wenn ich reich wäre‘).<br />
<br />
=== Satzbau (Syntax) ===<br />
Aufgrund der geschwundenen [[Flexion]]en ist im Dänischen die Funktion eines Satzglieds fast ausschließlich an seiner Stellung im Satz zu erkennen. Daher besitzen Subjekt, Prädikat und Objekt jeweils feste Positionen im Satz.<br />
<br />
==== Hauptsatz ====<br />
In der Regel hat ein Hauptsatz folgenden Aufbau:<br />
: Subjekt + Prädikat ( + Objekt )<br />
<br />
Das folgende Feldschema, das auf den dänischen Linguisten [[Paul Diderichsen]] zurückgeht, zeigt die Struktur des dänischen Hauptsatzes an einigen Beispielen.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#FFEBAD"<br />
!Vorfeld<br />
!finites<br />Verb<br />
!Subjekt<br />
!Adverb&nbsp;A:<br />Satz-<br />adverbial<br />
!infinites<br />Verb<br />
!Objekt<br />
!Adverb&nbsp;B:<br />Art +<br />Weise<br />
!Adverb&nbsp;B:<br />Ort<br />
!Adverb&nbsp;B:<br />Zeit<br />
|-<br />
|Jeg<br />
|læser<br />
|<br />
|ikke<br />
|<br />
|en bog<br />
|<br />
|i&nbsp;parken<br />
|i dag<br />
|-<br />
|Jeg<br />
|skal<br />
|<br />
|ikke<br />
|læse<br />
|en bog<br />
|<br />
|i&nbsp;parken<br />
|i dag<br />
|-<br />
|I dag<br />
|skal<br />
|jeg<br />
|ikke<br />
|læse<br />
|en bog<br />
|<br />
|i&nbsp;parken<br />
| <br />
|-<br />
|I dag<br />
|har<br />
|jeg<br />
|ikke<br />
|læst<br />
|en bog<br />
|<br />
|i&nbsp;parken<br />
| <br />
|-<br />
|Jeg <br />
|læser<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|bogen<br />
|tavs<br />
|<br />
|i dag<br />
|-<br />
|Jeg<br />
|spiser<br />
|<br />
|altid<br />
|<br />
|en&nbsp;rulle<br />
|<br />
|<br />
|til&nbsp;frokost<br />
|-<br />
|Til&nbsp;frokost<br />
|spiser<br />
|jeg<br />
|<br />
|<br />
|en&nbsp;rulle<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
|Hvad<br />
|hedder<br />
|du<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|}<br />
<br />
Im Vorfeld können außer dem gebeugten Verb prinzipiell alle Satzteile stehen, am häufigsten aber das Subjekt. Steht ein anderer Satzteil als das Subjekt im Vorfeld, so bleibt dessen eigentlicher Platz unbesetzt.<br />
<br />
==== Nebensatz ====<br />
Im Nebensatz steht das [[Satzadverbial]] immer vor dem Verb bzw. den Verben und unmittelbar nach dem Subjekt:<br />
<br />
Christian svarede(,)<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#FFEBAD"<br />
!Bindefeld<br />
!Subjekt<br />
!Adverb&nbsp;A:<br />Satz-<br />adverbial<br />
!finites<br />Verb<br />
!infinites<br />Verb<br />
!Objekt(e)<br />
!Adverb&nbsp;B:<br />Ort<br />
!Adverb&nbsp;B:<br />Zeit<br />
|-<br />
|at<br />
|han<br />
|ikke<br />
|ville<br />
|køre<br />
|<br />
|til&nbsp;byen<br />
|<br />
|-<br />
|at<br />
|han<br />
|snart<br />
|kunne<br />
|møde<br />
|hende<br />
|på&nbsp;torvet<br />
|<br />
|-<br />
|at<br />
|han<br />
|ikke<br />
|ville<br />
|give<br />
|hende gaver<br />
|<br />
|til&nbsp;jul<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Fragen ====<br />
<br />
Bei Fragen hat der Satz folgenden Aufbau:<br />
: Prädikat + Subjekt + Objekt<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1" cellspacing="0" cellpadding="4"<br />
| Hedder du Christian? || Heißt du Christian?<br />
|}<br />
<br />
Bei Fragen, die nicht mit ''ja'' oder ''nein'' zu beantworten sind, wird ein Fragewort vorangestellt. Der Satz hat in diesem Fall folgenden Aufbau:<br />
: Fragewort + Prädikat + Subjekt (+ Objekt)<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1" cellspacing="0" cellpadding="4"<br />
| Hvad hedder du? || Wie heißt du?<br />
|}<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1:<br />
:{{lang|da|Alle mennesker er født frie og lige i værdighed og rettigheder. De er udstyret med fornuft og samvittighed, og de bør handle mod hverandre i en broderskabets ånd.}}<br />
:[[Datei:Universal Declaration of Human Rights - dns - me - Art1.ogg]]<br />
:Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Dänische Rechtschreibreform von 1948]] (mit den Rechtschreibregeln zur Kleinschreibung)<br />
* [[Dansk Sprognævn]] (dänische Sprachkommission)<br />
* [[Liste dänischsprachiger Schriftsteller]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Die [[Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig]] enthält die größte Sammlung dänischer Titel in Deutschland.<br />
<br />
=== Linguistische Einführung ===<br />
* Kurt Braunmüller: ''Die skandinavischen Sprachen im Überblick''. Tübingen: A. Francke, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2007 (UTB 1635) – ISBN 978-3-8252-1635-1 (S. 86–133)<br />
* Hartmut Haberland: ''Dänisch''. In: Ulrich Ammon and Harald Haarmann (Hrsg.): Wieser Enzyklopädie der Sprachen des europäischen Westens, Band 1. Klagenfurt: Wieser 2008. – ISBN 978-3-85129-795-9 (S. 131-153)<br />
<br />
=== Geschichte der dänischen Sprache ===<br />
* Peter Skautrup: ''Det danske sprogs historie.'' Bd. 1–4, Kopenhagen 1944–1968 (unveränderter Nachdruck 1968) und 1 Registerband, Kopenhagen 1970<br />
<br />
=== Lehrbücher ===<br />
* Marlene Hastenplug: ''Langenscheidts Praktischer Sprachlehrgang Dänisch.'' Langenscheidt Verlag, München/Berlin 2009. ISBN 978-3-468-80361-1.<br />
<br />
<!--* ''Det er dansk. Lehrwerk für den Dänischunterricht''. Kiel: Institut für Qualitätssicherung an Schulen Schleswig-Holstein 2007[http://iqsh.lernnetz2.de//publikationen ]--><br />
* ''Vi snakkes ved. Dänischlehrwerk für Erwachsene''. Ismaning: Hueber 2007.[http://www.hueber.de/sixcms/list.php?page=pg_index_vsv]<br />
<br />
=== Grammatiken ===<br />
* Barbara Fischer-Hansen, Ann Kledal: ''Grammatikken. Håndbog i dansk grammatik for udlændinge.'' Special-pædagogisk forlag, Kopenhagen 1998.<br />
* Åge Hansen: ''Moderne Dansk.'' Bde. 1–3 Kopenhagen 1967. <br />
* Robin Allan, Philip Holmes, Tom Lundskær-Nielsen: ''Danish. A Comprehensive Grammar.'' London and New York 1995. ISBN 0-415-08206-4.<br />
* Becker-Christensen, Christian; Widell, Peter: ''Politikens Nudansk Grammatik''. Gyldendal, Kopenhagen 4. Aufl. 2003, ISBN 87-567-7152-5. Nur Basisgrammatik, ausschließlich auf Dänisch. Wichtige Abschnitte – wie Wortstellung – fehlen.<br />
<br />
''nur Syntax:''<br />
* Kristian Mikkelsen: ''Dansk Ordföjningslære.'' Kopenhagen 1911 (Nachdruck Kopenhagen 1975).<br />
<br />
=== Wörterbücher ===<br />
==== Dänisch-Dänisch ====<br />
* Det Danske Sprog- og Litteraturselskab (Hrsg.): ''[[Ordbog over det danske Sprog]] Bd.1–28''. Gyldendal, Kopenhagen 1918–1956, ''Supplementbind 1–5''. Gyldendal, Kopenhagen 1992–2005, ISBN 87-00-23301-3. Etwa 200.000 Stichwörter mit Stellennachweisen. Der Wortschatz umfasst die Zeit von 1700–1950. Im Internet unter http://www.ordnet.dk/ods oder http://www.dsl.dk verfügbar.<br />
* Det Danske Sprog- og Litteraturselskab (Hrsg.): ''Den Danske Ordbog''. 6 Bände, Gyldendal, Kopenhagen 2003–2005, ISBN 87-02-02401-2. Versteht sich als Fortsetzung des o.a. ODS. Im Internet unter http://ordnet.dk/ddo verfügbar.<br />
* Becker-Christensen, Christian u.&nbsp;a.: ''Politikens nudansk ordbog.'' Politikens Forlag, Kopenhagen, 19. Aufl. 2005, (ca. 60.000 Stichwörter mit CD-ROM für Windows 2000 und Windows XP), ISBN 87-567-6504-5. Gilt als Standardwerk.<br />
* Becker-Christensen, Christian u.&nbsp;a.: ''Politikens nudansk ordbog med [[Etymologie|etymologi]].'' Politikens Forlag, Kopenhagen 3. Aufl. 2005, 2 Bd. (ca. 60.000 Stichwörter mit Etymologie; Rechtschreibregeln (Dansk Sprognævn). CD-ROM für Windows 2000 und XP, ISBN 87-567-6505-3. Im Wortschatz identisch mit ''Politikens nudansk ordbog'').<br />
* ''Politikens Retskrivningsordbog + CD-ROM.'' Politikens Forlag, Kopenhagen 1. Aufl. 2001, ISBN 978-87-567-6455-1. (Rechtschreibwörterbuch, 80.000 Stichwörter + CD-ROM für Windows 98/2000, ME, NT). Offizielles Rechtschreibwörterbuch, das von „Dansk Sprognævn“ festgesetzt wird („Der dänische Duden“).<br />
* Dansk Sprognævn (Hrsg.): ''Retskrivningsordbogen''. Alinea Aschehoug, Kopenhagen 3. Aufl. 2006 + CD-ROM. ISBN 87-23-01047-9. Das offizielle Buch der dänischen Rechtschreibung („Der dänische Duden“), weitgehend identisch mit den im Politiken-, Gad- und Gyldendal-Verlag erschienenen Rechtschreibbüchern. Etwa 85.000 Stichwörter. Internetversion unter http://www.dsn.dk.<br />
<br />
==== Dänisch-Deutsch ====<br />
* Bergstrøm-Nielsen, Henrik u.&nbsp;a.: ''Dansk-tysk ordbog''. Munksgaard, Kopenhagen, 2. Aufl. 1996, ISBN 87-16-10845-0. Zurzeit größtes und umfassendstes Dänisch-Deutsches Wörterbuch mit ca. 100.000 Stichwörtern. Wie in der dänisch-deutschen Lexikographie üblich werden die dänischen Stichwörter ohne Genus, Konjugation oder Deklination angegeben. Keine Ausspracheangaben.<br />
* Mogensen, Jens Erik u.&nbsp;a.: ''Dansk-Tysk Ordbog''. Gyldendal, Kopenhagen, 11. Aufl. 1999, ISBN 87-00-31758-6. Etwa 73.000 Stichwörter. (Siehe Bemerkung zu vorhergehendem Werk).<br />
<br />
==== Deutsch-Dänisch ====<br />
* Bergstrøm-Nielsen u.&nbsp;a.: ''Tysk-Dansk Ordbog – Stor.'' Gyldendal, Kopenhagen 2005, ISBN 87-00-40058-0. Zurzeit mit ca. 153.000 Stichwörtern umfangreichstes Deutsch-Dänisches Wörterbuch, das das geplante, aber nie erschienene Wörterbuch ''Tysk-Dansk'' desselben Verfassers (Munksgaard, s.o.) ersetzt.<br />
<br />
==== Dänisch-Deutsch/Deutsch-Dänisch ====<br />
* Langenscheidt-Redaktion (Hrsg.): ''Taschenwörterbuch Dänisch. Dänisch-Deutsch. Deutsch-Dänisch''. Langenscheidt, Berlin 2007, ISBN 978-3-468-11103-7. Jeweils etwa 40.000 Stichwörter mit grammatikalischen Angaben. Ausspracheangaben. Sehr gutes Hilfsmittel für Anfänger und Fortgeschrittene.<br />
* Dansk-Tysk/Tysk-Dansk Ordbog. '''CD-ROM'''. Ab Windows 98 und Microsoft Word 95. Gyldendal, Kopenhagen 2003, ISBN 87-02-01495-5.<br />
<br />
==== Spezialwörterbücher ====<br />
* Åge Nielsen, Niels: ''Dansk Etymologisk Ordbog – Ordenes Historie''. Gyldendal, Kopenhagen 5. Aufl. 2004, ISBN 87-02-03554-5. 13.000 Stichwörter.<br />
* Lauridsen, Ole u.&nbsp;a.: ''Dansk-Tysk Erhvervsordbog''. Gyldendal, Kopenhagen 2. Aufl. 2005, ISBN 87-02-03718-1. 8300 Stichwörter.<br />
* Gubba, Wilhelm: ''Dansk-Tysk Juridisk Ordbog''. Gyldendal, Kopenhagen 4. Aufl. 2005, ISBN 87-02-03986-9.<br />
* Hansen, Aage u.&nbsp;a. (Det Danske Sprog- og Litteraturselskab Hrsg.): ''Holberg-ordbog: ordbog over Ludvig Holbergs sprog''. 5 Bände, Reitzel, Kopenhagen 1981–1988, ISBN 87-7421-278-8. Nur noch antiquarisch erhältlich. Das Spezialwörterbuch über die Sprache Ludvig Holbergs sowie über das Dänische des 18. Jahrhunderts.<br />
<br />
==== Aussprachewörterbücher ====<br />
* Lars Brink, Jørn Lund u.&nbsp;a.: ''Den Store Danske Udtaleordbog.'' Munksgaard, Kopenhagen 1991, ISBN 87-16-06649-9. Ca. 45.000 Stichwörter. Nur noch antiquarisch erhältlich. Führendes wissenschaftliches Werk.<br />
* Molbæk Hansen, Peter: ''Udtaleordbog – Dansk udtale.'' Gyldendal, Kopenhagen 1990, ISBN 87-00-77942-3. Ca. 41.000 Stichwörter.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Dänisch}}<br />
{{Wiktionary|Kategorie:Dänisch}}<br />
{{Wikiquote|Dänische Sprichwörter}}<br />
{{Commonscat|Danish language|Dänische Sprache}}<br />
{{Commons|Danish pronunciation|Dänische Aussprache}}<br />
* [http://www.dankultur.de/daenemark-info/sprache.htm#Verbreitung%20der%20Sprache Dänisches Kulturinstitut: Verbreitung Dänisch weltweit]<br />
<br />
=== Wörterbücher ===<br />
{{Wikisource|Wörterbücher#Dänisch|Dänische Wörterbücher}}<br />
* [http://ordnet.dk/ddo Den Danske Ordbog] Wörterbuch der dänischen Sprache nach 1950<br />
* [http://retskrivningsordbogen.dk Retskrivningsordbogen] Dänische Rechtschreibung<br />
* [http://sproget.dk sproget.dk] Metasuche über ''Retskrivningsordbogen'', ''Den Danske Ordbog'' und ''[[Ordbog over det danske Sprog]]'' sowie weitere Definitionen<br />
* [http://www.ddoo.dk Den Danske Online Ordbog]<br />
<br />
=== Sprachhistorische Wörterbücher ===<br />
* [http://ordnet.dk/ods/ Ordbog over det Danske Sprog] Wörterbuch der dänischen Sprache 1700–1950<br />
* [http://renæssancesprog.dk/ Renæssancens sprog i Danmark] Die dänische Sprache der Renaissance<br />
<br />
=== Korpora ===<br />
* [http://ordnet.dk/korpusdk KorpusDK]<br />
* [http://corpora.informatik.uni-leipzig.de/?dict=dk Leipziger Korpus Dänisch]<br />
* [http://corp.hum.sdu.dk/cqp.html corpuseye]<br />
<br />
=== Links zum Dänischlernen ===<br />
* [http://podcast.dr.dk/p4/rssfeed/sproghjoernet.xml Podcast-Feed der wöchentlichen Sendung ''Sproghjørnet'' über die dänische Sprache]<br />
* [http://www.faecher.lernnetz.de/index.php?hv=98&link=98&action=baum#top05 Fächerportal Dänisch des Institut für Qualitätssicherung an Schulen Schleswig-Holstein]<br />
* [http://www.datyl.dk Deutsch-Dänischer Lehrerverein/Dansk-Tysk Lærerforening]<br />
* [http://www.faecher.lernnetz.de/index.php?hv=98&uv=225&link=225&action=baum#top05 Dänische Grammatik (deutsch)]<br />
* [http://www.grammarexplorer.eu GrammarExplorer Dänisch (deutsch und englisch)]<br />
* [http://www.nyidanmark.dk/en-us/Integration/online_danish/learning_the_danish_language_online.htm Liste von Internet-Sprachkursen von newtodenmark.dk (englisch)]<br />
* [http://danskherognu.dk/ Dansk her og nu (dänisch und englisch)]<br />
* [http://www.irsam.dk IRSAM Deutsch-dänisches Sprachprojekt]<br />
* [http://www.dansk.nu dansk.nu]<br />
* [http://www.danskopgaver.dk danskopgaver.dk]<br />
* [http://hval.dk/web/bruger/sb/cfumv_dansksomandetsprog/dansksomandetsprog/links_til_faget/ Dänisch als Fremdsprache - Linksammlung]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=da|text=dänischer Sprache|wnews=0|wvers=0}}<br />
{{Navigationsleiste germanische Sprachen}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Danische Sprache}}<br />
<br />
[[Kategorie:Dänische Sprache| Danische]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Irakisch-Arabisch&diff=138639289Irakisch-Arabisch2015-02-09T03:34:12Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Árabe mesopotámico.png|280px|mini]]<br />
'''Irakisches Arabisch''' ist ein [[Dialekt]] des [[Arabische Sprache|Arabischen]] aus dem [[Irak]], der auch in [[Kuwait]] gesprochen wird. Wenn von „Standard-Irakisch-Arabisch“ die Rede ist, so ist fast immer der [[Bagdad]]er Dialekt gemeint.<br />
<br />
Das irakische Arabisch ist jedoch auch innerhalb seines Verbreitungsgebietes heterogen, so wie der Unter-Dialekt der ''Maslawi'' aus [[Mosul|Mossul]]. Beispielsweise ist das standard-irakisch-arabische Wort für „Hund“ ([[Arabische Sprache|hocharabisch]] {{Ar|كلب|d=kalb}}) [{{IPA|ˈt͡ʃalæb}}], wohingegen ein Maslawi es [{{IPA|ˈkalæb}}] aussprechen würde.<br />
Maslawi hat außerdem alte Wörter wie {{Ar|شمسية|d=šimsiyye|b=Wassermelone}}, während das standard-irakische Wort ''raǧǧī'' ist, genauso wie in den meisten anderen arabischen Dialekten. <br />
<br />
Typisch für den irakischen Dialekt ist, dass aus dem Buchstaben [[Kaf]] ein ''Čāf'' ({{IPA|t͡ʃ}}) geworden ist. Allerdings werden nicht alle irakischen Wörter, die mit dem Buchstaben Kaf anfangen, wie {{IPA|t͡ʃ}} ausgesprochen.<br />
<br />
Der Bagdader Dialekt des Arabischen lässt sich außerdem jeweils in einen „muslimischen“ (''gilit'') und einen „jüdischen“ (''qəltu'') Zweig unterteilen. Der muslimische Dialekt ist beduinischen, der jüdische ansässigen Ursprungs, was sich aus der unterschiedlichen Aussprache des q zeigt.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Arabische Dialekte]]<br />
* [[Hocharabisch]]<br />
<br />
[[Kategorie:Kultur (Irak)]]<br />
[[Kategorie:Arabischer Dialekt]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tagalog&diff=135456399Tagalog2014-11-02T17:03:52Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|behandelt die Sprache. Zur gleichnamigen Volksgruppe siehe [[Tagalog (Ethnie)]].}}<br />
<br />
{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Tagalog<br />
|Länder=[[Philippinen]]; Region: Zentral- und Süd[[luzon]]<br />
|Sprecher=22 Millionen (Erstsprachler)<br /><br />
50 Millionen (Zweitsprachler)<br />
|Klassifikation=* [[austronesische Sprachen|Austronesisch]]<br />
*: [[malayo-polynesische Sprachen|Malayo-Polynesisch]]<br />
*:: [[west-malayo-polynesische Sprachen|West-Malayo-Polynesisch]]<br />
*::: [[zentralphilippinische Sprachen|Zentralphilippinisch]]<br />
|KSprache=Tagalog<br />
|Amtssprache=''siehe [[Filipino]]''<br />
|ISO1=tl<br />
|ISO3=tgl<br />
|ISO2=tgl<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma tagalo.png|250px|mini]]<br />
'''Tagalog''' ([[deutsche Sprache|dt.]] [{{IPA|taˈgaːlɔk}}]) ist die am stärksten verbreitete Sprache auf den [[Philippinen]] (Etymologie: ''tagá'' = Herkunft und ''ílog'' = Fluss). Ursprünglich ist Tagalog die Sprache der [[Tagalog (Ethnie)|Tagalen]], die in der Region in und um [[Manila]] herum leben, dem politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Philippinen. Sie diente [[de jure/de facto|de facto]], aber nicht [[de iure]] als Grundlage für die offizielle [[Nationalsprache]] [[Filipino]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Da es aus der Zeit vor Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert keine schriftlichen Sprachzeugnisse des Tagalischen gibt, ist wenig über seine Sprachgeschichte bekannt. Gleichwohl wird von Linguisten vermutet, dass die Vorfahren der Tagalen wie auch die ihrer zentralphilippinischen Vettern aus dem nordöstlichen [[Mindanao]] oder von den östlichen [[Visayas]] stammen.<br />
<br />
Das erste in Tagalog geschriebene Buch, das bekannt ist, ist die ''Doctrina Cristiana'' („Christliche Doktrin“) von 1593. Sie wurde in Spanisch und zwei Versionen des Tagalog abgefasst, die eine davon geschrieben in [[Baybayin]] und die andere in [[Lateinisches Alphabet|Lateinschrift]].<br />
<br />
Während der 300-jährigen spanischen Besetzung haben Kleriker Grammatiken und Wörterbücher geschrieben, so das ''Vocabulario de la lengua tagala'' (1835) und die ''Arte de la lengua tagala y manual tagalog para la adminstración de los Santos Sacramentos'' (1850).<br />
<br />
Der Dichter [[Francisco Baltazar|Francisco „Balagtas“ Baltazar]] (1788–1862) schrieb im frühen 19. Jahrhundert das Werk ''[[Florante at Laura]]'' teilweise in Tagalog.<br />
<br />
Tagalog wird heute reguliert durch die ''Komisyon sa Wikang Filipino'' (siehe Weblinks).<br />
<br />
== Klassifizierung ==<br />
Tagalog ist eine [[zentralphilippinische Sprachen|zentralphilippinische]] Sprache innerhalb der [[austronesische Sprachen|austronesischen]] Sprachfamilie.<br />
Als austronesische Sprache ist Tagalog verwandt mit [[malaiische Sprache|Indonesisch und Malaiisch]], [[Tetum (Sprache)|Tetum]], [[Maorische Sprache|Maori]], [[Fidschianische Sprache|Fidschianisch]], [[samoanische Sprache|Samoanisch]], [[tahitianische Sprache|Tahitianisch]], [[hawaiische Sprache|Hawaiisch]], [[Chamorro (Sprache)|Chamorro]], den austronesischen Sprachen von [[Taiwan (Insel)|Taiwan]] sowie [[Malagasy]].<br />
<br />
Tagalog ist direkt verwandt mit den in den Regionen [[Bicol]] und [[Visayas]] gesprochenen Sprachen<br />
[[Bikolano]], [[Hiligaynon]], [[Waray-Waray]] und [[Cebuano]].<br />
<br />
Sprachen, die spürbar zum Tagalog beigetragen haben, sind [[spanische Sprache|Spanisch]], [[Min Nan]] (Hokkien-Chinesisch), [[englische Sprache|Englisch]], [[Malaiische Sprache|Malaiisch]], [[Sanskrit]] (über das Malaiische), [[Arabische Sprache|Arabisch]] (über das Malaiische) und nordphilippinische Sprachen wie das auf der Insel [[Luzon]] gesprochene [[Kapampangan]].<br />
<br />
== Aussprache ==<br />
Für Deutsche ist die richtige Aussprache relativ unproblematisch zu erlernen, da die meisten Buchstaben ähnlich ausgesprochen werden wie im Deutschen.<br />
<br />
Ausnahmen bilden hier die folgenden Buchstaben und Kombinationen:<br />
<br />
* '''i''' wird mehr wie e gesprochen<br />
* '''k''' bildet man im Rachenbereich, so dass es annähernd wie ch in ''Rachen'' klingt.<br />
* '''mgá''' Pluralindikator: mah-ngá<br />
* '''ng''' wird wie in ''Finger/singen'' gesprochen – die Buchstabenkombination ''ng'' wird ''nang'' bezeichnet.<br />
* '''r''' immer rollend wie im [[italienische Sprache|Italienischen]]<br />
* '''s''' immer stimmlos wie ß<br />
* '''siy''' wie das deutsche ch im Wort „ich“<br />
* '''w''' konsonantisches u, wie w im Englischen<br />
* '''y''' wie i nach Vokalen und wie j vor Vokalen<br />
<br />
Für die Betonung gibt es keine allgemeinen Regeln, in den meisten Fällen liegt sie jedoch auf der letzten Silbe.<br />
'''Naintindihan mo ba?''' '''Naintindihan ko na.'''<br />
Hast du verstanden? Ich habe (jetzt) verstanden.<br />
'''Magandang araw po.''' '''Magandang gabi po.'''<br />
Guten Tag Guten Abend<br />
'''Kumusta ka?''' '''Mabuti.'''<br />
Wie geht's dir? Mir geht's gut.<br />
'''Anong ibig mo sabihin?''' '''Anong ginagawa mo diyan?'''<br />
Was meinst du? Was machst du da?<br />
'''Mahal kita'''<br />
ich liebe dich<br />
'''1''' – isa '''6''' – anim<br />
'''2''' – dalawa '''7''' – pito<br />
'''3''' – tatlo '''8''' – walo<br />
'''4''' – apat '''9''' – siyam<br />
'''5''' – lima '''10''' – sam pu<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1: <br />
:: [[Datei:Universal Declaration of Human Rights - fil - alnl - Art1.ogg]]<br />
<br />
{{lang|tl|„Ang lahat ng tao'y isinilang na malaya at pantay-pantay sa karangalan at mga karapatan. Sila'y pinagkalooban ng katwiran at budhi at dapat magpalagayan ang isa't isa sa diwa ng pagkakapatiran.“}}<br />
<br />
(Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.)<br />
<br />
== Literaten in Tagalog ==<br />
<br />
Einer der bekanntesten Dramatiker, Poeten und Journalisten, die fast ausschließlich in Tagalog schrieben, war [[Patricio G. Mariano]]. Er übersetzte auch [[José Rizal]]s Werke ''[[Noli me tangere (Roman)|Noli me tangere]]'' und ''El Filibusterismo'' als Erster ins Tagalog.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Rey Agana: ''Tagalog 1. Konversationskurs für Anfänger.'' Berlin 2012: regiospectra Verlag, ISBN 978-3-940132-53-6.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Philippinisches Alphabet]]<br />
* [[Philippinische Sprachen]]<br />
* [[Cebuano]]<br />
<!--* [[Kapampangan]]--><br />
* [[Chabacano]]<br />
<!--* [[Pangasinan (Sprache)|Pangasinan]]<br />
* [[Visayassprachen]]<br />
* [[Bikolano]]--><br />
* [[Ilokano]]<br />
<!--* [[Hiligaynon (Sprache)|Hiligaynon]]--><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikipedia|tl|Tagalog}}<br />
* [http://www.filipinos-in-hannover.de/index.php/aboutus/the-philippines/76-small-filipino-dictionary Kleines philippinisches Wörterbuch (Deutsch – Englisch – Filipino)]<br />
* [http://www.de-it.ch/lexikon-deutsch-tagalog.htm Online-Wörterbuch Deutsch-Tagalog, ca. 3300 Wörter, auch Download]<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=tgl Ethnologue-Report für Tagalog]<br />
* [http://www.seasite.niu.edu/Tagalog/Tagalog_mainpage.htm Tagalogseite der ''Northern Illinois University'']<br />
* [http://www.germanlipa.de/ Syntax der filipinischen Sprache, filipinisch-deutsches Wörterbuch]<br />
* [https://learningtagalog.com/grammar/ Tagalog-Grammatik (in Englisch)]<br />
* [http://www.kwf.gov.ph/ Komisyon sa Wikang Filipino] (Commission on the Filipino Language)<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4120352-5|NDL=00572490}}<br />
<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Malayo-polynesische Sprachen]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kurdische_Sprachen&diff=134424423Kurdische Sprachen2014-09-28T10:38:44Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache|<br />
|Sprache=Kurdische Sprachen<ref>[http://www.farsi.se/Gy_boken/6_14_spraktrad.htm Stammbaum (Schwedisch)]</ref> (Kurdî/کوردی)<br />
|Länder=[[Türkei]], [[Irak]], [[Iran]], [[Syrien]], [[Armenien]], [[Libanon]]<br />
|region=[[Naher Osten]]<br />
|Sprecher=12<ref>[http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17764/kurden Bundeszentrale für politische Bildung]</ref> bis 30 Millionen<ref>[http://www.oew.org/de/themenartikel.php?themid=7&id=983 oew.org] (deutsch)</ref><br />
|Klassifikation=[[Indogermanische Sprachen|Indogermanisch]]<br />
: [[Indoiranische Sprachen|Indoiranisch]]<br />
:: [[Iranische Sprachen|Iranisch]]<br />
::: [[Iranische Sprachen#Nordwest-Iranisch|Nordwestiranisch]]<br />
|Besonderheiten= [[Arabisches Alphabet]] in [[Irak]] und [[Iran]], [[Kurdisch-lateinisches Alphabet]] in der [[Türkei]] und in [[Syrien]], [[Kyrillisches Alphabet|Kyrillisch]] in [[Armenien]]<br />
|Amtssprache={{IRQ}}<br />[[Datei:Flag of Kurdistan.svg|20px|Flagge Kurdistans]] [[Autonome Region Kurdistan]]<br />
|Minderheitensprache={{IRN}}<br />{{ARM}}<ref>[[Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen]], [[Regional- und Minderheitensprachen in Europa]]</ref><br />
|ISO1=ku<br />
|ISO2=kur<br />
|ISO3=kur<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma kurdo.PNG|321px|mini]]<br />
[[Datei:Iranian tongues de.svg|miniatur|321px|Die kurdische Sprache in Nachbarschaft mit anderen modernen iranoarischen Sprachen:<br />
{{Farblegende|#66ff66|Kurdisch}}<br />
{{Farblegende|#ffff66|[[Persisch]]}}<br />
{{Farblegende|#ff99cc|[[Gorani]]}}<br />
{{Farblegende|#339933|[[Zaza-Sprache|Zazaki]]}}]]<br />
<br />
Die '''kurdischen Sprachen''' (kurd. {{arabische Schrift|کوردی}} ''kurdî'') gehören zur nordwestlichen Gruppe des [[Iranische Sprachen|iranischen]] Zweigs der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen]] Sprachen. Sie werden hauptsächlich in der östlichen [[Türkei]], im nördlichen [[Syrien]], im Norden des [[Irak]] und Nordwesten und Westen des [[Iran]] gesprochen. Durch Migrationen in den letzten Jahrzehnten gibt es auch zahlreiche Sprecher kurdischer Sprachen in Westeuropa, vor allem in Deutschland. Es gibt drei kurdische Sprachen oder Hauptdialektgruppen: [[Kurmandschi]] (Nordkurdisch), [[Sorani]] (Zentralkurdisch) und [[Südkurdische Sprache|Südkurdisch]].<br />
<br />
== Kurdische Sprachen ==<br />
=== Kurmandschi (Nordkurdisch) ===<br />
[[Kurmandschi]] (Nordkurdisch, kurd. ''Kurmancî'' oder ''Kirmancî'') ist die am weitesten verbreitete kurdische Sprache. Sie wird in der [[Türkei]], in [[Syrien]], [[Irak]] und [[Iran]] sowie in [[Armenien]], im [[Libanon]] und in einigen ehemaligen [[UdSSR|Sowjetrepubliken]] von etwa acht bis zehn Millionen Menschen gesprochen.<br />
Nordkurdisch wird seit den [[1930er]] Jahren vorwiegend im [[Kurdisch-lateinisches Alphabet|kurdisch-lateinischen Alphabet]] geschrieben und durchläuft gerade einen Prozess des [[Ausbausprache|Sprachausbaus]].<br />
<br />
Dabei wird versucht, den Dialekt Botani aus [[Botan]] in [[Cizre]] zur [[Standardsprache]] zu entwickeln. Dieser Dialekt wurde von [[Kamuran Bedirxan]] in den 1920er Jahren als Grundlage für sein Buch über die kurdische Grammatik benutzt. Auch werden viele türkische und arabische [[Lehnwörter]] durch kurdische Wörter aus anderen Hauptdialekten ersetzt.<br />
<br />
Dialekte:<br />
* Şengalî (in Mosul),<br />
* [[Judikani]] (in Zentralanatolien),<br />
* Qerejdaxî (in [[Urfa]], Qamishlo usw.),<br />
* Botanî (Boxtî) (in Botan),<br />
* [[Serhedi|Serhedkî]] (in West-Aserbaidschan, [[Van (Provinz)|Van]], [[Erzurum]], [[Kars]], Ağrı, Muş usw.),<br />
* Hekkarî (in Hakkari, [[West-Aserbaidschan]]),<br />
* Behdînî (in Dahuk und West-Aserbaidschan),<br />
* Torî (in Mardin und Siirt),<br />
* Xerzî (Batman und Siirt),<br />
* Qochanî (in [[Chorasan]]),<br />
* Birjandî (in Chorasan),<br />
* Elburzî (in [[Dailam]]),<br />
* Westdialekt (Marashkî) (in Kahramanmaraş, Gaziantep, [[Sivas]], [[Dersim]], Adiyaman usw.),<br />
* Zentraldialekt (um [[Diyarbakir]]).<br />
<br />
=== Sorani (Zentralkurdisch) ===<br />
Sorani (Zentralkurdisch) wird im Süden der [[Autonome Region Kurdistan|Autonomen Region Kurdistan]] und im Westiran von etwa fünf Millionen Menschen gesprochen. Zur Schreibung des Zentralkurdischen wird meist die [[arabische Schrift]] mit persischen [[Sonderzeichen]] verwendet, zunehmend aber auch das [[Kurdisch-lateinisches Alphabet|kurdisch-lateinische Alphabet]]. Es gibt eine umfangreiche literarische Produktion.<br />
<br />
Die Ausbreitung des Sorani ist eng mit der Herrschaft der Baban-Dynastie von [[Silemani|Suleymania]] verbunden. Die wirtschaftliche Kraft der Stadt verbreitete das Zentralkurdische in der Region und verdrängte somit das ältere Kelhuri und [[Gorani]]. Heute wird das Zentralkurdische auch als Quelle für Wortschöpfungen des Nordkurdischen benutzt.<br />
<br />
Dialekte und Mundarten:<br />
* Hewlêrî (in [[Arbil]]),<br />
* Pishdarî (südlich von Arbil)<br />
* Xaneqînî (in [[Chanaqin]]),<br />
* Mukrî (in [[Mukriyan]]),<br />
* Silêmanî/Soranî/Babanî (in Sulaimania),<br />
* Erdelanî (in [[Ardalan]]),<br />
* Sineyî (in [[Sanandadsch|Sanandaj]]),<br />
* Warmawa (nordöstlich von Arbil),<br />
* Germiyanî (in Kirkuk),<br />
* Jaffi (von Jaff-Stamm gesprochen),<br />
* Judeo-Kurdisch (in Kermanshah und Hamadan)<br />
<br />
=== Südkurdisch ===<br />
Das Südkurdische weist viele Eigentümlichkeiten auf und ist lautlich in vielerlei Hinsicht älter als die anderen kurdischen Sprachen. Möglicherweise kann man im Südkurdischen die Spuren einer älteren kurdischen Sprachschicht erkennen. Südkurdisch wird im Westiran ([[Ilam (Provinz)|Ilam]] und [[Kermānschāh (Provinz)|Kirmanschah]]) und im Osten des Nordiraks ([[Chanaqin|Süd-Chanaqin]], Kirind und Qorwaq), in den lurischen Gebieten, in Aleshtar, Kuhdesht, Nurabad-e Dolfan und Khorramabad von etwa vier Millionen Menschen gesprochen. Durch den Kontakt mit dem Persischen wurde das Südkurdische erheblich beeinflusst. Die Sprecher des Südkurdischen sind überwiegend Schiiten; viele gehören zur Religionsgemeinschaft [[Ahl-e Haqq]].<ref>[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=sdh ''Südkurdische Sprache'']</ref><br />
<br />
Dialekte:<br />
* [[Kelhurî]], Kolyai, Kirmanshahi, Garrusi, Sanjabi, Malekshahi, Bayray, Kordali<br />
* [[Leki]], Biranavendî, Kurdshûlî (in Fars), Shêx Bizinî (in der Türkei, vor allem um Ankara), Feylî (in Ilam), Silaxûrî und Xacevendî (in Mazandaran)<br />
<br />
== Klassifikation ==<br />
Obwohl sich die drei kurdischen Sprachen teilweise stark unterscheiden, gibt es eine Reihe von gemeinsamen Merkmalen, durch die sie sich von anderen iranoarischen Sprachen abheben. So gibt es laut D. N. Mackenzie den Übergang vom postvokalem und intervokalem altiranischem *-m- zu -v-/-w-, den Verlust des ersten Konsonanten in den Konsonantengruppen *-gm-, *-xm- und die Wiedergabe von altiranischem *x- im Anlaut durch k'- oder k-.<ref name="Garnik Asatrian">Garnik Asatrian: ''Die Ethnogenese der Kurden und frühe kurdisch-armenische Kontakte''; erschienen in: ''Iran & the Caucasus'' 5 (2001), S. 41–74</ref> Allerdings bleibt im Südkurdischen /x/ erhalten (z.&nbsp;B. Kurmandschi und Sorani ''ker'', aber Südkurdisch (Kelhuri und Leki) ''xer'' „Esel“; Kurmandschi ''kanî'', aber Südkurdisch ''xanî'' „Brunnen“).<br />
<br />
Innerhalb der indogermanischen Sprachen nehmen die kurdischen Sprachen folgende Position ein:<br />
<br />
* [[Indogermanische Sprachen]]<br />
** [[Indoiranische Sprachen]]<br />
*** [[Iranische Sprachen]]<br />
**** Westiranische Sprachen<br />
***** Nordwestiranische Sprachen<br />
****** Kurdische Sprachen<br />
******* [[Kurmandschi]]<br />
******* [[Sorani]]<br />
******* [[Südkurdische Sprache|Südkurdisch]]<br />
<br />
Zur umfassenden Klassifikation vergleiche man den Artikel [[Iranische Sprachen]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Ungefähr 1000 v. Chr. wanderten [[Iranische Völker|iranische Stämme]] in den Bereich ein, der jetzt Iran und [[Kurdistan]] genannt wird, unter ihnen auch die [[Medien (Land)|Meder]], Sprecher einer nordwestiranischen Sprache. Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte vermischten sich die einwandernden iranischen mit autochthonen nicht-arischen Völkern; das kennzeichnete auch den Anfang der kurdischen [[Ethnogenese]].<ref>A. Arnaiz-Villena, J. Martiez-Lasoa, J. Alonso-Garcia: ''The correlation Between Languages and Genes: The Usko-Mediterranean Peoples''. In: ''Human Immunology'', 62 (2001) No. 9:1057</ref> Welche Sprachen als Substrat für die Vorgängersprache des heutigen Kurdischen gewirkt haben, ist nicht geklärt. Als Hinweis auf ein [[Hurritische Sprache|hurritisches]] Substrat wird die [[Ergativität]] angeführt, die nicht urindogermanisch ist, aber auch in anderen indoiranischen Sprachen (z.&nbsp;B. [[Zaza-Sprache|Zaza]] oder Yagnobi) vorkommt.<ref>A. Arnaiz-Villena, E. Gomez-Casado, J. Martinez-Laso: [http://www.blackwell-synergy.com/doi/pdf/10.1034/j.1399-0039.2002.600201.x?cookieSet=1 ''Population genetic relationships between Mediterranean populations determined by HLA distribution and a historic perspective''.] (PDF) ''[[Tissue Antigens]]'', 60 (2002), S. 117</ref> Allerdings gibt es für die Genese der kurdischen Ergativität gute Erklärungen aus der historischen Entwicklung der indoiranischen Verbalmorphologie. Man muss also keine außeriranische Begründung oder Erklärung dafür suchen. Später gab es sicherlich Wechselwirkungen zwischen dem Kurdischen und [[Aramäische Sprachen|Aramäischen]], da diese Ethnien gemeinsame oder benachbarte Siedlungsgebiete hatten (und haben).<br />
<br />
Die besonders nahe Verwandtschaft des Kurdischen mit den zentraliranischen Sprachen deutet auf einen Ursprung in der Region Fars oder sogar Zentraliran, eine andere Hypothese ist das Gebiet von Kermanshah. Von dort breitete sich das Kurdische in den folgenden Jahrhunderten nach Nordmesopotamien und Ostanatolien aus. [[Armenische Sprache|Armenische]] Lehnwörter deuten darauf hin, dass der erste sprachliche Kontakt schon im 11. Jahrhundert n. Chr. stattgefunden hat.<ref name="Garnik Asatrian" /><br />
<br />
Über das Kurdische der vorislamischen Zeit ist kaum etwas bekannt. Die ersten Aufzeichnungen des modernen Kurdischen kann man im heiligen Buch der [[Jesiden]] mit dem Titel ''Mişefa Reş'' (''Schwarzes Buch'') finden, es wurde im 13. Jahrhundert vom [[Scheich Adi]]s Sohn in Kurmandschi verfasst. Vom 15. bis 17. Jahrhundert entwickelten klassische kurdische Dichter und Autoren eine literarische Sprache. Die berühmtesten kurdischen Dichter aus dieser Periode sind Mulla Ehmed (1417–1494), Elî Herîrî (1425–1490), [[Ehmedê Xanî]] (1651–1707), [[Melayê Cezîrî]] (1570–1640) und [[Feqiyê Teyran]] (1590–1660). Bedingt durch mehrere Faktoren bildete sich aber keine kurdische Einheitssprache aus.<br />
<br />
Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts belegten die Staaten mit kurdischen Bevölkerungsgruppen die Kurden und ihre Sprache mit Beschränkungen, um deren Sprecher an die jeweilige Nationalsprache zu assimilieren. Dadurch verlor ein Teil der Kurden seine Muttersprache. Einige dieser Repressalien sind inzwischen aufgehoben, so dass mittlerweile im Irak Kurdisch die zweite Amtssprache ist. In der Türkei war es vor wenigen Jahren noch verboten, auf Kurdisch zu publizieren oder kurdischsprachige Kurse abzuhalten.<ref>zeit,.de 29, November 2007: [http://www.zeit.de/2007/49/Kurdengebiet Weil er Tourismusbroschüren auf Kurdisch verteilt hat, soll ein Bürgermeister in Diyarbakr ins Gefängnis. Eine Reise in den Südosten der Türkei, wo die Justiz nicht nur Menschen jagt, sondern auch die Buchstaben]</ref> <br />
Kurdisch als Privatkurs an Schulen ist gesetzlich zugelassen. Teilweise gibt es aber immer noch Schikanen, bis hin zu juristischen Verfolgung.<ref>{{Der Spiegel|ID=64385846|Titel=Für ein paar Brocken Kurdisch|Jahr=2009|Nr=10|Seiten=92}}</ref><br />
Politikern mit kurdischer Herkunft wie Tuğluk und Türk ist es seit 1983 durch das türkische ''Gesetz Nr. 2820 über die politischen Parteien'' verboten, im Wahlkampf und im Parlament kurdisch zu sprechen.<ref name="Gesetz Nr. 2820">Gesetz Nr.&nbsp;2820 vom 22.&nbsp;April 1983 über die politischen Parteien, [[Resmî Gazete|RG]] Nr.&nbsp;18027 vom 24.&nbsp;April 1983; Deutsche Übersetzung von [[Ernst E. Hirsch]] in: ''Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart (Neue Folge).'' Bd.&nbsp;13, Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 1983, S.&nbsp;595&nbsp;ff.</ref> Die Nichteinhaltung des Kurdischverbotes wurde im Wahlkampf vor [[Parlamentswahlen in der Türkei 2011|der Parlamentswahl im Juni 2011]] erstmals toleriert bzw. nicht unterbunden und verfolgt.<br />
<br />
In Syrien dürfen (Stand 2005) kurdische Texte nicht veröffentlicht werden.<ref>{{Der Spiegel|ID=41768211|Titel=Kurden erheben Ansprüche|Jahr=2005|Nr=37|Seiten=116}}</ref><br />
<br />
== Schrift ==<br />
Die Kurden haben das jeweils in ihrer Heimat vorherrschende Alphabet benutzt. So benutzten sie im [[Mittelalter]] das [[Arabisches Alphabet|arabische Alphabet]] in den [[Osmanische Sprache#Alphabet|osmanischen]] und persischen Variationen. In der Neuzeit und speziell nach dem Ersten Weltkrieg änderte sich das. In der Türkei wurde parallel zum neuen [[Türkische Lateinalphabete|türkisch-lateinischen Alphabet]] ein [[kurdisch-lateinisches Alphabet]] entwickelt. Im Iran und Irak wird in arabischer Schrift geschrieben, in Syrien teils die arabische, teils die lateinische Schrift verwendet. In der ehemaligen [[UdSSR]] benutzten die Kurden das [[Kyrillisches Alphabet|kyrillische Alphabet]]. <br />
<br />
Die drei wichtigsten Schriftsysteme sind unten aufgeführt:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! colspan="2" style="background-color:#F2F2F2" | Nordkurdisch<br />
! colspan="2" style="background-color:#F2F2F2" | Kyrillisch<br />
! colspan="2" style="background-color:#F2F2F2" | Zentralkurdisch<br />
! colspan="2" style="background-color:#F2F2F2" | [[Transliteration]]<br />nach RAK*<br />
! colspan="2" style="background-color:#F2F2F2" | [[Internationales Phonetisches Alphabet|Aussprache]]<br />
! colspan="2" style="background-color:#F2F2F2" | Beispiel<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | A a<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | A a<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ئا ـا ا<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | a<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Ungerundeter offener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|a}}]]<br />
|Lang wie B'''a'''hn<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | B b<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Б б<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ب ـبـ ـب بـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | b<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter bilabialer Plosiv|{{IPA-Text|b}}]]<br />
|Deutsches '''b'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | C c<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Щ щ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ج ـج ـجـ جـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | c<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafte postalveolare Affrikate|dʒ]]<br />
|Wie '''Dsch'''ungel<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ç ç<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ч ч<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | چ ـچ ـچـ چـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ç<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" |[[Stimmlose postalveolare Affrikate|tʃʰ]]<br />
|Scharf wie deu'''tsch'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht, entspricht tsch</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ч’ ч’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ç̱<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Pharyngalisierung|tʃˁ]]<br />
|Unaspiriertes '''tsch''' mit verengtem Rachen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | D d<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Д д<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | د ــد<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | d<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter alveolarer Plosiv|{{IPA-Text|d}}]]<br />
|Deutsches '''d'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | E e<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ә ә<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ە ـە ئە<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | e<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|ε}}]]<br />
|Kurzes '''e''' wie in '''''E'''cke''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ê ê<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | E e<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ێ ـێ ـێـ ێـ ئێـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ê<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Ungerundeter halbgeschlossener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|e}}]]<br />
|Lang wie '''E'''sel<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | F f<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ф ф<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ف ـف ـفـ فـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | f<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser labiodentaler Frikativ|{{IPA-Text|f}}]]<br />
|Deutsches '''f'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | G g<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Г г<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | گ ـگ ـگـ گــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | g<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" |[[Stimmhafter velarer Plosiv|{{IPA-Text|ɡ}}]]<br />
|Deutsches '''g'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | H h<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | h h<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | هـ ـهـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | h<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser glottaler Frikativ|{{IPA-Text|h}}]]<br />
|Deutsches '''h'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ḧ ḧ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | h’ h’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ح حـ ـحـ ـح<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ẖ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser pharyngaler Frikativ|{{IPA-Text|ħ}}]]<br />
|Siehe [[Stimmloser pharyngaler Frikativ|IPA-Zeichen]], wie in '''Ch'''iemsee<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | I i<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ь ь<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | <small>''existiert nicht''</small><br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | i<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Ungerundeter zentralisierter fast geschlossener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|ɪ}}]]<br />
|Kurz wie in bitt'''e'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Î î<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | И и<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ى ئى ـيـ يـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | î<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Ungerundeter geschlossener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|i}}]]<br />
|Lang wie Z'''ie'''l<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | J j<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ж ж<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ژ ـژ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | j<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" |<br />
{{IPA|ʒ}}<br />
|Wie franz. '''J'''amais<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | K k<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | К к<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ک ـک ـکـ کــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | k<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser velarer Plosiv|kʰ]]<br />
|Wie deutsches '''K'''han mit [[Aspiration (Phonetik)|Aspiration]]<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht, entspricht ck</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | К’ к’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ḵ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Pharyngalisierung|kˁ]]<br />
|Wie franz. '''C'''afe unaspiriert mit verengtem Rachen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | L l<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Л л<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ل ـل ـلـ لــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | l<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter lateraler alveolarer Approximant|{{IPA-Text|l}}]]<br />
|Deutsches '''l'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht, entspricht doppeltem l</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Л’ л’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ڵ ـڵ ـڵـ ڵــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ḻ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Pharyngalisierung|ɫˁ]]<br />
| Siehe [[Stimmhafter lateraler palataler Approximant|IPA-Zeichen]]<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | M m<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | M м<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | م ـم ـمـ مــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | m<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter bilabialer Nasal|{{IPA-Text|m}}]]<br />
|Deutsches '''m'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | N n<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | H н<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ن ـن ـنـ نــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | n<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter alveolarer Nasal|{{IPA-Text|n}}]]<br />
|Deutsches '''n'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | O o<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | O o<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ۆ ـۆ ئۆ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | o<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Gerundeter halbgeschlossener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|o}}]]<br />
|Lang wie '''O'''fen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | P p<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | П п<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | پ ـپ ـپـ پــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | p<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser bilabialer Plosiv|pʰ]]<br />
|Aspiriertes '''P'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht, entspricht doppeltem p</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | П’ п’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | p̱<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Pharyngalisierung|pˁ]]<br />
|Wie franz. '''P'''eine unaspiriert mit verengtem Rachen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Q q<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Q q<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ق ـق ـقـ قــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | q<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser uvularer Plosiv|{{IPA-Text|q}}]]<br />
|Guttural<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | R r<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | P p<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ر ـر<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | r<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter uvularer Frikativ|{{IPA-Text|ɾ}}]]<br />
|Gerolltes '''r'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht, entspricht doppeltem r</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | P’ p’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ڕ ـڕ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ṟ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Pharyngalisierung|rˁ]]<br />
|Gerolltes '''r''' mit verengtem Rachen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | S s<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | C c<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | س ـس ـسـ ســ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | s<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser alveolarer Frikativ|{{IPA-Text|s}}]]<br />
|Wie wi'''s'''sen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ş ş<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ш ш<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ش ـش ـشـ شــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ş<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser postalveolarer Frikativ|{{IPA-Text|ʃ}}]]<br />
|Wie '''Sch'''ule<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | T t<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | T т<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ت ـت ـتـ تــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | t<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser alveolarer Plosiv|tʰ]]<br />
|Aspiriertes '''T'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht, entspricht doppeltem t</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | T’ т’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ط ـط ـطـ طــ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ṯ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Pharyngalisierung|tˁ]]<br />
|Wie franz. '''T'''u unaspiriert mit verengtem Rachen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | U u<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ö ö<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | و ـو ئو<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | u<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Gerundeter zentralisierter fast geschlossener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|ʊ}}]]<br />
oder [[Gerundeter geschlossener Zentralvokal|{{IPA-Text|ʉ}}]]<br />
|Kurzes '''u'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Û û<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Y y<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | وو ـوو<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | û<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Gerundeter geschlossener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|u}}]]<br />
|Lang wie s'''u'''chen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | V v<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | B в<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ڤ ـڤ ـڤـ ڤـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | v<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter labiodentaler Frikativ|{{IPA-Text|v}}]]<br />
|Wie '''w'''ollen<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | W w<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | W w<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | و ـو<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | w<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter labiovelarer Approximant|{{IPA-Text|w}}]]<br />
|Wie Engl. '''W'''ell oder '''w'''arm<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | X x<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | X x<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | خ ـخ ـخـ خـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | x<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmloser uvularer Frikativ|{{IPA-Text|χ}}]]<br />
|Wie Ba'''ch'''<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ẍ ẍ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ѓ ѓ / Г’ г’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | غ ـغ ـغـ غـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | x̱<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter velarer Frikativ|{{IPA-Text|ɣ}}]]<br />
|„weiches '''g'''“ wie in '''G'''ondwana<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Y y<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Й й<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ى ئى ـيـ يـ<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | y<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter lateraler palataler Approximant|j]]<br />
|Wie '''J'''a oder '''Y'''es<br />
|- style="text-align:center"<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center"; | Z z<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | З з<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ز ـز<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | z<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter alveolarer Frikativ|{{IPA-Text|z}}]]<br />
|Wie Ro'''s'''e<br />
|- style="text-align:center";<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ''<small>existiert nicht, entspricht ä</small>''<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | Ə’ ə’<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ع عـ ـعـ ـع<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | ʿ / e̱<br />
| colspan="2" style="background-color:#F2F2F2; text-align:center" | [[Stimmhafter pharyngaler Frikativ|{{IPA-Text|ʕ}}]] Wie in h'''ä'''?<br />
|Siehe [[Stimmhafter pharyngaler Frikativ|IPA-Zeichen]]<br />
|}<br />
<br />
(*) Die Transliteration gibt ausschließlich die Transliteration einer Vorlage in arabischer Schrift an, nicht einer kyrillischen oder armenischen.<br />
<br />
== Aussprache ==<br />
Laut der kurdischen Akademie für Sprache wird die kurdische Phonetik folgendermaßen beschrieben.<br />
<br />
Von den 31 Buchstaben, deren Aussprache weitgehend mit der Schreibung übereinstimmt, sind acht [[Vokal]]e (a e ê i î o u û) und 23 [[Konsonant]]en (b c ç d f g h j k l m n p q r s ş t v w x y z).<br />
Kleinbuchstaben: ''a b c ç d e ê f g h i î j k l m n o p q r s ş t u û v w x y z''<br /><br />
Großbuchstaben: ''A B C Ç D E Ê F G H I Î J K L M N O P Q R S Ş T U Û V W X Y Z''<br /><br />
Daneben gibt es noch den [[Digraph (Linguistik)|Digraph]] Xw.<br />
<br />
Im Kurdischen werden lediglich die Wörter am Satzanfang und Eigennamen großgeschrieben.<br />
<br />
Konsonanten:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
!style="background-color:#D5E0FF"|<br />
! style="background-color:#D5E0FF"|[[Bilabial]]<br />
! style="background-color:#D5E0FF"|[[Labiodental]]<br />
! style="background-color:#D5E0FF"|[[Alveolar]]<br />
! style="background-color:#D5E0FF"|[[Postalveolar]]<br />
! style="background-color:#D5E0FF"|[[Palatal]]<br />
! style="background-color:#D5E0FF"|[[Velar]]<br />
! style="background-color:#D5E0FF"|[[Uvular]]<br />
! style="background-color:#D5E0FF"|[[Glottal]]<br />
|-<br />
|[[Plosive|Stops]]<br />
|{{IPA|p b}}<br />
|<br />
|{{IPA|t d}}<br />
|<br />
|<br />
|{{IPA|k g}}<br />
|{{IPA|q}}<br />
|<br />
|-<br />
|[[Frikativ]]e<br />
|<br />
|{{IPA|f v}}<br />
|{{IPA|s z}}<br />
|{{IPA|ʃ ʒ}}<br />
|{{IPA|ç}}<br />
|<br />
|<br />
|{{IPA|h}}<br />
|-<br />
|[[Affrikate]]<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|{{IPA|ʧ ʤ}}<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
|[[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
|{{IPA|m}}<br />
|<br />
|{{IPA|n}}<br />
|<br />
|<br />
|{{IPA|ŋ}}<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
|[[Lateral (Phonetik)|Laterale]]<br />
|<br />
|<br />
|{{IPA|l ɫ}}<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
|[[Flap (Phonetik)|Flaps]]<br />
|<br />
|<br />
|{{IPA|ɾ}}<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
|[[Vibrant]]<br />
|<br />
|<br />
|{{IPA|r}}<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
|[[Approximant]]e<br />
|{{IPA|ʋ}}<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|{{IPA|j}}<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|}<br />
<br />
Vokale:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
| style="background-color:#D5E0FF" rowspan=2|<br />
! colspan="2" style="background-color:#D5E0FF" | vorne<br />
! colspan="2" style="background-color:#D5E0FF" | zentral<br />
! colspan="2" style="background-color:#D5E0FF" | hinten<br />
|-<br />
!style="background-color:#D5E0FF"| kurz<br />
!style="background-color:#D5E0FF"| lang<br />
!style="background-color:#D5E0FF"| kurz<br />
!style="background-color:#D5E0FF"| lang<br />
!style="background-color:#D5E0FF"| kurz<br />
!style="background-color:#D5E0FF"| lang<br />
|-<br />
! geschlossen<br />
| {{IPA|ı}}<br />
| {{IPA|iː}}<br />
| {{IPA|ʉ}}<br />
|<br />
| {{IPA|u}}<br />
| {{IPA|uː}}<br />
|-<br />
! mittel<br />
| {{IPA|e}}<br />
| {{IPA|eː}}<br />
| {{IPA|ə}}<br />
|<br />
| <br />
| {{IPA|oː}}<br />
|-<br />
! offen<br />
| colspan="2" |<br />
|<br />
| {{IPA|aː}}<br />
|<br />
| colspan="2" |<br />
|}<br />
<br />
Die Vokalpaare {{IPA|/ı/}} und {{IPA|/iː/}}, {{IPA|/e/}} und {{IPA|/eː/}}, und {{IPA|/u/}} und {{IPA|/uː/}} unterscheiden sich von ihrer jeweiligen langen und kurzen Aussprache voneinander.<br />
Kurze Vokale sind ''u'', ''ı'' und ''e'' und lange Vokale werden mit [[Zirkumflex]] ( ^ ), wie ''û'', ''î'' and ''ê'' geschrieben.<br />
<br />
Gewöhnlich werden kurdische Wörter auf der letzten Silbe betont. Eine Ausnahme bilden die Endungen, die an Tätigkeitswörter (Verben) und Hauptwörter (Substantive) treten. Verben werden auf der Silbe vor der Endung betont (außer mit den Vorsilben bı-, ne-/na-/m. und me-, die die Betonung auf sich ziehen). Hauptwörter werden auch auf der letzten Silbe vor der Endung betont (bis auf die Mehrzahl-Endung des 2. Falls, -a(n), die die Betonung auf sich zieht)<br />
<br />
Bei der Aussprache sollte man besonders beachten:<br />
* Die Selbstlaute e / ê, ı/ î sowie u / û werden unterschiedlich ausgesprochen. Der erste Selbstlaut ist jeweils kurz und oft abgeschwächt und undeutlich zu sprechen, der zweite hingegen lang und deutlich.<br />
* Auf den Unterschied zwischen dem harten bzw. stimmlosen „s“ und dem weichen bzw. stimmhaften „z“ muss geachtet werden, da im Deutschen „s“ manchmal weich, manchmal hart ausgesprochen werden kann, wie z.&nbsp;B. „Hose“ oder „Bus“, „z“ im Deutschen aber immer wie „ts“ ausgesprochen wird.<br />
* Gleichfalls sind das vibrierende, weiche „v“ und das nur mit gerundeten Lippen gesprochene „w“ zu unterscheiden. Dieser Unterschied ist ebenfalls im Deutschen nicht, wohl aber z.&nbsp;B. im Englischen vorhanden.<br />
<br />
Weitere Besonderheiten zum Lautsystem:<br />
* Die oben dargestellten Laute geben das Lautsystem des Nordkurdischen in etwas vereinfachter Form wieder. Es gibt in einigen Regionen noch die zusätzlichen Laute ' (= ayn), y, und h sowie die „emphatischen“ Laute und des Weiteren „nicht-behauchten“ p, t und k. Hierbei sind die Laute ayn, h, s und t aus dem Arabischen „entlehnt“ und kommen nicht in allen Gegenden gleichermaßen vor.<br />
*Das Kurmandschi besitzt kein einheitliches Lautsystem. Den Südostmundarten stehen die Nordwestmundarten des Kurmandschi gegenüber. In diesen, unter anderem in den Provinzen Kahramanmaraş, Malatya und Konya gesprochenen Dialekten, bedient man sich zum Teil anderer Laute. Im Folgenden werden einige Vokale und Konsonanten aufgezählt, die es im Großen und Ganzen betrifft: das lange offene ''a'' spricht man wie ein langes offenes ''o'', wie im Englischen ''Baseb'''a'''ll'', aus. Das kurze ''e'' ist häufig als ein kurzes ''a'' anzutreffen. Das ''ç'' sprechen die Sprecher wie ein deutsches ''z'' aus. Der Laut ''c'' ist bei ihnen eine [[stimmhafte alveolare Affrikate]], also ein "''ds''" mit stimmhaftem ''s''. Überdies werden die Fragepronomen kî (Wer) und kengî (Wann) als "çî" und "çincî" wahrgenommen. Die Präpositionen bi (mit), ji (aus, von) und li (in, zu) werden "ba", "ja" und "la" ausgesprochen.<br />
<br />
Es sollte beachtet werden, dass im Kurmandschi ein [[Dialektkontinuum]] vorherrscht. Das bedeutet, dass die zahlreichen Mundarten in diesen beiden Dialektgruppen fließend ineinander übergehen. Für die Nordwestmundarten ist kein Alphabet vorhanden. Die meisten Sprecher dieser Sprechart des Kurmandschi weichen im Schriftverkehr auf die türkische Sprache aus.<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
=== Nomen und Pronomen ===<br />
==== Kasusbildung ====<br />
Nordkurdisch unterscheidet wie viele andere iranoarische Sprachen nur zwei Fälle, nämlich den Subjektfall ([[Rektus|Casus rectus]]) und den Objektfall ([[Obliquus (Kasus)|Casus obliquus]]) und verfügt damit über eine [[Zweikasusflexion]]. Zentral- und Südkurdisch kennen wie das Persische die Unterscheidung zwischen Kasus und Genus bei Substantiven und Pronomina nicht.<br />
<br />
Der Casus rectus entspricht dem deutschen [[Nominativ]], während der Casus obliquus Funktionen übernimmt, die in anderen Sprachen üblicherweise mit dem [[Genitiv]], dem [[Dativ]], dem [[Akkusativ]] und dem [[Lokativ]] ausgedrückt werden. Im Kurdischen existiert neben dem Casus rectus und dem Casus obliquus auch der [[Vokativ]].<br />
<br />
Die Endungen der primären Kasus sind wie folgt verteilt:<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
!rowspan=2 style="vertical-align:middle"|Kasus<br />
!colspan=3|Nordkurdisch<br />
!colspan=2|Zentralkurdisch<br />
!colspan=2|Südkurdisch<br />
|- bgcolor="#F2F2F2"<br />
!sg.m.<br />
!sg.f.<br />
!pl.<br />
!sg.<br />
!pl.<br />
!sg.<br />
!pl.<br />
|-<br />
|[[Rectus]]|| -Ø|| -Ø|| -Ø || -Ø || -an || -Ø || -an<br />
|-<br />
|[[Obliquus (Kasus)|Obliquus]]|| -î|| -ê|| -an || -Ø || -an || -Ø || -an<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Die regelmäßige Deklination im Kurdischen:<br />
<br />
* ''bira'' „Bruder“, ''jin'' „Frau“ und ''karker'' „Arbeiter“<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
|rowspan=2 style="vertical-align:center"|'''Kasus'''||rowspan=2 style="vertical-align:center"|'''Präpos.''' ||colspan=3|'''Nordkurdisch'''||rowspan=2 style="vertical-align:center"|'''Präpos.''' ||colspan=3|'''Zentralkurdisch'''||rowspan=2 style="vertical-align:center"|'''Präpos.''' ||colspan=3|'''Südkurdisch'''<br />
|-<br />
|'''sg. m.'''||'''sg. f.'''||'''pl.'''||'''sg. m.'''||'''sg. f.'''||'''pl.'''||'''sg. m.'''||'''sg. f.'''||'''pl.'''<br />
|-<br />
|[[Rectus]]||.||bira-Ø||jin-Ø||karker-Ø||.||bira-Ø||jin-Ø||karker-an||.||bira-Ø||jin-Ø||karker-an<br />
|-<br />
|[[Obliquus (Kasus)|Obliquus]]||.||bira-y-î||jin-ê||karker-an||.||bira-Ø||jin-Ø||karker-an||.||bira-Ø||jin-Ø||karker-an<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Definitheit ====<br />
In Zentralkurdisch und Südkurdisch existiert eine Art Artikelsystem, in Nordkurdisch haben definite Nomina wie in Persisch keine besondere Kennzeichnung. Der Artikel in Zentralkurdisch wird [[Suffix|suffigiert]] (angehängt). Endet das Wort auf einen Vokal, wird ein [[Hiat]]ustilger eingeschoben (meistens -y-, bei gerundeten Vokalen auch -w-). In der kurdisch-arabischen Schrift wird der Hiatustilger allerdings nicht immer geschrieben, vgl. ''xanû-w-eke'' = „das Haus“: <big>خانوووهکه</big> bzw. <big>خانووهکه</big>.<br />
<br />
* ''roj'' „Tag“<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
!colspan=2|Nordkurdisch<br />
!colspan=2|Zentralkurdisch<br />
!colspan=2|Südkurdisch<br />
|- bgcolor="#F2F2F2"<br />
!definit<br />
!indefinit<br />
!definit<br />
!indefinit<br />
!definit<br />
!indefinit<br />
|-<br />
|roj-Ø|| roj-ek||roj-eke||roj-êk||roj-e||roj-êk<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Man kann das zentralkurdische „rojeke“ mit „der Tag“ und „rojêk“ mit „ein Tag“ übersetzen.<br />
<br />
Der suffigierte Artikel steht nach [[Derivation (Linguistik)|Wortbildungssuffixen]] und vor [[Klitika|Enklitika]] wie den enklitischen Personalpronomina, z.&nbsp;B. ''ker-eke-m'' = „mein Esel“ oder ''xanû-w-eke-t'' = „dein Haus“. Er wird nicht gesetzt bei eindeutigem Bezug, also bei Wörtern wie ''Mutter'', ''Vater'', ''Name'' usw., z.&nbsp;B. ''naw-it çî-ye?'' = „Wie heißt du?“ (wörtl.: ''Name-dein was-ist'').<br />
<br />
==== Personalpronomen ====<br />
Im Zentral- und Südkurdischen sind viele Pronomen im Laufe der Zeit obsolet geworden, im Nordkurdischen hingegen ist im Vergleich dazu eine große Vielfalt an Pronomen erhalten geblieben. Zum Beispiel hat das Pronomen „ez“ für „ich“ eine alt-nordwestiranische Wurzel. Im Jung-Avestischen war es als „azǝm“<ref>Bartholomae, Christian: Altiranisches Wörterbuch. Strassburg, K. J. Trübner. 1904. (Seite 225)</ref> vertreten, im Parthischen als „az“<ref>MacKenzie, David Neil. A concise Pahlavi dictionary. London Oxford University Press New York Toronto. 1971. (Seite 15)</ref> welche von der urindogermanischen Wurzel ''*eǵh<sub>2</sub>óm''<ref>Mayrhofer, Manfred: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen (EWAia). Heidelberg. 1986-2001. (Seite 155)</ref> [[Palatal|palatisiert]] sind. Im Zentral- und Südkurdischen verwendet man stattdessen den Obliquus-Fall „min“, was eigentlich ursprünglich „mein, mich“ bedeutet hat (urindogermanisch ''*me-''<ref>Mayrhofer, Manfred: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen (EWAia). Heidelberg. 1986-2001. (Seite 284)</ref>), aber in der heutigen Form „ich“. Denselben Prozess machte auch das Neupersische durch.<br />
<br />
Eine weitere Differenz zwischen dem Kurmandschi und den anderen kurdischen Sprachen zeichnet sich dadurch aus, dass das Kurmandschi das alte Pronomen „hun“, was von avestisch „yušma-“<ref>Bartholomae, Christian: Altiranisches Wörterbuch. Strassburg, K. J. Trübner. 1904. (Seite 1302)</ref> stammt und im Parthischen sowie im Mittelpersischen „aşmā“<ref>Boyce, Mary: A WORD-LIST OF MANICHAEAN MIDDLE PERSIAN AND PARTHIAN (Textes Et Memoires, Tome II, Suppl.). Leiden. 1974. (Seite 16)</ref> gelautet hat, besitzt. Das Pendant dazu ist das „şumā/şomā“ in Persisch und „şıma“ in Zazaki. Man kann im Kurmandschi von einer älteren Basisform mit „ş“ ausgehen, woraus durch die typische /ş/ > /h/-Konvertierung wie in „çehv“ (Auge, Persisch: ''çaşm'') und „guh“ (Ohr, Persisch: ''gūş'') „hun“ entstanden sein dürfte. Bemerkenswert ist, dass das Kurmandschi die uralten indogermanischen Formen ''*tú''<ref>Mayrhofer, Manfred: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen (EWAia). Heidelberg. 1986-2001. (Seite 682)</ref> (du, Modernes [[Englische Sprache|Englisch]]: ''thou'', [[Altenglisch]]: ''þū'') und ''*te''<ref>Mallory, J. P., Adams, D. Q.:The Oxford introduction to Proto-Indo-European and the Proto-Indo-European world, 2006. (Seite 416-417)</ref> (dich, Modernes [[Englische Sprache|Englisch]]: ''thee'', [[Altenglisch]]: ''þē'') in ihren ursprünglichen Formen im Wesentlichen bis heute konservieren konnte.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
!rowspan=2| Pers/Num ||colspan=3| Kurdisch ||rowspan=2| Persisch ||rowspan=2| Zazaki ||rowspan=2| [[Talisch]]<ref>Wolfgang, Schulze: Northern Talysh. Lincom Europa. 2000. (Seite 35)</ref>||rowspan=2| Bedeutung<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Nord || Zentral || Süd<br />
|-<br />
| colspan=11 style="background-color:#E6EDFF" |<center>Casus rectus</center><br />
|-<br />
| 1.sg.||bgcolor=#F4F8FF|ez||bgcolor=#F4F8FF|min||bgcolor=#F4F8FF|min||man||ez||āz||bgcolor=#F4F8FF|ich<br />
|-<br />
| 2.sg. ||bgcolor=#F4F8FF| tu ||bgcolor=#F4F8FF| to ||bgcolor=#F4F8FF| tu || to || tı || tə||bgcolor=#F4F8FF|du<br />
|-<br />
| 3.sg.m. ||bgcolor=#F4F8FF| ew ||bgcolor=#F4F8FF| ew ||bgcolor=#F4F8FF| ew || ū, ān || o ||av||bgcolor=#F4F8FF|er/es<br />
|-<br />
| 3.sg.f. ||bgcolor=#F4F8FF| <center>-</center> ||bgcolor=#F4F8FF| <center>-</center> ||bgcolor=#F4F8FF| <center>-</center> || <center>-</center> || a ||<center>-</center> ||bgcolor=#F4F8FF|sie<br />
|-<br />
| 1.pl. ||bgcolor=#F4F8FF| em||bgcolor=#F4F8FF| ême||bgcolor=#F4F8FF| îme||mā || ma || ama||bgcolor=#F4F8FF|wir<br />
|-<br />
| 2.pl. ||bgcolor=#F4F8FF| hun||bgcolor=#F4F8FF| êwe||bgcolor=#F4F8FF| îwe|| şomā || şıma || şəma||bgcolor=#F4F8FF|ihr<br />
|-<br />
| 3.pl.||bgcolor=#F4F8FF| ew ||bgcolor=#F4F8FF| ewan ||bgcolor=#F4F8FF| ewan|| işān, ānhā || ê ||avon ||bgcolor=#F4F8FF|sie <font size="1">pl.</font><br />
|-<br />
| colspan=11 style="background-color:#E6EDFF" |<center>Casus obliquus / Ergativ</center><br />
|-<br />
|1.sg.||bgcolor=#F4F8FF|min||bgcolor=#F4F8FF|min||bgcolor=#F4F8FF|min||man||mı(n)||mə||bgcolor=#F4F8FF|mein(s), mir, mich<br />
|-<br />
|2.sg.||bgcolor=#F4F8FF|te||bgcolor=#F4F8FF|to||bgcolor=#F4F8FF|tu||to ||to ||tə||bgcolor=#F4F8FF|dein(s), dir, dich<br />
|-<br />
|3.sg.m.||bgcolor=#F4F8FF|wî||bgcolor=#F4F8FF|ew ||bgcolor=#F4F8FF| ew || ū, ān || ey || ay||bgcolor=#F4F8FF|sein(s), ihm, ihn<br />
|-<br />
|3.sg.f.||bgcolor=#F4F8FF|wê||bgcolor=#F4F8FF| <center>-</center> ||bgcolor=#F4F8FF| <center>-</center> || <center>-</center> || ae || <center>-</center> ||bgcolor=#F4F8FF|ihr(s), ihr, ihr<br />
|-<br />
|1.pl.||bgcolor=#F4F8FF| me ||bgcolor=#F4F8FF| ême ||bgcolor=#F4F8FF| îme || mā || ma || ama||bgcolor=#F4F8FF|unser(s), uns, uns<br />
|-<br />
|2.pl.||bgcolor=#F4F8FF| we ||bgcolor=#F4F8FF| êwe ||bgcolor=#F4F8FF|îwe || şomā || şıma ||şəma||bgcolor=#F4F8FF|euer(s), euch, euch<br />
|-<br />
|3.pl.||bgcolor=#F4F8FF|wan||bgcolor=#F4F8FF|ewan||bgcolor=#F4F8FF|ewan || işān, ānhā ||inan || avon||bgcolor=#F4F8FF| ihre(s), ihnen, sie <font size="1">pl.</font><br />
|}<br />
<br />
Es sollte beachtet werden, dass das persische/talische '''ā''' und '''a''' in Kurdisch/Zazaki als '''a''' und '''e''' wiedergeben werden (Beispiel: Persisch barf برف „Schnee“, Kurmandschi berf), so würde man auch Talisch '''av''' in kurdischem Alphabet als '''ev''' schreiben.<br />
<br />
==== Demonstrativpronomen ====<br />
Im Gegensatz zu Nordkurdisch hat das Demonstrativpronomen in anderen kurdischen Dialekten aufgrund des Obliquus-Verlustes eine einfältige Stellung, die vergleichbar mit der des englischen „this“ ist. In Südkurdisch macht man keine Unterscheidung zwischen nah und fern, der 3. Pers. sing. Personalpronome wird für das Demonstrativa benutzt.<br />
<br />
''Demonstrativpronomen''<br />
{| class="wikitable"<br />
|- style="background:#D5E0FF"<br />
!rowspan=2|Form||colspan=3| Kurdisch ||rowspan=2| Persisch || rowspan=2| Zazaki||rowspan=2|Bedeutung<br />
|- style="background:#D5E0FF"<br />
! Nord || Zentral || Süd<br />
|-<br />
|colspan=7 style="text-align:center" style="background-color:#E6EDFF" |<center>Rectus</center><br />
|-<br />
|maskulin, feminin, plural||ev/ew||em|| ew ||in||no, na, nê||dieser, diese, diese <font size="1">pl.</font><br />
|-<br />
|colspan=7 style="text-align:center" style="background-color:#E6EDFF" |<center>Obliquus</center><br />
|-<br />
|maskulin||vî||em|| ew ||in||ney||diesen, diesem<br />
|-<br />
|feminin||vê||em|| ew ||in||nae||diese, dieser<br />
|-<br />
|plural||van||em|| ew ||in||ninan||diese, diesen<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Fragepronomen ==== <br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Deutsch || Nordkurdisch<br />
|-<br />
| Wer || kî<br />
|-<br />
| Was|| çi <br />
|-<br />
| Wie|| çawa/çer <br />
|-<br />
| Warum || çima/çire <br />
|-<br />
| Wo || ku<br />
|-<br />
| Wann || kengî<br />
|-<br />
| Welcher, Welche, Welches || kîjan<br />
|-<br />
| Wie viel || çend<br />
|}<br />
<br />
==== Pronominalsuffixe ====<br />
In Zentralkurdisch und Südkurdisch sind auch Pronominalsuffixe wie in Persisch vorhanden. Sie werden an das Ende eines Wortes gebunden und erfüllen die Funktion der Personalpronomina. Diese enklitischen Personalpronomina waren auch in Altiranoarisch enthalten und beruhen möglicherweise auf einem Einfluss von isolierten Vorvölkern. Beispiel:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Deutsch || Zentral- und Südkurdisch || Persisch<br />
|-<br />
| Name|| naw||nâm<br />
|-<br />
| Mein Name<br />
| nawim||nâmäm<br />
|}<br />
<br />
Die Proniminalsuffixe:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Deutsch || Zentral- und Südkurdisch || Nach Vokal || Persisch<br />
|- style="background-color:#E6EDFF"<br />
|-<br />
| mein || -im || -m ||-äm<br />
|-<br />
| dein || -it || -t ||-ät<br />
|-<br />
| sein || -î || -y ||-äş<br />
|-<br />
| unser || -man || -man||-emân<br />
|-<br />
|-<br />
| euer || -tan || -tan ||-etân<br />
|-<br />
|-<br />
| deren || -yan || -yan ||-eşân<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Beispiele im Singular:<br />
<br />
* „Kur“ heißt auf Kurdisch „Sohn“ bzw. „Junge“ <!-- In dem Fall, der in der Tabelle angegeben ist wird im Kurdischen Sprachgebrauch der Sohn gemeint--><br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Deutsch ||colspan=4| Zentral- und Südkurdisch<br />
|- style="background-color:#E6EDFF"<br />
|-<br />
| Mein Sohn || Kur-im<br />
|-<br />
| Dein Sohn|| Kur-it<br />
|-<br />
| Sein/Ihr Sohn || Kur-î<br />
|-<br />
| Unser Sohn || Kur-man<br />
|-<br />
| Euer Sohn || Kur-tan<br />
|-<br />
|-<br />
| Ihr Sohn <font size="1">pl.</font> || Kur-yan<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der Vokal ''-i-'' der ersten und zweiten Person fällt nach Vokal und kann bei den Pluralformen nach Konsonant gesetzt werden.<br />
Die enklitischen Personalpronomina können für alle Satzglieder stehen mit Ausnahme des Subjekts (beachte die Besonderheit bei transitiven Verben in der Vergangenheit, s.u.), also für [[Possessivpronomen|Possessivpronomina]], für das [[Objekt (Grammatik)|indirekte Objekt]], für Komplemente einer [[Präposition]] und im Präsens auch für das [[Objekt (Grammatik)|direkte Objekt]].<br />
<br />
In der Vergangenheit transitiver Verben fungieren sie als [[Agens (Linguistik)|Agensmarker]] und können nicht für das direkte Objekt stehen. Sie [[Kongruenz (Grammatik)|kongruieren]] also mit dem Subjekt.<br />
<br />
Eine weitere Besonderheit ist ihre Position. Sie stehen generell auf der zweiten Position ihrer Phrase. Fungieren sie als Possessivpronomina, werden sie direkt an das Bezugswort gehängt. Stellen sie ein Komplement regiert von einer Präposition dar, so können sie direkt an die Präposition gehängt werden (z.&nbsp;B.: ''lege<u>l</u>-im-da'' = „mit mir“) oder sie erscheinen am Wort vor der Präposition (z.&nbsp;B.: ''agireke dûke<u>l</u>'''-î lê-'''he<u>l</u>desê.'' = „Rauch steigt aus dem Feuer“; wörtl.: ''das Feuer, Rauch-ihm aus-hochsteigt'', wobei das enklitische Personalpronomen ''-im'' von der Präposition ''lê'' regiert wird).<br />
<br />
Ist der einzig mögliche Träger im Satz das Verb selbst, so hängen die enklitischen Personalpronomina entweder an verbalen [[Präfix]]en (z.&nbsp;B.: ''na-'''t'''-bînim'' = „Ich sehe '''dich''' nicht.“) oder an der Verbalendung.<br />
<br />
==== Izafe ====<br />
Wenn ein Wort näher bestimmt wird, so wird das Wort in Kurdisch wie in anderen iranoarischen Sprachen über eine [[Ezafe|Izafe]] (auf Arabisch: Hinzufügung) mit dem Bestimmungswort verbunden. In Südkurdisch ist eine Izafe für Possessivpronomina nicht verfügbar. Beispiel:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Deutsch<br />
!Kurmandschi<br />
!Sorani<br />
!Südkurdisch<br />
|-<br />
|Haus<br />
|Mal<br />
|Mal<br />
|Mal<br />
|-<br />
|Mein Haus<br />
|Mala min<br />
|Malî min<br />
|<center>-</center><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Bei der Izafe gibt es im Singular für männlich und weiblich jeweils eine Form und im Plural eine gemeinsame Form für beide Geschlechter. Darüber hinaus gibt es auch einen Casus rectus und einen Casus obliquus der Izafe. In Sorani und Südkurdisch existiert keine Geschlechtsunterscheidung bei der Izafe-Konstruktion.<br />
<br />
Izafe-Formen in Kurdisch:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
!<br />
!colspan=3|Kurmandschi<br />
!colspan=3|Sorani<br />
!colspan=3|Südkurdisch<br />
|-<br />
|Kasus<br />
|sg.m.<br />
|sg.f.<br />
|pl.<br />
|sg.m.<br />
|sg.f.<br />
|pl.<br />
|sg.m.<br />
|sg.f.<br />
|pl.<br />
|-<br />
|[[Rectus]] und [[Obliquus (Kasus)|Obliquus]]||-ê|| -a|| -ên ||-î ||-î ||-anî ||-î || -î || -anî<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Dazu folgende Beispiele in Kurmandschi (''ker'' „Esel“, ''cîran'' „Nachbar“; das Verbindungssuffix ist fett gedruckt):<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
!Kasus<br />
!Form mit Izafe<br />
!Bedeutung<br />
|-<br />
|'''Rectus'''||ker-'''ê''' cîran-î||der Esel des Nachbarn<br />
|-<br />
|.||ker-'''a''' ciran-î|| die Eselin des Nachbarn<br />
|-<br />
|.||ker-'''a''' cîran-ê|| die Eselin der Nachbarin<br />
|-<br />
|.||ker-'''ên''' cîran-î|| die Esel des Nachbarn<br />
|-<br />
|.||ker-'''ên''' cîran-an|| die Esel der Nachbarn<br />
|-<br />
|'''Obliquus'''||ker-'''ê''' cîran-î||den Esel des Nachbarn<br />
|-<br />
|.||ker-'''a''' cîran-î|| die Eselin des Nachbarn<br />
|-<br />
|.||ker-'''a''' cîran-ê|| die Eselin der Nachbarin<br />
|-<br />
|.||ker-'''ên''' cîran-î|| die Esel des Nachbarn<br />
|-<br />
|.||ker-'''ên''' cîran-an|| die Esel der Nachbarn<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Verbum ===<br />
==== Ergativ ====<br />
Kurmandschi ist eine der wenigen [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen]] Sprachen, die den [[Ergativ]] benutzen. So steht bei der Vergangenheitsbildung das [[Agens (Linguistik)|Agens]] bei [[Transitivität (Grammatik)|transitiven]] Verben nicht im Casus rectus, sondern im Casus obliquus (vgl. auch [[Zaza-Sprache|Zazaki]]). Sorani und Südkurdisch kennen keinen Ergativ.<br />
<br />
Beispiele:<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Deutsch || Kurmandschi || Sorani || Südkurdisch<br />
|--<br />
| ''Ich'' sah <u>dich</u> || ''Min''<sub>Casus obliquus</sub> <u>tu</u><sub>Casus rectus</sub> dîtî || ''Min''<sub>Casus rectus</sub> <u>to</u><sub>Casus obliquus</sub> dîtim || ''Min''<sub>Casus rectus</sub> <u>tu</u><sub>Casus obliquus</sub> dîm<br />
|}<br />
<br />
Aber:<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Deutsch || Kurmandschi || Sorani || Südkurdisch<br />
|--<br />
| Ich kam || Ez<sub>Casus rectus</sub> hatim || Min<sub>Casus rectus</sub> hatim || Min<sub>Casus rectus</sub> hatim<br />
|}<br />
<br />
Hier steht das Agens in Kurmandschi im Casus rectus, weil „kommen“ ein [[Intransitivität (Grammatik)|intransitives]] Verb ist. In Sorani und Südkurdisch wird nichts verändert. Man kann sich transitive Verben als Verben vorstellen, wo man hypothetisch ein „was“ setzen kann. Da man nicht „was gehen“ kann, hat das „Gehen“ auch kein Ergativ erhalten.<br />
<br />
==== Präsens ====<br />
===== Indikativ und Kontinuativ =====<br />
Das Indikativ Präsens wird im Kurdischen durch das Anhängen eines Präfixes (de-, me-) plus der Personalendung (-im) gebildet. Im Südkurdischen wird in der Umgangssprache auf das Präfix „di-“ oft verzichtet.<br />
<br />
Beispiel „gehen“, dessen Stamm im Kurdischen ''-ç-'' ist, im Indikativ-Präsens:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Num/Pers || Kurmandschi || Sorani || Südkurdisch || Leki || Bedeutung<br />
|-<br />
| 1.sg.<br />
| ez di<u>ç</u>im<br />
| min e<u>ç</u>em<br />
| min <u>ç</u>im<br />
| min me<u>ç</u>im<br />
| ich gehe<br />
|-<br />
| 2.sg.<br />
| tu diçî<br />
| to eçî<br />
| tu çîd<br />
| tu meçîd<br />
| du gehst<br />
|-<br />
| 3.sg.<br />
| ew diçe<br />
| ew eçe<br />
| ew çûd<br />
| aw meçûd<br />
| er geht<br />
|-<br />
| 1.pl.<br />
| em diçin<br />
| ême eçin<br />
| îme çîm<br />
| îme meçîm<br />
| wir gehen<br />
|-<br />
| 2.pl.<br />
| hûn diçin<br />
| êwe eçin<br />
| îwe çin<br />
| îwe meçin<br />
| ihr geht<br />
|-<br />
| 3.pl.<br />
| ew diçin<br />
| ewan eçin<br />
| ewan çin<br />
| ewan meçin<br />
| sie gehen<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der [[Kontinuativ]] wird gebildet, indem man ein Suffix -e (nach einem Vokal: -ye) an die Indikativ-Form anhängt. In der Umgangssprache ist der Kontinuativ im Präsens selten anzutreffen; er wird vor allem in der akademischen Sprache benutzt. Im Deutschen wird er durch „ich gehe gerade“ übersetzt.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Num/Pers || Kurmandschi || Sorani || Südkurdisch || Englisch || Bedeutung<br />
|-<br />
| 1.sg.<br />
| ez diçime<br />
|<br />
|<br />
| I am going<br />
| ich gehe gerade<br />
|-<br />
| 2.sg.<br />
| tu diçîye<br />
|<br />
|<br />
| you are going<br />
| du gehst gerade<br />
|-<br />
| 3.sg.<br />
| ew diçeye<br />
|<br />
|<br />
| he is going<br />
| er geht gerade<br />
|-<br />
| 1.pl.<br />
| em diçine<br />
|<br />
|<br />
| we are going<br />
| wir gehen gerade<br />
|-<br />
| 2.pl.<br />
| hûn diçine<br />
|<br />
|<br />
| you are going<br />
| ihr geht gerade<br />
|-<br />
| 3.pl.<br />
| ew diçine<br />
|<br />
|<br />
| they are going<br />
| sie gehen gerade<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
===== Konjunktiv und Imperativ =====<br />
Konjunktiv und Imperativ Präsens werden im Kurdischen wie in allen anderen iranoarischen Sprachen mit der Vorsilbe ''bi-'' gebildet. Zuerst kommt die Vorsilbe ''bi-'', dann der Verbstamm und schließlich die Personalendung.<br />
<br />
Beispiel für den Konjunktiv Präsens:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Num/Pers || Kurmandschi || Sorani || Südkurdisch || Bedeutung<br />
|-<br />
| 1.sg.<br />
| ez bi<u>ç</u>im<br />
| min bi<u>ç</u>im<br />
| min bi<u>ç</u>im<br />
| (dass) ich gehe<br />
|-<br />
| 2.sg<br />
| tu biçî<br />
| to biçî<br />
| tu biçîd<br />
| du gehest<br />
|-<br />
| 3.sg.<br />
| ew biçe<br />
| ew biçe<br />
| ew biçûd<br />
| er/sie/es geht<br />
|-<br />
| 1.pl.<br />
| em biçin<br />
| ême biçin<br />
| îme biçîm<br />
| (dass) wir gehen<br />
|-<br />
| 2.pl.<br />
| hûn biçin<br />
| êwe biçin<br />
| îwe biçin<br />
| ihr gehet<br />
|-<br />
| 3.pl.<br />
| ew biçin<br />
| ewan biçin<br />
| ewan biçin<br />
| (dass) sie gehen<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Beispiel für den Imperativ Präsens:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! Num/Pers || Kurmandschi || Sorani || Südkurdisch || Bedeutung<br />
|-<br />
| 2.sg.<br />
| (tu) biçe!<br />
| (to) biçe!<br />
| (tu) biçe!<br />
| gehe!<br />
|-<br />
| 3.sg.<br />
| ew biçe<br />
| ew biçe<br />
| ewe biçûd<br />
| er/sie/es soll gehen!<br />
|-<br />
| 1.pl.<br />
| em biçin<br />
| ême biçin<br />
| îme biçîm<br />
| gehen wir!<br />
|-<br />
| 2.pl.<br />
| (hûn) biçin<br />
| (êwe) biçin<br />
| (îwe) biçin<br />
| geht!<br />
|-<br />
| 3.pl.<br />
| ew biçin<br />
| ewan biçin<br />
| ewane biçin<br />
| sie sollen gehen!<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Futur ====<br />
Für das Futur wird anstatt ''di-'' das Präfix ''bi-'' benutzt. Darüber hinaus wird dem Verb eine Endung angehängt, die aber unbetont ist. Oft ist es ''-ê'', im Schriftkurdischen werden ''dê'' und ''wê'' bevorzugt, die getrennt geschrieben werden.<br />
<br />
Beispiel:<br />
* ''ezê biçim'' „ich werde gehen“ – (Schriftkurdisch)<br />
* ''ew dê biçe'' „sie wird gehen“<br />
<br />
== Wortschatz ==<br />
Kurdisch gehört zu den wenigen iranischen Sprachen, die trotz der Islamisierung im Großen und Ganzen ihren originalen Wortschatz bewahren konnten, wenn es auch viele arabische Lehnwörter gibt. Persisch wurde als wichtige Amts- und Kultursprache stärker vom Arabischen beeinflusst als das Kurdische, eine Sprache von Berghirten und Nomaden.<br />
<br />
Die indoeuropäische Herkunft von Kurdisch zeigt sich noch heute in vielen Wörtern. Beispiele für Wörter, die keinen großen Lautverschiebungen ausgesetzt worden sind.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! [[Indogermanische Sprachen|Proto-Indoeuropäisch]] || Kurdisch ||Deutsch<br />
|-<br />
| *b<sup>h</sup>réh<sub>2</sub>tēr||bira, brader||Bruder<br />
|-<br />
| *b<sup>h</sup>er-||birin||(bringen)<br />
|-<br />
| *h<sub>3</sub>b<sup>h</sup>ruH ||birû||(Augen)braue<br />
|-<br />
| *h<sub>1</sub>nḗh<sub>3</sub>mṇ||nav, naw||Name<br />
|-<br />
| *néwos||nû, nev||neu<br />
|-<br />
| *s<sup>w</sup>éḱs||şeş||sechs<br />
|-<br />
| *h<sub>2</sub>stḗr||histêrk, stêrk, stêr||Stern<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Beispiele für Wörter, die sich durch Lautverschiebungen deutlich von der ur-indoeuropäischen Form entfernt haben:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#D5E0FF"<br />
! [[Indogermanische Sprachen#Ursprung und Entwicklung|Proto-Indoeuropäisch]] ||[[Iranische Sprachen#Iranische Sprachperioden|Altiranisch]]|| Kurdisch ||Deutsch||Heutige Bedeutung in Kurdisch<br />
|-<br />
| *<u>l</u>eu<u>k</u>-||<u>r</u>eu<u>ç</u>-||roj||leuchten, Licht||Tag<br />
|-<br />
| *<u>s</u>eptṃ||<u>h</u>epte-||heft||sieben||sieben<br />
|-<br />
| *<u>s</u>wé<u>s</u>or||<u>h</sup>ve<u>h</u>er||xweh, xweşk, xwuş, xwuşk, xoe||Schwester||Schwester<br />
|-<br />
| *<u>ǵ</u>eme-||<u>z</u>āmāter||zava||(Bräutigam)||Bräutigam<br />
|-<br />
| *<u>ǵ</u>neh<sub>3</sub>-||<u>z</u>ān-||zanîn||können||wissen<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
<br />
* [[kurdische Medien]], [[kurdische Literatur]], [[kurdische Musik]], [[kurdischer Film]], [[Kurdologie]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur|Autor=David Neil MacKenzie|Titel=Kurdish dialect studies|Verlag=Oxford Univ. Press|Ort=London |Jahr=1961, 1962|Kommentar=Nord- und Zentralkurdische Dialekte}}<br />
* {{Literatur|Autor=Paul Ludwig|Titel=Kurdisch Wort für Wort|Verlag=Peter Rump|Ort=Bielefeld|Jahr=2002|Kommentar=Kurmandschi|ISBN=3-89416-285-6}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Celadet Ali Bedirxan|Emir Djelalet Bedir Khan]], Roger Lescot|Titel=Kurdische Grammatik|Verlag=Verlag Kultur und Wissenschaft|Ort=Bonn|Jahr=1986|Kommentar=Kurmandschi|ISBN=3-926105-50-X}}<br />
* {{Literatur|Autor=Feryad Fazil Omar|Titel=Kurdisch-Deutsches Wörterbuch|Verlag=Institut für Kurdische Studien|Ort=Berlin|Jahr=1992, 2005|Kommentar=Kurmandschi, Sorani|ISBN=3-932574-10-9}}<br />
* Khanna Omarkhali: ''Kurdish Reader, Modern Literature and Oral Texts in Kurmanji.'' Harrassowitz,Wiesbaden 2011. ISBN 3-447-06527-3<br />
* {{Literatur|Autor=Petra Wurzel|Titel=Kurdisch in 15 Lektionen|Verlag=Komkar|Ort=Köln|Jahr=1992|ISBN=3-927213-05-5}}<br />
* {{Literatur|Autor=Kemal Sido-Kurdaxi|Titel=Sprachführer Kurdisch|Verlag=Blaue Hörner Verlag|Ort=Marburg|Jahr=1994|Kommentar=Kurmandschi|ISBN=3-926385-22-7}}<br />
* {{Literatur|Autor=Joyce Blau|Titel=Manuel de Kurde. Dialecte Sorani. Grammaire, textes de lecture, vocabulaire kurde-français et français-kurde|Verlag=Librairie de Kliensieck|Ort=Paris|Jahr=1980|ISBN=2-252-02185-3}}<br />
* {{Literatur|Autor=Jamal Jalal Abdullah, Ernest N. McCarus|Titel=Kurdish Basic Course. Dialect of Sulaimania, Iraq|Verlag=University of Michigan Press|Ort=Ann Arbour|Jahr=1967|ISBN=0-916798-60-7}}<br />
* {{Literatur|Autor=Petra Wurzel|Titel=Rojbas – Einführung in die kurdische Sprache|Verlag=Reichert|Ort=Wiesbaden|Jahr=1997|ISBN=3-88226-994-4}}<br />
* {{Literatur|Autor=Hüseyin Aguicenoglu|Titel=Kurdisches Lesebuch. Kurmancî-Texte des 20. Jahrhunderts mit Glossar|Verlag=Reichert|Ort=Wiesbaden|Jahr=2005|ISBN=3-89500-464-2}}<br />
* {{Literatur|Autor=Kamiran Bêkes (Haj Abdo)|Titel=Bingehên rêzimana kurdî, zaravê kurmanciya bakur|Verlag=Babol Druck|Ort= Osnabrück|Jahr=2004}}<br />
<br />
=== Kurdisch-Englisch Wörterbücher ===<br />
* {{Literatur|Autor=Michael Lewisohn Chyet|Titel=Kurdish-English dictionary - Kurmanji-English|Verlag=Yale University Press|Ort=New Haven|Jahr=2003|ISBN=0-300-09152-4}}<br />
* {{Literatur|Autor=Nicholas Awde|Titel=Kurdish-English/English-Kurdish (Kurmanci, Sorani and Zazaki) Dictionary and Phrasebook|Verlag=Hippocrene Books Inc.|Ort=New York|Jahr=2004|ISBN=0-7818-1071-X}}<br />
* {{Literatur|Autor=Raman|Titel=English-Kurdish(Sorani) Dictionary|Verlag=Pen Press Publishers Ltd|Jahr=2003|ISBN=1-904018-83-1}}<br />
* Salah Saadallah: ''Saladin’s English-Kurdish Dictionary.'' 2. Aufl. Hrsg. v. Paris Kurdish Institute. Avesta, Istanbul 2000. ISBN 975-7112-85-2<br />
* {{Literatur|Autor=Aziz Amindarov|Titel=Kurdish-English/English-Kurdish Dictionary|Verlag=Hippocrene Books Inc.|Ort= New York|Jahr=1994|ISBN=0-7818-0246-6}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Wikipedia|ku|Kurdisch}}<br />
* {{Portal| Kurdistan}}<br />
* {{EIr|kurdish-language-i}}<br />
<br />
=== Institute ===<br />
* [http://www.enstituyakurdi.org/ Kurdisches Institut in Istanbul]<br />
* [http://www.institutkurde.org/en/language/ Kurdisches Institut in Paris – Sprache und Literatur]<br />
* [http://www.kurdishacademy.org/ KAL: Die kurdische Sprachakademie] (englisch)<br />
<br />
=== Wörterbücher ===<br />
* [http://azadiyakurdistan.yooco.de/p.deutsch_-_alman.html AzadiyaKurdistan Wörterbuch Deutsch–Kurdisch (Kurmancî)]<br />
* [http://www.dicts.info/di1.php?k1=1&k2=214 Englisch–Kurdisch] (von Erdal Ronahî)<br />
* [http://pckurd.com/modules.php?name=Downloads&d_op=viewdownload&cid=1/' Englisch-Kurdisches Wörterbuch für PC-Termini]<br />
* [http://www.dicts.info/2/turkish-kurdish.php?e=mc2 Türkisch-Kurdisch-Türkisch]<br />
* [http://www.alptekin.de/tr/html/kurtce-turkce.html Türkisch-Kurdisch-Türkisch]<br />
* [http://legerin.ferheng.org/search.php?ziman=de Deutsch-Kurdisch]<br />
* [http://deu.hablaa.com/deutsch-kurdisch/ Deutsch-Kurdisches Wörterbuch Hablaa]<br />
* [http://ferheng.org/de Deutsch-Nordkurdisches Wörterbuch Ferheng]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=ku|text=kurdischer Sprache|wnews=0|wvers=0}}<br />
<br />
[[Kategorie:Westiranische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Kurdistan]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Erromintxela&diff=134271546Erromintxela2014-09-22T20:09:07Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
| Sprache =Erromintxela<br />
| familycolor=Mixed<br />
| Länder ={{ESP|#}} [[Spanien]]<br />{{FRA|#}} [[Frankreich]] <br />{{ES-PV|#}} [[Baskenland]];<br />
Sprache möglicherweise schon ausgestorben (2010)<br />
Sprecherzahl= circa 500-1000 (1997)<ref name=Pais>Xabier Argüello: ''Ijito euskaldunen arrastoan.'' [[El País]] 2008.</ref><br />
| Sprecher = Erromintxela (Eigenbezeichnung)<br />
| Klassifikation =* [[Indogermanische Sprachfamilie|Indogermanisch]]<br />
*: [[Indoiranische Sprachen|Indoiranisch]]<br />
*:: [[Indoarische Sprachen|Indoarisch]]<br />
*::: [[ROMANI-DOMARI]]<br />
*:::: [[Romani]]<br />
*::::: [[Iberische Gruppe]]<br />
*:::::: [[Mischsprache]], [[Baskische Sprache|Baskische]] Grammatik mit [[Romani]] Lexik = Para-Romani/Pararomani<br />
| KSprache = auch: Errumantxela<br />
| Amtssprache =<br />
| ISO1 = N.V.<br />
| ISO2 = -<br />
| ISO3 = emx<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma vasco.png|thumb|upright=1.4|Baskisches Sprachgebiet am Golf von Biskaya]]<br />
<br />
'''Erromintxela''' {{IPA|erominˈtʃela||Erromintxela.ogg}} ist die Sprache einer Gruppe von [[Roma]] (aus der Untergruppe der Romani), die im [[Baskenland]] leben und auch unter dem Namen Errumantxela bekannt sind. Es wird manchmal ''Baskisches [[Caló (Sprache)|Caló]]'' genannt;<ref>Ethnologue [http://www.ethnologue.com/show_country.asp?name=ES ''Sprachen of Spain''] Retrieved 3 July 2009.</ref> ''caló vasco, romaní vasco,'' oder ''errominchela'' auf Spanish; und ''euskado-rromani''<ref>Langues d'Europe et de la Méditerranée (LEM) [http://portal-lem.com/map-carte_rromani.html ''La langue rromani en Europe''] Retrieved 3 July 2009.</ref> oder ''euskado-romani''<ref>Nicole Lougarot: ''Bohémiens.'' Gatuzain Argitaletxea 2009, ISBN 2-913842-50-X.</ref> auf Französisch. Obwohl detaillierte Angaben über die Sprache auf das Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts zurückgehen, begann die linguistische Erforschung erst in den 1990er-Jahren.<br />
<br />
Erromintxela ist eine [[Mischsprache]], die den Großteil ihres Vokabulars aus dem [[Kalderash]]-[[Romani]] bezieht und zugleich die [[Baskische Sprache|baskische]] Grammatik anwendet, ähnlich wie das [[Anglo-Romani]] der Roma in England das Romani-Vokabular mit der englischen Grammatik mischt. Die Entwicklung dieser Mischsprache wurde begünstigt durch die ungewöhnlich tiefe Integration des Erromintxela-Volkes in die baskische Gesellschaft und den daraus resultierenden Bilingualismus im Baskischen. Die Sprache stirbt langsam aus; die meisten der vielleicht 1000 verbliebenen Sprecher leben an der Küste von [[Labourd]] und in den Bergregionen von [[Soule (Region)]], [[Navarra]], [[Gipuzkoa]] und [[Biskaya]].<ref name=Argia1>Lore Agirrezabal: ''Erromintxela, euskal ijitoen hizkera.'' Argia, [[San Sebastián]] 2003.</ref> Die Erromintxela sind Abkömmlinge der Einwanderungswelle von Kalderash-Roma im 15.&nbsp;Jahrhundert, die über Frankreich ins Baskenland kamen.<ref name=Argia2>Unai Brea: ''Hiretzat goli kherautzen dinat, erromeetako gazi mindroa.'' Argia, San Sebastián 2008</ref> Sie unterscheiden sich sowohl ethnisch als auch linguistisch von den [[Caló|(Spanisch-Romani)]]-sprechenden [[Roma in Spanien]] und den [[Cascarots|Cascarot]]-[[Roma]] des [[Nördliche Baskenland|nördlichen Baskenlandes]].<br />
<br />
== Name ==<br />
[[Datei:Movimiento gitano.jpg|thumb|200px|Wanderungsbewegung der Roma durch den [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] und [[Nordafrika]] nach [[Europa]]]]<br />
Der Ursprung des Namens Erromintxela ist unklar und mag relativ junger Herkunft sein; Basken hatten die Erromintxela früher mit allgemeineren Ausdrücken für Roma wie z.&nbsp;B. ''ijitoak'' "Ägypter", ''ungrianok'' "Ungarn", oder ''buhameak'' "[[Böhmen]] bezeichnet",<ref name=Pais> Wie dem auch sei, eine Anzahl Autoren<!--work into refs: De Rochas, Baudrimont, Macritchie--> glaubt, dass es sich bei dem Namen um die baskische Wiedergabe des französischen Namens ''romanichel'' oder ''romané-michel handelt,''</ref><ref name=Macr>D. Macritchie: ''Accounts Of The Gypsies Of India.'' 1886, (Deutsch: ''Berichte über die Zigeuner Indiens.''), Reprint: New Society Publications, [[New Delhi]] 2007, ISBN 978-1-4067-5005-8.</ref> ein Name, der vorherrschend in der Nähe der [[Pyrenäen]] ist und im Besonderen im [[Nördliche Baskenland|nördlichen Baskenland]].<ref name=Macr/> ''Romanichel'' hinwiederum ist eine französische Wiedergabe der Romani Redewendung ''Romani čel'' "Romani Person".<ref>M. Wood: ''In the Life of a Romany Gypsy.'' [[Routledge (Verlag)]], 1973, ISBN 978-0-7100-7595-6.</ref> Obwohl dieser Name nun in Frankreich ungebräuchlich ist, kann man ihn bei den Bezeichnungen des britischen [[Romanichal|Ròmanichal]] finden.<ref>[[Council of Europe]] [http://www.coe.int/T/DG3/RomaTravellers/source/GlossaryRoma.doc "Roma and Travellers Glossary"] Retrieved 9. August 2009.</ref> sowie der [[Skandinavien|Skandinavischen]], [[Resandefolket|Romanisæl]], allesamt Abkömmlinge, wie die Erromintxela, einer Gruppe von Roma, die nach Frankreich gewandert waren.<ref>I. Hancock: ''A Glossary of Romani Terms, p. 182.'' In: W. Weyrauch: ''Gypsy Law: Romani Legal Traditions and Culture.'' University of California Press, 2001, ISBN 978-0-520-22186-4.</ref><br />
<br />
Frühe Zeugnisse des Namens auf Baskisch umfassen ''Errama-itçéla, Erroumancel,''<ref name=Macr/><ref>P. Mérimée: ''Lettres a Francisque Michel (1848-1870) & Journal de Prosper Mérimée (1860-1868).'' Librarie Ancienne Honoré Champion, Paris 1930, S. 118-119.</ref> später ''errumanzel'' und ''erremaitzela.''<ref name="Amendi">Auñamendi Entziklopedia [http://www.euskomedia.org/aunamendi/76974 "Diccionario Auñamendi - Gitano" ] Retrieved 29 July 2009.</ref> Der Initial ''E-'' ist der baskische [[Prothese (Linguistik)|prosthetische]] Vokal,<ref name=Macr/> der hinzugefügt wird, weil kein baskisches Wort mit einem ''R-,'' beginnen kann und das End''-a'' ist das [[Absolutiv]]suffix, das verwendet wird, wenn ein Name zitiert wird. Wenn diese Etymologie stimmt, handelt es sich hierbei um den selten Fall einer ursprünglichen Romani-Eigenbezeichnung ([[Endonym]]), das durch eine andere Sprache entlehnt wurde.<br />
<br />
Das Volk selbst bezeichnet sich als ''ijitoak'' Baskisch für Englisch: "gypsies", bzw. genauer als ''Erromintxela'' im Gegensatz zum Caló Romani,<ref name=Viz/> welche sie als ''xango-gorriak,'' Baskisch für Englisch "red-legs" (Deutsch: „Rotbeinige“) bezeichnen.<ref name=Pais/><ref name=Argia1/><br />
<br />
== Status der Sprache ==<br />
Zurzeit gibt es schätzungsweise 500 Sprecher im [[Südliche Baskenland|südlichen Baskenland]] in Spanien, das sind circa 2 % der Bevölkerung von 21.000 [[Roma]], sowie weitere geschätzte 500 in Frankreich.<ref name=Pais/> In Spanien sind die verbliebenen fließenden Sprecher ältere Leute, meistens über 80&nbsp;Jahre alt; einige sprechen genauso flüssig Spanisch, Baskisch oder [[Caló (Sprache)|Caló]] (Spanisch-Romani). Erromintxela mittleren Alters sind meistens passiv [[Bilingualismus|zweisprachig]] und die Jüngsten sprechen ausschließlich Baskisch oder Spanisch. Im nördlichen Baskenland wird die Sprache immer noch an die Kinder weitergegeben.<ref name=Argia1/> Der Prozentsatz der Sprecher unter den spanischen Erromintxela ist größer als 2 %, da eine große Anzahl Caló-sprechende Roma während der starken [[Industrialisierung]] im 20.&nbsp;Jahrhundert ins Baskenland zogen.<ref name=EJ> ''Plan Vasco para la promoción integral y participación social del pueblo gitano.'' ( Deutsch: ''Baskischer Plan zur integralen Förderung und sozialen Teilhabe des Volkes der Zigeuner.'') [[Baskische Regierung]] (2005)</ref><br />
<br />
== Literatur in Erromintxela ==<br />
Bis heute wurde in dieser Sprache nur wenig Literatur geschrieben. Das bemerkenswerteste Werk ist ein Gedicht von [[Jon Mirande]], der Gedicht mit dem Titel ''Kama-goli'' in seiner [[Anthologie]] ''Orhoituz'' aus dem 1997 veröffentliche.<ref>P. Urkizu, A. Arkotxa: ''Jon Mirande Orhoituz - 1972-1997 - Antologia.'' San Sebastián 1997, ISBN 978-84-7907-227-8.</ref> und die Novelle aus dem Jahre 1999 ''Agirre zaharraren kartzelaldi berriak'' von Koldo Izagirre Urreaga mit einem Helden, der die Sprache benutzt.<ref>J. Cazenave: ''Koldo Izagirre Urreaga.'' In: ''Auñamendi Entziklopedia.'' [http://www.euskomedia.org/aunamendi/71777?q=erromintxela&numreg=1&start=0] Retrieved 19 February 2010.</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die Erromintxela erreichten das Baskenland im 15.&nbsp;Jahrhundert, als Sprecher des Kalderash Romani. Sie integrierten sich viel stärker in die baskische Gesellschaft als andere Roma-Gruppen. Während dieses Prozesses eigneten sie sich die baskische Sprache an und adaptierten Aspekte baskischer Kultur wie z.&nbsp;B. mehr Rechte für Frauen und wichtige Traditionen e.g. [[bertsolaritza]] (improvisierter poetischer Gesang) und [[Pelota]] (nationales baskisches Ballspiel).<ref name=Argia2/><ref name=Viz>Óscar Vizarraga: ''Erromintxela: notas para una investigación sociolingüística.'' In: ''I Tchatchipen.'' Vol 33, [[Instituto Romanó]], Barcelona 2001.</ref> Muñoz und Lopez de Mungia vermuten, dass die morphologischen und phonologischen Ähnlichkeiten zwischen dem Romani und dem Baskischen die Adaption der baskischen Grammatik durch zweisprachige Roma wesentlich erleichterte.<ref name=Argia2/><br />
<br />
Es scheint, dass viele Roma sich entschlossen im Baskenland zu bleiben, um der Verfolgung anderswo in Europa zu entgehen.<ref name=Argia2/><ref name=EJ/> Nichtsdestotrotz waren sie selbst hier nicht immer sicher vor Verfolgung. So erließ z.&nbsp;B. der [[Königreich von Navarra|Königliche Rat von Navarra]] im Jahre 1602 ein Edikt, alle "Vagabunden" (sprich Roma) zusammenzutreiben, die dann zu 6&nbsp;Jahren [[Galeere]] verurteilt werden sollten.<ref name=Amendi/> Gegen das 18.&nbsp;Jahrhundert hingegen hatten sich die Einstellungen geändert und die Betonung verschob sich in Richtung Integration. In den Jahren 1780–1781 erließen die Gerichtshöfe von Navarra zum Beispiel das Gesetz Nr.&nbsp;23, das "die Behörden [dazu aufrief], sich um sie zu kümmern, ihnen Siedlungsgebiete zu besorgen und ehrbare Berufe und Lebensführung zu ermöglichen..."<ref name=Amendi/><br />
<br />
== Forschung ==<br />
Die älteste Beschreibung der Sprache stammt aus dem Jahre 1855, als der französische Ethnograph Justin Cenac-Moncaut beschrieb, dass Erromintxela hauptsächlich im nördlichen Baskenland zu finden ist. Der älteste zusammenhängende Text in Erromintxela, ein Gedicht mit dem Titel ''Kama-goli,'' wurde von Jon Mirande in einer Sammlung baskischer Dichtung veröffentlicht (ca. 1960).<ref name=Mir>Jon Mirande: ''Poemak 1950-1966.'' Erein, San Sebastián 1984.</ref><br />
<br />
Die 40-seitige Studie von [[Alexandre Baudrimont]] ''Vocabulaire de la langue des Bohémiens habitant les pays basques français'' (Deutsch: „Vokabular der Sprache der Böhmen wohnhaft im französischen Baskenland) aus dem Jahre 1862, ist eines der umfangreichsten frühen Zeugnisse und umfasst sowohl Vokabular als auch grammatikalische Aspekte. Baudrimont arbeitete mit zwei Informantinnen zusammen, einer Mutter und ihrer Tochter aus [[Uhart-Mixe]], einem Gebiet in der Nähe von [[Saint-Palais, atlantische Pyrenäen|Saint-Palais]], die er beide als "fließende Sprecherinnen" beschreibt. Unglücklicherweise war er nur in der Lage, eine einzige Sitzung abzuhalten, da dann den Frauen gesagt wurde, nicht mehr länger mit ihm zusammenzuarbeiten aus Angst davor, dass Außenstehende die Geheimnisse des Romani ausspähen könnten.<ref name=Bau/> Baudrimonts Publikation ist zum Teil problematisch — er selbst stellt fest, dass er sich nicht immer sicher sein konnte, ob die korrekten Formen erhoben wurden. Beispielsweise fehlte bei den meisten Verbformen, die er versuchte zu erheben, die zu erwartende Verbalendung ''-tu'' und schienen stattdessen [[Partizip]]ien zu sein.<ref name=Bau/><br />
<br />
Der französische Soziologe Victor de Rochas bezieht sich auf die Roma im nördlichen Baskenland, die Baskisch statt Französisch sprächen, in seiner Schrift aus dem Jahre 1876 ''Les Parias de France et d'Espagne (cagots et bohémiens)'' (Deutsch: Die Paria Frankreichs und Spaniens ([[Cagots]] und [[Zigeuner]]/Böhmer)). Der [[Kanoniker]] Jean-Baptiste Daranatz veröffentlichte eine Wortliste im Periodikum ''Eskualdun Ona'' im Jahre 1906<ref name=Daranatz>Jean-Baptiste Daranatz: ''Les Bohémiens du Pays Basque.'' (Deutsch: ''Die Zigeuner/Böhmer des Baskenlandes.'') Eskualdun Ona #38, September 1906.</ref> und im Jahr 1921 führten Berraondo und Oyarbide einige Untersuchungen durch zum Thema.<ref name=Argia1/> Obwohl oft als ''gitano'' (Spanisch für Roma) oder ''bohémien / gitan'' (Französisch für "Böhmer/Bohemischer/Zigeuner") etikettiert, sind einige Daten in [[Resurrección María de Azkue]]s (ein einflussreicher baskischer Priester, Musiker, Dichter, Schriftsteller, Schiffer und Akademiker, (* 5. August 1864; † 9. November 1951)) 1905 erschienenem Wörterbuch und [[Pierre Lhande]]s (baskisch-französischer Priester; * 9. Juli 1877; † 17. April 1957) 1926 erschienenem Wörterbuch identifizieren.<ref name=Argia1/><br />
<br />
Bis ins späte 20.&nbsp;Jahrhundert wurde die Sprache nur wenig weiter untersucht. Im Jahre 1986 veröffentlichte [[Federico Krutwig]] einen kurzen Artikel in der ''Revista Internacional de Estudios Vascos'' (Deutsch: Internationale Zeitschrift für baskische Studien) mit dem Titel "Los gitanos vascos" ("Die baskischen Zigeuner") mit einer kurzen Wortliste und einer kurzen Analyse der Morphologie der Sprache.<ref name=Krut>Federico Krutwig Sagredo: ''Los gitanos vascos.'' (Deutsch: ''Die baskischen Zigeuner.'') In: ''Revista Internacional de Estudios Vascos.'' Volume 31 (1986)</ref> Wie dem auch sei, die bis dato detaillierteste Untersuchung wurde von dem baskischen Philologen Josune Muñoz und dem Historiker Elias Lopez de Mungia veröffentlicht, die im südlichen Baskenland im Jahr 1996 mit auf Bitten der Roma-Organisation "Kalé Dor Kayiko", mit Unterstützung der [[Euskaltzaindia]] und der "University of the Basque Country", mit ihrer Arbeit begannen.<ref name=Argia1/> Kalé Dor Kayiko, eine Organisation die sich für das spanische Caló und das Romani einsetzt, hatte von der Existenz des Erromintxela in den 1990er-Jahren durch einen Artikel der Historikerin Alizia Stürtze mit dem Titel ''Agotak, juduak eta ijitoak Euskal Herrian'' (Deutsch: [[Agote]]s, Juden und Zigeuner im Baskenland) Kenntnis erhalten.<ref name=Argia2/> Kalé Dor Kayiko beabsichtigt, die Untersuchung der Sprache, Verhaltensweisen, Identität und Geschichte der Erromintxela in den weniger gut untersuchten Provinzen von [[Navarra]] und dem nördlichen Baskenland fortzuführen.<ref name=Argia2/><br />
<br />
== Linguistische Merkmale ==<br />
Die Untersuchung von Muñoz und Lopez de Mungia hat bestätigt, dass Erromintxela nicht vom [[Caló (Sprache)|Caló]] (Spanisch-Romani), gesprochen in ganz Spanien, abgeleitet ist, sondern stattdessen auf dem [[Kalderash]]-Romani und dem Baskischen basiert.<ref name=Argia1/> Das Vokabular scheint fast ausschließlich Romani-Ursprungs zu sein; die Grammatik jedoch, sowohl Morphologie als auch Syntax, leitet sich ab aus verschiedenen baskischen Dialekten.<ref name=Argia1/> Nur wenige Spuren der Romani-Grammatikstrukturen scheinen verblieben zu sein.<ref name=Argia2/> Die Sprache ist sowohl für Sprecher des Baskischen als auch des Caló unverständlich.<ref name=Argia1/><br />
<br />
Typologisch gesehen weist Erromintxela dieselben Merkmale auf wie die baskischen Dialekte, von denen sie ihre grammatikalischen Strukturen ableitet. Ihre [[Kasus]]markierung folgt den [[Ergativsprache|ergativ-absolutiv]] Mustern, wo das Subjekt eines [[Intransitives Verb|intransitiven Verbes]] im [[Absolutiv]] steht (der nicht markiert ist) und der gleichfalls für das [[direkte Objekt]] ([[Patiens]]) eines [[Transitives Verb|transitiven Verbes]] verwendet wird. Das Subjekt ([[Agens (Linguistik)]]) eines transitiven Verbs wird mit dem [[Ergativ]] gekennzeichnet. Ähnlich stimmen auch [[Hilfsverb]]en mit dem Subjekt überein und jedem vorhandenen direkten und indirekten Objekt und die Verbformen werden [[allokutiv]] markiert (i.e. ein Marker wird verwendet, um das Geschlecht des Adressaten).<br />
<br />
Da sowohl Erromintxela als auch Caló aus dem Romani abgeleitet sind, ähneln viele Erromintxela-Wörter dem spanischen und katalanischen Caló.<br />
<br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Caló'''<ref name = Adiego>I. Adiego: ''Un vocabulario español-gitano del Marqués de Sentmenat (1697-1762).'' Ediciones [[Universitat de Barcelona]] 2002, ISBN 84-8338-333-0.</ref><br />
!style="background-color: honeydew"|'''Wortstamm'''<br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Bedeutung'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|baro<br />
| style="background-color: aliceblue"|varó/baró<br />
| style="background-color: honeydew"|baró<br />
| style="background-color: lightgrey"|groß<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dui(l)<br />
| style="background-color: aliceblue"|dui<br />
| style="background-color: honeydew"|dúj<br />
| style="background-color: lightgrey"|zwei<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|guruni<br />
| style="background-color: aliceblue"|guruñí<br />
| style="background-color: honeydew"|gurumni<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kuh f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kani(a)<br />
| style="background-color: aliceblue"|casní, caní<br />
| style="background-color: honeydew"|khajní<br />
| style="background-color: lightgrey"|Henne f., Huhn n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|latxo, latxu<br />
| style="background-color: aliceblue"|lachó (fem. lachí)<br />
| style="background-color: honeydew"|lačhó<br />
| style="background-color: lightgrey"|gut<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mandro(a)<br />
| style="background-color: aliceblue"|manró, marró<br />
| style="background-color: honeydew"|manró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Brot n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|nazaro, lazaro<br />
| style="background-color: aliceblue"|nasaló (fem. nasalí)<br />
| style="background-color: honeydew"|nasvalí<br />
| style="background-color: lightgrey"|Brot n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|panin(a)<br />
| style="background-color: aliceblue"|pañí<br />
| style="background-color: honeydew"|paní<br />
| style="background-color: lightgrey"|Wasser n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pinro(a), pindru(a)<br />
| style="background-color: aliceblue"|pinrró<br />
| style="background-color: honeydew"|punró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Fuß m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|trin, tril<br />
| style="background-color: aliceblue"|trin<br />
| style="background-color: honeydew"|trin<br />
| style="background-color: lightgrey"|Baum m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zitzai(a)<br />
| style="background-color: aliceblue"|chichai<br />
| style="background-color: honeydew"|čičaj<br />
| style="background-color: lightgrey"|groß<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Phonologie ===<br />
Baudrimonts Beschreibung aus dem Jahre 1862 zufolge<ref name=Bau>A. Baudrimont: [http://books.google.ca/books?id=8xBXAAAAMAAJ ''Vocabulaire de la langue des Bohémiens habitant les pays basques français''] (Deutsch: ''Vokabular der Sprache der Zigeuner/Bömer, die das französische Baskenland bewohnen.'') Academie Impériale des Sciences, [[Bordeaux]] 1862.</ref> und auch nach modernen südlichen Quellen, scheint das Erromintxela höchstens das folgende Lautsystem zu besitzen. Südliche Sprecher haben scheinbar nicht den gerundeten Vokal {{IPA|/y/}} oder den Konsonant {{IPA|/θ/}}, in Übereinstimmung mit Nord-Südunterschieden im Baskischen und es ist unklar, ob die nördliche Unterscheidung zwischen {{IPA|/ɡ/}} und {{IPA|/ɣ/}} auch im Süden vorhanden ist.<br />
<br />
==== Konsonantensystem ====<br />
{| class="wikitable" style="margin:auto:" align="center"<br />
|+caption | Tabelle der Konsonantenphoneme im Erromintxela<br />
|-<br />
! rowspan="2" colspan="2" |<br />
! colspan="4" | Labiale [[Konsonant]]en<br />
! colspan="8" | [[Koronal]]e Konsonanten<br />
! colspan="4" | [[Dorsal (Phonetik)]] Konsonanten<br />
! colspan="2" rowspan="2"| [[Glottal]] Konsonanten<br />
|-<br />
! colspan="2" | [[Bilabial]]e<br />
! colspan="2" | [[Labiodental|Labio-dentale]]<br />
! colspan="2" | [[Dental]]e<br />
! colspan="2" | [[Laminal|Lamino-<br />dental]]<br />
! colspan="2" | [[Apical (linguistik)|Apiko]]-<br />[[Alveolar|alveolare]]<br />
! colspan="2" | [[Postalveolar|Post-alveolare]]<br />
! colspan="2" | [[Palatal]]e<br />
! colspan="2" | [[Velar]]e<br />
|- align="center"<br />
! colspan="2" | [[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
Konsonanten<br />
| colspan="2" | m<br />{{IPA|/m/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | n<br />{{IPA|/n/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | ñ<br />{{IPA|/ɲ/}}<br />
| colspan="2" |<br />
|<br />
|- align="center"<br />
! colspan="2" | [[Plosiv]]e<br />
Konsonanten<br />
| p<br />{{IPA|/p/}}<br />
| b<br />{{IPA|/b/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| t<br />{{IPA|/t/}}<br />
| d<br />{{IPA|/d/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| k<br />{{IPA|/k/}}<br />
| g<br />{{IPA|/ɡ/}}<br />
|<br />
|- align="center"<br />
! colspan="2" |[[Affrikat]]e<br />
Konsonanten<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | tz<br />{{IPA|/ts̻/}}<br />
| colspan="2" | ts<br />{{IPA|/ts̺/}}<br />
| colspan="2" | tx<br />{{IPA|/tʃ/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
|<br />
|- align="center"<br />
! colspan="2" | [[Frikativ]]e<br />
Konsonanten<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | f<br />{{IPA|/f/}}<br />
| colspan="2" | <br />{{IPA|/θ/}}<br />
| colspan="2" | z<br />{{IPA|/s̻/}}<br />
| colspan="2" | s<br />{{IPA|/s̺/}}<br />
| colspan="2" | x<br />{{IPA|/ʃ/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| j<br />{{IPA|/x/}}<br />
| <br />{{IPA|/ɣ/}}<br />
|h<br />{{IPA|/h/}}<br />
|- align="center"<br />
! colspan="2" | [[Lateral (Phonetik)|Laterale]]<br />
Konsonanten<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | l<br />{{IPA|/l/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | ll<br />{{IPA|/ʎ/}}<br />
| colspan="2" |<br />
|<br />
|- align="center"<br />
! rowspan="2" | [[Rhotizität|R<br />
h<br />
o<br />
t<br />
i<br />
z<br />
i<br />
t<br />
ä<br />
t]]<br />
! [[Vibrant|vibrante]]<br />
Konsonanten<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | rr<br />{{IPA|/r/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
|<br />
|- align="center"<br />
! [[Flap (Phonetik)|Zungenschlag-<br />
Konsonanten]]<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | r<br />{{IPA|/ɾ/}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
|<br />
|}<br />
<br />
==== Vokalsystem ====<br />
(Vergleichstabelle IPA rechts)<br />
{{Vokale}}<br />
{|class="wikitable"<br />
|-<br />
!rowspan=2 colspan=2| &nbsp;<br />
!colspan=2| [[Vorderzungenvokale|Vorne]] !!rowspan=2| [[Hinterzungenvokal|Hinten]]<br />
|-<br />
! <small>gerundet</small> !! <small>ungerundet</small><br />
|-class=nounderlines align=center<br />
!colspan=2| [[Geschlossener vowel|Geschlossen]]<br />
| i<br />{{IPA|i}} || ü<br />({{IPA|y}}) || u<br />{{IPA|u}}<br />
|-class=nounderlines align=center<br />
!colspan=2| [[Halbgeschlossener Vokal|Halbgeschlossen]]<br />
| e<br />{{IPA|e}} || &nbsp; || o<br />{{IPA|o}}<br />
|-class=nounderlines align=center<br />
!colspan=2| [[Vokal|Offene]]<br />
|colspan=4| a<br />{{IPA|a}}<br />
|}<br />
<br />
Baudrimont benutzt ein semi-phonetisches System mit folgenden abweichenden Konventionen:<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! Baudrimont<br />
! width="40"|u<br />
! width="40"|[[Ou (ligature)|ȣ]]<br />
! width="40"|y<br />
! width="40"|[[Δ]]<br />
! width="40"|[[Γ]]<br />
! width="40"|[[χ]]<br />
! width="40"|sh<br />
! width="40"|tsh<br />
! width="40"|z<br />
|-<br />
|-class= align=center<br />
| IPA<br />
| /y/<br />
| /u/<br />
| /j/<br />
| /θ/<br />
| /ɣ/<br />
| /x/<br />
| /ʃ/<br />
| /tʃ/<br />
| /z/<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Morphologie ===<br />
Beispiel morphologischer Merkmale in Erromintxela:<ref name=Pais/><ref name=Argia2/><ref name=Krut/><ref name=Mir/><ref name=Azkue>Resurrección María de Azkue: ''Diccionario Vasco Español Frances.'' (Deutsch: ''Wörterbuch Baskisch Spanisch Französisch.'') 1905, Reprint: [[Bilbao]] 1984.</ref><br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch'''<br />
!style="background-color: honeydew"|'''Wortstamm'''<br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Funktion in Erromintxela'''<br />
!style="background-color: LightGoldenrodYellow"|'''Beispiel'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-a<br />
| style="background-color: aliceblue"|-a<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches -a<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Absolutiv]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''phiria'' "der Topf"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-ak<br />
| style="background-color: aliceblue"|-ak<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-ak''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Plural]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''sokak'' "Überzieher/Mäntel"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-(a)n<br />
| style="background-color: aliceblue"|-(a)n<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-(a)n''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Lokativ]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''khertsiman'' "in der Gaststätte"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-(a)z<br />
| style="background-color: aliceblue"|-(a)z<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-(a)z''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Instrumentalis|Instrumentalsuffix]]<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''jakaz'' "mit(tels) Feuer"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-(e)k<br />
| style="background-color: aliceblue"|-(e)k<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-(e)k''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Ergativ]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''hire dui ankhai koloek'' "mit deinen zwei schwarzen Augen"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-ena<br />
| style="background-color: aliceblue"|-ena<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-ena''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Superlativ]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''loloena'' "rötester, -e, es"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-(e)ko(a)<br />
| style="background-color: aliceblue"|-(e)ko(a)<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-(e)ko(a)''<br />
| style="background-color: lightgrey"|lokal [[Genitiv]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''muirako'' "des Mundes"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-(e)rak<br />
| style="background-color: aliceblue"|-(e)rat (Nordbaskisch)<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-(e)ra(t)''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Allativ]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''txaribelerak'' "zum Bett (hin)"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-pen<br />
| style="background-color: aliceblue"|-pen<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-pen''<br />
| style="background-color: lightgrey"|1) Suffix, das eine Handlung oder Wirkung bezeichnet<br />
<br />
2) unter<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-ra<br />
| style="background-color: aliceblue"|-ra<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-ra''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Allativ]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''penintinora'' "zum kleinen Bach (hin)"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-tu<br />
| style="background-color: aliceblue"|-tu<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-tu''<br />
| style="background-color: lightgrey"|verbbildendes Suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''dekhatu'' "sehen"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-tzea<br />
| style="background-color: aliceblue"|-tzea<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-tzea''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Substantivierung]]<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|-tzen<br />
| style="background-color: aliceblue"|-t(z)en<br />
| style="background-color: honeydew"|Baskisches ''-t(z)en''<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Imperfekt]]suffix<br />
| style="background-color: LightGoldenrodYellow"|''kherautzen'' "dabeisein zu tun"<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Verbbildung ===<br />
Die meisten Verben haben einen Romani-Wortstamm mit dem baskischen Verbbildungssuffix ''-tu.'' Beispiel für Erromintxela-Verben sind unten aufgeführt.<ref name=Pais/><ref name=Krut/><ref name=Mir/> (Formen in eckigen Klammern zeigen die Schreibweise in Quellen an, die nicht mehr verwendet werden. Baskisch ist zu Vergleichszwecken mit aufgeführt.)<br />
<br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch'''<br />
!style="background-color: honeydew"|'''[[Romani]]'''<ref name=Kau>Mozes Heinschink, Daniel Krasa: ''Romani Wort für Wort.'' Kauderwelsch 2004.</ref> <sup>*</sup><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Erromintxela Übersetzung''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|brikhindu<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|euria izan<br />
| style="background-color: honeydew"|brišínd<br />
| style="background-color: lightgrey"|regnen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|burrinkatu<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|harrapatu<br />
| style="background-color: honeydew"|(astaráv)<br />
| style="background-color: lightgrey"|festhalten, fangen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dikelatu, dekhatu<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ikusi<br />
| style="background-color: honeydew"|dikháv<br />
| style="background-color: lightgrey"|sehen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|erromitu (eŕomitu)<ref name=Lhande>Pierre Lhande: ''Dictionnaire Basque-Français et Français-Basque.'' [[Paris]] 1926.</ref><br />
| style="background-color: aliceblue"|ezkondu<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|heiraten<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|gazinain kheautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|haur egin<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|gebären (lit. ein Kind machen)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|goli kherautu, goli keautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|kantatu<br />
| style="background-color: honeydew"|(gilábav)<br />
| style="background-color: lightgrey"|singen (lit. ein Lied machen)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kamatu<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|maitatu<br />
| style="background-color: honeydew"|kamáv<ref name="Kama">Vergleiche Sanskrit [[Kama (Indien)|kama]] wie in [[Kama Sutra]].</ref><br />
| style="background-color: lightgrey"|lieben<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kerau, keau, kherautu,<ref name=Mir/> keautu<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|egin<br />
| style="background-color: honeydew"|keráv<br />
| style="background-color: lightgrey"|1) tun, machen 2) Hilfsverb<ref name=Lhande/><br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kurratu<br />
| style="background-color: aliceblue"|lan egin<br />
| style="background-color: honeydew"|butjí keráv<br />
| style="background-color: lightgrey"|arbeiten<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kurrautu ‹kuŕautu›<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|jo<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|schlagen, treffen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kuti<ref name=Mir/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|begiratu<br />
| style="background-color: honeydew"|dikáv<br />
| style="background-color: lightgrey"|schauen, anblicken<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|letu<ref name=Mir/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hartu<br />
| style="background-color: honeydew"|lav<br />
| style="background-color: lightgrey"|nehmen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mahutu,<ref name=Lhande/> mautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hil<br />
| style="background-color: honeydew"|mu(da)ráv<br />
| style="background-color: lightgrey"|sterben, töten<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mangatu<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|eskatu<br />
| style="background-color: honeydew"|mangáv<br />
| style="background-color: lightgrey"|bitten, nachfragen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mukautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|bukatu<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|enden<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|najin<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|bukatu<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|enden<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|papira-keautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|idatzi<br />
| style="background-color: honeydew"|(skirív, ramóv)<br />
| style="background-color: lightgrey"|schreiben (lit. Papier machen)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|parrautu ‹paŕautu›<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ebaki<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|schneiden<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pekatu<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|egosi<br />
| style="background-color: honeydew"|pakáv<br />
| style="background-color: lightgrey"|kochen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pekhautu<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|erre<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|brennen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|piautu<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|edan<br />
| style="background-color: honeydew"|pjav<br />
| style="background-color: lightgrey"|trinken<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|tarautu,<ref name=Lhande/> tazautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ito<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|würgen, erwürgen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|teilaitu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|jan<br />
| style="background-color: honeydew"|xav<br />
| style="background-color: lightgrey"|essen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|tetxalitu, texalitu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ibili<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|spazieren gehen, gehen, laufen, wandern<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txanatu<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|jakin<br />
| style="background-color: honeydew"|žanáv<br />
| style="background-color: lightgrey"|kennen, wissen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txiautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|einrammen, reindrücken<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txoratu,<ref name=Krut/> xorkatu<ref name=Lhande/> ‹s̃orkatu›<ref name=Azkue/><br />
| style="background-color: aliceblue"|lapurtu, ebatsi<br />
| style="background-color: honeydew"|čoráv<br />
| style="background-color: lightgrey"|stehlen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ufalitu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ihes egin<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|flüchten<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|xordo keautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|lapurtu, ebatsi<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|stehlen (lit. "Diebstahl machen")<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zuautu<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|lo egin<br />
| style="background-color: honeydew"|sováv<br />
| style="background-color: lightgrey"|schlafen<br />
|-<br />
<br />
|colspan=4|<sup>*</sup><small><small>Romani des englischen “North Central Romani”-Zweiges stimmt nicht ganz mit der sogenannten “Zentralen Gruppe (Nördlicher Zweig)” in der deutschsprachigen Wikipedia überein. Die Einteilung in der englischen Wikipedia legt andere Klassifizierungskriterien zugrunde.(Anm. d. Übersetzers)</small></small><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Die meisten Erromintxela Verbflektionen sind quasi identisch mit denen in den baskischen Dialekten.<br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<ref name=Mir/><br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch ([[Lapurdian]])'''<ref>Pierre Laffitte: ''Grammaire Basque Pour Tous.'' Haize Garbia, [[Hendaye]] 1981.</ref><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Übersetzung'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ajinen duk<ref name=Argia3>Joxemi Saizar, Mikel Asurmendi: ''Argota: Hitz-jario ezezagun hori.'' Argia Nr 1704, San Sebastián 1999.</ref><br />
| style="background-color: aliceblue"|izanen duk<br />
| style="background-color: lightgrey"|du wirst haben<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dekhatu nuen<br />
| style="background-color: aliceblue"|ikusi nuen<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich sah es<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dinat<br />
| style="background-color: aliceblue"|diñat<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich bin (familiäre Adressatin)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|erantzi nauzkon<br />
| style="background-color: aliceblue"|erantzi nauzkan<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich hatte sie abgenommen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|...haizen hi<br />
| style="background-color: aliceblue"|...haizen hi<br />
| style="background-color: lightgrey"|...dass du bist (?-Engl.: you are)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kamatu nuen<br />
| style="background-color: aliceblue"|maitatu nuen<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich liebte es<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|letu hindudan<br />
| style="background-color: aliceblue"|hartu hintudan<br />
| style="background-color: lightgrey"|du nahmst mich<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|nintzan<br />
| style="background-color: aliceblue"|nintzan<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich war<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pekhautzen nina<br />
| style="background-color: aliceblue"|erretzen naute<br />
| style="background-color: lightgrey"|Sie verbrennen mich<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pekhautu nintzan<br />
| style="background-color: aliceblue"|erre nintzen<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich ([[Intransitives Verb|intransitiv]]) verbrannte<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pekhautzen niagon<br />
| style="background-color: aliceblue"|erretzen niagon<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich ([[Intransitives Verb|intransitiv]]) war dabei zu brennen (Adressatin)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|tetxalitzen zan<br />
| style="background-color: aliceblue"|ibiltzen zan<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich war dabei zu gehen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zethorren<br />
| style="background-color: aliceblue"|zetorren<br />
| style="background-color: lightgrey"|Es kam<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zoaz<br />
| style="background-color: aliceblue"|zoaz<br />
| style="background-color: lightgrey"|Geh! Hau ab! (?-Englisch: You go!)<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Verneinungen werden mit ''na/nagi gebildet<ref name=Krut/><ref name=Daranatz/>'' (Romani ''na/níči''); vergl. Baskisch ''ez/ezetz''. Das Wort für "ja" ist ''ua''<ref name=Daranatz/> (Romani ''va''); vergl. Baskisch ''bai/baietz''.<br />
<br />
=== Nomen ===<br />
Die Mehrheit der Nomen haben Romani-Wortstämme, aber oft mit baskischen Suffixen bekundet. Die Variation der Nomen zitiert mit oder ohne End''-a'' ist wahrscheinlich Informanten zu verdanken, die diese mit oder ohne [[Absolutiv]]endung verwenden. (Formen in eckigen Klammern kennzeichnen Schreibweisen in Quellen, die nicht länger verwendet werden.)<br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch'''<br />
!style="background-color: honeydew"|'''[[Romani]]'''*<ref name=Kau/><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Erromintxela Übersetzung'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|angi<ref name=Izagirre>Koldo Izagirre: ''Agirre Zaharraren Kartzelaldi Berriak.'' Elkar 1999, ISBN 84-8331-439-8.</ref><br />
| style="background-color: aliceblue"|ezti<br />
| style="background-color: honeydew"|(avdžin)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Honig m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ankhai<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|begi<br />
| style="background-color: honeydew"|(jakh)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Auge n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|asinia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|botila<br />
| style="background-color: honeydew"|(fláša)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Flasche f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|balitxo<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|txerriki<br />
| style="background-color: honeydew"|baló "Schwein" mit einem Baskischen Suffix<br />
| style="background-color: lightgrey"|Schwein (ohne Artikel)/Schweinefleisch n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|barki<ref name=Daranatz/><ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ardi<br />
| style="background-color: honeydew"|bakró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Aue f./Zibbe f./Mutterschaf n., Schaf n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|barkitxu,<ref name=Argia2/> barkotiñu,<ref name=Daranatz/> barkixu (barkicho)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|arkume<br />
| style="background-color: honeydew"|bakró "Schaf n." plus Baskisch Diminutiv ''-txu, tiñu''<br />
| style="background-color: lightgrey"|Lamm n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|barku<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ardi<br />
| style="background-color: honeydew"|bakró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Schaf n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|basta,<ref name=Bau/> baste<ref name=Krut/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|esku<br />
| style="background-color: honeydew"|vas(t)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hand f., Arm m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|bato,<ref name=Pais/> batu<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|aita<br />
| style="background-color: honeydew"|dad<br />
| style="background-color: lightgrey"|Vater m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|bedeio (bedeyo)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|erle<br />
| style="background-color: honeydew"|(daraši)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Biene f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|bliku<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|txerri<br />
| style="background-color: honeydew"|from ''balikanó mas'' "pork"<br />
| style="background-color: lightgrey"|Schwein n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|bluiak<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|poliziak<br />
| style="background-color: honeydew"|(policájcur)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Polizisten m. pl.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|budar,<ref name=Krut/> budara<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ate<br />
| style="background-color: honeydew"|vudár<br />
| style="background-color: lightgrey"|Tür f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|burrinkatzea<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|harraptze<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Handlung des Fangens<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dantzari<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|dantzari<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Tänzer m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dibezi<ref name=Mir/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|egun<br />
| style="background-color: honeydew"|djes<br />
| style="background-color: lightgrey"|Tag m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|duta<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|argi<br />
| style="background-color: honeydew"|udút<br />
| style="background-color: lightgrey"|(natur) blond<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|egaxi<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|gaží<br />
| style="background-color: lightgrey"|eine Nicht-Romni<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|egaxo,<ref name=Lhande/> ogaxo,<ref name=Krut/><ref name=Lhande/> egaxu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|gažó<br />
| style="background-color: lightgrey"|ein Gadže/Nicht-Roma<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|elakri,<ref name=Krut/> ellakria<ref>Koldo Mitxelena: ''Diccionario General Vasco - Orotariko Euskal Hiztegia VI Dag-Erd.'' [[Euskaltzaindia]], [[Bilbao]] 1992.</ref><br />
| style="background-color: aliceblue"|neska(til)<br />
| style="background-color: honeydew"|raklí<br />
| style="background-color: lightgrey"|Mädchen n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|elakri-lumia<ref name=Azkue/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Frau mit schlechtem Ruf<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|eramaite<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|erama(i)te<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|das Bringen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|eratsa,<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> erhatsa,<ref name=Lhande/> erhatza,<ref name=Daranatz/> erratsa (erratça)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ahate<br />
| style="background-color: honeydew"|(goca)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ente f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|erromi (eŕomi),<ref name=Krut/><ref name=Lhande/> errumi,<ref name=Azkue/> errumia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|senar<br />
| style="background-color: honeydew"|rom<br />
| style="background-color: lightgrey"|1) Ehemann m.<br />
2) Hochzeit<ref>Luis Mitxelena: ''Diccionario General Vasco - Orotariko Euskal Hiztegia VII Ere-Fa.'' Euskaltzaindia, Bilbao 1992.</ref><br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|erromiti, errumitia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|emazte<br />
| style="background-color: honeydew"|romní<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ehefrau f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|erromni<br />
| style="background-color: aliceblue"|emazte, emakume<br />
| style="background-color: honeydew"|romní<br />
| style="background-color: lightgrey"|Frau f., Ehefrau f., Weib n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|erromitzea<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|eskontza<br />
| style="background-color: honeydew"|(bjáv)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hochzeit f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|erromitzeko (eŕomitzeko),<ref name=Lhande/> erromitzekoa<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|eraztun<br />
| style="background-color: honeydew"|(angruští)<br />
| style="background-color: lightgrey"|(der) Ring (lit. "der Heiratskandidat"- Englisch: the one to marry)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|fula<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|kaka<br />
| style="background-color: honeydew"|khul<br />
| style="background-color: lightgrey"|Excrement n., Ausscheidung f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|futralo<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Eau de vie]] n. (lit. Lebenswasser)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|gata<ref name=Mir/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ator<br />
| style="background-color: honeydew"|gad<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hemd n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|gazin<ref name=Mir/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|haur<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kind n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|giltizinia<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|giltza<br />
| style="background-color: honeydew"|(čája)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Schlüssel m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|goani<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|zaldi<br />
| style="background-color: honeydew"|(grast)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Pferd n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|goia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|lukainka<br />
| style="background-color: honeydew"|goj<br />
| style="background-color: lightgrey"|Wurst f., Würstchen n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|goli<ref name=Mir/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|kanta<br />
| style="background-color: honeydew"|gilí<br />
| style="background-color: lightgrey"|Lied n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|grasnia,<ref name=Azkue/><ref name=Daranatz/> gasnia,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/> grasmiña,<ref>Luis Mitxelena: ''Diccionario General Vasco - Orotariko Euskal Hiztegia VIII Fe-Gub.'' Euskaltzaindia, Bilbao 1995.</ref> gra<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|zaldi<br />
| style="background-color: honeydew"|gras(t)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Pferd n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|guru,<ref name=Krut/> gurru ‹guŕu›<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|idi<br />
| style="background-color: honeydew"|gurúv<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ochse m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|guruni<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|behi<br />
| style="background-color: honeydew"|gurumni<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kuh f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|gurutiño<ref name=Azkue/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|txahal<br />
| style="background-color: honeydew"|''gurúv'' plus a Baskisch diminutiv ''-tiño''<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kalb n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|haize<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|haize<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Wind m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|jak,<ref name=Krut/> jaka,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> zaka,<ref name=Lhande/> aka<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|su<br />
| style="background-color: honeydew"|jag<br />
| style="background-color: lightgrey"|Feuer n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|jakes<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gazta<br />
| style="background-color: honeydew"|(királ)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Käse m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|jera,<ref name=Lhande/><ref name=OroX>Luis Mitxelena: ''Diccionario General Vasco - Orotariko Euskal Hiztegia X Jad-Kop.'' Euskaltzaindia, Bilbao 1997.</ref> kera (kéra)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|asto<br />
| style="background-color: honeydew"|(esa)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Esel m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|jero<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|buru<br />
| style="background-color: honeydew"|šeró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kopf m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|jeroko<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|buruko<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Baskenmütze]] (lit. "vom Kopf")<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|juiben,<ref name=Azkue/> juibena<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|galtzak<br />
| style="background-color: honeydew"|(kálca)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hosen pl.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kalabera<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|buru<br />
| style="background-color: honeydew"|(šeró)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kopf m. Vergl. Spanisch ''calavera'', "Schädel"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kalleria ‹kaĺeria›<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Silberwaren pl. Vergl. Spanisch ''quincallería'', "Blechwaren pl."<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kalo,<ref name=Lhande/> kalu,<ref name=Azkue/> kalua<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|kafe<br />
| style="background-color: honeydew"|(káfa)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kaffee m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kalo-kasta<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ijito-kastaro<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Romani Gemeinde, Bezirk<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kamatze<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|maitatze<br />
| style="background-color: honeydew"|< kamáv<br />
| style="background-color: lightgrey"|liebend<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kangei,<ref name=Lhande/><ref name=OroX/><ref name=Daranatz/> kangey;<ref name=Azkue/> kangiria<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|eliza<br />
| style="background-color: honeydew"|kangerí<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kirche f.; Baudrimont glossiert "Altar"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kani,<ref name=Daranatz/> kania<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|oilo<br />
| style="background-color: honeydew"|khajní<br />
| style="background-color: lightgrey"|Henne f., Küken n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kaxta,<ref name=Krut/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><ref name=Bau/> kasta (casta),<ref name=Bau/> kaixta (kaïshta)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|zur<br />
| style="background-color: honeydew"|kašt<br />
| style="background-color: lightgrey"|Holz n., Ast m., Stock m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kaxtain parruntzeko ‹paŕuntzeko›<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|aizkora<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Axt f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kher,<ref name=Mir/> khe,<ref name=Lhande/> kere,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/> khere,<ref name=Krut/> kerea<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|etxe<br />
| style="background-color: honeydew"|kher<br />
| style="background-color: lightgrey"|Haus n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kereko-egaxia<ref name=Daranatz/> ‹kereko-egas̃ia›<ref name=Azkue/><br />
| style="background-color: aliceblue"|etxeko andre<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hausherrin f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kereko-egaxoa ‹kereko-egas̃oa›,<ref name=Azkue/> kereko-ogaxoa<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|etxeko jauna<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hausherr m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ker-barna<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gaztelu<br />
| style="background-color: honeydew"|(koštola)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Burg f., Kastell n., Schloss n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ker,<ref name=Krut/> qer,<ref name=Krut/> kera<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|asto<br />
| style="background-color: honeydew"|(esa)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Esel m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kero, keru,<ref name=Lhande/> kerua<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|buru<br />
| style="background-color: honeydew"|šeró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kopf m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|khertsima<ref name=Mir/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|taberna<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Gaststätte f., Gasthaus n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kiala,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> kilako<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gazta<br />
| style="background-color: honeydew"|királ<br />
| style="background-color: lightgrey"|Käse m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kilalo<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|kalte Luft f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kirkila<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|babarruna<br />
| style="background-color: honeydew"|(fusúj)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Bohne f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|konitza,<ref name=Lhande/> koanits,<ref name=Lhande/> koanitsa<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|saski<br />
| style="background-color: honeydew"|kóžnica<br />
| style="background-color: lightgrey"|Korb m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|laia<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|jauna<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Herr m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|lajai,<ref name=Lhande/> olajai,<ref name=Lhande/> lakaia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|apaiz<br />
| style="background-color: honeydew"|(rašáj)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Priester m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|laphail,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/> lakhaia<ref name=Azkue/><br />
| style="background-color: aliceblue"|apaiz<br />
| style="background-color: honeydew"|(rašáj)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Priester m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|latzi,<ref name=Daranatz/> latzia<ref name=Mir/><ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gau<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Nacht f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|lona<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gatza<br />
| style="background-color: honeydew"|lon<br />
| style="background-color: lightgrey"|Salz n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mahutzea,<ref name=Krut/> mautzia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hiltzea<br />
| style="background-color: honeydew"|mu(da)ráv (v.), plus the Baskisch [[nominalisierung]]ssuffix ''-tzea''<br />
| style="background-color: lightgrey"|Töten n. (siehe ''mahutu'' v.)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|malabana<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gantzu<br />
| style="background-color: honeydew"|(thuló mas)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Schmalz n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mandro,<ref name=Mir/><ref name=Lhande/> mandroa<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ogi<br />
| style="background-color: honeydew"|manró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Brot n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mangatzia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|eske<br />
| style="background-color: honeydew"|mangáv (v.), plus the Baskisch [[nominalisierung]]ssuffix ''-tzea''<br />
| style="background-color: lightgrey"|Betteln n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|marrun<ref name=Azkue/> (maŕun)<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|senar<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ehemann m., Gatte m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mas,<ref name=Krut/> maz,<ref name=Krut/> maza,<ref name=Lhande/> masa<ref name=Daranatz/> (māsa)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|haragi<br />
| style="background-color: honeydew"|mas<br />
| style="background-color: lightgrey"|Fleisch n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|megazin,<ref name=Lhande/> megazina<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|haur<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kind n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|milleka<ref name=Azkue/> ‹miĺeka›<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|arto<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Korn n. (Mais m.), Welschkorn n., Kukuruz m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|milota<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ogi<br />
| style="background-color: honeydew"|(manró)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Brot n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|milotare-pekautzeko<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|labe<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ofen m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Mimakaro<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Ama Birjina<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|[[Unsere Liebe Frau]]<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|miruni<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|emakume<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Frau f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mitxai,<ref name=Mir/><ref name=Lhande/> ‹mits̃ai›<ref name=Azkue/><br />
| style="background-color: aliceblue"|alaba<br />
| style="background-color: honeydew"|čhaj<br />
| style="background-color: lightgrey"|Tochter f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mol,<ref name=Mir/> mola<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ardo<br />
| style="background-color: honeydew"|mol<br />
| style="background-color: lightgrey"|Wein m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mullon ‹muĺon›,<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> mullu ‹muĺu›<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|mando<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Maultier n., Maulesel m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ñandro,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> gnandro<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|arraultz<br />
| style="background-color: honeydew"|anró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ei n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|oxtaben,<ref name=Lhande/><ref name=Izagirre/> oxtaban ‹os̃taban›,<ref name=Azkue/> oxtabena<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gartzela<br />
| style="background-color: honeydew"|astaripe<br />
| style="background-color: lightgrey"|Gefängnis n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|paba,<ref name=Lhande/> phabana,<ref name=Azkue/> pabana<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|sagar<br />
| style="background-color: honeydew"|phabáj<br />
| style="background-color: lightgrey"|Apfel m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|paba-mola<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|sagardo<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Cider m. (lit. Apfelwein m.)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|panin,<ref name=Krut/><ref name=Lhande/> panina,<ref name=Azkue/><ref name=Daranatz/> pañia<ref name=Pais/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ur<br />
| style="background-color: honeydew"|pají<br />
| style="background-color: lightgrey"|Wasser n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|panineko,<ref name=Lhande/> paninekoa<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|pitxer<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|(der) Krug m., Kanne f. (lit. einer für Wasser)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|paninekoain burrinkatzeko ‹buŕinkatzeko›<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Netz n.(?) (Lhande gibt an: Französisch ''filet'')<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|paninbaru,<ref name=Lhande/> panin barua<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ibai, itsaso<br />
| style="background-color: honeydew"|(derjáv, márja)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Fluss m., Ozean m. (lit. großes Wasser)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|panintino,<ref name=Lhande/> panin tiñua,<ref name=Krut/> penintino<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|erreka<br />
| style="background-color: honeydew"|(len)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Bächlein n. (lit. kleines Wasser)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pangua<ref name=Argia2/><br />
| style="background-color: aliceblue"|larre<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Wiese f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|panizua<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|arto<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Korn n. (Mais m.). Vergl. Spanisch "panizo"<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|papin,<ref name=Lhande/> papina<ref name=Azkue/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|antzar<br />
| style="background-color: honeydew"|papin<br />
| style="background-color: lightgrey"|Gans f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|papira<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|paper<br />
| style="background-color: honeydew"|papíri<br />
| style="background-color: lightgrey"|Papier n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pindru, pindrua,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> pindro,<ref name=Mir/> prindo<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hanka, oin<br />
| style="background-color: honeydew"|punró<br />
| style="background-color: lightgrey"|Fuß m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pindrotakoa<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|galtzak<br />
| style="background-color: honeydew"|kálca<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hosen pl., Hose f. (lit. die für den Fuß)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|piri, piria<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|lapiko<br />
| style="background-color: honeydew"|pirí<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kochtopf m., Stieltopf m., Kasserolle f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pora<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|urdaila<br />
| style="background-color: honeydew"|per<br />
| style="background-color: lightgrey"|Magen m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|potozi<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|diruzorro<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Brieftasche f., (Geld)Börse f., Geldbeutel m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|prindotako<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|galtzerdi<br />
| style="background-color: honeydew"|pinró (trousers)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Socke f. (lit. die für den Fuß)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|puxka (pushka)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|arma<br />
| style="background-color: honeydew"|puška<br />
| style="background-color: lightgrey"|Pistole f., Waffe f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|soka<ref name=Mir/><ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gaineko<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Mantel m., Überzieher m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|sumia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|zupa<br />
| style="background-color: honeydew"|zumí<br />
| style="background-color: lightgrey"|Suppe f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|thazautzia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|itotze<br />
| style="background-color: honeydew"|taslaráv (v.), plus the Baskisch nominalisierungssuffix ''-tzea''<br />
| style="background-color: lightgrey"|Akt des Drosselns<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|tekadi,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/> tekari<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hatz<br />
| style="background-color: honeydew"|(naj)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Finger m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ternu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gazte<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|junge Person f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txai<ref name=Mir/><ref name=Lhande/> ‹ts̃ai›<ref name=Azkue/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|čhaj<br />
| style="background-color: lightgrey"|junge Person (beiderlei Geschlechts)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txaja<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|aza<br />
| style="background-color: honeydew"|(šax)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Kohlkopf m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txara<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|belar<br />
| style="background-color: honeydew"|čar<br />
| style="background-color: lightgrey"|Gras n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txaripen,<ref name=Krut/> txaribel<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ohe<br />
| style="background-color: honeydew"|(vodro)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Bett n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txau,<ref name=Lhande/> xau<ref name=Argia3/><br />
| style="background-color: aliceblue"|seme<br />
| style="background-color: honeydew"|čhavó<br />
| style="background-color: lightgrey"|Sohn m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txipa<ref name=Argia2/><br />
| style="background-color: aliceblue"|izen<br />
| style="background-color: honeydew"|(aláv)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Name m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txiautu<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ijito<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|ein Roma<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txiautzia<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|?, plus the Baskisch [[nominalisierung]]s suffix ''-tzea''<br />
| style="background-color: lightgrey"|Akt des Einrammens<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txohi,<ref name=Lhande/> txoki<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gona<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Rock m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txohipen,<ref name=Lhande/> txohipena<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Bagatelldiebstahl m. (lit. "unter dem Rock")<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txor,<ref name=Krut/> txora<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> ‹ts̃ora›<ref name=Azkue/><br />
| style="background-color: aliceblue"|lapur<br />
| style="background-color: honeydew"|čor<br />
| style="background-color: lightgrey"|Dieb m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|txuri,<ref name=Krut/><ref name=Lhande/> txuria<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|aizto<br />
| style="background-color: honeydew"|čhurí<br />
| style="background-color: lightgrey"|Messer n.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|xordo,<ref name=Lhande/> txorda<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> ‹ts̃orda›<ref name=Azkue/><br />
| style="background-color: aliceblue"|lapurketa<br />
| style="background-color: honeydew"|čoripé<br />
| style="background-color: lightgrey"|Diebstahl m., Raub m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|xukel<ref name=Lhande/> ‹s̃ukel›,<ref name=Azkue/> txukel,<ref name=Krut/> txukela<ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> ‹ts̃ukela›,<ref name=Azkue/> xukela (shȣkéla)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|txakur<br />
| style="background-color: honeydew"|žukél<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hund m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|xukelen-fula ‹s̃ukelen-fula›,<ref name=Azkue/> txukelen fula<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|txakurren kaka<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hundekot m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|xukel-tino keautzale<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Hündin f. (lit. "kleiner Hundemacher")<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zuautzeko,<ref name=Lhande/> zuautzekoa<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|estalki<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|(die) Bettbezüge pl.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zitzaia,<ref name=Lhande/> zitzai,<ref name=Izagirre/> txitxai<ref name=Lhande/> ‹ts̃its̃ai›,<ref name=Azkue/> txitxaia,<ref name=Daranatz/> sitzaia (sitçaia)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|katu<br />
| style="background-color: honeydew"|čičaj<ref name=Adiego/><br />
| style="background-color: lightgrey"|Katze f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zume,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/> sume<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|zupa<br />
| style="background-color: honeydew"|zumí<br />
| style="background-color: lightgrey"|Suppe f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zungulu,<ref name=Azkue/><ref name=Lhande/> sungulu,<ref name=Lhande/> sungulua<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|tabako<br />
| style="background-color: honeydew"|(duháno)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Tabak m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|zut,<ref name=Krut/> zuta,<ref name=Lhande/> xut,<ref name=Krut/> txuta,<ref name=Lhande/> txuta ‹ts̃uta›<ref name=Azkue/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|esne<br />
| style="background-color: honeydew"|thud<br />
| style="background-color: lightgrey"|Milch f.<br />
|-<br />
|colspan=4|*<small>Romani des englischen “North Central Romani”-Zweiges stimmt nicht ganz mit der sogenannten “Zentralen Gruppe (Nördlicher Zweig)” in der deutschsprachigen Wikipedia überein. Die Einteilung in der englischen Wikipedia legt andere Klassifizierungskriterien zugrunde. (Anm. d. Übersetzers)<small/><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Zeit ===<br />
Baudrimot zufolge haben die Erromintxela die baskischen Namen der Monate übernommen. Man beachte, dass einige der baskischen Namen, derer vor der Standardisierung repräsentieren, e.g. August ist ''Abuztua'' in [[Batua]] (Standard-Baskisch) eher als ''Agorrila''.<br />
<br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch'''<br />
!style="background-color: honeydew"|’‘‘[[Romani]]’’’*<ref name=Kau/><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Erromintxela Übersetzung'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Otarila<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Urtarrila<br />
| style="background-color: honeydew"|(januáro)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Januar m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Otxaila (Otshaïla)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Otsaila<br />
| style="background-color: honeydew"|(februáro)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Februar m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Martxoa (Martshoa)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Martxoa<br />
| style="background-color: honeydew"|(márto)<br />
| style="background-color: lightgrey"|März m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Apirilia<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Apirilia<br />
| style="background-color: honeydew"|(aprílo)<br />
| style="background-color: lightgrey"|April m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Maitza (Maïtça)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Maiatza<br />
| style="background-color: honeydew"|(májo)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Mai m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Hekaña (Hékaña)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Ekaina<br />
| style="background-color: honeydew"|(júni)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Juni m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Uztailla (Uçtaïlla)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Uztaila<br />
| style="background-color: honeydew"|(júli)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Juli m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Agorilla<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Agorrila<br />
| style="background-color: honeydew"|(avgústo)<br />
| style="background-color: lightgrey"|August m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Burula<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Buruila<br />
| style="background-color: honeydew"|(septémbro)<br />
| style="background-color: lightgrey"|September m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Uria<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Urria<br />
| style="background-color: honeydew"|(októmbro)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Oktober m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Azalua (Açalȣa)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Azaroa<br />
| style="background-color: honeydew"|(novémbro)<br />
| style="background-color: lightgrey"|November m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|Abendua (Abendȣa)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|Abendua<br />
| style="background-color: honeydew"|(decémbro)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Dezember m.<br />
|-<br />
|colspan=4|*<small>Romani des englischen “North Central Romani”-Zweiges stimmt nicht ganz mit der sogenannten “Zentralen Gruppe (Nördlicher Zweig)” in der deutschsprachigen Wikipedia überein. Die Einteilung in der englischen Wikipedia legt andere Klassifizierungskriterien zugrunde. (Anm. d. Übersetzers)<small/><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Baudrimont behauptet, dass Unterteilungen des Jahres (abgesehen von den Monaten) mit dem Wort ''breja'' (bréχa) "Jahr": ''breja kinua'' "Monat" and ''breja kipia'' "Woche" gebildet werden.<ref name=Bau/><br />
<br />
=== Numerale ===<br />
Numerale (Baskisch eingeschlossen für Vergleichszwecke):<ref name=Pais/><ref name=Krut/><ref name=Mir/><br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch'''<br />
!style="background-color: honeydew"|’‘‘[[Romani]]’’’*<ref name=Kau/><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Erromintxela Übersetzung<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|jek,<ref name=Lhande/> jeka,<ref name=Krut/> eka,<ref name=Krut/><ref name=Lhande/> jek (yek),<ref name=Bau/> jet (yet)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|bat<br />
| style="background-color: honeydew"|jék<br />
| style="background-color: lightgrey"|eins<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dui,<ref name=Krut/><ref name=Mir/><ref name=Bau/> duil<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|bi<br />
| style="background-color: honeydew"|dúj<br />
| style="background-color: lightgrey"|zwei<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|trin,<ref name=Krut/><ref name=Mir/> trin,<ref name=Bau/> tril<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hiru<br />
| style="background-color: honeydew"|trín<br />
| style="background-color: lightgrey"|drei<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|higa<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|higa (variant form)<br />
| style="background-color: honeydew"|(trín)<br />
| style="background-color: lightgrey"|three<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|estard<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|lau<br />
| style="background-color: honeydew"|štar<br />
| style="background-color: lightgrey"|vier<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|pantxe,<ref name=Krut/> pains,<ref name=Bau/> olepanxi (olepanchi)<ref name=Bau/><br />
| style="background-color: aliceblue"|bost<br />
| style="background-color: honeydew"|panž<br />
| style="background-color: lightgrey"|fünf<br />
|-<br />
|colspan=4|*<small>Romani des englischen “North Central Romani”-Zweiges stimmt nicht ganz mit der sogenannten “Zentralen Gruppe (Nördlicher Zweig)” in der deutschsprachigen Wikipedia überein. Die Einteilung in der englischen Wikipedia legt andere Klassifizierungskriterien zugrunde. (Anm. d. Übersetzers)<small/><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Adjektive und Adverbien ===<br />
Adjektive und Adverbien sind überwiegend auch von den Romani Formen abgeleitet:<ref name=Pais/><ref name=Krut/><ref name=Mir/><br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch'''<br />
!style="background-color: honeydew"|’‘‘[[Romani]]’’’*<ref name=Kau/><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Erromintxela Übersetzung'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|baro,<ref name=Mir/> baru<ref name=Krut/><ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|handi<br />
| style="background-color: honeydew"|baró<br />
| style="background-color: lightgrey"|groß<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|bokali<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gose<br />
| style="background-color: honeydew"|bokh<br />
| style="background-color: lightgrey"|hungrig<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|buter<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|asko, ainitz<br />
| style="background-color: honeydew"|but<br />
| style="background-color: lightgrey"|viel, eine Menge<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dibilo<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|<br />
| style="background-color: honeydew"|dilino<br />
| style="background-color: lightgrey"|verrückt<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|dibilotua<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|erotua<br />
| style="background-color: honeydew"|< dilino (adj.)<br />
| style="background-color: lightgrey"|verrückt geworden, durchgedreht<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|gabe<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gabe<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|ohne<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|eta<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|eta<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|und<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|fukar<ref name=Izagirre/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ederra<br />
| style="background-color: honeydew"|šukar<br />
| style="background-color: lightgrey"|wunderbar, wundervoll<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|geroz<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|geroz<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|einmal<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|hautsi<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hautsi<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|gebrochen, zerbrochen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kalu<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|beltz<br />
| style="background-color: honeydew"|kaló<br />
| style="background-color: lightgrey"|schwarz<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kaxkani<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|zikoitz<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|geizig, kleinlich, knauserig<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|kilalo<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hotz<br />
| style="background-color: honeydew"|šilaló<br />
| style="background-color: lightgrey"|kalt<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|latxo,<ref name=Lhande/> latxu<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|on<br />
| style="background-color: honeydew"|lačhó<br />
| style="background-color: lightgrey"|gut<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|londo<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|samur<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|weich<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|nazaro,<ref name=Krut/><ref name=Azkue/><ref name=Lhande/><ref name=Daranatz/> lazaro<ref name=Lhande/><br />
| style="background-color: aliceblue"|eri<br />
| style="background-color: honeydew"|nasvaló<br />
| style="background-color: lightgrey"|krank<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|palian<ref name=Argia2/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ondoan<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|nahe, nahegelegen<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|parno<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|garbi<br />
| style="background-color: honeydew"|parnó (white)<br />
| style="background-color: lightgrey"|sauber<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|telian<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|behean<br />
| style="background-color: honeydew"|téla<br />
| style="background-color: lightgrey"|unter<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|tiñu,<ref name=Krut/><ref name=Azkue/> tiñua<ref name=Daranatz/><br />
| style="background-color: aliceblue"|txiki<br />
| style="background-color: honeydew"|cignó<br />
| style="background-color: lightgrey"|klein<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|upre<ref name=Krut/><ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|gain(ean), gora<br />
| style="background-color: honeydew"|opré<br />
| style="background-color: lightgrey"|obenauf, nach oben, hoch<br />
|-<br />
|colspan=4|*<small>Romani des englischen “North Central Romani”-Zweiges stimmt nicht ganz mit der sogenannten “Zentralen Gruppe (Nördlicher Zweig)” in der deutschsprachigen Wikipedia überein. Die Einteilung in der englischen Wikipedia legt andere Klassifizierungskriterien zugrunde. (Anm. d. Übersetzers)<small/><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Pronomen & Demonstrativa ===<br />
Pronomen werden aus beiden Sprachen abgeleitet:<ref name=Krut/><ref name=Mir/><br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch'''<br />
!style="background-color: honeydew"|’‘‘[[Romani]]’’’*<ref name=Kau/><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Erromintxela Übersetzung'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|aimenge<ref name=Krut/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ni<br />
| style="background-color: honeydew"|''mánge'' "mir", möglicherweise ''aménge'' "uns" ([[Dativ]]formen)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ene<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ene<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|mein (Koseform, liebevoll)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|harekin<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|harekin<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|mit ihm, mit ihr ([[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|distal]])<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|hari<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hari<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|dir (familiär)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|hartan<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hartan<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|in ihm, in ihr ([[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|distal]])<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|heure<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|heure<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|dein (familiär emphatisch)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|hi<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hi<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|du (familiär)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|hire<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hire<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|dein (familiär)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|hiretzat<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|hiretzat<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|für dich (familiär)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mindroa<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|nirea<br />
| style="background-color: honeydew"|miró<br />
| style="background-color: lightgrey"|mein<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|neure<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|neure<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|mein (emphatisch)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ni<ref name=Mir/><br />
| style="background-color: aliceblue"|ni<br />
| style="background-color: honeydew"|(Baskischer Wortstamm)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Ich (intransitiv)<br />
|-<br />
|colspan=4|*<small>Romani des englischen “North Central Romani”-Zweiges stimmt nicht ganz mit der sogenannten “Zentralen Gruppe (Nördlicher Zweig)” in der deutschsprachigen Wikipedia überein. Die Einteilung in der englischen Wikipedia legt andere Klassifizierungskriterien zugrunde. (Anm. d. Übersetzers)<small/><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Baudrimonts Material ==<br />
Vieles aus Baudrimonts Wörterliste ist ohne Umschweife bezogen auf Erromintxela-Quellen. Dennoch verdienst ein Teil des Materials, das Baudrimont gesammelt hat, einen detaillierteren Überblick dank ihrer Besonderheiten. Die meisten davon beziehen sich auf die Verben und Verbformen, die er sammelte. Einige jedoch umfassen Nomen und sonstige Bestandteile.<br />
<br />
=== Nomen ===<br />
Sein Material enthält eine relativ hohe Anzahl von Bestandteilen, die vom Baskischen abgeleitet sind.<br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<ref name=Bau/><br />
!style="background-color: aliceblue"|'''Baskisch'''<br />
!style="background-color: honeydew"|’‘‘[[Romani]]’’’*<ref name=Kau /><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Erromintxela Übersetzung'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|aitza (aitça)<br />
| style="background-color: aliceblue"|aritz<br />
| style="background-color: honeydew"|<br />
| style="background-color: lightgrey"|Eiche f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|aizia (aicia)<br />
| style="background-color: aliceblue"|haize<br />
| style="background-color: honeydew"|(diha)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Luft f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|egala<br />
| style="background-color: aliceblue"|hegal<br />
| style="background-color: honeydew"|(phak)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Flügel m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|itxasoa (itshasoa)<br />
| style="background-color: aliceblue"|itsaso<br />
| style="background-color: honeydew"|(derjáv)<br />
| style="background-color: lightgrey"|See f., Meer n., Ozean m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|keia (kéïa)<br />
| style="background-color: aliceblue"|ke<br />
| style="background-color: honeydew"|(thuv)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Rauch m.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|muxkera (mȣshkera)<br />
| style="background-color: aliceblue"|musker<br />
| style="background-color: honeydew"|(gusturica)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Eidechse f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|orratza (orratça)<br />
| style="background-color: aliceblue"|orratz<br />
| style="background-color: honeydew"|(suv)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Nadel f. (Baskisch ''orratz'' ist "Kamm m.")<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|sudura (sȣdȣra)<br />
| style="background-color: aliceblue"|sudur<br />
| style="background-color: honeydew"|(nakh)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Nase f.<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|ulia (ȣlia)<br />
| style="background-color: aliceblue"|euli<br />
| style="background-color: honeydew"|(mačhin)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Fliege f. (Insekt n.)<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|xuria (shȣria)<br />
| style="background-color: aliceblue"|(t)xori<br />
| style="background-color: honeydew"|(čiriklí)<br />
| style="background-color: lightgrey"|Vogel m.<br />
|-<br />
|colspan=4|*<small>Romani des englischen “North Central Romani”-Zweiges stimmt nicht ganz mit der sogenannten “Zentralen Gruppe (Nördlicher Zweig)” in der deutschsprachigen Wikipedia überein. Die Einteilung in der englischen Wikipedia legt andere Klassifizierungskriterien zugrunde. (Anm. d. Übersetzers)<small/><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Manche Bestandteile sind speziell. Baudrimont listet ''mintxa'' als "Zahn m.". Der Kalderash Ausdruck ist ''dand'' (''daní'' in Caló), aber der angegebene Ausdruck erinnert sofort eher an das Nordbaskische ''mintzo'' "Sprache f., Rede f." oder ''mintza'' "Haut f." (mit [[Palatalisation|expressiver Palatalisation]]). Dies und andere ähnliche Bestandteile lassen die Frage aufkommen, ob Baudrimont einfach nur auf Gegenstände gezeigt hat, um die Formen abzulisten.<br />
<br />
Die Formen, die er versucht hat zu erheben, sind in manchen Fällen ebenfalls fragwürdig. Zum Beispiel zielte er auf landwirtschaftliche Ausdrücke ab, wie z.B. [[Pflug]], [[Egge (Landtechnik)]] und [[Schnitter|Nachernte]] von seinen (weiblichen) Informanten und zeichnet die verdächtig ähnlichen Wörter ''sasta'' "Pflug m." und ''xatxa'' (shatsha) "Egge f." auf.<br />
<br />
=== Verbsystem und Pronomen ===<br />
Das Verbsystem und die Pronomen, die Baudrimont aufzeichnet, sind auffällig in mehrerer Hinsicht. Abgesehen von seinem Problem die Grundform(?-Englisch: citation form) von Verben gegenüber Partizipien zu erheben, listet er Pronomen und Possessivpronomen auf, die anscheinend Romani-Wortstämme enthalten und ein unerwartetes Hilfsverb.<br />
<br />
Das Verb ''ajin'' für "haben" wird anderswo attestiert, obwohl aus dem Baskischen abgeleitete Formen überwiegend üblicher sind. Kalderash Romani verwendet die dritte Person von "sein" und ein Dativpronomen, um den Besitzer anzuzeigen.<br />
<br />
{|class="wikitable" style="width:100%; font-size: 100%"<br />
!style="background-color: whitesmoke"|'''Erromintxela'''<ref name=Bau/><br />
!style="background-color: aliceblue"|Baskisch''' (Allokutivformen)<br />
!style="background-color: honeydew"|’‘‘[[Romani]]’’’*<ref name=Kau /><br />
!style="background-color: lightgrey"|'''Erromintxela Übersetzung'''<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mek ajin (mec aχin)<br />tuk ajin (tȣc aχin)<br />ojuak ajin (oχuac aχin)<br />buter ajin (bȣter aχin)<br />tuk ajin (tȣc aχin)<br />but ajin (bȣt aχin)<br />
| style="background-color: aliceblue"|(nik) di(n)at<br />(hik) duk<sup>1</sup>/dun<br />(hark) dik/din<br />(guk) di(n)agu<br />(zuek) duzue<br />(haiek) ditek/diten<br />
| style="background-color: honeydew"|si ma<br />si tu<br />si les/la<br />si amé<br />si tumé<br />si len<br />
| style="background-color: lightgrey"|I have<br />you have<br />he/she has<br />we have<br />you have<br />sie haben<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mek najin (mec naχin)<br />tuk najin (tȣc naχin)<br />ojuak najin (oχuac naχin)<br />buter najin (bȣter naχin)<br />tuk najin (tȣc naχin)<br />but najin (bȣt naχin)<br />
| style="background-color: aliceblue"|(nik) ez di(n)at<br />(hik) ez duk/dun<br />(hark) ez dik/din<br />(guk) ez di(n)agu<br />(zuek) ez duzue<br />(haiek) ez ditek/diten<br />
| style="background-color: honeydew"|naj/nané ma<br />naj/nané tu<br />naj/nané les/la<br />naj/nané amé<br />naj/nané tumé<br />naj/nané len<br />
| style="background-color: lightgrey"|I don't have<br />you don't have<br />he/she doesn't have<br />we don't have<br />you don't have<br />sie haben nicht<br />
|-<br />
| style="background-color: whitesmoke"|mek naxano (mec nashano)<br />tuk naxano (tȣc nashano)<br />ojuak naxano (oχuac nashano)<br />buter naxano (bȣter nashano)<br />tuk naxano (tȣc nashano)<br />but naxano (bȣt nashano)<br />
| style="background-color: aliceblue"|(nik) izanen di(n)at<br />(hik) izanen duk/dun<br />(hark) izanen dik/din<br />(guk) izanen di(n)agu<br />(zuek) izanen duzue<br />(haiek) izanen ditek/diten<br />
| style="background-color: honeydew"|ka si ma<br />ka si tu<br />ka si les/la<br />ka si amé<br />ka si tumé<br />ka si len<br />
| style="background-color: lightgrey"|I will have<br />you will have<br />he/she will have<br />we will have<br />you will have<br />sie werden haben<br />
|-<br />
|colspan=4|*<small>Romani des englischen “North Central Romani”-Zweiges stimmt nicht ganz mit der sogenannten “Zentralen Gruppe (Nördlicher Zweig)” in der deutschsprachigen Wikipedia überein. Die Einteilung in der englischen Wikipedia legt andere Klassifizierungskriterien zugrunde. (Anm. d. Übersetzers)<small/><br />
|-<br />
|}<br />
<sup>1</sup><small>Beachten Sie, dass Formen wie ''duk'' (3. Pers-haben-2. Pers (männlich)) sind der Verbalteil, während im Erromintxela ''tuk'' ein Pronomen ist.</small><br />
<br />
Die Negativpartikel ''na'' ist ziemlich eindeutig in obigen Formen. ''Buter'' ist, wie Baudrimont anmerkt, das Wort für "viel, viele" und ist möglicherweise ein echtes Pronomen. Kalderash benutzt [[Akkusativ]][[pronomen]], um Besitz auszudrücken, aber die obigen Formen erinnern mehr an die falsch grammatikalisch bestimmte Kalderash Dativformen ''mangé, tuké, léske, léke'' etc und vielleicht einen anderen Fall von "sein" (da das komplette Kalderash Paradigma ''sim, san, si, si, sam, san/sen, si'')ist.<br />
<br />
Insgesamt erheben sich Fragen hinsichtlich des Kommunikationslevels zwischen Baudrimont und seinen Informantinnen und der Qualität von (einigem) seiner erhobenen Materialien.<br />
<br />
== Zusammengesetzte Beispiele ==<br />
Beispiele mit [[Interlinearversion]]en:<br />
<small>Anmerkung:<br />
* Zum Attributiv (Englisch: attributive noun) gibt es keinen entsprechenden Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia; als Nächstes kommt dem vielleicht die [[Nominalphrase]] (Chomsky), ist aber dort relativ dürftig erläutert.<br />
* Zum Allokutiv (Englisch: Allocutive agreement) gibt es keinen entsprechenden Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia. vergl. [[Allokution]]<br />
</small><br />
<br />
:{| class=wikitable<br />
|khere-ko||ogaxo-a<br />
|-<br />
|Haus-<small>[[Attributiv|ATTR]]</small>||Herr-<small>[[Absolutiv|ABS]]</small><br />
|-<br />
|colspan=2|''der Herr des Hauses''<ref name=Krut/><br />
|}<br />
<br />
:{| class=wikitable<br />
|hire-tzat||goli||kerau-tze-n||d-i-na-t<br />
|-<br />
|dein (informell)-<small>[[Benefaktiv|BEN]]</small>||Lied||mache-<small>[[Nominalisierung|NMZ]]</small>-<small>[[Lokativ|LOC]]</small>||<small>[[Absolutiv|ABS]].[[Person (Grammatik)|3SG]]</small>-<small>[[Dativ|PRE DAT]]</small>-<small>[[Genus|FEM]].[[Allokutiv|ALLOK]]-[[Ergativ|ERG]].[[Person (Grammatik)|1SG]]</small><br />
|-<br />
|colspan=9|''Ich singe für dich''<ref name=Mir/><br />
|}<br />
<br />
:{| class=wikitable<br />
|xau-a,||goli||keau||za-k,||mol||buterr-ago||aji-n-en||d-u-k<br />
|-<br />
|Junge-<small>[[Absolutiv|ABS]]</small>||singen||mache||haben-<small>[[Ergativ|ERG]].[[T-V Unterscheidung|FAM]].[[Maskulin|MASC]]</small>||Wein||viel-<small>[[Komparativ|KOMP]]</small>||haben-<small>[[Aspekt (Linguistik)#Perfektiver Aspekt|PFV]]</small>-<small>[[Futur|FUT]]</small>||<small>[[Absolutiv|ABS]].[[Person (Grammatik)|3SG]]</small>-haben-<small>[[Ergativ|ERG]].[[Maskulin|MASC]].[[Allokutiv|ALLOK]]</small><br />
|-<br />
|colspan=8|''Junge, sing, du wirst nehr Wein haben!''<ref name=Mir/><br />
|}<br />
<br />
:{| class=wikitable<br />
|txipa||nola||d-u-zu?<br />
|-<br />
|Name||wie||<small>[[Absolutiv|ABS]].[[Person (Grammatik)|3SG]]</small>-haben-<small>[[Ergativ|ERG]].[[Person (Grammatik)|2SG]]</small><br />
|-<br />
|colspan=8|''Wie ist Ihr Name?''<ref name=Argia1/><br />
|}<br />
<br />
:{| class=wikitable<br />
|masa-k||eta||barki-txu-ak||pangu-an||d-a-o-z<br />
|-<br />
|Fleisch-<small>[[Absolutiv|ABS]].[[Plural|PL]]</small>||und||Schaf-<small>[[Diminutiv|DIM]]</small>-<small>[[Absolutiv|ABS]].[[Plural|PL]]</small>||Wiese-<small>[[Lokativ|LOC]]</small>||<small>[[Absolutiv|ABS]].[[Person (Grammatik)|3SG]]</small>-<small>[[Präsenz|PRÄS]]</small>-gehen-<small>[[Plural|PL]]</small><br />
|-<br />
|colspan=12|''Die Schafe und die Lämmer sind auf der Wiese''<ref name=Argia1/><br />
|}<br />
<br />
:{| class=wikitable<br />
|nire||kera||zure-a-ren||pali-an||d-a-o,||hemen-dik||obeto-ao||dika-tu-ko||d-u-zu<br />
|-<br />
|mein||Haus||dein-<small>[[Absolutiv|ABS]]</small>-<small>[[Genitiv|GEN]]</small>||Nähe-<small>[[Lokativ|LOC]]</small>||<small>[[Absolutiv|ABS]].[[Person (Grammatik)|3SG]]</small>-<small>[[Präsenz|PRÄS]]</small>-gelegen sein||hier-<small>[[Ablativ|ABL]]</small>||besser-<small>[[Komparativ|KOMP]]</small>||sehen-<small>[[Aspekt (Linguistik)#Perfektiver Aspekt|PFV]]</small>-<small>[[Future|FUT]]</small>||<small>[[Absolutiv|ABS]].[[Person (Grammatik)|3SG]]</small>-haben-<small>[[Ergativ|ERG]].[[Person (Grammatik)|2SG]]</small><br />
|-<br />
|colspan=20|''Mein Haus liegt nahe deinem, du kannst es besser von hier sehen''<ref name=Argia1/><br />
|}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* A. Baudrimont: ''Vocabulaire de la langue des Bohémiens habitant les Pays Basque Français.'' (Deutsch: ''Vokabular der Sprache der Zigeuner/Böhmen wohnhaft im französischen Baskenland.'') Academie Impérial des Sciences, Bordeaux 1862.<br />
* R. Berraondo: ''La euskera de los gitanos.'' (Deutsch: ''Das Baskisch der Zigeuner.'') In: ''Euskalerriaren Alde - Revista de Cultura Vasca'' 1921<br />
* D. Macritchie: ''Accounts Of The Gypsies Of India'' (Deutsch: Berichte über die Zigeuner Indiens), 1886, Reprint: New Society Publications, New Delhi 2007, ISBN 978-1-4067-5005-8.<br />
* F. Michel: ''Le Pays Basque.'' (Deutsch: ''Das Baskenland.'') Paris 1857.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.kaledorkayiko.org Kalé Dor Kayiko]<br />
* [http://andima.armiarma.com/pami/pami0711.htm Full version of the Erromintxela poem with Baskisch translation] (Deutsch: Vollversion des Erromintxela-Gedichts mit baskischer Übersetzung)<br />
* [http://www.euskomedia.org/aunamendi/76974 Gitano] auf Spanisch ''Auñamendia Encyclopedia.''<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Baskische Sprache]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Portal:Basken&diff=134271499Portal:Basken2014-09-22T20:07:54Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Index-Portal|Europa}}<br />
__NOTOC__<br />
{| border="1" cellpadding="10" cellspacing="0"<br />
|valign=top width="50%"|<br />
[[Bild:Idioma vasco.png|thumb|baskischer Sprecheranteil: Blau = sehr hoch, gelb = unter 20 %]]<br />
[[Bild:Euskal Herriko herrialdeen mapa.svg|thumb|<br />
{{Farblegende|#f4a8e3|Autonome Region Baskenland}}<br />
{{Farblegende|#98f193|Autonome Region Navarra}}<br />
{{Farblegende|#fff98d|Französisches Baskenland}}]]<br />
<big>Willkommen im Portal '''Basken'''!</br>Ongi etorri '''Euskal''' Atarira!</big><br />
<br />
Dieses Portal versammelt Artikel, die über die Sprach- und Kulturgemeinschaft der Basken und das von ihnen bewohnte Gebiet informieren. <br />
<br />
Die Basken wohnen als autochthone Bevölkerung am Westende der Pyrenäen im Norden Spaniens und im Südwesten Frankreichs. Die Zahl der Sprecher der baskischen Sprache in dieser Region liegt unter einer Million Personen. In vielen Orten mit baskischer Tradition und baskisch sprechenden Einwohnern sind diese in der Minderheit. Es gibt aber auch Menschen, die sich zumindest etwas als Basken betrachten, ohne die Sprache zu sprechen. <br />
<br />
In erheblichen Phasen des 20.&nbsp;Jahrhunderts war der rechtliche Status der baskischen Sprache und baskischer Kultur schlecht. Heute ist ihr Gewicht in den verschiedenen von Basken bewohnten Gebietskörperschaften recht unterschiedlich. So ist das Thema „Basken“ politisch geladen.<br />
<br />
Über die Ausdehnung des [[Baskenland]]es gibt es unterschiedliche Ansichten. Das war ein wichtiger Grund, dieses Portal „Basken“ und nicht „Baskenland“ zu nennen.<br />
<br />
=== Hauptartikel ===<br />
* [[Basken]]<br />
|valign=top width="40%"|<br />
<br />
=== Geografie und Geschichte ===<br />
* [[Baskenland]] <small>Der Artikel hat einen ausführlichen Geschichtsteil.</small><br />
* [[Autonome Gemeinschaft Baskenland]] mit den ''baskischen Provinzen'':<br />
** [[Álava]] <br />
** [[Gipuzkoa]]<br />
** [[Bizkaia]]<br />
* [[Navarra]], spanische Provinz und Autonome Gemeinschaft<br />
* [[Pyrénées-Atlantiques]], französisches Département, umfasst u.&nbsp;a. das<br />
** [[Baskenland (Frankreich)|französische Baskenland]] (Iparralde, etwa „Nordgebiet“) <br />
*** [[Labourd]] (Lapurdi)<br />
*** [[Niedernavarra]]<br />
*** [[Soule (Region)|Soule]] (Zuberoa, Xiberoa) <br />
* [[Aquitanien]] (Region in Südwestfrankreich, in der Antike vaskonisches Sprachgebiet)<br />
* [[Gascogne]] (entstand durch baskische Wanderung und Machtausdehnung im frühen Mittelalter)<br />
* [[Königreich Navarra]] (hatte seinen Kern im baskischen Sprachgebiet)<br />
<br />
====Besondere Orte ====<br />
* [[ Roncesvalles]]<br />
* [[Gernika]]<br />
<br />
==== Sonstige Orte ====<br />
* [[Portal:Basken/Städte und Gemeinden|Liste aller Städte und Gemeinden der Autonomen Gemeinschaften Baskenland und Navarra und des nördlichen Baskenlandes]]<br />
|-<br />
|valign=top width="50%"|<br />
<br />
=== ''Aktuelles'' ===<br />
{{Portal:Basken/Neue Artikel}}<br />
|valign=top rowspan="2" width="40%"|<br />
<br />
=== Politik ===<br />
* [[Lehendakari]] (der Ministerpräsident der autonomen Region Baskenland)<br />
<br />
==== Parteien, Organisationen ====<br />
* [[Eusko Alkartasuna|Eusko Alkartasuna (EA)]], „Baskische Solidarität“<br />
* [[Izquierda Unida|Ezker Batua / Izquierda Unida (EB-IU)]], „Vereinigte Linke“<br />
* [[PCTV-EHAK]] (baskische Kommunisten)<br />
* [[Eusko Alderdi Jetzalea-Partido Nacionalista Vasco]]<br />
* [[Acción Nacionalista Vasca|ANV]] (historische Abspaltung der PNV)<br />
* [[Herri Batasuna]], baskische Linksnationalisten, gelten als politischer Arm der [[Bild:Basque Nationalist Mural, Mondragon, Gipuzkoa 02-2005.jpg|thumb|Politische Wandmalerei]]<br />
* [[Euskadi Ta Askatasuna|Euskadi Ta Askatasuna (ETA)]], baskische Untergrundorganisation<br />
<br />
==== Ereignisse, Dokumente ====<br />
* [[Plan Ibarretxe]]<br />
|-<br />
|valign=top width="50%"|<br />
[[Bild:Gernika Tree 2003.jpg|thumb|upright|Symbolbaum:<br>Die Eiche von Gernika]]<br />
<br />
=== Sprache ===<br />
* [[Baskische Sprache]]<br />
* [[Baskische Sprachpolitik]]<br />
* [[Gaskognische Sprache|Gaskognisch]], romanische Regionalsprache Aquitaniens<br />
<br />
==== Diskussionsstoff: ====<br />
* [[Vaskonische Sprache]] – prähistorische Bedeutung?<br />
|-<br />
|valign=top width="50%"|<br />
<br />
=== Symbole ===<br />
* [[Arrano Beltza]], Flagge Sanchos III.<br />
* [[Ikurriña]], moderne Flagge<br />
* [[Lauburu]] (baskische Swastika, auch ''baskische Rose'')<br />
|valign=top rowspan="2" width="40%"|<br />
<br />
=== Medien, Publizistik ===<br />
* [[Deia (Zeitung)|Deia]] (Zeitung), Auflage 24.763, alle Artikel auf Spanisch<br />
* [[El Correo]] (Zeitung), Auflage 119.601, hauptsächlich spanisch, auch baskische Artikel und Beilagen<br />
* [[El Diario Vasco]] (Zeitung), Auflage 86.053, 90 % spanische, 10 % baskische Artikel<br />
* [[Euskaldunon Egunkaria]], 1990–2003, nur baskisch, wegen ETA-Kontakten gerichtlich verboten <br />
* [[Gara]] (Zeitung), 79.000–130.000 Leser, mehr spanische als baskische Artikel<br />
* [[Euskal Telebista|ETB]] (Euskal Telebista, baskisches Fernsehen), ein baskischer, ein spanischer, zwei zweisprachige Kanäle<br />
* [[Liste baskischer Schriftsteller]]<br />
|-<br />
|valign=top rowspan=2 width="50%"|<br />
<br />
=== Wirtschaft ===<br />
* [[Eroski]] (Supermarktkette)<br />
* [[EuskoTren]] (Eisenbahnunternehmen)<br />
* [[Iberdrola]] (Stromerzeugungs- und Vertriebsunternehmen)<br />
* [[Mondragón Corporación Cooperativa]] (Unternehmensgruppe)<br />
|-<br />
|valign=top width="50%"|<br />
<br />
=== Institutionen ===<br />
* [[Gesellschaft für Baskische Studien]] (Eusko Ikaskuntza, Sociedad de Estudios Vascos, EI-SEV)<br />
** [[Jakiunde]], von EI-SEV 2007 initiierte ''Akademie der Wissenschaften, Künste und Literatur''<br />
* [[Königliche Akademie der Baskischen Sprache]] (Euskaltzaindia, Real Academia de la Lengua Vasca)<br />
|-<br />
|valign=top width="50%"|<br />
<br />
=== Kultur ===<br />
* [[Baskisches Matriarchat]]<br />
* [[Bertsolari]] (baskische Stegreifdichter)<br />
* [[Pelota]] („Nationalsport“ der Basken)[[Bild:Pelota N-Navarra.jpg|thumb|Pelota-Spiel]]<br />
* [[Baskische Küche]]<br />
* [[Baskische Küche#Sociedades Gastronómicas|Gastronomische Gesellschaften]]<br />
* [[Universität von Oñati]] (Institution und Gebäude)<br />
* [[Baskenmütze]]<br />
* [[Etorki]] (ein Käse aus dem französischen Baskenland)<br />
* [[Trikitixa]] (baskisches Akkordeon)<br />
* [[Txalaparta]] (ein Perkussionsinstrument)<br />
* [[Alboka]] (ein Blasinstrument)<br />
* [[Iruña-Veleia]] (antike Ausgrabungsstätte)<br />
* [[Emakumeen Bira]] (ein Frauen-Radrennen, seit 1992)<br />
|valign=top width="40%"|<br />
<br />
=== Prominente Basken ===<br />
* [[Sancho III. (Navarra)|Sancho III.]] (König von Navarra)<br />
* [[Johanna III. (Navarra)]]<br />
* [[Ignatius von Loyola]] (Gründer des Jesuitenordens)<br />
* [[Francisco de Xavier]] (Weltreisender, Jesuit)<br />
* [[Juan Sebastián Elcano]] (Weltumsegler)<br />
* [[Sabino Arana|Sabino Arana Goiri]] (Schriftsteller und Politiker)<br />
* [[Maurice Ravel]] (Komponist)<br />
* [[José Antonio Aguirre]] (erster Präsident des Baskenlandes)<br />
* [[Dolores Ibárruri]] (Politikerin)<br />
* [[Paco Rabanne]] (Modeschöpfer)<br />
* [[Miguel Induráin]] (Radrennfahrer)<br />
* [[Bixente Lizarazu]] (Fußballspieler)<br />
* [[Kirmen Uribe]] (Schriftsteller)<br />
* [[Joxe Azurmendi]] (Philosoph)<br />
* [[Txillardegi]] (Schriftsteller und Politiker)<br />
|-<br />
|valign=top colspan="2" align="center"| <big>M i t m a c h e n !<big><br />
|-<br />
|valign=top width="50%"|<br />
<br />
=== Artikelwünsche ===<br />
– sofern nicht rot in den Themenkästchen –<br />
* [[Baskenland (Frankreich)|Französisches Baskenland]] – fehlende Aspekte:<br />
** Bedeutung für das spanische B. während der Francodiktatur<br />
** Wiederauftauchen des Baskischen in der Öffentlichkeit seit den 1980ern<br />
* [[Irrintzi]] (ein Kampfschrei)<br />
* [[Liste antiker baskischer Ortsnamen]] mit deutlich baskischem Charakter<br />
* [[Proto-Baskisch]], die rekonstruierte Vorform der verschiedenen baskischen Dialekte<br />
* [[Aquitanische Sprache]], eine ausgestorbene Variante des Baskischen in Südwest-Frankreich <br />
* [[Miñones]] (Regionalpolizei in Álava)<br />
* [[Olentzero]] (baskischer „Weihnachtsmann“)<br />
* [[Talo]] (ein Maisfladen)<br />
* Baskenland die Traditionen<br />
* [[Traineras]] (Ruderboot-Regatta)<br />
* [[Txistu]] (Musikinstrument)<br />
* Baskische Seefahrt; Walfang<br />
* Dokumente zur Selbstwahrnehmung in Geschichte und Gegenwart (Kultur /Narrative /Sprichwörter/Küche/Trinksitten/überkommenes Brauchtum und dessen naturreligiöse Konnotation ...)<br />
|valign=top width="40%"|<br />
<br />
=== Abbildung in Artikel einbinden: ===<br />
* [[:en:Image:Ancient Basque tribes.gif|neue Aspekte zur antiken Lokalisation baskischer Stämme]]<br />
<br />
=== Abbildung gesucht: ===<br />
* kleinstädtischer Stadtplatz in der CAV<br />
* Stadtplatz von [[Saint-Palais (Pyrénées-Atlantiques)]]<br />
* Traditioneller Bauernhof im französischen Baskenland<br />
|-<br />
|valign=top width="50%"|<br />
<br />
=== Werkzeuge ===<br />
* [[Spezial:Änderungen an verlinkten Seiten/Portal:Basken|Änderungen der letzten Tage der auf dieser Seite verlinkten Artikel]]<br />
* [[Wikipedia:WikiProjekt Portale|WikiProjekt Portale]]<br />
* [//commons.wikimedia.org/w/index.php?title=Special:Search&ns0=1&ns6=1&ns9=1&ns12=1&ns14=1&redirs=0&search=category%3ABasque&limit=50&offset=0 Wikimedia Commons: „basque“-Kategorien]<br />
* [[:eu:Atari:Alemania|Baskische Wikipedia Portal auf Deutschland]]<br />
<br />
|valign=top width="40%"|<br />
<br />
=== Weblinks ===<br />
* [http://www.euskoguide.com Baskenland information u. Reiseführer]<br />
* [http://www1.euskadi.net/morris/dictionary.htm extern: Lexikon Baskisch/Englisch und Englisch/Baskisch]<br />
* [http://www.zubiak.de/ Zubiak – Baskische Bibliothek]<br />
|}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:!Portal:Basken}}<br />
[[Kategorie:Portal:Europa als Thema|Basken]]<br />
[[Kategorie:Baskenland]]<br />
[[Kategorie:Baskische Sprache]]<br />
[[Kategorie:Navarra]]<br />
[[Kategorie:Frankreich]]<br />
[[Kategorie:Spanien]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Ulamm/Basken&diff=134271476Benutzer:Ulamm/Basken2014-09-22T20:07:04Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
[[Bild:Idioma vasco.png|thumb|Baskisches Sprachgebiet am Golf von Biskaya]] <br />
Die '''Basken''', Eigenbezeichnung Euskaldunak, sind eine [[autochthon]]e Bevölkerungsgruppe mit einzigartiger Sprache und langer Vergangenheit, die an der Südwestecke des [[Golf von Biskaya|Golfs von Biskaya]] im Norden Spaniens und im äußersten Südwesten Frankreichs lebt.<br />
<br />
== Definitionen ==<br />
Die Frage: „Wer ist ein Baske?“ oder „Wer sind die Basken?“ steht im Spannungsfeld französischen, spanischen und baskischen Nationalismus'. Es gibt mehrere gebräuchliche Definitionen, die einem beträchtlichen Personenkreis gleichermaßen umfassen, aber teilweise zahlreiche Personen ausschließen, die von anderen Definitionen mit eingeschlossenen werden:<br />
<br />
* „Basken sind die Einwohner des Baskenlandes“ – Diese Definition geht über die kulturellen Besonderheiten der Basken hinweg und umfasst mehrheitlich Personen, die nach anderer Definition keine Basken sind. Darüber hinaus kann das Baskenland unterschiedlich definiert werden. Es gibt die [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Baskische Autonome Gemeinschaft]]<ref>Spanien wurde nach dem Ende der Franc-Diktatur in [[Comunidad Autónoma|Autonomen Gemeinschaften]] (Comunidades Autónomas) eingeteilt, die etwa den deutschen Bundesländern entsprechen. Sie umfassen zumeist mehrere Provinzen. Navarra und ein paar andere bestehen nur aus einer einzigen Provinz</ref> (Comunidad Autónoma Vasca) und das französische Baskenland ([[Pays Basque]]). Das spanische [[Navarra]] wird je nach politischer Einstellung ganz, teilweise oder gar nicht dem Baskenland zugerechnet.<br />
<br />
* „Basken sind die Sprecher (oder Muttersprachler) der baskischen Sprache“ – Diese Definition geht auf die baskische Kultur ein. Allerdings haben in Jahrzehnten wenn nicht Jahrhunderten des spanischen und französischen Zentralismus' nicht wenige Basken die Sprache ihrer Vorfahren verlernt.<br />
<br />
* „Basken sind diejenigen, die sich als Angehörige eines baskischen Volkes betrachten und diese Identität über ihre spanische oder französische Staatsangehörigkeit stellen“ – Dies tun nicht alle baskischen Muttersprachler und erst recht nicht alle Personen mit baskischen Vorfahren. Diese Definition entspricht den Prinzipien von Demokratie und Selbstbestimmung. <br />
<br />
* „Basken sind alle, die sich der baskischen Kulturgemeinschaft zugehörig fühlen, gleich, ob sie diese als Volk betrachten oder nicht“ – Diese Definition entspricht nicht minder den Prinzipien von Demokratie und Selbstbestimmung. <br />
<br />
* „Basken sind im Baskenland geborene Personen mit baskischem Namen“ – Diese Definition enthält mehrere der schon angedeuteten Probleme von der Georgafie bis zur Schriftsprache, kann aber für die Zuordnung historischer Personen von Belang sein.<br />
<br />
* „Basken sind Menschen mit (überwiegend) baskischen Vorfahren“ – Diese Definition löst nicht den Konflikt zwischen den voran ganannten, da auch die Identität der Vorfahren definiert werden muss. Sie wirft die Frage auf, wieviele Generationen zu betrachten sind. Und sie missachtet Selbstidentifikation und gelebte Kultur.<br />
<br />
== Verbreitung und Zahlen ==<br />
[[Bild:Euskara %.png|thumb|Unterschiede des baskisch sprechenden Bevölkerungsanteils]]<br />
<br />
Für den kleinen französischen Teil des Baskenlandes, baskisch ''Ipar Euskal Herria'' („Nordbaskenland“), werden für 2001 etwa 82.000 (zweisprachige) Sprecher des Baskischen angegeben bei einer Gesamtbevölkerung von 246.000, also ein Drittel.<br />
<br />
Von den 2.123.000 Einwohnern der [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Baskischen Autonomen Gemeinschaft]], baskisch ''Euskal Herria'' oder ''Euskadi'', sprechen nur etwa 27 % Baskisch, 570.000 bis 580.000. Die Zahl derer, die ihre baskische Identität über die spanische Staatsbürgerschaft stellen, liegt höher, aber auch unter 50 % der Gesamtbevölkerung. Etwa 40 % der Einwohner sollen baskische Eltern haben.<br />
<br />
In der [[Navarra|Autonomen Gemeinschaft Navarra]], baskisch ''Nafarroa'', im weiteren Sinne auch dem Baskenland zugerechnet, spricht im gebirgigen Norden ein beträchtlicher Teil der Einwohner baskisch, in den übrigen Teilen aber nur wenige, so dass der Anteil der Basken insgesamt nur bei 12 % liegt, 61.166 der etwa 600.000 Einwohner.<br />
<br />
== Sprache und Selbstdefinition ==<br />
[[Bild:CIS2500Baskenland2005.png|thumb|Befragung des staatlichen „CIS“ in der Baskischen Aut. Gem.]]<br />
Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2005 unter 2.500 Bewohnern der [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Baskischen Autonomen Gemeinschaft]], verdeutlicht den Anteil der ethnischen Basken (Basken im engeren Sinne) in der Gesamtbevölkerung des Baskenlandes (Basken im weiteren Sinne): Von den Befragten konnten 53,8 % Baskisch verstehen, 41,4 % es lesen, 37,2 % es fließend sprechen und 33,7 % korrekt baskisch schreiben. Von den selben 2.500 Personen bezeichneten sich 26 % ausschließlich als Basken, 21,8& % eher als Basken denn als Spanier und 38,5& % gleichermaßen als Basken und als Spanier <ref>[http://www.elpais.com/articulo/espana/mitad/vascos/aboga/redaccion/nuevo/Estatuto/encuesta/CIS/elpepuesp/20050624elpepunac_3/Tes?print=1 La mitad de los vascos aboga por la redacción de un nuevo Estatuto, según una encuesta del CIS], Artikel in [[El País]] vom 24. Juni 2005 (spanisch)</ref>.<br />
<br />
== Sprache und Biologie ==<br />
Die [[baskische Sprache]] ist als [[isolierte Sprache]] zu bezeichnen, weil in Europa und weltweit keine ursprüngliche Verwandschaft zu anderen Sprachen gefunden wurde. Demgegenüber lassen biochemische Untersuchungen keine Abgrenzung zwischen Basken und anderen Europäern erkennen. Manche unter Basken häufigen [[Gen]]</b>varianten kommen allerdings im übrigen Europa weniger oft und außerhalb Europas selten vor. Aus beiden Befunden schließen manche Wissenschaftler, dass die Basken den Rest einer Bevölkerung darstellen, die im übrigen Europa von der Ausbreitung der [[Indogermanische Sprachen|indoeuropäischen Sprachen]] erfasst wurde. <ref>[http://www.lrz-muenchen.de/~wolfgang_schindler/skripte/Sprachgeschichte1.pdf Basken als Überbleibsel des vor-indoeuropäischen Europa]''</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Bild:Mapa llengües paleohispàniques-cast.jpg|thumb|Vorrömische Sprachen:<br>'''-''' dunkelgrün Aquitanisch (Altbask.)<br> '''-''' hellgrün [[Iberisch]]<br>'''-''' leuchtend blau [[Keltiberisch]]]]<br />
[[Bild:Barscunes.jpg|thumb|Dinar (2. Jh. v. Chr.): „BaSKuNES“]]<br />
Auf das besonders hohe Alter der baskischen Sprache weist liguistisch außer der isolierten Position auch das Vokabular hin; die Bezeichnungen diverser Trennwerkzeuge vom Beil bis zur Schere enthalten den Wortstamm ''aitz'' oder ''haitz'' („Stein“), was auf einen bis in die [[Steinzeit]] (auf der Iberischen Halbinsel bis vor etwa 4000 jahren) zurückreichenden Grundwortschatz hinweist.<br />
<br />
Es gibt zwar Schriftfunde in aquitanischer (altbaskischer) Sprache, geschrieben in [[Iberische Schrift|iberischer Silbenschrift]], aber die beschränken sich auf Personen-und Götternamen. Ein vielzitierter Münzfund 2. Jahrhundert vor Chr. zeigt nicht die Eigenbezeichnung der Basken, sondern die Fremdbezeichnung „Ba-S-Ku-N-E-S“. Zusammenhängende baskische Texte sind erst seit dem 16. Jahrhundert erhalten. Daher stützt sich das geschichtliche Wissen über die Basken weitgehend auf römsche Quellen und Beschreibungen in Nachbarsprachen.<br />
<br />
In Texten aus dem Römmerreich werden die Stämme <small>VASCONES</small> und <small>AVSCI</small><!--wegen des Drehers vasc/avsc absichtlich in vorhumanistischer Scheibweise--> erwähnt, letztere in Aquitanien außerhalb des heutigen baskischen Sprachgebietes. Auch sind vorrömische Ortsnamen erwähnt, die aus baskischne Worten bestehen, beispielsweise ''Eliumberrum'' („Neustadt“) für das heutige [[Auch]] <ref>[[Pomponius Mela]] : « ''Nam a Pyrenaeo ad Garumnam, Aquitani''… ''Aquitanorum clarissimi sunt Ausci''… ''Urbes opulentissimae in Auscis Eliumberrum'' » (III 15) « Die Aquitanier erstrecken sich von den [[Pyrenäen]] bis zur [[Garonne]]… Die ''Ausci'' die wichtigsten Aquitaner… Die blühendste Stadt ist ''Eliumberrum'', bei den Ausci … » </ref>. In seinem – propagandistischen – Eroberungsbericht [[De Bello Gallico]] unterschied [[Caesar]] gleich im ersten Satz dieses Aquitanien vom eigentlichen Gallien. Teile dieser Stämme wurden romanisiert. Es entstanden lateinische Provinzialdialekte, die von baskischen Aussprachegewohnheiten geprägt waren. So ist zum Beispiel die heutige französische Regionalsprache [[Gaskognisch|Gascon]] entstanden. Seit der Römerzeit ist das baskische Gebiet kontinuierlich geschrumpft.<br />
[[Bild:Leon 1030.png|thumb|1030: Leon (orange), Navarra (gelb), [[Kalifat von Córdoba]] (braun)]]<br />
Seit der [[Völkerwanderung]]szeit gehörten große Teile Galliens und des heutigen Spanien zum [[Tolosanisches Reich|Tolosanischen Reich]] der Westgoten, nicht aber das Baskenland und die Nordküste der [[Iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]]. Ab 711 eroberten die [[Mauren]] die [[Iberische Halbinsel]] und drangen weiter bis nach Poitiers vor. Zum Schutz des [[Frankenreich]]es vor den Mauren gründete [[Karl der Große]] die [[Spanische Mark]]. Nun lavierten die Basken an der Grenze zweier Machtblöcke. Literarisches Zeugnis davon ist das [[Rolandslied]]; nach heutiger Historikersicht waren es Basken, die den karolingischen [[Markgraf]]en Roland im Hochtal von [[Roncesvalles]] (bask.: Orreaga) besiegten und töteten.<br />
<br />
In der Folgezeit entstanden im Norden der iberischen Halbinsel mehrere kleine Staaten, von denen [[Königreich Navarra]] große Teile des damaligen baskischen Gebietes umfasste. Sein bedeutendster König [[Sancho III.]] (* um 990, regierte 1000 – 1035) wurde auch „König aller Basken“ genannt. In die Aufstiegszeit dieses Königreiches im 10. Jahrhundert fiel auch die für westeuropäische Verhältnisse äußerst späte [[Christianisierung]] der Basken. Später ging das Königreich Navarra schrittweise in den großen Nachbarstaaten Frankreich und Spanien auf. <br />
<br />
In [[Spanien]], das erst 1479 unter dem Königspaar [[Isabella von Kastilien]] und [[Ferdinand II. (Aragón)|Ferdinand II. von Aragón]] zu einem Staat vereinigt wurde, hatten die Basken lange Zeit Sonderrechte, die so genannten [[Fueros]]. Unter dem zentralismus der [[Bourbon#Spanien|spanischen Bourbonen]] wurden diese aber weitgehend beschnitten. In den [[Karlistenkriege]]n 1833 – 1849 zwischen den Anhängern zweier Zweige des Bourbonenhauses versuchten die baskischen Provinzen (damals einschließlich Navarra) erfolglos, eine eigene Rolle zu spielen. Dieser Misserfolg gab einen wesentlichen Anstoß, dass – später als die meisten anderen europäischen Völker – nun auch die Basken einen Nationalismus entwickelten, der Konflikte mit dem französischen und vor allem dem spanischen Nationalismus heraufbeschwor.<br />
<br />
Im [[Spanische Republik|republikanischen Spanien]] erhielt das Baskenland ein Autonomiestatut. [[Francisco Franco|Franco]], der den spanischen Bürgerkrieg entfachte und gewann, verbot den Gebrauch der Baskischen Sprache. Die [[ETA]], die einen militanten Widerstand gegen den [[Frankismus]] führte, ist im heutigen demokratischen Spanien selber ein Relikt aus undemokratischen Zeiten.<!--Der letzte Halbsatz ist POV. Weiß jemand eine bessere Formulierung?--><br />
[[Bild:Navarra - Zonificacion linguistica.png|thumb|Navarra: baskisch-, gemischt- und spanischsprachige Zone]]<br />
Mit der [[Transición]], dem Übergang Spaniens zur Demokratie, wurden die unseren Bundesländern entsprechenden [[Autonome Gemeinschaft|Autonomen Gemeinschaften]] konstituiert. Die [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Baskische Autonome Gemeinschaft]] (Cumunidad Autónoma Vasca) ist heute komplett offiziell zweisprachig, in der [[Navarra|Autonomen Gemeinschaft Navarra]] ist es nur der Nordteil. Darum wurden die Gemeinden (Municipios) von Navarra 1986 amtlich drei Sprachzonen zugeteilt, einer baskischsprachigen, einer gemischten und einer spanischsprachigen. Etwas verzögert wurde das Baskische auch im französische Baskenland aufgewertet (z. B. zweisprachige Ortsschilder). Das 1995 eingerichtete ''Pays Basque'' [[:fr:Pays Basque|(Vgl. französische Wikipedia)]] ist allerdings keine der den Départements übergeordneten [[Regionen Frankreichs]]. Es liegt organisatorisch unter der Ebene des [[Département]]s, neben der traditionellen [[Frankreich#Administrative Gliederung|Distrikt]]</b>einteilung.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=eus SIL International über die Basken in Spanien] (auf englisch)<br />
*[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=bqe SIL International über die Basken in Frankreich] (auf englisch)<br />
* [http://www.adsit.org/downloads/relazioni/Seminario%2018%20-%20Birner.63.pdf Prof. Angela Birner: Baskisch heute: Fremd(e) Sprache – Muttersprache (PDF)]<br />
* [http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/pom/16574.html Matthias Traub: Minderheitenpolitik in Frankreich am Beispiel des Französischen Baskenlandes]<br />
* [http://www.donostia-online.de/allgemeines/die-sprache/wichtige-worte-im-kulturhistorischem-kontext/ baskische Wörter im kulturhistorischen Kontext (auf www.donostia-online.de)]<br />
* [http://www.euskalnet.net/kondaira/esp/TWebMapa.html Historia del Pais Vasco y del Euskara] (auf spanisch, sehr ausführlich)<br />
*[http://www.uni-bielefeld.de/.../documents/meyer-hermann2006draft_datGeschichtIberHalbinselTeil1AnfBis1942_1.pdf Uni Bielefeld: Daten zur Geschichte der Iberischen Halbinsel (PDF 3,6MB)], u.a. Beginn der Bronzezeit<br />
<br />
== Artikel zum Thema Basken ==<br />
Mit Kultur, Geschichte und Gegenwart der Basken befassen sich folgende Artikel:<br />
* [[Baskische Sprache]]<br />
* [[Baskenland]] <small>Der Artikel hat einen ausführlichen Geschichtsteil</small><br />
* [[Autonome Gemeinschaft Baskenland]] mit den ''Baskischen Provinzen'':<br />
** [[Álava]] <br />
** [[Gipuzkoa]]<br />
** [[Bizkaia]]<br />
* [[Navarra]] (spanische Provinz und Autonome Gemeinschaft)<br />
* [[Königreich Navarra]]<br />
* [[Pyrénées-Atlantiques]] (französisches Département, u.a. das französische Baskenland umfassend)<br />
* [[Aquitanien]] (Region in Südwestfrankreich, ehemals baskisches Sprachgebiet)<br />
* [[Gaskognische Sprache|Gascon]] (romanische Regionalsprache Aquitaniens)<br><br />
Parteien und Organisationen:<br />
* [[Eusko Alkartasuna|Eusko Alkartasuna (EA)]] (Baskische Solidarität)<br />
* [[Izquierda Unida|Ezker Batua / Izquierda Unida (EB-IU)]] (Vereinigte Linke)<br />
* [[ETA]] (baskische Untergrundorganisation)<br />
* [[PCTV-EHAK]] (baskische Kommunisten)<br />
* [[Herri Batasuna]] (baskische Nationalisten)<br><br />
Prominente Basken:<br />
* [[Sancho III.]] (König von Navarra)<br />
* [[Johanna III. (Navarra)]]<br />
* [[Ignatius von Loyola]] (Gründer des Jesuitenordens)<br />
* [[Francisco de Xavier]] (Jesuit)<br />
* [[Francesco Xavier de Isturiz]] (Weltreisender, Jesuit)<br />
* [[Juan Sebastián Elcano]] (Weltumsegler)<br />
* [[Miguel Indurain]] (Radrennfahrer)<br />
Sonstiges:<br />
* [[Pelota]] („Nationalsport“ der Basken)<br />
* [[Baskenmütze]]<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[SIL International]]<br />
<nowiki>[[als:Basken]]<br />
[[be:Баскі]]<br />
[[bs:Baski]]<br />
[[en:Basque_people]]<br />
[[es:Vasco]]<br />
[[eo:Eŭskoj]]<br />
[[eu:Euskaldun]]<br />
[[fr:Basques]]<br />
[[hr:Baski]]<br />
[[id:Basque]]<br />
[[he:בסקים]]<br />
[[ka:ბასკები]]<br />
[[lt:Baskai]]<br />
[[jbo:skalduna]]<br />
[[hu:Baszkok]]<br />
[[nl:Basken]]<br />
[[ja:バスク人]]<br />
[[no:Baskere]]<br />
[[pl:Baskowie]]<br />
[[pt:Bascos]]<br />
[[ru:Баски]]<br />
[[sr:Баски]]<br />
[[sh:Baski]]<br />
[[fi:Baskit]]<br />
[[kab:Ibaskiyen]]<br />
[[tr:Bask]]<br />
[[uk:Баски]]<br />
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]<br />
[[Kategorie:Baskenland]]<br />
[[Kategorie:Spanien]]<br />
[[Kategorie:Frankreich]]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Baskenland]]<br />
[[Kategorie:Spanien]]<br />
[[Kategorie:Frankreich]]<br />
</nowiki></div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Basken&diff=134271443Basken2014-09-22T20:06:02Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Idioma vasco.png|thumb|upright=1.4|Baskisches Sprachgebiet am Golf von Biskaya]]<br />
Die '''Basken''', Eigenbezeichnung ''Euskaldunak'' oder ''Euskal Herritar'', [[Spanische Sprache|spanisch]] ''Vascos'', [[Französische Sprache|französisch]] ''Basques'', sind die insbesondere durch die [[baskische Sprache]] und Kultur charakterisierte Bevölkerung in erster Linie des [[Baskenland]]es (durch [[Auswanderung]] auch andere Orte), der [[Spanien|spanisch]]-[[Frankreich|französischen]] Grenzregion am [[Golf von Biskaya]] und stellen nach diesen kulturellen Kriterien bestimmt eine eigene [[Ethnie]] und, als [[Volk]] ohne eigenen [[Staat]] oder verfasste [[Nation]] betrachtet, eine [[nationale Minderheit]] in beiden Ländern dar. Die Bezeichnung ''Basken'' stammt vom [[Lateinisch]]en ''vascones'', ein Name, der ursprünglich auch für [[keltiberisch]]e Gruppen benutzt wurde, obwohl er [[Etymologie|etymologisch]] mit der Wurzel ''eusk-'' in Zusammenhang steht. Das Baskische (bask. ''Euskera'') gilt heute als [[isolierte Sprache]], da weltweit keine [[Genetische Verwandtschaft (Linguistik)|ursprüngliche Verwandtschaft]] zu einer anderen Sprache nachgewiesen werden konnte, und ist vermutlich ein Relikt der ersten auf dem [[Europa|europäischen Kontinent]] anwesenden Sprachen. Die Sprecher der baskischen Sprache entsprechen nach heutigem Erkenntnisstand auch der ursprünglichen Bevölkerung dieser Region ([[Autochthone Völker|autochthone Bevölkerung]]), d.h. es gibt keine Hinweise auf eine frühere Besiedelung des Gebietes durch andere Sprachgruppen.<br />
<br />
== Begriffe und Begriffsverwendungen ==<br />
[[Datei:Farms2NW-Navarra.png|mini|Bauernhöfe im stark baskisch geprägten Norden von Navarra]]<br />
In den politischen und gesellschaftlichen Debatten wird der Begriff ''die Basken'' (bzw. Baske/Baskin) (wie häufig bei [[Ethnonym]]en) in zwei unterschiedlichen Bedeutungen benutzt, zum einen als Bezeichnung für eine [[ethnische Gruppe]]<ref>vgl. [[Walther L. Bernecker]] (2001): ''[http://se1.isn.ch:80/serviceengine/FileContent?serviceID=PublishingHouse&fileid=ECB47E3E-8C2A-46CA-0F8E-4D229DA5B06A&lng=de Ethnischer Nationalismus und Terrorismus im Baskenland. (pdf)]'' S. 209, 214, 219 & 239. in Nr. 60: Zeitgeschichtliche Hintergründe aktueller Konflikte VIII; Center for Security Studies (CSS), ETH Zurich.<br />vgl. Antje Helmerich : ''[http://www.das-parlament.de/2004/39/Beilage/003.html Ethnonationalismus und das politische Potenzial nationalistischer Bewegungen]''; in: [[Aus Politik und Zeitgeschichte]]. Nr. 39 / 20. September 2004.<br />vgl. Heinz-Jürgen Axt: ''[http://www.politik.uni-duisburg.de/personen/axth/axt-ein_kontinent.pdf Ein Kontinent zwischen nationaler und europäischer Identität - Zur politischen Kultur in Europa]'' erschienen in: [[Anneli Ute Gabanyi]](Hrsg.), ''Transformationsstaaten in Europa 1989-1999'', München (i.E.).<br />vgl. [[Peter Waldmann]]: ''Gewaltsamer Separatismus. Westeuropäische Nationalitätenkonflikte in vergleichender Perspektive''; in: Winkler, Heinrich August/Kaelble, Hartmut (Hg.): ''Nationalismus – Nationalitäten – Supranationalität''. Stuttgart 1993, S. 82-107.</ref> bzw. ein Volk der Basken, zum anderen als Bezeichnung für die Gesamtheit der [[Bevölkerung|Bewohner]] des Baskenlandes bzw. seiner (jeweiligen) Teile unabhängig von weiteren Gemeinsamkeiten. In beiden Verwendungsweisen ist der Begriff Basken nicht eindeutig definiert bzw. in der Definition umstritten; da weder über die Frage der Zugehörigkeit von Personen zu den [[Ethnologie|ethnischen]] Basken noch über die territoriale Ausdehnung des Baskenlandes Einigkeit besteht. In beiden Fällen ist vor allem die konkrete Abgrenzung des Begriffs ''Basken'' in der jeweiligen Bedeutung (geografisch oder ethnisch) problematisch.<br />
<br />
Im ersten Fall betrifft das die Frage der ethnischen Zuordnung von Personen, auf die nur eine bestimmte Anzahl der spezifisch baskischen Merkmale zutreffen (auch diese Merkmale sind umstritten). Im zweiten Fall, wenn der Begriff Basken in Sinne von ''die Bewohner des Baskenlands'' verwendet wird, umfasst das Abgrenzungsproblem die Frage nach der konkreten geografischen Ausdehnung des Baskenlandes.<br />
Neben einer großen Anzahl Menschen, deren individuelle Zugehörigkeit (Baske oder Nicht-Baske) aufgrund fehlender von allen Seiten anerkannter Definitionen nicht objektiv geklärt werden kann, gibt es auch einen nicht unerheblichen Personenkreis, der von beiden Verwendungsweisen des Begriffs Basken relativ unstrittig erfasst wird, also Menschen, die in Gebieten leben, die eindeutig dem Baskenland zugerechnet werden und auf die alle wichtigen Merkmale (siehe unten) zutreffen, die der baskischen Ethnie zugeschrieben werden.<br />
<br />
Heute ist es unter [[Wissenschaft]]lern z.&nbsp;T. umstritten, ob der Begriff der Ethnie im wissenschaftlichen Kontext noch zeitgemäß angewendet werden kann. Im konkreten Fall der Basken ändert dies allerdings nichts an den realen Gegebenheiten einer Bevölkerungsgruppe mit sehr weitreichenden Besonderheiten wie starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, eigene [[Sprache]], [[Kultur]], [[Geschichte]] und [[Politik]]. Diese Besonderheiten sind das Produkt eines geschichtlichen und vorgeschichtlichen [[Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlichen]] Entwicklungsprozesses und konstituieren heute das, was je nach politischem Standpunkt oder wissenschaftlicher Auffassung als baskische Ethnie, Nation, Nationalität, nationale Minderheit, Bevölkerungsgruppe und Gesellschaft bezeichnet wird.<br />
<br />
Auf Baskisch wird ''die Basken'' mit ''euskaldunak'' (deutsch: Sprecher des Baskischen) oder mit ''euskal herritar'' (deutsch: Volk des Baskenlandes) wiedergegeben. Dabei wird der Begriff ''euskaldunak'', der eigentlich ''Baskischsprecher'' bedeutet, heute auch für ethnische Basken verwendet, die nicht baskisch sprechen, und darüber hinaus bezeichnet der Begriff auch ganz allgemein alle Menschen, die die baskische Sprache erlernt haben, völlig unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Wohnort. Der Begriff der baskischen Ethnie wird in den heutigen politischen Debatten nicht mehr verwendet, da er durch die biologisch-rassistische Ideologie, die (dem damaligen europäischen Zeitgeist entsprechend) den baskischen [[Nationalismus]] der Anfangszeit dominierte, heute immer noch mit dem Begriff der [[Rasse]] in Zusammenhang gebracht wird. Entsprechend ist auch der Begriff ''euskotarrak'' (deutsch: ethnische Basken), eine Wortschöpfung von [[Sabino Arana]], dem Begründer des [[Baskischer Nationalismus|baskischen Nationalismus (''Abertzale'')]], nicht mehr in Gebrauch.<ref>Zu den Begriffen ''euskaldunak'', ''euskal herritar'', ''euskotarrak'' vgl. spanische Wikipedia: ''[[:es:Vasco#Vascos, euskaldunes y euskera|Vasco]]''</ref><br />
<br />
Die heutige baskisch-nationalistische Politik verwendet meist die Begriffe ''Volk'', ''Gesellschaft'' und ''Nation'', und die nicht nationalistische oder spanisch-nationalistische Politik bevorzugt eher die Begriffe ''Gesellschaft'' und ''Nationalität'', die französisch-nationalistische die der ''Bevölkerung'', ''Region'' und (kulturellen) ''Spezifität''. Die baskisch-nationalistische Politik betont durch die Verwendung des Begriffs ''baskisches Volk'' zudem auch die Forderung nach der Verwirklichung des [[Selbstbestimmungsrecht der Völker|Selbstbestimmungsrechts der Völker]] wie es von der [[UNO]] definiert wurde. In diesem Zusammenhang ist auch die Doppelbedeutung des Wortes ''Volk'' (pueblo) im Sinne von ''ethnisches Volk'' und im Sinne von ''[[Staatsvolk]]'', eines angestrebten baskischen Staates, durchaus nicht ungewollt. Heftige Kontroversen löst auch die Verwendung des Begriffs ''baskische Nation'' aus, Politiker und Anhänger des baskischen Nationalismus' unterstreichen mit dieser Begriffsverwendung den politischen Anspruch einer vollständigen, alle politischen und gesellschaftlichen Bereiche umfassenden, Gleichstellung der baskischen Nation neben der spanischen und der französischen.<br />
<br />
Neben dem Begriff ''Basken'' (span.''vascos'') werden im spanischen Sprachgebrauch meist die Begriffe ''baskisches Volk'' (span. ''pueblo vasco''), ''baskische Gesellschaft'' (span. ''sociedad vasca'') und ''die baskischen Bürger'' (span. ''ciudadanía vasca'') verwendet. Der erste Begriff bezieht sich stärker auf die ethnische Bevölkerungsgruppe der Basken, die letzteren Begriffe beziehen sich dagegen deutlicher auf die Gesamtheit der Bevölkerung des Baskenlandes. Auch diese drei Begriffe sind nicht eindeutig definiert und werden in der Politik je nach aktueller Problematik verwendet.<ref>vgl. zur politischen Verwendung des Begriffs ''Baskisches Volk'' (span. ''pueblo vasco'') hier: [[Partido Popular (Spanien)|Partido Popular]] (PP) & [[Partido Socialista Obrero Español]] (PSOE): ''[http://www.pp.es/uploads/docs/Libertad_Pub/acuerdo_por_las_libertades.pdf Acuerdo por las Libertades y contra el Terrorismo]'' (2000) S. 3: “(…) 3. Durante más de dos décadas de democracia, el pueblo vasco ha desarrollado su capacidad de autogobierno en el marco de la Constitución y del Estatuto de Guernica. Ese marco ha permitido la expresión política, cultural y social de la pluralidad que alberga la sociedad vasca. Cualquier discrepancia política existente entre vascos puede y debe plantearse en ese marco institucional. (…)” unterschrieben von [[José María Aznar]] und [[José Luis Rodríguez Zapatero]] ([http://www.pp.es/uploads/docs/general/Firmas_del_Acuerdo_por_las_Libertades_y_Contra_el_Terrorismo.pdf Dokument mit Unterschriften])</ref> Dabei verwenden die meisten politischen Akteure und Parteien beide Begriffe jedoch meist mit bestimmten Präferenzen. Im [[Autonome Gemeinschaften Spaniens|Statut der Autonomen Gemeinschaft]] des Baskenlandes (1979) ist beispielsweise in Artikel 1 vom ''Pueblo Vasco''<ref>''[http://es.wikisource.org/wiki/Estatuto_de_Autonomía_del_País_Vasco_de_1979 Estatuto de Autonomía del País Vasco de 1979]''</ref> (baskisches Volk) die Rede, die [[Verfassung des Königreiches Spanien|spanische Verfassung]] verwendet die Formulierung: “Völker von Spanien”<ref>''[http://es.wikisource.org/wiki/Constitución_española_de_1978/Versión_para_imprimir Constitución española de 1978]'': “Preámbulo (…) Proteger a todos los españoles y pueblos de España en el ejercicio de los derechos humanos, sus culturas y tradiciones, lenguas e instituciones.”</ref> (span.: ''pueblos de España'') und bezeichnet diese auch als ''Nationalitäten''.<ref>''[http://es.wikisource.org/wiki/Constitución_española_de_1978/Versión_para_imprimir Constitución española de 1978]'': “Artículo 2. La Constitución se fundamenta en la indisoluble unidad de la Nación española, patria común e indivisible de todos los españoles, y reconoce y garantiza el derecho a la autonomía de las nacionalidades y regiones que la integran y la solidaridad entre todas ellas.”</ref><br />
<br />
== Definitionen ==<br />
[[Datei:Nortasun.png|thumb|Klassifikation der Bevölkerung entsprechend kultureller Identität]]<br />
[[Datei:Navarra - Zonificacion linguistica.png|thumb|Offizielle Sprachzonen [[Navarra]]s seit 1986: baskisch-, gemischt- und spanischsprachige Gemeinden]]<br />
Die Frage: „Wer ist ein Baske?“ oder „Wer sind die Basken?“ steht im Spannungsfeld französischen, spanischen und baskischen Nationalismus. Auch innerhalb der ethnischen Gruppe der Basken sind diese Fragen nicht allgemein anerkannt geklärt. Es gibt mehrere gebräuchliche Definitionen, von denen fast alle aus der Kombination mehrerer Eigenschaften bzw. Merkmale bestehen oder aber bestimmte Merkmale oder Eigenschaften (still) voraussetzen. In der Praxis hängt es zudem von der jeweiligen Einstellung oder politischen Leitlinie ab, ob eine weit gefasste Definition verwendet wird (oder-Verknüpfung von Merkmalen/Eigenschaften/Voraussetzungen) bzw. ob die Definition sehr eng gefasst wird, z.&nbsp;B. nur ein Merkmal entscheidet oder mehrere Merkmale müssen erfüllt sein (und-Verknüpfung). Der Fußballverein [[Athletic Bilbao]], der traditionell nur mit baskischen Spielern antritt, verwendet beispielsweise eine kombinierte Definition des Basken: Entweder wurde der Spieler im Baskenland geboren und/oder von Jugend an dort trainiert oder er ist ethnischer Baske, im Sinne von baskischen Vorfahren, d.h. Vorfahren die aus dem Baskenland stammen, die Anhaltspunkte dafür sind Familienname, Familiengeschichte und gelebte Kultur (z.&nbsp;B. Exil-Basken bzw. Bürgerkriegsflüchtlinge in Lateinamerika). Als Baskenland werden alle Provinzen angesehen die zum baskischen Siedlungsgebiet gehören.<ref>[[Der Spiegel]] 15/2008: ''Bollwerk der Basken'' (Walter Mayr) S. 140ff.</ref> Aber auch bei dieser weit gefassten Definition gilt als stille Grundvoraussetzung eine gewisse positive Einstellung zu baskischer Kultur, Sprache und Tradition; ein offen spanisch-nationalistischer Fußballspieler hätte keine Aufnahmechance.<ref>vgl. [[Süddeutsche Zeitung]]: ''[http://www.sueddeutsche.de/sport/spanischer-fussball-ethnisch-im-abseits-1.274871 Ethnisch im Abseits]'' (29. Februar 2008 )</ref><br />
<br />
Die folgenden relativ gebräuchlichen Definitionen, umfassen einen beträchtlichen Personenkreis gleichermaßen, aber schließen teilweise zahlreiche Personen aus, die von anderen Definitionen mit eingeschlossen werden, die folgenden Definitionen werden z.&nbsp;T. durch andere Eigenschaften oder Merkmale ergänzt bzw. gelten nur unter gewissen Vorbedingungen; können und werden aber oft auch parallel verwendet (oder-Verknüpfung):<br />
* „Basken sind die Einwohner des [[Baskenland]]es.“ Diese Definition geht über die kulturellen Besonderheiten der Basken hinweg und umfasst mehrheitlich Personen, die nach anderer Definition keine Basken sind. Darüber hinaus kann das Baskenland unterschiedlich definiert werden. Es gibt die [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Baskische Autonome Gemeinschaft]]<ref>Spanien wurde nach dem Ende der Franco-Diktatur in [[Comunidad Autónoma|Autonomen Gemeinschaften]] (Comunidades Autónomas) eingeteilt, die etwa den deutschen Bundesländern entsprechen. Sie umfassen zumeist mehrere Provinzen. Navarra und ein paar andere bestehen nur aus einer einzigen Provinz</ref> (''Euskal Autonomia Erkidegoa, Comunidad Autónoma Vasca'') und das [[Baskenland (Frankreich)|französische Baskenland]] (''Iparralde'' = „Nordseite“, ''Pays Basque''). Das spanische [[Navarra]] wird je nach politischer Einstellung ganz, teilweise oder gar nicht dem Baskenland zugerechnet.<br />
* „Basken sind die Sprecher (oder Muttersprachler) der [[Baskische Sprache|baskischen Sprache]].“ Diese Definition verwendet die Sprache als Zuordnungskriterium. Bei nicht Muttersprachlern wird ein gewisser persönlicher Bezug zum Baskenland (Geburt, Wohnort, Abstammung o.&nbsp;ä.) meist zusätzlich vorausgesetzt.<br />
* „Basken sind diejenigen, die sich als Angehörige eines baskischen [[Volk#Siedlungs-, National- und Kulturvolk|Volkes]] betrachten und diese Identität über ihre spanische oder französische Staatsangehörigkeit stellen.“ Das tun nicht alle baskischen Muttersprachler.<br />
* „Basken sind alle, die sich der baskischen Kulturgemeinschaft zugehörig fühlen, gleich, ob sie diese als Volk betrachten oder nicht.“ Auch diese Definition überlässt es dem Einzelnen, zu entscheiden, was er ist. Auch hier wird in der Praxis ein gewisser objektiver Bezug zum Baskenland (Sprache, Wohnort, kulturelle Aktivitäten usw.) vorausgesetzt, d.h. allein die Selbstverortung genügt nicht.<br />
* „Basken sind im Baskenland geborene Personen mit baskischem Namen.“ Diese Definition enthält zwei der schon angedeuteten Probleme: zum einen die geografische Ausdehnung des Baskenlandes und zum anderen die sprachliche Zuordnung der Namen. Dabei stellt letztere in der Praxis meist kein größeres Problem dar, und da dies eine konservativ baskisch-nationalistische Definition ist, wird das Baskenland zumeist im Sinne von alle Provinzen des baskischen Siedlungsgebietes verstanden. Diese Definition lässt die individuelle Selbstdefinition und gelebte Kultur außer Acht.<br />
* „Basken sind Menschen mit (überwiegend) baskischen Vorfahren“ (vgl. {{Art.|116|gg|juris}} [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] - Deutsche im Sinne Grundgesetzes). Diese Definition löst nicht den Konflikt zwischen den voran genannten, da auch die Identität der Vorfahren definiert werden muss. Sie wirft die Frage auf, wie viele Generationen zu betrachten sind, und lässt Selbstidentifikation und gelebte Kultur unbeachtet.<br />
<br />
== Verbreitung und Zahlen ==<br />
[[Datei:Euskara %.png|thumb|Unterschiede des baskisch sprechenden Bevölkerungsanteils]]<br />
In den Jahren 2000 / 2001 wurden in Spanien und Frankreich Volkszählungen durchgeführt, die auch Auskunft über die neuere zahlenmäßige Entwicklung des baskischen Sprachgebrauchs geben.<br />
<br />
Für den kleinen französischen Teil des Baskenlandes, baskisch ''Ipar Euskal Herria'' („Nordbaskenland“), werden für 2001 etwa 82.000 (zweisprachige) Sprecher des Baskischen angegeben bei einer Gesamtbevölkerung von 246.000, also ein Drittel.<br />
<br />
Von den 2.123.000 Einwohnern der [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Autonomen Gemeinschaft Baskenland]], sprechen etwa 27 % Baskisch, 570.000 bis 580.000. Die Zahl derer, die ihre baskische Identität über die spanische Staatsbürgerschaft stellen, liegt höher, aber auch unter 50 % der Gesamtbevölkerung. <!--Etwa 40 % der Einwohner sollen baskische Eltern haben.--><br />
<br />
In der [[Navarra|Autonomen Gemeinschaft Navarra]], baskisch ''Nafarroa'', spricht im gebirgigen Norden ein beträchtlicher Teil der Einwohner Baskisch, in den übrigen Teilen aber nur wenige, so dass der Anteil der Baskischsprecher insgesamt nur bei 12 % liegt, 61.166 der etwa 600.000 Einwohner.<br />
<br />
== Sprache und Selbstdefinition ==<br />
[[Datei:CIS2500Baskenland2005.png|thumb|Befragung des staatlichen „CIS“ (Centro de Investigaciones Sociológicas) in der Baskischen Autonomen Gemeinschaft]]<br />
Eine Umfrage unter 2.466 Bürgern in den drei Provinzen der [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Autonomen Gemeinschaft Baskenland]] ergab 2005 folgende Ergebnisse: Von den Befragten konnten<br />
* 53,8 % Baskisch verstehen,<br />
* 41,4 % es lesen,<br />
* 37,2 % es fließend sprechen und<br />
* 33,7 % korrekt Baskisch schreiben.<br />
<br />
Von denselben 2.466 Personen bezeichneten sich<br />
* 26 % ausschließlich als Basken,<br />
* 21,8 % eher als Basken denn als Spanier,<br />
* 38,5 % gleichermaßen als Basken und als Spanier,<br />
* 4,3 % eher als Spanier denn als Basken,<br />
* 3,8 % ausschließlich als Spanier.<br />
<br />
(5,6 % antworteten „Weiß nicht“ oder „Keine dieser Optionen trifft zu“.)<ref>[http://www.elpais.com/articulo/espana/mitad/vascos/aboga/redaccion/nuevo/Estatuto/encuesta/CIS/elpepuesp/20050624elpepunac_3/Tes?print=1 La mitad de los vascos aboga por la redacción de un nuevo Estatuto, según una encuesta del CIS], Artikel in [[El País]] vom 24. Juni 2005 (spanisch), [http://www.cis.es/cis/opencm/ES/1_encuestas/estudios/ver.jsp?estudio=4737&cuestionario=4990&muestra=9163 CIS-Webseite]</ref><br />
<br />
Die Stichprobe hatte gegenüber der Gesamtbevölkerung einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Baskischsprechern.<br />
<br />
== Sprache ==<br />
Die [[baskische Sprache]] ist als [[isolierte Sprache]] zu bezeichnen, weil in Europa und weltweit keine ursprüngliche Verwandtschaft zu anderen Sprachen gefunden wurde. Daraus schließen manche Wissenschaftler, dass die Basken den Rest einer Bevölkerung darstellen, die im übrigen Europa von der Ausbreitung der [[Indogermanische Sprachen|indoeuropäischen Sprachen]] erfasst wurde.<ref>[http://www.lrz-muenchen.de/~wolfgang_schindler/skripte/Sprachgeschichte1.pdf Basken als Überbleibsel des vor-indoeuropäischen Europa]''</ref> Einige Wissenschaftler, darunter der [[Germanistik|Germanist]] Theo Vennemann und der Mathematiker Peter Forster, sehen gewisse sprachliche Übereinstimmungen zu anderen europäischen Sprachen. Sie vermuten daher, dass Europa nach der Eiszeit vom iberisch-südfranzösischen Gebiet aus von den Ur-Basken besiedelt wurde und drei Viertel aller Europäer genetisch mit den Basken verwandt seien.<ref>„Spektrum der Wissenschaft“ (Mai 05/2002), Kapitel<br />
1. Linguistik (Titelthema): Ursprache der Europäer - Einst beherrschte das Baskische den Kontinent, S.32-40<br />
2. Genetisch sind wir alle Basken,S.41-44</ref><br />
<br />
== Geschichte der Basken ==<br />
[[Datei:Mapa llengües paleohispàniques-cast.jpg|thumb|Vorrömische Sprachen:<br />'''-''' dunkelgrün Aquitanisch (Altbask.)<br /> '''-''' hellgrün [[Iberer|Iberisch]]<br />'''-''' leuchtend blau [[Keltiberisch]]]]<br />
[[Datei:Barscunes.jpg|thumb|Dinar (2. Jahrhundert v. Chr.): „BaSKuNES“]]<br />
[[Datei:Leon 1030.png|thumb|1030: Leon (orange), Navarra (gelb), [[Kalifat von Córdoba]] (braun)]]<br />
[[File:Basque dance.JPG|thumb|Volkstanz]]<br />
<br />
Auf das besonders hohe Alter der baskischen Sprache weist linguistisch außer der isolierten Position auch das Vokabular hin; die Bezeichnungen diverser Trennwerkzeuge vom Beil bis zur Schere enthalten den Wortstamm ''aitz'' oder ''haitz'' („Stein“), was auf einen bis in die [[Steinzeit]] (auf der Iberischen Halbinsel bis vor etwa 4.000 Jahren) zurückreichenden Grundwortschatz hinweist.<br />
<br />
Es gibt zwar Schriftfunde in aquitanischer (altbaskischer) Sprache, geschrieben in [[Iberische Schrift|iberischer Silbenschrift]], aber diese beschränken sich auf Personen- und Götternamen. Ein vielzitierter Münzfund aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. zeigt nicht die Eigenbezeichnung der Basken, sondern die Fremdbezeichnung „Ba-S-Ku-N-E-S“. Zusammenhängende baskische Texte sind erst seit dem 16. Jahrhundert erhalten. Daher stützt sich das geschichtliche Wissen über die Basken weitgehend auf römische Quellen und Beschreibungen in Nachbarsprachen.<br />
<br />
In Texten aus dem Römerreich werden die Stämme Vascones und Avsci<!--wegen des Drehers vasc/avsc absichtlich in vorhumanistischer Scheibweise--> erwähnt, letztere in Aquitanien außerhalb des heutigen baskischen Sprachgebietes. Auch sind vorrömische Ortsnamen erwähnt, die aus baskischen Wörtern bestehen, beispielsweise ''Eliumberrum'' („Neustadt“) für das heutige [[Auch]].<ref>[[Pomponius Mela]]: ''„Nam a Pyrenaeo ad Garumnam, Aquitani […] Aquitanorum clarissimi sunt Ausci […] Urbes opulentissimae in Auscis Eliumberrum“ (III 15) „Die Aquitanier erstrecken sich von den [[Pyrenäen]] bis zur [[Garonne]] […] Die ''Ausci'' sind die wichtigsten Aquitaner […] Die blühendste Stadt ist ''Eliumberrum'', bei den Ausci“</ref> In seinem Eroberungsbericht [[De Bello Gallico]] unterschied [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] gleich im ersten Satz dieses Aquitanien vom eigentlichen Gallien. Teile dieser Stämme wurden romanisiert. Es entstanden lateinische Provinzialdialekte, die von baskischen Aussprachegewohnheiten geprägt waren. So ist zum Beispiel die heutige französische Regionalsprache [[Gaskognisch|Gascon]] entstanden. Seit der Römerzeit ist das baskische Gebiet kontinuierlich geschrumpft.<br />
<br />
Seit der [[Völkerwanderung]]szeit gehörten große Teile Galliens und des heutigen Spanien zum [[Westgotenreich]], nicht aber das Baskenland und die Nordküste der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]]. Ab 711 eroberten die [[Mauren]] die Iberische Halbinsel und drangen weiter bis nach Poitiers vor. Zum Schutz des [[Frankenreich]]es vor den Mauren gründete [[Karl der Große]] die [[Spanische Mark]]. Nun lavierten die Basken an der Grenze zweier Machtblöcke. Literarisches Zeugnis davon ist das [[Rolandslied]]; nach heutiger Historikersicht waren es Basken, die den karolingischen [[Markgraf]]en Roland im Hochtal von [[Roncesvalles]] (baskisch ''Orreaga'') besiegten und töteten.<br />
<br />
In der Folgezeit entstanden im Norden der Iberischen Halbinsel mehrere kleine Staaten, von denen das [[Königreich Navarra]] große Teile des damaligen baskischen Gebietes umfasste. Sein bedeutendster König [[Sancho III. (Navarra)|Sancho III.]] (* um 990, regierte 1000–1035) wurde auch „König aller Basken“ genannt. In die Aufstiegszeit dieses Königreiches im 10. Jahrhundert fiel auch die für westeuropäische Verhältnisse äußerst späte [[Christianisierung]] der Basken. Später ging das Königreich Navarra schrittweise in den großen Nachbarstaaten Frankreich und Spanien auf.<br />
<br />
[[Datei:Gernika Tree 2003.jpg|mini|hochkant|links|Symbolbaum:<br />Die Eiche von Gernika]]<br />
In [[Spanien]], das erst 1479 unter dem Königspaar [[Isabella I. (Kastilien)|Isabella von Kastilien]] und [[Ferdinand II. (Aragón)|Ferdinand II. von Aragón]] zu einem Staat vereinigt wurde, hatten die Basken lange Zeit Sonderrechte, die so genannten [[Fueros]]. Unter dem Zentralismus der [[Bourbon#Spanien|spanischen Bourbonen]] wurden diese aber weitgehend beschnitten. In den [[Karlistenkriege]]n 1833 – 1849 zwischen den Anhängern zweier Zweige des Bourbonenhauses versuchten die baskischen Provinzen (damals einschließlich Navarra) erfolglos, eine eigene Rolle zu spielen. Dieser Misserfolg gab einen wesentlichen Anstoß, dass – später als die meisten anderen europäischen Völker – nun auch die Basken einen Nationalismus entwickelten, der Konflikte mit dem französischen und vor allem dem spanischen Nationalismus heraufbeschwor.<br />
<br />
Im [[Spanische Republik|republikanischen Spanien]] erhielt das Baskenland ein Autonomiestatut. [[Francisco Franco|Franco]], der den spanischen Bürgerkrieg entfachte und gewann, verbot den Gebrauch der baskischen Sprache. Die [[Euskadi Ta Askatasuna|ETA]], die einen militanten Widerstand gegen den [[Franquismus]] führte, setzte im demokratischen Spanien den Kampf für eine staatliche Unabhängigkeit des Baskenlandes mit [[Terrorismus|terroristischen]] Mitteln bis zur schließlichen Ankündigung eines endgültigen Waffenstillstands im Oktober 2011 fort.<br />
<br />
Mit der [[Transition in Spanien|Transición]], dem Übergang Spaniens zur Demokratie, wurden die [[Autonome Gemeinschaft|Autonomen Gemeinschaften]] konstituiert. Die [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Baskische Autonome Gemeinschaft]] (Cumunidad Autónoma Vasca) ist heute komplett offiziell zweisprachig, in der [[Navarra|Autonomen Gemeinschaft Navarra]] ist es nur der Nordteil. Darum wurden die Gemeinden (Municipios) von Navarra 1986 amtlich drei Sprachzonen zugeteilt, einer baskischsprachigen, einer gemischten und einer spanischsprachigen. Etwas verzögert wurde das Baskische auch im französischen Baskenland aufgewertet (z.&nbsp;B. zweisprachige Ortsschilder). Das 1995 eingerichtete ''Pays Basque'' ist allerdings keine der den Départements übergeordneten [[Regionen Frankreichs]]. Es liegt organisatorisch unter der Ebene des [[Département]]s, neben der traditionellen [[Frankreich#Administrative Gliederung|Distrikt]]einteilung.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* Jacques Leclerc: ''L'aménagement linguistique dans le monde: [http://www.tlfq.ulaval.ca/AXL/Europe/espagnebasque.htm Le Pays basque]''<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=eus SIL International über die Basken in Spanien] (auf englisch)<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=bqe SIL International über die Basken in Frankreich] (auf englisch)<br />
* [http://www.adsit.org/downloads/relazioni/Seminario%2018%20-%20Birner.63.pdf Angela Birner: Baskisch heute: Fremd(e) Sprache – Muttersprache (PDF)] (200 kB)<br />
* [http://www.donostia-online.de/allgemeines/die-sprache/wichtige-worte-im-kulturhistorischem-kontext/ baskische Wörter im kulturhistorischen Kontext (auf www.donostia-online.de)]<br />
* [http://www.euskalnet.net/kondaira/esp/TWebMapa.html Historia del Pais Vasco y del Euskara] (auf spanisch, sehr ausführlich)<br />
* Reinhard Meyer-Hermann: [http://www.uni-bielefeld.de/lili/projekte/CamTip/documents/meyer-hermann2006draft_datGeschichtIberHalbinselTeil1AnfBis1942_1.pdf Daten zur Geschichte der Iberischen Halbinsel. Teil I: Anfänge bis 1492] (2005, PDF)<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Portal:Basken]]<br />
* [[SIL International]]<br />
* [[:fr:Pays Basque (aménagement du territoire)|Regionale Planungsgemeinschaft Französisches Baskenland (franz. Wikipedia)]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Jacques Allières: ''Les Basques''. Paris 1985.<br />
* Jean-Louis Davant: ''Histoire du peuple basque – le peuple basque dans l’histoire''. Elkar, Baiona 1986<br />
* Michael Kasper: ''Baskische Geschichte in Grundzügen''. Darmstadt 1997. ISBN 3-89678-039-5<br />
* Xosé M. Núñez: ''Spanischer Nationalismus, periphere Nationalbewegungen und Staatskrise (1917-1936)''. In: Heiner Timmermann (Hrsg.): ''Nationalismus und Nationalbewegungen in Europa 1914-1945''. Berlin 1999.<br />
* Kerstin Römhildt: ''Nationalismus und ethnische Identität im 'spanischen' Baskenland''. Münster/Hamburg 1994.<br />
* [[Roger Collins]]: ''The Basques''. Basil Blackwell Ltd., Oxford 1986.<br />
* [[Jean-François Bladé]]: ''Études sur l′origine des Basques''. Slatkine-Megariotis Reprints, Genf 1976.<br />
* Walther L. Bernecker ; Horst Pietschmann: ''Geschichte Spaniens. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart''; 4.Aufl. Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018766-X (zu den Basken in Spanien)<br />
* Louis Charpentier: Das Geheimnis der Basken, erschienen 1975 in Frankreich unter dem Titel „Le Mystère basque“ ISBN 3-88199-295-2<br />
<br />
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]<br />
[[Kategorie:Baskenland]]<br />
[[Kategorie:Ethnische Gruppe in Spanien]]<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit in Frankreich]]<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Baskenland&diff=134271422Baskenland2014-09-22T20:05:13Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|behandelt das Baskenland als geografischen Raum; zu der gleichnamigen spanischen Verwaltungseinheit siehe [[Autonome Gemeinschaft Baskenland]], zu der französischen Unterregion [[Baskenland (Frankreich)]].}}<br />
[[Datei:Euskal Herria Europa.png|mini|Lage des Baskenlandes]]<br />
[[Datei:Flag of the Basque Country.svg|mini|Die [[Flagge des Baskenlandes]]]]<br />
[[Datei:Arrano Beltza.svg|mini|[[Arrano Beltza]], Flagge in Erinnerung an [[Sancho VII. (Navarra)|Sancho VII. el Fuerte]]]]<br />
[[Datei:Flag of Navarre.svg|mini|[[Flagge Navarras]]]]<br />
[[Datei:Idioma vasco.png|mini|Baskisches Sprachgebiet am Golf von Biskaya,<br /> hell - geringer Anteil an Baskisch-Sprechern,<br />dunkelblau - hoher Anteil an Baskisch-Sprechern]]<br />
[[Datei:Euskal Herriko herrialdeen mapa.svg|mini|Aufteilung des Baskenlandes:<br />{{Farblegende|#f4a8e3|Autonome Region Baskenland}}<br />
{{Farblegende|#98f193|Autonome Region Navarra}}<br />
{{Farblegende|#fff98d|Französisches Baskenland}}]]<br />
[[Datei:Pays Basque-Béarn.gif|mini|Das ''Département [[Pyrénées-Atlantiques]]'' mit dem französischen Baskenland und der Provinz Béarn]]<br />
[[Datei:Navarra+Euskadi - Mapa densidad euskera 2001.svg|mini|Verteilung der Sprecher des [[Baskische Sprache|Baskischen]] im [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|spanischen Baskenland]] und [[Navarra]] 2001]]<br />
[[Datei:Navarra - Zonificacion linguistica.png|mini|Autonome Gemeinschaft [[Navarra]] (Spanien): Gemeinden der baskischsprachigen, gemischten und spanischsprachigen Zonen]]<br />
[[Datei:Bauernhof Baskenland.jpg|mini|Bauernhof im französischen Baskenland]]<br />
[[Datei:Farms2NW-Navarra.png|mini|Bauernhöfe im baskisch geprägten Norden Spanisch-Navarras]]<br />
Das '''Baskenland''' ([[Baskische Sprache|bask.]] ''Euskal Herria'' oder ''Euskadi'', [[Spanische Sprache|span.]] ''País Vasco'', [[Französische Sprache|französ.]] ''Pays Basque'') ist eine Landschaft an der [[Atlantischer Ozean|Atlantikküste]] in der Grenzregion der Staaten [[Spanien]] und [[Frankreich]]. Es umfasst in Spanien die drei Provinzen der [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Autonomen Gemeinschaft Baskenland]] sowie die Provinz [[Navarra]] und in Frankreich das [[Baskenland (Frankreich)|''nördliche'' Baskenland]] im Westen des [[Département]]s [[Pyrénées-Atlantiques]]. Die Ausdehnung des Baskenlandes ist [[politisch]] und [[Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlich]] umstritten und steht im Spannungsfeld von baskischem, spanischem und französischem [[Nationalismus]]. Besondere Kontroversen gibt es um die Zugehörigkeit Navarras zum Baskenland, da im Süden dieser Provinz ebenso wie im Süden der Provinz Alava der Anteil der Baskisch-Sprecher an der Gesamtbevölkerung deutlich geringer ist (siehe Karte „baskisches Sprachgebiet“).<br />
<br />
Das Baskenland ist benannt nach dem [[Ethnie|Volk]] der [[Basken]], Eigenbezeichnung ''Euskaldunak'', die mittlerweile auch wieder zu einem beträchtlichen Teil Sprecher der im spanischen Baskenland seit etwa 1980 wieder geförderten [[Baskische Sprache|baskischen Sprache]] (baskisch ''Euskara'' oder ''Euskera'') sind.<br />
<br />
== Geografie ==<br />
Das Baskenland wird auf der Seeseite durch das kantabrische Meer ([[Golf von Biskaya]]) begrenzt, im Süden durch den [[Ebro]]. In seinen Anteilen am Ebro-Tiefland ist der baskische Bevölkerungsanteil allerdings sehr gering.<br />
<br />
Landschaftlich besteht das Baskenland im Wesentlichen aus dem Übergang der [[Pyrenäen]] (bask. ''Pirinioak'') in das [[Kantabrisches Gebirge|Kantabrische Gebirge]] (bask. ''Kantauriar mendilerroa''). Südlich der Pyrenäen fällt das Land nur langsam zum Ebrobecken ab. Auf der Nordseite liegt das Talniveau dagegen bis ins Gebirge hinein nur bei {{Höhe|100|ES|link=true}}. Der höchste Gipfel des Baskenlandes ist die ''Tafel der drei Könige'' (bask. ''[[Hiru Erregeen Mahaia]]'') mit {{Höhe|2444|ES}} am Dreiländereck ({{Höhe|2421}}) von Navarra (E), [[Aragonien|Aragón]] (E) und [[Béarn]] (F). Es folgen der {{Höhe|2007}} hohe [[Orhi]] an der Grenze Navarras mit dem französischen Baskenland (somit höchster Berg innerhalb des Baskenlandes) und der {{Höhe|1551|ES}} hohe [[Aitxuri]] in [[Gipuzkoa]]. In den Tälern der Provinzen Bizkaia und Gipuzkoa drängen sich zahlreiche Städte, außerhalb der verwinkelten Altstädte industriell geprägt.<br />
<br />
Im Westen und Südwesten grenzt das Baskenland an die [[Autonome Gemeinschaften Spaniens|spanischen autonomen Gemeinschaften]] [[Kantabrien]] und [[Kastilien-León]], im Süden an die spanische autonome Gemeinschaft [[La Rioja (spanische Region)|La Rioja]], im Südosten an die spanische autonome Gemeinschaft [[Aragonien]], im Norden an das französische Département [[Département Landes|Landes]] und im Nordosten an die historische Provinz [[Béarn]], mit der zusammen der französische Teil des Baskenlandes heute das Département [[Pyrénées-Atlantiques]] bildet.<br />
<br />
Das Klima ist auf der Nordseite der inneriberischen Gebirge zu jeder Jahreszeit mild und deutlich vom nahen Atlantik geprägt. Das Ebrobecken ist eher kontinental geprägt, vergleichsweise niederschlagsarm und im Sommer heiß.<br />
<br />
== Politische Gliederung ==<br />
Politisch besteht das Baskenland heute aus drei verschiedenen Gebieten:<br />
# Die spanische ''[[Autonome Gemeinschaft Baskenland]]'' (bask. ''Euskadi'') umfasst die drei [[Liste der Provinzen Spaniens|Provinzen]] [[Gipuzkoa]] (spanisch ''Guipúzcoa''), Biskaya (baskisch ''[[Bizkaia]]'', spanisch ''Vizcaya'') und [[Álava]] (baskisch ''Araba''). Hauptstadt der autonomen Region ist [[Vitoria-Gasteiz]]. Weitere bedeutende Städte sind [[Bilbao]] und [[Donostia-San Sebastián]], Hauptstädte der Provinzen Bizkaia, bzw. Gipuzkoa.<br />
# Die spanische autonome Region [[Navarra]] (bask. ''Nafarroa'') gehört nicht zur Autonomen Gemeinschaft Baskenland; in ihrem nördlichen Teil ist Baskisch verbreitete Umgangs- und zugelassene Amtssprache.<br />
# Zum [[Baskenland (Frankreich)|französischen Teil des Baskenlandes]] (bask. ''Iparralde'') gehören die drei historischen ''herrialdes'' (Gebiete) ''Lapurdi'' (frz. ''[[Labourd]]''), ''Zuberoa'' (frz. ''[[Soule (Region)|Soule]]'') und ''[[Nieder-Navarra|Behenafarroa]]'' oder ''Nafarroa Behera'' (frz. ''Basse-Navarre'').<br />
<br />
Im heutigen baskischen Sprachgebrauch wird die Gesamtheit der historischen Gebiete des Baskenlandes, die heute zu Spanien und Frankreich gehören, als ''Euskal Herria'' bezeichnet, während die Bezeichnung ''Euskadi'' vor allem für die Autonome Region Baskenland verwendet wird. Die südlichen (spanischen) Gebiete des Baskenlandes werden baskisch auch ''Hegoalde'', die nördlichen (französischen) Teile ''Iparralde'' genannt.<br />
<br />
== Bevölkerung ==<br />
Soweit sich feststellen lässt, bewohnten Sprecher der – [[Isolierte Sprachen|isolierten]] – baskischen Sprache oder deren Vorläufer schon das heutige Baskenland, als die [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]] sich über Europa ausbreiteten und dabei verzweigten.<br />
<br />
Von den 2,7 Mio. Einwohnern des Baskenlandes sprechen nur 700.000 bis 800.000 die [[baskische Sprache]]. Allein im kleinen französischen Teil sind es etwa 82.000 von 246.000 Einwohnern, in der [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Autonomen Gemeinschaft Baskenland]] 27 Prozent der 2.123.000 Einwohner, auch wenn die Talsohle inzwischen durchschritten ist. In der Autonomen Gemeinschaft [[Navarra]] sind es etwa 12 Prozent der 600.000 Einwohner. Die Zahl der Personen, die sich überwiegend als Basken definieren, ist ein wenig höher.<br />
<br />
Während die Basken sprachlich isoliert sind, legen genetische Untersuchungen nahe, dass die Vorfahren der heutigen europäischen Sprecher [[Indogermanische Sprachen|indogermanischer Sprachen]] zu drei Vierteln die Genvarianten trugen, die bei heutigen Basken üblich sind<ref>{{Webarchiv | url=http://www.lrz-muenchen.de/~wolfgang_schindler/skripte/Sprachgeschichte1.pdf | wayback=20041012155858 | text=''Die sprachliche Frühgeschichte oder: Was war eigentlich vor „den Indogermanen“?''}} In: Wolfgang Schindler: ''Einführung in die Sprachgeschichte''. (PDF-Datei; 295 kB)</ref>. Ein Beispiel ist die Blutgruppenvariante [[Rhesusfaktor|Rhesus]]-negativ (D-), bei den Basken dominierend, unter den übrigen Europäern häufig, bei Nichteuropäern extrem selten. Den biochemischen Befunden entspricht die [[phänotyp]]ische Unauffälligkeit der Basken unter den übrigen Europäern.<br />
[[Datei:Pelota N-Navarra.jpg|mini|links|Pelota-Spieler, Navarra]]<br />
'''Baskische Kultur'''<br />
<br />
Die Basken gelten traditionell als eigenwillig. Ihr Selbstbewusstsein äußert sich unter anderem in der soliden Bauweise der [[Bauernhaus|Bauernhäuser]], die südlich der Pyrenäen nicht selten Ähnlichkeit teils zu alpinen [[Bauernhof|Eindachhöfen]], teils zu solchen des [[Jura (Gebirge)|Jura]] aufweisen. In den Städten äußern sich die lebhaften politischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte in den weit verbreiteten politischen Wandmalereien.<br />
<br />
Zur sportlichen Tradition der Basken gehört neben archaischen Kraftwettbewerben wie Baumstammwerfen und Mühlsteinstemmen besonders das Ballspiel [[Pelota]]. In nahezu jedem Dorf gibt es einen Pelotaplatz (''Frontón'') mit der charakteristischen, sehr hohen Prallwand aus Stein. In den Küstengebieten tief verwurzelt ist auch der [[Rudern|Rudersport]], an vielen Orten werden folkloristisch geprägte [[Regatta|Ruderregatten]] veranstaltet. Die Seefahrt hat bei den Basken eine Jahrhunderte alte Tradition. Schon im 15. Jahrhundert unternahmen baskische Walfänger ausgedehnte Expeditionen nach [[Neufundland]]. Dort verbrachten die Fischer den Sommer damit Fische zu fangen und vor Ort weiterzuverarbeiten. Eine Besonderheit ist bis heute der [[Stockfisch#Spanien|Bacalao]], ein Stockfisch der eine kulinarische Spezialität der Region ist und in keiner [[Pintxo]]sbar in San Sebastián, Bilbao oder Vitoria fehlt. Im ausgehenden 19. Jahrhundert gab es an den Küsten eine ausgeprägte Fischfangbewegung. Es wurden unterschiedliche Boote genutzt, die teilweise mit Segeln, teilweise mit Rudern angetrieben wurden. Die Boote wurden aus Eiche und Kiefer hergestellt. Diese Holzarten konnten in den bergigen Küstengebieten aus dem reichhaltigen Waldbestand gewonnen werden. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war die Fischerei auf das Küstengebiet konzentriert. Durch verschiedene Bootsarten konnten die Fischgründe perfekt ausgeschöpft werden. Dabei kamen Boote zum Einsatz, die eine Besatzung von bis zu 18 Mann hatten und sowohl mit Rudern als auch mit Segeln angetrieben wurden. Mit dem Aufkommen der Dampf- und Motorschiffahrt gingen viele Konstruktionskonzepte verloren. Denn die Fischer bauten sich ihre Boote selbst. Grundlage dafür waren ihre Erfahrungen und die Erkenntnisse ihrer Vorfahren. Mit der Professionalisierung der Bootskonstruktion entstanden im ganzen Baskenland Werften. Dadurch wurden im Laufe der Jahre die Schiffe immer universeller hergestellt. Die Folge war, dass sich das Erscheinungsbild der Fischerboote denen in anderen Küstenstreifen angeglichen hat. Baskische [[Fischer]] sind heute auf allen Weltmeeren unterwegs und fangen insbesondere jungen [[Thunfische|Thunfisch]]. [[Echter Bonito]] (''Bonito del Norte'' genannt) zählt zu den bevorzugten Fangtieren.<br />
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'''Baskische Literatur'''<br />
<br />
: ''Siehe'': [[Liste baskischer Schriftsteller]]<br />
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== Geschichte ==<br />
=== Vorgeschichte ===<br />
Das älteste im Baskenland gefundene menschliche Skelett stammt aus der Zeit um 7000 v. Chr. Um 3500 v. Chr. begann dort das [[Neolithikum]] und um 2000 v. Chr. mit der frühen [[Bronzezeit]] das Zeitalter der Metalle. Um 900 v. Chr. wanderten [[Kelten]] in das Land ein und ließen sich im mediterranen Baskenland nieder.<br />
<br />
=== Zeit des Römischen Reiches ===<br />
Ab 178 v. Chr. begann die Romanisierung des Baskenlandes, die jedoch im atlantischen Raum nur teilweise vollzogen wurde. 75/74 v. Chr. wurde die Stadt ''Pompaelo'' (heute [[Pamplona]]) von [[Gnaeus Pompeius Magnus|Pompeius]] gegründet.<br />
Im 2. Jahrhundert erfolgte in Aquitanien die Gründung der [[Römische Provinz|römischen Provinz]] ''Novempopulania''. Während des [[3. Jahrhundert|3.]]–5. Jahrhundert kam es zu einer Krise in den römisch-baskischen Beziehungen und Aufständen der Landbevölkerung (''[[Bagauden|bagaudae]]''). In den Randgebieten des Baskenlandes wurden römische befestigte Städte angelegt. Im [[4. Jahrhundert|4.]]/5. Jahrhundert begann die [[Christianisierung]] des Baskenlandes, die erst im Spätmittelalter abgeschlossen war.<br />
<br />
=== Frühes Mittelalter ===<br />
[[Datei:Frankenreich unter den Merowingern.jpg|mini|''Vasconia'' als Teil des Fränkischen Reiches zu Zeiten der [[Merowinger]].]]<br />
Während der [[Völkerwanderung]] zogen seit 409 [[Sweben]], [[Alanen]] und [[Westgoten]] durch das Baskenland; Ende des 5. Jahrhunderts stabilisierten sich die Herrschaftsgebiete der neuen Nachbarvölker, der Westgoten im Süden und der [[Franken (Volk)|Franken]] im Norden, zweier Nationen, die nach der Herrschaft über das Baskenland strebten. Die Westgoten versuchten diese seit dem 6. Jahrhundert zu erringen, u.&nbsp;a. durch die Gründung von ''Victoriaco'' (581; heute [[Vitoria-Gasteiz]]) und die Anlage der Festung Olite (621). Die Bemühungen der Franken resultierten in der Gründung der Grafschaft '''Vasconia''' (später ''[[Gascogne]]'') zu Beginn des 7. Jahrhunderts innerhalb [[Aquitanien]]s bzw. des [[Fränkisches Reich|Frankenreiches]]. Anfang des 8. Jahrhunderts drangen auch die [[Maure]]n in die Randgebiete des südlichen Baskenlandes vor. Die Basken ließen sich diese Politik der Aufteilung ihres Gebietes nicht so ohne weiteres gefallen, so überfielen sie 778 in der [[Schlacht von Roncesvalles]] ein vom Markgrafen [[Hruotland|Roland]] geführtes fränkisches Heer.<br />
<br />
=== Königreich von Pamplona ===<br />
Von 816 bis 851 herrschte [[Iñigo Arista]] über das christliche [[Pamplona]], vom [[9. Jahrhundert|9.]] bis 11. Jahrhundert bildeten sich innerhalb des navarrischen Einflussbereichs die Grafschaften [[Bizkaia]], [[Álava]] und [[Gipuzkoa]] und der Vizegrafschaften [[Labourd]] und [[Soule (Region)|Soule]] heraus. 905 begründete König [[Sancho I. (Navarra)|Sancho I. Garcés]] aus diesen die erbliche Monarchie von Pamplona, die auch als [[Königreich Navarra]] bekannt wurde. Zwischen 1000 und 1035 erreichte das Königreich Pamplona unter König [[Sancho III. (Navarra)|Sancho dem Großen]] (''Sancho el Mayor''), dem „König aller Basken“, den Höhepunkt seiner Macht, bevor es nach dem Tod des Königs unter seinen Söhnen geteilt wurde. 1076 löste sich das Königreich auf; [[Gipuzkoa]], [[Álava]] und [[Bizkaia]] fielen an [[Kastilien]], das Kerngebiet [[Königreich Navarra|Navarras]] an [[Krone Aragon|Aragonien]].<br />
<br />
=== Hoch- und Spätmittelalter ===<br />
Ab 1090 begann man, am [[Jakobsweg]], dem Pilgerweg nach [[Santiago de Compostela]], Städte zu gründen. Unter den ersten Städten im Baskenland waren [[Sangüesa]] und [[Estella]]. Nach dem Tod des kinderlosen aragonesischen Königs Alfons I. im Jahre 1134 wurde das Königreich Navarra erneut unabhängig, auch Gipuzkoa, Alava und Bizkaia gerieten wieder unter navarrischen Einfluss. Im 12. Jahrhundert begannen in Navarra und Alava weitere Stadtgründungen aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen, u.&nbsp;a. [[Vitoria-Gasteiz]] im Jahr 1181. Im Jahre 1152 geriet Aquitanien unter englische Herrschaft, da die [[König von England|englischen Könige]] durch Heiratsverbindung zu Herzögen von Aquitanien wurden. In der Folge erhielt [[Bayonne]] 1174 die Stadtrechte. Im Zeitraum von 1179 bis 1200 fielen Bizkaia, Alava und Gipuzkoa dagegen endgültig an Kastilien. 1181 gründete der König von Navarra die Stadt [[San Sebastián]], um den Seehandel im Königreich zu verstärken. Indessen erzielten die Engländer weitere Erfolge: 1193 wurde [[Labourd]] direkt der englischen Verwaltung unterstellt, 1253 wurde der Herrschaftsbereich auf Soule ausgedehnt. Auch Navarra dehnte sich weiter aus, denn zwischen 1194 und 1249 wurden die Territorien Niedernavarras in das Königreich integriert. 1234 dann geriet Navarra mit König Theobald I. unter [[Frankreich|französischen]] Einfluss.<br />
<br />
Im 13. und 14. Jahrhundert erfolgten an der baskischen Küste und an den wichtigsten Handelsstraßen in Bizkaia und Gipuzkoa weitere Stadtgründungen, beispielsweise wurde im Jahr 1300 [[Bilbao]] gegründet. 1285 fiel Navarra unter [[Philipp IV. (Frankreich)|Philipp IV. dem Schönen]], König von Frankreich und Navarra, an ersteres. Dieser Zustand wurde bereits 1328 nach dem Tode Karls des IV. wieder aufgehoben, doch Navarra blieb unter dem Einfluss des französischen [[Adel]]s. Zwischen 1362 und 1379 verloren die Könige von Navarra dann sämtliche französischen Besitzungen.<br />
<br />
Im 14. und 15. Jahrhundert trat im Baskenland eine schwere Wirtschafts- und Sozialkrise auf, auch wurde der Höhepunkt der Bandenkriege zwischen den Ahaide Nagusiak und den Parientes Mayores erreicht. Infolgedessen wurden die [[Hermandad]]es (Polizeitruppen zur Bekämpfung der Banden) eingerichtet und zahlreiche weitere Städte zum Schutz vor den Banden gegründet. Nach dem Sieg der Hermandades wurden die feudalen und vorfeudalen Eliten im atlantischen Baskenland entmachtet. Doch bald rutschte das Land wieder in eine weitere Krise, nämlich den [[Bürgerkrieg]] um die Thronfolge des Königreichs Navarra von 1447 bis 1452. Indessen verlor England 1449 und 1451 Labourd bzw. Soule an Frankreich.<br />
<br />
=== Frühe Neuzeit ===<br />
[[Datei:Arrasate-mondragon.jpg|mini|hochkant|Arrasate (Mondragon), Eingang zur Altstadt]]<br />
1512 fiel Navarra einmal mehr an Kastilien, nachdem Ferdinand der Katholische das Königreich besetzt und an seinen Staat angeschlossen hatte. Im Jahre 1530 zogen sich die kastilischen Truppen bereits wieder aus [[Niedernavarra]] zurück, die navarrischen Monarchie wurde in Niedernavarra fortgesetzt und 1620 definitiv mit der französischen Krone vereinigt.<br />
<br />
Im 15. und 16. Jahrhundert erholte sich das ganze Baskenland wirtschaftlich, da die eisenschaffende [[Industrie]] einen Aufschwung erlebte. Im 16. Jahrhundert wurde Bizkaia so zum wichtigsten Eisenlieferanten [[Westeuropa]]s. Auch entwickelte sich die [[Hochseefischerei]] sehr gut, baskische Fischer begannen im [[Nordatlantik]] zu fischen. Ein weiterer Faktor war die Zunahme des Seehandels und des Schiffbaus. 1511 wurde das ''Konsulat und Handelshaus von Bilbao'' gegründet.<br />
<br />
Im 17. Jahrhundert traten jedoch wirtschaftliche und soziale Veränderungen ein: Die europäischen Nachfrage nach baskischem Eisen ging zurück. Gleichzeitig trat im atlantischen Baskenland die [[Maisrevolution]] auf und wurden die Fischfanggründe im Nordatlantik verloren. Dafür wurde Bilbao zum wichtigsten Hafen für die kastilische [[Wolle|Wollausfuhr]], außerdem erlebte [[Bayonne]] Ende des 17. Jahrhunderts seine Blütezeit in Handel und Schiffbau.<br />
<br />
Im 17. und 18. Jahrhundert begannen die Zentralregierungen Frankreichs und Spaniens, die baskischen Freiheiten einzuschränken; infolgedessen traten zahlreiche Matxinada genannte Volksaufstände auf. Um 1700 begann der Aufstieg des Handelsbürgertums von San Sebastián, Bilbao und Bayonne, besonders dank der Kontrolle des internationalen Handels. Dies führte im Jahre 1728 zur Gründung der ''Königlichen Handelsgesellschaft Gipuzkoa-Caracas'' (''Real Compañía Guipuzcoana de Caracas''), deren Blütezeit sich bis 1740 erstreckte. Im 18. Jahrhundert begann ein neuerlicher Wirtschaftsaufschwung: Bayonne, Saint-Jean-de Luz, Pasaia (Gipuzkoa) und Zorroza (bei Bilbao) erlebten eine weitere Blütezeit im Schiffbau, ein weiterer Aufschwung des Handels und der eisenschaffenden Industrie setzte ein. Andererseits findet sich in dieser Zeit der Höhepunkt der Maisrevolution. 1765 wurde die ''Königliche Gesellschaft der Freunde des Baskenlandes'' (''Real Sociedad Bascongada de Amigos del País'') gegründet, die nach 1785 allerdings in die Bedeutungslosigkeit zurückfiel. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Baskenland wieder von einer schweren strukturellen Krise in Landwirtschaft, Handel und Industrie erschüttert.<br />
<br />
=== 1789 – Beginn des 20. Jahrhunderts ===<br />
[[Datei:Arrasate desde udalaitz.png|mini|[[Arrasate]] (Mondragón), vom Berg]]<br />
Nachdem 1789 in Frankreich die [[Französische Revolution]] erfolgreich gewesen war, wurden im nördlichen Baskenland die traditionellen Institutionen und Sonderrechte abgeschafft. 1790 wurde dafür das Départements der Unteren Pyrenäen (''Basses-Pyrénées'', seit 1969 ''Pyrénées Atlantiques'') gebildet, zu dem das nördliche Baskenland und die Region des Béarn gehören. Von 1793 bis 1795 fand dann der Krieg zwischen dem revolutionären Frankreich und der spanischen Monarchie statt, Teile des südlichen Baskenlandes wurden zeitweilig durch französische Truppen besetzt. Zwischen 1808 und 1813 wehrte sich Spanien im Volkskrieg gegen Napoleon ([[Spanischer Unabhängigkeitskrieg]]; ''Francesada''), wobei auch rege Guerilla-Aktivität im Baskenland stattfand. Während den liberalen ''Drei konstitutionellen Jahren'' (''[[Trienio Liberal|Trienio Constitucional]]'') von 1820 bis 1823 wurden die baskischen ''[[Fueros]]'' allmählich abgeschafft, infolgedessen entstanden Guerilla-Bewegungen. Im April 1823 erfolgte die Invasion eines französischen Heeres und die Restauration des Absolutismus und der ''Fueros''. Im darauf folgenden Jahrzehnt, der sogenannten ''Ominösen Dekade'' (''Ominosa Década'') wurden die Fueros dennoch häufig verletzt.<br />
Daran schloss sich der [[Carlismus#Der Erste Carlistenkrieg|erste Karlistenkrieg]] von 1833 bis 1839 an, während dem die Karlisten das Baskenland mit Ausnahme der Städte beherrschten. Auch der Frieden wurde im Baskenland geschlossen, dies durch den Kompromiss des Abkommens von Bergara (''Convenio de Bergara''). 1836 erließ der spanische Wirtschaftsminister Mendizábal ein [[Desamortisation in Spanien|Desamortisierungsgesetz]] (Abschaffung von Kommunal- und klerikalem Land), das im Baskenland erst nach Kriegsende wirksam wurde. 1841 wurde Navarra durch das ''Ley Paccionada'' endgültig in den spanischen Staat integriert, woraufhin auch die Fueros endgültig aufgegeben wurden, dies im Gegenzug gegen weitgehende fiskale Autonomie.<br />
<br />
In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann in Bizkaia und Gipuzkoa die Industrialisierung, die Folge waren Fortschritte im Bergbau und in der metallurgischen Industrie; auch wurden erste Hochöfen und Papierfabriken errichtet sowie die ''Banco de Bilbao'' gegründet (1875). In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte auch der [[Tourismus]] in Bayonne, San Sebastián und anderen Küstenorten ein. 1855 wurde ein weiteres spanisches Gesetz zur [[Desamortisation in Spanien|Desamortisation]] von Gemeinschaftsland erlassen. 1855 bis 1864 wurden die ersten Bahnlinien angelegt und damit die baskischen Territorien infrastrukturell in die Wirtschaften Spaniens und Frankreichs integriert. Auch im [[Carlismus#Der Krieg der Matiners (Zweiter Carlistenkrieg)|zweiten Karlistenkrieg]] zwischen 1872 und 1876 wurde das Baskenland mit Ausnahme der Städte von den [[Carlismus|Karlisten]] beherrscht. Nachdem diese Partei unterlegen war, wurden die Fueros in Alava, Bizkaia und Gipuzkoa abgeschafft; dafür wurde 1878 in diesen Gebieten durch die ''Wirtschaftlichen Übereinkommen'' (''Conciertos Económicos'') die fiskale Autonomie eingerichtet.<br />
[[Datei:Mercado de la Ribera.JPG|mini|[[Bilbao]]: Mercado de la Ribera]]<br />
Von 1878 bis 1910 diente der Eisenerzabbau in Bizkaia als Motor der Industrialisierung im atlantischen Baskenland, so wurden bedeutende metallurgische Unternehmen (''Forges de l’Adour'' 1881, ''Altos Hornos de Vizcaya'' 1902), Werften (''Euskalduna'' 1900) und Banken (''Banco de Vizcaya'' 1901) gegründet, außerdem erfolgte eine Bevölkerungsexplosion in den Küstengebieten.<br />
Ab 1879 entstand die Arbeiterbewegung in Bizkaia durch die Gründung der ''Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens'' (PSOE) (1879) und der sozialistischen Gewerkschaft UGT (1888). Konträr entstand ab 1893 die Bewegung des baskischen Nationalismus durch [[Sabino Arana Goiri]], so wurden die ''Baskischen Nationalistische Partei'' (EAJ-PNV) (1895) und die nationalistische Arbeitergewerkschaft ELA-SOV (1911; später ELA-STV) gegründet. Von Bilbao ausgehend, breitete sich die Ideologie des baskischen Nationalismus allmählich in der ganzen Region aus. Auch wirtschaftlich kamen neue Möglichkeiten auf, dies durch die Erschließung von Stromquellen durch Wasserkraft im Jahre 1901, die Anlage der bedeutsamsten Stauanlagen Europas im Baskenland und in Kastilien durch baskische Unternehmen.<br />
<br />
=== 20. Jahrhundert ===<br />
Das frühe 20. Jahrhundert im Baskenland war geprägt durch das großräumigere Erwachen des baskischen Nationalbewusstseins, so wurde 1917 die [[Gesellschaft für Baskische Studien]] (''Eusko Ikaskuntza'') und 1918 die [[Königliche Akademie der Baskischen Sprache]] (''Euskaltzaindia'') gegründet. Doch auch Geschehnisse von internationalen Ausmaßen hatten ihre Wirkung auf die Region; so ließen im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] 6.000 Soldaten aus dem nördlichen Baskenland ihr Leben. Die [[Weltwirtschaftskrise]] löste in der ersten Hälfte der Dreißigerjahre eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise im Baskenland aus.<br />
<br />
Am 14. April 1931 wurde im baskischen Ort [[Eibar]] die demokratische [[Zweite Spanische Republik]] ausgerufen. Doch am 17. Juli 1936 fand ein Militäraufstand statt und der [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanische Bürgerkrieg]] begann. Pamplona war durch den Carlismus eines der wichtigsten Zentren der republikfeindlichen Verschwörung. Die Rebellen konnten in [[Navarra]] und [[Álava]] innerhalb weniger Tage die Macht an sich reißen; im September fiel auch [[Gipuzkoa]]. Lediglich [[Bizkaia]] blieb auf Seiten der Republik.<br />
Am 1. Oktober 1936 wurde vom spanischen Parlament das baskische Autonomiestatut angenommen; [[José Antonio Aguirre]] wurde ''Lehendakari'', d.&nbsp;h. Präsident der Regierung von ''Euskadi'', das Alava, Bizkaia und Gipuzkoa umfassen sollte. Am 26. April 1937 erfolgte im Zuge des Bürgerkrieges die [[Luftangriff auf Gernika|Bombardierung]] der baskischen Symbolstadt [[Gernika]] durch die Flugzeuge der deutschen [[Legion Condor]] als Hilfstruppen des aufständischen spanischen Militärs. Mitte Juni 1937 gelang den antirepublikanischen Rebellen die Eroberung Bizkaias, die baskischen Truppen ergaben sich durch den mit den Franquisten ausgehandelten [[Pakt von Santoña]] kampflos und erhielten daraufhin eine bessere Behandlung als andere Gefangene. Jedoch wurden Bizkaia und Guipuzkoa zu „Verräterprovinzen“ erklärt und ihnen ihre fiskalen Sonderrechte der ''Conciertos Económicos'' entzogen. Damit war der Spanische Bürgerkrieg im Baskenland beendet (im übrigen Spanien am 1. April 1939), die franquistische Diktatur wurde eingerichtet.<br />
[[Datei:Leiza NW-Navarra.jpg|mini|hochkant|Dorf im nördlichen Navarra, Spanien]]<br />
<br />
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die französische Atlantikküste von Juni 1940 bis zum August 1944 durch die deutsche [[Wehrmacht]] besetzt, was [[Labourd]] und das westliche Niedernavarra einschloss.<br />
<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte von 1959 bis 1973 ein Wirtschaftsaufschwung in Spanien, der in den vier Provinzen des südlichen Baskenlandes durch starken Industrialisierungsschub gekennzeichnet wurde. Aufgrund hoher Einwanderung ereignete sich in Bizkaia, Gipuzkoa, Vitoria und Pamplona eine [[Bevölkerungsexplosion]]; vielerorts gerieten die Basken in die Minderheit. 1959 entstand dann die radikal-nationalistische Gruppe [[Euskadi Ta Askatasuna|ETA]] (''Euskadi ta Askatasuna'' = ''Das Baskenland und dessen Freiheit'') mit dem Ziel der Befreiung, der Loslösung und Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien durch den bewaffneten Kampf. Seit 1961 verübte die ETA [[Sabotage]]akte, 1968 gab es das erste Todesopfer. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Teilnahme verschiedener kleiner baskisch-nationalistischer Parteien an den Wahlen im nördlichen Baskenland (ab 1963). Nach dem Prozess von Burgos gegen 15 ETA-Mitglieder im Dezember 1970 erstarkte die Bewegung weiter, da die als Schauprozess der Diktatur geplante Gerichtsverhandlung der ETA stattdessen weltweit Sympathien einbrachte. Drei Jahre später, am 20. Dezember 1973 erfolgte das bis dahin spektakulärste Attentat der ETA, bei dem der spanische Ministerpräsident [[Luis Carrero Blanco]] durch die ETA ermordet wurde. Ab 1973 trat auch die linksnationalistische Gruppe ''Iparretarrak'' durch Brand- und Bombenanschläge im nördlichen Baskenland auf den Plan.<br />
<br />
Am 20. November 1975 endete durch den Tod des spanischen [[Diktatur|Diktators]] [[Francisco Franco]] die nationalistische [[Diktatur]].<br />
<br />
Im gleichen Jahr wurde der Kampf gegen die [[Euskadi Ta Askatasuna|ETA]] begonnen, bei dem vom spanischen Staat unterstützte Gruppen gegen die ETA kämpften. Dieser Kampf forderte Dutzende von Todesopfern, seinen Höhepunkt erreichte er 1983–1987 durch die GAL (Grupos Antiterroristas de Liberación). Die meisten Anschläge traten im nördlichen Baskenland auf.<br />
1976 wurde die ''Taktischen Alternative KAS'' konstituiert, der verschiedene legale und illegale linksnationalistische Organisationen beitraten, u.&nbsp;a. die ETA und die Gewerkschaft LAB. Ende 1978 wurde innerhalb der KAS Gründung die Wahlplattform ''[[Herri Batasuna]]'' gegründet, die seitdem an Wahlen teilnimmt.<br />
[[Datei:Basque Nationalist Mural, Mondragon, Gipuzkoa 02-2005.jpg|mini|Politische Wandmalerei]]<br />
Mittlerweile waren 1976 bis 1977 alle der beinahe 600 inhaftierten ETA-Mitglieder amnestiert worden. Gleichzeitig wurden die 1937 entzogenen ''Conciertos Económicos'' in Bizkaia und Gipuzkoa wiederhergestellt.<br />
<br />
Dennoch führte die ETA 1978 bis 1980 eine weitere Serie von gewalttätigen Anschlägen durch, der Kampagne fielen 253 Personen zum Opfer.<br />
<br />
Am 6. Dezember 1978 wurde im Baskenland über den spanischen Verfassungsentwurf abgestimmt. In Alava, Bizkaia und Gipuzkoa wurde der Entwurf deutlich abgelehnt, in Navarra gab es eine knappe Mehrheit für die Vorlage. Im folgenden Jahr, am 25. Oktober 1979, gab es eine Volksabstimmung über das baskische Autonomiestatut in Alava, Bizkaia und Gipuzkoa, die die spanische autonome Region ''Euskadi'' bilden.<br />
Das [[Estatuto de Guernica]] (Baskisches Autonomiestatut), welches in elfmonatigen, zähen Verhandlungen durch den [[Consejo General Vasco]] (Baskischer Generalrat, Vorläufer der baskischen Landesregierung, Vorsitz: [[Ramón Rubial]] später [[Carlos Garaikoetxea]]) der Zentralregierung abgerungen wurde und die von Franco abgeschaffte vollständige Finanzautonomie wieder einführte, wurde mit einer Mehrheit von 90 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 60 Prozent von der baskischen Bevölkerung befürwortet.<ref>[[Deutschlandfunk]], [[Julia Macher]], 17. Februar 2008: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/738590/ Autonomie für das Baskenland Vor 30 Jahren begannen im spanischen Vitoria die Verhandlungen]</ref> Ab 1980 gab es alle vier Jahre Wahlen zum Parlament von Euskadi, wobei die [[Eusko Alderdi Jeltzalea-Partido Nacionalista Vasco|EAJ-PNV]] ständig stärkste Partei ohne absolute Mehrheit ist. 1982 wurde auch die spanische autonome Region Navarra eingerichtet, die Wahlen zum Parlament von Navarra zeigen jedoch noch immer ein deutliches Übergewicht der nichtbaskischen Parteien.<br />
<br />
Ende 1986 wurden erste Kontakte zwischen der spanischen Regierung und der ETA geknüpft, dies mit dem Ziel, den baskischen Konflikt auf dem Verhandlungsweg beizulegen.<br />
Im Januar 1988 wurde der Antiterrorismus-[[Pakt von Ajuria Enea]] von allen im baskischen Parlament vertretenen Parteien des südlichen Baskenlandes mit Ausnahme von ''[[Herri Batasuna]]'' unterzeichnet.<br />
<br />
== Aktuelle politische Lage in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland ==<br />
[[Datei:Santutxu1.jpg|mini|Bahnhof Atxuri in Bilbo (Bilbao)]]<br />
Nach einem mit Unterstützung von PP und PSOE neu erlassenen Parteiengesetz wurde die linke Unabhängigkeitspartei [[Batasuna]] 2003 gerichtlich verboten. Nach einer Suspendierung folgte im September 2008 die traditionsreiche linksnationalistische Partei [[EAE-ANV]], die unter der Diktatur Francos 1939 schon einmal verboten worden war, und die junge kommunistische Partei [[PCTV-EHAK]]. Ihnen wird vorgeworfen, die [[Euskadi Ta Askatasuna|ETA]] unterstützt zu haben. Das ''Batasuna''-Verbot wurde zwar vom [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte]] geprüft, am 30. Juni 2009 jedoch einstimmig für menschenrechtskonform erklärt.<ref>[http://hudoc.echr.coe.int/sites/eng/pages/search.aspx?i=001-93348#%7B%22itemid%22%3A%5B%22001-93348%22%5D%7D Herri Batasuna et Batasuna c. Espagne], Presseerklärung [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte]] vom 30. Juni 2009 (.doc, französisch)</ref><br />
<br />
Nach dem Verbot von Batasuna, Herri Batasuna und Euskal Herritarrok (die nachträglich auch verboten worden sind) wurde auch die Teilnahme von ANV und EHAK, durch die Suspendierung von Januar bzw. Februar 2008, an den spanischen Parlamentswahlen vom 9. März 2008 unterbunden. Verboten wurde ohne Parteiverbotsverfahren auch die Partei Askatasuna (Freiheit), obwohl die sogar 2001 in Konkurrenz zu Batasuna kandidiert hatte und auf ihr keinerlei ehemalige Kandidaten der zuvor verbotenen Parteien zu finden waren.<br />
<br />
Nach heftiger internationaler Kritik an dem Parteiengesetz und angesichts des bevorstehenden Richterspruchs des Menschenrechtsgerichtshofs in Straßburg, kassierte das spanische Verfassungsgericht im Mai erstmals das Verbot einer neuen Wählerliste. Das Verbot hatte zuvor auf Antrag der Regierung der Oberste Gerichtshof ausgesprochen, weil angeblich auch hinter der neuen Liste die Partei Batasuna stehen soll.<ref>[http://www.heise.de/tp/blogs/8/138318 heise.de]</ref> Die „Iniciativa Internacionalista - La Solidaridad entre los pueblos“ (II-SP) kann nun doch zu den Europaparlamentswahlen antreten.<br />
<br />
Kurz zuvor hatte sich auch der UN Sonderbeauftragte für Menschenrechte darüber „beunruhigt“ gezeigt, „welche Vielfalt an Bestimmungen“ des Parteigesetzes in Spanien Verbote ermöglichten. “Schwammige Formulierungen„, so Martin Scheinin “können so interpretiert werden, dass sie auch auf jede politische Partei zutreffen, die mit friedlichen Mitteln ähnliche politische Ziele verfolgt, wie terroristische Gruppen“. Die Institution, die Spanien auch wegen Folter rügt, kritisiert, Strafrechtsbestimmungen zu Terrorismus seien zum Teil vage.<ref>{{Internetquelle| url = http://www2.ohchr.org/english/issues/terrorism/rapporteur/docs/A.HRC.10.3.Add.2AEV.pdf| titel = Promotion and Protection of All Human Rights, Civil, Political, Economic, Social and Cultural Rights, Including the Right to Development| hrsg = ohchr.org| zugriff = 2011-06-21| format = PDF; 130&nbsp;kB}}</ref><br />
<br />
Es existiert nun neben der spanischen Partei II-SP, zu deren Wahl die verbotene Partei Batasuna aufruft, noch mit [[Aralar]] eine Abspaltung von Batasuna. Nun haben die etwa 200.000 Wähler der linken Unabhängigkeitsbewegung eine Wahlmöglichkeit, auch wenn sich auf der Liste kein Baske befindet.<ref>{{Internetquelle| url = http://www.neues-deutschland.de/artikel/149824.instrument-der-baskischen-eta.html| titel = Instrument der baskischen ETA?| werk = Neues Deutschland| datum = 2009-06-03| zugriff = 2011-06-20}}</ref> Aralar wird vom Großteil der baskischen Linken als spalterisch abgelehnt.<br />
<br />
Am 24. März 2006 verkündet die [[Euskadi Ta Askatasuna|ETA]] eine einseitige Waffenruhe zur Aufnahme von Friedensgesprächen mit der spanischen Regierung. Mit einem am 30. Dezember 2006 verübten Sprengstoffanschlag auf den [[Flughafen Madrid-Barajas|Flughafen Barajas]] in Madrid hatte die ETA die Waffenruhe allerdings noch im gleichen Jahr gebrochen, dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Die Regierung setzte daraufhin die Friedensverhandlungen mit der baskischen Untergrundorganisation bis auf Weiteres aus. Ihrerseits hob die ETA den „Waffenstillstand“ mit Wirkung ab 6. Juni 2007 auf. Seit dem kam es wieder zu einer Vielzahl von Anschlägen.<br />
<br />
Am 28. September 2007 kündigte [[Juan José Ibarretxe]], Ministerpräsident der spanischen Autonomen Gemeinschaft Baskenland, an, im Oktober 2008 eine [[Volksbefragung]] über die politische Zukunft der Region abzuhalten. Er begründete sein Vorgehen mit den Worten: „Die Gewalt kann uns nicht davon abhalten, politische Initiativen zur Lösung des politischen Konflikts beizusteuern“<ref name="FR-Referendum">[[Frankfurter Rundschau]]: [http://www.kas.de/wf/doc/kas_11825-1522-1-30.pdf?070910103912 ''Ibarretxe hält trotz ETATerror an Referendum über baskische Unabhängigkeit fest''] vom 29. September 2007.</ref> Damit griff Ibarretxe seinen [[Plan Ibarretxe|Unabhängigkeitsplan]] von 2001 wieder auf, der 2004 vom baskischen Parlament angenommen und dann im Jahr 2005 vom spanischen Parlament mit deutlicher Mehrheit abgelehnt wurde. Auch der neue Volksbefragungsplan stieß erwartungsgemäß auf starke Ablehnung bei den wichtigsten spanienweit organisierten Parteien [[PSOE]] und [[Partido Popular (Spanien)|Partido Popular (PP)]] und deren baskischen Ablegern PSE-EE (PSOE) und PP Pais Vasco.<ref name="FR-Referendum" /><ref>[[Süddeutsche Zeitung]]: ''[http://www.sueddeutsche.de/,ra1l1/ausland/artikel/410/138128/ Basken-Referendum untersagt]'' vom 16. Oktober 2007.</ref><br />
<br />
Am 4. Oktober 2007 wurden bei einem polizeilichen Großeinsatz, 22 Politiker aus der Führungsspitze der für illegal erklärten Partei [[Batasuna]] verhaftet. Diese vom spanische Ermittlungsrichter [[Baltasar Garzón]] geleitete Aktion kann als Reaktion auf die gescheiterten Friedensverhandlungen mit ETA und den neuen Volksbefragungsplan von Ibarretxe gewertet werden.<ref>[[die tageszeitung]]: ''[http://www.taz.de/index.php?id=europa-artikel&art=5642&no_cache=1&src=SE Führung der Batasuna-Partei verhaftet]'' vom 6. Oktober 2007.</ref> Zudem wollte die regierende PSOE vor den Wahlen (2008) und gegenüber der Kritik der oppositionellen PP Härte demonstrieren.<ref>[[Telepolis]]: ''[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26343/1.html Festnahme der gesamten Batasuna-Führung]'' vom 5. Oktober 2007.</ref><br />
<br />
Am 29. Dezember 2007 demonstrierten anlässlich eines Freundschaftsspiels ''Euskal Herria'' - ''Catalunya'' im Stadion des Erstligisten [[Athletic Bilbao]] mehrere Tausend Basken und Katalanen für die offizielle Zulassung der baskischen und katalanischen Fußballnationalmannschaften, auch Forderungen nach Unabhängigkeit dieser Regionen wurden vielfach artikuliert. Offizielle Vertreter der Regierungen von [[Galicien]], [[Katalonien]] und Baskenland unterzeichneten eine Erklärung (''Declaración de [[San Mamés]]''), in der sie sich für die offizielle Zulassung eigener nationaler Sportauswahlen aussprechen.<ref>[http://www.elpais.com/articulo/espana/Miles/personas/piden/Bilbao/oficialidad/selecciones/deportivas/vascas/catalanas/elpepuesp/20071229elpepunac_5/Tes El Pais: Miles de personas piden en Bilbao la oficialidad de las selecciones deportivas vascas y catalanas (3. Dezember 2007)]</ref> Die Forderung wird von der Madrider Regierung abgelehnt.<br />
<br />
Am 7. März 2008, zwei Tage vor den [[Spanische Parlamentswahlen 2008|spanischen Parlamentswahlen]], wurde der Kommunalpolitiker der regierenden Sozialisten Isaias Carrasco in seinem baskischen Heimatort von einem ETA-Attentäter erschossen. Auch nach den Wahlen setzt ETA die aktuelle Anschlagsserie fort. Am 27. Mai beschloss das baskische Parlament eine unverbindliche Volksbefragung für den 25. Oktober, in der sich die Bevölkerung über eine mögliche Vorgehensweise zur Konfliktlösung äußern soll.<ref>''[http://www.welt.de/welt_print/article2155865/Basken-Parlament_fuer_Abstimmung_ueber_Unabhaengigkeit.html Basken-Parlament für Abstimmung über Unabhängigkeit]'' auf [[Die Welt|welt.de]], 28. Juni 2008 (abgerufen am 1. Juli 2008)</ref> Auf die Normenkontrollklage der Zentralregierung erklärte das Verfassungsgericht am 11. September 2008 das baskische Gesetz über das Referendum für verfassungswidrig und nichtig.<ref>[http://www20.gencat.cat/docs/governacio/Qualitat%20democr%C3%A0tica/06_Normativa/Arxius_estatics/RTC_2008_103.pdf Urteil 103/2008 des Verfassungsgerichts] (englisch; PDF; 96&nbsp;kB)</ref><br />
<br />
Erstmals wurden bei den Wahlen zum Parlament der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (CAV) am 1. März 2009 die baskischen Nationalisten abgelöst. Nun regiert eine Koalition aus spanischen Sozialisten (PSOE) und der konservativen Volkspartei (PP) [[Partido Popular (Spanien)|Partido Popular]] die Region. Mit knapp 31 % der gültig gewerteten Stimmen blieb die PSOE aber deutlich hinter der Baskisch-Nationalistischen Partei (PNV) zurück, die 39 % der gültig gezählten Stimmen erreichte. Mit den 14 % der PP kommt die Koalition auf 45 % der gültig gewerteten Stimmen. Die Wahlen brachten folgendes offizielles Ergebnis<ref name="BOE2">Gobierno Vasco: {{Webarchiv | url=http://www9.euskadi.net/q93TodoWar/q93Desplegar.jsp | wayback=20050507061131 | text=''Elecciones Parlamento Europeo 2009''}}. Auf: euskadi.net.</ref>:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- bgcolor="#EEEEEE"<br />
! width="100" align="center"|Partei<br />
! width="60" align="center"|Prozent<br />
! width="60" align="center"|Sitze 2009<br />
! width="60" align="center"|Sitze 2005<br />
|-<br />
|[[Eusko Alderdi Jeltzalea-Partido Nacionalista Vasco|PNV]]<br />
|align="right"|38,56<br />
|align="right"|30<br />
|align="right"|22<br />
|-<br />
|[[Partido Socialista Obrero Español|PSE-EE]]<br />
|align="right"|30,71<br />
|align="right"|25<br />
|align="right"|18<br />
|-<br />
|[[Partido Popular (Spanien)|PP]]<br />
|align="right"|14,09<br />
|align="right"|13<br />
|align="right"|15<br />
|-<br />
|[[Euskal Herrialdeetako Alderdi Komunista|PCTV-EHAK]]<br />
|align="right"|-<br />
|align="right"|-<br />
|align="right"|9<br />
|-<br />
|[[Eusko Alkartasuna|EA]]<br />
|align="right"|3,68<br />
|align="right"|1<br />
|align="right"|7<br />
|-<br />
|[[Izquierda Unida|EB-IU]]<br />
|align="right"|3,51<br />
|align="right"|1<br />
|align="right"|3<br />
|-<br />
|[[Aralar]]<br />
|align="right"|6,05<br />
|align="right"|4<br />
|align="right"|1<br />
|-<br />
|[[UPyD]]<br />
|align="right"|2,14<br />
|align="right"|1<br />
|align="right"|-<br />
|}<br />
<br />
Damit erreichten die spanienweit organisierten Parteien PP, PSE-EE zusammen, erstmals seit Einführung der Demokratie, eine Sitzmehrheit im Parlament der Autonomen Gemeinschaft Baskenland.<br />
<br />
Dem Aufruf, gegen den Wahlausschluss der Linksseparatisten mit der Abgabe von ungültigen Stimmen für die verbotenen Listen zu protestieren, kamen etwa 101.000 Wähler nach, was 8,84 % der Stimmen entsprach. Die Wahlbeteiligung lag etwa 3,2 % unter der von 2005.<ref>[http://www9.euskadi.net/q93TodoWar/q93Desplegar.jsp Archiv der Wahlergebnisse der Autonomen Gemeinschaft Baskenland] (spanisch)</ref><br />
<br />
Das Wahlbündnis aus PSOE und PP wählte am 5. Mai 2009 den Sozialisten [[Patxi López]] zum Lehendakari (Präsidenten des Baskischen Parlaments), womit die drei Jahrzehnte dauernde Regierungszeit der Nationalisten beendet wurde.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
{{Portal|Basken}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Michael Kasper: ''Baskische Geschichte in Grundzügen''. Wiss. Buchges., Darmstadt 1997, ISBN 3-89678-039-5.<br />
* Hermann Dallhammer: ''Geschichte(n) aus dem Baskenland – rings um Anglet, Ansbachs Partnerstadt – Ansbach''. Selbstverl., 2001.<br />
* André Lecours: ''Basque nationalism and the Spanish state''. (The Basque series). Reno: University of Nevada Press, 2007.<br />
* Manex Goyhenetche; ''Histoire générale du Pays basque''. 5 vols. Donostia: Elkarlanean, 1998–2005<br />
* Mark Kurlansky: ''The Basque history of the world''. Penguin Books (Reprint der bei Walker, New York, erschienenen Ausgabe 1999). 2001.<br />
* Eguzki Urteaga: ''Les médias en Pays basque – histoire d’une mutation''. Mare et Martin, Paris 2005.<br />
* Cameron Watson: ''Modern Basque history. Eighteenth century to the present''. Basque textbooks series, 2. Reno: Center for Basque studies, University of Nevada, 2003.<br />
* [[Roger Collins]]: ''The Basques''. 2nd ed. (The peoples of Europe). Oxford: Blackwell, 1990<br />
* Marianne Heiberg: ''The making of the Basque nation''. Cambridge studies in social anthropology, 66. Cambridge: Cambridge University Press, 1989.<br />
* Jean-Louis Davant: ''Histoire du peuple basque – le peuple basque dans l’histoire''. Elkar, Baiona 1986.<br />
* José Antonio Vaca de Osma: ''Los vascos en la historia de España''. 2a ed. Madrid: Rialp, 1986.<br />
* Jean-Baptiste Orpustan: ''1789 et les Basques – histoire, langue et littérature''. Presses univ. de Bordeaux, Bordeaux 1991, ISBN 2-86781-115-5.<br />
* Ingo Niebel: ''Das Baskenland. Geschichte und Gegenwart eines politischen Konflikts''. Promedia, Wien 2009, ISBN 978-3-85371-294-8.<ref>Vgl. Michel Espagne: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-1-129 ''Rezension zu: Niebel, Ingo: Das Baskenland. Geschichte und Gegenwart eines politischen Konflikts. Wien 2009'']. In: ''H-Soz-u-Kult'', 19. Februar 2010.</ref><br />
* Juan Antonio Apraiz Zallo: ''Carpintería de ribera y evolución histórico-tipológica de los embarcaciones de bajura en el País Vasco''. In: Museo Naval (Hrsg.): ''ITSAS MEMORIA. Revista de estudios marítimas del País Vasco.'' Donostia-San Sebastián 1998, S. 387–406.<br />
* {{LexMA|1|1535|1542|Baskische Provinzen|J. L. Banús y Aguirre, E. Dravasa}}<br />
* Mario Zubiaga u. a.: [http://www.academia.edu/4681318/The_Basque_State_as_an_effective_management_tool_diversity_democracy_and_Social_Justice ''Towards a Basque State. Nation-building and institutions.''] UEU, Bilbo 2012, {{Falsche ISBN|978-84-8438-421-9}}.<br />
* Txoli Mateos u. a.: [http://www.academia.edu/4584451/Towards_a_Basque_State._Citizenship_and_Culture ''Towards a Basque State. Citizenship and culture.''] UEU, Bilbo 2012, ISBN 978-84-8438-422-9.<br />
* Iñaki Antiguedad u. a.:[http://www.scribd.com/doc/175063197/Towards-a-Basque-State-TERRITORY-AND-SOCIOECONOMICS ''Towards a Basque State. Territory and socioeconomics.''] UEU, Bilbo 2012, ISBN 978-84-8438-423-6.<br />
<br />
== Dokumentarfilm ==<br />
* Julio Médem: „La Pelota vasca. La piel contra la piedra“, 2004. Sprachen: Spanisch, Baskisch, Französisch, Englisch. Untertitel: Englisch. 107 Min.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary}}<br />
{{Commons|Basque Country|Baskenland}}<br />
* [http://www.buber.net/Basque/ Buber’s Basque Page] – umfangreiche Seite über baskische Kultur und das Baskenland (englisch, baskisch, spanisch, französisch)<br />
* [http://www.euskadi.net/ Euskadi.net] – Offizielle Webseite der spanischen autonomen Region Baskenland<br />
* [http://www.spain.info/de/que-quieres/ciudades-pueblos/comunidades-autonomas/pais_vasco.html Offizielle Website für den Tourismus in Spanien: Informationen über das Baskenland auf deutsch] (deutsch)<br />
* [http://www.zeit.de/2005/16/Baskenland?page=all Die Zeit 16/2005] ''Utopie, Terror, Angst'' „... Der nationale Traum des baskischen Sinnstifters Sabino Arana im 19. Jahrhundert hat inzwischen wahnhafte Züge angenommen: eine Utopie, die die Rückkehr in eine autoritäre, womöglich totalitäre Vormoderne verlangt.“<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4256908-4}}<br />
<br />
[[Kategorie:Historische Landschaft oder Region in Europa]]<br />
[[Kategorie:Baskenland| ]]<br />
[[Kategorie:Region in Europa]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Frankreich)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Spanien)]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gr%C3%B6nl%C3%A4ndische_Sprache&diff=129962636Grönländische Sprache2014-04-30T04:56:58Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox_Sprache<br />
|Sprache=Grönländisch<br />
|Länder={{GRL}}</br>{{DNK}}<br />
|Sprecher= >60.000<br />
|Klassifikation=* [[Eskimo-aleutische Sprachen|Eskimo-aleutisch]]<br />
*: Eskimo<br />
*:: [[Inuktitut]]<br />
|KSprache= Grönländisch<br />
|Amtssprache={{GRL}}<br />
|ISO1=kl<br />
|ISO2=kal<br />
|ISO3=[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=kal kal]<br />
}}<br />
[[File:Idioma groenlandés.png|280px|thumb]]<br />
<br />
'''Grönländisch''' (auch: '''Kalaallisut''', '''Grönländisches Eskimo''' oder '''Grönländisches Inuktitut''') ist eine [[Eskimo-aleutische Sprachen|eskimo-aleutische Sprache]] und wird von ca. 50.000 Menschen in [[Grönland]] gesprochen. Hinzu kommen etwa 13.000, die in [[Dänemark]] leben (Statistisches Landesamt Grönlands für 2004/05). Grönländisch ist [[Amtssprache]] in Grönland.<br />
Der Sprachencode ist <code>kl</code> bzw. <code>kal</code> (nach [[ISO 639]]).<br />
<br />
== Einordnung ==<br />
Grönländisch gehört zu den eskimo-aleutischen Sprachen und wird in Grönland gesprochen. Es ist eng verwandt mit den Sprachen der [[Inuit]] in [[Kanada]] wie dem [[Inuktitut]] und wie diese sehr regelmäßig, überaus formenreich und hochgradig [[Polysynthetischer Sprachbau|polysynthetisch]].<br />
<br />
Das Grönlandische lässt sich in drei Hauptdialekte einteilen: Nord-, Ostgrönländisch (Tunumiutut) und Westgrönländisch (''Kitaamiutut''). Westgrönländisch, der Dialekt mit der größten Sprechergruppe, wird gelegentlich als ''Kalaallisut'' im eigentlichen Sinne bezeichnet. [[Inuktun]] oder ''Avenarsuarmiutut'', der nördliche Dialekt, wird in der Gegend von [[Qaanaaq]] (Thule) gesprochen und ist am engsten mit dem kanadischen [[Inuktitut]] verwandt. Das Wort ''Kalaallisut'' ist ein [[Äquativ]] und bedeutet wörtlich ''wie ein Grönländer''.<br />
<br />
Um einen Vergleich zu geben: der Name ''Inuktitut'' wird im Grönländischen als ''Inuttut'' wiedergegeben. Eines der bekanntesten Wörter des Inuktitut, ''iglu'' („Haus“), heißt auf Grönländisch ''illu'' (wobei ''ll'' für einen [[Stimmloser lateraler alveolarer Frikativ|lateralen Frikativ]] steht [{{IPA|ɬ}}]). <br />
<br />
Die deutsche Sprache hat die Wörter [[Anorak]] (grönl. ''annoraaq'') und [[Kajak]] (grönl. ''qajaq'') aus dem Grönländischen entlehnt.<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
[[Datei:Parkverbot Grönland.jpg|thumb|right|Schild auf Dänisch (oben) und Grönländisch (unten); Sisimiut, Grönland]]Grönländisch weist in begrenztem Umfang eine [[Ergativ|ergativische]] Struktur auf. [[Komposition (Grammatik)|Komposita]] (Zusammensetzungen eigenständiger Wörter) sind im Gegensatz zu [[Derivation (Linguistik)|Derivationen]] äußerst selten.<br />
<br />
=== Lautlehre ===<br />
==== Vokale ====<br />
Das Grönländische kennt nur die drei Vokale /a/, /i/ und /u/. Der einzige Diphthong ist /ai/, der nur am Wortende auftritt. e und o gibt es, aber nur als Varianten ([[Allophon]]e) von i bzw. u vor den Rachenlauten r und q, zum Beispiel:<br />
:''illu'' "Haus" + -''qarpoq'' "hat" → ''ill'''o'''qarpoq'' "hat ein Haus"<br />
:''ui'' "Ehepartner" + -''qarpoq'' "hat" → ''u'''e'''qarpoq'' "hat einen Ehepartner".<br />
<br />
==== Konsonanten ====<br />
In der folgenden Tabelle steht jeweils zuerst das Zeichen des [[IPA|Internationalen Phonetischen Alphabets]] und danach in eckigen Klammern die Schreibweise.<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
|+Die Konsonanten des Grönländischen<br />
! |&nbsp;<br />
! |[[Labial]]<br />
! |[[Alveolar]]<br />
! |[[Palatal]]<br />
! |[[Velar]]<br />
! |[[Uvular]]<br />
|-<br />
|[[Plosiv]]e<br />
| align="center"|{{IPA|/p/}} ⟨p⟩<br />
| align="center"|{{IPA|/t/}} ⟨t⟩<br />
|<br />
| align="center"|{{IPA|/k/}} ⟨k⟩<br />
| align="center"|{{IPA|/q/}} ⟨q⟩<br />
|-<br />
|[[Frikativ]]e<br />
| align="center"|{{IPA|/v/}} ⟨v⟩ {{IPA|/f/}} ⟨f⟩<ref group="note">⟨ff⟩ schreibt man das stimmlose doppelte /vv/. Ansonsten kommt ⟨f⟩ nur in Lehnwörtern vor.</ref><br />
| align="center"|{{IPA|/s/}} ⟨s⟩<br />
| align="center"|({{IPA|/ʃ/}})<ref group="note">{{IPA|/ʃ/}} kommt in einigen Dialekten vor, aber nicht in der Standardsprache.</ref><br />
| align="center"|{{IPA|/ɣ/}} ⟨g⟩<br />
| align="center"|{{IPA|/ʁ/}} ⟨r⟩<br />
|-<br />
|[[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
| align="center"|{{IPA|/m/}} ⟨m⟩<br />
| align="center"|{{IPA|/n/}} ⟨n⟩<br />
|<br />
| align="center"|{{IPA|/ŋ/}} ⟨ng⟩<br />
| align="center"|{{IPA|/ɴ/}} ⟨rn⟩<br />
|-<br />
|[[Liquida]]<br />
|<br />
| align="center"|{{IPA|/l/}} ⟨l⟩ ~ {{IPA|[ɬ]}} ⟨ll⟩<br />
|<br />
|<br />
| <br />
|-<br />
|[[Halbvokal]]<br />
|<br />
|<br />
| align="center"|{{IPA|/j/}} ⟨j⟩<br />
|<br />
|<br />
|}<br />
<br />
''q'' ist ein tief hinten im Rachen, am Zäpfchen artikuliertes k. ''g'' ist ein Reibelaut wie das g in norddeutsch "Wagen" oder in neugriechisch "gamma". ''r'' ist ein Rachen-R wie im Hochdeutschen. ''ll'' steht für ein [[Stimmloser lateraler alveolarer Frikativ|stimmloses l]]. ''ng'' ist ohne das g zu sprechen. Am Wortende klingt ''t'' wie tsch.<br />
<br />
Wenn im Grönländischen zwei Konsonanten aufeinander treffen, werden sie aneinander [[Assimilation (Phonologie)|angeglichen]]. Dies ist ein Unterschied zum kanadischen [[Inuktitut]]. Das Inuktitut-Wort ''iglu'' (Haus) erscheint im Grönländischen daher als ''illu'', und ''Inuktitut'' selbst heißt ins Grönländische übersetzt ''Inuttut'' (beides von ''inuk'', "Mensch"). Eine Ausnahme sind ''r'' und ''q'' als erster Konsonant: ''r'' bleibt stehen, und ''q'' wird zu ''r''. Vor vielen [[Suffix|Nachsilben]] fällt der letzte Konsonant aus, aber nicht vor allen.<br />
<br />
Die Aussprache von Doppelkonsonanten kann von den einfachen abweichen. So wird ein ''gg'' als [çː] (wie ch in ich) gesprochen und ''rr'' als [χː] (wie ch in ach). Das ''ll'' wird stimmlos. Ein doppeltes ''v'' wird zu ''ff'' und so geschrieben, und ein doppeltes ''t'' als ''ts'' geschrieben und gesprochen.<br />
<br />
Im Dialekt der [[Inughuit|Polarinuit]] Nordgrönlands sind einige [[Konsonantencluster|Konsonantenhäufungen]] noch möglich. Im Ostgrönländischen ist das ''ll'' zu ''tt'' geworden. Die ostgrönländische Stadt ''[[Ittoqqortoormiit]]'' hieße in der westgrönländischen Standardsprache ''Illoqqortoormiut''.<br />
<br />
=== Übersicht der grammatischen Formen ===<br />
Inhaltswörter können im Grönländischen (mit gewissen Einschränkungen) in die Wortartklassen [[Nomen|Nomina]] und [[Verb]]en eingeteilt werden. Jede dieser Kategorien wird in [[Intransitivität (Grammatik)|intransitive]] und [[Transitivität (Grammatik)|transitive]] Wörter aufgeteilt. Es werden unterschieden: vier [[Person (Sprache)|Personen]] (1., 2., 3., 3. reflexiv), zwei [[Numerus|Numeri]] (Singular, Plural; einen [[Dual (Grammatik)|Dual]] (eine Zweizahl) wie im Inuktitut gibt es nicht), acht [[Modus (Grammatik)|Modi]] ([[Indikativ]], Partizipial, [[Imperativ (Modus)|Imperativ]], [[Optativ]], Subjunktiv der Vergangenheit, Subjunktiv der Zukunft, habituativer Subjunktiv), zehn [[Kasus]] ([[Absolutiv]], [[Ergativ]], [[Äquativ]], [[Instrumentalis]], [[Lokativ]], [[Allativ]], [[Ablativ]], Prosekutiv sowie für bestimmte Nomina: [[Nominativ]] und [[Akkusativ]]). Am Verb wird sowohl Subjekt als auch Objekt in Form von Person und Numerus markiert. Transitive Nomina tragen Possessivaffixe.<br />
<br />
=== Substantive ===<br />
==== Die Fälle ====<br />
Grönländisch ist eine [[Ergativ]]sprache, in der die Endung des Subjekts davon abhängt, ob es ein Objekt gibt oder nicht. Im Grönländischen steht das Subjekt nur im [[Absolutiv]] (bei Ergativsprachen sagt man nicht "Nominativ"), wenn es kein bestimmtes Objekt gibt:<br />
<br />
:''angu-'''t''' neri-'''voq''' '' "Der Mann isst".<br />
<br />
Folgt aber ein bestimmtes Objekt (''den/die/das''), steht dieses Objekt im Absolutiv, das Subjekt im Ergativ, und das Verb bekommt eine andere Endung (siehe "Verb"):<br />
<br />
:''angu-'''tip''' puisi neri-'''vaa''' '' "Der Mann isst den Seehund"<br />
<br />
Bei einem unbestimmten Objekt (''einen/eine/ein'') steht dagegen kein Ergativ, dafür bekommt das Objekt die Instrumentalendung ''-mik'' (mit):<br />
<br />
:''angu-'''t''' puisi-'''mik''' neri-'''voq''' '' "Der Mann isst einen Seehund"<br />
<br />
Die grönländischen Fallendungen im Überblick:<br />
<br />
{| class="wikitable" style="margin:0 0 0 1em"<br />
|-<br />
|+ Grönländische Kasusendungen<br />
! Fall<br />
! Einzahl<br />
! Mehrzahl<br />
|-<br />
| Absolutiv<br />
| -q/-t/-k/-Ø<br />
| -(i)t<br />
|-<br />
| Ergativ und Genitiv<br />
| -(u)p<br />
| -(i)t<br />
|-<br />
|Instrumental: ''"mit"''<br />
| -mik<br />
| -nik<br />
|-<br />
|Allativ: ''"hin zu"''<br />
| -mut<br />
| -nut<br />
|-<br />
|Lokativ: ''"in, an, auf"''<br />
| -mi<br />
| -ni<br />
|-<br />
|Ablativ: ''"von her"''<br />
| -mit<br />
| -nit<br />
|-<br />
|Prosekutiv: ''"durch, über"''<br />
| -kkut<br />
| -tigut<br />
|-<br />
|Äquativ: ''"als"''<br />
| -tut<br />
| -tut<br />
|}<br />
<br />
==== Besitzverhältnisse ====<br />
Die deutschen Wörter ''mein, dein'' usw. erscheinen im Grönländischen als Endung (wie z.B. auch im [[Türkische Sprache|Türkischen]]). Bemerkenswert ist dabei die ''4. Person'', die ''sein / ihr eigenes'' Ding bezeichnet, während die dritte Person die Sache ''eines Anderen'' bezeichnet. Die folgende Tabelle zeigt die Possessivendungen im Absolutiv für ''illu'', "Haus":<br />
<br />
{| class="wikitable" style="margin:0 0 0 1em;"<br />
|-<br />
|+ Possessivendungen für das schwache Substantiv <br>''illu'', "Haus"<br />
! Besitzer<br />
! Einzahl <br />
! Mehrzahl<br />
|-<br />
| 1. Person Sg.<br />
| ''illo'''ra''''' "mein Haus"<br />
| ''illu'''kka''''' "meine Häuser"<br />
|-<br />
| 2. Person Sg.<br />
| ''illu'''t''''' "dein Haus"<br />
| ''illuti'''t''''' "deine Häuser"<br />
|-<br />
| 3. Person Sg.<br />
| ''illu'''a''''' "sein/ihr Haus"<br />
| ''illu'''i''''' "seine/ihre Häuser"<br />
|-<br />
| 4. Person Sg.<br />
| ''illu'''ni''''' "sein/ihr eigenes Haus"<br />
| ''illu'''ni''''' "seine/ihre eigenen Häuser"<br />
|-<br />
| 1. Person Pl.<br />
| ''illo'''rput''''' "unser Haus"<br />
| ''illu'''vut''''' "unsere Häuser"<br />
|-<br />
| 2. Person Pl.<br />
| ''illo'''rsi''''' "euer Haus"<br />
| ''illu'''si''''' "euere Häuser"<br />
|-<br />
| 3. Person Pl.<br />
| ''illu'''at''''' "ihr Haus"<br />
| ''illu'''i''''' "ihre Häuser"<br />
|-<br />
| 4. Person Pl.<br />
| ''illo'''rtik''''' "ihr eigenes Haus"<br />
| ''illu'''tik''''' "ihre eigenen Häuser"<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Der Besitzer steht im Ergativ / Genitiv. An das Besessene ''muss'' die Possessivendung angefügt werden (auch das wie im Türkischen):<br />
<br />
:''Anda-p illu-a'' "Andas Haus"<br />
<br />
Den Gebrauch der 4. Person erklärt der folgende Vergleich:<br />
<br />
:''Anda-p illu-'''ni''' taku-aa'' "Anda sieht sein Haus" (sein eigenes, 4. Person).<br />
<br />
:''Anda-p illu-'''a''' taku-aa'' "Anda sieht sein Haus" (das Haus eines anderen, 3. Person).<br />
<br />
=== Verben ===<br />
Das grönländische Verb besteht aus '''Stamm + Ableitungssilben + (Zeit und Aspekt +) Konjugationsendungen'''.<br />
<br />
Grönländische [[Verb]]en haben eine enorme Formenvielfalt. Sie können sowohl [[Konjugation (Grammatik)|konjugiert]] als auch durch [[Derivation (Linguistik)|Ableitung]] erweitert werden. Verben konjugieren nach Modus, Person und Aktiv oder Passiv. Zeit wird, wenn nötig, durch Ableitung ausgedrückt. Ableitung verändert die Bedeutung von Verben ähnlich wie deutsche Adverben wie ''sehr, fast, nie'' usw. Grönländische Endungen zur Ableitung gibt es etliche hundert. Unter anderem drücken sie Ideen wie "haben", "sein", "sagen" oder "denken" aus, dazu "können" und "müssen" sowie eine ganze Reihe von Zeiten.<br />
<br />
Es gibt drei Konjugationen: Verben auf Konsonant, Verben auf Vokal und Verben auf R.<br />
<br />
==== Indikativ und Frageform ====<br />
Die folgende Tabelle zeigt die [[intransitiv]]e Konjugation (die ohne bestimmtes Objekt) des Verbs ''neri-'' "essen" im Indikativ und der Frageform. Entscheidungsfragen werden im Grönländischen durch eigene Endungen markiert. Bei der Frage wird die letzte Silbe gesenkt, nicht gehoben.<br />
<br />
{| class="wikitable" style="margin:0 0 0 1em"<br />
|-<br />
|+Intransitiver Indikativ und Frageform <br>von ''neri-'' "essen"<br />
! Indikativ<br />
! Frageform<br />
|-<br />
|''neri'''vunga''''' "Ich esse"<br />
|''neri'''vunga'''?'' "Esse ich?"<br />
|-<br />
|''neri'''vutit''''' "Du isst"<br />
|''neri'''vit?''''' "Isst du?"<br />
|-<br />
|''neri'''voq''''' "Er/sie/es isst"<br />
|''neri'''va?''''' "Isst er/sie/es?"<br />
|-<br />
|''neri'''vugut''''' "Wir essen"<br />
|''neri'''vugut?''''' "Essen wir?"<br />
|-<br />
|''neri'''vusi''''' "Ihr esst"<br />
|''neri'''visi?''''' "Esst ihr?"<br />
|-<br />
|''neri'''pput''''' "Sie essen"<br />
|''neri'''ppat?''''' "Essen sie?"<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
<br />
Hat das Subjekt ein bestimmtes Objekt (z.B. ''den'' Bären), braucht das Verb die bestimmte Endung ''-vaa'' statt ''-voq''. Diese [[transitiv]]e Endung ''-vaa'' ist eigentlich das Wort für ''ihn, sie, es''. Denn Pronomen als Objekte (wie ''mich, dich, ihn'') sind im Grönländischen Endungen. Die folgende Tabelle zeigt die bestimmte Konjugation von ''asa-'' "lieben" im Indikativ:<br />
<br />
{| class="wikitable" style="margin:0 0 0 1em;"<br />
|-<br />
|+Transitiver Indikativ von ''asa-'' "lieben"<br />
! Subjekt erste Person<br />
! Subjekt zweite Person<br />
! Subjekt dritte Person<br />
|-<br />
|*<br />
|''asa'''varma''''' "Du liebst mich"<br />
|''asa'''vaanga''''' "Er/sie/es liebt mich"<br />
|-<br />
|''asa'''vakkit''''' "Ich liebe dich"<br />
|*<br />
|''asa'''vaatit''''' "Er/sie/es liebt dich"<br />
|-<br />
|''asa'''vara''''' "Ich liebe ihn/sie/es"<br />
|''asa'''vat''''' "Du liebst sie/ihn/es"<br />
|''asa'''vaa''''' "Er/sie/es liebt sie/ihn/es"<br />
|-<br />
|*<br />
|''asa'''vatsigut''''' "Du liebst uns"<br />
|''asa'''vaatigut''''' "Er/sie/es liebt uns"<br />
|-<br />
|''asa'''vassi''''' "Ich liebe euch"<br />
|*<br />
|''asa'''vaasi''''' "Er/sie/es liebt euch"<br />
|-<br />
|''asa'''vakka''''' "Ich liebe sie (Mz.)"<br />
|''asa'''vatit''''' "Du liebst sie (Mz.)"<br />
|''asa'''vai''''' "Er/sie/es liebt sie (Mz.)"<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
<br />
'''Verneinung''' wird durch die Ableitungssilbe '''''-nngila-''''' ausgedrückt:<br />
<br />
:''Napparsima-vit''? "Bist du krank?" (Frageform)<br />
<br />
:''Naamik, napparsima-'''nngila'''-nga''. "Nein, ich bin nicht krank" (Indikativ)<br />
<br />
==== Befehlsform ====<br />
Es gibt sehr viele [[Imperativ]]e (Befehlsformen), da für Objekte wie ''mich, dich, ihn'' usw. und für die Verneinung eigene Endungen gebraucht werden. Es gibt zwei Sätze von Befehlsformen: eines für Erwachsene und eines für Kinder, das an Erwachsene gerichtet grob wirkt.<br />
Einfache Befehlsformen sind zum Beispiel:<br />
<br />
:''sini-git!'' "Schlaf!"<br />
:''sini-nnak!'' "Schlaf nicht!"<br />
<br />
Hat das Verb ein Objekt, braucht es eine transitive Endung, zum Beispiel:<br />
<br />
:''Ikiu-laartigut!'' "Hilf uns!"<br />
:''Aperi-nanga!'' "Frag mich nicht!"<br />
<br />
Befehle werden gerne mit Ableitungssilben wie -''laar''-, "ein wenig", abgeschwächt: ''qaa-laar-it!'' "komm doch mal!"<br />
<br />
=== Ableitung ===<br />
==== Verben von Verben ====<br />
Verbableitung ist sehr produktiv, es gibt hunderte von Suffixen, um die Bedeutung von Verben abzuändern. Es können auch mehrere aneinander treten, wodurch die Wörter sehr lang werden. Einige Beispiele, wie Ableitungssilben die Bedeutung von Verben verändern:<br />
<br />
:-''katap''- "genug haben von": ''taku-'''katap'''-para'' "Ich '''habe genug davon''', ihn/sie zu sehen."<br />
<br />
:-''ler''- "anfangen": ''neri-'''ler'''-pugut'' "Wir '''fangen gerade an''' zu essen."<br />
<br />
:-''llaqqip''- "gut können": ''erinar-su-'''llaqqip'''-poq'' "Sie '''kann gut''' singen."<br />
<br />
:-''aluar''- "trotzdem": ''aallar-'''aluar'''-poq'' "Er verreiste '''trotzdem'''."<br />
<br />
:-''ngajap''- "fast": ''sini-'''ngajap'''-punga'' "Ich war '''fast''' eingeschlafen".<br />
<br />
:-''nikuu-nngila''- "hat nie": ''taku-'''nikuu-nngila'''-ra'' "Ich '''habe''' es '''nie''' gesehen".<br />
<br />
:-''nngitsoor''- "sowieso nicht": ''tiki-'''nngitsoor'''-poq'' "Er ist '''sowieso noch nicht''' angekommen".<br />
<br />
Auch ''wollen'', ''müssen'' und ähnliche deutsche [[Modalverben]] werden im Grönländischen durch Ableitung ausgedrückt:<br />
<br />
:-''sinaa''- "kann": ''taku-'''sinaa'''-vara'' "Ich '''kann''' es sehen"<br />
<br />
:-''tariaqar''- "braucht, muss": ''tigu-'''tariaqar'''-vat'' "Du '''musst''' es nehmen"<br />
<br />
:-''rusup''- "möchte": ''sini-'''rusup'''-pisi?'' "'''Möchtet''' ihr schlafen?"<br />
<br />
:-''niar''- "vorhaben zu, wollen": ''aallar-'''niar'''-poq'' "Er '''will''' verreisen."<br />
<br />
Natürlich lassen sich Ableitungssilben auch kombinieren: ''angerlar-niar-aluar-punga'' "Ich wollte trotzdem heimgehen".<br />
<br />
==== Verben von Nomen ====<br />
Andere Ableitungssilben leiten Verben von Nomen ab. Auch diese gehen weit über das hinaus, was [[Indoeuropäische Sprachen|indoeuropäischen Sprachen]] möglich ist und schließen ''haben'', ''sein'' und ''werden'' mit ein, aber auch ''essen'' oder ''bauen'':<br />
<br />
:''qimmeq'' "Hund" + ''-qar-'' "haben" (+ ''-poq'' "er/sie/es"): ''qimme-'''qar'''-poq'' "Sie '''hat''' einen Hund."<br />
<br />
:''illu'' "Haus" + -''lior''- "machen": ''illu-'''lior'''-poq'' "Sie '''baut''' ein Haus."<br />
<br />
:''kaffi'' "Kaffee" + -''sor''- "essen, trinken": ''kaffi-'''sor'''-poq'' "Sie '''trinkt''' Kaffee."<br />
<br />
:''puisi'' "Seehund" + -''nniar''- "jagen": ''puisi-'''nniar'''-poq'' "Sie '''jagt''' Seehunde."<br />
<br />
:''Nuuk'' (Grönlands Hauptstadt) + -''liar''- "gehen, fahren": ''Nuu-'''liar'''-poq'' "Sie '''fährt nach''' Nuuk."<br />
<br />
:''allagaq'' "Brief" + -''si''- "bekommen": ''allagar-'''si'''-voq'' "Sie hat einen Brief '''bekommen'''."<br />
<br />
:''nakorsaq'' "Arzt" + -''nngor''- "werden": ''nakorsa-'''nngor'''-poq'' "Sie ist Ärztin '''geworden'''."<br />
<br />
:''anaana'' "Mutter" + -''a''- "sein": ''anaana-'''a'''-voq'' "Sie '''ist''' eine Mutter."<br />
<br />
=== Satzbau ===<br />
Das Grönländische kennt keine Nebensätze wie das Deutsche, sondern drückt Ideen wie ''dass, wenn, weil'' usw. wie das Türkische durch besondere Verbformen aus, also durch [[Partizip]]ien und [[Gerund]]ien.<br />
<br />
Wie bei den Besitzverhältnissen steht die 3. Person dafür, dass die Person im "Nebensatz" jemand anderes ist als im "Hauptsatz", und die 4. [[reflexiv]]e Person dafür, dass die Person die gleiche ist:<br />
:''Ise-'''rami''' siner-paanga'' "Als '''er (selber)''' heimkam, rief er mich an."<br />
:''Iser-'''mat''' siner-paanga'' "Als '''er (Hans)''' heimkam, rief er (Peter) mich an."<br />
<br />
==== Gleichzeitigkeit, "und" ====<br />
Diese Verbform mit der Silbe -'''''llu'''''- bildet Nebensätze mit der Bedeutung, dass jemand zwei Handlungen gleichzeitig macht. Man kann dies meistens mit ''und'' übersetzen, manchmal auch mit ''als'':<br />
:''Ani-voq taku-'''llu'''-nga'' "Er sah mich '''und''' ging" (etwa: ''ging-er seh-'''end'''-mich'')<br />
:''98-inik ukio-qar-'''lu'''-ni toqu-voq'' "'''Als''' sie 98 Jahre alt war, starb sie". (etwa: ''98-mit Jahr-hat-'''als'''-sie_sich starb-sie'')<br />
<br />
Verneint wird mit -'''''na'''''-: ''Ani-pput taku-'''na'''-ta'' "Sie gingen, '''ohne''' uns gesehen zu haben".<br />
<br />
==== Vorzeitigkeit, "als"; "falls" ====<br />
Diese Verbform drückt aus, dass etwas vor etwas anderem geschieht, sowie Bedingungen. Auf Deutsch steht hier ''als'' oder ''wenn'' und ''falls''. Sie hat je nach Konjugation verschiedene Endungen: Vokal + -'''''ga'''''-, Konsonant + -'''''kka'''''-, R + -'''''ra'''''- sowie in der 3. Person -'''''m(m)a'''''-. Dazu kommen eigene Personalendungen.<br />
:''Qasu-'''ga'''-ma innar-punga'' "'''Weil''' ich müde bin, gehe ich schlafen." (etwa: ''müde-'''weil'''-ich schlafengehen-ich'')<br />
<br />
==== Nachzeitigkeit, "wenn" ====<br />
Diese Verbform drückt aus, dass etwas nach etwas anderem passiert. Die Endungen sind je nach Konjugation Vokal + -'''''gu'''''-, Konsonant + -'''''kku'''''-, R + -'''''ru'''''- und in der 3. Person -'''''p(p)a'''''-.<br />
:''seqinner-'''pa'''-t Eva ani-ssaa-q'' "'''Wenn''' die Sonne scheint, wird Eva hinausgehen." (etwa: ''Sonnenschein-'''wenn'''-er, Eva rausgehen-wir-d'')<br />
<br />
==== Partizip ====<br />
Mit der Endung '''''-toq''''' bildet man das Partizip: ''atuar'''-toq''''' "les'''''-end'''''". Je nach Konjugation hat -''toq'' die Varianten Vokal + -''soq'', Konsonant + -''ttoq'', -''tsoq'', -''ssoq'' und R + -''toq''.<br />
<br />
Das Partizip ist vielseitig verwendbar und funktioniert auch als Bezeichnung für den Täter ([[Nomen Agentis]]), als Ersatz für ein [[Relativpronomen]] und für ''dass''. ''atuartoq'' heißt also je nach Zusammenhang<br />
:1. lesend, 2. Leser, 3. der, der liest, und 4. dass er liest.<br />
<br />
Zum Beispiel:<br />
: ''angut atuar-toq siniler-poq'': "Der lesende Mann (''angut'') ist eingeschlafen" / "Der Mann, der las, ist eingeschlafen".<br />
:''atuar-toq taku-ara'': "Ich sehe, dass sie liest" / "Ich sehe sie lesen". (etwa: ''les-end seh-ich_sie'')<br />
<br />
''-toq'' ist eigentlich die Endung des Partizips ''-tu-'' + 3. Person Einzahl -''q''-. Sonst treten an -''tu''- die transitiven oder intransitiven Personalendungen. Die intransitiven sind:<br />
{| class="wikitable" style="margin:0 0 0 1em;"<br />
|-<br />
|+Intransitive Konjugation des Partizips<br>''atuar-to-q'' "lesend; dass er liest"<br />
!<br />
! Einzahl <br />
! Mehrzahl<br />
|-<br />
| 1. Person<br />
| ''atuar-tu-'''nga''''' "dass ich lese"<br />
| ''atuar-tu-'''gut''''' "dass wir lesen"<br />
|-<br />
| 2. Person<br />
| ''atuar-tu-'''tit''''' "dass du liest"<br />
| ''atuar-tu-'''si''''' "dass ihr lest"<br />
|-<br />
| 3. Person<br />
| ''atuar-to-'''q''''' "dass er/sie/es liest"<br />
| ''atuar-tu-'''t''''' "dass sie lesen"<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
===Partizipien statt Adjektive===<br />
Echte [[Adjektive|Eigenschaftswörter]] gibt es im Grönländischen nicht. Eigenschaften werden mit Hilfe von [[Verben]] ausgedrückt:<br />
''miki-voq'' "ist klein", ''qasu-voq'' "ist müde", ''aappalup-poq'' "ist rot".<br />
Logischerweise werden sie wie intransitive Verben konjugiert: ''qasu-vunga'' "ich bin müde", ''aput aappalu-nngila-q'' "Schnee ist nicht rot" (mit -''nngila''-, "nicht"), ''tuper-put miki-va?'' "ist unser Zelt klein?" (mit Frageendung).<br />
<br />
Für Adjektive als [[Attribut (Grammatik)|Beifügung]] zu einem [[Nomen|Hauptwort]] bildet man von diesen Verben ein [[Partizip]] auf -''toq'': ''meeraq kusunar-toq'' "das schöne Kind", ''qimmeq miki-soq'' "der kleine Hund". Die Eigenschaft steht immer nach.<br />
<br />
Kurioserweise gibt es kein Wort für "ist gut". Dies wird mit "ist nicht schlecht" ausgedrückt (''aju-nngila-q'', von ''ajor-poq'' "ist schlecht").<br />
<br />
Manche Eigenschaften lassen sich als zwei Substantive umschreiben ''angut uttoqqaq'' "alter Mann", wörtlich ''Mann Greis'' oder ''ukkusisa-'''mit''' sanaaq'' "Produkt '''aus''' Speckstein".<br />
<br />
== Schrift ==<br />
Im Unterschied zu kanadischen Eskimosprachen wird Grönländisch nicht mit dem [[Cree-Schrift|Inuktitut-Syllabar]], sondern mit dem [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Alphabet]] geschrieben. Seit der Rechtschreibreform von 1973 schreibt man den [[Stimmloser uvularer Plosiv|stimmlosen uvularen Plosiv]] [q] mit dem Buchstaben ''q''. Vorher wurde dafür ein eigener Buchstabe [[Kra]] „ĸ“ benutzt. Seit der Rechtschreibreform ist die Schreibweise phonetisch, wobei doppelte Buchstaben doppelt so lange gesprochen werden. Ausnahme ist das ''ll'', das für ein [[Stimmloser lateraler alveolarer Frikativ|stimmloses l]] steht ({{IPA|ɬ}}). Ein doppeltes ng wird ''nng'' geschrieben. ''t'' wird nach i wie ''tsch'' gesprochen.<br />
<br />
<!-- == Wortschatz == --><br />
<!-- == Textsammlungen == --><br />
== Textbeispiel ==<br />
''Inuit tamarmik inunngorput nammineersinnaassuseqarlutik assigiimmillu ataqqinassuseqarlutillu pisinnaatitaaffeqarlutik. Silaqassusermik tarnillu nalunngissusianik pilersugaapput, imminnullu iliorfigeqatigiittariaqaraluarput qatanngutigiittut peqatigiinnerup anersaavani.''<br />
<br />
Deutsch: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen. ([[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur<br />
| Autor=Jan Henrik Holst<br />
| Titel=Einführung in die eskimo-aleutischen Sprachen<br />
| Verlag=Buske<br />
| Ort=Hamburg<br />
| Jahr=2005<br />
| ISBN=3-87548-386-3<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
| Autor=Richard Kölbl<br />
| Titel=Grönländisch. Wort für Wort<br />
| Verlag=Reise-Know-How-Verlag Rump<br />
| Ort=Bielefeld<br />
| Jahr=2006<br />
| ISBN=3-89416-373-9<br />
| Kommentar=''Kauderwelsch Bd.'' 204 = ''Reise-Know-how''<br />
}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikipedia|kl|Grönländisch}}<br />
{{Commonscat|Greenlandic language|Grönländische Sprache}}<br />
* [http://www.oqaasileriffik.gl The Greenland Language Council]<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=kal Ethnologue-Report für Grönländisch]<br />
* [http://www.stat.gl/default.asp?lang=en Grönländisches statistisches Jahrbuch, englische Version] (zur Berechnung der Sprecherzahlen in Grönland und Dänemark herangezogen) <br />
* [http://giellatekno.uit.no/kal.html Grönländischer grammatikalischer Analysator]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references group="note"/><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Gronlandische Sprache}}<br />
[[Kategorie:Eskimo-aleutische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Inuit]]<br />
[[Kategorie:Grönland]]<br />
<br />
{{Link GA|en}}<br />
{{Link GA|sv}}</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lettische_Sprache&diff=129345472Lettische Sprache2014-04-09T02:26:56Z<p>Fobos92: /* Geschichte im 20. Jahrhundert */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Lettisch ''(Latviešu valoda)''<br />
|Länder=[[Lettland]]<br />
|Sprecher=2,2 Millionen<br />
|Klassifikation=* [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Baltische Sprachen]]<br />
*:: [[Ostbaltische Sprachen]]<br />
|KSprache=Lettisch<br />
|Amtssprache={{LAT}}<br />{{EU}}<br />
|ISO1=lv<br />
|ISO3=[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=lav lav]<br />
|ISO2=lav<br />
}}<br />
<br />
Die '''lettische Sprache''' (lettisch ''latviešu valoda'') ist die im Artikel 4 der [[Verfassung Lettlands]] verankerte [[Amtssprache]] in [[Lettland]], es ist eine Amtssprache der [[Europäische Union|EU]].<br />
<br />
== Allgemeine Beschreibung ==<br />
Lettisch gehört zur östlichen Gruppe der [[Baltische Sprachen|baltischen Sprachen]] innerhalb der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachfamilie]]. In seiner heutigen Struktur ist das Lettische jünger als das verwandte und benachbarte [[Litauische Sprache|Litauische]]. Archaische Züge finden sich insbesondere in den traditionellen Volksliedern und Gedichten ([[Dainas]]), wo Ähnlichkeiten mit [[Latein]], [[Griechische Sprache|Griechisch]] und [[Sanskrit]] deutlicher sind. Das Vokabular enthält auch viele [[Lehnwort|Lehnwörter]] aus dem [[Deutsche Sprache|Deutschen]], [[Schwedische Sprache|Schwedischen]], [[Russische Sprache|Russischen]] und neuerdings aus dem [[Englische Sprache|Englischen]]. Etwa 250 Wörter der Umgangssprache sind Lehnwörter aus dem [[Livische Sprache|Livischen]]<ref>Gyula Décsy: ''Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft'', S. 77. Wiesbaden 1965</ref>. Mit dem Beitritt Lettlands zur EU und der Übersetzung umfangreicher Gesetzestexte zeigten sich Lücken im lettischen Vokabular. Das staatliche Übersetzungsbüro prüft und entwickelt [[Neologismus|Wortneuschöpfungen]].<br />
<br />
Das Lettische wird mit lateinischer Schrift geschrieben. Die erste Grammatik des Lettischen ''(Manuductio ad linguam lettonicam facilis)'' wurde 1644 von [[Johann Georg Rehehusen]], einem Deutschen, herausgegeben. Ursprünglich wurde eine an das Niederdeutsche angelehnte Orthographie verwendet, Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch in einer radikalen [[Rechtschreibreform]] eine annähernd [[Phonematische Orthographie|phonematische]] Schreibweise eingeführt. Diese verwendet einige [[diakritische Zeichen]], nämlich den [[Makron|Überstrich]] zur Anzeige eines langen Vokals, das [[Komma (Unterzeichen)|Komma unter einem Konsonanten]] zur Anzeige der [[Palatalisierung]] und den [[Hatschek]] (Haken) zur Erzeugung der Zeichen „'''[[Č]]'''“, „'''[[Š]]'''“ und „'''[[Ž]]'''“.<br />
<br />
Lettisch ist eine ausgeprägt [[flektierende Sprache]]. Es werden [[Flexion]]sendungen verwendet und dafür auf [[Artikel (Wortart)|Artikel]] verzichtet. Auch ausländische Eigennamen bekommen im Lettischen meist eine deklinierbare Endung (im Nominativ ''-s'' oder ''-is'' für Maskulinum, ''-a'' oder ''-e'' für Femininum; Namen auf ''-o'' werden nicht flektiert). Außerdem werden sie phonologisch in lettischer Rechtschreibung wiedergegeben (Beispiele sind ''Džordžs V. Bušs'' für ''George W. Bush'', ''Viljams Šekspīrs'' für ''William Shakespeare''). Viele aktuelle lettische Familiennamen, die deutschen Ursprungs sind, gehören ebenfalls zu dieser Gruppe und sind für Deutsche im Schriftbild oft kaum wiederzuerkennen.<br />
<br />
== Geschichte im 20. Jahrhundert ==<br />
[[File:Idioma letón.PNG|thumbnail|300px|miniatur]]<br />
Mit der Gründung des ersten lettischen Staates 1918 wurde das Lettische erstmals Staatssprache. Damit verbunden war eine weitgehende Normierung zur Bildung einer Standardsprache.<br />
<br />
Während der Zugehörigkeit zur Sowjetunion setzte eine Russifizierung ein. Durch gezielte Förderung der Einwanderung wurde Lettisch fast zur Minderheitensprache in der Lettischen SSR (1990 gab es gerade noch 51 % Lettischsprachige in Lettland, in der Hauptstadt [[Riga]] nur noch etwa 30 %). Nach 1991 wurden drastische Maßnahmen eingeführt, um diesen Zustand zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen, was auch die Kritik einiger westlicher Länder nach sich zog. Im Jahre 2006 sprachen wieder 65 % der Einwohner Lettlands Lettisch als Muttersprache (insgesamt beherrschen 88 % der Bevölkerung Lettisch), und alle Schulkinder müssen neben ihrer [[Muttersprache]] auch Lettisch lernen, so dass man damit rechnen kann, dass in einigen Jahrzehnten Lettisch wieder den Status erreicht haben wird, der anderen [[Nationalsprache]]n in [[Europa]] vergleichbar ist. In den größeren Städten und insbesondere in den zur Sowjetzeit entstandenen [[Trabantenstadt|Trabantenstädten]] wird Russisch parallel zum Lettischen als Verkehrssprache benutzt.<br />
<br />
Seit dem 1. Mai 2004 ist Lettisch eine der Amtssprachen in der [[Europäische Union|EU]].<br />
<br />
== Alphabet und Aussprache ==<br />
[[Datei:Lettisches Sprachgebiet 1884 nach Bielenstein.jpg|thumb|Lettisches Sprachgebiet 1884 nach [[Bielenstein]]. Diese Karte wurde benutzt zur Festlegung der Staatsgrenzen des unabhängigen Lettland]]<br />
Das [[Lettisches Alphabet|lettische Alphabet]] besteht aus 33 Zeichen:<br />
=== Konsonanten ===<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lettisch<br />
! class="hintergrundfarbe6" | [[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Deutsch<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Beispiel<br />
|- align="center"<br />
| b || [{{IPA|b}}] || b || '''b'''ērns ‘Kind’<br />
|- align="center"<br />
| c || [{{IPA|ʦ}}]|| z (wie Zeder) || '''c'''ilvēks ‘Mensch’<br />
|- align="center"<br />
| č || [{{IPA|ʧ}}] || tsch || '''č'''akls ‘fleißig’<br />
|- align="center"<br />
| d || [{{IPA|d}}] || d || '''d'''iena ‘Tag’<br />
|- align="center"<br />
| f || [{{IPA|f}}] || f || '''f'''abrika ‘Fabrik’<br />
|- align="center"<br />
| g || [{{IPA|g}}] || g || '''g'''ribēt ‘wollen’<br />
|- align="center"<br />
| ģ || [{{IPA|ɟ}}] || etwa dj; exakt wie das ungarische „gy“ || '''ģ'''imene ‘Familie’<br />
|- align="center"<br />
| h || [{{IPA|x}}] || ch (wie in machen) || '''h'''aoss ‘Chaos’<br />
|- align="center"<br />
| j || [{{IPA|j}}] || j || '''j'''aka ‘Jacke’<br />
|- align="center"<br />
| k || [{{IPA|k}}] || k || '''k'''akls ‘Hals’<br />
|- align="center"<br />
| ķ || [{{IPA|c}}] || etwa tj (wie in tja); exakt wie ungarisch „ty“ <br />oder isländische Aussprache von kj in ''Reykjavík'' || '''ķ'''īmija ‘Chemie’<br />
|- align="center"<br />
| l || [{{IPA|l}}] || eher dickes l (wie in Trakl) || '''l'''abs ‘gut’<br />
|- align="center"<br />
| ļ || [{{IPA|ʎ}}] || lj || '''ļ'''oti ‘sehr’<br />
|- align="center"<br />
| m || [{{IPA|m}}] || m || '''m'''az ‘wenig’<br />
|- align="center"<br />
| n || [{{IPA|n}}] || n || '''n'''ākt ‘kommen’<br />
|- align="center"<br />
| ņ || [{{IPA|ɲ}}] || nj || '''ņ'''emt ‘nehmen’<br />
|- align="center"<br />
| p || [{{IPA|p}}] || p || '''p'''azīt ‘kennen’<br />
|- align="center"<br />
| r || [{{IPA|r}}] || r (Zungenspitzen-r) || '''r'''edzēt ‘sehen’<br />
|- align="center"<br />
| s || [{{IPA|s}}] || stimmloses s || '''s'''acīt ‘sagen’<br />
|- align="center"<br />
| š || [{{IPA|ʃ}}] || sch || '''š'''eit ‘hier’<br />
|- align="center"<br />
| t || [{{IPA|t}}] || t || '''t'''auta ‘Volk’<br />
|- align="center"<br />
| v || [{{IPA|v}}] || w || '''v'''alsts ‘Staat’<br />
|- align="center"<br />
| z || [{{IPA|z}}] || stimmhaftes s || '''z'''ināt ‘wissen’<br />
|- align="center"<br />
| ž || [{{IPA|ʒ}}] || wie g in Blamage || '''ž'''urka ‚Ratte‘<br />
|}<br />
Die Buchstaben „'''h''' und „'''f'''“ kommen nur in Fremd- oder Lehnwörtern vor.<br />
<br />
In älteren Schriften erscheinen noch folgende Konsonanten:<br />
* „'''[[Ŗ]]'''“, ein palatalisiertes „R“ (mīkstināts burts „R“)<br />
* „'''ch'''“, als einzelner Laut aufgefasst, entsprechend dem deutschen „ch“, heute als „h“ geschrieben.<br />
Diese Formen wurden durch die Rechtschreibreform 1946 in Sowjet-Lettland abgeschafft, erschienen aber weiterhin in der Exil-Literatur.<br />
<br />
=== Vokale ===<br />
Die Phoneme /{{IPA|e}}/ und /{{IPA|æ}}/ werden gewöhnlich gleich geschrieben, und zwar als ''e'' (kurz) bzw. ''ē'' (lang). Der Linguist und Literat [[Jānis Endzelīns]], der von der ersten [[Jungletten|Unabhängigkeitsbewegung]] beeinflusst wurde, verwendete für /{{IPA|æ}}/ den Buchstaben ę und für /{{IPA|æ:}}/ zusätzlich ein Makron. Dies wurde und wird von Anhängern einer „erweiterten Orthografie“ immer wieder aufgegriffen.<ref name="holst-vokale">nach ''Holst'', S. 37</ref><br />
Das ursprünglich nur als Diphthong gesprochene ''o'' wird in neuzeitlichen Lehn- und Fremdwörtern meist wie /{{IPA|ɔ}}/ und /{{IPA|o}}/ gesprochen. <br />
<br />
Allen übrigen Vokalen ist im Standardlettischen jeweils [[Phonematische Orthographie|genau ein Buchstabe zugeordnet]]. <br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Vokale nach Holst<ref name="holst-vokale"/><br />
!<br />
! palatal<br />
! velar<br />
! uvular<br />
|-<br />
| geschlossen<br />
| {{IPA|i}}<br />
| {{IPA|u}}<br />
| {{IPA|ɑ}}<br />
|-<br />
| offen<br />
| {{IPA|e}}<br />
| {{IPA|æ}}<br />
|<br />
|}<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Tabelle mit Beispielen<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lettisch<br />
! class="hintergrundfarbe6" | [[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Deutsch<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Beispiel<br />
|- align="center"<br />
| a || [{{IPA|a}}] || a || '''a'''kls ‘blind’<br />
|- align="center"<br />
| ā || [{{IPA|aː}}] || ah || '''ā'''trs ‘schnell’<br />
|- align="center"<br />
| e || [{{IPA|ɛ}}], [{{IPA|æ}}] || ä, manchmal sehr offenes ä (wie in englisch ''hat'') || '''e'''zers ‘See’<br />
|- align="center"<br />
| ē || [{{IPA|ɛː}}], [{{IPA|æː}}] || äh, manchmal sehr offenes ä (wie in englisch ''bad'') || '''ē'''st ‘essen’<br />
|- align="center"<br />
| i || [{{IPA|i}}] || i || '''i'''lgs ‘lang’<br />
|- align="center"<br />
| ī || [{{IPA|iː}}] || ih || '''ī'''ss ‘kurz’<br />
|- align="center"<br />
| o || [{{IPA|uɐ}}], [{{IPA|ɔ}}], [{{IPA|ɔː}}] || in lettischen Wörtern uo, in Fremdwörtern langes oder kurzes o || '''o'''zols ‘Eiche’, [{{IPA|uɐzuɐls}}] (als Diphthong), '''o'''pera ‘Oper’ (lang), '''o'''nlain (kurz)<br />
|- align="center"<br />
| u || [{{IPA|u}}] || u || '''u'''guns ‘Feuer’<br />
|- align="center"<br />
| ū || [{{IPA|uː}}] || uh || '''ū'''dens ‘Wasser’<br />
|}<br />
[[Datei:Divdesmit Lati 1936.jpg|miniatur|Banknote Zwanzig Lats (1936) mit dem Zeichen '''„[[Ō]]“''']]<br />
Die Vokale mit Makron (also ''ā, ē, ī'' und ''ū'') werden lang ausgesprochen, wogegen die normalen Vokale sehr kurz sind, am Wortende meist kaum hörbar.<br />
<br />
Das ''o'' wird in ursprünglich lettischen Wörtern wie [{{IPA|uɐ}}] gesprochen, der als Diphthong nicht in lang oder kurz unterteilbar ist und somit ein Makron überflüssig macht. Doch auch in Entlehnungen, die schon lange zum zentralen Wortschatz gehören (z. B. ''oktobris'') wird dieser Buchstabe fast immer als einfacher kurzer Vokal [{{IPA|ɔ}}] bzw. [{{IPA|ɔː}}] ausgesprochen. Ein Gegenbeispiel ist wiederum ''mode'' (Mode, Stil), wo der Diphthong benutzt wird. ''Oktobra mode'' enthält also drei verschieden ausgesprochene ''o''. Auf den Banknoten der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erscheint das '''„[[Ō]]“''' in dem Fremdwort „nōminālvērtībā“. Das Zeichen wurde mit der Rechtschreibreform 1946 abgeschafft. In der [[lettgallische Sprache|lettgallischen]] Orthographie ist das '''„[[Ō]]“''' bis heute erhalten.<br />
<br />
Die lange bzw. kurze Aussprache des ''o'' bildet im Gegensatz zu allen anderen Vokalen nie [[Minimalpaar]]e. Die anderen Vokale benötigen deshalb das Makron, um Minimalpaare wie ''tevi'' ‘dich’ – ''tēvi'' ‘Väter’; ''Rīga'' ‘Riga’ – ''Rīgā'' ‘in Riga’ in der Schreibung zu unterscheiden. <br />
<br />
Die Betonung sagt generell nichts über die Länge der Vokale aus, vgl. den Abschnitt [[Lettische_Sprache#Grammatik|Grammatik]]. Die grammatisch bedeutsame Unterscheidung unbetonter Vokale in lang oder kurz ist z. B. im Deutschen oder Russischen unbekannt.<br />
<br />
Kurze, unbetonte Vokale, vor allem im [[Auslaut]], werden im verbreiteten Rigaer Dialekt weitgehend entstimmt ([[Desonorisierung|desonorisiert]]), z. B. ''bija'' ‘er/sie/es war’ wird dann [{{IPA|bijɑ̥}}] statt [{{IPA|bijɑ}}] ausgesprochen, oder ''cilvēki'' ‘Menschen, Leute’ als [{{IPA|t͡silʋæːki̥}}] statt [{{IPA|t͡silʋæːki}}].<ref name="holst-vokale">nach ''Holst'', S. 45</ref> Dies wirkt mitunter wie ein Verschlucken oder Wegfallen dieser Vokale.<br />
<br />
=== Betonung ===<br />
Im Lettischen liegt die Betonung fast immer auf der ersten Silbe, was auf den Einfluss des [[Livische Sprache|Livischen]], einer [[Finno-ugrische Sprachen|finno-ugrischen Sprache]] zurückzuführen sein könnte<ref>Gyula Décsy: ''Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft'', S. 78. Wiesbaden 1965</ref>. Es gibt nur wenige Ausnahmen, beispielsweise werden die Floskeln ''labdien'' (Guten Tag) und ''labvakar'' (Guten Abend), die sich aus den Bestandteilen ''lab(s)'' (gut) und ''dien(a)'' (Tag) bzw. ''vakar(s)'' (Abend) zusammensetzen, auf der zweiten Silbe betont. Weitere Ausnahmen aus der Alltagssprache, ebenfalls mit Betonung auf der zweiten Silbe, sind ''paldies'' (danke) und alle mit ''kaut'' (irgend-) beginnenden Wörter.<br />
<br />
=== Orthographie: Beispiele===<br />
Beispiel 1: [[Vaterunser]] in lettischer Sprache und verschiedenen Versionen:<br />
Die ursprüngliche Rechtschreibung des Lettischen orientierte sich stark an der deutschen Sprache. Im 19. Jahrhundert traten erste Versuche mit diakritischen Zeichen auf. Nachdem Lettland unabhängig wurde, gab es eine durchgreifende Reform, die nur zögerlich im Lauf der Jahre von den Medien aufgegriffen wurde.<br />
[[Datei: Vaterunser Lettisch Sebastian Muenster 1588.jpg|miniatur| Das Vaterunser in lettischer Sprache, veröffentlicht 1588 von Sebastian Münster in seinem Buch ''Cosmographey'']]<br />
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="font-family: Lucida Sans Unicode"<br />
|-<br />
!bgcolor=#e0e0e0|Erste Orthographie<br>(''Cosmographia'', 16. JH.)<br />
!bgcolor=#e0e0e0|Alte Orthographie<br>(BIBLIA 1848)<ref>BIBLIA, verlegt in Riga, 1848 (Nachdruck der Ausgabe von 1739) </ref><br />
!bgcolor=#e0e0e0|Moderne Orthographie<br>(seit 1920)<br />
!bgcolor=#e0e0e0|Internet-Stil<br>(ohne lettische Tastatur)<br />
!bgcolor=#e0e0e0|<br />
|-<br />
|Muuſze Thews exkan tho Debbes<br />
|Muhſu Tehvs debbeſîs<br />
|Mūsu tēvs debesīs<br />
|Muusu teevs debesiis<br />
|-<br />
|Sweetyttz thope totws waerdtcz<br />
|Swehtits lai top taws wahrds<br />
|Svētīts lai top tavs vārds<br />
|Sveetiits lai top tavs vaards<br />
|-<br />
|Enaka mums touwe walſtibe.<br />
|Lai nahk tawa walſtiba<br />
|Lai nāk tava valstība<br />
|Lai naak tava valstiiba<br />
|-<br />
|Tows praetcz noteſe<br />
|Taws prahts lai noteek<br />
|Tavs prāts lai notiek<br />
|Tavs praats lai notiek<br />
|-<br />
|ka exkan Debbes tha arridtczan wuerſſon ſemmes<br />
|kà debbeſîs tà arirdſan zemes wirsû<br />
|kā debesīs, tā arī virs zemes<br />
|kaa debesiis taa arii virs zemes<br />
|-<br />
|Muſze beniſke mayſe bobe mums ſdjoben.<br />
|Muhsu deeniſchtu maizi dod mums ſchodeen<br />
|Mūsu dienišķo maizi dod mums šodien<br />
|Muusu dienishkjo maizi dod mums shodien<br />
|-<br />
|Vnbe pammet mums muſſe parrabe<br />
|Un pametti mums muhſu parradus <small>[später parahdus]</small><br />
|Un piedod mums mūsu parādus<br />
|Un piedod mums muusu paraadus<br />
|-<br />
|ka mehs pammettam muſſims parabenekims<br />
|kà arri mehs pamettam ſaweem parrahdneekeem<br />
|kā arī mēs piedodam saviem parādniekiem<br />
|kaa arii mees piedodam saviem paraadniekiem<br />
|-<br />
|Vnbe nhe wedde mums exkan kaerbenaſchenne<br />
|Un ne eeweddi muhs eekſch kahrdinaſchanas<br />
|Un neieved mūs kārdināšanā<br />
|Un neieved muus kaardinaashanaa<br />
|-<br />
|Seth atpeſthmums no to loune<br />
|bet atpeſti muhs no ta launa <small>[später łauna]</small><br />
|bet atpestī mūs no ļauna<br />
|bet atpestii muus no ljauna<br />
|-<br />
|Aefto thouwa gir ta walſtibe<br />
|Jo tew peederr ta walſtiba<br />
|Jo tev pieder valstība<br />
|Jo tev pieder valstiiba.<br />
|-<br />
|vnbe tas ſpeez vnb tas Goobtcz tur muſſige<br />
|un tas ſpehks un tas gods muhſchigi <small>[später muhzigi]</small><br />
|spēks un gods mūžīgi<br />
|speeks un gods muuzhiigi<br />
|-<br />
|Amen<br />
|Amen<br />
|Āmen<br />
|Aamen<br />
|}<br />
<br />
Beispiel 2: [[Daina]] 4124 aus der Sammlung von [[August Bielenstein]]:<br />
Dieses Beispiel zeigt die Bemühung des Sprachforschers zur Annäherung der Schreibweise an eine phonetische Darstellung. Er unterscheidet zwischen dem stimmhaften „'''[[Langes s|ſ]]'''“ und dem stimmlosen '''„s“'''. Die palatalisierten Konsonanten „ģ“, „ķ“, „ļ“, „ņ“ und „ŗ“ stellt er durch einen Querstrich dar wie in '''„<s>n</s>“'''. Die Verlängerung aller Vokale erfolgt nicht mehr durch das Dehnungs-h, sondern durch [[Makron|Überstrich]]. Lediglich im Gebrauch von „z“ statt „c“, „ee“ statt „ie“, „tsch“ statt „'''[[č]]'''“, „sch“ statt „'''[[š]]'''“ und „ſch“ statt „'''[[ž]]'''“ zeigt sich noch der Einfluss des deutschen Vorbilds. <br />
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="font-family: Lucida Sans Unicode"<br />
|-<br />
!bgcolor=#e0e0e0|Bielenstein 1907<ref>August Bielenstein: ''Die Holzbauten und Holzgeräte der Letten'', St. Petersburg 1907, Seite 186</ref><br />
<br />
!bgcolor=#e0e0e0|Transkription 2001<ref>Augusts Bīlenšteins: ''Latviešu koka celtnes'', Riga 2001, Seite 176</ref><br />
<br />
!bgcolor=#e0e0e0|Deutsch<br />
!bgcolor=#e0e0e0|<br />
|-<br />
|Kam tee kalni, kam tās leijas, <br />
|Kam tie kalni, kam tās leijas, <br />
|Für wen sind die Hügel, für wen die Niederungen,<br />
|-<br />
|Kam tee smīdri ōſōli<s>n</s>i? <br />
|Kam tie smīdri ozoliņi? <br />
|Für wen die schlanken Eichen? <br />
|-<br />
|Rudſim kalni, meeſim leijas, <br />
|Rudzim kalni, miezim leijas, <br />
|Dem Roggen die Hügel, der Gerste die Niederungen,<br />
|-<br />
|Bitēm smīdri ōſōli<s>n</s>i. <br />
|Bitēm smīdri ozoliņi. <br />
|Den Bienen die schlanken Eichen.<br />
<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
Wie alle baltischen Sprachen ist auch das Lettische stark flektierend. In einer flektierenden Sprache ändert sich die Gestalt eines Wortes innerhalb diverser grammatischer Kategorien bei der Beugung des Wortes ([[Deklination (Grammatik)|Deklination]], [[Konjugation (Grammatik)|Konjugation]], [[Komparation]]). Dies geschieht einerseits durch Hinzufügung von [[Affix]]en, andererseits durch Veränderung des Wortstammes. Für das Lettische sind diese beiden Flexionsarten charakteristisch, wobei die zweite oft durch die erste bedingt wird; man spricht hier in der lettischen Philologie vom „bedingten“ oder „nicht-bedingten“ Lautwechsel, der recht komplizierte Regeln hat. Der Wortstamm kann im Lettischen sowohl durch [[Ablaut]] (z.&nbsp;B.: ''rakt'' – ''roku'') als auch durch spezifische Konsonantenveränderung (z.&nbsp;B.: briedis – brieža, ''ciest'' – ''ciešu'') verändert werden.<br />
<br />
=== Substantive ===<br />
Wörter männlichen Geschlechts enden bis auf wenige Ausnahmen immer auf ''-s, -is'' oder ''-us'', weibliche Wörter meist auf ''-a'' oder ''-e''. Es gibt einige weibliche Wörter, die auf ''-s'' enden, z.&nbsp;B. ''govs'' ‘Kuh’ oder ''pils'' ‘Burg’. Des Weiteren gibt es sehr viele Ausnahmen in der lettischen Grammatik. Bei den Maskulina werden je nach Betrachtungsweise drei oder vier Deklinationsklassen unterschieden, wobei die letzten sich nur in einer Palatalisierung unterscheiden und oft auch als eine betrachtet werden. Bei den Feminina werden ebenfalls drei oder vier Klassen unterschieden, wobei die vierte für reflexive Verbalnomina steht und oft getrennt betrachtet wird. Neutra existieren nicht. Zu den im Deutschen bekannten vier Fällen [[Nominativ]] ''(Nominatīvs),'' [[Genitiv]] ''(Ģenitīvs),'' [[Dativ]] ''(Datīvs)'' und [[Akkusativ]] ''(Akuzatīvs)'' kommen noch [[Lokativ]] ''(Lokatīvs)'' sowie traditionell [[Instrumentalis|Instrumental]] ''(Instrumentālis)'' und [[Vokativ]] ''(Vokatīvs).'' Die letzten beiden Fälle werden in einem Paradigma in der Regel nicht angegeben, da der Instrumental immer mit der Ersatzkonstruktion ''ar + Akkusativ'' [[Periphrase|umschrieben]], der Vokativ durch einfaches Weglassen des ''-s'' bei Maskulina bzw. des ''-š'' oder ''-a'' bei [[Diminutiv]]en gebildet wird. Allerdings unterscheiden sich die Angaben über die Anzahl der Fälle je nach Autor, je nachdem, ob dieser den Instrumental und Vokativ als eigenständig anerkennt oder nicht. Hierbei variieren die Angaben zwischen fünf und sieben<ref>Nach ''Forssman'': Labdien!, S. 22</ref>. Holst und Christophe gehen von sechs Fällen aus. <ref>Nach ''Holst'', S. 106</ref><ref>Nach ''Christophe'', S. 65–67</ref>.<br />
<br />
Beispiele für komplette [[Paradigma|Paradigmen]]:<br />
* ein Maskulinum der 1. Klasse, ''draugs'' ‘Freund’<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Singular<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Plural<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
|draug''s''||draug''i''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
|draug''a''||draug''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
|draug''am''||draug''iem''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
|draug''u''||draug''us''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
|ar draug''u''||ar draug''iem''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
|draug''ā''||draug''os''<br />
|}<br />
* ein Maskulinum der 2. Klasse, ''brālis'' ‘Bruder’<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Singular<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Plural<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
|brāl''is''||brāļ''i''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
|brāļ''a''||brāļ''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
|brāl''im''||brāļ''iem''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
|brāl''i''||brā''ļus''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
|ar brāl''i''||ar brāļ''iem''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
|brāl''ī''||brāļ''os''<br />
|}<br />
<br />
* ein Maskulinum der 3. Klasse, ''tirgus'' ‘Markt’<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Singular<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Plural<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
|tirg''us''||tirg''i''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
|tirg''us''||tirg''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
|tirg''um''||tirg''iem''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
|tirg''u''||tirg''us''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
|ar tirg''u''||ar tirg''iem''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
|tirg''ū''||tirg''os''<br />
|}<br />
<br />
* ein Maskulinum der 4. Klasse, ''akmens'' ‘Stein’<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Singular<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Plural<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
|akme''ns''||akme''ņi''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
|akme''ns''||akme''ņu''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
|akme''nim''||akme''ņiem''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
|akme''ni''||akme''ņus''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
|ar akme''ni''||ar akme''ņiem''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
|akme''ni''||akme''ņos''<br />
|}<br />
<br />
* ein Femininum der 1. Klasse, ''osta'' ‘Hafen’<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Singular<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Plural<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
|ost''a''||ost''as''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
|ost''as''||ost''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
|ost''ai''||ost''ām''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
|ost''u''||ost''as''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
|ar ost''u''||ar ost''ām''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
|ost''ā''||ost''ās''<br />
|}<br />
<br />
* ein Femininum der 2. Klasse, ''egle'' ‘Tanne’<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Singular<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Plural<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
|egl''e''||egl''es''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
|egl''es''||eg''ļu''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
|egl''ei''||egl''ēm''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
|egl''i''||egl''es''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
|ar egl''i''||ar egl''ēm''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
|egl''ē''||egl''ēs''<br />
|}<br />
<br />
* ein Femininum der 3. Klasse, ''sirds'' ‘Herz’<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Singular<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Plural<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
|sird''s''||sird''is''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
|sird''s''||sir''žu''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
|sird''ij''||sird''īm''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
|sird''i''||sird''is''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
|ar sird''i''||ar sird''īm''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
|sird''ī''||sird''īs''<br />
|}<br />
<br />
* ein Femininum der 4. Klasse, ''iepirkšanās'' ‘(das) Einkaufen’<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Singular<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="100" | Plural<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
|iepirkšan''ās''||—<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
|iepirkšan''ās''||—<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
|—||—<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
|iepirkšan''os''||—<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
|ar iepirkšan''os''||—<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
|—||—<br />
|}<br />
<br />
=== Fragepronomina ===<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" width="30" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Fragewort<br />
! class="hintergrundfarbe6" | (Jautājuma vārds)<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Nom<br />
| wer? was? || kas?<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Gen<br />
| wessen? || kā?<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Dat<br />
| wem? || kam?<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Akk<br />
| wen? was? || ko?<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Instr<br />
| mit wem? womit? || ar ko?<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Lok<br />
| wo? || kur?<br />
|}<br />
<br />
=== Verben ===<br />
Das Lettische verfügt wie das Deutsche über sechs Zeitformen: Präsens ''(tagadne)'', Imperfekt ''(pagātne)'', Perfekt ''(saliktā tagadne)'', Plusquamperfekt ''(saliktā pagātne)'', Futur I ''(nākotne)'' und Futur II ''(saliktā nākotne)''. Die drei Zeiten Präsens, Imperfekt und Futur I werden durch Konjugation des jeweiligen Verbes gebildet. Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II sind sogenannte zusammengesetzte Zeiten, die mit dem Partizip Präteritum Aktiv und dem Hilfsverb ''būt'' ‘sein’ in der entsprechenden Form gebildet werden.<br />
<br />
Die Verben der lettischen Sprache lassen sich dabei in drei Konjugationklassen einteilen.<br />
* Verben der ersten Konjugation haben einen einsilbigen Infinitiv (Präfixe nicht mitgerechnet), der auf ''-t'' endet. Die Verben dieser Klasse werden sehr uneinheitlich konjugiert.<br />
* Verben der zweiten Konjugation enden im Infinitiv auf ''-ēt'', ''-āt'', ''-īt'' oder ''-ināt''. Ihr Infinitiv ist (ohne Präfixe) meistens zweisilbig, die erste Person Singular Präsens hat ebenso viele Silben.<br />
* Verben der dritten Konjugation ähneln denen der zweiten. Sie enden im Infinitiv auf ''-ēt'', ''-āt'', ''-īt'' oder ''-ot''. Sie haben in der ersten Person Singular Präsens eine Silbe mehr als im Infinitiv.<br />
<br />
Die drei sogenannten unregelmäßigen Verben ''būt'' ‘sein’, ''iet'' ‘gehen’ und ''dot'' ‘geben’ sind keiner Konjugationsklasse zugehörig.<br />
<br />
In der dritten [[Person (Sprache)|Person]] sind die Endungen für [[Singular]] und [[Plural]] bei allen Verben immer gleich.<br />
<br />
<br />
Der Indikativ Aktiv des Hilfsverbes ''būt'' ‘sein’:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Präsens (tagadne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Imperfekt (pagātne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Futur I (nākotne)<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Sg.<br />
|es||esm''u''||bij''u''||būš''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Sg.<br />
|tu||es''i''||bij''i''||būs''i''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Sg.<br />
|viņš/viņa||ir||bij''a''||būs<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Pl.<br />
|mēs||es''am''||bij''ām''||būs''im''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Pl.<br />
|jūs/Jūs||es''at''||bij''āt''||būs''it''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Pl.<br />
|viņi/viņas||ir||bij''a''||būs<br />
|}<br />
<br />
<br />
Der Indikativ Aktiv eines Verbs der ersten Konjugation, ''kāpt'' ‘klettern’:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Präsens (tagadne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Imperfekt (pagātne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Futur I (nākotne)<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Sg.<br />
|es||kāpj''u''||kāp''u''||kāpš''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Sg.<br />
|tu||kāpj||kāp''i''||kāps''i''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Sg.<br />
|viņš/viņa||kāpj||kāp''a''||kāps<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Pl.<br />
|mēs||kāpj''am''||kāp''ām''||kāps''im''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Pl.<br />
|jūs/Jūs||kāpj''at''||kāp''āt''||kāps''it''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Pl.<br />
|viņi/viņas||kāpj||kāp''a''||kāps<br />
|}<br />
<br />
<br />
Der Indikativ Aktiv eines Verbs der zweiten Konjugation (Unterklasse 2a), ''zināt'' ‘wissen’:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Präsens (tagadne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Imperfekt (pagātne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Futur I (nākotne)<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Sg.<br />
|es||zin''u''||zināj''u''||zināš''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Sg.<br />
|tu||zin''i''||zinā''i''||zinās''i''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Sg.<br />
|viņš/viņa||zin''a''||zināj''a''||zinās<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Pl.<br />
|mēs||zin''ām''||zināj''ām''||zinās''im''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Pl.<br />
|jūs/Jūs||zin''āt''||zināj''āt''||zinās''it''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Pl.<br />
|viņi/viņas||zin''a''||zināj''a''||zinās<br />
|}<br />
<br />
<br />
Der Indikativ Aktiv eines Verbs der zweiten Konjugation (Unterklasse 2b), ''gribēt'' ‘wollen’:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Präsens (tagadne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Imperfekt (pagātne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Futur I (nākotne)<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Sg.<br />
|es||grib''u''||gribēj''u''||gribēš''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Sg.<br />
|tu||grib''i''||gribēj''i''||gribēs''i''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Sg.<br />
|viņš/viņa||grib||gribēj''a''||gribēs<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Pl.<br />
|mēs||grib''am''||gribēj''ām''||gribēs''im''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Pl.<br />
|jūs/Jūs||grib''at''||gribēj''āt''||gribēs''it''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Pl.<br />
|viņi/viņas||grib||gribēj''a''||gribēs<br />
|}<br />
<br />
<br />
Der Indikativ Aktiv eines Verbs der dritten Konjugation ''mazgāt'' ‘waschen’:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" |<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Präsens (tagadne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Imperfekt (pagātne)<br />
! class="hintergrundfarbe6" | Futur I (nākotne)<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Sg.<br />
|es||mazgāj''u''||mazgāj''u''||mazgāš''u''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Sg.<br />
|tu||mazgā||mazgāj''i''||mazgās''i''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Sg.<br />
|viņš/viņa||mazgā||mazgāj''a''||mazgās<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 1. Ps. Pl.<br />
|mēs||mazgāj''am''||mazgāj''ām''||mazgās''im''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 2. Ps. Pl.<br />
|jūs/Jūs||mazgāj''at''||mazgāj''āt''||mazgās''it''<br />
|-<br />
! class="hintergrundfarbe6" | 3. Ps. Pl.<br />
|viņi/viņas||mazgā||mazgāj''a''||mazgās<br />
|}<br />
<br />
=== Präpositionen ===<br />
<br />
Bemerkenswert ist, dass Präpositionen im Singular einen bestimmten Fall verlangen (z.B. ''pie'' ‘bei’ immer den Genitiv), im Plural hingegen generell den Dativ. „Bei dem Freund“ heißt daher ''pie drauga'', „bei den Freunden“ jedoch ''pie draugiem''.<br />
<br />
== Dialekte ==<br />
[[File:Latvaldialekti.svg|miniatur|Dialekte im lettischen Territorium]]<br />
* [[Tahmisch]]<br />
* [[Lettgallische Sprache|Lettgallisch]]<br />
* [[Kurländischer Dialekt|Kurländisch]]<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur<br />
|Titel=Kauderwelsch 82, Lettisch Wort für Wort<br />
|Autor=Bernard Christophe<br />
|Verlag=Reise Know-how Verlag Peter Rump GmbH<br />
|Auflage=5.<br />
|Jahr=2012<br />
|ISBN=978-3-89416-273-3<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Titel=Lettische Grammatik<br />
|Autor=Jan Hendrik Holst<br />
|Verlag=Helmut Buske Verlag<br />
|Ort=Hamburg<br />
|Jahr=2001<br />
|ISBN=3-87548-289-1<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=Berthold Forssman<br />
|Titel=Labdien!, Lettisch für Deutschsprachige – Teil 1<br />
|Verlag=Hempen Verlag<br />
|Ort=Bremen<br />
|jahr=2008<br />
|ISBN=978-3-934106-59-8<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=Berthold Forssman<br />
|Titel=Labdien!, Lettisch für Deutschsprachige – Teil 2<br />
|Verlag=Hempen Verlag<br />
|Ort=Bremen<br />
|jahr=2010<br />
|ISBN=978-3-934106-74-1<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=Berthold Forssman<br />
|Titel=Lettische Grammatik<br />
|Verlag=Verlag J. H. Röll<br />
|Ort=Dettelbach<br />
|jahr=2001<br />
|ISBN=<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=Dace Prauliņš<br />
|Titel=Latvian: An Essential Grammar<br />
|Verlag=Routledge<br />
|Ort=London<br />
|jahr=2012<br />
|ISBN=978-0-415576-92-5<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=[[August Bielenstein]]<br />
|Titel=''Die lettische Sprache, nach ihren Lauten und Formen''<br />
|Verlag=Zentralantiquariat der DDR<br />
|Ort=Leipzig<br />
|Jahr=1972<br />
|Auflage=Nachdruck der Ausgabe Berlin: Dümmler, 1863-64 (2 Bände)<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=[[August Bielenstein]]<br />
|Titel=''Die Grenzen des lettischen Volkstammes und der lettischen Sprache in der Gegenwart und im 13. Jahrhundert''<br />
|Verlag=v. Hirschheydt<br />
|Ort=Hannover-Döhren<br />
|Jahr=1973<br />
|Auflage=Nachdruck der Ausgabe St. Petersburg: Eggers, 1892<br />
|ISBN=3-7777-0983-2<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=Aija Priedīte, Andreas Ludden und Wilfried Schlau<br />
|Titel=''Lettisch intensiv!: Das Lehrbuch der lettischen Sprache''<br />
|Verlag=Bibliotheca Baltica<br />
|Ort=Hamburg<br />
|Jahr=2002<br />
|Auflage=2<br />
|ISBN=<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=V. Bērziņa-Baltiņa<br />
|Titel=''Latviešu valodas gramatika''<br />
|Verlag=Amerikas Latviešu Apvienība<br />
|Ort=New York<br />
|Jahr=1973<br />
|Auflage=<br />
|ISBN=<br />
}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikipedia|lv|Lettisch}}<br />
* [http://dictionary.site.lv/ Lettisch ↔ Englisch Online-Wörterbuch]<br />
* [http://completedb.ttc.lv Online-Terminologie Lettisch]<br />
* [http://www.literatur.lv/autoren/zalite/gdansk.htm Muttersprache als Identität und Existenzgrundlage kleiner Völker – ein Essay von Māra Zālīte]<br />
* [http://wwwg.uni-klu.ac.at/eeo/Lettisch.pdf Eintrag über das Lettische in der Enzyklopädie des Ostens/Universität Klagenfurt.] (PDF-Datei; 365&nbsp;kB)<br />
* [http://www.fb10.uni-bremen.de/sksv/dokumente/urdze/FO2011_Urdze.pdf Aina Urdze: Fallbeispiel: Lettische Sprachgemeinschaften in der Diaspora in der BRD] (PDF; 863&nbsp;kB)<br />
<br />
[[Kategorie:Lettische Sprache]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]<br />
<br />
{{Link FA|mk}}<br />
{{Link GA|lt}}</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ukrainische_Sprache&diff=128284908Ukrainische Sprache2014-03-07T19:33:36Z<p>Fobos92: Änderung 128252790 von Berihert rückgängig gemacht;</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Ukrainisch (українська мова)<br />
|Länder=[[Ukraine]], [[Russland]], [[Moldawien]], [[Kanada]], [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Kasachstan]], [[Weißrussland]], [[Rumänien]], [[Polen]]<br />
|Sprecher=45 Millionen<ref>[http://www.forost.lmu.de/sprachdatenbank/sprachdatenbank.php?display=Ukrainisch:sprachdaten:verbreitung ''Ukrainisch.''] in der Sprachdatenbank des ''Forschungsverbundes Ost- und Südosteuropa'' (forost)</ref><br />
|Klassifikation=* [[indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[slawische Sprachen]]<br />
*:: [[ostslawische Sprachen]]<br />
|KSprache=Ukrainisch<br />
|Amtssprache={{UKR}}<br />{{PMR}}<br />
{{ROM}} (''regional'')<ref name="autogenerated224" /><ref name="Romania">[http://www.dri.gov.ro/documents/li_h1206.pdf#page=3 HOTARARE nr. 1.206 din 27 noiembrie 2001 pentru aprobarea Normelor de aplicare a dispozitiilor privitoare la dreptul cetatenilor apartinand unei minoritati nationale de a folosi limba materna în administratia publica locala, cuprinse în Legea administratiei publice locale nr. 215/2001]</ref><br /><br />
{{SRB}} (''regional'')<ref name="autogenerated224">(regional)[http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/ListeDeclarations.asp?NT=148&CM=8&DF=23/01/05&CL=ENG&VL=1 List of declarations made with respect to treaty No. 148 (Status as of: 21/9/2011) // Council of Europe]</ref><br /><br />
{{SVK}} (''regional'')<ref name="autogenerated224" /><ref name="karpatnews">[http://karpatnews.in.ua/news/49941 У Словаччині збільшиться кількість населених пунктів, де офіційно вживатиметься мова нацменшин]&nbsp;— Karpatnews</ref><br /><br />
{{POL}} (''regional'')<ref name="autogenerated224" /><br /><br />
{{CRO}} (''regional'')<ref>[http://languagecharter.eokik.hu/docs/AppliedToLanguages/Ukrainian_in_Croatia_chP2&3.pdf Українська мова в Хорватії] (PDF; 75&nbsp;kB).</ref><br /><br />
{{BIH}} (''regional'')<ref name="autogenerated224" /><br /><br />
|ISO1=uk<br />
|ETHNO14=UKR<br />
|ISO3=ukr<br />
|ISO2=ukr<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma ucraniano.png|250px|miniatur]]<br />
'''Ukrainisch''' (Eigenbezeichnung українська (мова)/''ukrajinska (mowa)'', wiss. [[Transliteration]] ''ukrajins’ka mova'', veraltet auch als ''Kleinrussisch'' und manchmal auch als [[Ruthenisch]] bezeichnet) ist eine [[Sprache]] aus der [[Ostslawische Sprachen|ostslawischen]] Untergruppe des [[Slawische Sprachen|slawischen Zweigs]] der [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachen]].<br />
<br />
Ukrainisch ist nach dem Russischen und Polnischen die drittgrößte slawische Sprache sowie alleinige [[Amtssprache]] der [[Ukraine]] und wird dort von 37 Millionen Menschen als [[Muttersprache]] gesprochen.<ref name="SIL International">http://www.ethnologue.com/language/ukr Ethnologue: Statistics [[SIL International]]</ref><br />
Daneben gibt es Nicht-Ukrainer, die Ukrainisch als Zweitsprache verwenden.<br />
<br />
Ukrainisch wird mit dem [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischen Alphabet]] geschrieben.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Ukrainian in Russian Empire 1897.png|mini|250px|Verbreitung (Prozentzahl der Sprecher) der ukrainischen Sprache in den Gouvernements des [[Russisches Kaiserreich|Russischen Reiches]] nach der offiziellen Statistik 1897]]<br />
[[Datei:Ukraine cencus 2001 Ukrainian.svg|mini|250px|Heutige Verbreitung (Prozentzahl der Muttersprachler) der ukrainischen Sprache in der Republik Ukraine nach der offiziellen Statistik 2001]]<br />
Ukrainisch gehört zusammen mit dem [[Russische Sprache|Russischen]] und dem [[Weißrussische Sprache|Weißrussischen]] zur ostslawischen Sprachgruppe.<br />
<br />
Die Bezeichnung für das gesamte ostslawische Territorium führte regelmäßig zu Verwechslungen, weil „Rus“ mit Russland gleichgesetzt wurde. So kam es beispielsweise zu den Sprachbezeichnungen „Großrussisch“ für Russisch, „Kleinrussisch“ für Ukrainisch, womit Ukrainisch oftmals als Dialekt oder Unterart des Russischen eingeordnet wurde.<br />
<br />
In der ältesten Epoche (ungefähr bis zum 14. Jahrhundert) hatten alle Ostslawen eine gemeinsame Schriftsprache ([[Altostslawische Sprache|Altostslawisch]]), in der mittleren (ca. 15. bis 18. Jahrhundert) benutzten die Vorfahren der heutigen Ukrainer und Weißrussen gemeinsam die [[ruthenische Sprache]].<br />
<!-- Bitte vor einer substantiellen Änderung die Diskussionsseite beachten! --><br />
<br />
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich neben dem bis dahin gebräuchlichen [[Kirchenslawisch]]en eine aus der [[Volkssprache]] kommende ukrainische Schriftsprache und Literatur. Im 19. Jahrhundert erlebte die ukrainische Kultur und damit auch ihre Literatursprache eine Blütezeit; die Entwicklung konzentrierte sich weniger auf politische als auf wissenschaftliche Themen. Literaten wie [[Gogol]] bevorzugten Russisch.<br />
<br />
Dennoch wurde 1876 aus Angst vor [[Sezession|separatistischen]] Bestrebungen von Zar [[Alexander II. (Russland)|Alexander II.]] in [[Bad Ems]] auf Betreiben der zaristischen [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensurbehörde]] ein weitreichendes Verbot ukrainischsprachiger [[Publikation]]en ausgesprochen ([[Emser Erlass]]). Bis 1906 unterlagen ukrainische [[wissenschaftliche Publikation]]en, [[Autorenlesung|Lesungen]], [[Ausstellung]]en und [[Konzert (Musikveranstaltung)|Konzerte]] diesem Diktat. Der bedeutendste ukrainische Dichter [[Taras Schewtschenko]] (1814–1861) wurde für seine Texte und Gedichte in die [[Turkmenistan|turkmenische]] [[Verbannung]] geschickt.<br />
<br />
In der [[Karpatoukraine]] und auf dem Gebiet Ungarns und der späteren Slowakei gab es bereits im 19. Jahrhundert Bestrebungen zu einer eigenen Schriftsprache, die zwar auch auf den örtlichen ukrainischen Dialekten beruhte, sich aber von der ukrainischen Standardsprache unterschied. Diese Bestrebungen haben ab dem Ende der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts wieder zugenommen, ihr Ergebnis war die Kodifikation der [[Karpato-russinische Sprache|karpato-russinischen Sprache]] auf der Grundlage des Dialekts von [[Zemplín (Landschaft)|Zemplin]]. Stärker abweichend ist die [[jugoslawo-russinische Sprache]] in der [[Vojvodina]], die wegen Gemeinsamkeiten mit dem [[Slowakische Sprache|Slowakischen]] als Übergangsdialekt zwischen [[Ostslawische Sprachen|ostslawischer]] und [[Westslawische Sprachen|westslawischer]] Sprachenfamilie betrachtet werden kann.<br />
<br />
Mit der Gründung einer [[Ukrainische Volksrepublik|ukrainischen Volksrepublik]] 1918 wurde Ukrainisch erstmals zur Staatssprache, später auch in der [[Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik|Ukrainischen Sowjetrepublik]]. Während der Sowjetzeit war Ukrainisch also nicht verboten, jedoch dominierte die russische Sprache als Verkehrssprache alle wissenschaftlichen und literarischen Arbeiten sowie die [[Massenmedien|Medien]]. Deshalb unterliegt die Umgangssprache bis heute starken russischen Einflüssen. Dies ist besonders dann bemerkbar, wenn ein Vergleich mit dem Wortschatz der starken ukrainischen [[Diaspora]] in [[Kanada]] vorgenommen wird: hier tauchen wesentlich weniger Begriffe russischen Ursprungs auf, während „kanadisch-ukrainische“ Wörter im einheimisch-ukrainischen Sprachgebrauch selten benutzt werden oder in der Umgangssprache veraltet und exotisch wirken.<br />
<br />
Mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wurde Ukrainisch zur alleinigen Amtssprache des neuen Staates. Es gab hierüber heftige Debatten, da auf dem Staatsgebiet der Ukraine einerseits ein signifikanter Teil der Bevölkerung Russen sind, andererseits auch viele Ukrainer, besonders im Osten des Landes, ausschließlich russisch sprechen. Eine im ganzen Land verbreitete (seit der Unabhängigkeit mit fallender Tendenz), nur mündlich verwendete Mischform des Ukrainischen und Russischen ist der [[Surschyk]].<br />
<br />
Aufgrund dieser historischen Entwicklung ist die Sprache für viele Ukrainer bis heute ein hochpolitisches Thema, das immer wieder vehement diskutiert wird. Seit der Unabhängigkeit setzte eine Phase der [[Ukrainisierung]] ein, aber 2012 wurde der russischen Sprache in 13 der 27 Regionen des Landes wieder ein offizieller Status zugestanden.<br />
<br />
== Alphabet ==<br />
<br />
Das heutige ukrainische Alphabet mit der wissenschaftlichen Transliteration und der deutschen Transkription:<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
! Groß (HTML-''Entity'')<br />
! Klein (HTML-''Entity'')<br />
! wissenschaftliche<br />Transliteration<br />
! deutsche<br />Transkription<br />
|-----<br />
| А (&amp;#1040;) || а (&amp;#1072;)<br />
| A a || A a<br />
|-----<br />
| Б (&amp;#1041;) || б (&amp;#1073;)<br />
| B b || B b<br />
|-----<br />
| В (&amp;#1042;) || в (&amp;#1074;)<br />
| V v || W w<br />
|-----<br />
| Г (&amp;#1043;) || г (&amp;#1075;)<br />
| H h || H h<br />
|-----<br />
| Ґ (&amp;#1168;) || ґ (&amp;#1169;)<br />
| G g || G g<br />
|-----<br />
| Д (&amp;#1044;) || д (&amp;#1076;)<br />
| D d || D d<br />
|-----<br />
| Е (&amp;#1045;) || е (&amp;#1077;)<br />
| E e || E e<br />
|-----<br />
| Є (&amp;#1028;) || є (&amp;#1108;)<br />
| Je je || Je je<br />
|-----<br />
| Ж (&amp;#1046;) || ж (&amp;#1078;)<br />
| Ž ž || Sch (Zh) sch (zh)<br />
|-----<br />
| З (&amp;#1047;) || з (&amp;#1079;)<br />
| Z z || S s<br />
|-----<br />
| И (&amp;#1048;) || и (&amp;#1080;)<br />
| Y y || Y y<br />
|-----<br />
| І (&amp;#1030;) || і (&amp;#1110;)<br />
| I i || I i<br />
|-----<br />
| Ї (&amp;#1031;) || ї (&amp;#1111;)<br />
| Ji ji || Ji ji<br />
|-----<br />
| Й (&amp;#1049;) || й (&amp;#1081;)<br />
| J j || J j<br />
|-----<br />
| К (&amp;#1050;) || к (&amp;#1082;)<br />
| K k || K k (statt ks auch x)<br />
|-----<br />
| Л (&amp;#1051;) || л (&amp;#1083;)<br />
| L l || L l<br />
|-----<br />
| М (&amp;#1052;) || м (&amp;#1084;)<br />
| M m || M m<br />
|-----<br />
| Н (&amp;#1053;) || н (&amp;#1085;)<br />
| N n || N n<br />
|-----<br />
| О (&amp;#1054;) || о (&amp;#1086;)<br />
| O o || O o<br />
|-----<br />
| П (&amp;#1055;) || п (&amp;#1087;)<br />
| P p || P p<br />
|-----<br />
| Р (&amp;#1056;) || р (&amp;#1088;)<br />
| R r || R r<br />
|-----<br />
| С (&amp;#1057;) || с (&amp;#1089;)<br />
| S s || S s (zwischen Vokalen auch ss)<br />
|-----<br />
| Т (&amp;#1058;) || т (&amp;#1090;)<br />
| T t || T t<br />
|-----<br />
| У (&amp;#1059;) || у (&amp;#1091;)<br />
| U u || U u<br />
|-----<br />
| Ф (&amp;#1060;) || ф (&amp;#1092;)<br />
| F f || F f<br />
|-----<br />
| Х (&amp;#1061;) || х (&amp;#1093;)<br />
| Ch ch || Ch ch<br />
|-----<br />
| Ц (&amp;#1062;) || ц (&amp;#1094;)<br />
| C c || Z z<br />
|-----<br />
| Ч (&amp;#1063;) || ч (&amp;#1095;)<br />
| Č č || Tsch tsch<br />
|-----<br />
| Ш (&amp;#1064;) || ш (&amp;#1096;)<br />
| Š š || Sch sch<br />
|-----<br />
| Щ (&amp;#1065;) || щ (&amp;#1097;)<br />
| Šč šč || Schtsch schtsch (Stsch stsch)<br />
|-----<br />
| || ь (&amp;#1100;)<br />
| ’ bzw. j <sup>1</sup> (Weichheitszeichen)|| (–) bzw. j<br />
|-----<br />
| Ю (&amp;#1070;) || ю (&amp;#1102;)<br />
| Ju ju || Ju ju<br />
|-----<br />
| Я (&amp;#1071;) || я (&amp;#1103;)<br />
| Ja ja || Ja ja<br />
|-----<br />
| || ’<br />
| ’ (Apostroph) <sup>2</sup>|| (–)<br />
|}<br />
<br />
<small>Hinweise:<br /><br />
<sup>1</sup>: nur nach Konsonanten; ein Großbuchstabe existiert nicht; palatisiert den vorangehenden Konsonanten; „j“ vor „o“, sonst (im Auslaut und vor Konsonanten) „’“; in der Transkription „j“ vor „o“, sonst nicht wiedergegeben<br /><br />
<sup>2</sup>: nur zwischen Konsonanten und „j“&nbsp;+&nbsp;Vokal; in der Transkription gewöhnlich nicht wiedergegeben<br />
</small><br />
<br />
* ''Siehe auch: [[Umschrift des ukrainischen kyrillischen Alphabets]]''<br />
<br />
== Wortschatz und Aussprache ==<br />
Aufgrund der relativ späten [[Differenzierung]] der einzelnen slawischen Sprachen aus dem gemeinsamen Ursprung Urslawisch ist der gemeinsame Wortschatz vergleichsweise groß, er beträgt etwa zwei Drittel. Ukrainisch unterscheidet sich in [[Wortschatz]], [[Artikulation (Linguistik)|Lautbildung]] und [[Satzbau]] vom Russischen etwas stärker als [[Weißrussische Sprache|Weißrussisch]]. Lexikalisch ist die Ukrainische Sprache nah zu [[Weißrussische Sprache|Weißrussisch]] (84 % von gemeinsamer Lexik), dann [[Polnische Sprache|Polnisch]] (70 %), [[Slowakische Sprache|Slowakisch]] (68 %) und [[Russische Sprache|Russisch]] (62 %).<ref>[http://langs.com.ua/movy/zapoz/2.htm Мови Європи: відстані між мовами за словниковим складом].</ref><br />
<br />
Im direkten Vergleich mit der [[Russische Sprache|russischen Sprache]] nennt J. B. Rudnyckyj (''Lehrbuch der ukrainischen Sprache, Wiesbaden 1964'') unter anderem folgende [[Lautverschiebung]]en (jeweils das erste Wort russisch und das zweite ukrainisch):<br />
<br />
* ''[[Itavismus]]'': die Vokale ''e'' und ''o'' werden in geschlossenen Silben zu ''i''<br />Bsp.: Львов (Lwow) – Львів ([[Lwiw]]), кошка (koschka – Katze) – кішка (kiška)<br />
* ''[[Ikavismus]]'': der „jat“-Laut ''je'' wird zu ''i''<br />Bsp.: месяц (mjesjaz – Monat, Mond) – місяць (misjaz'), медь (Mjed' – Kupfer) – мідь (Mid')<br />
* ''harte Konsonanten'' vor dem ''e''<br />Bsp.: весна (vjesná – Frühling) – весна (vesna), перед (pjered – vor) – перед (pered)<br />
* ''Verschmelzung der altslawischen Laute'' ''i'' und ''ы'' zu ''и''<br />Bsp.: пиво (pívo – Bier) – пиво (pyvo), нитка (nítka) – нитка (nytka)<br />
* ''Entwicklung'' des ''g''-Lauts zu ''h''<br />Bsp.: голова (galavá) – Kopf – голова (holova), горло (górlo Kehle, Hals) – горло (horlo)<br />
* die ''Vokalisierung'' des ''l''-Lautes, geschrieben ''в''<br />Bsp.: пил (pil – er trank) – пив (pyv), брал (bral – er nahm) – брав (brav), волк (volk – Wolf) – вовк (vovk).<br />
<br />
Ein Beispiel für Unterschiede im Wortschatz ist das Verb ''heiraten'':<br />
<br />
* ukrainisch: одружуватися (für beide Geschlechter; Wortstamm дружба – Freundschaft, auch дружина - Gattin)<br />
* russisch: жениться (für den Mann; Wortstamm жена – Frau), выходить замуж (für die Frau; wörtlich: hinter den Mann treten)<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
''Siehe Hauptartikel: [[Ukrainische Grammatik]]''.<br />
<br />
Die ukrainische Sprache unterscheidet sieben Fälle (відмінки):<br />
* Nominativ (називний відмінок)<br />
* Genitiv (родовий відмінок)<br />
* Dativ (давальний відмінок)<br />
* Akkusativ (знахідний відмінок)<br />
* [[Instrumentalis]] (орудний відмінок)<br />
* Lokativ (місцевий відмінок), entspricht dem russischen [[Präpositiv]]<br />
* Vokativ (кличний відмінок), reine Anredeform<br />
<br />
Bei der Flexion der ''[[Substantiv]]e'' unterscheidet man neben dem Terminus „[[Deklination (Grammatik)|Deklination]]“ die sogenannten Deklinationsklassen (відміна), wobei diese zusätzlich zum grammatischen [[Genus]] die Flexion bestimmen. Darüber hinaus werden innerhalb einiger Deklinationsklassen Gruppen unterschieden, die sich durch die Art ihrer Endungen (hart, weich, gemischt) charakterisieren.<br />
<br />
Eine Eigenheit ukrainischer ''[[Adjektiv]]e'' ist die Bildung von Formen, die eine emotionale Einstellung zu Personen und Gegenständen kennzeichnen; diese kann verkleinernd, liebkosend, vergrößernd oder vergröbernd sein. So wird zum Beispiel das Adjektiv „schön“ (гарний) durch die Form гарненький „verzärtlicht“ (siehe [[Diminutiv]] bei Substantiven). Die Adjektive werden ebenfalls in zwei Gruppen (hart und weich) dekliniert.<br />
<br />
Während man im Ukrainischen nur drei Zeitkategorien (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) des ''[[Verb]]s'' unterscheidet, spielt die Kategorie der „Aktionsart“ ([[Aspekt (Linguistik)|Aspekt]]) eine große Rolle (wie auch in anderen [[Slawische Sprachen|slawischen Sprachen]]). Jedes Verb existiert in zwei Aspekten, dem ''unvollendeten'' und dem ''vollendeten'' Aspekt. In ihrer lexikalischen Bedeutung sind diese Aspektpaare identisch. Die jeweils imperfekte Verbform drückt eine unvollendete, in der Zeit nicht begrenzte Handlung in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft aus. Die perfekte Verbform dagegen kommt nur im [[Präteritum]] und [[Präsens]] vor, wobei das Präsens die grammatische Zukunft ausdrückt. Diese Besonderheit des Verbs kann viele verschiedene Funktionen und Merkmale annehmen, die dem Nicht-Muttersprachler schwer zu vermitteln sind; der Bedeutungsunterschied kann manchmal nur aus dem Kontext verstanden werden.<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1:<br />
:{{lang|ukr|Всі люди народжуються вільними і рівними у своїй гідності та правах. Вони наділені розумом і совістю і повинні діяти у відношенні один до одного в дусі братерства.}}<br />
:[[Datei:Universal Declaration of Human Rights - ukr - r90 - Art1.ogg]]<br />
:''Vsi ljudy narodžujut'sja vil'nymy i rivnymy u svojij hidnosti ta pravax. Vony nadileni rozumom i sovistju i povynni dijaty u vidnošenni odyn do odnoho v dusi braterstva.''<br />
:Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Svetlana Amir-Babenko, Franz Pfliegl: ''Praktische Kurzgrammatik der ukrainischen Sprache.'' Buske, Hamburg 2005, ISBN 3-87548-371-5.<br />
* Svetlana Amir-Babenko: ''Lehrbuch der ukrainischen Sprache.'' Buske, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87548-479-3.<br />
<br />
== Quellenangaben ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Kategorie:Ukrainisch|Ukrainisch}}<br />
{{Commonscat|Ukrainian language|Ukrainische Sprache}}<br />
{{Commonscat|Ukrainian pronunciation|Ukrainische Aussprache}}<br />
* [http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Ukrainisch.pdf Eintrag zur ukrainischen Sprache in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens] (PDF; 425 kB)<br />
* [http://www.internetpolyglot.com/german/lessons-uk-de Ukrainisches Vokabeltraining]<br />
* [http://cybermova.com/cgi-bin/onlinedic.pl Online-Wörterbuch englisch-ukrainisch-englisch]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=uk|text=ukrainischer Sprache|wvers=0}}<br />
{{Navigationsleiste Slawische Sprachen}}<br />
<br />
[[Kategorie:Ukrainische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
<br />
{{Link FA|be-tarask}}<br />
{{Link FA|be-x-old}}<br />
{{Link GA|uk}}</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ukrainische_Sprache&diff=128252538Ukrainische Sprache2014-03-06T20:18:40Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Ukrainisch (українська мова)<br />
|Länder=[[Ukraine]], [[Russland]], [[Moldawien]], [[Kanada]], [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Kasachstan]], [[Weißrussland]], [[Rumänien]], [[Polen]]<br />
|Sprecher=45 Millionen<ref>[http://www.forost.lmu.de/sprachdatenbank/sprachdatenbank.php?display=Ukrainisch:sprachdaten:verbreitung ''Ukrainisch.''] in der Sprachdatenbank des ''Forschungsverbundes Ost- und Südosteuropa'' (forost)</ref><br />
|Klassifikation=* [[indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[slawische Sprachen]]<br />
*:: [[ostslawische Sprachen]]<br />
|KSprache=Ukrainisch<br />
|Amtssprache={{UKR}}<br />{{PMR}}<br />
{{ROM}} (''regional'')<ref name="autogenerated224" /><ref name="Romania">[http://www.dri.gov.ro/documents/li_h1206.pdf#page=3 HOTARARE nr. 1.206 din 27 noiembrie 2001 pentru aprobarea Normelor de aplicare a dispozitiilor privitoare la dreptul cetatenilor apartinand unei minoritati nationale de a folosi limba materna în administratia publica locala, cuprinse în Legea administratiei publice locale nr. 215/2001]</ref><br /><br />
{{SRB}} (''regional'')<ref name="autogenerated224">(regional)[http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/ListeDeclarations.asp?NT=148&CM=8&DF=23/01/05&CL=ENG&VL=1 List of declarations made with respect to treaty No. 148 (Status as of: 21/9/2011) // Council of Europe]</ref><br /><br />
{{SVK}} (''regional'')<ref name="autogenerated224" /><ref name="karpatnews">[http://karpatnews.in.ua/news/49941 У Словаччині збільшиться кількість населених пунктів, де офіційно вживатиметься мова нацменшин]&nbsp;— Karpatnews</ref><br /><br />
{{POL}} (''regional'')<ref name="autogenerated224" /><br /><br />
{{CRO}} (''regional'')<ref>[http://languagecharter.eokik.hu/docs/AppliedToLanguages/Ukrainian_in_Croatia_chP2&3.pdf Українська мова в Хорватії] (PDF; 75&nbsp;kB).</ref><br /><br />
{{BIH}} (''regional'')<ref name="autogenerated224" /><br /><br />
|ISO1=uk<br />
|ETHNO14=UKR<br />
|ISO3=ukr<br />
|ISO2=ukr<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma ucraniano.png|250px|miniatur]]<br />
'''Ukrainisch''' (Eigenbezeichnung українська (мова)/''ukrajinska (mowa)'', wiss. [[Transliteration]] ''ukrajins’ka mova'', veraltet auch als ''Kleinrussisch'' und manchmal auch als [[Ruthenisch]] bezeichnet) ist eine [[Sprache]] aus der [[Ostslawische Sprachen|ostslawischen]] Untergruppe des [[Slawische Sprachen|slawischen Zweigs]] der [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachen]].<br />
<br />
Ukrainisch ist nach dem Russischen und Polnischen die drittgrößte slawische Sprache sowie alleinige [[Amtssprache]] der [[Ukraine]] und wird dort von 37 Millionen Menschen als [[Muttersprache]] gesprochen.<ref name="SIL International">http://www.ethnologue.com/language/ukr Ethnologue: Statistics [[SIL International]]</ref><br />
Daneben gibt es Nicht-Ukrainer, die Ukrainisch als Zweitsprache verwenden.<br />
<br />
Ukrainisch wird mit dem [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischen Alphabet]] geschrieben.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Ukrainian in Russian Empire 1897.png|mini|250px|Verbreitung (Prozentzahl der Sprecher) der ukrainischen Sprache in den Gouvernements des [[Russisches Kaiserreich|Russischen Reiches]] nach der offiziellen Statistik 1897]]<br />
[[Datei:Ukraine cencus 2001 Ukrainian.svg|mini|250px|Heutige Verbreitung (Prozentzahl der Muttersprachler) der ukrainischen Sprache in der Republik Ukraine nach der offiziellen Statistik 2001]]<br />
Ukrainisch gehört zusammen mit dem [[Russische Sprache|Russischen]] und dem [[Weißrussische Sprache|Weißrussischen]] zur ostslawischen Sprachgruppe.<br />
<br />
Die Bezeichnung für das gesamte ostslawische Territorium führte regelmäßig zu Verwechslungen, weil „Rus“ mit Russland gleichgesetzt wurde. So kam es beispielsweise zu den Sprachbezeichnungen „Großrussisch“ für Russisch, „Kleinrussisch“ für Ukrainisch, womit Ukrainisch oftmals als Dialekt oder Unterart des Russischen eingeordnet wurde.<br />
<br />
In der ältesten Epoche (ungefähr bis zum 14. Jahrhundert) hatten alle Ostslawen eine gemeinsame Schriftsprache ([[Altostslawische Sprache|Altostslawisch]]), in der mittleren (ca. 15. bis 18. Jahrhundert) benutzten die Vorfahren der heutigen Ukrainer und Weißrussen gemeinsam die [[ruthenische Sprache]].<br />
<!-- Bitte vor einer substantiellen Änderung die Diskussionsseite beachten! --><br />
<br />
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich neben dem bis dahin gebräuchlichen [[Kirchenslawisch]]en eine aus der [[Volkssprache]] kommende ukrainische Schriftsprache und Literatur. Im 19. Jahrhundert erlebte die ukrainische Kultur und damit auch ihre Literatursprache eine Blütezeit; die Entwicklung konzentrierte sich weniger auf politische als auf wissenschaftliche Themen. Literaten wie [[Gogol]] bevorzugten Russisch.<br />
<br />
Dennoch wurde 1876 aus Angst vor [[Sezession|separatistischen]] Bestrebungen von Zar [[Alexander II. (Russland)|Alexander II.]] in [[Bad Ems]] auf Betreiben der zaristischen [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensurbehörde]] ein weitreichendes Verbot ukrainischsprachiger [[Publikation]]en ausgesprochen ([[Emser Erlass]]). Bis 1906 unterlagen ukrainische [[wissenschaftliche Publikation]]en, [[Autorenlesung|Lesungen]], [[Ausstellung]]en und [[Konzert (Musikveranstaltung)|Konzerte]] diesem Diktat. Der bedeutendste ukrainische Dichter [[Taras Schewtschenko]] (1814–1861) wurde für seine Texte und Gedichte in die [[Turkmenistan|turkmenische]] [[Verbannung]] geschickt.<br />
<br />
In der [[Karpatoukraine]] und auf dem Gebiet Ungarns und der späteren Slowakei gab es bereits im 19. Jahrhundert Bestrebungen zu einer eigenen Schriftsprache, die zwar auch auf den örtlichen ukrainischen Dialekten beruhte, sich aber von der ukrainischen Standardsprache unterschied. Diese Bestrebungen haben ab dem Ende der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts wieder zugenommen, ihr Ergebnis war die Kodifikation der [[Karpato-russinische Sprache|karpato-russinischen Sprache]] auf der Grundlage des Dialekts von [[Zemplín (Landschaft)|Zemplin]]. Stärker abweichend ist die [[jugoslawo-russinische Sprache]] in der [[Vojvodina]], die wegen Gemeinsamkeiten mit dem [[Slowakische Sprache|Slowakischen]] als Übergangsdialekt zwischen [[Ostslawische Sprachen|ostslawischer]] und [[Westslawische Sprachen|westslawischer]] Sprachenfamilie betrachtet werden kann.<br />
<br />
Mit der Gründung einer [[Ukrainische Volksrepublik|ukrainischen Volksrepublik]] 1918 wurde Ukrainisch erstmals zur Staatssprache, später auch in der [[Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik|Ukrainischen Sowjetrepublik]]. Während der Sowjetzeit war Ukrainisch also nicht verboten, jedoch dominierte die russische Sprache als Verkehrssprache alle wissenschaftlichen und literarischen Arbeiten sowie die [[Massenmedien|Medien]]. Deshalb unterliegt die Umgangssprache bis heute starken russischen Einflüssen. Dies ist besonders dann bemerkbar, wenn ein Vergleich mit dem Wortschatz der starken ukrainischen [[Diaspora]] in [[Kanada]] vorgenommen wird: hier tauchen wesentlich weniger Begriffe russischen Ursprungs auf, während „kanadisch-ukrainische“ Wörter im einheimisch-ukrainischen Sprachgebrauch selten benutzt werden oder in der Umgangssprache veraltet und exotisch wirken.<br />
<br />
Mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wurde Ukrainisch zur alleinigen Amtssprache des neuen Staates. Es gab hierüber heftige Debatten, da auf dem Staatsgebiet der Ukraine einerseits ein signifikanter Teil der Bevölkerung Russen sind, andererseits auch viele Ukrainer, besonders im Osten des Landes, ausschließlich russisch sprechen. Eine im ganzen Land verbreitete (seit der Unabhängigkeit mit fallender Tendenz), nur mündlich verwendete Mischform des Ukrainischen und Russischen ist der [[Surschyk]].<br />
<br />
Aufgrund dieser historischen Entwicklung ist die Sprache für viele Ukrainer bis heute ein hochpolitisches Thema, das immer wieder vehement diskutiert wird. Seit der Unabhängigkeit setzte eine Phase der [[Ukrainisierung]] ein, aber 2012 wurde der russischen Sprache in 13 der 27 Regionen des Landes wieder ein offizieller Status zugestanden.<br />
<br />
== Alphabet ==<br />
<br />
Das heutige ukrainische Alphabet mit der wissenschaftlichen Transliteration und der deutschen Transkription:<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
! Groß (HTML-''Entity'')<br />
! Klein (HTML-''Entity'')<br />
! wissenschaftliche<br />Transliteration<br />
! deutsche<br />Transkription<br />
|-----<br />
| А (&amp;#1040;) || а (&amp;#1072;)<br />
| A a || A a<br />
|-----<br />
| Б (&amp;#1041;) || б (&amp;#1073;)<br />
| B b || B b<br />
|-----<br />
| В (&amp;#1042;) || в (&amp;#1074;)<br />
| V v || W w<br />
|-----<br />
| Г (&amp;#1043;) || г (&amp;#1075;)<br />
| H h || H h<br />
|-----<br />
| Ґ (&amp;#1168;) || ґ (&amp;#1169;)<br />
| G g || G g<br />
|-----<br />
| Д (&amp;#1044;) || д (&amp;#1076;)<br />
| D d || D d<br />
|-----<br />
| Е (&amp;#1045;) || е (&amp;#1077;)<br />
| E e || E e<br />
|-----<br />
| Є (&amp;#1028;) || є (&amp;#1108;)<br />
| Je je || Je je<br />
|-----<br />
| Ж (&amp;#1046;) || ж (&amp;#1078;)<br />
| Ž ž || Sch (Zh) sch (zh)<br />
|-----<br />
| З (&amp;#1047;) || з (&amp;#1079;)<br />
| Z z || S s<br />
|-----<br />
| И (&amp;#1048;) || и (&amp;#1080;)<br />
| Y y || Y y<br />
|-----<br />
| І (&amp;#1030;) || і (&amp;#1110;)<br />
| I i || I i<br />
|-----<br />
| Ї (&amp;#1031;) || ї (&amp;#1111;)<br />
| Ji ji || Ji ji<br />
|-----<br />
| Й (&amp;#1049;) || й (&amp;#1081;)<br />
| J j || J j<br />
|-----<br />
| К (&amp;#1050;) || к (&amp;#1082;)<br />
| K k || K k (statt ks auch x)<br />
|-----<br />
| Л (&amp;#1051;) || л (&amp;#1083;)<br />
| L l || L l<br />
|-----<br />
| М (&amp;#1052;) || м (&amp;#1084;)<br />
| M m || M m<br />
|-----<br />
| Н (&amp;#1053;) || н (&amp;#1085;)<br />
| N n || N n<br />
|-----<br />
| О (&amp;#1054;) || о (&amp;#1086;)<br />
| O o || O o<br />
|-----<br />
| П (&amp;#1055;) || п (&amp;#1087;)<br />
| P p || P p<br />
|-----<br />
| Р (&amp;#1056;) || р (&amp;#1088;)<br />
| R r || R r<br />
|-----<br />
| С (&amp;#1057;) || с (&amp;#1089;)<br />
| S s || S s (zwischen Vokalen auch ss)<br />
|-----<br />
| Т (&amp;#1058;) || т (&amp;#1090;)<br />
| T t || T t<br />
|-----<br />
| У (&amp;#1059;) || у (&amp;#1091;)<br />
| U u || U u<br />
|-----<br />
| Ф (&amp;#1060;) || ф (&amp;#1092;)<br />
| F f || F f<br />
|-----<br />
| Х (&amp;#1061;) || х (&amp;#1093;)<br />
| Ch ch || Ch ch<br />
|-----<br />
| Ц (&amp;#1062;) || ц (&amp;#1094;)<br />
| C c || Z z<br />
|-----<br />
| Ч (&amp;#1063;) || ч (&amp;#1095;)<br />
| Č č || Tsch tsch<br />
|-----<br />
| Ш (&amp;#1064;) || ш (&amp;#1096;)<br />
| Š š || Sch sch<br />
|-----<br />
| Щ (&amp;#1065;) || щ (&amp;#1097;)<br />
| Šč šč || Schtsch schtsch (Stsch stsch)<br />
|-----<br />
| || ь (&amp;#1100;)<br />
| ’ bzw. j <sup>1</sup> (Weichheitszeichen)|| (–) bzw. j<br />
|-----<br />
| Ю (&amp;#1070;) || ю (&amp;#1102;)<br />
| Ju ju || Ju ju<br />
|-----<br />
| Я (&amp;#1071;) || я (&amp;#1103;)<br />
| Ja ja || Ja ja<br />
|-----<br />
| || ’<br />
| ’ (Apostroph) <sup>2</sup>|| (–)<br />
|}<br />
<br />
<small>Hinweise:<br /><br />
<sup>1</sup>: nur nach Konsonanten; ein Großbuchstabe existiert nicht; palatisiert den vorangehenden Konsonanten; „j“ vor „o“, sonst (im Auslaut und vor Konsonanten) „’“; in der Transkription „j“ vor „o“, sonst nicht wiedergegeben<br /><br />
<sup>2</sup>: nur zwischen Konsonanten und „j“&nbsp;+&nbsp;Vokal; in der Transkription gewöhnlich nicht wiedergegeben<br />
</small><br />
<br />
* ''Siehe auch: [[Umschrift des ukrainischen kyrillischen Alphabets]]''<br />
<br />
== Wortschatz und Aussprache ==<br />
Aufgrund der relativ späten [[Differenzierung]] der einzelnen slawischen Sprachen aus dem gemeinsamen Ursprung Urslawisch ist der gemeinsame Wortschatz vergleichsweise groß, er beträgt etwa zwei Drittel. Ukrainisch unterscheidet sich in [[Wortschatz]], [[Artikulation (Linguistik)|Lautbildung]] und [[Satzbau]] vom Russischen etwas stärker als [[Weißrussische Sprache|Weißrussisch]]. Lexikalisch ist die Ukrainische Sprache nah zu [[Weißrussische Sprache|Weißrussisch]] (84 % von gemeinsamer Lexik), dann [[Polnische Sprache|Polnisch]] (70 %), [[Slowakische Sprache|Slowakisch]] (68 %) und [[Russische Sprache|Russisch]] (62 %).<ref>[http://langs.com.ua/movy/zapoz/2.htm Мови Європи: відстані між мовами за словниковим складом].</ref><br />
<br />
Im direkten Vergleich mit der [[Russische Sprache|russischen Sprache]] nennt J. B. Rudnyckyj (''Lehrbuch der ukrainischen Sprache, Wiesbaden 1964'') unter anderem folgende [[Lautverschiebung]]en (jeweils das erste Wort russisch und das zweite ukrainisch):<br />
<br />
* ''[[Itavismus]]'': die Vokale ''e'' und ''o'' werden in geschlossenen Silben zu ''i''<br />Bsp.: Львов (Lwow) – Львів ([[Lwiw]]), кошка (koschka – Katze) – кішка (kiška)<br />
* ''[[Ikavismus]]'': der „jat“-Laut ''je'' wird zu ''i''<br />Bsp.: месяц (mjesjaz – Monat, Mond) – місяць (misjaz'), медь (Mjed' – Kupfer) – мідь (Mid')<br />
* ''harte Konsonanten'' vor dem ''e''<br />Bsp.: весна (vjesná – Frühling) – весна (vesna), перед (pjered – vor) – перед (pered)<br />
* ''Verschmelzung der altslawischen Laute'' ''i'' und ''ы'' zu ''и''<br />Bsp.: пиво (pívo – Bier) – пиво (pyvo), нитка (nítka) – нитка (nytka)<br />
* ''Entwicklung'' des ''g''-Lauts zu ''h''<br />Bsp.: голова (galavá) – Kopf – голова (holova), горло (górlo Kehle, Hals) – горло (horlo)<br />
* die ''Vokalisierung'' des ''l''-Lautes, geschrieben ''в''<br />Bsp.: пил (pil – er trank) – пив (pyv), брал (bral – er nahm) – брав (brav), волк (volk – Wolf) – вовк (vovk).<br />
<br />
Ein Beispiel für Unterschiede im Wortschatz ist das Verb ''heiraten'':<br />
<br />
* ukrainisch: одружуватися (für beide Geschlechter; Wortstamm дружба – Freundschaft, auch дружина - Gattin)<br />
* russisch: жениться (für den Mann; Wortstamm жена – Frau), выходить замуж (für die Frau; wörtlich: hinter den Mann treten)<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
''Siehe Hauptartikel: [[Ukrainische Grammatik]]''.<br />
<br />
Die ukrainische Sprache unterscheidet sieben Fälle (відмінки):<br />
* Nominativ (називний відмінок)<br />
* Genitiv (родовий відмінок)<br />
* Dativ (давальний відмінок)<br />
* Akkusativ (знахідний відмінок)<br />
* [[Instrumentalis]] (орудний відмінок)<br />
* Lokativ (місцевий відмінок), entspricht dem russischen [[Präpositiv]]<br />
* Vokativ (кличний відмінок), reine Anredeform<br />
<br />
Bei der Flexion der ''[[Substantiv]]e'' unterscheidet man neben dem Terminus „[[Deklination (Grammatik)|Deklination]]“ die sogenannten Deklinationsklassen (відміна), wobei diese zusätzlich zum grammatischen [[Genus]] die Flexion bestimmen. Darüber hinaus werden innerhalb einiger Deklinationsklassen Gruppen unterschieden, die sich durch die Art ihrer Endungen (hart, weich, gemischt) charakterisieren.<br />
<br />
Eine Eigenheit ukrainischer ''[[Adjektiv]]e'' ist die Bildung von Formen, die eine emotionale Einstellung zu Personen und Gegenständen kennzeichnen; diese kann verkleinernd, liebkosend, vergrößernd oder vergröbernd sein. So wird zum Beispiel das Adjektiv „schön“ (гарний) durch die Form гарненький „verzärtlicht“ (siehe [[Diminutiv]] bei Substantiven). Die Adjektive werden ebenfalls in zwei Gruppen (hart und weich) dekliniert.<br />
<br />
Während man im Ukrainischen nur drei Zeitkategorien (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) des ''[[Verb]]s'' unterscheidet, spielt die Kategorie der „Aktionsart“ ([[Aspekt (Linguistik)|Aspekt]]) eine große Rolle (wie auch in anderen [[Slawische Sprachen|slawischen Sprachen]]). Jedes Verb existiert in zwei Aspekten, dem ''unvollendeten'' und dem ''vollendeten'' Aspekt. In ihrer lexikalischen Bedeutung sind diese Aspektpaare identisch. Die jeweils imperfekte Verbform drückt eine unvollendete, in der Zeit nicht begrenzte Handlung in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft aus. Die perfekte Verbform dagegen kommt nur im [[Präteritum]] und [[Präsens]] vor, wobei das Präsens die grammatische Zukunft ausdrückt. Diese Besonderheit des Verbs kann viele verschiedene Funktionen und Merkmale annehmen, die dem Nicht-Muttersprachler schwer zu vermitteln sind; der Bedeutungsunterschied kann manchmal nur aus dem Kontext verstanden werden.<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1:<br />
:{{lang|ukr|Всі люди народжуються вільними і рівними у своїй гідності та правах. Вони наділені розумом і совістю і повинні діяти у відношенні один до одного в дусі братерства.}}<br />
:[[Datei:Universal Declaration of Human Rights - ukr - r90 - Art1.ogg]]<br />
:''Vsi ljudy narodžujut'sja vil'nymy i rivnymy u svojij hidnosti ta pravax. Vony nadileni rozumom i sovistju i povynni dijaty u vidnošenni odyn do odnoho v dusi braterstva.''<br />
:Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Svetlana Amir-Babenko, Franz Pfliegl: ''Praktische Kurzgrammatik der ukrainischen Sprache.'' Buske, Hamburg 2005, ISBN 3-87548-371-5.<br />
* Svetlana Amir-Babenko: ''Lehrbuch der ukrainischen Sprache.'' Buske, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87548-479-3.<br />
<br />
== Quellenangaben ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Kategorie:Ukrainisch|Ukrainisch}}<br />
{{Commonscat|Ukrainian language|Ukrainische Sprache}}<br />
{{Commonscat|Ukrainian pronunciation|Ukrainische Aussprache}}<br />
* [http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Ukrainisch.pdf Eintrag zur ukrainischen Sprache in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens] (PDF; 425 kB)<br />
* [http://www.internetpolyglot.com/german/lessons-uk-de Ukrainisches Vokabeltraining]<br />
* [http://cybermova.com/cgi-bin/onlinedic.pl Online-Wörterbuch englisch-ukrainisch-englisch]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=uk|text=ukrainischer Sprache|wvers=0}}<br />
{{Navigationsleiste Slawische Sprachen}}<br />
<br />
[[Kategorie:Ukrainische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
<br />
{{Link FA|be-tarask}}<br />
{{Link FA|be-x-old}}<br />
{{Link GA|uk}}</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Austroasiatische_Sprachen&diff=126484539Austroasiatische Sprachen2014-01-14T23:06:40Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Lenguas austro-asiáticas.png|thumb|Verbreitung der austroasiatischen Sprachen]]<br />
<br />
Die '''austroasiatischen Sprachen''' sind eine bedeutende [[Sprachfamilie]], deren etwa 160 Sprachen von rund 100 Millionen Menschen in Südostasien und Nordostindien gesprochen werden. Obwohl diese Sprachen in weiten Teilen Süd- und Südostasiens verbreitet sind, haben nur zwei den Status einer Nationalsprache: das [[Vietnamesische Sprache|Vietnamesische]] und das [[Khmer-Sprache|Khmer]] (Kambodschanisch).<br />
<br />
„Austroasiatisch“ ist ein Kunstwort aus dem [[Latein|lateinischen]] ''australis'' (=Süden) und bedeutet „südasiatisch“.<br />
<br />
== Verbreitungsgebiet ==<br />
Das Verbreitungsgebiet der austroasiatischen Sprachen ist nicht zusammenhängend, die einzelnen Sprachen oder Sprachgruppen sind durch Regionen getrennt, in denen Sprachen anderer Sprachfamilien gesprochen werden. Es wird angenommen, dass die austroasiatischen Sprachen zu einer sehr frühen Bevölkerungsgruppe Süd- und Südostasiens gehören und dass die anderen Sprachen, die heute dort gesprochen werden, erst durch spätere Bevölkerungswanderungen in diese Region kamen. Dazu gehören [[Indoeuropäische Sprachen|indoeuropäische]], [[Tai-Kadai-Sprachen|Tai-Kadai-]] und [[Sino-tibetische Sprachen|sino-tibetische]] Sprachen.<br />
<br />
Zum Verbreitungsgebiet siehe auch unter Weblinks.<br />
<br />
== Austrische Hypothese ==<br />
Von einigen Linguisten ist auch die These aufgestellt worden, dass die austroasiatischen Sprachen mit den [[Austronesische Sprachen|austronesischen Sprachen]] verwandt sind und dass sie mit diesen zusammen eine [[Austrische Sprachen|Austrische Überfamilie]] bilden; diese Hypothese findet allerdings heute kaum noch Anhänger.<br />
<br />
== Gliederung des Austroasiatischen ==<br />
Innerhalb der austroasiatischen Sprachen werden meist zwei, manchmal auch drei Hauptzweige unterschieden: Die Mon-Khmer-Sprachen in Südostasien und die Munda-Sprachen in Ost- und Mittelindien, deren Sprecher zu den meist benachteiligten Gruppen der indischen Bevölkerung zählen. Manche Forscher betrachten die nicobaresischen Sprachen als einen dritten Hauptzweig, andere rechnen es zum Mon-Khmer. Es gibt etwa 160 austroasiatische Sprachen, wovon etwa 130 zu den Mon-Khmer-Sprachen, 20 zu den Munda-Sprachen und 6 zu den nicobaresischen Sprachen gehören.<br />
<br />
== Die bedeutendsten austroasiatischen Sprachen ==<br />
Rund 95 Mio. Menschen sprechen eine austroasiatische Sprache, mit Abstand die bedeutendsten sind das [[Vietnamesisch]]e (70 Mio.), das Kambodschanische oder [[Khmer-Sprache|Khmer]] (8 Mio.) (beides sind die Nationalsprachen ihrer Länder); [[Santali]] (6 Mio.), [[Mundari (Sprache)|Mundari]] (2 Mio.), Ho (1 Mio.), [[Khasi (Sprache)|Khasi]] (1 Mio.), Muong (1 Mio.) und Mon (knapp 1 Mio.) erreichen bzw. überschreiten ebenfalls die Millionen-Sprecher-Grenze. Das Austroasiatische besitzt aber auch eine große Zahl kleiner und kleinster Sprachen in abgelegenen Gebieten, die kaum von mehr als 1000 Menschen gesprochen werden.<br />
<br />
== Klassifikation der austroasiatischen Sprachen ==<br />
Die folgende Klassifikation zeigt die einzelnen Zweige des Austroasiatischen mit ihren jeweils bedeutendsten Sprachen:<br />
<br />
'''Austroasiatisch''' (157 Sprachen, 95 Mio. Sprecher; Nordost-Indien, Südostasien)<br />
<br />
* '''[[Munda-Sprachen]]''' (19 Sprachen, 10 Mio. Sprecher; Nordost- und Mittelindien)<br />
** '''Nord-Munda-Sprachen''' (10 Sprachen, 9,5 Mio.) >>> '''[[Santali]]''' (6 Mio), '''Mundari''' (1 Mio.), '''Ho''' (1 Mio.), Korku (500.000).<br />
** '''Süd-Munda-Sprachen''' (9 Sprachen, 600.000) >>> Kharia (280.000), Sora (300.000).<br />
<br />
* '''[[Mon-Khmer-Sprachen]]''' (132 Sprachen, 85 Mio. Sprecher)<br />
** '''Khasi-Gruppe''' (3 Sprachen, 1,1 Mio. Sprecher; Nordost-Indien) >>> '''[[Khasi (Sprache)|Khasi]]''' (1 Mio.), Pnar (100.000).<br />
** '''[[Palaung]]-[[Va|Wa]]-Gruppe''' (20 Sprachen, 1,8 Mio. Sprecher; Myanmar, Südchina, Laos, Thailand) >>> Rumai (150.000), Shwe (150.000), Pale (300.000), Wa (600.000), Praok (500.000).<br />
** '''[[Khmu]]-Gruppe''' (14 Sprachen, 600.000; Laos, Thailand, Vietnam) >>> Khmu (500.000).<br />
** '''[[Khmer-Sprache|Khmer]]''' (1 Sprache, Kambodscha, Vietnam, Thailand ([[Surin]]) >>> '''Kambodschanisch''' ('''[[Khmer-Sprache|Khmer]]''') (8 Mio., mit Zweitsprechern 10 Mio.).<br />
** '''[[Katu-Sprachen|Katu-Gruppe]]''' (16 Sprachen, ca. 1 Mio.; Laos, Thailand Vietnam) >>> Kuy-Suei (400.000), So (160.000), Bru (130.000).<br />
** '''[[Bahnar]]-Gruppe''' (36 Sprachen, 1 Mio.; Vietnam, Laos, Kambodscha) >>> Bahnar (140&nbsp;000), Ko’ho (Sre) (100.000), Mnong (200.000).<br />
** '''[[Pear-Sprachen|Pear]]-Gruppe''' (6 Sprachen, 12.000; Kambodscha).<br />
** '''Viet-Muong-Gruppe''' (10 Sprachen, 71 Mio.; Vietnam, Laos) >>> '''[[Vietnamesisch]]''' (70 Mio.), '''[[Muong]]''' (1 Mio.).<br />
** '''Mon-Sprachen''' (2 Sprachen, 1 Mio.; Myanmar), '''[[Mon (Sprache)|Mon]]''' (knapp 1 Mio), [[Nyahkur]] (max. 10.000).<br />
** '''[[Palyu-Pakan]]-Gruppe''' (5 Sprachen, 15.000; Südchina).<br />
** '''[[Asli-Sprachen]]''' (19 Sprachen, 60.000; Malaiische Halbinsel) >>> Semang (10.000), Senoi (20.000).<br />
<br />
* '''Nicobaresische Sprachen''' (6 Sprachen, 28.000; [[Nikobaren]]) >>> Car (20.000).<br />
<br />
Sprachen mit mindestens 1 Mio. Sprechern im '''Fettdruck'''. ">>>" verweist auf wichtige Einzelsprachen des jeweiligen Zweigs.<br />
<br />
== Merkmale ==<br />
=== Phonologie ===<br />
Die Lautsysteme der austroasiatischen Sprachen ähneln einander weitgehend. Nur Vietnamesisch (unter dem Einfluss des Chinesischen) und die Munda-Sprachen (unter dem Einfluss indischer Sprachen) haben sich beträchtlich vom Grundtyp entfernt.<ref name="Diffloth">Gérard Diffloth: Austroasiatic languages. In: Encyclopaedia Britannica, elektronische Version, abgerufen im Juni 2009.</ref><br />
<br />
==== Silbenstruktur ====<br />
Die meisten austroasiatischen Wörter bestehen aus einer Hauptsilbe, der eine oder mehrere [[Nebensilbe]]n vorangehen können. Eine Nebensilbe besteht aus einem Anlautkonsonanten, einem Vokal und evtl. aus einem Endkonsonanten. In den meisten Sprachen gibt es nur einen möglichen Vokal in solchen Nebensilben, in einigen Sprachen jedoch drei oder sogar silbenbildende Nasale oder Liquiden. Viele Sprachen haben Hauptsilben ohne Endkonsonant, doch keine austroasiatische Sprache hat mehr als einen Konsonanten am Silbenende.<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
==== Konsonanten ====<br />
Ein typisches Merkmal der Mon-Khmer Sprachen (nicht jedoch der Munda-Sprachen) sind die zahlreichen Kombinationen zweier Konsonanten am Beginn von Hauptsilben. Dies trifft besonders für Khmer zu. Das Inventar der möglichen Konsonanten am Wortende ist bedeutend kleiner, vor allem bei Sprachen, die mit Tai-Kadai- oder sinotibetischen Sprachen in Kontakt sind.<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
Eine Reihe von Mon-Khmer-Sprachen haben die implosiven Konsonanten [ɓ] und [ɗ], die auch für das Ur-Mon-Khmer rekonstruiert werden; hauptsächlich aufgrund der Evidenz der Katu-Sprachen rekonstruiert Paul Sidwell sogar einen palatalen Implosiv [ʄ].<ref>{{cite web|last=Sidwell|first=Paul|title=Proto-Katuic phonology and the subgrouping of Mon-Khmer languages|url=http://sealang.net/sala/archives/pdf8/sidwell2005proto.pdf|publisher=SEAlang|accessdate=2. November 2011|format=PDF; 5,1&nbsp;MB}}</ref> Eine Reihe aspirierter Konsonanten ([pʰ], [tʰ], [cʰ] und [kʰ]) kommen in mehreren Mon-Khmer-Sprachen vor, sind jedoch kein typisches Merkmal der Sprachfamilie.<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
In den meisten austroasiatischen Sprachen kommen – im Gegensatz zu den meisten anderen Sprachen Asiens – auch palatale Konsonanten ([c] und [ɲ]) am Wortende vor.<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
==== Vokale ====<br />
Für die Mon-Khmer-Sprachen ist eine große Anzahl von Vokalen typisch (20 bis 25, bei einigen sogar mehr als 30).<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
==== Töne ====<br />
Die meisten austroasiatischen Sprachen sind keine Tonsprachen; eine Ausnahme ist Vietnamesisch und einige andere Sprachen im Norden, die unabhängig voneinander Töne entwickelt haben, und zwar unter dem Einfluss der benachbarten Tonsprachen (Tai-Kadai, Sinotibetisch und [[Hmong-Mien-Sprachen|Miao-Yao]]).<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
=== Grammatik ===<br />
==== Morphologie ====<br />
Die Munda-Sprachen weichen von den anderen austroasiatischen Sprachen ab, da sie eine besonders reiche Morphologie mit zahlreichen Präfixen, Infixen und Suffixen haben. Vietnamesisch ist das andere Extrem und weist kaum Morphologie auf.<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
Außer diesen zwei Extremen weisen die austroasiatischen Sprachen zahlreiche Gemeinsamkeiten auf: Bis auf das Nikobaresische haben sie keine Suffixe; Präfixe und Infixe sind hingegen häufig. Es treten selten mehr als zwei Affixe gleichzeitig an ein Wort. Ein Affix kann jeweils zahlreiche Funktionen haben. Viele Affixe kommen nur in erstarrten Formen vor und treten nicht mehr produktiv auf. Es gibt eine besondere Klasse von Wörtern, die sich von Verben, Adjektiven und Adverbien unterscheiden. Sie können nicht verneint werden und beschreiben Geräusche, Farben, Muster, Formen und Gefühle. Manche Autoren nennen sie „Expressive“ oder „[[Ideophon]]e“.<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
==== Syntax ====<br />
Possessiv- und Demonstrativelemente sowie Relativsätze sind Substantiven nachgestellt. In Sprachen, die Partikeln haben, handelt es sich um Präpositionen, nicht Postpositionen. Die häufigste Satzstellung ist Subjekt–Verb–Objekt. Meist gibt es keine Kopula, die dem deutschen Wort „sein“ entspricht. [[Ergativ]]konstruktionen sind häufig. Satzpartikeln, welche die Meinung, Erwartung, Respekt oder Vertrautheit sowie die Absicht des Sprechers ausdrücken, kommen häufig vor. Die Munda-Sprachen weichen auch in dieser Hinsicht von den anderen Sprachen dieser Familie ab: Sie haben grundsätzlich die Satzstellung Subjekt–Objekt–Verb, so wie die drawidischen Sprachen in Indien.<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
=== Wortschatz ===<br />
Vietnamesisch weist zahlreiche Lehnwörter aus dem Chinesischen auf, Mon und Khmer aus dem Sanskrit und Pali. Die isolierteren Sprachen in entlegeneren Gebieten haben den Erbwortschatz besser bewahrt, doch in vielen Fällen haben Sprachtabus – beispielsweise bei Tiernamen und Gegenständen, die Verstorbenen gehörten – zu Ersetzungen geführt.<ref name="Diffloth" /><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Paul K. Benedict: ''Austro-Thai Language and Culture.'' New Haven: HRAF Press, 1975, ISBN 0-87536-323-7 (Zur austrischen und Austro-Thai-Hypothese).<br />
*{{Literatur|Autor=[[Ernst Kausen]]|Titel=Austroasiatische Sprachen|Sammelwerk=Die Sprachfamilien der Welt. Teil 1: Europa und Asien|Seiten=797-898|Verlag=Buske|Ort=Hamburg|Jahr=2013|ISBN=978-3-87548-655-1}}<br />
* Robert Parkin: ''A Guide to Austroasiatic Speakers and Their Languages.'' (Oceanic Linguistics Special Publication; 23). Honolulu: University of Hawaii Press, 1991, ISBN 0-8248-1377-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commonscat|Austro-Asiatic languages}}<br />
* [http://homepages.fh-giessen.de/kausen/klassifikationen/Austroasiatisch.doc Ernst Kausen, Die Klassifikation der austroasiatischen Sprachen.] (DOC; 89&nbsp;kB)<br />
* [http://www.ling.hawaii.edu/austroasiatic/ Daten zu austroasiatischen Sprachen (Universität Hawaii)]<br />
* [http://homepages.fh-giessen.de/kausen/karten/Austroasiatisch.htm Karte zur Verbreitung der austroasiatischen Sprachen]<br />
<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Sprachfamilie]]<br />
[[Kategorie:Austroasiatische Sprachen| ]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Albanische_Sprache&diff=124619272Albanische Sprache2013-11-19T08:11:24Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
| Sprache = Albanisch (Shqip)<br />
| Länder = [[Albanien]], [[Kosovo]], [[Mazedonien]], [[Serbien]], [[Montenegro]], [[Kroatien]], der [[Türkei]] und [[Rumänien]], außerdem in [[Italien]] und [[Griechenland]] sowie von Emigranten in [[Westeuropa|West-]] und [[Mitteleuropa]] sowie [[Nordamerika]] und [[Australien]].<br />
| Sprecher = über 7,6 Millionen <br />
| Klassifikation = * [[Indogermanische Sprachen]]<br />
| KSprache = Albanisch<br />
| Amtssprache = {{ALB}}<br />{{UNK}}<br />
| Weiteres = {{MKD}}<br />{{MNE}}<br />
| Minderheitensprache = {{ITA}}<br />{{ROM}}<br />{{SER}}<br />
| ISO1 = sq<br />
| ISO2B = alb<br />
| ISO2T = sqi<br />
| ISO3 = sqi (Makrosprache)<br />
<br />
''Enthaltene Einzelsprachen:''<br />
* aln ([[Gegisch]])<br />
* aat ([[Arvanitika]])<br />
* als ([[Toskisch]])<br />
* aae ([[Arbëresh]])<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma albanés.png|miniatur]]<br />
Die '''albanische Sprache''' bildet einen eigenständigen Zweig innerhalb der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachfamilie]]. Sie ist seit dem 15.&nbsp;Jahrhundert schriftlich belegt und ist heute [[Amtssprache]] in [[Albanien]] und [[Kosovo]] sowie [[Minderheitensprache]] in anderen Ländern [[Südosteuropa]]s sowie in [[Italien]]. Eigenbezeichnungen sind ''Gjuha Shqipe'' {{IPA|/ˈɟuha ˈʃcipɛ/}} oder kurz ''Shqipja'' {{IPA|/ˈʃcipja/}}.<br />
<br />
Das Albanische hat zwei große [[Dialekt|Dialektgruppen]]: im Norden das [[Gegisch]]e und im Süden das [[Toskisch]]e, die sich weiter in zum Teil sehr unterschiedliche lokale Unterdialekte gliedern (siehe dazu weiter unten im Abschnitt ''[[Albanische Sprache#Dialekte|Dialekte]]''). Die heutige Schriftsprache wurde in der Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts auf der Grundlage toskischer Dialekte entwickelt. 1972 kam dieser Prozess auf einem Kongress in [[Tirana]] zum Abschluss. Seit einigen Jahren mehren sich aber die Stimmen insbesondere aus dem Kosovo, verstärkt gegische Varianten in der [[Sprachpolitik]] zu berücksichtigen.<br />
<br />
Der Wortschatz enthält sehr viele [[Lehnwort|Lehnwörter]] aus dem [[Latein]]ischen und einige aus dem [[Altgriechische Sprache|Altgriechischen]]; später kamen Entlehnungen aus dem [[Bulgarische Sprache|Bulgarischen]], [[Italienische Sprache|Italienischen]], [[Französische Sprache|Französischen]] und dem [[Türkische Sprache|Türkischen]] hinzu. Wie in vielen Sprachen verbreiten sich heute auch im Albanischen viele [[Anglizismus|Anglizismen]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:13001350ALBANIANMIGRATIONS.png|mini|links|Denkbare Migrationsbewegungen von albanischen Bevölkerungsgruppen Richtung Süden zu Beginn des 14.&nbsp;Jahrhunderts]]<br />
<br />
=== Erste Zeugnisse ===<br />
Von [[Albaner]]n als Bevölkerungsgruppe und Sprechern dieser Sprache berichteten erstmals [[Byzantinisches Reich|byzantinische]] Schriftsteller im 11.&nbsp;Jahrhundert, wie [[Anna Komnena]]. Albanisch sprechende Bevölkerungsgruppen lebten in jener Zeit in den schwer zugänglichen Bergregionen nördlich des Flusses [[Shkumbin]]. In den folgenden drei Jahrhunderten breiteten sich die Albaner vor allem nach Süden und Osten, aber auch zur Adriaküste hin aus. Mit diesen Wanderungen verbreitete sich ihre Sprache, die noch keine Schriftform hatte, in Epirus, Teilen Griechenlands, Mazedoniens und des Kosovos aus. Im 14. Jahrhundert sind albanisch besiedelte Landstriche in Thessalien und sogar in Attika bezeugt. Im heutigen Albanien assimilierte sich die slawische Bevölkerung langsam an die Albaner und übernahm deren Sprache. Dieser Prozess dauerte bis ins 20. Jahrhundert hinein an.<ref>Xh. Ylli: ''Das slavische Lehngut im Albanischen.'' Bd. 1, S. 9-17.</ref><br />
<br />
Die ältesten schriftlichen Zeugnisse des Albanischen stammen aus dem 15.&nbsp;Jahrhundert. Von [[Pal Engjëlli]] (1416–1470), Erzbischof von [[Durrës]], wurde der erste albanische Satz überliefert. Es handelt sich um die [[Taufe|Taufformel]] ''„Un'te paghesont' pr'emenit t'Atit e t'Birit e t'Spirit Senit“ (Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes)'', die der Kleriker 1462 in einem Brief niederschrieb.<br />
<br />
Der [[Jerusalem]]-Pilger [[Arnold von Harff]] (1471–1505), der auf seinen Reisen auch Albanien durchquert hatte, überlieferte in seinem Reisebericht aus dem Jahr 1496 eine kurze albanisch-[[Deutsche Sprache|deutsche]] Wortliste. Der [[Katholizismus|katholische]] Priester [[Gjon Buzuku]] verfasste 1555 das älteste gedruckte, albanische Buch, das ''[[Gjon Buzuku|Meshari]] (Messebuch)''.<br />
<br />
=== Die Nationalbewegung „Rilindja“ ===<br />
{{Hauptartikel|Rilindja}}<br />
[[Datei:AlbaniaPeriodical.jpg|mini|[[Albania (Zeitung)|Albania]], eine der ersten albanischen Zeitungen (Ausgabe von Oktober 1899)]]<br />
<br />
Mit dem Aufkommen des [[Nationalismus]] unter den Albanern im 19.&nbsp;Jahrhundert entstand – abgesehen von einzelnen Vorläufern – eine [[albanische Literatur]]. Nach 1870 wurden die ersten Zeitungen und Zeitschriften herausgegeben. Damals wurde das Albanische je nach konfessioneller Zugehörigkeit entweder in [[Lateinisches Alphabet|lateinischer]] oder in [[Griechisches Alphabet|griechischer Schrift]], seltener auch mit [[Arabische Schrift|arabischen Buchstaben]] geschrieben. Die Unterstützer der albanischen Nationalbewegung ''„[[Rilindja]]“ (Wiedergeburt, [[Renaissance]])'' bemühten sich Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts um die Vereinheitlichung der Schreibweise. Der Vorschlag mit dem meisten Anklang war das sogenannte ''„Stamboller Alphabet“'' (albanisch für [[Istanbul]]) von [[Sami Frashëri]], einem bedeutenden albanischen Gelehrten, der vor allem in der [[Osmanisches Reich|osmanischen]] Hauptstadt wirkte.<br />
<br />
1908 trafen sich albanische Intellektuelle aus allen Teilen des Landes zum [[Kongress von Monastir]] im heutigen [[Mazedonien|mazedonischen]] [[Bitola]] (alb. ''Manastir''). Auf dieser Versammlung wurde endgültig beschlossen, dass die albanische Sprache fortan ausschließlich in lateinischer Schrift geschrieben werden sollte. Als Ausgangsbasis dienten das Stamboller Alphabet und das in [[Shkodra]] gebräuchliche von [[Gjergj Fishta]] entwickelte ''„Bashkimi-Alphabet“'' (albanisch für „die Vereinigung“). Man einigte sich außerdem auf eine streng [[Phonematische Orthographie|phonetische Schreibweise]] mit nur zwei Sonderzeichen: '''Ç/ç''' und '''Ë/ë'''; dies waren die beiden Zeichen, die schon damals auf der französischen [[Schreibmaschine|Schreibmaschinentastatur]] zu finden waren. Alle anderen Laute des Albanischen, die keine Entsprechung im lateinischen Alphabet haben, sollten durch Buchstabenkombinationen ausgedrückt werden. Die Regelungen von 1908 sind bis heute gültig und man kann den Kongress von Monastir mit Recht als die Geburtsstunde der albanischen [[Orthographie]] bezeichnen, auch wenn es noch weitere 60 Jahre dauern sollte, bis man die Dialektformen aus dem Gegischen und Toskischen zu einer allgemeinen schriftsprachlichen Norm verschmolz.<br />
<br />
{{Lückenhaft}}<br />
<br />
== Herkunft ==<br />
In der jüngeren Forschungsliteratur wird die Hypothese einer Abstammung der albanischen Sprache vom [[Illyrische Sprache|Illyrischen]] kontrovers diskutiert. Der Philosoph [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] (1646–1716) war der erste, der über die Natur und die Herkunft der albanischen Sprache zum Ergebnis kam, dass sich die albanische Sprache aus dem Idiom der alten [[Illyrer]] gebildet habe.<br />
<br />
Weitere [[Sprachwissenschaft|Sprachwissenschaftler]] wie [[Franz Bopp]], [[Gustav Meyer (Sprachwissenschaftler)|Gustav Meyer]], [[Eqrem Çabej]], [[Norbert Jokl]], [[Franz von Miklosich]], [[Gustav Weigand]], A. Desnickaja, [[Wilfried Fiedler (Albanologe)|Wilfried Fiedler]] und Oda Buchholtz haben weitere Beiträge zum Studieren der albanischen Sprache in Bezug auf die Herkunft und die Etymologie, Phonetik und Grammatik geliefert und die These der illyrischen Herkunft bekräftigt.<br />
<br />
Die Ergebnisse sprachwissenschaftlicher Forschungen des 20.&nbsp;Jahrhunderts sprechen teilweise für und teilweise gegen diese Vermutung. Gemäß dem aktuellen Forschungsstand kann diese Hypothese nicht eindeutig bewiesen werden.<ref>{{Literatur | Autor=Joachim Matzinger | Titel=Die Albaner als Nachfahren der Illyrer aus Sicht der historischen Sprachwissenschaft | Jahr=2009 | Seiten=13–36 | Verlag=[[R. Oldenbourg Verlag]] | Herausgeber=Jens Schmitt | Sammelwerk=Albanische Geschichte – Stand und Perspektiven der Forschung}}</ref><br />
<br />
Eine weitere mögliche Hypothese beschreibt eine genetische Abstammung aus dem [[Balkanindogermanisch]]en und damit eine engere Verwandtschaft mit dem Griechischen und [[Armenische Sprache|Armenischen]]. Dabei ist anzumerken, dass die balkanindogermanische Theorie sich derzeit zwar vermehrt durchsetzt, aber noch nicht absolut gesichert ist. Außerdem ist das Illyrische möglicherweise ebenfalls eine balkanindogermanische Sprache, was aber aufgrund der derzeit geringen Datenlage kaum belegbar ist.<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
{{Siehe auch|Liste albanischer Bevölkerungsanteile nach Staat}}<br />
[[Datei:Albanischer Sprachraum.PNG|mini|Verbreitung der albanischen Sprache in Süd- und Südosteuropa]]<br />
<br />
Der geschlossene albanische [[Sprachraum]] auf der [[Balkanhalbinsel]] umfasst [[Albanien]], [[Kosovo]], die westlichen und nordwestlichen Teile [[Mazedonien]]s sowie einige angrenzende Landstriche in [[Serbien]] und [[Montenegro]]. Alteingesessene albanischsprachige Minderheiten leben in [[Süditalien]] und auf [[Sizilien]] (siehe [[Arbëresh]]) sowie auf der [[Peloponnes]], in [[Attika (Landschaft)|Attika]] und weiteren [[Griechenland|südgriechischen]] Regionen und Inseln (siehe [[Arvaniten]]). In [[Epirus (historische Region)|Südepirus]] lebten zudem bis vor einigen Jahrzehnten Albaner (siehe [[Çamen]]). Im Weiteren gibt es in [[Bulgarien]] ([[Mandriza]]), [[Rumänien]] ([[Bukarest]], [[Timișoara]], [[Iași]], [[Constanța]], [[Cluj-Napoca]]) und in der [[Ukraine]] ([[Oblast Saporischschja]] und [[Budschak]]) kleinere Minderheiten.<br />
<br />
Insgesamt sprechen über 7,2 Millionen Menschen die albanische Sprache, davon etwa 2,5 Millionen in Albanien allein, etwa 2,6 Millionen in den übrigen Balkanländern sowie mehr als zwei Millionen [[Auswanderung|Auswanderer]] weltweit.<br />
<br />
== Dialekte ==<br />
Der mittelalbanische Fluß [[Shkumbin]] unterteilt den albanischen Sprachraum in eine nördliche [[gegisch]]e und in eine südliche [[toskisch]]e Zone. Entlang des Flußes existiert zudem eine Übergangszone, die etwa 15 bis 20 Kilometer breit ist. Während der [[Rilindja]] entstanden zwei albanische Schriftsprachen für den toskischen und den gegischen Dialekt. Die heutige albanische Standardsprache, die 1972 vereinheitlicht wurde, beruht größtenteils auf dem nordtoskischen Dialekt mit einigen gegischen Elementen.<br />
<br />
=== Unterschiede ===<br />
Die zwei Hauptdialekte unterscheiden sich [[Phonetik|phonetisch]], [[Morphologie (Linguistik)|morphologisch]] und auch [[Wortschatz|lexikalisch]]. Die phonetischen Unterschiede sind gering, so zum Beispiel das nasale '''â''' [{{IPA|ɑ}}] des Gegischen und das '''ë''' [{{IPA|ə}}] des Toskischen (''nâna – nëna'' ‚die Mutter‘) oder auch das Gegische '''n''' mit dem Toskischen '''r''' (''syni – syri'' ‚das Auge‘). Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Wörter, die im Toskischen ein „q“ haben, im Gegischen zu einem „k“ werden (''qesh – kesh'' ‚lachen‘).<br />
<br />
Die morphologischen Unterschiede sind umso zahlreicher, so hat das Gegische einen [[Infinitiv]], der dem Toskischen fehlt. Außerdem wird das [[Futur]] im Gegischen mit dem konjugierten Verb ‚haben‘ (im Gegischen ''me pâs'') und dem Infinitiv gebildet, während dies im Toskischen über eine unkonjugierbare Form des Verbs ‚wollen‘ (''do'') mit einem [[Relativsatz]] geschieht, welcher das ins Futur zu stellende Verb in konjungierter Form im [[Präsens]] beinhaltet. Dieser Nebensatz wird durch die [[Konjunktion (Wortart)|Subjunktion]] ''të'' eingeleitet. Ein Beispiel hierfür ist ''unë do të shkoj'' für ‚ich werde gehen‘.<br />
<br />
Der Wortschatz der beiden Hauptdialekte unterscheidet sich teils auch bei Wörtern für alltägliche Dinge, so heißt ‚Milch‘ im Gegischen ''tâmbël'', im Toskischen dagegen ''qumësht''. ‚Dorf‘ ist im Gegischen ''katûn'', im Toskischen ''fshat''. Der ‚Fuchs‘ heißt im Gegischen ''skile'' oder ''shpin'' und im Toskischen ''dhelpër''. Ebenfalls g. ''bërshê(n)'' gegenüber t. ''(v)enjë'' ‚Stinkwacholder; Eibe‘, ''rêj'' - ''gënjej'' ‚täuschen‘, ''krejt'' - ''fare'' ‚ganz‘, oder ''shpull'' - ''pëllumb'' ‚Taube‘.<br />
<br />
=== Geographische Unterteilung ===<br />
[[Datei:DialectsofAlbanian.png|mini|Dialektzonen in Albanien und deren ausländische Sprachinseln]]<br />
<br />
* Gegisch<br />
** Nordwestgegisch in Nordwestalbanien und in allen albanischen Gemeinden in Montenegro (in der Nähe von [[Bar]] und [[Ulcinj]])<br />
** Nordostgegisch in [[Kosovo]], Nordostalbanien, in allen albanischen Gemeinden in Serbien und in den Gebieten um [[Skopje]], [[Kumanovo]], [[Tetovo]] und [[Gostivar]] in Nordwestmazedonien<br />
** Zentralgegisch in der [[Mirdita]], im nördlichen Mittelalbanien (Tirana, Durrës und [[Peshkopi]]) und in Südwestmazedonien ([[Debar]] und [[Struga]])<br />
** Südgegisch in Mittelalbanien ([[Kavaja]] bis [[Elbasan]])<br />
<br />
* Gegisch-Toskische Übergangszone am [[Shkumbin]] (etwa 20 Kilometer breit, einschließlich [[Shpat]] und [[Sulova]])<br />
<br />
* Toskisch<br />
** Nordtoskisch im Gebiet zwischen [[Vlora]], [[Lushnja]], [[Pogradec]] und [[Bilisht]] sowie innerhalb Mazedoniens in vielen Dörfern am [[Ohridsee|Ohrid-]] und [[Prespasee]] sowie als [[Sprachinsel]]n verstreut in den Regionen von [[Bitola]], [[Kruševo]] und [[Dolneni]]<br />
** Labischtoskisch an der [[Albanische Riviera|Albanischen Riviera]] bis nach [[Piqeras]] und von [[Vlora]] über das [[Vjosa]]tal bis nach [[Tepelena]] (bis hier [[Labëria]]) sowie [[Përmet]] und im Osten in den Regionen von [[Leskovik]] und [[Erseka]]<br />
** Çamisch-Toskisch im südlichsten Albanien ([[Gjirokastra]] und [[Saranda (Albanien)|Saranda]]) und früher auch in der namensgebenden [[Çamen|Çamëria]] in Nordwestgriechenland<br />
** [[Arbëresh]]-Toskisch in einigen Regionen im südlichen Italien (einschließlich [[Sizilien]])<br />
** [[Arvanitika|Arvanitisch]]-Toskisch in vielen Siedlungen in Mittel- und Südgriechenland (wird meist aber als [[Einzelsprache]] angesehen)<br />
<br />
== Alphabet ==<br />
Die albanische Sprache wird konsequent phonetisch geschrieben. Sie verwendet 27 [[Buchstabe]]n und zehn [[Digraph (Linguistik)|Digraphen]], die weitere Laute wiedergeben. Diese Digraphen gelten als untrennbare Einheiten und werden (solcherart in albanischen Wörterbüchern) wie eigene Buchstaben behandelt. Nachfolgend das ganze Alphabet des Albanischen.<br />
<br />
{| border="1" cellspacing="0" cellpadding="5" style="border-collapse:collapse;"<br />
|-<br />
| A || B || C || Ç || D || Dh || E || Ë || F || G || Gj || H || I || J || K || L || Ll || M || N || Nj || O || P || Q || R || Rr || S || Sh || T || Th || U || V || X || Xh || Y || Z || Zh<br />
|-<br />
| a || b || c || ç || d || dh || e || ë || f || g || gj || h || i || j || k || l || ll || m || n || nj || o || p || q || r || rr || s || sh || t || th || u || v || x || xh || y || z || zh<br />
|}<br />
<br />
== Phonetik und Phonologie ==<br />
=== Aussprache ===<br />
{| class="wikitable"<br />
|- style="background:#ffdead;"<br />
| style="text-align:center;"| '''Buchstabe'''<br />
| style="text-align:center;"| '''IPA'''<br />
|| '''Beschreibung'''<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''c'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ʦ}}]<br />
|[[Stimmloser alveolarer Plosiv]] und [[Stimmloser alveolarer Frikativ]] wie in [[Deutsche Sprache|dt.]] ''Z''ar<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''ç'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ʧ}}]<br />
|[[Stimmloser alveolarer Plosiv]] und [[Stimmloser postalveolarer Frikativ]] wie in dt. ''Tsch''eche<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''dh'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ð}}]<br />
|[[Stimmhafter dentaler Frikativ]] wie in [[Englische Sprache|engl.]] ''th''is<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''ë'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|œ}}]/[{{IPA|ə}}]<br />
|betont: wie ''en'' aus dem frz. ''enfin'', leicht bis kaum nasal betont; unbetont: ''e'' wie in dt. ''Matte'' ([[Schwa]]),<br />am Wortende oft kaum hörbar.<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''gj'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ɟ}}]<br />
|[[Stimmhafter palataler Plosiv]] wie ''gy'' im [[Ungarische Sprache|Ungarischen]]; ähnlich wie dt. ''dj''<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''ll'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ɫ}}]<br />
|[[Velarisierung|velarisierter]] [[Stimmhafter lateraler alveolarer Approximant]] wie л in [[Russische Sprache|russ.]] лaмпa/''lampa'' oder ''l'' im [[Kölsch (Sprache)|Kölschen]] und [[Niederländische Sprache|Niederländischen]]<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''nj'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ɲ}}]<br />
|[[Stimmhafter palataler Nasal]] wie in [[Italienische Sprache|ital.]] lasa''gn''e<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''q'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|c}}]<br />
|[[Stimmloser palataler Plosiv]] palatales t, t + leichtes sch, etwas weniger stark als ç<br />entspricht [[Isländische Sprache|isländ.]] Aussprache von '''kj''' in ''Reykjavík''; ähnlich wie ''tj'' in dt. ''Matjes''<br />alternative Aussprache: tj oder kj, weit hinten gesprochen (v.&nbsp;a. Mazedonien)<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''r'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ɾ}}]<br />
|[[Stimmhafter alveolarer Tap]] einschlägiges Zungenspitzen-''r''; fast wie englisches ''r'' in ''r''ain<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''rr'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|r}}]<br />
|[[Stimmhafter alveolarer Vibrant]] gerolltes Zungenspitzen-''r'' wie im [[Bairische Sprache|Bairischen]]<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''sh'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ʃ}}]<br />
|[[Stimmloser postalveolarer Frikativ]] wie in dt. ''Sch''ule<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''th'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|θ}}]<br />
|[[Stimmloser dentaler Frikativ]] wie in engl. ''th''ink<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''x'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ʣ}}]<br />
|[[Stimmhafter alveolarer Plosiv]] und [[Stimmhafter alveolarer Frikativ]] stimmhaftes ''c'', ähnlich wie in engl. bran''ds''<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''xh'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ʤ}}]<br />
|[[Stimmhafter alveolarer Plosiv]] und [[Stimmhafter postalveolarer Frikativ]] ähnlich wie das englische ''J'' für ''J''ohn.<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''y'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|y}}]<br />
|[[Gerundeter geschlossener Vorderzungenvokal]] wie in dt. gr''ü''n<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''z'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|z}}]<br />
|[[Stimmhafter alveolarer Frikativ]] stimmhaftes ''s'', wie in dt. ''S''onne<br />
|-<br />
| style="text-align:center;"|'''zh'''<br />
| style="text-align:center;"|[{{IPA|ʒ}}]<br />
|[[Stimmhafter postalveolarer Frikativ]] stimmhaftes ''sch'', wie in frz. ''j''ournal<br />
|}<br />
<br />
=== Phonologie ===<br />
Das Toskisch-Albanische (Süd-Albanien, Arvanitika, Arbëresh, Südwest-Mazedonien) hat 29 [[Konsonant]]en und sieben [[Vokal]]e. Die Betonung liegt meist auf der vorletzten [[Silbe]]. Das Gegisch-Albanische (Nord-Albanien, Kosovo, Nordwest-Mazedonien, Südost-Montenegro, Süd-Serbien) besitzt darüber hinaus noch diese Konsonanten, Vokale und [[Nasalvokal]]e, die im Toskischen fehlen: ''{{IPA-Text|ɑ}}, {{IPA-Text|ɒ}}, {{IPA-Text|ɪ}}, {{IPA-Text|ŋ}}, {{IPA-Text|ɳ}}, {{IPA-Text|ø}}, {{IPA-Text|ɔ}}, {{IPA-Text|ɹ}}, {{IPA-Text|ʊ}}, {{IPA-Text|ʏ}}.''<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Konsonanten des Albanischen<br />
! &nbsp;<br />
! [[bilabial]]<br />
! [[Labiodental|labio-<br />dental]]<br />
! [[dental]]<br />
! [[alveolar]]<br />
! [[velar]]isiert<br />alveolar<br />
! [[Postalveolar|post-<br />alveolar]]<br />
! [[retroflex]]<br />
! [[palatal]]<br />
! [[velar]]<br />
! [[glottal]]<br />
|-<br />
| style="text-align:left;"| '''[[Plosiv]]e'''<br />
| {{IPA|p}} {{IPA|b}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|t}} {{IPA|d}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|c}} {{IPA|ɟ}}<br />
| {{IPA|k}} {{IPA|ɡ}}<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
| style="text-align:left;"| '''[[Affrikate]]n'''<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ʦ}} {{IPA|ʣ}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ʧ}} {{IPA|ʤ}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
| style="text-align:left;"| '''[[Nasal (Phonetik)|Nasale]]'''<br />
| {{IPA|m}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|n}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ɳ}}¹<br />
| {{IPA|ɲ}}<br />
| {{IPA|ŋ}}¹<br />
| style="background:#d8d8d8;"| &nbsp;<br />
|-<br />
| style="text-align:left;"| '''[[Flap (Phonetik)|Flaps]]/[[Vibrant]]en'''<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ɾ}} {{IPA|r}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| style="background:#d8d8d8;"| &nbsp;<br />
| style="background:#d8d8d8;"| &nbsp;<br />
|-<br />
| style="text-align:left;"| '''[[Frikativ]]e'''<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|f}} {{IPA|v}}<br />
| {{IPA|θ}} {{IPA|ð}}<br />
| {{IPA|s}} {{IPA|z}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;| {{IPA|ʃ}} {{IPA|ʒ}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|h}}<br />
|-<br />
| style="text-align:left;"| '''[[Approximant]]en'''<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ɹ}}¹<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|j}}<br />
| &nbsp;<br />
| style="background:#d8d8d8;"| &nbsp;<br />
|-<br />
| style="text-align:left;"| '''[[Lateral (Phonetik)|Laterale]]'''<br />
| style="background:#d8d8d8;"| &nbsp;<br />
| style="background:#d8d8d8;"| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|l}}<br />
| {{IPA|ɫ}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| style="background:#d8d8d8;"| &nbsp;<br />
|}<br />
¹ Diese Phoneme kommen nur im Gegisch-Albanischen vor.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+Vokale des Albanischen<br />
! &nbsp;<br />
! vorne<br />
! zentral<br />
! hinten<br />
|- style="text-align:center"<br />
! style="text-align:left;"| geschlossen<br />
| {{IPA|i}} {{IPA|y}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|u}}<br />
|-<br />
! style="text-align:left;"| mittel<br />
| {{IPA|ɛ}}<br />
| {{IPA|ə}}<br />
| {{IPA|ɔ}}<br />
|-<br />
! style="text-align:left;"| offen<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|a}}<br />
| &nbsp;<br />
|}<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
Die [[Grammatik]] des Albanischen weist in der Struktur Ähnlichkeiten mit dem Griechischen und Italienischen (Lateinischen) auf.<br />
;[[Nomina]]: Die albanische Sprache kennt zwei [[Genus|Genera]]: Maskulinum und Femininum. Neutra finden sich nur noch als Relikte in der heutigen Sprache, welche jedoch in selbständiger Form anzutreffen sind.<br />Albanische [[Substantiv]]e haben immer zwei Grundformen:<br /><br />
– ''bestimmte Form'', Beispiel: ''java''&nbsp;=&nbsp;die Woche, mit Artikelendung;<br /><br />
– ''unbestimmte Form'', Beispiel: ''(një) javë''&nbsp;=&nbsp;(eine) Woche, ohne Artikelendung.<br /><br />
Dies entspricht ungefähr den deutschen Substantiven, die einen bestimmten oder unbestimmten [[Artikel (Wortart)|Artikel]] bei sich führen. Die [[Syntaktische Funktion|syntaktischen Funktionen]] sind aber nicht ganz deckungsgleich.<br /><br /><br />
Im Gegensatz zum Deutschen gilt dies auch für [[Eigenname|(Eigen-)Namen]]: Bedeutung hat die Unterscheidung von bestimmter und unbestimmter Form somit für die Richtigkeit von Lexikoneinträgen albanischer Orte und Personen in Fremdsprachen. Bei Städten, die ''bestimmt'' auf ''-a'' enden („Tirana“), wird im Deutschen in Anlehnung an die italienische Praxis diese Form verwendet. Endet ein Name bestimmt auf ''-i'' („Durrësi“) wird die ''unbestimmte'' endungslose Form (in diesem Fall „Durrës“) bevorzugt. Siehe dazu auch die ''[[Liste der Städte in Albanien]]''. Auf albanischen Landkarten wird dagegen normalerweise durchgehend die unbestimmte Form verwendet (Tiranë).<br /><br />Sehr formenreich und unregelmäßig ist die [[Plural]]bildung der albanischen Substantive. Insgesamt existieren etwa 100 Klassen, nach denen die Mehrzahl gebildet wird. Einige umfassen nur sehr wenige Wörter, andere sind häufig vertreten.<br /><br />Die [[Deklination (Grammatik)|Deklination]] umfasst wie im Lateinischen fünf [[Kasus|Fälle]]. Der 6.&nbsp;Kasus [[Vokativ]] wird nur in der Anrede gebraucht und ist dort optional. Außerdem unterscheidet er sich nicht vom [[Genitiv]], weshalb der Vokativ in vielen Lehrbüchern nicht erwähnt wird. Der Vokativ wurde erst im Laufe der Geschichte in die Sprache aufgenommen. Die Deklination hängt ab vom Genus des Wortes, seiner Bestimmtheit und ob es in der Einzahl oder Mehrzahl steht. Die [[Flexion]] erfolgt sowohl über Wortendungen als auch mit Hilfe vorangestellter Artikel. Im Vergleich zur Pluralbildung sind die Deklinationen einfach und regelmäßig.<br />
<br />
;[[Pronomen|Pronomina]]: Die persönlichen Fürwörter im Albanischen lauten:<br />
* 1. Person Einzahl: ''unë''&nbsp;=&nbsp;ich<br />
* 2. Person Einzahl: ''ti''&nbsp;=&nbsp;du<br />
* 3. Person Einzahl: ''ai, ajo''&nbsp;=&nbsp;er, sie<br />
* 1. Person Mehrzahl: ''ne''&nbsp;=&nbsp;wir<br />
* 2. Person Mehrzahl: ''ju''&nbsp;=&nbsp;ihr sowie Anrede-/Höflichkeitsform (deutsch „Sie“)<br />
* 3. Person Mehrzahl: ''ata, ato''&nbsp;=&nbsp;sie (männlich), sie (weiblich)<br />
<br />
;[[Adjektiv]]e: Die Adjektive stehen normalerweise hinter dem Substantiv, das sie näher beschreiben. Ein Großteil von ihnen hat einen vorangestellten Artikel ''i'' (maskulin) oder ''e'' (feminin). Beispiel: ''qyteti i madh''&nbsp;=&nbsp;die große Stadt; ''motra e madhe''&nbsp;=&nbsp;die große Schwester. Ein anderer Teil der Adjektive hat keinen Artikel. Beispiel: ''makina efikase''&nbsp;=&nbsp;die effiziente Maschine.<br />
<br />
;[[Präposition]]en, [[Adverb]] und [[Partikel (Grammatik)|Partikel]]: Präpositionen verlangen im Albanischen entweder den [[Ablativ]] oder den [[Akkusativ]]. Im Singular stimmen die Formen des Ablativs mit dem Genitiv beziehungsweise [[Dativ]] überein. Im Plural dagegen lässt er sich in der unbestimmten Form eindeutig unterscheiden: (unbestimmt) ''-sh'', (bestimmt) ''-ve''.<br />
<br />
;[[Syntax]]: Eine Besonderheit, die das Albanische mit anderen Sprachen teilt, ist die Verdopplung des [[Objekt (Grammatik)|Objekts]].<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]], Artikel 1:<br />
:''Të gjithë njerëzit lindin të lirë dhe të barabartë në dinjitet dhe në të drejta. Ata kanë arsye dhe ndërgjegje dhe duhet të sillen ndaj njëri tjetrit me frymë vëllazërimi.''<br />
:{{IPA|tə ɟiθ ɲɛɾəzit lindin tə liɾə ðɛ tə baɾabaɾt nə diɲitɛt ðɛ nə tə drɛjta. ata kanə aɾsyɛ ðɛ ndərɟɛɟɛ ðɛ duhɛt tə siɫɛn ndaj ɲəɾi tjɛtɾit mɛ frymə vəɫazərimi}}<br />
: Deutsch: ''Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.''<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Albaner#Ethnogenese|Abstammung der albanischen Sprache]]<br />
* [[Liste albanischer Exonyme für deutsche Toponyme]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
;Sprachdenkmäler:<br />
* Eqrem Çabej (Hrsg.): ''Meshari des [[Gjon Buzuku]] von 1555''. Tirana 1968 (albanisches Messbuch).<br />
* Joachim Matzinger: Der altalbanische Text Mbsuame e Krështerë (Dottrina Cristiana) des [[Lekë Matrënga]] von 1592. Eine Einführung in die albanische Sprachwissenschaft. (= Jenaer indogermanische Textbearbeitung. 3). Dettelbach 2006. ISBN 3-89754-117-3. <br />
* [[Armin Hetzer]]: ''Das dreisprachige Wörterverzeichnis von Theodoros Anastasiu Kavalliotis aus [[Voskopoja|Moschopolis]], gedruckt 1770 in Venedig, albanisch – deutsch – neugriechisch – aromunisch.'' Hamburg 1981.<br />
<br />
;Sprachwissenschaft und Sprachgeschichte:<br />
* Robert Elsie: ''Das albanische Lexikon des Evliya Çelebi (1662), und was ein Derwisch auf der Durchreise alles wissen muss''. Aus: Südost-Forschungen. 57 (1998), S. 95–102 ([http://www.elsie.de/pdf/articles/A1998CelebiDt.pdf PDF]).<br />
* Johann Georg von Hahn: ''Albanesische Studien''. 3 Bände. F. Mauko, Jena 1854 ([http://www.hti.umich.edu/cgi/t/text/text-idx?c=bosnia;idno=AHY9953.0001.001 Digitalisat]), darin: Das albanesische Alphabet, Beiträge zu einer Grammatik des toskischen Dialektes, Albanesische Sprachproben, Beiträge zu einem albanesisch-deutschen Lexikon, Deutsch-albanesisches Verzeichnis der in dem albanesisch-deutschen Lexikon enthaltenen Wörter.<br />
* Hans J. Holm: ''Albanische Basiswortlisten und die Stellung des Albanischen in den indogermanischen Sprachen''. Zeitschrift für Balkanologie, 2009, Nr. 45-2:171-205.<br />
* Justin Rrota: ''Për historinë e alfabetit shqip dhe studime të tjera gjuhësore''. Shkodra 2005. (Nachdruck der Ausgabe von 1936.)<br />
* Bardhyl Demiraj: ''Albanische Etymologien''. Rodopoi, Amsterdam 1997.<br />
* Vladimir Orel: ''Albanian Etymological Dictionary''. Brill, Leiden 1998. (reichhaltig, aber unzuverlässig; schweigt "Pokorny" tot)<br />
* Vladimir Orel: ''A Concise Historical Grammar of the Albanian Language''. Brill, Leiden 2000.<br />
* Shaban Demiraj, Kristaq Prifti: ''Kongresi i Manastirit''. Tirana 2004. ISBN 99943-614-5-7.<br />
* Xhelal Ylli: ''Das slavische Lehngut im Albanischen''. Teil 1: Lehnwörter, Teil 2: Ortsnamen. 2 Bände. München 1997 und 2000.<br />
* Ina Arapi: ''Der Gebrauch von Infinitiv und Konjunktiv im Altalbanischen mit Ausblick auf das Rumänische''. Hamburg 2010. ISBN 978-3-8300-4572-4.<br />
<br />
;Lehrbücher, Wörterbücher, Grammatiken:<br />
* Oda Buchholz, [[Wilfried Fiedler (Albanologe)|Wilfried Fiedler]], Gerda Uhlisch, [[Ardian Klosi]]: ''Handwörterbuch Albanisch'', Langenscheidt, München 2000, ISBN 978-3-468-05395-5.<br />
* Oda Buchholz, [[Wilfried Fiedler (Albanologe)|Wilfried Fiedler]]: ''Albanische Grammatik'', Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1987, ISBN 978-3-324-00025-3.<br />
* Armin Hetzer: ''Lehrbuch der vereinheitlichten albanischen Schriftsprache''. Buske, Hamburg 2007, 6.Auflage, ISBN 978-3-87548-444-1.<br />
* Christiane und Axel Jaenicke: ''Albanisch Wort für Wort'', Kauderwelsch Band 65, Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89416-255-9.<br />
* Wolfgang Koeth, Saskia Drude: ''Kosovo-Albanisch Wort für Wort'', Kauderwelsch Band 221, Edition Tirta, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-89416-579-6.<br />
* Pandeli Pani: ''Albanisch intensiv. Lehr- und Grammatikbuch mit einer CD der Texte und Dialoge im MP3-Format'', Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05332-7.<br />
* Basil Schader, Fadil Rexhepi: ''Die Wörterbrücke. Schulwörterbuch Deutsch-Albanisch, Albanisch-Deutsch, Übersichten – Ura e fjalëve. Fjalor shkollor Gjermanisht-Shqip, Shqip-Gjermanisht, Vështrimet'', 6. Auflage, Zürich 2006, Lehrmittelverlag des Kantons Zürich, ISBN 978-3-906718-28-6.<br />
* Gjovalin Shkurtaj, Enver Hysa: ''Gjuha shqipe për të huajt dhe shqiptarët jashtë atdheut'', Botimet Toena, Tirana 2001, ISBN 99927-1-454-9.<br />
* Emine Teichmann: ''Albanisch als Fremdsprache, Shqipja si gjuhë e huaj''. ISBN 978-99947-721-8-6.<br />
* Dritan Halili: ''Rechtswörterbuch Deutsch-Albanisch / Albanisch-Deutsch''. Buske, Hamburg 2008, ISBN 978-3-87548-507-3<br />
* Dritan Halili: ''Wirtschaftswörterbuch Deutsch-Albanisch''. Buske, Hamburg 2005, ISBN 978-3-87548-385-7<br />
* Armin Hetzer: ''Taschenwörterbuch Albanisch-Deutsch / Deutsch-Albanisch''. Buske, Hamburg 2009, ISBN 978-3-87548-536-3<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Albanian language|Albanische Sprache}}<br />
{{Wikisource|Wörterbücher#Albanisch|Albanische Wörterbücher}}<br />
* [http://www.fjalori.shkenca.org/ Albanisches Online-Wörterbuch (mit 40 000 Lemmata)]; einsprachig.<br />
* [http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Albanisch.pdf Eintrag zur albanischen Sprache in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens] (PDF-Datei; 373 kB)<br />
* [http://www.sprachensteckbriefe.at/fileadmin/sprachensteckbriefe/pdf/Sprachensteckbrief_Albanisch.pdf So genannter ''Sprachensteckbrief'' auf den Seiten des österreichischen Unterrichtsministeriums] (PDF; 158&nbsp;kB)<br />
* [http://www.fjalorth.de/ fjalorth.de - Online-Wörterbuch Albanisch-Deutsch]<br />
* [http://www.fjalor.de/ Fjalor.de Online-Wörterbuch Albanisch-Deutsch]<br />
* [http://www.weltreisewortschatz.de/albanisch/ Kleiner Albanisch-Sprachkurs mit Audioausgabe]<br />
* [http://www.misioni-katolik.de/default.asp?mena=4&menb=2 Kostenfreies Programm der 'Albanische Katholische Gemeinde Deutschland' für Übersetzungen von/in Albanisch-Deutsch-Englisch, zum Download]<br />
* [http://www.albanianlanguage.net/ Die albanische Sprache, von Robert Elsie] (englisch)<br />
* [http://www.albanianlanguage.net/dialects/index.html Albanische Dialekte, von Robert Elsie] (englisch)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=sq|text=albanischer Sprache|wsrce=0|wnews=0|wvers=0}}<br />
<br />
[[Kategorie:Albanische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=T%C3%BCrkische_Sprache&diff=124550332Türkische Sprache2013-11-17T15:04:17Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|behandelt die Turksprache Türkisch. Zur [[Sprachfamilie]] der türkischen Sprachen, zu der die [[Einzelsprache]] Türkisch gehört, siehe [[Turksprachen]].}}<br />
<br />
{{Infobox Sprache<br />
|Sprache = Türkisch ''(Türkçe)''<br />
|Länder = [[Türkei]], [[Zypern]], [[Bulgarien]], [[Griechenland]], [[Mazedonien]], [[Rumänien]], [[Kosovo]], außerdem unter [[Liste türkischer Bevölkerungsanteile nach Staat|türkischen Migranten]] in [[Mitteleuropa|Mittel-]] und [[Westeuropa]], [[Nordamerika]] und [[Australien]]<br />
|Sprecher = Geschätzte 65 Millionen Muttersprachler, 20 Millionen Zweitsprachler<ref>[http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_243_en.pdf Europeans and their Languages] (Englisch; PDF; 7,1&nbsp;MB)</ref><br />
|Klassifikation = * [[Altaische Sprachen]] (umstritten)<br />
*: [[Turksprachen]]<br />
*:: [[Oghusische Sprachen]]<br />
*::: [[Oghusische Sprachen|Westoghusisch]]<ref>Lars Johanson,Éva Csató ''The Turkic languages'', S. 82 [http://books.google.de/books?id=U1009DRu_vMC&pg=PA82&dq=lars+johanson+oghuz+turkic+classification&cd=1#v=onepage&q&f=false Online]</ref><br />
|KSprache = Türkisch<br />
|Amtssprache = {{TUR}}<br />{{TRNZ}}<br /><br />
{{CYP}}<br />{{MKD}} <small>(regional)</small><br />{{ROU}} <small>(regional)</small><br />{{KOS}}<ref>[[Verfassung des Kosovo]]: [http://kushtetutakosoves.info/repository/docs/Constitution.of.the.Republic.of.Kosovo.pdf Constitution of the Republic of Kosovo (Englisch)] (PDF; 244&nbsp;kB), Seite 8</ref> <small>(regional)</small><br />
|ISO1 = tr<br />
|ISO2 = tur<br />
|ISO3 = tur<br />
|ETHNO14 = TRK<br />
}}<br />
[[Datei:Idioma turco.png|300px|miniatur]]<br />
Die '''türkische Sprache''' – auch ''Türkei-Türkisch'' oder ''Osmanisch-Türkisch''<ref>Margarete I. Ersen-Rasch ''Türkische Grammatik: für Anfänger und Fortgeschrittene'', S. 1 [http://books.google.de/books?id=uT7PmVbQ2xcC&pg=PA1&dq=t%C3%BCrkei-t%C3%BCrkisch&hl=de&ei=WpXyS4qRI8SssAayq7juCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CDYQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false Online]</ref> – ist eine [[agglutinierende Sprache]] und gehört zum [[Oghusische Sprachen|oghusischen Zweig]] der [[Turksprachen]]. Als [[Gesprochene Sprache|meistgesprochenene]] Turksprache ist es die [[Amtssprache]] in der [[Türkei]], im international nicht anerkannten [[Türkische Republik Nordzypern|Nordzypern]] und neben dem [[Neugriechische Sprache|Griechischen]] auch in der [[Republik Zypern]]. Des Weiteren wird das Türkische als lokale Amtssprache in [[Mazedonien]], [[Rumänien]] und im [[Kosovo]] gesprochen. Eigenbezeichnungen sind ''{{lang|tr|Türk dili}}'', ''{{lang|tr|Türkçe}}'' {{Audio-IPA|Turkce.ogg|tyɾkt͡ʃe}} und ''{{lang|tr|Türkiye Türkçesi}}''. <br />
<br />
Die türkische Sprache selbst weist eine Reihe von [[Dialekt]]en auf, von denen der [[Istanbul]]er Dialekt von besonderer Bedeutung ist. Seine [[Phonetik]] ist die Basis der heutigen türkischen [[Standardsprache|Hochsprache]].<ref>Lars Johanson,Éva Csató ''Turkish'' in Lars Johanson,Éva Csató ''The Turkic languages'', S. 203</ref> Bei der Einführung des lateinischen Alphabets für die türkische Sprache im Jahr 1928 wurde nicht auf die historische Orthographie des [[Osmanische Sprache|Osmanisch-Türkischen]] zurückgegriffen, sondern die Aussprache von Istanbul als Grundlage der Verschriftung herangezogen.<ref>Annemarie von Gabain, ''Die Südwest-Dialekte des Türkischen'' in ''Handbuch der Orientalistik, Erste Abteilung: Der Nahe und der Mittlere Osten, Fünfter Band: Altaistik, Erster Abschnitt: Turkologie, E. J. Brill, Leiden/Köln 1963, Seite 174''. (Anm: Unter ''Südwest-Dialekten des Türkischen'' werden in dem zitierten Werk Türkei-Türkisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch etc., also die Türksprachen der auch [[oghusische Sprachen]] genannten Südwestgruppe verstanden)</ref> Die Dialekte innerhalb der Türkei werden in Gruppen der [[Schwarzmeerregion (Türkei)|Schwarzmeerregion]] (''Karadeniz Şivesi'') sowie in [[Ostanatolien|Ost]]-, [[Südostanatolien|Südost]]- und [[Zentralanatolien]] (''Anadolu Şivesi'') und an der [[Ägäisregion (Türkei)|Ägäis]] (''Ege Şivesi'') eingeteilt. <br />
<br />
Die Alternativbenennung „Türkei-Türkisch“ umfasst aber nicht nur die [[Türkei]], sondern auch alle Gebiete des ehemaligen [[Osmanisches Reich|osmanischen Reichs]]. Das bedeutet, dass auch die [[Türkische Minderheiten in Südosteuropa|Balkantürken]] oder [[Zyperntürken]] ein „Türkei-Türkisch“ sprechen.<ref>Edith G. Ambros/P. A. Andrews/Çiğdem Balim/L. Bazin/J. Cler/Peter B. Golden/Altan Gökalp/Barbara Flemming/G. Hazai/A. T. Karamustafa/Sigrid Kleinmichel/P. Zieme/Erik Jan Zürcher, Artikel ''Turks'', in [[Encyclopaedia of Islam]], Brill, digitale Edition, Abschnitt II.i ''Languages – Introduction'' – ''[…]The use of the term Turkic for the entire language family, while reserving the term Turkish for the idiom spoken in the area occupied by the Ottoman Empire […] and Turkey, is a contemporary development[…]''</ref><br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
<br />
Das heutige Türkisch ist die [[Muttersprache]] von rund 58 Millionen Menschen in der [[Türkei]] oder von gut 80 % der dortigen Bevölkerung und von 37.000 in [[Usbekistan]], [[Kasachstan]], [[Kirgisistan]], [[Tadschikistan]] und [[Aserbaidschan]] (Schätzungen 1979). Türkisch ist zudem die Muttersprache für 180.000 Menschen auf [[Zypern]] und für 128.380 in [[Griechenland]] (1976).<br />
<br />
63.600 Sprecher leben 1984 in [[Belgien]], etwa 70.000 in [[Österreich]] (Ethnologue 2009) und rund zwei Millionen in [[Deutschland]] (2008).<ref>http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1221/umfrage/anzahl-der-auslaender-in-deutschland-nach-herkunftsland/</ref> Ferner sprachen 1982 in [[Rumänien]] noch 14.000 und auf dem Gebiet von [[Jugoslawien|Ex-Jugoslawien]], insbesondere [[Mazedonien]] 250.000 türkisch.<br />
<br />
1990 war Türkisch im [[Irak]] noch für rund 3.000 und im [[Iran]] für 2.500 Menschen die [[Muttersprache]]. In den [[Vereinigte Staaten|USA]] lebten 1970 24.123 Sprecher des Türkischen, und für [[Kanada]] wurden 1974 8.863 türkische Muttersprachler angegeben.<br />
In [[Frankreich]] gaben 1984 rund 135.000 und in den [[Niederlande]]n knapp 150.000 Menschen Türkisch als Muttersprache an.<br />
1988 wurden in [[Schweden]] rund 5.000 Türkischsprachige registriert.<br />
<br />
2009 sprachen etwa 85 Millionen Menschen Türkei-Türkisch, darunter 65 Millionen als Muttersprache und 20 Millionen als Zweitsprache.<br />
<br />
<br /><br /><br />
[[Datei:MapOfTurkishSpeakers.png|center|580px|Die Länder mit bedeutender Anzahl Türkei-Türkisch sprechender Bevölkerungsanteile]]<br /><center><small>Die Länder mit bedeutender Anzahl Türkei-Türkisch sprechender Bevölkerungsanteile <br />(vergrößern Sie das Bild um die Legende zu sehen)</center></small><br />
<br />
Als engste Verwandte des Türkei-Türkischen gilt heute das [[Aserbaidschanische Sprache|Aserbaidschanische]]. Vielfach wird die Sprache der südosteuropäischen [[Gagausen]] ([[Moldawien]] und [[Südosteuropa|Balkan]]) als ein Dialekt des Türkei-Türkischen angesehen, was allerdings umstritten ist. So führen die [[Turkologie|Turkologen]] Westeuropas das [[Gagausische Sprache|Gagausische]] als eigene Sprache und jene in den [[Turkstaat]]en auf Grund des geringen Abstandes als einen Dialekt des Türkei-Türkischen an. Gegenseitige mündliche wie schriftliche Kommunikation zwischen Sprechern des Türkischen, Aserbaidschanischen und Gagausischen ist ohne größere Schwierigkeiten möglich. Das Sprachverhältnis ist etwa vergleichbar mit der Verwandtschaft zwischen [[Dänische Sprache|Dänisch]] und [[Riksmål|Norwegisch]]. <br />
<br />
Einen etwas größeren Sprachabstand gegenüber dem Türkischen besitzt das [[Turkmenische Sprache|Turkmenische]]. Aufgrund dessen ist eine Unterhaltung beispielsweise zwischen Türkisch- und Turkmenischsprechern in Wort oder Schrift deutlich mühsamer. Das Verhältnis entspricht ungefähr dem Sprachabstand zwischen dem [[Schwedische Sprache|Schwedischen]] und dem Dänischen. Die sprachlichen Unterschiede rühren hauptsächlich daher, dass das Turkmenische, das bis heute dialektal stark zersplittert ist, unter dem Einfluss verschiedener Sprachen wie des Persischen und des Russischen, nicht zuletzt auch unter dem Einfluss nicht-oghusischer, zentralasiatischer Turksprachen, wie des [[Tschagataische Sprache|Tschagataischen]] stand.<br />
<br />
Aufgrund dieser unterschiedlichen Sprachabstände fasst man innerhalb der oghusischen Sprachen Türkisch, Gagausisch und Aserbaidschanisch als westoghusische Sprachen zusammen, während das Turkmenische einem ostoghusischen Zweig zugerechnet wird.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Prototürkisch ===<br />
Grundzüge einer Rekonstruktion des Prototürkischen, auf das alle etwa 40 Turksprachen letztlich zurückgehen, bietet Róna-Tas „The Reconstruction of Proto-Turkic and the Genetic Question“ in Johanson & Csató eds. „The Turkic Languages“, Routledge Language Family Descriptions, 1998.<br />
<br />
=== Alttürkisch ===<br />
{{Hauptartikel|Alttürkische Sprache}}<br />
Alttürkisch ist die Sprache der [[Orchon-Runen|Orchon-Inschriften]] und die erste bekannte Verschriftlichung des Uigurischen. Der Name ''Alttürkisch'' darf nicht im Sinne einer direkten Vorgängerform des heutigen '''Türkischen''' interpretiert werden. Das Alttürkische ist eine frühe Form der uighurischen oder südöstlichen Turksprachen, während das Türkische zur oghusischen oder Südwest-Gruppe der Turksprachen gehört. Zur Klassifikation siehe den Artikel [[Turksprachen]].<br />
<br />
[[Mahmud al-Kaschghari]] verfasste im 11. Jahrhundert seine monumentale „Sammlung der Dialekte der Türken“ (''dīwān lughāt at-turk''). Dieses türkisch-arabische [[Wörterbuch]] enthält neben der Übertragung von Wortmaterial eine Fülle von historischen, geographischen und folkloristischen Einzelheiten.<br />
<br />
=== Westoghusisch ===<br />
{{Hauptartikel|Oghusische Sprachen}}<br />
<br />
Das Türkei-Türkische geht direkt auf das [[Oghusisch]]e zurück, die Sprache der türkischen Stämme, die im Gefolge der [[Schlacht von Mantzikert]] im Jahre 1071 nach Anatolien einwanderten. Die [[Oghusen]] siedelten ab dem 8. Jahrhundert in [[Zentralasien]] am Unterlauf des [[Syr-Darya]] in der [[Kasachstan|Kasachensteppe]], und islamisierten sich dort allmählich. Ein Teil dieser Stämme folgte im 11. Jahrhundert den [[Seldschuken]] bei deren Eroberungen in den Iran und das westliche Vorderasien (Syrien, Irak, später auch Kaukasien und Anatolien).<br />
<br />
=== Osmanisches Türkisch ===<br />
{{Hauptartikel|Türkische Sprache (Osmanisches Reich)}}<br />
<br />
Die frühesten Werke in türkischer Sprache in Anatolien stammen vom 13. Jahrhundert und gehen damit der Gründung der [[Osman (Dynastie)|osmanischen Dynastie]] kurz voraus. Die ersten Zeugnisse türkischer Sprache sind einige Verse von [[Sultan Veled]], dem Sohn des Mystikers [[Dschalal ad-Din ar-Rumi]]. Die [[Seldschuken|Seldschuken-Dynastie]], die Anatolien ab dem Ende des 11. Jahrhunderts beherrschte, verwendete die türkische Sprache weder in der Verwaltung ihres Reiches noch förderte sie ihre Verwendung in der Literatur. Erst nachdem die Macht der Seldschuken-Herrscher in Anatolien im 13. Jahrhundert durch eine Vielzahl [[Beylik|türkischer Fürstentümer]] (Beyliks) ersetzt wurde, begann Türkisch als Verwaltungssprache in Anatolien verwendet zu werden, weil diese Herrscher des Arabischen nur unzureichend mächtig waren. Gleichzeitig kam es zu einem Aufschwung von Literatur in türkischer Sprache (siehe z. B. [[Yunus Emre]]).<ref name="kerslake179f">Celia Kerslake ''Ottoman Turkish'' in Lars Johanson,Éva Csató ''The Turkic languages'', S. 179f.</ref> Das Persische, bislang die vorherrschende Sprache der Literatur und Poesie im seldschukischen Anatolien, verlor mit dem Hof der seldschukischen Herrscher seinen wichtigsten Mäzen.<br />
<br />
Die türkische Sprache in ihrer „Standardform“ als Amtssprache des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reichs]] und als Sprache der osmanischen Literatur nahm ab dem Ende des 15. Jahrhunderts [[Arabische Sprache|arabische]] und [[Persische Sprache|persische]] Elemente auf.<ref>Korkut Buğday ''Osmanisch'', S. xvii</ref> Diese Entwicklung liegt an der damaligen Dominanz der arabischen und persischen Sprachen in der islamischen Hochkultur, die die osmanische Elite zum Nachahmen und Weiterentwickeln dieser Sprachen motivierte.<ref name="kerslake179f" /><br />
<br />
=== Sprachreformen ===<br />
Im Jahre 1928 erfassten die [[Laizismus|laizistischen]] und [[Kemalismus|kemalistischen]] Reformen nach der [http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Republik_T%C3%BCrkei#Reformen_unter_Atat.C3.BCrk_1923_bis_1938 Ausrufung der Republik Türkei] im Jahr 1923 auch die Sprache. Die Einführung der lateinischen Schrift für die türkische Sprache in Staaten der [[Sowjetunion]] erleichterte auch die Verwendung des lateinischen Alphabets in der Türkei. Die Kontakte zu anderen Turkvölkern jenseits der Grenze sollten gewahrt werden. Erwägungen, die arabische Schrift des Türkischen zu reformieren oder sogar durch die lateinische Schrift zu ersetzen, waren in der Türkei allerdings nicht neu. In der [[Tanzimat]]ära hatte bereits der Bildungsminister [[Münif Pascha]] mit diesem Gedanken gespielt. Münif Pascha sah die arabische Schrift als Ursache für den verbreiteten Analphabetismus in der damaligen Türkei. Dieser Schritt vergrößerte die Distanz zur osmanischen und mehr noch zur islamischen Vergangenheit der Türken. Die [[Säkularisierung]] der modernen Türkei setzte sich fort.<br />
<br />
Nach der Gründung der Türkischen Republik 1923 begann man in den 1930er Jahren, fremde Lehnwörter durch teils bereits vorhandene, teils neugebildete türkische Wörter zu ersetzen. Diese Ersetzungen des hergebrachten Wortschatzes sind bis heute nicht vollständig durchgeführt, so dass sich immer noch viele Wörter arabischen und persischen Ursprungs finden. In vielen türkischen Dialekten sind [[Liste von Gräzismen|Gräzismen]] vertreten, die in der bäuerlichen Terminologie oder in der Seefahrt-, Fischfang-, Weinbau-, Bienenzuchtterminologie vorkommen. [[Armenische Sprache|Armenismen]] kommen in türkischen Dialekten seltener vor.<ref>Klaus Kreiser, Christoph K. Neumann ''Kleine Geschichte der Türkei'', S. 52f.</ref> Seit dem [[19. Jahrhundert]] kam vor allem Vokabular [[Französische Sprache|französischer]], im 20.&nbsp;Jahrhundert auch [[Englische Sprache|englischer]] Herkunft hinzu.<br />
<br />
Die ''[[Türk Dil Kurumu]]'', die ''Gesellschaft der türkischen Sprache'', ist eine staatliche Einrichtung, die 1932 zur Returkisierung bzw. Modernisierung der türkischen Sprache gegründet wurde. Oberstes Ziel dieser Gesellschaft war anfangs, zahlreiche arabische und persische Wörter durch traditionelle türkische Entsprechungen und, wenn es diese nicht gab, ohne Rücksicht auf die anderen Turksprachen durch eigens geschaffene „neu-türkische“ Wörter zu ersetzen. Die 1951 entstaatlichte und mit der Verfassung von 1982 der ''Atatürk Kültür, Dil ve Tarih Yüksek Kurumu'' unterstellte und wieder unter staatlichen Einfluss gebrachte Türk Dil Kurumu betreibt heute keine Sprachreformpolitik mehr <ref>[http://www.tdk.gov.tr/index.php?option=com_content&view=article&id=77 Webpräsenz der Türk Dil Kurumu]</ref>.<br />
<br />
== Phonologie ==<br />
=== Konsonanten ===<br />
{| class="wikitable"<br />
! colspan="17" | Konsonanten des Standardtürkischen<br />
|-<br />
!<br />
! colspan="2" | [[Bilabial]]<br />
! colspan="2" | [[Labiodental]]<br />
! colspan="2" | [[Dental]]<br />
! colspan="2" | [[Alveolar]]<br />
! colspan="2" | [[Postalveolar]]<br />
! colspan="2" | [[Palatal]]<br />
! colspan="2" | [[Velar]]<br />
! colspan="2" | [[Glottal]]<br />
|- align=center<br />
|[[Plosiv]]e<br />
| {{IPA|p}}<br />
| {{IPA|b}}<br />
| colspan="2" |<br />
| {{IPA|t}}<br />
| {{IPA|d}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| {{IPA|c}}<br />
| {{IPA|ɟ}}<br />
| {{IPA|k}}<br />
| {{IPA|ɡ}}<br />
| colspan="2" |<br />
|- align=center<br />
|[[Nasal (Phonetik)|Nasal]]<br />
| colspan="2" | {{IPA|m}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | {{IPA|n}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
|- align=center<br />
|[[Frikativ]]<br />
| colspan="2" |<br />
| {{IPA|f}}<br />
| {{IPA|v}}<br />
| {{IPA|s}}<br />
| {{IPA|z}}<br />
| colspan="2" |<br />
| {{IPA|ʃ}}<br />
| {{IPA|ʒ}}<br />
| colspan="2" |<br />
|<br />
| {{IPA|ɣ}}<br />
| {{IPA|h}}<br />
|<br />
|- align=center<br />
|[[Affrikate]]<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| {{IPA|tʃ}}<br />
| {{IPA|dʒ}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
|- align=center<br />
|[[Flap (Phonetik)|Flap]]<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | {{IPA|ɾ}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
|- align=center<br />
|[[Approximant]]<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | {{IPA|j}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
|- align=center<br />
| [[Lateral (Phonetik)|Lateral]]<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | {{IPA|ɫ}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" | {{IPA|l}}<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
| colspan="2" |<br />
|}<br />
<br />
Das Phonem {{IPA|/ɣ/}} (normalerweise ''yumuşak g'' genannt („weiches g“)), ''[[ğ]]'' erscheint niemals am Wortanfang, sondern folgt stets einem Vokal. Am Wortende oder vor anderen Vokalen zeigt es die lange Aussprache des vorhergehenden Vokals an.<br />
<br />
In Wörtern türkischen Ursprungs stellen die Laute {{IPA|/c/}}, {{IPA|/ɟ/}}, und {{IPA|/l/}} [[Allophon]]e von {{IPA|/k/}}, {{IPA|/g/}}, und {{IPA|/ɫ/}} dar; die ersteren erscheinen vor [[Vorderzungenvokal]]en, die letzteren vor [[Hinterzungenvokal]]en. Die Verteilung dieser Phoneme ist jedoch in Wörtern und Eigennamen fremdsprachlichen Ursprungs oft unvorhersehbar. In solchen Wörtern erscheinen {{IPA|/c/}}, {{IPA|/ɟ/}}, und {{IPA|/l/}} oft vor Hinterzungenvokalen<ref>Lewis (2001):3-4,6.</ref><br />
<br />
Das Türkische ist (ähnlich wie das [[Deutsche Sprache|Deutsche]]) [[Auslautverhärtung|auslautverhärtend]], d.&nbsp;h. stimmhafte Laute werden am Ende eines Wortes stimmlos, so lautet der eigentliche Stamm von ''kebap'' ''kebab-''.<br />
<br />
=== Vokale ===<br />
[[Datei:Turkish vowel chart.png|thumb|[[Vokaltrapez]] für die türkischen Vokale]]<br />
{| class="wikitable"<br />
! colspan="5" | Türkische Vokale<br />
|-<br />
!<br />
! colspan="2" | [[Vorderzungenvokal|Vorne]]<br />
! colspan="2" | [[Hinterzungenvokal|Hinten]]<br />
|-<br />
! || Ungerundet || Gerundet || Ungerundet || Gerundet<br />
|-<br />
! Hoch<br />
| ''i'' || ''ü'' || ''ı'' || ''u''<br />
|-<br />
! Tief<br />
| ''e'' || ''ö'' || ''a'' || ''o''<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Die Vokale der türkischen Sprache sind, in ihrer alphabetischen Reihenfolge, ''a'', ''e'', ''ı'', ''i'', ''o'', ''ö'', ''u'', und ''ü''. Das <ı> ohne Punkt ist der [[Hinterzungenvokal|geschlossene ungerundete Hinterzungenvokal]] {{IPA|[ɯ]}}. Im Türkischen gibt es keine [[Diphthong]]e; wenn zwei Vokale aufeinandertreffen, was selten und nur in Lehnwörtern geschieht, wird jeder Vokal einzeln ausgesprochen. Jedoch kann eine Art Diphthong auftreten, wenn das ''yumuşak g'' zwischen zwei Vokalen steht. So kann das Wort ''soğuk'' („kalt“) von manchen Sprechern [soʊk] ausgesprochen werden.<br />
<br />
== Alphabete ==<br />
:''Hauptartikel:'' [[Türkische Lateinalphabete]]<br />
<br />
Die älteste türkische Schrift ist die [[Orchon-Runen|türkische Runenschrift]] mit 38 Zeichen.<br />
<br />
Ab dem 10.&nbsp;Jahrhundert galten die Oghusen als islamisiert, und sie übernahmen die [[arabische Schrift]], die um vier von Persern hinzugefügte Konsonanten ergänzt war. Das [[Osmanische Sprache#Verschriftlichung|osmanisch-türkische Alphabet]] beinhaltete darüber hinaus noch einen von den Türken selbst hinzugefügten Konsonanten, den ''kāf-i nūnī'' oder ''sağır kef'' ({{ArF|ﯓ|w=ñ}}). Allerdings war dieses Alphabet für die vokalreiche türkische Sprache ungeeignet.<br />
<br />
Anfang 1926 nahm [[Mustafa Kemal Atatürk]] im [[aserbaidschan]]ischen [[Baku]] an einem Kongress der [[Turkologie|Turkologen]] teil, bei dem unter anderem die Schaffung einer Lateinschrift für die [[Turkvölker]] gefordert wurde. (Aserbaidschan hatte schon seit 1922 eine lateinisch-basierte Schrift: das [[Einheitliches türkisches Alphabet|einheitliche türkische Alphabet]].)<br />
<br />
Seit 1928 wird das Türkei-Türkische durch eine von Kemal Atatürk mitentwickelte Variante der [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Schrift]] wiedergegeben. Atatürk nannte dieses neue Schriftsystem ''[[Neues türkisches Alphabet]]''. Grundlage für die Neuschreibung der Wörter (wie für die allgemeine [[Sprachreform]]) war der [[Istanbul]]er Dialekt. Bei den Schreib- und Ausspracheregeln existieren deshalb keine Ausnahmen.<br />
<br />
Das heutige Alphabet des Türkei-Türkischen umfasst 29&nbsp;Buchstaben, wobei jedem Buchstaben ein Laut zugeordnet ist:<br />
<br />
'''a b c ç d e f g ğ h ı i j k l m n o ö p r s ş t u ü v y z'''<br />
<br />
Die in der lateinischen Schrift vorkommenden Buchstaben q, w und x sowie die in der deutschen Schrift verwendeten Buchstaben ä und ß kommen nicht vor. j erscheint in nur einigen Fremdwörtern wie ''jakuzi'' „Whirlpool“.<br />
<br />
=== Besonderheiten bei der Aussprache ===<br />
{| class="wikitable"<br />
! Schriftzeichen<br />
! Lautzeichen<br />
! Beschreibung<br />
|-<br />
! c<br />
| valign="middle" align="center"| [{{IPA|dʒ}}]<br />
|[[Affrikate]] wie dt. ''dsch'' in ''Dschungel''<br />
|-<br />
! ç<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|tʃ}}]<br />
|[[Affrikate]] wie dt. ''tsch'' in ''Kutsche''<br />
|-<br />
! e<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|ɛ}}]<br />
|[[Ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal]] wie dt. ''ä'' in ''hätte''<br />
|-<br />
! ğ<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|ː}}], [{{IPA|j}}]<br />
|''yumuşak/weiches g'': zeigt am Silbenende die Längung des davor stehenden Vokals an (vergleichbar mit dem deutschen [[Dehnungszeichen|Dehnungs-h]]), kann auch einen fließenden Übergang von einem Vokal zum nächsten bewirken; nach Vorderzungenvokalen (e, i, ö, ü) oft als [[Stimmhafter palataler Approximant]] wie dt. ''j'' in ''Seejungfrau''<br />
|-<br />
! h<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|h}}]<br />
|[[Stimmloser glottaler Frikativ]] wie dt. ''h'' in ''Haus''<br />
|-<br />
! ı<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|ɯ}}]<br />
|[[Ungerundeter geschlossener Hinterzungenvokal]], auch: ungerundetes u<br />
|-<br />
! j<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|ʒ}}]<br />
|[[Stimmhafter postalveolarer Frikativ]] wie dt. ''j'' in ''Journal''<br />
|-<br />
! o<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|ɔ}}]<br />
|[[Gerundeter halboffener Hinterzungenvokal]] wie dt. ''o'' in ''Gott''<br />
|-<br />
! ö<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|œ}}]<br />
|[[Gerundeter halboffener Vorderzungenvokal]] wie dt. ''ö'' in ''möchte''<br />
|-<br />
! r<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|r}}]<br />
|[[Stimmhafter alveolarer Vibrant|Stimmhaftes Zungenspitzen-R]] mit deutlichem Reibegeräusch<br />
|-<br />
! s<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|s}}]<br />
|[[Stimmloser alveolarer Frikativ]] wie dt. ''s'' in ''Haus'' oder ''ß'' in ''außen''<br />
|-<br />
! ş<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|ʃ}}]<br />
|[[Stimmloser postalveolarer Frikativ]] wie dt. ''sch'' in ''Schule''<br />
|-<br />
! v<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|v}}]<br />
|[[Stimmhafter labiodentaler Frikativ]] wie dt. ''v'' in ''Vase''<br />
|-<br />
! y<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|j}}]<br />
|[[Stimmhafter palataler Approximant]] wie dt. ''j'' in ''Jacke''<br />
|-<br />
! z<br />
|valign="middle" align="center"| [{{IPA|z}}]<br />
|[[Stimmhafter alveolarer Frikativ]] wie dt. ''s'' in ''Sage''<br />
|}<br />
<br />
Die übrigen Laute werden wie im Deutschen ausgesprochen.<br />
<br />
==== Stimmhafte und stimmlose Konsonanten ====<br />
Bei der Bildung von Begriffen aus Wörtern, die auf [[Konsonant]]en enden, und [[Suffix]]en muss stets die Stimmhaftigkeit des Endkonsonants beachtet werden. Es wird unterschieden zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten. Die stimmlosen Konsonanten ç, f, h, k, p, s, ş und t lassen sich mit den Merksätzen <u>Ç</u>i<u>f</u><u>t</u> <u>H</u>a<u>s</u>e<u>k</u>i <u>P</u>a<u>ş</u>a („doppelter Haseki-Pascha“) oder <u>F</u>e <u>P</u>a<u>ş</u>a <u>ç</u>o<u>k</u> <u>h</u>a<u>st</u>a („Fe Pascha ist sehr krank“) einprägen. Wird nun ein Suffix an einen stimmlosen Konsonanten angehängt, so muss ein stimmhafter Konsonant im Suffixanlaut angepasst werden.<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+<br />
! Konsonant!! wird angepasst zu!! Beispiel mit normalem Auslaut!! mit Suffix!! Beispiel mit auslautendem stimmlosen Konsonanten!! mit Suffix<br />
|-<br />
| (b) || (p) || (Kein Suffix mit anlautendem b- bekannt) || - || - || - <br />
|-<br />
| c || ç || demir (Eisen) || demir'''ci''' (Eisenwarenhändler, Schmied, Schlosser) || fotoğraf (Fotografie) || fotoğraf'''çı''' (Fotograf)<br />
|-<br />
| g, ğ || k || kız-''mak'' (heiß werden, Infinitiv) || kız'''gın''' (heiß) || çalış-''mak'' (arbeiten, Infinitiv) || çalış'''kan''' (fleißig)<br />
|-<br />
| d || t || ev (Haus) || ev'''de''' (im Haus) || sepet (Korb) || sepet'''te''' (im Korb)<br />
|}<br />
<br />
Umgekehrt verwandeln sich die stimmlosen Konsonanten p, t, k und ç im Auslaut eines Wortes oft in ihr stimmhaftes Pendant (b, d, g bzw. ğ und c), wenn vokalisch anlautende Suffixe angeschlossen werden. Davon sind besonders mehrsilbige Substantive betroffen, von diesen wiederum sehr viele, die auf -k enden.<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+ Beispiele für Wortverbindungen mit stimmhaften und stimmlosen Konsonanten bei vokalischem Suffixanlaut<br />
! Stimmhaft !! Verbindung !! Stimmlos !! Verbindung<br />
|-<br />
| ev (Haus) || evim (mein Haus) || çocuk (Kind) || çocuğum (mein Kind)<br />
|-<br />
| altın (Gold) || altını (das Gold ''Akk.'') || kitap (Buch) || kitabı (das Buch ''Akk.'')<br />
|}<br />
Vor allem bei der Bildung von [[Lokativ]]- und Possessivverbindungen sowie [[Deklination (Grammatik)|Deklinationen]] spielt dies eine Rolle.<br />
<br />
==== Zirkumflex als Hilfszeichen ====<br />
In einigen Wörtern wird der [[Zirkumflex]] (^, türkisch ''uzatma işareti'') verwendet. Dieses Zeichen gibt die Länge des Vokals an und dient oft zur Unterscheidung zweier ansonsten gleich geschriebener Wörter (beispielsweise ''adet'' [Anzahl] gegenüber ''âdet'' [Gewohnheit]), ist jedoch heute in den meisten Fällen außer Gebrauch geraten. Der Zirkumflex kann auch die [[Palatalisierung]] eines Konsonanten anzeigen (beispielsweise ''kâğıt'' [Papier]) und findet sich dann häufiger.<br />
<br />
== Vokalharmonie ==<br />
''Vorgeschichte'': [[Osmanische Sprache#Vokalharmonie]]<br />
<br />
Eine Besonderheit der türkischen Sprache ist die [[Vokalharmonie]], welche zwischen hellen und dunklen Vokalen unterscheidet. Das Gesetz der Vokalharmonie zieht sich durch die gesamte türkische Formenlehre. Ein rein türkisches Wort (bis auf wenige Ausnahmen) enthält nur Vokale aus der Reihe der hellen (e, i, ö, ü) oder der dunklen (a, ı, o, u) Vokale. Wird ein Suffix an ein Wort angehängt, muss es sich dem Vokal der letzten Silbe des Grundwortes angleichen.<br />
<br />
=== Kleine Vokalharmonie ===<br />
Sie unterscheidet nur zwischen hellen und dunklen Vokalen. Die Vokale der Suffixe nach der kleinen Vokalharmonie sind zweifach und lauten e/a.<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+<br />
! Vokale !! Beispiel (sing.) !! Beispiel (pl.) !! Beispiel Lokativ<br />
|-<br />
| e, i, ö, ü || ev (Haus) || evl<u>e</u>r (Häuser) || evlerd<u>e</u> (in den Häusern)<br />
|-<br />
| || köy (Dorf) || köyl<u>e</u>r (Dörfer) || köylerd<u>e</u> (in den Dörfern)<br />
|-<br />
| a, ı, o, u || oda (Zimmer) || odal<u>a</u>r (Zimmer) || odalard<u>a</u> (in den Zimmern)<br />
|-<br />
| || yol (Weg) || yoll<u>a</u>r (Wege) || yollard<u>a</u> (auf den Wegen)<br />
|}<br />
<br />
Die kleine Vokalharmonie tritt u. a. bei den Pluralsuffixen und einigen Kasussuffixen auf.<br />
<br />
=== Große Vokalharmonie ===<br />
Bei der großen Vokalharmonie haben die Suffixe vier (statt zwei) mögliche Formen. Sie werden mit einem der Vokale i/ı/ü/u gebildet, der sich jeweils nach dem Vokal im Grundwort richtet. Es gilt folgendes Schema:<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+<br />
! Vokal im Grundwort !! führt zu !! Beispiel (Nom.) !! Beispiel (Akk.)<br />
|-<br />
| e, i || i || ev (Haus) || ev<u>i</u> (das Haus ''Akk.'')<br />
|-<br />
| a, ı || ı || dal (Ast) || dal<u>ı</u> (den Ast ''Akk.'')<br />
|-<br />
| ö, ü || ü || göl (See) || göl<u>ü</u> (den See ''Akk.'')<br />
|-<br />
|o, u || u || yol (Weg) || yol<u>u</u> (den Weg ''Akk.'')<br />
|}<br />
<br />
Die große Vokalharmonie erfolgt bei allen Personal- und Possessivsuffixen, beim Fragesuffix '''mi''' und bei den Kasussuffixen des Genitivs und des Akkusativs.<br />
<br />
Als weiteres Beispiel für die große Vokalharmonie dient die Endung ''-li/-lı/-lu/-lü''; („aus … stammend“):<br />
<br />
''{{lang|tr|Berlinli}}'' (der Berliner/die Berlinerin), aber: ''{{lang|tr|Ankaral<u>ı</u>}}'', ''{{lang|tr|Bonnl<u>u</u>}}'', ''{{lang|tr|Kölnl<u>ü</u>}}''.<br />
<br />
Es kommt vor, dass infolge der Vokalharmonie mehrere Endungen mit dem gleichen Vokal aufeinander folgen (zum Beispiel ''{{lang|tr|huzursuzsunuz}}'': ''ihr seid unruhig''). Da dies auch beim für deutsche Ohren offenbar lustig anmutenden ü der Fall ist (zum Beispiel ''{{lang|tr|üzgünsünüz}}'': „ihr seid traurig, es tut euch leid“), wird das Türkische in Deutschland manchmal als „ü-Sprache“ bezeichnet.<br />
<br />
== Konsonantenharmonie ==<br />
''Vorgeschichte'': [[Osmanische Sprache#Konsonantenharmonie]]<br />
<br />
Die stimmlosen [[Verschlusslaut]]e t und k werden in ihre stimmhaften Entsprechungen umgewandelt, wenn ihnen ein Vokal folgt. Aus t wird d, aus k wird ğ. Beispiele: ''{{lang|tr|gi'''t'''mek}}'' (gehen) ⇒ ''{{lang|tr|gi'''d'''er}}'' – er geht; ''{{lang|tr|büyü'''k'''}}'' – groß, ''{{lang|tr|büyü'''ğ'''üm}}'' – ich bin groß<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
Die [[Turksprachen|türkischen Sprachen]] sind [[Agglutinierende Sprache|agglutinierend]] und unterscheiden sich somit wesentlich von den [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachen]]. Agglutination bedeutet, dass grammatische Formen durch eine (eindeutige) Endung angezeigt werden. Dabei können mehrere Endungen aufeinander folgen, wobei die Reihenfolge festgelegt ist.<br />
<br />
Beispiel:<br />
''{{lang|tr|Uçurtmayı vurmasınlar.}}'' – „Sie sollen den [[Drachen]] nicht runterschießen.“ (Filmtitel)<br />
<br />
Man könnte den Satz wie folgt zerlegen: &nbsp;''{{lang|tr|Uçurtma-yı&nbsp;vur-ma-sın-lar.}}'' – ''Drachen-den runterschießen-nicht-sollen-sie.''<br />Die Endung ''-yı'' zeigt den bestimmten Akkusativ an; ''-ma'' steht für die Verneinung; ''-sın'' steht für den Imperativ, ''-lar'' für die 3. Person Mehrzahl.<br />
<br />
Weiterhin kennt das Türkische keinen Artikel und kein grammatisches Geschlecht. Zur Kennzeichnung der Unbestimmtheit, d.&nbsp;h. in Fällen, in denen im Deutschen der unbestimmte Artikel verwendet wird, kann im Türkischen neben anderen grammatischen Mitteln das Zahlwort ''bir (eins)'' stehen.<ref>Margarete I. Ersen-Rasch, Türkische Grammatik, 2. Auflage(2004), ISBN 3-19-005185-2, S. 24–28</ref><br />
<br />
Türkisch weist die Satzstellung Subjekt – Objekt – Verb auf, ist also eine [[Subjekt-Objekt-Verb|SOV-Sprache]]. Eine weitere Besonderheit für Sprecher der meisten europäischen Sprachen ist, dass es keine [[Präposition]]en gibt, sondern ausschließlich [[Postposition]]en verwendet werden, Beispiele: ''{{lang|tr|Fatma <u>için</u>}}'' – ''<u>für</u> Fatma''; ''{{lang|tr|gül <u>gibi</u>}}'' – ''<u>wie</u> (eine) Rose''.<br />
<br />
=== Fälle ===<br />
''Vorgeschichte'': [[Osmanische Sprache#Fälle]]<br />
<br />
Das Türkische kennt sechs [[Kasus|Fälle]]: [[Nominativ]], [[Genitiv]], [[Dativ]], [[Akkusativ]] (bestimmt: eigene Endung; unbestimmt: formengleich mit dem Nominativ), [[Lokativ]] und [[Ablativ]]. Die entsprechenden Endungen sind<br />
* Nominativ und unbestimmter Akkusativ: endungslos (''{{lang|tr|göl}}'' – der See, ein See; ''{{lang|tr|araba}}'' – Auto, ''{{lang|tr|çorba}}'' – Suppe); ''{{lang|tr|tavşan getirmiş}}'' – Er brachte <u>einen</u> Hasen<br />
* Genitiv: Antwort auf die Frage ''{{lang|tr|kimin}}'' – wessen?; die Genitivendung lautet -in, -ın, -un, -ün, nach Vokal tritt der Bindekonsonant -n- hinzu ([[Hiat]]ustilger); Bsp.: ''{{lang|tr|paşa}}'' – der Pascha, ''{{lang|tr|paşanın}}'' – des Paschas; ''{{lang|tr|gölün}}'' – des Sees; ''{{lang|tr|arabanın}}'' – des Autos<br />
* Dativ: Antwort auf die Frage ''{{lang|tr|nereye}}'' – wohin?; die Dativendung lautet -e, -a, Bsp.: ''{{lang|tr|göz}}'' – das Auge, ''{{lang|tr|göze}}'' – (zu) dem Auge; ''{{lang|tr|göle}}'' – (zu) dem See; nach Vokal tritt der Bindekonsonant -y- hinzu (Hiatustilger), Bsp.: ''{{lang|tr|hoca}}'' – der Hodscha, ''{{lang|tr|hocaya}}'' – (zu) dem Hodscha; ''{{lang|tr|arabaya}}'' – (zu) dem Auto<br />
* bestimmter Akkusativ: Antwort auf die Fragen ''{{lang|tr|kimi}}'' – wen? und ''{{lang|tr|neyi}}'' – was?; die Akkusativendung lautet -i, -ı, -u, -ü Bsp.: ''{{lang|tr|gölü}}'' – den See; ''{{lang|tr|arabayı}}'' – das Auto, ''y'' ist Hiatustilger; ''{{lang|tr|tavşanı getirmiş}}'' – Er brachte <u>den</u> Hasen;<br />
* Lokativ: Antwort auf die Frage ''{{lang|tr|nerede}}'' – wo?; die Lokativendung ist -de, -da bzw. -te und -ta nach stimmlosem Konsonant, Bsp.: ''{{lang|tr|mektepte}}'' – in der Schule, ''{{lang|tr|kafeste}}'' – im Käfig, ''{{lang|tr|başta}}'' – am Kopf, am Anfang, ''{{lang|tr|şehirde}}'' – in der Stadt, ''{{lang|tr|gölde}}'' – im See; ''{{lang|tr|arabada}}'' – im Auto; ''{{lang|tr|Münih'te}}'' – in München; ''{{lang|tr|hayatta}}'' – am Leben<br />
* Ablativ: Antwort auf die Fragen ''{{lang|tr|nereden}}'' – von wo?, woher? und ''{{lang|tr|neden}}'' – warum?; die Endung ist -den, -dan bzw. -ten und -tan nach stimmlosem Konsonant. Bsp.: ''{{lang|tr|ekmekten}}'' – vom Brot; ''{{lang|tr|sabahtan}}'' – seit dem Morgen; ''{{lang|tr|gölden}}'' – vom See her; ''{{lang|tr|arabadan}}'' – aus dem Auto heraus<br />
* [[Instrumentalis]]: Antwort auf die Frage ''{{lang|tr|ne ile}}'' – womit?; die Endung ist ''ile''; nach Konsonant fällt das ''-i-'' meist weg, die Endung ist dann je nach Vokalharmonie ''-le'' oder ''-la''; Bsp.: ''halk ile'' ⇒ ''halkla'' (mit dem Volk), ''eşim ile'' ⇒ ''eşimle'' (mit meinem Partner); nach Vokal verwandelt sich das -i- zum -y-, ''ümidi ile'' ⇒ ''ümidiyle'' (mit der Hoffnung), ''araba ile'' ⇒ ''arabayla'' (mit dem Auto); eine ältere auch heute noch anzutreffende Instrumentalis-Endung ist ''-len''/''-lan''; weitere ältere Formen sind ''birle, bile, birlen'' und eine in älteren Texten sehr selten auftretende, archaische Form ''-in'' / ''-ın''; diese Form ist in wenigen Worten heute noch anzutreffen, z.&nbsp;B. ''yazın'' (im Sommer/mit dem Sommer), ''gelmeksizin'' (ohne zu kommen), ''hoca olmağın'' (weil er [[Hodscha]] war / „mit dem Hodscha-Sein“)<ref>Korkut Buğday ''Osmanisch'', S. 34</ref><br />
<br />
=== Die Konjugation der Verben ===<br />
Im Türkischen werden alle Kategorien der Konjugation, nämlich [[Genus verbi]], [[Tempus]] und [[Person (Sprache)|Person]] jeweils durch verschiedene aneinanderzureihende Suffixe ausgedrückt. Lediglich Person und [[Numerus]] werden durch dieselbe Klasse von Suffixen ausgedrückt, es gibt also nur ein Suffix für die 1. Person Plural und nicht ein Suffix für die 1. Person und eines für den Plural. Eine Ausnahme von dieser Regel betrifft die 3. Person. Hier ist das Personalsuffix (in der Mehrzahl der Tempora wird die 3. Person allerdings durch die Grundform, also ohne Suffix, ausgedrückt) in Singular und Plural gleich, und der Plural wird durch das Pluralsuffix -ler/-lar wiedergegeben. Der Plural der 3. Person wird beim Prädikat aber nur dann zum Ausdruck gebracht, wenn der Satz kein ausdrückliches pluralisches Subjekt enthält, das Subjekt also im Prädikat inhärent enthalten ist.<br />
<br />
Beispiele für die 3. Person:</br><br />
im Singular:</br><br />
Ahmet geliyor - Ahmet kommt. Mit inhärentem Subjekt: Geliyor - ''Er'' kommt. Mit Verwendung des Personalpronomens: ''O'' geliyor - <u>''Er''</u> kommt.</br><br />
im Plural:</br><br />
Öğrenci''ler'' geliyor - ''Die Schüler'' komm''en''. Mit inhärentem Subjekt: Geliyor''lar'' - ''Sie'' komm''en''. Mit Verwendung des Personalpronomens: ''Onlar'' geliyor - <u>''Sie''</u> komm''en''.<br />
<br />
An Genera Verbi gibt es im Türkischen weit mehr als im Deutschen. Neben dem [[Passiv (Grammatik)|Passiv]] existieren ein [[Kausativ]], ein [[Reflexives Verb|Reflexiv]] und ein Reziprok. Die Suffixe können auch kombiniert werden.<br />
<br />
Beispiele:</br><br />
für Kausativ: {{lang|tr|doğmak}}'' – zur Welt kommen, {{lang|tr|doğ-ur-mak}}'' – gebären, {{lang|tr|doğur-t-mak}}'' – entbinden, {{lang|tr|doğurt-tur-mak}}'' – entbinden lassen</br><br />
für Reflexiv: {{lang|tr|sevmek}}'' – lieben, {{lang|tr|sev-in-mek}}'' – sich freuen, (Kombination mit Kausativ:) ''{{lang|tr|sevin-dir-mek}}'' – erfreuen, (mit Passiv:) ''{{lang|tr|sevindir-il-mek}}'' – erfreut werden</br><br />
für Reziprok: ''{{lang|tr|öpmek}}'' – küssen, ''{{lang|tr|öp-üş-mek}}'' – sich küssen<br />
<br />
Diesen Genera verbi stehen die Verneinungs- und die Unmöglichkeitformen nahe: Grundform: ''{{lang|tr|gelmek}}'' – kommen, verneinte Form: ''{{lang|tr|gel-me-mek}}'' – nicht kommen, Unmöglichkeitform: ''{{lang|tr|gel-eme-mek}}'' – nicht kommen können.<br />
<br />
Im Türkischen gibt es kein etwa dem Deutschen oder Lateinischen vergleichbares, auf die Einteilung in Präsens, Perfekt und Futur gestütztes Tempussystem. Auch ein [[Modus (Grammatik)|Modus]] als eigenständige Kategorie ist nicht vorhanden. Dafür haben aber die türkischen Tempora auch modale oder aspektbezogene Bedeutungen, einige haben sogar hauptsächlich modale Bedeutung. An einfachen Tempora, die eine zeitbezogene Bedeutung haben, sind zu nennen: (bestimmtes) [[Präsens]], [[Aorist]], (bestimmtes) [[Präteritum]], [[Perfekt]], auch unbestimmtes Präteritum genannt, und Futur. An weiteren „Zeitformen“ existieren der selten gewordene [[Optativ]], der [[Nezessitativ]] (Notwendigkeitsform), sowie der Konditionalis. Im Gegensatz zu dem [[Konditionalis|Konditional]] der indoeuropäischen Sprachen bezeichnet der Konditionalis im Türkischen nicht die (im Hauptsatz stehende) bedingte Handlung, sondern die (im [[Konditionalsatz]] stehende) bedingende Handlung.<br />
<br />
Mit Ausnahme der Konditionalsätze werden Nebensätze fast nur durch Verbalnomina ([[Partizip]]ien und [[Infinitiv]]e) sowie sogenannte [[Konverb]]en ausgedrückt. Diese können auch ein eigenes Subjekt haben.<br />
<br />
Die Konjugation türkischer Verben erfolgt nach sehr festen Gesetzmäßigkeiten. In der nachfolgenden Tabelle sind am Beispiel von '''gelmek''' (''kommen'') die einfachen Tempora dargestellt.<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+ Die Konjugation türkischer Verben (Beispiel gelmek)<br />
! Zeitform !! Türkischer Verbstamm !! Deutsche Entsprechung<br />
|-<br />
| [[Präsens]] || geliyor* || er kommt<br />
|-<br />
| [[Aorist]] || gelir || er kommt (ich erwarte ihn; es ist eine Eigenart von ihm u. a.)<br />
|-<br />
| [[Futur]] || gelecek || er wird kommen<br />
|-<br />
| [[Perfekt]] || gelmiş || er ist da, er ist gekommen (das habe ich von anderen erfahren)<br />
|-<br />
| [[Präteritum]] || geldi || er kam (ich habe ihn dabei gesehen)<br />
|-<br />
| (potentieller) Konditionalis || gelse || sollte er kommen<br />
|-<br />
| [[Nezessitativ]] || gelmeli || er soll/muss kommen<br />
|-<br />
| [[Optativ]] || gele || er möge kommen (heute in der 3. Person ersetzt durch Imperativ gelsin)<br />
|}<br />
<br />
Aus diesen Grundformen lassen sich durch auch mehrfache Kombinationen mit Hilfsverben eine fast unbegrenzte Zahl weiterer Zeiten bilden, deren nuancenhaften Unterschiede im Deutschen oft kaum wiederzugeben sind. Das gebräuchlichste Hilfsverbum ist die [[Kopula]] ''sein'', die in eigenen Formen nur im Präteritum (''idi''), im Perfekt (''imiş'') und im Konditionalis (''ise'') (sowie als Konverb ''iken'') vorkommt. Die Formen des Hilfsverbums werden der modifizierten Form nachgestellt, übernehmen von dieser die Personalsuffixe und verschmelzen mit dieser oft zu einem Wort und gleichen sich dann wie Suffixe entsprechend der Vokalharmonie an: ''gelmiş idi'' > ''gelmişti''. Für das Wort ''bulmak'' – finden lauten diese Formen ''bulmuş idi'' > ''bulmuştu''. Die Zeitformen der Kopula haben z.&nbsp;T. eine von den Zeitformen der Vollverben abweichende Bedeutung und allein stehend eine besondere Art der Verneinung. Eine Auswahl der zusammengesetzten Zeiten ist im folgenden aufgeführt.<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+ Ausgewählte zusammengesetzten Zeiten türkischer Verben (Beispiel gelmek)<br />
! Zeitform !! Türkischer Verbstamm !! Deutsche Entsprechung<br />
|-<br />
| [[Plusquamperfekt]] || gelmişti || er war gekommen<br />
|-<br />
| [[Futur exakt]] || gelmiş olacak || er wird gekommen sein<br />
|-<br />
| [[Irrealis]] || gelirdi || er käme, er würde kommen<br />
|-<br />
| irrealer Konditionalis || gelseydi || wenn er käme<br />
|-<br />
| irrealer Konditionalis des Perfekts || gelmiş olsaydı || wenn er gekommen wäre<br />
|-<br />
| realer Konditionalis der Gegenwart || geliyorsa*, gelirse || wenn er kommt<br />
|-<br />
| realer Konditionalis der Vergangenheit|| gelmişse || wenn er gekommen ist<br />
|}<br />
<small>''-yor-'' unterliegt weder im osmanischen noch im modernen Türkisch der Vokalharmonie<ref>Korkut Buğday ''Osmanisch'', S. 36</ref>. Es ist der Rest eines ursprünglich selbständigen Wortes.<ref>Margarete I. Ersen-Rasch, Türkische Grammatik, S. 138</ref><br />
</small><br />
<br />
Neben diesen Formen existieren weitere Zeiten, etwa Umschreibungen mit dem Infinitiv, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden kann. Es bestehen auch weitere Kombinationsmöglichkeiten mit Hilfsverben.<br />
<br />
Zum Beispiel lassen sich Präsens und Präteritum des Hilfsverbums (''idi'') zur „-iyordu“-Vergangenheit, einem [[Imperfekt]], kombinieren, das eine dauernde oder dauernd dargestellte Handlung in der Vergangenheit wiedergibt: geliyordu (''er kam'', entspricht etwa: ''he was coming'' im Englischen) oder der Aorist mit ''imiş'': gelirmiş (''er soll kommen'' als Ausdruck einer auf Mitteilungen anderer beruhender Erwartung). ''İmiş'' ist zwar formal ein Perfekt, hat aber keine Zeitbedeutung, sondern vermittelt lediglich den Aspekt des Hörensagens.<ref>Margarete I. Ersen-Rasch, Türkische Grammatik, S. 132 f.</ref><br />
<br />
Die Verneinung wird in der Regel mit dem verneinten Verbalstamm (s.&nbsp;o.) gebildet. Eine Ausnahme bildet der Aorist, der ein eigenes Suffix für die verneinte Form besitzt. Z.&nbsp;B. lautet im Präteritum die verneinte Form von ''geldi'' – er ist gekommen ''gelmedi'' – er ist nicht gekommen. Im Aorist ist dies anders, die Verneinung von ''gelir'' – er kommt (schon) lautet ''gelmez'' – er kommt (definitiv) nicht. Weitere Ausnahmen sind die Kopula, die mit ''değil'' verneint wird und das wichtige, zwischen Nomen und Verbum schwankende Wort ''var'' -vorhanden (sein), das zum Ausdruck für Besitz und Eigentum verwendet wird und mit ''yok'' ein eigenes Wort für die Verneinung besitzt.<br />
<br />
Es gibt sowohl den vollen als auch den verkürzten [[Infinitiv]]. Der volle Infinitiv endet je nach Vokalharmonie auf -mek oder -mak. Der verkürzte Infinitiv endet auf -me oder -ma (''gelme'' – das Kommen; ''gitme'' – das Gehen; ''yumurtlama'' – das Eierlegen; eskiden ''kalma'' – seit Alters her ''geblieben''; ''doğma büyüme'' – geboren (und) aufgewachsen; ''dondurma'' – Speiseeis (wörtl.: eingefroren); ''[[dolma]]'' – gefüllt(-e Weinblätter/Paprikaschoten etc.)).<ref>Korkut Buğday ''Osmanisch'', S. 39</ref><br />
<br />
== Grammatikbeispiele ==<br />
{| class="wikitable"<br />
! türkisch<br />
! deutsch<br />
|-<br />
! {{lang|tr|ev}}<br />
|| Haus<br />
|-<br />
! {{lang|tr|evde}}<br />
|| im Haus, zu Hause<br />
|-<br />
! {{lang|tr|eviniz}}<br />
|| Euer Haus<br />
|-<br />
! {{lang|tr|evinizde}}<br />
|| in Eurem Haus<br />
|-<br />
! {{lang|tr|evinizdeyiz}}<br />
|| Wir sind in Eurem Haus<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Personalsuffixe ===<br />
Im Türkischen werden die Personalsuffixe direkt an das betreffende Wort angehängt. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieses Wort ein Nomen oder ein Adjektiv ist. Bei der Wahl der Suffixe ist auf die große Vokalharmonie zu achten.<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+ Personalsuffixe<br />
! !! nach Konsonanten !! nach Vokalen !! Beispiel<br />
|-<br />
| Ben || -im, -ım, -üm, -um || -yim, -yım, -yüm, -yum || İsviçreliyim (Ich bin Schweizer)<br />
|-<br />
| Sen || -sin, -sın, -sün, -sun || -sin, -sın, -sün, -sun || Türksün (Du bist Türke/Türkin)<br />
|-<br />
| O || - || - || Alman (Er/sie ist Deutsche/r)<br />
|-<br />
| Biz || -iz- -ız, -üz, -uz || -yiz, -yız, -yüz, -yuz || yalnızız (wir sind allein)<br />
|-<br />
| Siz || -siniz, -sınız, -sünüz, -sunuz || -siniz, -sınız, -sünüz, -sunuz || üzgünsünüz (ihr seid traurig)<br />
|-<br />
| Onlar || - || - || büyük (sie sind groß)<br />
|}<br />
<br />
=== Possessivsuffixe und Begriffsbildung ===<br />
Die Zugehörigkeitsverhältnisse (Possessivverbindungen) werden im Türkischen so gebildet, dass direkt am betreffenden Nomen die Possessivendung angehängt wird. Dabei wird die große Vokalharmonie berücksichtigt. Ist der letzte Buchstabe des Wortes ein [[Konsonant]], wird zudem auf dessen Stimmhaftigkeit geachtet.<br />
<br />
* Beispiel '''araba''' (Auto) wird zu '''arabam''' (mein Auto).<br />
* Beispiel '''çocuk''' (Kind) wird zu '''çocuğum''' (mein Kind)<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+ Possessivsuffixe<br />
! !! Nach Konsonant !! Nach Vokal !! Bedeutung<br />
|-<br />
| Benim || -im, -ım, -üm, -um || -m || mein<br />
|-<br />
| Senin || -in, -ın, -ün -un || -n || dein<br />
|-<br />
| Onun || -i/-ı/-ü/-u || -si/-sı/-sü/-su || sein<br />
|-<br />
| Bizim || -imiz, -ımız, -ümüz, -umuz || -miz, -mız, -müz, -muz || unser<br />
|-<br />
| Sizin || -iniz, -ınız, -ünüz, -unuz || -niz, -nız, -nüz, -nuz || euer<br />
|-<br />
| Onların || -i, -ı, -ü, -u || -si, -sı, -sü, -su || ihr<br />
|}<br />
<br />
==== Bildung von Begriffen durch Substantivverbindungen ====<br />
Das Possessivsuffix der 3. Person (-(s)i/ı/ü/u hat eine wichtige zusätzliche Funktion. Man kann damit zwei Substantive, die eine feste Einheit bilden, verknüpfen.<br />
<br />
Bildungsregel: Substantiv 1 + Substantiv 2 mit Possessivsuffix der 3. Person sing.<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+<br />
! Substantiv 1 !! Substantiv 2 !! Verbindung<br />
|-<br />
| iş (Arbeit) || yer (Ort) || iş yeri (Arbeitsplatz)<br />
|-<br />
| akşam (Abend) || yemek (Essen) || akşam yemeği (Abendessen)<br />
|-<br />
| metro (U-Bahn) || bilet (Fahrkarte) || metro bileti (U-Bahn-Fahrkarte)<br />
|}<br />
<br />
=== Konjugation von Verben im Präsens ===<br />
Das türkische Präsens hat dieselbe Bedeutung wie das deutsche [[Präsens]]. Das Besondere daran ist aber, dass es bei jedem Verb exakt gleich konjugiert wird und keine Ausnahmen kennt.<br />
<br />
Bildungsregel: Verbstamm (+Bindevokal entsprechend der großen Vokalharmonie) + -yor + Personalsuffix -um/-sun/-/-uz/-sunuz/-lar<br />
<br />
Beispiel '''aramak''' (suchen):<br />
# Verbstamm '''ara'''<br />
# Aufgrund großer Vokalharmonie wird '''a''' zu '''ı''': '''arı'''<br />
# Anhängen -yor: '''arıyor''' (er/sie/es sucht)<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+ Konjugation des -(i)yor-Präsens (Beispiele)<br />
! Verb !! Ben !! Sen !! O !! Biz !! Siz !! Onlar<br />
|-<br />
| Aramak (suchen) || arıyorum || arıyorsun || arıyor || arıyoruz || arıyorsunuz || arıyorlar<br />
|-<br />
| Olmak (sein, werden) || oluyorum || oluyorsun || oluyor || oluyoruz || oluyorsunuz || oluyorlar<br />
|-<br />
| Gitmek (gehen) || gidiyorum || gidiyorsun || gidiyor || gidiyoruz || gidiyorsunuz || gidiyorlar<br />
|}<br />
<br />
=== Konjugation von Verben in der Vergangenheit ===<br />
Die „di-Vergangenheit“ hat die gleiche Funktion wie das [[Perfekt]] oder das [[Imperfekt]] im Deutschen und wird gebraucht bei abgeschlossenen Handlungen.<br />
<br />
Bildungsregel: Verbstamm + -di/-dı/-dü/-du + Personalsuffix -m/-n/-/-k/-niz/-ler.<br />
<br />
Beispiel '''gitmek''' (gehen)<br />
# Verbstamm '''git'''<br />
# Anhängen von '''di''' und Anpassung an den stimmlosen Konsonanten '''t''': '''gitti''' (er/sie/es ging/ist gegangen)<br />
<br />
{| class="wikitable" border="1"<br />
|+ Konjugation der -di-Vergangenheit (Beispiele)<br />
! Verb !! Ben !! Sen !! O !! Biz !! Siz !! Onlar<br />
|-<br />
| Aramak (suchen) || aradım || aradın || aradı || aradık || aradınız || aradılar<br />
|-<br />
| Olmak (sein, werden) || oldum || oldun || oldu || olduk || oldunuz || oldular<br />
|-<br />
| Gitmek (gehen) || gittim || gittin || gitti || gittik || gittiniz || gittiler<br />
|-<br />
| Düşürmek (fallen lassen) || düşürdüm || düşürdün || düşürdü || düşürdük || düşürdünüz || düşürdüler<br />
|}<br />
<br />
=== Die Bildung von Begriffen aus Wortstämmen ===<br />
{| class="wikitable"<br />
! türkisch<br />
! deutsch<br />
|-<br />
! {{lang|tr|göz}}<br />
|| Auge<br />
|-<br />
! {{lang|tr|gözlük}}<br />
|| Brille<br />
|-<br />
! {{lang|tr|gözlükçü}}<br />
|| Augenoptiker, Brillenverkäufer<br />
|-<br />
! {{lang|tr|gözlükçülük}}<br />
|| das Geschäft des Brillenverkaufes,<br /> der Beruf des Augenoptikers<br />
|-<br />
|}<br />
=== Groß- und Kleinschreibung ===<br />
Im Türkischen werden Satzanfänge, [[Eigenname]]n, Titel, Beinamen und Anreden groß geschrieben. Sprach-, Religions-, Volks-, Stammes- und Clanzugehörigkeit erscheinen ebenfalls in Großbuchstaben. Zusätzlich gibt es noch zahlreiche Sonderregeln.<ref>[http://www.tdk.gov.tr/index.php?option=com_content&id=183:buyuk Die Regeln der Türkischen Sprachgesellschaft für die Großschreibung</ref><br />
<br />
== Wortschatz ==<br />
Der Stamm von ursprünglichen türkischen Wörtern war im elitären [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] zu Gunsten von Lehnwörtern aus dem [[Persische Sprache|Persischen]] (Kunst, Kultur und Lebensart) und dem [[Arabische Sprache|Arabischen]] (Religion) möglichst klein gehalten worden und galt als bäuerlich. Nicht alle diese Lehnwörter konnten im modernen Türkisch durch alte türkische Wörter oder durch türkische Neuschöpfungen ersetzt werden.<br />
<br />
=== Sprachen und Anzahl der Lehnwörter ===<br />
Die neueste Ausgabe des „Büyük Türkçe Sözlük“ (''Großes Türkisches Wörterbuch''), dem offiziellen Wörterbuch der türkischen Sprache, veröffentlicht durch das Institut für die türkische Sprache [[Türk Dil Kurumu]], beinhaltet 616.767 Wörter, Ausdrücke, Begriffe und Nomen.<ref>[http://tdkterim.gov.tr/bts/ Büyük Türkçe Sözlük] Turkish Language Association: „Büyük Türkçe Sözlük’te söz, deyim, terim ve ad olmak üzere toplam 616.767 söz varlığı bulunmaktadır.“</ref> <br />
<br />
Obwohl bei der kemalistischen Sprachreform viele arabische und persische Wörter durch türkische ersetzt worden sind, liefert die arabische Sprache neben dem Französischen besonders viele Lehnwörter. Viele arabischen Wörter sind über das Persische entlehnt.<br />
<br />
Die folgenden statistischen Angaben nach einem türkischen Wörterbuch von 2005 erfassen alle Wörter der Schriftsprache.<br />
<br />
Insgesamt 14,18 % (14.816 von 104.481) der Wörter im Türkischen sind Lehnwörter. Lehnwörter stammen aus folgenden Sprachen (Rangfolge nach der Anzahl der Wörter):<ref>[http://web.archive.org/web/20060812025515/http://www.tdk.gov.tr/sozluk.html Quelle zu der Anzahl der Lehnwörter im Türkei-Türkischen]; [http://web.archive.org/web/20060902143637/http://www.tdk.gov.tr/tdksozluk/sozdil.html Quelle zu den Sprachen und Anzahl der Lehnwörter]</ref><br />
<br />
[[Datei:TurkishVocabulary.png|thumb|350px|Ursprung des türkischen Wortschatzes]]<br />
<br />
* [[Arabische Sprache|Arabisch]]: 6463 (oft über die persische Sprache entlehnt)<br />
* [[Französische Sprache|Französisch]]: 4974<br />
* [[Persische Sprache|Persisch]]: 1374 (ohne arabische Lehnwörter)<br />
* [[Italienische Sprache|Italienisch]]: 632<br />
* [[Englische Sprache|Englisch]]: 538<br />
* [[Griechische Sprache|Griechisch]]: 399<br />
* [[Latein]]: 147<br />
* [[Deutsche Sprache|Deutsch]]: 85<br />
* [[Russische Sprache|Russisch]]: 40<br />
* [[Spanische Sprache|Spanisch]]: 36<br />
* [[Slawische Sprachen|Slawisch]]: 24<br />
* [[Armenische Sprache|Armenisch]]: 23<br />
* [[Ungarische Sprache|Ungarisch]]: 19<br />
* [[Griechische Sprache|Altgriechisch]]: 14<br />
* [[Mongolische Sprachen|Mongolisch]]: 13<br />
* [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]: 9<br />
* [[Bulgarische Sprache|Bulgarisch]]: 8<br />
* [[Japanische Sprache|Japanisch]]: 7<br />
* [[Portugiesische Sprache|Portugiesisch]]: 4<br />
* [[Norwegische Sprache|Norwegisch]]: 2<br />
* [[Finnische Sprache|Finnisch]]: 2<br />
* [[Albanische Sprache|Albanisch]]: 1<br />
* [[Koreanische Sprache|Koreanisch]]: 1<br />
* [[Sogdische Sprache|Sogdisch]]: 1<br />
<br />
Im Jahre 1973 untersuchte die Wissenschaftlerin [[Kâmile İmer]] anhand fünf türkischer Tageszeitungen (Ulus, [[Akşam]], [[Cumhuriyet]], [[Milliyet]] und [[Hürriyet]]) den Wortgebrauch in der Presse:<ref>Lewis, Geoffrey: ''The Turkish Language Reform. A Catastrophic Success.'', Oxford University Press, 2002.</ref><br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
!Jahr<br />
!türkische Wörter<br />
!arabische Wörter<br />
!persische Wörter<br />
!andere Wörter<br />
!osmanische Wörter<br />
|-<br />
!1931<br />
|35,0 % || 51,0 % || 2,0 % || 6,0 % || 6,0 %<br />
|-<br />
!1933<br />
|44,0 % || 45,0 % || 2,0 % || 4,0 % || 5,0 %<br />
|-<br />
!1936<br />
|48,0 % || 39,0 % || 3,0 % || 5,0 % || 5,0 %<br />
|-<br />
!1941<br />
|48,0 % || 40,0 % || 3,0 % || 4,0 % || 5,0 %<br />
|-<br />
!1946<br />
|57,0 % || 28,0 % || 3,0 % || 7,0 % || 5,0 %<br />
|-<br />
!1951<br />
|51,0 % || 35,0 % || 3,0 % || 6,0 % || 5,0 %<br />
|-<br />
!1956<br />
| 51,0 % || 35,5 % || 2,0 % || 7,5 % || 4,0 %<br />
|-<br />
!1961<br />
| 56,0 % || 30,5 % || 3,0 % || 6,0 % || 4,5 %<br />
|-<br />
!1965<br />
| 60,5 % || 26,0 % || 1,0 % || 8,5 % || 4,0 %<br />
|}<br />
[[Datei:Kuaför.jpg|thumb|{{lang|tr|Kuaför}} – Friseur]]<br />
<br />
Einige Beispiele für Lehnwörter aus anderen Sprachen:<br />
* aus dem Arabischen: ''{{lang|tr|fikir}}'' (Idee), ''{{lang|tr|hediye}}'' (Geschenk), ''{{lang|tr|resim}}'' (Bild), ''{{lang|tr|insan}}'' (Mensch), ''{{lang|tr|saat}}'' (Uhr, Stunde), ''{{lang|tr|asker}}'' (Soldat), ''{{lang|tr|vatan}}'' (Vaterland), ''{{lang|tr|ırk}}'' (Rasse), ''{{lang|tr|millet}}'' (Nation), ''{{lang|tr|memleket}}'' (Heimat), ''{{lang|tr|devlet}}'' (Staat), ''{{lang|tr|halk}}'' (Volk), ''{{lang|tr|hain}}'' (Verräter), ''{{lang|tr|kurban}}'' (Opfer), ''{{lang|tr|şehit}}'' (Gefallener), ''{{lang|tr|beynelmilel}}'' (international)''<br />
* aus dem Persischen: ''{{lang|tr|tahta}}'' (Holz), ''{{lang|tr|pazar}}'' (Markt), ''{{lang|tr|pencere}}'' (Fenster), ''{{lang|tr|şehir}}'' (Stadt), ''{{lang|tr|hafta}}'' (Woche), ''{{lang|tr|ateş}}'' (Feuer), ''{{lang|tr|rüzgâr}}'' (Wind), ''{{lang|tr|ayna}}'' (Spiegel), ''{{lang|tr|can}}'' (Seele), ''{{lang|tr|dert}}'' (Kummer), ''{{lang|tr|hoş}}'' (wohl), ''{{lang|tr|düşman}}'' (Feind), ''{{lang|tr|kahraman}}'' (Held), ''{{lang|tr|köy}}'' (Dorf)<br />
* aus dem Französischen: ''{{lang|tr|lüks}}'' (Luxus), ''{{lang|tr|kuzen}}'' (Cousin), ''{{lang|tr|pantolon}}'' (Hose), ''{{lang|tr|kuaför}}'' (Friseur), ''{{lang|tr|hoparlör}}'' (Lautsprecher), ''{{lang|tr|kamyon}}'' (Lastwagen), ''{{lang|tr|sürpriz}}'' (Überraschung), ''{{lang|tr|sezaryen}}'' (Kaiserschnitt), ''{{lang|tr|gişe}}'' (Schalter), ''{{lang|tr|asansör}}'' (Fahrstuhl), ''{{lang|tr|stüdyo}}'' (Studio), ''{{lang|tr|bilet}}'' (Fahrkarte, Ticket)<br />
* aus dem Englischen: ''{{lang|tr|tişört}}'' (T-Shirt), ''{{lang|tr|futbol}}'' (Fußball), ''{{lang|tr|spiker}}'' (Nachrichtensprecher)<br />
* aus dem Griechischen: ''{{lang|tr|liman}}'' (Hafen), ''{{lang|tr|kutu}}'' (Schachtel), ''{{lang|tr|banyo}}'' (Bad), ''{{lang|tr|manav}}'' (Gemüsehändler)<br />
* aus dem Deutschen: ''{{lang|tr|şalter}}'' ([Licht-]Schalter), ''{{lang|tr|şinitsel}}'' (Schnitzel), ''{{lang|tr|Aysberg}}'' (Eisberg), ''{{lang|tr|otoban}}'' (Autobahn)<br />
* aus dem Italienischen: ''{{lang|tr|fatura}}'' (Rechnung), ''{{lang|tr|fırtına}}'' (Unwetter, < ''fortuna (mala)'')<br />
<br />
=== Türkische Wörter in anderen Sprachen ===<br />
Anzahl der türkischen Wörter in anderen Sprachen:<ref>Quelle zu der Anzahl der türkischen Wörter in anderen Sprachen: http://www.zaman.com.tr/haber.do?haberno=152542)<br />
(Quelle zu der Anzahl der türkischen Wörter in anderen Sprachen: http://www.zaman.com.tr/haber.do?haberno=152542)</ref><ref>Quelle zu der Anzahl der türkischen Wörter in anderen Sprachen: http://arsiv.sabah.com.tr/2008/04/27/haber,9FD7F4C2081047E48C391590D46F7263.html)<br />
(Quelle zu der Anzahl der türkischen Wörter in anderen Sprachen: http://arsiv.sabah.com.tr/2008/04/27/haber,9FD7F4C2081047E48C391590D46F7263.html)</ref><br />
{|<br />
||<br />
* [[Serbische Sprache|Serbisch]]: 8965<br />
* [[Armenische Sprache|Armenisch]]: 4260<br />
* [[Bulgarische Sprache|Bulgarisch]]: 3490<br />
* [[Griechische Sprache|Griechisch]]: 2984<br />
* [[Persische Sprache|Persisch]]: 2969<br />
* [[Albanische Sprache|Albanisch]]: 2622<br />
||<br />
* [[Rumänische Sprache|Rumänisch]]: 2780<br />
* [[Russische Sprache|Russisch]]: 2476<br />
* [[Arabische Sprache|Arabisch]]: 1990<br />
* [[Ungarische Sprache|Ungarisch]]: 1982<br />
* [[Ukrainische Sprache|Ukrainisch]]: 800<br />
* [[Englische Sprache|Englisch]]: 470<br />
||<br />
* [[Chinesische Sprache|Chinesisch]]: 289<br />
* [[Tschechische Sprache|Tschechisch]]: 248<br />
* [[Urdu]]:227<br />
* [[Deutsche Sprache|Deutsch]]: 166<br />
* [[Italienische Sprache|Italienisch]]: 146<br />
* [[Finnische Sprache|Finnisch]]: 110<br />
||<br />
|}<br />
<br />
Beispielwörter mit türkischer Herkunft:<br />
<br />
* ''{{lang|tr|cacık}}'' (Joghurtspeise); griechisch: ''{{lang|el-Latn|[[Tsatsiki]]}}''<br />
* ''{{lang|tr|çaprak}}'' (Satteldecke); deutsch ''{{lang|de|[[Schabracke (Reitsport)|Schabracke]]}}''<br />
* ''{{lang|tr|duman}}'' (Rauch); russisch: ''{{lang|tr|tuman}}'' (Nebel)<br />
* ''{{lang|tr|havyar}}'' (Kaviar); deutsch: ''{{lang|de|Kaviar}}''<br />
* ''{{lang|tr|ordu}}'' (Heer); englisch, französisch: ''{{lang|en|horde}}'', deutsch: ''{{lang|de|[[Horde]]}}''<br />
* ''{{lang|tr|yoğurt}}'' (Jogurt); englisch: ''{{lang|en|yoghurt}}'', französisch: ''{{lang|fr|yaourt}}'', deutsch: ''{{lang|de|Joghurt}}''<br />
<br />
== Türkische Literatur ==<br />
{{Hauptartikel|Türkische Literatur}}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Türk Dil Kurumu]]<br />
* [[Osmanische Sprache]]<br />
* [[Internationale Türkischolympiaden]]<br />
* [[Türkische Gebärdensprache]]<br />
* [[Liste der Verwandtschaftsbezeichnungen des Türkischen]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur |Autor= Geoffrey Lewis |Titel=The Turkish Language Reform. A Catastrophic Success |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Jahr=2002 |ISBN=978-0199256693}}<br />
<br />
=== Lehrbücher ===<br />
* Erdoğan Alpay: ''Türkisch Kompakt: Ein Lehrbuch mit praktischen Übungen für den täglichen Gebrauch'', Manzara Verlag, Pfungstadt 2012 ISBN 978-3-939795-25-4.<br />
* {{Literatur |Autor=Margarete Ersen-Rasch |Titel=Türkisch Lehrbuch für Anfänger und Fortgeschrittene |Verlag=Harrassowitz |Ort=Wiesbaden |Jahr=2007 |ISBN=978-3-447-05507-9}}<br />
* {{Literatur |Autor=Nuran Tezcan |Titel=Elementarwortschatz Türkisch-Deutsch |Verlag=Harrassowitz |Ort=Wiesbaden |Jahr=1988 |ISBN=3-447-02782-7}}<br />
* {{Literatur |Autor=[[Alev Tekinay]] |Titel=Günaydin. Einführung in die moderne türkische Sprache. Teil 1 |Verlag=Reichert |Ort=Wiesbaden |Jahr=2002 |ISBN=3-89500-275-5}}<br />
* {{Literatur |Autor=Alev Tekinay |Titel=Günaydin. Einführung in die moderne türkische Sprache. Teil 2. Türkisch für Fortgeschrittene |Verlag=Reichert |Ort=Wiesbaden |Jahr=2005 |ISBN=3-89500-445-6}}<br />
* Moser-Weithmann, Brigitte: ''Türkische Grammatik''. Hamburg 2001, ISBN 978-3-87548-241-6.<br />
<br />
=== Wörterbücher ===<br />
* {{Literatur |Autor=Karl Steuerwald |Titel=Deutsch-Türkisches Wörterbuch |Auflage=2. |Verlag=Harrassowitz |Ort=Wiesbaden |Jahr=1987 |ISBN=3-447-01584-5}}<br />
* {{Literatur |Autor=Karl Steuerwald |Titel=Türkisch-Deutsches Wörterbuch |Auflage=2. |Verlag=Harrassowitz |Ort=Wiesbaden 1988 |ISBN=3-447-02804-1}}<br />
<br />
=== Entlehnungen aus dem Türkischen in anderen Sprachen ===<br />
* Karl-Heinz Best: ''Turzismen im Deutschen.'' In: ''Glottometrics'' 11, 2005, S. 56–63<br />
<br />
=== Entlehnungen im Türkischen ===<br />
* Ayfer Aktaş: ''Aus dem Deutschen ins Türkische übernommene Wörter in türkischen Wörterbüchern – eine Bestandsaufnahme.'' In: ''Muttersprache'' 118, 2008, S. 72–80 (Der Beitrag gibt eine Übersicht über Entlehnungen aus allen Sprachen, nicht nur aus dem Deutschen.)<br />
* Karl-Heinz Best: ''Diversifikation der Fremd- und Lehnwörter im Türkischen.'' In: ''Archiv Orientální'' 73, 2005, S. 291–298<br />
* Karl-Heinz Best: ''Das Fremdwortspektrum im Türkischen.'' In: ''Glottometrics'' 17, S. 8–11.<br />
* Musa Yaşar Sağlam: ''Lehnwörter im Türkischen.'' In: ''Muttersprache'' 114, 2004, S. 115–122.<br />
* Musa Yaşar Sağlam: [http://www.edebiyatdergisi.hacettepe.edu.tr/2003201MusaYasarSaglam.pdf ''Eine lexikologische Wortschatzuntersuchung des einsprachigen türkischen Wörterbuches TÜRKÇE SÖZLÜK aus dem Jahre 1945.''] (PDF; 76&nbsp;kB) In: Hacettepe Üniversitesi Edebiyat Fakültesi Dergisi, Bd. 20 Nr. 1, Ankara 2003. S. 85–94.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Türkisch}}<br />
{{Wikibooks|Türkisch}}<br />
{{Wikiquote|Türkische Sprichwörter}}<br />
* [http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Tuerkisch_Suedosteuropa.pdf M. Kappler: Türkisch (in Südosteuropa). in: M. Okuka (Hg.): ''Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens.'' Klagenfurt (= Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens 10) 2002. S. 817.] (PDF-Datei; 357 kB)<br />
* [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/2868/pdf/Laut_Der_rotkoepfige_Stationsvorsteher.pdf Jens Peter Laut: Der rotköpfige Stationsvorsteher und das Haus der Scharia – Zum sexuellen Argot des Türkeitürkischen. in: Rainer Brunner (Hrsg.): Islamstudien ohne Ende: Festschrift für Werner Ende zum 65. Geburtstag. Würzburg 2002, S. 267 – 280] (PDF-Datei; 2,28 MB)<br />
* [http://www.omniglot.com/writing/turkish.htm Verschiedene türkische Alphabete und Sprachbeispiele]<br />
* [http://www.deutschtuerkisch.de Deutsch-Türkisches Wörterbuch] mit über 660.000 Einträgen<br />
* [http://de.pons.eu/deutsch-tuerkisch/ Deutsch-Türkisch Wörterbuch von PONS] mit mehr als 500.000 Übersetzungen<br />
* [http://www.beluka.de/ Deutsch-Türkisch Wörterbuch von beluka] mit ca. 662.000 Übersetzungspaare und Text-Übersetzungstool<br />
* [http://unicode.e-workers.de/tuerkisch.php ASCII-Tabelle für türkische Sonderzeichen für Windows-Tastaturbelegung]<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=tr|text=türkischer Sprache|wnews=0|wvers=0}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Turkische Sprache}}<br />
[[Kategorie:Türkische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
<br />
{{Link FA|sv}}</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutsche_Sprache&diff=124531252Deutsche Sprache2013-11-16T21:23:42Z<p>Fobos92: /* Weltweite Verbreitung der deutschen Sprache */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
| Sprache = Deutsch<br />
| Länder = [[Deutschland]], [[Österreich]], [[Liechtenstein]], dem [[Deutschschweiz|deutschsprachigen Teil]] der [[Schweiz]], [[Luxemburg]], [[Südtirol]] ([[Italien]]), [[Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens|Deutschsprachige Gemeinschaft]] [[Belgien]]s (DG) sowie dem [[Elsass]] und dem östlichen [[Département Moselle|Lothringen]] ([[Frankreich]]); Minderheiten in zahlreichen weiteren [[Mitteleuropa|mittel-]] und [[Osteuropa|osteuropäischen]] Staaten, in [[Zentralasien]] sowie im südlichen Afrika (neben [[Namibia]] auch [[Südafrika]]); Auswanderer in Übersee, v.&nbsp;a. auf dem [[amerika]]nischen Kontinent<br />
| Sprecher = Geschätzt: etwa 90 bis 98 Millionen Muttersprachler weltweit,<ref name="Länderkunde">Thomas Marten, Fritz Joachim Sauer (Hrsg.): ''Länderkunde Deutschland, Österreich und Schweiz (mit Liechtenstein) im Querschnitt.'' Inform-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-9805843-1-3, S.&nbsp;7.</ref><ref name="ethnologue">[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=deu M. Paul Lewis: ''Ethnologue: Languages of the World. Ethnologue and bibliography information on German, Standard''] Englisch, zuletzt abgerufen am 25. Januar 2011</ref> mindestens 80 Millionen Fremdsprachler (davon nach ''[[Eurobarometer]]'' 55 Millionen in der Europäischen Union)<br />
| Klassifikation = * [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Germanische Sprachen]]<br />
*:: [[Westgermanische Sprachen]]<br />
| KSprache = Deutsch<br />
<!--Nichts ohne handfeste Quellenangaben einfügen!!!--><br />
| Amtssprache = {{DEU}}<br />{{AUT}}<br />{{CHE}}<br />{{LIE}}<br />{{LUX}}<br />{{BEL}}<br />{{ITA}} ([[Datei:Suedtirol CoA.svg|16px|Wappen Südtirols]] [[Südtirol]])<br />{{EU}} <small>(Amts- und Arbeitssprache)</small> <hr /> Auf lokaler Ebene:<br />
* {{SVK}}:<br />
** [[Datei:KrahuleWappen.gif|18px]] [[Krahule|Blaufuß]]<ref>[http://ec.europa.eu/languages/euromosaic/pdf/brochure_en.pdf Euromosaik-Studie aus 2004: Deutsch in der Slowakei (S. 285-289)] (PDF; 4,6&nbsp;MB). Letzter Zugriff am 31. Januar 2013</ref><ref name="EMSS">[http://ec.europa.eu/education/languages/archive/languages/langmin/euromosaic/slok1_de.html Regional- und Minderheitensprachen der Europäischen Union – Euromosaik-Studie: Deutsch in der Slowakei]. Letzter Zugriff am 13. November 2009</ref><br />
* {{BRA}}:<br />
** [[Datei:Bandeira_antonio_carlos_sc.png|22px]] [[Antônio Carlos (Santa Catarina)|Antônio Carlos]]<ref>[http://www.ipol.org.br/upload/Image/lei1.jpg Cooficialização da língua alemã em Antônio Carlos]</ref><br />
** [[Datei:BandeiraDomingosMartinsES.jpg|22px]] [[Domingos Martins]]<br />
** [[Datei:Bandeira-trezetilias.gif|22px]] [[Treze Tílias|Dreizehnlinden]]<br />
** [[Datei:Bandeira-pancas.JPG|22px]] [[Pancas]]<br />
** [[Datei:Bandeira-pomerode.PNG|22px]] [[Pomerode]]<ref>[http://www.leismunicipais.com.br/twitter/222/legislacao/lei-2251-2010-pomerode-sc.html Pomerode institui língua alemã como co-oficial no Município.]</ref><ref>[http://www.vemprapomerode.com.br/cultura/patrimonio/pagina/lingua-alema Patrimônio - Língua alemã]</ref><br />
** [[Datei:Bandeira-stamariadejetiba.jpg|22px]] [[Santa Maria de Jetibá]]<br />
** [[Datei:Bandeira vila pavao.svg|22px]] [[Vila Pavão]]<br />
|Weiteres={{FRA}} <small>(„[[Regionalsprache]]“ in der Region [[Elsass]] und im [[Lothringen|lothringischen]] Département [[Moselle]])</small><ref>[ftp://trf.education.gouv.fr/pub/edutel/bo/2003/hs2/alsace_mosellans2.pdf education.gouv.fr] (PDF)</ref><br />{{NAM}} <small>(„[[Nationalsprache]]“; bis 1990 auch Amtssprache)</small> <ref>[http://www.az.com.na/fileadmin/pdf/2007/deutsch_in_namibia_2007_07_18.pdf ''Deutsch in Namibia''.] (PDF; 5,6 MB) ''Allgemeine Zeitung'', 18. Juli 2007, Beilage</ref><br />{{POL}} <small>(„[[Deutsche Minderheit in Polen#Rechtliche Anerkennung und Infrastruktur|Hilfssprache]]“ in zahlreichen Gemeinden)</small> <ref>Rüdiger Danowski: [http://www.ostpreussen-info.de/land/minderheit.htm ''Zur Lage der deutschen Minderheit in Polen seit 1989''.] ostpreussen-info.de, abgerufen 13. November 2009</ref><br />{{DNK}} <small>(Verkehrs– und Verwaltungssprache der [[Deutsche Minderheit in Dänemark|Deutschen Minderheit in Nordschleswig]])</small><ref>[http://ec.europa.eu/education/languages/archive/languages/langmin/euromosaic/da1_en.html Support from the European Commission for measures to promote and safeguard regional or minority languages and cultures - The Euromosaic sutdy: German in Denmark] (engl.). Letzter Zugriff am 13. November 2009</ref><br />[[Datei:Guardia Svizzera Bandiera.svg|16px|Fahne der Schweizergarde]] Kommandosprache der [[Päpstliche Schweizergarde|Schweizergarde]] <small>(in [[Vatikanstadt]])</small> <ref>[http://www.vds-ev.de/wussten-sie-dass ''Wussten sie, dass&nbsp;''] Verein Deutsche Sprache e.&nbsp;V., abgerufen 1. September 2011</ref><br />
| Minderheitensprache = {{BRA}}<ref>[http://www.rog.com.br/claudiovereza2/mostraconteudos.asp?cod_conteudo=735 O povo pomerano no ES]</ref><ref name="plenarioes">[http://www.ipol.org.br/ler.php?cod=690 Plenário aprova em segundo turno a PEC do patrimônio]</ref><ref name="ementaes">[http://claudiovereza.files.wordpress.com/2011/06/pec-11-de-2009_1.pdf Emenda Constitucional na Íntegra] (PDF; 69&nbsp;kB)</ref><ref>[http://www.revistajuridica.com.br/noticia_integra_new.asp?id=187110 ALEES - PEC que trata do patrimônio cultural retorna ao Plenário]</ref><ref name="rslei">[http://www.al.rs.gov.br/legis/M010/M0100018.asp?Hid_IdNorma=58094 LEI 14.061 - DECLARA INTEGRANTE DO PATRIMÔNIO HISTÓRICO E CULTURAL DO ESTADO DO RIO GRANDE DO SUL A “LÍNGUA HUNSRIK”, DE ORIGEM GERMÂNICA]</ref><ref name="rsleijulho2012">[http://www.al.rs.gov.br/legis/M010/M0100099.ASP?Hid_Tipo=TEXTO&Hid_TodasNormas=58094&hTexto=&Hid_IDNorma=58094 LEI Nº 14.061, de 23 de julho de 2012 - Declara integrante do patrimônio histórico e cultural do estado do Rio Grande do Sul a língua hunsrik, de origem germânica]</ref><br />{{ITA}}<ref>[http://www.uni-leipzig.de/~siebenh/kurse/SS08/v_sprachliche_variation_08/10_sprachliche_variation.pdf Deutsche Sprache in Europa] (PDF; 5,0&nbsp;MB)</ref><br />{{KAZ}}<ref>[http://www.laenderkontakte.de/region/asien/kasachstan/deutsche_vereinigungen_deutsche_minderheiten/index.html Deutsche Vereinigungen Kasachstan, Deutsche Minderheiten Kasachstan, Adressen Deutsche Vereinigungen / Deutsche Minderheiten, Infos Deutsche Vereinigungen / Deutsche Minderhei...<!-- Bot generated title -->]</ref><br />{{KGZ}}<ref>[http://www.goethe.de/ges/spa/sui/en5434638.htm Language - Language and Identity] - Goethe-Institut<!-- Bot generated title --></ref><br />{{ROU}}<ref>[http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/alteartikel/223-deutsche-minderheit-in-rumaenien.html ''Deutsche Minderheit in Rumänien: „Zimmerpflanze oder Betreuungs-Objekt“''.] siebenbuerger.de, 15. April 2001</ref><br />{{RUS}}<ref>[http://www.rusdeutsch.eu/?menu=1&menu0=38&level3=&z=1 rusdeutsch.eu]</ref><br />{{SLK}}<ref name="EMSS" /><br />{{CZE}}<ref>[http://ec.europa.eu/education/languages/archive/languages/langmin/euromosaic/cz1_de.html Regional- und Minderheitensprachen der Europäischen Union – Euromosaik-Studie: Deutsch in der Tschechischen Republik] Letzter Zugriff am 13. November 2009</ref><br />{{HUN}}<ref>[http://ec.europa.eu/education/languages/archive/languages/langmin/euromosaic/hu2_de.html Regional- und Minderheitensprachen der Europäischen Union – Euromosaik-Studie: Deutsch in Ungarn] Letzter Zugriff am 13. November 2009.</ref><br />{{RSA}}<ref>[http://www.constitutionalcourt.org.za/site/constitution/english-web/ch1.html Südafrikanische Verfassung] Letzter Zugriff am 30. März 2013.</ref><br />
| ISO1 = de<br />
| ISO2B = ger<br />
| ISO2T = deu<br />
| ISO3 = deu<br />
| SIL = [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=deu deu] (alt GER)<br />
}}<br />
Die '''deutsche Sprache''' (kurz ''Deutsch'' {{IPA|[dɔʏ̯ʧ]}}) gehört zum [[Westgermanische Sprachen|westlichen Zweig]] der [[Germanische Sprachen|germanischen Sprachen]] und wird im deutschen Sprachraum in [[Deutschland]], [[Österreich]], der [[Deutschschweiz]], [[Liechtenstein]], [[Luxemburg]], [[Ostbelgien]], [[Südtirol]], im [[Elsass]] und [[Lothringen]] sowie von Minderheiten in weiteren [[Mitteleuropa|mittel-]] und außereuropäischen Ländern gesprochen. Deutsch ist eine Nationalsprache im afrikanischen [[Namibia]]. Zu seinen [[Varietät (Linguistik)|Varietäten]] gehören einerseits die deutsche [[Standardsprache]] als [[Dachsprache]], die auf der Grundlage hochdeutscher Mundarten entstanden ist und auch als ''Hochdeutsch'', ''[[Standarddeutsch]]'', ''Schriftdeutsch'' oder als ''deutsche Literatursprache'' bezeichnet wird, andererseits eine Vielzahl von [[Deutsche Dialekte|Lokaldialekten]] in einem Dialektkontinuum, die sich in [[Hochdeutsche Dialekte|hochdeutsche]] und [[Niederdeutsche Dialekte|niederdeutsche]] Mundarten aufteilen lassen. Das Deutsche ist eine bedeutende Regionalsprache und die meistgesprochene [[Muttersprache]] in der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und wird zu den zehn [[Weltsprache|wichtigsten Sprachen der Welt]] gezählt.<ref>George Weber: “Top Languages: The World's 10 Most Influential Languages” in Language Today (Vol. 2, Dec 1997)</ref><br />
== Definition ==<br />
Unter dem Begriff „deutsche Sprache“ wird heute die auf der Grundlage von [[Mitteldeutsche Dialekte|mitteldeutschen]] und [[Oberdeutsche Dialekte|oberdeutschen]] Mundarten entstandene deutsche Standardsprache (Standard-Hochdeutsch) verstanden sowie diejenigen Mundarten des [[Kontinental-westgermanische Dialekte|kontinentalwestgermanischen]] [[Dialektkontinuum]]s, die ganz oder teilweise von dieser [[Dachsprache|überdacht]] werden.<br />
<br />
Zum Deutschen werden darüber hinaus die historischen Vorgängersprachen [[Althochdeutsch]] (Sprachcodes nach ISO 639-2 & 639-3: ''goh'') und [[Mittelhochdeutsch]] (Sprachcodes nach ISO 639-2 & 639-3: ''gmh'') gezählt sowie neuere umgangssprachliche Varietäten oder Mischsprachen (z.&nbsp;B. [[Missingsch]]) innerhalb des Geltungsbereiches der deutschen Standardsprache.<br />
<br />
Das [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgische]] sowie manche Auswandererdialekte (z.&nbsp;B. [[Pennsylvania Dutch]]) oder Übergangsdialekte (z.&nbsp;B. [[Kollumerpompsters]]), die zwar auf Varietäten innerhalb des Dialektkontinuums der deutschen Mundarten zurückgehen, jedoch heute nicht oder nur in eingeschränktem Maße von der deutschen Standardsprache überdacht werden, können hingegen auf synchroner Ebene nicht zum „Deutschen“ im engeren Sinne des Wortes gerechnet werden.<br />
<br />
Das [[Jiddisch]]e, das ursprünglich auf das Mittelhochdeutsche zurückgeht, sich jedoch vor allem unter [[Slawische Sprachen|slawischen]] und [[Hebräische Sprache|hebräischen]] Einflüssen eigenständig weiterentwickelt und eine eigene Schriftsprache ausgebildet hat, und die lexikalisch auf dem Deutschen basierende [[Kreolsprache]] [[Unserdeutsch]] werden hingegen heute in der Sprachwissenschaft im Allgemeinen nicht zum Deutschen gerechnet, sondern als eigenständige Sprachen betrachtet.<br />
<br />
== Glottonyme ==<br />
=== Das Glottonym „deutsch“ ===<br />
{{Hauptartikel|Deutsch (Etymologie)}}<br />
Das Wort (Glottonym = der Name der verwendeten Sprache) „deutsch“ bildete sich aus dem [[Urgermanisch|germanischen]] Wort ''thioda'' („Volk“, Adjektiv '''thiodisk''', „diutschiu“) heraus. Es bedeutet so viel wie „zum Volk gehörig“ und entwickelte sich zu einer Bezeichnung für die Sprache der germanischen Stämme Mitteleuropas, die im Gegensatz zur Sprache der angrenzenden [[Romanische Sprachen|romanischen]] Bevölkerung und zum [[Latein]] stand.<br />
{{Zitat|''qui Theutonica sive Teutisca lingua loquimur''|Übersetzung=die wir Teutonisch oder Deutsch reden|[[Notker I.|Notker]]|Quelle=''Gesta Karoli'' 1, 10, 24-25}}<br />
Das Gebiet, in dem diese sprachlichen Varietäten, die ein zusammenhängendes [[Dialektkontinuum]] bildeten und als „deutsch“ bezeichnet wurden, gesprochen wurden, wurde zunächst im Plural als „diutschiu lant“ und seit dem 15.&nbsp;Jahrhundert als „Deutschland“ bezeichnet. Heute würde man dafür den Ausdruck „[[deutscher Sprachraum]]“ verwenden.<br />
<br />
Man findet das Wort „deutsch“ in seiner lateinischen Form „theodisce“ erstmals im Jahre 786 im Synodenbericht des päpstlichen Nuntius [[Gregor von Ostia]]. Dieser Bericht über zwei Synoden, die in England stattfanden, wurde sowohl auf Lateinisch als auch in der Sprache des Volkes (Volkssprache) verlesen. Unklar ist allerdings bis heute, ob damals damit tatsächlich die „Sprache des Volkes“ in Deutschland (im deutschen Sprachraum) gemeint war. Ein wenig deutlicher wird die Verbindung zum „Land der Deutschen“ erst zwei Jahre später (788) bei einer Anklage gegen den [[Geschichte Bayerns#Das ältere baierische Stammesherzogtum|baierischen Herzog]] [[Tassilo III.|Tassilo]] auf dem [[Reichstag (Heiliges Römisches Reich)|Reichstag]] zu [[Ingelheim am Rhein|Ingelheim]] wegen Fahnenflucht: „… quod theodisca lingua harisliz dicitur …“; ein eindeutiger Beleg fehlt aber dafür, dass zu diesem Zeitpunkt bereits eine Wandlung von „Sprache des Volkes“ hin zu „deutsche Sprache“ vollzogen war. Die „theodisca lingua“ war hingegen seit [[Karl der Große|Karl dem Großen]] die amtliche Bezeichnung für die [[altfränkisch]]e Volkssprache.<br />
<br />
Das lateinische „theodiscus“ („zum Volk gehörig“) ist ein Wort der Gelehrtensprache; ihm liegt das westfränkische „theudisk“ zugrunde, wird aber auch mit gotisch „thiuda“, althochdeutsch „diot“ („Volk“), isländisch „þjóð“ („Volk“) in Verbindung gebracht.<br />
<br />
Die ältere Bezeichnung „fränkisch“ für die eigene Sprache traf etwa seit dem 9.&nbsp;Jahrhundert nicht mehr eindeutig zu, da einerseits die westfränkische Oberschicht im späteren [[Frankreich]] den romanischen Dialekt der einheimischen Bevölkerung übernommen hatte und andererseits das [[Ostfrankenreich]] auch nicht-fränkische Stämme wie die [[Alemannen]], die [[Bajuwaren|Baiern]], die [[Thüringer]] und die [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] umfasste.<br />
<br />
Die althochdeutsche Form „diutisc“ begann seit dieser Zeit das mittellateinische „theodiscus“ zu verdrängen; es setzte sich jedoch nur zögernd durch. Erst um 1090 (im [[Annolied]] aus dem Kloster Siegburg) wird „diutisc“ auf Sprache, Volk und Land angewendet:<br />
<br />
: ''„Diutschin sprechin, Diutschin liute in Diutischemi lande.“''<br />
: („Deutsch sprechen, deutsche Leute in deutschem Lande.“)<br />
<br />
Das [[Althochdeutsch]]e ist die älteste schriftlich überlieferte Sprachform der Völker, die sich als ''deutsch'' bezeichnen. Es war nicht einheitlich, sondern bestand aus vielen Mundarten. Erst um die Mitte des 12.&nbsp;Jahrhunderts entwickelte sich im mittelrheinischen Gebiet eine mittelhochdeutsche Dichter- und Literatursprache, die uns in der klassisch höfischen Ritterliteratur begegnet, in der auch keltisches Sagengut bearbeitet wurde. Begründet und getragen wurde diese Dichtung vor allem vom aufstrebenden Adel, der sich damit vom Volk abheben wollte.<br />
<br />
''„In den Geschichtsquellen seit dem Ende des 8. Jahrhunderts taucht immer häufiger der Begriff der deutschen Sprache, der ‚lingua theodisca‘ auf. Die Sprachgemeinschaft der Deutschen hat den Volksnamen von der Sprache erhalten“''<ref>Hans K. Schulze: ''Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen. Merowinger und Karolinger'', 1998, S. 12</ref><br />
<br />
Die „lingua theodisca“ war die deutsche Sprache, die die Gemeinsamkeit der Menschen ausdrückte. [[Karl der Große]] hat diese Sprache als seine eigene und offizielle Sprache bezeichnet. ''„Das Bleibendste aber wohl, was Karl für die deutsche Sprache getan hat, ist die Durchsetzung eben dieses Namens ‚deutsch‘ und die Ermöglichung seiner Prägung. Karl brauchte einen Namen für die germanischen Sprachen seines Reiches, so wie es für die romanischen Sprachen die Bezeichnung lingua Romana (rustica) gab.“''<ref>Werner Betz: ''Karl der Grosse und die Lingua Theodisca'', S. 300–306 im sog. Karlswerk, hrsg. von Wolfgang Braunfels: ''Karl der Grosse. Lebenswerk und Nachleben. Band II, Das Geistige Leben''. Düsseldorf 1965, S. 305.</ref> ''„Karls Blick auf das Germanische im Sprachlichen ließ den neuen Terminus entstehen und er wurde zum Namen einer von Karl bestimmten neuen Sonderung des Germanischen …, eben des Deutschen“.''<ref>Werner Betz: ''Karl der Grosse und die Lingua Theodisca'', S. 300–306 im sog. Karlswerk, hrsg. von Wolfgang Braunfels: ''Karl der Grosse. Lebenswerk und Nachleben. Band II, Das Geistige Leben''. Düsseldorf 1965, S. 306.</ref><br />
<br />
=== Bezeichnungen des Deutschen in anderen Sprachen ===<br />
{{Hauptartikel|Deutsch in anderen Sprachen}}<br />
Aufgrund der wechselhaften politischen [[Geschichte]] des deutschen Sprachraums sowie seiner Mittellage zwischen den Gebieten romanischer und slawischer Sprachen gibt es mehr unterschiedliche Formen für den Namen der deutschen Sprache (Deutsch) als für die meisten anderen [[Sprache]]n der [[Welt]]. Allgemein kann man die Namen der deutschen Sprache aber aufgrund ihrer Herkunft in sechs Gruppen zusammenfassen:<br />
<br />
==== Zum Wort „deutsch“ ====<br />
{{Hauptartikel|Deutsch (Etymologie)}}<br />
<br />
In anderen germanischen Sprachen:<br />
* [[Afrikaans]]: ''Duits''<br />
* [[Dänische Sprache|Dänisch]]: ''tysk''<br />
* [[Färöische Sprache|Färöisch]]: ''týskt''<br />
* [[Friesische Sprache|Friesisch]]: ''Dútsk''<br />
* [[Isländische Sprache|Isländisch]]: ''þýska''<br />
* [[Jiddisch]]: ''daytsh'' (''{{lang|yi|דײַטש}}'')<br />
* [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgisch]]: ''däitsch''<br />
* [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]] (in D): ''düütsch''<br />
* [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]] (in NL): ''duuts''<br />
* [[Niederländische Sprache|Niederländisch]]: ''Duits''<br />
* [[Norwegische Sprache|Norwegisch]]: ''tysk''<br />
* [[Pitcairn-Englisch]]: ''doich''<br />
* [[Schwedische Sprache|Schwedisch]]: ''tyska''<br />
<br />
In einigen romanischen Sprachen:<br />
<br />
* [[Französische Sprache|Französisch]]: ''t(h)iois'' (veraltetes Wort), ''tudesque'' (latinisiertes Wort)<br />
* [[Furlanische Sprache|Furlanisch]]: ''todesc''<br />
* [[Italienische Sprache|Italienisch]]: ''tedesco''<br />
* [[Katalanische Sprache|Katalanisch]]: ''tudesc'' (veraltet)<br />
* [[Ladinische Sprache|Ladinisch]]: ''tudësch''<br />
* [[Latein]]: ''(lingua) Theodisca''<br />
* [[Rätoromanisch]]: ''tudestg''<br />
* [[Spanische Sprache|Spanisch]]: ''tudesco''<ref>[http://buscon.rae.es/draeI/SrvltConsulta?TIPO_BUS=3&LEMA=tudesco Real Academia Española]</ref> (heute wenig gebräuchlich)<br />
<br />
Darüber hinaus:<br />
<br />
* [[Chinesische Sprache|Chinesisch]]: ''déyǔ'' {{zh|kurz=|v=德语|t=德語}} oder ''déyìzhìyǔ'' {{zh|kurz=|v=德意志语|t=德意志語}} <small>(''dé[yìzhì]'' = Lautübertragung des Wortes „deutsch“; ''yǔ'' „Sprache“)</small><br />
** [[Vietnamesische Sprache|Vietnamesisch]]: ''{{lang|vi|tiếng Đức oder Đức ngữ}}'' <small>(''{{lang|vi|tiếng oder ngữ}}'' „Sprache“; ''{{lang|vi|Đức}}'' ist die [sino-]vietnamesische Aussprache desselben Sinographems {{lang|vi|德}} wie im chinesischen Namen)</small><br />
* [[Japanische Sprache|Japanisch]]: ''doitsu-go'' {{lang|ja|ドイツ語}} oder {{lang|ja|独逸語}} <small>(''doitsu'' = Lautübertragung des Wortes „deutsch“; ''go'' „Sprache“)</small><br />
* [[Koreanische Sprache|Koreanisch]]: ''dogileo'' 독일어 (abgekürzt: 독어) <small>(Die gleichen Sinographeme wie im japanischen Namen, aber in [[Hanja#Aussprache|sinokoreanischer]] statt [[On-Lesung|sinojapanischer]] Aussprache: {{lang|ko|獨}}→독 ''dok'', {{lang|ko|逸}}→일 ''il'', {{lang|ko|語}}→어 ''eo.'')</small><br />
* [[Nordsamische Sprache|Nordsamisch]]: ''duiskkagiella'' oder ''tuiskkagiella''<br />
* [[Taiwanische Sprache|Taiwanisch]]: ''dik-gok ue'' ({{zh|kurz=|t=德國 話|v=德国 话}})<br />
<br />
==== Zum Wort „Sachsen“ ====<br />
Mit „Sachsen“ ist das historische Volk der [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] gemeint (heute [[Niederdeutsche Sprache|niedersächsischer]] Sprachraum).<br />
* [[Estnische Sprache|Estnisch]]: ''saksa''<br />
* [[Finnische Sprache|Finnisch]]: ''saksa''<br />
* [[Samische Sprache|Inarisamisch]]: ''säksikiela''<br />
In der [[Irische Sprache|irischen]] und [[Walisische Sprache|walisischen Sprache]] ist die Bedeutung der Worte ''Sasanach'' bzw. ''Saesneg'' – die aus dem Namen des [[Angelsachsen|(angel)sächsischen Volkes]] als Eroberern [[Großbritannien (Insel)|Großbritanniens]] stammen – aber „englisch“.<br />
<br />
==== Zum Wort „*němьcь“ ====<br />
[[Datei:Sprachwerbung Prag.JPG|mini|hochkant|Werbung für die deutsche Sprache an der [[Deutsche Botschaft Prag|Deutschen Botschaft Prag]]]]<br />
Dieses Wort entstand aus dem [[Slawische Sprachen|slawischen]] Wort ''*němьcь'', das auf die [[urslawisch]]e Wurzel ''*něm-'': „stumm“ zurückgeht; dies war ursprünglich eine allgemeine Bezeichnung für alle Fremden aus dem Westen, welche die slawischen Sprachen nicht verstanden (vgl. griechisch [[Barbar|''barbaros'']]):<br />
* [[Bosnische Sprache|Bosnisch]]: ''njemački''<br />
* [[Bulgarische Sprache|Bulgarisch]]: ''немски'' (''nemski'')<br />
* [[Kaschubische Sprache|Kaschubisch]]: ''miemiecczi''<br />
* [[Kroatische Sprache|Kroatisch]]: ''njemački''<br />
* [[Niedersorbische Sprache|Niedersorbisch]]: ''nimšćina''<br />
* [[Obersorbische Sprache|Obersorbisch]]: ''němčina''<br />
* [[Polnische Sprache|Polnisch]]: ''niemiecki''<br />
* [[Rumänische Sprache|Rumänisch]]: ''neamţ'' (neben ''german'')<br />
* [[Russische Sprache|Russisch]]: ''{{lang|ru|немецкий}}'' (''nemezkij'')<br />
* [[Serbische Sprache|Serbisch]]: ''немачки'' (''nematschki'')<br />
* [[Slowakische Sprache|Slowakisch]]: ''nemčina''<br />
* [[Slowenische Sprache|Slowenisch]]: ''nemščina''<br />
* [[Tschechische Sprache|Tschechisch]]: ''němčina''<br />
* [[Ukrainische Sprache|Ukrainisch]]: ''{{lang|uk|німецька}}'' (''nimez'ka'')<br />
* [[Ungarische Sprache|Ungarisch]]: ''német''<br />
* [[Weißrussische Sprache|Weißrussisch]]: ''нямецкая'' (''njamezkaja'')<br />
<br />
'''Anmerkungen:''' In der Vergangenheit war im Rumänischen die dem Slawischen entlehnte Form ''{{lang|ro|nemţeşte}}'' üblich; aber heute wird im Rumänischen vorwiegend das Wort ''{{lang|ro|germană}}'' benutzt. Das ungarische ''{{lang|hu|német}}'' ist auch aus dem Slawischen entlehnt, ebenso der Name für die Deutschen in [[Österreich]] im [[Arabische Sprache|Arabischen]], ''an-Nimsā'' ({{lang|ar|النمسا}}).<br />
<br />
Beispiele für den Familiennamen „Deutscher“ sind der US-amerikanische Admiral [[Chester W. Nimitz]], der kroatisch-deutsche Musiker und Schauspieler [[Miroslav Nemec]] oder (in der [[Movierung|movierten]] Form) die tschechische Schriftstellerin [[Božena Němcová]] (Maskulinform: ''Němec'').<br />
<br />
==== Zum Wort „Alamannen“ ====<br />
Die [[Alamannen]] waren eine [[Volksgruppe|Bevölkerungsgruppe]] des westgermanischen Kulturkreises, deren Gebiet sich an der Grenze zum „[[Welschland]]“ (Frankreich, Italien) befand. Die Bezeichnung ''Alemannisch'' für das Deutsche verbreitete sich in erster Linie über das Französische.<br />
* [[Arabische Sprache|Arabisch]]: {{lang|ar|ألمانية}} (''almāniyya'')<br />
* [[Baskische Sprache|Baskisch]]: ''Alemaniera''<br />
* [[Bretonische Sprache|Bretonisch]]: ''alamaneg''<br />
* [[Französische Sprache|Französisch]]: ''allemand''<br />
* [[Galizische Sprache|Galizisch]]: ''alemán''<br />
* [[Katalanische Sprache|Katalanisch]]: ''alemany''<br />
* [[Kornische Sprache|Kornisch]]: ''Almaynek''<br />
* [[Kurdische Sprache|Kurdisch]]: ''Almanî''<br />
* [[Lingala]]: ''lialémani''<br />
* [[Persische Sprache|Persisch]]: {{lang|fa|آلمانى}} (''ālmānī'')<br />
* [[Portugiesische Sprache|Portugiesisch]]: ''alemão''<br />
* [[Spanische Sprache|Spanisch]]: ''alemán''<br />
* [[Türkische Sprache|Türkisch]]: ''Almanca''<br />
* [[Walisische Sprache|Walisisch]]: ''Almaeneg''<br />
<br />
==== Zum Wort „Germanen“ ====<br />
Die Verwendung von „[[Germanen|Germane]]“ oder „Germania“ ist eine eher jüngere Erscheinung, die im Gefolge der [[Renaissance]] zu suchen ist. Die Verbreitung in außereuropäische Sprachen geschah vor allem über das Englische.<br />
* [[Albanische Sprache|Albanisch]]: ''gjermanishtë''<br />
* [[Armenische Sprache|Armenisch]]: Գերմաներեն (''Germaneren'')<br />
* [[Bulgarische Sprache|Bulgarisch]]: ''германски'' (''Germanski'')<br />
* [[Englische Sprache|Englisch]]: ''German'' (zu ''Dutch'', der englischen Bezeichnung für das Niederländische, siehe den Artikel [[Niederländisch (Name)]]).<br />
* [[Esperanto]]: ''germana (lingvo)''<br />
* [[Georgische Sprache|Georgisch]]: ''გერმანული (ენა)'' (''Germanuli'' (''ena''- Sprache))<br />
* [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]: {{lang|he|גרמנית}} (''germanit'')<br />
* [[Hindi]]: जर्मन (''jarman'')<br />
* [[Ido (Sprache)|Ido]]: ''Germana linguo''<br />
* [[Indonesische Sprache|Indonesisch]]: ''Jerman''<br />
* [[Irische Sprache|Irisch]]: ''Gearmáinis''<br />
* [[Kiswahili]]: ''Kijerumani''<br />
* [[Manx (Sprache)|Manx]]: ''Germaanish''<br />
* [[Mazedonische Sprache|Mazedonisch]]: ''германски'' (''germanski'')<br />
* [[Mongolische Sprache|Mongolisch]]: ''{{lang|mn|Герман}}'' (''German'')<br />
* [[Neugriechisch|Neu-Griechisch]]: ''Γερμανικά'' (''Jermaniká'', Neutrum Plural)<br />
* [[Rumänische Sprache|Rumänisch]]: ''germană''<br />
* [[schottisch-gälische Sprache|Schottisch-Gälisch]]: ''Gearmailtis''<br />
* [[Thailändische Sprache|Thai]]: {{lang|th|(ภาษา) เยอรมัน}}, ''(phasa) yoeraman''<br />
<br />
==== Sonderformen ====<br />
* [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]: אשכנזית ''aschkenasit'', nach [[Aschkenas]] als [[mittelalter]]liche Bezeichnung für deutschsprachige Länder.<ref>{{internetquelle<br />
| autor=Ivan G. Marcus<br />
|hrsg=YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe<br />
|url=http://www.yivoencyclopedia.org/article.aspx/Ashkenaz<br />
|titel=Ashkenaz<br />
|sprache=en<br />
|datum=2010-07-09<br />
|zugriff=2013-04-23<br />
}}</ref><br />
<br />
'''Bezeichnungen in den baltischen Sprachen'''<br />
* [[Jatwingische Sprache|Jatwingisch]]: ''miksiskai''<br />
* [[Litauische Sprache|Litauisch]]: ''vokiečių''<br />
* [[Lettische Sprache|Lettisch]]: ''vācu'' oder seltener ''vāciešu''<br />
* [[Altpreußische Sprache|Altpreußisch]]: ''miksiskāi''<br />
<br />
'''Gebärdensprachen'''<br />
* In der deutschen, britischen und einigen weiteren [[Gebärdensprache]]n ist die Gebärde für ''Deutsch'' ein an die Stirn gelegter und nach oben gestreckter Zeigefinger, der die [[Pickelhaube]] nachahmt.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
{{Hauptartikel|Deutsche Sprachgeschichte}}<br />
Die Geschichte der (hoch-)deutschen Sprache wird häufig in vier Abschnitte ([[Sprachstufe]]n) unterteilt:<br />
* 750–1050: [[Althochdeutsch]]<br />
* 1050–1350: [[Mittelhochdeutsch]]<br />
* 1350–1650: [[Frühneuhochdeutsch]]<br />
* ab 1650: [[Neuhochdeutsch]]<br />
<br />
=== Nieder- und Hochdeutsch ===<br />
[[Datei:AlthochdeutscheSprachräume962 Box.jpg|mini|Abb. 1: Die kontinental-westgermanischen Sprachregionen (ohne Langobardisch) im [[Ostfrankenreich]] um 962]]<br />
<br />
Die deutsche Sprache ist in zwei Sprachkategorien aufgeteilt, in [[Hochdeutsche Sprachen|Hochdeutsch]] und in [[Niederdeutsche Sprachen|Niederdeutsch]]. Als hochdeutsche Sprache bezeichnet man zunächst alle [[kontinentalwestgermanisch]]en [[Dialekt]]e, die im frühen [[Mittelalter]] an der [[Zweite Lautverschiebung|zweiten oder hochdeutschen Lautverschiebung]] beteiligt waren (Alemannisch, Bairisch, Ost-, Rhein-, Mittelfränkisch, Ostmitteldeutsch = ober- und mitteldeutsche Mundarten = hochdeutsche Mundarten). Die kontinentalwestgermanischen Dialekte, die diese zweite Lautverschiebung nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil mitgemacht haben, bezeichnet man seit der frühen Neuzeit als niederdeutsche Sprachen ([[Niedersächsisch]] und [[Niederfränkisch]]).<br />
<br />
Da während des ganzen Mittelalters im Unterschied zu den romanisch- oder slawischsprachigen Nachbarländern in dem ''Land der Deutschen'' (deutscher Sprachraum) stark territorial zersplitterte politische Strukturen existierten, entwickelten sich die zum Teil sehr unterschiedlichen deutschen Dialekte ([[deutsche Mundarten]]) lange parallel nebeneinander her.<br />
<br />
[[Datei:Sprachenkarte Deutschland1880.png|285px|mini|links|Abb. 2: Der historische [[Deutscher Sprachraum|deutsche Sprachraum]] 1880 in Mitteleuropa.<br />Auf dieser historischen Karte werden nicht nur generell Sprachen und Völker gleichgesetzt,<ref>Vgl. zu selbigem mit Bezug auf die Perzipierung des Niederländischen: Ulrike Kloos: ''Niederlandbild und deutsche Germanistik 1800–1933: Ein Beitrag zur komparatistischen Imagologie'' (Studia imagologica; 04), Rodopi, Amsterdam [u.&nbsp;a.] 1992, S.&nbsp;12–13, 98&nbsp;ff., 128&nbsp;ff.</ref><ref>Vgl. hierzu Ulrike Kloss, op. cit., S. 77.</ref> sondern auch die Einwohner der Niederlande und Nordbelgiens zu „Niederdeutschen“ erklärt. Weiteres siehe:<ref>In der ersten Ausgabe von [[Karl Bernhardi]]s ''Sprachkarte von Deutschland'' von 1844, deren Inhalt vergleichbar ist, wurde die ''deutsche Sprache'' hingegen in Übereinstimmung mit dem Sprachgebrauch [[Jacob Grimm]]s (Vgl. zu diesem Ulrike Kloss, op. cit., S.&nbsp;18&nbsp;ff.) als Bezeichnung für die [[Germanische Sprachen|Germanischen Sprachen]] insgesamt verwendet und in den ''hochdeutschen Sprachstamm'', den ''niederdeutschen Sprachstamm'' und den ''nordischen Sprachstamm'' unterschieden. In [[Heinrich Kiepert]]s ''Völker[-] und Sprachen-Karte von Deutschland und den Nachbarländern'' von 1872 wurden Völker statt Sprachen abgebildet und die [[Deutsche]]n in ''oberdeutsche'', ''mitteldeutsche'' und ''niederdeutsche Stämme'' unterteilt, parallel dazu wurde jedoch das Gebiet mit ''nur hochdeutscher Schriftsprache'' von dem des zu den ''niederdeutschen Stämmen'' gezählten ''flämisch-holländischen'' [Stamm] ''mit Dialect-Schriftsprache'' auch farblich abgesetzt.(Vgl. [http://www.lib.uchicago.edu/e/su/maps/kiepert/G6081-E1-1872-K5.html ''The Maps of Heinrich Kiepert'', Ethnology, Germany, 1872]; Heinrich Kieperts ältere ''Nationalitäts-Karte von Deutschland'' von 1848 ist bei Morgane Labbé: ''Die Grenzen der deutschen Nation. Raum der Karte, Statistik, Erzählung.'' In: ''Die Grenze als Raum, Erfahrung und Konstruktion: Deutschland, Frankreich und Polen vom 17. bis 20. Jahrhundert''. Hg. von Etienne François u.&nbsp;a., Campus, Frankfurt am Main [u.&nbsp;a.] 2007, S.&nbsp;293–320, zwar im Anhang nach S.&nbsp;320 auch mit abgedruckt, aber zu undeutlich, als dass die Beschriftung lesbar wäre.) In der hier abgebildeten Karte von 1880 sind nur noch die Staatennamen ''Niederlande'' und ''Belgien'' und ein kleinerer Schriftzug ''Vlämingen'' im Norden Belgiens vorhanden, jeder Hinweis auf eine sprachliche Eigenständigkeit dieser Gebiete wurde getilgt.</ref>]]<br />
<br />
Einen ersten Ansatz zu einem überregionalen Ausgleich der Mundarten hat man teilweise in der [[mittelhochdeutsch]]en [[Dichtersprache]] der [[Deutsche Literatur des hohen Mittelalters|höfischen Dichtung]] um 1200 sehen wollen. In der Tat ist teilweise das Bemühen der Dichter zu erkennen, nur regional verständliches Vokabular und dialektale lautliche Besonderheiten zu vermeiden, um ein überregionales Verständnis ihrer Werke zu ermöglichen. Andererseits war die Breitenwirkung der an den Fürstenhöfen tätigen Dichter eher gering, da damals nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lesen und schreiben konnte oder einen Zugang zu dieser elitären Kunst hatte. Der Beginn der neuhochdeutschen Schrift- und Standardsprache kann daher erst in überregionalen Ausgleichsprozessen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit gesehen werden.<br />
<br />
Während die Standardsprache in den meisten europäischen Ländern aus dem Dialekt der jeweiligen Hauptstadt hervorgegangen ist, stellt die heutige hochdeutsche Sprache (Standardsprache) eine Art „Kompromiss“ zwischen den mittel- und oberdeutschen Dialekten südlich der sogenannten [[Benrather Linie]] dar.<br />
<br />
In [[Norddeutschland]] hat das [[Standarddeutsch]]e, vor allem im Gefolge der [[Reformation]], als Amts- und Schulsprache das einheimische [[Niederdeutsche Sprachen|Niederdeutsche]] ([[Niedersächsisch]]e bzw. [[Plattdeutsch]]e und [[Niederfränkische Sprache|Niederfränkische]]) größtenteils verdrängt. Zur Blütezeit der [[Hanse]] fungierte das [[Mittelniederdeutsch]]e als Verkehrssprache im gesamten [[Nordsee|Nord-]] und [[Ostsee]]raum. Aufgrund der politischen Eigenstaatlichkeit und der (teilweisen) Herauslösung aus dem Reichsverband konnte es in den [[Niederlande]]n dem Hochdeutschen nicht mehr gelingen, die einheimischen niederfränkischen Dialekte zu verdrängen. Aus diesen entwickelte sich die [[niederländische Sprache]].<br />
<br />
Die Bedeutung von [[Martin Luther]] (1483–1546) für die deutsche Sprachentwicklung sollte nicht überschätzt werden. Bereits um 1350 gab es Ansätze zu einer überregionalen Schriftsprache, die man in der Forschung [[Frühneuhochdeutsch]] nennt. Im donauländischen Bereich war eine relativ große Einheitlichkeit erreicht worden, urteilt [[Werner Besch]], und Luther rückte die von ihm verwendeten, ostmitteldeutschen Formen an diese südlichen Dialekte heran. Er stand mitten im Strom der Entwicklung. Seine Bibelübersetzung war allerdings ein wichtiges Werk, das Vorbildcharakter hatte und durch seine weite Verbreitung jedermann – vor allem jedem Lehrer – zugänglich war.<br />
<br />
Die Herausbildung der hochdeutschen Schriftsprache war im 17. Jahrhundert zum Großteil abgeschlossen. Durch die Beseitigung der sogenannten [[Letternhäufelung]] im 18. Jahrhundert wurde das seitdem in Grundzügen kaum veränderte deutsche Schriftbild abgerundet.<br />
<br />
=== Sprachgeschichte und Lautwandel ===<br />
Die geschichtlichen Abschnitte des Deutschen sind eng verknüpft mit Erscheinungen des [[Lautwandel]]s. Die sogenannte [[hochdeutsche Lautverschiebung]], eine Erscheinung des Konsonantensystems, trennt das Deutsche (in Form des [[Althochdeutsch]]en) von den restlichen [[kontinentalwestgermanisch]]en Dialekten. Dieser Lautwandel wird von den niederdeutschen Dialekten nicht vollzogen; insofern ist die deutsche Standardsprache in ihrem Konsonantensystem vom Süden und der Mitte des Sprachgebiets bestimmt.<ref>[[Fausto Cercignani]]: ''The Consonants of German: Synchrony and Diachrony.'' Cisalpino, Milano 1979.</ref><br />
<br />
Der Übergang von [[Mittelhochdeutsch]] zu [[Frühneuhochdeutsch]] ist im Bereich der Laute vor allem durch [[Monophthongierung]] und [[Diphthongierung]] gekennzeichnet. Beide sind Erscheinungen des Vokalsystems. Während die Diphthongierung vom Südosten des Sprachgebiets ausgeht und im niederdeutschen Norden wie im alemannischen Südwesten nicht vollzogen wird, ist für die Monophthongierung der mitteldeutsche Sprachraum als Ausgangspunkt bestimmend.<br />
<br />
Insgesamt beharrt der niederdeutsche Norden sowohl im Bereich der Konsonanten als auch im Bereich der Vokale auf altem Sprachzustand. Der alemannische Südwesten vollzieht nur die lautlichen Veränderungen im Bereich der Vokale nicht; der bairische Südosten trägt zur deutschen Sprache die Diphthongierung bei, vollzieht aber die Monophthongierung nicht.<br />
<br />
=== Sprachstandardisierung ===<br />
<br />
Die [[sächsische Kanzleisprache]] (auch Meißner Kanzleideutsch), nicht zu verwechseln mit der sächsischen Sprache, entwickelte sich im Zeitalter des [[Deutscher Humanismus|deutschen Humanismus]]. Sie bildete eine Voraussetzung für ein den Dialekten übergeordnetes, allgemeines Standarddeutsch, wie es Martin Luther in seiner Bibelübersetzung von 1522 verwirklichte.<br />
<br />
Mit der Zunahme der Anzahl der Schreibkundigen und der Bedeutung der Schriftlichkeit trat der Lautwandel in seiner Bedeutung für die Sprachgeschichte zugunsten von bewusster Normierung zurück. Als einer der wichtigsten Grammatiker des 18. Jahrhunderts gilt [[Johann Christoph Adelung]], dessen 1781 veröffentlichtes [[Wörterbuch]] großen Einfluss auf seine Zeitgenossen und die Lexikographie ausübte. [[Jacob Grimm|Jacob]] und [[Wilhelm Grimm]] begannen 1852 mit der Herausgabe des umfassendsten [[Deutsches Wörterbuch|Deutschen Wörterbuchs]], das 1961 vollendet wurde, aber seither einer Überarbeitung unterzogen wird.<br />
<br />
Die hochdeutsche [[Orthographie|Rechtschreibung]] wurde im Laufe des 19.&nbsp;Jahrhunderts zunehmend normiert. Ein Durchbruch zu einer hochdeutschen „Einheitsschreibung“ gelang mit dem ''Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache'' von [[Konrad Duden]] (1880), das in der [[Orthographische Konferenz von 1901|Rechtschreibnormierung von 1901]] in leicht veränderter Form – ohne amtlichen Status zu erreichen – zur Grundlage der amtlichen Rechtschreibung erklärt wurde. Konkurrenzlos war der [[Duden]] in jener Zeit indes nicht: Neben anderen nichtamtlichen Wörterbüchern wie etwa dem sogenannten „[[Buchdruckerduden]]“ (herausgegeben ebenfalls vom Bibliographischen Institut und Konrad Duden) und dem ''Wörterverzeichnis der deutschen Rechtschreibung'' von Professor Ammon gab es amtliche Regelwörterbücher mit teilweise abweichenden Rechtschreibregeln wie zum Beispiel das ''Amtliche Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung zum Gebrauch in preußischen Kanzleien'' (1903) oder die ''Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis – Ausgabe mit einheitlichen Schreibweisen'' in Österreich (1904). Die Abweichungen lagen unter anderen in der Zulassung oder Nichtzulassung mehrerer Schreibweisen (z.&nbsp;B.: Keeks – Cakes – Kakes, heute: Keks), in der Darstellung des s-Lautes vor z in [[Deutsche Schrift|deutscher Schrift]] und [[Fraktur (Schrift)|Fraktur]], in der Abänderung oder Nichtabänderung von Eigennamen (z.&nbsp;B. „Göthe“ statt Goethe, „Bismark“ statt Bismarck); mit dem „Buchdrucker-Duden“ von 1903 wurde zudem speziellen Abänderungswünschen des Deutschen Buchdrucker-Vereins, des Reichsverbandes Österreichischer Buchdruckereibesitzer und des Vereins Schweizerischer Buchdruckereibesitzer Rechnung getragen.<br />
<br />
1996, 2004 und 2006 kam es zu [[Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996|Rechtschreibreformen]] (''siehe auch:'' [[Geschichte der deutschen Rechtschreibung]]).<br />
<br />
Auch die hochdeutsche [[Orthoepie|Aussprache]] erfuhr im späten 19.&nbsp;Jahrhundert Regelungsversuche, vor allem durch das Aussprachewörterbuch von [[Theodor Siebs]]. Diese Regelungen erreichten aber nicht das Niveau an Verbindlichkeit, das Duden mit der Rechtschreibung erreichte.<br />
<br />
Im Gegensatz zur hochdeutschen Schriftsprache ist die niederdeutsche Schriftsprache offiziell nicht normiert, wird aber zunehmend durch die 1956 in Hamburg aufgestellten „Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung“ und das Wörterbuch von [[Johannes Saß]] beeinflusst.<br />
<br />
=== Einflüsse anderer Sprachen auf die deutsche Sprache ===<br />
Durch ihre zentrale Lage in Europa wurde die deutsche Sprache über die Jahrhunderte durch andere Sprachen beeinflusst. Im [[Mittelalter]] und der Zeit davor war es vor allem die [[Latein|lateinische Sprache]], aus der sich die deutsche Sprache bediente. So sind viele alltägliche Wörter, vor allem aus Architektur, Religion und Kriegswesen (z.&nbsp;B. ''dominieren, Fenster, Karren, Keller, Kloster'') aus dem Lateinischen entlehnt. Auch die [[griechische Sprache]] hat das Deutsche in Religion, Wissenschaft und Philosophie stark beeinflusst (z.&nbsp;B. ''Demokratie, Krypta, Philosophie, Physik''). Teilweise verschwanden durch die Entlehnungen die zuvor gebräuchlichen Begriffe vollständig: ''Arzt, Mediziner'' und das umgangssprachlich verwendete ''Doktor'' verdrängten als Bezeichnung für den Heilkundigen beispielsweise schon frühzeitig die Begriffe ''Laachi (Lachi)'' und ''Bader''.<br />
<br />
Seit dem späten Mittelalter wurde die deutsche Sprache in den Bereichen Handel, Finanzwesen (z.&nbsp;B. ''brutto/netto, Konto, Risiko, Bankrott'') und Musik (z.&nbsp;B. ''Piano, Cembalo, da capo, bravo!'') stark durch die [[italienische Sprache]] beeinflusst.<br />
<br />
Später war es dann vor allem die [[französische Sprache]], die großen Einfluss auf das Deutsche ausübte. Da nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] an vielen [[Hofstaat|Höfen]] Französisch gesprochen wurde und selbst [[Preußen|preußische]] Könige diese Sprache besser beherrschten als Deutsch, das nach [[Voltaire]] nur zur Kommunikation mit Soldaten und Pferden gebraucht wurde, kamen vor allem Wörter aus dem vornehmen Bereich in die deutsche Sprache (etwa ''Boulevard, Konfitüre, Trottoir'').<br />
<br />
Auch aus den slawischen Sprachen (beispielsweise ''Grenze, Gurke, Pistole''), dem [[Jiddisch]]en und dem [[Rotwelsch]] (beispielsweise ''meschugge, Kaff, Schickse, Schlamassel, Zoff'') kamen einige Wörter ins Deutsche, jedoch war der Einfluss dieser Sprachen im Vergleich zu den vorgenannten wesentlich geringer.<br />
<br />
In Handel ''(Magazin, Tarif, Tara)'', Botanik ''(Orange, Kaffee, Ingwer)'', Medizin ''(Elixier, Balsam)'', Mathematik ''(Algebra, Algorithmus, Ziffer)'', Chemie ''(alkalisch, Alkohol)'' und Astronomie ''(Almanach, Zenit, Rigel)'' lassen sich auch einige Einflüsse aus dem [[Arabische Sprache|Arabischen]] ausmachen, die verstärkt im Mittelalter beispielsweise durch die [[Kreuzzüge]] nach Europa und somit auch nach Deutschland kamen. Aber auch in alltäglichen Begriffen wie ''Koffer, Benzin'' oder ''Limonade'' lassen sich [[Liste deutscher Wörter aus dem Arabischen|arabische Einflüsse bzw. Ursprünge]] nachweisen.<br />
<br />
Ab Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts nahm in [[Deutschland]] das [[Englische Sprache|Englische]] zunehmend Einfluss auf die deutsche Sprache (siehe [[Anglizismus|Anglizismen]]). Diese Entwicklung wird von manchen skeptisch betrachtet, insbesondere dann, wenn es genügend deutsche [[Synonymie|Synonyme]] gibt. Kritiker merken auch an, es handle sich oftmals (beispielsweise bei ''Handy'') um [[Scheinanglizismus|Scheinanglizismen]].<br />
<br />
Eine [[Sprachpolitik]], wie sie unter anderem in [[Frankreich]] und [[Island]] betrieben wird, um eine Anreicherung der Sprache mit Anglizismen zu unterbinden, findet in Deutschland seit Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts nicht mehr statt.<br />
<br />
Im Zuge des weltweiten Handels und des Imports von exotischen Früchten und Tieren sind aber auch Wörter aus ganz exotischen Sprachen mittlerweile gewöhnlicher Bestandteil des Alltages. Zu den [[Tupí]]-Wörtern, die bis ins Deutsche gelangt sind, zählen [[Piranhas|Piranha]] („Zahn-Fisch“), [[Tapir]], [[Kaschu]] (auch ''Cashew'', „Nierenbaum“), [[Passionsblume#Früchte|Maracuja]] („Pflanze, die Früchte gibt“), [[Maniok]] („Haus der Göttin Mani“) und [[Rio de Janeiro#Bevölkerung|Carioca]] („Bewohner des Hauses von Cari“ = Einwohner von Rio de Janeiro nach dem Dorf Carioca, an dessen Stelle Rio erbaut wurde). Ebenso [[Ananas]] („gutriechende Frucht“) und [[Jaguar]] („Dschungelhund“).<br />
<br />
==== Einflüsse im 20. Jahrhundert ====<br />
Auch im 20. Jahrhundert gab es starke Einflüsse auf die deutsche Sprache. Zum einen wurde durch die weite Verbreitung audiovisueller [[Massenmedien]] eine natürliche Tendenz zur [[Standarddeutsch|Standardisierung]] gefördert, zum anderen wurde in ländlichen Gebieten bewusst eine Umerziehung von der Dialektsprache zum Hochdeutsch vorangetrieben. Hinzu kommt der Einfluss des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]], der dazu geführt hat, dass [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945 bis 1950|deutsche Sprachinseln in Osteuropa weitgehend zerstört]] wurden, dass viele Sprecher der jüdischen Dialekte des Deutschen und der dem Deutschen nahen [[jiddisch]]en Sprache [[Holocaust|ermordet]] wurden oder als sprachliche Minderheit außerhalb der deutschen Sprachzone leben und aufgrund der Dominanz der umgebenden Sprachen die Verwendung des Deutschen bzw. des Jiddischen immer mehr verlieren. Auch hat die [[Teilung Deutschlands]] zu einer unterschiedlichen Entwicklung des Vokabulars und der Ausdrucksformen geführt. Dem entgegen steht eine erneut vereinheitlichende Tendenz durch die gemeinsamen Medien und die personelle Mobilität in der Zeit nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]]. Besonders seit dem Zweiten Weltkrieg sehr bedeutend geworden ist der englische, genauer: [[anglo-amerikanisch]]e Einfluss auf die deutsche Sprache, insbesondere in Westdeutschland; dieser zeigt sich hauptsächlich im Wortschatz, in [[Redewendung]]en und in der [[Valenz (Linguistik)|Valenz]] einiger [[Verb]]en.<br />
<br />
==== Initiativen gegen den Einfluss fremder Sprachen ====<br />
Die Bestrebungen, die deutsche Sprache nach Möglichkeit frei von Einflüssen aus fremden Sprachen zu halten, sind nicht neu. Während heute vielfach die in die deutsche Sprache einfließenden [[Anglizismus|Anglizismen]] – wie beispielsweise ''abchecken, Net, Charts, in 2004'' – in der Kritik stehen, galten die Abwehrversuche in der Vergangenheit vor allem den Einflüssen aus dem [[Altgriechische Sprache|Altgriechischen]], dem [[Latein]] und dem [[Französische Sprache|Französischen]].<br />
<br />
Verfechterin eines Schutzes der deutschen Sprache vor der Verfremdung („Verwelschung“, „Sprachverketzerung“) war im 17. Jahrhundert besonders die [[Fruchtbringende Gesellschaft]]. In dieser Zeit schuf man neue Ausdrücke, die zum Teil noch heute fester Bestandteil des deutschen Wortschatzes sind, wie beispielsweise: ''Mehrzahl'' (statt ''Plural''), ''Mundart'' (statt ''Dialekt''), ''Verfasser'' (statt ''Autor''), ''Wörterbuch'' (statt ''Vokabular''), ''Jahrhundert'' (statt ''Säkulum''), ''Anschrift'' (statt ''Adresse''), ''Lehrsatz'', ''Staatsmann'', ''Briefwechsel''. Viele Wörter „entstanden“ dabei als direkte Übersetzungen der lateinischen Wortstrukturen in sinngleichen Präpositionen und Wortstämmen [[althochdeutsch]]er Herkunft (etwa ''Rückblick'' statt ''Retrospektive''). Im Allgemeinen wurden die Latinismen aus dem Wortschatz nicht verdrängt, sondern sind als Synonyme erhalten. Im Gegensatz zu den Latinismen im Wortschatz der französischen oder englischen Sprache ist die Sinnherkunft vieler in dieser Zeit begründeten Wörter auch für Nicht-Lateiner erkennbar und semantisch zugänglich.<br />
<br />
In anderen Fällen schoss man damals in der Absicht, fremdsprachliche Wörter durch neue deutsche zu ersetzen, aber weit über das Ziel hinaus: So sollte zum Beispiel ''Spiegel'' durch ''Schauglas'' (das letztlich einen [[Schauglas|anderen Sinn]] trägt) oder ''Mumie'' durch ''Dörrleiche'' ersetzt werden, während die römische Göttin der Morgenröte ''(Aurora)'' in ''Rötinne'' und die Göttin der Liebe ''(Venus)'' in ''Lustinne'' umbenannt werden sollte. Allerdings ist umstritten, ob diese Götternamen wirklich ersetzt werden sollten. Sie könnten auch als bloße Erklärungen fungiert haben.<ref>Peter Polenz: ''Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart,'' Bd.&nbsp;2, Berlin, New York, S.&nbsp;121.</ref><br />
<br />
Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte vor allem der ''[[Allgemeiner Deutscher Sprachverein|Allgemeine Deutsche Sprachverein]]'', Vorgänger der ''[[Gesellschaft für deutsche Sprache]]'', für neue Wortschöpfungen. Manche von ihnen konnten sich – insbesondere im Bereich des Straßen- und Schienenverkehrs – durchsetzen oder wurden zumindest als Synonym angenommen: ''Landstraße'' (für: ''Chaussee''), ''Schaffner'' (für: ''Kondukteur, Conducteur''), ''Fahrschein'' (für: ''Billet''), ''Kraftwagen'' (für: ''Automobil''), ''Abteil'' (für: ''Coupé'') sind Beispiele. Von den beiden vorgeschlagenen Alternativen für ''Elektrizität (Electricität)'' konnte sich ''Strom'' behaupten, während ''Glitz'' nicht den Gefallen der Bevölkerung fand. ''Elektrizität'' blieb aber erhalten und wurde sprachlich mit dem neuen Synonym ''Strom'' sogar in Begriffen wie ''elektrischer Strom'' oder ''E-Strom'' verbunden. Weitere dieser Wortneuschöpfungen des ausklingenden 19. Jahrhunderts und beginnenden 20. Jahrhunderts sind unter vielen: ''Umwelt'' für ''Milieu'', ''Erdgeschoss'' für ''Parterre'', ''Strahlfang'' für ''Empfangsantenne'', ''Nahrohr'' für ''Mikroskop'', ''Glitzbetrieb'' für ''Elektromotor'', ''Kraftwagenschuppen'' für ''Garage'', ''Schneckel'' für ''Spirale'', ''Zielung'' für ''Tendenz'', ''Leitbild'' für ''Ideal''.<br />
<br />
== Varietäten ==<br />
Der deutsche Sprachraum ist ein Teil des kontinental-westgermanischen [[Dialektkontinuum]]s, in dem gewöhnlich benachbarte lokale Mundarten gegenseitig verständlich sind und die Unterschiede umso größer werden, je weiter voneinander entfernt zwei Mundarten gesprochen werden. Gemeinsam ist dem gesamten deutschen Sprachraum nur die [[Standardsprache]], die die Mundarten und regionalen Umgangssprachen [[Dachsprache|überdacht]] und die ihrerseits mehrere Standardvarietäten umfasst. Die Unterschiede zwischen den Standardvarietäten sind jedoch relativ gering, so dass sie problemlos gegenseitig verständlich sind, während manche der Mundarten für einen Sprecher der Standardsprache ohne Mundartkenntnis kaum verständlich sind.<br />
<br />
Die Einteilung der [[Deutsche Mundarten|deutschen Mundarten]] beruht auf Untersuchungen des 19.&nbsp;Jahrhunderts. In gleicher Zeit begann vielerorts eine Herausbildung von Umgangssprachen als einer Art Mischform zwischen Standardsprache und Dialekt. Seit Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts, insbesondere nach den Ereignissen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] verdrängen die [[Umgangssprache]]n die alten Dialekte. Entscheidenden Einfluss darauf hatten die [[Flüchtlinge|Flüchtlingsströme]] und vor allem die stark anwachsende Verbreitung von [[Hörfunk]] und [[Fernsehen]]; in den Schulen wurde in der hochdeutschen Standardsprache unterrichtet.<br />
<br />
=== Standardvarietäten ===<br />
[[Datei:Sprachvarietäten Deutsch.png|mini|350px|Die nationalen und regionalen Varietäten der deutschen [[Standardsprache]]]]<br />
Innerhalb der [[Plurizentrische Sprache|plurizentrischen]] [[Standarddeutsch|deutschen Standardsprache]] werden als Standardvarietäten zum einen das [[Bundesdeutsches Hochdeutsch|bundesdeutsche]], das [[Österreichisches Deutsch|österreichische]] und das [[Schweizer Hochdeutsch|Schweizer Standarddeutsch]], zum anderen – mit einem geringeren Grad an [[Endonormativität|normativer Selbständigkeit]] – das [[Belgisches Deutsch|Standarddeutsch Belgiens]], [[Südtiroler Deutsch|Südtirols]], [[Liechtensteiner Deutsch|Liechtensteins]] und [[Luxemburger Deutsch|Luxemburgs]] unterschieden.<br />
<br />
In Deutschland, Österreich, Südtirol und dem deutschsprachigen Teil Belgiens erfüllen die jeweiligen Varietäten des Standarddeutschen jeweils alle typischen Funktionen einer [[Standardsprache]]. In der Schweiz beschränkt sich die Verwendung der Schweizer Varietät des Standarddeutschen überwiegend auf den Bereich der [[Geschriebene Sprache|Schriftsprache]], Umgangssprache sind fast ausschließlich die [[schweizerdeutsch]]en Dialekte. In Luxemburg existiert neben der luxemburgischen Form des Standarddeutschen eine eigenständige [[Luxemburgische Sprache|luxemburgische]] Standardvarietät, die einige der Funktionen einer Standardsprache erfüllt.<br />
<br />
Der standardisierte Wortschatz, der in allen sieben nationalen Voll- und Halbzentren des deutschsprachigen Raumes identisch ist, wird als [[Gemeindeutsch]] bezeichnet. Dieser unvollständige Wortschatz des Gemeindeutschen kann jedoch keine eigene [[Sprachvarietät]] (noch weniger eine übergeordnete Hochsprache) generieren; er bildet aber den Grundstock jeder der sieben Varietäten des [[Standarddeutsch]]en.<br />
<br />
{{Siehe auch|Variantenwörterbuch des Deutschen|bundesdeutsches Hochdeutsch|DDR-Sprachgebrauch}}<br />
<br />
=== Dialekte ===<br />
[[Datei:Deutsche Dialekte.PNG|300px|mini|Die kontinentalwestgermanischen (hochdeutschen, niederdeutschen und friesischen) Dialekte]]<br />
<br />
Eine Grobeinteilung der [[Deutsche Dialekte|deutschen Dialekte]] erfolgt üblicherweise entlang der [[Benrather Linie]] in die niederdeutschen Dialekte im Norden, die die [[Zweite Lautverschiebung|zweite deutsche Lautverschiebung]] nicht mitgemacht haben, und die hochdeutschen Dialekte im Süden, die von der zweiten deutschen Lautverschiebung betroffen sind.<br />
<br />
Die hochdeutschen Dialekte lassen sich nochmals in mittel- und oberdeutsche Dialekte einteilen. Als (Sprach-)Grenze zwischen mittel- und oberdeutschen Dialekten wurde früher häufig die [[Karlsruher Linie]] (''euch/enk''-Linie an der Fränkisch-Bairischen und die ''mähe/mähet''-Linie an der Südfränkisch-Schwäbischen Dialektgrenze) angeführt. Heute wird allgemein die [[Speyerer Linie (Isoglosse)|Speyerer]] (''Appel/Apfel''-Linie), für den Westen aber auch die dort fast gleich verlaufende [[Germersheimer Linie]] (''Pund/Pfund''-Linie) als Sprachgrenze zwischen Ober- und Mitteldeutsch angesehen.<br />
<br />
In den allermeisten mittel- und oberdeutschen Varietäten ist die zweite hochdeutsche Lautverschiebung nur teilweise durchgeführt, so auch in den ostmitteldeutschen Varietäten, die zu einem großen Teil zur Herausbildung der Standardsprache beigetragen haben. Das Mittel- und Oberdeutsche variiert dabei vom [[Hochalemannisch|Hoch-]] und [[Höchstalemannisch]]en sowie [[Dialekte in Tirol|dem bairischen Tirolerischen]], die als einzige Varietäten die zweite deutsche Lautverschiebung vollständig durchgeführt haben, bis hin zu [[Ostbergisch]] und [[Mölmsch (Dialekt)|Mölmsch]], wo allein das Wort ''ik'' zu ''ich'' (siehe auch [[Uerdinger Linie]] = äußerste Nordgrenze des Mitteldeutschen) verschoben ist. Im Allgemeinen wird jedoch die Benrather Linie ''(maken/machen)'' als Nordgrenze der hochdeutschen Varietäten angesehen<br />
<br />
Als [[Niederdeutsche Sprache|''Niederdeutsch'']] werden diejenigen Varietäten bezeichnet, in denen die [[Hochdeutsche Lautverschiebung|zweite bzw. hochdeutsche Lautverschiebung]] nicht oder nur zu einem geringen Teil vollzogen worden ist. Das Niederdeutsche im eigentlichen Sinne ([[Niedersächsisch]] und [[Ostniederdeutsch]]) stammt vom [[Altsächsisch]]en ab und wird in Norddeutschland und im Nordosten der Niederlande (dort unter der Bezeichnung „nedersaksisch“) gesprochen. Von den Sprechern wird es strikt als eigenständige Sprache verstanden. Das Niederdeutsche hat im Rahmen der [[Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen|Sprachencharta]] des [[Europarat]]s in Deutschland und den Niederlanden einen offiziellen Status als Regionalsprache erhalten. Zuvor hatten die deutschen Länder [[Hamburg]], [[Schleswig-Holstein]], [[Niedersachsen]], [[Mecklenburg-Vorpommern]] und [[Bremen]] Niederdeutsch für einen Schutz gemäß Teil&nbsp;III der Sprachencharta angemeldet.<br />
<br />
Die [[Niederrheinische Sprache|niederrheinischen]] Varietäten des [[Niederfränkisch]]en am deutschen [[Region Niederrhein|Niederrhein]] haben ebenso wie die niederdeutschen Mundarten im eigentlichen Sinne die [[Hochdeutsche Lautverschiebung|zweite bzw. hochdeutsche Lautverschiebung]] nicht oder nur zu einem geringen Teil vollzogen. Sie sind jedoch sprachtypologisch enger mit den angrenzenden niederländischen Mundarten als mit den benachbarten deutschen verwandt. Ihre Zuordnung zum Niederdeutschen ist daher umstritten.<ref>Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache – Versuch einer Definition, in: Jan Goossens (Hrsg.): ''Niederdeutsch, Sprache und Literatur. Eine Einführung.'' 2.&nbsp;Aufl. Wachholtz, Neumünster 1983, S.&nbsp;13–15</ref> Sie gehen ebenso wie das [[Niederländische Sprache|Niederländische]] auf das Altniederfränkische (Altniederländische) zurück.<br />
<br />
Die Mundarten des Gebietes zwischen der ''[[Uerdinger Linie]]'' (''ik-/ich''-Linie) und der ''[[Benrather Linie]]'' (''maken-/machen''-Linie) (Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Neuss) weisen sowohl niederfränkische als auch mittelfränkische Züge auf und sind ein mundartliches Übergangsgebiet zwischen den mitteldeutschen-mittelfränkischen und den niederfränkischen Mundarten.<br />
<br />
Die niederdeutschen und mittelfränkischen Mundarten werden umgangssprachlich zumeist als ''Platt'' oder ''Plattdeutsch'' bezeichnet.<br />
<br />
* [[Hochdeutsche Dialekte]]<br />
** [[Mitteldeutsche Dialekte|Mitteldeutsch]]<br />
*** [[Westmitteldeutsche Dialekte|Westmitteldeutsch]] (siehe auch: [[Fränkische Sprachen]])<br />
**** [[Mittelfränkisch]] ([[Ripuarische Dialektgruppe|Ripuarisch]], [[Moselfränkische Dialektgruppe|Moselfränkisch]], [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgisch]])<br />
**** [[Rheinfränkisch]] ([[Pfälzische Dialekte|Pfälzisch]], [[Hessischer Dialekt|Hessisch]], Nassauisch, [[Dialekte im Saarland|Saarländisch]])<br />
*** [[Ostmitteldeutsche Dialekte|Ostmitteldeutsch]]<br />
**** [[berlin-brandenburgische Dialekte|Berlin-Brandenburgisch]] (Mischform mit [[Ostniederdeutsch]])<br />
**** [[Hochpreußisch]]<br />
**** [[Lausitzische Dialekte]] und [[Schlesisch (deutscher Dialekt)|Schlesisch]]<br />
**** [[thüringisch-obersächsische Dialektgruppe|Thüringisch-Obersächsisch]], ([[Kolonialdialekt]]e)<br />
** [[Fränkische Dialekte|Fränkisch]] im Übergangsbereich zwischen dem Oberdeutschen und Mitteldeutschen (nach der „[[Karlsruher Linie]]“ dem Mitteldeutschen und nach Betrachtung der „[[Speyerer Linie (Isoglosse)|Speyerer Linie]]“ dem Oberdeutschen zugeordnet)<br />
*** [[Ostfränkische Dialektgruppe|Ostfränkisch]], umgangssprachlich ''„Fränkisch“''<br />
**** [[Ansbachisch]]<br />
**** [[Erzgebirgisch]]<br />
**** [[Hohenlohisch]]<br />
**** [[Mainfränkische Dialekte|Mainfränkisch]]<br />
**** [[Oberfränkisch]]<br />
**** [[Vogtländisch]]<br />
**** [[Vorvogtländisch]]<br />
*** [[süd-rheinfränkische Dialektgruppe|Süd-Rheinfränkisch]]<br />
** [[Oberdeutsche Dialekte|Oberdeutsch]]<br />
*** [[Alemannische Dialekte|Alemannisch]]<br />
**** [[Hochalemannisch]] (darunter die Mehrzahl der schweizerdeutschen Dialekte sowie der südlichste Teil des Elsässischen)<br />
**** [[Höchstalemannisch]] (schweizerdeutsche Dialekte)<br />
**** [[Niederalemannisch]] (darunter der größte Teil des [[Elsässisch]]en sowie [[schweizerdeutsch]]e Dialekte)<br />
**** [[Schwäbische Dialekte|Schwäbisch]]<br />
*** [[Bairische Sprache|Bairisch]]<br />
**** [[Mittelbairisch]]<br />
**** [[Nordbairisch]]<br />
**** [[Südbairisch]]<br />
* [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]]<br />
** [[Niedersächsisch]] (auch ''Westniederdeutsch'')<br />
*** [[Nordniedersächsisch]] (auch ''Nordniederdeutsch'')<br />
*** [[Ostfälisch]]<br />
*** [[Westfälische Dialekte|Westfälisch]]<br />
** [[Ostniederdeutsch]]<br />
*** [[mark-brandenburgische Dialekte|Märkisch]]<br />
*** [[Mecklenburgisch-Vorpommersch]]<br />
*** [[Niederpreußisch]]<br />
*** [[Ostpommersch]]<br />
* [[Niederfränkisch]]<br />
** [[Niederrheinisch]]<br />
<br />
=== Mischsprachen ===<br />
Die Klassifizierung der Mischsprache [[Missingsch]] aus Hochdeutsch und Niederdeutsch ist unklar. Ähnlich ist es beim [[Petuh]] mit hochdeutschen, niederdeutschen, dänischen und südjütischen Sprachelementen. Das [[Südjütisch]]e mit starken Einflüssen der niederdeutschen Sprache wird allgemein als Dialekt der dänischen Sprache eingestuft. Auch das [[Sydslesvigdansk]] weist zunehmend Züge einer Mischsprache aus Reichsdänisch, Hochdeutsch und Niederdeutsch auf.<br />
<br />
Neben dem Missingsch und dem Petuh existieren auch weitere Mischsprachen der Niederdeutschen Sprache; hierbei handelt es sich vor allem um Mischungen mit dem Niederländischen und dem Friesischen, wie beispielsweise das [[Kollumerpompsters]]. Diese Mischsprachen werden gemeinhin als Dialekte des Niederdeutschen, des Niederländischen oder des Friesischen klassifiziert.<br />
<br />
Bei den diversen „Mischsprachen“ in Nordamerika wie beispielsweise dem [[Texasdeutsch]] handelt es sich um Akzente oder Dialekte entweder der hochdeutschen oder der niederdeutschen Sprache.<br />
<br />
Jedoch gibt es nicht nur Mischsprachen aus deutschen Varietäten und anderen germanischen Sprachen. Aus Deutsch und [[Sorbische Sprache|Niedersorbisch]] entstand das sogenannte [[Ponaschemu]]. Das [[Wasserpolnisch]] mit Elementen der deutschen Sprache bzw. der oberschlesischen Mundart wird teilweise als Dialekt des Polnischen, teilweise als eigene Sprache klassifiziert.<br />
<br />
Das [[Jiddisch]]e, das nach überwiegender Auffassung ursprünglich auf das [[Mittelhochdeutsch]]e zurückgeht, sich jedoch vor allem unter [[Slawische Sprachen|slawischen]] und [[Hebräische Sprache|hebräischen]] Einflüssen eigenständig weiterentwickelt und eine eigene Schriftsprache ausgebildet hat, wird in der Sprachwissenschaft im Allgemeinen als eigenständige Sprache betrachtet.<br />
<br />
Unklar ist der Status des in Schlesien noch von etwa 100 älteren Menschen gesprochenen [[Wymysörisch]] (Wilmesau-Deutsch).<br />
<br />
''Siehe auch: [[Alemañol]]''<br />
<br />
=== Kreolsprachen auf deutscher Grundlage ===<br />
Im Zuge der [[Kolonialisierung]] entstand im heutigen [[East New Britain]] (in Papua-Neuguinea) das sogenannte [[Unserdeutsch]], eine deutschbasierte [[Kreolsprachen|Kreolsprache]], in Namibia entstand daneben noch das [[Küchendeutsch]], eine [[Pidginsprache]]. Unserdeutsch ist jedoch mittlerweile fast ausgestorben, da die meisten Sprecher auswanderten. Außerdem haben sich in [[Papua-Neuguinea]] bis zu 150 Wörter deutschen Ursprungs in der Sprache ''[[Tok Pisin]]'' erhalten. Das Küchendeutsch hingegen hat heute noch etwa 15.000 –&nbsp;zumeist ältere&nbsp;– Sprecher.<br />
<br />
In den [[Konzentrationslager]]n der [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Zeit]] sind auch Kreolsprachen entstanden. Sie bestanden aus Schlüsselwörtern und sehr oft aus ergänzenden nonverbalen Zeichen.<ref>O. Lustig, selbst Überlebender, hat 1982 eine Sammlung solcher Begriffe veröffentlicht.<br />[[Oliver Lustig]]: [http://isurvived.org/Lustig_Oliver-CCDictionary/CCD-06_HI.html#B2 ''Camp Dictionary'', online-Version] (2005, ''Concentration Camp Dictionary,'' 1982; mehrsprachig: ungar., de, eng., portug. und Italienisch. Bei ''isurvived.org''.</ref><ref>[http://www.wollheim-memorial.de/de/sprachen_im_kz_bunamonowitz Sprache/n im KZ Buna/Monowitz] auf wollheim-memorial.de (u.&nbsp;a. nach [[Primo Levi]] u. Leonardo Debenedetti)</ref> Um 1985 schlug Wolf Oschlies vor, dafür den im KZ bereits z.&nbsp;T. benutzten Begriff „Lagerszpracha“ generell zu verwenden.<ref>Vgl. [[Wolf Oschlies]]: [http://zukunft-braucht-erinnerung.de/holocaust/konzentrations-und-vernichtungslager/230.html ''Sprache in nationalsozialistischen Konzentrationslager. Theorie und Empirie der „Lagerszpracha“''.] Auf: shoa.de, abgerufen am 20. April 2009.</ref><br />
<br />
Ebenso wie andere Pidgin- und Kreolsprachen sind Unserdeutsch und Küchendeutsch aus sprachwissenschaftlicher Sicht als eigenständige sprachliche Systeme zu betrachten.<br />
<br />
== Verbreitung und rechtlicher Status ==<br />
=== Geografische Eckdaten des Sprachraumes ===<br />
Den westlichsten Punkt des geschlossenen ''deutschen [[Sprachraum]]es'' in Mitteleuropa, in dem Deutsch bzw. ein deutscher Dialekt die gegenwärtige Umgangssprache ist, stellt die Gemeinde [[Rambruch]] in [[Luxemburg]] dar. Genau 850&nbsp;km östlich befindet sich mit der [[österreich]]ischen Gemeinde [[Deutsch Jahrndorf]] im [[Burgenland]] dessen östlichster Punkt. Im Norden markiert die [[Deutschland|deutsche]] Gemeinde [[List (Sylt)|List]] auf [[Sylt]] das Ende des Sprachraumes, welche nahezu exakt 1005&nbsp;km nördlich ihres Gegenstückes, der [[Schweiz]]er Gemeinde [[Zermatt]] am [[Matterhorn]], liegt.<br />
<br />
=== Deutsch als Muttersprache ===<br />
==== Sprecheranzahl ====<br />
Seit Anfang der 1990er Jahre wird die Anzahl der deutschsprachigen Muttersprachler vielfach<ref>Jacques Leclerc: ''Quebec 2001''</ref> weltweit mit 98&nbsp;Millionen angegeben. ''www.ethnologue.com'' gibt die Zahl der muttersprachlichen Sprecher der deutschen Standardsprache mit 90&nbsp;Millionen an.<ref name="ethnologue" /> Auch andere Angaben sprechen von 90&nbsp;Millionen Muttersprachlern. Bei den allgemein auch angegebenen 97 Millionen sind die Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, Österreich und der Deutschschweiz einbezogen, die Deutsch meist als Zweitsprache sprechen und über deren Sprachsituation gesicherte Zahlen fehlen.<ref name="Länderkunde" /><br />
<br />
Für den Bereich der [[Europäische Union|Europäischen Union]] in ihren damaligen Grenzen (25 Mitgliedstaaten noch ohne Rumänien und Bulgarien) wurde im Jahre 2005 in zwei Erhebungen ermittelt, dass Deutsch die Muttersprache von 18 Prozent der auf dem Territorium der EU-ansässigen EU-Bürger war,<ref>gefolgt von Englisch und Italienisch mit je 13 Prozent sowie Französisch mit 12 Prozent</ref><ref name="autogenerated1">Erhebung November bis Dezember 2005: [http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_243_sum_de.pdf Spezial-Eurobarometer 243 „Die Europäer und ihre Sprachen“, S.&nbsp;4] (PDF; 591&nbsp;kB), abgerufen 26. Januar 2010 und Erhebung Mai–Juni 2005 [http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_237.en.pdf Europeans and Languages] (PDF; 148&nbsp;kB) abgerufen 26. Januar 2010</ref> was rund 82&nbsp;Millionen Sprechern entspricht<!-- nach welcher Rechnung? -->, sodass dieser Angabe folgend für Europa von einer Mindestanzahl von 87&nbsp;Millionen ausgegangen werden kann (zusätzlich u.&nbsp;a. in der Schweiz sowie Rumänien).<br />
<br />
Neben allgemeinen Problemen der Bezifferung von Muttersprachlern (wie bspw. Erhebungsproblemen, Zuordnung zwei- oder mehrsprachig Aufgewachsener, Assimilierungsbestrebungen in einzelnen Staaten) tritt als Spezifikum bei der Ermittlung der deutschsprachigen Muttersprachler die Frage der Zuordnung oder Nichtzuordnung der Muttersprachler der niederdeutschen Sprache sowie der muttersprachlichen Sprecher diverser Dialekte und Mischsprachen auf, insbesondere im außereuropäischen Raum außerhalb des Verwendungsbereiches der deutschen Standardsprache.<br />
<br />
==== Weltweite Verbreitung der deutschen Sprache ====<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
| colspan="2"|[[Datei:DeutschsprachigeWelt.png|690px|rand|Orange: Amtssprache; gelb: Verkehrssprache]]<br />
|-<br />
| width="350"|[[Datei:Idioma alemán.png|350px|rand|Orange: Amtssprache; gelb: Verkehrssprache]]<br />
| '''Legende:'''<br />
{{Farblegende|#1E90FF|[[Amtssprache]]}}<br />
{{Farblegende|#87CEEB|[[Verkehrssprache]], [[Nationalsprache]] oder regionale Amtssprache}}<br />
{{Farblegende|#4682B4|(Quadrate) [[Deutschsprachige Minderheiten]]}}<br />
|}<br />
<!-- Hinweis: Bei Änderung folgender Tabelle den Wert für data-sort-value auf acht Stellen mit führenden Nullen füllen, damit die numerische Sortierung funktioniert. Bei von-bis-Werten bitte den Mittelwert einsetzen. --><br />
{| class="wikitable sortable"<br />
! Land !! Sprecherzahl<br />
|-<br />
| {{ARG}} || data-sort-value="00400000" | 400.000<ref name="LAR">Gordon, Raymond G., Jr. (ed.), 2005. Ethnologue: Languages of the world, Fifteenth edition. Dallas, Tex.: SIL International. [http://www.ethnologue.com/show_country.asp?name=AR Online version: Languages of Argentina], Retrieved on 2007-01-02.</ref><br />
|-<br />
| {{AUS}} || data-sort-value="00079000" | etwa 79.000<ref>http://www.ethnologue.com/country/AU</ref><br />
|-<br />
| {{BEL}} || data-sort-value="00078000" | 78.000 (in [[Ostbelgien]], vereinzelt auch noch im [[Arlon|Areler Land]]; Deutsch ist eine der drei offiziellen Sprachen Belgiens, gemeinsam mit [[Niederländische Sprache|Niederländisch]] und [[Französische Sprache|Französisch]])<br />
|-<br />
| {{BRA}} || data-sort-value="01500000" | 1.500.000<ref>http://www.ethnologue.com/country/BR</ref><br />
|-<br />
| {{CHL}} || data-sort-value="00020000" | 20.000 (siehe auch [[Launa-Deutsch]])<br />
|-<br />
| {{DNK}} || data-sort-value="00025900" | 25.900 (in [[Nordschleswig]]), ein Teil davon auch Niederdeutsch (etwa zwei Drittel der Angehörigen der deutschen Minderheit bedienen sich jedoch des [[Sønderjysk|südjütischen]] Dialekts als Umgangssprache)<ref>http://www.ethnologue.com/country/DK/languages</ref><br />
|-<br />
| {{DEU}} || data-sort-value="76500000" | etwa 76–77 Millionen, die Deutsch als Muttersprache haben<!-- vermutlich zu hoch geschätzt, siehe Diskussion -->; Deutsch ist gesetzliche [[Amtssprache]]<br />
|-<br />
| {{DOM}} || data-sort-value="00030000" | 30.000<ref>Deutsche Residenten lt. www.spiegel.de</ref><br />
|-<br />
| {{EST}} || data-sort-value="00002000" | knapp 2.000 ([[Deutsch-Balten]], [[Russlanddeutsche]])<br />
|-<br />
| {{FRA}} || data-sort-value="01200000" | 1.200.000, v.&nbsp;a. im [[Elsass]] und dem nordöstlichen [[Lothringen]] (76 % der Elsässer gaben 2012 an, über Kenntnisse in [[Elsässisch]] zu verfügen)<ref>[http://www.olcalsace.org/de/der-dialekt-in-zahlen olcalsace.org]</ref><br />
|-<br />
| {{GRC}} || data-sort-value="00045000" | 45.000<ref>Quelle: Auswärtiges Amt</ref><br />
|-<br />
| {{IRL}} || data-sort-value="00100000" | 100.000<ref>Quelle: www.deutsch-iren.de</ref><br />
|-<br />
| {{ISR}} || data-sort-value="00200000" |200.000<ref>[http://www.ethnologue.com/show_country.asp?name=IL Ethnologue report for Israel] ethnologue.com (englisch) abgerufen 13. November 2009</ref> (siehe auch: [[Jiddisch]])<br />
|-<br />
| {{ITA}} || data-sort-value="00225000" | 225.000<ref>http://www.ethnologue.com/country/IT/languages</ref><br />
|-<br />
| {{CAN}} || data-sort-value="00438000" | 438.000<ref name="Statistics Canada">[http://www40.statcan.ca/l01/cst01/demo11a.htm?sdi=language Population by mother tongue, by province and territory (2006 Census)] Canada’s national statistical agency (englisch) abgerufen 13. November 2009</ref><br />
|-<br />
| {{KAZ}} || data-sort-value="00358000" | 358.000 (siehe auch [[Kasachstandeutsche]])<br />
|-<br />
| {{KGZ}} || data-sort-value="00020000" | 20.000 (siehe auch [[Kirgisistandeutsche]])<br />
|-<br />
| {{HRV}} || data-sort-value="00003013" | 3.013<ref>[http://www.dzs.hr/Hrv/censuses/Census2001/Popis/H01_02_03/H01_02_03.html Volkszählung von 2001] dzs.hr</ref><br />
|-<br />
| {{LVA}} || data-sort-value="00003000" | gut 3.000 ([[Deutsch-Balten]], [[Russlanddeutsche]])<br />
|-<br />
| {{LIE}} || data-sort-value="00035365" | 35.365 (Deutsch ist alleinige Amtssprache)<br />
|-<br />
| {{LTU}} || data-sort-value="00003001" | gut 3.000, vor allem im Memelland (Ostpreußen, [[Deutsch-Balten]], [[Russlanddeutsche]])<br />
|-<br />
| {{LUX}} || data-sort-value="00474000" | 474.000 (Deutsch ist gemeinsam mit dem mitteldeutschen [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgisch]] und [[Französische Sprache|Französisch]] gesetzl. Amtssprache)<br />
|-<br />
| {{MEX}} || data-sort-value="00085000" | 80.000–90.000<br />
|-<br />
| {{NAM}} || data-sort-value="00030000" | 30.000 (Deutsch ist eine der gesetzlich anerkannten „Nationalsprachen“)<br />
|-<br />
| {{NLD}} || data-sort-value="00386000" | ca. 386.000 in den Niederlanden lebende Deutsche<br />
|-<br />
| {{AUT}} || data-sort-value="07570000" | 7,57&nbsp;Millionen deutschsprachige Österreicher (Deutsch als gesetzl. [[Amtssprache]] neben Minderheitensprachen)<br />
|-<br />
| {{PRY}} || data-sort-value="00166000" | 166.000<ref name="ethnologue.com/PY">[http://www.ethnologue.com/show_country.asp?name=PY ''Languages of Paraguay''.] ethnologue.com (englisch)</ref><br />
|-<br />
| {{POL}} || data-sort-value="00096000" | 96.000, wovon 58.000 Muttersprachler sind (hauptsächlich in der [[Woiwodschaft Oppeln]])<br />
|-<br />
| {{ROU}} || data-sort-value="00045000" | 45.000<br />
|-<br />
| {{RUS}} || data-sort-value="00862300" | 75.000 im europäischen Teil, 767.300 in [[Sibirien]] und 20.000 im Gebiet der ehemaligen [[Wolgadeutsche Republik|Wolgadeutschen Republik]], heute [[Oblast Saratow]]<!-- Zahlen standen hier so, anderswo in der WP stehen andere Zahlen, siehe unten im Text; muss alles noch anhand einer Quelle verifiziert werden --><br />
|-<br />
| {{CHE}} || data-sort-value="05000000" | 5&nbsp;Millionen (63,7 % der Schweizer Bevölkerung; Deutsch ist gesetzliche [[Amtssprache]] mit [[Französische Sprache|Französisch]], [[Italienische Sprache|Italienisch]] und [[Rätoromanisch]])<br />
|-<br />
| {{SRB}} || data-sort-value="00005000" | 5.000 (siehe auch [[Donauschwaben]] in der [[Vojvodina]])<br />
|-<br />
| {{SVK}} || data-sort-value="00005500" | 5.500 (siehe auch [[Karpatendeutsche]])<br />
|-<br />
| {{SVN}} || data-sort-value="00001628" | 1.628<ref>[http://www.stat.si/pxweb/Database/Popis2002/Popis2002.asp Volkszählung 2002] stat.si</ref><br />
|-<br />
| {{ESP}} || data-sort-value="00100000" | 100.000 (Touristenzuzug, davon allein 60.000 auf den [[Balearen]])<br />
|-<br />
| {{ZAF}} || data-sort-value="00400000" | 300.000–500.000 (100.000 Passdeutsche, 1&nbsp;Million Deutschstämmige, siehe Auswärtiges Amt; siehe auch [[Nataler Deutsch]])<br />
|-<br />
| {{THA}} || data-sort-value="00025000" | 25.000<ref>Quelle: WDR Fernsehen 2007</ref><br />
|-<br />
| {{CZE}} || data-sort-value="00039100" | 39.100<ref>http://www.ethnologue.com/country/CZ/languages</ref><br />
|-<br />
| {{TUR}} || data-sort-value="00025000" | 25.000<br />
|-<br />
| {{UKR}} || data-sort-value="00038000" | 38.000<ref>http://www.ethnologue.com/country/UA</ref><br />
|-<br />
| {{HUN}} || data-sort-value="00117500" | 35.000–200.000 (siehe auch [[Ungarndeutsche]], [[Donauschwaben]])<br />
|-<br />
| {{USA}} || data-sort-value="01100000" | 1,1&nbsp;Millionen<ref name="Census">[http://www.census.gov/hhes/socdemo/language/data/acs/ACS-12.pdf ''Language Use in the United States:<br />
2007''.] (PDF; 1,9 MB) U.S. Census Bureau, 2010 (englisch)</ref><br />
|-<br />
| {{GBR}} || data-sort-value="0077000" | 77.000<ref>http://www.mirror.co.uk/news/uk-news/2011-census-top-20-languages-1563629</ref><br />
|}<br />
: ''Die Aufstellung zeigt nur Staaten mit vermutlich mehr als 25.000 Deutschsprachigen oder Staaten, die historisches deutsches Siedlungsgebiet waren. Die angegeben Zahlen beruhen zum Großteil nicht auf der tatsächlichen Zahl der aktiven Sprecher – welche so gut wie nicht erfasst werden kann –, sondern auf Hochrechnungen, Staatsangehörigkeiten, alten Auswanderungszahlen etc. Deshalb liegen einige Zahlen möglicherweise weit über oder unter den anzunehmenden tatsächlichen Werten.''<br />
<br />
{{Siehe auch|Deutschsprachige Minderheiten}}<br />
<br />
=== Verbreitung als Muttersprache und rechtlicher Status ===<br />
[[Datei:Verbreitungsgebiet der deutschen Sprache.PNG|400px|mini|Verbreitungsgebiet der deutschen Standardsprache in Europa seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Gebiete, in denen Deutsch keinen offiziellen Status hat und/oder nur von einer kleinen Minderheit gesprochen wird, sind hellblau gekennzeichnet.]]<br />
<br />
==== Geschlossener deutschsprachiger Raum ====<br />
''(geordnet nach ungefähren Sprecherzahlen)''<br />
<br />
===== Deutschland =====<br />
In Deutschland ist Deutsch die gebräuchlichste Sprache. Deutsch ist Amtssprache, wird als [[Standardsprache]] in den überregionalen Medien und als Schriftsprache verwendet. Als Sprache des Alltags wird es in vielen Regionen fast ausschließlich gesprochen (oft regional leicht eingefärbt). Der Übergang zu den [[Deutsche Dialekte|deutschen Dialekten]] ist fließend.<br />
<br />
In [[Deutschland]] ist Deutsch:<br />
<br />
* nach § 23 [[Verwaltungsverfahrensgesetz]] (VwVfG) und ebenso<br />
* nach § 19 [[Zehntes Buch Sozialgesetzbuch]] (SGB X) als [[Amtssprache]],<br />
* nach § 5 [[Beurkundungsgesetz]] als Sprache für notarielle [[Urkunde]]n,<br />
* nach § 184 [[Gerichtsverfassungsgesetz]] als Gerichtssprache festgelegt.<br />
<br />
Die Frage, ob unter ''Deutsch'' rechtlich ausschließlich die hochdeutsche oder auch die niederdeutsche Sprache subsumiert wird, wird juristisch uneinheitlich beantwortet: Während der BGH in einer Entscheidung zu Gebrauchsmustereinreichung beim Münchener Patentamt in plattdeutscher Sprache das Niederdeutsche einer Fremdsprache gleichstellt („Niederdeutsche (plattdeutsche) Anmeldeunterlagen sind im Sinn des §&nbsp;4a Abs.&nbsp;1 Satz&nbsp;1 GebrMG nicht in deutscher Sprache abgefasst.“ – BGH-Beschluss vom 19.11.2002 – Az.: X ZB 23/01), ist nach dem Kommentar von Foerster/Friedersen/Rohde zu §&nbsp;82&nbsp;a des Landesverwaltungsgesetzes Schleswig-Holstein unter Verweis auf Entscheidungen höherer Gerichte zu §&nbsp;184 des Gerichtsverfassungsgesetzes seit 1927 (OLG Oldenburg, 10.10.1927 – K 48, HRR 1928,392) unter dem Begriff ''deutsche Sprache'' sowohl Hochdeutsch wie auch Niederdeutsch zu verstehen.<br />
<br />
Besondere Regelungen gelten für [[Sorbische Sprachen|Sorbisch]], [[Dänische Sprache|Dänisch]] (als Sprache der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein), [[Friesisch]], [[Romanes]] und [[Niederdeutsch]]. So müssen – beispielsweise – Behörden in Schleswig-Holstein und nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs auch das Patentamt in München auf Plattdeutsch gestellte Anträge bearbeiten.<br />
<br />
Nach der [[Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen|Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen]] sind die als Minderheiten- oder Regionalsprachen in Deutschland anerkannten im Einzelnen folgende:<br />
<br />
* [[Dänische Sprache|Dänisch]] (sowohl [[Standarddänisch|Reichsdänisch]] (meist als [[Sydslesvigdansk]]) wie [[Sønderjysk]]): in Schleswig-Holstein gemäß Teil III<br />
* [[Friesische Sprachen|Friesisch]]: [[Nordfriesische Sprache|Nordfriesisch]] in Schleswig-Holstein, [[Saterfriesische Sprache|Saterfriesisch]] in Niedersachsen, beide gemäß Teil III<br />
* [[Sorbische Sprachen|Sorbisch]]: [[Obersorbische Sprache|Obersorbisch]] in Sachsen, [[Niedersorbische Sprache|Niedersorbisch]] in Brandenburg, beide gemäß Teil III<br />
* [[Romani]] (Sprache der [[Sinti]] und [[Roma]]): in Hessen gemäß Teil III, in der übrigen Bundesrepublik gemäß Teil&nbsp;II<br />
* [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]]: in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern gemäß Teil III sowie in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt gemäß Teil&nbsp;II<br />
Die landesrechtlichen Umsetzungen sind teilweise noch nicht erfolgt – dies betrifft insbesondere die Sprache Romanes. Partiell (räumlich und/oder sachlich) besitzen in Schleswig-Holstein die Regional- und Minderheitensprachen Niederdeutsch, Dänisch und Friesisch (siehe [[Friesisch-Gesetz]]) den Rang einer Amtssprache. Andere in Deutschland (wie beispielsweise der [[Jenische Sprache|jenische]] [[Soziolekt]] oder das [[Jiddisch]]) oder [[Allochthon (Ethnologie)|allochthone]] Minderheitensprachen wie das Türkische oder Polnische wurden nicht in die Charta aufgenommen.<ref>[http://www.bka.gv.at/DocView.axd?CobId=3453 Österreichisches BGBl. (gleichlautend in Deutschland und der Schweiz)] bka.gv.at</ref><ref>[http://ec.europa.eu/education/policies/lang/languages/langmin/euromosaic/index_en.html European Commission: ''Languages of Europe''.] Euromosaic study (englisch), Stand: 27. Oktober 2006.</ref><br />
<br />
Ehemals verbreitete Sprachen wie [[Moselromanische Sprache|Moselromanisch]] (im 11. Jahrhundert ausgestorben), [[Polabische Sprache|Polabisch]] (im 18. Jahrhundert ausgestorben) oder [[Jiddisch]] werden heute nicht oder kaum mehr gesprochen.<br />
<br />
Die Aufnahme der deutschen Sprache als Bekenntnis in Artikel 22 des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes]] wurde 2008 gesellschaftlich diskutiert. Die deutsche Partei [[CDU]] verabschiedete eine solche Forderung auf ihrem Parteitag im November 2008.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/politik/247/449970/text/ ''CDU-Vorstoß ärgert Merkel – Deutsch ins Grundgesetz''.] [[Süddeutsche Zeitung|sueddeutsche.de]], 3.&nbsp;Dezember 2008</ref> Andere Parteien kritisierten den Vorstoß als ausländerfeindliche Panikmache, bzw. als unnötig, weil Deutsch selbstverständlich die Landessprache sei.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Grundgesetz-Leitkultur-Wahlkampf-CDU;art122,2676120 ''Streit um Bekenntnis zur deutschen Sprache im Grundgesetz''.] [[Der Tagesspiegel|tagesspiegel.de]], 3.&nbsp;Dezember 2008</ref><ref>[http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1639241_Man-spricht-deutsch.html ''Özdemir geißelt CDU-Parteitagsbeschluss: Man spricht deutsch''.] [[Frankfurter Rundschau|fr-online.de]], 2. Dezember 2008</ref>Die [[Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages|Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages]] sind in einer Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Aufnahme der deutschen Sprache als Symbol oder Staatsziel in das Grundgesetz rechtlich zulässig wäre.<ref>[http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2010/Deutsch_im_Grundgesetz.pdf Wiss. Dienste vom 22. November 2010. Abgerufen am 22. Mai 2013.] (PDF; 64&nbsp;kB)</ref><br />
<br />
===== Österreich =====<br />
In [[Österreich]] ist laut Artikel&nbsp;8 Absatz&nbsp;1 [[Bundesverfassung (Österreich)|Bundes-Verfassungsgesetz]] (BVG) aus dem Jahre 1920 die ''„deutsche Sprache“'' (ohne nähere Spezifikation) die Staatssprache der Republik, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten eingeräumten Rechte. Neben dem Deutschen sind [[Slowenische Sprache|Slowenisch]] in [[Kärnten]] und in der [[Steiermark]] sowie [[Ungarische Sprache|Ungarisch]] und [[Burgenlandkroatische Sprache|Burgenlandkroatisch]] im [[Burgenland]] [[Amtssprache]]n.<!-- das habe ich erstmal aus der Tabelle so hierhin übertragen - ist aber z.&nbsp;B. Slowenisch in der Steiermark wirklich Amtssprache? --> Tatsächlich gebräuchlich ist im Alltag wie auch im staatlichen Bereich jedoch [[Österreichisches Deutsch]] als nationale [[Varietät (Linguistik)|Varietät]] ([[Standardvarietät]]) des Hochdeutschen. Diese österreichische [[Standardvarietät]] wurde daher in der II.&nbsp;Republik durch das [[Österreichisches Wörterbuch|Österreichische Wörterbuch]] staatlich normiert (erstmals 1951, als es alle alten deutschen Regelbücher ablöste).<br />
<br />
Nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen sind die als Minderheitensprachen in Österreich anerkannten im Einzelnen folgende:<br />
<br />
* [[Burgenlandkroatische Sprache|Burgenlandkroatisch]] im Burgenland gemäß Teil III<br />
* [[Romani]] im Burgenland gemäß Teil II<br />
* [[Slowakische Sprache|Slowakisch]] in Wien gemäß Teil&nbsp;II<br />
* [[Slowenische Sprache|Slowenisch]] in Kärnten gemäß Teil III, in der Steiermark gemäß Teil&nbsp;II<br />
* [[Tschechische Sprache|Tschechisch]] in Wien gemäß Teil&nbsp;II<br />
* [[Ungarische Sprache|Ungarisch]] im Burgenland gemäß Teil III, in Wien gemäß Teil&nbsp;II<br />
<br />
===== Schweiz =====<br />
In der [[Schweiz]] ist Deutsch auf gesamtstaatlicher Ebene National- und Amtssprache neben [[Französische Sprache|Französisch]], [[Italienische Sprache|Italienisch]] und [[Rumantsch|Rätoromanisch]], das auf gesamtstaatlicher Ebene nur im direkten Verkehr mit Rätoromanen Amtssprache ist. Knapp fünf Millionen Einwohner der Schweiz (63 % der Bevölkerung) geben Deutsch als Muttersprache an. Die in der Schweiz verwendete Form des Standarddeutschen, das [[Schweizer Hochdeutsch]], weist einige Unterschiede zur Standardsprache in Deutschland auf. Umgangssprache ist zudem fast ausschließlich [[Schweizerdeutsch]], eine Sammelbezeichnung für verschiedene Formen der angestammten [[Alemannische Dialekte|alemannischen]] Dialekte.<br />
<br />
In 17 von 26 [[Kanton (Schweiz)|Kantonen]] ist Deutsch alleinige Amtssprache, in vier weiteren Amtssprache neben Französisch (Kantone [[Kanton Bern|Bern]], [[Kanton Freiburg|Freiburg]] und [[Kanton Wallis|Wallis]]) bzw. neben Italienisch und Rätoromanisch ([[Graubünden]]).<br />
<br />
Auf Gemeindeebene kann jede Gemeinde ihre Amtssprache(n) in eigener Kompetenz festsetzen.<br />
<br />
Die Schweiz ist der einzige Staat Europas, in dem das [[Jenische Sprache|Jenische]], eine Varietät des Deutschen, mit der Ratifizierung der [[Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen|europäischen Sprachencharta]] 1997 als „territorial nicht gebundene“ Sprache, wenngleich nicht als Amtssprache anerkannt wurde.<ref>[http://www.bak.admin.ch/bak/themen/sprachen_und_kulturelle_minderheiten/00507/00511/index.html?lang=de ''Fahrende – Anerkennung als nationale Minderheit''.] Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur</ref><br />
<br />
{{Siehe auch|Schweizer Hochdeutsch|Sprachen der Schweiz|Schweizerisches Idiotikon}}<br />
<br />
===== Belgien =====<br />
{{Hauptartikel|Deutschsprachige Gemeinschaft|titel1=Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens}}<br />
<br />
In [[Belgien]] ist Hochdeutsch auf gesamtstaatlicher Ebene mit [[Niederländische Sprache|Niederländisch]] und [[Französische Sprache|Französisch]] Amtssprache. In [[Ostbelgien]], den Kantonen [[Eupen]] und [[Sankt Vith]], ist Deutsch Amtssprache, daneben ist Französisch als Minderheitensprache kooffiziell. Circa 78.000 Belgier geben Deutsch als ihre Muttersprache an.<br />
<br />
===== Liechtenstein =====<br />
In [[Liechtenstein]] (34.600 Einwohner) ist Standarddeutsch die alleingültige Amtssprache. Minderheitensprachen finden keine Anwendung. Umgangssprache ist [[Liechtensteinische Mundarten|Liechtensteinisch]], eine [[Alemannische Dialekte|alemannische Dialektform]] und mit dem [[Schweizerdeutsch]]en und den [[Vorarlbergisch|vorarlbergischen Dialekten]] eng verwandt.<br />
<br />
===== Luxemburg =====<br />
[[Datei:Vun der N1 bei d'Schlass.jpg|miniatur|Straßenschild in Luxemburg]]<br />
In [[Luxemburg]] ist Hochdeutsch zusammen mit [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgisch]] und [[Französische Sprache|Französisch]] [[Amtssprache]], Französisch ist jedoch „Legislativsprache“. Luxemburgisch gilt als [[Luxemburg#Sprachen der Luxemburger|Nationalsprache]] (u.&nbsp;a. auch in Radio und TV: [[RTL Group]]), Deutsch spielt jedoch insbesondere in den [[Printmedium|Printmedien]], Büchern etc. eine dominierende Rolle; daher spricht man auch von einer luxemburgisch-deutschen [[Diglossie]]. Laut Umfragen der EU<ref>[http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_237.en.pdf Europeans and languages Eurobarometer 63.4] Englisch, PDF-Datei (144&nbsp;kB), letzter Zugriff am 13. November 2009</ref> geben über 90 % der Luxemburger an, sowohl Deutsch auf gutem bis sehr gutem Niveau, als auch Französisch ausreichend zu beherrschen. Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich verpflichtet, in der Sprache des Bürgers zu antworten, ohne sich jedoch in der Regel daran zu halten. Für Ortsnamen und damit auch Ortsschilder sind die amtlichen französischen Bezeichnungen maßgeblich (z.&nbsp;B. „Dudelange“ für Düdelingen oder „Luxembourg“ für Luxemburg), wobei darunter oft kursiv der Ortsname auf Luxemburgisch steht. Straßenschilder sind mehrheitlich auf Französisch und Deutsch, seltener auf Luxemburgisch beschriftet (z.&nbsp;B. an Autobahnen der Hinweis auf eine „Arrêt de secours/Nothaltebucht“). In den Druckmedien sind alle drei Sprachen vertreten, aber in unterschiedlicher Gewichtung, so findet man in Zeitungen zu 85 Prozent Artikel auf Deutsch, zu 12 Prozent auf Französisch und nur zu 3&nbsp;Prozent auf Luxemburgisch. Auch [[Website]]s luxemburgischer Betreiber, seien es Privatleute, Schulen oder Clubs etc., mischen oft die drei Amtssprachen auf ihren Seiten, wobei das Standarddeutsche auf den Internetseiten der politischen Parteien überwiegt. Die Seiten der luxemburgischen Regierung sowie von öffentlichen Ämtern sind jedoch fast ausschließlich auf Französisch.<br />
<br />
==== Staaten in Europa und Nordasien ====<br />
''(alphabetisch geordnet)''<br />
===== Baltische Staaten =====<br />
{{Hauptartikel|Deutsch-Balten}}<br />
<br />
In den baltischen Staaten [[Estland]], [[Lettland]] und [[Litauen]] leben noch gut 8000 Mitglieder der deutschen Minderheit ([[Deutsch-Balten]], Ostpreußen und [[Russlanddeutsche]]), die Hochdeutsch und teilweise auch Plattdeutsch reden. Für Estland wird die Anzahl auf unter 2000 (im Jahre 2000: 1870), für Lettland auf gut 3000 (2004: 3311) und ebenfalls für Litauen auf gut 3000<ref>gemäß [http://www.stat.gov.lt/en/pages/view/?id=1763&PHPSESSID=756a5976f2c9cff73b1a04144e501d58 stat.gov.lt] – zur regionalen Verteilung 2001: [http://www.stat.gov.lt/en/pages/view/?id=1732&PHPSESSID=756a5976f2c9cff73b1a04144e501d58 stat.gov.lt]</ref> recht genau beziffert. Von den exakt mit 3243 angegeben in Litauen lebenden Deutschen sprechen als Muttersprache aber nach dieser Angabe nur noch 804 deutsch.<br />
<br />
===== Dänemark =====<br />
{{Hauptartikel|Deutsche Minderheit in Dänemark}}<br />
<br />
In [[Dänemark]] wird Deutsch von den etwa 20.000<ref>[http://www1.bpb.de/wissen/08937231579775312662617270950640,1,0,Auslandsdeutsche.html#art1 ''Auslandsdeutsche''.] [[Bundeszentrale für politische Bildung]]</ref> Angehörigen der deutschen Volksgruppe in [[Nordschleswig]] gesprochen und genießt Minderheitssprachrechte, ohne jedoch eine offizielle Amtssprache auf nationaler oder regionaler Ebene zu sein.<ref>[http://www.uoc.es/euromosaic/web/document/alemany/an/i2/i2.html German in Denmark] Euromosaic (englisch). Letzter Zugriff am 13. November 2009</ref> Ein Teil der Minderheit spricht zudem Niederdeutsch als ''Nordschleswiger Platt''. Schätzungsweise zwei Drittel von ihnen verwenden jedoch den [[Sønderjysk|südjütischen]] Dialekt der [[Dänische Sprache|dänischen]] Sprache als Umgangssprache und Deutsch als Hochsprache.<ref>[http://www.gfbv.it/3dossier/eu-min/schleswig.html ''Nordschleswig – Schleswig-Holstein: Dänen und Deutsche als Minderheiten''.] Gesellschaft für bedrohte Völker, 15. März 2005</ref> Dänische [[Volkszählung]]en erfassen keine Angaben zu Sprache und ethnischer Zugehörigkeit. Deutsche Schulen in Nordschleswig sind wie andere freie Schulen in Dänemark zu über 80 % staatlich subventioniert; hierzu kommt ein besonderer Zuschlag zur Deckung des zweisprachigen Muttersprachenunterrichtes, so dass deutsche Schulen in der Praxis mit kommunalen Schulen völlig gleichgestellt sind.<br />
<br />
===== Frankreich =====<br />
{{Hauptartikel|Elsässisch|Lothringisch (Fränkisch)}}<br />
<br />
In Frankreich werden die [[elsässisch]]en und [[Lothringisch (Fränkisch)|lothringisch-fränkischen]] Dialekte von ca. 1.200.000 Personen gesprochen, vor allem im [[Elsass]] und dem nordöstlichen Teil [[Lothringen]]s. 61 % der Elsässer gaben 2001 an, über Kenntnisse in Elsässisch zu verfügen. Die Sprecherzahlen sind allerdings rückläufig, insbesondere in Lothringen und in den Städten.<br />
<br />
Die [[Frankreich#Politik|Französische Republik]] erkennt trotz der Existenz von acht [[Sprachen in Frankreich|regional verbreiteten Sprachen]] (und weiteren überregional verbreiteten) neben [[Französische Sprache|Französisch]] keine anderen Sprachen als offiziell im Sinne von [[Französische Sprachpolitik|Amtssprache]] an. Französisch ist laut Verfassung „Sprache der Republik“. Dennoch besitzen die anderen Sprachen eine offizielle Anerkennung als ''langues régionales'' – darunter für die [[Regionen Frankreichs|Region]] [[Elsass]] und das [[Moselle|Departement Moselle]] Deutsch als lokal verbreitete Dialekte und Hochdeutsch als Schriftform und Bezugssprache dieser regionalen Mundarten. Dieser Status wirkt sich zumeist nur in der Bildungspolitik aus, da die Regionalsprachen in unterschiedlicher Intensität in der Schule gelernt werden können. Gerade der Status des Deutschen wird jedoch gegenüber anderen Regionalsprachen noch gestärkt, da infolge der Grenzverschiebungen in den Weltkriegen von einem höheren Bevölkerungsanteil mit mangelnden Französischkenntnissen ausgegangen wurde. So erhalten Mitarbeiter von Behörden einen höheren Lohn, wenn sie Deutsch beherrschen. Einen besonders offiziellen Status erhält Deutsch dadurch, dass die offiziellen Wahlkampftexte ''(profession de foi)'', die jeder Kandidat vorlegen muss, der sich zu einer Wahl aufstellen lässt, in einer (inhaltlich gleichen) französischen und deutschen Version sein sollen. Dabei wird nur Hochdeutsch akzeptiert. In jeder anderen Region werden offizielle Veröffentlichungen in jeder anderen Sprache als Französisch nicht anerkannt und z.&nbsp;T. von den Präfekturen eingezogen. In den Kirchen finden noch manchmal gemischt- oder dialektsprachige Gottesdienste statt.<br />
<br />
===== Italien =====<br />
{{Hauptartikel|Walser|Zimbern}}<br />
<br />
In [[Italien]] ist Deutsch regional in [[Südtirol]] (neben [[Italienische Sprache|Italienisch]] und örtlich [[Ladinische Sprache|Ladinisch]]) Amtssprache. Daneben besitzt es auch im zur autonomen [[Aostatal|Region Aosta]] gehörenden und teils von [[Walser]]n bewohnten Tal von [[Gressoney]] einen co-offiziellen Status (neben Italienisch und Französisch). Die deutsch-/[[Walliserdeutsch|alemannischsprachige]] Bevölkerung umfasst hier aber nur einige Dörfer.<br />
Von den etwa 487.000 Einwohnern Südtirols (Stand 2006) gaben bei der letzten Volkszählung 2001 etwa 69 % der Bevölkerung der autonomen Provinz Deutsch als ihre Muttersprache an. Seit der Autonomie Südtirols und der Mitgliedschaft in der [[EU]] und dem damit verbundenen [[Schengener Abkommen]] ist die Tendenz steigend (Volkszählung 1991 etwa 67 %). Etwa 75 % der italienischsprechenden Bevölkerung lebt in den drei größten Städten [[Bozen]], [[Meran]] und [[Brixen]] mit 70 %, 48 %, bzw. 26 % Anteil an der jeweiligen Stadtbevölkerung (Stand 2001). Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich zweisprachig, genauso wie sämtliche Orts- und Straßenschilder. Diese und andere Beschilderungen im öffentlichen Leben waren bis zum zweiten Autonomiestatus von 1974 beinahe ausschließlich italienisch, da Deutsch diesbezüglich unerwünscht oder gar verboten war. Heute überwiegt das Deutsche außer in Bozen und Meran deutlich. Außerhalb der genannten größten Städte in Südtirol ist das Italienische de facto kaum vorhanden.<br />
<br />
{{Siehe auch|Rechtliche Stellung der deutschen Sprache in Südtirol}}<br />
<br />
===== Niederlande =====<br />
Für die [[Niederlande]] wird die Anzahl der Muttersprachler der deutschen Sprache vielfach mit der Zahl der rund 400.000 Deutschen dort beziffert.<br />
<br />
===== Polen =====<br />
[[File:Cisek2.jpg|thumb|Zweisprachige Beschriftung am Gemeindeamt von [[Cisek]]/Czissek in der [[Woiwodschaft Oppeln]], Polen]]<br />
In [[Polen]] leben laut Volkszählung (2011) circa 58.000 deutsche Muttersprachler. Diese konzentrieren sich heute hauptsächlich auf die [[Woiwodschaft Oppeln]] ''(Opole)'', wo Deutsch in mehreren Gemeinden offiziellen Status als „[[Deutsche Minderheit in Polen#Rechtliche Anerkennung und Infrastruktur|Hilfssprache]]“ besitzt. Es erscheinen mehrere deutschsprachige Zeitungen in Polen mit Auflagen bis zu 10.000&nbsp;Stück. Dazu gibt es neben dem halbstündigen deutschsprachigem Programm von [[TVP Polonia|Radio Polonia]] auch eine viertelstündige deutschsprachige Hörfunksendung namens [[Schlesien Aktuell]]. Des Weiteren wird wöchentlich auf [[TVP Opole]] und [[TVP Katowice]] für 15 Minuten eine deutschsprachige Fernsehsendung [[Schlesien Journal]] ausgestrahlt. In der Hauptstadt Warschau ist die deutsch-polnische Begegnungsschule [[Willy-Brandt-Schule (Warschau)|Willy-Brandt-Schule]] in der auch in deutscher Sprache unterrichtet wird. Mehrsprachige Ortsschilder werden laut polnischem Recht ab einem Minderheitsanteil von mindestens 20 % in der jeweiligen Gemeinde oder Stadt verwendet, welche in der Woiwodschaft Oppeln stellenweise erreicht wird. Oftmals werden aber auch private, zweisprachige Beschilderungen in Gemeinden mit etwas geringerem Anteil, wie z.&nbsp;B. [[Popielow]], aufgestellt.<ref>[http://www.wochenblatt.pl/de/index.php3?id_art=307 Schlesisches Wochenblatt]</ref><br />
<br />
===== Russland =====<br />
→ ''Hauptartikel: [[Russlanddeutsche]]''<br />
<br />
In [[Russland]] ergab die letzte Volkszählung im Jahre 2002 eine Gesamtzahl von 597.212 Deutschen, davon alleine 350.000 in [[Sibirien]]. Nur ein Teil der [[Russlanddeutsche]]n spricht jedoch Deutsch als Muttersprache.<!-- Zahlen aus dem Artikel ''Russlanddeutsche'' übernommen, müssen noch anhand einer Quelle verifiziert werden --><br />
<br />
Deutsch ist anerkannte Verkehrssprache der [[deutschstämmige]]n Bevölkerung in den beiden westsibirischen Nationalkreisen [[Nationalkreis Asowo|Asowo]] ([[Oblast Omsk|Gebiet Omsk]]) und [[Nationalkreis Halbstadt|Halbstadt]] ([[Region Altai|Altai-Region]]).<br />
<br />
===== Rumänien =====<br />
[[File:SibiuHermannstadtSchild.jpg|thumb|Zweisprachiges Ortseingangschild von [[Sibiu]]/Hermannstadt, Rumänien]]<br />
→ ''Hauptartikel: [[Rumäniendeutsche]], [[Banater Schwaben]], [[Donauschwaben]], [[Sathmarer Schwaben]], [[Siebenbürger Sachsen]]''<br />
<br />
In [[Rumänien]] leben etwa 40.000 bis 50.000 deutsche Muttersprachler, was etwa 0,2 bis 0,3 % der rumänischen Bevölkerung entspricht. Diese Bevölkerungsgruppe setzt sich hauptsächlich aus den [[Siebenbürger Sachsen]] sowie den [[Donauschwaben]] zusammen. Aufgrund der massiven Abwanderung der jungen Generationen nach Deutschland und Österreich vor allem nach 1990 leiden diese Bevölkerungsgruppen jedoch unter einer starken Überalterung; das Durchschnittsalter liegt bei etwa 69&nbsp;Jahren. Trotz dieses niedrigen Bevölkerungsanteils wird die deutsche Sprache weitläufig als kulturelles Erbe angesehen, genießt alle Rechte einer Minderheitensprache und ist vor allem in Städten und Gemeinden wie z.&nbsp;B. [[Hermannstadt]], [[Schäßburg]], [[Temeswar]] oder [[Sathmar]] präsent, weshalb dort auch des Öfteren mehrsprachige Beschilderungen zu finden sind. Darüber hinaus ist die deutsche Minderheit durch die Partei „[[Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien]]“ auch politisch aktiv und stellt beispielsweise den gegenwärtigen (2007) Bürgermeister von Hermannstadt. In den Verdichtungsgebieten der deutschen Minderheit mit bis etwa 5 % Einwohneranteil besteht auch nennenswerte deutsche Infrastruktur in Form von Kindergärten, Grund-, Haupt- und Hochschulen sowie Theatern, aber auch Zeitungen wie der wöchentlichen [[Hermannstädter Zeitung]].<ref>[{{Waybackarchiv| url=http://web.archive.org/web/20100208235230/http://www.recensamant.ro/}} Rumänische Regierung]</ref><br />
<br />
===== Tschechien =====<br />
→ ''Hauptartikel: [[Deutsche in Tschechien]], [[Sudetendeutsche]], [[Deutschböhmen und Deutschmährer]]''<br />
<br />
In [[Tschechien]] existiert noch eine kleine deutsche Minderheit von etwa 41.200 Menschen (0,4 % der Gesamtbevölkerung), Überreste der [[Sudetendeutsche]]n, die der [[Vertreibung]] nach dem Zweiten Weltkrieg entgangen waren. Die Zahl der deutschen Muttersprachler sinkt beständig, da vor allem die jüngeren Generationen der Minderheit einem extremen Assimilationsdruck des Tschechischen ausgeliefert sind und zum großen Teil nicht mehr mit Deutsch aufwachsen. Die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ ist darüber hinaus auch nicht mehr gebräuchlich, stattdessen verwendet man gewöhnlich den Begriff „[[Deutsche in Tschechien]]“, welche seit der [[Wende (DDR)|Wende]] 1990 gewisse Minderheitenrechte genießen und in der „Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“ sowie im „Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität“ organisiert sind. Deutsche Infrastruktur, wie Kindergärten, Schulen, Straßen- oder Ortsschilder existieren flächendeckend nicht mehr und die deutsche Sprache hat weder regionales noch nationales Amts- oder Verkehrssprachenstatut. Es erscheinen jedoch deutschsprachige Wochenzeitungen wie die „[[Landeszeitung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien]]“ und die „[[Prager Zeitung]]“.<br />
<br />
===== Türkei =====<br />
In der größten Stadt [[Istanbul]] leben seit mehreren Jahrhunderten rund 25.000 [[Bosporus-Deutsche]].<br />
<br />
===== Ungarn =====<br />
[[File:Sopron.Grabenrunde.zweisprachiges.Strassenschild.jpg|thumb|Zweisprachiges Straßenschild in [[Sopron]]/Ödenburg, Ungarn]]<br />
→ ''Hauptartikel: [[Ungarndeutsche]]''<br />
<br />
Die deutsche Minderheit in [[Ungarn]] (''Ungarndeutsche'') genießt Minderheitenrechte, ist jedoch, besonders in den jüngeren Generationen, bereits weitgehend assimiliert, so dass Deutsch meistens nur noch als Fremdsprache gelernt wird. Offiziell spricht man von etwa 200.000 Ungarndeutschen. Tatsächlich dürften davon aber höchstens noch etwa 50.000 deutsche Muttersprachler sein (etwa 0,5 % der Gesamtbevölkerung). Da die Minderheit sehr zerstreut über das Land lebt und nur wenig Identitätsbewusstsein hat, spricht man daher oft von einer Doppelidentität der Ungarndeutschen. Zweisprachige Orts-, Straßen-, Verkehrs- und Amtsschilder findet man beispielsweise in der Stadt [[Sopron|Ödenburg]] (Sopron) nahe der österreichischen Grenze und vereinzelt auch in anderen Landesteilen. In anderen Gebieten mit größerer deutscher Minderheit gibt es sehr vereinzelt deutsche Kindergartengruppen oder Schulklassen. Die deutsche Minderheit in Ungarn ist in der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen organisiert.<br />
<br />
==== Übersee ====<br />
''(alphabetisch geordnet)''<br />
<br />
===== Australien =====<br />
{{Hauptartikel|Deutsch-Australier}}<br />
<br />
Laut den Ergebnissen der letzten Volkszählung sprachen im Jahre 2006 77.576 oder etwa 0,4 % der damals bekannten 19.855.287 Einwohner Australiens zu Hause deutsch. Die meisten dieser Deutsch-Sprecher lebten, wie die Mehrheit der Gesamtbevölkerung, in den Millionenstädten des Landes ([[Melbourne]], [[Sydney]], [[Brisbane]], [[Perth]], [[Adelaide]]). Den größten Anteil an der Gesamtbevölkerung mit festem Wohnsitz bildeten die Deutschsprecher in Adelaide (0,57 %) und seinen Vororten (0,68 %), der [[Sunshine Coast (Queensland)|Sunshine Coast]] (0,64 %) und [[Gold Coast (Australien)|Gold Coast]] (0,52 %), der [[Cape-York-Halbinsel]] einschließlich der feuchten Tropen mit [[Cairns]] und Umland (0,61 %), sowie einem Teil des Grenzgebietes zwischen [[Neu-Süd-Wales]] und [[Victoria (Australien)|Victoria]] (0,52 %), außerdem in Melbourne und entlang der Küste von Neu-Süd-Wales.<br />
<br />
Zu diesen praktizierenden Deutschsprechern kommen diejenigen hinzu, die Deutsch beherrschen, es aber nicht mehr täglich verwenden.<br />
<br />
Noch über diese hinaus ist die Zahl der Deutschstämmigen wesentlich höher, beträgt vielleicht etwa eine halbe bis eine Million Menschen oder mehr, ist aber damit im Vergleich zum Anteil der Deutschstämmigen an der Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika dennoch ziemlich gering. Dessen ungeachtet spielten einige Deutsche eine recht bedeutende Rolle in der Geschichte, insbesondere bei der Entdeckung und Erforschung Australiens.<br />
<br />
===== Brasilien =====<br />
{{Hauptartikel|Deutsch-Brasilianer}}<br />
<br />
Wahrhaft repräsentative und fundierte Zahlen zur Zahl der deutschen Muttersprachler in [[Brasilien]] gibt es nicht. Schätzungen zufolge leben in Brasilien jedoch etwa zwei bis fünf Millionen Deutschstämmige, von denen etwa 850.000 bis 900.000 [[bilingual]] (Deutsch und [[Portugiesische Sprache|Portugiesisch]]) sein dürften und somit als deutsche Muttersprachler gewertet werden könnten. Diese Bevölkerungsgruppe konzentriert sich im Wesentlichen auf die Staaten [[Santa Catarina]] und [[Rio Grande do Sul]] im Süden des Landes und hier eher auf kleine, nicht an der Küste liegende Städte. Beispiele hierfür sind [[Pomerode]], [[Santa Rosa de Lima]] oder [[Treze Tilias]], in denen noch große Teile der Bevölkerung Deutsch sprechen. Während diese Region Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts noch hauptsächlich deutschsprachig war, wurde die deutsche Sprache durch Assimilation und durch Unterdrückung oder gar Verbot in der Mitte des 20. Jahrhunderts –&nbsp;besonders während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]&nbsp;– durch Portugiesisch verdrängt. Im Laufe der Jahre hat sich die Situation jedoch maßgeblich geändert, so dass heute die deutsche Sprache als kulturelles Erbe besonders gefördert wird und der Region um [[Blumenau (Brasilien)|Blumenau]] sogar als touristisches Aushängeschild dient, obgleich gerade hier die deutsche Sprache nur noch begrenzt gesprochen wird. Deutsche Infrastruktur in Form von Zeitungen und Schulen existiert zwar begrenzt, doch im öffentlichen Bereich ist Deutsch kaum vorhanden, da Portugiesisch alleinige Amtssprache ist und der Schaden durch Unterdrückung an der deutschen Sprachgruppe in Brasilien zu groß und andauernd war, um reversibel zu sein.<br />
<br />
{{Siehe auch|Riograndenser Hunsrückisch|Deutschsprachige in Lateinamerika}}<br />
<br />
====== Gemeinden mit Deutsch als zweiter Amtssprache ======<br />
[[Datei:Pomeranoespiritosanto.png|300px|rechts|mini|Gemeinden im Bundesstaat Espírito Santo mit Deutsch als zweiter Amtssprache]]<br />
Sortiert nach Bundesstaaten:<ref>[[:en:Languages of Brazil#Municipalities that have co-official allochthonous languages|Sprachen in Brasilien]] in der englischen Wikipedia</ref><br />
<br />
; [[Espírito Santo]]<br />
* [[Domingos Martins]]<br />
* Laranja da Terra<br />
* Pancas<br />
* Santa Maria de Jetibá<br />
* Vila Pavão<br />
<br />
; [[Minas Gerais]]<br />
* Itueta (nur im Distrikt „Vila Nietzel“)<br />
<br />
; [[Santa Catarina]]<br />
* [[Pomerode]]<br />
* Antônio Carlos<br />
* [[Treze Tílias|Dreizehnlinden (Treze Tílias)]]<br />
<br />
====== Gemeinden, in denen Deutschunterricht verpflichtend ist ======<br />
<br />
; [[Rio Grande do Sul]]<br />
* [[Nova Petrópolis]]<br />
<br />
; Santa Catarina<br />
* [[Blumenau (Brasilien)|Blumenau]]<br />
<br />
===== Kanada =====<br />
In [[Kanada]] sprechen 438.000 Menschen Deutsch als Muttersprache,<ref name="Statistics Canada" /> darunter auch viele Mennoniten etwa in Ontario. Das entspricht etwa 1,5 % der Gesamtbevölkerung. Diese sind meist deutsche Siedler aus dem 19. sowie Einwanderer aus 20. Jahrhundert. In Kanada sind jedoch nur Französisch und Englisch Amtssprachen.<br />
<br />
===== Namibia =====<br />
{{Hauptartikel|Deutsche Sprache in Namibia|Küchendeutsch}}<br />
<br />
Deutsch war mit [[Afrikaans]] und [[Englische Sprache|Englisch]] Amtssprache im damaligen [[Südwestafrika]] in der Zeit der [[Apartheid]] von Juni 1984 bis zur Unabhängigkeit [[Namibia]]s 1990. Seitdem ist Englisch die einzige landesweite offizielle Amtssprache und Deutsch nunmehr [[Verkehrssprache]] und eine von etwa 20 „[[Nationalsprache]]n“ des Landes und wird somit gezielt von der namibischen Regierung gefördert. Damit ist Namibia das einzige außereuropäische Land, in dem Deutsch einen besonderen politischen Status besitzt. Die deutsche Sprache steht außerdem unter besonderem Schutz und ist als Teil der namibischen Kultur gesetzlich verankert. Diese Sprachpolitik soll jedoch nicht als Herabsetzung des Deutschen, des Afrikaans oder der zahlreichen afrikanischen Sprachen gegenüber dem Englischen gesehen werden; die junge Nation Namibia wollte vielmehr eine „neutrale“ und leicht erlernbare Sprache zur alleinigen Amtssprache erheben, die keine der bestehenden Bevölkerungsteile bevorzugt, um die Integrität des Landes zu gewährleisten. Etwa 30.000 Namibier (etwa 1,5 % der Gesamtbevölkerung) geben Deutsch als ihre Muttersprache an. Afrikaans und Englisch sind jedoch auch nicht viel weiter verbreitet, besonders unter der ländlichen schwarzafrikanischen Bevölkerung, die den Großteil der Einwohner des Landes darstellt.<br />
<br />
===== Papua-Neuguinea =====<br />
{{Hauptartikel|Unserdeutsch}}<br />
<br />
Der nördliche Teil des pazifischen Staates [[Papua-Neuguinea]] war unter dem Namen [[Deutsch-Neuguinea]] von 1884 bis 1914 deutsche Kolonie. Zwar wurden die meisten Kolonisten aus dem [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreich]] 1915 von australischen Truppen vertrieben, die Nationalsprache [[Tok Pisin]] ist allerdings durch die deutsche Sprache beeinflusst worden. Weitere Amtssprachen sind die neue Kolonialsprache Englisch und [[Hiri Motu]]. Als Muttersprache wird die deutsche Sprache lediglich von etwa 100 zumeist älteren Menschen gesprochen. Die hier gesprochene lokale Varietät nennt sich [[Unserdeutsch]].<br />
<br />
===== Paraguay =====<br />
{{Hauptartikel|Deutschsprachige in Lateinamerika}}<br />
<br />
In [[Paraguay]] haben laut Ethnologue 166.000 Personen Standarddeutsch als Muttersprache, darunter 19.000, die Standarddeutsch und [[Plautdietsch]] zusammen als Muttersprache haben. Hinzu kommen weitere 19.000 Personen, deren Muttersprache allein Plautdietsch ist.<ref name="ethnologue.com/PY" /><br />
<br />
Eine wichtige Gruppe unter den deutschsprachigen Einwohnern Paraguays sind die deutschsprachigen [[Mennoniten]], die seit 1927 meist aus Russland eingewandert sind. Durch weitere Zuwanderung aus den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko beläuft sich ihre Anzahl inzwischen auf 45.000–50.000 Personen. Sie leben vor allem im Nordwesten des Landes und im Chaco, wo sie eine zahlenmäßig unbedeutende, aber mit großer Wirtschaftskraft und bestimmten Privilegien ausgestattete Minderheit bilden. Sie sprechen meist den niederdeutschen Dialekt [[Plautdietsch]]. Dennoch spielt das Hochdeutsche in den mennonitischen Kolonien eine signifikante Rolle: insbesondere als Kirchen-, Schul- und Verwaltungssprache sowie als Sprache der Medien.<br />
<br />
<!-- der ganze folgende Absatz muss noch gekürzt, überprüft und neu formuliert werden --><br />
5 bis 7 % der paraguayischen Bevölkerung sind Einwanderer deutscher Herkunft. Die Volkszählung im Jahr 2002 belegt 1838 (ca. 0,035 % der Bevölkerung) in Paraguay lebende Personen, die in Deutschland geboren sind. In der Regierungszeit des deutschstämmigen Diktators Alfredo Stroessner, der von 1954–1989 das Amt des Staatspräsidenten innehatte, sind zehntausende aus Brasilien stammende Deutschbrasilianer eingewandert. Allein in den Jahren 1973/74 waren es 42.000, vor allem in die Departamente Alto Paraná, Caazapáy, Itapua, Canendiyú, Caaguazú und San Pedro. Allein in diesen Departamenten leben heute weit über 100.000 Deutschbrasilianer in 9 Groß- und 45 Randsiedlungen. Ein weiteres Zentrum der Einwanderung liegt um Hohenau herum mit mindestens 30–35.000 Deutschbrasilianern. Seit dem Sturz Stroessners im Februar/März 1989 kamen weitere 150.000 Deutschstämmige aus Südbrasilien dazu. An der argentinischen Grenze wohnen auch viele polnisch- und ukrainischstämmige Menschen.<br />
<!-- der folgende Textabschnitt gehört auch noch zum selben Thema wie der vorherige Absatz und sollte deshalb mit diesem zu einem Absatz zusammengefasst werden:<br />
In der brasilianischen Grenzregion leben inzwischen ca. 500.000 portugiesischsprachige Siedler, davon sind 150.000 deutschstämmige Brasilianer aus den Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Santa Catarina, Paraná. Sie werden auch Brasiguayos genannt.<br />
--><br />
<br />
===== Vereinigte Staaten =====<br />
{{Hauptartikel|Deutsche Sprache in den Vereinigten Staaten|Pennsylvania Dutch|Texasdeutsch}}<br />
<br />
Heute wird Deutsch in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] von etwa 1,5&nbsp;Millionen Menschen gesprochen.<br />
<br />
Einer Hochrechnung des U.S. Census Bureau auf der Grundlage des American Community Survey von 2007 zufolge ist es Heimsprache von 1.104.354 Einwohnern der Vereinigten Staaten und liegt damit an siebter Stelle unter den meistgesprochenen Sprachen.<ref name="Census" /><br />
<br />
Dass Hochdeutsch beinahe Amtssprache der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] geworden wäre, ist ein [[Gerücht]], das auf eine Fehlinterpretation zurückzuführen ist ([[Muhlenberg-Legende]]). Tatsächlich bezog sich dieses Gerücht auf den gescheiterten Versuch, Gesetzestexte im Staat [[Virginia]] in Zukunft auch auf Deutsch veröffentlichen zu lassen.<br />
<br />
Allerdings stellen die Deutschen wohl insgesamt, je nach Rechnungsweise, die zahlenmäßig bedeutendste oder zweit-bedeutendste Gruppe von Vorfahren der heutigen Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika dar, um den ersten Platz mit Nachfahren von Einwanderern von den britischen Inseln (Engländern, Schotten, Kymren, Iren – je nachdem, ob diese zusammengerechnet werden, oder nicht, und wer als Deutscher gilt; siehe Census) konkurrierend.<br />
<br />
{{Siehe auch|Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten|Sprachen in den Vereinigten Staaten}}<br />
<br />
=== Deutsch als Fremdsprache ===<br />
Die Bezifferung der Fremdsprachler der deutschen Sprache weltweit beruht auf sehr vagen Schätzungen. Die mit gut 16&nbsp;Millionen geringste genannte Anzahl basiert auf einer Erhebung der ''Ständigen Arbeitsgruppe [[Deutsch als Fremdsprache]]'' des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland und des [[Goethe-Institut]]s aus dem Jahr 2005 (die Erhebung aus dem Jahr 2000 bezifferte die Deutschlernerzahl weltweit noch auf gut 20 Millionen),<ref>[http://www.goethe.de/uun/pub/de18483.htm ''Deutsch als Fremdsprache weltweit: Datenerhebung 2005''.] goethe.de</ref> ist aber in der Aussage, alle Menschen zu erfassen, die [[Deutsch als Fremdsprache]] beherrschen, ebenso unrealistisch wie entgegengesetzte Extremzahlen von mehreren 100 Millionen. Die von der ''Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache'' genannte Zahl ist allenfalls geeignet, die Anzahl derjenigen zu beziffern, die Deutsch im Ausland in erfassten Bildungseinrichtungen als Fremdsprache erlernen und schließt mithin nicht diejenigen ein, die auf anderem Wege –&nbsp;z.&nbsp;B. durch „direkte Berührung“ in den deutschsprachigen Ländern und angrenzenden Regionen (u.&nbsp;a. Gastarbeiter) oder durch Kurse (Universitäten, Volkshochschulen etc.)&nbsp;– die deutsche Sprache erlernt haben.<br />
<br />
Allein schon für den Bereich der Europäischen Union wurde im Mai bis Juni des Jahres 2005 durch das Eurobarometer eine Anzahl von rund 55 Millionen EU-Bürgern (12 Prozent) ermittelt, die Deutsch als Fremdsprache beherrschen, darunter rund 6&nbsp;Millionen in Deutschland, in einer zweiten Erhebung des Eurobarometers von November bis Dezember 2005 sind es 14 Prozent<ref name="autogenerated1" /> (siehe auch Kurzfassung in [[Amtssprachen der Europäischen Union]]). Unter Berücksichtigung einer Gesamtbandbreite aus Standardabweichung und Wahrscheinlichkeit ist von einer Anzahl zwischen 50 und 60 Millionen innerhalb der EU auszugehen. Nicht inbegriffen in diese Zahl sind unter anderen die Fremdsprachler der deutschen Sprache in der Schweiz (mehr als 2&nbsp;Millionen), in Russland (nach Schätzungen könnten es 10&nbsp;Millionen oder mehr sein, nach Angabe der ''Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache'': knapp 5&nbsp;Millionen), in Ländern außerhalb der EU, in denen ehemalige Gastarbeiter und ihre Familien leben (Türkei, Ex-Jugoslawien).<br />
<br />
Deutsch wird in vielen Ländern als [[Fremdsprache]] gelehrt. Die Lehr- und Lernmittel enthalten das [[Standarddeutsch]] der Schweiz, Österreichs oder Deutschlands.<br />In Europa ist die deutsche Sprache nach Englisch und Russisch als Fremdsprache am weitesten verbreitet. Besonders häufig wird Deutsch als Fremdsprache in den [[Niederlande]]n, in [[Flandern]], [[Skandinavien]], [[Russland]], im [[Baltikum]], in [[Slowenien]], [[Kroatien]], [[Polen]], [[Bosnien und Herzegowina]], in der frankophonen sowie in der italienischsprachigen [[Schweiz]], in [[Serbien]], [[Montenegro]], [[Ungarn]], der [[Slowakei]],<ref>Diskussionsrunde anlässlich des slowakischen Germanistentages 2010 zum Thema „Die Bedeutung der deutschen Sprache in der Slowakei und in der Welt“ mit Ludwig M. Eichinger (IDS Mannheim), Oskar Reichmann (Univ. Heidelberg), Hans Golombek (DAAD), Helena Hanuljaková (SUNG), Josef Aregger (Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft), Ladislav Šimon (Univ. Košice) und Michael Huprich (Leiter des Österreich-Instituts Bratislava) [http://www.rozhlas.sk/inetportal/uploaded_sounds/m3u_ondemand_soundID106314.m3u Slowakischer Rundfunk] Sendung vom 2.&nbsp;September 2010</ref> [[Tschechien]], [[Mazedonien]], [[Weißrussland]] und [[Bulgarien]] gewählt. In einigen dieser Länder und Regionen ist Deutsch in der Schule die erste Fremdsprache; es steht damit noch vor dem Englischen. Auch in [[Japan]] lernt man häufig Deutsch. In anderen Ländern, so in [[Frankreich]] (rund vier Millionen nach Eurobarometer, die Deutsch als Fremdsprache beherrschen) und den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], wo nach einer Gallup-Studie aus dem Jahre 2001 rund 7,5&nbsp;Millionen Amerikaner Deutsch als Fremdsprache beherrschen,<ref>[http://www.gallup.com/poll/1825/About-One-Four-Americans-Can-Hold-Conversation-Second-Language.aspx ''About One in Four Americans Can Hold a Conversation in a Second Language''.] gallup.com</ref> verliert Deutsch zunehmend an Bedeutung gegenüber [[Spanische Sprache|Spanisch]]. In Ostasien ([[Japan]]) wurde im 19. und 20. Jahrhundert Deutsch als Medizinsprache verwendet (an Stelle von [[Latein]]).<br />
<br />
Deutsch war im Jahr 2002 die nach [[Englische Sprache|Englisch]] am meisten verwendete Sprache im [[Internet]] (gefolgt von [[Französische Sprache|Französisch]], [[Japanische Sprache|Japanisch]], [[Spanische Sprache|Spanisch]] und [[Chinesische Sprache|Chinesisch]]). Etwa 7,7 Prozent aller Seiten im Internet waren damals auf Deutsch (Internetseiten auf Englisch: etwa 50 %).<ref>{{Cite web|url=http://www.netz-tipp.de/sprachen.html|author=Martin Ebbertz|title=Das Internet spricht Englisch … und neuerdings auch Deutsch: Sprachen und ihre Verbreitung im World-Wide-Web|year=2002| accessdate=2011-01-01}}</ref> Für 2007 werden etwa 5,9 % für das Deutsche angegeben (45 % für das Englische, 4,4 % für Französisch).<ref>{{Cite web|url=http://dtil.unilat.org/public/12_annees_langues_internet.pdf|author=Daniel Pimienta, Daniel Prado, Álvaro Blanco|title=Douze années de mesure de la diversité linguistique sur l’Internet: bilan et perspectives| accessdate=2011-04-29}} 2010, S.&nbsp;40–41</ref><br />
<br />
Nach einer Erhebung der ''Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache'', der u.&nbsp;a. das [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] und das [[Goethe-Institut]] angehören, gab es 2000 die meisten Deutschlerner in:<br />
<br />
* [[Russland]]: 4.657.500 (3,26 %) (nach Schätzungen bis über 10 Millionen)<br />
* [[Polen]]: 2.202.708 (5,70 %) (nach Eurobarometer rund 7 Millionen)<br />
* [[Frankreich]]: 1.603.813 (2,52 %) (nach Eurobarometer rund 4 Millionen)<br />
* [[Tschechien]]: 799.071 (7,80 %) (nach Eurobarometer rund 3 Millionen)<br />
* der [[Ukraine]]: 629.742<br />
* [[Ungarn]]: 629.472 (nach Eurobarometer rund 3,5 Millionen)<br />
* [[Kasachstan]]: 629.874<br />
* den [[Niederlande]]n: 591.190 (nach Eurobarometer: etwa 11 Millionen)<br />
* den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]: 551.274 (nach einer Gallup-Studie rund 7,5 Millionen)<br />
<br />
Für [[Kamerun]] wird die Anzahl der Deutschlerner nach einem Bericht der [[Deutsche Welle|Deutschen Welle]] mit rund 200.000 angegeben.<ref>[http://www.dw.de/leben-in-kamerun-leichter-als-in-deutschland/a-15374849 Bericht: Leben in Kamerun leichter als in Deutschland?]; zu Kamerun und [[Togo]] siehe auch [http://fudder.de/artikel/2010/06/21/unitv-von-afrika-nach-deutschland-studierende-aus-kamerun-und-togo/ Film der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]]]</ref><br />
<br />
Nach Darstellung der [[Eurobarometer]]-Umfrage 2006 ist unter den Europäern Deutsch zusammen mit Französisch die zweithäufigst gesprochene Fremdsprache. Mehr als jeder dritte Europäer spricht Englisch (38 %) und jeder siebte Deutsch (14 %) als Fremdsprache. Vor allem in den Niederlanden (wo ungefähr 87 % der Bevölkerung über Englisch-, 70 % über Deutschkenntnisse verfügen), in der Slowakei, in Ungarn, Tschechien, aber auch Polen, Estland, Dänemark, Schweden, Kroatien, Slowenien ist die Kenntnis der deutschen Sprache weit verbreitet; in diesen Ländern liegt der Anteil der Bevölkerung mit Deutschkenntnissen bei rund 20 bis rund 55 Prozent.<br />
<br />
[[Datei:Knowledge of German EU map.svg|mini|300px|Kenntnisse der deutschen Sprache in den Ländern der Europäischen Union (einschließlich der Beitrittskandidaten) sowie der Schweiz laut einer Studie von [[Eurobarometer]] aus dem Jahre 2006.]]<br />
<br />
Im Einzelnen sprechen nach dieser Angabe Deutsch als Fremdsprache:<br />
* in den Niederlanden rund 11 Millionen (66 Prozent der Gesamtbevölkerung)<br />
* in Dänemark rund 3 Millionen (54 Prozent)<br />
* in Slowenien knapp eine Million (45 Prozent)<br />
* in Kroatien rund 1,5 Millionen (33 Prozent)<br />
* in Tschechien rund 3 Millionen (31 Prozent)<br />
* in Schweden rund 2,5 Millionen (28 Prozent)<br />
* in der Slowakei rund 1,5 Millionen (28 Prozent)<br />
* in Belgien rund 2,5 Millionen (25 Prozent)<br />
* in Polen rund 7 Millionen (19 Prozent)<br />
* in Estland rund 0,2 Millionen (18 Prozent)<br />
* in Finnland knapp eine Million (17 Prozent)<br />
* in Ungarn rund 1,5 Millionen (16 Prozent)<br />
* in Frankreich rund 4 Millionen (7 Prozent)<br />
* im Vereinigten Königreich rund 3,5 Millionen (6 Prozent)<br />
* in der Türkei rund 3 Millionen (4 Prozent)<br />
* in Italien rund 2,5 Millionen (4 Prozent)<br />
* in Deutschland rund 6 Millionen (7 Prozent)<br />
<br />
=== Deutsch in internationalen Organisationen ===<br />
==== Europäische Union ====<br />
Deutsch ist eine von 24<ref>[http://ec.europa.eu/languages/languages-of-europe/eu-languages_de.htm Amtssprachen in der EU]</ref> [[Amtssprache (Europäische Union)|Amtssprachen]] der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und neben Englisch und Französisch auch [[Arbeitssprache]] der Europäischen Union. Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der Europäischen Union und knapp nach Englisch und mit Abstand vor Französisch zweitmeistgesprochene Sprache (Mutter- und Fremdsprachler) der Europäischen Union. Allerdings verfügen weniger als 20 Prozent der Bediensteten der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] über Deutschkenntnisse, und de facto erschöpft sich der Arbeitssprach-Status für Deutsch in der Vorlage von Texten in dieser Sprache für die abschließenden Beratungen.<ref>Ulrich Ammon: [http://www.welt.de/welt_print/kultur/article6550655/Europa-spricht-kein-Deutsch.html ''Europa spricht kein Deutsch''.] In: ''[[Die Welt]]'', 25. Februar 2010</ref><br />
<br />
==== Vereinte Nationen ====<br />
In der [[Vereinte Nationen|UNO]] ist Deutsch keine Amts- respektive Arbeitssprache. Eine Sonderstellung gegenüber den anderen Nicht-Amtssprachen besteht darin, dass seit 1975 der Deutsche Übersetzungsdienst der Vereinten Nationen für wichtige offizielle Dokumente deutsche Versionen erstellt. Finanziert wird der Dienst, der in das UN-Sekretariat eingegliedert ist, von einem Treuhandfonds, den Deutschland, Liechtenstein, Österreich und die Schweiz mit Beiträgen fördern.<br />
<br />
Die [[Weltorganisation für geistiges Eigentum]], eine Behörde der Vereinten Nationen, verwaltet den [[Vertrag über die Internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens]], kurz PCT genannt. Im Rahmen des PCT ist Deutsch, neben Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Japanisch, Koreanisch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch, eine der Sprachen, in der Patentanmeldungen eingereicht werden können.<br />
<br />
==== NATO ====<br />
Das Nordatlantikbündnis [[NATO]] arbeitet lediglich mit zwei Amtssprachen: Englisch und Französisch.<br />
<br />
==== Internationale Institutionen ====<br />
Zu den wichtigsten internationalen Institutionen (außerhalb der [[Europäische Union|EU]]), welche Deutsch zu ihren offiziellen Sprachen zählen, gehören unter anderem:<br />
* [[Europäische Patentorganisation]] – EPO<br />
* [[Europäische Weltraumorganisation]] – ESA<br />
* [[Reporter ohne Grenzen]] – ROG<br />
* [[World Association of Newspapers]] – WAN<br />
* Zahlreiche europäische und globale Sportverbände, z.&nbsp;B.:<br />
** [[Europäische Handballföderation]] – EHF<br />
** [[Fédération Internationale de Basketball]] – FIBA<br />
** [[Fédération Internationale de Bobsleigh et de Tobogganing]] – FIBT<br />
** [[Fédération Internationale de Football Association]] – FIFA<br />
** [[Fédération Internationale de Gymnastique]] – FIG<br />
** [[Fédération Internationale de Luge de Course]] – FIL<br />
** [[Fédération Internationale de Ski]] – FIS<br />
** [[Internationale Biathlon-Union]] – IBU<br />
** [[Union of European Football Associations]] – UEFA<br />
<br />
== Sprachstruktur ==<br />
=== Aussprache ===<br />
{{Hauptartikel|Aussprache der deutschen Sprache}}<br />
<br />
=== Alphabet ===<br />
<br />
{{Hauptartikel|Deutsches Alphabet}}<br />
<br />
=== Rechtschreibung ===<br />
{{Hauptartikel|Deutsche Rechtschreibung}}<br />
<br />
=== Grammatik ===<br />
{{Hauptartikel|Deutsche Grammatik}}<br />
{{Siehe auch|Grammatikbegriffe im Deutschen}}<br />
<br />
=== Wortschatz ===<br />
==== Erbwörter, Lehnwörter und Fremdwörter ====<br />
[[Erbwort|Erbwörter]] sind diejenigen [[Lexem]]e, die seit der Zeit des Protogermanischen ununterbrochen Teil des Wortschatzes derjenigen germanischen Varietäten gewesen sind, aus denen sich das heutige Deutsche entwickelt hat. Einen großen Teil dieser Wörter hatte das Protogermanische seinerseits aus dem Protoindogermanischen/Protoindoeuropäischen ererbt.<br />
<br />
Zu den Erbwörtern gehören Wörter wie ''zwei, Zaun, hundert, Liebe, Zahn'' oder ''Vieh''. Lehn- und Fremdwörter entstammen nicht dem germanischen Grundstock, sondern sind in die deutsche Sprache gelangt. Die meisten dieser Worte stammen aus anderen indogermanischen/indoeuropäischen Sprachen. Dabei sind [[Fremdwort|Fremdwörter]] im Gegensatz zu [[Lehnwort|Lehnwörtern]] an der Betonung, der Schreibweise oder der Aussprache als ''fremd'' erkennbar. Beispiele für Lehnwörter aus dem Lateinischen sind ''Fenster, Wein, Straße, Ziegel'' oder ''Rettich'', während ''Pfaffe, Kirche, Graf, Meter'' und ''Thron'' altgriechischen Ursprungs sind. Einige Lehnwörter hat das Deutsche aus dem [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] übernommen, wie z.&nbsp;B. ''dufte'' (aus טוֹב, gut) oder ''Pleite'' (aus פלטה, Flucht).<br />
<br />
Fremdwörter altgriechischer Herkunft sind ''Biologie, Theologie, Mathematik, Apotheke, Arktis, Historie, Chronometer, Demokratie'' oder ''Arithmetik''. Fremdwörter italienischer Herkunft sind beispielsweise ''Bank, Bilanz'' oder ''Melone''; aus dem Französischen stammen ''Garderobe, Toilette'' und ''Pissoir''.<br />
<br />
Die allermeisten Lehn- und Fremdwörter in der deutschen Sprache sind ihrerseits indogermanischen Ursprungs. So gehen ''Bruch'' und ''Fraktur'' auf ein und dasselbe indogermanische Wort zurück. Während ''Bruch'' ein germanisches Erbwort ist, entstammt ''Fraktur'' (oder ''Fraktion'' sowie ''Fragment'') dem Lateinischen. Ähnlich verhält es sich mit dem Erbwort ''Joch'' und dem indischen Fremdwort ''Yoga''.<br />
<br />
== Textsammlungen ==<br />
Beim [[Projekt Gutenberg-DE]] gibt es Texte von über 1000 Autoren. [[Wikisource]] enthält mehr als 9300 deutschsprachige Werke.<br />
<br />
{{Siehe auch|Deutschsprachige Literatur|titel1=Deutsche Literatur|Liste deutschsprachiger Schriftsteller|titel2=Deutschsprachige Schriftsteller|Sprichwort|titel3=Sprichwörter}}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Deutscher Sprachatlas]]<br />
* [[Documenta linguistica]]<br />
* [[Germanistik]]<br />
* [[Liste der häufigsten Wörter der deutschen Sprache]]<br />
* [[Liste der Sprachvereine]]<br />
* [[Liste deutscher Wörter in anderen Sprachen]]<br />
* [[Studentensprache]]<br />
* [[Wissenschaftssprache]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Zu Wörterbüchern:<br />
* [[Liste bedeutender Wörterbücher]]<br />
Zum deutschen Wortschatz (Erb-, Lehn- und Fremdwörter):<br />
* Harald Wiese: ''Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt.'' 2.&nbsp;Auflage. Logos Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8325-1601-7.<br />
Zu Sprachkontakten der deutschen Sprache;<br />
* Johannes Bechert /[[Wolfgang Wildgen]]: ''Einführung in die Sprachkontaktforschung.'' [[Wissenschaftliche Buchgesellschaft]], Darmstadt 1991.<br />
* Csaba Földes: ''Kontaktdeutsch. Zur Theorie eines Varietätentyps unter transkulturellen Bedingungen von Mehrsprachigkeit.'' Gunter Narr, Tübingen 2005.<br />
* Claudia Maria Riehl: ''Sprachkontaktforschung.'' Narr, Tübingen 2004.<br />
Zur Geschichte:<br />
* Wolfgang Krischke: ''Was heißt hier Deutsch? – Kleine Geschichte der deutschen Sprache''. C.&nbsp;H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59243-0. Allgemeinverständliche Darstellung.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikiversity|Fachbereich Germanistik}}<br />
{{Wikiquote|Deutsch|Deutsche Sprache}}<br />
{{Wikinews|Portal:Deutsche Sprache|Deutsche Sprache}}<br />
{{Wiktionary|Deutsch}}<br />
{{Wikibooks|Deutsches Schreiben}}<br />
{{Commonscat|German language|Deutsche Sprache}}<br />
<br />
<!-- Bitte beachten: keine Weblinks mehr anhängen, sondern ggf. austauschen. Die Zahl der Links soll nicht weiter steigen; siehe auch [[Wikipedia:Verlinken]]. Danke, Unscheinbar --><br />
* [http://www.uni-augsburg.de/alltagssprache/ Atlas zur deutschen Alltagssprache]<br />
* [http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Deutsch.pdf Eintrag zur deutschen Sprache] (PDF; 146 kB) in der ''Enzyklopädie des Europäischen Ostens''<br />
* Jacob und Wilhelm Grimm: [http://www.dwb.uni-trier.de/ ''Deutsches Wörterbuch''] – online<br />
* [http://wortschatz.uni-leipzig.de/ Wortschatzlexikon] der Universität Leipzig<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste germanische Sprachen}}<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4113292-0}}<br />
<br />
[[Kategorie:Deutsche Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]<br />
<br />
{{Link FA|an}}<br />
{{Link FA|la}}<br />
{{Link GA|ru}}</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Italienische_Sprache&diff=124530482Italienische Sprache2013-11-16T20:50:22Z<p>Fobos92: /* Verbreitung */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Italienisch ''(Italiano)''<br />
|Länder=Siehe unter „Offizieller Status“, des Weiteren in zahlreichen [[Italiener#Italienischstämmige weltweit|Ländern mit italienischstämmigen Einwanderern]]<br />
|Sprecher=Geschätzte 70 Millionen Muttersprachler<br />
|Klassifikation=* [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Italische Sprachen]]<br />
*:: [[Romanische Sprachen]]<br />
*::: [[Romanische Sprachen#Italoromanische Sprachen|Italoromanische Sprachen]]<br />
|KSprache=Italienisch<br />
|Amtssprache={{ITA}}<br />{{CHE}}<br />{{SMR}}<br />{{VAT}}<br /><hr />{{EU}}<br />[[Datei:Flag of the Sovereign Military Order of Malta.svg|20px|Souveräner Malteserorden]] [[Souveräner Malteserorden]]<br />
|Minderheitensprache=<small>[[Koper]], [[Izola]] und [[Piran]]</small> ({{SVN}})<br /> [[Gespanschaft Istrien]] ({{HRV}})<br />
|Weiteres={{SOM}} ''(Sekundärsprache)''<br />
|ISO1=it<br />
|ISO3=[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=ita ita]<br />
|ISO2=ita<br />
}}<br />
<br />
'''Italienisch''' (ital. ''lingua italiana'', ''italiano'' [{{IPA|itaˈli̯aːno}}]) ist eine [[Sprache]] aus dem [[Romanische Sprachen|romanischen Zweig]] der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]]. Innerhalb der romanischen Sprachen gehört das Italienische zur Gruppe der [[Romanische Sprachen#Italoromanische Sprachen|italoromanischen Sprachen]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Italienisch wird von etwa 70 Millionen Menschen als [[Muttersprache]] gesprochen, den [[Italiener]]n, von denen die große Mehrheit in [[Italien]] lebt. Als Zweit- oder Fremdsprache ist Italienisch unter den zahlreichen Minderheiten in Italien verbreitet: die [[Deutsche Sprache|deutschsprachigen]] [[Südtiroler]], die [[Ladiner]], die [[Slowenen]] in [[Friaul-Julisch Venetien]], die [[Frankoprovenzalische Sprache|Frankoprovenzalen]] im [[Aostatal]] und die [[Okzitanische Sprache|Okzitanen]] im [[Piemont]], die [[Friaul]]er, die [[Sarden]], die [[Arbëresh|albanischen]] und [[Griko|griechischen]] Minderheiten [[Süditalien]]s, die [[Moliseslawen]].<br />
<br />
Italienisch ist ''[[Amtssprache]]'' in folgenden Staaten:<br />
<br />
{| class="wikitable" align="center"<br />
! colspan="2" | Staaten mit Italienisch als Amtssprache<br />
|-<br />
| {{ITA}} || etwa 56 Mio. Muttersprachler<br />
|-<br />
| {{CHE}} || etwa 525.000 Muttersprachler, vorwiegend in der [[Italienische Schweiz|italienischen Schweiz]], plus die rund 300.000 [[Einwanderung aus Italien in die Schweiz|Italoschweizer]] in den übrigen Landesteilen<br />
|-<br />
| {{SMR}} || etwa 30.000<br />
|-<br />
| {{VAT}} || etwa 1.000<br />
|}<br />
<br />
Zudem ist Italienisch die Amtssprache des [[Souveräner Malteserorden|Malteserordens]].<br />
<br />
Den Status einer ''regionalen Amtssprache'' genießt das Italienische in [[Slowenien]] und [[Kroatien]], in den Gebieten der historischen Region [[Julisch Venetien]]. Die slowenischen Gemeinden Capodistria/[[Koper]], Isola d'Istria/[[Izola]] und Pirano/[[Piran]] sowie die kroatische [[Gespanschaft Istrien]] sind offiziell zweisprachig.<br />
<br />
In den ehemaligen italienischen Kolonien in Afrika, [[Libyen]], [[Somalia]] und [[Eritrea]], diente Italienisch neben dem [[Englische Sprache|Englischen]] als ''[[Handelssprache]]'', hat aber seit der Entkolonialisierung stark an Bedeutung verloren: Es wird vor allem von der älteren Bevölkerung gesprochen oder zumindest verstanden. In Somalia sieht die Übergangsverfassung aus dem Jahr 2004 vor, dass Italienisch neben dem Englischen Sekundärsprache sein soll.<br />
<br />
Viele italienischstämmige Auswanderer in aller Welt beherrschen nach wie vor Italienisch. In Buenos Aires bildete sich zeitweilig [[Cocoliche]], eine Mischsprache mit dem Spanischen, stark heraus.<br />
<br />
{{Siehe auch|Italiener#Italienische Staatsbürger weltweit|Italiener#Italienischstämmige weltweit}}<br />
<br />
Italienische Wörter flossen in verschiedene [[Terminologie]]n ein, z.&nbsp;B. in der [[Musik]], [[Design]], [[Technik]], [[Küche]] oder im [[Bank]]wesen.<br />
<br />
{| cellpadding="2" cellspacing="2" border="0" align="center"<br />
|-----<br />
| valign="top" | [[Datei:Lengua italiana.png|350px|Blau: Amtssprache; Hellblau: Verkehrssprache]] [[Datei:Idioma italiano.png|350px|Blau: Amtssprache; Hellblau: Verkehrssprache]]<br /><br />
|-----<br />
| valign="top" align="center" | <font SIZE=-1>''Die italienische Sprachwelt''</font><br /><br />
<font SIZE=-2>Blau: Amtssprache<br /><br />
Hellblau: Verkehrssprache<br /><br />
Grüne Quadrate: Italienische Minderheiten.</font><br />
|}<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Wie alle romanischen Sprachen stammt das Italienische vom [[Latein]]ischen ab. Zu Beginn des [[Mittelalter]]s, nach dem Zusammenbruch des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]], blieb in Europa das Lateinische als Amtssprache und als Sprache der Kirche. Das Lateinische behauptete sich überdies als Schriftsprache. Gesprochen wurde allerdings – auch, als das Römische Reich noch bestand – eine vom Schriftstandard abweichende Sprachform, die man auch als [[Vulgärlatein]] oder Sprechlatein bezeichnet. Hieraus entwickelten sich die protoromanische Volkssprache und schließlich die romanischen Einzelsprachen.<br />
<br />
So entstanden in Italien und seinen Nachbarländern neue Sprachen, z.&nbsp;B. die [[Oïl-Sprachen]] in Nordfrankreich, die [[Oc-Sprachen]] in Südfrankreich und die Sì-Sprachen in Italien, so benannt von [[Dante Alighieri]] nach der jeweiligen Bezeichnung für „ja“.<br />
<br />
Die ersten schriftlichen Zeugnisse des italienischen ''volgare'' stammen aus dem späten 8. oder frühen 9. Jahrhundert. Das erste ist ein Rätsel, das in der [[Biblioteca Capitolare di Verona]] gefunden wurde und als ''Indovinello veronese'' ([[Veroneser Rätsel]]) bezeichnet wird:<br />
<br />
:''„Se pareba boves, alba pratalia araba, albo versorio teneba et negro semen seminaba.“''<br />
:[Sie] schob Rinder, bebaute weiße Felder, hielt einen weißen Pflug und säte schwarzen Samen.<br />
:[Gemeint ist die Hand]: Rinder = (tiefgehende) Gedanken, weiße Felder = Seiten, weißer Pflug = Feder, schwarzer Samen = Tinte)<br />
<br />
Die Verbreitung des ''volgare'' wurde durch praktische Notwendigkeiten begünstigt. Dokumente, die Rechtsangelegenheiten zwischen Personen betrafen, die kein Latein beherrschten, mussten verständlich abgefasst werden. So ist eins der ältesten Sprachdokumente des Italienischen das [[Placito cassinese]] aus dem 10.&nbsp;Jahrhundert:<br />
« Sao ko kelle terre, per kelle fini que ki contene, trenta anni le possette parte Sancti Benedicti. » (Capua, Maerz 960).<br />
Das [[Konzil von Tours (813)|Konzil von Tours]] empfahl [[813]], die Volkssprache statt des Lateinischen bei der Predigt zu verwenden. Ein weiterer Faktor war das Aufkommen der [[Stadt|Städte]] um die Jahrtausendwende, denn die Stadtverwaltungen mussten ihre Beschlüsse in einer für alle Bürger verständlichen Form abfassen.<br />
<br />
Jahrhundertelang lebten sowohl die italienischen Volkssprachen als auch das Lateinische, das weiterhin von den Gebildeten benutzt wurde, nebeneinander fort. Erst im 13. Jahrhundert beginnt eine eigenständige italienische Literatur, zunächst in Sizilien am Hof [[Friedrich II. (HRR)|Friedrichs II.]] ([[Scuola siciliana]]). Schriftsteller prägten die weitere Entwicklung des Italienischen entscheidend, da sie erst einen überregionalen Standard schufen, um die Sprachdifferenzen zwischen den zahlreichen Dialekten zu überwinden. [[Dante Alighieri]], der eine leicht veränderte Form des florentinischen Dialekts in seinen Werken verwendete, war hier besonders einflussreich. Großen Einfluss auf die italienische Sprache im 14.&nbsp;Jahrhundert hatten auch [[Francesco Petrarca]] und [[Giovanni Boccaccio]], die man zusammen mit [[Dante]] als die ''tre corone'' (drei Kronen) der italienischen Literatur bezeichnet.<br />
<br />
Im 16. Jahrhundert wurde in der ''Questione della lingua'' über Form und Status der italienischen Sprache diskutiert, maßgeblichen Einfluss hatten hier [[Niccolò Machiavelli]], [[Baldassare Castiglione]] und [[Pietro Bembo]]. Es setzte sich schließlich eine historisierende Form der Sprache durch, die auf das Toskanische des 13./14. Jahrhunderts zurückgeht.<br />
<br />
Die wirkliche Vereinheitlichung, besonders der gesprochenen Sprache, erfolgte allerdings erst infolge der [[Risorgimento|nationalen Einigung]]. Als italienische Einheitssprache setzte sich im 19.&nbsp;Jahrhundert im vereinigten Italien der [[florentinisch]]e Dialekt durch. Zu verdanken ist dies unter anderem der zweiten Fassung des Romans ''[[I Promessi Sposi]]'' von [[Alessandro Manzoni]].<br />
<br />
== Dialekte und Sprachen ==<br />
{{Siehe auch|Norditalienisch|Süditalienisch}}<br />
[[Datei:Linguistic map of Italy.png|mini|rechts|Sprachen und Dialekte in Italien]]<br />
Die einzelnen [[Dialekt]]e des Italienischen unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander; gelegentlich werden manche Dialekte auch als eigenständige Sprachen eingeordnet. Alle italienischen Dialekte und in Italien gesprochenen [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] gehen unmittelbar auf das [[Vulgärlatein|(Vulgär-)Lateinische]] zurück. Insofern könnte man –&nbsp;etwas überspitzt&nbsp;– auch alle romanischen [[Idiom]]e Italiens als „lateinische Dialekte“ bezeichnen.<br />
<br />
Man unterscheidet nord-, mittel- und [[süditalienisch]]e Sprachen bzw. Dialekte. Die [[norditalienisch]]en teilen sich in [[galloitalisch]]e und [[venezisch]]e Dialekte. Die Dialektgrenzen liegen entlang einer Linie zwischen den Küstenstädten [[La Spezia]] und [[Rimini]] sowie [[Rom]] und [[Ancona]]. Die norditalienischen Sprachen sind historisch als [[galloromanische Sprachen]] näher mit der [[Französische Sprache|französischen]] und der [[Okzitanische Sprache|okzitanischen Sprache]] verwandt als mit dem Mittel- und Süditalienischen.<br />
<br />
Einige italienische Dialekte wie das [[Sizilianische Sprache|Sizilianische]] oder [[Venezianische Sprache|Venezianische]] können zudem auf eine eigene literarische Tradition verweisen (die sogenannte [[Scuola siciliana]] zur Zeit [[Friedrich II. (HRR)|Friedrichs&nbsp;II.]]), weshalb gelegentlich auch eine Einordnung dieser (und weiterer Dialekte) als eigenständige [[Sprache]] postuliert wird. Auch in [[Phonologie|Lautbildung]] und [[Wortschatz]] weist das Sizilianische so viele Eigentümlichkeiten auf, dass es eher eine dem Italienischen nah verwandte Sprache ist.<br />
<br />
Hingegen ist die Einordnung des [[Sardische Sprache|Sardischen]], [[Ladinische Sprache|Ladinischen]] und [[Furlanische Sprache|Friaulischen]] als [[Einzelsprache]] in der Sprachwissenschaft mittlerweile anerkannt.<br />
<br />
== Phonetik und Phonologie ==<br />
<br />
=== Vokale ===<br />
<br />
==== Haupttonvokale ====<br />
Das Italienische besitzt 7 Haupttonvokale.<br />
<br />
[[Datei:Vokaldreieck-hauptton-ital.png|mini|250px|Vokaldreieck der Haupttonvokale im Italienischen]]<br />
<br />
* [i]: Die Vorderzunge liegt am vorderen harten Gaumen (Palatum) und die Zungenspitze an den [[Zahnfach|Alveolen]] der unteren Schneidezähne. Die Lippen sind gespreizt. Beispiel: '''i'''sola – [ˈiːzola].<br />
* [e]: Die Zunge ist nicht ganz so hoch wie beim [i] und die Zungenspitze berührt die Unterzähne. Die Lippen sind weniger gespreizt und der Mund ist weiter geöffnet als beim [i]. Beispiel: m'''e'''la – [ˈmeːla].<br />
* [ɛ]: Die Zunge ist mäßig gehoben und leicht nach vorne gewölbt. Die Zungenspitze berührt die unteren Schneidezähne. Die Lippen sind weniger gespreizt als beim [e] und der Mund ist leicht geöffnet. Beispiel: b'''e'''lla – [ˈbɛlːa].<br />
* [a]: Das ital. [a] liegt zwischen [a] („hellem“ ''a'') und [ɑ] („dunklem“ ''a''). Die Zunge ist in Ruhestellung, die Lippen und der Mund sind geöffnet. Beispiel: p'''a'''ne – [ˈpaːne].<br />
* [ɔ]: Das ital. [ɔ] wird ziemlich offen gesprochen. Es ist ein [[Hinterzungenvokal|Hinterzungenlaut]]. Die Zunge ist zurückgezogen und gegen den weichen Gaumen (Velum) gewölbt. Die Spitze zeigt nach unten. Die Lippen haben die Form einer vertikalen Ellipse. Beispiel: r'''o'''sa – [ˈrɔːza].<br />
* [o]: Das ital. [o] steht ungefähr in der Mitte zwischen [ɔ] und [o]. Es wird also relativ offen realisiert. Die Zunge ist etwas zurückgezogen und gesenkt. Die Lippen sind vorgestülpt und gerundet. Beispiel: s'''o'''tto – [ˈsotːo].<br />
* [u]: Das ital. [u] ist ein Hinterzungenvokal. Der hintere Zungenrücken ist zum weichen Gaumen gewölbt. Die Lippen sind gerundet und stark vorgestülpt. Beispiel: f'''u'''ga – [ˈfuːɡa].<br />
<br />
==== Nebentonvokale ====<br />
[[Datei:Vokaldreieck-nebenton-ital.png|mini|Vokaldreieck der Nebentonvokale im Italienischen]]<br />
Das Italienische besitzt 5 Nebentonvokale. Bei den unbetonten Vokalen entfallen die offenen Vokale [ɛ] und [ɔ]. Dadurch entsteht im Vergleich zum Haupttonvokalismus (7 Vokale) ein im Nebenton reduziertes System mit 5 Vokalen.<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
;Konsonant<br />
Ein Konsonant (Mitlaut) ist ein Sprachlaut, bei dessen Bildung der Luftstrom unterbrochen oder eingeengt wird. Das Italienische hat 43 [[Konsonant]]en, die sich durch die folgenden artikulatorischen Parameter klassifizieren lassen:<br />
:: 1. [[Artikulationsmodus]]<br />
:: 2. [[Artikulationsorgan]]<br />
:: 3. [[Artikulationsstelle]]<br />
<br />
Für das Italienische sind die nachfolgenden Artikulationsmodi von Bedeutung: [[Plosiv]], [[Nasal (Phonetik)|Nasal]], [[Frikativ]], [[Approximant]] und [[Lateral (Phonetik)|Lateral]].<br />
<br />
{| border="2" cellpadding="5" style="margin: 1em 1em 1em 0; background: #f9f9f9; border: 1px #aaa solid; border-collapse: collapse; text-align: center; font-size: 95%;"<br />
|+ Konsonanten des Italienischen<br />
! &nbsp;<br />
! [[bilabial]]<br />
! [[Labiodental|labio-<br />dental]]<br />
! [[alveolar]]<br />
! [[Postalveolar|post-<br />alveolar]]<br />
! [[palatal]]<br />
! [[velar]]<br />
|-<br />
! align=left | [[Plosiv]]e<br />
| {{IPA|p}} {{IPA|b}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|t}} {{IPA|d}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|k}} {{IPA|ɡ}}<br />
|-<br />
! align=left | [[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
| {{IPA|m}}<br />
| {{IPA|ɱ}}<br />
| {{IPA|n}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ɲ}}<br />
| {{IPA|ŋ}}<br />
|-<br />
! align=left | [[Vibrant]]en<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|r}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Frikativ]]e<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|f}} {{IPA|v}}<br />
| {{IPA|s}} {{IPA|z}}<br />
| {{IPA|ʃ}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Approximant]]en<br />
| {{IPA|w}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|j}}<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Lateral (Phonetik)|Laterale]]<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|l}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ʎ}}<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Affrikate]]n<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ts}} {{IPA|dz}}<br />
| {{IPA|tʃ}} {{IPA|dʒ}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|}<br />
<br />
'''Quelle:''' [http://www.phon.ucl.ac.uk/home/sampa/italian.htm SAMPA für Italienisch (Englisch)]<br />
<br />
==== Plosive ====<br />
[b, d, g] werden betont stimmhaft und [p, t, k] nicht aspiriert gesprochen.<br />
* [p, b] bilabialer [[Verschlusslaut]] (zwischen Ober- und Unterlippe): '''p'''asta, '''b'''asta<br />
* [t, d] alveolar- koronaler Verschlusslaut (mit der Zungenspitze an den Zahnhinterflächen/ Zahnscheiden): '''t'''assa, nu'''d'''o<br />
* [k, g] palatal/ velar- dorsaler Verschlusslaut (mit hartem/ weichem Gaumen und dem Zungenrücken): '''c'''ampo, '''g'''amba<br />
<br />
==== Nasale ====<br />
Bei Nasalen wird im Mundraum ein Verschluss gebildet, so dass der Luftstrom durch die Nase entweicht.<br />
* [m] bilabial: '''m'''a'''mm'''a<br />
* [n] adental-koronal oder alveolar-koronal in gewissen Fällen auch dental-koronal: '''n'''o'''nn'''o<br />
* [ɱ] labiodental; vor [f, v]: i'''nf'''erno, i'''nv'''erno<br />
* [ŋ] velar-dorsal; vor [k, g]: '''an'''che, d'''un'''que<br />
* [ɲ] palatal: vi'''gn'''a, campa'''gn'''a<br />
<br />
==== Vibranten ====<br />
Vibranten sind Laute, die durch ein drei- bis fünfmaliges Flattern der Zungenspitze am oberen Zahndamm gebildet werden („[[Stimmhafter alveolarer Vibrant|gerolltes R]]“).<br />
* [r]: t'''r'''eno, '''r'''e<br />
<br />
==== Frikative ====<br />
Bei Frikativen wird der Luftstrom mithilfe des Artikulationsorgans eingeengt. Es entsteht ein Reibegeräusch.<br />
* [ʒ] kommt in der italienischen Sprache nur in Fremdwörtern oder in der Affrikata [dʒ] vor.<br />
* [f, v] labiodentaler Engelaut (zwischen Unterlippe und oberen Schneidezähnen): '''f'''ino, '''v'''ino<br />
* [ʃ] post-alveolarer Engelaut: '''sc'''iare, '''sci'''opero<br />
* [s, z] dental-alveolarer Engelaut: ba'''ss'''e, ba'''s'''e<br />
* [j] palatal-dorsal: naz'''io'''ne, diz'''io'''nario<br />
<br />
==== Laterale ====<br />
Laterale sind Laute, bei denen durch die Zungenränder und die Backenzähne eine Begrenzung gebildet wird.<br />
<br />
* [l] denti-koronal: '''l'''usso, ve'''l'''o<br />
* [ʎ] [[Apikal (Linguistik)|apiko]]-alveolar oder apiko-dental: '''gli''', fi'''gli'''o<br />
<br />
=== Affrikaten ===<br />
Eine Affrikata ist ein oraler Verschlusslaut, bei dem der Verschluss in der zweiten Phase so weit gelöst wird, dass ein Frikativ entsteht. Sie werden entweder monophonematisch (d.h. als ein Phonem) oder biphonematisch (zwei aufeinanderfolgende Phoneme) gewertet. Außerdem unterscheidet man zwischen [[Homorganisch|homorganen]] (Bildung des Verschlusses und der Reibung mit demselben Artikulationsorgan) und [[heterorgan]]en (Bildung mit unterschiedlichen Artikulationsorganen) Affrikaten.<br />
Zu den Affrikaten zählen im Italienischen die Laute [dz], [ts] (homorgan) und [dʒ] und [tʃ] (heterorgan).<br />
<br />
* [dz, ts] '''z'''ero, can'''z'''one<br />
* [dʒ] [tʃ] '''gi'''apponese, '''c'''inese<br />
<br />
=== Geminaten ===<br />
Das Italienische unterscheidet zwischen kurzen und langen Konsonanten. Geminaten (von lateinisch geminare = verdoppeln) werden meist als Doppelkonsonanten geschrieben und gelängt ausgesprochen. Der Unterschied zwischen Einfach- und Langkonsonanten ist im Italienischen bedeutungsunterscheidend.<br />
Beispiel:<br />
:* fa'''t'''o – ['fa:to] 'Fatum, Schicksal'<br />
:* fa'''tt'''o – ['fatːo] 'gemacht, geschaffen'<br />
<br />
Der vorangehende Vokal wird dabei gekürzt.<br />
<br />
Bestimmte Phoneme wie [ʎː], [ɲː], [ʃː], [ts] und [dz] treten intervokalisch immer als Geminaten auf, auch wenn sie in der Schrift nur einfach vorkommen.<br />
Beispiel:<br />
:* fi'''gli'''o – ['fiʎːo]<br />
:* ra'''gn'''o – ['raɲːo]<br />
:* la'''sci'''are – [laʃ'ʃa:re]<br />
:* a'''z'''ione – [at'tsjo:ne]<br />
:* ma'''z'''urca – [mad'dzurka]<br />
<br />
=== Beziehung Laut–Buchstabe ===<br />
Die italienische [[Rechtschreibung]] spiegelt den Lautstand ähnlich wie die [[Spanische Sprache|spanische]] oder die [[Rumänische Sprache|rumänische]] einigermaßen genau wider. Das heutige Italienisch gebraucht 21&nbsp;Buchstaben des [[Latein|lateinischen]] [[Alphabet]]s. Die Buchstaben ''k'', ''j'', ''w'', ''x'', ''y'' kommen nur in [[Latinismus|Latinismen]], [[Gräzismus|Gräzismen]] oder Fremdwörtern vor. Das ''j'' findet sich in historischen Texten zuweilen für ein (heute nicht mehr geschriebenes) doppeltes ''i''. Anders als im Spanischen kennt das Italienische keine durchgehende Kennzeichnung der betonten [[Silbe]]. Lediglich bei endbetonten Wörtern wird ein Gravis (`) gesetzt (Beispiel: '''''martedì''''', '''''città''''', '''''ciò''''', '''''più''''') – bei ''e'' je nach Aussprache ein Akut (´) oder Gravis (`): '''''piè''''', '''''perché'''''). In sehr seltenen Fällen wird auch bei ''a'' und ''o'' der Akut gesetzt. Der Zirkumflex findet sich zuweilen in Texten, um die Verschmelzung zweier ''i'' anzuzeigen, beispielsweise ''i principi'' (die Fürsten, von ''principe)'' im Gegensatz zu ''i principî'' (die Prinzipien, aus ''principii'', von ''principio)''. Zur Klarheit wird der Akzent hin und wieder zur Bedeutungsunterscheidung gebraucht (''e'' – „und“, ''è'' „er ist“), teilweise auch in Wörterbüchern oder auf Landkarten.<br />
<br />
=== Die Buchstaben g, c und Buchstabenkombinationen mit sc ===<br />
Folgende Buchstabenkombinationen der italienischen Rechtschreibung sind besonders zu beachten:<br />
* Folgt auf den Buchstaben '''''g''''' ein '''''e''''' oder ein '''''i''''', so wird dieses '''''g''''' wie ''dsch'' ([[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]: [{{IPA|ʤ}}]) ausgesprochen.<br />
* Folgt auf den Buchstaben '''''c''''' ein '''''e''''' oder ein '''''i''''', so wird dieses '''''c''''' wie ''tsch'' (IPA: [{{IPA|ʧ}}]) ausgesprochen.<br />
* Sollte auf ein unbetontes '''''i''''' direkt ein weiterer [[Vokal]] folgen, bleibt es stumm – es führt zu der oben beschriebenen Veränderung des '''''g''''' bzw. des '''''c''''', wird aber selbst nicht gesprochen, z. B. bei ''Giove'' [{{IPA|ʤɔ.ve}}] und ''[[Ciabatta]]'' [{{IPA|tʃaˈbatːa}}].<br />
* Das '''''h''''' bleibt immer stumm, dadurch kann z.&nbsp;B. die beschriebene Wirkung von '''''e''''' oder '''''i''''' aufgehoben werden: d.&nbsp;h. ''[[Spaghetti]]'' wird [{{IPA|spaˈ'''ɡ'''ɛtːi}}] ausgesprochen. ''Spagetti'' (ohne '''''h''''') würde wie [{{IPA|spaˈ'''ʤ'''ɛtːi}}] ausgesprochen werden.<br />
* '''''g''''' und '''''c''''' vor '''''a''''', '''''o''''' oder '''''u''''' werden wie [{{IPA|ɡ}}] bzw. [{{IPA|k}}] ausgesprochen.<br />
* Die angeführten Regeln gelten auch im Falle der Doppelkonsonanten (siehe dort) '''gg''' und '''cc''': bocca [{{IPA|'bokːa}}], baccello [{{IPA|baˈʧːɛlːo}}], bacchetta [{{IPA|baˈkːɛtːa}}], leggo [{{IPA|'lɛgːo}}], maggio [{{IPA|'madʤo}}].<br />
* Ähnlich verhält es sich mit der Buchstabenkombination '''''sc(h)''''': scambio [{{IPA|'skambjo}}], scopa [{{IPA|ˈskoːpa}}], scuola [{{IPA|ˈskwɔla}}], schema [{{IPA|ˈskɛma}}], schivo [{{IPA|ˈskiːvo}}], aber: scienza [{{IPA|ˈʃɛnʦa}}], sciagura [{{IPA|ʃaˈguːra}}]. [{{IPA|ʃ}}] entspricht der deutschen Buchstabenkombination '''''sch'''''.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Übersicht zur Schreibweise und Aussprache von c, g und sc<br />
|-<br />
! Aussprache von ''c'' !! Schreibweise, wenn <br />ein heller Vokal folgt !! Schreibweise, wenn <br />ein dunkler Vokal folgt <br />
|-<br />
| weich [{{IPA|ʧ}}]|| ''c'' oder ''cc'' || ''ci'' oder ''cci'' ¹ <br />
|-<br />
| hart [{{IPA|k}}] || ''ch'' oder ''cch'' || ''c'' oder ''cc''<br />
|-<br />
! Aussprache von ''g'' || || <br />
|-<br />
| weich [{{IPA|ʤ}}]|| ''g'' oder ''gg'' || ''gi'' oder ''ggi'' ¹ <br />
|-<br />
| hart [{{IPA|ɡ}}] || ''gh'' oder ''ggh'' || ''g'' oder ''gg'' <br />
|-<br />
! Aussprache von ''sc''|| || <br />
|-<br />
| weich [{{IPA|ʃ}}]|| ''sc'' || ''sci'' ¹ <br />
|-<br />
| hart [{{IPA|ˈsk}}] || ''sch'' || ''sc'' <br />
|}<br />
¹ Für diese Fälle gibt es Ausnahmen, bei denen das ''i'' nicht stumm ist, z. B. ''farmacia'' [{{IPA|farmaˈtʃi.a}}], ''magia'' [{{IPA|ma'ʤia}}], ''leggio'' [{{IPA|lɛ'ʤːio}}] oder ''sciare'' [{{IPA|ʃ'ʃiare}}].<br />
<br />
=== Buchstabenkombinationen mit gl und gn ===<br />
* Die Buchstabenfolge '''''gl''''' entspricht einem mouillierten „l“ (entspricht dem spanischen „ll“), einer engen Verschmelzung der Laute [{{IPA|l}}] und [{{IPA|j}}] (IPA: [{{IPA|ʎ}}] ), etwa wie in „bri'''ll'''ant“, „Fo'''li'''e“.<br />
* Die Buchstabenfolge '''''gn''''' entspricht einem mouillierten „n“ („ñ“ im Spanischen (señora), „нь/њ“ in [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischer Schrift]], „ń“ im [[Polnische Sprache|Polnischen]], „ň“ im [[Tschechische Sprache|Tschechischen]] (daň), gleich wie „gn“ im [[Französische Sprache|Französischen]] (Mignon), oder auf ungarisch „ny“, einer engen Verschmelzung der Laute [{{IPA|n}}] und [{{IPA|j}}] (IPA: [{{IPA|ɲ}}]), wie in „Ko'''gn'''ak“, Champa'''gn'''e.<br />
<br />
== Das Phoneminventar des Italienischen ==<br />
<br />
=== Halbvokale und Halbkonsonanten als Phoneme ===<br />
Im Hinblick auf die im Italienischen existierenden Halbvokale '''[i̯]''' und '''[u̯]''' bzw. Halbkonsonanten '''[j]''' und '''[w]''' stellt sich die Frage, inwiefern diese als eigenständige Phoneme gelten können. Forscher wie Castellani und Fiorelli sind der Ansicht, dass das durchaus der Fall sei.<br />
Der Vergleich von Wortpaaren, bei denen an gleicher Stelle einmal der Vokal und einmal der Halbvokal / Halbkonsonant steht, ist der einzige Weg zur Klärung dieser Frage.<br />
Als Beispiele dienen also:<br />
<br />
* '''piano'''– [pi'a:no] (von ''Pio'') und '''piano'''– ['pjaːno]<br />
* '''spianti'''– [spi'anti] ([[Verb]] ''spiare'') und '''spianti'''– ['spjanti] (Verb ''spiantare'')<br />
* '''lacuale'''– [laku'a:le] und '''la quale'''– [la 'kwaːle]<br />
* '''arcuata''' – [arku'a:ta] und '''Arquata''' − [ar'kwaːta].<br />
<br />
Der bei diesen Wortpaaren festgestellten Opposition zwischen dem Vokal und dem Halbvokal/dem Halbkonsonanten steht allerdings die Problematik der individuellen Sprachrealisierung gegenüber. Um von den Halbvokalen/-konsonanten als eigenständigen Phonemen ausgehen zu können, müssen diese Wortpaare immer jeweils unterschiedlich ausgesprochen werden und damit auch unabhängig vom Kontext in ihrer besonderen Bedeutung verstanden werden können. Das kann allerdings nicht vorausgesetzt werden, da die Sprachrealisierung von Faktoren wie ''„Sprechgeschwindigkeit, individuelle Eigenheiten oder der lautlichen Umgebung im Nachbarwort“''<ref name="Liechem">Liechem, Klaus: ''Phonetik und Phonologie des heutigen Italienisch'', Berlin, Akademie, 1970, § 25.</ref> abhängig ist. So kann beispielsweise in der Poesie aus rhythmischen Gründen die Aussprache variieren.<br />
Aufgrund dieser Erkenntnisse kommen Forscher wie Liechem und Bonfante zu dem Schluss, dass die jeweiligen Halbvokale und Halbkonsonanten im Italienischen ''„in einem positionsbedingten Wechsel miteinander stehen“''<ref name="Liechem" /> und ''„daß die italienischen Halbvokale kombinatorische Varianten der entsprechenden Vokalphoneme, also keine eigenen Phoneme sind“''<ref name="Liechem" />.<br />
<br />
=== Literatur ===<br />
* Amerindo Camilli: ''Pronuncia e grafia dell'italiano'' Firenze, 1965 (3.&nbsp;Auflage).<br />
* Klaus Lichem: ''Phonetik und Phonologie des heutigen Italienisch'', Berlin, Akademie, 1970.<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
{{Hauptartikel|Italienische Grammatik}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Eduardo Blasco Ferrer: ''Handbuch der italienischen Sprachwissenschaft.'' Schmidt, Berlin 1994, ISBN 3-503-03054-9 (''Grundlagen der Romanistik.'' 16).<br />
* Patricia Bourcillier, [[Bernd Sebastian Kamps]]: ''Italienisch zwischen den Hügeln der Venus und den Lenden Adonis'. Fremdsprache in zärtlichen und wollüstigen Schattierungen''. Steinhäuser, Wuppertal 2006, ISBN 3-924774-11-0 ([http://www.poliglottus.com/venus2 online]).<br />
* [[Günter Holtus]], [[Michael Metzeltin]], [[Christian Schmitt (Romanist)|Christian Schmitt]] (Hrsg.): ''[[Lexikon der Romanistischen Linguistik]].'' 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005; Band IV: ''Italienisch, Korsisch, Sardisch.'' 1988.<br />
* [[Dieter Kattenbusch]]: ''Grundlagen der italienischen Sprachwissenschaft.'' Haus des Buches, Regensburg 1999, ISBN 3-933516-00-5 (''Basiswissen Sprachwissenschaft.'' 1).<br />
* [[Max Pfister (Romanist)|Max Pfister]]: ''[[Lessico Etimologico Italiano]].'' Reichert, Wiesbaden 1979 ff, ISBN 3-88226-179-X.<br />
* [[Ursula Reutner]], Sabine Schwarze: ''Geschichte der italienischen Sprache.'' Niemeyer, Tübingen 2011.<br />
<br />
== Verwandte Artikel ==<br />
<br />
* [[Italienische Personennamen germanischer Wurzel]]<br />
* [[Liste italienischer Wörter deutscher Herkunft]]<br />
* [[Sardische Sprache]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Italienisch}}<br />
{{Wikiquote|Italienische Sprichwörter}}<br />
{{Wikisource|Wörterbücher#Italienisch|Italienische Wörterbücher}}<br />
{{Commonscat|Italian language|Italienische Sprache}}<br />
{{Commons|Italian pronunciation|Italienische Aussprache}}<br />
{{Wikibooks|Italienisch}}<br />
{{Wikibooks|Wikijunior Sprachen/ Italienisch}}<br />
* [http://www.dizionario.rai.it/ Website des ''DOP'' (''Dizionario d'ortografia e di pronunzia'', ''Wörterbuch der italienischen Rechtschreibung und Aussprache''), [[Radiotelevisione Italiana|RAI]]] (italienisch)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=it|text=italienischer Sprache}}<br />
<br />
[[Kategorie:Italienische Sprache]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Romanische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Italienische_Sprache&diff=124530469Italienische Sprache2013-11-16T20:49:36Z<p>Fobos92: /* Verbreitung */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Italienisch ''(Italiano)''<br />
|Länder=Siehe unter „Offizieller Status“, des Weiteren in zahlreichen [[Italiener#Italienischstämmige weltweit|Ländern mit italienischstämmigen Einwanderern]]<br />
|Sprecher=Geschätzte 70 Millionen Muttersprachler<br />
|Klassifikation=* [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Italische Sprachen]]<br />
*:: [[Romanische Sprachen]]<br />
*::: [[Romanische Sprachen#Italoromanische Sprachen|Italoromanische Sprachen]]<br />
|KSprache=Italienisch<br />
|Amtssprache={{ITA}}<br />{{CHE}}<br />{{SMR}}<br />{{VAT}}<br /><hr />{{EU}}<br />[[Datei:Flag of the Sovereign Military Order of Malta.svg|20px|Souveräner Malteserorden]] [[Souveräner Malteserorden]]<br />
|Minderheitensprache=<small>[[Koper]], [[Izola]] und [[Piran]]</small> ({{SVN}})<br /> [[Gespanschaft Istrien]] ({{HRV}})<br />
|Weiteres={{SOM}} ''(Sekundärsprache)''<br />
|ISO1=it<br />
|ISO3=[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=ita ita]<br />
|ISO2=ita<br />
}}<br />
<br />
'''Italienisch''' (ital. ''lingua italiana'', ''italiano'' [{{IPA|itaˈli̯aːno}}]) ist eine [[Sprache]] aus dem [[Romanische Sprachen|romanischen Zweig]] der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]]. Innerhalb der romanischen Sprachen gehört das Italienische zur Gruppe der [[Romanische Sprachen#Italoromanische Sprachen|italoromanischen Sprachen]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Italienisch wird von etwa 70 Millionen Menschen als [[Muttersprache]] gesprochen, den [[Italiener]]n, von denen die große Mehrheit in [[Italien]] lebt. Als Zweit- oder Fremdsprache ist Italienisch unter den zahlreichen Minderheiten in Italien verbreitet: die [[Deutsche Sprache|deutschsprachigen]] [[Südtiroler]], die [[Ladiner]], die [[Slowenen]] in [[Friaul-Julisch Venetien]], die [[Frankoprovenzalische Sprache|Frankoprovenzalen]] im [[Aostatal]] und die [[Okzitanische Sprache|Okzitanen]] im [[Piemont]], die [[Friaul]]er, die [[Sarden]], die [[Arbëresh|albanischen]] und [[Griko|griechischen]] Minderheiten [[Süditalien]]s, die [[Moliseslawen]].<br />
<br />
Italienisch ist ''[[Amtssprache]]'' in folgenden Staaten:<br />
<br />
{| class="wikitable" align="center"<br />
! colspan="2" | Staaten mit Italienisch als Amtssprache<br />
|-<br />
| {{ITA}} || etwa 56 Mio. Muttersprachler<br />
|-<br />
| {{CHE}} || etwa 525.000 Muttersprachler, vorwiegend in der [[Italienische Schweiz|italienischen Schweiz]], plus die rund 300.000 [[Einwanderung aus Italien in die Schweiz|Italoschweizer]] in den übrigen Landesteilen<br />
|-<br />
| {{SMR}} || etwa 30.000<br />
|-<br />
| {{VAT}} || etwa 1.000<br />
|}<br />
<br />
Zudem ist Italienisch die Amtssprache des [[Souveräner Malteserorden|Malteserordens]].<br />
<br />
Den Status einer ''regionalen Amtssprache'' genießt das Italienische in [[Slowenien]] und [[Kroatien]], in den Gebieten der historischen Region [[Julisch Venetien]]. Die slowenischen Gemeinden Capodistria/[[Koper]], Isola d'Istria/[[Izola]] und Pirano/[[Piran]] sowie die kroatische [[Gespanschaft Istrien]] sind offiziell zweisprachig.<br />
<br />
In den ehemaligen italienischen Kolonien in Afrika, [[Libyen]], [[Somalia]] und [[Eritrea]], diente Italienisch neben dem [[Englische Sprache|Englischen]] als ''[[Handelssprache]]'', hat aber seit der Entkolonialisierung stark an Bedeutung verloren: Es wird vor allem von der älteren Bevölkerung gesprochen oder zumindest verstanden. In Somalia sieht die Übergangsverfassung aus dem Jahr 2004 vor, dass Italienisch neben dem Englischen Sekundärsprache sein soll.<br />
<br />
Viele italienischstämmige Auswanderer in aller Welt beherrschen nach wie vor Italienisch. In Buenos Aires bildete sich zeitweilig [[Cocoliche]], eine Mischsprache mit dem Spanischen, stark heraus.<br />
<br />
{{Siehe auch|Italiener#Italienische Staatsbürger weltweit|Italiener#Italienischstämmige weltweit}}<br />
<br />
Italienische Wörter flossen in verschiedene [[Terminologie]]n ein, z.&nbsp;B. in der [[Musik]], [[Design]], [[Technik]], [[Küche]] oder im [[Bank]]wesen.<br />
<br />
{| cellpadding="2" cellspacing="2" border="0" align="center"<br />
|-----<br />
| valign="top" | [[Datei:Lengua italiana.png|500px|Blau: Amtssprache; Hellblau: Verkehrssprache]] [[Datei:Idioma italiano.png|250px|Blau: Amtssprache; Hellblau: Verkehrssprache]]<br /><br />
|-----<br />
| valign="top" align="center" | <font SIZE=-1>''Die italienische Sprachwelt''</font><br /><br />
<font SIZE=-2>Blau: Amtssprache<br /><br />
Hellblau: Verkehrssprache<br /><br />
Grüne Quadrate: Italienische Minderheiten.</font><br />
|}<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Wie alle romanischen Sprachen stammt das Italienische vom [[Latein]]ischen ab. Zu Beginn des [[Mittelalter]]s, nach dem Zusammenbruch des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]], blieb in Europa das Lateinische als Amtssprache und als Sprache der Kirche. Das Lateinische behauptete sich überdies als Schriftsprache. Gesprochen wurde allerdings – auch, als das Römische Reich noch bestand – eine vom Schriftstandard abweichende Sprachform, die man auch als [[Vulgärlatein]] oder Sprechlatein bezeichnet. Hieraus entwickelten sich die protoromanische Volkssprache und schließlich die romanischen Einzelsprachen.<br />
<br />
So entstanden in Italien und seinen Nachbarländern neue Sprachen, z.&nbsp;B. die [[Oïl-Sprachen]] in Nordfrankreich, die [[Oc-Sprachen]] in Südfrankreich und die Sì-Sprachen in Italien, so benannt von [[Dante Alighieri]] nach der jeweiligen Bezeichnung für „ja“.<br />
<br />
Die ersten schriftlichen Zeugnisse des italienischen ''volgare'' stammen aus dem späten 8. oder frühen 9. Jahrhundert. Das erste ist ein Rätsel, das in der [[Biblioteca Capitolare di Verona]] gefunden wurde und als ''Indovinello veronese'' ([[Veroneser Rätsel]]) bezeichnet wird:<br />
<br />
:''„Se pareba boves, alba pratalia araba, albo versorio teneba et negro semen seminaba.“''<br />
:[Sie] schob Rinder, bebaute weiße Felder, hielt einen weißen Pflug und säte schwarzen Samen.<br />
:[Gemeint ist die Hand]: Rinder = (tiefgehende) Gedanken, weiße Felder = Seiten, weißer Pflug = Feder, schwarzer Samen = Tinte)<br />
<br />
Die Verbreitung des ''volgare'' wurde durch praktische Notwendigkeiten begünstigt. Dokumente, die Rechtsangelegenheiten zwischen Personen betrafen, die kein Latein beherrschten, mussten verständlich abgefasst werden. So ist eins der ältesten Sprachdokumente des Italienischen das [[Placito cassinese]] aus dem 10.&nbsp;Jahrhundert:<br />
« Sao ko kelle terre, per kelle fini que ki contene, trenta anni le possette parte Sancti Benedicti. » (Capua, Maerz 960).<br />
Das [[Konzil von Tours (813)|Konzil von Tours]] empfahl [[813]], die Volkssprache statt des Lateinischen bei der Predigt zu verwenden. Ein weiterer Faktor war das Aufkommen der [[Stadt|Städte]] um die Jahrtausendwende, denn die Stadtverwaltungen mussten ihre Beschlüsse in einer für alle Bürger verständlichen Form abfassen.<br />
<br />
Jahrhundertelang lebten sowohl die italienischen Volkssprachen als auch das Lateinische, das weiterhin von den Gebildeten benutzt wurde, nebeneinander fort. Erst im 13. Jahrhundert beginnt eine eigenständige italienische Literatur, zunächst in Sizilien am Hof [[Friedrich II. (HRR)|Friedrichs II.]] ([[Scuola siciliana]]). Schriftsteller prägten die weitere Entwicklung des Italienischen entscheidend, da sie erst einen überregionalen Standard schufen, um die Sprachdifferenzen zwischen den zahlreichen Dialekten zu überwinden. [[Dante Alighieri]], der eine leicht veränderte Form des florentinischen Dialekts in seinen Werken verwendete, war hier besonders einflussreich. Großen Einfluss auf die italienische Sprache im 14.&nbsp;Jahrhundert hatten auch [[Francesco Petrarca]] und [[Giovanni Boccaccio]], die man zusammen mit [[Dante]] als die ''tre corone'' (drei Kronen) der italienischen Literatur bezeichnet.<br />
<br />
Im 16. Jahrhundert wurde in der ''Questione della lingua'' über Form und Status der italienischen Sprache diskutiert, maßgeblichen Einfluss hatten hier [[Niccolò Machiavelli]], [[Baldassare Castiglione]] und [[Pietro Bembo]]. Es setzte sich schließlich eine historisierende Form der Sprache durch, die auf das Toskanische des 13./14. Jahrhunderts zurückgeht.<br />
<br />
Die wirkliche Vereinheitlichung, besonders der gesprochenen Sprache, erfolgte allerdings erst infolge der [[Risorgimento|nationalen Einigung]]. Als italienische Einheitssprache setzte sich im 19.&nbsp;Jahrhundert im vereinigten Italien der [[florentinisch]]e Dialekt durch. Zu verdanken ist dies unter anderem der zweiten Fassung des Romans ''[[I Promessi Sposi]]'' von [[Alessandro Manzoni]].<br />
<br />
== Dialekte und Sprachen ==<br />
{{Siehe auch|Norditalienisch|Süditalienisch}}<br />
[[Datei:Linguistic map of Italy.png|mini|rechts|Sprachen und Dialekte in Italien]]<br />
Die einzelnen [[Dialekt]]e des Italienischen unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander; gelegentlich werden manche Dialekte auch als eigenständige Sprachen eingeordnet. Alle italienischen Dialekte und in Italien gesprochenen [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] gehen unmittelbar auf das [[Vulgärlatein|(Vulgär-)Lateinische]] zurück. Insofern könnte man –&nbsp;etwas überspitzt&nbsp;– auch alle romanischen [[Idiom]]e Italiens als „lateinische Dialekte“ bezeichnen.<br />
<br />
Man unterscheidet nord-, mittel- und [[süditalienisch]]e Sprachen bzw. Dialekte. Die [[norditalienisch]]en teilen sich in [[galloitalisch]]e und [[venezisch]]e Dialekte. Die Dialektgrenzen liegen entlang einer Linie zwischen den Küstenstädten [[La Spezia]] und [[Rimini]] sowie [[Rom]] und [[Ancona]]. Die norditalienischen Sprachen sind historisch als [[galloromanische Sprachen]] näher mit der [[Französische Sprache|französischen]] und der [[Okzitanische Sprache|okzitanischen Sprache]] verwandt als mit dem Mittel- und Süditalienischen.<br />
<br />
Einige italienische Dialekte wie das [[Sizilianische Sprache|Sizilianische]] oder [[Venezianische Sprache|Venezianische]] können zudem auf eine eigene literarische Tradition verweisen (die sogenannte [[Scuola siciliana]] zur Zeit [[Friedrich II. (HRR)|Friedrichs&nbsp;II.]]), weshalb gelegentlich auch eine Einordnung dieser (und weiterer Dialekte) als eigenständige [[Sprache]] postuliert wird. Auch in [[Phonologie|Lautbildung]] und [[Wortschatz]] weist das Sizilianische so viele Eigentümlichkeiten auf, dass es eher eine dem Italienischen nah verwandte Sprache ist.<br />
<br />
Hingegen ist die Einordnung des [[Sardische Sprache|Sardischen]], [[Ladinische Sprache|Ladinischen]] und [[Furlanische Sprache|Friaulischen]] als [[Einzelsprache]] in der Sprachwissenschaft mittlerweile anerkannt.<br />
<br />
== Phonetik und Phonologie ==<br />
<br />
=== Vokale ===<br />
<br />
==== Haupttonvokale ====<br />
Das Italienische besitzt 7 Haupttonvokale.<br />
<br />
[[Datei:Vokaldreieck-hauptton-ital.png|mini|250px|Vokaldreieck der Haupttonvokale im Italienischen]]<br />
<br />
* [i]: Die Vorderzunge liegt am vorderen harten Gaumen (Palatum) und die Zungenspitze an den [[Zahnfach|Alveolen]] der unteren Schneidezähne. Die Lippen sind gespreizt. Beispiel: '''i'''sola – [ˈiːzola].<br />
* [e]: Die Zunge ist nicht ganz so hoch wie beim [i] und die Zungenspitze berührt die Unterzähne. Die Lippen sind weniger gespreizt und der Mund ist weiter geöffnet als beim [i]. Beispiel: m'''e'''la – [ˈmeːla].<br />
* [ɛ]: Die Zunge ist mäßig gehoben und leicht nach vorne gewölbt. Die Zungenspitze berührt die unteren Schneidezähne. Die Lippen sind weniger gespreizt als beim [e] und der Mund ist leicht geöffnet. Beispiel: b'''e'''lla – [ˈbɛlːa].<br />
* [a]: Das ital. [a] liegt zwischen [a] („hellem“ ''a'') und [ɑ] („dunklem“ ''a''). Die Zunge ist in Ruhestellung, die Lippen und der Mund sind geöffnet. Beispiel: p'''a'''ne – [ˈpaːne].<br />
* [ɔ]: Das ital. [ɔ] wird ziemlich offen gesprochen. Es ist ein [[Hinterzungenvokal|Hinterzungenlaut]]. Die Zunge ist zurückgezogen und gegen den weichen Gaumen (Velum) gewölbt. Die Spitze zeigt nach unten. Die Lippen haben die Form einer vertikalen Ellipse. Beispiel: r'''o'''sa – [ˈrɔːza].<br />
* [o]: Das ital. [o] steht ungefähr in der Mitte zwischen [ɔ] und [o]. Es wird also relativ offen realisiert. Die Zunge ist etwas zurückgezogen und gesenkt. Die Lippen sind vorgestülpt und gerundet. Beispiel: s'''o'''tto – [ˈsotːo].<br />
* [u]: Das ital. [u] ist ein Hinterzungenvokal. Der hintere Zungenrücken ist zum weichen Gaumen gewölbt. Die Lippen sind gerundet und stark vorgestülpt. Beispiel: f'''u'''ga – [ˈfuːɡa].<br />
<br />
==== Nebentonvokale ====<br />
[[Datei:Vokaldreieck-nebenton-ital.png|mini|Vokaldreieck der Nebentonvokale im Italienischen]]<br />
Das Italienische besitzt 5 Nebentonvokale. Bei den unbetonten Vokalen entfallen die offenen Vokale [ɛ] und [ɔ]. Dadurch entsteht im Vergleich zum Haupttonvokalismus (7 Vokale) ein im Nebenton reduziertes System mit 5 Vokalen.<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
;Konsonant<br />
Ein Konsonant (Mitlaut) ist ein Sprachlaut, bei dessen Bildung der Luftstrom unterbrochen oder eingeengt wird. Das Italienische hat 43 [[Konsonant]]en, die sich durch die folgenden artikulatorischen Parameter klassifizieren lassen:<br />
:: 1. [[Artikulationsmodus]]<br />
:: 2. [[Artikulationsorgan]]<br />
:: 3. [[Artikulationsstelle]]<br />
<br />
Für das Italienische sind die nachfolgenden Artikulationsmodi von Bedeutung: [[Plosiv]], [[Nasal (Phonetik)|Nasal]], [[Frikativ]], [[Approximant]] und [[Lateral (Phonetik)|Lateral]].<br />
<br />
{| border="2" cellpadding="5" style="margin: 1em 1em 1em 0; background: #f9f9f9; border: 1px #aaa solid; border-collapse: collapse; text-align: center; font-size: 95%;"<br />
|+ Konsonanten des Italienischen<br />
! &nbsp;<br />
! [[bilabial]]<br />
! [[Labiodental|labio-<br />dental]]<br />
! [[alveolar]]<br />
! [[Postalveolar|post-<br />alveolar]]<br />
! [[palatal]]<br />
! [[velar]]<br />
|-<br />
! align=left | [[Plosiv]]e<br />
| {{IPA|p}} {{IPA|b}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|t}} {{IPA|d}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|k}} {{IPA|ɡ}}<br />
|-<br />
! align=left | [[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
| {{IPA|m}}<br />
| {{IPA|ɱ}}<br />
| {{IPA|n}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ɲ}}<br />
| {{IPA|ŋ}}<br />
|-<br />
! align=left | [[Vibrant]]en<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|r}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Frikativ]]e<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|f}} {{IPA|v}}<br />
| {{IPA|s}} {{IPA|z}}<br />
| {{IPA|ʃ}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Approximant]]en<br />
| {{IPA|w}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|j}}<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Lateral (Phonetik)|Laterale]]<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|l}}<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ʎ}}<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! align=left | [[Affrikate]]n<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
| {{IPA|ts}} {{IPA|dz}}<br />
| {{IPA|tʃ}} {{IPA|dʒ}}<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|}<br />
<br />
'''Quelle:''' [http://www.phon.ucl.ac.uk/home/sampa/italian.htm SAMPA für Italienisch (Englisch)]<br />
<br />
==== Plosive ====<br />
[b, d, g] werden betont stimmhaft und [p, t, k] nicht aspiriert gesprochen.<br />
* [p, b] bilabialer [[Verschlusslaut]] (zwischen Ober- und Unterlippe): '''p'''asta, '''b'''asta<br />
* [t, d] alveolar- koronaler Verschlusslaut (mit der Zungenspitze an den Zahnhinterflächen/ Zahnscheiden): '''t'''assa, nu'''d'''o<br />
* [k, g] palatal/ velar- dorsaler Verschlusslaut (mit hartem/ weichem Gaumen und dem Zungenrücken): '''c'''ampo, '''g'''amba<br />
<br />
==== Nasale ====<br />
Bei Nasalen wird im Mundraum ein Verschluss gebildet, so dass der Luftstrom durch die Nase entweicht.<br />
* [m] bilabial: '''m'''a'''mm'''a<br />
* [n] adental-koronal oder alveolar-koronal in gewissen Fällen auch dental-koronal: '''n'''o'''nn'''o<br />
* [ɱ] labiodental; vor [f, v]: i'''nf'''erno, i'''nv'''erno<br />
* [ŋ] velar-dorsal; vor [k, g]: '''an'''che, d'''un'''que<br />
* [ɲ] palatal: vi'''gn'''a, campa'''gn'''a<br />
<br />
==== Vibranten ====<br />
Vibranten sind Laute, die durch ein drei- bis fünfmaliges Flattern der Zungenspitze am oberen Zahndamm gebildet werden („[[Stimmhafter alveolarer Vibrant|gerolltes R]]“).<br />
* [r]: t'''r'''eno, '''r'''e<br />
<br />
==== Frikative ====<br />
Bei Frikativen wird der Luftstrom mithilfe des Artikulationsorgans eingeengt. Es entsteht ein Reibegeräusch.<br />
* [ʒ] kommt in der italienischen Sprache nur in Fremdwörtern oder in der Affrikata [dʒ] vor.<br />
* [f, v] labiodentaler Engelaut (zwischen Unterlippe und oberen Schneidezähnen): '''f'''ino, '''v'''ino<br />
* [ʃ] post-alveolarer Engelaut: '''sc'''iare, '''sci'''opero<br />
* [s, z] dental-alveolarer Engelaut: ba'''ss'''e, ba'''s'''e<br />
* [j] palatal-dorsal: naz'''io'''ne, diz'''io'''nario<br />
<br />
==== Laterale ====<br />
Laterale sind Laute, bei denen durch die Zungenränder und die Backenzähne eine Begrenzung gebildet wird.<br />
<br />
* [l] denti-koronal: '''l'''usso, ve'''l'''o<br />
* [ʎ] [[Apikal (Linguistik)|apiko]]-alveolar oder apiko-dental: '''gli''', fi'''gli'''o<br />
<br />
=== Affrikaten ===<br />
Eine Affrikata ist ein oraler Verschlusslaut, bei dem der Verschluss in der zweiten Phase so weit gelöst wird, dass ein Frikativ entsteht. Sie werden entweder monophonematisch (d.h. als ein Phonem) oder biphonematisch (zwei aufeinanderfolgende Phoneme) gewertet. Außerdem unterscheidet man zwischen [[Homorganisch|homorganen]] (Bildung des Verschlusses und der Reibung mit demselben Artikulationsorgan) und [[heterorgan]]en (Bildung mit unterschiedlichen Artikulationsorganen) Affrikaten.<br />
Zu den Affrikaten zählen im Italienischen die Laute [dz], [ts] (homorgan) und [dʒ] und [tʃ] (heterorgan).<br />
<br />
* [dz, ts] '''z'''ero, can'''z'''one<br />
* [dʒ] [tʃ] '''gi'''apponese, '''c'''inese<br />
<br />
=== Geminaten ===<br />
Das Italienische unterscheidet zwischen kurzen und langen Konsonanten. Geminaten (von lateinisch geminare = verdoppeln) werden meist als Doppelkonsonanten geschrieben und gelängt ausgesprochen. Der Unterschied zwischen Einfach- und Langkonsonanten ist im Italienischen bedeutungsunterscheidend.<br />
Beispiel:<br />
:* fa'''t'''o – ['fa:to] 'Fatum, Schicksal'<br />
:* fa'''tt'''o – ['fatːo] 'gemacht, geschaffen'<br />
<br />
Der vorangehende Vokal wird dabei gekürzt.<br />
<br />
Bestimmte Phoneme wie [ʎː], [ɲː], [ʃː], [ts] und [dz] treten intervokalisch immer als Geminaten auf, auch wenn sie in der Schrift nur einfach vorkommen.<br />
Beispiel:<br />
:* fi'''gli'''o – ['fiʎːo]<br />
:* ra'''gn'''o – ['raɲːo]<br />
:* la'''sci'''are – [laʃ'ʃa:re]<br />
:* a'''z'''ione – [at'tsjo:ne]<br />
:* ma'''z'''urca – [mad'dzurka]<br />
<br />
=== Beziehung Laut–Buchstabe ===<br />
Die italienische [[Rechtschreibung]] spiegelt den Lautstand ähnlich wie die [[Spanische Sprache|spanische]] oder die [[Rumänische Sprache|rumänische]] einigermaßen genau wider. Das heutige Italienisch gebraucht 21&nbsp;Buchstaben des [[Latein|lateinischen]] [[Alphabet]]s. Die Buchstaben ''k'', ''j'', ''w'', ''x'', ''y'' kommen nur in [[Latinismus|Latinismen]], [[Gräzismus|Gräzismen]] oder Fremdwörtern vor. Das ''j'' findet sich in historischen Texten zuweilen für ein (heute nicht mehr geschriebenes) doppeltes ''i''. Anders als im Spanischen kennt das Italienische keine durchgehende Kennzeichnung der betonten [[Silbe]]. Lediglich bei endbetonten Wörtern wird ein Gravis (`) gesetzt (Beispiel: '''''martedì''''', '''''città''''', '''''ciò''''', '''''più''''') – bei ''e'' je nach Aussprache ein Akut (´) oder Gravis (`): '''''piè''''', '''''perché'''''). In sehr seltenen Fällen wird auch bei ''a'' und ''o'' der Akut gesetzt. Der Zirkumflex findet sich zuweilen in Texten, um die Verschmelzung zweier ''i'' anzuzeigen, beispielsweise ''i principi'' (die Fürsten, von ''principe)'' im Gegensatz zu ''i principî'' (die Prinzipien, aus ''principii'', von ''principio)''. Zur Klarheit wird der Akzent hin und wieder zur Bedeutungsunterscheidung gebraucht (''e'' – „und“, ''è'' „er ist“), teilweise auch in Wörterbüchern oder auf Landkarten.<br />
<br />
=== Die Buchstaben g, c und Buchstabenkombinationen mit sc ===<br />
Folgende Buchstabenkombinationen der italienischen Rechtschreibung sind besonders zu beachten:<br />
* Folgt auf den Buchstaben '''''g''''' ein '''''e''''' oder ein '''''i''''', so wird dieses '''''g''''' wie ''dsch'' ([[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]: [{{IPA|ʤ}}]) ausgesprochen.<br />
* Folgt auf den Buchstaben '''''c''''' ein '''''e''''' oder ein '''''i''''', so wird dieses '''''c''''' wie ''tsch'' (IPA: [{{IPA|ʧ}}]) ausgesprochen.<br />
* Sollte auf ein unbetontes '''''i''''' direkt ein weiterer [[Vokal]] folgen, bleibt es stumm – es führt zu der oben beschriebenen Veränderung des '''''g''''' bzw. des '''''c''''', wird aber selbst nicht gesprochen, z. B. bei ''Giove'' [{{IPA|ʤɔ.ve}}] und ''[[Ciabatta]]'' [{{IPA|tʃaˈbatːa}}].<br />
* Das '''''h''''' bleibt immer stumm, dadurch kann z.&nbsp;B. die beschriebene Wirkung von '''''e''''' oder '''''i''''' aufgehoben werden: d.&nbsp;h. ''[[Spaghetti]]'' wird [{{IPA|spaˈ'''ɡ'''ɛtːi}}] ausgesprochen. ''Spagetti'' (ohne '''''h''''') würde wie [{{IPA|spaˈ'''ʤ'''ɛtːi}}] ausgesprochen werden.<br />
* '''''g''''' und '''''c''''' vor '''''a''''', '''''o''''' oder '''''u''''' werden wie [{{IPA|ɡ}}] bzw. [{{IPA|k}}] ausgesprochen.<br />
* Die angeführten Regeln gelten auch im Falle der Doppelkonsonanten (siehe dort) '''gg''' und '''cc''': bocca [{{IPA|'bokːa}}], baccello [{{IPA|baˈʧːɛlːo}}], bacchetta [{{IPA|baˈkːɛtːa}}], leggo [{{IPA|'lɛgːo}}], maggio [{{IPA|'madʤo}}].<br />
* Ähnlich verhält es sich mit der Buchstabenkombination '''''sc(h)''''': scambio [{{IPA|'skambjo}}], scopa [{{IPA|ˈskoːpa}}], scuola [{{IPA|ˈskwɔla}}], schema [{{IPA|ˈskɛma}}], schivo [{{IPA|ˈskiːvo}}], aber: scienza [{{IPA|ˈʃɛnʦa}}], sciagura [{{IPA|ʃaˈguːra}}]. [{{IPA|ʃ}}] entspricht der deutschen Buchstabenkombination '''''sch'''''.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Übersicht zur Schreibweise und Aussprache von c, g und sc<br />
|-<br />
! Aussprache von ''c'' !! Schreibweise, wenn <br />ein heller Vokal folgt !! Schreibweise, wenn <br />ein dunkler Vokal folgt <br />
|-<br />
| weich [{{IPA|ʧ}}]|| ''c'' oder ''cc'' || ''ci'' oder ''cci'' ¹ <br />
|-<br />
| hart [{{IPA|k}}] || ''ch'' oder ''cch'' || ''c'' oder ''cc''<br />
|-<br />
! Aussprache von ''g'' || || <br />
|-<br />
| weich [{{IPA|ʤ}}]|| ''g'' oder ''gg'' || ''gi'' oder ''ggi'' ¹ <br />
|-<br />
| hart [{{IPA|ɡ}}] || ''gh'' oder ''ggh'' || ''g'' oder ''gg'' <br />
|-<br />
! Aussprache von ''sc''|| || <br />
|-<br />
| weich [{{IPA|ʃ}}]|| ''sc'' || ''sci'' ¹ <br />
|-<br />
| hart [{{IPA|ˈsk}}] || ''sch'' || ''sc'' <br />
|}<br />
¹ Für diese Fälle gibt es Ausnahmen, bei denen das ''i'' nicht stumm ist, z. B. ''farmacia'' [{{IPA|farmaˈtʃi.a}}], ''magia'' [{{IPA|ma'ʤia}}], ''leggio'' [{{IPA|lɛ'ʤːio}}] oder ''sciare'' [{{IPA|ʃ'ʃiare}}].<br />
<br />
=== Buchstabenkombinationen mit gl und gn ===<br />
* Die Buchstabenfolge '''''gl''''' entspricht einem mouillierten „l“ (entspricht dem spanischen „ll“), einer engen Verschmelzung der Laute [{{IPA|l}}] und [{{IPA|j}}] (IPA: [{{IPA|ʎ}}] ), etwa wie in „bri'''ll'''ant“, „Fo'''li'''e“.<br />
* Die Buchstabenfolge '''''gn''''' entspricht einem mouillierten „n“ („ñ“ im Spanischen (señora), „нь/њ“ in [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischer Schrift]], „ń“ im [[Polnische Sprache|Polnischen]], „ň“ im [[Tschechische Sprache|Tschechischen]] (daň), gleich wie „gn“ im [[Französische Sprache|Französischen]] (Mignon), oder auf ungarisch „ny“, einer engen Verschmelzung der Laute [{{IPA|n}}] und [{{IPA|j}}] (IPA: [{{IPA|ɲ}}]), wie in „Ko'''gn'''ak“, Champa'''gn'''e.<br />
<br />
== Das Phoneminventar des Italienischen ==<br />
<br />
=== Halbvokale und Halbkonsonanten als Phoneme ===<br />
Im Hinblick auf die im Italienischen existierenden Halbvokale '''[i̯]''' und '''[u̯]''' bzw. Halbkonsonanten '''[j]''' und '''[w]''' stellt sich die Frage, inwiefern diese als eigenständige Phoneme gelten können. Forscher wie Castellani und Fiorelli sind der Ansicht, dass das durchaus der Fall sei.<br />
Der Vergleich von Wortpaaren, bei denen an gleicher Stelle einmal der Vokal und einmal der Halbvokal / Halbkonsonant steht, ist der einzige Weg zur Klärung dieser Frage.<br />
Als Beispiele dienen also:<br />
<br />
* '''piano'''– [pi'a:no] (von ''Pio'') und '''piano'''– ['pjaːno]<br />
* '''spianti'''– [spi'anti] ([[Verb]] ''spiare'') und '''spianti'''– ['spjanti] (Verb ''spiantare'')<br />
* '''lacuale'''– [laku'a:le] und '''la quale'''– [la 'kwaːle]<br />
* '''arcuata''' – [arku'a:ta] und '''Arquata''' − [ar'kwaːta].<br />
<br />
Der bei diesen Wortpaaren festgestellten Opposition zwischen dem Vokal und dem Halbvokal/dem Halbkonsonanten steht allerdings die Problematik der individuellen Sprachrealisierung gegenüber. Um von den Halbvokalen/-konsonanten als eigenständigen Phonemen ausgehen zu können, müssen diese Wortpaare immer jeweils unterschiedlich ausgesprochen werden und damit auch unabhängig vom Kontext in ihrer besonderen Bedeutung verstanden werden können. Das kann allerdings nicht vorausgesetzt werden, da die Sprachrealisierung von Faktoren wie ''„Sprechgeschwindigkeit, individuelle Eigenheiten oder der lautlichen Umgebung im Nachbarwort“''<ref name="Liechem">Liechem, Klaus: ''Phonetik und Phonologie des heutigen Italienisch'', Berlin, Akademie, 1970, § 25.</ref> abhängig ist. So kann beispielsweise in der Poesie aus rhythmischen Gründen die Aussprache variieren.<br />
Aufgrund dieser Erkenntnisse kommen Forscher wie Liechem und Bonfante zu dem Schluss, dass die jeweiligen Halbvokale und Halbkonsonanten im Italienischen ''„in einem positionsbedingten Wechsel miteinander stehen“''<ref name="Liechem" /> und ''„daß die italienischen Halbvokale kombinatorische Varianten der entsprechenden Vokalphoneme, also keine eigenen Phoneme sind“''<ref name="Liechem" />.<br />
<br />
=== Literatur ===<br />
* Amerindo Camilli: ''Pronuncia e grafia dell'italiano'' Firenze, 1965 (3.&nbsp;Auflage).<br />
* Klaus Lichem: ''Phonetik und Phonologie des heutigen Italienisch'', Berlin, Akademie, 1970.<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
{{Hauptartikel|Italienische Grammatik}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Eduardo Blasco Ferrer: ''Handbuch der italienischen Sprachwissenschaft.'' Schmidt, Berlin 1994, ISBN 3-503-03054-9 (''Grundlagen der Romanistik.'' 16).<br />
* Patricia Bourcillier, [[Bernd Sebastian Kamps]]: ''Italienisch zwischen den Hügeln der Venus und den Lenden Adonis'. Fremdsprache in zärtlichen und wollüstigen Schattierungen''. Steinhäuser, Wuppertal 2006, ISBN 3-924774-11-0 ([http://www.poliglottus.com/venus2 online]).<br />
* [[Günter Holtus]], [[Michael Metzeltin]], [[Christian Schmitt (Romanist)|Christian Schmitt]] (Hrsg.): ''[[Lexikon der Romanistischen Linguistik]].'' 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005; Band IV: ''Italienisch, Korsisch, Sardisch.'' 1988.<br />
* [[Dieter Kattenbusch]]: ''Grundlagen der italienischen Sprachwissenschaft.'' Haus des Buches, Regensburg 1999, ISBN 3-933516-00-5 (''Basiswissen Sprachwissenschaft.'' 1).<br />
* [[Max Pfister (Romanist)|Max Pfister]]: ''[[Lessico Etimologico Italiano]].'' Reichert, Wiesbaden 1979 ff, ISBN 3-88226-179-X.<br />
* [[Ursula Reutner]], Sabine Schwarze: ''Geschichte der italienischen Sprache.'' Niemeyer, Tübingen 2011.<br />
<br />
== Verwandte Artikel ==<br />
<br />
* [[Italienische Personennamen germanischer Wurzel]]<br />
* [[Liste italienischer Wörter deutscher Herkunft]]<br />
* [[Sardische Sprache]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Italienisch}}<br />
{{Wikiquote|Italienische Sprichwörter}}<br />
{{Wikisource|Wörterbücher#Italienisch|Italienische Wörterbücher}}<br />
{{Commonscat|Italian language|Italienische Sprache}}<br />
{{Commons|Italian pronunciation|Italienische Aussprache}}<br />
{{Wikibooks|Italienisch}}<br />
{{Wikibooks|Wikijunior Sprachen/ Italienisch}}<br />
* [http://www.dizionario.rai.it/ Website des ''DOP'' (''Dizionario d'ortografia e di pronunzia'', ''Wörterbuch der italienischen Rechtschreibung und Aussprache''), [[Radiotelevisione Italiana|RAI]]] (italienisch)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=it|text=italienischer Sprache}}<br />
<br />
[[Kategorie:Italienische Sprache]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Romanische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Armenische_Sprache&diff=124268330Armenische Sprache2013-11-08T17:15:52Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache=Armenisch ''Hajeren lesu''<br />
|Länder=[[Armenien]], [[Russland]], [[Frankreich]], [[Vereinigte Staaten]] und 27 weiteren Ländern<br />
|Sprecher=6,7 Millionen<br />
|Klassifikation=* [[Indogermanische Sprachen]]<br />
|KSprache=Armenisch<br />
|Amtssprache={{ARM}}<br />{{NKR}} (international nicht anerkannt)<br />
|Minderheitensprache={{CYP}}<br />{{TUR}}<ref>[http://www.britannica.com/EBchecked/topic/35305/Armenian language] in Encyclopædia Britannica</ref><br />{{POL}}<br />{{ROM}}<br />
|ISO1=hy<br />
|ISO2B=arm<br />
|ISO2T=hye<br />
|ISO3=hye<ref>[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=hye hye]</ref><br />
}}<br />
[[Datei:Idioma armenio.png|miniatur]]<br />
Die '''armenische Sprache''' (armenisch {{lang|hy|Հայերեն}}/ ''Hajeren)'' ist ein Zweig der [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen]] Sprachen.<br />
<br />
Man unterscheidet drei Sprachformen des Armenischen:<br />
# '''[[Altarmenische Sprache|Altarmenisch]]''' (Գրաբար – auch ''Grabar'' genannt), das seit dem [[5. Jahrhundert]] in Schriftzeugnissen vorliegt. Als [[Literatursprache]] wurde es bis ins 19. Jahrhundert hinein genutzt und im kirchlichen Bereich ist es auch noch heute in Gebrauch (z.&nbsp;B. im Gottesdienst). In dieser Sprache wurde eine reichhaltige Literatur zu theologischen Themen, geschichtlichen Ereignissen, Poesie und Epik überliefert.<br />
# '''[[Ostarmenische Sprache|Ostarmenisch]]''' (Արևելյան հայերեն – Areweljan Hajeren), die Amtssprache der [[Armenien|Republik Armenien]] und der international nicht anerkannten [[Republik Bergkarabach]], die auch von der armenischen Gemeinschaft im [[Iran]], in [[Georgien]], [[Russland]] und in der ehemaligen UdSSR im Allgemeinen gesprochen wird.<br />
# '''[[Westarmenische Sprache|Westarmenisch]]''' (Արևմտեան հայերէն – Arewmtjan Hajeren), das ursprünglich in [[Anatolien]] beheimatet war, wird nach dem [[Völkermord an den Armeniern]] im Osmanischen Reich noch von vielen [[Armenier]]n in der [[Diaspora]] gesprochen, vor allem im [[Libanon]] und den [[USA|Vereinigten Staaten]].<br />
<br />
Das Armenische hat im Wortschatz Ähnlichkeiten mit dem [[Griechische Sprache|Griechischen]] (viele Parallelen bei [[Etymologie|etymologischen]] Wurzeln), weswegen eine engere Verwandtschaft innerhalb der Indogermanischen Sprachen angenommen wird (siehe dazu auch [[Balkanindogermanisch]]). Das Armenische enthält daneben auch sehr viele [[Lehnwort|Lehnwörter]] aus [[Iranische Sprachen|iranischen Sprachen]] ([[Parthisch]], [[Mittelpersisch]], [[Persische Sprache|Persisch]]).<br />
<br />
== Sprecherzahlen ==<br />
Die Gesamtzahl der Sprecher beträgt etwa 6,724 Millionen<ref>[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=hye Ethnologue: Artikel über die armenische Sprache]</ref>, davon leben etwas mehr als 3,4 Millionen in Armenien (2001), 904.892 in Russland (2002),<ref>[http://www.perepis2002.ru/ct/doc/TOM_04_04.xls Всероссийская перепись населения 2002 года: Распространенность владения языками (кроме русского)] ([[Microsoft Excel|MS Excel]]; 29&nbsp;kB) – Daten aus der russischen Volkszählung 2002</ref> 248.929 in Georgien (2002), 234.600 in Libanon (1986), 320.000 in Syrien (1993), 170.800 im Iran (1993), knapp 140.000 in der Republik Bergkarabach (2002),<ref>95 % von 145.000, Schätzung, [http://www.nkrusa.org/country_profile/overview.shtml NKR Office in the USA]</ref> 40.000 in der Türkei (1980), 8.000 in Jordanien (1971), 3.000 in Israel (1971), 60.000 im Irak, 2.740 auf Zypern (1987), 222.000 in den USA (2005) <ref>[http://factfinder.census.gov/servlet/IPTable?_bm=y&-reg=ACS_2005_EST_G00_S0201:535;ACS_2005_EST_G00_S0201PR:535;ACS_2005_EST_G00_S0201T:535;ACS_2005_EST_G00_S0201TPR:535&-qr_name=ACS_2005_EST_G00_S0201&-qr_name=ACS_2005_EST_G00_S0201PR&-qr_name=ACS_2005_EST_G00_S0201T&-qr_name=ACS_2005_EST_G00_S0201TPR&-ds_name=ACS_2005_EST_G00_&-TABLE_NAMEX=&-ci_type=A&-redoLog=false&-charIterations=047&-geo_id=01000US&-format=&-_lang=en US demografic census]</ref> und weitere Sprecher in der Diaspora.<br />
<br />
== Schrift ==<br />
Armenisch wird mit einem eigenen [[Alphabet]] geschrieben (siehe ''[[Armenisches Alphabet]])'', das im [[5. Jahrhundert]] vom [[Mönchtum|Mönch]] [[Mesrop Maschtoz]] entwickelt wurde. Es besteht aus 39 (ursprünglich 36) [[Buchstaben]].<br />
<br />
== Phonologie ==<br />
{|border="1" cellspacing="0" cellpadding="5" style="border-collapse:collapse; float:right; margin-left:1ex;"<br />
|+Reibelaute (Ost-, Westarmenisch)<br />
!<br />
![[Labiodental]]<br />
![[Alveolar]]<br />
![[Postalveolar]]<br />
![[Palatal]]<br />
![[Velar]]<br />
![[Glottal]]<br />
|-<br />
|stimmhaft || [[Stimmhafter labiodentaler Frikativ|v]] || [[Stimmhafter alveolarer Frikativ|z]] || [[Stimmhafter postalveolarer Frikativ|{{Unicode|ʒ}}]] || [[Stimmhafter palataler Frikativ|ʝ]] || || <br />
|-<br />
|stimmlos || [[Stimmloser labiodentaler Frikativ|f]] || [[Stimmloser alveolarer Frikativ|s]] || [[Stimmloser postalveolarer Frikativ|{{Unicode|ʃ}}]] || || [[Stimmloser velarer Frikativ|x]] || [[Stimmloser glottaler Frikativ|h]]<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Im Armenischen gibt es sieben bzw. sechs Vokale: a, i, [[Schwa]], o, u und zwei e, zwischen denen im Neuarmenischen abgesehen von einer Präjotierung<ref>Das bedeutet, dass vor dem Vokal ein [[j]] gesprochen wird.</ref> am Wortanfang kein Ausspracheunterschied besteht. Es ist nicht klar, inwiefern sie sich im Altarmenischen unterschieden, vermutlich gab es entweder ein offenes und ein geschlossenes oder ein langes und ein kurzes e. [[Verschlusslaut]]e und [[Affrikate]]n sind [[stimmhaft]]e, [[stimmlos]]e oder stimmlos [[Aspiration (Phonetik)|aspirierte]]. Im Armenischen gibt es keine [[Knacklaut]]e. Deutschen Muttersprachlern kann es bei der Aussprache schwerfallen, sie nicht intuitiv mitzusprechen.<br />
<br />
Es gibt im Altarmenischen 26 Konsonanten und sechs [[Affrikate]]n, die bis auf den [[Stimmhafter velarer Nasal|stimmhaften velaren Nasal]] (ŋ) alle im [[Armenische Schrift|armenischen Alphabet]] enthalten sind. Das [[f]] kommt nur in Fremdwörtern vor, bereitet den [[Armenier]]n aber keine Schwierigkeiten bei der Aussprache. Einige Dialekte des Armenischen besitzen [[Ejektiv]]e, was für indogermanische Sprachen atypisch ist und vermutlich auf den Einfluss der Umgebungssprachen zurückzuführen ist. Die Betonung liegt bei den allermeisten Wörtern auf der letzten [[Silbe]]. Die [[Phonologie]] des Armenischen wurde von den benachbarten [[Kaukasussprachen|kaukasischen Sprachen]] und vom [[Türkische Sprache|Türkischen]] beeinflusst.<br />
<br />
=== Westarmenische Lautverschiebung ===<br />
{|border="1" cellspacing="0" cellpadding="5" style="border-collapse: collapse; float: right; margin-left: 1ex;"<br />
|+Verschlusslaute (Alt-, Ostarmenisch)<br />
|-<br />
!<br />
![[Labial]]<br />
![[Dental|Lamino-Dental]]<br />
![[Velar]]<br />
|-<br />
|stimmhaft || b || d || g<br />
|-<br />
|stimmlos || p || t || k<br />
|-<br />
|stimmlos aspiriert || pʰ || tʰ || kʰ<br />
|}<br />
<br />
{|border="1" cellspacing="0" cellpadding="5" style="border-collapse:collapse; float:right; margin-left:5ex; margin-bottom: 2ex;"<br />
|+[[Affrikate]]n (Alt-, Ostarmenisch)<br />
!<br />
![[Alveolar]]<br />
![[Palatal]]<br />
|-<br />
|stimmhaft || d͡z || d͡ʒ<br />
|-<br />
|stimmlos || t͡s || t͡ʃ<br />
|-<br />
|stimmlos aspiriert || t͡sʰ || t͡ʃʰ<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Durch die Westarmenische Lautverschiebung sind stimmlose nicht-aspirierte Konsonanten aus dem Westarmenischen verschwunden. Typisch ist die stimmlos aspirierte Aussprache vormals stimmhafter nicht-aspirierter Laute und die stimmhafte nicht-aspirierte Aussprache vormals nicht-aspirierter stimmloser Laute. Das betrifft die folgenden Buchstaben:<br />
<br />
* [[Plosive]]<br />
** բ ({{IPA|[b]}} zu {{IPA|[pʰ]}}) und պ ({{IPA|[p]}} zu {{IPA|[b]}})<br />
** դ ({{IPA|[d]}} zu {{IPA|[tʰ]}}) und տ ({{IPA|[t]}} zu {{IPA|[d]}})<br />
** գ ({{IPA|[g]}} zu {{IPA|[kʰ]}}) und կ ({{IPA|[k]}} zu {{IPA|[g]}})<br />
<br />
* [[Affrikate]]n<br />
** ջ ({{IPA|[d͡ʒ]}} zu {{IPA|[t͡ʃʰ]}}) und ճ ({{IPA|[t͡ʃ]}} zu {{IPA|[d͡ʒ]}})<br />
** ձ ({{IPA|[d͡z]}} zu {{IPA|[t͡sʰ]}}), ծ ({{IPA|[t͡s]}} zu {{IPA|[d͡z]}}), und ց ({{IPA|[t͡sʰ]}} zu {{IPA|[d͡z]}})<br />
<br />
''Siehe auch:'' [[Internationales Phonetisches Alphabet]]<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
Armenisch hat ein reiches [[Kasus]]system (sieben Fälle, nämlich: [[Nominativ]], [[Akkusativ]], [[Lokativ]], [[Genitiv]], [[Dativ]], [[Ablativ]], [[Instrumentalis|Instrumental]]), aber keine [[Genus]]-Unterscheidung.<br />
Die meisten alten [[Synthetischer Sprachbau|synthetischen Verbformen]] wurden durch analytische Konstruktionen (mit [[Hilfsverb]]) ersetzt. Armenisch ist eine SPO-Sprache, das heißt, die [[Satzstellung|Wortstellung]] ist in der Regel [[Subjekt (Grammatik)|Subjekt]] – [[Prädikat (Grammatik)|Prädikat]] – [[Objekt (Grammatik)|Objekt]], sie ist jedoch flexibel, z.&nbsp;B. um einen Satzteil besonders zu betonen. Den [[Konjunktiv]] gibt es nur für die Verbformen in Präsens und Präteritum. Seine Funktion ist jedoch anders als im Deutschen, man benutzt ihn prinzipiell nicht für die indirekte Rede. (Alternative Kategorien sind daher auch [[Optativ]] (Wunschform) und [[Desiderativ]]). Der unbestimmte [[Artikel (Wortart)|Artikel]] ist im Ostarmenischen grammatisch nicht markiert; im Westarmenischen folgt dem [[Nomen]] ein „-mə“ (-մը), und „-ə“ (-ը) im Ostarmenischen.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{bibISBN|3875481496}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikibooks|Armenisch/ Einführung}}<br />
{{Wiktionary|Armenisch}}<br />
{{Wikiquote|Armenische Sprichwörter}}<br />
* [http://am.translit.cc/ Armenische Transliteration] unterstützt Ostarmenische und Westarmenische Sprachformen.<br />
* [http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Armenisch.pdf Eintrag zur armenischen Sprache in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens] (PDF, 249&nbsp;KiB)<br />
* [http://www.omniglot.com/writing/armenian.htm Armenische Schrift bei Omniglot].<br />
* [http://www.sprachvermittler.com/Sprachen/Armenisch/armenisch.html Kurzbeschreibung der armenischen Sprache]<br />
* [http://dictionary.hayastan.com/ ''Armenian-English, English-Armenian Dictionary'']<br />
* [http://www.utexas.edu/cola/centers/lrc/eieol/armol-0-R.html T. B. Krause, J. Slocum: ''Classical Armenian Online'' (Linguistics Research Center, The University of Texas at Austin)]<br />
* [http://www.archive.org/details/ClassicalArmenianDictionary Matthias Bedrosian: ''New Dictionary Armenian-English.'' S. Lazarus Armenian Academy, Venice 1875–79.] (klassisches Armenisch)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=hy|text=armenischer Sprache|wquot=0|wbook=0|wnews=0|wvers=0}}<br />
<br />
[[Kategorie:Armenische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Slowenische_Sprache&diff=124266736Slowenische Sprache2013-11-08T16:34:13Z<p>Fobos92: Änderung 124266275 von Tlustulimu rückgängig gemacht;</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache = Slowenisch (slovenščina)<br />
|Länder = [[Slowenien]], [[Italien]] ([[Friaul-Julisch Venetien]]), [[Ungarn]] ([[Komitat Vas]]), [[Österreich]] ([[Kärnten]], [[Steiermark]]), [[Kroatien]]<br />
|Sprecher = 2,2 Millionen<br />
|Klassifikation = * [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Slawische Sprachen]]<br />
*:: [[Südslawische Sprachen]]<br />
|KSprache = Slowenisch<br />
|Amtssprache={{SVN}}<br />{{IT-36}} ([[Italien]])<br />[[Datei:Flag of Kärnten.svg|20px]] [[Kärnten]] ([[Österreich]])<br />{{EU}}<br />
|ISO1 = sl<br />
|ETHNO14 = SLV<br />
|ISO3= [http://www.sil.org/iso639-3/documentation.asp?id=slv slv]<br />
|ISO2 = slv<br />
}}<br />
<br />
'''Slowenisch''' (slowenisch {{lang|sl|''slovenščina''}}) ist eine Sprache aus dem [[Slawische Sprachen|slawischen Zweig]] (siehe [[südslawische Sprachen]]) der [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachen]]. Historisch ist sie im Fürstentum [[Karantanien]] und in der südlich davon gelegenen [[Carniola]] entstanden. Diese Gebiete wurden unter [[Karl der Große|Karl dem Großen]] mit der [[Awarenmark]] als [[Grenzmark]] gegen die [[Awaren]] geschützt.<ref>Peter Stih: ''Ethnogenese der Slowenen'', abgerufen am 7. Januar 2012 ({{Google Buch|BuchID=xrlrIhUj_jwCSeitenID=PA9-IA4|Hervorhebung=Ethnogenese der Slowenen|Linktext=Online}})</ref><br />
<br />
In Karantanien herrschten die später so bezeichneten Alpenslawen und eine Zeitlang vermutlich auch Awaren, die restliche Bevölkerung setzte sich aus den eingewanderten slawischen Volksstämmen, romanisierten Kelten ([[Noriker (Volk)|Noriker]]) und zugezogenen [[Römer]]n zusammen. Zum einen findet man in verschiedenen slowenischen Dialekten Überbleibsel dieser Spracheinflüsse. Zum anderen lässt sich durch die an Karantanien angrenzende Awarenmark – und spätere Spaltung der südlichen [[Westslawen]] durch die [[Magyaren|Ungarn]] (Trennung der südlichen Westslawen in [[Tschechen]], [[Slowaken]] und [[Slowenen]]) – auch eine gewisse Verwandtschaft mit den westslawischen Sprachen [[Westslawische Sprachen|Tschechisch und Slowakisch]] herleiten. (Siehe auch Literaturhinweis.)<br />
<br />
Die Sprache wird mit einer eigenen Variante des [[Lateinisches Alphabet|Lateinischen Alphabets]] ''(latinica)'', dem [[Slowenisches Alphabet|Slowenischen Alphabet]], geschrieben.<br />
<br />
Die Wissenschaft, welche sich mit dem Slowenischen befasst, nennt sich ''[[Slowenistik]]''.<br />
<br />
== Bezeichnung ==<br />
Die Sprecher bezeichnen sich selbst als ''Slovenci'', ihre Sprache als ''slovenščina'', was nicht verwechselt werden sollte mit ''Slovenčina'', der Eigenbezeichnung der [[Slowakische Sprache|slowakischen Sprache]]. Die slowakische Bezeichnung für das Slowenische ist ''Slovinčina'', die slowenische für das Slowakische ''Slovaščina''.<br />
<br />
Die frühere, wertneutrale deutsche Bezeichnung lautete ''[[Windische Sprache|Windisch]]'', doch ist dieser Begriff heute auf Grund seines Missbrauchs in den letzten hundert Jahren (siehe auch [[Windischentheorie]]) umstritten.<br />
<br />
== Sprachverwandtschaft ==<br />
Die slowenische Sprache und der [[Kajkavisch|kajkavische Dialekt]] der [[Kroatische Sprache|kroatischen Sprache]] ähneln sich in vielerlei Hinsicht, da es sich beim kajkavischen kroatischen Dialekt um einen offensichtlichen und fließenden Übergang des Slowenischen in das [[Kroatische Sprache|Kroatische]] handelt.<br />
<br />
Vermutlich lässt sich durch Karantanien und die Awaren (6.-8. Jhd.) auch eine gewisse Verästelung mit dem [[Slowakische Sprache|Slowakischen]] herleiten (das Reich Samos: Heutiges Gebiet Mähren, Niederösterreich und Südwestslowakei). Auch findet man im Slowenischen und Slowakischen ähnliche Elemente des Altslawischen. Oft werden die Wörter für „Slowenisch“ und „Slowakisch“ verwechselt: die Slowenen nennen ihre Sprache „Slovenščina“, die Slowaken ihre „Slovenčina“. Auf Slowenisch: „Jaz govorim slovensko“ bedeutet ‚Ich spreche slowenisch‘, wobei „Slovensko“ auf Slowakisch ‚Slowakei‘ bedeutet. Während und nach der Zeit Karantaniens und der Awarenmark (Alpenslawen) nannten die Slawen sich selbst „Slovani“ oder „Slovanci“, worin die Ursache dieser Ähnlichkeiten liegen könnte.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Idioma esloveno.png|miniatur|300px|Slowenisches Sprachgebiet heute]]<br />
<br />
Die frühesten slowenischen Textdokumente sind die „Brižinski spomeniki“ ([[Freisinger Denkmäler]]), die man im bayrischen Freising fand. Diese Mischung aus [[Homilie|homiletischen]] und [[Liturgie|liturgischen]] Schriften war wahrscheinlich ein [[Bischof|bischöfliches]] Handbuch. Man nimmt an, dass das Freisinger Denkmal aus der Zeit um 1000 n. Chr, stammt.<ref>[http://www.bsb-muenchen.de/Freisinger_Denkmaeler.728.0.html Freisinger Denkmäler] bei der [http://www.bsb-muenchen.de/ Bayerischen Staatsbibliothek] (abgerufen am 27. Januar 2009)</ref><br />
<br />
Als Ursprung der Slowenen wird das Fürstentum [[Karantanien]] genannt. Die genaue Lage des [[Samo]]-Reiches und Karantaniens ist jedoch bis heute umstritten. Da für das heutige Tschechien und die Slowakei für einen Zeitraum von 150 Jahren (633/658 – 791) überhaupt keine schriftlichen Quellen verfügbar sind und auch Slowenen über Jahrhunderte als Winden oder Windische bezeichnet wurden, bleibt vieles nur Vermutungen überlassen. Der Name „Slovenci“ (Slowenen) ist erstmals erst in der Vorrede des Katechismus von [[Primož Trubar]] im Jahr 1550 belegt. Und da verstand Trubar die „Slovenci“ nur als Sprachgemeinschaft und nicht im Sinn des heutigen Nationsbegriffs.<ref>[[Peter Štih]] Die slowenischen Vorstellungen über die slowenisch-deutschen Beziehungen im Mittelalter. In Slowenen und Deutsche im gemeinsamen Raum: neue Forschungen - 2002 R Oldenbourg Verlag München S10.ISBN 3-486-56701-2</ref><br />
Im Jahre 811 verfügte Kaiser [[Karl der Große]], dass die [[Drau]] als Diözesangrenze zwischen dem Bistümern Salzburg und [[Aquilea]] zu gelten habe.<ref>[[Herwig Wolfram]]: Die Geburt Mitteleuropas; 1987 Verlag Kremayr & Scheriau, Wien S.264 ISBN 3-218-00451-9</ref>. Damit wurde entschieden, wer für die Christianisierung der ansässigen überwiegend slawischen Bevölkerung zuständig war. Mitte des 10. Jahrhunderts wurde durch den Sieg des Königs und späteren Kaisers Otto I. in der [[Schlacht auf dem Lechfeld]] (bei Augsburg) der Weg frei für die Ostkolonisation des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]]. Die [[Ungarneinfälle]] im Gebiet um das heutige Slowenien, Ostösterreich, Süddeutschland und Italien nahmen mit der Eroberung der [[Pannonische Tiefebene|pannonischen Tiefebene]] um 896 ein Ende. Dadurch wurden die Stämme der südlichen Westslawen in Tschechen, Slowaken einerseits und Slowenen getrennt. Das im Norden des heutigen Slowenien und in den nördlich davon liegenden Gebieten entstandene Karantanien wurde in das [[Ostfrankenreich|Ostfränkische Reich]] eingegliedert. Daraus entwickelten sich bis zum 11. Jahrhundert nach und nach die Herzogtümer [[Kärnten]] und [[Steiermark]]. Die [[Markgrafschaft Krain]], deren Gebiet man heute als slowenisches Kernland bezeichnen kann, gehörte nicht zum Fürstentum Karantanien, sondern zur [[Carniola]]. Auch dieses Gebiet kam zusammen mit Teilen des von Karl dem Großen eroberten Langobardenreiches an das Heilige Römische Reich.<br />
Slowenisch war lange Zeit eine zweitrangige Sprache in der [[Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarischen Monarchie]]. Bis 1918 dominierte die [[deutsche Sprache]] in zahlreichen Bereichen wie Verwaltung und Wissenschaft.<br />
<br />
Die [[Bibelübersetzung|Übersetzung]] des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] durch den [[Reformator]] [[Primož Trubar]] (veröffentlicht 1582) sowie der gesamten [[Bibel]] durch [[Jurij Dalmatin]] 1584 legten die Grundlage für die moderne slowenische Schriftsprache, die in den slowenischen Kernländern der Krain, Kärntens und der [[Untersteiermark]] kanonisch wurde. Dazu parallel entwickelten sich außerhalb dieser Länder auf Grundlage der jeweiligen örtlichen Mundart zwei weitere Schriftsprachen: das [[Prekmurisch]]e im Königreich Ungarn, das bis ins 20. Jahrhundert in Gebrauch stand, und das kleine, jedoch bis heute in Gebrauch stehende [[Resianisch]]e.<br />
<br />
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine [[Sprachpurismus|puristische]] ([[Germanismus|Germanismen]] entfernende) Sprachform, wobei Wortschatzentlehnungen gezielt aus anderen slawischen Sprachen erfolgten. Der Revolutionär [[Ljudevit Gaj]] wollte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts alle [[Südslawische Sprachen|Südslawischen Sprachen]] unter einer politischen Führung zusammenbringen, doch die große Mehrheit der slowenischen Intellektuellen lehnte diesen [[Illyrismus]] ab.<br />
In dieser Zeit erfuhr das Slowenische zudem eine literarische Blüte durch [[France Prešeren]].<br />
<br />
Die heutige Rechtschreibung mit den aus dem [[Tschechische Sprache|Tschechischen]] entlehnten Buchstaben č, š und ž wurde im Wesentlichen Mitte des 19. Jahrhunderts festgelegt.<br />
Die [[Kodifizierung]] der slowenischen Sprache erfolgte durch die [[Grammatik]]er Stanislav Škrabec und Fran Ramovš um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert.<br />
<br />
Nach der Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen wurde 1919 die [[Universität Ljubljana]] gegründet. Die Sprachwissenschaftler [[Franz Miklosich|Franz Xaver Ritter von Miklosich]] (slowenisch: Fran(c) Miklošič) und [[Jernej Kopitar]] (deutsch: Bartholomäus Kopitar) wurden zu Vätern der slowenischen Sprache.<br />
Andererseits gab es den Versuch, eine gemeinsame serbokroatisch-slowenische (jugoslawische) Schriftsprache zu schaffen. Als 1929 das [[Königreich Jugoslawien]] ausgerufen wurde, fürchteten die slowenische Intellektuellen um das Slowenische und gründete 1938 eine eigene slowenische [[Akademie der Wissenschaften]].<br />
<br />
Während der Besetzung Sloweniens im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] durch die [[Achsenmächte]] (Deutschland/Italien/Ungarn) 1941–1945 unterdrückten diese den Gebrauch der slowenischen Sprache.<br />
<br />
Mit der Gründung des sozialistischen Jugoslawiens 1945 wurde Slowenisch – neben [[Mazedonische Sprache|Mazedonisch]] und [[Serbokroatische Sprache|Serbokroatisch]] mit seinen beiden Schriftvarianten [[Kroatische Sprache|Kroatisch]] und [[Serbische Sprache|Serbisch]] – erstmals zu einer gleichberechtigten Staatssprache. Seit der Unabhängigkeit [[Slowenien]]s 1991 ist es dessen alleinige Amtssprache.<br />
<br />
{{Navigationsleiste Historische Regionen Sloweniens}}<br />
<br />
== Geographische Verteilung und offizieller Status ==<br />
Ungefähr 2 Millionen Menschen in [[Slowenien]] sprechen Slowenisch als [[Muttersprache]], wo sie ebenfalls [[Amtssprache]] ist. Seit dem 1. Mai 2004 ist Slowenisch auch eine der Amtssprachen in der [[Europäische Union|Europäischen Union]]. Darüber hinaus wird es noch in Teilen [[Österreich]]s, insbesondere in [[Kärnten]] (die Anzahl der [[Kärntner Slowenen]] in Südkärnten beträgt rund 20.000) und in [[Italien]] (Gebiet um [[Gorizia|Görz]], Resia-Tal, [[Kanaltal]], Collio, [[Triest]]) sowie in Teilen Westungarns ([[Komitat Vas]]) als [[Muttersprache]] gesprochen.<br />
<br />
Eine Besonderheit ist das [[Resianisch]]e, ein slowenischer Dialekt in [[Friaul]], der eine eigene [[Schriftsprache]] entwickelt hat.<br />
<br />
=== Dialekte und Soziolekte ===<br />
{{Hauptartikel|Slowenische Mundarten}}<br />
<br />
Da das slowenische Sprachgebiet durch die Jahrhunderte selten eine politische Einheit bildete und darüber hinaus die verschiedenen Täler bzw. Regionen durch die gebirgige Topographie voneinander isoliert waren, bildeten sich zahlreiche sehr unterschiedliche [[Mundart]]en heraus. Diese lassen sich in sieben Gruppen zusammenfassen.<br />
<br />
; Kärntner Slowenisch{{Anker|Kärntner Slowenisch}}<br />
<br />
''slowenisch: Koroško''<br />
<br />
Der Kärntner Mundartenzweig des Slowenischen greift über die heutigen Grenzen Kärntens hinaus. Er wird auf dem Gebiet des bis 1918 existierenden [[Herzogtum Kärnten|Herzogtums Kärnten]] gesprochen (welches den heute gemischtsprachigen Teil Kärntens, das obere [[Kanaltal]] um [[Tarvis]], sowie das [[Mießtal]] umfasst). Zusätzlich ist das kärntnerisch-slowenische in der Gemeinde [[Rateče]] ''(Ratschach)'', einem Ort der [[Krain|Oberkrain]] (Gorenjska), sowie im [[Untersteiermark|untersteirischen]] [[Drau]]tal verbreitet.<br />
<br />
Es lässt sich gliedern in<br />
* Jauntaler Slowenisch (Podjuna)<br />
* Rosentaler Slowenisch (Rož)<br />
* Gailtaler Slowenisch (Zilja)<br />
<br />
{{Siehe auch|Kärntner Slowenen}}<br />
<br />
; Steirer Slowenisch<br />
slow. štajersko<br />
<br />
; Oberkrainerisch<br />
slow. gorenjsko<br />
<br />
; Unterkrainerisch<br />
slow. dolenjsko<br />
<br />
; Primorsko<br />
In der [[Primorska]], dem [[Österreichisches Küstenland|Küstenland]]<br />
<br />
; Prekmurščina<br />
{{Hauptartikel|Prekmurisch}}<br />
Im [[Prekmurje]] (Übermurgebiet)<br />
<br />
; Rovtarsko<br />
<br />
; Prleško<br />
In der Region Prlekija (in der slowenischen Steiermark)<br />
<br />
Für die geographische Ausdehnung der verschiedenen Dialekträume siehe: Karte der slowenischen Mundarten<br />
<br />
== Phonetik und Phonologie ==<br />
Slowenisch hat ein [[Phonem]]inventar aus 21 [[Konsonant]]en und 8 [[Vokal]]en.<ref name="rs135-139">Rastislav Šuštaršič, Smiljana Komar, Bojan Petek: Slovene. In: ''Handbook of the International Phonetic Association. A Guide to the Use of the International Phonetic Alphabet''. International Phonetic Association, 1999, S. 135–139.</ref><br />
<br />
=== Vokale ===<br />
Nach der traditionellen Beschreibung war Vokallänge im Slowenischen phonologisch distinktiv, d.h. bedeutungsunterscheidend. Nach dieser Beschreibung hatte Slowenisch die Vokale /a/, /i/, /u/, /ɛ/ und /ɔ/ – jeweils lang und kurz, sowie /eː/ und /oː/ – nur lang und /ə/ – nur kurz.<br />
<br />
Nach neueren Analysen ist für die Mehrheit der Sprecher die Vokallänge nicht mehr phonologisch distinktiv, und nach der derzeit gängigen Analyse sind betonte Vokale lang und unbetonte kurz. Alle Vokale können betont und unbetont vorkommen, doch unbetontes /e/ und /o/ kommen nur in wenigen Wortformen vor (zum Beispiel in ''bo'' „wird“, ein Hilfsverb zur Bildung des Futurs).<ref name="rs135-139"/><ref>Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 7f.</ref><br />
<br />
[[Datei:Slovenian vowel chart.svg|180px]]<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
| rowspan="2" |<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | vorne<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | fast<br />vorne<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | zentral<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | fast<br />hinten<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | hinten<br />
|- style="text-align:center"<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | [[Rundung (Phonetik)|ung.]]<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | [[Rundung (Phonetik)|ger.]]<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ung.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ger.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ung.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ger.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ung.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ger.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ung.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ger.<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | geschlossen<br />
| style="text-align:center" | [[Ungerundeter geschlossener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|i}}]]<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" | [[Gerundeter geschlossener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|u}}]]<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | fast geschlossen<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | halbgeschlossen<br />
| style="text-align:center" | [[Ungerundeter halbgeschlossener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|e}}]]<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" | [[Gerundeter halbgeschlossener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|o}}]]<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | mittel<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| colspan="2" style="text-align:center" | [[Schwa|{{IPA-Text|ə}}]]<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | halboffen<br />
| style="text-align:center" | [[Ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|ɛ}}]]<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" | [[Gerundeter halboffener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|ɔ}}]]<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | fast offen<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| colspan="2" style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | offen<br />
| style="text-align:center" | [[Ungerundeter offener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|a}}]]<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|}<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
{| class="wikitable"<br />
|- style="font-size: 80%;"<br />
! &nbsp;<br />
! colspan="2" | [[Bilabial]]<br />
! colspan="2" | [[Labiodental]]<br />
! colspan="2" | [[Dental]]<br />
! colspan="2" | [[Alveolar]]<br />
! colspan="2" | [[Palatoalveolar]]<br />
! colspan="2" | [[Palatal]]<br />
! colspan="2" | [[Velar]]<br />
! colspan="2" | [[Labiovelar]]<br />
|-align=center<br />
! [[Nasal (Phonetik)|Nasal]]<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter bilabialer Nasal|{{IPA-Text|m}}]]<br />
| colspan=2 | &nbsp;<br />
|colspan=2| [[Stimmhafter alveolarer Nasal|{{IPA-Text|n}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|colspan="2" | [[Stimmhafter palataler Nasal|{{IPA-Text|ɲ}}]]<br />
|colspan="2" | [[Stimmhafter velarer Nasal|{{IPA-Text|ŋ}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|-align=center<br />
! [[Plosiv]]<br />
| [[Stimmloser bilabialer Plosiv|{{IPA-Text|p}}]]<br />
| [[Stimmhafter bilabialer Plosiv|{{IPA-Text|b}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser alveolarer Plosiv|{{IPA-Text|t}}]]<br />
| [[Stimmhafter alveolarer Plosiv|{{IPA-Text|d}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser velarer Plosiv|{{IPA-Text|k}}]]<br />
| [[Stimmhafter velarer Plosiv|{{IPA-Text|ɡ}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|-align=center<br />
! [[Affrikate]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| {{IPA|ts}}<br />
| {{IPA|dz}}<br />
| {{IPA|tʃ}}<br />
| {{IPA|dʒ}}<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|-align=center<br />
! [[Frikativ]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser labiodentaler Frikativ|{{IPA-Text|f}}]]<br />
| &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser alveolarer Frikativ|{{IPA-Text|s}}]]<br />
| [[Stimmhafter alveolarer Frikativ|{{IPA-Text|z}}]]<br />
| [[Stimmloser postalveolarer Frikativ|{{IPA-Text|ʃ}}]]<br />
| [[Stimmhafter postalveolarer Frikativ|{{IPA-Text|ʒ}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser velarer Frikativ|{{IPA-Text|x}}]]<br />
| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmloser labiovelarer Frikativ|{{IPA-Text|ʍ}}]]<br />
|-align=center<br />
! [[Approximant]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter labiodentaler Approximant|{{IPA-Text|ʋ}}]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter palataler Approximant|{{IPA-Text|j}}]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Labialisierter stimmhafter velarer Approximant|{{IPA-Text|w}}]]<br />
|-align=center<br />
! [[Lateral (Phonetik)|Lateraler Approximant]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter lateraler alveolarer Approximant|{{IPA-Text|l}}]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter lateraler palataler Approximant|{{IPA-Text|ʎ}}]]<br />
| colspan=2 | &nbsp;<br />
| colspan=2 | &nbsp;<br />
|-align=center<br />
! [[Tap (Phonetik)|Tap]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | [[Stimmhafter alveolarer Tap|{{IPA-Text|ɾ}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|}<br />
<br />
Alle [[Stimmhaftigkeit|stimmhaften]] [[Obstruent]]en werden am Wortende sowie vor stimmlosen Obstruenten völlig entsonorisiert, d. h. sie werden stimmlos, außer sie werden unmittelbar von einem Wort gefolgt, das mit einem Vokal oder einem stimmhaften Konsonanten beginnt.<br />
<br />
: ''slad'' [slaːt] „Malz“, ''sladkor'' [ˈslaːtkoɾ] „Zucker“ (Entsonorisierung)<br />
: ''grad gori'' [ɡɾaːd ɡɔˈɾiː] „die Burg brennt“ (keine Entsonorisierung)<br />
<br />
Stimmlose Obstruenten werden vor stimmhaften Obstruenten ebenfalls stimmhaft (regressive Kontaktassimilation):<br />
<br />
: ''les'' [leːs] „Holz“, ''les gori'' [leːz ɡɔˈɾiː] „das Holz brennt“<br />
<br />
Die Konsonanten /s/, /z/ und /ts/ werden vor /ʃ/, /ʒ/, /tʃ/ und /dʒ/ zu [ʃ], [ʒ] bzw. [tʃ].<br />
<br />
Der Nasal /n/ wird vor /k/, /ɡ/ und /x/ zum Velarnasal [ŋ].<br />
<br />
Die Konsonanten /m/ und /n/ werden vor /f/ und /ʋ/ beide zu [ɱ].<br />
<br />
Der Konsonant {{IPA|/ʋ/}} mehrere [[Allophon]]e:<br />
* vor Vokalen: {{IPA|[ʋ]}}<br />
* am Silbenende bzw. vor Konsonanten: {{IPA|[u]}}<br />
* am Silbenanfang vor einem stimmhaften Konsonant: {{IPA|[w]}}<br />
* am Silbenanfang vor einem stimmlosen Konsonant: {{IPA|[ʍ]}}<br />
Die Präposition ''v'' „in“ wird stets mit dem nachfolgenden Wort verbunden und ihre phonetische Realisierung folgt den oben beschriebenen Regeln für {{IPA|/ʋ/}}.<br />
<br />
=== Betonung und Töne ===<br />
==== Darstellung ohne Töne ====<br />
Nach den meisten modernen Beschreibungen des Slowenischen handelt es sich nicht um eine Tonsprache, es werden nur Vokallänge und Betonung unterschieden. Dieses System wird auch an slowenischen Schulen und Hochschulen unterrichtet. Historisch betrachtet ist diese Variante innovativ und beruht auf den Entwicklungstendenzen der Randdialekte.<ref>Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 6.</ref><br />
<br />
Jeder lange Vokal wird automatisch betont, und in Wörtern ohne Langvokale fällt die Betonung auf die letzte Silbe. Die einzige Ausnahme ist das Schwa, das immer kurz ist, und auch dann betont werden kann, wenn es nicht in der letzten Silbe auftritt. Die Betonung kann auf jede Silbe des Wortes fallen. Einige zusammengesetzte Wörter haben mehrere betonte Silben.<br />
<br />
Im Allgemeinen wird die Betonung und die Vokallänge in der geschriebenen Sprache nicht gekennzeichnet. In wissenschaftlichen Darstellungen, Wörterbüchern u.&nbsp;ä. werden zur Kennzeichnung der Betonung drei Diakritika verwendet: der Akut (&nbsp;´&nbsp;) für lange geschlossene Vokale, der Zirkumflex &nbsp;^&nbsp; für lange offene und der Gravis (&nbsp;`&nbsp;) für kurze offene Vokale:<ref name="ph7">Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 7.</ref><br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
| péti || [ˈpeːti] || „singen“ || pêti || [ˈpɛːti] || „fünfter“<br />
|-<br />
| svét || [ˈsvet] || „Welt“ || svèt || [ˈsvɛt] || „Rat“<br />
|-<br />
| móra || [ˈmoːɾa] || „er muss“ || môra || [ˈmɔːɾa] || „Alptraum“<br />
|-<br />
| otròk || [ɔˈtɾɔk] || „Kind“ (Nominativ Singular) || otrók || [ɔˈtɾoːk] || „Kinder“ (Genitiv Plural)<ref>Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 9.</ref><br />
|}<br />
<br />
==== Darstellung als Tonsprache ====<br />
In älteren Beschreibungen wird Slowenisch meist so wie Serbokroatisch als Tonsprache dargestellt. Dieses System ist das konservativere und beruht auf den zentralen Dialekten, wozu u.&nbsp;a. Ljubljana gehört, aber auch das Kärntner Slowenisch. Selbst Gebildeten sind die Tonunterschiede jedoch meist nicht bewusst.<ref name="ph7"/> Im Gegensatz zum Serbokroatischen gibt es im Slowenischen auch in einsilbigen Wörtern Tonunterschiede.<ref name="ph10">Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 10.</ref><br />
<br />
Zur Kennzeichnung der Töne werden vier Diakritika verwendet: der Akut (&nbsp;´&nbsp;) für lange und hohe Silben, der umgekehrte Brevis ({{Unicode|&nbsp; ̑&nbsp;}}) bzw. der Zirkumflex (&nbsp;^&nbsp;) für lange fallende Silben, der Gravis (&nbsp;`&nbsp;) für kurzes steigendes Schwa und der doppelte Gravis (&nbsp;̏&nbsp;) für kurze fallende Silben. Geschlossenes /e/ und /o/ werden zusätzlich mit einem daruntergesetzten Punkt (&nbsp; ̣&nbsp;) markiert, um sie von den offenen /ɛ/ und /ɔ/ zu unterscheiden.<ref name="ph10"/><br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
| lípo || „Linde“ (Akkusativ Singular) || lîpo || „Linde“ (Instrumental Singular)<br />
|-<br />
| múlo || „Maultier“ (Akkusativ Singular) || mûlo || „Maultier“ (Instrumental Singular)<br />
|-<br />
| vẹ́ro || „Glaube“ (Akkusativ Singular) || vệro || „Glaube“ (Instrumental Singular)<ref>Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 11.</ref><br />
|}<br />
<br />
=== Beispiele ===<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Vokale<br />
|- align=center<br />
! Laut in IPA !! Rechtschreibung !! Beispiel in IPA !! Schreibweise !! Bedeutung<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|i}}/ || i || [{{IPA|iˈmeti}}] || iméti || „haben“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|e}}/<br />
| rowspan="3" | e<br />
| [{{IPA|ˈsedəm}}]<br />
| sédem<br />
| „sieben“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|ɛ}}/<br />
| [{{IPA|ˈɾɛtʃi}}]<br />
| reči<br />
| „sagen“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|ə}}/<br />
| [{{IPA|səm}}]<br />
| sem<br />
| „(ich) bin“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|a}}/ || a || [{{IPA|abɛˈtseda}}] || abecéda || „Alphabet“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|ɔ}}/<br />
| rowspan="2" | o<br />
| [{{IPA|ˈɔkno}}]<br />
| ôkno<br />
| „Fenster“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|o}}/<br />
| [{{IPA|ˈopitsa}}] || ópica || „Affe“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|u}}/ || u || [{{IPA|ˈulitsa}}] || ulica || „Straße“<br />
|}<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Konsonanten<br />
|-align=center<br />
! Laut in IPA !! Rechtschreibung !! Beispiel in IPA !! Schreibweise !! Bedeutung<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|m}}/ || m || [{{IPA|ˈmisliti}}] || mísliti || „denken“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|b}}/ || b || [{{IPA|bɛˈseda}}] || beséda || „Wort“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|p}}/ || p || [{{IPA|pɔˈmotʃ}}] || pomóč || „Hilfe“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|f}}/ || f || [{{IPA|fant}}] || fànt || „Junge“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʋ}}/ || v || [{{IPA|ˈʋɔda}}] || vôda || „Wasser“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʍ}}/ || v || [{{IPA|ʍˈʃetʃ}}] || všéč || „gefällig“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|w}}/ || v || [{{IPA|wˈʒigálnik}}] || vžigálnik || „Feuerzeug“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|u̯}}/ || v || [{{IPA|ˈstau̯ba}}] || stávba || „Gebäude“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|n}}/ || n || [{{IPA|nɔˈʋitsɛ}}] || novíce || „Nachrichten“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|d}}/ || d || [{{IPA|ˈdanəs}}] || dánes || „heute“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|t}}/ || t || [{{IPA|tip}}] || tip || „Art“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ts}}/ || c || [{{IPA|tsʋet}}] || cvét || „Blume“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|dz}}/ || dz* || [{{IPA|ˈkodzbɛk}}] || [[Edvard Kocbek|Kócbek]] || (Familienname)<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|s}}/ || s || [{{IPA|sʋet}}] || svét || „Welt“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|z}}/ || z || [{{IPA|ˈzɾelo}}] || zrélo || „reif“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|l}}/ || l || [{{IPA|ˈlipa}}] || lípa || „Linde“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʎ}}/ || lj || [{{IPA|ʎuˈbezɛn}}] || ljubézen || „Liebe“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ɾ}}/ || r || [{{IPA|ɾɔkenˈɾɔl}}] || rokenròl || „Rock’n’roll“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|tʃ}}/ || č || [{{IPA|tʃasɔˈpis}}] || časopís || „Zeitung“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|dʒ}}/ || dž || [{{IPA|ˈdʒezʋa}}] || džézva || „[[Mokka (Kaffee)#Arabischer Mokka|Gerät zum Kaffeekochen]]“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʃ}}/ || š || [{{IPA|ˈʃola}}] || šóla || „Schule“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʒ}}/ || ž || [{{IPA|ʒiuˈljɛnjɛ}}] || življènje || „Leben“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ɲ}}/ || nj || [{{IPA|ˈɲɛɡa}}] || njèga || „ihn“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ŋ}}/ || n(+k/g)* || [{{IPA|ˈzaŋka}}] || zánka || „Schlinge“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|j}}/ || j || [{{IPA|ˈjabɔlkɔ}}] || jábolko || „Apfel“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|k}}/ || k || [{{IPA|kmɛt}}] || kmèt || „Bauer“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ɡ}}/ || g || [{{IPA|ɡɾad}}] || grad || „Burg“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|x}}/ || h || [{{IPA|ˈxiʃa}}] || híša || „Haus“<br />
|}<br />
<nowiki>*</nowiki> Kommt nicht am Wortanfang vor.<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
Slowenisch ist eine [[flektierende Sprache]]. Die Beziehung des Wortes zum Satz wird hauptsächlich durch [[Flexion]] ausgedrückt. Daraus ergibt sich eine sehr freie Satzstellung. Üblich ist jedoch, wie im Deutschen, die Reihenfolge [[Subjekt-Prädikat-Objekt]].<br />
<br />
Als Besonderheit existiert neben Singular und Plural der [[Dual (Grammatik)|Dual]] (Zweizahl, dvojina) für Nomina und Verben. Diese Form wurde in fast allen anderen slawischen (und indogermanischen) Sprachen zugunsten der Pluralform aufgegeben und ist ein Zeichen für die archaische Sprachstruktur des Slowenischen. Beispiele: „grem“ (ich gehe), „greva“ (wir zwei gehen), „gremo“ (wir alle gehen) oder „klobuk“ (ein Hut), „klobuka“ (zwei Hüte) oder „klobuki“ (mehr als zwei Hüte). Umgangssprachlich und dialektal wird der Dual zugunsten des Plurals manchmal vernachlässigt.<br />
<!-- ===Wortbildung=== zu ergänzen--><br />
=== Morphologie ===<br />
==== Nomen ====<br />
[[Nomen]] werden durch [[Deklination (Grammatik)|Deklination]] markiert nach [[Kasus|Fall]], [[Numerus|Zahl]] und [[Genus|Geschlecht]]. Diese drei Eigenschaften werden gemeinsam durch eine [[Nachsilbe]] ([[Suffix]]) ausgedrückt.<br />
<br />
===== Fälle =====<br />
Im Slowenischen sind von den acht [[urindogermanisch]]en [[Kasus|Fällen]] sechs erhalten:<br />
<br />
# [[Nominativ]] (Imenovalnik)<br />
# [[Genitiv]] (Rodilnik)<br />
# [[Dativ]] (Dajalnik)<br />
# [[Akkusativ]] (Tožilnik)<br />
# [[Lokativ]] (Mestnik)<br />
# [[Instrumental (Grammatik)|Instrumental]] (Orodnik)<br />
<br />
===== [[Numerus|Zahlen]] =====<br />
* [[Einzahl]] (Ednina)<br />
* [[Zweizahl]] (Dvojina)<br />
* [[Plural|Mehrzahl]] (Množina)<br />
<br />
===== [[Genus|Geschlechter]] =====<br />
Wie im Deutschen gibt es die [[Grammatisches Geschlecht|grammatischen Geschlechter]] Maskulin (Männlich), Feminin (Weiblich), und Neutrum (Sächlich), die oft nicht mit dem [[Sexus (Sprache)|Natürlichen Geschlecht]] übereinstimmen.<br />
<br />
===== Deklinationen =====<br />
Es gibt 11 [[Deklination (Grammatik)|Deklinationen]] mit bedeutenden Ausnahmen:<br />
* [[Männliche Deklination im Slowenischen|1. männliche Deklination]], z.&nbsp;B. ''korak'' Schritt<br />
* 2. männliche Deklination (männliche Nomen auf -a), z.&nbsp;B. ''vojvoda'' Herzog<br />
* 3. männliche Deklination (männliche [[Initialwort|Initialwörter]]), z.&nbsp;B. ''OPEC''<br />
* 4. männliche Deklination (männliche substantivierte Adjektive), z.&nbsp;B. ''odgovorni'' Verantwortlicher<br />
<br />
* [[Erste weibliche Deklination im Slowenischen|1. weibliche Deklination]] (Nomen auf -a), z.&nbsp;B. ''lipa'' Linde<br />
* [[Zweite weibliche Deklination im Slowenischen|2. weibliche Deklination]], z.&nbsp;B. ''perut'' Flügel<br />
* 3. weibliche Deklination (weibliche [[Initialwort|Initialwörter]]), z.&nbsp;B. ''ZRJ'' [[Bundesrepublik Jugoslawien]]<br />
* 4. weibliche Deklination (weibliche substantivierte Adjektive), z.&nbsp;B. ''odgovorna'' Verantwortliche<br />
<br />
* [[Sächliche Deklination im Slowenischen|1. sächliche Deklination]], z.&nbsp;B. ''mesto'' Stadt<br />
* 3. sächliche Deklination (sächliche substantivierte Verben), z.&nbsp;B. ''jesti'' Essen<br />
* 4. sächliche Deklination (sächliche substantivierte Adjektive), z.&nbsp;B. ''belo'' Weiß<br />
<br />
Es gibt keine zweite sächliche Deklination. Die angegebenen Beispiele sind die Musterwörter für jene Deklination.<ref>[http://www.eknjiga.si/samostalniske_besede.htm Samostalnik] (Substantiv) auf [http://www.eknjiga.si/ www.eknjiga.si] (Slowenisch, Abgerufen am 5. Dezember 2008)</ref><br />
<br />
'''Beispiel für die 1. Deklination: ''klobuk'' (Hut)'''<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! Singular !! Dual !! Plural<br />
|-<br />
| Nominativ || klobuk || klobuka || klobuki<br />
|-<br />
| Genitiv || klobuka || klobukov || klobukov<br />
|-<br />
| Dativ || klobuku || klobukoma || klobukom<br />
|-<br />
| Akkusativ || klobuk || klobuka || klobuke<br />
|-<br />
| Lokativ || klobuku || klobukih || klobukih<br />
|-<br />
| Instrumental || klobukom || klobukoma || klobuki<br />
|}<br />
<br />
==== Adjektiv ====<br />
Das [[Adjektiv]] steht unmittelbar vor dem [[Substantiv]], auf das es sich bezieht und stimmt mit ihm in Fall, Zahl und Geschlecht überein. Die Adjektivdeklination unterscheidet sich geringfügig von der der Substantive.<br />
<br />
==== [[Verb]] ====<br />
Im Slowenischen gibt es die Zeiten<br />
* Gegenwart<br />
* Vergangenheit<br />
* Vorvergangenheit<br />
* Zukunft.<br />
<br />
Wegen der Ähnlichkeit in der Bildung sei in diesem Zusammenhang auch der Konjunktiv erwähnt.<br />
<br />
Um Abgeschlossenheit beziehungsweise Dauerhaftigkeit auszudrücken, bedient sich das Slowenische, ähnlich wie das [[Russische Sprache|Russische]] und andere slawische Sprachen, der [[Aspekt (Linguistik)|Aspekttrennung]]. Dies erklärt, warum das Slowenische nur drei Zeiten benötigt, im Gegensatz zum Deutschen oder gar [[Englische Grammatik|Englischen]], wo die Wahl der Zeitform ein wichtiges Stilmittel ist.<br />
<br />
<!-- ===Syntax=== zu ergänzen--><br />
<br />
== Wortschatz ==<br />
Der Großteil des slowenischen Wortschatzes sind [[Erbwort|Erbwörter]] aus dem [[Altslawisch]]en. Darüber hinaus hat das Slowenische, wie die meisten [[Sprache]]n [[Europa]]s, zahlreiche Fremdwörter aus anderen Sprachen entlehnt, teilweise über das Deutsche oder andere vermittelnde Sprachen:<br />
* Griechisch<br />
** Cona [{{IPA|'tsoːna}}] (über deutsch ''[[Zone]]'', vgl. dagegen kroat. ''zona'', serb. und russ. ''зона'' [{{IPA|z-}}] aus griech. ζώνη)<br />
** Kronologija (über deutsch ''[[Chronologie]]'', vgl. dagegen serb. und russ. ''hronologija'' bzw. ''хронология '' aus griech. χρονολογία)<br />
* Latein<br />
** Literatura (daneben mit engerer Bedeutung književnost)<br />
** Cesar (von ''caesar''): [[Kaiser]]<br />
* Französisch<br />
** Amortizer (mit Endbetonung, von ''amortisseur''): [[Stoßdämpfer]]<br />
** Bazen (mit Endbetonung, von ''bassin''): Becken, [[Schwimmbecken]]<br />
* Italienisch<br />
** Violončelo: [[Violoncello]]<br />
** Špageti: [[Spaghetti]]<br />
* Deutsch<br />
** Krompir (von ''Grundbirn''): [[Kartoffel]] (Erdapfel)<br />
** Nagelj: [[Gewürznelke|Nelke]] (Gewürznagel)<br />
** Kreg (umgangssprachlich) (von ''Krieg''): [[Streit]]<br />
** Šport: [[Sport]]<br />
* Englisch<br />
** Kombajn (von ''combine harvester''): [[Mähdrescher]]<br />
** miting (von meeting)<br />
<br />
In der Umgangssprache gibt es zahlreiche deutsche Lehnwörter, deren Gebrauch in der Schriftsprache vermieden wird, beispielsweise ''lojtra (= lestev)'' für Leiter, ''štenge (= stopnice)'' für Stiegen ([[Treppe]]), ''ravfank (= dimnik)'' für [[Rauchfang]], [[Schornstein]], aber auch neuere wie ''šravfenciger (= izvijač)'' für [[Schraubenzieher]] oder ''avspuh (= izpušna cev)'' für [[Auspuff]].<br />
<br />
Das Deutsche hat aus dem Slowenischen übernommen:<br />
* [[Meerrettich|Kren]] von ''hren''.<br />
* [[Jause]] von ''južina''; Dieses Wort kann aber auch aus dem Serbischen/Kroatischen/Bosnischen ins Deutsche aufgenommen worden sein.<br />
* [[Doline]] von ''dolina'' (das Tal); Dieses Wort kann aber auch aus dem Serbischen/Kroatischen/Bosnischen ins Deutsche aufgenommen worden sein.<br />
* [[Polje]] (das Feld); Dieses Wort kann aber auch aus dem Serbischen/Kroatischen/Bosnischen ins Deutsche aufgenommen worden sein.<br />
* [[Ponor]] (Schluckloch); Dieses Wort kann aber auch aus dem Serbischen/Kroatischen/Bosnischen ins Deutsche aufgenommen worden sein.<br />
Daneben sind ins [[Kärntner Mundart|Kärntnerische]] einige slowenische Wörter eingegangen.<br />
* die Einleitung einer Frage mit „a“ (a vastehst mi? a kummst heit?): im Slowenischen werden Fragesätze, die ein „ja“ oder „nein“ als Antwort verlangen, mit der unübersetzbaren Fragepartikel „ali“ (umgangssprachlich verkürzt zu „a“) eingeleitet.<br />
* „Tscheafl“ („alter Schuh“), von „čevelj“ („Schuh“)<br />
* „Tschreapm“ („Porzellangefäß“), von „črpina“ („Scherbe“)<br />
* „zwüln“ („schreien“), von „cviliti“<br />
* „Strankalan“ („grüne Bohnen“), von altslowen. „štrok“<br />
* „lei“ (für „nur“, auch in [[Dialekte in Tirol|Tirol]]) wird volksetymologisch mit gleichbedeutend slowenisch „le“ zusammengebracht, geht aber wahrscheinlich auf deutsch „gleich“ zurück.<ref>Prof. Dr. Maria Hornung (Wien) in: Osttirol als Heimat von Sprachinseln. http://www.uni-klu.ac.at/groups/spw/oenf/Sprachinseln.htm</ref><br />
<br />
== Schrift ==<br />
=== Alphabet ===<br />
Das [[Slowenisches Alphabet|Slowenische Alphabet]] basiert auf dem [[Lateinisches Alphabet|Lateinischen Alphabet]] und weist die folgenden Buchstaben auf:<br />
<br />
A, B, C, Č, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, R, S, Š, T, U, V, Z, Ž.<br />
<br />
Die Buchstaben Q, W, X, Y werden nur in fremdländischen Eigennamen und manchmal in Fremdwörtern verwendet. In der Regel werden Fremd- und Lehnwörter jedoch an die slowenische Schreibweise angepasst (z.&nbsp;B. menedžer, rizling, apartma, nivo).<br />
<br />
=== Aussprache ===<br />
Slowenisch wird in Lateinschrift geschrieben, und die Ausspracheregeln sind in ihrer Schlichtheit mit [[Italienische Sprache|Italienisch]] oder [[Latein]] vergleichbar.<br />
<br />
Eine Schwierigkeit besteht darin, dass das Slowenische über einen [[Wortakzent|freien Akzent]] verfügt, der sich auch in der Schreibung nicht niederschlägt. Dasselbe gilt für die unterschiedlichen Aussprachemöglichkeiten betonter Vokale, besonders des e und o. Eine genauere Schilderung sollte früher oder später bei Wikibooks entstehen.<br />
<br />
Einige wichtige Unterschiede zum Deutschen in der Aussprache:<br />
<br />
* '''č''' wie deutsches ''tsch'' in „klatschen“<br />
* '''š''' wie deutsches ''sch'' in „schade“<br />
* '''ž''' wie (französisches) ''g'' in „Garage“<br />
* '''c''' wie deutsches ''z'' in „zeigen“ (niemals k!)<br />
* '''s''' wie deutsches ''ß'' in „groß“<br />
* '''z''', stimmhaftes s, wie in Deutschland (nicht aber in Österreich) ''s'' in „sagen“, wie im Englischen „zero“ (niemals ts!)<br />
* '''h''' wie deutsches ''ch'' in „Dach“<br />
* '''v''' wie deutsches ''w'' in „wohnen“, am Silbenende, am Satzanfang vor Konsonant bzw. zwischen Vokal und Konsonant wie ''u''<br />
* '''l''' wird am Silbenende bzw. zwischen Vokal und Konsonant oft wie ''u'' gesprochen. Es gibt hier keine feste Regel, jedoch wird es in den männlichen Vergangenheitsformen (z.&nbsp;B. „bil“, „stal“) immer wie ''u'', in Fremdwörtern (z.&nbsp;B. „kabel“ oder „admiral“) immer wie ''l'' gesprochen.<br />
* '''e''' kann offen (wie ''ä'') oder geschlossen, außerdem kurz oder lang, oder auch als [[Schwa]] (''e'' in „Blume“) gesprochen werden, und alle Arten können betont sein.<br />
* '''o''' kann offen oder geschlossen, außerdem kurz oder lang gesprochen werden, und alle Arten können betont sein.<br />
* '''u''' und '''i''' sind immer geschlossen, können aber, ebenso wie '''a''', kurz oder lang sein.<br />
* Die verschiedenen Aussprachevarianten der [[Vokal]]e werden nicht orthographisch wiedergegeben.<br />
<br />
Die Buchstabenkombinationen '''lj''' und '''nj''' werden wie ein Laut gesprochen:<br />
* '''lj''' wie italienisches ''gl'' in „fami'''gl'''ia“<br />
* '''nj''' wie italienisches ''gn'' in „campa'''gn'''a“<br />
Anders als im [[Serbische Sprache|Serbischen]] und [[Kroatische Sprache|Kroatischen]] werden sie jedoch als getrennte Buchstaben gezählt: '''l''' bzw. '''n''' + '''j'''. Regional gibt es abweichende Aussprachen wie einfaches ''l'' bzw. ''n''.<br />
<br />
Ähnlich wie in anderen slawischen Sprachen gibt es Worte, die wegen eines silbenbildenden r scheinbar nur aus Konsonanten bestehen, etwa ''prt'' „Tuch“. Jedoch geht einem solchen r anders als im [[Serbische Sprache|Serbischen]] oder [[Kroatische Sprache|Kroatischen]]) in der Aussprache ein Schwa voran: ''prt'' wird also [pərt] gesprochen (vgl. auch die bekannte kroatische Insel [[Krk]], slowenisch [kərk]; kroatisch gesprochen [kṛk], also ohne Vokal).<br />
<br />
Das „l“ und das „lj“ tragen nie den Silbenton. Deshalb ist das Wort ''čmrlj'' („Hummel“) einsilbig und ''umrl'' („gestorben [er]“) zweisilbig.<br />
<br />
Das „v“ wird im Anlaut vor stimmlosen Konsonanten als [[stimmloser labiovelarer Frikativ]] [{{IPA-Text|ʍ}}] gesprochen, z.&nbsp;B. in ''vprašanje'' („Frage“) oder ''všeč'' („gefällig“), ebenso im Wort ''v'' („in“) vor stimmlosen Konsonanten. Umgangssprachlich klingt es jedoch meist als [u], [w] oder als [və] (deutsches „w“ mit folgendem [[Schwa]]).<br />
<br />
Die [[Präposition]]en ''v'', ''z/s'' und ''k/h'' sind [[Klitika]], die mit dem nachfolgenden Nomen als ein Wort gesprochen werden. Umgangssprachlich ist allerdings oft ein Schwa und folgender [[stimmloser glottaler Plosiv]] zu hören (''glottal stop,'' im Deutschen allgemein üblich).<br />
<br />
== Beispiele ==<br />
{|<br />
|+ Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />
|-<br />
! Slowenisch !! Deutsch<br />
|-<br />
| Vsi ljudje se rodijo svobodni in imajo enako dostojanstvo in enake pravice. Obdarjeni so z razumom in vestjo in bi morali ravnati drug z drugim kakor bratje. || Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
|}<br />
<br />
<!-- ===Forschung=== zu ergänzen--><br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Sprache]]<br />
* [[Portal:Slowenien|Slowenien-Portal]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Štih, Simoniti, Vodopivec: ''Slowenische Geschichte''. Graz: Leykam, 2008. ISBN 978-3-701101016<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Slovenian language|Slowenische Sprache}}<br />
{{Wikibooks|Slowenisch}}<br />
* [http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Slowenisch.pdf Eintrag zur slowenischen Sprache in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens] (PDF-Datei; 249&nbsp;kB)<br />
* [http://www.slowenisch.uni-hamburg.de Online-Wörterbuch Slowenisch-Deutsch-Slowenisch]<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Wissenschaft/Geisteswissenschaften/Linguistik/Sprachen/Natürliche_Sprachen/Indoeuropäische/Slawische/Slowenisch/|slowenische Sprache}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
<div class="BoxenVerschmelzen"><br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=sl|text=Slowenisch|wnews=0}}<br />
{{Navigationsleiste Slawische Sprachen}}<br />
</div><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4120336-7 }}<br />
<br />
[[Kategorie:Slowenische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Slawische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Slowenische_Sprache&diff=124264508Slowenische Sprache2013-11-08T15:27:12Z<p>Fobos92: /* Geschichte */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache = Slowenisch (slovenščina)<br />
|Länder = [[Slowenien]], [[Italien]] ([[Friaul-Julisch Venetien]]), [[Ungarn]] ([[Komitat Vas]]), [[Österreich]] ([[Kärnten]], [[Steiermark]]), [[Kroatien]]<br />
|Sprecher = 2,2 Millionen<br />
|Klassifikation = * [[Indogermanische Sprachen]]<br />
*: [[Slawische Sprachen]]<br />
*:: [[Südslawische Sprachen]]<br />
|KSprache = Slowenisch<br />
|Amtssprache={{SVN}}<br />{{IT-36}} ([[Italien]])<br />[[Datei:Flag of Kärnten.svg|20px]] [[Kärnten]] ([[Österreich]])<br />{{EU}}<br />
|ISO1 = sl<br />
|ETHNO14 = SLV<br />
|ISO3= [http://www.sil.org/iso639-3/documentation.asp?id=slv slv]<br />
|ISO2 = slv<br />
}}<br />
<br />
'''Slowenisch''' (slowenisch {{lang|sl|''slovenščina''}}) ist eine Sprache aus dem [[Slawische Sprachen|slawischen Zweig]] (siehe [[südslawische Sprachen]]) der [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachen]]. Historisch ist sie im Fürstentum [[Karantanien]] und in der südlich davon gelegenen [[Carniola]] entstanden. Diese Gebiete wurden unter [[Karl der Große|Karl dem Großen]] mit der [[Awarenmark]] als [[Grenzmark]] gegen die [[Awaren]] geschützt.<ref>Peter Stih: ''Ethnogenese der Slowenen'', abgerufen am 7. Januar 2012 ({{Google Buch|BuchID=xrlrIhUj_jwCSeitenID=PA9-IA4|Hervorhebung=Ethnogenese der Slowenen|Linktext=Online}})</ref><br />
<br />
In Karantanien herrschten die später so bezeichneten Alpenslawen und eine Zeitlang vermutlich auch Awaren, die restliche Bevölkerung setzte sich aus den eingewanderten slawischen Volksstämmen, romanisierten Kelten ([[Noriker (Volk)|Noriker]]) und zugezogenen [[Römer]]n zusammen. Zum einen findet man in verschiedenen slowenischen Dialekten Überbleibsel dieser Spracheinflüsse. Zum anderen lässt sich durch die an Karantanien angrenzende Awarenmark – und spätere Spaltung der südlichen [[Westslawen]] durch die [[Magyaren|Ungarn]] (Trennung der südlichen Westslawen in [[Tschechen]], [[Slowaken]] und [[Slowenen]]) – auch eine gewisse Verwandtschaft mit den westslawischen Sprachen [[Westslawische Sprachen|Tschechisch und Slowakisch]] herleiten. (Siehe auch Literaturhinweis.)<br />
<br />
Die Sprache wird mit einer eigenen Variante des [[Lateinisches Alphabet|Lateinischen Alphabets]] ''(latinica)'', dem [[Slowenisches Alphabet|Slowenischen Alphabet]], geschrieben.<br />
<br />
Die Wissenschaft, welche sich mit dem Slowenischen befasst, nennt sich ''[[Slowenistik]]''.<br />
<br />
== Bezeichnung ==<br />
Die Sprecher bezeichnen sich selbst als ''Slovenci'', ihre Sprache als ''slovenščina'', was nicht verwechselt werden sollte mit ''Slovenčina'', der Eigenbezeichnung der [[Slowakische Sprache|slowakischen Sprache]]. Die slowakische Bezeichnung für das Slowenische ist ''Slovinčina'', die slowenische für das Slowakische ''Slovaščina''.<br />
<br />
Die frühere, wertneutrale deutsche Bezeichnung lautete ''[[Windische Sprache|Windisch]]'', doch ist dieser Begriff heute auf Grund seines Missbrauchs in den letzten hundert Jahren (siehe auch [[Windischentheorie]]) umstritten.<br />
<br />
== Sprachverwandtschaft ==<br />
Die slowenische Sprache und der [[Kajkavisch|kajkavische Dialekt]] der [[Kroatische Sprache|kroatischen Sprache]] ähneln sich in vielerlei Hinsicht, da es sich beim kajkavischen kroatischen Dialekt um einen offensichtlichen und fließenden Übergang des Slowenischen in das [[Kroatische Sprache|Kroatische]] handelt.<br />
<br />
Vermutlich lässt sich durch Karantanien und die Awaren (6.-8. Jhd.) auch eine gewisse Verästelung mit dem [[Slowakische Sprache|Slowakischen]] herleiten (das Reich Samos: Heutiges Gebiet Mähren, Niederösterreich und Südwestslowakei). Auch findet man im Slowenischen und Slowakischen ähnliche Elemente des Altslawischen. Oft werden die Wörter für „Slowenisch“ und „Slowakisch“ verwechselt: die Slowenen nennen ihre Sprache „Slovenščina“, die Slowaken ihre „Slovenčina“. Auf Slowenisch: „Jaz govorim slovensko“ bedeutet ‚Ich spreche slowenisch‘, wobei „Slovensko“ auf Slowakisch ‚Slowakei‘ bedeutet. Während und nach der Zeit Karantaniens und der Awarenmark (Alpenslawen) nannten die Slawen sich selbst „Slovani“ oder „Slovanci“, worin die Ursache dieser Ähnlichkeiten liegen könnte.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Idioma esloveno.png|miniatur|300px|Slowenisches Sprachgebiet heute]]<br />
<br />
Die frühesten slowenischen Textdokumente sind die „Brižinski spomeniki“ ([[Freisinger Denkmäler]]), die man im bayrischen Freising fand. Diese Mischung aus [[Homilie|homiletischen]] und [[Liturgie|liturgischen]] Schriften war wahrscheinlich ein [[Bischof|bischöfliches]] Handbuch. Man nimmt an, dass das Freisinger Denkmal aus der Zeit um 1000 n. Chr, stammt.<ref>[http://www.bsb-muenchen.de/Freisinger_Denkmaeler.728.0.html Freisinger Denkmäler] bei der [http://www.bsb-muenchen.de/ Bayerischen Staatsbibliothek] (abgerufen am 27. Januar 2009)</ref><br />
<br />
Als Ursprung der Slowenen wird das Fürstentum [[Karantanien]] genannt. Die genaue Lage des [[Samo]]-Reiches und Karantaniens ist jedoch bis heute umstritten. Da für das heutige Tschechien und die Slowakei für einen Zeitraum von 150 Jahren (633/658 – 791) überhaupt keine schriftlichen Quellen verfügbar sind und auch Slowenen über Jahrhunderte als Winden oder Windische bezeichnet wurden, bleibt vieles nur Vermutungen überlassen. Der Name „Slovenci“ (Slowenen) ist erstmals erst in der Vorrede des Katechismus von [[Primož Trubar]] im Jahr 1550 belegt. Und da verstand Trubar die „Slovenci“ nur als Sprachgemeinschaft und nicht im Sinn des heutigen Nationsbegriffs.<ref>[[Peter Štih]] Die slowenischen Vorstellungen über die slowenisch-deutschen Beziehungen im Mittelalter. In Slowenen und Deutsche im gemeinsamen Raum: neue Forschungen - 2002 R Oldenbourg Verlag München S10.ISBN 3-486-56701-2</ref><br />
Im Jahre 811 verfügte Kaiser [[Karl der Große]], dass die [[Drau]] als Diözesangrenze zwischen dem Bistümern Salzburg und [[Aquilea]] zu gelten habe.<ref>[[Herwig Wolfram]]: Die Geburt Mitteleuropas; 1987 Verlag Kremayr & Scheriau, Wien S.264 ISBN 3-218-00451-9</ref>. Damit wurde entschieden, wer für die Christianisierung der ansässigen überwiegend slawischen Bevölkerung zuständig war. Mitte des 10. Jahrhunderts wurde durch den Sieg des Königs und späteren Kaisers Otto I. in der [[Schlacht auf dem Lechfeld]] (bei Augsburg) der Weg frei für die Ostkolonisation des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]]. Die [[Ungarneinfälle]] im Gebiet um das heutige Slowenien, Ostösterreich, Süddeutschland und Italien nahmen mit der Eroberung der [[Pannonische Tiefebene|pannonischen Tiefebene]] um 896 ein Ende. Dadurch wurden die Stämme der südlichen Westslawen in Tschechen, Slowaken einerseits und Slowenen getrennt. Das im Norden des heutigen Slowenien und in den nördlich davon liegenden Gebieten entstandene Karantanien wurde in das [[Ostfrankenreich|Ostfränkische Reich]] eingegliedert. Daraus entwickelten sich bis zum 11. Jahrhundert nach und nach die Herzogtümer [[Kärnten]] und [[Steiermark]]. Die [[Markgrafschaft Krain]], deren Gebiet man heute als slowenisches Kernland bezeichnen kann, gehörte nicht zum Fürstentum Karantanien, sondern zur [[Carniola]]. Auch dieses Gebiet kam zusammen mit Teilen des von Karl dem Großen eroberten Langobardenreiches an das Heilige Römische Reich.<br />
Slowenisch war lange Zeit eine zweitrangige Sprache in der [[Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarischen Monarchie]]. Bis 1918 dominierte die [[deutsche Sprache]] in zahlreichen Bereichen wie Verwaltung und Wissenschaft.<br />
<br />
Die [[Bibelübersetzung|Übersetzung]] des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] durch den [[Reformator]] [[Primož Trubar]] (veröffentlicht 1582) sowie der gesamten [[Bibel]] durch [[Jurij Dalmatin]] 1584 legten die Grundlage für die moderne slowenische Schriftsprache, die in den slowenischen Kernländern der Krain, Kärntens und der [[Untersteiermark]] kanonisch wurde. Dazu parallel entwickelten sich außerhalb dieser Länder auf Grundlage der jeweiligen örtlichen Mundart zwei weitere Schriftsprachen: das [[Prekmurisch]]e im Königreich Ungarn, das bis ins 20. Jahrhundert in Gebrauch stand, und das kleine, jedoch bis heute in Gebrauch stehende [[Resianisch]]e.<br />
<br />
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine [[Sprachpurismus|puristische]] ([[Germanismus|Germanismen]] entfernende) Sprachform, wobei Wortschatzentlehnungen gezielt aus anderen slawischen Sprachen erfolgten. Der Revolutionär [[Ljudevit Gaj]] wollte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts alle [[Südslawische Sprachen|Südslawischen Sprachen]] unter einer politischen Führung zusammenbringen, doch die große Mehrheit der slowenischen Intellektuellen lehnte diesen [[Illyrismus]] ab.<br />
In dieser Zeit erfuhr das Slowenische zudem eine literarische Blüte durch [[France Prešeren]].<br />
<br />
Die heutige Rechtschreibung mit den aus dem [[Tschechische Sprache|Tschechischen]] entlehnten Buchstaben č, š und ž wurde im Wesentlichen Mitte des 19. Jahrhunderts festgelegt.<br />
Die [[Kodifizierung]] der slowenischen Sprache erfolgte durch die [[Grammatik]]er Stanislav Škrabec und Fran Ramovš um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert.<br />
<br />
Nach der Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen wurde 1919 die [[Universität Ljubljana]] gegründet. Die Sprachwissenschaftler [[Franz Miklosich|Franz Xaver Ritter von Miklosich]] (slowenisch: Fran(c) Miklošič) und [[Jernej Kopitar]] (deutsch: Bartholomäus Kopitar) wurden zu Vätern der slowenischen Sprache.<br />
Andererseits gab es den Versuch, eine gemeinsame serbokroatisch-slowenische (jugoslawische) Schriftsprache zu schaffen. Als 1929 das [[Königreich Jugoslawien]] ausgerufen wurde, fürchteten die slowenische Intellektuellen um das Slowenische und gründete 1938 eine eigene slowenische [[Akademie der Wissenschaften]].<br />
<br />
Während der Besetzung Sloweniens im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] durch die [[Achsenmächte]] (Deutschland/Italien/Ungarn) 1941–1945 unterdrückten diese den Gebrauch der slowenischen Sprache.<br />
<br />
Mit der Gründung des sozialistischen Jugoslawiens 1945 wurde Slowenisch – neben [[Mazedonische Sprache|Mazedonisch]] und [[Serbokroatische Sprache|Serbokroatisch]] mit seinen beiden Schriftvarianten [[Kroatische Sprache|Kroatisch]] und [[Serbische Sprache|Serbisch]] – erstmals zu einer gleichberechtigten Staatssprache. Seit der Unabhängigkeit [[Slowenien]]s 1991 ist es dessen alleinige Amtssprache.<br />
<br />
{{Navigationsleiste Historische Regionen Sloweniens}}<br />
<br />
== Geographische Verteilung und offizieller Status ==<br />
Ungefähr 2 Millionen Menschen in [[Slowenien]] sprechen Slowenisch als [[Muttersprache]], wo sie ebenfalls [[Amtssprache]] ist. Seit dem 1. Mai 2004 ist Slowenisch auch eine der Amtssprachen in der [[Europäische Union|Europäischen Union]]. Darüber hinaus wird es noch in Teilen [[Österreich]]s, insbesondere in [[Kärnten]] (die Anzahl der [[Kärntner Slowenen]] in Südkärnten beträgt rund 20.000) und in [[Italien]] (Gebiet um [[Gorizia|Görz]], Resia-Tal, [[Kanaltal]], Collio, [[Triest]]) sowie in Teilen Westungarns ([[Komitat Vas]]) als [[Muttersprache]] gesprochen.<br />
<br />
Eine Besonderheit ist das [[Resianisch]]e, ein slowenischer Dialekt in [[Friaul]], der eine eigene [[Schriftsprache]] entwickelt hat.<br />
<br />
=== Dialekte und Soziolekte ===<br />
{{Hauptartikel|Slowenische Mundarten}}<br />
<br />
Da das slowenische Sprachgebiet durch die Jahrhunderte selten eine politische Einheit bildete und darüber hinaus die verschiedenen Täler bzw. Regionen durch die gebirgige Topographie voneinander isoliert waren, bildeten sich zahlreiche sehr unterschiedliche [[Mundart]]en heraus. Diese lassen sich in sieben Gruppen zusammenfassen.<br />
<br />
; Kärntner Slowenisch{{Anker|Kärntner Slowenisch}}<br />
<br />
''slowenisch: Koroško''<br />
<br />
Der Kärntner Mundartenzweig des Slowenischen greift über die heutigen Grenzen Kärntens hinaus. Er wird auf dem Gebiet des bis 1918 existierenden [[Herzogtum Kärnten|Herzogtums Kärnten]] gesprochen (welches den heute gemischtsprachigen Teil Kärntens, das obere [[Kanaltal]] um [[Tarvis]], sowie das [[Mießtal]] umfasst). Zusätzlich ist das kärntnerisch-slowenische in der Gemeinde [[Rateče]] ''(Ratschach)'', einem Ort der [[Krain|Oberkrain]] (Gorenjska), sowie im [[Untersteiermark|untersteirischen]] [[Drau]]tal verbreitet.<br />
<br />
Es lässt sich gliedern in<br />
* Jauntaler Slowenisch (Podjuna)<br />
* Rosentaler Slowenisch (Rož)<br />
* Gailtaler Slowenisch (Zilja)<br />
<br />
{{Siehe auch|Kärntner Slowenen}}<br />
<br />
; Steirer Slowenisch<br />
slow. štajersko<br />
<br />
; Oberkrainerisch<br />
slow. gorenjsko<br />
<br />
; Unterkrainerisch<br />
slow. dolenjsko<br />
<br />
; Primorsko<br />
In der [[Primorska]], dem [[Österreichisches Küstenland|Küstenland]]<br />
<br />
; Prekmurščina<br />
{{Hauptartikel|Prekmurisch}}<br />
Im [[Prekmurje]] (Übermurgebiet)<br />
<br />
; Rovtarsko<br />
<br />
; Prleško<br />
In der Region Prlekija (in der slowenischen Steiermark)<br />
<br />
Für die geographische Ausdehnung der verschiedenen Dialekträume siehe: Karte der slowenischen Mundarten<br />
<br />
== Phonetik und Phonologie ==<br />
Slowenisch hat ein [[Phonem]]inventar aus 21 [[Konsonant]]en und 8 [[Vokal]]en.<ref name="rs135-139">Rastislav Šuštaršič, Smiljana Komar, Bojan Petek: Slovene. In: ''Handbook of the International Phonetic Association. A Guide to the Use of the International Phonetic Alphabet''. International Phonetic Association, 1999, S. 135–139.</ref><br />
<br />
=== Vokale ===<br />
Nach der traditionellen Beschreibung war Vokallänge im Slowenischen phonologisch distinktiv, d.h. bedeutungsunterscheidend. Nach dieser Beschreibung hatte Slowenisch die Vokale /a/, /i/, /u/, /ɛ/ und /ɔ/ – jeweils lang und kurz, sowie /eː/ und /oː/ – nur lang und /ə/ – nur kurz.<br />
<br />
Nach neueren Analysen ist für die Mehrheit der Sprecher die Vokallänge nicht mehr phonologisch distinktiv, und nach der derzeit gängigen Analyse sind betonte Vokale lang und unbetonte kurz. Alle Vokale können betont und unbetont vorkommen, doch unbetontes /e/ und /o/ kommen nur in wenigen Wortformen vor (zum Beispiel in ''bo'' „wird“, ein Hilfsverb zur Bildung des Futurs).<ref name="rs135-139"/><ref>Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 7f.</ref><br />
<br />
[[Datei:Slovenian vowel chart.svg|180px]]<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
| rowspan="2" |<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | vorne<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | fast<br />vorne<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | zentral<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | fast<br />hinten<br />
! colspan="2" style="background-color:#FFDEAD" | hinten<br />
|- style="text-align:center"<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | [[Rundung (Phonetik)|ung.]]<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | [[Rundung (Phonetik)|ger.]]<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ung.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ger.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ung.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ger.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ung.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ger.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ung.<br />
| style="width:2em; background-color:#FFDEAD" | ger.<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | geschlossen<br />
| style="text-align:center" | [[Ungerundeter geschlossener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|i}}]]<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" | [[Gerundeter geschlossener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|u}}]]<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | fast geschlossen<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | halbgeschlossen<br />
| style="text-align:center" | [[Ungerundeter halbgeschlossener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|e}}]]<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" | [[Gerundeter halbgeschlossener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|o}}]]<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | mittel<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| colspan="2" style="text-align:center" | [[Schwa|{{IPA-Text|ə}}]]<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | halboffen<br />
| style="text-align:center" | [[Ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|ɛ}}]]<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" | [[Gerundeter halboffener Hinterzungenvokal|{{IPA-Text|ɔ}}]]<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | fast offen<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| colspan="2" style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
! style="background-color:#FFDEAD; text-align:left" | offen<br />
| style="text-align:center" | [[Ungerundeter offener Vorderzungenvokal|{{IPA-Text|a}}]]<br />
| style="text-align:center" |<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| style="text-align:center" |<br />
| style="text-align:center" |<br />
|}<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
{| class="wikitable"<br />
|- style="font-size: 80%;"<br />
! &nbsp;<br />
! colspan="2" | [[Bilabial]]<br />
! colspan="2" | [[Labiodental]]<br />
! colspan="2" | [[Dental]]<br />
! colspan="2" | [[Alveolar]]<br />
! colspan="2" | [[Palatoalveolar]]<br />
! colspan="2" | [[Palatal]]<br />
! colspan="2" | [[Velar]]<br />
! colspan="2" | [[Labiovelar]]<br />
|-align=center<br />
! [[Nasal (Phonetik)|Nasal]]<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter bilabialer Nasal|{{IPA-Text|m}}]]<br />
| colspan=2 | &nbsp;<br />
|colspan=2| [[Stimmhafter alveolarer Nasal|{{IPA-Text|n}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|colspan="2" | [[Stimmhafter palataler Nasal|{{IPA-Text|ɲ}}]]<br />
|colspan="2" | [[Stimmhafter velarer Nasal|{{IPA-Text|ŋ}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|-align=center<br />
! [[Plosiv]]<br />
| [[Stimmloser bilabialer Plosiv|{{IPA-Text|p}}]]<br />
| [[Stimmhafter bilabialer Plosiv|{{IPA-Text|b}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser alveolarer Plosiv|{{IPA-Text|t}}]]<br />
| [[Stimmhafter alveolarer Plosiv|{{IPA-Text|d}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser velarer Plosiv|{{IPA-Text|k}}]]<br />
| [[Stimmhafter velarer Plosiv|{{IPA-Text|ɡ}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|-align=center<br />
! [[Affrikate]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| {{IPA|ts}}<br />
| {{IPA|dz}}<br />
| {{IPA|tʃ}}<br />
| {{IPA|dʒ}}<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|-align=center<br />
! [[Frikativ]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser labiodentaler Frikativ|{{IPA-Text|f}}]]<br />
| &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser alveolarer Frikativ|{{IPA-Text|s}}]]<br />
| [[Stimmhafter alveolarer Frikativ|{{IPA-Text|z}}]]<br />
| [[Stimmloser postalveolarer Frikativ|{{IPA-Text|ʃ}}]]<br />
| [[Stimmhafter postalveolarer Frikativ|{{IPA-Text|ʒ}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| [[Stimmloser velarer Frikativ|{{IPA-Text|x}}]]<br />
| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmloser labiovelarer Frikativ|{{IPA-Text|ʍ}}]]<br />
|-align=center<br />
! [[Approximant]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter labiodentaler Approximant|{{IPA-Text|ʋ}}]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter palataler Approximant|{{IPA-Text|j}}]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Labialisierter stimmhafter velarer Approximant|{{IPA-Text|w}}]]<br />
|-align=center<br />
! [[Lateral (Phonetik)|Lateraler Approximant]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter lateraler alveolarer Approximant|{{IPA-Text|l}}]]<br />
| colspan=2| &nbsp;<br />
| colspan=2| [[Stimmhafter lateraler palataler Approximant|{{IPA-Text|ʎ}}]]<br />
| colspan=2 | &nbsp;<br />
| colspan=2 | &nbsp;<br />
|-align=center<br />
! [[Tap (Phonetik)|Tap]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | [[Stimmhafter alveolarer Tap|{{IPA-Text|ɾ}}]]<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
| colspan="2" | &nbsp;<br />
|}<br />
<br />
Alle [[Stimmhaftigkeit|stimmhaften]] [[Obstruent]]en werden am Wortende sowie vor stimmlosen Obstruenten völlig entsonorisiert, d. h. sie werden stimmlos, außer sie werden unmittelbar von einem Wort gefolgt, das mit einem Vokal oder einem stimmhaften Konsonanten beginnt.<br />
<br />
: ''slad'' [slaːt] „Malz“, ''sladkor'' [ˈslaːtkoɾ] „Zucker“ (Entsonorisierung)<br />
: ''grad gori'' [ɡɾaːd ɡɔˈɾiː] „die Burg brennt“ (keine Entsonorisierung)<br />
<br />
Stimmlose Obstruenten werden vor stimmhaften Obstruenten ebenfalls stimmhaft (regressive Kontaktassimilation):<br />
<br />
: ''les'' [leːs] „Holz“, ''les gori'' [leːz ɡɔˈɾiː] „das Holz brennt“<br />
<br />
Die Konsonanten /s/, /z/ und /ts/ werden vor /ʃ/, /ʒ/, /tʃ/ und /dʒ/ zu [ʃ], [ʒ] bzw. [tʃ].<br />
<br />
Der Nasal /n/ wird vor /k/, /ɡ/ und /x/ zum Velarnasal [ŋ].<br />
<br />
Die Konsonanten /m/ und /n/ werden vor /f/ und /ʋ/ beide zu [ɱ].<br />
<br />
Der Konsonant {{IPA|/ʋ/}} mehrere [[Allophon]]e:<br />
* vor Vokalen: {{IPA|[ʋ]}}<br />
* am Silbenende bzw. vor Konsonanten: {{IPA|[u]}}<br />
* am Silbenanfang vor einem stimmhaften Konsonant: {{IPA|[w]}}<br />
* am Silbenanfang vor einem stimmlosen Konsonant: {{IPA|[ʍ]}}<br />
Die Präposition ''v'' „in“ wird stets mit dem nachfolgenden Wort verbunden und ihre phonetische Realisierung folgt den oben beschriebenen Regeln für {{IPA|/ʋ/}}.<br />
<br />
=== Betonung und Töne ===<br />
==== Darstellung ohne Töne ====<br />
Nach den meisten modernen Beschreibungen des Slowenischen handelt es sich nicht um eine Tonsprache, es werden nur Vokallänge und Betonung unterschieden. Dieses System wird auch an slowenischen Schulen und Hochschulen unterrichtet. Historisch betrachtet ist diese Variante innovativ und beruht auf den Entwicklungstendenzen der Randdialekte.<ref>Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 6.</ref><br />
<br />
Jeder lange Vokal wird automatisch betont, und in Wörtern ohne Langvokale fällt die Betonung auf die letzte Silbe. Die einzige Ausnahme ist das Schwa, das immer kurz ist, und auch dann betont werden kann, wenn es nicht in der letzten Silbe auftritt. Die Betonung kann auf jede Silbe des Wortes fallen. Einige zusammengesetzte Wörter haben mehrere betonte Silben.<br />
<br />
Im Allgemeinen wird die Betonung und die Vokallänge in der geschriebenen Sprache nicht gekennzeichnet. In wissenschaftlichen Darstellungen, Wörterbüchern u.&nbsp;ä. werden zur Kennzeichnung der Betonung drei Diakritika verwendet: der Akut (&nbsp;´&nbsp;) für lange geschlossene Vokale, der Zirkumflex &nbsp;^&nbsp; für lange offene und der Gravis (&nbsp;`&nbsp;) für kurze offene Vokale:<ref name="ph7">Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 7.</ref><br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
| péti || [ˈpeːti] || „singen“ || pêti || [ˈpɛːti] || „fünfter“<br />
|-<br />
| svét || [ˈsvet] || „Welt“ || svèt || [ˈsvɛt] || „Rat“<br />
|-<br />
| móra || [ˈmoːɾa] || „er muss“ || môra || [ˈmɔːɾa] || „Alptraum“<br />
|-<br />
| otròk || [ɔˈtɾɔk] || „Kind“ (Nominativ Singular) || otrók || [ɔˈtɾoːk] || „Kinder“ (Genitiv Plural)<ref>Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 9.</ref><br />
|}<br />
<br />
==== Darstellung als Tonsprache ====<br />
In älteren Beschreibungen wird Slowenisch meist so wie Serbokroatisch als Tonsprache dargestellt. Dieses System ist das konservativere und beruht auf den zentralen Dialekten, wozu u.&nbsp;a. Ljubljana gehört, aber auch das Kärntner Slowenisch. Selbst Gebildeten sind die Tonunterschiede jedoch meist nicht bewusst.<ref name="ph7"/> Im Gegensatz zum Serbokroatischen gibt es im Slowenischen auch in einsilbigen Wörtern Tonunterschiede.<ref name="ph10">Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 10.</ref><br />
<br />
Zur Kennzeichnung der Töne werden vier Diakritika verwendet: der Akut (&nbsp;´&nbsp;) für lange und hohe Silben, der umgekehrte Brevis ({{Unicode|&nbsp; ̑&nbsp;}}) bzw. der Zirkumflex (&nbsp;^&nbsp;) für lange fallende Silben, der Gravis (&nbsp;`&nbsp;) für kurzes steigendes Schwa und der doppelte Gravis (&nbsp;̏&nbsp;) für kurze fallende Silben. Geschlossenes /e/ und /o/ werden zusätzlich mit einem daruntergesetzten Punkt (&nbsp; ̣&nbsp;) markiert, um sie von den offenen /ɛ/ und /ɔ/ zu unterscheiden.<ref name="ph10"/><br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
| lípo || „Linde“ (Akkusativ Singular) || lîpo || „Linde“ (Instrumental Singular)<br />
|-<br />
| múlo || „Maultier“ (Akkusativ Singular) || mûlo || „Maultier“ (Instrumental Singular)<br />
|-<br />
| vẹ́ro || „Glaube“ (Akkusativ Singular) || vệro || „Glaube“ (Instrumental Singular)<ref>Peter Herrity: ''Slovene: A Comprehensive Grammar''. Routledge 2000, ISBN 0-415-23147-7 / ISBN 0-415-23148-5, S. 11.</ref><br />
|}<br />
<br />
=== Beispiele ===<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Vokale<br />
|- align=center<br />
! Laut in IPA !! Rechtschreibung !! Beispiel in IPA !! Schreibweise !! Bedeutung<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|i}}/ || i || [{{IPA|iˈmeti}}] || iméti || „haben“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|e}}/<br />
| rowspan="3" | e<br />
| [{{IPA|ˈsedəm}}]<br />
| sédem<br />
| „sieben“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|ɛ}}/<br />
| [{{IPA|ˈɾɛtʃi}}]<br />
| reči<br />
| „sagen“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|ə}}/<br />
| [{{IPA|səm}}]<br />
| sem<br />
| „(ich) bin“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|a}}/ || a || [{{IPA|abɛˈtseda}}] || abecéda || „Alphabet“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|ɔ}}/<br />
| rowspan="2" | o<br />
| [{{IPA|ˈɔkno}}]<br />
| ôkno<br />
| „Fenster“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|o}}/<br />
| [{{IPA|ˈopitsa}}] || ópica || „Affe“<br />
|- align=center<br />
| /{{IPA|u}}/ || u || [{{IPA|ˈulitsa}}] || ulica || „Straße“<br />
|}<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Konsonanten<br />
|-align=center<br />
! Laut in IPA !! Rechtschreibung !! Beispiel in IPA !! Schreibweise !! Bedeutung<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|m}}/ || m || [{{IPA|ˈmisliti}}] || mísliti || „denken“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|b}}/ || b || [{{IPA|bɛˈseda}}] || beséda || „Wort“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|p}}/ || p || [{{IPA|pɔˈmotʃ}}] || pomóč || „Hilfe“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|f}}/ || f || [{{IPA|fant}}] || fànt || „Junge“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʋ}}/ || v || [{{IPA|ˈʋɔda}}] || vôda || „Wasser“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʍ}}/ || v || [{{IPA|ʍˈʃetʃ}}] || všéč || „gefällig“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|w}}/ || v || [{{IPA|wˈʒigálnik}}] || vžigálnik || „Feuerzeug“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|u̯}}/ || v || [{{IPA|ˈstau̯ba}}] || stávba || „Gebäude“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|n}}/ || n || [{{IPA|nɔˈʋitsɛ}}] || novíce || „Nachrichten“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|d}}/ || d || [{{IPA|ˈdanəs}}] || dánes || „heute“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|t}}/ || t || [{{IPA|tip}}] || tip || „Art“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ts}}/ || c || [{{IPA|tsʋet}}] || cvét || „Blume“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|dz}}/ || dz* || [{{IPA|ˈkodzbɛk}}] || [[Edvard Kocbek|Kócbek]] || (Familienname)<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|s}}/ || s || [{{IPA|sʋet}}] || svét || „Welt“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|z}}/ || z || [{{IPA|ˈzɾelo}}] || zrélo || „reif“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|l}}/ || l || [{{IPA|ˈlipa}}] || lípa || „Linde“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʎ}}/ || lj || [{{IPA|ʎuˈbezɛn}}] || ljubézen || „Liebe“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ɾ}}/ || r || [{{IPA|ɾɔkenˈɾɔl}}] || rokenròl || „Rock’n’roll“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|tʃ}}/ || č || [{{IPA|tʃasɔˈpis}}] || časopís || „Zeitung“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|dʒ}}/ || dž || [{{IPA|ˈdʒezʋa}}] || džézva || „[[Mokka (Kaffee)#Arabischer Mokka|Gerät zum Kaffeekochen]]“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʃ}}/ || š || [{{IPA|ˈʃola}}] || šóla || „Schule“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ʒ}}/ || ž || [{{IPA|ʒiuˈljɛnjɛ}}] || življènje || „Leben“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ɲ}}/ || nj || [{{IPA|ˈɲɛɡa}}] || njèga || „ihn“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ŋ}}/ || n(+k/g)* || [{{IPA|ˈzaŋka}}] || zánka || „Schlinge“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|j}}/ || j || [{{IPA|ˈjabɔlkɔ}}] || jábolko || „Apfel“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|k}}/ || k || [{{IPA|kmɛt}}] || kmèt || „Bauer“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|ɡ}}/ || g || [{{IPA|ɡɾad}}] || grad || „Burg“<br />
|-align=center<br />
| /{{IPA|x}}/ || h || [{{IPA|ˈxiʃa}}] || híša || „Haus“<br />
|}<br />
<nowiki>*</nowiki> Kommt nicht am Wortanfang vor.<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
Slowenisch ist eine [[flektierende Sprache]]. Die Beziehung des Wortes zum Satz wird hauptsächlich durch [[Flexion]] ausgedrückt. Daraus ergibt sich eine sehr freie Satzstellung. Üblich ist jedoch, wie im Deutschen, die Reihenfolge [[Subjekt-Prädikat-Objekt]].<br />
<br />
Als Besonderheit existiert neben Singular und Plural der [[Dual (Grammatik)|Dual]] (Zweizahl, dvojina) für Nomina und Verben. Diese Form wurde in fast allen anderen slawischen (und indogermanischen) Sprachen zugunsten der Pluralform aufgegeben und ist ein Zeichen für die archaische Sprachstruktur des Slowenischen. Beispiele: „grem“ (ich gehe), „greva“ (wir zwei gehen), „gremo“ (wir alle gehen) oder „klobuk“ (ein Hut), „klobuka“ (zwei Hüte) oder „klobuki“ (mehr als zwei Hüte). Umgangssprachlich und dialektal wird der Dual zugunsten des Plurals manchmal vernachlässigt.<br />
<!-- ===Wortbildung=== zu ergänzen--><br />
=== Morphologie ===<br />
==== Nomen ====<br />
[[Nomen]] werden durch [[Deklination (Grammatik)|Deklination]] markiert nach [[Kasus|Fall]], [[Numerus|Zahl]] und [[Genus|Geschlecht]]. Diese drei Eigenschaften werden gemeinsam durch eine [[Nachsilbe]] ([[Suffix]]) ausgedrückt.<br />
<br />
===== Fälle =====<br />
Im Slowenischen sind von den acht [[urindogermanisch]]en [[Kasus|Fällen]] sechs erhalten:<br />
<br />
# [[Nominativ]] (Imenovalnik)<br />
# [[Genitiv]] (Rodilnik)<br />
# [[Dativ]] (Dajalnik)<br />
# [[Akkusativ]] (Tožilnik)<br />
# [[Lokativ]] (Mestnik)<br />
# [[Instrumental (Grammatik)|Instrumental]] (Orodnik)<br />
<br />
===== [[Numerus|Zahlen]] =====<br />
* [[Einzahl]] (Ednina)<br />
* [[Zweizahl]] (Dvojina)<br />
* [[Plural|Mehrzahl]] (Množina)<br />
<br />
===== [[Genus|Geschlechter]] =====<br />
Wie im Deutschen gibt es die [[Grammatisches Geschlecht|grammatischen Geschlechter]] Maskulin (Männlich), Feminin (Weiblich), und Neutrum (Sächlich), die oft nicht mit dem [[Sexus (Sprache)|Natürlichen Geschlecht]] übereinstimmen.<br />
<br />
===== Deklinationen =====<br />
Es gibt 11 [[Deklination (Grammatik)|Deklinationen]] mit bedeutenden Ausnahmen:<br />
* [[Männliche Deklination im Slowenischen|1. männliche Deklination]], z.&nbsp;B. ''korak'' Schritt<br />
* 2. männliche Deklination (männliche Nomen auf -a), z.&nbsp;B. ''vojvoda'' Herzog<br />
* 3. männliche Deklination (männliche [[Initialwort|Initialwörter]]), z.&nbsp;B. ''OPEC''<br />
* 4. männliche Deklination (männliche substantivierte Adjektive), z.&nbsp;B. ''odgovorni'' Verantwortlicher<br />
<br />
* [[Erste weibliche Deklination im Slowenischen|1. weibliche Deklination]] (Nomen auf -a), z.&nbsp;B. ''lipa'' Linde<br />
* [[Zweite weibliche Deklination im Slowenischen|2. weibliche Deklination]], z.&nbsp;B. ''perut'' Flügel<br />
* 3. weibliche Deklination (weibliche [[Initialwort|Initialwörter]]), z.&nbsp;B. ''ZRJ'' [[Bundesrepublik Jugoslawien]]<br />
* 4. weibliche Deklination (weibliche substantivierte Adjektive), z.&nbsp;B. ''odgovorna'' Verantwortliche<br />
<br />
* [[Sächliche Deklination im Slowenischen|1. sächliche Deklination]], z.&nbsp;B. ''mesto'' Stadt<br />
* 3. sächliche Deklination (sächliche substantivierte Verben), z.&nbsp;B. ''jesti'' Essen<br />
* 4. sächliche Deklination (sächliche substantivierte Adjektive), z.&nbsp;B. ''belo'' Weiß<br />
<br />
Es gibt keine zweite sächliche Deklination. Die angegebenen Beispiele sind die Musterwörter für jene Deklination.<ref>[http://www.eknjiga.si/samostalniske_besede.htm Samostalnik] (Substantiv) auf [http://www.eknjiga.si/ www.eknjiga.si] (Slowenisch, Abgerufen am 5. Dezember 2008)</ref><br />
<br />
'''Beispiel für die 1. Deklination: ''klobuk'' (Hut)'''<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! !! Singular !! Dual !! Plural<br />
|-<br />
| Nominativ || klobuk || klobuka || klobuki<br />
|-<br />
| Genitiv || klobuka || klobukov || klobukov<br />
|-<br />
| Dativ || klobuku || klobukoma || klobukom<br />
|-<br />
| Akkusativ || klobuk || klobuka || klobuke<br />
|-<br />
| Lokativ || klobuku || klobukih || klobukih<br />
|-<br />
| Instrumental || klobukom || klobukoma || klobuki<br />
|}<br />
<br />
==== Adjektiv ====<br />
Das [[Adjektiv]] steht unmittelbar vor dem [[Substantiv]], auf das es sich bezieht und stimmt mit ihm in Fall, Zahl und Geschlecht überein. Die Adjektivdeklination unterscheidet sich geringfügig von der der Substantive.<br />
<br />
==== [[Verb]] ====<br />
Im Slowenischen gibt es die Zeiten<br />
* Gegenwart<br />
* Vergangenheit<br />
* Vorvergangenheit<br />
* Zukunft.<br />
<br />
Wegen der Ähnlichkeit in der Bildung sei in diesem Zusammenhang auch der Konjunktiv erwähnt.<br />
<br />
Um Abgeschlossenheit beziehungsweise Dauerhaftigkeit auszudrücken, bedient sich das Slowenische, ähnlich wie das [[Russische Sprache|Russische]] und andere slawische Sprachen, der [[Aspekt (Linguistik)|Aspekttrennung]]. Dies erklärt, warum das Slowenische nur drei Zeiten benötigt, im Gegensatz zum Deutschen oder gar [[Englische Grammatik|Englischen]], wo die Wahl der Zeitform ein wichtiges Stilmittel ist.<br />
<br />
<!-- ===Syntax=== zu ergänzen--><br />
<br />
== Wortschatz ==<br />
Der Großteil des slowenischen Wortschatzes sind [[Erbwort|Erbwörter]] aus dem [[Altslawisch]]en. Darüber hinaus hat das Slowenische, wie die meisten [[Sprache]]n [[Europa]]s, zahlreiche Fremdwörter aus anderen Sprachen entlehnt, teilweise über das Deutsche oder andere vermittelnde Sprachen:<br />
* Griechisch<br />
** Cona [{{IPA|'tsoːna}}] (über deutsch ''[[Zone]]'', vgl. dagegen kroat. ''zona'', serb. und russ. ''зона'' [{{IPA|z-}}] aus griech. ζώνη)<br />
** Kronologija (über deutsch ''[[Chronologie]]'', vgl. dagegen serb. und russ. ''hronologija'' bzw. ''хронология '' aus griech. χρονολογία)<br />
* Latein<br />
** Literatura (daneben mit engerer Bedeutung književnost)<br />
** Cesar (von ''caesar''): [[Kaiser]]<br />
* Französisch<br />
** Amortizer (mit Endbetonung, von ''amortisseur''): [[Stoßdämpfer]]<br />
** Bazen (mit Endbetonung, von ''bassin''): Becken, [[Schwimmbecken]]<br />
* Italienisch<br />
** Violončelo: [[Violoncello]]<br />
** Špageti: [[Spaghetti]]<br />
* Deutsch<br />
** Krompir (von ''Grundbirn''): [[Kartoffel]] (Erdapfel)<br />
** Nagelj: [[Gewürznelke|Nelke]] (Gewürznagel)<br />
** Kreg (umgangssprachlich) (von ''Krieg''): [[Streit]]<br />
** Šport: [[Sport]]<br />
* Englisch<br />
** Kombajn (von ''combine harvester''): [[Mähdrescher]]<br />
** miting (von meeting)<br />
<br />
In der Umgangssprache gibt es zahlreiche deutsche Lehnwörter, deren Gebrauch in der Schriftsprache vermieden wird, beispielsweise ''lojtra (= lestev)'' für Leiter, ''štenge (= stopnice)'' für Stiegen ([[Treppe]]), ''ravfank (= dimnik)'' für [[Rauchfang]], [[Schornstein]], aber auch neuere wie ''šravfenciger (= izvijač)'' für [[Schraubenzieher]] oder ''avspuh (= izpušna cev)'' für [[Auspuff]].<br />
<br />
Das Deutsche hat aus dem Slowenischen übernommen:<br />
* [[Meerrettich|Kren]] von ''hren''.<br />
* [[Jause]] von ''južina''; Dieses Wort kann aber auch aus dem Serbischen/Kroatischen/Bosnischen ins Deutsche aufgenommen worden sein.<br />
* [[Doline]] von ''dolina'' (das Tal); Dieses Wort kann aber auch aus dem Serbischen/Kroatischen/Bosnischen ins Deutsche aufgenommen worden sein.<br />
* [[Polje]] (das Feld); Dieses Wort kann aber auch aus dem Serbischen/Kroatischen/Bosnischen ins Deutsche aufgenommen worden sein.<br />
* [[Ponor]] (Schluckloch); Dieses Wort kann aber auch aus dem Serbischen/Kroatischen/Bosnischen ins Deutsche aufgenommen worden sein.<br />
Daneben sind ins [[Kärntner Mundart|Kärntnerische]] einige slowenische Wörter eingegangen.<br />
* die Einleitung einer Frage mit „a“ (a vastehst mi? a kummst heit?): im Slowenischen werden Fragesätze, die ein „ja“ oder „nein“ als Antwort verlangen, mit der unübersetzbaren Fragepartikel „ali“ (umgangssprachlich verkürzt zu „a“) eingeleitet.<br />
* „Tscheafl“ („alter Schuh“), von „čevelj“ („Schuh“)<br />
* „Tschreapm“ („Porzellangefäß“), von „črpina“ („Scherbe“)<br />
* „zwüln“ („schreien“), von „cviliti“<br />
* „Strankalan“ („grüne Bohnen“), von altslowen. „štrok“<br />
* „lei“ (für „nur“, auch in [[Dialekte in Tirol|Tirol]]) wird volksetymologisch mit gleichbedeutend slowenisch „le“ zusammengebracht, geht aber wahrscheinlich auf deutsch „gleich“ zurück.<ref>Prof. Dr. Maria Hornung (Wien) in: Osttirol als Heimat von Sprachinseln. http://www.uni-klu.ac.at/groups/spw/oenf/Sprachinseln.htm</ref><br />
<br />
== Schrift ==<br />
=== Alphabet ===<br />
Das [[Slowenisches Alphabet|Slowenische Alphabet]] basiert auf dem [[Lateinisches Alphabet|Lateinischen Alphabet]] und weist die folgenden Buchstaben auf:<br />
<br />
A, B, C, Č, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, R, S, Š, T, U, V, Z, Ž.<br />
<br />
Die Buchstaben Q, W, X, Y werden nur in fremdländischen Eigennamen und manchmal in Fremdwörtern verwendet. In der Regel werden Fremd- und Lehnwörter jedoch an die slowenische Schreibweise angepasst (z.&nbsp;B. menedžer, rizling, apartma, nivo).<br />
<br />
=== Aussprache ===<br />
Slowenisch wird in Lateinschrift geschrieben, und die Ausspracheregeln sind in ihrer Schlichtheit mit [[Italienische Sprache|Italienisch]] oder [[Latein]] vergleichbar.<br />
<br />
Eine Schwierigkeit besteht darin, dass das Slowenische über einen [[Wortakzent|freien Akzent]] verfügt, der sich auch in der Schreibung nicht niederschlägt. Dasselbe gilt für die unterschiedlichen Aussprachemöglichkeiten betonter Vokale, besonders des e und o. Eine genauere Schilderung sollte früher oder später bei Wikibooks entstehen.<br />
<br />
Einige wichtige Unterschiede zum Deutschen in der Aussprache:<br />
<br />
* '''č''' wie deutsches ''tsch'' in „klatschen“<br />
* '''š''' wie deutsches ''sch'' in „schade“<br />
* '''ž''' wie (französisches) ''g'' in „Garage“<br />
* '''c''' wie deutsches ''z'' in „zeigen“ (niemals k!)<br />
* '''s''' wie deutsches ''ß'' in „groß“<br />
* '''z''', stimmhaftes s, wie in Deutschland (nicht aber in Österreich) ''s'' in „sagen“, wie im Englischen „zero“ (niemals ts!)<br />
* '''h''' wie deutsches ''ch'' in „Dach“<br />
* '''v''' wie deutsches ''w'' in „wohnen“, am Silbenende, am Satzanfang vor Konsonant bzw. zwischen Vokal und Konsonant wie ''u''<br />
* '''l''' wird am Silbenende bzw. zwischen Vokal und Konsonant oft wie ''u'' gesprochen. Es gibt hier keine feste Regel, jedoch wird es in den männlichen Vergangenheitsformen (z.&nbsp;B. „bil“, „stal“) immer wie ''u'', in Fremdwörtern (z.&nbsp;B. „kabel“ oder „admiral“) immer wie ''l'' gesprochen.<br />
* '''e''' kann offen (wie ''ä'') oder geschlossen, außerdem kurz oder lang, oder auch als [[Schwa]] (''e'' in „Blume“) gesprochen werden, und alle Arten können betont sein.<br />
* '''o''' kann offen oder geschlossen, außerdem kurz oder lang gesprochen werden, und alle Arten können betont sein.<br />
* '''u''' und '''i''' sind immer geschlossen, können aber, ebenso wie '''a''', kurz oder lang sein.<br />
* Die verschiedenen Aussprachevarianten der [[Vokal]]e werden nicht orthographisch wiedergegeben.<br />
<br />
Die Buchstabenkombinationen '''lj''' und '''nj''' werden wie ein Laut gesprochen:<br />
* '''lj''' wie italienisches ''gl'' in „fami'''gl'''ia“<br />
* '''nj''' wie italienisches ''gn'' in „campa'''gn'''a“<br />
Anders als im [[Serbische Sprache|Serbischen]] und [[Kroatische Sprache|Kroatischen]] werden sie jedoch als getrennte Buchstaben gezählt: '''l''' bzw. '''n''' + '''j'''. Regional gibt es abweichende Aussprachen wie einfaches ''l'' bzw. ''n''.<br />
<br />
Ähnlich wie in anderen slawischen Sprachen gibt es Worte, die wegen eines silbenbildenden r scheinbar nur aus Konsonanten bestehen, etwa ''prt'' „Tuch“. Jedoch geht einem solchen r anders als im [[Serbische Sprache|Serbischen]] oder [[Kroatische Sprache|Kroatischen]]) in der Aussprache ein Schwa voran: ''prt'' wird also [pərt] gesprochen (vgl. auch die bekannte kroatische Insel [[Krk]], slowenisch [kərk]; kroatisch gesprochen [kṛk], also ohne Vokal).<br />
<br />
Das „l“ und das „lj“ tragen nie den Silbenton. Deshalb ist das Wort ''čmrlj'' („Hummel“) einsilbig und ''umrl'' („gestorben [er]“) zweisilbig.<br />
<br />
Das „v“ wird im Anlaut vor stimmlosen Konsonanten als [[stimmloser labiovelarer Frikativ]] [{{IPA-Text|ʍ}}] gesprochen, z.&nbsp;B. in ''vprašanje'' („Frage“) oder ''všeč'' („gefällig“), ebenso im Wort ''v'' („in“) vor stimmlosen Konsonanten. Umgangssprachlich klingt es jedoch meist als [u], [w] oder als [və] (deutsches „w“ mit folgendem [[Schwa]]).<br />
<br />
Die [[Präposition]]en ''v'', ''z/s'' und ''k/h'' sind [[Klitika]], die mit dem nachfolgenden Nomen als ein Wort gesprochen werden. Umgangssprachlich ist allerdings oft ein Schwa und folgender [[stimmloser glottaler Plosiv]] zu hören (''glottal stop,'' im Deutschen allgemein üblich).<br />
<br />
== Beispiele ==<br />
{|<br />
|+ Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />
|-<br />
! Slowenisch !! Deutsch<br />
|-<br />
| Vsi ljudje se rodijo svobodni in imajo enako dostojanstvo in enake pravice. Obdarjeni so z razumom in vestjo in bi morali ravnati drug z drugim kakor bratje. || Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
|}<br />
<br />
<!-- ===Forschung=== zu ergänzen--><br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Sprache]]<br />
* [[Portal:Slowenien|Slowenien-Portal]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Štih, Simoniti, Vodopivec: ''Slowenische Geschichte''. Graz: Leykam, 2008. ISBN 978-3-701101016<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Slovenian language|Slowenische Sprache}}<br />
{{Wikibooks|Slowenisch}}<br />
* [http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Slowenisch.pdf Eintrag zur slowenischen Sprache in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens] (PDF-Datei; 249&nbsp;kB)<br />
* [http://www.slowenisch.uni-hamburg.de Online-Wörterbuch Slowenisch-Deutsch-Slowenisch]<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Wissenschaft/Geisteswissenschaften/Linguistik/Sprachen/Natürliche_Sprachen/Indoeuropäische/Slawische/Slowenisch/|slowenische Sprache}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
<div class="BoxenVerschmelzen"><br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=sl|text=Slowenisch|wnews=0}}<br />
{{Navigationsleiste Slawische Sprachen}}<br />
</div><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4120336-7 }}<br />
<br />
[[Kategorie:Slowenische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Slawische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Amtssprache der Europäischen Union]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Aserbaidschanische_Sprache&diff=124216466Aserbaidschanische Sprache2013-11-07T02:53:29Z<p>Fobos92: /* Alternativbezeichnungen */</p>
<hr />
<div>{{Lückenhaft|Phonologie, sonstige linguistische Besonderheiten}}<br />
{{Dieser Artikel|erläutert die im heutigen Aserbaidschan, Iran und angrenzenden Gebieten gesprochene [[Turksprachen|Turksprache]]; für das nicht verwandte historische Aserbaidschanisch ''(Āzari),'' ein Dialekt des ''Pahlavi'', siehe [[Altaserbaidschanische Sprache]].}}<br />
{{Infobox Sprache|<br />
Sprache= Aserbaidschanisch|<br />
Länder=[[Aserbaidschan]], [[Iran]], [[Irak]], [[Russland]], [[Türkei]], [[Georgien]], [[Kasachstan]], [[Usbekistan]], [[Turkmenistan]], [[Ukraine]], [[Armenien]]|<br />
Sprecher= 20–30 Millionen<br />
|Klassifikation=* [[Altaische Sprachen]]<br />
*: [[Turksprachen]]<br />
*:: [[Oghusische Sprachen]]<br />
*::: [[Oghusische Sprachen|Westoghusisch]]<ref>Lars Johanson, Éva Csató: ''The Turkic languages'', S. 82 [http://books.google.de/books?id=U1009DRu_vMC&pg=PA82&dq=lars+johanson+oghuz+turkic+classification&cd=1#v=onepage&q&f=false Online]</ref><br />
|KSprache=Aserbaidschanisch<br />
|Amtssprache={{AZE}}<br />
|Minderheitensprache={{IRN}}<br />[[Datei:Flag of Dagestan.svg|20px|Dagestanische Flagge]] [[Dagestan]]<br />
|ISO1=az<br />
|ISO2=aze<br />
|ISO3=aze (Makrosprache)<br />
<br />
''Enthaltene Einzelsprachen:''<br />
* azj (Nordaserbaidschanisch)<br />
* azb (Südaserbaidschanisch)<br />
}}<br />
<br />
Die '''aserbaidschanische Sprache''' (Eigenbezeichnungen ''Azərbaycan dili'', ''Azəricə'', ''Azərbaycanca'') gehört zu den [[Oghusische Sprachen|südwestlichen]] [[Turksprachen]]. Sie ist [[Amtssprache]] in [[Aserbaidschan]] und die engste Verwandte des [[Türkische Sprache|Türkischen]]. Die moderne aserbaidschanische Schriftsprache basiert auf dem [[Baku]]-[[Dialekt]], der stark vom Türkischen beeinflusst ist. Aserbaidschanisch ist heute mit etwa 14 Millionen Muttersprachlern die wichtigste Turksprache im Iran.<br />
<br />
== Schriftsprachen ==<br />
Die bis 1929 im [[Perso-Arabische Schrift|perso-arabischen Alphabet]] geschriebene Literatursprache Aserbaidschans ist unzertrennlich mit dem [[Osmanische Sprache|osmanischen Türkisch]] verbunden. Die osmanischen Texte sind oft identisch mit ihren aserbaidschanischen Gegenstücken.<ref name="schoenig">Claus Schönig ''Azerbaijanian'' in Lars Johanson, Éva Csató ''The Turkic languages'', S. 248</ref> <br />
<br />
Mit der Einführung des ''[[Einheitliches türkisches Alphabet|einheitlichen türkischen Alphabetes]]'', das 1922 während eines [[Muslim]]kongresses in [[Baku]] vorgestellt wurde, wurde Aserbaidschanisch zwischen 1929 und 1938/39 in [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Buchstaben]] geschrieben. Mit der Einführung eines obligatorischen [[Russische Sprache|Russisch]]unterrichtes wurde das Aserbaidschanische ab spätestens 1939 in einem modifizierten [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischen Alphabet]] verschriftet. <br />
<br />
Mit dem beginnenden Zusammenbruch der [[Sowjetunion]] (1988/89) orientierte sich die [[Aserbaidschanische SSR]] mehr zum Westen und damit zum [[Nato]]partner [[Türkei]] hin. Als erster [[Turkstaat]] auf dem Boden der ehemaligen UdSSR führte es 1991 verbindlich ein lateinisch basiertes Schriftsystem ein.<ref name="schoenig" /><br />
<br />
== Alternativbezeichnungen ==<br />
{{Belege fehlen}}<br />
[[Bild:Idioma azerí.png|miniatur|300px|links|Verbreitungsgebiet des Aserbaidschanischen]]<br />
Bis ca. [[1936]] wurde das Aserbaidschanische fälschlicherweise allgemein als „[[Tatarische Sprache|Tatarisch]]“ bezeichnet. Die [[Aserbaidschaner]] selbst nannten ihre Sprache damals<br />
nur ''Turki'' (Türkisch), ''Azeri'' (sprich Aseri) oder auch ''Aserbaidschan-Türkisch''.<br />
<br />
Zu Zeiten der [[Sowjetunion]] nannte man die Sprache „Азәрбајҹанҹа“ (Aserbaidschanisch).<br />
<br />
Nach [[1989]] wurde die Sprache abwechselnd als „Azərbaycan Türkcəsi“ (Aserbaidschan-Türkisch bzw. aserbaidschanisches Türkisch) und als „Türkcə“ bzw.<br />
„Türki“ (Türkisch) bezeichnet. Ihnen folgten nach [[1990]] die Bezeichnungen „Azərbaycanca“ (Aserbaidschanisch), „Türk dili“ ([[türkische Sprache]]), „Azərice“ (Aseri bzw. Aserisch). Im [[Iran]] wird das Aserbaidschanische als {{Arabische Schrift|آذربایجانجا|aze}} ''Azərbaycanca'' (Aserbaidschanisch) bezeichnet.<br />
<br />
Auch von den [[Russen]] wurde bis [[1992]] nur vom „Aseri-Türkischen“ gesprochen, das seine Entsprechung im aserbaidschanischen ''Azəri Türkcəsi'' hatte. Diese Bezeichnung wird heute allerdings nur noch von der [[Türkei|türkischen]] [[Turkologie]] weiter verwendet.<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Aserbaidschanisch wird heute in [[Aserbaidschan]], dem [[Iran]] ([[Aserbaidschan (Iran)|Iranisch-Aserbaidschan]]), der [[Türkei]] und in zahlreichen Nachfolgestaaten der ehemaligen [[Sowjetunion]] gesprochen. In der Türkei lassen sich alle [[Dialekt]]e der alten Provinz [[Kars]] zum Aserbaidschanischen rechnen. So gaben bei der [[Volkszählung]] ([[1979]]) im Bereich der heutigen Republik Aserbaidschan 5,78 Millionen Menschen Aserbaidschanisch als Muttersprache und rund 27% der Minderheiten als Zweitsprache an.<ref>Helmut Glück: ''Metzler Lexikon Sprache'', S. 57</ref> Daneben wurde diese Sprache auch von rund 860.000 Menschen in dem Gebiet der ehemaligen UdSSR gesprochen: 300.474 in [[Georgien]], 282.713 in [[Russland]] (davon 90% in [[Dagestan]]), 84.590 in [[Armenien]] und 78.460 in [[Kasachstan]].<ref>Helmut Glück: ebenda</ref> Die auf 180.000 bis 400.000 Menschen geschätzten [[Turkmenen des Irak]] sind mehrheitlich als Sprecher des Aserbaidschanischen anzusehen.<br />
<br />
Das Aserbaidschanische wird heute allgemein in zwei Hauptblöcke eingeteilt:<ref>http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=azj „Nordaserbaidschanisch“</ref>&nbsp;<ref>http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=azb „Südaserbaidschanisch“</ref> Das „Nordaserbaidschanische“ (aserbaidschanisch ''Quzey Azərbaycan Türkcəsi'' „nordaserbaidschanisches Türkisch“ und ''Şimal Azərbaycan Türkcəsi'' „nördliches Aserbaidschan-Türkisch“), das die Staatssprache der Republik Aserbaidschan ist. Daneben wird heute im Iran als Minderheitensprache das „Südaserbaidschanische“ (aserbaidschanisch ''Güney Azərbaycan Türkcəsi'' „südaserbaidschanisches Türkisch“ und ''Cənub Azərbaycan Türkcəsi'' „südliches Aserbaidschan-Türkisch“) gesprochen.<br />
<br />
Der Hauptunterschied zwischen beiden Varianten ist der, dass das Nordaserbaidschanische stark vom [[Russische Sprache|Russischen]] und das Südaserbaidschanische vom [[Persische Sprache|Persischen]] beeinflusst wurde.<br />
<br />
Die nordaserbaidschanische Variante ist die Muttersprache von rund 7,5 Millionen Menschen, weitere 4 Millionen sind zweisprachig. Es zerfällt in zahlreiche Dialekte, die auch weit nach Süden und in den Westen ausstrahlen: Quba, Derbent, Baku, Şemaxa, Salianı, Lənkorən, Qazax, Airym, Borcala, [[Karapapaken|Terekeme]], Qızılbaş, Nuqa, Zaqatalı (Mugalı), Kutkas, Erevan, Naxçevan, Ordubad, Qirovabad, Şuşa (Qarabaq) und [[Karapapaken|Qarapapax]].<br />
<br />
Das Südaserbaidschanische wird von 14 bis 17 Millionen Menschen oder von ungefähr 20–24 % der iranischen Bevölkerung gesprochen. In dieser Zahl sind auch die rund 290.000 [[Afschar]], 5.000 [[Aynallu]], 7.500 [[Bahārlu]], 1.000 Moqaddam, 3.500 [[Nafar]], 1.000 Pişagçi, 3.000 Qajar, 2.000 Qaragozlu und 65.000 Şahsavani (1978) enthalten. Von diesen werden von der iranischen Regierung rund 9,8 Millionen als „aserbaidschanische Minderheit“ anerkannt. Auch das Südaserbaidschanische ist in zahlreiche Dialekte gegliedert: Aynallu (Inallu, Inanlu), Qarapapak, Təbriz, Afşari (Afşar, Afschar), Şahsavani (Şahseven), Moqaddam, Bahārlu ([[Khamseh]]), Nafar, Qaragozlu, Pişagçi, Bayat und Qajar. Umstritten ist jedoch die sprachliche Zugehörigkeit der sogenannten „[[Chorasan-türkische Sprache|Chorasan-Türken]]“ im nordöstlichen Iran. Linguistisch gesehen steht diese Sprache zwischen dem modernen [[Turkmenische Sprache|Turkmenischen]] und [[Usbekische Sprache|Usbekischen]] und kann wohl als Übergangsdialekt zwischen beiden [[Turksprachen]] angesehen werden.<br />
<br />
Rund 5.000 Sprecher des Südaserbaidschanischen leben heute in [[Afghanistan]]. Die Volksgruppe der [[irak]]ischen Turkmenen, die nach ihrem Heimatstaat als „Irak-Türken“ bezeichnet und die auf eine Kopfzahl zwischen 900.000 ([[Vereinte Nationen|UNO-Angabe]]) und 2,5 Millionen ([[Unrepresented Nations and Peoples Organization|Eigenangabe]]) geschätzt werden, und die 30.000 [[Turkmenen in Syrien|Türken in Syrien]] (1961) gelten im Allgemeinen als Sprecher des Südaserbaidschanischen. Die Diskrepanz zwischen den Angaben im Irak ergibt sich durch die koloniale Erfahrung, also der osmanischen Herrschaft: Türkisch galt in weiten Teilen des Landes als Umgangssprache, gerade innerhalb des kurdischen Adels und der Stadtbevölkerung, so dass man zwischen der tatsächlichen Anzahl von Turkmenen und türkischsprachigen Menschen unterscheiden muss; insbesondere in Städten wie Kirkuk, Mosul oder Arbil war Türkisch Umgangssprache und wurde erst mit der Staatsgründung des Irak langsam durch Arabisch, später durch Kurdisch, verdrängt, so dass die tatsächliche Anzahl türkischsprachiger Menschen die Zweimillionenmarke überschreitet, während die Zahl der Turkmenen als niedriger anzusetzen ist.<br />
<br />
Als eigenständige aserbaidschan-türkische Dialekte gelten auch die Sprachen der ''Teimurtaş'', das auch als „Teimuri“, „Timuri“ oder „Taimouri“ bekannt ist, in [[Māzandarān]]. Dieser entstammt usbekisch-turkmenischer Wurzel, und die rund 7.000 Sprecher führen sich auf den Mongolenherrscher [[Tamerlan|Timur]] zurück. Die Volksgruppe der ''Salçug'' ([[Kerman (Provinz)|Provinz Kerman]]) gelten als Nachfahren der [[Seldschuken]], während die Herkunft der ''[[Kaschgai|Qaşqai]]'' noch nicht ganz geklärt ist. Doch gilt als gesichert, dass ihre Vorfahren überwiegend [[Oghusen|oghusischer]] Herkunft waren.<br />
<br />
2010 schätzt man die Zahl aserbaidschanischen Muttersprachler auf insgesamt 23–30 Millionen. Laut CIA Handbook leben etwa 16,33 Millionen im [[Iran]]. Diese soll die glaubwürdigste Angabe sein. Andere Quellen geben je nach politischer Sichtweise höhere oder niedrigere Zahlen an. [[Ethnologue]] und einige Sprachforscher wie z.&nbsp;B. [[Ernst Kausen]] gehen jedoch auch von etwa 23 Millionen Muttersprachlern im Iran aus, wobei es weltweit 40 Millionen Sprecher gibt, wenn man die Zahl der Zweitsprecher hinzurechnet.<br />
<br />
Einige Hundert Südaserbaidschaner leben in [[Jordanien]] und werden dort den „Türken“ zugerechnet. Sie selbst bezeichnen sich jedoch als „[[Turkmenen]]“.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Schätzungen zur Zahl der aserbaidschanischen Muttersprachler im Iran<br />
|-<br />
! width="400" style="background:#FFDEAD" | Quelle<br />
! width="300" style="background:#FFDEAD" | Zahl der Muttersprachler<br />
! width="200" style="background:#FFDEAD" | Prozentualer Anteil<br />
! width="200" style="background:#FFDEAD" | Gesamtbevölkerung des Landes<br />
|-<br />
|style="background:#FFF8DC;" |CIA World Factbook (2005)<br />
|style="background:#FFF8DC;" |16,3 Millionen<br />
|style="background:#FFF8DC;" |24 %<br />
|style="background:#FFF8DC;" |68.017.860<br />
|-<br />
|style="background:#FFF8DC;" |Ethnologue (2005)<br />
|style="background:#FFF8DC;" |23 Millionen<br />
|style="background:#FFF8DC;" |34,3 %<br />
|style="background:#FFF8DC;" |67 Millionen<br />
|-<br />
|style="background:#FFF8DC;" |Encyclopaedia of the Orient (2004)<br />
|style="background:#FFF8DC;" |12 Millionen<br />
|style="background:#FFF8DC;" |18 %<br />
|style="background:#FFF8DC;" |67 Millionen<br />
|-<br />
|style="background:#FFF8DC;" |Iranische Botschaft [http://www.iranembassy.de/d-kultur/iran-blick/iran-blick.pdf]<br />
|style="background:#FFF8DC;" |13,8 Millionen<br />
|style="background:#FFF8DC;" |20 %<br />
|style="background:#FFF8DC;" |69 Millionen<br />
|-<br />
|style="background:#FFF8DC;" |MS Encarta 2006<br />
|style="background:#FFF8DC;" |17 Millionen (alle Turkstämme zusammen)<br />
|style="background:#FFF8DC;" |alle Turkstämme zusammen 25 %<br />
|style="background:#FFF8DC;" |68 Millionen<br />
|}<br />
<br />
Die aserbaidschanische Sprache wurde auch von den Vertretern einiger nationaler Minderheiten wie Lesgier und Talischen als Kultursprache übernommen. Das Aserbaidschanische wurde zur Basis bei der Sprachentwicklung der verwandten zentralasiatischen Turksprachen. Die aserbaidschanische Grammatik wurde zur Grundlage des Usbekischen und vor allem des Turkmenischen. Auch wurde das Kasachische und Kirgisische in den [[1930]]er Jahren stark vom Aserbaidschanischen beeinflusst.<br />
<br />
Der ''Language Code'' “ ist <code>az</code> bzw. <code>aze</code> (nach [[ISO 639]]). Der Code nach ISO 639-2 ist ''AZE''.<br />
<br />
=== Klassifizierungsmöglichkeiten ===<br />
Das Aserbaidschanische wird mitunter verschieden klassifiziert. So listet das „Fischer Lexikon Sprachen“ (1961) das Aserbaidschanische wie folgt auf:<ref>Heinz F. Wendt: ''Fischer Lexikon Sprachen'', S. 328</ref><br />
* Turksprachen<br />
** Westlicher Zweig<br />
*** Bolgarische Gruppe<br />
** Die oghusische Gruppe<br />
*** Oghusisch-Turkmenisch<br />
*** Oghusisch-Bolgarisch<br />
*** Oghusisch-Seldschukisch<br />
**** Aserbaidschanisch<br />
<br />
Dagegen gliedert das „Metzler Lexikon Sprache“ (1993) das Aserbaidschanische wie folgt ein:<ref>Helmut Glück: ''Metzler Lexikon Sprache'', S. 657</ref><br />
* Turksprachen<br />
** Südwesttürkisch (Oghusisch)<br />
*** Aserbaidschanisch<br />
<br />
Die aktuelle Klassifizierung ist im Artikel [[Turksprachen]] aufgeführt.<br />
<br />
== Geschichte und Alphabete ==<br />
[[Datei:South Azeri Turks (in Iran) uses the Arabic script.jpg|mini|200px|Die [[Aserbaidschaner|Südaserbaidschaner]] (im Iran) nutzen das [[Arabisches Alphabet|arabische Alphabet]].]]<br />
<br />
Das Aserbaidschanische bildete sich zusammen mit dem [[Osmanische Sprache|Osmanischen]] ab dem [[11. Jahrhundert]] heraus. Es wurde im [[Arabisches Alphabet|persisch-arabischen Alphabet]] geschrieben. Das arabische Alphabet wurde in Aserbaidschan bis in die 1920er Jahre verwendet.<br />
<br />
Ab 1813 musste Persien als Folge der russisch-persischen Grenzkriege im [[Kaukasus]] die ehemalige persische Provinz ''Arran'' sowie nördliche Teile der Provinz ''Aserbaidschan'' an das siegreiche Russische Kaiserreich abtreten. Nachdem auch bestimmte [[Osmanisches Reich|osmanische]] Gebiete in der Region an Russland fielen, kam es zu massiven Umsiedlungen von [[Armenier]]n (aus dem osmanischen Reich und aus Arran) in die christlich-russisch besetzen Gebiete der ehemaligen persischen Provinz [[Armenien]] sowie der Aserbaidschan-Türken aus Armenien und anderen Gebieten in die nun von Russen besetze Provinz Arran. Somit waren die Aserbaidschan-Türken nun als Volk zwischen zwei Staaten –&nbsp;[[Russland]] und [[Iran|Persien]]&nbsp;– geteilt. Um russische Gebietsansprüche gegen Persien zu erweitern, wurde die Provinz Arran ebenfalls in „Aserbaidschan“ umbenannt, während der südliche Teil, das historische Aserbaidschan, weiterhin in persischem Besitz blieb. Die nördlichen Gebiete, die ehemalige (von Russland annektierte) Provinz Arran, bildet heute den Staat [[Aserbaidschan]]. Die südlichen Gebiete Aserbaidschans ist heute in 3 [[iran]]ische Provinzen aufgeteilt (''siehe:'' [[Aserbaidschan (Iran)|Aserbaidschan im Iran]]).<br />
<br />
Mit der nun erfolgten Trennung von den nördlichen [[Dialekt]]en des Aserbaidschanisch-Türkischen –&nbsp;aus ihnen ging in der Folgezeit das „Neu-Aserbaidschanische“ hervor&nbsp;– verblieb das südliche Sprachgebiet auf dem Lautstand des alten Aserbaidschan-Türkischen.<br />
<br />
1922 entwickelten aserbaidschanische [[Dschadidismus|Reformkräfte]] ein lateinisches Alphabet, das sie ''[[Türkische Lateinalphabete#Einheitliches türkisches Alphabet|Einheitliches türkisches Alphabet]]'' oder auch ''Yeni Yol'' („neuer Weg“) nannten. Dieses Alphabet stellten sie 1923 in [[Baku]] einem [[Turkologie|Turkologen-Kongress]] vor. Dieses Alphabet war so gut entwickelt, dass es bis 1930 für alle [[Slawische Sprachen|nichtslawischen Sprachen]] der UdSSR verbindlich eingeführt wurde. Mit der Übernahme verselbständigte sich das Südaserbaidschanische in einem gewissen Maß, als es nun noch stärker unter Persischen Einfluss geriet und es das arabische Alphabet beibehielt.<br />
<br />
[[Datei:New Turkic alphabets.jpg|mini|380px|verschiedene türkische Lateinalphabete]]<br />
<br />
Doch im Zuge des obligatorisch eingeführten [[Russische Sprache|Russischunterrichtes]] musste Aserbaidschanisch ab [[1940]] in einem modifizierten [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischen Alphabet]] geschrieben werden.<br />
<br />
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde durch ein am 25. Dezember 1991 verabschiedetes Gesetz in Aserbaidschan das Türkei-türkische Alphabet eingeführt, das um 5 Zusatzzeichen ergänzt wurde. Dieses Alphabet heißt nun –&nbsp;wie auch ursprünglich in der benachbarten [[Türkei]]&nbsp;– „[[Türkische Lateinalphabete#Neues türkisches Alphabet|Neues türkisches Alphabet]]“. Die Vertreter aller [[Turkstaat]]en hatten auf einem Treffen in [[Ankara]] (1990) beschlossen, für die zentralasiatischen Staaten und Aserbaidschan innerhalb von 15 Jahren ein lateinisches Alphabet auszuarbeiten, das sich eng an das moderne türkische Alphabet anlehnen sollte.<br />
<br />
Am 1. August 2001 wurde durch einen Erlass des Staatspräsidenten [[Heydər Əliyev]] allein das lateinische Alphabet für den amtlichen Schriftverkehr verbindlich und die kyrillische Schrift –&nbsp;gegen den Protest Russlands und der russischen Minderheit im Lande&nbsp;– endgültig abgeschafft. <br />
<br />
Im russischen [[Dagestan]], wo etwa 130.000 Aserbaidschaner leben, verfügt die aserbaidschanische Sprache als anerkannte Minderheitensprache ebenfalls über einen offiziellen Status, wird dort allerdings weiterhin im kyrillischen Alphabet geschrieben.<br />
<br />
[[Panturkismus|Pantürkische]] und militante Südaserbaidschaner benutzen heute neben dem arabischen auch die modernen Lateinalphabete der Türkei und Aserbaidschans.<br />
<br />
== Aserbaidschanisches Alphabet ==<br />
{| class="wikitable"<br />
|+colspan=5 bgcolor="#ccccff"|'''Transliterationstabelle des aserbaidschanischen Alphabets'''<br />
|-<br />
! width="20%"|Arabisch<br />
! width="20%"|Latein<br />
! width="20%"|Kyrillisch<br />
! width="20%"|'''Latein'''<br />
! width="20%" rowspan="2" |IPA<br />
|-<br />
| –1918 || 1918–1939 || 1958–1991 || '''1992–'''<br />
|-<br />
| ﺍ || A a || А а || '''A a''' || {{IPA|[ɑ]}}<br />
|-<br />
| ﺏ || B в || Б б || '''B b''' || {{IPA|[b]}}<br />
|-<br />
| ﺝ || C c || Ҹ ҹ || '''C c''' || {{IPA|[dʒ]}}<br />
|-<br />
| چ || Ç ç || Ч ч || '''[[Ç]] ç''' || {{IPA|[tʃ]}}<br />
|-<br />
| ﺩ || D d || Д д || '''D d''' || {{IPA|[d]}}<br />
|-<br />
| ﻩ || E e || Е е || '''E e''' || {{IPA|[e]}}<br />
|-<br />
| ع || Ə ə || Ә ә || '''[[Ə]] ə''' || {{IPA|[æ]}}<br />
|-<br />
| ﻑ || F f || Ф ф || '''F f''' || {{IPA|[f]}}<br />
|-<br />
| گ || G g || Ҝ ҝ || '''G g''' || {{IPA|[ɡʲ]}}<br />
|-<br />
| ﻍ || {{unicode|Ƣ ƣ}} || Ғ ғ || '''[[Ğ]] ğ''' || {{IPA|[ɣ]}}<br />
|-<br />
| ﺡ,ﻩ || H h || Һ һ || '''H h''' || {{IPA|[h]}}<br />
|-<br />
| ﺥ || X x || Х х || '''X x''' || {{IPA|[x]}}<br />
|-<br />
| ی || Ь ь || Ы ы || '''I ı''' || {{IPA|[ɯ]}}<br />
|-<br />
| ی || I i || И и || '''[[İ]] i''' || {{IPA|[ɪ]}}<br />
|-<br />
| ژ || {{unicode|Ƶ ƶ}} || Ж ж || '''J j''' || {{IPA|[ʒ]}}<br />
|-<br />
| ک || K k || К к || '''K k''' || {{IPA|[k]}}<br />
|-<br />
| ﻕ || Q q || Г г || '''Q q''' || {{IPA|[ɡ]}}<br />
|-<br />
| ﻝ || L l || Л л || '''L l''' || {{IPA|[l]}}<br />
|-<br />
| ﻡ || M m || М м || '''M m''' || {{IPA|[m]}}<br />
|-<br />
| ﻥ || N n || Н н || '''N n''' || {{IPA|[n]}}<br />
|-<br />
| ﻭ || O o || О о || '''O o''' || {{IPA|[ɔ]}}<br />
|-<br />
| ﻭ || {{unicode|Ɵ ɵ}} || Ө ө || '''Ö ö''' || {{IPA|[œ]}}<br />
|-<br />
| پ || P p || П п || '''P p''' || {{IPA|[p]}}<br />
|-<br />
| ﺭ || R r || Р р || '''R r''' || {{IPA|[r]}}<br />
|-<br />
| ﺙ,ﺱ,ﺹ || S s || С с || '''S s''' || {{IPA|[s]}}<br />
|-<br />
| ﺵ || Ş ş || Ш ш || '''[[Ş]] ş''' || {{IPA|[ʃ]}}<br />
|-<br />
| ﺕ,ﻁ || T t || Т т || '''T t''' || {{IPA|[t]}}<br />
|-<br />
| ﻭ || U u || У у || '''U u''' || {{IPA|[u]}}<br />
|-<br />
| ﻭ || Y y || Ү ү || '''Ü ü''' || {{IPA|[y]}}<br />
|-<br />
| ﻭ || V v || В в || '''V v''' || {{IPA|[v]}}<br />
|-<br />
| ی || J j || Ј ј || '''Y y''' || {{IPA|[j]}}<br />
|-<br />
| ﺫ,ﺯ,ﺽ,ﻅ || Z z || З з || '''Z z''' || {{IPA|[z]}}<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Schriftbeispiele ==<br />
=== Einheitliches türkisches Alphabet (1929–39) ===<br />
Butun insanlar ləƶaqət və huqyqlarƅna gɵrə azad vǝ bǝrabǝr doƣylyrlar. Onarƅn şuurlarƅ vǝ vicdanlarƅ var vǝ bir-birlǝrinǝ munasibǝtdǝ qardaålƅq rynhynda davranmalƅdƅrlar.<br />
<br />
=== Erste Variante eines kyrillischen Alphabetes (1939–57) ===<br />
Бүтүн йнсанлар ләяагәт вә һүгуларьна ҝөрә азад вә бәрабәр доғулурлар. Онлрьн шүурларь вә виҹданларь вар вә бир-бирләринә мүнасибәтдә гардашльг рунһунда давранмальдьрлар.<br />
<br />
=== Endgültige Variante des kyrillischen Alphabetes (bis 1991) ===<br />
Бүтүн йнсанлар ләјагәт вә һүгуларына ҝөрә азад вә бәрабәр доғулурлар. Онлрын шүурлары вә виҹданлары вар вә бир-бирләринә мүнасибәтдә гардашлыг рунһунда давранмалыдырлар.<br />
<br />
=== Neues türkisches Alphabet (seit 1991/92) ===<br />
Bütün insanlar ləyaqət və hüquqlarına göre azad və bərabər doğulurlar. Onların şüurları və vicdanları var və bir-birlərinə münasibətdə qardaşlıq ruhunda davranmalıdırlar.<br />
<br />
=== Südaserbaidschanisch ===<br />
{{Arabische Schrift|بوتون اينسانلار حيثييت و حاقلار باخيميندان دنك (برابر) و اركين (آزاد) دوغولارلار. اوس (عقل) و اويات (ويجدان) ييهﺳﻴﺪيرلر و بير بيرلرينه قارشى قارداشليق روحو ايله داورانماليدرلار|aze}}.<br />
<br />
; Transliteration ins aserbaidschanische Lateinalphabet<br />
Bütün insanlar heysiyyət və haqlar baxımından dənk (bərabər) və ərkin (azad) doğularlar. Us (əql) və uyat (vicdan) yiyəsidirlər və bir birlərinə qarşı qardaşlıq ruhu ilə davranmalıdırlar.<br />
<br />
(Artikel 1 der [[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Menschenrechte]])<br />
<br />
== Lehre ==<br />
In den 1980er- und 1990er-Jahren entstanden zahlreiche Publikationen und Lexika von den deutschen Aserbaidschanforschern Nemat Rahmati (Aserbaidschanische [[Chrestomatie]], Aserbaidschanisch-Deutsches Wörterbuch, Tapmacalar), Yusif Xalilov (Deutsch-aserbaidschanisches Wörterbuch).<br />
<br />
2004 entstand das Deutsch-aserbaidschanische Wörterbuch von Yazdani, einem Berliner Türkologen. Die Bakuer Germanistin Amina Aliyeva gab das erste Lehrbuch des Deutschen für Aserbaidschaner in aserbaidschanischer Sprache heraus.<br />
<br />
Heutzutage wird das Aserbaidschanische an den deutschen Universitäten in Bochum, Hamburg, Berlin und Frankfurt am Main gelehrt. Die Universität Wien bot auch von 2001 bis 2003 die Einführung ins Aserbaidschanische (gelehrt von Nasimi Aghayev) an.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Turksprachen#Lexikalischer Vergleich der Turksprachen|Vergleichende Betrachtung der Turksprachen]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Lars Johanson, Éva Csató (Hrsg.): ''The Turkic languages.'' Routledge, London u.&nbsp;a. 1998, ISBN 0-415-08200-5.<br />
* ''Taschenwörterbuch Aserbaidschanisch – Deutsch und Deutsch-Aserbaidschanisch.'' Berlin 1944.<br />
* Nemat Rahmati, Korkut Buğday: ''Aserbaidschanisch Lehrbuch. Unter Berücksichtigung des Nord- und Südaserbaidschanischen.'' = ''Aserbaidschanisch.'' Harrassowitz, Wiesbaden 1998, ISBN 3-447-03840-3.<br />
* Nemat Rahmati: ''Wörterbuch Aserbaidschanisch – Deutsch.'' Verlag auf dem Ruffel, Engelschoff 1999, ISBN 3-933847-01-X.<br />
* Ahmad Hüsseynov, Nemat Rahmati: ''Juristisches Wörterbuch Deutsch – Aserbaidschanisch.'' = ''Almanca – Azerbaycanca hüquq terminleri lüğeti.'' Verlag auf dem Ruffel, Engelschoff 2002, ISBN 3-933847-06-0.<br />
<br />
=== Lexika ===<br />
* [[Helmut Glück]] (Hrsg.): ''Metzler Lexikon Sprache.'' Verlag J. B. Metzler, Stuttgart u.&nbsp;a. 1993, ISBN 3-476-00937-8.<br />
* Heinz F. Wendt: ''Sprachen.'' Fischer-Bücherei, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 1961 (''Das Fischer-Lexikon'' 25), (Auch: ''Das Fischer-Lexikon. Sprachen.'' Durchgesehene und. korrigierte Neuausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main Oktober 1987, ISBN 3-596-24561-3 (''Fischer'' 4561)).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikipedia|Az|Aserbaidschanisch}}<br />
{{Incubator|Wp/azb|Südaserbaidschanisch}}<br />
* [http://www.omniglot.com/writing/azeri.htm Aserbaidschanische Alphabete und Sprachbeispiele]<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=azj Nordaserbaidschanisch]<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=azb Südaserbaidschanisch]<br />
* [http://neise.0rq.in/776-alman-danisiq-kitabcasi Deutsch-Aserbaidschanisches Sprachbuch]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4104202-5}}<br />
<br />
[[Kategorie:Aserbaidschanische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Normandie&diff=99331911Normandie2012-02-06T15:23:59Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|beschäftigt sich mit der Region Normandie in Frankreich; zu weiteren Bedeutungen dieses Begriffes siehe [[Normandie (Begriffsklärung)]].}}<br />
[[Datei:Normandía.PNG|thumb|Lage der Normandie in Europa]]<br />
Die '''Normandie''' ist eine [[Historische Provinzen Frankreichs|Historische Provinz]] im Norden [[Frankreich]]s. Das Gebiet gliedert sich in das untere [[Seine]]gebiet (die heutige [[Region (Frankreich)|Region]] [[Haute-Normandie]]) nördlich von [[Paris]] und das Land in Richtung Westen (Region [[Basse-Normandie]]) mit der Halbinsel [[Cotentin]]. Zur Haute-Normandie gehören die französischen [[Département]]s von [[Seine-Maritime]] und [[Eure (Département)|Eure]], Basse-Normandie besteht aus den Départements [[Orne (Département)|Orne]], [[Calvados (Département)|Calvados]] und [[Manche]].<br />
<br />
[[Datei:Bucht von Etretat.JPG|thumb|Die Bucht von [[Étretat]]]]<br />
In der Normandie leben 3,5 Millionen Menschen. Die größten Städte sind [[Rouen]] (385.000 Einwohner einschließlich Vororten), [[Le Havre]] (247.000 Einwohner), [[Caen]] (225.000 Einwohner) und [[Cherbourg]] (89.000 Einwohner). Früher war Rouen die Hauptstadt der ganzen Provinz, heute ist sie noch Hauptstadt der Haute-Normandie; die Hauptstadt der Basse-Normandie ist Caen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Mont Saint-Michel Msm16.jpg|thumb|Der Klosterberg Mont-Saint-Michel]]<br />
Zwischen 58 und 51 v. Chr. eroberte [[Gaius Iulius Caesar|Iulius Cäsar]] die Region und nannte das Gebiet ''Lugdunensis secunda''. Als erste Städte entstanden [[Coutances|Constantia]], [[Oust-Marest|Augusta]] und [[Rouen|Rotomagnus]]. Im 5. Jahrhundert wanderten die [[Franken (Volk)|Franken]] ein und der [[Merowinger]] [[Chlodwig]] gründete in Rouen einen Bischofssitz. Im 7. und 8. Jahrhundert kam es zu Klostergründungen in Jumièges, St. Quen und Wandrille. 709 gründete der Bischof von [[Avranches]] das [[Mont-Saint-Michel (Abtei)|Kloster]] auf dem [[Le Mont-Saint-Michel|Mont-Saint-Michel]]. Im Jahre 841 wurde Rouen von den [[Normannen]] gebrandschatzt. Im Jahre 911 betraute [[Karl III. (Frankreich)|Karl der Einfältige]] den Normannen [[Rollo (Normandie)|Rollo]] mit dem Herzogtum.<br />
<br />
Zu ihrem heutigen Namen kam die Normandie im [[Mittelalter]] als Heimstatt der Normannen, die sich als Volksstamm aus einheimischen „französischen“ Bewohnern und hinzugekommenen [[Wikinger]]n gebildet hatten. Nach Ausweis der Sprach- und Ortsnamenforschung stammte die Mehrzahl der ansässig gewordenen Wikinger aus Dänemark, ein kleinerer Teil aus Norwegen. Es ist anzunehmen, dass deren Frauen fast sämtlich aus der ansässigen heimischen Bevölkerung stammten.<ref>Vgl.: Die Vorfahren der heutigen Isländerinnen stammen fast alle von Irland, von wo die Wikinger, die nach Island segelten, ihre ''Frauen'' raubten bzw. ''mitnahmen''.</ref> Die Geschichte des Herzogtums Normandie begann, als der vermutlich aus Norwegen stammende Wikingeranführer [[Rollo (Normandie)|Rollo]] (Gånge Rolf), der das Gebiet der Seine um Paris verwüstet hatte, im [[Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte]] vom [[Westfrankenreich|westfränkischen]] König [[Karl III. (Frankreich)|Karl dem Einfältigen]] die Normandie als Lehen zugesprochen bekam (911). Er wurde so in den westfränkischen „Staat“ eingebunden, sollte die Normandie gegen weitere Überfälle von außen kommender Wikinger verteidigen (seine Aufmerksamkeit vom Binnenland zur Küste verlagern).<br />
<br />
Rollos Nachfahre [[Wilhelm I. (England)|Wilhelm]], Herzog der Normandie, gelang 1066 die Eroberung Englands, was ihm den Beinamen ''„der Eroberer“'' einbrachte. Er ließ sich dort zum König krönen. Die Normandie war bis 1087, von 1106 bis 1144 und von 1154 bis 1204 ein Teil Englands. Während des [[Hundertjähriger Krieg|Hundertjährigen Krieges]] (1337–1453) war sie von 1346 bis 1360 und nochmal von 1415 bis 1450 von englischen Truppen besetzt – während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] auch von der deutschen [[Wehrmacht]]. Die Küste der Basse Normandie diente den West-Alliierten als Landungszone für die lange geplante Invasion. Die folgende verlustreiche Schlacht, auch bekannt als [[Operation Overlord]], begann am [[D-Day|6. Juni 1944]] mit 6.400 Landungsfahrzeugen. Vor allem [[Caen]] litt sehr unter den Kämpfen, die bis zur Befreiung von [[Le Havre]] am 12. September andauerten.<br />
<br />
{{Hauptartikel|Liste der Herzöge der Normandie}}<br />
<br />
{{Hauptartikel|Wiedervereinigung der Normandie}}<br />
<br />
== Wappen und Flagge ==<br />
[[Wilhelm I. (England)|Wilhelm der Eroberer]] soll eine Fahne von Papst [[Alexander II. (Papst)|Alexander II.]] erhalten haben. Sie findet sich auf dem [[Teppich von Bayeux]]. Es sollte ein Zeichen päpstlichen Schutzes sein und war weder an den Herzog noch an das Herzogtum geknüpft. Es wird aber vermutet, dass Wilhelm der Eroberer tatsächlich eine Fahne benutzte. Sie soll weiß mit einem blaugerandeten Goldkreuz versehen gewesen sein.<ref name="Mabire35" /><br />
<br />
Ein Wappen für die Normandie wurde erst zur Zeit der Kreuzzüge und der Herrschaft der [[Haus Plantagenet|Plantagenêt]] eingeführt. Dieses Wappen war ursprünglich ein blauer Schild mit sechs goldenen Leoparden gewesen, wurde aber alsbald in einen roten Schild mit drei goldenen Leoparden, das Wappen von [[Richard Löwenherz]], geändert. Nach 1204 wurden die Leoparden auf zwei reduziert und sechs Jahrhunderte blieb dies das Wappen der Normandie, bis anlässlich der bevorstehenden 1000-Jahr-Feier der Normandie sich der so genannte „Leopardenstreit“ entzündete.<br />
<br />
=== Der Leopardenstreit ===<br />
<br />
Viele lokale Dichter und einige Historiker, vor allem aber [[Lokalpatriot]]en sahen den Schild mit drei Leoparden als das eigentliche Wappen der Normandie an. Es war das Wappen, das auch auf [[Guernsey]] und [[Jersey]] in Gebrauch ist. Dieses sollte auch an die anglo-normannischen Herzöge und Könige als Schöpfer des Modernen England anknüpfen. Sie sahen das Wappen mit nur zwei Leoparden als eine Folge der Eroberung der Normandie durch die Zentralmacht in Paris an. Die drei Leoparden waren unbestreitbar ein Ausdruck des Stolzes und des Wunsches nach Autonomie. Gegenwärtig ist diese Version im Bereich der Halbinsel [[Cotentin]] bevorzugt. Der Streit um die Zahl der Leoparden ist im Laufe des 20. Jahrhunderts versandet.<ref name="Mabire35" /><br />
<br />
=== Der erste Flaggenvorschlag ===<br />
<br />
Um den Streit um die Zahl der Leoparden zu umgehen, starteten Lokalpatrioten eine Kampagne für eine eigene normannische Flagge. Sie begann in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts mit einem Artikel im ''Bulletin des Normands de Paris''. Professor [[Jean Adigard Des Gautries]], ein Experte für Namenforschung für Skandinavien und die Normandie, befürwortete eine besondere Flagge, da Wappen und Flagge unterschiedliche Funktionen hätten. Die drei Leoparden sollten nur als Banner verwendet werden. Der Vorschlag fand keine breite Zustimmung, da die Patrioten zu sehr an den Leoparden hingen. Die Diskussion kam 1954 erneut auf. Diesmal waren es junge Leute um die Zeitschrift ''Viking'', die von 1949 bis 1958 erschien. Dort wurde auf die unterschiedlichen Fahnen der Normandie-Regimente im [[Ancien Régime]] mit verschiedenen Farbkombinationen um ein weißes Kreuz herum hingewiesen, die aber wegen der monarchischen Tendenz und dem Mangel an Akzeptanz im Volk nicht weitergeführt werden konnten.<br />
<br />
Der erste Vorschlag bestand in einer roten Fahne mit einem gelben skandinavischen Kreuz und auf der Rückseite mit zwei oder drei Leoparden.<ref name="Erl_1" /> In Cherbourg wurde sie in der Wiking-Woche von 1955 gezeigt, sogar auf dem Rathaus wehte sie. Aber sie setzte sich trotz eifrigen Bemühens der Zeitung ''Viking'' nicht durch.<ref name="Erl_2" /> Ein Grund war, dass sie der Signalflagge „R“ des internationalen [[Flaggenalphabet]]s glich. Ein weiterer Grund war, dass diese Flagge während des Dritten Reiches von der norwegischen Nationalen Sammlung der [[Vidkun Quisling|Quisling]]-Regierung verwendet worden war. Der dritte Grund war, dass die Separatistenbewegung, die [[Schonen]] von Schweden hatte lösen wollen, diese Fahne verwendet hatte. Die Verwendung dieser Fahne hätte die erstrebten guten Beziehungen zu den skandinavischen Ländern belasten können. Als vierter Grund wird angeführt, dass diese Fahne 1917 auch von der finnischen Unabhängigkeitsbewegung geführt worden und somit mit der finnischen Geschichte verknüpft war.<ref name="Mabire37" /><br />
<br />
=== St.-Olavs-Flagge ===<br />
Vor diesem Hintergrund wurde 1974 ein neuer Flaggenvorschlag ausgearbeitet. Sie sollte an [[Olav II. Haraldsson|Olav den Heiligen]] erinnern, der in [[Rouen]] getauft worden war. Es handelte sich um das rote und gelb umrandete skandinavische Kreuz auf rotem Tuch. Es wurde von der „Association française d'etudes internationale de vexillologie“ gutgeheißen und in die Bücher ''Flags Through the Ages and Across the World'' von Whitney Smith (1975) und ''World Encyclopädia of Flags'' von Alfred Znamierowski (1999) sowie in andere zahlreiche vexillologische Abhandlungen aufgenommen. Einige Patrioten mochten allerdings von den Leoparden nicht lassen und setzten sie ins obere [[Liek]]. Auch in dieser Form ist sie verbreitet, insbesondere auf Aufklebern. Die Stadt [[Falaise]] verwendet sie als Fahne.<ref name="mabire38" /> Offiziell ist diese Flagge aber nie geworden, sondern blieb auf die Anhänger des „Mouvement normand“ (Normannische Bewegung) beschränkt.<br />
<gallery><br />
Datei:Arms of William the Conqueror (1066-1087).svg|Wappen von Richard Löwenherz.<br />
Datei:Normandie Fahne Plan 1.jpg|Erster Flaggenvorschlag mit Leoparden auf der Rückseite.<br />
Datei:Drapeau de Falaise.jpg|Flagge der Stadt Falaise.<br />
Bild:Normandy flag large.png|Flagge des Mouvement normand (Normannische Bewegung) mit der [[Skandinavische Flaggen|St.-Olavs-Flagge]]<br />
</gallery><br />
<br />
== Archäologie in der Normandie ==<br />
[[Datei:Gisacum2.jpg|miniatur|[[Thermen]] von Gisacum ([[Le Vieil-Évreux]])]]<br />
In neuen Publikationen über die [[Megalith|megalithischen]] Ursprünge, die in Nordwestfrankreich zuerst erfolgten, findet innerhalb der französischen Archäologie eine Debatte statt. Die „Pariser Schule“ stellt den Einfluss der Bandkeramik über die Kulturen von [[La Hoguette Gruppe|La Hoguette]] und Cerny heraus, während die „atlantische Schule“, die Betonung auf Entwicklungen entlang der atlantischen Fassade, mit ihren beeindruckenden Warengruppen in den Vordergrund stellt. In einem Alternativmodell werden abermals Formen der Interaktion zwischen Leuten der Jungsteinzeit und dem Mesolithikum in verschiedenen Regionen betont. <br />
<br />
Die erste archäologische Ausgrabung in [[Frankreich]] fand bereits im Jahre 1685 in Cocherel im Département [[Eure (Département)|Eure]] in der Normandie statt. Erste Veröffentlichungen mit archäologischen Themen aus der Region stammen von Charles Alexis Adrien Duhérissier de Gerville (1769 - 1853) (aus Gerville-la-Forêt), der im Jahre 1818 den Begriff "Romanik" einführte. <br />
<br />
Als Vater der normannischen Archäologie gilt Arcisse de Caumont (1801 - 1873). Er gründete im Jahre 1823, die Société Linnéenne de Normandie (die nach [[Carl von Linné]] benannte französische Gesellschaft für Archäologie) und 1833, eine Gesellschaft zur Erhaltung von Denkmälern. Ein Gymnasium und eine Straße in seiner Heimatstadt [[Caen]] tragen seinen Namen und in [[Bayeux]] wurde ihm ein Denkmal gesetzt. <br />
<br />
Ein weiterer Vertreter der normannischen Archäologie war Jean Désiré Benedikt Cochet, (1812 - 1870) (bekannt als L’Abbe Cochet). Er war gemeinsam mit dem Amateurarchäologen [[Jacques Boucher de Perthes]] ein Begründer der wissenschaftlichen Archäologie in Frankreich.<br />
<br />
Der in [[Valognes]] (Département [[Manche]]) geborene [[Léopold Victor Delisle]] (1826 - 1910) war ein Handschriftenforscher und Historiker, der als Leiter der Nationalbibliothek deren Bestand enorm erweiterte und Themen aus der Normandie aufgriff. <br />
Léon Coutil (1856 - 1943) beschäftigte sich in „Les Casques Proto-Etrusques, Etrusques et Gaulois“, mit gallischen und etruskischen Themen.<br />
<br />
Michel de Boüard (1909–1989) war Historiker und Mittelalterarchäologe, sowie Dekan der philosophischen Fakultät in Caen.<br />
<br />
== Gastronomie ==<br />
[[Datei:Früchte des Meeres.jpg|thumb|[[Meeresfrüchte]] in der Gastronomie von [[Étretat]]]] <br />
Die drei großen C’s stehen für die normannische Küche: [[Cidre|Cidraie]], [[Calvados (Getränk)|Calvados]] und [[Camembert (Käse)|Camembert]]. Das milde und feuchte Klima bietet ideale Voraussetzungen für die Viehhaltung sowie für den Anbau von Äpfeln. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Region an die 10 Millionen Apfelbäume stehen, die von Mitte April bis Mitte Mai blühen. Cidre wird nicht nur als Getränk genossen, sondern auch zum Kochen verwendet, zum Beispiel für die Herstellung von [[Normannische Sauce|Normannischer Sauce]] oder [[Tripes à la mode de Caen]] ([[Kutteln]] auf [[Caen]]er Art). Camembert ist nicht die einzige in der Normandie beheimatete Käsesorte. [[Livarot_(Käse)|Livarot]], [[Pont-l’Évêque_(Käse)|Pont-l’Évêque]] und [[Neufchâtel (Käse)|Neufchâtel]], sowie einige neuere Käsesorten (z.B. [[Boursin]], [[Le Coutances]]) stammen ebenfalls aus der Normandie.<br />
<br />
''Beurre d’Isigny'' (Butter aus [[Isigny-sur-Mer]]) und ''Crème d’Isigny'' (Sahne aus Isigny-sur-Mer) gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Seit 1986 tragen sie die kontrollierte Herkunftsbezeichnung ''[[Appellation d’Origine Contrôlée]]'' (AOC) und seit 1993 die [[Herkunftsbezeichnung#Geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U., engl. PDO)|geschützte Herkunftsbezeichnung]] ''Appellation d’origine protégée'' (AOP).<ref>[http://www.isigny-ste-mere.com/FR/p_beurres.php Webangebot der Molkereigenossenschaft von Signy-sur-Mer] (französisch) Abgerufen am 2. Februar 2010</ref><br />
<br />
Darüber hinaus werden insbesondere die touristisch erschlossenen Küstenorte der Normandie ganzjährig unter anderem wegen ihrer frischen [[Meeresfrüchte]], [[Miesmuschel]]n à la Crème und à la Normande sowie der [[Speisefisch|Fischspezialitäten]] von gastronomischen Gästen aus dem französischen Hinterland sowie ausländischen Urlaubern aufgesucht.<ref>[http://www.normandie-netz.de/168/Normannische-Kueche/Kuechenspezialitaeten.html Normannische Küchenspezialitäten (Normandie-Netz.de)]</ref><ref>{{cite web|url=http://www.normandie-tourisme.fr/normandie-tourisme-de/home-de/wissenswertes/fur-feinschmecker-136-3.html |title=Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse - Crt Normandie |publisher=Normandie-tourisme.fr |date= |accessdate=2010-06-08}}</ref><br />
<br />
== Die Normandie als Reiseziel ==<br />
[[Datei:Pont_de_Normandie_2008.JPG|miniatur|Die [[Pont de Normandie]] an der Seinemündung]]<br />
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Normandie zu einem beliebten Reiseziel. Als [[Napoleon]] die Hafenstadt [[Dieppe]] gemeinsam mit seiner Gattin [[Marie-Louise von Österreich]] besuchte, war Dieppe schon ein populärer Urlaubsort bei der britischen [[High Society]]. [[Hortense de Beauharnais|Königin Hortense der Niederlande]] und die Herzogin von Berry machten Dieppe kurz darauf zum ersten Seebad Frankreichs. Vor allem waren sie von den romantischen Burgen und Abteien begeistert sowie von der Möglichkeit auf den Spuren ihrer Ahnen wandeln zu können. Stendhal prägte daraufhin das Wort [[Tourismus]] und [[William Turner]] illustrierte den ersten Reiseführer „Romantic Normandy“, in 2 Bänden (1828).<br />
<br />
Eine besondere touristische Attraktion ist der sagenumwobene [[Le Mont-Saint-Michel|Mont-Saint-Michel]]. Weitere Sehenswürdigkeiten sind beispielsweise der Garten und das Haus des Impressionisten [[Claude Monet]], die weißen Kreidefelsen von [[Etretat]] und die Landungsküste, an der die alliierten Truppen am 6. Juni 1944, am sogenannten [[D-Day]], landeten.<br />
<br />
Die meisten ausländischen Touristen kommen aus [[England]] (2008: 1.222.410 Übernachtungen), [[Belgien]] (2008: 384.884 Übernachtungen) und [[Deutschland]] (2008: 334.327 Übernachtungen).<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Mark Patton: Neolithisation and megalithic origins in North-Western France: A regional interaction model In : Oxford Journal of Archaeology 13 (3) 1994 S. 279–293<br />
* D. Strauch: ''Normannen''. In ''[[Reallexikon der germanischen Altertumskunde|Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]'' Bd. 21 (Berlin 2002) S. 365–381.<br />
* Dominique Auzias: Normandie, Nouvelles Éditions Université, 2005, ISBN 2-7469-1263-5<br />
* Michel de Boüard: Histoire de la Normandie, Privat, Toulouse, 2001, ISBN 2-7089-1707-2<br />
* Serge Gleizes: Christian Sarramon, Philippe Delerm, L’art de vivre en Normandie, Flammarion, 2004, ISBN 2-08-201254-9<br />
* Charles Brisson, René Herval, A Lepilleur: Légendes et récits de Normandie, Ancre de Marine, 2004. 120 p, ISBN 2-84141-188-5<br />
* V. Carpentier, E. Chesquiére & C. Marcigny: Archéologie en Normandie Edition Quest-France 2007 Rennes. ISBN 978-2-7373-4164-9 <br />
* Arcisse de Caumont (1801-1873), érudit normand et fondateur de l'archéologie française, (Mémoires de la Société des antiquaires de Normandie, t. XL), 2004, 515 p., 158 ill. (ISBN 2-9510558-2-X)<br />
* Sabine Grimkowski : Normandie: Ein Reisebegleiter, Insel Verlag, 2007, (ISBN 978-3-458-34968-6)<br />
* Jean Mabire: „Normandie-folkets St. Olavs-flagg.“ In: ''Nordisk Flaggkontakt''. 2006 Nr. 42 S. 35–38.<br />
* Klaus Simon: Normandie, Dumont Reiseverlag, 2009, (ISBN 978-3-7701-7274-0)<br />
* Ralf Nestmeyer: Normandie. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2010, ISBN 978-3-89953-563-1<br />
<br />
== Anmerkungen und Einzelnachweise ==<br />
<references><br />
<ref name="Mabire35">Mabire S. 35.</ref><br />
<ref name="Mabire37">Mabire S. 37.</ref><br />
<ref name="mabire38">Mabire S. 38.</ref><br />
<ref name="Erl_1">Die Flagge ist nicht mehr zu haben; denn sie hat hohen Seltenheitswert.</ref><br />
<ref name="Erl_2">''Viking'' hatte nur einen sehr geringen Bekanntheitsgrad. Die Abonnentenzahl lag bei 500 und die lose verkauften Exemplare bei 50.</ref><br />
</references><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Normandie|Normandie}}<br />
<br />
* [http://www.normandie-tourisme.fr/normandie-tourisme-de-109-3.html Tourismusverband der Normandie (deutsch)]<br />
* [http://www.youtube.com/NormandieTourismus Video-Kanal "NormandieTourismus" des Tourismusverbandes der Normandie auf YouTube (deutsch)]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Historisches Territorium (Frankreich)]]<br />
[[Kategorie:Landschaft in Frankreich]]<br />
[[Kategorie:Wikingerzeit]]<br />
<br />
{{Link FA|af}}<br />
<br />
[[af:Normandië]]<br />
[[ang:Normandiȝ]]<br />
[[ar:نرمندية]]<br />
[[ast:Normandía]]<br />
[[az:Normandiya]]<br />
[[bg:Нормандия]]<br />
[[br:Normandi]]<br />
[[bs:Normandija]]<br />
[[ca:Normandia]]<br />
[[cs:Normandie]]<br />
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[[fa:نورماندی]]<br />
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[[ga:An Normainn]]<br />
[[gl:Normandía]]<br />
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[[hr:Normandija]]<br />
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[[id:Normandia]]<br />
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[[ko:노르망디]]<br />
[[la:Normannia]]<br />
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[[nl:Normandië]]<br />
[[nn:Normandie]]<br />
[[no:Normandie]]<br />
[[nrm:Normaundie]]<br />
[[oc:Normandia]]<br />
[[os:Норманди]]<br />
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[[sr:Нормандија]]<br />
[[sv:Normandie]]<br />
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[[tr:Normandiya]]<br />
[[uk:Нормандія]]<br />
[[vec:Normandia]]<br />
[[vi:Normandie]]<br />
[[zh:諾曼底]]<br />
[[zh-min-nan:Normandie]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Homosexualit%C3%A4t_in_Deutschland&diff=99080320Homosexualität in Deutschland2012-01-31T17:16:24Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>{{Belege fehlen}}<br />
[[File:Bandera gay Alemania.PNG|thumb|250px]]<br />
In den Jahren 1999 bis 2005 entwickelte sich [[Deutschland]] unter dem Einfluss der rot-grünen [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] zu einer relativ aufgeschlossenen europäischen Nation, was das Thema [[Gleichberechtigung]] von Lesben und Schwulen betrifft. Zuvor war '''Homosexualität in Deutschland''' lange Zeit, besonders während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] und in den ersten beiden Jahrzehnten nach Gründung der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]], von diskriminierender Gesetzgebung und Verfolgung betroffen. Heute ist [[Homosexualität]] jedoch weitgehend akzeptiert, besonders in größeren Städten. Es existieren in Deutschland keine Gesetze mehr, welche homosexuellen Geschlechtsverkehr bestrafen. Seit dem 1. August 2001 ist es für gleichgeschlechtliche Paare möglich, eine [[Lebenspartnerschaft]] einzugehen, die in vielen Rechtsbereichen anerkannt wird, nicht jedoch z.&nbsp;B. im [[Einkommensteuerrecht]]. Die [[Ehe]] steht in Deutschland nur [[Heterosexualität|heterosexuellen]] Paaren offen: Gleichgeschlechtliche Ehen, die im Ausland geschlossen wurden, werden nicht als Ehen anerkannt. Allerdings ist eine Anerkennung als ''[[Lebenspartnerschaftsgesetz|Eingetragene Lebenspartnerschaft]]'' möglich.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die Verfolgung homosexueller Männer reicht auf deutschsprachigem Raum bis zu den Anfängen des Christentums. Laut vereinzelt dokumentierter Fälle von „[[Sodomie]]“, „widernatürlicher [[Wollust]]“, „Knabenschänderei“ oder „[[Unzucht]] wider der Natur“ wurden immer wieder Männer verfolgt oder hingerichtet, die gleichgeschlechtlicher [[Sexualkontakt|sexueller Handlungen]] verdächtigt oder überführt wurden.<ref name="frankfurter-engel">[http://www.frankfurter-engel.de/ge/verfolgung.html Homosexuellenverfolgung in Deutschland]</ref><br />
<br />
=== Deutsches Kaiserreich ===<br />
[[Datei:Eduard Oberg.jpg|miniatur|Eduard Oberg]]<br />
Während des Deutschen Reiches war Homosexualität wegen der damals herrschenden Moralvorstellungen gesellschaftlich und politisch geächtet.<br />
<br />
1869 erwähnte erstmals [[Karl Heinrich Ulrichs]] von der Polizei geführte „[[Rosa Liste|Urningslisten]]“, in denen ''„fortlaufende Personalnotizen über mehr als 2.000 in Berlin wohnende Urninge“'' aufgezeichnet seien.<br />
<br />
Am 15. Mai 1871 wurde der [[§&nbsp;175]] eingeführt und damit sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts wieder im ganzen Kaiserreich unter Strafe gestellt.<br />
<br />
Am 15. Mai 1897 wurde von [[Magnus Hirschfeld]], [[Max Spohr]], [[Eduard Oberg]] und [[Franz Joseph von Bülow]] das [[Wissenschaftlich-humanitäres Komitee|Wissenschaftlich-humanitäre Komitee]] gegründet. Es gilt als erste Organisation der Geschichte, welche sich der Liberalisierung von Homosexualität bemühte. Das Ziel des Komitees lag vor allem in der Beseitigung des [[§ 175|§&nbsp;175]]. Dabei arbeitete es eng mit dem 1919 ebenfalls von Hirschfeld eröffneten [[Institut für Sexualwissenschaft]] zusammen und übernahm zahlreiche dort entwickelte wissenschaftliche Theorien. Diese beschrieben Homosexuelle als ein biologisches drittes Geschlecht zwischen Mann und Frau. Homosexualität sollte nicht länger strafrechtlich verfolgt werden, da es sich um eine angeborene Eigenschaft handele.<ref>[http://www.graswurzel.net/220/whk.shtml Wissenschaft gegen Homophobie]</ref><br />
<br />
1898 wies [[August Bebel]], Vorsitzender der SPD und Unterzeichner der ersten Petition des Wissenschaftlich-humanitären Komitees darauf hin, dass die Berliner Polizei Listen mit Namen von Homosexuellen führe, die später als [[Rosa Liste]]n bezeichnet wurden.<br />
<br />
In den Jahren 1907 bis 1909 kam es zu einer Reihe von Gerichtsverfahren wegen homosexuellen Verhaltens, wobei prominente Mitglieder des Kabinettes von Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] betroffen waren. Die sogenannte [[Harden-Eulenburg-Affäre]] drehte sich zunächst lediglich um einen Streit zwischen [[Philipp zu Eulenburg]] und dem Journalisten [[Maximilian Harden]], der sich jedoch ausdehnte und heute als der größte Skandal des zweiten deutschen Kaiserreichs gilt.<ref>[http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/EulenburgHertefeldPhilipp/index.html Biographie: Philipp Fürst zu Eulenburg und Hertefeld, 1847–1921]</ref><br />
<br />
=== Weimarer Republik ===<br />
Am 26. Oktober 1921 wurde der Rechtsphilosoph und Rechtswissenschaftler [[Gustav Radbruch]] (SPD) [[Reichsjustizminister]]. Er war Unterzeichner der Petition zur Streichung des §&nbsp;175 und war erfolglos bemüht „einfache Homosexualität“ straffrei zu halten. Stattdessen wurde der Paragraph von der am 15. Januar 1925 gewählten konservativen Regierung verschärft, aber im Juni 1927 vom vierten Kabinett Marx’ wieder etwas entschärft. Mit knapper Mehrheit empfahl der Strafrechts-Ausschuss des Reichstages am 16. Oktober 1929 die Straffreiheit der „einfachen Homosexualität“ unter Erwachsenen. Wegen der Krisen der Weimarer Republik und der Stimmenzugewinne der Nationalsozialisten konnte dieser Beschluss jedoch nicht umgesetzt werden.<ref name="frankfurter-engel" /><br />
<br />
=== Zeit des Nationalsozialismus ===<br />
:''Hauptartikel: [[Homosexuelle während der Zeit des Nationalsozialismus]]''<br />
<br />
Da Schwule und Lesben nicht zur Fortpflanzung der „Herrenrasse“ beitrugen, standen sie der Ideologie der Nationalsozialisten entgegen.<br />
[[Datei:Pink triangle.svg|miniatur|links|50px|Rosa Winkel]]<br />
Homosexuelle Männer wurden&nbsp;– zumeist nach Verbüßung einer Strafhaft aufgrund der 1935 verschärften §§&nbsp;175 und 175a RStGB in [[Konzentrationslager]] verschleppt und wurden nach Einführung der Winkel-Kennzeichnung mit dem [[Rosa Winkel]] markiert. Frühe Konzentrationslager benutzten andere Kennzeichnungen (z.&nbsp;B. Lichtenburg: „Wir hatten ein großes „A“ am Bein“, so Kurt von Ruffin).<br />
<br />
Lesbische Frauen wurden nicht wegen ihres Lesbischseins verfolgt, aber es wurden jüdische oder politisch missliebige (z.&nbsp;B. im kommunistischen Widerstand aktive) Lesben aus diesen Gründen ebenfalls verschleppt. Eine besondere Kennzeichnung von Lesben ist daher weder mit dem zeitweilig kolportierten „rosa Winkel“ mit Zusatzkennung „LL“ noch unter dem Vorwand einer Verfolgung als „Asoziale“ mit schwarzem Winkel nachweisbar. Der einzige Hinweis auf einen schwarzen Grundwinkel bei einer Lesbe in Ravensbrück (Mary Pünjer) betrifft eine Frau jüdischer Herkunft.<ref>Claudia Schoppmann „Nationalsozialistische Sexualpolitik und weibliche Homosexualität“, in zwei Auflagen 1991 und 1997 veröffentlicht</ref><br />
<br />
[[Ernst Röhm]], homosexueller Führer der [[Sturmabteilung]], wurde zunächst von [[Adolf Hitler]] geschützt. Hitler empfand ihn jedoch später als Bedrohung und ließ ihn während der [[Röhm-Putsch|Nacht der langen Messer]] töten. Schwule wurden von Hitler als „Volksfeinde“ denunziert. Er betrachtete Homosexualität als ein „entartetes“ Verhalten, das die Leistungsfähigkeit des Staates und den männlichen Charakter des deutschen Volkes bedrohe.<br />
Der Paragraph 175 wurde 1935 unter anderem durch Anhebung der Höchststrafe von sechs Monaten auf fünf Jahre Gefängnis stark verschärft. Darüber hinaus wurde der Tatbestand von beischlafähnlichen auf sämtliche „unzüchtigen“ Handlungen ausgeweitet. Der neu eingefügte §&nbsp;175a bestimmte für „erschwerte Fälle“ zwischen einem und zehn Jahren Zuchthaus.<br />
<br />
Am 10. Juni 1936 wurde die [[Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung]] gegründet. Ihre Einrichtung war der Auftakt für die nach den Olympischen Spielen 1936 wieder verstärkt einsetzende Homosexuellenverfolgung. Die Aufgabe der Reichszentrale bestand vorrangig in der Sammlung von Daten über Homosexuelle. Die Rosa Liste enthielt schließlich Dateien von etwa 100.000 als homosexuell bestrafter oder verdächtiger Männer.<ref>[http://www.kulturring.org/forschung/rosa-winkel/geschichte_.htm Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit und ihre Schicksale im Nachkriegsdeutschland] Kulturring in Berlin e. V.</ref><br />
<br />
Homosexuelle Männer wurden in Zuchthäusern und Gefängnissen, aber auch in den Konzentrationslagern durch Folter und Misshandlung zu „freiwilligen“ Anträgen auf Kastration genötigt und kastriert.<br />
<br />
Im [[Konzentrationslager Buchenwald]] wurden 1944 von dem dänischen SS-Arzt [[Carl Værnet]] Menschenversuche zur „Heilung“ durchgeführt. Dieser implantierte den Opfern künstliche Hormondrüsen in der Leistengegend, die durch die permanente Abgabe männlicher Hormone zu Heterosexualität führen sollten.<ref>[http://www.lambdanachrichten.at/ln200404/vaernet.html KZ-Versuche an Schwulen]</ref><br />
<br />
=== Deutsche Demokratische Republik ===<br />
Der seit der [[Reichsgründung]] geltende und von den [[Nationalsozialismus|Nazis]] erheblich verschärfte [[§ 175|§&nbsp;175 StGB]] („Unzucht zwischen Männern“) wurde 1957 in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] auf sexuelle Handlungen mit Jugendlichen unter 21&nbsp;Jahren beschränkt. Dieses so genannte [[Schutzalter]] wurde 1968 auf 18&nbsp;Jahre herabgesetzt.<br />
<br />
1989 strich die [[Volkskammer]] der DDR ihre gegen Homosexualität gerichtete Sondergesetzgebung (§&nbsp;151) ersatzlos, das Schutzalter lag somit wie bei Heterosexuellen bei 14 Jahren. Dieses Schutzalter war in den neuen Bundesländern bis zum 9. März 1994 rechtswirksam, zeitgleich existierte in den alten Bundesländern ein Schutzalter von 18 Jahren nach §&nbsp;175.<ref>[http://www.olafbruehl.de/chronik.htm Daten-Pool zum Diskurs Männlicher Homosexualität in der DDR]</ref><br />
<br />
=== Bundesrepublik Deutschland ===<br />
Seit Bestehen der [[Bundesrepublik Deutschland|Bundesrepublik]] waren homosexuelle Handlungen strafbar und wurden verfolgt. Die rechtliche Grundlage dazu war [[§ 175#Entwicklung in der alten Bundesrepublik|§&nbsp;175 des Strafgesetzbuches]]. Am 10. Mai 1957 entschied das Bundesverfassungsgericht: ''Gleichgeschlechtliche Betätigung verstößt eindeutig gegen das Sittengesetz''. Deshalb könnten sich Homosexuelle nicht auf das durch das Grundgesetz garantierte Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit berufen. Zudem sei §&nbsp;175 des Strafgesetzbuches nicht in dem Maße ''nationalsozialistisch geprägtes Recht'', dass ''ihm in einem freiheitlich demokratischen Staat die Geltung versagt werden müsse''. Die Anwendung des §&nbsp;175 in der Bundesrepublik erfolgte exzessiv. Es wurden über 50.000 Männer verurteilt und 100.000 Ermittlungsverfahren eingeleitet.<ref>[http://www.ad-hoc-news.de/Politik-News/de/11702323/(ddp-Hintergrund)-&laquoueEinem-hemmungslosen-Sexualbed%FCrfnis Wie das Bundesverfassungsgericht vor 50 Jahren Homosexuelle diskriminierte]</ref><br />
<br />
1969 wurde gleichgeschlechtlicher sexueller Verkehr bei einem Schutzalter von 21 Jahren legalisiert. 1973 wurde das Schutzalter auf 18 Jahre reduziert<ref>[http://www.myfreedom.de/content.php?id=6 Projektarbeit über Homosexualität]</ref>. Auch nach der Entkriminalisierung wurde jedoch die polizeiliche Sammlung der Daten von Homosexuellen in [[Rosa Liste]]n fortgesetzt. Das Handbuch der Kriminalistik sah noch 1978 die Führung von Homosexuellenkarteien als notwendige Maßnahme zur Wahrnehmung der polizeilichen Sicherungsaufgaben an.<br />
<br />
Der [[Deutscher Bundestag|Deutsche Bundestag]] vereinheitlichte 1994 durch Aufhebung des §&nbsp;175 das [[Schutzalter]] für Homo- und Heterosexuelle auf 14 bzw. 16 Jahre im Zuge der Rechtsangleichung nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]]. Dadurch sank mit Wirkung zum 10. März 1994 das Schutzalter für Homosexuelle in Westdeutschland, während es in Ostdeutschland für Homo- und Heterosexuelle in Teilbereichen stieg.<ref>[http://www.kalenderblatt.de/index.php?what=thmanu&manu_id=166&tag=11&monat=6&weekd=&weekdnum=&year=2002&lang=de&dayisset=1 11.6.1994: Paragraf 175 außer Kraft]</ref><br />
<br />
Seit Ende der 1990er Jahre bestimmt in Deutschland die staatliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren die rechtliche und gesellschaftliche Diskussion (siehe hierzu [[Lebenspartnerschaftsgesetz]]).<br />
<br />
== Politik ==<br />
=== Antidiskriminierungsgesetz ===<br />
Als Vertragspartei des [[Amsterdamer Vertrag]]s wurde Deutschland verpflichtet, seine Gesetzgebung bezüglich Diskriminierung in Bereichen wie der [[Sexuelle Orientierung|sexuellen Identität]] in Beschäftigung und Beruf zu revidieren. Dies wurde in der EU-Richtlinie 2000/78 von Dezember 2000 festgelegt, die bis Dezember 2003 umgesetzt werden musste. Aufgrund von Uneinigkeit in der damaligen Regierungskoalition sowie Lobbyarbeit seitens der Wirtschaftsverbände und der Kirchen wurde ein Gesetzentwurf erst zum Jahreswechsel 2004/2005 vorgelegt und im Frühjahr 2005 vom Bundestag verabschiedet<!--Daten etwas genauer erforschen!-->. Der Bundesrat rief dazu den [[Vermittlungsausschuss]] an, der aufgrund der vorgezogenen Wahlen 2005 den Entwurf nicht behandelte. Erst am 18. August 2006 erfüllte Deutschland diese EU-Vorgabe, mit dem [[Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz|Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz]], das gegenüber dem rot-grünen Entwurf geringfügige Änderungen aufwies. Das Gesetz geht über die EU-Vorgaben hinaus, da es Diskriminierung nicht nur im [[Arbeitsrecht (Deutschland)|Arbeitsrecht]], sondern auch in [[Zivilrecht]] verbietet.<ref>[http://www.hosiwien.at/?page_id=102 Wie es zur EU-Antidiskriminierungsrichtlinie (2000/78/EG) kam]</ref> Andererseits existieren Zweifel, ob das Gesetz in anderen Bereichen die EU-Vorgaben überhaupt erfüllt, z.&nbsp;B. dadurch, dass der [[Kündigungsschutz]] nicht durch das AGG, sondern durch das Kündigungsschutzgesetz geregelt wird.<ref>[http://www.greens-efa.org/cms/default/dok/169/169921.gleichbehandlung@de.htm Anfrage der Grünen im Europäischen Parlament]</ref><br />
<br />
Einige Bundesländer haben schon länger eine Antidiskriminierungsgesetzgebung, z.&nbsp;T. sogar in ihren Landesverfassungen festgeschrieben: so Berlin (seit 1995), Brandenburg (seit 1992) und Thüringen (seit 1993). In Sachsen-Anhalt wurde Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität im öffentlichen Dienst bereits 1997 verboten.<ref>[http://www.landtag-mv.de/dokumentenarchiv/drucksachen/2_Wahlperiode/D02-1000/D02-1786.pdf Situation homosexueller Bürger im Land Mecklenburg-Vorpommern] (pdf)</ref><br />
<br />
=== Bundeswehr ===<br />
Homosexuelle sind nicht von der [[Bundeswehr]] ausgeschlossen, weder als Wehrpflichtige noch als Berufssoldaten. Sie stoßen jedoch noch immer auf Zurückhaltung und müssen mancherorts ihre inzwischen verbrieften Rechte gegen Widerstand einfordern. Insgesamt hat&nbsp;– nicht zuletzt durch den zunehmenden Anteil von Soldatinnen&nbsp;– die Bundeswehr ihr Bewusstsein für Sexualität weiterentwickeln müssen.<br />
<br />
Bis 2000 war es Homosexuellen nicht möglich, einen [[Offizier]]srang zu erlangen. Bei Bekanntwerden ihrer homosexuellen Orientierung konnten Wehrdienstleistende zwangsversetzt werden.<br />
<br />
1984 erregte die [[Kießling-Affäre]] Aufsehen in der Bundesrepublik. Der General der Bundeswehr [[Günter Kießling]] wurde 1983 der Homosexualität bezichtigt, woraufhin er vorzeitig pensioniert wurde. Da sich die Behauptungen jedoch nicht belegen ließen, wurde er kurzfristig wieder rehabilitiert und mit dem „Großen Zapfenstreich“ in den ehrenhaften Ruhestand versetzt. Zum Jubiläum der Bundeswehr 1985 war Kießling als einziger Vier-Sterne-General nicht eingeladen.<ref>[http://www.wdr.de/themen/kultur/stichtag/2004/01/20.jhtml (K)ein homosexueller Vier-Sterne-General?] wdr.de</ref><br />
<br />
Als bekanntester Fall gilt der des [[Oberleutnant]] [[Winfried Stecher]], welcher als Bundeswehroffizier aufgrund seiner Homosexualität auf einen Dienstposten versetzt wurde, auf welchem er nicht mehr mit der Führung und Ausbildung von unterstellten Soldaten betraut war und daraufhin vor dem Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde einlegte.<br />
Der damalige Verteidigungsminister [[Rudolf Scharping]] unterstützte die Versetzung und rechtfertigte dies mit den Worten<ref>[http://www.zeit.de/1999/18/199918.er_war_der_held_.xml Helden wie wir] zeit.de</ref>:<br />
<br />
: ''„Homosexualität begründet erhebliche Zweifel an der Eignung und schließt eine Verwendung in solchen Funktionen aus, die an Führung, Erziehung und Ausbildung von Soldaten gebunden ist […]“''<br />
<br />
Dabei berief er sich auf den Beschluss des Bundesverwaltungsgericht vom 18. November 1997 – 1 WB 48/97, in dem es lautete:<br />
<br />
: ''„Es ist rechtlich nicht zu beanstanden, dass homosexuelle Soldaten nicht als Ausbilder in der Truppe verwendet werden.“''<ref>[http://bb.verdi.de/frauen_gruppen_projekte/lesben_schwule_bisexuelle_und_transgender_regenbogen/report/report_nr._08/oetv-report_nr.08_seite_8_der_schwule_bundeswehrsoldat_winfried_stecher_..../defaultView/before_view_hook?skin=verdiprint& Winfried Stecher in einem offenen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder]</ref><ref>[http://home.nikocity.de/winfriedstecher/Auswahl/Klage/Stellungnahmen/Bundesregierung/Debatte_Bundestag/body_debatte_bundestag.html#BeginnBMVg Auszug aus dem Protokoll der 95. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 23. März 2000]</ref><br />
<br />
Scharping zog seine diskriminierende Politik aufgrund des Drucks der Koalition und zahlreicher Klagen jedoch kurz darauf zurück, woraufhin es seit August 2000 bei der Bundeswehr nicht mehr möglich ist, Dienstleistende aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu benachteiligen.<br />
<br />
Diese neue, liberalere Lage fand ihren ersten Ausdruck Ende 2000 in der Änderung der "Führungshilfe für Vorgesetzte", Bd.2.,A,III,7. Schon hier wird verlangt, dass militärische Vorgesetzte im Blick auf sexuelle Minderheiten („Toleranz gegenüber anderen nicht strafbewehrten sexuellen Orientierungen“<ref>[http://www.lsvd.de/bund/recht/bwsex02.html Kapitel 2 (f) "Toleranz"]</ref>, also einschließlich transsexueller Soldaten/innen) aktiv „jeder Diskriminierung energisch entgegentreten“ <ref>[http://www.lsvd.de/bund/recht/bwsex02.html Kapitel 3c "Durchsetzen", 2. Absatz]</ref> müssen.<br />
<br />
Auch mit dem im Rechtsrang höher stehenden „Sexualerlass“ zur Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 14/3 Anlage B 173 ist eine Diskriminierung verboten worden. Mit der letzten Änderung im Juli 2004 ist nach jahrzehntelanger Ächtung homosexueller Vorgesetzter, die unter Billigung höchstrichterlicher Rechtsprechung mit Versetzungen und sogar Entlassungen rechnen mussten, ein liberalerer Umgang mit der Sexualität gewählt worden. Künftig sind grundsätzlich alle Beziehungsformen in den Privatbereich verwiesen.<ref>„Die Intimsphäre von Soldatinnen und Soldaten ist als Teil ihres Persönlichkeitsrechts einer Einflussnahme durch den Dienstherren grundsätzlich entzogen.“ [http://www.typo3.lsvd.de/422.0.html (Kapitel I)]</ref> Homosexuelle Beziehungen können außer Dienst auch innerhalb militärischer Anlagen gepflegt werden, auch spielt der Dienstgrad der Beziehungspartner keine Rolle mehr.<ref>„Daher sind außerdienstlich sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Partnerschaften und Betätigungen unter Soldatinnen und Soldaten disziplinarrechtlich regelmäßig ohne Belang.“ [http://www.typo3.lsvd.de/422.0.html (Kapitel III, 1., 1. Absatz)]</ref><br />
<br />
Seit dem Regierungswechsel zur Koalition von Union und SPD im Jahr 2005 hat das unionsgeführte Verteidigungsministerium erneut Schlagzeilen gemacht mit einer Politik der Diskriminierung, als es die Übernachtung von Soldaten auf Dienstreisen in Hotels, die in der Nähe von Schwulenkneipen liegen, missbilligte.<ref>[http://news.gay-web.de/njus/id424 Verteidigungsministerium schützt Soldaten vor Begegnung mit Homosexuellen]</ref><br />
<br />
Ein weiterer Fortschritt wurde durch das Soldatinnen- und Soldaten-Gleichbehandlungsgesetz im Jahr 2006 erreicht, in dem „Benachteiligungen aus Gründen … der sexuellen Identität“<ref>[http://bundesrecht.juris.de/soldgg SoldGG §1 (1)]</ref> verboten sind, aber zusätzlich von diesem Maßstab der Nichtdiskriminierung auch der berufliche Erfolg abhängt, nämlich bei „Begründung, Ausgestaltung und Beendigung eines Dienstverhältnisses und … beruflichen Aufstieg“.<ref>[http://bundesrecht.juris.de/soldgg SoldGG §2 (1) 1.]</ref> Die Einfügung der „sexuellen Identität“ in dieses Gesetz wurde in der Großen Koalition kontrovers diskutiert: CDU/CSU lehnte es zunächst ab, gab dann aber im Rahmen eines Kompromisspaketes dem Wunsch der SPD nach.<br />
<br />
Soldatinnen und Soldaten in eingetragener [[Lebenspartnerschaft]] haben auch eine eigene Personenstandsbezeichnung („ELP“) und sind berechtigt, Trennungsgeld zu erhalten. Im Oktober 2010 verabschiedet die deutsche Bundesregierung einen Gesetzentwurf, der die Gleichstellung von verpartnerten Soldaten in Besoldung und in Versorgung vorsieht.<ref>[http://www.noows.de/homosexuelle-beamte-und-soldaten-sollen-gleichgestellt-werden-22458 Noows:Homosexuelle Beamte und Soldaten sollen gleichgestellt werden]</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/gesetzentwurf-gleiches-geld-fuer-schwule-paare-1.1011315 Süddeutsche:Gleiches Geld für homosexuelle Paare]</ref> Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wurde am 2. Dezember 2010 im Bundestag verabschiedet. [[Familienzuschlag]], [[Beihilfe (Beamtenrecht)|Beihilfe]] und [[Hinterbliebenenversorgung]] werden rückwirkend zum 1. Januar 2009 gewährt.<ref>[http://www.bundestag.de/presse/hib/2010_12/2010_399/02.html Bundestag:Ehebezogene Regelungen sollen auf Lebenspartnerschaften übertragen werden]</ref><br />
<br />
Die Besonderheiten des Lebens in einer Gemeinschaftsunterkunft&nbsp;– verbunden mit einer Einschränkung der Privatsphäre&nbsp;– aber vor allem in Auslandseinsätzen empfinden manche Angehörigen der Bundeswehr jedoch auch weiterhin als Herausforderung. Dies betrifft insbesondere solche Angehörigen, deren engerer Freundeskreis ausschließlich aus Heterosexuellen und ungeouteten Homosexuellen (bzw. vermeintlichen Heterosexuellen) besteht.<br />
<br />
Mittlerweile setzt sich für die Belange homosexueller Menschen in der Bundeswehr auch der Arbeitskreis homosexueller Angehöriger der Bundeswehr ein.<ref>[http://www.ahsab.de/ AHSAB e.V.]</ref><br />
<br />
{{Neutralität}}<br />
=== Parteien und Politiker ===<br />
[[Datei:Klaus-wowereit.jpg|miniatur|Klaus Wowereit auf dem Berliner [[Christopher Street Day]] 2001]]<br />
Gefördert wird die Gleichberechtigung Homosexueller von der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]], der [[Freie Demokratische Partei|FDP]], [[Bündnis 90/Die Grünen]] und der [[Die Linke|Linkspartei]].<br />
<br />
Die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] und [[Christlich-Soziale Union|CSU]] behaupten zwar, homosexuelle Paarbeziehungen als Verbindungen anzuerkennen, in denen Werte gelebt werden, die grundlegend für unsere Gesellschaft sind, stehen aber der Gleichstellung der [[Lebenspartnerschaftsgesetz|Eingetragenen Lebenspartnerschaft]] zur [[Ehe]] aufgrund konservativer Familienpolitik entgegen.<br />
<br />
Diese Gegenwehr der CDU/CSU hat gegenwärtig insbesondere eine Schlechterstellung von Lebenspartnerschaften im Einkommensteuerrecht ([[Ehegattensplitting]], Steuerklassenwahlrecht) und im Adoptionsrecht zur Folge. Jedoch steht mittlerweile im aktuellen Koaltitionsvertrag der schwarz/gelben Regierung, dass das Steuerrecht zu Gunsten homosexueller Partner verändert werden soll. Die Forderung danach existiert schon seit einiger Zeit in der CDU (LSU).<br />
<br />
Die [[Lesben und Schwule in der SPD|Schwusos]] sind der 1978 gegründete Arbeitskreis von sozialdemokratisch orientierten Schwulen und Lesben, die sich in der SPD organisiert haben. Entsprechend existiert bei CDU und CSU die Organisation [[Lesben und Schwule in der Union]]. Bei den Grünen werden Lesben- und Schwulenpolitik in Landes- und Bundesarbeitsgemeinschaften koordiniert, ähnlich wie bei anderen Politikbereichen wie Verkehrs- oder Innen- und Rechtspolitik, als offizielle Parteiorgane.<br />
<br />
Bei Kommunalwahl 1996 erreichte die [[Rosa Liste München]] 1,8 % der Stimmen und einen Sitz im Münchener Stadtrat. Damit war sie europaweit die erste schwul-lesbische Wählergruppe, die in ein Kommunalparlament einzog.<ref>[http://www.thomas-niederbuehl.de/person/pers_vita.html Thomas Niederbühl, Stadtrat der Landeshauptstadt München]</ref> Dort bilden sie zusammen mit den Vertretern der Grünen eine gemeinsame Fraktion.<br />
<br />
Zu den bekanntesten offen schwul lebenden Politikern gehören [[Klaus Wowereit]] (SPD), der Regierende Bürgermeister<br />
von Berlin, der vor allem durch sein öffentliches [[Coming-out]] vor den Wahlen mit den Worten ''„Ich bin schwul und das ist auch gut so“'' Schlagzeilen machte, [[Volker Beck]], Mitglied des Deutschen Bundestags aus Köln, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer und menschenrechtspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion und Mitglied im Parteirat von Bündnis 90/Die Grünen, und [[Guido Westerwelle]], Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Der erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, [[Ole von Beust]] (CDU) leugnete 2003 seine Homosexualität nach einem angeblichen Erpressungsversuch des damaligen zweiten Bürgermeisters [[Ronald Schill]] nicht.<br />
<br />
Grundsätzlich ist die sexuelle Orientierung von Politikern mittlerweile nur noch von geringem öffentlichen Interesse, da Homosexualität überwiegend akzeptiert wird. Sensationsschlagzeilen und ungewollte [[Outing]]s stellen teilweise eine größere Rufschädigung für Journalisten und Presse dar als für die betroffenen Persönlichkeiten.<br />
<br />
=== Entschädigung der Opfer des Nationalsozialismus ===<br />
Homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus waren lange Zeit weitgehend aus dem öffentlichen Gedenken und der Entschädigung von NS-Unrecht ausgegrenzt. Ein Umdenken in der Erinnerungspolitik setzte erst 1985 mit der Rede des Bundespräsidenten [[Richard von Weizsäcker]] zum 40. Jahrestag der Befreiung<ref>[http://www.bundestag.de/geschichte/parlhist/dokumente/dok08.html Weizsäcker Rede zum 8.Mai 1985]</ref> ein, in der erstmals auch die bislang verschwiegenen Verfolgtengruppen in das Gedenken einbezogen wurden. Jedoch erst 2002, unter Rot-Grün, konnte die gesetzliche Rehabilitierung der Opfer des Homosexuellen-Paragraphen 175 aus der NS-Zeit durchgesetzt werden. Kurz zuvor waren die Homosexuellen aus den Regelungen des NS-Unrechtsaufhebungsgesetzes von Union und FDP ausgeschlossen worden.<br />
Die Initiative „Der homosexuellen NS-Opfer gedenken“ und der [[Lesben- und Schwulenverband]] setzten sich daher gemeinsam für ein [[Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen]] ein.<ref>[http://www.lernen-aus-der-geschichte.de/?site=ne_import_de_0000574&lp=de Ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen]</ref><br />
Dessen Umsetzung wurde am 12. Dezember 2003 vom Deutschen Bundestag beschlossen und sorgte bald für einige Kontroversen, da Lesben nicht bei der Umsetzung berücksichtigt wurden.<ref>[http://www.lsvd.de/gedenk-ort/hin-bt03-aussprache-weiss.htm Plenarprotokoll 15/83 Deutscher Bundestag]</ref> Am 27. Mai 2008 erfolgte die Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin. Das [[Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus in Köln]] erinnert seit 1995 an prominenter Stelle im Stadtbild von Köln, am Rheinufer an der Hohenzollernbrücke, hauptsächlich an die damalige Homosexuellenverfolgung. Bereits seit 1994 gibt es in [[Frankfurt am Main]] den [[Frankfurter Engel]] als diesem Thema gewidmetes [[Mahnmal]]. Bis dahin gab es im deutschsprachigen Raum ausschließlich Gedenktafeln.<br />
<br />
== Kirche ==<br />
Während Homosexualität in den meisten politischen und gesellschaftlichen Kreisen akzeptiert wird, grenzen verschiedene christliche Glaubensgemeinschaften bekennende Homosexuelle aus. Begründet wird das mit der Aussage der Bibel, die in konservativer Auslegung homosexuelle Aktivität verbietet. Siehe [[Homosexualität im Alten Testament]] und [[Homosexualität im Neuen Testament]].<br />
<br />
Die meisten römisch-katholischen [[Bistum|Bistümer]] in Deutschland richten sich bezüglich Homosexualität bei Priesteranwärtern nach der Instruktion von 2005 des Vatikans.<ref>[http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/ccatheduc/documents/rc_con_ccatheduc_doc_20051104_istruzione_ge.html Kongregation für das katholische Bildungswesen: Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen Weihen]</ref> Danach sind Kandidaten nicht für das Priesteramt zuzulassen, ''„die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen“''. Kein Grund zum Ausschluss sind vorübergehende homosexuelle Tendenzen. Die deutsche Bischofskonferenz befürwortete diese Instruktion ausdrücklich und erklärte, dass sie der bisherigen Praxis entspräche.<ref>[http://www.dbk.de/aktuell/meldungen/00913/index.html Stellungnahme des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, zur Berichterstattung über die Instruktion der Kongregation für das Katholische Bildungswesen „Über Kriterien zur Berufsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesterseminar und zu den Heiligen Weihen“].</ref><br />
<br />
Im Gegensatz dazu haben homosexuelle Geistliche in der [[Altkatholische Kirche|altkatholischen Kirche]], in der [[Metropolitan Community Church]] und in der [[Evangelische Kirche in Deutschland|Evangelischen Kirche in Deutschland]]<ref>[http://www.ekd.de/EKD-Texte/empfehlungen_gleichgeschlechtliche_partnerschaften_2002.html EKD:Theologische, staatskirchenrechtliche und dienstrechtliche Aspekte zum kirchlichen Umgang mit den rechtlichen Folgen der Eintragung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz]</ref><ref>http://www.ekd.de/EKD-Texte/lebensgemeinschaft_2000.html</ref> keine Sanktionen zu befürchten. Homosexualität ist kein Amtshindernis. Daher steht ihnen eine standesamtlich [[eingetragene Lebenspartnerschaft]] offen.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,562948,00.html Spiegel:Homosexualität kein Amtshindernis]</ref><br />
<br />
== Lesben- und Schwulenbewegung ==<br />
{{Redundanztext|[[Benutzer:Nicor|Nicor]] 01:35, 17. Nov. 2009 (CET)|November 2009|Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung#Bundesrepublik Deutschland|Homosexualität in Deutschland#Lesben- und Schwulenbewegung}}<br />
Im Rahmen der [[Lesben- und Schwulenbewegung]] entwickelten sich in Deutschland zahlreiche Verbände mit dem Ziel die Gleichbehandlung sexueller Minderheiten weiter voranzutreiben. Speziell für die Schwulenbewegung in Köln fungiert das [[Centrum Schwule Geschichte]] als Archiv und Forschungsstätte.<br />
<br />
=== Ziele ===<br />
Auch heute engagieren sich noch zahlreiche Organisationen und Politiker für den weiteren Ausbau der Rechte Homosexueller. Noch immer werden ungleiche Behandlungen gleichgeschlechtlicher Paare gegenüber heterosexuellen Eheleuten kritisiert, die im Steuerrecht, Adoptionsrecht und Beamtenrecht bestehen. Hier weigert sich der Bundesrat seit 2000 Abhilfe zu leisten. Auch die Regierungskoalition vertagt Verbesserungsvorschläge der Opposition, ohne eigene Entwürfe vorzulegen. Ebenfalls befürworten Verbände eine Verbesserung der Antidiskriminierungsmaßnahmen, z.&nbsp;B. ein [[Verbandsklage]]recht statt nur eines Verbandsbeistandsrechts im [[Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz|Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz]] und weitere Verbesserungen im Diskriminierungsschutz, wie sie in anderen europäischen und nordamerikanischen Ländern bestehen.<br />
So existieren auch zahlreiche berufsständische Versorgungswerke, die als nichtstaatliche Organe des öffentlichen Rechts unterschiedliche Regelungen für Hinterbliebenenrenten vorsehen, wenn (wie es bei gleichgeschlechtlichen Paaren immer der Fall ist) keine [[Ehe]] vorliegt, etc. Ebenfalls ein Problem für die Gleichbehandlung ist die vorherrschende Stellung von Kirchen und kirchlichen Trägern in vielen sozialen Berufen als Arbeitgeberinnen, da diese Beschäftigungsverhältnisse über großzügige Ausnahmen im Arbeitsrecht für offen lebende lesbische und schwule Arbeitnehmer nicht geschützt sind. (Die Problematik ist hier schärfer bei der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] anzutreffen.)<br />
<br />
=== Vereine und Organisationen ===<br />
Die [[Homosexuelle Aktion Westberlin]] (HAW) war mit ihrer Gründung am 15. August 1971 die erste Organisation der neueren deutschen Schwulenbewegung. Sie engagiertes sich besonders für die ersatzlose Streichung des §&nbsp;175 StGB. Anlass der Gründung war die Aufführung des Filmes [[Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt]] von [[Rosa von Praunheim]]. Durch den als [[Tuntenstreit]] bezeichneten Konflikt im Jahr 1973, bei dem der Auftritt französischer und italienischer Teilnehmer in Frauenkleidung auf der Abschlussdiskussion des Pfingsttreffens kontrovers diskutiert wurde, spaltete sich die Organisation in einen integrationistischen Flügel aus orthodoxen Marxisten und die radikale Fraktion der Feministen.<br />
1974 folgte der HAW die ebenfalls in [[West-Berlin]] gegründete [[Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft]]. Sie wurde als Gegenpol zur eher links-politisch und sozialistisch orientierten HAW gegründet und ist heute der am längsten bestehende Verein der neuen Schwulenbewegung.<br />
<br />
Die [[Homosexuelle Selbsthilfe]] wurde 1980 gegründet und ist ein nicht gemeinnütziger Verein, der nach den ersten zehn Jahren der politischen Schwulenbewegung in der Nachkriegszeit entstand.<br />
<br />
Seit 1982 besteht der [[Lesbenring]], um Lesben bundesweit zu vertreten und politische Forderungen besser durchsetzen zu können, sowie zur besseren Vernetzung von Lesben, auch außerhalb der Großstädte. Er unterstützt zudem das [[Lesben-Frühlings-Treffen]], welches seit 1974 jährlich stattfindet und das größte und bekannteste Treffen von Lesben in Deutschland darstellt.<br />
<br />
Von dem 1979 in San Francisco gegründeten Internationalen Orden der [[Schwestern der Perpetuellen Indulgenz]] (International Order of The Sisters of Perpetual Indulgence), einer Organisation zur Unterstützung der AIDS-Prävention und der Förderung von HIV- und AIDS-Projekten, entstanden in den 1990er Jahren die Ordenshäuser in Deutschland (Erzmutterhaus Heidelberg 1991, von dort begründet: Berlin 1993, Hamburg 1996 und Köln 1997).<br />
<br />
Zwischen 1986 und 1997 bestand der [[Bundesverband Homosexualität]] als Versuch einer Dachorganisation für Homosexuelle in Westdeutschland.<br />
<br />
Der [[Lesben- und Schwulenverband in Deutschland]] ist mit fast 3.000 Einzelmitgliedern und 70 Mitgliedsorganisationen die größte Bürgerrechts- und Selbsthilfeorganisation von Lesben und Schwulen in Deutschland. Er ist mittlerweile in fast allen Bundesländern vertreten. Außerdem ist der Verband als Nichtregierungsorganisation mit offiziellem Beraterstatus bei den Vereinten Nationen anerkannt. Der Verband wurde am 18. Februar 1990 von ostdeutschen schwulen Bürgerrechtlern wie [[Eduard Stapel]] in Leipzig als „Schwulenverband in der DDR“ (SVD) gegründet. Während dieser Zeit entstand auch Das [[Jugendnetzwerk Lambda]], welches zunächst nur in Berlin und Brandenburg aktiv war und sich heute als bundesweiter Jugendverband für lesbische, schwule, bisexuelle und transgender-Jugendliche versteht.<br />
<br />
=== Spezifische Interessenvertretungen ===<br />
[[Datei:Huk.jpg|miniatur|HUK auf dem [[Christopher Street Day|CSD]] 2006 in Berlin]]<br />
Da offen gelebte Homosexualität auch in Deutschland noch immer in verschiedensten Umfeldern Probleme bereiten kann, existieren heute viele [[Interessenvertretung]]en, besonders in unterschiedlichen beruflichen Sparten.<br />
<br />
==== Auswahl bedeutender Vereine und Organisationen ====<br />
* [[Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen]]: Berufsverband lesbischer Journalistinnen und schwuler Journalisten.<br />
* [[Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche]] (HUK): Selbsthilfegruppe lesbischer Christinnen und schwuler Christen.<br />
* [[Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter]]: Überregionaler Dachverband für Lesben und Schwule in der Polizei.<br />
* [[Völklinger Kreis]]: Berufsverband für schwule Manager, Unternehmer und Freiberufler.<br />
* [[Wirtschaftsweiber]]: Netzwerk lesbischer Fach- und Führungskräfte.<br />
<br />
[[Datei:Karl Heinrich Ulrichs (from Kennedy).jpg|miniatur|100px|[[Karl Heinrich Ulrichs]]]]<br />
[[Datei:Volker beck 20050703.jpg|miniatur|100px|[[Volker Beck]]]]<br />
[[Datei:Dirk bach hella von sinnen 20061130.jpg|miniatur|100px|[[Dirk Bach]] und [[Hella von Sinnen]]]]<br />
[[Datei:Max Spohr-komplett.jpg|miniatur|100px|[[Max Spohr]]]]<br />
<br />
=== Bekannte Aktivisten ===<br />
==== Wissenschaft ====<br />
[[Rolf Gindorf]] ist neben [[Magnus Hirschfeld]], [[Martin Dannecker]] und [[Hans Giese]] einer der bedeutendsten deutschen Sexualwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Homosexualität. Im Jahr 2004 erhielt er die [[Magnus-Hirschfeld-Medaille]] für besondere Verdienste um die Sexualreform. Bekannt wurde er auch durch die von einem Heiratswunsch motivierte Klage, die er mit seinem Lebenspartner Wolfgang Gindorf vor dem Bundesverfassungsgericht einreichte und damit maßgeblich zur Einführung des Lebenspartnerschaftsgesetzes beitrug.<br />
<br />
==== Soziologie ====<br />
[[Rüdiger Lautmann]] war der erste Professor einer deutschen Hochschule, der sich mit der Untersuchung der Diskriminierung Homosexueller in Geschichte und Gegenwart befasste. Er schob damals die Entpathologisierung der Homosexualität in der Wissenschaft entscheidend an, da bis dato Homosexualität auch in der deutschen Soziologie ausschließlich [[Pathologisierung|pathologisiert]] worden war.<br />
<br />
==== Politik ====<br />
Bevor der Begriff ''Homosexualität'' existierte, prägte der Ostfriese [[Karl Heinrich Ulrichs]] die Bezeichnung ''Uranismus''. Er ging von einer natürlichen, nicht krankhaften Veranlagung aus und forderte daher die Straflosigkeit homosexueller Handlungen. Als Vorkämpfer der Homosexuellen-Bewegung trug er dies 1867 erstmals öffentlich vor.<br />
<br />
Politisch besonders engagiert in der [[Lesben- und Schwulenbewegung]] sind heute [[Volker Beck]] und [[Günter Dworek]], die zu den Vorreitern der [[Lesben- und Schwulenpolitik von Bündnis 90/Die Grünen]] zählen. Die Arbeit von [[Konstanze Gerhard]] konzentriert sich besonders auf die Situation von Lesben in der Arbeitswelt. Mehrere Auszeichnungen erhielt der Opernregisseur und Hochschullehrer [[Andreas Meyer-Hanno]] für seine Verdienste um die Schwulenemanzipation, darunter auch das [[Bundesverdienstkreuz]]. [[Hans-Peter Hoogen]] wurde 2005 von dem hessischen Ministerpräsidenten [[Roland Koch]] als erster Schwulenaktivist mit dem [[Hessischer Verdienstorden|Hessischen Verdienstorden am Bande]] ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt auch [[Ernst-Detlef Mücke]] das Verdienstkreuz für seine Verdienste um die Gleichberechtigung und Achtung Homosexueller in Schule und Gesellschaft.<br />
<br />
==== Kunst ====<br />
Zu den bekanntesten in der Lesben- und Schwulenbewegung aktiven Künstlern der Unterhaltungsbranche zählen [[Maren Kroymann]], [[Hella von Sinnen]], [[Georg Uecker]], [[Dirk Bach]] und [[Hape Kerkeling]].<br />
<br />
==== Medien ====<br />
Um 1900 war [[Max Spohr]] der erste und seinerzeit einzige deutsche Buchhändler und Verleger, welcher im nennenswerten Umfang offene Publikationen rund um das Thema Homosexualität veröffentlichte.<br />
Der Filmregisseur [[Rosa von Praunheim]] gilt als wichtiger Vertreter des postmodernen deutschen Films. Er war vor allem mit seinem Dokumentarfilm ''[[Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt]]'' von 1970 Wegbereiter und einer der Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
<br />
== Gesellschaftliche Situation ==<br />
Einer Meinungsumfrage der ''Angus Reid Global Monitor'' im Dezember 2006 zufolge befürworteten 52 % der Deutschen eine europaweite gleichgeschlechtliche Ehe. Das Land befindet sich dadurch in der Europäischen Union an siebter Stelle und liegt über dem Durchschnitt von 44 %.<ref>Europäische Kommission: [http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/eb/eb66/eb66_highlights_de.pdf Eurobarometer, Abschnitt 2.4 Einstellungen zur Homosexualität], Dezember 2006.</ref> Jedoch kommt es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen auf Homosexuelle.<br />
Speziell hierfür wurde in Berlin das Schwule Überfalltelefon eingerichtet, welches von ''Maneo'', einem Zusatzprojekt des Informations- und Beratungsladens [[Mann-O-Meter]], betreut wird. Maneo leistet neben der Hilfe und Beratung für Opfer antischwuler Gewalt unter anderem auch Anti-Gewalt-Trainings in Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei.<ref>[http://www.maneo.de/highres/index.html Maneo – Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin]</ref> Nach einer Meinungsumfrage von [[Emnid]] im September 2007 können sich 79 Prozent einen homosexuellen Bundeskanzler vorstellen.<ref>[http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/23/2385480.xml Zeit:Umfrage: Für 79 Prozent Homosexualität kein Hindernis für Kanzlerwahl]</ref><br />
<br />
== Szene und Kultur ==<br />
[[Datei:Motzstrassenfest2006.jpg|miniatur|Lesbisch-schwules Stadtfest Berlin, 2006]]<br />
In den Großstädten, besonders in [[Berlin]] und [[Köln]], existiert eine umfangreiche Lesben- und Schwulenszene. Vor allem der Berliner Ortsteil [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]] ist für seine hohe Konzentration an Schwulen und einer entsprechenden Infrastruktur rund um die [[Motzstraße]] bekannt und gilt als größtes schwul-lesbische Quartier Berlins.<ref>[http://archiv2.regenbogenfonds.de/php/?content=id125&language=deutsch Regenbogenfonds]</ref> Dort findet mit ca. 350.000 Besuchern auch das jährliche [[Lesbisch-schwules Stadtfest Berlin|Lesbisch-schwule Stadtfest Berlin]] um den [[Nollendorfplatz]] statt. In den 1970er Jahren konzentrierte sich die Szene mehr um die im gleichen [[Kiez]] liegende [[Kulmer Straße]]. Ebenfalls reich an Infrastruktur sind die Berliner Ortsteile [[Berlin-Prenzlauer Berg|Prenzlauer Berg]], [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]] und [[Berlin-Friedrichshain|Friedrichshain]]. In der alternativen Homoszene ist neben dem [[Bauwagenplatz]] [[Schwarzer Kanal]] das seit 1981 bestehende [[Tuntenhaus (Berlin)|Tuntenhaus]] in Berlin sehr bekannt, das ursprünglich aus einer [[Hausbesetzung|Hausbesetzerszene]] hervorging.<br />
<br />
In Köln sind schwerpunktmäßig die Viertel rund um den [[Rudolfplatz]] sowie um den [[Heumarkt (Köln)|Heu-]] bzw. [[Alter Markt (Köln)|Alter Markt]] zu nennen. Die schwul-lesbische Gemeinde Kölns feiert in diesen beiden Zentren in der Woche vor dem [[Christopher Street Day]] (CSD) und im August zwei separate Straßenfeste. Der [[Cologne Pride]] ist nach dem [[Karneval]] inzwischen die größte Veranstaltung in Köln. Im Jahr 2005 wurde Köln als Ausrichterin für die weltweite Lesben- und Schwulen Olympiade, die [[Gay Games|Gay Games 2010]], ausgewählt.<br />
<br />
Im Internet gilt [[GayRomeo]] mit rund 1,2 Millionen (Stand: Januar 2011) weltweit registrierten Profilen (davon rund 362.000 in Deutschland, 26.000 in [[Österreich]] und 35.000 in der [[Schweiz]]) als das größte deutschsprachige, schwule Kontaktportal. Im September 2006 ist der Betrieb des Portals auf die Amsterdamer Firma PlanetRomeo B.V. übergegangen, um strafrechtliche Probleme aufgrund der im Vergleich zu anderen europäischen Ländern strengeren Jugendschutzbestimmungen in Deutschland zu vermeiden.<ref>[http://www.gayromeo.com/aboutme/reason.php Eigenangabe von GayRomeo]</ref> Eine weitere Chatplattform ist der [[Gaychat]].<br />
<br />
Aufgrund der offen gelebten Homosexualität von Peter Plate und politischer Aktivitäten der Band genießen [[Rosenstolz]] sowie die Entertainer [[Hella von Sinnen]] und [[Dirk Bach]] hohe Popularität in der Szene. [[Marianne Rosenberg]] ist seit den 1980er Jahren in der Schwulenbewegung populär und engagiert sich seit vielen Jahren für den Kampf gegen AIDS.<br />
<br />
Zu den größten schwul-lesbischen Sportvereinen in Europa gehören der [[Vorspiel – Sportverein für Schwule und Lesben Berlin|Vorspiel SSL]] in Berlin, der Sport Club Janus e.V. in Köln und der [[Frankfurter Volleyball Verein]] mit Sitz in [[Frankfurt am Main]]. Er wurde 1985 gegründet und umfasst mittlerweile 15 verschiedene Sportarten. Besonderheiten des Vereins sind zum Beispiel die Sportabteilung mit speziellen Angeboten für HIV-Positive und das Synchronschwimmen für Männer. Der Chor [[Die Schrillmänner]] aus [[Karlsruhe]] befasst sich neben dem Gesang auch intensiv mit politischen Anliegen.<br />
<br />
Auch im volkstümlichen Bereich existieren mehrere homosexuelle Vereine. Traditionelles [[Bayern|bayerisches]] [[Schuhplattler|Schuhplatteln]] wird von der [[München]]er Gruppe [[Schwuhplattler]] ausgeübt. Der erste schwule Karnevalsverein nennt sich [[Rosa Funken]] und wurde 1995 in Köln gegründet.<br />
<br />
Einen Einblick in die Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung gibt das [[Schwules Museum|Schwule Museum]] in [[Berlin]].<br />
<br />
== Medien ==<br />
=== Filme ===<br />
Für Filme mit schwul-lesbisch-transgender Hintergrund wird seit 1987 jährlich der [[Teddy Award]] am Vorabend der Verleihung des [[Goldener Bär|Goldenen Bären]] im Rahmen der [[Berlinale]] in Berlin vergeben.<br />
<br />
Zu den erfolgreichsten deutschen Film- und Fernsehproduktionen mit Homosexualität als zentralem Thema zählen die Serien ''[[Berlin Bohème]]'', ''Montagsgeschichten'', ''Montagskinder'', ''Von Mann zu Mann'', sowie die Spielfilme ''[[Sommersturm]]'' und ''[[Der bewegte Mann]]''. Letzterer basiert auf dem Comic des Karikaturisten [[Ralf König]], der schwule Themen einem breiten Mainstream auch über die Grenzen von Deutschland und Mitteleuropa hinaus bekannt gemacht hat.<br />
<br />
In [[Rosa von Praunheim]]s Produktion ''Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt'' wird das damalige Leben vieler Schwuler Anfang der 1970er in der Subkultur mit daraus zu ziehenden Konsequenzen behandelt. Der umstrittene Film wurde zum Auslöser für die Entstehung der modernen Schwulenbewegung im deutschsprachigen Raum.<br />
<br />
In der DDR wurde das Thema Homosexualität erstmals in dem Spielfilm ''[[Coming Out (Film)|Coming Out]]'' aufgegriffen.<br />
<br />
In dem Film ''[[Taxi zum Klo]]'' schildert der Regisseur Frank Ripploh einen Teil seines eigenen Lebens als schwuler Lehrer. Der mit einem Minimalbudget gedrehte Film von 1980, ist in der Szene mittlerweile zum Kultfilm avanciert.<br />
<br />
Bekannt wurden auch Filme mit regionalem Bezug wie der 1993 erschienene Off-Mainstream-Film ''[[Prinz in Hölleland]]'' der sich vor allem durch die authentische Darstellung der alternativen schwulen Subkultur von [[Berlin-Kreuzberg]] zu Anfang der 1990er Jahre auszeichnet, oder die Dokumentation ''[[Ich kenn keinen&nbsp;– Allein unter Heteros]]'' aus dem Jahr 2003 in dem Schwule aus ländlichen Regionen, überwiegend aus [[Baden-Württemberg]], begleitet und deren soziales Umfeld dargestellt werden.<br />
<br />
=== Hörfunk ===<br />
Nach eigenen Angaben ist der seit 2003 existierende private Hörfunksender [[Blu.FM]] aus Berlin die erste schwul-lesbische Radiostation in Deutschland. Als erste lesbisch-schwule Hörfunksendung galt [[Eldoradio (Hörfunksendung)|Eldoradio]], welche ab 1985 ebenfalls aus Berlin sendete.<br />
<br />
=== Fernsehen ===<br />
Seit dem 1. November 2008 steht mit [[TIMM]] ein flächendeckender deutschsprachiger Fernsehsender zur Verfügung, der sein Programm auf homosexuelle Männer ausgerichtet hat.<br />
<br />
=== Printmedien ===<br />
[[Der Eigene]] nannte sich die weltweit erste Zeitschrift mit homosexuellen Themen. Sie wurde von 1896 bis 1932 von dem Berliner [[Adolf Brand]] herausgegeben. Mit dem [[1. StrRG]] und der ersten Reform des [[§&nbsp;175]] (25. Juni 1969) wurde das Erscheinen von homosexuellen Zeitschriften in der Bundesrepublik Deutschland möglich: [[DU&ICH]] ab Oktober 1969 bis heute, ursprünglich geprägt von [[Alexander Ziegler (Schauspieler)|Alexander Ziegler]] sowie [[him (Zeitschrift)|him]] ab April 1970 bis 1981, geprägt von [[Hans Eppendorfer]], und [[DON (Zeitschrift)|DON]] ab Mai 1970 bis 1995, ursprünglich geprägt von ''Jens M. A. Reimer''. Gegenwärtig existieren auch mehrere Gratis-Magazine, u.a. [[Box (Zeitschrift)|Box]], [[Rik (Zeitschrift)|Rik]], [[GAB (Zeitschrift)|GAB]], der [[Hinnerk (Zeitschrift)|Hinnerk]], die [[Nürnberger Schwulenpost]], [[Blu (Zeitschrift)|blu]] oder [[Siegessäule (Zeitschrift)|Siegessäule]]. Die [[L-Mag]] ist gegenwärtig im deutschsprachigen Raum das einzige Kaufmagazin speziell für Lesben.<br />
<br />
Der 1995 gegründete [[Querverlag]] bezeichnet sich selbst als „Deutschlands erster lesbisch-schwuler Buchverlag“. Zudem gehört der seit 1981 bestehende [[Bruno Gmünder Verlag]] zu den führenden Verlagen homosexueller Medien.<br />
<br />
== Christopher Street Day ==<br />
[[Datei:csd stuttgart-2002.jpg|miniatur|CSD in Stuttgart, 2002]]<br />
<br />
Die ersten deutschen [[Christopher Street Day]]s fanden 1979 in Berlin (mit 400 teils vermummten Teilnehmern) und Bremen statt.<ref>[http://magazin.zitty.de/202/magazin_-_csd.html Vermummt, zerstritten, erfolgreich – die Geschichte des Christopher Street Day]</ref> Größere Lesben- und Schwulendemonstrationen gibt es in Deutschland allerdings schon seit 1972 (die erste in der Bundesrepublik Deutschland am 29. April 1972 in Münster<ref>[http://www.kcm-muenster.de/zauberhut/zauberhut0205.shtml KCM, Schwulenzentrum Münster e.V.]</ref>). Mittlerweile wird in nahezu jeder größeren Stadt ein CSD veranstaltet. Mit ca. einer Million Teilnehmern war der Umzug in Köln zum Europride 2002 europaweit der größte. Jedes Jahr kommen in Köln zur Abschlussparade des [[Cologne Pride]] 600.000 bis 700.000 Zuschauer und Teilnehmer zusammen.<ref>[http://www.koeln.de/blogs/edgar/2004/06/30/csd-die-geheimnisse-des-schwulen-koeln/ CSD: Die Geheimnisse des schwulen Köln]</ref> Begleitet werden die Paraden häufig von Prominenten und Politikern wie dem Bundestagspräsidenten [[Wolfgang Thierse]], der ehemaligen Bundesministerin [[Renate Künast]], dem Regierenden Bürgermeister von Berlin [[Klaus Wowereit]], der Frankfurter Oberbürgermeisterin [[Petra Roth]], dem hessischen Ministerpräsidenten [[Roland Koch]] oder der [[Bündnis 90/Die Grünen|Grünen-Vorsitzenden]] [[Claudia Roth]]. Ranghöchster Teilnehmer war im Jahr 2005 der damalige Bundesaußenminister und Vizekanzler [[Joschka Fischer]].<ref>[http://news.gay-web.de/njus/gay-webNews_ID234.pdf Fischer beim CSD Köln] (pdf)</ref> In einigen Städten wird zudem die Schirmherrschaft von lokalen Politikern übernommen.<br />
<br />
Aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung hat sich in [[Berlin-Kreuzberg]] mittlerweile der jährliche [[Transgenialer CSD|Transgeniale CSD]] als politischere Alternative etabliert.<ref>[http://www.stressfaktor.squat.net/2002/csd_01.html Transgenialer CSD Kreuzberg]</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Gesetze zur Homosexualität]]<br />
<br />
== Quellen ==<br />
* [http://www.rosa-winkel-mahnmal.de/ Rosa Winkel Mahnmal in Köln]<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|LGBT in Germany|Homosexualität in Deutschland}}<br />
* [http://www.gay-web.de/ www.gay-web.de] ← [[Gay-web]]<br />
* [http://typo3.lsvd.de/ Lesben- und Schwulenverband in Deutschland]<br />
* [http://old.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik]<br />
* [http://www.schwule-geschichte.de/ Literatur- und Linkportal zur Geschichte der Schwulen]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Homosexualität in Europa}}<br />
<br />
[[Kategorie:Homosexualität in Deutschland| ]]<br />
<br />
[[en:LGBT rights in Germany]]<br />
[[es:Homosexualidad en Alemania]]<br />
[[nl:Homohuwelijk in Duitsland]]<br />
[[pl:Sytuacja prawna i społeczna osób LGBT w Niemczech]]<br />
[[ru:Права ЛГБТ в Германии]]<br />
[[sh:Položaj LGBT osoba u Nemačkoj]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=LGBT_in_Chile&diff=98725324LGBT in Chile2012-01-23T02:41:59Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Chile Gay flag.svg|thumb]]<br />
[[Datei:LocationChile.svg|miniatur|Geografische Lage von [[Chile]]]]<br />
'''Homosexualität in Chile''' war gesellschaftlich in der Vergangenheit tabuisiert, wird hingegen in der Gegenwart in zunehmendem Maße anerkannt.<br />
<br />
== Legalität ==<br />
[[Homosexualität|Homosexuelle Handlungen]] sind in [[Chile]] seit 1998 legal. Das [[Schutzalter]] ist nicht einheitlich. Es liegt bei 18 Jahren bei homosexuellen Handlungen und bei 14 Jahren bei heterosexuellen Handlungen.<ref>Gemma Pritchard: [http://www.pinknews.co.uk/news/articles/2005-5229.html ''Chilean court delivers controversial sodomy conviction''], 21. August 2007 in ''Pinknews''</ref><br />
<br />
== Antidiskriminierungsgesetze ==<br />
Die Einführung von Antidiskriminierungsgesetzen zum Schutz der [[sexuelle Orientierung|sexuellen Orientierung]] wird gegenwärtig parlamentarisch debattiert. Mediales Aufsehen in Chile erregte der [[Diskriminierung]]sfall des chilenischen Richters Daniel Calvo, der nach Bekanntwerden eines Saunaaufenthalts in einer [[Schwule Sauna|Schwulensauna]] als Richter am ''Santiago Court of Appeals'' versetzt wurde.<ref>Reporter ohne Grenzen: [http://www.rsf.org/article.php3?id_article=10266 Annual Report 2004]</ref><br />
<br />
== Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare ==<br />
Staatlicherseits werden gleichgeschlechtliche Paare nicht anerkannt. Die gegenwärtige Regierung hatte angekündigt, sich dieses Themas anzunehmen und bereits 2004 einen Gesetzentwurf angekündigt. Im Zuge dieser politischen [[Regenbogenfamilie|Debatte]] in Chile wurde der Richterin Karen Atala, die Mutter dreier Kinder ist, ihr Sorgerecht von chilenischen Gerichten entzogen.<ref>National Center for Lesbian Rights: [http://www.nclrights.org/site/PageServer?pagename=issue_caseDocket_riffo_v_chile Karen Atala Riffo v. Chile]</ref> ''Karen Atala'' wollte gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin ihre Kinder erziehen, wogegen ihr geschiedener Ehemann geklagt hatte.<ref>Queerday: [http://www.queerday.com/2005/apr/11/chilean_lesbian_karen_atala_riffo_and_her_custody_battle.html ''Chilean lesbian Karen Atala Riffo and her custody battle'']</ref><ref>Queerday: [http://www.queerday.com/2005/may/13/chile_under_fire_by_rights_groups_for_denying_lesbian_karen_atala_custody.html ''Chile under fire by rights groups for denying lesbian Karen Atala custody'']</ref> Gegenwärtig klagt ''Karen Atala'' vor der [[Interamerikanische Kommission für Menschenrechte|Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte]] in [[Washington D. C.]]<ref>New York City Bar: [http://www.nycbar.org/VanceCenter/eNotesandNews/04.14.06_amicus.htm ''Amicus Briefs Argue Against Discrimination in Chile'']</ref> 2011 wird erneut im chilenischen Parlament über die staatliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare debattiert.<ref>Queer: [http://www.queer.de/detail.php?article_id=12553 ''Homo-Ehe in Chile ?''], 6. August 2011</ref><ref>Advocate: [http://www.advocate.com/News/Daily_News/2011/07/11/Chile_Considers_Same_Sex_Civil_Unions/ ''Chile Considers Same-Sex Civil Unions''], 11. Juli 2011</ref> Ein Gesetzentwurf der Regierung zur Einführung einer [[Eingetragene Partnerschaft|Lebenspartnerschaft]] wird im August 2011 im Parlament eingebracht.<ref>Advocate: [http://www.advocate.com/News/Daily_News/2011/08/10/Chiles_President_Backs_Civil_Unions/ ''Chiles President backs civil unions''], 10. August 2011</ref><br />
<br />
== Gesellschaftliche Situation ==<br />
[[Datei:Marcha gay en Santiago de Chile, 2009.jpg|miniatur|[[Pride parade]] in [[Santiago de Chile]], [[2009]]]]<br />
Im Vergleich zu den südamerikanischen Staaten [[Homosexualität in Brasilien|Brasilien]] oder [[Homosexualität in Argentinien|Argentinien]] ist die [[LGBT]] Community in Chile eher klein. Sie findet sich vorwiegend in der chilenischen Hauptstadt [[Santiago de Chile|Santiago]] und in der Hafenstadt [[Valparaíso]]. LGBT-Organisationen wie ''Movimiento de Integración y Liberación Homosexual'' (MOVILH) und ''Movimiento Unificado de Minorías Sexuales'' (MUMS) unterstützen in Chile die Rechte homosexueller Menschen.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Gesetze zur Homosexualität]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|LGBT in Chile|Homosexualität in Chile}}<br />
* [http://www.movilh.org Movimiento de Integración y Liberación Homosexual] (MOVILH)<br />
* [http://www.mums.cl Movimiento Unificado de Minorías Sexuales] (MUMS)<br />
* [http://www.cuds.cl Coordinadora Universitaria por la Diversidad Sexual] (CUDS)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Homosexualität in Amerika}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kultur (Chile)]]<br />
[[Kategorie:Politik (Chile)]]<br />
[[Kategorie:Homosexualität nach Staat|Ch]]<br />
<br />
[[en:LGBT rights in Chile]]<br />
[[es:Homosexualidad en Chile]]<br />
[[pl:Sytuacja prawna i społeczna osób LGBT w Chile]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Homosexualit%C3%A4t_in_S%C3%BCdafrika&diff=98427022Homosexualität in Südafrika2012-01-16T02:27:39Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Bandera gay Sudáfrica.PNG|thumb|250px]]<br />
[[Datei:LocationSouthAfrica.svg|miniatur|[[Südafrika]]]]<br />
'''Homosexualität in Südafrika''' weist eine vielfältige Geschichte in [[Südafrika]] auf, wenn es um die Rechte homosexueller Menschen geht, da traditionelle südafrikanische Sitten, westlicher Imperialismus, [[Apartheid]] und die Menschenrechtsbewegung jeweils ihre verschiedenen Auswirkungen hatten. <br />
<br />
Die Verfassung des demokratischen Südafrikas war die erste Verfassung der Welt, die eine [[Diskriminierung]] aufgrund der [[Sexuelle Ausrichtung|sexuellen Ausrichtung]] verbot. Am 1. Dezember 2006 schrieb das Land Geschichte, indem es als fünftes Land der Welt und erstes Land in Afrika die [[Gleichgeschlechtliche Ehe|Ehe]] für gleichgeschlechtliche Partner öffnete.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Frühe Kolonialzeit ===<br />
[[Sodomie]] war ein Bürgerrechtsvergehen und wurde als Oral- oder Analsex zwischen Männern definiert. Ein Gesetz von 1957 verbot Männern sich in einen Sexualakt einzumischen, an dem mehr als zwei Personen teil hatten.<ref>Arthur S. Leonard: [http://www.sodomylaws.org/world/south_africa/sanews006.htm ''South Africa’s Highest Court Strikes Down Sodomy Law''] auf SodomyLaws.org</ref><br />
<br />
=== Apartheid ===<br />
Die Apartheid-Regierung stand den Rechten homosexueller Menschen feindlich gegenüber. Homosexuelle Handlungen waren (mit bis zu sieben Jahren Haft) strafbar und das Gesetz wurde dazu benutzt, um politische Aktivisten und Schwulenverbände zu schikanieren.<ref>BBC News: [http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/190268.stm ''Gay rights win in South Africa''], 9. Oktober 1998</ref> <br />
<br />
Ungeachtet der Strafbarkeit entstanden einige [[LGBT]]-Organisationen in den späten 1970ern; zu der Zeit als 1976 die regierende "[[Nationale Partei (Südafrika)|National Party]]" die Sodomiegesetze verschärfte. Bis in die späten 1980er Jahren waren LGBT-Organisationen gemäß der "Rassen"-Linie getrennt. Die "Gay Association of South Africa" war eine mehrheitlich weiße politische Organisation, die zunächst eine offizielle Position zur Apartheid vermied. Die Mitgliedschaft der "Rand Gay Organisation" dagegen war anders zusammengesetzt und diese Organisation ging von Beginn an auf Distanz zur Apartheidspolitik.<ref>[http://www.boycottworldpride.org/id13.html Boycottworldpride]</ref><ref>BMJ Journals: [http://bmj.bmjjournals.com/cgi/content/full/329/7480/1415 ''Treatment of homosexuality during apartheid'']</ref><br />
<br />
Von den 1960er bis in die späten 1980er Jahre hinein zwang das südafrikanische Militär weiße Schwule und Lesben dazu, sich unzähligen medizinischen sog. "Heilverfahren" zu unterziehen, teilweise wurden auch Geschlechtsumwandlungen durchgeführt.<ref>Ana Simo: [http://www.thegully.com/essays/africa/000825sexchange.html ''Apartheid Military Forced Gay Troops Into Sex-Change Operations''] auf ''The Gully''</ref> Dieser Umgang mit lesbischen Soldatinnen und schwulen Soldaten wird im Dokumentarfilm ''[[Property of the State]]'' aus dem Jahre 2003 behandelt.<br />
<br />
In einigen Fällen veranlasste der Ausbruch der AIDS-Epidemie in Südafrika LGBT-Personen zum Outing, um sich danach gemeinsam gegen die Ausbreitung der Krankheit zu engagieren und die Versorgung von Menschen mit AIDS sicherzustellen.<br />
<br />
== Antidiskriminierungsgesetze ==<br />
1993 sprach sich der Südafrikanische Nationalkongress für die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen aus. Eine vorläufige Verfassung aus dieser Zeit untersagte die [[Diskriminierung]] aufgrund der sexuellen Ausrichtung. Infolge der Bemühungen von LBGT-Bewegungen und bedingt auch durch die weitere Unterstützung des Afrikanischen Nationalkongresses wurden diese Bestimmungen in die neue Verfassung übernommen und 1996 staatsrechtlich bestätigt. Damit wurde Südafrika weltweit der erste Staat, der in seiner Verfassung ausdrücklich ein Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung festschrieb. <br />
<br />
Im Jahr 1998 verabschiedete das Parlament ein sog. „Beschäftigungs-Gleichheits“-Gesetz. Dieses beschützt Südafrikanerinnen und Südafrikaner vor Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung am Arbeitsplatz.<ref name="ADG1">[http://www.labour.gov.za/act/section_detail.jsp?legislationId=5954&actId=8191&sectionId=8327 Südafrikanisches Arbeitsministerium]</ref> Für Gastronomie und Servicebereich wurde dieses Gesetz im Jahr 2000 noch detaillierter gefasst beziehungsweise ausgeweitet.<ref name="ADG2">[http://www.parliament.gov.za/pls/portal/web_app.utl_output_doc?p_table=acts&p_doc_col=act_doc&p_mime_col=mime_type&p_id=50977 Südafrikanisches Parlament]</ref><br />
<br />
== Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare: Gleichgeschlechtliche Ehe ==<br />
[[Datei:Gay troue.jpg|miniatur|Hochzeit zweier Frauen in [[Langebaan]].]]<br />
Im Dezember 2005 entschied das [[Verfassungsgericht der Republik Südafrika|südafrikanische Verfassungsgericht]], dass es verfassungswidrig sei, Menschen gleichen Geschlechts daran zu hindern, miteinander eine Ehe einzugehen. <br />
<br />
Im November 2006 votierte das südafrikanische Parlament mit 230 zu 41 Stimmen für einen Gesetzentwurf, der einerseits den Zugang zur bürgerlichen [[Gleichgeschlechtliche Ehe|Ehe für gleichgeschlechtliche Paare]] öffnete und andererseits für unverheiratete gleichgeschlechtliche und andersgeschlechtliche Paare das Rechtsinstitut einer [[Eingetragene Partnerschaft|Eingetragenen Partnerschaft]] einführte.<ref name="Nov06">dha.gov.za: [http://www.dha.gov.za/documents/act17.pdf Act 17].</ref> Das entsprechende Gesetz wurde von der südafrikanischen Vizepräsidentin [[Phumzile Mlambo-Ngcuka]] am 30. November 2006 unterzeichnet.<br />
<br />
== Gesellschaftliche Situation ==<br />
[[Datei:Lesbian Angels.jpg|miniatur|[[Gay Pride]] in Südafrika]]<br />
Während Verfassung und Gesetz eine totale Gleichstellung von homosexuellen und heterosexuellen Menschen postulieren, gilt Homosexualität in der öffentlichen Meinung besonders außerhalb der Städte oftmals noch als Tabu. Nach einer Umfrage des [[Pew Research Center]]s sprechen sich 63 Prozent der Südafrikaner ''gegen'' homosexuelle Beziehungen aus und meinen, dass Homosexualität nicht akzeptiert werden solle.<br />
<br />
Der Vorsitzende der rechten National Party stritt 1998 Vorwürfe ab, er habe einen Mann für Sex bezahlt. Dabei erklärte er, dass er ein „Boerseun“ (Bauernsohn oder Burensohn) sei, wodurch er implizierte, dass Homosexualität unter [[Buren|Afrikaanern]] (weißen Südafrikanern) nicht zu finden sei. LGBT-Organisationen forderten vergeblich eine Entschuldigung.<ref>PlanetOut: [http://www.sodomylaws.org/world/south_africa/sanews001.htm ''South African Group Seeks Apology''] auf SodomyLaws.org, 4. Mai 1998</ref> <br />
<br />
Lesbische Frauen aus kleineren Städten werden aufgrund ihrer als kritisch gegenüber männlichen Autorität wahrgenommenen Haltung häufig Opfer von Prügel- oder Vergewaltigungsdelikten.<ref>Reuters: [http://www.sodomylaws.org/world/south_africa/sanews008.htm ''Rape New Weapon Against South African Lesbians''] auf SodomyLaws.org, 28. Juni 2008</ref> Es gibt in Südafrika keine Gesetzgebung gegen sog. "Hassverbrechen" und der Polizei wird nachgesagt, solche Verbrechen zu ignorieren. Menschenrechtakteure glauben, dass [[Sexismus]] und [[Homophobie]] ihre Wurzeln in festgesessenen Frustrationen von männlichen Arbeitslosen und Armen haben.<br />
<br />
Eine 2006 in der Provinz [[KwaZulu-Natal]] durchgeführte Befragung ergab, dass 20 Prozent der schwulen Schüler und 19 Prozent der lesbischen Schülerinnen bereits sexuell missbraucht oder vergewaltigt wurden. Schwarze und Inder – die einen Großteil der Bevölkerung ausmachen – sind gegenüber Weißen weit häufiger davon betroffen. Lesben werden oft mit vorgeblichen Ziel vergewaltigt, sie heterosexuell zu machen. Diese Form der Vergewaltigung wird auch als [[Corrective rape]] bezeichnet. Täter seien zu 2/3 Mitschüler, aber auch Lehrer oder Schulleiter befinden sich darunter. Da die Opfer dem Gesundheitssystem misstrauen suchen sie häufig keinen Arzt auf. Beinahe 20 Prozent der homosexuellen Jugendlichen haben schon einmal versucht, [[Suizid]] zu begehen.<ref>Queer.de: [http://www.queer.de/news_detail.php?article_id=4683 ''Studie: Jeder 5. Schwule missbraucht''], 20. April 2006</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Shaun De Waal, Anthony Manion, Edwin Cameron, Gay and Lesbian Archives of South Africa: ''Pride: protest and celebration'', Jacana Media, 2006, ISBN 1-77009-261-7<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Gesetze zur Homosexualität]]<br />
* [[Gleichstellung (Homosexuelle)]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|LGBT in South Africa|Homosexualität in Südafrika}}<br />
* [http://www.triangle.org.za/ Triangle Project]<br />
* [http://www.constitutionalcourt.org.za/site/gaylesb.htm Constitutional Court's Media Summary of Decision]<br />
* Mail & Guardian: [http://www.mg.co.za/article/2006-10-25-marriage-for-all ''Marriage for all''], 25. Oktober 2006<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Navigationsleiste Homosexualität in Afrika}}<br />
<br />
[[Kategorie:Homosexualität in Südafrika| ]]<br />
[[Kategorie:Politik (Südafrika)]]<br />
[[Kategorie:Recht (Südafrika)]]<br />
<br />
[[el:Δικαιώματα ΛΟΑΤ στη Νότια Αφρική]]<br />
[[en:LGBT rights in South Africa]]<br />
[[es:Derechos LGBT en Sudáfrica]]<br />
[[id:Hak LGBT di Afrika Selatan]]<br />
[[pl:Sytuacja prawna i społeczna osób LGBT w Republice Południowej Afryki]]<br />
[[zh:南非LGBT權益]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Homosexualit%C3%A4t_in_Frankreich&diff=98337017Homosexualität in Frankreich2012-01-14T05:47:23Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Bandera gay Francia.PNG|thumb|250px]]<br />
[[Datei:LocationFrance.svg|miniatur|[[Frankreich]]]]<br />
[[Frankreich]] gilt als liberaler Staat in Europa und in der Welt, wenn es um das Thema [[Homosexualität]] geht. Die [[Trennung von Religion und Staat]] wird in der Bevölkerung und in der Regierung groß geschrieben. Dessen ungeachtet ist die [[Ehe]] noch nicht für homosexuelle Partner zugänglich. Die [[Ziviler Solidaritätspakt|PACS]] in Frankreich sind der traditionellen Ehe aber in den meisten Rechten und Pflichten faktisch gleichgestellt.<br />
<br />
== Legalität == <br />
Homosexualität wurde 1791 legalisiert und 1810 im [[Strafgesetzbuch (Frankreich)|Code pénal impérial]] beibehalten. Das [[Schutzalter]] wurde unter dem [[Vichy-Regime]] auf 21 Jahre für homosexuelle Beziehungen angehoben, während es bei heterosexuellen Beziehungen bei 13 Jahren blieb (1945 auf 15 Jahre angehoben). 1974 wurde das Schutzalter für homosexuelle Beziehungen auf 18 Jahre gesenkt; 1982 wurde es einheitlich auf 15 Jahre festgesetzt.<br />
<br />
== Antidiskriminierungsgesetze ==<br />
Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Identität sind seit 1985 im Arbeits- und Zivilrecht verboten. Homosexuelle Menschen können in der französischen Armee dienen.<br />
<br />
== Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ==<br />
''PACS'' ('''Pa'''cte '''c'''ivil de '''s'''olidarité) ([[Ziviler Solidaritätspakt]]), ein familienrechtliches Institut der [[Eingetragene Partnerschaft|Eingetragenen Partnerschaft]], wurde 1999 von der Regierung [[Lionel Jospin|Jospin]] in Frankreich für gleichgeschlechtliche und verschiedengeschlechtliche unverheiratete Paare gesetzlich zugelassen. Paare, die eine PACS eingehen, erhalten die meisten Rechte und Pflichten einer Ehe. Sie haben aber kein Recht zur [[Adoption]] von Kindern und Zugang zu [[Insemination|künstlicher Befruchtung]]. Mittlerweile entschied das höchste französische Verfassungsgericht, dass die Stiefkindadoption leiblicher Kinder durch gleichgeschlechtliche Paare erlaubt ist. <br />
Des Weiteren war es ihnen innerhalb der ersten drei Jahre des Eingehens einer PACS verwehrt, Anträge auf Steuererklärungsrückerstattungen zu stellen. Mittlerweile ist das Stellen einer Steuererklärungsrückerstattung Paaren einer PACS seit 2005 hingegen sofort nach Eingehen einer PACS erlaubt. <br />
Die Ehe hingegen wurde homosexuellen Paaren in Frankreich bisher gesetzlich nicht geöffnet. 2011 brachte erstmals die oppositionelle [[Parti socialiste (Frankreich)|Parti socialiste]], einen Gesetzentwurf zur [[Gleichgeschlechtliche Ehe|Gleichgeschlechtlichen Ehe]] in die [[Nationalversammlung (Frankreich)|Nationalversammlung]] ein.<ref>[http://www.tetu.com/actualites/france/mariage-des-homos-la-plaisanterie-homophobe-dune-deputee-19493 Tetu: Mariage des homos: la «plaisanterie» homophobe d'une députée]</ref> Der Gesetzentwurf wurde von den Konservativen in der Nationalversammlung im Juni 2011 abgelehnt. <ref> [http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/homo-ehe-frankreich Zeit:Frankreichs Parlament lehnt Homo-Ehe ab] </ref><br />
<br />
Im Ausland geschlossene Partnerschaften werden nur teilweise anerkannt. Eingetragene Partnerschaften aus dem Vereinigten Königreich werden nicht anerkannt, als Lösung wurde vorgeschlagen die englische Partnerschaft aufzulösen und einen PACS zu begründen. [[Homosexualität in den Niederlanden|Gleichgeschlechtliche Ehen aus den Niederlanden]] werden hingegen schon anerkannt.<ref>Phoebe Ferris-Rotman: [http://www.pinknews.co.uk/news/articles/2005-8631.html ''EXCLUSIVE: Man forced to sell flat after French refuse to recognise civil partnership''], pinknews.co.uk, 7. August 2008</ref> Dies erlaubt jedoch keine Doppelstaatsbürgerschaft. Diese ist gegengeschlechtlichen Ehepaaren vorbehalten. So verliert ein Franzose, der einen Niederländer in den [[Niederlande]]n heiratet und die niederländische Staatsbürgerschaft annimmt, automatisch seine französische Staatsbürgerschaft.<ref>taz/dpa: [http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/franzose-verliert-staatsbuergerschaft/?src=TE&cHash=ea46f3de92 ''Homoehe nicht anerkannt – Franzose verliert Staatsbürgerschaft''], taz, 2. Mai 2008</ref><br />
<br />
==Gesellschaftliche Situation== <br />
[[Datei:Association conatct gay pride 2005.JPG|miniatur|Gay Pride 2005]]<br />
Es gibt große Bevölkerungsanteile homosexueller Menschen in verschiedenen Großstädten Frankreichs, insbesondere im Großraum der Hauptstadt [[Paris]].<br />
55 Prozent der Franzosen akzeptierten homosexuelle Paare als ''„an accetable lifestyle“''.<ref>http://www.ambafrance-us.org/atoz/pacs.asp</ref><br />
Eine [[Eurobarometer]]-Umfrage in allen [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union]] vom Dezember 2006 zeigte, dass 62 Prozent der Franzosen eine Eheöffnung unterstützen, während 37 Prozent diese ablehnen.<ref>[http://www.angus-reid.com/admin/collateral/pdfs/polls/EUROBAROMETER_66.pdf Eurobarometer-Umfrage]</ref> 55 Prozent glauben, dass homosexuelle Paare Eltern sein dürfen, während 44 Prozent meinen, dass sie kein Recht zur Adoption haben sollten.<ref>http://www.365gay.com/Newscon06/12/121406france.htm</ref><br />
<br />
Der gegenwärtige (2011) Bürgermeister der Hauptstadt Paris [[Bertrand Delanoë]] ist offen [[schwul]].<br />
<br />
==Siehe auch==<br />
*[[Gesetze zur Homosexualität]]<br />
*[[Gleichstellung (Homosexuelle)]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Frédéric Martel]]: ''The Pink and the Black, Homosexuals in France since 1968'', Le Seuil, 1996<br />
* [[Denis M. Provencher]]: ''Queer French: globalization, language, and sexual citizenship in France.'' Ashgate Publishing, 2007, ISBN 0-754-64795-1<br />
<br />
==Weblinks==<br />
{{Commonscat|LGBT in France|Homosexualität in Frankreich}}<br />
* [http://www.wellesley.edu/French/facultyhomepages/gunther/marais.htm ''Le Marais: The Indifferent Ghetto.''] Artikel über das Lesben- und Schwulenviertel, [[Marais|Le Marais]], in Paris.<br />
* [http://www.wellesley.edu/French/facultyhomepages/gunther/queer.htm ''Alors, are we ‚queer‘ yet.''] Artikel über die Herkunft des Wortes ''queer'' in Frankreich.<br />
* [http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-02/1-02taeger-d.htm Polizeiliche Aufzeichnungen über männliche Homosexuelle im Paris des 18. Jahrhunderts]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Homosexualität in Europa}}<br />
[[Kategorie:Homosexualität in Frankreich| ]]<br />
[[Kategorie:Politik (Frankreich)]]<br />
<br />
[[el:Δικαιώματα ΛΟΑΤ στη Γαλλία]]<br />
[[en:LGBT rights in France]]<br />
[[es:Homosexualidad en Francia]]<br />
[[fr:Droits des personnes LGBT en France]]<br />
[[pl:Sytuacja prawna i społeczna osób LGBT we Francji i terytoriach zależnych]]<br />
[[sh:Položaj LGBT osoba u Francuskoj]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Homosexualit%C3%A4t_in_Frankreich&diff=98337012Homosexualität in Frankreich2012-01-14T05:46:59Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Bandera gay Francia.PNG|thumb|300px]]<br />
[[Datei:LocationFrance.svg|miniatur|[[Frankreich]]]]<br />
[[Frankreich]] gilt als liberaler Staat in Europa und in der Welt, wenn es um das Thema [[Homosexualität]] geht. Die [[Trennung von Religion und Staat]] wird in der Bevölkerung und in der Regierung groß geschrieben. Dessen ungeachtet ist die [[Ehe]] noch nicht für homosexuelle Partner zugänglich. Die [[Ziviler Solidaritätspakt|PACS]] in Frankreich sind der traditionellen Ehe aber in den meisten Rechten und Pflichten faktisch gleichgestellt.<br />
<br />
== Legalität == <br />
Homosexualität wurde 1791 legalisiert und 1810 im [[Strafgesetzbuch (Frankreich)|Code pénal impérial]] beibehalten. Das [[Schutzalter]] wurde unter dem [[Vichy-Regime]] auf 21 Jahre für homosexuelle Beziehungen angehoben, während es bei heterosexuellen Beziehungen bei 13 Jahren blieb (1945 auf 15 Jahre angehoben). 1974 wurde das Schutzalter für homosexuelle Beziehungen auf 18 Jahre gesenkt; 1982 wurde es einheitlich auf 15 Jahre festgesetzt.<br />
<br />
== Antidiskriminierungsgesetze ==<br />
Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Identität sind seit 1985 im Arbeits- und Zivilrecht verboten. Homosexuelle Menschen können in der französischen Armee dienen.<br />
<br />
== Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ==<br />
''PACS'' ('''Pa'''cte '''c'''ivil de '''s'''olidarité) ([[Ziviler Solidaritätspakt]]), ein familienrechtliches Institut der [[Eingetragene Partnerschaft|Eingetragenen Partnerschaft]], wurde 1999 von der Regierung [[Lionel Jospin|Jospin]] in Frankreich für gleichgeschlechtliche und verschiedengeschlechtliche unverheiratete Paare gesetzlich zugelassen. Paare, die eine PACS eingehen, erhalten die meisten Rechte und Pflichten einer Ehe. Sie haben aber kein Recht zur [[Adoption]] von Kindern und Zugang zu [[Insemination|künstlicher Befruchtung]]. Mittlerweile entschied das höchste französische Verfassungsgericht, dass die Stiefkindadoption leiblicher Kinder durch gleichgeschlechtliche Paare erlaubt ist. <br />
Des Weiteren war es ihnen innerhalb der ersten drei Jahre des Eingehens einer PACS verwehrt, Anträge auf Steuererklärungsrückerstattungen zu stellen. Mittlerweile ist das Stellen einer Steuererklärungsrückerstattung Paaren einer PACS seit 2005 hingegen sofort nach Eingehen einer PACS erlaubt. <br />
Die Ehe hingegen wurde homosexuellen Paaren in Frankreich bisher gesetzlich nicht geöffnet. 2011 brachte erstmals die oppositionelle [[Parti socialiste (Frankreich)|Parti socialiste]], einen Gesetzentwurf zur [[Gleichgeschlechtliche Ehe|Gleichgeschlechtlichen Ehe]] in die [[Nationalversammlung (Frankreich)|Nationalversammlung]] ein.<ref>[http://www.tetu.com/actualites/france/mariage-des-homos-la-plaisanterie-homophobe-dune-deputee-19493 Tetu: Mariage des homos: la «plaisanterie» homophobe d'une députée]</ref> Der Gesetzentwurf wurde von den Konservativen in der Nationalversammlung im Juni 2011 abgelehnt. <ref> [http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/homo-ehe-frankreich Zeit:Frankreichs Parlament lehnt Homo-Ehe ab] </ref><br />
<br />
Im Ausland geschlossene Partnerschaften werden nur teilweise anerkannt. Eingetragene Partnerschaften aus dem Vereinigten Königreich werden nicht anerkannt, als Lösung wurde vorgeschlagen die englische Partnerschaft aufzulösen und einen PACS zu begründen. [[Homosexualität in den Niederlanden|Gleichgeschlechtliche Ehen aus den Niederlanden]] werden hingegen schon anerkannt.<ref>Phoebe Ferris-Rotman: [http://www.pinknews.co.uk/news/articles/2005-8631.html ''EXCLUSIVE: Man forced to sell flat after French refuse to recognise civil partnership''], pinknews.co.uk, 7. August 2008</ref> Dies erlaubt jedoch keine Doppelstaatsbürgerschaft. Diese ist gegengeschlechtlichen Ehepaaren vorbehalten. So verliert ein Franzose, der einen Niederländer in den [[Niederlande]]n heiratet und die niederländische Staatsbürgerschaft annimmt, automatisch seine französische Staatsbürgerschaft.<ref>taz/dpa: [http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/franzose-verliert-staatsbuergerschaft/?src=TE&cHash=ea46f3de92 ''Homoehe nicht anerkannt – Franzose verliert Staatsbürgerschaft''], taz, 2. Mai 2008</ref><br />
<br />
==Gesellschaftliche Situation== <br />
[[Datei:Association conatct gay pride 2005.JPG|miniatur|Gay Pride 2005]]<br />
Es gibt große Bevölkerungsanteile homosexueller Menschen in verschiedenen Großstädten Frankreichs, insbesondere im Großraum der Hauptstadt [[Paris]].<br />
55 Prozent der Franzosen akzeptierten homosexuelle Paare als ''„an accetable lifestyle“''.<ref>http://www.ambafrance-us.org/atoz/pacs.asp</ref><br />
Eine [[Eurobarometer]]-Umfrage in allen [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union]] vom Dezember 2006 zeigte, dass 62 Prozent der Franzosen eine Eheöffnung unterstützen, während 37 Prozent diese ablehnen.<ref>[http://www.angus-reid.com/admin/collateral/pdfs/polls/EUROBAROMETER_66.pdf Eurobarometer-Umfrage]</ref> 55 Prozent glauben, dass homosexuelle Paare Eltern sein dürfen, während 44 Prozent meinen, dass sie kein Recht zur Adoption haben sollten.<ref>http://www.365gay.com/Newscon06/12/121406france.htm</ref><br />
<br />
Der gegenwärtige (2011) Bürgermeister der Hauptstadt Paris [[Bertrand Delanoë]] ist offen [[schwul]].<br />
<br />
==Siehe auch==<br />
*[[Gesetze zur Homosexualität]]<br />
*[[Gleichstellung (Homosexuelle)]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Frédéric Martel]]: ''The Pink and the Black, Homosexuals in France since 1968'', Le Seuil, 1996<br />
* [[Denis M. Provencher]]: ''Queer French: globalization, language, and sexual citizenship in France.'' Ashgate Publishing, 2007, ISBN 0-754-64795-1<br />
<br />
==Weblinks==<br />
{{Commonscat|LGBT in France|Homosexualität in Frankreich}}<br />
* [http://www.wellesley.edu/French/facultyhomepages/gunther/marais.htm ''Le Marais: The Indifferent Ghetto.''] Artikel über das Lesben- und Schwulenviertel, [[Marais|Le Marais]], in Paris.<br />
* [http://www.wellesley.edu/French/facultyhomepages/gunther/queer.htm ''Alors, are we ‚queer‘ yet.''] Artikel über die Herkunft des Wortes ''queer'' in Frankreich.<br />
* [http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-02/1-02taeger-d.htm Polizeiliche Aufzeichnungen über männliche Homosexuelle im Paris des 18. Jahrhunderts]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Homosexualität in Europa}}<br />
[[Kategorie:Homosexualität in Frankreich| ]]<br />
[[Kategorie:Politik (Frankreich)]]<br />
<br />
[[el:Δικαιώματα ΛΟΑΤ στη Γαλλία]]<br />
[[en:LGBT rights in France]]<br />
[[es:Homosexualidad en Francia]]<br />
[[fr:Droits des personnes LGBT en France]]<br />
[[pl:Sytuacja prawna i społeczna osób LGBT we Francji i terytoriach zależnych]]<br />
[[sh:Položaj LGBT osoba u Francuskoj]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Homosexualit%C3%A4t_in_der_Schweiz&diff=98336999Diskussion:Homosexualität in der Schweiz2012-01-14T05:44:27Z<p>Fobos92: /* Bild - TF */</p>
<hr />
<div>== Bild - TF ==<br />
<br />
[[Bild:Bandera gay Suiza.PNG|thumb|[[Regenbogenflagge]] Schweiz]]<br />
Hallo. Die Nationalgayfahne (Abbildung nebenstehend) scheint mir eine Wikipedia-Erfindung zu sein. Daher habe ich das Bild entfernt. Bitte vor dem erneuten Einstellen die Verwendung belegen, Fotos von Gay-Pride- bzw. CSD-Aufzügen in Schweizer Orten würden mir genügen. Beste Grüße −[[Benutzer:Sargoth|Sargoth]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Sargoth|¿!]][[Benutzer:Sargoth/Bewertung|±]]</sup> 15:35, 6. Sep. 2008 (CEST)<br />
:[http://www.network.ch/t3/fileadmin/templates/gfx/new_picBar_top.jpg etwas in der Art?]--[[Benutzer:Vinom|Vinom]] 15:48, 6. Sep. 2008 (CEST)<br />
::Äh nee, ich meinte was Reales, kein Online-banner, das ähnlich wirkt und in dem schweizer und pridefahne verwoben werden. Irgendeinen Beleg, dass irgendjemand in der Schweiz diese Fahne verwendet. −[[Benutzer:Sargoth|Sargoth]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Sargoth|¿!]][[Benutzer:Sargoth/Bewertung|±]]</sup> 15:54, 6. Sep. 2008 (CEST)<br />
:::Ähm, also einer der der schweizerischen Schwulenverbände, der seinem Internetauftritt ein ähnliches CI gibt genügt dir nicht? [http://www.network.ch/ www.network.ch]--[[Benutzer:Vinom|Vinom]] 15:58, 6. Sep. 2008 (CEST)<br />
:::Ich sehe da ein Banner, in dem Links die Schweizer Nationalfahne und rechts die Gaypride verwendet werden. Eine Ähnlichkeit mit der Abbildung rechts kann ich nicht erkennen, zudem handelt es sich um das Banner einer Gruppe, nicht die Schweizer Gay-Pride-Fahne ("Regenbogenflagge Schweiz"), wie in der Bildbeschreibung zu lesen. Hier mal zum Vergleich:<br />
<gallery><br />
Bild:Woman with cntfai flag.jpg|Frau im spanischen Bürgerkrieg mit einer echten Fai-CNT-Fahne<br />
Bild:Bandera CNT-FAI.svg|Nachempfundenes SVG, beruhend auf originaler Fahne<br />
</gallery><br />
<br />
== Homosexuelle Persönlichkeiten ==<br />
<br />
Mir ist bewusst, dass die Umfrage, welche hier als Quelle angegeben wird, von gay.ch durchgeführt wurde. Aber es wäre doch nur fair, unter diesem Punkt auch ein paar Frauen aufzuführen. Die lesbischen "Promis" muss es ja auch geben.. (Ansonsten wäre vielleicht ein Abschnitt angebracht, wieso diese aus dem Fokus geraten.) --[[Benutzer:Rachel Messupy|Rachel Messupy]] 01:23, 31. Mär. 2008 (CEST)<br />
:Wahrscheinlich die allgemeine weltweite "lesbische Unsichtbarkeit". Die besteht aus verschiedenen Faktoren. u.a. Andere Wahrnehmung und anderes Verhalten. Werde daran Denken, wen ich über eine gute Quelle stolpere. --[[Benutzer:Fg68at|Franz]] <small>(Fg68at)</small> 04:10, 29. Jun. 2008 (CEST)<br />
<br />
"gay.ch" ist so oder so keine zitierbare Quelle. Es ist möglich, die Sexualität von Prominenten auf Wikipedia zu diskutieren, aber nur dann, wenn eine zitierbare Quelle vorliegt, die deutlich macht, dass die Prominenz der betreffenden Person direkt mit ihrer Sexualität zusammenhängt. Unmotiviertes Gruppieren von Prominenz nach sexueller Orientierung ist dagegen genauso unenzyklopädisch wie eine Liste dunkelhäutiger Mathematiker, eine Liste protestantischer Bierbrauer, oder eine Liste von Fussballspielern mit rechtsbürgerlicher Einstellung. --[[Benutzer:Dbachmann|Dbachmann]] 16:42, 27. Sep. 2010 (CEST)</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Homosexualit%C3%A4t_in_der_Schweiz&diff=98336988Homosexualität in der Schweiz2012-01-14T05:42:01Z<p>Fobos92: /* Lesben- und Schwulenbewegung */</p>
<hr />
<div>[[Datei:LocationSwitzerland.svg|miniatur|[[Schweiz]]]]<br />
<!--schweizbezogen--><br />
Dieser Artikel befasst sich mit der '''gegenwärtigen Situation von [[Schwul|Schwulen]] und [[Lesbisch|Lesben]] in der [[Schweiz]]'''.<br />
<br />
In der Schweiz haben die Rechte des Einzelnen einen traditionell hohen Stellenwert. Gleichzeitig wird Privatheit als hohes Gut angesehen. Im öffentlichen Diskurs der Schweiz wird ein starker Gegensatz zwischen Stadt und Land wahrgenommen.<br />
<br />
Homosexuelle Handlungen sind in der Schweiz seit 1942 legal. Ein höheres Schutzalter (20 Jahre statt 16 bei heterosexuellen Handlungen) wurde mit der Strafrechtsreform von Dezember 1990 aufgehoben. Staatliche Diskriminierung auf Grund sexueller Orientierung ist seit 2000 [[Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft|verfassungsrechtlich]] untersagt. Seit 2007 ist die Registrierung von homosexuellen Paaren möglich ([[Partnerschaftsgesetz]]).<br />
<br />
In den beiden Hauptzentren [[Zürich]] und [[Genf]] besteht ein reichhaltiges Angebot schwuler und lesbischer Subkultur. In den Nebenzentren [[Basel]], [[Bern]], [[Luzern]], [[Lausanne]] und [[St. Gallen]] ist das Angebot übersichtlicher. Ausserhalb dieser Zentren werden Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
{{Hauptartikel|Geschichte der Homosexualität in der Schweiz}}<br />
<br />
Die Geschichte der homosexuellen Emanzipation reicht in der Schweiz zurück auf [[Heinrich Hössli]], der schon 1836 ein Buch über die Männerliebe veröffentlichte. Ab Ende des 19. Jahrhunderts ging die Verfolgung Homosexueller im Umfang und Härte erstmals seit der Helvetik wieder zurück. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts formierte sich eine Bürgerrechtsbewegung von Schwulen und Lesben. 1942 wurden Homosexuelle Handlungen weitgehend entkriminalisiert. Diese erste Bürgerrechtsbewegung inspirierte nach dem Zweiten Weltkrieg ähnliche Bewegungen in vielen weiteren Europäischen Staaten.<br />
<br />
Seit den 1970er Jahren formierte sich eine zweite schwul-lesbische Bürgerrechtsbewegung, die innerhalb von 30 Jahren die beinahe vollständige Abschaffung der Diskriminierung von Schwulen und Lesben erreichte (Gleiches Schutzalter, Registrierte Partnerschaft, Abschaffung von unterschiedlichen Rechtsnormen für homosexuelle und heterosexuelle Angehörige der Armee).<br />
<br />
== Politik ==<br />
[[Datei:Resultate Partnerschaftsgesetz.jpg|miniatur|hochkant=1.25|Abstimmungsverhalten der [[Kanton (Schweiz)|Kantone]] zum [[Partnerschaftsgesetz]]<br />{{Farblegende|#31d78f|Ja (19 Kantone)}}{{Farblegende|#f73d42|Nein (7 Kantone)}}]]<br />
<br />
Die Schweiz ist eine [[halbdirekte Demokratie]], im Gegensatz zu den in Europa vorherrschenden parlamentarischen Republiken und Monarchien. Alle für Schwule und Lesben wichtigen Gesetzesänderungen wurden vom Schweizer Volk in Volksentscheiden gutgeheissen. Zum Teil geschah dies im Fahrwasser von grösseren Gesetzesänderungen, so dass die Rechte der Schwulen und Lesben unterschiedliches Gewicht im öffentlichen Diskurs hatten.<br />
<br />
Die Entkriminalisierung der männlichen Homosexualität brachte die Einführung des Schweizerischen Strafgesetzbuches (nach [[Referendum]] angenommen am 3.&nbsp;Juli 1938 mit 53,5&nbsp;Prozent<ref>Schweizerische Bundeskanzlei: [http://www.admin.ch/ch/d/pore/va/19380703/index.html Volksabstimmung vom 3. Juli 1938]</ref>). Gleiches [[Schutzalter]] für alle kam mit dem neuen Sexualstrafrecht, welches neu Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe stellte.<br />
<br />
Über das [[Partnerschaftsgesetz]] (PartG) wurde nach einem [[Referendum]] am 5.&nbsp;Juni 2005 gesondert abgestimmt und mit 58&nbsp;Prozent<ref>Schweizerische Bundeskanzlei: [http://www.admin.ch/ch/d/pore/va/20050605/index.html Volksabstimmung vom 5. Juni 2005]</ref> angenommen. Die Schweiz ist das erste Land, das die Registrierung von homosexuellen Paaren durch eine Volksabstimmung genehmigt hat.<ref>[http://www.gruene-bundestag.de/cms/presse/dok/70/70822.htm gruene-bundestag.de]: Pressemitteilung NR. 478 der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: ''Nach Referendum in der Schweiz: Union muss Blockade im Bundesrat gegen Gleichstellung der Lebenspartnerschaft im Steuerrecht aufgeben!'', 6. Juni 2005</ref> Die Vorlage wurde in 6&nbsp;½ von 23 Kantonen (bzw. 7 von 26 Kantonen und [[Halbkanton]]en) verworfen. Diese sind die eher ländlich und katholisch geprägten Kantone [[Kanton Appenzell Innerrhoden|Appenzell Innerrhoden]], [[Kanton Jura|Jura]], [[Kanton Schwyz|Schwyz]], [[Kanton Tessin|Tessin]], [[Kanton Thurgau|Thurgau]], [[Kanton Uri|Uri]] und [[Kanton Wallis|Wallis]]. <br />
<br />
Die Schweizer Kantone sind angehalten, ihr Recht bei Ehepartnern und Partnern nach dem PartG anzugleichen. Der [[Kanton Genf]] hat die Steuerfreiheit für Erben auf registrierte Partner ausgeweitet. Die [[Schweizerische Volkspartei|Schweizerische Volkspartei (SVP/UDC)]] hat dagegen mit dem Argument ''«Steuergeschenke an unfruchtbare und wohlhabende Paare»'' das [[Referendum]] ergriffen und ist mit 83&nbsp;Prozent an der Urne gescheitert.<ref>[http://www.queer.de/news_detail.php?article_id=6954 queer:Genf stimmt für Homo-Gesetz]</ref><br />
<br />
=== Politiker ===<br />
In der Schweiz engagierten sich immer wieder Politiker bis hin zu [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesräten]], unabhängig von ihrer Lebensform, für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen.<br />
<br />
[[Claude Janiak]], Ständerat und ehemaliger Nationalratspräsident, engagierte sich in der AIDS-Arbeit,<ref>Präsident der Aids-Hilfe [[Kanton Basel|beider Basel]] 1993–2002</ref> Network<ref>Der NETWORKer: [http://www.network.ch/t3/index.php?id=22 ''Claude Janiak zum Nationalratspräsident gewählt'']</ref> und bei [[Pink Cross]].<br />
<br />
== Recht ==<br />
=== Diskriminierungsschutz ===<br />
Artikel 8 der [[Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft]] verbietet Diskriminierung auf Grund der Lebensform.<ref>Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft: [http://www.admin.ch/ch/d/sr/101/a8.html Artikel 8]</ref><br />
<br />
=== Lebensgemeinschaften (Konkubinat) ===<br />
Ende August 2008 entschied das [[Bundesgericht (Schweiz)|Bundesgericht]], dass wie bei gegengeschlechtlichen Lebensgefährten auch langjährige gleichgeschlechtliche Lebensgefährten ([[Konkubinat]]) Anspruch auf das Freizügigkeitsguthaben aus der Pensionskasse der Verblichenen haben. Eine gemeinsame Wohnung ist nicht notwendig.<ref>sda: [http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/auch_homosexuelle_koennen_pensionskasse_erben_1.823544.html ''Auch Homosexuelle können Pensionskasse erben''], NZZ online, 4. September 2008 (über das Urteil 9C 874/2007 vom 20. August 2008; keine BGE-Publikation)</ref><br />
<br />
=== PartG: Registrierte Partnerschaft ===<br />
Mit dem Inkrafttreten des [[Partnerschaftsgesetz|Partnerschaftsgesetzes (PartG)]] am 1.&nbsp;Januar 2007 können Schwule und Lesben in der Schweiz ihre Partnerschaft registrieren lassen.<ref>Schweizerische Eidgenossenschaft: 211.231 Bundesgesetz über die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare ([http://www.admin.ch/ch/d/sr/211_231/index.html Partnerschaftsgesetz, PartG])</ref> Der [[Kanton Zürich]] kannte eine solche Möglichkeit schon länger.<br />
Im Kanton Zürich war 2007 jede zehnte geschlossene Ehe gleichgeschlechtlich.<ref>gay.ch: ''[http://www.gay.ch/family/zhehe.html „KANTON ZÜRICH: JEDE 10. EHE GLEICHGESCHLECHTLICH“]''. 14. Januar 2008</ref><br />
<br />
=== MStG 12. Absch.: Homosexualität in der Armee ===<br />
<!--keine Funde über den Zeitpunkt der Entkriminalisierung, muss aber wohl um 1992 gewesen sein-->Homosexualität ist im [[Militärstrafgesetz (Schweiz)|Militärstrafgesetz]] nicht mehr erwähnt.<ref>Militärstrafgesetz (MStG): [http://www.admin.ch/ch/d/sr/321_0/index.html#id-1-2-12 zwölfter Abschnitt]</ref><br />
<br />
=== StGB Art. 187: Schutzalter ===<br />
Das allgemeine Schutzalter liegt in der Schweiz bei 16 Jahren. Ebenfalls nicht strafbar sind sexuelle Handlungen, wenn der Altersunterschied der Sexualpartner weniger als drei Jahre beträgt.<ref name="stgb">Schweizerisches Strafgesetzbuch: [http://www.admin.ch/ch/d/sr/311_0/a187.html Artikel 187] (Schutzalter), [http://www.admin.ch/ch/d/sr/311_0/a195.html Artikel 195] (Prostitution), [http://www.admin.ch/ch/d/sr/311_0/a197.html Artikel 197] (Pornographie), [http://www.admin.ch/ch/d/sr/311_0/a231.html Artikel 231] (Barebacking)</ref><br />
<br />
{{Siehe auch|Sexueller Missbrauch von Kindern (Schweiz)}}<br />
<br />
=== StGB Art. 195: Prostitution ===<br />
Keine Unterscheidung zwischen männlicher und weiblicher Prostitution. Prostitution ist erlaubt, Zuhälterei verboten.<ref name="stgb" /><br />
<br />
=== StGB Art. 197: Pornographie ===<br />
Keine Unterscheidung zwischen homosexueller und heterosexueller Pornographie. Konsum, Handel, Einfuhr und Produktion von Pornographie ist Erwachsenen erlaubt. Harte Pornographie und Verbreitung von Pornographie über Radio oder Fernsehen sind verboten. Zu harter Pornographie gehören Darstellungen von Gewalt, Exkrementen, mit Kindern oder Tieren in Zusammenhang mit Sexualität. Die Darstellung von hartem [[Sadomasochismus|S/M]], [[Koprophilie|Scat]], [[Urophilie|Golden Shower]], [[Pädosexualität]] und [[Zoophilie]] sind also verboten.<ref name="stgb" /><br />
<br />
=== StGB Art. 231: Verbreiten menschlicher Krankheiten ===<br />
Vorsätzliches Verbreiten von menschlichen Krankheiten steht unter Strafe.<ref name="stgb" /><br />
<br />
{{Siehe auch|Barebacking}}<br />
<br />
{{Rechtshinweis}}<br />
<br />
== Lesben- und Schwulenbewegung ==<br />
[[Datei:Bandera gay Suiza.PNG|miniatur|Lesben und Schwule in der Schweiz]]<br />
<br />
In den meisten [[Kanton (Schweiz)|Kantonen]] gibt es homosexuelle Arbeitsgruppen, die sich als Vertreter der Schwulen gegenüber Kanton, Medien und Öffentlichkeit verstehen. In vielen Kantonen gibt es schwule Jugendgruppen, die jährlich am 11. Oktober den Nationalen ''Coming Out Tag'' veranstalten. In Zürich und in Kreuzlingen gibt es je einen Verein, der einen ''CSD'' organisiert.<br />
<br />
Daneben existiert ein reiches Vereinsleben für Homosexuelle mit unterschiedlichen Interessen. Studenten finden an den Unis schwul-lesbische Unigruppen, für Ledermänner gibt es die ''[[Loge 70]]'', für Motorradfahrer die ''Gaybiker Zürich'', für Seelsorger ''Adamim'', in vielen Städten gibt es diverse Sportvereine, für Manager und Führungskräfte ''[[Network (Schweiz)|Network]]'', für Soldaten eine Gruppe für Schwule in der Armee, für Bahnangestellte ''PinkRail'' und selbst die Betriebe der Szene sind in einem eigenen Verband ''VEGAS'' organisiert.<br />
<br />
Alle zusammen sind sie unter dem Dach von ''[[Pink Cross|PINK CROSS]], dem nationalen Dachverband der homosexuellen Männer in der Schweiz'', oder in der ''[[LOS (Lesbenorganisationen der Schweiz)]]'' organisiert.<br />
<br />
Pink Cross unterhält ein Sekretariat in der Bundesstadt Bern und versteht sich als [[Lobbyismus|Lobby-Gruppe]] für Homosexuelle. Dies ist offiziell anerkannt und Pink Cross nimmt am Vernehmlassungsverfahren der Schweizerischen Gesetzgebung teil.<br />
<br />
=== Ziele ===<br />
<!--aktuelle Ziele unbekannt: bitte ergänzen--><br />
Die Bürgerrechtsbewegung hat wichtige Etappenziele erreicht: Entkriminalisierung der Homosexualität (1942), Abschaffung der Homosexuellenregister bei der Polizei (ab 1978), gleiches Schutzalter für homo-, hetero- und bisexuelle Kontakte <!--genaues Jahr unbekannt-->, Diskriminierungsverbot in der Bundesverfassung, Gleichbehandlung von Homo-, Hetero- und Bisexuellen in der Armee (alles 1990er-Jahre) und Einführung des Partnerschaftsgesetzes (2007). Das gesellschaftliche Klima ist von links bis weit ins rechtskonservative Lager indifferent bis positiv.<br />
<br />
Das Recht auf Adoption von Kindern wird Homosexuellen in der Schweiz noch vorenthalten.<br />
<br />
== Gesellschaftliche Situation ==<br />
Alle vier Kulturen in der Schweiz gelten allgemein als tolerant. Allerdings konzentriert sich homosexuelles Leben auf die <!--Schweizer Rechtschreibung-->grösseren Städte [[Zürich]], [[Bern]], [[Basel]], [[Genf]], [[Lausanne]] und [[Luzern]], wovon Zürich mit Abstand die grösste Gay-Gemeinschaft beheimatet, gefolgt von der [[Romandie|Westschweizer]] Metropole [[Genf]]. In diesen Zentren wird Homosexualität öffentlich wahrgenommen und akzeptiert.<br />
<br />
=== Evangelikale ===<br />
Opposition gibt es vereinzelt aus evangelikalen Kreisen, die gesellschaftlich kaum Bedeutung haben. Politisch haben diese Gruppen immer wieder versucht, mit Referenden die Gleichstellung von Schwulen und Lesben zu verhindern. Sie sind bisher immer am Schweizer Volk gescheitert. Die Gruppe der Evangelikalen ist nicht homogen, und vereinzelt gibt es dort indifferente oder positive Haltungen gegenüber Homosexualität.<br />
<br />
=== Übergriffe ===<br />
Von Übergriffen gegen Homosexuelle wurde in den 90er Jahren vereinzelt berichtet. Die Polizei bemüht sich vor allem in den <!--Schweizer Rechtschreibung-->grossen Städten um einen verständnisvollen Umgang mit Homosexuellen. In der Polizei-Ausbildung wird auf Homosexualität eingegangen.<br />
<br />
=== Polizei ===<br />
2007 wurde von der Polizei der Schwulen-Club ''Labyrinth'' wegen Drogenfunden geschlossen, was eine Kontroverse um die Motive auslöste. Der Polizei wurde ein unsensibles Vorgehen vorgeworfen. Allerdings konnte diese die Drogenfunde belegen und im Vorfeld der Schliessung gab es Verwarnungen.<br />
<br />
Die Haltung der Polizei hat sich gegenüber den 1970er Jahren erheblich verbessert. Schwulen und Lesben steht eine Laufbahn bei der Polizei offen und diese Möglichkeit wird ergriffen.<br />
<br />
=== Zuwanderer ===<br />
Opposition gegenüber homosexuellen Lebensstilen wird vereinzelt bei Zuwanderern aus anderen Kulturkreisen beobachtet. Übergriffe sind selten und Repressionen dieser Gruppen richten sich am stärksten gegen Mitglieder der eigenen Gruppe. Der Anteil der Nicht-Schweizer an der Schweizer Wohnbevölkerung liegt bei über 20&nbsp;Prozent. Der Anteil der Bewohner aus aussereuropäsichen Kulturkreisen nimmt jedoch seit Mitte der 2000er Jahre zu Gunsten von EU-Bürgern ab.<br />
<br />
=== Homosexuelle Persönlichkeiten ===<br />
Schweizer Persönlichkeiten, die im Zusammenhang mit ihrer Homosexualität für öffentliches Aufsehen gesorgt haben, sind unter anderem:<br />
<br />
* "Ernst & Röbi", Schwulenaktivisten und erstes schwules Paar, das sich nach fast einem halben Jahrhundert Beziehung 2004 im Kanton Zürich<ref>noch vor Einführung des Partnerschaftsgesetzes auf Bundesebene</ref> trauen liess<br />
* [[Patrick Rohr]], Ex-«Quer»-Moderator, sorgte mit seiner Ankündigung seinen Freund heiraten zu wollen für Aufsehen<br />
* [[Thomas Fuchs (Politiker)|Thomas Fuchs]], Kantonsrat aus dem Kanton Bern ([[Schweizerische Volkspartei|SVP]])<br />
* [[Kurt Aeschbacher]], Moderator von «Aeschbacher» beim [[Schweizer Fernsehen]]<br />
<br />
== Szene und Kultur ==<br />
=== Kultur ===<br />
Es gibt drei Filmfestivals mit schwul-lesbischer Ausrichtung: ''Queersicht''<ref name="film">Bern: [http://www.queersicht.ch Queersicht], Luzern: [http://www.pinkpanorama.ch LesBiSchwule Festival PinkPanorama] Zürich: [http://www.pinkapple.ch Pink Apple]</ref> in Bern seit 1995, ''Pink Apple Filmfestival''<ref name="film" /> seit 1998 in [[Frauenfeld]] und seit 2000 auch in Zürich und ''LesBiSchwule Festival PinkPanorama''<ref name="film" /> in Luzern seit 2002.<br />
<br />
{{Siehe auch|Filmfestivals in der Schweiz}}<br />
<br />
Chöre gibt es in Bern ''(Schwubs)'',<ref name="chor">''Schwule Berner Sänger'' [http://www.schwubs.ch Schwubs] Bern, ''Schwuler Männerchor Zürich'' [http://www.schmaz.ch Schmaz] Zürich, [http://home.teleport.ch/fliedertafel/ Fliedertafel] Basel</ref> Zürich ''(Schmaz)''<ref name="chor" /> und Basel ''(Fliedertafel)''<ref name="chor" />. Schmaz organisiert 1993 das ''7. Europäisches SchwuLesbisches Chorfestival'' in Zürich. Am ''Eidgenössischer Chorwettbewerb'' in Crans-Montana 1993 erreicht Schmaz den dritten Platz.<br />
<br />
=== Szene ===<br />
Eine reichhaltiges kulturelles, kommerzielles und politisches Angebot gibt es in Zürich und mit erheblichem Abstand in der westschweizer Metropole Genf.<br />
<br />
Die Schwulenszene von Zürich hat eine Ausstrahlungskraft bis weit nach [[Süddeutschland]], [[Vorarlberg]], [[Norditalien]] und ins [[Elsass]].<br />
<br />
Ein reichhaltiges Vereinsangebot und beschränktes Szeneangebot gibt es in den Städten Basel, Bern, Lausanne, [[St. Gallen]] und Luzern.<br />
<br />
Das Angebot an Bars, Partys, Restaurants, Saunas und anderen Kennenlernorten ist ständigen Änderungen unterworfen. Aktuelle Informationen bieten Zeitschriften und Online-Portale.<ref name="akut" /><ref name="cruiser" /><br />
<br />
== Medien ==<br />
=== Szene-Publikationen ===<br />
{{Belege fehlen}}<br />
<!--eine Auflistung von Internetquellen ist nur dann enzyklopädisch, wenn mithilfe unabhängiger Quellen nachgewiesen wird, dass die genannten websites enzyklopädische Relevanz haben. Wikipedia ist kein Internet-Linkverzeichnis.--><br />
<br />
Die auflagenstärkste Gay-Zeitschrift der Schweiz heisst ''display''.<ref name="display">[http://www.display-magazin.ch/ Online-Ausgabe des display Magazins]</ref> Nach der Fusion der beiden Titel ''Akut Magazin'' und ''Kontakt'' 2008 wird dieser Titel von der Belami Verlag AG herausgegeben und von der ehemaligen Akut-Redaktion produziert. display ist im Abonnement und im Zeitschriftenhandel, sowie in ausgesuchten Gay-Locations gratis erhältlich und zählt über 60'000 Leser. Neben dem Printtitel gibt es display auch als Online-Version.<br />
<br />
Das ''Akut Magazin''<ref name="akut">[http://www.akutmagazin.ch/ Online-Ausgabe des Akut Magazins]</ref> sieht sich in der Tradition von der Kreis<ref>[http://www.der-kreis.ch/kreis_d/kreis_geschichte_d/kreis_nachfolger_d/main_nachfolger_d.htm Nachfolger von der Kreis]</ref>. Diese Sicht ist etwas gewagt, aber zumindest als Mitgliederzeitschrift der SOH ist es Nachfolger des Club 68. Die SOH-Mitgliederzeitschrift hiess von 1968–1971 ''Club 68'', von 1972–1983 ''hey'', von 1984–1995 ''SOH-Info''.<br />
<br />
Vor dem letzten Gesichtslifting hiess ''Akut'' seit 1985 ''anderschume/Kontiki'', später ''a/K''. ''anderschume'' war davor das Organ der HA-Gruppen. Das selbstständige Gratisblatt ''Kontiki'' existierte seit 1979.<br />
<br />
''Akut'' ist die Mitgliederzeitschrift für die HA-Gruppen. Daneben ist es aber auch im Zeitschriftenhandel erhältlich und kann im Abonnement weltweit bezogen werden. Akut Magazin hat eine Auflage von 4.500 Exemplaren und erscheint alle zwei Monate.<br />
<br />
Daneben bestand seit Anfang der 1990er Jahre der cruiser<ref name="cruiser">[http://www.cruiser.ch/ Online-Ausgabe des Cruiser]</ref> in wechselnden Formaten mit monatlichen Erscheinungsrythmus. Er liegt gratis in den Lokalen auf, kann aber auch im Zeitschriftenhandel gekauft werden.<br />
<br />
Einzelne Gruppen geben Mitgliederzeitschriften heraus, die teilweise eher an Fanzines erinnern aber für die Gruppenkommunikation oder von lokaler Bedeutung sind. Es existieren Kontaktanzeigen-Magazine.<br />
<br />
Ebenfalls erhältlich sind Schwulen- und Lesbenzeitschriften aus dem europäischen Ausland.<br />
<br />
um für schwule Männer.<br />
<br />
Als erste Schweizer Online-Plattform wurde 1996 ''www.lesbian.ch'' lanciert. 1997 folgte dann die erste weltweite Online Community für Lesben ''www.shoe.org'', welche ursprünglich als lokale Mailingliste für Zürich angefangen hat. Betrieben werden die beiden Portale von den beiden Schweizer Frauen Sunci Nikolic & Fab Syz.<br />
<br />
Die niederländische Online-Plattform ''[[GayRomeo]]'' erreicht auch in der Schweiz eine gewisse Bedeutung als Kennenlernort für schwule Männer, sowie die Schweizer Gemeinschaft ''www.purplemoon.ch''. ''www.queer.ch'' und ''www.gay.ch'' sind Internet-Portale mit Nachrichten und Konsumentenberichten. ''www.Gaynet.ch'' ist ein Chatfor<br />
<br />
===Präsenz in den Mainstream-Medien===<br />
Die privaten und öffentlichen Radios und die Fernsehstationen der [[SRG SSR idée suisse|SRG]] berichten oft über homosexuelle Inhalte wie z. B. den [[Christopher Street Day]]. Eine Beschwerde der [[Katholische Volkspartei der Schweiz|Katholischen Volkspartei]] des Kantons Thurgau von 1999, dass einzelne Ostschweizer Zeitungen die "Homosexuellen-Lobby" unbotmässig unterstütze wurde vom [[Schweizer Presserat|Presserat]] als unbegründet abgewiesen.<ref>[http://www.presserat.ch/12290.htm Nr. 18/99: Berichterstattung über politische Minderheiten (Brühwiler / KVP des Kantons Thurgau c. „St. Galler Tagblatt“ / „Bodensee Tagblatt“) Stellungnahme vom 1. Oktober 1999]</ref><br />
<br />
== Christopher Street Day ==<br />
{{Hauptartikel|Geschichte des CSD in der Schweiz}}<br />
<br />
<br />
Mit dem [[Christopher Street Day]] gedenken Schwule und Lesben in [[Deutschland]] und der Schweiz seit den 70er Jahren dem gewalttätigen Ausschreitungen von Schwulen nach einer Polizeirazzia am 28.&nbsp;Juli 1969 im Stonewall-Inn an der [[Christopher Street]] in New York. Diese Veranstaltungen und Paraden (ursprünglich: Demonstrationen) finden weltweit statt. Obwohl der englische Name es vermuten <!--Artikel mit Schweizer Lemma, darum nicht ließe, sondern:-->liesse, ist in der angelsächsischen Welt der Name ''Gay Pride'' oder einfach ''Pride'' gebräuchlich. Dies setzt sich seit Ende der 1990er Jahre in ganz allmählich Europa durch.<br />
<br />
1975 marschierten Schwule mit einem Transparent an der 1.-Mai-Kundgebung in Basel mit und traten somit an eine breitere Öffentlichkeit um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. 1978 folgte in Zürich der erste Christopher Street Day. 1979 fand die ''Nationale Schwulendemo'' in Bern statt. Basel (1980&nbsp;– ''Gay 80''<ref>Der Name war angelegt an die im Selben Jahr stattfindende Gartenausstellung ''Grün 80''</ref>), Lausanne (1981) und Zürich (1982) folgten. <ref>[http://www.csdzurich.ch/media/nzz260678.pdf "Der weite Weg zur Toleranz", in: Neue Zürcher Zeitung, 26. Juni 1978] ''Artikel zur Nationalen Schwulendemo 1978 in Zürich''</ref> Durch das Aufkommen von [[AIDS]] und der damit verbunden Stigmatisierung von Schwulen fanden nur noch vereinzelte Demonstrationen statt, so in Zürich 1986, in Bern 1987. 1989 fand anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der [[Stonewall]]ausschreitungen ein Christopher Street Day in Zürich statt. Seit dem 25-jährigen Jubiläum 1994 finden CSDs in Zürich wieder jährlich statt.<br />
<br />
<br />
<br />
In den 1990er Jahren wurden die CSDs vermehrt von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und von den Schweizer Medien positiv begleitet. Dadurch wurde die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den Anliegen von Schwulen und Lesben positiv verändert, was letztlich in einer allmählichen Gleichstellung mündete. Dies ist in der Schweiz mit ihrer [[Direkte Demokratie|Direkten Demokratie]] ungleich wichtiger, wie in der Bundesrepublik Deutschland mit ihrer [[Parlamentarische Demokratie|Parlamentarischen Demokratie]].<br />
<br />
Anlässlich des CSDs wird seit 1997 der [[CSD-Stonewall-Award]] verliehen.<br />
<br />
Durch die wachsenden Besucher- und Teilnehmerzahlen des CSDs in Zürich wird dieser für die Stadt zu einem immer wichtiger werdenden Volksfest und zu einer bedeutenden Touristenatraktion. An der Generalversammlung im Herbst 2009 hat sich der Verein CSD Zürich einen neuen Namen gegeben: [[Zurich Pride Festival]]. Nach der [[Europride]] 2009 wird der CSD umgetauft und ist ein mehrtägiges Festival.<br />
<br />
Neben dem CSD in Zürich gab es einen Pride in der Westschweiz mit jährlich wechselndem Austragungsort. Vereinzelt fanden noch weitere CSDs statt, wie in Luzern (Deutschschweizer Austragungsort als Geschenk der Westschweiz zur Abstimmung des Partnerschaftsgesetzes 2005) und Basel (Dreiländer-CSD). Zürich ist die einzige Schweizer Stadt mit einem jährlich stattfindendem CSD. In Kreuzlingen in der Ostschweiz gibt es seit 2009 auch einen jedes zweite Jahr stattfindenden grenzüberschreitenden CSD zusammen mit dem deutschen CSD Konstanz e. V.<br />
<br />
== Coming Out Day ==<br />
Seit Mitte der 1990er Jahre findet jährlich der [[Coming Out Day]] mit diversen öffentlichkeitswirksamen Aktionen statt, der vor allem junge Schwule und Lesben ermutigen soll, ein positives Verhältnis zu ihrer Identität zu entwickeln.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
{{Portal|Homo- und Bisexualität}}<br />
* [[Geschichte der Homosexualität in der Schweiz]]<br />
<br />
== Quellen und Weblinks ==<br />
{{Commonscat|LGBT in Switzerland|Homosexualität in der Schweiz}}<br />
* [http://www.admin.ch/ch/d/sr/31.html#311 Schweizerisches Strafgesetzbuch]<br />
* [http://www.bk.admin.ch/index.html?lang=de Schweizerische Bundeskanzlei]<br />
* [http://www.los.ch/ www.los.ch], ''LOS (Lesbenorganisation der Schweiz)''<br />
* [http://www.pinkcross.ch/ www.pinkcross.ch], ''Pink Cross (Dachverband der Schwulen in der Schweiz)''<br />
* [http://www.network.ch www.network.ch], ''Network'', Schwule Führungskräfte und Unternehmer<br />
* [http://www.display-magazin.ch/ www.display-magazin.ch], ''display Magazin'', (Online-Ausgabe)<br />
* [http://www.cruiser.ch/ www.cruiser.ch], ''Cruiser'', Monatszeitung (Online-Ausgabe)<br />
* [http://www.schwulenarchiv.ch www.schwulenarchiv.ch] ''[[Schwulenarchiv Schweiz]]''<br />
* [http://www.lesbian.ch/ www.lesbian.ch] ''Erstes Schweizer Portal für Lesben''<br />
* [http://www.shoe.org/ www.shoe.org] ''Grösste Schweizer Lesben Social Networking Plattform''<br />
* [http://www.purplemoon.ch/ www.purplemoon.ch] ''Grösste Schweizer LGBT Social Networking Plattform''<br />
* [http://www.zurichpridefestival.ch/ www.zurichpridefestival.ch] ''Zurich Pride Festival''<br />
<br />
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==<br />
<div class="references-small" style="-moz-column-count:2; column-count:2;"><br />
<references /><br />
</div><br />
<br />
{{Navigationsleiste Homosexualität in Europa}}<br />
<br />
[[Kategorie:Homosexualität in der Schweiz| ]]<br />
[[Kategorie:Gesellschaft (Schweiz)|Homosexualitat]]<br />
<br />
[[en:LGBT rights in Switzerland]]<br />
[[es:Homosexualidad en Suiza]]<br />
[[pl:Sytuacja prawna osób LGBT w Szwajcarii]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kastilier&diff=96058555Kastilier2011-11-16T12:25:54Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>'''Kastilier''' (span. ''castellanos'') bezeichnet die Einwohner des historischen Königreiches bzw. der heutigen geographischen Region [[Kastilien]] in Nord- und Zentral[[spanien]].<br />
<br />
Im deutschen Sprachgebrauch werden gelegentlich als ''Kastilier'' oder ''kastilische Spanier'' diejenigen [[Spanien|spanischen]] [[Staatsangehörigkeit|Staatsangehörigen]] bezeichnet, die keine [[Regionalsprache]] ([[Baskische Sprache|Baskisch]], [[Galicische Sprache|Galicisch]] oder [[Katalanische Sprache|Katalanisch]]) sprechen.<ref>So etwa in ''Der [[Fischer Weltalmanach]] 2003,'' Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 2002, Sp. 739; nicht mehr jedoch in ''Der Fischer Weltalmanach 2006,'' Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 2005, Sp. 426.</ref> Dabei wird die auch offiziell verwendete Alternativbezeichnung ''Kastilisch'' (''castellano'') für die [[spanische Sprache]] <ref>Zitat aus der spanischen Verfassung: ''"Art. 3. (1) Kastilisch ist die offizielle Staatssprache. Alle Spanier haben die Pflicht, sie zu kennen, und das Recht, sie zu gebrauchen."'' ([http://www.verfassungen.de/es/verf78-index.htm www.verfassungen.de - Verfassung des Königreiches Spanien])</ref> zur Konstruktion einer Volksgruppe verwendet, obwohl dies in Spanien selbst so nicht üblich ist und das spanische/kastilische Sprachgebiet in Spanien Regionen mit unterschiedlichen regionalen Identitäten umfasst.<br />
<br />
Problematisch an dieser, gelegentlich im deutschen Sprachgebrauch verwendeten, Definition des ''Kastiliers'' ist zum einen die Tatsache, dass dadurch eine empirisch nicht haltbare Aufteilung der Bevölkerung Spaniens in mehrere [[Ethnie]]n postuliert wird, zum anderen, dass die Region [[Kastilien]] nur einen Teil des spanischen Sprachgebietes in Spanien ausmacht.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kastilien]]<br />
<br />
[[ar:إسبان]]<br />
[[arz:اسبان]]<br />
[[av:Испаниял]]<br />
[[az:İspanlar]]<br />
[[be:Іспанцы]]<br />
[[be-x-old:Гішпанцы]]<br />
[[ceb:Espanyol]]<br />
[[cs:Španělé]]<br />
[[da:Spanier]]<br />
[[en:Spanish people]]<br />
[[eo:Hispanoj]]<br />
[[es:Pueblo español]]<br />
[[et:Hispaanlased]]<br />
[[eu:Espainiar]]<br />
[[fi:Espanjalaiset]]<br />
[[hr:Kastiljci]]<br />
[[hu:Spanyolok]]<br />
[[hy:Իսպանացիներ]]<br />
[[it:Spagnoli]]<br />
[[ja:スペイン人]]<br />
[[ka:ესპანელები]]<br />
[[ko:스페인인]]<br />
[[lt:Ispanai]]<br />
[[mk:Шпанци]]<br />
[[nl:Spanjaarden]]<br />
[[nn:Spanjolar]]<br />
[[nv:Dibé diníí dinéʼiʼ]]<br />
[[os:Испайнаг адæм]]<br />
[[pl:Hiszpanie]]<br />
[[pt:Espanhóis]]<br />
[[ru:Испанцы]]<br />
[[sh:Španjolci]]<br />
[[sk:Španieli (etnikum)]]<br />
[[sl:Španci]]<br />
[[sr:Шпанци]]<br />
[[sv:Spanjorer]]<br />
[[tr:İspanyollar]]<br />
[[tt:Испаннар]]<br />
[[uk:Іспанці]]<br />
[[vi:Người Tây Ban Nha]]<br />
[[zh:西班牙人]]<br />
[[zh-min-nan:Se-pan-gâ-lâng]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Westgermanische_Sprachen&diff=95323769Westgermanische Sprachen2011-10-28T22:00:24Z<p>Fobos92: /* Liste der westgermanischen Sprachen */</p>
<hr />
<div>Die '''westgermanischen Sprachen''' sind eine Untergruppe der [[Germanische Sprachen|germanischen Sprachen]], die unter anderem [[Englische Sprache|Englisch]], [[Deutsche Sprache|Deutsch]], [[Niederländische Sprache|Niederländisch]], [[Jiddische Sprache|Jiddisch]], [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]], [[Jenische Sprache|Jenisch]], [[Afrikaans]] und [[Friesische Sprachen|Friesisch]] umfasst. Eine ausführliche Liste der Einzelsprachen findet sich [[#Liste der westgermanischen Sprachen|am Ende dieses Artikels]].<br />
<br />
== Frühe Schriftzeugnisse ==<br />
<br />
Die fragmentarischen schriftlichen Zeugnisse westgermanischer Sprachen setzen ab dem [[6. Jahrhundert]] ein. Aus dieser Zeit stammt beispielsweise die [[Lex Salica]], ein im westlichen Teil des Frankenreiches entstandener lateinischer Text, der einzelne Wörter germanischen Ursprungs enthält, die aus der später ausgestorbenen altfränkischen Sprache stammen. Seit dem 8. Jahrhundert sind erstmalig altenglische Texte belegt, wobei jedoch die bekannteste Quelle des [[Altenglisch]]en, das Heldengedicht ''[[Beowulf]]'', nur in einem Manuskript aus dem 11. Jahrhundert überliefert ist. Ab dem 8. Jahrhundert belegt sind auch Texte in [[Altbairisch]], Altalemannisch und Altoberfränkisch, jenen westgermanischen Varianten, die auch unter dem Begriff [[Althochdeutsch]] zusammengefasst werden. Ab dem 9. Jahrhundert sind auch Texte in [[Altsächsisch]] überliefert, der Vorgängersprache des [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen]], hier insbesondere die ''[[Altsächsische Genesis|Genesis]]'' und der ''[[Heliand]]''. [[Altfriesisch]] ist erst seit dem 13. Jahrhundert durch schriftliche Quellen belegt.<br />
<br />
== Untergliederung ==<br />
=== Traditionelle Einteilung ===<br />
Die früher übliche Gliederung der westgermanischen Sprachen teilte diese in einen [[Anglo-friesische Sprachen|anglo-friesischen]] und einen kontinentalgermanischen Zweig. Die anglo-friesischen Sprachen wurden weiter in anglische Sprachen (mit Englisch als Hauptvertreter) und friesische Sprachen unterteilt. Dem gegenüber standen die [[Kontinental-Westgermanische Dialekte|kontinentalwestgermanischen Sprachen]] mit den [[Hochdeutsche Sprachen|hochdeutschen]] (mit den ober- und mitteldeutschen Dialekten sowie [[Jiddisch]]) und niederdeutschen Sprachen (u.&nbsp;a. [[Niedersächsische Sprache|Niedersächsisch]] und [[Niederländische Sprache|Niederländisch]]).<br />
<br />
Die Abgrenzung des Anglo-Friesischen wurde aufgrund einiger besonderer Lautentwicklungen vorgenommen, wie etwa der Entwicklung des Konsonanten ''k'' vor palatalen Vokalen zu einem [[Frikativ]] (Beispiele: Deutsch ''Käse'', Niederländisch ''kaas'' – Englisch ''cheese'', Friesisch ''tsiis''; Deutsch ''Kirche'', Niederländisch ''kerk'' – Englisch ''church'', Friesisch ''tsjerke'') und durch den Wegfall von [[Nasal (Phonetik)|Nasalen]] vor [[Frikativ]]en unter [[Ersatzdehnung]] (Beispiele: Deutsch ''fünf'' – Englisch ''five''; Deutsch ''Mund'' – Englisch ''mouth''). Viele dieser Merkmale finden sich aber, insbesondere in frühen Sprachstufen, auch in anderen westgermanischen Varietäten, daher wird diese traditionelle Einteilung seit Jahrzehnten von der Mehrheit der Sprachwissenschaftler abgelehnt.<ref name="kufner">Herbert L. Kufner, The grouping and separation of the Germanic languages; in: [[Frans Van Coetsem|Frans van Coetsem]] and Herbert L. Kufner, Toward a Grammar of Proto-Germanic, Tübingen 1972, Max Niemeyer Verlag, {{Falsche ISBN|3-484-45001-X}}, alt. ISBN 3-484-10160-1; S. 94</ref><br />
<br />
=== Das Westgermanische im Rahmen neuerer Einteilung ===<br />
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist neben die traditionelle Einteilung aller germanischen Sprachen in drei (west-, [[Ostgermanisch|ost]]- und [[nordgermanisch]]) eine Einteilung in fünf Untergruppen getreten. Diese Einteilung wurde 1943 von [[Friedrich Maurer (Sprachwissenschaftler)|Friedrich Maurer]] vorgeschlagen und hat seitdem viel Zustimmung gefunden.<br />
Maurer nimmt für die Zeitenwende fünf Sprach- und Kulturgruppen an:<br />
* Nordgermanen in Skandinavien<br />
* [[Nordseegermanische Sprachen|Nordseegermanen]] (Friesen, Angeln, Sachsen)<br />
* [[Rhein-Weser-Germanen|Weser-Rhein-Germanen]] (ein Teil von ihnen ging später in den Sachsen auf; aus den Weser-Rhein-Germanen entstand der Hauptteil der Franken)<br />
* [[Elbgermanen]] (unter anderem: die späteren Langobarden, Baiern und Alemannen)<br />
* Oder-Weichsel-Germanen (früher ''Ostgermanen'' genannt; Goten und andere Völker)<br />
<br />
Die Rolle des Westgermanischen in dieser Einteilung wird von den Sprachwissenschaftlern unterschiedlich bewertet:<br />
teils sind die Sprachen von Nordseegermanen, Weser-Rhein-Germanen und Elbgermanen der Ersatz für das Westgermanische, sodass die Fünfer-Einteilung nur eine Verfeinerung der traditionellen Dreier-Einteilung ist; teils wird das Westgermanische als Spracheinheit abgelehnt, weil die Sprachen dieser drei Gruppen zu uneinheitlich sind.<br />
<br />
Maurer lehnt ebenfalls die Begriffe ''(Ur)deutsch'' und ''Anglo-Friesisch'' ab, solange es sich dabei um alte Einheitssprachen handeln soll. Das Deutsche ist in seinem Modell kein alter Ausgangszustand, sondern das Ende einer Sprachentwicklung; das Deutsche ist also ein Verschmelzungsprodukt aus verschiedenen „westgermanischen“ Quellen. Dies gilt ebenfalls für die Begriffe ''Oberdeutsch'' und ''Niederdeutsch''.<br />
<br />
Das [[Stammbaumtheorie|Stammbaummodell]], das der traditionellen Einteilung zugrunde liegt, lehnen er und andere ab, weil es ihrer Ansicht nach die Zusammenhänge zwischen den germanischen Sprachen nicht genau genug darstellen kann.<br />
<br />
[[Datei:Einteilung der Germanen nach Maurer.de.svg|thumb|left|600px|Germanische Sprachen nach Maurer]]<br />
<br clear=all /><br />
<br />
== Liste der westgermanischen Sprachen ==<br />
[[Datei:Lenguas germánicas.PNG|thumb|250px|Einteilung der germanischen Sprachen bzw. Dialekte<br />
{{Farblegende|#00ffff|West-Skandinavisch}}<br />
{{Farblegende|#0000ff|Ost-Skandinavisch}}<br />
{{Farblegende|#ff0000|Linie zwischen Nord- und Westgermanisch}}<br />
{{Farblegende|#ff8811|Englisch und Scots}}<br />
{{Farblegende|#ffbb77|Friesisch}}<br />
{{Farblegende|#9cff00|Niederländisch}}<br />
{{Farblegende|#38ff00|Niederdeutsch}}<br />
{{Farblegende|#00d200|Mitteldeutsch}}<br />
{{Farblegende|#008000|Oberdeutsch}}<br />
]]<br />
[[Datei:Westgermanische Sprachvarietäten 1990.png|thumb|250px|Die westgermanischen Varietäten auf dialektaler Ebene auf dem europäischen Kontinent]]<br />
Folgende lebende und [[Liste aussterbender und ausgestorbener Sprachen|ausgestorbene Sprachen]] (†) aus der Familie der [[Germanische Sprachen|germanischen Sprachen]] zählen zu den westgermanischen Sprachen:<br />
<br />
* [[Anglo-friesische Sprachen]]<br />
** [[Angelsächsische Sprache|Angelsächsisch]] (Altenglisch) †<br />
** [[Mittelenglische Sprache|Mittelenglisch]] †<br />
** [[Englische Sprache|Modernes Englisch]]<br />
** [[Scots]]<br />
** [[Friesische Sprache|Friesisch]]<br />
* Auf dem Englischen basierende [[Kreolsprache]]n<br />
**[[Jamaikanisch-Kreolische Sprache|Jamaikanisches Patois]]<br />
**[[Pitcairn-Englisch]]<br />
**[[Hawaii-Kreolenglisch]]<br />
**[[Krio]]<br />
**[[Ngatikesisch]]<br />
**[[Torres-Kreol]]<br />
**[[Afro-Seminolisches Kreol]]<br />
**[[Kamtok]]<br />
**[[Tok Pisin]]<br />
**[[Bislama]]<br />
**[[Pijin]]<br />
<br />
* kontinentalwestgermanische Sprachen<br />
** lebende große [[Ausbausprache]]n (Haupt-Amtssprache in mindestens einem Staat)<br />
*** [[Deutsche Sprache|Deutsch]] ([[Hochdeutsche Sprachen|Hochdeutsch]])<br />
*** [[Niederländische Sprache|Niederländisch]]<br />
** lebende kleinere [[Ausbausprache]]n (mit offiziellem Status, jedoch in keinem Staat Hauptamtssprache)<br />
*** [[Afrikaans]] (eine der Amtssprachen in [[Südafrika]], offizielle Minderheitensprache in [[Namibia]])<br />
*** [[Luxemburgische Sprache|Lëtzebuergesch]] (Amtssprache in [[Luxemburg]], neben Französisch und Deutsch)<br />
*** [[Jiddisch]] (offizielle Minderheitensprache in [[Schweden]], [[Moldawien]], Russland/[[Jüdische Autonome Oblast]] und [[Israel]])<br />
** ausgestorbene Varietäten im Frühmittelalter<br />
*** [[Althochdeutsch]] †<br />
**** Altoberfränkisch †<br />
**** Altmittelfränkisch †<br />
**** Altsüdrheinfränkisch †<br />
**** [[Altbairisch]] †<br />
**** Altalemannisch †<br />
*** [[Altniederdeutsche Sprache|Altsächsisch (Altniederdeutsch)]] †<br />
*** [[Altniederfränkisch|Altniederfränkisch (Altniederländisch)]] †<br />
*** Westfränkisch (im Westen des Frankenreichs) †<br />
*** [[Langobardisch]] †<br />
** ausgestorbene Varietäten des Hochmittelalters<br />
*** [[Mittelniederländisch]] †<br />
*** [[Mittelniederdeutsche Sprache|Mittelniederdeutsch]] †<br />
*** [[Mittelhochdeutsch]] †<br />
**** oberdeutsches Mittelhochdeutsch †<br />
***** [[bairisches Mittelhochdeutsch]] †<br />
***** alemannisches Mittelhochdeutsch †<br />
***** ostfränkisches Mittelhochdeutsch †<br />
***** südrheinfränkisches Mittelhochdeutsch †<br />
**** mitteldeutsches Mittelhochdeutsch †<br />
***** westmitteldeutsches Mittelhochdeutsch (Mittelfränkisch, Rheinfränkisch) †<br />
***** ostmitteldeutsches Mittelhochdeutsch (Thüringisch, Obersächsisch*, Schlesisch*, Hochpreussisch*) †<br />
****: (*) ''Diese drei ostmitteldeutschen Regionen werden erst in dieser Epoche kolonisiert und die Regionalvarietäten bilden sich erst in mittelhochdeutscher Zeit''.<br />
** ausgestorbene Varietäten in der frühen Neuzeit<br />
*** [[Frühneuhochdeutsch]] †<br />
*** [[oberdeutsche Schreibsprache]] †<br />
** Beispiele für nicht voll [[Ausbausprache|ausgebaute]] lebende westgermanische Varietäten<br />
*** [[Niederdeutsche Sprache|Plattdeutsch/Niederdeutsch]]<br />
*** [[Alemannische Dialekte|Alemannisch]]<br />
**** [[Schwyzerdütsch]]<br />
**** [[Alemán Coloniero]]<br />
*** [[Bairisch]]<br />
*** [[Westflämisch]]<br />
*** [[Ostflämisch]]<br />
*** [[Brabantisch]]<br />
*** [[Limburgisch]]<br />
*** [[Ripuarisch]]<br />
*** [[Zimbern|Zimbrisch]]<br />
*** [[Pennsylvania Dutch|Pennsilfaanisch Deitsch]]<br />
*** [[Hutterisch]]<br />
*** [[Lothringisch (Fränkisch)|Lothringisch]]<br />
*** [[Jenische Sprache|Jenisch]]<br />
*** [[Siebenbürgisch-Sächsisch]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Maurer, Friedrich: ''Nordgermanen und Alemannen – Studien zur germanischen und frühdeutschen Sprachgeschichte, Stammes- und Volkskunde'' – 3., überarb. und erw. Aufl. – Bern: Francke, 1952. 187 S. (Bibliotheca Germanica, 3); Quelle der Grafik, erste Auflage 1942<br />
* Wiesinger, Peter: ''Schreibung und Aussprache im älteren Frühneuhochdeutschen: zum Verhältnis von Graphem – Phonem – Phon am bairisch-österreichischen Beispiel von Andreas Kurzmann um 1400''. Berlin, New York: de Gruyter, 1996, 265 S. ISBN 3-11-013727-5 (Studia linguistica Germanica, 42); online lesen bei [http://books.google.com/books?id=E8c9QIYV69wC&pg=PA21&vq=bairisch&dq=bairisch+mittelhochdeutsch&hl=de&sig=nVZNyM4AYQgPYydpNazJ_ofv0gg Google Books]<br />
* [[Wolfram Euler|Euler, Wolfram]]: ''Die Herausbildung von Übergangsdialekten und Sprachgrenzen – Überlegungen am Beispiel des Westgermanischen und Nordischen''. Innsbruck: Inst. für Sprachen u. Literaturen d. Univ. Innsbruck, Abt. Sprachwiss., 2002. 57 S. ISBN 3-85124-687-X<br />
* Schmidt, Wilhelm: ''Geschichte der deutschen Sprache, Ein Lehrbuch für das germanistische Studium'', 10. Auflage, S. 489, Stuttgart: S. Hirzel Verlag (2007) ISBN 3-7776-1432-7<br />
* König Werner, ''dtv-Atlas Deutsche Sprache'', 14. Auflage, München: dtv (2004), basierend auf der 1. Auflage von 1978, ISBN 3-423-03025-9<br />
* Sonderegger, Stefan: ''Althochdeutsche Sprache und Literatur – eine Einführung in das älteste Deutsch''; Darstellung und Grammatik. 3., durchges. u. wesentl. erw. Aufl. – Berlin (u.a.): de Gruyter, 2003, 390 S. ISBN 3-11-017288-7<br />
* Niebaum, Hermann: ''Einführung in die Dialektologie des Deutschen'' / Hermann Niebaum; Jürgen Macha. – 2., neubearb. Aufl. – Tübingen: Niemeyer, 2006. – XVII, 256 S.. ISBN 978-3-484-26037-5 (Germanistische Arbeitshefte, 37)<br />
* Weddige, Hilkert: Mittelhochdeutsch – eine Einführung. 6. Aufl. – München: Beck, 2004. – XII, 210 S. ISBN 3-406-45744-4<br />
* Edwards, Cyril: ''The beginnings of German literature – comparative and interdisciplinary approaches to Old High German'' – 1. publ. – Rochester, NY: Camden House, 2002 – XVIII, 197 S. ISBN 1-57113-235-X. – (Studies in German literature, linguistics and culture); <br />→vergleiche dazu auch die kritische Rezension von Christoph Lorey, University of New Brunswick/Kanada: [http://www.humanities.ualberta.ca/seminar/display.cfm?ReviewID=102 Review of Cyril Edwards: The Beginnings of German Literature]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Germanische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Germanische Sprachwissenschaft]]<br />
[[Kategorie:Sprachfamilie]]<br />
<br />
[[af:Wes-Germaanse tale]]<br />
[[am:የምዕራብ-ጀርመናዊ ቋንቋዎች ቤተሠብ]]<br />
[[an:Chermanico occidental]]<br />
[[ang:Ƿest-germanisc]]<br />
[[bar:Westgermanische Sprochn]]<br />
[[bg:Западногермански езици]]<br />
[[bn:পশ্চিম জার্মানীয় ভাষাসমূহ]]<br />
[[ca:Llengües germàniques occidentals]]<br />
[[cs:Západogermánské jazyky]]<br />
[[el:Δυτικές γερμανικές γλώσσες]]<br />
[[en:West Germanic languages]]<br />
[[eo:Okcidentĝermana lingvaro]]<br />
[[es:Lenguas germánicas occidentales]]<br />
[[eu:Mendebaldeko germaniar hizkuntzak]]<br />
[[fa:زبانهای ژرمنی غربی]]<br />
[[fi:Länsigermaaniset kielet]]<br />
[[fr:Langues germaniques occidentales]]<br />
[[frr:Waastgermaans]]<br />
[[fy:Westgermaanske talen]]<br />
[[hr:Zapadnogermanski jezici]]<br />
[[hsb:Zapadogermanske rěče]]<br />
[[hu:Nyugati germán nyelvek]]<br />
[[id:Rumpun bahasa Germanik Barat]]<br />
[[is:Vesturgermönsk tungumál]]<br />
[[it:Lingue germaniche occidentali]]<br />
[[ja:西ゲルマン語群]]<br />
[[ko:서게르만어군]]<br />
[[la:Linguae Germanicae Occidentales]]<br />
[[lt:Vakarų germanų kalbos]]<br />
[[nds:Westgermaansche Spraken]]<br />
[[nds-nl:West-Germoanse toalen]]<br />
[[nl:West-Germaanse talen]]<br />
[[nn:Vestgermanske språk]]<br />
[[no:Vestgermanske språk]]<br />
[[pl:Języki zachodniogermańskie]]<br />
[[pt:Línguas germânicas ocidentais]]<br />
[[ru:Западногерманские языки]]<br />
[[sco:Wast Germanic leids]]<br />
[[sk:Západogermánske jazyky]]<br />
[[stq:Wäästgermaniske Sproaken]]<br />
[[uk:Західногерманські мови]]<br />
[[vls:West-Germoans]]<br />
[[yo:Àwọn èdè Ìwọ̀orùn Jẹ́mánìkì]]<br />
[[zh:西日耳曼語支]]<br />
[[zh-min-nan:Sai German gí-giân]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spanischsprachige_Wikipedia&diff=95283636Spanischsprachige Wikipedia2011-10-27T19:57:13Z<p>Fobos92: /* Mitarbeiter */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Website<br />
| Name = <br />
| Logo = [[Datei:Wikipedia-logo-v2-es.svg|150px]]<br />
| url = [http://es.wikipedia.org es.wikipedia.org]<br />
| Slogan = La enciclopedia libre<br />
| Kommerziell = Nein<br />
| Beschreibung = Internet-Enzyklopädie<br />
| Sprachen = [[Spanische Sprache|Spanisch / Kastilisch]]<br />
| Registrierung = optional<br />
| Mitglieder = <br />
| Eigentümer = [[Wikimedia Foundation]]<br />
| Urheber = Alle Mitarbeiter<br />
| Erschienen = März 2001<br />
| Jahreseinnahmen = <br />
| Artikel = <br />
| Status = Aktiv<br />
}}<br />
'''Die spanischsprachige Wikipedia''' ist die Ausgabe der [[Wikipedia]] in [[spanische Sprache|spanischer Sprache]]. Sie wurde im Mai 2001 als Erweiterung des vielsprachigen Projekts ins Leben gerufen. Am 25. Januar 2011 zählte sie 707.990 Artikel und 121.107 Kategorien, und hatte 1.709.368 Nutzer, davon 14.322 Aktive. Seit 22. März 2011 ist sie nach Überholung der japanischsprachigen Wikipedia die sechstgrößte Sprachversion der Wikipedia.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Alles begann am 16. März 2001, als [[Jimmy Wales]] seine Absicht bekannt gab, Wikipedia durch die Schaffung eigener Versionen in verschiedenen Sprachen zu internationalisieren.<ref>[http://mail.wikipedia.org/pipermail/wikipedia-l/2001-March/017681.html Nachricht in der Mailingliste von Wikipedia: Alternative language wikipedias (Englisch)]</ref><br />
<br />
Fast zwei Monate später, am 11. Mai 2001 öffneten die Programmierer Jason Richey und Toan Vo neue "wikis" um die verschiedenen Sprachvarianten ins Leben zu rufen, unter ihnen auch die spanische.<ref>[http://lists.wikimedia.org/pipermail/wikipedia-l/2001-May/000116.html Wikipedia-l; new language wikis], Nachricht von Jason Richey (11. Mai 2001)</ref> Unter den ersten Artikel der jungen Wikipedia finden sich "''Países del mundo''" vom 21. Mai 2001, 21:19 <ref>[http://es.wikipedia.org/w/index.php?title=Pa%C3%ADses_del_mundo&oldid=4477 ''"Países del mundo"'']</ref>, außerdem ''Ayuda:Cómo empezar una página'', erstellt einen Tag später und „Informática“ vom 25. Mai. Am Ende des Jahres belief sich die Anzahl der Artikel bereits auf 220,<ref>[[:en:Wikipedia:Multilingual ranking December 2001]]</ref> darunter ''"Física de partículas“'', ''"Don Quijote de la Mancha"'', ''„Materia"'' und ''"Wiki"''. <br />
<br />
Einige Monate darauf, im Februar 2002 kam es wegen des später verworfenen Vorschlags, Wikipedia durch Werbung zu finanzieren zu einer Missstimmigkeit bei einem Großteil der Bearbeiter dieser Version. Viele von ihnen verließen das Projekt, um eine [[Abspaltung (Softwareentwicklung)|Abspaltung]], genannt [[Enciclopedia Libre]] zu begründen. Wahrscheinlich spielte dieser Vorfall ein Rolle dabei, dass in der Folge Vorschläge zur Finanzierung der Wikipedia mit der Hilfe von Werbung schnell und energisch verworfen worden sind. Allerdings hat Jimmy Wales nach eigener Aussage diese Idee nicht vollständig verworfen.<ref>[http://business.timesonline.co.uk/tol/business/industry_sectors/media/article783408.ece Wikipedia chief considers taking ads] By Rhys Blakely, Times Online December 30, 2005; [http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Advertisements Jimmy Wales on Advertisements in 2008]; [http://www.youtube.com/watch?v=257swlMMxmA TIME Magazine: 10 Questions for Jimmy Wales] am 14. Januar 2011</ref><br />
<br />
In der Zeit nach ihrer Spaltung war die Aktivität in der spanischsprachigen Wikipedia sehr begrenzt. Im Oktober 2002 nach der Aktualisierung auf "Phase III" der [[Software]], die später unter dem Namen [[MediaWiki]] bekannt werden sollte, stieg die Zahl der Nutzer allerdings wieder an. Im März 2006 hatte sich die spanischsprachige Wikipedia dann zur mit Abstand aktiveren der beiden Konkurrenzprojekte entwickelt. Aktuell arbeiten viele Autoren in beiden Enzyklopädien mit, wobei nicht wenige Artikel auch von der Wikipedia in die [[Enciclopedia Libre]] und umgekehrt übertragen werden, was auf Grund der kompatiblen Lizenzen kein Problem darstellt.<br />
<br />
Im November 2003 fiel bei einer Abstimmung, bei der auch Bezeichnungen wie "Librepedia", "Huiquipedia" und "Ñiquipedia» diskutiert wurden die Entscheidung, den offiziellen Namen der spanischsprachigen Version "Wikipedia" beizubehalten Diese Abstimmung sah als Neuigkeit auch die erste Edition (von insgesamt 13 bis Mai 2008) von J. Wales in der spanischsprachigen Wikipedia, wobei er sich für den Namen "Wikipedia" aussprach.<br />
<br />
== Meilensteine ==<br />
[[Datei:WP_countries_and_versions_Europe.png|miniatur|300px|72.4% der Wikipediaabfragen in Spanien richten sich an die spanischsprachige Wikipedia (in rosa). Abgerufene Sprachversionen der Wikipedia in europäischen Ländern, September 2009 - Juli 2010<ref>[http://stats.wikimedia.org/wikimedia/squids/SquidReportPageViewsPerCountryBreakdown.htm Wikimedia Traffic Analysis Report - Wikipedia Page Views Per Country] This analysis is based on a 1:1000 sampled server log (squids). Period 04/2010 - 03/2011</ref>]]<br />
[[Datei:WMFPage_hits_by_general_topic_v2.png|miniatur|500px|Abgerufene Themenbereiche in den Top 100 Seiten der verschiedenen Sprachversionen, 2009. In der spanischsprachigen Wikipedia zeigt sich ein relativer Schwerpunkt im Themenbereich Wissenschaft und Technik.]]<br />
Sie war lange Zeit die achtgrößte Sprachversion der Wikipedia, gemessen an der Anzahl der vorhandenen Artikel, bis sie von der portugiesischsprachigen Version im Mai 2005 überflügelt wurde. Im August des selben Jahres überholte die italienischspachige Wikipedia die spanischsprachige, für den plötzlichen Vorsprung sorgte ein Bot der 8000 neue Artikel anlegte – ironischerweise über alle Gemeinden Spaniens.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Kurier/Archiv_2005/2 "Kleine Spannungen zwischen der italienischen und spanischen Wikipedia"] elian im Wikipedia Kurier 20. August 2005</ref> Im April 2007 überholte sie die Wikipedia in schwedischer Sprache und nahm damit den neunten Platz in der Rangliste ein.<br />
Am 8. März 2006 erreichte die spanischsprachige Wikipedia 100.000 Artikel, 200.000 am 10. Februar 2007 (weniger als ein Jahr darauf), 300.000 am 18. November des selben Jahres, 400.000 am 20. September 2008, 500.000 am 5. August 2009, 600.000 am 23. Mai 2010 und 700.000 am 12. Januar 2011.<br />
Seit dem 13. März 2009 ist sie die zweite Wikipedia, die mehr als eine Million Nutzer aufweist. Am 5. Juli 2009 gelang die Überholung der Wikipedia in portugiesischer Sprache und somit die Rückeroberung des 8. Platzes. Am 7. Juli des selben Jahres konnte die portugiesischsprachige die spanischsprachige Wikipedia noch einmal kurzzeitig auf die Plätze verweisen, hielt diesen Vorsprung allerdings nur einige Stunden.<br />
Am 7. Juni 2010 überholte die Wikipedia in spanischer Sprache dann die niederländischsprachige Wikipedia und nahm damit bezogen auf die Anzahl der vorhandenen Artikel den siebten Platz ein. Der sechste Platz konnte dann am 22. März 2011 durch die Überholung der japanischsprachigen Wikipedia erobert werden.<br />
<br />
Gemäß einer Aufstellung des Serverdienstes [[Alexa Internet|Alexa]] war sie im Dezember 2009 die viert-meistbesuchte Wikipedia-Version.<ref>[http://www.alexa.com/data/details/traffic_details/wikipedia.org Estadísticas de wikipedia.org según Alexa]</ref><br />
<br />
== Wikipedia-Richtlinien ==<br />
Die Richtlinien der Wikipedia beruhen auf dem Konsens der Mitarbeiter und stützen sich auf fünf Säulen:<br />
<br />
* Es handelt sich um eine [[Enzyklopädie]].<br />
* Geschrieben wird von einem [[neutraler Standpunkt|neutralen Standpunkt]] aus.<br />
* Die Inhalte sind frei.<br />
* Die Beachtung der Wikiquette wird vorausgesetzt.<br />
* Es gibt keine festen Regeln.<br />
<br />
Die Konsensfindung ergibt sich gewöhnlich durch die Abhaltung von Abstimmungen (''votación''), an denen jeder registrierte Mitarbeiter, der eine gewisse Anzahl von Bearbeitungen vorzuweisen hat, teilnehmen kann. Die so für die Gemeinschaft gefundenen Regeln sind für alle Mitarbeiter verpflichtend. Es existieren auch andere Fragen, die durch Abstimmungen entschieden werden, darunter fällt unter anderem die Löschung von bestimmten Artikeln.<br />
<br />
Ein Richtlinien-Beispiel ist das Reglement zur Nutzung von Bildern in der Enzyklopädie.<br />
Ab Dezember 2004 entschied man sich im Projekt für die ausschließliche Benutzung von freiem Bildmaterial, genauso wie auf [[Wikimedia Commons]]. Geschützte Bilder oder Einschränkungen bei der Weiterverwendung von Bildern (bspw. für die Schaffung von neuen Bildwerken oder zum gewerblichen Nutzen) sind in der spanischsprachigen Wikipedia im Unterschied zur Handhabung in anderen Versionen der Enzyklopädie nicht erlaubt.<ref>[http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikipedia_Signpost/2006-08-28/Interwiki_report Report from the Spanish Wikipedia] By Titoxd, Wikipedia signpost 28 August 2006, [http://es.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Votaciones/2004/Usar_s%C3%B3lo_im%C3%A1genes_libres Wikipedia:Votaciones/2004/Usar sólo imágenes libres], [http://es.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Votaciones/2006/Cambiar_pol%C3%ADticas_y_reglas_de_uso_de_im%C3%A1genes Wikipedia:Votaciones/2006/Cambiar políticas y reglas de uso de imágenes]</ref><br />
<br />
Ein anderes Beispiel sind die Namenskonventionen der Wikipedia, nach denen die Artikeltitel auf Grundlage der gebräuchlichsten Verwendung im Spanischen gebildet werden müssen. Ein Gebrauch von Regionalismen ist dabei zu vermeiden, damit jeder Spanisch-Sprecher die Artikeltitel ohne Schwierigkeiten verstehen kann. Im Fall von Tier- und Pflanzenspezies wird im Unterschied zu anderen Wikipedias die wissenschaftliche und nicht die volkssprachliche Bezeichnung verwendet.<br />
<br />
== Mitarbeiter ==<br />
[[Datei:Esp wikipedia map.png|miniatur|300px|Weltkarte der spanischsprachigen Wikipedia, mit Ländern ab 10 (freiwillig) registrierten Wikipedianern (October 2011)]] An der Wikipedia in spanischer Sprache arbeiten aktiv Nutzer aus praktisch allen spanischsprachigen Ländern.<ref>[[:es:Wikipedia:Lista de wikipedistas por número de ediciones|Lista de ''wikipedistas'' ordenados por el número de ediciones]]</ref><ref>[[:es:Wikipedia:Mapa de wikipedistas|Mapa de ''wikipedistas'']]</ref> Mehr als 520 Personen arbeiten regelmäßig - mit mehr als 100 Änderungen pro Monat - an dem Projekt.<ref>[http://stats.wikimedia.org/ES/TablesWikipediansEditsGt100.htm Estadísticas de Wikipedia: ''Wikipedistas'' muy activos]</ref> Im Mai 2010 fanden sich unter den zehn meistveränderten Artikeln [[Venezuela]], [[Mexiko]], [[Argentinien]], [[Kolumbien]], [[Spanien]] und [[Peru]], (in dieser Reihenfolge).<ref>[[:es:Wikipedia:Artículos más editados|Artículos más editados]]</ref> Ein Charakteristikum der spanischsprachigen Wikipedia stellt ihre Internationalität dar. Zum 15. Mai 2010 konnten 6.865 ständige Nutzer aus mehr als siebzig Ländern gezählt werden, einschließlich der einundzwanzig spanischsprachigen Länder mit der Ausnahme von [[Äquatorialguinea]].<ref>[[:es:Categoría:Wikipedia:Wikipedistas por país|Wikipedistas por país]]</ref><br />
<br />
Die Mitarbeiter oder Benutzer werden in der spanischsprachigen Wikipedia ''usuario'' genannt.<br />
Um an der Wikipedia mitarbeiten zu können, muss man sich nicht registrieren. Die "anonymen" Nutzer können neue Artikel erstellen, was z.B. bei der englischsprachigen Wikipedia nicht möglich ist; allerdings ist es ihnen nicht möglich, Artikeltitel zu ändern. Sie können auch nicht an Abstimmungen, sehr wohl jedoch an Diskussionen teilnehmen. Bearbeitungen dieses Nutzertyps werden, verknüpft mit der jeweiligen [[IP-Adresse]] in der Versionsgeschichte jedes Artikels gespeichert, wohingegegen Änderungen angemeldeter Wikipedianer nur unter dem jeweiligen Nutzernamen registriert werden.<br />
<br />
Einige Aktionen und Wartungsarbeiten sind in der Wikipedia einer spezielle Sorte von Nutzern vorbehalten, welche in der spanischsprachigen Version seit 2004 "''bibliotecarios''" genannt werden<ref>[http://es.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Candidaturas_a_bibliotecario/Archivo Archivo de candidaturas a bibliotecario (desde septiembre de 2004)]; [http://es.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Candidaturas_a_administrador_%28archivo%29 Archivo de candidaturas a administrador (junio de 2004 - septiembre 2004)]</ref> (vergleichbar mit den [[Wikipedia:Administratoren|Administratoren]] in der deutschsprachigen Wikipedia). Neben anderen exklusiven Aufgaben haben sie die Möglichkeit, Nutzer zu sperren, Artikel für die Bearbeitung unzugänglich zu machen und Seiten zu löschen.<br />
Abgesehen davon besitzen diese Benutzer aber keine größere Autorität oder Entscheidungsgewalt als irgendein anderer Nutzer. Ihre Handlungen müssen immer den von der gesamten Gemeinschaft der Wikipedianer sich selbst gegebenen Regeln entsprechen. Am 10. April 2011 gab es 141 "''bibliotecarios''", von denen 83 im halben Jahr zuvor aktiv mitgearbeitet hatten.<ref>[[:es:Wikipedia:Bibliotecarios|Bibliotecarios]]</ref><br />
Unter den Wikipedia-Versionen mit mehr als 100.000 Artikel war die spanischsprachige Wikipedia damit die Version mit der geringsten Anzahl an Administratoren im Verhältnis zur Anzahl registrierter Nutzer (~12.600 registrierte Nutzer pro Administrator).<br />
<ref>[http://s23.org/wikistats/wikipedias_html.php?sort=good_desc Estadísticas de Wikipedia]</ref><br />
<br />
Einige Mitarbeiter (''burócratas'') sind dazu autorisiert, Benutzerkonten für so genannte [[Bot]]s anzulegen. Diese [[Wikipedia:Bots|''Bot''-Konten]] sollen solche Aufgaben erleichtern oder vollständig zu übernehmen, welche sich für menschliche Mitarbeiter oft zu ermüdend und eintönig gestalten. Beispiele sind die automatische Generierung von gegenseitigen Verweisen auf die Artikel der anderen Sprachversionen oder die Korrektur von Rechtschreibfehlern.<br />
Damit ein Konto als ''Bot'' markiert werden kann, ist die Zustimmung der Gemeinschaft notwendig.<br />
Andererseits haben sich die Nutzer der spanischsprachigen Wikipedia wiederholt gegen die massive Verwendung von ''Bots'' zur automatischen Herstellung von Miniartikeln ausgesprochen, wie das in anderen Versionen der Wikipedia vorkommt.<br />
<br />
Anders als bspw. die englische und französische Wikipedia hatte die spanischsprachige Wikipedia lange kein Schiedsgericht für die Lösung derjenigen Konflikte, welche auf dem normalen Schlichtungsweg von den Benutzern und Administratoren nicht geklärt werden können. Im Dezember 2006 wurde nach einer Abstimmung (''votación'') ein ''Comité de Resolución de Conflictos'' mit sieben gewählten Mitgliedern eingerichtet und nach einer Abstimmung im April 2009 wieder aufgelöst.<ref>[http://es.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Votaciones/2006/Creaci%C3%B3n_del_Comit%C3%A9_de_resoluci%C3%B3n_de_conflictos Votaciones/2006/Creación del Comité de resolución de conflictos] Spanischsprachige Wikipedia, Dezember 2006. [http://es.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Votaciones/2009/Sobre_la_disoluci%C3%B3n_del_Comit%C3%A9_de_Resoluci%C3%B3n_de_Conflictos Votaciones/2009/Sobre la disolución del Comité de Resolución de Conflictos] Spanischsprachige Wikipedia, April 2009</ref><br />
<br />
== Kritik an der spanischsprachigen Wikipedia ==<br />
[[Datei:Global_distribution_of_Wikipedia_edits_-_Heat_map,_Spanish.png|miniatur|300px|Bearbeitungen der spanischsprachigen Wikipedia, Darstellung der lokalisierten Bearbeiter auf einer Weltkarte (Mai 2011)]] <br />
Die Kritik an der spanischsprachigen Wikipedia deckt sich generell mit der Kritik, die man auch an jeder anderen Version des Projekts üben kann. Der vielleicht am häufigsten beklagte Kritikpunkt bezieht sich auf die Grundidee jedes „Wiki“-Projektes: Jeder kann in der Enzyklopädie Informationen ändern, löschen und hinzufügen. Andererseits gibt es spezifische Kritikpunkte an der spanischsprachigen Wikipedia, die im Folgenden näher beschrieben werden sollen.<br />
<br />
=== Geringe Artikelanzahl ===<br />
Seit Mai 2011 ist die spanischsprachige die sechstgrößte Wikipedia-Verison, gemessen an der Anzahl der veröffentlichten Artikel. Viele Nutzer fragen sich, warum bei einer so großen Zahl an spanischen Muttersprachlern weltweit die spanischsprachige Wikipedia relativ wenige Artikel enthält, verglichen z.&nbsp;B. mit der polnischen oder der italienischen Sprachversion, welche jeweils mehr Artikel aufweisen können.<br />
<br />
Allerdings ist es – wie weiter oben dargelegt – der spanischsprachigen Wikipedia seit 2007 gelungen, in der Rangliste der quantitativ größten Sprachversionen aufzusteigen. In der Tat besteht nach der Wachstumstendenz des letzten Jahres,<ref>[http://www.wikistatistics.net/wiki/es Artikelanzahl (365 Tage)]Wikistatistics (in englischer Sprache)</ref> die Möglichkeit, dass sie 2011 mit ihrer Artikelanzahl an der polnischen und italienischen Version vorbeiziehen wird, im selben Jahr, in dem sie die japanische Version übertreffen konnte.<br />
<br />
Außerdem übertrifft die Wikipedia in spanischer Sprache einige andere Version mit einer größeren Artikelanzahl, wenn andere Kriterien mit einbezogen werden, z.&nbsp;B. die Größe der [[Datenbank]],<ref>[http://stats.wikimedia.org/ES/TablesDatabaseSize.htm Wikipedia-Statistik: Umfang der Datenbank (Spanisch)]</ref> die Gesamtzahl der Wörter,<ref>[http://stats.wikimedia.org/ES/TablesDatabaseWords.htm Wikipedia-Statistik: Gesamtzahl der Wörter (Spanisch)]</ref> die [[Byte|Bytes]] pro Artikel,<ref>[http://stats.wikimedia.org/ES/TablesArticlesBytesPerArticle.htm Wikipedia-Statistik: durchschnittliche Anzahl der Bytes pro Artikel (Spanisch)]</ref> den Prozentsatz der Artikel mit mehr als 500 Bytes<ref>[http://stats.wikimedia.org/ES/TablesArticlesGt500Bytes.htm Wikipedia-Statistik: Artikel mit mehr als 500 Bytes (Englisch)]</ref> und mehr als 2 Kilobytes<ref>[http://stats.wikimedia.org/ES/TablesArticlesGt1500Bytes.htm Wikipedia-Statistik: Artikel mit mehr als 2 KB (Englisch)]</ref>.<br />
<br />
Nach dem Maßstab der „Wikipedia article depth“, d.&nbsp;h. der Vornahme von Änderungen an einem Artikel, der eine grobe Richtlinie der Qualität einer Wikipedia darstellt<ref>[http://meta.wikimedia.org/wiki/List_of_Wikipedias#Notes Liste der Wikipedias] Meta-Wiki (Englisch)</ref> nimmt die spanischsprachige Wikipedia den zweiten Platz unter den großen Sprachversionen ein.<ref>[http://es.wikipedia.org/wiki/Lista_de_Wikipedias Liste der Wikipedias (Spanisch)]</ref><br />
Obwohl die deutsche, französische, italienisch und polnische Sprachversion im Moment einen größeren Umfang aufweisen, sind die Artikel der spanischsprachigen Wikipedia also das Ergebnis einer regeren Zusammenarbeit.<br />
<br />
Aus diesen Gründen wurden im Jahr 2008 der Standard zur Darstellung der einzelnen Sprachversionen, geordnet nach der Anzahl der Artikel, die sie aufweisen, geändert. Sie werden seitdem nach der Anzahl der Zugriffe geordnet, so dass die spanischsprachige Wikipedia den dritten Platz einnimmt.<ref>Vgl.: [http://stats.wikimedia.org/EN/TablesPageViewsMonthly.htm Monthly page views for Wikipedia (Englisch)], wie man es auf der [http://www.wikipedia.org Startseite des Projekts] sehen kann.</ref><br />
<br />
=== Mangelnde Zuverlässigkeit ===<br />
In einer Studie der Stiftung ''Colegio Libre de Eméritos Universitarios'' (freies Kollegium der Universitäts-Emeriti), die 2009 von Manuel Arias Maldonado an der [[Universität Málaga]] durchgeführt worden war, sind einige Artikel der spanisch-, deutsch- und englischsprachigen Wikipedia miteinander verglichen worden. Gemäß seinen Schlussfolgerungen war die spanischsprachige Wikipedia die unzuverlässigste, die am schwersten verständliche und inhaltlich ungenaueste der drei Versionen. Im allgemeinen fehlen zuverlässige Quellen, sie enthält viele Daten ohne jede Quellenangabe, und außerdem basiert sie überwiegend nur auf Online-Quellen.<ref>[http://www.colegiodeemeritos.es/docs/repositorio//es_ES//documentos/wikipedia_un_estudio_comparado_%28vf%29.pdf Wikipedia: un estudio comparado (Spanisch)] Profesor Manuel Arias Maldonado (Universidad de Málaga) Colegio Libre de Eméritos, Madrid, 2009</ref><br />
<br />
=== Kurze Dauer der Mitarbeiteraktivität ===<br />
Laut einer von der [[Universidad Rey Juan Carlos|Universität Rey Juan Carlos]] durchgeführten Studie war die spanischsprachige Wikipedia im Jahr 2009 zusammen mit der englisch- und der portugiesischsprachigen Wikipedia die Sprachversion, welche die meisten registrierten Nutzer verloren hatte, bevor diese 500 Tage mitgearbeitet hatten (ca.&nbsp;70&nbsp;%)<ref>[http://libresoft.es/Members/jfelipe/thesis-wkp-quantanalysis Felipe Ortega Soto, José, Wikipedia: A quantitative analysis (Englisch)]</ref><br />
<br />
=== Hispanisierung von Ortsnamen ===<br />
In der Wikipedia in spanischer Sprache gibt es die Konvention, dass als Lemma für [https://es.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Top%C3%B3nimos_de_Espa%C3%B1a spanische Ortsnamen] ausschließlich deren spanischer Name (''Castellano'') verwendet werden soll, unabhängig davon, wie der offizielle Name lautet.<br />
Diese Konvention wird von einigen Anwendern kritisiert,<ref>[http://manuls.inopia.net/2006/02/02/wikipedia-y-los-toponimos/ Wikipedia y los topónimos (Spanisch)]</ref> und es werden häufig Artikeltitel geändert, wobei das spanische Toponym durch sein Pendant in jener Sprachversion ersetzt wird, die neben dem ''Castellano'' in der jeweiligen Region offiziell gültig ist. Bisweilen führt das dazu, dass die Artikel zeitweilig für die Bearbeitung gesperrt werden müssen. In diesem Zusammenhang weisen einige Kritiker darauf hin, dass von der Wikipedia ungebräuchliche oder sogar „erfundene“ Toponyme verwendet würden. Allerdings besagt die gültige Konvention, die ebenfalls von der Wikipedia-Gemeinschaft erarbeitet wurde, auch, dass in den Artikeltexten daneben die Versionen des Ortsnamens genannt werden müssen, die von den jeweilig relevanten regionalen Sprachgemeinschaften verwendet werden.<br />
<br />
===Artikellöschungen===<br />
Kritik wird auch laut an der Anzahl von Artikeln, die gemäß den Relevanzkriterien der Wikipedia oder des Verbotes, selbst für sich zu werben, gelöscht werden.<ref>[http://www.publico.es/39193/dark-alex/wikipedia/bibliotecario ¿Quién merece estar en la Wikipedia? (Spanisch)]. Nachricht in der Tageszeitung Público.</ref><br />
<br />
=== Blockade anderer Medien ===<br />
Ein anderer Kritikpunkt an der freien Enzyklopädie besteht darin, dass die Möglichkeit der Weiterleitung zu einigen Web-Seiten gesperrt ist. Das betrifft vor allem die alternative Informations- und Nachrichtenseite [http://rebelion.org/ rebelión.org], auf der Arbeiten von bedeutsamen Autoren wie etwa [[Noam Chomsky]], [[James Petras]], [[José Saramago]] und [[Eduardo Galeano]] veröffentlicht werden. Die Gründe für die Aufnahme dieser Seite in die [[MediaWiki:Spam-blacklist|Blacklist]] der spanischsprachigen Wikipedia sind, dass auf rebelion.org Artikel ohne Rücksicht auf Urheberrechte publiziert würden und dass die Website als eine „nicht neutrale und verifizierbare Quelle“ eingeschätzt werde.<ref>[http://www.publico.es/ciencias/127726/wikipedia/bloquea/web/informacion/alternativa La Wikipedia bloquea una web de información alternativa (Spanisch)]</ref> Während der Wikimania 2009<ref>https://es.wikipedia.org/wiki/Wikiman%C3%ADa#Wikiman.C3.ADa_2009%20Wikimania%202009 (Spanisch)</ref> hat [[Richard Stallman]] dieses Charakteristikum der Wikipedia in spanischer Sprache kritisiert<ref>Noam Cohen: [http://bits.blogs.nytimes.com/2009/08/27/a-war-of-words-over-wikipedias-spanish-version A war of words over Wikipedia's Spanish version.] In: New York Times Blog. Bits. 27. August 2009.</ref>.<br />
<br />
== Wikimedia und Nachbarprojekte ==<br />
Als lokale Sektionen der [[Wikimedia]]-Bewegung wurde in Argentinien am 1. September 2007 die "Wikimedia Argentina" gegründet,<ref>[http://www.wikimedia.org.ar/node/15 ¡Feliz cumpleaños, Wikimedia Argentina!] Boletín informativo - Septiembre de 2010</ref> und es gibt seit 7. Februar 2011 den Verein "Wikimedia España" in Spanien.<ref>[http://wikimediafoundation.org/wiki/Resolution:Approval_of_Wikimedia_Espa%C3%B1a Wikimedia Foundation Approval of Wikimedia Spain, 7. Februar 2011], [http://meta.wikimedia.org/wiki/Wikimedia_España Wikimedia España] confirmada e inscrita en el Registro Nacional de Asociaciones del Ministerio del Interior el 15 de abril de 2011.</ref><br />
Außerdem sind Wikimedia Organisationen in Mexiko und Chile in Vorbereitung.<ref>[http://wikimediafoundation.org/wiki/Resolution:Recognition_of_Wikimedia_Chile resolution recognizing Wikimedia Chile as an official Wikimedia chapter on 13 June 2011]; [http://wikimediafoundation.org/wiki/Resolution:Recognition_of_Wikimedia_M%C3%A9xico resolution recognizing Wikimedia México as a Chapter on 3 August 2011] Wikimedia</ref><br />
<br />
Wikimedia España soll auch die [[Katalanischsprachige Wikipedia]] (347.966 Artikel) fördern. <br />
Weitere Nachbarprojekte sind die Wikipedia-Sprachversionen in [[Baskische Sprache|Baskisch]] (103.241), [[Galicische Sprache|Galicisch]] (73.872), [[Aragonesische Sprache|Aragonesisch]] (26.118), [[Asturische Sprache|Asturisch]] (15.058), [[Extremadurische Sprache|Extremadurisch]] (1.868), [[Mirandés]] (590) oder auch [[Ladino]] (2.609).<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Sprachen Wikipedia:Sprachen] (Anzahl Artikel) Stand: 2. August 2011</ref><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Lexikon, Enzyklopädie (Online)]]<br />
[[Kategorie:Wikipedia]]<br />
[[Kategorie:Wikiprojekt]]<br />
<br />
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[[zh-yue:西班牙文維基百科]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=S%C3%BCdslawische_Sprachen&diff=89974083Südslawische Sprachen2011-06-13T00:38:27Z<p>Fobos92: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Dialectos de las lenguas eslavas meridionales.PNG|thumb|300px|Länder mit südslawischen Sprachen als Amtssprache}}]]<br />
<br />
Die '''südslawischen Sprachen''' sind neben den [[Ostslawische Sprachen|ost-]] und [[Westslawische Sprachen|westslawischen Sprachen]] einer der drei Zweige der [[Slawische Sprachen|slawischen Sprachen]], die ihrerseits zur [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachfamilie]] gehören. Sie werden von ca. 34 Millionen Sprechern in Mittel- und Südosteuropa gesprochen.<br />
<br />
== Liste der südslawischen Sprachen <ref>[http://www.ethnologue.com/show_family.asp?subid=373-16 Lewis, M. Paul (ed.), 2009. Ethnologue: Languages of the World, Sixteenth edition. Dallas, Tex.: SIL International. Online version]</ref> ==<br />
<br />
* Ostsüdslawisch<br />
:* [[Altkirchenslawisch]] (älteste belegte Sprachstufe des Ostsüdslawischen; basierte wohl auf dem Dialekt der Slawen bei [[Thessaloníki]]; daraus entwickelte sich die [[Kirchenslawisch]]e Schriftsprache)<br />
:* [[Bulgarische Sprache|Bulgarisch]]<br />
::* [[Banater Bulgarisch]]<br />
::* [[Pomakische Sprache|Pomakisch]]<br />
:* [[Mazedonische Sprache|Mazedonisch]]<br />
::* [[Ägäis-Mazedonische Sprache|Ägäis-Mazedonisch]]<br />
<br />
* Westsüdslawisch<br />
:* [[Slowenische Sprache|Slowenisch]]<br />
:* [[Kroatische Sprache|Kroatisch]]<br />
::* [[Burgenlandkroatische Sprache|Burgenlandkroatisch]]<br />
::* [[Moliseslawische Sprache|Molisekroatisch]]<br />
:* [[Bosnische Sprache|Bosnisch]]<br />
::* [[Goranische Sprache|Goranisch]]<br />
:* [[Serbische Sprache|Serbisch]]<br />
:* [[Montenegrinische Sprache|Montenegrinisch]]<br />
<br />
Kroatisch, Serbisch, Bosnisch und Montenegrinisch wurden im ehemaligen [[Jugoslawien]] unter dem Begriff [[Serbokroatische Sprache|Serbokroatisch]] zusammengefasst.<br />
<br />
Ihrem heutigen soziolinguistischen Status nach sind Bulgarisch, Mazedonisch, Slowenisch und die Varietäten des Serbokroatischen [[Standardsprache]]n, die über einen größeres Gebiet verbreitet sind und jeweils in mindestens einem Staat als [[Amtssprache]] verwendet werden. Burgenlandkroatisch und beschränkterem Maße auch Banater Bulgarisch und Resianisch sind [[Mikroliteratursprache]]n, das Moliseslawisch ist eine gesprochene Varietät ohne slawische Überdachung. Ähnliches gilt für die in Griechenland gesprochenen Varietäten des Ostsüdslawischen (in der Liste als Ägäis-Mazedonisch und Pomakisch aufgeführt), für die es Ansätze zu einer Überdachung durch das Bulgarische oder das Mazedonische einerseits und zur Bildung eigenständiger Mikroliteratursprachen andererseits gab und gibt, von denen sich jedoch keiner allgemein durchgesetzt hat.<br />
<br />
== Historisch-genetische und arealtypologische Klassifikation ==<br />
<br />
Die südslawischen Sprachen bilden ein [[Dialektkontinuum]] von den östlichen [[Alpen]] bis zur Westküste des [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meeres]], das vom Sprachgebiet der [[Westslawische Sprachen|west-]] und [[Ostslawische Sprachen|ostslawischen Sprachen]] durch das Verbreitungsgebiet des [[Deutsche Sprache|Deutschen]], [[Ungarische Sprache|Ungarischen]] und [[Rumänische Sprache|Rumänischen]] getrennt ist. Diese geographische Trennung geht auf die [[deutsche Ostkolonisation]] in [[Österreich]], die Landnahme der [[Ungarn (Volk)|Ungarn]] im [[Karpatenbecken]] und die Reetablierung des [[Rumänische Sprache|Rumänischen]] zwischen dem [[9. Jahrhundert|9.]] und [[11. Jahrhundert]] zurück. Vorher existierte eine zusammenhängendes gesamtslawisches Dialektkontinuum.<br />
<br />
Ob diejenigen Varietäten im südlichen Teil des gesamtslawischen Dialektkontinuums, auf die die heutigen südslawischen Sprachen zurückgehen, schon vor dieser geographischen Trennung eine durch nur ihnen eigene gemeinsame sprachliche Merkmale von den übrigen unterschiedene Unterheinheit des Slawischen bildeten, ist zumindest zweifelhaft. Einige der ältesten typisch südslawischen Merkmale finden sich nämlich auch im [[Slowakische Sprache#Dialekte|Mittelslowakischen]], während sich andererseits in manchen [[Slowenische Sprache|slowenischen]] Dialekten alte Merkmale finden, die ansonsten typisch für das Westslawische sind. Die südslawischen Sprachen wären damit ursprünglich keine [[Genetische Verwandtschaft (Linguistik)|genetische]] Untergruppe des Slawischen, sondern eine zunächst rein geographische Teilzone des gesamtslawischen Dialektkontinuums, die von Anfang an einigen [[Isoglosse]]n durchzogen war, die sich außerhalb des Südslawischen fortsetzen.<ref>Georg Holzer: ''Historische Grammatik des Kroatischen : Einleitung und Lautgeschichte der Standardsprache''. Frankfurt am Main [u.a.] : Lang, 2007, Einleitung.</ref><br />
<br />
Nach Kriterien der historischen Phonologie und Morphologie lassen sich die südslawischen Sprachen ihrerseits in eine westliche und eine östliche Gruppe aufteilen, die durch eine Isoglossenbündel voneinander getrennt werden, das ungefähr parallel zu den Grenzen zwischen [[Serbien]] und [[Bulgarien]] sowie Serbien und [[Mazedonien]] verläuft, die zugleich zum größte Teil die Grenzen der Geltungsbereiche der jeweiligen Standardsprachen sind, ohne dass die Isoglossen der einzelnen Merkmale jedoch miteinander oder mit den staatlichen oder standardsprachlichen Grenzlinien identisch wären. Die westliche Gruppe umfasst damit das Slowenische (mitsamt dem Resianischen) und das mittelsüdslawische [[Diasystem]] (Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbisch, Burgendlandkroatisch und Moliseslawisch), die östliche Gruppe Bulgarisch, Mazedonisch, Banater Bulgarisch und die slawischen Varietäten Nordgriechenlands.<br />
<br />
Etwas abweichend verlaufen die Isoglossen der typischen Merkmale des [[Balkansprachbund]]es, die vor allem den bereich der [[Morphosyntax]] betreffen. Diese umfassen neben dem gesamten heutigen Ostsüdslawischen auch die [[Torlakisch|torlakischen]] Dialekte des Serbischen. Die zum Balkansprachbund gehörenden Varietäten heben sich im Vergleich zu anderen slawischen Sprachen durch einen weitgehenden Verlust der [[Deklination (Grammatik)|Deklination]] ab und weisen weitere grammatikalische Gemeinsamkeiten mit dem [[Rumänische Sprache|Rumänischen]], [[Albanische Sprache|Albanischen]] und teilweise auch dem [[Neugriechisch]]en auf, die sich im Zuge sprachlicher Konvergenz unter den Bedingungen verbreiteter [[Mehrsprachigkeit]] herausgebildet haben. Die Verbreitung der morphosyntaktischen Balkanismen ist jünger als die Herausbildung der älteren phonologischen Isoglossen zwischen dem Ostsüdlsawischen und dem Westsüdlawischen. Das [[Altkirchenslawisch]]e, die älteste belegte [[Sprachstufe]] des Ostsüdlsawischen, wies diese Merkmale noch nicht auf.<br />
<br />
== Merkmale der südslawischen Sprachen ==<br />
<br />
Kennzeichen der südslawischen Sprachen gegenüber den ost- und westslawischen sind:<br />
* [[Urslawisch]] ''*or, *ol, *er, *el'' zwischen Konsonanten sind als ''ra, la, rě, lě'' vertreten (so genannte [[Metathese (Phonetik)#Liquidametathese in den slawischen Sprachen|Liquidametathese]]); <br /> vgl. serbokroatisch ''mraz'', bulgarisch ''mraz'', altkirchenslawisch ''mrazъ'' &lt; urslawisch ''*morzъ'' 'Frost' <br /> oder kroatisch ''mlijeko'', serbisch ''mleko'', bulgarisch ''mljako'', altkirchenslawisch ''mlěko'' &lt; urslawisch ''*melko'' 'Milch'.<br />
* Urslawisch ''*tj'' und ''*dj'' sind mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen vertreten; <br /> vgl. kroatisch ''svijeća'', serbisch ''sveća'', slowenisch ''sveča'', bulgarisch ''svešt'', altkirchenslawisch ''svěšta'' &lt; urslawisch ''*světja'' 'Licht, Kerze' <br /> oder serbokroatisch ''međa'', slowenisch ''meja'', bulgarisch ''mežda'', altkirchenslawisch ''mežda'' &lt; urslawisch ''*medja'' 'Rain'.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Navigationsleiste Slawische Sprachen}}<br />
<br />
[[Kategorie:Sprachfamilie|Sudslawische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Slawische Sprachen|*Sudslawische Sprachen]]<br />
<br />
[[af:Suid-Slawiese tale]]<br />
[[bg:Южнославянски езици]]<br />
[[bs:Južnoslavenski jezici]]<br />
[[cs:Jihoslovanské jazyky]]<br />
[[csb:Pôłniowòsłowiańsczé jãzëczi]]<br />
[[da:Sydslaviske sprog]]<br />
[[dsb:Pódpołdnjowosłowjańske rěcy]]<br />
[[el:Νοτιοσλαβικές γλώσσες]]<br />
[[en:South Slavic languages]]<br />
[[eo:Sudslava lingvaro]]<br />
[[es:Lenguas eslavas meridionales]]<br />
[[fi:Eteläslaavilaiset kielet]]<br />
[[fr:Langues slaves méridionales]]<br />
[[he:שפות סלאביות דרומיות]]<br />
[[hr:Južnoslavenski jezici]]<br />
[[hsb:Južnosłowjanske rěče]]<br />
[[id:Bahasa Slavia Selatan]]<br />
[[it:Lingue slave meridionali]]<br />
[[ja:南スラヴ語群]]<br />
[[jv:Basa Slavik Kidul]]<br />
[[ka:სამხრეთსლავური ენები]]<br />
[[ko:남슬라브어군]]<br />
[[ku:Zimanên slavî yên başûr]]<br />
[[mk:Јужнословенски јазици]]<br />
[[pl:Języki południowosłowiańskie]]<br />
[[pt:Línguas eslavas meridionais]]<br />
[[ru:Южнославянские языки]]<br />
[[sh:Južnoslovenski jezici]]<br />
[[sk:Južnoslovanské jazyky]]<br />
[[sl:Južnoslovanski jeziki]]<br />
[[sr:Јужнословенски језици]]<br />
[[sv:Sydslaviska språk]]<br />
[[ta:தென் சிலாவிய மொழிகள்]]<br />
[[tr:Güney Slav dilleri]]<br />
[[zh:南斯拉夫语支]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eurovision_Song_Contest&diff=75313800Eurovision Song Contest2010-06-08T05:36:04Z<p>Fobos92: /* Nationale Vorentscheide */</p>
<hr />
<div>[[Datei:Eurovision Song Contest.svg|miniatur|Logo des Eurovision Song Contest]]<br />
Der '''Eurovision Song Contest''' ([[Deutsche Sprache|dt.]] ''Liederwettbewerb der Eurovision''; kurz '''ESC'''; früher auch '''Grand Prix Eurovision de la Chanson''') ist ein internationaler Musikwettbewerb von Komponisten und Songschreibern, der seit [[Eurovision Song Contest 1956|1956]] jährlich von der [[Europäische Rundfunkunion|Europäischen Rundfunkunion]] (EBU) im Rahmen der [[Eurovision]] veranstaltet wird. Die [[Premiere]] war stark von dem [[Sanremo-Festival]] beeinflusst, das bereits 1951 ins Leben gerufen wurde. Teilnahmeberechtigt sind beim ''ESC'' die Rundfunkanstalten aller Staaten der EBU, der zumeist europäische und einige Radio- und Fernsehstationen asiatischer und afrikanischer Staaten angehören. Seit dem [[Eurovision Song Contest 1957]] schicken die Rundfunkanstalten jedes teilnehmenden Landes ein Lied zum ''Eurovision Song Contest''. <br />
<br />
Der internationale Wettbewerb findet in der Regel im Land des Vorjahressiegers statt. Seit [[Eurovision Song Contest 2004|2004]] werden auch ein [[Finale (Sport)|Halbfinale]] und ein Finale ausgetragen, wobei sich das Finale in zwei Teile aufgliedert: Der erste Teil besteht aus einer rund zweistündigen Präsentation der Finalisten und der zweite Teil besteht aus einer etwa einstündigen Bekanntgabe der Punkteverteilung. Als Überleitung von Teil eins zu Teil zwei findet für ungefähr 10 bis 15&nbsp;Minuten ein Showprogramm statt.<br />
<br />
Seit [[Junior Eurovision Song Contest 2003|2003]] existiert mit dem [[Junior Eurovision Song Contest]] eine zweite jährlich stattfindende Variante des Wettbewerbes und in den Jahren [[Eurovision Dance Contest 2007|2007]] und [[Eurovision Dance Contest 2008|2008]] auch der [[Eurovision Dance Contest]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Teilnehmer ===<br />
Teilnahmeberechtigt am Eurovision Song Contest sind alle Länder, die Mitglied der [[Europäische Rundfunkunion|Europäischen Rundfunkunion]] sind. Da diese sich nicht nur über Europa, sondern auch den Mittelmeerraum erstreckt, ist es auch nichteuropäischen Ländern möglich, am Wettbewerb teilzunehmen. Von den nicht zu Europa gehörenden Nationen war im 20.&nbsp;Jahrhundert jedoch nur Israel regelmäßig beteiligt.<br />
<!--[[Datei:Eurovision winners map.svg|miniatur|Erstplatzierte Teilnehmer]] --- in Diskussion, siehe dort--><br />
{{Zeitleiste Eurovision-Song-Contest-Teilnehmer}}<br />
<br />
{| class="wikitable sortable float-right"<br />
|-<br />
|+ Erfolgreichste Nationen<br /><small>(1956–2010)</small><br />
! Rang !! Land !!style="background-color:#FFD700;" | 1. !! class="hintergrundfarbe5" |2. !! style="background-color:#CC9966" | 3. !! Total<br />
|- align="center"<br />
! {{0}}1.<br />
| align="left" | {{Irland|Irland beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}7 || {{0}}4 || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" | 12<br />
|- align="center" <br />
! {{0}}2.<br />
| align="left" | {{Vereinigtes Königreich|Vereinigtes Königreich beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}5 || 15 || {{0}}2 || bgcolor="#D7D2D2" |22<br />
|- align="center" <br />
! {{0}}3.<br />
| align="left" | {{Frankreich|Frankreich beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}5 || {{0}}4 || {{0}}7 || bgcolor="#D7D2D2" |16<br />
|- align="center"<br />
! {{0}}4.<br />
| align="left" | {{Luxemburg|Luxemburg beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}5 || || {{0}}2 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}7<br />
|- align="center"<br />
! {{0}}5.<br />
| align="left" | {{Schweden|Schweden beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}4 || {{0}}1 || {{0}}4 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}9<br />
|- align="center"<br />
! {{0}}6.<br />
| align="left" | {{Niederlande|Niederlande beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}4 || || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}5<br />
|- align="center"<br />
! {{0}}7.<br />
| align="left" | {{Israel|Israel beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}3 || {{0}}2 || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}6<br />
|- align="center"<br />
! {{0}}8.<br />
| align="left" | {{Norwegen|Norwegen beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}3 || {{0}}1 || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}5<br />
|- align="center"<br />
! {{0}}9.<br />
| align="left" | {{Deutschland|Deutschland beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}2 || {{0}}4 || {{0}}5 || bgcolor="#D7D2D2" |11<br />
|- align="center"<br />
! 10.<br />
| align="left" | {{Spanien|Spanien beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}2 || {{0}}4 || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}7<br />
|- align="center"<br />
! 11.<br />
| align="left" | {{Schweiz|Schweiz beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}2 || {{0}}3 || {{0}}3 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}8<br />
|- align="center"<br />
! 12.<br />
| align="left" | {{Italien|Italien beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}2 || {{0}}1 || {{0}}4 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}7<br />
|- align="center" <br />
! 13.<br />
| align="left" | {{Dänemark|Dänemark beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}2 || {{0}}1 || {{0}}3 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}6<br />
|- align="center"<br />
! 14.<br />
| align="left" | {{Russland|Russland beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || {{0}}2 || {{0}}2 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}5<br />
|- align="center"<br />
! 15. <br />
| align="left" | {{Belgien|Belgien beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || {{0}}2 || || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}3<br />
|- align="center" <br />
! 15.<br />
| align="left" | {{Ukraine|Ukraine beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || {{0}}2 || || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}3<br />
|- align="center"<br />
! 17.<br />
| align="left" | {{Monaco|Monaco beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || {{0}}1 || {{0}}3 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}5<br />
|- align="center"<br />
! 18. <br />
| align="left" | {{Türkei|Türkei beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || {{0}}1 || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}3<br />
|- align="center"<br />
! 19. <br />
| align="left" | {{Griechenland|Griechenland beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || || {{0}}3 ||bgcolor="#D7D2D2" | {{0}}4<br />
|- align="center"<br />
! 20.<br />
| align="left" | {{Estland|Estland beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}2<br />
|- align="center"<br />
! 20.<br />
| align="left" | {{Lettland|Lettland beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}2<br />
|- align="center"<br />
! 22. <br />
| align="left" | {{Finnland|Finnland beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || || || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}1<br />
|- align="center"<br />
! 22. <br />
| align="left" | {{Jugoslawien|Jugoslawien beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || || ||bgcolor="#D7D2D2" | {{0}}1<br />
|- align="center"<br />
! 22.<br />
| align="left" | {{Österreich|Österreich beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || || || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}1<br />
|- align="center"<br />
! 22.<br />
| align="left" | {{Serbien|Serbien beim Eurovision Song Contest}} || {{0}}1 || || || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}1<br />
|- align="center"<br />
! 26.<br />
| align="left" | {{Malta|Malta beim Eurovision Song Contest}} || || {{0}}2 || {{0}}2 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}4<br />
|- align="center"<br />
! 27.<br />
| align="left" | {{Island|Island beim Eurovision Song Contest}} || || {{0}}2 || || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}2<br />
|- align="center"<br />
! 28.<br />
| align="left" | {{Polen|Polen beim Eurovision Song Contest}} || || {{0}}1 || || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}1<br />
|- align="center"<br />
! 28.<br />
| align="left" | {{SCG|Serbien und Montenegro beim Eurovision Song Contest}} || || {{0}}1 || || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}1<br />
|- align="center"<br />
! 30.<br />
| align="left" | {{ROU|Rumänien beim Eurovision Song Contest}} || || || {{0}}2 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}2<br />
|- align="center"<br />
! 31.<br />
| align="left" | {{AZE|Aserbaidschan beim Eurovision Song Contest}} || || || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}1<br />
|- align="center"<br />
! 31.<br />
| align="left" | {{BIH|Bosnien und Herzegowina beim Eurovision Song Contest}} || || || {{0}}1 || bgcolor="#D7D2D2" |{{0}}1<br />
|}<br />
<br />
<br />
Am ersten [[Eurovision Song Contest 1956|Wettbewerb 1956]] in [[Lugano]] in der [[Schweiz]] nahmen sieben Länder mit je zwei Beiträgen teil. Neben dem Gastgeber Schweiz auch die [[Niederlande]], [[Belgien]], die [[Bundesrepublik Deutschland]], [[Frankreich]], [[Luxemburg]] und [[Italien]]. In den folgenden Jahren hatten immer mehr Länder Interesse am Wettbewerb. [[Jugoslawien]] nahm als einziges [[sozialistisch]]es Land regelmäßig am Eurovision Song Contest teil. [[Marokko]] ist mit seiner Teilnahme am [[Eurovision Song Contest 1980|Wettbewerb 1980]] das einzige arabische Land, das bisher beteiligt war. Mit [[Tunesien]] ([[Eurovision Song Contest 1977|1977]]) und dem [[Libanon]] ([[Eurovision Song Contest 2005|2005]]) standen zwei andere arabische Länder jeweils kurz vor der Teilnahme, zogen diese jedoch wieder zurück. In beiden Fällen war die gleichzeitige Teilnahme Israels ein Grund für die spätere Absage.<ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/entertainment/music/4362373.stm</ref><ref>http://www.ndrtv.de/grandprix/rueckblick/70er/1977_international.html</ref><br />
<br />
Seit 1990 können durch die Auflösung der [[Intervision (Fernsehen)|Intervision]] und der gleichzeitigen EBU-Erweiterung die osteuropäischen Länder teilnehmen. Damit wegen der Vielzahl der Länder die Veranstaltung nicht zu lange dauert, hat die EBU zunächst die Zahl der Teilnehmer begrenzt. Die letztplatzierten Teilnehmer mussten ein Jahr aussetzen, waren aber im Folgejahr [[a priori]] berechtigt teilzunehmen. Diese Regel wurde mehrmals leicht modifiziert.<br />
<br />
1996 wurde beschlossen, dass die vier Mitglieder, die den größten Anteil des EBU-Etats tragen, für die Teilnahme gesetzt sind. Begründet war dies dadurch, dass der deutsche Beitrag [[Eurovision Song Contest 1996|1996]] bei einer internen Juryvorauswahl ausgeschieden war. Die finanzstarken Mitgliedsländer sollten nicht auf Dauer der Veranstaltung fernbleiben. Seither sind Deutschland, Frankreich, das [[Vereinigtes Königreich|Vereinigte Königreich]] sowie Spanien gesetzt, selbiges trifft seit seiner Rückkehr in den Song Contest auch auf Italien zu. Diese Ländergruppe wird als ''Große Fünf'' ([[Englische Sprache|englisch]]: ''Big Five'') bezeichnet.<br />
<br />
Als Protest haben sich im Laufe der Zeit immer wieder einzelne Länder gegen die Teilnahme am Eurovision Song Contest entschieden. 1969 blieb Österreich dem Wettbewerb in [[Madrid]] aus Protest gegen die in Spanien herrschende [[Franquismus|Franco-Diktatur]] fern. Ein Jahr später nahmen Finnland, Norwegen, Portugal, Schweden und Österreich nicht teil, da sie mit den Gegebenheiten und Abstimmungsmechanismen der letztjährigen Veranstaltung, bei der es vier Sieger gab, unzufrieden waren. Italien (mit Ausnahme von 1997) und das insgesamt fünfmal siegreiche Luxemburg nehmen seit 1994 aus mangelndem Interesse nicht mehr am Wettbewerb teil. Österreich nimmt seit 2006 (mit Ausnahme von 2007) nicht mehr am Wettbewerb teil, da man mit den Bedingungen und dem Konzept des Wettbewerbs nicht mehr zufrieden ist.<br />
<br />
Noch nie am Wettbewerb teilgenommen haben folgende Mitgliedsländer der Europäischen Rundfunkunion: [[Vatikanstadt]], [[Algerien]], [[Tunesien]], [[Libyen]], [[Ägypten]], [[Jordanien]] und [[Libanon]].<br />
<br />
=== Veranstaltung ===<br />
Seit 2004 wird der internationale Wettbewerb in einer Qualifikations- und einer Finalrunde ausgetragen. An der Vorrunde können alle aktiven Mitglieder der EBU teilnehmen. Von 2004 bis 2007 kamen die zehn Bestplatzierten aus dem Halbfinale in die Finalrunde. Die Finalrunde war mit den vier Gesetzten, dem Titelverteidiger und damit Ausrichter sowie den Platzierten der Plätze zwei bis zehn des Vorjahres qualifiziert. Seit 2008 finden zwei Halbfinale statt, aus denen sich jeweils die zehn Bestplatzierten der beiden Halbfinale neben den vier Gesetzten und dem Ausrichter für die Finalrunde qualifizieren. <br />
<br />
2008 gab es mit der [[Eurovision Song Contest#Neuregelung ab 2008|Neuregelung]] erstmals in der Geschichte des Eurovisions-Festivals zwei Halbfinale. Damit sollten Punkte-Schiebereien unter verschiedenen Ländern vermieden werden.<br />
<br />
=== Veranstaltungsort ===<br />
Der Eurovision Song Contest eines bestimmten Jahres wird seit 1958 immer im Land des Vorjahressiegers ausgetragen.<br />
<br />
Da die Regelung der Vergabe an das Siegerland 1956 noch nicht bestand, richtete 1957 die Bundesrepublik Deutschland den Großen Preis der Eurovision in Frankfurt am Main aus. Zwölf Jahre nach dem Kriegsende präsentierte sich die junge Bundesrepublik im Großen Sendesaal des [[Hessischer Rundfunk|Hessischen Rundfunks]] ausnahmslos deutsch, [[Anaid Iplicjian]] moderierte. Das überforderte einige Teilnehmerländer bei der Frage „Bitte, können wir Ihre Punkte haben“. Die telefonische Stimmabgabe von 1957 hat dadurch [[Kult]]status.<br />
<br />
Fünf Mal kam es bisher vor, dass nicht wie eigentlich vorgesehen das Siegerland des letztjährigen Wettbewerbs die Veranstaltung ausrichtete, sondern stattdessen ein anderes Land als Veranstalter einsprang. Viermal war dies Großbritannien (1960 für die Niederlande, 1963 für Frankreich, 1972 für Monaco und 1974 für Luxemburg) sowie einmal die Niederlande (1980 für Israel).<br />
<br />
Der Eurovision Song Contest wurde bisher achtmal in Großbritannien sowie siebenmal in Irland ausgetragen. Häufigster Austragungsort ist mit sechs Veranstaltungen die irische Hauptstadt [[Dublin]], gefolgt von [[London]] und [[Luxemburg (Stadt)|Luxemburg]] mit je vier Veranstaltungen.<br />
<br />
== Bezeichnung ==<br />
Die offizielle Bezeichnung der Veranstaltung lautet seit 1992 ''Eurovision Song Contest''. Die Bezeichnung wurde erstmals 1960 für den fünften Wettbewerb im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] verwendet. Insgesamt trugen 34 der bisherigen 54 Veranstaltungen bis 2009 diesen Namen. Seit 1970 wird diese Bezeichnung auch bei der Austragung in nicht-[[Englische Sprache|englischsprachigen]] Ländern verwendet, zuerst in übertragener Form wie ''Eurovisie Songfestival'' ([[Niederländische Sprache|nl.]]), ''Concours Eurovision de la Chanson'' ([[Französische Sprache|franz.]]) oder zuletzt 1991 ''Concorso Eurovisione della Canzone'' ([[Italienische Sprache|ital.]]).<br />
<br />
In der deutschen Öffentlichkeit wird für den Songwettbewerb auch der Begriff ''Grand Prix''<ref>[[Berliner Morgenpost]]: [http://www.morgenpost.de/printarchiv/leute/article1098641/Dieter_Bohlen_will_ARD_beim_naechsten_Grand_Prix_helfen.html „Dieter Bohlen will ARD beim nächsten Grand Prix helfen“] am 24. Mai 2009, Quelle: dpa</ref><ref>Bild: [http://www.bild.de/BILD/unterhaltung/musik/grand-prix/2009/05/25/alex-christensen/jetzt-rechnet-er-mit-dem-grand-prix-ab.html „Alex Christensen. Jetzt rechnet er mit dem Grand Prix ab“] am 24. Mai 2009</ref><ref>Der Westen: [http://www.derwesten.de/nachrichten/kultur/2009/5/21/news-120472113/detail.html „Raab darf wohl doch den Grand Prix aufhübschen“] am 21. Mai 2009</ref> verwendet, da dies einerseits die Kurzform der Benennung von früheren Veranstaltungen ist, mit Titeln wie ''Grand Prix Eurovision de la Chanson'' oder deren Übertragungen ins [[Italienische Sprache|Italienisch]]-[[Spanische Sprache|Spanische]] ''(Gran Premio […])'' und [[Deutsche Sprache|Deutsche]] ''(Großer Preis der Eurovision).'' Andererseits hieß die Auszeichnung, die der Sieger des Wettbewerbs erhielt, bis 2003 ''Grand Prix'' (zuletzt: ''Grand Prix of the 2003 Eurovision Song Contest''<ref>[http://www.ebu.ch/news/pdf/ESC2003Rules.pdf Rules of the 2003 Eurovision Song Contest], Article XV.1</ref>). Seit 2004 ist der Begriff ''Grand Prix'' gänzlich aus dem Regelwerk verschwunden.<br />
<br />
== Nationale Vorentscheide ==<br />
[[File:Lenguas de Eurovisión.png|thumb|350px|right]]<br />
Jedem Land steht es frei, wie es seinen Vertreter für den Eurovision Song Contest ermittelt. In der Regel geschieht dies in Form von nationalen Vorentscheiden, bei denen mehrere Sänger gegeneinander antreten. Während früher meist eine Jury den Teilnehmer wählte, geschieht dies heute in der Regel per Telefonabstimmung (engl.: [[Televoting]].) Der [[Deutsche Vorausscheidungen zum Eurovision Song Contest|deutsche Vorentscheid]] hieß lange Zeit „Ein Lied für…“ (ergänzt durch die jeweilige Stadt, in der der Song Contest im betreffenden Jahr stattfand). 2004 und 2005 trug er den Titel „Germany 12 Points!“, im Jahr 2006 den Titel „[[Deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2006]]“ und 2010 den Titel [[Unser Star für Oslo]]. Ziemlich aufwendig wird die Vorauswahl in Schweden getroffen, wo mit dem [[Melodifestivalen]] ein eigener Wettbewerb über mehrere Runden ausgetragen wird. Nach ähnlichem Prinzip verläuft der [[Melodi Grand Prix]] genannte norwegische Vorentscheid.<br />
<br />
Seit 1993 vertritt der Sieger des kroatischen Songfestivals [[Dora (kroatisches Festival)|DORA]] das Land beim Eurovision Song Contest. Für Serbien tritt der Sieger des Festivals [[Beovizija]] an. Unterschiedliche Formen des Vorentscheids gab es in den letzten Jahren in [[Finnische Vorausscheidungen zum Eurovision Song Contest|Finnland]], [[Irische Vorausscheidungen zum Eurovision Song Contest|Irland]] und [[Polnische Vorausscheidungen zum Eurovision Song Contest|Polen]].<br />
<br />
Allerdings können die Länder auch auf einen Vorentscheid verzichten und stattdessen einen Künstler direkt nominieren. Von dieser Möglichkeit machte [[Deutschland]] in den Jahren 1993 bis 1995 sowie 2009 und die Schweiz in den Jahren 2005 bis 2010 Gebrauch.<br />
<br />
== Punktevergabe ==<br />
<br />
=== Aktuelles Abstimmungsverfahren ===<br />
Im Finale des Eurovision Song Contest dürfen neben den Teilnehmern auch alle Länder abstimmen, die an der Vorrunde teilgenommen haben. Somit sind also auch die im Halbfinale ausgeschiedenen Teilnehmer stimmberechtigt, die im Finale nicht mit einem eigenen Titel vertreten sind.<br />
<br />
Zur Bewertung der Titel werden in jedem Land die zehn beliebtesten Lieder ermittelt und dafür nach folgendem Schema Punktzahlen vergeben: Der Song mit den meisten Stimmen erhält 12 Punkte, die darauffolgenden erhalten 10 Punkte, 8 Punkte, 7 Punkte, 6 Punkte, 5 Punkte, 4 Punkte, 3 Punkte, 2 Punkte und 1 Punkt. Für den eigenen Beitrag dürfen keine Punkte vergeben werden. Alle Punkte, die ein Teilnehmer von anderen Ländern erhält, werden aufsummiert. Gewonnen hat das Land, das am Ende die meisten Punkte bekommt. Seit 2009 werden die Punktzahlen, die jedes Land vergibt, zu 50 % durch [[Televoting]] und zu 50 % durch eine fünfköpfige Jury bestimmt.<br />
<br />
Sollte kurzfristig ein Problem auftreten, das die Ermittlung per Televoting verhindert, so werden die Punkte durch eine achtköpfige „Stand-by-Jury“ vergeben. Eine solche Jury vergab im Jahr 2000 die Punkte der Niederlande, als wegen der [[Explosion der Feuerwerksfabrik von Enschede|Explosion einer Feuerwerkskörperfabrik in Enschede]] am Tag des ESC kein Televoting stattfand.<br />
<br />
Aus Zeitgründen wurde 2006 die Verkündung der Punkte dahingehend geändert, dass die Titel mit den Punkten 1 bis 7 auf einmal angezeigt werden. Die Titel mit den Punkten 8, 10 und 12 werden jedoch nach wie vor von den nationalen Fernsehansagern durchgegeben. Die Vergabeprozedur konnte so von deutlich über einer Stunde auf etwa 45&nbsp;Minuten verkürzt werden.<br />
<br />
=== Regelungen bei Punktgleichheit ===<br />
Wenn zwei oder mehr Teilnehmer am Ende die gleiche Punktanzahl haben, gelten weitere Unterscheidungskriterien, um eine eindeutige Platzierung zu gewährleisten. Ausschlaggebend ist zunächst die Anzahl der Länder, von denen die jeweiligen Teilnehmer Punkte erhalten haben. Lässt sich dadurch keine eindeutige Rangfolge erstellen, wird die Anzahl der an die entsprechenden Teilnehmer vergebenen Höchstwertungen berücksichtigt. Dabei wird zuerst die Anzahl der 12-Punkte-Wertungen, bei Gleichheit die Anzahl der 10-Punkte-Wertungen etc. betrachtet. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich auch durch den Vergleich sämtlicher Einzelwertungen kein Unterschied ergeben hat, werden die betroffenen Länder auf demselben Rang platziert.<br />
<br />
Dieser Katalog von Regelungen fand bisher einmal Anwendung, nämlich beim [[Eurovision Song Contest 1991|ESC 1991]], als die Schwedin [[Carola Häggkvist|Carola]] ''(„Fångad av en stormvind“)'' mehr 10-Punkte-Wertungen erhalten hatte als die punktgleiche Französin [[Amina Annabi|Amina]] ''(„Le dernier qui a parlé“)'' und zur Siegerin erklärt wurde. Damals gab es den ersten Punkt (das Lied gewinnt, das aus mehr Ländern Punkte bekommen hat) noch nicht, hätte es ihn aber schon damals gegeben, hätte Frankreich gewonnen. Mittlerweile ist dieser Punkt eingeführt worden, so dass 2004 trotz jeweils 50 Punkten Malta einen sicheren Platz im Finale 2005 bekam, während Kroatien erst durchs Semifinale musste.<br />
<br />
Vor 1975 kamen verschiedene andere Punktevergabesysteme zum Einsatz. Beim [[Eurovision Song Contest 1969|ESC 1969]] führte ein Wertungsmodus, der für niedrige Punktzahlen pro Teilnehmer sorgte, dazu, dass vier Länder (Spanien, Vereinigtes Königreich, Niederlande, Frankreich) punktgleich an der Spitze lagen und zu gleichberechtigten Siegern ernannt wurden.<br />
<br />
=== Bisherige Wertungsmodi ===<br />
Beim ersten ESC mit veröffentlichtem Abstimmungsergebnis, 1957, kam folgender Modus zum Einsatz: In jeder Landesjury saßen zehn Mitglieder, jedes Mitglied konnte für seinen Favoriten einen Punkt abgeben. Dieser Modus kam von 1957 bis 1961, 1967 bis 1970 sowie im Jahre 1974 in Gebrauch.<br />
<br />
1962 kam ein anderer Modus zum Einsatz. Die Landesjurys vergaben drei Punkte an den besten Titel, zwei Punkte an den zweitbesten und einen Punkt an den drittbesten Titel. Dieser Modus wurde 1963 auf fünf Punkte für den erstplatzierten usw. erweitert. 1964 wurde ein neuer Modus eingeführt: Jeder Juror bewertet jedes Land, daraus entsteht eine Liste. An den besten Titel wurden fünf Punkte, an den zweitplatzierten drei und an den drittplatzierten ein Punkt vergeben. Sollte nur ein Titel nominiert sein, bekommt dieser alle neun Punkte, sollten es zwei sein, bekommt der erste sechs und der zweitplatzierte Titel drei Punkte.<br />
<br />
Da es seit 1962 regelmäßig null Punkte, 1962 bis 1965 sogar vier pro Jahr, gab und wegen der Unzufriedenheit mit dem Wertungssystem von 1957, das 1969 für vier Sieger gesorgt hatte, wurde 1971 ein neuer Modus eingeführt: Jedes Land entsendet zwei Juroren, die für jedes Lied zwischen einen und fünf Punkte geben konnten, sodass die erreichten Punktzahlen erstmals über 100 Punkte stiegen.<br />
<br />
Bis 1997 wurde die Punktevergabe ausschließlich durch eine Jury bestimmt. Diese bestand pro Land aus 16 Personen – acht Experten und acht musikinteressierten [[Amateur|Laien]], die zudem aus verschiedenen Generationen sein mussten, um ein objektives Ergebnis zu gewährleisten. 1997 wurde in Deutschland, Schweden, Österreich, der Schweiz und dem [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] zum ersten Mal das Televoting ausprobiert, das beim Publikum auf große Begeisterung stieß. Schon 1998 wurde die Jury durch das neue Wertungssystem abgelöst. Nur wenige Länder, wie Russland und Ungarn, wo es aus technischen Gründen nicht möglich war, führten das Televoting erst etwas später ein.<br />
<br />
== Preisvergabe, -zuerkennung ==<br />
<br />
Der dem Interpreten des siegreichen Titels überreichte Preis (Trophäe) wird an den Komponisten des Songs weitergereicht, in dessen Besitz er letztendlich auch verbleibt, da der Eurovision Song Contest von der Grundidee her ein reiner Komponisten- und Songschreiberwettbewerb ist. Der Interpret selbst geht diesbezüglich gesehen leer aus, ihm bleibt lediglich der gesteigerte Bekanntheitsgrad, den er für den Aufbau der eigenen Karriere nutzen kann.<br />
<br />
== Kritik am Wertungssystem, Reformdiskussion und Neuregelung ==<br />
In der öffentlichen Debatte wurde des Öfteren angemerkt, dass verschiedene Kulturräume sich während der Abstimmung innerhalb begünstigten. Ferner kam die Idee einer Juryeinführung auf.<br />
<br />
Unmut über als ungerecht empfundene Punkteverteilungen wird seit Beginn der Veranstaltung geäußert, die erst im 43. Jahr zur mehrheitlichen Telefonabstimmung überging. Vor allem politische Tendenzen und Boykotts wurden bemängelt, welche heute nur noch einen untergeordneten Punkt in der Kritik einnehmen.<br />
<br />
=== Neuregelung ab 2008 ===<br />
Die verantwortliche [[Europäische Rundfunkunion]] (EBU) stellte am 2. Oktober 2007 Regeländerungen vor<ref>[http://www.eurovision.tv/page/press-releases?id=333 Regeländerungen]</ref>: Ab 2008 wurden zwei getrennte Halbfinale veranstaltet, über deren Zusammenstellungen man per Los entschied. Alle Länder waren in dem Semifinale stimmberechtigt, in welchem sie selbst teilnahmen. Die bereits für das Finale Qualifizierten wurden je einer Sendung zugeteilt.<br />
In das Finale zogen die neun Bestplatzierten nebst des Bestbewerteten der Back-Up-Jurys ein, der ohne diese den Finaleinzug nicht erreicht hätte.<br />
<br />
=== Neuregelung ab 2009 ===<br />
2009 kam es zu weitreichenden Veränderungen hinsichtlich des Abstimmverfahrens im Finale. Nachdem in den Vorjahren einzig das Publikum über die Punktergebnisse entschied, erhielt fortan pro Teilnehmerland eine Jury, deren Mitglieder eine Verbindung zur Musik aufweisen sollten, gleichgewichtetes Mitspracherecht. Für die Vorrunden hielten die Verantwortlichen noch am Konzept des Vorjahres fest.<ref>[http://www.ecgermany.de/ESC%202009/esc2009.htm Neuregelung 2009]</ref><br />
Die Europäische Rundfunkunion begründete ihre Entscheidung damit, dass sich die Resultate von Ersatzjurys, welche im Falle technischer Pannen eine reibungslose Punktevergabe gewährleisten sollten, in den letzten Jahren zunehmend vom offiziellen Ergebnis unterschieden. Der NDR-Verantwortliche Ralph Quibeldey betonte außerdem den Aspekt, dass sich im Gegensatz zum Großteil der Fernsehzuschauer Juroren die Beiträge mehrmals anhörten und zu einem differenzierteren Urteil in der Lage wären.<br />
In der Öffentlichkeit hingegen wurden die Reformen überwiegend als Reaktionen auf die hinteren Platzierungen vieler westlicher Staaten, insbesondere der der finanzstärksten ''Big-5'', gedeutet.<ref>[http://www.stern.de/kultur/musik/eurovision-song-contest-jury-soll-ostblockmafia-knacken-648899.html stern.de ''Jury soll „Ostblockmafia“ knacken'']</ref><ref>[http://www.n24.de/news/newsitem_4849584.html n24.de ''Guildo Horn sitzt in neuer Eurovision-Jury'']</ref><ref>[http://www.tagesspiegel.de/medien-news/Song-Contest;art15532,2616889 tagespiegel.de ''Eurovision Song Contest wieder mit Jury'']</ref> Beobachter sahen den Versuch, kulturell bedingte Geschmacksverschiedenheiten osteuropäischer und zentralasiatischer Zuschauer gezielt zu unterdrücken und warfen den Befürwortern des neuen Modus Blockbildung und Nichtbeachtung der individuellen Qualität der Beiträge vor.<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,625326,00.html Spiegel.de ''Märchenerzähler schlägt Sexbombe'']</ref> Der Stern betitelte die deutschen Juroren aufgrund ihrer Zusammenstellung als „''Spaß-Jury''“.<ref>[http://www.stern.de/kultur/musik/eurovision-song-contest-spass-jury-vergibt-deutsche-punkte-655770.html ''„Spaß-Jury“ vergibt deutsche Punkte'']</ref> Tatsächlich erzielten zehn der elf östlich orientierten Teilnehmer durch das Mischvoting schlechtere Platzierungen; eines konnte trotz niedrigerer Jury-Wertung seine Gesamtplatzierung halten.<ref>[http://www.eurovision.tv/upload/2009/results/EurovisionSongContest2009_TelevotingResults.pdf eurovision.tv ''Results TELEVOTING only'']</ref><ref>[http://www.eurovision.tv/upload/2009/results/EurovisionSongContest2009_CombinedResults.pdf ''Results TELEVOTING & JURY mixed (50/50)'']</ref><br />
<br />
=== Neuregelung ab 2010 ===<br />
Im September 2009 gab die [[Europäische Rundfunkunion|EBU]] bekannt, dass sowohl in den beiden getrennten Semi-Finalrunden als auch im Finale die Jurys zu 50 % mit abstimmen. Außerdem darf vom Anfang des ersten Liedes bis 15 Minuten nach dem Ende des letzten Liedes abgestimmt werden.<ref>[http://www.eurovision.tv/upload/esc2010rules.pdf Original Regeln 2010 in Englisch]</ref> <ref>[http://eurovision.ndr.de/hintergruende/regelnesc102.html Regeln 2010 Zusammengefasst vom NDR]</ref><br />
<br />
== Moderatoren ==<br />
Der Wettbewerb 1956 war der bislang einzige, bei dem ein einzelner Mann durch den Abend führte. In den Folgejahren waren es immer Moderatorinnen, bis 1978 in Paris erstmals ein Mann und eine Frau gemeinsam Gastgeber waren. Diesem Beispiel folgte Israel 1979. Von 1980 bis 1987, 1993 und 1995 waren es dann wieder einzelne Damen; seit 1996 ist es endgültig zur Tradition geworden, dass es einen männlichen und einen weiblichen Gastgeber gibt. Ausnahme hiervon waren die Contests 1999 in [[Jerusalem]] sowie 2010 in [[Oslo]], bei denen dem männlichen Moderator gleich zwei Damen zur Seite standen.<br />
<br />
Gelegentlich haben auch ehemalige Wettbewerbsteilnehmer/innen durch den Abend geführt: 1976 [[Corry Brokken]], 1979 [[Jardena Arasi]], 1985 [[Lill Lindfors]], 1986 [[Åse Kleveland]], 1991 [[Gigliola Cinquetti]] und [[Toto Cutugno]], 1999 [[Dafna Dekel]], 2003 [[Marie N]] und [[Renars Kaupers]], 2006 [[Sakis Rouvas]], 2008 [[Željko Joksimović]] sowie 2009 [[Alsou]].<br />
<br />
== Übersicht über die Veranstaltungen seit 1956 ==<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! width="5%" | Jahr<br />
! width="15%" | Veranstaltungsbezeichnung<br />und -ort<br />
! width="3%" | Teil-<br />nehmer<br />
! width="20%" | Sieger <br />
! width="20%" | Zweitplatzierter<br />
! width="20%" | Drittplatzierter<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1956|1956]]<br />
|{{SortKey|Lugano}}1. Gran Premio Eurovisione della Canzone Europea <br /> {{SUI}} <br /> ([[Lugano]]) ||{{SortKey|7}} 7 <ref>jedes Land schickte 2 Lieder</ref><br />
| {{SUI}}<br />[[Lys Assia]]<br />Refrain<br /><small>M: [[Géo Voumard]]; T: [[Émile Gardaz]]</small><br />
|nicht bekannt gegeben<br />
|nicht bekannt gegeben<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1957|1957]]<br />
|{{SortKey|Frankfurt}}2. Großer Preis der Eurovision<br />{{GER}} <br /> ([[Frankfurt am Main]])<br />
|{{SortKey|10}} 10<br />
| {{NED}}<br />[[Corry Brokken]]<br />Net als toen<br /><small>M: [[Guus Jansen]]; T: [[Willy van Hemert]]</small><br />
| {{FRA}}<br />[[Paule Desjardins]]<br />La belle amour<br />
| {{DEN}}<br />[[Birthe Wilke]] & [[Gustav Winckler]]<br />Skibet skal sejle i nat<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1958|1958]]<br />
|{{SortKey|Hilversum}}3. Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne<br />{{NED}} <br /> ([[Hilversum]])<br />
|{{SortKey|10}} 10<br />
| {{FRA}}<br />[[André Claveau]]<br />Dors mon amour <br /><small>M: [[Hubert Giraud]]; T: [[Pierre Delanoë]]</small><br />
| {{SUI}}<br />[[Lys Assia]]<br />Giorgio <br />
| {{ITA}}<br />[[Domenico Modugno]]<br />[[Volare (Nel blu dipinto di blu)|Nel blu, dipinto di blu]]<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1959|1959]]<br />
| {{SortKey|Cannes}}4. Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne<br />{{FRA}} <br /> ([[Cannes]])<br />
| {{SortKey|11}}11<br />
| {{NED}}<br />[[Teddy Scholten]]<br />Een beetje<br /><small>M: [[Dick Schallies]]; T: [[Willy van Hemert]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Pearl Carr & Teddy Johnson]]<br />Sing Little Birdie <br />
| {{FRA}}<br />[[Jean Philippe]]<br />Oui, oui, oui, oui<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1960|1960]]<br />
| {{SortKey|London}}5. Eurovision Song Contest<br />{{GBR}} <br /> ([[London]])<br />
|{{SortKey|13}} 13<br />
| {{FRA}}<br />[[Jacqueline Boyer]]<br />Tom Pillibi <br /><small>M: [[André Popp]]; T: [[Pierre Cour]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Bryan Johnson (Sänger)|Bryan Johnson]]<br />Looking High, High, High <br />
| {{MON}}<br />[[François Deguelt]]<br />Ce soir-là <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1961|1961]]<br />
|{{SortKey|Cannes2}}6. Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne <br /> {{FRA}} <br /> ([[Cannes]]) <br />
|{{SortKey|16}}16<br />
| {{LUX}}<br />[[Jean-Claude Pascal]]<br />Nous les amoureux <br /><small>M: [[Jacques Datin]]; T: [[Maurice Vidalin]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[The Allisons]]<br />Are You Sure<br />
| {{SUI}}<br />[[Franca di Rienzo]]<br />Nous aurons demain <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1962|1962]]<br />
|{{SortKey|Luxemburg}}7. Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne<br />{{LUX}} <br /> ([[Luxemburg (Stadt)|Luxemburg]])<br />
|{{SortKey|16}} 16<br />
| {{FRA}}<br />[[Isabelle Aubret]]<br />Un premier amour <br /><small>M: [[Claude Henri Vic]]; T: [[Roland Valande]]</small><br />
| {{MON}}<br />[[François Deguelt]]<br />Dis rien<br />
| {{LUX}}<br />[[Camillo Felgen]]<br />Petit bonhomme <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1963|1963]]<br />
|{{SortKey|London2}}8. Eurovision Song Contest<br />{{GBR}} <br /> ([[London]])<br />
|{{SortKey|16}}16<br />
| {{DEN}}<br />[[Grethe Ingmann|Grethe]] & [[Jørgen Ingmann]]<br />Dansevise <br /><small>M: [[Otto Francker]]; T: [[Sejr Volmer-Sørensen]]</small><br />
| {{SUI}}<br />[[Esther Ofarim]]<br />T'en va pas<br />
| {{ITA}}<br />[[Emilio Pericoli]]<br />Uno per tutte <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1964|1964]]<br />
|{{SortKey|Kopenhagen}}9. Grand Prix Eurovision<br />{{DEN}} <br /> ([[Kopenhagen]])<br />
|{{SortKey|16}}16<br />
| {{ITA}}<br />[[Gigliola Cinquetti]]<br />Non ho l'età <br /><small>M: [[Nicola Salerno]]; T: [[Mario Panzeri]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Matt Monro]]<br />I Love The Little Things<br />
| {{MON}}<br />[[Romuald (Sänger)|Romuald]]<br />Où sont-elles passées <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1965|1965]]<br />
|{{SortKey|Neapel}}10. Gran Premio Eurovisione della Canzone <br /> {{ITA}} <br /> ([[Neapel]])<br />
|{{SortKey|18}}18<br />
| {{LUX}}<br />[[France Gall]]<br />[[Poupée de cire, poupée de son]] <br /><small>M: [[Serge Gainsbourg]]; T: Serge Gainsbourg</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Kathy Kirby]]<br />I Belong<br />
| {{FRA}}<br />[[Guy Mardel]]<br />N'avoue jamais <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1966|1966]]<br />
|{{SortKey|Luxemburg2}}11. Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne<br />{{LUX}} <br /> ([[Luxemburg (Stadt)|Luxemburg]])<br />
|{{SortKey|18}}18<br />
| {{AUT}}<br />[[Udo Jürgens]]<br />Merci Chérie<br /><small>M: Udo Jürgens; T: Udo Jürgens, [[Thomas Hörbiger]]</small><br />
| {{SWE}}<br />[[Lill Lindfors]] & [[Svante Thuresson]]<br />Nygammal vals eller hip man svinaherde <br />
| {{NOR}}<br />[[Åse Kleveland]]<br />Intet er nytt under solen<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1967|1967]]<br />
|{{SortKey|Wien}}12. Grand Prix de la Chanson<br />{{AUT}} <br /> ([[Wien]])<br />
|{{SortKey|17}}17<br />
| {{GBR}}<br />[[Sandie Shaw]]<br />Puppet On A String<br /><small>M: [[Bill Martin (Musiker)|Bill Martin]], [[Phil Coulter]]; T: Bill Martin, Phil Coulter</small><br />
| {{IRL}}<br />[[Sean Dunphy]]<br />If I Could Choose<br />
| {{FRA}}<br />[[Noëlle Cordier]]<br />Il doit faire beau là-bas <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1968|1968]]<br />
|{{SortKey|London3}}13. Eurovision Song Contest<br />{{GBR}} <br /> ([[London]])<br />
|{{SortKey|17}}17<br />
| {{flagicon|Spain 1945 1977}} [[Spanien]]<br />[[Massiel]]<br />La, la, la … <br /><small>M: [[Manuel de la Calva]], [[Ramón Arcusa]]; T: Manuel de la Calva, Ramón Arcusa</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Cliff Richard]]<br />Congratulations<br />
| {{FRA}}<br />[[Isabelle Aubret]]<br />La source<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1969|1969]]<ref>1969 gab es vier Sieger</ref><br />
|{{SortKey|Madrid}}14. Gran Premio de la Canción de Eurovision <br /> {{flagicon|Spain 1945 1977}} [[Spanien]] <br /> ([[Madrid]])<br />
|{{SortKey|16}}16<br />
|{{flagicon|Spain 1945 1977}} [[Spanien]]<br />[[Salomé (Sängerin)|Salomé]]<br />Vivo cantando<br /><small>M: [[Maria José de Cerato]]; T: [[Aniano Alcalde]]</small><br />
{{FRA}}<br />[[Frida Boccara]]<br />Un jour, un enfant<br /><small>M: [[Emil Stern]]; T: [[Eddy Marnay]]</small><br />
<br /> {{NED}}<br />[[Lenny Kuhr]]<br />De troubadour<br /><small>M: [[David Hartsema]]; T: [[Lenny Kuhr]]</small><br />
<br /> {{GBR}}<br />[[Lulu (Sängerin)|Lulu]]<br />Boom bang a bang<br /><small>M: [[Alan Moorhouse]]; T: [[Peter Warne]]</small><br />
|entfällt, da vier Erstplatzierte<br />
|entfällt, da vier Erstplatzierte<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1970|1970]]<br />
|{{SortKey|Amsterdam}}15. Eurovisie Songfestival<br />{{NED}} <br /> ([[Amsterdam]])<br />
|{{SortKey|12}}12<br />
| {{IRL}}<br />[[Dana (Sängerin)|Dana]]<br />All Kinds Of Everything<br /><small>M: [[Derry Lindsay]], [[Jackie Smith]]; T: Derry Lindsay, Jackie Smith</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Mary Hopkin]]<br />Knock, Knock, Who's There<br />
| {{GER}}<br />[[Katja Ebstein]]<br />Wunder gibt es immer wieder <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1971|1971]]<br />
|{{SortKey|Dublin}}16. Eurovision Song Contest<br />{{IRL}} <br /> ([[Dublin]])<br />
|{{SortKey|18}}18<br />
| {{MON}}<br />[[Séverine]]<br />Un banc, un arbre, une rue<br /><small>M: [[Jean-Pierre Bourtayre]]; T: [[Yves Dessca]]</small><br />
| {{flagicon|Spain 1945 1977}} [[Spanien]]<br />[[Karina (Sängerin)|Karina]]<br />En un mundo nuevo<br />
| {{GER}}<br />[[Katja Ebstein]]<br />Diese Welt<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1972|1972]]<br />
|{{SortKey|Edinburgh}}17. Eurovision Song Contest<br />{{GBR}} <br /> ([[Edinburgh]])<br />
|{{SortKey|18}}18 <br />
| {{LUX}}<br />[[Vicky Leandros]]<br />Après toi<br /><small>M: [[Mario Panas]], [[Klaus Munro]]; T: [[Yves Dessca]], Klaus Munro</small><br />
| {{GBR}}<br />[[New Seekers]]<br />Beg, Steal Or Borrow<br />
| {{GER}}<br />[[Mary Roos]]<br />Nur die Liebe lässt uns leben <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1973|1973]]<br />
|{{SortKey|Luxemburg3}}18. Concours Eurovision de la Chanson <br /> {{LUX}} <br /> ([[Luxemburg (Stadt)|Luxemburg]])<br />
|{{SortKey|17}}17<br />
| {{LUX}}<br />[[Anne-Marie David]]<br />Tu te reconnaîtras <br /><small>M: [[Claude Morgan]]; T: [[Vline Buggy]]</small><br />
| {{flagicon|Spain 1945 1977}} [[Spanien]]<br />[[Mocedades]]<br />Eres tú<br />
| {{GBR}}<br />[[Cliff Richard]]<br />Power To All Our Friends<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1974|1974]]<br />
|{{SortKey|Brighton}}19. Eurovision Song Contest<br />{{GBR}} <br /> ([[Brighton]])<br />
|{{SortKey|17}}17<br />
| {{SWE}}<br />[[ABBA]]<br />[[Waterloo (Lied)|Waterloo]] <br /><small>M: [[Benny Andersson]], [[Björn Ulvaeus]]; T: [[Stikkan Anderson]]</small><br />
| {{ITA}}<br />[[Gigliola Cinquetti]]<br />Si<br />
| {{NED}}<br />[[Mouth & McNeal]]<br />I See A Star <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1975|1975]]<br />
|{{SortKey|Stockholm}}20. Eurovision Song Contest<br />{{SWE}} <br /> ([[Stockholm]])<br />
|{{SortKey|19}}19<br />
| {{NED}}<br />[[Teach-In (Band)|Teach-In]]<br />Ding-a-dong<br /><small>M: [[Dick Bakker]]; T: [[Will Luikinga]], [[Eddy Ouwens]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[The Shadows]]<br />Let Me Be The One<br />
| {{ITA}}<br />[[Wess (Sänger)|Wess]] & [[Dori Ghezzi]]<br />Era<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1976|1976]]<br />
|{{SortKey|Den Haag}}21. Eurovisie Songfestival <br /> {{NED}} <br /> ([[Den Haag]])<br />
|{{SortKey|18}}18<br />
| {{GBR}}<br />[[Brotherhood of Man]]<br />Save Your Kisses For Me <br /><small>M: [[Tony Hiller]], [[Lee Sheriden]], [[Martin Lee]]; T: Tony Hiller, Lee Sheriden, Martin Lee</small><br />
| {{FRA}}<br />[[Catherine Ferry]]<br />Un, Deux, Trois <br />
| {{MON}}<br />[[Mary Cristy]]<br />Toi, la musique et moi<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1977|1977]]<br />
|{{SortKey|London4}}22. Eurovision Song Contest <br /> {{GBR}} <br /> ([[London]])<br />
|{{SortKey|18}}18 <br />
| {{FRA}}<br />[[Marie Myriam]]<br />L'oiseau et l'enfant <br /><small>M: [[Jean-Paul Cara]]; T: [[Joe Gracy]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Lynsey de Paul]] & [[Mike Moran]]<br />Rock Bottom<br />
| {{IRL}}<br />[[The Swarbriggs Plus Two]]<br />It's Nice To Be In Love Again<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1978|1978]]<br />
|{{SortKey|Paris}}23. Concours Eurovision de la Chanson <br /> {{FRA}} <br /> ([[Paris]])<br />
|{{SortKey|20}}20<br />
| {{ISR}}<br />[[Izhar Cohen|Yizhar Cohen & The Alpha-Beta]]<br />A-Ba-Ni-Bi<br /><small>M: [[Nurit Hirsh]]; T: [[Ehud Manor]]</small><br />
| {{BEL}}<br />[[Jean Vallée]]<br />L'amour ca fait chanter la vie<br />
| {{FRA}}<br />[[Joel Prévost]]<br />Il y aura toujours des violons<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1979|1979]]<br />
|{{SortKey|Jerusalem}}24. Eurovision Song Contest<br />{{ISR}} <br /> ([[Jerusalem]])<br />
|{{SortKey|19}}19<br />
| {{ISR}}<br />[[Gali Atari]] & [[Milk & Honey (israelische Band)|Milk and Honey]]<br />Hallelujah<br /><small>M: [[Kobi Oshrat]]; T: [[Shimrit Orr]]</small><br />
| {{ESP}}<br />[[Betty Missiego]]<br />Su canción<br />
| {{FRA}}<br />[[Anne-Marie David]]<br />Je suis l'enfant-soleil<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1980|1980]]<br />
|{{SortKey|Den Haag2}}25. Eurovisie Songfestival <br /> {{NED}} <br /> ([[Den Haag]])<br />
|{{SortKey|19}}19<br />
| {{IRL}}<br />[[Johnny Logan]]<br />What’s Another Year<br /><small>M: [[Shay Healy]]; T: Shay Healy</small><br />
| {{GER}}<br />[[Katja Ebstein]]<br />Theater<br />
| {{GBR}}<br />[[Prima Donna]]<br />Love Enough For Two<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1981|1981]]<br />
|{{SortKey|Dublin2}}26. Eurovision Song Contest<br />{{IRL}} <br /> ([[Dublin]])<br />
|{{SortKey|20}}20<br />
| {{GBR}}<br />[[Bucks Fizz]]<br />Making Your Mind Up<br /><small>M: [[John Danter]]; T: [[Andy Hill]]</small><br />
| {{GER}}<br />[[Lena Valaitis]]<br />Johnny Blue<br />
| {{FRA}}<br />[[Jean Gabilou]]<br />Humanahum<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1982|1982]]<br />
|{{SortKey|Harrogate}}27. Eurovision Song Contest<br />{{GBR}} <br /> ([[Harrogate]])<br />
|{{SortKey|18}}18<br />
| {{GER}}<br />[[Nicole (Sängerin)|Nicole]]<br />[[Ein bißchen Frieden]]<br /><small>M: [[Ralph Siegel]]; T: [[Bernd Meinunger]]</small><br />
| {{ISR}}<br />[[Avi Toledano]]<br />Hora<br />
| {{SUI}}<br />[[Arlette Zola]]<br />Amour on t'aime <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1983|1983]]<br />
|{{SortKey|München}}28. Eurovision Song Contest<br />{{GER}} <br /> ([[München]])<br />
|{{SortKey|20}}20<br />
| {{LUX}}<br />[[Corinne Hermès]]<br />Si la vie est cadeau<br /><small>M: [[Jean-Pierre Millers]]; T: [[Alain Garcia]]</small><br />
| {{ISR}}<br />[[Ofra Haza]]<br />Chai, Chai, Chai<br />
| {{SWE}}<br />[[Carola Häggkvist]]<br />Främling<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1984|1984]]<br />
|{{SortKey|Luxemburg4}}29. Concours Eurovision de la Chanson<br />{{LUX}} <br /> ([[Luxemburg (Stadt)|Luxemburg]])<br />
|{{SortKey|19}}19<br />
| {{SWE}}<br />[[Herreys]]<br />Diggi-loo diggi-ley<br /><small>M: [[Torgny Söderberg]]; T: [[Britt Lindeborg]]</small><br />
| {{IRL}}<br />[[Linda Martin]]<br />Terminal 3<br />
| {{ESP}}<br />[[Bravo (Band)|Bravo]]<br />Lady Lady<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1985|1985]]<br />
|{{SortKey|Göteburg}}30. Eurovision Song Contest<br />{{SWE}} <br /> ([[Göteborg]])<br />
|{{SortKey|19}}19<br />
| {{NOR}}<br />[[Bobbysocks]]<br />La det swinge <br /><small>M: [[Rolf Løvland]]; T: Rolf Løvland</small><br />
| {{GER}}<br />[[Wind (Band)|Wind]]<br />Für alle<br />
| {{SWE}}<br />[[Kiki Danielsson]]<br />Bra vibrationer<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1986|1986]]<br />
|{{SortKey|Bergen}}31. Eurovision Song Contest<br />{{NOR}} <br /> ([[Bergen (Norwegen)|Bergen]])<br />
|{{SortKey|20}}20 <br />
| {{BEL}}<br />[[Sandra Kim]]<br />J'aime la vie <br /><small>M: [[Jean Paul Furnémont]], [[Angelo Crisci]]; T: [[Rosario Marino]]</small><br />
| {{SUI}}<br />[[Daniela Simmons|Daniela Simons]]<br />Pas pour moi<br />
| {{LUX}}<br />[[Sherisse Laurence]]<br />L'amour de ma vie <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1987|1987]]<br />
|{{SortKey|Bruxelles}}32. Concours Eurovision de la Chanson<br />{{BEL}} <br /> ([[Brüssel]])<br />
|{{SortKey|22}}22<br />
| {{IRL}}<br />[[Johnny Logan]]<br />Hold Me Now<br /><small>M: [[Johnny Logan|Seán Sherrard]]; T: Seán Sherrard</small><br />
| {{GER}}<br />[[Wind (Band)|Wind]]<br />Lass' die Sonne in Dein Herz<br />
| {{ITA}}<br />[[Umberto Tozzi]] & [[Raf (Sänger)|Raf]]<br />Gente di mare<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1988|1988]]<br />
|{{SortKey|Dublin4}}33. Eurovision Song Contest<br />{{IRL}} <br /> ([[Dublin]])<br />
|{{SortKey|21}}21<br />
| {{SUI}}<br />[[Céline Dion]]<br />Ne partez pas sans moi<br /><small>M: [[Atilla Şereftuğ]]; T: [[Nella Martinetti]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Scott Fitzgerald]]<br />Go<br />
| {{DEN}}<br />[[Hot Eyes]]<br />Ka' du se hva' jeg sa'<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1989|1989]]<br />
|{{SortKey|Lausanne}}34. Concours Eurovision de la Chanson <br /> {{SUI}} <br /> ([[Lausanne]]) <br />
|{{SortKey|22}}22<br />
| {{YUG}}<br />[[Riva (Band)|Riva]]<br />Rock Me <br /><small>M: [[Rajko Dujmić]]; T: [[Stevo Cvikić]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Live Report]]<br />Why Do I Always Get It Wrong<br />
| {{DEN}}<br />[[Birthe Kjær]]<br />Vi maler byen rød <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1990|1990]]<br />
|{{SortKey|Zagreb}}35. Eurovision Song Contest<br />{{YUG}} <br /> ([[Zagreb]])<br />
|{{SortKey|22}}22<br />
| {{ITA}}<br />[[Toto Cutugno]]<br />Insieme 1992 <br /><small>M: [[Salvatore Cutugno]]; T: Salvatore Cutugno</small><br />
| {{FRA}}<br />[[Joëlle Ursull]]<br />White & Black Blues <br /> {{IRL}}<br />[[Liam Reilly]]<br />Somewhere In Europe<br />
| entfällt, da zwei Zweitplazierte <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1991|1991]]<br />
|{{SortKey|Rom}}36. Concorso Eurovisione della Canzone <br /> {{ITA}} <br /> ([[Rom]])<br />
|{{SortKey|22}}22<br />
| {{SWE}}<br />[[Carola Häggkvist|Carola]]<br />Fångad av en stormvind<br /><small>M: [[Stephan Berg (Musiker)|Stephan Berg]]; T: Stephan Berg</small><br />
| {{FRA}}<br />[[Amina Annabi|Amina]]<br />Le dernier qui a parlé<br />
| {{ISR}}<br />[[Duo Datz]]<br />Kan<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1992|1992]]<br />
|{{SortKey|Malmö}}37. Eurovision Song Contest<br />{{SWE}} <br /> ([[Malmö]])<br />
|{{SortKey|23}}23<br />
| {{IRL}}<br />[[Linda Martin]]<br />Why Me <br /><small>M: [[Johnny Logan|Seán Sherrard]]; T: Seán Sherrard</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Michael Ball (Sänger)|Michael Ball]]<br />One Step Out Of Time<br />
| {{MLT}}<br />[[Mary Spiteri]]<br />Little Child<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1993|1993]]<br />
|{{SortKey|Millstreet}}38. Eurovision Song Contest<br />{{IRL}} <br /> ([[Millstreet]])<br />
|{{SortKey|25}}25<br />
| {{IRL}}<br />[[Niamh Kavanagh]]<br />In your Eyes<br /><small>M: [[Jimmy Walsh]]; T: Jimmy Walsh</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Sonia Evans|Sonia]]<br />Better The Devil You Know<br />
| {{SUI}}<br />[[Annie Cotton]]<br />Moi tout simplement<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1994|1994]]<br />
|{{SortKey|Dublin4}}39. Eurovision Song Contest<br />{{IRL}} <br /> ([[Dublin]])<br />
|{{SortKey|25}}25<br />
| {{IRL}}<br />[[Paul Harrington (Musiker)|Paul Harrington]] & [[Charlie McGettigan]]<br />Rock'n Roll kids<br /><small>M: [[Brendan Graham]]; T: Brendan Graham</small><br />
| {{POL}}<br />[[Edyta Gorniak]]<br />To nie ja<br />
| {{GER}}<br />[[Mekado]]<br />Wir geben 'ne Party<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1995|1995]]<br />
|{{SortKey|Dublin5}}40. Eurovision Song Contest<br />{{IRL}} <br /> ([[Dublin]])<br />
|{{SortKey|23}}23<br />
| {{NOR}}<br />[[Secret Garden]]<br />Nocturne<br /><small>M: [[Rolf Løvland]]; T: [[Petter Skavland]]</small><br />
| {{ESP}}<br />[[Anabel Conde]]<br />Vuelve conmigo<br />
| {{SWE}}<br />[[Jan Johansen]]<br />Se på mig<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1996|1996]]<br />
|{{SortKey|Oslo1}}41. Eurovision Song Contest <br /> {{NOR}} <br /> ([[Oslo]])<br />
|{{SortKey|23}}23<br />
| {{IRL}}<br />[[Eimear Quinn]]<br />The Voice<br /><small>M: [[Brendan Graham]]; T: Brendan Graham</small><br />
| {{NOR}}<br />[[Elisabeth Andreassen]]<br />I evighet<br />
| {{SWE}}<br />[[One More Time]]<br />Den Vilda<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1997|1997]]<br />
|{{SortKey|Dublin6}}42. Eurovision Song Contest<br />{{IRL}} <br /> ([[Dublin]])<br />
|{{SortKey|25}}25<br />
| {{GBR}}<br />[[Katrina and the Waves]]<br />Love shine a light<br /><small>M: [[Kimberley Rew]]; T: Kimberley Rew</small><br />
| {{IRL}}<br />[[Marc Roberts]]<br />Mysterious Woman<br />
| {{TUR}}<br />[[Şebnem Paker|Şebnem Paker & Gruppe Etnik]]<br />Dinle<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1998|1998]]<br />
|{{SortKey|Birmingham}}43. Eurovision Song Contest<br />{{GBR}} <br /> ([[Birmingham]])<br />
|{{SortKey|25}}25<br />
| {{ISR}}<br />[[Dana International]]<br />Diva<br /><small>M: [[Tzvika Pick]]; T: [[Yoav Ginai]]</small><br />
| {{GBR}}<br />[[Imaani]]<br />Where Are You<br />
| {{MLT}}<br />[[Chiara Siracusa|Chiara]]<br />The One That I Love<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 1999|1999]]<br />
|{{SortKey|Jerusalem2}}44. Eurovision Song Contest<br />{{ISR}} <br /> ([[Jerusalem]])<br />
|{{SortKey|23}}23<br />
| {{SWE}}<br />[[Charlotte Perrelli|Charlotte Nilsson]]<br />Take Me To Your Heaven <br /><small>M: [[Lars Diedricson]]; T: [[Marcos Ubeda]]</small><br />
| {{ISL}}<br />[[Selma Björnsdóttir|Selma]]<br />All Out Of Luck <br /><br />
| {{GER}}<br />[[Sürpriz]]<br />[[Reise nach Jerusalem – Kudüs'e Seyahat]]<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2000|2000]]<br />
|{{SortKey|Stockholm}}45. Eurovision Song Contest<br />{{SWE}} <br /> ([[Stockholm]])<br />
|{{SortKey|24}}24<br />
| {{DEN}}<br />[[Olsen Brothers]]<br />Fly On The Wings Of Love<br /><small>M: [[Jørgen Olsen (Musiker)|Jørgen Olsen]]; T: Jørgen Olsen</small><br />
| {{RUS}}<br />[[Alsou]]<br />Solo<br />
| {{LAT}}<br />[[Brainstorm (Popband)|Brainstorm]]<br />My Star<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2001|2001]]<br />
|{{SortKey|Kopenhagen2}}46. Eurovision Song Contest<br />{{DEN}} <br /> ([[Kopenhagen]])<br />
|{{SortKey|23}}23<br />
| {{EST}}<br />[[Tanel Padar]] & [[Dave Benton]]<br />Everybody <br /><small>M: [[Ivar Must]]; T: Maian-Anna Kärmas</small><br />
| {{DEN}}<br />[[Rollo & King]]<br />Never Ever Let You Go<br />
| {{GRE}}<br />[[Helena Paparizou|Antique]]<br />Die For You <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2002|2002]]<br />
|{{SortKey|Tallin}}47. Eurovision Song Contest<br />{{EST}} <br /> ([[Tallinn]])<br />
|{{SortKey|24}}24<br />
| {{LAT}}<br />[[Marie N]]<br />I Wanna<br /><small>M: [[Marija Naumova]]; T: Marija Naumova, [[Marats Samauskis]]</small><br />
| {{MLT}}<br />[[Ira Losco]]<br />7th Wonder<br />
| {{EST}}<br />[[Sahlene]]<br />Runaway<br /> {{GBR}}<br />[[Jessica Garlick]]<br />Come Back<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2003|2003]]<br />
|{{SortKey|Riga}}48. Eurovision Song Contest <br /> {{LAT}} <br /> ([[Riga]])<br />
|{{SortKey|26}}26<br />
| {{TUR}}<br />[[Sertab Erener]]<br />Everyway That I Can <br /><small>M: [[Demir Demirkan]]; T: Demir Demirkan</small><br />
| {{BEL}}<br />[[Urban Trad]]<br />Sanomi<br />
| {{RUS}}<br />[[t.A.T.u.]]<br />Ne ver, ne boisja, ne prosi<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2004|2004]]<br />
|{{SortKey|Istanbul}}49. Eurovision Song Contest<br />{{TUR}} <br /> ([[Istanbul]])<br />
|{{SortKey|36}}24 (+12)<br />
| {{UKR}}<br />[[Ruslana Lyschytschko|Ruslana]]<br />Wild Dances <br /><small>M: [[Oleksandr Ksenofontov]], [[Jamie Maher]], Ruslana, [[Fayney]], [[Sherena Dugani]]; T: Oleksandr Ksenofontov, Ruslana</small><br />
| [[Datei:Flag of Serbia and Montenegro.svg|20px]] [[Serbien und Montenegro]]<br />[[Željko Joksimović]]<br />Lane Moje<br />
| {{GRE}}<br />[[Sakis Rouvas]]<br />Shake It<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2005|2005]]<br />
|{{SortKey|Kiev}}50. Eurovision Song Contest <br /> {{UKR}} <br /> ([[Kiew]])<br />
|{{SortKey|39}}24 (+15)<br />
| {{GRE}}<br />[[Helena Paparizou]]<br />My Number One<br /><small>M: [[Christos Dantis]]; T: Christos Dantis, [[Natalia Germanou]]</small><br />
| {{MLT}}<br />[[Chiara Siracusa|Chiara]]<br />Angel<br />
| {{ROM}}<br />[[Luminiţa Anghel]] & [[Sistem]]<br />Let Me Try<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2006|2006]]<br />
|{{SortKey|Athen}}51. Eurovision Song Contest<br />{{GRE}} <br /> ([[Athen]])<br />
|{{SortKey|37}}24 (+13)<br />
| {{FIN}}<br />[[Lordi]]<br />Hard Rock Hallelujah<br /><small>M: [[Tomi Putaansuu]]; T: Tomi Putaansuu</small><br />
| {{RUS}}<br />[[Dima Bilan]]<br />Never let you Go <br />
| {{BIH}}<br />[[Hari Mata Hari]]<br />Lejla<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2007|2007]]<br />
|{{SortKey|Helsinki}}52. Eurovision Song Contest<br />{{FIN}} <br /> ([[Helsinki]])<br />
|{{SortKey|42}}24 (+18)<br />
| {{SER}}<br />[[Marija Šerifović]]<br />Molitva<br /><small>M: [[Vladimir Graić]]; T: [[Saša Milošević Mare]]</small><br />
| {{UKR}}<br />[[Verka Serduchka]]<br />Dancing Lasha Tumbai<br />
| {{RUS}}<br />[[Serebro]]<br />Song #1<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2008|2008]]<br />
|{{SortKey|Belgrad}}53. Eurovision Song Contest<br />{{SER}} <br /> ([[Belgrad]])<br />
|{{SortKey|43}}25 (+18)<br />
| {{RUS}}<br />[[Dima Bilan]]<br />Believe<br /><small>M: Dima Bilan, [[Jim Beanz]]; T: Dima Bilan, Jim Beanz</small><br />
| {{UKR}}<br />[[Ani Lorak]]<br />Shady Lady <br />
| {{GRE}}<br />[[Kalomira]]<br />Secret Combination <br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2009|2009]]<br />
|{{SortKey|Moskau}}54. Eurovision Song Contest<br />{{RUS}} <br /> ([[Moskau]])<br />
|{{SortKey|42}}25 (+17)<br />
| {{NOR}}<br />[[Alexander Rybak]]<br />Fairytale <br /><small>M: Alexander Rybak; T: Alexander Rybak</small><br />
| {{ISL}}<br />[[Jóhanna Guðrún Jónsdóttir|Yohanna]]<br />Is It True?<br />
| {{AZE}}<br />[[Aysel Teymurzadə|AySel]] & [[Arash (Musiker)|Arash]]<br />Always<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2010|2010]]<br />
|{{SortKey|Oslo}}55. Eurovision Song Contest<br />{{NOR}} <br /> ([[Oslo]])<br />
|{{SortKey|42}}25 (+14)<br />
| {{GER}}<br />[[Lena Meyer-Landrut|Lena]]<br />[[Satellite (Lied)|Satellite]]<br /><small>M: [[Julie Frost]], [[John Gordon (Musiker)|John Gordon]]; T: Julie Frost</small><br />
| {{TUR}}<br />[[maNga]]<br /> [[We Could Be the Same]]<br />
| {{ROM}}<br />[[Paula Seling]] & [[Ovidiu Cernăuţeanu|Ovi]]<br />Playing With Fire<br />
|-<br />
| [[Eurovision Song Contest 2011|2011]]<br />
|{{SortKey}}56. Eurovision Song Contest<br />{{GER}} <br /><br />
|<br />
| <br />
|<br />
|<br />
|}<br />
<br />
== Erfolge ==<br />
<!-- Bitte die Unterpunkte nicht löschen, möchte ich bei Gegebenheit noch etwas ausbauen.--><br />
=== Erfolgreichste Teilnehmer ===<br />
Bisher erfolgreichstes Teilnehmerland ist [[Irland]] mit sieben Siegen, in den Jahren [[Eurovision Song Contest 1992|1992]] bis [[Eurovision Song Contest 1994|1994]] sogar drei in Folge. Auch der erfolgreichste Teilnehmer kommt aus Irland: [[Johnny Logan]] gewann zweimal als Sänger ([[Eurovision Song Contest 1980|1980]] mit ''What’s Another Year'' und [[Eurovision Song Contest 1987|1987]] mit ''Hold Me Now'') sowie einmal als Komponist ([[Eurovision Song Contest 1992|1992]]: ''Why Me'').<br />
<br />
=== Deutschland beim Eurovision Song Contest ===<br />
{{Hauptartikel|Deutschland beim Eurovision Song Contest}}<br />
Deutschland ist das Land mit den meisten Beiträgen und das einzige Land, das bisher jedes Jahr ein Lied zum Eurovision-Festival entsandt hat. 1996 erreichte der deutsche Beitrag des Interpreten [[Leon (Sänger)|Leon]] mit dem von [[Hanne Haller]] komponierten Lied ''Blauer Planet'' nicht das Finale der Veranstaltung, da er in der (damals neu eingeführten) Zwischenrunde der Europäischen Rundfunkunion (ERU, EBU, UER) in Genf gemeinsam mit den Beiträgen aus Dänemark, Russland, Mazedonien, Ungarn, Israel und Rumänien ausschied. <br />
<br />
Den Sieg errang Deutschland bisher zweimal. Im Jahr [[Eurovision Song Contest 1982|1982]] gewann die Sängerin [[Nicole (Sängerin)|Nicole]] in [[Harrogate]] im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] den Wettbewerb mit dem Lied ''[[Ein bißchen Frieden]]''. 28 Jahre später, im Jahr [[Eurovision Song Contest 2010|2010]], gewann die Sängerin [[Lena Meyer-Landrut|Lena]] in [[Oslo]] mit ''[[Satellite (Lied)|Satellite]]'' den Contest. Deutschland erreichte mehrmals den zweiten und dritten Platz, kam allerdings fünf Mal auf den letzten Platz.<br />
<br />
=== ''Eurovision Song Contest'' als Karrierestart ===<br />
Der Eurovision Song Contest machte im Laufe der Jahre einige Interpreten zu internationalen Stars, die bis zum Zeitpunkt ihres Auftritts noch nahezu unbekannt waren.<br />
<br />
Dies trifft in besonderem Maße auf die schwedische Popgruppe [[ABBA]] zu, die [[Eurovision Song Contest 1974|1974]] mit dem Song ''Waterloo'' den Wettbewerb gewann. Auch die franko-kanadische Sängerin [[Céline Dion]] wurde durch ihre Teilnahme am [[Eurovision Song Contest 1988]], bei dem sie für die Schweiz startete und mit ''Ne partez pas sans moi'' siegte, in Europa bekannt. Die Belgierin [[Lara Fabian]] (später durch ''I will love again'' zu Charts-Ehren gelangt) tat beim ESC für Luxemburg ihren ersten internationalen Schritt, und schließlich die Polin [[Edyta Górniak]]. Ebenfalls durch den ESC zu Weltruhm gelangt ist die irische Folkloregruppe [[Riverdance – The Show|Riverdance]], die [[Eurovision Song Contest 1994|1994]] als Pausenfüller auftrat.<br />
<br />
=== Erfolgreiche Titel ===<br />
Der Eurovision Song Contest brachte im Laufe seiner mehrere Jahrzehnte umspannenden Geschichte zahlreiche Lieder hervor, die zu internationalen Erfolgen und bisweilen zu [[Evergreen]]s wurden. Aus der Frühphase seien hier Italiens Beiträge ''[[Volare (Nel blu dipinto di blu)|Nel blu dipinto di blu (Volare)]]'' und ''Piove (Ciao ciao bambina)'' genannt, beide vorgetragen von [[Domenico Modugno]] in den Jahren 1958 und 1959. Auch wenn sie nicht zum Wettbewerbssieger gekürt wurden, erreichten sie danach doch zigfache Millionenverkäufe weltweit und wurden von Showgrößen wie [[Paul Anka]] oder [[Dean Martin]] adaptiert.<br />
<br />
Seine kommerzielle Hochphase erlebte der Song Contest ab Mitte der Sechziger bis in die späten Siebziger Jahre. ''Puppet on a string'' avancierte 1967 für Sängerin [[Sandie Shaw]] zum weltweiten Radio- und Hitparadenerfolg und wurde in Werbespots und auf Modenschauen jener Zeit als Untermalung eingesetzt. Seine simple Eingängigkeit und der unmittelbare Wiedererkennungswert machten den Titel auf der Stelle zum Evergreen. Aus demselben Jahrgang eroberte der Luxemburger Beitrag von Vicky ([[Vicky Leandros]]) ''[[L’amour est bleu]]'' in einer Instrumental-Version von Paul Mauriat Platz 1 der US-Billboard-Charts. 1972 gewann Vicky Leandros mit ''Après toi'' den Wettbewerb und verkaufte von der Single in mehreren Sprachversionen (''Dann kamst Du'', ''Come what may'') weltweit über 5,5&nbsp;Millionen Exemplare. ABBAs ''[[Waterloo (Lied)|Waterloo]]'' übertraf diese Marke 1974 und verkaufte sich rund 6 Millionen mal. Übertrumpft wurden die vier Schweden 1976 von der britischen Gruppe [[Brotherhood Of Man]], deren Schlagerpop ''Save your kisses for me'' es auf 6,5&nbsp;Millionen weltweit abgesetzte Tonträger brachte.<br />
<br />
Als Beispiele weiterer internationaler Tophits seien noch erwähnt: ''Congratulations'' von [[Cliff Richard]] (GB, 1968), ''All kinds of everything'' von [[Dana (Sängerin)|Dana]] (Irland, 1970), ''Beg, steal or borrow'' von den [[New Seekers]] (GB, 1972), ''Eres tú'' von [[Mocedades]] (Spanien, 1973), ''Si'' von [[Gigliola Cinquetti]] (Italien, 1974), ''Dschinghis Khan'' von [[Dschinghis Khan]] (D, 1979), ''What’s another year'' von [[Johnny Logan]] (Irland 1980), ''[[Ein bißchen Frieden]]'' von Nicole (D, 1982), ''Gente di mare'' von [[Umberto Tozzi]] und [[Raf (Sänger)|Raf]] (Italien 1987), ''Insieme 1992'' von [[Toto Cutugno]] (Italien 1990), ''Diva'' von [[Dana International]] (Israel 1998) und ''Fly On The Wings Of Love'' von den [[Olsen Brothers]] (Dänemark 2000).<br />
<br />
=== Häufigste Teilnahmen ===<br />
Am häufigsten war die Schweizer Musikgruppe [[Peter, Sue & Marc]] dabei, welche ihr Heimatland viermal vertrat ([[Eurovision Song Contest 1971|1971]], [[Eurovision Song Contest 1976|1976]], [[Eurovision Song Contest 1979|1979]] und [[Eurovision Song Contest 1981|1981]]), jedes Mal in einer anderen Sprache. In den Jahren 1976 und 1981 erreichten sie jeweils Platz 4. Ebenfalls viermal nahm [[Fud Leclerc]] aus Belgien teil, der das Land [[Eurovision Song Contest 1956|1956]], [[Eurovision Song Contest 1958|1958]], [[Eurovision Song Contest 1960|1960]] und [[Eurovision Song Contest 1962|1962]] vertrat. Sein bestes Resultat war Platz 5 im Jahre 1958.<br />
<br />
Eine Reihe von Interpreten war dreimal beim Eurovision Song Contest vertreten. Für Deutschland waren [[Katja Ebstein]] und die Gruppe [[Wind (Band)|Wind]] je dreimal am Start. Ebstein war mit zwei dritten Plätzen in den Jahren 1970 und 1971 sowie einem zweiten Platz im Jahre 1980 äußerst erfolgreich. Mit zwei zweiten Plätzen in den Jahren 1985 und 1987 gehören Wind ebenfalls zu den erfolgreichsten Teilnehmern für Deutschland.<br />
<br />
Die Schwedin [[Carola Häggkvist]] erreichte bei drei Teilnahmen für ihr Heimatland einen Sieg (1991) sowie die Plätze 3 (1983) und 5 (2006). Ebenfalls dreimal am Start war die Malteserin [[Chiara Siracusa|Chiara]], die für Malta die Plätze 3 (1998), 2 (2005) und 22 (2009) belegte.<br />
<br />
Einige mehrmals teilnehmende Interpreten traten für verschiedene Länder an. Die Zyprin [[Anna Vissi]] sang zweimal für Griechenland (1980, 2006) und einmal für Zypern (1982). Der Franzose [[Romuald Figuier|Romuald]] nahm zweimal für Monaco (1964, 1974) und einmal für Luxemburg (1979) teil. [[Ireen Sheer]] trat als Solokünstlerin einmal für Luxemburg (1974) und einmal für Deutschland (1978) sowie als Teil einer Gruppe erneut für Luxemburg (1985) an.<br />
<br />
Die Sängerin [[Corry Brokken]] trat bei den ersten drei Wettbewerben in den Jahren 1956 bis 1958 jeweils für die Niederlande an, die Sängerin [[Lys Assia]] in den gleichen Jahren für die Schweiz. [[Udo Jürgens]] war in den Jahren 1964 bis 1966 dreimal für Österreich beim Wettbewerb dabei. Jeder dieser drei Teilnehmer konnte den Wettbewerb einmal für sein Land entscheiden. Assia gewann 1956 den ersten Eurovision Song Contest, Brokken war ein Jahr später erfolgreich, Jürgens siegte im Jahr 1966.<br />
<br />
Ebenfalls dreimal nahmen darüber hinaus der Italiener [[Domenico Modugno]] (1958, 1959, 1966), die Norwegerin [[Kirsti Sparboe]] (1965, 1967, 1969) sowie das dänische Duo [[Hot Eyes]] (1984, 1985, 1988) teil.<br />
<br />
=== Bekanntheit ist kein Erfolgsgarant ===<br />
Die Teilnahme eines bereits international bekannten Interpreten ist hingegen kein Garant dafür, dass dessen Titel den Wettbewerb auch gewinnt.<br />
<br />
Als prominentestes Beispiel erreichte [[Cliff Richard]] mit ''Congratulations'' [[Eurovision Song Contest 1968|1968]] den zweiten sowie [[Eurovision Song Contest 1973|1973]] mit ''Power to All Our Friends'' den dritten Platz, obwohl diese anschließend in den Verkaufshitparaden höher platziert waren als die jeweiligen Eurovisionsgewinner. Auch erreichten beispielsweise [[Ricchi e Poveri]] aus Italien oder [[Baccara (Musik)|Baccara]] aus Spanien (beide 1978) nicht das Siegertreppchen, ebenso wie [[Matia Bazar]] (1979), [[Alan Sorrenti]] (1980), [[Alice (Sängerin)|Alice]] und [[Franco Battiato]] (1984) oder [[Albano Carrisi|Al Bano]] und [[Romina Power]] (1976 und 1985), alle aus Italien, obwohl in den frühen 1980ern durch viele Länder Europas eine [[Italo-Disco|Italo-Pop]]-Welle schwappte.<br />
<br />
Das international erfolgreiche russische Duo [[t.A.T.u.]] konnte beim [[Eurovision Song Contest 2003]] mit ''Ne wer, ne bojsja, ne prosi'' nicht gewinnen und belegte den dritten Platz. Die estnische Band [[Vanilla Ninja]] kam 2005 für die Schweiz nicht über Rang 8 hinaus. [[Kate Ryan]] scheiterte [[Eurovision Song Contest 2006|2006]] für Belgien bereits im Halbfinale, ebenso [[DJ BoBo]] 2007 für die Schweiz.<br />
<br />
Auch die international erfolgreiche Popgruppe [[No Angels]] war mit ''Disappear'' [[Eurovision Song Contest 2008|2008 in Serbien]] wenig erfolgreich. Zuvor sind sie mit nur einem Prozentpunkt vor [[Carolin Fortenbacher]] (''Hinterm Ozean'') in der [[Deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2008|deutschen Vorentscheidung]] zum Finalteilnehmer gewählt worden. Beim Song Contest selbst erreichten sie Platz 23 von 25, wobei Platz 23, 24 ([[Polen]], [[Isis Gee]] - ''For Life'') und 25 ([[Vereinigtes Königreich]], [[Andy Abraham]] - ''Even If'') mit jeweils 14 Punkten die letzten drei Plätze belegten.<br />
<br />
== 50-jähriges Jubiläum ==<br />
Am 22. Oktober 2005 fand in [[Kopenhagen]] eine Jubiläumsshow mit dem Titel ''Congratulations'' (deutsch: ''Herzlichen Glückwunsch'') statt. Damit wurde das 50-jährige Jubiläum des ''Eurovision Song Contest'' gefeiert. Das Ziel der Show war, das beste Lied des ''Grand Prix'' unter allen Titeln, die jemals teilgenommen haben zu ermitteln. Auf der offiziellen Internetseite eurovision.tv konnte jeder seine Stimme für seinen Lieblingstitel des ESC abgeben. Die zehn Lieder mit den meisten Stimmen kamen ins Semifinale. Zusätzlich wählte eine Jury der Europäischen Rundfunkunion vier weitere Titel ins Halbfinale. Im Halbfinale wurden per Telefonvoting die fünf besten Lieder ermittelt. Im zweiten Durchgang, also dem Finale, wurde durch ein weiteres Telefonvoting die Platzierung dieser fünf Lieder festgelegt.<br />
<br />
Moderiert wurde die Show von der britischen ESC-Siegerin Katrina Leskanich ([[Katrina & The Waves]], ESC-Sieg 1997 mit ''Love Shine A Light'') und dem lettischen ''Eurovision Song Contest''-Drittplatzierten Renars Kaupers ([[Brainstorm (Popband)|Brainstorm]], ESC-Teilnahme 2000 mit ''My Star''). Die Sendung wurde in Deutschland vom [[Westdeutscher Rundfunk|WDR]] und vom [[Südwestrundfunk|SWR]], in Österreich von [[ORF 2]], und in der Schweiz von [[SF 1]] übertragen.<br />
<br />
Dabei kam es zu folgendem Ergebnis:<br />
{| class="wikitable"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! Platz<br />
! Jahr<br />
! Land<br />
! Interpret<br />
! Titel<br />
|- <br />
| 1<br />
| 1974<br />
| Schweden<br />
| [[ABBA]]<br />
| ''[[Waterloo (Lied)|Waterloo]]''<br />
|- <br />
| 2<br />
| 1958<br />
| Italien<br />
| [[Domenico Modugno]]<br />
| ''[[Volare (Nel blu dipinto di blu)|Nel blu dipinto di blu (Volare)]]''<br />
|- <br />
| 3<br />
| 1987<br />
| Irland<br />
| [[Johnny Logan]]<br />
| ''[[Hold Me Now]]''<br />
|- <br />
| 4<br />
| 2005<br />
| Griechenland<br />
| [[Helena Paparizou]]<br />
| ''[[My Number One]]''<br />
|- <br />
| 5<br />
| 1976<br />
| Vereinigtes Königreich<br />
| [[Brotherhood of Man]]<br />
| ''[[Save Your Kisses for Me]]''<br />
|-<br />
| 6<br />
| 2000<br />
| Dänemark<br />
| [[Olsen Brothers]]<br />
| ''[[Fly on the Wings of Love]]''<br />
|-<br />
| 7<br />
| 1982<br />
| Deutschland<br />
| [[Nicole (Sängerin)|Nicole]]<br />
| ''[[Ein bißchen Frieden]]''<br />
|-<br />
| 8<br />
| 1968<br />
| Vereinigtes Königreich<br />
| [[Cliff Richard]]<br />
| ''[[Congratulations]]''<br />
|-<br />
| 9<br />
| 2003<br />
| Türkei<br />
| [[Sertab Erener]]<br />
| ''[[Everyway That I Can]]''<br />
|-<br />
| 10<br />
| 1988<br />
| Schweiz<br />
| [[Céline Dion]]<br />
| ''[[Ne partez pas sans moi]]''<br />
|-<br />
| 11<br />
| 1973<br />
| Spanien<br />
| [[Mocedades]]<br />
| ''[[Eres tú]]''<br />
|-<br />
| 12<br />
| 1980<br />
| Irland<br />
| [[Johnny Logan]]<br />
| ''[[What's Another Year]]''<br />
|-<br />
| 13<br />
| 1998<br />
| Israel<br />
| [[Dana International]]<br />
| ''[[Diva (Lied)|Diva]]''<br />
|-<br />
| 14<br />
| 1965<br />
| Luxemburg<br />
| [[France Gall]]<br />
| ''[[Poupée de cire, poupée de son]]''<br />
|}<br />
<br />
== Teilnahmeregeln ==<br />
* Das Lied darf nicht länger als 3:00 Minuten sein.<br />
* Die Interpreten müssen mindestens 16 Jahre alt sein.<br />
* Jeder Interpret darf in einem Jahr nur für ein Land antreten.<br />
* Es dürfen nicht mehr als sechs Personen auf der Bühne mitwirken.<br />
* Das Lied muss live gesungen werden.<br />
* Lied oder Auftritt dürfen keine politische Botschaft enthalten oder dem Wettbewerbsimage schaden.<br />
* Beim Auftritt dürfen keine Tiere mitwirken.<br />
* Die Lieder dürfen frühestens am 1. Oktober des Vorjahres veröffentlicht werden (diese Regel wurde 2003 eingeführt).<br />
* Es muss sich um einen Originalsong handeln, darf also keine [[Coverversion]] eines älteren Liedes sein.<br />
* Die Instrumental-Musik wird als [[Playback]] eingespielt. Zum letzten Mal wurde den Interpreten 1998 die Möglichkeit geboten, sich durch ein Orchester live begleiten zu lassen.<br />
: Zeitweise wurde eine Sprachregelung eingeführt: Jeder Interpret musste in seiner Landessprache singen. Die Regel galt von 1966 bis 1972 und von 1977 bis 1998, seit 1999 ist den Interpreten die Sprache, in der ihr Beitrag gesungen wird, wieder freigestellt.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Bundesvision Song Contest]]<br />
* [[Eurovision Young Musicians]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Jan Feddersen]]: ''Ein Lied kann eine Brücke sein''. Hoffmann und Campe Verlag, 2002, ISBN 3-455-09350-7<br />
* Jan Feddersen: ''Wunder gibt es immer wieder: Das große Buch zum Eurovision Song Contest'' Aufbau TB, 2010, ISBN 978-3746670744<br />
* John Kennedy O’Connor: ''Eurovision Song Contest''. Mit einem Vorwort von Dr. Michael Sonneck. Gondrom, Bindlach 2005, ISBN 3-8112-2536-7<br />
* Irving Wolther: ''Kampf der Kulturen: der „Eurovision Song Contest“ als Mittel national-kultureller Repräsentation''. Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN 3-8260-3357-4<br />
* Mari Pajala: ''Finlande: zero points? Der Eurovision Song Contest in den finnischen Medien.'' Mit einem Vorwort von Jan Feddersen. SAXA Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-939060-07-9.<br />
* Tim Moore: ''Null Punkte – Ein bisschen Scheitern beim Eurovision Song Contest.'' Aus dem Englischen von Olaf Bentkämper. Covadonga Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-936973-28-0.<br />
* Ivan Raykoff, Robert Dean Tobin (Hrsg.): ''A Song for Europe. Popular Music and Politics in the European Song Contest''. Abingdon 2007.<ref>Vgl. Stefan Troebst: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=13493 ''Rezension zu: Raykoff, Ivan; Tobin, Robert Dean (Hrsg.): A Song for Europe. Popular Music and Politics in the European Song Contest. Abingdon 2007'']. In: ''[[H-Soz-u-Kult]]'', 25. Februar 2010.</ref><br />
* Christiane Graf: ''germany: zero points, Nationale Befindlichkeiten beim Eurovision Song Contest.'' In: [http://www.prager-fruehling-magazin.de/article/379.germany-zero-points.html prager frühling 05].<br />
*Irving Wolther: ''Musikwettbewerb vs. Wettbewerbsmusik: Das Dilemma des Eurovision Song Contests'', in: Beiträge zur Popularmusikforschung Bd. 33 (2005), S.101–111 ([http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2010/7470/ Volltext])<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{wikinews|Kategorie:Eurovision Song Contest|Eurovision Song Contest}}<br />
{{Commons|Category:Eurovision|Eurovision Song Contest}}<br />
* [http://www.eurovision.tv Offizielle ESC-Website]<br />
* [http://www.eurovision.de Offizielle deutsche Seite des NDR zum Eurovision Song Contest]<br />
* [http://www.esc-history.com Eurovision Historie (en:)]<br />
* [http://www.hitparade.ch/esc.asp Alle Ergebnisse und Interpreten seit 1956] bei hitparade.ch<br />
* [http://www.fernsehlexikon.de/530/eurovision-song-contest Fernsehlexikon zum Eurovision Song Contest]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Eurovision Song Contest<br />
|Navigationsleiste Eurovision Song Contest Beiträge<br />
}}<br />
<br />
[[Kategorie:Eurovision Song Contest| ]]<br />
<br />
{{Link FA|mt}}<br />
{{Link FA|no}}<br />
{{Link FA|sr}}<br />
{{Link GA|es}}<br />
<br />
[[af:Eurovision-sangfees]]<br />
[[ar:مسابقة يوروفيجن للأغاني]]<br />
[[ast:Festival de la Canción d'Eurovisión]]<br />
[[az:Avroviziya Mahnı Müsabiqəsi]]<br />
[[bat-smg:Euruovėzėjė]]<br />
[[be:Конкурс песні Еўрабачанне]]<br />
[[be-x-old:Конкурс песьні Эўрабачаньне]]<br />
[[bg:Песен на Евровизия]]<br />
[[br:Eurovision]]<br />
[[bs:Eurovision Song Contest]]<br />
[[ca:Festival d'Eurovisió]]<br />
[[cs:Eurovision Song Contest]]<br />
[[cv:Еврокурав]]<br />
[[cy:Cystadleuaeth Cân Eurovision]]<br />
[[da:Eurovision Song Contest]]<br />
[[el:Διαγωνισμός Τραγουδιού Eurovision]]<br />
[[en:Eurovision Song Contest]]<br />
[[eo:Eŭrovido-Kantokonkurso]]<br />
[[es:Festival de la Canción de Eurovisión]]<br />
[[et:Eurovisiooni lauluvõistlus]]<br />
[[eu:Eurovision Abesti Txapelketa]]<br />
[[ext:Festival d'Urovisión]]<br />
[[fa:مسابقه آواز یوروویژن]]<br />
[[fi:Eurovision laulukilpailu]]<br />
[[fr:Concours Eurovision de la chanson]]<br />
[[ga:Comórtas Amhránaíochta na hEoraifíse]]<br />
[[gl:Festival de Eurovisión]]<br />
[[he:אירוויזיון]]<br />
[[hr:Pjesma Eurovizije]]<br />
[[hsb:Eurovision Song Contest]]<br />
[[hu:Eurovíziós Dalfesztivál]]<br />
[[ia:Concurso Eurovision del Canto]]<br />
[[id:Kontes Lagu Eurovision]]<br />
[[is:Söngvakeppni evrópskra sjónvarpsstöðva]]<br />
[[it:Eurofestival]]<br />
[[ja:ユーロビジョン・ソング・コンテスト]]<br />
[[ka:ევროვიზიის სიმღერის კონკურსი]]<br />
[[kk:Еуровидение ән конкурсы]]<br />
[[ko:유로비전 송 콘테스트]]<br />
[[kv:Евроаддзӧм сьыланкыв конкурс]]<br />
[[la:Cantus Eurovisionis Certamen]]<br />
[[lb:Eurovision Song Contest]]<br />
[[li:Songfestival]]<br />
[[lt:Eurovizija]]<br />
[[lv:Eirovīzijas dziesmu konkurss]]<br />
[[mk:Евровизија]]<br />
[[mt:Festival tal-Eurovision]]<br />
[[nds:Eurovision Song Contest]]<br />
[[nl:Eurovisiesongfestival]]<br />
[[nn:Eurovision Song Contest]]<br />
[[no:Eurovision Song Contest]]<br />
[[pl:Konkurs Piosenki Eurowizji]]<br />
[[pnt:Eurovision]]<br />
[[pt:Festival Eurovisão da Canção]]<br />
[[ro:Concursul Muzical Eurovision]]<br />
[[ru:Конкурс песни Евровидение]]<br />
[[scn:Cuncursu Eurovision]]<br />
[[se:Eurovision lávllagilvohallan]]<br />
[[sh:Eurosong]]<br />
[[simple:Eurovision Song Contest]]<br />
[[sk:Eurovision Song Contest]]<br />
[[sl:Pesem Evrovizije]]<br />
[[sq:Festivali Evropian i Këngës]]<br />
[[sr:Песма Евровизије]]<br />
[[sv:Eurovision Song Contest]]<br />
[[tg:Озмуни Эвровижн]]<br />
[[th:การประกวดเพลงยูโรวิชัน]]<br />
[[tl:Paligsahang Pang-awitin ng Eurovision]]<br />
[[tr:Eurovision Şarkı Yarışması]]<br />
[[tt:Евровидение]]<br />
[[uk:Пісенний конкурс Євробачення]]<br />
[[uz:Eurovision qoʻshiq tanlovi]]<br />
[[vi:Eurovision Song Contest]]<br />
[[wuu:欧罗维竞唱歌比赛]]<br />
[[zh:歐洲歌唱大賽]]</div>Fobos92https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Arabische_Sprache&diff=74748678Arabische Sprache2010-05-25T01:17:24Z<p>Fobos92: /* Verbreitungsgebiet */</p>
<hr />
<div>{{Infobox_Sprache<br />
|Sprache=Arabisch (<span lang="ar" dir="rtl">العربية</span>)<br />
|Länder=[[Ägypten]], [[Algerien]], [[Bahrain]], [[Dschibuti]], [[Eritrea]], [[Irak]], [[Israel]], [[Jemen]], [[Jordanien]], [[Katar]], [[Kuwait]], [[Libanon]], [[Libyen]], [[Mali]], [[Marokko]], [[Mauretanien]], [[Nigeria]], [[Oman]], [[Palästinensische Autonomiegebiete]], [[Saudi-Arabien]], [[Sudan]], [[Syrien]], [[Tansania]], [[Tschad]], [[Tunesien]], [[Vereinigte Arabische Emirate]] und weitere Staaten<br />
|Sprecher=Geschätzte 240 Millionen Muttersprachler, 50 Millionen Zweitsprachler<br />
|Klassifikation=*[[Afroasiatische Sprachen]]<br />
*: [[Semitische Sprachen]]<br />
*:: [[Westsemitische Sprachen]]<br />
|KSprache=Arabisch<br />
|Amtssprache=[[Ägypten]], [[Algerien]], [[Bahrain]], [[Dschibuti]], [[Eritrea]], [[Irak]], [[Israel]], [[Jemen]], [[Jordanien]], [[Komoren]], [[Katar]], [[Kuwait]], [[Libanon]], [[Libyen]], [[Marokko]], [[Mauretanien]], [[Oman]], [[Palästinensische Autonomiegebiete|Palästina]], [[Saudi-Arabien]], [[Somalia]], [[Sudan]], [[Syrien]], [[Tschad]], [[Tunesien]], [[Vereinigte Arabische Emirate]], [[Demokratische Arabische Republik Sahara|Westsahara]] und [[Vereinte Nationen]]<br />
|Minderheitensprache= {{IRN}}<br />{{TAN}}<br />{{GAM}}<br />{{ETH}}<br />{{TUR}}<br />
|ISO1=ar<br />
|ISO2=ara<br />
|ETHNO14=ABV<br />
|ISO3=ara<br />
}}<br />
<br />
Die '''arabische Sprache''' (''Arabisch'', Eigenbezeichnung {{ar|اللغة العربية|d=al-luġa al-ʿarabiyya|b=die arabische Sprache}}, kurz {{ar|العربية|d=al-ʿarabiyya|b=das Arabische}}, {{Audio|alarabiya.ogg|Aussprache}}) ist die verbreitetste Sprache des [[Semitische Sprachen|semitischen]] Zweigs der [[Afroasiatische Sprachen|afroasiatischen Sprachfamilie]] und in ihrer Hochsprachform {{arF|الفصحى|d=Fuṣḥā}} eine der sechs Amtssprachen der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]]. Schätzungen gehen davon aus, dass Arabisch von 240 Millionen Menschen als [[Muttersprache]] und von weiteren 50 Millionen als [[Zweitsprache]] gesprochen wird. Als Sprache des [[Islam]]s gilt das Arabische als eine der [[Weltsprachen]]. Die moderne arabische [[Standardsprache]] beruht auf dem klassischen Arabischen, der Sprache des [[Koran]]s, und unterscheidet sich stark von den gesprochenen [[Arabische Dialekte|Varianten des Arabischen]].<br />
<br />
== Allgemeines ==<br />
Die einzelnen arabischen [[Dialekt]]e in den verschiedenen Ländern unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander und sind, wenn sie weit auseinander liegen (z.&nbsp;B. Marokko – Irak), auf [[basilekt]]aler Ebene oft gegenseitig nicht oder nur schwer verständlich, vergleichbar etwa den verschiedenen [[Deutsche Mundarten|deutschen Mundarten]]. So werden beispielsweise algerische Filme, die natürlich im dortigen Dialekt gedreht worden sind, zum Teil hocharabisch untertitelt, wenn sie in den [[Persischer Golf|Golfstaaten]] ausgestrahlt werden.<br />
<br />
Die arabische Sprache in einem erweiterten Sinne umfasst eine Vielzahl von verschiedenen Sprachformen, die in den letzten anderthalb Jahrtausenden gesprochen wurden und werden. Was all diese Sprachformen zu einer Sprache zusammenbindet, ist vor allem der [[Islam]] und speziell der [[Koran]]. Das Beispiel des [[Maltesische Sprache|Maltesischen]] zeigt sehr deutlich die große Rolle des Islams, was die Einheit des Arabischen angeht. Das Maltesische ist eine den [[maghreb]]inischen Dialekten der arabischen Sprache nah verwandte Sprache, die aber weitestgehend zu einer modernen, eigenständigen Standardsprache ausgebaut worden ist.<br />
<br />
Aus dem Alt-Arabischen, das dem klassischen Hocharabisch sehr nahe stand, hat sich eine Vielzahl von Dialekten entwickelt, die [[Arabische Dialekte|neuarabischen Dialekte]]; für alle Sprecher dieser Sprache außer dem Maltesischen ist das unverändert geschriebene Hocharabisch weiterhin [[Standardvarietät|Schriftsprache]] und [[Dachsprache]].<br />
<br />
Ob Hocharabisch als moderne [[Standardsprache]] zu betrachten ist, ist umstritten (siehe auch [[Ausbausprache]]). Es fehlt oft noch an einem einheitlichen Wortschatz für viele Dinge der modernen Welt, sowie am Fachwortschatz für viele Bereiche der modernen Wissenschaften. Darüber hinaus ist Hocharabisch innerhalb der einzelnen arabischen Länder relativ selten ein Mittel zur mündlichen Kommunikation.<br />
<br />
Gute Kenntnisse des Hocharabischen sind unerlässlich für das Verständnis des Korans, die bloße Kenntnis eines Dialekts ist oftmals nicht ausreichend. In vielen arabischen Ländern enthalten Schul-Koranausgaben daher Erläuterungen und Übersetzungen klassisch-arabischer Wörter in den modernen Dialekt, um den Kindern das Verständnis zu erleichtern.<br />
<br />
== Verbreitungsgebiet ==<br />
{| cellpadding="2" cellspacing="2" border="0" align="center"<br />
|-----<br />
| valign="top" | [[Datei:Arabic speaking world.svg|341px|Die arabischsprachige Welt]]<br /><br />
|-----<br />
| valign="top" align="center" | <font SIZE=-1>''Die arabischsprachige Welt (offiziell – grün und kooffiziell – blau)''</font><br /><br />
|}<br />
{| cellpadding="2" cellspacing="2" border="0" align="center"<br />
|-----<br />
| valign="top" | [[Datei:Dispersión lengua árabe.png|341px|Die arabischsprachige Welt]]<br /><br />
|-----<br />
| valign="top" align="center" | <br />
|}<br />
Varianten des Arabischen werden von ca. 300 Millionen Menschen gesprochen. Es ist [[Amtssprache]] in folgenden Ländern: [[Ägypten]], [[Algerien]], [[Bahrain]], [[Dschibuti]], [[Eritrea]], [[Israel]], [[Irak]], [[Jemen]], [[Jordanien]], [[Komoren]], [[Katar]], [[Kuwait]], [[Libanon]], [[Libyen]], [[Marokko]], [[Mauretanien]], [[Oman]], [[Palästinensische Autonomiegebiete]], [[Saudi-Arabien]], [[Somalia]], [[Sudan]], [[Syrien]], [[Tschad]], [[Tunesien]], [[Vereinigte Arabische Emirate]] und [[Demokratische Arabische Republik Sahara|Westsahara]]. Darüber hinaus ist es eine der sechs offiziellen Sprachen der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]].<br />
<br />
In allerneuester Zeit gewinnt das gesprochene Hocharabische wieder an Raum. An dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt sind die panarabischen Satellitensender, z.&nbsp;B. ''[[al-Dschazira]]'' in [[Katar]]. Dort gibt es lebendige Diskussionen von Sprechern aus allen Teilen der Arabischen Welt, die sich bemühen, eine dem Hocharabischen nahe kommende Sprache zu gebrauchen. Hocharabisch (fuṣḥā) ist die Kommunikationsebene allerdings nicht; vielmehr bewegt sich die Sprache in den Registern der sog. ''ʾal-luġa ʾal-wusṭā'', das ist in der „mittleren Sprache“ zwischen Hocharabisch und Dialekt.<br />
<br />
Durch die dominierende [[Ägypten|ägyptische]] Film- und Fernsehproduktion (u.&nbsp;a. bedingt durch die Bevölkerungszahl) gilt der gesprochene [[Ägyptisch-Arabisch|Kairoer Dialekt des Arabischen]] in der arabischen Welt als allgemein verständlich, sozusagen „gemeinsprachlich“. Gewöhnliche Filme auf Hocharabisch zu drehen, ist nicht üblich, da diese Sprache eher ernsten Themen wie den Fernseh- und Rundfunknachrichten, religiösen Sendungen und Gottesdiensten vorbehalten ist.<br />
<br />
== Klassifikation ==<br />
Das klassische Hocharabisch unterscheidet sich nicht wesentlich von der alt-arabischen Sprache. Versucht man durch Vergleich aller [[Semitische Sprachen|semitischen Sprachen]] die [[Wurzel (Linguistik)|Wurzel]] eines Wortes zu ermitteln, findet man oft, dass sie genau der klassisch-arabischen Form gleicht. Dadurch kommt dem klassischen Hocharabisch eine zentrale Stellung innerhalb der semitischen Sprachen zu.<br />
Lange betrachteten viele [[Semitistik|Semitisten]] das klassische Arabisch als die ursprünglichste semitische Sprache überhaupt. Erst langsam stellt sich durch den Vergleich mit anderen afro-asiatischen Sprachen heraus, dass vieles doch nicht so ursprünglich ist, wie man dachte. Klassisches Hocharabisch stellt wohl eine neuere Schicht semitischer Sprachen dar, die viele Möglichkeiten, die in der [[Grammatik]] der semitischen Sprachen angelegt sind, konsequent ausgebaut hat. Es hat einen sehr reichen semitischen Wortschatz bewahrt und sogar noch weiter ausgebaut. Die heutigen Dialekte haben viele Veränderungen durchgemacht, wie sie andere semitische Sprachen schon sehr viel früher (2000–3000 Jahre) durchgemacht haben. So fällt beispielsweise auf, dass [[Hebräische Sprache|Alt-Hebräisch]] und moderne [[arabische Dialekte]], was Lautgestalt und Grammatik angeht, viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Es gibt Spekulationen, dass die Aufgabe der [[Nomadismus|nomadischen]] Lebensweise und die Überlagerung anderer Sprachen immer wieder ähnliche sprachliche Entwicklungen hervorgerufen haben.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Schon in vorislamischer Zeit existierte auf der [[Arabische Halbinsel|arabischen Halbinsel]] eine reichhaltige [[Dichtersprache]], die nur mündlich weitergegeben wurde. Auf dieser Dichtersprache fußt zum Teil das Arabische des [[Koran]]s, das aber wohl schon modernere Züge aufwies, wie man am [[Konsonantenschrift|Konsonantentext]] sehen kann. Wohl erst nachträglich hat man durch Zusatzzeichen das Koran-Arabisch für neue nichtarabische Muslime einfacher gemacht. In [[Geschichte des Islam|frühislamischer]] Zeit wurden viele [[Gedichte]] dieser Sprache schriftlich festgehalten. Bis heute ist das Auswendiglernen von Texten ein wichtiger Bestandteil der islamischen Kultur. So werden bis heute Menschen sehr geachtet, die den gesamten Koran auswendig vortragen können (''[[Hafiz]]'' oder ''Hafidh''). Dies ist ein Grund, warum [[Koranschule]]n in der muslimischen Welt (insbesondere [[Pakistan]]) weiter einen regen Zustrom erfahren.<br />
<br />
Das klassische Hocharabisch ist insbesondere die Sprache des Korans, die sich aus dem Zentrum der arabischen Halbinsel, dem [[Hedschas]], im Zuge der islamischen Eroberungen über den ganzen Vorderen [[Orient]] verbreitete. Der [[Kalif]] [[Abd al-Malik (Umayyaden)|Abd al-Malik]] erhob in den 90er Jahren des [[7. Jahrhundert]]s diese Form des Arabischen zur offiziellen Verwaltungssprache des islamischen Reiches.<br />
<br />
Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Sprache dann immer mehr, was jedoch zum Teil an der Schrift nicht zu erkennen ist, da die kurzen [[Vokal]]e außer im Koran nicht geschrieben wurden, und man sich bemühte, die alten Regeln bei der Schreibung beizubehalten.<br />
<br />
Das klassische Hocharabisch wird als [[Muttersprache]] heute von niemandem mehr gesprochen. Es wird allerdings auch heute noch, nur im Wortschatz verändert, als geschriebene Hochsprache benutzt, in der fast alle Bücher und Zeitungen erscheinen (außer in [[Tunesien]], [[Marokko]] und in etwas geringerem Maße in [[Algerien]], wo sich das Arabische diese Rolle mit dem [[Französische Sprache|Französischen]] teilt). Im wissenschaftlich-technischen Bereich wird in den anderen arabischen Ländern aus Mangel an einem spezifischen Fachwortschatz neben Französisch auch oft [[Englische Sprache|Englisch]] gebraucht.<br />
<br />
Bei offiziellen Anlässen wird diese normalerweise nur geschriebene Sprache auch mündlich gebraucht, ebenso teilweise in [[Fernsehen]] und [[Rundfunk]]. Diese Sprache wird oft auch als modernes Hocharabisch bezeichnet. Sie unterscheidet sich vom klassischen Hocharabischen vor allem im [[Wortschatz]] und je nach Bildungsgrad des Sprechers teilweise auch in [[Grammatik]] und oft in der [[Aussprache]].<br />
<br />
''Siehe auch:'' [[Arabische Literatur|Geschichte der arabischen Literatur]]<br />
<br />
== Phonologie ==<br />
Das Hocharabische [[Phonologie|Lautsystem]] ist wenig ausgeglichen. Es gibt nur drei mit den Lippen gebildete [[Laut]]e {{ar|م}} [{{IPA|m}}], {{ar|ب}} [{{IPA|b}}] und {{ar|ف}} [{{IPA|f}}]; [{{IPA|p}}] und [{{IPA|v}}] fehlen. Dagegen gibt es sehr viele an den Zähnen gebildete Laute. Charakteristisch sind die sogenannten [[emphatisch]]en ([[Pharyngalisierung|pharyngalisierten]]) Konsonanten {{ar|ط}} [{{IPA|tˤ}}], {{ar|ض}} [{{IPA|dˤ}}], {{ar|ص}} [{{IPA|sˤ}}] und {{ar|ظ}} [{{IPA|ðˤ}}] (angegeben ist die [[Liste der IPA-Zeichen|IPA-Lautschrift]]). Der kehlige, rauhe Lauteindruck des Arabischen entsteht durch die zahlreichen [[Gaumenlaut|Gaumen-]] und Kehllaute wie dem tief in der Kehle gesprochenen {{ar|ق}} [{{IPA|q}}] oder dem Kehlkopf-Presslaut {{ar|ع}} [{{IPA|ʕ}}] („[[Ain (Arabischer Buchstabe)|Ain]]“) und dessen stimmloser Variante {{ar|ح}} [{{IPA|ħ}}] („[[Ḥa (Arabischer Buchstabe)|Ḥa]]“). Der [[Knacklaut]] {{ar|ء/ا}} [{{IPA|ʔ}}] („[[Hamza]]“) ist ein vollwertiges [[Phonem]].<br />
<br />
=== Vokale ===<br />
Im Hocharabischen existieren nur die drei [[Vokal]]e ''a'', ''i'' und ''u'', die jeweils kurz oder lang sein können, sowie die zwei [[Diphthong]]e ''ai'' und ''au''. Die Aussprache der Vokale wird von den umgebenden Konsonanten beeinflusst und variiert stark. Beispielsweise sind [{{IPA|ɒ}}], [{{IPA|a}}] und [{{IPA|æ}}] mögliche [[Allophon]]e des [[Phonem]]s ''a''.<br />
<br />
=== Konsonanten ===<br />
Das Hocharabische verfügt über 28 [[Konsonanten]]phoneme. Die [[Halbvokal]]e [{{IPA|w}}] und [{{IPA|j}}] werden in der arabischen Grammatiktradition als „konsonantische Vokale“ gezählt. Alle Konsonanten können [[Gemination (Sprache)|geminiert]] (verdoppelt) vorkommen.<br />
<br />
{| class="prettytable" style="text-align: center;"<br />
|-<br />
! rowspan="2" COLSPAN=2 class="hintergrundfarbe6" | &nbsp;<br />
! rowspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Bilabial]]<br />
! rowspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Interdental]]<br />
! colspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Laminal|Lamino]]-[[dental]]<br />
! rowspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Postalveolar]]<br />
! rowspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Palatal]]<br />
! rowspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Velar]]<br />
! rowspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Uvular]]<br />
! rowspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Pharyngal]]<br />
! rowspan="2" class="hintergrundfarbe6" | [[Glottal]]<br />
|-<br />
! style="text-align: left; font-size: 80%;" class="hintergrundfarbe6" | &nbsp;nichtemph.&nbsp;<br />
! style="text-align: left; font-size: 80%;" class="hintergrundfarbe6" | [[Pharyngalisierung|emphatisch]]<br />
|-<br />
! style="text-align: left;" ROWSPAN=2 class="hintergrundfarbe6" | [[Plosiv]]e<br />
! style="text-align: left; font-size: 80%;" class="hintergrundfarbe6" | [[Stimmlosigkeit|stl.]]<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp; || ت {{IPA|t}} || ط {{IPA|tˁ}} || &nbsp; || &nbsp; || ك {{IPA|k}} || ق {{IPA|q}}<br />
| &nbsp; || ء {{IPA|ʔ}}<br />
|-<br />
! style="text-align: left; font-size: 80%;" class="hintergrundfarbe6" | [[Stimmhaftigkeit|sth.]]<br />
| ب {{IPA|b}} || &nbsp; || د {{IPA|d}} || ض {{IPA|dˁ}} || ج {{IPA|ʤ}} || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp;<br />
| &nbsp; || &nbsp;<br />
|-<br />
! style="text-align: left;" ROWSPAN=2 class="hintergrundfarbe6" | [[Frikativ]]e<br />
! style="text-align: left; font-size: 80%;" class="hintergrundfarbe6" | [[Stimmlosigkeit|stl.]]<br />
| ف {{IPA|f}}<br />
| ث {{IPA|θ}} || س {{IPA|s}} || ص {{IPA|sˁ}} || ش {{IPA|ʃ}} || &nbsp; || خ {{IPA|x}} || &nbsp; || ح {{IPA|ħ}} || ه {{IPA|h}}<br />
|-<br />
! style="text-align: left; font-size: 80%;" class="hintergrundfarbe6" | [[Stimmhaftigkeit|sth.]]<br />
| &nbsp; || ذ {{IPA|ð}} || ز {{IPA|z}} || ظ {{IPA|ðˁ}} || &nbsp; || &nbsp; || غ {{IPA|ɣ}} || &nbsp;<br />
| ع {{IPA|ʕ}} || &nbsp;<br />
|-<br />
! style="text-align: left;" COLSPAN=2 class="hintergrundfarbe6" | [[Nasal (Phonetik)|Nasale]]<br />
| م {{IPA|m}} || &nbsp; || ن {{IPA|n}} || &nbsp;<br />
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp;<br />
| rowspan="2" | &nbsp;<br />
| rowspan="2" | &nbsp;<br />
|-<br />
! style="text-align: left;" COLSPAN=2 class="hintergrundfarbe6" | [[Lateral (Phonetik)|Laterale]]<br />
| &nbsp; || &nbsp;<br />
| ل {{IPA|l}}<sup>1)</sup> || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp;<br />
|-<br />
! style="text-align: left;" COLSPAN=2 class="hintergrundfarbe6" | [[Vibrant]]en<br />
| &nbsp;<br />
| &nbsp; || ر {{IPA|r}} || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp;<br />
| &nbsp;<br />
|-<br />
! style="text-align: left;" COLSPAN=2 class="hintergrundfarbe6" | [[Approximant]]en<br />
| و {{IPA|w}} || &nbsp;<br />
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || ي {{IPA|j}} || &nbsp; || &nbsp;<br />
| &nbsp; || &nbsp;<br />
|}<br />
<br />
<sup>1)</sup> Die velarisierte („dunkle“) Variante [{{IPA|ɫ}}] existiert nur im Wort [[Allah]] {{ar|الله}} [{{IPA|ɒˈɫːɒːh}}].<br />
<br />
=== Silbenstruktur ===<br />
Im klassischen Arabischen gibt es offene bzw. kurze Silben der Form KV und geschlossene bzw. lange Silben der Form KV̅ oder KVK (K steht für einen Konsonanten, V für einen Kurzvokal, V̅ für einen Langvokal). Nach einem Langvokal kann eine Silbe auch mit einem verdoppelten Konsonanten beginnen (z.&nbsp;B. {{ar|دابة}} ''dābba'' „Tier“).<br />
<br />
Im modernen Hocharabischen ändert sich die Silbenstruktur, weil die klassischen Endungen meist weggelassen werden. Dadurch sind am Wortende neben den langen auch überlange Silben der Form KV̅K und KVKK möglich (z.&nbsp;B. {{ar|باب}} ''bāb'', aus ''bābun'' „Tür“ oder {{ar|شمس}} ''šams'', aus ''šamsun'' „Sonne“).<br />
<br />
Da eine Silbe nur mit einem einzelnen Konsonanten beginnt, können am Wortanfang keine Konsonantenverbindungen stehen. Bei älteren [[Lehnwort|Lehnwörtern]] werden anlautende Konsonantenverbindungen durch einen vorangesetzten Hilfsvokal beseitigt (z.&nbsp;B. {{ar|أسطول}} ''usṭūl'' „Flotte“, aus [[Griechische Sprache|griechisch]] ''στόλος'', ''stólos''). Bei neueren Lehnwörtern wird ein Vokal zwischen die anlautenden Konsonanten geschoben (z.&nbsp;B. {{ar|فرنسا}} ''faransā'' „Frankreich“), während frühere Entlehnungen von "Franken" als "afranj" "افرنج" wiedergegeben wurde.<br />
<br />
=== Betonung ===<br />
Da die arabische Schrift die Betonung nicht notiert und die mittelalterlichen Grammatiker sich zur Betonung an keiner Stelle geäußert haben, kann man strenggenommen keine sicheren Aussagen über die Betonung des historischen klassischen Arabisch machen. Diesbezügliche Empfehlungen in Lehrbüchern beruhen auf der Betonung, die von modernen Sprechern auf das klassische Arabisch angewandt wird, wobei man sich in Europa gewöhnlich an den Aussprachegewohnheiten im Raum Libanon/Syrien orientiert. In Gebieten wie z.&nbsp;B. Marokko oder Ägypten werden klassisch-arabische Texte mit durchaus anderer Betonung gelesen.<br />
<br />
Nach der üblichen Auffassung ist die Wortbetonung im Arabischen nicht bedeutungsunterscheidend und auch zum Teil nicht genau festgelegt. Generell ziehen lange Silben den Ton auf sich. Für das klassische Arabisch gilt, dass die Betonung auf der vor- oder drittletzten Silbe liegen kann. Die vorletzte Silbe wird betont, wenn sie geschlossen bzw. lang ist (z.&nbsp;B. {{ar|فعلت}} ''faʿáltu'' „ich tat“), ansonsten wird die drittletzte Silbe betont (z.&nbsp;B. {{ar|فعل}} ''fáʿala'' „er tat“).<br />
<br />
Im modernen Hocharabischen kann durch den Ausfall der klassischen Endungen auch die letzte Silbe betont werden (z.&nbsp;B. {{ar|كتاب}} ''kitā́b'', aus ''''kitā́bun'' „Buch“). Teilweise verschiebt sich die Betonung weiter nach vorne (z.&nbsp;B. {{ar|مدرسة}} ''mádrasa'' statt ''madrásatun'' „Schule“; die in Ägypten übliche Aussprache dieses Wortes ist aber z.&nbsp;B. ''madrása'', in Marokko hört man ''madrasá''). Das marokkanische Arabisch ist im Gegensatz zum klassischen Arabisch und zu den anderen modernen Dialekten eine Tonsprache.<ref>Olivier Durand: ''Le vocalisme bref et la question de l'accent tonique en arabe maroccain et berbère.'' In: ''Rivista degli Studi Orientali,'' Volume LXIX (1995), Seite 11-31. Bardi, Rom 1996.</ref><br />
<br />
== Dialektale Variation ==<br />
Die Phonologie der [[Arabische Dialekte|neuarabischen Dialekte]] unterscheidet sich stark von der des klassischen Arabischen und des modernen Hocharabischen. Die ''i'' und ''u'' werden teils als [{{IPA|e}}] und [{{IPA|o}}] gesprochen. Die meisten Dialekte [[monophthong]]isieren ''ay'' und ''aw'' zu [{{IPA|eː}}] und [{{IPA|oː}}], wodurch die Dialekte über fünf statt drei Vokalphoneme verfügen. Kurze Vokale werden oft zum [[Schwa]] [{{IPA|ə}}] reduziert oder fallen völlig aus. Dadurch sind in manchen Dialekten auch Konsonantenhäufungen am Wortanfang möglich. Beispiel: für baḥr: bḥar (Meer); für laḥm: lḥam (Fleisch) im tunesischen Dialekt, wobei die geöffnete bzw. geschlossene Silbe ausgetauscht wird.<br />
<br />
Die Dialekte haben zum Teil Konsonanten des Hocharabischen verloren, zum Teil haben sie auch neue Phoneme entwickelt. Die Laute [{{IPA|dˤ}}] und [{{IPA|ðˤ}}] fallen in sämtlichen Dialekten zu einem Phonem zusammen, dessen Aussprache regional variiert. Ebenfalls hat der Laut [{{IPA|ʔ}}] seinen Phonemstatus verloren. In einigen Dialekten sind [{{IPA|θ}}] und [{{IPA|ð}}] zu [{{IPA|t}}] und [{{IPA|d}}] geworden; bei Wörtern aus dem Hocharabischen werden sie aber als [{{IPA|s}}] und [{{IPA|z}}] ausgesprochen. Das hocharabische [{{IPA|ʤ}}] wird auf unterschiedliche Arten realisiert, unter anderem in [[Ägypten]] als [{{IPA|g}}] und in Teilen [[Nordafrika]]s und der [[Levante]] als [{{IPA|ʒ}}]. Das hocharabische [{{IPA|q}}] wird in Teilen Ägyptens und der Levante als [{{IPA|ʔ}}] gesprochen, in einigen anderen Dialekten hat es sich zu [{{IPA|g}}] entwickelt. Oft wird jedoch die Aussprache [{{IPA|q}}] bei Wörtern aus dem Hocharabischen beibehalten, so dass die Phoneme [{{IPA|q}}] und [{{IPA|g}}] parallel existieren. Einige Dialekte haben durch Lehnwörter aus anderen Sprachen fremde Phoneme übernommen, z.&nbsp;B. die [[Maghreb]]-Dialekte den Laut [{{IPA|v}}] aus dem [[Französische Sprache|Französischen]] oder der [[irak]]ische Dialekt den Laut [{{IPA|p}}] aus dem [[Persische Sprache|Persischen]].<br />
<br />
== Schrift ==<br />
{{Hauptartikel|Arabische Schrift}}<br />
<br />
Geschrieben wird das Arabische von rechts nach links mit dem [[Arabisches Alphabet|arabischen Alphabet]], das nur Konsonanten und [[Vokal|Langvokale]] kennt<!--auch "Halbvokale", W, Y und Hamza, das als Zusatzzeichen meist die Funktion des ''alif'' übernommen hat (häh?, Hamza ist ein Kehlkopfverschluss), das heute nur noch als "Träger" des Hamza und zur Bezeichnung von Langvokalen dient) -??? dieser Halbsatz ist unklar, was soll damit ausgedrückt werden?-->. Es gibt allerdings als Lern- und Lesehilfe ein nachträglich hinzugefügtes System mit Kennzeichen ({{ar|اشكال}}) für die Kurzvokale A, I und U, und das in der klassischen Grammatik wichtige End-N, Konsonantenverdopplungen und Konsonanten ohne nachfolgenden Vokal. Der Koran wird immer mit allen Zusatzzeichen geschrieben und gedruckt. Grundsätzlich wäre das [[Vokalisierung (Schrift)|vokalisierte]] und mit Zusatzzeichen versehene Schriftarabisch gleichzeitig eine präzise [[Lautschrift]], diese wird jedoch fast nur für den Koran genutzt. Bei allen anderen Texten muss man die kurzen Vokale selbst finden, was nur möglich ist, wenn man die Grundvokale jedes Wortes auswendig kennt und die grammatische Struktur vollständig analysieren kann, so dass man die richtigen Endungen einfügen kann. Aus diesem Grunde ist das Auswendiglernen langer Texte und die ständige Kontrolle eines anwesenden Lehrers fast unumgänglich, da so gut wie niemand im Alltag Hocharabisch spricht und man es auch nicht, den Koran ausgenommen, durch Lesen selbständig lernen kann.<br />
<br />
Die arabische Schrift ist eine [[Kurrentschrift]], die sich im Laufe der Geschichte verschliffen hat. Als immer mehr [[Buchstabe]]n in der Gestalt zusammenfielen, entwickelte man ein System, diese durch Punkte über und unter den alten Konsonanten zu unterscheiden. Da die Buchstaben in einem Wort verbunden werden, gibt es bis zu vier verschieden Formen eines Buchstabens: allein stehend, nach rechts verbunden, nach links verbunden und beidseitig verbunden. Ohne die Punkte fallen beispielsweise in der beidseitig verbundenen Form die Buchstaben N, T, TH, B, Y und P zusammen: (Beispiel nacheinender: a-l-N-T-Th-B-Y-P-a: {{ar|النتثبيپا}}) Die Punkte für das P übernahm man aus dem [[Persische Sprache|Persischen]], um Fremdwörter, die ein P enthalten, wiederzugeben. In einer früheren Form der arabischen Schrift, dem ''Kufi'' ({{ar|كوفى}}), in der es noch keine Punkte gab, wurden viele Texte fast nicht mehr lesbar, da wie gesagt nur die Konsonanten geschrieben wurden und einige davon auch nicht mehr zu unterscheiden waren. Die neuentwickelte Schrift mit den Punkten nennt man ''Nas-ch'' ({{ar|نسخ}}).<br />
<br />
== Aussprache ==<br />
In vielen islamischen Ländern gibt es Bestrebungen, sich bei der Aussprache der modernen Hochsprache einem Standard zu nähern, der dem nahe kommen soll, was als Aussprachestandard für das klassische Hocharabisch gilt. Grundlage dabei ist meistens der Aussprachestandard der Rezitation (ar. ''tilāwa'' {{ar|تلاوة}}) des [[Koran]]s, der weitgehend kodifiziert ist und in modernen Korandrucken auch durch [[Diakritika]] wiedergegeben wird. Diese Ausspracheform genießt ein hohes [[Prestige]], wird allerdings in der Regel nur im religiösen Kontext verwendet.<br />
<br />
Die frühere Aussprache des Hocharabischen ist nicht mit Sicherheit in allen Einzelheiten bekannt. Ein typischer Fall, wo bis heute keine völlige Klarheit über die Aussprachenormen des klassischen Hocharabisch besteht, ist die so genannte [[Nunation]], also die Frage, ob die Kasusendungen bei den meisten unbestimmten Nomina auf ''n'' auslauten oder nicht (''kitābun'' oder ''kitāb''). Für beide Varianten lassen sich Argumente finden, und da in alten Handschriften das Vokalzeichen der Endung nicht geschrieben wurde, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, wie diese Formen ausgesprochen wurden.<br />
<br />
== Grammatik ==<br />
=== Der Artikel ===<br />
Das Arabische kennt indeterminierte (unbestimmte) und determinierte (bestimmte) Nomina. Determiniert wird ein Nomen durch den vorangestellten Artikel {{ar|ال}} „'''al-'''“ (dialektal oft '''el-''', '''il-'''), der nach Zahl und Fall unveränderlich ist, der aber seinen „A“-Laut verliert, wenn er auf einen anderen Vokal folgt, und den Laut des „L“ an nachfolgende Substantive, die mit [[Sonnenbuchstaben]] beginnen, assimiliert.<br />
Durch ein nachfolgendes seinerseits determiniertes oder indeterminiertes Wort im Genitiv (siehe auch [[Status constructus]]) oder durch ein direkt an das Wort angeschlossenes Personalsuffix wird ein Wort ebenfalls determiniert, darf also selbst keinen Artikel mehr tragen. Eigennamen sind von Haus aus determiniert und tragen ebenfalls keinen Artikel, ausgenommen die meisten Ländernamen. Bei [[Mondbuchstabe]]n wird der Artikel „al-“ in der Aussprache, im Gegensatz zu den Sonnenbuchstaben, ausgesprochen.<br />
<br />
Indeterminierte und determinierte Nomina unterscheiden sich in der Hochsprache (nicht mehr im Dialekt) zusätzlich durch unterschiedliche Endungen, die nur durch vollständige Vokalisierung lesbar sind, ansonsten vom geübten Leser automatisch ergänzt werden. Bsp.: {{ar|القمر}} (''al-qamar-u'') „der Mond“,{{ar|قمر}} (''qamar-un'') „ein Mond“. Attribute – wie Adjektive – werden dem zugehörigen Nomen nachgestellt.<br />
<br />
=== Das Genus ===<br />
Im Arabischen gibt es zwei Genera (Geschlechter), Femininum (weiblich) und Maskulinum (männlich), die meisten weiblichen Wörter enden auf ''ah''(-tun), das bei angehängten Endungen zu ''at'' wird. Weibliche Personen (Mutter, Schwester etc.) Eigennamen von Ländern (ausgenommen Irak) und Städten, und die Namen doppelt vorhandener Körperteile (Fuß, Hand) sind auch ohne weibliche Endung weiblich. Daneben kennt das Arabische noch ein Kollektivum.<br />
<br />
Bsp.:<br />
* Maskulinum: {{ar|قمر}} (''qamar-un'') „ein Mond“<br />
* Femininum: {{ar|لغة}} (''luġa-tun'') „eine Sprache“<br />
<br />
=== Der Numerus ===<br />
Es gibt drei [[Numerus|Numeri]]: Singular (Einzahl), Dual (Zweizahl) und Plural (Mehrzahl), und drei [[Kasus|Fälle]]: Nominativ, Genitiv und Akkusativ, die fast ausschließlich durch kurze Vokal-Endungen bezeichnet werden. [[Diptoten]] sind Eigennamen oder indefinierte Substantive, welche anstatt der üblichen drei Deklinationsendungen nur deren zwei aufweisen, d.&nbsp;h. zwischen Genitiv und Akkusativ nicht formal unterscheiden.<br />
<br />
In den Dialekten hat sich die Kategorie des Numerus teilweise auf bemerkenswerte Weise verändert. So ist im ägyptischen Dialekt bei den meisten Substantiven der Dual nicht mehr im Gebrauch und daher das Inventar auf zwei Numeri reduziert. Auf der anderen Seite haben einige Substantive für Zeiteinheiten nicht nur den Dual bewahrt, sondern als vierten Numerus noch einen gesonderten Zählplural ausgebildet, z.&nbsp;B. „Tag“: Singular ''yōm'', Dual ''yōmēn'', Plural ''ayyām'', Plural nach Zahlwörtern ''tiyyām''.<br />
<br />
=== Das Verb ===<br />
Die wirkliche Komplexität der arabischen Sprache liegt in der Vielfalt ihrer Verbformen und daraus abgeleiteten Verbalsubstantive, Adjektive, Adverbien und Partizipien. Jedes arabische Verb verfügt über zwei Grundformen im Perfekt und Imperfekt, Beispiel: ''kataba – yaktubu'': „er schrieb – er schreibt“. Das Futur kann durch Anhängen des Präfixes sa- oder durch den Partikel ''sawfa'' vor dem Imperfekt gebildet werden: sayaktubu /sawfa yaktubu - er wird schreiben. Dazu kommt als dritte wichtige Form das [[Verbalsubstantiv]] ''kitābatun'' („das Schreiben“). Da sich die meisten Verbformen schematisch ableiten lassen, sind sie viel leichter zu erlernen, als ein Arabisch-Schüler vermuten mag. Zwar gibt es nur zwei Hauptzeiten, wobei das [[Perfekt]] eine vollendete, das [[Imperfekt]] eine unvollendete Handlung ausdrückt. Trotzdem hat das Arabische eine Vielzahl von Zeitstufen ausgebildet. Viele Verben existieren in zahlreichen, durch Umbildung der Wurzel abgeleiteten Stämmen, die jeweils bestimmte Bedeutungsaspekte haben, wie zum Beispiel Intensivierung oder reflexive Bedeutung. Jeder Stamm besitzt bestimmte Eigenschaften, z.&nbsp;B. ein [[Präfix]], Verlängerung, Änderung oder Wegfall eines Vokals oder auch [[Taschdid|Verdopplung]] des mittleren Radikals (d.&nbsp;h. Wurzelkonsonanten). Die Art und Reihenfolge dieser Konsonanten ändern sich hingegen innerhalb einer Wortfamilie nie.<br />
<br />
Eine Eigenheit der arabischen Grammatik erleichtert die mündliche Wiedergabe des Hocharabischen sehr: Am Ende eines Satzes fällt im Hocharabischen die Vokalendung meist weg. Man nennt diese Form traditionell „[[Pausalform]]“. Nun werden aber die drei Fälle und auch zum Teil die [[Modus (Grammatik)|Modi]] gerade durch diese Endungen ausgedrückt, die bei einer Sprechpause wegfallen. Deshalb benutzen viele Sprecher, wenn sie modernes Hocharabisch sprechen, sehr häufig diese „Pausalform“ und ersparen sich so einen Teil der manchmal komplizierten Grammatik. Da aber auch gerade diese Vokalendungen in allen Dialekten wegfallen, erleichtert dies das moderne Hocharabisch sehr. Das komplizierte System der Verbformen ist in vielen Dialekten noch weitestgehend erhalten, so dass die Dialektsprecher damit weniger Schwierigkeiten haben. Obwohl wie unten beschrieben die [[Semantik|semantische]] Bedeutung eines Wortes meist an den Konsonanten hängt, sind es gerade die kurzen Vokale, die einen großen Teil der komplizierten Grammatik ausmachen.<br />
<br />
Das Arabische ist eine Sprache, in der die Verben „sein“ und „haben“ viel unvollständiger als im Deutschen ausgebildet sind. Im Präsens wird statt des Verbs ein Nominalsatz gebraucht (d.h. das Adjektiv/Substantiv übernimmt die Rolle von sein: ʾanā kabīr - ich (bin) groß), kāna (sein) existiert nur in der grammatischen Vergangenheit und Zukunft sowie als verneinte Kopula laysa (nicht sein). Das Hilfsverb haben existiert gar nicht, es wird stattdessen durch die Präpositionen li (für), fī (in) oder ʿinda (bei) + Personalpronomen ausgedrückt, wobei man sich an dieser Stelle wieder einen Nominalsatz denken muss (ʿindī - bei mir (ist) - ich habe usw.). Allerdings kann in den heutigen Dialekten die Präposition ʿinda als Hilfsverb (haben) benutzt werden. <br />
<br />
Neben diesen Besonderheiten gibt es noch eine weitere: Da das Arabische relativ wenige eigenständige Adverbien (im Deutschen wären das z.B. "noch" , "fast" , "nicht mehr" etc.) besitzt, enthalten manche Verben neben ihrer ursprünglichen Bedeutung auch noch eine adverbiale Bedeutung. Diese Verben können im Satz alleine oder in Verbindung mit einem anderen Verb im Imperfekt stehen,z.B. mā zāla (wörtlich: "nicht aufgehört haben") - (immer) noch (sein)) oder kāda (fast/beinahe (sein)).<br />
<br />
Mā zāla yaktubu ("Er hat nicht aufgehört zu schreiben.") - Er schreibt (immer) noch.<br />
<br />
=== Verbalstamm: Wurzelkonsonant ===<br />
Arabische Wörterbücher sind häufig so angelegt, dass die einzelnen Wörter nach ihren [[Radikal (semitische Sprachen)|Wurzeln]], also quasi ihren „Wortfamilien“, geordnet sind. Daher ist es beim Erlernen des Arabischen wichtig, die Wurzelkonsonaten eines Wortes identifizieren zu können. Der überwiegende Teil der Wörter hat drei Wurzelkonsonanten, einige auch vier. Durch das Abtrennen bestimmter Vor-, Zwischen- und Endsilben erhält man die Wurzel eines Wortes. Gerade Anfänger sollten solche nach Wurzeln geordnete Wörterbücher benutzen, da der Gebrauch „mechanisch-alphabetisch“ geordneter Lexika bei geringen Grammatikkenntnissen oft dazu führt, dass eine Form nicht erkannt und falsch übersetzt wird.<br />
<br />
== Wortschatz ==<br />
Die meisten arabischen Wörter bestehen aus drei [[Radikal (semitische Sprachen)|Wurzelkonsonanten]] (Radikalen). Daraus werden dann verschiedene Wörter gebildet, beispielsweise kann man unter anderem aus den drei Radikalen K-T-B folgende Wörter und Formen bilden:<br />
<br />
* KaTaBa: er schrieb (Perfekt)<br />
* yaKTuBu: er schreibt (Imperfekt)<br />
* KiTāBun: Buch <br />
* KuTuBun: Bücher <br />
* KāTiBun: Schreiber/Schriftsteller (Einzahl)<br />
* KuTTāBun: Schreiber (Mehrzahl)<br />
* maKTaBun: Schreibtisch, Büro, Schule<br />
* maKTaBatun: Bibliothek, Buchhandlung<br />
* maKTūBun: Das Geschriebene<br />
<br />
Im klassischen Hocharabisch treten noch die meist nicht geschriebene Endungen -a, -i, -u, -an, -in, -un, -ta, -ti, -tu, -tan, -tin, -tun oder auch keine Endung auf. Das T in den Endungen kommt so zustande, dass man das heute stumme End-H zum T uminterpretiert, indem man ihm die Punkte von T beigibt, ''siehe:'' [[Ta marbuta]]. Das N in diesen Endungen wird auch nicht durch den Konsonanten-Buchstaben N gekennzeichnet, sondern durch die wenig gebräuchlichen Zusatzzeichen, ''siehe:'' [[Nunation]].<br />
<br />
Der Wortschatz ist zwar extrem reich, aber oft nicht klar normiert und mit Bedeutungen aus der Vergangenheit überfrachtet. So gibt es zum Beispiel kein Wort, das dem europäischen Wort „[[Nation]]“ relativ genau entspricht. Das dafür gebrauchte Wort ({{ar|أمة}}, ''Umma'') bedeutete ursprünglich und im religiösen Kontext bis heute „Gemeinschaft der Gläubigen (Muslime)“; oder z.&nbsp;B. „Nationalität“ ({{ar|جنسية}}, ''ǧinsiyya'') eigentlich „Geschlechtszugehörigkeit“ im Sinne von „Sippenzugehörigkeit“ – „Geschlechtsleben“ z.&nbsp;B. heißt ({{ar|الحياة الجنسية}}, ''al-ḥayāt al-ǧinsiyya''), wobei ''al-ḥayāt'' „das Leben“ heißt. Das Wort für „Nationalismus“ ({{ar|قومية}}, ''qawmiyya'') bezieht sich ursprünglich auf die Rivalität von „(Nomaden-)Stämmen“ und kommt von ''qawm'', was ursprünglich und bis heute oft noch „Stamm“ im Sinne von „Nomadenstamm“ bedeutet. So überlagern sich oft in einem Wort sehr alte und sehr moderne Konzepte, ohne dass das eine über das andere obsiegen würde. „[[Umma]]“ z. B. gewinnt wieder mehr seine alte religiöse Bedeutung zurück. Es gibt zahlreiche alte Lehnwörter aus dem [[Aramäische Sprache|Aramäischen]] und [[Griechische Sprache|Griechischen]] und viele neuere aus dem [[Englische Sprache|Englischen]] und [[Französische Sprache|Französischen]], die aber oft wie Fremdkörper im Arabischen wirken, da aus diesen nominalen Lehnwörtern keine verbalen Stämme abgeleitet werden können.<br />
<br />
=== Die häufigsten Wörter ===<br />
Wie in anderen Sprachen sind auch im Arabischen die [[Synsemantikum|Strukturwörter]] am häufigsten. Je nach Zählmethode und Textkorpus erhält man unterschiedliche Ergebnisse.<br />
<br />
Eine Studie der Universität Riad<ref>ʿAbduh, Dāwūd ʿAṭīya: ''al-Mufradāt aš-šāʾiʿa fī ’l-luġa al-ʿarabīya: dirāsa fī qawāʾim al-mufradāt aš-šāʾiʿa fī l-luġa al-ʿarabīya'', Riad 1979.</ref> kommt zu folgendem Ergebnis:<br />
<br />
# {{ar|في}} ''fī'' (in [Präposition])<br />
# {{ar|من}} ''min'' (von, aus [Präposition])<br />
# {{ar|على}} ''ʿalā'' (auf, über, an, bei [Präposition])<br />
# {{ar|أنّ}} ''anna'' (dass [Konjunktion])<br />
# {{ar|إنّ}} ''inna'' (gewiss, wahrlich [Konjunktion, auch Verstärkungspartikel])<br />
# {{ar|إلى}} ''ilā'' (zu, nach, bis, bis zu [Präposition])<br />
# {{ar|كان}} ''kāna'' (sein [Verb])<br />
# {{ar|هذا، هذه}} ''hāḏā, hāḏihi'' (diese, dieser, dieses [Demonstrativpronomen])<br />
# {{ar|أن}} ''an'' (dass [Konjunktion])<br />
# {{ar|الذي}} ''allaḏī'' (der [Relativpronomen])<br />
<br />
Die vorstehende Liste enthält weder monomorphematische Wörter noch Personalsuffixe. In einer anderen Wortliste<ref>Fromm, Wolf Dietrich: ''Häufigkeitswörterbuch der modernen arabischen Zeitungssprache'', Leipzig 1982.</ref> sind diese berücksichtigt:<br />
<br />
# {{ar|و}} ''wa-'' (und [Konjunktion])<br />
# {{ar|ل}} ''li-'' (für [Konjunktion])<br />
# {{ar|في}} ''fī'' (in, an, auf [Präposition])<br />
# {{ar|ب}} ''bi-'' (mit, durch [Präposition])<br />
# {{ar|ـه}} ''-hū'' (sein [besitzanzeigendes Personalsuffix])<br />
# {{ar|من}} ''min'' (von, aus [Präposition])<br />
# {{ar|ـها}} ''-hā'' (ihr [besitzanzeigendes Personalsuffix])<br />
# {{ar|على}} ''ʿalā'' (auf, über, an, bei [Präposition])<br />
# {{ar|إلى}} ''ilā'' (zu, nach, bis, bis zu [Präposition])<br />
# {{ar|أنّ}} ''anna'' (dass [Konjunktion])<br />
<br />
Beide Zählungen lassen den bestimmten Artikel {{ar|ال}} ''al-'' (der, die, das) außer Acht.<br />
<br />
Das häufigste Substantiv, das im Deutschen eine substantivische Entsprechung hat, ist laut der Riader Studie يوم ''yaum'' („Tag“), das häufigste Adjektiv كبير ''kabīr'' („groß“).<br />
<br />
== Sprachbeispiel ==<br />
[[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]]:<br />
* In [[Arabische Schrift|arabischer Schrift]]:<br />
:{{ar|.يولد جميع الناس أحرارا متساوين في الكرامة والحقوق. وقد وهبوا عقلا وضميرا وعليهم أن يعامل بعضهم بعضا بروح الإخاء}}<br />
* In [[Deutsche Morgenländische Gesellschaft|DMG]]-Umschrift (vergleiche [[Arabisches Alphabet]]):<br />
:Yūladu ǧamīʿu n-nāsi ʾaḥrāran mutasāwīna fī l-karāmati wa-l-ḥuqūqi. Wa-qad wuhibū ʿaqlan wa-ḍamīran wa-ʿalayhim ʾan yuʿāmila baʿḍuhum baʿḍan bi- rūḥi l-ʾiḫāʾi.<br />
* In [[Liste der IPA-Zeichen|IPA]]-Umschrift:<br />
:ˈjuːladu dʒaˈmiːʕu‿nˈnːaːsi ʔaħˈraːran mutasaːˈwiːna fi‿lkaˈraːmati wa‿lħuˈquːqi wa qɒd ˈwuhibuː ˈʕɒqlan wa dˤɒˈmiːran wa ʕaˈlaihim ʔan juˈʕaːmila ˈbɒʕdˤuhum ˈbɒʕdˤan bi ˈruːħi‿lʔiˈxaːʔi<br />
* In [[Deutsche Sprache|deutscher]] Übersetzung:<br />
:Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.<br />
<br />
== Übersetzungen ==<br />
Übertragungen ins Arabische erfolgen meist aus dem Englischen und Französischen, oft aus dem Spanischen sowie zur Zeit der [[Sowjetunion]] aus dem Russischen. Selten sind Übertragungen aus anderen europäischen Sprachen wie auch aus dem Japanischen, Chinesischen, Persisch, Türkisch und Hebräisch. So liegen zum Beispiel Werke von [[Jürgen Habermas]] lediglich in einer schlechten, in [[Syrien]] erschienenen Übertragung aus dem Französischen vor. Einige Werke von [[Friedrich Nietzsche]], ebenfalls aus dem Französischen, wurden in [[Marokko]] verlegt. In Syrien erschien „[[Der Antichrist]]“ von Nietzsche in einer Übersetzung aus dem Italienischen. („Über den Kulturtransfer auf steinigen Routen“, [[Neue Zürcher Zeitung]]. 3/2006). Der Buchmarkt wird vermutlich mehr oder weniger von staatlichen Subventionierungen geprägt. (Die [[Buchmesse]] [[Kairo]], zweitgrößte der Welt für den arabischen/nordafrikanischen Raum, ist bisher staatlich).<br />
<br />
== Arabisch lernen ==<br />
Zahlreiche deutschsprachige Universitäten und gemeinnützige Weiterbildungseinrichtungen bieten Arabisch-Als-Fremdsprache-Kurse an, z.&nbsp;B. als Teil der [[Orientalistik]], [[Theologie]], oder eben der [[Arabistik]], der Wissenschaft der arabischen Sprache und Literatur. Die arabische Sprache zu lernen interessiert Millionen von Nicht-Arabisch-Sprechern, vor allem da es die Sprache ihres Heiligen Buches (des [[Koran]]) ist und alle islamischen Begriffe in ihrem Ursprung arabisch sind. Arabisch wurde und wird in vielen Primar- und Sekundarschulen unterrichtet, besonders in muslimischen Schulen weltweit. Es gibt eine Vielzahl von Arabisch-Sprachschulen, wobei sich die meisten im arabischsprachigen Raum oder auch in nichtarabischen muslimischen Regionen befinden.<br />
<br />
=== Didaktik ===<br />
Für den deutschsprachigen Lerner des Arabischen ist das erste große Hindernis die [[arabische Schrift]], im deutschsprachigen Raum wird vor allem auf das Erlernen des Modernen Standard-Arabischen ([[Modernes Standard-Arabisch|MSA]]) gezielt, welches im Unterschied zu den arabischen Dialekten auch geschrieben wird. Seine Mutterform, das „''Fus’ha''“ gilt als [[Sakralsprache]] und beachtet die sog. [[Nunation]], worauf beim MSA größtenteils verzichtet wird.<br />
<br />
Durch den Umstand bedingt, dass in der Wirklichkeit die arabische Schrift ohne [[Vokalisierung (Schrift)|Vokalisierung]] geschrieben wird, nimmt das Erlernen des geschriebenen Wortschatzes unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch, verglichen mit Sprachen ohne [[Konsonantenschrift]]. Auch in arabischsprachigen Ländern wird in den ersten 2 Schuljahren ([[Tunesien]]) ausnahmslos alles mit Vokalisation geschrieben.<br />
<br />
Was die Grammatik des Modernen Standard-Arabischen betrifft, so wirkt sich das spätere Wechseln der Vokalisierungen bremsend auf die Lerngeschwindigkeit aus. Sogar für Muttersprachler wird in der Schule ein Großteil des Arabischunterrichts für die korrekte Konjugation verwendet.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Arabische Dialekte]]<br />
* [[Arabische Schrift]]<br />
* [[Arabisches Alphabet]]<br />
* [[Arabische Literatur]]<br />
* [[Arabischer Name]]<br />
* [[Liste deutscher Wörter aus dem Arabischen]]<br />
* [[DIN 31635]] ist eine Norm für die Transkription der arabischen in die lateinische Schrift. Sie beruht auf der Umschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
'''Allgemeine Beschreibungen'''<br />
* Wolfdietrich Fischer (Hrsg.): ''Grundriß der Arabischen Philologie.'' Band 1: ''Sprachwissenschaft''. Wiesbaden 1982. ISBN 3-88226-144-7<br />
* Wolfdietrich Fischer: ''Classical Arabic''. In: Robert Hetzron (Hrsg.): ''The Semitic Languages''. London / New York 1997. ISBN 0-415-05767-1<br />
<br />
'''Grammatiken'''<br />
* Wolfdietrich Fischer: ''Grammatik des Klassischen Arabischen.'' 3. Auflage. Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04512-4<br />
* Ernst Harder, [[Annemarie Schimmel]]: ''Arabische Sprachlehre.'' Heidelberg 1997, ISBN 3872760017 (Knappe Einführung in die arabische Sprache und Grammatik.)<br />
* John Mace: ''Arabic Grammar. A Revision Guide.'' Edinburgh 1998, ISBN 0748610790 (Übersichtliche, auf das Arabisch der Gegenwart bezogene Grammatik.)<br />
<br />
'''Lehrbücher'''<br />
* Tawfik Borg: ''Modernes Hocharabisch. Konversationskurs.'' 5. Auflage. Hamburg 2004, ISBN 3921598230 (Konversationsbezogenes Lehrwerk, das zum Teil jedoch ägyptisches statt hocharabischen Vokabulars verwendet.)<br />
* Wolfdietrich Fischer, Otto Jastrow: ''Lehrgang für die arabische Schriftsprache der Gegenwart.'' 5. Auflage. Wiesbaden 1996, ISBN 3-88226-865-4<br />
* Günther Krahl, Wolfgang Reuschel, Eckehard Schulz: ''Lehrbuch des modernen Arabisch.'' 5. Auflage. Berlin/München 2002, ISBN 3324006139 (Ein umfangreiches und akademisch geprägtes Standardwerk, Lehrbuch an vielen deutschsprachigen Universitäten.)<br />
* Dr. Amin Tahineh: ''Arabisch für die Erwachsenenbildung.''ISBN 3-00-007862-2<br />
* Mohamed Badawi / Christian A. Caroli: ''As-Sabil. Praktisches Lehrbuch zum Erlernen der arabischen Sprache der Gegenwart, Band 1'', Konstanz 2005.<br />
* Mohamed Badawi / Christian A. Caroli: ''As-Sabil: Grundlagen der arabischen Verblehre'', Konstanz 2008.<br />
<br />
'''Wörterbücher'''<br />
* Götz Schregle: ''Deutsch-Arabisches Wörterbuch.'' Wiesbaden 1977, ISBN 344701623X (Gilt als das Standardwörterbuch Deutsch – Arabisch.)<br />
* Hans Wehr: ''Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch-Deutsch.'' 5. Auflage. Wiesbaden 1985, ISBN 3447019980 (Das Standardwörterbuch der arabischen Gegenwartssprache, nach Wurzeln geordnet.)<br />
* Arne Ambros: ''A Concise Dictionary of Koranic Arabic'' Wiesbaden 2004, ISBN 3895004006<br />
* Arne Ambros, Stephan Procházka: ''The Nouns of Koranic Arabic Arranged by Topics'' Wiesbaden 2006, ISBN 3895005118<br />
<br />
'''Fachliteratur zu spezifischen Themen'''<br />
* André Roman: ''La création lexicale en arabe – étude diachronique et synchronique des sons et des formes de la langue arabe'', Jounieh [u.&nbsp;a.], (CEDLUSEK) Université Saint-Esprit de Kas, 2005<br />
* Pierre Larcher: ''Linguistique arabe: sociolinguistique et histoire de la langue'', Leiden [u.&nbsp;a.], Brill, 2001<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Arabic language|arabische Sprache}}<br />
{{Wikibooks|Arabisch}}<br />
{{Wikiquote|Arabische Sprichwörter}}<br />
Allgemein:<br />
* [http://www.arabisch-magazin.de Online-Magazin rund ums Arabische]<br />
* [http://www.schriften-lernen.de/Schrift/Arab/Arab1.htm Einführung in die arabische Schrift]<br />
* [http://www.chj.de/ Arabische Schrift und Sprache]<br />
Wörterbücher:<br />
* [http://www.arabdict.net/ Deutsch - Arabisch -Englisch Online Wörterbuch]<br />
* [http://www.arabsun.de/dictionary.php?lang=de Deutsch ↔ Arabisch ↔ Englisches Online-Wörterbuch]<br />
* [http://www.lessan.org/ Deutsch-Arabisches Online-Wörterbuch] (einschließlich Angabe der kurzen arabischen Vokale)<br />
* [http://lexicons.ajeeb.com/ Arabische Standard-Wörterbücher المعاجم العربية ] – online auf einer Seite<br />
* [http://www.baheth.info/ Arabisches Lexikon معجم عربي ]<br />
* Edward William Lane’s Lexicon: [http://www.mutazila.com/res/lex/Lexicon.htm mutazila.com], [http://www.studyquran.co.uk/LLhome.htm studyquran.co.uk], [http://www.tyndalearchive.com/tabs/lane/ Tyndale Archive], [http://www.archive.org/details/ArabicEnglishLexicon.CopiousEasternSources.EnlargedSuppl.Kamoos.Lane.Poole.1863 archive.org] (Arabisch-Englisch)<br />
* John Penrice: [http://www.archive.org/details/adictionaryandg00penrgoog A dictionary and glossary of the Koran, with copious grammatical references and explanations of the text], H. S. King, London 1873 (Arabisch-Englisch)<br />
* [http://www.turguman.org/ Deutsch-Arabisches Online-Wörterbuch und Translator] (einschließlich Transkription)<br />
Lernen:<br />
* [http://www.nicoweb.com/sirpus/ Arabische Schrift und Sprache]. (MP3) <!-- Neu. (WANN?) --> <br />
* [http://www.arabic-in-egypt.com Deutsch - Arabisch Vokabeltrainer]<br />
* [http://www.internetpolyglot.com/german/lessons-ar-de Arabisches Vokabeltraining]<br />
* [http://www.grammatiken.de/arabische-grammatik/ Ausführliche arabische Grammatik]<br />
* [http://www.omeya.info/ Online-Kurs Arabisch - auch für Kinder]<br />
Diverses:<br />
* [http://www.muftah-alhuruf.com Muftah-Alhuruf.com – Erlaubt das Schreiben und Verschicken arabischer E-Mails, ohne eine arabische Tastatur oder Betriebssystem zu haben.]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Schwesterprojekte|code=ar|text=arabischer Sprache|wvers=0}}<br />
<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Arabische Sprache| ]]<br />
[[Kategorie:Orientalistik]]<br />
<br />
{{Link FA|ms}}<br />
<br />
[[ace:Bahsa Arab]]<br />
[[af:Arabies]]<br />
[[als:Arabische Sprache]]<br />
[[am:ዓረብኛ]]<br />
[[an:Idioma arabe]]<br />
[[ang:Arabisc sprǣc]]<br />
[[ar:لغة عربية]]<br />
[[arc:ܠܫܢܐ ܥܪܒܝܐ]]<br />
[[arz:لغه عربى]]<br />
[[ast:Árabe]]<br />
[[az:Ərəb dili]]<br />
[[bat-smg:Arabu kalba]]<br />
[[bcl:Arabe]]<br />
[[be:Арабская мова]]<br />
[[be-x-old:Арабская мова]]<br />
[[bg:Арабски език]]<br />
[[bn:আরবি ভাষা]]<br />
[[bo:ཨ་རབ་སྐད།]]<br />
[[br:Arabeg unvan]]<br />
[[bs:Arapski jezik]]<br />
[[ca:Àrab]]<br />
[[ce:Іаьрбийн мотт]]<br />
[[ceb:Arabiko]]<br />
[[crh:Arap tili]]<br />
[[cs:Arabština]]<br />
[[cu:Ара́вьскъ ѩꙁꙑ́къ]]<br />
[[cv:Арап чĕлхи]]<br />
[[cy:Arabeg]]<br />
[[da:Arabisk (sprog)]]<br />
[[diq:Erebki]]<br />
[[dsb:Arabska rěc]]<br />
[[dv:ޢަރަބި]]<br />
[[el:Αραβική γλώσσα]]<br />
[[eml:Areb]]<br />
[[en:Arabic language]]<br />
[[eo:Araba lingvo]]<br />
[[es:Idioma árabe]]<br />
[[et:Araabia keel]]<br />
[[eu:Arabiera]]<br />
[[ext:Luenga árabi]]<br />
[[fa:زبان عربی]]<br />
[[fi:Arabian kieli]]<br />
[[fiu-vro:Araabia kiil]]<br />
[[fo:Arabiskt mál]]<br />
[[fr:Arabe]]<br />
[[frp:Arabo]]<br />
[[fy:Arabysk]]<br />
[[ga:An Araibis]]<br />
[[gan:阿拉伯語]]<br />
[[gl:Lingua árabe]]<br />
[[hak:Â-lâ-pak-ngî]]<br />
[[haw:‘Ōlelo ‘Alapia]]<br />
[[he:ערבית]]<br />
[[hi:अरबी]]<br />
[[hif:Arbii bhasa]]<br />
[[hr:Arapski jezik]]<br />
[[hsb:Arabšćina]]<br />
[[hu:Arab nyelv]]<br />
[[hy:Արաբերեն]]<br />
[[ia:Lingua arabe]]<br />
[[id:Bahasa Arab]]<br />
[[io:Arabiana linguo]]<br />
[[is:Arabíska]]<br />
[[it:Lingua araba]]<br />
[[iu:ᐊᕋᕕ/aravi]]<br />
[[ja:アラビア語]]<br />
[[jv:Basa Arab]]<br />
[[ka:არაბული ენა]]<br />
[[kaa:Arab tili]]<br />
[[kab:Taɛrabt]]<br />
[[kg:Kilabu]]<br />
[[kk:Араб тілі]]<br />
[[kn:ಅರಬ್ಬೀ ಭಾಷೆ]]<br />
[[ko:아랍어]]<br />
[[krc:Араб тил]]<br />
[[ksh:Arraabish (Shprooch)]]<br />
[[ku:Zimanê erebî]]<br />
[[kv:Араб кыв]]<br />
[[kw:Arabek]]<br />
[[la:Lingua Arabica]]<br />
[[lad:Lingua arábiga]]<br />
[[li:Arabisch]]<br />
[[lij:Lengua àraba]]<br />
[[lmo:Arab]]<br />
[[ln:Liarabi]]<br />
[[lo:ພາສາອາຣັບ]]<br />
[[lt:Arabų kalba]]<br />
[[lv:Arābu valoda]]<br />
[[map-bms:Basa Arab]]<br />
[[mdf:Арабонь кяль]]<br />
[[mg:Fiteny arabo]]<br />
[[mk:Арапски јазик]]<br />
[[ml:അറബി ഭാഷ]]<br />
[[mn:Араб хэл]]<br />
[[mr:अरबी भाषा]]<br />
[[ms:Bahasa Arab]]<br />
[[nah:Arabiatlahtōlli]]<br />
[[nds:Araabsche Spraak]]<br />
[[new:अरबी भाषा]]<br />
[[nl:Arabisch]]<br />
[[nn:Arabisk språk]]<br />
[[no:Arabisk]]<br />
[[nrm:Arabe]]<br />
[[nv:Ásáí Bizaad]]<br />
[[oc:Arabi]]<br />
[[os:Араббаг æвзаг]]<br />
[[pa:ਅਰਬੀ ਭਾਸ਼ਾ]]<br />
[[pih:Erabek]]<br />
[[pl:Język arabski]]<br />
[[pnb:عربی]]<br />
[[pt:Língua árabe]]<br />
[[qu:Arabya simi]]<br />
[[ro:Limba arabă]]<br />
[[ru:Арабский язык]]<br />
[[sa:अरबी]]<br />
[[sah:Араб тыла]]<br />
[[scn:Lingua àrabba]]<br />
[[sco:Arabic]]<br />
[[se:Arábagiella]]<br />
[[sh:Arapski jezik]]<br />
[[simple:Arabic language]]<br />
[[sk:Arabčina]]<br />
[[sl:Arabščina]]<br />
[[so:Carabi]]<br />
[[sq:Gjuha arabe]]<br />
[[sr:Арапски језик]]<br />
[[su:Basa Arab]]<br />
[[sv:Arabiska]]<br />
[[sw:Kiarabu]]<br />
[[ta:அரபு மொழி]]<br />
[[te:అరబ్బీ భాష]]<br />
[[tg:Забони арабӣ]]<br />
[[th:ภาษาอาหรับ]]<br />
[[tk:Arap dili]]<br />
[[tl:Wikang Arabe]]<br />
[[tr:Arapça]]<br />
[[tt:Ğäräp tele]]<br />
[[ug:ئەرەب تىلى]]<br />
[[uk:Арабська мова]]<br />
[[ur:عربی زبان]]<br />
[[vi:Tiếng Ả Rập]]<br />
[[wa:Arabe]]<br />
[[war:Inarabo]]<br />
[[wuu:阿拉伯语]]<br />
[[xal:Арабмудин келн]]<br />
[[yi:אראביש]]<br />
[[yo:Ède Lárúbáwá]]<br />
[[zh:阿拉伯语]]<br />
[[zh-classical:阿拉伯語]]<br />
[[zh-min-nan:A-la-pek-gí]]<br />
[[zh-yue:阿剌伯話]]</div>Fobos92