https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=DarkblueFlowWikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-05-09T14:42:09ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.44.0-wmf.28https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Flixtrain&diff=229922339Flixtrain2023-01-17T01:07:10Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Unternehmen<br />
| Name = FlixTrain<br />
| Logo = FlixTrain Logo 2020.svg<br />
| Unternehmensform = [[Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Deutschland)|GmbH]]<br />
| ISIN = <br />
| Gründungsdatum = 2017<br />
| Auflösungsdatum = <br />
| Auflösungsgrund = <br />
| Sitz = [[München]], [[Deutschland]]<br />
| Leitung = André Schwämmlein, Matthias Müller<br />
| Mitarbeiterzahl = <br />
| Umsatz = <!-- 2-3 signifikante Stellen --><br />
| Stand = <br />
| Branche = Personenverkehr<br />
| Website = www.flixtrain.de<br />
}}<br />
<br />
[[Datei:Flixtrain Departing Köln Hbf.jpg|mini|Flixtrain in [[Köln Hauptbahnhof|Köln Hbf]] (August 2020)]]<br />
[[Datei:2018-04-23 Flixtrain-7068.jpg|mini|Flixtrain im [[Bahnhof Hamburg-Altona]] (April 2018)]]<br />
<br />
Die '''Flixtrain GmbH''' ist ein deutsches [[Eisenbahnverkehrsunternehmen]] des Verkehrskonzerns [[Flix (Unternehmen)|Flix]]. Es bietet seit 2017 deutschlandweiten [[Schienenpersonenfernverkehr]] an und tritt als Konkurrent der [[Deutsche Bahn|Deutschen Bahn]] auf. Das Angebot von Flixtrain konzentriert sich dabei auf Verkehre zwischen Ballungszentren und ergänzt so das ebenfalls zu Flix gehörende [[Fernbusverkehr in Deutschland|Fernbusnetz]], das unter dem Namen [[FlixBus DACH|Flixbus]] vermarktet wird. Im Mai 2021 hat das Unternehmen auch Zugverkehr in Schweden aufgenommen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Im August 2017 erhielt Flixtrain, eine zwei Monate zuvor gegründete 100-prozentige Tochtergesellschaft von Flix, eine Lizenz als Eisenbahnverkehrsunternehmen.<ref>[http://www.stmi.bayern.de/med/pressemitteilungen/pressearchiv/2017/318/index.php Herrmann überreicht Eisenbahnlizenz für FlixTrain], Pressemitteilung vom 23. August 2017</ref><br />
Im April 2018 startete Flixtrain auf den Strecken Stuttgart–Berlin und Hamburg–Köln.<br />
Die Muttergesellschaft Flix übernahm, analog zum Fernbusverkehr, unter der Marke Flixtrain die Vermarktung und die [[Ertragsmanagement|Preisgestaltung]]. 2018 verkaufte das Unternehmen rund 750.000 Fahrkarten. Die durchschnittliche Auslastung lag bei 70&nbsp;Prozent.<ref name="eri-2019-217">{{Literatur |Titel=Flixtrain Berlin – Köln kommt im Mai |Sammelwerk=[[Eisenbahn-Revue International]] |Nummer=4 |Datum=2019-04 |Seiten=217}}</ref> Am 23. Mai 2019 wurde die Verbindung zwischen Berlin und Köln aufgenommen.<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Peter Neumann |url=https://www.berliner-zeitung.de/berlin/verkehr/neue-strecke-flixtrain-nimmt-betrieb-von-berlin-nach-koeln-auf-32279146 |titel=Neue Strecke: Flixtrain nimmt Betrieb von Berlin nach Köln auf |datum=2019-03-26 |abruf=2019-03-28}}</ref> Zunächst fuhr dort nur ein Zugpaar, das Angebot wurde im Lauf des Jahres erweitert.<br />
<br />
Aufgrund der [[COVID-19-Pandemie]] stellte das Unternehmen den Betrieb in Deutschland zum 19. März 2020 vorübergehend ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.flixtrain.de/coronavirus-information |titel=Update COVID-19 - Informationen für unsere Fahrgäste |hrsg=Flixmobility |werk=flixtrain.de |datum=2020-03 |abruf=2020-03-22}}</ref><br />
Ende Juli 2020 nahm Flixtrain den Betrieb teilweise wieder auf, mit vollständig umgebauten Wagen, die alle mit neuen Sitzen, modernisierten Toiletten, Steckdosen am Platz, [[Wireless Local Area Network|WLAN]] und einem digitalen Unterhaltungsangebot ausgestattet sind.<ref name=":2">{{Internetquelle |url=https://www.railpool.eu/unternehmen/news/flixtrain-railpool-ist-finanzierungspartner-fuer-die-neu-erworbenen-wagen |titel=FlixTrain - Railpool ist Finanzierungspartner für die neu erworbenen Wagen. |abruf=2020-12-28 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20200810184313/https://railpool.eu/unternehmen/news/flixtrain-railpool-ist-finanzierungspartner-fuer-die-neu-erworbenen-wagen |archiv-datum=2020-08-10 |sprache=de}}</ref> Zunächst wurden die Strecken FLX&nbsp;20 (Hamburg–Köln) und FLX&nbsp;30 (Berlin–Köln) wieder aufgenommen.<ref name="Flixtrain-PM-2020-07">{{Internetquelle |url=https://www.flixtrain.de/streckennetz-updates |titel=Seit dem 23.07.2020 dürfen wir Dich wieder im FlixTrain begrüßen! |hrsg=Flixtrain |datum=2020-07 |abruf=2020-07-25}}</ref> Betreiber der FLX&nbsp;20 ist die [[Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr]] (IGE); FLX&nbsp;30 war seither von [[Schienenverkehrsgesellschaft|SVG]] betrieben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.flixbus.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/flixtrain-mit-neuem-partner-und-mehr-komfort |titel=Neuer Partner, noch mehr Komfort: FlixTrain macht Bahnfahren wieder grün und erschwinglich |titelerg=Pressemitteilung |hrsg=Flixmobility |datum=2020-07-23 |abruf=2020-07-25}}</ref><br />
Im November 2020 wurde der Verkehr pandemiebedingt erneut eingestellt<ref>{{Internetquelle |url=https://www.flixtrain.de/streckennetz-und-sicherheit-updates|titel=FlixTrain Netzwerk und Reise-Update|werk=flixtrain.de |hrsg=FlixTrain |abruf=2021-02-06}}</ref> und ab Mai 2021 schrittweise wieder aufgenommen und dabei erweitert. Erstmals wurde München von Flixtrain bedient: mit einem Tageszug von/nach Frankfurt (Main) und einem Nachtzug von/nach Hamburg über Berlin. Auch ist [[Bremen Hauptbahnhof|Bremen]] seit Mai 2021 angebunden.<ref>[https://www.weser-kurier.de/bremen/wirtschaft/flixtrain-startet-mit-vergroessertem-netz-erstmals-halt-in-bremen-doc7fqduv3zclxe8hjx41v ''Flixtrain hält ab dem 20. Mai in Bremen''] In: [[Weser-Kurier]], 11. Mai 2021, abgerufen am 11. August 2021</ref><br />
Von Dezember 2021 bis Januar 2022 wurde das Angebot schrittweise erneut stark reduziert.<br />
<br />
Seit Mai 2021 ist Flixtrain auch in Schweden tätig und verbindet die beiden größten Städte Schwedens, [[Göteborg]] und [[Stockholm]], miteinander.<br />
Der Betrieb der Strecke erfolgt über das schwedische Eisenbahnunternehmen [[Hector Rail]]; Flixtrain übernimmt Netzplanung, Ticketverkauf, Vermarktung, Kundenservice und Preisgestaltung.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.zeit.de/news/2021-05/06/flixtrain-rollt-ab-jetzt-durch-schweden |abruf=2021-06-20 |titel=Erster Schritt ins Ausland |hrsg=[[Die Zeit]]}}</ref><br />
<br />
== Angebot in Deutschland ==<br />
Flixtrain betreibt, ähnlich wie die [[Billigfluggesellschaften]] oder die französische Staatsbahn [[SNCF]] mit dem [[Ouigo]], ein Geschäftsmodell zur Kostensenkung, welches darauf basiert, ein möglichst einfaches im niedrigsten Marktsegment angesiedeltes „Grundprodukt“ anzubieten, welches der Kunde durch Zubuchen optionaler „Extras“ erweitern kann. Im Deutschen könnte man dieses System „Baukastenprinzip“ nennen, aber der englische Begriff [[no frills]] (sinngemäß „ohne Schnickschnack“) ist auch im Deutschen verbreitet.<br />
<br />
Konkret äußert sich dieses Prinzip bei Flixtrain folgendermaßen. Die Züge haben nur eine [[Wagenklasse]] und keinen [[Speisewagen]]. Die ab 2020 eingesetzten, von [[Talbot Services]] umgebauten Fahrzeuge weisen eine hohe Sitzplatzzahl (100 pro Wagen) – und entsprechend geringe Abstände – auf.<ref>Reinhard Hanstein: ''Neue Flixtrain-Wagen - ein „Produktivitätswunder“?'' [[Eisenbahn-Revue International]] 11/2020, Seite 574.</ref> Die Fahrpreise sind nachfrageabhängig (im Englischen [[Ertragsmanagement|yield management]] genannt).<br />
<br />
Flixtrain vermarktet seine Strecken mit einer sogenannten „Sitzplatzgarantie“. Kunden erhalten bei Erwerb eines Tickets automatisch einen Sitzplatz im Zug zugewiesen und können diesen aufpreispflichtig ändern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.flixtrain.de/service/services-im-zug |titel=Services im Zug → FlixTrain |abruf=2021-01-12 |sprache=de}}</ref> Obwohl es nur eine Wagenklasse gibt, bietet Flixtrain gegen Zuschlag einige Komfortsitze mit mehr Beinfreiheit an.<ref>[https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?002,9338743,9355790#msg-9355790 Forenbeitrag mit einem Bildschirmabdruck aus der Flixtrain-Buchungsmaske für einen Bmmz-Wagen]</ref> Dies ist vergleichbar zum System im Luftverkehr, bei Flixbus und anderen Fernbussen, und bei französischen TGVs, wo lediglich Sitzplätze mit bei der Buchung (oder spätestens beim Einchecken) zugewiesener konkreter Reihe und Nummer verkauft werden. Beim größten Konkurrenten DB Fernverkehr ist es möglich, ein Ticket ''ohne'' zugewiesenen Sitzplatz zu erwerben, welches im schlimmsten Fall (Belegung aller Sitzplätze) einem Stehplatz gleichkommt.<br />
<br />
Flixtrain betreibt alle seine Fahrten mit [[Ökostrom]] und war damit nach eigener Aussage der {{"|erste und einzige Zuganbieter Deutschlands, der seinen Betrieb komplett auf Ökostrom umgestellt hat}}. Der Anbieter des Stroms ist dabei [[Green Planet Energy]].<ref>{{Internetquelle |autor=Henrik Düker |url=https://www.greenpeace-energy.de/blog/wissen/mobilitaet/flixtrain-zuege-fahren-ab-sofort-mit-100-oekostrom-von-greenpeace-energy/ |titel=FlixTrain-Züge fahren ab sofort mit 100 % Ökostrom von Greenpeace Energy |werk=energy. Der Newsblog von Greenpeace Energy |datum=2019-04-24 |abruf=2021-01-12 |sprache=de-DE}}</ref><br />
[[Datei:Liniennetz Flixtrain.svg|mini|Linien von Flixtrain]]<br />
<br />
=== Streckenangebot ===<br />
[[Datei:Unstruttalbrücke-Flixtrain.jpg|mini|Flixtrain zwischen Erfurt und Halle auf [[Unstruttalbrücke]] (Mai 2021)]]<br />
<br />
Aktuell (Stand: Oktober 2022) verkehren folgende Linien:<br />
{| class="wikitable zebra"<br />
|-<br />
! Linie<br />
! Strecke<br />
! Frequenz<br />
! Betreiber<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 10|#ffffff|#74DF00}}<br />
|[[Stuttgart Hauptbahnhof|Stuttgart]]&nbsp;– [[Heidelberg Hauptbahnhof|Heidelberg]]&nbsp;– [[Bahnhof Frankfurt (Main) Süd|Frankfurt (Main) Süd]]&nbsp;– [[Bahnhof Fulda|Fulda]]&nbsp;– [[Bahnhof Eisenach|Eisenach]]&nbsp;– [[Bahnhof Gotha|Gotha]]&nbsp;– [[Erfurt Hauptbahnhof|Erfurt]]&nbsp;– [[Halle (Saale) Hauptbahnhof|Halle (Saale)]]&nbsp;– [[Berlin Hauptbahnhof|Berlin]]<br />
|10 Zugpaare/Woche (ab 12.09.2022)<ref>[https://cdn-cf.cms.flixbus.com/drupal-assets/2022-09/FlixTrain_Timetable_FLX10-1209-101222.pdf]</ref><br />
| UEF mit Netzwerkbahn Sachsen<ref>{{Internetquelle |url=https://eurailpress-archiv.de/SingleView.aspx?show=3071150 |titel=EVU bei Flixtrain: SVG will erweitern |datum=Dezember 2021 |abruf=2022-08-28}}</ref><br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 10|#ffffff|#74DF00}}<br />
|[[Basel Bad Bf|Basel]]&nbsp;– [[Bahnhof Weil am Rhein|Weil am Rhein]]&nbsp;– [[Freiburg (Breisgau) Hauptbahnhof|Freiburg]]&nbsp;– [[Bahnhof Offenburg|Offenburg]]&nbsp;– [[Bahnhof Baden-Baden|Baden-Baden]]&nbsp;– [[Karlsruhe Hauptbahnhof|Karlsruhe]]&nbsp;– [[Bahnhof Wiesloch-Walldorf|Wiesloch-Walldorf]]&nbsp;– [[Heidelberg Hauptbahnhof|Heidelberg]]&nbsp;– [[Bahnhof Frankfurt (Main) Süd|Frankfurt (Main) Süd]]&nbsp;– [[Bahnhof Fulda|Fulda]]&nbsp;– [[Bahnhof Bad Hersfeld|Bad Hersfeld]]&nbsp;– [[Bahnhof Eisenach|Eisenach]]&nbsp;– [[Bahnhof Gotha|Gotha]]&nbsp;– [[Erfurt Hauptbahnhof|Erfurt]]&nbsp;– [[Halle (Saale) Hauptbahnhof|Halle (Saale)]]&nbsp;– [[Berlin Hauptbahnhof|Berlin]]<br />
|4 Zugpaare/Woche (ab 12.09.2022)<ref>[https://cdn-cf.cms.flixbus.com/drupal-assets/2022-09/FlixTrain_Timetable_FLX10-1209-101222.pdf]</ref><br />
|<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 11|#ffffff|#74DF00}}<br />
|[[Wiesbaden Hauptbahnhof|Wiesbaden]]&nbsp;– [[Mainz Hauptbahnhof|Mainz]]&nbsp;– [[Frankfurt am Main Flughafen Fernbahnhof|Frankfurt-Flughafen]]&nbsp;– [[Bahnhof Frankfurt (Main) Süd|Frankfurt-Süd]]&nbsp;– [[Offenbach Hauptbahnhof|Offenbach]]&nbsp;– [[Hanau Hauptbahnhof|Hanau]]&nbsp;– [[Bahnhof Fulda|Fulda]]&nbsp;– [[Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe|Kassel-Wilhelmshöhe]]&nbsp;– [[Bahnhof Göttingen|Göttingen]]&nbsp;– [[Hildesheim Hauptbahnhof|Hildesheim]]&nbsp;– [[Braunschweig Hauptbahnhof|Braunschweig]]&nbsp;– [[Wolfsburg Hauptbahnhof|Wolfsburg]]&nbsp;– [[Bahnhof Berlin-Spandau|Berlin-Spandau]]&nbsp;– [[Berlin Hauptbahnhof|Berlin]]<br />
|3 Zugpaare/Woche (ab 12.09.2022)<ref>[https://cdn-cf.cms.flixbus.com/drupal-assets/2022-09/FlixTrain_Timetable_FLX11-1209-101222.pdf]</ref><br />
| Netzwerkbahn Sachsen<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 11|#ffffff|#74DF00}}<br />
|[[Stuttgart Hauptbahnhof|Stuttgart]]&nbsp;– [[Heidelberg Hauptbahnhof|Heidelberg]]&nbsp;– [[Darmstadt Hauptbahnhof|Darmstadt]]&nbsp;– [[Bahnhof Frankfurt (Main) Süd|Frankfurt-Süd]]&nbsp;– [[Offenbach Hauptbahnhof|Offenbach]]&nbsp;– [[Hanau Hauptbahnhof|Hanau]]&nbsp;– [[Bahnhof Fulda|Fulda]]&nbsp;– [[Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe|Kassel-Wilhelmshöhe]]&nbsp;– [[Bahnhof Göttingen|Göttingen]]&nbsp;– [[Hildesheim Hauptbahnhof|Hildesheim]]&nbsp;– [[Braunschweig Hauptbahnhof|Braunschweig]]&nbsp;– [[Wolfsburg Hauptbahnhof|Wolfsburg]]&nbsp;– [[Bahnhof Berlin-Spandau|Berlin-Spandau]]&nbsp;– [[Berlin Hauptbahnhof|Berlin]]<br />
|1 Zugpaar/Woche (ab 12.09.2022)<ref>[https://cdn-cf.cms.flixbus.com/drupal-assets/2022-09/FlixTrain_Timetable_FLX11-1209-101222.pdf]</ref><br />
|<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 15|#ffffff|#74DF00}}<br />
|[[Stuttgart Hauptbahnhof|Stuttgart]]&nbsp;– [[Heidelberg Hauptbahnhof|Heidelberg]]&nbsp;– [[Bahnhof Frankfurt (Main) Süd|Frankfurt (Main) Süd]]&nbsp;– [[Bahnhof Fulda|Fulda]]&nbsp;– [[Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe|Kassel-Wilhelmshöhe]]&nbsp;– [[Bahnhof Göttingen|Göttingen]]&nbsp;– [[Hannover Hauptbahnhof|Hannover]]&nbsp;– [[Bahnhof Lüneburg|Lüneburg]]&nbsp;– [[Bahnhof Hamburg-Harburg|Hamburg-Harburg]]&nbsp;– [[Hamburg Hauptbahnhof|Hamburg]]<br />
|10 Zugpaare/Woche (ab 12.09.2022)<ref>[https://cdn-cf.cms.flixbus.com/drupal-assets/2022-09/FlixTrain_Timetable_FLX15-1209-101222.pdf]</ref><br />
| SVG<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 20|#ffffff|#74DF00}}<br />
|[[Hamburg Hauptbahnhof|Hamburg]]&nbsp;– [[Bahnhof Hamburg-Harburg|Hamburg-Harburg]]&nbsp;– [[Bremen Hauptbahnhof|Bremen]]&nbsp;– [[Osnabrück Hauptbahnhof|Osnabrück]]&nbsp;– [[Münster Hauptbahnhof|Münster]]&nbsp;– [[Gelsenkirchen Hauptbahnhof|Gelsenkirchen]]&nbsp;– [[Essen Hauptbahnhof|Essen]]&nbsp;– [[Duisburg Hauptbahnhof|Duisburg]]&nbsp;– [[Düsseldorf Hauptbahnhof|Düsseldorf]]&nbsp;– [[Köln Hauptbahnhof|Köln]]<br />
|11 Zugpaare/Woche<ref>[https://cdn-cf.cms.flixbus.com/drupal-assets/2022-09/FlixTrain_Timetable_FLX20-101222.pdf]</ref><br />
| IGE<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 30|#ffffff|#74DF00}}<br />
|([[Aachen Hauptbahnhof|Aachen]]&nbsp;–) [[Köln Hauptbahnhof|Köln]]&nbsp;– [[Düsseldorf Hauptbahnhof|Düsseldorf]]&nbsp;– [[Duisburg Hauptbahnhof|Duisburg]]&nbsp;– [[Essen Hauptbahnhof|Essen]]&nbsp;– [[Dortmund Hauptbahnhof|Dortmund]]&nbsp;– [[Hamm (Westfalen) Hauptbahnhof|Hamm]]&nbsp;– [[Gütersloh Hauptbahnhof|Gütersloh]]&nbsp;– [[Bielefeld Hauptbahnhof|Bielefeld]]&nbsp;– [[Hannover Hauptbahnhof|Hannover]]&nbsp;– [[Stendal Hauptbahnhof|Stendal]]&nbsp;– Berlin&nbsp;– [[Leipzig Hauptbahnhof|Leipzig]]&nbsp;/&nbsp;– [[Dresden Hauptbahnhof|Dresden]]<br />
|11 Zugpaare/Woche (ab 12.09.2022)<ref>[https://cdn-cf.cms.flixbus.com/drupal-assets/2022-09/FlixTrain_Timetable_FLX30-1209-101222.pdf]</ref><br />
| SVG<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 35|#ffffff|#74DF00}}<br />
|Hamburg Hbf – (Büchen – Ludwigslust – Wittenberge / Hamburg-Harburg (- Lüneburg – Uelzen – Salzwedel – Stendal)) – Berlin (– Leipzig)<br />
|5 Zugpaare/Woche<ref>[https://cdn-cf.cms.flixbus.com/drupal-assets/2022-09/FlixTrain_Timetable_FLX35-101222.pdf]</ref><br />
| IGE<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Eingestellte Strecken ===<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! Linie<br />
! Strecke<br />
! Frequenz<br />
! Bemerkungen<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLXN 35|#ffffff|#74DF00}}<br />
|[[Hamburg Hauptbahnhof|Hamburg]] &nbsp;– [[Bahnhof Berlin-Spandau|Berlin-Spandau]]&nbsp;– [[Berlin Hauptbahnhof|Berlin]]&nbsp;– [[Bahnhof Berlin Südkreuz|Berlin Südkreuz]]&nbsp;– [[Leipzig Hauptbahnhof|Leipzig]]&nbsp;– [[Naumburg (Saale) Hauptbahnhof|Naumburg (Saale)]]&nbsp;– [[Bahnhof Jena Paradies|Jena Paradies]]&nbsp;– [[Bahnhof Saalfeld (Saale)|Saalfeld]]&nbsp;– [[Bahnhof Bamberg|Bamberg]]&nbsp;– [[Bahnhof Erlangen|Erlangen]]&nbsp;– [[Nürnberg Hauptbahnhof|Nürnberg]]&nbsp;– [[Augsburg Hauptbahnhof|Augsburg]]&nbsp;– [[Bahnhof München-Pasing|München-Pasing]]&nbsp;– [[München Hauptbahnhof|München Hbf]]<br />
|1× täglich<br />
|eingestellt<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Züge ===<br />
Seit Sommer 2020 setzt Flixtrain eine modernisierte Flotte ein, deren Wagen mit neuen Sitzen, ebensolchen [[Vakuumtoilette|Toiletten]], Steckdosen am Platz, WLAN und einem digitalen Unterhaltungsangebot ausgestattet sind.<!--Dieser Satz ist eine Wiederholung.--><ref name=":2" /><ref>[https://www1.wdr.de/mediathek/av/video-flixtrain-grossauftrag-fuer-talbot-100.html Flixtrain-Großauftrag für Talbot], [[Lokalzeit]]-Beitrag (Video), 30. Juni 2020</ref> Insgesamt sollen durch [[Talbot Services]] 135 Wagen umgebaut, gewartet und instand gehalten werden. Es handelt sich hierbei um ehemalige [[Interregio (Deutschland)#Wagenpark des Interregios|Interregio-Wagen]], die entkernt und zu Großraumwagen der [[Gattungszeichen deutscher Eisenbahnwagen|Gattungen]] Bmmz<sup>264</sup> und Bmmdz<sup>268</sup> umgebaut wurden.<ref name="AZ-Flix-Talbot">[https://talbot-services.com/wp-content/uploads/2020/07/Aachner-Zeitung-30.6.2020-Talbot.pdf Flixtrain baut auf Aachener Talbot: Verflixt guter Auftrag mit grüner Zukunft], [[Aachener Zeitung]], 30. Juni 2020</ref> Dabei blieben typische Interregio-Designelemente wie die wellenförmige Deckenverkleidung, die Längswandverkleidungen, Glastüren mit Griffen sowie die Tische erhalten und wurden passend zur neuen Farbgestaltung neu beschichtet. Die Anzahl der Sitzplätze pro Wagen wurde von zuvor 60 auf 100 erhöht<ref>{{Internetquelle |url=https://www.railvolution.net/news/flixtrain-in-service-again |titel=FlixTrain In Service Again |werk=Railvolution.net |datum=2020-07-27 |abruf=2022-10-02 |sprache=en}}</ref>, es handelt sich somit um die am dichtesten bestuhlten Wagen, die derzeit im schienengebundenen Fernverkehr in Deutschland eingesetzt werden. IC-Großraumwagen der Deutschen Bahn haben 80 Sitzplätze.<!--kann eine Längenangabe zur Einordnung gemacht werden?--><br />
<br />
== Angebot in Schweden ==<br />
[[Datei:Flixtrain 243 öja (51177921043).jpg|mini|Flixtrain von Göteborg nach Stockholm Flemingsberg (Mai 2021)]]<br />
<br />
Im Mai 2021 nahm Flixtrain den Betrieb in Schweden mit Zügen zwischen Stockholm und Göteborg auf. Ursprünglich sollte dies bereits 2020 geschehen, die [[COVID-19-Pandemie in Schweden|COVID-19-Pandemie]] führte aber zu einer Verzögerung. Das schwedische Eisenbahnverkehrsunternehmen [[Hector Rail]] übernahm die Traktion.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sci.de/daten-trends/sci-raildata/article/?nid=88297 |titel=Schweden / Hector Rail führt Traktion für Flixtrain durch |abruf=2020-12-28 |sprache=de}}</ref> Der schwedische Markt stellt das erste Auslandsengagement Flixtrains dar. Das Unternehmen steht hier in Konkurrenz zur Staatsbahn [[Statens Järnvägar|SJ]] und dem privaten Anbieter [[MTR Express]].<br />
<br />
=== Streckenangebot ===<br />
Das Angebot wird durch Hector Rail bereitgestellt. Die Strecke Stockholm-Göteborg verbindet die zwei größten Städte des Landes.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/news/2021-05/06/flixtrain-rollt-ab-jetzt-durch-schweden |werk=zeit.de |hrsg=Zeit Online GmbH |titel=Flixtrain rollt ab jetzt durch Schweden |datum=2021-05-06 |abruf=2021-05-16}}</ref><br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! Linie<br />
! Strecke<br />
! Frequenz<br />
! Betreiber<br />
! Betriebsstart<br />
|-<br />
|{{Bahnlinie|IRE||FLX 61|#ffffff|#74DF00}}<br />
|Stockholm – Södertalje – Hallsberg – Skövde&nbsp;– Falköping&nbsp;– Göteborg<br />
|3 Zugpaare/Tag <br />
|''Hector Rail''<br />
|seit Mai 2021<br />
|}<br />
<br />
== Weiteres europäisches Ausland ==<br />
In [[Österreich]] vermarktet Flixtrain Tickets für die zwischen [[Wien Hauptbahnhof|Wien]] und [[Salzburg Hauptbahnhof|Salzburg]] verkehrende [[Westbahn (Unternehmen)|Westbahn]].<br />
<br />
Innerhalb der [[Schweiz]] verkehren keine Züge von Flixtrain, allerdings ist [[Basel Badischer Bahnhof]], ein Grenzbahnhof auf Schweizer Staatsgebiet, der sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland befindet, Ausgangspunkt der Linie FLX 10 nach Berlin.<br />
<br />
In [[Frankreich]] beantragte das Unternehmen im Juni 2019 bei der Bahnaufsichtsbehörde [[Autorité de Régulation des Activités Ferroviaires|Arafer]] im Zuge der Marktliberalisierung ab 2021 Trassenrechte für fünf Linien auf den Strecken [[Bahnhof Paris-Nord|Paris-Nord]]–[[Bahnhof Bruxelles-Nord/Brussel-Noord|Brüssel-Nord]], [[Bahnhof Paris-Bercy-Bourgogne-Pays-d’Auvergne|Paris-Bercy]]–[[Bahnhof Lyon-Perrache|Lyon-Perrache]], Paris-Bercy–[[Bahnhof Nice-Ville|Nizza]] (Nachtzug), Paris-Bercy–[[Bahnhof Toulouse-Matabiau|Toulouse-Matabiau]], sowie [[Bahnhof Paris-Austerlitz|Paris-Austerlitz]]–[[Bahnhof Bordeaux-Saint-Jean|Bordeaux-Saint-Jean]].<ref>Les Échos: ''[https://www.lesechos.fr/industrie-services/tourisme-transport/flixtrain-pret-a-concurrencer-la-sncf-sur-cinq-liaisons-longue-distance-1029916 FlixTrain prêt à concurrencer la SNCF sur cinq liaisons longue distance]'', 17. Juni 2019 (franz.)</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.arafer.fr/wp-content/uploads/2019/06/notifications-sflo-versions-publiques.pdf |titel=Notification SFLO 2019-002 |werk= |hrsg=Arafer |datum=2019-06 |abruf=2019-06-18 |format=PDF |sprache=fr}}</ref> Im April 2020 gab das Unternehmen bekannt, die Pläne aufgrund der hohen [[Trassennutzungsgebühr]]en der [[SNCF Réseau]] nicht weiterzuverfolgen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.railwaygazette.com/passenger/flixtrain-halts-plans-to-launch-open-access-service-in-france/56270.article |titel=FlixTrain halts plans to launch open access service in France |werk=Railway Gazette International |hrsg= |datum=2020-04-15 |abruf=2020-04-15 |sprache=en}}</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* [https://www.flixtrain.de/ Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
[[Kategorie:Bahngesellschaft (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 2017]]<br />
[[Kategorie:Zuggattung im Personenverkehr (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Schienenverkehr (München)]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=How_to_Sell_Drugs_Online_(Fast)&diff=214628292How to Sell Drugs Online (Fast)2021-08-09T14:22:40Z<p>DarkblueFlow: /* Handlung */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Fernsehsendung<br />
| Bild = How to sell drugs online fast logo.png<br />
| Originaltitel = How to Sell Drugs Online (Fast)<br />
| Produktionsland = Deutschland<br />
| Originalsprache = Deutsch<br />
| Erstausstrahlungsjahre = 2019–2021<br />
| Produzent = [[Philipp Käßbohrer]],<br />[[Matthias Murmann]]<br />
| Produktionsunternehmen = [[bildundtonfabrik]]<br />
| Länge = 24–36<br />
| Episoden = 18<br />
| Staffeln = 3<br />
| Episodenliste = #Episodenliste<br />
| Schnitt = [[Rainer Nigrelli]],<br />[[Christoph Cepok]],<br />[[David Wieching]],<br />[[Marc Schubert]],<br />[[Alex Kutka]]<br />
| Genre = [[Comedy]], [[Jugendfilm#Coming-of-Age-Filme|Coming-of-Age]]<br />
| Musik = [[Konstantin Gropper]],<br />[[Ziggy Has Ardeur]]<br />
| Titellied = [[Get Well Soon]] – ''Funny Treats''<br />
| Idee = [[Philipp Käßbohrer]],<br />[[Matthias Murmann]],<br />[[Stefan Titze]],<br />[[Sebastian Colley]]<br />
| Kamera = [[Armin Franzen]],<br />[[Jakob Beurle]],<br />[[Yoshi Heimrath]]<br />
| Erstveröffentlichung = 31. Mai 2019<br />
| Sender = [[Netflix]]<br />
| Besetzung = 1<br />
}}<br />
<br />
'''How to Sell Drugs Online (Fast)''' ist eine [[Deutsche Sprache|deutschsprachige]] [[Jugendfilm#Coming-of-Age-Filme|Coming-of-Age]]-[[Comedy]]serie, die von der [[Köln]]er [[bildundtonfabrik]] produziert wird. Es ist, nach ''[[Dark (Fernsehserie)|Dark]]'' und ''[[Dogs of Berlin]]'', die dritte Serie von [[Netflix]], die in Deutschland entwickelt, produziert und gefilmt wurde. Die erste Staffel erschien am 31. Mai 2019 weltweit auf Netflix in verschiedensprachigen Synchronfassungen.<ref name="netflixpr">{{Internetquelle |url=https://media.netflix.com/de/press-releases/netflix-announces-five-new-german-original-titles |titel=Netflix produziert fünf neue deutsche Original Serien |hrsg=[[Netflix]] |datum=2018-10-25 |abruf=2018-11-12}}</ref> Die zweite Staffel startete am 21. Juli 2020 auf Netflix.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/How-to-Sell-Drugs-Online-Fast-Staffel-2-ab-heute-Start-Folgen-Handlung-Cast-Trailer-id57573901.html/ |titel="How to Sell Drugs Online (Fast)", Staffel 2 ab heute: Start, Folgen, Handlung, Cast, Trailer |hrsg=[[Augsburger Allgemeine#Webauftritt|Augsburger Allgemeine Online]] |datum=2020-07-21 |abruf=2020-07-21}}</ref> Am 28. Juli 2020 wurden die Dreharbeiten einer dritten Staffel offiziell angekündigt<ref name="staffel3" />, welche seit dem 27. Juli 2021 zu sehen ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://btf.de/portfolio/how-to-sell-drugs-online-fast-s3/ |titel=How To Sell Drugs Online Fast - Staffel 3 |werk=btf |sprache=de-DE |abruf=2021-07-09}}</ref><br />
<br />
Die Serie wurde von [[Philipp Käßbohrer]], [[Matthias Murmann]], [[Stefan Titze]] und [[Sebastian Colley]] entwickelt<ref>{{Internetquelle |autor=Hannah Pilarczyk, DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/kultur/tv/how-to-sell-drugs-online-fast-netflix-serie-von-boehmermann-produktionsfirma-a-1269521.html |titel="How to Sell Drugs Online (Fast)": Netflix-Serie von Böhmermann-Produktionsfirma - DER SPIEGEL - Kultur |sprache=de |abruf=2020-08-08}}</ref> und handelt von dem Nerd Moritz, der aus seinem Kinderzimmer heraus mit seinem besten Freund Lenny Europas größten Online-Drogenversand gründet, um seine Ex-Freundin zurückzugewinnen. Die Serie basiert lose auf der Geschichte des damals 18-jährigen Maximilian S., der Ende 2013 bis 2015 aus seinem Kinderzimmer in [[Gohlis (Leipzig)|Leipzig-Gohlis]] heraus unter dem Decknamen „Shiny Flakes“ einen Online-Drogenhandel startete.<br />
<br />
== Handlung ==<br />
In einer etwas späteren Zukunft werden die Ereignisse der Geschichte von Moritz persönlich erzählt. Moritz Zimmermann sitzt in einem Raum an einem Tisch und spricht dabei zum Zuschauer. Dabei nimmt er auch häufig die Rolle des Off-[[Erzähler]]s ein.<br />
<br />
=== Staffel 1 ===<br />
Moritz, ein Nerd, ist in einer Beziehung mit seiner Kindheitsfreundin Lisa Novak. Während ihres Aufenthaltes im Ausland hat sie sich verändert, so beendet sie ihre Beziehung zu Moritz und beginnt Zeit mit dem beliebten Dan Riffert zu verbringen. Als Moritz erfährt, dass Lisa während ihres Auslandsjahres [[MDMA|Ecstasy]] genommen hat, bittet er seinen Freund Lenny um Hilfe, um sie wieder zurückzugewinnen. Moritz findet Dans Händler Jakob „Buba“ Otto und kauft dessen gesamten Vorrat an Ecstasy in der Hoffnung, dass Dan Lisa nichts zu bieten hat. Da er nicht genug Geld hat, erpresst er ihn und stiehlt ihm die Drogen. Er verspricht ihm das fehlende Geld zu geben. Auf Lisas Party versucht er mit ihr zu sprechen, wird jedoch von Dan gedemütigt. Aufgrund seiner Schulden bei Buba plant Moritz die Tüte mit Ecstasy online zu verkaufen.<br />
<br />
Lisas Eltern finden am nächsten Tag eine Ecstasy-Pille von der Party und Lisa kontaktiert Dan, um ihr zu helfen. Da Moritz immer noch Zugriff auf ihren [[Facebook]]-Account hat, beginnt er, Nachrichten von Dan zu löschen, um die Illusion zu vermitteln, dass Dan Lisa ignoriert, und geht zu Lisa, um ihr zu helfen. Moritz konfiguriert dann seinen und Lennys Spielemarkt „MyTems“ neu, um Ecstasy-Pillen im Darknet unter dem Namen „MyDrugs“ zu verkaufen. Lenny zögert zunächst, weil er die fehlgeschlagenen Versuche von Moritz satt hat, ist aber überzeugt und die Bestellungen beginnen. Dan wird von der Polizei wegen seines Besitzes von Ecstasy befragt und gebeten, seinen Händler zu enthüllen.<br />
<br />
Buba spürt Moritz und Lenny auf und verlangt das fehlende Geld, das Moritz ihm schuldet. Als Buba von MyDrugs erfährt, verlangt er 10.000 Euro aus den erzielten Gewinnen. Es stellt sich heraus, dass die Bewertungen für die Pillen als niedrig eingestuft werden und Moritz die Hilfe eines Benutzers namens „PurpleRain“ akzeptiert. Unabhängig davon findet auch Lisa durch [[Drug-Checking]] heraus, dass die Pillen minderwertige Substanzen enthalten. Dan fragt Lisa, ob sie ihn ignoriert, was Lisa bestreitet. Dan versucht ihr erneut, eine SMS zu schreiben. Als Lisa sieht, wie Moritz sie löscht, ruft sie ihn über die Gegensprechanlage der Schule an. Buba wird verhaftet und in Untersuchungshaft genommen, und Moritz und Lenny holen das erste Paket von PurpleRain ab. In der Schule wird Moritz gemieden und Lisa hat ihn blockiert. Er und Lenny planen nun MyDrugs für das [[Surface Web|Clear Web]] zu öffnen.<br />
<br />
Jens Zimmermann, Polizist und der Vater von Moritz, bittet seinen Sohn, ihm und der Polizei zu helfen, Bubas Laptop zu knacken. Auf dem Laptop sind Inhalte von ihm und Lenny, weshalb Moritz beschließt, die ganzen Inhalte aus dem Laptop zu löschen. Lenny findet kurze Zeit später heraus, dass seine Mutter ihn nach seinem Tod durch ein Pflegekind ersetzen will.<br />
<br />
MyDrugs erscheint im Clear Web und sowohl Moritz als auch Lenny feiern ein formelles Abendessen. Moritz verrät Lenny, dass er einen Vertrag mit dem Hersteller GoodTimes in [[Rotterdam]] abgeschlossen hat, um die Produktpalette von MyDrugs zu erweitern, aber Lenny greift Moritz an und behauptet, Moritz habe die Freundschaft vergessen, die die beiden hatten, und sei nur am Geschäft interessiert. Lenny hat die Nase voll und verlässt Moritz. Moritz nimmt die Einladung zur Geburtstagsfeier seiner Klassenkameradin Gerda an und sieht, wie Dan und Lisa sich küssen. Moritz verlässt daraufhin die Party, wird von Gerda aber noch kurz geküsst. Etwas später nimmt Gerda eine Überdosis an Ecstasy und muss ins Krankenhaus.<br />
<br />
Buba wird aus Mangel an Beweisen aus der Haft entlassen und entführt Lenny. Zusammen mit Dan versucht Moritz Lenny zu retten. Die Rettung schlägt jedoch fehl. Buba versucht für seinen Verrat, Dan zu töten, daraufhin holt Lenny seine versteckte selbstgebaute Pistole heraus und versucht Buba zu erschießen, was ihm nicht gelingt. Buba macht sich über die drei lustig und erschießt sich versehentlich selbst. Die drei beschließen ihre Probleme beiseite zu legen und gemeinsam an MyDrugs zu arbeiten. MyDrugs im Clear Web ist ein sofortiger Erfolg, GoodTimes beschließt, die Pillen direkt zu versenden. Nachdem sich Lisa das Video von Moritz, das mit einem Link an Lisas Geschenk geklebt war, ansieht, versöhnt sie sich wieder mit Moritz und beendet ihre Beziehung zu Dan.<br />
<br />
Im Abspann werden Lisa und Lenny aus der etwas späteren Zukunft gezeigt, die an Moritz’ Version der Ereignisse zweifeln.<br />
<br />
=== Staffel 2 ===<br />
MyDrugs feiert einen riesigen Erfolg im Clear Web. Moritz, Lenny und Dan wollen nun aus dem Geschäft aussteigen. Als Moritz seine Geschäftspartner in Rotterdam darüber informieren möchte, meinen diese, dass er jederzeit aussteigen könne, MyDrugs jedoch von ihnen selbst weitergeführt wird. Er entscheidet sich um und befolgt den Rat der Niederländer, ein fiktives Start-Up aufzubauen, um den plötzlichen Reichtum der Freunde erklärbar zu machen.<br />
<br />
Währenddessen zieht Lisa zu Moritz, um nicht bei ihrem Vater und seiner neuen Freundin leben zu müssen. Aus Angst, sie könnte die versteckten Drogen in seinem Zimmer finden, erledigen die Jungs ihre Geschäfte von nun an aus der Garage. Moritz macht kurzzeitig Schluss mit Lisa.<br />
<br />
Lenny trifft sich mit seiner Internetbekanntschaft Kira. Da er aus mangelndem Selbstbewusstsein nur Bilder von Dan verschickt hat, um aufgrund seines Ansehens weiter mit ihr in Kontakt zu bleiben, schickt er Dan zum Treffen. Kira findet jedoch sofort heraus, dass etwas nicht stimmt, findet aber Gefallen an Lenny.<br />
<br />
Wenig später findet Moritz heraus, dass Kira heimlich fremde Personen erpresst, indem sie sich privates Videomaterial beschafft und droht, es zu veröffentlichen. Sie spürt Moritz auf und küsst ihn, während Lisa es aus Entfernung beobachtet.<br />
<br />
Auch Dan und Lenny erfahren davon und sind sauer auf Moritz. Unwissend beschließt Lenny, Kira ins Team aufzunehmen.<br />
<br />
Ein Kartell aus Drogendealern unter Anführung der Mutter des toten Dealers Buba findet derweil heraus, dass die drei Jungs hinter dem Tod des Dealers stecken. Sie klären auf, dass es ein Versehen gewesen ist und kooperieren schließlich mit ihnen.<br />
<br />
Um ihre Bitcoins in Echtgeld umzuwandeln, eröffnen Moritz, Lenny und Dan, die sich wieder zusammengeschlossen haben, ein Konto auf der Bank. Der neue Familienhund entdeckt eine Tüte Marihuana und sein Vater stellt Moritz zur Rede. Dieser kann ihn davon überzeugen, die Tüte seien die einzigen Drogen in seinem Besitz. Der Familienhund wird ausgesetzt und später bei der Jagd mit Bubas Mutter und ihren Kollegen aus Versehen von Moritz angeschossen.<br />
<br />
Moritz und Lisa versöhnen sich, als sie durch Zufall von Moritz und seinem Zusammenhang mit MyDrugs erfährt. Sie rät ihm, mit dem Drogenhandel aufzuhören und seine Zukunft zu retten. Eine weitere Lüge wird aufgedeckt, als Moritz Lenny und Dan beichtet, dass die Niederländer kein Problem mit ihrem Ausstieg hätten. Die beiden Freunde, die bis dahin geglaubt haben, die Niederländer würden sie umbringen, da sie zu viel wüssten, sind sauer und beenden die Freundschaft.<br />
<br />
Moritz nimmt das Angebot der Niederländer an und sichert sich ein Büro in Rotterdam. Er wird jedoch wenig später von Lenny in MyDrugs blockiert und hat nun keine Kontrolle mehr über die Seite. Er bricht bei ihm ein, entsperrt sich und blockiert Lenny. Dieser hat nun nicht mehr genug Geld, um die teure Behandlung zu bezahlen, die ihn von seiner Krankheit so weit befreien könnte, dass er etwa 50 Jahre alt werden könnte.<br />
<br />
Während Moritz zufällig mitbekommt, dass sein Mitarbeiter Maarten eine ehemalige Kollegin erschießt, weil sie zu viel weiß, will er Lenny und Dan beschützen. Diese glauben ihm nicht und gründen mit Kira ein neues Start-Up für Drogen. Moritz beauftragt seine Kollegen im Kartell rund um Bubas Mutter dazu Maarten davon abzuhalten Lenny und Dan zu töten. Dabei legen sie Maarten mit einem Elektroschocker um.<br />
<br />
Lenny zerstört MyDrugs für immer und Moritz wird verhaftet.<br />
<br />
Der Abspann zeigt Moritz, wie er den Zuschauern über die Ereignisse berichtet und anschließend von Beamten zurück in Haft gebracht wird.<br />
<br />
=== Staffel 3 ===<br />
Staffel 3 zeigt die letzten Ereignisse vor Moritz' Haft.<br />
<br />
Die Abschlussklasse fährt vor ihrer letzten Prüfung in ein Camp. Von dort versucht Moritz, MyDrugs wieder aufzubauen, er braucht jedoch die Unterstützung von Lenny. Dieser ist immer noch sauer auf ihn und möchte nicht mit ihm reden. Lisa freundet sich währenddessen mit Ranger Joseph an, eine Beziehung entsteht.<br />
<br />
Nachdem Moritz Lenny mithilfe des Albaner-Clans entführt, willigt dieser schließlich ein und hilft mit, MyDrugs wieder aufzubauen und unter Druck der niederländischen Drogenproduzenten wieder online zu stellen.<br />
<br />
Lenny wird derweil ins Krankenhaus eingeliefert und Kira wird von der Polizei mitgenommen, weil sie Geld vom Konto ihrer Mutter abgehoben hat.<br />
<br />
Polizist Kämper, der von Moritz und MyDrugs weiß, versucht, Beweise für seine Schuld zu finden und setzt seinen Vater unter Druck. Moritz hackt sich in Lisas Laptop ein, um Bilder von ihr und ihrem Freund Josef zu finden. Lenny hat sich nun entschieden, für die teure Operation nach Los Angeles zu fliegen und bekommt Geld von Moritz. Dan und Lenny steigen daraufhin komplett aus dem Drogengeschäft aus und versuchen, woanders ihr Geld zu verdienen.<br />
<br />
Weil Moritz von seinen niederländischen Geschäftspartnern nicht ernst genommen wird und unter Druck gesetzt wird, gibt er Herrn Kämper einen Hinweis. Dieser kommt daraufhin mit mehreren bewaffneten Kollegen nach Rotterdam, um die Niederländer zu verhaften.<br />
<br />
Fritzi bekommt währenddessen von der Teilnahme von Moritz, Lenny und Dan an MyDrugs mit und verspricht, niemandem etwas zu erzählen.<br />
<br />
Außerdem steht die Abschlussprüfung an und die Freunde machen sich Gedanken über ihre Zukunft nach der Schule.<br />
<br />
Kira findet derweil durch einen Bericht heraus, dass die Niederländer gar nicht verhaftet worden sind und stattdessen deutsche Touristen, die gedacht haben, sie wären in einem Escape Room. Beeke, Marlene und Maarten spüren die Freunde bei der Abschlussparty auf. Fritzi hat zuvor einigen Schülern, darunter Moritz, einen mit Ecstasy gemischten Drink gegeben.<br />
<br />
Lisa erzählt Moritz' Vater Jens alles über Moritz und MyDrugs. Dieser macht sich auf den Weg in die Schule und erschießt Beeke und Marlene, bevor diese Moritz, Lenny und Dan töten konnten. Moritz lässt Maarten später nach längerer Überlegung frei und zieht alle Verantwortung auf sich. Er wird schließlich verhaftet, bevor sein Vater dies aufhalten hätte können.<br />
<br />
Schließlich erhält Moritz in seinem Gefängniszimmer einen Laptop, den er so einstellen konnte, dass er mit seinen Freunden videochatten kann.<br />
<br />
Lenny und Kira reisen nach Los Angeles und Lenny erhält seine Operation. Dan und Fritzi ziehen zusammen und Lisa studiert Journalismus in Berlin. Maarten verkauft weiterhin Drogen in Zusammenarbeit mit dem Albaner-Clan.<br />
<br />
Im Abspann erzählt Moritz seine Geschichte vor einer Produktion fertig. Unter anderem sitzt auch Lisa vor ihm und möchte nun die Geschichte in die Öffentlichkeit bringen.<br />
<br />
Am Ende versichert Lenny Moritz, dass er ihn aus dem Gefängnis holen wird.<br />
<br />
== Besetzung ==<br />
[[Datei:2019-01-31-Bjarne Mädel-DFP 2019-4395.jpg|mini|hochkant|[[Bjarne Mädel]] spielte in der ersten Staffel die Rolle des Antagonisten ''Jakob „Buba“ Otto'' und erhielt für seine Leistung den [[Bambi (Auszeichnung)|Bambi-Award]]]]<br />
<br />
=== Haupt- und Nebendarsteller ===<br />
{|class="wikitable sortable"<br />
! Rolle<br />
! Hintergrund<br />
! Schauspieler<br />
! Hauptrolle<br /><small>(Folgen)</small><br />
! Nebenrolle<br /><small>(Folgen)</small><br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Moritz|Zimmermann|nl=1}}/„m1000“<br />
|Schüler und Nerd, der zusammen mit seinem Freund Lenny den Online-Drogenhandel „MyDrugs“ gründet, um seine Freundin Lisa zurückzugewinnen; die Figur basiert auf dem Drogenbaron Shiny Flakes<br />
|{{PersonZelle|Maximilian|Mundt}}<br />
|1.01–<br />
|<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Lisa|Novak|nl=1}}<br />
|(Ex-)Freundin von Moritz, die nach einem Auslandsjahr von ihrem Freund eine Auszeit sucht und eine Beziehung mit Daniel eingeht<br />
|{{PersonZelle|Lena|Klenke}}<br />
|1.01–<br />
|<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Lennard „Lenny“|Sander|nl=1}}<br />
|Bester Freund und Geschäftspartner von Moritz; leidet an einer Krankheit, weshalb er im Rollstuhl sitzt<br />
|{{PersonZelle|Danilo|Kamperidis}}<br />
|1.01–<br />
|<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Daniel „Dan“|Riffert|nl=1}}<br />
|Lisas neuer Freund und Moritz’ Rivale<br />
|{{PersonZelle|Damian|Hardung}}<br />
|1.01–<br />
|<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Jens|Zimmermann|nl=1}}<br />
|Polizist und alleinerziehender Vater von Moritz und Marie<br />
|{{PersonZelle|Roland|Riebeling}}<br />
|1.01–<br />
|<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Jakob „Buba“|Otto|nl=1}}<br />
|Drogendealer, der von Moritz sein Geld haben will<br />
|{{PersonZelle|Bjarne|Mädel}}<br />
|1.01–1.06<br />
|<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Milena „Kira“|Bechtholz|nl=1}}/„xKira7“<br />
|Chatfreundin von Lenny<br />
|{{PersonZelle|Lena|Urzendowsky}}<br />
|2.01–<br />
|1.06 <small>(Stimme)</small><br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Marie|Zimmermann|nl=1}}<br />
|Kleine Schwester von Moritz<br />
|{{PersonZelle|Jolina Amely|Trinks}}<br />
|<br />
|1.01–<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Gerda|Schwerdfeger|nl=1}}<br />
|Freundin von Lisa und Fritzi; in der ersten Staffel ist sie heimlich in Moritz verliebt<br />
|{{PersonZelle|Luna|Schaller}}<br />
|<br />
|1.01–2.01, 2.03, 2.05–<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Fritzi|Neuhaus|nl=1}}<br />
|Freundin von Gerda und Lisa<br />
|{{PersonZelle|Leonie|Wesselow}}<br />
|<br />
|1.01–2.03, 2.05–<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Ulrike|Sander|nl=1}}<br />
|Alleinerziehende Mutter von Lenny<br />
|{{PersonZelle|Ulrike|Folkerts}}<br />
|<br />
|1.01–1.04<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Herr|Novak|nl=1}}<br />
|Vater von Lisa, der eine Affäre hatte<br />
|{{PersonZelle|Moritz|Führmann}}<br />
|<br />
|1.02–1.03, 2.01<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Frau|Novak|nl=1}}<br />
|Mutter von Lisa, verlässt ihren Mann, weil dieser sie betrogen hat<br />
|{{PersonZelle|Isabel|Schosnig}}<br />
|<br />
|1.02–1.04, 2.02<br />
|-<br />
|Marlene<br />
|Drogenproduzentin und Geschäftspartnerin von Moritz in den Niederlanden<br />
|{{PersonZelle|Markoesa|Hamer}}<br />
|<br />
|1.04–3.05<br />
|-<br />
|Beeke<br />
|Drogenproduzentin und Geschäftspartnerin von Moritz in den Niederlanden<br />
|{{PersonZelle|Hannah van|Lunteren}}<br />
|<br />
|1.04–3.05<br />
|-<br />
|Maarten<br />
|Angestellter von Marlene und Beeke<br />
|{{PersonZelle|Ruben|Brinkman}}<br />
|<br />
|1.04–3.06<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Marco|Riffert|nl=1}}<br />
|Vater von Daniel<br />
|{{PersonZelle|Hinnerk|Schönemann}}<br />
|<br />
|1.04–1.05, 2.05–2.06<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Herr|Kämper|nl=1}}<br />
|Polizist und Kollege von Jens Zimmermann, der die Aktivitäten von „MyDrugs“ untersucht<br />
|{{PersonZelle|Florentin|Will}}<br />
|<br />
|1.05–1.06, 2.02–2.03, 3.01–3.04, 3.06<br />
|-<br />
|Mia<br />
|Angestellte von Marlene und Beeke<br />
|{{PersonZelle|Hannah|Hoekstra}}<br />
|<br />
|2.01, 2.06<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Doro|Otto|nl=1}}<br />
|Mutter von Buba, Besitzerin des Pferdehofs und Anführerin des Albaner-Clans<br />
|{{PersonZelle|Maren|Kroymann}}<br />
|<br />
|2.02–2.06, 3.04<br />
|-<br />
|Abnor<br />
|Mitglied des Albaner-Clans<br />
|{{PersonZelle|Michael|Ostrowski}}<br />
|<br />
|2.02–2.06, 3.02, 3.06<br />
|-<br />
|{{PersonZelle|Josef|Kammerlander|nl=1}}<br />
|Ranger, neuer Freund von Lisa<br />
|{{PersonZelle|Langston|Uibel}}<br />
|<br />
|3.01–3.02, 3.04–3.06<br />
|}<br />
<br />
=== Gastdarsteller ===<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
! Rolle<br />
! Hintergrund<br />
! Schauspieler<br />
! Folgen<br />
|-<br />
| Jonathan Frakes<br />
| Schauspieler und Moderator, der den Zuschauern das [[Darknet]] erklärt<br />
| [[Jonathan Frakes]]<br />
| 1.02, 1.05<br />
|-<br />
| Dr. Angela Schleef-Murmann<br />
| Ärztin von Lenny<br />
| [[Martina Eitner-Acheampong]]<br />
| 1.02<br />
|-<br />
| Frank<br />
| Onkel von Gerda<br />
| [[Olli Schulz]]<br />
| 1.05<br />
|-<br />
| Julien Bam<br />
| YouTuber, der über MyDrugs in seinen Videos erzählt<br />
| [[Julien Bam]]<br />
| 2.01<br />
|-<br />
| Bettina Zimmermann<br />
| Mutter von Moritz und Marie. Sie hat ihre Familie verlassen<br />
| [[Milena Dreißig]]<br />
| 2.02<br />
|-<br />
| Unbenannter Mitarbeiter<br />
| Mitarbeiter in Moritz Fantasie als Undercover CEO<br />
| [[Etienne Gardé]]<br />
| 3.02<br />
|-<br />
| Unbenannte Mitarbeiterin<br />
| Mitarbeiterin in Moritz Fantasie als Undercover CEO<br />
| [[Katjana Gerz]]<br />
| 3.02<br />
|-<br />
| Unbenannter Mitarbeiter<br />
| Mitarbeiter in Moritz Fantasie als Undercover CEO<br />
| [[Ryan Wichert]]<br />
| 3.02<br />
|-<br />
| Erik „Gronkh“ Range<br />
| Let’s Player, stellt ein Spiel über ein an Krebs erkranktes Kind vor<br />
| [[Gronkh]]<br />
| 3.03<br />
|}<br />
<br />
Für die deutsche Fassung konnten die Macher Frakes’ Synchronsprecher [[Detlef Bierstedt]] verpflichten. Die Aufnahmen dazu fanden in [[Berlin]] statt.<ref>{{Synchronkartei|serie|43874|How to Sell Drugs Online (Fast)|Abruf=2020-07-26}}</ref><br />
<br />
== Episodenliste ==<br />
=== Staffel 1 ===<br />
{{Episodenlistentabelle<br />
| ERSTAUSSTRAHLUNG = nein<br />
| ZUSAMMENFASSUNG = nein<br />
| DEUTSCHE_PRODUKTION = ja<br />
| REGISSEUR = ja<br />
| DREHBUCH = ja<br />
| FUSSNOTE = Am 31. Mai 2019 wurden alle Episoden auf Netflix veröffentlicht.<br />
| INHALT =<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 1<br />
| NR_ST = 1<br />
| OT = Nerd Today, Boss Tomorrow<br />
| ZF =<br />
| REG = [[Lars Montag]]<br />
| DRB = [[Sebastian Colley]], [[Philipp Käßbohrer]] & [[Stefan Titze]]<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 2<br />
| NR_ST = 2<br />
| OT = Life’s Not Fair, Get Used to It<br />
| ZF =<br />
| REG = Lars Montag<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer & Stefan Titze<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 3<br />
| NR_ST = 3<br />
| OT = Failure is Not an Option<br />
| ZF =<br />
| REG = Lars Montag<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer & Stefan Titze<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 4<br />
| NR_ST = 4<br />
| OT = If This is Reality, I’m Not Interested<br />
| ZF =<br />
| REG = [[Arne Feldhusen]]<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer & Stefan Titze<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 5<br />
| NR_ST = 5<br />
| OT = Score Big or Don’t Score at All<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer & Stefan Titze<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 6<br />
| NR_ST = 6<br />
| OT = If You Are the Smartest One in the Room, You’re in the Wrong Room<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer & Stefan Titze<br />
}}<br />
}}<br />
<br />
=== Staffel 2 ===<br />
{{Episodenlistentabelle<br />
| ERSTAUSSTRAHLUNG = nein<br />
| ZUSAMMENFASSUNG = nein<br />
| DEUTSCHE_PRODUKTION = ja<br />
| REGISSEUR = ja<br />
| DREHBUCH = ja<br />
| FUSSNOTE = Am 21. Juli 2020 wurden alle Episoden auf Netflix veröffentlicht.<br />
| INHALT =<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 7<br />
| NR_ST = 1<br />
| OT = Think Different<br />
| ZF =<br />
| REG = [[Mia Spengler]]<br />
| DRB = [[Sebastian Colley]], [[Philipp Käßbohrer]], [[Stefan Titze]], [[Mats Frey]] & [[Natalie Thomas]]<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 8<br />
| NR_ST = 2<br />
| OT = Where Do You Want to Go Today?<br />
| ZF =<br />
| REG = Mia Spengler<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer, Stefan Titze, Mats Frey & Natalie Thomas<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 9<br />
| NR_ST = 3<br />
| OT = Inspired by Real Life<br />
| ZF =<br />
| REG = Mia Spengler<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer, Stefan Titze, Mats Frey & Natalie Thomas<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 10<br />
| NR_ST = 4<br />
| OT = Buy It. Sell It. Love It.<br />
| ZF =<br />
| REG = [[Arne Feldhusen]]<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer, Stefan Titze, Mats Frey & Natalie Thomas<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 11<br />
| NR_ST = 5<br />
| OT = Move Fast and Break Things<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer, Stefan Titze, Mats Frey & Natalie Thomas<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 12<br />
| NR_ST = 6<br />
| OT = Don’t be evil.<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = Sebastian Colley, Philipp Käßbohrer, Stefan Titze, Mats Frey & Natalie Thomas<br />
}}<br />
}}<br />
<br />
=== Staffel 3 ===<br />
{{Episodenlistentabelle<br />
| ERSTAUSSTRAHLUNG = nein<br />
| ZUSAMMENFASSUNG = nein<br />
| DEUTSCHE_PRODUKTION = ja<br />
| REGISSEUR = ja<br />
| DREHBUCH = ja<br />
| FUSSNOTE = Am 27. Juli 2021 wurden alle Episoden auf Netflix veröffentlicht.<br />
| INHALT =<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 13<br />
| NR_ST = 1<br />
| OT = A single failure, a little slip<br />
| ZF =<br />
| REG = [[Arne Feldhusen]]<br />
| DRB = [[Sebastian Colley]], [[Philipp Käßbohrer]], [[Natalie Thomas]] & [[Mats Frey]]<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 14<br />
| NR_ST = 2<br />
| OT = A misdemeanor, a little trip<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = [[Michael Schilling (Drehbuchautor)|Michael Schilling]], Philipp Käßbohrer, Mats Frey & Natalie Thomas<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 15<br />
| NR_ST = 3<br />
| OT = Does this condemn me, lock me away?<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = [[Peter Furrer]], Philipp Käßbohrer, [[Stefan Titze]], Natalie Thomas & Mats Frey<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 16<br />
| NR_ST = 4<br />
| OT = Before you turn the key, I have one more thing to say<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = Michael Schilling, Philipp Käßbohrer, Mats Frey, Natalie Thomas & Stefan Titze<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 17<br />
| NR_ST = 5<br />
| OT = To make amends, maybe be friends<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = Mats Frey, Stefan Titze, Philipp Käßbohrer & Natalie Thomas<br />
}}<br />
{{Episodenlisteneintrag2<br />
| NR_GES = 18<br />
| NR_ST = 6<br />
| OT = Everybody gets a second chance<br />
| ZF =<br />
| REG = Arne Feldhusen<br />
| DRB = Stefan Titze, Mats Frey, Philipp Käßbohrer & Natalie Thomas<br />
}}<br />
}}<br />
<br />
== Hintergrund ==<br />
Die Idee basiert lose auf der Geschichte des damals 18-jährigen Maximilian S., der Ende 2013 aus seinem [[Kinderzimmer]] in [[Gohlis (Leipzig)|Leipzig-Gohlis]] heraus unter dem Decknamen „Shiny Flakes“ einen Online-Drogenhandel startete. Dabei gelang es ihm zunächst unbemerkt, Drogen im Wert von knapp vier Millionen Euro nach ganz Europa zu verkaufen. Die Ermittler beschlagnahmten in seinem Zimmer 320&nbsp;kg Drogen.<ref>Markus Trutt: [http://www.filmstarts.de/nachrichten/18525673.html ''„How To Sell Drugs Online (Fast)“: Diese krasse wahre Geschichte steckt hinter der Netflix-Serie''], [[filmstarts.de]], 7. Juni 2019</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Theresa Locker |url=https://www.vice.com/de/article/aekmkp/der-aufstieg-und-fall-von-shiny-flakes |titel=Das Ende von Shiny Flakes: Aufstieg und Fall eines 20-jährigen Online-Dealers |werk=[[Vice (Magazin)|Motherboard]] |hrsg=[[Vice (Magazin)|VICE]] |datum=2015-03-13 |abruf=2019-06-05}}</ref> Im November 2015 wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt, das Urteil wurde im März 2016 rechtskräftig.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tag24.de/nachrichten/netflix-don-39-t-try-this-at-home-leipziger-drogen-gangster-hintergrund-844683 |titel=Netflix lässt sich für neue Serie von Leipziger Teenie-Drogen-Boss inspirieren |werk=[[TAG24]] |datum=2018-10-30 |abruf=2018-11-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Martin Schöler, Theresa Locker |url=https://motherboard.vice.com/de/article/bmv9wv/nach-dem-bgh-urteil-ist-shiny-flakes-auch-finanziell-arm-dran |titel=Urteil rechtskräftig: Shiny Flakes-Admin schuldet Deutschland mehrere Millionen |werk=[[Vice (Magazin)|Motherboard]] |hrsg=[[Vice (Magazin)|VICE]] |datum=2016-07-28 |abruf=2018-11-12}}</ref><br />
<br />
== Produktion ==<br />
Am 25. Oktober 2018 kündigte Netflix im Rahmen der [[Medientage München]] an, nach ''[[Dark (Fernsehserie)|Dark]]'' und ''[[Dogs of Berlin]]'' fünf weitere deutschsprachige Originalserien zu produzieren, darunter auch ''How to Sell Drugs Online (Fast)'', damals noch unter dem Titel ''Don’t Try This At Home''.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Lückerath |url=https://www.dwdl.de/nachrichten/69442/netflixoffensive_fuenf_neue_deutsche_originals_angekuendigt/ |titel=Netflix-Offensive: Fünf neue deutsche Originals angekündigt |werk=[[DWDL.de]] |datum=2018-10-25 |abruf=2018-11-12}}</ref><ref name="netflixpr" /> Die Serie wird von der in [[Köln]]-[[Ehrenfeld (Köln)|Ehrenfeld]] ansässigen [[bildundtonfabrik]] produziert, die damit ihre erste fiktionale Serie produziert.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Lückerath |url=https://www.dwdl.de/nachrichten/69383/next_level_ehrenfeld_btf_steigt_in_serienproduktion_ein/ |titel=Next level Ehrenfeld: btf steigt in Serienproduktion ein |werk=[[DWDL.de]] |datum=2018-10-24 |abruf=2018-11-12}}</ref> Showrunner und Executive Producer sind [[Philipp Käßbohrer]] und [[Matthias Murmann]]. Geschrieben wurde die Serie von Philipp Käßbohrer, [[Sebastian Colley]] und [[Stefan Titze]]. Regie führen [[Lars Montag]] (Folgen 1–3) und [[Arne Feldhusen]] (Folgen 4–6). Für die Kamera verantwortlich ist [[Armin Franzen]].<ref name="besetzung">{{Internetquelle |autor=Manuel Weis |url=http://www.quotenmeter.de/n/105968/einblicke-in-die-deutsche-netflix-produktion-von-btf |titel=Einblicke in die deutsche Netflix-Produktion von btf |werk=[[Quotenmeter.de]] |datum=2018-12-17 |abruf=2018-12-17}}</ref><br />
<br />
Gastauftritte haben u.&nbsp;a. [[Jonathan Frakes]] als er selbst, [[Hinnerk Schönemann]] als Daniels Vater, [[Ulrike Folkerts]] als Lennards Mutter, [[Olli Schulz]] als Gerdas Onkel und [[Florentin Will]] als Polizist.<br />
Des Weiteren tritt [[Mavi Phoenix]] als [[Liveact]] auf.<br />
<br />
Am 17. Dezember 2018 gab Netflix bekannt, dass die Dreharbeiten zur ersten Staffel abgeschlossen wurden.<ref name="besetzung" /><br />
<br />
Die Serie feierte am 6. April 2019 in Cannes im Rahmen des Serienfestivals [[Canneseries]] Weltpremiere.<ref name="umbenannt">{{Internetquelle |url=http://2019.canneseries.com/en/series/how-to-sell-drugs-online-fast/ |titel=how to sell drugs online (fast) |werk=Canneseries |sprache=en |abruf=2020-03-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=John Hopewell, Ben Croll |url=https://variety.com/2019/tv/markets-festivals/2019-canneseries-line-up-unveiled-1203162277/ |titel=2019 Canneseries Lineup Unveiled |werk=Variety |datum=2019-03-13 |sprache=en |abruf=2019-03-13}}</ref><br />
<br />
Seit dem 31. Mai 2019 ist die erste Staffel weltweit bei Netflix verfügbar. Am 9. Juli 2019 kündigte die Produktionsfirma via [[Twitter]] an, dass am 21. Juli 2020 die zweite Staffel erscheinen wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://twitter.com/BTFcologne/status/1148503073658146816 |titel=How To Sell Drugs Online (Fast) – Season 2 is coming soon. |werk=Twitter |datum=2019-07-09 |sprache=en |abruf=2019-07-09}}</ref><br />
<br />
Am 28. Juli 2020 gab Netflix die Verlängerung um eine weitere Staffel bekannt. Die Dreharbeiten begannen im selben Monat in Köln. [[Langston Uibel]] übernimmt eine neue Hauptrolle.<ref name="staffel3">{{Internetquelle |autor=Alexander Krei |url=https://www.dwdl.de/nachrichten/78674/netflixserie_how_to_sell_drugs_online_fast_geht_weiter/ |titel=Netflix-Serie "How to sell drugs online (fast") geht weiter |werk=[[DWDL.de]] |hrsg=DWDL.de GmbH |datum=2020-07-28 |abruf=2020-07-28}}</ref> Staffel 3 erschien am 27. Juli 2021.<ref>{{Internetquelle |autor=Filmstarts |url=https://www.filmstarts.de/nachrichten/18536505.html |titel=Die meistgeschaute deutsche Netflix-Serie geht weiter: Trailer zu "How To Sell Drugs Online Fast" Staffel 3 |sprache=de |abruf=2021-07-23}}</ref><br />
<br />
== Drehorte ==<br />
Als kartographische Vorlage für die fiktive Stadt Rinseln dient der [[Bonn]]er Stadtteil [[Röttgen (Bonn)|Röttgen]]. Außerdem wurden einzelne Szenen in Orten der Umgebung gedreht, wie zum Beispiel [[Ippendorf]],<ref>[https://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/hardtberg/neue-netflix-serie-dreharbeiten-finden-in-der-spreestrasse-statt_aid-46418697 ''„bildundtonfabrik“: Dreharbeiten für neue Netflix-Serie in Bonn''], [[General-Anzeiger Bonn]], 10. Oktober 2019</ref> [[Sankt Augustin]] oder [[Unkel]]. Der Name der 28.000-Einwohner-Stadt Rinseln in der Fernsehserie erinnert an [[Rinteln]], das mit 27.133 eine ähnliche Einwohnerzahl hat und auch über die gleichen öffentlichen Einrichtungen Gymnasium und Hallenbad verfügt.<ref>[https://www.focus.de/regional/niedersachsen/hameln-spielt-neue-netflix-serie-in-rinteln_id_10801865.html ''„How to sell drugs online (fast)“ spielt in „Rinseln“, einer fiktiven deutschen 28 000-Einwohner-Stadt: Spielt neue Netflix-Serie in Rinteln?''], focus.de, übernomme von der [[Dewezet]], 6. Juni 2019</ref> Rinteln wurde in Medien dadurch bekannt, dass es wie Rinseln in der Fernsehserie als typische deutsche Durchschnittsstadt gilt und dadurch von RTL für die Bundestagswahl 2017 als Wahlstadt ausgewählt wurde.<ref>[https://www.sn-online.de/Schaumburg/Rinteln/Rinteln-Stadt/How-to-sell-drugs-online-fast-Spielt-diese-neue-Netflix-Serie-in-Rinteln ''Rinseln statt Rinteln: Spielt diese Netflix-Serie in Schaumburg?''], [[Schaumburger Nachrichten]], 6. Juni 2019</ref> Die Protagonisten besuchen das fiktive Anton-Köllisch-Gymnasium, [[Anton Köllisch|Köllisch]] war der erste Chemiker, der 1912 MDMA synthetisierte.<ref>Kristina Kielblock: [https://www.kino.de/serie/how-to-sell-drugs-online-fast/news/how-to-sell-drugs-online-fast-lohnt-sich-5-gruende-warum/ ''„How to Sell Drugs Online (Fast)“ lohnt sich! 5 Gründe warum!''], [[kino.de]], 6. September 2019</ref> Tatsächlich handelt es sich um das [[Georg-Büchner-Gymnasium (Köln)|Georg-Büchner-Gymnasium]] in [[Weiden (Köln)|Köln-Weiden]].<br />
<br />
== Rezeption ==<br />
=== Kritiken ===<br />
Die Serie wurde insgesamt positiv aufgenommen. Beim Wertungsaggregator [[Rotten Tomatoes]] erreichte die erste Staffel bei der Community einen Zustimmungswert von 93 %, basierend auf 105 Bewertungen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.rottentomatoes.com/tv/how_to_sell_drugs_online_fast/s01 |titel=How to Sell Drugs Online (Fast): Season 1 |werk=[[Rotten Tomatoes]] |hrsg=Flixster |sprache=en |abruf=2020-07-22}}</ref><br />
<br />
Die Nutzer der [[Internet Movie Database]] bewerteten die Serie mit einem gewichteten Durchschnitt von 7,9 bei 10 möglichen Punkten, basierend auf über 13.000 Bewertungen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.imdb.com/title/tt9184994/ratings?ref_=tt_ov_rt |titel=How to Sell Drugs Online (Fast) |werk=[[Internet Movie Database]] |sprache=en |abruf=2020-07-22}}</ref><br />
<br />
Beim „Fair Film Award 2019“, einer jährlich von Crew United durchgeführten Umfrage über Arbeitsbedingungen an Film-Sets in Deutschland, belegte die Serie (unter dem Ursprungstitel ''Don’t Try This At Home'') in der Kategorie „Serie“ deutlich den letzten Platz.<ref>{{Internetquelle |autor=Crew United |url=https://www.crew-united.com/survey/FairFilmAward_2019_Fiction_Serie.htm |titel=Fair Film Award Auswertung 2019 |abruf=2020-07-21}}</ref> Dabei wurden Kriterien wie „Vertrag, Gagen und Entgelte“, „Arbeitsklima und Kommunikation“, sowie „Arbeitszeiten und Arbeitsschutz“ berücksichtigt.<ref>{{Internetquelle |autor=Crew United |url=https://www.crew-united.com/downloads/fairness/FFA_Fiction_2019_Kriterien.pdf |titel=Fair Fim Award 2019 Kriterien |format=PDF |abruf=2020-03-03}}</ref><br />
<br />
=== Auszeichnungen und Nominierungen ===<br />
'''[[Bambi (Auszeichnung)|Bambiverleihung 2019]]'''<br />
* 2019: Auszeichnung in der Kategorie ''Bester Schauspieler international'' für [[Bjarne Mädel]] (zusammen mit ''[[25 km/h]]'' und ''Was uns nicht umbringt'')<br />
<br />
'''[[Romyverleihung 2020]]'''<br />
* Auszeichnung in der Kategorie ''Beste TV-Serie''<ref name="kurier400846058">{{Internetquelle |autor=Christoph Silber |url=https://kurier.at/kultur/romy-akademie-kuert-sieger-androiden-unterweltler-und-drogenhaendler/400846058 |titel=ROMY-Akademie kürt Sieger: Androiden, Unterweltler und Drogenhändler |werk=[[Kurier.at]] |datum=2020-05-19 |abruf=2020-05-19}}</ref><br />
* Auszeichnung in der Kategorie ''Bester Nachwuchs männlich'' für [[Maximilian Mundt]]<br />
<br />
'''[[Deutscher Fernsehpreis]]'''<br />
* 2019: Auszeichnung in der Kategorie ''Beste Redaktion/Producing'' für [[Philipp Käßbohrer]] und [[Matthias Murmann]]<br />
* 2020: Auszeichnung in der Kategorie ''[[Deutscher Fernsehpreis/Beste Comedy-Serie|Beste Comedy-Serie]]'' für [[Philipp Käßbohrer]] und [[Matthias Murmann]]<br />
* 2020: Nominierung in der Kategorie ''[[Deutscher Fernsehpreis/Bester Schnitt]]'' für [[Marc Schubert]], Christoph Cepok, [[Rainer Nigrelli]] und Alex Kutka<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{IMDb|tt9184994|How to Sell Drugs Online (Fast)}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
[[Kategorie:Fernsehserie (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Fernsehserie der 2010er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Fernsehserie der 2020er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Kinder- und Jugendfernsehserie]]<br />
[[Kategorie:Comedy-Fernsehserie]]<br />
[[Kategorie:Netflix]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Missbrauchsfall_L%C3%BCgde&diff=192023192Missbrauchsfall Lügde2019-09-06T08:54:57Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>Der '''Missbrauchsfall Lügde''' ist ein Kriminalfall des [[Sexueller Missbrauch von Kindern|schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern]] sowie der Produktion und Verbreitung von [[Kinderpornografie]] in [[Lügde]] in [[Nordrhein-Westfalen]]. [[Tatort]] war der Campingplatz Eichwald im Ortsteil [[Elbrinxen]] zwischen Anfang 2008 und der Festnahme des Haupttäters am 6. Dezember 2018. Die Staatsanwaltschaft [[Detmold]] geht von 1000 Einzeltaten innerhalb von rund 10 Jahren aus. Der Fall wurde am 29. Januar 2019 von den Ermittlungsbehörden öffentlich bekannt gegeben.<ref>[https://www.noz.de/deutschland-welt/vermischtes/artikel/1664726/luegde-missbrauch-auf-campingplatz-begann-vor-mehr-als-zehn-jahren ''Missbrauch auf Campingplatz in Lügde begann vor mehr als zehn Jahren''] in Neue Osnabrücker Zeitung vom 26. Februar 2019</ref> Zudem weitete sich der Fall zu einem Polizeiskandal aus. <br />
<br />
Am 27. Juni 2019 begann der Prozess gegen die drei Angeklagten vor dem [[Landgericht Detmold]]. Alle Beschuldigten räumten die Taten am ersten Verhandlungstag ein.<ref name="Fischer" /> Gegen einen Mitangeklagten verhängte das LG Detmold in einem abgetrennten Verfahren am 17. Juli eine [[Strafaussetzung zur Bewährung|Bewährungsstrafe]] von zwei Jahren.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/regional/nordrheinwestfalen/luegde-prozess-urteil-101.html |titel=Bewährungsstrafe im Lügde-Prozess |abruf=2019-07-31 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
== Tatverdächtige und Tatgeschehen ==<br />
Die Haupttäter sind drei Männer. Der 56-jährige alleinstehende und arbeitslose Hauptverdächtige Andreas V. aus Lügde lebte seit über 30 Jahren auf einem Campingplatz im Lügder Ortsteil Elbrinxen. Als Dauercamper bewohnte er eine selbst errichtete Holzhütte und nutzte einen Wohnwagen. Er sitzt seit dem 6. Dezember 2018 in [[Untersuchungshaft]]; die beiden anderen Hauptverdächtigen sind seit dem 10. bzw. 11. Januar 2019 inhaftiert.<br />
<br />
Der Hauptbeschuldigte Andreas V. und der 33-jährige arbeitslose Tatverdächtige Mario S. aus [[Steinheim (Westfalen)|Steinheim]] sollen auf dem Campingplatz Kinder missbraucht und das Tatgeschehen gefilmt haben. Der dritte, 48-jährige Tatverdächtige Heiko V. aus [[Stade]] sei der Auftraggeber dafür gewesen. Er soll nie in Lügde gewesen sein, habe aber das Geschehen über das Internet verfolgt und gesteuert.<ref name="WAS"> [https://www.n-tv.de/panorama/Was-man-ueber-den-Missbrauch-von-Luegde-weiss-article20836986.html ''Was man über den Missbrauch von Lügde weiß''] bei ntv vom 31. Januar 2019</ref><br />
<br />
Kontakt zu Kindern erlangte der Hauptverdächtige dadurch, dass er 2016 Pflegevater eines damals sechsjährigen Mädchens geworden ist. Seit dieser Zeit sollen sich die meisten Übergriffe ereignet haben. Über das Mädchen habe der Hauptverdächtige Kontakt zu anderen Kindern hergestellt und für eine angenehme Atmosphäre gesorgt, etwa durch Ausflüge ins Schwimmbad.<br />
<br />
Im Laufe der Ermittlungen weitete sich der Täterkreis um fünf weitere Verdächtige wegen [[Strafvereitelung]] und [[Beihilfe (Strafrecht)|Beihilfe]] auf insgesamt acht Personen aus. Ein weiterer Verdächtiger ist ein 16 Jahre alter Jugendlicher, der kinderpornografisches Material besessen haben soll, das auf dem Campingplatz entstanden sei.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Reiner Burger, Düsseldorf |Titel=Erst 16 Jahre alt: Weiterer Verdächtiger bei Missbrauchsfall von Lügde |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/1.6061406 |Abruf=2019-02-28}}</ref><br />
<br />
== Opfer ==<br />
Im Laufe der Ermittlungen wurden zunächst 31 Opfer im Alter von 4 bis 13 Jahren bekannt, bei denen es sich um 27 Mädchen und vier Jungen aus dem Umfeld des Campingplatzes handelte. In mehr als 1000 Fällen wurden sie Opfer sexuellen Missbrauchs.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/missbrauch-in-luegde-wie-sich-die-mutmasslichen-taeter-verabredeten-a-1253500.html ''Verbrechen, verabredet per E-Mail''] bei [[Spiegel-Online]] vom 15. Februar 2019</ref> Zu den Opfern zählte auch das Mädchen, das im Jahr 2016 als Pflegekind in die Obhut des Hauptverdächtigen kam.<br />
<br />
Am 14. März 2019 berichtete der nordrhein-westfälische Innenminister [[Herbert Reul]] (CDU) vor dem Innenausschuss des [[Landtag Nordrhein-Westfalen|Landtags Nordrhein-Westfalen]] über mindestens 34 Opfer (28 Mädchen und sechs Jungen) und weitere 14 Verdachtslagen. Im April 2019 stieg die Zahl auf mindestens 40 Kinder und zwölf weitere Verdachtsfälle.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Luegde-Huette-des-Hauptverdaechtigen-wird-abgerissen,luegde354.html ''Lügde: Hütte des Hauptverdächtigen wird abgerissen''], ndr.de 10. April 2019</ref><br />
<br />
== Aufdeckung ==<br />
Bereits im Jahr 2016 gingen bei der Polizei Lippe zwei Hinweise auf sexuellen Missbrauch durch den Hauptverdächtigen ein.<ref name=landtag>{{Internetquelle |url=https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV17-1767.pdf|titel=Ministerium des Innern NRW: Sondersitzung des Innenausschusses am 26. Februar 2019 mit einer Zeitleiste zum Ermittlungskomplex „Lügde“ |abruf=2019-03-15 |datum=2019-02-26 |werk=landtag.nrw.de}}</ref><br />
<br />
Eine 9-Jährige hatte ihrer Mutter gegenüber am 3. August 2018 offenbart, dass sie im Juni/Juli 2018 auf dem Campingplatz in Lügde sexuell missbraucht worden war. Die Mutter erstattete aber aus Angst vor dem Beschuldigten erst am 20. Oktober 2018 bei der Polizei in [[Bad Pyrmont]] Anzeige. Am 20. Oktober 2018 wurden die Mutter und das Kind im Polizeikommissariat Bad Pyrmont vernommen. Die 9-Jährige machte in dieser Anhörung Angaben zu mehrfachem sexuellem Missbrauch durch den Hauptbeschuldigten zu ihrem Nachteil und zum Nachteil seiner Pflegetochter, mit der das Mädchen befreundet war. Polizeibeamte hätten die Informationen an das Jugendamt weitergeleitet, aber keine weiteren Schritte unternommen.<ref name=landtag/><br />
<br />
== Ermittlungen und Beweismittel ==<br />
=== Kreispolizeibehörde Lippe und Ermittlungskommission „Camping“ ===<br />
Nachdem am 20. Oktober 2018 beim Polizeikommissariat [[Bad Pyrmont]] eine Anzeige wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs gestellt worden war, erfolgte am 12. November 2018 die Weiterleitung des Ermittlungsvorgangs an die zuständige [[Liste der Kreispolizeibehörden und Polizeipräsidien in Nordrhein-Westfalen#Regierungsbezirk Detmold|Kreispolizeibehörde Lippe]] in [[Detmold]], wo sie das Fachkommissariat für Sexualdelikte übernahm. Am 13. November 2018 informierte die Kreispolizeibehörde Lippe telefonisch das Jugendamt Blomberg über die Erkenntnisse zum sexuellen Missbrauch der Pflegetochter. Noch am gleichen Tag wurde das 6-jährige Mädchen durch Mitarbeiter des Jugendamtes Blomberg in Obhut genommen. Aufgrund verschiedener durch die Kindsmutter veranlasster Terminverschiebungen erfolgte die Anhörung des Mädchens erst am 28. November 2018. Bei dieser Anhörung gab die Mutter einen Hinweis auf ein weiteres Opfer aus dem Bekanntenkreis.<br />
<br />
Am 4. Dezember 2018 beantragte die Kreispolizeibehörde Lippe beim [[Amtsgericht Detmold]] einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnungen des Hauptbeschuldigten (u.&nbsp;a. das Tatobjekt auf dem Campingplatz in Lügde) und einen Untersuchungshaftbefehl. Dem wurde am Folgetag stattgegeben, und am 6. Dezember 2018 erfolgten die Verhaftung des Hauptverdächtigen Andreas V. und die Sicherstellung zahlreicher Beweismittel.<br />
<br />
Am 13. Dezember 2018 richtete die Kreispolizeibehörde Lippe die Ermittlungskommission (EK) „Camping“ mit zunächst vier Beamten ein und erhöhte die Zahl am 17. Dezember 2018 auf acht bis zeitweise neun Beamte. Bis zum 16. Dezember 2018 berichtete die Kreispolizeibehörde Lippe über neun beweiserheblich festgestellte Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und die diesbezüglich veranlassten Maßnahmen dem [[Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen]], das diesen Bericht anschließend auch dem nordrhein-westfälischen Innenministerium zuleitete.<br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Bearbeitung des Falls wurde am 21. Februar 2019 öffentlich bekannt, dass offensichtlich seit mehreren Wochen Beweismaterial in Form von 155 Datenträgern auf ungeklärte Weise aus einem Dienstraum der Kreispolizeibehörde Lippe verschwunden war, ohne dass dies jemand zur Kenntnis genommen hatte. Die verschwundenen Datenträger waren am 20. Dezember 2018 zuletzt gesehen worden und der Verlust erst Mitte Januar 2019 aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft Detmold wurde erstmals am 13. Februar 2019 mündlich und am 14. Februar 2019 schriftlich über das Verschwinden der Beweismittel informiert. Am 6. März 2019 eröffnete hierzu die Staatsanwaltschaft Detmold ein Strafverfahren gegen Unbekannt wegen Diebstahls.<br />
<br />
Der nordrhein-westfälische Innenminister Reul sprach den Vorfall betreffend von einem „Polizeiversagen“. Die örtliche Behörde räumte eine „eklatante Fehlleistung“ durch einen Kommissariatsanwärter ein, der eine Mappe mit 49 CDs und einen Alu-Koffer mit 106 CDs auf einem Schreibtisch liegen gelassen hatte, und beauftragte einen unabhängigen Kommissariatsleiter mit einer Untersuchung. Der Kommissaranwärter sichtete 155 Datenträger. Ausweislich der Protokollierung der Auswertungssoftware hatten die Beamten der IT-Unterstützung der Kreispolizeibehörde Lippe bis dahin fünf externe Festplatten, 18 in Computern eingebaute Festplatten, drei CD/DVDs, zwölf SD- und microSD-Karten, zehn Mobiltelefone und Tablets, neun USB-Sticks und fünf Digitalkameras (DigiCam) gesichtet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV17-1820.pdf|titel=Schriftlicher Bericht des Ministers des Innern für die ,Sitzung des Innenausschusses am 14. März 2019 zu dem Tagesordnungspunkt „Fall Lügde -weitere Nachfragen zu dem Fall und den Ermittlungen“ zum Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen vom 04.03.2019, Seite 4 |abruf=2019-03-15 |datum=2019-03-13 |werk=landtag.nrw.de}}</ref> Der [[Bund Deutscher Kriminalbeamter]] (BDK) sprach angesichts der verschwundenen Beweise von einer „Katastrophe“ für das Ansehen der Polizei.<ref>{{Internetquelle |autor=NDR |url=https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Luegde-Beweise-weg-Sonderermittler-eingesetzt,luegde212.html |titel=Lügde: Beweise weg - Polizei spricht von Katastrophe |abruf=2019-02-22}}</ref> Der Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des BDK wies auf die seit Jahren angespannte Personalsituation in Polizei und Justiz hin. Die Staatsanwaltschaft Detmold teilte mit, dass die Asservate nach ihrer Einschätzung nicht entwendet worden, sondern aufgrund nachlässigen Umgangs nicht auffindbar seien, ein Diebstahl aber auch nicht ausgeschlossen werden könne.<ref>{{Literatur |Titel=Verschwundene Daten in Lügde: „Die Kollegen arbeiten seit Jahren am Limit“ |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/1.6054941 |Abruf=2019-02-28}}</ref> Nach Angaben des Sonderermittlers des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen reicht das noch vorhandene Material aus, um den Hauptverdächtigen zu überführen.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Luegde-Verdaechtiger-ist-auf-Bildern-zu-erkennen,luegde336.html ''Lügde: Verdächtiger ist auf Bildern zu erkennen''], ndr.de vom 22. März 2019</ref><br />
<br />
Am 22. Februar 2019 entschuldigte der Leiter der Verwaltung, Landrat [[Axel Lehmann]] (SPD), sich bei den Betroffenen des Missbrauchsfalls und entband den Leiter der Direktion Kriminalität der Kreispolizeibehörde Lippe von der Wahrnehmung seiner Aufgaben.<ref>[https://www.radiolippe.de/nachrichten/lippe/detailansicht/landrat-entlaesst-leiter-der-direktion-kriminalitaet.html ''Landrat entlässt Leiter der Direktion Kriminalität''] bei radio-lippe vom 2ll Februar 2019</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/westpol/video-neues-zu-luegde-100.html |titel=WDR-Sendung Westpol: Neues zu Lügde |werk=www1.wdr.de |hrsg=[[Westdeutscher Rundfunk]] |datum=2019-03-17 |abruf=2019-03-17}}</ref> Das nordrhein-westfälische Innenministerium veranlasste zudem eine Prüfung der Vorgänge durch das [[Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen]].<ref>{{Literatur |Titel=Verschwundene Beweise: Missbrauchsfall Lügde gerät zum Polizeiskandal |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/1.6054192 |Abruf=2019-02-22}}</ref> Am 26. Februar 2019 gab die Kreispolizeibehörde Lippe in einer Pressemitteilung bekannt, dass das nordrhein-westfälische Innenministerium die Leitung dieser „kurzfristig neu aufgestellt“ habe.<ref>{{Internetquelle |autor=Pressemitteilung der Kreispolizeibehörde Lippe |url=https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12727/4204037 |titel=Statement des Behördenleiters Dr. Axel Lehmann. |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2019-02-28}}</ref> Auf Anordnung von Innenminister Reul wurde ebenso der Polizeidirektor der Kreispolizeibehörde Lippe versetzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Lothar Schmalen |url=https://www.nw.de/lokal/kreis_lippe/luegde/22388237_Ermittlungen-in-Luegde-Polizeiskandal-schlimmer-als-erwartet.html |titel=Missbrauchsfall Lügde: Immer mehr Details zum Polizeiversagen |werk=www.nw.de |hrsg= |datum=2019-02-28 |abruf=2019-02-28}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/westpol/video-neues-zu-luegde-100.html |titel=WDR-Sendung Westpol: Neues zu Lügde |werk=www1.wdr.de |hrsg=[[Westdeutscher Rundfunk]] |datum=2019-03-17 |abruf=2019-03-17}}</ref> Reul berichtete, dass die seit 31. Januar 2019 vom Polizeipräsidium Bielefeld geführten Ermittlungen in zwei Komplexe „sexueller Missbrauch“ und „Behördenermittlungen“ unterteilt worden seien. Das Polizeipräsidium Bielefeld teilte am 26. Februar 2019 dem nordrhein-westfälischen Innenministerium mit, dass die Ermittlungskommission „Behördenermittlungen“ eine sehr umfangreiche tabellarische Übersicht der Kreispolizeibehörde Lippe entdeckt habe, in der Hinweise auf Sexualdelikte aufgeführt seien und die offensichtlich seit 1999 fortgeschrieben werde. Bei einzelnen Hinweisen seien Tagebuchnummern aufgeführt, bei anderen jedoch nicht. Unter dem Datum 28. Januar 2002 sei der Verdacht eingetragen, dass der nunmehr Hauptbeschuldigte ein damals 8-jähriges Mädchen missbraucht habe. Da hierzu keine entsprechende Tagebuchnummer erfasst sei, werde noch geprüft, ob seinerzeit ein Ermittlungsverfahren durch die Kreispolizeibehörde Lippe eingeleitet worden war.<br />
<br />
Am 12. März 2019 teilte die Kreispolizeibehörde Lippe mit, dass gegen zwei Beamte wegen fehlerhafter Sachbearbeitung ein Disziplinar- und Strafverfahren eingeleitet werde. Bei einer internen Betrachtung gab es demnach „gravierende Mängel in der Sachbearbeitung“.<ref>{{Internetquelle |url=https://rp-online.de/nrw/panorama/fall-luegde-polizei-lippe-hat-weitere-fehler-bei-ermittlungen-festgestellt_aid-37395439 |titel=Fall Lügde: Polizei stellt „weitere Pflichtverletzungen“ bei Ermittlungen fest |werk=[[RP Online]] |hrsg= |datum=2019-03-12 |abruf=2019-03-13}}</ref><br />
<br />
Am 14. März 2019 wurde auf eine Strafanzeige des Kripo-Chefs in Detmold hin der bisherige Leiter der Ermittlungskommission „Camping“ zum Missbrauchsfall Lügde suspendiert. Er wird der Strafvereitelung in einem anderen Sexualstrafverfahren „zum Nachteil einer erwachsenen Frau“ und Siegelbruch in zwei weiteren Ermittlungsverfahren verdächtigt. Mit den Ermittlungen beauftragt gewesen war er von 18. Dezember 2018 bis 4. Januar 2019; er wurde versetzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lz.de/lippe/kreis_lippe/22403143_Schwerer-Verdacht-gegen-Ermittler-im-Missbrauchsfall-Luegde.html |titel=Schwerer Verdacht gegen Ermittler im Missbrauchsfall Lügde |werk=[[Lippische Landes-Zeitung]] |hrsg= |datum=2019-03-14 |abruf=2019-03-15}}</ref><br />
<br />
=== Polizeipräsidium Bielefeld und BAO „Eichwald“ ===<br />
Am 31. Januar 2019 wurde durch das übergeordnete Polizeipräsidium Bielefeld die [[Besondere Aufbauorganisation]] (BAO) „Eichwald“ eingerichtet, die aus den bisherigen Ermittlern der Ermittlungskommission „Camping“ und Ermittlern der Kriminalpolizei Bielefeld bestand.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/luegde-herbert-reul-berichtet-ueber-neue-details-mehr-polizeiversagen-a-1257903.html ''Polizeiversagen, das fassungslos macht''] In: Spiegel Online vom 14. März 2019</ref><ref>[https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12522/4182274 ''POL-BI: Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Detmold, der Polizei Bielefeld und der Polizei Lippe zu dem schweren Missbrauch von Kindern in Lügde, Kreis Lippe''] bei presseportal vom 1. Februar 2019</ref><ref>{{Internetquelle |url= https://www.dewezet.de/region/weserbergland_artikel,-zahl-der-opfer-in-luegde-steigt-auf-29-_arid,2520743.html |titel=Landrat Bartels: Wie konnte man den Missbrauchsfall übersehen? - Zahl der Opfer in Lügde steigt auf 29|abruf=2019-02-03 |datum=2019-02-01 |werk=[[Dewezet]] }}</ref><ref>{{Internetquelle |url= https://www.n-tv.de/panorama/Missbrauch-in-Luegde-Ermittlungen-gegen-Polizei-article20837902.html |titel=Hinweisen nicht nachgegangen Missbrauch in Lügde: Ermittlungen gegen Polizei|abruf=2019-02-03 |datum=2019-01-31 |werk=[[n-tv.de]] }}</ref> Bereits im Februar 2019 wurde der Leiter der BAO „Eichwald“ von seinen Aufgaben entbunden. Als Begründung gab das nordrhein-westfälische Innenministerium auf Nachfrage des [[WDR]] bekannt, „dies geschah höchstvorsorglich, um dem Anschein vorzubeugen, dass in diesem Fall die Objektivität und Neutralität der Ermittlungen nicht gewährleistet sein könnten“. Unter neuer Leitung der BAO mit rund 60 Beamten und 24 IT-Spezialisten wurden die Ermittlungen und Auswertungen der Beweismittel fortgesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/westpol/video-neues-zu-luegde-100.html |titel=WDR-Sendung Westpol: Neues zu Lügde |werk=www1.wdr.de |hrsg=[[Westdeutscher Rundfunk]] |datum=2019-03-17 |abruf=2019-03-17}}</ref><br />
<br />
Am 22. Februar 2019 erfolgte die erneute Tatortaufnahme auf dem Campingplatz und in der Wohnung durch Spezialisten des Landeskriminalamts und des Polizeipräsidiums Bielefeld. Dabei wurden weitere Beweismittel sichergestellt, darunter ein Computer, eine Festplatte und 131 CDs. Bei den vorherigen Durchsuchungen der Kreispolizeibehörde Lippe am 6. Dezember 2018 sowie nach Bildung der Ermittlungskommission „Camping“ und den weiteren Durchsuchungen am 19. Dezember 2018 sowie am 19. und 25. Januar 2019 waren diese Beweismittel beim Hauptbeschuldigten noch nicht aufgefunden worden. Auch bei erneuten Durchsuchungen, unter anderem am 27. Februar 2019 mit einem [[Diensthund|Datenträgerspürhund]], wurde weiteres Material gefunden und beschlagnahmt, darunter ein [[USB-Stick]].<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/luegde-polizei-durchsucht-erneut-campingplatz-und-wird-fuendig-a-1255464.html ''Polizei durchsucht erneut Campingplatz - und wird fündig''] bei Spiegel Online vom 27. Februar 2019</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12522/4207212 |titel=Polizei Bielefeld: Fünfte gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Detmold und der Polizei Bielefeld zu schwerem sexuellen Missbrauch - Bilanz der Spurensuche und Spurensicherung auf dem Campingplatz |abruf=2019-03-15 |datum=2019-03-01 |werk=presseportal.de}}</ref><br />
<br />
Drei Ermittler, die an der Sichtung beteiligt waren, sind seit Ende Februar 2019 aufgrund der psychischen Belastung dienstunfähig. Ein Mann und eine Frau sind dauerhaft nicht mehr einsatzbereit.<br />
<br />
Mit Beschluss des Amtsgerichts Detmold wurde am 5. März 2019 der vom Hauptverdächtigen genutzte Wohnwagen erneut untersucht. Die BAO „Eichwald“ konnte den Wohnwagen nicht früher untersuchen, da die Verfahrensübernahme von der Kreispolizeibehörde Lippe sehr unstrukturiert abgelaufen sein soll. Ebenso erfolgte die Durchsuchung des Elternhauses eines Beschuldigten in Steinheim, wo im Keller mehrere Unterlagen und CDs sichergestellt wurden. Bis zum 6. März 2019 wurden insgesamt fünf Wohnwagen, zwei Wohnungen, ein Kellerraum und ein Auto durchsucht.<ref>{{Internetquelle |url=https://rp-online.de/nrw/missbrauchsfall-luegde-eine-chronologie-des-versagens_aid-37462557 |titel=Missbrauchsfall Lügde: Die Chronologie des Versagens in Lügde |werk=[[RP online]] |hrsg= |datum=2019-03-14 |abruf=2019-03-17}}</ref><br />
<br />
Nachdem die Staatsanwaltschaft im April 2019 die Holzhütte des Hauptverdächtigen, in der der Missbrauch stattfand, freigegeben hatte, ließ sie der Betreiber des Campingplatzes abreißen.<ref>Janet König: [https://www.lz.de/lippe/kreis_lippe/22426103_Missbrauch-auf-Campingplatz-Bagger-reisst-Baracke-von-Andreas-V.-ab.html ''Missbrauch auf Campingplatz: Bagger reißt Baracke von Andreas V. ab''] in: Landeszeitung Lippe vom 10. April 2019</ref> Dabei entdeckte der Abrissunternehmer weitere drei CDs und zwei Disketten, die in einem Hohlraum im Boden versteckt waren und bei den Durchsuchungen der Polizei nicht gefunden worden waren. Ob auf den Datenträgern kinderpornografisches Material gespeichert war, war zunächst unklar.<ref>Britta von der Heide, Arne Hell: [https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Luegde-Polizei-hat-Datentraeger-am-Tatort-uebersehen,luegde372.html ''Lügde: Polizei hat Datenträger am Tatort übersehen''] ndr.de vom 12. April 2019</ref> Während der Abrissarbeiten stellte sich außerdem heraus, dass Polizei und Staatsanwaltschaft einen Geräteverschlag des Hauptverdächtigen auf dem Campingplatz übersehen hatten.<ref>Britta von der Heide, Barbara Jung, Jana Stegemann: [https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Missbrauchsfall-Luegde-Polizei-uebersieht-Schuppen,luegde382.html ''Missbrauchsfall Lügde: Polizei übersieht Schuppen''] ndr.de vom 16. April 2019</ref> Das Abrissunternehmen entsorgte mehrere Kisten mit Inhalt, wodurch möglicherweise Beweismaterial zerstört wurde.<ref>Britta von der Heide, Barbara Jung, Jana Stegemann: [https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Missbrauchsfall-Luegde-Beweismittel-zerstoert,luegde392.html ''Lügde: Beweismittel möglicherweise zerstört''] ndr.de vom 16. April 2019</ref><br />
<br />
== Mitverantwortung der Jugendämter und der Polizeibehörden ==<br />
Im Laufe der Ermittlungen ergaben sich Hinweise auf schwere Versäumnisse im Vorgehen von Polizei, Jugendämtern und Familienhilfe-Organisationen, was zur Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 14 Beschuldigte bei den genannten Behörden durch die Staatsanwaltschaft Detmold führte.<ref>[https://www.noz.de/deutschland-welt/vermischtes/artikel/1662736/fehler-bei-missbrauchs-ermittlung-polizeichef-greift-durch ''Fehler bei Missbrauchs-Ermittlung: Polizeichef greift durch''] in [[Neue Osnabrücker Zeitung]] vom 23. Februar 2019</ref><ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/luedge-polizeidirektor-nach-missbrauchsfall-versetzt-a-1255270.html ''Polizeidirektor nach Missbrauchsfall in Lüdge versetzt''] bei Spiegel-Online vom 26. Februar 2019</ref> Diese betrafen acht Mitarbeiter der Jugendämter des niedersächsischen [[Landkreis Hameln-Pyrmont|Landkreises Hameln-Pyrmont]] und des nordrhein-westfälischen [[Kreis Lippe|Kreises Lippe]], vier Mitarbeiter von Familienhilfe-Organisationen (zuständig für die Kontrolle von Andreas V. und dessen Pflegetochter) sowie zwei Polizeibeamte des Kreises Lippe.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/luegde-weiterer-verdaechtiger-im-campingplatz-missbrauchsfall-a-1255230.html ''16-Jähriger im Campingplatz-Missbrauchsfall verdächtig''] bei Spiegel-Online vom 26. Februar 2019</ref> Die [[Generalstaatsanwaltschaft Hamm]] als Aufsichtsbehörde der Detmolder Staatsanwaltschaft sah in einer ersten Bewertung hingegen keine ausreichenden Gründe für Ermittlungen gegen die beiden Polizisten und Jugendamtsmitarbeiter; für eine abschließende Einschätzung sei erst ein weiterer Bericht erforderlich.<ref>{{Literatur |Titel=Missbrauchsfall Lügde: Ermittler prüfen Verdacht der Datenlöschung |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/1.6042596 |Abruf=2019-02-28}}</ref><br />
<br />
Der Hauptverdächtige soll bereits 2008 ein damals achtjähriges Mädchen auf dem Campingplatz missbraucht haben. Im August 2016 gab ein Vater Hinweise an die Polizei, an das Jugendamt und den Kinderschutzbund weiter. Die Polizei schaltete das Jugendamt ein, ermittelte aber nicht. Ein Hinweis an die Staatsanwaltschaft erfolgte ebenso wenig. Am 18. November 2016 gab eine Mitarbeiterin des Jobcenters [[Blomberg]] Hinweise zu Äußerungen des Hauptverdächtigen, die auf sexuellen Missbrauch hindeuten konnten, nachdem Andreas V. zusammen mit einem Mädchen im Jobcenter erschienen war. Erneut reichte die Polizei den Hinweis nur an das Jugendamt weiter und verzichtete auf eigene Ermittlungen.<br />
<br />
Im August 2016 meldete eine Mitarbeiterin des [[Kinderschutzbund]]es aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont einen möglichen Kindesmissbrauch. Ein Vater zweier Mädchen hatte sich zuvor mit Vorwürfen bei der Mitarbeiterin gemeldet. Das Jugendamt des Landkreises Hameln-Pyrmont wollte den Fall prüfen.<ref>[https://www.welt.de/vermischtes/article188831281/Missbrauchsfaelle-in-Luegde-Mutter-erhebt-schwere-Vorwuerfe.html ''„Meiner Tochter wäre nichts passiert“ – Mutter erhebt schwere Vorwürfe''] In: Die Welt vom 14. Februar 2019</ref><br />
<br />
Im September 2016 äußerte eine Psychologin im Kindergarten des Pflegekindes die Vermutung, dass beim Pflegevater und späteren Hauptverdächtigen „[[Pädophilie]] im Spiel“ sein könne. Das Jugendamt des Landkreises Hameln-Pyrmont sah dafür keine Anhaltspunkte.<ref name="NDR">[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Neue-Pannen-und-Manipulationen-im-Fall-Luegde-,luegde296.html ''Neue Pannen und Manipulationen im Fall Lügde''] ndr.de vom 19. März 2019</ref><br />
<br />
Am 20. Oktober 2016 gab es erneut einen Hinweis auf sexuellen Missbrauch auf dem Campingplatz bei der Polizei in [[Bad Pyrmont]], als eine Mutter Anzeige erstattete. Das Jugendamt des Landkreises Hameln-Pyrmont hatte im Jahr 2016 ein sechsjähriges Mädchen als Pflegekind in die Obhut des Hauptverdächtigen gegeben. Dies sei auf Wunsch der Mutter geschehen, die im Landkreis Hameln-Pyrmont lebt. Beim Jugendamt des Kreises Lippe ging im Herbst 2016 ein Hinweis auf den Verdacht der Verwahrlosung des Pflegekinds ein, das Jugendamt empfahl daraufhin wegen latenter [[Kindeswohl]]gefährdung dem Landkreis Hameln-Pyrmont ein anderes Wohnumfeld für das Kind.<ref name=":1">[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/luegde-die-fragwuerdige-rolle-der-jugendaemter-a-1251028.html ''Die fragwürdige Rolle der Jugendämter''] In: [[Spiegel Online]] vom 31. Januar 2019</ref> Trotz Anzeigen und polizeilicher Ermittlungen wurde das Pflegekind von Andreas V. aber nicht wie zunächst geplant am 31. Oktober 2018, sondern erst am 13. November 2018 durch das Jugendamt Lippe aus der Obhut des Täters genommen und in eine Bereitschaftspflegefamilie gebracht.<br />
<br />
Dem Jugendamt des Landkreises Hameln-Pyrmont wurde nach Angaben des Landrates [[Tjark Bartels]] Aktenmanipulation vorgeworfen. Ein Mitarbeiter soll durch einen nachträglich hinzugefügten Vermerk einen „verschönernden Eindruck“ von der Situation in der Familie vermittelt haben, was am 15. Februar 2019 zur Freistellung von seinen Aufgaben führte.<ref>{{Internetquelle |autor=Lisa Neugebauer |url=http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Missbrauchsfall-Luegde-Landrat-Bartels-raeumt-ein-Jugendamt-Hameln-Pyrmont-manipulierte-Akte |titel=Landrat Bartels räumt ein: Jugendamt Hameln-Pyrmont manipulierte Akte |werk=HAZ online |hrsg= |datum= |abruf=2019-02-28}}</ref> Laut Bartels kam es zu einer weiteren Aktenmanipulation durch eine Mitarbeiterin des Jugendamts des Landkreises Hameln-Pyrmont, die ebenfalls von ihren Aufgaben freigestellt wurde. Sie soll kurz vor der staatsanwaltschaftlichen Beschlagnahmung der Jugendamtsakten einen Eintrag gelöscht haben, der sich auf ein [[Genogramm]] bezog und wonach der Hauptverdächtige wiederholt Kontakt zu jüngeren Mädchen gesucht und sie in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht habe.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/missbrauchsfall-luegde-jugendamt-hatte-schon-2016-hinweise-auf-paedophilie-a-1258625.html ''Jugendamt hatte schon 2016 Hinweise auf Pädophilie''] In: Spiegel Online 19. März 2019</ref><br />
<br />
Bartels räumte Fehler des Jugendamts des Landkreises Hameln-Pyrmont ein. Im Jahr 2016, als das Amt dem späteren Hauptverdächtigen die Pflege des Kindes übertragen wollte, habe es innerhalb von fünf Monaten drei voneinander unabhängige Hinweise auf seine mögliche Pädophilie gegeben.<ref name="NDR"/><br />
<br />
== Personalnachprüfungen innerhalb der Polizei ==<br />
Am 9. März 2019 wurde durch einen Sonderermittler vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen bekannt, dass in der Kreispolizei Lippe drei Polizeibeamte tätig sind, die vor Jahren mit sexuell motivierten Taten aufgefallen waren. Keiner von ihnen war mit Ermittlungen im Missbrauchsfall betraut gewesen.<ref>[https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Missbrauchsfall-Luegde/3698522-Beamte-sollen-aber-mit-dem-Fall-Luegde-nichts-zu-tun-haben-Lippe-drei-Polizisten-mit-Sexualtaten-vorbelastet ''Lippe: drei Polizisten mit Sexualtaten vorbelastet''] In: Westfalen-Blatt vom 11. März 2019</ref><br />
<br />
Motiviert durch den Missbrauchsskandal beauftragte das nordrhein-westfälische Innenministerium nach eigenen Angaben das [[Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW|Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW]] damit, nach früheren Fällen zu suchen. Das LAFP berichtete dem Ministerium am 12. März 2019 in einer Erstauskunft, dass in 14 dieser Fälle in den letzten 10 Jahren die betroffenen Beamten zwischenzeitlich entweder aus dem Dienst entfernt, vorläufig des Dienstes enthoben, mit einem Verbot der Führung der Dienstgeschäfte belegt wurden oder sie sich bereits im Ruhestand befinden.<ref>{{Internetquelle |url=https://rp-online.de/nrw/panorama/fall-luegde-15-faelle-von-kinderpornos-und-missbrauch-bei-nrw-polizei_aid-37419409|titel=Nach Fall Lügde: Ermittler finden 15 Fälle von Kinderpornos und Missbrauch bei NRW-Polizei |werk=www.nw.de |hrsg=[[RP Online]] |datum=2019-03-13 |abruf=2019-03-13}}</ref><br />
<br />
== Gerichtsverfahren ==<br />
Die Staatsanwaltschaft Detmold erhob im Mai 2019 vor dem Landgericht Detmold Anklage gegen den 56-jährigen Hauptverdächtigen Andreas V. aus Lügde.<ref name="DRIT">[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Fall-Luegde-Anklage-gegen-dritten-Beschuldigten,luegde440.html ''Fall Lügde: Anklage gegen dritten Beschuldigten''] ndr.de vom 23. Mai 2019</ref><ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Luegde-Prozessauftakt-am-27-Juni,aktuellhannover2764.html ''Lügde: Prozessauftakt am 27. Juni''] ndr.de vom 18. Mai 2019</ref> Sie warf ihm 293 Fälle des [[Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen|sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen]], schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und den Besitz von kinderpornografischem Material vor. Die Taten auf dem Campingplatz umfassen einen Zeitraum zwischen Anfang 2008 und Dezember 2018 <!--In der Quelle steht ein Tatzeitraum bis Dezember 2014, was vermutlich ein Tippfehler ist, da er das Pflegekind erst 2016 erhielt und den Missbrauch bis zur Festnahme im Dezember 2018 vorgenommen haben soll--> sowie den Sommer 1998. Sie richteten sich gegen 22 minderjährige Opfer. Zehn Kinder sollen von ihm vergewaltigt worden sein. Er soll fast 880 Bilder und Videos mit kinderpornografischem Inhalt besessen haben.<ref name="ANK">[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Anklage-im-Luegde-Fall-Erschuetternde-Details,luegde430.html ''Anklage im Lügde-Fall: Erschütternde Details''] ndr.de vom 17. Mai 2019</ref><br />
<br />
Mitangeklagt war der 48-jährige Tatverdächtige Heiko V. aus Stade, der in mindestens vier Fällen an Webcam-Übertragungen teilgenommen und zu dem dabei geschehenen Missbrauch zuvor ausdrücklich aufgefordert haben soll. Bei ihm wurden fast 43.000 kinderpornografische Bilder und Videos gefunden.<ref name="ANK"/><br />
<br />
Ebenfalls mitangeklagt wurde der 33-jährige Tatverdächtige Mario S. aus Steinheim wegen 162 Taten an 17 Kindern, da er ebenfalls Kinder missbraucht und dabei gefilmt haben soll. Er hatte sich 2010 eine Parzelle auf dem Campingplatz angemietet, wohin er ständig Kinder eingeladen habe. Er galt in dem Fall anfangs als Mitläufer und erst nach seiner Verhaftung erkannten die Ermittler das Ausmaß seiner Taten. Nach Recherchen von Medien, wie dem [[NDR]], dem [[WDR]] und der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]], habe er sich seit fast 20 Jahren an verschiedenen Orten an Kindern vergangen. Die ersten Taten soll er als 15-Jähriger begangen haben. Laut einem psychiatrischen Gutachten liege eine pädophile Störung vor und es bestehe hohe [[Rückfall (Strafrecht)|Rückfallgefahr]]. Die Staatsanwaltschaft Detmold beantragte für den Fall einer Verurteilung Sicherungsverwahrung<ref>Stella Peters, Britte von der Heide: [https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Luegde-Dritter-Beschuldigter-war-kein-Mitlaeufer,luegde450.html ''Lügde: Dritter Beschuldigter war kein Mitläufer''] ndr.de vom 29. Mai 2019</ref> und forderte eine Strafe von 12 Jahren und sechs Monaten Haft.<ref name="außergewöhn">[https://www.tagesschau.de/inland/urteil-luegde-103.html Friederike Hofmann (5.9.2019). "Außergewöhnliches Leid zugefügt".] ''[[Tagesschau]].de''</ref><br />
<br />
Am 27. Juni 2019 begann vor dem Landgericht Detmold der Prozess gegen den Hauptbeschuldigten und zwei weitere Angeklagte. Von den geschätzt 40&nbsp;mutmaßlichen Opfern wurden 30 als [[Nebenklage|Nebenkläger]] zugelassen.<ref name=Eberle> Lukas Eberle: [https://www.spiegel.de/panorama/justiz/luegde-prozess-beginnt-darum-geht-es-in-dem-missbrauchsfall-a-1274455.html ''Lügde – Verbrechen ohne Beispiel.''] ''Spiegel Online'', 27. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.</ref> Alle drei Angeklagten legten am ersten Verhandlungstag Geständnisse ab.<ref name=Fischer>Annika Fischer: [https://www.waz.de/region/westfalen/missbrauchsserie-in-luegde-prozess-gegen-drei-maenner-startet-id226297171.html ''Alle Angeklagten im Lügde-Prozess legen Geständnisse ab''], in: ''waz.de'' vom 27. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.</ref><br />
<br />
Der Hauptangeklagte wurde einem Bericht des NDR zufolge Ende Juli 2019 als „vorläufig nicht verhandlungsfähig“ eingestuft. Das Hauptverfahren wurde fortgeführt, allerdings nur gegen den zweiten Angeklagten, den mutmaßlichen Komplizen des 56-Jährigen.<ref>{{Internetquelle |autor=NDR |url=https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Luegde-Hauptangeklagter-nicht-verhandlungsfaehig,luegde582.html |titel=Lügde: Hauptangeklagter nicht verhandlungsfähig |abruf=2019-08-01 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
Wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs in mehr als 200 Fällen wurde am 5. September 2019 gegen Andreas V. eine Freiheitsstrafe von 13 Jahren verhängt, Mario S. erhielt zwölf Jahre. Das Gericht ordnete außerdem die anschließende [[Sicherungsverwahrung]] für beide an.<ref>''[https://www.spiegel.de/panorama/justiz/luegde-lange-haftstrafen-fuer-missbrauch-auf-campingplatz-a-1285343.html Lange Freiheitsstrafen für Missbrauch auf Campingplatz.]'' Spiegel Online, 5. September 2019, abgerufen am selben Tage.</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.spiegel.de/panorama/justiz/luegde-was-zu-den-missbrauchsfaellen-bekannt-ist-a-1250957.html ''Was zu den Missbrauchsfällen in Lügde bekannt ist''] bei [[Spiegel Online]] vom 31. Januar 2019<br />
* Chronologische Übersicht der Ereignisse auf den Seiten des [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]]: [https://www1.wdr.de/nachrichten/missbrauchsfaelle-luegde-chronik-100.html 2008 – 2015], [https://www1.wdr.de/nachrichten/missbrauchsfaelle-luegde-chronik-102.html 2016 – 2017], [https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/missbrauchsfaelle-luegde-chronik-104.html 2018 – 2019]<br />
* Lügde: Die Kinder, die keiner schützte. Reportage & Dokumentation. ARD. Das Erste, 26. Juni 2019<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
[[Kategorie:Sexueller Missbrauch von Kindern]]<br />
[[Kategorie:Kriminalfall in Deutschland]]<br />
[[Kategorie:Lügde]]<br />
[[Kategorie:Kriminalfall 2018]]<br />
[[Kategorie:Polizei (Nordrhein-Westfalen)]]<br />
[[Kategorie:Landkreis Hameln-Pyrmont]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Controlling&diff=185316533Controlling2019-02-02T15:10:32Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>'''Controlling''' ({{enS|to control}}, ‚steuern‘, 'regeln') ist ein Begriff der Wirtschaftslehre und wird im deutschen Sprachraum als Teilfunktion der Unternehmensführung („das Management“ {{enS|engl. managerial accounting}}), als ausgeübte Steuerungsfunktion ({{enS| management}}) sowie als Führungs- und Informationsaufgabe ({{enS| supervision}}) gesehen. Ein direktes Äquivalent zum deutschen Sprachgebrauch ist im englischen Sprachraum unbekannt.<br />
<br />
Controlling ist ein Sammelbegriff, der Planung, Koordination und Kontrolle des Unternehmens einschließt. Controlling-Mitarbeiter versorgen die Unternehmensführung mit den Informationen, die sie braucht um informierte Entscheidungen zu treffen, und hilft ihr dann dabei, diese Entscheidungen in die Tat umzusetzen.<ref>Volker Schultz, Basiswissen Rechnungswesen, Beck, 2017, S. 233.</ref> Es wird [[Operatives Geschäft|operatives]] von [[Strategie (Wirtschaft)|strategischem]] Controlling unterschieden. Das operative Controlling ist für die Verwaltung des Budgets zuständig und achtet darauf, dass das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist. Das [[Strategisches Controlling|strategische Controlling]] analysiert den Markt, damit das Unternehmen sicher sein kann, dass an den Produkten die es produziert, tatsächlich Interesse besteht, und auf Änderungen der Nachfrage reagieren kann. Das Risikocontrolling analysiert und beobachtet Risiken, denen ein Unternehmen ausgesetzt ist (siehe zu den Aufgaben [[Risikoanalyse]] und [[Risikoaggregation]]).<br />
<br />
== Einführung ==<br />
In der Fachliteratur gibt es verschiedene Ansätze, um das Controlling als eigenständige [[betriebswirtschaft]]liche Teildisziplin zu begründen. Im Zentrum steht dabei der Gedanke, dass Controlling mehr ist als die reine Zusammenfassung bereits bestehender Führungsteilaufgaben, wie zum Beispiel Planung, Berichtswesen und Abweichungsanalyse („alter Wein in neuen Schläuchen“). In den letzten 20 Jahren hat hat sich zunehmend der koordinationsorientierte Ansatz durchgesetzt: Controlling sei eine eigene Teildisziplin, weil sie sich vor allem damit beschäftigt, verschiedene Teile der Unternehmensführung untereinander zu koordinieren (siehe [[Controlling#Koordinationsaufgaben|Koordinationsaufgaben]]).<br />
<br />
Controlling als Aufgabenfeld kann von verschiedenen, verantwortlichen Personen oder auch der Geschäftsleitung selbst wahrgenommen werden, ohne dass eine Person die ausdrückliche Bezeichnung „Controller“ führt.<ref name=horvath5>Horváth & Partners: ''Das Controlling-Konzept. Der Weg zu einem wirkungsvollen Controllingsystem''. Beck-Wirtschaftsberater im dtv, dtv, 4. Aufl., München, 2000, S. 5.</ref> Vor allem in kleineren und mittleren Betrieben wird die Controllingfunktion oft von der Unternehmensführung selbst oder von der Leitung des [[Rechnungswesen]]s wahrgenommen. Oberhalb einer Betriebsgröße von 200 Beschäftigten ist zunehmend ein eigenständiger Controller für diese Aufgaben zuständig.<ref>Andreas Kosmider: ''Controlling im Mittelstand. Eine Untersuchung der Gestaltung und Anwendung des Controllings in mittelständischen Industrieunternehmen''. 2. Aufl., Stuttgart, 1994, S. 139.</ref><br />
<br />
== Aufgaben und Funktionen ==<br />
<br />
=== Planungsaufgaben ===<br />
<br />
In Zusammenarbeit mit der obersten Führungsebene führt ein Controller die Teilziele der Bereiche zu einem ganzheitlichen und abgestimmten Zielsystem zusammen. Das Zielsystem bildet den Ausgangspunkt für die eigentliche [[Budgetierung]], in der Maßnahmen und Ressourcen zur Zielerreichung festgelegt werden. Die inhaltliche Planung erfolgt dabei durch die Führungskräfte der Bereiche. Zu den Controllingaufgaben gehören u.&nbsp;a. die Erstellung der erforderlichen Planungsunterlagen (Formulare) und die zeitliche Koordination der Planungsschritte in Form eines Planungskalenders, der Bereichen vorgegeben wird. Die durch deren Führungskräfte erstellten Teilpläne werden anschließend durch den Controller auf Zielkonformität überprüft und zu einem abgestimmten Gesamtplan zusammengefasst. Den Abschluss der Planung bildet die Fixierung und Dokumentation der Planwerte in Form von [[Budget]]s. Budgets stellen Vorgaben dar, die zur Erreichung der Planziele im darauffolgenden Geschäftsjahr einzuhalten sind (siehe auch [[Unternehmensplanung]]). Eine Alternative zur budgetbasierten Führung ist die [[indexierte operative Leistungsmessung]].<br />
<br />
=== Informations- und Dienstleistungsaufgaben ===<br />
<br />
Der Controller organisiert bereichsübergreifend das [[Berichtswesen]] und baut dieses zu einem umfassenden [[Management-Informationssystem]] aus. Hierunter versteht man die regelmäßige Übermittlung von betriebswirtschaftlichen Steuerungsinformationen in strukturierter und komprimierter Form an die Führungskräfte. Sie bilden die Grundlage für die Überwachung der Wirtschaftlichkeit und für die Beurteilung der Geschäftsentwicklung anhand von Zielgrößen wie [[Gewinn]], [[Rentabilität]], [[Deckungsbeitrag]] oder den berechneten [[Unternehmenswert]] als Performancemaß ("wertorientiertes Controlling"). Im [[Rechnungswesen]] (Finanz- und Betriebsbuchhaltung) wird hierzu zunächst das Zahlenwerk über alle abgelaufenen wirtschaftlichen Vorgänge (Ist-Werte) in auswertbarer Form bereitgestellt. Das Controlling greift auf diese Datenbasis zurück, verdichtet sie weiter, stellt die erreichten Werte den vorgegebenen aus der Planung gegenüber und bereitet sie zu benutzerorientierten Management-Berichten auf. Daneben stellt das Controlling [[Kennzahlensystem]]e zur Verfügung, die zur Fundierung betrieblicher Entscheidungen dienen. So kann zum Beispiel die Wirtschaftlichkeit von Investitionsvorhaben anhand der Kennzahl [[Kapitalwert]] (Summe der mit risikoadäquaten [[Kapitalkosten]] abgezinsten Erwartungswerten der Einnahmenüberschüsse) als Erfolgsmaßstab beurteilt werden. Für den Controller stellen die Informationen der [[Kostenrechnung]] zumindest im operativen Geschäft die wesentliche Arbeitsgrundlage dar.<ref>Horváth & Partners: ''Das Controlling-Konzept. Der Weg zu einem wirkungsvollen Controllingsystem''. Beck-Wirtschaftsberater im dtv, dtv, 4. Aufl., München, 2000, S. 48.</ref><br />
<br />
Neben der periodischen Aktualisierung des Berichtswesens gehört auch die grundlegende Gestaltung und Weiterentwicklung der [[EDV]]-gestützten Controllingsysteme zu diesem Aufgabenbereich. Darüber hinaus steht der Controller den Führungskräften als Berater zur Verfügung, indem er zum einen hilft, Entscheidungen betriebswirtschaftlich zu fundieren und ihre Ergebnisauswirkungen abzuschätzen. Zum anderen unterstützt er das Management bei der Identifikation von Abläufen und Sachverhalten, die die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen und der Erforschung ihrer Ursachen.<br />
<br />
Das sogenannte ''Führungscockpit'' (auch ''[[Management Cockpit]]'' oder ''[[Kennzahlen-Cockpit]]'') ist eine spezielle Darstellung der grundlegenden ökonomischen [[Kennzahl]]en eines Unternehmens, die das Controlling der Unternehmensführung möglichst zeitnah bereitstellt. Der Controller als Träger der Transparenzverantwortung hat die Aufgabe, über die reine Darlegung dieser Kennzahlen hinaus eine Darstellung zu wählen, die möglichst direkt und übersichtlich erkennen lässt, in welchem Umfang die Unternehmensziele aktuell erreicht werden.<ref>Stephan Hostettler, [[Hermann J. Stern]]: ''Das Value Cockpit''. Wiley VCH, 2004.</ref> Die Ausarbeitung von definierten Schlüsselindikatoren kann hierbei helfen schnell auf sich verändernde Tendenzen<ref>{{Internetquelle|url=https://www.youtube.com/watch?v=I70vaebg1-Y|titel=Ein Tag im Leben des CFO|autor=Codec GmbH|datum=2016-03-10|zugriff=2016-04-27}}</ref> innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu reagieren. Ein definiertes System von Maßnahmen unterstützt die Organisation dabei, die langfristigen Ziele zu erreichen.<br />
<br />
=== Steuerungsaufgaben ===<br />
Steuern kann vorlaufend (perspektiv), mitlaufend oder nachlaufend (retrospektiv) erfolgen. Im Zusammenhang mit Controlling wird meist ausschließlich die nachlaufende Option verstanden, die auf Daten der Vergangenheit aufsetzt. Der Zeitversatz zwischen dem Entstehen der Daten und dem steuernden Eingriff nach Auswerten solcher Daten wird dabei toleriert.<br />
<br />
Unter der Steuerung ist nach der systematischen Überwachung des Geschäftsverlaufs (durch Vergleich von erreichten Ist-Werten mit geplanten Sollgrößen) die (Nach)Steuerung durch bestimmte Maßnahmen zu verstehen. Es empfiehlt sich, neben den ursprünglich festgeschriebenen Planwerten die sich verändernden, mitlaufenden Sollwerte separat zu dokumentieren. Nur so ist eine aussagekräftige Überprüfung des Geschäftsverlaufs zu jedem denkbaren Zeitpunkt möglich. Diese Abweichungsberichte setzen ein funktionsfähiges Berichtswesen voraus. Sie unterstützen zudem die Zielerreichung, indem sie das Verhalten der Führungskräfte und Mitarbeiter hinsichtlich Einhaltung der vorgegebenen Budgets sicherstellen.<br />
<br />
Die Aufgaben des Controllings gehen über den reinen Soll-Ist-Vergleich (Umsetzungsprüfung) hinaus. Im Rahmen der Abweichungsanalyse analysiert der Controller eventuelle Abweichungen, ermittelt deren Ursachen und ihre Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf. Falls erforderlich, zeigt er Handlungsbedarf auf und löst beim Management Gegensteuerungsmaßnahmen zur Zielerreichung aus.<br />
<br />
An dieser Schnittstelle zu den Verantwortungsbereichen des Managements ist das Einvernehmen des Controllers und der Geschäfts- oder Bereichsführung von größter Bedeutung. Andauernde Meinungskonflikte über die Prämissen des Wirtschaftsplans und Uneinigkeit über Steuerungsmethoden ziehen politische Einflussnahmen seitens des Managements nach sich, die jede Planung absurd erscheinen lassen. Steuernde Einflussnahme im Geschäftsverlauf ist in erster Linie Einflussnahme auf das Verhalten und das Rollenverständnis des Managements, untermauert mit Zahlen, Daten und Fakten des Controllings, die von der Unternehmensführung zur Gestaltung ihrer Geschäftsstrategie bewertet werden.<br />
<br />
Der Controller erstellt außerdem Prognosen (Vorschaurechnungen) über den erwarteten Geschäftsverlauf, damit potentielle Abweichungen bereits im Vorfeld erkannt und unerwünschte Entwicklungen vermieden werden können. Die drei hauptsächlichen Vorschaurechnungen sind:<br />
<br />
# das [[Leistungsbudget]] (Plan-GuV): Ermittlung des voraussichtlichen [[Jahresüberschuss]]es<br />
# die [[Planbilanz]]<br />
# der [[Finanzplan]] (Plan-Kapitalflussrechnung): Ermittlung des voraussichtlichen [[Zahlungsmittelbedarf]]s<br />
<br />
Neuere Controllingkonzeptionen stellen einen über die Aspekte des [[Finanzcontrolling]]s hinausgehenden Steuerungsanspruch. So konzentriert sich das Konzept der [[Balanced Scorecard]] beispielsweise auf die vier Perspektiven Finanzen, Kunden, Mitarbeiter und Prozesse. Der Ansatz des [[Systemisches Controlling|systemischen Controllings]] beinhaltet neben einem allumfassenden organisatorischen Steuerungskonzept für das systemische Management auch Verbindungen zur lernenden Organisation und zur Organisationsentwicklung.<br />
<br />
=== Koordinationsaufgaben ===<br />
Der Schwerpunkt liegt hier zum einen in der generellen Zielausrichtung und zum anderen in der Koordination des Planungs- und Kontrollsystems mit dem Informationssystem. Dabei wird zwischen einer systembildenden und einer systemkoppelnden Koordinationsaufgabe unterschieden. Systembildende Koordination bedeutet, ein funktionsfähiges Planungs- und Kontrollsystem beziehungsweise Informationssystem bereitzustellen sowie laufende Gestaltungs-, Anpassungs- und Abstimmungsaufgaben innerhalb dieser Teilbereiche vorzunehmen. Mit systemkoppelnder Koordination ist die Abstimmung zwischen den Teilsystemen gemeint, das heißt insbesondere die Deckung des Informationsbedarfs von Planungs- und Steuerungsprozessen durch das Rechnungswesen und durch das Berichtswesen. Eine wichtige systemkoppelnde Aufgabe besteht beispielsweise darin, ein [[Rechnungswesen]] aufzubauen, das die Auswirkungen möglicher Handlungsalternativen adäquat abbildet.<br />
<br />
=== Rationalitätssicherungsaufgaben und Entscheidungsvorbereitung ===<br />
Als Erweiterung der Koordinationsaufgaben wird Controlling auch als Rationalitätssicherung der Führung gesehen. Führung wird durch eigenständige Ziele verfolgende ökonomische Akteure (insbesondere Manager) vollzogen, die hierfür kognitive Fähigkeiten besitzen. Dementsprechend kann zwischen zwei Arten von Rationalitätsdefiziten unterschieden werden: Wollens-Beschränkungen und Könnens-Beschränkungen. Als Wollens-Beschränkungen werden Handlungen aufgefasst, die sich über die Ziele des Gesamtunternehmens hinwegsetzen, um einen persönlichen Vorteil zu erlangen. Könnens-Beschränkungen resultieren aus den begrenzten Fähigkeiten, beispielsweise fehlender Fachkenntnis und begrenzte Aufnahme- und Verarbeitungskapazität ([[Begrenzte Rationalität|Bounded Rationality]]). Die Aufgabe des Controllings als Rationalitätssicherung ist es deshalb, diese Defizite zu vermindern oder zu vermeiden. Es soll somit die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass das Management trotz vorhandener Defizite im für das Unternehmen und seine Eigentümer, optimalen Sinne handelt. Insbesondere soll das Controlling bei der Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen unterstützen, z.&nbsp;B. durch das Aufzeigen der Implikationen einer Handlungsoption (z.&nbsp;B. Investition) für die zukünftig erwarteten Erträge und die mit diesen verbundenen Risiken (Chancen und Gefahren aus einer [[Risikoanalyse]]). Das Controlling ermöglicht so ein Abwägen von Ertrags- und Risikoauswirkungen und damit eine risikogerechte Bewertung (z.&nbsp;B. durch den Vergleich der erwarteten [[Rendite]] einer Investition mit den vom Risikoumfang abhängigen [[Kapitalkosten]] als Renditeanforderung). Das Controlling trägt damit dazu bei den gesetzlichen Anforderungen an die Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen gerecht zu werden (siehe [[Business Judgement Rule]]).<br />
<br />
== Kontrollaufgaben ==<br />
Controlling wird nach der wörtlichen Übersetzung häufig fälschlich als Instrument formaler Kontrolle statt als Steuerungsinstrument verstanden. In zahlreichen Unternehmen werden daher Controller als ''Kontrolleure'' und nicht als Fachleute für die Steuerung der Unternehmensprozesse aufgefasst.<ref name=horvath5/><br />
<br />
== Historische Entwicklung ==<br />
Historisch gesehen ist das Controlling zuerst für privatwirtschaftliche Unternehmen entwickelt worden. Dabei haben sich frühe Controllingkonzeptionen zunächst in Industrieunternehmen und Verkehrsbetrieben der USA etabliert. Es gibt ältere Synonyme wie Controllership und Comptroller, die in ihrer etymologischen Bedeutung die Entwicklung des Controllings aus dem Rechnungswesen verdeutlichen. So kann der aus dem Französischen stammende [[Neologismus]] Comptroller als sogenanntes [[Portmanteauwort]] angesehen werden. Die französischen Wörter compte (Rechnung) oder compter (rechnen, zählen) und controleur (Kontrolleur, Prüfer), contrôler oder contrer (überprüfen) verschmolzen zum Comptroller (Rechnungsüberprüfer, Controller). Der erste auf das Controlling ausgerichtete Lehrstuhl in Deutschland wurde 1973 an der Technischen Hochschule Darmstadt (heute [[Technische Universität Darmstadt]]) eingerichtet und mit [[Péter Horváth (Betriebswirt)|Péter Horváth]] besetzt.<ref>Vgl. Christoph Binder, Utz Schäffer: ''Controllinglehrstühle und ihre Inhaber – ein Überblick,'' S. 16. In: Jürgen Weber (Hrsg.): ''Internationalisierung des Controlling: Standortbestimmung und Optionen''. Seiten 16–27.</ref> Er gilt als Mitbegründer dieser Wissenschaftsdisziplin.<br />
<br />
Eine Rückwirkung auf die wissenschaftliche Literatur des englischen Sprachraums ist nicht belegt.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste der Controllinginstrumente]]<br />
* [[Audit]]ing<br />
* [[Chancenmanagement]]<br />
* [[Controlling-Konzeption]]<br />
* [[Einkaufscontrolling]]<br />
* [[Evaluation]]<br />
* [[Gleichstellungs-Controlling]]<br />
* [[Media-Controlling]]<br />
* [[Organisationscontrolling]]<br />
* [[Personalcontrolling]]<br />
* [[Risikomanagement]]<br />
* [[Unternehmensplanung]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur| Autor=Burkhard Huch u. a.| Titel=Rechnungswesen-orientiertes Controlling| Auflage=4.| Verlag=Physika-Verlag| Ort=Heidelberg| Jahr=2004| ISBN=3-7908-0094-5}}<br />
* {{Literatur| Autor=Johannes N. Stelling| Titel=Kostenmanagement und Controlling| Auflage=3.| Verlag=Oldenbourg |Ort=München/Wien| Jahr=2009| ISBN=3486587803}}<br />
* {{Literatur| Autor=[[Jürgen Weber (Wirtschaftswissenschaftler)|Jürgen Weber]], [[Utz Schäffer]]| Titel=Einführung in das Controlling| Auflage=14.| Verlag=Schäffer-Poeschel| Ort=Stuttgart| Jahr=2014| ISBN=3791032410}}<br />
* {{Literatur| Autor=[[Péter Horváth (Betriebswirt)|Péter Horváth]]| Titel=Controlling|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=| Auflage=13.| Verlag=Vahlen| Ort=München| Jahr=2015|Seiten=|ISBN=978-3-8006-4954-9}}<br />
* Lukas Rieder (Hrsg.): ''Controller-Leitfaden. Das Standardwerk für wirksames Controlling und eine effektive Controller-Tätigkeit''. WEKA, Zürich 2010, ISBN 978-3-297-01982-5.<br />
* {{Literatur| Autor=Laurenz Lachnit, Stefan Müller| Titel=Unternehmenscontrolling| Auflage=2.| Verlag=Springer Gabler| Ort=Wiesbaden| Jahr=2012|ISBN=978-3-8349-3141-2}}<br />
* {{Literatur| Autor=Volker Schultz| Titel=Basiswissen Rechnungswesen: Buchführung, Bilanzierung, Kostenrechnung, Controlling; Beck-Wirtschaftsberater im dtv, Band 50957| Auflage=8.| Verlag=C.H. Beck| Ort=München| Jahr=2017| ISBN=978-3-423-50957-2}}<br />
* Gleißner, W.: Controlling und Risikoanalyse bei der Vorbereitung von Top-Management-Entscheidungen, in: Controller Magazin, Heft 4, Juli/August 2015, S. 4–12<br />
* Günther, T., Wertorientiertes Controlling, 1999<br />
* Baum, H.-G., Coenenberg, A., Günther, T., Strategisches Controlling, 2013<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Controlling}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4070102-5}}<br />
<br />
[[Kategorie:Controlling| ]]<br />
[[lt:Kontrolė]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Madeleine_Slade&diff=185536029Madeleine Slade2018-11-04T13:49:06Z<p>DarkblueFlow: /* Life in India and role in the freedom struggle */</p>
<hr />
<div>{{EngvarB|date=August 2014}}<br />
{{Use dmy dates|date=August 2014}}<br />
{{Infobox person<br />
| name = <br />
| image = Gandhi at Darwen.jpg<br />
| alt = <br />
| caption = Mirabehn with Gandhi at Darwen, Sharko, 1931<br />
| birth_name = Madeleine Slade<br />
| birth_date = {{Birth date|1892|11|22|df=y}}<br />
| birth_place = <br />
| death_date = {{Death date and age|1982|07|20|1892|11|22|df=y}}<br />
| death_place = [[Vienna, Austria]]<br />
| nationality = <br />
| other_names = <br />
| occupation = <br />
| years_active = <br />
| known_for = <br />
| notable_works = <br />
}}<br />
<br />
'''Madeleine Slade (Mirabehn)''' (22 November 1892 – 20 July 1982), daughter of the British Rear-Admiral Sir [[Edmond Slade]], was a British woman who left her home in [[UK|Britain]] to live and work with [[Mohandas Gandhi]], the leader of the [[Indian Independence Movement]]. She devoted her life to human development and the advancement of [[Gandhism|Gandhi's principles]].<br />
<br />
== Early life ==<br />
Mirabehn was born into an aristocratic British family in 1892. Her father, [[Edmond Slade|Sir Edmond Slade]] was an officer in the [[Royal Navy]] who was posted in Mirabehn's early years as the Commander-in-Chief of the East Indies Squadron, later becoming director of the [[Naval Intelligence Division]].<ref name="independent.academia">{{cite web|last=Lindley|first=Mark|title=Mirabehn, Gandhi and Beethoven|url=https://independent.academia.edu/MLindley/Papers/1248421/Mirabehn_Gandhi_and_Beethoven|publisher=Academia.edu}}</ref> She spent much of her childhood with her maternal grandfather who owned a large country estate and was from an early age a nature and animal lover.<ref name="indiaenvironmentportal">{{cite web|last=Gupta|first=Krishna Murti|title=Mira Behn: A friend of nature|url=http://www.indiaenvironmentportal.org.in/opinion/mira-behn-friend-nature}}</ref><br />
<br />
The other great passion of the young Mirabehn was the music of [[Ludwig van Beethoven]]. She took to the piano and concerts and even went on to become a concert manager. In 1921 she even arranged for a German conductor to lead the [[London Symphony Orchestra]] in concerts featuring Beethoven and helped bring about an end to the British boycott of German musicians that followed the [[First World War]].<ref name="independent.academia" /><br />
<br />
She also visited [[Vienna]] and Germany to see the places where Beethoven had lived and composed his music and she read extensively on him. She read [[Romain Rolland]]'s books on Beethoven and later sought and met with him at [[Villeneuve, Vaud|Villeneuve]], where he was then living. During this meeting, Rolland mentioned about a new book of his called [[Mahatma Gandhi]] which she had not read then. Rolland described Gandhi as another Christ and as the greatest figure of the 20th century.<ref name="independent.academia" /><ref name="indiaenvironmentportal" /> On her return to England she read Rolland's biography of Gandhi and the book convinced her to become a disciple of the Mahatma.<br />
She wrote to Gandhi asking him if she could become his disciple and live with him in [[Sabarmati Ashram]]. Gandhi replied, inviting her over but also warning her of the discipline of the Ashram's inmates.<ref name="telegraphindia">{{cite news|last=Singh|first=Khushwant|title=IN LOVE WITH THE MAHATMA|url=http://www.telegraphindia.com/1051001/asp/opinion/story_5300910.asp|newspaper=The Telegraph|date=1 October 2005}}</ref> Having made her decision, she went about training herself for all the demands of an ascetic's life in India including vegetarianism, spinning and [[teetotalism]]. That year in England, she subscribed to [[Young India]] and spent a part of her time in Paris reading the [[Bhagvad Gita]] and some of the [[Rigveda]] in French.<ref name="mkgandhi">{{cite web|title=Associates of Mahatma Gandhi, Mirabehn|url=http://www.mkgandhi.org/associates/Mirabehn.htm}}</ref><br />
<br />
== Life in India and role in the freedom struggle ==<br />
She arrived in Ahmedabad on 7 November 1925 where she was received by [[Mahadev Desai]], [[Vallabhbhai Patel]] and [[Swami Anand]]. This was the beginning of her stay in India that lasted almost thirty-four years.<ref name="mkgandhi" /> Mirabehn during her stay in India went to the [[Gurukul Kangri University|Gurukul Kangri]] to learn [[Hindi]]. Thereafter she went to Bhagwat Bhakti Ashram of [[Rewari]] established by Swami Parmanand Maharaj to be blessed by him. She also wrote to Mahatma Gandhi about her experiences there in Bhagwat Bhakti Ashram.{{citation needed|date=August 2014}}<br />
<br />
[[File:Gandhi Greenfield.jpg|thumb|Mira Behn ''(far right)'' with Mahatama Gandhi at the Greenfield Mill, at [[Darwen]], Lancashire]]<br />
Mirabehn's stay in [[India]] coincided with the zenith Gandhian phase of the [[Indian independence movement|freedom struggle]]. She accompanied Gandhi and others to the [[Round Table Conference]] in London in 1931. While on their way back from London, Mirabehn and Gandhi visited Rolland for a week and as they took his leave, Rolland gave her a book on Beethoven which he had written while she was in India. In 1960 as she began to read it, it convinced her to move to [[Austria]] and spend her remaining days in the land of Beethoven's music.<ref name="independent.academia" /> The resumption of the [[Non Cooperation Movement]] in 1931 saw her being imprisoned during 1932–33.<ref>{{cite web|title=WOMEN AND INDIA'S INDEPENDENCE MOVEMENT|url=http://myproject22.tripod.com/women_and_india.htm}}</ref><br />
<br />
To plead India's case she also went abroad meeting, among others, [[David Lloyd George]], [[General Smuts]] and [[Winston Churchill]], and visited the United States, where she met [[Eleanor Roosevelt|Mrs. Roosevelt]] at the [[White House]]. Mirabehn also took an active interest in the establishment of the [[Sevagram|Sevagram Ashram]] and worked among the people of [[Orissa, India|Orissa]] to resist any potential Japanese invasion non-violently in the beginning of 1942. She was arrested and detained with Gandhi in the [[Aga Khan Palace]], [[Pune]], from August 1942 to May 1944 where she saw Mahadev Desai and [[Kasturba Gandhi]] pass away. She was also a witness to the [[Simla Conference]] and the [[Cabinet Mission]], the Interim Government and the [[Constituent Assembly]], the [[Partition of India]] and the [[assassination of Mahatma Gandhi]].{{citation needed|date=August 2014}}<br />
<br />
== Post-independence life in India ==<br />
After her release from the Aga Khan Palace, with Gandhiji's permission, she established the Kisan Ashram at a site near Roorkee. The land was donated to her by the local villagers. After [[Partition of India|Independence]], she established the Pashulok Ashram near [[Rishikesh]] and a settlement named Bapu Gram and the Gopal Ashram in Bhilangana in 1952.<ref name="mkgandhi" /> She took to dairying and farming experiments in these ashrams and also spent a while in Kashmir. During the time she spent in [[Kumaon division|Kumaon]] and [[Garhwal division|Garhwal]] she observed the destruction of the forests there and the impact it was having on floods in the plains. She wrote about it in an essay titled ''Something Wrong in the Himalaya'' but her advice was ignored by the Forest Department. In the 1980s, these areas witnessed a large Gandhian environmental campaign to save the forests called the [[Chipko Movement]].<ref>{{cite web|last=Langston|first=Nancy|title=Significant Women in Forestry|url=http://encyclopediaofforestry.org/index.php/Significant_Women_in_Foresty}}</ref> One of her associates was the Hindu philosopher [[Ram Swarup]].<ref>Jesus as Guru: The Image of Christ Among Hindus and Christians in India by Jan Peter Schouten, p. 261</ref><ref name="voiceofdharma1">[http://koenraadelst.bharatvani.org/articles/hinduism/ramswarup.html Ram Swarup (1920-1998) – Outline of a Biography]</ref><br />
<br />
She returned to England in 1959. In 1960, she relocated to Austria and spent twenty-two years in [[Vienna]], where she died in 1982.{{citation needed|date=August 2014}}<br />
<br />
She was awarded India's second highest civilian honour, the [[Padma Vibhushan]] in 1981.{{citation needed|date=August 2014}}<br />
<br />
== Books by Mirabehn ==<br />
Mirabehn's autobiography is titled ''The Spirit's Pilgrimage''. She also published ''Bapu's Letters to Mira'and 'New and Old Gleanings''.<ref>{{cite web|title=Mira Behn, disciple of Mahatma Gandhi|url=http://www.indiavideo.org/text/mira-behn-1225.php|publisher=indiavideo.org}}</ref><ref>{{cite web|title=Books by Mirabehn|url=https://www.amazon.com/s?ie=UTF8&rh=n%3A283155%2Ck%3AMirabehn%5Cc&page=1|publisher=amazon.com}}</ref> At the time of her death she had also left behind an unpublished biography of Beethoven, the ''Spirit of Beethoven''.<ref>{{cite news|title=The making of Mirabehn|url=http://hindu.com/2000/09/24/stories/13240864.htm|newspaper=The Hindu|date=24 September 2000}}</ref><br />
<br />
== In popular culture ==<br />
* Actress [[Geraldine James]] portrayed her in [[Richard Attenborough]]'s film, ''[[Gandhi (film)|Gandhi]]'', which premiered several months after Madeleine Slade's death in 1982.{{citation needed|date=August 2014}}<br />
* [[Sudhir Kakar]]'s ''Mira and the Mahatma'' is a fictional account on the relationship between Gandhi and Madeleine as his disciple Mirabehn.<ref name="telegraphindia" /><br />
<br />
==Bibliography==<br />
* ''Spirits Pilgrimage'', by Mirabehn. Great River Books. 1984. {{ISBN|0-915556-13-8}}.<br />
* ''New and old gleanings'', by Mirabehn. Navajivan Pub. House. 1964.<br />
<br />
==See also==<br />
*[[Gandhism]]<br />
*[[Sarla Behn]]<br />
<br />
==References==<br />
<references/><br />
<br />
* ''Letters to Mirabehn'', by Mahatma Gandhi. # Greenleaf Books. 1983. {{ISBN|0-934676-53-4}}.<br />
<br />
==External links==<br />
{{Commons category|Madeleine Slade}}<br />
*[http://www.mkgandhi.org/associates/assoindex.htm Biography from mkgandhi.org]<br />
*''[http://www.telegraphindia.com/1041003/asp/look/story_3824566.asp In the company of Bapu: In the just-released Mira & the Mahatma, psychoanalyst Sudhir Kakar delves into the complex relationship between a remarkable Englishwoman and the man she worshiped]'' – ''[[The Telegraph (Kolkata)|The Telegraph]]<br />
*[https://www.youtube.com/watch?v=33VkTWzzw5M Video interview with Mirabehn]. A description of the video is [http://www.gandhiserve.org/footage/fopems.html here].<br />
<br />
{{Gandhi|state=collapsed}}<br />
{{Padma Vibhushan Awards}}<br />
<br />
{{Authority control}}<br />
<br />
[[Category:Indian independence activists]]<br />
[[Category:1892 births]]<br />
[[Category:1982 deaths]]<br />
[[Category:Recipients of the Padma Vibhushan in social work]]<br />
[[Category:Indian spiritual writers]]<br />
[[Category:Gandhians]]<br />
[[Category:Women Indian independence activists]]<br />
[[Category:20th-century Indian women writers]]<br />
[[Category:20th-century Indian writers]]<br />
[[Category:20th-century British writers]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Stromberg_(Fernsehserie)&diff=170539962Stromberg (Fernsehserie)2017-11-01T12:52:05Z<p>DarkblueFlow: /* Bernd Stromberg */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Fernsehsendung<br />
| ID = Stromberg Logo.svg<br />
| OT = Stromberg<br />
| PL = [[Deutschland]]<br />
| PJ = 2004–2012<br />
| PRODUKTIONSUNTERNEHMEN = [[Brainpool]],<br />[[ProSieben]]<br />
| PRO = [[Ralf Husmann]]<br />
| LEN = 24–28<br />
| EA = 46<br />
| ST = 5<br />
| EL = ja<br />
| OS = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br />
| MUSIK = [[Martell Beigang]], [[Helmuth Fass]]<ref>[http://www.infinitemusic.de/referenzen.htm Referenzen von ''infinitemusic''] auf infinitemusic.de. Abgerufen am 26. Februar 2014.</ref><br />
| SONG = [[The Bad Plus]] – ''Flim''<br />
| IDEE = [[Ricky Gervais]]<br />[[Stephen Merchant]]<br />
| GENRE = [[Comedy]], [[Mockumentary]]<br />
| EAS = 11. Oktober 2004<br />
| SEN = [[ProSieben]]<br />
| DS=<br />
* [[Christoph Maria Herbst]]: [[#Bernd Stromberg|Bernd Stromberg]] <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Oliver Wnuk]]: [[#Ulf Steinke|Ulf Steinke]] <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Bjarne Mädel]]: [[#Berthold „Ernie“ Heisterkamp|Berthold „Ernie“ Heisterkamp]] <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Diana Staehly]]: [[#Tanja Steinke geb. Seifert|Tanja Steinke geb. Seifert]] <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Martina Eitner-Acheampong]]: [[#Erika Burstedt|Erika Burstedt]] <small>(Staffel 1–3)</small><br />
* [[Milena Dreißig]]: [[#Jennifer Schirrmann|Jennifer Schirrmann]] <small>(Staffel 3–5)</small><br />
| NDS=<br />
''[[#Strombergs Vorgesetzte|Strombergs Vorgesetzte]]''<br />
* [[Tatjana Alexander]]: Tatjana Berkel <small>(Staffel 1)</small><br />
* [[Lars Gärtner]]: Timo Becker <small>(Staffel 2–5)</small><br />
* [[Walter Gontermann]]: Dr. Heinemann <small>(Staffel 2)</small><br />
* [[Rainer Laupichler]]: Dr. Nübel <small>(Staffel 4–5)</small><br />
* [[Simon Licht]]: Hans-Jürgen Wehmeyer <small>(Staffel 3–4)</small><br />
* [[Bernd Stegemann (Schauspieler)|Bernd Stegemann]]: Herr Stankowski <small>(Staffel 5)</small><br />
* [[Thomas Meinhardt]]: Herr Tremmel <small>(Staffel 5)</small><br />
''[[#Strombergs Kollegen und Untergebene|Strombergs Kollegen und Untergebene]]''<br />
* [[Sinan Akkuş]]: Sinan Turçulu <small>(Staffel 1)</small><br />
* [[Maja Beckmann]]: Sabine „Sabbel“ Buhrer <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Peter Rütten]]: Herr Pötsch <small>(Staffel 1–3, 5)</small><br />
* [[Laurens Walter]]: Lars Lehnhoff <small>(Staffel 2–5)</small><br />
* [[Angelika Richter]]: Nicole Rückert <small>(Staffel 2–3)</small><br />
* [[Frank Montenbruck]]: Frank Montenbruck <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Nadja Becker]]: Maja Decker <small>(Staffel 1–3, Staffel 5, Episode 7)</small><br />
* [[Suzanne Landsfried]]: Mitarbeiterin Landsfried <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Ariane Raspe]]: Mitarbeiterin Schneider <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Joe Henselewski]]: Josef „Joe“ Müller <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Rita Winkelmann]]: Rita Klüver <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Andreas Hermann]]: Andreas Hermann <small>(Staffel 2–5)</small><br />
* [[Stefan Lampadius]]: Steffen Lambert <small>(Staffel 2–5)</small><br />
* [[Prashant Prabhakar]]: Prashant Umavandhu <small>(Staffel 2–5)</small><br />
* [[Kai Malina]]: Achim Dörfler <small>(Staffel 4)</small><br />
* [[Ramona Kunze-Libnow]]: Magdalena Prellwitz <small>(Staffel 4)</small><br />
''[[#Ergänzende Figuren|Ergänzende Figuren]]''<br />
* [[Prodromos Antoniadis]]: Koch Martin Möllers <small>(Staffel 1, Staffel 3–5)</small><br />
* [[Ralf Husmann]]: Hans Schmelzer <small>(Staffel 1–5)</small><br />
* [[Therese Hämer]]: Strombergs Ehefrau Birgit <small>(Staffel 1–2)</small><br />
}}<br />
[[Datei:Christoph-Maria-Herbst.jpg|mini|Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst]]<br />
'''Stromberg''' [{{IPA|ˈʃtʀɔm.bɛʁk}}] ist eine deutsche, mehrfach prämierte [[Comedy]]-[[Fernsehserie]] des Produzenten [[Ralf Husmann]]. Von 2004 bis 2012 wurden fünf Staffeln der Serie gedreht und auf [[ProSieben]] ausgestrahlt. Benannt ist die Serie nach der zentralen Hauptfigur Bernd Stromberg, um die sich das Geschehen in der Serie dreht. ''Stromberg'' ist eine Adaption der britischen Serie ''[[The Office]]''.<br />
<br />
Durch ein [[Crowdfunding]]-Projekt wurde ab Dezember 2011 Geld für einen Kinofilm, der auch [[Filmförderung]]en erhielt,<ref>[http://www.filmportal.de/film/stromberg-der-film_94ce1f6773ec45938d0897a8023941e2 Eintrag zu ''Stromberg - Der Film'' beim deutschen filmportal.de]</ref> gesammelt; dieser hatte am 18. Februar 2014 im [[Cinedom]] in Köln unter dem Titel ''[[Stromberg – Der Film]]'' Premiere.<ref>{{cite web |url=http://www.brainpool.de/bpo/de/presse/pressemitteilungen/10134.html |title=Stromberg – Der Film: Weltpremiere am 18. Februar im Cinedom Köln |work=Brainpool.de |accessdate=2014-02-14}}</ref><br />
<br />
== Handlung ==<br />
Ein Fernsehteam begleitet mit der Kamera den Büroalltag der fiktiven ''Capitol Versicherung AG''. Handlungsort ist meist die Abteilung Schadensregulierung M–Z, die von Bernd Stromberg geleitet wird. Stromberg möchte natürlich, dass sein Team stets von der besten Seite gezeigt wird. Es gelingt ihm jedoch selten, die Abteilung und vor allem sich selbst in ein gutes Licht zu rücken.<br />
<br />
== Konzeption ==<br />
=== Grundkonzept ===<br />
Die als [[Mockumentary]] konzipierte Serie ist eine [[Parodie]] auf die beim Fernsehpublikum beliebten [[Doku-Soap]]s. Diese zeichnen sich durch die fortwährende Präsenz und Einbindung der Kamera und des Kamerateams in das Handlungsgeschehen aus. Diese Eigenschaft der Doku-Soaps wird in der Serie als Stilmittel eingesetzt. Zur Steigerung der Spannung kann die Kamera gänzlich aus dem Geschehen heraustreten, wodurch der Eindruck entsteht, dass die Akteure heimlich beobachtet werden. Diese wiederum können andererseits auch bewusst mit der Kamera interagieren, indem sie ihr Verhalten deutlich ändern, wenn sie sich von ihr ertappt fühlen. Unterstrichen wurden diese Besonderheiten noch dadurch, dass die Regisseure [[Arne Feldhusen]] und [[Andreas Theurer (Regisseur)|Andreas Theurer]] die Kamera gelegentlich weiterlaufen ließen, obwohl die Szene gemäß Drehbuch schon abgeschlossen war. Die darauf folgenden Improvisationen der Darsteller ergänzten so das Drehbuch nicht selten um eine weitere Pointe.<br />
<br />
Der Handlungsort ist, zu Beginn der Serie ausschließlich, das Bürogebäude der [[Zweigniederlassung]] der ''Capitol Versicherung AG''. Die Träger der Handlung sind als [[Stereotyp]]e stark überzeichnet, was zur Folge hat, dass diese sich untereinander in einem ständigen Spannungsverhältnis befinden.<br />
<br />
=== Fiktiver Ort Finsdorf ===<br />
In der vierten Staffel wird Stromberg in die kleine Capitol-Versicherungsfiliale des [[Fiktion|fiktiven]] Ortes Finsdorf strafversetzt. Dazu wurde eigens ein Internetauftritt eingerichtet<ref>{{Webarchiv | url=http://www.finsdorf.de/ | wayback=20120227084424 | text=www.finsdorf.de}}</ref> und ProSieben sendete Werbespots für den Ort („Juwel der Heide“). Bernd Stromberg beschreibt das Dorf ablehnend als „Finsterdorf“, „Inzesthausen“ und „Doofdorf“.<ref>[http://zweinullig.de/finsdorf-neue-stromberg-staffel-wird-unkonventionell-beworben/ Bernd Stromberg zieht nach Finsdorf alias Inzesthausen]</ref> Auf der [[Website]] finsdorf.de, die für die Viralmarketing-Kampagne geschaltet wurde, begrüßte man Bernd Stromberg als neuen Einwohner. [[118000|GoYellow]] stellte einen Ausschnitt der Originalkarte zur Verfügung, auf der die Ortschaft [[Böddenstedt (Suderburg)|Böddenstedt]] in Finsdorf umbenannt wurde. Zusätzlich wurde ein fiktives Atomkraftwerk in der Nähe errichtet.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.seo-usability.de/stromberg-in-finsdorf-google-insights-for-search-special/ | wayback=20101115134707 | text=Nachweis des Kampagnenerfolges mit Google Insights for Search}}</ref> Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 2009 im [[Bornheim (Rheinland)|Bornheimer]] Stadtteil [[Walberberg]] statt. Als Kulisse wurde ein alter [[Tante-Emma-Laden]] an der Ecke Hauptstraße/Flammgasse hergerichtet, der seit einigen Jahren leer stand.<br />
<br />
== Figuren ==<br />
=== Hauptfiguren ===<br />
==== Bernd Stromberg ====<br />
Die Hauptfigur Bernd Stromberg (Schauspieler: [[Christoph Maria Herbst]]) ist zu Beginn der Serie Ressortleiter der Abteilung Schadensregulierung M bis Z, ab Staffel 2 dann stellvertretender Leiter der Abteilung Schadensregulierung. Bernd Stromberg ist Mitte 40,<ref name="s2f9">Staffel 2, Episode 9</ref> laut eigener Aussage in der Episode ''Sally'' 1963 geboren, und verheiratet. Da er in der 2005 ausgestrahlten Staffel 2 jedoch nach mehreren Untertreibungen zugibt, 45 Jahre alt zu sein, darf angenommen werden, dass er in Wahrheit spätestens 1960 geboren wurde. In der zweiten Staffel trennt er sich von seiner Frau Birgit. Er selbst möchte gegenüber seinen Kollegen eine väterliche, manchmal auch kumpelhafte Rolle einnehmen. So mimt er stets die geradlinige und strenge Autoritätsperson, während er sich besonders gegenüber seinen Vorgesetzten durch hohen situativen Pragmatismus auszeichnet. Es gelingt ihm aufgrund seiner bildhaften und unpräzisen Rhetorik häufig, direkte Konfrontationen zwischen Kollegen und Vorgesetzten zu vermeiden. Obwohl Stromberg oftmals betont, wie wichtig ihm ein menschlicher Umgang mit seinen Mitarbeitern sei, zeichnet er sich besonders durch unbeholfenes bis asozial-narzisstisches Verhalten aus. Weiterhin verfügt er über keinerlei fachliche Kompetenz, was dazu führt, dass er sämtliche ihm erteilte Arbeitsanweisungen entweder ignoriert, mangelhaft erledigt oder auf seine Mitarbeiter überträgt.<br />
<br />
In regelmäßigen Einzelinterviews porträtiert Stromberg gerne den ernsthaften und kollegialen Geschäftsmann, häufig mittels extensiven, metaphorischen Vergleichsdarstellungen. Im Büroalltag dominiert jedoch sein sozial grobschlächtiges Verhalten. So instrumentalisiert Stromberg systematisch und bereitwillig seine Mitarbeiter, um sich in der Chefetage zu profilieren. Trotz seines sozial sehr unangepassten Verhaltens besitzt er besonders wegen seines in der Regel lockeren und komödiantischen Auftretens die Sympathien seiner Mitarbeiter, dennoch schlägt ihm aufgrund seiner Egozentrik gegen Ende der 3. Staffel vermehrt die Missgunst der Abteilung entgegen.<br />
<br />
In der vierten Staffel wähnt sich Stromberg bereits am Ziel seiner Bemühungen: der Beförderung zum Gesamtleiter der Schadensregulierung. Als jedoch ein Streit zwischen ihm und dem Kantinenkoch eskaliert, wird Stromberg aufgrund dessen Beziehungen zum Vorstand in eine Außenstelle der Capitol nach Finsdorf versetzt. Mit den eher ländlichen Gepflogenheiten der Dorfbewohner kann sich Stromberg allerdings nicht anfreunden. Deshalb nutzt er jede sich bietenden Gelegenheit, um seine "alte" Arbeitsstelle zu inspizieren und gegen die vorübergehende Abteilungsleiterin Tanja Steinke zu intrigieren.<br />
<br />
Am Ende der 4. Staffel instrumentalisiert Stromberg den Tod der Angestellten Erika, indem er ihn als Vorwand benutzt, um das Wohlwollen seiner alten Abteilung wiederzugewinnen. Wiederum zeigt sich hier seine typische, jedoch inszenierte Betroffenheit. Von Jennifer Schirrmann, der Stromberg wiederholt Avancen macht, wird er auch wegen seiner wechselhaften Persönlichkeit als ''Büro-[[Figuren_in_Tolkiens_Welt#Gollum|Gollum]]'' bezeichnet. Sie weist darauf hin, dass Stromberg offensichtlich ''für seinen Job über Leichen geht und'' oftmals wie ein ''Gefühlslegastheniker'' handelt.<br />
<br />
In der fünften Staffel gelingt es Stromberg, seinen Chef Becker zu „beerben“. Dieser ist psychisch durch seine Scheidung derart angeschlagen, dass er dem Alkohol auch im Büro zuspricht und schließlich von Stromberg erfolgreich ausgebootet werden kann. Stromberg übernimmt anschließend dessen Posten. Im Verlauf der fünften Staffel wechselt er jedoch kurzfristig und auf eigenen Wunsch in die von der Schließung bedrohte Abteilung Schiffskasko (das „Sibirien der Capitol“), da er wegen kollegialer Probleme in der Abteilung Schadensregulierung, insbesondere mit Jennifer Schirrmann, dem sozialen Druck entkommen möchte. Zunächst macht er den Mitarbeitern dieser Abteilung große Hoffnungen, die Schließung der Abteilung abwenden zu können. Als ihm aber die Rückkehr in seine bisherige Abteilung wieder opportun erscheint, schreibt er seinem Vorgesetzten Herrn Nübel, dass diese Abteilung wegen Ineffizienz geschlossen werden sollte. Nach der Schließung der Abteilung übernimmt Stromberg wieder die Gesamtleitung der Schadensregulierung. Als er jedoch die Verantwortung für den Korruptionsverdacht gegen den vorübergehenden Abteilungsleiter der Schadensregulierung Ulf Steinke übernimmt, wird Stromberg gekündigt. Die Kündigungsfrist jedoch nutzt er, um „den Hammer noch mal kreisen zu lassen“. Schließlich sorgt er vorsätzlich für einen Rückfall des frisch rehabilitierten Herrn Becker in die Alkoholsucht. Die Kündigung Strombergs wird daraufhin zurückgezogen, und er behält die Gesamtleitung.<br />
<br />
==== Ulf Steinke ====<br />
Ulf Steinke (Schauspieler: [[Oliver Wnuk]]) feiert in der ersten Staffel seinen 28. Geburtstag und ist seit mindestens fünf Jahren in der Abteilung. Er macht – wenn es sich um berufliche Dinge handelt – einen sehr apathischen Eindruck und ist in der Leistungsstatistik der Abteilung „auf dem letzten oder vorletzten“ Platz. Das verwundert auch nicht, denn mehrmals gibt er in den „Interviews“ zu, sich bei der Berufswahl vergriffen zu haben, er „hätte lieber was mit Autos machen sollen“. Ihm ist der Büroalltag eher lästig, und alle Änderungen in den Arbeitsvorgängen überfordern ihn. Er ist der stereotype Macho, der sich lieber um seine Kumpels, Fußball, Autos und andere Männerthemen kümmert. Er ist oftmals der einzige Mitarbeiter, der über Strombergs Witze lacht, und lässt sich mitunter von Stromberg für dessen Zwecke einspannen. Besonders wenn es bei beiden in Sachen Frauen wieder einmal nicht gut läuft, biedert sich Stromberg bei ihm an, um mit ihm über die Damenwelt zu lästern. Sein Kollege Berthold („Ernie“) ist das Lieblingsopfer seiner Streiche. Trotz begrenzter intellektueller Fähigkeiten zeigt er oft eine ausgeprägte [[Emotionale Intelligenz|emotionale Kompetenz]], wenn er Kollegen geschickt manipuliert oder mit den wahren Motiven ihres Handelns konfrontiert. Des Öfteren interessieren sich attraktive Frauen für ihn. Seine Heirat mit Tanja Seifert in der vierten Staffel bereut er noch ebenda, nachdem sich herausstellt, dass Tanja als Strombergs Nachfolgerin Karriere macht. Durch seine Eifersüchteleien offenbart er, dass er mit Tanjas beruflicher Überlegenheit nicht klarkommt. Er selbst fällt beruflich eher negativ auf. Ausgerechnet immer dann, wenn es mit Strombergs Karriere aufwärtsgeht, scheint auch ein beruflicher Aufstieg des fachlich wenig kompetenten Ulf möglich, ohne dass er dies wirklich anstrebt. Nachdem Stromberg kommissarischer Leiter der Schadensregulierung wird, wird Ulf sein Stellvertreter. Er verliert diesen Posten aber im Verlauf der fünften Staffel wieder, weil er von einem Großkunden ein Geschenk annimmt, nachdem er unaufmerksam und leichtsinnig überhöhte Schadensmeldungen dieses Kunden abgesegnet hatte, was bis in die Konzernspitze dringt und ihm als Complianceverstoß ausgelegt wird.<br />
<br />
==== Berthold „Ernie“ Heisterkamp ====<br />
Berthold „Ernie“ Heisterkamp (Schauspieler: [[Bjarne Mädel]]) ist der etwas eigenwillige, aber doch motivierte und kompetente Kollege. Optisch ist die Figur durch modisch fragwürdige Krawatten und Schweißflecken auf seinem Hemd gekennzeichnet. Bei Frauen hat er nicht viel Erfolg und startet darum am Ende der ersten Staffel einen Aufruf an die Zuschauerinnen der Büroserie, der auch Erfolg zu versprechen scheint. Eine kurze Liebschaft mit der Krankenschwester Vanessa scheitert an seinem Engagement für die Firma. Er ist beliebtes Ziel von Kollegenspäßen und manchmal sogar [[Mobbing]], dem er zumeist mit Wutausbrüchen und Forderungen nach Abmahnungen entgegentritt. Berthold, der in Anspielung auf Ernie & Bert aus der ''[[Sesamstraße]]'' von allen nur Ernie genannt wird, versucht trotzdem oft, Stromberg zu gefallen, obwohl er von ihm ebenfalls unfreundlich behandelt und nicht ernstgenommen wird. Ernie hat einen kindlichen Charakter, pflegte bis zu ihrem Tode einen engen Kontakt zu seiner Mutter und leidet daher sehr unter dem Verlust. Viele seiner Verwandten sind bereits verstorben, so zum Beispiel der Onkel und die Tante mütterlicherseits und nicht zuletzt sein Großvater, der im Krieg gefallen und nach dem er selbst benannt ist. Als ihm später wegen guter Leistungen die Führung einer Arbeitsgruppe übertragen wird zeigt sich, dass seine sozialen Kompetenzen ebenso ungenügend sind wie die von Stromberg, indem er herrisch herumkommandiert und zur Arbeit antreibt. Die Figur des Berthold Heisterkamp macht dabei deutlich, wie schnell aus einem „Opfer“ ein „Täter“ werden kann, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, z.B. wenn jemand Macht über andere bekommt.<br />
<br />
In der vierten Staffel steigern sich Ernies Depressionen immer weiter. Er wirkt lethargisch und erzählt, dass er seine Kleidung immer vier bis fünf Tage trägt, bevor er sie wechselt. Er verkauft auch seine [[Yps]]-Hefte-Sammlung, an der ihm sonst sehr viel lag. Schließlich unternimmt Ernie in seinem Auto einen [[Suizid]]versuch durch das Einleiten von Abgasen in den Innenraum, der aber durch den zufällig vorbeigehenden Stromberg vereitelt werden kann. Ernie erzählt daraufhin von seinen [[Nahtoderfahrung]]en. Nach einem kurzen Aufenthalt in Finsdorf und mehreren Therapiesitzungen, in denen er auch Mia kennen lernt, mit der er versucht, eine Beziehung aufzubauen, geht es Ernie wieder besser.<br />
<br />
In der fünften Staffel engagiert er sich in einer katholischen Kirchengemeinde und kümmert sich dort unter anderem um eine Jugendgruppe. Diese Tätigkeit darf er aber bald nicht mehr ausüben, weil der Gemeindepfarrer Ernie im Büro aufsucht, um ihn wegen erlittener Schikanen zu helfen, und von Stromberg gezielt auf Ernies Aufrufe von Internetseiten mit pornografischen Inhalten hingewiesen wird. Auch wird Ernie für diese Internetnutzung (wie er selbst sagt, um eine Aufklärungswebsite für die Jugendgruppe zu gestalten) von Herrn Nübel abgemahnt. Trotz alledem erkennt Herr Nübel sein Potential und sieht ihn als den besten Mitarbeiter der Abteilung. Aus diesem Grund, und mangels Alternativen, wird er am Ende der fünften Staffel stellvertretender Leiter der Schadensregulierung, nachdem Ulf, der von Stromberg eigentlich auf diesem Posten platziert wurde, in eine andere Abteilung versetzt wird.<br />
<br />
==== Tanja Steinke geb. Seifert ====<br />
Tanja Steinke (bis zur Heirat mit Ulf Steinke in der vierten Staffel: Tanja Seifert; Schauspielerin: [[Diana Staehly]]) ist eine attraktive, junge Mitarbeiterin der Schadensregulierung. Sie ist sehr beliebt und wird von manchen ihrer männlichen Kollegen umworben. Über einen längeren Zeitraum ist sie mit ihrem Kollegen Ulf Steinke liiert, dessen Heiratsantrag sie nachträglich annimmt. In der dritten Staffel ziehen beide in eine gemeinsame Wohnung. Tanja ist eine der wenigen Mitarbeiterinnen, die sich von Zeit zu Zeit gegen Strombergs fragwürdige Verhaltensweisen auflehnen und Berthold mit Respekt behandeln. Ab der vierten Staffel wird Tanja von Herrn Becker aufgrund positiver Verbesserungsvorschläge als Nachfolgerin Strombergs eingesetzt, der aufgrund gehässiger Aktionen gegen den Kantinenkoch nach Finsdorf versetzt wurde. Ihre neue Position bringt ihr allerdings nicht nur Freunde ein und gerade ihr Freund Ulf stört sich an dem Karrieresprung seiner Verlobten und späteren Ehefrau. So dreht sich im Laufe der vierten Staffel die Einstellung der Mitarbeiter Tanja gegenüber komplett um. Die ursprünglich so beliebte Tanja wird zum Hassobjekt der Abteilung. Auch kommen ihre Bemühungen zur Durchsetzung eines neuen Abrechnungssystems, das sie selbst entwickelt hat, nicht gut an. Als neue Abteilungsleiterin hat sie die Aufgabe, dieses System mit ihrer Abteilung zu testen. Die meisten ihrer Mitarbeiter haben dafür aber kein Verständnis und behindern die Umstellung. Am Ende der vierten Staffel gelingt es Stromberg, durch geschicktes Intrigieren – nachdem er es nahezu in jeder Folge der Staffel probierte – diesen Konflikt auszunutzen und Tanja von ihrem neu erworbenen Posten wieder zu verdrängen.<br />
<br />
==== Erika Burstedt ====<br />
Erika Burstedt (Schauspielerin: [[Martina Eitner-Acheampong]]) ist aufgrund ihres korpulenten Äußeren ein beliebtes Ziel von Strombergs Scherzen. Sie ist kompetent und eine gute Seele, die gerne über Späße und Witze lacht. Bereits lange Jahre verheiratet, ist sie gelegentlichen Flirts mit Kollegen nicht abgeneigt. Erika ist Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] und der Gewerkschaft und fordert gegenüber ihrem Vorgesetzten Stromberg des Öfteren ihre Rechte als Arbeitnehmerin ein. Ihre spätere Kandidatur für den Betriebsrat bleibt wegen Strombergs Einmischung jedoch erfolglos. Am Ende der dritten Staffel verstirbt Erika an den Folgen eines Herzinfarktes im Krankenhaus. In der letzten Folge der vierten Staffel gedenkt die Abteilung auf Strombergs natürlich nicht selbstloses Betreiben hin Erikas Ablebens, was für die Führungssituation der Abteilung letztlich nachhaltige Folgen hat. Im Kinofilm ''Stromberg – der Film'' (2014) hat sie einen Cameo-Auftritt in Form eines Werbespots für Müller-Milchreis, als Ernie und Stromberg im Hotelzimmer fernsehen.<br />
<br />
==== Jennifer Schirrmann ====<br />
Jennifer Schirrmann (Schauspielerin: [[Milena Dreißig]]) kommt als Rückkehrerin nach mehrjähriger Kinderpause in die Abteilung. Sie ist geschieden und hat einen Sohn namens Helge. Die Männer der Abteilung erliegen sofort ihrem Charme, worauf Stromberg ihr in der Hoffnung, bei ihr zu landen, mit illegalen Mitteln hilft, den Einstiegstest zu meistern. Zwischen der vierten und fünften Episode der dritten Staffel wird sie aus betrieblichen Gründen mit Ablauf der Probezeit entlassen. Um die ihm von Herrn Becker auferlegten Arbeiten erledigen zu können, stellt Stromberg sie später eigenmächtig wieder ein. Als Erika schließlich stirbt, wird die freigewordene Planstelle mit Jennifer besetzt. In der vierten Staffel hat Strombergs Werben um Jennifer Schirrmann („Schirmchen“) scheinbar Erfolg. Sie gehen eine Art Beziehung ein und werden bei der Abteilungsfeier zu Strombergs Aufstieg zum Gesamtleiter von ihren Kollegen [[in flagranti]] in Strombergs Büro erwischt. Die [[Liebesbeziehung|Liaison]] ist jedoch nicht unproblematisch, weil Stromberg kaum ein Fettnäpfchen auslässt. In der fünften Staffel macht Stromberg Jennifer zu seiner persönlichen Sekretärin, und sie wird von ihm schwanger. Nachdem sie zunächst von Strombergs Kollegen aus dem Führungskreis für ihren Kleidungsstil kritisiert wird und später vergisst, einen wichtigen Brief an das Finanzamt zu verschicken, versetzt Stromberg sie wieder in die Abteilung. Wenig später teilt sie ihm am Telefon mit, dass sie das Kind, auf das sich Stromberg eigentlich freut, in der zehnten Schwangerschaftswoche verloren habe.<br />
<br />
=== Nebenfiguren ===<br />
==== Strombergs Vorgesetzte ====<br />
'''Tatjana Berkel''' (Schauspielerin: [[Tatjana Alexander]]) ist in der ersten Staffel die Chefin von Stromberg, der sie in ihrer Abwesenheit nur „[[Tuberkel]]“ oder nach eigenen Angaben auch „[[Eva Braun]]“ nennt. Sie ist eine kompetente Chefin, die gegenüber Strombergs Konkurrenten Turçulu freundlich und herzlich ist, aber sich Stromberg gegenüber kühl und streng gibt, weil ihr seine Art missfällt und sie ihn für weniger kompetent hält. Sie weist Stromberg immer wieder harsch zurecht und droht ihm Konsequenzen an, ohne diese wirklich zu ziehen. Stromberg hat ein Problem mit einer Frau als Vorgesetzte und spricht ihr die Chefposition, zumindest vor der Kamera, ab („eigentlich hab ich hier das Sagen“). Ab der zweiten Staffel wird sie durch Herrn Becker ersetzt und ist in den folgenden Episoden nicht mehr zu sehen. Ihr weiterer Verbleib ist unbekannt. Sie taucht allerdings nochmals in einer etwas größeren Nebenrolle im Kinofilm ''Stromberg – Der Film'' (2014) auf.<br />
<br />
'''Timo Becker''' (Schauspieler: [[Lars Gärtner]]) ist der neue Abteilungsleiter der zusammengelegten Capitol-Schadensregulierung. Er ist ein Musterbeispiel für einen Chef, kann aber gelegentlich ein wenig verspannt sein. Vor der Annahme des Jobs als Abteilungsleiter hat er nach eigenen Angaben für die Capitol in Zürich und Brüssel gearbeitet. Auch war er an der Entwicklung der Abrechnungssoftware beteiligt, an deren Anwendung Stromberg im Computerkurs scheitert. Herr Becker stellt aus Strombergs Sicht den Rivalen oder Gegenspieler dar, weshalb Stromberg versucht, ihn auch ab und zu auf den Arm zu nehmen, was Herr Becker wiederum durch sein professionelles Auftreten und qualifizierte Äußerungen abwehren kann. Das Verhältnis der beiden pendelt somit zwischen mehr oder weniger offener Konfrontation und Strombergs Anbiederungsversuchen. In der vierten Staffel wirkt er wesentlich autoritärer und muss Tanja immer wieder zur Ordnung rufen. Herr Becker ist verheiratet, seine Frau will sich jedoch in der dritten Staffel von ihm scheiden lassen, weil er sich zu sehr auf seine Arbeit konzentriere. In der fünften Staffel schließlich lebt Becker in Scheidung, ist entsprechend psychisch angeschlagen und spricht dem Alkohol zu. Diese Schwäche nutzt Stromberg, um während eines Kuraufenthaltes von Becker dessen Posten einzunehmen. Am Ende kommt Herr Becker nach einem längeren Klinikaufenthalt wieder zurück und möchte mit Stromberg einen Friedenskaffee trinken. Stromberg, der weiß, dass Becker nun ein „trockener Alkoholiker“ ist, gießt ihm Wodka in den Kaffee, worauf Becker noch im Büro einen Rückfall erleidet. Wenig später kommt Herr Becker betrunken aus seinem Büro und trifft auf dem Gang auf seine Vorgesetzten Nübel und Tremmel. Der weitere Verbleib von Herrn Becker ist ungewiss. In der letzten Einstellung der fünften Staffel sagt Stromberg, der unverändert im Büro des Abteilungsleiters der Schadensregulierung sitzt: „Der Becker ist beim Altglas!“. Im Kinofilm ''Stromberg – Der Film'' (2014) taucht er lediglich mit einem persönlichen Statement im Abspann auf.<br />
<br />
'''Dr. Heinemann''' (Schauspieler: [[Walter Gontermann]]) ist der Verwaltungsdirektor der Capitol Versicherung. Er ist in einigen Folgen bei Herrn Becker im Büro anwesend, um mit diesem über Strombergs Verbleib in der Firma zu beraten. Anfangs scheint er noch freundlich auf Stromberg zu reagieren, ist jedoch nach dessen sexueller Belästigung einer Putzfrau nicht mehr gut auf ihn zu sprechen.<br />
<br />
'''Dr. Nübel''' (Schauspieler: [[Rainer Laupichler]]) ist seit der vierten Staffel der Personalchef der Capitol und spielt in der fünften Staffel eine zentrale Rolle. Er ist zu Anfang ein Fürsprecher Strombergs und setzt viele seiner Ideen, die Personalfragen betreffen, um. Am Ende der fünften Staffel spricht er Stromberg die Kündigung aus, wird dann aber selbst nach Ostdeutschland versetzt, weil er viele Fehlentscheidungen zu verantworten hat und insbesondere dadurch in die Abteilung Schadensregulierung „keine Ruhe reinbekommt“. Im Kinofilm ''Stromberg – Der Film'' (2014) ist er als einer der Befragten zu sehen, der sich an seine früheren Begegnungen mit Stromberg erinnert.<br />
<br />
'''Hans-Jürgen Wehmeyer''' (Schauspieler: [[Simon Licht]]) kommt neu ins höhere Management, als Chef von Herrn Becker. Er setzt sich zunächst sehr für Stromberg ein, da er ihn durch seine Medienpräsenz als wichtig für die Außenwirkung der Capitol erachtet und er ihm aufgrund seines Humors sympathisch ist. Daher unterstützt er ihn öfter bei Meinungsverschiedenheiten mit Herrn Becker. Infolge mehrerer unglücklicher Aktionen verspielt Stromberg zunächst den Vertrauensbonus. Als Wehmeyer in der vierten Staffel aufsteigen und Herr Becker nachrücken soll, will er dennoch für Stromberg ein gutes Wort einlegen. Als die diversen Mobbing-Attacken von Seiten Strombergs gegen den Kantinenkoch allerdings überhandnehmen und publik werden, stellt sich heraus, dass dieser der Cousin eines der Vorstandsmitglieder der Capitol ist. Daraufhin wird Stromberg nach Finsdorf strafversetzt und Wehmeyer verschwindet aus der Serie. Auch wenn dies nicht explizit erklärt wird, so ist nach Aussagen von Herrn Becker und der eigenen Aussage Wehmeyers dennoch davon auszugehen, dass dieser ebenfalls strafversetzt oder entlassen wurde.<br />
<br />
'''Herr Tremmel''' (Schauspieler: [[Thomas Meinhardt]]) ist als Mitglied des Vorstandes der höchste Vorgesetzte, der konkret charakterisiert wird. Er verkörpert den rationalen, weitgehend emotionslosen, korrekten Manager, der seinen Entscheidungen bezüglich des Führungspersonals ausschließlich den finanziellen Erfolg der einzelnen Abteilungen zu Grunde legt. Ein Beleg dafür ist seine Aussage „Mich interessieren keine Namen, mich interessieren nur Zahlen“, die an Stromberg gerichtet ist. Er veranlasst Herrn Dr. Nübel in Staffel 5 zunächst dazu, das Ziel, „Ruhe in die Abteilung zu bekommen“, auch durch harte Personalentscheidungen zu verfolgen, und ist dadurch für Strombergs Entlassung mitverantwortlich, veranlasst aufgrund der wiederkehrenden Unruhe in der Schadensregulierung am Ende jedoch auch die Versetzung von Herrn Dr. Nübel.<br />
<br />
'''Klaus Klinkhammer''' (Schauspieler: [[Michael Wittenborn]]) hat in ''Stromberg – Der Film'' die Rolle des Personalvorstands inne. Sowohl Stromberg als auch Ernie wollen ihn beeindrucken, um nach der bevorstehenden Schließung ihrer Filiale einen Posten in der Firmenzentrale zu erhalten. Während Ernie zunächst einen guten Draht zu ihm findet und ihn sogar duzen darf, fällt Stromberg durch einige peinliche Aussagen negativ auf, gewinnt durch seinen Auftritt bei der Firmengala jedoch an Rückhalt. Klinkhammer lädt Stromberg zu einer Vorstandsfeier ein, die sich jedoch als Orgie entpuppt. Stromberg verlässt diese und verliert dadurch Klinkhammers Vertrauen.<br />
<br />
'''Herr Stankowski''' (Schauspieler: [[Bernd Stegemann (Schauspieler)|Bernd Stegemann]]) ist der Chef der Außendienstler und in mehreren Episoden der 5. Staffel zu sehen.<br />
<br />
==== Strombergs Kollegen und Untergebene ====<br />
'''Sinan Turçulu''' (Schauspieler: [[Sinan Akkuş]]) leitet die Abteilung der Schadensregulierung A–L und konkurriert als solcher mit Stromberg um die Gesamtleitung der Abteilung. Oftmals muss er sich dessen Sticheleien bezüglich seiner türkischen Abstammung gefallen lassen, die er entweder kommentarlos hinnimmt oder humorvoll erwidert. Er ist wesentlich kompetenter als Stromberg und erhält darum am Ende der ersten Staffel den Posten des Ausbildungsleiters an einem anderen Standort der Capitol.<br />
<br />
'''Sabine „Sabbel“ Buhrer''' (Schauspielerin: [[Maja Beckmann]]) arbeitet in der Buchhaltung und ist Mitglied des Betriebsrats. Sie ist wegen ihrer kurzen Beziehung zu Ulf zeitweise die Gegenspielerin von Tanja Seifert und scheint die Männer des Öfteren zu „wechseln“. Sie tauchte zum ersten Mal auf, um Ernies Mobbingvorwürfen nachzugehen. Später tritt sie unter anderem als Fan des Fußballvereins [[Borussia Dortmund]] in Erscheinung und sagt bei einer Anhörung bezüglich sexueller Belästigung gegen Stromberg aus. In der letzten Episode der dritten Staffel versucht Stromberg ihr nahezukommen. Als sie sich aber dagegen wehrt, bezeichnet er sie hinter vorgehaltener Hand als „Capitol-Matratze“. Immer wieder zeigt es sich, dass sie den von Stromberg verliehenen Spitznamen „Sabbel“ zu Recht trägt, denn sie bringt immer wieder sich und andere in Schwierigkeiten, weil sie über alles, was ihr zu Ohren kommt, „rumsabbelt“. In der vorletzten Episode der fünften Staffel plappert sie dann auch einen [[Compliance (BWL)|Compliance]]-Verstoß von Ulf aus, der ihn den „Chefsessel“ kostet.<br />
<br />
'''Herr Pötsch''' (Schauspieler: [[Peter Rütten]]) ist ein Kollege auf etwa gleicher Ebene wie Stromberg, der ab der zweiten Staffel eine etwas bedeutendere Rolle einnimmt. Vor seiner Anstellung in der Capitol-Versicherung hat er bei der Helios („Heli-Chaos“, eigener Wortlaut), einem anderen Versicherungskonzern, gearbeitet. In der zweiten Staffel soll er kommissarisch Strombergs Position einnehmen, da Stromberg seine Kündigung einreicht. In der dritten Staffel verulkt er ihn mehrmals aufgrund seiner Zurückstellung zum stellvertretenden Leiter der Abteilung Schadensregulierung A–Z. In der fünften Staffel ist er, wie Stromberg, ebenfalls Bereichsleiter. Ein Running Gag, der sowohl in der Serie als auch im Film vorkommt, ist die Tatsache, dass er auf Nachfragen von Stromberg, z.B. ob er von dem anstehenden Geburtstag von Frau Berkel (Staffel 1, Episode 2) wusste, stets mit einem Nein reagiert, jedoch bei weiterem Nachhaken Strombergs offenbart, dass er doch etwas weiß.<br />
<br />
'''Lars Lehnhoff''' (Schauspieler: [[Laurens Walter]]) ist ein junger, manchmal – gegenüber Stromberg – altklug daherkommender Mitarbeiter, der stets mit Anzug gekleidet ist. Zwar ist er ein fachlich guter Mitarbeiter, hat aber auch Schwächen. So ist er sich nicht zu fein dazu, ihm missliebige Kollegen, wie zum Beispiel Ulf und Tanja, bei Vorgesetzten anzuschwärzen, wenn dies für ihn gefahrlos möglich scheint. Auch Stromberg sagt er „mutig“ seine Meinung, allerdings erst, als dieser nicht mehr sein Vorgesetzter ist, also keine Repressalien mehr fürchten muss. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Seinen Nachnamen kann oder will Stromberg sich nicht merken, sodass er ihn regelmäßig „Lehmann“ oder „Lehmbach“ nennt. Er macht sich in der vierten und fünften Staffel vor allem bei Ulf unbeliebt, unter anderem, weil er mit Tanja versucht anzubändeln.<br />
<br />
'''Nicole Rückert''' (Schauspielerin: [[Angelika Richter]]) ist eine farblose und etwas einfältige Kollegin, die als „Graue Maus“ oftmals noch als Einzige zu Stromberg oder Berthold hält. In der ersten Episode der dritten Staffel beginnt Stromberg ein Verhältnis mit ihr, nachdem Jennifer Schirrmann seine Avancen abgelehnt hatte. Bereits in der nächsten Episode beendet sie diese Affäre, nachdem Stromberg sie verleugnet hat, und lässt sich in eine andere Abteilung versetzen.<br />
<br />
'''Frank „Monte“ Montenbruck''' (Schauspieler: [[Frank Montenbruck]]) trägt wegen starken Weitsichtigkeit eine Brille mit dem Effekt der größer erscheinenden Augen und wird deshalb von Stromberg oder auch Berthold „Ernie“ Heisterkamp verulkt und „Aktenmongo“ genannt. In der ersten Staffel beteiligt er sich hintergründig an Mobbing-Aktionen gegen Ernie.<br />
<br />
'''Maja Decker''' (Schauspielerin: [[Nadja Becker]]) ist in der dritten Staffel schwanger und tritt die [[Elternzeit]] an. In der fünften Staffel kehrt sie in der siebten Folge zunächst zurück, wird aber kurz darauf im Rahmen des Eklats um ihr zur Arbeit mitgebrachtes Kind, im Zuge dessen Ulf wegen Strombergs Vorgehensweise (dieser manipuliert Mitarbeiter und lässt Beweise gegen Vorteilsgewährung vernichten) zu Unrecht wegen Falschaussage abgemahnt wird, nicht mehr weiterbeschäftigt. Stromberg spricht sie in Anspielung auf die Namensähnlichkeit mit der Figur seines Vorgesetzten Becker öfter mit „Frau, äh, Be… Decker“ an.<br />
<br />
'''Mitarbeiterin Landsfried''' (Schauspielerin: [[Suzanne Landsfried]]) ist eine schwarzhaarige, gut gekleidete Mitarbeiterin.<br />
<br />
'''Mitarbeiterin Schneider''' (Schauspielerin: [[Ariane Raspe]]) ist eine brünette, ebenfalls gut gekleidete Mitarbeiterin.<br />
<br />
'''Josef „Joe“ Müller''' (Schauspieler: [[Joe Henselewski]]) hat einen verhältnismäßig unkomplizierten, kollegialen Charakter.<br />
<br />
'''Rita Klüver''' (Schauspielerin: [[Rita Winkelmann]]) ist eine übergewichtige Mitarbeiterin, nach Ernies Aussage von Stromberg u.a. als „Lumpenerna“ bezeichnet.<br />
<br />
'''Andreas Hermann''' (Schauspieler: [[Andreas Hermann]]) ist ein kleiner dicklicher Mitarbeiter.<br />
<br />
'''Steffen Lambert''' (Schauspieler: [[Stefan Lampadius]]) ist ein eher verschlossener und leicht spießiger Charakter mit Vollbart und altmodischer Brille; zu Beginn mit langem Kopfhaar, später mit Glatze, danach wieder mit langem Kopfhaar. In der fünften Staffel trägt er erneut Glatze und hat keinen Vollbart mehr.<br />
<br />
'''Prashant Umavandhu''' (laut Herrn Becker mit „h“ nach dem „d“; Schauspieler: [[Prashant Prabhakar]]) ist Inder und einer der wenigen [[Ausländer|ausländischen]] Angestellten in der Capitol-Versicherung und wird von Stromberg wegen seiner Herkunft diskriminiert und unter anderem "Quoteninder" oder "Gandhi" genannt. Ein Running Gag ist sein Ausspruch ''Ich möchte keine Fotos!'', wenn Stromberg ihn für Fotoaufnahmen einspannen will. Laut eigener Aussage ist er Katholik.<br />
<br />
'''Achim Dörfler''' (Schauspieler: [[Kai Malina]]) ist ein junger, gerade ausgelernter Mitarbeiter in der Capitol-Zweigstelle in Finsdorf. Er ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Finsdorf.<br />
<br />
'''Magdalena Prellwitz''' (Schauspielerin: [[Ramona Kunze-Libnow]]) ist eine polnische Mitarbeiterin in der Capitol-Zweigstelle in Finsdorf, die Stromberg dort oft „bemuttert“.<br />
<br />
'''Jonas Fischer''' (Schauspieler: [[Maximilian Mauff]]) beginnt als Auszubildender in Strombergs Abteilung. Er ist feierfreudig, aber im Büro häufig verklemmt.<br />
<br />
'''Frau Papenacker''' (Schauspielerin: [[Michaela Caspar]]) ist in der fünften Staffel die Assistentin von Herrn Becker, wird aber die Assistentin von Stromberg, nachdem dieser Becker verdrängt hat. Sie zeigt bei jeder Gelegenheit ihre Verachtung für Stromberg, der sie herablassend behandelt.<br />
<br />
==== Ergänzende Figuren ====<br />
'''Martin Möllers''' (Schauspieler: [[Prodromos Antoniadis]]) ist Koch und der Kantinenchef der Capitol-Versicherung und wird wegen seiner Vollglatze und seines sehr rüden Umgangstons von Stromberg des Öfteren abfällig als „Koch-Nazi“, „Mikrowellen-Mongo“ oder „Kantinen-Bin-Laden“ bezeichnet. Stromberg und Möllers geraten wiederholt aneinander, weil Stromberg (wie andere Kollegen auch, aber hinter vorgehaltener Hand) die Qualität der angebotenen Kost bemängelt. Möllers seinerseits hat verwandtschaftliche Beziehungen zum Vorstand, die er in der vierten Staffel zur Beschwerde nutzt, nachdem Stromberg ihn wiederholt angeht. Daraufhin wird Stromberg nach Finsdorf versetzt. Am Ende der fünften Staffel zettelt der zu diesem Zeitpunkt bereits gekündigte Stromberg eine Unterschriftenaktion gegen den Kantinenkoch an, die auf großen Zuspruch stößt, da ein Großteil der Kollegen, auch im Vorstand, mit der Qualität des Essens ebenfalls nicht zufrieden ist. Zum Ende der Staffel wird dem Koch deshalb der Pachtvertrag für die Kantine gekündigt.<br />
<br />
'''Frau Hilpers''' (Schauspielerin: [[Alexandra von Schwerin]]) ist die Ehefrau von Herrn Hilpers, der nach der Folge 1, Staffel 1: ''Der Parkplatz'', verstirbt. Stromberg tröstet sie, was in einen unangebrachten Annäherungsversuch mündet. Im späteren Verlauf der Serie (in Staffel 5, Folge 8: ''Jonas'') kommt Frau Hilpers als Mitglied des internen Prüfungskomitees wieder zurück.<br />
<br />
Mit '''Hans Schmelzer''' verwirklicht der Produzent [[Ralf Husmann]] einmal pro Staffel einen [[Cameo-Auftritt]]. Er ist in den Episoden ''Der Parkplatz'', ''Feueralarm'', ''Badminton'', ''Lulu'' und ''Der Abschied'' zu sehen.<br />
<br />
'''Birgit''' (Schauspielerin: [[Therese Hämer]]) war Strombergs Ehefrau, von der er sich in der zweiten Staffel hat scheiden lassen.<br />
<br />
==== Episodenfiguren ====<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! width="150" | Figur<br />
! width="150" | Episode<br />
! width="150" | Darsteller<br />
! class="unsortable"| Beschreibung<br />
|-<br />
| Herr Hilpers<br />
| {{SortKey|101}} Staffel 1, Episode 1<br />
| [[Lorenz Claussen]]<br />
| Herr Hilpers verteilt die Parkplätze für die Angestellten des Unternehmens neu. Er stirbt zwischen der ersten und der zweiten Episode, nachdem Stromberg ihm als [[Asthma bronchiale|Asthmatiker]] eine Zigarre aufgedrängt hatte.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Herr Fritsche<br />
| {{SortKey|101}} Staffel 1, Episode 4<br />
| [[Piet Fuchs]]<br />
| Herr Fritsche hat als Rollstuhlfahrer Anspruch auf Strombergs neuen Parkplatz. Stromberg hingegen hält so lange fest an seinem Parkplatz, dass Herr Fritsche den Fall schließlich dem Betriebsrat übergibt.<br />
|-<br />
| Ina<br />
| {{SortKey|105}} Staffel 1, Episode 5<br />
| [[Cristina do Rego]]<br />
| Ina ist das Patenkind von Erika und wird von Stromberg für einen Zeitungsartikel als „Pflegekind der Abteilung“ benutzt.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Herr Kitter<br />
| {{SortKey|107}} Staffel 1, Episode 7<br />
| [[Axel Siefer]]<br />
| Herr Kitter ist der Manager von Roland Kaiser, den Stromberg für einen Auftritt auf einer Firmenfeierlichkeit engagieren möchte. Herr Kitter beendet schließlich die Verhandlung aufgrund von Strombergs unseriösem und respektlosem Auftreten.<br />
|-<br />
| Herr Tröscher<br />
| {{SortKey|107}} Staffel 1, Episode 8<br />
| [[Robert Schupp]]<br />
| Herr Tröscher leitet das Assessment-Center zur Bestimmung des Gesamtleiters der im Rahmen der firmeninternen Umstrukturierung zusammengefassten Unterabteilungen.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| „Papa“ Lorenz<br />
| {{SortKey|201}} Staffel 2, Episode 1<br />
| [[Peter Lerchbaumer]]<br />
| „Papa“ Lorenz ist der an [[Alzheimer-Krankheit|Alzheimer]] erkrankte Schwiegervater von Stromberg, der selbst im Berufsleben bei einer Versicherung angestellt war.<br />
|-<br />
| Vanessa Schubert<br />
| {{SortKey|202}} Staffel 2, Episode 2/10<br />
| [[Sarah Masuch]]<br />
| Vanessa Schubert ist eine Krankenschwester, mit der Berthold „Ernie“ Heisterkamp eine Beziehung eingeht, die über ein paar Episoden anhält.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Kerstin Aumann<br />
| {{SortKey|203}} Staffel 2, Episode 3<br />
| [[Caroline Peters]]<br />
| Kerstin Aumann unterrichtet den Kurs für die neue, von diesem Zeitpunkt an in der Abteilung verwendete Software.<br />
|-<br />
| Alexandra Klausen<br />
| {{SortKey|204}} Staffel 2, Episode 4<br />
| [[Victoria Mayer]]<br />
| Alexandra Klausen ist die Badminton-Partnerin von Sabine „Sabbel“ Buhrer. „Alex“ wird von Stromberg heftig angegraben.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Theo Hölter<br />
| {{SortKey|206}}Staffel 2, Episode 6<br />
| [[Andreas Schmidt (Schauspieler)|Andreas Schmidt]]<br />
| Theo Hölter ist ein alter Schulfreund von Stromberg. Er arbeitet als Band-[[Musikpromotion|Promoter]] und gibt sich als rockiger, lockerer Typ, der immer einen coolen Spruch auf Lager hat. Er nennt Stromberg beim alten Spitznamen „Locke“ und macht öfters Witze auf seine Kosten.<br />
|-<br />
| Hans Georg Althoff<br />
| {{SortKey|207}}Staffel 2, Episode 7<br />
| [[Veit Stübner]]<br />
| Hans Georg Althoff beabsichtigt seine Firma bei der Capitol zu versichern und hält Stromberg dabei für einen ernsthaften Gesprächspartner.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Nyota N’yangasongwa<br />
| {{SortKey|208}}Staffel 2, Episode 8<br />
| [[Yolette Thomas]]<br />
| Nyota N’yangasongwa arbeitet als Putzfrau, kommt aus Tansania und wird von Stromberg sexuell belästigt.<br />
|-<br />
| Herr Grahms<br />
| {{SortKey|209}}Staffel 2, Episode 9<br />
| [[Bernd Moss]]<br />
| Herr Grahms führt das Bewerbungsgespräch mit Stromberg bei der Helios.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Herr Wuttke<br />
| {{SortKey|210}}Staffel 2, Episode 10<br />
| [[Detlef Kapplusch]]<br />
| Herr Wuttke ist Strombergs Kollege während dessen Strafversetzung ins Archiv.<br />
|-<br />
| Jochen Schüller<br />
| {{SortKey|305}}Staffel 3, Episode 5<br />
| [[Patrick Heyn]]<br />
| Jochen Schüller ist Fotoreporter der hauseigenen Zeitung ''Capitol Intern'' und flirtet als Homosexueller mit Stromberg, ohne dass der etwas von seinen Absichten ahnt.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Rudi Wippermann<br />
| {{SortKey|306}}Staffel 3, Episode 6<br />
| [[Heinrich Hadding]]<br />
| Rudi Wippermann, auch „Kopp-ab-Rudi“ genannt, überprüft in der Capitol Versicherung als Mitglied der internen Revision die einzelnen Abteilungen, ob dort alles nach Vorschrift erledigt wird.<br />
|-<br />
| Walter Loermann<br />
| {{SortKey|307}}Staffel 3, Episode 7<br />
| [[Sven Pippig]]<br />
| Walter Loermann wird von Stromberg dazu gedrängt, gegen Erika für den Betriebsrat zu kandidieren.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Helge<br />
| {{SortKey|404}}Staffel 4, Episoden 4/8<br />
| [[Leon Seidel]]<br />
| Helge ist der Sohn von Jennifer Schirrmann. Stromberg passt für einen Nachmittag auf ihn auf.<br />
|-<br />
| Sally<br />
| {{SortKey|406}}Staffel 4, Episode 6<br />
| [[Rita Lengyel]]<br />
| Sally ist eine Tänzerin, die bei der Capitol Versicherung ihren Körper versichern lassen will. Sie engagiert sich später für Ulfs Junggesellenabschied.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Gernot Graf<br />
| {{SortKey|407}}Staffel 4, Episode 7<br />
| [[Der Telök|Martin Fromme]]<br />
| Gernot Graf hat nur einen Arm. Er wird bei der Capitol Versicherung eingestellt, aber nach kurzer Zeit wieder entlassen.<br />
|-<br />
| Günther Nehring<br />
| {{SortKey|409}}Staffel 4, Episode 9<br />
| [[Steffen Münster]]<br />
| Herr Nehring ist ein einflussreicher Landwirt aus Finsdorf, dessen Sohn versehentlich eine Scheune in Brand gesetzt hat.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Mia<br />
| {{SortKey|410}}Staffel 4, Episoden 9–10<br />
| [[Christina Drechsler]]<br />
| Mia ist eine depressive [[Emo]] bzw. [[Gothic (Kultur)|Goth]], die Ernie kennenlernt und mit der er eine Beziehung eingeht.<br />
|-<br />
| Frau Ph.<br />
| {{SortKey|504}}Staffel 5, Episoden 3-4<br />
| [[Barbara Philipp]]<br />
| Frau Ph. arbeitet kurzzeitig als Aushilfe in der Abteilung Schadensregulierung, nachdem Jennifer als Vorzimmerdame von Stromberg in sein neues Büro versetzt wurde. Sie habe laut eigener Aussage daheim keinen Fernseher und wolle mit dem ganzen Fernsehzeug nichts zu tun haben. Aus diesem Grund ist ihr Gesicht unkenntlich gemacht.<br />
|- style="background-color: #ececec"<br />
| Herr Rüther<br />
| {{SortKey|504}}Staffel 5, Episode 6<br />
| [[Jörg Pose]]<br />
| Herr Rüther ist ein Mitarbeiter in der Abteilung Schiffskasko, die Stromberg kurzfristig als Abteilungsleiter übernimmt. In dieser Abteilung arbeitet auch seine Frau.<br />
|-<br />
| Jens Schliemann<br />
| {{SortKey|504}}Staffel 5, Episode 7<br />
| [[Jan Viethen]]<br />
| Herr Schliemann ist ein Mitarbeiter der IT-Abteilung, der auf Strombergs Wunsch hin Strombergs E-Mails vom Zentralserver angesichts der Wiedereinstellung von Maja löscht.<br />
|}<br />
<br />
== Urheberrechtliche Probleme in Bezug auf The Office ==<br />
Die Serie ''Stromberg'' wurde von der [[British Broadcasting Corporation|BBC]]-Fernsehserie ''[[The Office]]'' inspiriert. Ursprünglich wurde aber auf diese Quelle nicht hingewiesen, weshalb die BBC der deutschen Produktionsfirma [[Brainpool]] mit einer Urheberrechtsklage drohte, weil sie in ''Stromberg'' zu viele Gemeinsamkeiten mit der eigenen Produktion sah. Seit der zweiten Staffel wird deshalb dem Abspann der Serie folgende Formulierung angehängt: „Stromberg – Inspired by the UK BBC series ‚The Office‘ created by [[Ricky Gervais]] and [[Stephen Merchant]]“. Es bleibt offen, ob es hinter den Kulissen zusätzlich zu einer Abfindung kam. Ricky Gervais betont allerdings, dass man mit der erzielten Einigung „höchst zufrieden“ sei.<ref>{{Internetquelle |autor= Ricky Gervais |url= http://www.rickygervais.com/notwqanda.php |sprache= englisch |titel= ''Ricky Gervais beantwortet eure Fragen'' |werk= RickyGervais.com |zugriff= 24. August 2008}}</ref> Weitere autorisierte Adaptionen der britischen Serie entstanden in den Vereinigten Staaten (''[[Das Büro (Fernsehserie)|The Office]]''), Frankreich (''Le Bureau''), Kanada (''La Job''), Chile (''La Ofis'') und Israel (''HaMisrad'' – המשרד).<br />
<br />
== Veröffentlichung ==<br />
{{Siehe auch|Stromberg (Fernsehserie)/Episodenliste|titel1=Stromberg/Episodenliste}}<br />
Die erste Staffel wurde vom 11. Oktober bis 20. Dezember 2004,<ref name="wunschliste.de">{{cite web|url=http://www.wunschliste.de/9381/episoden |title=''Stromberg Episodenliste'' |publisher=wunschliste.de |accessdate=14. Mai 2010}}</ref> die zweite Staffel vom 11. September bis 13. November 2005,<ref name="wunschliste.de" /> die dritte Staffel vom 5. März bis 30. April 2007<ref name="wunschliste.de" /> und die vierte Staffel vom 3. November bis 29. Dezember 2009<ref name="wunschliste.de" /> auf dem deutschen Sender [[ProSieben]] gesendet. Am 27. November 2005 war ein Best-of auf ProSieben zu sehen. Ab dem 8. November 2011 wurde auf ProSieben erstmals die fünfte Staffel ausgestrahlt.<ref>{{cite web|last=Jürgen|first=Kirsch|title=Starttermin für fünfte «Stromberg»-Staffel fix|publisher=Quotenmeter.de|date=2011-07-26|url=http://www.quotenmeter.de/cms/?p1=n&p2=51042 |accessdate=2011-07-27}}</ref><br />
<br />
Trotz der Anerkennung der Kritiker und einer großen Fangemeinde tat sich die Serie von Anfang an schwer, den von ProSieben angestrebten Marktanteil von 13 bis 14 Prozent in der Zielgruppe zu erreichen. Die Folgen der ersten Staffel lagen im Schnitt bei unter zehn Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, die zweite Staffel schaffte auf dem günstigeren Sendeplatz am Sonntagabend eine durchschnittliche Einschaltquote von ungefähr 11 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Die dritte Staffel erreichte erstmals Quoten über dem Senderschnitt, allerdings auf einem deutlich späteren Sendeplatz. Die absoluten Zuschauerzahlen gingen hingegen von Staffel zu Staffel zurück.<ref>{{cite web|url=http://www.dwdl.de/article/news_10713,00.html |title=''„Stromberg“: Die stärkste und schwächste Staffel'' |publisher=Medienmagazin DWDL.de |accessdate=24. August 2008}}</ref><br />
<br />
Am 19. September 2005 erschien die erste Staffel von Stromberg auf [[DVD]], am 31. März 2006 die zweite und am 27. April 2007 die dritte. Sie enthalten zusätzlich zu den Episoden Making-Ofs, Audiokommentare, Interviews und [[Outtake]]s. Im Herbst 2006 erschien eine limitierte Büro-Edition, die die ersten beiden Staffeln und einige Bonusartikel (Briefpapier, Mousepad, Drehbücher etc.) beinhaltet. Im September 2008 folgte eine weitere Sonderausgabe unter dem Titel ''Stromberg – Die Bürografie''. Diese enthält alle Episoden der ersten drei Staffeln, wahlweise inklusive des PC-Spiels. Außerdem liegt ein Kalender bei. Am 6. November 2009, also schon kurz nach Ausstrahlungsstart und somit recht ungewöhnlich, erschien bereits die vierte Staffel von Stromberg in einer Limited Edition auf DVD. Die Verpackung ist als Karteikasten aus Pappe gefertigt und enthält drei DVDs. Auf den ersten beiden DVDs befinden sich jeweils fünf der insgesamt zehn Episoden. Anders als bei den anderen Staffeln wurde das Bonusmaterial (auf der dritten DVD) live einem Publikum gezeigt und die Aufnahmen von dort als etwa einstündige Fassung zur Verfügung gestellt. Weiterhin sind noch jeweils eine Episode zu den Serien ''[[Der kleine Mann (Fernsehserie)|Der kleine Mann]]'' mit [[Bjarne Mädel]] und ''[[Pastewka (Fernsehserie)|Pastewka]]'' mit [[Bastian Pastewka]] vorhanden. Letztere ist eine Episode, in der [[Christoph Maria Herbst]] einen Gastauftritt hat. Die fünfte Staffel wurde in einer Limited Edition am 11. November 2011 sowie in einer Standard Edition am 9. Dezember 2011 veröffentlicht. Am 23. November 2012 erschien bereits zum zweiten Mal eine Serienbox. Diesmal sind die Staffeln 1 bis 5 enthalten.<br />
<br />
== Kinofilm ==<br />
Im Dezember 2011 wurde eine Million Euro von Investoren über ein [[Crowdfunding]]-Projekt gesammelt, um die Produktion eines Stromberg-Kinofilms zu ermöglichen.<ref>[http://www.brainpool.de/bpo/de/presse/pressemitteilungen/08711.html „Stromberg – Der Film“: Er kommt! – Fans investieren 1 Millionen in weltweiter Rekordzeit] in Pressemitteilung der ''[[Brainpool]]'' vom 22. Dezember 2011</ref> Die Dreharbeiten haben am 19. Februar 2013 in Köln begonnen und wurden Anfang April 2013 beendet.<ref>[http://www.focus.de/kultur/kino_tv/film-dreharbeiten-zu-stromberg-film-beginnen_aid_922856.html FOCUS: ''Dreharbeiten zu Stromberg-Film beginnen'', 19. Februar 2013]</ref><ref>[http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2013-04-02-der-chef-ist-unterwegs/613/ ''»Stromberg – Der Film« wird in Arnsberg gedreht''].</ref> Während einer Pressekonferenz im Jahr 2013 gab Produzent Ralf Husmann bekannt, dass es nach dem Erscheinen des Kinofilms keine weiteren Staffeln der Serie ''Stromberg'' mehr geben werde. So stelle der am 20. Februar 2014 in die Kinos kommende Kinofilm mit dem Titel ''[[Stromberg – Der Film]]'' den Abschluss der Geschichte dar.<ref name="Kinofilm">{{cite web |url=http://www.dwdl.de/nachrichten/43125/strombergfilm_kommt_im_februar_in_die_kinos/ |title="Stromberg"-Film kommt im Februar in die Kinos |work=DWDL.de |date=2013-10-21 |accessdate=2013-10-21 |author=Uwe Mantel}}</ref> In dem Film geht es für die gesamte Capitol-Belegschaft auf einen Betriebsausflug. Dabei wird in einem Landhotel nicht nur das 50-jährige Firmenjubiläum der Capitol Versicherung gefeiert, sondern auch die Schließung der Filiale verkündet.<ref>[http://web.de/magazine/tv/shows/18103326-stromberg-film-februar-kinos.html WEB.DE: „Stromberg – Der Film“ kommt im Februar in die Kinos]</ref><br />
<br />
== Adaptionen ==<br />
=== Computerspiel ===<br />
Am 1. März 2007 erschien parallel zur Ausstrahlung der dritten Staffel ein [[Computerspiel]] zur Serie. In den Minispielen werden Originalzitate der Hauptcharaktere eingespielt. Entwickelt wurde das Spiel von dem deutschen Entwicklerstudio [[wetain]].<ref>{{Internetquelle |url= http://www.stromberg-game.de/ |titel= Offizielle Seite des Stromberg Computerspiels |werk= Stromberg-Game.de |zugriff= 24. August 2008}}</ref><br />
<br />
=== Buch ===<br />
Im Jahr 2007 veröffentlichte „Bernd Stromberg“, so die Angabe des Verlages, das Langenscheidt-Wörterbuch ''Chef-Deutsch / Deutsch-Chef: Klartext am Arbeitsplatz'' mit einem Nachwort von Christoph Maria Herbst.<br />
<br />
== Rezeption ==<br />
=== Kritikerstimmen ===<br />
Stromberg kam bei Kritikern der Fachpresse im Allgemeinen gut an. So werden vor allem die teils makabren Witze und das realistische Doku-Soap-Gefühl hervorgehoben.<br />
<br />
In einem Artikel der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' wird Stromberg als „der schlimmste Chef aller Zeiten“ bezeichnet. Christoph Maria Herbst wird mit der Aussage zitiert, er habe bei seiner Suche nach einem „Rollenmodell“ bei Gerhard Schröder Anleihen gemacht. Außerdem charakterisiere Herbst die Beziehung des Zuschauers zu Stromberg gerne mit dem Schlagwort „fremdschämen“. Das Urteil der ''FAZ'' fällt durchweg positiv aus: {{"|Abgründigere Charaktere als den […] Bürotyrannen Stromberg gibt es im deutschen Fernsehen wenige, in der deutschen Comedy gewiss gar keinen.}}<ref>{{Internetquelle |autor= Jörg Thomann |hrsg= F.A.Z. Electronic Media GmbH |url= http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/stromberg-ist-zurueck-der-schlimmste-chef-aller-zeiten-1411063.html |titel= „Stromberg“ ist zurück: Der schlimmste Chef aller Zeiten |werk= FAZ.NET |datum= 5. März 2007 |zugriff= 25. August 2008}}</ref><br />
<br />
Die ''[[Süddeutsche Zeitung]]'' schreibt zum Beginn der dritten Staffel der Serie: {{"|Aber Stromberg […] gehört immer noch zum Besten und Intelligentesten, was es auf ProSieben bislang zum Lachen gab.}} Außerdem sei Stromberg gut für das Image von ProSieben.<ref>{{Internetquelle |autor= Christoph Kappes |hrsg= Süddeutsche Zeitung GmbH |url= http://www.sueddeutsche.de/kultur/tv-chef-stromberg-hengst-in-der-kaffeekueche-1.422654 |titel= TV-Chef „Stromberg“: Hengst in der Kaffeeküche |werk= sueddeutsche.de|datum= 4. März 2007 |zugriff= 24. August 2008}}</ref><br />
<br />
''[[Der Spiegel]]'' lobt in seiner Online-Ausgabe das {{"|allzu Menschliche}} der Charaktere. [Bernd] Stromberg sei nicht nur reines Hassobjekt, sondern ein armes Würstchen, das unbeholfen weitergebe, was ihm geschieht. Es müsse wohl diese {{"|Mischung aus Komik und Tragik}} sein, die letztlich den Reiz der Serie ausmache.<ref>{{Internetquelle |autor= Peter Luley |hrsg= SPIEGEL ONLINE |url= http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/phaenomen-stromberg-freude-am-fremdschaemen-a-469764.html |titel= Phänomen „Stromberg“: Freude am Fremdschämen |werk= Spiegel.de |datum= 4. März 2007 |zugriff= 24. August 2008}}</ref><br />
<br />
=== Auszeichnungen ===<br />
;[[Grimme-Preis|Adolf-Grimme-Preis]]<br />
:* 2005: Nominierung für ''Stromberg''<br />
:* 2006: Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie ''Fiktion und Unterhaltung'' für<br />
:** [[Ralf Husmann]], [[Moritz Netenjakob]], Lars Albaum, [[Dietmar Jacobs]] und Ron Markus (Buch)<br />
:** [[Christoph Maria Herbst]] (Darstellung)<br />
:* 2012: Nominierung für ''Stromberg'' in der Kategorie ''Unterhaltung''<br />
<br />
;[[Bayerischer Fernsehpreis]]<br />
:* 2005: Bayerischer Fernsehpreis für [[Christoph Maria Herbst]] für seine schauspielerische Leistung in der Rolle des Stromberg<br />
<br />
;[[Deutscher Comedypreis]]<br />
:* [[Deutscher Comedypreis#Deutscher Comedypreis 2005|2005]]: Deutscher Comedypreis in der Kategorie ''Bester Schauspieler in einer Comedy-Serie'' für Christoph Maria Herbst<br />
:* [[Deutscher Comedypreis#Deutscher Comedypreis 2006|2006]]: Nominierung für ''Stromberg'' in der Kategorie ''Beste Comedy-Serie''<br />
:* [[Deutscher Comedypreis#Deutscher Comedypreis 2006|2006]]: Deutscher Comedypreis in der Kategorie ''Bester Schauspieler'' für Christoph Maria Herbst<br />
:* [[Deutscher Comedypreis#Deutscher Comedypreis 2007|2007]]: Deutscher Comedypreis in der Kategorie ''Bester Schauspieler in einer Comedyserie'' für Christoph Maria Herbst<br />
:* [[Deutscher Comedypreis#Deutscher Comedypreis 2010|2010]]: Nominierung in der Kategorie ''Beste Comedyserie''<br />
:* [[Deutscher Comedypreis#Deutscher Comedypreis 2010|2010]]: Deutscher Comedypreis in der Kategorie ''Bester Schauspieler'' für Christoph Maria Herbst unter anderem für ''Stromberg''<br />
:* [[Deutscher Comedypreis#Deutscher Comedypreis 2012|2012]]: Nominierung in der Kategorie ''Beste Comedyserie''<br />
:* [[Deutscher Comedypreis#Deutscher Comedypreis 2012|2012]]: Nominierung in der Kategorie ''Bester Schauspieler'' für Christoph Maria Herbst<br />
<br />
;[[Deutscher Fernsehpreis]]<br />
:* 2005: Nominierung in der Kategorie ''Beste Sitcom'' für ''Stromberg''<br />
:* 2006: Nominierung in der Kategorie ''Beste Sitcom'' für ''Stromberg''<br />
:* 2007: Deutscher Fernsehpreis in der Kategorie ''Beste Sitcom'' für ''Stromberg''<br />
:* 2007: Deutscher Fernsehpreis in der Kategorie ''Bestes Buch'' für [[Ralf Husmann]]<br />
<br />
;Platin-Auszeichnung<br />
:* 2006: [[Goldene Schallplatte|Dreifach-Platin]] für über 150.000 verkaufte DVD-Ausgaben der ersten und zweiten Staffel<br />
:* 2009: Doppel-Platin für die DVD-Ausgabe der dritten Staffel<br />
<br />
== Sonstiges ==<br />
<!--{{unklar|Erster Punkt sollte in die Rezeption eingebaut werden, zweiter und dritter in die Konzeption.}}--><br />
* Seit Ende 2009 tritt Bernd Stromberg als Werbefigur für den Energiekonzern [[RWE]] auf.<br />
* In einer Folge der vierten Staffel wird bei einer Fete im Büro Schnaps der Marke „Der kleine Mann“ getrunken. Hier wird auf die Fernsehproduktion „[[Der kleine Mann (Fernsehserie)|Der kleine Mann]]“, die ebenfalls von Husmann stammt, aufmerksam gemacht.<br />
* ''Stromberg'' gehört zu den wenigen deutschen TV-Serien, in denen [[Product Placement]]s realisiert wurden. In der fünften Staffel verzehren Capitol-Mitarbeiter mehrfach und deutlich erkennbar Milchreis der Firma [[Unternehmensgruppe Theo Müller#Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG|Müller]]. Darauf wird sogar explizit durch Untertitel und entsprechende Ansprache durch Stromberg selbst hingewiesen. Des Weiteren wurden Spielzeugwaffen von [[Hasbro]] in die Handlung eingebunden. Obwohl die Praxis seit 2010 rechtlich zulässig ist, reagierte die Fangemeinde zum Teil mit Kritik auf die Produktplatzierungen.<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/tv/product-placement-bei-stromberg-alles-milchreis-oder-was-a-800015.html Product Placement bei „Stromberg“: Alles Milchreis, oder was?] in ''Der Spiegel'' vom 25. November 2011</ref><ref>http://kress.de/tv-radio/detail/beitrag/113354-product-placement-von-mueller-milchreis-und-hasbro-was-james-bond-recht-ist-muss-stromberg-billig-sein.html</ref><br />
* Stromberg wurde in der Fernsehserie [[Switch reloaded]] parodiert: In einer fiktiven Handlung versucht ein unfähiger [[Adolf Hitler]] (gespielt von [[Michael Kessler]]) Probleme im [[Drittes Reich|Dritten Reich]] in einem Büro ähnlich dem von Stromberg zu bewältigen. Die Serie heißt ''Obersalzberg'' in Anspielung auf Hitlers Feriendomizil [[Berghof (Obersalzberg)|Berghof]] am [[Obersalzberg]]. In der letzten Episode der Parodie verkleiden sich die Figuren, um zu fliehen. Hitler verkleidet sich dabei als Stromberg. Danach tauchen die Figuren bei der Switch-Parodie von ''[[Goodbye Deutschland! Die Auswanderer]]'' namens ''Goodbye Großdeutschland'' auf, in der Hitler mit Ernie und Ulf ein Schnitzelrestaurant in Argentinien eröffnen will.<br />
* Die Titelmelodie der Serie, ''Flim'' ist eine Interpretation des US-amerikanischen Jazz-Trios [[The Bad Plus]], nach einer gleichnamigen Komposition von [[Aphex Twin]].<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste der meistverkauften Comedytonträger in Deutschland]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikiquote|Stromberg}}<br />
* {{IMDb|tt0428167}}<br />
* [http://stromberg.prosieben.de/ Offizielle Website bei ProSieben]<br />
* [http://www.capitol-versicherung.com/ Offizielle Website der fiktiven ''Capitol Versicherung AG'']<br />
* {{Webarchiv | url=http://www.finsdorf.de/ | wayback=20120227084424 | text=Offizielle Website des fiktiven Ortes ''Finsdorf''}}<br />
* [[DWDL.de]]: [http://www.dwdl.de/article/news_8568,00.html ''„Stromberg-Autor Husmann über Comedy aus der Arschlochperspektive“'']<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=w|GND=1046534793|VIAF=306268981}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Stromberg}}<br />
[[Kategorie:Fernsehserie (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Fernsehserie der 2000er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Fernsehserie der 2010er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Comedy-Fernsehserie]]<br />
[[Kategorie:Mockumentary (Serie)]]<br />
[[Kategorie:ProSieben-Sendung]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staatliche_Toto-Lotto_GmbH_Baden-W%C3%BCrttemberg&diff=168249273Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg2017-08-18T08:18:24Z<p>DarkblueFlow: /* Lotto Affäre Baden-Württemberg */</p>
<hr />
<div>{{Belege}}<br />
{{Infobox Unternehmen<br />
| Name = Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg<br />
| Logo = <br />
| Unternehmensform =GmbH <br />
| ISIN = <br />
| Gründungsdatum = 1948<br />
| Auflösungsdatum = <br />
| Auflösungsgrund = <br />
| Sitz = Stuttgart<br />
| Leitung = Marion Caspers-Merk, Geschäftsführerin<br />
| Mitarbeiterzahl = 190<br />
| Umsatz = 967,4 Mio. EUR<br />
| Stand = <!-- 2016-12-20 --><br />
| Branche = Lotterien und Sportwetten<br />
| Homepage = www.lotto-bw.de<br />
}}<br />
[[Datei:161206 Logo Lotto Baden-Württemberg.png|miniatur|Das Logo der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg]]<br />
Die '''Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg''' (''kurz: Lotto Baden-Württemberg'') ist die Lotteriegesellschaft des Landes [[Baden-Württemberg]].<ref>{{Internetquelle|url=https://fm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-fm/intern/Dateien_Downloads/Beteiligungen/Beteiligungsbericht2015.pdf|titel=Beteiligungsbericht 2015 des Landes Baden-Württemberg. S. 105|autor=|hrsg=Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-12-13}}</ref> Das Unternehmen ist eine einhundertprozentige Tochter der Beteiligungsgesellschaft des Landes Baden-Württemberg. Auf nationaler Ebene ist Lotto Baden-Württemberg Mitglied im [[Deutscher Lotto- und Totoblock|Deutschen Lotto- und Totoblock]] und auf internationaler Ebene in der Vereinigung European Lotteries (EL) sowie der World Lottery Association (WLA).<ref>{{Internetquelle|url=https://www.lotto-bw.de/imperia/md/geschaeftsbericht_2015.pdf|titel=Geschäftsbericht 2015, S. 37|autor=|hrsg=Lotto Baden-Württemberg|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-11-30}}</ref> Geschäftsführerin ist seit dem 1. Januar 2013 [[Marion Caspers-Merk]].<ref>{{Internetquelle|url=http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/caspers-merk-wird-neue-lotto-chefin--65873572.html|titel=Caspers-Merk wird neue Lotto-Chefin|autor=|hrsg=Badische Zeitung|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2017-01-24}}</ref><br />
<br />
In der Stuttgarter Unternehmenszentrale am Nordbahnhof sind rund 190 Mitarbeiter beschäftigt. Sieben Regionaldirektionen innerhalb von Baden-Württemberg betreuen das aus rund 3.300 Annahmestellen bestehende Vertriebsnetz.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.lotto-bw.de/ueber-uns/portrait?gbn=3|titel=Porträt|autor=|hrsg=Lotto Baden-Württemberg|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-11-30}}</ref> Im Geschäftsjahr 2016 erwirtschaftete das Unternehmen Spieleinsätze von 967,4 Millionen Euro, ein Plus von 2,2 Prozent gegenüber 2015.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/baden-wuerttemberg_-lotto-einsaetze-bei-fast-einer-milliarde-14277707.html|titel=Lotto-Chefin warnt vor „schwarzen Lotterien“ im Internet|autor=|hrsg=Südwest Presse|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2017-02-22}}</ref> Für das Land wurden 368,1 Millionen Euro erzielt. Der Betrag setzt sich zusammen aus 157,6 Millionen Euro Lotteriesteuer und 210,5 Millionen Euro an Zweckerträgen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.lotto-news.de/jahresbilanz-lotto-millionaere-baden-wuerttemberg-201739031/|titel=Starke Jahresbilanz: 21 neue Lotto-Millionäre in Baden-Württemberg|autor=|hrsg=Lotto News|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2017-02-22}}</ref> 134,9 Mio. Euro davon setzt das Land über den Wettmittelfonds zur Förderung des Sports, der Kunst und Kultur, der Denkmalpflege und des Sozialbereichs in Baden-Württemberg ein.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.lotto-bw.de/presse/wettmittelfonds?gbn=3|titel=Wettmittelfonds|autor=|hrsg=Lotto Baden-Württemberg|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-11-30}}</ref><br />
[[Datei:161206 Außenansicht Lotto-Zentrale Stuttgart.jpg|miniatur|Ansicht der Lotto-Zentrale von der Nordbahnhofstraße.]]<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<ref>{{Internetquelle|url=https://www.lotto-bw.de/imperia/md/geschaeftsbericht_2015.pdf|titel=Geschäftsbericht 2015. S. 60/61|autor=|hrsg=Lotto Baden-Württemberg|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-12-21}}</ref><br />
Die Geschichte des Unternehmens beginnt am 18. August 1948, als der Landtag von Baden-Württemberg das Gesetz Nr. 527 zur Sportwette verabschiedet. Am 7. Oktober 1948 wird das Unternehmen unter dem Namen „Staatliche Sport-Toto GmbH“ offiziell gegründet. Am 19. März 1958 tritt das Gesetz über das Zahlenlotto in Baden-Württemberg in Kraft. Die erste Lotto-Ziehung mit baden-württembergischer Beteiligung findet am 13. April 1958 statt. 1991 wird die Staatliche Sport-Toto GmbH in Staatliche Toto-Lotto GmbH umbenannt, um auch das Zahlenlotto im Firmennamen zu verankern. Seit 1993 wird der Reinertrag sämtlicher Wetten und Lotterien einem Wettmittelfonds zugeführt, der zweckgebunden für die Sport- und Kulturförderung sowie für die Denkmalpflege und soziale Zwecke verwendet wird.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.bundestag.de/blob/412088/1789cc02d61849278ea01ee046f192b0/wd-10-026-10-pdf-data.pdf|titel=Sportförderung in Deutschland|autor=|hrsg=Deutscher Bundestag|werk=|datum=|format=PDF|sprache=|zugriff=2017-01-24}}</ref><br />
<br />
== Produkthistorie ==<br />
<ref>{{Internetquelle|url=https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D05050908X|titel=50 Jahre Toto-Lotto Baden-Württemberg. S. 196ff.|autor=|hrsg=Lotto Baden-Württemberg|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-12-21}}</ref><br />
* seit 1948: TOTO<br />
* seit 1958: LOTTO 6aus49<br />
* 1967 – 1974: Olympia-Lotterie<br />
* seit 1970: GlücksSpirale<br />
* seit 1977: Spiel 77<br />
* seit 1986: Rubbellotterien<br />
* seit 1992: SUPER 6<br />
* seit 1999: ODDSET<br />
* seit 2005: KENO<br />
* seit 2010: Silvester-Millionen<br />
* seit 2012: Eurojackpot<br />
* seit 2016: GlücksSpirale Sieger-Chance<br />
<br />
== Derzeitiges Spielangebot ==<br />
<br />
* [[Lotto#6_aus_49_in_Deutschland|LOTTO 6aus49]]<br />
* [[Eurojackpot]]<br />
* [[Spiel 77]]<br />
* [[Super 6 (Lotterie)|SUPER 6]]<br />
* [[Glücksspirale|GlücksSpirale]]<br />
* GlücksSpirale Sieger-Chance<br />
* [[Keno (Glücksspiel)|KENO]]<br />
* plus 5<br />
* [[ODDSET]]<br />
* [[Toto (Sportwette)|TOTO]] 13er-Ergebnistipp<br />
* [[Toto (Sportwette)|TOTO]] 6aus45-Auswahltipp<br />
* Silvester-Millionen<br />
* Rubbellotterien<br />
* Logeo<ref>{{Internetquelle|url=http://www.esslinger-zeitung.de/region/baden-wuerttemberg_artikel,-%E2%80%9Eschwarze-lotterien%E2%80%9C-sahnen-ab-_arid,2098156.html|titel=„Schwarze Lotterien“ sahnen ab|autor=|hrsg=Eßlinger Zeitung|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2017-02-22}}</ref><br />
<br />
Das Spielangebot richtet sich ausschließlich an Volljährige.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.spielen-mit-verantwortung.de/rechtliches/jugendschutz.html|titel=Glücksspielrecht & Jugendschutz|autor=|hrsg=Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2017-02-22}}</ref><br />
<br />
== Großgewinne ==<br />
Im Oktober 2016 wurde der mit 90 Millionen Euro bislang größte deutsche Einzelgewinn von einem Eurojackpot-Spieler aus Baden-Württemberg erzielt.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.suedkurier.de/nachrichten/baden-wuerttemberg/Gewinner-von-hoechstem-Lottogewinn-Deutschlands-kommt-aus-dem-Schwarzwald;art417930,8952812|titel=Gewinner von höchstem Lottogewinn Deutschlands kommt aus dem Schwarzwald|autor=|hrsg=Südkurier|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2017-01-24}}</ref> Der Tipper versuchte sein Glück in einer Annahmestelle im Schwarzwald. Sein Spieleinsatz lag bei 20 Euro.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.lotto-bw.de/presse/mitteilungen/pressdetail_02414?gbn=3|titel=Pressemitteilungen|autor=|hrsg=Lotto Baden-Württemberg|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-12-21}}</ref><br />
<br />
== Lotto-Affäre Baden-Württemberg ==<br />
Bereits seit 1994 ermittelte die Staatsanwaltschaft in Stuttgart wegen Betrugs im Zusammenhang mit Spielunregelmäßigkeiten <br />
bei der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg und seit Mitte März auch wegen mehrfacher Untreue gegen Peter Wetter.<br />
Am 30. Mai 1995 wurde ihm ein Strafbefehl in Höhe von DM 52.500 wegen Untreue in seiner Funktion als Geschäftsführer zugestellt. <br />
Zur Vermeidung einer Verurteilung in einem öffentlichen Strafverfahren und ohne weitere öffentliche Aufklärung <br />
der erhobenen Vorwürfe bezahlte Wetter diesen Strafbefehl.<ref>[https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/OY4JY3ORFEMOTULFYEDE5U6XPGTGJWAS Strafbefehl gegen Ex-Lottochef Peter Wetter], abgerufen am 10. Juli 2017</ref>. <br />
<br />
Verschiedene Zeitungen und Nachrichtenmagazine hatten zuvor über ihn in seiner Funktion als Lotto-Chef <br />
in Baden Württemberg berichtet. <br />
Im ''[[Spiegel|Der Spiegel]]'' erschien u.a. ein Artikel mit dem Vorwurf, daß ein großer Teil der von baden-württembergischen Lottokunden gekauften Spielscheine niemals an Ziehungen zu Sonderauslosungen teilgenommen haben. Der Aufwand für die nach jeder Ziehung jeweils notwendige Aussortierung der Dauerlottoscheine (Spielscheine für mehrere Wochen hintereinander) aus der Lostrommel erschien Peter Wetter offenbar zu aufwendig, deswegen wurden diese gar nicht zur Ziehung in die Lostrommel geworfen. Die Stammkunden mit Dauerlottoscheinen ahnten davon nichts. <br />
Ausserdem - so der Spiegel - seien Familienangehörige, Verwandte und Freunde von Peter Wetter innerhalb der Lottozentrale auf lukrative Spitzenpositionen gehievt worden. Er selbst habe zahlreiche von der Lottogesellschaft finanzierte Luxusreisen ins Ausland unter dem Vorwand angeblich notwendiger Tagungen und Konferenzen und damit verbundene Vorteilsvergaben an Mitarbeiter von Lotto sowie an Dritte zu verantworten.<ref>''Der Spiegel'' 27/1995: [http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/9201009 Artikel ''Das Geld muß raus'', Seite 94ff.], abgerufen am 10. Juli 2017</ref><br />
<br />
Auch einige unter notarieller Aufsicht gezogene Gewinnerlose blieben nach der Ziehung unberücksichtigt und <br />
wurden unter Peter Wetters Aufsicht ohne Auszahlung zurück in die Lostrommel geworfen, sofern sich herausstellte, daß der <br />
Name des Gewinners auf dem Los ausländisch klang.<ref>[https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=6864&klassi=004.00039.%&anzeigeKlassi=002 Landesarchiv Baden-Württemberg R 1/005 D941011/103], <br />
abgerufen am 10. Juli 2017</ref> <br />
<br />
Wetter mußte nach dem Strafbefehl seinen Stuhl als Lotto-Chef räumen. <br />
Im Vorfeld der Affäre wurde auch der baden-württembergische Finanzminister ''[[Gerhard Mayer-Vorfelder]]'' in seiner Funktion als Aufsichtsratschef der Lotto-Gesellschaft verwickelt<ref>''Focus'' 23/1995: [http://www.focus.de/magazin/archiv/lotto-affaere-lieber-kein-prozess_aid_151734.html Artikel ''Lieber kein Prozess''], abgerufen am 10. Juli 2017</ref>, was zuvor bereits zu einem weiteren Skandal und anschliessend zu einem erheblichen Teil auch zu seinem Rücktritt beigetragen hat.<ref>''Der Spiegel'' 24/1994: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13685852.html Artikel ''Getarnte Witwen''], abgerufen am 10. Juli 2017</ref><ref>''Focus'' 24/1994: [http://www.focus.de/politik/deutschland/lotto-affaere-vom-glueck-verlassen_aid_148332.html Artikel ''Vom Glück verlassen''], abgerufen am 10. Juli 2017</ref><br />
<br />
Der sich aus dem Strafbefehl gegen Peter Wetter entwickelnde Skandal erlangte als ''[[Lotto-Affäre Baden-Württemberg]]'' Bekanntheit, da die Öffentlichkeit vor allem das milde Urteil des Strafbefehls (nur ein kleiner Bruchteil seiner Jahreseinkünfte <br />
und Tantiemen bei Lotto) umgangssprachlich als "Vetterleswirtschaft" wahrnahm. <br />
Sowohl Wetter, als auch Mayer-Vorfelder, sowie der verantwortliche Justizminister ''[[Thomas Schäuble]]'' waren <br />
Mitglied der seinerzeit in Baden-Württemberg regierenden CDU.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Lotto Baden-Württemberg (Hrsg.): 50 Jahre Toto-Lotto Baden-Württemberg. Stuttgart 1998. DNB 05050908X.<br />
Lotto Baden-Württemberg (Hrsg.): 49 Glücksmomente. 50 Jahre 6 aus 49 in Baden-Württemberg. Stuttgart 2008.<br />
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D05050908X<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.lotto-bw.de www.lotto-bw.de]<br />
*https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D05050908X<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Lottogesellschaft]]<br />
[[Kategorie:Dienstleistungsunternehmen (Stuttgart)]]<br />
[[Kategorie:Öffentliches Unternehmen (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1948]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Echtzeitsystem&diff=167754050Echtzeitsystem2017-07-31T15:22:13Z<p>DarkblueFlow: /* Harte, weiche und feste Echtzeit */ Vgl. Eintrag engl. Wikipedia</p>
<hr />
<div>Als '''Echtzeitsysteme''' ({{enS|''real-time systems''}}) werden „Systeme zur ''unmittelbaren'' Steuerung und Abwicklung von Prozessen“<ref>''Informatik – Ein Fachlexikon für Studium und Praxis''. Dudenverlag, Mannheim 2003, ISBN 3-411-10023-0, S. 537</ref> bezeichnet, die dafür an sie gestellte quantitative '''Echtzeitanforderungen''' erfüllen müssen. Diese kommen in diversen Technikgebieten zur Anwendung, etwa in der [[Prozessleittechnik]], in [[Motorsteuerung]]en, in der Satellitensystemtechnik, in Signal- und Weichenstellanlagen, in der [[Robotik]] und in weiteren Bereichen.<br />
<br />
Oft besteht die Anforderung darin, dass ein Ergebnis innerhalb eines vorher fest definierten Zeitintervalles garantiert berechnet ist, also vor einer bestimmten Zeitschranke vorliegt. Die Größe des Zeitintervalles spielt dabei keine Rolle: Während bei einigen Aufgaben (z.&nbsp;B. in der Motorsteuerung) eine Sekunde bereits zu lang sein kann, reichen für andere Probleme Stunden oder sogar Tage. Ein Echtzeitsystem muss also nicht nur ein Mess- oder Berechnungsergebnis mit dem richtigen Wert, sondern dasselbe auch noch ''rechtzeitig'' liefern. Andernfalls hat das System versagt.<br />
<br />
In der Praxis lässt sich eine beliebig kleine Zeitschranke mangels genügend schneller Hardware nicht immer realisieren. Daher spricht man auch von „in [[Echtzeit]]“, wenn Programme ohne spürbare Verzögerung arbeiten. Diese Definition ist jedoch sehr unsauber. Grundsätzlich falsch ist es, „Echtzeitsystem“ als Synonym für „besonders schnell“ anzusehen. Im Gegenteil, Echtzeitsysteme müssen entsprechende Leerläufe einplanen, um auch in besonders fordernden Situationen ihren Echtzeitanforderungen gerecht zu werden.<br />
<br />
== Harte, weiche und feste Echtzeit ==<br />
=== Definition ===<br />
Abhängig von den Folgen wird manchmal zwischen harter Echtzeit (engl. {{lang|en|''hard real-time''}}), weicher Echtzeit (engl. {{lang|en|''soft real-time''}}) und fester Echtzeit (engl. {{lang|en|''firm real-time''}}) unterschieden. Hierfür gelten jeweils unterschiedliche Echtzeitanforderungen.<br />
<br />
* '''harte''' Echtzeitanforderungen: Eine Überschreitung der Antwortzeit wird als ein Versagen gewertet. Nach einer exakten Zeiterfassung der bereitzustellenden Anwendung sind Berechnungen gemäß der Theorie der Echtzeitsysteme notwendig. Echtzeitsysteme liefern das korrekte Ergebnis immer innerhalb der vorgegebenen Zeitschranken. Auf diese Eigenschaft kann man sich beim Einsatz eines harten Echtzeitsystems verlassen.<br />
<br />
* '''weiche''' Echtzeitanforderungen: Solche Systeme arbeiten ''typischerweise'' alle ankommenden Eingaben ''schnell genug'' ab. Die Antwortzeit erreicht beispielsweise einen akzeptablen [[Mittelwert]] oder ein anderes [[Statistik|statistisches]] Kriterium. Die Zeitanforderungen sind hier als Richtlinien zu sehen. Ein Überschreiten der Zeitanforderung muss nicht als Versagen gewertet werden. Zum einen kann die Zeit häufig überschritten werden, solange sie sich noch in einem Toleranzbereich befindet. Zum anderen kann sie selten stark überschritten werden.<ref name="Echtzeitsysteme-S321">{{Literatur|Autor=Heinz Wörn, Uwe Brinkschulte| Titel=Echtzeitsysteme. Grundlagen, Funktionsweisen, Anwendungen| Verlag=Springer| Ort=Berlin u.&nbsp;a.| Jahr=2005| ISBN=3-540-20588-8|Seiten=321| DOI=10.1007/b139050}}</ref><br />
<br />
* '''feste''' Echtzeitanforderungen: Bei festen Echtzeitanforderungen droht kein unmittelbarer Schaden.<ref name="Echtzeitsysteme-S321" /> Nach Ablauf der Zeitanforderungen ist das Ergebnis der Berechnung jedoch nutzlos und kann verworfen werden.<br />
<br />
Je nach Problemstellung und Blickwinkel wird auch folgende Definition verwendet:<br />
* weiche Echtzeitanforderungen: Das System muss in der angegebenen Zeitspanne reagieren, nicht jedoch das vollständige Ergebnis liefern. Tritt keine Reaktion ein, gilt der Vorgang als fehlgeschlagen und wird abgebrochen. Alternativ können weiche Echtzeitsysteme auch zeitweise das Ergebnis zwar korrekt, aber zu spät liefern.<br />
* harte Echtzeitanforderungen: Das System muss im definierten Zeitfenster das Ergebnis vollständig präsentieren.<br />
<br />
Innerhalb der weichen Echtzeitsysteme finden sich manchmal weitere Klassifikationen, die die Überschreitungen der Antwortzeiten feiner differenzieren. Häufige Kriterien sind:<br />
* Das Ergebnis hat keinen Wert mehr; die Berechnung wird abgebrochen und verworfen.<br />
* Der Nutzen des Ergebnisses sinkt ab Ende der Antwortzeit.<br />
* Eine Überschreitung der Antwortzeit wird hingenommen, und das Ergebnis wird angenommen, wenn es vorliegt.<br />
Bereits die Definition von weichen Echtzeitsystemen ist von eher umgangssprachlicher Natur, so dass eine feinere Unterteilung erst recht schwierig zu geben ist.<br />
<br />
Die [[DIN-Norm]] 44300 definiert unter Echtzeitbetrieb (dort Realzeitbetrieb genannt) den [[Betrieb]] eines Rechnersystems, bei dem Programme zur Verarbeitung anfallender Daten ständig betriebsbereit sind, derart, dass die Verarbeitungsergebnisse innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne verfügbar sind. Diese [[Normung|Begriffsnorm]] hat sich in der Praxis als alleinig akzeptierte Definition nicht durchsetzen können, es dominieren die Begriffe aus dem englischen Sprachraum.<br />
<br />
=== Beispiele ===<br />
* Systeme für [[Videokonferenz]]en müssen Bild und Ton innerhalb von Millisekunden aufnehmen, vorverarbeiten, versenden und darstellen. Wenn dies bei einigen Bildern nicht gelingt, „ruckelt“ die Darstellung zwar etwas, es kann danach jedoch ohne negative Folgen weitergearbeitet werden. Das System muss also nur weiche Echtzeitanforderungen erfüllen.<br />
* Die elektronische [[Motorsteuerung]] in einem [[Automobil|Auto]] muss harte Echtzeit erfüllen, sonst [[Stottern (Motor)|stottert]] der Motor oder das Auto bleibt stehen. Der Ausfall bzw. eine nicht korrekt eingehaltene harte Echtzeit kann einen mechanischen Schaden oder im schlimmsten Fall einen Unfall verursachen.<br />
<br />
== Umsetzung ==<br />
Echtzeit beschreibt das zeitliche Ein- bzw. Ausgangsverhalten eines Systems, sagt aber nichts über dessen Realisierung aus. Ein Echtzeitsystem kann ein Rechner mit einer geeigneten Software oder eine reine Hardware-Lösung sein. Für Anforderungen mit sogenannten weichen Grenzen werden häufig Standard-[[EDV]]-Systeme verwendet. Für Anforderungen mit harten Grenzen werden spezielle Architekturen (Hardware und Software) verwendet, z.&nbsp;B. [[Mikrocontroller]]-, [[Field Programmable Gate Array|FPGA]]- oder [[Digitaler Signalprozessor|DSP]]-basierte Lösungen.<br />
<br />
=== Feste periodische Triggerung ===<br />
Ein Ansatz, eine geforderte Reaktionszeit für spezifische Anwendungen zu erfüllen, ist der Einsatz einer eigenen Funktionseinheit, die nur diese Aufgabe mit einer fixen [[Frequenz]], gewonnen aus der Reaktionszeit <math>f=\frac{1}{Reaktionszeit}</math>, erfüllt. Ein Beispiel einer Hardwareumsetzung ist eine [[Digitalisierung]] mit einem [[Analog-Digital-Umsetzer|ADC]] als Funktionseinheit und einem [[Schwingquarz|Taktquarz]], z.&nbsp;B. zur Digitalisierung von Klängen für eine [[Audio-CD]] mit einer nötigen Frequenz von 44,1&nbsp;kHz (entspricht einer Reaktionszeit ≤&nbsp;22,7&nbsp;Mikrosekunden). Eine solche Lösung erfüllt zuverlässig das harte Echtzeitkriterium, da sie spezifisch zur Erfüllung einer einzigen Aufgabe designt wurde. Jedoch, eine komplexe Echtzeitaufgabe zerlegt nach diesem Prinzip (wie z.&nbsp;B. eine Regelung mit vielen Eingangsparametern mit großer Dynamik in den geforderten Reaktionszeiten), kann durch die zu lösende [[Asynchronität]] und redundante Systemteile teuer und komplex werden.<br />
<br />
=== Synchrone Ansätze ===<br />
Ein verallgemeinerter Ansatz für mehrere Aufgaben ist die Verwendung einer einzigen, gleichgetakteten (synchronen) Lösungsplattform, umgesetzt typischerweise mit [[Mikrocontroller]]n, [[Digitaler Signalprozessor|DSPs]], [[CPU]]s oder [[Field Programmable Gate Array|FPGAs]]. Die für die Echtzeitbedingung geforderten Reaktionszeiten werden in diesem Lösungskonzept dadurch zu erfüllen versucht, dass alle Aufgaben sequentiell so schnell wie möglich abgearbeitet werden. Die Echtzeitbedingung ist sicher erfüllt, wenn die kleinste geforderte Reaktionszeit unter den Aufgaben doppelt so groß ist wie die ''[[Maximale Laufzeit]]'' für einen Gesamtdurchlauf aller Aufgaben.<br />
<br />
Ein Beispiel wäre eine Echtzeit-[[Regelung (Natur und Technik)|Regelung]] mit einem Mikrocontroller, der mehrere Eingabeparameter entgegennimmt, eine Reaktion berechnet und diese zurückgibt. Angenommen, es soll auf das Überschreiten einer Temperatur <math>t</math> mit einer Reaktionszeit ≤&nbsp;1&nbsp;s und auf eine Drehzahl <math>d</math> unter ≤&nbsp;1&nbsp;ms mit dem Setzen eines Abschaltsignals <math>O=1</math> reagiert werden. Eine technisch einfache Lösung auf einem Mikroprozessor mit einer 2-MHz-Taktfrequenz wäre eine einfache [[Endlosschleife|Endlos-Programmschleife]] (Beispiel in Intel-Syntax [[Assemblersprache|Pseudoassemblercode]], Semikolon ist Kommentarzeichen):<br />
<br />
<syntaxhighlight lang="asm"><br />
mov a, 10000 ; Grenzwert der Drehzahl<br />
mov b, 30 ; Grenzwert der Temperatur<br />
mov O,1 ; Abschaltsignal<br />
<br />
:loop ; Markierung im Programmfluss (keine Instruktion, wird vom Assembler für Sprungadressen verwendet)<br />
in d,PORT1 ; einlesen der aktuellen drehzahl-Werte<br />
in t,PORT2 ; einlesen der aktuellen temp-Werte<br />
<br />
:drehcheck<br />
cmp d,a ; prüfe die Drehzahl<br />
jg tempcheck; wenn Grenzwert nicht erreicht, springe zu :tempcheck<br />
out PORT3,O ; Grenzwert erreicht! setze Abschaltsignal<br />
<br />
:tempcheck<br />
cmp t,b ; prüfe die Temperatur<br />
jg loop ; wenn Grenzwert nicht erreicht, springe zu :loop<br />
out PORT3,O ; Grenzwert erreicht! setze Abschaltsignal<br />
<br />
jmp loop ;unbedingter Sprung zur Marke :loop (Endlosschleife)<br />
</syntaxhighlight><br />
<br />
Unter der Annahme, dass jeder Befehl auf diesem Prozessor (jede Codezeile) einen [[Taktzyklus]] an Zeit kostet, wird ein Prüfdurchlauf <math>t_{loop}</math> in 6&nbsp;Taktzyklen durchgeführt, mit einer [[Worst case|Worst-case]]-Reaktionszeit von 12&nbsp;Taktzyklen für die Temperatur (<math>\frac{12}{2000000}=0,006ms</math>) und 11 für die Drehzahl (<math>\frac{11}{2000000}=0,0055ms</math>). Die harten Echtzeitanforderungen sind mit dieser Regelung erfüllt, jedoch um Größenordnungen schneller, als es eigentlich nötig wäre ([[Wirtschaftlichkeit|ineffizient]]). Eine Erweiterung der Echtzeitregelung z.&nbsp;B. um den Test eines Drucks <math>p</math> ist durch diese Überdimensionierung des Systems möglich. Jedoch, die erreichte Reaktionszeit für ''jede'' der Teilaufgaben wächst mit der Gesamtablaufzeit <math>t_{loop}</math> mit. Die Grenze dieses Designs ist also erreicht, wenn im Worst-case-Fall die doppelte Gesamtablaufzeit <math>t_{loop}</math> die Reaktionszeit für eine Teilaufgabe überschreitet.<br />
<br />
Dieses Konzept ist das übliche Paradigma auf dem Computer bei Multimediaanwendungen wie [[Mediaplayer|Video]], [[Demoszene|Demos]] und [[Computerspiele|Spielen]]. Typischerweise wird damit nur das ''weiche Echtzeitbedingungskriterium'' erfüllt, da eine ''Worst-case-Abarbeitungszeit/Reaktionszeit'' aufgrund der Komplexität des Systems nicht bestimmbar (oder wie im obigen Beispiel, nicht abzählbar) und/oder nicht [[deterministisch]] ist. Bei Multimediaanwendungen äußert sich dieser Nichtdeterminismus z.&nbsp;B. über variierende [[Bildwiederholfrequenz|FPS]] oder Reaktionszeiten bei Eingaben. Gründe für diesen Nichtdeterminismus sind das Vorhandensein mehrerer Codepfade mit unterschiedlichen Ausführungszeiten, das Warten der Ausführung auf Ein- oder Ausgaben oder einfach Aufgaben mit variabler Komplexität (z.&nbsp;B. variierende Szeneriekomplexität in [[Computerspiel]]en).<br />
<br />
=== Prozessbasierte Ansätze ===<br />
Auf komplexen Echtzeitsystemen (wie einer SPS oder einem als Echtzeitsystem agierenden Computer) laufen in der Regel verschiedene [[Prozess (Computer)|Prozesse]] gleichzeitig und mit unterschiedlicher Priorität ab, geregelt durch ein [[Echtzeitbetriebssystem]]. Die minimale Reaktionszeit wird durch die Zeitdauer für einen vollständigen Wechsel von einem Prozess niederer Priorität zu einem Prozess höherer Priorität definiert. Dieser Wechsel wird dann eingeleitet, wenn ein definiertes Ereignis eintritt, z.&nbsp;B. generiert durch einen externen Trigger (in der Computertechnik [[Interrupt]]) oder interne Timer. Die eigentliche Abarbeitung des aufgerufenen Prozesses beginnt erst nach dem ausgeführten Prozesswechsel. Hiermit wird die Erfüllung des ''harten'' Echtzeitkriteriums einer höherpriorisierten Aufgabe erzwungen, indem die Ausführung einer niedrigerpriorisierten Aufgabe unterbrochen wird ([[Präemptives Multitasking]]).<br />
<br />
Prinzipiell ist auch ein [[Personal Computer|PC]] echtzeitfähig, allerdings nicht oder nur sehr bedingt, wenn er mit klassischen [[Multitasking]]-Betriebssystemen betrieben wird, da dann viele [[asynchron]]e Prozesse nicht-deterministisch ablaufen. [[Echtzeitbetriebssystem]]e sind oftmals ebenfalls multitaskingfähig, verfügen jedoch über einen anderen [[Prozess-Scheduler|Scheduler]] als konventionelle Systeme. Es gibt auch Lösungen, bei denen ein bestehendes Standardbetriebssystem durch Hinzufügen spezieller Software echtzeitfähig gemacht wird. Dies hat den Vorteil, dass nur die wirklich zeitkritischen Vorgänge im Echtzeitsystem ablaufen müssen und für den Rest die normalen APIs (inkl. [[Compiler]] oder [[GUI]]s) des zugrundeliegenden Betriebssystems verwendet werden können.<br />
<br />
Auch in [[Speicherprogrammierbare Steuerung|speicherprogrammierbaren Steuerungen]] (SPS) und [[Prozessleitsystem]]en (PLS) werden Echtzeitbetriebssysteme eingesetzt, die aber dem Anwender nicht direkt zugänglich sind.<br />
<br />
Bei einer Software, die Echtzeitbedingungen erfüllen soll, muss die [[maximale Laufzeit]] bestimmbar sein und darf keinen nicht oder nur bedingt beeinflussbaren Faktoren unterliegen, muss also [[deterministisch]] sein. Dies wird u.&nbsp;a. durch folgende System- oder Softwareeigenschaften beeinflusst:<br />
* Ein Problem ist komplexe I/O, z.&nbsp;B. [[Festplatte]]n mit Cache und automatischem Ruhezustand oder Netzwerk-Kommunikation mit nicht-deterministischem Zeitverhalten (z.&nbsp;B. [[Internet Protocol|IP]]).<br />
* Die Laufzeit von Betriebssystem- und Bibliotheksaufrufen muss mit berücksichtigt werden.<br />
* Der Bedarf an Ressourcen, insbesondere der Bedarf an [[Dynamischer Speicher|Speicher]], muss bekannt sein. Die Laufzeitumgebung und die Hardware müssen den Ressourcenbedarf decken können.<br />
* Bei [[Rekursion]] muss die maximale Rekursionstiefe, bei [[Schleife (Programmierung)|Schleifen]] muss die maximale Anzahl an [[Iteration]]en feststehen.<br />
* Speicherverwaltung: Es muss daher dafür gesorgt werden, dass die Echtzeitmodule von der [[Virtuelle Speicherverwaltung|virtuellen Speicherverwaltung]] des Betriebssystems unbeeinflusst bleiben und niemals ausgelagert werden (typischerweise verwenden Echtzeitsysteme deshalb überhaupt keine virtuelle Speicherverwaltung).<br />
* Besonders problematisch ist auch zum Beispiel der Einsatz [[Automatische Speicherbereinigung|automatischer Speicherbereinigung]] (Garbage Collector), dessen Laufzeit sehr pessimistisch abgeschätzt werden muss.<br />
* Das Verhalten bei drohender Zeitüberschreitung muss definiert und vorhersehbar sein.<br />
<br />
== Beispiele für Echtzeitsysteme ==<br />
Rechner zur Steuerung von technischen Einrichtungen oder Prozessen wie Maschinen, verfahrenstechnischen Anlagen oder Verkehrsmitteln sind praktisch immer Echtzeitsysteme.<br />
Ein Echtzeitsystem reagiert also auf alle Ereignisse rechtzeitig und verarbeitet die Daten „schritthaltend“ mit dem technischen Prozess. Es wird sozusagen nicht vom technischen Prozess abgehängt - weder im Normalfall noch in kritischen Situationen.<br />
<br />
* Die Temperatur eines Apparates in einer [[Verfahrenstechnik|verfahrenstechnischen]] Anlage ändert sich meist nur innerhalb von Minuten. Eine Steuerung, die innerhalb von mehreren Sekunden auf Abweichungen reagiert, kann daher noch als echtzeitfähig gelten. Die Reaktionszeit liegt im Sekundenbereich.<br />
* Graphische Anwendungen auf dem [[Computer]] wie [[Computerspiel|Spiele]] oder [[Demoszene|Demos]]<ref name="CESCG-2002">{{cite web|author=Boris Burger, Ondrej Paulovic, Milos Hasan|url=http://www.cescg.org/CESCG-2002/BBurger |work=CESCG-2002|title=Realtime Visualization Methods in the Demoscene |publisher=[[Technische Universität Wien]] |language=en|date=2002-03-21|accessdate=2011-03-21}}</ref> erfordern bei der Aktualisierung der [[Bildschirmanzeige]] Reaktionszeiten von ≤&nbsp;63&nbsp;ms (≥&nbsp;14-16&nbsp;[[Frames per second|Bilder pro Sekunde]]), um als flüssiger Ablauf wahrgenommen zu werden.<br />
* Computer-Programme, deren Reaktionszeiten auf Anwender-Eingaben mit [[Eingabegerät]]en ([[Tastatur]], [[Maus (EDV)|Maus]] etc.) unter 10&nbsp;ms liegen, werden subjektiv als ''sofort'' wahrgenommen (siehe [[Usability]]).<br />
<br />
* Die [[Airbag]]-Steuerung im [[Automobil|Auto]] muss dauernd und innerhalb kürzester Zeit die Messwerte der Sensoren verarbeiten und entscheiden, ob und wie stark der Airbag ausgelöst wird; die Reaktionszeit liegt im Bereich von 1&nbsp;ms.<br />
* Ein [[Antiblockiersystem]] im [[Automobil|Auto]] hat typischerweise eine Regelfrequenz von ≥100 Hz, d.&nbsp;h. die Reaktionszeit liegt unter 10&nbsp;ms.<br />
* In [[Werkzeugmaschinen]] ändert sich die gegenseitige Lage von Werkstück und Werkzeug. Heutige [[Computerized Numerical Control|CNC-Steuerungen]] haben zeitliche Auflösungen der Bewegungsregelung von 125&nbsp;µs.<br />
* In einem Auto muss das elektronische [[Motormanagement]] zu bestimmten Zeitpunkten seine Ergebnisse (einzuspritzende Kraftstoffmenge, Zündzeitpunkt) liefern. Später eintreffende Ergebnisse sind wertlos. Die Reaktionszeit hängt direkt von der Drehzahl ab und geht für typische Motoren bei hohen Drehzahlen bei vielen Zylindern herunter bis auf 1&nbsp;ms.<br />
* Für die genaue Ablenkung von Elektronenstrahlen, z.&nbsp;B. beim [[Schweißen#Elektronenstrahlschweißen|Elektronenstrahlschweißen]], müssen Magnetfelder mit Frequenzen von 100&nbsp;kHz bis 1&nbsp;MHz geregelt werden. Die Reaktionszeit liegt zwischen 1&nbsp;µs und 10&nbsp;µs.<br />
<br />
== Gestaltungsparadigmen ==<br />
Bei der Realisierung gibt es zwei Gestaltungsparadigmen: ''ereignisgesteuert'' und ''zeitgesteuert''.<br />
<br />
Bei der Ereignissteuerung wird auf ein von außen kommendes Ereignis (meist mittels [[Interrupt]]) schnellstmöglich reagiert, d.&nbsp;h. eine Verarbeitung gestartet. Gegebenenfalls wird eine gerade laufende Verarbeitung dabei unterbrochen. Die Ereignissteuerung hat den Vorteil, dass sie mit sehr geringem Zeitverlust auf das Ereignis reagiert. Weil sie intuitiv ist, ist sie auch weit verbreitet. Der Hauptnachteil ist, dass es nicht verhinderbar ist, dass mehrere Ereignisse innerhalb kurzer Zeit auftreten können und es damit zu einer Überlastung des Echtzeitsystems (mit Verlust von Ereignissen und/oder Überschreitung von Zeitlimits) kommen kann. Um dieses Problem zu umgehen, muss klar definiert werden, welche Ereignisse mit welcher maximalen Häufigkeit auftreten können. Typischerweise wird mittels [[Priorität]]en bestimmt, in welcher Reihenfolge gleichzeitig auftretende Ereignisse abgearbeitet werden sollen. In einer harten Echtzeitumgebung muss sichergestellt werden, dass auch im ungünstigsten Fall (maximale Anzahl und Frequenz aller möglichen Ereignisse) selbst der Prozess mit der niedrigsten Priorität sein Ergebnis immer noch innerhalb der Zeitschranken abliefern kann, d.&nbsp;h. immer noch genügend Rechenzeit zugeteilt bekommt, um seine Aufgabe zu erfüllen.<br />
<br />
Bei der Zeitsteuerung werden Verarbeitungen aufgrund eines vorher festgelegten Zeitplans gestartet. Jedem Prozess wird also eine genau definierte Zeitscheibe im Scheduler zugeteilt (z.&nbsp;B. alle 100&nbsp;ms genau 10&nbsp;ms). Der Vorteil liegt darin, dass Überlastungen grundsätzlich ausgeschlossen werden können (sofern der Prozess niemals die zugeteilte Zeit überschreitet). Das Verhalten der Anwendung ist für alle Zeit vorhersagbar, was die Zeitsteuerung für sicherheitskritische Anwendungen geeignet macht. Der Nachteil der Zeitsteuerung ist der höhere Planungsaufwand (die Zeitzuteilung muss während der Implementation der Prozesse genau bekannt sein) und der damit verbundene notwendige Werkzeugeinsatz. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei der Zeitsteuerung die vorhandenen Ressourcen (CPU-Zeit, Speicher) zu 100&nbsp;Prozent ausgelastet werden können, während das bei der Ereignissteuerung aufgrund ihrer [[Asynchron]]ität nicht möglich ist. Bei der Ereignissteuerung muss bei den Ressourcen immer etwas Reserve eingeplant werden, damit das System bei großer Last Zeit „aufholen“ kann.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Simulation]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Sascha Roeck: ''Echtzeitsimulation von Produktionsanlagen mit realen Steuerungssystemen''. Jost-Jetter Verlag, 2007, ISBN 3-939890-24-3.<br />
* Hermann Kopetz: ''Real Time Systems. Design Principles for Distributed Embedded Applications'' (= ''The Kluwer International Series in Engineering and Computer Science.'' Vol. 395). Kluwer Academic Publishers, Boston MA u.&nbsp;a. 1997, ISBN 0-7923-9894-7.<br />
* H. Zedan (Hrsg.): ''Real-time Systems. Theory and Applications.'' Proceedings of the conference, organized by the British Computer Society, York, 28 – 29 September 1989. North-Holland u.&nbsp;a., Amsterdam u.&nbsp;a. 1990, ISBN 0-444-88625-7.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* ''Comp.realtime: Frequently Asked Questions (FAQ)'':<br />
*: regelmäßig in der Newsgroup ''comp.realtime'' gepostet<br />
*:* [http://www.faqs.org/faqs/realtime-computing/faq/ im HTML-Format]<br />
*:* [ftp://rtfm.mit.edu/pub/usenet/comp.realtime/ über anonymous FTP]<br />
* [http://www.faqs.org/faqs/realtime-computing/ faqs.org]<br />
* [http://www.dedicated-systems.com/encyc/ dedicated-systems.com]<br />
* [http://www.dedicated-systems.com/magazine/magazine.htm dedicated-systems.com]<br />
* [https://rt.wiki.kernel.org/index.php/Frequently_Asked_Questions Linux Realtime FAQ]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Elektrische Automatisierungstechnik]]<br />
<br />
[[nl:Realtime]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bilder_einer_Ausstellung&diff=166343405Bilder einer Ausstellung2017-06-13T07:03:59Z<p>DarkblueFlow: /* Galerie */ Die Sagenhelden nennen sich Bogatyre, nicht Bohatyre</p>
<hr />
<div>[[Datei:Pictures at the Exhibition 1st edition.jpg|mini|Deckblatt der ersten Ausgabe (1886)]]<br />
<br />
Der [[Klavier]][[Zyklus (Musik)|zyklus]] '''„Bilder einer Ausstellung“ – Erinnerungen an Viktor Hartmann''' ({{ruS|„Картинки с выставки“ – Воспоминание о Викторе Гартмане}}, transkribiert ''Kartinki s wystawki – wospominanije o Wiktore Gartmane'') ist eine Komposition von [[Modest Petrowitsch Mussorgski|Modest Mussorgski]] aus dem Jahr 1874, die allgemein als ein Musterbeispiel für [[Programmmusik]] gesehen wird. <!--und daher heute auch zum traditionellen Bereich des Musikunterrichts gehört. / gibts dafür einen Beleg?--> Die einzelnen [[Satz (Musikstück)|Sätze]] beschreiben Gemälde und Zeichnungen seines im Jahr zuvor gestorbenen Freundes [[Wiktor Alexandrowitsch Hartmann|Viktor Hartmann]], die Mussorgski auf einer Gedächtnisausstellung gesehen hatte. Das Werk entstand auf Anregung eines gemeinsamen Freundes, des Kunstkritikers [[Wladimir Wassiljewitsch Stassow|Wladimir Stassow]]. Er war auch an der Namensgebung der Stücke beteiligt und ihm wurde der Zyklus gewidmet.<br />
<br />
Der Reichtum der Klangfarben regte schon früh andere Komponisten an, das Werk auch für [[Orchester]] und andere Instrumentalbesetzungen zu bearbeiten. Die bekannteste Bearbeitung ist die von [[Maurice Ravel]].<br />
<br />
== Sätze ==<br />
Die folgende Tabelle zeigt zehn Bilder.<br />
<br />
In der linken Spalte sind die Originaltitel notiert, daneben steht der deutsche Titel bzw. die direkte Übersetzung.<br />
In der rechten Spalte finden sich alternative Bezeichnungen der Sätze.<br />
<br />
[[Datei:Modest Mussorgsky - Pictures at an Exhibition, movement 1.ogg|mini|Satz I–III]]<br />
[[Datei:Modest Mussorgsky - Pictures at an Exhibition, movement 2.ogg|mini|Satz IV–VI]]<br />
[[Datei:Modest Mussorgsky - Pictures at an Exhibition, movement 3.ogg|mini|Satz VII–X]]<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
!<br />
!Originaltitel<br />
!deutsche Übersetzung<br />
!Alternativtitel/Anmerkungen<br />
|-<br />
| || Promenade || ||<br />
|-<br />
|valign="top" align="right"| '''I.'''<br />
|style="background-color: #eee" | '''Gnomus''' || ''Der Gnom'' ||<br />
|-<br />
| || (Promenade) || || (im Original steht kein Titel)<br />
|-<br />
|valign="top" align="right" | '''II. '''<br />
|style="background-color: #eee" | '''Il vecchio castello''' || ''Das alte Schloss'' ||<br />
|-<br />
| || (Promenade) || || (im Original steht kein Titel)<br />
|-<br />
|valign="top" align="right" | '''III. '''<br />
|style="background-color: #eee" | '''Tuileries<br />(Dispute d'enfants après jeux)'''<br />
|''Die Tuilerien<br />(Spielende Kinder im Streit)'' ||<br />
|-<br />
|valign="top" align="right" | '''IV. '''<br />
|style="background-color: #eee" | '''Bydło''' || ''Der Ochsenkarren'' ||<br />
|-<br />
| || (Promenade) || || (im Original steht kein Titel)<br />
|-<br />
|valign="top" align="right"| '''V.'''<br />
|valign="top" style="background-color: #eee" | '''Балет невылупившихся<br />птенцов'''<br />
|valign="top" | ''Ballett der unausgeschlüpften<br />Küken''<br />
|valign="top" | Ballett der Küchlein <!-- sic! das ist die übliche Schreibweise, eine Variante von "Küken" --><br />in ihren Eierschalen<br />
|-<br />
|valign="top" align="right" | '''VI. '''<br />
|valign="top" style="background-color: #eee" | '''„Samuel“ Goldenberg<br />und „Schmuÿle“'''<br />
| ''„Samuel“ Goldenberg<br />und „Schmuyle“'' ||<br />
|-<br />
| || Promenade || || <br />
|-<br />
|valign="top" align="right"| '''VII. '''<br />
|style="background-color: #eee" | '''Limoges. Le marché<br />(La grande nouvelle)'''<br />
|''Limoges. Der Marktplatz<br />(Die große Neuigkeit)''<br />
|valign="top"| Der Marktplatz von Limoges<br />
|-<br />
|valign="top" align="right" | '''VIII. '''<br />
|style="background-color: #eee" | '''Catacombae<br />(Sepulcrum romanum)'''<br />
| ''Die Katakomben<br />(Römische Gruft)'' ||<br />
|-<br />
| || valign="top" | Cum<!-- sic! / siehe Diksussionsseite --> mortuis in lingua mortua<br />
|''Mit den Toten in einer toten Sprache'' ||(eine Version der Promenade)<br />
|-<br />
|valign="top" align="right"| '''IX.'''<br />
|style="background-color: #eee" | '''Избушка на курьих ножках<br />(Баба-Яга)'''<br />
|''Die Hütte auf Hühnerfüßen<br />(Baba-Jaga)'' || valign="top" |Die Hütte der Baba-Jaga<br />
|-<br />
|valign="top" align="right"| '''X. '''<br />
|style="background-color: #eee" | '''Богатырские ворота<br />(В стольном городе во Киеве)'''<br />
|''Das Heldentor<br />(in der alten Hauptstadt Kiew)''<br />
|valign="top" |Das große Tor von Kiew<br />
|}<br />
<br />
== Inhaltliche Erläuterung ==<br />
Das Werk vermittelt den Eindruck eines Rundgangs durch eine Ausstellung von Werken Hartmanns.<br />
* Am Anfang steht die ''[[Promenade]],'' die zwischen den nachfolgenden Stücken leicht verändert wiederkehrt. Mussorgski selbst sprach davon, dass die ''Promenade'' ihn selbst darstelle, wie er zwischen den Ausstellungsstücken umherwandere, um sie zu betrachten. Die Promenade taucht mehrfach in situationsangepassten Varianten als Überleitung zwischen den Stücken auf. <br />
<br />
* ''[[Gnom]]us'' ist das erste Bild: Ein Zwerg, der linkisch auf missgestalteten Beinen herumhüpft. Die Musik schildert unterschiedliche Bewegungsformen des Gnoms: wild zappelnde Gebärden, unterbrochen von stocksteifer Erstarrung, wahnwitzige Sprünge, skurriles Hinken und Stolpern, düster drohendes Schleichen, das von eruptiven Schüttelanfällen unterbrochen wird. Ein Fortissimo-Ausbruch kombiniert das „Schleichmotiv“ mit einer lamentoartigen chromatischen Abwärtsbewegung, so dass der Eindruck eines ebenso bedrohlichen wie schmerzverzerrten Voranquälens entsteht. Vor dem Hintergrund unheimlich schauriger [[Triller]] und Läufe in der Bassregion steigert sich das hinkende Stolpern des unglücklich Missgebildeten bis hin zu grell dissonierenden Schreikrämpfen, bevor – nach einer als Schrecksekunde fungierenden [[Generalpause]] – der Gnom mit einem bizarren Zickzack-Lauf entschwindet. Dieser Lauf ist übrigens mit seinen beiden Vorschriften: ''con tutta forza'' (mit aller Kraft) und ''velocissimo'' (äußerst geläufig) eine besonders schwierige spieltechnische Herausforderung.<br />
<br />
* ''Il vecchio castello'' – ‚Das alte Schloss‘ wurde von [[Wladimir Wassiljewitsch Stassow|Stassow]] ausgeschmückt mit dem Zusatz: „Vor dem ein singender [[Trobador|Troubadour]] steht“. Es handelt sich um eine ruhige Romanze von wehmütigem Charakter ''([[Tempo (Musik)|Andantino]] molto [[cantabile]] e con [[Wehmut|dolore]]).'' Die Begleitung sowie das Vorspiel und die Zwischenspiele zwischen den Strophen erinnern an das Spiel einer mittelalterlichen [[Drehleier]] mit ihrem durchklingenden [[Bordun]]-Bass.<br />
<br />
* ''[[Jardin des Tuileries|Tuileries]]'' geben das nachmittägliche Bild des berühmten Parks in [[Paris]] wieder: Tobende Kinder, die von ihren [[Gouvernante]]n eindringlich, aber vergeblich ermahnt werden. Die salbungsvollen Worte der Erzieherinnen werden von fröhlichen Einwürfen der nicht zu bändigenden Kinder unterbrochen.<br />
<br />
* ''Bydło'' ist ein schwerer polnischer Ochsenkarren. Schwerfällig und breit kommt er daher; das Stück stellt die monoton rollenden Räder und die dumpf trottenden Schritte der Zugochsen akustisch dar. Obwohl schon von Anfang an ''[[fortissimo]]'' gespielt werden soll, erfolgt in der Mitte des Stücks eine nochmalige Steigerung durch akkordische Ausweitung des Satzes und die Vorschrift ''con tutta forza'' (mit aller Kraft). Gegen Ende wird die Musik immer leiser und leiser ''([[perdendosi]]):'' das seltsame Gefährt verliert sich in der Ferne.<br />
<br />
* ''Ballett der unausgeschlüpften Küken:'' Hartmanns Bild zeigt einen Kostümentwurf für die Aufführung eines Balletts mit dem Titel ''Trilby.'' Die Musik zeichnet mit vielen [[Vorschlag (Musik)|Vorschlägen]] und [[Triller (Musik)|Trillern]] das Bild von federleichten, quicklebendigen Küken, die vergnügt herumtrippeln, picken und piepsen.<br />
<br />
* ''„Samuel“ Goldenberg und „Schmuÿle“'' sind zwei Juden: der eine reich und behäbig, der andere arm und abgerissen. Das Motiv zu „Samuel“ Goldenberg ist dementsprechend breit und gewichtig, Goldenberg „spricht“ mit dröhnendem Bass. Ganz anders „Schmuyle“: Er zeichnet sich durch ein nervtötendes Jammern und Gezeter aus. Die Repetitionen in der rechten Hand sind technisch äußerst anspruchsvoll. Am Ende des Stücks werden beide Motive zusammengeführt: die linke Hand spielt Goldenberg, die rechte Schmuyle. Der Disput der beiden steigert sich und endet jäh mit der grellen [[Dissonanz]] eines [[Übermäßiger Dreiklang|übermäßigen Dreiklangs]]. Die lamentierende chromatische Schlusspassage ''(con dolore)'' suggeriert das Bild des offenbar unterlegenen Schmuyle, der wie ein begossener Pudel davonschleicht, während ihm der „Sieger“ noch einige abrupt eingeworfene Drohgebärden hinterherschickt.<br />
<br />
* ''[[Limoges]]'' ist ein Abbild alltäglichen Markttreibens: Lebhaftes Gewirr, schreiende Verkäufer, streitende Marktfrauen. Am Ende beschleunigt sich das Tempo der das ganze Stück durchlaufenden [[Staccato]]-Bewegung bis hin zu einem wilden Wirbel, der sich mit ''[[accelerando]]'' nach oben schraubt und dann unvermittelt ''([[attacca]])'' in die Tiefen der im nächsten Bild beschriebenen Katakomben abstürzt.<br />
<br />
* ''Catacombae'' und ''Cum mortuis in lingua mortua'' stellen einen Gang Hartmanns durch die [[Katakomben von Paris|Pariser Katakomben]] dar. Das Stück hierzu spiegelt eine düstere Stimmung, die angesichts der aufgeschichteten Knochen und Totenschädel in den Katakomben von Paris leicht aufkommen kann. Lang hallende Akkorde erklingen teils mit brutal schockierender Wucht im Fortissimo, teils hallen sie leise und unheimlich aus den geheimnisvollen Tiefen der Gewölbe heraus.<br />
<br />
: Vor dem Teil ''Con mortuis in lingua mortua'' steht im Autograph folgende Notiz Mussorgskis: „Der lateinische Text lautet: mit den Toten in einer toten Sprache. Was besagt schon der lateinische Text? – Der schöpferische Geist des verstorbenen Hartmann führt mich zu den Schädeln und ruft sie an; die Schädel leuchten sanft auf.“ In der Musik scheint Mussorgski selbst die Schädel anzurufen: Vor dem Hintergrund eines schimmernden Tremolos im Diskant erklingt eine Mollvariante des Promenadenthemas abwechselnd in der Mittellage (Anrufung) und in düsterer Bassregion (Antwort aus dem Totenreich). Mit mystisch anmutenden Akkorden verklingt das Stück, eingetaucht in das allgegenwärtige Tremolo, das am Ende allein übrig bleibt und dessen immer leiseres Verklingen – wenn es ohne Löcher und dynamische Ausreißer geschehen soll – ebenfalls zu den pianistischen Problemen zählt, mit denen der gesamte Zyklus reichlich gespickt ist.<br />
<br />
* ''Die Hütte auf Hühnerfüßen:'' [[Baba Jaga|Baba-Jaga]] ist eine [[Hexe]] der russischen Volkssage. Sie wohnt in einem dunklen Wald, wo sie ahnungslos Vorbeikommenden auflauert, sie in ihre Hütte lockt und auffrisst. Ihr Häuschen steht auf Hühnerfüßen, damit es sich mit dem Eingang den Ankommenden zuwenden kann, egal aus welcher Richtung sie kommen. Sie selbst reitet nicht etwa auf einem Besen, sondern auf einem [[Mörser (Werkzeug)|Mörser]], den sie mit dem [[Stößel]] antreibt. Dessen wuchtiges Stampfen bestimmt den Charakter des wilden Hexenritts, den Mussorgski in den Eckteilen dieses Stücks beschreibt, während im Mittelteil die unheimliche Atmosphäre des Walddickichts beschworen wird. Für die unheimlichen Lockrufe der Hexe verwendet Mussorgski das „Teufelsintervall“ [[Tritonus]].<br />
<br />
[[Datei:Hartmann -- Plan for a City Gate.jpg|mini|Von [[Wiktor Alexandrowitsch Hartmann|Viktor Hartmann]] stammender, nicht ausgeführter architektonischer Entwurf für ein Kiewer Stadttor mit Glockenturm und einer kleinen Kirche im Innern aus dem Jahre 1869, welcher nach dessen Tod Inspiration für [[Modest Mussorgski]]s 10. Satz «Das Heldentor (in der alten Hauptstadt Kiew)» des Klavierzyklus ''Bilder einer Ausstellung'' aus dem Jahre 1874 war.]]<br />
<br />
* ''Das große Tor von [[Kiew]]'' bezieht sich auf den zeichnerischen Entwurf Hartmanns für ein Stadttor mit Glockenturm und einer kleinen Kirche im Innern. Durch ein vollgriffiges und durch Bassvorschläge „gewichtig“ gestaltetes Thema beschreibt Mussorgski die majestätische Größe des Tores. Bei einer Wiederholung dieses Themas treten oktavierte Tonleiterfiguren hinzu, welche auf die reiche Ornamentik anspielen. Der sakrale Aspekt wird durch zwei eingeschobene Episoden im vierstimmigen Choralsatz angedeutet. Glockenartige Akkorde im Bass schaukeln sich durch Hinzutreten von sukzessive beschleunigten Mittel- und Oberstimmen zu einem reichhaltigen Geläute auf, in dem schließlich quasi apothetisch das Promenadenthema auftaucht. Nach einer weiteren Steigerung erscheint noch einmal das Anfangsthema in einer Form, welche die maximale Klangfülle des Klaviers ausschöpft, ja zu sprengen versucht und das vorangegangene „Glockenläuten“ mit einbezieht. Nach einer erneuten Steigerungspassage, die das Läuten bis zum lärmenden Getöse anschwellen lässt, endet das Stück mit einer monumentalen [[Apotheose]] des Hauptthemas und gewaltigen Schlussakkorden.<br />
<br />
== Das Verhältnis zu den Bildvorlagen ==<br />
Ausschlag für Mussorgskis Komposition gab die Gedächtnisausstellung für Viktor Hartmann, die im Februar und März 1874 in der Akademie der Künste in St. Petersburg stattfand. Ob zu allen Sätzen tatsächlich jemals Bildvorlagen existierten oder ob einige der Bilder vielleicht direkt Mussorgskis Phantasie entsprungen sind, ist nicht zuletzt angesichts der schwierigen Quellenlage um Viktor Hartmanns Bilder, von denen viele verschollen sind, nur schwer zu klären. Zu der verbindenden ''Promenade'' gibt es keine Bildvorlage; hier charakterisiert Mussorgski einfach das Flanieren in der Ausstellung in wechselnden Stimmungen, in denen das jeweils vorherige Motiv nachwirkt oder das aufkommende seine Schatten vorauswirft.<br />
<br />
Nicht zu allen Sätzen der „Bilder einer Ausstellung“ sind auch korrespondierende Bilder Hartmanns erhalten. Nur drei der von Mussorgski vertonten Bilder sind überhaupt in der Ausstellung von 1874 nachzuweisen: das ''„Ballett der unausgeschlüpften Küken“'' (ein Kostümentwurf zu dem Ballett ''Trilbi'' des Komponisten [[Julius Gerber]] und des Choreographen [[Marius Petipa]]), ''„Die Hütte auf Hühnerfüßen (Baba-Jaga)“'' (eine Entwurfszeichnung für eine Bronzeuhr) und ''„Das große Tor von Kiew“'' (ein nicht ausgeführter architektonischer Entwurf). Da die Ausstellung allerdings auch noch nach deren Beginn durch Leihgaben erweitert wurde, ist deren endgültiger Umfang im Nachhinein nicht mehr genau zu ermitteln.<br />
<br />
Als Vorlage zu ''„‚Samuel′ Goldenberg und ‚Schmuÿle′“'' lassen sich zwei getrennte Bleistiftzeichnungen zweier Juden identifizieren, die sich in Mussorgskis Privatbesitz befanden und verschollen sind, von denen aber jeweils eine Variante als [[Aquarell]] erhalten geblieben ist.<br />
Ferner existiert noch ein Bild Hartmanns ''Katakomben von Paris''. Ob dieses tatsächlich als Vorlage zu dem Satz ''Catacombae (sepulc[h]rum romanum)'' diente, bleibt spekulativ. Ein römisches Grabmal, wie im Titel angegeben, ist auf dem Bild Hartmanns nicht dargestellt.<br />
<br />
== Galerie ==<br />
<gallery><br />
Datei:Hartmann Chicks sketch for Trilby ballet.jpg|5. „Ballett der unausgeschlüpften Küken“,<br />Kostümentwurf von Viktor Hartmann<br />
Datei:The Rich Jew.jpg|6. a) Der reiche Jude "Samuel Goldenberg"<br />
Datei:The Poor Jew.jpg|6. b) Der arme Jude "Schmuyle"<br />
Datei:Hartmann Paris Catacombs.jpg|8. „Catacombae - con mortuis in lingua mortua“,<br />Aquarell von Viktor Hartmann<br />
Datei:Hartmann - Hut of Baba Yaga.jpg|9. "Die Hütte auf Hühnerfüßen",<br />Entwurf für eine Uhr in Form der Hütte der Baba Jaga von Viktor Hartmann<br />
Datei:Hartmann -- Plan for a City Gate.jpg|10. "Das Bogatyr-Tor in Kiew",<br />Entwurf zu einem Stadttor von Kiew<br />
</gallery><br />
<br />
== Einspielung des Originalmanuskripts ==<br />
2014 veröffentlichte der russische Pianist [[Andrej Hoteev]] eine neue CD-Einspielung von „Bilder einer Ausstellung“ nach Originalmanuskripten aus der [[Russische Nationalbibliothek|Russischen Nationalbibliothek]] St. Petersburg, die laut seiner Forschung zahlreiche wesentliche Abweichungen zu anderen Notenausgaben enthält.<ref>Remy Franck:[http://www.pizzicato.lu/mussorgsky-nach-den-originalmanuskripten/''Mussorgsky nach den Originalmanuskripten'']. Pizzikato, 24. September 2014</ref><ref>[http://www.edel.com/de/audio/release/andrej-hoteev/bilder-einer-ausstellunglieder-taenze-des-todes/''Edel'']</ref> Im CD-Beiheft sind die wichtigsten Abweichungen anhand von Abbildungen aus den Manuskripten nachvollziehbar dokumentiert.<ref>Dorothea Bossert:[http://www.swr.de/-/id=14176622/property=download/nid=10748564/23dklk/index.pdf ''Diese CD hat Folgen'']. SWR2, 16. September 2014</ref> Die Presse schildert den Eindruck der expressiven Kraft, der Dynamik, des Farbenreichtums und der Intensität des Originals.<ref>Gregor Willmes: [http://fonoforum.de/rezensionen/november-2014/urtext-bilder/ ''Urtext-Bilder''], FonoForum. November 2014</ref><br />
<br />
== Bearbeitungen ==<br />
Es wird vielfach bemerkt, dass dieser Klavierzyklus geradezu nach einer Orchesterfassung verlangt, entsprechend vielfältig sind die Versionen. In der Folge blieben auch andere Bearbeitungen nicht aus.<br />
<br />
=== Für Orchester ===<br />
* Bereits [[Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow|Nikolai Rimski-Korsakow]], ebenfalls Mitglied der „[[Gruppe der Fünf]]“, instrumentierte zwei Sätze des Werks. Dieser Umstand gab immer wieder Anlass zu Spekulationen, inwieweit auch Mussorgski selbst über eine orchestrale Fassung nachgedacht haben könnte. Es ist aber nicht einmal belegt, dass sich Rimski-Korsakow Mussorgski mitgeteilt hat.<br />
<br />
* 1891 veröffentlichte der Rimski-Korsakow-Schüler [[Michail Tuschmalow]] die früheste Instrumentation, enthält jedoch nur eine Satzauswahl von 7 Bildern. Einspielung der Münchner Philharmoniker unter Marc Andreae (BASF)<br />
<br />
* 1915 [[Henry Wood]], alle Bilder, aber nur die erste „Promenade“<br />
<br />
* 1922 bearbeitete [[Maurice Ravel]] im Auftrag von [[Sergei Alexandrowitsch Kussewizki|Sergei Kussewizki]], Dirigent des Pariser „Concerts Symphoniques“, das Werk für Orchester. Er ließ die fünfte Promenade weg. Mit dieser bekanntesten Fassung fand das Werk weltweit Beachtung. <br />
<br />
* 1922 [[Leo Funtek]]<br />
* 1922 [[Giuseppe Becce]], für Salonorchester<br />
* 1925 [[Leonidas Leonardi]]<br />
* 1937 [[Lucien Cailliet]]<br />
* 1938 [[Leopold Stokowski]], ohne ''Tuileries'' und ''Der Marktplatz von Limoges'' (veröffentlicht 1971 bei [[Decca Records|DECCA]])<br />
* 1942 [[Walter Goehr]]<br />
* 1955 [[Sergei Petrowitsch Gortschakow|Sergei Gortschakow]] unternahm den ersten Versuch einer ''originalgetreuen'' Fassung. [[Kurt Masur]] spielte 1971 diese Fassung mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig ein.<br />
* 1957 [[Ralph Burns]], für Jazz-Orchester<br />
* 1959 [[Daniel Walter]]<br />
* 1963 [[Mark Hindsley]], für großes Harmonie-Orchester<br />
* 1963 veröffentlicht der Jazzpianist [[Allyn Ferguson]] eine neue Version. Er hat das Stück neu arrangiert und in Begleitung seines Orchesters unter dem Titel „Pictures Framed in Jazz“ eingespielt (veröffentlicht auf AVA AS-32). Bekanntestes Mitglied dieser Formation war der Saxophonist [[Paul Horn (Musiker)|Paul Horn]].<br />
* 1970 [[Helmuth Brandenburg]] (SONOTON)<br />
* 1974 [[Emil Naumow]], für Piano und Orchester<br />
* 1977 [[Zdeněk Mácal]]<br />
* 1977 [[Lawrence Leonard]], für Klavier und Orchester<br />
* 1982 [[Wladimir Dawidowitsch Aschkenasi|Vladimir Ashkenazy]] originalgetreu (DECCA)<br />
* 1983 Pung Siu-Wen, Orchester (Chinesische Musiker)<br />
* 1992 [[Thomas Wilbrandt]]<br />
* 1995 [[Byrwec Ellison]]<br />
* 1997 Carl Simpson<br />
* 2000 [[Vladimir Boyashov]], russisches Folklore-Ensemble<br />
* 2000 [[Hanspeter Gmür]]<br />
* 2002 [[Julian Ju]], für Kammerorchester<br />
* 2002 [[Christoph Günzel]], für Sinfonisches Blasorchester<br />
* 2006 Gerhard B. Buchner-Fritsch, Bearbeitung für sinfonisches Laien- oder Schulorchester (Andrea Wiegand Musikverlag)<br />
* 2011 Aurélien Bello, für großes Orchester<br />
<br />
=== Andere ===<br />
* 1930 [[Giuseppe Becce]], [[Klaviertrio]]<br />
* 1940 [[Vladimir Horowitz]], für Piano<br />
* 1954 [[Rudolf Würthner]], für Akkordeon<br />
* 1970 [[Heinz Wallisch]], Bearbeitung für zwei Gitarren<br />
* 1970 [[Arthur Willis]], Orgel<br />
* 1971 veröffentlichte die [[Progressive Rock]]-Gruppe [[Emerson, Lake and Palmer]] unter dem Titel ''[[Pictures at an Exhibition (Emerson, Lake & Palmer)|Pictures At An Exhibition]]'' eine moderne Fassung von Mussorgskis Komposition.<br />
* 1975 [[Isao Tomita]], [[Synthesizer]]<br />
* 1975 [[Stern-Combo Meißen]], angelehnt an die Fassung von Emerson, Lake and Palmer<br />
* 1975 veröffentlichten [[Philipp Corner]] und [[KP Brehmer]] eine weitere Bearbeitung, die sie als ''Pictures of Pictures'' bezeichneten und die sowohl auf Mussorgski als auch [[Wassily Kandinsky]] basiert. Kandinsky schuf eine Bühnenvorstellung, die das Musikstück Mussorgskis programmatisch begleitet, die Motive sind jedoch rein [[Abstrakte Kunst|abstrakt]] und ohne Bezug zu den Bildern Viktor Hartmanns. Es ist die Rückübersetzung in eine Bühnenkomposition. [[KP Brehmer]] beschritt 1975 darauf aufbauend eine Art der visuellen Umsetzung mit ''Pictures of Pictures from Pictures''. Er visualisiert das Klavierwerk mit Hilfe eines [[Sonograph]]en in 10 Bildern. Der Pianist [[Philipp Corner]] setzte diese Bilder wiederum (1975-79) in Musik um und kommt so zu seiner Werkbezeichnung ''Pictures of Pictures from Pictures of Pictures''. Seine 10 Stücke haben, wie auch Brehmers Bilder, die gleichen Überschriften wie die ursprünglichen Bilder-Zyklen.<br />
* 1977 [[Oskar Gottlieb Blarr]], Orgel<br />
* 1977 [[Günther Fischer]] verwandte das Motiv „Das alte Schloss“ für die Musik zum [[DEFA]]-Film „[[Die Flucht (1977)|Die Flucht]]“ von [[Roland Gräf]].<br />
* 1978 [[Elgar Howarth]], The [[Philip Jones Brass Ensemble]] (argo/DECCA)<br />
* 1981 hat der japanische Gitarrist [[Kazuhito Yamashita]] eine Transkription für Sologitarre verfasst. Andrés Segovia bearbeitete bereits früher ''Das alte Schloss''.<br />
* [[Reginald Hache]], Transkription für zwei Pianos in einer weiteren Bearbeitung von [[Anthony & Joseph Paratore]]<br />
* 1983 Madleine Gremper-Jenny und Walter Feybli, Bearbeitung für zwei Gitarren<br />
* 1981/1984 [[Henk de Vlieger]], 14 Schlagzeuge, Celesta, Harfe und Piano<br />
* 1988 [[Jean Guillou]], Orgel<br />
* 1990 [[Viktor Burkhard]] für Harmoniemusik, erstmals aufgeführt von der Musikgesellschaft Brunnen<br />
* 1990 schuf der deutsche Musiker und Komponist [[Hans-Karsten Raecke]] eine Bearbeitung für [[Chor (Musik)|Chor]], Chorsolisten, 2 Synthesizer und [[Schlagwerk (Musik)|Schlagwerk]], mit eigenen Texten. Die [[Uraufführung]] einzelner Stücke fand bereits 1987 in [[Darmstadt]] statt. 1992 schuf er eine weitere Bearbeitung für Chor, Chorsolisten, 2 Synthesizer, Bläser-Ensemble und Percussion-Ensemble. 2004 fand eine szenische Aufführung seiner dritten Bearbeitung für Chor, [[Solist]]en und 2 [[Masterkeyboard]]s statt (Uraufführung: 1.&nbsp;Oktober 2004 [[Alte Feuerwache (Mannheim)|Alte Feuerwache]] [[Mannheim]]).<br />
* [[John Boyd (Dirigent)|John Boyd]], the orchestra of wooden wind<br />
* 1992 [[Gert Van Keulen]], the orchestra of wooden wind<br />
* 1992 [[Lutz Köhler (Dirigent)|Lutz Köhler]], hr-brass – Die Blechbläser des Radio-Sinfonie-Orchesters Frankfurt. Die CD (Capriccio / Delta Music GmbH) beinhaltet neben "Bilder einer Ausstellung" (arr. 1979 von E. Howarth für [[Philip Jones Brass Ensemble]] [s.o.], mit umfangreicher Schlagwerk-Besetzung) außerdem 12 Sätze aus "[[Romeo und Julia]]" von [[Sergej Prokofieff]]. <br />
* 1993 [[Hans Wilhelm Plate]], eine Fassung für 44 Pianisten an 44 Flügeln und einem präparierten Klavier.<br />
* 1995 [[Elmar Rothe]], 3 Gitarren<br />
* 1996 German Marimba Duo, 2 [[Marimbaphon|Marimbas]]<br />
* 1997 veröffentlichte die deutsche [[Progressive Metal|Progressive-Metal]]-Band [[Mekong Delta (Band)|Mekong Delta]] eine Bearbeitung mit dem Titel ''Pictures at an Exhibition''. Diese orientiert sich sehr stark am Original, das Album enthält neben der bearbeiteten Fassung noch eine zweite Version, in der die orchestrierte Fassung unterlegt ist.<br />
* 1999 [[Joachim Linckelmann]], the quintet of wooden wind<br />
* 2005 veröffentlichte die Firma [[Animusic]] eine 3D-animierte Bearbeitung auf ihrer DVD Animusic 2. Die Bearbeitung ist vollständig synthetisch, orientiert sich an der Fassung von Emerson, Lake & Palmer und umfasst bei einer Dauer von rund sechs Minuten die Teile ''Promenade, Die Hütte der Baba Yaga'' und ''Das große Tor von Kiew'' (z. T. verkürzt). Die Bearbeitung entstand als Auftragswerk für Hewlett Packard.<br />
* 2005 Bertrand Hainaut, Klarinetten-Ensemble<br />
* 2006 veröffentlicht das [[Christof Thewes]] [[Undertone Project]] eine Fassung auf CD, die nach eigener Aussage „kein Swing meets Klassik Projekt …, sondern eine moderne zeitgenössische Bearbeitung zwischen Funk, Rock, Free Jazz, Neuer Musik und vielen spontanen Überraschungen“ werden sollte. Neben der gelungenen musikalischen Interpretation liegt das Besondere hier wohl an den eigens vom Saarbrücker Künstler [[Thomas Altpeter]] geschaffenen neuen Bildern, die im Booklet der CD abgebildet sind.<br />
* 2006 [[Matthias Spillmann]], ''Mats-Up,'' ''Same Pictures – New Exhibition,'' Bearbeitung für Jazz-Septett<br />
* 2007 [[Adam Berces]], für Synthesizer<br />
* 2007 [[Christian M. Fischer]], ''Die Bilder einer neuen Ausstellung,'' elektroakustische Komposition (8 Kanal). Nachdem Mussorgskis Komposition von Bildern beeinflusst bzw. angeregt worden war, besteht der elektroakustische Ansatz von Fischer darin, auf den Strukturen der vorangegangenen Versionen (Mussorgski, Ravel, Tomita, Emerson Lake & Palmer, Mekong Delta) basierende, akustische Bilder im dreidimensionalen Klangraum zu schaffen.<br />
* 2007 [[Glass Duo]] für [[Glasharfe]] <br />
* 2007 [[Gideon Bodden]] für Carillon<br />
* 2008 veröffentlichte die Technomusiker [[Moritz von Oswald]] und [[Carl Craig]] auf dem Traditionslabel Deutsche Grammophon den dritten Teil aus der Reihe ''ReComposed'', bei der zeitgenössische Künstler Werke der klassischen Musik neu interpretieren. Von Oswald und Craig wählten für ihr Album ''Bilder einer Ausstellung'' und [[Maurice Ravel]]s Orchesterstück ''[[Boléro]]''.<br />
* 2008 [[P.O.N.D.]] elektronische Verarbeitung<br />
* 2009 [[Maybebop]], A-Cappella-Version der Promenade mit deutschem Text als ''Moderne Kunst'' auf dem Album ''Endlich Authentisch''.<br />
* 2011 [[Myroslaw Skoryk]] für Streichquartett, Auftragsarbeit für das Szymanowski-Quartett<br />
* 2011 [[Yaron Gottfried]] für Jazztrio und Orchester<br />
<br />
== Besetzung der Orchesterfassung von Maurice Ravel ==<br />
3&nbsp;[[Querflöte|Flöten]] (2.+3. auch [[Piccoloflöte|Piccolo]]), 3&nbsp;[[Oboe]]n (3. auch [[Englischhorn]]), 2&nbsp;[[Klarinette]]n (beide: B+A), 1&nbsp;[[Bassklarinette]] (B+A), 2&nbsp;[[Fagott]]e, 1&nbsp;[[Kontrafagott]], 1&nbsp;[[Altsaxophon]] (Es)<br />
<br />
4&nbsp;[[Horn (Instrument)|Hörner]] (F), 3&nbsp;[[Trompete]]n (C), 3&nbsp;[[Posaune]]n, 1&nbsp;[[Tuba]] <br />
<br />
[[Pauke]]n, Schlagwerk ([[Triangel]], [[Kleine Trommel]], [[Peitsche (Musikinstrument)|Peitsche]], [[Ratsche]], [[Becken (Musikinstrument)|Becken]], [[Große Trommel]], [[Tamtam]]), [[Glockenspiel (Musikinstrument)|Glockenspiel]], [[Xylophon]], [[Röhrenglocke]] oder [[Kirchenglocke]] (nur Es)<br />
<br />
[[Celesta]]<br />
<br />
2&nbsp;[[Harfe]]n <br />
<br />
[[Streichinstrumente|Streicher]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Michael Russ: ''Musorgsky: Pictures at an Exhibition'' (Cambridge Music Handbooks). Cambridge University Press, Cambridge and New York 1992, ISBN 0-521-38607-1 ({{Google Buch|BuchID=8Co0gxvU3D8C}}).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Pictures at an Exhibition}}<br />
* {{KSM Werk}}<br />
* {{IMSLP2|id=Pictures_at_an_Exhibition_%28Mussorgsky%2C_Modest_Petrovich%29|cname=Bilder einer Ausstellung}}<br />
* [http://scratchpad.wikia.com/wiki/IKVA IKVA International Kartinki s Vystavki Association]<br />
* [http://www.geocities.jp/tatsuyabanno/Bilderausstellung/Bilderausstellung-e.html Seite mit neu aufgefundenen möglichen Bildvorlagen Hartmanns]<br />
* [http://www.russisches-musikarchiv.de/bilder.htm Reproduktionen der Bilder Viktor Hartmanns sowie MIDI-Hörbeispiele]<br />
* [http://www.stmoroky.com/reviews/gallery/pictures/hartmann.htm Weitere Seite mit Reproduktionen (englisch)]<br />
* [http://mutopia-gd.tuwien.ac.at/cgibin/make-table.cgi?Composer=MussorgskyM Notenbeispiel der Promenade bei mutopia]<br />
* [http://leobachrach.musicaneo.com/sheetmusic/sm-183050_the_old_castle.html Das alte Schloss] transkribiert für E-Bass (Solo) auf [http://www.musicaneo.com/ Musicaneo]<br />
* [http://www.arte.de/guide/de/065339-000-A/mussorgskis-bilder-einer-ausstellung ARTE] Aufführung des [[Deutsches Symphonie-Orchester Berlin|Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin]] unter der Leitung von [[Tugan Taimurasowitsch Sochijew|Tugan Sochijew]] in der Orchestrierung von Maurice Ravel, 21. August 2016, 18:30 Uhr, 41 min., abgerufen am 22. August 2016<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=w|GND=300112904|LCCN=n/80/149485|VIAF=176603722}}<br />
<br />
[[Kategorie:Werk von Modest Petrowitsch Mussorgski]]<br />
[[Kategorie:Programmmusik]]<br />
[[Kategorie:Klavierzyklus]]<br />
[[Kategorie:Orchesterwerk]]<br />
[[Kategorie:Musik 1874]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Richterin_Barbara_Salesch&diff=163925192Richterin Barbara Salesch2017-03-24T23:17:21Z<p>DarkblueFlow: /* Besetzung (Hauptdarsteller) */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Fernsehsendung<br />
| ID = Barbarasalesch_Logo.jpg<br />
| OT = Richterin Barbara Salesch<br />
| PL = [[Deutschland]]<br />
| PJ = 1999–2012<br />
| PRO = <br />
| PRODUKTIONSUNTERNEHMEN = [[filmpool|filmpool GmbH]]<br />
| LEN = 50<br />
| EA = 2147 <small>(2356 Fälle), davon 3 Spezialsendungen auch um 20:15</small> <br />
| ST = 14<ref>[http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=9067 Richterin Barbara Salesch] von fernsehserien.de; Abgerufen am 4. Juni 2012</ref><br />
| OS = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br />
| MUSIK =<br />
| SONG = <br />
| IDEE = <br />
| GENRE = [[Pseudo-Doku]], [[Gerichtsshow]] mit echten Fällen und nachgestellten Strafprozessen<br />
| EAS = 27. September 1999<br />
| SEN = [[Sat.1]]<br />
| DS =<br />
}}<br />
<br />
'''Richterin Barbara Salesch''' ist eine [[Pseudo-Doku|pseudo-dokumentarische]] [[Gerichtsshow]] des Senders [[Sat.1]], die [[Fiktion|fiktive]] [[Gerichtsverhandlung]]en in [[Strafsache]]n zeigte. Produziert wurde die Sendung von [[filmpool]]. Die letzte und 2147. Folge wurde am 13. April 2012 mit dem 2356. Fall ausgestrahlt.<ref>quotenmeter.de [http://www.quotenmeter.de/cms/?p1=n&p2=56055&p3= Ein letztes Urteil: «Richterin Barbara Salesch» endet] (Abgerufen am 12. April 2012)</ref> Als Nachfolgeformat zeigt Sat.1 die ebenfalls von filmpool produzierte Sendung ''[[Familien-Fälle]]''.<ref>quotenmeter.de [http://www.quotenmeter.de/cms/?p1=n&p2=55393&p3= Salesch-Nachfolge: Sat.1 zeigt «Familien-Fälle»] (Abgerufen am 7. März 2012)</ref> Im April 2012 nahm der österreichische Sender [[Puls 4]] die Gerichtsshow in sein Programm auf.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
''Richterin Barbara Salesch'' wurde ab dem 27.&nbsp;September 1999 bis zum Oktober 2000 montags bis freitags als halbstündiges Format am Vorabend um 18:00&nbsp;Uhr auf [[Sat.1]] ausgestrahlt. In dieser Zeit waren nach dem Vorbild der US-Sendung ''Judge Judy''<ref>Anke Bergmann, Joachim von Gottberg & Jenny Schneider: ''[http://fsf.de/data/user/Dokumente/Downloads/FSF_SR_studie_teil1.pdf Scripted Reality auf dem Prüfstand. Teil 1]''. Studie von [[Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen]]. S.&nbsp;9–10 ([[Portable Document Format|PDF]]-Datei, 2.023 Kibibyte)</ref> die Folgen der Sendung [[Mitschnitt]]e von [[Schiedsgericht]]sverhandlungen, für die das Verbot von Ton- und Bildaufnahmen nicht gilt. Daher konnten echte Fälle gesendet werden. Allerdings sind Schiedsgerichtsverfahren auf [[zivilrecht]]liche Auseinandersetzungen beschränkt und nur mit Zustimmung aller Prozessparteien erlaubt. Die „[[Einschaltquote|Quotenbringer]]“ [[Raub]], [[Vergewaltigung]] und [[Mord]] konnten daher nicht thematisiert werden. Daher wurden ab Oktober 2000 nicht mehr reale Schiedsgerichtsverhandlungen, sondern fiktive Strafgerichtsprozesse gezeigt.<br />
<br />
Am Anfang erreichte die Sendung lediglich einen [[Marktanteil]] von acht Prozent, nach Umstellung auf geschriebene Fälle mit [[Laiendarsteller]]n lag er bei über 30 Prozent. Im Frühjahr 2000 wurde daher die Sendezeit verdoppelt und ein neuer Sendeplatz gewählt. Seitdem wurde ''Richterin Barbara Salesch'' ganzstündig ab 15:00&nbsp;Uhr ausgestrahlt.<br />
Sie gilt als erfolgreichste deutsche Gerichtsshow, die sich am längsten und mit den meisten Folgen viele Jahre im Nachmittagsprogramm fest etabliert hat.<br />
<br />
Im Verlauf der Gerichtsshow wurden Design und Aufmachung immer wieder verändert. So veränderte sich der Vorspann der Gerichtsshow mehrfach und der Gerichtssaal wurde zweimal umgebaut.<br />
Vor dem ersten Umbau verhandelte Barbara Salesch an einem Richterpult, an dem ihr Namensschild montiert war. Gerichtssaalabtrennung durch einen Schwarzen Zaun, graue Polster-Stühle und große Fenster mit schwarzen Rahmen kennzeichneten den ersten Gerichtssaal.<br />
Der zweite Gerichtssaal war heller gestaltet. Vor den großen Fenstern waren jetzt große Holzlamellen angebracht. Die Zuschauerraumabtrennung wurde nun durch einen hellen, großen Holzzaun erreicht. Die Stühle waren jetzt mit terrakotta farbenen Polstern bezogen und das Namensschild an der Richterbank war entfernt worden. Später wurde zudem noch ein Flachbild-Monitor im Gerichtssaal angebracht, um Beweisvideos, statt auf einem kleinen Rollcontainer stehenden, silbernen Fernseher, zu sichten. <br />
Ab jetzt gab es in den täglichen Sendungen auch mehr Szenen außerhalb des Gerichtssaals. Teilweise wurden Außenaufnahmen bei der Verhaftung von tatverdächtigen oder geflüchteten Zeugen gedreht, teilweise auch die Vorgeschichte des zu verhandelnden Falles oder Szenen auf dem Gang. Erstmals wurde für Barbara Salesch nun auch ein Richterzimmer eingerichtet, von dem aus nun auch Szenen mit Verteidigern und Staatsanwalt im Streitfall oder zur Beratung gezeigt wurden. Sogar die Beratung vor der Urteilsverkündung mit Schöffen waren in einem Fall zu sehen. In diesem von Barbara Salesch in der Sendung auf "Büro" bezogenen Richterzimmer hingen immer wieder wechselnde Gemälde, die die Richterin selbst gemalt hatte, außerdem kleine Oldtimer-Modellautos der Richterin. <br />
Nach dem 2. Umbau wurde der Gerichtssaal nochmals verändert. Sämtliche Türen des Gerichtssaals sowie Richterbänke wurden mit hellen Holz- und Lederverkleidungen versehen. Die Stühle im Saal wurden erneuert und wieder grau gepolstert. Mikrofone wurden von kleinen schwarzen Tischmikrofonen auf größere abgeändert. <br />
Neu war jetzt auch ein Foyer, in dem ein Kaffeautomat, Tische und eine Wachtmeisterei untergebracht war.<br />
<br />
== Drehorte ==<br />
<br />
Hauptdrehort ist immer der Gerichtssaal - eine speziell für die Sendung angefertigte Kulisse.<br />
Neben dem Gerichtssaal gibt es viele Szenen auf dem Flur, der Cafeteria, der Kantine, dem Richterzimmer, sowie in einer Folge außerhalb vor einem Gerichtsgebäude, als sich ein Mandant von Rechtsanwältin Ulrike Tasic, aus Angst wegen Mord verurteilt zu werden, von dessen Dach herunterstürzen will.<br />
<br />
Außerdem wurden auch oft Außendrehs an verschiedenen Orten (z.&nbsp;B. Parkplätze, Waldhütten, an einem Fluss) mit Staatsanwaltschaft und den Rechtsanwälten, sowie flüchtenden Angeklagten oder Zeugen gezeigt. In einem Fall konnte in einer Verhandlungsunterbrechung ein Angeklagter, ein Mandant von Rechtsanwältin Kirsten Klingenberg, den Polizeibeamten entwischen und warf sich vor ein Auto. Bernd Römer kam von dem Einsatz zurück und die Verhandlung endete diesmal im Richterzimmer von Barbara Salesch …<br />
<br />
== Besetzung (Hauptdarsteller) ==<br />
<br />
'''Richterin''' <br />
<br />
[[Barbara Salesch]] als Vorsitzende Richterin (1999–2012)<br />
<br />
'''Staatsanwaltschaft''' <br />
* [[Bernd Römer (Jurist)|Bernd Römer]] (2000–2012)<br />
* Christina Müting (2000), <br />
* Ilona Bruns (2000), <br />
* Nicolai Mameghani (2000), <br />
* Peter-Christian Thielen (2000),<br />
* Klaus Hindelang (2000)<br />
<br />
'''Rechtsanwälte''' <br />
* [[Ulrike Tašić]] (2000–2012), <br />
* [[Uwe Krechel]] (2000–2012), <br />
* [[Kirsten Klingenberg]] (2004–2012), <br />
* [[Malte Höch]] (2004–2012), <br />
* [[Karsten Dusse]] (2007–2012), <br />
* [[Tijen Kortak]] (2007–2012), <br />
* [[Christina Dissmann]],<br />
* [[Dimitris Zahikakis]] (2000), <br />
* Dr. [[Frank Theben]] (2000), <br />
* Dr. [[Bernd Neunzig]] (2000), <br />
* Dr. [[Andreas Hohnel]] (2000), <br />
* Dr. [[Nadja Tzschaschel]]<br />
* [[Andreas Kerkhoff]], <br />
* [[Markus Loskamp]], <br />
* [[Dirk Küchmeister]],<br />
* [[Torsten Timm]], <br />
* [[Thomas Ohm (Jurist)|Thomas Ohm]], <br />
* [[Jens Mackner]] <br />
* [[Arne Platzbecker]]<br />
<br />
=== Weitere Darsteller ===<br />
<br />
*'''Justizwachtmeister Bauer'''<br />
Wachtmeister '''Tim Bauer''' wird von Richterin Salesch mit "Herr Bauer bitte" immer dann aufgerufen, wenn es im Gerichtssaal zu körperlichen Auseinandersetzungen oder zu unvorhergesehenen, brenzligen Situationen kommt. <br />
Als einer Lehrerin von ihren Schülern eine Maus in ihre Handtasche geschmuggelt wird, sich bei deren Entdeckung zu Tode erschreckt, ruft Salesch den Justizwachtmeister zur Hilfe und lässt Bauer die Maus in einen Schuhkarton in Saleschs Richterzimmer bringen. <br />
<br />
*'''Frau Hercher'''<br />
Sie gilt als die Mitarbeiterin der Geschäftsstelle des Gerichts. Immer wenn es während der Verhandlung Probleme gibt oder Kinder versorgt werden müssen, greift Salesch zu ihrem Telefon auf dem Richterpult und ruft Frau Hercher an.<br />
Sie tritt als Person in der gesamten Sendung nie auf. <br />
<br />
*'''Angeklagte, Zeugen, Nebenkläger, Schöffen und beisitzende Richter'''<br />
Nebendarsteller sind in der Regel [[Beisitzer]], gegebenenfalls [[Nebenkläger]], [[Angeklagter|Angeklagte(r)]], [[Zeuge|Zeuge(n)]], [[Gutachter]], [[Protokollführer]] und gegebenenfalls [[Schöffe (ehrenamtlicher Richter)|Schöffen]]. Als Angeklagte, Nebenkläger, Zeugen, Gutachter usw. treten ausschließlich Laiendarsteller auf. Im Gerichtssaal befindliche uniformierte Polizisten werden allerdings von echten Polizisten dargestellt.<br />
<br />
*'''Kriminaltechnische Sachverständige Frau Dr. Bernd'''<br />
Sie wird von Barbara Salesch immer dann in die Verhandlung geholt, wenn es um Fingerabdrücke oder DNA-Spuren von Tätern geht.<br />
<br />
*'''Psychiatrische Sachverständige'''<br />
Hier traten verschiedene Darsteller auf. Im Schwurgerichts-Spezial im Abendprogramm trat Angelika Kalwass auf.<br />
Psychiatrische Sachverständige kommen meistens in die Verhandlung wenn es um verminderte Schuldfähigkeit oder um Schuldunfähigkeit (§20 StGB) geht.<br />
<br />
== Spezialsendungen ==<br />
<br />
=== Richterin Barbara Salesch Spezial – Schwurgerichtsspezials im Abendprogramm ===<br />
<br />
Zur Prime-Time um 20:15 wurden im Jahr 2002 zum ersten Mal zwei Spezialsendungen mit längerer Sendezeit und in einem anderen Gerichtssaal gezeigt. Hier gab es gegenüber den täglichen Sendungen um 15:00 Uhr erstmals Videoeinspielungen bei Verlesung der Anklageschrift, Zeugenaussagen und anderen Szenen. Diese Videoszenen zeigten situativ die Vorgeschichte des Falls und zeigten dem Zuschauer den Tathergang genau auf. Dementsprechend aufwändiger, wenngleich professioneller waren die Dreharbeiten und entsprechend die Drehorte ausgewählt. Nicht zuletzt ebenso der andere Gerichtssaal, der im Abendprogramm eine andere Aufmachung der Gerichtsshow erlaubte. Die Kriminalfälle vor Gericht wurden wie in einem Tatort-Spielfilm dargelegt.<br />
<br />
Im Jahr 2002 wurden am Nachmittag noch jeweils zwei Fälle pro 60 Minuten von Barbara Salesch verhandelt. Da das Strafgericht hier einfachere Delikte wie Diebstahl, Schwerer Raub, Nötigung, vor dem Schöffengericht (also Verbrechen auf die bis zu vier Jahren Freiheitsstrafe stehen) oder vor dem normalen Amtsgericht verhandelt wurden, wollte man mit verlängerter Sendezeit erstmals Kapitalverbrechen vor dem Schwurgericht (hier: Mord nach § 211 StGB) also der großen Strafkammer verhandeln. <br />
<br />
*1. Spielfilm: "Das tödliche Rendezvous" <br />
*2. Spielfilm: "Die kleine Miss"<br />
<br />
Im ersten Film trat Rechtsanwalt [[Uwe Krechel]] als Verteidiger, im zweiten Film Rechtsanwältin [[Ulrike Tasic]] als Verteidigerin auf. In beiden Filmen übernahm [[Bernd Römer (Jurist)|Bernd Römer]] die Rolle des Staatsanwalts. In einem der beiden Spezials trat [[Angelika Kallwass]] als psychiatrische Sachverständige auf.<br />
<br />
Der Gerichtssaal war gegenüber der täglichen Nachmittagssendung in einem dunkleren Holz gestaltet und es wurde aus mehr Perspektiven die Verhandlung, in diesem älter und strenger wirkenden Gerichtssaal, aufgenommen.<br />
<br />
Auch bei der zweiten der Sat.1-Gerichtsshow "[[Richter Alexander Hold]]" gab es ebenfalls zwei Spezialsendungen, die wie bei Barbara Salesch in Spielfilmlänge in derselben Woche ausgestrahlt wurden.<br />
<br />
=== Richterin Barbara Salesch - Spezial: "Du sollst nicht Lügen" 2007 ===<br />
<br />
'''Handlung'''<br />
2007 gab es am Nachmittag zur üblichen Sendezeit um 15:00 Uhr eine Spezialsendung, die sich von den normalen Gerichtsverhandlungen unterschied. Drehort war nicht der Gerichtssaal von Salesch, sondern ein Mädcheninternat, hinter dessen ein Mord passiert, während Richterin Salesch als Dozentin an diesem Internat ihren Vortrag vorbereitet. Nach dem Fund der Toten ermittelt Barbara Salesch mit ihren beiden jungen Rechtsreferendaren und Staatsanwalt [[Bernd Römer (Jurist)|Bernd Römer]] nach dem Täter. Das Spezial ist dennoch humorvoll gehalten und zeigt Szenen wie Barbara Salesch in ihrem Auto aus Ihrem Handschuhfach voller Süßigkeiten nascht. Außerdem wird die Handlung teilweise mit amüsanter Musik hinterlegt. Ernst wird es gegen Ende, als der Mörder von Barbara Salesch in der Scheune beim weiteren Versuch eines Mordes ertappt wird, der Täter mit einem Gewehr auf Barbara Salesch zielt und diese nun selbst in Lebensgefahr ist. In letzter Sekunde wird der Täter überwältigt und [[Barbara Salesch]] kommt mit dem Schrecken davon.<br />
<br />
=== Richterin Barbara Salesch Spezial – Nachbar gegen Nachbar ===<br />
{{Hauptartikel|Nachbar gegen Nachbar}}<br />
<br />
In der Woche vom 24. bis zum 28. Oktober 2011 wurden Sonderfolgen von Richterin Barbara Salesch gesendet, in denen keine Strafgerichtsverhandlungen, sondern Nachbarschaftsstreitereien behandelt wurden. Ab dem 13. August 2012 werden neue Folgen von 18.00 Uhr bis 18.30 Uhr montags bis freitags ausgestrahlt.<br />
<br />
== Sendezeiten ==<br />
<br />
Am 8.&nbsp;Mai 2004 wurde die Sendung um eine Samstagsausgabe erweitert. Am 3.&nbsp;September 2004 wurde die 1000. Sendung ausgestrahlt. Seit dem 17. Juli 2007 wird die Sendung montags bis samstags zweimal täglich gesendet; neben der Ausstrahlung am Nachmittag werden montags bis freitags um 11:00&nbsp;Uhr und samstags um 10:30 Uhr Wiederholungen älterer Folgen gezeigt. Die 1500. Folge der Gerichtsshow wurde am 20.&nbsp;März 2008 ausgestrahlt. Zwischen dem 14. November 2009 und dem 23. Januar 2010 wurde die Samstagsausgabe eingestellt. Am 5. Mai 2011 feierte die Sendung ihre 2000. Folge in zwölf Jahren.<ref>[http://www.sat1.de/tv/barbara-salesch/interviews/barbara-salesch-ueber-zwoelf-jahre-in-sat-1 Barbara Salesch über zwölf Jahre in SAT.1] sat1.de, Abgerufen am 22. Mai 2012</ref><br />
<br />
== Staffeln ==<br />
{| class="wikitable" width="350"<br />
!colspan=9 bgcolor="#ADD8E6"|Staffeln<br />
|-<br />
!Staffel<br />
!Anzahl der Folgen<br />
!von<br />
!bis<br />
|-<br />
|1<br />
|ca. 100<br />
|27.09.1999<br />
|29.09.2000<br />
|-<br />
|2<br />
|ca. 200<br />
|02.10.2000<br />
|2001<br />
|-<br />
|3<br />
|ca. 200<br />
|2001<br />
|2002<br />
|-<br />
|4<br />
|ca. 200<br />
|2002<br />
|2003<br />
|-<br />
|5<br />
|ca. 200<br />
|2003<br />
|2004<br />
|-<br />
|6<br />
|ca. 200<br />
|2004<br />
|2005<br />
|-<br />
|7<br />
|ca. 200<br />
|2005<br />
|2006<br />
|-<br />
|8<br />
|ca. 150<br />
|2006<br />
|2007<br />
|-<br />
|9<br />
|187<br />
|2007<br />
|2008<br />
|-<br />
|10<br />
|310<br />
|07.01.2008<br />
|06.10.2009<br />
|-<br />
|11<br />
|37<br />
|07.10.2009<br />
|26.11.2009<br />
|-<br />
|12<br />
|94<br />
|11.01.2010<br />
|20.09.2010<br />
|-<br />
|13<br />
|240<br />
|21.09.2010<br />
|27.01.2012<br />
|-<br />
|14<br />
|40<br />
|30.01.2012<br />
|13.04.2012<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Realitätsnähe ==<br />
Wie auch in anderen Pseudo-Dokumentationen wird die Realität von Strafverhandlungen in der Serie nur sehr eingeschränkt widergespiegelt. Ein bedeutender Unterschied zum tatsächlichen Alltag in deutschen Gerichtssälen zeigt sich in den lautstarken, zum Teil [[Polemik|polemischen]] Angriffen zwischen Staatsanwalt und Verteidiger. Auch unerwartete neue Entwicklungen im Prozessgeschehen, die die Unschuld des Angeklagten beweisen und einen anwesenden Zeugen als wahren Täter entlarven, zählen in der Sendung zum regelmäßigen Standard. Der Spannungseffekt wird dadurch erhöht, jedoch suggeriert diese Vorgehensweise dem Zuschauer eine nachlässige Voruntersuchung durch [[Kriminalpolizei (Deutschland)|Kriminalpolizei]] und Staatsanwaltschaft. In der realen Rechtspraxis hingegen kommt es üblicherweise erst nach sorgfältigen Ermittlungen und bei ausreichender [[Beweislast]] überhaupt zur Erhebung einer Anklage, weswegen solche dramatischen Wendepunkte bei echten Gerichtsverhandlungen höchst selten sind.<br />
<br />
== Sonstiges ==<br />
Vom 2.&nbsp;Mai 2011 bis zum 13. April 2012 wurde die Sendung im Breitbildformat [[16:9]] ausgestrahlt bzw. produziert.<br />
<br />
== DVD–Veröffentlichung ==<br />
Am 2. September 2011 erschienen die ersten 80 Folgen der zweiten Staffel auf DVD.<ref>[http://www.fernsehserien.de/richterin-barbara-salesch/dvd-blu-ray DVD-Veröffentlichungen] auf ''fernsehserien.de''</ref> Alle vier DVD-Boxen sind laut [[Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft|FSK]] ab zwölf Jahren freigegeben. Die DVD-Veröffentlichungen beginnen mit den ab 2000 produzierten fiktionalen Fällen; die Schiedsgerichtsverfahren sind bisher nicht erschienen.<br />
<br />
== Die Sendung in Filmen ==<br />
Am 26. Januar 2012 startet der Spielfilm [[Tage die bleiben]] in den deutschen Kinos. Barbara Salesch übernimmt in diesem Film in ihrer Rolle als Richterin Barbara Salesch im Originalstudio der Sendung eine kleine Nebenrolle.<br />
<br />
== Auszeichnungen und Nominierungen ==<br />
;[[Deutscher Fernsehpreis]]<br />
* '''Ausgezeichnet''' – „Beste tägliche Serie“ ([[Deutscher Fernsehpreis 2002|2002]])<br />
;[[Goldene Henne]]<br />
* '''Nominiert''' – „Kategorie: Fernsehen“ ([[Goldene Henne#Goldene Henne 2002|2002]])<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Natalie John: ''Richterin Barbara Salesch – Meine spannendsten Fälle''. Panini Books, Stuttgart 2002, ISBN 978-3897486089. (Belletristische Darstellung)<br />
* Dennis Münstermann: ''Analyse der gesprochenen Sprache in der Gerichtsserie ,Richterin Barbara Salesch' – Eine sprachstilistische Analyse – Sprache als Erfolgsgeheimnis und Magnet für ein Massenpublikum?'' Studienarbeit im Fachbereich Germanistik – Linguistik, Ruhr-Universität Bochum, Grin Verlag, München 2013, ISBN 978-3656414414.<br />
* Marko Schulz: ''Untersuchung der Darstellung von Frauen und Behandlung von Frauenfragen im Fernsehen am Beispiel der Gerichtsshows „Barbara Salesch“ und „Das Jugendgericht“''. Studienarbeit im Fachbereich Politik – Politische Theorie und Ideengeschichte, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Institut für Politikwissenschaft), Grin Verlag, München 2007, ISBN 978-3638713665.<br />
* Christina Hartwich: ''Zur Realität und Fiktion in Gerichtsshows''. In: Hauke Brettel, Matthias Rau, Jannik Rienhoff: ''Strafrecht in Film und Fernsehen''. Springer Verlag, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-12491-5. (S.&nbsp;67f)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.sat1.de/comedy_show/barbarasalesch Sat.1-Webseite von ''Richterin Barbara Salesch'']<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Scripted Reality-Serien von Sat.1}}<br />
<br />
[[Kategorie:Fernsehsendung (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Fernsehsendung der 1990er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Fernsehsendung der 2000er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Fernsehsendung der 2010er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Gerichtsshow]]<br />
[[Kategorie:Scripted_Reality]]<br />
[[Kategorie:Sat.1]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schraubenschl%C3%BCssel&diff=163587697Schraubenschlüssel2017-03-14T20:30:00Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>[[Datei:maulschluessel gr.jpg|mini|Vier Schraubenschlüssel: hinten zwei Doppelmaulschlüssel, vorne zwei Ring-Maulschlüssel]]<br />
[[Datei:14-46-38-ouv-schoenenbourg.jpg|mini|Schraubenschlüssel von klein bis groß an der Wand der Werkstatt im [[Ouvrage de Schoenenbourg]]]]<br />
Ein '''Schraubenschlüssel''' ist ein Hand[[werkzeug]] zum Anziehen oder Lösen von [[Schraube]]n und [[Mutter (Technik)|Muttern]] mit verschiedenen Antriebsprofilen. Schraubenschlüssel werden auf die Antriebsprofile oder Ausnehmungen an der Mantelfläche der Verbindungselemente gesteckt und im [[Drehrichtung|Drehsinn]] betätigt. Schraubwerkzeuge, die stirnseitig in das Antriebsprofil (kurz Profil) der Verbindungselemente gesteckt und im Drehsinn betätigt werden, nennt man dagegen [[Schraubenzieher]].<br />
<br />
Die Größe eines Schraubenschlüssels wird durch die [[Schlüsselweite]] gekennzeichnet. Bei einem Maulschlüssel mit der Schlüsselweite&nbsp;17 haben die beiden [[Parallel (Geometrie)|parallelen]] Flächen einen Abstand von 17&nbsp;mm. Die Schlüsselweite ist als Zahl auf der jeweiligen Seite des Schlüssels aufgeprägt.<br />
<br />
Das Innenprofil eines Schraubenschlüssels wird bei hochqualitativem Werkzeug mit dem Verfahren „[[Räumen]]“ hergestellt.<br />
<br />
== Arten von Schraubenschlüsseln ==<br />
<br />
=== Gabel- oder Maulschlüssel ===<br />
Ein gängiger Typ ist der '''Gabel-''' oder '''Maulschlüssel'''. Mit diesem können Sechskant- oder Vierkant-Schraubenköpfe bzw. -Muttern oder auch spezielle Verbindungselemente mit nur zwei zueinander parallel angeordneten Schlüsselflächen gedreht werden. Das [[Schlüsselweite|Schlüsselmaul]] ist gewöhnlich um 15° abgewinkelt zur Werkzeugachse angeordnet, um das Ansetzen des Schlüssels bei beengtem Arbeitsraum zu erleichtern. Auch ein Winkel von 75° ist gebräuchlich. Die Größe der Maulöffnung des Schraubenschlüssels ist auf dem Werkzeug in Millimeter-Werten aufgeprägt&nbsp;– bei Verwendung des angloamerikanischen Maßsystems in Inch und Inch-Bruchteilen.<br />
<br />
Eine Sonderform der Maulschlüssel sind solche mit verstellbarer Schlüsselweite, beispielsweise der ''[[Rollgabelschlüssel]]'', umgangssprachlich ''[[Engländer (Werkzeug)|Engländer]]'' genannt, sowie das umgangssprachlich ''[[Franzose (Werkzeug)|Franzose]]'' genannte Werkzeug und andere [[Verstellschlüssel]].<br />
<br />
Eine weitere Sonderform ist der Gabelschlüssel mit ''Ratschfunktion''. Die beiden Wangen des Gabelschlüssels sind so dimensioniert, dass sie den Ratschenmechanismus aufnehmen können. So lässt sich der Schlüssel in eine Richtung frei drehen, und in die andere Richtung wird die Mutter/Schraube eingeklemmt und mitgedreht.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=SsNX3BAo2Hk Ratschengabelschlüssel in Aktion] Onlinequelle: youtube</ref><br />
<br />
=== Ringschlüssel ===<br />
Ein weiterer Schraubenschlüssel ist der '''Ringschlüssel''', der mit einem ringförmigen Sechskant- oder Doppelsechskant-Profil versehen sein kann. Aus technischen und wettbewerblichen Gründen (verbesserte Kraftübertragung, Erschließung neuer Absatzmöglichkeiten) sind in den letzten Jahren weitere Profile für neue Verbindungselemente entwickelt worden; bekannter geworden sind Vielzahn- und Torx-Profil. Der Ring des Schraubenschlüssels umschließt das Profil des Schraubenkopfes oder der Mutter im Interesse des Kraftschlusses möglichst vollständig. Der Ring, bzw. der Schraubenschlüsselkopf kann aus ergonomischen Gründen abgewinkelt, gekröpft oder tief gekröpft sein. Offene Ringschlüssel weisen einen Schlitz auf, müssen zum Erreichen der nötigen Stabilität massiver sein und dienen vor allem zum Anziehen von Kfz-Bremsleitungsanschlussmuttern.<br />
<br />
[[Datei:Schraubenschluessel db.jpg|mini|Gekröpfter Ring-Maulschlüssel]]<br />
Eine Kombination von Maulschlüssel und Ringschlüssel wird ''Ring-Maulschlüssel'' genannt.<br />
<br />
''Blockschlüssel'', auch ''Starter-(und-)Blockschlüssel'' genannt, sind Ringschlüssel mit bogenförmigem Hebel und dünnen Ringen, welche die Erreichbarkeit bei Platzmangel etwa an Kfz-Motorblöcken verbessern.<br />
<br />
=== Ratschenringschlüssel ===<br />
Ringschlüssel mit integrierter [[Knarre (Werkzeug)|Ratsche]]&nbsp;– also einem [[Freilauf (Mechanik)|Freilauf]]&nbsp;– dienen zum schnelleren Schrauben ohne händisches Nachsetzen des Schlüssels. Ausführungen mit Ein-Richtungs-Knarre sind plan gebaut, um für beide Schraubrichtungen zu dienen, oft seitlich etwas asymmetrisch, was die Ratschenrichtung gut erkennen lässt, oder aber sind mit einem querliegenden Knickgelenk versehen. Gewinkelte Ratschenringschlüssel haben eine Umschaltknarre für beide Richtungen und sind am Schenkel häufig aus zwei Lagen Blech plus Zwischenlage vernietet. Aufklappbare Ratschenringschlüssel öffnen mit einer Ringhälfte und verklemmen sich durch Hebelwirkung ähnlich wie eine [[Rohrzange]].<br />
<br />
=== Steckschlüssel/Rohrschlüssel ===<br />
[[Datei:Rohrschluessel.jpg|mini|Rohrschlüssel]]<br />
Einteilige ''Rohrschlüssel'' (Rohrsteckschlüssel) haben etwa die Form eines Rohrstückes, an dessen Enden beispielsweise Innensechskant-Konturen, die auf die gewünschten Schraubenköpfe oder Muttern passen, ausgeformt sind. Betätigt werden sie mit stabilen, eventuell im Durchmesser mehrstufigen Drehstiften, die in Querbohrungen gesteckt werden. Aus gezogenem Rohr geformte sind dünnwandig, axial hohl und damit leichter und kostengünstiger. Massiv geschmiedete sind teurer, stabiler und weisen längs der schlankeren Mitte nicht nur zwei Querbohrungen, sondern häufig auch einen langen, eventuell leicht verdrillten Sechskant zum Ansetzen eines Gabelschlüssels auf.<br />
<br />
[[Datei:Socket wrench and sockets.JPG|mini|Steckschlüssel-Satz]]<br />
Flexibel anzuwenden sind ''Steckschlüssel''-Sätze (umgangssprachlich auch „Nüsse“ genannt) mit verschiedenen Antriebsteilen wie Steckgriff, Gelenkgriff, Quergriff, Winkelgriff, [[Handkurbel|Kurbel]] oder [[Knarre (Werkzeug)|Knarre (auch „Ratsche“)]], bei denen das eigentliche Werkzeugteil (umgangssprachlich als ''Nuss'' oder ''Stecknuss'' bezeichnet) wechselbar ist. Durch zusätzliche Zwischenstücke kann man auch Verbindungselemente an schwer zugänglichen Stellen betätigen. Den Rohrsteckschlüsseln gegenüber haben Stecknüsse den Nachteil, dass die Länge des aus einer zu drehenden Mutter herausstehenden Gewindeabschnitts begrenzt ist.<br />
<br />
Gängige Formen der Steckschlüssel-Einsätze sind:<br />
* auf der Antriebsseite Vierkante mit Schlüsselweite 1/4″, 3/8″, 1/2″, 3/4″ und 1″.<br />
* auf der Arbeitsseite Sechskant, Zwölfkant, [[Torx]] und [[Nutmutter]]nschlüssel. Besondere geschwungen-sechskantige Ausführungen belasten die Mutternkanten weniger und sind dadurch schonender.<br />
<br />
Sonderformen des Steckschlüssels sind:<br />
* [[Kreuzschlüssel]], bei dem vier Steckschlüssel als rechtwinkeliges Kreuz angeordnet sind<br />
* [[Drehmomentschlüssel]], zur genauen Aufbringung einer definierten Anzugskraft<br />
* Steckschlüssel-Schraubendreher, eine Kombinationen aus Steckschlüssel (oder Nuss) mit einem Schraubendrehergriff<br />
<br />
=== Hakenschlüssel / Ritzelabzieher ===<br />
Zum Anziehen von [[Nutmutter]]n mit radialen Nuten gibt es für jeden Durchmesser einen eigenen [[Hakenschlüssel]]. Gelenk-Hakenschlüssel decken einen gewissen Durchmesserbereich ab. Schlüssel zum Drehen von Nutmuttern mit zwei oder vier stirnseitigen Nuten&nbsp;– wie etwa an alten 5-fach-Rennradritzeln&nbsp;– werden Ritzelabzieher genannt.<br />
<br />
=== Stirnlochschlüssel ===<br />
[[Datei:Stirnlochschluessel.jpg|mini|Zwei verstellbare und ein fester (für Winkelschleifer) Stirnlochschlüssel]]<br />
Für Zweilochmuttern mit Stirnlöchern gibt es Stirnlochschlüssel, mit wie beim Zirkel verstellbaren langen Schenkeln oder einem Gelenk näher zu den Stiften. Mit fixem Abstand aus Blech mit eingeschweißten Stiften zum Drehen der Lochmutter an Winkelschleifern werden sie auch Flanschschlüssel genannt, mit geringer oder starker Kröpfung für Schruppscheiben oder hohe [[Schleiftopf|Schleiftöpfe]]. Obwohl Winkelschleifer für Scheiben von 110 bis 230&nbsp;mm Durchmesser alle dieselbe Aufnahme mit 22,2&nbsp;mm Durchmesser und 14-mm-Schraubgewinde haben, sind zumindest drei Lochabstände üblich, Muttern mit zwei Paar Löchern in unterschiedlichen Abständen sind häufig.<br />
<br />
Seltener finden sich Muttern mit radialen Löchern im Zylindermantel der Mutter, die geeignet geformte Schlüssel brauchen – etwa mit spreizbaren Bügeln oder in Hakenform. In der einfachsten Form durch dreimaliges scharfes Biegen eines steifen Drahtes, etwa einer Fahrradspeiche, hergestellt.<br />
<br />
Lochmuttern finden sich der einfachen Herstellbarkeit wegen sowohl an schweren Maschinen, als auch aus Platzgründen an Motorradauspuffen, Fahrradsteuersätzen und feinen Optiken wie in Mikroskopen.<br />
<br />
=== Schlüssel mit Stirnlochbohrung für Schrauben mit zentralem Dorn ===<br />
[[Datei:Torx driver secure.png|mini|Torx TR als Bit (Detailansicht)]]<br />
''Siehe auch: [[Schraube (Verbindungselement)#Schraubenkopf-Formen|besondere Schraubenkopf-Formen]]''<br />
<br />
Die Stirnlochbohrung (auch das Stirnloch) ist eine Bohrung in speziellen Schraubenschlüsseln für manipulationssichere Schrauben und meint das Gegenstück zum Dorn in der Profilmitte der Schraube. Am häufigsten kommt die Stirnlochbohrung bei Torx-Schraubendrehern oder Innensechskantschlüsseln vor, die in allgemeiner Form „Torx TR“ oder „Inbus TR“ (Tamper Resistant (manipulationssicher)) genannt wird.<br />
<br />
Schraubendreher und –schlüssel mit Stirnlochbohrung sowie die zugehörigen Schrauben sind meist nur in Fachgeschäften erhältlich, da sie für den normalen Gebrauch untypisch sind.<br />
<br />
== Übliche Maulweiten ==<br />
[[Datei:Gedore No. 7 combination wrenches 6–19 mm.jpg|mini|Ring-Maulschlüssel von 6 bis 19 mm]]<br />
Bei metrischen Verschraubungen sind die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Schlüsselweiten (SW) üblich (vgl. [[ISO 272]]). Die Bezeichnungen M1, M2 etc. stehen für die [[Metrisches ISO-Gewinde|metrischen ISO-Gewinde]] (ISO 1502 bzw. DIN 13-1). Die Umstellung von alter auf neue Norm fand in Deutschland und Österreich 1992 statt, in der Praxis ist sie jedoch noch nicht vollständig durchgeführt. Die Abkürzung „HV-Verbindung“ bedeutet „hochfest vorspannbare Verbindung“ (im Brückenbau und bei [[Offshore]]-Anlagen verbreitet).<br />
<br />
<!-- Bitte gegebenenfalls ergänzen! --><br />
{|<br />
|<br />
{| class="wikitable"<br />
! Schlüsselweite !! für Verschraubung !! Bemerkung/Verwendung<br />
|-<br />
| 4&nbsp;mm || M2 ||<br />
|-<br />
| 5&nbsp;mm || M2,5 ||<br />
|-<br />
| 5,5&nbsp;mm || M3 ||<br />
|-<br />
| 6&nbsp;mm || M3,5 ||<br />
|-<br />
| 7&nbsp;mm || M4 ||<br />
|-<br />
| 8&nbsp;mm || M5 ||<br />
|-<br />
| 9&nbsp;mm || ||<br />
|-<br />
| 10&nbsp;mm || M6 ||<br />
|-<br />
| 11&nbsp;mm || M7 || z.&nbsp;B. ältere französische Pkw<br />
|-<br />
| 12&nbsp;mm || ||<br />
|-<br />
| 13&nbsp;mm || M8 ||<br />
|-<br />
| 14&nbsp;mm || || alte Norm für M8<br />
|-<br />
| 15&nbsp;mm || || für Achsmuttern an Fahrrädern<br />
|-<br />
| 16&nbsp;mm || M10 ||<br />
|-<br />
| 17&nbsp;mm || || alte Norm für M10<br />
|-<br />
| 18&nbsp;mm || M12 ||<br />
|-<br />
| 19&nbsp;mm || || alte Norm für M12<br />
|-<br />
| 20&nbsp;mm || ||<br />
|-<br />
| 21&nbsp;mm || ||<br />
|-<br />
| 22&nbsp;mm || M14 || M12 bei [[HV-Verbindung]]en<br />
|-<br />
| 23&nbsp;mm || ||<br />
|-<br />
| 24&nbsp;mm || M16 ||<br />
|-<br />
| 25&nbsp;mm || ||<br />
|-<br />
| 26&nbsp;mm || ||<br />
|}<br />
|<br />
{| class="wikitable"<br />
! Schlüsselweite !! für Verschraubung !! Bemerkung<br />
|-<br />
| 27&nbsp;mm || M18 || M16 bei HV-Verbindungen<br />
|-<br />
| 28&nbsp;mm || ||<br />
|-<br />
| 30&nbsp;mm || M20 ||<br />
|-<br />
| 32&nbsp;mm || M22 || M20 bei HV-Verbindungen,<br />Schutzkappensechskant (Hochdruck-)Gasflasche<br />
|-<br />
| 34&nbsp;mm || || selten<br />
|-<br />
| 36&nbsp;mm || M24 || M22 bei HV-Verbindungen<br />
|-<br />
| 41&nbsp;mm || M27 || M24 bei HV-Verbindungen<br />
|-<br />
| 46&nbsp;mm || M30 || M27 bei HV-Verbindungen<br />
|-<br />
| 50&nbsp;mm || M33 || M30 bei HV-Verbindungen<br />
|-<br />
| 55&nbsp;mm || M36 ||<br />
|-<br />
| 60&nbsp;mm || M39 || M36 bei HV-Verbindungen<br />
|-<br />
| 65&nbsp;mm || M42 ||<br />
|-<br />
| 70&nbsp;mm || M45 ||<br />
|-<br />
| 75&nbsp;mm || M48 ||<br />
|-<br />
| 80&nbsp;mm || M52 ||<br />
|-<br />
| 85&nbsp;mm || M56 ||<br />
|-<br />
| 90&nbsp;mm || M60 ||<br />
|-<br />
| 95&nbsp;mm || M64 ||<br />
|-<br />
| 100&nbsp;mm || M68 ||<br />
|-<br />
| 105&nbsp;mm || M72 ||<br />
|-<br />
| 110&nbsp;mm || M76 ||<br />
|-<br />
| 115&nbsp;mm || M80 ||<br />
|-<br />
| 130&nbsp;mm || M90 ||<br />
|-<br />
| 145&nbsp;mm || M100 ||<br />
|}<br />
|}<br />
<br />
== Quellen ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Wrench|Schraubenschlüssel}}<br />
{{Wiktionary|Schraubenschlüssel}}<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=Ulvzdqc3rLQ Video: Herstellung von Schraubenschlüsseln]<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Schraubenschlussel}}<br />
[[Kategorie:Schraubwerkzeug]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cis-Dur&diff=163306558Cis-Dur2017-03-05T20:43:32Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|C♯|Zur Programmiersprache siehe [[C-Sharp]].}}<br />
{{Infobox Dur-Tonart<br />
|AKKORD=Cis, C♯<br />
|PARALLELE=ais<br />
|DOMINANTE=Gis <!-- ~ As-Dur --><br />
|SUBDOMINANTE=Fis<br />
|TONLEITER=cis – dis – eis ^ fis – gis – ais – his ^ cis<br />
}}<br />
<br />
'''Cis-Dur''' ist eine [[Tonart]] des [[Tongeschlecht]]s [[Dur]], die auf dem [[Grundton]] cis aufbaut. Die Tonart Cis-Dur wird in der [[Notation (Musik)|Notenschrift]] mit sieben [[Kreuz (Notenschrift)|Kreuzen]] geschrieben (fis, cis, gis, dis, ais, eis, his). Auch die entsprechende [[Tonleiter]] und der [[Akkord|Grundakkord]] dieser Tonart (die [[Tonika]] cis-eis-gis), werden mit dem Begriff Cis-Dur bezeichnet.<br />
<br />
[[Datei:C-sharp Major key signature.png|Vorzeichen Cis-Dur]]<br />
{{KlavierAkkord|cis=|f=|gis=|Cis-Dur Grundakkord}}<br />
<br />
Cis-Dur wird häufig als zart, licht und hell beschrieben, siehe hierzu allerdings den Artikel [[Tonartencharakter]].<br />
<br />
== Werke ==<br />
Werke in Cis-Dur sind in der Literatur vergleichsweise selten. Häufiger wird das [[Enharmonik|enharmonisch]] identische [[Des-Dur]] verwendet, da es (im Gegensatz zu Cis-Dur) nur 5&nbsp;Vorzeichen hat und somit im [[Quintenzirkel]] liegt. <br />
<br />
Am bekanntesten sind [[Johann Sebastian Bach]]s Präludien und Fugen aus dem [[wohltemperiertes Klavier|wohltemperierten Klavier]], vor allem das Präludium des ersten Teils. Auch wenn ein Werk in C-Dur beginnt und im Verlauf einen Halbton nach oben transponiert wird (oft durch eine sogenannte [[Rückung]]), sollte der transponierte Teil eher in Cis-Dur als in Des-Dur notiert werden.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
[http://www.cisdur.de/cisdur.html Werke in Cis-Dur]<br />
{{Wiktionary}}<br />
<br />
== Einordnung der Tonart ==<br />
{{Quintenzirkel}}<br />
<br />
[[Kategorie:Tonart]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cis-Dur&diff=163306530Cis-Dur2017-03-05T20:42:57Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|C♯|Zur Programmiersprache siehe [[C-Sharp]].}}<br />
{{Infobox Dur-Tonart<br />
|AKKORD=Cis, C♯<br />
|PARALLELE=ais<br />
|DOMINANTE=Gis <!-- ~ As-Dur --><br />
|SUBDOMINANTE=Fis<br />
|TONLEITER=cis – dis – eis ^ fis – gis – ais – his ^ cis<br />
}}<br />
<br />
'''Cis-Dur''' ist eine [[Tonart]] des [[Tongeschlecht]]s [[Dur]], die auf dem [[Grundton]] cis aufbaut. Die Tonart Cis-Dur wird in der [[Notation (Musik)|Notenschrift]] mit sieben [[Kreuz (Notenschrift)|Kreuzen]] geschrieben (fis, cis, gis, dis, ais, eis, his). Auch die entsprechende [[Tonleiter]] und der [[Akkord|Grundakkord]] dieser Tonart (die [[Tonika]] cis-eis-gis), werden mit dem Begriff Cis-Dur bezeichnet.<br />
<br />
[[Datei:C-sharp Major key signature.png|Vorzeichen Cis-Dur]]<br />
{{KlavierAkkord|cis=|f=|gis=|Cis-Dur Grundakkord}}<br />
<br />
Cis-Dur wird häufig als zart, licht und hell beschrieben, siehe hierzu allerdings den Artikel [[Tonartencharakter]].<br />
<br />
== Werke ==<br />
Werke in Cis-Dur sind in der Literatur vergleichsweise selten. Häufiger wird das [[Enharmonik|enharmonisch]] identische [[Des-Dur]] verwendet, da es (im Gegensatz zu Cis-Dur) nur 5&nbsp;Vorzeichen hat und somit im [[Quintenzirkel]] liegt. <br />
<br />
Am bekanntesten sind [[Johann Sebastian Bach]]s Präludien und Fugen aus dem [[wohltemperiertes Klavier|wohltemperierten Klavier]], vor allem das Präludium des ersten Teils. Auch wenn ein Werk in C-Dur beginnt und im Verlauf einen Halbton nach oben transponiert wird (oft durch eine sogenannte [[Rückung]]), sollte der transponierte Teil eher in Cis-Dur als in Des-Dur notiert werden.<br />
<br />
== Einordnung der Tonart ==<br />
{{Quintenzirkel}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
[http://www.cisdur.de/cisdur.html Werke in Cis-Dur]<br />
{{Wiktionary}}<br />
<br />
[[Kategorie:Tonart]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ljudmila_Michailowna_Pawlitschenko&diff=155264650Ljudmila Michailowna Pawlitschenko2016-06-13T17:38:48Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Pavlichenko LM.jpg|miniatur|Ljudmila Pawlitschenko]]<br />
'''Ljudmila Michailowna Pawlitschenko''' ({{ruS|Людмила Михайловна Павличенко}}, wiss. Transliteration ''Ljudmila Michajlovna Pavličenko''; * [[12. Juli]] [[1916]] in [[Bila Zerkwa]]; † [[10. Oktober]] [[1974]] in [[Moskau]]) war eine [[Sowjetunion|sowjetische]] [[Scharfschütze|Scharfschützin]]. Mit ihren nach eigenen Angaben 309 tödlichen Treffern<ref>[[TIME Magazine]], ''Lady Sniper'', September 28, 1942 [http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,773683,00.html]</ref> zählt sie zu den effizientesten Scharfschützen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] und gilt als erfolgreichster weiblicher Scharfschütze aller Zeiten.<ref>https://www.warhistoryonline.com/featured/lyudmila-pavlichenko.html</ref><br />
<br />
== Leben vor dem Krieg ==<br />
Pawlitschenko (gebürtig Belowa) wurde als ethnische Russin<ref>http://www.peremoga.gov.ua/index.php?4601000126510000010</ref> am 12. Juli 1916 im ukrainischen [[Bila Zerkwa]] geboren und zog im Alter von 14 Jahren mit ihrer Familie nach [[Kiew]]. Dort wurde sie Mitglied eines Schützenvereins und absolvierte eine Ausbildung zur Scharfschützin, während sie parallel als Schleiferin im [[Arsenalwerk (Kiew)|Arsenalwerk]] arbeitete. 1937 verteidigte sie als Studentin der [[Universität Kiew]] erfolgreich ihre Magisterarbeit über [[Bohdan Chmelnyzkyj]].<ref name=WatWar>[http://books.google.nl/books?id=lyZYS_GxglIC&pg=PT557&dq=Liudmila+Pavlichenko&lr=&client=firefox-a#v=onepage&q=Liudmila%20Pavlichenko&f=false Arthur Bernard Cook: Women and War. A Historical Encyclopedia from Antiquity to the Present], 2006, ISBN 978-1-85109-770-8, page 457</ref><br />
<br />
== Zweiter Weltkrieg ==<br />
[[Datei:Pav-Stamp.jpg|miniatur|Sowjetische Briefmarke von 1943]]<br />
Im Juni 1941, als das [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]] unter dem Decknamen [[Unternehmen Barbarossa]] den Überfall auf die Sowjetunion startete, war Pawlitschenko 24 Jahre alt und studierte Geschichtswissenschaften an der [[Universität Kiew]]. Sie meldete sich als Freiwillige an die Front und wurde der [[25. Schützendivision (UdSSR)|25. Schützendivision]] zugewiesen. Damit gehörte sie zu den rund 2000 weiblichen Scharfschützen in der [[Rote Armee|Roten Armee]], von denen lediglich etwa 500 den Krieg überlebten. Ihre ersten beiden gegnerischen Soldaten erschoss sie mit einem Repetiergewehr [[Mosin-Nagant]] im Rahmen einer Exekution in der Nähe der Siedlung Beljajewka.<ref>http://www.focus.de/politik/ausland/tote-deutsche-sind-harmlos-lady-death-diese-ukrainische-scharfschuetzin-toetete-309-nazis_id_4605492.html „Lady Death“: Diese sowjetische Scharfschützin tötete 309 Soldaten Hitlers</ref><br />
<br />
Pawlitschenko kämpfte rund zweieinhalb Monate in der Nähe von [[Odessa]], wo ihre Schüsse 187 gegnerische Soldaten töteten. Als die Deutschen die Kontrolle über Odessa erlangten, wurde ihre Einheit nach [[Sewastopol]] auf die [[Krim]]-Halbinsel abgezogen. Im Mai 1942 war sie bereits im Rang eines [[Leutnant]]s und wurde von der Führung der Südlichen Armee für die Tötung von 257 Soldaten der Achsenmächte ausgezeichnet. Ihre tödliche Bilanz beläuft sich auf 309 feindliche Soldaten, inklusive 36 Scharfschützen.<br />
<br />
Im Juni 1942 wurde Pawlitschenko von einer [[Mörser (Geschütz)|Mörsergranate]] verletzt. Sie erholte sich, doch knapp einen Monat, nachdem die berühmt gewordene Frau wieder an die Front gekommen war, wurde sie aus dem Einsatz genommen, da die Armeeführung im Falle ihres Todes eine demoralisierende Wirkung auf die Soldaten befürchtete.<br />
<br />
Sie wurde nach [[Kanada]] und in die [[Vereinigte Staaten|USA]] auf eine [[Public Relations|PR]]-Reise geschickt und wurde zur ersten Sowjetbürgerin, die von einem US-amerikanischen Präsidenten – [[Franklin D. Roosevelt]] – im [[Weißes Haus|Weißen Haus]] empfangen wurde.<ref>Selected Biographies of Soviet Women Soldiers By Kazimiera J. (Jean) Cottam, PhD</ref> Später reiste Pawlitschenko zusammen mit [[Eleanor Roosevelt]] durch Nordamerika, um über ihre Kampferfahrungen zu erzählen. Sie hielt eine Rede vor einer internationalen Studentenvereinigung in [[Washington, D.C.]] und trat bei der [[CIO (Gewerkschaft)|CIO-Gewerkschaft]] in [[New York City|New York]] auf. Während ihres Besuchs in Kanada mit zwei anderen Scharfschützen – Wladimir Pechelinzew und Nikolai Krassawtschenko – wurde sie in [[Toronto]] an der [[Union Station (Toronto)|Union Station]] von Tausenden empfangen.<br />
<br />
Bei der Rückkehr in die Sowjetunion wurde sie zum [[Major]] befördert. Bis zum Kriegsende blieb sie Ausbilderin für sowjetische Scharfschützen.<br />
<br />
== Nach dem Krieg ==<br />
[[Datei:Pav-1976-stamp.jpg|miniatur|Sowjetische Briefmarke von 1976]]<br />
Nach dem Krieg schloss sie ihr Studium an der [[Universität Kiew]] ab und arbeitete als Historikerin und bei der [[Sowjetische Marine|Sowjetischen Marine]]. Später war sie beim sowjetischen Komitee der Kriegsveteranen tätig.<br />
<br />
Pawlitschenko starb am 10. Oktober 1974 im Alter von 58 Jahren und wurde auf dem [[Nowodewitschi-Friedhof]] beigesetzt. <br />
<br />
== Würdigung ==<br />
1943 bekam sie den Goldenen Stern der [[Held der Sowjetunion|Helden der Sowjetunion]]<ref>http://www.obriy.pib.com.ua/2004/29_04/06.shtml Obrij-PIB, №29 (190) 22 – 28 Juni. 2004</ref> und wurde auf einer sowjetischen [[Briefmarke]] gewürdigt.<br />
Zwei Jahre nach ihrem Tod erschien ihr zu Ehren eine weitere sowjetische Briefmarke, und ein ukrainisches Frachtschiff wurde nach ihr benannt. In Sewastopol gibt es eine nach Ljudmila Pawlitschenko benannte Straße.<ref>http://www.sevastopol.info/streets/pavlichenko.htm</ref><br />
Der US-amerikanische Folksänger [[Woody Guthrie]] schrieb ihr zu Ehren ein Lied mit dem Titel „Miss Pavlichenko“ und steigerte damit noch ihre Popularität. Der Text enthält unter anderem die Verse: „The whole world will love her for a long time to come / For more than three hundred nazis fell by your gun“ (dt. etwa: „Die ganze Welt wird sie noch lange lieben / denn mehr als 300 Nazis fielen durch dein Gewehr“).<ref>Hier zitiert nach [[Pete Seeger]] (Hrsg.), ''Woody Guthrie Folk Songs'', London 1973, S. 88–89.</ref><ref>[http://www.woodyguthrie.de/pavil.html Gesamter Liedtext]</ref><br />
<br />
Der ukrainisch–russischer Film des Regisseurs Sergueï Mokritskiy aus dem Jahr 2015 [[Red Sniper – Die Todesschützin]] handelt von ihrem Leben und zählt in beiden Ländern zu den erfolgreichsten Kinoproduktionen des Jahres 2015.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Henry Sakaida: ''Heroines of the Soviet Union 1941–1945''. Osprey Publishers ISBN 978-1-84176-598-3<br />
* ''Герои Советского Союза: Краткий биографический словарь''. Том 2, Воениздат, Москва 1988<br />
* Jan Boger: ''Jäger und Gejagte''. Motorbuch Verlag ISBN 3-87943-373-9<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Lyudmila Pavlichenko}}<br />
* [http://blogs.smithsonianmag.com/history/2013/02/eleanor-roosevelt-and-the-soviet-sniper/ ''Eleanor Roosevelt and the Soviet Sniper''], Artikel von Gilbert King vom 21. Februar 2013, ''Past Imperfect''-Blog auf Smithsonian.com<br />
* [http://www.snipersparadise.com/history/pavlichenk.htm Ljudmila Pawlitschenko bei Snipers Paradise] (englisch)<br />
* [http://www.warheroes.ru/hero/hero.asp?Hero_id=261 Information über Ljudmila Pawlitschenko bei Warheroes.Ru] (russisch)<br />
* [http://www.obriy.pib.com.ua/2004/29_04/06.shtml Biographie Ljudmila Pawlitschenkos und Fotos] (ukrainisch)<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|LCCN=no/2012/62822|VIAF=249530203}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Pawlitschenko, Ljudmila Michailowna}}<br />
[[Kategorie:Scharfschütze]]<br />
[[Kategorie:Major (Sowjetunion)]]<br />
[[Kategorie:Held der Sowjetunion]]<br />
[[Kategorie:Person im Zweiten Weltkrieg (Sowjetunion)]]<br />
[[Kategorie:Sowjetbürger]]<br />
[[Kategorie:Russe]]<br />
[[Kategorie:Ukrainer]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1916]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1974]]<br />
[[Kategorie:Frau]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Pawlitschenko, Ljudmila Michailowna <br />
|ALTERNATIVNAMEN= Павличенко, Людмила Михайловна (russisch); Pavličenko, Ljudmila Michajlovna (Transliteration)<br />
|KURZBESCHREIBUNG=ukrainische Militärperson und Heldin der Sowjetunion<br />
|GEBURTSDATUM=12. Juli 1916<br />
|GEBURTSORT=[[Bila Zerkwa]]<br />
|STERBEDATUM=10. Oktober 1974<br />
|STERBEORT=[[Moskau]]<br />
}}</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Petra_Marie_Cammin&diff=154405530Petra Marie Cammin2016-05-15T18:28:53Z<p>DarkblueFlow: /* Filmografie */</p>
<hr />
<div>'''Petra Marie Cammin''' (* [[1958]]) ist eine deutsche [[Schauspieler]]in.<br />
<br />
== Karriere ==<br />
Petra Marie Cammin bekam eine externe Ausbildung am [[Berliner Ensemble]] mit Dozenten der Hochschule Ernst Busch in [[Berlin]]. 1992 spielte sie im ''Pericles'' die ''Thaisa'' in einer Inszenierung von [[Peter Palitzsch]]. 1996 war sie als ''Sandra'' in [[Herr Puntila und sein Knecht Matti]] unter [[Einar Schleef]] zu sehen. 1993 spielte sie ihre erste Filmrolle in ''Adamski''. Seither wirkte sie in zahlreichen Filmen mit wie unter anderem in ''Shame on you'', ''Otto - Der Katastrophenfilm'' und ''Die Quittung''. Sie spielt in folgenden TV-Serien mit: ''Praxis Bülowbogen'', ''Kurklinik Rosenau'', ''Die Cleveren'', ''Ich lass mich scheiden'', ''Der Seerosenteich'', ''Balko'', ''Anja & Anton'', ''Beutolomäus sucht den Weihnachtsmann'', ''Unser Charly'' und ''[[Das Haus Anubis]]''. <br />
<br />
== Filmografie ==<br />
<div style="-moz-column-width: 35em;-webkit-column-width: 35em;column-width: 35em;"><br />
* 1993: Adamski<br />
* 1993: Shame On You<br />
* 1995: Friedemann Brix, eine Schwäche für Mord<br />
* 1995: Kurklinik Rosenau – Dick liebt dünn<br />
* 1996: [[Praxis Bülowbogen]] – Grippewelle<br />
* 1997: Tatort – Mordgeschäfte<br />
* 1999: Otto – Der Katastrophenfilm<br />
* 2000: Caroline<br />
* 2001: [[Edel & Starck]]<br />
* 2001: Im Namen des Gesetzes – Verhängnisvolle Affäre<br />
* 2002: [[Balko]]<br />
* 2002: Der Seerosenteich<br />
* 2002: Die Quittung<br />
* 2002: [[Forsthaus Falkenau]] – Verdacht<br />
* 2002: Klaras Schatz<br />
* 2002: Lauter tolle Frauen – Aus lauter Liebe zu Dir<br />
* 2003: Küstenwache<br />
* 2003: Liebe Chinesisch<br />
* 2004: Beutolomäus<br />
* 2004: Der Dicke<br />
* 2004: Kometen<br />
* 2004: Soko Köln<br />
* 2004: Urlaub vom Leben<br />
* 2005: Anja und Anton<br />
* 2005: [[Schloss Einstein]]<br />
* 2007: Effi Briest<br />
* 2008: Unser Charly<br />
* 2009: Alles für Lila<br />
* 2009: Eine Frage des Vertrauens<br />
* 2009–2012: [[Das Haus Anubis]]<br />
* 2010: [[Groupies bleiben nicht zum Frühstück]] (Kurzauftritt)<br />
* 2015: [[Bridge of Spies – Der Unterhändler]] (''Bridge of Spies'', Kurzauftritt)<br />
</div><br />
<br />
== Theater ==<br />
* 1992: Pericles<br />
* 1996: Herr Puntila und sein Knecht Matti<br />
* 1998: Der Ozeanflug<br />
* 1999: Die Brechtakte<br />
* 2000: Die Verfolgung und Ermordung<br />
* 2004: Dreigroschenoper<br />
* 2006: Caroline<br />
* 2008: Hölderlin - Eine Expedition<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{IMDb|nm0131922}}<br />
* {{Filmportal.de Name|http://www.filmportal.de/person/petra-maria-cammin_84232682616e45b0829e8d3947d57d40}}<br />
* [http://www.agenturnielsen.de/de/actor/profil/petra_marie_cammin Petra Marie Cammin] Agenturprofil<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2015-04-27}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Cammin, Petra Marie}}<br />
[[Kategorie:Theaterschauspieler]]<br />
[[Kategorie:Filmschauspieler]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1958]]<br />
[[Kategorie:Frau]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Cammin, Petra Marie<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Schauspielerin<br />
|GEBURTSDATUM=1958<br />
|GEBURTSORT=<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pok%C3%A9mon&diff=120429346Pokémon2013-07-11T00:15:01Z<p>DarkblueFlow: /* Pokémon-Typen */ Winziges Detail. :)</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis|Zum ehemals gleichnamigen Protein siehe [[Zbtb7]]}}<br />
{{Medienbox<br />
| Titel = Pokémon<br />
| Originaltitel = ポケットモンスター<br />
| Transkription = <br />
| Bild = Pokémon logo.svg<br />
| Bildunterschrift = Pokémon-Logo<br />
| Genre = Abenteuer, Action<br />
| Inhalt = <br />
{{Medienbox/Verweis<br />
| Art = Adaptionen<br />
| Titel_1 = [[Pokémon (Anime)]]<br />
| Datum_1 = <br />
| Titel_2 = [[Pokémon-Spiele]]<br />
| Datum_2 = <br />
| Titel_3 = [[Pokémon-Sammelkartenspiel]]<br />
| Datum_3 =<br />
}}<br />
}}<br />
[[Datei:New York Pokemon D and P Launch Party 3.jpg|miniatur|[[Pikachu]] und Woingenau]]<br />
'''Pokémon''' ([[Japanische Schrift|jap.]]: ポケモン [{{IPA|'pokemoɴ}}], kurz für ポケットモンスター ''Poketto Monsutā'', [[Englische Sprache|engl.]]: ''Pocket Monsters'', [[Deutsche Sprache|dt.]]: ''Taschenmonster''), auch '''PoKéMoN''' oder '''POKéMON''' geschrieben, sind Fantasiewesen in der gleichnamigen Serie von [[Videospiel]]en. Die Spiele wurden ursprünglich von [[Satoshi Tajiri]] und der [[japan]]ischen Spielesoftwarefirma [[GAME FREAK|GAME FREAK Inc.]] entwickelt und stellen eines der wichtigsten [[Franchise (Medien)|Franchises]] des [[Publisher]]s [[Nintendo]] dar. Die Pokémon können vom Spieler gefangen, gesammelt und trainiert werden. Dem Erfolg des 1996 erstmals veröffentlichten Spieles folgten eine [[Pokémon (Anime)|Anime-Fernsehserie]], ein [[Pokémon-Sammelkartenspiel|Sammelkartenspiel]], eine große Zahl von [[Merchandising]]-Produkten und seit 1998 bisher 15 [[Pokémon (Anime)#Kinofilme|Kinofilme]]. Die Videospiele des Pokémon-Franchises verkauften sich weltweit zusammen über 200 Millionen Mal.<ref>[http://www.filb.de/1313 filb.de]</ref> Insofern kann die Reihe als eines der erfolgreichsten [[Produkt (Wirtschaft)|Produkte]] der modernen [[Spieleindustrie]] betrachtet werden.<br />
<br />
Das Spiel führte zu kontroversen [[Pädagogik|pädagogischen]] Debatten, die von der Verharmlosung von Gewalt bis zum Verdacht der Verrohung und Verdummung von [[Kind]]ern reichten.<br />
<br />
== Das Spiel ==<br />
[[Datei:Super Trainer Showdown, July 2000.jpg|miniatur|Das Pokémon-Turnier ''Super Trainer Showdown'', 2000]]<br />
<br />
=== Ziel des Spiels ===<br />
# '''Sammeln.''' Der Spieler kann alle unterschiedlichen Pokémon-Arten sammeln, indem er sie fängt, tauscht oder auf anderen Wegen erhält.<br />
# '''Wettkampf.''' Der Spieler versucht, „Pokémon-Meister“ zu werden. Dazu lässt er seine erhaltenen Pokémon in so genannten Pokémon-Kämpfen gegen andere Pokémon antreten, um sie auf diese Weise zu trainieren und stärker zu machen. Mit den so trainierten Pokémon gilt es, im Wettkampf gegen die Pokémon anderer Pokémon-Trainer zu bestehen. Zwischendurch muss der Spieler in verschiedenen Städten acht (in den Editionen Gold, Silber, Kristall und deren Remakes Goldene Edition HeartGold und Silberne Edition SoulSilver 16) so genannte „Arenaleiter“ besiegen. Nachdem er alle acht besiegt hat, kann der Spieler als letzte Herausforderung der Elite der Pokémon-Liga (auch die ''Top 4'' genannt) gegenübertreten, um danach den Titel des Champions zu erringen.<br />
<br />
=== Erfinder ===<br />
Pokémon wurde von dem Japaner [[Satoshi Tajiri]] erfunden, der in der Nähe von [[Tokio]] aufwuchs. Die Grundzüge des Spiels hat Tajiri seinen Angaben nach direkt aus der eigenen kindlichen Erfahrungswelt heraus entwickelt und noch während des Studiums probeweise in erste digitalisierte Formen umgesetzt. In Interviews schilderte Tajiri oft, dass die Idee zu den Spielen und einigen Charakteren aus seiner Kindheit stamme, da es sein Hobby gewesen sei, in der freien Natur Insekten, insbesondere Käfer, zu sammeln, diese zu zeichnen und auf seinen Bildern gegeneinander antreten zu lassen.<br />
<br />
Während seiner Ausbildung an einer technischen Hochschule kam er mit Videospielen in Berührung und verbrachte einen großen Teil seiner Freizeit in Spielhallen. Während dieser Zeit soll er von einem Hallenbesitzer einen Automaten mit dem Spiel ''[[Space Invaders]]'' geschenkt bekommen haben, damit er zu Hause weiter spielen konnte. Nachdem er sich zum Spieleexperten entwickelt und einen Videospiel-Kreativitätswettbewerb gewonnen hatte, brachte er gemeinsam mit Freunden 1982 ein Spielemagazin namens ''Game Freak'' heraus. Zusammen mit dem Game-Freak-Team und dem Entwicklerstudio [[Nintendo#Tochtergesellschaften|Creatures]] entwickelte Satoshi dann die ersten Pokémon-Spiele, die 1996 von Nintendo in Japan veröffentlicht wurden.<br />
<br />
== Marketing und Merchandising ==<br />
=== Die Entwicklung zum Markterfolg ===<br />
<br />
Als am 27. Februar 1996 die ersten Pokémon-Spiele in Japan veröffentlicht wurden, lieferte [[Publisher]] Nintendo nur 200.000 Exemplare an den Handel aus, da man davon ausging, dass die Spiele lediglich eine begrenzte Käuferschicht ansprechen würden. Niemand der Beteiligten hatte auch nur ansatzweise damit gerechnet, dass diese Spiele nicht nur den totgeglaubten [[Game Boy]] wiederbeleben, sondern auch den Grundstein für eine der erfolgreichsten Videospielreihen aller Zeiten legen würden. Die Händleranfragen nach den Spielen nahmen in Japan ständig zu, so dass man durch die Vergabe von [[Lizenz]]en die Produktion einer Anime-[[Fernsehserie]], eines [[Pokémon-Sammelkartenspiel|Sammelkartenspiels]] und zahlreicher Merchandising-Artikel in die Wege leitete. Als die Pokémon-Spiele 1998 in den USA und 1999 schließlich in Europa veröffentlicht wurden, erschienen sie fast zeitgleich mit Anime, Karten und Merchandising, der erste [[Film|Kinofilm]] folgte wenig später. Diese schlagartige Omnipräsenz der Pokémon in den [[Publikation|Medien]] wird von vielen als mitverantwortlich für den internationalen Erfolg der Spiele gesehen, Medienforscher betrachten das Phänomen Pokémon gar als repräsentativ für eine ganze Generation. Addiert man die Verkaufszahlen aller Pokémon-Spiele, so ergibt sich nach Herstellerangaben eine Summe von inzwischen über 200 Millionen<ref>[http://nintendo.co.uk/NOE/en_GB/news/2010/pokmon_black_version_and_pokmon_white_version_for_nintendo_ds_coming_to_europe_in_spring_2011_17844.html Pokémon™ Black Version and Pokémon White Version for Nintendo DS coming to Europe in Spring 2011], Webseite von Nintendo, veröffentlicht am 28. Mai 2010, abgerufen am 5. Juli 2010</ref> verkauften Spielen, aber auch Kinofilme, Sammelkarten und Merchandising-Artikel sorgten für Milliardenumsätze. Wenngleich der Höhepunkt des Pokémon-[[Hochkonjunktur|Booms]] in Europa und den USA wohl schon länger überschritten ist, sind die Ursachen für den Boom immer noch nicht ganz geklärt.<br />
<br />
=== Pokémon als erfolgreiche Marketing-Strategie ===<br />
<br />
Pokémon kann als ein Paradebeispiel eines weltweit erfolgreichen Marketingfeldzugs dienen. Der [[Marketing-Mix]] ermöglichte dem Hersteller der Spiele eine beinahe vollständige Durchdringung des Markts. Die Begriffe „Pokémon“ und „Nintendo“ waren der zugehörigen Zielgruppe zu weiten Teilen geläufig. Mit der Veröffentlichung von Pokémon-Spielen für eine bestimmte Nintendo-[[Spielkonsole]] gelang es stets, die Verkaufszahlen der entsprechenden Konsole zu erhöhen, was wiederum den Absatz von Spielen für diese Konsole begünstigte. Seit 2000 wird Pokémon auch von [[The Pokémon Company]], einem Tochterunternehmen von [[Nintendo]], vermarktet.<br />
<br />
=== Merchandising ===<br />
<br />
[[Datei:Ana.b747.pokemon.arp.750pix.jpg|miniatur|Das Pokémon-Flugzeug der All Nippon Airways]]<br />
[[Datei:名鉄2201Fギラティナ・シェイミ号20080720.jpg|miniatur|Pokémon-Design auf einem Meitetsu-2200-Zug in Japan]]<br />
[[Datei:E311-1000.JPG|miniatur|Pokémon-Design auf einem [[Shinkansen]]-Schnellzug]]<br />
Der durchschlagende Erfolg der Pokémon-Spiele löste einen der größten Merchandising-Booms der Geschichte aus. Von Sammelfiguren über Regenschirme, Plüschpuppen, Radiergummis, [[Speiseeis]], [[Brettspiel]]e, Trinkflaschen, [[Aufkleber]], [[Makkaroni]], [[T-Shirt]]s bis hin zu [[Computerprogramm|PC-Software]] wurden nahezu alle erdenklichen Produkte auf den Markt gebracht. In Japan wurden sogar mehrere Pokémon-Stores eröffnet, ganze Kaufhäuser widmete man dem Merchandising, und eine japanische Fluggesellschaft verpasste einem ihrer Flugzeuge ein Pokémon-Outfit und bot im Passagierraum exklusive Pokémon-Souvenirs an. Eine besondere Erwähnung verdient das [[Pokémon-Sammelkartenspiel]], das in Deutschland von [[Amigo (Spielwarenhersteller)|Amigo]] vertrieben wird und nach [[Magic: The Gathering]] das erfolgreichste Sammelkartenspiel der Welt ist.<br />
<br />
Auch das Pokémon-Franchise blieb nicht von [[Produktpiraterie]] verschont. Insbesondere auf Märkten in Asien und Osteuropa findet man unlizenzierte Pokémon-Artikel in Form von Handtüchern, Puppen und anderem [[Spielzeug]]. Von den Sammelkarten existieren ebenfalls Fälschungen, die auf dem europäischen Markt jedoch weniger verbreitet sind.<br />
<br />
=== Pokémon-Spiele ===<br />
<br />
: ''Hauptartikel: [[Pokémon-Spiele]] (mit detaillierter Auflistung aller Spiele, zeitlicher Einordnung und weiteren Informationen)''<br />
<br />
<!-- Dieser Abschnitt dient nicht der Aufzählung aller Spiele. Dafür gibt es den Extra-Artikel „Pokémon-Spiele“. Die Spezialversionen sind nicht erwähnt, weil nicht sie die neuen Pokémon einführen, sondern die zwei „Start“-Spiele der jeweiligen Generation. --><br />
Kennzeichnend für die zunehmende Diversifizierung des Produktes Pokémon waren weitere [[Spielfigur (Computerspiel)|Charaktere]] und [[Spielregel]]n, die die Marketingmaßnahmen seitens des Spieleherstellers begleiteten.<br />
<br />
So waren in den ersten, 1996 in Japan erschienenen Pokémon-Spielen für den [[Game Boy]], ''Rote Edition'' und ''Grüne Edition'', 151 verschiedene Pokémon-Charaktere verfügbar. Nachdem sich die ''Grüne Edition'' allerdings nur mäßig verkauft hatte, gelang der Durchbruch mit einer speziellen ''Blauen Edition'' mit einer verbesserten Spielgrafik - das Äußere der Pokémon wurde leicht verändert. Außerhalb Japans wurden folglich anstatt der alten ''Roten'' und ''Grünen'' Editionen von vornherein eine ''[[Pokémon Rote und Blaue Edition|Rote]]'' und eine ''[[Pokémon Rote und Blaue Edition|Blaue Edition]]'' auf dem technischen Stand der japanischen ''Blauen Edition'' in den Handel gebracht. Mit den Nachfolgespielen für den [[Game Boy#Game Boy Color|Game Boy Color]], ''[[Pokémon Goldene und Silberne Edition|Goldene Edition]]'' und ''[[Pokémon Goldene und Silberne Edition|Silberne Edition]]'' wurden 100 neue Pokémon hinzugefügt, und die Spiele für den [[Game Boy Advance]], die ''[[Pokémon Rubin- und Saphir-Edition|Rubin-Edition]]'' und ''[[Pokémon Rubin- und Saphir-Edition|Saphir-Edition]]'' stockten den Pokémon-Bestand auf insgesamt 386 verschiedene Figuren auf. Am 28. September 2006 wurde mit ''[[Pokémon Diamant- und Perl-Edition|Perl-Edition]]'' und ''[[Pokémon Diamant- und Perl-Edition|Diamant-Edition]]'' für den [[Nintendo DS]] die aktuelle Pokémon-Generation mit 110 neuen Figuren eingeläutet. Die 5. Generation der Pokémon mit den Editionen [[Pokémon Schwarze und Weiße Edition|Schwarz und Weiß]] wurde am 18. September 2010 in Japan und am 4. März in Europa veröffentlicht. Im Oktober 2012 wurden in Europa Pokémon Schwarze und Weiße Edition 2 veröffentlicht. Im Januar 2013 kündigte man Pokémon X und Pokémon Y für den [[Nintendo 3DS]] an, die 6. Generation der Videospielserie <ref>[http://jpgames.de/2013/01/pokemon-x-und-pokemon-y-fur-3ds-angekundigt/ jpgames.de]: Pokemon X und Pokemon Y für 3DS angekündigt</ref>.<br />
<br />
Zusätzlich zur Pokémon-Hauptreihe, den Rollenspielen für Nintendo-[[Handheld-Konsole]]n, wurden als Reaktion auf den Erfolg und die Beliebtheit der Pokémon weitere Spiele unterschiedlicher Genres entwickelt und veröffentlicht, die teilweise mit den portablen Rollenspielen kompatibel sind. In die ''Pokémon-Stadium''-Spiele für das [[Nintendo 64]] sowie ''Pokémon Colosseum'' und ''Pokémon XD – Der Dunkle Sturm'' für den [[Nintendo GameCube]] beispielsweise können Pokémon aus den Game-Boy-Spielen mit Hilfe entsprechenden Zubehörs übertragen werden, um sie in 3D-Arenen kämpfen zu lassen. ''Pokémon Battle Revolution'' für Nintendos Spielekonsole [[Wii]] führt dieses Konzept fort.<br />
<br />
Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere Pokémon-Spiele mit komplett anderem Spielprinzip, etwa der [[tetris]]ähnliche Titel ''Pokémon Puzzle League'' oder das Fotosafari-Spiel ''Pokémon Snap'' für Nintendo 64.<br />
<br />
Auch diese Titel werden von Nintendo vertrieben, jedoch anders als die Rollenspiele meist nicht von GAME FREAK, sondern von verschiedenen Entwicklerstudios wie [[Intelligent Systems]] oder [[Genius Sonority]] entwickelt.<br />
<br />
=== Pokémon-Konsolen ===<br />
<br />
Zusätzlich zu den Software-Titeln erschienen auch einige Konsolen und das „[[Pokémon Pikachu]]“.<br />
Neben einem [[Nintendo 64]] und diversen Game Boys im Pokémon-Design erschien auch eine ganz eigene Pokémon-Konsole: das Handheld-System [[Pokémon Mini]].<br />
<br />
Zu den Nintendo-DS-Spielen ''Pokémon HeartGold'' und ''SoulSilver'' erschien der [[Pokémon Goldene und Silberne Edition#Technische Neuerungen|PokéWalker]].<br />
<br />
=== Pokémon in Fernsehen und Kino ===<br />
<br />
: ''Hauptartikel: [[Pokémon (Anime)]] (mit einer Übersicht über Fernsehserie und Kinofilme )''<br />
<br />
Infolge des Markterfolgs der Videospiele wurde eine gleichnamige [[Anime]]-Serie produziert, die seit 1997 von [[TV Tokyo]] ausgestrahlt wird (seit 1999 auch von [[RTL&nbsp;2]]). 1998 kam in Japan der erste Pokémon-Film in die Kinos, dem bis 2009 elf weitere folgten (im Vertrieb von [[Warner Bros.]]). Die Medienpräsenz wirkte auch wieder zurück auf den eigentlichen [[Vertrieb|Absatz]] der Spiele. Im Rahmen des [[Crossmarketing]] konnten Besucher der [[Movie Park Germany|Warner Bros. Movie World]] in Deutschland ab 2000 den Helden [[Pikachu]] als Charakter „live“ im Park erleben.<br />
<br />
[[Datei:Expo 2005 Sasashima Satellite Studio De La Fantasia05.jpg|miniatur|PokéPark 2005]]<br />
<br />
=== Pokémon-Vergnügungspark ===<br />
Im Jahre 2005 gab es in [[Nagoya]] (Japan) in der Nähe der [[Expo 2005]] zwischen März und September einen Pokémon-Vergnügungspark. Er trug den Namen ''PokéPark – Pokémon The Park 2005'', oder auch einfach ''PokéPark''. Ein Jahr später wurde auch in [[Republik China|Taiwan]] ein Pokémon-Vergnügungspark eröffnet, der aber ebenfalls nach kurzer Zeit wieder geschlossen wurde. Diese kurzen Öffnungszeiten sind aber keinesfalls auf einen Misserfolg zurückzuführen. Schon vor der jeweiligen Eröffnung war klar, dass der Park nur wenige Monate geöffnet sein würde.<br />
<br />
{{POV|1=Mein Edit vom 12. Juni}}<br />
<br />
== Pädagogische Kulturkritik ==<br />
Es wäre allerdings zu einfach, den durchschlagenden Erfolg von Pokémon allein auf das konsequente und erfolgreiche Marketing sowie Merchandising zurückzuführen. Der Erfolg wäre nicht oder nicht in dem Maße möglich gewesen, wenn Inhalt und Strategie des Spiels nicht der sich immer mehr ausformenden Konsum- und Unterhaltungsorientierung auch der Kinder in der heutigen Zeit sowie ihrer Suche nach zeitgemäßen spielerischen Inhalten weitgehend idealtypisch entgegengekommen wären.<br />
<br />
=== Zeitgemäßes Rollenspiel ===<br />
Pokémon ist als Weiterentwicklung der beliebten Rollenspiele bzw. ihre Anpassung an die neuen technischen Möglichkeiten zu verstehen. Kinder können mit Pokémon in eine Welt eintauchen, die sich nicht an den Vorgaben und traditionellen Erziehungswünschen der Erwachsenen orientiert, sondern Raum zur eigenen freien Entfaltung in einer sich verändernden Erziehungswelt bietet.<br />
<br />
Zum erfolgreichen Spiel notwendige Elemente wie taktisches Geschick und Verantwortungsbewusstsein stoßen bei Jungen und Mädchen gleichermaßen auf große Resonanz. Während Mädchen vor allem die „Niedlichkeit“ einiger Figuren zu schätzen wussten (einige Pokémon sind zum Beispiel Pferden oder Hasen nachempfunden, wogegen andere eher wie Gespenster und Dämonen aussehen), so faszinierte Jungen besonders der Wettbewerb. Die Spiele vermochten sowohl jüngere wie auch ältere Spieler zu fesseln, insbesondere bei den acht- bis zwölfjährigen Mädchen und Jungen waren sie besonders beliebt. Die Gründe für die Faszination des Spiels bei Kindern werden im folgenden Abschnitt vertieft.<br />
<br />
=== Ambivalente Haltung der Eltern ===<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Einige [[Elternschaft|Eltern]] haben erhebliche Probleme, eine objektive Haltung zu dem Phänomen ''Pokémon'' und seinen pädagogischen Auswirkungen zu gewinnen. Sie fürchten, dass diese Spiele zur Verdummung, zu [[Bildung]]szerfall, [[Gewalt]] und Verrohung ihrer Kinder beitragen. Eine differenzierte Betrachtung legte Prof. Dr. Jürgen Oelkers von der Universität Zürich in einem Vortrag im Mai 2001 vor, die den Eltern zu einer nüchterneren Betrachtungsweise verhelfen könnte, insbesondere auch deshalb, weil viele urteilende [[Erwachsen]]e das Spiel überhaupt nicht kennen. Laut Prof. Oelkers ist festzustellen, dass<br />
<br />
* die Spiele in der Regel die [[Konzentration (Psychologie)|Konzentration]] fördern,<br />
* unter sehr ''komplexer Kompatibilität'' zwischen den einzelnen Elementen gespielt wird,<br />
* das Ziel nicht die Vernichtung eines Gegners ist.<br />
<br />
Wie aus den nachstehenden genaueren Spielbeschreibungen hervorgeht, müssen die Kinder, um zum Erfolg zu kommen, 151 Spielcharaktere allein in der ersten Spielegeneration, später dann 251, 386, 493 und zurzeit sogar 649 präzise unterscheiden können. Sie müssen große Ausdauer aufbringen, zwischen Treue und Kampf differenzieren und die [[Evolution]] einiger Arten befördern können. Diese – und Fertigkeiten wie das Management komplexer Spielsituationen – lernen die Kinder, auch wenn sie den Eltern suspekt sind, mit großer Geschwindigkeit. Natürlich treten laut Oelkers auch die von Nintendo gezielt verfolgten ''Lerneffekte'' wie Markentreue und Gewöhnung an japanische Computergrafik ein. ''Die Produktvariante „Pokémon“ ist also die Lernbegleiterin '''einer''' Generation, die exklusiv bedient wird.'' Damit sei die heutige Kindheit ''medialen Steuerungen ausgesetzt, die in früheren Epochen nicht nur unbekannt, sondern zugleich undenkbar waren, und wir haben uns daran gewöhnt, das unmittelbar schlimm zu finden.''<br />
<br />
Diese von Oelkers so genannte neue Form der ''kommerziellen Kindheit'', deren Entwicklung unumkehrbar sei, motiviert den Widerstand der Eltern dann vor allem auch deshalb, weil sich die neuen Lernwelten der Kinder ''nicht länger auf die Mythen pädagogischer Überwachung einstellen lassen.'' Da die neuen Spiele der Kinder für viele Erwachsene nicht nachvollziehbar seien und von vielen aufgrund mangelnder EDV-Fertigkeiten auch gar nicht mehr verstanden werden könnten, seien sie in ihren Kontrollfantasien bedroht, die Kinder entzögen sich und seien autonomer. Kinder lernten heute anders und anderes, sie ließen sich nicht auf ([[Bildungsbürgertum|bildungsbürgerlich]] definiertes) ''gutes Spielzeug'' oder ''gute Lektüre'' festlegen. Und wenn „Kindheit“ immer die Erwartung „Erwachsener“ sei, seien die Erwachsenen enttäuscht. Zu unserer ''Enttäuschung'' gehöre die neue Grunderwartung der Kinder, ''dass sie «unterhalten» und nicht »erzogen« werden''.<br />
<br />
Auch die ''Gewaltängste'' der Erwachsenen dürften laut Oelkers überzogen sein, da bereits der Erfinder Satoshi Tajiri Gewaltlosigkeit insofern eingebaut habe, als die Monster nach einem verlorenen Kampf nicht sterben, sondern einfach vom Bildschirm verschwinden und später per „Heilung“ sogar wieder in das Spiel zurückgeführt werden können. Und auch der erste Pokémon-Film ende nicht ''zufällig mit einer Theologie des Herzens'' und dem Sieg des „Guten“. Unterstrichen wird die Gewaltlosigkeit durch eine verniedlichende ''liebe'' Ästhetik der Monster-Figuren.<br />
<br />
Insgesamt rät Oelkers zu mehr ''Gelassenheit'', womit nicht gemeint sei, die Kinder sich selbst zu überlassen. Die Kinder ''leben in einer «nicht mehr» magischen Welt. An den Ersatz-Produkten, für die ein riesiger Fantasy-Markt geschaffen wurde, interessiert sie nicht die Magie, sondern die Geschwindigkeit. Und wenn die Kinder abhängig sind, dann eigentlich nur von der Langweile, die der Preis dafür ist, dass man sie in einer Unterhaltungsindustrie aufwachsen lässt.'' Ein Fazit des Vortrags drückt folgender Satz von Prof. Dr. Oelkers aus: ''Auf technologischen Wandel folgt zunächst immer pädagogische Kulturkritik, die solange andauert, wie die Harmlosigkeit der neuen Technologie nicht erwiesen ist.'' Der Gesamtvortrag ist unter der bei Literatur angegebenen Webadresse einzusehen.<br />
<br />
=== Verbote an Schulen ===<br />
Das Pokémonspiel, hauptsächlich in seiner Sammelkartenversion, wurde und wird weltweit an einigen Schulen, hauptsächlich Grundschulen (mit Ausnahme von Japan, seinem Ursprungsort) verboten.<ref name="Yano">Christine R. Yano in ''Pikachu’s global adventure: the rise and fall of Pokámon'', S. 108 ff.</ref> Ein explizites Verbot des Gameboy/DS-Spieles erfolgt meistens nicht, da im Gesamten lieber elektronische Spiele verboten werden.<br />
<br />
==== Allgemeine Gründe ====<br />
Hauptgrund für das Verbot ist für viele Lehrer Diebstahl und Gewalt, die infolge der Sammelleidenschaft auf dem Schulhof Einzug hielten. Darunter waren z.&nbsp;B. schon 1999 Raub und Selbstverstümmelung.<ref>Christine R. Yano in ''Pikachu’s global adventure: the rise and fall of Pokámon'', S. 120 f.</ref> Als Ursache hierfür werden unter anderem die hohen Werte der Karten von zum Teil mehr als 30 € je Karte angesehen.<ref>[http://www.antoniusschule.de/2005_06/Elternbriefe/elternbrief11.pdf Elternbrief] (PDF; 59&nbsp;kB) der Antoniusschule [[Holzhausen (Georgsmarienhütte)|Holzhausen]] vom 21. März 2006.</ref> Ein weiterer Grund ist der Vorwurf des Glücksspieles.<ref>David Buckingham u.&nbsp;a. in ''Pikachu’s global adventure: the rise and fall of Pokámon'', S. 26, original: ''According to some critics, what is taking place here is effectivly a form of gabling''</ref>. Lehrer beklagen, dass die Karten die Schüler in den Pausen vom Essen abhalten und nach den Pausen so fesseln, dass sie den Stundenbeginn verpassen.<ref>Christine R. Yano in ''Pikachu’s global adventure: the rise and fall of Pokámon'', S. 122 f.</ref><br />
<br />
Die enthaltene Gewalt wird kritisch gesehen: „Auch innerhalb des Spieles spielt das Thema Gewalt eine zentrale Rolle, denn immerhin ist das Ziel des Ganzen, sein Pokémon durch aufeinanderfolgende Duelle zu trainieren. Im Übrigen bilden die Endkämpfe die Klimax der täglichen Serie. Auch sind es die speziellen kämpferischen Fähigkeiten, die die Entwicklungsstufe der Figuren ausmachen“.<ref>Dr. H. Diederichs, Pantea Khaledpour: ''[http://web.archive.org/web/20070609220340/http://www.soziales.fh-dortmund.de/diederichs/uniffm/pdfs/khaledpour.pdf Gewalt in den Massenmedien im Zusammenhang der Medienrezeption von Kindern und Jugendlichen - Mangas & Animés Teil II]'', (PDF; 201&nbsp;kB), Referat, S. 16.</ref><br />
<br />
==== Christlich motivierter Widerstand ====<br />
An christlichen Schulen gibt es häufig Vorbehalte gegen das Erlernen von Magie sowie die intensive Beschäftigung mit magischen Spielen. Pokémon soll folgende, angeblich anti-christliche Elemente verkörpern: Gewalt als Machtinstrument, [[Evolutionstheorie|Evolutionsglaube]], [[New Age|New-Age]]-Elemente wie [[Reinkarnation]] und [[Psychokinese]] sowie [[Okkultismus]].<ref>Christine R. Yano in ''Pikachu’s global adventure: the rise and fall of Pokámon'', S. 126.</ref><br />
<br />
Ob die Welt des Pokémon ihre Wurzeln eher in der phantastischen japanischen Welt der Dämonen, Geister und Schattenwesen hat oder, wie von manchen behauptet, eher in der europäischen Märchenkultur sowie der US-amerikanischen Kinderkultur, ist umstritten.<ref>Volker Schubert: ''Pädagogik als vergleichende Kulturwissenschaft: Erziehung und Bildung in Japan''. VS, Verlag für Sozialwiss., Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14824-9, ''Exkurs zum japanischen Kontext der TV-Serie'' S. 119.</ref><br />
<br />
== Spielinhalt (Rollenspiele) ==<br />
<br />
: ''Hauptartikel: [[Liste der Pokémon]] (mit detaillierter Auflistung aller Pokémon, multilingual und nach Generationen gegliedert)''<br />
<br />
Der Inhalt der Pokémon-Rollenspiele ist gleichzeitig die Grundlage für die Anime-Serie. Die Welt dieser Spiele ist dabei von einer Vielzahl unterschiedlicher Pokémon bevölkert. In den ersten Spielen für den ursprünglichen Game Boy belief sich ihre Gesamtzahl auf 151 verschiedene Exemplare; diese Zahl wurde mit dem Erscheinen einer neuen Generation der Reihe für Nintendos jeweils aktuelle [[Handheld]]-Plattform um jeweils circa 100 neue Kreaturen aufgestockt. Die Artenbezeichnungen der Pokémon werden dabei größtenteils für den jeweiligen Markt lokalisiert, eine der wenigen Ausnahmen ist etwa das beliebte [[Pikachu]].<br />
<br />
=== Pokémon-Kampf ===<br />
<br />
Der ''Pokémon-Trainer'', der [[Avatar (Internet)|Avatar]] des Spielers, erhält zu Spielbeginn ein einziges Pokémon. Mit diesem kann er andere Trainer zum sogenannten ''Pokémon-Kampf'' herausfordern, in dem analog zu einem [[Hahnenkampf]] nacheinander die Pokémon der beiden Trainer gegeneinander kämpfen. Die Spielmechanik ist dabei streng rundenbasiert: Der Spieler kann pro Runde eine Aktion vorgeben, etwa eine von mehreren verfügbaren Aktionen (Angriffe verschiedener Klassen; Aktionen, die die Statuswerte des eigenen oder gegnerischen Pokémon verändern), aber auch ein gefährdetes Pokémon aus dem Kampf zurückziehen und auswechseln. Verliert ein Pokémon alle seine [[Trefferpunkte|Kraftpunkte]], ist es kampfunfähig und muss ausgewechselt werden. Ein Trainer geht aus dem Kampf siegreich hervor, wenn das gesamte Team des Gegners besiegt wurde. Besiegte Pokémon können in einem ''Pokémon-Center'', das in fast allen Örtlichkeiten vorhanden ist, geheilt werden. Alternativ können auch Spielgegenstände wie ''Beleber'' oder ''Trank'' dazu verwendet werden.<br />
<br />
Im Anime werden die Kämpfe spontan auf freiem Feld, in Arenen oder in Form organisierter Turniere in Stadien ausgetragen, wobei die Kampfbedingungen, zum Beispiel die Anzahl der zulässigen Pokémon, durch Regeln festgelegt sein können.<br />
<br />
=== Pokémon fangen ===<br />
<br />
[[Datei:Kpokeball.png|gerahmt|Der Pokéball, ein Gegenstand im Spiel und ein gebräuchliches Logo für die Vermarktung von ''Pokémon''.]]<br />
Um das eigene Team um weitere Mitglieder zu erweitern, kann der Pokémon-Trainer in freier Natur ''wilde Pokémon'', die zu keinem Trainer gehören, bekämpfen und einfangen. Der Kampf findet dabei in derselben Form wie ein Trainer-Trainer-Kampf statt; die gegnerische Gruppe besteht dabei meistens aus einem einzelnen Pokémon. Seit Rubin und Saphir gibt es auch Doppelkämpfe, also Kämpfe, in dem man gegen zwei gegnerische Pokémon kämpft. Seit den Spielen Schwarz und Weiß kann man auch gegen wilde Pokemon Doppelkämpfe führen. Der Trainer hat im Kampf die Möglichkeit, das wilde Pokémon mit einem ''Pokéball'' zu bewerfen, in den es eingeschlossen wird; bei Doppelkämpfen muss eins von den zwei besiegt werden, bevor der Ball geworfen werden kann. Je stärker das Pokémon im Kampf um seine Trefferpunkte gebracht und damit geschwächt wurde, desto wahrscheinlicher wird es aus dem Pokéball nicht mehr ausbrechen können; damit gilt es als gefangen und kann als neues Teammitglied aus seinem Ball gerufen werden. Manche Pokémon mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten sind nur einmalig im Spiel vertreten und müssen beim ersten Versuch gefangen werden. Enthält das Team die maximale Anzahl an Pokémon (immer 6), werden die nachfolgend gefangenen Pokémon in ihren Bällen auf eine Art Speicher geschickt, auf den der Trainer über die Pokémon-Center Zugriff hat.<br />
<br />
Grundsätzlich bewahrt der Trainer alle Pokémon in Pokébällen auf und holt sie lediglich zum Kampf heraus. Eine Ausnahme gibt es in den Editionen Gelb, Goldene Edition HeartGold und Silberne Edition SoulSilver, in denen ein Pokémon dem Spieler hinterher läuft (in Edition Gelb nur das Pikachu, das man am Anfang erhält, in HeartGold und SoulSilver das jeweils erste Pokémon in der Liste der Pokémon im Team). In den Spielen gibt es verschiedene Arten von Pokébällen, welche sich etwa durch ihre Fangleistung unterscheiden können.<br />
<br />
Gefangene Pokémon werden in dem ''Pokédex'', einer persönlichen Datenbank, eingetragen. Der Pokédex ist zu Anfang eine leere, nummerierte Liste (welche sich aber seit der 3. Generation auch anders sortieren lässt, etwa nach Gewicht) und erhält erst einen neuen, [[Lexikon]]-ähnlichen Eintrag, wenn der Trainer das erste Mal ein Exemplar dieser Art im Besitz hat. Der Pokédex stellt damit den Überblick auf alle bereits gefangenen Pokémon-Arten dar. Im Anime benutzt der Protagonist ''Ash'' einen kleinen, aufklappbaren Computer als Pokédex, der ihm per Sprach- und Bildausgabe den Eintrag zu ihm unbekannten Pokémon liefert. Der Pokédex ist auch als Spielzeug erhältlich; daneben wurden mehrere Pokédex-Fassungen in Buchform im Handel veröffentlicht.<br />
<br />
=== Pokémon-Entwicklung ===<br />
<br />
Siegen Pokémon in Kämpfen, erhalten sie ''Erfahrungspunkte'' (''E-Punkte'' oder ''EP''), und steigen, sobald sie eine bestimmte Anzahl an E-Punkten erreicht haben, um ein [[Stufe (Rollenspiel)|Level]] auf (bis max. Level 100) und werden stärker. Wie in Rollenspielen üblich, steigen dabei meistens verschiedene Statuswerte an: Angriff, Verteidigung, Initiative, Spezialangriff, Spezialverteidigung und die Kraftpunkte. Mit einem bestimmten Level entwickeln sich manche Pokémon weiter und werden zu neuen Pokémon mit anderem Aussehen. Die Pokémon-Entwicklung kann, je nach Pokémon, auf verschiedene Arten herbeigeführt werden: durch das Erreichen eines bestimmten Levels, durch ''Entwicklungs-Steine'', durch Tausch, wenn das Pokémon einen bestimmten Gegenstand trägt oder wenn es seinem Trainer viel [[Liebe]] entgegenbringt. Es gibt auch ein Pokémon namens ''Barschwa'', dessen Schönheit man mit ''Pokériegeln'' verbessern und das Pokémon anschließend auf ein höheres Level bringen muss, damit es sich zu ''Milotic'' weiterentwickelt. Ebenso gibt es Pokémon, die sich in verschiedene Richtungen entwickeln können, wie zum Beispiel das Normal-Pokémon ''Evoli'', das sich je nach Umständen zu einem von sieben verschiedenen Pokémon entwickeln kann. Seit der 4. Generation ist es zudem möglich, sich Pokémon nur an einigen bestimmen Orten entwickeln zu lassen. Ein ''Magneton'' entwickelt sich demnach zu ''Magnezone'', falls es im ''Kraterberg'' einen neuen Level erreicht.<br />
<br />
=== Pokémon-Zucht ===<br />
<br />
Die meisten Pokémon haben ab der 2. Generation ein Geschlecht. Es gibt Pokémon-Arten, die immer [[männlich]] (wie z.&nbsp;B. ''Tauros'') oder immer [[weiblich]] (wie z.&nbsp;B. ''Miltank'') sind, während einige Pokémon (wie z.&nbsp;B. ''Ditto'') [[Intersexualität|neutral]] sind. Die meisten Pokémon kann man jedoch sowohl als Männchen als auch als Weibchen antreffen.<br /><br />
Gibt man ein männliches und ein weibliches Pokémon bei der ''Pokémon-Pension'' in Pflege, kann es passieren, dass man vom Pensionsleiter nach gewisser Zeit ein Pokémon-Ei überreicht bekommt. Trägt man dieses zusammen mit seinen Pokémon mit sich herum, schlüpft nach einigen tausend Schritten ein Pokémon aus dem Ei, das bestimmte Eigenschaften seiner Eltern in sich vereint, zum Beispiel beherrscht es bestimmte Attacken des männlichen Elternteils schon von Geburt an. Pokémon paaren sich nur mit bestimmten Partnern, alternativ kann man aber auch jedes neutrale, männliche oder weibliche Pokémon (außer den legendären Pokémon (Ausnahme hierbei ist Manaphy), Baby-Pokémon und wenigen anderen Pokémon) mit dem neutralen Gestaltenwandler ''Ditto'' paaren, um einen Abkömmling des gewünschten Pokémon zu erhalten.<br />
<br />
Wenn man zwei Pokémon (männlich und weiblich) der gleichen Eigruppe in die Pension gibt, ist in dem Pokémon-Ei das erste Pokémon der Entwicklungsreihe der [[Mutter]]. Wenn man ein Ditto mit einem Partner abgibt, ist das Ergebnis die erste Entwicklungsstufe des jeweiligen Partners. Hierbei gibt es jedoch einige Ausnahmen: Bei bestimmten Pokémonarten (wie z.&nbsp;B. ein Relaxo) müssen die Eltern ein bestimmtes Item halten, um die erste Form (in diesem Fall Mampfaxo) zu erhalten.<br />
<br />
=== Pokémon-Tausch ===<br />
<br />
Pokémon-Editionen erscheinen meistens paarweise (meistens erscheint etwas später eine Edition, welche leicht überarbeitet ist), welche prinzipiell inhaltsgleich sind, das heißt, Spielwelt und -verlauf sind beinahe identisch. Von einigen Details abgesehen liegt der wichtigste Unterschied zwischen beispielsweise der ''Roten'' und der ''Blauen Edition'' darin, dass sich bestimmte Pokémon in einer Edition nicht fangen lassen. Um diese dennoch zu erhalten, muss der Spieler mit einem Besitzer der entsprechenden anderen Edition Pokémon [[tausch]]en. Dazu werden bis zur 3. Generation zwei Game-Boy-Systeme via Link-Kabel verbunden. Ebenfalls möglich ist eine Übertragung von Pokémon über [[Transfer Pak]] mit den ''Pokémon-Stadium''-Spielen oder ein Tausch mit den Pokémon-Titeln für GameCube per NGC-GBA-Kabel. Bei den neueren Generationen (ab der 4.) kann man dies auch online via Nintendo Wii machen, wobei sich die Personen nicht einmal kennen müssen. Ein Tausch führt bei manchen Pokémon zur Entwicklung, manche Pokémon müssen hierzu jedoch ein Item halten. Ferner gewinnen durch Tausch erhaltene Pokémon im Kampf mehr [[Erfahrungspunkte]], gehorchen ihrem neuen Trainer jedoch unter Umständen nicht, bis sich dieser durch das Erlangen von [[Abzeichen|Orden]] Respekt verschafft hat. Der Spitzname eines getauschten Pokémon lässt sich nicht ändern, da dieser die Gefühle des Originaltrainers (''OT'') widerspiegelt. Eine Ausnahme besteht dann, wenn der Tauschpartner die gleiche Trainer-ID (5-stelliger Zahlencode eines Trainers) besitzt, wobei das Pokémon sich dann so wie ein selbst gefangenes Pokémon verhält.<br />
<br />
=== Pokémon-Typen ===<br />
[[Datei:Pokémon types (german).svg|miniatur|Tabelle der Pokémon-Typen und Schadenswerte der 5. Generation]]<br />
<br />
Alle der bislang bekannten 670 Pokémon werden einem oder zwei von 18 Typen (ursprünglich 15) zugeordnet. Die Attacken werden einem Typ zugeordnet, wobei es bis zur 4. Generation auch einen ???-Typ gab, ab der 5. Generation gehören diese Attacken dem Typ ''Geist'' an. Die Pokémon-Typisierung ist im Pokémon-Kampf von entscheidender Bedeutung, da beispielsweise Elektro-Attacken gegen Wasser-Pokémon doppelten Schaden anrichten, gegen Pflanzen-Pokémon jedoch nur halben Schaden und gegen Boden-Pokémon gar wirkungslos sind. Diese Verhältnisse zwischen den Typen sind für ein taktisch kluges Vorgehen im Kampf elementar, ihre genaue Kenntnis ist somit eine wichtige Voraussetzung für den Sieg.<br />
<br />
Die bisherigen Typen sind: Normal, Feuer, Wasser, Elektro, Pflanze, Eis, Kampf, Gift, Boden, Flug, Psycho, Käfer, Gestein, Geist, Drache, Unlicht, Stahl und Fee.<br />
<br />
== Onlineangebote ==<br />
Die Firma „The Pokémon Company″ führt in Kooperation mit [[Nintendo]] Onlineangebote über die Wi-Fi Connection aus. Einige Angebote wie die „GTS (Global Trade Station)″ werden zum weltweiten Tausch von Pokémon in verschiedenen Spielen genutzt. Sie bleiben wegen der Beliebtheit immer erhalten. Es gibt aber auch Angebote, die wie die „Wi-Fi Plaza″ ohne Vorankündigung beendet werden. Das jetzige Angebot ist die „Dream World" und die „GBU (Game Battle Union)". Die GBU ist ein Angebot, bei dem Onlineturniere abgehalten werden. Die Dream World ist eine Funktion, bei der der Spieler von Nintendo eine ID bekommt. Diese muss dann auf der offiziellen Webseite des Angebots registriert werden. Danach lädt der Spieler den Spielstand der Edition hoch. Diese werden dann im Server verarbeitet und gespeichert. In der Dream World hat der Spieler eine eigene Insel, auf der er Beeren pflanzen und Pokémon mit besonderen Fähigkeiten fangen kann. Hier können Freundschaften mit Spielern aus anderen Ländern geschlossen werden.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Steven L. Kent: ''The Ultimate History of Video Games. From Pong to Pokémon and Beyond — The Story Behind the Craze That Touched Our Lives and Changed the World.'' Roseville Cal 2001, S.&nbsp;566–568. ISBN 0-7615-3643-4<br />
* Jürgen Oelkers: ''Die Welt aus Lego und Pokémon. Kindererziehung im Konsumzeitalter.'' In: ''Universitas.'' Zeitschrift für interdisziplinäre Wissenschaft. Schmidel, Stuttgart 59. Jg. 2002, Nr. 671, S.&nbsp;473–481. {{ISSN|0041-9079}}<br />
* ''Medienkindheit - Markenkindheit. Untersuchungen zur multimedialen Verwertung von Markenzeichen für Kinder.'' München 2004. ISBN 3-935686-88-9<br />
* Jürgen Oelkers: ''Was lernt man mit Pokémon? Kindheit und Medien heute.'' Vortrag anlässlich der Eröffnungsfeier des Neubaus der psychosomatisch-pschiatrischen Station der Universitäts-Kinderklinik Zürich am 31. Mai 2001.<br />
* Zum Verbot:<br />
:* Joseph Tobin (Herausgeber): ''Pikachu’s global adventure: the rise and fall of Pokámon''. Durham: Duke University Press, 2004., ISBN 0-8223-3287-6<!--<br />
404-FEHLER: * schau-hin.info: ''[http://www.schau-hin.info/fileadmin/content/Medienerziehung/Material_YuGiOH.pdf "Elternabend Materialien und Hintergrundinformationen zum Thema: Yu-Gi-Oh!"]'' (und Pokémon) (PDF), gesehen 11. April 2008 - ausführliche deutsche Quellensammlung--><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste der Pokémon]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons}}<br />
{{Wiktionary}}<br />
<br />
=== Offizielle Seiten ===<br />
* [http://www.pokemon.com/ www.pokemon.com]<br />
* [http://www.pokemon.co.jp/ Offizielle japanische Internetseite]<br />
* [http://www.pokemon-gl.com/ www.pokemon-gl.com]<br />
<br />
=== Andere Seiten ===<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Medien/Fernsehen/Sendungen/Serien/Zeichentrick/Anime/Pok%c3%a9mon/}}<br />
* {{MobyGames|game-group/pokmon-main-rpg-series|Pokémon-Hauptreihe}}<br />
* {{KLOV|9059|Pokémon}}<br />
* [http://www.bisafans.de/ Bisafans.de] Die größte deutschsprachige Pokémon-Webseite<br />
* [http://www.pokewiki.de/ PokéWiki] Die deutschsprachige Pokémon-Enzyklopädie<br />
* [http://www.kino.de/newsvoll.php4?nr=137920&typ=gastory Jörg Astheimer: ''Perfekte Symbiose von Marke und Kind'']<br />
* [http://www.pokemonexperte.de/ Pokemonexperte] umfangreiche, deutsche Informationsseite über Pokémon<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Pokémon| Pokemon]]<br />
<br />
{{Link FA|hr}}<br />
{{Link FA|id}}<br />
{{Link FA|ru}}<br />
{{Link GA|en}}<br />
{{Link GA|es}}<br />
{{Link GA|fr}}<br />
{{Link GA|ru}}</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=KZ_Auschwitz-Birkenau&diff=119020154KZ Auschwitz-Birkenau2013-05-29T23:29:37Z<p>DarkblueFlow: /* Entstehung */</p>
<hr />
<div>[[Datei:Museum Auschwitz Birkenau.jpg|miniatur|hochkant=1.4|Einfahrtsgebäude des [[Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau|Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau]] (2009) mit einmontierter Fotografie von 1945]]<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 175-04413, KZ Auschwitz, Einfahrt.jpg|miniatur|hochkant=1.4|Einfahrtsgebäude des KZ Birkenau, Ansicht von innen (1945)]]<br />
<br />
{{Positionskarte+<br />
|Polen<br />
|caption=Karte des heutigen Polen<br />
|width=250<br />
|float=right<br />
|places=<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label=KZ Auschwitz-Birkenau<br />
|lat = 50/2/9/N<br />
|long = 19/10/42/E<br />
|region=PL-MA<br />
|position=bottom<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label=[[KZ Auschwitz I (Stammlager)|Stammlager]]<br />
|label_size=80<br />
|lat = 50/1/35/N<br />
|long = 19/12/14/E<br />
|region=PL<br />
|position=left<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label=[[KZ Auschwitz III Monowitz|Monowitz]]<br />
|label_size=80<br />
|lat = 50/1/39/N<br />
|long = 19/17/17/E<br />
|region=PL<br />
|position=right<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label= [[KZ Majdanek|Majdanek]]<br />
|label_size=80<br />
|lat = 51/13/09/N<br />
|long = 22/36/21/E<br />
|region=PL<br />
|position=left<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label= [[Vernichtungslager Treblinka|Treblinka]]<br />
|label_size=80<br />
|lat = 52/37/53/N<br />
|long = 22/03/08/E<br />
|region=PL<br />
|position=top<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label= [[KZ Warschau|Warschau]]<br />
|label_size=80<br />
|lat = 52/13//N<br />
|long = 21/02//E<br />
|region=PL<br />
|position=right<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label= [[Vernichtungslager Sobibor|Sobibor]]<br />
|label_size=80<br />
|lat = 51/26/49/N<br />
|long = 23/35/38/E<br />
|region=PL<br />
|position=top<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label= [[Vernichtungslager Kulmhof|Kulmhof]]<br />
|label_size=80<br />
|lat = 52/08/38/N<br />
|long = 18/42/59/E<br />
|region=PL<br />
|position=bottom<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
{{Positionskarte~<br />
|Polen<br />
|label= [[Vernichtungslager Belzec|Belzec]]<br />
|label_size=80<br />
|lat= 50/22/25/N<br />
|long = 23/27/28/E<br />
|region=PL<br />
|position=bottom<br />
|background=#FFFFDD<br />
}}<br />
}}<br />
Das '''Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau''' war das größte deutsche [[Vernichtungslager]] während der [[Zeit des Nationalsozialismus]]. Es wurde 1941 drei Kilometer entfernt vom Stammlager [[KZ Auschwitz I (Stammlager)|Auschwitz I]] gebaut und befand sich nahe der in Auschwitz umbenannten Stadt [[Oświęcim]] im nach der militärischen [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|Besetzung Polens]] annektierten und als Verwaltungseinheit errichteten [[Landkreis Bielitz]]. <br />
<br />
Der Name „Auschwitz“ wurde zum [[Symbol]] für den [[Holocaust]]. Von den mehr als 5,6 Millionen Opfern des Holocaust<ref>Zur Gesamtzahl der Holocaust-Opfer siehe den Artikel „[[Holocaust#Gesamtzahlen jüdischer Opfer|Holocaust]]“.</ref> wurden etwa 1,1 Millionen Menschen, darunter eine Million [[Juden]], in Birkenau ermordet. Etwa 900.000 der Deportierten wurden direkt nach ihrer Ankunft in den [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz|Gaskammern]] ermordet oder erschossen. Weitere 200.000 Menschen wurden von der [[Schutzstaffel|SS]] durch Krankheit, Unterernährung, Misshandlungen, medizinische Versuche oder die spätere Vergasung ermordet. Herkunftsländer der meisten Ermordeten waren [[Belgien]], [[Deutschland]], [[Frankreich]], [[Griechenland]], [[Italien]], [[Jugoslawien]], [[Luxemburg]], [[Niederlande]], [[Österreich]], [[Polen]], [[Rumänien]], [[Sowjetunion]], [[Tschechoslowakei]] und [[Ungarn]].<br />
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Heute sind von zwei der großen Konzentrationslager noch viele Teile erhalten bzw. originalgetreu ergänzt. Sie sind öffentlich zugänglicher Bestandteil des [[Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau|Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau]],<ref>Die bekanntesten Lager sind das [[KZ Auschwitz I (Stammlager)]] und das KZ_Auschwitz-Birkenau. Vom dritten Lager [[KZ Auschwitz III Monowitz]] gibt es nur noch wenige Reste auf Privatgelände.</ref> Gedenkstätte des Holocaust und jüdischer Friedhof auf dem Gelände der beiden ehemaligen Konzentrationslager I und II. Dieses Museum ist zugleich Gedenkstätte, internationales Begegnungs- und Holocaust-Forschungszentrum. Es wurde von der [[United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]] unter dem Namen ''Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940–1945)''<ref>[http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~EB10D3F89471A461DB5DC62A76FCE9056~ATpl~Ecommon~Scontent.html Vgl. DPA-Meldung vom 27. Juni 2007]. Eingetragen seit 1979 in die [[Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit]].</ref> zum Teil des [[Weltkulturerbe]]s erklärt. <br />
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== Lagergliederung ==<br />
[[Datei:Interessengebiet KZ Auschwitz.svg|thumb|Karte Interessengebiet]]<br />
[[Datei:AUSCHWITZ-BIRKENAU.png|thumb|KZ Auschwitz-Birkenau]]<br />
[[Datei:Aussicht-vom-Turm-im-Eingang.JPG|thumb|Blick vom Eingangsgebäude zur Bahnrampe im Lager, 2006]]<br />
Das 1940 errichtete, etwa drei Kilometer entfernt liegende [[Konzentrationslager]] [[KZ Auschwitz I (Stammlager)|Auschwitz I]] war das Verwaltungszentrum des gesamten Lagerkomplexes. Es trägt deshalb in der Forschung auch den verwaltungstechnischen Namenszusatz ''[[Inspektion der Konzentrationslager|Stammlager]]''. Dort kamen ungefähr 70.000 Menschen, zumeist polnische Intellektuelle und sowjetische Kriegsgefangene, zu Tode (ermordet oder infolge der Haftbedingungen). Gefangene oder Häftlingsgruppen wurden von der SS zwischen beiden Lagerteilen nach Bedarf hin und her verlegt, etwa wenn in bestimmten Berufen Ausgebildete für die angeschlossenen Betriebe benötigt wurden.<br />
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Auschwitz-Birkenau, auch ''KL Auschwitz II'' genannt, wurde 1941 als Arbeits- und als [[Vernichtungslager]] mit später insgesamt sechs Gaskammern und vier Krematorien errichtet. Unter äußerst grausamen Bedingungen wurden hier viele hunderttausende Häftlinge&nbsp;— die nicht sofort nach ihrer Ankunft vergast worden waren&nbsp;— gefangen gehalten und gefoltert oder durch Zwangsarbeit, Erfrierungen, Verhungernlassen, Erschöpfung, medizinische Experimente, unbehandelte Krankheiten, Exekutionen oder durch [[Gaskammer (Massenmord)#Auschwitz|Vergasen]] getötet. Viele Gefangene aus ganz Europa wurden bereits am Tag ihrer Ankunft ermordet; ihre Leichen wurden sofort in den Krematorien verbrannt. Viele Menschen verbinden heute deshalb vor allem diesen Teil des Lagerkomplexes mit dem Namen „Auschwitz“.<br />
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Das Lager unterteilt sich grob betrachtet in acht verschiedene bauliche Bereiche (vergleiche Planskizze rechts). <br />
# Drei Gefangenenlager, die von Süd nach Nord '''B I, B II '''und''' B III''' (B steht für Bauabschnitt) benannt wurden, und darin mit Kleinbuchstaben a, b, etc. benannte Teillager, so genannte ''Felder'' mit bis zu 40 Baracken, die durch Stacheldrahtverhaue getrennt waren. Umgangssprachlich wurden sie nach der dort jeweils eingesperrten Gefangenenkategorie benannt. Jeweils bei deren Eingang befanden sich die Wachhäuser der SS-Mannschaften (Blockführer) und bereits innerhalb der extra Umzäunung des Feldes die jeweilige Küchenbaracke.<br />
# An der Straße nach Oświęcim im Osten schloss sich das [[SS-Totenkopfverbände|SS-Kasernen-Gelände]] mit der Kommandantur an. Es wurde später um ein Lazarett für die [[Waffen-SS]] erweitert.<br />
# Zwischen den Gefangenenlagern B I und B II wurde später die Zugrampe für die Deportationszüge errichtet. Sie hatte nur eine Zufahrt von Osten her durch das mit seinem aufgesetzten Wachturm markante Torhaus. Züge konnten vom Güterbahnhof her in den Lagerbereich einfahren.<br />
# An deren westlichen Ende wurden die beiden ersten [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz|Krematorien]] errichtet.<br />
# Der Lagerbereich zur Weiterverwertung von Häftlingsgut (genannt "[[Kanada (KZ Auschwitz)|Kanada]]") schloss sich im Westen an den Lagerabschnitt B II an. Daneben wurden später in einem separaten Abschnitt die Krematorien IV und V errichtet.<br />
# Die ersten [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz|Gaskammern]] (Rotes und Weißes Haus) befanden sich westlich. <br />
# Verschiedene Infrastrukturgebäude wie Kartoffelbunker, Kläranlagen, Wasserwerk lagen außerhalb des Gefangenenlagerbereichs. Die Entwässerungsgräben liefen von den Latrinen aus in westlicher Richtung und dort am Lagerrand in Sammelgräben zu den Kläranlagen.<br />
# Insgesamt war das Lager umgeben von einer Umzäunung mit in Sichtweite errichteten hölzernen Wachtürmen.<br />
2008 in Deutschland entdeckte Original-Baupläne der "Bauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz" wurden 2009 der Holocaust-Gedenkstätte [[Yad Vashem]] in Israel übereignet.<ref>[http://www1.yadvashem.org/yv/en/exhibitions/auschwitz_architecture/index.asp The Architecture of Murder: The Auschwitz-Birkenau Blueprints], Video zur Online Ausstellung, yadvashem.org</ref><ref>[http://www.welt.de/kultur/article3215752/Die-Auschwitz-Bauplaene-erschuettern-unsere-Seelen.html Rede von Władysław Bartoszewski zur Eröffnung einer Ausstellung, die erstmals in Deutschland originale Baupläne des KZ Auschwitz zeigt, Berlin, Februar 2009]</ref><br />
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Im Frühjahr 1942 begannen die [[Deportation#Deportationen_aufgrund_.E2.80.9Erassischer.E2.80.9C_Zuordnung|Massendeportationen]] von Juden mit Transporten aus Polen, aus Frankreich, aus der Slowakei und aus dem deutschen Reichsgebiet. Mitte des Jahres waren schon 16.000 Juden aus Polen, über 4.000 aus Frankreich und mehr als 1.000 aus der Slowakei in dem [[Vernichtungslager]] inhaftiert. In den kommenden Jahren steigerten sich die Transporte bis zu ihrem Höhepunkt im Jahre 1944 mit 600.000 Juden, von denen 500.000 direkt in den Gaskammern ermordet wurden. Überall in den besetzten europäischen Ländern gab es [[Deutsche Konzentrationslager#Durchgangs und Sammellager|Durchgangslager]], von denen aus die Deportationszüge in die östlichen Vernichtungslager rollten. Die Anzahl der Opfer und der zeitliche Verlauf der Deportierung ist im Artikel [[Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz]] detailliert beschrieben.<br />
<br />
Innerhalb des durch die Flüsse [[Soła|Sola]] und [[Weichsel]] umgrenzten ''Interessengebietes KL Auschwitz'' mit ca. 40 Quadratkilometern Fläche wurden weitere 48 Nebenlager errichtet und zum Teil nur zeitweise betrieben. Die polnische Bevölkerung wurde nach und nach aus dem Interessengebiet vertrieben. Es war somit von der Umgebung abgeschnitten und gut kontrollierbar. Viele Fluchtversuche von Häftlingen sind aufgrund dieser für sie nicht erkennbaren tiefen Staffelung des gesamten Komplexes gescheitert.<br />
<br />
Die bekanntesten ''Nebenlager'' (oder Außenlager, Außenkommandos) der Konzentrationslager Auschwitz im umliegenden ''Interessengebiet'' waren:<br />
* Plawy (Landwirtschaft, Fischzucht)<br />
* Harmense (Landwirtschaft, Geflügel-, Kaninchen- und Fischzucht)<br />
* Rajsko (SS-Hygieneinstitut, Pflanzenzuchtversuchsstation)<br />
* Budy (Landwirtschaft, Fischzucht)<br />
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(siehe ''[[Liste der Außenlager des KZ Auschwitz I (Stammlager)|Liste der Neben-/Außenlager des KZ Auschwitz I]]'', evtl. unvollständig)<br />
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Neben dem ''[[I.G. Farben|I.G.-Farben]]-Industriekomplex [[Buna-Werke|Buna]]'', einem neu errichteten Werk für synthetischen Treibstoff und [[Buna (Kautschuk)|Gummi]], wurde schließlich das [[KZ Auschwitz III Monowitz]] als [[Arbeitslager]] errichtet, das nicht innerhalb des Interessengebietes lag. Damit wollte die Werksleitung erreichen, dass die „Arbeitskräfte“ nicht von täglichen Fußmärschen von und zum Stammlager entkräftet wurden, und zugleich mehr Einfluss auf die „eigene“ Zwangsbelegschaft erhalten.<br />
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== Besondere Lagerbereiche ==<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R69919, KZ Auschwitz, Brillen.jpg|thumb|Brillen der Opfer in Auschwitz]]<br />
[[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz|Gebäude mit Gaskammern zum Massenmord und Krematorien:]] Krematorium II und III (mit unterirdischen Gaskammern) und die Krematorien IV und V (Gaskammern ebenerdig), Bunker I (Rotes Haus), Bunker II (ein Bauernhaus, Weißes Haus, später Bunker V genannt). <br />
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Die sogenannte [[Zentralsauna (KZ Auschwitz)|''Zentrale Sauna'']] (offizieller Name ''BW.32'') in Auschwitz-Birkenau diente zugleich als Aufnahmegebäude und als ''Desinfektions- und Entwesungsanlage''.<ref>Franciszek Piper: ''Architektur des Verbrechens. Das Gebäude der sog. Zentralen Sauna im KL Auschwitz II-Birkenau.''</ref> In diesem Gebäude lief die Aufnahmeprozedur der neu ins Lager angekommenen Häftlinge ab. Ihnen wurden Nummern zugewiesen, und schwangere Frauen und erkrankte Häftlinge, die bei der [[Selektion (Konzentrationslager)|Selektion]] auf der „Rampe“ (Bahnsteig) nicht aufgefallen waren, wurden aus den arbeitsfähigen Häftlingen selektiert.<br />
<br />
Ein separater Bereich des Lagers war das ''Frauenlager''.<br />
<br />
In einem anderen Bereich, ''[[Kanada (KZ Auschwitz)|Kanada]]'' genannt, wurden nach der Aufnahme die Besitztümer der Häftlinge gesammelt und sortiert. Kleidung und Wertgegenstände wurden vom [[SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt|SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA)]] unter [[Oswald Pohl]] übernommen und verwertet.<ref>[http://www.rgolz.de/d-wirtschaftsverwaltungshauptamt.html SS-Wirtschaftsverwaltungsamt/Dok: Verteilung von Uhren] Zugriff 26. März 2007</ref><br />
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== Entstehung ==<br />
[[Datei:Birkenau railway02.jpg|thumb|Die „Entladerampe“, auf der die Transporte ankamen]]<br />
[[Datei:Latrinen und Baracken in Auschwitz.jpg|thumb|Unterkunft in Auschwitz-Birkenau]]<br />
[[Datei:Birkenau-gaskammer.jpg|thumb|Ruinen der Gaskammern, Oktober 2002]]<br />
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Am 26. September 1941 erhielt [[Rudolf Höß]] von [[Heinrich Himmler]] den Befehl, ein zusätzliches Arbeitslager für 100.000 sowjetische Kriegsgefangene im ''Interessengebiet Auschwitz'' zu errichten. Dieses Lager entstand neben dem Dorf [[Brzezinka (Oświęcim)|''Brzezinka'' (Birkenau)]], drei Kilometer vom KZ Auschwitz I entfernt. Dazu zwangen die Nationalsozialisten die Bevölkerung des Ortes, ihre Häuser zu verlassen, und ließen das Lager durch Häftlinge des KZ Auschwitz I errichten.<br />
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Das [[KZ-Baracke|Barackenlager]] war etwa fünf Quadratkilometer groß. Es war in mehrere Sektionen unterteilt, die wiederum in Felder gegliedert waren. Diese Felder sowie das gesamte Lager waren mit einem doppelten Elektrozaun aus Stacheldraht umzäunt, der unter einer bei Berührung tödlich wirkenden Spannung von 6000 Volt stand. Im Abstand von etwa 150 Metern standen zwischen diesen beiden Zäunen fünf Meter hohe Wachtürme, die mit Maschinengewehren und Scheinwerfern ausgestattet waren. Zusätzlich befand sich vor dem inneren Hochspannungszaun noch ein gewöhnlicher Drahtzaun. Dieses Bewachungssystem bildete die nachts geschlossene „kleine Postenkette“.<br />
<br />
Östlich davor, außerhalb der „kleinen Postenkette“, befanden sich die [[Kaserne]]n der SS, an deren östlicher Seite auch ein SS-Lazarett gebaut wurde, das nicht mit den Häftlings-Krankenbaracken (in Abschnitt II o und p) zu verwechseln ist.<br />
<br />
Im Laufe der Zeit entstanden mehrere sogenannte [[Schutzhaft (Nationalsozialismus)|Schutzhaftlager]] ([[KZ Auschwitz-Birkenau#Lagergliederung|siehe oben die Lagekarte]]; das B steht für Bauabschnitt). Diese Lagerbereiche wurden im Lagerjargon wie folgt benannt:<br />
* das Männerlager,<br />
* das Quarantänelager,<br />
* das Frauenlager (seit 16. August 1942; B I<ref>[http://www.wsg-hist.uni-linz.ac.at/Auschwitz/htmld/Frauen.html Frauen in Auschwitz (Uni Linz)]</ref><ref>[http://web.uni-marburg.de/dir/MATERIAL/DOKU/DIV/AUSCH5.HTML Frauen in Konzentrationslagern (Uni Trier)]</ref>),<br />
* den Häftlingskrankenbau (II o,p),<br />
* das [[Kanada (KZ Auschwitz)|Effektenlager „Kanada“]] (II f),<br />
* das [[Zigeunerlager Auschwitz|Zigeunerlager]] (seit Frühjahr 1943),<br />
* das [[Theresienstädter Familienlager]] (seit Herbst 1943; in II b, mit Häftlingen aus dem [[KZ Theresienstadt|Ghetto Theresienstadt]]/Terezin),<ref>[http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/f/familienlagerth.htm Familienlager Theresienstadt] auf www.ghetto-theresienstadt.info</ref><br />
* das [[Mexiko (KZ Auschwitz)|Lager „Mexiko“]] (Bauabschnitt III), Lager für ungarische Juden (05 bis 10/1944).<br />
<br />
Das Lager war zunächst als Arbeitslager kleineren Umfangs gedacht, in dem Kriegsgefangene und andere Häftlinge Zwangsarbeit für die SS leisten sollten. Bereits in der Planungsphase veränderte sich jedoch seine Bestimmung, und die angestrebte Zahl der Häftlinge wurde deutlich erhöht. Im Herbst 1942 wurden in Auschwitz-Birkenau erstmals sowjetische [[Politkommissar|Kommissare]] und arbeitsunfähige Häftlinge mit [[Zyklon B]] umgebracht, nachdem bereits Ende 1941 Versuche damit im [[KZ Auschwitz I (Stammlager)|Stammlager]] stattgefunden hatten. Wenig später wurden Mütter mit Kindern und nicht zur Arbeit taugliche Personen aus den eintreffenden Transporten selektiert und vergast. Ab April oder Juli 1942 (der genaue Zeitpunkt ist in einem engen Zeitrahmen umstritten) wurde die überwiegende Mehrzahl der herantransportierten Juden sofort ermordet. Auschwitz-Birkenau hatte damit die Funktion eines ''Vernichtungslagers'' übernommen, wurde aber zugleich auch als Konzentrations- und Arbeitslager weiter verwendet.<br />
<br />
== Selektion und Vergasung ==<br />
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Die meisten Opfer kamen in Auschwitz-Birkenau mit dem Zug an, oft nach tagelangen Reisen in [[Viehwaggon]]s. Die ankommenden Gefangenen wurden von einer Entladerampe (alte Rampe, südlich vom Bahnhof Auschwitz) zu Fuß ins Lager getrieben. Im Frühjahr 1944 wurde ein Gleisanschluss direkt bis ins Lager zur neuen Rampe gelegt (siehe Foto). Manchmal wurde der ganze Transport direkt in die Gaskammern geschickt&nbsp;— meistens wurde erst eine so genannte ''Selektion'' durchgeführt, bei der die „Schwachen, Alten und Kranken“ von den „Arbeitsfähigen“ nach Augenschein getrennt und zur Gaskammer geführt wurden. Die Einteilung der [[Lagerarzt|Lagerärzte]] zur Selektion und die Leitung der Selektionen nahm der Standortarzt [[Eduard Wirths]] vor. An diesen Selektionen war auch der für grausame pseudowissenschaftliche medizinische Experimente berüchtigte Lagerarzt [[Josef Mengele]] beteiligt. Im damaligen Sprachgebrauch wurde der Begriff Selektion nicht verwendet. Die Tätigkeit wurde als ''Rampendienst'' bezeichnet, der Vorgang selbst als ''Aussortierung''.<br />
<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-74237-004, KZ Auschwitz-Birkenau, alte Frau und Kinder.jpg|thumb|Eine alte jüdische Frau mit Kindern<br />(Foto: Auschwitz-Album)]]<br />
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In Auschwitz-Birkenau gab es in vier Krematorien und in zwei Bauernhäusern Gaskammern. Sie wurden aber nicht alle im gleichen Zeitraum genutzt. Im Laufe des Jahres 1942 wurden zunächst die Bauernhäuser als Gaskammern verwendet. Im ersten Halbjahr 1943 gingen dann die vier Krematorien in Betrieb, von denen zwei im Untergeschoss Gaskammern von 210 Quadratmetern Grundfläche enthielten. Die beiden anderen Krematorien hatten oberirdische Gaskammern von je 236 Quadratmetern Gesamtfläche. Vier Baufirmen waren vor Ort am Bau beteiligt. Die Verbrennungsöfen (Krematorien) und die Lüftungsanlagen der Gaskammern wurden von der Erfurter Firma [[J. A. Topf und Söhne]] konstruiert, eingebaut, gewartet und repariert.<br />
<br />
Details zu den Gaskammern und Krematorien sind im Artikel [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz]] beschrieben.<br />
<br />
== Zwangsarbeit und Bewachungssystem ==<br />
Die Häftlinge, die die Selektion überlebten, mussten in den ans Lager angrenzenden Industriebetrieben [[Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus|Zwangsarbeit]] leisten. Dabei mussten hauptsächlich Industrieanlagen zur Herstellung von [[Synthetisches Benzin|synthetischem Benzin]] oder Synthesekautschuk (sog. [[Buna (Kautschuk)|Buna]]) für die [[I.G. Farben]] erstellt werden. Auch andere deutsche Firmen wie [[Friedrich Krupp AG|Krupp]] unterhielten Werke in der Nähe; sie zahlten den NS-Stellen eine „Miete“ für jeden überlassenen Arbeitssklaven, von der auch die SS-Schutzmannschaften profitierten.<br />
<br />
;Die Postenketten<br />
Das Fabrikgelände und die „Landwirtschaftsbetriebe“ waren weiträumig von der „großen Postenkette“ umgeben. Beim morgendlichen „Zählappell“ wurden alle Häftlinge gezählt und marschierten dann als Arbeitskommandos zur Arbeit aus dem Lager heraus. Die Arbeitskommandos und die jeweiligen Arbeitsplätze durften nicht ohne Bewachung und schriftlichen Befehl verlassen werden. Die Häftlinge befanden sich nachts also innerhalb der „kleinen Postenkette“ und arbeiteten am Tag innerhalb der „großen Postenkette“. Innerhalb dieses Systems genügten relativ wenige Bewacher, um das Terrorregime aufrechtzuerhalten. Die [[Kapo (KZ)|Kapos]] – Funktionshäftlinge im Konzentrationslager – trugen einen Großteil der Überwachungsfunktionen. Waren die Häftlinge beim Abendappell im Lager vollzählig, wurde die äußere Bewachung aufgelöst.<br />
<br />
;Die Lager-Orchester<br />
Die SS zwang weibliche und männliche Musiker täglich beim Marsch zu und von den Arbeitsstellen am Lagertor Musik, vor allem Marschmusik zu spielen und damit vor allem zur Abwechslung für die Wächter beizutragen. Sie mussten auch regelrecht Konzerte für die SS-Angehörigen veranstalten, immer unter dem Druck, bei Missfallen selbst der Vernichtung zugeführt zu werden. Die überlebende Zeitzeugin [[Esther Béjarano]] machte es sich später zur Aufgabe, den Nachkommen über die Geschehnisse zu berichten.<ref>''Für den Frieden und gegen das Vergessen.'' In: Hamburger Abendblatt vom 19. Januar 2011, S. 19</ref> Die Geschichte des Mädchenorchesters wurde später in Romanen, Dokumentationen und Filmen sowie in einer Oper verarbeitet.<br />
* ''Siehe auch:'' [[Mädchenorchester von Auschwitz|Das Mädchenorchester]] und [[Männerorchester von Auschwitz|die Männerorchester von Auschwitz]]<br />
<br />
;Deutsche Firmen<br />
Die Zwangsarbeiter waren vollkommen rechtlos und nicht nur der Willkür des SS-Wachpersonals, sondern auch der Zivilangestellten der deutschen Firmen ausgeliefert. Plötzliche Entschlüsse, Personen wegen geringster „Vergehen“ oder einfach aus einer Laune heraus zu ermorden, waren an der Tagesordnung; der Tod war den Häftlingen ständig vor Augen.<br />
<br />
== Der Massenmord an den ungarischen Juden ==<br />
Die deutsche Wehrmacht marschierte im März 1944 in [[Ungarn]] ein. Dort lebte noch die größte Gruppe europäischer Juden einer Nation, die bislang vom Holocaust verschont geblieben war. Von den 795.000 [[Juden in Ungarn|ungarischen Juden]] wurden von Mai bis Juli 1944 rund [[Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz#Zugänge und nicht registrierte Deportierte|438.000]] nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Am 29. und 30. April fuhren erstmals zwei Züge mit insgesamt rund 3.800 Menschen nach Auschwitz, von denen der erste mit 1.800 Menschen das Lager noch im April erreichte. Am 15. Mai begannen die allgemeinen Deportationen mit mindestens drei Güterzügen täglich und ungefähr 4.000 Menschen in jedem Zug. Ein Teil der arbeitsfähigen Ungarn wurden als Zwangsarbeiter in andere Lager überstellt.<br />
<br />
Von den 795.000 ungarischen Juden wurden insgesamt rund 508.000 deportiert. Neben den Transporten von 438.000 Juden nach Auschwitz wurden ab Oktober 1944 weitere 64.000 Juden zur Verwendung in der Rüstungsindustrie ins Reichsgebiet deportiert. Von den Deportierten kamen rund 382.500 ums Leben, der auf Auschwitz entfallende Anteil der Opfer wurde bislang nicht exakt ermittelt. Weitere 120.000 Juden starben in Ungarn bzw. wurden dort ermordet. Damit ergibt sich für Ungarn insgesamt eine Opferzahl von 502.000 Juden.<ref>Wolfgang Benz(Hrsg): ''Dimension des Völkermordes'',DTV, 1996, ISBN 3-423-04690-2</ref><br />
<br />
* '' Siehe auch: [[Ungarn im Zweiten Weltkrieg#Die Vernichtung der ungarischen Juden|Die Vernichtung der ungarischen Juden]]''<br />
<br />
== Die Ermordung der „Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“ ==<br />
Viele [[Roma]] und [[Sinti]] waren mit den seit März 1943 einsetzenden Deportationen der von der [[Rassenhygienische Forschungsstelle|Rassenhygienischen und bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle]] als „Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“ kategorisierten Personen im „[[Zigeunerlager Auschwitz]]“, einer speziellen Sektion von Birkenau, inhaftiert. Nur wenige von ihnen überlebten, weil die Lebensbedingungen dort so organisiert waren, dass sie in kurzer Zeit zum Tode führten. Im Juli 1944 kam es zu einer Vergasung, welcher der für Auschwitz ungewöhnliche und zunächst erfolgreiche Versuch des Widerstands gegen den Abtransport zu den Gaskammern vorausgegangen war.<br />
<br />
Ob bzw. inwieweit Angehörige der als „Nichtzigeuner“ von der Verschleppung in das Vernichtungslager grundsätzlich ausgenommenen Gruppe der [[Jenische]]n nach Birkenau deportiert wurden, ist bislang unbekannt. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass es innerhalb der Transporte von Roma als „Zigeunermischlinge“ etikettierte Jenische gegeben hat.<br />
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* '' Siehe auch: [[Porajmos|Porajmos (Völkermord an Roma und Sinti)]]''<br />
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== Fluchtversuche und Aufstand des Sonderkommandos ==<br />
[[Datei:Birkenau-flucht.jpg|thumb|Inschrift in einer Baracke]]<br />
Insgesamt versuchten ungefähr 700 Häftlinge die Flucht aus Auschwitz; sie gelang in etwa 300 Fällen. (Nach anderen Angaben gelangen weniger als 150 Fluchtversuche.<ref name="bdam1013">[{{WBA|url=http://web.archive.org/web/20070929131624/http://www.auschwitz-muzeum.oswiecim.pl/new/index.php?tryb=news_big&language=DE&id=1013}} Bericht des Auschwitzmuseums]</ref>) Die anderen Flüchtlinge wurden während ihres Ausbruchsversuchs von den Bewachern erschossen oder zunächst ergriffen und später ermordet. Fluchtversuche wurden häufig mit Verhungern im Bunker bestraft; oft wurden auch die Familienangehörigen von Flüchtigen verhaftet und in Auschwitz I zur Abschreckung ausgestellt. Eine andere Strafe bestand darin, Mitgefangene für die Flucht büßen zu lassen. Am 6. Juli 1940 gelang Tadeusz Wiejowski die erste Flucht in Begleitung von zwei Mitgliedern der polnischen Widerstandsbewegung, die als „zivile Arbeiter“ im Lager angestellt waren. Wiejowski überlebte den Krieg nicht. Am 20. Juni 1942 gelang den vier Polen, Kazimierz Piechowski, Stanisław Gustaw Jaster, Józef Lempart und Eugeniusz Bendera die Flucht aus dem Lagerteil Auschwitz I. Sie brachten SS-Uniformen und Waffen an sich und fuhren mit einem gestohlenen Fahrzeug aus dem Gelände heraus. Einer der Flüchtlinge trug einen Bericht über Auschwitz bei sich, der für das Oberkommando der polnischen Heimatarmee geschrieben worden war.<ref name="bdam1013"/><ref>[[Marek Pawłowski|Marek Tomasz Pawlowski]] (Regie) inszenierte dokumentar-filmerisch dieses Drama: ''[[Die Flucht (Dokumentarfilm)|Die Flucht]].'' Film, Polen 2006, deutsch 2009, 45 Min. Deutsche Bearbeitung Ingrid Terhorst.</ref><br />
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Am 7. Oktober 1944 führte das jüdische [[Sonderkommando KZ Auschwitz-Birkenau|Sonderkommando]] (die Häftlinge, welche die Gaskammern und Krematorien bedienen mussten und als Sicherheitsrisiko von den anderen Häftlingen getrennt gefangen gehalten wurden) einen Aufstand durch. Davor gab es bereits zumindest einen gescheiterten ähnlichen Plan für den Termin 28. Juli um neun Uhr abends.<ref>Andreas Kilian: ''[http://www.shoa.de/holocaust/konzentrations-und-vernichtungslager/235.html Der “Sonderkommando-Aufstand” in Auschwitz-Birkenau] bei [[shoa.de]].</ref> Dieses Mal hatten weibliche Gefangene [[Sprengstoff]] von einer Waffenfabrik eingeschmuggelt, und das Krematorium IV wurde damit teilweise zerstört.<ref>Deshalb wurden am 5. Januar 1945 hingerichtet: [[Ala Gertner]], [[Rózia Robota]], [[Regina Safirsztajn]] und [[Ester Wajcblum]]. Einige der Beteiligten kamen aus demselben Ort, [[Będzin]]. [http://www.jewishgen.org/Yizkor/bedzin/bed173.html#Page193 www.jewishgen.org/Yizkor/bedzin] (engl.)</ref> Anschließend versuchten die Gefangenen eine Massenflucht, aber alle 250 Entflohenen wurden kurz darauf von der SS gefasst und ermordet.<br />
<br />
== Kenntnisse der Alliierten ==<br />
[[File:Birkenau Extermination Camp - Oswiecim, Poland - NARA - 305905.jpg|thumb|''Birkenau Extermination Camp'', amerikanisches Luftbild im September 1944]]<br />
<br />
[[Datei:Krematorium Auschwitz-Birkenau.JPG|thumb|Überreste eines gesprengten Krematoriums]]<br />
Die Alliierten hatten seit dem 31. Mai 1944, nachdem britische Flugzeuge von [[Apulien]] (Unteritalien) aus nach Südpolen fliegen konnten, Luftaufnahmen von Auschwitz. 2003 veröffentlichte die [[Royal Air Force]] erstmals Bilder von Aufklärungsflügen über Auschwitz, auf denen starker Rauch von den Verbrennungsgruben nördlich von Krematorium V<ref>[http://www.auschwitz.org.pl/html/de/historia_KL/krematorium_komora_5_ok.html Komora gazowa i krematorium V<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> zu sehen ist. 1944 machte ein Mitglied des [[Sonderkommando KZ Auschwitz-Birkenau|Sonderkommandos]] geheime Aufnahmen dieser Verbrennungsgruben. [[Witold Pilecki]], der vom 19. September 1940 bis zum 27. April 1943 als einziger Mensch freiwillig in die Gefangenschaft des Lagers ging, schickte mehrere Berichte an die westlichen Alliierten. Die ZOW<ref>Związek Organizacji Wojskowej (polnisch für Union militärischer Organisationen, abgekürzt ZOW) vgl. Artikel [[Witold Pilecki]]</ref> lieferte zunächst dem polnischen Untergrund Informationen über das Lager und die Verbrechen der [[Totenkopfverbände|SS]] dort. Ab Oktober 1940 schickte die ZOW Berichte nach Warschau, und ab März 1941 wurden Pileckis Berichte von der polnischen Widerstandsbewegung, die den westlichen Alliierten als wichtigste Informationsquelle über Auschwitz diente, an die britische Regierung geschickt. Spätere ausführliche Berichte stammten von den geflohenen [[Rudolf Vrba]] und [[Alfréd Wetzler]] (April 1944), die außerdem genaue Beschreibungen und Lagekarten erstellt hatten (siehe auch [[Auschwitz-Protokolle]]).<br />
<br />
Der englische und der amerikanische Gesandte in der Schweiz informierten im Frühsommer 1944 in einer detaillierten Darstellung ihre Regierungen über die beginnende Vernichtung der ungarischen Juden. Empfohlen wurde ein Luftschlag gegen den Bestimmungsort und die Bahnlinien sowie alle ungarischen und deutschen Dienststellen, die mit genau zutreffenden Straßen- und Häuserangaben (z.&nbsp;B. in Budapest) benannt wurden. Die Deutschen hatten von diesen Telegrammen Kenntnis, setzten die Deportationen aber dennoch fort. Die empfohlene Bombardierung wurde von amerikanischer und englischer Seite nicht durchgeführt.<ref>Telegramm vom 6. Juli 1944 [[Edmund Veesenmayer]] an [[Joachim von Ribbentrop]] Punkt 5: über drei entzifferte Geheimtelegramme aus Bern (abgedruckt in: Francisek Piper: ''Die Zahl der Opfer von Auschwitz''. S. 80)</ref><br />
<br />
Am 13. September 1944 flogen amerikanische Bomber einen Angriff auf die Buna-Werke und richteten beträchtlichen Schaden an. Weitere Luftangriffe in der Region fanden am 20. August sowie am 18. und 26. Dezember statt. Ein gezielter Angriff auf die Gaskammern oder Transportwege wurde nie durchgeführt. Die Frage, ob die alliierten Luftstreitkräfte auch das Lager oder die Schienen dorthin hätten bombardieren sollen, wird bis heute kontrovers diskutiert.<br />
<br />
== Abbruch des Lagers ==<br />
Einige Krematorien und Gaskammern des KZ Birkenau wurden schon ab November 1944 abgerissen. Die Verbrennungsöfen wurden demontiert und sollten jüngsten Studien zufolge in dem noch als sicher geltenden [[KZ Mauthausen]] wieder aufgebaut werden. Das letzte Krematorium sprengten die Nationalsozialisten kurz vor der Befreiung des Lagers durch die anrückenden sowjetischen Truppen im Januar 1945.<br />
<br />
== Todesmärsche und Befreiung ==<br />
Zwischen dem 17. Januar 1945 und dem 23. Januar wurden etwa 60.000 Häftlinge [[Evakuierung|evakuiert]] und in [[Todesmärsche von KZ-Häftlingen|Todesmärschen]] nach Westen getrieben. In den Lagern und Außenstellen blieben etwa 7500 Häftlinge zurück, die zu schwach oder zu krank zum Marschieren waren. Mehr als 300 wurden erschossen; man nimmt an, dass eine geplante Vernichtungsaktion nur durch das rasche Vorrücken der [[Rote Armee|Roten Armee]] verhindert wurde.<br />
<br />
Zuerst wurde das Hauptlager Monowitz am Vormittag des 27. Januar 1945 durch die sowjetischen Truppen (322. Infanteriedivision der 60. Armee der [[1. Ukrainische Front|1. Ukrainischen Front]] unter dem Oberbefehl von Generaloberst [[Pawel Alexejewitsch Kurotschkin]]) befreit. Von den dort zurückgelassenen Gefangenen&nbsp;– die Angaben reichen von 600 bis 850 Personen&nbsp;– starben trotz medizinischer Hilfe 200 in den Folgetagen an Entkräftung.<br />
<br />
Das Stammlager und Auschwitz-Birkenau wurden – auch durch die Soldaten der 322. Division – schließlich am frühen Nachmittag des 27. Januar befreit.<ref>Nikolai Politanow: [http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/1296/_wir_trauten_unseren_augen_nicht.html ''„Wir trauten unseren Augen nicht.“''] In: [[einestages]] ([[Der Spiegel]]) vom 27. Januar 2008.</ref><ref>[http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/begdv_6/anlage_6.html Bundesministerium der Justiz: Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemäß § 42 Abs. 2 BEG] Nr. 130, Birkenau = Brzezinka (Auschwitz II), 26. November 1941 bis 27. Januar 1945</ref> In Birkenau waren fast 5.800 entkräftete und kranke Häftlinge, darunter fast 4.000 Frauen, unversorgt zurückgeblieben. In den desinfizierten Baracken wurden Feldlazarette eingerichtet, in denen die an Unterernährung und Infektionen leidenden und traumatisierten Häftlinge versorgt wurden.<br />
<br />
Einige Tage später wurde die Weltöffentlichkeit über die Gräueltaten informiert. Die Ermittler fanden über eine Million Kleider, ca. 45.000 Paar Schuhe und sieben Tonnen Menschenhaar, die von den KZ-Wächtern zurückgelassen wurden.<br />
<br />
== Anzahl der Todesopfer ==<br />
[[Datei:Auschwitz-Gedenksteine.jpg|thumb|Gedenktafeln für die in Auschwitz-Birkenau Ermordeten. Übersetzung der Aufschriften: „Zur Erinnerung an die Männer, Frauen und Kinder, die dem Völkermord der Nazis zum Opfer gefallen sind. Hier liegt ihre Asche. Mögen ihre Seelen in Frieden ruhen.“]]<br />
<br />
In den Jahren 1940 bis 1945 wurden in die Konzentrationslager Auschwitz mindestens 1,1 Millionen Juden, 140.000 Polen, 20.000 Sinti und Roma sowie mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene deportiert. Knapp über 400.000 Häftlinge wurden registriert. Von den registrierten Häftlingen sind mehr als die Hälfte aufgrund der Arbeitsbedingungen, Hunger, Krankheiten, medizinischen Versuchen und Exekutionen gestorben.<br />
<br />
Die nicht registrierten 900.000 nach Birkenau Deportierten wurden kurz nach der Ankunft ermordet.<br />
<br />
Als Obergrenze der Todesopfer im Konzentrationslager- und Vernichtungslagerkomplex Auschwitz wird die Zahl von 1,5 Millionen Opfern angegeben.<br />
<br />
Details zur Ermittlung der Zahl der Todesopfer werden im Artikel [[Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz]] beschrieben.<br />
<br />
=== Bekannte Gefangene und Todesopfer ===<br />
→ Hauptartikel: [[Häftlinge im Konzentrationslager Auschwitz]]<br />
<br />
Der separate Artikel geht u.&nbsp;a. auf die Gruppe der ersten Auschwitz-Häftlinge, Funktionshäftlinge, Angehörige der Sonderkommandos ebenso ein wie auf Berufsgruppen wie Politiker oder Sportler. Bei Wikipedia existiert auch eine Artikel-Kategorie (Listung): [[:Kategorie:Häftling im KZ Auschwitz|Häftlinge im KZ Auschwitz]].<br />
<br />
== Täter ==<br />
→ Hauptartikel: [[Personal im KZ Auschwitz]]<br />
<br />
Die Größe des Komplexes wird auch durch die hohe Anzahl an Bewachern deutlich. So gehörten im Sommer 1944 ca. 4.500 Mann zur SS-Garnison Auschwitz.<br />
<br />
'''Lagerkommandanten:'''<br />
<br />
Wie alle nationalsozialistischen Konzentrationslager unterstanden auch die Lager in Auschwitz [[Heinrich Himmler]] und der [[Inspektion der Konzentrationslager|SS-Inspektion der KL]], wobei die europaweite Koordination des Massenmordes vor allem bei [[Adolf Eichmann]] lag. Die Verwaltung am Ort wurde vom Lagerkommandanten des KZ Auschwitz I (Stammlager) gesteuert. Eine etwas größere Selbständigkeit mit eigenen [[KZ-Kommandant|Lagerkommandanten]] hatte das KZ Auschwitz-Birkenau nur zwischen November 1943 und Ende 1944.<br />
<br />
* [[Rudolf Höß]] (Mai 1940 bis November 1943; und erneut von Mai bis Juli 1944 zur „Ungarn-Aktion“ in Auschwitz als Standortältester; Höß wurde in Warschau zum Tode verurteilt und 1947 vor dem Eingang des Krematoriums von KZ Auschwitz I erhängt.)<br />
* [[Friedrich Hartjenstein]] (November 1943 bis 15. Mai 1944; er wurde zum Tode verurteilt; er starb 1954 in Paris in Haft.)<br />
* [[Josef Kramer]] (Mai 1944 bis Ende 1944; er wurde 1945 in [[Hameln]] hingerichtet.)<br />
* [[Richard Baer]] (ab Mai 1944 im Stammlager, ab Ende 1944 bis Januar 1945 auch für Birkenau; verstarb 1963 in Frankfurt vor Prozessbeginn in Untersuchungshaft.)<br />
<br />
'''Weitere Einzelheiten zu Tätern:'''<br />
<br />
* [[Josef Mengele]] führte vorgeblich „medizinische Forschungen“ an Kleinwüchsigen und [[Zwilling]]en durch. Für Vergleichsanalysen der inneren Organe wurden Zwillingspaare durch [[Phenol]]<nowiki />spritzen getötet.<br />
* [[Hans Münch]] arbeitete ab 1943 im Lager. Er wurde als einziger der 40 Angeklagten vom ''Polnischen Nationalgericht'' in Krakau freigesprochen.<br />
* [[Carl Clauberg]] führte [[Sterilisation]]sexperimente an weiblichen Lagerinsassen durch.<br />
* Der Münsteraner Anatom und Chirurg [[Johann Paul Kremer]] war während der verlängerten Semesterferien 1942 als stellvertretender Lagerarzt tätig. Er führte Menschenversuche durch und ließ seine Opfer anschließend töten, um sie zu sezieren. Wenn sie bereits auf dem Seziertisch lagen, fragte er sie noch kurz vor ihrer Ermordung nach Besonderheiten, wie zum Beispiel Krankheiten aus.<br />
* Die Inhaber der Firmen [[Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung|Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch)]] und [[Tesch & Stabenow]] wurden angeklagt, das Insektizid [[Zyklon B]] wissentlich zur Massenvergasung von Häftlingen geliefert zu haben.<br />
* Neben den SS-Männern taten auch rund 200 weibliche Aufseherinnen des [[SS-Gefolge]]s in Auschwitz I, Auschwitz Birkenau und Auschwitz III Monowitz Dienst, darunter [[Maria Mandl]], [[Johanna Langefeld]], [[Johanna Bormann]], [[Margot Drechsel]], [[Irma Grese]], [[Hildegard Lächert]], [[Elisabeth Volkenrath]] und [[Emma Zimmer]].<br />
<br />
'''Versuche der rechtlichen Aufarbeitung nach 1945:'''<br />
<br />
Nur 800 der etwa insgesamt 8.000 in Auschwitz als Wachpersonal etc. eingesetzten SS-Angehörigen wurden vor Gerichten angeklagt, 40 davon vor deutschen Gerichten.<br />
<br />
Eine [[Bestrafung nationalsozialistischer Verbrechen|rechtliche Aufarbeitung]] erfolgte zunächst in den 13 [[Nürnberger Prozesse]]n vor dem Internationalen bzw. US-Militärgerichtshof von November 1945 bis 1948 sowie dem polnischen [[Krakauer Auschwitzprozess]] von 1947. Eine juristische Aufarbeitung fand in Deutschland erst in den 1960er Jahren statt. Es kam zu sechs [[Auschwitzprozesse|Frankfurter Auschwitzprozessen]] zwischen 1963/1965 mit dem 1. und 1965/1966 dem 2. Auschwitzprozess sowie weiteren 4 Nachfolgeprozesse in den 1970er-Jahren. [[Adolf Eichmann]], [[Irma Grese]], [[Friedrich Hartjenstein]], [[Franz Hößler]], [[Josef Kramer]], [[Otto Moll]], [[Heinrich Schwarz (SS-Mitglied)|Heinrich Schwarz]], [[Johann Schwarzhuber]] und viele weitere wurden an anderen Orten verurteilt. In [[Bestrafung nationalsozialistischer Verbrechen#Österreich|Österreich]] kam es zu einer Vielzahl von Verfahren.<br />
<!--Der Journalist [[Ernst Klee]] untersuchte, wie oft welche Theaterensembles innerhalb des Konzentrationslager zur Belustigung der Wachmannschaften im Kameradschaftsheim der Waffen-SS spielten.--><br />
<br />
== Einrichtung des Museums, Gedenken ==<br />
Nach dem Krieg wurden die Buna-Werke vom polnischen Staat übernommen und bildeten den Beginn der Chemieindustrie in der Region. Die Gebäude der Konzentrationslager verfielen langsam. 1947 entschied das polnische Parlament, die Auschwitz-Konzentrationslager in eine Gedenkstätte mit Museum umzuwandeln. Das KZ Auschwitz gehört seit 1979 zur [[United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]]-Liste des [[Welterbe]]s und führte dort zunächst den Namen ''„Konzentrationslager Auschwitz“''. Um eine Identifikation des Lagers mit seiner Lage in Polen auszuschließen, beschloss das Welterbekomitee 2007, die offizielle Bezeichnung in ''Auschwitz-Birkenau - deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940–1945)'' abzuändern. Gleichzeitig wurde ein Text zur besonderen Bedeutung des Lagers verabschiedet.<ref>[http://whc.unesco.org/en/news/363 World Heritage Committee approves Auschwitz name change] Presseerklärung des Welterbekomitees vom 28. Juni 2007</ref><br />
<br />
* Siehe dazu den Hauptartikel: ''[[Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau]]'' (auf [[Polen|polnisch]]: ''Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau'')<br />
<br />
Das [[Internationales Auschwitz Komitee|Internationale Auschwitzkomitee]] wurde 1952 von Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers gegründet. Es dient einerseits als Interessenvertretung seiner Mitglieder, dann aber auch zur Koordinierung der Tätigkeiten nationaler Auschwitz-Komitees (z. B. Frankreich, Polen, DDR), bzw. [[Häftlingsvereinigung]]en und es fördert das Gedenken an die Deportationen und die Shoah/den Holocaust. <br />
<br />
Der Text am Denkmal im Vernichtungslager Birkenau, das 1967 auf Initiative des ''Internationalen Auschwitz Komitees'' errichtet wurde, lautet:<br />
<br />
::Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und<br />
::Mahnung an die Menschheit.<br />
::Hier ermordeten die Nazis über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder.<br />
::Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas.<br />
<br />
Seit 1988 findet einmal jährlich der [[Marsch der Lebenden]] zur Erinnerung an den Holocaust statt.<br />
<br />
Am 1. September 1992 hat der erste österreichische [[Gedenkdienst|Gedenkdiener]] seinen Dienst im [[Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau|Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau]] und dem [[Auschwitz Jewish Center]] angetreten.<br />
<br />
An die Personengruppe der Jugendlichen, besonders aus Polen und Deutschland, wendet sich das didaktische Angebot der [[Internationale Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz|Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz]], denn laut einer Umfrage vom Januar 2012 können ein Fünftel der 19- bis 29-jährigen Deutschen den Begriff „Auschwitz“ nicht zuordnen.<ref>stern.de: [http://www.stern.de/politik/deutschland/stern-umfrage-zum-holocaust-gedenktag-deutsche-wollen-erinnerung-an-voelkermord-nicht-verdraengen-1777682.html#utm_source=sternde&utm_medium=zhp&utm_campaign=politik&utm_content=snippet-links Meldung], 25. Januar 2012, abgerufen am 25. Januar 2012</ref><br />
<br />
Der [[27. Januar]], der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz, ist seit 1996 in Deutschland offizieller [[Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus]]. Der Gedenktag wird außer in Deutschland unter anderem auch in [[Israel]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und [[Italien]] offiziell als staatlicher Gedenktag begangen.<br />
<br />
=== 60. Jahrestag 2005 ===<br />
Die größte europäische [[Shoa-Gedenkstätte (Paris)|Shoa-Gedenkstätte in Paris]] wurde zum Gedenktag 2005 eingeweiht. Der französische Präsident Chirac betonte, es müsse mit der ganzen Härte des Gesetzes gegen die Leugnung des Holocaust vorgegangen werden.<br />
<br />
Am sechzigsten Jahrestag der Befreiung wurde in zahlreichen Veranstaltungen der Opfer der industriellen Massenvernichtung gedacht.<br />
* Der deutsche Bundeskanzler [[Gerhard Schröder]] rief auf der Gedenkveranstaltung des ''Internationalen Auschwitz Komitees'' in Berlin dazu auf, ''der widerlichen Hetze der Neonazis und den immer neuen Versuchen, Nazi-Verbrechen zu verharmlosen'' entschieden entgegenzutreten.<br />
* Die [[Deutsche Bischofskonferenz]] gab eine Stellungnahme heraus, dass Auschwitz auch möglich geworden sei, weil zu wenige Deutsche den Mut zu Widerstand gehabt hätten. Auch die katholische Kirche müsse sich nach ihrer Mitverantwortung für den Holocaust fragen lassen.<ref>[[Deutsche Bischofskonferenz]]: [http://www.dbk.de/presse/details/?presseid=382&cHash=dbbaa87ba275a933a8568c33c66e9019 Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zur Einweihung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas am 10. Mai 2005] 10. Mai 2005</ref> Der polnische Papst [[Johannes Paul II.]] erklärte in einer Botschaft zum 60. Jahrestag der Befreiung, dass es niemandem erlaubt ist, an der Tragödie der [[Holocaust|Schoah]] vorbeizugehen. Dieser Versuch, ein ganzes Volk planmäßig zu vernichten, liegt wie ein Schatten über Europa und der ganzen Welt; es ist ein Verbrechen, das für immer die Geschichte der Menschheit befleckt.<ref>[[Der Heilige Stuhl]]: [http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/messages/pont_messages/2005/documents/hf_jp-ii_mes_20050127_auschwitz-birkenau_ge.html Botschaft seiner Heiligkeit Johannes Paul II. anlässlich des 60. Jahrestages des Befreiung der Gefangenen des Vernichtungslagers Aschwitz-Birkenau] 2005</ref> Am 28. Mai 2006 besuchte Papst [[Benedikt XVI.]] im Rahmen seiner Apostolischen Reise nach Polen das Lager.<ref>[[Der Heilige Stuhl]]: [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/travels/2006/documents/trav_ben-xvi_poland-program_20060525_ge.html Apostolische Reise seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nach Polen (25-28. Mai 2006)] Programm 2006</ref> In seiner Ansprache sagte er, dass die Machthaber des dritten Reiches hier an dieser Stelle nicht nur das jüdische Volk als Ganzes ausrotten wollten, sondern in letzter Konsequenz auch den Gott der Juden und Christen.<br />
* Bei einer Gedenkfeier im [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtag]] zieht die rechts-extreme NPD demonstrativ aus dem Parlamentssaal aus.<br />
* [[Ingo Stawitz]], der NPD-Kandidat für den Kieler Landtag (Wahl Februar 2005) erklärte, dass man am [[8. Mai]] nur der deutschen Kriegsopfer gedenken werde.<br />
* Der [[Europarat]] gedachte in Straßburg der Opfer. Der Präsident der [[Parlamentarische Versammlung des Europarats|Parlamentarischen Versammlung]], [[René van der Linden]], rief dazu auf in Europa weiter für Menschlichkeit und Demokratie zu kämpfen, dies sei man jedem einzelnen Holocaust-Opfer schuldig.<br />
* Der französische Opferverband „Fils et Filles des Déportés Juifs de France“ [[FFDJF]] zeigte in Zusammenarbeit mit der französischen Bahn [[Société Nationale des Chemins de fer Français|SNCF]] eine Ausstellung über die Deportation von 11.000 jüdischen Kindern in das Vernichtungslager über das Streckennetz der [[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Reichsbahn]]. Die [[Deutsche Bahn]] hat mit Hinweis auf die personellen und finanziellen Ressourcen abgelehnt, die Ausstellung in den deutschen Bahnhöfen [[Saarbrücken]], [[Kaiserslautern]], [[Mannheim]], [[Frankfurt am Main]], [[Fulda]], [[Erfurt]], [[Görlitz]] zu zeigen.<br />
* Am 24. Januar 2005 sprachen auf der Sondersitzung der [[UN-Generalversammlung]] die Holocaust-Überlebenden [[Elie Wiesel]] und [[Bronisław Geremek]] wie auch der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland [[Joschka Fischer]].<br />
* Am 1. November 2005 erklärte die [[UN-Generalversammlung|Generalversammlung der Vereinten Nationen]] den 27. Januar in einer [[UN-Resolution|Resolution]] offiziell zum ''internationalen Holocaustgedenktag''.<br />
<br />
== Auschwitz-Album ==<br />
''[[Auschwitz-Album]]'' werden zwei Fotoalben genannt, die Fotografien aus dem Konzentrationslager Auschwitz, also aus der Zeit vor seiner Befreiung am 27. Januar 1945, zeigen. Die Aufnahmen darin sind von [[SS-Totenkopf-Wachsturmbanne|SS-Angehörigen]] gemacht und gesammelt worden. Die Fotoalben sind auf verschiedenen Wegen überliefert worden.<br />
<br />
Ein erstes ''Auschwitz-Album'' wurde 1945 von [[Lilly Jacob]] während ihrer Haft im [[KZ Dora-Mittelbau|Konzentrationslager Dora-Mittelbau]] entdeckt und 1980 der [[Jerusalem]]er Holocaust-Gedenkstätte [[Yad Vashem]] übergeben. Es zeigt die Abläufe im Inneren des Vernichtungslagers Ende Mai oder Anfang Juni 1944 (Ungarn-Aktion).<br />
<br />
Ein zweites ''Auschwitz-Album'' erwarb im Dezember 2006 das [[United States Holocaust Memorial Museum]] von einem anonym gebliebenen ehemaligen Oberst der US-Army, der es 1946 gefunden hatte, mit 116 Aufnahmen, die der SS-Obersturmführer [[Karl Höcker|Höcker]] als führender Offizier der Wachmannschaft gemacht hatte. Der Großteil des Fotoalbums zeigt Angehörige des Lagerpersonals bei Schießübungen und bei Freizeitaktivitäten.<br />
<br />
*''Siehe auch:''<br />
** Die [[Dinah Babbitt]]-Porträts (geboren 1923 in Brünn als Dinah Gottliebová, in den USA verstorben) sind Bilder einzelner Personen. Sie war eine tschechische Malerin und Bildhauerin, die im Januar 1942 zunächst in das Konzentrationslager [[KZ Theresienstadt|Theresienstadt]] und von dort am 9. September 1943 nach Birkenau deportiert wurde. Am 22. Februar 1944 brachte man sie aufgrund einer von ihr für Kinder gefertigten Zeichnung zum SS-Lagerarzt [[Josef Mengele|Mengele]]. Der verlangte von ihr, [[Porträt]]s von bestimmten Opfern seiner Versuche zu zeichnen, darunter sechs zum Tod bestimmte [[Roma]], um deren „Rassenmerkmale“ festzuhalten.<br />
**Die'' vier Aufnahmen von Alex beim Krematorium V:'' Georges Didi-Huberman publizierte 2007 vier Fotografien, die Häftlinge im Lager machen konnten.<ref>Didi-Huberman, 2007 - [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2008-2-134 Rezension], Geschichte der Aufnahmen siehe Literatur</ref> Mit einer eingeschmuggelten Kamera gelang es im August 1944 einem griechischen Häftling Alex, der zur Arbeit im Sonderkommando gezwungen worden war, ein Foto von einem Leichenverbrennungsgraben und drei Aufnahmen von Frauen zu machen, die beim Krematorium V auf die Hinrichtung warten müssen. Der belichtete Film brauchte durch verschiedene Hände Wochen, bis er vom polnischen Widerstand in Krakau im September entwickelt werden konnte. Didi-Huberman fragt in seinem Buch nach der Wirkung dieser Bilder auf den Betrachter. Er nennt sie "Bilder trotz allem" (frz. "images malgré tout").<br />
**A. Sieradzka publizierte 2011 für das Staatl. Museum in Oswiecim 32 Skizzen einer unbekannten Person vom Selektionsprozess an der Rampe bis zu den Gebäuden der Gaskammern in Birkenau. Möglicherweise sind die wiederkehrenden Buchstaben "M M" die Initialen des Malers ([[The Sketchbook from Auschwitz]]). Das Buch basiert auf einem Flaschenpost-Fund von 1947 im Lagerbereich.<br />
<br />
== Rezeption ==<br />
Der Komponist [[Günter Kochan]] komponierte 1965 die Kantate ''[[Die Asche von Birkenau]]'' für Alt-Solo und Orchester (Text: [[Stephan Hermlin]]), die 1966 von [[Annelies Burmeister]] und dem [[Berliner Sinfonie-Orchester]] unter [[Kurt Masur]] uraufgeführt wurde.<br />
<br />
== Zitate ==<br />
* ''„Was sind das für Zeiten, wo <br /> ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist <br /> weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!“'' <br /> [[Bertolt Brecht]] 1938: „An die Nachgeborenen“<br />
* ''„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“'' <br />[[Paul Celan]] 1947: „[[Todesfuge]]“<br />
* ''„[[Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch]].“''<br />[[Theodor W. Adorno]] 1949: „Kulturkritik und Gesellschaft“<br />
* ''„Das perennierende Leiden hat so viel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe kein Gedicht mehr sich schreiben.“''<br />Theodor W. Adorno 1966: „Negative Dialektik“<br />
* ''„Wer nicht in Auschwitz war, kommt nie hinein. Wer dort war, kommt nie heraus.“''<br />Primo Levi ??<br />
* ''„Wusstet ihr, … dass es nur ein Wort für Entsetzen gibt, nur ein Wort für Angst? Wusstet ihr, dass das Leiden keine Schranke kennt, der Schrecken keine Grenze?“''<br />[[Charlotte Delbo]] (Mitglied der [[Résistance]], wurde nach Auschwitz deportiert)<br />
* ''Mit dem Zerstören Israels, mit der Schoah, sollte im letzten auch die Wurzel ausgerissen werden, auf der der christliche Glaube beruht und endgültig durch den neuen, selbstgemachten Glauben an die Herrschaft des Menschen, des Starken, ersetzt werden.'' Ansprache Papst [[Benedikt XVI.]] in Auschwitz am 25. Mai 2006<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Denkmal für die ermordeten Juden Europas]], Berlin, 2005, Entwurf von Peter Eisenman<br />
* ''[[Eine Laus – Dein Tod]]'', Plakat, Inschrift in den Konzentrationslagern<br />
* [[Holocaustleugnung]]<br />
* [[Jüdisches Zentrum in Oświęcim/Auschwitz]], 2000, in Oświęcim<br />
* [[Liste der deutschen Konzentrationslager]]<br />
* [[Maus – Die Geschichte eines Überlebenden|Maus. Die Geschichte eines Überlebenden]], 1989, im Stil eines Undergroundcomics von Art Spiegelman<br />
* [[Medizin im Nationalsozialismus]]<br />
* [[Nürnberger Ärzteprozess]], 1946-1947<br />
* [[Nürnberger Gesetze]], Rassengesetze<br />
* [[Vergangenheitsbewältigung]]<br />
* [[Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz|Zentralbauleitung]] - [[Karl Bischoff (Ingenieur)|Karl Bischoff]] (Leiter der SS-Zentralbauleitung Auschwitz bis Oktober 1943)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Theodor W. Adorno]]: ''Ob nach Auschwitz noch sich leben lasse.'' Ein philosophisches Lesebuch, hrsg. von Rolf Tiedemann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1997, ISBN 3-518-11844-7.<br />
* [[Wolfgang Benz]], [[Barbara Distel]] (Hrsg.): ''Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager''. Bd. 5: ''Hinzert, Auschwitz, Neuengamme.'', C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-52965-8.<br />
* [[Tadeusz Borowski]], Friedrich Griese: ''Bei uns in Auschwitz'', auf Deutsch: 2006, Verlag Schöffling, ISBN 3-89561-329-0<br />
* Danuta Czech: ''Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989 (1958 1. A.), ISBN 3-498-00884-6.<br />
* [[Ebbo Demant]] (Hrsg.): ''Auschwitz - Direkt von der Rampe weg. Kaduk, Erber, Klehr. Drei Täter geben zu Protokoll.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1979, 142 S., ISBN 978-3-499-14438-7 (gemeint sind die inhaftierten [[Oswald Kaduk|O. Kaduk]], ehemaliger SS-Unterscharführer, Rapport- u. Blockführer, [[Josef Erber (SS-Oberscharführer)|J. Erber]], ehemaliger SS-Oberscharführer und [[Josef Klehr|J. Klehr]], ehemaliger SS-Oberscharführer, "leitender Sanitäter/Leiter des Desinfektionskommandos")<br />
* [[Georges Didi-Huberman]]: ''Bilder trotz allem.'' Übers. Franz. v. Geimer. München: Wilhelm Fink Verlag 2007. 260 Seiten mit 30 Abb., ISBN 978-3-7705-4020-4.<br />
* Wacław Długoborski, [[Franciszek Piper]] (Redaktion): ''Auschwitz 1940-1945. Węzłowe zagadnienia z dziejów obozu.'' Autorinnen: Danuta Czech, Tadeusz Iwaszko, Stanisław Kłodziński, Helena Kubica, Aleksander Lasik, Franciszek Piper, Irena Strzelecka, Andrzej Strzelecki, Henryk Świebocki. Herausg.: Verlag Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, 1995, 5 Bände, 1.250 S., ISBN 83-85047-52-2 (PL). In deutscher Übersetzung unter Leitung von Jochen August. ''Auschwitz 1940-1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations und Vernichtungslagers Auschwitz.'' (5 Bände: ''I. Aufbau und Struktur des Lagers. II. Die Häftlinge – Existenzbedingungen, Arbeit und Tod. III. Vernichtung. IV. Widerstand. V. Epilog.'') 2.076 Seiten, ISBN 83-85047-76-X.<br />
* [[Yehiel Feiner|Ka-Tzetnik 135633]]: ''Shivitti. Eine Vision''. Löhrbach 2005, ISBN 3-922708-50-1. (Der grüne Zweig, 250)<br />
* [[Ernst Klee]]: ''Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.'' Frankfurt am Main, S. Fischer, ISBN 978-3-10-039326-5.<br />
* Helena Kubica: ''Man darf sie nicht vergessen. Die jüngsten Opfer von Auschwitz.'' Hrsg.: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, 2003; 383 Seiten; deutsch-polnische Ausgabe, ISBN 83-88526-30-8.<br />
* Robert Jan van Pelt, Debórah Dwork: ''Auschwitz. Von 1270 bis heute''. Pendo Verlag, Zürich, 1998, ISBN 3-85842-334-3.<br />
* Franciszek Piper, Teresa Świebocka (Redaktion): ''Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager.'' Hrsg.: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, 2011, 492 S., ISBN 978-83-88526-28-2.<br />
* [[Jan Erik Schulte]]: ''Vom Arbeits- zum Vernichtungslager. Die Entstehungsgeschichte von Auschwitz-Birkenau 1941/42'', in: [[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte|VfZ]] [http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2002_1.pdf 50 (2002)] (PDF; 7,5&nbsp;MB), S. 41–69.<br />
* [[Otto Schwerdt (Autor)|Otto Schwerdt]], Mascha Schwerdt-Schneller: ''Als Gott und die Welt schliefen''. Verlag Lichtung, 1998, 111 S., ISBN 3-929517-27-2.<br />
* [[Tadeusz Sobolewicz]]: ''Aus der Hölle zurück'' von , Bericht eines ehemaligen Auschwitz-Häftlings, herausgegeben vom Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-14179-6.<br />
* [[Shlomo Venezia]]: ''Meine Arbeit im Sonderkommando Auschwitz: Das erste umfassende Zeugnis eines Überlebenden.'' Vorwort von [[Simone Veil]]. Dagmar Mallett Übersetzung. Blessing, 2008, ISBN 3-89667-365-3.<br />
* Jean-Claude Pressac: ''Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes.'' Aus dem Französischen von Eliane Hagedorn und Barbara Reitz. Piper, München 1994, ISBN 3-492-03689-9.<br />
* Raul Hilberg: ''Sonderzüge nach Auschwitz.'' Ullstein Buch Nr. 33085, Frankfurt a.M./Berlin 1987, ISBN 3-548-33085-1.<br />
* Gideon Greif: ''„Wir weinten tränenlos …“: Augenzeugenberichte der jüdischen „Sonderkommandos“ in Auschwitz.'' Aus dem Hebräischen übersetzt von Matthias Schmidt, Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1995, ISBN 3-412-03794-X.<br />
<br />
== Filme ==<br />
* ''[[Die letzte Etappe]]'', 1948, Regie: [[Wanda Jakubowska]]<br />
* ''[[Aus einem deutschen Leben]]'', 1977, Regie: Theodor Kotulla (über Rudolf Höß)<br />
* ''[[Birkenau und Rosenfeld]]'', 2002, Regie: Marceline Loridan-Ivens (Spielfilm)<br />
* ''[[Nacht und Nebel (Film)|Nacht und Nebel]]'', 1955, Regie: [[Alain Resnais]]<br />
* ''[[Lagerstraße Auschwitz]]'', 1979, Regie: [[Ebbo Demant]] (60 Min, Dokumentation von Täter-Interviews. Preis des Chicago International Film Festival, Filmsammlung des Museum of Modern Art New York und des Jewish Museum New York, Internationale Filmfestspiele Berlin u.&nbsp;a.)<br />
* ''[[Shoah (Film)|Shoa]]'', 1985, Regie: [[Claude Lanzmann]]<br />
* ''[[Die Grauzone]]'', 2001, Regie: [[Tim Blake Nelson]]<br />
* ''[[Schindlers Liste]]'', 1993, Regie: [[Steven Spielberg]]<br />
* [http://www.arte.tv/de/Von-Bruessel-nach-Auschwitz/1531290,CmC=3040914.html''Der Konvoi''], 2009, Regie: André Bossuroy. Zwei [[Erasmus Student Network|Erasmus-Austauschstudenten]] folgen den Spuren von [[Etty Hillesum]], einer 27-jährigen Jüdin, die 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde.<br />
* ''[[Auschwitz (Film)|Auschwitz]]'', 2011, Regie: [[Uwe Boll]]<br />
* ''Mut zum Leben - Die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz”'', 2013, Autoren: Christa Spannbauer und Thomas Gonschior<ref>[http://www.mut-zum-leben-filmprojekt.org Website zum Film]</ref><br />
<br />
== Quellen, Zitatnachweise ==<br />
* Y. Gutman und M. Berenbaum (Hrsg.): ''„Anatomy of the Auschwitz Death Camp“'', Indiana University Press, 1994<br />
* [[Alfred Kantor]] (Vorw. Friedrich Heer): Das Buch des [[Alfred Kantor]], Athenäum Verlag Frankfurt a.&nbsp;M. 1987/ Mc Graw-Hill Company New York 1971<br />
* Franciszek Piper: ''Die Zahl der Opfer von Auschwitz aufgrund der Quellen und der Erträge der Forschung 1945 bis 1990''. Verlag Staatliches Museum in Oświęcim, 1993, ISBN 83-85047-17-4.<br />
* Agnieszka Sieradzka: ''[[The Sketchbook from Auschwitz]].'' [[Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau|Auschwitz-Birkenau State Museum]], Oswiecim, 2011, 115 S., ISBN 978-83-7704-031-7 (Darin kopiert die 22 Originalseiten mit 32 Skizzen einer unbekannten Person. Möglicherweise sind die wiederkehrenden Buchstaben „M M“ die Initialen des Malers.)<ref>Alex Macbeth: [http://www.spiegel.de/international/germany/0,1518,809591,00.html ''Witness to Extermination – Auschwitz Museum Publishes Prisoner Sketchbook''], [[Spiegel Online]] vom 17. Januar 2012.</ref><ref>Katja Iken: [http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground-xxl/24248/skizzen_des_schreckens.html ''Auschwitz-Zeichnungen: Skizzen des Schreckens''], in: ''einestages'' (Der Spiegel) vom 20. Januar 2012 (Artikel mit zehn Abb.)</ref><br />
<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Auschwitz-Birkenau}}<br />
* [http://www.auschwitz.org.pl/ Offizielle Webpräsenz der Gedenkstätte (Nur in polnisch oder englisch)]<br />
* [http://en.auschwitz.org/m/index.php?option=com_wrapper&Itemid=91 Offizielle Deutschsprachige Broschüre über Auschwitz-Birkenau]<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Gesellschaft/Geschichte/Nach_Zeitabschnitten/Neuzeit/20._Jahrhundert/Nationalsozialismus/Gedenkst%c3%a4tten_und_Museen/Konzentrations-_und_Vernichtungslager/Auschwitz-Birkenau/}}<br />
* Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO [http://whc.unesco.org/en/list/31 (englisch)] [http://whc.unesco.org/fr/list/31 (französisch)]<br />
* [[Der Spiegel|DER SPIEGEL]] 6/1979: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40351796.html Niemand kommt hier raus – Vernichtungslager Auschwitz: Häftling Nr. 290, Wieslaw Kielar, berichtet]<br />
* [http://www.auschwitz.nl/paviljoen/nederlanders-in-auschwitz/naam Namen der aus den Niederlanden nach Auschwitz deportierten Personen].<br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Vernichtungslager<br />
|Navigationsleiste Welterbe Polen}}<br />
<br />
{{Coordinate|article=/|NS=50/2/9/N|EW=19/10/42/E|type=landmark|region=PL-MA}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=4011886-1}}<br />
<br />
[[Kategorie:KZ Auschwitz| ]]<br />
[[Kategorie:Vernichtungslager|Auschwitz II Birkenau|Kz Auschwitz-Birkenau]]<br />
[[Kategorie:Woiwodschaft Kleinpolen|Kz Auschwitz-Birkenau]]<br />
[[Kategorie:Weltkulturerbe in Polen|Auschwitz II Birkenau|Kz Auschwitz-Birkenau]]<br />
[[Kategorie:KZ-Stammlager|Auschwitz]]<br />
[[Kategorie:Gmina Oświęcim]]<br />
<br />
{{Link FA|he}}</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Elsterschloss-Gymnasium&diff=118769088Elsterschloss-Gymnasium2013-05-22T19:55:46Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Schule<br />
| Schulname = Elsterschloss-Gymnasium<br />
| Bild = [[Datei:Schloss Elsterwerda August 2008.JPG|280px]]<br />
| Schultyp = [[Gymnasium]] <small>(Klassen 7–12)</small><br />
| Ort = [[Elsterwerda]]<br />
| PLZ = 04910<br />
| Anschrift = Schlossplatz 1a<br />
| Breitengrad = 51/27/16/N<br />
| Längengrad = 13/31/28/E<br />
| Region-ISO = DE-BB<br />
| Bundesland = [[Brandenburg]]<br />
| Land = [[Deutschland]]<br />
| Schulträger = [[Landkreis Elbe-Elster]]<br />
| Gründungsjahr = 1858<br />
| Schülerzahl = 607 <small>(Stand: Schuljahr 2012/2013)</small><br />
| Lehrerzahl = &nbsp;&nbsp;54 <small>(Stand: Schuljahr 2012/2013)</small><br />
| Leitung = Martin Goebel<br />
| Website = [http://www.elsterschloss-gymnasium.de/ www.elsterschloss-gymnasium.de]<br />
}}<br />
Das '''Elsterschloss-Gymnasium''' ist eine Schule in der [[Land Brandenburg|südbrandenburgischen]] Stadt [[Elsterwerda]] im [[Landkreis Elbe-Elster]]. Die 1858 zunächst als [[Lehrerseminar]] gegründete Bildungseinrichtung befindet sich auf dem Gelände des im 17. Jahrhundert in seiner heutigen Gestalt errichteten [[Schloss Elsterwerda|Schlosses von Elsterwerda]]. Unmittelbar an der [[Schwarze Elster|Schwarzen Elster]] gelegen, ist sie laut Umfragen der Zeitschrift [[Unicum (Zeitschrift)|Unicum Abi]] aus den Jahren 2003 und 2006 gegenwärtig eine der besten und schönsten Schulen [[Deutschland]]s.<br />
<br />
== Schulgeschichte ==<br />
→ ''Siehe auch:'' [[Schloss Elsterwerda]], [[Geschichte Elsterwerdas]]<br />
[[Datei:Präparantenanstalt Elsterwerda.jpg|miniatur|Die unter Denkmalschutz stehende einstige [[Präparandenanstalt Elsterwerda|Präparandenanstalt in der Elsterstraße]].]]<br />
[[Datei:Schloß Elsterwerda 86.JPG|miniatur|Gedenkbrunnen zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Seminaristen.]]<br />
=== Die Schule als Lehrerseminar ===<br />
Infolge der Bestimmungen des [[Wiener Kongress]]es im Jahre 1815 gelangten Stadt und Schloss Elsterwerda, welches bis dahin unter der Verwaltung der sächsischen Kurfürsten stand und dem Herzog [[Karl von Sachsen (1733–1796)|Karl von Kurland]] bis zu seinem Tode 1796 als Sommerresidenz diente, vom [[Königreich Sachsen]] an den [[Regierungsbezirk Merseburg]] der preußischen [[Provinz Sachsen]].<br />
<br />
Am 24. Oktober 1851 beantragte das Preußische [[Provinzialschulkollegium]] beim Kultusministerium die Errichtung eines Seminars im Schloss Elsterwerda. Die Einwilligung erfolgte am 6. April 1852, die Baubewilligung aber erst 1856. Im Herbst 1857 wurden die Umbauarbeiten beendet und am 6. Januar 1858 erfolgte die Übergabe an die Seminarverwaltung. Am 13. November 1857 wurde das Königlich-Preußische [[Lehrerseminar]] mit 19 Zöglingen eröffnet. Da die neu geschaffene Bildungsstätte aber für wesentlich mehr Seminaristen geplant war, folgten bald weitere Aufnahmen und im Herbst 1859 war die angestrebte Zahl von 60 Seminaristen schließlich erreicht. 1878 begann auf dem Schulgelände der Bau einer nun nötig gewordenen Seminarturnhalle, welche das Meisterstück des Elsterwerdaer Baumeisters [[Friedrich Jage]] werden sollte, der in der Folgezeit eine Vielzahl weiterer Gebäude in der Stadt Elsterwerda und ihrer Umgebung errichtete. Außerdem folgte im Sommer 1882 die Inbetriebnahme einer neu gebauten Seminarübungsschule, in welcher sich neben einem Klassenzimmer, ein Lehrzimmer für Chemie und Physik sowie ein chemisches Laboratorium befanden. Im selben Jahr wurde die Anzahl der in Elsterwerda studierenden Seminaristen, nach einer im Jahre 1879 auf 65 erfolgenden Erhöhung, noch einmal auf 75 Zöglinge erhöht.<br />
<br />
Um die Seminar-Anwärter für das sechs Jahre dauernde Lehrerstudium vorzubereiten, benötigte man eine eigene [[Präparandenanstalt|Präparandeneinrichtung]] in Elsterwerda, die schließlich 1898 in der unweit entfernten Elsterstraße in Betrieb genommen wurde und das Seminar zu einer Musteranstalt seiner Zeit machte. Baumeister war hier ebenfalls Friedrich Jage. 1901 erhöhte sich die Zahl der Studierenden noch einmal auf 90. Da die Räumlichkeiten des Internats nun nicht mehr ausreichten, behalf man sich mit drei Pensionaten, die im Stadtgebiet angemietet wurden und Platz für 35 Seminaristen boten. Später wurde das Internat schließlich ganz aufgelöst und die frei werdenden Räume konnten für den Schulbetrieb genutzt werden.<br />
<br />
Der 1914 beginnende [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] hatte auch Folgen für das Elsterwerdaer Lehrerseminar. Zahlreiche Seminaristen wurden zum Kriegsdienst einberufen und viele fielen ihm zum Opfer. Am Seminar wurden infolgedessen Not- und Einzelprüfungen durchgeführt und nach dem Ende des Krieges nahm die Zahl der hier Studierenden durch nach Elsterwerda überwiesene Kriegsseminaristen noch einmal zu. Aber für die Ausbildung zum Volksschullehrer wurde nach der [[Novemberrevolution]] das Abitur vorausgesetzt, was dazu führte, dass die bisherigen Lehrerseminare bald ihre Tätigkeit einstellten und durch [[Pädagogische Hochschule]]n ersetzt wurden.<br />
<br />
=== Von der Weimarer Republik bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ===<br />
[[Datei:Eingangsportal Elsterschloss-Gymnasium 1.jpg|miniatur|Eingangsportal am Schloss]]<br />
1926 wurde das Elsterwerdaer Lehrerseminar eingezogen und an seine Stelle trat die [[Oberrealschule]] „Elsterschloss“, eine staatliche Aufbauschule, welche hier bereits seit 1922 parallel in Betrieb genommen worden war und begabte Volksschüler nach sechs Jahren zur Hochschulreife führen sollte. Die erste Abitur-Prüfung wurde in Elsterwerda 1928 von fünf Schülern abgelegt und die Bildungseinrichtung galt bald als größte Aufbauschule der [[Provinz Sachsen]]. Im Jahre 1930 besuchten 163 Schüler die Elsterschloss-Schule.<br />
<br />
1938 folgte die Umwandlung der Schule in eine [[Oberschule]]. Der bisherige Direktor Dr. Mayerowicz wurde wegen seiner [[Juden|jüdischen]] Abstammung suspendiert und Oberstudiendirektor [[Ernst Lampe]], der schon die Oberrealschule leitete, wieder als Direktor eingesetzt. Nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] blieben schließlich von den alten Lehrern nur zwei im Dienst, unter ihnen auch Ernst Lampe, welcher die Schule weiter leitete, aber bereits im Dezember 1945 auf Grund einer schweren Erkrankung seiner Frau das Amt nieder legte. Dr. Mayerowicz, der die [[Holocaust|Shoa]] überlebte, übernahm ab 1. Januar 1946 wieder die Leitung der Schule.<ref>{{Literatur | Autor=Günther Lehmann| Titel=„Ernst Lampe“ in „Heimatkalender für den Altkreis Bad Liebenwerda, das Mückenberger Ländchen, Ortrand am Schraden und Uebigau-Falkenberg“ | Herausgeber=Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde e.V. Bad Liebenwerda|Verlag=Gräser Verlag Großenhain | Nummer=57|Ort=Bad Liebenwerda | Jahr= 2007| ISBN=3932913000|Seiten=320-333}}</ref><br />
<br />
1959 folgte schließlich die Umwandlung der Elsterschloss-Schule in eine [[Erweiterte Oberschule]] (EOS). Während die benachbarte [[Polytechnische Oberschule]] (POS) den Namen des [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandskämpfers]] [[Rudi Arndt (Widerstandskämpfer)|Rudi Arndt]] erhielt, erfolgte im Mai 1969 in Anwesenheit von dessen Witwe Walentina die Namensgebung der Elsterschloss-Schule in EOS „[[Wladimir Michailowitsch Komarow|Wladimir Komarow]]“; einem [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Kosmonaut]]en, der 1967 als erster Mensch bei einer Weltraummission starb. Außerdem wurde ihm zu Ehren auf dem Schulgelände ein Gedenkstein enthüllt.<ref>Margarete Noack: ''Elsterwerda – Als die Schornsteine noch rauchten. Fotodokumente aus den Jahren 1949–1989''. 1. Aufl., Leipziger Verlagsgesellsch., Leipzig 2004, S. 61, ISBN 978-3-910143-14-2.</ref><br />
<br />
=== Das Elsterschloss-Gymnasium ===<br />
[[Datei:Elsterschloss-Gymnasium 3.jpg|miniatur|Der Plattenbau der einstigen Polytechnische Oberschule „Rudi Arndt“.]]<br />
[[Datei:Elbe-Elster-Halle Elsterwerda 1.jpg|miniatur|Elbe-Elster-Halle]]<br />
Die [[Wende (DDR)|Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1990]] führte dazu, dass die bisherige [[Erweiterte Oberschule|EOS]] in ein [[Gymnasium]] umgewandelt wurde und die Schule seit dem Schuljahr 1991/92 ihren heutigen Namen „Elsterschloss-Gymnasium“ trägt. Mit der Einführung der gymnasialen Oberstufe erhöhte sich die Ausbildungsdauer der Schüler auf 13&nbsp;Jahre, was dazu führte, dass 1993 in Elsterwerda letztmals das EOS-Abitur absolviert wurde und 1994 an der Schule keine Reifeprüfungen stattfanden. Ein Jahr darauf wurde die Klassenführung durch Klassenlehrer in den oberen Jahrgängen aufgegeben, deren Aufgaben seither die [[Tutor]]en der an der Schule bestehenden [[Reformierte Oberstufe#Grund- und Leistungskurse|Leistungskurse]] übernehmen.<br />
<br />
Die steigenden Schülerzahlen führten zu einem erhöhtem Raumbedarf, der durch die Schließung der unmittelbar benachbarten [[Polytechnische Oberschule|Polytechnischen Oberschule]] „Rudi Arndt“ gedeckt werden konnte, da deren Räumlichkeiten vom Gymnasium größtenteils übernommen werden konnten.<br />
<br />
Ab 1995 wurde der gesamte Schulkomplex umfassend saniert. Der dem Schloss benachbarte Plattenbau der einstigen POS wurde dabei komplett entkernt und das Schloss für den Schulbetrieb gesperrt. Um den Schulbetrieb dennoch aufrechtzuerhalten, wurden als Übergangslösung deshalb für die Dauer der Bauarbeiten auf dem Schulgelände eine mobile Schule errichtet und weitere Räumlichkeiten im Stadtgebiet genutzt. Nachdem der 1. Bauabschnitt zum Beginn Schuljahres 1998/99 übergeben werden konnte folgte die Fertigstellung des Schlosses im August 1999. Am 4. September 1998 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft außerdem die neu errichtete „Elbe-Elster-Halle“ übergeben. Diese Mehrzweckhalle kann neben sportlichen Aktivitäten auch für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen genutzt werden. Außerdem verfügt sie über Außensportanlagen, welche ebenfalls durch das Elsterschloss-Gymnasium genutzt werden können.<br />
<br />
Mit der Schließung der ebenfalls benachbarten „[[Grundschule]] am Schlossplatz“ im Jahre 2006 wurden weitere Räumlichkeiten frei, die nach einer umfangreichen Sanierung durch das Gymnasium genutzt werden.<br />
<br />
== Pädagogische Arbeit, Ausstattung und Angebote ==<br />
[[Datei:Lageplan Elsterschloss-Gymnasium.jpg|miniatur|Lageplan des Schulgeländes]]<br />
Das Elsterschloß-Gymnasium ist seit dem Schuljahr 2007/2008 eine offene [[Ganztagsschule]].<ref>[http://projekt.elsterschloss-gymnasium.de/index.php?option=com_content&view=article&id=126&Itemid=750 Schulprogramm des Gymnasiums zum Schuljahr 2012/2013]</ref><br />
<br />
An der Schule sind folgende Abschlüsse möglich:<br />
* [[Realschulabschluss]] / [[Fachoberschulreife]]<br />
* Berechtigung zum Besuch der [[Gymnasiale Oberstufe|gymnasialen Oberstufe]]<br />
* [[Allgemeine Hochschulreife]]<br />
<br />
In den oberen Klassen werden Leistungskurse in den Fächern Biologie, Chemie, Deutsch oder Deutsch/Kommunikation, Englisch, Geografie, Informatik, Kunst, Mathematik und Physik angeboten.<br />
<br />
Die Schule verfügt über eine eigene Sporthalle und eine Bibliothek, welche nach einer Buchspende im Wert von etwa 35 000,- [[Deutsche Mark|DM]] des bekannten Fernsehjournalisten und ehemaligen Schülers [[Thilo Koch]] seit August 1999 seinen Namen trägt.<ref>[http://www.elsterschloss.de/Elsterschloss/GESCHICHTE.html Homepage des „Förderveins Elsterschloss-Gymnasium e.V.“]</ref> Außerdem bietet die Schule mehrere Arbeitsgemeinschaften an.<br />
<br />
== Sonstiges ==<br />
=== Schülerzeitung ===<br />
Am Elsterschloss-Gymnasium entsteht und erscheint im Rahmen einer [[Arbeitsgemeinschaft]] die [[Schülerzeitung]] „Schlossgeflüster“.<br />
<br />
=== Schulpartnerschaften ===<br />
Das Gymnasium unterhält Schulpartnerschaften mit dem Georgianum-Gymnasium in der [[Nordrhein-Westfalen|nordrhein-westfälischen]] Stadt [[Vreden]], einem Gymnasium im polnischen [[Nakło nad Notecią]] sowie einem Gymnasium in [[Israel]]. Außerdem gibt es Kooperationen mit der [[Oberschule Elsterwerda|Elsterwerdaer Oberschule]] im Stadtteil [[Elsterwerda-West|West]], der [[Brandenburgische Technische Universität|Brandenburgischen Technischen Universität]] in Cottbus und der [[Hochschule Lausitz|Fachhochschule Lausitz]]. Eine weitere Kooperation gibt es mit der [[Technische Universität Berlin|Technischen Universität Berlin]].<br />
<br />
=== Besonderheiten ===<br />
Das ''Elsterschloss-Gymnasium'' gilt nach Umfragen der Zeitschrift [[Unicum (Zeitschrift)|Unicum Abi]] gegenwärtig als eine der besten und schönsten Schulen Deutschlands. Das Gymnasium belegte im Jahr 2003 einen zweiten Platz in der Kategorie Umfeld und 2006 einen beachtlichen siebenten Platz in der Gesamtwertung.<ref>[http://www.schuledesjahres.de/bisherige-sieger-schule-des-jahres/schule-des-jahres-2003/ Sieger des Jahres 2003]</ref><ref>[http://web.archive.org/web/20080225115652/http://www.unicum.de/7222_1 Homepage der Zeitschrift „Unicum Abi“], aufgerufen über archive.org am 23. Dezember 2012</ref><br />
<br />
Außerdem bringt sich die Schule unter anderem mit Musikveranstaltungen, Theateraufführungen, Schulfesten oder Ausstellungen in das kulturelle Leben der Stadt Elsterwerda ein.<br />
<br />
=== Förderverein ===<br />
Unterstützt und gefördert wird das Elsterschloss-Gymnasium durch den „Fördervein Elsterschloss-Gymnasium e.V.“, der seinen Zweck vor allem in der ''Pflege und Bewahrung der historisch gewachsenen Tradition dieser Bildungsstätte'' sowie der ''Förderung der erzieherischen und kulturellen Aufgaben und Ziele der Schule'' sieht.<ref>[http://www.elsterschloss.de/Elsterschloss/VEREIN.html Homepage des „Förderveins Elsterschloss-Gymnasium e.V.“.]</ref><br />
{{Großes Bild|Elsterschloss-Gymnasium 2d.jpg|585|Elsterschloss-Gymnasium}}<br />
<br />
=== Regelmäßig stattfindende Schulveranstaltungen ===<br />
* Fremdsprachentag<br />
* Pennefasching im Februar (Sek. I/II) Organisation Jahrgangsstufe 11<br />
* [[Tag der offenen Tür]] im Februar<br />
* Herbstball im Oktober Organisation Jahrgangsstufe 13<br />
* Weihnachtskonzert im Dezember<br />
* 27. Dezember Abituriententreffen ehemaliger Schüler<br />
* Feierliche Zeugnisübergabe mit Bekränzung (Eichenlaubkränze) zum Abitur,<br />
* Auszeichnungsveranstaltungen Goldenes Abitur mit Bekränzung (50 jährige Jubiläum)<br />
* Studienfahrten nach Italien, Griechenland, Segeln<br />
* Schulmeisterschaften<br />
<br />
== Persönlichkeiten ==<br />
[[Datei:Gillhoff.png|miniatur|hochkant|Johannes Gillhoff]]<br />
[[Datei:Reinhard.Hoeppner.1.jpg|miniatur|hochkant|Reinhard Höppner war von 1994 bis 2002 Ministerpräsident des Landes [[Sachsen-Anhalt]].]]<br />
Viele Persönlichkeiten der Stadt Elsterwerda standen oder stehen mit dem Elsterschloss und seinen Bildungseinrichtungen in Verbindung. Das Lehrerseminar, die folgende Oberrealschule, die Oberschule und das Gymnasium spielten eine große Rolle im Geistes- und Kulturleben der Stadt. In der Schule wirkten Lehrer und Schüler, die unter anderem durch schriftstellerische und wissenschaftliche Veröffentlichungen oder in der Politik bekannt wurden.<br />
<br />
=== Bekannte ehemalige Lehrer (Auswahl) ===<br />
* [[Hermann Kahle]] (*1829; † 1887), Schriftsteller<br />
* [[Friedrich Nadler (Pädagoge)|Friedrich Nadler]] (*1847; † 1924), Pädagoge<br />
* [[Hugo Große (Schriftsteller)|Hugo Große]] (*1849; † ?), Schriftsteller<br />
* [[Johannes Gillhoff]] (*1861; † 1930), Schriftsteller<br />
* [[Wilhelm Teschner]] (*1869; † 1924), Musik-Pädagoge und Komponist<br />
* [[Hans Nadler (Maler)|Hans Nadler]] (*1879; † 1958), Maler<br />
* [[Ernst Lampe]] (*1886; † 1968), Pädagoge<br />
* [[Friedrich Stoy]] (*1887; † 1978), Heimatforscher<br />
<br />
=== Bekannte ehemalige Schüler (Auswahl) ===<br />
* [[Ernst von Delius]] (*1912; † 1937), Rennfahrer<br />
* [[Eberhard Matthes]] (*1915; † 1998), Ehrenbürger der Stadt Elsterwerda<br />
* [[Heinz Fülfe]] (*1920; † 1994), Puppenspieler<br />
* [[Thilo Koch]] (*1920; † 2006), Journalist und Schriftsteller<br />
* [[Klaus Beuchler]] (*1926; † 1992), Journalist und Schriftsteller<br />
* [[Karl Kraus]] (*1938; † 1988), Physiker<br />
* [[Reinhard Höppner]] (*1948), Politiker<br />
* [[Eva-Maria Stange]] (*1957), Politikerin und Gewerkschaftsfunktionärin<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* {{Literatur<br />
| Autor=Paulick, Horst<br />
| Titel=Das Elsterschloß zu Elsterwerda als Bildungsstätte<br />
| Sammelwerk=Heimatkalender–Für das Land zwischen Elbe und Elster<br />
| Nummer=53<br />
| Herausgeber= Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde e. V. Bad Liebenwerda<br />
| Verlag= Gräser Verlag Großenhain OHG<br />
| Ort= Bad Liebenwerda<br />
| Jahr=2000<br />
| Seiten=140–153<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
| Autor=Lehrerkollegium<br />
| Titel=Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Königlichen Lehrerseminars zu Elsterwerda<br />
| Sammelwerk=<br />
| Nummer=<br />
| Herausgeber= Lehrerseminar Elsterwerda<br />
| Verlag= Emil Schilling<br />
| Ort= Elsterwerda<br />
| Jahr=1907<br />
| Seiten=1-180<br />
}}<br />
<br />
* {{Literatur|Titel=„Schulzeiten - Erinnerungen ehemaliger Schüler und Lehrer an ihre Elsterwerdaer Bildungsstätte“|Jahr=2006|Band=1|Kommentar=Broschüre|Herausgeber=Ernst Schmied, Michael Platschek}}<br />
* {{Literatur|Titel=„Schulzeiten - Erinnerungen ehemaliger Schüler und Lehrer an ihre Elsterwerdaer Bildungsstätte“|Jahr=2008|Band=2|Kommentar=Broschüre|Herausgeber=Ernst Schmied, Michael Platschek}}<br />
* {{Literatur|Titel=„Schulzeiten - Erinnerungen ehemaliger Schüler und Lehrer an ihre Elsterwerdaer Bildungsstätte“|Jahr=2011|Band=3|Kommentar=Broschüre|Herausgeber=Ernst Schmied, Michael Platschek}}<br />
* {{Literatur| Titel=„Zur Geschichte des Schlosses Elsterwerda“| Kommentar=Touristisches Info-Blatt|Herausgeber=Stadtverwaltung Elsterwerda}}<br />
* {{Literatur| Titel=„Das Seminar Elsterwerda“ in „[[Die Schwarze Elster]]“ (kostenlose heimatkundliche Beilage zum [[Liebenwerdaer Kreisblatt]])| Nummer= 61| Jahr= 1907}}<br />
* {{Literatur| Autor=G. Walther|Titel=„Zum 50jährigen Jubiläum des Seminars zu Elsterwerda“ in „Die Schwarze Elster“ (kostenlose heimatkundliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt)| Nummer= 61| Jahr= 1907}}<br />
* [http://www.bildung-brandenburg.de/schulportraets/index.php?id=gesamtdossier&schuljahr=2006&schulnr=120340&type=98&cHash=37409d806e Schulporträt des Elsterschloss-Gymnasiums auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg für das Schuljahr 2009/2010]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
{{Commonscat| Elsterschloss-Gymnasium|Elsterschloss-Gymnasium}}<br />
* [http://www.elsterschloss-gymnasium.de/ Schul-Homepage]<br />
* [http://www.bildung-brandenburg.de/schulportraets/index.php?id=stammdaten&schuljahr=2006&schulnr=120340&cHash=37409d806e Schulporträt des Elsterschloss-Gymnasiums auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg]<br />
* [http://www.elsterschloss.de/ Homepage des Födervereins]<br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<div style="-moz-column-count:1; column-count:1;"><br />
<references /><br />
</div><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Elsterschlossgymnasium}}<br />
[[Kategorie:Gymnasium in Brandenburg]]<br />
[[Kategorie:Elsterwerda]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fairy_Tail&diff=115855474Fairy Tail2013-03-25T22:31:46Z<p>DarkblueFlow: /* Handlung */</p>
<hr />
<div>{{Medienbox<br />
| Titel = Fairy Tail<br />
| Originaltitel = FAIRY TAIL<br />
| Transkription = <br />
| Bild = <br />
| Bildunterschrift = <br />
| Genre = Fantasy, Shōnen<br />
| Inhalt = <br />
{{Infobox Comic<br />
| Franchise = Fairy Tail<br />
| Titel = Fairy Tail<br />
| Originaltitel = Fairy Tail<br />
| Art = manga<br />
| Autor = [[Hiro Mashima]]<br />
| Verlag = [[Kodansha]]<br />
| Magazin = [[Shōnen Magazine]]<br />
| Datum = <br />
| Von = 2006-08-23<br />
| Bis = <br />
| Ausgaben = 36<br />
}}<br />
{{Infobox Anime-Fernsehserie<br />
| Franchise = Fairy Tail<br />
| Titel = Fairy Tail <br />
| Originaltitel = Fairy Tail<br />
| Transkription = <br />
| Bild = <br />
| Produktionsjahre = 2009–<br />
| Studio = [[A-1 Pictures]], [[Satelight]]<br />
| Länge = 23<br />
| Titellied = <br />
| Regie = [[Shinji Ishihira]]<br />
| Produzent = <br />
| Idee = <br />
| Musik = [[Yasuharu Takanashi]]<br />
| Genre = <br />
| Erstausstrahlung = 12. Oktober 2009<br />
| Sender = [[TV Tōkyō]], [[TV Hokkaidō]], [[TV Aichi]], [[TV Ōsaka]], [[TV Setouchi]], [[TVQ Kyūshū]], [[Gifu Hōsō]]<br />
| Erstausstrahlung_DE = <br />
| Sender_DE = <br />
| Episoden = 174<br />
| Staffeln = <br />
| Synchronisation = ja<br />
}}<br />
{{Medienbox/Verweis<br />
| Art = Animes<br />
| Titel_1 = [[Fairy Tail: Yōkoso Fairy Hills!]] <br />
| Datum_1 = 2011<br />
| Titel_2 = [[Fairy Tail: Hōō no Miko]] <br />
| Datum_2 = 2012<br />
}}<br />
}}<br />
'''Fairy Tail''' ist ein [[Manga]] von [[Hiro Mashima]], der seit 2006 erscheint. Das Werk, das von den Abenteuern einer jungen Magierin und ihrer Gefährten erzählt, lässt sich in die Genre [[Shōnen]], [[Action (Film)|Action]], [[Abenteuer]], [[Comedy]] und [[Fantasy]] einordnen. Im Jahr 2009 wurde der Manga als [[Anime]]-[[Fernsehserie]] adaptiert.<br />
<br />
== Handlung ==<br />
<br />
Fairy Tail spielt im fiktiven Earthland, eine Welt der Magie. Die Magie, mit der stets Handel betrieben wird, ist ein fester Bestandteil des Lebens der Einwohner. Neben den Händlern gibt es auch noch Menschen, die von der Magie leben, welche man als Magier bezeichnet. Magier gehören verschiedenen Gilden an, in denen sie Aufträge annehmen. In der Stadt Magnolia, die im Königreich Fiore liegt, liegt eine der stärksten Gilden des Landes, Fairy Tail. <br />
<br />
Im Mittelpunkt der Handlung steht unter anderem Lucy Heartfilia, die von Zuhause fort läuft um Fairy Tail beizutreten. Auf ihren Weg trifft sie den Dragonslayer Natsu Dragonil, der auf der Suche nach seinem vor 7 Jahren verschwundenen Ziehvater, dem Drachen Igneel ist. Sein Wegbegleiter ist eine fliegende blaue Katze namens Happy. Nachdem Natsu Lucy vor einen Magier, der sich als der Salamander ausgibt rettet und sich schließlich als der wahre Salamander offenbart, folgt Lucy ihm zu seiner Gilde Fairy Tail und tritt dieser bei.<br />
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Sie gründet ein Team mit Natsu und Happy, zu dem jedoch zeitweise auch der Eismagier Gray Fullbuster und die Waffenmagierin Elsa Scarlet gehören. Das Team um Lucy geht zusammen auf Missionen, die von Menschen aufgegeben wurden, um Geld zu verdienen (z.B. Monster jagen und illegale Gilden, auch genannt dunkle Gilden, zu bekämpfen). Bald darauf wird Fairy Tail von der Gilde „Phantom Lord“ angegriffen. Sie wird jedoch von den Magiern aus Fairy Tail besiegt und somit aufgelöst. Dadurch treten zwei neue Magier der Gilde bei: Die Wassermagierin Juvia Lockser, die sehr schnell Gefühle für Gray entwickelt, und der Eisen-Dragonslayer Gajeel Redfox, der von dem Drachen Metalicana großgezogen wurde. <br />
<br />
Die Gilde trifft des Weiteren auf Jellal Fernandes, ein Kindheitsfreund von Elsa. Er wurde von Ultear Milkovich manipuliert um den „Tower of Heaven“ zu benutzen um den schwarzen Magier Zeref wiederzubeleben. Natsu besiegt Jellal und zerstört den Tower of Heaven. Später wird die Gilde von Laxus Dreyar, dem Enkel des Gildenmeisters Makarov Dreyar, angegriffen. Dieser gehört eigentlich selbst zur Gilde, verlangt jedoch nach mehr Kraft und denkt diese durch ein Kampfturnier innerhalb der Gilde zu bekommen. Nach einem schwierigen Kampf, den Natsu letztendlich gewinnt, wird Laxus aus der Gilde verbannt.<br />
<br />
Zur Bekämpfung der dunklen Magiergilde Oración Seis wird eine Gildenallianz gegründet. Zu dieser Allianz gehören ausgewählte Magier von den Gilden Blue Pegasus, Lamia Scale, Cait Shelter und Fairy Tail. Oración Seis versucht Jellal, der beim letzten Kampf in eine Art Koma gefallen war, wiederzuerwecken. Er soll ihnen den Standort der Waffe Nirvana verraten, mit deren Hilfe sie das Licht gegen die Dunkelheit tauschen wollen. Im Laufe der Kämpfe wird Nirvana aktiviert, später jedoch durch die Allianz zerstört. Nachdem die Kämpfe vorüber sind, erscheint der neuformierte Hohe Rat und nimmt die Oración Seis sowie Jellal gefangen. Wie sich herausstellt existierte Cait Shelter jedoch nur, um Wendy, dem Dragonslayer des Himmels, ein Gefühl von Familie zu geben. Tatsächlich bestand sie nur aus dem Geist des Erschaffers von Nirvana. Nach deren Zerstörung sieht er seine Aufgabe als erfüllt an und findet Frieden. Wendy tritt daraufhin als dritter Dragonslayer Fairy Tail bei. Wendy wird von der fliegenden weißen Katze Carla begleitet.<br />
<br />
Kurz darauf gelangen Natsu, Lucy, Gajeel und Wendy in das Paralleluniversum Edolas, nachdem die komplette Stadt Magnolia sowie alle Einwohner durch ein Anima absorbiert wurden. In Edolas gibt es keine menschlichen Magier sondern nur magische Gegenstände gibt, die einzigen Lebewesen die Magie anwenden können, sind Katzen, genannt Exceeds. Hier lernen Happy und Charles ihre Wurzeln kennen. Sie wurde von der Exceed-Königin Chagot nach Earthland geschickt. Zusammen mit den Exceeds besiegt Fairy Tail den bösartigen König Faust, der die Exceed auslöschen will. Um unbegrenzt Magie zur Verfügung zu haben, haben die Edolas-Menschen das Animasystem entwickelt. Es absorbiert Magie und Lebensenergie aus Earthland, in dem Magie unbegrenzt zur Verfügung steht und speichert es in der Form von Lacrima. Durch eine Verschmelzung des Magnolia-Lacrimas und der Heimat der Exceed, Extalia soll eine Quelle unendlich vorhandener Magie geschaffen werden. Durch die Zusammenarbeit von Fairy Tail und Exceed wird dieses Ereignis abgewendet und König Faust besiegt. Mystogan, einer der stärksten Magier Fairy Tails, gibt sich als Sohn von Faust zu erkennen und wird zum neuen König von Edolas. Dafür verlässt er Fairy Tail jedoch. Er hat außerdem für eine Umkehrung des Animasystems gesorgt, wodurch sämtlich Magie aus Edolas nach Earthland transportiert wird, inklusive aller Exceed und Natsu, Lucy etc. Zusammen mit den Exceeds kehrt die Gruppe wieder nach Earthland zurück. Ein Exceed, Pantherlily, entscheidet sich dazu Gajeel als sein Partner zu begleiten. Außerdem taucht Lissana wieder auf, welche 2 Jahre zuvor verschwunden und für tot befunden wurde. Auch sie schließt sich Fairy Tail wieder an.<br />
<br />
Nach einiger Zeit werden einige Mitglieder von Fairy Tail ausgewählt, um an dem S-Klasse Examen der Gilde teilzunehmen. Dazu gehören unter anderem Lucy, Natsu, Gray und Gajeel. Sie werden mit den jetzigen S-Klasse Magiern (Mirajane, Elsa und Gildarts) nach Tenroushima, dem "heiligen Boden" der Fairy Tail Magier (dort liegt die erste Gildenmeisterin Mavis begraben) geschickt. Dort kommt es zu einem Angriff der dunklen Gilde Grimoire Heart, die den auf der Insel befindenden Zeref suchen. Der von der Gilde verbannte Laxus kommt ihnen zu Hilfe, und so schaffen sie es die dunkle Gilde inklusive des Gildenmeisters Hades zu besiegen. Es stellt sich heraus, dass die Suche und Wiedererweckung von Zeref sinnlos war, da er nie versiegelt wurde. Während seines Lebens hat er viel Leid über die Welt gebracht und an einem bestimmten Punkt wurde er der Wertigkeit des Lebens gewahr. Er unterdrückte seine zerstörerischen Kräfte so gut es ging und beschritt einen friedlichen, neutralen Weg. Durch die Ereignisse hat er jedoch seinen Glauben an die Menschlichkeit wieder verloren. Nachdem er Hades getötet hat, wurde Tenroushima jedoch von dem Drachen Acnologia angegriffen. Für Zeref war dies der Beginn eines neuen Zeitalters. Um die Gildenmitglieder von Fairy Tail zu schützen, belegt der Geist von der Gründungsmeisterin, Mavis Vermilion, die Insel mit einem Schutzzauber, der jedoch auch dafür sorgt, dass die Zeit auf der Insel für sieben Jahre stehen bleibt, bis der Zauber sich legt.<br />
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Nach den sieben Jahren kehren die als verschollen geltenden Gildenmitglieder nach Magnolia zurück. Sie müssen jedoch feststellen, dass Fairy Tail mittlerweile zu den schwächsten Gilden in Fiore gehört. Daraufhin entschließen sie sich am Großen Magier Festival, an dem auch die nun zweitstärkste Gilde Lamia Scale und die stärkste Gilde Sabertooth dabei sein werden, teilzunehmen. Fairy Tails Ziel ist es diesen Wettkampf zu gewinnen, um ihre Ehre wiederzuerlangen, weil die Siegergilde zur stärksten Gilde im Königreich Fiore, ernannt wird. Das Turnier ist in fünf Tage unterteilt bei dem jeweils ein Tag einen Wettbewerbsteil und einen Kampfteil enthält. Die Sieger des jeweiligen Teils bekommen die meisten Punkte und die Letzten gar keine und aus der Anzahl dieser Punkte wird die Rangliste erstellt. Fairy Tail schickte anfangs sogar zwei Teams von insgesamt 8 finalen Teams, ins Rennen, musste sich aber nach der Disqualifikation von Raven Tail zu einem Team(Natsu, Gajeel, Laxus, Elsa und Gray) zusammenschließen, da ein Team immer aus fünf Gildenmitgliedern bestehen muss. Nach einigen Startschwierigkeiten fing es an besser für Fairy Tail zu laufen, besonders im Tag-Team Kampf: Natsu und Gajeel gegen die beiden Dragonslayer Sting und Rogue von Sabertooth, die ihre eigenen Drachen umgebracht hatten um stärker zu werden und die Dragonslayer der dritten Generation sind, also von Drachen unterrichtet wurden und Lacrimakristalle als Energiezusatz in sich tragen, wobei Natsu es sogar schaffte beide allein zu besiegen. Mit diesem Sieg erreichte Fairy Tail den ersten Ranglistenplatz. Kurz nach dem Kampf entdeckt Gajeel einen Drachenfriedhof unter dem Stadion und ruft die andern Mitglieder zu sich. Wendy benutzt die spezielle Magie, Milky Way und erweckt damit eine Drachenseele wieder zum Leben, die ihnen erzählt, dass vor 400 Jahren die Drachen die Herrscher über die Welt waren, doch dann sich eines Tages ein Drache entschloss, dass Menschen und Drachen in Frieden miteinander Leben sollten. Daraufhin entbrach ein Krieg zwischen den Befürwortern und den Drachen, die dagegen waren. <br />
Die Drachen, die die Menschen respektierten, lehrten sie die Dragonslayer-Magie, um damit schließlich diesen Krieg zu gewinnen. Doch die stärksten Dragonslayer wendeten sich gegen ihre Drachen und brachten diese auch um und der stärkste unter diesen, der die meisten Drachen tötete, war Acnologia(König der Drachen), der von Zeref, dem mächtigsten dunklen Magier, später in einen Drachen verwandelt wurde. Plötzlich taucht im Friedhof Oberst Arcadios mit Yukino, ebenfalls wie Lucy, einer Stellarmagierin, auf und schildert ihnen seinen Plan über das Eclipse Project. Dieses Eclipse Project ist ein Tor, welches die Energie der Turnierteilnehmer schon die letzten sieben Jahre gesammelt hat, um in 3 Tagen wo sich Mond und Sonne überschneiden, mithilfe von den zwölf goldenen Schlüsseln von Yukino und Lucy, die Dimension der Stellarwelt in der die Zeit langsamer vergeht, zu nutzen, um 400 Jahre in die Vergangenheit zu reisen. Der Plan sieht vor, Zeref davon abzuhalten unsterblich zu werden und ihn und Acnologia endgültig zu besiegen. Leider wird ihr Vorhaben von der königlichen Armee gestört und Arcadios, Yukino und Lucy werden festgenommen. Anschließend wird den restlichen Mitgliedern von Fairy Tail, eine Audienz beim König angeboten, um ihn womöglich umzustimmen, nur unter der Bedingung, dass sie das Turnier gewinnen.<br />
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== Hauptcharaktere ==<br />
<!--Die Charaktere werden so geschrieben wie in der dt. Manga-Übersetzung--><br />
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Japanischer Charakter|Lucy Heartfilia|ルーシィ・ハートフィリア|Rūshi Hātofiria}}<br />
: Lucy ist ein 17-jähriges Mädchen, welches immer davon träumte, bei Fairy Tail aufgenommen zu werden. Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie, riss aber nach dem Tod ihrer Mutter aus, weil sie ihren Vater aufgrund seiner Vernachlässigungen und Beschimpfungen verachtet. Bis heute hat sie den Tod nicht verkraftet, weswegen sie ihrer verstorbenen Mutter immer noch Briefe schreibt. Mit ihrer Attraktivität und ihren weiblichen Reizen versucht sie stets sich – jedoch wirkungslos – Vorteile zu verschaffen. Lucy ist eine Stellargeist-Magierin und besitzt demzufolge einen Schlüsselbund mit verschiedenen Schlüsseln, mit denen sie jeweils einen Stellargeist rufen kann, von denen jeweils eine individuelle Eigenschaft und Magie besitzt.<br />
: Lucy bildet mit Natsu, Happy, Gray und Elsa ein Team innerhalb der Gilde. Gerade mit Natsu verbindet sie eine spezielle Freundschaft, da er sie vor der Versklavung durch den skrupellosen Sklavenhändler Bora rettet und so zu Fairy Tail brachte, auch wenn er sie häufig ärgert oder unangemeldet in Lucys Wohnung einsteigt. Auch sonst hat sich Lucy als fester Bestandteil von Fairy Tail entwickelt. Das wurde klar, als die rivalisierende Gilde Phantom Lord Fairy Tail aufgrund eines Auftrags von Lucys Vater angriff, die Gilde soll Lucy wieder zurück nach Hause bringen, damit sie zwangsverheiratet werden soll, um den Großkonzern ihres Vater zu vergrößern. Lucy ist zudem ein Fan von Literatur und besitzt eine spezielle Lesebrille, mit der sie ein Buch in vier- bis 32facher Geschwindigkeit lesen kann. Besonders die Bücher von Zekua Melon haben es ihr angetan, was bei einem ihrer ersten Aufträge sehr von Nutzen ist. Außerdem arbeitet sie an einem eigenen Roman, wodurch sie Freundschaft mit der Gildengenossin Levy McGarden schließt.<br />
: Auch wenn sie Anfangs schwach erscheint, stellt sich schnell raus, das sie mit einigen starken Gildenmitglidern mithalten kann.<br />
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Japanischer Charakter|Natsu Dragonil|ナツ・ドラグニル|Natsu Doragoniru}}<br />
: Natsu ist Mitglied der Magiergilde Fairy Tail. Er ist ein Dragonslayer, dies ist eine uralte Kampfmagie, mit der man auch Drachen töten könnte. Er wurde als kleines Kind vom Drachen Igneel trainiert, ausgebildet und aufgezogen. Als dieser am 7.7.777 (Zeitrechnung in Fiore) verschwindet, zog Natsu in die Welt hinaus, um ihn zu suchen und kam schließlich so in die Gilde von Fairy Tail. Es ist bisher nicht bekannt, wie alt Natsu wirklich ist. Bei Fairy Tail Kampf Festival, indem es darum ging Laxus, den Enkelsohn vom Master, zu besiegen, konnte Natsu aus einer Runenbarriere nicht heraus. Die Runen schrieben vor, dass keine Statuen und keine Menschen über 80 Jahren hindurch konnten. Er ist lebensfroh, sympathisch und besitzt einen eisernen Willen, der so groß ist wie sein Appetit. Wie alle Dragonslayer bezieht Natsu seine Kräfte vor allem durch die Nahrungsaufnahme des gleichen Elements, dessen Magie er ausübt, in seinem Fall durch Feuer. Dadurch ist er auch relativ resistent gegen andere Feuermagie. Jedoch reagiert er sehr wütend und aggressiv, sobald jemand seinen Freunden oder seiner Gilde angreift oder Leid zufügen will. Sein berühmter Name ist „Salamander“. Natsus größte Schwäche ist seine Reisekrankheit. Sobald er in einem Gefährt oder einem Boot sitzt, wird ihm übel und schwindelig. Das beeinträchtigt, in manchen Situationen, auch seine Kampfkraft. Es scheint allerdings, dass dies generell eine Schwäche von Dragonslayern ist. Sein bester Freund ist der geflügelte Kater Happy, der ihn auf seine Missionen immer begleitet und unterstützt. Sein ewiger Rivale seit Kindheitstagen ist der Eismagier Gray Fullbuster. Dennoch ist er mit ihm, Happy, Lucy und Elsa in einem Team.<br />
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Japanischer Charakter|Gray Fullbuster|グレイ・フルバスター|Gurei Furubasutā}}<br />
: Gray ist Mitglied bei Fairy Tail und Natsus Rivale. Das liegt an der Eismagie, die Gray ausübt und somit im Kontrast zum Feuer steht. Dennoch sind sie im Grunde genommen gut befreundet. Er wurde zusammen mit dem jungen Lyon von der Magierin Ul ausgebildet, nachdem sein Heimatdorf vom riesigen Dämon Deliora vernichtet wurde. Er war der einzige, der den Angriff überlebte. Nachdem Ul sich mit dem Zauber Iced Shell opferte, um den Dämon einzufrieren und so Gray und Lyon das Leben rettete, zog er in die Welt hinaus und kam so zu Fairy Tail.<br />
: Gray hat einen sehr kühlen Charakter. Er beherrscht Form-Magie und ist so in der Lage, feste Objekte wie einen Hammer oder einen Käfig aus Eis herzustellen, je nachdem wie die Situation es gerade verlangt. Durch seine Magie kann er auch Wasser in Eis gefrieren. Ein Element seines Trainings war es, Temperaturen auch unter dem Gefrierpunkt fast ohne Kleidung auszuhalten. Daraus hat sich eine Angewohnheit Grays entwickelt, in der er sich unbewusst bis auf die Unterwäsche auszieht, was öfters sehr irritierend für Anwesende ist. Er wird zudem sehr wütend, wenn er Elsa weinen sieht.<br />
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Japanischer Charakter|Elsa Scarlet|エルザ・スカーレット|Eruza Sukāretto|zusatz=im Englischen als ''Erza Scarlet'' transkribiert}}<br />
: Elsa, auch unter dem Spitznamen ''Titania'', ist zusammen mit Laxus, Mistogan, Mirajane und Gildarts eine der stärksten Magierinnen bei Fairy Tail und gehört deswegen der S-Klasse an. Sie ist 19 Jahre alt und verfügt über eine spezielle Magie, mit der sie Rüstungen und Waffen aus einer anderen Dimension rufen kann, in der sie sie vorher eingelagert hat, weswegen sie den Eindruck einer Walküre macht. Elsa ist eine ehemalige Sklavin eines fanatischen Magierkultes, konnte aber unter Einsatz ihres Lebens und dem ihrer Freunde fliehen, wobei sie aber ein Auge verlor. Der Mitsklave Rob, ein Fairy Tail Mitglied bevor er versklavt wurde, starb vor ihren Augen, was ihren Kampfgeist weckte und ihr den eisernen Willen zum Leben in Freiheit gab. In diesem Moment erlernte sie ihre magischen Fähigkeiten. Um ihre Schuld gegenüber Rob zu begleichen, schließt sie sich Fairy Tail an. Dort erhielt sie auch ein künstliches Auge, weshalb man von ihrer Verletzung nichts mehr sieht.<br />
: Sie hasst nichts mehr als Streit und Zank, was bei der Gilde gefürchtet ist. Vor allem die sonst so gegeneinander rivalisierenden Natsu und Gray kann sie zähmen, die bei ihrer Art Angst vor Repressalien von Elsa fürchten. Dennoch steht Elsa ihren Genossen stets tapfer zur Seite. Auf jeden, den sie als Feind betrachtet, wirkt sie sehr gruselig.<br />
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Japanischer Charakter|Wendy Marvell|ウェンディ・マーベル|Wendi Māberu}}<br />
:Wendy ist eine zwölfjährige Magierin, die ihren ersten Auftritt als Repräsentative der Magiergilde Cait Shelter in der Gildenallianz zur Bekämpfung von Oracion Seis hat. Sie ist der Dragonslayer des Himmels und hat somit ähnliche Fähigkeiten wie Natsu. Zuerst benutzt sie ihre Fähigkeiten jedoch nur zur Heilung und lernt erst später, wie sie diese auch als Waffe einsetzten kann. Wendy wird von einer weißen Katze namens Charla begleitet.<br />
:Wendy wurde von dem Drachen Grandine aufgezogen, welcher sie als sie fünf Jahre alt war verließ. Während sie alleine durch die Welt ging, traf sie auf den späteren Mystogan, Jellal aus Edolas. Er war in der Welt unterwegs, um die Animaportale nach Edolas zu schließen, wovon er Wendy allerdings nichts erzählte. Nach einiger Zeit wurde ihm klar, dass es für Wendy zu gefährlich werden würde, wenn sie ihn weiterhin begleiten würde. Er übergab sie daher in die Obhut von Roubaul, dem Wächter der Nirviten und zog alleine weiter. Dieser erschuf für Wendy die Illusion der Gilde Cait Shelter. Erst als die Waffe der Nirviten, Nirvana, vernichtet wurde, gab Roubaul die Illusion von Cait Shelter auf. Daraufhin trat Wendy Fairy Tail bei.<br />
Indem sie Luft "isst", kann sie ihre Kräfte ähnlich wie Natsu mit Feuer regenerieren. Ihre Luftmagie ist sehr selten. Neben ihrer Heilung und einigen Angriffen fungiert sie auch als Unterstützer, indem sie die Attribute ihrer Kameraden verstärken kann. Ihrer Zauber hierfür sind Armor für verbesserte Rüstung, Arms für verbesserte Angriffe und Bania für erhöhtes Tempo. Mit dem Zauber Troia kann sie außerdem Natsus Reisekrankheit zeitweilig entgegenwirken.<br />
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Japanischer Charakter|Gajeel Redfox|鉄竜のガジル|Kurogane no Gajiru}}<br />
: Gajeel ist wie Natsu und Wendy, ebenfalls ein Dragonslayer mit der Fähigkeit seinen gesamten Körper in Metall zu verwandeln oder auch einzelne Körperteile wie z.B. seine Arme in Schwerter oder Stangen umzuformen. Er ist somit der Dragonslayer des Metalls. Wenn seine Kraftreserven ausgeschöpft sind, kann er sie durch das Verspeisen von metallischen Gegenständen, wieder auffüllen oder sogar vervielfachen. Aufgezogen wurde er vom Drachen Metalicana, der ihn jedoch zur selben Zeit, wie die Drachen von Natsu und Wendy, verließ. Genau wie bei Natsu, ist Gajeels Alter unbekannt. Laut einer Barriere, die nur Leute unter 80 Jahren durchlässt, müsste sein Alter mindestens bei 80 liegen, weil er mit Natsu nicht durchgelassen wurde. Ehemals war er ein Mitglied der dunklen Gilde Phantom Lord, die von Lucys Vater den Auftrag bekam die Gilde Fairy Tail anzugreifen. Doch nach der Niederlage gegen Fairy Tail löste sich die Gilde auf und aus Mitleid und weil er dachte, dass er einsam bleiben würde, bat Makarov ihn an, von Fairy Tail aufgenommen zu werden. Er würde ihm die Angriffe auf Fairy Tail zwar nie verzeihen können, glaubt jedoch an das Gute in ihm.. Anfangs musste er sich das Vertrauen seiner neuen Gildenmitglieder aufbauen, was er in späteren Kämpfen, Seite an Seite, gegen diverse Gegner, bewies und damit als vollwertiges Mitglied von Fairy Tail akzeptiert wurde. Gajeels Weggefährte ist seine schwarze Katze Pantherlily, die er aus Edolas mit nach Earthland gebracht hat. Im Verlauf der Handlung stellt sich raus, dass Gajeel als ein Doppelagent zwischen den beiden Gilden Fairy Tail und der dunklen Gilde Raven Tail agiert, als er Makarov, dem Gildenmeister von Fairy Tail, den Aufenthaltsort von Raven Tail verrät. Raven Tail wird von Ivan Dreyar, Makarovs Sohn und Laxus' Vater geleitet.<br />
<br />
== Veröffentlichungen ==<br />
<br />
Der Manga erscheint wöchentlich seit dem 23. August 2006 im [[Shōnen Magazine]] des Verlags [[Kodansha]]. Die Einzelkapitel werden auch regelmäßig in bisher 33 Sammelbänden zusammengefasst. Dem 26. Band war eine [[Original Video Animation]] namens ''Fairy Tail – Yōkoso Fairy Hills!!'' ({{lang|ja|FAIRY TAIL 〜ようこそ フェアリーヒルズ!!〜}}) beigelegt.<br />
<br />
Auf Englisch erscheint der Manga bei [[Del Rey Manga]] in Nordamerika, auf Französisch bei [[Pika Édition]] und auf Italienisch bei [[Star Comics]]. In [[Malaysia]] erscheint ''Fairy Tail'' im Magazin Weekly Comic. Auf Deutsch erschienen seit März 2010 bisher 26 Bände beim [[Carlsen Verlag]].<br />
<br />
== Anime-Adaption ==<br />
Im Zuge der Bekanntgabe der Auszeichnung mit dem [[Kōdansha-Manga-Preis]] im ''Shōnen Magazine'', wurde zwei Wochenausgaben später an gleicher Stelle über den Beginn der Produktion einer Anime-Fernsehserie berichtet. Animiert wird die Serie von [[Satelight]] und [[A-1 Pictures]], Regie führt Ishihira Shinji. Das Charakterdesign entwarf Aoi Yamamoto und die künstlerische Leitung übernahm Junko Shimizu.<br />
<br />
Produziert wird die Serie von beiden Animationsstudios als auch dem Fernsehsender [[TV Tōkyō]]. Dieser strahlt den Anime seit 12. Oktober 2009 mit bisher 170 Episoden aus; zur selben Uhrzeit läuft dieser aber auch auf den zum Network gehörigen Sendern [[TV Hokkaidō]], [[TV Aichi]], [[TV Ōsaka]], [[TV Setouchi]], [[TVQ Kyūshū]], aber auch dem unabhängigen Sender [[Gifu Hōsō]]. Seit dem 19. folgt [[Nara TV]] und seit dem 23. Oktober landesweit [[AT-X]]. [[Crunchyroll]] streamt die Serie auf Englisch.<ref name="Quelle-ANN">Anime News Network über die [http://www.animenewsnetwork.com/encyclopedia/anime.php?id=10942 Fernsehserie]</ref> Im September 2010 wurde in der 42. Ausgabe des ''Shōnen Magazine'' bekannt gegeben, dass die Animeserie verlängert wird und ein weiteres Jahr laufen wird.<ref name="animefortsetzung">{{internetquelle |url=http://www.animenewsnetwork.com/news/2010-09-12/fairy-tail-anime-2nd-year-confirmed |titel=Fairy Tail Anime's 2nd Year Confirmed |werk=[[Anime News Network]] |datum=12. September 2010 |zugriff=14. September 2010 |sprache=en}}</ref><br />
<br />
Es erschienen auch drei [[Original Video Animation|OVA]]s, die zweite zu einem ''Omake'' von Hiro Mashimas ''Fairy-Akademie''. Die OVA ''[[Fairy Tail: Yōkoso Fairy Hills!]]'' erschien 2011. Am 18. August 2012 kam in Japan der Kinofilm ''[[Fairy Tail: Hōō no Miko]]'' heraus, für den Hiro Mashima das Drehbuch schrieb.<ref>[http://fairytail-movie.com/ Offizielle Seite]</ref> <ref> [http://www.animenewsnetwork.com/news/2011-10-12/fairy-tail-adventure-manga-gets-film-next-august/ Fairy Tail bekommt Film ''(Englisch)''] </ref><br />
<br />
=== Synchronisation ===<br />
{| class="wikitable"<br />
! Rolle || japanischer Sprecher ([[Seiyū]])<br />
|-<br />
| Lucy Heartfilia<br />
| [[Aya Hirano]]<br />
|-<br />
| Natsu Dragonil<br />
| [[Tetsuya Kakihara]]<br />
|-<br />
| Happy<br />
| [[Rie Kugimiya]]<br />
|-<br />
| Elsa Scarlet<br />
| [[Sayaka Ohara]]<br />
|-<br />
| Gray Fullbuster<br />
| [[Yūichi Nakamura (Seiyū)|Yūichi Nakamura]]<br />
|-<br />
| Juvia Loxar<br />
| [[Mai Nakahara]]<br />
|-<br />
| Carla<br />
| [[Yui Horie]]<br />
|-<br />
| Wendy Marvell<br />
| [[Satomi Satou]]<br />
|}<br />
<br />
=== Musik ===<br />
Bisher wurden für den Anime ''Fairy Tail'' vierzehn [[Vorspann (Fernsehen)|Vorspanntitel]] produziert:<br />
# ''Snow fairy'' von [[FUNKIST]] <br />
# ''S.O.W. Sense of Wonder'' ({{lang|ja|S.O.W.センスオブワンダー}}) von [[Idoling!!!]] <br />
# ''ft.'' von [[FUNKIST]]<br />
# ''R.P.G. ~Rockin' Playing Game'' von [[SuG]]<br />
# ''Egao no Mahō'' ({{lang|ja|エガオノマホウ}}) von [[MAGIC PARTY]]<br />
# ''Fiesta '' von [[+Plus]]<br />
# ''Evidence '' von [[Daisy x Daisy]]<br />
# ''The Rock City Boy '' von [[Jamil]]<br />
# ''Towa no Kizuna '' von [[Daisy x Daisy]]<br />
# ''I Wish '' von [[Milky Bunny]]<br />
# ''Hajimari no Sora'' ({{lang|ja|はじまりの空}}) von [[+Plus]]<br />
# ''Tenohira'' von [[HERO]]<br />
# ''Break Through'' von [[GOING UNDER GROUND]]<br />
# ''Fairy Tail ~Yakusoku no Hi~'' von [[Chihiro Yonekura]]<br />
<br />
Ebenfalls wurden folgende vierzehn Abspanntitel produziert:<br />
# ''Kampeki gu~no ne'' ({{lang|ja|完璧ぐ〜のね}}) von [[Watari Rōka Hashiri Tai]] <br />
# ''Tsuioku Merry-Go-Round'' ({{lang|ja|追憶メリーゴーランド}}) von [[onelifecrew]] <br />
# ''Gomen ne, Watashi.'' ({{lang|ja|ごめんね, 私。}}) von [[Shiho Nanba]] <br />
# ''Kimi ga Iru Kara'' ({{lang|ja|君がいるから}}) von [[Mikuni Shimokawa]]<br />
# ''HOLY SHINE'' von [[Daisy x Daisy]]<br />
# ''Be As One'' von [[w-inds]]<br />
# ''Lonely Person'' von [[ShaNa]]<br />
# ''Don't Think. Feel!!!'' von [[Idoling!!!]]<br />
# ''Kono Te Nobashite'' von ({{lang|ja|この手伸ばして}}) [[Hi-Fi Camp]]<br />
# ''Boys be Ambitious!!'' von [[Hi-Fi Camp]]<br />
# ''Glitter (Starving Trancer Remix)'' von [[Another Infinity]] feat. [[Mayumi Morinaga]]<br />
# ''Yell ~Kagayaku Tame no Mono~'' von [[Sata Andagi]]<br />
# ''Kimi ga Kureta Mono'' von [[Shizuka Kudo]]<br />
# ''We're The Stars'' von [[Manami]]<br />
<br />
== Auszeichnungen ==<br />
2009 wurde der Manga mit dem [[Kōdansha-Manga-Preis]] als bester Shōnen-Manga ausgezeichnet.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.kodansha.co.jp/award/archive/manga.html|zugriff=29. Oktober 2009|titel=過去の受賞者一覧 : 講談社漫画賞 : 講談社「おもしろくて、ためになる」出版を|sprache=Japanisch}}</ref><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commonscat|Fairy Tail}}<br />
* [http://kc.kodansha.co.jp/fairytail/ Website des Manga] (japanisch)<br />
* [http://www.tv-tokyo.co.jp/anime/fairytail/ Website des Anime] (japanisch)<br />
* [[Anime News Network]] über den [http://www.animenewsnetwork.com/encyclopedia/manga.php?id=6872 Manga] und die [http://www.animenewsnetwork.com/encyclopedia/anime.php?id=10942 Fernsehserie] (englisch)<br />
* [[Wikia:de.fairytail|Wikia zu ''Fairy Tail'']]<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Fairy Tail}}<br />
[[Kategorie:Manga (Werk)]]<br />
[[Kategorie:Anime-Fernsehserie]]<br />
[[Kategorie:Abenteuer-Fernsehserie]]<br />
[[Kategorie:Comedy-Fernsehserie]]<br />
[[Kategorie:Fantasy-Fernsehserie]]<br />
[[Kategorie:Zeichentrickserie]]<br />
[[Kategorie:Fernsehserie der 2000er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Fernsehserie der 2010er Jahre]]<br />
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel-Feedback/Zusätzliche Artikel]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=NEET&diff=115841046NEET2013-03-25T19:19:26Z<p>DarkblueFlow: </p>
<hr />
<div>'''NEET''' (engl., {{IPA|niːt}}) ist ein [[Akronym]] des Begriffs {{lang|en|'''''N'''ot in '''E'''ducation, '''E'''mployment or '''T'''raining''}}, nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulung, und bezeichnet die Gruppe [[Jugendlicher|Jugendlicher und junger Erwachsener]], die keine [[Schulbildung|Schule besuchen]], keiner [[Erwerbstätigkeit|Arbeit nachgehen]] und sich nicht in [[Berufliche Fortbildung|beruflicher Fortbildung]] befinden und dies auch nicht unmittelbar anstreben. <br />
<br />
== Zum Begriff ==<br />
Die Bezeichnung wurde von der britischen Regierung geprägt, zunehmend wird sie aber weltweit in Bildungsstatistiken verwendet. Im spanischen Sprachraum findet sich auch der Ausdruck ''Nini'' oder ''Ni-ni '' (‚weder&nbsp;…&nbsp;noch‘, in Bezug auf ''{{lang|es|Ni trabaja, ni estudia, ni recibe formación}}'').<br />
<br />
=== Ursachen ===<br />
Verschiedene Ursachen liegen der Entstehung des NEET-Phänomens zugrunde. Dabei wird zwischen Ursachen auf der Makro-Ebene (der [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] des Landes, [[Schulsystem]] und [[Arbeit (Sozialwissenschaften)|generelle Arbeitsbedingungen]]), der Meso-Ebene (einzelne Schule, Firma, Ort) und der Mikro-Ebene (der einzelnen Person) unterschieden. <br />
<br />
Am Beispiel Japans:<br />
* Ursachen auf der Makro-Ebene: Als eine Ursache für das Entstehen der NEETs wird ein [[Wertewandel]] in der japanischen Gesellschaft betrachtet: Die heutigen jungen Erwachsenen sind im Gegensatz zu früheren Generationen nicht mehr bereit, jede ihnen zugewiesene Arbeit widerspruchslos anzunehmen und auszuführen, sondern sie entscheiden selbst, ob eine Arbeit ihren persönlichen Vorstellungen und Ansprüchen entspricht.<ref>René Haak, Ulrike Maria Haak: ''Arbeitswelten in Japan: Werte im Wandel, Strukturen im Umbruch.'' Eine Einführung. Skriptum o.D. ([http://www.dijtokyo.org/doc/JS18_2xhaak.pdf pdf], dijtokyo.org).</ref> Aber auch das inflexible Beschäftigungssystem und die in der japanischen Bevölkerung tief verwurzelte Scheu, Probleme nach außen zu tragen und Hilfe zu suchen, fördern das Entstehen von NEETs.<br />
*Ursachen auf der Mikro-Ebene: Davon abgesehen wird die individuelle Entscheidung einer Person, sich zu einem NEET zu entwickeln, von verschiedenen Faktoren begünstigt:<ref>Khondaker Mizanur Rahman: ''NEETs’ Challenge to Japan: Causes and Remedies.'' Skriptum o.D. ([http://www.dijtokyo.org/doc/JS18_rahman.pdf pdf], dijtokyo.org).</ref><br />
** [[Persönlichkeitseigenschaft|''Persönlichkeitsmerkmale'']], insbesondere Reizbarkeit, Überempfindlichkeit, Unfähigkeit sich an neue Situationen anzupassen und Schüchternheit<br />
** ''[[Familie|Familiäre]] Gründe'' wie die Unfähigkeit der Eltern, ihr Kind angemessen zu unterstützen, oder Scheidung/Verlust eines Elternteils<br />
** ''[[Schulwesen|Schulbezogene]] Gründe'', z.B. Mobbing, Überforderung und Druck in Bezug auf Schulleistungen, keine Unterstützung bei Schwierigkeiten in der Schule<br />
** ''[[Arbeit (Betriebswirtschaftslehre)|Arbeitsbezogene]] Gründe'', im Besonderen Unzufriedenheit mit dem gewählten Beruf und der Behandlung durch Vorgesetzte, lange Arbeitszeiten und Stellenabbau im Unternehmen<br />
<br />
Für Europa werden zwei Ursachen für NEET-Jugendliche ausgemacht:<br />
* zum einen die sozial und in der Arbeitswelt insgesamt benachteiligten Gruppen der Jugendlichen mit [[Migrationshintergrund]] und der [[Frauenanteil|Frau]]en. Die Jugendlichen aus [[Armut|armen]] und [[bildungsfern]]en Familien machen den Gutteil der NEETs aus<br />
* und zum anderen Kinder sozial höherer Schichten, in denen kein direkter Erwerbsdruck herrscht (''[[Hotel Mama]]''-Effekt). Bei Kurzzeit-NEETs könnte es sich um Freijahre im Sinne des ''[[Sabbatical]]s'' handeln, die den Kindern zugestanden werden: Da die [[Lebenserwartung]] heutiger Jugendlicher bei voraussichtlich durchschnittlich 90&nbsp;Jahren liegt, also ein weitaus längeres Arbeitsleben absehbar ist, und das klassische [[Pension (Altersversorgung)|Pensionssystem]] schon jetzt prinzipiell in Frage steht, wird eine sorgfältige Bildungswahl höher beurteilt, auch dann, wenn darin Unterbrechungen entstehen, und sich der Bildungsgang in die Länge zieht.<br />
<br />
=== Klassifikation von NEET-Typen ===<br />
NEETs lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen: Der eine Teil der Personen gibt an, zukünftig wieder ein Arbeitsverhältnis aufnehmen zu wollen, die andere Hälfte strebt hingegen langfristig keine Beschäftigung an.<ref>Yūji Genda: ''Jobless Youths and the NEET Problem in Japan''. In: ''Social Science Japan Journal'', Volume 10, Issue 1, S. 23–40 ([http://ssjj.oxfordjournals.org/content/10/1/23.abstract abstract], en, The Author 2007/Oxford University Press)</ref><br />
<br />
Reiko Kosugi, stellvertretende Leiterin des [[Japan Institute for Labor Policy and Training]], unterscheidet vier unterschiedliche Typen von NEETs:<ref>Foreign Press Center Japan: ''[http://www.de.emb-japan.go.jp/presse/nochnicht/jb_050408.htm 850.000 junge Menschen ohne jeden Bezug zur Arbeit],'' Japan Brief, 8.&nbsp;April 2005 (de)</ref><br />
* der ''antisoziale und hedonistische Typ'', der es schlicht bequemer findet, nicht zu arbeiten <br />
* der ''zurückgezogene Typ'', der nicht in der Lage ist, sich in die Gesellschaft zu integrieren, und sich daher abkapselt<br />
* der ''paralysierte Typ'', der durch zu viel Nachdenken zur Passivität gezwungen ist und daher nicht in der Lage ist, sich eine Arbeit zu suchen<br />
* der ''entzauberte Typ'', der bereits Arbeitserfahrung hat und aufgrund dieser Erfahrungen keine weiteren Arbeitserfahrungen zu machen wünscht.<br />
<br />
=== Verwandte Phänomene ===<br />
''[[Freeter]]'' sind ebenfalls in dieser Altersgruppe anzusiedeln; sie vermeiden feste Arbeitsverhältnisse und gehen ständig wechselnden Gelegenheitsjobs nach. Im Japanischen spricht man von ''[[Hikikomori]]'' als jungen Erwachsenen, die sich von der Gesellschaft abkapseln und sich von ihren Eltern finanzieren und versorgen lassen, auch der Begriffe ''[[Parasitärer Single]]'' wird genannt.</br><br />
Wenn es sich um ein Wohlstandsphänomen handelt, bezeichnet man solche Personen als ''[[Privatier]].''<br />
<br />
== Nationales ==<br />
=== Österreich ===<br />
Österreich gilt in Bezug auf [[Jugendarbeitslosigkeit]] in Europa als vorbildlich, selbst nach der [[Finanzkrise ab 2007|Wirtschaft-]] und [[Staatsschuldenkrise im Euroraum|Finanzkrise]] seit 2007 liegt [[Arbeitslosenquote]] unter 4&nbsp;% (2011: 4,2&nbsp;% bzw. 6.7&nbsp;% österreichischer Berechnung). Eine jüngste Erhebung des Instituts für Soziologie der [[Universität Linz]] in Zusammenarbeit mit der [[Arbeiterkammer Oberösterreich]]<ref><!-- fehlt Lit der Arbeit -->Berechnungen auf Basis des jüngsten [[Mikrozsensus]] der [[Statistik Austria]], 2012, siehe ''[http://www.statistik.at/web_de/frageboegen/private_haushalte/mikrozensus/index.html Mikrozensus ab 2004],'' statistik.at</ref> ermittelt aber für Österreich etwa 75.000 NEET-Jugendliche im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, das sind 8,2&nbsp;% der Altersgruppe.<ref name="AK">{{Internetquelle| url= http://www.arbeiterkammer.com/online/jugendliche-ohne-ausbildung-und-job-66046.html | titel= Jugendliche ohne Ausbildung und Job | hrsg= Arbeiterkammer Oberösterreich | werk= ''Unsere Positionen » Arbeitswelt » Arbeitsmarktpolitik'' | datum= 27.02.2012 | zugriff= 2012-03-13 }}</ref><ref name="DiePresse">{{Internetquelle| url= http://diepresse.com/home/bildung/schule/pflichtschulen/732174/Jeder-fuenfte-junge-Migrant-ohne-Ausbildung-oder-Job- | titel= Jeder fünfte junge Migrant ohne Ausbildung oder Job | titelerg= | autor= | hrsg= | werk= DiePresse.com | datum= o.D. | zugriff= 2012-03-13 }}</ref> Bei dieser Studie wurden erstmals detailliert Zahlen zu diesem bisher wenig berücksichtigten Faktor erhoben.<ref name="AK"/><br/><br />
Dabei sind die NEET-Zahlen niedrig in Tirol, Oberösterreich und Salzburg (um 7,5&nbsp;% gesamt), aber in Vorarlberg (9,2&nbsp;%) und in Wien (11,1&nbsp;%) überraschend hoch.<ref name="Grafik">vergl. ''[http://www.arbeiterkammer.com/bilder/d168/Grafik_Arbm_Jugend_BLVergleich2012.pdf Jugendliche weder in (Aus)Bildung, Beschäftigung noch Training (NEET) (Anteil in % der 16 - 24-Jährigen, Durchschnitt der Jahre 2008 - 2010 )]'', Grafik (pdf; 266&nbsp;kB), arbeiterkammer.com</ref><br />
<br />
Unter dieser Gruppe werden zwei spezielle Risikogruppen ausgemacht: <br />
* Frauen, mit durchschnittlich knapp 9&nbsp;% – unter den Männern sind es 7,5&nbsp;%. Ein möglicher Grund liegt laut Studie darin, {{"|dass männliche Jugendliche leichteren Zugang zu Lehrstellen finden bzw. auch öfters Hilfstätigkeiten in jungen Jahren annehmen und somit aus diesem Indikator herausfallen|ref=<ref name="DiePresse zit1">Zitat in DiePresse.com</ref>}}.<br />
* Jugendliche der ersten Migranten-Generation gehören zu 18,8&nbsp;% (also fast ein fünftel dieser Gruppe), bei in Österreich geborenen zu 11,7&nbsp;% – Jugendliche ohne Migrationshintergrund: 6,5&nbsp;%, das Ausgrenzungsrisiko der ersten Generation ist fast drei Mal so hoch.<br />
<br />
Ein insgesamt signifikant höheres Risiko trifft also Migrantinnen: ein Viertel (knapp 24&nbsp;%) der 16- bis 24-jährigen Frauen der ersten Generation sind vom NEET-Phänomen betroffen (Männer: 13,5&nbsp;%). Daher wird Ergebnis der Studie in Österreich primär als {{"|ein [[Integration in Österreich|Integrationsthema]]}} gesehen.<ref name="DiePresse zit2">Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP), zitiert in DiePresse.com</ref><br />
<br />
Inwieweit es sich aber um Langzeitaussteiger – also entweder echte Bildungsabbrecher oder Wiedereinsteiger in die [[Erwachsenenbildung]] – handelt, oder nur kurzzeitiges Drop-out aus dem Bildungsweg (im Sinne eines [[Sabbatical]]s), wurde nicht näher ermittelt: Die Quote der Österreicher ohne Bildungsabschluss (auch beruflich, das heißt nur mit [[Allgemein bildende Pflichtschule|Pflichtschulabschluss]]), also der [[Gering Qualifizierter|formal gering Qualifizierten]] (Bildungsabschluss [[ISCED]]&nbsp;2/3C), liegt in Österreich bei 20&nbsp;%. Darunter fallen aber auch rein innerbetrieblich Weitergebildete oder hochqualifizierte [[Selbständiger|Selbständige]], die sich ihr Berufsbild eigenständig erarbeitet haben.<br />
<br />
=== Japan ===<br />
==== Gesellschaftliche Relevanz ====<br />
Nach einem Anstieg der NEET-Zahlen in Japan um die Jahrtausendwende, umfasst die Gruppe der NEETs seitdem relativ stabil rund 640.000 Menschen (Statistik aus dem Jahr 2008)<ref>The Ministry of Health, Labour and Welfare: ''Employment measures in Post-Financial Crisis Japan.'' Juli 2009 ([http://www.mhlw.go.jp/english/policy/affairs/dl/04.pdf pdf], mhlw.go.jp, en).</ref>, also rund 0,5 % der japanischen Bevölkerung. Die japanische Regierung bewertet dies als gesellschaftlich und ökonomisch hoch problematisch und investiert daher seit 2003 in verschiedene, teilweise präventive, Fördermaßnahmen, um die Zahl der NEETs zu verringern.<ref>The Ministry of Health, Labour and Welfare: ''Creating working opportunities and enabling environment for young people.'' Country Report for the Symposium on Globalization and the Future of Youth in Asia, 2 and 3 December 2004, Tokyo, ([http://www.mhlw.go.jp/topics/2005/05/dl/tp0512-1b08.pdf pdf], mhlw.go.jp, en).</ref><br />
<br />
==== Rezeption in der japanischen Literatur ====<br />
In der [[Japanische Prekariatsliteratur|japanischen Prekariatsliteratur]] wird neben Freetern (siehe [[Freeter-Literatur]]) und Hikikomori zunehmend auch die Thematik der NEETs aufgegriffen. Beispiele aus der [[Light Novel|Light-Novel]]-/[[Manga]]-Literatur bzw. dem [[Anime]] sind ''[[Higashi no Eden]]'', ''[[NHK ni Yōkoso!]]'' oder ''[[Kami-sama no Memo-chō]]''.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Neet}}<br />
[[Kategorie:Arbeitslosigkeit]]<br />
[[Kategorie:Demografie]]<br />
[[Kategorie:Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung]]<br />
[[Kategorie:Amtliche Statistik]]<br />
[[Kategorie:Bildung in Österreich]]<br />
[[Kategorie:Gesellschaft (Japan)]]<br />
[[Kategorie:Nachkriegszeit (Japanische Geschichte)]]<br />
<br />
[[ca:Ni-ni]]<br />
[[cs:Generace ni-ni]]<br />
[[en:NEET]]<br />
[[es:Ni-Ni]]<br />
[[fi:NEET]]<br />
[[fr:NEET]]<br />
[[it:NEET]]<br />
[[ja:ニート]]<br />
[[ko:니트족]]<br />
[[pt:NEET]]<br />
[[ru:Поколение ни-ни]]<br />
[[zh:尼特族]]</div>DarkblueFlowhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Katakana&diff=114918104Katakana2013-03-03T14:25:56Z<p>DarkblueFlow: Diese Links zu nicht vorhandenen Seiten sind eher hässlich, oder?</p>
<hr />
<div>{{Infobox Schrift<br />
|Schrift = Katakana<br />
|Typ = [[Silbenschrift]]<br />
|Erfinder = <br />
|Jahr = <br />
|Sprachen = [[Japanische Sprache|Japanisch]]<br />[[Ainu (Sprache)|Ainu]]<br />
|Zeitraum = seit ca. 800 n. Chr.<br />
|Regionen = <br />
|Offiziell = [[Japan]]<br />
|Fam1 = [[Chinesische Schrift]]<br />
|Fam2 = [[Man’yōgana]]<br />
|Abgeleitet = <br />
|Verwandt = [[Hiragana]], [[Hentaigana]]<br />
|Besonderheiten = <br />
|Unicode = U+30A0..U+30FF<br />
|ISO15924 = Kana<br />Hrkt (Hiragana und Katakana)<br />Jpan (Hiragana, Katakana, Kanji)<br />
|Beispiel = [[Datei:Japanese Katakana KA.png|70px]][[Datei:Japanese Katakana TA.png|70px]][[Datei:Japanese Katakana KA.png|70px]][[Datei:Japanese Katakana NA.png|70px]]<br />
}}<br />
<br />
Bei den '''Katakana''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja-Hani|片仮名 oder カタカナ}}) handelt es sich um eine [[Silbenschrift]] (genauer [[Mora (Einheit)|Moren]]schrift) der [[Japanische Sprache|japanischen Sprache]]. Sie ist die zweite japanische Morenschrift neben den [[Hiragana]]. Außerdem werden in der [[Japanische Schrift|japanischen Schrift]] noch [[chinesische Schriftzeichen]] verwendet, in diesem Kontext als [[Kanji]] bezeichnet.<br />
<br />
Jedes Katakana-Zeichen steht als [[Syllabogramm]] entweder für einen Vokal oder einen Konsonanten mit folgendem Vokal, mit der Ausnahme des später hinzugefügten Zeichens {{lang|ja|ン}}, das einen Nasallaut am Silbenende repräsentiert.<br />
<br />
Die Katakana wurden aus chinesischen Schriftzeichen, genauer [[Man’yōgana]], entwickelt, indem aus einem Zeichen mit der entsprechenden Lesung Striche weggelassen wurden. Katakana haben daher nur einen bis vier gerade oder leicht gebogene Striche und meist spitze Winkel und unterscheiden sich vom Schriftbild deutlich von den weichen, gerundeten Hiragana.<br />
<br />
Die Katakana werden nach der [[50-Laute-Tafel]] angeordnet. Das [[Iroha]], ein Gedicht, in dem alle fünfzig ursprünglichen Silben vorkommen, wird stattdessen nur noch selten verwendet.<br />
<br />
== Silben- oder Morenschrift? ==<br />
Im Japanischen ist die phonologisch maßgebliche suprasegementale Einheit nicht die [[Silbe]], sondern die [[Mora (Einheit)|More]] (z. B. werden im [[Haiku]] und im [[Tanka]] nicht die Silben gezählt, sondern die Moren). Japanische Moren bestehen aus einem Kurzvokal oder aus einem prävokalischen Konsonanten und einem Kurzvokal oder aus einem bloßen postvokalischen Konsonanten im Silbenausgang. Silben mit Langvokal oder mit postvokalischem Konsonanten im Silbenausgang sind zweimorig. <br />
<br />
Diese silbenphonologische Eigenschaft des Japanischen wird auch in den Katakana und Hiragana berücksichtigt: Je More ein Schriftzeichen. Bei kurzvokalischen offenen Silben entspricht die More der Silbe (daher werden die japanischen Morenschriften oft auch ungenau als Silbenschriften bezeichnet). <br />
<br />
Zur Darstellung eines Langvokals wird in der Katakana-Schreibung ein Diakritikum gebraucht und in der Hiragana-Schreibung das Zeichen für den Kurzvokal doppelt gebraucht, so dass der erste "Kurzvokal" zur ersten und der zweite zur zweiten More gehört. Ein postvokalischer Konsonant im Silbenausgang bildet für sich eine More und wird durch ein eigenes Schriftzeichen dargestellt. Eine zweisilbige Form muss so je nach der Zahl der Moren durch zwei, drei oder vier Zeichen dargestellt werden.<br />
<br />
== Tabelle ==<br />
Diese Tabelle zeigt die Katakana und die zugehörige [[Hepburn-System|Hepburn-Romanisierung]]. Transkriptionen in <span style="color:red;">rot</span> sind veraltet, Transkriptionen in <span style="color:green;">grün</span> sind moderne Neuerungen, die hauptsächlich benutzt werden, um die Aussprache fremder Sprachen zu repräsentieren. Das Lernen von Katakana kann manchmal schwierig sein, da sich einige Charaktere stark ähneln. ''shi'' {{lang|ja|シ}} und ''tsu'' {{lang|ja|ツ}} zum Beispiel oder ''so'' {{lang|ja|ソ}} und ''n'' {{lang|ja|ン}} unterscheiden sich nur in der Strichrichtung. (Die Unterschiede sind deutlicher zu erkennen, wenn die Symbole mit einem [[Schreibpinsel]] gezeichnet werden.)<br />
<br />
{| border="0" cellspacing="2px" cellpadding="2px" width="100%"<br />
|-<br />
|bgcolor="#BECFEB" valign=top align="center" colspan = 5 | Vokale<br />
|bgcolor="#D4D4D4" colspan = 3 align="center"|[[Yōon]]<br />
|- bgcolor="#BECFEB" valign=top align="center"<br />
![[A (Kana)|{{lang|ja|ア}}]] ''a''<br />
![[I (Kana)|{{lang|ja|イ}}]] ''i''<br />
![[U (Kana)|{{lang|ja|ウ}}]] ''u''<br />
![[E (Kana)|{{lang|ja|エ}}]] ''e''<br />
![[O (Kana)|{{lang|ja|オ}}]] ''o''<br />
!bgcolor="#D4D4D4" | ''ya''<br />
!bgcolor="#D4D4D4" | ''yu''<br />
!bgcolor="#D4D4D4" | ''yo''<br />
|-<br />
|colspan="8"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|[[Ka (Kana)|{{lang|ja|カ}}]] ''ka''<br />
|Ki (Kana)|{{lang|ja|キ}} ''ki''<br />
|Ku (Kana)|{{lang|ja|ク}} ''ku''<br />
|Ke (Kana)|{{lang|ja|ケ}} ''ke''<br />
|Ko (Kana)|{{lang|ja|コ}} ''ko''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|キャ}} ''kya''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|キュ}} ''kyu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|キョ}} ''kyo''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Sa (Kana)|{{lang|ja|サ}} ''sa''<br />
|Shi (Kana)|{{lang|ja|シ}} ''shi''<br />
|Su (Kana)|{{lang|ja|ス}} ''su''<br />
|Se (Kana)|{{lang|ja|セ}} ''se''<br />
|So (Kana)|{{lang|ja|ソ}} ''so''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|シャ}} ''sha''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|シュ}} ''shu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ショ}} ''sho''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Ta (Kana)|{{lang|ja|タ}} ''ta''<br />
|Chi (Kana)|{{lang|ja|チ}} ''chi''<br />
|Tsu (Kana)|{{lang|ja|ツ}} ''tsu''<br />
|Te (Kana)|{{lang|ja|テ}} ''te''<br />
|To (Kana)|{{lang|ja|ト}} ''to''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|チャ}} ''cha''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|チュ}} ''chu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|チョ}} ''cho''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Na (Kana)|{{lang|ja|ナ}} ''na''<br />
|Ni (Kana)|{{lang|ja|ニ}} ''ni''<br />
|Nu (Kana)|{{lang|ja|ヌ}} ''nu''<br />
|Ne (Kana)|{{lang|ja|ネ}} ''ne''<br />
|No (Kana)|{{lang|ja|ノ}} ''no''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ニャ}} ''nya''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ニュ}} ''nyu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ニョ}} ''nyo''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Ha (Kana)|{{lang|ja|ハ}} ''ha''<br />
|Hi (Kana)|{{lang|ja|ヒ}} ''hi''<br />
|Fu (Kana)|{{lang|ja|フ}} ''fu''<br />
|He (Kana)|{{lang|ja|ヘ}} ''he''<br />
|Ho (Kana)|{{lang|ja|ホ}} ''ho''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ヒャ}} ''hya''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ヒュ}} ''hyu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ヒョ}} ''hyo''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Ma (Kana)|{{lang|ja|マ}} ''ma''<br />
|Mi (Kana)|{{lang|ja|ミ}} ''mi''<br />
|Mu (Kana)|{{lang|ja|ム}} ''mu''<br />
|Me (Kana)|{{lang|ja|メ}} ''me''<br />
|Mo (Kana)|{{lang|ja|モ}} ''mo''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ミャ}} ''mya''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ミュ}} ''myu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ミョ}} ''myo''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Ya (Kana)|{{lang|ja|ヤ}} ''ya''<br />
|<span style="color:red;">[[Datei:katakana obsolete yi.svg|16px]] ''yi''<sup>1</sup></span><br />
|Yu (Kana)|{{lang|ja|ユ}} ''yu''<br />
|<span style="color:red;">[[Datei:katakana obsolete ye.svg|16px]] ''ye''<sup>1</sup></span><br />
|Yo (Kana)|{{lang|ja|ヨ}} ''yo''<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Ra (Kana)|{{lang|ja|ラ}} ''ra''<br />
|Ri (Kana)|{{lang|ja|リ}} ''ri''<br />
|Ru (Kana)|{{lang|ja|ル}} ''ru''<br />
|Re (Kana)|{{lang|ja|レ}} ''re''<br />
|Ro (Kana)|{{lang|ja|ロ}} ''ro''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|リャ}} ''rya''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|リュ}} ''ryu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|リョ}} ''ryo''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Wa (Kana)|{{lang|ja|ワ}} ''wa''<br />
|<span style="color:red;">[[Wi (Kana)|{{lang|ja|ヰ}}]]&nbsp;''wi''</span><br />
|<span style="color:red;">[[Datei:Katakana obsolete wu.svg|16px]] ''wu''<sup>1</sup></span><br />
|<span style="color:red;">[[We (Kana)|{{lang|ja|ヱ}}]]&nbsp;''we''</span><br />
|Wo (Kana)|{{lang|ja|ヲ}} ''wo''<sup>2</sup><br />
|<span style="color:red;">{{lang|ja|ヰャ}}&nbsp;''wya''</span><br />
|<span style="color:red;">{{lang|ja|ヰュ}}&nbsp;''wyu''</span><br />
|<span style="color:red;">{{lang|ja|ヰョ}}&nbsp;''wyo''</span><br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|N (Kana)|{{lang|ja|ン}} ''n''<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|-<br />
|colspan="8"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|[[Ka (Kana)|{{lang|ja|ガ}}]] ''ga''<br />
|Ki (Kana)|{{lang|ja|ギ}} ''gi''<br />
|Ku (Kana)|{{lang|ja|グ}} ''gu''<br />
|Ke (Kana)|{{lang|ja|ゲ}} ''ge''<br />
|Ko (Kana)|{{lang|ja|ゴ}} ''go''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ギャ}} ''gya''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ギュ}} ''gyu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ギョ}} ''gyo''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Sa (Kana)|{{lang|ja|ザ}} ''za''<br />
|Shi (Kana)|{{lang|ja|ジ}} ''ji''<br />
|Su (Kana)|{{lang|ja|ズ}} ''zu''<br />
|Se (Kana)|{{lang|ja|ゼ}} ''ze''<br />
|So (Kana)|{{lang|ja|ゾ}} ''zo''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ジャ}} ''ja''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ジュ}} ''ju''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ジョ}} ''jo''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Ta (Kana)|{{lang|ja|ダ}} ''da''<br />
|Chi (Kana)|{{lang|ja|ヂ}} (''ji'')<br />
|Tsu (Kana)|{{lang|ja|ヅ}} (''dzu'')<br />
|Te (Kana)|{{lang|ja|デ}} ''de''<br />
|To (Kana)|{{lang|ja|ド}} ''do''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ヂャ}} (''ja'')<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ヂュ}} (''ju'')<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ヂョ}} (''jo'')<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Ha (Kana)|{{lang|ja|バ}} ''ba''<br />
|Hi (Kana)|{{lang|ja|ビ}} ''bi''<br />
|Fu (Kana)|{{lang|ja|ブ}} ''bu''<br />
|He (Kana)|{{lang|ja|ベ}} ''be''<br />
|Ho (Kana)|{{lang|ja|ボ}} ''bo''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ビャ}} ''bya''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ビュ}} ''byu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ビョ}} ''byo''<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|Ha (Kana)|{{lang|ja|パ}} ''pa''<br />
|Hi (Kana)|{{lang|ja|ピ}} ''pi''<br />
|Fu (Kana)|{{lang|ja|プ}} ''pu''<br />
|He (Kana)|{{lang|ja|ペ}} ''pe''<br />
|Ho (Kana)|{{lang|ja|ポ}} ''po''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ピャ}} ''pya''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ピュ}} ''pyu''<br />
|bgcolor="#F3F5DE"|{{lang|ja|ピョ}} ''pyo''<br />
|-<br />
|colspan="8"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|<span style="color:red;">({{lang|ja|ヰェ}})</span> <span style="color:green;">{{lang|ja|イィ}} (''yi'')</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|<span style="color:red;">({{lang|ja|ユェ}})</span> <span style="color:green;">{{lang|ja|イェ}} ''ye''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:red;">({{lang|ja|ヷ}})</span> <span style="color:green;">{{lang|ja|ヴァ}} ''va''</span><br />
|<span style="color:red;">({{lang|ja|ヸ}})</span> <span style="color:green;">{{lang|ja|ヴィ}} ''vi''</span><br />
|<span style="color:red;">([[Datei:Katakana obsolete wu.svg|16px]]{{lang|ja|゙}})</span> <span style="color:green;">{{lang|ja|ヴ}} ''vu''</span><br />
|<span style="color:red;">({{lang|ja|ヹ}})</span> <span style="color:green;">{{lang|ja|ヴェ}} ''ve''</span><br />
|<span style="color:red;">({{lang|ja|ヺ}})</span> <span style="color:green;">{{lang|ja|ヴォ}} ''vo''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|ヴャ}} ''vya''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|ヴュ}} ''vyu''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|ヴョ}} ''vyo''</span><br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|シェ}} ''she''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ジェ}} ''je''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|チェ}} ''che''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|スァ}} ''swa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|スィ}} ''si''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|スゥ}} ''swu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|スェ}} ''swe''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|スォ}} ''swo''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|スャ}} ''sya''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|スュ}} ''syu''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|スョ}} ''syo''</span><br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ズァ}} ''zwa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ズィ}} ''zi''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ズゥ}} ''zwu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ズェ}} ''zwe''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ズォ}} ''zwo''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|ズャ}} ''zya''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|ズュ}} ''zyu''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|ズョ}} ''zyo''</span><br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ツァ}} ''tsa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ツィ}} ''tsi''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ツェ}} ''tse''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ツォ}} ''tso''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|テァ}} ''tha''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ティ}} ''ti''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|テゥ}} ''thu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|テェ}} ''tye''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|テォ}} ''tho''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|テャ}} ''tya''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|テュ}} ''tyu''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|テョ}} ''tyo''</span><br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|デァ}} ''dha''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ディ}} ''di''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|デゥ}} ''dhu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|デェ}} ''dye''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|デォ}} ''dho''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|デャ}} ''dya''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|デュ}} ''dyu''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|デョ}} ''dyo''</span><br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|トァ}} ''twa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|トィ}} ''twi''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|トゥ}} ''tu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|トェ}} ''twe''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|トォ}} ''two''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ドァ}} ''dwa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ドィ}} ''dwi''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ドゥ}} ''du''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ドェ}} ''dwe''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ドォ}} ''dwo''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ファ}} ''fa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|フィ}} ''fi''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ホゥ}} ''hu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|フェ}} ''fe''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|フォ}} ''fo''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|フャ}} ''fya''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|フュ}} ''fyu''</span><br />
|bgcolor="#F3F5DE"|<span style="color:green;">{{lang|ja|フョ}} ''fyo''</span><br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|リィ}} ''ryi''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|リェ}} ''rye''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ウァ}} (''wa'')</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ウィ}} ''wi''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ウゥ}} (''wu'')</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ウェ}} ''we''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ウォ}} ''wo''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ウャ}} ''wya''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ウュ}} ''wyu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ウョ}} ''wyo''</span><br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:red;">({{lang|ja|クヮ}}) </span><span style="color:green;">{{lang|ja|クァ}} ''kwa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|クィ}} ''kwi''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|クゥ}} ''kwu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|クェ}} ''kwe''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|クォ}} ''kwo''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:red;">|({{lang|ja|グヮ}}) </span><span style="color:green;">{{lang|ja|グァ}} ''gwa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|グィ}} ''gwi''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|グゥ}} ''gwu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|グェ}} ''gwe''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|グォ}} ''gwo''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|<span style="color:red;">|({{lang|ja|ムヮ}}) </span><span style="color:green;">{{lang|ja|ムァ}} ''mwa''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ムィ}} ''mwi''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ムゥ}} ''mwu''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ムェ}} ''mwe''</span><br />
|<span style="color:green;">{{lang|ja|ムォ}} ''mwo''</span><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|- bgcolor="#E7F5DE" valign=top align="center"<br />
|[[ヶ|{{lang|ja|ヵ}}]] ''kleines ka''<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|[[ヶ|{{lang|ja|ヶ}}]] ''kleines ke''<sup>3</sup><br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|bgcolor="#E9E9E9"|<br />
|}<br />
<br />
:<sup>1</sup> Diese veralteten Katakana erschienen in einigen Textbüchern ab 1873 ([[Meiji-Zeit|Meiji]] 6), waren aber niemals allgemein gebräuchlich.<ref>[http://members.jcom.home.ne.jp/manya-isi/iroha.htm '''(ja)''' {{lang|ja|「いろは と アイウエオ」}}]</ref><ref>[http://www.geocities.jp/itikun01/hibi/zat2.html '''(ja)''' {{lang|ja|伊豆での収穫}} : {{lang|ja|日本国語学史上比類なき変体仮名}}]</ref><br />
:<sup>2</sup> In der Neuzeit wird {{lang|ja|ウォ}} (''wo'') verwendet um den ''wo''-Laut darzustellen. Die Katakana-Version des [[Wo (Kana)|wo-Kana]], {{lang|ja|ヲ}}, wird in erster Linie, wenn auch selten, verwendet, um die [[Partikel (Grammatik)|Partikel]] {{lang|ja|を}} in Katakana darzustellen. Die Partikel wird normalerweise wie [[O (Kana)|o-Kana]] ausgesprochen.<br />
:<sup>3</sup> Das kleine ''ke'' ({{lang|ja|ヶ}}) ist eine Abkürzung des Kanji [[wiktionary:箇|{{lang|ja|箇}}]], einer alten attributiven Partikel, und wird in Namen für Orte ''ga'' ausgesprochen. Manchmal wird anstatt dessen das kleine ''ka'' ({{lang|ja|ヵ}}) verwendet.<br />
<br />
== Verwendung ==<br />
In der Meiji-Zeit wurden Katakana noch verwendet, um [[Partikel (Grammatik)|Partikeln]] und grammatische Endungen ([[Okurigana]]) zu schreiben, besonders in offiziellen Dokumenten. Diese Rolle haben im modernen Japanisch die [[Hiragana]] übernommen. <br />
<br />
[[Datei:Japan schild der hase.jpg|thumb|right|150px|Gesehen in [[Kōbe]]]]<br />
Die häufigste Verwendung im modernen Japanisch ist die Transkription von Fremdwörtern ([[Gairaigo]]) und ausländischen Namen. So ist die allgemein gebräuchliche Bezeichnung für das Fernsehen, {{lang|ja-Kana|テレビ}} ''terebi'', eine Abkürzung des französischen „télévision“. Angela Merkel wird als {{lang|ja-Kana|アンゲラ・メルケル}} ''angera·merukeru'' wiedergegeben. <br />
<br />
Bei einigen Verben wird der Wortstamm in Katakana geschrieben. Diese Verben, meist aus der Jugendsprache, sind von Fremdwörtern abgeleitet. Ein Beispiel ist {{lang|ja-Kana|サボる}} ''saboru'', „schwänzen“, das von „Sabotage“ abgeleitet ist.<br />
<br />
In Kanji-Wörterbüchern werden zu besseren Übersicht die [[On-Lesung]](en) eines Schriftzeichens in Katakana, die [[Kun-Lesung]](en) in Hiragana angegeben. Diese Konvention beschränkt sich aber auf Wörterbücher; wenn Wörter altjapanischen oder chinesischen Ursprungs, deren Kanji heute selten oder unüblich sind, in durchgehenden Texten vorkommen, so werden sowohl On- als auch Kun-Lesungen als Hiragana geschrieben.<br />
<br />
In Manga werden auch die vielen [[Onomatopoesie|onomatopoetischen]] Ausdrücke in Katakana geschrieben (mit Ausnahmen in Hiragana).<br />
<br />
Begriffe, die mit seltenen chinesischen Schriftzeichen geschrieben werden, also Zeichen, die nicht zu den 1945 [[Jōyō-Kanji]] gehören, werden auch oft in Katakana geschrieben. In manchen Fällen wird von einem [[Komposition (Grammatik)|Kompositum]] nur ein Schriftzeichen durch Katakana ersetzt. Üblich ist dies insbesondere bei medizinischen Begriffen. Im Wort „[[Dermatologie]]“ ({{lang|ja-Hani|皮膚科}}, ''hifuka'') gilt das zweite Schriftzeichen {{lang|ja-Hani|膚}} als schwierig, weswegen ''hifuka'' üblicherweise unter Verwendung von Katakana {{lang|ja-Jpan|皮フ科}} oder {{lang|ja-Jpan|ヒフ科}} geschrieben wird. Auch das Schriftzeichen {{lang|ja-Hani|癌}} ''gan'', „[[Krebs (Medizin)|Krebs]]“, wird oft in Hiragana oder Katakana geschrieben. Tiere, Pflanzen und Mineralien werden auch oft mit seltenen Kanji geschrieben, weswegen sie zur Vereinfachung oft in Katakana wiedergeben werden. Viele [[Sushi]]-Restaurants verwenden trotzdem die schwierigen Kanji für die einzelnen Fischarten.<br />
<br />
Japanische Familienunternehmen verwenden oft den Nachnamen in Katakana als Firmennamen, darunter auch die heutigen Großunternehmen [[Suzuki]] ({{lang|ja-Kana|スズキ}}) und [[Toyota]] ({{lang|ja-Kana|トヨタ}}). <br />
<br />
Katakana werden in der Schriftsprache auch als Blickfang und zur Betonung verwendet, vor allem auf Schildern. Häufige Beispiele sind {{lang|ja-Kana|ココ }}''koko'' (hier), {{lang|ja-Kana|ゴミ}} ''gomi'' (Müll) und {{lang|ja-Kana|メガネ}} ''megane'' (Brille). In Werbeanzeigen werden auch einzelne Satzteile in Katakana gesetzt, zum Beispiel {{lang|ja-Kana|ヨロシク}} ''yoroshiku''.<br />
<br />
[[Telegramm]]e wurden in Japan vor 1988 ebenfalls ausschließlich in Katakana geschrieben. Auch japanische Computer konnten vor der Einführung von Mehrfach-Byte-Zeichen in den 1980er Jahren nur Katakana verarbeiten. <br />
<br />
Schriftzeichen, die über die Kanji gesetzt werden, um die Aussprache anzugeben ([[Furigana]]), sind üblicherweise in Hiragana gehalten. Wenn die Aussprache jedoch nicht japanisch, sondern englisch, chinesisch oder eine andere Sprache sein soll, werden stattdessen Katakana verwendet. So findet man zum Beispiel über der Abkürzung JR ([[Japan Railways]]) klein den Schriftzug {{lang|ja-Kana|ジェイアール}} (''jei āru''), der die Aussprache des Kürzels angibt.<br />
<br />
Eine Reihe von chinesischen Gerichten, die erst im 20. Jahrhundert nach Japan kamen, wird zwar mit chinesischen Schriftzeichen geschrieben, die Aussprache entspricht aber nicht der sinojapanischen [[On-Lesung]], sondern der [[Kantonesische Sprache|kantonesischen]] oder der [[Hochchinesisch]]en. Auf den Verpackungen im Supermarkt sind die Namen der Produkte meist in chinesischen Schriftzeichen geschrieben, aber die Lesung zusätzlich in Katakana angegeben. Aus Bequemlichkeit lässt man oft die Schriftzeichen weg und schreibt diese Worte nur in Katakana:<br />
<br />
* {{lang|ja-Kana|ウーロン茶}} ({{lang|ja-Hani|烏龍茶}}), ūroncha ([[Oolong]]-Tee)<br />
* {{lang|ja-Kana|チャーハン}} ({{lang|ja-Hani|炒飯}}), chāhan, (Gebratener Reis) <br />
* {{lang|ja-Kana|チャーシュー}} ({{lang|ja-Hani|叉焼}}), chāshū, von Kantonesisch [[Char siu]], gegrilltes Schweinefleisch<br />
* {{lang|ja-Kana|シューマイ}} ({{lang|ja-Hani|焼売}}), shūmai, von Kantonesisch siu maai, eine [[Dim Sum|Dim-Sum]]-Variante.<br />
* {{lang|ja-Kana|ラーメン}} ({{lang|ja-Hani|拉麺}}), [[Ramen]] <br />
<br />
In [[Manga]] werden Katakana auch manchmal verwendet, um zu verdeutlichen, dass etwas mit einem ausländischen oder anderweitig seltsamen Akzent gesagt wird. So könnte ein Roboter {{lang|ja-Kana|コンニチワ}} (''konnichi wa'') statt der üblichen Schreibung {{lang|ja-Hira|こんにちは}} in Hiragana sagen. Die eckige Form der Katakana soll dabei einen optischen Eindruck von der Aussprache geben.<br />
<br />
In der Nachkriegszeit war es Mode, Kindern, besonders Mädchen, Vornamen in Katakana-Schreibung zu geben, so dass ältere Damen des Öfteren Namen in Katakana tragen. Dabei wurden auch ausländische Namen, die sich im Japanischen gut anhören, wie {{lang|ja-Kana|マリア}} ''maria'' und {{lang|ja-Kana|エリカ}} ''erika'' verwendet.<br />
<br />
Katakana werden in der traditionellen japanischen Musik ([[Gagaku]]) für die Schreibung der [[Note (Musik)|Noten]] verwendet, zum Beispiel in der [[Tozan]]-Schule der [[Shakuhachi]], und in [[Sankyoku]]-Ensembles, bestehend aus [[Koto]], [[Shamisen]] und Shakuhachi.<br />
<br />
== Orthographie ==<br />
Die Katakana-Orthographie unterscheidet sich leicht von der bei Hiragana üblichen. Nur bei den Katakana gibt es den Längungsstrich für Vokale ({{lang|ja-Kana|ー}}), japanisch [[chōon]], bei den Hiragana wird stattdessen ein zweiter Vokal geschrieben. Diese Wörterbuchregelung wird allerdings im täglichen Gebrauch nicht so genau genommen. Es sind des Öfteren Schilder zu sehen, wo zum Beispiel das Wort Rāmen in Hiragana mit Längungsstrich steht ({{lang|ja-Jpan|らーめん}}). Und obwohl der Längungsstrich eigentlich auf Lehnworte beschränkt sein sollte, werden manchmal reinjapanische Wörter in Katakana mit Längungsstrich geschrieben, damit es unter den vielen Anglizismen nicht so auffällt, zum Beispiel {{lang|ja-Kana|ローソク}} ({{lang|ja-Hani|蝋燭}} ''rōsoku'', „Kerze“) oder {{lang|ja-Kana|ケータイ}} ({{lang|ja-Hani|携帯}} ''kētai'' „Mobiltelefon“).<br />
<br />
Wird die Schrift senkrecht gesetzt ([[tategaki]]), steht auch der Längungsstrich senkrecht. In dieser Form ist er auch gut vom Schriftzeichen ''ichi'' (一), „eins“ zu unterscheiden, da die Eins auch bei senkrechter Schreibweise ein waagerechter Strich ist. In der [[Hepburn-System|Hepburn-Transkription]] wird der verlängerte Vokal mit einem [[Makron]] (¯) geschrieben.<br />
<br />
Wie bei den [[Hiragana]] wird ein kleines ''tsu'' (ッ), ein sogenanntes ''[[sokuon]]'' geschrieben, um den folgenden Konsonanten zu verdoppeln ([[Gemination (Sprache)|Gemination]]). In der Transkription wird der Konsonant verdoppelt. Das englische Wort „bed“, im japanischen {{lang|ja-Kana|ベッド}}, wird demnach als ''beddo'' zurück transkribiert.<br />
<br />
Das Problem bei der Katakana-Schreibung ist, dass die Katakana nur den begrenzten Lautvorrat des Japanischen wiedergeben können, weswegen es nicht immer einfach ist, aus einer Katakana-Schreibung auf das Fremdwort zurückzuschließen. Obwohl es Richtlinien gibt, haben sich eine Reihe von Begriffen in abweichenden Formen etabliert; die phonetisch sehr ähnlichen „towel“ und „tower“ werden als {{lang|ja-Kana|タオル}} ''taoru'' bzw. {{lang|ja-Kana|タワー}} ''tawā'' wiedergegeben. Bei deutschen Namen sind vor allem konsonantenreiche Silben problematisch. Lehnworte, die zu viele Silben enthalten, werden im Japanischen gern abgekürzt, so wird „sexual harassment“ zu {{lang|ja-Kana|セクハラ}} ''sekuhara''.<br />
<br />
Eine ganze Reihe weiterer Vokale und Konsonanten lässt sich in Katakana nur schwer umsetzen. <br />
* Der [[Stimmloser velarer Frikativ|Stimmlose velare Frikativ]], also das „ch“ in deutschen Wörtern wie „Ba'''ch'''“, wird in der Katakana-Transkription als ッ+ha dargestellt. Der Komponist [[Johann Sebastian Bach]] wird demnach {{lang|ja-Kana|ヨハン・ゼバスティアン・バッハ}} ''yohan·zebasute<small>i</small>an·bahha'' geschrieben.<br />
<br />
* R und L lassen sich nicht unterscheiden. Das japanische „r“ ist phonetisch irgendwo zwischen dem deutschen L und dem englischen R angesiedelt.<br />
<br />
* Die deutschen [[Umlaut]]e ä, ö und ü haben im Japanischen gar keine Entsprechung. Das „ä“ wird meist als „e“ wiedergegeben, beim „ö“ hilft man sich mit „e“ ({{lang|ja-Kana|ケーラー}} ''kērā'' für Köhler) oder „u“ ({{lang|ja-Kana|パスツール}} ''pasutsūru'' für „Pasteur“), das „ü“ wird durch ''yu'' ({{lang|ja-Kana|リュプケ}} ''ryupuke'' für „Lübke“) ersetzt.<br />
<br />
* Weitere Beispiele für die Schwierigkeiten bei der Transkription von Namen nach Katakana sind „Chruschtschow“ {{lang|ja-Kana|フルシチョフ}} (Furushichofu), Ali Khamenei {{lang|ja-Kana|アリー・ハーメネイー}} (Arī Hāmeneī), [[Itzhak Perlman]] {{lang|ja-Kana|イツハク・パールマン}} (Itsuhaku Pāruman).<br />
<br />
Für Japaner hat die Transkription von Namen allerdings einen entscheidenden Vorteil: Die Katakana geben eine für sie leicht nachvollziehbare Aussprache vor, selbst wenn diese weit entfernt vom Original liegt. Namen in lateinischen Buchstaben sind dagegen alles andere als eindeutig: Als Europäer entwickelt man zwar ein gewisses Gefühl dafür, ob ein Name englisch, französisch, deutsch, polnisch, spanisch oder wie auch immer auszusprechen ist und wie es ungefähr klingen muss. Für Japaner stellt das eine Hürde dar, die ähnlich hoch ist wie Namen in chinesischen Schriftzeichen für Europäer.<br />
<br />
Da es keine Leerzeichen in der japanischen Schrift gibt, wird zur Trennung von Wörtern in einem Katakana-Block stattdessen ein [[Mittelpunkt (Schriftzeichen)|Mittelpunkt]] ({{lang|ja-Kana|・}}) gesetzt, japanisch ''nakaguro'' ({{lang|ja-Hani|中黒}}). Ein Beispiel ist die Trennung von Vorname und Nachname bei ausländischen Namen.<br />
<br />
== Strichreihenfolge ==<br />
[[Datei:Table katakana.svg|700px]]<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die Katakana wurden in der frühen [[Heian-Zeit]] aus den [[Manyogana]] entwickelt, die ursprünglich dazu dienten, die Aussprache eines Zeichens in [[Kanbun]]-Texten zu markieren. Bei Zeichen, die sich als Markierung einer bestimmten Aussprache etabliert hatten, wurden dann zur Vereinfachung einzelne Elemente weggelassen. So entstand aus {{lang|ja-Hani|加}}, „addieren“, gelesen ''ka'', durch Weglassen des Elements {{lang|ja-Hani|口}} das Katakana {{lang|ja-Kana|カ}}.<br />
<br />
Erst später ging man dazu über, Schriftzeichen in der im Japanischen üblichen Wortreihenfolge zu schreiben und auch die [[Flexion]]sendungen an Verben anzuhängen. Das Chinesische kennt als [[isolierende Sprache]] keine Flexion.<br />
<br />
== Zeichensätze ==<br />
Katakana existieren in den meisten Schriftsätzen in voller ({{lang|ja-Hani|全角}} ''zenkaku'', engl. full-width) und in halber Breite ({{lang|ja-Hani|半角}} ''hankaku'', engl. half-width). Die Katakana in halber Breite wurden 1969 mit dem 8bit-[[JIS X 0201]]-Standard eingeführt, die Katakana stehen dabei im erweiterten Bereich ab 0x80, jenseits der [[ASCII]]-Zeichen. Da im erweiterten Bereich nur Platz für 128 Zeichen war, wurden von der japanischen Schrift nur die Katakana implementiert. Katakana wurden traditionell wie chinesische Schriftzeichen in quadratischen Blöcken ([[Geviert (Typografie)|Geviert]]) geschrieben. Die damaligen Schriftsätze sahen jedoch eine feste Zeichenbreite von einem Halbgeviert vor, weswegen ein Katakana-Schriftsatz entwickelt wurde, der nur halb so breit war. Damit war es möglich, mit einem 8bit-Schriftsatz Japanisch zu schreiben, auch wenn auf Hiragana und Kanji verzichtet werden musste. <br />
<br />
In den späten 1970er Jahren wurden dann Zwei-Byte-Schriftsätze wie [[JIS X 0208]] entwickelt, die es mit ihrem Zeichenraum von über 65.000 Zeichen möglich machten, Hiragana, Katakana und Kanji zu schreiben und damit die Japanische Schrift vollständig digital darzustellen. Außerdem erlaubten die Schriftsätze Zeichen in der vollen Geviert-Breite. JIS X 0208 führte nun einen zweiten Zeichenraum für Katakana in der vollen Breite ein. Diese Katakana waren nicht nur im Schriftsatz doppelt so breit, sondern auch in der Digitalisierung, da sie auf zwei Byte gespeichert wurden. <br />
<br />
Diese geschichtliche Entwicklung ist auch der Grund, warum es Half-width-Katakana, aber keine Half-width-Hiragana gibt.<br />
<br />
Trotz aller Bemühungen, diese eigentlich überflüssige Dopplung abzuschaffen sind Half-width-Katakana immer noch in verschiedenen Systemen in Verwendung. Die Titelanzeige bei [[MiniDisc]]s verwendet beispielsweise eine dem JIS X 0201 ähnliche Kodierung und lässt ausschließlich ASCII und halbbreite Katakana zu. Half-width-Katakana finden sich auch in elektronischen [[Registrierkasse]]n und in DVD-[[Untertitel]]n. Die meisten gebräuchlichen Japanisch-Zeichensätze wie EUC-JP (s. [[Extended Unix Code]]), [[Unicode]] und [[Shift-JIS]] bieten sowohl half-width als auch full-width Katakana an. Der in E-Mails und im Usenet übliche ISO-2022-JP (s. [[ISO/IEC 2022]]) hat dagegen nur die Zwei-Byte-Katakana.<br />
<br />
=== Unicode ===<br />
Im [[Unicode]] belegen die normalbreiten Katakana den [[Unicode-Block Katakana]] (U+30A0 bis U+30FF):<br />
<br />
{| class="wikitable" xml:lang="ja" lang="ja"<br />
|- align="center"<br />
|&nbsp;||&nbsp;||0||1||2||3||4||5||6||7||8||9||A||B||C||D||E||F<br />
|- align="center"<br />
||30A||&nbsp;||゠||ァ||ア||ィ||イ||ゥ||ウ||ェ||エ||ォ||オ||カ||ガ||キ||ギ||ク<br />
|- align="center"<br />
||30B||&nbsp;||グ||ケ||ゲ||コ||ゴ||サ||ザ||シ||ジ||ス||ズ||セ||ゼ||ソ||ゾ||タ<br />
|- align="center"<br />
||30C||&nbsp;||ダ||チ||ヂ||ッ||ツ||ヅ||テ||デ||ト||ド||ナ||ニ||ヌ||ネ||ノ||ハ<br />
|- align="center"<br />
||30D||&nbsp;||バ||パ||ヒ||ビ||ピ||フ||ブ||プ||ヘ||ベ||ペ||ホ||ボ||ポ||マ||ミ<br />
|- align="center"<br />
||30E||&nbsp;||ム||メ||モ||ャ||ヤ||ュ||ユ||ョ||ヨ||ラ||リ||ル||レ||ロ||ヮ||ワ<br />
|- align="center"<br />
||30F||&nbsp;||ヰ||ヱ||ヲ||ン||ヴ||ヵ||ヶ||ヷ||ヸ||ヹ||ヺ||・||ー||ヽ||ヾ||ヿ<br />
|}<br />
<br />
Die Katakana in halber Breite sind im [[Unicode-Block Halbbreite und vollbreite Formen#Katakana|Block]] von U+FF65 bis U+FF9F kodiert:<br />
<br />
{| class="wikitable" xml:lang="ja" lang="ja"<br />
|- align="center"<br />
|&nbsp;||&nbsp;||0||1||2||3||4||5||6||7||8||9||A||B||C||D||E||F<br />
|- align="center"<br />
||FF6||&nbsp;||⦆||。||「||」||、||・||ヲ||ァ||ィ||ゥ||ェ||ォ||ャ||ュ||ョ||ッ<br />
|- align="center"<br />
||FF7||&nbsp;||ー||ア||イ||ウ||エ||オ||カ||キ||ク||ケ||コ||サ||シ||ス||セ||ソ<br />
|- align="center"<br />
||FF8||&nbsp;||タ||チ||ツ||テ||ト||ナ||ニ||ヌ||ネ||ノ||ハ||ヒ||フ||ヘ||ホ||マ<br />
|- align="center"<br />
||FF9||&nbsp;||ミ||ム||メ||モ||ヤ||ユ||ヨ||ラ||リ||ル||レ||ロ||ワ||ン||゙||゚<br />
|}<br />
<br />
Darüber hinaus gibt es den [[Unicode-Block Umschlossene CJK-Zeichen und -Monate#Katakana|Code-Bereich]] U+32D0 bis U+32FE, in dem alle Katakana bis auf ン in eingekreister Form vorhanden sind.<br />
<br />
{| class="wikitable" xml:lang="ja" lang="ja"<br />
|- align="center"<br />
|&nbsp;||&nbsp;||0||1||2||3||4||5||6||7||8||9||A||B||C||D||E||F<br />
|- align="center"<br />
||32D||&nbsp;|| ㋐ || ㋑ || ㋒ || ㋓ || ㋔ || ㋕ || ㋖ || ㋗ || ㋘ || ㋙ || ㋚ || ㋛ || ㋜ || ㋝ || ㋞ || ㋟<br />
|- align="center"<br />
||32E||&nbsp;||㋠ || ㋡ || ㋢ || ㋣ || ㋤ || ㋥ || ㋦ || ㋧ || ㋨ || ㋩ || ㋪ || ㋫ || ㋬ || ㋭ || ㋮ || ㋯<br />
|- align="center"<br />
||32F||&nbsp;||㋰ || ㋱ || ㋲ || ㋳ || ㋴ || ㋵ || ㋶ || ㋷ || ㋸ || ㋹ || ㋺ || ㋻ || ㋼ || ㋽ || ㋾ ||<br />
|}<br />
<br />
=== Katakana für die Ainu-Sprache ===<br />
Da die meisten Ainu-Sprecher Japanisch als Zweit- oder als Muttersprache beherrschen, wird auch die [[Ainu (Sprache)|Ainu-Sprache]] meistens in Katakana transkribiert. Da die Silben im Ainu, im Gegensatz zum Japanischen, auch Endkonsonanten aufweisen, werden diese auch in der Schreibung repräsentiert. Zu diesem Zweck wird der Endkonsonant durch ein halbhohes Zeichen aus der u-Spalte geschrieben, der Vokal bleibt dabei stumm. „up“ wird demnach ウㇷ゚ (''u'' mit kleinem ''pu'') transkribiert. In Unicode sind für die Ainu-Sprachunterstützung die Zeichen im [[Unicode-Block Katakana, Phonetische Erweiterungen|phonetischen Erweiterungsblock]] für Katakana reserviert (U+31F0 bis U+31FF). <br />
<br />
[[Datei:Ainu-Zeichen.png]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Commons}}<br />
* [http://www.unicode.org/charts/PDF/U30A0.pdf Katakana code chart at Unicode.org] (engl.; PDF-Datei; 96 kB)<br />
* [http://learners-library.org/index.php?page=languages/language&id=22 Katakana und hiragana lernen]<br />
* [http://www.theiling.de/schrift/index.html.de Henrik Theilings Schriftenlehrer]<br />
* [http://de.realkana.com/ Real Kana] Katakana üben<br />
* [http://www.furigana.jp/ Furigana.jp], übersetzt japanische Webseiten und Texte zum besseren Verständnis und Lesen in drei verschiedene Formate: Furigana, Kana oder Romaji<br />
* [http://www.easyjapanese.org/kataquiz.html Katakana und Hiragana Leichtes Lernen]<br />
* [http://unckel.de/kanateacher/ KanaTeacher] Katakana online lernen und üben<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4263792-2}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kana]]<br />
<br />
[[ace:Katakana]]<br />
[[af:Katakana]]<br />
[[ar:كاتاكانا]]<br />
[[ast:Katakana]]<br />
[[az:Katakana]]<br />
[[bg:Катакана]]<br />
[[bjn:Katakana]]<br />
[[br:Katakana]]<br />
[[ca:Katakana]]<br />
[[cs:Katakana]]<br />
[[cy:Katakana]]<br />
[[da:Katakana]]<br />
[[el:Κατακάνα]]<br />
[[en:Katakana]]<br />
[[eo:Strekaj kanaoj]]<br />
[[es:Katakana]]<br />
[[et:Katakana]]<br />
[[eu:Katakana]]<br />
[[fa:کاتاکانا]]<br />
[[fi:Katakana]]<br />
[[fr:Katakana]]<br />
[[gl:Katakana]]<br />
[[gv:Katakana]]<br />
[[he:קאטאקאנה]]<br />
[[hr:Katakana]]<br />
[[hu:Katakana]]<br />
[[id:Katakana]]<br />
[[is:Katakana]]<br />
[[it:Katakana]]<br />
[[ja:片仮名]]<br />
[[ka:კატაკანა]]<br />
[[ko:가타카나]]<br />
[[lb:Katakana]]<br />
[[lt:Katakana]]<br />
[[lv:Katakana]]<br />
[[mg:Katakana]]<br />
[[mk:Катакана]]<br />
[[ms:Katakana]]<br />
[[nah:Katakana]]<br />
[[nl:Katakana]]<br />
[[no:Katakana]]<br />
[[oc:Katakana]]<br />
[[pl:Katakana]]<br />
[[pt:Katakana]]<br />
[[ro:Katakana]]<br />
[[ru:Катакана]]<br />
[[sco:Katakana]]<br />
[[simple:Katakana]]<br />
[[sk:Katakana]]<br />
[[sl:Katakana]]<br />
[[sr:Катакана]]<br />
[[su:Katakana]]<br />
[[sv:Kana (skriftsystem)#Katakana]]<br />
[[th:คะตะกะนะ]]<br />
[[tl:Katakana]]<br />
[[tr:Katakana]]<br />
[[uk:Катакана]]<br />
[[vi:Katakana]]<br />
[[zh:片假名]]<br />
[[zh-classical:片假名]]</div>DarkblueFlow