https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=7lima Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-05-20T03:51:56Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.45.0-wmf.1 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dogecoin&diff=255524074 Dogecoin 2025-04-27T21:18:10Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>{{Infobox Software<br /> | Logo =<br /> | Screenshot =<br /> | Beschreibung =<br /> | Maintainer =<br /> | Hersteller =<br /> | Management =<br /> | Erscheinungsjahr =<br /> | AktuelleVersion = 1.14.5&lt;ref&gt;https://github.com/dogecoin/dogecoin/releases&lt;/ref&gt;<br /> | AktuelleVersionFreigabeDatum = 8.11.2021<br /> | AktuelleVorabVersion =<br /> | AktuelleVorabVersionFreigabeDatum =<br /> | Betriebssystem = [[Microsoft Windows|Windows]], [[Linux]], [[macOS]], [[iOS (Betriebssystem)|iOS]], [[Android (Betriebssystem)|Android]], [[Blackberry]]<br /> | Programmiersprache = [[C++]]<br /> | Kategorie = [[Kryptowährung]]<br /> | Lizenz = [[MIT-Lizenz]]<br /> | Deutsch = ja<br /> | Website = [https://dogecoin.com/ dogecoin.com]<br /> | Dateien =<br /> }}<br /> <br /> '''Dogecoin''' ([[Währungssymbol|Zeichen]]: '''Ɖ'''; [[Abbreviation|Abkürzung]]: '''DOGE''') ist eine von [[Litecoin]] abgeleitete [[Peer-to-Peer]]-[[Kryptowährung]], deren Name und Design auf dem Internetphänomen ''[[Doge (Netzkultur)|Doge]]'' basiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.digitaltrends.com/social-media/wow-dogecoin-bitcoin/ |titel=Dogecoin Is Like Bitcoin, But Based on a Meme, and Almost Worthless |datum=2013-12-12 |sprache=en |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Dogecoin wird inzwischen von manchen Unternehmen als Zahlungsmittel akzeptiert, u.&amp;nbsp;a. von [[Tesla, Inc.]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tesla.com/de_DE/support/dogecoin |titel=Dogecoin |werk=tesla.com |datum=2022-01-13 |sprache=de|abruf=2022-11-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Es stehen insgesamt 141,515 Milliarden Dogecoins zur Verfügung. Diese haben eine [[Marktkapitalisierung]] von ca. 60 Milliarden USD und eine [[Marktdominanz]] von 7,6 % (Stand November 2024).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://coinmarketcap.com/currencies/dogecoin/ |titel=Dogecoin price today, DOGE to USD live price, marketcap and chart |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://coinmarketcap.com/currencies/dogecoin/ |titel=Dogecoin price today, DOGE to USD live price, marketcap and chart |sprache=en |abruf=2024-11-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Dogecoin wurde von [[Billy Markus]], einem [[IBM]]-Programmierer, und Jackson Palmer, einem [[Adobe Inc.|Adobe]]-Programmierer, entwickelt und am 8. Dezember 2013 veröffentlicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://bitcointalk.org/index.php?topic=361813.0 |titel=Dogecoin - very currency many coin - v1.10.0 |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/dogecoin-spasswaehrung-legt-8000-prozent-zu-experten-ratlos-was-sich-da-abspielt-ist-komplett-irrational/27111594.html |titel=Dogecoin : Spaßwährung legt 8000 Prozent zu – Experten ratlos: „Was sich da abspielt, ist komplett irrational“ |werk=Handelsblatt |datum=2021-04-20 |sprache=de |abruf=2021-04-23}}&lt;/ref&gt; Obwohl ursprünglich als [[Meme-Coin|Spaß-Kryptowährung]] und Parodie auf [[Bitcoin]] und die schnell wachsende Anzahl an [[Komplementärwährung]]en gedacht, stieg der Wechselkurs von Dogecoin nach [[US-Dollar]]s in den ersten zwei Wochen rasant. Am 19. Dezember 2013 erhielt man für 1.050 DOGE einen US-Dollar, und an der [[Marktkapitalisierung]] gemessen war Dogecoin mit 8,79 Millionen US-Dollar die neuntgrößte [[Kryptowährung]].&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://coinmarketcap.com/de/currencies/dogecoin/ |titel=Dogecoin (DOGE) Kurs, Grafiken, Marktkapitalisierung |sprache=de |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt; Das Logo der Münze zeigt einen [[Shiba]], auf dem „Doge“ basiert. Am 10. Januar 2014, nur rund vier Wochen nach der Veröffentlichung, waren bereits 25 % aller Dogecoins durch Mining erstellt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://dogecoined.de/much-community-25-aller-dogecoins-sind-gemined/ |text=Much community! 25% aller Dogecoins sind gemined! |wayback=20140116120732}}&lt;/ref&gt;<br /> Am 19. Januar 2014 sammelte die Dogecoin-Community Dogecoins im Wert von rund 30.000 US-Dollar für eine mögliche Olympiateilnahme von Jamaikas Bobteam. Daraufhin stieg der Dogecoin-Preis um 50 % und war mit einer Marktkapitalisierung von 51,54 Millionen US-Dollar die siebtgrößte Kryptowährung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=heise online |url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Dogecoin-Kryptogeld-fuer-Jamaikas-Bobmannschaft-2090152.html |titel=Dogecoin: Kryptogeld für Jamaikas Bobmannschaft |sprache=de |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt; Am 31. Januar 2014 war der Dogecoin mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 61 Millionen US-Dollar bereits die fünftwertvollste Kryptowährung.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Im Juni 2015 erschien die kleine Schwesterwährung von Dogecoin namens ''Litedoge'' (Abkürzung: ''LDOGE'')&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://bitcointalk.org/index.php?topic=1077390.0 |titel=LiteDoge - such Community coin |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;. Im Dezember 2020 sowie im Januar 2021 drückte [[Elon Musk]] seine Begeisterung für die Kryptowährung in mehreren Tweets aus, was in Internetforen diverse Spekulationen über einen Anstieg der nur einige Cent teuren [[Währung]] auf zeitweise im Mai 2021 bis zu fast 0,70 US-Dollar verursachte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Elon Musk |url=https://twitter.com/elonmusk/status/1354924057825837060 |titel=Twitter |sprache=de |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt; Nachdem der Kurs im Juni 2022 wieder auf unter 0,06 US-Dollar gefallen war, wurde Musk von einem Investor auf 258 Mrd. US-Dollar Schadenersatz verklagt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Dogecoin–Investor fordert von Elon Musk 258 Milliarden Dollar |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2022-06-17 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/dogecoin-investor-fordert-von-elon-musk-258-milliarden-dollar-a-8b03d4e0-59ce-4fdc-9d5c-9f235e6f560d |Abruf=2022-06-17}}&lt;/ref&gt; Derzeit befinden sich 136.152.224.700 Dogecoin im Umlauf.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://cryptomonday.de/jede-relevante-dogecoin-statistik-dogecoin-prognose-and-fakten/ |titel=Jede relevante Dogecoin-Statistik 2022: Dogecoin-Prognose &amp; Fakten |sprache=de |abruf=2022-11-17}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Dogecoin war Stand 19. Juli 2023, an der Marktkapitalisierung gemessen, die achtgrößte Kryptowährung.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> == Unterschiede zu Bitcoin ==<br /> Ebenso wie [[Litecoin]] verwendet Dogecoin [[scrypt]] in seinem [[Proof of Work|Proof-of-Work]]-Algorithmus. Im Unterschied zu den Litecoins beträgt die Dauer zum Erstellen eines neuen Blocks 1 Minute (Litecoins: 2,5 Minuten). Der größte Unterschied im Vergleich zu anderen Kryptowährungen ist jedoch die immense Zahl an Münzen, die generiert werden können. Während [[Bitcoin]] und Litecoin auf insgesamt 21 Millionen respektive 84 Millionen Münzen limitiert sind, war Dogecoin auf ursprünglich 100 Milliarden Münzen ausgelegt. Am 2. Februar 2014 veröffentlichte Dogecoin-Gründer Jackson Palmer die Entscheidung zur Aufhebung des Limits.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Cyrus Farivar |url=https://arstechnica.com/information-technology/2014/02/dogecoin-to-allow-annual-inflation-of-5-billion-coins-each-year-forever/ |titel=Dogecoin to allow annual inflation of 5 billion coins each year, forever |datum=2014-02-03 |sprache=en-us |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;<br /> Damit hat Dogecoin einen inflationären Charakter, so sollen ab 2015 für jedes Jahr 5,256 Milliarden neue Dogecoins gemünzt werden, was einer Inflationsrate von 5,3 % entspricht. Da die jährlich neu hinzukommende Menge aber konstant ist, wird die Inflationsrate kontinuierlich abnehmen (2025 wird sie bei 3,4 % liegen, 2035 bei 2,5 %, 2050 nur noch bei 1,9 % usw.).<br /> <br /> Die geplante, aber massive Ausweitung der im Umlauf befindlichen Einheiten und die damit verbundene Inflationierung sind ein ständiger Kritikpunkt an der Währung an sich. Ferner wird kritisiert, dass ein Großteil der Coins in den Wallets, d.&amp;nbsp;h. den Händen weniger Investoren sind, die damit massive Kursveränderungen steuern können. Somit eignet sich die Währung nicht als ernstzunehmendes Wertaufbewahrungsmittel, sondern ist lediglich ein substanzloses Spekulationsobjekt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Moritz Draht |url=https://www.btc-echo.de/news/deshalb-ist-dogecoin-doge-per-code-nichts-wert-111257/ |titel=Deshalb ist Dogecoin (DOGE) per Code nichts wert |datum=2021-02-16 |sprache=de-DE |abruf=2023-04-04}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Online-Börsen ==<br /> Dogecoin wird mittlerweile auf einer Vielzahl von Online-Börsen gehandelt. Es gibt zahlreiche Online-Börsen, auf denen der direkte Handel von Dogecoin gegen nationale Währungen ohne Umwege möglich ist. Aktuell kann Dogecoin auf insgesamt 383 Börsen gehandelt werden (Stand 2023).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://coinmarketcap.com/de/currencies/dogecoin/markets/ |titel=Dogecoin (DOGE) Kurs, Grafiken, Marktkapitalisierung |sprache=de |abruf=2021-04-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Block Plan ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> ! Block Nr. !! Belohnung pro Block !! Erster Block !! Voraussichtlich produzierte Münzen !! Voraussichtliche totale Münzenanzahl<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 1–100.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 0–1.000.000 (zufällig)<br /> || 8. Dezember 2013&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – The official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/82bc68038f6034c0596b6e313729793a887fded6e92a31fbdf70863f89d9bea2|work=Blockchain Record for Block 1|accessdate=2014-01-30}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 50.000.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 50.000.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 100.001–144.999<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 0–500.000 (zufällig)<br /> || 14. Februar 2014&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://dogechain.info/block/13ab3b961fcc500c03f51279385c42e9f055d48a37dfa72d0073c0d3f595036b|title=Dogechain – The official Dogecoin blockchain!|work=Blockchain Record for Block 100000| accessdate=2014-04-25| offline= }}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 11.250.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 61.250.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 145.000–200.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 250.000 (fest)<br /> || 17. März 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/cc47cae70d7c5c92828d3214a266331dde59087d4a39071fa76ddfff9b7bde72|work=Blockchain Record for Block 145000|accessdate=2014-03-17}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 13.750.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 75.000.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 200.001–300.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 125.000 (fest)<br /> || 28. April 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/985ea95b848b49cbb7271f95b11d1ae92ab02eda522206619ea55f5bf8dc1885|work=Blockchain Record for Block 200000|accessdate=2014-08-20}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 12.500.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 87.500.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 300.001–400.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 62.500 (fest)<br /> || 15. Juli 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/5fa807599c8062358d943116755f1a644eda019ab031ff32e73ada7c771a2e43|work=Blockchain Record for Block 300000|accessdate=2014-08-20}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 6.250.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 93.750.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 400.001–500.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 31.250 (fest)<br /> || 2. Oktober 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/70587d814ddc1c813a00df96854c5fb8f95e357a92f97fb616ad5d1301e48769|work=Blockchain Record for Block 400000|accessdate=2014-11-22}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 3.125.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 96.875.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 500.001–600.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;|15.625 (fest)<br /> || 14. Dezember 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/500001|work=Blockchain Record for Block 500001|accessdate=2014-11-22}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 1.562.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 98.437.500.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 600.001+<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 10.000 (fest)<br /> || 25. Februar 2015&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/600001|work=Blockchain Record for Block 600001|accessdate=2015-03-14}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 5.200.000.000 pro Jahr<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| Kein Limit<br /> |}<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste von Kryptowährungen]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Caspar Shaller: ''[https://www.zeit.de/2014/04/internetwaehrung-dogecoin Internetwährung: „Many Money“ macht Ernst].'' In: ''[[Die Zeit]].'' Nr. 4, 16. Januar 2014<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://dogecoin.com/ Offizielle Dogecoin-Website]<br /> * [https://github.com/dogecoin/dogecoin Github-Repository] (englisch)<br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Kryptowährung]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dogecoin&diff=255523996 Dogecoin 2025-04-27T21:12:04Z <p>7lima: Wortwiederholung vermeiden</p> <hr /> <div>{{Infobox Software<br /> | Logo =<br /> | Screenshot =<br /> | Beschreibung =<br /> | Maintainer =<br /> | Hersteller =<br /> | Management =<br /> | Erscheinungsjahr =<br /> | AktuelleVersion = 1.14.5&lt;ref&gt;https://github.com/dogecoin/dogecoin/releases&lt;/ref&gt;<br /> | AktuelleVersionFreigabeDatum = 8.11.2021<br /> | AktuelleVorabVersion =<br /> | AktuelleVorabVersionFreigabeDatum =<br /> | Betriebssystem = [[Microsoft Windows|Windows]], [[Linux]], [[macOS]], [[iOS (Betriebssystem)|iOS]], [[Android (Betriebssystem)|Android]], [[Blackberry]]<br /> | Programmiersprache = [[C++]]<br /> | Kategorie = [[Kryptowährung]]<br /> | Lizenz = [[MIT-Lizenz]]<br /> | Deutsch = ja<br /> | Website = [https://dogecoin.com/ dogecoin.com]<br /> | Dateien =<br /> }}<br /> <br /> '''Dogecoin''' ([[Währungssymbol|Zeichen]]: '''Ɖ'''; [[Abbreviation|Abkürzung]]: '''DOGE''') ist eine von [[Litecoin]] abgeleitete [[Peer-to-Peer]]-[[Kryptowährung]], deren Name und Design auf dem Internetphänomen ''[[Doge (Netzkultur)|Doge]]'' basiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.digitaltrends.com/social-media/wow-dogecoin-bitcoin/ |titel=Dogecoin Is Like Bitcoin, But Based on a Meme, and Almost Worthless |datum=2013-12-12 |sprache=en |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Dogecoin wird inzwischen von manchen Unternehmen als Zahlungsmittel akzeptiert, u.&amp;nbsp;a. von [[Tesla, Inc.]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tesla.com/de_DE/support/dogecoin |titel=Dogecoin |werk=tesla.com |datum=2022-01-13 |sprache=de|abruf=2022-11-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Es stehen insgesamt 141,515 Milliarden Dogecoins zur Verfügung. Diese haben eine [[Marktkapitalisierung]] von ca. 60 Milliarden USD und eine [[Marktdominanz]] von 7,6 % (Stand November 2024).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://coinmarketcap.com/currencies/dogecoin/ |titel=Dogecoin price today, DOGE to USD live price, marketcap and chart |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://coinmarketcap.com/currencies/dogecoin/ |titel=Dogecoin price today, DOGE to USD live price, marketcap and chart |sprache=en |abruf=2024-11-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Dogecoin wurde von [[Billy Markus]], einem [[IBM]]-Programmierer, und Jackson Palmer, einem [[Adobe Inc.|Adobe]]-Programmierer, entwickelt und am 8. Dezember 2013 veröffentlicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://bitcointalk.org/index.php?topic=361813.0 |titel=Dogecoin - very currency many coin - v1.10.0 |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/dogecoin-spasswaehrung-legt-8000-prozent-zu-experten-ratlos-was-sich-da-abspielt-ist-komplett-irrational/27111594.html |titel=Dogecoin : Spaßwährung legt 8000 Prozent zu – Experten ratlos: „Was sich da abspielt, ist komplett irrational“ |werk=Handelsblatt |datum=2021-04-20 |sprache=de |abruf=2021-04-23}}&lt;/ref&gt; Obwohl ursprünglich als [[Meme-Coin|Spaß-Kryptowährung]] und Parodie auf [[Bitcoin]] und die schnell wachsende Anzahl an [[Komplementärwährung]]en gedacht, stieg der Wechselkurs von Dogecoin nach [[US-Dollar]]s in den ersten zwei Wochen rasant. Am 19. Dezember 2013 erhielt man für 1.050 DOGE einen US-Dollar, und an der [[Marktkapitalisierung]] gemessen war Dogecoin mit 8,79 Millionen US-Dollar die neuntgrößte [[Kryptowährung]].&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://coinmarketcap.com/de/currencies/dogecoin/ |titel=Dogecoin (DOGE) Kurs, Grafiken, Marktkapitalisierung |sprache=de |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt; Das Logo der Münze zeigt einen [[Shiba]], auf dem „Doge“ basiert. Am 10. Januar 2014, nur rund vier Wochen nach der Veröffentlichung, waren bereits 25 % aller Dogecoins durch Mining erstellt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://dogecoined.de/much-community-25-aller-dogecoins-sind-gemined/ |text=Much community! 25% aller Dogecoins sind gemined! |wayback=20140116120732}}&lt;/ref&gt;<br /> Am 19. Januar 2014 sammelte die Dogecoin-Community Dogecoins im Wert von rund 30.000 US-Dollar für eine mögliche Olympiateilnahme von Jamaikas Bobteam. Daraufhin stieg der Dogecoin-Preis um 50 % und war mit einer Marktkapitalisierung von 51,54 Millionen US-Dollar die siebtgrößte Kryptowährung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=heise online |url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Dogecoin-Kryptogeld-fuer-Jamaikas-Bobmannschaft-2090152.html |titel=Dogecoin: Kryptogeld für Jamaikas Bobmannschaft |sprache=de |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt; Am 31. Januar 2014 war der Dogecoin mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 61 Millionen US-Dollar bereits die fünftwertvollste Kryptowährung.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Im Juni 2015 erschien die kleine Schwesterwährung von Dogecoin namens ''Litedoge'' (Abkürzung: ''LDOGE'')&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://bitcointalk.org/index.php?topic=1077390.0 |titel=LiteDoge - such Community coin |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;. Im Dezember 2020 sowie im Januar 2021 drückte [[Elon Musk]] seine Begeisterung für die Kryptowährung in mehreren Tweets aus, was in Internetforen diverse Spekulationen über einen Anstieg der nur einige Cent teuren [[Währung]] auf zeitweise im Mai 2021 bis zu fast 0,70 US-Dollar verursachte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Elon Musk |url=https://twitter.com/elonmusk/status/1354924057825837060 |titel=Twitter |sprache=de |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt; Nachdem der Kurs im Juni 2022 wieder auf unter 0,06 US-Dollar gefallen war, wurde Musk von einem Investor auf 258 Mrd. US-Dollar Schadenersatz verklagt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Dogecoin–Investor fordert von Elon Musk 258 Milliarden Dollar |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2022-06-17 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/dogecoin-investor-fordert-von-elon-musk-258-milliarden-dollar-a-8b03d4e0-59ce-4fdc-9d5c-9f235e6f560d |Abruf=2022-06-17}}&lt;/ref&gt; Derzeit befinden sich 136.152.224.700 Dogecoin im Umlauf.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://cryptomonday.de/jede-relevante-dogecoin-statistik-dogecoin-prognose-and-fakten/ |titel=Jede relevante Dogecoin-Statistik 2022: Dogecoin-Prognose &amp; Fakten |sprache=de |abruf=2022-11-17}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Dogecoin war Stand 19. Juli 2023, an der Marktkapitalisierung gemessen, die achtgrößte Kryptowährung.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> == Unterschiede zu Bitcoin ==<br /> Ebenso wie [[Litecoin]] verwendet Dogecoin [[scrypt]] in seinem [[Proof of Work|Proof-of-Work]]-Algorithmus. Im Unterschied zu den Litecoins beträgt die Dauer zum Erstellen eines neuen Blocks 1 Minute (Litecoins: 2,5 Minuten). Der größte Unterschied im Vergleich zu anderen Kryptowährungen ist jedoch die immense Zahl an Münzen, die generiert werden können. Während [[Bitcoin]] und Litecoin auf insgesamt 21 Millionen respektive 84 Millionen Münzen limitiert sind, war Dogecoin auf ursprünglich 100 Milliarden Münzen ausgelegt. Am 2. Februar 2014 veröffentlichte Dogecoin-Gründer Jackson Palmer die Entscheidung zur Aufhebung des Limits.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Cyrus Farivar |url=https://arstechnica.com/information-technology/2014/02/dogecoin-to-allow-annual-inflation-of-5-billion-coins-each-year-forever/ |titel=Dogecoin to allow annual inflation of 5 billion coins each year, forever |datum=2014-02-03 |sprache=en-us |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;<br /> Damit hat Dogecoin einen inflationären Charakter, so sollen ab 2015 für jedes Jahr 5,256 Milliarden neue Dogecoins gemünzt werden, was einer Inflationsrate von 5,3 % entspricht. Da die jährlich neu hinzukommende Menge aber konstant ist, wird die Inflationsrate kontinuierlich abnehmen (2025 wird sie bei 3,4 % liegen, 2035 bei 2,5 %, 2050 nur noch bei 1,9 % usw.).<br /> <br /> Die geplante, aber massive Ausweitung der im Umlauf befindlichen Einheiten und die damit verbundene Inflationierung sind ein ständiger Kritikpunkt an der Währung an sich. Ferner wird kritisiert, dass ein Großteil der Coins in den Wallets, d.&amp;nbsp;h. den Händen weniger Investoren sind, die damit massive Kursveränderungen steuern können. Somit eignet sich die Währung nicht als ernstzunehmendes Wertaufbewahrungsmittel, sondern ist lediglich ein substanzloses Spekulationsobjekt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Moritz Draht |url=https://www.btc-echo.de/news/deshalb-ist-dogecoin-doge-per-code-nichts-wert-111257/ |titel=Deshalb ist Dogecoin (DOGE) per Code nichts wert |datum=2021-02-16 |sprache=de-DE |abruf=2023-04-04}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Online-Börsen ==<br /> Dogecoin wird mittlerweile auf einer Vielzahl von Online-Börsen gehandelt. Es gibt zahlreiche Online-Börsen, auf denen der direkte Handel von Dogecoin gegen nationale Währungen ohne Umwege möglich ist. Aktuell kann Dogecoin auf insgesamt 383 Börsen gehandelt werden (Stand 2023).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://coinmarketcap.com/de/currencies/dogecoin/markets/ |titel=Dogecoin (DOGE) Kurs, Grafiken, Marktkapitalisierung |sprache=de |abruf=2021-04-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Block Plan ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> ! Block Nr. !! Belohnung pro Block !! Erster Block !! Voraussichtlich produzierte Münzen !! Voraussichtliche totale Münzenanzahl<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 1–100.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 0–1.000.000 (zufällig)<br /> || 8. Dezember 2013&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – The official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/82bc68038f6034c0596b6e313729793a887fded6e92a31fbdf70863f89d9bea2|work=Blockchain Record for Block 1|accessdate=2014-01-30}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 50.000.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 50.000.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 100.001–144.999<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 0–500.000 (zufällig)<br /> || 14. Februar 2014&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://dogechain.info/block/13ab3b961fcc500c03f51279385c42e9f055d48a37dfa72d0073c0d3f595036b|title=Dogechain – The official Dogecoin blockchain!|work=Blockchain Record for Block 100000| accessdate=2014-04-25| offline= }}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 11.250.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 61.250.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 145.000–200.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 250.000 (fest)<br /> || 17. März 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/cc47cae70d7c5c92828d3214a266331dde59087d4a39071fa76ddfff9b7bde72|work=Blockchain Record for Block 145000|accessdate=2014-03-17}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 13.750.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 75.000.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 200.001–300-000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 125.000 (fest)<br /> || 28. April 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/985ea95b848b49cbb7271f95b11d1ae92ab02eda522206619ea55f5bf8dc1885|work=Blockchain Record for Block 200000|accessdate=2014-08-20}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 12.500.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 87.500.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 300.001–400.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 62.500 (fest)<br /> || 15. Juli 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/5fa807599c8062358d943116755f1a644eda019ab031ff32e73ada7c771a2e43|work=Blockchain Record for Block 300000|accessdate=2014-08-20}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 6.250.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 93.750.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 400.001–500.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 31.250 (fest)<br /> || 2. Oktober 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/70587d814ddc1c813a00df96854c5fb8f95e357a92f97fb616ad5d1301e48769|work=Blockchain Record for Block 400000|accessdate=2014-11-22}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 3.125.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 96.875.000.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 500.001–600.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;|15.625 (fest)<br /> || 14. Dezember 2014&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/500001|work=Blockchain Record for Block 500001|accessdate=2014-11-22}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 1.562.000.000<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 98.437.500.000<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 600.001+<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 10.000 (fest)<br /> || 25. Februar 2015&lt;ref&gt;{{cite web|title=Dogechain – the official Dogecoin blockchain!|url=https://dogechain.info/block/600001|work=Blockchain Record for Block 600001|accessdate=2015-03-14}}&lt;/ref&gt;<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| 5.200.000.000 pro Jahr<br /> | style=&quot;text-align:right&quot;| Kein Limit<br /> |}<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste von Kryptowährungen]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Caspar Shaller: ''[https://www.zeit.de/2014/04/internetwaehrung-dogecoin Internetwährung: „Many Money“ macht Ernst].'' In: ''[[Die Zeit]].'' Nr. 4, 16. Januar 2014<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://dogecoin.com/ Offizielle Dogecoin-Website]<br /> * [https://github.com/dogecoin/dogecoin Github-Repository] (englisch)<br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Kryptowährung]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Doge_(Netzkultur)&diff=255505890 Doge (Netzkultur) 2025-04-27T08:58:46Z <p>7lima: Besseren Link eingefügt</p> <hr /> <div>[[Datei:Doge meme.png|mini|Beispiel für ein Doge-Meme]]<br /> '''Doge''' (/{{IPA|doʊʒ}}/, auch /{{IPA|doʊdʒ}}/, /{{IPA|ˈdɒɡi}}/, /{{IPA|ˈdɒɡeɪ}}/, /{{IPA|ˈdoʊɡeɪ}}/, /{{IPA|dɒɡ}}/ oder /{{IPA|doʊɡ}}/)&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Forrest Wickman |Titel=How Do You Pronounce “Doge”? |Sammelwerk=Slate |Datum=2013-11-15 |ISSN=1091-2339 |Online=http://www.slate.com/blogs/browbeat/2013/11/15/doge_pronunciation_how_do_you_pronounce_the_name_of_the_shibe_doge_meme.html |Abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://coincodex.com/article/25941/how-to-pronounce-dogecoin/ |titel=How to Pronounce Dogecoin? Here's the Right Way to Say It {{!}} CoinCodex |datum=2024-12-11 |sprache=en |abruf=2025-04-27}}&lt;/ref&gt; ist ein [[Internetphänomen]] ([[Meme (Kulturphänomen)|Meme]]), das im Jahr 2013 populär wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://knowyourmeme.com/memes/doge |titel=Doge |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt; Doge ist eine Abwandlung des englischen Wortes „dog“ ([[Haushund|Hund]]).<br /> <br /> Es besteht aus dem Bild eines Hundes der japanischen Rasse [[Shiba]] und einem rudimentären englischen Text in der Form von Textschnipseln wie „such x“, „many x“, „very x“, „so x“ oder „wow“. Das am häufigsten verwendete Foto zeigt die Hündin Kabosu.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Kyle Chayka |url=https://www.theverge.com/2013/12/31/5248762/doge-meme-rescue-dog-wow |titel=Wow this is doge |datum=2013-12-31 |sprache=en-US |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=kabosu112 |url=https://kabosu112.exblog.jp/9944144/ |titel=今夜のご飯は何ですか?(Mit Kabosu-chan spazieren gehen.) |sprache=ja |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ursprung ==<br /> [[Datei:Kabosu and Atsuko Sato 2023-11-02 (4).jpg|miniatur|Kabosu und ihre Besitzerin Atsuko Sato (2023)]]<br /> Die am 1. November 2005 geborene Hündin Kabosu ist das ursprüngliche Motiv des Memes.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://twitter.com/kabosumama/status/1587573927995674624 |titel=https://twitter.com/kabosumama/status/1587573927995674624 |sprache=de |abruf=2022-11-02}}&lt;/ref&gt; Kabosu wuchs zusammen mit 19 anderen Welpen in einem Hundezuchtbetrieb auf. Als dieser geschlossen wurde und die meisten der dort mit ihr lebenden Welpen [[Einschläferung|euthanasiert]] wurden, gelangte sie in den Besitz der japanischen Kindergärtnerin Atsuko Sato. Aufgrund ihres runden Gesichts wurde die Hündin nach der Zitrusfrucht [[Kabosu]] benannt. Kabosus Besitzerin Sato betrieb ab 2009 ein [[Weblog]], um über niedliche Fotos ihrer Haustiere Aufklärung über Hundezucht und [[Zucht#Kritik|Kritik daran]] zu vermitteln.&lt;ref name=&quot;verge&quot; /&gt;<br /> <br /> Doge erreichte Platz 12 in der [[MTV]]-Liste der ''50 Things Pop Culture Had Us Giving Thanks For'' im Jahr 2013.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=MTV News Staff |url=http://www.mtv.com/news/1718202/pop-culture-moments-thankful-for-thanksgiving/ |titel=From One Direction's Abs To Miley's Joint: 50 Things Pop Culture Had Us Giving Thanks For This Year |sprache=en |abruf=2022-01-29 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140522032825/http://www.mtv.com/news/1718202/pop-culture-moments-thankful-for-thanksgiving/ |archiv-datum=2014-05-22 |offline=ja |archiv-bot=2024-11-28 06:49:17 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kabosu starb am 24. Mai 2024 im Alter von 18 Jahren.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.spiegel.de/netzwelt/web/kabosu-die-beruehmteste-huendin-des-inernets-ist-tot-a-24e8044f-54fe-4f0c-9ac3-1347689ccf73|titel=Die berühmteste Hündin des Internets ist tot|werk=[[Spiegel Online]]|datum=2024-05-24|abruf=2024-05-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Meme-Struktur ==<br /> === Schrift ===<br /> [[Datei:Comic Sans font.svg|mini|Comic Sans MS]]<br /> Von anderen Memes (z. B. [[Lolcat]]) unterscheidet sich Doge auf Gestaltungsebene durch die Verwendung der Schriftart [[Comic Sans MS]] (statt [[Impact (Schriftart)|Impact]]) sowie die Verwendung mehrerer Farben und eine konsequente Kleinschreibung. Inhaltlich setzt es sich von anderen Meme-Themen dadurch ab, dass [[Syntax|syntaktische]] Besonderheiten fokussiert werden statt Lautung oder Schreibung.<br /> <br /> === Doge Speak ===<br /> Die in den Doge-Memes verwendete Sprache hat sich durch ihren hohen Wiedererkennungswert auch unabhängig von einem Bild als Trägermedium in der Internetkultur verankert. Ein Beispiel für Doge Speak in reiner Textform ist eine auf der Blogging-Plattform [[Tumblr]] entstandene Interpretation des [[Romeo und Julia|Romeo-und-Julia-Stoffes]]:<br /> {{Zitat<br /> |Text=What light. So breaks. Such east. Very sun. Wow, Juliet.<br /> &lt;br /&gt;What Romeo. Such why. Very rose. Still rose.<br /> &lt;br /&gt;Very balcony. Such climb.<br /> &lt;br /&gt;Much love. So Propose. Wow, marriage.<br /> &lt;br /&gt;Very Tybalt. Much stab. What do?<br /> &lt;br /&gt;Such exile. Very Mantua. Much sad.<br /> &lt;br /&gt;So, priest? Much sleeping. Wow, tomb.<br /> &lt;br /&gt;Such poison. What dagger. Very dead. Wow, end.<br /> |Sprache=en<br /> |Quelle=[[Tumblr]]<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://daysofstorm.tumblr.com/post/68101267671/new-vogue-ravyn-chibi-koun |titel=New vogue ravyn chibi koun |abruf=2022-02-04 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> }}<br /> <br /> Doge Speak folgt einer simplen Struktur. Es bedient sich verschiedener [[Phrase (Linguistik)|Phrasentypen]], die zu Sinnabsätzen zusammengefügt werden. Ein Sinnabschnitt setzt sich meist aus einer oder mehreren Zwei-Wort-Phrasen zusammen, gefolgt von einer Ein-Wort-Phrase.<br /> Das Repertoire der Ein-Wort-Phrasen ist stark begrenzt und enthält neben ''wow'' hauptsächlich maximal eingekürzte Wortformen wie ''amaze'', ''excite'' oder ''scare'' (statt ''amazing'', ''excitement'' oder ''scary'').<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; style=&quot;float:right;&quot;<br /> ! Wort !! Deutsche&lt;br&gt;Übersetzung !! Standardsprachlich&lt;br&gt;folgende Wortart<br /> |-<br /> | [[wikt:so#so (Englisch)|so]] || so || [[Adjektiv]], [[Adverb]]<br /> |-<br /> | [[wikt:such#such (Englisch)|such]] || solch(er/e/es) || [[Substantiv]]<br /> |-<br /> | [[wikt:many#many (Englisch)|many]] || viele || [[zählbares Substantiv]] im Plural<br /> |-<br /> | [[wikt:much#much (Englisch)|much]] || viel || [[Stoffname|unzählbares Substantiv]]<br /> |-<br /> | [[wikt:very#very (Englisch)|very]] || sehr || Adjektiv, Adverb<br /> |}<br /> Die erste Konstituente einer Zwei-Wort-Phrase beschränkt sich ebenfalls auf eine sehr begrenzte Auswahl festgelegter Worte. Dieser Grundwortschatz umfasst ''so'', ''such'', ''many'', ''much'' und ''very''. Standardsprachlich geben diese Begriffe im Englischen eine [[Semantische Relation|Selektionsbeschränkung]] nachfolgender Worte vor. Die zweite Zwei-Wort-Phrasen-Konstituente wird konträr zu dieser Beschränkung gewählt. Es werden bewusst standardsprachlich ungrammatikalische Phrasen erzeugt.<br /> Beispielsweise modifiziert ''such'' im Standardenglischen keine Verben, was in Doge Speak hingegen funktioniert: ''such eat'' ist hier korrekt. In gleicher Weise werden englische Adjektive und Nomen behandelt, so ist ''very wine'' in Doge Speak ebenso richtig wie ''many delicious''.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://the-toast.net/2014/02/06/linguist-explains-grammar-doge-wow/ |wayback=20140531142710 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Sprachlich gleicht Doge Speak einer auf den Hund gerichteten Selbstprojektion des Menschen und funktioniert wie vereinfachter [[Baby Talk]]. Menschen sprechen mit Tieren (und Babys) häufig in einer syntaktisch stark simplifizierten und artikulatorisch überspitzten Weise. Diese wird hier in Form eines Memes wiedergegeben, nun aus Sicht des Tieres. Doge Speak spiegelt also, wie der Mensch mit dem Hund spricht. In der modernen Internetsprache ist es darüber hinaus üblich, überwältigende Emotionen durch eine stilisiert verkürzte Satzstruktur auszudrücken.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://allthingslinguistic.com/post/68609127446/because-internet |titel=Because Internet |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt; In dieses Prinzip fügt sich auch Doge Speak.<br /> <br /> == Adaption ==<br /> * Bei [[YouTube]] konnte man eine Zeit lang „doge meme“ in die Suchleiste eingeben, dann änderte sich die Schriftart der Seite als [[Easter Egg]] in Comic Sans MS.&lt;ref&gt;https://www.youtube.com/results?search_query=doge+meme&amp;sm=1&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''{{Webarchiv|url=http://www.websonic.nl/nieuws/easter-egg-youtube-in-comic-sans-doge-meme-51899 |wayback=20210109143452 |text=Easter Egg: YouTube in Comic Sans (Doge Meme). |archiv-bot=2023-12-13 14:42:27 InternetArchiveBot }}'' In: websonic.nl. 24. November 2013, abgerufen am 1. April 2019.&lt;/ref&gt;<br /> * Die Kryptowährung [[Dogecoin]], Abkürzung DOGE, bekam Name und Design vom Internetphänomen Doge.&lt;ref&gt;Caspar Shaller: ''[http://www.zeit.de/2014/04/internetwaehrung-dogecoin Internetwährung: „Many Money“ macht Ernst].'' In: ''[[Die Zeit]].'' Nr. 4, 16. Januar 2014&lt;/ref&gt; Die kleine Schwesterwährung davon ist ''Litedoge'' (Abkürzung: ''LDOGE'').&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://bitcointalk.org/index.php?topic=1077390.0 |titel=&amp;#91;ANN&amp;#93; LiteDoge - such Community coin {{!}} no premine {{!}} very fast {{!}} much profit |abruf=2022-01-29}}&lt;/ref&gt;<br /> * dogescript ist eine [[Scriptsprache]], die sich nach [[JavaScript]] kompilieren lässt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://zachbruggeman.me/dogescript/ |wayback=20140318122632 }}&lt;/ref&gt;<br /> * Im November 2024 kündigte der gewählte US-Präsident [[Donald Trump]] die Gründung des [[Department of Government Efficiency]] (DOGE) an, das von [[Elon Musk]] und [[Vivek Ramaswamy]] geleitet werden soll. Die Abkürzung DOGE ist ein bewusster Verweis auf das Doge-Meme und die Kryptowährung Dogecoin, die beide eng mit Musk verbunden sind.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-11/usa-elon-musk-donald-trump-regierung-posten/komplettansicht |titel=USA: Elon der Große |werk=Zeit Online |datum=2024-11-13 |abruf=2024-11-13}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;T-Online (13. November 2024): ''[https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100530112/doge-was-steckt-hinter-der-mysterioesen-musk-behoerde-.html Neuer Job für Elon Musk: Trumps Mann gegen den &quot;Deep State&quot;]''.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Doge}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;verge&quot;&gt; Kyle Chayka: [http://www.theverge.com/2013/12/31/5248762/doge-meme-rescue-dog-wow?curator=MediaREDEF This Dog Was About To Die. You Won't Believe What Happened Next.], [[The Verge]], 31. Dezember 2013. Abgerufen am 23. Dezember 2016.&lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Internetphänomen]]<br /> [[Kategorie:Hund in der Kunst]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lepo&diff=255505122 Lepo 2025-04-27T08:34:45Z <p>7lima: Link eingefügt</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt ein Fahrzeug zum Ausziehen des Startwindenseils. Zu weiteren Bedeutungen siehe [[Lepo (Begriffsklärung)]].}}<br /> <br /> [[Datei:Flugplatz St. Michaelisdonn – lepo 01.jpg|mini|Lepo mit eingehängten Seilen vor der Abfahrt]]<br /> Der Begriff '''Lepo''', auch '''Leppo''', '''Seilwagen''' oder '''Pitty''', eigentlich '''Rückholfahrzeug''',&lt;ref name=&quot;SWF-Bestimmungen&quot;&gt;[[Deutscher Aero Club]] e.&amp;nbsp;V. − Segelflugkommission: ''Startwindenfahrer-Bestimmungen'', Stand: Januar 2017, Abschnitt&amp;nbsp;2.7. ''Auslegen von Startwindenseilen'' {{Internetquelle |url=https://www.daec.de/fileadmin/user_upload/files/2012/sportarten/segelflug/download/ausbildung/Startwindenfahrerbestimmungen_20170128.pdf |titel=Startwindenfahrerbestimmungen |hrsg=Bundeskommission Segelflug |datum=2017-01 |format=PDF |abruf=2019-10-10}}&lt;/ref&gt; bezeichnet in der [[Fliegersprache]] ein [[Automobil|Fahrzeug]], das zum Ausziehen des [[Windenstart|Startwindenseils]] auf Windenschleppgeländen bestimmt ist. Die Schleppseile werden an einer speziellen Vorrichtung am Lepo eingehängt und so von der Seilwinde zur Startstelle zurückgezogen.<br /> <br /> == Wortherkunft ==<br /> Laut dem Fluglehrer [[Alexander Willberg]]&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Alexander Willberg |Titel=Segelfliegen für Anfänger – Theorie und Praxis |Verlag=Motorbuch Verlag |Ort=Stuttgart |Datum=1996 |ISBN=3-613-01682-6 |Seiten=12}}&lt;/ref&gt; hat der Begriff ''Lepo'' seinen Ursprung auf dem [[Flugplatz Wasserkuppe]], wo früher ein alter [[Opel]] als Rückholfahrzeug diente: Rückwärts gelesen wird aus Opel ''Lepo''. Gelegentlich wird auch die ähnliche These vertreten, Lepo komme von [[Leporello]], was rückwärts gelesen ''oller Opel'' (alter Opel) ergibt. Ob nun ''Lepo'' eine Kurzform des ursprünglichen ''Leporello'' ist oder ''Leporello'' eine scherzhafte Erweiterung des ursprünglichen ''Lepo,'' lässt sich wohl nicht abschließend klären.<br /> <br /> == Konstruktion ==<br /> [[Datei:Lepo-tractor.jpg|mini|Lepo (rechts) bei der Abfahrt an der Winde (links): Einklappbare Ausleger sorgen für Abstand zwischen den Seilen]]<br /> Beim Ausziehen mehrerer Seile muss ein ausreichender Abstand (in Deutschland mindestens drei Meter&lt;ref name=&quot;SWF-Bestimmungen&quot; /&gt;) zwischen den Seilen sichergestellt werden, damit sich die Seile beim Start nicht übereinander legen und verwickeln können. Deshalb befinden sich die Seilaufhängungen meistens am Ende von Auslegern, die auf dem Dach oder am Heck des Lepos oder auf einem Anhänger montiert sind. Die Ausleger können eingeklappt werden, um auf dem Rückweg von der Startstelle zur Winde nicht mit den weit herausragenden Auslegern fahren zu müssen.<br /> <br /> == Eingesetzte Fahrzeuge ==<br /> In der Regel sind Lepos Dieselfahrzeuge, da sie den ganzen Tag über zwischen Winde und Startstelle pendeln, was je nach Anzahl der Starts und Länge der Startstrecke eine erhebliche Gesamtstrecke bedeuten kann.<br /> <br /> Als Grundlage für die Konstruktion von Lepos kommen in der Regel PKW oder Traktoren zum Einsatz. Oftmals nutzt man auch ein Auto, das schon beschädigt ist, damit man es „Aufschleißen“ kann. Eine andere Quelle sind Vorserienfahrzeuge, die mangels Straßenverkehrszulassung nicht auf öffentlichen Straßen genutzt werden dürfen und von den Autoherstellern günstig an Flugsportvereine abgegeben werden.<br /> <br /> Beim Windenschlepp von [[Gleitschirm]]en und [[Hängegleiter]]n wird mancherorts ein geländegängiges [[Motorrad]] oder Quad als Lepo eingesetzt, da hier die Schleppseile dünner und somit leichter auszuziehen sind.<br /> <br /> Da bei abrupten Geschwindigkeitsänderungen die Gefahr besteht, dass sich das Seil durch die [[Massenträgheit]] der Seiltrommeln verknotet, sollten diese möglichst sanft und gleichmäßig erfolgen.&lt;ref name=&quot;SWF-Bestimmungen&quot; /&gt; Daher werden Fahrzeuge mit [[Automatik-Getriebe|Automatik]] bevorzugt. Außerdem sind diese leichter bedienbar, was speziell bei führerscheinlosen Fahrern ins Gewicht fällt. Bei Traktoren mit genügend [[Drehmoment]] können unerwünschte Änderungen in der Seilgeschwindigkeit bzw. -beschleunigung dadurch vermieden werden, dass auf manuelle Schaltvorgänge verzichtet und über die gesamte Strecke zwischen Winde und Startstelle nur ein einziger Gang verwendet wird. [[Allradantrieb]] ist nicht zwingend nötig, auch wenn dieser auf feuchten Wiesen Vorteile bietet.<br /> <br /> [[Datei:Schleppwinde-anspach-taunus003 crop.jpg|mini|Lepo auf [[Audi]]-Basis]]<br /> Es gibt Fahrzeughersteller, die ihre Fahrzeuge den [[Luftsportverein|Segelflugvereinen]] zur Verfügung stellen. Meistens handelt es sich dabei um Messe- oder Testfahrzeuge, die nicht mehr am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen dürfen. So kommt es auch vor, dass Vereine beispielsweise ein neues Fahrzeug der oberen Mittelklasse als Lepo besitzen. Alternativ kommen Fahrzeuge zum Einsatz, die aus anderen Gründen nicht mehr straßenverkehrstauglich sind, oder deren Einsatz dem Betreiber nicht mehr wirtschaftlich erscheint: Ein [[Traktor]], der von einem Landwirt wegen vergleichsweise geringer Leistung ausrangiert wurde, kann als Lepo auf einem Segelflugplatz noch wertvolle Dienste leisten.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Lepos}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Segelflugtechnik]]<br /> [[Kategorie:Gleitschirmfliegen]]<br /> [[Kategorie:Hängegleiten]]<br /> [[Kategorie:Kraftfahrzeug]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=InterPlanetary_File_System&diff=255369785 InterPlanetary File System 2025-04-22T10:00:06Z <p>7lima: Sprachliche Korrekturen</p> <hr /> <div>{{Überarbeiten|grund=Es könnten mehr Belege ([[Hilfe:Einzelnachweise]]) aus dem Quellartikel [[:en:InterPlanetary File System]] übernommen werden.}}<br /> {{Infobox Software<br /> |Name = <br /> |Logo = [[Datei:Ipfs-logo-1024-ice-text.png|250px|IPFS-Logo]]<br /> |Screenshot = <br /> |Beschreibung = <br /> |Maintainer = <br /> |Hersteller = Protocol Labs<br /> |Erscheinungsjahr = 2015<br /> |AktuelleVersion = <br /> |AktuelleVersionFreigabeDatum = <br /> |AktuelleVorabVersion = <br /> |AktuelleVorabVersionFreigabeDatum = <br /> |Betriebssystem = [[FreeBSD]], [[Linux]], [[macOS]], [[Windows]]<br /> |Programmiersprache = '''Protokollimplementierung''': [[Go (Programmiersprache)|Go]] (Referenzimplementierung), [[JavaScript]], [[C (Programmiersprache)|C]], [[Python (Programmiersprache)|Python]]&lt;br /&gt;<br /> '''Client-Bibliotheken''': Go, [[Java (Programmiersprache)|Java]], JavaScript, Python, Scala, Haskell, Swift, CommonLisp, Rust, Ruby, PHP, C#, Erlang<br /> |Kategorie = [[Kommunikationsprotokoll|Protokoll]], [[Verteiltes Dateisystem]], [[Content Delivery Network]]<br /> |Lizenz = [[MIT-Lizenz]]<br /> |Deutsch = <br /> |Website = Website: [https://ipfs.tech/ ipfs.tech], Gateway: [https://ipfs.io/ ipfs.io]<br /> |Dateien = <br /> }}<br /> Das '''Interplanetarische Filesystem''', '''IPFS''', ist ein weltweites [[Peer-to-Peer]]-Netzwerk, das es ermöglicht, Dateien dezentral zu speichern. Dateien erhalten einen vom Inhalt abhängigen Hash, über den der Zugriff erfolgt. Damit ist das Filessystem [[Content-Addressed Storage|inhaltsadressierbar]]. Diese Fileadressen kann man auch in Webseiten einbinden und damit [[Hypermedia]] erstellen, Firefox z. B. unterstützt zusätzlich zu HTTP das [[Kommunikationsprotokoll|IPFS-Protokoll]] über Plug-ins.&lt;ref&gt;[https://docs.ipfs.tech/concepts/what-is-ipfs/ What is IPFF]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Klint Finley |url=https://www.wired.com/2016/06/inventors-internet-trying-build-truly-permanent-web/ |titel=The Inventors of the Internet Are Trying to Build a Truly Permanent Web |werk=Wired |datum=2016-06-20 |sprache=en-US |archiv-url=https://web.archive.org/web/20201215171224/https://www.wired.com/2016/06/inventors-internet-trying-build-truly-permanent-web/ |archiv-datum=2020-12-15 |abruf=2024-06-24}}&lt;/ref&gt; IPFS bietet auch Gateways zu HTTP an und dadurch kann über einen normalen Webbrowser zugegriffen werden. IPFS wurde ursprünglich von dem Informatiker Juan Benet entworfen und ist nun ein [[Open Source|Open-Source]]-Projekt, das von einer Gemeinschaft weiterentwickelt wird.&lt;ref&gt;[https://cointelegraph.com/learn/what-is-the-interplanetary-file-system-ipfs-how-does-it-work What is the InterPlanetary File System (IPFS), and how does it work?]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Amber Case |url=https://techcrunch.com/2015/10/04/why-the-internet-needs-ipfs-before-its-too-late/ |titel=Why The Internet Needs IPFS Before It’s Too Late |werk=TechCrunch |datum=2022-02-05 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20220205042345/https://techcrunch.com/2015/10/04/why-the-internet-needs-ipfs-before-its-too-late/ |archiv-datum=2022-02-05 |abruf=2024-06-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Im Jahr 2014 verwendete das IPFS-Protokoll das [[Bitcoin]] [[Blockchain]]-Protokoll und dessen Netzwerkinfrastruktur, um unveränderliche Daten zu speichern, doppelte Dateien über das Netzwerk zu entfernen und Adressinformationen zum Zugriff auf Speicherknoten zu erhalten, um nach Dateien im Netzwerk zu suchen.<br /> <br /> Es sind Implementierungen in [[Go (Programmiersprache)|Go]] und [[JavaScript]] vorhanden und eine [[Python (Programmiersprache)|Python]]-Implementierung ist in Arbeit. Die Go-Implementierung wird als [[Referenzimplementierung|Referenz]] betrachtet, während formale [[Spezifikation]]en entwickelt werden.&lt;ref&gt;[https://github.com/ipfs/kubo Kubo: IPFS Implementation in GO]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Beschreibung ==<br /> IPFS ist ein verteiltes Peer-to-Peer-Dateisystem, das zum Ziel hat, alle IT-Geräte mit dem gleichen System der Dateiverwaltung zu verbinden.&lt;ref&gt;[https://111percent.world/lexikon/ipfs-interplanetary-file-system Was ist IPFS – InterPlanetary File System]&lt;/ref&gt; In mancher Hinsicht ist IPFS dem [[World Wide Web]] ähnlich&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=heise online |url=https://www.heise.de/news/Brave-Web-Browser-mit-eingebautem-IPFS-Support-5031104.html |titel=Brave: Web-Browser mit eingebautem IPFS-Support |datum=2021-01-20 |sprache=de |abruf=2024-06-24}}&lt;/ref&gt;, aber IPFS kann auch als einzelner [[BitTorrent]]-Schwarm gesehen werden, der Objekte über ein [[Git]]-Repository austauscht. In anderen Worten bietet IPFS ein inhaltsadressiertes [[Datenblock|Blockspeicher]]-Modell, mit hohem Durchsatz und inhaltsadressierten [[Hyperlink]]s.&lt;ref name=&quot;ibtimes20161013&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Ian Allison |Titel=Juan Benet of IPFS talks about Filecoin |Sammelwerk=International Business Times UK |Datum=2016-10-13 |Online=[https://www.ibtimes.co.uk/juan-benet-ipfs-talks-about-filecoin-1586122 co.uk]}}&lt;/ref&gt; Dies formt einen verallgemeinerten, [[Graph (Graphentheorie)#Teilgraphen, Wege und Zyklen|gerichteten azyklischen]] [[Hash-Baum|Merkle]]-Graphen. IPFS kombiniert eine [[Verteilte Hashtabelle|verteilte Hash-Tabelle]], einen angeregten Blockaustausch und einen selbst-zertifizierenden Namensraum. IPFS hat keinen Single-Point-of-Failure, und Knoten müssen sich nicht gegenseitig vertrauen, mit Ausnahme derjenigen Knoten, mit denen sie verbunden sind. Verteilte Inhaltsauslieferung reduziert Übertragungsvolumen und verhindert [[Denial of Service|DDoS-Angriffe]], welche bei der Nutzung von HTTP möglich wären.<br /> <br /> Auf das Dateisystem kann über eine Vielzahl an Arten zugegriffen werden, einschließlich [[Filesystem in Userspace|FUSE]] und [[Hypertext Transfer Protocol|HTTP]].&lt;ref name=&quot;ibtimes20161013&quot; /&gt; Eine lokale Datei kann zu IPFS hinzugefügt werden und wird so weltweit verfügbar gemacht. Dateien werden über ihre Prüfsummen identifiziert und sind damit Cache-freundlich. Sie werden über ein BitTorrent-basiertes Protokoll verteilt. Andere Nutzer, welche die Inhalte betrachten, tragen dazu bei, diese Inhalte für weitere Nutzer im Netzwerk bereitzustellen. IPFS verfügt über einen Namensdienst, IPNS genannt. Es ist ein globaler Namensraum, basierend auf einer [[Public-Key-Infrastruktur|PKI]], die die Bildung von Vertrauensketten unterstützt. Sie ist kompatibel mit anderen Namensdiensten und kann beispielsweise [[Domain Name System|DNS]], .onion, und .bit auf IPNS abbilden.<br /> <br /> == Merkle-Datenformat ==<br /> Jeder [[Hash-Baum|Merkle-Hashbaum]] ist ein [[Graph (Graphentheorie)#Teilgraphen, Wege und Zyklen|gerichteter azyklischer Graph]], weil auf jeden Knoten über seinen Namen zugegriffen wird. Jeder Zweig eines Merkle-Hashbaums ist der Hash seiner lokalen Inhalte und benennt seine Kindknoten nach ihren Hashes anstatt nach ihren vollständigen Inhalten. Daher gibt es nach seiner Erzeugung keine Möglichkeit mehr, einen Knoten zu bearbeiten. Unter der Voraussetzung, dass es zu keinen [[Hashfunktion|Hashkollisionen]] kommt, verhindert dies Endlosschleifen, da man nicht den ersten erstellten Knoten mit dem letzten Knoten verknüpfen kann, um die letzte Referenz zu erstellen.<br /> <br /> Im Allgemeinen gilt für jeden Merkle: Um einen neuen Zweig zu erstellen oder einen vorhanden zu verifizieren, wird ein Hash-Algorithmus auf eine Kombination der lokalen Inhalte angewendet, wie einer Liste von Kindes-Prüfsummen und anderen Bytes. Es sind einige wenige unterschiedliche Hash-Algorithmen in IPFS verfügbar.<br /> <br /> Die Daten, die als Eingabe für jeden dieser Hash-Algorithmen verwendet werden, sind dokumentiert.<br /> <br /> == Anwendungsbeispiele ==<br /> Das [[Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien 2017|Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien]] im Herbst 2017 wurde vom [[Spanisches Verfassungsgericht|spanischen Verfassungsgericht]] für illegal erklärt und damit in Verbindung stehende Websites wurden blockiert. Anschließend wurden diese Websites von der katalanischen Piratenpartei unter Verwendung von IPFS gespiegelt, um die Blockierungsanweisung des Obersten Gerichtshofes Kataloniens zu umgehen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Marta Poblet Balcell |url=https://www.eurekastreet.com.au/article/inside-catalonia-s-cypherpunk-referendum |titel=Inside Catalonia's cypherpunk referendum |werk=Eureka Street |datum=2017-10-06 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210915035537/https://www.eurekastreet.com.au/article/inside-catalonia-s-cypherpunk-referendum |archiv-datum=2021-09-15 |abruf=2024-06-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> IPFS wird zur Erstellung eines Spiegels der Wikipedia-Projekte verwendet, um Menschen, die unter repressiven Regimen leben, ungehinderten Zugang zu diesen Inhalten zu ermöglichen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Brady Dale |url=https://observer.com/2017/05/turkey-wikipedia-ipfs/ |titel=Turkey Can’t Block This Copy of Wikipedia |werk=Observer |datum=2017-05-10 |sprache=en-US |archiv-url=https://web.archive.org/web/20171018092720/http://observer.com/2017/05/turkey-wikipedia-ipfs/ |archiv-datum=2017-10-18 |abruf=2024-06-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Kryptowährung [[Filecoin]] basiert auf einem IPFS-Dateisystem.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Steven Johnson |Titel=Beyond the Bitcoin Bubble |Sammelwerk=The New York Times |Ort=New York |Datum=2018-01-16 |Sprache=en |ISSN=1553-8095 |OCLC=1645522 |Online=https://www.nytimes.com/2018/01/16/magazine/beyond-the-bitcoin-bubble.html}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|audio=0}}<br /> * [https://ipfs.tech/ IPFS-Website]<br /> * [https://www.heise.de/news/Brave-Web-Browser-mit-eingebautem-IPFS-Support-5031104.html Brave: Webbrowser mit eingebautem IPFS-Support auf heise.de]<br /> * [https://blog.ipfs.tech/2021-02-08-opera-ios-and-ipfs/ IPFS in Opera Touch auf iOS!]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Netzwerkprotokoll auf Anwendungsschicht]]<br /> [[Kategorie:Verteiltes Dateisystem]]<br /> [[Kategorie:Freies Dateisystem]]<br /> [[Kategorie:Dateiübertragungsprotokoll]]<br /> [[Kategorie:World Wide Web]]<br /> [[Kategorie:Freie Peer-to-Peer-Software]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dudweiler&diff=255003128 Dudweiler 2025-04-09T20:06:00Z <p>7lima: Sprachliche Korrekturen</p> <hr /> <div>{{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland<br /> | Ortsteil = Dudweiler<br /> | Gemeindeart = Landeshauptstadt<br /> | Gemeindename = Saarbrücken<br /> | Ortswappen = Wappen Dudweiler.png<br /> | Ortswappen-Beschreibung = Historisches Wappen von Dudweiler<br /> | Breitengrad = 49/16/33/N<br /> | Längengrad = 7/2/10/E<br /> | Bundesland = DE-SL<br /> | Höhe-Präfix = <br /> | Höhe = 222 &lt;!-- Quelle: Geodatenzentrum --&gt;<br /> | Höhe-Bezug = DE-NHN<br /> | Fläche = 16<br /> | Einwohner = 27380<br /> | Einwohner-Stand-Datum = 2020-08-01<br /> | Einwohner-Quelle = <br /> | Eingemeindungsdatum = 1974-01-01<br /> | Eingemeindet-nach = <br /> | Postleitzahl1 = 66125, 66123<br /> | Vorwahl1 = 06897, 0681<br /> | Poskarte = Deutschland Saarland<br /> | Bild = Dudweiler Wappen (Blumen).jpg<br /> | Bild-Beschreibung = Entrée zur Ortsmitte an der Beethovenstraße beim Bürgerhaus<br /> }}<br /> <br /> [[Datei:SB-Grafik.svg|mini|hochkant=1.2|Dudweiler in Gelbfärbung (Nordosten innerhalb Saarbrückens)]]<br /> '''Dudweiler''' ist seit dem 1. Januar 1974 ein Bezirk der saarländischen Landeshauptstadt [[Saarbrücken]] und hat 32.834 Einwohner (Stand 1. Oktober 2024)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/media/download-565eb062d378d |titel=Dudweiler {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/planen_bauen_wohnen/stadtteile/scheidt |titel=Scheidt {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/planen_bauen_wohnen/stadtteile/jaegersfreude |titel=Jägersfreude {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/planen_bauen_wohnen/stadtteile/herrensohr |titel=Herrensohr {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt; auf einer Fläche von 1.670 Hektar. Zu Dudweiler gehören die Ortsteile [[Jägersfreude]], [[Herrensohr]] und [[Scheidt (Saarbrücken)|Scheidt]]. Vor der Eingemeindung im Jahre 1974 nach Saarbrücken war Dudweiler mit knapp 30.000 Einwohnern die größte selbstständige Stadt des Saarlandes.<br /> <br /> == Geographie ==<br /> === Geographische Lage ===<br /> Dudweiler liegt im Sulzbachtal zwischen der Saarbrücker Innenstadt (St. Johann) und der Stadt [[Sulzbach/Saar]]. Dudweiler liegt an der [[Nahetalbahn]] und wird durch die Linie [[Liste der SPNV-Linien im Saarland|RB&amp;nbsp;73]] Saarbrücken – [[Bahnhof Neubrücke (Nahe)|Neubrücke&amp;nbsp;(Nahe)]] bedient.<br /> <br /> === Nachbarorte ===<br /> Die Nachbarorte (im Uhrzeigersinn) sind: Saarbrücken-St. Johann, Saarbrücken-Malstatt, [[Quierschied]]-[[Fischbach-Camphausen|Camphausen]], [[Sulzbach/Saar|Sulzbach]], Sulzbach-Neuweiler, [[St. Ingbert]], St. Ingbert-[[Rentrisch]], Saarbrücken-[[Scheidt (Saarbrücken)|Scheidt]].<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> [[Datei:Denkmal Dudweiler Bergwerke 01.jpg|miniatur|Denkmal für die ehemaligen Dudweiler Steinkohlenbergwerke]]<br /> Auf dem Gebiet des heutigen Dudweiler wurden etliche [[Steinzeit|stein-]], [[Bronzezeit|bronze-]] und [[eisenzeit]]liche Funde gemacht. Aus der [[Kelten]]zeit stammen zwei Hügelgräber in der Nähe des ''Dreibannsteins''. Überreste eines [[Römisches Reich|römischen]] Tempels fanden sich auf dem ''Alten Büchel''. Die ''Grühlingsstraße'', heute die Autobahn [[A 623]], führt zum Teil über die Trasse einer [[Römerstraße]].<br /> <br /> Im Jahr 977 wird Dudweiler erstmals urkundlich erwähnt: Kaiser [[Otto II. (HRR)|Otto II.]] bestätigte dem Nonnenkloster St. Peter in [[Metz]] den Besitz der ''Kapelle in Duodonisvillare'' (''Weiler des Dudo''). ''Dudo'' wird vielfach als [[Franken (Ethnie)|fränkischer]] [[Adel|Edelmann]] beschrieben, der hier ein Landgut betrieb. Diese Auffassung ist allerdings umstritten und durch nichts bewiesen. Vielmehr gibt es starke Indizien, dass der Namenspatron Herzog [[Liudolf (Schwaben)]] gewesen sein könnte. Er war der Halbbruder von Kaiser Otto II. und wurde auch ''Dudo'' genannt.<br /> <br /> 1542 hatte Dudweiler nur 23 Haushalte, also etwa 150 Einwohner. Im Nebenerwerb wurde bereits nach Kohlen gegraben, doch blieb der kleinbäuerliche Charakter des Dorfes die nächsten zweihundert Jahre erhalten. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewann der [[Steinkohle]]nbergbau immer mehr an Bedeutung. Der sogenannte Nassauer Hof in der Saarbrücker Straße war Mitte des 19. Jahrhunderts für einige Jahre Sitz eines preußischen Bergamtes. Durch den Zuzug von Arbeitskräften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Dudweiler rasant.<br /> <br /> Während des [[Völkerbund]]-Mandats über das [[Geschichte des Saarlandes#Saargebiet (1920 bis 1935)|Saargebiet]] (1920–1935) bestand in Dudweiler eine [[Domanialschule]].&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://files.melusine-literatur.org/digitales-kolloquium/Ilgemann__Arnold_-_Franzosenschulen.pdf |wayback=20190904140933 |text=Arnold Ilgemann: ''»Franzosenschulen«. Die französischen Domanialschulen in der Völkerbundszeit'' |archiv-bot=2023-04-17 05:45:13 InternetArchiveBot }}, Vortragsmanuskript vom 22. Juni 1993&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Noch 1950 standen drei Steinkohlenbergwerke in voller Blüte. Das Ende des Bergbaus markierte die Schließung des, nun auf [[Quierschied]]er Bann gelegenen, Bergwerkes Camphausen im Jahre 1990. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1944 hatte Dudweiler eine eigene, [[Parteiloser|parteilose]] Zeitung, die [[Dudweiler Zeitung]].<br /> <br /> Um 1960 wurde Dudweiler mit seinen damals 29.000 Einwohnern innerhalb der Region als „das größte Dorf Europas“ bezeichnet. Am 12. September 1962 erhielt Dudweiler die [[Stadtrecht]]e.<br /> <br /> Am 1. Januar 1974 führte die [[Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland 1974|saarländische Gebiets- und Verwaltungsreform]] zum Verlust der Selbstständigkeit und zur Zwangseingemeindung in die Landeshauptstadt Saarbrücken.&lt;ref&gt;{{BibISBN|3170032631|Seite=803}}&lt;/ref&gt; Allerdings behielt Dudweiler als einziger Stadtbezirk den Sonderstatus eines hauptamtlichen Bezirksbürgermeisters. Mit 35:26 Stimmen stimmte der Saarbrücker Stadtrat am 29. Januar 2013 für die Abschaffung dieses Postens. Dadurch sollten ab Ende 2014 acht Stellen wegfallen und über 700.000 Euro eingespart werden.&lt;ref&gt;''Dudweiler verliert seinen Sonderstatus'', Saarbrücker Zeitung, 30. Januar 2013, S. B1&lt;/ref&gt; Am 1. Juli 2014 wurde Dudweiler ein normaler Stadtbezirk Saarbrückens ohne eigene Verwaltung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dudweiler-geschichtswerkstatt.de/dudweiler-daten/zeittafel/2000-heute/ |titel=2000 - Heute |werk=Dudweiler Geschichtswerkstatt |hrsg=Roland Stephan |datum= |zugriff=2018-12-10 |sprache=}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine Vielzahl unterschiedlichster Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen prägen heute die Wirtschaft. Echte Industriearbeitsplätze sind nur noch relativ wenige vorhanden. Eine Fußgängerzone befindet sich in der Ortsmitte. Die Nähe zum Campus der [[Universität des Saarlandes]] im Saarbrücker Stadtwald macht Dudweiler für die Studentenschaft zu einem beliebten Wohnsitz.<br /> <br /> === Einwohnerentwicklung von Dudweiler ===<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> ! Jahr !! Einwohner<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 1961* || 28.854<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 1970* || 27.659<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 1974* || 29.727<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 1990* || 25.909<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 2008* || 24.067<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 2014* || 23.590<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> |2020 || 27.380<br /> |}<br /> <br /> ''*ohne Scheidt''<br /> <br /> Die Zahl von 1974 beinhaltet 1.192 Einwohner aus dem Teil von Jägersfreude, der früher schon zu Saarbrücken gehörte. Die anderen setzten sich wie folgt zusammen:<br /> <br /> 1990 - 21.137 Dudweiler, 2.309 Jägersfreude, 2.463 Herrensohr<br /> <br /> 2008 - 19.881 Dudweiler, 1.972 Jägersfreude, 2.214 Herrensohr<br /> <br /> 2014 - 19.527 Dudweiler, 1.931 Jägersfreude, 2.132 Herrensohr<br /> <br /> 2020 - 19.335 Dudweiler, 1.931 Jägersfreude, 2.091 Herrensohr, 4.023 Scheidt<br /> <br /> Zur korrekten Bewertung der Bevölkerungsentwicklung muss man wissen, dass die Zahlen vor 1990 die Einwohner mit Nebenwohnsitzen beinhalten, ab 1990 wurden nur noch die Hauptwohnsitze in der Statistik erfasst. Von 1990 bis 2017 hat Dudweiler ein Einwohnerminus von 9,3 %.&lt;ref&gt;Wohnbevölkerung nach Stadtteilen (alte Gebietsgliederung) 1895-1979. Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung 1990-2017. LHS Saarbrücken, Amt für Entwicklungsplanung, Statistik und Wahlen vom 26. Oktober 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Politik ==<br /> === Stadtbezirk Dudweiler ===<br /> Im Rahmen der Gebietsreform zum 1. Januar 1974 wurde aus Dudweiler (einschließlich seiner Ortsteile Herrensohr und Jägersfreude), dem vorher schon zu Saarbrücken gehörenden Teil von Jägersfreude und der ehemals selbständigen Gemeinde Scheidt der Stadtbezirk Dudweiler als neue Verwaltungseinheit der Stadt Saarbrücken gebildet.<br /> <br /> Als Besonderheit erhielt der Stadtbezirk Dudweiler 1974 eine eigene Bezirksverwaltung und einen hauptamtlichen Bezirksbürgermeister. Zum 1. Juli 2014 wurde die Bezirksverwaltung Dudweiler aufgelöst. Dudweiler hat nunmehr den gleichen Status, wie die anderen Saarbrücker Stadtbezirke.<br /> <br /> Der Bezirksrat Dudweiler ist das untere kommunalpolitische Gremium mit 21 gewählten, stimmberechtigten Mitgliedern. Er wählt aus seiner Mitte den ehrenamtlichen Bezirksbürgermeister.<br /> <br /> In seiner konstituierenden Sitzung am 7. Juli 2019 wurde Ralf-Peter Fritz (CDU) zum neuen Bezirksbürgermeister gewählt. Der Bezirksbeigeordnete und somit sein Stellvertreter ist Karsten Schade (Bündnis 90/Die Grünen).<br /> <br /> Die Bezirksratswahlen vom 26. Mai 2019 brachten folgendes Ergebnis und folgende Sitzverteilung:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/rathaus/stadtpolitik/wahlen/heft_vor_den_kommunal_und_europawahlen_2019 |titel=Wahlergebnisse 2019 {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2021-06-04}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * [[SPD]] 30,4 % = 6 Sitze<br /> * [[CDU]] 27,4 % = 6 Sitze<br /> * [[Die Linke]] 13,9 % = 3 Sitze<br /> * [[Bündnis 90/Die Grünen]] 19,4 % = 4 Sitze<br /> * [[Freie Demokratische Partei|FDP]] 8,8 % = 2 Sitze<br /> <br /> === Bürgermeister von Dudweiler ===<br /> (Quelle: &lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.dudweiler-geschichtswerkstatt.de/dudweiler-daten/dudweiler-b%C3%BCrgermeister/ |titel=Dudweiler Bürgermeister |sprache=de-DE |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;)<br /> <br /> * 1802 – 1805: Georg Abholt (Leiter der Verwaltung)<br /> * 1807 – 1812: Heinrich Wagner<br /> * 1813 – 1835: Christian Jakob Lex<br /> * 1835 – 1842: Jakob Friedrich Freudenberger<br /> * 1842 – 1847: Christian Adolf Wagner<br /> * 1850 – 1865: Franz Nikolaus Ganns<br /> * 1866 – 1889: Anton Jakob Otto Blum<br /> * 1890 – 1908: Karl Ferdinand Petermann<br /> * 1908 – 1928: Jakob Emil Otto Jost<br /> * 1928 – 1935: Artur Jost<br /> * 1935 – März 1945: Karl Oskar Erich Eugen Schiefer<br /> * 12. Mai bis 30. Juni 1945: Friedrich Müller (mit der Verwaltung beauftragt)<br /> * 1. Juli 1945 bis April 1946: August Hey<br /> * 27. Mai – 22. Sept. 1946: Ernst Richard Rauch<br /> * 1946 – 1949: August Rech<br /> * 1949 – 1956: Johann Pitz<br /> * 1956 – 1966: Hermann Mühlenberg<br /> * 1966 – 1973: Adolf Barth<br /> * 1974 – 1993: Hermann Schon (hauptamtlich)<br /> * 1993 – 2006: Heinz Schmidt (hauptamtlich)<br /> * 2006 – 2014: Walter Rodermann (hauptamtlich)<br /> * 2014 – 2019: Reiner Schwarz (ehrenamtlich)<br /> * seit 2019: Ralf-Peter Fritz (ehrenamtlich)<br /> <br /> == Wirtschaft und Infrastruktur ==<br /> <br /> === Arbeitsmarkt ===<br /> <br /> ==== Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Geschlecht und Personengruppen Bezirk 3 Dudweiler am 30. Juni 2021 ====<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> | colspan=&quot;4&quot; |'''insgesamt'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''Männer'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''Frauen'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''Deutsche'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''Nicht-Deutsche'''<br /> |-<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | colspan=&quot;2&quot; |Veränderung gegenüber Vorjahr<br /> |<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |in % der Bev.<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |in % der Bev.<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |in % der Bev.<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |in % der Bev.<br /> |-<br /> |absolut<br /> |%<br /> |in % der Bev.<br /> |-<br /> |9.550 <br /> |117 <br /> |1,2 <br /> |53,9 <br /> |5.197 <br /> |56,9 <br /> |4.353 <br /> |50,8 <br /> |8.059 <br /> |59,3 <br /> |1.491 <br /> |36,2 <br /> |}<br /> Quelle: &lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Landeshauptstadt Saarbrücken |url=https://www.saarbruecken.de/media/download-6377aca199d1e |titel=Stat.Info - Daten Analysen Trends J21 |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bezirk 3 Dudweiler nach Alter und Berufsabschluss und ausschließlich geringfügig Beschäftigte am Wohnort am 30. Juni 2021 ====<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''insgesamt'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''unter 25'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''55 und älter'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''ohne Berufsabschluss'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''mit Berufsabschluss'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''mit akademischem Abschluss'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''ausschließlich geringfügig Beschäftigtige'''<br /> |-<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |-<br /> |9.550 <br /> |53,9<br /> |998 <br /> |34,1<br /> | 2.325 <br /> |52,3<br /> |1.433 <br /> |15<br /> |5.461 <br /> |57,2<br /> |1.943 <br /> |20,3<br /> |1.607 <br /> |9,1<br /> |}<br /> Quelle: &lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt;:<br /> <br /> ==== Arbeitslose 2021 im Bezirk 3 Dudweiler nach den Rechtskreisen SGB II und SGB III (Jahresdurchschnitt) am 30. Juni 2021 (absolut) ====<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |'''insgesamt'''<br /> |'''Rechtskreis SGB II'''<br /> |'''Frauen'''<br /> |'''Nicht-Deutsche'''<br /> |'''15 bis unter 35 Jahre'''<br /> |'''35 bis unter 45 Jahre'''<br /> |'''45 bis unter 55 Jahre'''<br /> |'''55 Jahre und älter'''<br /> |'''ohne Schulabschluss'''<br /> |'''mit Schulabschluss'''<br /> |'''ohne Berufsausbildung'''<br /> |'''mit Berufsausbildung'''<br /> |-<br /> |1.569 <br /> |1.196 <br /> |650 <br /> |471 <br /> |579 <br /> |365 <br /> |307 <br /> |348 <br /> |244 <br /> |1.074 <br /> |998 <br /> |561 <br /> |}<br /> Quelle: &lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt;:<br /> <br /> === Bildung ===<br /> * Grundschule Süd, Albert-Schweitzer<br /> * Grundschule Theodor Heuss, Herrensohr<br /> * Grundschule Turmschule<br /> * [[Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Dudweiler]]<br /> * Förderschule Geistige Entwicklung<br /> * Kath. Fachschule für Sozialpädagogik<br /> <br /> === Kindertageseinrichtungen ===<br /> * Kindertagesstätte Herrensohr Petrusstraße 24-26<br /> * Kinderhort Herrensohr Theodor-Heuss-Schule<br /> * Kindertagesstätte Jägersfreude Hauptstraße 83<br /> * Kindertagesstätte Pfaffenkopf Am Hang 39 c<br /> * Kindertagesstätte Dudweiler Nord Fischbachstr. 91<br /> * Kindertagesstätte Rehbach Rehbachstraße 106 a<br /> * Kindertagesstätte Scheidt Schulstraße<br /> <br /> == Sehenswertes ==<br /> [[Datei:&quot;Bergmann vor Ort&quot;.jpg|alternativtext=Stahlskulptur in Dudweiler von Zoltan Hencze|mini|Stahlskulptur ''Bergmann vor Ort'' in Dudweiler]]<br /> <br /> * Der Alte Turm auf dem Schulhof der Turmschule, ein ehemaliger Kirchturm (13./14. Jahrhundert). Eines der ältesten, nie zerstörten, Gebäude im Saarland.<br /> <br /> * Kath. Kirche [[St. Marien (Dudweiler)|St. Marien]] (19. Jahrhundert) mit einer [[Pietà]] aus dem 14. Jahrhundert und einem großformatigen Gemälde von [[August von Heyden]]: Die [[Heilige Barbara]] erscheint einem verunglückten Bergmann.<br /> * Ev. [[Christuskirche (Dudweiler)|Christuskirche]] (19. Jahrhundert).<br /> * Ev. Heilig-Geist-Kirche (20. Jahrhundert) nach den Plänen der Architekten [[Rudolf Krüger (Architekt)|Rudolf]] und [[Klaus Krüger (Architekt)|Klaus Krüger]] 1966 bis 1967 ausgeführt und mit Glasarbeiten von [[Ferdinand Selgrad]]<br /> * Kath. Kirche [[St. Barbara (Dudweiler)|St. Barbara]] (20. Jahrhundert) mit Kirchenfenstern von [[Gabriel Loire]].<br /> * Kath. Kirche [[St. Bonifatius (Dudweiler)|St. Bonifatius]] (20. Jahrhundert).<br /> * Bürgerhaus Dudweiler (1984) (Architekten-Entwurf [[Gottfried Böhm]], Köln).<br /> * Bürgerzentrum Dudweiler mit Kaufhauspassage, Wohn- und Geschäftsbauten (Architekten-Entwurf Gottfried Böhm, Köln).<br /> * Ehrenmal in der Saarbrücker Straße von Heinrich Otto (1926). Denkmal für die Opfer beider Weltkriege.<br /> * [[De Monn mit da long Stong|De Monn mit da long Stong un zwei Dudwiller Kinner]] von Zoltan Hencze. Ein Denkmal für die Gaslaternenanzünder auf dem Alten Markt (1989).<br /> * Skulptur „Bergmann vor Ort“ von Zoltan Hencze (1992) aus Stahl in der Fischbachstraße beim Feuerwehrhaus.<br /> * [[Brennender Berg]]. Ein in Brand geratenes Kohleflöz, das bereits von [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]] besucht und beschrieben wurde.<br /> * ''Ritterburg'' von H.R. Schönewolf, 50 × 50 m², hat Brüstungen, Zinnen und Türme, es kommen Besucher aus aller Welt.<br /> * Rathaus Dudweiler erbaut 1875 (rechter Flügel, Architekt Neufang) 1907 erweitert (linker Flügel und Turm Architekt Sturm)<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Datei:Alter Turm Dudweiler 01.jpg|Alter Turm<br /> Datei:Kirche St. Marien, Dudweiler.jpg|Kirche St. Marien<br /> Datei:Kriegsdenkmal Dudweiler.jpg|Ehrenmal und Mahnmal zugleich<br /> Datei:De Monn mit da long Stong 04.jpg|De Monn mit da long Stong<br /> Datei:Turmschule Dudweiler.jpg|Grundschule Turmschule<br /> Datei:Rathaus Dudweiler.jpg|Rathaus<br /> Datei:Sepulkralmuseum Dudweiler.jpg|Die historische Einsegnungshalle auf dem Friedhof mit [[Sepulkralkultur|Sepulkralmuseum]]<br /> Datei:Dudweiler, Saar.JPG|Blick auf Dudweiler, aufgenommen von der [[Bergehalde|Berghalde]] Lydia<br /> Datei:Ev._Christuskirche_Dudweiler,_Saar.JPG|Christuskirche (evangelisch)<br /> Datei:Dudweiler Bürgerhaus 2009.jpg|Bürgerhaus Dudweiler (Entwurf Gottfried Böhm)<br /> Datei:Marktbrunnen Dudweiler.jpg|Marktbrunnen<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Krankenhaus St. Josef ==<br /> [[Datei:Caritasklinik Dudweiler, St. Josef Krankenhaus.jpg|mini|Caritas Klinik Dudweiler, St. Josef Krankenhaus]]<br /> Das Krankenhaus St. Josef der [[Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken|cts-Schwestern v. Hl. Geist gGmbH]] in der Klosterstraße wurde 1899 eröffnet. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich ein überregionales Gesundheitszentrum. Zusammen mit der Klinik St. Theresia (Saarbrücken Rastpfuhl) bildet St. Josef heute das [[CaritasKlinikum Saarbrücken]] als Verbundkrankenhaus mit zwei Standorten. Die Klinik wird von den Einheimischen nur „Kloster“ genannt. Am 19. März 2019 wurde allerdings nach 152 Jahren der Konvent Dudweiler der „Schwestern vom Heiligen Geist“ aufgelöst, da die Anzahl der Schwestern immer weniger wurde.<br /> <br /> Im September 2022 wurde durch den Träger cts entschieden, dass die Innere Medizin mit Zentraler Notaufnahme und Intensivstation, die Chirurgische Abteilung mit Allgemein- und Unfallchirurgie und die jeweiligen Ambulanzen an den Standort St. Theresia (Saarbrücken) verlagert werden sollten&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.caritasklinikum.de/pressenews/CaritasKlinikum-Saarbruecken-Akutbereiche-ziehen-Ende-des-Jahres-von-Dudweiler-nach-Saarbruecken-um,3012119 |titel=CaritasKlinikum Saarbrücken: Akutbereiche ziehen Ende des Jahres von Dudweiler nach Saarbrücken um |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Am Standort St. Josef sollte nach den Plänen von cts eine Fachklinik mit operativer und konservativer Orthopädie, Schmerzklinik und Psychosomatik verbleiben&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;.<br /> <br /> Um die Notfallversorgung im Stadtteil Dudweiler sicherzustellen, planten die Verantwortlichen des CaritasKlinikums, den Notarztstandort in Dudweiler wie zuvor in eigener Besetzung mit qualifizierten Notfallmedizinern aufrechtzuerhalten&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;.<br /> <br /> == Partnerschaften/Patenschaft ==<br /> [[Gemeindepartnerschaft|Partnerschaften]] bestehen seit 1959 mit dem pfälzischen [[Duttweiler]] und seit 1964 mit [[Saint-Avold]] in Lothringen (Frankreich). Von 1969 bis 2016 war Dudweiler patenschaftlich mit dem Bundeswehrstandort Merzig ([[Luftlandeunterstützungsbataillon 262]]) bis zu dessen Auflösung verbunden.<br /> <br /> == Vereine ==<br /> <br /> === Freiwillige Feuerwehr Dudweiler (Löschbezirk 18) ===<br /> Der Löschbezirk Dudweiler wurde 1869 gegründet und verteilt sich mit den Ausrückebereiche Dudweiler-Mitte und Herrensohr/Jägersfreude auf drei [[Feuerwehrhaus|Feuerwehrhäuser]]. Die Schwerpunkte des Ausrückbereiches Dudweiler-Mitte liegen auf der Menschenrettung, der [[Brandbekämpfung]], der technischen Hilfeleistung und der Dekontamination im ABC-Einsatz. Schwerpunkte des Ausrückebereiches Herrensohr/Jägersfreude sind Menschenrettung, Brandbekämpfung, die Wasserförderung über lange Wegestrecken und die Waldbrandbekämpfung.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/gesundheit_sicherheit/feuerwehr_saarbruecken/freiwillige_feuerwehr/ff_saarbruecken_standorte/loeschbezirk_18 |titel=Löschbezirk 18 Dudweiler {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Fastnacht ===<br /> * Festausschuss Dudweiler Faasenacht (FDF)<br /> * Dudweiler Carneval Club e. V. (DCC)<br /> * Geisekippcher Buwe unn Määde e. V.<br /> * Heimat- und Kulturverein Dudweiler-Nord 1970 e. V. (HKV)<br /> * Große Dudweiler Karnevalsgesellschaft Grüne Nelke e. V.<br /> * Kaltnaggischer Gardisten Corps 2000 e. V. (KGC)<br /> <br /> === Kultur ===<br /> * Kultgießerei e.&amp;nbsp;V.<br /> * Kulturgemeinschaft Dudweiler-Pfaffenkopf 1955 e.&amp;nbsp;V.<br /> * Technik Kultur Saar e.V.<br /> <br /> === Musik ===<br /> * Männerchor Harmonie 1896 e.&amp;nbsp;V. Dudweiler<br /> * Musikzug 1968, Dudweiler<br /> * Schalmeien- und Kulturverein Dudweiler e.&amp;nbsp;V.<br /> * Männerchor 1882 Herrensohr e.&amp;nbsp;V.<br /> * Freier Fanfarenzug 1992 Dudweiler e.&amp;nbsp;V.<br /> * Posaunenchor der Ev. Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr<br /> <br /> === Sonstige ===<br /> * [[KDStV Carolus Magnus Saarbrücken|Katholische Deutsche Studentenverbindung Carolus Magnus im CV]]<br /> * Förderverein Dudweiler<br /> * Dudweiler Geschichtswerkstatt<br /> * Verkehrsverein Dudweiler<br /> * Pro Dorf, Gewerbe- und Ortsinteressenverein<br /> * DLRG Dudweiler<br /> <br /> === Sport ===<br /> * [[ASC Dudweiler]]<br /> * ATV Dudweiler<br /> * DJK Dudweiler<br /> * HSG Dudweiler-Fischbach (Handball)<br /> * Judo Club Dudweiler<br /> * [[TuS Herrensohr]]<br /> <br /> === Mittlerweile aufgelöste Vereine === <br /> * Schubertchor Dudweiler (Gemischter Chor) - Aufgelöst 2015 <br /> * Liederchor Thalia (Gemischter Chor) - Aufgelöst 2019<br /> <br /> == Staatliche Institutionen ==<br /> Der Stadtbezirk Dudweiler ist Sitz folgender staatlicher Institutionen:<br /> * [[Fachhochschule für Verwaltung des Saarlandes]] (Dudweiler), im September 2012 nach Quierschied-Göttelborn umgezogen<br /> * Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen – Karten- und Geodatenvertrieb (Scheidt)<br /> * [[Landesarchiv Saarbrücken]] (Scheidt)<br /> * Landesinstitut für Pädagogik und Medien (Dudweiler)<br /> * [[Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes]] (Dudweiler)<br /> * Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass (Dudweiler)<br /> * Unfallkasse Saarland (Dudweiler)<br /> <br /> == Persönlichkeiten ==<br /> === Ehrenbürger ===<br /> * 1965: Wilhelm Kehr (1888–1972), Dechant, ernannt am 8. August 1965<br /> * 1966: Carl August Hertel (1899–1976), Pfarrer, ernannt am 25. September 1966<br /> * 1967: [[Heinrich Jenewein]] (1887–1968), Fabrikant, ernannt am 9. Februar 1967<br /> <br /> === Söhne und Töchter von Dudweiler ===<br /> * [[Johann Georg Jaberg]] (1697–?), hochgräflicher Jäger zu Dudweiler<br /> * [[Franz Fauth]] (1841–1905), Pädagoge<br /> * [[Liesbet Dill]] (1877–1962), Schriftstellerin<br /> * [[Heinrich Jenewein]] (1887–1968), Fabrikant und Verbandsfunktionär<br /> * [[August Hey]] (1897–1978), Politiker (KPD)<br /> * [[Walter Jung (Politiker, 1898)|Walter Jung]] (1898 – nach 1931), Nationalsozialist und „Alter Kämpfer“ der NSDAP<br /> * [[Meta Wolff]] (1902–1941), Schauspielerin<br /> * [[Jakob Welter]] (1907–1944), KPD-Mitglied, von den Nationalsozialisten hingerichtet<br /> * [[Hans Dietz]] (1908–1993), Arzt und SS-Sturmbannführer<br /> * [[Ernst Kunkel (Politiker, 1908)|Ernst Kunkel]] (1908–1984), saarländischer Politiker (SPD/SPS)<br /> * [[Willi Kunkel]] (1908–1970), Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Mitglied der Internationalen Brigaden<br /> * [[Friedrich Nickolay]] (1909–1953), SED-Funktionär<br /> * [[Karl Kuhn (Widerstandskämpfer)|Karl Kuhn]] (1910–1984), Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus<br /> * [[Arthur Schmitt]] (1910–1989), Kunstturner<br /> * [[Hilla Jablonsky]] (1922–2019), Malerin, Zeichnerin und Lyrikerin<br /> * [[Franz Carl Loch]] (1924–2002), HNO-Arzt und ärztlicher Standespolitiker<br /> * [[Hermann Schon]] (1928–2021), Politiker (SPD)<br /> * [[Arnold Morkramer]] (1929–2024), Bildhauer<br /> * [[Hans-Walter Herrmann]] (* 1930), Historiker und Archivar<br /> * [[Bertram Frisch]] (1931–2006), Materialwissenschaftler<br /> * [[Heinrich Heß (Mediziner)|Heinrich Heß]] (* 1932), Sportarzt<br /> * [[Hermann Josef Vogt]] (1932–2015), römisch-katholischer Geistlicher, Theologe, Althistoriker und Patrologe<br /> * [[Hans Paus]] (1937–2011), Physiker<br /> * [[Charly Lehnert]] (1938–2025), Schriftsteller, Verleger, Redakteur, Designer<br /> * [[Eike Ullmann]] (* 1941), Rechtswissenschaftler<br /> * [[François de Sarre]] (* 1947), Zoologe und Evolutionsforscher<br /> * [[Joachim Bitterlich]] (* 1948), Diplomat<br /> * [[Max Fuchs]] (* 1948), Bildungs- und Kulturwissenschaftler, langjähriger Deutscher-Kulturrats-Vorsitzender<br /> * [[Reiner Schwarz (Politiker)|Reiner Schwarz]] (* 1949), Feuerwehrmann und Politiker, Bezirksbürgermeister<br /> * [[Harald Fuchs (Physiker)|Harald Fuchs]] (* 1951), Physiker<br /> * [[Wolfgang Paul (Informatiker)|Wolfgang Paul]] (* 1951), Informatiker<br /> * [[Dieter Finkler]] (* 1952), ehemaliger Fußballspieler<br /> * [[Wolfgang Schild (Staatssekretär)|Wolfgang Schild]] (* 1952), Politiker (CDU)<br /> * [[Ingrid Peters]] (* 1954), Sängerin<br /> * [[Margret Grewenig]] (* 1955), Goldschmiedin und Schmuckdesignerin<br /> * [[Kurt Sier]] (* 1955), Altphilologe<br /> * [[Michael Bitz (Jurist)|Michael Bitz]] (* 1957), Präsident des Oberverwaltungsgerichtes des Saarlandes<br /> * [[Benedikt Maria Trappen]] (* 1961), Philosoph, Dichter und Lehrer<br /> * [[Beate Pfeiffer]] (* 1963), Schauspielerin und Synchronsprecherin<br /> * [[Heike Greis]] (* 1964), Hörfunk- und Fernseh-Moderatorin<br /> * [[Marcel Boldorf]] (* 1965), Historiker<br /> * [[Markus Rothhaar]] (* 1968), Bioethiker<br /> * [[Michael Friemel]] (* 1974), Radio- und Fernsehmoderator und Autor<br /> * [[Anja Wagner-Scheid]] (* 1974), Politikerin (CDU)<br /> * [[Christian Hohenadel]] (* 1976), Rennfahrer<br /> * [[Miriam Michel]] (* 1979), Regisseurin, Dramaturgin, Dokumentarfilmerin und Performancekünstlerin<br /> * [[Anna Schilling]] (* 1981), Journalistin, ZDF-Redaktionsleiterin<br /> * [[Bejo Dohmen]] (* 1984), Schauspieler<br /> * [[Jenny Wagner (Physikerin)|Jenny Wagner]] (* 1984), Physikerin, Kosmologin und Sachbuchautorin<br /> * [[Christian Barthen]] (* 1984), Kirchenmusiker, Organist am Berner Münster und Orgelprofessor an der Musikhochschule Bern<br /> * [[Marc Birkenbach]] (* 1987), Fußballspieler<br /> * [[Fiona Erdmann]] (* 1988), Fotomodell, Schauspielerin<br /> * [[Sascha Haas]] (* 1990), Politiker (SPD)<br /> * [[Laura Müller (Leichtathletin)|Laura Müller]] (* 1995), Leichtathletin<br /> * [[Marvin Seidel]] (* 1995), Badmintonspieler<br /> * [[Pauline Schäfer]] (* 1997), Kunstturnerin<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Albert Ruppersberg]]: ''Geschichte der Gemeinde Dudweiler''., EA 1923 Nachdruck 1980<br /> * ''1000 Jahre Dudweiler 977–1977''. Saarbrücker Zeitung Verlag. Saarbrücken 1977.<br /> * Rudolf Saam/Gottfried Schabert: Die Mühlen und Ziegeleien auf dem Dudweiler Bann&quot; Band 1, Dudweiler Geschichtswerkstatt, 1989<br /> * Karl Heinz Ruth: ''„Dudweiler und seine Steinkohlengruben“ – Erstes Kohlengraben an der Saar''. Jahrbuch zum Saarbrücker Bergmannskalender 1996, Seite 111–118.<br /> * Thomas Strauch: ''Wer war Dudo?''. Monatszeitschrift „Vor Ort in Dudweiler“, September 2007, ab Seite 6.<br /> * Thomas Strauch: ''Die Pfarrei St. Barbara Dudweiler und ihre Bergkirche''. Monatszeitschrift „Vor Ort in Dudweiler“, Dez. 2008, S. 18 f.<br /> * [[Charly Lehnert]]: ''de Freggerd''. Erzählungen aus den 1950er Jahren in Dudweiler, Lehnert Verlag, 1997<br /> * Reinhard Jakobs/Helmut Sauer/Gerhard Wahl: ''Straßenlexikon Dudweiler – Herrensohr – Jägersfreude''. Dudweiler Geschichtswerkstatt 2017<br /> * Dieter Hartwich: ''Dehemm in Kaltnaggisch'', 2006, Ortsinteressenverein Herrensohr<br /> * Dieter Hartwich: ''Herrensohr in der Zeitgeschichte'', 160 Jahre Herrensohr Gedichte – Sprüche<br /> * Johann Christian Ludwig Barthels: ''Pfarrbuch der evangelisch-lutherischen Pfarrei Dudweiler 1714-1744'', Dudweiler Geschichtswerkstatt, 2009<br /> * [[Axel Herzog]]: ''Aus Liebe zu Dudweiler'', Lilo Häfner Verlag, 1988<br /> * Josef Rausch: ''Geschichte der Kath. Pfarrei Dudweiler'', Saarbrücker Druckerei und Verlag, 1928<br /> * Friedrich A. Meier: ''Julius Vogt`s Dudweiler Ortsgeschichte(n)'', Dudweiler Geschichtswerkstatt, 2005<br /> * Gottfried Schabert: ''Dudweiler Album, Sammlung der Zeichnungen von J. Gottfried Schabert'', Dudweiler Geschichtswerkstatt, 2003<br /> * J. Gottfried Schabert/Rudolf Saam: ''Dudweiler Akzente, Zeichnungen und Betrachtungen'', 1984<br /> * [[Hermann Schon]]: ''Wo ein Wille – ist ein Denkmal'', Die Geschichte der Dudweiler Stahlskulpturen, 2002<br /> * Adolf Barth/Josef Marian/[[Hermann Schon]]/Hanna Tauscher: ''Dudweiler''&quot;, Verlag Wolfgang Weidlich Ffm., 1970<br /> * Gottfried Schabert/Helmut Schwarz: ''125 Jahre Pfarrgemeinde [[St. Marien (Dudweiler)|St. Marien Dudweiler]]'', Kath. Pfarrgemeinde St. Marien Dudweiler, 1983<br /> * Gerd Kiefer: ''[[Jakob Welter]], Widerstandskämpfer aus Dudweiler'', Verein Freunde des LPM e.&amp;nbsp;V. Dudweiler, 1994<br /> * Heidelinde Jüngst-Kipper/Karl Ludwig Jüngst: ''Einwohner von Dudweiler und Jägersfreude vor 1815'', AGfSF, 1990<br /> * Heidelinde Jüngst-Kipper/Karl Ludwig Jüngst: ''Einwohner von Dudweiler und Jägersfreude 1815–1885'', zwei Bände, AGfSF, 2001<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{commonscat|Dudweiler|Dudweiler}}<br /> * {{Saarländische Bibliographie|Dudweiler}}<br /> * [https://www.dudweiler-blog.de Dudweiler-Blog.de - Nachrichtenportal für Dudweiler]<br /> * [https://www.dudweiler-geschichtswerkstatt.de Dudweiler Geschichtswerkstatt]<br /> * https://www.dudweiler-kompass.de/<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> * {{Saarländische Bibliographie|saarbrücken+dudweiler|}}<br /> <br /> {{Navigationsleiste Stadtteile und Distrikte von Saarbrücken}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=g|GND=4013194-4|LCCN=n/83/199773|VIAF=127883759}}<br /> <br /> [[Kategorie:Stadtteil von Saarbrücken|Dudweiler]]<br /> [[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Regionalverband Saarbrücken)]]<br /> [[Kategorie:Ersterwähnung 977]]<br /> [[Kategorie:Stadtrechtsverleihung 1962]]<br /> [[Kategorie:Gemeindeauflösung 1974]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dudweiler&diff=255003072 Dudweiler 2025-04-09T20:03:11Z <p>7lima: Sprachliche Korrekturen</p> <hr /> <div>{{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland<br /> | Ortsteil = Dudweiler<br /> | Gemeindeart = Landeshauptstadt<br /> | Gemeindename = Saarbrücken<br /> | Ortswappen = Wappen Dudweiler.png<br /> | Ortswappen-Beschreibung = Historisches Wappen von Dudweiler<br /> | Breitengrad = 49/16/33/N<br /> | Längengrad = 7/2/10/E<br /> | Bundesland = DE-SL<br /> | Höhe-Präfix = <br /> | Höhe = 222 &lt;!-- Quelle: Geodatenzentrum --&gt;<br /> | Höhe-Bezug = DE-NHN<br /> | Fläche = 16<br /> | Einwohner = 27380<br /> | Einwohner-Stand-Datum = 2020-08-01<br /> | Einwohner-Quelle = <br /> | Eingemeindungsdatum = 1974-01-01<br /> | Eingemeindet-nach = <br /> | Postleitzahl1 = 66125, 66123<br /> | Vorwahl1 = 06897, 0681<br /> | Poskarte = Deutschland Saarland<br /> | Bild = Dudweiler Wappen (Blumen).jpg<br /> | Bild-Beschreibung = Entrée zur Ortsmitte an der Beethovenstraße beim Bürgerhaus<br /> }}<br /> <br /> [[Datei:SB-Grafik.svg|mini|hochkant=1.2|Dudweiler in Gelbfärbung (Nordosten innerhalb Saarbrückens)]]<br /> '''Dudweiler''' ist seit dem 1. Januar 1974 ein Bezirk der saarländischen Landeshauptstadt [[Saarbrücken]] und hat 32.834 Einwohner (Stand 1. Oktober 2024)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/media/download-565eb062d378d |titel=Dudweiler {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/planen_bauen_wohnen/stadtteile/scheidt |titel=Scheidt {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/planen_bauen_wohnen/stadtteile/jaegersfreude |titel=Jägersfreude {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/planen_bauen_wohnen/stadtteile/herrensohr |titel=Herrensohr {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt; auf einer Fläche von 1.670 Hektar. Zu Dudweiler gehören die Ortsteile [[Jägersfreude]], [[Herrensohr]] und [[Scheidt (Saarbrücken)|Scheidt]]. Vor der Eingemeindung im Jahre 1974 nach Saarbrücken war Dudweiler mit knapp 30.000 Einwohnern die größte selbstständige Stadt des Saarlandes.<br /> <br /> == Geographie ==<br /> === Geographische Lage ===<br /> Dudweiler liegt im Sulzbachtal zwischen der Saarbrücker Innenstadt (St. Johann) und der Stadt [[Sulzbach/Saar]]. Dudweiler liegt an der [[Nahetalbahn]] und wird durch die Linie [[Liste der SPNV-Linien im Saarland|RB&amp;nbsp;73]] Saarbrücken – [[Bahnhof Neubrücke (Nahe)|Neubrücke&amp;nbsp;(Nahe)]] bedient.<br /> <br /> === Nachbarorte ===<br /> Die Nachbarorte (im Uhrzeigersinn) sind: Saarbrücken-St. Johann, Saarbrücken-Malstatt, [[Quierschied]]-[[Fischbach-Camphausen|Camphausen]], [[Sulzbach/Saar|Sulzbach]], Sulzbach-Neuweiler, [[St. Ingbert]], St. Ingbert-[[Rentrisch]], Saarbrücken-[[Scheidt (Saarbrücken)|Scheidt]].<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> [[Datei:Denkmal Dudweiler Bergwerke 01.jpg|miniatur|Denkmal für die ehemaligen Dudweiler Steinkohlenbergwerke]]<br /> Auf dem Gebiet des heutigen Dudweiler wurden etliche [[Steinzeit|stein-]], [[Bronzezeit|bronze-]] und [[eisenzeit]]liche Funde gemacht. Aus der [[Kelten]]zeit stammen zwei Hügelgräber in der Nähe des ''Dreibannsteins''. Überreste eines [[Römisches Reich|römischen]] Tempels fanden sich auf dem ''Alten Büchel''. Die ''Grühlingsstraße'', heute die Autobahn [[A 623]], führt zum Teil über die Trasse einer [[Römerstraße]].<br /> <br /> Im Jahr 977 wird Dudweiler erstmals urkundlich erwähnt: Kaiser [[Otto II. (HRR)|Otto II.]] bestätigte dem Nonnenkloster St. Peter in [[Metz]] den Besitz der ''Kapelle in Duodonisvillare'' (''Weiler des Dudo''). ''Dudo'' wird vielfach als [[Franken (Ethnie)|fränkischer]] [[Adel|Edelmann]] beschrieben, der hier ein Landgut betrieb. Diese Auffassung ist allerdings umstritten und durch nichts bewiesen. Vielmehr gibt es starke Indizien, dass der Namenspatron Herzog [[Liudolf (Schwaben)]] gewesen sein könnte. Er war der Halbbruder von Kaiser Otto II. und wurde auch ''Dudo'' genannt.<br /> <br /> 1542 hatte Dudweiler nur 23 Haushalte, also etwa 150 Einwohner. Im Nebenerwerb wurde bereits nach Kohlen gegraben, doch blieb der kleinbäuerliche Charakter des Dorfes die nächsten zweihundert Jahre erhalten. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewann der [[Steinkohle]]nbergbau immer mehr an Bedeutung. Der sogenannte Nassauer Hof in der Saarbrücker Straße war Mitte des 19. Jahrhunderts für einige Jahre Sitz eines preußischen Bergamtes. Durch den Zuzug von Arbeitskräften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Dudweiler rasant.<br /> <br /> Während des [[Völkerbund]]-Mandats über das [[Geschichte des Saarlandes#Saargebiet (1920 bis 1935)|Saargebiet]] (1920–1935) bestand in Dudweiler eine [[Domanialschule]].&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://files.melusine-literatur.org/digitales-kolloquium/Ilgemann__Arnold_-_Franzosenschulen.pdf |wayback=20190904140933 |text=Arnold Ilgemann: ''»Franzosenschulen«. Die französischen Domanialschulen in der Völkerbundszeit'' |archiv-bot=2023-04-17 05:45:13 InternetArchiveBot }}, Vortragsmanuskript vom 22. Juni 1993&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Noch 1950 standen drei Steinkohlenbergwerke in voller Blüte. Das Ende des Bergbaus markierte die Schließung des, nun auf [[Quierschied]]er Bann gelegenen, Bergwerkes Camphausen im Jahre 1990. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1944 hatte Dudweiler eine eigene, [[Parteiloser|parteilose]] Zeitung, die [[Dudweiler Zeitung]].<br /> <br /> Um 1960 wurde Dudweiler mit seinen damals 29.000 Einwohnern innerhalb der Region als „das größte Dorf Europas“ bezeichnet. Am 12. September 1962 erhielt Dudweiler die [[Stadtrecht]]e.<br /> <br /> Am 1. Januar 1974 führte die [[Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland 1974|saarländische Gebiets- und Verwaltungsreform]] zum Verlust der Selbstständigkeit und zur Zwangseingemeindung in die Landeshauptstadt Saarbrücken.&lt;ref&gt;{{BibISBN|3170032631|Seite=803}}&lt;/ref&gt; Allerdings behielt Dudweiler als einziger Stadtbezirk den Sonderstatus eines hauptamtlichen Bezirksbürgermeisters. Mit 35:26 Stimmen stimmte der Saarbrücker Stadtrat am 29. Januar 2013 für die Abschaffung dieses Postens. Dadurch sollten ab Ende 2014 acht Stellen wegfallen und über 700.000 Euro eingespart werden.&lt;ref&gt;''Dudweiler verliert seinen Sonderstatus'', Saarbrücker Zeitung, 30. Januar 2013, S. B1&lt;/ref&gt; Am 1. Juli 2014 wurde Dudweiler ein normaler Stadtbezirk Saarbrückens ohne eigene Verwaltung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dudweiler-geschichtswerkstatt.de/dudweiler-daten/zeittafel/2000-heute/ |titel=2000 - Heute |werk=Dudweiler Geschichtswerkstatt |hrsg=Roland Stephan |datum= |zugriff=2018-12-10 |sprache=}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine Vielzahl unterschiedlichster Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen prägen heute die Wirtschaft. Echte Industriearbeitsplätze sind nur noch relativ wenige vorhanden. Eine Fußgängerzone befindet sich in der Ortsmitte. Die Nähe zum Campus der [[Universität des Saarlandes]] im Saarbrücker Stadtwald macht Dudweiler für die Studentenschaft zu einem beliebten Wohnsitz.<br /> <br /> === Einwohnerentwicklung von Dudweiler ===<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> ! Jahr !! Einwohner<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 1961* || 28.854<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 1970* || 27.659<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 1974* || 29.727<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 1990* || 25.909<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 2008* || 24.067<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> | 2014* || 23.590<br /> |- align=&quot;right&quot;<br /> |2020 || 27.380<br /> |}<br /> <br /> ''*ohne Scheidt''<br /> <br /> Die Zahl von 1974 beinhaltet 1.192 Einwohner aus dem Teil von Jägersfreude, der früher schon zu Saarbrücken gehörte. Die anderen setzten sich wie folgt zusammen:<br /> <br /> 1990 - 21.137 Dudweiler, 2.309 Jägersfreude, 2.463 Herrensohr<br /> <br /> 2008 - 19.881 Dudweiler, 1.972 Jägersfreude, 2.214 Herrensohr<br /> <br /> 2014 - 19.527 Dudweiler, 1.931 Jägersfreude, 2.132 Herrensohr<br /> <br /> 2020 - 19.335 Dudweiler, 1.931 Jägersfreude, 2.091 Herrensohr, 4.023 Scheidt<br /> <br /> Zur korrekten Bewertung der Bevölkerungsentwicklung muss man wissen, dass die Zahlen vor 1990 die Einwohner mit Nebenwohnsitzen beinhalten, ab 1990 wurden nur noch die Hauptwohnsitze in der Statistik erfasst. Von 1990 bis 2017 hat Dudweiler ein Einwohnerminus von 9,3 %.&lt;ref&gt;Wohnbevölkerung nach Stadtteilen (alte Gebietsgliederung) 1895-1979. Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung 1990-2017. LHS Saarbrücken, Amt für Entwicklungsplanung, Statistik und Wahlen vom 26. Oktober 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Politik ==<br /> === Stadtbezirk Dudweiler ===<br /> Im Rahmen der Gebietsreform zum 1. Januar 1974 wurde aus Dudweiler (einschließlich seiner Ortsteile Herrensohr und Jägersfreude), dem vorher schon zu Saarbrücken gehörenden Teil von Jägersfreude und der ehemals selbständigen Gemeinde Scheidt der Stadtbezirk Dudweiler als neue Verwaltungseinheit der Stadt Saarbrücken gebildet.<br /> <br /> Als Besonderheit erhielt der Stadtbezirk Dudweiler 1974 eine eigene Bezirksverwaltung und einen hauptamtlichen Bezirksbürgermeister. Zum 1. Juli 2014 wurde die Bezirksverwaltung Dudweiler aufgelöst. Dudweiler hat nunmehr den gleichen Status, wie die anderen Saarbrücker Stadtbezirke.<br /> <br /> Der Bezirksrat Dudweiler ist das untere kommunalpolitische Gremium mit 21 gewählten, stimmberechtigten Mitgliedern. Er wählt aus seiner Mitte den ehrenamtlichen Bezirksbürgermeister.<br /> <br /> In seiner konstituierenden Sitzung am 7. Juli 2019 wurde Ralf-Peter Fritz (CDU) zum neuen Bezirksbürgermeister gewählt. Der Bezirksbeigeordnete und somit sein Stellvertreter ist Karsten Schade (Bündnis 90/Die Grünen).<br /> <br /> Die Bezirksratswahlen vom 26. Mai 2019 brachten folgendes Ergebnis und folgende Sitzverteilung:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/rathaus/stadtpolitik/wahlen/heft_vor_den_kommunal_und_europawahlen_2019 |titel=Wahlergebnisse 2019 {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2021-06-04}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * [[SPD]] 30,4 % = 6 Sitze<br /> * [[CDU]] 27,4 % = 6 Sitze<br /> * [[Die Linke]] 13,9 % = 3 Sitze<br /> * [[Bündnis 90/Die Grünen]] 19,4 % = 4 Sitze<br /> * [[Freie Demokratische Partei|FDP]] 8,8 % = 2 Sitze<br /> <br /> === Bürgermeister von Dudweiler ===<br /> (Quelle: &lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.dudweiler-geschichtswerkstatt.de/dudweiler-daten/dudweiler-b%C3%BCrgermeister/ |titel=Dudweiler Bürgermeister |sprache=de-DE |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;)<br /> <br /> * 1802 – 1805: Georg Abholt (Leiter der Verwaltung)<br /> * 1807 – 1812: Heinrich Wagner<br /> * 1813 – 1835: Christian Jakob Lex<br /> * 1835 – 1842: Jakob Friedrich Freudenberger<br /> * 1842 – 1847: Christian Adolf Wagner<br /> * 1850 – 1865: Franz Nikolaus Ganns<br /> * 1866 – 1889: Anton Jakob Otto Blum<br /> * 1890 – 1908: Karl Ferdinand Petermann<br /> * 1908 – 1928: Jakob Emil Otto Jost<br /> * 1928 – 1935: Artur Jost<br /> * 1935 – März 1945: Karl Oskar Erich Eugen Schiefer<br /> * 12. Mai bis 30. Juni 1945: Friedrich Müller (mit der Verwaltung beauftragt)<br /> * 1. Juli 1945 bis April 1946: August Hey<br /> * 27. Mai – 22. Sept. 1946: Ernst Richard Rauch<br /> * 1946 – 1949: August Rech<br /> * 1949 – 1956: Johann Pitz<br /> * 1956 – 1966: Hermann Mühlenberg<br /> * 1966 – 1973: Adolf Barth<br /> * 1974 – 1993: Hermann Schon (hauptamtlich)<br /> * 1993 – 2006: Heinz Schmidt (hauptamtlich)<br /> * 2006 – 2014: Walter Rodermann (hauptamtlich)<br /> * 2014 – 2019: Reiner Schwarz (ehrenamtlich)<br /> * seit 2019: Ralf-Peter Fritz (ehrenamtlich)<br /> <br /> == Wirtschaft und Infrastruktur ==<br /> <br /> === Arbeitsmarkt ===<br /> <br /> ==== Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Geschlecht und Personengruppen Bezirk 3 Dudweiler am 30. Juni 2021 ====<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> | colspan=&quot;4&quot; |'''insgesamt'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''Männer'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''Frauen'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''Deutsche'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''Nicht-Deutsche'''<br /> |-<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | colspan=&quot;2&quot; |Veränderung gegenüber Vorjahr<br /> |<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |in % der Bev.<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |in % der Bev.<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |in % der Bev.<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |absolut<br /> | rowspan=&quot;2&quot; |in % der Bev.<br /> |-<br /> |absolut<br /> |%<br /> |in % der Bev.<br /> |-<br /> |9.550 <br /> |117 <br /> |1,2 <br /> |53,9 <br /> |5.197 <br /> |56,9 <br /> |4.353 <br /> |50,8 <br /> |8.059 <br /> |59,3 <br /> |1.491 <br /> |36,2 <br /> |}<br /> Quelle: &lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Landeshauptstadt Saarbrücken |url=https://www.saarbruecken.de/media/download-6377aca199d1e |titel=Stat.Info - Daten Analysen Trends J21 |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bezirk 3 Dudweiler nach Alter und Berufsabschluss und ausschließlich geringfügig Beschäftigte am Wohnort am 30. Juni 2021 ====<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''insgesamt'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''unter 25'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''55 und älter'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''ohne Berufsabschluss'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''mit Berufsabschluss'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''mit akademischem Abschluss'''<br /> | colspan=&quot;2&quot; |'''ausschließlich geringfügig Beschäftigtige'''<br /> |-<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |absolut<br /> |in % der Bev.<br /> |-<br /> |9.550 <br /> |53,9<br /> |998 <br /> |34,1<br /> | 2.325 <br /> |52,3<br /> |1.433 <br /> |15<br /> |5.461 <br /> |57,2<br /> |1.943 <br /> |20,3<br /> |1.607 <br /> |9,1<br /> |}<br /> Quelle: &lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt;:<br /> <br /> ==== Arbeitslose 2021 im Bezirk 3 Dudweiler nach den Rechtskreisen SGB II und SGB III (Jahresdurchschnitt) am 30. Juni 2021 (absolut) ====<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |'''insgesamt'''<br /> |'''Rechtskreis SGB II'''<br /> |'''Frauen'''<br /> |'''Nicht-Deutsche'''<br /> |'''15 bis unter 35 Jahre'''<br /> |'''35 bis unter 45 Jahre'''<br /> |'''45 bis unter 55 Jahre'''<br /> |'''55 Jahre und älter'''<br /> |'''ohne Schulabschluss'''<br /> |'''mit Schulabschluss'''<br /> |'''ohne Berufsausbildung'''<br /> |'''mit Berufsausbildung'''<br /> |-<br /> |1.569 <br /> |1.196 <br /> |650 <br /> |471 <br /> |579 <br /> |365 <br /> |307 <br /> |348 <br /> |244 <br /> |1.074 <br /> |998 <br /> |561 <br /> |}<br /> Quelle: &lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt;:<br /> <br /> === Bildung ===<br /> * Grundschule Süd, Albert-Schweitzer<br /> * Grundschule Theodor Heuss, Herrensohr<br /> * Grundschule Turmschule<br /> * [[Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Dudweiler]]<br /> * Förderschule Geistige Entwicklung<br /> * Kath. Fachschule für Sozialpädagogik<br /> <br /> === Kindertageseinrichtungen ===<br /> * Kindertagesstätte Herrensohr Petrusstraße 24-26<br /> * Kinderhort Herrensohr Theodor-Heuss-Schule<br /> * Kindertagesstätte Jägersfreude Hauptstraße 83<br /> * Kindertagesstätte Pfaffenkopf Am Hang 39 c<br /> * Kindertagesstätte Dudweiler Nord Fischbachstr. 91<br /> * Kindertagesstätte Rehbach Rehbachstraße 106 a<br /> * Kindertagesstätte Scheidt Schulstraße<br /> <br /> == Sehenswertes ==<br /> [[Datei:&quot;Bergmann vor Ort&quot;.jpg|alternativtext=Stahlskulptur in Dudweiler von Zoltan Hencze|mini|Stahlskulptur ''Bergmann vor Ort'' in Dudweiler]]<br /> <br /> * Der Alte Turm auf dem Schulhof der Turmschule, ein ehemaliger Kirchturm (13./14. Jahrhundert). Eines der ältesten, nie zerstörten, Gebäude im Saarland.<br /> <br /> * Kath. Kirche [[St. Marien (Dudweiler)|St. Marien]] (19. Jahrhundert) mit einer [[Pietà]] aus dem 14. Jahrhundert und einem großformatigen Gemälde von [[August von Heyden]]: Die [[Heilige Barbara]] erscheint einem verunglückten Bergmann.<br /> * Ev. [[Christuskirche (Dudweiler)|Christuskirche]] (19. Jahrhundert).<br /> * Ev. Heilig-Geist-Kirche (20. Jahrhundert) nach den Plänen der Architekten [[Rudolf Krüger (Architekt)|Rudolf]] und [[Klaus Krüger (Architekt)|Klaus Krüger]] 1966 bis 1967 ausgeführt und mit Glasarbeiten von [[Ferdinand Selgrad]]<br /> * Kath. Kirche [[St. Barbara (Dudweiler)|St. Barbara]] (20. Jahrhundert) mit Kirchenfenstern von [[Gabriel Loire]].<br /> * Kath. Kirche [[St. Bonifatius (Dudweiler)|St. Bonifatius]] (20. Jahrhundert).<br /> * Bürgerhaus Dudweiler (1984) (Architekten Entwurf [[Gottfried Böhm]], Köln).<br /> * Bürgerzentrum Dudweiler mit Kaufhauspassage, Wohn- u. Geschäftsbauten (Architekten Entwurf Gottfried Böhm, Köln).<br /> * Ehrenmal in der Saarbrücker Straße von Heinrich Otto (1926). Denkmal für die Opfer beider Weltkriege.<br /> * [[De Monn mit da long Stong|De Monn mit da long Stong un zwei Dudwiller Kinner]] von Zoltan Hencze. Ein Denkmal für die Gaslaternenanzünder auf dem Alten Markt (1989).<br /> * Skulptur „Bergmann vor Ort“ von Zoltan Hencze (1992) aus Stahl in der Fischbachstraße beim Feuerwehrhaus.<br /> * [[Brennender Berg]]. Ein in Brand geratenes Kohleflöz, das bereits von [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]] besucht und beschrieben wurde.<br /> * ''Ritterburg'' von H.R. Schönewolf, 50 × 50 m², hat Brüstungen, Zinnen und Türme, es kommen Besucher aus aller Welt.<br /> * Rathaus Dudweiler erbaut 1875 (rechter Flügel, Architekt Neufang) 1907 erweitert (linker Flügel und Turm Architekt Sturm)<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Datei:Alter Turm Dudweiler 01.jpg|Alter Turm<br /> Datei:Kirche St. Marien, Dudweiler.jpg|Kirche St. Marien<br /> Datei:Kriegsdenkmal Dudweiler.jpg|Ehrenmal und Mahnmal zugleich<br /> Datei:De Monn mit da long Stong 04.jpg|De Monn mit da long Stong<br /> Datei:Turmschule Dudweiler.jpg|Grundschule Turmschule<br /> Datei:Rathaus Dudweiler.jpg|Rathaus<br /> Datei:Sepulkralmuseum Dudweiler.jpg|Die historische Einsegnungshalle auf dem Friedhof mit [[Sepulkralkultur|Sepulkralmuseum]]<br /> Datei:Dudweiler, Saar.JPG|Blick auf Dudweiler, aufgenommen von der [[Bergehalde|Berghalde]] Lydia<br /> Datei:Ev._Christuskirche_Dudweiler,_Saar.JPG|Christuskirche (evangelisch)<br /> Datei:Dudweiler Bürgerhaus 2009.jpg|Bürgerhaus Dudweiler (Entwurf Gottfried Böhm)<br /> Datei:Marktbrunnen Dudweiler.jpg|Marktbrunnen<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Krankenhaus St. Josef ==<br /> [[Datei:Caritasklinik Dudweiler, St. Josef Krankenhaus.jpg|mini|Caritas Klinik Dudweiler, St. Josef Krankenhaus]]<br /> Das Krankenhaus St. Josef der [[Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken|cts-Schwestern v. Hl. Geist gGmbH]] in der Klosterstraße wurde 1899 eröffnet. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich ein überregionales Gesundheitszentrum. Zusammen mit der Klinik St. Theresia (Saarbrücken Rastpfuhl) bildet St. Josef heute das [[CaritasKlinikum Saarbrücken]] als Verbundkrankenhaus mit zwei Standorten. Die Klinik wird von den Einheimischen nur „Kloster“ genannt. Am 19. März 2019 wurde allerdings nach 152 Jahren der Konvent Dudweiler der „Schwestern vom Heiligen Geist“ aufgelöst, da die Anzahl der Schwestern immer weniger wurde.<br /> <br /> Im September 2022 wurde durch den Träger cts entschieden, dass die Innere Medizin mit Zentraler Notaufnahme und Intensivstation, die Chirurgische Abteilung mit Allgemein- und Unfallchirurgie und die jeweiligen Ambulanzen an den Standort St. Theresia (Saarbrücken) verlagert werden sollten&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.caritasklinikum.de/pressenews/CaritasKlinikum-Saarbruecken-Akutbereiche-ziehen-Ende-des-Jahres-von-Dudweiler-nach-Saarbruecken-um,3012119 |titel=CaritasKlinikum Saarbrücken: Akutbereiche ziehen Ende des Jahres von Dudweiler nach Saarbrücken um |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Am Standort St. Josef sollte nach den Plänen von cts eine Fachklinik mit operativer und konservativer Orthopädie, Schmerzklinik und Psychosomatik verbleiben&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;.<br /> <br /> Um die Notfallversorgung im Stadtteil Dudweiler sicherzustellen, planten die Verantwortlichen des CaritasKlinikums, den Notarztstandort in Dudweiler wie zuvor in eigener Besetzung mit qualifizierten Notfallmedizinern aufrechtzuerhalten&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;.<br /> <br /> == Partnerschaften/Patenschaft ==<br /> [[Gemeindepartnerschaft|Partnerschaften]] bestehen seit 1959 mit dem pfälzischen [[Duttweiler]] und seit 1964 mit [[Saint-Avold]] in Lothringen (Frankreich). Von 1969 bis 2016 war Dudweiler patenschaftlich mit dem Bundeswehrstandort Merzig ([[Luftlandeunterstützungsbataillon 262]]) bis zu dessen Auflösung verbunden.<br /> <br /> == Vereine ==<br /> <br /> === Freiwillige Feuerwehr Dudweiler (Löschbezirk 18) ===<br /> Der Löschbezirk Dudweiler wurde 1869 gegründet und verteilt sich mit den Ausrückebereiche Dudweiler-Mitte und Herrensohr/Jägersfreude auf drei [[Feuerwehrhaus|Feuerwehrhäuser]]. Die Schwerpunkte des Ausrückbereiches Dudweiler-Mitte liegen auf der Menschenrettung, der [[Brandbekämpfung]], der technischen Hilfeleistung und der Dekontamination im ABC-Einsatz. Schwerpunkte des Ausrückebereiches Herrensohr/Jägersfreude sind Menschenrettung, Brandbekämpfung, die Wasserförderung über lange Wegestrecken und die Waldbrandbekämpfung.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/gesundheit_sicherheit/feuerwehr_saarbruecken/freiwillige_feuerwehr/ff_saarbruecken_standorte/loeschbezirk_18 |titel=Löschbezirk 18 Dudweiler {{!}} Landeshauptstadt Saarbrücken |sprache=de |abruf=2023-08-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Fastnacht ===<br /> * Festausschuss Dudweiler Faasenacht (FDF)<br /> * Dudweiler Carneval Club e. V. (DCC)<br /> * Geisekippcher Buwe unn Määde e. V.<br /> * Heimat- und Kulturverein Dudweiler-Nord 1970 e. V. (HKV)<br /> * Große Dudweiler Karnevalsgesellschaft Grüne Nelke e. V.<br /> * Kaltnaggischer Gardisten Corps 2000 e. V. (KGC)<br /> <br /> === Kultur ===<br /> * Kultgießerei e.&amp;nbsp;V.<br /> * Kulturgemeinschaft Dudweiler-Pfaffenkopf 1955 e.&amp;nbsp;V.<br /> * Technik Kultur Saar e.V.<br /> <br /> === Musik ===<br /> * Männerchor Harmonie 1896 e.&amp;nbsp;V. Dudweiler<br /> * Musikzug 1968, Dudweiler<br /> * Schalmeien- und Kulturverein Dudweiler e.&amp;nbsp;V.<br /> * Männerchor 1882 Herrensohr e.&amp;nbsp;V.<br /> * Freier Fanfarenzug 1992 Dudweiler e.&amp;nbsp;V.<br /> * Posaunenchor der Ev. Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr<br /> <br /> === Sonstige ===<br /> * [[KDStV Carolus Magnus Saarbrücken|Katholische Deutsche Studentenverbindung Carolus Magnus im CV]]<br /> * Förderverein Dudweiler<br /> * Dudweiler Geschichtswerkstatt<br /> * Verkehrsverein Dudweiler<br /> * Pro Dorf, Gewerbe- und Ortsinteressenverein<br /> * DLRG Dudweiler<br /> <br /> === Sport ===<br /> * [[ASC Dudweiler]]<br /> * ATV Dudweiler<br /> * DJK Dudweiler<br /> * HSG Dudweiler-Fischbach (Handball)<br /> * Judo Club Dudweiler<br /> * [[TuS Herrensohr]]<br /> <br /> === Mittlerweile aufgelöste Vereine === <br /> * Schubertchor Dudweiler (Gemischter Chor) - Aufgelöst 2015 <br /> * Liederchor Thalia (Gemischter Chor) - Aufgelöst 2019<br /> <br /> == Staatliche Institutionen ==<br /> Der Stadtbezirk Dudweiler ist Sitz folgender staatlicher Institutionen:<br /> * [[Fachhochschule für Verwaltung des Saarlandes]] (Dudweiler), im September 2012 nach Quierschied-Göttelborn umgezogen<br /> * Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen – Karten- und Geodatenvertrieb (Scheidt)<br /> * [[Landesarchiv Saarbrücken]] (Scheidt)<br /> * Landesinstitut für Pädagogik und Medien (Dudweiler)<br /> * [[Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes]] (Dudweiler)<br /> * Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass (Dudweiler)<br /> * Unfallkasse Saarland (Dudweiler)<br /> <br /> == Persönlichkeiten ==<br /> === Ehrenbürger ===<br /> * 1965: Wilhelm Kehr (1888–1972), Dechant, ernannt am 8. August 1965<br /> * 1966: Carl August Hertel (1899–1976), Pfarrer, ernannt am 25. September 1966<br /> * 1967: [[Heinrich Jenewein]] (1887–1968), Fabrikant, ernannt am 9. Februar 1967<br /> <br /> === Söhne und Töchter von Dudweiler ===<br /> * [[Johann Georg Jaberg]] (1697–?), hochgräflicher Jäger zu Dudweiler<br /> * [[Franz Fauth]] (1841–1905), Pädagoge<br /> * [[Liesbet Dill]] (1877–1962), Schriftstellerin<br /> * [[Heinrich Jenewein]] (1887–1968), Fabrikant und Verbandsfunktionär<br /> * [[August Hey]] (1897–1978), Politiker (KPD)<br /> * [[Walter Jung (Politiker, 1898)|Walter Jung]] (1898 – nach 1931), Nationalsozialist und „Alter Kämpfer“ der NSDAP<br /> * [[Meta Wolff]] (1902–1941), Schauspielerin<br /> * [[Jakob Welter]] (1907–1944), KPD-Mitglied, von den Nationalsozialisten hingerichtet<br /> * [[Hans Dietz]] (1908–1993), Arzt und SS-Sturmbannführer<br /> * [[Ernst Kunkel (Politiker, 1908)|Ernst Kunkel]] (1908–1984), saarländischer Politiker (SPD/SPS)<br /> * [[Willi Kunkel]] (1908–1970), Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Mitglied der Internationalen Brigaden<br /> * [[Friedrich Nickolay]] (1909–1953), SED-Funktionär<br /> * [[Karl Kuhn (Widerstandskämpfer)|Karl Kuhn]] (1910–1984), Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus<br /> * [[Arthur Schmitt]] (1910–1989), Kunstturner<br /> * [[Hilla Jablonsky]] (1922–2019), Malerin, Zeichnerin und Lyrikerin<br /> * [[Franz Carl Loch]] (1924–2002), HNO-Arzt und ärztlicher Standespolitiker<br /> * [[Hermann Schon]] (1928–2021), Politiker (SPD)<br /> * [[Arnold Morkramer]] (1929–2024), Bildhauer<br /> * [[Hans-Walter Herrmann]] (* 1930), Historiker und Archivar<br /> * [[Bertram Frisch]] (1931–2006), Materialwissenschaftler<br /> * [[Heinrich Heß (Mediziner)|Heinrich Heß]] (* 1932), Sportarzt<br /> * [[Hermann Josef Vogt]] (1932–2015), römisch-katholischer Geistlicher, Theologe, Althistoriker und Patrologe<br /> * [[Hans Paus]] (1937–2011), Physiker<br /> * [[Charly Lehnert]] (1938–2025), Schriftsteller, Verleger, Redakteur, Designer<br /> * [[Eike Ullmann]] (* 1941), Rechtswissenschaftler<br /> * [[François de Sarre]] (* 1947), Zoologe und Evolutionsforscher<br /> * [[Joachim Bitterlich]] (* 1948), Diplomat<br /> * [[Max Fuchs]] (* 1948), Bildungs- und Kulturwissenschaftler, langjähriger Deutscher-Kulturrats-Vorsitzender<br /> * [[Reiner Schwarz (Politiker)|Reiner Schwarz]] (* 1949), Feuerwehrmann und Politiker, Bezirksbürgermeister<br /> * [[Harald Fuchs (Physiker)|Harald Fuchs]] (* 1951), Physiker<br /> * [[Wolfgang Paul (Informatiker)|Wolfgang Paul]] (* 1951), Informatiker<br /> * [[Dieter Finkler]] (* 1952), ehemaliger Fußballspieler<br /> * [[Wolfgang Schild (Staatssekretär)|Wolfgang Schild]] (* 1952), Politiker (CDU)<br /> * [[Ingrid Peters]] (* 1954), Sängerin<br /> * [[Margret Grewenig]] (* 1955), Goldschmiedin und Schmuckdesignerin<br /> * [[Kurt Sier]] (* 1955), Altphilologe<br /> * [[Michael Bitz (Jurist)|Michael Bitz]] (* 1957), Präsident des Oberverwaltungsgerichtes des Saarlandes<br /> * [[Benedikt Maria Trappen]] (* 1961), Philosoph, Dichter und Lehrer<br /> * [[Beate Pfeiffer]] (* 1963), Schauspielerin und Synchronsprecherin<br /> * [[Heike Greis]] (* 1964), Hörfunk- und Fernseh-Moderatorin<br /> * [[Marcel Boldorf]] (* 1965), Historiker<br /> * [[Markus Rothhaar]] (* 1968), Bioethiker<br /> * [[Michael Friemel]] (* 1974), Radio- und Fernsehmoderator und Autor<br /> * [[Anja Wagner-Scheid]] (* 1974), Politikerin (CDU)<br /> * [[Christian Hohenadel]] (* 1976), Rennfahrer<br /> * [[Miriam Michel]] (* 1979), Regisseurin, Dramaturgin, Dokumentarfilmerin und Performancekünstlerin<br /> * [[Anna Schilling]] (* 1981), Journalistin, ZDF-Redaktionsleiterin<br /> * [[Bejo Dohmen]] (* 1984), Schauspieler<br /> * [[Jenny Wagner (Physikerin)|Jenny Wagner]] (* 1984), Physikerin, Kosmologin und Sachbuchautorin<br /> * [[Christian Barthen]] (* 1984), Kirchenmusiker, Organist am Berner Münster und Orgelprofessor an der Musikhochschule Bern<br /> * [[Marc Birkenbach]] (* 1987), Fußballspieler<br /> * [[Fiona Erdmann]] (* 1988), Fotomodell, Schauspielerin<br /> * [[Sascha Haas]] (* 1990), Politiker (SPD)<br /> * [[Laura Müller (Leichtathletin)|Laura Müller]] (* 1995), Leichtathletin<br /> * [[Marvin Seidel]] (* 1995), Badmintonspieler<br /> * [[Pauline Schäfer]] (* 1997), Kunstturnerin<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Albert Ruppersberg]]: ''Geschichte der Gemeinde Dudweiler''., EA 1923 Nachdruck 1980<br /> * ''1000 Jahre Dudweiler 977–1977''. Saarbrücker Zeitung Verlag. Saarbrücken 1977.<br /> * Rudolf Saam/Gottfried Schabert: Die Mühlen und Ziegeleien auf dem Dudweiler Bann&quot; Band 1, Dudweiler Geschichtswerkstatt, 1989<br /> * Karl Heinz Ruth: ''„Dudweiler und seine Steinkohlengruben“ – Erstes Kohlengraben an der Saar''. Jahrbuch zum Saarbrücker Bergmannskalender 1996, Seite 111–118.<br /> * Thomas Strauch: ''Wer war Dudo?''. Monatszeitschrift „Vor Ort in Dudweiler“, September 2007, ab Seite 6.<br /> * Thomas Strauch: ''Die Pfarrei St. Barbara Dudweiler und ihre Bergkirche''. Monatszeitschrift „Vor Ort in Dudweiler“, Dez. 2008, S. 18 f.<br /> * [[Charly Lehnert]]: ''de Freggerd''. Erzählungen aus den 1950er Jahren in Dudweiler, Lehnert Verlag, 1997<br /> * Reinhard Jakobs/Helmut Sauer/Gerhard Wahl: ''Straßenlexikon Dudweiler – Herrensohr – Jägersfreude''. Dudweiler Geschichtswerkstatt 2017<br /> * Dieter Hartwich: ''Dehemm in Kaltnaggisch'', 2006, Ortsinteressenverein Herrensohr<br /> * Dieter Hartwich: ''Herrensohr in der Zeitgeschichte'', 160 Jahre Herrensohr Gedichte – Sprüche<br /> * Johann Christian Ludwig Barthels: ''Pfarrbuch der evangelisch-lutherischen Pfarrei Dudweiler 1714-1744'', Dudweiler Geschichtswerkstatt, 2009<br /> * [[Axel Herzog]]: ''Aus Liebe zu Dudweiler'', Lilo Häfner Verlag, 1988<br /> * Josef Rausch: ''Geschichte der Kath. Pfarrei Dudweiler'', Saarbrücker Druckerei und Verlag, 1928<br /> * Friedrich A. Meier: ''Julius Vogt`s Dudweiler Ortsgeschichte(n)'', Dudweiler Geschichtswerkstatt, 2005<br /> * Gottfried Schabert: ''Dudweiler Album, Sammlung der Zeichnungen von J. Gottfried Schabert'', Dudweiler Geschichtswerkstatt, 2003<br /> * J. Gottfried Schabert/Rudolf Saam: ''Dudweiler Akzente, Zeichnungen und Betrachtungen'', 1984<br /> * [[Hermann Schon]]: ''Wo ein Wille – ist ein Denkmal'', Die Geschichte der Dudweiler Stahlskulpturen, 2002<br /> * Adolf Barth/Josef Marian/[[Hermann Schon]]/Hanna Tauscher: ''Dudweiler''&quot;, Verlag Wolfgang Weidlich Ffm., 1970<br /> * Gottfried Schabert/Helmut Schwarz: ''125 Jahre Pfarrgemeinde [[St. Marien (Dudweiler)|St. Marien Dudweiler]]'', Kath. Pfarrgemeinde St. Marien Dudweiler, 1983<br /> * Gerd Kiefer: ''[[Jakob Welter]], Widerstandskämpfer aus Dudweiler'', Verein Freunde des LPM e.&amp;nbsp;V. Dudweiler, 1994<br /> * Heidelinde Jüngst-Kipper/Karl Ludwig Jüngst: ''Einwohner von Dudweiler und Jägersfreude vor 1815'', AGfSF, 1990<br /> * Heidelinde Jüngst-Kipper/Karl Ludwig Jüngst: ''Einwohner von Dudweiler und Jägersfreude 1815–1885'', zwei Bände, AGfSF, 2001<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{commonscat|Dudweiler|Dudweiler}}<br /> * {{Saarländische Bibliographie|Dudweiler}}<br /> * [https://www.dudweiler-blog.de Dudweiler-Blog.de - Nachrichtenportal für Dudweiler]<br /> * [https://www.dudweiler-geschichtswerkstatt.de Dudweiler Geschichtswerkstatt]<br /> * https://www.dudweiler-kompass.de/<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> * {{Saarländische Bibliographie|saarbrücken+dudweiler|}}<br /> <br /> {{Navigationsleiste Stadtteile und Distrikte von Saarbrücken}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=g|GND=4013194-4|LCCN=n/83/199773|VIAF=127883759}}<br /> <br /> [[Kategorie:Stadtteil von Saarbrücken|Dudweiler]]<br /> [[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Regionalverband Saarbrücken)]]<br /> [[Kategorie:Ersterwähnung 977]]<br /> [[Kategorie:Stadtrechtsverleihung 1962]]<br /> [[Kategorie:Gemeindeauflösung 1974]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geschichte_Brasiliens&diff=254086647 Geschichte Brasiliens 2025-03-10T20:51:14Z <p>7lima: Sprachliche Klarstellung</p> <hr /> <div>[[Datei:LocationBrazil.png|200px|mini|Lage Brasiliens in [[Südamerika]]]]<br /> Die '''Geschichte Brasiliens''' umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der [[Brasilien|Föderativen Republik Brasilien]] von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie beginnt mit der Besiedlung durch [[Indianer]]stämme unterschiedlicher Herkunft vor Tausenden von Jahren.<br /> <br /> Der portugiesische Seefahrer [[Pedro Álvares Cabral]], der 1500 im Nordosten Brasiliens landete, gilt gemeinhin als europäischer Entdecker Brasiliens. Vom 16. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Land eine [[Portugiesische Kolonialgeschichte|portugiesische Kolonie]]. 1822 erklärte Brasilien seine Unabhängigkeit und wurde zu einer [[Konstitutionelle Monarchie|konstitutionellen Monarchie]], dem [[Kaiserreich Brasilien]]. 1889, ein Jahr nach der [[Abolitionismus#Portugal|Abschaffung der Sklaverei]], folgte auf einen Militärputsch die Gründung einer Republik. Nach mehreren Phasen der [[Diktatur]] im 20. Jahrhundert, einschließlich eines 21-jährigen Militärregimes ab 1964, wurde ab 1985 die Demokratie gestärkt.<br /> <br /> == Das vorkoloniale Brasilien ==<br /> Die ältesten Spuren menschlichen Lebens wurden in Höhlen der [[Serra da Capivara]] im Bundesstaat [[Piauí]] gefunden, die auf ein Alter von bis zu 20.000 bis 30.000 Jahre hinweisen. Die [[Paläo-Indianer]] erreichten die [[Feuerland|Südspitze Amerikas]] wahrscheinlich um 10.000 v.&amp;nbsp;Chr. Skelettfunde belegen, dass die Küstengebiete des heutigen Brasilien um circa 8000 v.&amp;nbsp;Chr. bewohnt waren.<br /> <br /> Traditionell wird vertreten, dass die ökologischen Bedingungen im [[Amazonasbecken]] das Aufkommen von bevölkerungsstarken Hochkulturen wie im Andenraum nicht zuließen und man deshalb von einer dünnen Bevölkerung aus nomadischen oder halbnomadischen Gruppen von Jägern und Fischern ausgehen muss, die in geringem Umfang auch Ackerbau trieben.<br /> <br /> Jüngst haben Forscher die Hypothese aufgestellt, dass die Aktivitäten der einheimischen Völker vor der [[Kolonialisierung]] weit über das bisher angenommene Ausmaß hinausgingen. Demnach hätten die Ureinwohner durch systematische Anpflanzung und Verbreitung von Pflanzenarten sowie Bodenverbesserung (Verbreitung der [[Terra Preta]]) das Ökosystem des [[Amazonasbecken]]s erst geschaffen. Auch ihre Ansiedlungen – etwa auf der riesigen Flussinsel [[Marajó]] – seien demnach weit größer gewesen als bisher angenommen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.theatlantic.com/doc/prem/200203/mann |titel=1491 |hrsg=the Atlantic |datum=2002-03 |abruf=2009-10-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ähnliches gilt für den äußersten Westen Brasiliens. In der Provinz [[Mato Grosso]] fanden sich zahlreiche geplante Orte, deren Größe den zeitgenössischen europäischen kaum nachsteht, und in denen Fischzucht und Landwirtschaft bis in die Zeit um 1500 betrieben wurde. Sie waren durch ein Straßennetz ([[Peabiru-Weg|Peabiru]]) miteinander verbunden. Man nimmt an, dass die Bevölkerung dieser Orte durch Epidemien verschwunden ist.&lt;ref&gt;Vgl. [http://news.bbc.co.uk/1/hi/sci/tech/7586860.stm „Lost towns“ discovered in Amazon], in: BBC News vom 28. August 2008.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Die Zeit der Entdeckungen ==<br /> Nach der [[Entdeckung Amerikas]] durch [[Christoph Kolumbus]] (1492) wurde die ''[[neue Welt]]'' im [[Vertrag von Tordesillas]] (1494) zwischen [[Spanien]] (genauer: dem [[Königreich Kastilien]] sowie der [[Krone von Aragonien]]) einerseits und [[Königreich Portugal|Portugal]] andererseits aufgeteilt. Das damals noch unbekannte Brasilien fiel in die portugiesische Hälfte. Voraussetzung für eine legitime Herrschaft war dabei die konsequente Katholisierung der Einheimischen, mit der ab 1587 offiziell der [[Jesuiten]]orden beauftragt wurde.&lt;ref name=&quot;Zoller&quot;&gt;Rüdiger Zoller: ''Religion in Brasilien,'' erschienen in: Markus Porsche-Ludwig, Jürgen Bellers (Hrsg.): ''Handbuch der Religionen der Welt.'' Bände 1 und 2, Traugott Bautz, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-727-5, S.&amp;nbsp;509.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Offiziell wurde Brasilien am 22. April 1500 durch den portugiesischen Seefahrer [[Pedro Álvares Cabral]] entdeckt. Welcher Europäer Brasilien wirklich entdeckte, ist jedoch umstritten. Der spanische Seefahrer [[Vicente Yáñez Pinzón]] segelte bereits 1499 entlang der Ostküste des heutigen Brasilien bis zum Mündungsgebiet des [[Río de la Plata]] (heutiges [[Argentinien]]). Der portugiesische Seefahrer, Geograph und Astronom [[Duarte Pacheco Pereira]] soll sogar schon Ende 1498 die Küsten der heutigen brasilianischen Staaten [[Pará]] und [[Maranhão]] sowie das Mündungsgebiet des [[Amazonas]] befahren haben.<br /> <br /> Nach französischen Aufzeichnungen des 15. Jahrhunderts soll der Kapitän [[Jean Cousin (Seefahrer)|Jean Cousin]] 1488 an Bord eines aus [[Dieppe]] stammenden Schiffs des Reeders [[Jehan Ango]] zu einer Reise nach [[Westafrika]] aufgebrochen, aber durch die [[Äquatorialströmung]] in Höhe der [[Azoren]] abgetrieben und nach zwei Monaten an eine fremde Küste und einen gewaltigen Strom gelangt sein, den er ''Maragnon'' nannte. Nach kurzem Aufenthalt überquerte er den Atlantik erneut, lief Westafrika an und kehrte von dort 1489 nach Dieppe zurück.<br /> <br /> Cabral landete am 22. April 1500 in der Nähe des heutigen [[Porto Seguro]] an und nahm das neu gefundene Land für den portugiesischen König [[Manuel I. (Portugal)|Emanuel I. (Manuel I.)]] in Besitz.&lt;ref&gt;Stefan Rinke, Frederik Schulze: ''Kleine Geschichte Brasiliens''. C. H. Beck, München 2013, S.&amp;nbsp;19.&lt;/ref&gt; Die bei der Landung angetroffenen [[Tupi (Volk)|Tupí]]-Indianer leisteten den Europäern keinen Widerstand. Portugal hielt die Entdeckung zunächst geheim, um im Wettlauf um neue Kolonien einen Vorteil zu behalten. Spätestens aber seit 1507 wurde der neu entdeckte Kontinent in [[Europa]] bekannt, als der deutsche Kartograph [[Martin Waldseemüller]] eine Karte Südamerikas veröffentlichte, auf der auch Porto Seguro eingezeichnet ist.<br /> <br /> Nachdem reiche Vorkommen von [[Brasilholz]] (port.: ''Pau Brasil'' / ''Pau Verzím'') ausgemacht wurden, bekam das neue Land den Namen ''Brasilien''. Brasilholz eignet sich zur Farbgewinnung und zur Herstellung edler Möbel. Damit wurde es zum ersten Exportprodukt der Kolonie und bildete die Grundlage für eine erste wirtschaftliche Nutzung des Landes. Aufgrund der massiven Abholzung ist Brasilholz heute vom Aussterben bedroht und steht unter Naturschutz.<br /> <br /> Im Jahr 1503 entdeckte eine Expedition von [[Gonçalo Coelho]], dass auch die Franzosen sich anschickten, in Brasilien zu landen. Der französische König hatte im Juli 1503 [[Binot Paulmier de Gonneville]] beauftragt, das „Südland“ ([[Terra Australis]]) zu finden. Dabei gelangte sein Schiff, die ''L’Espoir'', an die brasilianische Küste. De Gonneville zeigte sich erstaunt darüber, wie selbstverständlich sich die [[Indígenas]] dem Schiff näherten, für sie erwartet unbekannte europäische Werkzeuge benutzten und den Zweck der Bordgeschütze kannten. 1530 wurde eine neue Expedition von [[Martim Afonso de Sousa]] nach Brasilien gesandt, um die Franzosen zu bekämpfen und die ersten Kolonialstädte zu gründen. 1625 wurden die Franzosen endgültig aus Brasilien vertrieben.<br /> <br /> == Besiedelung ==<br /> [[Datei:Zuckerrohr.jpeg|150px|mini|Zuckerrohr]]<br /> König [[Johann III. (Portugal)|Johann III.]] ließ die brasilianische Küste in zunächst fünfzehn, dann zwölf Zonen, [[Kapitanat#Kapitanate in Brasilien|Kapitanate]] genannt, portugiesisch ''capitanias hereditárias'' oder auch ''capitanias donatárias'', einteilen.&lt;ref&gt;Stefan Rinke, Frederik Schulze: ''Kleine Geschichte Brasiliens''. C. H. Beck, München 2013, S.&amp;nbsp;22.&lt;/ref&gt; Er vergab diese an Adlige und Personen aus dem Mittelstand. Zur wirtschaftlichen Entwicklung setzte man vor allem auf den Anbau von [[Zuckerrohr]], da Zucker zu jener Zeit ein teures Gut war. Um Arbeitskräfte für die Plantagen zu bekommen, wurden Indianer im näheren Hinterland gefangen.<br /> <br /> {{Belege fehlen|Eine Belegangabe für die mit Verbannung bestraften Vergehen fehlt}}<br /> <br /> Nicht alle der Siedler, die von Portugal nach Brasilien kamen, waren Freiwillige: Das portugiesische Gesetzbuch kannte zu jener Zeit 200 Vergehen, die mit Verbannung geahndet wurden. Außerdem ließ die Kolonialmacht Einwanderer aus allen Ländern zu, die einzige Voraussetzung war, dass sie dem [[Katholizismus|katholischen]] Glauben angehörten.<br /> <br /> Da viele der Indianer auf den Plantagen sich das Leben nahmen oder an europäischen Krankheiten starben, wurden 1538 die ersten afrikanischen [[Sklaven]] importiert. Die Afrikaner wurden nach ihrer Verschleppung zwangsweise getauft, behielten jedoch faktisch ihre traditionellen Religionen bei. Dies war die Ursache für die Entstehung der typisch brasilianischen [[Synkretismus|synkretistischen]] Kulte [[Candomblé]] und [[Umbanda]].&lt;ref name=&quot;Zoller&quot; /&gt;<br /> <br /> Um 1600 war Brasilien der größte Zuckerproduzent der Welt. Wenige Jahre später war der [[Atlantischer Sklavenhandel|Dreieckshandel]] in vollem Schwung: Manufakturprodukte wurden in Afrika gegen Sklaven verkauft, die Sklaven wurden in Süd- und Nordamerika gegen Edelmetalle, Zucker, Kakao und Gewürze eingetauscht und diese wurden nach Europa gebracht.<br /> <br /> == Kolonialisierung und Erschließung ==<br /> {{Hauptartikel|Liste der Gouverneure und Vizekönige der brasilianischen Kolonialzeit|Liste der Vizekönige von Brasilien}}<br /> 1549 wurde ''São Salvador da Bahía de Todos os Santos'' (das heutige [[Salvador (Bahia)|Salvador da Bahia]]) zur Hauptstadt über alle ''[[Kapitanat#Kapitanate in Brasilien|Capitanias]]'' der Kolonie Brasilien erklärt und ein Generalgouverneur (der sich zuweilen [[Liste der Vizekönige von Brasilien|Vizekönig]] nennen durfte) eingesetzt. Von 1565 bis 1567 zerstörte [[Mem de Sá]], ein portugiesischer Kolonialoffizier und der dritte Generalgouverneur Brasiliens, die zehn Jahre alte [[Französische Kolonien|französische Kolonie]] [[France Antarctique]] in der [[Guanabara-Bucht]]. Er und sein Neffe [[Estácio de Sá]] gründeten daraufhin im März 1567 [[Rio de Janeiro]].<br /> <br /> Das Hinterland wurde ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts von [[Bandeirantes]]-Expeditionen erkundet, die Sklaven und Bodenschätze (vor allem [[Gold]]) suchten.&lt;ref&gt;[[Richard Konetzke]]: ''Die Indianerkulturen Altamerikas und die spanischportugiesische Kolonialherrschaft'' (= Fischer-Weltgeschichte, Band&amp;nbsp;22: ''Süd- und Mittelamerika I''). Fischer, Frankfurt am Main, 52.–56. Tsd., 1971, ISBN 3-436-01213-0, S.&amp;nbsp;73.&lt;/ref&gt; Obwohl die Portugiesen versuchten, mit Festungen an der Küste das Land abzuschotten und keine Konkurrenten zuzulassen, eroberte im Jahre 1624 eine Flotte der [[Niederländische Westindien-Kompanie|Niederländischen Westindien-Kompanie]] unter dem Kommando von Jacob Willekens und [[Piet Pieterszoon Heyn]] mit 26 Schiffen die Stadt [[Bahia]], die sie im Folgejahr jedoch wieder an die Portugiesen verloren. Mit dieser Aktion begann der bis 1661 andauernde [[Niederländisch-Portugiesischer Krieg|Niederländisch-Portugiesische Krieg]]. 1629 setzten sich die [[Niederlande|Niederländer]] in „Mauritsstad“, dem heutigen [[Recife]] ([[Pernambuco]]), fest. Der Nordosten erlebte unter der Herrschaft der Westindischen Kompanie unter Führung von [[Johann Moritz (Nassau-Siegen)|Johann Moritz von Nassau-Siegen]] eine kurze Blüte. Mit Hilfe der 1649 gegründeten [[Allgemeine Gesellschaft des Brasilienhandels|Allgemeinen Gesellschaft des Brasilienhandels]] (Companhia Geral do Comércio do Brasil) sollte vor allem der Kampf gegen die Niederländer unterstützt und der für das Mutterland immer wichtiger werdende [[Überseehandel]] zwischen Brasilien und Portugal gesichert werden. Die Portugiesen errangen im Februar 1649 einen bedeutenden Sieg in der zweiten Schlacht von Guararapes. 1654 gaben die Niederlande auf und die Kontrolle über Gesamtbrasilien an die Portugiesen zurück.<br /> <br /> Während des 17. Jahrhunderts gründeten entflohene Sklaven im Nordosten Brasiliens Siedlungen, die vorbildlich verwaltet und von einem Heer verteidigt wurden. Erst 1699 wurde – nach zahlreichen Niederlagen der Kolonialtruppen – der letzte dieser [[Quilombo]]s, [[Palmares (Siedlung)|Palmares]], zerstört.<br /> <br /> 1696 wurde im Hinterland von Rio de Janeiro Gold gefunden, wenig später auch [[Diamant]]en und andere Bodenschätze. Dies wurde die Grundlage für die Entwicklung reicher [[Barock]]städte wie [[Ouro Preto]]. Seit Ende des 17. Jahrhunderts verlagerte sich der wirtschaftliche Schwerpunkt mehr und mehr in den Süden Brasiliens. Dem wurde 1763 dadurch Rechnung getragen, dass die Hauptstadt von Salvador nach Rio de Janeiro verlegt wurde.<br /> <br /> Mit Ende des 18. Jahrhunderts mehrten sich Aufstände gegen die portugiesische Herrschaft. Der wichtigste Aufstand war die „[[Inconfidência Mineira]]“ in [[Minas Gerais]], deren Anführer [[Tiradentes]] 1792 hingerichtet wurde. Gleichzeitig geriet man im Süden auf dem Gebiet des heutigen [[Uruguay]], wo die Bandeirantes die Westgrenze des Kolonialreiches über die Linie des Vertrags von Tordesillas hinausgeschoben haben, mit Spanien und dem [[Vizekönigreich des Río de la Plata]] aneinander.<br /> <br /> Ab 1805 wurde in Brasilien [[Kaffee (Pflanze)|Kaffee]] angebaut, nachdem die ersten Kaffeebohnen durch [[Francisco de Mello Palheta]] 1727 ins Land geschmuggelt worden waren.<br /> <br /> == Periode des Königreichs ==<br /> {{Hauptartikel|Vereinigtes Königreich von Portugal, Brasilien und den Algarven}}<br /> Der Aufbruch Brasiliens in die Unabhängigkeit begann mit der Übersiedlung des gesamten portugiesischen Hofes von [[Lissabon]] nach [[Rio de Janeiro]]. Nach dem Scheitern seiner Schaukelpolitik zwischen Frankreich und England floh der portugiesische Regent [[Johann VI. (Portugal)|Dom João]] vor den Truppen [[Napoléon Bonaparte|Napoleons]] im November 1807 mitsamt Hof und Staatskasse nach Brasilien, wobei ihm die [[Royal Navy|britische Flotte]] hilfreiche und nicht ganz uneigennützige Dienste leistete. Mit der königlichen Familie ließ sich auch der gesamte Hofstaat (alles in allem etwa 15.000 Personen) im März 1808 (nach einem Zwischenaufenthalt in Bahia) in Rio nieder – eine nicht unerhebliche Erhöhung der Einwohnerzahl der Stadt und des gesamten Landes. Vor allem aber änderte sich damit dessen Status von dem einer abhängigen Kolonie zum gleichberechtigten Bestandteil des Mutterlandes – eine Entwicklung, die nicht mehr rückgängig zu machen war.<br /> <br /> Die Häfen des Landes wurden für befreundete Nationen geöffnet, was vor allem den Briten zugutekam, denen auch Zollvergünstigungen eingeräumt werden mussten. Gewerbebetriebe, Hochschulen, Banken wurden gegründet, der Druck von Zeitungen und Büchern zugelassen. Mit der österreichischen [[Maria Leopoldine von Österreich|Prinzessin Leopoldina]], die Joãos Sohn Pedro heiratete, kamen Gelehrte und Künstler ins Land, die beträchtlich zum Aufschwung des geistigen Lebens beitrugen.<br /> <br /> == Erlangung der Unabhängigkeit ==<br /> {{Hauptartikel|Brasilianische Unabhängigkeitsbewegung}}<br /> Auf dem [[Wiener Kongress]] (1815) wurde Brasilien im Rahmen eines „Vereinigten Königreichs von Portugal, Brasilien und Algarve“ dem Mutterland formal gleichgestellt. Der königliche Hof hätte nach der endgültigen Niederlage Napoleons nach Portugal zurückkehren können. [[Johann VI. (Portugal)|Prinzregent João]], der am 6. Februar 1818 nach dem Tod seiner geisteskranken Mutter Maria als João VI. den Thron bestieg, zögerte die Rückkehr aber immer wieder hinaus. Wegen wachsender Unruhen in Portugal brach er schließlich am 25. April 1821 dorthin auf. Seinem Sohn, der als Regent in Brasilien zurückblieb, soll er den väterlichen Rat gegeben haben: „Pedro, ponha a coroa na cabeça, antes que alguns desses aventureiros o faça“. („Pedro, setz dir selbst die Krone aufs Haupt, ehe es irgendein Abenteurer tut.“)<br /> <br /> In dieser Zeit erlangten die anderen Staaten Südamerikas unter der Führung von [[Simón Bolívar]] und anderer Freiheitskämpfer ihre Unabhängigkeit. Mit dem Ruf von Ipiranga: „Independência ou morte“ („Unabhängigkeit oder Tod“) setzte sich der Prinz am 7. September 1822 an die Spitze der Unabhängigkeitsbewegung, nachdem die portugiesischen [[Cortes (Ständeversammlung)|Cortes]] eine Rückkehr zum Kolonialstatus gefordert hatten. Am 12. Oktober wurde Brasilien zum Kaiserreich erklärt. Noch standen portugiesische Truppen im Lande; eigene brasilianische Streitkräfte waren erst im Aufbau. Dennoch gelang es den Brasilianern, die Portugiesen bis Ende 1823 Schritt für Schritt aus dem Lande zu drängen.<br /> <br /> == Erstes Kaiserreich ==<br /> {{Hauptartikel|Kaiserreich Brasilien}}<br /> [[Datei:00 Constituição do Império do Brasil.jpg|mini|hochkant|Brasilianische Verfassung von 1824.]]<br /> [[Peter I. (Brasilien)|Pedro I.]] enttäuschte bald die hochgesteckten Erwartungen, die die Brasilianer in ihn gesetzt hatten. Die Unabhängigkeit begann zwar glanzvoll mit der ersten Kaiserkrönung auf südamerikanischem Boden, Brasilien erhielt eine liberale [[Verfassung]] und wurde zu einer [[Konstitutionelle Monarchie|konstitutionellen Monarchie]], aber die Querelen um die Verfassunggebende Versammlung und das zunehmend autokratische Auftreten des jungen Kaisers verhießen wenig Gutes für die Zukunft.<br /> <br /> In den folgenden Jahren wurde Brasilien von vielen Staaten völkerrechtlich anerkannt ([[USA]] 1823, [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] 1825, Portugal 1825). Mit ihrer [[Monroe-Doktrin]] machten die Vereinigten Staaten klar, dass sie nicht gewillt waren, eine Wiederherstellung der Kolonialordnung in [[Lateinamerika]] hinzunehmen.<br /> <br /> Der junge brasilianische Staat begann sogleich, ab 1824, die Einwanderung europäischer Siedler in den Süden des Landes zu fördern, nicht zuletzt aus [[Deutschbrasilianer|Deutschland]].&lt;ref&gt;Werner Mabilde Dullius, Hugo Egon Petry: ''Cemitérios das colônias alemãs no Rio Grande do Sul''. Porto Alegre 1985. (Anhand der Geschichte der Friedhöfe vermittelt das Buch einen guten Eindruck von der Ausdehnung der deutschen Siedlerkolonien.)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Uruguay]] spaltete sich 1825 von Brasilien ab und erklärt seine Unabhängigkeit, nachdem es nur vier Jahre als [[Cisplatina|Província Cisplatina]] Teil Brasiliens gewesen war. Brasilien musste – auf britischen Druck hin – der uruguayischen Unabhängigkeit zustimmen.<br /> <br /> == Regentenzeit ==<br /> Der Kaiser war schließlich isoliert im eigenen Land und dankte am 7. April 1831 zugunsten seines noch minderjährigen Sohnes, [[Peter II. (Brasilien)|Pedro II.]], ab und kehrte nach Portugal zurück.<br /> <br /> Noch am Tage der Abdankung trat das Parlament zusammen und setzte einen dreiköpfigen provisorischen Regentschaftsrat ein. Durch eine Zusatzbestimmung zur Verfassung (Ato Adicional vom 6. August 1834) wurden einige Reformen durchgeführt: mehr Autonomie für die Provinzen in der Gesetzgebung und Steuererhebung und schließlich die Einsetzung eines einzigen Regenten, der an die Stelle des Regentschaftsrats treten und in allgemeiner Wahl gewählt werden soll.<br /> <br /> === Der „Cabanagem“-Aufstand im Norden ===<br /> Der 1835 ausgebrochene „Cabanagem“-Aufstand war die gewalttätigste Rebellion der Regentschaftsperiode. Sein Name bezieht sich auf „cabanagem“, die örtliche Bezeichnung der ärmlichen Behausung der Flussanwohner in und um [[Belém (Pará)|Belém]], abgeleitet von „cabana“ (Hütte). Denn es waren vor allem deren Bewohner, die „cabanos“ (Hüttenbewohner) und andere Gruppen der Unterschichten der Provinz Grão-Pará (die die heutigen Bundesstaaten [[Pará]], [[Amazonas (Brasilien)|Amazonas]], [[Roraima]], [[Rondônia]] und [[Amapá]] umfasst), die den Aufstand gegen die mehrheitlich weiße Oberschicht trugen. Die Rebellen konnten die Hauptstadt Belém erobern und bis zum März 1836 halten. Doch wurden sie schließlich, bis 1840, in wechselhaften Kämpfen von den Regierungstruppen gänzlich aufgerieben. Historiker schätzen, dass im Verlauf der Kämpfe ein Viertel der Bewohner der Provinz ums Leben kam.&lt;ref&gt;Mark Harris: ''Rebellion on the Amazon. The Cabanagem, race, and popular culture in the north of Brazil, 1798–1840''. Cambridge University Press, 2010, ISBN 978-0-521-43723-3, S.&amp;nbsp;16. In Publikationen des 19. Jahrhunderts war der Anteil der Todesopfer an der Bevölkerung sogar mit 40 % angegeben worden.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Der Aufstand der Gaúchos im Süden ===<br /> [[Datei:Garibaldi.jpg|mini|150px|[[Giuseppe Garibaldi]]]]<br /> Bekannter noch war die ''[[Farrapen-Revolution]]'' (Revolução Farroupilha), der längste und für den territorialen Zusammenhalt Brasiliens gefährlichste Aufstand. Sie hat vor allem ökonomische Gründe. Die Rinderzüchter der [[Provinz Rio Grande do Sul]] verlangten von der Regierung Schutzzölle gegen die Einfuhr von Fleisch aus [[Uruguay]] und [[Argentinien]]. Tatsächlich konnten die Argentinier und Uruguayer billiger produzieren, da sie mit freien Lohnarbeitern anstatt mit Sklaven arbeiteten. Die Rebellion brach am 20. September 1835 aus, als die [[Gaúcho]]s unter Führung von [[Bento Gonçalves da Silva]] und [[Antônio de Sousa Neto]] den Provinzgouverneur verjagten. Am 11. September 1836 wurde die [[Republik Piratini|Republik Rio Grande do Sul]] ausgerufen. Die Rebellen konnten große Erfolge verbuchen, vor allem nachdem der italienische Revolutionär [[Giuseppe Garibaldi]] zu ihnen gestoßen war: 1839 drangen sie bis in die Nachbarprovinz [[Santa Catarina]] vor und riefen dort die Tochterrepublik ''[[Republik Juliana|República Juliana]]'' aus.<br /> <br /> Anders als beim „Cabanagem“-Aufstand waren diesmal eher die führenden Schichten der Provinz beteiligt, obwohl der Namen ''Guerra dos Farrapos'' („Krieg der Zerlumpten“) das Gegenteil suggeriert. Dies erklärt die Zurückhaltung der Zentralregierung bei der Niederschlagung des Aufstands. 1842 wurde [[Luís Alves de Lima e Silva]], der spätere Herzog von Caxias, zum Militärgouverneur der Provinz ernannt, mit dem Auftrag, sie zu „befrieden“. 1845 wurde schließlich eine Übereinkunft mit den Rebellen erreicht. Sie legten die Waffen nieder gegen erhebliche Konzessionen der kaiserlichen Regierung: Eingliederung der Farrapen-Truppen ins Heer, Generalamnestie und Freilassung der am Aufstand beteiligten Sklaven.<br /> <br /> Kleinere Aufstände in [[Maranhão]] und [[Bahia]] gegen Ende der Regentschaftsperiode wurden ziemlich rasch niedergeschlagen.&lt;ref&gt;Abu Alfa Muhammad Shareef bin Farid: {{Webarchiv |url=http://www.africandiasporastudies.com/downloads/bahia_slave_revolt.pdf |text=''The Islamic Slave Revolts of Bahia, Brazil. A Continuity of the 19th Century Jihaad Movements of Western Sudan.'' |wayback=20070131065848}} (PDF; 1,5&amp;nbsp;MB) Sankore. Institute of Islamic-African Studies, Pittsburgh 1998 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Zweites Kaiserreich ==<br /> [[Datei:Peter II Brasilien.jpg|mini|150px|Kaiser Peter II. von Brasilien]]<br /> 1840 wurde [[Peter II. (Brasilien)|Pedro II.]] vorzeitig für mündig erklärt und zum Kaiser von Brasilien gekrönt.<br /> <br /> In den 1860er Jahren entwickelte sich Brasilien zur führenden Exportnation von [[Kautschuk]]. Auch der Export von Rindfleisch, Edelhölzern, Kaffee und Zucker florierte. Es kam zu einer zögerlichen [[Industrialisierung]] (vor allem durch die Einwanderer aus [[Europa]]); der Nordosten, vom Süden wirtschaftlich überrundet, verarmte langsam.<br /> <br /> Brasilien unterstützte den erfolgreichen revolutionären Kampf gegen den Diktator Argentiniens [[Juan Manuel de Rosas]] und führte von 1864 bis 1870, verbündet mit Argentinien und Uruguay, einen siegreichen [[Tripel-Allianz-Krieg|Krieg gegen Paraguay]]. Dieser Krieg, der etwa 100.000 Brasilianer das Leben kostete, führte zu Gebietsgewinnen auf Kosten Paraguays.<br /> <br /> === Kampf um das Schicksal der Sklaven ===<br /> [[Datei:Lei Áurea (Golden Law).tif|mini|200x200px|[[Lei Áurea]], 1888.]]<br /> Die innenpolitisch wichtigste Herausforderung erwuchs aus einer ausgedehnten Bewegung für die Aufhebung der Sklaverei. Die „Einfuhr“ afrikanischer [[Sklaven]] wurde 1853 geächtet, nachdem Großbritannien militärische Maßnahmen gegen Brasiliens Küsten ergriffen und 1852 mit einer [[Blockade (Militär)|Blockade]] gedroht hatte.<br /> <br /> Eine organisierte Kampagne für die Emanzipation der 2,5 Millionen Sklaven in Brasilien begann einige Jahre später. Die [[Abolitionismus|Abolitionisten]] errangen ihren ersten Sieg 1871, als das Parlament alle Kinder, die von Sklavinnen geboren wurden, für frei erklärte (''[[Lei do Ventre Livre]]''). Etwa um die gleiche Zeit entstand eine republikanische Bewegung, die in den folgenden Jahren mehr und mehr Zulauf erhielt. 1885 wurden alle Sklaven über 60 Jahre durch das ''[[Lei dos Sexagenários]]'' für frei erklärt. 1888 unterzeichnete die Regentin [[Isabella von Brasilien|Kronprinzessin Isabel]] schließlich die ''[[Lei Áurea]]'', das Goldene Gesetz, welches die Sklaverei abschaffte. Brasilien war damit das letzte Land der westlichen Hemisphäre, in dem die Sklaverei verboten wurde. Zahlenmäßig hatte die Sklaverei inzwischen wenig Belang: es gab noch 500.000 Sklaven bei einer Gesamtbevölkerung von 13,5 Millionen. Die Sklavenbefreiung beraubte aber die kaiserliche Regierung ihres letzten Rückhalts bei den [[Großgrundbesitzer]]n und bereitete den Boden für die Ausrufung der Republik im November des folgenden Jahres.<br /> <br /> === „Militärfrage“ (''Questão Militar'') ===<br /> Durch den Krieg mit [[Paraguay]] wurde das [[Brasilianisches Heer|Heer]] nicht nur technisch, sondern auch sozial modernisiert. Infolge des erhöhten Personalbedarfs gelangten zunehmend Angehörige der Mittelschicht in Offizierspositionen, die bisher Mitgliedern der ländlichen Oberschicht vorbehalten waren; Sklaven konnten durch den Militärdienst die Freiheit erlangen. Dies förderte abolitionistische Tendenzen innerhalb des [[Offizierskorps]] und brachte es in Gegnerschaft zur ländlichen [[Aristokratie]]. Die [[Marinha do Brasil|Marineführung]] blieb dagegen konservativ und eine Stütze der Monarchie.<br /> <br /> Nach dem Krieg wurden die meisten [[Offizier]]e an den [[Militärakademie]]n der Hauptstadt ausgebildet, wo sie mit modernen europäischen und nordamerikanischen Verwaltungsmethoden und den Ideen des [[Positivismus]] in Berührung kamen. Benjamin Constant Botelho de Magalhães (1836–1881), ein Anhänger [[Auguste Comte]]s, unterrichtete in dieser Zeit an der Escola Militar und bereitete über seine Schüler, u.&amp;nbsp;a. Marschall [[Manuel Deodoro da Fonseca|Deodoro da Fonseca]], den Militärputsch vom 15. November 1889 vor. Fonseca – obwohl dem Kaiser gegenüber persönlich loyal – wurde zur Symbolfigur und zum Aushängeschild des Aufstandes. Paradoxerweise glaubte er zunächst, der [[Putsch]] richte sich nur gegen das Ministerium des liberalen Premiers Ouro Preto, nicht gegen die Monarchie an sich. Erst am Abend des 15. November ließ er sich für das Ziel der Errichtung einer Republik gewinnen.<br /> <br /> == Putsch und Ausrufung der Republik ==<br /> Am 15. November 1889 wurde Kaiser Pedro II. vom Militär gestürzt und musste mit seiner Familie das Land verlassen. Manuel Deodoro da Fonseca rief die ''Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien'' (''República dos Estados Unidos do Brasil'') aus. Diesen Namen behielt das Land bis 1946 bei.<br /> <br /> Mehrere Faktoren trugen zum Sturz der Monarchie bei: die wachsende republikanische Bewegung, die ein brasilianisches Kaiserreich zunehmend als anachronistisch und unamerikanisch empfand; der Konflikt mit Teilen des Klerus und schließlich die [[Abolitionismus|Sklavenbefreiung]], die die [[Großgrundbesitzer]] der Krone entfremdete.<br /> <br /> Die neue [[Brasilianische Verfassung von 1988|brasilianische Verfassung vom 5. Oktober 1988]] behob den „Geburtsfehler“ der Republik, indem sie die Staatsform zum Gegenstand eines Referendums machte.<br /> <br /> == Die alte Republik 1889–1930 ==<br /> {{Hauptartikel|Erste Brasilianische Republik}}<br /> Die Zeit zwischen 1889 und 1930 wird in Brasilien gemeinhin als ''República Velha'' (deutsch: alte Republik) bezeichnet. Die Jahre nach 1889 waren von politischer Stabilität geprägt. 1891 wurde [[Floriano Peixoto]] Präsident und 1894 [[Prudente de Morais|Prudente de Morais Barros]]. Zu den ersten Maßnahmen der republikanischen Regierung gehörten eine groß angelegte [[Volkszählung]], die Einführung des [[Metrisches Einheitensystem|metrischen Systems]], die allgemeine Schulpflicht und Ansätze zur [[Säkularisierung|Trennung von Staat und Kirche]], z.&amp;nbsp;B. die Einführung der [[Zivilehe]], die in ländlichen Regionen auf Widerstand stießen. In diesem Zusammenhang ist auch der [[Krieg von Canudos]] in der Amtszeit von [[Prudente de Morais]] zu sehen, als die brasilianische Armee in einem der blutigsten innerbrasilianischen Konflikte in vier Feldzügen die christlich-messianische Bewegung in der [[Canudos|gleichnamigen Stadt]] im Bundesstaat [[Bahia]] angriff und Canudos schließlich dem Erdboden gleichmachte. Die Wahlen von 1898 gewann [[Campos Sales|Manuel Ferraz de Campos Sales]], die von 1902 [[Francisco de Paula Rodrigues Alves]] und die von 1906 [[Afonso Augusto Moreira Pena]]. Nach dessen Tod folgte 1909 Vizepräsident [[Nilo Peçanha]] in das Präsidentenamt. Die Wahlen von 1910 gewann [[Hermes Rodrigues da Fonseca]].<br /> <br /> Der Wohlstand war durch die große Kaffee-Nachfrage gesichert und die Wirtschaft konzentrierte sich auf diesen Zweig. 1914 gewann [[Venceslau Brás]] die Präsidentschaftswahl. In den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] trat Brasilien auf der Seite der [[Triple Entente|Alliierten]] gegen Deutschland ein, nachdem mehrere brasilianische Handelsschiffe durch Deutschland im uneingeschränkten U-Bootkrieg versenkt worden waren. Die [[Kriegserklärung Brasiliens an Deutschland (1917)|Kriegserklärung Brasiliens an Deutschland]] erfolgte am 26. Oktober 1917 und Brasilien beteiligte sich nur mit einem kleinen Kontingent am Krieg in Europa.<br /> <br /> In den Kriegsjahren ging die Nachfrage nach Kaffee stark zurück, was die Wirtschaft Brasiliens entscheidend schwächte. 1918 gewann Rodrigues ein zweites Mal die Präsidentschaftswahl, trat das Amt wegen Erkrankung aber nicht an.<br /> <br /> Stattdessen wurde [[Delfim Moreira da Costa Ribeiro|Delfim Moreira]] Präsident, der aber 1919 wieder zurücktrat. Ihm folgte Vizepräsident [[Epitácio da Silva Pessoa]] nach. Die Wahlen von 1922 gewann [[Arturo da Silva Bernardes]], die von 1926 [[Washington Luís Pereira de Sousa]] und die von 1930 [[Júlio Prestes]].<br /> <br /> == {{Anker|Die Ära Vargas}}Die Ära Vargas (1930–1954) ==<br /> Als dann 1930 die Kaffeepreise nochmals einbrachen, wuchs die Unzufriedenheit mit dem [[Oligarchie|oligarchischen]] System, das auf Wahlmanipulationen beruhte und große Teile der Bevölkerung de facto von der Mitbestimmung ausschloss. An der Spitze einer „Koalition der Unzufriedenen“ führte [[Getúlio Dornelles Vargas]], der „Vater der Armen“, einen Aufstand an und wurde so Präsident. In den ersten Monaten seiner Regierungszeit wuchs die Wirtschaft Brasiliens spürbar. Trotzdem revoltierte der [[São Paulo (Bundesstaat)|Bundesstaat São Paulo]] 1932 gegen die „Diktatur von Vargas“. Im Rahmen der [[Revolução Constitucionalista de 1932|Revolução Constitucionalista]] kam es vom Juli bis Oktober des Jahres zu umfangreichen Kämpfen. São Paulo konnte sein Ziele des Sturzes von Vargas sogar zwischenzeitlich auch Unabhängigkeit von Brasilien nicht erreichen und musste sich wieder der Staatsregierung von Vargas unterwerfen&lt;!-- Die Grammatik dieses Satzes bedarf einer Korrektur! --&gt;.&lt;ref&gt;[https://brasilescola.uol.com.br/historiab/revolucaoconstitucionalista.htm Revolução Constitucionalista], Bericht auf brasilescola.uol.com.br, Seite auf portug., abgerufen am 8. November 2022&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www18.fgv.br/CPDOC/acervo/dicionarios/verbete-tematico/revolucao-de-1932-1 |autor=Carlos Henrique Davidoff |titel=Revolução de 1932 |werk=fgv.br |hrsg=CPDOC - Centro de Pesquisa e Documentação de História Contemporânea do Brasil|sprache=pt-BR |abruf=2022-11-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine [[verfassunggebende Versammlung]] arbeitete bis 1934 eine neue Verfassung aus; Vargas akzeptierte sie zunächst. Als er sich nicht sicher sein konnte, die anstehenden Wahlen gewinnen zu können, putschte Vargas jedoch unter dem Vorwand eines fiktiven kommunistischen Umsturzes und setzte die Verfassung außer Kraft. 1937 wurde der [[Estado Novo (Brasilien)|Estado Novo]], der „Neue Staat“, ausgerufen und die Herrschaft Vargas’ als „wohlwollender Diktator“ festgeschrieben. Seine autoritäre Regierung forcierte die [[Importsubstituierende Industrialisierung|Industrialisierung]] des wirtschaftlich rückständigen Brasilien, führte erstmals soziale Leistungen für Arbeiter ein und fand so großen Rückhalt in der Bevölkerung. Sowohl kommunistische wie faschistische Aufstände schlug Vargas nieder.<br /> <br /> [[Datei:Brazil at War (1943).ogv|mini|US-amerikanischer Propagandafilm über die brasilianische Kriegserklärung gegen die Achsenmächte (englisch)]]<br /> In den 1930er Jahren orientierte sich Brasilien wirtschaftlich an Nazideutschland, das nach den USA der wichtigste Handelspartner war. Diese Beziehungen gingen ab 1939 zurück. Als auf Hitlers Befehl deutsche U-Boote zunehmend brasilianische Schiffe angriffen, kam es nach der Versenkung der [[Baependy (Schiff)|''Baependi'']] und weiterer Schiffe durch ''[[U 507]]'' zu gewaltsamen Demonstrationen und am 22. August 1942 [[Kriegserklärung Brasiliens an Deutschland und Italien (1942)|erklärte Brasilien Deutschland und Italien den Krieg]]. Brasilien entsandte 1944 die gut 25.000 Mann starke ''[[Força Expedicionária Brasileira]]'' (FEB) und eine Fliegerstaffel nach [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]], die unter anderem in der [[Schlacht um Monte Cassino]] eingesetzt wurde. 500 Brasilianer kamen im Zweiten Weltkrieg ums Leben.<br /> <br /> Vargas ließ zum Kriegsende wieder politische Parteien zu und kündigte seinen Rücktritt nach den bevorstehenden Wahlen an. Dann jedoch forderte eine Bürgerbewegung seinen Verbleib im Amt, weshalb Vargas von der Armee abgesetzt wurde. Diese setzte zunächst [[José Linhares]] als Präsidenten ein, der 1946 im Zuge von Wahlen durch [[Eurico Gaspar Dutra]] abgelöst wurde. Ebenfalls 1946 arbeitete eine direkt gewählte Verfassungskommission eine neue Verfassung aus (die fünfte in der Geschichte Brasiliens). Das Land erhielt den neuen Namen ''Vereinigte Staaten von Brasilien'' (Estados Unidos do Brazil), eine leichte Änderung zum bisherigen Namen von 1889. Diese Verfassung garantierte erstmals volle politische Freiheiten.<br /> <br /> 1951 wählte das Volk Vargas bei seiner regulären Kandidatur erneut zum Präsidenten. Die USA und die politische Rechte stellten sich gegen die zunehmend sozialistische Politik Brasiliens. Nach dem Mordanschlag auf den Oppositionspolitiker Lacerda durch Vargas-Getreue im August 1954 forderte das Militär geschlossen Vargas’ Rücktritt. Sein Vize, erklärte am 24. August Vargas’ Rücktritt und übernahm dessen Amt; Vargas nahm sich am Folgetag das Leben.<br /> <br /> == Unruhige Zeiten ==<br /> Vargas’ Vizepräsident [[João Café Filho]] übernahm das Amt und bildete das Kabinett um. Er erkrankte allerdings im November 1955, weshalb das Amt kommissarisch von [[Carlos Coimbra da Luz]] und dann [[Nereu Ramos]] bekleidet wurde, welcher Café Filho nach dessen Genesung nicht ins Amt zurückkehren ließ. Erst die Wahlen von 1956 brachten mit dem Sieg von [[Juscelino Kubitschek]] vorübergehende Stabilität. Er sorgte mit Hilfe der Partido Trabalhista Brasileiro (PTB) für neue, ausländische Investoren, die die brasilianische Wirtschaft in den späten 1950er Jahren ankurbelten. 1960 wurde dann [[Jânio da Silva Quadros]] zum Präsidenten gewählt. Nach seinem Amtsantritt 1961 versuchte er die Abhängigkeit von den USA zu lösen und den desaströsen Staatshaushalt zu sanieren. Nach nur wenigen Monaten im Amt trat er wieder zurück, sein Nachfolger wurde der bisherige Vize-Präsident [[João Goulart]], kurz nachdem die neue Hauptstadt [[Brasília]] nach drei Jahren Bauzeit eingeweiht wurde. Auch Goulart war in der Bevölkerung nicht unumstritten, weshalb seine Befugnisse in den ersten drei Präsidentschaftsjahren nur eingeschränkt waren.<br /> <br /> == {{Anker|Militärdiktatur}}Militärdiktatur (1964–1985) ==<br /> Am 31. März 1964 putschte das [[Brasilianische Streitkräfte|Militär]], unterstützt durch [[verdeckte Operation]]en des US-Geheimdienstes [[Central Intelligence Agency|CIA]],&lt;ref&gt;[http://www.gwu.edu/~nsarchiv/NSAEBB/NSAEBB118/index.htm Historische Dokumente], die gemäß dem [[Freedom of Information Act]] veröffentlicht und von [[Peter Kornbluh]] editiert wurden.&lt;/ref&gt; und zwang Goulart ins Exil. Das neue Regime unter General [[Humberto Castelo Branco]] unterdrückte die linke Opposition und entzog etwa 300 Personen die politischen Rechte. Ein 1965 verabschiedetes Gesetz schränkte bürgerliche Freiheiten ein, sprach der Nationalregierung weitere Machtbefugnisse zu und bestimmte die Wahl des Präsidenten und Vizepräsidenten durch den Kongress.<br /> <br /> Der ehemalige Kriegsminister Marschall [[Artur da Costa e Silva]], Kandidat der Regierungspartei ARENA ([[Aliança Renovadora Nacional]]; deutsch: Allianz zur nationalen Erneuerung) wurde nach den Parlamentswahlen (15. November 1966) zum Präsidenten gewählt. Die Brasilianische Demokratische Bewegung (MDB, [[Movimento Democrático Brasileiro (1966)|Movimento Democrático Brasileiro]]), die einzige legale Oppositionspartei, weigerte sich aus Protest einen Kandidaten für die Wahl aufzustellen, weil die Regierung alle ernst zu nehmenden Gegenkandidaten nicht zugelassen hatte. 1966 gewann die ARENA auch die National- und Parlamentswahlen.<br /> <br /> [[Datei:AI-5 fl.01.jpg|mini|AI-5, 1968.]]<br /> 1967 wurde eine neue Verfassung erlassen, die sechste Verfassung seit der [[Brasilien#Unabhängigkeit und Kaiserreich (1822–1889)|Staatsgründung im Jahr 1822]]. Hiermit wurden die Aktionen und Gesetze der Militärs seit 1964 legitimiert und auch der Landesname geändert: aus den bisherigen ''Vereinigten Staaten von Brasilien'' wurde die ''Föderative Republik Brasilien'' (República Federativa do Brasil). Mit Verfassungszusätzen wurde im Jahr 1969 die Macht der Militärjunta noch deutlich gestärkt.<br /> <br /> [[Datei:Tanques ocupam a Avenida Presidente Vargas, 1968-04-04, Remasterizada, 2016-01-13.png|mini|Militärputsch 1964: Panzer auf der Avenida Presidente Vargas in Rio de Janeiro am 4. April]]<br /> Das Jahr 1968 stand im Zeichen von Studentenunruhen und Streiks. Das Militärregime reagierte mit politischen Säuberungsaktionen und Zensur. Durch den ''[[Ato Institucional Número Cinco]]'' (AI-5), den gesetzgebenden Erlass Nr. 5 der Militärregierung, vom 13. Dezember 1968 ermächtigte sich die Regierung, [[Grundrechte]] und [[Bürgerrechte]] für eine Dauer von bis zu zehn Jahren aufzuheben, und dies „ohne die von der Verfassung gesetzten Beschränkungen“ beachten zu müssen (Art. 4).&lt;ref&gt;[http://www.gedm.ifcs.ufrj.br/upload/legislacao/14.pdf Wortlaut des ''Ato Institucional N. 5''], Webseite des ''Grupo de Estudos sobre a Ditadura Militar'' (portugiesisch), abgerufen am 16. Februar 2019 (PDF; 29,96&amp;nbsp;kB).&lt;/ref&gt; Damit waren – nun auch juristisch – der Verfolgung Oppositioneller keinerlei Grenzen mehr gesetzt.<br /> <br /> Im August 1969 wurde Costa e Silva entmachtet. Das Militär bestimmte General [[Emílio Garrastazu Médici]] zu seinem Nachfolger; der Kongress wählte ihn zum Präsidenten. Unter Médici wurden die Repressionen verstärkt und in der Folge nahmen die revolutionären Aktivitäten zu. Der [[Römisch-katholische Kirche in Brasilien|römisch-katholische Klerus]] erhob seine kritische Stimme immer öfter und prangerte die Lebensbedingungen der armen Bevölkerung an. Am 25. März 1970 weitete Médici per Dekret die brasilianischen Hoheitsgewässer von 12 auf 200 Seemeilen aus.&lt;ref&gt;Beverly May Carl: ''Latin American Laws Affecting Coastal Zones.'' In: ''Lawyer of the Americas.'' Jg. 10 (1978), Heft 1, S.&amp;nbsp;51–86 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1974 wurde General [[Ernesto Geisel]] zum brasilianischen Präsidenten gewählt. Er hatte zuvor im Militär Karriere gemacht und war dann Präsident der staatlichen Ölmonopolgesellschaft [[Petrobras]] geworden.<br /> Wegen der relativen politischen Stabilität und gezielter Förderung der Industrie war die frühe Zeit der Militärmachthaber zugleich eine Zeit des Wirtschaftsbooms; viele Investoren investierten in den 1970er Jahren in Brasilien. Seit der [[Ölpreiskrise]] 1973/74 erzielte Brasilien viel höhere Preise beim Export von [[Erdöl]].<br /> <br /> 1979 wurde General [[João Baptista de Oliveira Figueiredo]] neuer Präsident. Anfang der 1980er Jahre schwächte die Militärregierung die Repression deutlich ab, bis schließlich 1985, auch aus Mangel an eigenen Optionen aus dem Militärkader und bereits inmitten einer Wirtschaftskrise mit galoppierender Inflation, freie Wahlen zugelassen wurden.&lt;!-- ? Quelle ? --&gt; Sie fanden am 15. November 1986 statt.<br /> <br /> Während der Zeit der Militärdiktatur waren Menschenrechtsgruppen zufolge staatlicher Mord, staatliche Todesschwadronen, Folter und [[Verschwindenlassen]] von Oppositionellen an der Tagesordnung.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Klaus Hart |Titel=Brasilien und Argentinien – Vom Umgang mit der Diktaturvergangenheit |Sammelwerk=Aus Politik und Zeitgeschichte |Nummer=12 |Datum=2010-03-22 |Online=https://web.archive.org/web/20140326092636/http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html |Abruf=2018-03-30}}&lt;/ref&gt; Brasilien war beteiligt an der [[Operation Condor]], einem Komplott etlicher lateinamerikanischer Diktaturen, deren Ziel es war, sich gegenseitig bei der Ermordung missliebiger Staatsbürger zu helfen.&lt;ref&gt;Greg Grandin: ''[[Henry Kissinger|Kissinger's]] Shadow. The Long Reach of America’s Most Controversial Statesman''. Metropolitan Books, New York 2015, ISBN 978-1-62779-449-7, S.&amp;nbsp;151.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2010 startete Präsident [[Lula da Silva]] eine Initiative für eine [[brasilianische Wahrheitskommission]], um die Verbrechen dieser Zeit zu untersuchen. Die offizielle Eröffnungszeremonie fand im November 2011 unter Präsidentin [[Dilma Rousseff]] statt.&lt;ref name=&quot;TAZMiene&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Gerhard Dilger |url=http://www.taz.de/Brasilien-will-Verbrechen-aufarbeiten/!82291/ |titel=Versteinerte Miene bei den Militärs |werk=[[die tageszeitung]] |datum=2011-11-21 |abruf=2011-11-22}}&lt;/ref&gt; Der abschließende Bericht wurde im Dezember 2014 vorgelegt und beschreibt die zwischen 1964 und 1985 begangenen Menschenrechtsverletzungen. Er nennt Täter und Opfer.&lt;ref name=&quot;E+Z2015&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Kai Ambos, Eneas Romero |Titel=Brasiliens Demokratie muss Lehren aus dem Schrecken der Militärdiktatur ziehen |Sammelwerk=''[[E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit]]'' |Ort= |Datum=2015-02-20 |Seiten= |Online=[https://www.dandc.eu/de/article/brasiliens-demokratie-muss-lehren-aus-dem-schrecken-der-militaerdiktatur-ziehen dandc.eu] |Abruf=2018-03-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Demokratie, Krise seit 2013 ==<br /> Der Wahlsieg [[Tancredo Neves]]’ gegen den Diktator João Figueiredo am 15. Januar 1985 markierte das Ende der 21-jährigen brasilianischen Militärherrschaft. Neves starb im April 1985 vor seinem Amtsantritt an einer [[Sepsis]], woraufhin sein Vize [[José Sarney]] das Amt übernahm. 1985 wurde das Wahlrecht für Analphabeten eingeführt. Im Jahr 1988 wurde eine neue [[Brasilianische Verfassung von 1988|Bundesverfassung]] verabschiedet, die siebte der Geschichte Brasiliens. Unter der Nachwirkung der Militärdiktatur lag das Augenmerk der Verfassungsgeber auf den persönlichen Freiheitsrechten und dem Schutz dieser. Ferner wurde ein Gottesbezug und sozialstaatliche Leistungen verankert. Eine Landreform oder der Schutz der indigenen Bevölkerung waren nicht vorgesehen. Besonders ab 1995 kam es daher zu zahlreichen Änderungen und Verfassungszusätzen.<br /> <br /> 1987 fand man auf [[Yanomami]]-Land im Bundesstaat [[Roraima]] Gold, was viele illegale Goldgräber auf den Plan rief&lt;!-- gibt es hierzu Zahlen? // Antwort Sept. 2016: ja, mehr als 200.000, wird in entsprechenden Artikeln eingearbeitet --&gt;. 1988 wurde auch der Gewerkschafter und Umweltschützer [[Chico Mendes]] ermordet. 1989 wurde ein erster Umweltschutzplan beschlossen. Die Inflation lag in diesen Jahren bei bis zu 1000 %. Am 26. April 1991 wurde [[Mercosur]] (portugiesisch Mercosul) gegründet. Dieser Gemeinsame Markt des Südens, den die Staaten [[Argentinien]], [[Paraguay]], [[Uruguay]] und Brasilien gründeten, ist ein Binnenmarkt mit mehr als 230 Millionen Einwohnern, der die Wirtschaft der Mitgliedsländer und dadurch die Stellung Lateinamerikas in der Welt stärken sollte.<br /> <br /> Im Juni 1992 fand die [[Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung]] („UN-Umweltgipfel“) in [[Rio de Janeiro]] statt. Außerdem trat Präsident [[Fernando Collor de Mello]] nach Korruptionsvorwürfen von seinem Amt zurück; sein Vizepräsident [[Itamar Franco]] übernahm das Amt. Am 21. April 1993 konnte die Bevölkerung Brasiliens in einem Referendum über die Wiedereinführung der Monarchie entscheiden. 86,6 % stimmten für eine Republik. 1994 wurde eine umfassende Währungsreform beschlossen. Durch die neue Währung ([[Plano Real]] eingeführt von [[Fernando Henrique Cardoso]]) endete die [[Hyperinflation]] vorerst; der populäre Cardoso wurde nach der Parlamentswahl am 3. Oktober 1994 zum Präsidenten gewählt. Zur Sanierung des Haushalts beschloss das Parlament die Privatisierung von Staatsmonopolen; dennoch stieg die Staatsverschuldung unter der von 1995 bis 2002 dauernden Präsidentschaft Cardosos von 28,1 % auf 55,5 % des Bruttoinlandsprodukts an.&lt;ref&gt;Geisa Maria Rocha: ''Celso Furtado and the Resumption of Construction in Brazil: Structuralism as an Alternative to Neoliberalism.'' In: ''Latin American Perspectives.'' Vol. 34, No. 5, Brazil under Cardoso (Sep., 2007), S.&amp;nbsp;132–159, hier: S.&amp;nbsp;139.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Von 2003 bis 2011 war [[Luiz Inácio Lula da Silva]] von der Arbeiterpartei [[Partido dos Trabalhadores]] (PT) Präsident Brasiliens. Er priorisierte eine Verringerung der Staatsverschuldung, setzte aber auch soziale Programme wie „Null Hunger“ ([[Fome Zero]]) und ''[[Bolsa Família]]'' um. In der Außenpolitik brachte Lula Brasilien anderen lateinamerikanischen Staaten näher und verlieh dem Land im Rahmen der [[BRICS-Staaten|BRICS]] (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) globales Gewicht. 2004 bildete Brasilien mit Deutschland, Japan und Indien die sogenannten G4, die eine ständige Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrats anstreben, und führte erstmals in seiner Geschichte [[UN-Friedenstruppen]] an und entsandte [[Brasilianische Streitkräfte|1.470 Soldaten]] nach [[Haiti]] (Friedensmission [[MINUSTAH]]).&lt;!-- hierfür fehlt noch der Beleg --&gt;<br /> <br /> 2011 wurde [[Dilma Rousseff]] als erste Frau Präsidentin von Brasilien. Im Juni 2013 brachen [[Proteste in Brasilien 2013|landesweite Proteste]] aus, die sich gegen die Ausrichtung der [[Fußball-Weltmeisterschaft 2014]], Korruption und soziale Missstände richteten. Auf die größten Unruhen seit dem Ende der Militärdiktatur reagierte Präsidentin Rousseff mit dem Versprechen eines „großen Pakts“ für ein besseres Brasilien. Nach einem [[Amtsenthebungsverfahren#Brasilien|Amtsenthebungsverfahren]] (port. ''impeachment'') verlor Rousseff am 31. August 2016 das Regierungsamt.<br /> <br /> Die tiefe Vertrauenskrise in das politische System wurde mit der [[Dilma Rousseff#Amtsenthebung|Amtsenthebung Rousseffs]] im Jahr 2016 nicht behoben, sondern verstärkt, da die Amtsenthebung selbst ein Komplott war, um durch einen Machtwechsel Ermittlungen im [[Operation Lava Jato|Korruptionsskandal Lava Jato]] zu eigenen Gunsten zu sabotieren. So verlor Roussefs Nachfolger [[Michel Temer]] innerhalb eines halben Jahres sechs seiner Minister wegen Korruptionsvorwürfen, während das Land schon das zweite Jahr in Folge in einer [[Rezession]] steckte. Im Mai 2017 begann das Oberste Gericht auch gegen den Präsidenten Temer wegen des Korruptionsskandals Lava Jato zu ermitteln. Nicht nur die staatliche Erdölfirma [[Petrobras]], sondern damit auch der [[Odebrecht-Gruppe|Baukonzern Odebrecht]] und der weltgrößte Fleischhändler [[JBS S. A.|JBS]] waren in die Korruption verwickelt. Unter der Führung des [[Wahlen in Brasilien 2018|2018]] gewählten Präsidenten [[Jair Bolsonaro]] verschlechterte sich die Menschenrechtslage in Brasilien.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/brasilien-bolsonaro-setzt-menschenrechtsfeindliche-rhetorik-die-tat-um |titel=Bolsonaro setzt menschenrechtsfeindliche Rhetorik in die Tat um |abruf=2019-07-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Zeittafel Brasilien]]<br /> * [[Einwanderung nach Brasilien]]<br /> * [[Geschichte der Juden in Brasilien]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Stefan Rinke, Frederik Schulze: ''Kleine Geschichte Brasiliens'' (= Beck’sche Reihe 6092), C. H. Beck, München 2013.&lt;ref&gt;[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-3-012 Rezension (englisch)]&lt;/ref&gt;<br /> * Bradford E. Burns: ''A History of Brazil.'' 3. Auflage. Columbia University Press, 1993, ISBN 0-231-07955-9.<br /> * Hartmut-Emanuel Kayser: ''Die Rechte der indigenen Völker Brasiliens – historische Entwicklung und gegenwärtiger Stand.'' [[Shaker Verlag]], Aachen 2005, ISBN 3-8322-3991-X.<br /> * Teresa Pinheiro: ''Aneignung und Erstarrung. Die Konstruktion Brasiliens und seiner Bewohner in portugiesischen Augenzeugenberichten 1500–1595.'' Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08326-X. (''Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte'' Band 89)<br /> * Anita Hermannstädter (Red.): ''Deutsche am Amazonas – Forscher oder Abenteurer?: Expeditionen in Brasilien 1800 bis 1914: Begleitbuch zur Ausstellung im Ethnologischen Museum, Berlin-Dahlem in Zusammenarbeit mit dem Brasilianischen Kulturinstitut in Deutschland (ICBRA)''. Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ethnologisches Museum, Berlin 2002, ISBN 3-88609-460-X. (''Veröffentlichungen des Ethnologischen Museums Berlin. Neue Folge'' Band 71)<br /> * [[Walther L. Bernecker]], [[Horst Pietschmann]], Rüdiger Zoller: ''Eine kleine Geschichte Brasiliens.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-518-12150-2. (''Edition Suhrkamp'' Band 2150)<br /> * [[Heinrich Handelmann]]: ''Geschichte von Brasilien''. Manesse, Zürich 1987, ISBN 3-7175-8118-X ([[Manesse Bibliothek der Weltgeschichte]]) ([https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10253366.html Erstausgabe:] Springer, Berlin 1860).<br /> * [[Arthur Dürst]]: ''Brasilien im frühen Kartenbild.'' In: ''Cartographica Helvetica.'' Heft 6 (1992), S.&amp;nbsp;8–16, [[doi:10.5169/seals-4421]].<br /> <br /> == Filme ==<br /> * ''A Guerra dos Pelados'', BRA 1970, Regie Sylvio Back.<br /> * ''[[Am Rande der Demokratie]]'', BRA 2019, Regie Petra Costra<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|History of Brazil|Geschichte Brasiliens}}<br /> * [http://www.brasilgate.com/main/geschichte.php Die Geschichte von Brasilien (Südamerika) – von der Entdeckung bis zur Demokratie von Brasilien]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Geschichte nach Staat/Südamerika}}<br /> <br /> [[Kategorie:Geschichte Brasiliens| ]]<br /> [[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Herfried_M%C3%BCnkler&diff=253618517 Herfried Münkler 2025-02-24T01:02:29Z <p>7lima: Wortwiederholung vermeiden</p> <hr /> <div>[[Datei:Herfried Münkler, 2023 Ausschnitt.jpg|mini|Herfried Münkler, 2023]]<br /> <br /> '''Herfried Münkler''' (* [[15. August]] [[1951]] in [[Friedberg (Hessen)|Friedberg, Hessen]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politikwissenschaft]]ler mit dem Schwerpunkt [[Politische Theorie|Politische Theorie und Ideengeschichte]]. Er lehrte als ordentlicher Professor am [[Institut für Sozialwissenschaften (Berlin)|Institut für Sozialwissenschaften]] der [[Humboldt-Universität zu Berlin]]. Münkler wurde durch seine Forschungen zu [[Niccolò Machiavelli|Machiavelli]] bekannt. Im Oktober 2018 wurde er [[Emeritierung|emeritiert]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Hans Monath, Maria Fiedler |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/angela-merkel-kann-keinen-aufbruch-5514526.html |titel=Herfried Münkler zur großen Koalition: „Angela Merkel kann keinen Aufbruch“ |werk=[[Der Tagesspiegel|tagesspiegel.de]] |datum=2018-02-05 |abruf=2022-10-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Leben ==<br /> Münklers Eltern arbeiteten im Schuldienst; er hat zwei Geschwister.&lt;ref name=&quot;Munzinger&quot;&gt;{{Munzinger|00000024700|Herfried Münkler||Internationales Biographisches Archiv 12/2011 vom 22. März 2011 (rw) Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 45/2013}}.&lt;/ref&gt; An der [[Augustinerschule Friedberg]] belegte er das altsprachliche Profil und machte dort 1970 das Abitur.&lt;ref name=&quot;Munzinger&quot;/&gt; In seiner Jugend war Münkler Mitglied der [[Jusos]].&lt;ref name=&quot;Hansen539&quot;/&gt;<br /> <br /> Münkler nahm ein Studium der [[Germanistik]], der Politikwissenschaft und der [[Philosophie]] an der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Goethe-Universität Frankfurt am Main]] auf, das er 1977 mit dem 1.&amp;nbsp;Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen in Deutsch und Sozialkunde beendete.&lt;ref name=&quot;Hansen539&quot;&gt;[[Hendrik Hansen (Politikwissenschaftler)|Hendrik Hansen]]: ''Herfried Münkler (geboren 1951)''. In: [[Eckhard Jesse]], [[Sebastian Liebold]] (Hrsg.): ''Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin''. Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8329-7647-7, S. 539–553, hier: S. 539.&lt;/ref&gt; Danach arbeitete Münkler an seiner [[Dissertation]] über ''Machiavelli. Die Begründung des politischen Denkens der Neuzeit aus der Krise der Republik Florenz'', die heute als [[Standardwerk]] gilt.&lt;ref&gt;Oliver Hidalgo: ''Wandlungen des Theologisch-Politischen und die sprachliche Geburt der Moderne – Dante Alighieri, Marsilius von Padua, Niccolö Machiavell''. In: Oliver Hidalgo, Kai Nonnenmacher (Hrsg.): ''Die sprachliche Formierung der politischen Moderne: Spätmittelalter und Renaissance in Italien'' (= ''Politisches Denken und literarische Form''). Springer, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-08049-5, S. 155–182, hier: S. 177.&lt;/ref&gt; 1981 wurde er bei [[Iring Fetscher]] zum Dr. phil. [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. Ab 1982 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität angestellt. Dort [[Habilitation|habilitierte]] er sich 1987 mit einer Schrift zum Thema der [[Staatsräson|Staatsraison]], publiziert im [[S. Fischer Verlag]] unter dem Titel ''Im Namen des Staates: die Begründung der Staatsraison in der frühen Neuzeit''&lt;ref name=&quot;Hansen539&quot;/&gt; und erhielt die [[Lehrberechtigung|Venia Legendi]] für Politologie. Seine Dissertation und [[Habilitationsschrift]] waren richtungsweisend für sein späteres Schaffen.&lt;ref name=&quot;Hansen541&quot;&gt;[[Hendrik Hansen (Politikwissenschaftler)|Hendrik Hansen]]: ''Herfried Münkler (geboren 1951)''. In: Eckhard Jesse, Sebastian Liebold (Hrsg.): ''Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin''. Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8329-7647-7, S. 539–553, hier: S. 541.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Daraufhin erhielt er an demselben Fachbereich eine Vertretungsprofessur für Politikwissenschaft.&lt;ref name=&quot;Hansen539&quot;/&gt; Im März 1992 folgte Münkler einem Ruf der Humboldt-Universität Berlin auf den Lehrstuhl für Theorie der Politik am Fachbereich [[Sozialwissenschaften]].&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;&gt;[[Hendrik Hansen (Politikwissenschaftler)|Hendrik Hansen]]: ''Herfried Münkler (geboren 1951)''. In: Eckhard Jesse, Sebastian Liebold (Hrsg.): ''Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin''. Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8329-7647-7, S. 539–553, hier: S. 540.&lt;/ref&gt; Einen Ruf auf das Ordinariat für politische Philosophie an der [[Universität Zürich]] lehnte er 1992 genauso ab wie 2002 den Ruf auf eine Professur für Politikwissenschaft an der [[Universität Augsburg]].&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; 1992/93 war er [[Dekan (Hochschule)|Dekan]] des Fachbereichs und 2002/03 Direktor des Instituts für Sozialwissenschaften.&lt;ref name=&quot;Hansen548&quot;&gt;[[Hendrik Hansen (Politikwissenschaftler)|Hendrik Hansen]]: ''Herfried Münkler (geboren 1951)''. In: Eckhard Jesse, Sebastian Liebold (Hrsg.): ''Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin''. Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8329-7647-7, S. 539–553, hier: S. 548.&lt;/ref&gt; Seine Forschungsschwerpunkte sind u.&amp;#8239;a. [[Politische Theorie]], [[Kultur]]forschung, [[Ideengeschichte]], [[Krieg#Geschichte|Kriegsgeschichte]], Kriegstheorie, Risiko und Sicherheit. Zu seinen akademischen Schülern gehören (Stand: 2014) 42 Doktoranden und 18 Habilitanden, u.&amp;#8239;a. [[Marcel M. Baumann]], [[Harald Bluhm]], [[Matthias Bohlender]], [[Paula Diehl]], [[Karsten Fischer (Politikwissenschaftler)|Karsten Fischer]], [[Jens Hacke]], [[Eva Marlene Hausteiner]], [[Andreas Herberg-Rothe]], Sebastian Huhnholz, [[Bernd Ladwig]], [[Marcus Llanque]], [[Grit Straßenberger]] und [[Siegfried Weichlein]].&lt;ref name=&quot;Hansen549&quot;&gt;siehe vermerkte Schüler (Bluhm, Bohlender, Fischer, Llanque, Mehring, Weichlein, Diehl, Straßenberger und Hempel): [[Hendrik Hansen (Politikwissenschaftler)|Hendrik Hansen]]: ''Herfried Münkler (geboren 1951)''. In: [[Eckhard Jesse]], Sebastian Liebold (Hrsg.): ''Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin''. Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8329-7647-7, S. 539–553, hier: S. 549.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Von 1988 bis 1999 war er verantwortlich für Politische Theorie bei der ''[[Politische Vierteljahresschrift|Politischen Vierteljahresschrift]]''. 1993 war er Gastdozent am [[Institut für Höhere Studien]] in Wien.&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; 2001 hielt er eine Akademieprofessur der [[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften|Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften]].&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; Von 2004 bis 2008 war er Mitglied des [[Sonderforschungsbereich]]s 640 („Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel“).&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; 2004/05 war er Gastprofessor am [[Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung]].&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; 2006/07 koordinierte er den [[Exzellenzcluster]] „Security and Risk“.&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; Seit 2009 gehört er dem Sonderforschungsbereich 644 („Transformationen der Antike“) an.&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; Darüber hinaus ist er Mitglied der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]-Forschergruppe „Gesellschaftsvergleich“ und im Programm „Theorie politischer Institutionen“&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; engagiert. 2016/2017 war er [[Carl Friedrich von Siemens Fellowships|Carl Friedrich von Siemens Fellow]] der [[Carl Friedrich von Siemens Stiftung]] in München.<br /> <br /> Münkler gehörte zu den Experten, die an dem vom [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] durchgeführten Projekt [[Review 2014&amp;nbsp;– Außenpolitik Weiter Denken]] teilnahmen. In seinem Beitrag betonte er, dass die [[Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland|deutsche Außenpolitik]] an den Interessen Deutschlands, weniger an seinen Werten orientiert sei. Diese Tatsache müsse ehrlich kommuniziert werden, um die „demokratische [[Vulnerabilität]]“ deutscher Außenpolitik zu mindern.&lt;ref&gt;Herfried Münkler: ''{{Webarchiv|url=http://www.aussenpolitik-weiter-denken.de/de/aussensicht/show/article/die-gefaehrliche-kluft-zwischen-schein-und-tun.html |wayback=20150723074246 |text=Die gefährliche Kluft zwischen Schein und Tun }}''. aussenpolitik-weiter-denken.de, 23. Mai 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Er ist u.&amp;#8239;a. Reihenherausgeber („Politische Ideen“) beim [[Akademie-Verlag]].&lt;ref name=&quot;Munzinger&quot;/&gt; Münkler veröffentlichte in Fachzeitschriften wie ''[[International Review of Sociology]]'', ''[[Internationale Politik (Zeitschrift)|Internationale Politik]]'', ''[[Politische Vierteljahresschrift]]'', ''[[Soziologische Revue]]'', ''[[Deutsche Zeitschrift für Philosophie]]'', ''[[Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie]]'', ''[[Aus Politik und Zeitgeschichte]]'', ''[[Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie]]'', ''[[Journal of Political Philosophy]]'', ''[[Leviathan – Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft]]'' und ''[[Blätter für deutsche und internationale Politik]]''. Außerdem war er Autor von gesellschaftspolitischen Kolumnen in der ''[[Frankfurter Rundschau]]''.&lt;ref name=&quot;Munzinger&quot;/&gt;<br /> <br /> Münkler ist seit August 1983 mit der [[Literaturwissenschaft]]lerin [[Marina Münkler]] verheiratet; der Ehe entstammen die Rechtswissenschaftlerin [[Laura Münkler]] (*&amp;nbsp;1985), sowie der [[Physik#Theoretische Physik|Physiker]] Hagen Münkler (*&amp;nbsp;1988).&lt;ref name=&quot;Munzinger&quot;/&gt;<br /> <br /> == Werk und Rezeption ==<br /> [[Datei:Herfried Münkler (3).jpg|mini|Herfried Münkler, 2011]]<br /> <br /> Neben seiner Arbeit über Machiavelli gelten die Werke ''Die neuen Kriege'' (2002) und ''Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten'' (2005) als herausragend.&lt;ref name=&quot;Schlipphak378&quot;/&gt;<br /> <br /> Das mit [[Iring Fetscher]], seinem akademischen Lehrer, von 1985 bis 1993 herausgegebene Sammelwerk ''Pipers Handbuch der politischen Ideen'' gilt als „[[Standardwerk]] zur Ideengeschichte schlechthin“ ([[Jürgen Hartmann (Politikwissenschaftler)|Jürgen Hartmann]] und Luise Sanders).&lt;ref&gt;[[Jürgen Hartmann (Politikwissenschaftler)|Jürgen Hartmann]], Luise Sanders: ''Literaturkompass Politikwissenschaft. Einführung in die politikwissenschaftliche Literatur'' (= ''Lehrbuch''). Springer VS, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00162-9, S. 108.&lt;/ref&gt; [[Walter Reese-Schäfer]] und [[Samuel Salzborn]] bezeichneten die Bände als „bedeutend“ und als „sehr umfangreichen Überblick“. Das Werk sei „in vieler Hinsicht vorbildlich […] und bis heute unerreicht“ geblieben.&lt;ref&gt;[[Walter Reese-Schäfer]], [[Samuel Salzborn]]: ''Wen deklariert die Politikwissenschaft zum Klassiker? Daten und Fakten''. In: Ders. (Hrsg.): ''„Die Stimme des Intellekts ist leise“. Klassiker/innen des politischen Denkens abseits des Mainstreams'' (=&amp;nbsp;''Schriftenreihe der Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft''. Band 30). Nomos, Baden-Baden 2015, ISBN 978-3-8487-2054-5, S. 17–40, hier: S. 19 f., 29.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1993 legte Münkler im [[Campus-Verlag]] eine Einführung in die [[politische Philosophie]] von [[Thomas Hobbes]] vor. Münkler nehme eine „politikwissenschaftliche Perspektive“ ein, so der Trierer Philosoph [[Dieter Hüning]], der kritisierte, dass der Autor die Moral- und Rechtsphilosophie „ausblende“ und neue angelsächsische Forschungsergebnisse „vernachlässige“.&lt;ref&gt;Dieter Hüning: ''Thomas Hobbes [Rezension]''. In: ''Deutsche Zeitschrift für Philosophie'' 41,4 (1993), S. 778–780.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zusammen mit seiner Gattin Marina verfasste Münkler das im Jahr 2000 im [[Verlag C. H. Beck]] erschienene ''Lexikon der Renaissance''. In seiner Rezension bezeichnete der Frankfurter Rechtshistoriker und -philosoph [[Hans Erich Troje]] Münkler als einen der „derzeit am besten ausgewiesenen deutschen Renaissanceforscher“ und lobte letztlich die Sachkunde der Autorenschaft. Es sei ein zuverlässiges, „interessantes und belehrendes Unterhaltungsbuch“ entstanden, das zwar nicht als „Lexikon“, wohl aber über das Personenregister als „Nachschlagewerk“ fungieren könne. Er sprach weiterhin von einem „Lesegenuss“, welcher den „Ärger über den mit dem Begriff „Lexikon“ betriebenen Etikettenschwindel“ mindere.&lt;ref&gt;[[Hans Erich Troje]]: ''Lexikon der Renaissance [Rezension]''. In: ''[[Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte]] / Germanistische Abteilung'' 119 (2002), S. 635–636.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In seinem Buch ''Die neuen Kriege'' – das in den Übersichtsband ''Klassiker der Sozialwissenschaften. 100 Schlüsselwerke im Portrait'' aufgenommen wurde&amp;nbsp;– vertritt Münkler die These, dass die konventionellen [[Asymmetrische Kriegsführung#Begriffsgeschichte|symmetrischen Kriege]] zwischen Staaten durch [[Asymmetrische Kriegführung|asymmetrische Kriege]] abgelöst worden seien.&lt;ref name=&quot;Schlipphak378&quot;&gt;Bernd Schlipphak: ''Herfried Münkler: Die neuen Kriege''. In: [[Samuel Salzborn]] (Hrsg.): ''Klassiker der Sozialwissenschaften. 100 Schlüsselwerke im Portrait''. Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-03473-3, S. 377–381, hier: S. 378.&lt;/ref&gt; Drei Elemente seien für diese neuen Kriege wesentlich: die „Entstaatlichung“, die „Asymmetrisierung“ und die „Automatisierung kriegerischer Gewalt“.&lt;ref name=&quot;Schlipphak378&quot;/&gt;<br /> <br /> Markus Holzinger lobte 2011 die argumentative Brillanz Münklers, merkt aber an, dass sich um dessen Thesen ein kontroverser Disput in der Fachwelt entwickelt habe.&lt;ref&gt;Markus Holzinger: ''Wandel des Krieges und Transformation der Streitkräfte. Analysen zum Krieg und zur aktuellen sicherheitspolitischen Lage.'' In: ''Soziologische Revue'' 24 (2011), S. 319–329, hier: S. 326.&lt;/ref&gt; So bezeichnete [[Raul Zelik]] das Buch ''Imperien'' als „Kampfschrift“, in der Münkler „der Elite jene Beschreibung der Weltlage souffliert, welche die Macht benötige, um als solche zu bestehen und sich neu positionieren zu können.“&lt;ref&gt;Raul Zelik: ''[http://www.raulzelik.net/images/rztextarchiv/feuileton/Muenkler-Prokla.pdf „State Failure“ und „asymmetrische Kriege“ als Paradigmen von Weltordnungspolitik. Die Beiträge Herfried Münklers zu einer Neubestimmung imperialer Politik]''. In: ''[[PROKLA]]'' 147 (2007), S. 289–307.&lt;/ref&gt; [[G. John Ikenberry]] lobt diese Monografie (2005) als eine der „wenigen hervorragenden Schriften“ zum Thema Imperien.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=G. John Ikenberry |Titel=Reviewed Work: Empires by Herfried Münkler |Hrsg= |Sammelwerk=Foreign Affairs |Band=87 |Nummer=1 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2008 |ISBN= |ISSN=0015-7120 |Seiten=175}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In ''Mitte und Maß'' (2010) gibt Münkler einen Überblick über griechische und chinesische [[Antike]] sowie europäisches [[Mittelalter]] und Moderne, um ein Rezept zum gemäßigten Zusammenleben in der deutschen Gegenwart anzubieten. Kritiker bemängeln, dass sich ''Mitte und Maß'' durch diese inhaltliche Überfrachtung der „Publizistik“ annähere. „So schrammt das Buch hart die Grenzen zum intelligenten, aber hoffnungslos überfrachteten Feuilleton“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=JJH |Titel=Reviewed Work: Mitte und Maß. Der Kampf um die richtige Ordnung by Herfried Münkler |Hrsg= |Sammelwerk=Journal for Comparative Government and European Policy |Band=9 |Nummer=1 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2011 |ISBN= |ISSN=16107780 |Seiten=161}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2024 geht Münkler davon aus, dass die Phase der [[Polarität (Internationale Beziehungen)|unipolaren Weltordnung]] beendet und eine von fünf Großmächten (USA, EU, Russland, China und Indien) dominierte Weltordnung im Entstehen sei. Dabei werde keine dieser Mächte eine unipolare globale Vorherrschaft anstreben, da allen die hohen Kosten dieser Position bewusst seien. Unsicher sei in dieser Konstellation die Rolle der EU, die von ihrer internen Einigkeit abhänge – wenn diese misslinge, steige die EU aus der Großmacht-Rolle ab.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Herfried Münkler / Melchior Poppe |url=https://www.nzz.ch/international/die-usa-sind-ueberfordert-eine-neue-weltordnung-entsteht-gerade-sagt-herfried-muenkler-ld.1771209 |titel=«Die USA sind überfordert» – eine neue Weltordnung mit fünf Mächten entsteht, sagt Herfried Münkler |titelerg= |werk=NZZ Neue Zürcher Zeitung |datum=08.01.2024 |format=Web-Artikel |sprache=de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20240225185832/https://www.nzz.ch/international/die-usa-sind-ueberfordert-eine-neue-weltordnung-entsteht-gerade-sagt-herfried-muenkler-ld.1771209 |archiv-datum=2024-02-25 |abruf=2024-03-28 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zur Stärkung der Demokratie bringt Münkler die Möglichkeit ein, ergänzend zu Wahlen auch Personen per Losverfahren für die Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben auf Kommunal- und z. T. auch Landesebene zu verpflichten. Er plädiert außerdem dafür, dass Unternehmen ehrenamtliche Tätigkeiten ihrer Beschäftigten dulden bzw. fördern.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.deutsche-rentenversicherung.de/Bund/DE/Ueber-uns/Selbstverwaltung/Vertreterversammlung/2024/10-06-2024.html|titel=Vortrag „Demokratie stärken bedeutet, sich zu engagieren.“|hrsg=[[Deutsche Rentenversicherung]]|abruf=2024-09-03}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Münklers Position zum Ukraine-Konflikt wurde u.&amp;nbsp;a. vom CDU-Kanzlerkandidat [[Friedrich Merz]] zitiert, um für eine stärkere Unterstützung der Ukraine zu argumentieren.&lt;ref&gt;https://www.youtube.com/watch?v=bSyMw1ayhW0.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Mitgliedschaften, Beiräte ==<br /> Von 1991 bis 1997 war er Sprecher der Sektion „Politische Theorie und Ideengeschichte“ in der [[Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft|Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaften]] (DVPW). Münkler ist ferner Mitglied im Beirat der [[Bundesakademie für Sicherheitspolitik]] (BAKS) und im wissenschaftlichen Beirat der ''[[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]]'', des ''[[Jahrbuch Extremismus &amp; Demokratie|Jahrbuchs Extremismus &amp; Demokratie]]''&amp;#8239;&lt;ref&gt;[https://www.tu-chemnitz.de/phil/politik/pti/jahrbuch/beirat.php Jahrbuch E &amp; D: Wissenschaftlicher Beirat], tu-chemnitz.de, abgerufen am 21. Januar 2016.&lt;/ref&gt; und von ''[[Filosofia politica]]'' sowie im Redaktionsbeirat der Zeitschrift ''[[Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte]]''. Er war Vorsitzender der Leitungskommissionen zur [[Ludwig Feuerbach|Feuerbach]]-Gesamtausgabe und zur MEGA ([[Marx-Engels-Gesamtausgabe]]) in der [[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften|Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften]] (BBAW), deren Mitglied er seit 1992 ist.&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; Er war Leiter folgender Arbeitsgruppen:&lt;ref name=&quot;Hansen548&quot; /&gt; „Herausforderungen durch die Fremde“ (1994–1997), „Gemeinwohl und Gemeinsinn“ (1998–2002) und „Eliten-Integration“ (2003–2005) sowie von 2003 bis 2006 Sekretär der Sozialwissenschaftlichen Klasse der BBAW. Außerdem ist Münkler Mitglied der [[Clausewitz-Gesellschaft]]&lt;ref&gt;Friedrich Lederer: ''Sun Zi: Die Kunst des Kriege''. In: [[Clausewitz-Gesellschaft]] (Hrsg.): ''Jahrbuch 2005''. Band 1, Hamburg 2005, ISBN 3-9810794-0-X, S. 99.&lt;/ref&gt; und der [[Deutsche Gesellschaft zur Erforschung des Politischen Denkens|Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des Politischen Denkens]] (DGEPD). Bis zum September 2019 war er 20 Jahre lang der Vorsitzende der [[Internationale Marx-Engels-Stiftung|Internationalen Marx-Engels-Stiftung]]. Zu seinem Nachfolger wurde [[Michael Quante]] gewählt.<br /> <br /> Münkler ist Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] und war in der hessischen Kommunalpolitik aktiv.&lt;ref&gt;{{YouTube|id=k_n05qDgbkI|titel=Erneuerung oder Niedergang der Sozialdemokratie? Herfried Münkler und Christina Morina im Gespräch|abruf=2022-10-10|uploader=[[Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung]]|upload=2021-06-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> 1995 wurde Münkler mit dem [[Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung]] ausgezeichnet. 2005 folgte die Auszeichnung mit dem [[Philip Morris Forschungspreis]] im Bereich „Mensch und Zukunftswelten“.&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; Im Jahr 2009 erhielt er für sein Werk ''Die Deutschen und ihre Mythen'' den [[Preis der Leipziger Buchmesse]] in der Kategorie [[Preis der Leipziger Buchmesse/Sachbuch und Essayistik|Sachbuch/Essayistik]] sowie den ''[[Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung]]'' der Philosophischen Fakultät der [[Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf|Heine-Universität Düsseldorf]] für seine Arbeiten zu den „Gesellschaften der Moderne“.&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; Münkler hat für das Wintersemester 2012/2013 und das Sommersemester 2013 das Opus-Magnum-Stipendium der [[Volkswagen-Stiftung|Volkswagen-]] sowie der [[Fritz Thyssen Stiftung|Thyssen-Stiftung]] für das Projekt „Der Erste Weltkrieg. Urkatastrophe des 20.&amp;nbsp;Jahrhunderts oder Durchbruch der Moderne?“ erhalten,&lt;ref name=&quot;Hansen540&quot;/&gt; weswegen er in den beiden Semestern vor der Veröffentlichung von ''Der Große Krieg'' von seinen Lehrverpflichtungen entbunden wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://portal.volkswagenstiftung.de/search/projectDetails.do?ref=86305 |titel=Der Erste Weltkrieg. Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts oder Durchbruch der Moderne? |hrsg=[[Volkswagenstiftung]] |abruf=2014-07-23}}&lt;/ref&gt; 2016 wurde Münkler für ''Der Große Krieg'' mit dem [[Friedrich-Schiedel-Literaturpreis]] ausgezeichnet. Seine Bücher ''Die Deutschen und ihre Mythen'' (Platz 1 im April 2009), ''Der Große Krieg'' (Platz 1 im Januar 2014), ''Kriegssplitter'' (Platz 6 im Dezember 2015) und ''Die neuen Deutschen'' (Platz 3 im Oktober 2016) wurden auf der Liste der [[Sachbücher des Monats]] empfohlen. 2017 wurde er Inhaber der [[Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur]] für das Sommersemester 2018.<br /> <br /> Für ''[[Welt in Aufruhr]]'' wurde ihm der Hauptpreis des [[Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch|Bruno-Kreisky-Preises für das politische Buch]] 2023 zuerkannt.&lt;ref name=&quot;OTS_20240101_OTS0013&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240101_OTS0013/bruno-kreisky-preis-fuer-das-politische-buch-2023-an-herfried-muenkler |titel=Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2023 an Herfried Münkler |datum=2024-01-01|abruf=2024-01-01|werk=ots.at}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Schriften (Auswahl) ==<br /> Münklers Publikationsliste umfasst Einzelwerke, Mitverfasser- und Mitherausgeberschaften sowie Aufsätze in Zeitschriften, Handbüchern und Lexika vorwiegend zur politischen Ideengeschichte und zur Theorie des Krieges.<br /> <br /> '''Monographien'''<br /> * ''Machtzerfall. Die letzten Tage des Dritten Reiches dargestellt am Beispiel der hessischen Kreisstadt Friedberg''. Siedler Verlag, Berlin 1985 (2., verb. u. erg. Auflage, Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2005, ISBN 3-434-50592-X).<br /> * ''Odysseus und Kassandra. Politik im Mythos''. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-27433-8.<br /> * mit [[Marina Münkler]]: ''Lexikon der Renaissance''. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-52859-7.<br /> * ''Thomas Hobbes''. Campus, Frankfurt am Main u. New York 2001, ISBN 3-593-36831-5.<br /> * ''Die neuen Kriege''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-7632-5366-1.<br /> * ''Über den Krieg. Stationen der Kriegsgeschichte im Spiegel ihrer theoretischen Reflexion''. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2003, ISBN 3-934730-54-X.<br /> * ''Clausewitz’ Theorie des Krieges''. Nomos, Baden-Baden 2003, ISBN 3-8329-0163-9.<br /> * ''Der neue Golfkrieg''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-498-04490-7.<br /> * ''Machiavelli. Die Begründung des politischen Denkens der Neuzeit aus der Krise der Republik Florenz''. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-16178-9.<br /> * ''Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten''. Rowohlt Berlin, Berlin 2005, ISBN 3-87134-509-1.<br /> * ''Der Wandel des Krieges. Von der Symmetrie zur Asymmetrie''. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2006, ISBN 3-938808-09-8.&lt;ref&gt;[[Anuschka Tischer]]: [http://www.sehepunkte.de/2007/07/druckfassung/11894.html Rezension], ''[[sehepunkte]]'' 7 (2007), Nr. 7/8&lt;/ref&gt;<br /> * ''Die Deutschen und ihre Mythen''. Rowohlt Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-87134-607-1.&lt;ref&gt;[[Edgar Wolfrum]]: [https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-11176 Rezension], ''[[H-Soz-Kult]]'', 23. Juli 2009.&lt;/ref&gt;<br /> * ''Mitte und Maß. Der Kampf um die richtige Ordnung''. Rowohlt Berlin, Berlin 2010, ISBN 978-3-87134-690-3.<br /> * ''[[Der Große Krieg. Die Welt 1914 bis 1918]]''. Rowohlt Berlin, Berlin 2013, ISBN 978-3-87134-720-7.&lt;ref&gt;Hans Rudolf Wahl: [https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-21011 Rezension], ''H-Soz-Kult'', 5. September 2014.&lt;/ref&gt;<br /> * ''Macht in der Mitte. Die neuen Aufgaben Deutschlands in Europa''. Ed. Körber-Stiftung, Hamburg 2015, ISBN 978-3-89684-165-0.<br /> * ''„Raum“ im 21. Jahrhundert'', nur als E-Book. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2015, ISBN 978-3-644-12081-5.<br /> * ''Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21.&amp;nbsp;Jahrhundert'', Rowohlt Berlin, Berlin 2015, ISBN 978-3-87134-816-7.<br /> * mit [[Grit Straßenberger]]: ''Politische Theorie und Ideengeschichte. Eine Einführung'' (= ''C.H. Beck Paperback''. Bd. 1817). C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-59985-9.<br /> * mit [[Marina Münkler]]: ''Die neuen Deutschen. Ein Land vor seiner Zukunft'', Rowohlt Berlin, Berlin 2016, ISBN 978-3-87134-167-0.&lt;ref&gt;Andreas Zielcke: [https://www.sueddeutsche.de/kultur/ein-jahr-wir-schaffen-das-fremde-und-selbstbild-1.3139754 Rezension,] ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 30. August 2016&lt;/ref&gt;<br /> * ''Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618–1648.'' Rowohlt Berlin, Berlin 2017, ISBN 978-3-87134-813-6.&lt;ref&gt;Michael Weise: [https://www.wla-online.de/katalogdetail/items/3419.html Rezension], ''Wissenschaftlicher Literaturanzeiger'' 60/1 (2021).&lt;/ref&gt;<br /> * mit Marina Münkler: ''Abschied vom Abstieg. Eine Agenda für Deutschland''. Rowohlt Berlin, Berlin 2019, ISBN 978-3-7371-0060-1.<br /> * ''Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch.'' Rowohlt Berlin, Berlin 2021, ISBN 978-3-7371-0105-9.&lt;ref&gt;Arno Orzessek: [https://www.deutschlandfunkkultur.de/herfried-muenkler-marx-wagner-nietzsche-was-visionaere-des-100.html Rezension], ''[[Deutschlandfunk Kultur]]'', 16. August 2021.&lt;/ref&gt;<br /> * ''Die Zukunft der Demokratie''. Brandstätter Verlag, Wien 2022, ISBN 978-3-7106-0651-9.<br /> * ''[[Welt in Aufruhr]]. Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert.'' Rowohlt Berlin, Berlin 2023, ISBN 978-3-7371-0160-8.<br /> <br /> '''Herausgeberschaften'''<br /> * mit [[Iring Fetscher]]: ''Pipers Handbuch der politischen Ideen''. 5 Bände, Piper, München 1985–1993.<br /> :* Band 1: ''Frühe Hochkulturen und europäische Antike''. 1988, ISBN 3-492-02951-5.<br /> :* Band 2: ''Mittelalter. Von den Anfängen des Islams bis zur Reformation''. 1993, ISBN 3-492-02952-3.<br /> :* Band 3: ''Neuzeit. Von den Konfessionskriegen bis zur Aufklärung''. 1985, ISBN 3-492-02953-1.<br /> :* Band 4: ''Neuzeit. Von der Französischen Revolution bis zum europäischen Nationalismus''. 1986, ISBN 3-492-02954-X.<br /> :* Band 5: ''Neuzeit. Vom Zeitalter des Imperialismus bis zu den neuen sozialen Bewegungen''. 1987, ISBN 3-492-02955-8.<br /> * ''Politisches Denken im 20. Jahrhundert. Ein Lesebuch''. Piper, München 1997, ISBN 3-492-21987-X.<br /> * ''Konzeptionen der Gerechtigkeit: Kulturvergleich – Ideengeschichte – moderne Debatte''. Nomos, Baden-Baden 1999, ISBN 3-7890-5895-5.<br /> * ''Der demokratische Nationalstaat in den Zeiten der Globalisierung. Politische Leitideen für das 21. Jahrhundert''. Akademie-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-05-003756-3.<br /> * ''Politikwissenschaft. Ein Grundkurs''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-55648-0.<br /> * Forschungsberichte der interdisziplinären Arbeitsgruppen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Band I–IV, jeweils hrsg. von Herfried Münkler und [[Harald Bluhm]]:<br /> ** ''Gemeinwohl und Gemeinsinn. Historische Semantiken politischer Leitbegriffe''. Akademie Verlag, Berlin, 2001 (Bd. I).<br /> ** ''Gemeinwohl und Gemeinsinn. Rhetoriken und Perspektiven sozial-moralischer Orientierung''. Akademie Verlag, Berlin 2002 (Bd. II).<br /> ** ''Gemeinwohl und Gemeinsinn im Recht. Konkretisierung und Realisierung öffentlicher Interessen''. Akademie Verlag, Berlin 2002 (Bd. III).<br /> ** ''Gemeinwohl und Gemeinsinn. Zwischen Normativität und Faktizität''. Akademie Verlag, Berlin 2002 (Bd. IV).<br /> * mit Eva Marlene Hausteiner: ''Die Legitimation von Imperien. Strategien und Motive im 19. und 20.&amp;nbsp;Jahrhundert''. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u.&amp;nbsp;a. 2012, ISBN 978-3-593-39784-9.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Munzinger|00000024700|Herfried Münkler||In: ''Internationales Biographisches Archiv'' 12/2011 vom 22. März 2011 (rw). Ergänzt um Nachrichten durch ''MA-Journal'' bis KW 38/2015}}<br /> * [[Hendrik Hansen (Politikwissenschaftler)|Hendrik Hansen]]: ''Herfried Münkler (geboren 1951)''. In: [[Eckhard Jesse]], [[Sebastian Liebold]] (Hrsg.): ''Deutsche Politikwissenschaftler&amp;nbsp;– Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin''. Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8329-7647-7, S. 539–554.<br /> * [[Jörg Lau]]: [http://www.zeit.de/2003/45/P-M_9fnkler/komplettansicht ''Der Ein-Mann-Think Tank'']. In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 45, 30. Oktober 2003, S. 45.<br /> * Wolfgang Röhr (Hrsg.): ''Herfried Münklers Herausforderung an die hegemonische Denkweise des Politischen. Kann man einen in Deutschland blockierten Diskurs über die republikanische Einbettung des Demokratischen aufbrechen?'' Ad Fontes, Hamburg 2001, ISBN 3-932681-33-9.<br /> * [[Steven Schäller]]: ''Herfried Münkler''. In: [[Gisela Riescher]] (Hrsg.): ''Politische Theorie der Gegenwart in Einzeldarstellungen. Von Adorno bis Young'' (=&amp;nbsp;''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 343). Kröner, Stuttgart 2004, ISBN 3-520-34301-0, S. 333–336.<br /> * ''Herfried Münkler''. In: ''[[Der Spiegel]]'', Essay ''Sicherheit und Risiko'' 13/2011, S. 134–135.<br /> * Bernd Schlipphak: ''Herfried Münkler: Die neuen Kriege''. In: [[Samuel Salzborn]] (Hrsg.): ''Klassiker der Sozialwissenschaften. 100 Schlüsselwerke im Portrait''. Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-03473-3, S. 377–381.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{DNB-Portal|120023482}}<br /> * {{DDB|Person|120023482}}<br /> * {{Perlentaucher|herfried-muenkler}}<br /> * {{IMDb|nm2203335}}<br /> * [https://www.sowi.hu-berlin.de/de/lehrbereiche/theorie-der-politik/team/2507 Herfried Münkler] an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]]<br /> * [http://www.ulrich-menzel.de/cmsimpleplus/index0176.html?M-P:M%FCnkler%2C_Herfried Münkler, Herfried]. In: ''Personenlexikon Internationale Beziehungen virtuell'' (PIBv), herausgegeben von [[Ulrich Menzel]], Institut für Sozialwissenschaften, [[Technische Universität Braunschweig|TU Braunschweig]].<br /> * [https://www.deutschlandfunk.de/weltordnung-im-wandel-herfried-muenkler-ueber-das-konfliktfeld-ukraine-krieg-dlf-9dcdc231-100.html ''Weltordnung im Wandel&amp;nbsp;– Das Konfliktfeld Ukraine-Krieg. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler im Gespräch mit Michael Köhler''] – Deutschlandfunk, Kulturfragen vom 4.&amp;nbsp;September 2022<br /> * [https://www.deutschlandfunk.de/herfried-muenkler-ukraine-russland-100.html ''Politologe zu Ukraine-Krieg. Der Kriegsverlauf entscheidet über die Aufnahme von Verhandlungen, Herfried Münkler im Gespräch mit Thilo Kößler''] – Deutschlandfunk, Interview der Woche vom 1.&amp;nbsp;Januar 2023<br /> * {{Internetquelle |autor=[[Christoph Amend]], [[Jochen Wegner]] |url=https://www.zeit.de/politik/2024-03/herfried-muenkler-interviewpodcast-alles-gesagt|titel=Herfried Münkler, warum gibt es Krieg? |werk=[[Alles gesagt?]] Interviewpodcast von [[Zeit Online]]|kommentar=4:40&amp;nbsp;Stunden |datum=2024-03-21 |abruf=2024-10-21 |abruf-verborgen=1}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=120023482|LCCN=n82081164|VIAF=109447970}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Munkler, Herfried}}<br /> [[Kategorie:Politikwissenschaftler]]<br /> [[Kategorie:Geschichtsphilosoph]]<br /> [[Kategorie:Marx-Engels-Forscher]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Goethe-Universität Frankfurt am Main)]]<br /> [[Kategorie:Herausgeber]]<br /> [[Kategorie:Kolumnist]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Clausewitz-Gesellschaft]]<br /> [[Kategorie:Träger des Preises der Leipziger Buchmesse]]<br /> [[Kategorie:SPD-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:Person (Friedberg (Hessen))]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1951]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Münkler, Herfried<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politikwissenschaftler<br /> |GEBURTSDATUM=15. August 1951<br /> |GEBURTSORT=[[Friedberg (Hessen)|Friedberg]], Hessen<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Landpomeranze&diff=253606779 Landpomeranze 2025-02-23T15:14:19Z <p>7lima: Eigenschreibweise beachten</p> <hr /> <div>Der Begriff '''Landpomeranze''' stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und ist ein Kunstbegriff.<br /> <br /> == Herkunft und Bedeutung ==<br /> Der Begriff steht im Zusammenhang mit der Südfrucht [[Bitterorange|Pomeranze (Bitterorange)]]. Er gilt als studentische Wortschöpfung aus Süddeutschland in der [[Biedermeier]]zeit, als Bezeichnung für junge Mädchen „vom [[Ländlicher Raum|Land]]“, die unbedarft waren und deren Wangen die frische, rötlich leuchtende Farbe von Pomeranzen hatten.&lt;ref name=&quot;seidel&quot;&gt;{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Seidel (Autor)|Wolfgang Seidel]] |Titel=Es geht um die Wurst: Was hinter unseren Wörtern steckt |Verlag=[[Deutscher Taschenbuch Verlag]] |Ort=München |Datum=2012 |Sprache=de |Umfang=240 |ISBN=9783423413022 |Online={{Google Buch | BuchID = lUycKKFGymQC}}}}&lt;/ref&gt; Später wurde die Verwendung des Begriffs ausgeweitet auf eine Frau mit ungewandtem Benehmen und ohne Kenntnis von Anstandsregeln.&lt;ref&gt;[[Christoph Gutknecht]]: ''Pustekuchen! Lauter kulinarische Wortgeschichten'', S. 21, C.H.Beck Verlag, 2002, ISBN 3-406-47621-X.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die aktuelle literarische Verwendung in der Neuzeit ist in Helene Wolfs ''Hilfe, wir sind umsingelt: Abrechnung mit einer wunderlichen Spezies'' aus dem Jahr 2013 bekannt:<br /> &lt;blockquote&gt;<br /> „[…] Dafür muss man als Paarfreundin öfter mal die ängstliche Landpomeranze begleiten. Ist doch viel schöner zu zweit, behauptete Singlefreundin Lotte, als sie mich darum bat, ihr auf dem Weg zum Finanzamt Gesellschaft zu leisten. Später gab sie zu, dass sie wegen der Umbauarbeiten vor Ort nicht dastehen wollte wie eine glotzende Kuh auf der Weide, und zu zweit, da kann man wenigstens so tun, als fände man seinen Weg so en Passant […]“&lt;ref&gt;{{Literatur | Autor=Helene Wolf | Titel=Hilfe, wir sind umsingelt: Abrechnung mit einer wunderlichen Spezies |Verlag=Blanvalet Taschenbuch Verlag | Ort=Deutschland | Jahr=2013 | ISBN=9783641096571 |Kapitel=Großstadtsingle vs. Landpomeranze | Online={{Google Buch | BuchID = fQZBAAAAQBAJ | Hervorhebung = Landpomeranze}}}}&lt;/ref&gt;<br /> &lt;/blockquote&gt;<br /> <br /> Der Begriff wird inzwischen geschlechtsneutral auch für Männer mit ländlich-provinziellem Hintergrund verwendet.&lt;ref name=&quot;seidel&quot;&gt;{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Seidel (Autor)|Wolfgang Seidel]] |Titel=Es geht um die Wurst: Was hinter unseren Wörtern steckt |Verlag=[[Deutscher Taschenbuch Verlag]] |Ort=München |Datum=2012 |Sprache=de |Umfang=240 |ISBN=9783423413022 |Online={{Google Buch | BuchID = lUycKKFGymQC}}}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Otto Ladendorf]]: ''Historisches Schlagwörterbuch'', 1906. Eintrag [https://www.textlog.de/schlagworte-landpomeranze.html ''Landpomeranze'']<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> * [https://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~eine%20Landpomeranze&amp;bool=relevanz&amp;suchspalte%5B%5D=rart_ou Landpomeranze] auf Redensarten-Index.de<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Scherzwort]]<br /> [[Kategorie:Frau (Bezeichnung)]]<br /> [[Kategorie:Ländlicher Raum]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=F%C3%BCr_immer_hier&diff=253139463 Für immer hier 2025-02-09T10:02:30Z <p>7lima: Sprachliche Korrektur</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = <br /> | Deutscher Titel = Für immer hier<br /> | Originaltitel = Ainda estou aqui<br /> | Produktionsland = Brasilien, Frankreich<br /> | Originalsprache = Portugiesisch<br /> | Erscheinungsjahr = 2024<br /> | Länge = 135<br /> | FSK = <br /> | JMK = <br /> | Regie = [[Walter Salles]]<br /> | Drehbuch = Murilo Hauser,&lt;br /&gt;Heitor Lorega<br /> | Produzent = Maria Carlota Bruno,&lt;br /&gt;Rodrigo Teixeira,&lt;br /&gt;Martine de Clermont-Tonnerre<br /> | Musik = [[Warren Ellis (Musiker)|Warren Ellis]]<br /> | Kamera = Adrian Teijido<br /> | Schnitt = [[Affonso Gonçalves]]<br /> | Besetzung = <br /> * [[Fernanda Torres]]: Eunice Paiva<br /> * [[Selton Mello]]: Rubens Paiva<br /> * [[Fernanda Montenegro]]: ältere Eunice Paiva<br /> * Antonio Saboia: Marcelo Rubens Paiva<br /> }}<br /> '''Für immer hier''' (Originaltitel: ''Ainda estou aqui''; internationaler Titel: ''I’m Still Here'') ist ein [[Spielfilm]] von [[Walter Salles]] aus dem Jahr [[Filmjahr 2024|2024]]. Das [[Drama (Filmgenre)|Drama]] stellt die [[Brasilien|brasilianische]] Politikergattin Eunice Paiva in den Mittelpunkt, die sich während der [[Brasilien#Militärdiktatur (1964–1985)|Militärdiktatur]] auf die Suche nach ihrem 1971 verschwundenen Ehemann Rubens begibt. Jahrzehnte später wird es Gewissheit, dass er zu den „[[Desaparecidos]]“ gehört, tausenden von unschuldigen Bürgern, die verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert und ermordet wurden. In der Zwischenzeit erfindet sich die zuvor unpolitische Eunice neu, hält ihre Familie zusammen und bildet sich zur Menschenrechtsanwältin weiter.&lt;br /&gt;<br /> Bei ''Für immer hier'' handelt es sich um die Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Buches von [[Marcelo Rubens Paiva]], dem Sohn von Rubens und Eunice Paiva. In der brasilianisch-[[Frankreich|französischen]] Koproduktion übernahmen [[Fernanda Torres]], [[Selton Mello]] und [[Fernanda Montenegro]] die Hauptrollen. Der Film wurde Anfang September 2024 beim [[Internationale Filmfestspiele von Venedig 2024|Filmfestival von Venedig]] uraufgeführt und mehrfach preisgekrönt. Hauptdarstellerin Torres gewann im Jahr 2025 den [[Golden Globe Awards 2025#Beste Hauptdarstellerin – Drama|Golden Globe Award]]. Im selben Jahr folgten [[Oscarverleihung 2025|Oscar-Nominierungen]] in den Kategorien Film, Hauptdarstellerin und Internationaler Film. Ein regulärer Kinostart in Deutschland ist ab 13. März 2025 vorgesehen.<br /> <br /> == Handlung ==<br /> [[Rio de Janeiro]] im Jahr 1971: Rubens Paiva, ein früherer Kongressabgeordneter, der einst im Exil lebte, gilt als ausgesprochener Kritiker der brasilianischen Militärdiktatur. Er ist mit Eunice verheiratet, die sich in keiner Weise für das politische Zeitgeschehen um sie herum interessiert. Obwohl es jeden Tag zu Kontrollen und Verhaftungen kommen kann, hält sie für die fünf gemeinsamen Kinder ein idyllisches Familienleben in einem Haus am Strand aufrecht. Eines Nachmittags ändert sich ihr Leben schlagartig, als Regierungsbeamte Rubens aus dem Haus zerren. Sie geben an, dass er bei den Behörden eine Aussage hinterlegen müsse. Kurze Zeit später erleidet Eunice das gleiche Schicksal. Zwölf Tage muss sie in einem fensterlosen Gefängnis zubringen und wird vernommen. Sie soll Freunde und Arbeitskollegen belasten, die [[Politische Linke|linker]] Aktivitäten beschuldigt werden. Als Eunice aus dem Gefängnis entlassen wird, will sie in Erfahrung bringen, was mit ihrem Mann geschehen ist. Sie lässt sich auf einen erbitterten Kampf gegen das Regime ein. Gleichzeitig muss sie sich um ihre Kinder kümmern und hält die Familie zusammen. Die Suche nach Rubens verzehrt mehrere Jahrzehnte von Eunices Leben. Mit der Zeit lernt sie, mit dem Leid zu leben und es zu überstehen. Die zuvor unpolitische Hausfrau erfindet sich trotz begrenzter finanzieller Mittel neu. Eunice beschließt Anwältin zu werden und ein Universitätsstudium aufzunehmen. Sie wird in der Folge zur Aktivistin, Menschenrechtsanwältin für die Rechte Indigener und Heldin der „[[Desaparecidos]]“ – tausende von unschuldigen Bürgern, die verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert und ermordet wurden.&lt;ref name=&quot;tiff&quot;&gt;[https://tiff.net/events/im-still-here ''I'm Still Here'']. In: tiff.net (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;nyff&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;labiennale&quot;&gt;[https://www.labiennale.org/en/cinema/2024/venezia-81-competition/ainda-estou-aqui-i%E2%80%99m-still-here ''Ainda estou aqui (I’m still here)'']. In: labiennale.org (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.allocine.fr/film/fichefilm_gen_cfilm=265940.html ''Je suis encore là'']. In: allocine.fr (abgerufen am 11. April 2024).&lt;/ref&gt; Im Jahr 1996 erhält sie die offizielle Bestätigung, dass ihr Ehemann gefoltert und ermordet wurde. Eunice mutet es seltsam an, dass sie mit Erhalt seines Totenscheins Erleichterung verspürt.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (4:25 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsgeschichte ==<br /> [[Datei:Marcelo Rubens Paiva-68451.jpg|mini|hochkant|Marcelo Rubens Paiva, Autor der Buchvorlage, bei der Präsentation des Films in Venedig (2024)]]<br /> [[Datei:Walter Salles at TIFF 2012 (cropped).jpg|mini|hochkant|Walter Salles im Jahr 2012]]<br /> ''Für immer hier'' ist der zehnte Kinospielfilm des brasilianischen Regisseurs [[Walter Salles]] und der erste seit ''[[On the Road – Unterwegs]]'' (2012). Das Drehbuch von Murilo Hauser und Heitor Lorega basiert auf dem 2015 erschienenen Buch ''Ainda estou aqui'' von Marcelo Rubens Paiva über das Schicksal seiner Eltern. Salles kannte die Familie persönlich, war mit den Paiva-Kindern befreundet und verbrachte oft Zeit in ihrem Zuhause.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt; Bei der Lektüre von Paivas Buch hätte er sich in Eunice Paiva „verliebt“. Marcelo Paiva hätte in seinem Buch entdeckt, „dass seine Mutter wirklich das Herz der Familie“ gewesen sei, so Salles.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (2:35 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Sieben Jahre lang wurde an der Realisierung des Filmprojekts gearbeitet.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt; Salles verpflichtete für die Hauptrolle von Eunice Paiva die Schauspielerinnen [[Fernanda Montenegro]] und [[Fernanda Torres]], die die Figur in verschiedenen Lebensabschnitten porträtieren und im wirklichen Leben Mutter und Tochter sind. Mit ihnen hatte er jeweils einzeln an seinen preisgekrönten Spielfilmen ''Mitternacht'' und ''[[Central Station (Film)|Central Station]]'' (beide 1998) zusammengearbeitet. Für den Part des Rubens Paiva wurde [[Selton Mello]] besetzt, der erstmals unter der Regie von Salles agierte. Laut Hauptdarstellerin Torres war Eunice Paiva „eine Frau, die sich der Tragödie stellte, die das Melodram vermied. Sie wollte nicht mit ihrer Familie auf der Straße weinen. Sie wollte nicht, dass ihre Kinder Opfer der Diktatur werden. Und sie beschloss dies zu tun, indem sie schwieg und lächelte“.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (3:40 min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Kameramann bei den Dreharbeiten fungierte Adrian Teijido, während [[Affonso Gonçalves]] und [[Warren Ellis (Musiker)|Warren Ellis]] sich für den Schnitt beziehungsweise die Filmmusik verantwortlich zeichneten. Während der Entstehung des Films kam es in Brasilien zur Präsidentschaft von [[Jair Bolsonaro]] (2019–2022), dessen Regierungszeit Salles an die dystopische Militärdiktatur in den 1970er-Jahren erinnerte, über die ''Für immer hier'' handelt.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=In dem Film ging es plötzlich nicht mehr um die 1970er-Jahre. Es ging um den Moment, was auf den Straßen geschah, während wir an dem Film arbeiteten. Und wenn ich sehe, was in Ungarn passiert, was demnächst vielleicht wieder in den USA passiert, was an so vielen verschiedenen Orten in der Welt passiert. Es ist eine Zeit der Angst, in der wir leben.<br /> |Sprache=<br /> |Autor=Walter Salles auf der offiziellen Pressekonferenz des Films in Venedig (2024)<br /> |Quelle=<br /> |ref=&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (4:43 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> === Veröffentlichung ===<br /> ''Für immer hier'' wurde in die Programme von drei bedeutenden Herbst-Filmfestivals aufgenommen. Die Premiere erfolgte am 1. September 2024 beim [[Internationale Filmfestspiele von Venedig 2024|81. Filmfestival von Venedig]], wo das Werk in den Hauptwettbewerb eingeladen worden war.&lt;ref&gt;Ryan Lattanzio: [https://www.indiewire.com/news/festivals/venice-film-festival-2024-lineup-revealed-1235028289/ ''Venice: ‘Maria,’ ‘Queer,’ and ‘Joker: Folie à Deux’ Will Premiere in Competition (Full Lineup)'']. In: indiewire.com, 23. Juli 2024 (abgerufen am 23. Juli 2024).&lt;/ref&gt; Das Premierenpublikum soll Salles’ Regiearbeit insgesamt 10 Minuten Applaus gespendet haben.&lt;ref&gt;Nancy Tartaglione, Melanie Goodfellow: [https://deadline.com/2024/09/im-still-here-10-minute-ovation-walter-salles-venice-film-festival-1236075192/ ''‘I’m Still Here’ Political Drama Earns 10-Minute Ovation At Venice Film Festival Premiere'']. In: deadline.com, 1. September 2024 (abgerufen am 7. September 2024).&lt;/ref&gt; In Nordamerika wurde ''Für immer hier'' erstmals im September 2024 beim [[Toronto International Film Festival 2024|49. Toronto International Film Festival]] (TIFF) gezeigt. Dort war Salles’ Regiearbeit in die Sektion ''Special Presentations'' aufgenommen worden.&lt;ref&gt;[https://tiff.net/press/news/tiff-unveils-its-star-studded-lineup-of-galas-and-special-presentations ''TIFF unveils its star-studded lineup of Galas and Special Presentations'']. In: tiff.net, 22. Juli 2024 (abgerufen am 22. Juli 2024).&lt;/ref&gt; Im Oktober 2024 folgt eine Präsentation auf dem [[New York Film Festival]].&lt;ref name=&quot;nyff&quot;&gt;[https://www.filmlinc.org/nyff2024/films/im-still-here/ ''I'm Still Here'']. In: filmlinc.org (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt; ''Für immer hier'' wurde in die Programme weiterer Filmfestivals aufgenommen, darunter von [[Festival Internacional de Cine de San Sebastián|San Sebastián]] (September) sowie von [[Mostra Internacional de Cinema de São Paulo|São Paulo]], [[Zurich Film Festival|Zürich]], [[London Film Festival|London]] und [[Chicago International Film Festival|Chicago]] (jeweils Oktober).&lt;ref&gt;[https://www.imdb.com/title/tt14961016/releaseinfo/ ''Ainda Estou Aqui – Informationen zur Veröffentlichung'']. In: imdb.com (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Brasilien wurde der Film erstmals vom Cine Glauber Rocha in [[Salvador (Bahia)|Salvador]] ins Programm genommen, wo ''Für immer hier'' zwischen dem 19. und 25. September 2024 zweimal täglich gezeigt wurde.&lt;ref&gt;''[https://www.correio24horas.com.br/entretenimento/ainda-estou-aqui-ganha-novos-horarios-de-exibicao-no-glauber-rocha-0924 'Ainda Estou Aqui' terá estreia nacional em Salvador, no Glauber Rocha]''. In: correio24horas.com.br, 16. September 2024 (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt; Ein landesweiter Kinostart fand ab 7. November 2024 statt.&lt;ref name=&quot;g1-globo&quot; /&gt;<br /> <br /> Ein regulärer Kinostart in Deutschland ist ab 13. März 2025 im Verleih von DCM Filmdistribution vorgesehen.&lt;ref&gt;[https://www.filmstarts.de/kritiken/265940.html ''Für immer hier'']. In: filmstarts.de (abgerufen am 24. Januar 2025).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kritiken ===<br /> [[Datei:Fernanda Torres-68482.jpg|mini|hochkant|[[Fernanda Torres]], die die weibliche Hauptrolle übernahm, bei der Uraufführung in Venedig]]<br /> Von den auf der Website [[Rotten Tomatoes]] nach der Premiere aufgeführten fast einem Dutzend Kritiken sind 94 Prozent positiv („fresh“) und führen zu einer Durchschnittswertung von 6,9 von 10 möglichen Punkten.&lt;ref&gt;{{Rotten Tomatoes|im_still_here_2024|abruf=2024-09-22}}&lt;/ref&gt; Auf der Website [[Metacritic]] erhielt ''Für immer hier'' eine Bewertung von 80 von 100 möglichen Punkten, basierend auf mehr als einem halben Dutzend ausgewerteter englischsprachiger Kritiken. Dies entspricht der Einschätzung ''grundsätzlich positiv'' („generally favorable“).&lt;ref&gt;{{Metacritic|/im-still-here-2024|abruf=2024-09-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Wolfgang Höbel]] ''([[Spiegel Plus]])'' zählte ''Für immer hier'' zum Wettbewerbsbeitrag in Venedig, der am meisten Beifall verdient gehabt hätte. Es handle sich um „ein mitreißendes Politdrama“. Regisseur Walter Salles zeige „in altmodisch ruhigen, elegischen Einstellungen [...] den Alltag einer Familie aus der Oberschicht [...]“ und lasse „über sie das Unrecht eines Terrorregimes hereinbrechen“. Höbel bezeichnete die Leistung von Hauptdarstellerin Fernanda Torres als „anrührend“. „Die Gewalt bleibt [...] fast unsichtbar“, da die Handlung „konsequent aus der Sicht der Kinder und der Ehefrau“ erzählt werde.&lt;ref&gt;Wolfgang Höbel: [https://www.spiegel.de/kultur/kino/filmfest-venedig-welche-filme-sich-lohnen-und-welche-eher-nicht-a-6918152f-62f2-482a-a836-87741ddef324 ''Welche Filme sich lohnen – und welche nicht'']. In: Spiegel Plus, 7. September 2024 (abgerufen aus lizenzpflichtiger Pressedatenbank ''[[LexisNexis Wirtschaft|Nexis Uni]]'').&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Redaktion der deutschen Kultursendung ''[[ttt – titel, thesen, temperamente]]'' um [[Siham El-Maimouni]] pries den Film wie Höbel als den „mit Abstand“ besten Beitrag im Wettbewerb von Venedig. Es handle sich um „ein aufwühlendes Drama, das weh“ tue, „ohne dass explizit Gewalt gezeigt“ werde. Dennoch seien „Willkür und Terror der Diktatur permanent greifbar“. Das Werk weise über die Geschichte der Familie Paiva hinaus. ''Aindou estou aqui – I’m still here'' sei „ein fantastischer Film, der gerade durch seine Auslassungen die Ungewissheit und das Grauen spürbar“ mache. Er erzähle, „wie Diktaturen Menschenleben und Gesellschaften zerstören“ würden. Auch sei Salles’ Regiearbeit „ein Porträt einer liebenden Frau und Mutter, die zur Aktivistin wurde“.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Jan Küveler]] ''([[Welt Online]])'' zählte den Film gemeinsam mit ''[[Leurs enfants après eux]]'', ''[[Queer (Film)|Queer]]'' und ''[[Stranger Eyes]]'' zu den Preis-Aspiranten von Venedig und räumte Hauptdarstellerin Torres Chancen auf den Gewinn des [[Coppa Volpi|Darstellerpreises]] ein. ''Für immer hier'' sei „dringlicher, menschlicher, besser [...] als die meisten seiner Konkurrenten“ sowie „anrührend, brillant, politisch wichtig“.&lt;ref&gt;Jan Küveler: [https://www.welt.de/kultur/kino/article253189286/Filmfestspiele-Venedig-2024-Liveticker-Preis-Prognose-Wer-bekommt-die-Loewen.html ''Die Preise, wenn alles mit rechten Dingen zugeht'']. In: welt.de, 7. September 2024 (abgerufen am 7. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Tim Caspar Boehme ''([[die tageszeitung]])'' bemerkte ähnlich wie Höbel, dass Salles „das Klima von ständiger Bedrohung fast wie ein Kammerspiel“ inszeniere. Der Film konzentriere „sich auf das Leben im repräsentativen Haus der Paivas am Strand von Rio, wo Eunice mit ihren fünf Kindern bemüht ist, diesen so viel Normalität zu ermöglichen wie die Umstände zulassen“.&lt;ref name=&quot;Boehme&quot;&gt;Tim Caspar Boehme: ''Viel Gegenwart der Vergangenheit''. In: die tageszeitung, 3. September 2024, S. 16.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Auszeichnungen ===<br /> ''Für immer hier'' brachte Regisseur Walter Salles eine Einladung in den Wettbewerb um den [[Goldener Löwe|Goldenen Löwen]], den Hauptpreis des Filmfestivals von Venedig, ein. Dort wurde das Werk von der Jury um die französische Schauspielerin [[Isabelle Huppert]] mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet.&lt;ref&gt;[https://www.labiennale.org/en/news/official-awards-81st-venice-international-film-festival ''Official awards of the 81st Venice International Film Festival'']. In: labiennale.org, 7. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt; Weitere gewonnene Preise im Rahmen des Festivals waren der SIGNIS Award des [[Katholischer Weltverband für Kommunikation|Katholischen Weltverbands für Kommunikation]] und der Green Drop Award des italienischen [[Internationales Grünes Kreuz|Grünen Kreuzes]].&lt;ref&gt;[https://www.labiennale.org/en/news/collateral-awards-81st-venice-film-festival ''Collateral awards of the 81st Venice Film Festival'']. In: labiennale.org, 6. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im September 2024 setzte sich Salles’ Regiearbeit einstimmig als brasilianischer Beitrag für die Kategorie ''[[Liste der Beiträge für den besten internationalen Film für die Oscarverleihung 2025|Bester Internationaler Film]]'' der [[Oscarverleihung 2025]] durch. Das Auswahlkomitee unter Leitung der brasilianischen Schauspielerin Bárbara Paz hatte ''Für immer hier'' den Vorzug vor ''[[Cidade; Campo]]'', ''Levante'' von Lillah Halla, ''[[Motel Destino]]'', ''Saudade fez Morada aqui Dentro'' von Haroldo Borges sowie ''Sem Coração'' von Nara Normande und Tião gegeben.&lt;ref name=&quot;g1-globo&quot;&gt;[https://g1.globo.com/pop-arte/cinema/noticia/2024/09/23/ainda-estou-aqui-e-selecionado-do-brasil-para-tentar-vaga-em-filme-internacional-do-oscar-2025.ghtml ''‘Ainda estou aqui’ é selecionado do Brasil para tentar vaga em filme internacional do Oscar 2025'']. In: g1.globo.com, 23. September 2024 (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt; Salles Regiearbeit gelangte im Dezember desselben Jahres auf die entsprechende 15 Filme umfassende Oscar-Shortlist.&lt;ref&gt;[https://press.oscars.org/news/97th-oscarsr-shortlists-10-award-categories-announced ''97th Oscars® Shortlists in 10 Award Categories Announced'']. In: press.oscars.org, 17. Dezember 2024 (abgerufen am 17. Dezember 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei der Verleihung der [[Golden Globe Awards 2025]] gewann Fernanda Torres den Preis in der Kategorie ''Beste Hauptdarstellerin – Drama'', während ''Für immer hier'' in der Kategorie ''Bester fremdsprachiger Film'' gegenüber dem französischen Beitrag ''[[Emilia Pérez]]'' das Nachsehen hatte. Bei Bekanntgabe der [[Oscarverleihung 2025|Oscar-Nominierungen]] im selben Jahr wurde der Film in drei Kategorien berücksichtigt – ''Bester Film'', ''Beste Hauptdarstellerin'' und ''Bester internationaler Film''. <br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Marcelo Rubens Paiva<br /> |Titel=Ainda estou aqui<br /> |Verlag=Editora Objectiva<br /> |Ort=Rio de Janeiro<br /> |Datum=2015<br /> |ISBN=978-85-7962-416-2}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{IMDb|tt14961016}}<br /> * [https://tiff.net/events/im-still-here Profil] bei tiff.net (englisch)<br /> * [https://www.labiennale.org/en/cinema/2024/venezia-81-competition/ainda-estou-aqui-i%E2%80%99m-still-here ''Ainda estou aqui''] im Programm des Filmfestivals von Venedig (englisch, italienisch)<br /> * [https://www.allocine.fr/film/fichefilm_gen_cfilm=265940.html Profil] bei allocine.fr (französisch)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Filme von Walter Salles}}<br /> <br /> [[Kategorie:Filmtitel 2024]]<br /> [[Kategorie:Französischer Film]]<br /> [[Kategorie:Brasilianischer Film]]<br /> [[Kategorie:Filmbiografie]]<br /> [[Kategorie:Filmdrama]]<br /> [[Kategorie:Historienfilm]]<br /> [[Kategorie:Literaturverfilmung]]<br /> [[Kategorie:Thriller]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=F%C3%BCr_immer_hier&diff=253139331 Für immer hier 2025-02-09T09:58:28Z <p>7lima: Sprachliche Korrekturen</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = <br /> | Deutscher Titel = Für immer hier<br /> | Originaltitel = Ainda estou aqui<br /> | Produktionsland = Brasilien, Frankreich<br /> | Originalsprache = Portugiesisch<br /> | Erscheinungsjahr = 2024<br /> | Länge = 135<br /> | FSK = <br /> | JMK = <br /> | Regie = [[Walter Salles]]<br /> | Drehbuch = Murilo Hauser,&lt;br /&gt;Heitor Lorega<br /> | Produzent = Maria Carlota Bruno,&lt;br /&gt;Rodrigo Teixeira,&lt;br /&gt;Martine de Clermont-Tonnerre<br /> | Musik = [[Warren Ellis (Musiker)|Warren Ellis]]<br /> | Kamera = Adrian Teijido<br /> | Schnitt = [[Affonso Gonçalves]]<br /> | Besetzung = <br /> * [[Fernanda Torres]]: Eunice Paiva<br /> * [[Selton Mello]]: Rubens Paiva<br /> * [[Fernanda Montenegro]]: ältere Eunice Paiva<br /> * Antonio Saboia: Marcelo Rubens Paiva<br /> }}<br /> '''Für immer hier''' (Originaltitel: ''Ainda estou aqui''; internationaler Titel: ''I’m Still Here'') ist ein [[Spielfilm]] von [[Walter Salles]] aus dem Jahr [[Filmjahr 2024|2024]]. Das [[Drama (Filmgenre)|Drama]] stellt die [[Brasilien|brasilianische]] Politikergattin Eunice Paiva in den Mittelpunkt, die sich während der [[Brasilien#Militärdiktatur (1964–1985)|Militärdiktatur]] auf die Suche nach ihrem 1971 verschwundenen Ehemann Rubens begibt. Jahrzehnte später wird es Gewissheit, dass er zu den „[[Desaparecidos]]“ gehört, tausenden von unschuldigen Bürgern, die verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert und ermordet wurden. In der Zwischenzeit erfindet sich die zuvor unpolitische Eunice neu, hält ihre Familie zusammen und bildet sich zur Menschenrechtsanwältin weiter.&lt;br /&gt;<br /> Bei ''Für immer hier'' handelt es sich um die Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Buches von [[Marcelo Rubens Paiva]], dem Sohn von Rubens und Eunice Paiva. In der brasilianisch-[[Frankreich|französischen]] Koproduktion übernahmen [[Fernanda Torres]], [[Selton Mello]] und [[Fernanda Montenegro]] die Hauptrollen. Der Film wurde Anfang September 2024 beim [[Internationale Filmfestspiele von Venedig 2024|Filmfestival von Venedig]] uraufgeführt und mehrfach preisgekrönt. Hauptdarstellerin Torres gewann im Jahr 2025 den [[Golden Globe Awards 2025#Beste Hauptdarstellerin – Drama|Golden Globe Award]]. Im selben Jahr folgten [[Oscarverleihung 2025|Oscar-Nominierungen]] in den Kategorien Film, Hauptdarstellerin und Internationaler Film. Ein regulärer Kinostart in Deutschland ist ab 13. März 2025 vorgesehen.<br /> <br /> == Handlung ==<br /> [[Rio de Janeiro]] im Jahr 1971: Rubens Paiva, ein früherer Kongressabgeordneter, der einst im Exil lebte, gilt als ausgesprochener Kritiker der brasilianischen Militärdiktatur. Er ist mit Eunice verheiratet, die sich in keiner Weise für das politische Zeitgeschehen um sie herum interessiert. Obwohl es jeden Tag zu Kontrollen und Verhaftungen kommen kann, hält sie für die fünf gemeinsamen Kinder ein idyllisches Familienleben in einem Haus am Strand aufrecht. Eines Nachmittags ändert sich ihr Leben schlagartig, als Regierungsbeamte Rubens aus dem Haus zerren. Sie geben an, dass er bei den Behörden eine Aussage hinterlegen müsse. Kurze Zeit später erleidet Eunice das gleiche Schicksal. Zwölf Tage muss sie in einem fensterlosen Gefängnis zubringen und wird vernommen. Sie soll Freunde und Arbeitskollegen belasten, die [[Politische Linke|linker]] Aktivitäten beschuldigt werden. Als Eunice aus dem Gefängnis entlassen wird, will sie in Erfahrung bringen, was mit ihrem Mann geschehen ist. Sie lässt sich auf einen erbitterten Kampf gegen das Regime ein. Gleichzeitig muss sie sich um ihre Kinder kümmern und hält die Familie zusammen. Die Suche nach Rubens verzehrt mehrere Jahrzehnte von Eunices Leben. Mit der Zeit lernt sie, mit dem Leid zu leben und es zu überstehen. Die zuvor unpolitische Hausfrau erfindet sich trotz begrenzter finanzieller Mittel neu. Eunice beschließt Anwältin zu werden und ein Universitätsstudium aufzunehmen. Sie wird in der Folge zur Aktivistin, Menschenrechtsanwältin für die Rechte Indigener und Heldin der „[[Desaparecidos]]“ – tausende von unschuldigen Bürgern, die verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert und ermordet wurden.&lt;ref name=&quot;tiff&quot;&gt;[https://tiff.net/events/im-still-here ''I'm Still Here'']. In: tiff.net (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;nyff&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;labiennale&quot;&gt;[https://www.labiennale.org/en/cinema/2024/venezia-81-competition/ainda-estou-aqui-i%E2%80%99m-still-here ''Ainda estou aqui (I’m still here)'']. In: labiennale.org (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.allocine.fr/film/fichefilm_gen_cfilm=265940.html ''Je suis encore là'']. In: allocine.fr (abgerufen am 11. April 2024).&lt;/ref&gt; Im Jahr 1996 erhält sie die offizielle Bestätigung, dass ihr Ehemann gefoltert und ermordet wurde. Eunice mutet es seltsam an, dass sie mit Erhalt seines Totenscheins Erleichterung verspürt.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (4:25 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsgeschichte ==<br /> [[Datei:Marcelo Rubens Paiva-68451.jpg|mini|hochkant|Marcelo Rubens Paiva, Autor der Buchvorlage, bei der Präsentation des Films in Venedig (2024)]]<br /> [[Datei:Walter Salles at TIFF 2012 (cropped).jpg|mini|hochkant|Walter Salles im Jahr 2012]]<br /> ''Für immer hier'' ist der zehnte Kinospielfilm des brasilianischen Regisseurs [[Walter Salles]] und der erste seit ''[[On the Road – Unterwegs]]'' (2012). Das Drehbuch von Murilo Hauser und Heitor Lorega basiert auf dem 2015 erschienenen Buch ''Ainda estou aqui'' von Marcelo Rubens Paiva über das Schicksal seiner Eltern. Salles kannte die Familie persönlich, war mit den Paiva-Kindern befreundet und verbrachte oft Zeit in ihrem Zuhause.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt; Bei der Lektüre von Paivas Buch hätte er sich in Eunice Paiva „verliebt“. Marcelo Paiva hätte in seinem Buch entdeckt, „dass seine Mutter wirklich das Herz der Familie“ gewesen sei, so Salles.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (2:35 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Sieben Jahre lang wurde an der Realisierung des Filmprojekts gearbeitet.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt; Salles verpflichtete für die Hauptrolle von Eunice Paiva die Schauspielerinnen [[Fernanda Montenegro]] und [[Fernanda Torres]], die die Figur in verschiedenen Lebensabschnitten porträtieren und im wirklichen Leben Mutter und Tochter sind. Mit ihnen hatte er jeweils einzeln an seinen preisgekrönten Spielfilmen ''Mitternacht'' und ''[[Central Station (Film)|Central Station]]'' (beide 1998) zusammengearbeitet. Für den Part des Rubens Paiva wurde [[Selton Mello]] besetzt, der erstmals unter der Regie von Salles agierte. Laut Hauptdarstellerin Torres war Eunice Paiva „eine Frau, die sich der Tragödie stellte, die das Melodram vermied. Sie wollte nicht mit ihrer Familie auf der Straße weinen. Sie wollte nicht, dass ihre Kinder Opfer der Diktatur werden. Und sie beschloss dies zu tun, indem sie schwieg und lächelte“.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (3:40 min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Kameramann bei den Dreharbeiten fungierte Adrian Teijido, während [[Affonso Gonçalves]] und [[Warren Ellis (Musiker)|Warren Ellis]] sich für den Schnitt beziehungsweise die Filmmusik verantwortlich zeichneten. Während der Entstehung des Films kam es in Brasilien zur Präsidentschaft von [[Jair Bolsonaro]] (2019–2022), dessen Regierungszeit Salles an die dystopische Militärdiktatur in den 1970er-Jahren erinnerte, über die ''Für immer hier'' handelt.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=In dem Film ging es plötzlich nicht mehr um die 1970er-Jahre. Es ging um den Moment, was auf den Straßen geschah, während wir an dem Film arbeiteten. Und wenn ich sehe, was in Ungarn passiert, was demnächst vielleicht wieder in den USA passiert, was an so vielen verschiedenen Orten in der Welt passiert. Es ist eine Zeit der Angst, in der wir leben.<br /> |Sprache=<br /> |Autor=Walter Salles auf der offiziellen Pressekonferenz des Films in Venedig (2024)<br /> |Quelle=<br /> |ref=&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (4:43 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> === Veröffentlichung ===<br /> ''Für immer hier'' wurde in die Programme von drei bedeutenden Herbst-Filmfestivals aufgenommen. Die Premiere erfolgte am 1. September 2024 beim [[Internationale Filmfestspiele von Venedig 2024|81. Filmfestival von Venedig]], wo das Werk in den Hauptwettbewerb eingeladen worden war.&lt;ref&gt;Ryan Lattanzio: [https://www.indiewire.com/news/festivals/venice-film-festival-2024-lineup-revealed-1235028289/ ''Venice: ‘Maria,’ ‘Queer,’ and ‘Joker: Folie à Deux’ Will Premiere in Competition (Full Lineup)'']. In: indiewire.com, 23. Juli 2024 (abgerufen am 23. Juli 2024).&lt;/ref&gt; Das Premierenpublikum soll Salles’ Regiearbeit insgesamt 10 Minuten Applaus gespendet haben.&lt;ref&gt;Nancy Tartaglione, Melanie Goodfellow: [https://deadline.com/2024/09/im-still-here-10-minute-ovation-walter-salles-venice-film-festival-1236075192/ ''‘I’m Still Here’ Political Drama Earns 10-Minute Ovation At Venice Film Festival Premiere'']. In: deadline.com, 1. September 2024 (abgerufen am 7. September 2024).&lt;/ref&gt; In Nordamerika wurde ''Für immer hier'' erstmals im September 2024 beim [[Toronto International Film Festival 2024|49. Toronto International Film Festival]] (TIFF) gezeigt. Dort war Salles’ Regiearbeit in die Sektion ''Special Presentations'' aufgenommen worden.&lt;ref&gt;[https://tiff.net/press/news/tiff-unveils-its-star-studded-lineup-of-galas-and-special-presentations ''TIFF unveils its star-studded lineup of Galas and Special Presentations'']. In: tiff.net, 22. Juli 2024 (abgerufen am 22. Juli 2024).&lt;/ref&gt; Im Oktober 2024 folgt eine Präsentation auf dem [[New York Film Festival]].&lt;ref name=&quot;nyff&quot;&gt;[https://www.filmlinc.org/nyff2024/films/im-still-here/ ''I'm Still Here'']. In: filmlinc.org (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt; ''Für immer hier'' wurde in die Programme weiterer Filmfestivals aufgenommen, darunter von [[Festival Internacional de Cine de San Sebastián|San Sebastián]] (September) sowie von [[Mostra Internacional de Cinema de São Paulo|São Paulo]], [[Zurich Film Festival|Zürich]], [[London Film Festival|London]] und [[Chicago International Film Festival|Chicago]] (jeweils Oktober).&lt;ref&gt;[https://www.imdb.com/title/tt14961016/releaseinfo/ ''Ainda Estou Aqui – Informationen zur Veröffentlichung'']. In: imdb.com (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Brasilien wurde der Film erstmals vom Cine Glauber Rocha in [[Salvador (Bahia)|Salvador]] ins Programm genommen, wo ''Für immer hier'' zwischen dem 19. und 25. September 2024 zweimal täglich gezeigt wurde.&lt;ref&gt;''[https://www.correio24horas.com.br/entretenimento/ainda-estou-aqui-ganha-novos-horarios-de-exibicao-no-glauber-rocha-0924 'Ainda Estou Aqui' terá estreia nacional em Salvador, no Glauber Rocha]''. In: correio24horas.com.br, 16. September 2024 (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt; Ein landesweiter Kinostart fand ab 7. November 2024 statt.&lt;ref name=&quot;g1-globo&quot; /&gt;<br /> <br /> Ein regulärer Kinostart in Deutschland ist ab 13. März 2025 im Verleih von DCM Filmdistribution vorgesehen.&lt;ref&gt;[https://www.filmstarts.de/kritiken/265940.html ''Für immer hier'']. In: filmstarts.de (abgerufen am 24. Januar 2025).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kritiken ===<br /> [[Datei:Fernanda Torres-68482.jpg|mini|hochkant|[[Fernanda Torres]], die die weibliche Hauptrolle übernahm, bei der Uraufführung in Venedig]]<br /> Von den auf der Website [[Rotten Tomatoes]] nach der Premiere aufgeführten fast einem Dutzend Kritiken sind 94 Prozent positiv („fresh“) und führen zu einer Durchschnittswertung von 6,9 von 10 möglichen Punkten.&lt;ref&gt;{{Rotten Tomatoes|im_still_here_2024|abruf=2024-09-22}}&lt;/ref&gt; Auf der Website [[Metacritic]] erhielt ''Für immer hier'' eine Bewertung von 80 von 100 möglichen Punkten, basierend auf mehr als einem halben Dutzend ausgewerteter englischsprachiger Kritiken. Dies entspricht der Einschätzung ''grundsätzlich positiv'' („generally favorable“).&lt;ref&gt;{{Metacritic|/im-still-here-2024|abruf=2024-09-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Wolfgang Höbel]] ''([[Spiegel Plus]])'' zählte ''Für immer hier'' zum Wettbewerbsbeitrag in Venedig, der am meisten Beifall verdient gehabt hätte. Es handle sich um „ein mitreißendes Politdrama“. Regisseur Walter Salles zeige „in altmodisch ruhigen, elegischen Einstellungen [...] den Alltag einer Familie aus der Oberschicht [...]“ und lasse „über sie das Unrecht eines Terrorregimes hereinbrechen“. Höbel bezeichnete die Leistung von Hauptdarstellerin Fernanda Torres als „anrührend“. „Die Gewalt bleibt [...] fast unsichtbar“, da die Handlung „konsequent aus der Sicht der Kinder und der Ehefrau“ erzählt werde.&lt;ref&gt;Wolfgang Höbel: [https://www.spiegel.de/kultur/kino/filmfest-venedig-welche-filme-sich-lohnen-und-welche-eher-nicht-a-6918152f-62f2-482a-a836-87741ddef324 ''Welche Filme sich lohnen – und welche nicht'']. In: Spiegel Plus, 7. September 2024 (abgerufen lizenzpflichtiger Pressedatenbank ''[[LexisNexis Wirtschaft|Nexis Uni]]'').&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Redaktion der deutschen Kultursendung ''[[ttt – titel, thesen, temperamente]]'' um [[Siham El-Maimouni]] pries den Film wie Höbel als den „mit Abstand“ besten Beitrag im Wettbewerb von Venedig. Es handle sich um „ein aufwühlendes Drama, das weh“ tue, „ohne dass explizit Gewalt gezeigt“ werde. Dennoch seien „Willkür und Terror der Diktatur permanent greifbar“. Das Werk weise über die Geschichte der Familie Paiva hinaus. ''Aindou estou aqui – I’m still here'' sei „ein fantastischer Film, der gerade durch seine Auslassungen die Ungewissheit und das Grauen spürbar“ mache. Er erzähle, „wie Diktaturen Menschenleben und Gesellschaften zerstören“ würden. Auch sei Salles’ Regiearbeit „ein Porträt einer liebenden Frau und Mutter, die zur Aktivistin wurde“.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Jan Küveler]] ''([[Welt Online]])'' zählte den Film gemeinsam mit ''[[Leurs enfants après eux]]'', ''[[Queer (Film)|Queer]]'' und ''[[Stranger Eyes]]'' zu den Preis-Aspiranten von Venedig und räumte Hauptdarstellerin Torres Chancen auf den Gewinn des [[Coppa Volpi|Darstellerpreises]] ein. ''Für immer hier'' sei „dringlicher, menschlicher, besser [...] als die meisten seiner Konkurrenten“ sowie „anrührend, brillant, politisch wichtig“.&lt;ref&gt;Jan Küveler: [https://www.welt.de/kultur/kino/article253189286/Filmfestspiele-Venedig-2024-Liveticker-Preis-Prognose-Wer-bekommt-die-Loewen.html ''Die Preise, wenn alles mit rechten Dingen zugeht'']. In: welt.de, 7. September 2024 (abgerufen am 7. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Tim Caspar Boehme ''([[die tageszeitung]])'' bemerkte ähnlich wie Höbel, dass Salles „das Klima von ständiger Bedrohung fast wie ein Kammerspiel“ inszeniere. Der Film konzentriere „sich auf das Leben im repräsentativen Haus der Paivas am Strand von Rio, wo Eunice mit ihren fünf Kindern bemüht ist, diesen so viel Normalität zu ermöglichen wie die Umstände zulassen“.&lt;ref name=&quot;Boehme&quot;&gt;Tim Caspar Boehme: ''Viel Gegenwart der Vergangenheit''. In: die tageszeitung, 3. September 2024, S. 16.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Auszeichnungen ===<br /> ''Für immer hier'' brachte Regisseur Walter Salles eine Einladung in den Wettbewerb um den [[Goldener Löwe|Goldenen Löwen]], den Hauptpreis des Filmfestivals von Venedig, ein. Dort wurde das Werk von der Jury um die französische Schauspielerin [[Isabelle Huppert]] mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet.&lt;ref&gt;[https://www.labiennale.org/en/news/official-awards-81st-venice-international-film-festival ''Official awards of the 81st Venice International Film Festival'']. In: labiennale.org, 7. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt; Weitere gewonnene Preise im Rahmen des Festivals waren der SIGNIS Award des [[Katholischer Weltverband für Kommunikation|Katholischen Weltverbands für Kommunikation]] und der Green Drop Award des italienischen [[Internationales Grünes Kreuz|Grünen Kreuzes]].&lt;ref&gt;[https://www.labiennale.org/en/news/collateral-awards-81st-venice-film-festival ''Collateral awards of the 81st Venice Film Festival'']. In: labiennale.org, 6. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im September 2024 setzte sich Salles’ Regiearbeit einstimmig als brasilianischer Beitrag für die Kategorie ''[[Liste der Beiträge für den besten internationalen Film für die Oscarverleihung 2025|Bester Internationaler Film]]'' der [[Oscarverleihung 2025]] durch. Das Auswahlkomitee unter Leitung der brasilianischen Schauspielerin Bárbara Paz hatte ''Für immer hier'' den Vorzug vor ''[[Cidade; Campo]]'', ''Levante'' von Lillah Halla, ''[[Motel Destino]]'', ''Saudade fez Morada aqui Dentro'' von Haroldo Borges sowie ''Sem Coração'' von Nara Normande und Tião gegeben.&lt;ref name=&quot;g1-globo&quot;&gt;[https://g1.globo.com/pop-arte/cinema/noticia/2024/09/23/ainda-estou-aqui-e-selecionado-do-brasil-para-tentar-vaga-em-filme-internacional-do-oscar-2025.ghtml ''‘Ainda estou aqui’ é selecionado do Brasil para tentar vaga em filme internacional do Oscar 2025'']. In: g1.globo.com, 23. September 2024 (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt; Salles Regiearbeit gelangte im Dezember desselben Jahres auf die entsprechende 15 Filme umfassende Oscar-Shortlist.&lt;ref&gt;[https://press.oscars.org/news/97th-oscarsr-shortlists-10-award-categories-announced ''97th Oscars® Shortlists in 10 Award Categories Announced'']. In: press.oscars.org, 17. Dezember 2024 (abgerufen am 17. Dezember 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei der Verleihung der [[Golden Globe Awards 2025]] gewann Fernanda Torres den Preis in der Kategorie ''Beste Hauptdarstellerin – Drama'', während ''Für immer hier'' in der Kategorie ''Bester fremdsprachiger Film'' gegenüber dem französischen Beitrag ''[[Emilia Pérez]]'' das Nachsehen hatte. Bei Bekanntgabe der [[Oscarverleihung 2025|Oscar-Nominierungen]] im selben Jahr wurde der Film in drei Kategorien berücksichtigt – ''Bester Film'', ''Beste Hauptdarstellerin'' und ''Bester internationaler Film''. <br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Marcelo Rubens Paiva<br /> |Titel=Ainda estou aqui<br /> |Verlag=Editora Objectiva<br /> |Ort=Rio de Janeiro<br /> |Datum=2015<br /> |ISBN=978-85-7962-416-2}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{IMDb|tt14961016}}<br /> * [https://tiff.net/events/im-still-here Profil] bei tiff.net (englisch)<br /> * [https://www.labiennale.org/en/cinema/2024/venezia-81-competition/ainda-estou-aqui-i%E2%80%99m-still-here ''Ainda estou aqui''] im Programm des Filmfestivals von Venedig (englisch, italienisch)<br /> * [https://www.allocine.fr/film/fichefilm_gen_cfilm=265940.html Profil] bei allocine.fr (französisch)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Filme von Walter Salles}}<br /> <br /> [[Kategorie:Filmtitel 2024]]<br /> [[Kategorie:Französischer Film]]<br /> [[Kategorie:Brasilianischer Film]]<br /> [[Kategorie:Filmbiografie]]<br /> [[Kategorie:Filmdrama]]<br /> [[Kategorie:Historienfilm]]<br /> [[Kategorie:Literaturverfilmung]]<br /> [[Kategorie:Thriller]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=F%C3%BCr_immer_hier&diff=253139079 Für immer hier 2025-02-09T09:50:25Z <p>7lima: Schreibfehler korrigiert</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = <br /> | Deutscher Titel = Für immer hier<br /> | Originaltitel = Ainda estou aqui<br /> | Produktionsland = Brasilien, Frankreich<br /> | Originalsprache = Portugiesisch<br /> | Erscheinungsjahr = 2024<br /> | Länge = 135<br /> | FSK = <br /> | JMK = <br /> | Regie = [[Walter Salles]]<br /> | Drehbuch = Murilo Hauser,&lt;br /&gt;Heitor Lorega<br /> | Produzent = Maria Carlota Bruno,&lt;br /&gt;Rodrigo Teixeira,&lt;br /&gt;Martine de Clermont-Tonnerre<br /> | Musik = [[Warren Ellis (Musiker)|Warren Ellis]]<br /> | Kamera = Adrian Teijido<br /> | Schnitt = [[Affonso Gonçalves]]<br /> | Besetzung = <br /> * [[Fernanda Torres]]: Eunice Paiva<br /> * [[Selton Mello]]: Rubens Paiva<br /> * [[Fernanda Montenegro]]: ältere Eunice Paiva<br /> * Antonio Saboia: Marcelo Rubens Paiva<br /> }}<br /> '''Für immer hier''' (Originaltitel: ''Ainda estou aqui''; internationaler Titel: ''I’m Still Here'') ist ein [[Spielfilm]] von [[Walter Salles]] aus dem Jahr [[Filmjahr 2024|2024]]. Das [[Drama (Filmgenre)|Drama]] stellt die [[Brasilien|brasilianische]] Politikergattin Eunice Paiva in den Mittelpunkt, die sich während der [[Brasilien#Militärdiktatur (1964–1985)|Militärdiktatur]] auf die Suche nach ihrem 1971 verschwundenen Ehemann Rubens begibt. Jahrzehnte später wird es Gewissheit, dass er zu den „[[Desaparecidos]]“ gehört, tausenden von unschuldigen Bürgern, die verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert und ermordet wurden. In der Zwischenzeit erfindet sich die zuvor unpolitische Eunice neu, hält ihre Familie zusammen und bildet sich zur Menschenrechtsanwältin weiter.&lt;br /&gt;<br /> Bei ''Für immer hier'' handelt es sich um die Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Buches von [[Marcelo Rubens Paiva]], dem Sohn von Rubens und Eunice Paiva. In der brasilianisch-[[Frankreich|französischen]] Koproduktion übernahmen [[Fernanda Torres]], [[Selton Mello]] und [[Fernanda Montenegro]] die Hauptrollen. Der Film wurde Anfang September 2024 beim [[Internationale Filmfestspiele von Venedig 2024|Filmfestival von Venedig]] uraufgeführt und mehrfach preisgekrönt. Hauptdarstellerin Torres gewann im Jahr 2025 den [[Golden Globe Awards 2025#Beste Hauptdarstellerin – Drama|Golden Globe Award]]. Im selben Jahr folgten [[Oscarverleihung 2025|Oscar-Nominierungen]] in den Kategorien Film, Hauptdarstellerin und Internationaler Film. Ein regulärer Kinostart in Deutschland ist ab 13. März 2025 vorgesehen.<br /> <br /> == Handlung ==<br /> [[Rio de Janeiro]] im Jahr 1971: Rubens Paiva, ein früherer Kongressabgeordneter, der einst im Exil lebte, gilt als ausgesprochener Kritiker der brasilianischen Militärdiktatur. Er ist mit Eunice verheiratet, die sich in keiner Weise für das politische Zeitgeschehen um sie herum interessiert. Obwohl es jeden Tag zu Kontrollen und Verhaftungen kommen kann, hält sie für die fünf gemeinsamen Kinder ein idyllisches Familienleben in einem Haus am Strand aufrecht. Eines Nachmittags ändert sich ihr Leben schlagartig, als Regierungsbeamte Rubens aus dem Haus zerren. Sie geben an, dass er bei den Behörden eine Aussage hinterlegen müsse. Kurze Zeit später erleidet Eunice das gleiche Schicksal. Zwölf Tage muss sie in einem fensterlosen Gefängnis zubringen und wird vernommen. Sie soll Freunde und Arbeitskollegen belasten, die [[Politische Linke|linker]] Aktivitäten beschuldigt werden. Als Eunice aus dem Gefängnis entlassen wird, will sie in Erfahrung bringen, was mit ihrem Mann geschehen ist. Sie lässt sich auf einen erbitterten Kampf gegen das Regime ein. Gleichzeitig muss sie sich um ihre Kinder kümmern und hält die Familie zusammen. Die Suche nach Rubens verzehrt mehrere Jahrzehnte von Eunices Leben. Mit der Zeit lernt sie, mit dem Leid zu leben und es zu überstehen. Die zuvor unpolitische Hausfrau erfindet sich trotz begrenzter finanzieller Mittel neu. Eunice beschließt Anwältin zu werden und ein Universitätsstudium aufzunehmen. Sie wird in der Folge zur Aktivistin, Menschenrechtsanwältin für die Rechte Indigener und Heldin der „[[Desaparecidos]]“ – tausende von unschuldigen Bürgern, die verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert und ermordet wurden.&lt;ref name=&quot;tiff&quot;&gt;[https://tiff.net/events/im-still-here ''I'm Still Here'']. In: tiff.net (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;nyff&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;labiennale&quot;&gt;[https://www.labiennale.org/en/cinema/2024/venezia-81-competition/ainda-estou-aqui-i%E2%80%99m-still-here ''Ainda estou aqui (I’m still here)'']. In: labiennale.org (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.allocine.fr/film/fichefilm_gen_cfilm=265940.html ''Je suis encore là'']. In: allocine.fr (abgerufen am 11. April 2024).&lt;/ref&gt; Im Jahr 1996 erhält sie die offizielle Bestätigung, dass ihr Ehemann gefoltert und ermordet wurde. Eunice mutet es seltsam an, dass sie mit Erhalt seines Totenscheins Erleichterung verspürt.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (4:25 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsgeschichte ==<br /> [[Datei:Marcelo Rubens Paiva-68451.jpg|mini|hochkant|Marcelo Rubens Paiva, Autor der Buchvorlage, bei der Präsentation des Films in Venedig (2024)]]<br /> [[Datei:Walter Salles at TIFF 2012 (cropped).jpg|mini|hochkant|Walter Salles im Jahr 2012]]<br /> ''Für immer hier'' ist der zehnte Kinospielfilm des brasilianischen Regisseurs [[Walter Salles]] und der erste seit ''[[On the Road – Unterwegs]]'' (2012). Das Drehbuch von Murilo Hauser und Heitor Lorega basiert auf dem 2015 erschienenen Buch ''Ainda estou aqui'' von Marcelo Rubens Paiva über das Schicksal seiner Eltern. Salles kannte die Familie persönlich, war mit den Paiva-Kindern befreundet und verbrachte oft Zeit in ihrem Zuhause.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt; Bei der Lektüre von Paivas Buch hätte er sich in Eunice Paiva „verliebt“. Marcelo Paiva hätte in seinem Buch entdeckt, „dass seine Mutter wirklich das Herz der Familie“ gewesen sei, so Salles.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (2:35 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Sieben Jahre lang wurde an der Realisierung des Filmprojekts gearbeitet.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt; Salles verpflichtete für die Hauptrolle von Eunice Paiva die Schauspielerinnen [[Fernanda Montenegro]] und [[Fernanda Torres]], die die Figur in verschiedenen Lebensabschnitten porträtieren und im wirklichen Leben Mutter und Tochter sind. Mit ihnen hatte er jeweils einzeln an seinen preisgekrönten Spielfilmen ''Mitternacht'' und ''[[Central Station (Film)|Central Station]]'' (beide 1998) zusammengearbeitet. Für den Part des Rubens Paiva wurde [[Selton Mello]] besetzt, der erstmals unter der Regie von Salles agierte. Laut Hauptdarstellerin Torres war Eunice Paiva „eine Frau, die sich der Tragödie stellte, die das Melodram vermied. Sie wollte nicht mit ihrer Familie auf der Straße weinen. Sie wollte nicht, dass ihre Kinder Opfer der Diktatur werden. Und sie beschloss dies zu tun, indem sie schwieg und lächelte“.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (3:40 min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Kameramann bei den Dreharbeiten fungierte Adrian Teijido, während [[Affonso Gonçalves]] und [[Warren Ellis (Musiker)|Warren Ellis]] sich für den Schnitt beziehungsweise die Filmmusik verantwortlich zeichneten. Während der Entstehung des Films kam es in Brasilien zur Präsidentschaft von [[Jair Bolsonaro]] (2019–2022), dessen Regierungszeit Salles an die dystopische Militärdiktatur in den 1970er-Jahren erinnerte, über die ''Für immer hier'' handelt.&lt;ref name=&quot;labiennale&quot; /&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=In dem Film ging es plötzlich nicht mehr um die 1970er-Jahre. Es ging um den Moment, was auf den Straßen geschah, während wir an dem Film arbeiteten. Und wenn ich sehe, was in Ungarn passiert, was demnächst vielleicht wieder in den USA passiert, was an so vielen verschiedenen Orten in der Welt passiert. Es ist eine Zeit der Angst, in der wir leben.<br /> |Sprache=<br /> |Autor=Walter Salles auf der offiziellen Pressekonferenz des Films in Venedig (2024)<br /> |Quelle=<br /> |ref=&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (4:43 Min ff.; abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> === Veröffentlichung ===<br /> ''Für immer hier'' wurde in die Programme von drei bedeutenden Herbst-Filmfestivals aufgenommen. Die Premiere erfolgte am 1. September 2024 beim [[Internationale Filmfestspiele von Venedig 2024|81. Filmfestival von Venedig]], wo das Werk in den Hauptwettbewerb eingeladen worden war.&lt;ref&gt;Ryan Lattanzio: [https://www.indiewire.com/news/festivals/venice-film-festival-2024-lineup-revealed-1235028289/ ''Venice: ‘Maria,’ ‘Queer,’ and ‘Joker: Folie à Deux’ Will Premiere in Competition (Full Lineup)'']. In: indiewire.com, 23. Juli 2024 (abgerufen am 23. Juli 2024).&lt;/ref&gt; Das Premierenpublikum soll Salles’ Regiearbeit insgesamt 10 Minuten Applaus gespendet haben.&lt;ref&gt;Nancy Tartaglione, Melanie Goodfellow: [https://deadline.com/2024/09/im-still-here-10-minute-ovation-walter-salles-venice-film-festival-1236075192/ ''‘I’m Still Here’ Political Drama Earns 10-Minute Ovation At Venice Film Festival Premiere'']. In: deadline.com, 1. September 2024 (abgerufen am 7. September 2024).&lt;/ref&gt; In Nordamerika wurde ''Für immer hier'' erstmals im September 2024 beim [[Toronto International Film Festival 2024|49. Toronto International Film Festival]] (TIFF) gezeigt. Dort war Salles’ Regiearbeit in die Sektion ''Special Presentations'' aufgenommen worden.&lt;ref&gt;[https://tiff.net/press/news/tiff-unveils-its-star-studded-lineup-of-galas-and-special-presentations ''TIFF unveils its star-studded lineup of Galas and Special Presentations'']. In: tiff.net, 22. Juli 2024 (abgerufen am 22. Juli 2024).&lt;/ref&gt; Im Oktober 2024 folgt eine Präsentation auf dem [[New York Film Festival]].&lt;ref name=&quot;nyff&quot;&gt;[https://www.filmlinc.org/nyff2024/films/im-still-here/ ''I'm Still Here'']. In: filmlinc.org (abgerufen am 31. August 2024).&lt;/ref&gt; ''Für immer hier'' wurde in die Programme weiterer Filmfestivals aufgenommen, darunter von [[Festival Internacional de Cine de San Sebastián|San Sebastián]] (September) sowie von [[Mostra Internacional de Cinema de São Paulo|São Paulo]], [[Zurich Film Festival|Zürich]], [[London Film Festival|London]] und [[Chicago International Film Festival|Chicago]] (jeweils Oktober).&lt;ref&gt;[https://www.imdb.com/title/tt14961016/releaseinfo/ ''Ainda Estou Aqui – Informationen zur Veröffentlichung'']. In: imdb.com (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Brasilien wurde der Film erstmals vom Cine Glauber Rocha in [[Salvador (Bahia)|Salvador]] ins Programm genommen, wo ''Für immer hier'' zwischen dem 19. und 25. September 2024 zweimal täglich gezeigt wurde.&lt;ref&gt;''[https://www.correio24horas.com.br/entretenimento/ainda-estou-aqui-ganha-novos-horarios-de-exibicao-no-glauber-rocha-0924 'Ainda Estou Aqui' terá estreia nacional em Salvador, no Glauber Rocha]''. In: correio24horas.com.br, 16. September 2024 (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt; Ein landesweiter Kinostart fand ab 7. November 2024 statt.&lt;ref name=&quot;g1-globo&quot; /&gt;<br /> <br /> Ein regulärer Kinostart in Deutschland ist ab 13. März 2025 im Verleih von DCM Filmdistribution vorgesehen.&lt;ref&gt;[https://www.filmstarts.de/kritiken/265940.html ''Für immer hier'']. In: filmstarts.de (abgerufen am 24. Januar 2025).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kritiken ===<br /> [[Datei:Fernanda Torres-68482.jpg|mini|hochkant|[[Fernanda Torres]], die die weibliche Hauptrolle übernahm, bei der Uraufführung in Venedig]]<br /> Von den auf der Website [[Rotten Tomatoes]] nach der Premiere aufgeführten fast einem Dutzend Kritiken sind 94 Prozent positiv („fresh“) und führen zu einer Durchschnittswertung von 6,9 von 10 möglichen Punkten.&lt;ref&gt;{{Rotten Tomatoes|im_still_here_2024|abruf=2024-09-22}}&lt;/ref&gt; Auf der Website [[Metacritic]] erhielt ''Für immer hier'' eine Bewertung von 80 von 100 möglichen Punkten, basierend auf mehr als einem halbes Dutzend ausgewerteter englischsprachiger Kritiken. Dies entspricht grundsätzlich positive Bewertungen („generally favorable“).&lt;ref&gt;{{Metacritic|/im-still-here-2024|abruf=2024-09-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Wolfgang Höbel]] ''([[Spiegel Plus]])'' zählte ''Für immer hier'' zum Wettbewerbsbeitrag in Venedig, der am meisten Beifall verdient gehabt hätte. Es handle sich um „ein mitreißendes Politdrama“. Regisseur Walter Salles zeige „in altmodisch ruhigen, elegischen Einstellungen [...] den Alltag einer Familie aus der Oberschicht [...]“ und lasse „über sie das Unrecht eines Terrorregimes hereinbrechen“. Höbel bezeichnete die Leistung von Hauptdarstellerin Fernanda Torres als „anrührend“. „Die Gewalt bleibt [...] fast unsichtbar“, da die Handlung „konsequent aus der Sicht der Kinder und der Ehefrau“ erzählt werde.&lt;ref&gt;Wolfgang Höbel: [https://www.spiegel.de/kultur/kino/filmfest-venedig-welche-filme-sich-lohnen-und-welche-eher-nicht-a-6918152f-62f2-482a-a836-87741ddef324 ''Welche Filme sich lohnen – und welche nicht'']. In: Spiegel Plus, 7. September 2024 (abgerufen lizenzpflichtiger Pressedatenbank ''[[LexisNexis Wirtschaft|Nexis Uni]]'').&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Redaktion der deutschen Kultursendung ''[[ttt – titel, thesen, temperamente]]'' um [[Siham El-Maimouni]] pries den Film wie Höbel als den „mit Abstand“ besten Beitrag im Wettbewerb von Venedig. Es handle sich um „ein aufwühlendes Drama, das weh“ tue, „ohne dass explizit Gewalt gezeigt“ werde. Dennoch seien „Willkür und Terror der Diktatur permanent greifbar“. Das Werk weise über die Geschichte der Familie Paiva hinaus. ''Aindou estou aqui – I’m still here'' sei „ein fantastischer Film, der gerade durch seine Auslassungen die Ungewissheit und das Grauen spürbar“ mache. Er erzähle, „wie Diktaturen Menschenleben und Gesellschaften zerstören“ würden. Auch sei Salles’ Regiearbeit „ein Porträt einer liebenden Frau und Mutter, die zur Aktivistin wurde“.&lt;ref&gt;[https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNzQ1YTM2Y2MtMWIxMi00MjU5LTgzMTEtNGQ0MmNhMmJhYzhh ''&quot;I’m still here&quot;: Walter Salles bewegendes Drama'']. In: ardmediathek.de, 9. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Jan Küveler]] ''([[Welt Online]])'' zählte den Film gemeinsam mit ''[[Leurs enfants après eux]]'', ''[[Queer (Film)|Queer]]'' und ''[[Stranger Eyes]]'' zu den Preis-Aspiranten von Venedig und räumte Hauptdarstellerin Torres Chancen auf den Gewinn des [[Coppa Volpi|Darstellerpreises]] ein. ''Für immer hier'' sei „dringlicher, menschlicher, besser [...] als die meisten seiner Konkurrenten“ sowie „anrührend, brillant, politisch wichtig“.&lt;ref&gt;Jan Küveler: [https://www.welt.de/kultur/kino/article253189286/Filmfestspiele-Venedig-2024-Liveticker-Preis-Prognose-Wer-bekommt-die-Loewen.html ''Die Preise, wenn alles mit rechten Dingen zugeht'']. In: welt.de, 7. September 2024 (abgerufen am 7. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Tim Caspar Boehme ''([[die tageszeitung]])'' bemerkte ähnlich wie Höbel, dass Salles „das Klima von ständiger Bedrohung fast wie ein Kammerspiel“ inszeniere. Der Film konzentriere „sich auf das Leben im repräsentativen Haus der Paivas am Strand von Rio, wo Eunice mit ihren fünf Kindern bemüht ist, diesen so viel Normalität zu ermöglichen wie die Umstände zulassen“.&lt;ref name=&quot;Boehme&quot;&gt;Tim Caspar Boehme: ''Viel Gegenwart der Vergangenheit''. In: die tageszeitung, 3. September 2024, S. 16.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Auszeichnungen ===<br /> ''Für immer hier'' brachte Regisseur Walter Salles eine Einladung in den Wettbewerb um den [[Goldener Löwe|Goldenen Löwen]], den Hauptpreis des Filmfestivals von Venedig, ein. Dort wurde das Werk von der Jury um die französische Schauspielerin [[Isabelle Huppert]] mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet.&lt;ref&gt;[https://www.labiennale.org/en/news/official-awards-81st-venice-international-film-festival ''Official awards of the 81st Venice International Film Festival'']. In: labiennale.org, 7. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt; Weitere gewonnene Preise im Rahmen des Festivals waren der SIGNIS Award des [[Katholischer Weltverband für Kommunikation|Katholischen Weltverbands für Kommunikation]] und der Green Drop Award des italienischen [[Internationales Grünes Kreuz|Grünen Kreuzes]].&lt;ref&gt;[https://www.labiennale.org/en/news/collateral-awards-81st-venice-film-festival ''Collateral awards of the 81st Venice Film Festival'']. In: labiennale.org, 6. September 2024 (abgerufen am 22. September 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im September 2024 setzte sich Salles’ Regiearbeit einstimmig als brasilianischer Beitrag für die Kategorie ''[[Liste der Beiträge für den besten internationalen Film für die Oscarverleihung 2025|Bester Internationaler Film]]'' der [[Oscarverleihung 2025]] durch. Das Auswahlkomitee unter Leitung der brasilianischen Schauspielerin Bárbara Paz hatte ''Für immer hier'' den Vorzug vor ''[[Cidade; Campo]]'', ''Levante'' von Lillah Halla, ''[[Motel Destino]]'', ''Saudade fez Morada aqui Dentro'' von Haroldo Borges sowie ''Sem Coração'' von Nara Normande und Tião gegeben.&lt;ref name=&quot;g1-globo&quot;&gt;[https://g1.globo.com/pop-arte/cinema/noticia/2024/09/23/ainda-estou-aqui-e-selecionado-do-brasil-para-tentar-vaga-em-filme-internacional-do-oscar-2025.ghtml ''‘Ainda estou aqui’ é selecionado do Brasil para tentar vaga em filme internacional do Oscar 2025'']. In: g1.globo.com, 23. September 2024 (abgerufen am 24. September 2024).&lt;/ref&gt; Salles Regiearbeit gelangte im Dezember desselben Jahres auf die entsprechende 15 Filme umfassende Oscar-Shortlist.&lt;ref&gt;[https://press.oscars.org/news/97th-oscarsr-shortlists-10-award-categories-announced ''97th Oscars® Shortlists in 10 Award Categories Announced'']. In: press.oscars.org, 17. Dezember 2024 (abgerufen am 17. Dezember 2024).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei der Verleihung der [[Golden Globe Awards 2025]] gewann Fernanda Torres den Preis in der Kategorie ''Beste Hauptdarstellerin – Drama'', während ''Für immer hier'' in der Kategorie ''Bester fremdsprachiger Film'' gegenüber dem französischen Beitrag ''[[Emilia Pérez]]'' das Nachsehen hatte. Bei Bekanntgabe der [[Oscarverleihung 2025|Oscar-Nominierungen]] im selben Jahr wurde der Film in drei Kategorien berücksichtigt – ''Bester Film'', ''Beste Hauptdarstellerin'' und ''Bester internationaler Film''. <br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Marcelo Rubens Paiva<br /> |Titel=Ainda estou aqui<br /> |Verlag=Editora Objectiva<br /> |Ort=Rio de Janeiro<br /> |Datum=2015<br /> |ISBN=978-85-7962-416-2}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{IMDb|tt14961016}}<br /> * [https://tiff.net/events/im-still-here Profil] bei tiff.net (englisch)<br /> * [https://www.labiennale.org/en/cinema/2024/venezia-81-competition/ainda-estou-aqui-i%E2%80%99m-still-here ''Ainda estou aqui''] im Programm des Filmfestivals von Venedig (englisch, italienisch)<br /> * [https://www.allocine.fr/film/fichefilm_gen_cfilm=265940.html Profil] bei allocine.fr (französisch)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Filme von Walter Salles}}<br /> <br /> [[Kategorie:Filmtitel 2024]]<br /> [[Kategorie:Französischer Film]]<br /> [[Kategorie:Brasilianischer Film]]<br /> [[Kategorie:Filmbiografie]]<br /> [[Kategorie:Filmdrama]]<br /> [[Kategorie:Historienfilm]]<br /> [[Kategorie:Literaturverfilmung]]<br /> [[Kategorie:Thriller]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Santos-Dumont_Demoiselle&diff=253126018 Santos-Dumont Demoiselle 2025-02-08T21:32:42Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>{{Infobox Flugzeug<br /> |Name = Santos-Dumont ''Demoiselle''<br /> |Bild = [[Datei:Santos Dumont Demoiselle.jpg|288px|Santos-Dumont „Demoiselle“, 1908]]<br /> |Typ = [[Sportflugzeug]]<br /> |Entwicklungsland = {{BRA}}&lt;br /&gt; {{FRA}}<br /> |Hersteller = [[Alberto Santos Dumont]]<br /> |Erstflug = 16. November 1907<br /> |Indienststellung = 1907<br /> |Produktionszeitraum = 1908 bis ???<br /> |Stückzahl = ca. 15<br /> }}<br /> [[Datei:Alberto Santos-Dumont with Demoiselle.jpg|300px|mini|Alberto Santos Dumont mit seiner verstauten Demoiselle]]<br /> [[Datei:Alberto Santos Dumont flying the Demoiselle (1909).jpg|mini|300px|Santos-Dumont beim Flug mit der ''Demoiselle'' über Paris 1909]]<br /> [[Datei:Demoiselle Tampereella.jpg|mini|300px|Santos-Dumont Demoiselle No. 20 in [[Tampere]], [[Finnland]]]]<br /> {{Belege fehlen|Der gesamte Artikel bis auf einzelne Stellen unbelegt --[[Benutzer:MarcoMA8|MarcoMA8]] ([[Benutzer Diskussion:MarcoMA8|Diskussion]]) 02:51, 10. Aug. 2022 (CEST)}}<br /> Die '''Santos-Dumont Demoiselle''' ([[Französische Sprache|frz.]] ''{{lang|fr|demoiselle}}'' „Libelle“) war die letzte Entwicklung des [[Brasilien|brasilianischen]] [[Luftfahrtpionier]]s [[Alberto Santos Dumont]]. Sie war das erste in Kleinserie produzierte [[Sportflugzeug]] der Welt. Den ursprünglichen Typ ''Demoiselle Nr. 19'' entwickelte Santos-Dumont mehrmals bis zum Typ ''Nr. 22'' weiter.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Alberto Santos Dumont erhoffte sich mit seinem Leichtflugzeug Nr. 19 den [[Grand Prix d’Aviation]] (1&amp;nbsp;km Flug) von Henry Deutsch und Ernest Archdeacon zu erobern, scheiterte aber. Am 21. November 1907 flog er auf dem [[Flugplatz Issy-les-Moulineaux|Flugfeld in Issy-les-Moulineaux]] mit seiner Nr.&amp;nbsp;19 122 Meter weit. Den Preis gewann schließlich [[Henri Farman]] am 13. Januar 1908.<br /> <br /> Die erste belgische Pilotin [[Hélène Dutrieu]] erlernte 1908 auf einer Demoiselle das Fliegen. Ihre ersten Flugversuche ohne Flugschein endeten damals allerdings in einer Bruchlandung. Der letzte Flug von Alberto Santos Dumont endete am 4. Januar 1910 ebenfalls mit einem Unfall einer Demoiselle, über den er nie redete. Das spätere [[Frankreich|französische]] [[Fliegerass]] im Ersten Weltkrieg [[Roland Garros]] flog die Maschine 1910 im Belmont Park in [[New York City|New York]].<br /> <br /> Santos-Dumont verteilte die Bauzeichnungen der Demoiselle kostenlos, so dass es eine ganze Reihe Nachbauten gab. Die finnische ''Demoiselle Tampereella'' vom Typ Nr.&amp;nbsp;20 von 1910 war so ein Modell. Im Juni und Juli 1911 wurde Santos-Dumont im Magazin [[Popular Mechanics]] für die Entwicklung der Nr. 20 und Nr. 21 gewürdigt.<br /> <br /> == Konstruktion ==<br /> <br /> Das [[Leichtflugzeug]] Nr. ? hatte eine Spannweite von 5 Meter mit 10 m² Flügelfläche. Das aus [[Bambus]] hergestellte Flugzeug wurde von einem Zweizylinder-Motor mit 14,7 kW (20 PS) angetrieben, der diese Leistung bei 1.500/min abgab. Das Drachenflugzeug wog nur 60 kg, wovon der Motor 24 kg beisteuerte. Der Propeller hatte einen Durchmesser von 2 m. Der Brennstofftank fasste lediglich einen Liter. Damit erreichte Santos-Dumont eine Reichweite von 500 m.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Ernst Neuberg |Titel=Jahrbuch der Automobil- und Motorboot-Industrie 1909 |Band=6 |Verlag=Boll &amp; Pickardt |Ort=Berlin |Datum=1909 |Seiten=453 f. |Online=https://archive.org/details/jahrbuchderauto00unkngoog}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das [[Leichtflugzeug]] Nr. 19 war 7,90 Meter lang und hatte eine Spannweite von 5,50 Meter. Das ebenfalls aus [[Bambus]] hergestellte Flugzeug wurde von einem 13 kW (18 PS) starken [[Duthiel-Chalmers]]-Motor angetrieben. Der Motor war trocken nur 24,5&amp;nbsp;kg schwer und befand sich über dem Kopf des Piloten. Der Motor wurde in den späteren Varianten tiefer vor den Piloten gesetzt. Insgesamt wog das Flugzeug nur 110&amp;nbsp;kg. Gesteuert wurde die Demoiselle hauptsächlich mit dem Heckleitwerk und über Tragflächenverwindungen. Der Pilot saß unter dem Motor zwischen dem zweirädrigen Fahrwerk.<br /> <br /> == Weiterentwicklung und Rekorde ==<br /> Da die Leistung der Demoiselle zu gering war, ersetzte Santos Dumont 1909 den Motor durch einen 35-PS-Darracq-Motor und nannte die Maschine jetzt Nr. 20; weitere Modifikationen führten zu den Typen Nr. 21 und Nr. 22. Der Typ Nr. 22 hatte eine etwas größere Spannweite und einen 40 PS wassergekühlten Clément-Bayard-Motor. Er hatte eine außerordentliche Leistungsfähigkeit für die damalige Zeit. Nr. 22 flog bis zu 110&amp;nbsp;km/h schnell und brauchte nur 200&amp;nbsp;m zum Abheben. Im September 1909 erreichte die Demoiselle mehrere Flugrekorde, wie z.&amp;nbsp;B. einen Flug über 18&amp;nbsp;km in 16 Minuten.<br /> <br /> == Serienfertigung ==<br /> In der Automanufaktur [[Établissements Clément-Bayard|Clément-Bayard]] in Frankreich wurden die Maschinen in einer kleinen Serie gebaut, von denen angeblich 15 Exemplare verkauft wurden. Die Maschine konnte innerhalb von 15 Tagen fertig produziert werden. In Europa kosteten die Maschinen mit Motor 7500 Francs. Der Erfinder Tom Hamilton baute sie in der Hamilton Aero Manufacturing in den USA und verkaufte sie ohne Motor für 250 $, die Chicago Company bot sie komplett für 1.000 $ an.<br /> <br /> == Museumsflugzeug ==<br /> Ein Nachbau der Demoiselle No. 20 steht im Museu Aeronáutico in Rio de Janeiro.<br /> <br /> == Technische Daten ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Kenngröße !! Daten Santos-Dumont Demoiselle No. 20<br /> |-<br /> | Besatzung || 1<br /> |-<br /> | Länge || 8,00 m<br /> |-<br /> | Spannweite || 5,10 m<br /> |-<br /> | Höhe || 2,40 m<br /> |-<br /> | Flügelfläche || 10,2 m²<br /> |-<br /> | Flügelstreckung || 2,6<br /> |-<br /> | Leermasse || 110 kg<br /> |-<br /> | Startmasse || 143 kg<br /> |-<br /> | Höchstgeschwindigkeit || 90 km/h<br /> |-<br /> | Dienstgipfelhöhe || k.&amp;nbsp;A.<br /> |-<br /> | Flugdauer || 20–30 min<br /> |-<br /> | Triebwerke<br /> | ein 2-Zylinder-Boxermotor [[Dutheil-Chalmers]] (Darracq) mit {{PS2kW|35}}<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> == Flugfähige Replikate ==<br /> Ein funktionsfähiges Replikat einer Santos-Dumont Demoiselle wurde für den Film [[Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten]] des Jahres 1965 gebaut. Geflogen wurde die Maschine von der britischen Pilotin [[Joan Hughes]] als [[Stuntman|Stuntwoman]].<br /> <br /> Im August 2013 wurde auf dem Flugplatz Lilienthal in [[Lachen-Speyerdorf]] ein flugfähiges Replikat der Demoiselle vorgeführt.&lt;ref name=&quot;FlugVideo&quot; /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Santos-Dumont Demoiselle|Santos-Dumont Demoiselle}}<br /> * [http://www.cabangu.com.br/pai_da_aviacao/5-demois/pg05.htm Demoiselle (portugiesisch)]<br /> * [http://www.musal.aer.mil.br/demoiselle.htm Replika einer Demoiselle im Museu Aeronáutico, Rio de Janeiro]<br /> * [http://www.earlyaviators.com/edutrieu.htm Hélène Dutrieu und die Demoiselle]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;FlugVideo&quot;&gt;<br /> [https://www.youtube.com/watch?v=IgzU8mmAVkk&amp;feature=youtu.be Youtube: Flug-Video eines Demoiselle-Replikats in Lachen-Speyerdorf]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Ziviler Flugzeugtyp]]<br /> [[Kategorie:Alberto Santos Dumont]]<br /> [[Kategorie:Erstflug 1907]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Santos-Dumont_Demoiselle&diff=253118708 Santos-Dumont Demoiselle 2025-02-08T16:43:29Z <p>7lima: Sprachliche Korrekturen</p> <hr /> <div>{{Infobox Flugzeug<br /> |Name = Santos-Dumont ''Demoiselle''<br /> |Bild = [[Datei:Santos Dumont Demoiselle.jpg|288px|Santos-Dumont „Demoiselle“, 1908]]<br /> |Typ = [[Sportflugzeug]]<br /> |Entwicklungsland = {{BRA}}&lt;br /&gt; {{FRA}}<br /> |Hersteller = [[Alberto Santos Dumont]]<br /> |Erstflug = 16. November 1907<br /> |Indienststellung = 1907<br /> |Produktionszeitraum = 1908 bis ???<br /> |Stückzahl = ca. 15<br /> }}<br /> [[Datei:Alberto Santos-Dumont with Demoiselle.jpg|300px|mini|Alberto Santos Dumont mit seiner verstauten Demoiselle]]<br /> [[Datei:Alberto Santos Dumont flying the Demoiselle (1909).jpg|mini|300px|Santos-Dumont beim Flug mit der ''Demoiselle'' über Paris 1909]]<br /> [[Datei:Demoiselle Tampereella.jpg|mini|300px|Santos-Dumont Demoiselle No. 20 in [[Tampere]], [[Finnland]]]]<br /> {{Belege fehlen|Der gesamte Artikel bis auf einzelne Stellen unbelegt --[[Benutzer:MarcoMA8|MarcoMA8]] ([[Benutzer Diskussion:MarcoMA8|Diskussion]]) 02:51, 10. Aug. 2022 (CEST)}}<br /> Die '''Santos-Dumont Demoiselle''' ([[Französische Sprache|frz.]] ''{{lang|fr|demoiselle}}'' „Libelle“) war die letzte Entwicklung des [[Brasilien|brasilianischen]] [[Luftfahrtpionier]]s [[Alberto Santos Dumont]]. Sie war das erste in Kleinserie produzierte [[Sportflugzeug]] der Welt. Den ursprünglichen Typ ''Demoiselle Nr. 19'' entwickelte Santos-Dumont mehrmals bis zum Typ ''Nr. 22'' weiter.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Alberto Santos Dumont erhoffte sich mit seinem Leichtflugzeug Nr. 19 den [[Grand Prix d’Aviation]] (1&amp;nbsp;km Flug) von Henry Deutsch und Ernest Archdeacon zu erobern, scheiterte aber. Am 21. November 1907 flog er auf dem [[Flugplatz Issy-les-Moulineaux|Flugfeld in Issy-les-Moulineaux]] mit seiner Nr.&amp;nbsp;19 122 Meter weit. Den Preis gewann schließlich [[Henri Farman]] am 13. Januar 1908.<br /> <br /> Die erste belgische Pilotin [[Hélène Dutrieu]] erlernte 1908 auf einer Demoiselle das Fliegen. Ihre ersten Flugversuche ohne Flugschein endeten damals allerdings in einer Bruchlandung. Der letzte Flug von Alberto Santos Dumont endete am 4. Januar 1910 ebenfalls mit einem Unfall einer Demoiselle, über den er nie redete. Das spätere [[Frankreich|französische]] [[Fliegerass]] im Ersten Weltkrieg [[Roland Garros]] flog die Maschine 1910 im Belmont Park in [[New York City|New York]].<br /> <br /> Santos-Dumont verteilte die Bauzeichnungen der Demoiselle kostenlos, so dass es eine ganze Reihe Nachbauten gab. Die finnische ''Demoiselle Tampereella'' vom Typ Nr.&amp;nbsp;20 von 1910 war so ein Modell. Im Juni und Juli 1911 wurde Santos-Dumont im Magazin [[Popular Mechanics]] für die Entwicklung der Nr. 20 und Nr. 21 gewürdigt.<br /> <br /> == Konstruktion ==<br /> <br /> Das [[Leichtflugzeug]] Nr. ? hatte eine Spannweite von 5 Meter mit 10 m² Flügelfläche. Das aus [[Bambus]] hergestellte Flugzeug wurde von einem Zweizylinder-Motor mit 14,7 kW (20 PS) angetrieben, der diese Leistung bei 1.500/min abgab. Das Drachenflugzeug wog nur 60 kg, wovon der Motor 24 kg beisteuerte. Der Propeller hatte einen Durchmesser von 2 m. Der Brennstofftank fasste lediglich einen Liter. Damit erreichte Santos-Dumont eine Reichweite von 500 m.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Ernst Neuberg |Titel=Jahrbuch der Automobil-und Motorboot-Industrie 1909 |Band=6 |Verlag=Boll &amp; Pickardt |Ort=Berlin |Datum=1909 |Seiten=453 f. |Online=https://archive.org/details/jahrbuchderauto00unkngoog}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das [[Leichtflugzeug]] Nr. 19 war 7,90 Meter lang und hatte eine Spannweite von 5,50 Meter. Das ebenfalls aus [[Bambus]] hergestellte Flugzeug wurde von einem 13 kW (18 PS) starken [[Duthiel-Chalmers]]-Motor angetrieben. Der Motor war trocken nur 24,5&amp;nbsp;kg schwer und befand sich über dem Kopf des Piloten. Der Motor wurde in den späteren Varianten tiefer vor den Piloten gesetzt. Insgesamt wog das Flugzeug nur 110&amp;nbsp;kg. Gesteuert wurde die Demoiselle hauptsächlich mit dem Heckleitwerk und über Tragflächenverwindungen. Der Pilot saß unter dem Motor zwischen dem zweirädrigen Fahrwerk.<br /> <br /> == Weiterentwicklung und Rekorde ==<br /> Da die Leistung der Demoiselle zu gering war, ersetzte Santos Dumont 1909 den Motor durch einen 35-PS-Darracq-Motor und nannte die Maschine jetzt Nr. 20; weitere Modifikationen führten zu den Typen Nr. 21 und Nr. 22. Der Typ Nr. 22 hatte eine etwas größere Spannweite und einen 40 PS wassergekühlten Clément-Bayard-Motor. Er hatte eine außerordentliche Leistungsfähigkeit für die damalige Zeit. Nr. 22 flog bis zu 110&amp;nbsp;km/h schnell und brauchte nur 200&amp;nbsp;m zum Abheben. Im September 1909 erreichte die Demoiselle mehrere Flugrekorde, wie z.&amp;nbsp;B. einen Flug über 18&amp;nbsp;km in 16 Minuten.<br /> <br /> == Serienfertigung ==<br /> In der Automanufaktur [[Établissements Clément-Bayard|Clément-Bayard]] in Frankreich wurden die Maschinen in einer kleinen Serie gebaut, von denen angeblich 15 Exemplare verkauft wurden. Die Maschine konnte innerhalb von 15 Tagen fertig produziert werden. In Europa kosteten die Maschinen mit Motor 7500 Francs. Der Erfinder Tom Hamilton baute sie in der Hamilton Aero Manufacturing in den USA und verkaufte sie ohne Motor für 250 $, die Chicago Company bot sie komplett für 1.000 $ an.<br /> <br /> == Museumsflugzeug ==<br /> Ein Nachbau der Demoiselle No. 20 steht im Museu Aeronáutico in Rio de Janeiro.<br /> <br /> == Technische Daten ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Kenngröße !! Daten Santos-Dumont Demoiselle No. 20<br /> |-<br /> | Besatzung || 1<br /> |-<br /> | Länge || 8,00 m<br /> |-<br /> | Spannweite || 5,10 m<br /> |-<br /> | Höhe || 2,40 m<br /> |-<br /> | Flügelfläche || 10,2 m²<br /> |-<br /> | Flügelstreckung || 2,6<br /> |-<br /> | Leermasse || 110 kg<br /> |-<br /> | Startmasse || 143 kg<br /> |-<br /> | Höchstgeschwindigkeit || 90 km/h<br /> |-<br /> | Dienstgipfelhöhe || k.&amp;nbsp;A.<br /> |-<br /> | Flugdauer || 20–30 min<br /> |-<br /> | Triebwerke<br /> | ein 2-Zylinder-Boxermotor [[Dutheil-Chalmers]] (Darracq) mit {{PS2kW|35}}<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> == Flugfähige Replikate ==<br /> Ein funktionsfähiges Replikat einer Santos-Dumont Demoiselle wurde für den Film [[Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten]] des Jahres 1965 gebaut. Geflogen wurde die Maschine von der britischen Pilotin [[Joan Hughes]] als [[Stuntman|Stuntwoman]].<br /> <br /> Im August 2013 wurde auf dem Flugplatz Lilienthal in [[Lachen-Speyerdorf]] ein flugfähiges Replikat der Demoiselle vorgeführt.&lt;ref name=&quot;FlugVideo&quot; /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Santos-Dumont Demoiselle|Santos-Dumont Demoiselle}}<br /> * [http://www.cabangu.com.br/pai_da_aviacao/5-demois/pg05.htm Demoiselle (portugiesisch)]<br /> * [http://www.musal.aer.mil.br/demoiselle.htm Replika einer Demoiselle im Museu Aeronáutico, Rio de Janeiro]<br /> * [http://www.earlyaviators.com/edutrieu.htm Hélène Dutrieu und die Demoiselle]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;FlugVideo&quot;&gt;<br /> [https://www.youtube.com/watch?v=IgzU8mmAVkk&amp;feature=youtu.be Youtube: Flug-Video eines Demoiselle-Replikats in Lachen-Speyerdorf]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Ziviler Flugzeugtyp]]<br /> [[Kategorie:Alberto Santos Dumont]]<br /> [[Kategorie:Erstflug 1907]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Starckdeutsch&diff=252917135 Starckdeutsch 2025-02-02T10:24:55Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>'''Starckdeutsch''' ist eine 1972 von dem deutschen Maler und Dichter [[Matthias Koeppel]] erfundene [[Literatursprache|Kunstsprache]]. Es wurde von Koeppel für [[Parodie|parodistische]] Gedichte verwendet.<br /> <br /> == Allgemeine Sprachmerkmale ==<br /> Das starckdeutsche [[Vokabular]] beruht auf modernem [[Deutsche Sprache|Deutsch]] mit zahlreichen altertümelnden Formen (''Paradeis'', ''Äugelein''), während der Lautstand unter anderem vom [[Mittelhochdeutsch]]en, aber auch vom [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen]] beeinflusst ist (z.&amp;nbsp;B. ''schauwn'' zu mhd. ''schouwen'' „schauen“). Signifikante Merkmale des Starckdeutschen sind durchgängige [[Phonetik|phonetische]] Verstärkung und Verhärtung der [[Konsonant]]en (''ck'', ''ff'', ''ßß''), Konsonantenhäufung, exzessive [[Ablaut]]ung bzw. [[Diphthong]]ierung und Dehnung der [[Vokal]]e, Ausfall unbetonter Vokale sowie [[Reduplikation (Sprache)|Reduplikation]]. Auch Satzzeichen treten manchmal gehäuft auf. Die [[Syntax]] nimmt sich gewisse Freiheiten, z.&amp;nbsp;B. wiederum in Form von Reduplikation. Sie greift auch Konstruktionen auf, die im Standarddeutschen nur untergründig angelegt sind und in Dialekten beobachtet werden, etwa [[Doppelte Verneinung|mehrfache Negation]] oder eine stärkere Rolle der Partikeln in trennbaren Verben. (Im zweiten Gedicht, das sich hier unten unter [[#Sprachbeispiele]] findet, sieht man ein Beispiel im drittletzten Vers, übersetzt: „dass sie auf zu bauen hören“ – vgl. hierzu [[Partikelverb #Trennung im Satz]] (dort am Ende des Abschnitts).)<br /> <br /> Da das Starckdeutsche keine [[konstruierte Sprache]] ist, sondern ein künstlerisches Spiel mit der Sprache, gelten für Phonetik und [[Orthographie]] keine festen Regeln. Das Starckdeutsche ist durch seinen vokalkräftigen und konsonantenverstärkten Charakter weniger zum stillen Lesen als zum lauten Vortrag von Gedichten geeignet.<br /> <br /> == Sprachpflege ==<br /> <br /> Der österreichische Dirigent und Chansonnier [[Hans Karl Gruber]] singt starckdeutsche Lieder.<br /> <br /> Auch das Vokalensemble ''[[Berliner Hymnentafel]]'' ist für seine starckdeutschen Lieder in Zusammenarbeit mit Matthias Koeppel bekannt.<br /> <br /> Der Kabarettist und Musiker [[Andreas Martin Hofmeir]] hat Schmähgedichte in seinem Buch ''Hundsgemeine Instrumentenkunde'' zum Teil auf Starckdeutsch verfasst, die er auch während seines Programms ''Kein Aufwand! Teil 2 – Die letzten Jahre'' rezitiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Franziskus Büscher |url=https://www.br-klassik.de/aktuell/br-klassik-empfiehlt/buecher/hundsgemeine-instrumentenkunde-andreas-martin-hofmeir-gedichte-100.html |titel=Neuer Gedichtband: Andreas Martin Hofmeir nimmt Instrumente aufs Korn |werk=br-klassik.de |datum= |abruf=2025-02-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Sprachbeispiele ==<br /> &lt;Poem&gt;''Hullondüsche Tumautn''<br /> <br /> ''Harrlüch! – dönckst tu, gauffßt die rauten''<br /> ''Glantzind pfröschn Totumauten.''<br /> ''Duch peim Ößßn marckstde dunn,''<br /> ''dißß monn gurnüxx tschmarckn kunn;''<br /> ''Sünd’z nonn Gorcken, sünd’z Tumautn, –''<br /> ''Üst öss garr oin Heunarbrautn,''<br /> ''pfrösch oss Hullondt ümmporturt?''<br /> ''Hart monn düch woll arnngeschmuurt?''&lt;/Poem&gt;<br /> <br /> Überregional bekannt wurde er durch sein Gedicht zur Misere der deutschen [[Architektur]]:<br /> &lt;Poem&gt;<br /> ''Arr, di Arr; di Arrckitucktn –''<br /> ''jarr, di sünd tautul pfarrucktn.''<br /> ''Pauhn onz euburoll Quaduren,''<br /> ''vo se gurrnücht henngehuren.''<br /> ''Vn demm Hurz büsz ze denn Ullpn''<br /> ''snd di Häusur steitz di sullpn.''<br /> ''Duch di Arrckitucktn tschumpfn:''<br /> ''Onzre Pauhörrn snd di Tumpfn!''<br /> ''Olle zullte mon kastruren,''<br /> ''düßße auff ze pauhin huren;''<br /> ''odur stott ünn rachtn Winkuln''<br /> ''se dönn pauhin, wi se pinkuln.'' &lt;/Poem&gt;<br /> <br /> == Starckdeutsche Literatur (Auswahl) ==<br /> <br /> * Matthias Koeppel: ''Starckdeutsch. Sämtliche Gedichte''. Berlin: Edition Kleber, Berlin 1981<br /> * Matthias Koeppel: ''Starckdeutsch II''. Berlin: Edition Kleber, Berlin 1982<br /> * Matthias Koeppel: ''Starckdeutsch. Oine Orrswuuhl dürr schtahurcköstn Gedeuchten''. Klaus Wagenbach, Berlin 1983, ISBN 3-8031-2094-2<br /> ** Lizenzausgabe: ''Starckdeutsch. Eine Auswahl der stärksten Gedichte''. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1993 ISBN 3-596-11011-4<br /> * Matthias Koeppel: ''Koeppels Tierleben in Starckdeutsch''. Klaus Wagenbach, Berlin 1991<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> <br /> * [http://www.matthiaskoeppel.de/einleitung.htm Vorwort zu Matthias Koeppels ''Starckdeutsch. Eine Auswahl der stärksten Gedichte'']<br /> * [http://aleph.onb.ac.at/F?func=find-b&amp;find_code=WRD&amp;adjacent=N&amp;request=matthias+k%C3%B6ppel&amp;x=14&amp;y=9 Werke von Matthias Koeppel] in der [http://www.onb.ac.at/sammlungen/plansprachen/index.htm Sammlung für Plansprachen und Esperantomuseum in Wien]<br /> <br /> [[Kategorie:Deutsche Sprache]]<br /> [[Kategorie:Konstruierte Sprache]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Balduin_M%C3%B6llhausen&diff=252896767 Balduin Möllhausen 2025-02-01T17:53:25Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>[[Datei:Balduin Mollhausen 1883 Hermann Selle Selle Hermann btv1b84508021 (cropped).jpg|mini|Balduin Möllhausen]]<br /> <br /> '''Balduin Möllhausen''' (* [[27. Januar]] [[1825]] in [[Bonn]]; † [[28. Mai]] [[1905]] in [[Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]]&lt;ref&gt;StA Charlottenburg I, Sterbeurkunde Nr. 281/1905&lt;/ref&gt;) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Schriftsteller]] und Reisender.<br /> <br /> == Leben ==<br /> Balduin Möllhausen war das erste von fünf Kindern, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichten.&lt;ref&gt;Preston Albert Barba, „Balduin Möllhausen: the German Cooper“, Philadelphia: University of Pennsylvania; D. Appleton &amp; company, New York, 1914, Kap. II, „The Biography of Möllhausen“, S. 37 ([https://archive.org/details/balduinmhollhausen00barbrich/page/n45/mode/2up Digitalisat]).&lt;/ref&gt; Möllhausens Vater, Heinrich Möllhausen (* 1796, verschollen 1867 in Odessa), war [[Lützower Jäger]], [[Leutnant]] der [[Artillerie]] und später Ingenieur beim Eisenbahnbau in [[Griechenland]]. Er verließ seine Familie 1835 in Richtung Amerika, als Balduin zehn Jahre alt war. Seine Mutter, Elisabeth Baronesse von Falkenstein (1799–1837), war eine Tochter des Freiherren Carl Friedrich Ernst von Falkenstein (1770–1829) bei [[Anklam]]. Sie starb schon etwa zwei Jahre nach der Auswanderung ihres Ehemannes nach Amerika, so dass Balduin und seine noch lebenden Geschwister Gustav und Louisa im Jahr 1837 verwaisten. Sie wurden unter Vormundschaft gestellt und lebten unter wechselnder Obhut in Pommern und im Rheinland. Eines seiner Geschwister war Karl Gustav Heinrich Möllhausen, der in [[Izmir|Smyrna]] in Kleinasien bei einer Eisenbahngesellschaft arbeitete.&lt;ref&gt;Staatliche Museen Berlin, Interaktiver Katalog des Münzkabinetts, „Karl Gustav Heinrich Möllhausen - 1854“, https://ikmk.smb.museum/object?id=18236729&lt;/ref&gt;<br /> Balduin Möllhausen wuchs zunächst in Bonn auf, wo er auch (wahrscheinlich bis 1840) das Gymnasium besuchte. Anschließend absolvierte er eine landwirtschaftliche Ausbildung als [[Eleve|Gutseleve]] auf den Gütern seines Vormundes Graf [[Carl Reinhold von Krassow]] in der [[Vorpommern|vorpommerschen]] Heimat seiner Mutter und absolvierte in [[Stralsund]] seinen Militärdienst als [[Einjährig-Freiwilliger]], wo er reiten und schießen lernte. Nach dem Militärdienst arbeitete er etwa drei Jahre lang als Ökonomie-Inspektor (Verwalter) in der Landwirtschaft.<br /> <br /> === Die erste USA-Reise 1851–1853 ===<br /> 1849 unternahm er die erste von drei längeren Reisen nach [[Nordamerika]]. Möllhausen traf von [[Le Havre]] aus im Juli 1850 in New York ein. Er fuhr über die [[Große Seen|Großen Seen]] und blieb zunächst im US-Bundesstaat Wisconsin am [[Michigansee]], wo er einige Zeit bei [[Anishinabe|Chippewa]]-Indianern lebte. Ab dem Frühjahr 1851 gehörte er einer [[Expedition]] von [[Herzog]] [[Paul Wilhelm von Württemberg]] (1797–1860) an. Diese Reise führte in die südlichen [[Rocky Mountains]] und nach [[Wyoming]]. Nachdem sie den oberen [[Mississippi River|Mississippi]] bereist hatten, fuhren sie nach [[Kansas]], wo sie per Pferdekutsche in die Rocky Mountains weiterreisten. Sowohl Balduin Möllhausen als auch Paul Wilhelm von Württemberg erkrankten auf dieser Reise. Nachdem sie Mitte November 1851 den Sandy Hill Creek erreichten, starb ihr letztes Pferd. Herzog Paul ergatterte einen freien Platz in der von [[Fort Laramie]] kommenden Postkutsche, versprach, Hilfe zu holen und ließ Balduin Möllhausen mit einem Zelt, einer Schusswaffe und spärlichen Nahrungsmittelvorräten im Schnee zurück. Auf die versprochene Hilfe wartete Möllhausen sechs Wochen lang vergeblich. Er lebte unter anderem von dem Fleisch der in der Nähe seines Lagers lebenden Wölfe. Möllhausen machte schlechte Erfahrungen mit [[Pawnee]]-Indianern; es kam zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Möllhausen zwei Menschen erschoss. Schließlich rettete ihn eine Gruppe von [[Oto (Volk)|Otoe]]-Indianern aus seiner misslichen Lage, die ihn zunächst mit in ihr Jagd-Lager nahmen; später lebte Möllhausen für kurze Zeit in ihrem Dorf am [[Missouri River|Missouri]]. Er besuchte von dort aus auch ein Dorf von [[Omaha (Volk)|Omaha-Indianern]]. Im Februar 1852 gelangt Möllhausen nach Bellevue am oberen Missouri, einen Handelsposten der [[St. Louis]]-Pelzcompagnie. Er wurde vom dortigen Vertreter dieser Pelzhandelsgesellschaft, einem Mr. Sapy, aufgenommen, der mit einer Omaha-Frau namens Nacoma zusammenlebte. Mit deren Neffen ging Möllhausen wiederholt auf die Jagd. Er lernte Emily Papin (ca. 1837–1932),&lt;ref&gt;Andreas Graf, ''»Habe gedacht, Alles Schwindel« – Balduin Möllhausen und Karl May – Beispiele literarischer Adaption und Variation'', S. 324: „Amalie = Emily Papin heiratete, nachdem sie eine feste Verbindung mit Möllhausen abgelehnt hatte, den Omaha-Häuptling Henry Fontenelle. Sie starb hochbetagt am 24. Dezember 1932 in Decatur/Nebraska (Vgl. Omaha Bee-News, 24. Dezember 1932, Seite 1, Spalte 1. Das dort angegebene Geburtsjahr 1824 ist allerdings offensichtlich falsch. Denn wenn Amalie im Jahr 1852, während ihres Zusammenseins mit Möllhausen, etwa 15 Jahre alt war, dann muß sie um 1837 geboren worden sein.)“ ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/jbkmg/1991/324.htm#a37 Online]).&lt;/ref&gt; eine halbindianische Nichte von Mr. Sapy, Tochter einer Pawnee-Indianerin und eines Franzosen, kennen und lieben. Sie wurde zum Vorbild der indianischen Frauenfiguren in Möllhausens späteren Romanen, an denen sich wiederum Karl May bei der Beschreibung von [[Winnetou]]s Schwester [[Figuren aus Karl Mays Werken#Nscho-tschi|Nscho-Tschi]] orientierte. Möllhausen erwog offenbar, Emily Papin zu heiraten und sich mit ihr in der Nähe von Bellevue niederzulassen; jedoch zerschlugen sich seine Heiratspläne.<br /> <br /> Inzwischen hatte Möllhausen Nachricht von seinem ehemaligen Reisegefährten Herzog Paul Wilhelm von Württemberg erhalten und reiste nach [[New Orleans]] weiter, wo die beiden wieder zusammentrafen und weitere sechs Monate lang gemeinsam den Mississippi aufwärts und durch die Prärien zwischen [[Belleville (Illinois)|Belleville]] und [[Mascoutah]] im US-Bundesstaat Illinois reisten. Im November 1852 trat Herzog Paul die Rückreise nach Deutschland an. Möllhausen erhielt vom deutschen Konsul in St. Louis, Ernst Karl Angelrodt (1799–1869), den Auftrag, einen Tiertransport von Amerika nach Deutschland für den [[Zoologischer Garten Berlin|Berliner Zoo]] zu begleiten, und so traf auch Möllhausen, nach zwei Jahren in den USA, im Frühjahr 1853 wieder in Berlin ein. Aufgrund des Zootiertransportes lernte Möllhausen den Direktor des Berliner Zoos, [[Martin Hinrich Lichtenstein]] (1780–1857), kennen. Als Mitglied der Berliner [[Gesellschaft für Erdkunde]] wurde Möllhausen auch mit [[Alexander von Humboldt]] bekannt.<br /> <br /> Nach seiner ersten Amerika-Reise nahm Möllhausen Malunterricht bei dem Berliner Landschaftsmaler [[Eduard Hildebrandt]] (1818–1868).&lt;ref&gt;Wilma Otte (Katalogredaktion), Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Herausgeberin): Balduin Möllhausen (1825–1905). ''Ein Preuße bei den Indianern. Aquarelle für Friedrich Wilhelm IV.'' Ausstellung in den Römischen Bädern, 28. Mai bis 23. Juli 1995, Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg, 1995, Kap.: „Der Schriftsteller“, S. 12; siehe auch ebenda, Kap.: „Die Bedeutung Möllhausens für die Ethnologie Nordamerikas“, S. 19&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Die zweite USA-Reise 1853/1854 ===<br /> Auf Empfehlung Alexander von Humboldts bekam Möllhausen eine Anstellung als [[Topograph]] bei einer Expedition der Berliner Gesellschaft für Erdkunde, die die Erkundung einer Eisenbahnroute durch Nordamerika nach [[Los Angeles]] zum Ziel hatte. So brach Möllhausen am 18. April 1853 erneut in die USA auf. Der US-Kongress hatte Offiziere des Corps of Topographical Engineers mit der Erkundung, Vermessung und Kartierung geeigneter Verkehrswege zwischen der amerikanischen Ost- und Westküste beauftragt. Im Jahr 1853 machten sich fünf verschiedene Expeditionen auf fünf verschiedenen Routen auf den Weg. Ein Leutnant namens Amiel Weeks Whipple leitete die Expedition, die die Route entlang des 35. Grades nördlicher Breite von [[Fort Smith (Arkansas)]] aus den [[Canadian River]] entlang durch Texas nach [[Albuquerque]] in [[New Mexico]], durch die Wüste zum [[Colorado River|Colorado-Fluss]] und über den [[Cajon-Pass]] nach Los Angeles erkunden sollte. Unter Whipples Leitung arbeiteten Geologen, Feldmesser, Botaniker, Astronomen und Zeichner. Zum etwa 60-köpfigen Corps der Expedition gehörten auch Infanterie-Soldaten und indigene Träger und Maultiertreiber. An dieser Expedition nahm Möllhausen (auf Vermittlung des preußischen Botschafters in den USA) als Topograph teil. Auf dieser Reise begegnete (und zeichnete) Möllhausen Vertretern der [[Choctaw (Volk)|Choctaws]], der [[Shawnee]]s, der [[Lenni Lenape|Delawaren]], der [[Kiowa]]s und der [[Pueblo-Kultur|Pueblo-Indianer]]. Das Weihnachtsfest 1853 verbrachten die Expeditionsteilnehmer in den [[San Francisco Peaks|San-Franciso-Bergen]] im US-Bundesstaat Arizona. Im Februar 1854 erreicht die Expedition den Zusammenfluss des [[Bill Williams River]] mit dem Colorado River. Die letzte Etappe der Reise führte durch die US-Bundesstaaten Utah und Californien, wo Möllhausen erstmals mit [[Mormonen]] in Berührung kam und [[Mohave]]-Indianern begegnet. In Los Angeles löste die Expedition sich auf, und Möllhausen kehrte zunächst auf dem Wasser-, später auf dem Landweg über San Francisco, [[Acapulco]] in Mexiko und Washington DC nach New York zurück. Von dort erreichte er im August 1854 wieder Berlin.<br /> <br /> Im Jahr 1855 veröffentlichten Teilnehmer dieser Expedition den „Report upon the Indian Tribes“, der mit 30 Zeichnungen und sechs Aquarellen Möllhausens illustriert war.<br /> <br /> Nach seiner Rückkehr nach Berlin, ab 1854, wohnte Möllhausen in Berlin bei Humboldt, wo er Karoline Seifert kennenlernte, deren vorgeblicher Vater Kammerdiener Humboldts war; höchstwahrscheinlich war sie tatsächlich Humboldts illegitime Tochter. Möllhausen heiratete sie im Februar 1855. Im Dezember 1855 bekommt das Paar ihr erstes Kind, Alexander Möllhausen, dessen Taufpate Alexander von Humboldt war. Ihr zweiter Sohn Richard, ein Seemann, verscholl im Jahr 1879.&lt;ref&gt;Bernd Steinbrink, Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland: Studien zu einer vernachlässigten Gattung, Verlag Walter de Gruyter, 1. Juli 2015, 309 Seiten, S.&amp;nbsp;158–168, S. 165 ([https://books.google.de/books?id=w5EDDgAAQBAJ&amp;pg=PA165&amp;lpg=PA165#v=onepage&amp;q&amp;f=false eingeschränkte Vorschau bei Google Books]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> König [[Friedrich Wilhelm&amp;nbsp;IV.]] ernannte Möllhausen im Februar 1855 zum Kustos der Bibliotheken in den königlichen Schlössern in und um [[Potsdam]].<br /> <br /> === Die dritte USA-Reise 1857/1858 ===<br /> Im August des Jahres 1857 fuhr Möllhausen mit dem Postdampfer von Liverpool nach New York, wo er sich einer wissenschaftlichen Expedition unter der Leitung des Leutnants Joseph Christmas Ives anschloss, deren Ziel es war, den Verlauf und die Schiffbarkeit des Colorado River von Fort Zuma bis an den [[Black-Canyon-of-the-Gunnison-Nationalpark|Black Canyon]] zu erkunden. Die Expedition verließ New York im September 1857, fuhr mit dem Dampfboot ''Explorer'' den Colorado River entlang und endete im Juli 1858 in Cleveland bei Newberry. Aufgabe der Expedition war unter anderem auch, die strategischen Bedingungen für einen möglichen Einmarsch von Unionstruppen in den Mormonen-Staat Utah, mit dem es vor allem in der Frage der [[Polygamie (Mormonen)|Polygamie]] Spannungen gab, auf dem Colorado-Fluss und an seinen Ufern zu erkunden. Nach Abschluss der Expedition schiffte Möllhausen sich am 1. September 1858 zurück nach Deutschland ein.<br /> <br /> === Späte Jahre ===<br /> Nach seiner Rückkehr lebte Möllhausen in Potsdam. Dort war er Mitglied der [[Freimaurerloge]] ''Teutonia zur Weisheit''. Ab 1886 lebte er in [[Berlin-Charlottenburg]], wo er 1905 starb. Er wurde auf dem (heute landeseigenen) [[Friedhof Columbiadamm]] beigesetzt. Die Grabstätte (Feld O&amp;nbsp;IV,&amp;nbsp;G3) war bis 2021 als [[Ehrengrab]] der Stadt Berlin gewidmet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1103356.php |titel=Ehrengrabstätten für namhafte und verdiente Persönlichkeiten |werk=Pressemitteilung der Senatskanzlei Berlin |datum=2021-07-06 |abruf=2021-07-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Ehrengrab Columbiadamm 122 (Neukö) Balduin Möllhausen.jpg|mini|Grab auf dem Friedhof Columbiadamm in [[Berlin-Neukölln]]]]<br /> Er fertigte hunderte von Zeichnungen und [[Aquarell]]en an und verfasste mit seinen Reiseberichten („Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee“ und „Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas bis zum Hochplateau von Neu-Mexiko“) mit die besten Reisebücher des 19. Jahrhunderts:<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Das Buch, in prachtvollem [[Quarto (Papierformat)|Quartformate]] mit den schönsten Lettern auf luxuriöses Papier gedruckt, und mit Illustrationen in Oel- und Farbendruck geschmückt, ist geeignet, eine der größten Zierden auf einem deutschen Büchertische zu bilden. Die Lektüre wird so anziehend gefunden werden, wie ein an interessante geistige Unterhaltung gewöhnter Leser es nur wünschen kann.<br /> |Quelle=Rezension des ''Tagebuchs einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee''<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{ANNO|izl|15|05|1858|7|Reise vom Mississippi nach der Südsee|HERVORHEBUNG=Das&amp;#32;Buch,&amp;#32;in&amp;#32;prachtvollem&amp;#32;Quartformate}}&lt;/ref&gt;<br /> }}<br /> <br /> Von Möllhausen stammen die ersten Bilder des [[Grand Canyon]] und der dort lebenden Mohave- und [[Walapai]]-Indianer. Sein künstlerisches Werk und seine Reisebeschreibungen gehören zu den wichtigsten Dokumenten der Erforschung des nordamerikanischen Westens. Er wurde gefördert von Alexander von Humboldt und war bekannt mit [[Theodor Fontane]]. Später verwertete er seine Erlebnisse und Erinnerungen in über dreißig [[Roman]]en und einer Vielzahl von Erzählungen und [[Novelle]]n. Er war mit diesen abenteuerlichen und exotischen Sujets einer der populärsten Schriftsteller seiner Zeit und zusammen mit [[Friedrich Gerstäcker]], [[Karl May]] und [[Charles Sealsfield]] einer der bedeutendsten Autoren im Bereich des deutschen ethnologischen [[Abenteuerroman]]s des 19. Jahrhunderts.<br /> <br /> Möllhausen war Mitglied des „[[Allgemeiner Deutscher Schriftsteller-Verband|Allgemeinen Deutschen Schriftsteller-Verbandes]]“&lt;ref&gt;Wilma Otte (Katalogredaktion), Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Herausgeberin): ''Balduin Möllhausen (1825–1905). Ein Preuße bei den Indianern.'' Aquarelle für Friedrich Wilhelm IV., Ausstellung in den Römischen Bädern, 28. Mai bis 23. Juli 1995, Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg, 1995, Kap.: „Der Schriftsteller“, S. 12&lt;/ref&gt; Im Jahr 1890 wurde Möllhausen Mitglied des [[Verein Berliner Presse|Vereins Berliner Presse]].&lt;ref&gt;Wilma Otte (Katalogredaktion), Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Herausgeberin): ''Balduin Möllhausen (1825–1905). Ein Preuße bei den Indianern.'' Aquarelle für Friedrich Wilhelm IV., Ausstellung in den Römischen Bädern, 28. Mai bis 23. Juli 1995, Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg, 1995, Kap.: „Der Schriftsteller“, S. 14&lt;/ref&gt; Er war korrespondierendes Mitglied der Historical Society of New Mexico.&lt;ref&gt;Peter J. Brenner, „Möllhausen, Balduin“, in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 654–655 ([https://www.deutsche-biographie.de/pnd118784412.html#ndbcontent Online-Version]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Jahr 1879 unternahm Möllhausen eine Nordlandreise mit dem Prinzen [[Friedrich Karl von Preußen (1828–1885)]].&lt;ref&gt;Bernd Steinbrink: ''Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland: Studien zu einer vernachlässigten Gattung'', Verlag Walter de Gruyter, 1. Juli 2015, 309 Seiten, S.&amp;nbsp;158–168, S. 160 ([https://books.google.de/books?id=w5EDDgAAQBAJ&amp;pg=PA160&amp;lpg=PA160#v=onepage&amp;q&amp;f=false eingeschränkte Vorschau bei Google Books]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Unter den zahlreichen interessanten weiterführenden Aspekten dieses Lebens (sein Vater war ein in den USA recht bekannter Architekt, Freundschaft mit Prinz Friedrich Karl, Heirat mit einer vermutlich illegitimen Tochter von Alexander von Humboldt, Bekanntschaft mit Theodor Fontane, Vorlagengeber für zahlreiche Figuren und Beschreibungen Karl Mays, etwa Nscho-tschis, bildkräftiger Mitgestalter der deutschen Vorstellungen vom „[[Wilder Westen|Wilden Westen]]“ usw.) ist auch die schwierige Freundschaft Möllhausens mit dem Arzt und Schriftsteller [[Philipp Galen]] zu nennen, der in den 1860er und 1870er Jahren Möllhausens Nachbar in Potsdam war. Galen war ein seinerzeit recht bekannter Verfasser von verschlungenen Kriminalromanen im englischen Stil (vgl. [[Wilkie Collins]]), sein bekanntestes Werk ist ''Der Irre von St.&amp;nbsp;James''. Möglicherweise stammen bestimmte Gestaltungselemente auch der Romane Möllhausens von diesem Vorbild.<br /> <br /> Balduin Möllhausen starb drei Monate nach Vollendung seines 80. Lebensjahres am 28. Mai 1905.&lt;ref&gt;{{ANNO|zei|29|05|1905|2|Kleines Feuilleton. Balduin Möllhausen gestorben|HERVORHEBUNG=Balduin&amp;#32;Möllhauscn&amp;#32;gestorben}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ehrungen ==<br /> Möllhausen war Träger des [[Roter Adlerorden|Roten Adlerordens]] vierter Klasse.&lt;ref&gt;Wilma Otte (Katalogredaktion), Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Herausgeberin): ''Balduin Möllhausen (1825–1905). Ein Preuße bei den Indianern. Aquarelle für Friedrich Wilhelm IV.'' Ausstellung in den Römischen Bädern, 28. Mai bis 23. Juli 1995, Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg, 1995, Kap.: „Der Schriftsteller“, S. 12&lt;/ref&gt; Der Kaiser von Österreich verlieh ihm die Große Goldene Gelehrtenmedaille.&lt;ref&gt;Wilma Otte (Katalogredaktion), Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Herausgeberin): ''Balduin Möllhausen (1825–1905). Ein Preuße bei den Indianern. Aquarelle für Friedrich Wilhelm IV.'' Ausstellung in den Römischen Bädern, 28. Mai bis 23. Juli 1995, Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg, 1995, Kap.: Der Schriftsteller, S. 13&lt;/ref&gt; Im Jahr 1939 wurde die frühere Kleiststraße in der Villenkolonie [[Wendenschloß]] im [[Berlin]]er Ortsteil [[Berlin-Köpenick|Köpenick]] umbenannt in Möllhausenufer.&lt;ref&gt;{{LuiseLexStr|art=a|bez=16|id=M531|zlb98=1362|kaupert=Moellhausenufer-12557-Berlin|name=Möllhausenufer}}&lt;/ref&gt;<br /> Sein Grab auf dem [[Friedhof Columbiadamm]] war bis 2021 als [[Ehrengrab]] der Stadt Berlin gewidmet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1103356.php |titel=Ehrengrabstätten für namhafte und verdiente Persönlichkeiten |werk=Pressemitteilung der Senatskanzlei Berlin |datum=2021-07-06 |abruf=2021-08-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Trivia ==<br /> Der Schriftsteller [[Hanns Heinz Ewers]], der mit ihm befreundet war, benannte den Studenten ''Balduin'' aus dem Film [[Der Student von Prag (1913)|Der Student von Prag]] nach ihm.&lt;ref&gt;{{Literatur<br /> | Autor=Gerhard Lamprecht<br /> | Titel=Deutsche Stummfilme 1913 - 1914<br /> | Auflage=<br /> | Verlag=Deutsche Kinemathek eV<br /> | Ort=Berlin|Datum=1969| Seiten=103<br /> | ISBN=}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Werke ==<br /> {{Mehrspaltige Liste|breite=35em|anzahl=|abstand=|liste=<br /> * {{Literatur |Autor= |Titel=Die in Texas und Virginien gelegenen, der londoner allgem. Auswanderungs- und Colonisations-Gesellschaft gehörigen Ländereien, beschrieben und den Deutschen Auswanderern empfohlen |Verlag=Schneider u. Co. |Ort=Berlin |Datum=1850}}&lt;ref&gt;{{ANNO|a38|16|00|1851|110|ALTSEITE=109|Länder- und Völkerkunde|NAME=Leipziger Repertorium der deutschen und ausländischen Literatur|anno-plus=ja}}&lt;/ref&gt;<br /> * ''Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee'' (Leipzig 1858) [https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN239539257 online]<br /> ** englische Übersetzung von Percy Sinnet: {{Literatur |Autor= |Titel=A Journey from the Mississippi to the Coasts of the Pacific |Verlag= |Ort=London |Datum=1858}}&lt;ref&gt;{{ANNO|a38|18|00|1858|1103|ALTSEITE=363|Länder- und Völkerkunde|NAME=Leipziger Repertorium der deutschen und ausländischen Literatur|anno-plus=ja}}&lt;/ref&gt;<br /> * ''Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas bis zum Hochplateau von Neu-Mexiko'' (2 Bände, Leipzig 1861) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11249189_00011.html online]<br /> * ''Der Halbindianer. Erzählung aus dem westlichen Nordamerika Roman'' (4 Bände, Leipzig 1861) [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10114825.html online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10114826.html Bd.2], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10114827.html Bd.3], [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10114828-3 Bd.4]<br /> * ''Der Flüchtling. Erzählung aus Neu-Mexico und dem angrenzenden Indianergebiet Roman'' (Leipzig 1862)<br /> * ''Der Mayordomo. Roman aus dem südlichen Kalifornien und Neu-Mexiko im Anschluss an den „Halbindianer“ und „Flüchtling“'' (4 Bände, Leipzig 1863)<br /> * ''Palmblätter und Schneeflocken. Erzählungen aus dem fernen Westen'' (Leipzig 1863) [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10126742.html online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10311179.html Bd.2]<br /> * ''Das Mormonenmädchen. Eine Erzählung aus der Zeit des Kriegszuges der Vereinigten Staaten gegen die „Heiligen der letzten Tage“ im Jahre 1857–1858. Roman'' (6 Bände, Jena 1864) [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10128229.html online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10128230.html Bd.2], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10311120.html Bd.3], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10311122.html Bd.4], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10311124.html Bd.5], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10128234.html Bd.6]<br /> * ''Reliquien. Erzählungen und Schilderungen aus dem westlichen Nordamerika'' (3 Bände, Berlin 1865)<br /> * ''Die Mandanenwaise. Erzählung aus den Rheinlanden und dem Stromgebiet des Missouri Roman'' (Berlin 1865)&lt;ref&gt;[http://www.gasl.org/refbib/Moellhausen__Mandanenweise.pdf ''Die Mandanenwaise''.] (PDF; 4,66&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt;<br /> * ''Der Meerkönig. Roman'' (6 Bände, Jena 1867) [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10114834.html online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10127902.html Bd.2], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10114836.html Bd.3], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10127904_00005.html Bd.4], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10127905_00005.html Bd.5], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10127906_00005.html Bd.6]<br /> * ''Nord und Süd. Erzählungen und Schilderungen aus dem westlichen Nordamerika'' (Jena 1867) [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10114838.html online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10114837.html Bd.2]<br /> * ''Der Hochlandpfeifer. Roman'' (6 Bände, Jena 1868)<br /> * ''Das Hundertguldenblatt. Roman'' (Berlin 1870)<br /> * ''Der Piratenlieutenant. Roman'' (Berlin 1870)<br /> * ''Der Kesselflicker. Roman'' (Berlin 1871)<br /> * ''Das Finkenhaus. Roman'' (Berlin 1872) [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb11015991.html online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb11015992.html Bd.2], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb11015993.html Bd.3], [https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb11015994.html Bd.4]<br /> * ''Westliche Fährten. Erzählungen und Schilderungen'' (Berlin 1873) [ online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11163182_00005.html Bd.2]<br /> * ''Die Einsiedlerinnen. Roman'' (Berlin 1873)<br /> * ''Das Monogramm. Roman'' (4 Bände, Berlin 1873)<br /> * ''Die Hyänen des Kapitals. Roman'' (4 Bände, Berlin 1876) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11336562_00005.html online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11336563_00005.html Bd.2], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11336564_00003.html Bd.3], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11336565_00003.html Bd.4]<br /> * ''Die Kinder des Sträflings. Roman'' (Berlin 1876) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11336569_00007.html online Bd.1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11336570_00007.html Bd.2], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11336571_00007.html Bd.3], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11336572_00007.html Bd.4]<br /> * ''Die Reiher. Roman'' (Berlin 1878) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11377287_00005.html online Bd1], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11377288_00005.html Bd.2], [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11377289_00007.html Bd.3]<br /> * ''Der Schatz von Quivira. Roman'' (3 Bände, Berlin 1880)<br /> * ''Die Töchter des Consuls. Roman'' (4 Bände, Berlin 1880)<br /> * ''Vier Fragmente. Roman'' (Berlin 1880)<br /> * ''Der Leuchtturm am Michigan und andere Erzählungen'' (Stuttgart 1882) [https://archive.org/details/bub_gb_eeQFAAAAQAAJ online]<br /> * ''Der Fanatiker. Roman'' (Berlin 1883)<br /> * ''Der Haushofmeister. Roman'' (3 Bände, Jena 1884)<br /> * ''Die Trader. Roman'' (3 Bände, Berlin 1884)<br /> * ''Wildes Blut. Roman'' (3 Bände, Jena 1886)<br /> * ''Das Loggbuch des Kapitäns Eisenfinger. Roman'' (Stuttgart 1887)<br /> * ''Die Familie Melville. Roman'' (Leipzig 1888) [https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=njp.32101068364015&amp;view=1up&amp;seq=7 online]<br /> * ''Das Geheimnis des Hulks. Roman'' (Stuttgart, Berlin, Leipzig 1889)<br /> * ''Der Fährmann am Kanadian. Roman'' (3 Bände, Stuttgart 1890)<br /> * ''Die beiden Yachten. Roman'' (3 Bände, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1891)<br /> * ''Haus Montague. Roman'' (3 Bände, Jena 1891)<br /> * ''Die Söldlinge. Roman'' (3 Bände, Stuttgart 1892)<br /> * ''Der Spion. Roman'' (3 Bände, Stuttgart 1893)<br /> * ''Kaptein Meerrose und ihre Kinder. Roman'' (3 Bände, Berlin 1893)<br /> * ''Der Talisman. Roman'' (Jena 1894)<br /> * ''Die Dreilinden-Lieder'' (Berlin 1896)<br /> * ''Um Millionen. Roman'' (Roman in 8 Fortsetzungen in: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1897, Bände 1–8)<br /> * ''Welche von Beiden? Roman'' (2 Bände, Stuttgart 1897)<br /> * ''Der alte Korpsbursche. Roman.'' Hillger, Berlin/Eisenach/Leipzig (1898)<br /> * ''Das Fegefeuer in Frappes Wigwam. Roman'' (Leipzig 1900)<br /> * ''Der Postreiter. Roman'' (Leipzig 1903)<br /> * ''Bilder aus dem Reiche der Natur'' (Berlin 1904)<br /> * ''Sankt Elmsfeuer und andere Novellen'' (Berlin, Leipzig 1905)<br /> * ''Der Vaquero. Roman'' (Stuttgart, Berlin, Leipzig 1905)<br /> * ''Die Herrin von Thurneck'' (Ablit, München 2004; Erstveröffentlichung aus dem Nachlass)<br /> <br /> === Neuauflagen ===<br /> Derzeit (2012) sind im Buchhandel folgende Neuauflagen erhältlich:<br /> * ''Der Schatz von Quivira''. ISBN 3-935410-00-X [https://www.projekt-gutenberg.org/moellhsn/quivira/quivira.html online]<br /> * ''Das Mormonenmädchen''. ISBN 3-935410-02-6<br /> * ''Der Vaquero''. ISBN 3-935410-05-0<br /> * ''Die Herrin von Thurneck''. ISBN 3-935410-06-9<br /> * ''Der Piratenlieutenant''. ISBN 3-935410-07-7<br /> * ''Das Finkenhaus''. ISBN 3-935410-08-5<br /> * ''Der Kesselflicker''. ISBN 978-3-935410-11-3<br /> * ''Der Arriero. Ges. Erzählungen''. Band 1. ISBN 3-935410-09-3.<br /> * ''Die Auswanderin. Ges. Erzählungen''. Band 2. ISBN 978-3-935410-12-0.<br /> * ''Ein Söldlingsleben. Ges. Erzählungen''. Band 3. ISBN 978-3-935410-13-7.<br /> * ''Señor Demonio. Ges. Erzählungen''. Band 4. ISBN 978-3-935410-14-4.<br /> * [[Andreas Graf (Literaturwissenschaftler)|Andreas Graf]] (Hrsg.): ''Geschichten aus dem Wilden Westen''. dtv Klassik, München 1995, ISBN 3-423-02364-3.<br /> * ''Wanderungen durch die Prairien und Wüsten Nordamerikas. Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas''. Neuausgabe des völlständigen Originaltexts. 2 Bände. hohesufer.com, Hannover 2012. ISBN 978-3-941513-24-2.<br /> * ''Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee''. Kommentierte Neuausgabe. ISBN 978-3-941924-09-3.}}<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Preston Albert Barba: ''Balduin Möllhausen: the German Cooper'', Americana Germanica, Volume 17, Philadelphia: University of Pennsylvania; New York, D. Appleton &amp; Company, 1914, ([https://archive.org/details/balduinmhollhausen00barbrich/page/n7/mode/2up Digitalisat])<br /> * {{NDB|17|654|655|Möllhausen, Balduin|[[Peter J. Brenner]]|118784412}}<br /> * Horst Dinkelacker: ''Amerika zwischen Traum und Desillusionierung im Leben und Werk des Erfolgsschriftstellers Balduin Möllhausen (1825–1905).'' Lang, New York u.&amp;nbsp;a. 1990, ISBN 0-8204-1133-7 (= American university studies; Ser. 1; 86)<br /> * Andreas Graf: ''Der Tod der Wölfe. Das abenteuerliche und das bürgerliche Leben des Romanschriftstellers und Amerikareisenden Balduin Möllhausen (1825–1905)''. Duncker &amp; Humblot, Berlin 1991, ISBN 3-428-07173-5<br /> * Andreas Graf: ''Abenteuer und Geheimnis. Die Romane Balduin Möllhausens''. Rombach, Freiburg 1993, ISBN 3-7930-9078-7 (= Rombach Wissenschaft; Reihe Litterae; 18)<br /> * Andreas Graf: ''Der Tod der Wölfe. Das abenteuerliche und das bürgerliche Leben des Romanschriftstellers und Amerikareisenden Balduin Möllhausen (1825–1905)'', Berlin, Duncker und Humblot, 1991<br /> * Horst Hartmann: ''[[George Catlin]] und Balduin Möllhausen. Zwei Interpreten der Indianer und des Alten Westens'' 2., durchges. u. um 2 Portr., Nachw., engl. Summary u. e. Personen-, Orts- u. Stammesreg. verm. Aufl. Reimer, Berlin 1984, ISBN 3-496-00501-7 (= Baessler-Archiv; Beiheft; N.F. 3)<br /> * Ben W. Huseman: ''Wild river, timeless canyons. Balduin Möllhausen’s watercolors of the Colorado''. Amon Carter Museum, Fort Worth TX 1995, ISBN 0-88360-084-6<br /> * [[Josef Niesen]]: ''Bonner Personenlexikon.'' Bouvier, Bonn 2007, ISBN 978-3-416-03159-2.<br /> * Stadtmuseum Bonn, Portraits und Kurzbiographien bekannter Persönlichkeiten mit Beziehungen zu Bonn, „Balduin Heinrich Möllhausen“, https://www.bonn.de/medien-global/amt-41/stadtmuseum/Balduin_Moellhausen.pdf<br /> * Wilma Otte (Katalogredaktion), Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Herausgeberin): ''Balduin Möllhausen (1825–1905). Ein Preuße bei den Indianern. Aquarelle für Friedrich Wilhelm IV.'', Ausstellung in den Römischen Bädern, 28. Mai bis 23. Juli 1995, Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg, 1995<br /> * Eva Verma: ''Der wahre Shatterhand und die wirkliche Nscho-tschi. BM und Amalie Papin''. In: ''„…&amp;nbsp;wo du auch herkommst“. Binationale Paare durch die Jahrtausende''. Dipa, Frankfurt 1993, ISBN 3-7638-0196-0, S. 95–103 (histor. Fotos)<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> {{Wikisource}}<br /> * {{Zeno-Autor|Literatur/M/M%C3%B6llhausen,+Balduin}}<br /> * {{DDB|Person|118784412}}<br /> * {{PGDA|417}}<br /> * [https://www.cartermuseum.org/artists/heinrich-balduin-mollhausen Werke von Balduin Möllhausen im Amon Carter Museum of Modern Art, Fort Worth, Texas]<br /> * [[iarchive:derspionromanind11moll|Der Spion]] (1893) im Internet-Archiv.<br /> * [https://archive.org/search.php?query=Balduin%20M%C3%B6llhausen&amp;and&amp;#91;&amp;#93;=languageSorter%3A%22German%22 Balduin Möllhausen] im Internet Archive<br /> * [http://dichterwiki.lib.byu.edu/index.php5/M%C3%B6llhausen,_Balduin,_1825-1905 Manuskripte und Briefe Möllhausens in Bibliotheken und Archiven]<br /> * Andreas Graf: [https://web.archive.org/web/20111101005341/http://kritische-ausgabe.de/hefte/abenteuer/graf.pdf ''Entsetzen statt Euphorie. Möllhausens Anti-Kriegserzählung''] (PDF; 240&amp;nbsp;kB) In: ''[[Kritische Ausgabe (Zeitschrift)|Kritische Ausgabe]]'' 1/2008, S. 29–32.<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Andreas Graf<br /> |Titel=„Habe gedacht, Alles Schwindel“, Balduin Möllhausen und Karl May – Beispiele literarischer Adaption und Variation|Sammelwerk=Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1991<br /> |Online=[http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1991/324.htm karl-may-gesellschaft.de]<br /> |Abruf=2010-12-06}}<br /> * Kathleen Doherty: ''[https://www.tshaonline.org/handbook/entries/mollhausen-heinrich-balduin Mollhausen, Heinrich Balduin (1825–1905).]'' Eintrag im ''Handbook of Texas'', 1. Mai 1995, zuletzt aktualisiert am 21. April 2016.<br /> * {{Findagrave|36664555}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=118784412|LCCN=n/86/26191|VIAF=18018495}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Mollhausen, Balduin}}<br /> [[Kategorie:Abenteuerroman]]<br /> [[Kategorie:Westernliteratur]]<br /> [[Kategorie:Reiseliteratur]]<br /> [[Kategorie:Erzählung]]<br /> [[Kategorie:Novelle]]<br /> [[Kategorie:Roman, Epik]]<br /> [[Kategorie:Autor]]<br /> [[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br /> [[Kategorie:Freimaurer (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Freimaurer (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Freimaurer (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1825]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1905]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Möllhausen, Balduin<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Reisender und Schriftsteller<br /> |GEBURTSDATUM=27. Januar 1825<br /> |GEBURTSORT=[[Bonn]]<br /> |STERBEDATUM=28. Mai 1905<br /> |STERBEORT=[[Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]]<br /> }}</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Die_Summe_meiner_einzelnen_Teile&diff=252360632 Die Summe meiner einzelnen Teile 2025-01-17T23:59:47Z <p>7lima: Formatierung verbessert</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild =<br /> | Deutscher Titel =<br /> | Originaltitel = Die Summe meiner einzelnen Teile<br /> | Produktionsland = Deutschland<br /> | Originalsprache = Deutsch<br /> | Erscheinungsjahr = 2011<br /> | Länge = 117<br /> | FSK = 12{{FSK|1201|128652aK}}<br /> | JMK =<br /> | Regie = [[Hans Weingartner]]<br /> | Drehbuch = Hans Weingartner&lt;br /&gt;[[Cüneyt Kaya]]<br /> | Produzent = [[Jonas Dornbach]]&lt;br /&gt;Hans Weingartner<br /> | Musik = [[Björn Wiese]]<br /> | Kamera = [[Henner Besuch]]<br /> | Schnitt = [[Dirk Oetelshoven]]&lt;br /&gt;[[Andreas Wodraschke]]<br /> | Besetzung =<br /> * [[Peter Schneider (Schauspieler)|Peter Schneider]]: Martin Blunt<br /> * [[Henrike von Kuick]]: Lena<br /> * [[Timur Massold]]: Viktor<br /> * [[Andreas Leupold]]: Martins Vater<br /> * [[Julia Jentsch]]: Petra<br /> * [[Eleonore Weisgerber]]: Frau Dr. König<br /> * [[Robert Schupp]]: Personalchef<br /> * [[Hans Brückner (Schauspieler)|Hans Brückner]]: Förster<br /> * [[Marco Noack]]: Polizist<br /> * [[Lisa Tomaschewsky]]: Model<br /> | Synchronisation =<br /> }}<br /> <br /> '''Die Summe meiner einzelnen Teile''' ist ein deutscher Film des österreichischen Regisseurs [[Hans Weingartner]] aus dem Jahr 2011. Das [[Drama (Filmgenre)|Filmdrama]] schildert das Schicksal des jungen Mathematikers Martin Blunt, der nach einer stationären Behandlung in der Psychiatrie vor dem Nichts steht.<br /> <br /> Hans Weingartner, der sich bereits 2001 in seinem Film ''[[Das weiße Rauschen]]'' mit psychischer Erkrankung befasst hat, siedelt seine Geschichte am Rande der Gesellschaft an, wo der Protagonist zusätzlich mit [[Armut]] und [[Obdachlosigkeit]] konfrontiert ist.&lt;ref&gt;[https://www.deutschlandfunkkultur.de/sozialkritik-das-reicht-mir-einfach-nicht-102.html ''„Sozialkritik, das reicht mir einfach nicht“''] [[Deutschlandfunk]], aufgerufen am 11. Dezember 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Handlung ==<br /> Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in der Psychiatrie verliert Martin seine Stelle, holt seine Sachen von der Exfreundin ab und isoliert sich. Er fühlt sich verfolgt und es fällt ihm immer schwerer, die Wirklichkeit mit seinen Zahlen zu bändigen. Jenseits der Zahlenkolonnen, am Rande der Stadt trifft er auf einen geheimnisvollen Jungen namens Viktor, der nur russisch spricht. Gemeinsam flüchten sie in den Wald. Fern von den Zwängen des Alltags beginnen sie ein neues Leben, bauen eine Hütte, werden Freunde. Sie streifen durch den Wald, über Wiesen und an Seeufer, erleben die in Millionen Farben glitzernde Wildnis. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis man Martin auch dort finden wird.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.daserste.de/unterhaltung/film/filme-im-ersten/sendung/kinofestival-im-ersten-die-summe-meiner-einzelnen-teile-100.html | wayback=20140321162624 | text=Die Summe meiner einzelnen Teile}} ARD-Mediathek. Abgerufen am 2. April 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nachdem ihn ein Förster entdeckt hat und seine Hütte zerstören lässt, wird Martin verhaftet, kann aber vor seiner erneuten Einweisung in die Psychiatrie fliehen. Auf der Flucht entwendet er die Dienstwaffe eines Polizisten und erpresst damit Geld bei einem wohlhabenden Mann, der ihn Monate zuvor angefahren und Unfallflucht begangen hatte. Mit dem Geld will er gemeinsam mit seinem Freund Viktor und einer jungen Frau, die er kennengelernt hat, nach Portugal in eine Hippie-Kommune fahren. Schon auf dem Weg dorthin holt ihn die Wirklichkeit ein letztes Mal ein.<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> Nominierung beim [[Deutscher Filmpreis 2012|Deutschen Filmpreis 2012]] in den Kategorien „Beste Regie“ (Hans Weingartner) und „Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle“ (Peter Schneider).<br /> <br /> '''Prädikat:''' Besonders wertvoll.&lt;ref&gt;[http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_summe_meiner_einzelnen_teile Jurybegründung der Deutschen Film- und Medienbewertung]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Kritik ==<br /> * Wie er es bereits so exemplarisch in seinem bekanntesten Werk, „Die fetten Jahre sind vorbei“, vorgeführt hat, übt Weingartner auch in „Die Summe meiner einzelnen Teile“ wieder eine Systemkritik, die sich allzu einfach aus dem Gegensatz von Individuum und Gesellschaft ableitet. Vom prügelnden Vater über die strenge Ärztin bis zu den zupackenden Polizisten sind die „Anderen“ ausnahmslos grobe, roboterhaft agierende Stellvertreter des Falschen. Seine starke, packende Seite aber zeigt der Film da, wo er sich seinen beiden Hauptfiguren zuwendet, auf fast irritierend behutsame, ja zärtliche Weise. Wie sie sich umarmen, gegenseitig beschützen, aufeinander achten – in ihrer Beziehung liegt ein Geheimnis, das Weingartner nach und nach enthüllt. Als man es schließlich begreift, weiß man um Martins „Verrücktheit“, sieht aber auch, wie meisterhaft er sich zu schützen versteht.&lt;ref&gt;[https://taz.de/!5101735/ Barbara Schweizerhof ''Jenseits der Normalität'', taz.de vom 1. Februar 2012]. Abgerufen am 2. April 2014.&lt;/ref&gt;<br /> * In seinem neuen Film knüpft Weingartner inhaltlich wie formal an sein Debüt Das weiße Rauschen (2002) an und erzählt erneut die Geschichte eines psychisch Erkrankten und seiner Aussperrung aus der Gesellschaft. Und dort, wo er sich ganz auf die Darstellung der Wahrnehmung seiner Figur verlässt, da ist ''Die Summe meiner einzelnen Teile'' richtig stark. (…) Die Bildsprache und Schneiders einfühlsame Darstellung einer desintegrierten Figur entwerfen eine eindrucksvolle innere und äußere Topografie – schade, dass Weingartner es dabei nicht belässt. (…) Generell scheint ''Die Summe meiner einzelnen Teile'' am stärksten gefährdet, wenn viel geredet wird. Speziell in den „institutionellen“ Dialogen wie mit Martins früherem Chef, mit dem Gerichtsvollzieher oder mit der Therapeutin kippt der Ton schnell in steife Beweisführung, bei der gerade der offiziellen Seite die Worte wie in den Mund gelegt scheinen. Böswillig könnte man sagen, dem Film tut es gut, dass er sich größtenteils auf das deutsch-russische Radebrechen zwischen Martin und Viktor konzentriert. (…) Doch es mag müßig sein, einem Weingartner-Film seine Weingartnerismen vorzuwerfen.&lt;ref&gt;[http://www.critic.de/film/die-summe-meiner-einzelnen-teile-3334/ Maurice Lahde critic.de vom 30. Dezember 2011]. Abgerufen am 2. April 2014.&lt;/ref&gt;<br /> * Auch wenn der Film sich streckenweise viel Zeit lässt, nimmt er den Zuschauer mit neuen Ereignissen und Zwischenfällen stets gefangen. Konsequent und präzise schildert Weingartner, Regisseur von DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI, das Schicksal der Protagonisten und macht daran seine prinzipielle Kritik an Institutionen fest. Peter Schneider verkörpert diese gescheiterte Existenz beeindruckend. Ein klug inszeniertes aufwühlendes Drama, das auch durch sein offenes Ende viel Raum für eigene Interpretation und Betrachtungen lässt.&lt;ref&gt;[http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_summe_meiner_einzelnen_teile Deutsche Film- und Medienbewertung FBW-Pressetext]. Abgerufen am 2. April 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{IMDb|tt1976558}}<br /> * [https://www.tagblatt.de/Home/kino/filmregion_artikel,-Interview-mit-Hans-Weingartner-ueber-sein-unheimliches-Psychodrama-Die-Summe-meiner-einzelnen-Teile-_arid,162728.html ''Der Wald macht dich stark''. Interview mit Hans Weingartner über sein unheimliches Psychodrama „Die Summe meiner einzelnen Teile“. Schwäbisches Tagblatt, tagblatt.de vom 7. Februar 2012] Abgerufen am 3. April 2014.<br /> * [https://www.youtube.com/watch?v=I-h-RgY0tXE Gespräch mit Peter Schneider zu DIE SUMME MEINER EINZELNEN TEILE.] Deutsche Filmakademie, YouTube, 8:09 Min. Abgerufen am 3. April 2014.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Filme von Hans Weingartner}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Summe meiner einzelnen Teile #Die}}<br /> [[Kategorie:Deutscher Film]]<br /> [[Kategorie:Psychodrama]]<br /> [[Kategorie:Obdachlosigkeit im Film]]<br /> [[Kategorie:Filmtitel 2011]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Prior_Permission_Required&diff=252197767 Prior Permission Required 2025-01-12T23:00:22Z <p>7lima: Kasus korrigiert</p> <hr /> <div>Der Begriff '''Prior Permission Required''' ('''PPR'''; wörtlich: „vorherige Genehmigung erforderlich“) besagt in der [[Luftfahrt]], dass die Einholung einer Genehmigung für ein bestimmtes Vorhaben erforderlich ist. Dabei handelt es sich nicht um eine behördliche Genehmigung, sondern eine Art Absprache zwischen dem verantwortlichen Piloten und dem anzufliegenden Flugplatz/-hafen, damit vorbereitende Maßnahmen für eine Landung eingeleitet werden können.<br /> <br /> Ob für einen Flugplatz ein PPR benötigt wird ergibt sich im Regelfall aus dem [[Luftfahrthandbuch]] oder anderen amtlichen Veröffentlichungen eines Landes.<br /> <br /> ==Deutschland==<br /> So muss z.&amp;nbsp;B. in Deutschland vor der Benutzung eines [[Flugzeug]]s auf einem [[Sonderlandeplatz]] (oder auf einem [[Verkehrslandeplatz]] außerhalb der Betriebszeiten), an dem nicht ständig eine [[Flugleiter|Flugleitung]] oder ein [[Beauftragter für Luftaufsicht]] anwesend sind, eine Genehmigung zum Anfliegen des Flugplatzes eingeholt werden. Dies geschieht in der Regel telefonisch. Dasselbe gilt für die Nachtzeit auf Flugplätzen, die in der Nacht normalerweise keinen Flugverkehr abwickeln.<br /> <br /> Auf Flughäfen mit [[Instrumentenflug]]betrieb kann es in Randzeiten notwendig sein, bei Luftfahrzeugen ab einer bestimmten Größe eine Genehmigung einzuholen, damit genügend Rettungskräfte zur Verfügung stehen und die vorgeschriebene Rettungskategorie (''Rescue and Firefighting Category'') erreicht wird.<br /> <br /> Nicht verwechselt werden darf eine PPR-Regelung mit der [[Landefreigabe]] durch einen [[Fluglotse|Fluglotsen]] auf [[Kontrollzone|kontrollierten Flugplätzen]] oder mit den [[Freiheiten der Luft]] im internationalen Luftverkehr; eine Landegenehmigung dient der Regulierung und Staffelung der an- und abfliegenden Flugzeuge und ist somit auch einzuholen, die Überflugrechte der Airlines werden bi- oder multilateral auf der staatlichen Ebene (z.&amp;nbsp;B. Verkehrsministerium) verhandelt.<br /> <br /> == Quellen ==<br /> * Deutschland AIP, Teil VFR und in den Nachrichten für Luftfahrer, Teil. 1, 15/93 veröffentlicht.<br /> <br /> <br /> [[Kategorie:Luftfahrtrecht]]<br /> [[Kategorie:Flugplatz]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Agape_(Begriffskl%C3%A4rung)&diff=252095333 Agape (Begriffsklärung) 2025-01-09T21:58:32Z <p>7lima: Link eingefügt</p> <hr /> <div>'''Agape''' ([[Griechische Sprache|griechisch]] αγάπη, „[[Liebe]]“) steht für <br /> * [[Agape]], ein bestimmtes Verständnis von Liebe<br /> * eine der drei frühchristlichen jungfräulichen Märtyrinnen [[Agape, Chione und Irene|Agape, Chione und Irene von Thessaloniki]].<br /> * in christlichen Kirchen eine [[Agape (Mahl)|gemeinschaftliche Mahlfeier]].<br /> * ein Hospiz in Wiesloch, vormals bekannt als [[Bierkeller (Wiesloch)]]<br /> * ein [[Ökumenische Bewegung|ökumenisches]] Begegnungszentrum der [[Waldenser]] in [[Prali]] bei Turin (Italien)<br /> * [[Agape Verlag]], ein [[Täufer|täuferischer]] Buchverlag mit Sitz in Borken, Münsterland <br /> * [[Charles Sanders Peirce#Agapismus (Liebe als Lebensprinzip)|Agapismus]] Lebensprinzip des amerikanischen Philosophen [[Charles Sanders Peirce|Charles S. Peirce]] als Weg zur Überwindung der Selbstsucht und des Egoismus hin zu Harmonie und Fortschritt <br /> * ein in [[Österreich]] gängiger Begriff für einen [[Sektempfang]] im Anschluss an eine [[Trauung]]<br /> sowie der Name von<br /> * [[Agape von Thessaloniki]] († 304), Märtyrerin<br /> * [[Agape (Krater)]], Krater auf dem Uranusmond Ariel<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=GMP-Verlag_Peither&diff=251100109 GMP-Verlag Peither 2024-12-09T12:45:08Z <p>7lima: Verwechslung von Website und Webseite</p> <hr /> <div>{{Infobox Unternehmen<br /> | Name = GMP-Verlag Peither AG<br /> | Logo =<br /> | Unternehmensform = [[Aktiengesellschaft (Deutschland)|Aktiengesellschaft]]<br /> | ISIN = <br /> | Gründungsdatum = 1999<br /> | Auflösungsdatum = <br /> | Auflösungsgrund = <br /> | Sitz = [[Schopfheim]], [[Deutschland]]<br /> | Leitung = Barbara Peither, Thomas Peither<br /> | Mitarbeiterzahl = <br /> | Umsatz =<br /> | Stand =<br /> | Branche = [[Verlag]]<br /> | Homepage = www.gmp-verlag.de<br /> }}<br /> Der '''GMP-Verlag Peither AG''' (bis 2019 ''Maas &amp; Peither AG GMP Verlag'') ist ein deutscher [[Fachverlag]]. Er ist auf Verlagsprodukte zum Thema [[Good Manufacturing Practice]] (GMP) für [[Pharmaunternehmen]] und deren Lieferanten spezialisiert.<br /> <br /> Der Firmensitz der 1999 gegründeten Gesellschaft befindet sich in [[Schopfheim]], im Einzugsbereich von [[Basel]], unweit der Grenze zur Schweiz und zu Frankreich. <br /> <br /> Die '''GMP Publishing Peither, Inc.''' (gegründet 2009, bis 2019 ''Maas &amp; Peither America'') ist eine 100%ige Tochtergesellschaft.<br /> <br /> == Programm ==<br /> Der Verlag veröffentlicht GMP-Fachliteratur als digitale Wissensportale, Loseblattsammlungen, E-Learnings, Bücher, E-Books und Downloads.<br /> <br /> * Der GMP BERATER wird von mehr als 80 Fachautoren verfasst, laufend aktualisiert und ist in vielen Fachbibliotheken vertreten.&lt;ref&gt;nach aktueller Suche im [http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html Karlsruher Bibliothekenverzeichnis] und der [https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Maas+Peither&amp;method=simpleSearch Dt. Nationalbibliothek] finden sich allein in der Deutschen Nationalbibliothek 165 Werke des Verlags&lt;/ref&gt;<br /> * GMP Compliance Adviser (engl.), ein Online-Wissensportal zum Thema Good Manufacturing Practice<br /> * GMP:KnowHow, Lern- und Nachschlageportale zu ''Anlagenqualifizierung'' und ''Pharmalogistik''.<br /> * SOP-Sammlung, eine Arbeitshilfe für Unternehmen in der kommerziellen Herstellung von Arzneimitteln und deren Distribution<br /> * GMP-Risikoanalysen, Vorlagen für die Erstellung von technischen GMP-bezogenen Risikoanalysen.<br /> <br /> Die GMP-Fachwissen-Reihe umfasst die Themen Labor, Distribution, Qualitätswesen, Technik und Herstellung.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.gmp-verlag.de Website des GMP-Verlags Peither]<br /> * [http://www.gmp-publishing.com/ Englischsprachige Website des GMP-Verlags Peither]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> {{Coordinate|NS=47.648549|EW=7.817946|type=landmark|region=DE-BW}}<br /> <br /> [[Kategorie:Verlag (Baden-Württemberg)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmen (Schopfheim)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmensgründung 1999]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sina_(China)&diff=251099537 Sina (China) 2024-12-09T12:20:28Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>'''Sina''' ist ein immer wieder benutzter Name für [[China]], der sich historisch aus der [[latein]]ischen bzw. [[altgriechisch]]en Sprache herleitet. Im Deutschland des 18. Jahrhunderts (um 1700) war der Begriff ''Sina'' die gebräuchliche Bezeichnung für China.<br /> <br /> == Etymologie ==<br /> Zur Entstehung des Namens ''Sina'' gibt es verschiedene Theorien.<br /> <br /> Während die Chinesen ihr eigenes Land „[[China#Etymologie|Zhongguo]]“ ({{zh|t=中國|v=中国|p=Zhōngguó|kj=Zung1gwok3}}), nennen, wird es in der übrigen Welt beinahe überall als ''China'' oder ''Sina'' bezeichnet. Der moderne Begriff ''China'' existiert so in keiner historischen chinesischen Quelle und ist nicht-chinesischen Ursprungs.<br /> <br /> Das Wort ''China'' leitet sich wahrscheinlich von dem alten chinesischen Wort ''[[Qin (Staat)|Qin]]'' (historische Schreibung ''Chin'', {{zh|kurz=1|c=秦|p=Qín|w=Ch’in|kj=Ceon4|poj=Tsîn}}) ab, dem Namen des chinesischen Fürstentums (später „Königreich“ bzw. „Staat“ {{zh|kurz=ja|t=秦國|v=秦国|p=Qínguó}}), 778–207 v. Chr., aus dem die [[Qin-Dynastie]] (221–207 v.&amp;nbsp;Chr.) hervorging. Nach jahrelangen Eroberungskriegen unter dem [[Qin Shihuangdi#König von Qin|König der Qin]] wurden die [[Zeit der Streitenden Reiche|verschiedenen Königreiche]] des heutigen Chinas 221 v.&amp;nbsp;Chr. geeint und zu einem Kaiserreich.&lt;ref name=&quot;qin_zdict&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;qin_xh&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;qin_canto&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;qin_leo&quot; /&gt;<br /> <br /> Seit dieser Zeit ist der Name ''Qin'' vermutlich auf Umwegen entlang der [[Seidenstraße]] bis nach [[Europa]] gelangt. Der Buchstabe „Q“, der in der amtlichen [[Pinyin]]-Umschrift benutzt wird, wird im chinesischen ungefähr wie „tch“ ausgesprochen, mit einem weichen „ch“ und einem harten „t“-Anlaut.&lt;ref name=&quot;china9&quot;&gt;{{Internetquelle |url=http://www.china9.de/lexikon/china-herleitung.php |titel=China: Ursprung des Namens – China-Lexikon |werk=china9.de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160423013952/http://www.china9.de/lexikon/china-herleitung.html |archiv-datum=2016-04-23 |abruf=2014-12-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichtlich ==<br /> * ''Sinae'', lateinischer Name für China<br /> * ''Chin'' oder ''Sina''&lt;ref name=&quot;Anm_01&quot; /&gt; ({{zh|t=支那|p=zhīnà|w=tze-na|kj=zi1na4}})&lt;ref name=&quot;zhina_zdict&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;zhina_leo&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;zhina_tw&quot; /&gt; alte chinesische Form des [[altindisch]]en Namens ''cīna'' ([[Sanskrit]] {{lang|sa|चीन}})<br /> * ''Shina''&lt;ref name=&quot;Anm_01&quot; /&gt; ({{jaS|支那}}, [[Hiragana]] {{lang|ja|しな}}&lt;ref name=&quot;Anm_01&quot; /&gt;, [[Katakana]] {{lang|ja|シナ|shina}})&lt;ref name=&quot;shina_tangorin&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;shina_wadoku&quot; /&gt;, altes japanisches [[Lehnwort]] aus dem Sanskrit für China.<br /> <br /> Der Name ''Sina'' wird auch als Begründung gewählt, dass die unklare Ortsangabe „[[Sinim]]“ in [[Jesaja]] 49,12 besonders gerne als China gedeutet wird.<br /> <br /> == In sprachlichen Begriffen ==<br /> * [[Sina Corporation|'''Sina''' Corporation]] – ein [[Internet]]unternehmen aus [[Volksrepublik China|China]]<br /> * „Das [[Land der Sinim|Land der '''Sin'''im]]“ in Jesaja 49,12 wird unter anderem als das Land der [[Völker Chinas|Chinesen]] gedeutet.<br /> * [[Apfelsine|Apfel'''sine''']] – Der [[Äpfel|Apfel]] aus China, auf [[Niederländische Sprache|Niederländisch]] '''''Sinaa'''sappel''.<br /> * '''Sino''' – als Wortbestandteil beispielsweise in [[On-Lesung|'''sino'''-japanische Lesung]], [[Sino-amerikanische Beziehungen|'''Sino'''-amerikanische Beziehung]], [[Sinoamerikaner|'''Sino'''amerikaner]].<br /> * [[Sinologie|'''Sino'''logie]] – ein Fachgebiet der Sprach- und Kulturwissenschaften<br /> * [[Sinopec|'''Sino'''pec]] – Name eines chinesischen [[Ölkonzern]]s<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Konrad Rossberg: ''Deutsche Lehnwörter in alphabetischer Anordnung.'' H. Risel, 1881, {{Google Buch|BuchID=yIYCAAAAQAAJ}}<br /> * Boris Parashkevov: ''Wörter und Namen gleicher Herkunft und Struktur.'' Walter de Gruyter, 2004, ISBN 978-3-11-017469-4, S.&amp;nbsp;56. {{Google Buch |BuchID=Ebr7Ze9taKAC |Seite=56}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;!-- Beginn Anmerkung --&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Anm_01&quot;&gt;<br /> Die historische Schreibung ist heute obsolet in China. Der Begriff „Sina“ (chin. „Zhina“, jap. „Shina“, sansk. „Cina“) mit den folgenden [[Chinesische Schrift|chinesische]] bzw. [[Japanische Schrift|japanische Schriftzeichen]] {{lang|ja-Hani|支那}} bzw. {{lang|ja-Hani|しな|シナ}}&quot; ist eine historische [[Lehnwort|Lehn]]-Bezeichnung für [[Kaiserreich China|China]] aus dem [[Sanskrit]]. Die Nutzung des alleinstehenden Begriffs „Zhina“ bzw. „Shina“ – {{lang|ja-Hani|支那}}&quot; mit dieser [[Chinesische Schrift|Hanzi]]-Schreibweise ([[Kanji]]-Schreibweise) gilt heute sowohl in [[China]] als auch in [[Japan]] als beleidigend bzw. offensiv. Aufgrund Missbrauch und Nutzung des Begriffs zur Zeit des [[Pazifikkrieg|Zweiten Weltkriegs]] seitens [[Japanisches Kaiserreich|Japans]] ist diese Bezeichnung für [[Volksrepublik China|China]] heute in [[Asien]], insbesondere in den betroffenen Ländern und dessen Bevölkerung, historisch belastet und soll folglich '''sensibel''' eingesetzt werden. Die japanische [[Japanische Schrift#Kana|Kana]]-Schreibweise {{lang|ja-Hani|しな|シナ}} – „Shina“ ist hingegen in Japan noch häufig in beispielsweise wissenschaftliche Bezeichnungen oder ähnliches anzutreffen.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;!-- Ende Anmerkung --&gt;<br /> &lt;!-- Beginn Quellennachweis --&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;qin_zdict&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=https://www.zdic.net/hans/%E7%A7%A6 |titel=Begriff „Qin – {{lang|zh-Hani|秦}}“ |werk=zdic.net |hrsg=Handian – {{lang|zh-Hans|汉典}} |sprache=zh en fr |abruf=2023-07-17}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;qin_xh&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=http://xh.5156edu.com/html3/14339.html |titel=Begriff „Qin – {{lang|zh-Hani|秦}}“ |werk=xh.5156edu.com |hrsg=Zaixian Hanyu Zidian – {{lang|zh-Hans|在线汉语字典}} |sprache=zh |abruf=2023-07-17}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;qin_canto&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=http://www.cantonese.sheik.co.uk/dictionary/characters/8031/ |titel=Begriff „Qin – {{lang|zh-Hani|秦}}“ |werk=cantonese.sheik.co.uk |hrsg=CantoDict |sprache=zh en |abruf=2023-07-17}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;qin_leo&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=https://dict.leo.org/chinesisch-deutsch/%E7%A7%A6 |titel=Begriff „Qin – {{lang|zh-Hani|秦}}“ |werk=[[leo.org]] |hrsg=Leo GmbH |sprache=zh de |abruf=2023-07-17}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;zhina_zdict&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=http://www.zdic.net/c/f/13f/309795.htm |titel=Begriff zhina – {{lang|zh-Hani|支那}} |werk=zdic.net |hrsg=Handian – {{lang|zh-Hans|汉典}} |sprache=zh en |abruf=2023-07-17}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;zhina_leo&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=https://dict.leo.org/chinesisch-deutsch/%E6%94%AF%E9%82%A3 |titel=Begriff zhina – {{lang|zh-Hani|支那}} |werk=leo.org |hrsg=Leo GmbH |sprache=zh de |abruf=2023-07-17}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;zhina_tw&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=http://dict.revised.moe.edu.tw/cgi-bin/cbdic/gsweb.cgi?o=dcbdic&amp;searchid=Z00000113056 |titel=Begriff zhina – {{lang|zh-Hani|支那}} |werk=dict.revised.moe.edu.tw |hrsg=[[Bildungsministerium|MoE]], [[Republik China (Taiwan)|R.O.C]] |sprache=zh |abruf=2023-07-17}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;shina_tangorin&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=https://tangorin.com/words?search=%E6%94%AF%E9%82%A3 |titel=Begriff shina – {{lang|ja-Kana|しな}}, {{lang|ja-Kana|ナシ}}, {{lang|ja-Hani|支那}} |werk=tangorin.com |hrsg=Tangorin – {{lang|ja-Hani|単語林}} |sprache=en ja |abruf=2023-07-17}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;shina_wadoku&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=https://www.wadoku.de/entry/view/9465171 |titel=Begriff shina – {{lang|ja-Kana|しな}}, {{lang|ja-Kana|ナシ}}, {{lang|ja-Hani|支那}} |werk=wadoku.de |hrsg=[[Wadoku]] e.&amp;nbsp;V |sprache=de ja |abruf=2023-07-16}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;!-- Ende Quellennachweis --&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Regionale Toponomastik|China]]<br /> [[Kategorie:Chinesische Geschichte|!]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Weissagung_der_Cree&diff=250613347 Weissagung der Cree 2024-11-23T15:44:02Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>Als '''Weissagung der [[Cree]]''' bezeichnet man vermutlich fälschlicherweise einen [[Wahlspruch]] der [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischen]] und [[Westdeutschland|westdeutschen]] [[Umweltbewegung]], der auf die [[Umweltverschmutzung|Umweltproblematik]] aufmerksam machen sollte. Er fand in den [[1980er]] Jahren weite Verbreitung, z.&amp;nbsp;B. als [[Aufkleber]] und durch das Lied ''[[Weissagung der Cree#Verbreitung|Rauchzeichen]].'' Die häufigste Textversion ist:<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Only after the last tree has been cut down / Only after the last river has been poisoned / Only after the last fish has been caught / Then will you find that money cannot be eaten.<br /> |Sprache=en<br /> |Übersetzung=Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.}}<br /> <br /> == Ursprünge ==<br /> Ob die sogenannte Weissagung der Cree indianischen Ursprungs ist, ist noch nicht geklärt. Der Zitateforscher Garson O’Toole ermittelte auf seiner Website ''Quote Investigator'' als bislang früheste schriftliche Quelle ein Interview mit der späteren kanadischen Dokumentarfilmerin [[Alanis Obomsawin]], das 1972 in Kanada erschien. Obomsawin gehört dem indianischen Volk der [[Abenaki]] an.&lt;ref&gt;''Conversations with North American Indians.'' Nach ''[http://quoteinvestigator.com/2011/10/20/last-tree-cut Quote Investigator.]''&lt;/ref&gt; Der Zitateforscher Norbert Rief nennt die gleiche Quelle des Satzes, um zu belegen, dass es keine alte indianische Überlieferung sei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Norbert Rief |url=https://diepresse.com/home/kultur/literatur/4835141/Gefaelschte-Zitate_Das-habe-ich-nie-gesagt |titel=Gefälschte Zitate: Das habe ich nie gesagt! |werk=Die Presse |hrsg=&quot;Die Presse&quot; Verlags-Gesellschaft m.b.H. Co KG |datum=2015-10-03 |abruf=2018-08-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Wahlspruch weist Parallelen zur Legende von den [[Regenbogenkrieger]]n auf. Diese entstammt sinngemäß einer Rede, die [[Seattle (Häuptling)|Häuptling Seattle]] der [[Suquamish]] im Jahr 1854 vor [[Isaac Ingalls Stevens]], dem Gouverneur des [[Washington-Territorium]]s, hielt. Der amerikanische Journalist Henry A.&amp;nbsp;Smith, Ohrenzeuge der Rede, gab den Satz 1887, also 33 Jahre später, in der Zeitung „Seattle Sunday“ aus seiner Erinnerung wie folgt wieder:<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Und wenn der letzte rote Mann von der Erde verschwunden und die Erinnerung des weißen Mannes an ihn zur Legende geworden ist, dann werden diese [[Gestade]] übervoll sein von den unsichtbaren Toten meines Stammes, … dann wimmeln sie von den wiederkehrenden Scharen, die einst dieses Land bevölkerten und es immer noch lieben.}}<br /> <br /> 1972 veränderte der amerikanische Literaturhistoriker und Filmregisseur Ted Perry den optimistischen Sinn dieser Sätze. Er verbreitete mit: ''„Wenn der letzte rote Mann mit seiner Wildnis verschwunden und die Erinnerung an ihn nur der Schatten einer Wolke ist, die sich über die Prärie bewegt, werden diese Küsten und Wälder dann noch da sein? Wird vom Geist meines Volkes etwas übrig bleiben?“'' eine Version, die seine ökologische Botschaft unterstützen sollte.<br /> <br /> Der erste Teil des Wahlspruchs, in dem Bezug auf Bäume, Flüsse und Fische genommen wird, ist in einer anderen Version der Legende von den Regenbogenkriegern enthalten. Diese wurde erstmals 1962 von den amerikanischen Geographen William Willoya und Vinson Brown als Prophezeiung der [[Hopi]] veröffentlicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=John Tarleton |url=http://www.johntarleton.net/niman.html |titel=Interview with Michael Niman |datum=1999-07 |sprache=en |abruf=2022-01-19}}&lt;/ref&gt; Eine von Lelanie Fuller Anderson überlieferte Version der Legende soll von einer alten [[Cree]] stammen. Auch dieses möglicherweise indianische Original endet ähnlich wie die Prophezeiung des Häuptlings Seattle nicht mit der Mahnung an die [[Habgier|Gier]] oder die Geldgläubigkeit der Menschen, sondern mit dem Erscheinen einer Armee von Regenbogenkriegern (engl. Rainbow Warriors).&lt;ref&gt;Jens J. Korff: ''Die dümmsten Sprüche aus Politik, Kultur und Wirtschaft – und wie Sie gepflegt widersprechen.'' Westend, Frankfurt am Main 2015, S. 109f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verbreitung ==<br /> [[Datei:Degrowth-2014-leipzig-demonstration-4-klimagerechtigkeit-leipzig.jpg|mini|„Geld ist nicht essbar“, Abschlussdemonstration der [[Internationale Degrowth-Konferenz#Leipzig 2014|Internationalen Degrowth-Konferenz 2014]], [[Leipzig]]]]<br /> Im November 1972 benutzte Thomas Porter alias Sakokwenionkwas, ein Sprecher der [[Mohawk]], die [[Metapher]] vom letzten Baum und letzten Fisch und dem Geld in einer Rede an der [[Harvard University]], die sich an Präsident [[Richard Nixon]] richtete.&lt;ref name=&quot;quote&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://quoteinvestigator.com/2011/10/20/last-tree-cut/ |titel=Quote Investigator: When the Last Tree is Cut Down... |abruf=2019-09-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1979 veröffentlichten die Bands [[Ape, Beck &amp; Brinkmann]] und [[Cochise (deutsche Band)|Cochise]] das Lied ''Rauchzeichen,'' dessen von Fred Ape verfasster Text auf der Weissagung basiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Golyr |url=http://www.lyricsmania.com/rauchzeichen_lyrics_cochise.html |titel=Rauchzeichen – Cochise |abruf=2015-12-26}}&lt;/ref&gt; Das Lied erreichte eine Auflage von über 100.000 Exemplaren und wurde auch in Schulbüchern abgedruckt.&lt;ref&gt;''[http://www.deutschlandfunk.de/programmvorschau.281.de.html?cal:month=8&amp;cal:year=2012&amp;drbm:date=29.08.2012 Deutschlandfunk-Nacht-Radio, 29. August 2012.]'' Abgerufen am 13. März 2013.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1981 erkletterten zwei [[Greenpeace]]-Aktivisten den Schornstein der Hamburger Pestizidfabrik ''Boehringer'', um gegen den Ausstoß von [[Dioxine]]n in den Rauchgasen zu protestieren, und entrollten dort ein extrem langes Transparent, das den Wahlspruch zitierte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Andrea Hösch |url=http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=3598 |titel=Ein Macher mit Visionen |titelerg=Harald Zindler will keinen Orden und mag auch kein Aufsehen um seine Person. Er hat schließlich nur getan, was getan werden musste, sagt der Mann, ohne den es Greenpeace Deutschland so nicht geben würde. Jetzt geht der Gründer der Organisation von Bord. |werk=www.greenpeace-magazin.de |hrsg=[[Greenpeace Magazin]] |datum=2002 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20111225094219/http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=3598 |archiv-datum=2011-12-25 |abruf=2021-08-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://umweltunderinnerung.de/index.php/kapitelseiten/oekologische-zeiten/88-die-schornsteinbesetzer-von-greenpeace/66-die-schornsteinbesetzer-von-greenpeace#item4 |titel=Die Schornsteinbesetzer von Greenpeace |titelerg=4. &quot;Erst wenn der letzte Baum gerodet...&quot; – die Besetzung des Boehringer-Schornsteins in Hamburg. |werk=umweltunderinnerung.de |datum=2012 |abruf=2021-08-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= Wolfgang Hain |url=http://umweltunderinnerung.de/images/umweltunderinnerung/oekologische_zeiten/schornsteinbesetzer_321x500.jpg |titel=Boehringer occupation |werk=umweltunderinnerung.de |datum=2012 |abruf=2021-08-07 |format=JPG}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Kelly Family]] verarbeitete den Text 1993 in ihrem Hit „When The Last Tree“.&lt;ref&gt;{{YouTube | uploader=The Kelly Family Discography | id=y5YV9imo9dg | title=The Kelly Family - When The Last Tree | upload=2008-11-26 | abruf=2024-02-25 | laufzeit=3:57 min}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Slogan]] wurde unter anderem auf Aufklebern, Postern, T-Shirts abgebildet und auch von [[Greenpeace]] vertrieben. Dabei war er häufig mit einer farbenfrohen, „indianisch“ anmutenden, an ein [[Totempfahl|Totem]] angelehnten Grafik umrandet.&lt;ref&gt;''[https://www.materialien-fechenbach.de/produkt/aufkleber-weissagung-der-cree/ Weissagung der Cree (Aufkleber).]'' Abgerufen am 17. Juni 2023.&lt;/ref&gt; Mittlerweile hat er sich zu einem bekannten [[Mem]] entwickelt und wird auch in vielen abgewandelten, teilweise satirischen, Versionen weiter verbreitet.&lt;ref&gt;''[http://satireministerium.blogspot.de/2011/04/teilen-teilen-teilen.html Weissagung des Satireministeriums.]'' Abgerufen am 13. März 2013.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/blog/Mal-wieder-ein-Aufkleber-fuers-Auto,extra10834.html |text=''Mal wieder ein Aufkleber fürs Auto.'' |archive-is=20160219191346}}. Von [[Extra 3]], abgerufen am 16. Februar 2016.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.catholicism-wow.de/pivot/entry.php?id=548 |titel=Weissagung der Cree 2.0 |datum=2014-10-26 |abruf=2019-10-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wikisource|Chief Seattle's Speech|Chief Seattle’s Speech|lang=en}}<br /> * Eintrag „When the Last Tree Is Cut Down, the Last Fish Eaten, and the Last Stream Poisoned, You Will Realize That You Cannot Eat Money“ auf ''[http://quoteinvestigator.com/2011/10/20/last-tree-cut Quote Investigator.]''<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Legende]]<br /> [[Kategorie:Umweltgeschichte]]<br /> [[Kategorie:Politischer Mythos]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Weissagung_der_Cree&diff=250613110 Weissagung der Cree 2024-11-23T15:34:42Z <p>7lima: Sprachliche Klarstellung</p> <hr /> <div>Als '''Weissagung der [[Cree]]''' bezeichnet man vermutlich fälschlicherweise einen [[Wahlspruch]] der [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischen]] und [[Westdeutschland|westdeutschen]] [[Umweltbewegung]], der auf die [[Umweltverschmutzung|Umweltproblematik]] aufmerksam machen sollte. Er fand in den [[1980er]] Jahren weite Verbreitung, z.&amp;nbsp;B. als [[Aufkleber]] und durch das Lied ''[[Weissagung der Cree#Verbreitung|Rauchzeichen]].'' Die häufigste Textversion ist:<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Only after the last tree has been cut down / Only after the last river has been poisoned / Only after the last fish has been caught / Then will you find that money cannot be eaten.<br /> |Sprache=en<br /> |Übersetzung=Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.}}<br /> <br /> == Ursprünge ==<br /> Ob die sogenannte Weissagung der Cree indianischen Ursprungs ist, ist noch nicht geklärt. Der Zitateforscher Garson O’Toole ermittelte auf seiner Website ''Quote Investigator'' als bislang früheste schriftliche Quelle ein Interview mit der späteren kanadischen Dokumentarfilmerin [[Alanis Obomsawin]], das 1972 in Kanada erschien. Obomsawin gehört dem indianischen Volk der [[Abenaki]] an.&lt;ref&gt;''Conversations with North American Indians.'' Nach ''[http://quoteinvestigator.com/2011/10/20/last-tree-cut Quote Investigator.]''&lt;/ref&gt; Der Zitateforscher Norbert Rief nennt die gleiche Quelle des Satzes, um zu belegen, dass es keine alte indianische Überlieferung sei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Norbert Rief |url=https://diepresse.com/home/kultur/literatur/4835141/Gefaelschte-Zitate_Das-habe-ich-nie-gesagt |titel=Gefälschte Zitate: Das habe ich nie gesagt! |werk=Die Presse |hrsg=&quot;Die Presse&quot; Verlags-Gesellschaft m.b.H. Co KG |datum=2015-10-03 |abruf=2018-08-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Wahlspruch weist Parallelen zur Legende von den [[Regenbogenkrieger]]n auf. Diese entstammt sinngemäß einer Rede, die [[Seattle (Häuptling)|Häuptling Seattle]] der [[Suquamish]] im Jahr 1854 vor [[Isaac Ingalls Stevens]], dem Gouverneur des [[Washington-Territorium]]s, hielt. Der amerikanische Journalist Henry A.&amp;nbsp;Smith, Ohrenzeuge der Rede, gab den Satz 1887, also 33 Jahre später, in der Zeitung „Seattle Sunday“ aus seiner Erinnerung wie folgt wieder:<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Und wenn der letzte rote Mann von der Erde verschwunden und die Erinnerung des weißen Mannes an ihn zur Legende geworden ist, dann werden diese [[Gestade]] übervoll sein von den unsichtbaren Toten meines Stammes, … dann wimmeln sie von den wiederkehrenden Scharen, die einst dieses Land bevölkerten und es immer noch lieben.}}<br /> <br /> 1972 veränderte der amerikanische Literaturhistoriker und Filmregisseur Ted Perry den optimistischen Sinn dieser Sätze. Er verbreitete mit: ''„Wenn der letzte rote Mann mit seiner Wildnis verschwunden und die Erinnerung an ihn nur der Schatten einer Wolke ist, die sich über die Prärie bewegt, werden diese Küsten und Wälder dann noch da sein? Wird vom Geist meines Volkes etwas übrig bleiben?“'' eine Version, die seine ökologische Botschaft unterstützen sollte.<br /> <br /> Der erste Teil des Wahlspruchs, in dem Bezug auf Bäume, Flüsse und Fische genommen wird, ist in einer anderen Version der Legende von den Regenbogenkriegern enthalten. Diese wurde erstmals 1962 von den amerikanischen Geographen William Willoya und Vinson Brown als Prophezeiung der [[Hopi]] veröffentlicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=John Tarleton |url=http://www.johntarleton.net/niman.html |titel=Interview with Michael Niman |datum=1999-07 |sprache=en |abruf=2022-01-19}}&lt;/ref&gt; Eine von Lelanie Fuller Anderson überlieferte Version der Legende soll von einer alten [[Cree]] stammen. Auch dieses möglicherweise indianische Original endet ähnlich wie die Prophezeiung des Häuptlings Seattle nicht mit der Mahnung an die [[Habgier|Gier]] oder die Geldgläubigkeit der Menschen, sondern mit dem Erscheinen einer Armee von Regenbogenkriegern (engl. Rainbow Warriors).&lt;ref&gt;Jens J. Korff: ''Die dümmsten Sprüche aus Politik, Kultur und Wirtschaft – und wie Sie gepflegt widersprechen.'' Westend, Frankfurt am Main 2015, S. 109f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verbreitung ==<br /> [[Datei:Degrowth-2014-leipzig-demonstration-4-klimagerechtigkeit-leipzig.jpg|mini|„Geld ist nicht essbar“, Abschlussdemonstration der [[Internationale Degrowth-Konferenz#Leipzig 2014|Internationalen Degrowth-Konferenz 2014]], [[Leipzig]]]]<br /> Im November 1972 benutzte Thomas Porter alias Sakokwenionkwas, ein Sprecher der [[Mohawk]], die [[Metapher]] vom letzten Baum und letzten Fisch und dem Geld in einer Rede an der [[Harvard University]], die sich an Präsident [[Richard Nixon]] richtete.&lt;ref name=&quot;quote&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://quoteinvestigator.com/2011/10/20/last-tree-cut/ |titel=Quote Investigator: When the Last Tree is Cut Down... |abruf=2019-09-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1979 veröffentlichten die Bands [[Ape, Beck &amp; Brinkmann]] und [[Cochise (deutsche Band)|Cochise]] das Lied ''Rauchzeichen,'' dessen von Fred Ape verfasster Text auf der Weissagung basiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Golyr |url=http://www.lyricsmania.com/rauchzeichen_lyrics_cochise.html |titel=Rauchzeichen – Cochise |abruf=2015-12-26}}&lt;/ref&gt; Das Lied erreichte eine Auflage von über 100.000 Exemplaren und wurde auch in Schulbüchern abgedruckt.&lt;ref&gt;''[http://www.deutschlandfunk.de/programmvorschau.281.de.html?cal:month=8&amp;cal:year=2012&amp;drbm:date=29.08.2012 Deutschlandfunk-Nacht-Radio, 29. August 2012.]'' Abgerufen am 13. März 2013.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1981 erkletterten zwei [[Greenpeace]]-Aktivisten den Schornstein der Hamburger Pestizidfabrik ''Boehringer'', um gegen den Ausstoß von [[Dioxine]]n in den Rauchgasen zu protestieren, und entrollten dort ein extrem langes Transparent, das den Wahlspruch zitierte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Andrea Hösch |url=http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=3598 |titel=Ein Macher mit Visionen |titelerg=Harald Zindler will keinen Orden und mag auch kein Aufsehen um seine Person. Er hat schließlich nur getan, was getan werden musste, sagt der Mann, ohne den es Greenpeace Deutschland so nicht geben würde. Jetzt geht der Gründer der Organisation von Bord. |werk=www.greenpeace-magazin.de |hrsg=[[Greenpeace Magazin]] |datum=2002 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20111225094219/http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=3598 |archiv-datum=2011-12-25 |abruf=2021-08-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://umweltunderinnerung.de/index.php/kapitelseiten/oekologische-zeiten/88-die-schornsteinbesetzer-von-greenpeace/66-die-schornsteinbesetzer-von-greenpeace#item4 |titel=Die Schornsteinbesetzer von Greenpeace |titelerg=4. &quot;Erst wenn der letzte Baum gerodet...&quot; – die Besetzung des Boehringer Schornsteins in Hamburg. |werk=umweltunderinnerung.de |datum=2012 |abruf=2021-08-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= Wolfgang Hain |url=http://umweltunderinnerung.de/images/umweltunderinnerung/oekologische_zeiten/schornsteinbesetzer_321x500.jpg |titel=Boehringer occupation |werk=umweltunderinnerung.de |datum=2012 |abruf=2021-08-07 |format=JPG}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Kelly Family]] verarbeitete den Text 1993 in ihrem Hit „When The Last Tree“.&lt;ref&gt;{{YouTube | uploader=The Kelly Family Discography | id=y5YV9imo9dg | title=The Kelly Family - When The Last Tree | upload=2008-11-26 | abruf=2024-02-25 | laufzeit=3:57 min}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Slogan]] wurde unter anderem auf Aufklebern, Postern, T-Shirts abgebildet und auch von [[Greenpeace]] vertrieben. Dabei war er häufig mit einer farbenfrohen, „indianisch“ anmutenden, an ein [[Totempfahl|Totem]] angelehnten Grafik umrandet.&lt;ref&gt;''[https://www.materialien-fechenbach.de/produkt/aufkleber-weissagung-der-cree/ Weissagung der Cree (Aufkleber).]'' Abgerufen am 17. Juni 2023.&lt;/ref&gt; Mittlerweile hat er sich zu einem bekannten [[Mem]] entwickelt und wird auch in vielen abgewandelten, teilweise satirischen, Versionen weiter verbreitet.&lt;ref&gt;''[http://satireministerium.blogspot.de/2011/04/teilen-teilen-teilen.html Weissagung des Satireministeriums.]'' Abgerufen am 13. März 2013.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/blog/Mal-wieder-ein-Aufkleber-fuers-Auto,extra10834.html |text=''Mal wieder ein Aufkleber fürs Auto.'' |archive-is=20160219191346}}. Von [[Extra 3]], abgerufen am 16. Februar 2016.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.catholicism-wow.de/pivot/entry.php?id=548 |titel=Weissagung der Cree 2.0 |datum=2014-10-26 |abruf=2019-10-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wikisource|Chief Seattle's Speech|Chief Seattle’s Speech|lang=en}}<br /> * Eintrag „When the Last Tree Is Cut Down, the Last Fish Eaten, and the Last Stream Poisoned, You Will Realize That You Cannot Eat Money“ auf ''[http://quoteinvestigator.com/2011/10/20/last-tree-cut Quote Investigator.]''<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Legende]]<br /> [[Kategorie:Umweltgeschichte]]<br /> [[Kategorie:Politischer Mythos]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Epoxidharz&diff=250124261 Epoxidharz 2024-11-07T13:48:29Z <p>7lima: Kleinere Korrekturen</p> <hr /> <div>[[Datei:Hybridcircuit.jpg|mini|Anwendung eines Epoxidharzes als Isoliermittel auf einer [[Dickschicht-Hybridtechnik|Hybridschaltung]]. Die Leiterplatte enthält ebenfalls Epoxidharz (zusätzlich durch [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|Glasfasermatten verstärkt]]).]]<br /> [[Datei:Steinteppich auf einer Treppe.jpg|mini|Anwendung eines Epoxidharzes als Bindemittel in einem [[Steinteppich]]]]<br /> <br /> Als '''Epoxidharz''' oder abgekürzt '''EP-Harz''' bezeichnet man [[Kunstharz]]e, die [[Epoxide|Epoxidgruppen]] tragen.&lt;ref name=&quot;LdC&quot;&gt;Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher (Hrsg.): ''Lexikon der Chemie.'' 3. Bände, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2003, ISBN 978-3-8274-1151-8.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Deutsches Institut für Normung: ''DIN-Term Beschichtungsstoffe.'' Vincentz Network, 2001, ISBN 978-3-87870-721-9, S.&amp;nbsp;65, {{Google Buch |BuchID=ed-rKqRMyL0C |Seite=65 |Hervorhebung=EP epoxidharze}}.&lt;/ref&gt; Es handelt sich um [[Reaktionsharz]]e, die nach Vermischung mit einem Härter zu einem [[duroplast]]ischen [[Kunststoff]] reagieren. Der Härter ist dabei Reaktionspartner und bildet zusammen mit dem Harz einen makromolekularen [[Ether#Polyether|Polyether]] mit in der Regel zwei endständigen Epoxidgruppen. Je nach Anwendung können [[Farbstoff|Farb-]] und weitere [[Additiv|Zusatzstoffe]] eingebunden werden.<br /> <br /> Nach der Aushärtung besitzen Epoxidharze gute mechanische Eigenschaften sowie eine gute Temperatur- und Chemikalienbeständigkeit und gelten als hochwertige, aber teure [[Kunststoffe]]. Sie werden u.&amp;nbsp;a. als Reaktions- und Einbrenn[[lack]]e, [[Klebstoff]]e, für [[Laminat]]e, als Einbettmittel in der [[Metallographie]] und als Formmassen für Komponenten in der [[Elektrotechnik]] und [[Elektronik]] verwendet.&lt;ref name=&quot;Ullmann&quot;&gt;{{cite journal |author = Ha Q. Pham, Maurice J. Marks |title=Epoxy Resins|journal=Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry |doi=10.1002/14356007.a09_547.pub2}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Epoxide wurden zuerst von [[Paul Schlack]] in [[Wolfen]] (Patentanmeldung 1934, erteilt 1939) und [[Pierre Castan]] in der Schweiz (Patent-Anmeldung 1938 in der Schweiz, erteilt 1940, von der [[Ciba AG]] produziert) entwickelt.<br /> <br /> == Epoxidharze (Präpolymere und Monomere) ==<br /> Die meisten kommerziell verwendeten Epoxidharze werden durch die Umsetzung von einer Verbindung mit [[Hydroxygruppe]]n und [[Epichlorhydrin]] hergestellt:<br /> :[[Datei:Synthesis epoxide Epichlorohydrin.svg|400px|Zuerst reagiert die Hydroxygruppe in einer Kupplungsreaktion mit Epichlorhydrin, gefolgt von einer Dehydrohalogenierung.]]<br /> :&lt;small&gt;Zuerst reagiert eine Hydroxygruppe in einer Kupplungsreaktion mit Epichlorhydrin, gefolgt von einer Dehydrohalogenierung.&lt;/small&gt;<br /> <br /> Derartige Epoxidharze werden [[Glycidol|Glycidyl]]-basierte Epoxidharze genannt. Die Hydroxygruppe kann dabei von aliphatischen [[Diole]]n, [[Polyole]]n, [[phenol]]ischen Verbindungen oder [[Dicarbonsäuren]] stammen. Als [[Phenole]] werden Verbindungen wie [[Bisphenol A]] und [[Novolak]]e verwendet. Als mehrwertige [[Alkohole]] werden Verbindungen wie [[1,4-Butandiol]] eingesetzt. Di- und Polyole führen zu Diglycid-Polyethern. Für Diglycid-Esterharze werden Dicarbonsäuren, wie [[Hexahydrophthalsäure]] verwendet. Statt einer Hydroxygruppe kann aber auch das Stickstoffatom eines [[Amine|Amins]] oder [[Amide|Amids]] reagieren.<br /> <br /> Die zweite Möglichkeit zur Herstellung von Epoxidharzen ist die Umsetzung [[aliphatisch]]er oder cycloaliphatischer [[Alkene]] mit [[Persäure]]n:&lt;ref name=&quot;Ullmann&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;KunstChem&quot;&gt;[[Wolfgang Kaiser (Chemiker)|Wolfgang Kaiser]]: ''Kunststoffchemie für Ingenieure.'' 3. Aufl. Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-43047-1, S.&amp;nbsp;437 ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> :[[Datei:Synthesis epoxide peracid.svg|500px]]<br /> <br /> Für diese Herstellung ist im Gegensatz zu Glycidyl-basierten Epoxidharzen kein azides Wasserstoffatom, sondern eine Doppelbindung notwendig.<br /> <br /> === Bisphenol-basierte Epoxid-Harze ===<br /> Etwa 75 % aller weltweit verwendeten Epoxidharze basieren auf Bisphenol A. Aus diesem wird in einer Reaktion mit Epichlorhydrin [[Bisphenol-A-diglycidylether]] hergestellt:<br /> <br /> :[[Datei:Diglycidether.svg|400px|Synthese von Bisphenol-A-diglycidylether.]]<br /> :&lt;small&gt;In einer zweistufigen Reaktion wird zuerst Epichlorhydrin an Bisphenol A addiert (es entsteht Bis(3-chlor-2-hydroxy-propoxy)bisphenol A), anschließend in einer [[Kondensationsreaktion]] mit einer stöchiometrischen Menge an [[Natriumhydroxid]] das Bis-Epoxid gebildet. Das [[Chlor]]atom wird in Form von [[Natriumchlorid]] abgespalten, das Wasserstoffatom in Form von Wasser.&lt;/small&gt;<br /> <br /> Höhermolekulare Diglycidylether (n ≥ 1) bilden sich bei der Reaktion des gebildeten Epoxids mit weiterem Bisphenol A:<br /> :[[Datei:Synthesis Bisphenol A diglycidyl ether higher Mw.svg|600px|Synthese von Bisphenol-A-diglycidylether mit hoher [[Molare Masse|molarer Masse]].]]<br /> <br /> Bei wenigen Moleküleinheiten (n = 1 bis 2) erhält man eine viskose, klare Flüssigkeit und man spricht von flüssigen Epoxidharzen. Bei mehr Moleküleinheiten (n = 2 bis 30) erhält man einen farblosen Feststoff, entsprechend spricht man von festen Epoxidharzen.<br /> <br /> Anstelle von Bisphenol A können auch andere [[Bisphenole]] verwendet werden (speziell [[Bisphenol F]]) oder [[bromierte Bisphenole]].<br /> <br /> === Novolak-Epoxidharze ===<br /> [[Datei:Epoxyphenol-Novolak.svg|mini|250px|Allgemeine Struktur von Epoxyphenol-Novolak mit ''n'' üblicherweise im Bereich von 0 bis 4. Es liegen verschiedene [[Konstitutionsisomere]] vor.]]<br /> Die Umsetzung von [[Phenole]]n mit [[Formaldehyd]] führt zu [[Novolak]]en. Das anschließende Anfügen von Epoxidgruppen mit Epichlorhydrin erzeugt Novolake mit [[Glycidol|Glycidyl-Resten]], wie Epoxyphenol-Novolak (EPN) oder Epoxycresol-Novolak (ECN). Diese hochviskosen bis festen Harze tragen typischerweise 2 bis 6 Epoxidgruppen pro Molekül. Durch die hohe Funktionalität dieser Harze bildet sich durch die Härtung hochvernetzte Polymere mit hoher Temperatur- und Chemikalienbeständigkeit, aber geringer mechanischer Flexibilität.&lt;ref name=&quot;Ullmann&quot; /&gt;<br /> <br /> === Aliphatische Epoxidharze ===<br /> Es gibt zwei Sorten aliphatischer Epoxidharze: Solche, die durch Epoxidierung von Doppelbindungen erhalten werden (cycloaliphatische Epoxide und epoxidierte Pflanzenöle) und solche, die durch Reaktion mit Epichlorhydrin gebildet werden (Glycidyl-Ether und -Ester).<br /> <br /> [[Datei:Diepoxyester.svg|mini|190px|[[3,4-Epoxycyclohexylmethyl-3′,4′-epoxycyclohexancarboxylat]]]]<br /> Cycloaliphatische Epoxide enthalten einen oder mehrere aliphatische Ringe im Molekül, an welchen der Oxiranring enthalten ist (z.&amp;nbsp;B. 3,4-Epoxycyclohexylmethyl-3′,4′-epoxycyclohexancarboxylat). Sie werden durch die Reaktion eines cyclischen Alkens mit einer Persäure hergestellt ([[#Epoxidharze (Präpolymere und Monomere)|siehe oben]]).&lt;ref&gt;L. Hammerton, ed. by Rebecca Dolbey: ''Recent Developments in Epoxy Resins.'' RAPRA Review Reports, 1996, ISBN 978-1-85957-083-8, S.&amp;nbsp;8.&lt;/ref&gt; Cycloaliphatische Epoxide zeichnen sich durch ihr aliphatisches Gerüst, einen hohen Oxiran-Gehalt und die Abwesenheit von [[Chlor]] aus, was zu niedriger Viskosität sowie (wenn ausgehärtet) zu guter Wetterbeständigkeit, niedrigen [[Dielektrische Konstante|dielektrischen Konstanten]] und hohem [[Glasübergangstemperatur|T&lt;sub&gt;g&lt;/sub&gt;]] führt. Jedoch polymerisieren aliphatische Epoxidharze bei Raumtemperatur nur sehr langsam, sodass meist höhere Temperaturen und geeignete Beschleuniger notwendig sind. Da Aliphaten im Gegensatz zu Aromaten eine niedrigere [[Elektronendichte]] aufweisen, reagieren cycloaliphatische Epoxide im Vergleich zu Bisphenol-A-basierten Epoxidharze (besitzen aromatische Ethergruppen) weniger leicht mit [[Nukleophilie|Nukleophilen]]. Somit können nur schlecht gewöhnliche, nukleophile Härter wie z.&amp;nbsp;B. [[Amine]] zur Vernetzung verwendet werden. Cycloaliphatische Epoxide werden daher meist thermisch oder [[Thermolatente Photoinitiatoren|UV-initiiert]] in einer elektrophilen bzw. kationischen Reaktion homopolymerisiert. Durch die niedrige dielektrischen Konstanten sowie die Abwesenheit von Chlor werden cycloaliphatischen Epoxide häufig zur Verkapselung elektronischer Systeme verwendet, wie etwa von [[Mikrochip]]s oder [[LED]]. Zudem werden sie für [[Strahlenhärtung|strahlengehärtete]] Farben und Lacke verwendet. Durch ihren hohen Preis sind sie jedoch bisher auf derartige Anwendungen beschränkt geblieben.&lt;ref name=&quot;Ullmann&quot; /&gt;<br /> <br /> Epoxidierte Pflanzenöle bilden sich durch Epoxidierung von ungesättigten [[Fettsäuren]], ebenfalls durch Umsetzung mit Persäuren. In diesem Fall können die Persäuren auch [[in-situ]] durch Umsetzung von Carbonsäuren mit Wasserstoffperoxid gebildet werden. Verglichen mit LERs (liquid epoxy resins) weisen sie sehr niedrige Viskositäten auf. Wenn sie jedoch in größeren Mengen als [[Reaktivverdünner]] genutzt werden, führt dies häufig zu verringerter chemischer und thermischer Widerstandsfähigkeit und zu schlechteren mechanischen Eigenschaften der gehärteten Epoxide. In großem Umfang hergestellte epoxidierte Pflanzenöle wie [[epoxidiertes Sojabohnenöl|epoxidierte Soja-]] und Leinöle werden zum großen Teil als [[Sekundärweichmacher]] und Costabilisatoren für [[Polyvinylchlorid|PVC]] genutzt.&lt;ref name=&quot;Ullmann&quot; /&gt;<br /> <br /> Aliphatische Glycidyl-Epoxidharze niedriger [[Molare Masse|molarer Masse]] (mono-, bi- oder auch [[Funktionalität (Chemie)|höherfunktional]]) werden durch die Reaktion von Epichlorhydrin mit aliphatischen Alkoholen oder [[Polyole]]n gebildet (es entstehen [[Glycidyl-Ether]]) oder mit aliphatischen [[Carbonsäuren]] (es entstehen [[Glycidyl-Ester]]). Die Reaktion wird in Anwesenheit einer Base wie Natriumhydroxid durchgeführt, analog der Bildung von Bisphenol A-diglycidether. Auch aliphatische Glycidyl-Epoxidharze weisen meist eine niedrige Viskosität auf. Sie werden daher anderen Epoxidharzen zur Herabsetzung der [[Viskosität]] als Reaktivverdünner oder auch als [[Haftvermittler]] zugegeben. Epoxidharze aus (langkettigen) Polyolen werden darüber hinaus zur Verbesserung der Zug- und Schlagfestigkeit zugesetzt.<br /> <br /> === Halogenierte Epoxidharze ===<br /> [[Halogenierung|Halogenierte]] Epoxidharze werden für spezielle Eigenschaften zugesetzt, es kommen [[Bromierung|bromierte]] und [[Fluorierung|fluorierte]] Epoxidharze zum Einsatz.&lt;ref name=&quot;Ullmann&quot; /&gt;<br /> <br /> Bromiertes Bisphenol A wird verwendet, wenn [[Flammhemmung|flammhemmende Eigenschaften]] benötigt werden, wie etwa in manchen elektrischen Anwendungen (z.&amp;nbsp;B. [[Leiterplatte]]n). Das [[Tetrabrombisphenol A|tetrabromierte Bisphenol A]] (TBBPA, 2,2-Bis(3,5-dibromphenyl)propan) oder dessen Diglycidether, 2,2-Bis[3,5-dibrom-4-(2,3-epoxypropoxy)phenyl]propan, können dazu der Epoxid-[[Formulierung]] beigemischt werden. Die Formulierung kann dann in derselben Weise wie reines Bisphenol A umgesetzt werden. Einige (unvernetzte) Epoxidharze mit sehr hoher molarer Masse werden technischen Thermoplasten beigefügt, ebenfalls um flammhemmende Eigenschaften zu erzielen.<br /> <br /> Fluorierte Epoxidharze wurden für einige Hochleistungsanwendungen erforscht, wie beispielsweise der fluorierte Diglycidether 5-Heptafluorpropyl-1,3-bis[2-(2,3-epoxypropoxy)hexafluor-2-propyl]benzol. Da es eine niedrige Oberflächenspannung besitzt, wird es als Netzmittel ([[Tensid]]) für den Kontakt mit [[Glasfaser]]n zugesetzt. Die Reaktivität gegenüber Härtern ist vergleichbar mit Bisphenol A. Ausgehärtet führt das Epoxidharz zu einem Duroplasten mit hoher chemischer Widerstandsfähigkeit und niedriger Wasseraufnahme. Die kommerzielle Verwendung von fluorierten Epoxidharzen wird jedoch durch ihre hohen Kosten und ihren niedrigen T&lt;sub&gt;g&lt;/sub&gt; eingeschränkt.<br /> <br /> === Charakterisierung ===<br /> Epoxidharz-Produkte werden über unterschiedliche [[Kennzahl]]en charakterisiert. Hierzu zählen die [[Molare Masse|Molmasse]] bzw. die [[Molmassenverteilung]], die [[Hydroxylzahl]] sowie das [[Epoxid-Äquivalentgewicht]]. Des Weiteren bestimmt die bereits erwähnte [[Glasübergangstemperatur]] eine entscheidende Rolle für die Eigenschaften der später erhaltenen Produkte.<br /> <br /> == Härter und Härtung ==<br /> {| class=&quot;wikitable float-right&quot; style=&quot;text-align:center; font-size:90%;&quot;<br /> |-<br /> | class=&quot;hintergrundfarbe6&quot; | Härter<br /> |-<br /> | [[Datei:M-Phenylendiamin.svg|100px|1,3-Diaminobenzol]]&lt;br /&gt;[[Phenylendiamine|1,3-Diaminobenzol]]<br /> |-<br /> | [[Datei:N1-(2-aminoethyl)ethane-1,2-diamine 200.svg|160px|Diethylentriamin]]&lt;br /&gt;[[Diethylentriamin]]<br /> |-<br /> | [[Datei:Hexahydrophthalsäureanhydrid.svg|110px|Hexahydrophthalsäureanhydrid]]&lt;br /&gt;[[Cyclohexan-1,2-dicarbonsäureanhydrid|Hexahydrophthalsäure]] -&lt;br /&gt;[[Cyclohexan-1,2-dicarbonsäureanhydrid|anhydrid]]<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> Als Härter werden mehrwertige [[Amine]] („aminische Härter“), wie zum Beispiel [[Phenylendiamine|1,3-Diaminobenzol]], und aliphatische Amine, wie zum Beispiel [[Diethylentriamin]] oder [[4,4′-Methylenbis(cyclohexylamin)]], verwendet. Die Aushärtung mit aliphatischen Aminen erfolgt bereits bei Zimmertemperatur (Kalthärtung); aromatische Amine erfordern eine Heißhärtung. Bei „sauren Härtern“, die oft Dicarbonsäureanhydride wie [[Hexahydrophthalsäureanhydrid]] sind, erfolgt die Aushärtung bei höheren Temperaturen, oft im Bereich zwischen 120&amp;nbsp;°C bis 160&amp;nbsp;°C. Die reaktiven Ethylenoxidringe der Epoxidharze reagieren in [[Additionsreaktion]]en mit den funktionellen Gruppen der Härter. Weiterhin findet durch den katalytischen Einfluss der Aminogruppen in wechselndem Umfang eine [[Kettenpolymerisation#Anionische Polymerisation|anionische Polymerisation]] der Epoxidgruppen statt. Starke Säuren bewirken eine [[Kettenpolymerisation#Kationische Kettenpolymerisation|kationische Polymerisation]].<br /> <br /> :{| style=&quot;width:30%&quot;<br /> | [[Datei:VernetzteEpoxidharze.svg|450px|Schematische Darstellung.]]<br /> |-<br /> | &lt;small&gt;Schematische Darstellung eines Ausschnitts eines Makromoleküls: Additionsprodukt aus Epoxid-Harz und dem Härter Diethylentriamin. Diethylentriamin ist rot markiert, [-R–O-]&lt;sub&gt;''n''&lt;/sub&gt; symbolisiert Polyethereinheiten des Harzes.&lt;/small&gt;<br /> |}<br /> <br /> == Verarbeitung ==<br /> [[Datei:FiveMinEpoxy.jpg|mini|hochkant=1.5|Das Gebinde enthält Harz und Härter exakt im Verhältnis 1:1; vor der Verarbeitung muss es sorgfältig vermischt werden]]<br /> <br /> Wie bei allen Reaktionsharzen muss beim Anmischen von Reaktionsharzmassen das [[stöchiometrisch]]e Harz-Härter-Verhältnis genau eingehalten werden – andernfalls verbleiben Teile von Harz oder Härter ohne Reaktionspartner. Diese unreagierten funktionellen Gruppen bleiben zurück und die Vernetzung bleibt unvollständig, was zu einem weichen Produkt und zu klebrigen Oberflächen führt. Einige Epoxidsysteme sind jedoch weniger empfindlich und innerhalb enger Grenzen ausdrücklich für eine Variation des Mischungsverhältnisses geeignet. Dadurch lassen sich Härte, Elastizität und andere Eigenschaften beeinflussen; so wird die Säurebeständigkeit durch einen höheren Anteil Epoxidharz erhöht. Da eine inhomogene Mischung der beiden Komponenten den gleichen negativen Effekt wie ein falsches Mengenverhältnis hat, sind umfangreiche Mischprozeduren beim Anmischen notwendig. Wenn die Farbgebung des resultierenden Kunststoffes ohne Belang ist, können als Durchmischungsindikator die beiden Ausgangsstoffe kontrastreich gefärbt sein.<br /> Die Polyaddition ist stark [[Exotherme Reaktion|exotherm]]. Die entstehende Reaktionswärme kann so groß werden, dass es zum Brand kommt; zumindest können jedoch die Eigenschaften des Harzes durch die Überhitzung negativ beeinflusst werden. Für Bauteile mit großen Wanddicken werden daher niedrigreaktive Harze verwendet.<br /> <br /> Die Verarbeitungsdauer von Reaktionsharzmassen wird [[Topfzeit]] genannt. Sie hängt von der Verarbeitungstemperatur, der Einstellung der Reaktionsharzmassen und der Ansatzgröße ab. Übliche Topfzeiten liegen bei einigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden. Während der Topfzeit steigt die Viskosität des Harzes in einer nichtlinearen Kurve immer weiter an, bis schließlich keine Verarbeitung mehr möglich ist. Die Angabe der Topfzeit ist in der Regel bei einem Harz/Härter-Ansatz von 100&amp;nbsp;g bei 20&amp;nbsp;°C gemacht – ''größere'' Verarbeitungsmengen entwickeln eine höhere Temperatur und haben eine wesentlich ''kürzere'' Verarbeitungszeit.<br /> <br /> Eine Erwärmung des angemischten Harzes verringert die [[Viskosität]] und verbessert dadurch im Allgemeinen die Verarbeitbarkeit, verkürzt aber auch die Topfzeit. Eine Erhöhung der Verarbeitungstemperatur um 10&amp;nbsp;°C bewirkt eine Halbierung der Topf- bzw. Aushärtezeit ([[RGT-Regel]]). Niedrigreaktive Epoxidharze benötigen lange Härtezeiten und möglichst eine erhöhte Härtungstemperatur (30&amp;nbsp;°C bis 40&amp;nbsp;°C). Bei Bedarf können noch Beschleuniger (hochreaktive Härter) zugegeben werden, die die Reaktionszeit verkürzen. Einige Epoxidharze können zur vollständigen Vernetzung und zum Erreichen einer höheren Wärmeformbeständigkeit nach der Aushärtung einer Warmhärtung unterzogen werden.<br /> <br /> Beim Warmhärten ([[Temperung]]) steigt die [[Glasübergangstemperatur]] (T&lt;sub&gt;g&lt;/sub&gt;) der Matrix um ca. 20&amp;nbsp;°C bis 25&amp;nbsp;°C über die maximale Warmhärtungstemperatur an – dies ist der sogenannte Temperaturvorlauf. Raumtemperaturanhärtende Systeme härten bei Raumtemperatur teilweise mit einer sehr spröden Matrix – eine Härtung über 40&amp;nbsp;°C/5&amp;nbsp;h bis 6&amp;nbsp;h beseitigt diese und verbessert zusätzlich die mechanischen Eigenschaften.<br /> <br /> Die Reaktionsharzmassen werden häufig mit niedrigviskosen Zusätzen modifiziert. Durch die niedrigere [[Viskosität]] der Reaktionsharzmasse wird eine bessere Penetration in poröse Werkstoffe (Tränkung von Geweben, Beschichtung von Beton) erreicht oder die Verarbeitbarkeit durch [[Spritzpressen]] (RTM-Verfahren) verbessert. Andererseits erlauben derartige Reaktionsharzmassen eine höhere Beladung mit Füllstoffen, woraus bei der Härtung ein geringerer Volumenschrumpf resultiert. Ebenfalls können die mechanischen Eigenschaften des gehärteten Harzes verbessert werden, ebenso die Ökonomie.<br /> Für diese Zwecke werden bevorzugt Glycidylether verwendet, da diese – im Gegensatz zu nicht reaktiven Verdünnern – kovalent an das Polymer gebunden werden und daher auch nicht migrieren können.<br /> <br /> Gebräuchlich als [[Reaktivverdünner]] sind:<br /> * Monoglycidylether – Glycidylether von einwertigen [[Phenole]]n oder [[Alkohole]]n<br /> Monoglycidylether neigen dazu, die [[Polyaddition]] abzubrechen, da sie nur monofunktionell sind. Daher beeinträchtigen sie die Festigkeit und die Temperaturbeständigkeit, erhöhen aber die Flexibilität. Glycidylether von Phenolen wirken hier weniger nachteilig als Alkylglycidylether, werden aber toxikologisch ungünstiger beurteilt. Bei den Alkylglycidylethern werden langkettige (C&lt;sub&gt;12&lt;/sub&gt;–C&lt;sub&gt;14&lt;/sub&gt;) wegen ihres niedrigen Dampfdrucks bevorzugt eingesetzt; sie lassen sich günstig aus [[Fettalkohol]]en herstellen.<br /> * Polyglycidylether<br /> Diese mehrfunktionellen Reaktivverdünner werden eingesetzt, wenn höhere Ansprüche an die mechanischen Eigenschaften gestellt werden. Da sie über mindestens zwei (wie der häufig eingesetzte [[1,6-Bis(2,3-epoxypropoxy)hexan|1,6-Hexandioldiglycidylether]]) Epoxidgruppen verfügen, bewirken sie keinen Abbruch der Polyaddition.<br /> <br /> Reaktionsharzmassen können mit [[Zuschlagstoff]]en (z.&amp;nbsp;B. [[Pyrogenes Siliciumdioxid|pyrogenem Siliciumdioxid]]) versehen werden, um sie [[Thixotropie|thixotrop]] einzustellen. Dieses verdickte Harz kann als Füllmasse oder Klebstoff verwendet werden. Andere Zuschlagstoffe dienen als Füllmittel (Hohlkugeln aus [[Glas]], [[Keramik]] oder [[Kunststoff]]en), um die Dichte des Harzes zu verringern, um die Griffigkeit bzw. Abrasionsbeständigkeit der Oberfläche zu verbessern ([[Quarzsand]], [[Technische Keramik|keramische Pulver]]) oder um die maximale Dauer-Betriebstemperatur zu steigern ([[Füllstoff|Metallische Füllstoffe]]: [[Aluminium]]-, [[Eisen]]/[[Stahl]]pulver). Zuschlagstoffe (wie [[Aluminiumhydroxid]]) können das brandhemmende Verhalten von Epoxidharz verbessern. Dies ist besonders beim Einsatz in Verkehrsmitteln wichtig.<br /> <br /> Das Aushärten kann mittels Zugabe von Photoinitiatoren mit Ultraviolett gestartet werden, wodurch Aushärtezeiten im Sekundenbereich erreicht werden.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.panacol.de/fileadmin/pdf_new/UV-LED-haertende-Epoxid-Kleber.pdf |text=''Epoxid-Klebstoffe'' |wayback=20160705162804 |archiv-bot=}} (PDF; 757&amp;nbsp;kB), auf panacol.de.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Eigenschaften ==<br /> Das ungefüllte ausgehärtete Harz hat eine Dichte von 1020 bis etwa 1200&amp;nbsp;kg/m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt;. Der [[Elastizitätsmodul]] beträgt 3000 bis 4500&amp;nbsp;MPa und die [[Zugfestigkeit]] etwa 80&amp;nbsp;MPa. Diese Werte variieren je nach Formulierung und Herstellung.<br /> <br /> Die [[Dielektrizitätszahl]] beträgt im Temperaturbereich −40 bis etwa +60&amp;nbsp;°C etwa 4 und steigt ebenso wie der dielektrische [[Verlustfaktor]] bei beginnender Erweichung (80 bis 100&amp;nbsp;°C) stark an. Der Verlustfaktor hat bei 40&amp;nbsp;°C ein Minimum, beträgt dort 50 bis 100&amp;#8239;·&amp;#8239;10&lt;sup&gt;−4&lt;/sup&gt; und steigt bei 100 bis 120&amp;nbsp;°C durch [[Orientierungspolarisation]] großer Kettensegmente auf etwa das 10 bis 20-fache an. Bei −40&amp;nbsp;°C ist ebenfalls ein Maximum (3 bis 10-facher Wert desjenigen bei 40&amp;nbsp;°C), hier hervorgerufen durch Orientierungspolarisation kurzer Kettensegmente.&lt;ref&gt;M. Beyer, W. Boeck, K. Möller, W. Zaengl: ''Hochspannungstechnik: Theoretische und praktische Grundlagen.'' Springer Verlag, 1992, 362 Seiten, ISBN 978-3-540-16014-4 (Reprint), S.&amp;nbsp;206 f.&lt;/ref&gt; Es werden Werkstoffe mit CTI-Werten ([[Kriechstromfestigkeit]]) von über 600&amp;nbsp;V angeboten. Durch Bromierung wird das Material schwer entflammbar ([[UL94]] V-1 oder besser).<br /> <br /> Die [[Wärmeleitfähigkeit]] beträgt 0,21&amp;nbsp;W/(m·K)&lt;ref&gt;H. Schürmann: ''Konstruieren mit Faser-Kunststoff-Verbunden.'' 2. Auflage, Springer-Verlag 2007; 672 Seiten, ISBN 978-3-540-72189-5, S.&amp;nbsp;269.&lt;/ref&gt; und kann durch Füllstoffe wesentlich gesteigert werden (isolierende elektrische Vergussmassen etwa 1,26&amp;nbsp;W/(m·K)&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://files.voelkner.de/525000-549999/527260-da-01-de-Epoxid_Vergussmasse.pdf |text=''Technisches Datenblatt zu ER2074 von Electrolube S.&amp;nbsp;2.'' |wayback=20170128162935 |archiv-bot=}} (PDF; 93&amp;nbsp;kB), auf files.voelkner.de, abgerufen am 28. Januar 2017.&lt;/ref&gt; bis 6&amp;nbsp;W/(m·K)&lt;ref&gt;[https://www.prozesswaerme.net/aktuell/technik-aktuell/14-04-2016-temperaturbestaendiges-epoxid-giessharz-mit-hoher-waermeleitfaehigkeit/ ''Temperaturbeständiges Epoxid-Gießharz mit hoher Wärmeleitfähigkeit''] Pressemitteilung der Fa. Kyocera.&lt;/ref&gt;).<br /> <br /> Die chemische [[Schwindung]] bei der Polyaddition ist mit 0,5 bis 5 % deutlich geringer als bei den ungesättigten Polyesterharzen. Sie kann mit Füllstoffen noch weiter verringert werden.<br /> <br /> Das ungefüllte Harz ist transparent gelblich bis wasserklar, und es ist auch ultraviolettbeständig bzw. vergilbungsfrei erhältlich. Bei Wellenlängen unterhalb 400&amp;nbsp;nm wird Epoxidharz nahezu intransparent, im [[Infrarot]]bereich ist es bis 2000&amp;nbsp;nm transparent. Der [[Brechungsindex]] liegt bei 1,5 bis 1,59 (bei 589,3&amp;nbsp;nm [[Natrium-D-Linie]]).&lt;ref&gt;[http://www.jpkummer.com/sites/default/files/Tech%20Tip%2018%20-%20Verstehen%20der%20optischen%20Eigenschaften%20bei%20Epoxyanwendungen.pdf ''Tech Tip 18: Verstehen der optischen Eigenschaften bei Epoxyanwendungen''] (PDF; 353&amp;nbsp;kB), Fa. Kummer Semiconductor Technology.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verwendung ==<br /> * Vielseitiger Konstruktions-[[Klebstoff#Epoxidharz-Klebstoffe|Klebstoff]], etwa im [[Bootsbau]], Haushalt und [[Modellbau]]<br /> ** Speziell eingestellte Epoxidharze finden als Metallkleber Anwendung<br /> ** Mörtel auf Kunststoffbasis (Reaktionsharzmörtel)<br /> ** zur Produktion von [[Steinteppich]]en<br /> * [[Gießharz]] zur Herstellung von Bauteilen im [[Gießen (Metall)|Gussverfahren]]<br /> * Wird in Verbindung mit [[Glasfaser]], [[Kohlenstofffaser]] und [[Aramide|Aramidfaser]] beim Bau von modernen Hochleistungs-[[Segelflugzeug]]en, aber auch zunehmend bei großen Passagierflugzeugen (Kohlenstoff- bzw. Carbonfaser) als [[Faserverbundkunststoff]] eingesetzt<br /> * [[Glasfaserverstärkter Kunststoff]] kommt für die Herstellung der [[Windkraftanlage#Rotorblätter|Rotorblätter von Windkraftanlagen]] zum Einsatz<br /> * Herstellung von [[Mineralguss]]gestellen für den Maschinenbau<br /> * Industriefußboden; Betonbeschichtung; Betonreparatur<br /> * [[Ionenaustauscher]]säulen (Chemie)<br /> * Anstrich; schwerer [[Korrosionsschutz]] (Schiffbau, Stahlkonstruktionen)<br /> ** Abdichtung von [[Terrarium|Holzterrarien]] (Terrarientechnik), da ausgehärtet ungiftig<br /> ** Bindemittel für verschiedene Anstrichstoffe (Lacke), durch Kombination von Phenolharzen entstehen Innenschutzlackierungen für Verpackungsmittel aller Art, von Haarspraydosen bis zu Lebensmittelverpackungen (sogenannte Goldlacke)<br /> ** Lacke zum Schutz vor [[Graffiti]]<br /> ** Herstellung von wasserlöslichen Kunstharzen zur [[Kathodische Tauchlackierung|kathodischen Tauchlackierung]] (KTL, Automobilbau)<br /> ** Sanierung von Rohren, insbes. [[Rohrinnensanierung]] (etwa von Trinkwasserleitungen, Fußbodenheizungen)<br /> ** Bemalung von Radwegen&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.infravelo.de/projekte/gruenbeschichtungen/ |titel=Grünbeschichtungen für bessere Sichtbarkeit der Radwege in Berlin |abruf=2019-04-25}}&lt;/ref&gt;<br /> * Vergießen von elektrischen Bauteilen oder anderen Objekten zwecks Isolation und Korrosionsschutz<br /> * [[Leiterplatten]]material wie [[FR-4]] als Trägermaterial von elektronischen Schaltungen<br /> * Matrixmaterial für die Herstellung von [[Faserverbundwerkstoff|Faserverbundbauteilen]], unter anderem für [[Luftfahrt|Luft-]] und [[Raumfahrt]], für den [[Motorsport]], in der Orthopädietechnik und für den [[Yacht]]bau; häufig auch im [[Handlaminat|Handlaminierverfahren]]<br /> * [[Plastination]]; insbesondere spezielle Epoxidharze, wie Epoxy E-12, werden zur Fixierung [[Anatomie|anatomischer]] [[Präparat]]e eingesetzt&lt;ref&gt;[http://www.meduniwien.ac.at/sysanat/about.html ''Plastination. The Medical University Vienna''] (englisch) [[Medizinische Universität Wien]], aufgerufen am 14. Oktober 2021&lt;/ref&gt;<br /> * Wird auf Kanten (''{{lang|en|coping}}'') von [[Skateboard]]rampen für bessere Rutschfähigkeit und als Schutz aufgebracht<br /> * Trägermaterial in der [[Kunst]]<br /> * Material zur Abformung in der [[Bildhauerei]]<br /> * Herstellung von [[Dünnschliff]]en<br /> * Bau von Epoxidharz-Tischen wie z.&amp;nbsp;B. Rivertable&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://epoxid1.de/pages/epoxidharz-tisch |titel=Epoxidharz Tisch selbst bauen ► Step-by-Step Anleitung |sprache=de |abruf=2023-05-31}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Beim Bau von Bootsrümpfen hat Epoxidharz gegenüber manchen [[Polyesterharz]]en unter anderem den Vorteil, dass es [[Osmose]]&amp;shy;schäden ausschließt, selbst wenn Seewasser durch eine beschädigte [[Gelcoat]]-Schicht dringt und mit dem Werkstoff in Berührung kommt. Deshalb wird Epoxidharz auch zur Reparatur von Osmoseschäden an Polyesterharz-Bootsrümpfen verwendet.<br /> <br /> == Umweltverträglichkeit ==<br /> Epoxidharz war über lange Zeit nicht [[recycling]]fähig und die Stoffe zu dessen Herstellung wurden überwiegend aus Erdöl gewonnen. Forschende aus Graz konnten jedoch erstmals biobasierte Epoxid-Duroplaste herstellen, die durch eine Reaktion mit Methanol wieder komplett in ihre Bestandteile zerlegt werden können. Das ermöglicht eine komplette Wiederverwertung.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Xianyuan Wu, Peter Hartmann, Dimitri Berne, Mario De bruyn, Florian Cuminet, Zhiwen Wang, Johannes Matthias Zechner, Adrian Daniel Boese, Vincent Placet, Sylvain Caillol, Katalin Barta |Titel=Closed-loop recyclability of a biomass-derived epoxy-amine thermoset by methanolysis |Sammelwerk=Science |Band=384 |Nummer=6692 |Datum=2024-04-12 |DOI=10.1126/science.adj9989 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Epoxidharz ist bereits seit längerem auch als Variante erhältlich, welche zu 99–100 % aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wurde. Preislich und von in Bezug auf Festigkeit und Klarheit unterscheiden sich diese neuen Produkte kaum von herkömmlichen Produkten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timeout.de/news/epoxidharz-nachhaltig-bio/ |titel=Nachhaltige und biobasierte Epoxidharze |sprache=de |abruf=2024-08-05}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://epoxid1.at/pages/die-epoxidharz-revolution-unsere-neuen-produkte |titel=Die Epoxidharz Revolution - Unsere neuen Produkte |sprache=de |abruf=2024-08-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Sicherheit und Gesundheit ==<br /> === Herstellung ===<br /> Epoxidharz wird industriell gewöhnlich aus einer Reaktion von Bisphenol A und Epichlorhydrin hergestellt. Aufgrund der spezifischen Charakteristik insbesondere dieser beiden [[Reaktant]]en sind bei der Herstellung von Epoxidharz besondere Sicherheitsvorschriften zu beachten (zu möglichen Gesundheitsgefahren und Stand der Forschung siehe insbesondere auch die Artikel [[Bisphenol A]] und [[Epichlorhydrin]]).<br /> <br /> Epoxidharz wurde unter der Bezeichnung ''Bisphenol-A-diglycidylether'' 2013 von der EU gemäß der [[Verordnung (EG) Nr. 1907/2006]] (REACH) im Rahmen der [[Stoffbewertung]] in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft ([[CoRAP]]) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des [[Chemischer Stoff#Definitionen des Gesetzgebers|Stoffs]] auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme der Substanz waren die Besorgnisse bezüglich [[Verbraucher]]verwendung, hoher (aggregierter) Tonnage und weit verbreiteter Verwendung sowie der Gefahren ausgehend von einer möglichen Zuordnung zur Gruppe der [[CMR-Stoffe]] und als potentieller [[endokriner Disruptor]]. Die Neubewertung läuft seit 2015 und wird von [[Dänemark]] durchgeführt. Um zu einer abschließenden Bewertung gelangen zu können, wurden weitere Informationen nachgefordert.&lt;ref&gt;{{CoRAP-Status |ID=100.015.294 |Name=2,2'-[(1-methylethylidene)bis(4,1-phenyleneoxymethylene)]bisoxirane |Evaluationsjahr=2015 |Status=Information requested |Abruf=2019-05-20}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Verarbeitung ===<br /> '''Epoxidharz-Produkte'''<br /> {{Infobox Gefahrstoffkennzeichnung<br /> | Name = Bisphenol-A-Epichlorhydrinharze mit durchschnittlicher Molmasse ≤700 g/mol<br /> | CAS = {{CASRN|25068-38-6|Q72501240}}<br /> | Quelle GHS-Kz = &lt;ref name=&quot;RG&quot;&gt;Sicherheitsdatenblatt [http://www.ezentrumbilder.de/rg/pdf/si_de_100133.pdf ''Epoxydharz L''] (PDF; 119&amp;nbsp;kB), von R&amp;G Faserverbundwerkstoffe GmbH, abgerufen am 6. Mai 2013.&lt;/ref&gt;<br /> | GHS-Piktogramme = {{GHS-Piktogramme|7|9}}<br /> | GHS-Signalwort = Achtung<br /> | H = {{H-Sätze|315|319|317|411}}<br /> | EUH = {{EUH-Sätze|-}}<br /> | P = {{P-Sätze|101|102|261|272|280|302+352|333+313|362|363|305+351+338|337+313}}<br /> | Quelle P = &lt;ref name=&quot;RG&quot; /&gt;<br /> | MAK = <br /> }}<br /> Epoxidharz wird üblicherweise in zwei Komponenten geliefert, die vom Anwender gebrauchsfertig zu mischen sind. Die sog. „A-Komponente“ enthält meist das Epoxidharz, die „B-Komponente“ den Härter, der in einem vorbestimmten Mischungsverhältnis dem Harz zuzugeben ist.<br /> <br /> Üblicherweise sind Epoxidharze mit den [[GHS-Symbol]]en GHS07 („Achtung“) und GHS09 („Umweltgefährlich“) und mit entsprechenden [[H- und P-Sätze]]n versehen. Die vielfach zum Einsatz kommenden Epoxidharz-Härter auf [[Amine|Amin]]-Basis müssen üblicherweise ebenfalls mit GHS-Symbolen (häufig GHS05, „Ätzend“) gekennzeichnet und ebenfalls mit H- und P-Sätzen versehen werden. Da die Gefährdungs- und Sicherheitshinweise in Abhängigkeit von eingesetztem Produkt und Härtertyp variieren, ist den [[Sicherheitsdatenblatt|Sicherheitsdatenblättern]] der verwendeten Produkte besondere Aufmerksamkeit zu schenken.<br /> <br /> '''Schutzausrüstung bei der Applikation'''<br /> <br /> Da der direkte Hautkontakt als weitaus schädlicher anzusehen ist als etwa eine Aufnahme über die Atemwege (z.&amp;nbsp;B. durch ungenügende Belüftung), ist persönliche Schutzausrüstung beim Einsatz vieler Epoxidprodukte vorgeschrieben. Zum Hautschutz eignen sich ausschließlich spezielle [[Nitrile|Nitril]]- oder Butyl-, Butyl/[[Viton]]- und PE-Laminat-Handschuhe. Ungeeignet sind dünne Einweg-Handschuhe unabhängig vom Material (zum Beispiel Latex, Vinyl oder Nitril). Die allergenen Stoffe durchdringen diese Handschuhe auch ohne Beschädigung innerhalb weniger Minuten, während der Eigenschutz der Haut durch Schwitzen bei fehlender Belüftung geschwächt wird. Hautschutzsalben bieten ebenfalls keinen akzeptablen Schutz. Unter Umständen kann zusätzlich das Tragen eines Schutzanzugs notwendig sein.<br /> <br /> === Einsatzgebiete ===<br /> Bezüglich der Verwendung von Epoxidharz-Systemen können ggf. je nach Einsatzgebiet und Anwendungsbereich ergänzende – auch gesetzliche – Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit bestehen, so z.&amp;nbsp;B. in den Bereichen [[Kinderspielzeug]], [[Rohrinnensanierung|Trinkwasser]], [[Bedarfsgegenstand|Lebensmittelbedarfsgegenstände]] etc.<br /> <br /> === Arbeitsschutz ===<br /> Inhaltsstoffe von Epoxidharzen haben sensibilisierende Eigenschaften. Bei ungeeigneter Arbeitsweise kann der Verarbeiter sensibilisiert werden, danach kann es zu allergischen Reaktionen in Form von Hautausschlägen kommen, vor allem beim Kontakt mit nicht ausgehärteten Epoxidharzen. Um Möglichkeiten zur Vermeidung von epoxidharzbedingten allergischen Hauterkrankungen zu erarbeiten, wurden verschiedene Arbeitskreise gegründet und Forschungsprojekte initiiert. Die bisherigen Ergebnisse dieser Arbeiten finden sich gesammelt auf der Epoxidharzseite des [[Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung|Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung]] (IFA)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) |url=https://www.dguv.de/ifa/praxishilfen/praxishilfen-gefahrstoffe/epoxidharze/index.jsp |titel=Epoxidharze |abruf=2021-11-09}}&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Walter Krauß (Hrsg.): ''Kittel: Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen.'' Band 2: Bindemittel für lösemittelhaltige und lösemittelfreie Systeme, 2. Aufl., Hirzel Verlag, 1998, ISBN 978-3-7776-0886-0.<br /> * Barbara Schmid, Jürgen Wehde, Ursula Vater: ''Gefahrstoffinformation und Gefährdungsbeurteilung bei der Verarbeitung von Epoxidharzen.'' In: ''[[Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft]].'' 70(1/2), 2010, S. 17–21.<br /> * Edward M. Petrie: ''Epoxy Adhesive Formulations.'' Verlag Mc Graw-Hill, 2006, ISBN 0-07-145544-2.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Epoxy resins|Epoxidharz}}<br /> * [http://www.materialarchiv.ch/#/detail/24/epoxidharze/ ''MATERIALARCHIV: Epoxidharze.''] – Umfangreiche Materialinformationen und Bilder<br /> * [http://pslc.ws/macrog/epoxy.htm ''The Chemistry of Epoxide.''] Polymer Science Learning Centre (PSLC), The University of Southern Mississippi – The Department of Polymer Science, Hattiesburg (Mississippi USA) 2005; Leicht verständliche Erklärung (englisch).<br /> * [https://www.bgbau.de/service/angebote/medien-center-suche/medium/epoxidharze-in-der-bauwirtschaft ''Praxisleitfaden der Berufsgenossenschaft Bau für den Umgang mit Epoxidharzen'']<br /> * [http://www.hamburg.de/contentblob/116896/data/m44-pdf.pdf ''Leitfaden des Hamburger Amtes für Arbeitsschutz zur Gefährdungsbeurteilung von Epoxidharzsystemen mit Hinweisen zu Schutzmaßnahmen''] (PDF; 814&amp;nbsp;kB).<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4070891-3}}<br /> <br /> [[Kategorie:Kunstharz]]<br /> [[Kategorie:Polyether| Epoxidharz]]<br /> [[Kategorie:Epoxid| Epoxidharz]]<br /> [[Kategorie:Isolierstoff]]<br /> [[Kategorie:Bodenbelag]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei_glorreiche_Halunken&diff=249934908 Zwei glorreiche Halunken 2024-10-31T23:54:25Z <p>7lima: Typographische Anführungszeichen</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = <br /> | Deutscher Titel = Zwei glorreiche Halunken<br /> | Originaltitel = Il buono, il brutto, il cattivo<br /> | Produktionsland = Italien, Spanien<br /> | Originalsprache = Englisch, Italienisch<br /> | Erscheinungsjahr = 1966<br /> | Länge =<br /> * &lt;small&gt;Kinofassung US/Int.:&lt;/small&gt; 162&amp;nbsp;Minuten<br /> * &lt;small&gt;Kinofassung IT (Director’s Cut):&lt;/small&gt; 174&amp;nbsp;Minuten<br /> * &lt;small&gt;Extended Versions:&lt;/small&gt; 171/179<br /> | FSK = 16{{FSK|0402|38278VDVD}}<br /> | JMK = <br /> | Regie = [[Sergio Leone]]<br /> | Drehbuch =<br /> * [[Agenore Incrocci]]<br /> * [[Furio Scarpelli]]<br /> * [[Luciano Vincenzoni]]<br /> * Sergio Leone<br /> | Produzent = [[Alberto Grimaldi]]<br /> | Musik = [[Ennio Morricone]]<br /> | Kamera = [[Tonino Delli Colli]]<br /> | Schnitt =<br /> * [[Eugenio Alabiso]]<br /> * [[Nino Baragli]]<br /> * [[Joe D’Augustine]]<br /> | Besetzung =<br /> * [[Clint Eastwood]]: der Blonde/der Gute<br /> * [[Lee Van Cleef]]: Sentenza/der Böse<br /> * [[Eli Wallach]]: Tuco, „der Hässliche“ (Tuco Benedicto Pacífico Juan María Ramírez)<br /> * [[Aldo Giuffrè]]: betrunkener Captain<br /> * [[Mario Brega]]: Corporal Wallace<br /> * [[Antonio Casas]]: Stevens<br /> * [[Chelo Alonso]]: Mrs. Stevens<br /> * [[Antonio Ruiz Escaño|Antoñito Ruiz]]: Stevens jüngster Sohn<br /> * [[Livio Lorenzon]]: Baker<br /> * [[Luigi Pistilli]]: Pater Pablo Ramirez<br /> * [[Rada Rassimov]]: María<br /> * [[Lorenzo Robledo]]: Clem<br /> * [[Al Mulock]]: Elam<br /> * [[John Bartha]]: Sheriff<br /> * [[Antonio Molino Rojo]]: Captain Harper<br /> * [[Enzo Petito]]: Waffenhändler<br /> * [[Víctor Israel]]: Corporal beim Lager der Konföderierten<br /> * [[Antonio Casale]]: Jackson/Bill Carson<br /> * [[José Terròn]]: Shorty<br /> | Synchronisation = ja<br /> | Chronologie = ja<br /> }}<br /> <br /> '''Zwei glorreiche Halunken''' (Originaltitel ''Il buono, il brutto, il cattivo''; internationaler Titel ''The Good, the Bad and the Ugly – dt. Der Gute, der Böse und der Häßliche'') ist ein [[Spielfilm]] aus dem Jahr 1966. Er entstand unter der [[Regie]] von [[Sergio Leone]] und gilt als Klassiker des [[Italowestern]], nach ''[[Für eine Handvoll Dollar]]'' und ''[[Für ein paar Dollar mehr]]'' der dritte Teil von Leones „[[Dollar-Trilogie]]“, in der jeweils [[Clint Eastwood]] eine der Hauptrollen spielt.<br /> <br /> == Handlung ==<br /> Der Film spielt zur Zeit des [[Sezessionskrieg|Amerikanischen Bürgerkriegs]] während der [[New-Mexico-Feldzug|Sibley-Offensive]] (1862) im Südwesten der Vereinigten Staaten im [[New-Mexico-Territorium]].<br /> <br /> Der [[Auftragsmord|Auftragskiller]] Sentenza (in der englischen Fassung: Angel Eyes) hat den Auftrag, einen Soldaten namens Jackson zu finden. Ein ehemaliger Kriegskamerad Jacksons sagt Sentenza, dass dieser sich mittlerweile Bill Carson nenne. Sentenza erfährt auch, dass Jackson eine mit Münzen gefüllte [[Regiment]]skasse der [[Confederate States Army|Südstaatenarmee]] im Wert von 200.000 Dollar veruntreut habe und deshalb auf der Flucht sei. Der [[Informant]] bietet ihm 1000 Dollar dafür, dass er seinen Auftraggeber tötet und nicht ihn. Kaltblütig erschießt Sentenza dennoch den Informanten vor dessen Familie und nimmt die 1000 Dollar. Danach kassiert er vom Auftraggeber seinen Lohn und erschießt auch diesen mit der Begründung, dass er dafür nun einmal bezahlt worden sei. Sentenza macht sich selbst auf die Suche nach Bill Carson, der, wie er bald erfährt, wieder in der Konföderiertenarmee dient.<br /> <br /> Ein wortkarger Revolvermann befreit unterdessen den [[steckbrief]]lich gesuchten Banditen Tuco aus den Händen dreier [[Kopfgeldjäger]], übergibt ihn dem Sheriff und kassiert dafür die Belohnung. Er bleibt im Film namenlos und wird „der Blonde“ genannt („Blondie“ im englischen Original). Bei Tucos [[Hinrichtung]] zerschießt der Blonde den [[Galgen|Strick]], so dass Tuco entkommt. Sentenza beobachtet diese Szene und durchschaut das Spiel. Diesen Coup wiederholen die beiden mehrfach und teilen sich die erhaltenen Belohnungen. Als Tuco mit der Begründung, er riskiere jedes Mal sein Leben, einen höheren Anteil fordert, wird er vom Blonden zu Fuß in der Wüste zurückgelassen. Tuco gelangt zu einem einsamen Ort, raubt sich eine Schusswaffe, tut sich mit früheren Kumpanen zusammen und überrumpelt mit ihnen den Blonden in einem Hotelzimmer. Er möchte ihn [[Hängen|erhängen]], doch in dem Moment schlägt eine Granate in das [[Hotel]] ein, und der Blonde kann die chaotische Situation zur Flucht nutzen.<br /> <br /> Der Blonde nimmt danach mit einem anderen steckbrieflich Gesuchten das einträgliche Gewerbe wieder auf, wird jedoch dabei erneut vom rachsüchtigen Tuco überrascht, der verhindert, dass der Blonde den Strick, der seinem Kumpan um den Hals gelegt ist, zerschießen kann, ihn dann zu einem zermürbenden Marsch durch die Wüste zwingt und ihn langsam sterben lassen will. Als der Blonde fast am Ende seiner Kräfte ist, kommt den beiden eine führerlose Kutsche der Konföderiertenarmee entgegen, die von Tuco gestoppt wird. Darin finden sie außer einigen toten Soldaten auch den schwer verletzten Bill Carson. Er bietet Tuco für einen Schluck Wasser das genaue Versteck des unterschlagenen Geldes an, das auf einem Friedhof liegt, verliert dann aber das Bewusstsein, bevor er ihm auch den Namen des Grabes genannt hat. Tuco holt Wasser, doch als er zurückkommt, ist Carson bereits tot. Dem verdurstenden Blonden hat Carson jedoch mitgeteilt, in welchem Grab der Schatz versteckt ist.<br /> <br /> Tuco muss nun, um den Schatz heben zu können, den Blonden am Leben erhalten und bringt ihn zu einer [[Missionsstation]], in der Tucos Bruder, ein [[Mönchtum|Mönch]], verwundete Bürgerkriegssoldaten pflegt. Dann machen die beiden sich in Südstaatenuniformen auf den Weg zu dem Friedhof, geraten jedoch in die Gefangenschaft der [[Unionsheer im Sezessionskrieg|Armee der Nordstaaten]] und fallen so Sentenza in die Hände, der Aufseher eines großen Gefangenenlagers geworden ist, in der Hoffnung, dort früher oder später Carson zu begegnen. Tuco gibt sich als Carson aus, ohne zu wissen, dass Sentenza ihm und dem Blonden bereits begegnet ist und seine wahre Identität kennt. Sentenza schließt daraus, dass die beiden Informationen über Carsons Beute besitzen, lässt Tuco foltern und erfährt von ihm den Namen des Friedhofs. Dem Blonden, bei dem er Folter für sinnlos hält, bietet er gemeinsame Sache an. Beide machen sich mit einigen Revolvermännern auf den Weg. Tuco wollen sie den Behörden ausliefern, doch dieser kann unterwegs seine Bewacher überwältigen und ihnen entkommen.<br /> <br /> In einem zerstörten Ort nahe der Front macht Sentenzas Gruppe Rast. Der Blonde hört in der Ferne einen Schuss und erkennt am Klang Tucos individuell zusammengesetzten Revolver. Er findet Tuco und schlägt ihm vor, doch lieber mit ihm als mit Sentenza den Schatz zu heben. Sentenza bemerkt dies rechtzeitig und macht sich allein auf den Weg zum Friedhof.<br /> <br /> Kurz vor dem Ziel werden Tuco und der Blonde wieder von einer Gruppe Unionssoldaten aufgegriffen und geben sich als [[Freiwilliger (Militär)|Kriegsfreiwillige]] aus. Die Stellung, in die sie geraten, kämpft um eine Brücke, was jeden Tag viele Soldaten das Leben kostet. Um ihren Weg fortsetzen zu können, entwenden Tuco und der Blonde eine Kiste [[Sprengstoff]] und sprengen damit die Brücke, worauf die Soldaten nach heftiger Schlacht abziehen. Auf der anderen Seite gibt der Blonde einem sterbenden Soldaten seinen Mantel und nimmt dafür dessen Poncho, während Tuco auf dem Pferd des Soldaten zum Friedhof reitet.<br /> <br /> Tuco erreicht den Friedhof als erster und beginnt an einem Grab, das der Blonde ihm zuvor genannt hat, zu graben – es ist jedoch das falsche, wie ihm kurz darauf der hinzugekommene Blonde erklärt. Da trifft auch Sentenza ein und bedroht die beiden, kann sie jedoch nicht erschießen, da ihm noch die Information über das genaue Grab fehlt. Auf einem runden Platz in der Mitte des Friedhofs kommt es zum [[Showdown]] in Form eines [[Mexican Standoff]]. Doch während die beiden anderen jeweils zwei Gegner belauern müssen, hat der Blonde in der Nacht zuvor heimlich Tucos Waffe entladen und kann sich daher ganz auf Sentenza konzentrieren. Er erschießt ihn und lässt Tuco anschließend das Gold ausgraben. Dann zwingt er ihn, sich mit einem Galgenstrick um den Hals auf ein wackeliges [[Grabkreuz]] zu stellen, und reitet mit der Hälfte des Geldes davon. Von weitem legt er sein Gewehr auf den wütend schimpfenden Tuco an, schießt den Strick durch und verschwindet.<br /> <br /> == Entstehungsgeschichte ==<br /> === Drehbuch ===<br /> [[Datei:Almeria 3.jpg|mini|[[Almería]] – einer der Drehorte]]<br /> Der Film ist eine italienisch-spanische Koproduktion und der dritte Teil von Sergio Leones „Dollar-Trilogie“. Leone, der mit ''[[Für eine Handvoll Dollar]]'' (1964) und ''[[Für ein paar Dollar mehr]]'' (1965) recht erfolgreich war, hatte für ''Zwei glorreiche Halunken'' ein weitaus höheres Budget zur Verfügung: 1,3 Millionen US-Dollar. Das [[Drehbuch]] schrieb Autor Vincenzoni in nur elf Tagen, es wurde von [[Mickey Knox]] ins Englische übersetzt.&lt;ref&gt;Cenk Kiral: [http://www.fistful-of-leone.com/articles/knox.html ''An Exclusive Interview With Mickey Knox''] auf fistful-of-leone.com vom 9. April 1998, abgerufen am 2. Oktober 2014 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In einigen Punkten weicht das Drehbuch von historischen Tatsachen ab. Obwohl er zur Zeit von Sibleys [[New-Mexico-Feldzug]] spielt, also im Jahr 1862, erwähnt Sentenza, als er vom Kommandanten des Kriegsgefangenenlagers der Misshandlung von Gefangenen bezichtigt wird, dass es den Unionssoldaten in [[Andersonville (Gefangenenlager)|Andersonville]] sicher noch schlechter gehe. Dies ist historisch gesehen ein Fehler, denn Andersonville wurde erst 1864 eröffnet. Die Brücke wird mit Dynamit gesprengt, welches erst vier Jahre später erfunden wurde.<br /> <br /> === Besetzung ===<br /> [[Charles Bronson]] war sowohl die Rolle des Tuco als auch die des Sentenza angeboten worden. Nur weil er ablehnte, kamen [[Eli Wallach]] und [[Lee Van Cleef]] zum Zuge. Die beiden Schauspieler waren in amerikanischen Filmen nur auf Nebenrollen besetzt worden und erhielten hiermit die Chance auf eine Hauptrolle. Für die Rolle des Tuco war auch [[Gian Maria Volonté]] im Gespräch gewesen. Wallachs Figur des Tuco, dessen vollständiger Name ''Tuco Benedicto Pacífico Juan María Ramírez'' lautet, wurde bei seinem zweiten Hinrichtungstermin wegen folgender Verbrechen verurteilt: „Mord, tätlicher Angriff auf einen Staatsangestellten, Vergewaltigung einer Jungfrau weißer Hautfarbe, versuchte Vergewaltigung einer Frau schwarzer Hautfarbe, Unterbrechung des Schienenverkehrs in räuberischer Absicht, Bankraub, Straßenraub, nicht genau bekannte Anzahl von Raubüberfällen auf Postämter, Flucht aus dem Staatsgefängnis, [[Falschspiel]] mit [[Gezinkte Karten|gezinkten Karten]] und Würfeln, Förderung von Prostitution, Erpressung, versuchter Verkauf geflüchteter Sklaven, [[Falschgeld|Falschmünzerei]], Missachtung des Gerichts, Brandstiftung (Gerichtsgebäude und Büro des [[Sheriff (Vereinigte Staaten)|Sheriffs]] in [[Sonora (Bundesstaat)|Sonora]]), Vieh- und Pferdediebstahl, Waffenschieberei an Indianer, [[Amtsanmaßung]] als mexikanischer General und ungesetzlicher Bezug von Vergütungen und [[Pension (Altersversorgung)|Pensionen]] der Unionsarmee.“<br /> <br /> Sergio Leone war erbost darüber, dass [[Clint Eastwood]], den er für „seine Entdeckung“ hielt, eine Gage von 250.000 Dollar plus zehn Prozent der weltweiten Einspielergebnisse verlangte. Er dachte daran, die Hauptrolle umzubesetzen, entschied sich dann aber doch für den populären Eastwood. Nachdem ''Zwei glorreiche Halunken'' abgedreht war, galt die Beziehung der beiden Männer jedoch als zerrüttet. Für den Nachfolgefilm ''Spiel mir das Lied vom Tod'' setzte Leone deshalb den damals relativ unbekannten Charles Bronson als Hauptdarsteller durch. Gegen Ende des Films nimmt Clint Eastwood den charakteristischen [[Poncho]] an sich, den er in ''[[Für eine Handvoll Dollar]]'' und ''[[Für ein paar Dollar mehr]]'' trägt. Damit ist klargestellt, dass dieser Film das [[Prequel]] zu den beiden anderen Filmen darstellt.<br /> <br /> === Dreharbeiten ===<br /> Die Außenaufnahmen des Films entstanden überwiegend in Spanien, wo zu dieser Zeit sehr viele [[Italowestern]] gedreht wurden. Beim Dreh wurden 1.500 spanische Soldaten als [[Komparse]]n eingesetzt.<br /> <br /> Da Sergio Leone kein Gummiskelett in den Sarg-Szenen benutzen wollte, wurde ein Skelett eines echten Menschen verwendet. Dieses Skelett stammt von einer spanischen Schauspielerin, deren Wille es war, dass ihre Schauspielkarriere auch posthum fortgesetzt wird.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jack Pooley |url=https://whatculture.com/film/10-movie-scenes-more-real-than-you-think |titel=10 Movie Scenes More Real Than You Think |datum=2021-01-12 |sprache=en |abruf=2021-11-20}}&lt;/ref&gt; Da in der betreffenden Szene auf dem Grab ein Sterbedatum im Februar 1862 angegeben und die darinliegende Leiche bereits völlig skelettiert ist, darf geschlossen werden, dass Leone auf die exakte zeitliche Verknüpfung der Handlung mit der im Frühjahr 1862 stattgefundenen Sibley-Offensive offenbar keinen besonderen Wert legte.<br /> <br /> Dieser Film war einer der ersten Western, der Waffen verwendete, die zu jener Zeit üblicherweise benutzt wurden. In den meisten Filmen, die davor produziert wurden, seien es europäische oder US-amerikanische, waren die Personen mit dem legendären [[Colt Single Action Army]] (auch bekannt als Peacemaker) ausgestattet, oft auch bei Filmen, die zu Zeiten des Sezessionskrieges spielten, als es diese Waffe noch gar nicht gab (Einführung erst 1873). In diesem Film jedoch tragen alle Figuren die für die Zeit üblichen [[Perkussionsrevolver]] (der Blonde einen [[Colt-Perkussionsrevolver|Colt Navy Cal. 36]], Sentenza einen [[Remington New Model Army]]). Eine künstlerische Freiheit erlaubte sich Leone dennoch: Die Modelle, die für die Schießszenen verwendet wurden, sind moderne Repliken, die statt mit den eigentlich korrekten separaten [[Zündhütchen]] mit Patronen geladen wurden (ersichtlich in der Hotelszene, in der Clint Eastwood seine Waffe reinigt und dann rasch zusammensetzt und lädt, bzw. in der Szene, in der Tuco den Waffenhändler beraubt und seinen neuen Revolver mit Patronen lädt). Obwohl die Patrone bereits erfunden war, war sie noch nicht weit verbreitet, da sie für den privaten Gebrauch zu teuer war. Wenn es Umbauten von Perkussionsrevolver auf Patronenrevolver gab, so sahen diese noch anders aus.<br /> <br /> Der riesige Friedhof, auf dem der Showdown stattfindet, wurde von spanischen Soldaten angelegt. Auch die Brücke, die gegen Ende des Films gesprengt wird, wurde von spanischen Soldaten erbaut. Als der zuständige Offizier das Zeichen zur Sprengung gab, liefen jedoch die Kameras noch nicht. Dem Offizier war die Angelegenheit so peinlich, dass er die Brücke ein zweites Mal bauen ließ. Die zweite Sprengung wurde dann erfolgreich gefilmt.<br /> <br /> === Filmmusik ===<br /> Zum Erfolg des Films trug auch die berühmt gewordene [[Filmmusik]] von [[Ennio Morricone]] bei, der mit Leone bereits seit seiner Schulzeit befreundet war. Seine mit zahlreichen prägnanten Einfällen wie Schüssen, Pfeifen und [[Jodeln]] angereicherte Komposition, die mittlerweile fest im kollektiven Gedächtnis der Populärkultur verankert ist, begleitet den Film über die gesamte Dauer. Das [[Thema (Musik)|Hauptthema]], das an das Heulen eines [[Kojote]]n erinnert, besteht als [[Leitmotiv]] gerade einmal aus zwei Noten (einem Intervall von einer [[Quarte]]) und wird mit unterschiedlichen Instrumenten zu den drei Hauptrollen gesetzt: die [[Flöte]] für den Blonden, die [[Okarina]] für Sentenza und [[Gesang]] für Tuco.<br /> <br /> Der rhythmische und ausgesprochen mexikanisch klingende Soundtrack wird als eine der größten Filmmusiken der Filmgeschichte angesehen.&lt;ref&gt;Vgl. {{Literatur |Autor=Charles Leinberger |Titel=Ennio Morricone’s The Good, the Bad and the Ugly: A Film Score Guide |Verlag=Scarecrow Press |Datum=2004 |Seiten=xvii ff. |Sprache=en |Online=http://books.google.com/books?id=G2lqIuCFJ_MC}} „nothing less than a milestone in the stylistic evolution of film music, not just for the Western genre, but for all of cinema.“&lt;/ref&gt;<br /> Die Musik untermalt den Sezessionskrieg und beinhaltet die traurige, von Gefangenen gesungene [[Ballade]] ''La storia di un soldato,'' während Tuco von Sentenza misshandelt wird. Das berühmte Ende des Films, ein dreieckiger [[Mexikanisches Unentschieden|Mexican Standoff]], wird von dem Lied ''L’estasi dell’oro'' („Ekstase des Goldes“) auf einem Massenfriedhof eingeleitet, an den sich das [[Duell]] mit ''Il triello'' anschließt mit der „glorreichen“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.soundtrack-express.com/osts/goodbadugly.htm |titel=The Good, the Bad and the Ugly |hrsg=www.soundtrack-express.com |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090618103500/http://www.soundtrack-express.com/osts/goodbadugly.htm |archiv-datum=2009-06-18 |abruf=2008-05-26 |sprache=en |zitat=gorgeous}}&lt;/ref&gt; [[Trompete|Solotrompete]]. Dieser epische [[Showdown]] wird von vielen Kritikern als einer der elektrisierendsten Filmhöhepunkte überhaupt betrachtet, und die Musik bildet einen integralen Teil davon.<br /> <br /> ''The Good, the Bad and the Ugly Original Motion Picture Soundtrack'' erschien [[Filmjahr 1966|1966]] mit Veröffentlichung des Films. ''Il buono, il brutto, il cattivo'' war 1968 ein Nr.-1-Hit in den ''American [[Billboard (Magazin)|Billboard]] Charts'' zusammen mit dem ''Rolling-Stones''-Lied ''[[Jumpin’ Jack Flash]].''&lt;ref&gt;Vgl. {{Internetquelle |autor=Daniel Yezbick |url=http://www.amazon.com/The-Good-Bad-Ugly-Encyclopedia/dp/B0027YVJPC |titel=The Good, the Bad, and the Ugly |werk=St. James Encyclopedia of Pop Culture |hrsg=Gale Group |datum=2002 |abruf=2008-05-26 |sprache=en |kommentar=kostenpflichtig |offline=ja}}&lt;/ref&gt; Das Album stand mehr als ein Jahr in den Charts und schaffte Rang 4 in den ''Billboard Pop Album Charts'' und Platz 10 der ''Black Album Charts''. Seine Cover-Version des Titellieds wurde auch zu einem Hit für den US-amerikanischen Musiker [[Hugo Montenegro]] (Platz 2 '' [[Billboard Hot 100]]'' (USA) und Platz 1 der ''[[Britische Musikcharts|britischen Singlecharts]]'', 1968). Die britische Rockband [[Motörhead]] wie auch die US-amerikanische Punk-Band [[Ramones]] eröffneten Konzerte mit der Titelmelodie des Films, letztere etwa ihr Konzertalbum ''Loco Live''. Leicht variiert steht das bekannte Leitmotiv der Titelmelodie auch am Beginn des Songs ''Clint Eastwood'' auf [[Gorillaz (Album)|dem Debütalbum]] von [[Damon Albarn]]s Bandprojekt [[Gorillaz]]. Die US-amerikanische Metal-Band [[Metallica]] eröffnet ihre Konzerte seit 1983 mit ''[[The Ecstasy of Gold]]'' und der entsprechenden Filmsequenz. Für das Tributealbum ''We All Love Ennio Morricone'' haben Metallica den Titel dann erstmals 2007 selbst eingespielt.<br /> <br /> Das originale Soundtrack-Album wurde von GDM Records 2001 mit 10 zusätzlichen Titeln in Mono veröffentlicht. Dieses hatte eine Spielzeit von 58 Minuten und 07 Sekunden. Der letzte Titel „Il triello“ wurde mit zwei zusätzlichen Minuten Laufzeit auf die im Film zu hörende Version erweitert. Allerdings fällt der neu hinzugefügte Teil deutlich auf, da dieser von einer hörbar schlechten Monoquelle genommen wurde.<br /> Dieses Album wurde 2004 von [[Capitol Records]] neu aufgelegt. Hier verzichtete man allerdings auf die hinzugewonnenen letzten zwei Minuten und den Versuch „Il triello“ anhand von Stereo- und Monoquellen zur Filmversion „umzubauen“ und beließ es bei der originalen Albumversion in Stereo.<br /> Im Dezember 2020 veröffentlichte das Label Quartet Records erstmals die komplette Filmmusik auf drei CDs, dank der Entdeckung der originalen Tonbänder in den Archiven der MGM Studios, die sämtliches für den Film in Mono aufgenommene Material in exzellenter Tonqualität beinhalteten. Das originale Stereo-Album fand seinen Platz auf der dritten CD und wurde im Vergleich zu den vorangegangenen Veröffentlichungen erstmals von den first-generation Bändern remastered.<br /> <br /> Bei der [[Oscarverleihung 2007]] erhielt Morricone, zu Tränen gerührt, die Auszeichnung für sein Lebenswerk aus den Händen von Clint Eastwood, nachdem er zuvor schon fünfmal erfolglos für den Academy Award nominiert worden war.&lt;ref&gt;Vgl. {{Internetquelle |autor=jok/dpa |url=http://www.focus.de/kultur/musik/filmkomponist_aid_124888.html |titel=Ehren-Oscar für Ennio Morricone |werk=[[Focus]] |datum=2007-02-19 |abruf=2008-05-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Lotar Schüler |url=http://www.3sat.de/kulturzeit/tips/98827/index.html |titel=„Der Stil bleibt – und zwar immer!“ |werk=[[Kulturzeit]] ([[3sat]]) |datum=2006-10-18 |abruf=2008-05-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> | ! width=&quot;25%&quot; valign=&quot;top&quot; |<br /> '''Ausgabe 1966 – 33:13'''<br /> <br /> #The Good, the Bad and the Ugly (Main Title) (2:38)<br /> #The Sundown (1:12)<br /> #The Strong (2:20)<br /> #The Desert (5:11)<br /> #The Carriage of the Spirits (2:06)<br /> #Marcia (2:49)<br /> #The Story of a Soldier (3:50)<br /> #Marcia Without Hope (1:40)<br /> #The Death of a Soldier (3:05)<br /> #[[The Ecstasy of Gold]] (3:22)<br /> #The Trio (Main Title) (5:00)<br /> <br /> | ! width=&quot;25%&quot; valign=&quot;top&quot; |<br /> '''2004 ''Extended Release'' – 53:01'''<br /> <br /> #Il buono, il brutto, il cattivo (The Good, the Bad and the Ugly) (Main Title) (02:42)<br /> #Il tramonto (The Sundown) (01:16)<br /> #Sentenza&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot;&gt;Bisher unveröffentlicht. Mono.&lt;/ref&gt; (01:42)<br /> #Fuga a cavallo&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot; /&gt; (01:07)<br /> #Il Ponte di corde&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot; /&gt; (01:52)<br /> #Il Forte (The Strong) (02:23)<br /> #Inseguimento&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot; /&gt; (02:25)<br /> #Il deserto (The Desert) (05:17)<br /> #La carrozza dei fantasmi (The Carriage of the Spirits) (02:09)<br /> #La missione San Antonio&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot; /&gt; (02:15)<br /> #Padre Ramirez&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot; /&gt; (02:37)<br /> #Marcetta (Marcia) (02:53)<br /> #La storia di un soldato (The Story of a Soldier) (03:54)<br /> #Il treno militare&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot; /&gt; (01:25)<br /> #Fine di una spia&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot; /&gt; (01:17)<br /> #Il bandito Monco&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mono-neu&quot; /&gt; (02:46)<br /> #Due contro cinque (03:47)<br /> #Marcetta senza speranza (01:41)<br /> #Morte di un soldato (The Death of a Soldier) (03:08)<br /> #L’estasi dell’oro (The Ecstasy of Gold) (03:23)<br /> #Il triello (The Trio) (Main Title) (05:02)<br /> <br /> |'''2020 ''Expanded Release'' – 02:52:28'''<br /> '''Disc 1&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mgm-neu&quot;&gt;Von neuentdeckten Tonbändern aus den Archiven der MGM Studios mit dem kompletten in Mono für den Film aufgenommenen Material.&lt;/ref&gt;'''<br /> <br /> #Prologo / Il buono, il brutto, il cattivo (titoli) (02:47)<br /> #Il brutto / Il tramonto (01:21)<br /> #Morte di Stevens (00:55)<br /> #Morte di Baker / Il cattivo (00:27)<br /> #Una taglia sulla testa / Un angelo biondo (00:52)<br /> #Fuga a cavallo (00:45)<br /> #Il buono / Il biondo abbandona Tuco nel deserto (00:37)<br /> #La confessione di Maria (01:14)<br /> #Il ponte di corde (00:50)<br /> #Tuco fa la colletta (01:05)<br /> #Suspense (01:14)<br /> #I tre desperados / Una cannonata provvindenziale (01:10)<br /> # Il forte (02:21)<br /> #All’inseguimento del biondo (02:25)<br /> # Il deserto (05:16)<br /> #Il deserto secondo (02:39)<br /> #Lo stivale (00:59)<br /> #La carrozza dei fantasmi (02:07)<br /> #Biondo… non morire! (00:56)<br /> #La missione di San Antonio / Il mio miglior nemico veglia su di me (02:23)<br /> #Incontro con Padre Ramirez / Perdonami fratello / Ti aiuterà a difenderti (02:38)<br /> #Il Canyon dei Morti / Dio è con noi (00:26)<br /> #Marcetta prima / Marcetta seconda (02:45)<br /> #Il campo di prigionia di Betterville (01:25)<br /> #La storia di un soldato (05:34)<br /> #Un treno per la forca / Partenza del treno militare (01:56)<br /> #Tuco e Wallace (La storia di un soldato) (03:52)<br /> #Tuco scappa / Arrivo nella cittadina / Fine di una spia (01:16)<br /> #Il bandito monco (02:52)<br /> #Inseguilo! (00:56)<br /> #Il bagnoschiuma di Tuco (00:46)<br /> #Due contro cinque / Verso duecentomilla dollari (04:06)<br /> <br /> '''Disc 2&lt;ref group=&quot;Anm.&quot; name=&quot;mgm-neu&quot; /&gt;'''<br /> <br /> #Il capitano nordista (03:12)<br /> #Due assalti al giorno (02:08)<br /> #Il capitano è ferito (01:20)<br /> #Marcetta senza speranza (01:51)<br /> #L’esplosione del ponte (00:48)<br /> #Morte di un soldato (03:17)<br /> #L’estasi dell’oro (03:23)<br /> #In due scaverete più presto! / Il triello (02:50)<br /> #Il triello seconda parte (02:20)<br /> #Non è uno scherzo, è una corda / Nella linea del mirino / Il buono, il brutto, il cattivo (00:56)<br /> #Finale (02:01)<br /> <br /> '''Bonus Tracks'''<br /> <br /> #&lt;li value=&quot;12&quot;&gt;Titoli (Versione film con cannonata) (02:46)&lt;/li&gt;<br /> #La storia di un soldato (Orchestral Version) (02:54)<br /> #Il tramonto (Alternate) (00:58)<br /> #Morte di Stevens (Alternate) (00:54)<br /> #Fuga a cavallo (Film Version) (00:45)<br /> #Intermezzo musicale (00:23)<br /> #Il forte (Alternate) (00:56)<br /> #Marcetta (Alternate) (02:44)<br /> #Organo (00:16)<br /> #Organo secondo (01:33)<br /> #L’estasi dell’oro (Mono Album Mix) (03:23)<br /> #Il triello (Alternate) (03:15)<br /> #Il triello / Il triello seconda parte (Extended Version) (07:13)<br /> #La storia di un soldato (Alternate) (03:56)<br /> #Lo stivale (Extended Sustain) (02:17)<br /> #Uahuah &amp; effetti (02:04)<br /> #La storia di un soldato (Extended Stereo Version) (07:19)<br /> #Il triello (Alternate – Stereo Mix) (03:15)<br /> #La storia di un soldato (Extended Version) (03:55)<br /> #Titoli (Versione film con cannonata – Stereo Mix) (02:47)<br /> <br /> '''Disc 3'''<br /> <br /> Ausgabe 1966. Erstmals remastered von den first-generation Tonbändern. Stereo.<br /> <br /> | width=&quot;25%&quot; valign=&quot;top&quot; ! |<br /> '''Mitwirkende'''<br /> * Komponist / Orchestrator: [[Ennio Morricone]]<br /> * Dirigent: [[Bruno Nicolai]]<br /> * Orchester: Unione Musicisti di Roma<br /> * Texter: Tommie Connor<br /> * Chor: I Cantori Moderni di Alessandroni<br /> * Gesang: [[Edda Dell’Orso]], Franco Cosacchi, Nino Dei, Enzo Gioieni, Gianna Spagnulo<br /> * [[Pfeifen]] / [[Gitarre]]: [[Alessandro Alessandroni]]<br /> * [[Okarina]]: Italo Cammarota<br /> * [[Flöte]]: Nicola Samale<br /> * [[Englischhorn]]: E. Wolf Ferrari<br /> * [[Trompete]]: [[Michele Lacerenza]], Francesco Catania<br /> * [[Klassische Gitarre]]: Bruno Battisti D’Amario<br /> * [[Elektrische Gitarre]]: [[Pino Rucher]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Fernando Fratarcangeli |url=http://www.pinorucher.it/immagini/raro.pdf |titel=Pino Rucher |werk=Raro! |datum=2010 |abruf=2019-04-08}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[Mundharmonika]]: Franco De Gemini<br /> * [[Schlaginstrument]]e: Piero Munari<br /> * [[Schlagzeug]]: Vincenzo Restuccia<br /> |}<br /> &lt;references group=&quot;Anm.&quot; /&gt;<br /> <br /> == Veröffentlichung ==<br /> Der Film kam am 23. Dezember 1966 in Italien in die Kinos. Am 29.&amp;nbsp;Dezember des folgenden Jahres wurde er in den USA von [[United Artists]] gestartet. Für die amerikanische Kinofassung wurden einige Szenen gekürzt beziehungsweise weggelassen, was sich auch auf spätere Fassungen auswirkte, die darauf aufbauten.<br /> <br /> Im englischen Trailer wurden „the Ugly“ und „the Bad“ vertauscht. Im deutschen Vorspann wird das originale „il brutto“ fälschlich mit „der Brutale“ übersetzt; es bedeutet in Wirklichkeit jedoch sinngemäß „der Hässliche“ – in Bezug auf seinen Charakter, nicht auf sein Aussehen.<br /> <br /> Von diesem Film existieren mehrere Filmfassungen. Es gibt deshalb unterschiedliche Synchronfassungen, beschrieben bei jeder Filmfassung.<br /> * Deutsche Kinofassung, 1967:<br /> ** Kürzer als die italienische Kino-Filmfassung.<br /> ** Synchronisation: Kinosynchronfassung.<br /> <br /> * ZDF-Fassung, Mitte der 1980er:<br /> ** um 15 Minuten gekürzte deutsche Kinofassung von 1967.<br /> ** Synchronisation: Kinosynchronfassung, nur eben kürzer.<br /> <br /> * Pro7-Fassung, 1995:<br /> ** Länger als die deutsche Kinofassung, entspricht der italienischen Kinofassung.&lt;ref name=&quot;ital&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Sascha Imme |url=http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&amp;fid=815&amp;vid=55931 |titel=OFDb – DVD: CVC (Italien), Freigabe: ungeprüft von Zwei glorreiche Halunken (1966) |werk=ofdb.de |datum=2002-12-05 |abruf=2015-01-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;ital&quot; /&gt;<br /> ** Synchronisation: Entspricht größtenteils der Kino-Synchronisation, bei eingefügten noch nicht synchronisierten Szenen sind bis auf Clint Eastwood, der wieder von Gert Günther Hoffmann synchronisiert wurde, andere Sprecher zu hören (Lee Van Cleef: [[Hartmut Neugebauer]], Eli Wallach: [[Thomas Fritsch (Schauspieler)|Thomas Fritsch]]).<br /> <br /> * DVD-Fassung, Gold Edition 2004:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Sascha Imme |url=http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&amp;fid=815&amp;vid=93908 |titel=OFDb – DVD: MGM/UA (Gold Edition) (Deutschland), Freigabe: FSK 16 von Zwei glorreiche Halunken (1966) |werk=ofdb.de |datum=2004-05-03 |abruf=2015-01-10}}&lt;/ref&gt;<br /> ** Länger als die deutsche Kinofassung und länger als die italienische Kino-Fassung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gerald Wurm |url=http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=1622 |titel=Zwei glorreiche Halunken |werk=schnittberichte.com |datum=2004-05-18 |abruf=2015-01-10}}&lt;/ref&gt;<br /> ** Synchronisation: Entspricht größtenteils der Kino-Synchronisation, in den zusätzlichen Szenen werden andere Sprecher als in der Pro7-Synchronisation verwendet (Clint Eastwood: [[Erich Räuker]], Lee Van Cleef: [[Reinhard Kuhnert (Schriftsteller)|Reinhard Kuhnert]], Eli Wallach: [[Walter Alich]]). Zusätzlich wurde ein Dialog geändert: In der Kino-Synchronisation (wie auch in der Pro7- und ZDF-Synchronisation) heißt es „Gott ist nicht mit uns, er hasst Idioten wie dich!“, in der DVD-Synchronisation „Gott ist nicht mit uns, weil er für Idioten keine Gnade kennt!“<br /> <br /> * ZDF-Fassung, 2005:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Sascha Imme |url=http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&amp;fid=815&amp;vid=134144 |titel=OFDb – ZDF (Deutschland), Freigabe: FSK 16 von Zwei glorreiche Halunken (1966) |werk=ofdb.de |datum=2005-06-04 |abruf=2015-01-10}}&lt;/ref&gt;<br /> ** DVD-Filmfassung von 2004 mit Mischsynchronisation.<br /> ** Synchronisation: Weil die DVD-Filmfassung länger als die Pro7-Fassung ist, wurden die Pro7-Synchronisation und die DVD-Synchronisation gemischt. Das heißt, dass für Szenen, die noch nicht in der Pro7-Filmfassung vorhanden waren, die DVD-Synchronisation Verwendung fand. Für alle anderen Szenen wurde die Pro7-Synchronisation verwendet.<br /> <br /> Alle Synchronfassungen nach 1967 benutzen größtenteils die Kino-Synchronisation. Bei eingefügten und deshalb noch nicht synchronisierten Szenen sind andere Sprecher zu hören, die DVD- und die Fernseh-Synchronisation haben jeweils andere Sprecher. In der Mischfassung aus dem Jahre 2005 wird Elli Wallach deshalb von drei Sprechern synchronisiert. Die ZDF-Fassung von 2005 ist trotzdem die unter Fans bislang beliebteste Fassung: Sie verbindet weitestgehend die Kino-Synchronisation mit der ebenfalls beliebten Pro7-Synchronisation. Die unbeliebte DVD-Synchronisation wird so wenig wie möglich verwendet. Die Bildqualität ist identisch mit derjenigen der DVD-Gold-Edition.<br /> <br /> === Synchronisation ===<br /> Es existiert eine Komplettsynchronisation, die für den Kinomarkt erstellt wurde. Da diese Version um ein paar Minuten gekürzt war, wurden die geschnittenen Szenen, als erstes für die Fernsehausstrahlung auf [[ProSieben|Pro7]], dann für die DVD, nachsynchronisiert.&lt;ref&gt;{{Synchronkartei|film|3752|Abruf=2022-10-23}}&lt;/ref&gt; Einzig [[Gert Günther Hoffmann]] kehrte für die Pro7-Fassung zurück, der ''Sergeant der Konföderierten'' und der ''Corporal beim Lager der Konföderierten'' kommen nur in der ungekürzten Fassung vor.<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+<br /> !Rolle<br /> !Darsteller<br /> !Synchronsprecher<br /> |-<br /> |Der Blonde/der Gute<br /> |[[Clint Eastwood]]<br /> |[[Gert Günther Hoffmann]]&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (DVD): [[Erich Räuker]]&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> |Sentenza/der Böse<br /> |[[Lee Van Cleef|Lee van Cleef]]<br /> |[[Heinz Petruo]]&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (Pro7): [[Hartmut Neugebauer]]&lt;/small&gt;&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (DVD): [[Reinhard Kuhnert (Schriftsteller)|Reinhard Kuhnert]]&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> |Tuco/der Hässliche<br /> |[[Eli Wallach]]<br /> |[[Otto Preuss (Schauspieler)|Otto Preuss]]&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (Pro7): [[Thomas Fritsch (Schauspieler)|Thomas Fritsch]]&lt;/small&gt;&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (DVD): [[Walter Alich]]&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> |betrunkener Captain<br /> |[[Aldo Giuffrè]]<br /> |[[Harald Juhnke]]&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (Pro7): [[Gudo Hoegel]]&lt;/small&gt;&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (DVD): [[Jörg Hengstler]]&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> |Sergeant der Konföderierten<br /> |[[Joseph Bradley (Schauspieler)|Joseph Bradley]]<br /> |&lt;small&gt;Nachsynchro (Pro7): [[Walter Reichelt]]&lt;/small&gt;&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (DVD): [[Werner Ehrlicher (Schauspieler)|Werner Ehrlicher]]&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> |Corporal beim Lager der Konföderierten<br /> |[[Víctor Israel]]<br /> |&lt;small&gt;Nachsynchro (Pro7): [[Thomas Rau]]&lt;/small&gt;&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Nachsynchro (DVD): [[Michael Telloke]]&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> |Corporal Wallace<br /> |[[Mario Brega]]<br /> |[[Hans Schwarz (Schauspieler)|Hans Schwarz]]<br /> |-<br /> |Stevens<br /> |[[Antonio Casas]]<br /> |[[Martin Hirthe]]<br /> |-<br /> |Baker<br /> |[[Livio Lorenzon|Livio Lorenzo]]<br /> |[[Hans Hessling]]<br /> |-<br /> |Vater Pablo Ramirez<br /> |[[Luigi Pistilli]]<br /> |[[Rolf Schult]]<br /> |-<br /> |Maria<br /> |[[Rada Rassimov]]<br /> |[[Beate Hasenau]]<br /> |-<br /> |Elam<br /> |[[Al Mulock]]<br /> |[[Gerd Martienzen]]<br /> |-<br /> |Sheriff<br /> |[[John Bartha]]<br /> |[[Heinz Palm]]<br /> |-<br /> |Captain Harper<br /> |[[Antonio Molino Rojo]]<br /> |[[Günther Flesch]]<br /> |-<br /> |Waffenhändler<br /> |[[Enzo Petito]]<br /> |[[Herbert Weißbach]]<br /> |-<br /> |Bill Carson<br /> |[[Antonio Casale]]<br /> |[[Edgar Ott]]<br /> |}<br /> <br /> === Heimkino ===<br /> Seit 2000 wurde der Film mehrmals als [[DVD]] bzw. [[Blu-ray-Disc]] veröffentlicht.<br /> <br /> * 2000: Die erste DVD des Films präsentierte ''Zwei glorreiche Halunken'' in einer Länge von 155 Minuten (das entspricht einer Kino-Länge von 161 Minuten) und enthielt 14 Minuten Bonusmaterial. Diese DVD wurde häufig wegen ihrer mangelhaften Bild- und Tonqualität kritisiert. Der Film entspricht bis auf einzelne Schnitte, die zusammen etwa eine Minute ausmachen, der deutschen Kinoversion von 1967.<br /> * 2004: Diese Doppel-DVD wurde als ''Gold Edition'' veröffentlicht und präsentierte den Film in einer Länge von 171 Minuten (= Kino 178 Minuten). Der Film enthält nun auch einige zusätzliche Szenen, die bislang nur in der italienischen Originalversion zu sehen waren (diese wurden in der englischsprachigen Version von den Darstellern Eastwood und Wallach nachsynchronisiert). Außerdem ist die „Grottensequenz“ (als Tuco seine alten Kumpels anheuerte, um den Blonden im Hotelzimmer zu überfallen) eingefügt worden, die von Leone nach der Uraufführung 1966 wieder entfernt worden war, und die auch für spätere Reprisen nicht wieder verwendet wurde. Dagegen ist die „Socorro“-Sequenz (Tuco sucht in einer mexikanischen Stadt nach dem Blonden und sammelt mittels eines Hutes Geld. Dabei wird er aber vom Blonden, der dort ein Verhältnis mit einer Frau hat, reingelegt. Diese Szene liegt unmittelbar vor der Szene, bei der Tuco die Stummel des Blonden in den Lagerfeuern findet.) nach wie vor verschollen, aber das Bonusmaterial der DVD enthält eine erzählte Rekonstruktion der Szene, die mit ein paar Sekunden Film und einigen Standbildern angereichert wurde. Die Edition, für die Bild und Ton überarbeitet wurden, enthält umfangreiches Bonusmaterial und einen Audiokommentar des Filmexperten Richard Schickel. Diese Edition gilt allgemein als bis dato beste DVD-Veröffentlichung von ''Zwei glorreiche Halunken''. Allerdings existieren Versionen des Films, die noch länger sind als diese.<br /> * 2006: Im Rahmen der DVD-Cinemathek der Süddeutschen Zeitung wurde unter der Nummer 68 auch ''Zwei glorreiche Halunken'' (unter dem englischen Titel ''The Good, the Bad and the Ugly'') publiziert. Der Hauptfilm ist mit der Version der ''Gold Edition'' identisch. Die DVD enthält kein Bonusmaterial.<br /> * 2007: Am 5. März erschien ''Zwei glorreiche Halunken'' als [[Steelbook]]-Edition. Diese DVD ist inhaltlich mit der ''Gold Edition'' von 2004 identisch.<br /> * 2009: Am 22. April wurde der Film auch in einer Blu-Ray-Fassung veröffentlicht. Diese Version wird kritisiert, weil die deutsche Tonspur in der Geschwindigkeit um ca. 4 % reduziert ist und sich die Dialoge deshalb dumpf und schleppend anhören.<br /> * 2014: Am 6. Juni erschien ''Zwei glorreiche Halunken'' mit einem remasterten Bild (anhand eines 4K-Masters) und warmer Sepiatönung, welche dem ursprünglichen Kinofilm nahekommt. Erstmals findet hier die ZDF-Mischsynchronisation von 2005 statt der MGM-Synchronisation von 2004 Verwendung.&lt;ref&gt;Auszug aus der Pressemitteilung von FOX: {{Internetquelle |url=http://forum.cinefacts.de/222351-zwei-glorreiche-halunken-inkl-petition-fuer-verbesserte-deutsche-tonspur-23.html#post8012656 |titel=Zwei glorreiche Halunken (inkl. Petition für verbesserte deutsche Tonspur) – Seite 23 |werk=forum.cinefacts.de |abruf=2015-01-10 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141102060306/http://forum.cinefacts.de/222351-zwei-glorreiche-halunken-inkl-petition-fuer-verbesserte-deutsche-tonspur-23.html#post8012656 |archiv-datum=2014-11-02 |offline=ja |archiv-bot=2024-06-21 15:52:27 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt; In der Schlussszene ist jedoch der letzte Satz Tucos, anders als in den vorherigen Fassungen, nun mit einem nachträglich erstellten Synchronpart von Thomas Fritsch (Pro7-Synchronisation) zu hören, welcher auf Basis des italienischen Bildmasters mit einem alternativen Take anstelle der internationalen Fassung erstellt wurde, da die Kinofassung an dieser Stelle sonst asynchron gewesen wäre. Auf der Blu-ray ist dies allerdings ein Überarbeitungsfehler, da das Bildmaterial wieder dem der internationalen Fassung entspricht und dementsprechend wieder die Kinofassung mit Otto Preuss gepasst hätte. Dies wird aufgrund des plötzlichen Stimmwechsels in der Szene von Fans kritisiert, obgleich die Blu-ray insgesamt gegenüber den vorherigen Veröffentlichungen deutlich positiver aufgenommen wird.&lt;ref&gt;{{YouTube|id=CPf34Ih1pLI|title=Zwei glorreiche Halunken (Synchronisationsvergleich) 4K remastered Blu-ray Fehler!}}, vom 6. Juli 2014&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> === Filmgeschichtliche Bedeutung ===<br /> ''Zwei glorreiche Halunken'' enthält viele von Leones Markenzeichen. Dazu zählen kurze Dialoge, lange Szenen, in denen die Spannung langsam aufgebaut wird, sowie der Kontrast zwischen schweifenden [[Weitwinkel]]aufnahmen und dichtgedrängten Nahaufnahmen von Gesichtern, Augen und Fingern. In den ersten Minuten des Films wird kein Wort gesprochen. Einige Kameraeinstellungen zitieren bekannte Bilder und Fotos aus dem amerikanischen Bürgerkrieg und wirken besonders authentisch. Gegenüber den klassischen US-[[Western]] der 1960er Jahre wirkte Leones satirischer und zynischer Inszenierungsstil innovativ. Die illusionslosen, amoralischen Desperados des Films waren die zeitgemäßen [[Anti-Held]]en eines Jahrzehnts, in dem die traditionellen Werte in Frage gestellt wurden. Klassische Western-Helden wie [[Gary Cooper]], [[James Stewart]], [[Henry Fonda]] oder [[John Wayne]], die in der Regel auf der Seite des Gesetzes kämpften, wurden vom jungen Publikum eher als antiquiert wahrgenommen. Zudem hat der Film durch die Verstrickung seiner drei Hauptfiguren in den amerikanischen [[Sezessionskrieg]] teilweise auch Merkmale eines Anti-Kriegsfilms.<br /> <br /> Bereits 1967 entstand eine Parodie der Komiker [[Franco &amp; Ciccio]] unter dem Titel ''[[Il bello, il brutto, il cretino]],'' die sich nicht nur über Szenen, sondern auch über winzige Details von ''Zwei glorreiche Halunken'' lustig macht.<br /> <br /> Mit ''Zwei glorreiche Halunken'' hatte Sergio Leone solchen Erfolg, dass er 1968 mit einem noch höheren Budget seine ''[[Amerika-Trilogie]]'' beginnen konnte. Diese begann mit ''[[Spiel mir das Lied vom Tod]]'' (1968), wurde 1971 mit ''[[Todesmelodie]]'' fortgesetzt und 1984 mit ''[[Es war einmal in Amerika]]'' abgeschlossen.<br /> <br /> Der Regisseur [[Quentin Tarantino]] bezeichnet ''Zwei glorreiche Halunken'' als seinen Lieblingsfilm, und [[Jeff Bridges]] nennt ihn seinen Lieblingswestern.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Moritz von Uslar |url=http://www.zeit.de/2011/06/Jeff-Bridges |titel=99 Fragen an Jeff Bridges |werk=[[Die Zeit]] |datum=2011-02-04 |abruf=2011-02-05}}&lt;/ref&gt; Auch der US-Filmkritiker [[Roger Ebert]] zählte ''Zwei glorreiche Halunken'' zu den großen Filmen. Für [[Stephen King]] war er eine wichtige Inspiration für seine Fantasy-Saga ''[[Der Dunkle Turm]]'', in dessen Vorwort (zur neuen Auflage von Band 1) er ausführlich auf die Eindrücke eingeht, die der Kinobesuch bei ihm hinterlassen hat.<br /> <br /> Das Publikum der [[Internet Movie Database]] wählte den Film mit einer Bewertung von 8,8 von 10 Punkten in die Top 10 der Wertung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.imdb.com/chart/top/ |titel=IMDb Charts Top Rated Movies |werk=[[Internet Movie Database]] |abruf=2021-09-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kritiken ===<br /> {{Filmbewertung<br /> | AllMovie = {{Rating|5|5}}&lt;ref&gt;{{AllMovie|the-good-the-bad-and-the-ugly-v20333/review|20220922041553|Autor=Lucia Bozzola}}&lt;/ref&gt;<br /> | Bewertung1 = [[Lexikon des internationalen Films]]<br /> | Bewertung1Wert = {{Rating|4|5}}&lt;ref name=&quot;ldif&quot; /&gt;<br /> | Bewertung2 = [[Roger Ebert]]<br /> | Bewertung2Wert = {{Rating|4|4}}&lt;ref name=&quot;ebert&quot; /&gt;<br /> | Bewertung3 = [[They Shoot Pictures, Don’t They?]]<br /> | Bewertung3Wert = #156&lt;ref name=&quot;tspdt&quot; /&gt;<br /> }}<br /> ''Zwei glorreiche Halunken'' erhielt ein sehr gutes Presseecho, was sich auch in den Auswertungen US-amerikanischer [[Aggregator]]en widerspiegelt. So erfasst [[Rotten Tomatoes]] fast ausschließlich wohlwollende Besprechungen und ordnet den Film dementsprechend als „Zertifiziert Frisch“ ein.&lt;ref name=&quot;rotten tomatoes&quot; /&gt; [[Metacritic]] [[Gewichtetes arithmetisches Mittel|ermittelt]] aus den vorliegenden Bewertungen „Allgemeines Kritikerlob“.&lt;ref name=&quot;metacritic&quot; /&gt; Und [[They Shoot Pictures, Don’t They?]] zählt den Film zu den 200 angesehensten Werken der Filmgeschichte.&lt;ref name=&quot;tspdt&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.theyshootpictures.com/gf1000_all1000films.htm |titel=The 1,000 Greatest Films (by Ranking) |werk=[[They Shoot Pictures, Don’t They?]] |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-02-20}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Wenn ein Western von Sergio Leone auf dem Programm steht, wissen Kenner, dass spannende Unterhaltung garantiert ist. Raffinierte Kamera-Arbeit, ausgefallene Action, mitreißende Musik und last but not least unverwechselbare Charakterköpfe tun das ihre dazu.<br /> |Quelle=[[Berliner Zeitung]]<br /> }}<br /> <br /> Der amerikanische Filmkritiker [[Roger Ebert]], der den Film als „Meisterwerk“ lobt, hebt besonders die Inszenierung des Schlussduells als „Übung in Stil“ hervor, in welcher Leone den [[Suspense]] bis zum letzten Moment halte und auskoste. In Bezug auf die wüstenhaften Schauplätze des Films bemerkt er außerdem, Leones Filme seien „erhöhte Träume“, in denen alles „größer, ärger, brutaler, dramatischer als im wirklichen Leben“ sei.&lt;ref name=&quot;ebert&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Roger Ebert |url=https://www.rogerebert.com/reviews/great-movie-the-good-the-bad-and-the-ugly-1968 |titel=The Good, the Bad and the Ugly (1968) |datum=2003-08-03 |abruf=2008-05-26 |sprache=en |zitat=bigger, starker, more brutal, more dramatic, than life}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Das Gute liegt in Leones Kamera-Arbeit, die Farbe und Komposition fachmännisch verbindet und den Details von Form und Textur, die sich bei Außenaufnahmen üppiger anbieten als beim Drehen in Ateliers, scharfe Aufmerksamkeit schenkt. Schlecht ist der passende Ausdruck für die hölzerne Schauspielerei und Leones Glaube an die Werte und die grenzenlosen Möglichkeiten des Comic strip. Und häßlich ist sein unstillbarer Appetit auf Prügeleien, Verstümmelungen und Großaufnahmen von zermatschten Gesichtern.<br /> |Quelle=[[Time]]<br /> |ref=&lt;ref&gt;Joe Hembus: ''Western-Lexikon – 1567 Filme von 1894 bis heute.'' Erweiterte Neuausgabe. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, ISBN 3-453-08121-8, S.&amp;nbsp;764.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Tolle Darsteller, eine ausgefeilte, zynische Dramaturgie zwischen Härte und Humor, brillante Kameraarbeit und perfekte Musik: was will man mehr!<br /> |Quelle=[[Prisma (Fernsehzeitschrift)|Prisma-Online-Filmdatenbank]]<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Prisma|232554|Abruf=2021-03-31}}&lt;/ref&gt;<br /> }}<br /> <br /> Phil Hardy stellt fest, Leone inszeniere einen „trockenen, entvölkerten Westen als Schauplatz für einen lang hingezogenen Totentanz“.&lt;ref&gt;Phil Hardy: ''The Encyclopedia of Western Movies.'' Woodbury Press, Minneapolis 1984, ISBN 0-8300-0405-X, S.&amp;nbsp;296.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Hinreißend düstere Landschaften, klare Bildkompositionen, eiskalte Typen und Gags am Fließband: der Western als Comic strip. Ein Italoklassiker.<br /> |Quelle=Lexikon „Filme im Fernsehen“<br /> |ref=&lt;ref&gt;Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz: ''Lexikon „Filme im Fernsehen“.'' Erweiterte Neuausgabe. Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S.&amp;nbsp;438.&lt;/ref&gt;<br /> }}<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Clint Eastwood reitet als der Inbegriff des namenlosen Fremden und coolen Revolverhelden durch eine grandiose Westernkulisse. […] Die letzte Steigerung des Lonely-Rider-Mythos und gleichzeitig schon seine Persiflage. […] Dritter, nicht ohne Ironie inszenierter Film der berühmten „Dollar“-Trilogie […].<br /> |Quelle=[[Lexikon des internationalen Films]]<br /> |ref=&lt;ref name=&quot;ldif&quot;&gt;{{LdiF|14569|Abruf=2017-03-02}}&lt;/ref&gt;<br /> }}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Il buono, il brutto, il cattivo (film)|Zwei glorreiche Halunken}}<br /> * {{IMDb}}<br /> * {{OFDb|815}}<br /> * {{Synchronkartei|film|3752}}<br /> * Carsten Henkelmann: [http://www.senseofview.de/review/505 ''Rezension''] bei ''Sense of View'' (mit Bildern)<br /> * Christoph Huber: [http://www.filmzentrale.com/rezis/zweiglorreichehalunkenchu.htm ''Rezension''] in der ''Filmzentrale''<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Dollar-Trilogie}}<br /> {{Navigationsleiste Filme von Sergio Leone}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=w|GND=4805753-8|LCCN=no/2009/52650|VIAF=226381839}}<br /> <br /> [[Kategorie:Filmtitel 1966]]<br /> [[Kategorie:Italienischer Film]]<br /> [[Kategorie:Spanischer Film]]<br /> [[Kategorie:Italowestern]]<br /> [[Kategorie:Sezessionskrieg im Film]]<br /> [[Kategorie:Sergio Leone]]<br /> [[Kategorie:Anti-Western]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wehrmacht-Einheitskanister&diff=249669555 Wehrmacht-Einheitskanister 2024-10-23T09:44:14Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>[[Datei:Wehrmacht-einheitskanister.jpg|miniatur|Behälter für 20 Liter Kraftstoff: links ältere Bauart; rechts Wehrmacht-Einheitskanister von 1941 (Hersteller: ''Nirona'')]]<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-186-0166-02A, Russland, Treibstoff-Nachschub.jpg|miniatur|Russland 1941, Soldaten beim Umfüllen von Treibstoff aus Eisenbahn-Kesselwagen in Einheitskanister (frühe Form)]]<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-022-2926-07, Russland, Unternehmen &quot;Zitadelle&quot;, VW Kübelwagen.jpg|miniatur|Russland 1943, Wehrmacht-Einheitskanister auf vorderem Kotflügel eines [[VW Typ 82|VW-Kübelwagens]] der [[Feldgendarmerie]]]]<br /> <br /> Der '''Wehrmacht-Einheitskanister''' ist ein [[Kanister]] mit 20 [[Liter]]n Fassungsvermögen. Er wurde Mitte der 1930er Jahre für die deutsche [[Wehrmacht]] entwickelt und war auf nahezu allen europäischen und nordafrikanischen Kriegsschauplätzen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] anzutreffen. Die Behälter werden auch heute noch, etwa als „NATO-Benzinkanister“, in großen Stückzahlen in vielen Ländern hergestellt. Der Wehrmacht-Einheitskanister gilt als der klassische Benzin- bzw. Kraftstoffkanister. Im englischen Sprachraum nennt man die Kanister auch ''jerrycan'' von ''[[Jerry (Ethnophaulismus)|jerry]]'' als umgangssprachliche Bezeichnung für Deutsche (''German'').<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Bis zur Entwicklung des Einheitskanisters waren handliche Dreiecks-Kraftstoffbehälter aus geprägtem Blech mit Füllmengen zwischen 2,5 und 20 Litern sowohl im zivilen als auch im militärischen Gebrauch üblich.<br /> <br /> Der Wehrmacht-Einheitskanister besteht ebenfalls aus [[Tiefziehen|tiefgezogenem]] Blech und wurde nach einer Ausschreibung 1935/36 von der Firma [[Schwelmer Eisenwerk Müller &amp; Co.]] in Schwelm, Westfalen, unter maßgeblicher Beteiligung von Oberingenieur Vinzenz Grünvogel entwickelt. 1936 gelangte eine Serie von 5.000 Stück zwecks Erprobung zur Truppe. Mit der Allgemeinen Heeresmitteilung (AHM) Nr. 324 vom 8. Juli 1937 erfolgte die offizielle Einführung.<br /> <br /> Im Jahre 1937 erhielt er seine endgültige Form von der Firma [[Ambi-Budd]] (ABP, Ambi-Budd Presswerk Berlin). Schon im Zweiten Weltkrieg verwendeten die Schweiz und Italien ebenfalls diese Einheitskanister. Auch für die britische Armee ließ das britische [[War Department (United Kingdom)|War Department]] baugleiche Kanister einführen. Mit der Landung der Alliierten im Juli 1944 gelangten riesige Mengen dieser Kanister auf das europäische Festland.<br /> <br /> Die Spezifikation des Einheitskanisters wurde später in der DIN 7274:1981 (Packmittel; Kanister aus Stahl für Nennvolumen 5, 10, 20 l) zusammengefasst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.beuth.de/de/norm/din-7274-1/917691 |titel=DIN 7274-1:1981-09 |titelerg=Packmittel; Kanister aus Stahl für Nennvolumen 5, 10, 20 l; Maße |werk=ICS 55.140 - Barrels. Drums. Canisters |hrsg=[[Deutsches Institut für Normung]] |datum=1981-09 |abruf=2022-09-25}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.beuth.de/de/norm/din-7274-2/917774 |titel=DIN 7274-2:1981-09 |titelerg=Packmittel; Kanister aus Stahl für Nennvolumen 5, 10, 20 l; Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfung |werk=ICS 55.140 - Barrels. Drums. Canisters |hrsg=[[Deutsches Institut für Normung]] |datum=1981-09 |abruf=2022-09-25}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ausführung ==<br /> Das ursprüngliche Modell besaß auf beiden Seiten eine einfache, kreuzförmige [[Sicke]] zur Verstärkung des Bleches und wurde bis etwa 1941 gefertigt. Das Modell mit verbessertem Profil wurde für Wehrmacht und [[Waffen-SS]] von 1939 bis 1945 von 19 Herstellern in großen Mengen produziert. Ab 1940 gab es auch einen Einheitsbehälter mit weißer Kreuzkennzeichnung für 20 l Wasser. Der Kanister gilt als sehr standfest und öffnungsstabil, d.&amp;nbsp;h. der Sicherheitsverschluss öffnet sich nicht von alleine.<br /> <br /> Der Einheitskanister gestattete eine [[Betankung]] von Fahrzeugen ohne die zusätzliche Verwendung von Trichtern oder anderem Werkzeug.<br /> <br /> == Kennzeichnungen ==<br /> Neben Angaben zum Hersteller des jeweiligen Kanisters tragen die Einheitskanister folgende Einprägungen:<br /> * Kraftstoff 20 l oder Wasser 20 l<br /> * Feuergefährlich (nur bei Kraftstoff)<br /> * Herstellungsjahr<br /> * Hersteller<br /> * dessen [[Deutsche Fertigungskennzeichen|deutsches Fertigungskennzeichen]] (Beispiel: ''rhs'' für ''Rheinmetall-Borsig AG, Sömmerda'')<br /> * Eigner (z. B. ''Heer'', ''Wehrmacht'', ''SS'')<br /> <br /> Die britischen Kanister erhielten als Kennung das Kürzel W↑D (für das britische [[War Department (United Kingdom)|'''W'''ar '''D'''epartment]], mit dem sogenannten ''Broad arrow''), sie werden umgangssprachlich ''Jerrycan'' genannt. Obwohl die Briten diese Kanister an die USA weitergaben, produzierte man dort andere Kraftstoffbehälter.<br /> <br /> In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] hergestellte Einheitskanister tragen ein Kennzeichen [[Technische Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen|''TGL'']].<br /> <br /> == Nachfertigungen und Kopien bzw. Fälschungen ==<br /> Die bei Sammlern und in Oldtimer-Kreisen beliebten, originalen Wehrmacht-Einheitskanister sind heute gelegentlich noch erhältlich und teilweise in Gebrauch. In Hinsicht auf die erzielten Verkaufspreise werden Nachbauten als Originale angeboten und auch regelrechte Fälschungen angefertigt.<br /> <br /> == Galerie ==<br /> &lt;gallery&gt;<br /> DUKW-and-crane-slapton-sands-1944.jpg|April 1944, britische Kraftstoff-Kanister bei der Vorbereitung der Landung der Alliierten in der Normandie<br /> Bundesarchiv Bild 101I-303-0586-31, Italien, Soldat mit Kanister auf Esel - Muli.jpg|Italien 1944, Wehrmachtsoldat auf einem Esel mit Einheitskanister<br /> Bundesarchiv B 145 Bild-F005977-0011, Manöver Heer, Flak-Panzer M-42.jpg|September 1958, Manöver der Bundeswehr, Betankung eines Flakpanzers [[M42 Duster]] mit 40-mm-Zwillingskanone mit Kanister<br /> Jerrycan Einmann Tragweise.JPG|Nutzung der Griffe durch eine Person<br /> Jerrycan Zweimann Tragweise.JPG|Nutzung der Griffe mit Lastverteilung auf zwei Personen<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{commonscat|Jerrycans|Wehrmacht-Einheitskanister}}<br /> * [http://www.kfzderwehrmacht.de/Hauptseite_deutsch/Verschiedenes/Treibstoffversorgung/treibstoffversorgung.html Treibstoff-Versorgung im Krieg]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Militärische Ausrüstung (Wehrmacht)]]<br /> [[Kategorie:Flüssigkeitsbehälter]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Americium&diff=249569802 Americium 2024-10-19T20:17:15Z <p>7lima: Zeitform korrigiert</p> <hr /> <div>{{Infobox Chemisches Element<br /> &lt;!--- Periodensystem ---&gt;<br /> | Name = Americium<br /> | Symbol = Am<br /> | Ordnungszahl = 95<br /> | Serie = Ac<br /> | Gruppe = Ac<br /> | Periode = 7<br /> | Block = f<br /> | Hauptquelle = &lt;ref&gt;Die Werte der atomaren und physikalischen Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus [https://www.webelements.com/americium www.webelements.com (Americium)] entnommen.&lt;/ref&gt;<br /> &lt;!--- Allgemein ---&gt;<br /> | Aussehen = silbrig-weißes Metall<br /> | CAS = {{CASRN|7440-35-9}}<br /> | EG-Nummer = 231-144-4<br /> | ECHA-ID = 100.028.313<br /> | Massenanteil = <br /> &lt;!--- Atomar ---&gt;<br /> | Atommasse = 243,061375&lt;ref name=&quot;Binder&quot;&gt;Harry H. Binder: ''Lexikon der chemischen Elemente.'' S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3, S.&amp;nbsp;18–23.&lt;/ref&gt;<br /> | Atomradius = 184<br /> | AtomradiusBerechnet = <br /> | KovalenterRadius = <br /> | VanDerWaalsRadius = 228,5<br /> | Elektronenkonfiguration = &amp;#x5B;[[Radon|Rn]]&amp;#x5D; 5[[F-Orbital|f]]&lt;sup&gt;7&lt;/sup&gt; 7[[S-Orbital|s]]&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;<br /> | Austrittsarbeit = <br /> | Ionisierungsenergie_1 = {{ZahlExp|5,97381|suffix=(25)|post=[[Elektronenvolt|eV]]&lt;ref name=&quot;NIST-ASD-americium&quot;&gt;{{NIST-ASD|americium|Abruf=2020-06-13}}&lt;/ref&gt;}} ≈ {{ZahlExp|576,38|post=[[Joule|kJ]]/[[mol]]&lt;ref name=&quot;Webelements-americium&quot;&gt;{{Webelements|americium|atoms|Abruf=2020-06-13}}&lt;/ref&gt;}}<br /> | Ionisierungsenergie_2 = {{ZahlExp|11,7|suffix=(4)|post=eV&lt;ref name=&quot;NIST-ASD-americium&quot; /&gt;}} ≈ {{ZahlExp|1130|post=kJ/mol&lt;ref name=&quot;Webelements-americium&quot; /&gt;}}<br /> | Ionisierungsenergie_3 = {{ZahlExp|21,7|suffix=(4)|post=eV&lt;ref name=&quot;NIST-ASD-americium&quot; /&gt;}} ≈ {{ZahlExp|2090|post=kJ/mol&lt;ref name=&quot;Webelements-americium&quot; /&gt;}}<br /> | Ionisierungsenergie_4 = {{ZahlExp|36,8|suffix=(4)|post=eV&lt;ref name=&quot;NIST-ASD-americium&quot; /&gt;}} ≈ {{ZahlExp|3550|post=kJ/mol&lt;ref name=&quot;Webelements-americium&quot; /&gt;}}<br /> | Ionisierungsenergie_5 = {{ZahlExp|50,0|suffix=(1,9)|post=eV&lt;ref name=&quot;NIST-ASD-americium&quot; /&gt;}} ≈ {{ZahlExp|4820|post=kJ/mol&lt;ref name=&quot;Webelements-americium&quot; /&gt;}}<br /> &lt;!--- Physikalisch ---&gt;<br /> | Aggregatzustand = fest<br /> | Modifikationen = <br /> | Kristallstruktur = [[Hexagonales Kristallsystem|hexagonal]]<br /> | Dichte = 13,67 g/cm&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt;<br /> | RefTempDichte_K = <br /> | Mohshärte = <br /> | Magnetismus = [[Paramagnetismus|paramagnetisch]] ([[Magnetische Suszeptibilität|''χ&lt;sub&gt;m&lt;/sub&gt;'']] = 7,1 · 10&lt;sup&gt;−4&lt;/sup&gt;)&lt;ref&gt;Robert C. Weast (Hrsg.): ''[[CRC Handbook of Chemistry and Physics]].'' CRC (Chemical Rubber Publishing Company), Boca Raton 1990, ISBN 0-8493-0470-9, S. E-129 bis E-145. Die Werte dort sind auf g/mol bezogen und in cgs-Einheiten angegeben. Der hier angegebene Wert ist der daraus berechnete maßeinheitslose SI-Wert.&lt;/ref&gt;<br /> | Schmelzpunkt_K = 1449<br /> | Schmelzpunkt_C = 1176<br /> | Siedepunkt_K = 2880<br /> | Siedepunkt_C = 2607<br /> | MolaresVolumen = 1,778 · 10&lt;sup&gt;−5&lt;/sup&gt;<br /> | Verdampfungswärme = 238,5 kJ/mol<br /> | Schmelzwärme = 14,4<br /> | Dampfdruck = <br /> | RefTempDampfdruck_K = <br /> | Schallgeschwindigkeit = <br /> | RefTempSchallgeschwindigkeit_K = <br /> | SpezifischeWärmekapazität = 0,11<br /> | ElektrischeLeitfähigkeit = 147,1&lt;ref name=&quot;Binder&quot; /&gt;<br /> | RefTempElektrischeLeitfähigkeit_K = 293,15<br /> | Wärmeleitfähigkeit = 10&lt;ref name=&quot;Binder&quot; /&gt;<br /> | RefTempWärmeleitfähigkeit_K = 300<br /> &lt;!--- Chemisch ---&gt;<br /> | Oxidationszustände = +2, '''+3''', +4, +5, +6, (+7)<br /> | Normalpotential = −2,070&amp;nbsp;[[Volt|V]] (Am&lt;sup&gt;3+&lt;/sup&gt; + 3&amp;nbsp;e&lt;sup&gt;−&lt;/sup&gt; → Am)&lt;ref name=&quot;Binder&quot; /&gt;<br /> | Elektronegativität = 1,3<br /> | Quelle GHS-Kz = NV<br /> | GHS-Piktogramme = {{GHS-Piktogramme|/}}<br /> | GHS-Signalwort = <br /> | H = {{H-Sätze|/}}<br /> | EUH = {{EUH-Sätze|/}}<br /> | P = {{P-Sätze|/}}<br /> | Quelle P = <br /> | Radioaktiv = Ja<br /> &lt;!--- Isotope ---&gt;<br /> | Isotope = &lt;ref name=&quot;nubase&quot; /&gt;<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | AnzahlZerfallstypen = 2<br /> | Massenzahl = 238<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 98&amp;nbsp;min<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Elektronen-Einfang|ε]]&amp;nbsp;(≈ 100 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = <br /> | Zerfallstyp1ZP = [[Plutonium|&lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu]]<br /> | Zerfallstyp2ZM = [[Alphastrahlung|α]]&amp;nbsp;(1,0&amp;nbsp;·&amp;nbsp;10&lt;sup&gt;−4&lt;/sup&gt; %)<br /> | Zerfallstyp2ZE = <br /> | Zerfallstyp2ZP = [[Neptunium|&lt;sup&gt;234&lt;/sup&gt;Np]]<br /> }}<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | AnzahlZerfallstypen = 2<br /> | Massenzahl = 239<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 11,9&amp;nbsp;[[Stunde|h]]<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Elektronen-Einfang|ε]]&amp;nbsp;(≈ 100 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = <br /> | Zerfallstyp1ZP = [[Plutonium|&lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Pu]]<br /> | Zerfallstyp2ZM = [[Alphastrahlung|α]]&amp;nbsp;(0,010 %)<br /> | Zerfallstyp2ZE = <br /> | Zerfallstyp2ZP = [[Neptunium|&lt;sup&gt;235&lt;/sup&gt;Np]]<br /> }}<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | AnzahlZerfallstypen = 2<br /> | Massenzahl = 240<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 50,8&amp;nbsp;h<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Elektronen-Einfang|ε]]&amp;nbsp;(≈ 100 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = <br /> | Zerfallstyp1ZP = [[Plutonium|&lt;sup&gt;240&lt;/sup&gt;Pu]]<br /> | Zerfallstyp2ZM = [[Alphastrahlung|α]]&amp;nbsp;(1,9&amp;nbsp;·&amp;nbsp;10&lt;sup&gt;−4&lt;/sup&gt; %)<br /> | Zerfallstyp2ZE = <br /> | Zerfallstyp2ZP = [[Neptunium|&lt;sup&gt;236&lt;/sup&gt;Np]]<br /> }}<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | AnzahlZerfallstypen= 2<br /> | Massenzahl = 241<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 432,2&amp;nbsp;[[Jahr|a]]<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Alphastrahlung|α]]&amp;nbsp;(≈ 100 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = 5,486<br /> | Zerfallstyp1ZP = [[Neptunium|&lt;sup&gt;237&lt;/sup&gt;Np]]<br /> | Zerfallstyp2ZM = [[Spontane Spaltung|SF]]&amp;nbsp;(4,3&amp;nbsp;·&amp;nbsp;10&lt;sup&gt;−10&lt;/sup&gt; %)<br /> | Zerfallstyp2ZE = ?<br /> | Zerfallstyp2ZP = ?<br /> }}<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | AnzahlZerfallstypen = 2<br /> | Massenzahl = 242<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 16,02&amp;nbsp;h<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Betastrahlung|β&lt;sup&gt;−&lt;/sup&gt;]]&amp;nbsp;(82,7 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = 0,665<br /> | Zerfallstyp1ZP = [[Curium|&lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Cm]]<br /> | Zerfallstyp2ZM = [[Elektronen-Einfang|ε]]&amp;nbsp;(17,3 %)<br /> | Zerfallstyp2ZE = 0,751<br /> | Zerfallstyp2ZP = [[Plutonium|&lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Pu]]<br /> }}<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | AnzahlZerfallstypen = 3<br /> | Massenzahl = 242''m''1<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 141&amp;nbsp;a<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Isomerie-Übergang|IT]]&amp;nbsp;(≈ 100 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = 0,049<br /> | Zerfallstyp1ZP = &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am<br /> | Zerfallstyp2ZM = [[Alphastrahlung|α]]&amp;nbsp;(0,45 %)<br /> | Zerfallstyp2ZE = 5,637<br /> | Zerfallstyp2ZP = [[Neptunium|&lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Np]]<br /> | Zerfallstyp3ZM = [[Spontane Spaltung|SF]]&amp;nbsp;(4,7&amp;nbsp;·&amp;nbsp;10&lt;sup&gt;−9&lt;/sup&gt; %)<br /> | Zerfallstyp3ZE = ?<br /> | Zerfallstyp3ZP = ?<br /> }}<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | Massenzahl = 242''m''2<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 0,014&amp;nbsp;s<br /> | AnzahlZerfallstypen = 3<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Spontane Spaltung|SF]]&amp;nbsp;(≈ 100 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = ?<br /> | Zerfallstyp1ZP = ?<br /> | Zerfallstyp2ZM = [[Alphastrahlung|α]]<br /> | Zerfallstyp2ZE = 7,788<br /> | Zerfallstyp2ZP = [[Neptunium|&lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Np]]<br /> | Zerfallstyp3ZM = [[Isomerie-Übergang|IT]]<br /> | Zerfallstyp3ZE = 2,2<br /> | Zerfallstyp3ZP = &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am<br /> }}<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | Massenzahl = 243<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 7370&amp;nbsp;a<br /> | AnzahlZerfallstypen = 2<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Alphastrahlung|α]]&amp;nbsp;(≈ 100 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = 5,438<br /> | Zerfallstyp1ZP = [[Neptunium|&lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Np]]<br /> | Zerfallstyp2ZM = [[Spontane Spaltung|SF]]&amp;nbsp;(4,7&amp;nbsp;·&amp;nbsp;10&lt;sup&gt;−9&lt;/sup&gt; %)<br /> | Zerfallstyp2ZE = ?<br /> | Zerfallstyp2ZP = ?<br /> }}<br /> {{Infobox Chemisches Element/Isotop<br /> | Massenzahl = 244<br /> | Symbol = Am<br /> | NH = 0<br /> | Halbwertszeit = 10,1&amp;nbsp;h<br /> | AnzahlZerfallstypen = 1<br /> | Zerfallstyp1ZM = [[Betastrahlung|β&lt;sup&gt;−&lt;/sup&gt;]]&amp;nbsp;(100 %)<br /> | Zerfallstyp1ZE = <br /> | Zerfallstyp1ZP = [[Curium|&lt;sup&gt;244&lt;/sup&gt;Cm]]<br /> }}<br /> }}<br /> <br /> '''Americium''' ({{Audio|De-Americium.ogg}}; [[Elementsymbol]] Am) ist ein [[chemisches Element]] mit der [[Ordnungszahl]] 95. Im [[Periodensystem]] steht es in der Gruppe der [[Actinoide]] ([[Periode-7-Element|7.&amp;nbsp;Periode]], [[f-Block]]) und zählt auch zu den [[Transurane]]n. Americium ist neben [[Europium]] das einzige nach einem [[Erdteil]] benannte Element. Es ist ein leicht verformbares [[Radioaktivität|radioaktives]] Metall silbrig-weißen Aussehens.<br /> <br /> Von Americium gibt es kein stabiles [[Isotop]]. Auf der Erde kommt es ausschließlich in künstlich erzeugter Form vor. Das Element wurde erstmals im Spätherbst 1944 erzeugt, die Entdeckung jedoch zunächst nicht veröffentlicht. Kurioserweise wurde seine Existenz in einer amerikanischen Radiosendung für Kinder durch den Entdecker [[Glenn T. Seaborg]], den Gast der Sendung, der Öffentlichkeit preisgegeben.<br /> <br /> Americium wird in [[Kernreaktor]]en gebildet, eine Tonne abgebrannten [[Kernbrennstoff]]s enthält durchschnittlich etwa 100&amp;nbsp;g des Elements. Es wird als Quelle ionisierender Strahlung eingesetzt, z.&amp;nbsp;B. in der [[Fluoreszenzspektroskopie]] und in [[Ionisationsrauchmelder]]n. Das Americiumisotop &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am wurde wegen seiner gegenüber [[Plutonium]] (&lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu) wesentlich längeren [[Halbwertszeit]] von 432,2&amp;nbsp;Jahren zur Befüllung von [[Radionuklidbatterie]]n (RTG) für [[Raumsonde]]n vorgeschlagen, welche dann hunderte Jahre lang elektrische Energie zum Betrieb bereitstellen würden.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> [[Datei:Glenn Seaborg - 1964.jpg|mini|links|Glenn T. Seaborg]]<br /> [[Datei:Berkeley 60-inch cyclotron.jpg|mini|links|60-Inch-Cyclotron]]<br /> <br /> Americium wurde im Spätherbst&amp;nbsp;1944 von [[Glenn T. Seaborg]], [[Ralph A. James]], [[Leon O. Morgan]] und [[Albert Ghiorso]] im 60-Zoll-[[Cyclotron]] an der [[University of California, Berkeley|Universität von Kalifornien in Berkeley]] sowie am [[Metallurgie|metallurgischen]] [[Laboratorium]] der [[University of Chicago|Universität von Chicago]] (heute: [[Argonne National Laboratory]]) erzeugt. Nach [[Neptunium]] und [[Plutonium]] war Americium das vierte [[Transuran]], das seit dem Jahr 1940 entdeckt wurde; das um eine Ordnungszahl höhere [[Curium]] wurde als drittes schon im Sommer&amp;nbsp;1944 erzeugt. Der Name für das Element wurde in Anlehnung zum Erdteil Amerika gewählt – in Analogie zu [[Europium]], dem [[Seltene Erden|Seltene-Erden-Metall]], das im [[Periodensystem]] genau über Americium steht: ''The name americium (after the Americas) and the symbol Am are suggested for the element on the basis of its position as the sixth member of the actinide rare-earth series, analogous to europium, Eu, of the lanthanide series.''&lt;ref&gt;G. T. Seaborg, R. A. James, L. O. Morgan: ''The New Element Americium (Atomic Number 95)'', NNES PPR ''(National Nuclear Energy Series, Plutonium Project Record)'', Vol.&amp;nbsp;14&amp;nbsp;B ''The Transuranium Elements: Research Papers'', Paper No.&amp;nbsp;22.1, McGraw-Hill Book Co., Inc., New York, 1949 ([https://www.osti.gov/cgi-bin/rd_accomplishments/display_biblio.cgi?id=ACC0046&amp;numPages=43&amp;fp=N Abstract]; [https://www.osti.gov/accomplishments/documents/fullText/ACC0046.pdf Maschinoskript (Januar&amp;nbsp;1948)]).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;K. Street, Jr., A. Ghiorso, G. T. Seaborg: ''The Isotopes of Americium'', in: ''[[Physical Review]]'', '''1950''', ''79''&amp;nbsp;(3), S.&amp;nbsp;530–531 ([[doi:10.1103/PhysRev.79.530]]; [https://repositories.cdlib.org/cgi/viewcontent.cgi?article=7073&amp;context=lbnl Maschinoskript (11.&amp;nbsp;April 1950)]).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Übersetzung: ''Der Name Americium (nach den beiden Amerikas) und das Symbol Am werden für das Element vorgeschlagen – basierend auf seiner Position als sechstes Mitglied der Actinoid-Seltenerdmetalle-Serie, in Analogie zum Europium, Eu, aus der Lanthanoiden-Serie''.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zur Erzeugung des neuen Elements wurden in der Regel die [[Oxide]] der Ausgangselemente verwendet. Dazu wurde zunächst Plutoniumnitratlösung (mit dem [[Isotop]] &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Pu) auf eine Platinfolie von etwa 0,5&amp;nbsp;cm&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt; aufgetragen; die Lösung danach eingedampft und der Rückstand dann zum Oxid (PuO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) geglüht. Nach dem Beschuss im Cyclotron wurde die Beschichtung mittels [[Salpetersäure]] gelöst, anschließend wieder mit einer konzentrierten wässrigen [[Ammoniumhydroxid|Ammoniaklösung]] als Hydroxid ausgefällt; der Rückstand wurde in [[Perchlorsäure]] gelöst. Die weitere Trennung erfolgte mit [[Ionenaustauscher]]n. In ihren Versuchsreihen wurden der Reihe nach vier verschiedene Isotope erzeugt: &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am, &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am, &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Am und &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Am.<br /> <br /> Als erstes Isotop isolierten sie &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am aus einer [[Plutonium]]-Probe, die mit [[Neutron]]en bestrahlt wurde. Es zerfällt durch Aussendung eines [[Alpha-Teilchen|α-Teilchens]] in &lt;sup&gt;237&lt;/sup&gt;Np. Die Halbwertszeit dieses [[Alpha-Zerfall|α-Zerfalls]] wurde zunächst auf 510&amp;nbsp;±&amp;nbsp;20&amp;nbsp;Jahre bestimmt; der heute allgemein akzeptierte Wert ist 432,2&amp;nbsp;a.&lt;ref name=&quot;nubase&quot;&gt;G. Audi, O. Bersillon, J. Blachot, A. H. Wapstra: ''The NUBASE evaluation of nuclear and decay properties'', in: ''[[Nuclear Physics|Nuclear Physics A]]'', 729, 2003, S.&amp;nbsp;3–128. {{doi|10.1016/j.nuclphysa.2003.11.001}}. ([http://amdc.in2p3.fr/nubase/nubase2003/Nubase2003.pdf PDF]; 1,0&amp;nbsp;MB).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{^{239}_{\ 94}Pu\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{240}_{\ 94}Pu\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{241}_{\ 94}Pu\ \xrightarrow [14,35 \ a]{\beta^-} \ ^{241}_{\ 95}Am\ \left(\ \xrightarrow [432,2 \ a]{\alpha} \ ^{237}_{\ 93}Np \right)}&lt;/math&gt;<br /> <br /> : &lt;small&gt;Die angegebenen Zeiten sind [[Halbwertszeit]]en.&lt;/small&gt;<br /> <br /> Als zweites Isotop wurde &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am durch erneuten Neutronenbeschuss des zuvor erzeugten &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am gefunden. Durch nachfolgenden raschen [[Beta-Zerfall|β-Zerfall]] entsteht dabei &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Cm, das zuvor schon entdeckte [[Curium]]. Die Halbwertszeit dieses β-Zerfalls wurde zunächst auf 17&amp;nbsp;Stunden bestimmt, der heute als gültig ermittelte Wert beträgt 16,02&amp;nbsp;h.&lt;ref name=&quot;nubase&quot; /&gt;<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{^{241}_{\ 95}Am\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{242}_{\ 95}Am\ \left(\ \xrightarrow [16,02 \ h]{\beta^-} \ ^{242}_{\ 96}Cm \right)}&lt;/math&gt;<br /> <br /> Erstmals öffentlich bekannt gemacht wurde die Entdeckung des Elements in der amerikanischen Radiosendung ''Quiz Kids'' am 11.&amp;nbsp;November 1945 durch Glenn T. Seaborg, noch vor der eigentlichen Bekanntmachung bei einem Symposium der [[American Chemical Society]]: Einer der jungen Zuhörer fragte den Gast der Sendung, Seaborg, ob während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] im Zuge der Erforschung von Nuklearwaffen neue Elemente entdeckt wurden. Seaborg bejahte die Frage und enthüllte dabei auch gleichzeitig die Entdeckung des nächsthöheren Elements, [[Curium]].&lt;ref&gt;Rachel Sheremeta Pepling: [https://pubs.acs.org/cen/80th/americium.html ''Americium.''] Chemical &amp; Engineering News, 2003.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Americium (&lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am und &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am) und seine Produktion wurde später unter dem Namen ''Element 95 and method of producing said element'' patentiert, wobei als Erfinder nur Glenn T. Seaborg angegeben wurde.&lt;ref&gt;{{Patent | Land = US | V-Nr = 3156523 | Typ = Erteilung | Titel = Element 95 and method of producing said element | A-Datum = 1946-08-23 | V-Datum = 1964-11-10 | Erfinder = Glenn T. Seaborg | DB = Google}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In elementarer Form wurde es erstmals im Jahr 1951 durch Reduktion von [[Americium(III)-fluorid]] mit [[Barium]] dargestellt.&lt;ref name=&quot;AM_METALL1&quot;&gt;Edgar F. Westrum, Jr., LeRoy Eyring: ''The Preparation and Some Properties of Americium Metal'', in: ''[[J. Am. Chem. Soc.]]'', '''1951''', ''73''&amp;nbsp;(7), S.&amp;nbsp;3396–3398 ([[doi:10.1021/ja01151a116]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Vorkommen ==<br /> Americiumisotope entstehen im [[r-Prozess]] in [[Supernova]]e und kommen auf der [[Erde]] wegen ihrer im Vergleich zum Alter der Erde zu geringen [[Halbwertszeit]] normalerweise nicht natürlich vor. Ausnahmen sind Vorkommen in natürlichen Reaktoren, die vor ca. 1,5 Mrd. Jahren während eines langen Zeitraumes von mehreren hundert Jahrtausenden intermittierenden Überschreitens der kritischen Masse in Uranlagerstätten wie in [[Oklo]] entstanden sind. Dort konnten lokal neben 4 Tonnen Plutonium auch hohe Konzentrationen von Americium nachgewiesen werden.&lt;ref&gt;Nicolaas C Steenkamp: [https://www.africanmining.co.za/2020/05/18/gabons-natural-fission-sites/ Gabon’s natural fission sites] in: African Mining, Incorporating Mining Mirror, veröffentlicht am 18. Mai 2020, abgerufen am 29. Mai 2024&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Heutzutage wird jedoch Americium als Nebenprodukt in [[Kernkraftwerk]]en erbrütet; das Americiumisotop &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am entsteht als Zerfallsprodukt (u.&amp;nbsp;a. in abgebrannten [[Brennstab|Brennstäben]]) aus dem Plutoniumisotop &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Pu. Eine Tonne abgebrannten Kernbrennstoffs enthält durchschnittlich etwa 100&amp;nbsp;g verschiedener Americiumisotope.&lt;ref&gt;Klaus Hoffmann: ''Kann man Gold machen? Gauner, Gaukler und Gelehrte. Aus der Geschichte der chemischen Elemente'', Urania-Verlag; Leipzig, Jena, Berlin 1979, {{DNB|800228367}}, S.&amp;nbsp;233.&lt;/ref&gt; Es handelt sich dabei hauptsächlich um die α-Strahler &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am und &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am, die aufgrund ihrer relativ langen Halbwertszeiten in der [[Endlagerung]] unerwünscht sind und deshalb zum [[Transuranabfall]] zählen. Eine Verminderung der Langzeitradiotoxizität in nuklearen Endlagern wäre durch Abtrennung langlebiger Isotope aus abgebrannten Kernbrennstoffen möglich. Zur Beseitigung des Americiums wird derzeit die [[Partitioning|Partitioning &amp; Transmutation]]-Strategie untersucht.&lt;ref&gt;L. H. Baetsle: {{Webarchiv|text=''Application of Partitioning/Transmutation of Radioactive Materials in Radioactive Waste Management'' |url=http://www.ictp.trieste.it/~pub_off/lectures/lns012/Baetsle.pdf |wayback=20050426092418}} (PDF; 2,4&amp;nbsp;MB), September 2001.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Gabriele Fioni, Michel Cribier, Frédéric Marie: {{Webarchiv|url=http://www.cea.fr/var/cea/storage/static/gb/library/Clefs46/pagesg/clefs46_30.html |wayback=20071111175005 |text=''Can the minor actinide, americium-241, be transmuted by thermal neutrons?''}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Da Americium auf der Erde mit wenigen lokal begrenzten Ausnahmen nicht natürlich vorkommt, ist jegliches anderweitige Vorkommen in der Natur durch Kontamination verursacht. Seit den oberirdischen Atomwaffenversuchen ist es ubiquitär auf der [[Nordhalbkugel]] in geringen Konzentrationen in Boden, Luft und [[Hydrosphäre]] nachweisbar.&lt;ref name=malatova_beckova&gt;I. Malátová, V. Bečková: [https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/B9780123864543011623 Americium], in Encyclopedia of Toxicology (Third Edition), 2014, abgerufen am 22. Mai 2024&lt;/ref&gt; Über diese Grundkontamination hinaus konzentriert sich die bestehende Kontamination mit Americium auf [[Liste von Kernwaffentests|Gebiete, die zwischen 1945 und 1980 für Atomwaffentests genutzt wurden]],&lt;ref name=malatova_beckova /&gt; wie die [[Wüste von Nevada#Kernwaffentests|Wüste von Nevada]], das [[Bikini-Atoll#Kernwaffentests|Bikini-Atoll]], [[Nowaja Semlja#Atomtestgebiet|Nowaja Semlja]], [[Atomwaffentestgelände Semipalatinsk|Kasachstan]], [[Maralinga#Atomwaffentests|Nullarbor-Wüste (Australien)]]. Dazu kommen von nuklearen Unfällen betroffene Gebiete &lt;ref name=malatova_beckova /&gt;, z.&amp;nbsp;B. [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl|Tschernobyl]] oder [[Windscale-Brand|Windscale]] etc. und Flächen die bei Unfällen mit Atomwaffen verseucht worden sind,&lt;ref name=malatova_beckova /&gt; z.&amp;nbsp;B. [[Nuklearunfall von Palomares|Palomares]] im spanischen [[Provinz Almeria|Almeria]], wo sich das beim Unfall freigesetzte und nicht beseitigte Plutonium-241 im Laufe der Jahre zu Americum-241 umgewandelt hat, oder [[Absturz einer B-52 nahe der Thule Air Base 1968|Thule (Grönland)]]. Hinzu kommen Gebiete und Gewässer, in denen radioaktive Abfälle unsachgemäß gelagert oder entsorgt wurden, wie das [[Karasee#Radioaktive Belastung|Karische Meer]], die [[Barentssee]], sowie der Umkreis von Anlagen der Kernwaffenproduktion in den USA und Russland wie [[Hanford Site|Hanford]], [[Rocky Flats]], [[Sneschinsk|Tschelyabinsk]] und [[Kerntechnische Anlage Majak|Kyshtym]].&lt;ref name=malatova_beckova /&gt; Bei erhöhter Kontamination des Bodens liegt durch Aufwirbelung von [[Aerosol]]en eine örtlich erhöhte Kontamination der Luft in diesen Gebieten vor.&lt;ref name=malatova_beckova /&gt;<br /> <br /> == Gewinnung und Darstellung ==<br /> === Gewinnung von Americiumisotopen ===<br /> Americium fällt in geringen Mengen in [[Kernreaktor]]en an. Es steht heute in Mengen von wenigen Kilogramm zur Verfügung. Durch die aufwändige Gewinnung aus abgebrannten [[Brennstab|Brennstäben]] hat es einen sehr hohen Preis. Seit der Markteinführung 1962 soll der Preis für [[Americium(IV)-oxid]] mit dem Isotop &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am bei etwa 1500&amp;nbsp;[[United States Dollar|US-Dollar]] pro [[Gramm]] liegen.&lt;ref name=&quot;smoke&quot;&gt; {{Webarchiv|text=''Smoke Detectors and Americium.'' |url=http://www.world-nuclear.org/info/inf57.html |wayback=20101112082137}}&lt;/ref&gt; Das Americiumisotop &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am entsteht in geringeren Mengen im Reaktor aus &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am und ist deshalb mit 160&amp;nbsp;US-Dollar pro [[Milligramm]] &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am&lt;ref name=&quot;speclab&quot;&gt;[http://www.speclab.com/elements/americium.htm Informationen zum Element Americium bei www.speclab.com] ''(engl.)''; Zugriff: 8.&amp;nbsp;Oktober 2008.&lt;/ref&gt; noch wesentlich teurer.<br /> <br /> Americium wird über das Plutoniumisotop &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Pu in Kernreaktoren mit hohem &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;U-Anteil zwangsläufig erbrütet, da es aus diesem durch [[Neutronenanlagerung|Neutroneneinfang]] und zwei anschließende [[Betastrahlung|β-Zerfälle]] (über &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;U und &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Np) entsteht.<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{^{238}_{\ 92}U\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{239}_{\ 92}U\ \xrightarrow [23,5 \ min]{\beta^-} \ ^{239}_{\ 93}Np\ \xrightarrow [2,3565 \ d]{\beta^-} \ ^{239}_{\ 94}Pu}&lt;/math&gt;<br /> : &lt;small&gt;Die angegebenen Zeiten sind [[Halbwertszeit]]en.&lt;/small&gt;<br /> <br /> Danach wird, wenn es nicht zur Kernspaltung kommt, aus dem &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Pu, neben anderen Nukliden, durch stufenweisen Neutroneneinfang (n,γ) und anschließenden β-Zerfall &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am oder &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am erbrütet.<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{^{239}_{\ 94}Pu\ \xrightarrow {2(n,\gamma)} \ ^{241}_{\ 94}Pu\ \xrightarrow [14,35 \ a]{\beta^-} \ ^{241}_{\ 95}Am}&lt;/math&gt;<br /> <br /> Das Plutonium, welches aus abgebrannten Brennstäben von Leistungsreaktoren gewonnen werden kann, besteht zu etwa 12 % aus dem Isotop &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Pu.&lt;ref name=&quot;smoke&quot; /&gt; Deshalb erreichen erst 70 Jahre, nachdem der Brutprozess beendet wurde, die abgebrannten Brennstäbe ihren Maximalgehalt von &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am; danach nimmt der Gehalt wieder (langsamer als der Anstieg) ab.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.bredl.org/sapc/Pu_ReportI.htm | wayback=20150429052129 | text=BREDL Southern Anti-Plutonium Campaign}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Aus dem so entstandenen &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am kann durch weiteren Neutroneneinfang im Reaktor &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am entstehen. Bei [[Leichtwasserreaktor]]en soll aus dem &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am zu 79 % &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am und zu 10 % &lt;sup&gt;242''m''&lt;/sup&gt;Am entstehen:&lt;ref&gt;Akihiro Sasahara, Tetsuo Matsumura, Giorgos Nicolaou, Dimitri Papaioannou: ''Neutron and Gamma Ray Source Evaluation of LWR High Burn-up UO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; and MOX Spent Fuels'', in: ''[[Journal of Nuclear Science and Technology]]'', '''2004''', ''41''&amp;nbsp;(4), S.&amp;nbsp;448–456 ([[doi:10.1080/18811248.2004.9715507]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> zu 79 %: &lt;math&gt;\mathrm{^{241}_{\ 95}Am\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{242}_{\ 95}Am}&lt;/math&gt;<br /> <br /> zu 10 %: &lt;math&gt;\mathrm{^{241}_{\ 95}Am\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{242m}_{\ \ \ 95}Am}&lt;/math&gt;<br /> <br /> Für die Erbrütung von &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am ist ein vierfacher Neutroneneinfang des &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Pu erforderlich:<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{^{239}_{\ 94}Pu\ \xrightarrow {4(n,\gamma)} \ ^{243}_{\ 94}Pu\ \xrightarrow [4,956 \ h]{\beta^-} \ ^{243}_{\ 95}Am}&lt;/math&gt;<br /> <br /> === Darstellung elementaren Americiums ===<br /> Metallisches Americium kann durch [[Reduktion (Chemie)|Reduktion]] aus seinen Verbindungen erhalten werden. Zuerst wurde [[Americium(III)-fluorid]] zur Reduktion verwendet. Dieses wird hierzu in wasser- und sauerstofffreier Umgebung in Reaktionsapparaturen aus [[Tantal]] und [[Wolfram]] mit elementarem [[Barium]] zur Reaktion gebracht.&lt;ref name=&quot;AM_METALL1&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Gmelin&quot;&gt;''[[Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie]]'', System Nr.&amp;nbsp;71, Transurane, Teil&amp;nbsp;B&amp;nbsp;1, S.&amp;nbsp;57–67.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> : &lt;chem&gt;2 AmF3 + 3 Ba -&gt; 2 Am + 3 BaF2&lt;/chem&gt;<br /> <br /> Auch die Reduktion von [[Americium(IV)-oxid]] mittels [[Lanthan]] oder [[Thorium]] ergibt metallisches Americium.&lt;ref name=&quot;AM_METALL2&quot; /&gt;<br /> <br /> : &lt;chem&gt;3 AmO2 + 4 La -&gt; 3 Am + 2 La2O3&lt;/chem&gt;<br /> <br /> == Eigenschaften ==<br /> [[Datei:Americium microscope.jpg|mini|Am-241 unter dem Mikroskop]]<br /> [[Datei:Closest packing ABAC.png|mini|Doppelt-hexagonal dichteste Kugelpackung mit der Schichtfolge ABAC in der Kristallstruktur von α-Am (A:&amp;nbsp;grün; B:&amp;nbsp;blau; C:&amp;nbsp;rot)]]<br /> Im [[Periodensystem]] steht das Americium mit der Ordnungszahl 95 in der Reihe der Actinoide, sein Vorgänger ist das Plutonium, das nachfolgende Element ist das Curium. Sein [[Analogon (Chemie)|Analogon]] in der Reihe der Lanthanoiden ist das [[Europium]].<br /> <br /> === Physikalische Eigenschaften ===<br /> Americium ist ein radioaktives Metall. Frisch hergestelltes Americium ist ein silberweißes Metall, welches jedoch bei [[Raumtemperatur]] langsam matt wird. Es ist leicht verformbar. Sein Schmelzpunkt beträgt 1176&amp;nbsp;°C&lt;ref name=&quot;AM_METALL2&quot;&gt;W. Z. Wade, T. Wolf: ''Preparation and Some Properties of Americium Metal'', in: ''[[J. Inorg. Nucl. Chem.]]'', '''1967''', ''29''&amp;nbsp;(10), S.&amp;nbsp;2577–2587 ([[doi:10.1016/0022-1902(67)80183-0]]).&lt;/ref&gt;, der Siedepunkt liegt bei 2607&amp;nbsp;°C. Die Dichte beträgt 13,67&amp;nbsp;g·cm&lt;sup&gt;−3&lt;/sup&gt;&lt;ref name=&quot;AM_METALL2&quot; /&gt;.&lt;ref name=&quot;AM_METALL4&quot; /&gt; Es tritt in zwei Modifikationen auf.<br /> <br /> Die bei [[Standardbedingungen]] stabile [[Polymorphie (Stoffeigenschaft)|Modifikation]] α-Am kristallisiert im [[Hexagonales Kristallsystem|hexagonalen Kristallsystem]] in der {{Raumgruppe|P63/mmc|lang}} mit den [[Gitterparameter]]n ''a''&amp;nbsp;=&amp;nbsp;346,8&amp;nbsp;[[Pikometer|pm]] und ''c''&amp;nbsp;=&amp;nbsp;1124&amp;nbsp;pm sowie vier [[Formeleinheit]]en pro [[Elementarzelle]]. Die [[Kristallstruktur]] besteht aus einer doppelt-[[Dichteste Kugelpackung|hexagonal dichtesten Kugelpackung]] (d.&amp;nbsp;h.c.p.) mit der Schichtfolge ABAC und ist damit [[Isotypie|isotyp]] zur Struktur von [[Lanthan|α-La]].&lt;ref name=&quot;AM_METALL4&quot;&gt;D. B. McWhan, B. B. Cunningham, J. C. Wallmann: ''Crystal Structure, Thermal Expansion and Melting Point of Americium Metal'', in: ''[[J. Inorg. Nucl. Chem.]]'', '''1962''', ''24''&amp;nbsp;(9), S.&amp;nbsp;1025–1038 ([[doi:10.1016/0022-1902(62)80246-2]]).&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Gmelin&quot; /&gt;<br /> <br /> Bei hohem Druck geht α-Am in β-Am über. Die β-Modifikation kristallisiert im [[Kubisches Kristallsystem|kubischen Kristallsystem]] in der Raumgruppe&amp;nbsp;{{Raumgruppe|Fm-3m|kurz}} mit dem Gitterparameter ''a''&amp;nbsp;=&amp;nbsp;489&amp;nbsp;pm&lt;ref name=&quot;AM_METALL4&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Gmelin&quot; /&gt;, was einem [[Kubisch flächenzentriertes Gitter|kubisch flächenzentrierten Gitter]] (f.c.c.) beziehungsweise einer kubisch dichtesten Kugelpackung mit der Stapelfolge ABC entspricht.<br /> <br /> Die [[Lösungsenthalpie]] von Americium-Metall in [[Salzsäure]] bei Standardbedingungen beträgt −620,6&amp;nbsp;±&amp;nbsp;1,3&amp;nbsp;kJ·mol&lt;sup&gt;−1&lt;/sup&gt;. Ausgehend von diesem Wert erfolgte die erstmalige Berechnung der [[Standardbildungsenthalpie]] (Δ&lt;sub&gt;f&lt;/sub&gt;''H''&lt;sup&gt;0&lt;/sup&gt;) von Am&lt;sup&gt;3+&lt;/sup&gt;&lt;sub&gt;(aq)&lt;/sub&gt; auf −621,2&amp;nbsp;±&amp;nbsp;2,0&amp;nbsp;kJ·mol&lt;sup&gt;−1&lt;/sup&gt; und des [[Standardpotential]]s Am&lt;sup&gt;3+&lt;/sup&gt;&amp;nbsp;/&amp;nbsp;Am&lt;sup&gt;0&lt;/sup&gt; auf −2,08&amp;nbsp;±&amp;nbsp;0,01&amp;nbsp;V.&lt;ref&gt;J. U. Mondal, D. L. Raschella, R. G. Haire, J. R. Peterson: ''The Enthalpy of Solution of &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am Metal and the Standard Enthalpy of Formation of Am&lt;sup&gt;3+&lt;/sup&gt;(aq)'', in: ''[[Thermochim. Acta]]'', '''1987''', ''116'', S.&amp;nbsp;235–240 ([[doi:10.1016/0040-6031(87)88183-2]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Chemische Eigenschaften ===<br /> Americium ist ein sehr reaktionsfähiges Element, das schon mit [[Sauerstoff|Luftsauerstoff]] reagiert und sich gut in [[Säure]]n löst. Gegenüber [[Basen (Chemie)|Alkalien]] ist es stabil.<br /> <br /> Die stabilste [[Oxidationsstufe]] für Americium ist +3, die Am(III)-Verbindungen sind gegen Oxidation und Reduktion sehr stabil. Mit dem Americium liegt der erste Vertreter der Actinoiden vor, der in seinem Verhalten eher den [[Lanthanoide]]n ähnelt als den d-Block-Elementen.<br /> <br /> Es ist auch in den Oxidationsstufen +2 sowie +4, +5, +6 und +7 zu finden. Je nach [[Oxidationszahl]] variiert die Farbe von Americium in wässriger [[Lösung (Chemie)|Lösung]] ebenso wie in festen [[Chemische Verbindung|Verbindungen]]:&lt;br /&gt;Am&lt;sup&gt;3+&lt;/sup&gt;&amp;nbsp;(gelbrosa), Am&lt;sup&gt;4+&lt;/sup&gt;&amp;nbsp;(gelbrot), Am&lt;sup&gt;V&lt;/sup&gt;O&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;&lt;sup&gt;+&lt;/sup&gt;&amp;nbsp;(gelb), Am&lt;sup&gt;VI&lt;/sup&gt;O&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;&lt;sup&gt;2+&lt;/sup&gt;&amp;nbsp;(zitronengelb), Am&lt;sup&gt;VII&lt;/sup&gt;O&lt;sub&gt;6&lt;/sub&gt;&lt;sup&gt;5−&lt;/sup&gt;&amp;nbsp;(dunkelgrün).<br /> <br /> Im Gegensatz zum [[Homologe Reihe|homologen]] Europium – Americium hat eine zu Europium analoge [[Elektronenkonfiguration]] – kann Am&lt;sup&gt;3+&lt;/sup&gt; in wässriger Lösung nicht zu Am&lt;sup&gt;2+&lt;/sup&gt; [[Reduktion (Chemie)|reduziert]] werden.<br /> <br /> Verbindungen mit Americium ab Oxidationszahl +4 aufwärts sind starke [[Oxidationsmittel]], vergleichbar dem [[Permanganat]]-Ion (MnO&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt;&lt;sup&gt;−&lt;/sup&gt;) in saurer Lösung.&lt;ref name=&quot;HOWI_1956&quot;&gt;{{Holleman-Wiberg|Auflage=102 |Startseite=1956 |Endseite= }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die in wässriger Lösung nicht beständigen Am&lt;sup&gt;4+&lt;/sup&gt;-Ionen lassen sich nur noch mit starken Oxidationsmitteln aus Am(III) darstellen. In fester Form sind zwei Verbindungen des Americiums in der Oxidationsstufe +4 bekannt: [[Americium(IV)-oxid]] (AmO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) und [[Americium(IV)-fluorid]] (AmF&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt;).<br /> <br /> Der fünfwertige Oxidationszustand wurde beim Americium erstmals 1951 beobachtet.&lt;ref&gt;L. B. Werner, I. Perlman: ''The Pentavalent State of Americium'', in: ''[[J. Am. Chem. Soc.]]'', '''1951''', ''73''&amp;nbsp;(1), S.&amp;nbsp;495–496 ([[doi:10.1021/ja01145a540]]).&lt;/ref&gt; In wässriger Lösung liegen primär AmO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;&lt;sup&gt;+&lt;/sup&gt;-Ionen (sauer) oder AmO&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;&lt;sup&gt;−&lt;/sup&gt;-Ionen (alkalisch) vor, die jedoch instabil sind und einer raschen [[Disproportionierung]] unterliegen:&lt;ref&gt;G. R. Hall, T. L. Markin: ''The Self-reduction of Americium(V) and (VI) and the Disproportionation of Americium(V) in Aqueous Solution'', in: ''[[J. Inorg. Nucl. Chem.]]'', '''1957''', ''4''&amp;nbsp;(5–6), S.&amp;nbsp;296–303 ([[doi:10.1016/0022-1902(57)80011-6]]).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;James S. Coleman: ''The Kinetics of the Disproportionation of Americium(V)'', in: ''[[Inorg. Chem.]]'', '''1963''', ''2''&amp;nbsp;(1), S.&amp;nbsp;53–57 ([[doi:10.1021/ic50005a016]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> : &lt;chem&gt;3 AmO2^+ + 4 H^+ -&gt; 2 AmO2^2+ + Am^3+ + 2 H2O&lt;/chem&gt;<br /> <br /> Zunächst ist von einer Disproportionierung zur Oxidationsstufe +6 und +4 auszugehen:<br /> <br /> : &lt;chem&gt;2 Am (V) -&gt; Am (VI) + Am (IV)&lt;/chem&gt;<br /> <br /> Etwas beständiger als Am(IV) und Am(V) sind die Americium(VI)-Verbindungen. Sie lassen sich aus Am(III) durch Oxidation mit [[Ammoniumperoxodisulfat]] in verdünnter Salpetersäure herstellen. Der typische rosafarbene Ton verschwindet in Richtung zu einer starken Gelbfärbung.&lt;ref&gt;L. B. Asprey, S. E. Stephanou, R. A. Penneman: ''A New Valence State of Americium, Am(VI)'', in: ''[[J. Am. Chem. Soc.]]'', '''1950''', ''72''&amp;nbsp;(3), S.&amp;nbsp;1425–1426 ([[doi:10.1021/ja01159a528]]).&lt;/ref&gt; Zudem kann die Oxidation mit [[Silber(I)-oxid]] in Perchlorsäure quantitativ erreicht werden.&lt;ref&gt;L. B. Asprey, S. E. Stephanou, R. A. Penneman: ''Hexavalent Americium'', in: ''[[J. Am. Chem. Soc.]]'', '''1951''', ''73''&amp;nbsp;(12), S.&amp;nbsp;5715–5717 ([[doi:10.1021/ja01156a065]]).&lt;/ref&gt; In [[Natriumcarbonat]]- oder [[Natriumhydrogencarbonat]]-Lösungen ist eine Oxidation mit [[Ozon]] oder [[Natriumperoxodisulfat]] gleichfalls möglich.&lt;ref&gt;J. S. Coleman, T. K. Keenan, L. H. Jones, W. T. Carnall, R. A. Penneman: ''Preparation and Properties of Americium(VI) in Aqueous Carbonate Solutions'', in: ''[[Inorg. Chem.]]'', '''1963''', ''2''&amp;nbsp;(1), S.&amp;nbsp;58–61 ([[doi:10.1021/ic50005a017]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;gallery class=&quot;center&quot;&gt;<br /> Americium III in 2M Na2CO3.jpg|Americium(III)&lt;br /&gt;in 2&amp;nbsp;M Na&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;CO&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;-Lösung<br /> Americium IV in 2M Na2CO3.jpg|Americium(IV)&lt;br /&gt;in 2&amp;nbsp;M Na&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;CO&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;-Lösung<br /> Americium IV VI in 2M Na2CO3.jpg|Americium(IV) und (VI)&lt;br /&gt;in 2&amp;nbsp;M Na&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;CO&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;-Lösung<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> === Biologische Aspekte ===<br /> Eine biologische Funktion des Americiums ist nicht bekannt.&lt;ref&gt;[http://eawag-bbd.ethz.ch/periodic/elements/am.html ''The Biochemical Periodic Tables – Americium''].&lt;/ref&gt; Vorgeschlagen wurde der Einsatz immobilisierter Bakterienzellen zur Entfernung von Americium und anderen Schwermetallen aus Fließgewässern. So können [[Enterobakterien]] der Gattung ''[[Citrobacter]]'' durch die [[Phosphatase]]&lt;nowiki/&gt;aktivität in ihrer [[Zellwand]] bestimmte Americiumnuklide aus wässriger Lösung ausfällen und als Metall-Phosphat-Komplex binden.&lt;ref&gt;L. E. Macaskie, B. C. Jeong, M. R. Tolley: ''Enzymically Accelerated Biomineralization of Heavy Metals: Application to the Removal of Americium and Plutonium from Aqueous Flows'', in: ''[[FEMS Microbiol. Rev.]]'', '''1994''', ''14''&amp;nbsp;(4), S.&amp;nbsp;351–367 (PMID 7917422).&lt;/ref&gt; Ferner wurden die Faktoren untersucht, die die [[Biosorption]] und [[Bioakkumulation]] des Americiums durch Bakterien&lt;ref&gt;E. A. Wurtz, T. H. Sibley, W. R. Schell: ''Interactions of Escherichia coli and Marine Bacteria with &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am in Laboratory Cultures'', in: ''[[Health Phys.]]'', '''1986''', ''50''&amp;nbsp;(1), S.&amp;nbsp;79–88 (PMID 3511007).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;A. J. Francis, J. B. Fillow, C. J. Dodge, M. Dunn, K. Mantione, B. A. Strietelmeier, M. E. Pansoy-Hjelvik, H. W. Papenguth: ''Role of Bacteria as Biocolloids in the Transport of Actinides from a Deep Underground Radioactive Waste Repository'', in: ''[[Radiochimica Acta]]'', '''1998''', ''82'', S.&amp;nbsp;347–354 ([https://www.osti.gov/scitech/biblio/2439 Abstract und PDF-Download]).&lt;/ref&gt; und Pilze&lt;ref&gt;N. Liu, Y. Yang, S. Luo, T. Zhang, J. Jin, J. Liao, X. Hua: ''Biosorption of &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am by Rhizopus arrihizus: Preliminary Investigation and Evaluation'', in: ''[[Appl. Radiat. Isot.]]'', '''2002''', ''57''&amp;nbsp;(2), S.&amp;nbsp;139–143 (PMID 12150270).&lt;/ref&gt; beeinflussen.<br /> <br /> === Spaltbarkeit ===<br /> Das Isotop &lt;sup&gt;242''m''1&lt;/sup&gt;Am hat mit rund 5700&amp;nbsp;[[barn]] den höchsten bisher (10/2008) gemessenen thermischen [[Wirkungsquerschnitt#Spezielle Bezeichnungen|Spaltquerschnitt]].&lt;ref name=&quot;karlsruhe&quot;&gt;G. Pfennig, H. Klewe-Nebenius, W. Seelmann-Eggebert (Hrsg.): ''Karlsruher [[Nuklidkarte]]'', 7. Auflage 2006.&lt;/ref&gt; Damit geht eine kleine [[kritische Masse]] einher, weswegen &lt;sup&gt;242''m''1&lt;/sup&gt;Am als Spaltmaterial vorgeschlagen wurde, um beispielsweise Raumschiffe mit Kernenergieantrieb anzutreiben.&lt;ref&gt;Science daily: [https://www.sciencedaily.com/releases/2001/01/010103073253.htm ''Extremely Efficient Nuclear Fuel Could Take Man To Mars In Just Two Weeks''], 3. Januar 2001.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Dieses Isotop eignet sich prinzipiell auch zum Bau von [[Kernwaffe]]n. Die kritische Masse einer reinen &lt;sup&gt;242''m''1&lt;/sup&gt;Am-Kugel beträgt etwa 9–14&amp;nbsp;kg. Die Unsicherheiten der verfügbaren [[Wirkungsquerschnitt]]e lassen derzeit keine genauere Aussage zu. Mit Reflektor beträgt die kritische Masse noch etwa 3–5&amp;nbsp;kg.&lt;ref&gt;H. Dias, N. Tancock, A. Clayton: ''Critical Mass Calculations for &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am, &lt;sup&gt;242m&lt;/sup&gt;Am and &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am'', in: ''[[Nippon Genshiryoku Kenkyujo JAERI, Conf]]'', '''2003''', S.&amp;nbsp;618–623 ([https://www.researchgate.net/publication/237569718_Critical_Mass_Calculations_for_241Am_242mAm_and_243Am Abstract]; [https://www.iaea.org/inis/collection/NCLCollectionStore/_Public/36/116/36116528.pdf PDF]).&lt;/ref&gt; In wässriger Lösung wird sie nochmals stark herabgesetzt. Auf diese Weise ließen sich sehr kompakte Sprengköpfe bauen. Nach öffentlichem Kenntnisstand wurden bisher keine Kernwaffen aus &lt;sup&gt;242''m''1&lt;/sup&gt;Am gebaut, was mit der geringen Verfügbarkeit und dem hohen Preis begründet werden kann.<br /> <br /> Aus denselben Gründen wird &lt;sup&gt;242''m''1&lt;/sup&gt;Am auch nicht als [[Kernbrennstoff]] in [[Kernreaktor]]en eingesetzt, obwohl es dazu prinzipiell sowohl in thermischen als auch in [[Schneller Brüter|schnellen Reaktoren]] geeignet wäre.&lt;ref&gt;Y. Ronen, M. Aboudy, D. Regev: ''A novel method for energy production using &lt;sup&gt;242m&lt;/sup&gt;Am as a nuclear fuel'', in: ''[[Nuclear Technology]]'', '''2000''', ''129''&amp;nbsp;(3), S.&amp;nbsp;407–417 ([http://www.new.ans.org/pubs/journals/nt/a_3071 Abstract]).&lt;/ref&gt; Auch die beiden anderen häufiger verfügbaren Isotope, &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am und &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am können in einem schnellen Reaktor eine Kettenreaktion aufrechterhalten. Die kritischen Massen sind hier jedoch sehr hoch. Sie betragen unreflektiert 57,6–75,6&amp;nbsp;kg bei &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am und 209&amp;nbsp;kg bei &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am&lt;ref name=&quot;irsn&quot;&gt;[[Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire]]: ''Evaluation of nuclear criticality safety data and limits for actinides in transport'', S.&amp;nbsp;16 ({{Webarchiv | url=http://ec.europa.eu/energy/nuclear/transport/doc/irsn_sect03_146.pdf | webciteID=618baD0Up | text=PDF}}).&lt;/ref&gt;, so dass sich durch die Verwendung keine Vorteile gegenüber herkömmlichen Spaltstoffen ergeben.<br /> <br /> Entsprechend ist Americium rechtlich nach {{§|2|atg|juris}} Abs. 1 des [[Atomgesetz (Deutschland)|Atomgesetzes]] nicht den Kernbrennstoffen zugeordnet. Es existieren jedoch Vorschläge, sehr kompakte Reaktoren mit einem Americium-Inventar von lediglich knapp 20&amp;nbsp;g zu konstruieren, die in Krankenhäusern als [[Neutronenquelle]] für die [[Bor-Neutroneneinfangtherapie|Neutroneneinfangtherapie]] verwendet werden können.&lt;ref&gt;Y. Ronen, M. Aboudy, D. Regev: ''Homogeneous &lt;sup&gt;242m&lt;/sup&gt;Am-Fueled Reactor for Neutron Capture Therapy'', in: ''[[Nuclear Science and Engineering]]'', '''2001''', ''138''&amp;nbsp;(3), S.&amp;nbsp;295–304 ([https://www.osti.gov/scitech/biblio/20804726 Abstract]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Isotope ==<br /> Von Americium sind 16 [[Isotop]]e und 11 [[Kernisomer]]e mit [[Halbwertszeit]]en zwischen Bruchteilen von Mikrosekunden und 7370&amp;nbsp;Jahren bekannt. Es gibt zwei langlebige [[Alphastrahlung|α-strahlende]] Isotope &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am mit 432,2 und &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am mit 7370&amp;nbsp;Jahren Halbwertszeit. Außerdem hat das Kernisomer &lt;sup&gt;242''m''1&lt;/sup&gt;Am mit 141&amp;nbsp;Jahren eine lange Halbwertszeit. Die restlichen Kernisomere und Isotope haben mit 0,64&amp;nbsp;µs bei &lt;sup&gt;245''m''1&lt;/sup&gt;Am bis 50,8&amp;nbsp;Stunden bei &lt;sup&gt;240&lt;/sup&gt;Am kurze Halbwertszeiten.&lt;ref name=&quot;nubase&quot; /&gt;<br /> <br /> &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am ist das am häufigsten erbrütete Americiumisotop und liegt auf der [[Neptunium-Reihe]]. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit von 432,2&amp;nbsp;Jahren&lt;ref name=&quot;nubase&quot; /&gt; mit einem [[Alphazerfall|α-Zerfall]] zu &lt;sup&gt;237&lt;/sup&gt;Np. &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am gibt nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,35 % die gesamte Zerfallsenergie mit dem α-Teilchen ab, sondern emittiert meistens noch ein oder mehrere [[Gammastrahlung|Gammaquanten]].&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://87.139.25.178:81/ger/theory.htm | wayback=20080624193652 | text=α-Zerfall von &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am mit Entstehung von Gammastrahlen}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am ist kurzlebig und zerfällt mit einer Halbwertszeit von 16,02&amp;nbsp;h&lt;ref name=&quot;nubase&quot; /&gt; zu 82,7 % durch β-Zerfall zu &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Cm und zu 17,3 % durch [[Elektroneneinfang]] zu &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Pu. Das &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Cm zerfällt zu &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu und dieses weiter zu &lt;sup&gt;234&lt;/sup&gt;U, das auf der [[Uran-Radium-Reihe]] liegt. Das &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Pu zerfällt über die gleiche Zerfallskette wie &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu. Während jedoch &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu als Seitenarm beim &lt;sup&gt;234&lt;/sup&gt;U auf die Zerfallskette kommt, steht &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Pu noch vor dem &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;U. &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Pu zerfällt durch α-Zerfall in &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;U, den Beginn der natürlichen Uran-Radium-Reihe.<br /> <br /> &lt;sup&gt;242''m''1&lt;/sup&gt;Am zerfällt mit einer Halbwertszeit von 141&amp;nbsp;Jahren&lt;ref name=&quot;nubase&quot; /&gt; zu 99,541 % durch [[Innere Konversion]] zu &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am und zu 0,459 % durch α-Zerfall zu &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Np. Dieses zerfällt zu &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu und dann weiter zu &lt;sup&gt;234&lt;/sup&gt;U, das auf der [[Uran-Radium-Reihe]] liegt.<br /> <br /> &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am ist mit einer Halbwertszeit von 7370&amp;nbsp;Jahren&lt;ref name=&quot;nubase&quot; /&gt; das langlebigste Americiumisotop. Es geht zunächst durch α-Strahlung in &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Np über, das durch β-Zerfall weiter zu &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Pu zerfällt. Das &lt;sup&gt;239&lt;/sup&gt;Pu zerfällt durch α-Strahlung zu Uran &lt;sup&gt;235&lt;/sup&gt;U, dem offiziellen Anfang der [[Uran-Actinium-Reihe]].<br /> <br /> Die Americiumisotope mit [[Parität (Mathematik)|ungerader]] [[Neutron]]enzahl, also gerader [[Massenzahl]], sind gut durch [[thermische Neutronen]] [[Kernspaltung#Thermische Neutronen|spaltbar]].<br /> <br /> ''→ [[Liste der Isotope/Ordnungszahl 91 bis Ordnungszahl 100#95 Americium|Liste der Americiumisotope]]''<br /> <br /> == Verwendung ==<br /> Für die Verwendung von Americium sind vor allem die beiden langlebigsten Isotope &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am und &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am von Interesse. In der Regel wird es in Form des Oxids (AmO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) verwendet.<br /> [[Datei:Americio-alarma.jpg|mini|hochkant=1.5|Americium 241 in einem Rauchmelder]]<br /> <br /> === Ionisationsrauchmelder ===<br /> Die [[Alphastrahlung|α-Strahlung]] des &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am wird in [[Ionisationsrauchmelder]]n genutzt.&lt;ref name=&quot;smoke&quot; /&gt; Es wird gegenüber &lt;sup&gt;226&lt;/sup&gt;[[Radium|Ra]] bevorzugt, da es vergleichsweise wenig [[γ-Strahlung]] emittiert. Dafür muss aber die Aktivität gegenüber Radium ca. das Fünffache betragen. Die Zerfallsreihe von &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am „endet“ für den Verwendungszeitraum quasi direkt nach dessen α-Zerfall bei &lt;sup&gt;237&lt;/sup&gt;[[Neptunium|Np]], das eine Halbwertszeit von rund 2,144 Millionen Jahren besitzt.<br /> <br /> === Radionuklidbatterien ===<br /> &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am wird wegen besserer Verfügbarkeit von der [[ESA]] zur Befüllung von [[Radionuklidbatterie]]n (RTG) von [[Raumsonde]]n untersucht. Die ESA-Mitgliedsstaaten verfügen über keinen Brutreaktor, der das bisher häufig eingesetzte &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu in den notwendigen Mengen produzieren könnte, somit ist man bisher für Missionen jenseits der Jupiterumlaufbahn auf eine Zusammenarbeit mit der NASA angewiesen. &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am lässt sich hingegen deutlich preiswerter aus leicht verfügbaren abgebrannten Kernbrennstäben oder dem sogenannten [[Radioaktiver Abfall|Atommüll]] in ausreichenden Mengen isolieren. Der Leistungsabfall über eine Missionsdauer von 15 bis 20 Jahren ist mit 3,2 % deutlich geringer als bei Einheiten auf Basis von &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu mit 15 %.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=R.M. Ambrosi et al. |Titel=DEVELOPMENT AND TESTING OF AMERICIUM-241 RADIOISOTOPE THERMOELECTRIC GENERATOR: CONCEPT DESIGNS AND BREADBOARD SYSTEM. |Sammelwerk=Nuclear and Emerging Technologies for Space (2012) |Datum=2012 |Online=https://www.lpi.usra.edu/meetings/nets2012/pdf/3043.pdf |Format=PDF |KBytes=}}&lt;/ref&gt; Die ESA plante, ab Mitte der 2020er{{Zukunft|2025}} Radionuklidbatterien in Missionsstudien zu berücksichtigen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Richard M. Ambrosi et al. |Titel=European Radioisotope Thermoelectric Generators (RTGs) and Radioisotope Heater Units (RHUs) for Space Science and Exploration |Sammelwerk=Space Science Reviews |Datum=2019 |DOI=10.1007/s11214-019-0623-9}}&lt;/ref&gt; Die Zerfallsprodukte eines solchen RTG sind in erster Linie die sehr langlebigen Alphastrahler &lt;sup&gt;237&lt;/sup&gt;Np und &lt;sup&gt;233&lt;/sup&gt;U. Ein RTG aus &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am benötigt allerdings die vierfache Masse als ein RTG mit vergleichbarer anfänglicher Leistung aus &lt;sup&gt;238&lt;/sup&gt;Pu. Besondere Vorteile hätte ein solcher RTG für sehr langlebige Missionen.<br /> <br /> === Neutronenquellen ===<br /> &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am als Oxid mit [[Beryllium]] verpresst stellt eine [[Neutronenquelle]] dar, die beispielsweise für radiochemische Untersuchungen eingesetzt wird.&lt;ref name=&quot;Binder&quot; /&gt; Hierzu wird der hohe Wirkungsquerschnitt des Berylliums für (α,n)-Kernreaktionen ausgenutzt, wobei das Americium als Produzent der α-Teilchen dient. Die entsprechenden Reaktionsgleichungen lauten:<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{^{241\!\,}_{\ 95}Am\ \longrightarrow \ ^{237}_{\ 93}Np\ +\ ^{4}_{2}He\ +\ \gamma}&lt;/math&gt;<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{^{9}_{4}Be\ +\ ^{4}_{2}He\ \longrightarrow \ ^{12}_{\ 6}C\ +\ ^{1}_{0}n\ +\ \gamma}&lt;/math&gt;<br /> <br /> Derartige Neutronenquellen kommen beispielsweise in der [[Neutronenradiographie]] und [[Neutronentomografie|-tomographie]] zum Einsatz.<br /> <br /> === Ionisator ===<br /> [[Datei:Am-241 Brush.jpg|mini|hochkant=1.5|Americium 241 im Bürstenkopf]]<br /> Neben dem häufig verwendeten &lt;sup&gt;210&lt;/sup&gt;Po als [[Ionisator]] zur Beseitigung von unerwünschter [[Elektrostatik|elektrostatischer Aufladung]] kam auch &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am zum Einsatz. Dazu wurde z.&amp;nbsp;B. die Quelle am Kopf einer Bürste montiert, mit der man langsam über die zu behandelnden Oberflächen strich und dadurch eine Wiederverschmutzung durch elektrostatisch angezogene Staubpartikel vermeiden konnte.<br /> <br /> === Herstellung anderer Elemente ===<br /> Americium ist Ausgangsmaterial zur Erzeugung höherer [[Transurane]] und auch der [[Transactinoide]]. Aus &lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Am entsteht zu 82,7 % Curium (&lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Cm) und zu 17,3 % Plutonium (&lt;sup&gt;242&lt;/sup&gt;Pu). Im Kernreaktor wird zwangsläufig in geringen Mengen durch Neutroneneinfang aus &lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am das &lt;sup&gt;244&lt;/sup&gt;Am erbrütet, das durch β-Zerfall zum Curiumisotop &lt;sup&gt;244&lt;/sup&gt;Cm zerfällt.<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{^{243}_{\ 95}Am\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{244}_{\ 95}Am\ \xrightarrow [10,1 \ h]{\beta^-} \ ^{244}_{\ 96}Cm}&lt;/math&gt;<br /> <br /> In [[Teilchenbeschleuniger]]n führt zum Beispiel der Beschuss von &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am mit Kohlenstoffkernen (&lt;sup&gt;12&lt;/sup&gt;C) beziehungsweise Neonkernen (&lt;sup&gt;22&lt;/sup&gt;Ne) zu den Elementen [[Einsteinium]] &lt;sup&gt;247&lt;/sup&gt;Es beziehungsweise [[Dubnium]] &lt;sup&gt;260&lt;/sup&gt;Db.&lt;ref name=&quot;Binder&quot; /&gt;<br /> <br /> === Spektrometer ===<br /> Mit seiner intensiven [[Gammastrahlung]]s-[[Spektrallinie]] bei 60&amp;nbsp;[[keV]] eignet sich &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am gut als Strahlenquelle für die Röntgen-[[Fluoreszenzspektroskopie]]. Dies wird auch zur [[Kalibrierung]] von [[Gammaspektrometer]]n im niederenergetischen Bereich verwendet, da die benachbarten Linien vergleichsweise schwach sind und so ein einzeln stehender Peak entsteht. Zudem wird der Peak nur vernachlässigbar durch das [[Compton-Kontinuum]] höherenergetischer Linien gestört, da diese ebenfalls höchstens mit einer um mindestens drei Größenordnungen geringeren Intensität auftreten.&lt;ref&gt;Nuclear Data Viewer 2.4, NNDC, abgefragt am 11. September 2008; [https://www.nndc.bnl.gov/nudat2/indx_dec.jsp Sucheingabe].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Sicherheitshinweise und Gefahren ==<br /> Einstufungen nach der [[Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP)|CLP-Verordnung]] liegen nicht vor, weil diese nur die chemische Gefährlichkeit umfassen, welche eine völlig untergeordnete Rolle gegenüber den auf der [[Radioaktivität]] beruhenden Gefahren spielt. Eine chemische Gefahr liegt überhaupt nur dann vor, wenn es sich um eine dafür relevante Stoffmenge handelt.<br /> <br /> Da von Americium nur radioaktive Isotope existieren, darf es selbst sowie seine Verbindungen nur in geeigneten Laboratorien unter speziellen Vorkehrungen gehandhabt werden. Die meisten gängigen Americiumisotope sind α-Strahler, weshalb eine [[Inkorporation (Medizin)|Inkorporation]] unbedingt vermieden werden muss. Das breite Spektrum der hieraus resultierenden meist ebenfalls radioaktiven Tochternuklide stellt ein weiteres Risiko dar, das bei der Wahl der Sicherheitsvorkehrungen berücksichtigt werden muss.&lt;ref&gt;Lenntech: [https://www.lenntech.com/deutsch/Data-PSE/Am.htm ''Americium (Am)''].&lt;/ref&gt; &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am gibt beim radioaktiven Zerfall große Mengen relativ weicher Gammastrahlung ab, die sich gut abschirmen lässt.&lt;ref&gt;[https://www.atsdr.cdc.gov/phs/phs.asp?id=809&amp;tid=158 ''Public Health Statement for Americium''] Abschnitt 1.5.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach Untersuchungen des Forschers Arnulf Seidel vom Institut für Strahlenbiologie des [[Forschungszentrum Karlsruhe|Kernforschungszentrums Karlsruhe]] erzeugt Americium (wie [[Plutonium]]), bei Aufnahme in den Körper, mehr [[Knochentumor]]e als dieselbe Dosis [[Radium]].&lt;ref&gt;Franz Frisch: ''Klipp und klar, 100 x Energie'', Bibliographisches Institut AG, Mannheim 1977, ISBN 3-411-01704-X, S.&amp;nbsp;184.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die biologische Halbwertszeit von &lt;sup&gt;241&lt;/sup&gt;Am beträgt in den [[Knochen]] 50 Jahre und in der [[Leber]] 20 Jahre. In den [[Gonade]]n verbleibt es dagegen offensichtlich dauerhaft.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.doh.wa.gov/ehp/rp/factsheets/factsheets-pdf/fs23am241.pdf | webciteID=5wa9xi6X1 | text=Division of Environmental Health, Office of Radiation Protection, Fact Sheet #23 (November 2002): Americium-241}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verbindungen ==<br /> ''→ Kategorie: [[:Kategorie:Americiumverbindung|Americiumverbindung]]''<br /> <br /> === Oxide ===<br /> Von Americium existieren [[Oxide]] der [[Oxidationsstufe]]n +3 (Am&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;O&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;) und +4 (AmO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;).<br /> <br /> [[Americium(III)-oxid]] (Am&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;O&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;) ist ein rotbrauner Feststoff und hat einen Schmelzpunkt von 2205&amp;nbsp;°C.&lt;ref name=&quot;HOWI_1972&quot;&gt;{{Holleman-Wiberg|Auflage=102 |Startseite=1972 |Endseite= }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Americium(IV)-oxid]] (AmO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) ist die wichtigste Verbindung dieses Elements. Nahezu alle Anwendungen dieses Elements basieren auf dieser Verbindung. Sie entsteht unter anderem implizit in Kernreaktoren beim Bestrahlen von [[Urandioxid]] (UO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) bzw. [[Plutoniumdioxid]] (PuO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) mit Neutronen. Es ist ein schwarzer Feststoff und kristallisiert – wie die anderen [[Actinoide#Oxide|Actinoiden(IV)-oxide]] – im [[Kubisches Kristallsystem|kubischen Kristallsystem]] in der [[Fluorit#Kristallstruktur|Fluorit]]-Struktur.<br /> <br /> === Halogenide ===<br /> Halogenide sind für die Oxidationsstufen +2, +3 und +4 bekannt.&lt;ref name=&quot;HOWI_1969&quot;&gt;{{Holleman-Wiberg|Auflage=102 |Startseite=1969 |Endseite= }}&lt;/ref&gt; Die stabilste Stufe +3 ist für sämtliche Verbindungen von Fluor bis Iod bekannt und in wässriger Lösung stabil.&lt;ref&gt;L. B. Asprey, T. K. Keenan, F. H. Kruse: ''Crystal Structures of the Trifluorides, Trichlorides, Tribromides, and Triiodides of Americium and Curium'', in: ''[[Inorg. Chem.]]'', '''1965''', ''4''&amp;nbsp;(7), S.&amp;nbsp;985–986 ([[doi:10.1021/ic50029a013]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable left&quot; style=&quot;text-align:center; font-size:90%;&quot;<br /> |-<br /> ! Oxidations-&lt;br /&gt;zahl || F || Cl || Br || I<br /> |-<br /> | +4<br /> | style=&quot;background-color:#FFFCFC;&quot; | [[Americium(IV)-fluorid]]&lt;br /&gt;AmF&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt;&lt;br /&gt;schwach rosa<br /> | style=&quot;background-color:#FFFFFF;&quot; colspan=&quot;3&quot; |<br /> |-<br /> | +3<br /> | style=&quot;background-color:#FFF0F0;&quot; | [[Americium(III)-fluorid]]&lt;br /&gt;AmF&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;&lt;br /&gt;rosa<br /> | style=&quot;background-color:#FFF0F0;&quot; | [[Americium(III)-chlorid]]&lt;br /&gt;AmCl&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;&lt;br /&gt;rosa<br /> | style=&quot;background-color:#FFFFE0;&quot; | [[Americium(III)-bromid]]&lt;br /&gt;AmBr&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;&lt;br /&gt;hellgelb<br /> | style=&quot;background-color:#FFFFE0;&quot; | [[Americium(III)-iodid]]&lt;br /&gt;AmI&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;&lt;br /&gt;hellgelb<br /> |-<br /> | +2<br /> | style=&quot;background-color:#FFFFFF;&quot; |<br /> | style=&quot;background-color:#000; color:#FFF;&quot; | '''[[Americium(II)-chlorid]]&lt;br /&gt;AmCl&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;&lt;br /&gt;schwarz'''&lt;!-- (CAS-Nummer: 16601-54-0)--&gt;<br /> | style=&quot;background-color:#000; color:#FFF;&quot; | '''[[Americium(II)-bromid]]&lt;br /&gt;AmBr&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;&lt;br /&gt;schwarz'''&lt;!-- (CAS-Nummer: 39705-49-2)--&gt;<br /> | style=&quot;background-color:#000; color:#FFF;&quot; | '''[[Americium(II)-iodid]]&lt;br /&gt;AmI&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;&lt;br /&gt;schwarz'''&lt;!-- (CAS-Nummer: 38150-40-2)--&gt;<br /> |}<br /> <br /> [[Americium(III)-fluorid]] (AmF&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;) ist schwerlöslich und kann durch die Umsetzung einer wässrigen Americiumlösung mit Fluoridsalzen im schwach [[Säure|Sauren]] durch Fällung hergestellt werden:<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{Am^{3+}\ _{(aq)} +\ 3\ F^-\ _{(aq)} \longrightarrow \ AmF_3\ _{(s)} \downarrow}&lt;/math&gt;<br /> <br /> Das tetravalente [[Americium(IV)-fluorid]] (AmF&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt;) ist durch die Umsetzung von Americium(III)-fluorid mit molekularem [[Fluor]] zugänglich:&lt;ref&gt;L. B. Asprey: ''New Compounds of Quadrivalent Americium, AmF&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt;, KAmF&lt;sub&gt;5&lt;/sub&gt;'', in: ''[[J. Am. Chem. Soc.]]'', '''1954''', ''76''&amp;nbsp;(7), S.&amp;nbsp;2019–2020 ([[doi:10.1021/ja01636a094]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> : &lt;math&gt;\mathrm{2\ AmF_3\ +\ F_2\ \longrightarrow\ 2\ AmF_4}&lt;/math&gt;<br /> <br /> In der wässrigen Phase wurde das vierwertige Americium auch beobachtet.&lt;ref&gt;L. B. Asprey, R. A. Penneman: ''First Observation of Aqueous Tetravalent Americium'', in: ''[[J. Am. Chem. Soc.]]'', '''1961''', ''83''&amp;nbsp;(9), S.&amp;nbsp;2200–2200 ([[doi:10.1021/ja01470a040]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Americium(III)-chlorid]] (AmCl&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;) bildet rosafarbene [[Hexagonales Kristallsystem|hexagonale]] Kristalle. Seine [[Kristallstruktur]] ist [[Isotypie|isotyp]] mit [[Uran(III)-chlorid]]. Der Schmelzpunkt der Verbindung liegt bei 715&amp;nbsp;°C.&lt;ref name=&quot;HOWI_1969&quot; /&gt; Das Hexahydrat (AmCl&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;·6&amp;nbsp;H&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;O) weist eine [[Monoklines Kristallsystem|monokline]] Kristallstruktur auf.&lt;ref&gt;John H. Burns, Joseph Richard Peterson: ''The Crystal Structures of Americium Trichloride Hexahydrate and Berkelium Trichloride Hexahydrate'', in: ''[[Inorg. Chem.]]'', '''1971''', ''10''&amp;nbsp;(1), S.&amp;nbsp;147–151 ([[doi:10.1021/ic50095a029]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Durch Reduktion mit Na-[[Amalgam]] aus Am(III)-Verbindungen sind Am(II)-Salze zugänglich: die schwarzen Halogenide AmCl&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;, AmBr&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; und AmI&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;. Sie sind sehr sauerstoffempfindlich, und oxidieren in Wasser unter Freisetzung von Wasserstoff zu Am(III)-Verbindungen.<br /> &lt;!--Die Gitterkonstanten für das [[Orthorhombisches Kristallsystem|orthorhombische]] AmCl&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; sind: ''a''&amp;nbsp;=&amp;nbsp;896,3&amp;nbsp;±&amp;nbsp;0,8&amp;nbsp;pm, ''b''&amp;nbsp;=&amp;nbsp;757,3&amp;nbsp;±&amp;nbsp;0,8&amp;nbsp;pm und ''c''&amp;nbsp;=&amp;nbsp;453,2&amp;nbsp;±&amp;nbsp;0,6&amp;nbsp;pm. Die Gitterkonstanten für das [[Tetragonales Kristallsystem|tetragonale]] AmBr&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; sind: ''a''&amp;nbsp;=&amp;nbsp;1159,2&amp;nbsp;±&amp;nbsp;0,4 und ''c''&amp;nbsp;=&amp;nbsp;712,1&amp;nbsp;±&amp;nbsp;0,3&amp;nbsp;pm.&lt;ref&gt;R. D. Baybarz: ''The Preparation and Crystal Structures of Americium Dichloride and Dibromide'', in: ''[[J. Inorg. Nucl. Chem.]]'', '''1973''', ''35''&amp;nbsp;(2), S.&amp;nbsp;483–487 ([[doi:10.1016/0022-1902(73)80560-3]]).&lt;/ref&gt;--&gt;<br /> <br /> === Chalkogenide und Pentelide ===<br /> Von den [[Chalkogenide]]n sind bekannt: das [[Sulfide|Sulfid]] (AmS&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;)&lt;ref name=&quot;AM_S_SE&quot;&gt;D. Damien, J. Jove: ''Americium Disulfide and Diselenide'', in: ''[[Inorg. Nucl. Chem. Lett.]]'', '''1971''', ''7''&amp;nbsp;(7), S.&amp;nbsp;685–688 ([[doi:10.1016/0020-1650(71)80055-7]]).&lt;/ref&gt;, zwei [[Selenide]] (AmSe&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; und Am&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;Se&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt;)&lt;ref name=&quot;AM_S_SE&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;AM_METALLIDE&quot;&gt;J. W. Roddy: ''Americium Metallides: AmAs, AmSb, AmBi, Am&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt;Se&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt;, and AmSe&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;'', in: ''[[J. Inorg. Nucl. Chem.]]'', '''1974''', ''36''&amp;nbsp;(11), S.&amp;nbsp;2531–2533 ([[doi:10.1016/0022-1902(74)80466-5]]).&lt;/ref&gt; und zwei [[Telluride]] (Am&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;Te&lt;sub&gt;3&lt;/sub&gt; und AmTe&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;).&lt;ref&gt;D. Damien: ''Americium Tritelluride and Ditelluride'', in: ''[[Inorg. Nucl. Chem. Lett.]]'', '''1972''', ''8''&amp;nbsp;(5), S.&amp;nbsp;501–504 ([[doi:10.1016/0020-1650(72)80262-9]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Pentelide]] des Americiums (&lt;sup&gt;243&lt;/sup&gt;Am) des Typs AmX sind für die Elemente [[Phosphor]], [[Arsen]],&lt;ref&gt;J. P. Charvillat, D. Damien: ''Americium Monoarsenide'', in: ''[[Inorg. Nucl. Chem. Lett.]]'', '''1973''', ''9''&amp;nbsp;(5), S.&amp;nbsp;559–563 ([[doi:10.1016/0020-1650(73)80191-6]]).&lt;/ref&gt; [[Antimon]] und [[Bismut]] dargestellt worden. Sie kristallisieren im NaCl-Gitter.&lt;ref name=&quot;AM_METALLIDE&quot; /&gt;<br /> <br /> === Silicide und Boride ===<br /> Americiummono[[silicid]] (AmSi) und Americium„disilicid“ (AmSi&lt;sub&gt;x&lt;/sub&gt; mit: 1,87 &lt; x &lt; 2,0) wurden durch Reduktion von [[Americium(III)-fluorid]] mit elementaren [[Silicium]] im Vakuum bei 1050&amp;nbsp;°C (AmSi) und 1150–1200&amp;nbsp;°C (AmSi&lt;sub&gt;x&lt;/sub&gt;) dargestellt. AmSi ist eine schwarze Masse, isomorph mit LaSi. AmSi&lt;sub&gt;x&lt;/sub&gt; ist eine hellsilbrige Verbindung mit einem tetragonalen Kristallgitter.&lt;ref&gt;F. Weigel, F. D. Wittmann, R. Marquart: ''Americium Monosilicide and “Disilicide”'', in: ''[[Journal of the Less Common Metals]]'', '''1977''', ''56''&amp;nbsp;(1), S.&amp;nbsp;47–53 ([[doi:10.1016/0022-5088(77)90217-X]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Boride]] der Zusammensetzungen AmB&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt; und AmB&lt;sub&gt;6&lt;/sub&gt; sind gleichfalls bekannt.&lt;ref&gt;Harry A. Eick, R. N. R. Mulford: ''Americium and Neptunium Borides'', in: ''[[J. Inorg. Nucl. Chem.]]'', '''1969''', ''31''&amp;nbsp;(2), S.&amp;nbsp;371–375 ([[doi:10.1016/0022-1902(69)80480-X]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Metallorganische Verbindungen ===<br /> Analog zu [[Uranocen]], einer [[Organometallverbindungen|Organometallverbindung]] in der Uran von zwei [[Cyclooctatetraen]]-Liganden komplexiert ist, wurden die entsprechenden Komplexe von [[Thorium]], [[Protactinium]], Neptunium, Plutonium und auch des Americiums, (η&lt;sup&gt;8&lt;/sup&gt;-C&lt;sub&gt;8&lt;/sub&gt;H&lt;sub&gt;8&lt;/sub&gt;)&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;Am, dargestellt.&lt;ref&gt;[[Christoph Elschenbroich]]: ''Organometallchemie'', 6. Auflage, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8351-0167-8, S.&amp;nbsp;589.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Wolfgang H. Runde, Wallace W. Schulz: [http://radchem.nevada.edu/classes/rdch710/files/Americium.pdf ''Americium''], in: Lester R. Morss, Norman M. Edelstein, Jean Fuger (Hrsg.): ''The Chemistry of the Actinide and Transactinide Elements'', Springer, Dordrecht 2006; ISBN 1-4020-3555-1, S.&amp;nbsp;1265–1395 ([[doi:10.1007/1-4020-3598-5_8]]).<br /> * ''[[Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie]]'', System Nr.&amp;nbsp;71, Transurane: Teil&amp;nbsp;A&amp;nbsp;1&amp;nbsp;I, S.&amp;nbsp;30–34; Teil A&amp;nbsp;1&amp;nbsp;II, S.&amp;nbsp;18, 315–326, 343–344; Teil&amp;nbsp;A&amp;nbsp;2, S.&amp;nbsp;42–44, 164–175, 185–188; Teil&amp;nbsp;B&amp;nbsp;1, S.&amp;nbsp;57–67.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|audio=1|video=1}}<br /> {{Wiktionary}}<br /> * {{RömppOnline|ID=RD-01-01920|Name=Americium|Abruf=2015-01-03}}<br /> * Rachel Sheremeta Pepling: [https://pubs.acs.org/cen/80th/americium.html ''Americium.''] Chemical &amp; Engineering News, 2003.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Periodensystem}}<br /> <br /> {{Exzellent|8. Januar 2010|68928609}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4191405-3|LCCN=sh85004443|NDL=00575178}}</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Grabenanlage_von_Herxheim&diff=249333886 Grabenanlage von Herxheim 2024-10-11T13:36:13Z <p>7lima: Schreibfehler korrigiert</p> <hr /> <div>[[Datei:Schaedel Herxheim 01.jpg|mini|Einer der wenigen vollständigen Schädel aus der Herxheimer Grabenanlage]]<br /> <br /> Die '''Grabenanlage von Herxheim''' ist eine [[Archäologischer Fund|archäologische Fundstätte]] aus der [[Jungsteinzeit]] auf dem Gebiet einer ehemaligen [[Linearbandkeramische Kultur|bandkeramischen]] Siedlung in [[Herxheim bei Landau/Pfalz|Herxheim bei Landau]] im [[Landkreis Südliche Weinstraße]] von [[Rheinland-Pfalz]]. Bei [[Ausgrabung]]en fanden [[Archäologie|Archäologen]] große Mengen von Menschenknochen, die in Stücke zerschlagen worden waren und [[Schnittspur (Archäologie)|Schnittspuren]] aufweisen, wie sie beim [[Dekarnation|Entfernen von Muskelgewebe]] durch Schneidwerkzeuge entstehen. Man scheint akribisch alles Fleisch, alle Sehnen und das übrige Weichgewebe von den Knochen entfernt zu haben, die danach – mit wenigen Ausnahmen – klein zerschlagen wurden. Insbesondere die erhaltenen Schädeldächer ([[Schädelkalotte|Kalotten]]), die sorgfältig in eine schalenartige Form gebracht wurden, lassen eine Schätzung der Opferzahl zu. Demnach dürften die Überreste von über 1000 Menschen in Herxheim begraben worden sein. Dieser Befund ist in dieser Größenordnung für die Vorgeschichte [[Mitteleuropa]]s einzigartig. Ob es sich bei den Toten um [[Menschenopfer]] handelt, ist in der Forschung umstritten. Bislang stehen sich bezüglich der Interpretation der Fundstelle mehrere [[Hypothese]]n gegenüber, wobei noch offen ist, ob eine davon den Geschehnissen und den geistigen Vorstellungen der Menschen vor 7000 Jahren gerecht wird.<br /> <br /> == Forschungsgeschichte ==<br /> [[Datei:Blick in eine Vitrine mit Schädelfunden. .jpg|mini|Blick in eine Vitrine mit Schädelfunden im Museum Herxheim]]<br /> <br /> Anfang der 1990er-Jahre beschloss die Gemeinde Herxheim, am westlichen Ortsrand ein [[Gewerbegebiet]] erschließen zu lassen. Da in dem Gebiet bereits häufiger archäologische Funde freigelegt wurden, beauftragte man die Speyerer Außenstelle der Abteilung Landesarchäologie der [[Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz]] vorab mit großflächigen archäologischen Grabungen. Die [[Rettungsgrabung]] im Bereich der bandkeramischen Siedlung mit Doppelgraben dauerte von 1996 bis 1999. Die Grabungen leitete Annemarie Häußer. Sie wurden technisch vom Grabungstechniker Michael Münzer der Außenstelle Speyer der Landesarchäologie betreut. Fabian Haack (Knochengeräte) und Dirk Schimmelpfennig (Silices) bearbeiteten zwei Fundkategorien der Ausgrabungen im Rahmen von [[Magister]]arbeiten. Nach den Rettungsgrabungen im künftigen Gewerbegebiet West wurden die Funde im Depot der Außenstelle Speyer verwahrt. Die Keramik sollte in Form einer [[Dissertation]] durch Annemarie Häußer weiterbearbeitet werden. Deren Unfalltod im September 2002 machte diese Pläne zunichte.<br /> <br /> Ab Herbst 2003 koordinierte Andrea Zeeb-Lanz, seit 2001 zuständige Gebietsarchäologin der Landesarchäologie – Speyer für den Kreis Südliche Weinstraße und damit für Herxheim, Wissenschaftler, um die Funde umfassend auszuwerten. Die [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG) förderte das Vorhaben von 2004 bis 2011 finanziell. Da die angewandte [[Ausgrabung|Grabungstechnik]] bei der Grabung der 1990er-Jahre viele für eine Feinauswertung notwendige Detailbeobachtungen nicht erlaubte, folgten von 2005 bis 2008 unter örtlicher wissenschaftlicher Leitung von Fabian Haack und der technischen Leitung von Grabungstechniker Michael Münzer Forschungsgrabungen im Bereich zwischen Rohrbacher und Insheimer Straße im Areal eines weiteren, deutlich kleineren Stückes der Siedlung und der doppelten Grabenanlage. Dies wurde zu großen Teilen durch die finanzielle Unterstützung der Gemeinde Herxheim ermöglicht. Auch Landesmittel flossen in die Finanzierung ein. Mittels moderner Grabungstechnik (zum Beispiel Laser-[[Tachymeter (Geodäsie)|Tachymeter]]-Fundeinmessung) und einer dem Befund genau angepassten Grabungsmethode konnte die Auswertung der Befunde besser und erfolgreicher durchgeführt werden.<br /> <br /> Neben der Untersuchung und Auswertung der Befunde (auf Grundlage der Ergebnisse der Forschungsgrabung), der menschlichen Knochen, der Keramik, der Steingeräte und Tierknochen wurden im Rahmen des DFG-Projektes auch umfangreiche [[Archäometrie|archäometrische]] Analysen durchgeführt. Dazu gehören [[Isotopenuntersuchung]]en (Sr, O), [[DNA-Analyse]]n und Tonanalysen. Die Ergebnisse wurden in bislang zwei Bänden der Reihe „Forschungen zur pfälzischen Archäologie“ (FPA) vorgelegt. Zu Ergebnissen bezüglich der Keramik ist ein dritter Teilband der Reihe FPA (Band 8.3) geplant.<br /> <br /> 2010 führte das DFG-Team (Grabungsleitung: Fabian Haack) als vorerst letzte invasive Maßnahme zwei [[Sondage]]schnitte im Osten der Siedlungsfläche durch, um zu erkunden, ob sich auf der Ostseite der Siedlung die Grabenanlage weiter verfolgen ließ. Diese Arbeiten wurden im Rahmen des [[Film]]projekts „Lost cannibals of Europe“ vom [[National Geographic]] Filmteam dokumentiert. Bei der 2004 durchgeführten Gesamt-[[Prospektion (Archäologie)|Geoprospektion]] des Areals war hier nichts zu sehen. Tatsächlich wurde nur im südlichen der beiden Schnitte ein Grabenkopf dokumentiert, der möglicherweise ein Teil des inneren Grabens war. Da weiter nördlich keine Grabenanlage gefunden wurde, ist anzunehmen, dass die zwei Gräben nie geschlossen waren und die Siedlung an ihrer Ostseite kein Graben begrenzte. Finanziert wurden beide Sondageschnitte von 2010 durch die [[National Geographic Society]].<br /> <br /> == Die bandkeramische Fundstelle ==<br /> Beim [[Fundort]] von Herxheim, im heutigen Gewerbegebiet „West“ der Gemeinde gelegen, handelt es sich um eine bandkeramische Siedlung, die an drei Seiten von einem doppelten [[Wehrgraben (Befestigung)|Graben]] umgeben ist. Architektonische Grundform der beiden parallelen Gräben sind lange, schmale Gruben mit unterschiedlicher Profilform (u-förmig, v-förmig, muldenförmig). Zahlreiche dieser langen Gruben wurden den Verfüllschichten und Fundkonzentrationen zufolge gleichzeitig ausgehoben und fügen sich zu langen Grabensegmenten zusammen. Es existiert eine Reihe von [[Damm (Wall)|Erdbrücken]] zwischen Segmenten der Gräben. Zwei der Erdbrücken, die am Innen- und am Außengraben an denselben Stellen liegen, können als Grabendurchquerungen ehemaliger Wege durch die Siedlung interpretiert werden. Innerhalb des doppelten Grabenringes liegt eine – erosionsbedingt sehr schlecht erhaltene – [[Siedlung]] der Bandkeramik.&lt;ref&gt;Andrea Zeeb-Lanz: ''[https://www.archaeologie-online.de/artikel/2020/herxheim-ein-rituelles-zentrum-der-bandkeramik-mit-menschenopfern-und-hohem-zerstoerungspotential/ Herxheim – ein rituelles Zentrum der Bandkeramik mit Menschenopfern und hohem Zerstörungspotential. Zu den (vorläufigen) Endergebnissen der wissenschaftlichen Auswertung des außergewöhnlichen Fundplatzes Herxheim bei Landau.]'' In: ''[[Archäologie-Online]]'' vom 17. Februar 2020, abgerufen am 26. Juli 2023 (mit [https://static.archaeologie-online.de/fileadmin/img/artikel/2020/02/01-Herxheim-Ausgrabungen-Gesamtplan.jpg Gesamtplan der Ausgrabungen zwischen 1996 und 2010]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die datierbaren Funde aus den Siedlungsgruben belegen, dass die Dorfanlage von der Phase Flomborn (ab etwa 5300 v. Chr.) bis an das Ende der Linearbandkeramik in der [[Pfalz (Region)|Pfalz]] (spätestens kurz vor 5000 v. Chr.) durchgehend besiedelt war. Am Ende ihrer Laufzeit änderte sich die Funktion der Siedlung allerdings offenbar: Kurz vor oder schon in der letzten Phase der linearbandkeramischen Kultur wurde das [[Erdwerk]] in einer Folge von einzelnen Gräben, die in zwei mehrfach unterbrochenen Grabenringen angeordnet sind, um die Siedlungsfläche angelegt. Die Ausgrabungen zeigen, dass hier mehrfach gänzlich außergewöhnliche Ereignisse stattfanden, in deren Verlauf insgesamt mehr als 1000 Menschen getötet und dann zerlegt wurden. Die stark normierte und repetitive Behandlung der getöteten Opfer von Herxheim – Zerlegung der Körper, [[Dekarnation|Entfleischung]] des Skeletts, systematische Zerschlagung der Knochen, Zurichtung der Schädel – verweist die Aktivitäten an diesem besonderen Fundort in den Bereich ritueller Handlungen.<br /> <br /> Dieser letzte Nutzungsabschnitt der Herxheimer Siedlung wird von den Forschern angesichts der auffallenden Befunde auch als „rituelle Phase“ bezeichnet. Der zeitliche Rahmen dieser Ereignisse wird durch das archäologische Fundmaterial relativ eng abgesteckt: Die dazugehörigen Funde verzierter Keramik datieren in die jüngste Phase der linearbandkeramischen Kultur und lassen sich dadurch auf einen Zeitraum von ungefähr 50 Jahren eingrenzen. Die Ausgräber gehen jedoch davon aus, dass die Ereignisse, während der die Knochen der etwa 1000 Individuen in die Erde gelangten, sich auf einen noch einmal deutlich kürzeren Zeitraum beschränkten. Dafür spricht ihnen zufolge die Tatsache, dass in vielen Fällen zusammengehörige [[Keramik]]scherben und Knochenfragmente an unterschiedlichen Stellen der Grabenanlage zutage traten, was darauf hindeutet, dass größere Teile der Gräben auch gleichzeitig offenstanden.<br /> <br /> == Funde ==<br /> [[Datei:Herxi.jpg|mini|Nicht typisch für Herxheim: ein nahezu vollständiges Skelett&lt;ref&gt;Siehe Andrea Zeeb-Lanz: ''Herxheim bei Landau (Pfalz): einzigartiger Schauplatz jungsteinzeitlicher Zerstörungsrituale mit Menschenopfern / Herxheim près de Landau (Palatinat): Théâtre extraordinaire des rituels de destruction avec sacrifices humains.'' In: Michael Koch (Hrsg.): ''Archäologentage Otzenhausen Band 3, 2016. Beiträge der Internationalen Tagung zur Archäologie in der Großregion in der Europäischen Akademie Otzenhausen, 14.–17. April 2016.'' Nonnweiler 2017, S. 101–122, hier Abbildungen 6 und 12.&lt;/ref&gt;]]<br /> <br /> Unregelmäßig in den Gräben angeordnet fanden sich zahlreiche Konzentrationen von Funden, deren Hauptanteil klein zerschlagene Menschenknochen darstellten, zu denen auch Schädelkalotten und eine kleine Anzahl ganzer Schädel zu zählen sind. Es fanden sich auch viele Scherben verzierter und unverzierter Keramik, zerstörte Steingeräte und zahlreiche Fragmente wohl größtenteils intentionell zerschlagener [[Mahlstein]]e sowie Tierknochen. In kleineren Anteilen konnte Schmuck aus Tierknochen, -zähnen (zum Beispiel Eberhauer) und Kalkstein sowie Knochengeräte aus Tierknochen geborgen werden. Das Fundmaterial war in der Regel mit viel Erde vermischt und konnte nur in Ausnahmefällen als regelrechte Fundschicht am Grunde eines Grabensegmentes oder auf bereits eingeschwemmten oder eingefüllten Erdschichten dokumentiert werden. Die Verfüllungsgeschichte der Gräben ist sehr komplex, viele Verfüllschichten überlagern sich und zeigen sehr deutlich, dass es sich bei den Grabensegmenten keinesfalls um nacheinander angelegte und schnell verfüllte Gruben handelt, die sich gegenseitig überschneiden, sondern um durchgehende längere Segmente zweier Gräben. Ohne Rücksicht auf die Absätze im Sohlenbereich, welche die ursprünglichen Aushebungseinheiten der langen Gruben anzeigen, wurden die Fundkonzentrationen in den Gräben deponiert, wobei die Ausdehnung der Konzentrationen bis zu etwa 7&amp;nbsp;m längs des Grabens betragen kann. Auch die unter und über den Fundkonzentrationsbereichen liegenden Verfüllschichten ignorieren die Absätze im Sohlenbereich der Gräben gänzlich. Auffällig ist, dass sich im inneren Graben die Fundkonzentrationen häufen, während sie in den ausgegrabenen Bereichen des äußeren Grabens erheblich geringer an Zahl sind. So wurde in der Forschungsgrabung auf der ganzen Länge von 30&amp;nbsp;m, welche die Ausdehnung der beiden Gräben im Grabungsareal 2005–2008 betrug, im äußeren Graben lediglich eine einzige Fundkonzentration freigelegt. Allerdings handelte es sich hier um eine ganz besondere Fundansammlung, bestand sie doch aus fünf isolierten, aber vollständigen Schädeln sowie einer Reihe von Langknochenfragmenten, die eine intentionell anmutende Anordnung aufwiesen.<br /> <br /> Neben den Gräben als Deponierungsort von menschlichen Knochen, qualitätvoller Keramik und anderen Artefakten zählen auch einige Siedlungsbefunde im Grabenring offenbar zu Bestandteilen der Ritualhandlungen. In einer Reihe von Gruben im Siedlungsbereich fanden sich die für Ritualfundkonzentrationen typischen menschlichen Knochenfragmente, verzierte Keramik unterschiedlicher Herkunft sowie Tierknochen und zerstörte Steingeräte. Angesichts der Massierung von Funden der Ritualaktivitäten in den Gräben ist anzunehmen, dass diese eine zentrale Rolle bei der Deponierung der Ritualüberreste einnahmen.<br /> <br /> === Menschenknochen und -zähne ===<br /> Die Herxheimer Menschenknochen zeigen zahlreiche [[Schnittspur (Archäologie)|Spuren gezielter Schnitte]]. Von diesen kann eine Anzahl als Spuren der Zerlegung angesprochen werden, etwa Schnitte an Gelenkenden und an Ansatzstellen für Muskeln und Sehnen an den Langknochen. Flache, schmale Schnitte, einerseits mittig auf das Schädeldach, andererseits im Bereich über den Ohren, weisen auf das Abziehen der gesamten Kopfhaut hin. Weitere Spuren wie leiterartige kurze Schabespuren an Langknochen und anderen Körperteilen legen eine sorgfältige Entfleischung der Knochen nahe. Manipulationsspuren am Schädel sind auf das Herausschneiden der Zunge und die Abtrennung des [[Musculus masseter]] zurückzuführen. Anhand der Manipulationsspuren kann der Arbeitsablauf an den getöteten menschlichen Opfern vollständig nachvollzogen werden. Nach der Teilzerlegung (Abtrennung der Extremitäten, Herausschneiden der Wirbelsäule und damit Öffnung des Brustkorbes) wurden die Teilstücke der Körper akribisch von allen Weichteilen, von Fleisch, Sehnen und sonstigen Geweberesten, befreit. Danach zerschlug man in Ritualhandlungen die Knochen in kleine Fragmente – bis zu 40 Splitter eines Langknochens stellen keine Seltenheit dar.<br /> <br /> Die Schädel erfuhren eine Sonderbehandlung – die Akteure der [[Ritual]]handlungen schlugen mit gezielten Steinbeilschlägen [[Gesichtsschädel]] und [[Schädelbasis]] ab, so dass nur noch das Schädeldach ([[Schädelkalotte|Kalotte]]) übrig blieb. Von diesen schalenartigen Schädelkalotten fanden sich in den [[Ausgrabung]]en etwa 500, dazu noch zahlreiche Fragmente von weiteren Schädeldächern, was die Zahl der Toten weiter erhöht. Die menschlichen Überreste wurden mit anderen [[Artefakt (Archäologie)|Artefakten]] (siehe unten) in größeren oder kleineren Fundkonzentrationen, die [[Archäologischer Fund|Funde]] vermischt mit viel Aushuberde der Gräben, in die offenstehenden Segmente der [[Erdwerk|Grabenanlage]] [[Depotfund|deponiert]]. Da erst ca. zwei Drittel der Grabenanlage archäologisch untersucht wurden, ist von einer Gesamtzahl der hier im Rahmen eines außergewöhnlichen Rituals getöteten Menschen von mehr als 1000 Individuen auszugehen.<br /> <br /> Feuer spielte offenbar eine Rolle bei den Ritualen – nicht nur wurden in zahlreichen Stellen des Innengrabens unter oder zwischen den Funden Asche- und Brandreste, teils regelrechte Schichten davon, dokumentiert, auch an den menschlichen Überresten wurden Brandspuren entdeckt. So sind punktuell auf Schädelkalotten, aber auch außen und innen an den Bruchkanten der Kalotten schwarze und dunkelbraune Brandspuren sichtbar. Langknochen zeigen ebenso wie kleinere Knochenfragmente vereinzelt Brandspuren. Einzelne Unter- und Oberkiefer sind ebenfalls von Brandeinwirkungen markiert; teilweise sind dabei alle Zähne betroffen (zerstörter Zahnschmelz), teilweise nur die vorderen Zähne.<br /> <br /> [[Strontiumisotopenanalyse]]n erbrachten überraschende Ergebnisse: Von fast 100 beprobten menschlichen Individuen – [[Zahnschmelz]] von [[Molar (Zahn)|Molaren]] (M1 und M3), von vollständigen Skeletten, von isolierten Schädeln und vor allem von isolierten Kiefern aus den Fundkonzentrationen in den Gräben – erwiesen sind rund 90 als „Fremde“, das heißt nicht in Herxheim oder Umgebung geborene oder aufgewachsene Opfer.&lt;ref&gt;Rouven Turck: ''Where did the dead from Herxheim originate? Isotope analyses of human individuals from the find concentrations in the ditches.'' In: Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic. The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8). Teilband 2, Speyer 2019, ISBN 978-3-936113-15-0, S. 313–421.&lt;/ref&gt; Bei den Analysen fielen hohe Strontium-Anteile in den allermeisten Proben auf: Die Personen wuchsen offenbar in höheren Mittelgebirgsgegenden mit [[Granit]]- bzw. [[Gneis]]-Untergrund auf. Dies ist höchst erstaunlich, als bisher deutliche Belege einer Besiedlung der Mittelgebirge durch Träger der bandkeramischen Kultur fehlen.<br /> <br /> Die Vermutung, es handele sich bei den Opfern von Herxheim demnach um Mesolithiker, die als Gefangene in Herxheim bei Ritualhandlungen getötet wurden, widerlegen die an denselben Zähnen wie die Isotopenuntersuchungen beprobten DNA-Analysen. Diese belegen, dass sich die Opfer bezüglich ihrer DNA gut in das bekannte Spektrum bandkeramischer Menschen einfügen.&lt;ref&gt;Jens Blöcher, Sylvia Figarski, Joachim Burger: ''Genomic analysis of early Neolithic samples from Herxheim, Germany.'' In: Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic. The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8). Teilband 2, Speyer 2019, ISBN 978-3-936113-15-0, S. 305–312.&lt;/ref&gt; Damit besteht eine zurzeit unerklärliche Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der Strontiumisotopenanalysen und der genetischen Untersuchungen – die Identität der Toten von Herxheim ist bislang unbekannt.<br /> <br /> === Keramik ===<br /> [[Datei:Linearbandkeramische Funde verschiedener Stile..jpg|mini|Linearbandkeramische Funde verschiedener Stile aus der LBK]]<br /> <br /> Neben den menschlichen Knochen als Hauptfundgruppe – mit besonderer Behandlung – ist die Keramik unter den in den Konzentrationen von Herxheim am häufigsten vertretene Fundgruppe. Auch sie weist Besonderheiten auf. Die Tonware, die mit den Knochen vergesellschaftet ist, gehört in die jüngste Phase der Bandkeramik, der nur eine kurze Zeitdauer, etwa 50 Jahre, zugewiesen wird. Es gibt mehrere zeitliche Ansätze für diese etwa 50 Jahre jüngste Linearbandkeramische Kultur (LBK). Die Datierungen schwanken zwischen dem 51. und dem 50. Jahrhundert v. Chr. In den Gräben und auch in den Fundkonzentrationen selbst fanden sich auch Scherben älterer Phasen der LBK, die als [[Intrusion (Geologie)|intrusive]] Funde der älteren Phasen der Siedlung von Herxheim zu bewerten sind. In den Ausgrabungen wurde deutlich, dass die Gräben mehrfach ältere Befunde schneiden, so dass mit dem Erdaushub bei der endgültigen Verfüllung der Gräben auch ältere Scherben in die Gräben gelangten. Diese haben mit den besonderen Handlungen am Ende der Herxheimer Besiedlungszeit nichts zu tun. Die Keramik ist von herausragender Qualität in Formgebung und Verzierungsausführung; zudem sind mindestens acht verschiedene Regionalstile der jüngsten LBK vertreten. Verzierte Gefäße in größerer Zahl stammen aus so weit entfernten Gebieten wie dem [[Elbe|unteren Elbtal]] (Šárka-Stil der jüngsten LBK), 400&amp;nbsp;km Luftlinie von Herxheim entfernt oder aus dem Elster-[[Saale]]-Gebiet. Häufig vertreten ist Keramik im [[Rhein-Main-Gebiet|Rhein-Main]]-Schraffurstil. Etwas mehr als die Hälfte der verzierten Keramik ist im Pfälzer Stil verziert, der erst vor wenigen Jahren anhand des Materials von Herxheim definiert wurde.&lt;ref&gt;Christian Jeunesse, Philippe Lefranc, Samuel van Willigen: ''Die pfälzische Bandkeramik: Definition und Periodisierung einer neuen Regionalgruppe der Linearbandkeramik.'' In: Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Krisen–Kulturwandel–Kontinuitäten. Zum Ende der Bandkeramik in Mitteleuropa. Beiträge der internationalen Tagung in Herxheim bei Landau (Pfalz) vom 14.–17.06.2007'' (= ''Internationale Archäologie.'' Band 10). Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2009, ISBN 978-3-89646-440-8, S. 61–78.&lt;/ref&gt; Tonanalysen erbrachten das Ergebnis, dass die in fremden Regionalstilen verzierten Gefäße nicht in der Pfalz hergestellt wurden, so dass davon auszugehen ist, dass Gemeinschaften aus verschiedenen, teils weit entfernten Gegenden nach Herxheim kamen und Gefäße in dem bei ihnen heimischen Zierstil mitbrachten.<br /> <br /> Die Keramik wurde, wie auch die menschlichen Skelette, intentionell vor Ort zerschlagen und mit den Knochenfragmenten in den Gräben deponiert. Zusammensetzungen von anpassenden [[Scherbe]]n überwinden Strecken bis zu mehr als 200&amp;nbsp;m, dabei treten auch Anpassungen von Scherben aus dem Außengraben an Scherben aus Konzentrationen im Innengraben auf.&lt;ref&gt;Anthony Denaire: ''Pottery refits and connections from Herxheim.'' In: Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic. The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8). Teilband 2, Speyer 2019, ISBN 978-3-936113-15-0, S. 25–40.&lt;/ref&gt; Anhand der frisch erscheinenden Brüche der Gefäßscherben wird deutlich, dass diese nicht lange auf der Oberfläche lagen, sondern kurz nach ihrer Zerstörung in die Gräben gelangten, wo sie mit den anderen Funden schnell mit Erde bedeckt wurden.<br /> <br /> === Steingegenstände ===<br /> Steingeräte, Silices und Mahlsteine gehören ebenfalls zu den Inventaren der Fundkonzentrationen von Herxheim. Diese wurden wie Menschen und Keramik intentionell zerstört. Mahlsteine legte man offenbar teilweise erst ins Feuer, um sie mürbe zu machen, bevor man sie zerschmetterte.&lt;ref&gt;Dirk Schimmelpfennig: ''The lithic material from Herxheim with special emphasis on the 2005–2008 excavations and the latest LBK phase (the „ritual phase“).'' In: Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic. The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8). Teilband 2, Speyer 2019, ISBN 978-3-936113-15-0, S. 81–138.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Tierknochen ===<br /> Auch bei den Tierknochen aus den Fundkonzentrationen in den Gräben fallen Besonderheiten auf: neben normalem Schlachtabfall fanden sich ungewöhnlich zahlreich [[Bukranion|Bukranien]] und [[Aigikranion|Aigikranien]]. Die speziell zugerichteten Artefakte (herauspräparierter Schädelteil, an dem beide Rinder- oder Ziegenhornzapfen sitzen) werden allgemein für die Vorgeschichte in symbolische/rituelle Zusammenhänge gestellt. Auch zählen zu den Tierknochen ungewöhnlich viele Hundeknochen (mehr als 280 Exemplare), welche die Zahl der Hundeknochen in allen bisher ausgegrabenen LBK-Siedlungen insgesamt weit übertreffen; die Knochen gehören zu mindestens 10, vielleicht 13 Hunde-Individuen.&lt;ref&gt;Luc. A. A. Janssens, Rose-Marie Arbogast, Andrea Zeeb-Lanz: ''Dogs of the final Bandkeramik at Herxheim: refitting and pathology.'' In: Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic. The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8). Teilband 2, Speyer 2019, ISBN 978-3-936113-15-0, S. 233–245.&lt;/ref&gt; Die Hunde wurden offenbar gevierteilt und dann wahrscheinlich gebraten/gegrillt und verspeist. Eine Verspeisung von Hunden ist für die bandkeramische Zeit gänzlich ungewöhnlich, da der Hund längst als Haustier galt und damit an sich kein konsumiertes Tier war. Die Bearbeiterin jener Funde sieht in der potentiellen Hunde-Verspeisung eine ungewöhnliche, vielleicht rituelle Mahlzeit.&lt;ref&gt;Rose-Marie Arbogast: ''Analysis of the faunal assemblages of the LBK site of Herxheim: the larger mammals.'' In: Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic. The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8). Teilband 2, Speyer 2019, ISBN 978-3-936113-15-0, S. 139–232.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Interpretationsansätze ==<br /> Bei der Anlage von Herxheim handelt es sich wahrscheinlich nicht um ein [[Massengrab]], man kann hier vermutlich nicht von Aktionen im Rahmen von Begräbnisritualen sprechen. Damit unterscheidet sich Herxheim von anderen jüngstbandkeramischen Fundplätzen wie etwa dem [[Massengrab von Wiederstedt]] sowie den Funden aus dem [[Massaker von Talheim]], dem [[Massaker von Halberstadt]] oder dem [[Massaker von Kilianstädten]], wo eine größere Anzahl menschlicher Körper, offenbar Opfer von [[Gewalt]]anwendungen (tödliche Schädelverletzungen, Pfeile in Wirbeln etc.), „unzeremoniös“ und nicht in üblicher Bestattungslage der Linearbandkeramischen Kultur in Massengräbern hinterlassen wurden. Auch die Situation der Siedlung mit Grabenanlage von Asparn / dem [[Massaker von Schletz]] (Niederösterreich), wo sich in den Grabenköpfen beiderseits eines Eingangs in die innerhalb der Grabenanlage befindlichen Siedlung zahlreiche Tote fanden, ist nicht mit Herxheim vergleichbar. Die Toten in den Grabenköpfen und auch an anderen Stellen des Grabens um die Siedlung von Schletz werden als Verteidiger der Siedlung gedeutet, die ihre Gemeinschaft vor Angreifern verteidigen wollten, getötet und in die offenstehenden Gräben geworfen wurden. Diese Kampfsituation hat ebenfalls nichts mit der Szenerie von Herxheim zu tun. Bislang fehlt jeder Vergleich zur einzigartigen Fundsituation in Herxheim.<br /> <br /> Die Deutungen zum rätselhaften Befund von Herxheim haben seit 1996 viele Wandlungen durchgemacht. War man sich anfangs noch nicht klar darüber, ob es sich hier um die Spuren kriegerischer Auseinandersetzungen handelte oder um besondere Bestattungssitten,&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Krieg oder Frieden? Herxheim vor 7000 Jahren. Katalog zur Sonderausstellung „Krieg oder Frieden – Herxheim vor 7000 Jahren“. |Hrsg=Annemarie Häußer |Ort=Speyer |Datum=1998 }}&lt;/ref&gt; so schälte sich während der Ausgrabungen eine Interpretationsrichtung für die menschlichen Überreste heraus, die recht lange Bestand hatte. Die Bearbeiter der menschlichen Überreste der Rettungsgrabung, Jörg Orschiedt und Miriam N. Haidle, favorisierten alternativlos die Interpretation von Sekundärbestattungen&lt;ref&gt;Miriam N. Haidle, Jörg Orschiedt: ''Das jüngstbandkeramische Grabenwerk von Herxheim, Kreis Südliche Weinstraße: Schauplatz einer Schlacht oder Bestattungsplatz? Anthropologische Ansätze.'' In: Helmut Bernhard (Hrsg.): ''Archäologie in der Pfalz. Jahresbericht 2000.'' Speyer 2001, S. 147–153.&lt;/ref&gt; – man habe anderswo begrabenene Verwandte wieder ausgegraben, in Herxheim ihre Knochen zerschlagen und als Knochenansammlung erneut beerdigt. Die repetitive und streng normierte Behandlung menschlicher Individuen und ausgewählter Artefakten belege hochrituelle Aktivitäten in Herxheim in der Endphase der Bandkeramik. Diese Sekundärbestattungsthese wurde vom Großteil des DFG-Teams mit dem Fortgang der Forschungsgrabung mehr und mehr abgelehnt: Die Behandlung der Menschen ist der Zurichtung von Tieren bei deren Schlachtung zur Nahrungsgewinnung gut vergleichbar, was für den Anthropologen, der die Menschenknochen untersuchte, Bruno Boulestin (unterstützt von der Anthropologin Anne-Sophie Coupey), ein schlagendes Argument für seine These des rituellen [[Kannibalismus]] in Herxheim darstellt.&lt;ref&gt;Bruno Boulestin, Andrea Zeeb-Lanz, Christian Jeunesse, Fabian Haack, Rose-Marie Arbogast, Anthony Denaire: ''Cannibalism in the Linear Pottery culture at Herxheim (Palatinate, Germany)''. In: ''Antiquity.'' Band 83, 2009, S. 968–982.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Bruno Boulestin, Anne-Sophie Coupey: ''Cannibalism in the Linear Pottery Culture: The Human Remains from Herxheim.'' Archaeopress, Oxford 2015.&lt;/ref&gt; Boulestin legte für seine Kannibalismusthese hauptsächlich statistisch untermauerte Argumente vor und hält den massenhaften Kannibalismus in Herxheim für „bewiesen“.&lt;ref&gt;Bruno Boulestin, Anne-Sophie Coupey: ''Cannibalism in the Linear Pottery Culture: The Human Remains from Herxheim.'' Archaeopress, Oxford 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine andere Hypothese favorisiert die Tötung der menschlichen Opfer als wichtigen Bestandteil der Ritualhandlungen, ohne die Toten als Nahrung zu verwenden. Dieses Modell schlägt für Herxheim als Erklärung für die Behandlung der Toten im Zuge der Rituale die extreme Manipulation menschlicher Überreste (extreme processing [EP]) vor, die als gesellschaftlich bedeutende, Gemeinsamkeits- und Identitätsgefühle verursachende und/oder verstärkende Maßnahme zu verstehen ist. Eingeführt wurde der Begriff EP erstmals von amerikanischen Anthropologen für Befunde der [[Anasazi]] im amerikanischen Südwesten. Die extreme Zerstörung bzw. „Umwandlung“ menschlicher Körper in nicht mehr als menschlich identifizierbare Knochensplitter, die normierte Herstellung von „Artefakten“ – Schädelschalen – und die gleichartige Zerstörung wertvoller Artefakte passt gut in ein Modell von Feierlichkeiten einer besonderen, ansonsten nicht für die Vorgeschichte bekannte Art ritueller Handlungen. Es wird vorgeschlagen, dass auch Festmahle (ohne Verspeisung menschlichen Fleisches) Bestandteil jener Rituale waren. Möglicherweise beruht die Zerstörung oder Unbrauchbarmachung der Gefäße und Gerätschaften auf der in prähistorischen Zusammenhängen öfter zu beobachtenden Vorstellung von „ritualisierten“ Artefakten, die, nachdem sie in Zeremonien eine „heilige“ Rolle spielten, durch Zerstörung dem späteren profanen Gebrauch entzogen werden müssen.&lt;ref&gt;Andrea Zeeb-Lanz: ''The Herxheim ritual enclosure – a synthesis of results and interpretative approaches.'' In: Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic. The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8). Teilband 2, Speyer 2019, ISBN 978-3-936113-15-0, S. 423–482.&lt;/ref&gt; Keramik, Steingeräte und Mahlsteine wären als Instrumente für die Zubereitung und bei der Durchführung ritueller Mahlzeiten sehr gut denkbar.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Museum Herxheim]]<br /> * [[Knochennadeln von Herxheim]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic – The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8.1). Speyer 2016, ISBN 978-3-936113-09-9.<br /> * Andrea Zeeb-Lanz (Hrsg.): ''Ritualised Destruction in the Early Neolithic – The Exceptional Site of Herxheim (Palatinate, Germany)'' (= ''Forschungen zur pfälzischen Archäologie.'' Band 8.2). Speyer 2019, ISBN 978-3-936113-15-0.<br /> * Fabian Haack: ''Die frühneolithische Grabenanlage von Herxheim bei Landau: Architektur, Verfüllungsprozesse und Nutzungsdauer.'' Dissertationsschrift Freie Universität Berlin, Berlin 2014 ([https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/8044 online]).<br /> * Andrea Zeeb-Lanz, Fabian Haack: ''Ritual und Gewalt in Herxheim''. In: Harald Meller, Roberto Risch, Kurt W. Alt, Francois Bertemes, Rafael Micó (Hrsg.): ''Rituelle Gewalt – Rituale der Gewalt. 12. Mitteldeutscher Archäologentag vom 10.–12. Oktober 2019 in Halle (Saale)'' (= ''Tagungen des Landesmuseums Halle.'' Band 22/1). Halle (Saale) 2020, S. 181–196.<br /> * Andrea Zeeb-Lanz: ''Gewalt im Ritual – Gewalt an Toten. Die Krise am Ende der Bandkeramik im Spiegel außergewöhnlicher Befunde''. In: Thomas Link, Heidi Peter-Röcher (Hrsg.): ''Gewalt und Gesellschaft. Dimensionen der Gewalt in ur- und frühgeschichtlicher Zeit/Violence and Society. Dimensions of violence in pre- and protohistoric times. Internationale Tagung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg 14. – 16. März 2013'' (= ''Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie.'' Band 259). Bonn 2014, S. 257–270.<br /> * Andrea Zeeb-Lanz: ''Herxheim bei Landau (Pfalz): einzigartiger Schauplatz jungsteinzeitlicher Zerstörungsrituale mit Menschenopfern / Herxheim près de Landau (Palatinat): Théâtre extraordinaire des rituels de destruction avec sacrifices humains''. In: Michael Koch (Hrsg.): ''Archäologentage Otzenhausen Band 3, 2016. Beiträge der Internationalen Tagung zur Archäologie in der Großregion in der Europäischen Akademie Otzenhausen, 14.–17. April 2016.'' Nonnweiler 2017, S. 101–122.<br /> * [[Andrea Zeeb-Lanz]] (Hrsg.): ''Krisen – Kulturwandel – Kontinuitäten. Zum Ende der Bandkeramik in Mitteleuropa. Beiträge der Internationalen Tagung in Herxheim bei Landau (Pfalz) vom 14.–17.06.2007.'' Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2009, ISBN 978-3-89646-440-8.<br /> * Alisa Hujić: ''Paläodontologische Untersuchungen an Skelettresten der bandkeramischen Grubenanlage von Herxheim bei Landau/Pfalz.'' Magisterarbeit, Eberhard Karls Universität Tübingen 2009 ([https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/15579 online]).<br /> * Rouven Turck: ''Zum Nachweis von Mobilität im Neolithikum: Isotopenanalysen menschlicher Individuen aus den jüngstbandkeramischen Befunden der Grubenanlage von Herxheim bei Landau (Pfalz).'' Dissertation, Universität Heidelberg 2012 ([https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/25678/ online]).<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.projekt-herxheim.de/ DFG-Projekt „Siedlung und Grubenanlage Herxheim b. Landau“]<br /> * [[Andrea Zeeb-Lanz]]: ''Herxheim – ein rituelles Zentrum der Bandkeramik mit Menschenopfern und hohem Zerstörungspotential. Zu den (vorläufigen) Endergebnissen der wissenschaftlichen Auswertung des außergewöhnlichen Fundplatzes Herxheim bei Landau.'' Veröffentlicht am 17. Februar 2020 ([https://www.archaeologie-online.de/artikel/2020/herxheim-ein-rituelles-zentrum-der-bandkeramik-mit-menschenopfern-und-hohem-zerstoerungspotential/ archaeologie-online.de])<br /> * [http://www.archaeopro.de/archaeopro/Berichte-Herxheim1.htm Grubenwerk als Massengrab – Herxheim]<br /> * Markus Tremmel: [http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Herxheim.htm ''Das Projekt Herxheim. „Die Totengruben der zerstückelten Leichen“.''] In: ''Bayerische Archäologie.'' Heft 6, 2/2008<br /> * Florian Stark: [https://www.welt.de/geschichte/article200268762/Europas-Jungsteinzeit-Hunderte-wurden-erschlagen-zerteilt-und-entfleischt.html ''Hunderte wurden erschlagen, zerteilt und entfleischt''] in [[Die Welt#Online-Ausgabe|Welt Online]] vom 15. September 2019<br /> * Andrea Zeeb-Lanz: Massenmord? Menschenopfer? Ritueller Kannibalismus? – Mitschnitt eines Vortrages in Bochum auf [https://www.youtube.com/watch?v=YQ_-m-_jPlI Youtube].<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Coordinate|NS=49.145338|EW=8.190703|type=landmark|region=DE-RP}}<br /> <br /> [[Kategorie:Archäologischer Fundplatz im Landkreis Südliche Weinstraße|Herxheim]]<br /> [[Kategorie:Fundort der Linearbandkeramik|Herxheim]]<br /> [[Kategorie:6. Jahrtausend v. Chr.]]<br /> [[Kategorie:Herxheim bei Landau/Pfalz]]<br /> [[Kategorie:Prähistorisches Massaker|Herxheim]]<br /> [[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Europa]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jugend_(Zeitschrift)&diff=249297413 Jugend (Zeitschrift) 2024-10-10T09:19:39Z <p>7lima: Sprachliche Verdeutlichung</p> <hr /> <div>{{Infobox Publikation<br /> |titel = Jugend – Münchner illustrierte&lt;br /&gt; Wochenschrift für Kunst und Leben<br /> |bild = [[Datei:Die Jugend 1896.jpg|rahmenlos|zentriert|Jugend, 1896]]<br /> |beschreibung = deutsche Kunst- und Literaturzeitschrift<br /> |fachgebiet = <br /> |sprache = deutsch<br /> |verlag = Georg Hirth, München<br /> |land = <br /> |hauptsitz = <br /> |erstausgabe_tag = <br /> |erstausgabe_jahr = 1896<br /> |einstellung_tag = <br /> |einstellung_jahr = 1940<br /> |gründer = <br /> |erscheint = wöchentlich<br /> |auflage_quelle = <br /> |auflage_zahl = <br /> |verbreitung_quelle = <br /> |verbreitung_zahl = <br /> |reichweite_quelle = <br /> |reichweite_zahl = <br /> |impactfactor = <br /> |impact_jahr = <br /> |impact_quelle = <br /> |chefred = Hans E. Hirsch, Theodor Riegler,&lt;br /&gt; Wolfgang Petzet<br /> |chefredin = <br /> |chefreds = <br /> |herausgeber = Georg Hirth, Franz Schoenberner<br /> |herausgeberin = <br /> |geschäftsführer = <br /> |geschäftsführerin = <br /> |weblink = [http://www.simplicissimus.info/index.php?id=25]<br /> |archiv = <br /> |issn-print = <br /> |issn-online = <br /> |zdb = 501389-6<br /> }}<br /> <br /> '''Jugend – Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben''' war eine von [[Georg Hirth]] und [[Fritz von Ostini]] gegründete Kunst- und [[Literaturzeitschrift]], die von 1896 bis 1940 in München erschien.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die ''Jugend'' wurde zum Namensgeber der Kunstrichtung [[Jugendstil]],&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.jugend-wochenschrift.de/index.php?id=25 |titel=Simplicissimus · die historische Satirezeitschrift · Startseite |abruf=2019-08-28}}&lt;/ref&gt; was zeigt, wie wichtig die Zeitschrift für die stilgeschichtliche Debatte der frühen Moderne in Deutschland war. Dennoch lassen sich Inhalt und Ausrichtung der ''Jugend'' auch in ihrer Blütezeit keineswegs auf das Label „Jugendstil“ reduzieren. Neben modernen [[Illustration]]en und [[Ornament]]en des [[Art nouveau]] spielten auch andere Stilrichtungen eine Rolle, vor allem der [[Impressionismus]]. Die Künstler der [[Scholle (Künstlervereinigung)|Scholle]] prägten bis in die 1920er Jahre hinein das künstlerische Erscheinungsbild der Zeitschrift.<br /> <br /> Außerdem betätigte sich die Zeitschrift auch satirisch und kulturkritisch. Hauptangriffsziele waren das „Muckertum“ (Stichworte [[Antimodernisteneid|Antimodernisten-Eid]], [[Lex Heinze]]), der Einfluss der Kirchen, vor allem der katholischen (Stichwort [[Ultramontanismus]]), und besonders die politische Rechte in der [[Deutsche Zentrumspartei|Zentrums-Partei]]. Außerdem unterstützte die Zeitschrift progressive Strömungen, wie sie für das Kaiserreich in der Wilhelminischen Zeit typisch waren, etwa den [[Bund für Mutterschutz]].&lt;ref&gt;Z.B. Georg Hirth, Karlchen, Mutter und Tochter, in: Jugend 13/4 (1908), S. 95, ebenso in Heft 13/ (1908), S. 169.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Beitrag der ''Jugend'' zur Literatur der frühen Moderne blieb dagegen bescheiden – ganz im Unterschied zur ebenfalls 1896 gegründeten Konkurrenz-Unternehmung ''[[Simplicissimus]]'' aus dem Verlag [[Albert Langen]].<br /> <br /> Nach dem Tod Hirths 1916 wurde [[Franz Schoenberner]] Herausgeber. Chefredakteure waren u. a. Hans E. Hirsch, Theodor Riegler und Wolfgang Petzet. Neben den Textredakteuren, z.&amp;nbsp;B. Fritz von Ostini oder [[Albert Matthai|Albert Matthäi]], wirkte u.&amp;nbsp;a. der Bildredakteur [[Franz Langheinrich]].<br /> <br /> Ab dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde die ''Jugend'' zunehmend zu einer deutschnationalen und bayerisch-heimattümelnden Zeitschrift; eine Tendenz dazu hatte es schon in den frühen Jahrgängen gegeben. Ab Mitte der 1920er Jahre öffnete sich das Heft dann nochmals den Künstlern der jüngeren Generation, darunter [[George Grosz]], und druckte Texte von [[Kurt Tucholsky]] oder [[Erich Kästner]].<br /> <br /> Nach 1933 passte sich die Zeitschrift der völkischen Linie der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] an. Dennoch wurde sie 1940 eingestellt.<br /> <br /> == Künstler ==<br /> [[Datei:Otto Eckmann - Jugend Nr. 14, 1896.jpg|mini|Titelblatt von [[Otto Eckmann]], 1896]]<br /> [[Datei:Julie Wolfthorn - Jugend Nr. 36, September 1898.jpg|mini|Titelblatt von [[Julie Wolfthorn]], 1898]]<br /> [[Datei:Heinrich Heine-Jugend-1906.jpg|mini|Ausgabe zum 50. Todestag von [[Heinrich Heine]], Titelblatt von [[Adolf Münzer]] 1906.]]<br /> [[Datei:Witzel-Jugend-110.jpg|mini|Rudolf Witzel, 1896]]<br /> Nicht alles Bildmaterial, das sich in der ''Jugend'' findet, wurde gezielt für die Zeitschrift hergestellt. So finden sich darin z. B. „Einkäufe“ von Bildern der „[[Malerfürst]]en“ [[Arnold Böcklin|Böcklin]], [[Franz von Lenbach|Lenbach]] und [[Wilhelm von Kaulbach|Kaulbach]] oder von [[Thomas Theodor Heine]] und [[Giovanni Segantini]]. Im direkten Auftrag der ''Jugend'' malten und zeichneten unter anderem:<br /> {|<br /> | ! valign=&quot;top&quot; style=&quot;padding-right:1em;&quot; |<br /> * [[Hans Anetsberger]]<br /> * [[Karl Arnold (Künstler, 1883)|Karl Arnold]]<br /> * [[Ernst Barlach]]<br /> * [[Karl Bauer (Maler, 1868)|Karl Bauer]]<br /> * [[Eugen von Baumgarten]]<br /> * [[Otto Bauriedl]]<br /> * [[Charlotte Berend-Corinth]]<br /> * [[Max Bernuth]]<br /> * [[Willibald Besta]]<br /> * [[Margarethe von Brauchitsch]]<br /> * [[Julius Carben]]<br /> * [[Walther Caspari]]<br /> * [[Hans Christiansen (Maler)|Hans Christiansen]]<br /> * [[Franz Christophe]]<br /> * [[Lovis Corinth]]<br /> * [[Walter Crane]]<br /> * [[Julius Diez]]<br /> * [[Erna Dinklage]]<br /> * [[Theodor Doebner]]<br /> * [[Otto Eckmann]]<br /> * [[Reinhold Max Eichler]]<br /> * [[Paul Otto Engelhard]]<br /> * [[Robert Engels]]<br /> * [[Erich Erler]]<br /> * [[Fritz Erler (Maler)|Fritz Erler]]<br /> * [[Max Feldbauer]]<br /> * [[Richard Fiedler (Illustrator)|Richard Fiedler]]<br /> * [[Gino von Finetti]]<br /> * [[Karl Fischer (Zeichner)|Karl Fischer]]<br /> * [[Willi Geiger (Maler)|Willi Geiger]]<br /> * [[Josef Nikolaus Geis]]<br /> * [[Robert Genin]]<br /> * [[Walter Georgi]]<br /> * [[Ferdinand Götz (Kunstmaler)|Ferdinand Götz]]<br /> * [[Benjamin Godron]]<br /> * [[Julius Graumann]]<br /> * [[Hermann Groeber]]<br /> * [[George Grosz]]<br /> * [[Hans Gyenis]]<br /> * [[Hugo von Habermann]]<br /> * [[Willy Hallstein]]<br /> * [[Arthur Halmi]]<br /> | ! valign=&quot;top&quot; style=&quot;padding-right:1em;&quot; |<br /> * [[Emil Nolde|Emil Hansen]]<br /> * [[Josef Hegenbarth]]<br /> * [[Adolf Heller]]<br /> * [[Ferdinand Hodler]]<br /> * [[Paul Hoecker]]<br /> * [[August Hoffmann von Vestenhof]]<br /> * [[Fidus|Hugo Höppener (gen. Fidus)]]<br /> * [[Eugen Ludwig Hoess]]<br /> * [[Angelo Jank]]<br /> * [[Gustave-Henri Jossot]]<br /> * [[Fritz August von Kaulbach]]<br /> * [[Fritz Ketz]]<br /> * [[Gertrud Kleinhempel]]<br /> * [[Heinrich Kley]]<br /> * [[Willibald Krain]]<br /> * [[Gustav Klimt]]<br /> * [[Julius Klinger]]<br /> * [[Max Klinger]]<br /> * [[Hans Koberstein]]<br /> * [[Julius Kreis]]<br /> * [[Alfred Kubin]]<br /> * [[Sándor Kubinyi]]<br /> * [[Erich Kuithan]]<br /> * [[Hans Lasser]]<br /> * [[Franz von Lenbach]]<br /> * [[Hans Lesker]]<br /> * [[Max Liebenwein]]<br /> * [[Ernst Liebermann]]<br /> * [[Ephraim Moses Lilien]]<br /> * [[Joseph Mader]]<br /> * [[Jeanne Mammen]]<br /> * [[Herbert Marxen]]<br /> * [[Oscar Matthiesen]]<br /> * [[Max Mayrshofer]]<br /> * [[Fritz Mühlbrecht]]<br /> * [[Fritz Müller-Landeck]]<br /> * [[Adolf Münzer]]<br /> * [[Ernest Neuschul]]<br /> * [[Josef Oberberger]]<br /> * [[Willy Oertel]]<br /> * [[Bernhard Pankok]]<br /> * [[Bruno Paul]]<br /> * [[Richard Pfeiffer (Maler)|Richard Pfeiffer]]<br /> * [[Emil Preetorius (Grafiker)|Emil Preetorius]]<br /> | ! valign=&quot;top&quot; style=&quot;padding-right:1em;&quot; |<br /> * [[Leo Prochownik]]<br /> * [[Leo Putz]]<br /> * [[Fritz Rehm]]<br /> * [[Ferdinand von Rezniček]]<br /> * [[Rudolf Riemerschmid]]<br /> * [[Paul Rieth]]<br /> * [[Hans Rossmann]]<br /> * [[Karl Rössing]]<br /> * [[Alexander von Salzmann]]<br /> * [[Christian Schad]]<br /> * [[Franziska Schlopsnies]]<br /> * [[Arpad Schmidhammer]]<br /> * [[Marie Schnür]]<br /> * [[Georg Schuster-Woldan]]<br /> * [[Hans Schwegerle]]<br /> * [[Rudolf Sieck]]<br /> * [[Max Slevogt]]<br /> * [[Ferdinand Spiegel]]<br /> * [[Ferdinand Staeger]]<br /> * [[Hermann Stockmann]]<br /> * [[Carl Strathmann]]<br /> * [[Paul Stollreither]]<br /> * [[Konstantin Somoff]]<br /> * [[Franz von Stuck]]<br /> * [[Boleslaw von Szankowski]]<br /> * [[Ignatius Taschner]]<br /> * [[Hans Tauber (Heimatforscher)|Hans Tauber]]<br /> * [[Hans Thoma]]<br /> * [[Walter Thor]]<br /> * [[Otto Ubbelohde]]<br /> * [[Hans Unger (Künstler)|Hans Unger]]<br /> * [[Ludwig Vacatko]]<br /> * [[Félix Vallotton]]<br /> * [[Heinrich Vogeler]]<br /> * [[Franz Wilhelm Voigt]]<br /> * Ernst Wallenburger<br /> * [[Albert Weisgerber]]<br /> * [[Hedwig Weiß (Malerin)|Hedwig Weiß]]<br /> * Christian Wild<br /> * [[Erich Wilke (Maler)|Erich Wilke]]<br /> * [[Rudolf Wilke]]<br /> * [[Josef Rudolf Witzel]]<br /> * [[Julie Wolfthorn]]<br /> * [[Heinrich Zille]]<br /> * [[Alfred Zimmermann (Maler)|Alfred Zimmermann]]<br /> * [[Ludwig von Zumbusch]]<br /> |}<br /> <br /> == Autoren ==<br /> [[File:Jugend 1930 S475 Grün Elegie bei einer Tasse Mocca.jpg|mini|[[Lili Grün]] (1930)]]<br /> Unter anderem schrieben für die Jugend:<br /> {|<br /> | ! valign=&quot;top&quot; style=&quot;padding-right:1em;&quot; |<br /> * [[Peter Paul Althaus]]<br /> * [[Henri Barbusse]]<br /> * [[Max Bernstein]]<br /> * [[Richard Billinger]]<br /> * [[Georg Bötticher]]<br /> * [[Michael Georg Conrad]]<br /> * [[Karl Ettlinger]]<br /> * [[Max Friedlaender (Jurist, 1853)|Max Friedlaender]]<br /> * [[Ludwig Ganghofer]]<br /> * [[Maxim Gorki]]<br /> * [[Lili Grün]]<br /> * [[Hanns von Gumppenberg]]<br /> * [[Ferdinand Hardekopf]]<br /> * [[Max Haushofer]]<br /> * [[Karl Henckell]]<br /> * [[Clara Hepner]]<br /> * [[Hermann Hesse]]<br /> * [[August Hoffmann von Vestenhof]]<br /> * [[Dora Hohlfeld]]<br /> * [[Norbert Jacques]]<br /> * [[Elsa Sophia von Kamphoevener]]<br /> * [[Erich Kästner]]<br /> * [[Hermann Kesten]]<br /> * [[Klabund]] als Jucundus Fröhlich<br /> * [[Dietrich Loder]]<br /> * [[Christian Morgenstern]]<br /> | ! valign=&quot;top&quot; style=&quot;padding-right:1em;&quot; |<br /> * [[Erich Mühsam]]<br /> * [[Anton Noder]]<br /> * [[Victor Ottmann]]<br /> * [[Joachim Ringelnatz]]<br /> * [[Roda Roda]]<br /> * [[Jo Hanns Rösler]]<br /> * [[Nelly Sachs]]<br /> * [[Hugo Salus]]<br /> * [[Carl von Scapinelli]]<br /> * [[Paul Scheerbart]]<br /> * [[Karl Scheffler (Kunstkritiker)|Karl Scheffler]]<br /> * [[Peter Scher]]<br /> * [[Johannes Schlaf]]<br /> * [[Anton Schnack]]<br /> * [[Arthur Schubart]]<br /> * [[Georg Simmel]]<br /> * [[Hans Seiffert (Lehrer)|Hans Seiffert]]<br /> * [[Edgar Steiger]]<br /> * [[Helene Stöcker]]<br /> * [[Kory Towska]]<br /> * [[Kurt Tucholsky]]<br /> * [[Reinhard Spitzner]] alias Reinhard Volker<br /> * [[Jakob Wassermann]]<br /> * [[Arnold Weiss-Rüthel]]<br /> |}<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Laurence Danguy, ''L'ange de la jeunesse. La revue'' Jugend ''et le Jugendstil à Munich'', Paris, Maison des sciences de l'homme, 2009, ISBN 978-2-7351-1211-1<br /> *Bernd Dürr: ''Leo Putz, Max Feldbauer und der Kreis der „[[Scholle (Künstlervereinigung)|Scholle]]“ und „Jugend“ in Dachau um 1900''. Dachau 1989.<br /> * [http://www.haraldfischerverlag.de/hfv/IZ/jugend.php Microfiche-Edition]<br /> * [[Heinz Spielmann]]: ''JUGEND – Aspekte einer Wochenschrift'', Harenberg, Dortmund 1988, ISBN 3-88379-545-3<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Die Jugend}}<br /> {{Wikisource}}<br /> * [http://www.jugend-wochenschrift.de/ www.jugend-wochenschrift.de] – Projekt der [[Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek]] Weimar (mit Erschließungsdatenbank)<br /> * [http://jugend-muenchen.uni-hd.de/ Jugend – Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben – digital] der [[Universitätsbibliothek Heidelberg]]<br /> * [http://www.jugendmagazine.net/index.php Jugend Magazine] – (englisch)<br /> * [http://www.simplicissimus.info/fileadmin/user_upload/Lister_aller_Beitraeger_Jugend.pdf Verzeichnis der Beiträger der »Jugend« Jgg. 1-25]<br /> * https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dresden1930/0076/image,info Annonce<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=w|GND=4162817-2|LCCN=n81102933|VIAF=308697519}}<br /> <br /> [[Kategorie:Literaturzeitschrift (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Kunstzeitschrift (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Antiquarische Zeitschrift (München)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br /> [[Kategorie:Jugendstilzeitschrift]]<br /> [[Kategorie:Ersterscheinung 1896]]<br /> [[Kategorie:Erscheinen eingestellt 1940]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Himalaya-Tahr&diff=249280645 Himalaya-Tahr 2024-10-09T16:32:02Z <p>7lima: Wortwiederholung vermeiden</p> <hr /> <div>&lt;!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --&gt;<br /> {{Taxobox<br /> | Taxon_Name = Himalaya-Tahr<br /> | Taxon_WissName = Hemitragus jemlahicus<br /> | Taxon_Rang = Art<br /> | Taxon_Autor = ([[Charles Hamilton Smith|H. Smith]], 1826)<br /> | Taxon2_Name = <br /> | Taxon2_WissName = Hemitragus<br /> | Taxon2_Rang = Gattung<br /> | Taxon2_Autor = [[Brian Houghton Hodgson|Hodgson]], 1833<br /> | Taxon3_Name = Ziegenartige<br /> | Taxon3_WissName = Caprini<br /> | Taxon3_Rang = Tribus<br /> | Taxon4_WissName = Antilopinae<br /> | Taxon4_Rang = Unterfamilie<br /> | Taxon5_Name = Hornträger<br /> | Taxon5_WissName = Bovidae<br /> | Taxon5_Rang = Familie<br /> | Taxon6_Name = Stirnwaffenträger<br /> | Taxon6_WissName = Pecora<br /> | Taxon6_Rang = ohne Rang<br /> | Bild = Hemitragus jemlahicus2.jpg<br /> | Bildbeschreibung = Himalaya-Tahr (''Hemitragus jemlahicus'')<br /> }}<br /> [[Datei:Himalaja-Tahr.JPG|mini|Himalaya-Tahr in [[Hagenbecks Tierpark]], Hamburg]]<br /> Der '''Himalaya-Tahr''' (''Hemitragus jemlahicus'') ist eine in der [[Himalaya]]-Region lebende [[ziegenartige]] Paarhuferart. Auch wenn der Himalaya-Tahr bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich beschrieben wurde, wurde seine Lebensweise erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts detaillierter untersucht.&lt;ref name=&quot;Shrestha 236&quot;&gt; Shrestha, S. 236.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Merkmale ==<br /> Himalaya-Tahre ähneln den verwandten Ziegen. Sie haben einen stämmigen Körperbau mit kurzen, kräftigen Beinen. Diese Tiere erreichen eine Kopfrumpflänge von 90 bis 140 Zentimeter, eine Schulterhöhe von 65 bis 100 Zentimeter und ein Gewicht von 36 bis 90 Kilogramm. Der Schwanz misst 17 Zentimeter.<br /> <br /> Die Rückenlinie ist abfallend. Das [[Fell]] des Himalaya-Tahrs ist lang und zottelig und rotbraun bis graubraun gefärbt; charakteristisch für diese Art ist die dichte Mähne im Halsbereich, die sich bis auf die Vorderbeine erstreckt. In den Sommermonaten ist ihr Fell deutlich kürzer und heller. Die Ohren sind klein und zugespitzt, die Schnauze wie bei allen [[Tahr]]en unbehaart. Beide Geschlechter tragen Hörner. Diese sind nach hinten gebogen und seitlich abgeflacht und können bis zu 45 Zentimeter lang werden. Die Hörner der Weibchen sind meist deutlich kleiner.&lt;ref name=&quot;Shrestha 236&quot; /&gt;<br /> <br /> == Verbreitung ==<br /> Himalaya-Tahre leben in Asien, ihr Verbreitungsgebiet umfasst die Himalaya-Region von [[Kaschmir]] bis ins westliche [[Bhutan]]. Ihr Lebensraum sind vorwiegend mit Wald bestandene Bergländer. In Nepal kommen sie in Höhenlagen zwischen 2.500 und 4.400 Metern vor, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich dabei über mehrere Vegetationszonen. Zu ihrem Lebensraum gehören immergrüne Rhododendron-Wälder genauso wie alpine Matten mit Zwergsträuchern und Gräsern.<br /> <br /> Auf der [[Südinsel (Neuseeland)|neuseeländischen Südinsel]] gibt es eine große, ausgewilderte Population, die auch bejagt wird.&lt;ref&gt;[https://nzetc.victoria.ac.nz/tm/scholarly/tei-Bio12Tuat02-t1-body-d3.html Introduced Ungulates in New Zealand (a) Himalayan Tahr]&lt;/ref&gt; Kleinere, eingeführte Gruppen von Himalaya-Tahren gibt es auch in [[Kanada]], den [[USA]] und [[Südafrika]].<br /> <br /> == Lebensweise ==<br /> Diese Tiere sind vorwiegend am frühen Morgen und am späten Nachmittag aktiv, tagsüber ruhen sie im Schutz von schroffen Felsen oder dichter Vegetation. Sie sind geschickte Kletterer und gelten als scheue Tiere. Während der Wintermonate wandern sie in tiefergelegene Gebiete ab. Sie leben in Gruppen zusammen, die 2 bis 23 Tiere umfassen. Diese Gruppen bestehen entweder nur aus Weibchen und deren Nachwuchs oder können auch gemischtgeschlechtliche Gruppen sein. Gemischtgeschlechtliche Gruppen sind in der Regel größer als reine Weibchengruppen. Ältere Männchen leben meist einzelgängerisch.<br /> <br /> Das Nahrungsspektrum der Tahre ist begrenzt. Eichenblätter und Bambus spielen in ihrer Ernährung eine große Rolle. Um an Eichenblätter zu gelangen, richten sie sich gelegentlich auf ihren Hinterbeinen auf und biegen mit einem oder sogar beiden Vorderläufen einen der Zweige herab. Darüber hinaus fressen sie Gräser wie [[Traubenhafer]], [[Zitronengräser]] und ''[[Arundinella nepalensis]]''. Zudem fressen sie die Triebe von [[Vogelknöteriche]]n und ''[[Leucosceptrum]]'' sowie Blüten von ''[[Daphne bhoula]]'' und Flechten.&lt;ref&gt; Shrestha, S. 239.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Paarungszeit zwischen Oktober und Januar kommt es zu Kämpfen zwischen den Männchen um das Paarungsvorrecht, diese werden jedoch – verglichen mit anderen Paarhufern – weniger intensiv ausgetragen. Nach einer rund siebenmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen ein oder zwei Jungtiere zur Welt. Diese werden nach sechs Monaten entwöhnt und sind mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif.<br /> <br /> == Himalaya-Tahre und Menschen ==<br /> [[Datei:Tahr Devils Peak 2004.jpg|mini|Himalaya-Tahr in Südafrika]]<br /> Der Himalaya-Tahr hat ein relativ großes Verbreitungsgebiet, ist aber durch die zunehmende Zerstörung seines Lebensraums und die Bejagung bedroht. Die [[IUCN]] listet ihn als „gering gefährdet“ (''near threatened'').<br /> <br /> == Systematik ==<br /> Traditionell wurde der Himalaya-Tahr als eine von drei Arten der Tahre geführt, die ursprünglich allesamt die Gattung ''Hemitragus'' bildeten; die beiden anderen Arten sind der [[Nilgiri-Tahr]] und der [[Arabischer Tahr|Arabische Tahr]]. Nach molekulargenetischen Untersuchungen von Ropiquet und Hassanin 2005 sind die Tahre jedoch nicht sehr nahe miteinander verwandt und eine gemeinsame Gattung daher nicht aufrechtzuerhalten. Den Untersuchungen zufolge ist der Himalaya-Tahr ein naher Verwandter der [[Ziegen]] (Gattung ''Capra'').<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Ronald M. Nowak: ''Walker's Mammals of the World.'' Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9.<br /> * A. Ropiquet, A. Hassanin: ''Molecular evidence for the polyphyly of the genus Hemitragus (Mammalia, Bovidae).'' In: ''Molecular Phylogenetics and Evolution.'' 2005, Nr. 36 (1), S. 154–168.<br /> * Tej Kumar Shrestha: ''Wildlife of Nepal – A Study of Renewable Resources of Nepal Himalayas.'' Tribhuvan University, Kathmandu 2003, ISBN 99933-59-02-5.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Hemitragus jemlahicus|Himalaya-Tahr (''Hemitragus jemlahicus'')}}<br /> * [https://www.ultimateungulate.com/Artiodactyla/Hemitragus_jemlahicus.html Verbreitungskarte, Fotos und weitere Informationen (englisch)]<br /> * {{IUCN|ID=9919|ScientificName=Hemitragus jemlahicus|Download=22. Juli 2009}}<br /> <br /> == Einzelbelege ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Ziegenartige]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Xenomorph_(Begriffskl%C3%A4rung)&diff=249261302 Xenomorph (Begriffsklärung) 2024-10-09T00:53:33Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>'''Xenomorph''' (von [[Altgriechische Sprache|altgriechisch]] {{lang|grc|ξένος}} [xénos] für „Fremder“ oder „fremd“ und μορφή [morphé] für „Gestalt“ oder „Form“') steht für:<br /> <br /> * [[Xenomorph]], Minerale, die kristallographisch bedingt nicht in ihrer Eigengestalt vorliegen<br /> * [[Xenomorph (Band)]], eine niederländische Death-Metal-Band<br /> * Außerirdische Lebensform der [[Alien (Filmreihe)|Alien-Filmreihe]]<br /> <br /> {{Wiktionary|xenomorph}}<br /> {{Begriffsklärung}}</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kind_und_Kegel&diff=249139960 Kind und Kegel 2024-10-05T01:51:19Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>„'''Mit Kind und Kegel'''“ ist eine [[Redewendung]] in der Bedeutung „mit der gesamten Familie“ oder umfassend „mit Kindern, Haustieren und Gepäck“.&lt;ref name=&quot;Duden-kekel&quot; /&gt; Sie bedeutet eigentlich „mit ehelichem und unehelichem Kind“, weil der [[frühmittelalter]]liche Ausdruck ''kekel'' das Kind aus einer [[Kebsehe]] bezeichnete ([[Ehe]] zwischen einem [[Freie]]n und einer [[Leibeigenschaft|Leibeigenen]]);&lt;ref name=&quot;Adelung-Kegel&quot; /&gt; diese ursprüngliche Bedeutung ging jedoch weitgehend verloren. Die Redewendung vereint zwei [[Rhetorisches Stilmittel|Stilmittel]]: [[Alliteration]] und [[Hendiadyoin]].<br /> <br /> == Wortherkunft ==<br /> „Kegel“ stammt ab vom [[Althochdeutsche Sprache|althochdeutschen]] ''kegil'', „Knüppel, Pflock“,&lt;ref name=&quot;kluge&quot;&gt;Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch.'' 18. Auflage, S. ??.&lt;/ref&gt; und hatte im Mittelalter die zusätzliche Bedeutung „[[Unehelichkeit|uneheliches]] [[Verwandtschaftsbeziehung#Kinder|Kind]]“, „[[Bastard]]“ oder „Kind einer [[Kebse]]/aus einer Kebsehe“. Vermutlich entspricht der Begriff ähnlich gewendeten und gleichfalls geringschätzigen Bezeichnungen wie „Bengel, Prügel, Stift“.&lt;ref name=&quot;kluge&quot; /&gt; Durch die hohe Sterbensrate vor allem bei den Frauen ([[Müttersterblichkeit]]), kam es vor, dass nicht nur Kinder aus mehreren Ehen des Mannes in einem Haushalt lebten, sondern beim Tod des Mannes und der wirtschaftlich nötigen Wiederverehelichung der Witwe dann Kinder im Haushalt waren, die keine Eltern mehr hatten. Auch diese [[Waise]]n wurden der Einfachheit halber als Kegel bezeichnet, obwohl sie ehelich geboren waren, nun aber als außereheliche Kinder neben den ehelichen lebten.<br /> <br /> Ein ''Kegel'' hatte weniger Rechte als ein eheliches Kind und wurde deshalb auch anders bezeichnet. Der Begriff „Kind“ bezeichnete damals keinen Lebensabschnitt, sondern einen Ehrenstatus, ähnlich dem Begriff „[[Herr]]“. Nach dem Ende des Mittelalters ging die soziale Bedeutung der Ehrenhaftigkeit im deutschen Kulturraum allgemein zurück, wobei sich auch der Begriff „Kind“ generalisierte und der Begriff „Kegel“ fast völlig aus der Sprache verschwand. Lediglich das Thüringische kennt den Begriff noch; dort wird ein ungezogenes, flegelhaftes Kind „Keschel“ genannt. Im Hochdeutschen ist nur noch die Redewendung „Kind und Kegel“ erhalten.<br /> <br /> Im [[Deutsches Wörterbuch|Deutschen Wörterbuch]] der [[Brüder Grimm]] heißt es dazu:&lt;ref&gt;[https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB&amp;sigle=DWB&amp;mode=Vernetzung&amp;lemid=GK03005#XGK03005 ''Kegel''] im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=diesz zeugnis reicht übrigens wol ins 13. jh. zurück. doch auch hier erscheint es nicht mehr selbstständig, sondern schon in der verbindung mit kind; diese verbindung, meist ‚kind und kegel‘, ist eine jener formeln, in denen ein sonst erstorbenes wort sich noch lange mit fortschleppt, und diese gerade, die noch heute lebendig ist, wird mit ihrem stabreim bis in die zeit der ältesten [[Alliteration|alliterierenden]] dichtung zurückreichen.}}<br /> <br /> Es folgt ein Beispiel zur Redewendung aus einer vor oder um die Lutherzeit stammenden scherzhaften Ansprache an die versammelten Universitätsmitglieder:&lt;ref&gt;''Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart. XLVI. Fastnachtspiele aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Nachlese. Von Adelbert von Keller.'' Stuttgart, 1858, S. 216 (i/j und u/v stellenweise dem Lautwert entsprechend angepasst)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Nun hört, ir herren, alle gemain,&lt;br /&gt;Payde grosse und auch klain,&lt;br /&gt;Alt, jung, kegel und kind,&lt;br /&gt;Alle, die hye gesamlet sind.}}<br /> <br /> == Ähnliche Redewendungen ==<br /> * '''„mit Sack und Pack“'''&lt;!--fett wegen Weiterleitung hierher--&gt;: bezieht sich allerdings nicht auf Personen, sondern auf alles, was sich in Säcken und Packen&lt;ref name=&quot;Duden-Packen&quot; /&gt; verstauen lässt.&lt;ref name=&quot;Duden-Sack&quot; /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary|mit Kind und Kegel}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Duden-kekel&quot;&gt;<br /> [[Duden#Duden online|Duden Online]]: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Kind#Bedeutung-1b ''Kind, das: Bedeutungen (3).''] Abgerufen am 16. Juli 2019; Zitat: {{&quot;|[…] – mit Kind und Kegel (mit der gesamten Familie; mittelhochdeutsch kegel, kekel &amp;#61; uneheliches Kind, wohl identisch mit kegel &amp;#61; Knüppel, Stock, Kegel)}}.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Adelung-Kegel&quot;&gt;<br /> Lexikoneintrag: [https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Adelung&amp;mode=Vernetzung&amp;lemid=DB03913#XDB03913 ''der Kêgel.''] In: [[Johann Christoph Adelung]]: ''Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart.'' Leipzig 1793–1801, Band 2, Spalte 1530; Zitat: {{&quot;|ein uneheliges Kind; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche nur in der im gemeinen Leben üblichen R. A. Kind und Kegel vorkommt, d. i. eheliche und uneheliche Kinder, oder die ganze Familie. Mit Kind und Kegel davon gehen, mit seiner ganzen Familie. Er hat weder Kind noch Kegel, keine nahen Erben.}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Duden-Packen&quot;&gt;<br /> [[Duden#Duden online|Duden Online]]: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Packen ''Packen, der.''] Abgerufen am 16. Juli 2019; Zitat: {{&quot;|Bedeutung: Ganzes von fest aufeinandergelegten, aufeinandergeschichteten [und zusammengebundenen, -gehaltenen] Dingen}}.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Duden-Sack&quot;&gt;<br /> [[Duden#Duden online|Duden Online]]: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Sack#Bedeutung-4a ''Sack, der: Bedeutungen (4).''] Abgerufen am 16. Juli 2019; Zitat: {{&quot;|[…] – mit Sack und Pack (mit aller Habe; eigentlich &amp;#61; alles das, was man in Säcken oder Packen verstaut)}}.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Verwandtschaft|Kegel]]<br /> [[Kategorie:Kind (Bezeichnung)]]<br /> [[Kategorie:Redewendung]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Matthias_Koeppel&diff=249031380 Matthias Koeppel 2024-09-30T22:36:04Z <p>7lima: Sprachliche Klarstellung</p> <hr /> <div>[[Datei:Matthias Koeppel Kopf-001.JPG|mini|Matthias Koeppel (2014)]]<br /> '''Matthias Koeppel''' (* [[22. August]] [[1937]] in [[Hamburg]]) ist ein deutscher [[Malerei|Maler]] und [[Dichter]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Der Mitbegründer der [[Schule der neuen Prächtigkeit]] (1973) wurde einem größeren Publikum vor allem durch seine Gedichte in [[Starckdeutsch]] (Erstveröffentlichung 1976) bekannt (Selbstbezeichnung „Sprachkünstler“). Seit 1975 textet Koeppel auch für das Männer-Vokalensemble [[Berliner Hymnentafel]].&lt;ref&gt;[http://www.hymnentafel-berlin.de/geschichte/1975.html Berliner Hymnentafel 1975]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Koeppel war von 1981 bis 2003 Professor für Freies [[Malerei|Malen]] und [[Zeichnung (Kunst)|Zeichnen]] an der Fakultät für Architektur der [[TU Berlin]]. In dieser Zeit unterstützte er den [[Ullstein Verlag]], Künstler für die [[Buddy Bär|Buddy Bär Berlin Show]]&lt;ref&gt;[[Eva Herlitz|Eva]] und [[Klaus Herlitz]]: ''Buddy Bär Berlin Show'', Neptun Verlag AG, CH-8280 Kreuzlingen, ISBN 3-85820-152-9.&lt;/ref&gt; zu rekrutieren. Er selbst beteiligte sich mit zwei von ihm gestalteten Bären, die später zur Unterstützung von „Kindern in Not“ versteigert wurden.<br /> <br /> Als ordentliches Mitglied des [[Deutscher Künstlerbund|Deutschen Künstlerbundes]] nahm er an mehreren großen Jahresausstellungen des DKB zwischen 1972 und 1985 teil. Im Jahr 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des [[Künstlersonderbund in Deutschland|Künstlersonderbundes in Deutschland (KSB)]]. Außerdem ist er Ehrenmitglied im [[Verein Berliner Künstler]].&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.vbk-art.de/index.php/de/kuenstler-.html |wayback=20171107024952 |text=Künstler des Vereins Berliner Künstler, aufgerufen am 2. November 2017 |archiv-bot=2024-03-16 13:50:20 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Koeppel setzt seit den 1970er Jahren die Berliner Mauer kontinuierlich ins Bild und kann als [[Historienmalerei|Historienmaler]] des Mauerfalls bezeichnet werden. In zahlreichen Arbeiten zwischen 1990 und 2008 ließ er die Nacht vom 9. zum 10. November 1989 Revue passieren.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Anke Kuhrmann |Hrsg=[[Stiftung Berliner Mauer]], Denkmalpflege der [[Brandenburgische Technische Universität Cottbus|Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus]] |Titel=An der Grenze. Künstler aus Ost und West sehen die Berliner Mauer |Sammelwerk=Die Berliner Mauer in der Kunst. Bildende Kunst, Literatur und Film |Verlag=Ch. Links Verlag |Ort=Berlin |Datum=2011 |ISBN=978-3-86153-652-9 |Kapitel=Zwischen Jubel, Skepsis und Erinnerung – Mauerbilder und Mauerkunst nach 1989 |Seiten=172 |Online={{Google Buch | BuchID = Xxmt478bitwC|Seite=172}}}}&lt;/ref&gt;<br /> 1997 vollendete Koeppel das Triptychon ''Die Öffnung der Berliner Mauer'' für den [[Preußischer Landtag (Gebäude)|Preußischen Landtag, Berlin]].&lt;ref name=&quot;Bart&quot;&gt;{{Literatur |Autor=[[Dominik Bartmann]], Franziska Nentwig |Hrsg=Stiftung Stadtmuseum Berlin |Titel=Matthias Koeppel: Himmel, Berlin! |TitelErg=Ausstellungskatalog |Verlag=Nicolai |Ort=Berlin |Datum=2014 |ISBN=978-3-89479-854-3 |Seiten=169-171}}&lt;/ref&gt;<br /> {{Infobox Gemälde<br /> | bilddatei = <br /> | bildlink = https://www.hdg.de/lemo/img_hd/bestand/objekte/deutscheeinheit/koeppel-3-oktober_kunst_LEMO-4-032_dhm.jpg<br /> | alt = <br /> | hochkant = <br /> | titel = ...und alles wird wieder gut. Der 3. Oktober '90 vor der Neuen Wache<br /> | künstler = Matthias Koeppel<br /> | jahr = 1991<br /> | technik = Öl auf Leinwand<br /> | höhe = <br /> | breite = <br /> | museum = [[Deutsches Historisches Museum]]<br /> | ort = Berlin<br /> }}<br /> <br /> Neben seiner Konzentration auf Berlin ist Koeppel bekannt für seine großen Himmel über Berlin, unter denen sich deutsche Zeitgeschichte vollzieht, und seinen [[Realismus (Kunst)|Realismus]]. Seit Mitte der 2010er Jahre entwickelt er einen neuen Stil, den Neokubismus.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.stadtmuseum.de/ausstellungen/matthias-koeppel |titel=Matthias Koeppel. Himmel, Berlin! |werk=[[Stiftung Stadtmuseum Berlin]] |abruf=2019-03-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Martina Kaden |url=https://www.bz-berlin.de/berlin/matthias-koeppel-kann-auch-anders |titel=<br /> Kleiner Stilwechsel. Matthias Koeppel kann auch anders |werk=[[B.Z.]] |datum=2017-01-12 |abruf=2019-09-06}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=<br /> Matthias Wulff |url=https://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article125855263/Warum-Matthias-Koeppel-nur-Berlin-braucht-um-zu-malen.html |titel=Warum Matthias Koeppel nur Berlin braucht, um zu malen |werk=[[Berliner Morgenpost]] |datum=2014-03-14 |abruf=2019-09-06}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ingeborg Ruthe |url=https://www.berliner-zeitung.de/kultur/kunst/maler-matthias-koeppel-wird-80-der-praechtigkeits-himmel-ueber-berlin-28203734 |titel=Maler Matthias Koeppel wird 80 |titelerg=Der Prächtigkeits-Himmel über Berlin |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2017-08-21 |abruf=2019-09-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Sprachkünstler veröffentlichte Koeppel auch [[Schüttelreim]]e und [[Sonett]]e.<br /> <br /> == Privates ==<br /> Koeppel ist seit 1995 mit der koreanisch-deutschen Malerin Youn-Sook Hong, gen. [[Sooki]] verheiratet.&lt;ref&gt;[http://www.sookikoeppel.de/ Künstlerwebsite]&lt;/ref&gt; Sie haben eine gemeinsame Tochter Mi-Youn Mathilde. Matthias Koeppel ist ein Cousin des Komponisten [[Peter Ronnefeld]].<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> * ''Jenseits von Duden: Ein interaktives Wörterbuch der neuschwachhochdeutschen Sprache''. Libelli-Ars, Fuldatal 2003, ISBN 3-936744-06-8.<br /> * {{Literatur |Titel=Um die Wurst. Sonette zur Lage. |TitelErg=[[Tenzone]] &amp; [[Coda (Verslehre)|Coda]] |Verlag=Wohlleben |Ort=Hamburg |Datum=2006 |ISBN=3-88159-066-8 |Kommentar=mit [[Klaus M. Rarisch]]}}<br /> * ''Gemalt auf Spiekeroog''. Edition Walfisch, Bremen 2007, ISBN 978-3-938737-20-0.<br /> * {{Literatur |Titel=Schüttelreime – Rüttelscheime. Gezeichnet, gefunden und erfunden von Matthias Koeppel |Verlag=B &amp; S Siebenhaar |Ort=Berlin / Kassel |Datum=2012 |ISBN=978-3-943132-12-0}}<br /> * Jörg Deuter (Hrsg.), Festschrift für Matthias Koeppel zum 85. Geburtstag. Laugwitz Verlag. Buchholz in der Nordheide 2022. ISBN 9-783-933077-66-0 (mit Erinnerungen Koeppels an Armin T. Wegner und über seine Bezüge zu Werner Heldts Malerei)<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> * 1960: Preis der [[Große Berliner Kunstausstellung|Großen Berliner Kunstausstellung]]&lt;ref&gt;[https://www.pressestelle.tu-berlin.de/menue/service_fuer_journalisten/pressetermine_materialien/schule_der_neuen_praechtigkeit_-_kunst-ausstellung_an_der_tu_berlin/lebenslaeufe/matthias_koeppel/ Vita] Matthias Koeppel&lt;/ref&gt;<br /> * 1961: Preis für Malerei der Karl-Hofer-Gesellschaft&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 1969: Förderpreis der Heinrich-Zille-Gesellschaft für sozialkritische Grafik&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 1998: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland]] am Bande&lt;ref&gt;Der Tagesspiegel, 21. März 2014, S. 20: „Empörung aus Liebe“&lt;/ref&gt;<br /> * 2013: [[Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)]] – gemeinsam mit seiner Ehefrau<br /> * 2014: [[Verdienstorden des Landes Berlin]]&lt;ref name=&quot;V2014&quot;&gt;[http://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2014/pressemitteilung.193955.php ''Rotes Rathaus: Wowereit verleiht Berliner Landesorden'']. Pressemitteilung vom 29. September 2014. Abgerufen am 1. Oktober 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ausstellungen (Auswahl) ==<br /> * 1972: ''Prisma ’72'', [[Rheinisches Landesmuseum Bonn]], 20. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.kuenstlerbund.de/deutsch/historie/archiv-seit-1950/ausstellungen/1972.html |text=kuenstlerbund.de: ''Archiv seit 1950: 20. Ausstellung Bonn / Teilnehmerliste'' |wayback=20160304064707}} (abgerufen am 17. September 2015)&lt;/ref&gt;<br /> * 1978/79: ''Berliner Realisten'', [[Kunsthalle Rostock]] und Moskau&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 1985: ''Prisma ’85'', [[Sprengel Museum]] u. a., 33. Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Hannover&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.kuenstlerbund.de/deutsch/historie/archiv-seit-1950/ausstellungen/1985.html |text=kuenstlerbund.de: ''Archiv seit 1950: 33. Jahresausstellung Hannover / Teilnehmerliste'' |wayback=20160304073535}} (abgerufen am 17. September 2015)&lt;/ref&gt;<br /> * 1990: [[Kunsthalle Wilhelmshaven]] (Gemälde und Zeichnungen)&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 2002/03: [[Haus am Waldsee]], Berlin: ''Matthias Koeppel: „Berlin ist immer im Werden…“ Malerei wird Zeitgeschichte. Werke aus drei Jahrzehnten''&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 2012: ''Jahresausstellung 2012 des Künstlersonderbundes'', UferHallen, Berlin&lt;ref&gt;[http://www.kuenstlersonderbund.de/bisher.htm kuenstlersonderbund.de: ''NACHT – Ausstellung realistischer Kunst in den UferHallen, Berlin-Wedding''] (abgerufen am 17. September 2015)&lt;/ref&gt;<br /> * 2014: [[Stiftung Stadtmuseum Berlin]]: ''Matthias Koeppel – Himmel, Berlin!'' 21. März – 28. September 2014, [[Ephraim-Palais]], Berlin&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> *2017: Experiment und Methode, Kommunale Galerie Berlin&lt;ref&gt;http://www.kommunalegalerie-berlin.de/ausstellungen/archiv/2020/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{DNB-Portal|119030942}}<br /> * [https://matthias-koeppel.de/ matthias-koeppel.de]<br /> * [http://www.stadtmuseum.de/aktuelles/matthias-koeppel Pressemitteilung zur Ausstellung „Matthias Koeppel – Himmel Berlin!“ im Ephraim-Palais 2014]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=119030942|LCCN=n/88/144636|VIAF=96522622}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Koeppel, Matthias}}<br /> [[Kategorie:Maler (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Mitglied im Deutschen Künstlerbund]]<br /> [[Kategorie:Autor]]<br /> [[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br /> [[Kategorie:Lyrik]]<br /> [[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande]]<br /> [[Kategorie:Träger des Verdienstordens des Landes Berlin]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1937]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Koeppel, Matthias<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Maler und Dichter<br /> |GEBURTSDATUM=22. August 1937<br /> |GEBURTSORT=[[Hamburg]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Matthias_Koeppel&diff=249031367 Matthias Koeppel 2024-09-30T22:34:55Z <p>7lima: Schreibfehler korrigiert</p> <hr /> <div>[[Datei:Matthias Koeppel Kopf-001.JPG|mini|Matthias Koeppel (2014)]]<br /> '''Matthias Koeppel''' (* [[22. August]] [[1937]] in [[Hamburg]]) ist ein deutscher [[Malerei|Maler]] und [[Dichter]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Der Mitbegründer der [[Schule der neuen Prächtigkeit]] (1973) wurde einem größeren Publikum vor allem durch seine Gedichte in [[Starckdeutsch]] (Erstveröffentlichung 1976) bekannt (Selbstbezeichnung „Sprachkünstler“). Seit 1975 textet Koeppel auch für das Männer-Vokalensemble [[Berliner Hymnentafel]].&lt;ref&gt;[http://www.hymnentafel-berlin.de/geschichte/1975.html Berliner Hymnentafel 1975]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Koeppel war von 1981 bis 2003 Professor für Freies [[Malerei|Malen]] und [[Zeichnung (Kunst)|Zeichnen]] an der Fakultät für Architektur der [[TU Berlin]]. In dieser Zeit unterstützte er den [[Ullstein Verlag]], Künstler für die [[Buddy Bär|Buddy Bär Berlin Show]]&lt;ref&gt;[[Eva Herlitz|Eva]] und [[Klaus Herlitz]]: ''Buddy Bär Berlin Show'', Neptun Verlag AG, CH-8280 Kreuzlingen, ISBN 3-85820-152-9.&lt;/ref&gt; zu rekrutieren. Er selbst beteiligte sich mit zwei von ihm gestalteten Bären, die später zur Unterstützung von „Kindern in Not“ versteigert wurden.<br /> <br /> Als ordentliches Mitglied des [[Deutscher Künstlerbund|Deutschen Künstlerbundes]] nahm er an mehreren großen Jahresausstellungen des DKB zwischen 1972 und 1985 teil. Im Jahr 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des [[Künstlersonderbund in Deutschland|Künstlersonderbundes in Deutschland (KSB)]]. Außerdem ist er Ehrenmitglied im [[Verein Berliner Künstler]].&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.vbk-art.de/index.php/de/kuenstler-.html |wayback=20171107024952 |text=Künstler des Vereins Berliner Künstler, aufgerufen am 2. November 2017 |archiv-bot=2024-03-16 13:50:20 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Koeppel setzt seit den 1970er Jahren die Berliner Mauer kontinuierlich ins Bild und kann als [[Historienmalerei|Historienmaler]] des Mauerfalls bezeichnet werden. In zahlreichen Arbeiten zwischen 1990 und 2008 ließ er die Nacht vom 9. zum 10. November 1989 Revue passieren.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Anke Kuhrmann |Hrsg=[[Stiftung Berliner Mauer]], Denkmalpflege der [[Brandenburgische Technische Universität Cottbus|Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus]] |Titel=An der Grenze. Künstler aus Ost und West sehen die Berliner Mauer |Sammelwerk=Die Berliner Mauer in der Kunst. Bildende Kunst, Literatur und Film |Verlag=Ch. Links Verlag |Ort=Berlin |Datum=2011 |ISBN=978-3-86153-652-9 |Kapitel=Zwischen Jubel, Skepsis und Erinnerung – Mauerbilder und Mauerkunst nach 1989 |Seiten=172 |Online={{Google Buch | BuchID = Xxmt478bitwC|Seite=172}}}}&lt;/ref&gt;<br /> 1997 vollendete Koeppel das Triptychon ''Die Öffnung der Berliner Mauer'' für den [[Preußischer Landtag (Gebäude)|Preußischen Landtag, Berlin]].&lt;ref name=&quot;Bart&quot;&gt;{{Literatur |Autor=[[Dominik Bartmann]], Franziska Nentwig |Hrsg=Stiftung Stadtmuseum Berlin |Titel=Matthias Koeppel: Himmel, Berlin! |TitelErg=Ausstellungskatalog |Verlag=Nicolai |Ort=Berlin |Datum=2014 |ISBN=978-3-89479-854-3 |Seiten=169-171}}&lt;/ref&gt;<br /> {{Infobox Gemälde<br /> | bilddatei = <br /> | bildlink = https://www.hdg.de/lemo/img_hd/bestand/objekte/deutscheeinheit/koeppel-3-oktober_kunst_LEMO-4-032_dhm.jpg<br /> | alt = <br /> | hochkant = <br /> | titel = ...und alles wird wieder gut. Der 3. Oktober '90 vor der Neuen Wache<br /> | künstler = Matthias Koeppel<br /> | jahr = 1991<br /> | technik = Öl auf Leinwand<br /> | höhe = <br /> | breite = <br /> | museum = [[Deutsches Historisches Museum]]<br /> | ort = Berlin<br /> }}<br /> <br /> Neben seiner Konzentration auf Berlin ist Koeppel bekannt für seine großen Himmel über Berlin, unter denen sich deutsche Zeitgeschichte vollzieht, und seinen [[Realismus (Kunst)|Realismus]]. Seit Mitte der 2010er Jahre entwickelt er einen neuen Stil, den Neokubismus.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.stadtmuseum.de/ausstellungen/matthias-koeppel |titel=Matthias Koeppel. Himmel, Berlin! |werk=[[Stiftung Stadtmuseum Berlin]] |abruf=2019-03-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Martina Kaden |url=https://www.bz-berlin.de/berlin/matthias-koeppel-kann-auch-anders |titel=<br /> Kleiner Stilwechsel. Matthias Koeppel kann auch anders |werk=[[B.Z.]] |datum=2017-01-12 |abruf=2019-09-06}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=<br /> Matthias Wulff |url=https://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article125855263/Warum-Matthias-Koeppel-nur-Berlin-braucht-um-zu-malen.html |titel=Warum Matthias Koeppel nur Berlin braucht, um zu malen |werk=[[Berliner Morgenpost]] |datum=2014-03-14 |abruf=2019-09-06}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ingeborg Ruthe |url=https://www.berliner-zeitung.de/kultur/kunst/maler-matthias-koeppel-wird-80-der-praechtigkeits-himmel-ueber-berlin-28203734 |titel=Maler Matthias Koeppel wird 80 |titelerg=Der Prächtigkeits-Himmel über Berlin |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2017-08-21 |abruf=2019-09-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Sprachkünstler veröffentlichte Koeppel auch [[Schüttelreim]]e und [[Sonett]]e.<br /> <br /> == Privates ==<br /> Koeppel ist seit 1995 mit der koreanisch-deutschen Malerin Youn-Sook Hong, gen. [[Sooki]] verheiratet.&lt;ref&gt;[http://www.sookikoeppel.de/ Künstlerwebsite]&lt;/ref&gt; Sie haben eine gemeinsame Tochter Mi-Youn Mathilde. Er ist ein Cousin des Komponisten [[Peter Ronnefeld]].<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> * ''Jenseits von Duden: Ein interaktives Wörterbuch der neuschwachhochdeutschen Sprache''. Libelli-Ars, Fuldatal 2003, ISBN 3-936744-06-8.<br /> * {{Literatur |Titel=Um die Wurst. Sonette zur Lage. |TitelErg=[[Tenzone]] &amp; [[Coda (Verslehre)|Coda]] |Verlag=Wohlleben |Ort=Hamburg |Datum=2006 |ISBN=3-88159-066-8 |Kommentar=mit [[Klaus M. Rarisch]]}}<br /> * ''Gemalt auf Spiekeroog''. Edition Walfisch, Bremen 2007, ISBN 978-3-938737-20-0.<br /> * {{Literatur |Titel=Schüttelreime – Rüttelscheime. Gezeichnet, gefunden und erfunden von Matthias Koeppel |Verlag=B &amp; S Siebenhaar |Ort=Berlin / Kassel |Datum=2012 |ISBN=978-3-943132-12-0}}<br /> * Jörg Deuter (Hrsg.), Festschrift für Matthias Koeppel zum 85. Geburtstag. Laugwitz Verlag. Buchholz in der Nordheide 2022. ISBN 9-783-933077-66-0 (mit Erinnerungen Koeppels an Armin T. Wegner und über seine Bezüge zu Werner Heldts Malerei)<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> * 1960: Preis der [[Große Berliner Kunstausstellung|Großen Berliner Kunstausstellung]]&lt;ref&gt;[https://www.pressestelle.tu-berlin.de/menue/service_fuer_journalisten/pressetermine_materialien/schule_der_neuen_praechtigkeit_-_kunst-ausstellung_an_der_tu_berlin/lebenslaeufe/matthias_koeppel/ Vita] Matthias Koeppel&lt;/ref&gt;<br /> * 1961: Preis für Malerei der Karl-Hofer-Gesellschaft&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 1969: Förderpreis der Heinrich-Zille-Gesellschaft für sozialkritische Grafik&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 1998: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland]] am Bande&lt;ref&gt;Der Tagesspiegel, 21. März 2014, S. 20: „Empörung aus Liebe“&lt;/ref&gt;<br /> * 2013: [[Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)]] – gemeinsam mit seiner Ehefrau<br /> * 2014: [[Verdienstorden des Landes Berlin]]&lt;ref name=&quot;V2014&quot;&gt;[http://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2014/pressemitteilung.193955.php ''Rotes Rathaus: Wowereit verleiht Berliner Landesorden'']. Pressemitteilung vom 29. September 2014. Abgerufen am 1. Oktober 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ausstellungen (Auswahl) ==<br /> * 1972: ''Prisma ’72'', [[Rheinisches Landesmuseum Bonn]], 20. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.kuenstlerbund.de/deutsch/historie/archiv-seit-1950/ausstellungen/1972.html |text=kuenstlerbund.de: ''Archiv seit 1950: 20. Ausstellung Bonn / Teilnehmerliste'' |wayback=20160304064707}} (abgerufen am 17. September 2015)&lt;/ref&gt;<br /> * 1978/79: ''Berliner Realisten'', [[Kunsthalle Rostock]] und Moskau&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 1985: ''Prisma ’85'', [[Sprengel Museum]] u. a., 33. Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Hannover&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.kuenstlerbund.de/deutsch/historie/archiv-seit-1950/ausstellungen/1985.html |text=kuenstlerbund.de: ''Archiv seit 1950: 33. Jahresausstellung Hannover / Teilnehmerliste'' |wayback=20160304073535}} (abgerufen am 17. September 2015)&lt;/ref&gt;<br /> * 1990: [[Kunsthalle Wilhelmshaven]] (Gemälde und Zeichnungen)&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 2002/03: [[Haus am Waldsee]], Berlin: ''Matthias Koeppel: „Berlin ist immer im Werden…“ Malerei wird Zeitgeschichte. Werke aus drei Jahrzehnten''&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> * 2012: ''Jahresausstellung 2012 des Künstlersonderbundes'', UferHallen, Berlin&lt;ref&gt;[http://www.kuenstlersonderbund.de/bisher.htm kuenstlersonderbund.de: ''NACHT – Ausstellung realistischer Kunst in den UferHallen, Berlin-Wedding''] (abgerufen am 17. September 2015)&lt;/ref&gt;<br /> * 2014: [[Stiftung Stadtmuseum Berlin]]: ''Matthias Koeppel – Himmel, Berlin!'' 21. März – 28. September 2014, [[Ephraim-Palais]], Berlin&lt;ref name=&quot;Bart&quot; /&gt;<br /> *2017: Experiment und Methode, Kommunale Galerie Berlin&lt;ref&gt;http://www.kommunalegalerie-berlin.de/ausstellungen/archiv/2020/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{DNB-Portal|119030942}}<br /> * [https://matthias-koeppel.de/ matthias-koeppel.de]<br /> * [http://www.stadtmuseum.de/aktuelles/matthias-koeppel Pressemitteilung zur Ausstellung „Matthias Koeppel – Himmel Berlin!“ im Ephraim-Palais 2014]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=119030942|LCCN=n/88/144636|VIAF=96522622}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Koeppel, Matthias}}<br /> [[Kategorie:Maler (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Mitglied im Deutschen Künstlerbund]]<br /> [[Kategorie:Autor]]<br /> [[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br /> [[Kategorie:Lyrik]]<br /> [[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande]]<br /> [[Kategorie:Träger des Verdienstordens des Landes Berlin]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1937]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Koeppel, Matthias<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Maler und Dichter<br /> |GEBURTSDATUM=22. August 1937<br /> |GEBURTSORT=[[Hamburg]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Starckdeutsch&diff=249031275 Starckdeutsch 2024-09-30T22:25:55Z <p>7lima: Schreibfehler korrigiert</p> <hr /> <div>'''Starckdeutsch''' ist eine 1972 von dem deutschen Maler und Dichter [[Matthias Koeppel]] erfundene [[Literatursprache|Kunstsprache]]. Es wurde von Koeppel für [[Parodie|parodistische]] Gedichte verwendet.<br /> <br /> == Allgemeine Sprachmerkmale ==<br /> Das starckdeutsche [[Vokabular]] beruht auf modernem [[Deutsche Sprache|Deutsch]] mit zahlreichen altertümelnden Formen (''Paradeis'', ''Äugelein''), während der Lautstand unter anderem vom [[Mittelhochdeutsch]]en, aber auch vom [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen]] beeinflusst ist (z.&amp;nbsp;B. ''schauwn'' zu mhd. ''schouwen'' „schauen“). Signifikante Merkmale des Starckdeutschen sind durchgängige [[Phonetik|phonetische]] Verstärkung und Verhärtung der [[Konsonant]]en (''ck'', ''ff'', ''ßß''), Konsonantenhäufung, exzessive [[Ablaut]]ung bzw. [[Diphthong]]ierung und Dehnung der [[Vokal]]e, Ausfall unbetonter Vokale sowie [[Reduplikation (Sprache)|Reduplikation]]. Auch Satzzeichen treten manchmal gehäuft auf. Die [[Syntax]] nimmt sich gewisse Freiheiten, z.&amp;nbsp;B. wiederum in Form von Reduplikation. Sie greift auch Konstruktionen auf, die im Standarddeutschen nur untergründig angelegt sind und in Dialekten beobachtet werden, etwa [[Doppelte Verneinung|mehrfache Negation]] oder eine stärkere Rolle der Partikeln in trennbaren Verben. (Im zweiten Gedicht, das sich hier unten unter [[#Sprachbeispiele]] findet, sieht man ein Beispiel im drittletzten Vers, übersetzt: „dass sie auf zu bauen hören“ – vgl. hierzu [[Partikelverb #Trennung im Satz]] (dort am Ende des Abschnitts).)<br /> <br /> Da das Starckdeutsche keine [[konstruierte Sprache]] ist, sondern ein künstlerisches Spiel mit der Sprache, gelten für Phonetik und [[Orthographie]] keine festen Regeln. Das Starckdeutsche ist durch seinen vokalkräftigen und konsonantenverstärkten Charakter weniger zum stillen Lesen als zum lauten Vortrag von Gedichten geeignet.<br /> <br /> == Sprachpflege ==<br /> <br /> Der österreichische Dirigent und Chansonnier [[Hans Karl Gruber]] singt starckdeutsche Lieder.<br /> <br /> Auch das Vokalensemble ''[[Berliner Hymnentafel]]'' ist für seine starckdeutschen Lieder in Zusammenarbeit mit Matthias Koeppel bekannt.<br /> <br /> == Sprachbeispiele ==<br /> &lt;Poem&gt;''Hullondüsche Tumautn''<br /> <br /> ''Harrlüch! – dönckst tu, gauffßt die rauten''<br /> ''Glantzind pfröschn Totumauten.''<br /> ''Duch peim Ößßn marckstde dunn,''<br /> ''dißß monn gurnüxx tschmarckn kunn;''<br /> ''Sünd’z nonn Gorcken, sünd’z Tumautn, –''<br /> ''Üst öss garr oin Heunarbrautn,''<br /> ''pfrösch oss Hullondt ümmporturt?''<br /> ''Hart monn düch woll arnngeschmuurt?''&lt;/Poem&gt;<br /> <br /> Überregional bekannt wurde er durch sein Gedicht zur Misere der deutschen [[Architektur]]:<br /> &lt;Poem&gt;<br /> ''Arr, di Arr; di Arrckitucktn –''<br /> ''jarr, di sünd tautul pfarrucktn.''<br /> ''Pauhn onz euburoll Quaduren,''<br /> ''vo se gurrnücht henngehuren.''<br /> ''Vn demm Hurz büsz ze denn Ullpn''<br /> ''snd di Häusur steitz di sullpn.''<br /> ''Duch di Arrckitucktn tschumpfn:''<br /> ''Onzre Pauhörrn snd di Tumpfn!''<br /> ''Olle zullte mon kastruren,''<br /> ''düßße auff ze pauhin huren;''<br /> ''odur stott ünn rachtn Winkuln''<br /> ''se dönn pauhin, wi se pinkuln.'' &lt;/Poem&gt;<br /> <br /> == Starckdeutsche Literatur (Auswahl) ==<br /> <br /> * Matthias Koeppel: ''Starckdeutsch. Sämtliche Gedichte''. Berlin: Edition Kleber, Berlin 1981<br /> * Matthias Koeppel: ''Starckdeutsch II''. Berlin: Edition Kleber, Berlin 1982<br /> * Matthias Koeppel: ''Starckdeutsch. Oine Orrswuuhl dürr schtahurcköstn Gedeuchten''. Klaus Wagenbach, Berlin 1983, ISBN 3-8031-2094-2<br /> ** Lizenzausgabe: ''Starckdeutsch. Eine Auswahl der stärksten Gedichte''. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1993 ISBN 3-596-11011-4<br /> * Matthias Koeppel: ''Koeppels Tierleben in Starckdeutsch''. Klaus Wagenbach, Berlin 1991<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> <br /> * [http://www.matthiaskoeppel.de/einleitung.htm Vorwort zu Matthias Koeppels ''Starckdeutsch. Eine Auswahl der stärksten Gedichte'']<br /> * [http://aleph.onb.ac.at/F?func=find-b&amp;find_code=WRD&amp;adjacent=N&amp;request=matthias+k%C3%B6ppel&amp;x=14&amp;y=9 Werke von Matthias Koeppel] in der [http://www.onb.ac.at/sammlungen/plansprachen/index.htm Sammlung für Plansprachen und Esperantomuseum in Wien]<br /> <br /> [[Kategorie:Deutsche Sprache]]<br /> [[Kategorie:Konstruierte Sprache]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Terrorangriff_der_Hamas_auf_Israel_2023&diff=248934111 Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 2024-09-27T07:55:34Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|1=beschreibt den Anschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Zu dem in der Folge sich entwickelnden Krieg im Gazastreifen siehe [[Krieg in Israel und Gaza seit 2023]].}}<br /> [[Datei:October 2023 Gaza−Israel conflict.svg|mini|lang=de|Ausmaß der Hamas-Angriffe: Rot/blau ist der Gazastreifen. Im Gebiet bis zur rot gestrichelten Linie waren Hamas-Terroristen in Israel aktiv. Die gelbe Fläche markiert die am 8. Oktober evakuierten israelischen Gebiete. Blau markiert das Vordringen der israelischen Armee.]]<br /> <br /> Der '''Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023''' am 7. Oktober 2023 war ein [[Terrorismus|terroristischer Überfall]] unter Führung der palästinensischen radikal-islamistischen [[Hamas|Terrororganisation Hamas]], der vom [[Gazastreifen]] aus gegen [[Israel]] verübt wurde. Die Hamas selbst nennt den Überfall '''„Operation Al-Aqsa-Flut“'''. International werden die Ereignisse auch als '''7. Oktober''' bezeichnet. Nach Raketenbeschuss von Zielen in Israel überwanden Terroristen der Hamas und mit dieser verbündete palästinensische [[Paramilitär|Milizen]] die [[Sperranlage um den Gazastreifen|Sperranlagen zwischen Gaza und Israel]] und drangen auf israelisches Staatsgebiet vor. Sie überwältigten zahlreiche grenznahe Militärposten und verübten in 21 [[Kibbuz]]en, darunter [[Be’eri]], [[Kfar Aza]] und [[Nir Oz]], im Süden Israels brutale [[Massaker]] an der Zivilbevölkerung. Zudem wurde massiv [[Geschlechtsspezifische und sexuelle Gewalt durch die Hamas während des Terrorangriffs am 7. Oktober 2023|geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen]] verübt.<br /> <br /> Israelischen Angaben zufolge wurden beim Angriff auf israelischer Seite 1139 Menschen ermordet oder im Kampf getötet – darunter 695 israelische Zivilisten, einschließlich 36 Minderjähriger, 373 Mitglieder der israelischen Sicherheitskräfte und 71 Ausländer.&lt;ref name=&quot;F24231215&quot;&gt;{{cite news |title=Israel social security data reveals true picture of Oct 7 deaths |date=2023-12-15 |url=https://www.france24.com/en/live-news/20231215-israel-social-security-data-reveals-true-picture-of-oct-7-deaths |work=[[France 24]]|language=en}}&lt;/ref&gt; 364 der insgesamt 695 getöteten israelischen Zivilisten wurden beim [[Massaker von Reʿim|Angriff auf das Psytrance-Festival „Supernova Sukkot Gathering“]] in der Nähe des Kibbuz [[Reʿim]] ermordet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Melanie Lidman |url=https://www.timesofisrael.com/survivors-of-hamas-massacre-at-nova-music-festival-unite-to-build-a-healing-community/ |titel=Survivors of Hamas massacre at Nova music festival unite to build a healing community |datum=2024-06-28 |sprache=en |abruf=2024-08-23}}&lt;/ref&gt; Darüber hinaus wurden mehr als 5400 Menschen verletzt und bei den [[Geiselnahmen der Hamas während des Terrorangriffs auf Israel 2023|Geiselnahmen der Hamas während des Terrorangriffs]] 250 weitere in den Gaza-Streifen entführt. Bei den während des Terrorangriffs begangenen Morden handelt es sich um den größten Massenmord an [[Juden]] seit dem [[Holocaust]].<br /> <br /> Als Reaktion auf den Angriff rief der israelische Ministerpräsident [[Benjamin Netanjahu]] den [[Ausnahmezustand|Kriegszustand]] im Land aus. 300.000 [[Reserve (Militärwesen)|Reservisten]] der [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte|Israelischen Verteidigungsstreitkräfte]] (IDF) wurden zum Kriegsdienst einberufen. Nachdem die IDF die aus dem Gazastreifen eingedrungenen Terroristen bekämpft und vom Staatsgebiet Israels vertrieben hatte, eröffneten sie in der Nacht auf den 28. Oktober 2023 mit der Bodenoffensive die zweite Phase der [[Israelische Militäroperation „Eiserne Schwerter“|Militäroperation „Eiserne Schwerter“]].<br /> <br /> == Bezeichnungen ==<br /> Die Hamas bezeichnet die Terroraktion als '''„Operation al-Aqsa-Flut“''' ({{arS|عملية طوفان الأقصى&amp;lrm;|DMG=ʿAmaliyyat Ṭūfān al-Aqṣā}}). Die Bekämpfung der Terroristen der [[Hamas]] und mit dieser verbündeter palästinensischer [[Paramilitär|Milizen]] wie der Terrororganisation „[[Islamischer Dschihad in Palästina]]“ im Gazastreifen findet unter dem Namen Operation „Eiserne Schwerter“ ({{heS|מבצע חרבות ברזל&amp;lrm;|mivza charvot barsel}}; {{enS|'''Operation Iron Swords'''}}) statt. Der Angriff startete am jüdischen Feiertag [[Simchat Tora]] und wird deshalb in israelischen Medien auch als '''Simchat-Tora-Krieg''' bezeichnet.&lt;ref name=&quot;STK&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.israelhayom.co.il/tag/%D7%9E%D7%9C%D7%97%D7%9E%D7%AA-%D7%A9%D7%9E%D7%97%D7%AA-%D7%AA%D7%95%D7%A8%D7%94 |titel=מלחמת שמחת תורה |hrsg=israelhayom.co.il |sprache=he |abruf=2023-10-11 |kommentar=dt. Übersetzung: Simchat-Tora-Krieg}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hintergrund ==<br /> === Vorausgehende Ereignisse und Prozesse ===<br /> Die Hamas hat sich seit ihrer Gründung 1987 dem Ziel der Bekämpfung Israels verschrieben, laut der [[Hamas-Charta|Gründungscharta der Hamas]] ist es eine religiöse Pflicht eines jeden Muslims, Israel zu zerstören.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=[[Armin Pfahl-Traughber]] |url=https://www.bpb.de/themen/islamismus/dossier-islamismus/36358/antisemitismus-und-antizionismus-in-der-charta-der-hamas/?p=all |titel=Antisemitismus und Antizionismus in der Charta der Hamas |titelerg=Eine Fallstudie zu Judenfeindschaft im islamistischen Diskurs |hrsg=bpb.de |datum=2011-07-04 |abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[…]''„in der Charta der Hamas ist die Vernichtung Israels ein ausgewiesenes Ziel“'' […], Quelle: [[Samuel Salzborn]]: ''Antisemitismus. Geschichte, Theorie, Empirie'', Nomos Verlag, Baden-Baden, ISBN 978-3-8487-1113-0, 2014, S. 178&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Der Hamas'' […] ''können [[Genozid|genozidale]] Absichten unterstellt werden, wie ihre Charta und zahlreiche aktuelle Verlautbarungen von Hamas-Repräsentanten verdeutlichen. In Artikel 7 der [[Hamas-Charta]] heißt es: „[Hamas strebt] danach, Gottes Versprechen wahrzumachen, ganz gleich, wie lange dies dauern mag. Der Prophet – Gott segne ihn und schenke ihm Heil –, sprach: Die Stunde wird kommen, da die Muslime gegen die Juden solange kämpfen und sie töten, bis sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken. Doch die Bäume und Steine werden sprechen: ‚Oh Muslim, oh Diener Allahs, hier ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt. Komm und töte ihn!‘“'' Quelle: [[Günther Jikeli]]: ''Antisemitismus unter Muslimen – Debatten, Umfragen, Einflussfaktoren'', in: Monika Schwarz-Friesel (Hrsg.): ''Gebildeter Antisemitismus'' (= ''Interdisziplinäre Antisemitismusforschung.'' Band 6). Nomos Verlag, Baden-Baden 2015, ISBN 978-3-8487-1679-1, S.&amp;nbsp;188 Fn2.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Terror ist nicht blinde Gewalt. Terror ist Gewalt in politischer Absicht: Die Täter wollen Reaktionen im angegriffenen Staat und in seiner Gesellschaft provozieren, die sie ihrem Ziel näher bringen. Das hat auch das Massaker der Hamas Anfang Oktober gezeigt. Die Täter fielen in Südisrael ein, ermordeten 1200 Personen – Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge. Nicht genug, sie dokumentierten ihre Brutalität auf Videos, die sie verbreiteten. Erst mit der öffentlichen Inszenierung der Gewalt entfaltet der Terror die volle Wirkung: Angst, Unsicherheit, Hass und den Wunsch nach Vergeltung.<br /> |Autor= Kommentar von [[Andreas Ernst (Journalist)|Andreas Ernst]] in der [[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]]<br /> |ref= &lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nzz.ch/meinung/wie-israel-in-die-falle-der-hamas-tappt-ld.1768180 |titel=Wie Israel in die Falle der Hamas tappt |werk=[[nzz.ch]] |datum=2023-12-04 |abruf=2023-12-13}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Ein früherer Plan, auf israelischem Staatsgebiet massenhaft Menschen zu töten und in den Gazastreifen zu verschleppen, wurde im Jahr 2014 bekannt. Während der [[Operation Protective Edge]] machte der [[Minister für Nachrichtendienste (Israel)|Minister für Nachrichtendienste]] [[Yuval Steinitz]] Informationen aus Verhören gefangener Hamas-Kämpfer öffentlich, wonach die Hamas zum Neujahrsfest [[Rosch ha-Schana]] im September gleichen Jahres einen großangelegten Angriff mit hunderten Kämpfern auf israelische Ortschaften geplant hätte. Ziel dieses Unternehmens sei die Ermordung und Verschleppung der Bewohner gewesen. Der Angriff hätte aus dem [[Tunnelsystem im Gazastreifen|Tunnelsystem des Gazastreifens]] heraus erfolgen sollen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-krieg-israel-wird-hamas-planung-eines-anschlags-vor-a-983082.html |titel=Gaza-Konflikt: Israel wirft Hamas Planung von verheerendem Anschlag vor |hrsg=[[Der Spiegel (online)|Der Spiegel]] |datum=2014-07-27 |abruf=2023-12-17}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Mohammed Deif]], der Kommandeur der [[Qassam-Brigaden]], stellte den Angriff am 7.&amp;nbsp;Oktober 2023 in einer Audiobotschaft als Reaktion auf die seit 2007 andauernde [[Gaza-Blockade#Geschichte|Blockade des Gazastreifens]], die israelischen Razzien in den Städten des Westjordanlands im Jahr 2022, die Gewalt an der [[Al-Aqsa-Moschee]], die zunehmenden Angriffe von Siedlern auf Palästinenser und das Wachstum der Siedlungen dar. Er rief die Palästinenser von Ostjerusalem bis Nordisrael auf, sich dem Kampf anzuschließen.&lt;ref name=&quot;Feder&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Josef Federman &amp; Issam Adwan |url=https://apnews.com/article/israel-palestinians-gaza-hamas-rockets-airstrikes-tel-aviv-11fb98655c256d54ecb5329284fc37d2 |titel=Hamas surprise attack out of Gaza stuns Israel and leaves hundreds dead in fighting, retaliation |hrsg=apnews.com |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Hamas-Vizechef [[Saleh al-Arouri]] erklärte, die Operation „al-Aqsa-Flut“ sei eine Antwort „auf die Verbrechen der Besatzung“ durch Israel – wobei die Hamas unter „Besatzung“ die Existenz des Staates Israel selbst versteht –, und fügte hinzu, dass „Kämpfer“ die Moschee und tausende palästinensische Gefangene verteidigten.&lt;ref name=&quot;Feder&quot; /&gt; Nach dem Terrorangriff äußerte sich die Hamas nochmals durch ihre Sprecher zu den Tatmotiven. Sie stellten die politische Perspektivlosigkeit und angebliche Unterdrückung des palästinensischen Volkes in den Mittelpunkt ihrer Erklärungen.&lt;ref name=&quot;:37&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Christoph Reuter |Titel=(S+) Hamas-Sprecher im Libanon über den 7. Oktober: »Wir sind zurück auf der politischen Tagesordnung« |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-22 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/hamas-sprecher-im-libanon-ueber-den-7-oktober-wir-sind-zurueck-auf-der-politischen-tagesordnung-a-8724e3da-7afe-4291-82a2-1c2ffa8886e7 |Abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=A Hamas leader refuses to admit his group planned to kill civilians |Sammelwerk=The Economist |Datum= |ISSN=0013-0613 |Online=https://www.economist.com/middle-east-and-africa/2023/10/11/a-hamas-leader-refuses-to-admit-his-group-planned-to-kill-civilians |Abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt; Der Angriff vom 7. Oktober erinnere an frühere Terroraktionen, deren Ziel es war, diplomatische Bemühungen um eine friedliche Beilegung des alten Konflikts zu sabotieren, schrieb der amerikanische Historiker [[Jeffrey Herf]], und erkläre sich aus dem „genozidalen Judenhass“ der Hamas.&lt;ref name=&quot;Herf&quot;&gt;[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wie-die-hamas-den-hass-und-antisemitismus-zum-weltbild-macht-19254740.html Jeffrey Herf: ''Sie machen den Hass zum Weltbild'', FAZ, 20. Oktober 2023]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Außenpolitische Lage im Vorfeld der Anschläge ====<br /> Mit dem [[Friedensvertrag zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten]] und dem [[Abraham Accords Declaration|Abraham-Abkommen]] mit [[Bahrain]], [[Marokko]] und dem [[Sudan]] kam es zu einer Normalisierung der Beziehungen dieser Staaten zu Israel. Es zeichnete sich eine Abkehr mehrerer arabischer und nordafrikanischer Staaten von der Politik der [[Khartum-Resolution]] ab. Zum Zeitpunkt des Anschlags führten Israel und [[Saudi-Arabien]] Verhandlungen zur Normalisierung ihrer Beziehungen. Der saudi-arabische Kronprinz [[Mohammed bin Salman]] bezeichnete die Normalisierung der Beziehungen beider Staaten als realistisches Szenario. Das saudi-arabische Außenministerium erklärte jedoch, es habe wiederholt davor gewarnt, dass Israels anhaltende Besetzung des Gazastreifens zu weiterer Gewalt führen würde und den Prozess unterlaufen könnte. Die Hamas wurde hauptsächlich von [[Katar]] und der [[Türkei]] unterstützt. Beide waren als engste Verbündete der Hamas zu betrachten, die Beziehungen beider Länder zu Saudi-Arabien und den Emiraten galten jedoch längere Zeit als angespannt und antagonistisch, was auch in der [[Katar-Krise 2017 bis 2021]] und der Ermordung des saudischen Journalisten und Dissidenten [[Jamal Khashoggi#Die Tat|Jamal Khashoggi]] im [[Generalkonsulat des Königreichs Saudi-Arabien in Istanbul]] seinen Ausdruck fand. Die Anschläge der Hamas konnten vor diesem Hintergrund auch in der Absicht geschehen sein, die Normalisierung der Beziehungen Israels zu den Golfstaaten zu verhindern.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.france24.com/en/middle-east/20231014-saudi-arabia-pauses-normalisation-talks-with-israel-amid-ongoing-war-with-hamas |titel=Saudi Arabia pauses normalisation talks with Israel amid ongoing war with Hamas |hrsg=france24.com |datum=2023-10-14 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Kristian Coates Ulrichsen |url=https://theconversation.com/saudi-plans-to-de-risk-region-have-taken-a-hit-with-gaza-violence-but-hitting-pause-on-normalization-with-israel-will-buy-kingdom-time-215657 |titel=Saudi plans to ‘de-risk’ region have taken a hit with Gaza violence − but hitting pause on normalization with Israel will buy kingdom time |hrsg=theconversation.com |datum=2023-10-18 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.reuters.com/world/middle-east/hamas-attack-aimed-disrupt-saudi-israel-normalization-biden-2023-10-20/ |titel=Hamas attack aimed to disrupt Saudi-Israel normalization, Biden says |hrsg=Reuters |datum=2023-10-21 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Der türkische Außenminister [[Mevlüt Çavuşoğlu]] warf den Unterstützern des Annäherungsprozess vor, sie hätten ihren „moralischen Kompass verloren“. Neben dem türkischen und iranischen Misstrauen gegen die Annäherung sowie resultierenden innerarabischen Zerwürfnissen wurde der Abraham-Prozess von den Palästinensern selbst abgelehnt. Die Palästinenser wurden im Text des Abkommens kaum erwähnt. Als die arabischen Staaten begannen, ihre Beziehungen zu Israel allmählich zu vertiefen, rückten sie zunehmend von ihren historischen Positionen ab. Bin Salman erklärte, dass Israelis „das Recht auf ihr eigenes Land haben“ (was er jedoch später wieder revidierte). Das palästinensische Problem sollte dem Willen aller beteiligten Akteure folgend aus den Abkommen ausgeklammert werden. Als im April 2021 in der Al-Aqsa-Moschee Gewalt ausbrach und israelische Streitkräfte eine der heiligsten Stätten des Islam stürmten, wurde von den Vereinigten Arabischen Emiraten nur verhalten Kritik geäußert. Die anhaltende Fortsetzung des Normalisierungsprozesses trotz der eskalierenden Spannungen zwischen Israel und Palästina wurde in westlichen Ländern mit wohlwollender Erleichterung aufgefasst, von palästinensischer Seite jedoch als Verrat an ihren Interessen betrachtet. Die Palästinenser und deren Anliegen drohten dieser Sicht entsprechend über die Annäherung Israels an die wirtschaftsstarken Golfstaaten hinaus in Vergessen zu geraten. Der jordanische [[Abdullah ibn Abd al-Aziz|König Abdullah]] erklärte, dass „keine Architektur für regionale Sicherheit und Entwicklung auf der brennenden Asche dieses Konflikts stehen“ könne.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Branko Marcetic |url=https://responsiblestatecraft.org/abraham-accords-peace-middle-east/ |titel=Forget ‘peace’, did Abraham Accords set stage for Israel-Gaza conflict? |hrsg=responsiblestatecraft.org |datum=2023-10-20 |sprache=en |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gabriele Malvisi |url=https://www.arabnews.com/node/2303321/middle-east |titel=64% of Palestinians opposed to Abraham Accords, majority say 2020 pact made Israel more aggressive |hrsg=arabnews.com |datum=2023-05-14 |sprache=en |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Dylan Kassin &amp; David Pollock |url=https://www.washingtoninstitute.org/policy-analysis/arab-public-opinion-arab-israeli-normalization-and-abraham-accords |titel=Arab Public Opinion on Arab-Israeli Normalization and Abraham Accords |hrsg=washingtoninstitute.org |datum=2022-07-15 |sprache=en |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt; Von Seite der Hamas wurde schon 2021 die Absicht bekundet, den Abraham-Prozess zu unterminieren.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.i24news.tv/en/news/middle-east/palestinian-territories/1638469206-hamas-calls-for-plan-to-undermine-israel-s-abraham-accords |titel=Hamas calls for ‘plan’ to undermine Israel’s Abraham Accords |hrsg=i24news.tv |datum=2021-12-02 |sprache=en |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Hinwendung der westlichen Öffentlichkeit zu dem zeitgleich stattfindenden [[Russisch-Ukrainischer Krieg|Krieg in der Ukraine]] führte zu einer Fokussierung der medialen Berichterstattung und der politischen Debatte auf diesen Konflikt, wobei andere Konfliktregionen wie der Nahe Osten in den Hintergrund gerieten. Dies, sowie die Bindung westlicher Militärressourcen für die Unterstützung der Ukraine, ließ den Westen in den Augen der Hamas möglicherweise als unfähig oder unwillig erscheinen, sich mit der Unterstützung Israels in einer weiteren Region militärisch zu engagieren.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jörg Lau |url=https://ip-quarterly.com/en/israel-hamas-war-and-new-world-order |titel=The Israel-Hamas War and the New World Order |hrsg=ip-quarterly.com |datum=2023-10-18 |sprache=en |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt; Obwohl die Hamas hauptsächlich von der Türkei und Katar Unterstützung findet, wird mitunter über eine Rolle Russlands im Ausbruch des Konflikts spekuliert. Der Politologe [[Herfried Münkler]] mutmaßte, „dass auch der russische Präsident Putin ein Interesse an der Eröffnung eines zweiten Kriegsschauplatzes hat, weil der den Westen zusätzlich in Anspruch nimmt“, dies würde für den Ausbruch des Konflikts „sicherlich eine Rolle spielen“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Thomas E. Schmidt |url=https://www.zeit.de/2023/43/herfried-muenkler-welt-in-aufruhr-kriege-geopolitik |titel=„Der Worst Case war nicht vorgesehen“ |hrsg=[[Die Zeit]] |datum=2023-10-12 |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt; Von verschiedenen Seiten wurde der Tatsache Bedeutung beigemessen, dass der Angriff der Hamas am 7. Oktober, dem Geburtstag des russischen Präsidenten [[Wladimir Putin]], stattfand. [[Estland]]s Verteidigungsminister [[Hanno Pevkur]] äußerte: „Die Situation in Israel hängt eindeutig mit den Geschehnissen in der Ukraine zusammen. Es ist kein Zufall, dass alles mit dem Geburtstag von Putin begann.“&lt;ref name=&quot;Pevkur&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Lea Verstl |url=https://www.n-tv.de/politik/Hamas-Angriff-an-Putins-Geburtstag-kein-Zufall-article24461209.html |titel=Estlands Minister Pevkur sicher |titelerg=Hamas-Angriff an Putins Geburtstag „kein Zufall“ |hrsg=n-tv.de |datum=2023-10-13 |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt; Der estnische Außenminister [[Margus Tsahkna]] erklärte auf Nachfrage, dass es „sich dabei um eine Annahme handle, da dafür die Belege fehlten“, er halte aber eine Rolle Russlands für „logisch“.&lt;ref name=&quot;Pevkur&quot; /&gt; Nach Russlands eigenem Bekunden wird eine ausgewogene und vermittelnde Position in dem Konflikt eingenommen. Russland hält traditionell enge Beziehungen zur palästinensischen Seite, steht jedoch auch mit Israel in gutem Kontakt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Frank Aischmann |url=https://www.tagesschau.de/ausland/russland-nahost-100.html |titel=Putin und die Gewalt in Nahost |titelerg=Beobachter, Vermittler – Nutznießer? |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-11 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231107041838/https://www.tagesschau.de/ausland/russland-nahost-100.html |archiv-datum=2023-11-07 |abruf=2023-12-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Unmittelbare Ereignisse im Vorfeld der Anschläge ====<br /> Im unmittelbaren Vorfeld der Anschläge fanden die [[Al-Aqsa-Konfrontationen 2023]] statt. Der rechtsextreme Politiker [[Itamar Ben-Gvir]], der zum damaligen Zeitpunkt Minister für öffentliche Sicherheit war, besuchte im Mai 2023 den Tempelberg.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/tempelberg-besuch-bengvir-100.html |titel=Tempelberg-Besuch Israels Minister Ben-Gvir scharf verurteilt |abruf=2023-10-09 |zitat=Alle Drohungen der Hamas werden nichts helfen, wir sind der Hausherr in Jerusalem und im ganzen Land Israel.}}&lt;/ref&gt; Die Esplanade, die von [[Juden]] als Tempelberg verehrt wird, gilt Muslimen als Al-Aqsa-Moschee; beiden Religionen ist dieses Areal heilig, jedoch wird von Seiten der [[Waqf-Behörde Jerusalem]] im Rahmen des geltenden Status quo für Muslime das alleinige Recht in Anspruch genommen, dort beten zu dürfen.&lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Muriel Kalisch |Titel=(S+) Angriff auf Israel – Antworten auf die wichtigsten Fragen |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/angriff-auf-israel-antworten-auf-die-wichtigsten-fragen-a-d34caee3-6101-44b5-8e67-78f2676991aa |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:4&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Richard C. Schneider |Titel=(S+) Hamas-Angriff auf Israel: Nun beginnt die Schuld-Debatte |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/hamas-angriff-auf-israel-nun-beginnt-die-schuld-debatte-a-3c12fe28-592f-4526-a469-15c38c3da46f |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[Joseph Croitoru]]: ''Al-Aqsa oder Tempelberg: Der ewige Kampf um Jerusalems heilige Stätten''. Beck, München 2021, S. 292–299.&lt;/ref&gt; Missachtungen des Status quo sind wegen der Symbolik oft mit den jüdischen Wallfahrtsfesten verbunden, zu denen Sukkot zählt. Jeremy Bowen von der [[British Broadcasting Corporation|BBC]] erklärte bezüglich der Angriffsbegründung der Hamas, dass der Terrorangriff Monate der Vorbereitung benötigt haben müsse und er daher keine kurzfristige Reaktion auf Ereignisse während des gerade beendeten Sukkot-Festes darstellen könne.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Hamas blindsides Israel with most serious attack in a generation – Jeremy Bowen |Sammelwerk=BBC News |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.bbc.com/news/world-middle-east-67041679 |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Israelische und internationale Experten hatten bereits im Jahresverlauf 2023 vor einer erneuten Eskalation des Nahostkonflikts gewarnt.&lt;ref name=&quot;:22&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Muriel Kalisch |Titel=(S+) Angriff auf Israel – Antworten auf die wichtigsten Fragen |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/angriff-auf-israel-antworten-auf-die-wichtigsten-fragen-a-d34caee3-6101-44b5-8e67-78f2676991aa |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Radikalisierte Palästinenser hatten immer häufiger israelische Bürger bei Anschlägen und Überfällen ermordet. Von Beginn des Jahres 2023 bis zum Angriff der Hamas starben durch Israels Antiterroreinsätze etwa 200 Palästinenser, so viele wie nie zuvor innerhalb eines solchen Zeitraums.&lt;ref name=&quot;:22&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Muriel Kalisch |Titel=(S+) Angriff auf Israel – Antworten auf die wichtigsten Fragen |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/angriff-auf-israel-antworten-auf-die-wichtigsten-fragen-a-d34caee3-6101-44b5-8e67-78f2676991aa |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:42&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Richard C. Schneider |Titel=(S+) Hamas-Angriff auf Israel: Nun beginnt die Schuld-Debatte |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/hamas-angriff-auf-israel-nun-beginnt-die-schuld-debatte-a-3c12fe28-592f-4526-a469-15c38c3da46f |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit dem [[Nahostkonflikt#Siedleraufstand im Jahr 2023 und IGH-Urteil zur Siedlungspolitik im Jahr 2024|israelischen Siedleraufstand]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Zentralrat der Juden in Deutschland K.&amp;nbsp;d.&amp;nbsp;ö.&amp;nbsp;R. |url=https://www.juedische-allgemeine.de/israel/militaer-stoppt-siedler/ |titel=Militär stoppt Siedler |datum=2023-03-03 |sprache=de |abruf=2023-10-08}}{{Literatur |Autor=Richard C. Schneider |Titel=(S+) Israel: Gewalt im Westjordanland – die Brandstifter von Huwara |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-03-02 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/israel-gewalt-im-westjordanland-die-brandstifter-von-huwara-a-1eb51da1-ba62-49f4-9e09-d346ea976c3e |Abruf=2023-03-03}}{{Literatur |Autor=Fritz Schaap |Titel=(S+) Angriff auf Israel: Nach der Attacke der Hamas steigt die Spannung auch im Westjordanland |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-12 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/angriff-auf-israel-nach-der-attacke-der-hamas-steigt-die-spannung-auch-im-westjordanland-a-fd0c74c5-b667-4ce3-af0a-396b4d1a4a73 |Abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt; und den Al-Aqsa-Konfrontationen hatten sich mehrere Unruhen im selben Jahr ereignet. In der Folge hatte es im April 2023 Beschüsse aus dem Libanon auf Israel gegeben, die erwidert worden waren. Zudem wurde nach der im Jahr 2022 erfolgten Regierungsübernahme durch Benjamin Netanjahus rechtsnationale Regierung ([[Kabinett Netanjahu VI]]) der [[Israelische Siedlung|israelische Siedlungsbau in den Palästinensischen Autonomiegebieten]] weiter vorangetrieben, was die Gefahr einer Eskalation ebenfalls erhöhte.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Muriel Kalisch |Titel=(S+) Angriff auf Israel: Antworten auf die wichtigsten Fragen |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/angriff-auf-israel-antworten-auf-die-wichtigsten-fragen-a-d34caee3-6101-44b5-8e67-78f2676991aa |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Wenige Wochen zuvor hatten [[Israelische Siedlung|israelische Siedler]] als Rache für die Ermordung zweier Israelis in der Stadt Huwara und drei umliegenden Dörfern mehrere Dutzend Häuser von Palästinensern in Brand gesteckt. Ein General der IDF hatte diese Aktion als „Pogrom“ gegen die Palästinenser kritisiert, doch Finanzminister [[Bezalel Smotrich]] von der [[Religiöser Zionismus|religiös-nationalistischen]] Partei [[HaTzionut HaDatit]] sprach sich dafür aus: „Ich denke, Huwara muss ausradiert werden.“ Vor diesem Hintergrund breitete sich unter den Palästinensern, wie der [[Algerien|algerische]] Journalist Akram Belkaïd schrieb, eine regelrechte Endzeitstimmung ohne Hoffnung auf eine Verbesserung der Verhältnisse aus.&lt;ref&gt;Akram Belkaïd: ''Wem nützt die Hamas?'' In: ''[[Le Monde diplomatique]]''. Deutsche Ausgabe, November 2023, S. 1 und 4.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch die erstmals in den 2000er-Jahren eingeführte [[Gaza-Blockade]] hatte in den Wochen vor dem Terrorangriff zu Unruhen im Gazastreifen geführt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Nidal Al-Mughrabi, Nidal Al-Mughrabi |Titel=Gaza unrest shows economic misery under Israeli blockade |Sammelwerk=Reuters |Datum=2023-10-04 |Online=https://www.reuters.com/world/middle-east/gaza-unrest-sends-message-about-economic-misery-under-israeli-blockade-2023-10-04/ |Abruf=2023-10-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zwölf Tage vor dem Hamas-Anschlag sorgte Netanjahu vor der [[UN-Generalversammlung]] international für Empörung, als er eine Karte mit der Überschrift „The New Middle East“ (dt.: Der neue Nahe Osten) präsentierte, auf der das gesamte Westjordanland und der Gazastreifen sowie Ostjerusalem und die syrischen Golanhöhen als Teile eines vergrößerten Israels ohne einen palästinensischen Staat eingezeichnet waren. Die dargestellte Grenzziehung wurde als „Karte der Annektierung“ kritisiert und von arabischer und palästinensischer Seite als Provokation aufgefasst; der palästinensische Botschafter in Deutschland, Laith Arafeh, kommentierte dies mit den Worten: „Es gibt keine größere Beleidigung für jedes Grundprinzip der Vereinten Nationen, als zu sehen, wie Netanjahu vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen eine 'Landkarte Israels' zeigt, die das gesamte Land [[From the River to the Sea, Palestine will be free|vom Fluss bis zum Meer]] umfasst und Palästina und sein Volk negiert“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Mathias Peer, dpa |Titel=Nahostkonflikt: Benjamin Netanjahu löst mit Nahostkarte Empörung aus |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2023-09-22 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-09/nahostkonflikt-benjamin-netanjahu-israel-palaestinenser-un-vollversammlung-kritik |Abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Evan Dyer |url=https://www.cbc.ca/news/politics/netanyahu-israel-gaza-hamas-1.7010035 |titel=How Netanyahu's Hamas policy came back to haunt him — and Israel |hrsg=cbc.ca |datum=2023-10-28 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Benjamin Hammer |url=https://www.deutschlandfunk.de/interview-arafa-layth-botschafter-der-palaestinensischen-gebiete-dlf-03fb39a2-100.html |titel=Interview mit Arafeh Laith, Botschafter der palästinensischen Gebiete |hrsg=deutschlandfunk.de |datum=2023-10-22 |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Laut einer Untersuchung der Wissenschaftler Robert Jackson Jr. von der [[New York University]] und Joshua Mitts von der [[Columbia University]] kam es unmittelbar vor dem Terroranschlag zu erheblichen [[Leerverkauf|Leerverkäufen]] von Aktien israelischer Firmen. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler deuten darauf hin, dass Finanzmarktakteure in Kenntnis der bevorstehenden Angriffe von diesen tragischen Ereignissen profitierten.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Seltsame Leerverkäufe: Israel prüft verdächtigen Aktienhandel vor Hamas-Angriff |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-12-04 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/seltsame-leerverkaeufe-israel-prueft-verdaechtigen-aktienhandel-vor-hamas-angriff-a-3a4bc329-fd01-48ac-9dfa-125ec17399aa |Abruf=2023-12-04}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Robert J. Jackson, Jr., Joshua Mitts |url=https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4652027 |titel=Trading on Terror? |hrsg=SSRN Social Science Research Network |datum=2023-12-04 |abruf=2023-12-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Geheimdienstliche Lagebeurteilung im Vorfeld ===<br /> Die Sicherheitsdoktrin Israels beruht auf den vier Säulen Abschreckung, Frühwarnung, Verteidigung und entscheidender Sieg. Laut den ehemaligen IDF-Offizieren Amos Yadlin und Udi Evental lag in Tel Aviv ein zu großes Vertrauen in die Abschreckungswirkung vor, weshalb die in großen Teilen durch Iran unterstützte militärische Aufrüstung der Hamas hingenommen wurde. Hinzu kam, dass die innenpolitische Krise in Israel mit ihren [[Proteste in Israel 2023|monatelangen Protesten]] im Gazastreifen als historische Schwäche wahrgenommen wurde. Netanyahu wurde von führenden Behördenleitern im Bereich der Nachrichtendienste und des Militärs auf diese Tatsache aufmerksam gemacht, ohne dem Beachtung zu schenken. Die Frühwarnung wurde dadurch negativ verzerrt, dass Israel seit dem [[Abkoppelungsplan|Rückzug aus dem Gazastreifen]] dort eine in ihren Augen geschwächte Hamas einem Machtvakuum vorzog. Die Verteidigung der Grenze betreffend sei der Fokus zu sehr auf Raketenangriffe und [[Tunnelsystem im Gazastreifen|Untertunnelung]] gelegt und ein oberirdischer Angriff im Vorhinein nahezu ausgeschlossen worden. Außerdem seien die Grenzanlagen auch deshalb nur schwach bemannt gewesen, weil die IDF sich zu sehr auf Überwachungstechnik und Defensivsysteme wie Kameras und ferngesteuerte Maschinengewehre verlassen habe.&lt;ref&gt;Amos Yadlin, Udi Evental: ''[https://www.foreignaffairs.com/israel/why-israel-slept-yadlin-evental Why Israel Slept: The War in Gaza and the Search for Security.]'' In: foreignaffairs.com, 21. November 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Nachrichtendienst#Israel|Israelische Geheimdienste]] und das Militär hatten eigenen Angaben zufolge zwar mit einem Angriff auf ihr Staatsgebiet gerechnet, jedoch u.&amp;nbsp;a. wegen der [[Sperranlage um den Gazastreifen|Sperranlagen]] nicht durch die Hamas vom Gazastreifen aus, sondern aus dem [[Libanon]] durch die [[Hisbollah]].&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Viktoria Bräuner |Titel=Ungehindert gestürmt: Wie konnte die Hamas die schwer gesicherte Grenze zwischen Israel und Gaza überwinden? |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |Datum= |ISSN=1865-2263 |Online=https://www.tagesspiegel.de/internationales/terrorangriff-wie-konnten-die-hamas-die-schwer-gesicherte-grenze-zwischen-israel-und-gaza-uberwinden-10593895.html |Abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt; Die Überwachung der Hamas wurde seit der Regierungsübernahme Netanjahus 2022 weitgehend zurückgestellt, der Fokus der Geheimdienste wurde von der Hamas abgezogen. Die für Überwachung der Funkkanäle der Hamas zuständige Einheit des Geheimdienstes [[Schin Bet]] war ein Jahr vor den Anschlägen eingestellt worden. Von Netanyahu ausgehend wurde die Hamas nicht weiter aktiv bekämpft, um diese als nützlichen Gegenspieler zur [[Palästinensische Autonomiebehörde|Palästinensischen Autonomiebehörde]] im Westjordanland zu halten.&lt;ref name=&quot;SpiegelShinBet&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/ausland/israel-soll-hamas-angriff-trotz-ueberwachung-noch-kurz-vor-beginn-fuer-unmoeglich-gehalten-haben-a-6c00d4b0-b272-4750-9297-d408cd4d4a9e?dicbo=v2-jhYGvRG |titel=Israel soll Hamas-Angriff trotz Überwachung noch kurz vor Beginn für unmöglich gehalten haben |hrsg=Der Spiegel |datum=2023-10-30 |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Alica Jung |url=https://www.zdf.de/nachrichten/politik/netanjahu-palaestina-friedensprozess-israel-100.html |titel=Endete unter Netanjahu Hoffnung auf Frieden? |hrsg=ZDF |datum=2023-10-30 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231031072109/https://www.zdf.de/nachrichten/politik/netanjahu-palaestina-friedensprozess-israel-100.html |archiv-datum=2023-10-31 |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Tareq Baconi |url=https://www.nybooks.com/online/2023/10/11/gaza-without-pretenses/ |titel=Gaza Without Pretenses |hrsg=nybooks.com |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bereits 2022 lag israelischen Behörden unter dem Codenamen „Jericho-Mauer“ ein Dokument vor, das bis ins Detail den Angriffsplan beschrieb. Militär- und Geheimdienstexperten glaubten allerdings, dass es für die Hamas zu anspruchsvoll und schwierig wäre, ihn umzusetzen.&lt;ref name=&quot;Jericho-Mauer&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/Israels-Militaer-soll-schon-2022-von-Hamas-Plan-gewusst-haben-article24571186.html |titel=Israels Militär soll schon 2022 von Hamas-Plan gewusst haben |werk=n-tv.de |datum=2023-12-01 |abruf=2023-12-01}}&lt;/ref&gt; Weibliche Angehörige der „Überwachungseinheiten“ der israelischen Armee ''(tatzpitaniyot)'', die von vielen als die „Augen der Armee“ bezeichnet werden, berichteten Monate und Wochen vor dem Terrorangriff von auffälligen Übungen und Aktivitäten der Hamas am Grenzzaun, die nach ihrer Ansicht auf einen Angriff hindeuteten.&lt;ref name=&quot;Wittenbrink&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Franca Wittenbrink |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/ueberwachungseinheit-in-israel-die-frauen-die-gewarnt-haben-wollen-19277088.html |titel=Die Frauen, die gewarnt haben wollen |hrsg=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |datum=2023-10-29 |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt; Eine Analystin stellte fest, dass das Training dem „Jericho-Mauer“-Dokument sehr nahe komme, und informierte einen Befehlshaber der Gaza-Einheit, der jedoch abwarten wollte.&lt;ref name=&quot;Jericho-Mauer&quot; /&gt;<br /> <br /> Berichten zufolge soll Israel durch Abbas Kamel, Chef des ägyptischen [[General Intelligence Service]], Tage vor den Anschlägen vor verdächtigen Aktivitäten der Hamas gewarnt worden sein, was von Netanjahu selbst nach den Anschlägen als „absolut falsch“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-netanjahu-hamas-warnungen-aegypten-100.html |titel=Warnungen aus Ägypten? Netanjahu dementiert |hrsg=ZDF |datum=2023-10-09 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231101064817/https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-netanjahu-hamas-warnungen-aegypten-100.html |archiv-datum=2023-11-01 |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; und als „Fake News“ zurückgewiesen wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.de/story/3000000190508/aegyptens-warnung-vor-hamas-grossangriff-laut-israel-fake-news |titel=Bericht über Ägyptens Warnung vor Hamas-Angriff laut Israel „Fake News“ |hrsg=Der Standard |datum=2023-10-10 |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt; Bestätigung erhielt die Einschätzung jedoch von [[Michael McCaul]], dem Vorsitzenden des [[United States House Committee on Foreign Affairs]], im Rahmen einer geheimdienstlichen Unterrichtung von führenden Mitgliedern des US-Kongresses.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Dan Sabbagh |url=https://www.theguardian.com/world/2023/oct/12/israel-hamas-war-egypt-warned-foreign-affairs-gaza |titel=Egypt warned Israel of Hamas attack days earlier, senior US politician says |hrsg=[[The Guardian]] |datum=2023-10-12 |sprache=en |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Hinweise auf bevorstehende Angriffe kamen auch von US-Geheimdiensten, die mindestens zwei Einschätzungen erstellten und die Regierung Biden vor einem erhöhten Risiko eines palästinensisch-israelischen Konflikts in den Wochen vor dem Angriff warnten. In einer Aktualisierung vom 28. September wurde auf der Grundlage mehrerer Geheimdienstinformationen davor gewarnt, dass die Terrorgruppe Hamas bereit sei, ihre Raketenangriffe über die Grenze hinweg zu verstärken. Eine Mitteilung der [[CIA]] vom 5. Oktober warnte allgemein vor der zunehmenden Möglichkeit von Gewalt durch die Hamas. Am 6. Oktober, dem Tag vor dem Anschlag, berichteten US-Beamte dann konkret von ungewöhnlichen Aktivitäten der Hamas.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Katie Bo Lillis, Zachary Cohen, Alex Marquardt &amp; Natasha Bertrand |url=https://edition.cnn.com/2023/10/13/politics/us-intelligence-warnings-potential-gaza-clash-days-before-attack/index.html |titel=US intelligence warned of the potential for violence days before Hamas attack |hrsg=[[CNN]] |datum=2023-10-13 |sprache=en |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Leiter des Geheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, wurde am Tag des Anschlags bereits um 3 Uhr morgens über erste Hamas-Bewegungen informiert. Statt von einem Angriff sei er jedoch von einer militärischen Übung der Terroristen ausgegangen, meldete die »New York Times« unter Berufung auf Geheimdienstquellen und Regierungsunterlagen, und habe Premierminister Benjamin Netanyahu bis kurz vor Beginn des Großangriffs nicht informiert.&lt;ref name=&quot;SpiegelShinBet&quot; /&gt;<br /> <br /> == Verlauf ==<br /> &lt;div class=&quot;tright&quot; style=&quot;clear:none;&quot;&gt;[[Datei:Fires in Israel and the Gaza strip - 7 October 2023 (53245908850).jpg|mini|Satellitenbild von Israel und dem Gazastreifen am 7. Oktober. Gut zu erkennen: Feuer über israelischem Territorium.]]&lt;/div&gt;<br /> <br /> Am Samstag, den 7. Oktober 2023, gegen 06:30 Uhr Ortszeit (05:30 Uhr [[Mitteleuropäische Zeit|MEZ]]) kündigte die Hamas die von ihr als „Operation al-Aqsa-Flut“ bezeichneten Angriffe auf Israel an. Am gleichen Datum begehen die Juden auch den Feiertag [[Simchat Tora]], mit dem die [[Sukkot]]-Festwoche endet. Der Angriff der Hamas auf Israel erfolgte fast auf den Tag genau zum 50. Jahrestag des [[Jom-Kippur-Krieg]]es, der am 6. Oktober 1973 begann.<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Die übergroße Mehrzahl der nun getöteten Menschen wurde von den Hamas-Terroristen getötet&amp;nbsp;–&amp;nbsp;nicht, weil sie ‚militärische Ziele‘ darstellten, sondern weil sie Juden waren.<br /> |Autor=Markus Springer<br /> |Quelle=Kommentar im Sonntagsblatt&amp;nbsp;–&amp;nbsp;360° Evangelisch&amp;nbsp;–&amp;nbsp;vom 9. Oktober 2023<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Markus Springer |url=https://www.sonntagsblatt.de/artikel/debatte/der-blutigste-pogrom-seit-dem-holocaust-und-was-die-kirchen-dazu-sagen |titel=Der blutigste Pogrom seit dem Holocaust&amp;nbsp;–&amp;nbsp;und was die Kirchen dazu sagen |werk=Sonntagsblatt&amp;nbsp;–&amp;nbsp;360° Evangelisch |datum=2023-10-09 |abruf=2023-12-15}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Der Kommandeur der Hamas [[Mohammed Deif]] begleitete das Massaker im Radio mit den Worten: „Das ist der Tag der größten Schlacht.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Peter Münch |url=https://www.tagesanzeiger.ch/krieg-in-nahost-ein-angriff-der-an-ein-altes-trauma-ruehrt-535277370822 |titel=Ein Angriff, der an ein altes Trauma rührt |werk=[[Tages-Anzeiger]] |datum=2023-10-07 |abruf=2023-12-15}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Raketenbeschuss auf Israel ===<br /> Der Angriff begann mit einem massiven und stundenlangen Raketenbeschuss auf den Süden und das Zentrum Israels, wobei rund vier Stunden nach Angriffsbeginn der IDF-Sprecher [[Daniel Hagari]] bekanntgab, dass bislang rund 2.200 Raketen auf Israel abgefeuert wurden und der Beschuss weiterhin anhalte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-2200-rockets-fired-from-gaza-hamas-terrorists-infiltrated-from-land-sea-and-air/ |titel=IDF: 2,200 rockets fired from Gaza; Hamas terrorists infiltrated from land, sea and air |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt; Der oberste Befehlshaber des militärischen Flügels der Hamas, Mohammed Deif, gab etwa zur gleichen Zeit bekannt, dass 5.000 Raketen auf Israel abgefeuert worden seien.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gianluca Pacchiani |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hamas-calims-to-fire-5000-rockets-at-israel-declares-operation-al-aqsa-flood/ |titel=Hamas claims to fire 5,000 rockets at Israel, declares ‘Operation Al-Aqsa Flood’ |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; Im Laufe des Tages verlagerte sich der Beschuss auf den Süden Israels&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/9-hours-since-start-of-hamas-assault-terrorists-still-in-a-number-of-israeli-communities/ |titel=9 hours since start of Hamas assault, terrorists still in a number of Israeli communities |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; und es wurde ein Rückgang der Intensität verzeichnet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/rocket-fire-continues-toward-south-as-idf-focuses-on-hamas-terrorists-in-israeli-territory/ |titel=Rocket fire continues toward south as IDF focuses on Hamas terrorists in Israeli territory |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; Iain Boyd, Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der [[University of Colorado Boulder]], erklärte am 13. Oktober, dass die Hamas mit der Vielzahl an Raketen, welche zwar wenig leistungsfähig, jedoch kostengünstig in der Anschaffung seien, das hochtechnologische sowie um ein Vielfaches teurere israelische Luftverteidigungssystem ''[[Iron Dome]]'' überfordert habe,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Iain Boyd |url=https://www.colorado.edu/asmagazine/2023/10/13/israels-iron-dome-air-defense-system-works-well-heres-how-hamas-got-around-it |titel=Israel’s Iron Dome air defense system works well – here’s how Hamas got around it |hrsg=colorado.edu |datum=2023-10-13 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; eine im militärischen Sprachgebrauch als „Sättigungsangriff“ bezeichnete Taktik.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://en.defence-ua.com/news/first_conclusions_of_hamas_attack_on_israel_why_missiles_slipped_through_the_iron_dome_a_merkava_tank_destroyed_by_a_camera_drone_and_intelligence_failure-8179.html |titel=First Conclusions of Hamas' Attack on Israel: Why Missiles Slipped Through the Iron Dome, a Merkava Tank Destroyed by a Camera Drone and Intelligence' Failure |hrsg=defence-ua.com |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Markus Fasse &amp; Roman Tyborski |url=https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/israel-wie-lange-haelt-der-iron-dome-noch/29440376.html |titel=Wie lange hält der Iron Dome noch? |hrsg=handelsblatt.com |datum=2023-10-14 |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Es kam unter anderem zu Raketen[[Zielballistik|einschlägen]] in den Städten [[Aschkelon]],&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/woman-critically-wounded-in-rocket-hit-in-center/ |titel=Woman critically wounded in rocket hit in center |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/2-lightly-wounded-as-result-of-rocket-fire-on-ashkelon/ |titel=2 lightly wounded as result of rocket fire on Ashkelon |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; [[Rischon LeZion]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/2-seriously-wounded-in-rishon-lezion-rocket-attack/ |titel=2 seriously wounded in Rishon Lezion rocket attack |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; und Tel Aviv&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/sirens-sound-in-tel-aviv-for-second-time-explosions-heard/ |titel=Sirens sound in Tel Aviv for second time, explosions heard |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/reports-of-direct-hit-on-tel-aviv-building-amid-rocket-barrage/ |titel=Reports of direct hit on Tel Aviv building amid rocket barrage |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; sowie dem [[Jerusalem]]er Vorort [[Mewasseret Zion]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/rocket-fired-from-gaza-hits-road-in-town-near-jerusalem/ |titel=Rocket fired from Gaza hits road in town near Jerusalem |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; In Jerusalem selbst&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/rocket-sirens-sound-in-jerusalem-amid-massive-ongoing-rocket-barrage/ |titel=Rocket sirens sound in Jerusalem amid massive ongoing rocket barrage |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; und der Großstadt [[Be’er Scheva]] wurde Luftalarm ausgelöst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/israel-under-sustained-rocket-fire-from-gaza-for-over-two-hours/ |titel=Israel under sustained rocket fire from Gaza for over two hours |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im zentralen [[Gderot (Regionalverwaltung)|Gderot]] wurden eine Frau&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/woman-killed-in-rocket-attack-on-central-israel/ |titel=Woman killed in rocket attack on southern Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;, nahe dem südlichen Beduinendorf [[Kuseife]] sieben Menschen und im grenznahen [[Netiwot|Netivot]] drei Mitglieder einer Familie durch Raketeneinschläge getötet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/mayor-of-southern-bedouin-town-says-at-least-4-killed-by-rocket-fire/ |titel=Mayor of southern Bedouin town says at least 4 killed by Gaza rocket fire |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/in-netivot-poverty-compounds-the-problems-of-a-battered-border-city/ |titel=In Netivot, poverty compounds the problems of a battered border city |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-17 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt; Über 100 Menschen wurden durch die Folgen von Raketeneinschlägen verletzt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hospitals-say-more-than-100-israelis-wounded-in-rocket-barrage-several-seriously/ |titel=Hospitals say more than 100 Israelis wounded in rocket barrage, several seriously |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach dem Luftangriff der IDF auf zwei Hochhäuser im Gazastreifen, in denen sich laut Armeeangaben Vermögenswerte der Hamas befanden, nahm die Hamas, nach entsprechender Ankündigung, das zentral gelegene Tel Aviv und die umliegenden Gebiete erneut unter Beschuss, wobei laut Hamas 150 Raketen zum Einsatz gekommen sein sollen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/rocket-barrage-fired-at-tel-aviv-area-after-hamas-threat/ |titel=Rocket barrage fired at Tel Aviv area after Hamas threat |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt; Dabei kam es zu Verletzten in Tel Aviv, Rischon LeZion, [[Bat Jam]] und [[Javne (Stadt)|Javne]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/9-wounded-in-rishon-lezion-tel-aviv-bat-yam-and-yavne-during-rocket-barrage/ |titel=9 wounded in Rishon Lezion, Tel Aviv, Bat Yam and Yavne during rocket barrage |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt; Am Ende des Tages gaben die IDF bekannt, zahlreiche Luftangriffe im Gazastreifen durchgeführt und dabei auch Raketenabschussorte und ein operatives Hauptquartier der Hamas, das für Raketenangriffe genutzt wurde, getroffen zu haben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-its-strikes-on-gaza-hit-rocket-launchers-terror-cell-hamas-hq/ |titel=IDF says its strikes on Gaza hit rocket launchers, terror cell, Hamas HQ |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Invasion der Hamas ===<br /> [[Datei:October 2023 Gaza−Israel conflict (7– 8 October).svg|mini|Lagebild am 7. und 8. Oktober. Rot: Gazastreifen, Blau: Invasion der Hamas in israelisches Gebiet]]<br /> Unter dem Schutz des Raketenbeschusses und des dadurch an vielen Orten in Israel ausgelösten Luftalarms, welcher in den grenznahen israelischen Gebieten nichts Ungewöhnliches darstellt, jedoch viele Zivilisten und auch Sicherheitskräfte zum Aufsuchen von Schutzräumen ([[Merhav Mugan]]) bzw. Luftschutzbunkern veranlasste, näherten sich bewaffnete Angreifer den [[Sperranlage um den Gazastreifen|Sperranlagen um den Gazastreifen]]. Unter Einsatz von [[Unbemanntes Luftfahrzeug|Drohnen]] wurden Sprengsätze über den nach oben hin offenen Beobachtungs-, Kommunikations- und ferngesteuerten Waffentürmen abgeworfen, während [[Scharfschütze]]n gezielt Überwachungstechnik, darunter Kameras, unter Beschuss nahmen. Dabei wurde propagandawirksam auch ein israelischer Kampfpanzer vom Typ ''[[Merkava]]'' durch einen mittels Drohne abgeworfenen Sprengsatz außer Gefecht gesetzt. Ausbootende Besatzungsmitglieder fielen in die Hände der Hamas. Dies führte unter anderem dazu, dass die IDF in den folgenden Tagen zahlreiche ihrer gepanzerten Fahrzeuge mittels Metallkäfigdächern, sogenannten „Cope Cages“, ausrüsteten, wie sie auch von russischen Panzerbesatzungen gegen derartige Drohnenangriffe im [[Russisch-Ukrainischer Krieg|Ukrainekrieg]] verwendet werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Sakshi Tiwari |url=https://www.eurasiantimes.com/world-best-merkava-iv-tank-bombed-by-drone-hamas-adopts-ukraine/ |titel=‘World’s-Best’ Merkava IV Tank Bombed By Drone; Hamas Adopts Ukraine War Tactic To Devastate Israel |hrsg=eurasiantimes.com |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Parth Satam |url=https://www.eurasiantimes.com/israel-copies-russian-cope-cages-on-merkava-tanks-ahead-of-gaza-offensive-as-hamas-waits-with-atgms/ |titel=Israel Copies Russian ‘Cope Cages’ On Merkava Tanks Ahead Of Gaza Offensive As Hamas Waits With ATGMs |hrsg=eurasiantimes.com |datum=2023-10-17 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Joe Barnes |url=https://www.telegraph.co.uk/world-news/2023/10/16/israel-tanks-installed-cope-cages-drone-bomb-defence/ |titel=Israeli tanks with Ukraine-style ‘anti-drone cages’ line up on Gaza border |hrsg=[[The Daily Telegraph]] |datum=2023-10-16 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach dem Angriff auf die Überwachungs-, Verteidigungs- und Kommunikationseinrichtungen sprengten Vorauskommandos Durchgänge in die Mauern und Zäune der Sperranlagen, welche unter anderem mit schweren Baumaschinen erweitert wurden. Aufnahmen der Vorgänge, unter anderem von Bodycams und Drohnen der Angreifer, wurden vom Hamas-Fernsehsender [[al-Aqsa TV]] veröffentlicht. Gerüchte über einen [[Cyberattacke|Cyberangriff]] auf militärische Systeme wurden von den IDF dementiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/years-of-subterfuge-high-tech-barrier-paralyzed-how-hamas-busted-israels-defenses/ |titel=Years of subterfuge, high-tech barrier paralyzed: How Hamas busted Israel’s defenses |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/hamas-videos-seem-to-show-how-group-burst-through-border-to-start-murderous-invasion/ |titel=Hamas videos seem to show how group burst through border to start murderous invasion |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/footage-shows-bulldozer-breaking-through-border-fence-from-gaza-into-israel/ |titel=Footage shows bulldozer breaking through border fence from Gaza into Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Angreifer konnten an 119 Stellen die Grenzbarriere durchbrechen,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Samuel Granados, Ruby Mellen, Lauren Tierney, Artur Galocha, Cate Brown, Aaron Steckelberg |url=https://www.washingtonpost.com/world/2023/10/10/how-hamas-entered-israel/ |titel=How Hamas breached Israel’s ‘Iron Wall’ |hrsg=[[The Washington Post]] |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; worauf hunderte Bewaffnete zu Fuß, mit Motorrädern und Pickups sowie weiteren Fahrzeugen mehrere grenznahe [[Kibbutz|Kibbuzim]] angriffen (und darauf in die meisten eindringen konnten), darunter [[Angriff auf Zikim 2023|Zikim]], Karmijja, [[Jad Mordechai]], [[Erez]], [[Nir Am]], Mefalsim, [[Kfar Aza]], Nachal Oz, Sa'ad, Alumim, [[Be’eri|Beʾeri]], [[Reʿim]], [[Kissufim]], Ein HaSchloscha, [[Nirim (Kibbuz)|Nirim]], [[Nir Oz]], Magen, Tzochar, Sufa, [[Cholit]], [[Kerem Schalom]] und [[Schlomit]], die [[Moschav]]im Netiv HaʿAssara und Jated sowie die Kleinstädte [[Sderot]] und [[Ofakim]], bis zu 18 km von der Grenze des Gazastreifens entfernt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.lemonde.fr/en/international/article/2023/10/09/hamas-attack-on-israel-one-map-to-understand-the-situation-on-the-ground_6158164_4.html |titel=One map to understand how Hamas attacked Israel |hrsg=[[Le Monde]] |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ronen Bergman &amp; Patrick Kingsley |url=https://www.nytimes.com/2023/10/10/world/middleeast/israel-gaza-security-failure.html?unlocked_article_code=h9h333IEVQt0KbHeWx56IF5g6SWDT2ZyUKUr3q5c0FoXO1D-TOzoBBQX0Q6H8zFcrxzUbLakU341I6I5f3KRd4TbE-4tNuQZ9OaMFMhMrt3QhNtXMDL-hM9ZiQKhjEuAmR0PX4UrhfcZP5RHMX3Te66TiFKGkhUljKJ5hdZTDuSaoll1tB5bcsbkzn0I-Gfg6BHAnDPmaNvGRxSUZVixIR0g-CZA44FpGSsDBt3pL4N8tK8F3gRjaMrg959TufHBKStBmv35dYZjehrVt6wCf6AyBpQUYb_VGh_4JdQimL66wmc6cEwELOCgVe9idl502FUkBCq39LxrvcRNNjCiIoeTCFjK4ltYqMqQX2YKcQ |titel=How Israel’s Feared Security Services Failed to Stop Hamas’s Attack |hrsg=[[The New York Times]] |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Gleichzeitig mit dem Raketenbeschuss flogen Terroristen mit [[Gleitschirm|Gleit-]] bzw. [[Motorschirm]]en über die Sperranlagen hinweg nach Südisrael, wo sie von mehreren Augenzeugen gefilmt wurden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gareth Jennings |url=https://www.janes.com/defence-news/news-detail/hamas-uses-paragliders-to-breach-israeli-border |titel=Hamas uses paragliders to breach Israeli border |hrsg=janes.com |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Alia Shoaib |url=https://www.businessinsider.com/video-hamas-fighters-attack-israel-using-motorized-paragliders-2023-10?IR=T |titel=Videos show Hamas fighters attacking Israel using motorized paragliders amid a wave of surprise attacks |hrsg=businessinsider.com |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Sneha Swaminathan |url=https://www.wionews.com/world/hamas-militants-paraglide-into-israeli-rave-party-partygoers-keep-dancing-unaware-watch-644397 |titel=Hamas militants paraglide into Israeli 'rave party,' partygoers keep dancing unaware |hrsg=wionews.com |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Die IDF gaben am 1. November 2023 im Zuge einer Neubeurteilung der Lage bekannt, dass am 7. Oktober nicht, wie anfänglich vermutet, 1.500 bis 2.500 Terroristen nach Israel eindrangen, sondern rund 3.000.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-believes-3000-hamas-terrorists-invaded-israel-in-initial-oct-7-assault/ |titel=IDF believes 3,000 Hamas terrorists invaded Israel in initial Oct. 7 assault |hrsg=timesofisrael.com |datum=2023-11-01 |sprache=en |abruf=2023-11-01}}&lt;/ref&gt; Nach arabischen Medienberichten handelte es sich um rund 1.200 Mitglieder der [[Qassam-Brigaden]] und 1.500 Angehörige anderer Milizen, gefolgt von mehreren Hundert marodierenden Zivilisten aus dem Gazastreifen.&lt;ref&gt;[[Joseph Croitoru]]: ''Die Hamas. Herrschaft über Gaza, Krieg gegen Israel''. C.H. Beck, München 2024, ISBN 978-3-406-81697-0, Kapitel: ''Invasion aus dem Gazastreifen und das Massaker des 7. Oktober 2023'', S. 161–177&lt;/ref&gt; Laut Daten der Gaza-Division der israelischen Streitkräfte, welche am 31. August 2024 veröffentlicht wurden, überquerten rund 6.000 Gaza-Bewohner die Grenze nach Israel.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/doubling-previous-numbers-report-says-6000-gazans-including-3800-trained-hamas-terrorists-broke-into-israel-on-oct-7/ |titel=Doubling previous numbers, report says 6,000 Gazans – including 3,800 trained Hamas terrorists – broke into Israel on Oct. 7 |hrsg=timesofisrael.com |datum=2024-08-31 |sprache=en |abruf=2024-09-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Vertrauen auf die Wirksamkeit der Sperranlagen waren diese mit zahlenmäßig nur geringen Sicherungskräften der IDF besetzt, welche von den Angriffen völlig überrascht wurden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Seth J. Frantzman |url=https://www.jpost.com/israel-news/defense-news/article-768702 |titel=Overwhelmed: The IDF’s first hours fighting the terror waves on Oct 7 |hrsg=The Jerusalem Post |datum=2023-10-16 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Die bewaffneten Angreifer konnten mehrere Außenposten der Armee, darunter in bzw. bei Zikim, Erez, Nachal Oz und Sufa, sowie den Militärstützpunkt Reʿim, Stationierungsort der für den Gazastreifen zuständigen ''Gaza Division'', einnehmen, wodurch eine koordinierte Reaktion und Weitergabe von Informationen an den Rest der Armee verhindert wurde.&lt;ref name=&quot;IDF regains&quot; /&gt; Zudem gelang den Terroristen unter anderem auch die Einnahme der Polizeistation von Sderot.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/several-injured-in-clashes-between-israeli-forces-terrorists-at-sderot-police-station-report/ |titel=Several injured in clashes between Israeli forces, terrorists at Sderot police station — report |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/the-flowers-will-continue-to-bloom-army-reopens-surveillance-center-hit-by-hamas/ |titel=‘The flowers will continue to bloom’: Army reopens surveillance center hit by Hamas |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-11-06 |sprache=en |abruf=2023-11-06}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.armyrecognition.com/defense_news_october_2023_global_security_army_industry/israeli_shayetet_13_special_forces_seize_sufa_military_post_near_gaza_border.html |titel=Israeli Shayetet 13 Special Forces Seize Sufa Military Post |hrsg=armyrecognition.com |datum=2023-10-14 |sprache=en |abruf=2023-11-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die IDF teilten mit, dass die Hamas auch mit Schnellbooten und anderen Wasserfahrzeugen sowie mit Tauchern bzw. Schwimmern versucht habe, vom Gazastreifen aus den Strand bei Zikim, südlich von Aschkelon zu erreichen. Die israelische Marine habe jedoch einen Großteil der Angreifer abfangen und „Dutzende“ von ihnen töten können, wobei die IDF Videoaufnahmen der Vorgänge veröffentlichte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/navy-says-it-killed-dozens-of-terrorists-attempting-to-infiltrate-from-sea/ |titel=Navy says it killed dozens of Gazan terrorists attempting to infiltrate from sea |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/new-footage-shows-harbor-security-unit-foiling-hamas-naval-infiltration-on-october-7/ |titel=New footage shows harbor security unit foiling Hamas naval infiltration on October 7 |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-14 |sprache=en |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt; Einzelne Bewaffnete konnten den Strand bei Zikim erreichen, wo sie sich festsetzten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/navy-says-it-killed-5-terrorists-hiding-on-zikim-beach/ |titel=Navy says it killed 5 terrorists hiding on Zikim beach |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt; Am 09.10.2023 gaben die IDF bekannt, den stellvertretenden Kommandeur der südlichen Division der Hamas-Seestreitkräfte, Muhammad Abu Ghali, gefangen genommen zu haben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/idf-israeli-navy-commandos-take-senior-hamas-member-captive/ |titel=IDF: Israeli Navy commandos take senior Hamas member captive |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die als ''Kitat Konenut'' ({{heS|כִּתַּת כּוֹנְנוּת&amp;lrm;|kittat kōnenūt|de=Bereitschafts[[Zug (Militär)|zug]]}}) bezeichneten Notfallverteidigungseinheiten der Kibbuzim, bestehend aus bewaffneten Einwohnern mit teils militärischer Vorerfahrung, waren einige bis mehrere Stunden auf sich alleine gestellt, wobei die rund zehn Mann starke Einheit in Nir Am ihren Kibbuz ohne Verluste bis zum Eintreffen der Armee am Nachmittag verteidigen konnte. In ähnlicher Weise konnten Karmijja, Jad Mordechai, Mefalsim, Sa'ad, Magen, Ein Habessor, Tzochar und Jated verteidigt werden, auch die Kibbuzim Zikim (im Unterschied zum Strandbereich) und Erez (im Unterschied zum Grenzübergang). In Kerem Shalom konnte die aus neun Freiwilligen bestehende Einheit, unterstützt durch sechs IDF-Soldaten, erfolgreich Widerstand leisten, wobei zwei Angehörige der Notfalleinheit und ein Zivilist getötet wurden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/two-fathers-who-grew-up-together-died-together-defending-kerem-shalom/ |titel=Two fathers who grew up together died together defending Kerem Shalom |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-12 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt; &lt;br&gt;<br /> An Orten, an denen sich die Notfallverteidigungseinheiten nicht formieren konnten bzw. überrannt wurden, verübten Hamas-Kämpfer Massaker an der Zivilbevölkerung. Alleine in Beʾeri (siehe: ''[[Massaker von Be’eri]]'')&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.france24.com/en/live-news/20231021-kibbutz-beeri-near-gaza-a-symbol-of-israel-s-trauma |titel=Kibbutz Beeri near Gaza a symbol of Israel's trauma |hrsg=france24.com |datum=2023-10-21 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;, Kfar Aza (siehe: ''[[Massaker von Kfar Aza]]'')&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.france24.com/en/live-news/20231010-smell-of-death-fills-israeli-kibbutz-where-civilians-were-slain |titel=More than 100 civilians were massacred at Kfar Aza kibbutz in Hamas attacks, Israeli soldiers say |hrsg=france24.com |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;, Nachal Oz (siehe: ''[[Massaker von Nachal Oz]]''), Sderot (siehe: ''[[Angriff auf Sderot 2023]]'') und Ofakim (siehe: ''[[Massaker von Ofakim]]'') wurden rund 400 Menschen ermordet, weitere rund 130 in Nirim und Nir Oz (siehe: ''[[Massaker von Nirim und Nir Oz]]''), in Kissufim (siehe: ''[[Massaker von Kissufim]]''), Alumim (siehe: ''[[Massaker von Alumim]]'') und Cholit (siehe: ''[[Massaker von Cholit]]''). Weitere rund 360 Menschen wurden beim [[Massaker von Reʿim]] ermordet, als Terroristen die Besucher eines [[Psytrance]]-[[Festival]]s angriffen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Deborah Danan |url=https://www.timesofisrael.com/the-holocaust-all-over-again-the-supernova-festival-massacre-in-survivors-words/ |titel=‘The Holocaust, all over again’: The Supernova festival massacre, in survivors’ words |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-12 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Laura Baumgardt |url=https://groove.de/2023/10/17/supernova-das-festival-aeussert-sich-zu-hamas-angriff/ |titel=Supernova: Das Festival äußert sich zu Hamas-Angriff |hrsg=[[Groove (Zeitschrift)|Groove]] |datum=2023-10-17 |sprache=de |abruf=2023-11-09}}&lt;/ref&gt; Detaillierte Angriffspläne für einzelne Ortschaften mit teilweise verschlüsselten Aufträgen, Zivilisten zu töten, Geiseln zu nehmen und in den Gazastreifen zu verschleppen, wurden später bei den Leichen getöteter Terroristen aufgefunden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/troops-on-localized-raids-into-gaza-said-to-recover-bodies-items-of-missing-people/ |titel=IDF ‘localized’ raids into Gaza said to recover bodies; maps show Hamas killing plans |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-14 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Im November 2023 berichtete die ''[[The Washington Post|Washington Post]]'' unter Berufung auf Sicherheitsbeamte aus dem Westen und dem Nahen Osten, dass die Hamas offenbar geplant hatte, weitere Städte sowie Militärstützpunkte in Israel einzunehmen und propagandawirksam bis in das Westjordanland vorzudringen, wo sie mit verbündeten Terrorzellen zusammentreffen sollte. Diese Informationen stammen laut Medienberichten aus zahlreichen Karten, Notizen und anderen schriftlichen Anweisungen, die bei den Leichen toter Hamas-Terroristen im Grenzgebiet zum Gazastreifen gefunden wurden, sowie aus Verhören von Hamas-Gefangenen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Michael Horovitz |url=https://www.timesofisrael.com/hamas-sought-to-reach-west-bank-with-oct-7-onslaught-spark-wider-war-report/ |titel=Hamas sought to reach West Bank with Oct. 7 onslaught, spark wider war — report |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-11-13 |sprache=en |abruf=2023-11-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.jpost.com/arab-israeli-conflict/gaza-news/article-772934 |titel=Hamas planned to push October 7 massacre to the West Bank border – report |hrsg=The Jerusalem Post |datum=2023-11-12 |sprache=en |abruf=2023-11-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte|Israelischen Verteidigungsstreitkräfte]] (IDF), die wie die israelische Regierung nicht auf den Angriff vorbereitet waren, verkündeten am Vormittag, dass Ortschaften rund um den Gazastreifen von der Hamas eingenommen worden seien, und startete als Reaktion darauf die [[Israelische Militäroperation „Eiserne Schwerter“|Militäroperation „Eiserne Schwerter“]]. Verteidigungsminister [[Joaw Galant]] genehmigte die Einberufung von [[Reserve (Militärwesen)|Reservekräften]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/incoming-rocket-sirens-sound-across-southern-central-israel/ |titel=Gaza terrorists launch surprise attack on Israel with rocket barrages and infiltrations |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> Der oberste Sprecher der israelischen Streitkräfte, Daniel Hagari, bestätigte am Abend, dass die Hamas israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte in den Gazastreifen verschleppt habe und dass bei den Kämpfen auch israelische Soldaten getötet worden seien. Zudem gab er bekannt, dass es im Süden Israels immer noch 22 Orte anhaltender Kämpfe gebe, darunter Geiselnahmen in Be'eri und Ofakim. Vier [[Division (Militär)|Divisionen]] der IDF würden an die Grenze zum Gazastreifen verlegt, um die inzwischen 31 [[Bataillon]]e, die bereits dort seien, zu unterstützen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-confirms-hamas-took-israeli-hostages-to-gaza-strip-soldiers-killed-in-fighting/ |titel=IDF confirms Hamas has taken Israeli hostages to Gaza Strip, soldiers killed in fighting |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Nach Bestätigung dieser Informationen veröffentlichte der israelische Fernsehsender ''Channel 12'' verpixelte Aufnahmen aus sozialen Medien, welche augenscheinlich die Verschleppung von Zivilisten aus Israel in den Gazastreifen zeigten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/israeli-tv-shows-pixelated-videos-of-israelis-being-taken-as-hostages-to-gaza-by-hamas/ |titel=Israeli TV shows pixelated videos of Israelis being taken as hostages to Gaza by Hamas |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Die Hamas bestätigte, dutzende israelische Soldaten, darunter auch Offiziere, im Gazastreifen als Geiseln festzuhalten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hamas-claims-to-be-holding-dozens-of-israeli-soldiers-officers-in-gaza-strip/ |titel=Hamas claims to be holding dozens of Israeli soldiers, officers in Gaza Strip |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> Verteidigungsminister Joaw Galant rief nach Angaben seines Büros den Notstand im Umkreis von 80 Kilometern um den Gazastreifen aus. Dies ermögliche dem [[Heimatfront-Kommando]] unter anderem, Versammlungen einzuschränken und Gebiete abzuriegeln.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/gallant-declares-emergency-situation-in-south-center-gatherings-restricted/ |titel=Gallant declares emergency situation in south, center; gatherings restricted |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Der Notstand wurde noch in der Nacht des ersten Angriffstages auf ganz Israel ausgeweitet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/gallant-extends-emergency-situation-to-entire-country/ |titel=Gallant extends emergency situation to entire country |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Isaac Herzog in Beit HaNassi, October 2023 (KBG GPO7859).jpg|mini|Der israelische Staatspräsident [[Jitzchak Herzog]] mit den Familien der von der Hamas gefangen gehaltenen Personen in [[Beit HaNassi]], 22. Oktober 2023]]<br /> <br /> Am Ende des ersten Tages gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass seit Beginn des Angriffs 1.590 Menschen in Israel verletzt worden seien und in Krankenhäusern behandelt würden. Zudem wurde von bereits mehr als 250 Toten berichtet, wobei auf die steigende Tendenz hingewiesen wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/health-ministry-says-close-to-1600-wounded-today/ |titel=Health Ministry says close to 1,600 wounded today |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt; In Kissufim war eine 90-jährige [[Holocaust]]&lt;nowiki /&gt;überlebende unter den Opfern.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Bruce Golding |url=https://themessenger.com/news/bodies-children-knives-still-victims-hands-tied-hamas-israel-kibbutz-executions-death |titel=Bodies of Children With Knives Still in Them, Victims With Hands Tied Behind Backs Found at Israeli Kibbutz |datum=2023-10-11 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231011232414/https://themessenger.com/news/bodies-children-knives-still-victims-hands-tied-hamas-israel-kibbutz-executions-death |archiv-datum=2023-10-11 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Propaganda-Videos der Hamas ===<br /> Die Hamas veröffentlichte bereits kurz nach Angriffsbeginn Videoaufnahmen ihrer Gewalttaten, welche die Terroristen teils mit [[Bodycam]]s und Helmkameras aufgenommen hatten, auf [[Telegram]]-Kanälen. Die Videos waren innerhalb weniger Stunden in [[Öffentlichkeitsarbeit|PR]]-Studios der Hamas gesichtet, ausgewählt und professionell geschnitten worden. Auf diesen Aufnahmen waren massive Gewalttaten an israelischen Zivilisten in bisher ungekanntem Ausmaß zu sehen, einschließlich Vergewaltigungen und erniedrigende Behandlung von Frauen als Beute.&lt;ref&gt;[https://www.sueddeutsche.de/kultur/hamas-vergewaltigung-israel-frauen-hass-marketing-1.6294827 Jakob Biazza: ''Vergewaltigung und Mord als Marketingstrategie'', Süddeutsche Zeitung, 30. Oktober 2023]&lt;/ref&gt; Auch auf [[Facebook]] konnten die Terrorattacken im [[Livestreaming|Livestream]] mitverfolgt werden. Manche Morde nahmen die Terroristen mit den Mobiltelefonen ihrer Opfer auf und sandten die Aufnahmen an Angehörige oder Bekannte der Opfer oder luden sie auf die Facebookprofilseiten der Getöteten hoch.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Max Hoppenstedt, Patrick Beuth |Titel=(S+) Brutale Videos von Opfern: Der Social-Media-Terror der Hamas |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-14 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/netzwelt/web/israel-brutale-videos-von-opfern-der-social-media-terror-der-hamas-a-f5c7bc9e-0544-4852-b0c7-ab775b2c432a |Abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt; Unzählige Veröffentlichungen auf Plattformen der Sozialen Netzwerke zeigten die Gräuel aus Täterperspektive als Propagandamaterial. Darauf folgte laut der Antisemitismusforscherin Monika Hübscher „eine international angelegte Social-Media-Kampagne mit dem Ziel die Hamas und ihre Morde zu legitimieren und anhand von antisemitischen Darstellungen in Bild und Wort nicht nur Israelis, sondern auch Juden*Jüdinnen zu entmenschlichen und Gewalt gegen sie zu normalisieren“.&lt;ref&gt;Monika Hübscher: ''Antisemitismus in den Sozialen Medien. Eine Einführung'', in: Monika Hübscher, Sabine von Mering (Hrsg.): ''Antisemitismus in den Sozialen Medien'', Verlag Barbara Budrich, 2024, ISBN 978-3-8474-3013-1, S. 16&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 139 Morde „auf jede erdenklich Art“ seien durch Videomaterial dokumentiert. Tausende weitere Sequenzen werden nach Angabe von [[Ron Leshem]] auf Bitte der betroffenen Familien bei den Ermittlungsstellen unter Verschluss gehalten.&lt;ref&gt;Ron Leshem: ''Feuer. Israel und der 7. Oktober'', Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2024, ISBN 978-3-7371-0206-3, S. 20&lt;/ref&gt; Am 23. Oktober zeigte die israelische Regierung 200 Mitgliedern der ausländischen Presse rund 43 Minuten Filmmaterial, darunter ungeschnittene Aufnahmen von Bodycams getöteter oder gefangener Terroristen, um Zweifel an den durch die israelischen Behörden geschilderten Gräueltaten der Terroristen zu zerstreuen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Carrie Keller-Lynn |url=https://www.timesofisrael.com/idf-shows-foreign-press-raw-hamas-bodycam-videos-of-murder-torture-decapitation/ |titel=IDF shows foreign press Hamas bodycam videos, photos of murder, torture, decapitation |hrsg=timesofisrael.com |datum=2023-10-23 |abruf=2023-11-26}}&lt;/ref&gt; Am 8. November gaben israelische Behörden bekannt, bisher etwa 1.000 Menschen eine 47-minütige Zusammenstellung einiger der Gräueltaten des Angriffes der Hamas vorgeführt zu haben, unter anderem der Redaktion der [[The New York Times|New York Times]], Mitarbeitern des [[Weißes Haus|Weißen Hauses]] sowie den Leitern westlicher Geheimdienste, darunter [[Central Intelligence Agency|CIA]] und [[Security Service|MI5]]. Der Zusammenschnitt, der größtenteils aus Bodycam-Aufnahmen getöteter Terroristen bestehe, wird als Teil der israelischen Öffentlichkeitsarbeit verwendet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/film-showing-hamas-atrocities-screened-70-times-around-world-report/ |titel=Film showing Hamas atrocities screened 70 times around world — report |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-11-08 |sprache=en |abruf=2023-11-09}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Bergung der Todesopfer ===<br /> Nach dem Terrorangriff der Hamas wurde die [[ZAKA|ZAKA-Organisation]] mit der extrem schwierigen Aufgabe betraut, die Leichen und Leichenteile der von den palästinensischen Terroristen getöteten Menschen zu bergen und zu identifizieren.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=jshyman123 |url=https://zakaworld.org/israeli-casualties-of-october-7th-2023/ |titel=Israeli casualties of October 7th, 2023 |hrsg=zakaworld.org |datum=2023-10-23 |sprache=en |abruf=2023-10-31}}&lt;/ref&gt; Das Ausmaß der Tötungen und Folterungen der Opfer werden von den ZAKA-Mitarbeitern protokolliert und sollen in künftigen Gerichtsverfahren Hinweise auf [[Kriegsverbrechen]], [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] und [[Völkermord]] liefern.&lt;ref&gt;[https://www.juedische-allgemeine.de/israel/israel-sammelt-beweise-fuer-kriegsverbrechen-der-hamas/ Israel sammelt Beweise für Kriegsverbrechen der Hamas], Jüdische Allgemeine, 26. Oktober 2023. Abgerufen am 29. Oktober 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Rückeroberung durch die IDF ===<br /> Am Morgen des 8. Oktober gaben die IDF bekannt, die Polizeistation von Sderot rund 20 Stunden nach ihrer Einnahme durch Terroristen zurückerobert und dabei zehn Bewaffnete getötet zu haben. Dabei wurde die Station schwer beschädigt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/israeli-forces-take-control-of-sderot-police-station-10-terrorists-killed/ |titel=Israeli security forces take control of Sderot police station; 10 terrorists killed |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/israeli-forces-beginning-to-demolish-sderot-police-station-where-terrorists-holed-up/ |titel=Israeli forces beginning to demolish Sderot police station where terrorists holed up |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/border-police-chief-praises-forces-who-took-control-of-sderot-police-station-killed-10-terrorists/ |titel=Border Police chief praises forces who took control of Sderot police station, killed 10 terrorists |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Die Rückeroberung der Militärbasis von Reʿim sei nach IDF-Angaben noch am 7. Oktober, rund zwölf Stunden nach ihrer Besetzung durch Terroristen, gelungen.&lt;ref name=&quot;IDF regains&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-regains-control-of-reim-military-base-from-hamas-terrorists-in-southern-israel/ |titel=IDF regains control of Re’im military base from Hamas terrorists in southern Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Weiter meldeten die Streitkräfte, dass sie die Geiselnahmen in Ofakim und Be’eri beendet hätten, wobei mindestens fünf Terroristen getötet und rund 50 Geiseln befreit worden seien.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/terrorist-holed-up-in-ofakim-home-said-killed-by-israeli-forces-after-hostages-rescued/ |titel=Terrorist holed up in Ofakim home said killed by Israeli forces after hostages rescued |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/security-forces-still-searching-for-terrorist-infiltrators-in-southern-israel/ |titel=Security forces still searching for terrorist infiltrators in southern Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;<br /> Militärsprecher Daniel Hagari meldete am späten Vormittag, dass bislang rund 400 Terroristen im Süden Israels und im Gazastreifen getötet sowie dutzende weitere gefangen genommen worden seien. Zudem gebe es noch größere Feuergefechte in Kfar Aza und Magen. Zu diesem Zeitpunkt sei die Hauptaufgabe der IDF gewesen, die von den Terroristen infiltrierten Gebiete zu säubern, Zivilisten aus grenznahen Ortschaften zu evakuieren und die Durchbruchsstellen zu finden.<br /> <br /> Am Morgen des 9. Oktober erklärte ein Sprecher des israelischen Militärs, dass die Kämpfe in den israelischen Siedlungen Kfar Aza, Beʾeri, [[Nirim (Kibbuz)|Nirim]] und Alumim andauerten. Die hier verschanzten Terroristen seien teils seit Samstag auf israelischem Territorium, teils später hinzugestoßen. In der Nähe des Kibbuz Kfar Aza sei ein Ausgang bzw. Eingang des [[Tunnelsystem im Gazastreifen|Tunnelsystems des Gazastreifens]] entdeckt worden.&lt;ref name=&quot;:16&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian, ToI Staff |url=https://www.timesofisrael.com/air-force-pounds-gaza-overnight-in-bid-to-devastate-hamas-rocket-fire-continues/ |titel=Air Force pounds Gaza overnight in bid to ‘devastate’ Hamas; rocket fire continues |sprache=en-US |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt; Zudem bekämpfe die IDF weiterhin Terroristen, welche versuchten, durch die beschädigten Grenzanlagen nach Israel einzudringen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-continues-to-strike-terrorists-pouring-into-israel-over-damaged-border/ |titel=IDF continues to strike terrorists pouring into Israel over damaged border |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt; In der Kleinstadt Sderot kam es zu Gefechten zwischen Terroristen und Soldaten einer Fallschirmjägerbrigade, wobei mehrere Terroristen getötet wurden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/several-casualties-reported-in-sderot-shootout-hostage-situation-ruled-out/ |titel=Several casualties reported in Sderot shootout; hostage situation ruled out |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-paratroopers-engaging-with-terrorists-in-sderot-in-bid-to-clear-city/ |titel=IDF says paratroopers engaging with terrorists in Sderot in bid to clear city |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt; Am Abend und in den Nachtstunden wurden Kämpfe mit Terroristen in Karmia, [[Scha’ar HaNegev|Schaʿar HaNegev]], Saʿ'ad sowie bei [[Mischmar ha-Negev]] und [[Rahat]] gemeldet, wobei sich die letzten beiden Orte bis zu 25 km von der Ostgrenze des Gazastreifens entfernt befinden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/troops-battling-terrorists-near-karmia-on-gaza-border/ |titel=Troops battling terrorists near Karmia on Gaza border |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/video-shows-police-taking-down-terrorist-at-southern-junction/ |titel=Video shows police taking down terrorist at southern junction |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/police-exchange-fire-with-terrorists-in-central-negev-reports/ |titel=Police exchange fire with terrorists in central Negev — reports |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/israeli-security-forces-said-to-kill-terrorist-in-gunfire-exchange-near-gaza-area-community/ |titel=Israeli security forces said to kill terrorist in gunfire exchange near Gaza-area community |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Frühmorgens am 10. Oktober gab IDF-Sprecher Daniel Hagari bekannt, dass das Militär die Kontrolle über die Grenze zum Gazastreifen wiedererlangt und am letzten Tag kein einziger Terrorist die Grenze überquert habe. Es würden sich jedoch noch vereinzelte Bewaffnete auf israelischem Territorium befinden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-we-have-full-control-of-gaza-border/ |titel=IDF: We have full control of Gaza border |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt; Der IDF-Sprecher Richard Hecht teilte zudem mit, dass in Israel rund 1.500 Leichen von Hamas-Terroristen gefunden werden konnten, und bestätigte, dass seit Montagabend kein Hamasterrorist mehr nach Israel eingedrungen sei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-weve-found-1500-bodies-of-hamas-terrorists-in-israel/ |titel=IDF: We’ve found 1,500 bodies of Hamas terrorists in Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt;<br /> Im Laufe des Tages meldeten die IDF die Tötung von 18 Terroristen bei Zikim,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-18-hamas-infiltrators-killed-in-past-day-army-escalating-strikes-on-hamas/ |titel=IDF says 18 Hamas infiltrators killed in past day; army escalating strikes on Hamas |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/iaf-kills-terrorists-hiding-on-israeli-beach-near-border/ |titel=IAF kills terrorists hiding on Israeli beach near border |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/at-least-4-palestinian-terrorists-killed-by-israeli-forces-near-gaza-border-town/ |titel=At least 4 Palestinian terrorists killed by Israeli forces near Gaza border town |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-confirms-several-terrorists-killed-on-beach-near-gaza-border/ |titel=IDF confirms four terrorists killed on beach near Gaza border |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt; Mefalsim, Reʿim und Aschkelon.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-soldiers-killed-two-palestinian-terrorists-near-kibbutz-in-southern-israel/ |titel=IDF says soldiers killed two Palestinian terrorists near kibbutz in southern Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/soldiers-kill-two-terrorists-near-kibbutz-reim-idf/ |titel=Soldiers kill two terrorists near Kibbutz Re’im — IDF |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-troops-killed-three-palestinian-terrorists-near-ashkelon/ |titel=IDF says troops killed three Palestinian terrorists near Ashkelon |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Laufe des Vormittages des 11. Oktobers gab das israelische Militär bekannt, dass in den letzten zwei Tagen kein Terrorist mehr nach Israel eingedrungen sei und dass sich im Grenzgebiet die Leichen hunderter getöteter Angreifer befinden, welche noch nicht geborgen wurden. Die Armee durchkämme weiterhin Orte in Grenznähe auf der Suche nach Terroristen, welche sich nicht in den Gazastreifen zurückgezogen hätten. Das ''Combat Engineering Corps'' der IDF riegelte derweil die Durchbruchsstellen der Grenzbarrieren ab und räumte von der Hamas hinterlassene Kampfmittel.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/troops-working-to-seal-demine-breaches-in-gaza-border-fence/ |titel=Troops working to seal, demine breaches in Gaza border fence |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am Nachmittag meldeten die IDF, die Grenzorte Beʾeri und Reʿim befreit zu haben, wobei es zu Zusammenstößen zwischen Truppen der 99. Division und bewaffneten Terroristen gekommen sei. Divisionskommandeur Barak Hiram teilte mit, dass sich die Kämpfe als „sehr schwierig“ gestaltet hätten, da von Haus zu Haus vorgegangen werden musste, wobei Terroristen teilweise in israelischen Uniformen und verschanzt aus Schutzräumen heraus das Feuer eröffnet hätten. Die Division habe in den Kämpfen mehrere Gefallene und Verwundete erlitten. Hiram teilte weiter mit, dass allein in Beʾeri die Leichen von 108 Terroristen und über 100 israelischen Zivilisten aufgefunden worden seien.&lt;ref&gt;Emanuel Fabian: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/army-says-it-is-still-battling-terrorists-hiding-in-south-hostage-rescued/ Army says it is still battling terrorists hiding in south, hostage rescued.]'' In: timesofisrael.com, 11. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt; Bei den Kämpfen um Be’eri kam auch die Elite-Kommandoeinheit [[Schajetet 13]] zum Einsatz, welche laut Armeeangaben auch bei der Rückeroberung eines Militärpostens in Sufa sowie bei der Befreiung von Kfar Aza, Saʿad, Mefalsim und Nir Oz mitgewirkt habe. Die Einheit sei für den Tod von rund 60 Terroristen und die Gefangennahme von 26 weiteren sowie für die Befreiung von rund 250 Geiseln verantwortlich. Sie veröffentlichte Aufnahmen ihrer Einsätze.&lt;ref&gt;Emanuel Fabian: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-publishes-footage-of-elite-troops-retaking-gaza-border-post-from-hamas-on-saturday/ IDF publishes footage of elite troops retaking Gaza border post from Hamas on Saturday.]'' In: timesofisrael.com, 12. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt; Die Zeitung [[Haaretz]] zitierte einen Überlebenden aus Be’eri, demzufolge die israelische Armee bei der Rückeroberung „schwierige Entscheidungen“ getroffen und Häuser beschossen habe, ohne zu wissen, ob sich in ihnen noch Geiseln befinden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Nir Hasson |url=https://www.haaretz.co.il/news/politics/2023-10-20/ty-article-magazine/.premium/0000018b-499a-dc3c-a5df-ddbaab290000 |titel=בקיבוצי העוטף מנסים להסתכל קדימה: &quot;המטרה מול עיניי — לחזור הביתה&quot; |hrsg=Haaretz |datum=2023-10-23 |sprache=he |abruf=2023-11-02}} – &quot;לדבריו, רק ביום שני בלילה ורק אחרי שהמפקדים בשטח קיבלו החלטות קשות — בהן הפגזת בתים על יושביהם כדי לחסל את המחבלים מבלי לדעת האם הישראלים באותם מבנים חיים או מתים — צה&quot;ל השלים את ההשתלטות על הקיבוץ&quot;.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einzelne, versprengte Terroristen wurden in den folgenden Tagen unter anderem bei Kissufim&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-troops-killed-palestinian-terrorist-by-kissufim-near-gaza/ |titel=IDF says troops killed Palestinian terrorist by Kissufim, near Gaza |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-12 |sprache=en |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt; und Nir Am getötet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-troops-killed-palestinian-terrorist-in-gaza-border-kibbutz/ |titel=IDF says troops killed Palestinian terrorist in Gaza border kibbutz |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-15 |sprache=en |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Folgeereignisse ==<br /> === 8. Oktober ===<br /> [[Datei:The remains of the Sderot city police Photo by Yoav Keren.jpg|mini|Von Israelis zerstörte Polizeistation in [[Sderot]] am 8. Oktober, nachdem sich dort palästinensische Terroristen verbarrikadiert hatten&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Joanie Margulies |url=https://www.jpost.com/israel-news/defense-news/article-763198 |titel=IDF regains control over Sderot police station |werk=The Jerusalem Post |datum=2023-10-08 |abruf=2023-10-15}}&lt;/ref&gt; ]]<br /> &lt;div class=&quot;tright&quot; style=&quot;clear:none;&quot;&gt;[[Datei:Damage in Gaza Strip during the October 2023 - 13.jpg|mini|Auswirkungen der infolge des Terrorangriffs auf Israel erfolgten israelischen Luftschläge auf den Gazastreifen am 8. Oktober]]&lt;/div&gt;<br /> <br /> ==== Politische Vorgänge ====<br /> Am 8. Oktober verkündete das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass das israelische Sicherheitskabinett einer Versetzung des Landes in den Kriegszustand zugestimmt und es zur Durchführung erheblicher militärischer Aktivitäten ermächtigt habe.&lt;ref&gt;Lazar Berman: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/security-cabinet-confirms-israel-at-war-can-undertake-significant-military-activities/ Security cabinet confirms Israel at war, can undertake ‘significant military activities’.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://apa.at/news/israels-sicherheitskabinett-erklaert-kriegszustand/ Israels Sicherheitskabinett erklärt Kriegszustand]&lt;/ref&gt; Aufgrund der Kampfhandlungen wurden die Schulen im gesamten Land, sowie sämtliche Geschäfte südlich von [[Netanja]] und nördlich des zentralen [[Negev]]-Gebietes, welche über keine Schutzräume verfügen, geschlossen.&lt;ref&gt;Emanuel Fabian: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-schools-to-remain-closed-across-the-country-amid-fighting/ IDF says schools to remain closed across the country amid fighting.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt; Zudem ernannte Netanjahu den Brigadegeneral der Reserve, Gal Hirsch, zum Verantwortlichen der Regierung für vermisste und entführte Bürger, wobei alle Regierungsbehörden in dieser Angelegenheit seiner Leitung unterstellt wurden.&lt;ref&gt;Lazar Berman: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/netanyahu-names-general-as-government-point-man-on-missing-israelis/ Netanyahu names general as government point man on missing Israelis.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Laut einer vom israelischen Außenministerium zusammengestellten Liste hatten bis dahin rund 84 Länder und Nationen Erklärungen zur Unterstützung Israels veröffentlicht, wobei in vielen Ländern, darunter den USA, Großbritannien, Australien, Frankreich, Norwegen und Österreich, mehrere politische Führer Erklärungen abgaben, in denen sie die Angriffe verurteilten und Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstützten. Außenminister [[Eli Cohen (Politiker, 1972)|Eli Cohen]] sprach dabei innerhalb von 24 Stunden mit 17 Außenministern, überwiegend aus Europa. Er hielt auch ein Briefing für ausländische Diplomaten in Israel und für israelische Diplomaten im Ausland ab.&lt;ref&gt;Lazar Berman: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/foreign-ministry-says-84-countries-have-expressed-support-for-israel/ Foreign Ministry says 84 countries have expressed support for Israel.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> US-Verteidigungsminister [[Lloyd Austin]] gab bekannt, dass die Regierung der Vereinigten Staaten die israelischen Streitkräfte mit zusätzlicher Ausrüstung und Ressourcen, einschließlich Munition, versorgen werde. Zudem gab er bekannt, dass eine Flugzeugträgerkampfgruppe um die [[USS Gerald R. Ford (CVN-78)|USS Gerald R. Ford]] in das östliche Mittelmeer verlegt werde und die Kampfflugzeugstaffeln in der Region verstärkt würden.&lt;ref&gt;''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/pentagon-says-us-sending-munitions-equipment-to-israel-redirecting-aircraft-carrier/ Pentagon says US sending munitions, equipment to Israel, redirecting aircraft carrier.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ende Januar 2024 übermittelte Israel dem UN-Palästinenserhilfswerk [[UNRWA]] Informationen über die mutmaßliche Beteiligung mehrerer von dessen Mitarbeiter am Terrorangriff der Hamas auf Israel. Die UNRWA kündigte daraufhin an, eine mögliche Beteiligung mehrerer seiner Mitarbeiter am Hamas-Massaker in Israel zu prüfen. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich entsetzt über die Nachricht, dass mehrere UNRWA-Mitarbeiter in die Terroranschläge in Israel verwickelt sein könntenund drohte den Betroffenen mit sofortiger Entlassung sowie strafrechtlichen Konsequenzen, sollte die Untersuchung ihre Beteiligung an den Attacken ergeben.&lt;ref name=&quot;ts260124&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-nahost-freitag-102.html |titel=liveblog Krieg in Nahost: Huthi beschießen US-Zerstörer |hrsg=tagesschau.de |abruf=2024-01-27}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Beschuss Israels aus dem Libanon ====<br /> Am frühen Vormittag meldete die IDF, dass sie mit Artilleriebeschuss und einem Drohnenangriff auf Ziele der [[Hisbollah]]-Infrastruktur im Südlibanon reagiert habe, nachdem von dort aus mehrere Mörsergranaten auf Mount Dov, im von Israel besetzten Gebiet der [[Schebaa-Farmen]], abgefeuert worden waren. Die libanesische Terrormiliz Hisbollah übernahm die Verantwortung und gab an, drei israelische Militärstandorte in der Mount Dov-Region, aus Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand, angegriffen zu haben. Die im Südlibanon stationierte UN-Friedenstruppe [[United Nations Interim Force in Lebanon|UNIFIL]] bestätigte den gegenseitigen Beschuss, bei dem es nach offiziellen Angaben zu keinen Opfern gekommen war, und rief beide Seiten zur Zurückhaltung und Deeskalation auf.&lt;ref&gt;Emanuel Fabian: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-artillery-strikes-targets-in-lebanon-as-mortar-shells-fired-toward-israel/ IDF artillery strikes targets in Lebanon as mortar shells fired toward Israel.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Emanuel Fabian:: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hezbollah-claims-mortar-fire-from-lebanon-at-israel/ Hezbollah claims mortar fire from Lebanon at Israel.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hezbollah-says-rockets-and-mortars-fired-at-israel-in-solidarity-with-palestinians/ Hezbollah says rockets and mortars fired at Israel ‘in solidarity’ with Palestinians.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/un-peacekeepers-on-lebanon-border-call-for-restraint-from-everyone/ UN peacekeepers on Lebanon border call for restraint from ‘everyone’.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-published-footage-of-drone-strike-on-hezbollah-tent/ IDF publishes footage of drone strike on Hezbollah tent]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Gianluca Pacchiani: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/top-hezbollah-official-warns-us-israel-that-fighting-may-spread/ Top Hezbollah official warns US, Israel that fighting may spread.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Kampfhandlungen in Israel und Angriffe im Gazastreifen ====<br /> Im Laufe des Tages kam es zu sporadischem Raketenbeschuss auf Israel, wobei in Sderot, [[Netiwot]] und Aschkelon mehrere Gebäude getroffen und mindestens fünf Menschen verletzt wurden.&lt;ref&gt;Emanuel Fabian: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/one-person-seriously-wounded-in-new-rocket-attack-on-sderot/ Four wounded, one critical, in new rocket attack on Sderot.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Emanual Fabian: ''[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/rocket-fired-from-gaza-hits-apartment-building-in-netivot/ Rocket fired from Gaza hits apartment building in Netivot.]'' In: timesofisrael.com, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. November 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/reports-of-direct-rocket-impacts-in-ashkelon-after-barrage-from-gaza/ |titel=Reports of direct rocket impacts in Ashkelon after barrage from Gaza |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/ashkelon-home-hit-by-rocket-8-year-old-injured/ |titel=Ashkelon home hit by rocket, 8-year-old injured |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die israelische Luftwaffe flog eine Welle schwerer Luftangriffe im Gazastreifen,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-it-is-carrying-out-wave-of-intense-airstrikes-in-gaza/ |titel=IDF says it is carrying out wave of ‘intense’ airstrikes in Gaza |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; wobei hunderte Ziele, davon mindestens 120 in der nördlich gelegenen Stadt [[Beit Hanun]] und etwa 150 in Shejaiya, einem Viertel von Gaza-Stadt, angegriffen worden seien. Die IDF bezeichnete Beit Hanun und Shejaiya als „Terrornester“, welche von der Hamas für Angriffe gegen Israel genutzt würden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-spox-there-are-still-terrorists-in-israel-but-we-will-find-them-wherever-they-are/ |titel=IDF spox: There are still terrorists in Israel, but we will find them ‘wherever they are’ |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-launches-massive-airstrikes-against-nest-of-terror-in-gazas-shujaiyya/ |titel=IDF launches massive airstrikes against ‘nest of terror’ in Gaza’s Shuja’iyya |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Die israelische Marine beschoss ebenfalls Ziele im Gazastreifen und meldete unter anderem die Zerstörung mehrerer Raketenwerfer.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-navy-boat-strikes-two-rocket-launchers-in-gaza/ |titel=IDF says Navy boat strikes three rocket launchers in Gaza |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der hochrangige Hamas-Funktionär Moussa Abu Marzouk gab bekannt, dass die Terrorgruppe rund 130 israelische Geiseln festhalte, darunter hochrangige Armeeangehörige.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gianluca Pacchiani |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hamas-boasts-of-100-israelis-held-hostage-including-idf-officials/ |titel=Hamas boasts of some 130 Israelis held hostage, including IDF officials |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Am Ende des Tages meldete zudem [[Abu Obaida (Hamas)|Abu Obaida]], ein Sprechers des militärischen Flügels der Hamas, dass in mehreren Gebieten nahe der nördlichen Gaza-Grenze, darunter Zikim, Sufa und Mefalsim, immer noch Kämpfe andauerten und dass in Mavki'im, südlich von Aschkelon, zahlreiche israelische Sicherheitskräfte getötet und verwundet worden seien.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gianluca Pacchiani |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hamas-spokesperson-claims-terror-group-still-operating-in-several-areas-in-israel/ |titel=Hamas spokesperson claims terror group still operating in several areas in Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am Ende des zweiten Tages gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass seit Beginn des Angriffs die Zahl der Verletzten und in israelischen Krankenhäusern behandelten Israelis auf 2.315 gestiegen sei. Zudem seien bereits mehr als 700 Tote zu beklagen, Tendenz steigend.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/health-ministry-says-number-of-wounded-in-israel-rises-to-2315/ |titel=Health Ministry says number of wounded in Israel rises to 2,315 |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 9. Oktober ===<br /> ==== Politische und wirtschaftliche Vorgänge ====<br /> Ein Sprecher der [[Australia and New Zealand Banking Group|ANZ]]-Bankengruppe gab bekannt, dass seit dem Angriff der Hamas am Wochenende, die Ölpreise um mehr als vier Prozent gestiegen seien. ''[[Brent (Öl)|Brent]]'' sei im frühen Asiengeschäft um 4,7 Prozent auf 86,65 US-Dollar, sowie ''[[West Texas Intermediate]]'' um 4,5 Prozent auf 88,39 US-Dollar gestiegen. Entscheidend für die Märkte sei, ob der Konflikt eingedämmt bleibe, oder sich auf andere Regionen, insbesondere Saudi-Arabien, ausweite und es zu einer Einbeziehung von Iran und USA komme.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/oil-prices-soar-after-hamas-attack-on-israel/ |titel=Oil prices soar after Hamas attack on Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die israelische Zentralbank teilte mit, dass sie, auf die durch den Hamas-Angriff entstandene Marktunsicherheit, wobei der [[Schekel]] gegenüber dem US-Dollar auf ein nahezu achtjähriges Tief gefallen war, mit dem Verkauf von [[Devisen]] in der Höhe von bis zu 30 Milliarden US-Dollar reagiere, um die Schekel-Währung zu stützen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/israel-moves-to-prop-up-shekel-amid-market-uncertainty/ |titel=Israel moves to prop up shekel amid market uncertainty |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Nayib Bukele]], Präsident von [[El Salvador]] mit palästinensischer Abstammung, verurteilte die Hamas nach ihrem Angriff auf Israel und verglich die Organisation mit der in seinem Land operierenden ''[[Mara Salvatrucha]]''.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/el-salvador-president-who-has-palestinian-ancestry-calls-hamas-criminals/ |titel=El Salvador president, who has Palestinian ancestry, calls Hamas ‘criminals’ |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Irans Präsident [[Ebrahim Raisi]] hingegen lobte in einem Telefongespräch mit [[Ziyad an-Nachala]], Führer der Organisation ''Islamischer Dschihad in Palästina'', den Angriff auf Israel als „innovative Operation“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gianluca Pacchiani |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/iran-president-praises-innovative-operation-in-call-with-islamic-jihad-chief/ |titel=Iran president praises ‘innovative operation’ in call with Islamic Jihad chief |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der EU-Außenbeauftragte [[Josep Borrell]] berief für den Folgetag eine Dringlichkeitssitzung der EU-Außenminister ein, um die Situation in Israel und in der Region zu besprechen,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/eu-foreign-ministers-to-hold-emergency-talks-on-israel/ |titel=EU foreign ministers to hold emergency talks on Israel |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; während [[Olivér Várhelyi]], Kommissar für Erweiterung und Europäische Nachbarschaftspolitik, bekanntgab, dass die Entwicklungshilfezahlungen an die Palästinenser gestoppt und die Unterstützung in Höhe von 691 Millionen Euro einer erneuten Prüfung unterzogen werde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/eu-suspends-palestinian-aid-payments-will-review-future-funding/ |titel=EU suspends Palestinian aid payments, will ‘review’ future funding |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> UN-Generalsekretär [[António Guterres]] kritisierte die Angriffe der Hamas auf Israel und forderte die Terrorgruppe auf, alle Geiseln freizulassen. Gleichzeitig äußerte er sich besorgt über die Reaktion Israels, welche unter anderem auf die zivile Infrastruktur abziele, sowie die Zahl der Todesopfer auch auf palästinensischer Seite, darunter viele Frauen und Kinder, wobei er daran erinnerte, dass Militäreinsätze in strikter Übereinstimmung mit dem humanitären Völkerrecht durchgeführt werden müssten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jacob Magid |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/un-chief-slams-hamas-warns-israel-over-retaliatory-actions/ |titel=UN chief slams Hamas, warns Israel over retaliatory actions |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Kampfhandlungen in Israel und dem Gazastreifen ====<br /> [[Datei:October 2023 Gaza−Israel conflict (9 October).svg|mini|lang=de|Ungefähres Lagebild am 9. Oktober]]<br /> In der Nacht vom 8. zum 9. Oktober sowie im Verlauf des Tages erfolgte unter Einsatz von [[Kampfflugzeug]]en, [[Hubschrauber|Helikoptern]] und [[Artillerie]] ein umfassender Angriff Israels auf den Gazastreifen, bei dem nach israelischen Militärangaben mehr als 1.000 Ziele getroffen wurden.&lt;ref name=&quot;:23&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/gaza-israel-angriff-116.html |titel=Nach Hamas-Attacke: Angriffe in Israel, Gegenangriffe im Gazastreifen |sprache=de |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt; Durch die Luftangriffe des israelischen Militärs wurde auch ein Markt des [[Flüchtlingslager Dschabaliya|Flüchtlingslagers Dschabaliya]] getroffen, der mit Zivilisten bevölkert war.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Aftermath of airstrike on Jabalia refugee camp in Gaza |Sammelwerk=BBC News |Datum=2023-10-10 |Online=https://www.bbc.com/news/av/world-middle-east-67058549 |Abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Raja Abdulrahim, Ameera Harouda |Titel=Israeli Airstrikes Hit Marketplace and Mosques in Gaza, Killing Dozens |Sammelwerk=The New York Times |Datum=2023-10-09 |Online=https://www.nytimes.com/2023/10/09/world/middleeast/israel-gaza-market-air-strike-jabaliya.html |Abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch die Hamas feuerte erneut Raketen auf israelisches Gebiet ab, dabei kam es zu [[Zielballistik|Einschlägen]] in Tel Aviv, unter anderem nahe dem [[Flughafen Ben Gurion]], in Aschdod und Aschkelon, sowie nahe Jerusalem, wobei mindestens acht Menschen verletzt wurden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/rocket-alerts-blare-in-jerusalem-and-tel-aviv/ |titel=Rockets fired at Jerusalem, Tel Aviv, other areas; impacts reported but not injuries |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/rocket-impacts-near-ben-gurion-airport-no-reports-of-injuries-or-damage/ |titel=Rocket impacts near Ben Gurion Airport; no reports of injuries or damage |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/injuries-reported-in-ashdod-ashkelon-after-rockets-score-direct-hits/ |titel=Several injured in Ashdod, Ashkelon after rockets score direct hits |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/woman-critically-injured-man-seriously-hurt-in-rocket-strikes-near-jerusalem/ |titel=Woman critically injured, man seriously hurt in rocket strikes near Jerusalem |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:23&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:19&quot; /&gt; IDF-Sprecher Daniel Hagari meldete am späten Vormittag, dass seit Beginn des Hamas-Angriffs rund 4.400 Raketen auf Israel abgefeuert worden seien&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-spokesperson-says-military-has-regained-control-of-all-gaza-border-towns-but-terrorists-may-remain/ |titel=IDF spokesperson says military has regained control of all Gaza border towns but terrorists may remain |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt; und betonte, dass [[Yahya Sinwar]], Leiter der Hamas im Gazastreifen und damit Kommandeur der Kampagne vom 7. Oktober, ein „toter Mann“ sei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hamas-leader-sinwar-is-a-dead-man-idf-spokesman-threatens/ |titel=Hamas leader Sinwar ‘is a dead man,’ IDF spokesman threatens |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am Nachmittag gab die IDF bekannt, drei Bewaffnete nahe dem Beduinendorf Arab al-Aramshe, im Norden Israels, getötet zu haben, welche aus dem Libanon nach West-Galiläa eingedrungen waren. Im Zuge der Kampfhandlungen wurden laut IDF auch ein israelischer Soldat getötet und fünf weitere verwundet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/senior-idf-commander-killed-in-earlier-confrontation-with-infiltrators-from-lebanon/ |titel=Senior IDF commander killed in earlier confrontation with terrorists from Lebanon |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/troops-kill-gunmen-who-breached-northern-border-idf/ |titel=Troops kill gunmen who breached northern border — IDF |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Zudem war es in zwei Ortschaften in Ober-Galiläa zur Auslösung von Luftalarm gekommen, nachdem zwei Mörsergranaten aus dem Libanon auf Nordisrael abgefeuert worden waren, von denen eine in offenem Gelände und die zweite noch im Libanon eingeschlagen war.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/mortars-on-north-confirmed-hezbollah-denies-role-in-infiltration/ |titel=Mortars on north confirmed; Hezbollah denies role in infiltration |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Die israelische Armee beschoss daraufhin drei Ziele im Südlibanon, darunter einen Hisbollah-Beobachtungsposten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/israel-said-to-shell-hezbollah-post-in-southern-lebanon/ |titel=Israel said to shell Hezbollah post in southern Lebanon |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Das Heimatfrontkommando der IDF forderte die Bewohner von 28 Ortschaften im Norden Israels, welche nahe der libanesischen Grenze liegen, auf, bis auf Weiteres Schutzräume aufzusuchen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/residents-across-northern-border-told-to-take-cover/ |titel=Residents across northern border told to take cover |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Die Verantwortung für den Infiltrationsversuch nach Israel übernahm später am Abend die Organisation ''Palästinensischer Islamischer Dschihad''.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/islamic-jihad-claims-northern-border-attack/ |titel=Islamic Jihad claims northern border attack |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Die Hisbollah gab noch am selben Tag den Tod drei ihrer Mitglieder durch israelische Vergeltungsangriffe bekannt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hezbollah-says-2-members-killed-in-israeli-shelling/ |titel=Hezbollah says 2 members killed in Israeli shelling |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/three-hezbollah-members-killed-in-israeli-strike/ |titel=Three Hezbollah members killed in Israeli strike |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am Abend gab IDF-Sprecher Daniel Hagari im Zuge einer Pressekonferenz bekannt, dass die Durchbrüche an den Grenzanlagen abgeriegelt seien und Terroristen, welche sich ihnen nähern, mit Unterstützung der Luftwaffe bekämpft würden. Die Intensität der Angriffe der israelischen Luftwaffe auf den Gazastreifen sei fünfmal so hoch wie die der Angriffe auf die Hisbollah im [[Libanonkrieg 2006]]. Zudem habe das Militär die Evakuierung der in Grenznähe zum Gazastreifen liegenden Orte abgeschlossen, wobei es einige Familien gebe, die sich entschieden hätten, zu bleiben. Die Säuberung Südisraels von Terroristen, welche buchstäblich von Haus zu Haus erfolge, sei noch im Gange.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-spokesman-gaza-terrorists-no-longer-breaching-border-we-have-info-on-all-hostages/ |titel=IDF spokesman: Gaza terrorists no longer breaching border, we have info on all hostages |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Blockade des Gazastreifens ====<br /> {{Hauptartikel|Israelische Blockade des Gazastreifens 2023}}<br /> Nach einem Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts gab der israelische Verteidigungsminister eine „[[Israelische Blockade des Gazastreifens 2023|totale Blockade]]“ des Gazastreifens bekannt, die auch ein Einfuhrverbot aller Waren, einschließlich Lebensmittel und Treibstoff, vorsah. Damit stellte Israel auch die Wasserversorgung in den Gazastreifen, in dem etwa 2,3 Millionen Menschen wohnen, ein. Die Strom- und Energiezufuhr hatte Israel bereits zwei Tage zuvor gestoppt.&lt;ref name=&quot;:19&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-montag-100.html |titel=Liveblog zu Nahost (09.10): Israel mobilisiert 300.000 Reservisten |sprache=de |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Israel verkündet totale Blockade des Gazastreifens nach Hamas-Angriff |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-09 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/israel-verkuendet-totale-blockade-des-gazastreifens-a-37522d81-1b3e-4666-b78e-174a1d754f3f |Abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:28&quot;&gt;{{Literatur |Titel=Gaza ‘soon without fuel, medicine and food’ – Israel authorities |Sammelwerk=BBC News |Datum=2023-10-09 |Online=https://www.bbc.com/news/world-middle-east-67051292 |Abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt; Der [[Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte|UN-Hochkommissar für Menschenrechte]] erklärte, dass eine vollständige Blockade gegen humanitäres [[Völkerrecht]] verstoße.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://de.euronews.com/2023/10/10/un-vollstandige-blockade-von-gaza-nach-internationalem-volkerrecht-verboten |titel=UN: Vollständige Gaza-Blockade verstößt gegen humanitäres Völkerrecht |werk=euronews |datum=2023-10-10 |sprache=de |abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt; Nach Angaben des [[Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten|UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten]] (UNRWA) wurden mehr als ein Dutzend UN-Einrichtungen in [[Gaza (Stadt)|Gaza]] durch israelischen Beschuss getroffen, darunter auch eine Notunterkunft. Laut der UNRWA sind etwa 137.000 Menschen im Gazastreifen in UN-Notunterkünften untergebracht und diese damit zu 90 % belegt.&lt;ref name=&quot;:19&quot; /&gt; Laut [[Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten|OCHA]] lag die Zahl der Binnenflüchtlinge im Gazastreifen bei etwa 123.500.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=AFP and ToI Staff |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/over-123000-people-displaced-in-gaza-strip-un-says/ |titel=Over 123,000 people displaced in Gaza Strip, UN says |sprache=en-US |abruf=2023-10-10}}&lt;/ref&gt; Nach den Angriffen der Hamas hatte es 73.538 Binnenflüchtlinge im Gazastreifen gegeben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://news.un.org/en/story/2023/10/1142037 |titel=Middle East crisis: UN engages parties as Security Council meets {{!}} UN News |werk=United Nations |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen waren mit Stand 9. Oktober durch Beschuss der israelischen Armee als Reaktion auf die massiven Angriffe der Hamas mindestens 560 Menschen im Gazastreifen getötet und etwa 2900 verletzt worden.&lt;ref name=&quot;:19&quot; /&gt;<br /> <br /> === 10. Oktober ===<br /> ==== Kampfhandlungen in Israel und dem Gazastreifen ====<br /> Durch Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen wurden in Aschkelon und [[Eschkol (Regionalverwaltung)|Eschkol]] zwei Menschen getötet und zwei verletzt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/1-killed-2-seriously-wounded-in-rocket-attack-near-gaza-border/ |titel=1 killed, 2 seriously wounded in rocket attack near Gaza border |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/death-toll-rises-to-2-in-rocket-attack-near-gaza-border/ |titel=Death toll rises to 2 in rocket attack near Gaza border |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/woman-moderately-hurt-by-rocket-in-ashkelon/ |titel=Woman moderately hurt by rocket in Ashkelon |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Zudem traf eine aus dem Gazastreifen abgeschossene Rakete ein Dorf bei [[Tulkarm]] im Westjordanland, wobei ein Palästinenser getötet wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gianluca Pacchiani |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/young-west-bank-palestinian-killed-as-gaza-rocket-hits-tulkarem-area/ |titel=Young West Bank Palestinian killed as Gaza rocket hits Tulkarem area |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Beschuss Israels aus dem Libanon und Syrien ====<br /> Am Abend gab das Militär bekannt, dass 15 Raketen aus dem Libanon auf West-[[Galiläa]], im Norden Israels, abgefeuert und vier davon durch das Luftabwehrsystem ''Iron Dome'' abgefangen worden seien. Die restlichen Raketen seien in offenes Gelände eingeschlagen und hätten keine Schäden verursacht. Die israelische Armee habe mit Artillerie- bzw. Panzerbeschuss auf zwei Hisbollah-Stellungen geantwortet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-15-rockets-were-launched-from-lebanon-at-northern-israel-no-damage/ |titel=IDF says 15 rockets were launched from Lebanon at northern Israel; no damage |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-responds-to-rocket-attack-from-lebanon-with-artillery/ |titel=IDF responds to rocket attack from Lebanon with artillery |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-says-tanks-shelled-2-hezbollah-posts-in-response-to-rockets/ |titel=IDF says tanks shelled 2 Hezbollah posts in response to rockets |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Zudem seien zwei Panzerabwehrraketen auf ein gepanzertes israelisches Fahrzeug in der Nähe der nördlichen Stadt Avivim abgefeuert worden, wobei es zu keinen Verlusten gekommen sei. Daraufhin habe ein Kampfhubschrauber eine weitere Hisbollah-Stellung beschossen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-anti-tank-missile-fired-at-armored-vehicle-in-north-chopper-hits-hezbollah-post/ |titel=IDF: Anti-tank missile fired at armored vehicle in north; chopper hits Hezbollah post |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt; Die Bewohner der am weitesten im Norden gelegenen Ortschaft Israels, [[Metulla]], wurden aufgefordert, aus Sicherheitsgründen ihre Häuser zu verlassen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/metula-residents-urged-to-leave-community-in-fear-of-hezbollah-attack/ |titel=Metula residents urged to leave community in fear of Hezbollah attack |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Später gab die IDF auch bekannt, dass mehrere Mörsergranaten aus Syrien, in offenes Gelände der israelisch besetzten [[Golanhöhen]], abgefeuert worden seien, wobei es keine Verletzten oder Schäden gegeben habe. Die Abschussorte seien daraufhin von israelischer Artillerie beschossen worden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/several-mortars-fired-from-syria-at-israel-no-damage/ |titel=Several mortars fired from Syria at Israel; no damage |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/israel-carrying-out-artillery-strikes-in-syria-after-mortar-fire/ |titel=Israel carrying out artillery strikes in Syria after mortar fire |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am Ende des Tages gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass bislang in Israel mehr als 2.900 Menschen verletzt und bereits über 1.000 Menschen getötet worden seien.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/death-toll-from-hamas-onslaught-said-to-climb-to-over-1000/ |titel=Death toll from Hamas onslaught said to climb to over 1,000 |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Ereignisse ab 11. Oktober ===<br /> {{Hauptartikel|Krieg in Israel und Gaza seit 2023}}<br /> Nachdem die verbliebenen Terroristen von israelischem Territorium zurückgeschlagen worden waren, intensivierten die israelischen Verteidigungsstreitkräfte in den folgenden Wochen die Angriffe auf von der Hamas genutzte Strukturen im Gazastreifen, um eine Bodenoffensive vorzubereiten. Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums wurden bei israelischen Kampfhandlungen bis Ende Oktober über 8.000 Palästinenser getötet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Helen Davidson, Maya Yang, Yohannes Lowe, Rachel Hall &amp; Rebecca Ratcliffe |url=https://www.theguardian.com/world/live/2023/oct/29/israel-hamas-war-live-netanyahu-declares-offensives-second-stage-gaza-internet-coming-back-online?page=with:block-653e4fbd8f0880c248191df4#block-653e4fbd8f0880c248191df4 |titel=The total death toll in Gaza rose to 8,005 people and 20,242 others injured, according to the official spokesperson for the health ministry in Gaza on Sunday, Reuters reports. |hrsg=[[The Guardian]] |datum=2023-10-29 |sprache=en |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> Israel ging von zu diesem Zeitpunkt 224 Geiseln in der Hand der Hamas aus. Die [[Qassam-Brigaden]] der Hamas behaupteten, es seien bisher etwa 50 Geiseln durch israelische Luftschläge getötet worden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-freitag-104.html#Hamas-Vertreter-fordert-Waffenruhe-um-Geiseln-freilassen-zu-koennen |titel=Hamas-Vertreter fordert Waffenruhe, um Geiseln freilassen zu können |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-27 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231124144721/https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-freitag-104.html#Hamas-Vertreter-fordert-Waffenruhe-um-Geiseln-freilassen-zu-koennen |archiv-datum=2023-11-24 |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt; 54 der Geiseln sind aus [[Thailand]] und arbeiteten wie etwa 5.000 Landsleute zum Zeitpunkt des Terrorangriffs in Israel in der Landwirtschaft, fünf weitere aus [[Nepal]] und zwei von den [[Philippinen]]; keine dieser Geiseln besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft.&lt;ref&gt;Süddeutsche Zeitung vom 27. Oktober 2023, Seite 6&lt;/ref&gt; Die Hamas betrachtet alle ihre über 200 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln als [[Israelis]], unabhängig davon, ob sie eine zweite Staatsangehörigkeit haben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-freitag-104.html |titel=Liveblog: Kein Internet und Mobilfunk mehr im Gazastreifen |sprache=de |abruf=2023-10-27}}&lt;/ref&gt;<br /> Die Zerstörung der militärischen und politischen Strukturen der Hamas war eines der Hauptziele der ab dem 27./28. Oktober 2023 von die IDF im Gazastreifen geführten Bodenoffensive.<br /> Dieses Ziel wurde am 14. November 2023 teilweise erreicht; IDF-Soldaten konnten an diesem Tag das Parlamentsgebäude, das Hauptquartier der Militärpolizei und des militärischen Flügels der Hamas, das Polizeipräsidium und den Regierungskomplex in [[Gaza (Stadt)|Gaza-Stadt]] erobern, sodass die islamistische Terrororganisation de facto keine Kontrolle mehr über den Gazastreifen hatte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Emanuel Fabian |url=https://www.timesofisrael.com/idf-proclaims-it-has-captured-hamas-parliament-government-seat-and-police-hq/ |titel=IDF says it has captured Hamas parliament, government seat and police HQ |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-11-14 |sprache=en |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Cyberkrieg ==<br /> Mit dem Angriff der Hamas wurde Israel zeitgleich mit den ersten Raketen Ziel von [[Cyberattacke|Hackerangriffen]], darunter [[Denial of Service|DDoS-Attacken]]. Bis zum 12. Oktober beteiligten sich 58 Gruppierungen am [[Cyberkrieg]], von denen die Mehrzahl gegen Israel agierten; einige wenige waren zugunsten Israels aktiv und legten palästinensische Websites vorübergehend lahm. Unter den antiisraelischen Gruppierungen sind prorussische Hackergruppen, die auch im [[Cyberkrieg im Bezug zum Russland-Ukraine-Krieg]] gegen die Ukraine und ihre Verbündeten vorgingen.&lt;ref name=&quot;:20&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nzz.ch/technologie/angriff-auf-israel-prorussische-gruppierungen-mischen-auf-der-seite-hamas-mit-ld.1759952 |titel=Websites nicht erreichbar: Prorussische Gruppierungen mischen sich in den Konflikt zwischen Israel und der Hamas ein |werk=nzz.ch |datum=2023-10-10 |sprache=de |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt; Die prorussische Gruppe [[Killnet]], die im Januar 2023 Hackerangriffe gegen deutsche Behörden und Unternehmen startete,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/uri/e1f1506c-3be6-4895-a681-2394fa06f488 |titel=Großangelegter Hacker-Angriff auf Deutschland |datum=2023-01-26 |sprache=de |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt; ist verantwortlich für Angriffe gegen die Ukraine sowie gegen Israel. Die als prorussisch aufgefallene Hacker-Gruppierung Anonymous Sudan brüstete sich: Die Website des Radarwarnsystems [[Farbe Rot]] ''(Tzeva Adom)'' sollte die israelische Bevölkerung vor Gefahren wie Raketenangriffen warnen – jetzt sei sie nicht mehr funktional.&lt;ref name=&quot;:20&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Paul Veeneman |url=https://industrialcyber.co/analysis/digital-battlegrounds-evolving-hybrid-kinetic-warfare/ |titel=Digital Battlegrounds: Evolving Hybrid Kinetic Warfare |datum=2023-10-12 |sprache=de |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt; Außerdem gelang es der [[Hacktivismus|Hacktivistengruppe]] AnonGhost die [[Mobile App]] ''Red Alert'' mit falschen Raketenmeldungen, Spamnachrichten und Morddrohungen zu fluten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Waqas |url=https://www.hackread.com/hackers-fake-rocket-alerts-red-alert-app-israel/ |titel=Hackers Send Fake Rocket Alerts to Israelis via Hacked Red Alert App |hrsg=hackread.com |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt; Der Stuttgarter Cybersicherheitsforscher Mirko Ross gibt hierbei zu bedenken, dass es sehr schwierig sei, die Angriffe konkreten Gruppen zuzuordnen, weil es auch Operationen von Geheimdiensten unter falscher Flagge geben könne.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Manon Bischoff, Silke Hahn und Katharina Menne |url=https://www.spektrum.de/news/cyberkrieg-die-it-sicherheit-im-nahost-konflikt/2191587 |titel=»Es wurden bereits Server von kritischen Infrastrukturen gehackt« |hrsg=spektrum.de |datum=2023-10-19 |sprache=de |abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Desinformation und Verschwörungstheorien ==<br /> Julia Smirnova vom [[Institute for Strategic Dialogue]] Germany (ISD) sagte, Russland instrumentalisiere „auf zynische Weise diese Tragödie, um antiwestliche und antiukrainische [[Narrativ (Sozialwissenschaften)|Narrative]] zu verbreiten“. So behaupteten der russische [[Duma]]-Chef [[Wjatscheslaw Wiktorowitsch Wolodin]] wie auch der Sender [[RT (Fernsehsender)|RT]], die Ukraine habe vom Westen gelieferte Waffen an Länder des [[Naher Osten|Nahen Ostens]] sowie die Hamas weiterverkauft. Auch die rechte US-Politikerin [[Marjorie Taylor Greene]] äußerte sich ähnlich. In prorussischen Kanälen wie dem von [[Alina Lipp]] wurde geschrieben, dass ukrainische Geflüchtete für die Hamas arbeiten würden. In einigen propalästinensischen und [[Verschwörungstheorie|verschwörungsideologischen]] Kanälen werden die Angriffe als lediglich von Israel inszeniert dargestellt. Laut [[Josef Holnburger]] vom [[Center für Monitoring, Analyse und Strategie]] (CeMAS) wird auf vielen deutschsprachigen verschwörungsideologischen Plattformen die Behauptung aufgestellt, Israel habe die Angriffe bewusst geschehen lassen, um einen Vorwand zu haben, selbst anzugreifen. Israel sei nach dieser Logik der Mörder an der eigenen Bevölkerung und würde von den Angriffen profitieren, laut Holnburger eine „starke Umkehr der Täter-Opferperspektive“. Ebenfalls geläufig sei die Dämonisierung Israels; so wurde ein angebliches Zitat des israelischen Verteidigungsministers Joaw Galant verbreitet, nach dem Israel alle Regeln der Kriegführung aufgehoben habe und die Soldaten für nichts verantwortlich gemacht würden, was Galant jedoch nie gesagt hatte. Häufig werde Israel auch eine Teil- oder Alleinschuld an den Angriffen zugewiesen.&lt;ref name=&quot;TSsigg&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Pascal Siggelkow |url=https://www.tagesschau.de/faktenfinder/israel-hamas-desinformation-100.html |titel=Falsche Schuldzuweisungen und Whataboutism |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-13 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231128092236/https://www.tagesschau.de/faktenfinder/israel-hamas-desinformation-100.html |archiv-datum=2023-11-28 |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die EU leitete im Oktober 2023 ein Verfahren gegen den Online-Dienst [[Twitter|X]] wegen Verbreitung falscher und irreführender Informationen und Videos im Zusammenhang mit dem Überfall ein. Auch auf den Diensten [[Facebook]], [[TikTok]] oder [[Instagram]] nahmen Falschmeldungen und Desinformation deutlich zu.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/wirtschaft/twitter-breton-falschmeldungen-israel-100.html |titel=EU ermittelt gegen X wegen Falschinformationen |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-13 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231125060746/https://www.tagesschau.de/wirtschaft/twitter-breton-falschmeldungen-israel-100.html |archiv-datum=2023-11-25 |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt; Selbst in der medialen Berichterstattung gab es laut [[Haaretz]] und [[France 24]] einige Meldungen von unverifizierten Gräueltaten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Nir Hasson &amp; Liza Rozovsky |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-12-04/ty-article-magazine/.premium/hamas-committed-documented-atrocities-but-a-few-false-stories-feed-the-deniers/0000018c-34f3-da74-afce-b5fbe24f0000 |titel=Hamas Committed Documented Atrocities. But a Few False Stories Feed the Deniers |hrsg=Haaretz |datum=2023-12-04 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://archive.today/20231205192551/https://www.haaretz.com/israel-news/2023-12-04/ty-article-magazine/.premium/hamas-committed-documented-atrocities-but-a-few-false-stories-feed-the-deniers/0000018c-34f3-da74-afce-b5fbe24f0000 |archiv-datum=2023-12-05 |abruf=2023-12-21}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[https://theintercept.com/2023/12/14/israel-biden-beheaded-babies-false/ Joe Biden keeps repeating his false claim that he saw pictures of beheaded babies]'', ''The Intercept'', 14. Dez. 2023&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;F24&quot;&gt;[https://www.france24.com/en/live-news/20231215-israel-social-security-data-reveals-true-picture-of-oct-7-deaths ''Israel social security data reveals true picture of Oct 7 deaths''], France 24, 15. Dez. 2023&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[https://www.washingtonpost.com/politics/2023/11/22/biden-yet-again-says-hamas-beheaded-babies-has-new-evidence-emerged/ Biden yet again says Hamas beheaded babies. Has new evidence emerged?]'', The Washington Post, 22. November 2023 (aktualisiert nach 4. Dezember 2023)&lt;/ref&gt; Ein Sprecher für [[ZAKA]], eine israelische Ersthelferorganisation, auf deren Mitglieder einige dieser Berichte zurückgingen, räumte gegenüber France 24 ein, Ersthelfer hätten gefundene Überreste manchmal falsch interpretiert.&lt;ref name=&quot;F24&quot; /&gt;<br /> <br /> == Opfer ==<br /> === Israelis ===<br /> [[Datei:Solidaritätskundgebung für Israel mit Mahnwache für die Opfer des Terror-Angriffs mit Gedenkstunde am Hallplatz 20231109 HOF01673 RAW-Export.png|mini|alt=Das Foto zeigt eine Person mit Flagge Israels, die eine Kerze zu dem Kerzenmeer stellt|Solidaritätskundgebung in [[Hof (Saale)|Hof]] auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge]]<br /> Bis 14. November 2023 konnten nach Angaben der israelischen Polizei 1.239 Todesopfer des Terrorangriffs am 7. Oktober sowie den nachfolgenden Kämpfen in Israel, bis zum Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen, identifiziert werden. Darunter befanden sich 859 Zivilisten, 322 Soldaten und 58 Polizisten. 70 Soldaten und eine Polizistin starben darüber hinaus nach dem Beginn der Bodenoffensive (Stand: 25. November 2023).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/police-say-theyve-identified-859-civilian-victims-from-october-7-massacre-up-16/ |titel=Police say they’ve identified 859 civilian victims from October 7 massacre, up 16 |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-11-14 |sprache=en |abruf=2023-11-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.timesofisrael.com/authorities-name-44-soldiers-30-police-officers-killed-in-hamas-attack/ ''Authorities name 392 soldiers, 59 police officers killed in Gaza war.'']&lt;/ref&gt; Die Zahl der durch den Terrorangriff in Israel getöteten Israelis und Ausländer war zuvor wochenlang mit über 1.400 angegeben worden, was laut einem Sprecher des israelischen Außenministeriums auf dem Mitzählen bis dahin nicht identifizierter Leichen beruhte, von den sich später viele als getötete Terroristen herausstellten. Der Großteil der Identifizierungsarbeiten fand am Hauptstützpunkt des Militärrabbinats in [[Ramla]] statt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Toi Staff |url=https://www.timesofisrael.com/israel-revises-death-toll-from-oct-7-hamas-assault-dropping-it-from-1400-to-1200/ |titel=Israel revises death toll from Oct. 7 Hamas assault, dropping it from 1,400 to 1,200 |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-11-11 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> Nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums vom 22. Oktober wurden durch den Terrorangriff 5.431 Menschen in Israel verletzt, davon befanden sich noch 302 in medizinischer Behandlung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/more-than-5400-people-in-israel-wounded-since-start-of-war-says-health-ministry/ |titel=More than 5,400 people in Israel wounded since start of war, says Health Ministry |hrsg=The Times of Israel |datum=2023-10-22 |sprache=en |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 15. Dezember 2023 berichtete [[Agence France Presse]] basierend auf Daten der israelischen Sozialversicherungsbehörde, die endgültigen Opferzahlen des am 7. Oktober begonnenen Terrorangriffs belaufen sich auf 1.139 Tote – 695 israelische Zivilisten, darunter 36 Minderjährige, 373 Mitglieder der israelischen Sicherheitskräfte und 71 Ausländer.&lt;ref name=&quot;F24231215&quot; /&gt; Unter den 36 Minderjährigen waren 20 unter 15 Jahre alte Kinder.&lt;ref name=&quot;F24231215&quot; /&gt; Das jüngste Opfer war die zehn Monate alte Mila Cohen, die in [[Be'eri]] von einer Kugel getroffen wurde.&lt;ref name=&quot;F24231215&quot; /&gt; Nicht in den Opferzahlen enthalten seien fünf noch als vermisst gemeldete Personen, darunter vier Israelis.&lt;ref name=&quot;F24231215&quot; /&gt; Die Daten unterscheiden ferner nicht zwischen den von der Hamas und den von den israelischen Streitkräften bei den Kämpfen um die Rückeroberung des Südens Israels getöteten Zivilisten.&lt;ref name=&quot;F24231215&quot; /&gt; Die israelische Armee setzte bei dieser Operation laut Zeugenaussagen Panzergeschosse und Raketen in bewohnten Gebieten ein.&lt;ref name=&quot;F24231215&quot; /&gt;&lt;ref&gt;''[https://www.haaretz.com/opinion/2023-12-13/ty-article-opinion/.premium/if-israel-used-a-procedure-against-its-citizens-we-need-to-talk-about-it-now/0000018c-6383-de43-affd-f783212e0000 If Israel Used a Controversial Procedure Against Its Citizens, We Need to Talk About It Now]'', Haaretz, 13. Dezember 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Identifizierung getöteter Zivilisten erfolge hauptsächlich anhand von Fingerabdrücken, zahnärztlichen Unterlagen und durch DNA-Prozess, bei getöteten Soldaten werde zusätzlich auf deren Erkennungsmarken zurückgegriffen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Carrie Keller-Lynn |url=https://www.timesofisrael.com/awaiting-id-the-bodies-of-hamass-victims-are-stacked-on-racks-in-outdoor-containers/ |titel=Awaiting ID, the bodies of Hamas’s victims are stacked on racks in outdoor containers |werk=timesofisrael.com |datum=2023-10-13 |sprache=de |abruf=2023-11-07}}&lt;/ref&gt; Am 7. November gab die ''Israel Antiquities Authority'' bekannt, dass [[Archäologie|Archäologen]] ihrer Behörde seit rund zwei Wochen die Bemühungen der IDF unterstützen würden, Überreste vermisster Menschen in Häusern und Fahrzeugen zu identifizieren, die während des Terrorangriffs in israelischen Gemeinden rund um den Gazastreifen verbrannt wurden. Seit Beginn der gemeinsamen Anstrengungen sei es gelungen, zehn Verstorbene eindeutig zu identifizieren, die zuvor als vermisst gegolten hatten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Toi Staff |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/top-archaeologists-join-idf-efforts-to-identify-missing-persons-remains-from-october-7-assault/ |titel=Top archaeologists join IDF efforts to identify missing persons’ remains from October 7 assault |werk=timesofisrael.com |datum=2023-11-07 |sprache=de |abruf=2023-11-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die opferreichsten Massaker ereigneten sich von Norden im Uhrzeigersinn gesehen in den Gebieten von Zikim (≈ 30 Tote), Netiv HaAsara (≈ 30 Tote), Sderot (≈ 60 Tote), Kfar Aza (≈ 70 Tote), Nachal Oz (≈ 90 Tote), Be’eri (≈ 120 Tote), Reʿim (≈ 420 Tote hauptsächlich [[Massaker von Reʿim|bei einem Musikfestival]]), Ofakim (≈ 45 Tote), Kissufim (≈ 30 Tote), Nir Oz (≈ 45 Tote) und Cholit (≈ 20 Tote).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://oct7map.com/ |titel=Mapping the Massacres |hrsg=oct7map.com |sprache=en |abruf=2023-11-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Forensiker, die versuchten, die besonders übel zugerichteten oder teilweise verbrannten Leichen der insgesamt 1200 Opfer zu identifizieren, berichteten über die Gewalt, die den Opfern vor oder nach ihrem Tod zugefügt wurde. Menschen seien verbrannt, Frauen massenhaft vergewaltigt worden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Alexandra Föderl-Schmid |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/hamas-terror-nahostkonflikt-sexuelle-gewalt-frauen-vergewaltigung-1.6314216 |titel=Es scheint, dass ihre Mission war, möglichst viele zu vergewaltigen |werk=sueddeutsche.de |datum=2023-12-05 |sprache=de |abruf=2023-11-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Zeit seit dem [[Holocaust]] hat es bis dahin keinen anderen Tag gegeben, an dem so viele Juden ermordet wurden.&lt;ref name=&quot;TOI&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=JTA |url=https://www.timesofisrael.com/was-hamass-attack-on-saturday-the-bloodiest-day-for-jews-since-the-holocaust/ |titel=Was Hamas’s attack on Saturday the bloodiest day for Jews since the Holocaust? |sprache=en-US |abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:30&quot;&gt;{{Literatur |Titel=„Tödlichster Angriff auf Juden seit dem Holocaust“: Diplomaten benennen das Ausmaß der Hamas-Attacke |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |Datum= |Online=https://www.tagesspiegel.de/internationales/todlichster-angriff-auf-juden-seit-dem-holocaust-diplomaten-und-analysten-sind-von-hamas-attacke-entsetzt-10593685.html |Abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Zeit Online |url=https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/joe-biden-israel-hamas-angriff-weisses-haus-antisemitismus-holocaust |titel=Biden bezeichnet Hamas-Angriffe als „tödlichsten Tag seit Holocaust“ |datum=2023-10-12 |sprache=de |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kevin Kühnert bei Marcus Lanz, z. n. Video in {{Internetquelle |autor=Kölner Stadt-Anzeiger |url=https://www.ksta.de/kultur-medien/markus-lanz-israel-hamas-deutschland-pflicht-hilfe-aktiv-carsten-linnemann-kevin-kuehnert-bullshit-carlo-masala-1-662681 |titel=„Bullshit“-Appell von Kühnert – SPD-Politiker rechnet mit Hamas-Jubelfeiern ab |datum=2023-10-12 |sprache=de |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Tia Goldenberg |url=https://abcnews.go.com/International/wireStory/hamas-horrific-killings-israeli-trauma-holocaust-resurfaces-103988294 |titel=In Hamas’ horrific killings, Israeli trauma over the Holocaust resurfaces |datum=2023-10-15 |sprache=en-US |abruf=2023-10-16}}&lt;/ref&gt;<br /> Der [[Palästinakrieg|Unabhängigkeitskrieg]] 1947 bis 1949 forderte über einen Zeitraum von fast zwei Jahren zusammen etwa 6080 Todesopfer, davon etwa 2000 Zivilisten. Während der zwei Wochen des [[Jom-Kippur-Krieg]]es 1973 wurden etwa 2600 Israelis getötet, jedoch nur sehr wenige zivile Opfer. 1036 Israelis fielen während der viereinhalb Jahre dauernden [[Zweite Intifada|zweiten Intifada]] 2000 bis 2005 Terroranschlägen zum Opfer. Beim tödlichsten Anschlag auf jüdisches Leben außerhalb Israels – dem [[Anschlag von Buenos Aires 1994]] – wurden 85 Menschen ermordet.&lt;ref name=&quot;TOI&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:30&quot; /&gt;<br /> <br /> === Ausländer und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft ===<br /> Unter den Opfern befinden sich auch zahlreiche Ausländer und Menschen mit [[Staatsbürgerschaft#Mehrfache Staatsbürgerschaft|doppelter Staatsbürgerschaft]]. Von den ausländischen Behörden wurden um die 200 Tote bestätigt.&lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bbc.com/news/live/world-middle-east-67108364?pinned_post_locator=urn:asset:50a07417-f365-49d4-89bd-a214eb13f8d5&amp;pinned_post_asset_id=652a4a02364b3f1612ec4b5f |titel=Foreign victims of Hamas attack |werk=bbc.com |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;toi-foreigners&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/foreigners-from-across-the-globe-killed-missing-or-abducted-in-hamas-massacre/ |titel=Foreigners from across the globe killed, missing or abducted in Hamas massacre |werk=timesofisrael.com |hrsg=Times of Israel |datum=2023-10-10 |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.france24.com/en/live-news/20231018-foreigners-killed-abducted-or-missing-after-hamas-attack |titel=Foreigners killed, abducted or missing in Hamas attack |werk=france24.com |hrsg=France 24 |datum=2023-10-18 |abruf=2023-10-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable zebra&quot; style=&quot;text-align:center;&quot;<br /> |-<br /> ! Land !! Getötet !! Entführt !! Vermisst !! Einzelnachweis<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{ARG}}<br /> |{{0}}9<br /> |<br /> |21<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{AZE}}<br /> |{{0}}1<br /> |<br /> |<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{AUS}}<br /> |{{0}}1<br /> |<br /> |<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{BLR}}<br /> |{{0}}3<br /> |<br /> |{{0}}1<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{BRA}}<br /> |{{0}}3<br /> |<br /> |<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{CHL}}<br /> |{{0}}1<br /> |<br /> |{{0}}1<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{DEU}}<br /> |{{0}}einstellig<br /> |{{0}}zweistellig<br /> |<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/nachrichten/politik/hamas-deutsche-entfuehrt-israel-100.html |titel=Fünf deutsche Geiseln – 22-Jährige ermordet |werk=zdf.de |hrsg=ZDF |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{FRA}}<br /> |41<br /> |<br /> |6<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.diplomatie.gouv.fr/en/country-files/israel-palestinian-territories/news/2023/article/israel-terrorist-attacks-in-israel-french-nationals-who-have-died-disappeared |titel=Israel – Terrorist attacks in Israel – French nationals who have died, disappeared or been taken hostage (6 November 2023) |werk=diplomatie.gouv.fr |hrsg=[[Ministerium für Europa und Äußeres]] |abruf=2023-11-04}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/Israelische-Armee-identifiziert-Leiche-einer-Geisel-article24602612.html |titel=Israelische Armee identifiziert Leiche einer Geisel |werk=n-tv.de |abruf=2023-12-15}}&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{HND}}<br /> |{{0}}1<br /> |<br /> |<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; 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/&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{PER}}<br /> |{{0}}3<br /> |<br /> |{{0}}4<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{PHL}}<br /> |{{0}}4<br /> |{{0}}1<br /> |{{0}}2<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/politik/ausland/article248708610/Deal-mit-der-Hamas-Vier-Deutsche-unter-den-von-der-Hamas-freigelassenen-Geiseln.html Vier Deutsche unter den von der Hamas freigelassenen Geiseln], 24. November 2023&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{PRT}}<br /> |{{0}}4<br /> |<br /> |{{0}}2<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{ROU}}<br /> |{{0}}5<br /> |<br /> |{{0}}1<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{RUS}}<br /> |19<br /> |{{0}}2<br /> |{{0}}7<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/russia-says-16-citizens-killed-in-hamas-onslaught-8-missing/ |titel=Russia says 16 citizens killed in Hamas onslaught, 8 missing |werk=timesofisrael.com |hrsg=Times of Israel |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{CHE}}<br /> |{{0}}1<br /> |<br /> |<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nzz.ch/schweiz/aussenminister-ignazio-cassis-bestaetigt-den-tod-eines-schweizer-doppelbuergers-beim-terrorangriff-der-hamas-in-israel-ld.1760697?reduced=true |titel=Aussenminister Ignazio Cassis bestätigt den Tod eines Schweizer Doppelbürgers beim Terrorangriff der Hamas in Israel |werk=nzz.ch |hrsg=Neue Zürcher Zeitung |abruf=2023-10-14}}&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{ESP}}<br /> |{{0}}1<br /> |<br /> |{{0}}1<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{LKA}}<br /> |<br /> |<br /> |{{0}}2<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;toi-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{ZAF}}<br /> |{{0}}2<br /> |<br /> |<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{TZA}}<br /> |<br /> |<br /> |{{0}}2<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;toi-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{THA}}<br /> |33<br /> |54<br /> |<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref&gt;Süddeutsche Zeitung vom 27. Oktober 2023, Seite 6&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{TUR}}<br /> |{{0}}1<br /> |<br /> |{{0}}1<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{UKR}}<br /> |18<br /> |<br /> |{{0}}<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{USA}}<br /> |31<br /> |<br /> |13<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{GBR}}<br /> |{{0}}9<br /> |<br /> |7<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| {{CHN}}<br /> |{{0}}4<br /> |<br /> |{{0}}2<br /> |style=&quot;text-align:left;&quot;| &lt;ref name=&quot;BBC-Foreign&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;france24-foreigners&quot; /&gt;<br /> |}<br /> <br /> == Bewertung als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ==<br /> Hamas und andere bewaffnete palästinensische Gruppen drangen in Häuser dutzender Dörfer ein, erschossen massenhaft Zivilisten und nahmen zahlreiche israelische Zivilisten als Geiseln nach Gaza. Laut Human Rights Watch stellt das gezielte Angreifen von Zivilisten, willkürliche Angriffe auf und die Geiselnahme von Zivilisten Kriegsverbrechen nach dem [[Humanitäres Völkerrecht|humanitären Völkerrecht]] dar.&lt;ref name=&quot;HRW11&quot;&gt;{{cite web|url=https://www.hrw.org/news/2023/10/09/israel/palestine-devastating-civilian-toll-parties-flout-legal-obligations|title=Israel/Palestine: Devastating Civilian Toll as Parties Flout Legal Obligations|work=[[Human Rights Watch]]|access-date=2023-10-09|language=en |date=2023-10-09|quote=Palestinian armed group’s apparent deliberate targeting of civilians, indiscriminate attacks, and taking of civilians as hostages amount to war crimes under international humanitarian law. Israeli authorities’ cutting off electricity to Gaza and other punitive measures against Gaza’s civilian population would amount to unlawful collective punishment, which is a war crime. The laws of war apply to all parties to a conflict, irrespective of the lawfulness of their going to war or imbalances of power between the parties.}}&lt;/ref&gt; Diese Handlungen wurden von Rechtsexperten als Kriegsverbrechen und als vermutliche [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] beschrieben.&lt;ref&gt;{{Cite web|last=Sharon|first=Jeremy|title=Footage of Hamas assault on civilians shows likely war crimes, experts say|url=https://www.timesofisrael.com/footage-of-hamas-assault-on-civilians-shows-likely-war-crimes-experts-say/ |access-date=2023-10-10|website=www.timesofisrael.com|language=en-US}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:11&quot;&gt;{{Cite web|date=2023-10-09|title=Images of the Mass Kidnapping of Israelis by Hamas|url=https://www.theatlantic.com/international/archive/2023/10/kidnappings-israel-hamas-photographs/675593/ |access-date=2023-10-10|website=The Atlantic|language=en}}&lt;/ref&gt; Auch von der israelischen Regierung wurde der Angriff palästinensischer Gruppen als Kriegsverbrechen eingestuft.&lt;ref&gt;{{cite web |title=Israel UN envoy decries ‘war crimes’, UN Security Council meets |first1=Michelle |last1=Nichols |date=2023-10-09 |url=https://www.reuters.com/world/middle-east/israel-un-envoy-decries-war-crimes-vows-obliterate-hamas-2023-10-08/ |language=en |archive-url=https://web.archive.org/web/20231009181221/https://www.reuters.com/world/middle-east/israel-un-envoy-decries-war-crimes-vows-obliterate-hamas-2023-10-08/ |archive-date=2023-10-09 |url-status=live}}&lt;/ref&gt; Der Schweizer Völkerrechtler [[Oliver Diggelmann]] wertete den Großangriff der Hamas auf Israel als „bestialisches Kriegsverbrechen“, bei dem es sowohl Enthauptungen wie beim [[Islamischer Staat (Organisation)|Islamischen Staat]] gegeben habe als auch Massaker an Kindern.&lt;ref name=&quot;Diggelmann&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/nachrichten/politik/voelkerrecht-angriff-hamas-bodenoffensive-israel-100.html |titel=Bodenoffensive mit Völkerrecht vereinbar? |hrsg=ZDF |datum=2023-10-17 |abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt; Die Hamas gab an, mit den Geiselnahmen 5200 bis 6000 Palästinenser, die sie als [[Politischer Gefangener|politische Gefangene]] bezeichnet, aus israelischen Gefängnissen freipressen zu wollen.&lt;ref name=&quot;:332&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-montag-102.html |titel=Liveblog zu Nahost: Israels Geheimdienstchef räumt Fehler ein |werk=tagesschau.de |datum=2023-10-16 |sprache=de |abruf=2023-10-16}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Christoph Reuter |Titel=(S+) Hamas-Sprecher im Libanon über den 7. Oktober: »Wir sind zurück auf der politischen Tagesordnung« |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-22 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/hamas-sprecher-im-libanon-ueber-den-7-oktober-wir-sind-zurueck-auf-der-politischen-tagesordnung-a-8724e3da-7afe-4291-82a2-1c2ffa8886e7 |Abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt; Auch der Missbrauch der palästinensischen Zivilbevölkerung als [[Menschlicher Schutzschild|menschliche Schutzschilde]] gegen die israelische Antiterroroperation stellt gemäß der deutsch-schweizerischen Völkerrechtlerin [[Anne Peters]] ein Kriegsverbrechen dar.&lt;ref name=&quot;wefing&quot;&gt;Heinrich Wefing: ''[https://www.zeit.de/2023/44/israel-dilemma-hamas-bodenoffensive-menschenrechte-moral Darf man Leid aufrechnen? Recht auf Selbstverteidigung, Mitleid für Gaza – Israels Reaktion auf den Terrorangriff stellt nicht nur die eigene Armee vor grauenhafte Dilemmata]''. In: ''[[Die Zeit]]'', Ausgabe Nr. 44, 19. Oktober 2023, S. 3.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Vergewaltigungen und sexualisierte Gräueltaten der Hamas gegen Frauen ===<br /> {{Hauptartikel|Geschlechtsspezifische und sexuelle Gewalt durch die Hamas während des Terrorangriffs am 7. Oktober 2023}}<br /> Bereits am 7. Oktober wurden Aufnahmen verbreitet, die auf [[sexualisierte Gewalt]] gegen Frauen und Mädchen hinwiesen. Hamas-Terroristen filmten viele ihrer Taten, um die Videos als Instrument [[Psychologische Kriegsführung|psychologischer Kriegsführung]] einzusetzen. Die Videoaufnahmen der Gewalttaten wurden anschließend in [[Soziale Medien|sozialen Medien]] verbreitet und teilweise direkt mit den Smartphones der Opfer an Familienangehörige versandt. Zu sehen sind Frauen, die missbraucht und wehrlos auf Motorräder gehievt oder auf die Ladeflächen von Trucks geworfen werden. Auch Frauenleichen, die bespuckt werden, sowie von bewaffneten Männern als Trophäen zur Schau gestellte Frauen wurden gezeigt. In einem Video war eine Frau zu sehen, deren Hände mit einem Kabelbinder auf dem Rücken gefesselt waren, mit Blut im Schritt ihrer Hose.&lt;ref name=&quot;:6&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Shira Rubin |url=https://www.washingtonpost.com/world/2023/11/25/israel-hamas-rape-sexual-violence/ |titel=Israel investigates an elusive, horrific enemy: Rape as a weapon of war |werk=washingtonpost.com |datum=2023-11-25 |sprache=en |abruf=2023-11-28}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jakob Biazza |url=https://www.sueddeutsche.de/kultur/hamas-vergewaltigung-israel-frauen-hass-marketing-1.6294827 |titel=Frauenhass der Hamas: Vergewaltigungen und Entmenschlichung als Marketing-Strategie |datum=2023-10-30 |sprache=de |abruf=2023-11-28}}&lt;/ref&gt; Später wurden die Verbrechen und die Art ihrer Ausführung durch Zeugen und Ersthelfer bestätigt. Eine Zeugin berichtete von einer Gruppenvergewaltigung auf dem Nova-Rave-Gelände in der Nähe von [[Reʿim|Re’im]], und Ersthelfer des Freiwilligendienstes ''[[ZAKA|Zaka]]'' berichteten von Frauenleichen, die deutlich sichtbare Spuren sexueller Gewalt aufwiesen. Eine forensische Mitarbeiterin sagte aus, unter den Leichen zahlreiche Frauen und Mädchen gesehen zu haben, die so vergewaltigt worden seien, dass es „ihre Knochen gebrochen“ habe. Ebenso habe man „amputierte Genitalien gesehen“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Karin A. Wenger |url=https://www.nzz.ch/international/israel-untersucht-berichte-von-vergewaltigungen-durch-die-hamas-ld.1767990 |titel=Der Horror vom 7. Oktober: Israel untersucht Berichte von Vergewaltigungen bei Hamas-Angriff |hrsg=[[Neue Zürcher Zeitung]] |datum=2023-12-02 |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Erica Zingher |url=https://taz.de/Gewalt-an-Frauen/!5972451/ |titel=Und was ist mit den Israelinnen? |werk=taz.de |datum=2023-11-24 |abruf=2023-11-28}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Nicola Abé |url=https://www.spiegel.de/ausland/es-geht-darum-die-schlimmsten-aengste-jedes-menschen-wahrzumachen-a-4d6e6d4b-e8cc-4f97-90d5-cf229f158333 |titel=»Es geht darum, die schlimmsten Ängste jedes Menschen wahrzumachen« |werk=spiegel.de |datum=2023-11-24 |abruf=2023-11-28}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;taz3011&quot; /&gt; Die Annahme, dass die Terroristen explizit auch Vergewaltigungen gefilmt hatten, konnte in späteren Untersuchungen von Hamas-Videos nicht bestätigt werden.&lt;ref&gt;[https://www.boell.de/de/2024/04/30/zeuginnen-gestaendnisse-bildmaterial-beweise-fuer-die-vergewaltigungen-durch-die-hamas Lisa Rozovsky: ''Zeug*innen, Geständnisse, Bildmaterial: Beweise für Vergewaltigungen der Hamas am 7. Oktober'', Übersetzung eines Artikels bei Haaretz vom 18. April 2024, veröffentlicht am 30. April 2024 von der Heinrich-Böll Stiftung.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die islamistische Terrormiliz Hamas wies Vorwürfe von systematischer sexueller Gewalt gegen Frauen als Kriegsmittel zurück. Basem Naim, ein Hamas-Funktionär, betonte, dass solche Handlungen den Grundsätzen des Islam widersprächen und als schwerwiegende Verletzung betrachtet würden. Er erklärte, dass die Hamas ihre Kämpfer nicht in solche verbotenen Handlungen involvieren würde. Andere Terrormilizen im Nahen Osten haben Vergewaltigung als Waffe eingesetzt, jedoch behaupteten auch sie, keine sexuelle Gewalt begangen zu haben. Experten betonten, dass erstmals im israelisch-palästinensischen Konflikt systematische Anwendung von Gewalt gegen Frauen festgestellt wurde.&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt;<br /> <br /> Verhörausschnitte mit Hamas-Terroristen konnten die militärische Anweisung zur Vergewaltigung von Frauen belegen. Es wird behauptet, dass die Entführung von Geiseln nach Gaza durch eine Belohnungspolitik motiviert war, die Wohnraum und finanzielle Entschädigung bot. Opfer dieser Gewalt sollen nicht nur jüdische Frauen, sondern auch muslimische und arabische Beduininnen gewesen sein, die von den Tätern als „Verräter“ betrachtet wurden, weil sie auf israelischem Boden lebten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ninve Ermagan |url=https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/hamas-vergewaltigung-kriegswaffe-frauen-israel-100.html |titel=Hamas-Terror gegen Frauen: Vergewaltigung als Kriegswaffe |werk=zdf.de |datum=2023-11-02 |abruf=2023-11-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Sozialpsychologe [[Rolf Pohl]] äußerte zu den Taten der Hamas am 7. Oktober in einem Interview mit der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]], dass das Filmen von eigenen Handlungen, insbesondere Vergewaltigungen und Morden, als eine „moderne Variante der Zurschaustellung von Kriegstrophäen, um die eigene Stärke doppelt zu demonstrieren“, betrachtet werden könne.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Susan Vahabzadeh |url=https://www.sueddeutsche.de/kultur/frauenhass-hamas-israel-vergewaltigungen-interview-sozialpsychologe-pohl-1.6297576 |titel=Sozialpsychologe Rolf Pohl über die Vergewaltigungen durch die Hamas |werk=www.sueddeutsche.de |datum=2023-11-02 |abruf=2023-11-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Kriegsreporterin [[Christina Lamb]] beschrieb Vergewaltigungen, wie sie beim Terrorangriff der Hamas begangen wurden, als eine Form der Kriegsführung: „Wenn Frauen und Mädchen vergewaltigt werden, demütigt und terrorisiert das den Feind. Es ist außerdem destabilisierend für eine Gesellschaft, wenn sie ihre Frauen und Kinder nicht schützen kann.“ Lamb stellt zudem fest, dass die Berichterstattung zu diesem Thema oft unzureichend sei und diese systematischen Kriegsverbrechen gegen Frauen und Mädchen kaum Beachtung fänden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Celina Plag |url=https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2023-11/vergewaltigung-waffe-krieg-christina-lamb |titel=''Vergewaltigung ist eine Kriegswaffe wie die Kalaschnikow'' |werk=www.zeit.de |datum=2023-11-03 |abruf=2023-11-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Rechtswissenschaftlerin und Frauenrechtlerin [[Ruth Halperin-Kaddari]] sagte, sie habe „nicht das Ausmaß der Grausamkeit und Brutalität erwartet, von der wir jetzt sehen, dass sie ein bedeutender Teil des Hamas-Massakers war“. Durch den „Einsatz von Frauenkörpern als Kriegswaffe“ habe die Hamas Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, die einem Völkermord gleichkämen. Zudem schockiere sie das Schweigen der Welt und aller internationalen Frauenrechtsorganisationen; diese zögen es vor, die begangene sexuelle Gewalt „zu verschweigen oder herunterzuspielen“.&lt;ref&gt;[https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/hamas-gewalt-frauen-israel-100.html ''Sexuelle Gewalt an Frauen: Wird die Hamas bestraft?''] In: zdf.de, 25. November 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Viele internationale Frauenorganisationen ignorierten die sexualisierte Gewalt durch die Hamas. Der [[UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau]] verurteilte Mitte Oktober lediglich „die Angriffe auf Zivilisten in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten“, ohne die sexuelle Gewalt der Hamas zu erwähnen.&lt;ref name=&quot;taz3011&quot; /&gt;<br /> <br /> Die israelische Polizei nahm aufgrund der Berichte über massenhafte sexuelle Verbrechen an Frauen Ermittlungen auf. Es seien bisher rund 1500 Zeugenaussagen zu den Vorfällen und 60.000 Videos aus beschlagnahmten Körperkameras von Hamas-Angreifern dokumentiert worden. Daraus werde deutlich, dass die Hamas-Terroristen sexuelle Gewalt systematisch als Kriegswaffe benutzt hätten. Im November veröffentlichte die Organisation ''Ärzte für Menschenrechte Israel'' ein erstes Gutachten,&lt;ref&gt;[https://www.phr.org.il/en/gender-based-violence-eng/?pr=9826 ''Gender-Based Violence as a Weapon of War during the October 7 Hamas Attacks | Position Paper'', Physicians for Human Rights – Israel, 26. November 2023]&lt;/ref&gt; dem zufolge es sicher sei, dass sexuelle Gewalt während der Hamas-Angriffe am 7. Oktober weit verbreitet war.&lt;ref&gt;[https://www.deutschlandfunk.de/israelische-ermittler-werfen-hamas-systematische-sexuelle-gewalt-unbegreiflichen-ausmasses-vor-100.html ''Israelische Ermittler werfen Hamas systematische sexuelle Gewalt „unbegreiflichen Ausmaßes“ vor'', Deutschlandfunk, 8. Dezember 2023]&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;tsmeier&quot; /&gt; Laut Guy Shalev, medizinischer Anthropologe und Direktor der NGO, reichen die Beweise und Berichte aus, „um eine Untersuchung der Vorfälle als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu rechtfertigen“.&lt;ref&gt;[https://taz.de/NGO-Chef-ueber-den-Krieg-in-Gaza/!5978209/ Judith Poppe: ''NGO-Chef über den Krieg in Gaza. „Es geht darum, Leben zu retten“'', Taz, 5. Dezember 2023]&lt;/ref&gt; Die Juristin [[Cochav Elkayam-Levy|Cochav Elkayam Levy]] leitet eine Nichtregierungskommission, die Verbrechen gegen Frauen und Kinder am 7. Oktober untersucht. Die Expertenkommission arbeitet an der Erstellung einer umfassenden Datenbank über den Angriff an diesem Tag, basierend auf den Aussagen von Überlebenden, Zeugen, Gerichtsmedizinern, Ersthelfern, der Polizei und Körperkameras von Hamas-Angreifern sowie den aufgezeichneten Aussagen bei Verhören durch israelische Sicherheitskräfte.&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte sie: „Wir haben die Expertenkommission am achten Tag des Krieges eingerichtet, weil immer mehr Zeugnisse brutaler Verbrechen gegen Frauen und Kinder ans Licht kamen“. Dabei handele es sich nicht nur um sexualisierte Verbrechen. „Die Organe von Frauen herauszuschneiden, eine Granate im Körper einer Frau zu verstecken, ein Baby vor den Augen seiner Mutter zu töten, oder Mütter vor ihren Kindern, Frauen und Kinder zu entführen – all dies ist geschlechtsspezifische Gewalt“.&lt;ref&gt;[[Alexandra Föderl-Schmid]]: [https://www.sueddeutsche.de/politik/hamas-terror-nahostkonflikt-sexuelle-gewalt-frauen-vergewaltigung-1.6314216?reduced=true ''„Es scheint, dass ihre Mission war, möglichst viele zu vergewaltigen“'', Süddeutsche Zeitung, 5. Dezember 2023]&lt;/ref&gt; Viele Berichte seien durch mehrere Quellen verifiziert. Die Juraprofessorin [[Yifat Bitton]] sagte, viele der Überlebenden seien zutiefst traumatisiert, und es könnte dauern, bis alle von ihren Erlebnissen sprechen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rnd.de/politik/massive-sexuelle-uebergriffe-der-hamas-enthuellungen-ueber-brutalitaet-und-schweigen-3TBTZZIIZVIM5MQ5F7DJBGDIGY.html |titel=Massive sexuelle Verbrechen der Hamas gegen Frauen – verstörende Berichte kommen ans Licht |hrsg=rnd.de |datum=2023-12-02 |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach Protesten und Kritik äußerte sich UN-Generalsekretär António Guterres erstmals am 29. November in New York auf ''[[Twitter|X]]'' zu der sexualisierten Gewalt während der Angriffe. Eine Kommission der UN leitete Untersuchungen ein.&lt;ref name=&quot;taz3011&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Judith Poppe |url=https://taz.de/Sexualisierte-Gewalt-durch-Islamisten/!5977286/ |titel=„Wir sahen amputierte Genitalien“ |hrsg=taz.de |datum=2023-11-30 |abruf=2023-12-08}}&lt;/ref&gt; Laut Elkayam Levy richtete das „anfängliche Schweigen, das Nichterwähnen, das späte Eingeständnis sexualisierter Gewalt“ bereits Schaden an. Für Überlebende und deren Angehörige sei es „ein zweites Trauma, nicht richtig gehört zu werden“.&lt;ref name=&quot;tsmeier&quot;&gt;[https://www.tagesschau.de/ausland/asien/hamas-sexualisierte-gewalt-100.html Bettina Meier: ''Sexualisierte Gewalt durch die Hamas. „Es ist passiert, und die Welt muss es glauben“''. Tagesschau, 8. Dezember 2023]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Israelinnen prangerten das Schweigen der UN bei Protestveranstaltungen mit dem Slogan „[[MeToo|#MeToo.UNless you are a jew]]“ (deutsch:„Ich auch, es sei denn, du bist Jude“) an.&lt;ref&gt;Eva Laloum, Uri Schneider: ''Hamas-Gewalt gegen Frauen: Israelinnen kritisieren das Schweigen der Welt'', Arte, 5. Dezember 2023 https://www.arte.tv/de/videos/118000-000-A/hamas-gewalt-gegen-frauen-israelinnen-kritisieren-das-schweigen-der-welt/&lt;nowiki /&gt;(Video verfügbar bis 5. Dezember 2024)&lt;/ref&gt; Anfang Dezember 2023 protestierten hunderte Frauen vor dem [[UNO-Hauptquartier]] einige Stunden vor einer dort stattfindenden Veranstaltung, die sich laut einer Beschreibung mit „Kriegsverbrechen aufgrund sexueller Gewalt“ der Terrororganisation Hamas während des Angriffs auf Israel am 7. Oktober befasste. Organisiert wurde die Veranstaltung von der israelischen Delegation bei den Vereinten Nationen und mehreren jüdischen Gruppen, nicht von den Vereinten Nationen selbst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Patrick Kingsley, Christoph Koettl |url=https://www.nytimes.com/live/2023/12/04/world/israel-hamas-war-gaza-news |titel=Israel-Hamas War Israeli Soldiers Start Invasion of Gaza’s South, Satellite Images Show |werk=The New York Times |datum=2023-12-04 |sprache=en |abruf=2023-12-09}}&lt;/ref&gt; Inzwischen liegt ein Bericht der Vereinten Nationen über den Einsatz sexueller Gewalt durch die Hamas vor.&lt;ref&gt;[https://www.un.org/sexualviolenceinconflict/wp-content/uploads/2024/03/report/mission-report-official-visit-of-the-office-of-the-srsg-svc-to-israel-and-the-occupied-west-bank-29-january-14-february-2024/20240304-Israel-oWB-CRSV-report.pdf Mission report, Official visit of the Office of the SRSG-SVC to Israel and the occupied West Bank, 29 January – 14 February 2024]&lt;/ref&gt; Israels Präsident [[Yitzhak Herzog]] äußerte sich positiv zu dem Bericht und wies auf die „systematische, vorsätzliche und anhaltende sexuelle Gewalt durch die Hamas“ hin.&lt;ref&gt;Quyny Tran, [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] 6. März 2024, S. 6, „Mühsame Suche nach Beweisen“.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine zweimonatige Recherche der ''[[New York Times]]'' erbrachte neue Beweise und belegte, dass die sexualisierte Gewalt von der Hamas gezielt eingesetzt wurde. Die Journalisten konnten mindestens sieben Orte lokalisieren, an denen israelische Frauen und Mädchen teilweise in Gruppen sexuell missbraucht und verstümmelt wurden. Gruppenvergewaltigungen mit gleichzeitiger Folter bis zum Tod wurden geschildert. Viele Leichen seien jedoch aus Respekt gegenüber den Toten nicht im Intimbereich fotografiert und ohne Obduktion so schnell wie möglich beerdigt worden. Laut der Zeitung ist das Vorliegen nur weniger forensischer Beweise bei massenhafter sexueller Gewalt im Kriegskontext nichts Ungewöhnliches.&lt;ref&gt;[https://www.juedische-allgemeine.de/israel/hamas-verstuemmelte-und-vergewaltigte-frauen-systematisch/ ''Hamas verstümmelte und vergewaltige Frauen systematisch''] www.juedische-allgemeine.de, 2. Januar 2024&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 23. Januar 2024 machte [[3sat]] in seiner Sendung [[Kulturzeit]] sexualisierte Kriegsgewalt zum Thema.&lt;ref&gt;[[Monika Hauser]] über [https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/monika-hauser-medica-mondiale-zu-gewalt-gegen-frauen-im-krieg-100.html Gewalt gegen Frauen im Krieg] auf [[3sat]]-[[Kulturzeit]] am 23. Januar 2024 (verfügbar bis 23. Januar 2026)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Laut einem Bericht der israelischen Vereinigung von Krisenzentren für Vergewaltigungsopfer (ARCCI) vom Januar 2024 umfassten die Übergriffe „sadistische Handlungen brutaler und demonstrativer Art“. Die meisten Opfer seien während oder vor der Vergewaltigung ermordet worden. Zu den Opfern hätten vor allem Frauen, aber auch Kinder und Männer gezählt. Man erwarte von „internationalen Organisationen, klar Stellung zu beziehen“. Der Bericht stellte fest, dass Opfer in manchen Fällen „vor Partnern, Familie oder Freunden vergewaltigt worden“ seien, „um den Schmerz und die Demütigung für alle Anwesenden zu verstärken“. Viele der Leichen seien „mit brutal attackierten Sexualorganen, in die in einigen Fällen Waffen eingeführt worden waren“, aufgefunden worden.&lt;ref&gt;[https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-nahost-mittwoch-106.html ''Gantz sieht Anzeichen für Geisel-Abkommen''] www.tagesschau.de, 21. Februar 2024&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Strafverfolgung ===<br /> Die israelische Anwältin und Menschenrechtsaktivistin [[Nitsana Darshan-Leitner]] reichte Anfang November 2023 Beschwerde beim [[Internationaler Strafgerichtshof|Internationalen Strafgerichtshof]] in Den Haag ein. Sie beschrieb Vergewaltigungen, Entführungen, Enthauptungen und das Verbrennen bei lebendigem Leibe. Im [[Völkerstrafrecht]] fallen diese Taten in die Kategorie Kriegsverbrechen, und wenn sie vorsätzlich erfolgen, als [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit#Definition im Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs|Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] nach [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit#Definition im Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs|Artikel 7 des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofes]]. Die Gräueltaten seien gut dokumentiert.&lt;ref name=&quot;zeit11-5-23&quot; /&gt; Die Terroristen filmten sie live mit Kameras.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jan Schroeder |url=https://taz.de/Israel-zeigt-Medien-Hamas-Aufnahmen/!5968766/ |titel=Israel zeigt Medien Hamas-Aufnahmen |titelerg=Die Videos der Mörder |hrsg=taz.de |datum=2023-10-24 |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt; Anthropologen, [[Forensik]]er und Rechtsmediziner des [[Nationales Zentrum für Forensische Medizin|Nationalen Zentrums für Forensische Medizin]] in Tel Aviv unter der Leitung von [[Chen Kugel]] untersuchten die Leichenteile, Knochensplitter und Aschekrümel von Körpern, die sich nicht mehr identifizieren ließen, um Beweise zu sammeln und das Massaker juristisch aufarbeiten zu können. Die Beschwerde richtete sich gegen den militärischen Befehlshaber der Hamas, [[Mohammed Deif]], den stellvertretenden Führer des politischen Hamas-Flügels, Ismail Haniyya, sowie gegen den Generalsekretär des [[Islamischer Dschihad in Palästina|Islamischen Dschihad in Palästina]], [[Ziyad Ruschdi an-Nachala|Ziyad Ruschdi]]. Die Anwältin und ihre Menschenrechtsorganisation ''Shurat HaDin'' forderte einen sofortigen [[Internationaler Haftbefehl|internationalen Haftbefehl]] gegen die Beschuldigten. Im Zusammenhang mit dem Massaker gingen mindestens drei Beschwerden beim Strafgerichtshof ein, eine im Namen von 24 Familien der 240 nach Gaza Verschleppten und eine von Angehörigen getöteter Festivalbesucherinnen. Deren Anwalt warf der Hamas [[Völkermord]] vor. Damit dieser Vorwurf rechtlich greifen könnte, müsste nachgewiesen werden, dass das Ziel der Hamas die Vernichtung des jüdischen Volkes ist.&lt;ref name=&quot;zeit11-5-23&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Ofir Berman &amp; Steffi Hentschke |url=https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/hamas-angriff-israel-verbrechen-gegen-die-menschlichkeit-beweise-tel-aviv |titel=Die Spuren unsäglicher Taten |hrsg=Die Zeit |datum=2023-11-05 |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für die israelische Anwältin Yael Vias Gvirsman, die die Familie von [[Shani Louk]] sowie insgesamt 56 Überlebende, Angehörige von Toten und Geiseln und mehrere Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt vor dem Internationalen Strafgerichtshof vertritt,&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/ausland/israel-wie-die-hamas-sexualisierte-gewalt-als-kriegswaffe-einsetzte-a-9a9df931-fb65-4b65-a320-91de211d065b Muriel Kalisch: ''Sexualisierte Gewalt der Hamas. Ihre Körper als Schlachtfeld'', Der Spiegel 51/2023, 17. Dezember 2023]&lt;/ref&gt; stellen die Gräueltaten vom 7. Oktober einen „systematischen und vorsätzlichen Angriff auf die Zivilbevölkerung mit Mord, Folter und Verstümmelung von verletzlichen und älteren Menschen, kleinen Kindern und Babys“ dar.&lt;ref&gt;[https://www.lemonde.fr/international/article/2023/12/08/israel-s-organise-pour-documenter-les-violences-sexuelles-commises-lors-de-l-attaque-du-hamas%206204604%203210.html Samuel Forey: ''Israël s’organise pour documenter les violences sexuelles commises lors de l’attaque du Hamas'', Le Monde, 8. Dezember 2023]&lt;/ref&gt; Der [[Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen]] nahm ebenfalls Ermittlungen auf, doch wurde den die Opfer behandelnden Ärzten vom [[Gesundheitsministerium (Israel)|israelischen Gesundheitsministerium]] untersagt, mit dem UN-Menschenrechtsrat zusammenzuarbeiten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Renée Gert-Zhand |url=https://www.timesofisrael.com/government-forbids-doctors-from-speaking-to-un-group-investigating-oct-7-atrocities/ |titel=Israel forbids doctors from speaking to UN group investigating Oct. 7 atrocities |werk=[[Times of Israel]] |datum=2024-01-16 |sprache=en |abruf=2024-06-18}}&lt;/ref&gt; Im Juni 2024 gab die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats bekannt, dass sie die Hamas beschuldigt, verschiedene Delikte wie Angriffe auf Zivilisten, Zerstörung und Beschlagnahme von Eigentum des Gegners, Mord und vorsätzliche Tötung begangen zu haben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Majd El-Safadi |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/un-bericht-menschenrechtsrat-israel-gaza-hamas-kriegsverbrechen-lux.X1431uRmnS8pDa89KcqMzr |titel=UN-Bericht: Israel und Hamas begehen Kriegsverbrechen |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2024-06-12 |sprache=de |abruf=2024-06-18}}&lt;/ref&gt; Am 20. Mai 2024 beantragte Chefankläger [[Karim Ahmad Khan]] beim Internationalen Strafgerichtshof einen Haftbefehl für die Hamas-Mitglieder Yahya Sinwar, Mohammed Deif und [[Ismail Haniyya]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.icc-cpi.int/news/statement-icc-prosecutor-karim-aa-khan-kc-applications-arrest-warrants-situation-state |titel=Statement of ICC Prosecutor Karim A.A. Khan KC: Applications for arrest warrants in the situation in the State of Palestine |werk=Internationaler Strafgerichtshof |datum=2024-05 |sprache=en |abruf=2024-06-18}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Gespräche und Verhandlungen ==<br /> {{Hauptartikel|Geiselnahmen der Hamas während des Terrorangriffs auf Israel 2023}}<br /> Am 9. Oktober berichtete ''[[Reuters]]'', dass Katar Gespräche zwischen Israel und der Hamas vermittelte, um die Freilassung weiblicher israelischer Geiseln sicherzustellen, als Gegenleistung dafür, dass Israel 36 palästinensische Frauen und Kinder freilässt. Israel hatte jedoch nicht bestätigt, dass solche Verhandlungen stattfanden.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Andrew Mills, Nidal Al-Mughrabi |Titel=Qatar in talks with Hamas, Israel to swap hostages for prisoners |Sammelwerk=Reuters |Datum=2023-10-09 |Online=https://www.reuters.com/world/middle-east/qatar-leads-talks-swap-hamas-held-hostages-palestinians-israeli-jails-2023-10-09/ |Abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt; Ein ägyptischer Beamter teilte der ''[[Associated Press]]'' mit, dass Israel ägyptische Hilfe gesucht habe, um die Sicherheit der von palästinensischen Militanten festgehaltenen Geiseln zu gewährleisten, und dass der ägyptische Geheimdienstchef die Hamas und den Islamischen Dschihad kontaktiert habe, um Informationen einzuholen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://apnews.com/article/israel-palestinians-gaza-hamas-rockets-airstrikes-tel-aviv-ca7903976387cfc1e1011ce9ea805a71 |titel=Israel declares war, bombards Gaza and battles to dislodge Hamas fighters after surprise attack |werk=Associated Press |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Berichten zufolge vermittelten ägyptische Beamte die Freilassung palästinensischer Frauen in israelischen Gefängnissen im Austausch gegen als Geiseln genommene israelische Frauen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Josef Federman &amp; Issam Adwan |url=https://apnews.com/article/israel-palestinians-gaza-hamas-airstrikes-hostages-4377e096f62bf535bebcdff38cf16049 |titel=Israel strikes and seals off Gaza after incursion by Hamas, which vows to execute hostages |hrsg=apnews.com |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der US-Außenminister [[Antony Blinken]] war zu Gesprächen in Israel, Jordanien, Katar, Bahrain, Saudi-Arabien.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Humeyra Pamuk |url=https://www.reuters.com/world/middle-east/blinken-will-meet-with-saudi-crown-price-sunday-riyadh-us-official-says-2023-10-15/ |titel=Blinken says meeting with Saudi Crown Prince was “very productive” |werk=Reuters.com |datum=2023-10-15 |sprache=en |abruf=2023-10-15}}&lt;/ref&gt; Er drängte Katar zur Distanz zur Hamas.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/Blinken-draengt-Katar-zur-Distanz-zur-Hamas-article24463682.html |titel=Kein „business as usual“ mehr |titelerg=Blinken drängt Katar zur Distanz zur Hamas |hrsg=n-tv.de/ |datum=2023-10-13 |abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Reaktionen ==<br /> === Israel ===<br /> [[Datei:Isaac Herzog in Maale HaChamisha, October 2023 (GPOABG 7693).jpg|mini|Der israelische Präsident [[Jitzchak Herzog]] bei einem Besuch in [[Maʿale HaChamischa]]]]<br /> [[Datei:איסוף מזון, טואליטיקה ובגדים לחיילים, תרומות של תושבי נשר. איסוף בהיכל התרבות 01.jpg|mini|Spendenaktion in [[Nescher]] zur Unterstützung der Terroropfer im Süden Israels]]<br /> [[Staatspräsident (Israel)|Staatspräsident]] [[Jitzchak Herzog]]:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R |url=https://www.juedische-allgemeine.de/israel/israels-praesident-erlebnisse-wie-seit-holocaust-nicht-mehr/ |titel=Israels Präsident: Erlebnisse wie seit Holocaust nicht mehr |datum=2023-10-09 |sprache=de |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Seit dem Holocaust haben wir nicht mehr erlebt, wie jüdische Frauen und Kinder, Großeltern – sogar Holocaust-Überlebende – in Lastwagen gepfercht und in die Gefangenschaft gebracht wurden. Wir werden mit voller Kraft und unerschütterlichem Engagement handeln, um diese Bedrohung für unser Volk zu beseitigen<br /> |Autor=[[Jitzchak Herzog]]}}<br /> <br /> Premierminister [[Benjamin Netanjahu]] erklärte in einer TV-Ansprache:&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Liveblog zum Hamas-Angriff auf Israel: Netanjahu: Wir sind im Krieg |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/liveblog-zum-hamas-angriff-auf-israel-netanjahu-wir-sind-im-krieg-19226976.html |Abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Bürger Israels, wir sind im Krieg. Und wir werden gewinnen. […] Unser Feind wird einen Preis bezahlen, wie er ihn noch niemals kennengelernt hat.<br /> |Autor=[[Benjamin Netanjahu]]}}<br /> <br /> Netanjahu und Verteidigungsminister Joaw Galant führten Sicherheitsbewertungen im Hauptquartier der [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte|israelischen Streitkräfte]] (IDF) in Tel Aviv durch.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ibrahim Dahman, Hadas Gold, Lauren Iszo, Amir Tal, Abeer Salman, Kareem Khadder, Richard Allen Greene, Hande Atay Alam |url=https://www.cnn.com/2023/10/07/middleeast/sirens-israel-rocket-attack-gaza-intl-hnk/index.html |titel=Netanyahu says Israel is ‘at war’ as Palestinian militants launch surprise air and ground attack from Gaza |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; Die IDF erklärte einen „Kriegsbereitschaftszustand“, Galant genehmigte die Mobilisierung von zehntausenden Armeereservisten und rief den Ausnahmezustand im Umkreis von 80 Kilometern um die Grenze zum Gazastreifen aus.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Lili Bayer, Vivian Ho, Adam Fulton, Lili Bayer (now); Vivian Ho, Adam Fulton (earlier) |Titel=Israel ‘at war’, says Netanyahu, as fighter jets target Gaza after surprise attack by Hamas – live |Sammelwerk=the Guardian |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.theguardian.com/world/live/2023/oct/07/hamas-launches-attack-on-israel-with-5000-rockets-live |Abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; Die Hamas habe einen „schweren Fehler“ begangen, so Galant. Bewohner in Gebieten rund um den Gazastreifen wurden gebeten, das Haus nicht zu verlassen, während Zivilisten im Süden und in der Mitte Israels angehalten wurden, in der Nähe von Notunterkünften zu bleiben. Straßen rund um den Gazastreifen wurden von der IDF gesperrt.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/gaza-israel-raketen-102.html |titel=Massiver Raketenbeschuss aus Gaza – Militante dringen nach Israel ein |sprache=de |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; Auf den Flughäfen in Zentral- und Südisrael wurde der Flugverkehr unterbrochen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Ynet |Titel=Airports close in southern, central Israel following rocket fire |Sammelwerk=Ynetnews |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.ynetnews.com/article/syme7drgt |Abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; Am 9.&amp;nbsp;Oktober 2023 meinte Galant im Zusammenhang mit der kompletten Blockade des Gazastreifens: „Wir kämpfen gegen menschliche Tiere und wir handeln entsprechend.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.juedische-allgemeine.de/israel/gazastreifen-abgeriegelt-alle-lieferungen-eingestellt/ |titel=Gazastreifen abgeriegelt, alle Lieferungen eingestellt |hrsg=[[Jüdische Allgemeine]] |datum=2023-10-09 |abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit zunehmenden Abstand zum Terrorangriff der Hamas wird in Israel auch über (Mit-)Verantwortlichkeit Israels diskutiert. So warf der ehemalige Außen- und Verteidigungsminister in Kabinett Netanjahu, [[Avigdor Lieberman]]n, diesem vor, für die Katastrophe vom 7. Oktober verantwortlich zu sein. Netanjahu habe die Hamas durch seine Politik gestärkt und dies offen bekundet, beispielsweise in der Fraktionssitzung des Likud am 16. Mai 2019: „Wer einen palästinensischen Staat verhindern will, muss die Hamas unterstützen und stärken“.&lt;ref&gt;Jan Ross, DIE ZEIT Nr. 48, 16.11.2023, S. 4&lt;/ref&gt; Auch der ehemalige israelische Ministerpräsident [[Ehud Barak]] hält Netanjahu persönlich für verantwortlich am Versagen des 7. Oktober.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R |url=https://www.juedische-allgemeine.de/israel/ehud-barak-netanjahu-traegt-mitschuld-am-7-oktober/ |titel=Ehud Barak: Netanjahu trägt Mitschuld am 7. Oktober |datum=2023-10-20 |sprache=de |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Alexandra Berlin, Thore Schröder |Titel=(S+) Israel: Ex-Premier Ehud Barak kritisiert Benjamin Netanyahu scharf |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-20 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/israel-ex-premier-ehud-barak-kritisiert-benjamin-netanyahu-scharf-a-5e817507-5575-4daf-b782-055a74700142 |Abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt; Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, [[Avi Primor]], äußerte in einem Interview, dass die Regierung Netanjahu „die Hamas im Gazastreifen sogar unterstützt“ habe, um damit die Fatah zu schwächen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.ksta.de/kultur-medien/avi-primor-zur-lage-in-israel-die-mehrheit-glaubt-netanjahu-kein-wort-804899 |titel=Avi Primor zur Lage in Israel: „Die Mehrheit glaubt Netanjahu kein Wort“ |datum=2024-06-04 |sprache=de |abruf=2024-06-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im April 2024 wurde bekannt, dass der Direktor des israelischen Militärgeheimdienstes ''[[Aman]]'', [[Aharon Haliva]], wegen Fehlern im Zusammenhang mit dem Terrorangriff zurücktritt, sobald ein Nachfolger für ihn gefunden wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-ruecktritt-geheimdienstchef-100.html |titel=Chef des israelischen Militärgeheimdienstes tritt zurück |werk=tagesschau.de |datum=2024-04-22 |abruf=2024-04-24}}&lt;/ref&gt; Im September 2024 kündigte Yossi Sariel, der Befehlshaber der israelischen Überwachungseinheit ''[[Unit 8200]]'' nach Abschluss einer ersten Untersuchung seinen Rücktritt an und übernahm öffentlich die Verantwortung für Fehler und Versäumnisse dieser Einheit im Zusammenhang dem Terrorangriff.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Harry Davies |url=https://www.theguardian.com/world/2024/sep/12/head-of-israeli-spy-agency-unit-8200-resigns-over-7-october-failings |titel=Head of Israeli spy agency Unit 8200 resigns over 7 October failings |werk=theguardian.com |datum=2024-09-12 |sprache=en |abruf=2024-09-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Palästinensische Autonomiebehörde ===<br /> {{Hauptartikel|Palästinensische Autonomiebehörde}}<br /> Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), [[Mahmud Abbas]], erklärte am 7. Oktober gegenüber US-Außenminister Antony Blinken, das Unrecht an den Palästinensern treibe den Konflikt mit Israel zu einer „Explosion“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/abbas-gaza-100.html |titel=Nach Hamas-Angriff auf Israel – Warum Abbas unter Druck steht |werk=www.tagesschau.de |datum=2023-10-16 |abruf=2023-11-13}}&lt;/ref&gt; Im November 2023 erklärt er seine Absicht, eine [[Zweistaatenlösung]] anzustreben und in dem Rahmen wieder die Regierung des Gazastreifens zu übernehmen. Die USA forderten zu diesem Zeitpunkt, dass die PA in die Diskussion über die Zukunft des Gazastreifens einbezogen werden sollen. Teile der palästinensischen Bevölkerung fordern den Rücktritt von Abbas, der seit über 18 Jahren nicht mehr durch legitime Wahlen in sein Amt gewählt wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/internationales/palastinensische-autonomiebehorde-abbas-will-im-fall-einer-zwei-staaten-losung-auch-gaza-kontrollieren-10763017.html |titel=Palästinensische Autonomiebehörde: Abbas will im Fall einer Zwei-Staaten-Lösung auch Gaza kontrollieren |werk=www.tagesspiegel.de |datum=2023-11-10 |abruf=2023-11-12}}&lt;/ref&gt; Eine in der ersten Novemberwoche 2023 unter der palästinensischen Bevölkerung von einem in [[Ramallah]] ansässigen Institut durchgeführte Umfrage zum Terrorangriff („military operation“) ergab eine Zustimmung von 75 % gegenüber 13 % Ablehnung bei 11 % neutraler Einstellung.&lt;ref&gt;[https://www.awrad.org/files/server/polls/polls2023/Public%20Opinion%20Poll%20-%20Gaza%20War%202023%20-%20Tables%20of%20Results.pdf Public Opinion Polls. Gaza Survey 7th October], S.&amp;nbsp;12, “Table 27: How much do you support the military operation …” (Arab World for Research and Development (AWRAD)) Die Antworten der Araber aus Gaza und dem Westjordanland werden hier differenziert.&lt;/ref&gt; In der Diskussion um die zukünftige Entwicklung des Gazastreifens lehnte der israelische Regierungschef Netanjahu eine Beteiligung der PA ab. Das Küstengebiet dürfe nicht unter Kontrolle einer Behörde stehen, „die ihre Kinder dazu erzieht, Israel zu hassen, Israelis zu töten und den Staat Israel auszulöschen“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/israel-gaza-hamas-netanjahu-abkommen-freilassung-100.html |titel=Netanjahu deutet mögliches Abkommen über Freilassung von Geiseln an |werk=mdr.de |datum=2023-11-12 |sprache=de |abruf=2023-11-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Palästinensische Bevölkerung ===<br /> Laut einer Umfrage des [[Palestinian Center for Policy and Survey Research]] (PCPSR, {{arS|المركز الفلسطيني للبحوث السياسية والمسحية&amp;lrm;}}), die vom 22. November 2023 bis 2. Dezember 2023 im Gazastreifen und im Westjordanland stattfand, gaben über 90 Prozent der Befragten an, die Hamas habe in Israel keine Gräueltaten verübt, wie sie in Videos und durch Aussagen Überlebender belegt sind; über 85 Prozent gaben an, sie hätten keine solchen Videos gesehen. Während im Westjordanland 82 Prozent die Entscheidung der Hamas zur Durchführung des Angriffs guthießen, waren es im direkt betroffenen Küstenstreifen nur 57 Prozent. Dass Israel sein Kriegsziel der Zerstörung der Hamas erreichen könnte, glauben indes nur 1 Prozent der Befragten im Westjordanland und 17 Prozent im Gazastreifen. Während 95 % glauben, dass Israel im aktuellen Krieg Kriegsverbrechen begangen habe, sind nur 10 % der Meinung, dass auch die Hamas solche Verbrechen begangen habe; 4 % sind der Meinung, dass Israel solche Verbrechen nicht begangen habe, und 89 % sind der Meinung, dass die Hamas im aktuellen Krieg keine Kriegsverbrechen begangen habe. 34 % befürworteten und 64 % lehnten die Idee einer Zwei-Staaten-Lösung ab. Vor drei Monaten unterstützten unwesentlich weniger, nämlich 32 %, eine Zwei-Staaten-Lösung. Die Unterstützung für die Hamas hat sich im Westjordanland im Vergleich zu vor drei Monaten mehr als verdreifacht, liegt aber immer noch unter 50 Prozent. Im Gazastreifen nahm die Unterstützung für die Hamas unwesentlich (von 38 auf 42 Prozent) zu. Bei der Umfrage wurden 750 Bewohner des Westjordanlandes und 481 des Gazastreifens befragt.&lt;ref&gt;[https://www.pcpsr.org/en/node/961 Press Release: Public Opinion Poll No (90)], PCPSR, 13. Dezember 2023. Abgerufen am 16. Dezember 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Internationale Reaktionen ===<br /> ==== Internationale Organisationen ====<br /> [[Datei:Solidarity with the victims of the terror attacks in Israel (53250983153).jpg|mini|Solidaritätsbekundung mit den Opfern des Terroranschlags vor dem [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]] in Brüssel, in Anwesenheit von [[Roberta Metsola]] ([[Präsident des Europäischen Parlaments|Präsidentin des Europäischen Parlaments]]), Ursula von der Leyen (Präsidentin der Europäischen Kommission) und [[Charles Michel]] ([[Präsident des Europäischen Rates]]) am 11. Oktober 2023]]<br /> [[António Guterres]], der [[Generalsekretär der Vereinten Nationen]], verurteilte mehrmals den Angriff der Hamas,&lt;ref name=&quot;tagesschau_20231023&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; sagte aber auch, die Terrorangriffe erfolgten „nicht im luftleeren Raum“; das [[Palästinenser|Volk der Palästinenser]] habe „eine 56-jährige Geschichte erdrückender Besatzung hinter sich“. Es habe mit ansehen müssen, wie das [[Westjordanland]] „immer wieder von [[Israelische Siedlung|Siedlungen]] verschlungen wurde, es war Gewalt ausgesetzt, seine Wirtschaft wurde abgewürgt und seine Häuser wurden zerstört“, aber das Leid der Palästinenser „kann nicht den widerwärtigen Angriff der Hamas rechtfertigen.“&lt;ref name=&quot;tagesschau_20231023&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/guterres-nahost-streit-100.html |titel=Sicherheitsrat: Israel-Kritik des UN-Chefs löst Eklat aus |werk=tagesschau.de |datum=2023-10-23 |sprache=de |abruf=2023-10-24}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; Guterres forderte „diplomatische Anstrengungen um einen größeren Flächenbrand zu verhindern“.&lt;ref name=&quot;:5&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://unric.org/de/guterres-flaechenbrand-in-nahen-osten-muss-verhindert-werden/ |titel=Guterres: Flächenbrand in Nahen Osten muss verhindert werden |hrsg=Vereinte Nationen |datum=2023-10 |abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen]] wurde auf Verlangen der nichtständigen Mitglieder Malta und Vereinigte Arabische Emirate zu einer nichtöffentlichen Dringlichkeitssitzung am 8. Oktober einberufen. In den „geschlossenen Konsultationen“ ''(Consultations of the whole)'' stand die Lage im [[Naher Osten|Nahen Osten]] auf der Tagesordnung. Neben den 15 Ratsmitgliedern waren anders als bei öffentlichen Sitzungen keine weiteren Staaten – auch nicht die in den Konflikt involvierten – als Beisitzer zugelassen. Als Berichterstatter fungierte der [[UN-Sonderkoordinator für den Nahost-Friedensprozess]], [[Tor Wennesland]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://journal.un.org/en/new-york/meeting/officials/f40083bf-fc9a-4140-42e5-08dbc75f10fd/2023-10-08 |titel=Journal of the United Nations—Official Meetings |sprache=en |abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.securitycouncilreport.org/whatsinblue/2023/10/the-middle-east-including-the-palestinian-question-emergency-closed-consultations.php |titel=The Middle East, including the Palestinian Question: Emergency Closed Consultations |sprache=en |abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/un-security-council-to-meet-sunday-on-gaza-war-erdan-says-body-must-condemn-hamas/ |titel=UN Security Council to meet Sunday on Gaza War; Erdan says body must condemn Hamas |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Der Großangriff wurde in dem Gremium durch eine Mehrheit verurteilt, aber es kam zu keiner einstimmigen Beschlussfassung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=deutschlandfunk.de |url=https://www.deutschlandfunk.de/uno-sicherheitsrat-gelingt-keine-einmuetige-verurteilung-von-hamas-grossangriff-auf-israel-102.html |titel=New York – UNO-Sicherheitsrat gelingt keine einmütige Verurteilung von Hamas-Großangriff auf Israel |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Liste von UN-Sonderberichterstattern|Sonderbeauftragte]] des [[Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen]] für Israel und die besetzten Gebiete, [[Francesca Albanese]], stellte den Ausbruch der Gewalt in den Kontext des andauernden Konfliktes und betonte die Rolle der Militärherrschaft Israels über den Gazastreifen für die Aggression von palästinensischer Seite: „Die heutige Gewalt muss im Kontext gesehen werden. Fast sechs Jahrzehnte feindseliger Militärherrschaft über eine ganze zivile Bevölkerungsgruppe (welche von allzu vielen offiziellen Erklärungen und Medien unverständlicherweise ignoriert wird) sind an sich schon eine Aggression und das Rezept für mehr Unsicherheit für alle.“&lt;ref&gt;[https://www.juedische-allgemeine.de/israel/israel-hat-das-recht-sich-zu-verteidigen ''Israel hat das Recht, sich zu verteidigen''] – Jüdische Allgemeine/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Präsident der Europäischen Kommission|Präsidentin der Europäischen Kommission]], [[Ursula von der Leyen]], nannte die Angriffe „Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form“.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt; Der Sitz der [[Europäische Kommission|Kommission]] wurde am Abend des Überfalls mit der Flagge Israels angestrahlt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/statement_23_4901 |titel=Erklärung von Präsidentin von der Leyen anlässlich der Schweigeminute des Kollegiums im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in Israel in Anwesenheit des israelischen Botschafters bei der EU |hrsg=ec.europa.eu |datum=2023-10-11 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt; Die [[Europäische Union]] verkündete am 9. Oktober als Reaktion auf die Ereignisse die Aussetzung aller Hilfsgeldzahlungen nach Gaza. Den Worten des [[Kommissar für Erweiterung und Europäische Nachbarschaftspolitik]], [[Olivér Várhelyi]], zufolge werden „alle Zahlungen sofort ausgesetzt. Alle Projekte werden überprüft.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/ausland/israel-und-gaza-eu-setzt-hilfsgelder-fuer-palaestinenser-aus-a-87f847c7-45dc-4a6e-b283-74e49157a6e5 |titel=EU-Kommissar Varhelyi meldet Ende der Zahlungen an Palästinenser |hrsg=Der Spiegel |datum=2023-10-09 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt; Diese Entscheidung wurde jedoch auf Druck mehrerer [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union]] einen Tag später wieder zurückgenommen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Nathan Giwerzew &amp; Maximilian Both |url=https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/krieg-gegen-israel-hilfsgelder-nach-gaza-eu-und-auswaertiges-amt-zahlen-weiter-li.2147727 |titel=Hilfsgelder nach Gaza: EU und Auswärtiges Amt zahlen weiter |hrsg=[[Berliner Zeitung]] |datum=2023-10-10 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Außenminister der 22 Mitgliedstaaten der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]] trafen sich am 11. Oktober in Kairo zu einer Dringlichkeitssitzung. Es wurde ein sofortiger Stopp der israelischen Angriffe auf Gaza gefordert. In einer Abschlusserklärung wurde die Notwendigkeit betont, den Friedensprozess wiederzubeleben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.zentralplus.ch/news/arabische-liga-fordert-waffenruhe-2586892/ |titel=Arabische Liga fordert Waffenruhe |werk=zentralplus.ch |datum=2023-10-11 |abruf=2023-10-12}}&lt;/ref&gt; Sie rief beide Seiten dazu auf, die Waffen ruhen zu lassen. „Wir verurteilen das Töten von Zivilisten auf beiden Seiten. Unbeteiligte müssen, wie es die menschlichen Werte und das internationale Recht verlangen, geschützt werden. Alle Gefangengenommen und entführten Zivilisten müssen freigelassen werden“ hieß es unter anderem in der Abschlusserklärung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Tilo Spanhel |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/arabische-liga-treffen-100.html |titel=Treffen der Arabischen Liga – Überraschende Einigkeit zu Israel |hrsg=[[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]] |datum=2023-10-12 |abruf=2023-10-15}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Organisation für Islamische Zusammenarbeit]] verurteilte die anhaltende israelische Militäraggression gegen die Palästinenser und bekräftigte, dass die fortgesetzte Besetzung die Ursache der Instabilität sei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.oic-oci.org/home/?lan=en |titel=OIC Condemns the Continuing Israeli Military Aggression against the Palestinians, Affirms that the Continued Occupation is the Cause of Instability |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> WHO-Chef [[Tedros Adhanom Ghebreyesus]] forderte, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) solle sofort Zugang zu den aus Israel entführten Geiseln erhalten. Er forderte außerdem die sofortige Freilassung aller Geiseln, die im Zuge des Terrorangriffs der islamistischen Hamas Anfang Oktober verschleppt worden waren.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-mittwoch-104.html#WHO-fordert-sofortigen-Zugang-zu-Geiseln-der-Hamas |titel=WHO fordert sofortigen Zugang zu Geiseln der Hamas |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-25 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231030172426/https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-mittwoch-104.html#WHO-fordert-sofortigen-Zugang-zu-Geiseln-der-Hamas |archiv-datum=2023-10-30 |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Staaten im Nahen Osten ====<br /> {{Zitat<br /> |Text=Will man uns sagen, dass es falsch ist, eine Familie, eine ganze Familie, von Angesicht zu Angesicht zu erschießen – aber sie zu Tode zu bombardieren ist okay? Ich finde, es gibt hier eine eklatante Doppelmoral.<br /> |Autor=[[Rania von Jordanien]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/kultur/royals/scharfe-worte-zum-nahost-konflikt-koenigin-rania-von-jordanien-riskiert-bruch-mit-britischen-royals_id_231980462.html |titel=Königin Rania von Jordanien riskiert Bruch mit britischen Royals |hrsg=focus.de |datum=2023-10-26 |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/ausland/krieg-im-nahen-osten-koenigin-rania-von-jordanien-wirft-dem-westen-eklatante-doppelmoral-vor-a-bf9dac41-a3c0-49f3-a5ec-f48a2087c379 |titel=Rania von Jordanien wirft dem Westen »eklatante Doppelmoral« vor |hrsg=Der Spiegel |datum=2023-10-25 |abruf=2023-10-30}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Saudi-Arabien veröffentlichte eine Erklärung, in der es zu einem „sofortigen Stopp“ der „Eskalation“ aufrief. Das saudi-arabische Außenministerium bekräftigte außerdem seine „wiederholten Warnungen [an Israel] über die Gefahr einer Verschärfung der Situation infolge der [[Israelisch besetzte Gebiete|anhaltenden Besetzung]] und Entziehung der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes sowie der Wiederholung systematischer Provokationen gegen die [[Territoriale Integrität|Unverletzlichkeit]] Palästinas“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://arab.news/5r99e |titel=Saudi Arabia leads global calls for de-escalation of conflict between Palestinians, Israelis |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; Ägypten rief dazu auf, „größtmögliche Zurückhaltung zu üben und die Zivilbevölkerung keiner weiteren Gefahr auszusetzen“. Ägyptische Fernsehsender berichteten, dass der Geheimdienst alle Kontakte mit der Hamas und anderen Terrorgruppen gekappt habe.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Titel=Hamas-Angriff auf Israel im News-Blog: Israelische Armee spricht von mehr als 2000 Raketen |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/hamas-angriff-auf-israel-armee-erklaert-nach-massiven-angriffen-kriegszustand-a-1a6fe2e8-45b6-4fce-9f70-7877229f4d01 |Abruf=2023-10-25}}&lt;/ref&gt; Die Türkei&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.jpost.com/breaking-news/article-762085 |titel=Turkey’s Erdogan calls on Israelis, Palestinians to act with restraint |datum=2023-10-07 |sprache=en-US |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; und die Vereinigten Arabischen Emirate&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://gulfnews.com/uae/government/israel-palestine-conflict-uae-calls-for-immediate-ceasefire-to-prevent-dangerous-consequences-1.1696682065094 |titel=Israel-Palestine conflict: UAE calls for immediate ceasefire to prevent dangerous consequences |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; forderten die Konfliktparteien zur „Waffenruhe“ und zur „Zurückhaltung“ auf. In einem weiteren Statement zeigten sich die Emirate „entsetzt über Berichte, wonach israelische Zivilisten als Geiseln aus ihren Häusern verschleppt wurden“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mofa.gov.ae/en/mediahub/news/2023/10/8/8-10-2023-uae-population |titel=In a statement, the Ministry of Foreign Affairs has called for the protection of civilians and stressed that the immediate priority is to end the violence and protect the civilian population. |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Die türkische Staatsführung bot sich als Vermittler an und brachte ihre Ansicht zum Ausdruck, dass die [[Zweistaatenlösung]] der einzige friedliche Weg im Nahen Osten ist.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-102.html |titel=Türkei will vermitteln |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-08 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231111100018/https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-102.html#Tuerkei-will-vermitteln |archiv-datum=2023-11-11 |abruf=2023-11-24}}&lt;/ref&gt; Auch [[Bahrain]] verurteilte die Angriffe und Geiselnahmen der Hamas. Zudem forderte das Land zusammen mit Jordanien die internationale Gemeinschaft auf, für Deeskalation zu sorgen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mofa.gov.bh/Default.aspx?tabid=7824&amp;language=en-US&amp;ItemId=22652 |titel=Kingdom of Bahrain stresses need for de-escalation between Palestinians, Israelis |hrsg=Ministry of Foreign Affairs, Bahrain |sprache=en-US |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/bahrain-denounces-hamas-kidnappings/ ''Bahrain denounces Hamas kidnappings''] www.timesofisrael.com, 9. Oktober 2023&lt;/ref&gt; Ein Frieden im Nahen Osten ist nach Einschätzung von Jordaniens König [[Abdullah II. bin al-Hussein|Abdullah II]] nur möglich, wenn ein unabhängiger [[Staat Palästina|Palästinenser-Staat]] neben Israel entsteht. Eine Zweistaatenlösung sei die einzige Option, sagt der Monarch.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.oe24.at/welt/jordanien-kein-frieden-ohne-palaestinenser-staat/571941740 |titel=Jordanien: Kein Frieden ohne Palästinenser-Staat |hrsg=oe24.at |datum=2023-10-11 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Iran gab an, er sei am Angriff unbeteiligt, begrüßte jedoch die Attacke auf Israel. „Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer“, sagte Rahim Safawi, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt [[Ali Chamenei]], der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Insa. Die Republik werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Chameini selbst sagte: „Dieses Krebsgeschwür wird, so Gott will, durch das palästinensische Volk und die Widerstandskräfte in der gesamten Region endgültig ausgerottet werden.“&lt;ref name=&quot;:00&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html |titel=Netanyahu kündigt Rache für Hamas-Angriffe an |werk=tagesschau.de |datum=2023-10-08 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231018062103/https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html |archiv-datum=2023-10-18 |abruf=2023-11-11}}&lt;/ref&gt; Die libanesische Hisbollah-Miliz bezeichnete den Hamas-Angriff auf Israel als Zeichen gegen eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel. Der Hamas-Angriff sei eine „entschlossene Antwort auf Israels anhaltende Besatzung und eine Botschaft an diejenigen, die eine Normalisierung mit Israel anstreben“, teilte die Islamistenmiliz in einer Erklärung mit. Sie verfolge die Lage im Gazastreifen genau und stehe in „direktem Kontakt mit der Führung des palästinensischen Widerstands“.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Ein Hisbollah-Kommandeur im Südlibanon sagte laut einem Bericht im Spiegel allerdings, alle in der Bewegung seien vom bestialischen Gemetzel der Attentäter angewidert gewesen. „So was machen wir Schiiten nicht. Wir erschießen unsere Feinde.“ sagte er, zudem auch „Und jetzt müssen wir sie verteidigen“.&lt;ref&gt;Der Spiegel vom 4. November 2023, Seite 21&lt;/ref&gt; [[Katar]] und [[Kuwait]] sahen die Schuld für die Eskalation bei Israel. Die Angriffe der Hamas seien die Folge der jahrzehntelangen „systematischen Unterdrückung“ durch die „[[Zionismus|zionistische]] Besatzungsbehörde“, heißt es auch in einer Erklärung der irakischen Regierung.&lt;ref name=&quot;:00&quot; /&gt; Weniger zustimmend zeigten sich Teile der iranischen Bevölkerung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=n-tv |url=https://www.n-tv.de/panorama/Schiebt-euch-die-palaestinensische-Flagge-in-den-Arsch-article24452051.html |titel=„Schiebt euch die palästinensische Flagge in den Arsch“ |sprache=de |abruf=2023-10-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Westliche Staaten ====<br /> [[Datei:President Biden Delivers Remarks on the Terrorist Attacks in Israel - Oct 7, 2023.webm|mini|Präsident Bidens Ansprache zu den Überfällen]]<br /> [[Datei:Israel solidarity protest Berlin 2023-10-08 19.jpg|mini|Solidaritätskundgebung mit Israel auf dem [[Pariser Platz]] in Berlin]]<br /> [[Datei:2023.10.08 Pro-Palestinian Rally, Washington, DC USA 281 20112 (53246729483).jpg|mini|Pro-palästinensische Demonstration vor dem Weißen Haus]]<br /> Der deutsche Bundeskanzler [[Olaf Scholz]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) und die deutsche Bundesaußenministerin [[Annalena Baerbock]] ([[Bündnis 90/Die Grünen|Grüne]]) verurteilten den Angriff der Hamas. Baerbock unterstrich das „völkerrechtlich verbriefte Recht, sich gegen Terror zu verteidigen.“&lt;ref name=&quot;:3&quot;&gt;{{Literatur |Titel=Annalena Baerbock verurteilt »die terroristischen Angriffe aus Gaza« |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/hamas-attacke-auf-israel-annalena-baerbock-verurteilt-die-terroristischen-angriffe-aus-gaza-a-b1d23b40-1e88-431e-88c3-690914baecf4 |Abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; Am Abend des Überfalls wurde das [[Brandenburger Tor]] zum Zeichen der Solidarität mit der Flagge Israels illuminiert.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=„Israel ist nicht allein“: 2000 Teilnehmer bei Demonstration am Brandenburger Tor – Wegner und weitere Parteienvertreter sprechen |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |Datum= |Online=https://www.tagesspiegel.de/berlin/israel-ist-nicht-allein-2000-teilnehmer-bei-demonstration-am-brandenburger-tor--wegner-und-weitere-parteienvertreter-sprechen-10586995.html |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Am Tag nach dem Angriff wurde auf wichtigen Gebäuden des Landes wie dem [[Bundeskanzleramt (Deutschland)|Kanzleramt]], dem [[Schloss Bellevue]], dem [[Deutscher Bundestag|Bundestag]], dem Sitz des Außenministeriums sowie dem [[Abgeordnetenhaus von Berlin]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Helmut Fohringer |url=https://www.diepresse.com/17723937/israels-flagge-auf-bundeskanzleramt-und-aussenministerium-gehisst |titel=Israels Flagge auf Bundeskanzleramt und Außenministerium gehisst |datum=2023-10-07 |sprache=de |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; die israelische Flagge gehisst.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Bundestag, Bellevue und Kanzleramt hissen israelische Flagge |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2023-10-08 |Online=https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/bundestag-bellevue-und-kanzleramt-hissen-israelische-flagge-19228344.html |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Noch am Tag des Überfalls wurde die Sicherung jüdischer Einrichtungen in Deutschland erhöht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/israel-gaza-angriffe-reaktionen-102.html |titel=Biden warnt Israels Feinde |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-07 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231007172213/https://www.tagesschau.de/ausland/israel-gaza-angriffe-reaktionen-102.html |archiv-datum=2023-10-07 |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt; [[Michael Roth (Politiker)|Michael Roth]] (SPD), Vorsitzender des [[Auswärtiger Ausschuss|Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages]], forderte in Anbetracht der erwarteten militärischen Reaktion Israels, „dass die deutsche Öffentlichkeit jetzt lernen müsse, schlimme Bilder zu ertragen, wenn die israelische Armee die komplette Infrastruktur der Terrororganisation Hamas vernichten werde. Und auch im Angesicht dieser Bilder trotzdem solidarisch das israelische Vorgehen unterstützt“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/israel-palaestina-deutschland-100.html |titel=Wie Deutschland auf den Hamas-Angriff reagiert |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-10 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231013174933/https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/israel-palaestina-deutschland-100.html |archiv-datum=2023-10-13 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt; Scholz wurde für ein Treffen mit dem [[Emir von Katar]] [[Tamim bin Hamad Al Thani]] kritisiert, da Katar die Hamas unterstützt. Auch die seit der [[Globale Energiekrise 2021–2023|globalen Energiekrise 2021 bis 2023]] intensivierten Öl- und Gasgeschäfte zwischen Deutschland und Katar wurden in diesem Zusammenhang kritisiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=RedaktionsNetzwerk Deutschland |url=https://www.rnd.de/politik/scholz-trifft-emir-von-katar-in-berlin-staatschef-ist-ein-helfer-der-hamas-TNW4WSPYIFMEVPWHVIQVEITC74.html |titel=Scholz trifft Emir von Katar in Berlin – Staatschef ist ein Helfer der Hamas |datum=2023-10-12 |sprache=de |abruf=2023-10-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf der [[Sonnenallee]] in [[Berlin-Neukölln]] feierten am 7. Oktober spontan mehrere Dutzend Anhänger der [[Samidoun]] (Solidaritätsnetzwerk für palästinensische Gefangene) den Angriff und verteilten dabei Süßgebäck ([[Baklava]]) an Passanten. Die Polizei schritt schließlich dagegen ein und die Justiz nahm Ermittlungen gegen drei Personen wegen „Belohnung und Billigung von Straftaten“ auf.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/palaestinenser-neukoelln-100.html |titel=Berliner Justiz ermittelt wegen pro-palästinensischer Feiern |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-08 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231013175300/https://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/palaestinenser-neukoelln-100.html |archiv-datum=2023-10-13 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt; Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte pro-palästinensische Freudenfeiern und bekräftigte: „[[Staatsräson#Israels Sicherheit als deutsche Staatsräson|Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson]].“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/rbb-bundeskanzler-scholz-verurteilt-pro-palaestinensische-freudenfeiern-100.html |titel=Berlin: Bundeskanzler Scholz verurteilt pro-palästinensische Freudenfeiern |sprache=de |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/politik/deutschland/erschuetternde-szenen-in-der-hauptstadt-hamas-anhaenger-feiern-in-berlin-angriff-auf-israel-polizei-schreitet-ein_id_220400551.html |titel=Hamas-Anhänger feiern in Berlin Angriff auf Israel – Polizei schreitet ein |hrsg=focus.de |datum=2023-10-07 |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 8. Oktober fand am Brandenburger Tor eine Solidaritätsdemonstration für Israel statt, an der 2000 Personen teilnahmen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/10/berlin-terroranschlaege-hamas-israel-solidaritaetsdemo-vor-brandenburger-tor-sonntag.html |titel=Etwa 2.000 Menschen demonstrieren in Berlin Solidarität mit Israel |hrsg=rbb24.de |datum=2023-10-08 |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt; Am 11. Oktober fand am [[Hermannplatz]], am [[Richardplatz]] und in den umliegenden Straßen in Berlin-Neukölln eine von der Polizei verbotene, israelfeindliche Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmern statt. Die Polizei löste die Demonstration auf, erfasste die Personalien der Teilnehmer und nahm mehr als 100 Teilnehmer kurzzeitig fest.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Julius Geiler, Dominik Mai &amp; Lea Becker |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/mehr-als-130-festnahmen-hunderte-menschen-bei-verbotener-israelfeindlicher-demo-in-berlin-neukolln-10609414.html?bezuggrd=CHP |titel=Mehr als 130 Festnahmen: Hunderte Menschen bei verbotener israelfeindlicher Demo in Berlin-Neukölln |hrsg=[[Tagesspiegel]] |datum=2023-10-11 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> In einem ''Offenen Brief für Frieden und Meinungsfreiheit'' forderten über 100 in Deutschland lebende jüdische Kunstschaffende und Wissenschaftler Frieden und Meinungsfreiheit, auch für pro-palästinensische Stimmen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/juedische-philosophin-susan-neiman-ich-bin-pro-menschenrechte-100.html |titel=Offener Brief jüdischer Intellektueller fordert Frieden und Meinungsfreiheit für alle |hrsg=swr Kultur |datum=2023-10-24 |abruf=2023-10-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://taz.de/Offener-Brief-juedischer-Intellektueller/!5965154/ |titel=Offener Brief jüdischer Intellektueller: Die Freiheit der Andersdenkenden |werk=[[Die Tageszeitung#taz.de|taz.de]] |datum=2023-10-22 |sprache=de |abruf=2023-10-25}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In diversen britischen Städten (darunter London, Manchester und Brighton) und schwedischen Städten (darunter Malmö, Stockholm, Kristianstad, Helsingborg) sowie in einem Flüchtlingsaufnahmelager auf der griechischen Insel [[Samos]] bejubelten muslimische Gruppen die Attacken auf Israel.&lt;ref name=&quot;:21&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://europeanconservative.com/articles/news/islamo-leftists-celebrate-hamas-attacks-in-the-west/ |titel=Islamo-Leftists in the West Celebrate Hamas Attacks |werk=europeanconservative.com |datum=2023-10-09 |sprache=en-US |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Hannes Lännerholm &amp; Anette Holmqvist |url=https://www.expressen.se/nyheter/hamas-blodiga-attacker-firades-i-svenska-stader/ |titel=Hamas blodiga attacker firades i svenska städer |hrsg=expressen.se |datum=2023-10-09 |sprache=sv |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://doku.nu/2023/10/08/palestinskt-firande-i-sverige-efter-attackerna-mot-israel/ |titel=Palestinskt firande i Sverige efter attackerna mot Israel |hrsg=doku.nu |datum=2023-10-08 |sprache=sv |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Mallika Soni |url=https://www.hindustantimes.com/world-news/israel-palestine-conflict-video-celebrations-in-london-after-hamas-attacks-israel-cops-step-up-patrols-101696755127168.html |titel=Video: Celebrations in London after Hamas attacks Israel, cops step up patrols |hrsg=hindustantimes.com |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt; Einer pro-palästinensischen Großdemonstration in London am 21. Oktober wohnten nach Angaben der britischen Polizei bis zu 100.000 Teilnehmer bei.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Israel-Gaza-Krieg: 100.000 Menschen solidarisieren sich in London mit Palästina |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-21 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/israel-gaza-krieg-100-000-menschen-solidarisieren-sich-in-london-mit-palaestina-a-1cf74f00-7eb8-43a6-9c4c-3067afc60cb3 |Abruf=2023-10-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Aus Südafrika sowie Barcelona, Washington, New York, Chicago, Ottawa und Sydney wurde über Solidaritätsaktionen mit Palästina oder über Feiern berichtet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://apnews.com/article/gaza-israel-palestinians-hamas-photos-dbb56b035cad95b38e6036d6ec4f9512 |titel=AP PHOTOS: Protests by pro-Israel and pro-Palestinian demonstrators span the world as war escalates |hrsg=apnews.com |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Tobias Kühn: [https://www.jüdische-allgemeine.de/juedische-welt/der-hass-der-anderen/ ''Der Hass der anderen''], www.juedische-allgemeine.de, 12. Oktober 2023&lt;/ref&gt; [[Alan Posener]] wies in der ''[[Die Welt|Welt]]'' darauf hin, dass die Bezeichnung „pro-palästinensisch“ für Demonstrationen von Unterstützern der Hamas verharmlosend sei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Alan Posener |url=https://www.welt.de/debatte/kommentare/article248134318/Pro-palaestinensisch-Wir-nennen-ja-Neonazi-Demos-auch-nicht-pro-deutsch.html |titel=Wir nennen ja Neonazi-Demos auch nicht „pro-deutsch“ |hrsg=[[Die Welt]] |datum=2023-10-27 |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die deutsche [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] setzte ihre staatlichen Finanzhilfen für Palästinenser vorübergehend aus und stellte sie auf den Prüfstand.&lt;ref name=&quot;:24&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/nahost-konflikt-israel-palaestinenser-1.6278763?reduced=true |titel=Bundesregierung stellt Finanzhilfen für Palästinenser auf den Prüfstand |hrsg=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2023-10-08 |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:25&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://de.euronews.com/my-europe/2023/10/09/eu-setzt-alle-zahlungen-an-palastinenser-behorde-aus |titel=EU stoppt Zahlungen an Palästinenser – Ausnahme: humanitäre Hilfe |hrsg=[[Euronews]] |datum=2023-10-08 |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Im Gazastreifen sind ansonsten diverse Hilfsorganisationen aktiv: [[Islamic Relief]], das [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutsche Rote Kreuz]], die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, [[Aktion Deutschland Hilft]], [[Ärzte ohne Grenzen]], [[SOS-Kinderdorf]], [[Medico international]] sowie [[Save the Children]].<br /> <br /> Polens Präsident [[Andrzej Duda]] warnte, dass die Eskalation zwischen der Hamas und Israel Russland zugutekommen könnte. Sie lenke die internationale Aufmerksamkeit vom [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|russischen Krieg gegen die Ukraine]] ab und könne zu einem neuen Migrationsdruck auf Europa durch weitere Flüchtlinge aus dem Nahen Osten führen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=faz.net |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/ukraine-liveticker-tote-und-verletzte-bei-russischem-beschuss-faz-19030454.html |titel=Ukraine-Liveblog: Ukraine: Tote und Verletzte bei russischem Beschuss |sprache=de |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch die Ukraine,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html#Ukraine-verurteilt-Hamas-Angriff-und-erklaert-Solidaritaet-mit-Israel |titel=Ukraine verurteilt Hamas-Angriff und erklärt Solidarität mit Israel |datum=2023-10-07 |sprache=de |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; Frankreich,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html#Macron-Frankreich-ist-solidarisch-mit-Israel |titel=Macron: Frankreich ist solidarisch mit Israel |datum=2023-10-07 |sprache=de |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; Spanien,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html#Spanien-verurteilt-terroristische-Angriffe |titel=Spanien verurteilt „terroristische Angriffe“ |datum=2023-10-07 |sprache=de |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; das Vereinigte Königreich&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html |titel=Britischer Außenminister verurteilt palästinensische Angriffe |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-07 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231018062103/https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html#Britischer-Aussenminister-verurteilt-palaestinensische-Angriffe |archiv-datum=2023-10-18 |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt; und die Vereinigten Staaten&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html |titel=USA verurteilen Angriff |hrsg=tagesschau.de |datum=2023-10-07 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231018062103/https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-100.html#USA-verurteilen-Angriff |archiv-datum=2023-10-18 |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt; verurteilten die Angriffe. Das [[Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten|US-Verteidigungsministerium]] kündigte darüber hinaus an, Israel Mittel zur Verteidigung bereitzustellen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Idrees Ali &amp; Jan Harvey |url=https://finance.yahoo.com/news/us-ensure-israel-needs-defend-122803992.html |titel=US will work to ensure Israel has what it needs to defend itself – Pentagon |hrsg=[[Yahoo]] |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt; Der ukrainische Präsident [[Wolodymyr Selenskyj]] warf auf ''[[Twitter|X]]'' Moskau zudem vor, im Nahen Osten einen Krieg lostreten zu wollen, warnte vor der Gefahr eines Weltkriegs und zog eine Verbindung zu „Moskaus iranischen Freunden“. Bereits zuvor hatte er in einer Videoansprache erklärt, dass Israel von einer „Terrororganisation“ und die Ukraine von einem „Terrorstaat“ angegriffen würden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Nicola Frowein |url=https://www.zdf.de/nachrichten/briefing/israel-ukraine-afd-psyche-zdfheute-update-100.html |titel=Wenn Nachrichten belastend werden |hrsg=ZDF |datum=2023-10-10 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231011042752/https://www.zdf.de/nachrichten/briefing/israel-ukraine-afd-psyche-zdfheute-update-100.html |archiv-datum=2023-10-11 |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/krieg-in-israel-selenskyj-zieht-vergleich-zu-angriff-auf-die-ukraine-19232637.html |titel=Selenskyj sieht russisches Interesse an einem Krieg im Nahen Osten |hrsg=[[Frankfurter Allgemeine]] |datum=2023-10-10 |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Spanien und Irland sprachen sich gegen eine Aussetzung der Unterstützung für die Palästinenser seitens der EU aus.<br /> Daraufhin postete [[Janez Lenarčič]], [[Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz]], auf ''X'':<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Während ich den Terroranschlag von Hamas am stärksten verurteile, ist es unerlässlich, Zivilisten zu schützen und die IHL ([[humanitäres Völkerrecht]]) zu respektieren. Die humanitäre Hilfe der EU an Palästinenser in Not wird so lange wie nötig fortgesetzt.<br /> |Autor=[[Janez Lenarčič]]<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Alyssa McMurtry |url=https://www.aa.com.tr/en/europe/-a-betrayal-spain-slams-eu-s-decision-to-freeze-aid-to-palestine/3013234 |titel=‘A betrayal:’ Spain slams EU’s decision to freeze aid to Palestine |hrsg=aa.com.tr |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> In der [[Schweiz]] wurde am 13. Oktober verkündet, dass die Hamas in der Schweiz als Terrororganisation verboten werden soll.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Matthias Strasser |url=https://www.srf.ch/news/international/schweizer-nahostpolitik-was-bedeutet-ein-hamas-verbot-fuer-die-schweiz |titel=Schweizer Nahostpolitik – Was bedeutet ein Hamas-Verbot für die Schweiz? |werk=srf.ch |datum=2023-10-13 |abruf=2024-03-25}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.srf.ch/news/schweiz/bisher-unveroeffentlichte-akten-vbs-hat-vorlage-zum-hamas-verbot-entschaerft |titel=Bisher unveröffentlichte Akten – VBS hat Vorlage zum Hamas-Verbot entschärft |werk=srf.ch |datum=2024-03-24 |abruf=2024-03-25}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Weitere Staaten ====<br /> [[Datei:P20231009AS-0695 (53248442634).jpg|200px|mini|Das Weiße Haus in Washington in den Farben Israels]]<br /> Laut israelischem Außenministerium haben 80 Staaten ihre Solidarität mit Israel geäußert und den Angriff der Hamas verurteilt.&lt;ref&gt;Tovah Lazaroff: ''[https://www.jpost.com/israel-news/defense-news/2023-10-07/live-updates-762053 Hamas condemned by 80 nations for Israel attack, Foreign Ministry says]'', [[Jerusalem Post]], 8. Oktober 2023&lt;/ref&gt; Die Volksrepublik China forderte ein Ende der Gewalt und erinnerte an ihre Haltung zum [[Nahostkonflikt]], dass der einzige Weg zur Beilegung die Umsetzung der Zweistaatenlösung sei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-102.html#China-fordert-Ende-der-Gewalt |titel=China fordert Ende der Gewalt |werk=tagesschau.de |datum=2023-10-08 |sprache=de |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Indiens Premierminister [[Narendra Modi]] drückte die Solidarität seines Landes mit Israel aus.&lt;ref name=&quot;:00&quot; /&gt; Japans Premierminister [[Fumio Kishida]] verurteilte den Angriff, rief aber alle Parteien zur Zurückhaltung auf.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www3.nhk.or.jp/nhkworld/en/news/20231008_21/ |titel=Japan PM Kishida condemns Hamas attacks on Israel, urges 'maximum restraint' |hrsg=nhk.or.jp |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231105134620/https://www3.nhk.or.jp/nhkworld/en/news/20231008_21/ |archiv-datum=2023-11-05 |abruf=2023-11-23}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://newsdig.tbs.co.jp/articles/-/766365 |titel=岸田総理、ハマス攻撃を「強く非難」イスラエル側の空爆にも「深刻に憂慮」{{!}} TBS NEWS DIG (1ページ) |datum=2023-10-08 |sprache=ja |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt; Brasilien, das zum Zeitpunkt des Angriffes den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat innehatte, verurteilte die Angriffe der radikal-islamischen Hamas auf Israel und berief eine Dringlichkeitssitzung in jenem Rat ein.&lt;ref name=&quot;:00&quot; /&gt; Pakistan&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://tribune.com.pk/story/2439791/pakistan-calls-for-immediate-ceasefire-in-israel-palestine-conflict |titel=Pakistan calls for ceasefire in Israel-Palestine conflict |datum=2023-10-07 |sprache=en |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt; und Russland forderten die Konfliktparteien zu einer „Waffenruhe“ und zur „Zurückhaltung“ auf.&lt;ref name=&quot;:00&quot; /&gt; Der russische Außenminister [[Sergei Lawrow]] beschuldigte die USA, die Verantwortung für den Angriff zu tragen; Präsident [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]] nannte den Angriff ein „klares Beispiel für das Scheitern der Politik der USA im Nahen Osten“.&lt;ref name=&quot;TSsigg&quot; /&gt; Laut [[Mitteldeutscher Rundfunk|Mitteldeutschem Rundfunk]] sieht Moskau in dem Terrorangriff die Chance, seine internationale Isolierung aufgrund des [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|Angriffskriegs gegen die Ukraine]] aufzubrechen, denn Russland habe eigene Kontakte zur Hamas und sei ebenso ein enger Verbündeter von deren Hauptunterstützer Iran.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/israel-gaza-news-notstandsregierung-100.html |titel=Notstandsregierung in Israel gebildet |hrsg=[[MDR Fernsehen]] |datum=2023-10-11 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231013183555/https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/israel-gaza-news-notstandsregierung-100.html |archiv-datum=2023-10-13 |abruf=2023-10-13 |kommentar=Abschnitt „Putin sieht Russland als möglichen Vermittler in Nahost“}}&lt;/ref&gt; Das Büro des tunesischen Präsidenten [[Kais Saied]] äußerte in einer Stellungnahme am 8. Oktober, dass die Palästinenser das Recht hätten, ihr besetztes Land zurückzuerobern.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Mehmet Akif Turan |url=https://www.aa.com.tr/en/middle-east/tunisia-says-palestinians-have-right-to-reclaim-their-occupied-lands/3011099 |titel=Tunisia says Palestinians have right to reclaim their occupied lands |hrsg=aa.com.tr |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-11-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;!--<br /> ==== Solidaritätsbekundungen einzelner Staaten mit Israel ====<br /> Viele westliche Staaten setzten ein Zeichen für ihre Unterstützung Israels an markanten Bauwerken oder Regierungsgebäuden:<br /> <br /> * {{EU}}: Der Sitz der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] wurde am Abend des Überfalls mit der Flagge Israels angestrahlt und am [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]] wurde die israelische Flagge zwischen den Flaggen der Europäischen Union gehisst.&lt;ref name=&quot;Metro&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Craig Munro |url=https://metro.co.uk/2023/10/09/landmarks-israel-flag-london-brussels-kyiv-berlin-solidarity-19629596/ |titel=Landmarks lit up in blue and white as countries show solidarity with Israel |hrsg=metro.co.uk |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{ALB}}: Auf das Gebäude der [[Polytechnische Universität Tirana|Polytechnischen Universität Tirana]] wurde die israelische Flagge projiziert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://pamfleti.net/aktualitet/shqiperia-solidarizohet-me-t-ne-gaza-flamuri-izraelit-shfaqet--i192193 |titel=Shqipëria solidarizohet me viktimat në Gaza, flamuri izraelit shfaqet në godinën e Universitetit Politeknik të Tiranës |hrsg=pamfleti.net |datum=2023-10-08 |sprache=sq |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{ARG}}: Einige Gebäude in [[Buenos Aires]] leuchteten in Blau.&lt;ref name=&quot;Nacion&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Daniel Gigena |url=https://www.lanacion.com.ar/cultura/buenos-aires-ilumino-de-azul-y-blanco-sus-monumentos-publicos-en-solidaridad-con-israel-nid08102023/ |titel=Buenos Aires iluminó de azul y blanco sus monumentos públicos en solidaridad con Israel |hrsg=lanacion.com.ar |datum=2023-10-08 |sprache=es |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{AUS}}: Das [[Sydney Opera House|Sydney Opera House in Sydney]] und die [[Story Bridge|Story Bridge in Brisbane]] wurden in den israelischen Farben beleuchtet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://eu.usatoday.com/picture-gallery/news/world/2023/10/09/world-landmarks-light-up-in-support-of-israel-after-hamas-attacks/71118519007/ |titel=World landmarks light up in support of Israel after deadly Hamas attacks |hrsg=usatoday.com |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.jwire.com.au/brisbanes-story-bridge-to-be-lit-blue-and-white/ |titel=Brisbane’s Story Bridge to be lit blue and white |hrsg=jwire.com.au |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{BRA}}: Der [[Nationalkongress (Brasilien)|Nationalkongress in Brasília]] wurde mit der israelischen Flagge beleuchtet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://oantagonista.com.br/brasil/congresso-nacional-e-iluminado-com-bandeira-de-israel/ |titel=Congresso Nacional é iluminado com bandeira de Israel |hrsg=oantagonista.com.br |datum=2023-10-09 |sprache=pt |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{BGR}}: Das [[Nationalversammlung (Bulgarien)|Parlament in Sofia]] wurde mit der israelischen Flagge beleuchtet.&lt;ref name=&quot;Metro&quot; /&gt;<br /> * {{DEU}}: Die israelische Flagge wurde auf das [[Brandenburger Tor]] projiziert.&lt;ref name=&quot;Metro&quot; /&gt;<br /> * {{FRA}}: Der [[Eiffelturm|Pariser Eiffelturm]] leuchtete in den Farben Israels und ein [[Davidstern]] wurde auf das Gebäude projiziert.<br /> * {{GEO}}: Der [[Fernsehturm Tiflis]] leuchtete in den israelischen Farben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://agenda.ge/en/news/2023/3752 |titel=Tbilisi TV tower illuminated in Israeli flag colours as in solidarity following terrorist attacks |hrsg=agenda.ge |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{ITA}}: Die israelische Flagge wurde auf den [[Palazzo Chigi|Palazzo Chigi in Rom]] und den ''Palazzo della Regione Liguria'' in [[Genua]] projiziert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.governo.it/en/articolo/palazzo-chigi-lit-israeli-flag/23830 |titel=Palazzo Chigi lit up with the Israeli flag |hrsg=governo.it |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.genovatoday.it/attualita/regione-liguria-israele.html |titel=Israele sotto attacco: Regione e Comune espongono la bandiera |hrsg=genovatoday.it |datum=2023-10-07 |sprache=it |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{CAN}}: Auf den ''Peace Tower'' des [[Parlament von Kanada|Parlaments]] wurde die israelische Flagge projiziert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Corné van Hoepen |url=https://ca.news.yahoo.com/israel-palestine-canada-trudeau-reaction-193447864.html |titel=‘That’s nice and all’ to ‘You are siding with oppression’: PM Trudeau’s unapologetic pro-Israel stance draws flurry of reactions from Canadians |hrsg=ca.news.yahoo.com |datum=2023-10-09 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{LTU}}: Das [[Rathaus Vilnius]] wurde in den israelischen Farben beleuchtet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Valdas Benkunskas |url=https://www.facebook.com/photo/?fbid=808393717960614&amp;set=pcb.808396147960371 |titel=Vilniaus rotušė |hrsg=[[Facebook]] |datum=2023-10-08 |sprache=lt |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{MDA}}: In [[Chișinău]] wurde das Parlamentsgebäude mit der Flagge Israels angestrahlt.<br /> * {{MNE}}: Die israelische Flagge wurde auf das Parlamentsgebäude in [[Podgorica]] projiziert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.reddit.com/r/europe/comments/173bo4y/flag_of_israel_on_the_building_of_ministry_of/ |titel=Flag of Israel on the building of Ministry of Defence in Podgorica, Montenegro |hrsg=[[Reddit]] |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{NLD}}: In [[Den Haag]] wurde die israelische und niederländische Flagge zusammen gehisst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.dutchnews.nl/2023/10/poles-apart-cities-divided-over-flags-after-bloodshed-in-gaza/ |titel=Poles apart: cities divided over flags after bloodshed in Israel |hrsg=dutchnews.nl |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{AUT}}: Die israelische Flagge wurde auf dem [[Österreichisches Parlament|Österreichischen Parlament]] gehisst und auf die Außenfassade projiziert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.oe24.at/oesterreich/politik/israelische-flagge-auf-bundeskanzleramt-gehisst/571507438 |titel=Israelische Flagge auf Bundeskanzleramt gehisst |hrsg=oe24.at |datum=2023-10-07 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{PRY}}: Der Regierungspalast [[Palacio de López]] wurde mit den Farben der israelischen Flagge bestrahlt.&lt;ref&gt;[https://www.ultimahora.com/palacio-de-lopez-se-une-a-otros-monumentos-para-iluminar-los-colores-de-israel ''Palacio de López se une a otros monumentos para iluminar los colores de Israel''] ultimahora.com, 11. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023 (spanisch)&lt;/ref&gt;<br /> * {{POL}}: Der [[Kulturpalast (Warschau)|Kulturpalast in Warschau]] wurde mit den israelischen Farben beleuchtet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Anna Szkutnik |url=https://warszawawpigulce.pl/palac-kultury-i-nauki-zaswiecil-sie-na-niebiesko-to-wazny-sygnal/ |titel=Pałac Kultury i Nauki zaświecił się na niebiesko. To ważny sygnał |hrsg=warszawawpigulce.pl |datum=2023-10-08 |sprache=pl |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{ROU}}: Die israelische Flagge wurde auf den [[Parlamentspalast|Parlamentspalast in Bukarest]] projiziert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Magda Colgiu-David |url=https://www.cotidianul.ro/steagul-statului-israel-pe-cladirea-palatului-parlamentului/ |titel=Steagul Israelului pe Palatului Parlamentului |hrsg=cotidianul.ro |datum=2023-10-10 |sprache=ro |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{SWE}}: Der Glasturm auf dem [[Sergels torg]] leuchtete in den israelischen Farben und in [[Stockholm]] wurde die israelische Flagge gehisst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ida Arnstedt |url=https://www.mynewsdesk.com/se/liberalerna-stockholms-stadshus/pressreleases/jan-joensson-l-hissa-israels-flagga-utanfoer-stockholms-stadshus-3278324 |titel=Jan Jönsson (L): Hissa Israels flagga utanför Stockholms stadshus |hrsg=mynewsdesk.com |datum=2023-10-09 |sprache=sv |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{CHE}}: In der Schweiz wehte am [[Rathaus (Basel)|Basler Rathaus]] die Flagge Israels.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Oliver Sterchi |url=https://www.bazonline.ch/kontroverse-um-solidaritaet-und-sie-haengt-doch-israel-fahne-am-basler-rathaus-gehisst-755792153333 |titel=Und sie hängt doch: Israel-Fahne am Basler Rathaus gehisst |hrsg=[[Basler Zeitung]] |datum=2023-10-10 |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{SVK}}: Die israelische Flagge wurde auf die [[Bratislavaer Burg|Burg Bratislava]] projiziert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://spravy.pravda.sk/svet/clanok/684323-bratislavsky-hrad-rozziarili-izraelske-farby-pridava-sa-aj-pariz-s-eiffelovkou/ |titel=Bratislavský hrad rozžiarili izraelské farby, pridáva sa aj Paríž s Eiffelovkou |hrsg=pravda.sk |datum=2023-10-08 |sprache=sk |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{ESP}}: Die Hauptfassade der ''Casa de Correos'' wurde in den israelischen Farben beleuchtet.&lt;ref name=&quot;Nacion&quot; /&gt;<br /> * {{ZAF}}: In [[Johannesburg]] wurde das [[Ponte City|Ponte-City]]-Hochhaus mit der Flagge Israels angestrahlt.<br /> * {{CZE}}: Der [[Aussichtsturm Petřín]] leuchtete in Blau.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Eliška Stodolová &amp; Radek Cihla |url=https://prazsky.denik.cz/zpravy_region/praha-petrin-rozhledna-modra-bila-nasviceni-izrael-07102023.html |titel=Praha vyjadřuje podporu Izraeli. Petřínská rozhledna září modrou a bílou |hrsg=prazsky.denik.cz |datum=2023-10-07 |sprache=cs |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{UKR}}: Elektronische Werbeflächen in [[Kiew]] zeigten die israelische Flagge.&lt;ref name=&quot;Metro&quot; /&gt;<br /> * {{HUN}}: Die [[Kettenbrücke (Budapest)|Kettenbrücke in Budapest]] wurde in den israelischen Farben beleuchtet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://economictimes.indiatimes.com/news/international/world-news/in-pictures-global-support-for-israel-amid-israel-hamas-conflict/eiffel-tower/slideshow/104336187.cms |titel=In Pictures: Global support for Israel amid Israel-Hamas conflict |hrsg=economictimes.indiatimes.com |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{GBR}}: Auf das Haus [[10 Downing Street]] wurde die israelische Flagge projiziert und der [[Palace of Westminster|Westminsterpalast]] leuchtete in den israelischen Farben.&lt;ref name=&quot;Metro&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Andrew McDonald |url=https://www.politico.eu/article/holyrood-scottish-parliament-israel-flag-hamas-war/ |titel=Scottish parliament won’t fly Israel flag |hrsg=politico.eu |datum=2023-10-12 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> * {{USA}}: In mehreren Städten wurden Gebäude in den israelischen Farben angestrahlt, unter anderem das [[Weißes Haus|Weiße Haus]] in Washington, D.C. und das [[Empire State Building]] in New York City.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.jta.org/2023/10/08/global/empire-state-building-brandenburg-gate-other-landmarks-lit-in-blue-and-white-in-solidarity-with-israel |titel=Empire State Building, Brandenburg Gate, other landmarks lit in blue and white in solidarity with Israel |hrsg=jta.org |datum=2023-10-08 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Solidaritätsbekundungen einzelner Staaten mit Palästina ====<br /> * {{QAT}}: Das Emirat beleuchtete nachts das [[Museum für Islamische Kunst (Doha)|Museum für Islamische Kunst]] in [[Doha]] mit der [[Flagge Palästinas]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Tom Seymour |url=https://www.theartnewspaper.com/2023/10/10/qatar-museums-palestinian-flag-hamas-attack-israel |titel=Qatar Museums fly Palestinian flag in the aftermath of Hamas attack on Israel |hrsg=theartnewspaper.com |datum=2023-10-10 |sprache=en |abruf=2023-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> --&gt;<br /> <br /> == Mediale Diskussion des Angriffs ==<br /> Vielfach wurde der Angriff aufgrund der Dimension des [[Terrorismus|Terrors]] als ein „[[Terroranschläge am 11. September 2001|9/11]]-Moment für die Geschichte Israels“ angesehen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/uri/3ae9b888-afc0-4376-a463-277963c23bfa |titel=ZDF-Korrespondent: Hamas-Angriff 9/11-Moment für Israel |werk=ZDF |datum=2023-10-08 |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=James Rothwell, Nataliya Vasilyeva |Titel=Hamas terrorists butcher civilians as stunned Israel suffers ‘9/11’ moment |Sammelwerk=The Telegraph |Datum=2023-10-07 |Online=https://www.telegraph.co.uk/world-news/2023/10/07/israel-palestine-war-hamas-terrorists-gaza-hostages/ |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Alexandra Föderl-Schmid |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-aktuelle-lage-angriff-1.6278248 |titel=Israel erlebt einen 9/11-Moment – wie konnte es dazu kommen? |werk=SZ |datum=2023-10-08 |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/israel-angriff-hamas-zivilbevoelkerung-reaktion-netanjahu-analyse |titel=Hamas-Angriff: Israel erlebt seinen 11. September |werk=Zeit.de |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Mathieu von Rohr |Titel=Die Lage am Morgen – Israels Tag der Demütigung – und der Krieg, der folgen wird |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-08 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/news-israel-hamas-angriff-gaza-westjordanland-benjamin-netanyahu-a-b82cae12-ec28-41a5-9adf-5385802717d0 |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt; Im israelischen Fernsehen wird der Tag auch als „Gamechanger“ bezeichnet. Der jetzige Krieg müsse anders sein als die früheren und ein klares Ziel haben. Israel werde einen wie auch immer formulierten „Sieg“ erzielen „müssen“, schätzte Israelexperte [[Richard C. Schneider]] die Lage ein.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mako.co.il/news-military/6361323ddea5a810/Article-c7c3a9b52780b81027.htm |titel=N12 – תיעוד: מחבלים חדרו לשדרות עם נשקים שלופים – וירו על… |werk=mako.co.il |datum=2023-10-07 |abruf=2023-10-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt der Journalist [[Mathieu von Rohr]], Leiter des ''[[Der Spiegel|Spiegel]]''-Auslandsressorts: „Die Bilder von palästinensischen Kämpfern in israelischen Ortschaften sind schockierend: Der palästinensischen Hamas ist damit ein militärischer Terrorangriff in einem ungekannten Ausmaß gelungen. Psychologisch ist das am ehesten vergleichbar mit dem [[Jom-Kippur-Krieg|Überraschungsangriff der Araber auf Israel]] am [[Jom Kippur|Jom-Kippur-Tag]] am 6. Oktober 1973 – also fast auf den Tag genau vor 50 Jahren. Dass der Hamas ein solcher Angriff gelingen konnte, der vermutlich Monate der Vorbereitung erforderte, ist ein enormes Versagen der israelischen Geheimdienste und Sicherheitskräfte unter der Regierung von Benjamin Netanjahu. Die Folge wird zweifellos ein umfassender Krieg Israels gegen die Hamas in Gaza sein.“&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Der ''Spiegel'' bezeichnete den überraschenden Angriff der Hamas in einem weiteren Artikel auch als „[[Angriff auf Pearl Harbor|Pearl Harbor]] von Israel“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Dominik Peters |Titel=(S+) Israel: Yoav Gallant – ein Verteidigungsminister unter Druck |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-10-08 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/israel-yoav-gallant-ein-verteidigungsminister-unter-druck-a-7a5d6b95-a27c-403f-b9ac-97383b013937 |Abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Ulrich von Schwerin (Journalist)|Ulrich von Schwerin]] ''([[Neue Zürcher Zeitung]])'' kommentierte, dass die Hamas diesen massiven Angriff unternommen habe und eine massive Reaktion Israels in Kauf nehme, um eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und [[Saudi-Arabien]] zu verhindern. Hamas hätte durch diese Annäherung politisch viel zu verlieren. Das Leid der palästinensischen Bevölkerung sei Teil ihres Kalküls: „Wenn es in Gaza zu Häuserkämpfen kommt und Tausende Palästinenser sterben, wird an eine Annäherung mit den Saudi tatsächlich auf absehbare Zeit nicht mehr zu denken sein.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ulrich von Schwerin |url=https://www.nzz.ch/meinung/untitledkrieg-in-gaza-das-politische-kalkuel-der-hamas-koennte-aufgehen-ld.1759828?reduced=true |titel=Militärisch wird die Hamas in dem Krieg nicht siegen können, ihr zynisches Kalkül könnte aber aufgehen |hrsg=Neue Zürcher Zeitung |datum=2023-10-08 |abruf=2023-10-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der britische Journalist [[Peter Beaumont (Journalist)|Peter Beaumont]] meinte im [[The Guardian]], dass der Angriff als ein Versagen des israelischen Geheimdienstes für die Ewigkeit in Erinnerung bleiben werde, da die israelische Regierung die Vorbereitungen nicht vorher entdeckt habe.&lt;ref name=&quot;beaumont&quot;&gt;{{cite news |last=Beaumont |first=Peter |title=Hamas’s stealth attack will be remembered as Israeli intelligence failure for the ages |newspaper=The Guardian |date=2023-10-07 |url=https://www.theguardian.com/world/2023/oct/07/hamas-stealth-attack-will-be-remembered-as-israeli-intelligence-failure-for-the-ages |access-date=2023-10-07 |archive-date=2023-10-07 |archive-url=https://web.archive.org/web/20231007114046/https://www.theguardian.com/world/2023/oct/07/hamas-stealth-attack-will-be-remembered-as-israeli-intelligence-failure-for-the-ages |url-status=live |language=en}}&lt;/ref&gt; Der israelische Journalist Yoav Limor schrieb bei ''Jewish News Syndicate'', dass die Hamas den Angriff über viele Monate, vielleicht sogar Jahre, minutiös geplant habe. Die Hamas habe den falschen Eindruck erweckt, dass sie sich von einem direkten Angriff auf Israel abschrecken ließe. Israel habe ihr das abgekauft und sich das [[Paradigma]] zu eigen gemacht, dass die Hamas von einem Totalangriff absehen würde.&lt;ref&gt;{{Cite web |last=Limor |first=Yoav |date=2023-10-07 |title=Israel’s failure of imagination on Hamas |url=https://www.jns.org/israels-failure-of-imagination-on-hamas/ |access-date=2023-10-08 |website=JNS.org |language=en-US |archive-date=2023-10-08 |archive-url=https://web.archive.org/web/20231008025009/https://www.jns.org/israels-failure-of-imagination-on-hamas/ |url-status=live}}&lt;/ref&gt; Ein [[British Broadcasting Corporation|BBC]]-Bericht befasste sich mit ebenfalls der Frage des Versagens der Nachrichtendienste und behauptete, Israel verfüge zwar über den umfangreichsten und am besten finanzierten Nachrichtendienst in der Region sowie über ein Netz von Informanten und Agenten innerhalb militanter Gruppen, habe aber die Eskalation nicht vorhergesehen. Die Hamas müsse ein außerordentliches Maß operativer Sicherheit gehabt haben.&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://www.bbc.com/news/world-middle-east-67040221|title=How did Israeli intelligence fail to stop major attack from Gaza?|work=BBC|date=2023-10-08|access-date=2023-10-08|language=en}}&lt;/ref&gt; US-Beamte äußerten sich schockiert darüber, dass der israelische Geheimdienst nichts von den Vorbereitungen der Hamas wusste.&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://edition.cnn.com/2023/10/07/politics/us-officials-israeli-intelligence-concerns/index.html|title=US officials raise concerns over Israeli intelligence after Hamas attacks|publisher=CNN|date=2023-10-08|access-date=2023-10-08|language=en}}&lt;/ref&gt; [[Amir Avivi]], ehemaliger stellvertretender Befehlshaber der Gaza-Division des israelischen Militärs erklärte, dass die Anschläge das Vertrauen in die Geheimdienste des Landes erschüttert hätten und dies ein Versagen sei, das nicht kleiner sei als beim [[Jom-Kippur-Krieg]].&lt;ref&gt;{{cite web |date=2023-10-08 |title=The day that stunned Israel: attacks shake faith in intelligence services |url=https://www.ft.com/content/575cfb86-3a96-42b2-9af6-e9ae2a011f18 |url-access=subscription |access-date=2023-10-08|language=en |work=[[Financial Times]]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Maria Sterkl schrieb in der ''[[Frankfurter Rundschau]]'', dass die Terrororganisation Hamas die Region in einen Krieg gestürzt habe, „der länger andauern, viele Menschenleben kosten und Traumata hinterlassen“ werde, „die noch mehrere Generationen überschatten“ würden. Die israelischen Streitkräfte, die versuchten, „militärische Infrastruktur, nicht aber zivile Ziele anzugreifen“, was in einem dicht besiedelten Land aber nicht immer gelinge, könnten damit konfrontiert werden, dass die Hamas israelische Geiseln als [[Menschlicher Schutzschild|menschliche Schutzschilde]] benutzen werde, wie sie es auch mit ihren eigenen Leuten mache. Wirklich gewinnen könne den Krieg niemand, weder die Israelis noch die Hamas oder ihre Unterstützer, „die mit himmelschreiendem Zynismus das Morden und Foltern auch noch als Freiheitskampf verkaufen“ wollten, noch „jene Menschen in Gaza, die zwar nicht mit der Hamas leben wollen, aber gar keine andere Wahl haben, weil sie das Gebiet weder verlassen noch ihre Führung abwählen können“.&lt;ref&gt;Maria Sterkl: [https://www.fr.de/meinung/ein-krieg-der-nicht-zu-gewinnen-ist-92565117. html ''Ein Krieg, der nicht zu gewinnen ist''], www.fr.de, 8. Oktober 2023&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch Rudi Wais ''([[Augsburger Allgemeine]])'' wies darauf hin, dass 900 Tote bei neun Millionen Einwohnern wie in Israel einem Anschlag in der Bundesrepublik mit 8000 Toten entsprächen oder in den Vereinigten Staaten mit mehr als 30.000 Toten. Die Hamas, die [[Hisbollah]], der [[Islamischer Dschihad in Palästina|Islamische Dschihad]] „und ihre Hintermänner im Iran“ verstünden „nur eine Sprache: Härte und Konsequenz“. Die Wehrhaftigkeit der einzigen Demokratie im Nahen Osten werde immer wieder neu herausgefordert „und vor allem in Europa häufig von einer grotesk verklärten Revolutionsromantik flankiert, die den Palästinensern fast alles durchgehen lässt“, sogar Kundgebungen, bei denen die Massaker gefeiert würden. Er stellte auch die Frage, ob die internationale Gemeinschaft noch ein Hilfswerk der Vereinten Nationen unterstützen wolle, das „Schulen finanziert, in denen die Vernichtung Israels propagiert“ werde. Einen hohen Preis für den Hamas-Terror zahlten auch die Muslime und Palästinenser, die in Frieden leben wollten und die es auch gebe.&lt;ref&gt;Rudi Wais: [https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/kommentar-angriffe-der-hamas-auf-israel-eine-hydra-namens-terror-id68133001.html ''Eine Hydra namens Terror''] www.augsburger-allgemeine.de, 10. Oktober 2023&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Jurist [[Ronen Steinke]] vertrat in der ''[[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]]'' die Ansicht, dass ein Rechtsstaat öffentliche Feiern, die in einigen Ländern von Hamas-Anhängern anlässlich der Mord- und Gräueltaten veranstaltet wurden, nicht dulden dürfe.&lt;ref&gt;Ronen Steinke: [https://www.sueddeutsche.de/meinung/gaza-neukoelln-feier-hamas-kommentar-1.6280592?reduced=true ''Die Grenze der Meinungsfreiheit''] www.sueddeutsche.de, 9. Oktober 2023&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Holocaustforscherin und Sonderbeauftragte für Antisemitismus in den Vereinigten Staaten, [[Deborah Lipstadt]], bezeichnete den Hamas-Terror als „den tödlichsten Angriff auf Juden seit dem [[Holocaust]]“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=At Least 700 Israelis Killed, 2,000 Wounded; Over 130 Civilians and Soldiers Held Hostage in Gaza |Sammelwerk=Haaretz |Datum= |Online=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-10-08/ty-article-live/over-250-israelis-killed-1-590-wounded-civilians-and-soldiers-held-hostage-in-gaza/0000018b-0cd2-d8fc-adff-6dfe855e0000 |Abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt; Laut der ''[[The Times of Israel|Times of Israel]]'' wurden an keinem Tag seit der Staatsgründung Israels so viele [[Israelis]] getötet wie am Tag des Angriffs am 7. Oktober 2023. Eylon Levy, ehemaliger Sprecher des israelischen Präsidenten [[Jitzchak Herzog]], äußerte sich ähnlich: „Es ist keine Übertreibung, zu sagen, dass gestern der schwärzeste Tag in der [[Geschichte der Juden|jüdischen Geschichte]] seit dem Ende des Holocausts war.“&lt;ref name=&quot;:30&quot; /&gt;<br /> <br /> Jan-Christoph Kitzler ''([[tagesschau.de]])'' sah als Grund für die offensichtliche Verwundbarkeit Israels die „falschen Prioritäten“, die von der Regierung Netanjahu gesetzt worden seien, nämlich die „Schwächung des Rechtsstaates und der massive Ausbau der Siedlungen im besetzten Westjordanland“. Die Sicherheit des Landes sei vernachlässigt worden, was die Hamas ausgenutzt habe.&lt;ref&gt;Jan-Christoph Kitzler: [https://www.tagesschau.de/ausland/asien/analyse-hamas-100.html ''Der bittere Erfolg der Hamas''], www.tagesschau.de, 13. Oktober 2023&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Soziologin [[Eva Illouz]] sah ein Versagen des Staates in der ''[[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]]'' vom 14.&amp;nbsp;Oktober 2023 auf drei Ebenen: Das politische System sei durchaus über die bevorstehende Gefahrenlage von ägyptischer Seite gewarnt worden. Infolge der [[Proteste in Israel 2023|unmittelbar vorausgegangenen Justizreform]] sei es aber geschwächt gewesen, was absehbar gewesen sei. Die Armee und ihre politische Führung habe sich auf den Iran als Gegner eingestellt und die tatsächliche Gefahr von Hamas unterschätzt. So seien auch am Feiertagswochenende zu viele Soldaten in Urlaub geschickt worden, sie hätten wegen der Feiertagsruhe am Schabbat nicht schnell genug vor Ort sein können, und ihre Ausrüstung sei veraltet gewesen. In der Folge habe die [[Zivilgesellschaft]] die Funktion des insoweit „dysfunktionalen“ Staates übernommen. Illouz geht daher davon aus, dass sich die „politische Kultur Israels wahrscheinlich auf unumkehrbare Weise verändern“ werde.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Eva Illouz |Titel=Wir lebten in einem Haus, das auf Sand gebaut ist. Israel konnte seine Bürger nicht schützen. Die Terrorattacke wird das Land verändern |Sammelwerk=Neue Zürcher Zeitung |Datum=2023-10-14 |Seiten=46 |Kommentar=online unter dem Titel: „Die Hamas hat am 7. Oktober nicht nur Hunderte von Menschen massakriert. Sie hat auch Illusionen ausgelöscht. Israel wird nicht mehr sein, was es bis dahin war“ |Online=https://www.nzz.ch/feuilleton/angriff-auf-israel-soziologin-eva-illouz-uebt-kritik-an-netanjahu-ld.1760682}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Gabor Steingart]] schrieb im ''[[Focus]]'', dieser durch den Hamas-Terror provozierte Krieg sei im Grunde „der größte [[Selbstmordattentat|Selbstmordanschlag]] der neueren Geschichte“; kollektiv stürze „die Terrororganisation Hamas sich und ihre Nächsten in den Tod“. Einen „Krieg ohne Kriegsziel“ könne „nur der [[Nihilismus]] hervorbringen“.&lt;ref&gt;Gabor Steingart: [https://www.focus.de/politik/meinung/gastbeitrag-von-gabor-steingart-die-strategie-der-hamas-ist-an-idiotie-kaum-zu-ueberbieten_id_223274186.html ''Was die Hamas gerade macht, ist an Idiotie kaum zu überbieten''] www.focus.de, 13. Oktober 2023&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Die Taten vom 7. Oktober sind ein Zivilisationsbruch. Sie reißen eine Lücke in die Kontinuität des Prozesses der Verfeinerung und Zähmung, von dem wir glaubten, dass er uns – vor allem die Männer – der Ausübung entgrenzter, autotelischer Gewalt sukzessive entwöhnt habe. Als unverhohlene Kampfansage nicht allein gegen Israel oder die Israelis, sondern gegen jeden Humanismus und jede Humanität, ganz gleich wie sie politisch argumentiere: So wird man diesen 7. Oktober verstehen müssen.<br /> |Autor=[[Konstantin Sakkas]]<br /> |Quelle=Tagesspiegel, 26. Oktober 2023&lt;ref&gt;Konstantin Sakkas: ''Der 7. Oktober. Willentlich entgrenzte, sadistische Gewalt'', Analyse, Tagesspiegel, Wissenschaft, 26. Oktober 2023, S. 12, [https://www.tagesspiegel.de/wissen/der-angriff-der-hamas-am-7-oktober-willentlich-entgrenzte-sadistische-gewalt-10681975.html online] 25. Oktober 2023 (Paywall).&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Der israelische Historiker [[Tom Segev]] bezeichnete den Angriff als „schlimmsten Tag des Landes seit 1948.“ Der Krieg könnte eine zweite [[Nakba]] zur Folge haben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Silke Arning |url=https://www.swr.de/swr2/literatur/der-schlimmste-tag-des-landes-seit-1948-der-israelische-historiker-tom-segev-im-stuttgarter-literaturhaus-100.html |titel=„Der schlimmste Tag des Landes seit 1948“ – Der israelische Historiker Tom Segev im Stuttgarter Literaturhaus |hrsg=swr.de |datum=2023-11-14 |abruf=2023-11-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der israelische Soziologe [[Natan Sznaider]] schrieb, dass der 7. Oktober 2023 nicht ein Teil des seit einigen Jahrzehnten „manchmal auch kriegerischen Hin und Her zwischen Israelis und Palästinensern“ sei, sondern „die Wiederkehr dessen“, wogegen der [[Israelische Unabhängigkeitserklärung|Staat Israel einst gegründet]] worden sei.&lt;ref&gt;Der Spiegel, 48/2023, S. 121&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Laut dem Historiker [[Volker Weiß]] hatte der Terrorangriff der Hamas „wesentlich nur ein Ziel: die Empörung über die Gegenschläge Israels anzuheizen“. Dieses Ziel sei „sofort erreicht“ worden.&lt;ref&gt;Volker Weiß: [https://www.sueddeutsche.de/kultur/nahost-krieg-in-israel-israel-gaza-volker-weiss-hamas-botschaft-1.6295924?reduced=true ''Massaker und Message''] www.sueddeutsche.de, 30. Oktober 2023&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Erica Zingher]] wies in der ''[[Die Tageszeitung|TAZ]]'' darauf hin, dass der terroristische Überfall der Hamas nicht nur antisemitisch, sondern auch [[Misogynie|frauenfeindlich]] war. Bei dieser Aktion und den Folterungen sollten Frauen „explizit geschändet und entmenschlicht werden“. Dafür seien sie „vergewaltigt, missbraucht, verbrannt, enthauptet, ermordet [worden] – zum Teil vor ihren Kindern“. Internationale Frauenrechtsorganisationen wie die [[UN Women]], so Zingher, scheine das jedoch kaum zu interessieren. Wer es jedoch nicht schaffe, „diesen geschlechtsspezifischen Terror zu skandalisieren“, mache sich unglaubwürdig.&lt;ref&gt;Erica Zingher: [https://taz.de/Gewalt-an-Frauen/!5972451/ ''Und was ist mit den Israelinnen?''] taz.de, 24. November 2023&lt;/ref&gt; Zwar hat UN Women schließlich Anfang Dezember in einer Stellungnahme auf [[Twitter]] die „brutalen Angriffe der Hamas“ verurteilt und die sofortige Freilassung der Geiseln gefordert; die Stellungnahme wurde jedoch wieder gelöscht. In einer neuen Stellungnahme fehlt die Verurteilung der Hamas.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jackie Hajdenberg |url=https://www.jpost.com/international/article-775437 |titel=UN Women deletes X post statement condemning Hamas attack in Israel |werk=[[The Jerusalem Post]] |datum=2023-11-28 |sprache=en |abruf=2023-12-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Soziologin [[Shalva Weil]] bewertete in der ''[[Jerusalem Post]]'' insbesondere das Massaker auf dem ''Supernova Sukkot Gathering'', bei dem mehr als die Hälfte der Opfer Frauen waren, als einen [[Femizid]]. In dem Essay warf sie der israelischen Regierung vor, dass keines ihrer Mitglieder das Leid der Frauen beim Terrorangriff herausgestellt habe. So habe die als eine von wenigen Frauen dem [[Kabinett Netanjahu VI|Kabinett]] angehörende [[May Golan]] zur Zerstörung der Infrastruktur Gazas aufgerufen, aber die Gewalt gegen Frauen nicht angesprochen.&lt;ref&gt;Shilva Weil: ''[https://www.jpost.com/opinion/article-768792 Femicide and Hamas: The new war has women at the center of slaughter – opinion.]'' In: jpost.com, 17. Oktober 2023, abgerufen am 1. Dezember 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Hamas habe am 7. Oktober Juden ermordet, weil sie Juden sind, betonte der amerikanische Historiker [[Jeffrey Herf]].&lt;ref&gt;Elisabeth Hausen: [https://www.israelnetz.com/wer-die-hamas-charta-kennt-war-nicht-ueberrascht/ ''Historiker Jeffrey Herf: „Wer die Hamas-Charta kennt, war nicht überrascht“.''] Israelnetz, 19. Oktober 2023&lt;/ref&gt; „Der Massenmord vom 7. Oktober ist das jüngste Kapitel im langen Krieg der Islamisten gegen Juden, Israel und die Werte der westlichen Demokratien und ihre Institutionen. Es ist wichtig, dass Intellektuelle, Journalisten, Politiker, Experten und staatliche Repräsentanten deutlich auf den Zusammenhang zwischen der antisemitischen Ideologie der Hamas und ihrer barbarischen Praxis hinweisen.“&lt;ref name=&quot;Herf&quot; /&gt;<br /> <br /> In vielen Medien macht sich laut [[Sebastian Leber]] „ein Nebel aus Desinformation, Desinteresse und schlichter Leugnung breit.“ Anti-israelische Aktivisten und Projekte wie „Landpalestine“ verbreiten Unwahrheiten (Fake-News), indem sie z.&amp;nbsp;B. behaupten, die 364 ermordeten Besucher des Nova-Festivals seien allesamt von israelischen Kampfhubschraubern getötet worden – und die israelische Regierung habe dies inzwischen offiziell eingeräumt.&lt;ref name=&quot;Leber20240106&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=[[Sebastian Leber]] |url=https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/drei-monate-nach-den-massakern-des-7-oktober-versuchte-geschichtsfalschung-im-zeitraffer-11000869.html |titel=Drei Monate nach den Massakern des 7. Oktober: Versuchte Geschichtsfälschung im Zeitraffer |hrsg=[[Tagesspiegel Online]] |datum=2024-01-06 |abruf=2024-02-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf Videos vom Terroranschlag sind Menschen mit purer Begeisterung im Gesicht zu sehen, die auf an Boden liegende, unbewaffnete, bereits verletzte Zivilisten losgehen. Diese Menschen werden von einigen in den sozialen Netzwerken als „Freiheitskämpfer“ oder „progressive Kräfte“ bezeichnet. Auch leugnen laut Leber viele in den sozialen Medien die umfangreich dokumentierten Vergewaltigungen. Die freigelassenen Geiseln werden im Netz verhöhnt.&lt;ref name=&quot;Leber20240106&quot; /&gt;<br /> <br /> Auch Experten seien überrascht, dass die Leugnung der Massaker „in so kurzer Zeit so weite Kreise“ ziehe. Die Historikerin [[Deborah Lipstadt]], Antisemitismusbeauftragte des US-Außenministeriums, sagt: „Wenn Geschichte so schnell umgeschrieben werden kann, ist nichts sicher.“&lt;ref name=&quot;Leber20240106&quot; /&gt;<br /> == Literatur ==<br /> * Tania Martini, [[Klaus Bittermann]] (Hg.): ''Nach dem 7. Oktober. Essays über das genozidale Massaker und seine Folgen'', Edition Tiamat, Berlin 2024, ISBN 978-3-89320-316-1.<br /> * [[Joseph Croitoru]]: ''Die Hamas. Herrschaft über Gaza, Krieg gegen Israel''. C.&amp;nbsp;H.&amp;nbsp;Beck, München 2024, ISBN 978-3-406-81697-0, Kapitel: ''Invasion aus dem Gazastreifen und das Massaker des 7. Oktober 2023'', S. 161–177.<br /> * [[Ron Leshem]]: ''Feuer: Israel und der 7. Oktober.'' Übersetzung aus dem Hebräischen von Ulrike Harnisch, Markus Lemke, Rowohlt Berlin, 2024, ISBN 978-3-7371-0206-3.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|2023 Hamas attack on Israel|Angriff der Hamas auf Israel 2023}}<br /> * {{Internetquelle<br /> |autor=Svenja Bergerhoff<br /> |url=https://www.zdf.de/nachrichten/politik/hamas-festival-massaker-augenzeugen-israel-100.html<br /> |titel=Hamas-Angriff auf Festival – Überlebende dachten zuerst an Feuerwerk<br /> |werk=[[Heute (Fernsehsendung)|ZDF–heute]]<br /> |datum=2023-11-29<br /> |abruf=2023-11-30}}<br /> * [https://www.edut710en.org/ ''Edut 710. Historical Testimony Database of the Events of October 7th 2023.''] Interviews mit Menschen der überfallenen Orte (Videos auf Ivrit und englische Wortprotokolle)<br /> * [https://www.arte.tv/de/videos/112352-029-A/tracks-east/ ''Israel – Leben nach dem Terror''], [[Tracks East]], Arte, Video (32 Min.) verfügbar bis 13. November 2024.<br /> * Anat Stalinsky: [https://www.screamsbeforesilence.com/ ''Screams Before Silence.''] Dokumentarfilm, 2024 (engl., 57 Min.).<br /> * {{Internetquelle<br /> |autor=[[Ayala Goldmann]]<br /> |url=https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/gebuendelte-fassungslosigkeit/<br /> |titel=Gebündelte Fassungslosigkeit<br /> |werk=[[Jüdische Allgemeine]]<br /> |datum=2024-02-29<br /> |abruf=2024-03-01<br /> |zitat=Die Tagung „Der 7. Oktober“ analysierte das Hamas-Massaker und seine Folgen.}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste arabisch-israelische Kriege}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Terrorangriff der Hamas auf Israel #2023}}<br /> [[Kategorie:Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023| ]]<br /> [[Kategorie:Terroranschlag 2023]]<br /> [[Kategorie:Konflikt 2023]]<br /> [[Kategorie:Massaker]]<br /> [[Kategorie:Islamistischer Terrorismus]]<br /> [[Kategorie:Israelische Geschichte (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Wikipedia:Laufendes Ereignis]]<br /> [[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Humane_Papillomviren&diff=248837759 Humane Papillomviren 2024-09-23T17:13:53Z <p>7lima: Schreibfehler korrigiert</p> <hr /> <div>&lt;!-- Zu Informationen über den Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Viroboxen]]. --&gt;<br /> {{Infobox Virus<br /> | Name= Humane Papillomviren<br /> | Bild= Papilloma Virus (HPV) EM (new version).jpg<br /> | Bild_legende = mehrere HPV im Elektronenmikroskop<br /> | Wiss_Name = &lt;!--Default = niedrigster spezifizierter Rang, hier Familie--&gt;<br /> | Wiss_KurzName = <br /> | Realm = [[Monodnaviria]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot;&gt;[https://talk.ictvonline.org/taxonomy/p/taxonomy-history?taxnode_id=201853974 ICTV Taxonomy history: ''Alphapapillomavirus 1''.] ICTV, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)&lt;/ref&gt;<br /> | Reich = [[Shotokuvirae]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Phylum = [[Cossaviricota]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Klasse = [[Papovaviricetes]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Ordnung = [[Zurhausenvirales]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Familie = [[Papillomaviridae]]<br /> | Subfamilie = <br /> | Gattung = <br /> | Spezies = <br /> | Subspezies = <br /> | Genom = dsDNA<br /> | Baltimore = 1<br /> | Kapsid = <br /> | Virushülle = <br /> | NCBI_Tax = 151340<br /> | NCBI_Ref = <br /> | ViralZone = 5<br /> | ICTV = <br /> }}<br /> '''Humane Papillomviren''' ('''HPV''', auch '''humane Papillomaviren''', {{enS|human papillomaviruses}}) bilden eine Gruppe von [[DNA-Virus|DNA-Viren]], die in mittlerweile mehr als 200 verschiedene Typen eingeteilt werden. Die HPV sind [[Virushülle|unbehüllte]], doppelsträngige DNA-Viren (dsDNA) und gehören zur [[Familie (Biologie)|Familie]] der ''[[Papillomaviridae]]'' und den [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] ''[[Alphapapillomavirus]]'', ''[[Betapapillomavirus]]'' und ''[[Gammapapillomavirus]]''. Sie infizieren [[Epithel]]zellen der [[Haut]] und verschiedener [[Schleimhaut|Schleimhäute]] und können bei den infizierten Zellen ein unkontrolliertes tumorartiges Wachstum hervorrufen. Diese Tumoren sind oft [[Benignität|gutartig]] und führen zur [[Warze]]nbildung an der betroffenen Haut- oder Schleimhautstelle (dem Ort der Infektion). Wenn die Infektion im Genital- oder Analbereich entsteht (i.&amp;nbsp;d.&amp;nbsp;R. durch Geschlechtsverkehr), kommt es zur Bildung von Genitalwarzen (z.&amp;nbsp;B. [[Condylomata acuminata|Feigwarzen]]). HPV kann durch [[Oralverkehr]] auch auf die [[Mundschleimhaut]] übertragen werden und dort Mundtumoren auslösen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/article/813438/mundtumoren-durch-oralsex.html |titel=Führt Oralsex zu Mundtumoren? |werk=aerztezeitung.de |datum=2012-05-16 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einige HPV-Typen können jedoch Jahre später bösartige Veränderungen hervorrufen, bei Frauen insbesondere das [[Zervixkarzinom]] (Gebärmutterhalskrebs). Auch ein erheblicher Anteil der [[Vaginalkarzinom|Scheiden]]-, [[Peniskarzinom|Penis]]- und [[Analkarzinom]]e sowie der [[Oropharynxkarzinom|Karzinome des Mund- und Rachenbereichs]] sind Folge einer vorausgegangenen HPV-Infektion.&lt;ref name=&quot;lauri&quot;&gt;Lauri E. Markowitz, Elizabeth R. Unger: ''Human Papillomavirus Vaccination'' [[New England Journal of Medicine]] 2023, Band 388, Ausgabe 19 vom 11. Mai 2023, Seiten 1790-1798, [[DOI:10.1056/NEJMcp2108502]]&lt;/ref&gt; Ferner ist eine HPV-Infektion anscheinend an der Entstehung von [[Basaliom|Basalzellenkrebs]] („weißer Hautkrebs“) begünstigend beteiligt.&lt;ref name=&quot;welt-13495930&quot;&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.welt.de/gesundheit/article13495930/UV-Strahlung-allein-ruft-keinen-Hautkrebs-hervor.html |titel=UV-Strahlung allein ruft keinen Hautkrebs hervor |werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] |datum=2011-07-20 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Koh |url=http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2011/dkfz-pm-11-39-Viren-foerdern-UV-bedingten-Hautkrebs.php |titel=Viren fördern UV-bedingten Hautkrebs |werk=dkfz.de |datum=2010-11-23 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;PMID21779166&quot;&gt;D. Viarisio, K. Mueller-Decker et al.: ''E6 and E7 from beta HPV38 cooperate with ultraviolet light in the development of actinic keratosis-like lesions and squamous cell carcinoma in mice.'' In: ''PLoS pathogens'', Band 7, Nummer 7, Juli 2011, S.&amp;nbsp;e1002125; {{ISSN|1553-7374}}, [[doi:10.1371/journal.ppat.1002125]], PMID 21779166, {{PMC|3136451}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Genprodukte dieser Viren, vor allem die des ''E6''- und ''E7''-Gens, verhindern den programmierten Zelltod (die [[Apoptose]]) und machen eine Reparatur des [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Doppelstranges unmöglich. Die durch HPV verursachten Hautveränderungen sind häufig nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Besondere Probleme stellen die durch die Viren verursachten Entartungen bei unkontrolliertem Wachstum dar, zum Beispiel wenn die Körperabwehr durch eine andere Erkrankung geschwächt ist.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die erste Darstellung der Viren unter dem Elektronenmikroskop gelang 1949.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Gudrun Heyn |Titel=Humane Papilloma-Viren statt Hexenzauber |Sammelwerk=[[Pharmazeutische Zeitung]] |WerkErg=Ausgabe 47 / 2004 |Datum=2004-11-15 |Online=[https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-47-2004/titel-47-2004/] |Abruf=2022-10-10}}&lt;/ref&gt; Ab Mitte der 1970er Jahre&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Harald zur Hausen |Titel=Human Papillomaviruses and Their Possible Role in Squamous Cell Carcinomas |Sammelwerk=Current Topics in Microbiology and Immunology |Band=78 |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=1977 |ISBN=978-3-642-66802-9 |DOI=10.1007/978-3-642-66800-5_1 |Seiten=1–30 |Online=http://link.springer.com/10.1007/978-3-642-66800-5_1 |Abruf=2022-10-10}}&lt;/ref&gt; wurden sie insbesondere in den Laboren von [[Harald zur Hausen]] und [[Gérard Orth]] vom [[Institut Pasteur]] untersucht und bereits 1976 postulierte zur Hausen, dass Papillomaviren [[Gebärmutterhalskrebs]] auslösen können, dies konnte er später wissenschaftlich beweisen. Anschließend entwickelte seine Arbeitsgruppe einen Impfstoff gegen HPV-Infektionen. Der erste Impfstoff („Gardasil“) wurde 2006 zugelassen und war zugleich der erste Impfstoff weltweit zur Verhinderung von bösartigen Tumoren. 2008 erhielt zur Hausen für die Entdeckung des Zusammenhangs von HPV mit Gebärmutterhalskrebs den [[Nobelpreis für Physiologie oder Medizin]].<br /> <br /> Seit 2018 gilt der 4. März eines Jahres als „International HPV Awareness Day“, er soll das Bewusstsein für das Krebsrisiko durch HPV und für Präventionsmaßnahmen stärken.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2020/dkfz-pm-20-12-HPV-Awareness-Day-am-4-Maerz-Impfung-schuetzt-Frauen-und-Maenner.php |titel=&quot;HPV Awareness Day&quot; am 4. März – Impfung schützt Frauen und Männer |werk=[[Deutsches Krebsforschungszentrum]] |datum=2020-03-02 |sprache=de |abruf=2024-05-10}}&lt;/ref&gt;<br /> == Aufbau ==<br /> {{Hauptartikel|Papillomaviridae#Morphologie|titel1=Morphologie bei Papillomaviridae}}<br /> Die unbehüllten [[Virion]]en von HPV sind 52–55 nm groß und bestehen aus einem ikosaedrischen [[Kapsid]] (T=7). Dieses ist aus 72 [[Kapsomer|Kapsomeren]] (Pentameren) aufgebaut.&lt;ref name=&quot;:4&quot;&gt;{{Literatur |Autor= |Titel=Human papillomaviruses |Sammelwerk=IARC monographs on the evaluation of carcinogenic risks to humans |Band=90 |Datum=2007 |Sprache=en |PMC=4781057 |PMID=18354839 |Seiten=1–636}}&lt;/ref&gt; Die Kapsomere werden von zwei Strukturproteinen (L1 und L2) gebildet, hierbei steht „L“ für ''late'' (spät). L1 macht etwa 80 % des gesamten viralen Proteine aus und ist 55 kDa groß, L2 etwa 70 kDa. L1 kann [[In vitro|in-vitro]] spontan mit oder ohne L2 zu [[Virusartige Partikel|virusartigen Partikeln]] assemblieren.<br /> <br /> Im Inneren des Kapsids liegt die ca. 8000 [[Basenpaar|bp]] lange, ringförmige Doppelstrang-DNA, sie ist an zellulären [[Histon]]en gebunden.&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt; Das virale [[Genom]] kodiert für acht [[Offener Leserahmen|offene Leserahmen]] (ORFs) und kann funktionell unterteilt werden. So gibt es eine E-Region (''early'', früh), die die frühen Virusgene (für E1 bis E7) kodiert – diese sind für die Genexpression, [[Replikation]] und den viralen Lebenszyklus nötig. Darüber hinaus finden sich zwei späte Gene („late genes“ für L1 und L2) für die das Genom einschließende Proteinhülle.&lt;ref name=&quot;:3&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Christina Schellenbacher et al. |Titel=HPV-Impfstoffe – zugelassene Vakzinen und experimenteller RG1-VLP-Impfstoff der nächsten Generation |Sammelwerk=hautnah |Band=20 |Nummer=3 |Datum=2021-09-01 |DOI=10.1007/s12326-021-00453-7 |Seiten=155–160}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Schließlich kodiert der ORF einen überwiegend nicht-kodierenden Teil, der als lange Kontrollregion (LCR),&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt; früher auch als ''[[Upstream und downstream|upstream]] regulatory region'' (URR)&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Frauke Fehrmann, Laimonis A. Laimins |Titel=Human papillomaviruses: targeting differentiating epithelial cells for malignant transformation |Sammelwerk=Oncogene |Band=22 |Nummer=33 |Datum=2003-08-11 |Sprache=en |DOI=10.1038/sj.onc.1206554 |PMID=12910257 |Seiten=5201–5207}}&lt;/ref&gt; bezeichnet wird. Sie enthält [[Cis-Element|cis-Elemente]], die für die Replikation und [[Transkription (Biologie)|Transkription]] der viralen DNA notwendig sind. Die viralen E-Proteine werden von einem frühen [[Promotor (Genetik)|Promotor]] (z. B. P&lt;sub&gt;97&lt;/sub&gt; bei HPV31), die L-Proteine hauptsächlich von einem späten Promotor (P&lt;sub&gt;742&lt;/sub&gt; bei HPV31) transkribiert.&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt;<br /> <br /> E1 zeigt als einziges virales Protein eine [[Helikasen|DNA-Helikasefunktion]]. Nach Binden am [[Replikationsursprung]] (''ori'') der viralen DNA rekrutiert es den zellulären Replikationsapparat der Wirtszelle, wodurch die virale DNA-Replikation initiiert wird.<br /> <br /> Die Expressionslevel werden durch E2 gesteuert, es kann als [[Repressor]] oder [[Aktivator (Genetik)|Aktivator]] fungieren. Zudem verhilft es E1, an den ''ori'' zu gelangen, wodurch es die Replikation verstärkt. Schließlich ist es für die Aufteilung des viralen Genoms, der vegetativen DNA-Replikation, für posttranskriptionelle Prozesse und möglicherweise auch beim Verpacken essentiell.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Alison A. McBride |Titel=The papillomavirus E2 proteins |Sammelwerk=Virology |Band=445 |Nummer=1-2 |Datum=2013-10 |Sprache=en |DOI=10.1016/j.virol.2013.06.006 |PMC=3783563 |PMID=23849793 |Seiten=57–79}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Virusgruppen ==<br /> Zu unterscheiden ist die Klassifikation (anhand des Krankheitsbildes und -verlaufs) und die Taxonomie (anhand der genetischen Verwandtschaft).<br /> <br /> === Klassifikation ===<br /> Bisher sind über 220 HPV-Typen vollständig beschrieben.&lt;ref name=&quot;:5&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Tina Ganzenmüller, Thomas Iftner |Titel=Papillomviren und Polyomaviren |Hrsg=[[Sebastian Suerbaum]] et al. |Sammelwerk=Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie |Auflage=9. |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2020 |ISBN=978-3-662-61384-9 |DOI=10.1007/978-3-662-61385-6_68 |Seiten=707–714}}&lt;/ref&gt; Die Einteilung erfolgt auf Basis der genomischen L1-Gensequenz. Wenn diese mehr als 10 % zum nächstverwandten Typ abweicht, handelt es sich um einen eigenständigen HPV-Typ. Bei bis zu 60 % Sequenzübereinstimmung lassen sich HPV-Typen in [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] zuordnen (alpha, beta, gamma, mu und nu) und bei 60–70 % Übereinstimmung in [[Art (Biologie)|Spezies]] unterteilen.&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; Ferner kann man gemäß Gewebetropismus, also der Affinität zur Infizierung bestimmter Zellen, HPV-Typen in kutane Typen (Hautzellen; HPV-Typen 1, 2, 5, 8) oder mukosale Typen (Schleimhautzellen, historisch als „genitale“ Typen z. B. HPV 6, 11, 16, 18) unterscheiden.<br /> <br /> Nur HPV aus der Gattung alpha können neben der Haut auch die Schleimhaut infizieren&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt;, etwa 40 davon infizieren menschliche Haut und Schleimhäute im Anogenitalbereich ([[Anus]] und [[Genitalien]]) sowie im Mund-/[[Rachenbereich]]. Nach der Wahrscheinlichkeit, dass diese HPV-Typen bösartige Tumoren auslösen können, also [[karzinogen]] (krebsauslösend) sind, können sie nach dem Schema der [[Internationale Agentur für Krebsforschung|Internationalen Agentur für Krebsforschung]] (IARC) in vier Gruppen eingeteilt werden:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://publications.iarc.fr/_publications/media/download/3007/d1d1e393a84cbb196956337642989bf03c8cd486.pdf |titel=Biological Agents |titelerg=IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans Volume 100B |hrsg=IARC/WHO |datum=2012 |seiten=255-314 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://monographs.iarc.who.int/list-of-classifications/ |titel=List of Classifications – IARC Monographs on the Identification of Carcinogenic Hazards to Humans |werk=IARC/WHO |sprache=en |abruf=2024-02-12 |kommentar=kann nach &quot;HPV&quot; gefiltert werden}}&lt;/ref&gt;<br /> * '''Niedrigrisiko-Typen''' (''low risk'') sind fast nie direkt an der Entwicklung eines Zervixkarzinoms beteiligt. Bei multiplen Infektionen (Infektionen mit mehr als einem HPV-Genotyp) können sie aber auch in Zervixkarzinomen nachgewiesen werden, dann jedoch zusammen mit einem klinisch relevanten Hochrisikotyp. Zu dieser Gruppe werden auch HPV 6 und 11 gezählt, die nahezu alle [[Warze]]n im Ano-Genitalbereich (z. B. [[Condylomata acuminata]], auch „Feigwarzen“ genannt), sowie die rezidivierende respiratorische Papillomatose verursachen, aber nicht karzinogen sind. Weitere Low-risk-Typen sind 13, 40, 43, 44, und 74.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;<br /> * '''Eventuell karzinogene Virustypen''', dies entspricht den IARC-Gruppen 2A („wahrscheinlich“) und 2B („möglicherweise“ krebsauslösend). Hierzu werden HPV 26, 30, 34, 53, 66, 67, 68 (Gruppe 2A), 70, 73, 82, 85 und 97 gezählt.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;<br /> * '''Hochrisiko-Typen''' (''high risk'') sind bei 99,7 % aller Fälle von [[Zervixkarzinom]]en (Krebstumoren des Gebärmutterhalses) identifiziert worden. Die Mehrheit der Zervixkarzinome (etwa 70 %) wiederum wird durch die Hochrisikotypen 16 und 18 hervorgerufen, gefolgt von den Genotypen 31 und 33. Bei beinahe jedem Auftreten eines Zervixkarzinoms (Krebserkrankung des [[Epithel]]gewebes des [[Gebärmutterhals]]es) ist mindestens eine der High-risk-HPV-Gruppen in einem HPV-Screening nachweisbar. Auch einige Krebserkrankungen im Bereich des Afters sowie des Mundes gelten als HPV-assoziiert. Die [[Internationale Agentur für Krebsforschung|IARC]] hat die 12 Genotypen 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59 offiziell als krebserregend eingestuft.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.cancer.gov/about-cancer/causes-prevention/risk/infectious-agents/hpv-and-cancer |titel=HPV and Cancer |werk=NCI |datum=2023-10-18 |sprache=en |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:6&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HPV.html |titel=RKI-Ratgeber - Humane Papillomviren |werk=RKI |datum=2018-06-28 |sprache=de |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt; Die gefährlichen Virusuntergruppen sind nachweislich nicht nur an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt, sondern man findet sie auch bei Krebserkrankungen des [[Penis]], der [[Vulva]] (äußeres weibliches Genital), des [[Anus]] und des Rachenraumes.<br /> * Außerdem gibt es noch eine Gruppe HP-Viren ohne eindeutige Risikozuordnung (''HPV genotypes of undetermined risk'').<br /> <br /> === {{Anker|Taxonomie}} Systematik ===<br /> Die Entscheidung über verschiedene Taxa (taxonomische, d.&amp;nbsp;h. Verwandtschaftsgruppen) wird von einem internationalen Gremium, dem [[International Committee on Taxonomy of Viruses]] (ICTV), beraten und getroffen. Die Taxonomie der ''Papillomaviridae'' ist mit Stand November 2018 folgende (bei Gattungen mit nur einer einzigen Species trägt diese die Nummer&amp;nbsp;1 und ist nicht eigens aufgeführt):<br /> <br /> * Familie ''[[Papillomaviridae]]''<br /> ** Unterfamilie ''[[Firstpapillomavirinae]]''<br /> *** Genus ''[[Alphapapillomavirus]]'' (mit Species ''Alphapapillomavirus 1'' bis ''14'')<br /> *** Genus ''[[Betapapillomavirus]]'' (mit Species ''Betapapillomavirus 1'' bis ''6'')<br /> *** Genus ''[[Gammapapillomavirus]]'' (mit Species ''Gammapapillomavirus 1'' bis ''27'')<br /> *** Genus ''[[Deltapapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/192 Deltapapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt; (mit Species ''Deltapapillomavirus 1'' bis ''7'')<br /> *** Genus ''[[Epsilonpapillomavirus]]'' (mit Species ''Epsilonpapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Zetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Etapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Thetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Iotapapillomavirus]]'' (mit Species ''Iotapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Kappapapillomavirus]]'' (mit Species ''Kappapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Lambdapapillomavirus]]'' (mit Species ''Lambdapapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Mupapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/193 Mupapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt; (mit Species ''Mupapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Nupapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/191 Nupapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt;<br /> *** Genus ''[[Xipapillomavirus]]'' (mit Species ''Xipapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Omikronpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Chipapillomavirus]]'' (mit Species ''Chipapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Pipapillomavirus]]'' (mit Species ''Pipapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Rhopapillomavirus]]'' (mit Species ''Rhopapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Sigmapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Taupapillomavirus]]'' (mit Species ''Taupapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Upsilonpapillomavirus]]'' (mit Species ''Upsilonpapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Phipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Psipapillomavirus]]'' (mit Species ''Psipapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Omegapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyodeltapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoepsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyozetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyothetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoiotapapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyoiotapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Dyokappapapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyokappapapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Dyolambdapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyomupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyonupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoxipapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyoxipapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Dyoomikronpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyopipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyorhopapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyosigmapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyotaupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyophipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoupsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyopsipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoomegapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisdeltapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisepsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treiszetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisthetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisiotapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treiskappapapillomavirus]]''<br /> ** Unterfamilie ''[[Secondpapillomavirinae]]''<br /> *** Genus ''[[Alefpapillomavirus]]''<br /> <br /> == Übertragung ==<br /> {{Infobox ICD<br /> |01-CODE= B97.7&lt;ref name=&quot;Virus&quot;&gt;Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 674.&lt;/ref&gt;<br /> |01-BEZEICHNUNG= Papillomaviren als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind<br /> |02-CODE= B07&lt;ref name=&quot;Virus&quot; /&gt;<br /> |02-BEZEICHNUNG= Viruswarzen<br /> |03-CODE= Z22.8&lt;ref name=&quot;Virus&quot; /&gt;<br /> |03-BEZEICHNUNG= Keimträger sonstiger Infektionskrankheiten<br /> }}<br /> Die Infektion verläuft hauptsächlich über Hautkontakt, bei bestimmten Virentypen primär durch ungeschützten Sexualverkehr ([[Vaginalverkehr|Genital-]], [[Analverkehr|Anal-]] oder [[Oralverkehr]]). Die HPV-Infektion ist daher eine der häufigsten [[Sexuell übertragbare Erkrankung|durch Geschlechtsverkehr übertragenen Infektionen]], oft jedoch bleibt die Ansteckung unbemerkt. [[Kondom]]e können das Ansteckungsrisiko reduzieren, aber nicht verhindern.&lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html |titel=Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV): Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung |titelerg=Ist die Nutzung von Kondomen eine Alternative zur HPV-Impfung? |werk=RKI |datum=2022-09-12 |sprache=de |abruf=2023-12-06}}&lt;/ref&gt; Zudem erzeugt die Verwendung im Gegensatz zur Impfung keine Immunität. Seltener werden die Viren auch durch gemeinsam benutzte Handtücher, Trinkgläser oder Zahnbürsten übertragen. Im Rahmen einer bereits bestehenden Infektion kann eine [[Schamhaarentfernung]] mittels [[Rasur]] zu einer Infektion zuvor nicht betroffener Körperregionen führen.<br /> <br /> == Häufigkeit ==<br /> Die [[Prävalenz]] von HPV ist in afrikanischen Ländern am höchsten und in Europa und in Ländern am östlichen Mittelmeer am geringsten.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Ali Ardekani et al. |Titel=Worldwide prevalence of human papillomavirus among pregnant women: A systematic review and meta-analysis |Sammelwerk=Reviews in Medical Virology |Band=33 |Nummer=1 |Datum=2023-01 |Sprache=en |DOI=10.1002/rmv.2374 |PMID=35678261 |Seiten=e2374}}&lt;/ref&gt; Am häufigsten wurden die Hochrisikotypen 16 und 18 nachgewiesen. In Deutschland gibt es keine Meldepflicht für HPV-Infektionen, daher fehlen regelmäßig erhobene Daten zur Häufigkeit.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ03.html |titel=Wie häufig ist eine HPV-Infektion? |werk=RKI |datum=2022-09-12 |sprache=de |abruf=2023-04-30}}&lt;/ref&gt; Durch Studien kann man diese aber abschätzen, so liegt die [[Inzidenz (Epidemiologie)|Inzidenz]] bei vermutlich 170 Fälle pro 100.000 Personen-Jahren (definiert als Jahre, die die Personen während der Studie unter Beobachtung standen). Unter Frauen war diese mit 627 pro 100.000 Personenjahre in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen am höchsten und bei den Männern in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen mit 457 pro 100.000 Personenjahre.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> <br /> Fast 80 % der Weltbevölkerung sind mit 50 Jahren an HPV infiziert.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Jon K. Hathaway |Titel=HPV: diagnosis, prevention, and treatment |Sammelwerk=Clinical Obstetrics and Gynecology |Band=55 |Nummer=3 |Datum=2012-09 |Sprache=en |DOI=10.1097/GRF.0b013e31825caa36 |PMID=22828099 |Seiten=671–680}}&lt;/ref&gt; Bei Frauen unter 30 Jahren liegt die Infektionsrate bei bis zu 25 %. Bei über 30-Jährigen beträgt sie immer noch bis 8 %. Die HPV-Infektion heilt häufig innerhalb von Monaten bis hin zu anderthalb Jahren ab. Auch die generelle Immunitätslage der Frau spielt hierbei eine wichtige Rolle, daher haben Raucherinnen ein höheres Risiko.<br /> <br /> Allgemeine Zahlen zu den Infektionsraten bei Männern gibt es nicht. Ursache für den Mangel an Zahlenmaterial ist das Nichtvorhandensein regulärer Vorsorgeuntersuchungen in diesem Bereich bei Männern. Bekannt ist, dass, wenn einer der Partner [[Läsion]]en aufweist, auch der andere mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem HPV infiziert ist. Bei bis zu 70 % der männlichen Partner einer Frau, die im HPV-Screening positiv getestet wurde, besteht ebenfalls eine Infektion, die jedoch oft nur kleinste Läsionen am Penis verursacht. Männer sind sich daher der Infektion mit dem HP-Virus oft gar nicht bewusst und bemerken diese nicht. Dennoch sind sie Überträger.<br /> <br /> Eine von den US-Zentren zur Krankheitskontrolle und Vorbeugung (CDC) im März 2008 vorgestellte Studie unter 838 US-Amerikanerinnen zwischen 14 und 19 Jahren zeigte, dass 18,3 % von ihnen Papillomvirenträger waren.<br /> <br /> == Krankheitsfolgen ==<br /> [[Datei:Papilloma.jpg|mini|Durch HPV verursachte Feigwarzen]]<br /> Nach einer Infektion können Papillomviren oft jahrelang [[Infektion#Symptomauffälligkeit bzw. Abwehrkraft des Organismus|inaktiv]] bleiben. Dies gilt sowohl für die Low-risk- als auch für die High-risk-Viren. Das heißt, dass sich auch Wochen bis Monate bzw. bis zu einem Jahr nach einem [[Sexualkontakt]] sowohl von [[Heterosexualität|heterosexuellen]] wie auch [[Homosexualität|homosexuellen]] Paaren Genitalwarzen bilden können und damit die Suche nach dem infektiösen Sexualpartner sehr erschwert wird. Die häufigsten Krankheitsfolgen sind Warzen, besonders Feigwarzen ([[Condylomata acuminata]]), und bei Frauen das [[Zervixkarzinom]] (Krebserkrankung des Gebärmutterhalses).<br /> <br /> HPV gehört zusammen mit dem [[Hepatitis-B-Virus]] (HBV), dem [[Hepatitis-C-Virus]] (HCV), dem [[Epstein-Barr-Virus]] (EBV), dem [[Humanes T-lymphotropes Virus 1|Humanen T-lymphotropen Virus 1]] (HTLV-1) und dem [[Humanes Herpesvirus 8|Humanen Herpesvirus&amp;nbsp;8]] (HHV-8, auch Kaposi-Sarkom-Herpesvirus, KSHV) zu einer Gruppe von humanen [[cancerogen]]en Viren ([[Onkoviren]]), die weltweit für 10 bis 15 Prozent aller [[Krebserkrankung]]en verantwortlich sind.&lt;ref name=&quot;PMID_19956178&quot;&gt;D. Martin, J. S. Gutkind: ''Human tumor-associated viruses and new insights into the molecular mechanisms of cancer.'' In: ''Oncogene.'' Band 27 Suppl 2, Dezember 2008, {{ISSN|1476-5594}}, S.&amp;nbsp;S31–S42, [[doi:10.1038/onc.2009.351]], PMID 19956178 (Review).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Tritt eine Infektion mit Papillomviren in Kombination mit einem bestimmten Gendefekt auf, kann sich eine als ''[[Epidermodysplasia verruciformis]]'' bezeichnete chronisch-generalisierte HPV-Infektion entwickeln.&lt;ref name=&quot;PMID21178278&quot;&gt;T. Patel et al.: ''Epidermodysplasia verruciformis and susceptibility to HPV.'' In: ''Disease markers.'' Band 29, Nummer 3–4, 2010, {{ISSN|1875-8630}}, S.&amp;nbsp;199–206, [[doi:10.3233/DMA-2010-0733]], PMID 21178278, {{PMC|3835378}} (Review).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Übersicht ===<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> ! HPV-Typen<br /> ! Krankheitsfolgen<br /> |-<br /> | HPV Typ 6 und 11 („low risk“) || [[Condylomata acuminata]] („Feigwarzen“, Virus[[warze]]n der Schleimhaut) und [[Buschke-Löwenstein-Tumor]];&lt;br /&gt; sehr selten: [[Rezidivierende respiratorische Papillomatose]]&lt;ref&gt;{{Orphanet |ID=60032 |Name=Papillomatose, rekurrente respiratorische |Abruf=2024-06-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Udayan K. Shah |url=https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/pädiatrie/diverse-hals-nasen-ohren-erkrankungen-bei-kindern/rezidivierende-respiratorische-papillomatose |titel=Rezidivierende respiratorische Papillomatose (Larynxpapillomen) |hrsg=MSD Manuals |datum=2022-04-01 |abruf=2024-06-02}}&lt;/ref&gt; (multiples, [[Rezidiv|rezidivierendes]] Auftreten von meist gutartigen [[Plattenepithel]][[papillom]]en im Kehlkopf bis in Luftröhre (Trachea) und Lunge).<br /> |-<br /> | HPV Typ 6 und 11 („low risk“) sowie 16, 18 und 31 („high risk“) || [[Condylomata plana]] (werden je nach Lokalisation als CIN, VIN, VAIN, AIN und PIN bezeichnet)<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Zervikale intraepitheliale Neoplasie|Cervikale intraepitheliale Neoplasie]] (CIN): kann zu Gebärmutterhalskrebs ([[Zervixkarzinom]]) führen<br /> |-<br /> |HPV Typ 16 und 18 („high risk“)<br /> |Mundrachenkrebs (Oropharynxkarzinome)<br /> |-<br /> | HPV Typ 16 („high risk“) – (fast ausschließlich dieser Typ) || [[Bowenoide Papulose]], meistens bei Männern als Penile intraepitheliale Neoplasie (PIN, Viruswarzen des [[Penis]]): kann zu [[Erythroplasie]] und [[Peniskarzinom]] führen<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Vulväre intraepitheliale Neoplasie]] (VIN, Viruswarzen der [[Vulva]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || Vaginale intraepitheliale Neoplasie (VAIN, Viruswarzen der [[Vagina des Menschen|Scheidenschleimhaut]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Anale intraepitheliale Neoplasie]] (AIN, Viruswarzen des [[Anus]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 13 und 32 („low risk“) || [[Morbus Heck]] (Viruswarzen der [[Mundschleimhaut]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 1, 2, 3 und 4 || [[Verruca vulgaris]] (gewöhnliche Hautwarze)<br /> |-<br /> | HPV Typ 1, 2, und 4 || [[Verruca plantaris]] (Plantarwarze)<br /> |-<br /> | HPV Typ 3 und 10 || [[Verruca plana juvenilis]] (juvenile flache Warzen)<br /> |-<br /> | HPV Typ 7 || „Fleischerwarze“<br /> |-<br /> | HPV Typ 5 und 8 („intermediate risk“), sowie gelegentlich auch die anderen Typen der EV-Gruppe: 5, 8, 9, 12, 14, 15, 17, 19, 20, 21 und 47 || [[Epidermodysplasia verruciformis]] (EV)<br /> |}<br /> <br /> &lt;small&gt;teilweise aus:&lt;/small&gt;&lt;ref name=&quot;Fritsch 2004&quot;&gt;Peter Fritsch: ''Dermatologie und Venerologie.'' 2. Auflage. Springer Verlag, 2004, ISBN 3-540-00332-0.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Männer und HPV ==<br /> [[Datei:Feigwarzen.jpg|mini|Rasierte Peniswurzel mit Feigwarzen]]<br /> Mehrere Studien zeigen, dass etwa 64 bis 70 % der männlichen Beziehungspartner von Frauen, die unter einer HPV-Erkrankung des Gebärmutterhalses leiden, ihrerseits HPV-assoziierte Läsionen am Penis aufweisen. HPV kann dennoch auch in der Haut des Penis oft lange unerkannt präsent bleiben. In seltenen Fällen können bösartige Veränderungen, auch Karzinome, am Penis auftreten.<br /> Da das [[Peniskarzinom]] bei [[Zirkumzision|beschnittenen]] Männern extrem selten ist, werden zurückgehaltenes (retiniertes) [[Smegma]] und wiederholte Entzündungen der [[Penisvorhaut]] und der [[Glans penis|Eichel]] (chronische [[Eichelentzündung]]) bei unbeschnittenen Männern als entscheidende Faktoren der in zeitlicher wie auch ursächlicher Hinsicht schrittweisen Entstehung von Krebs ([[Karzinogenese]]) angesehen. Doch auch die Infektion mit dem humanen Papillomavirus allein, sowie dem [[Humanes Cytomegalievirus|Cytomegalievirus]], gelten als Verursacher.<br /> <br /> Mehrere Studien deuten auf HPV-Infektionen als Verursacher von Mundkrebs hin. Unter anderem diagnostizierte eine französische Studie bei einer hohen Anzahl an Mundkrebspatienten auch humane Papillomviren. Als Übertragungsweg gilt hier [[Oralverkehr]]. Einen sicheren Schutz gibt es nicht. Zwar reduziert die stringente Verwendung von [[Kondom]]en das Übertragungsrisiko ([[Safer Sex]]), verhindert es jedoch nicht.<br /> <br /> Bei Männern, die passiven [[Analverkehr]] mit anderen Männern betreiben, können Feigwarzen auch im Bereich des [[Anus]] auftreten. Die Symptome (Juckreiz, Brennen) einer analen Ansteckung mit HPV sind zunächst nur schwer zuzuordnen, zumal die Kondylome in jenem Bereich noch schwerer zu erkennen sind. Sind sie bereits mit bloßem Auge zu sehen oder können eindeutig ertastet werden, ist das Stadium meist bereits so weit fortgeschritten, dass eine operative Entfernung notwendig wird. Da diese mit einer schmerzvollen Heilungsphase verbunden ist und wegen der begrenzten Erfolgsaussichten manchmal mehrmals vorgenommen werden muss, sollten Männer mit Verdacht auf anale Feigwarzen sich frühzeitig für eine [[Proktologie|proktologische]] Untersuchung entscheiden.<br /> <br /> Anale HPV-Infektionen treten v.&amp;nbsp;a. bei homosexuellen Männern auf, die anorezeptiven Analverkehr praktizieren (also bei Männern, bei denen der Penis eingeführt wird).&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=F.R. Ochsendorf, H. Schöfer |Titel=Sexuell übertragbare Erkrankungen des Anorektums |Hrsg=Wolfgang F. Caspary, Manfred Kist, Jürgen Stein |Sammelwerk=Infektiologie des Gastrointestinaltraktes |Auflage=1. |Verlag=Springer |Ort=Heidelberg |Datum=2006 |ISBN=978-3-540-41359-2 |Seiten=321 |DOI=10.1007/3-540-37211-3_39}}&lt;/ref&gt; Bei homosexuellen Männern sind anale HPV-Infektionen häufiger als solche am Penis.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> In Deutschland wird seit 2018 eine Impfung bei 9- bis 14-jährigen Jungen durch die [[Ständige Impfkommission]] (STIKO) empfohlen,&lt;ref name=&quot;RKI/Jungen&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Vorabinformation_HPV_Jungen.html |titel=Vorabinformation: STIKO empfiehlt HPV-Impfung für Jungen |hrsg=RKI |sprache=de |abruf=2018-06-11}}&lt;/ref&gt; die Kosten übernimmt bis zum 18. Geburtstag die Krankenkasse.&lt;ref name=&quot;Spiegel/2018&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/papillomviren-kassen-zahlen-impfung-nun-auch-fuer-jungen-a-1229212.html |titel=Papillomviren: Kassen zahlen Impfung nun auch für Jungen |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2018-09-20 |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Diagnose ==<br /> [[Datei:HPV causing cervical cancer.jpg|mini|Durch HPV-Infektion kann ein Zervixkarzinom entstehen.]]<br /> Die Tatsache, dass in 99,7 % der Zervixkarzinome Hochrisiko-Typen vorkommen (HPV 16: 50 %, HPV 18: 20 %), im Vergleich zu einer sonst geringen Rate, unterstreicht die Bedeutung der HPV-Infektion bei diesem Karzinom, das weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung (und dritthäufigste Krebstodesursache) bei Frauen ist. Die DNA der HP-Viren kann mittels [[Polymerase-Kettenreaktion]] (PCR) nachgewiesen und weiter durch [[DNA-Sequenzierung|Sequenzierung]] oder [[Hybridisierung (Molekularbiologie)|Hybridisierung]] zwischen den verschiedenen Typen differenziert werden. Bei niedriger Viruskonzentration treten (wie bei jeder PCR) auch falsch negative Ergebnisse auf. Der Nachweis von HP-Viren ohne weitere Anzeichen einer Schleimhautveränderung am Gebärmutterhals lässt keine Aussage über ein mögliches Karzinomrisiko zu, da die Infektion in über 98 % der Fälle folgenlos ausheilt.<br /> <br /> == Therapie ==<br /> : ''Artikel zur Symptombehandlung von HPV-Warzen: [[Condylomata acuminata#Behandlung]]''<br /> <br /> Eine spezifische Papillomvirustherapie gibt es gegenwärtig nicht. Bei vorliegenden Läsionen kommen im Wesentlichen chirurgische Eingriffe in Frage oder aber lokale Verätzungen. In der Regel wird mit der Entfernung der Läsion auch der Heilungsprozess eingeleitet, wenn auch Rückfälle (Rezidive) häufig sind. Systemische oder lokale Therapien, etwa mit [[Interferone]]n und anderen [[Zytokin]]en, haben bisher zu keinen durchschlagenden Erfolgen geführt.<br /> <br /> == Präventive Impfung ==<br /> {{Hauptartikel|HPV-Impfstoff}}<br /> <br /> Der HPV-Impfstoff ''Gardasil'' des US-Pharmakonzerns [[MSD Sharp &amp; Dohme]] (in Österreich und Deutschland vertrieben durch das Joint Venture von MSD und Sanofi-Aventis [[Sanofi Pasteur MSD]]) zur vorbeugenden [[Impfung]] gegen die HPV-Typen 6,11 sowie die Hochrisikogenotypen 16 und 18 ist für Europa seit Ende September 2006 zugelassen&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.fda.gov/cder/Offices/OODP/whatsnew/gardasil.htm |text=FDA Licenses Quadrivalent Human Papillomavirus (Types 6, 11, 16, 18) Recombinant Vaccine (Gardasil) for the Prevention of Cervical Cancer and Other Diseases in Females Caused by Human Papillomavirus |wayback=20090522131601}}&lt;/ref&gt;, mittlerweile für beide Geschlechter ab 9 Jahren. Ein zweiter Impfstoff, ''Cervarix'', von [[GlaxoSmithKline]] zur Impfung gegen die Hochrisikogenotypen 16 und 18 wurde im Herbst 2007 in Deutschland zugelassen. Im Jahr 2015 erfolgte schließlich die Zulassung des Impfstoffes ''Gardasil 9'' zur Immunisierung gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58, dieser hat den Vorgänger ''Gardasil'' abgelöst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Paul-Ehrlich-Institut |url=https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/gebaermutterhalskrebs-hpv/hpv-node.html |titel=Impstoffe gegen HPV |abruf=2021-11-01}}&lt;/ref&gt; Diese Erreger gelten als Verursacher von über 90 % aller HPV-induzierten Malignome.<br /> <br /> Die Impfung gegen HPV ist für beide Geschlechter (seit 2018&lt;ref name=&quot;RKI/Jungen&quot; /&gt; für Jungen) von 9 bis 14 Jahre insbesondere vor dem ersten sexuellen Kontakt durch die [[Ständige Impfkommission]] (STIKO) empfohlen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html?nn=2375548 |titel=HPV - Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung |werk=RKI |datum=2020-10-22 |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt; Versäumte Impfungen sollten so früh wie möglich bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden; die Kosten übernimmt bis zum 18.&amp;nbsp;Geburtstag die Krankenkasse.&lt;ref name=&quot;Spiegel/2018&quot; /&gt; Eine Kostenübernahme der Impfung bei bisher ungeimpften Frauen nach einer [[Konisation]] ist möglich.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=M. Wojinski |url=https://www.frauenaerzte-im-netz.de/frauengesundheit/impfschutz-impfungen/impfung-gegen-hpv/#c120 |titel=HPV-Impfung nach Konisation |werk=frauenaerzte-im-netz.de |abruf=2021-11-01}}&lt;/ref&gt; Im Alter von 9 bis 13 Jahren sind zudem nur noch 2 Impfdosen statt bisher 3 nötig. Ab einem höheren Alter oder einem geringeren Impfabstand als 6 Monaten zwischen 1. und 2. Impfung sind weiterhin 3 Impfdosen nötig. Beide Impfstoffe wirken vorbeugend (präventiv); eine bereits bestehende HPV-Infektion kann damit nicht behandelt bzw. beseitigt werden. Ebenso wenig können die Folgen einer solchen Infektion, wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs oder dessen Vorstufen mittels einer Impfung behandelt werden. Vorsorgeuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung des [[Zervixkarzinom|Gebärmutterhalskrebses]] ([[Pap-Test]]) sind trotz Impfung weiterhin notwendig.<br /> <br /> Die damals noch offene Frage, ob eine HPV-Impfung die Inzidenz des Zervixkarzinoms und seiner Vorstufen tatsächlich verringern kann, ist inzwischen beantwortet: In Australien wurde nach der Einführung der Impfung bei jungen Mädchen ein Rückgang von Karzinom-Vorstufen um 75 % beobachtet.&lt;ref name=&quot;aerzteblatt-46311&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=rme |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/46311/Frueher-Rueckgang-der-Zervixlaesionen-durch-HPV-Impfung |titel=Deutsches Ärzteblatt: Früher Rückgang der Zervixläsionen durch HPV-Impfung |werk=[[Deutsches Ärzteblatt|aerzteblatt.de]] |datum=2011-06-20 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt; Eine weitere australische Studie bestätigt einen positiven Effekt auch für nicht geimpfte junge Männer, die nun auch seltener Genitalwarzen entwickeln.&lt;ref name=&quot;DOI10.1136/bmj.f2032&quot;&gt;H. Ali et al.: ''Genital warts in young Australians five years into national human papillomavirus vaccination programme: national surveillance data.'' In: ''BMJ (Clinical research ed.).'' Band 346, 2013, S.&amp;nbsp;f2032, {{ISSN|1756-1833}}. PMID 23599298.&lt;/ref&gt; Nach einer am 28. Mai 2018 veröffentlichten kanadischen Studie mit 291.000 Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren waren diese durch die Impfung keinem erhöhten Risiko von [[Autoimmunerkrankung]]en ausgesetzt.&lt;ref name=&quot;cmaj [[Canadian Medical Association Journal]]&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Erin Y. Liu et al. |url=http://www.cmaj.ca/content/190/21/E648 |titel=Canadian Medical Association Journal: Quadrivalent human papillomavirus vaccination in girls and the risk of autoimmune disorders: the Ontario Grade 8 HPV Vaccine Cohort Study |datum=2018-05-28 |abruf=2018-06-03}}&lt;/ref&gt; Eine Meta-Analyse der [[Cochrane Collaboration]] bei über 70.000 Probanden ist 2018 zu dem Schluss gekommen, dass die prophylaktische Impfung sicher und wirksam gegen Gebärmutterhalskrebs ist.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Marc Arbyn et al. |Titel=Prophylactic vaccination against human papillomaviruses to prevent cervical cancer and its precursors |Sammelwerk=The Cochrane Database of Systematic Reviews |Band=5 |Nummer=5 |Datum=2018-05-09 |Sprache=en |DOI=10.1002/14651858.CD009069.pub3 |PMC=6494566 |PMID=29740819 |Seiten=CD009069}}&lt;/ref&gt; Dieser Ansicht schlossen sich auch Wissenschaftler aus Schottland an.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/102320/Die-HPV-Impfung-wirkt |titel=Die HPV-Impfung wirkt |werk=Deutsches Ärzteblatt |datum=2019-04-11 |sprache=de |abruf=2019-05-27}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Tim Palmer et al. |Titel=Prevalence of cervical disease at age 20 after immunisation with bivalent HPV vaccine at age 12-13 in Scotland: retrospective population study |Hrsg= |Sammelwerk=BMJ |Band=365 |Datum=2019-04-03 |Sprache=en |DOI=10.1136/bmj.l1161 |PMID=30944092 |Seiten=l1161}}&lt;/ref&gt; Die Auswertung von mehr als 100.000 Gesundheitsdaten hat ergeben, dass routinemäßige HPV-Impfungen bei Mädchen im Alter von 12-13 Jahren die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten abnormaler Zellen und [[Zervikale intraepitheliale Neoplasie|zervikaler intraepithelialer Neoplasien]] deutlich reduziert habe. Je früher eine HPV-Impfung stattgefunden hatte, desto wirksamer war die HPV-Impfung. In einer großen [[Beobachtungsstudie]] in England wurde dies bestätigt: Seit Einführung der Impfung im Jahr 2008 wurde ein deutlicher Rückgang sowohl beim Zervixkarzinom als auch bei der Vorstufe CIN3 verzeichnet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128814/England-Weniger-Zervixkarzinome-bei-juengeren-Frauen-dank-HPV-Impfung |titel=England: Weniger Zervixkarzinome bei jüngeren Frauen dank HPV-Impfung |werk=Deutsches Ärzteblatt |datum=2021-11-04 |sprache=de |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Milena Falcaro et al. |Titel=The effects of the national HPV vaccination programme in England, UK, on cervical cancer and grade 3 cervical intraepithelial neoplasia incidence: a register-based observational study |Sammelwerk=The Lancet |Datum=2021-11-03 |Sprache=en |DOI=10.1016/S0140-6736(21)02178-4}}&lt;/ref&gt; Falls die Impfung vor ersten sexuellen Kontakten erfolgt ist, war der Effekt am signifikantesten. Die Autoren schätzen zudem, dass in England die Impfung bis Ende Juni 2019 im Mittel 448 Zervixkarzinome und 17.235 CIN3-Läsionen verhindert hat.<br /> <br /> Im Jahr 2020 wurde eine Untersuchung aus den schwedischen Gesundheits- und Bevölkerungsregistern mit einer Auswertung von Daten von 1,2 Mio. Mädchen und Frauen publiziert. Danach schützt die HPV-Impfung, wenn sie vor dem 17. Lebensjahr durchgeführt wird, vor über 80 % der bösartigen Erkrankungen am Gebärmutterhals.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Jiayao Lei et al. |Titel=HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer |Sammelwerk=N Engl J Med |Band=383 |Datum=2020 |Sprache=en |DOI=10.1056/NEJMoa1917338 |PMID=32997908 |Seiten=1340-1348 |Online=https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1917338}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weitere Vorbeugungsmöglichkeiten ==<br /> Eine mögliche Maßnahme zur Vermeidung einer Ansteckung ist [[Safer Sex]], wodurch sich das [[Risiko]] einer HPV-Infektion zwar senken, aber nicht gänzlich verhindern lässt.&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt; Dies liegt insbesondere daran, dass es sich bei einer HPV-Infektion nicht um eine klassische [[Geschlechtskrankheit]] handelt, die über Körperflüssigkeiten übertragen wird, sondern um eine Kontaktinfektion, wodurch auch Körperstellen außerhalb des durch das Kondom geschützten Bereichs als Infektionsquelle dienen können.<br /> <br /> In der Literatur wurde die männliche Beschneidung ([[Zirkumzision]]) als mögliche Maßnahme zur Vorbeugung vor einer HPV-Infektion diskutiert. Jedoch lassen sich allgemein weder [[Inzidenz (Epidemiologie)|Inzidenz]] noch [[Prävalenz]] sexuell übertragbarer Krankheiten durch Beschneidungen wesentlich beeinflussen. Stattdessen wird für die HPV-Prävention die HPV-Impfung empfohlen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Maximilian Stehr et al. |url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/006-052l_S2k_Phimose-Paraphimose-Kinder-Jugendliche_2022-03_02.pdf#page=31 |titel=Phimose und Paraphimose bei Kindern und Jugendlichen |titelerg=S2k-Leitlinie |hrsg=[[Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie]] |datum=2021-12 |seiten=31-32 |format=PDF |sprache=de |abruf=2023-10-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ursprung der HP-Viren ==<br /> Im Gegensatz zum Humanen Immundefizienz-Virus ([[HIV]]) handelt es sich bei den HP-Viren um eine ausgesprochen alte Gruppe von Viren, die schon sehr lange an den Menschen angepasst ist. 2003 wurden bei der Untersuchung der Mumie von [[Maria von Aragon (1503–1568)|Maria von Aragon]] (1503–1568)&lt;!--siehe z.B. [[:en:Maria d'Aragona]]--&gt; anogenitale Warzen vom Typ ''Condylomata acuminata'' und Viren vom Hoch-Risiko-Typ HPV18 entdeckt.&lt;ref name=&quot;PMID14550719&quot;&gt;G. Fornaciari, K. Zavaglia u.&amp;nbsp;a.: ''Human papillomavirus in a 16th century mummy.'' In: ''[[The Lancet]].'' Band 362, Nummer 9390, Oktober 2003, S.&amp;nbsp;1160, [[doi:10.1016/S0140-6736(03)14487-X]], PMID 14550719.&lt;/ref&gt; Eine Arbeitsgruppe der Universität Hongkong ist durch die Kombination von [[Bioinformatik]] und Analyse der [[Phylogenetik]] von HPV58 im Jahr 2017 zu dem Ergebnis gekommen, dass die [[Neandertaler]] oder [[Denisova-Mensch]]en vor etwa 500.000 Jahren frühe HPV-Varianten wie 16a oder 58a aus Afrika nach Europa brachten.&lt;ref name=&quot;PMID28794033&quot;&gt;Z. Chen, W. C. Ho u.&amp;nbsp;a.: ''Ancient Evolution and Dispersion of Human Papillomavirus 58 Variants.'' In: ''[[Journal of Virology]]''. Band 91, Nummer 21, 11, 2017, S.&amp;nbsp;e01285-17; [[doi:10.1128/JVI.01285-17]], PMID 28794033, {{PMC|5640864}}.&lt;/ref&gt; Woher diese wiederum die HP-Viren hatten, ist bisher ungeklärt.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary|HPV}}<br /> <br /> * {{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/082-002.html|Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien|S3|Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)|05/2020}}<br /> * {{RobKochInst|http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HPV/Papillomaviren.html|Humane Papillomviren (HPV)}}<br /> * [http://www.sciencegarden.de/berichte/200302/kxrebs/krebs.php Mobilmachung gegen Krebs] Bericht über die Forschung zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen HPV-16<br /> * {{Internetquelle<br /> |autor=Ulf Schleth<br /> |url=https://taz.de/HPV-und-Impfung/!5537391/<br /> |titel=HPV und Impfung: Untenrum angesteckt<br /> |werk=[[Die Tageszeitung|taz.de]]<br /> |datum=2018-10-07<br /> |abruf=2019-11-23}}<br /> * [http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/archiv/jahrgang-2007/nr.-5-sept.okt.-2007/maedchenimpfung-gegen-gebaermutterhalskrebs.php ''Wie viel Schutz bietet die HPV-Impfung vor Gebärmutterhalskrebs?'']<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.pei.de/cln_046/nn_992504/DE/infos/fachkreise/impf-fach/hpv/studien.html |text=Fragen zur Klinischen Prüfung und zur Zulassung des Paul-Ehrlich-Instituts zur Kritik an der Zulassung des HPV-Impfstoffes |wayback=20090203212122}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Gesundheitshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:Sexuell übertragbare Erkrankung]]<br /> [[Kategorie:Nicht-taxonomische Virusgruppe]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Humane_Papillomviren&diff=248837568 Humane Papillomviren 2024-09-23T17:05:24Z <p>7lima: Sprachliche Klarstellungen. Inkonsistenzen beseitigt</p> <hr /> <div>&lt;!-- Zu Informationen über den Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Viroboxen]]. --&gt;<br /> {{Infobox Virus<br /> | Name= Humane Papillomviren<br /> | Bild= Papilloma Virus (HPV) EM (new version).jpg<br /> | Bild_legende = mehrere HPV im Elektronenmikroskop<br /> | Wiss_Name = &lt;!--Default = niedrigster spezifizierter Rang, hier Familie--&gt;<br /> | Wiss_KurzName = <br /> | Realm = [[Monodnaviria]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot;&gt;[https://talk.ictvonline.org/taxonomy/p/taxonomy-history?taxnode_id=201853974 ICTV Taxonomy history: ''Alphapapillomavirus 1''.] ICTV, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)&lt;/ref&gt;<br /> | Reich = [[Shotokuvirae]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Phylum = [[Cossaviricota]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Klasse = [[Papovaviricetes]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Ordnung = [[Zurhausenvirales]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Familie = [[Papillomaviridae]]<br /> | Subfamilie = <br /> | Gattung = <br /> | Spezies = <br /> | Subspezies = <br /> | Genom = dsDNA<br /> | Baltimore = 1<br /> | Kapsid = <br /> | Virushülle = <br /> | NCBI_Tax = 151340<br /> | NCBI_Ref = <br /> | ViralZone = 5<br /> | ICTV = <br /> }}<br /> '''Humane Papillomviren''' ('''HPV''', auch '''humane Papillomaviren''', {{enS|human papillomaviruses}}) bilden eine Gruppe von [[DNA-Virus|DNA-Viren]], die in mittlerweile mehr als 200 verschiedene Typen eingeteilt werden. Die HPV sind [[Virushülle|unbehüllte]], doppelsträngige DNA-Viren (dsDNA) und gehören zur [[Familie (Biologie)|Familie]] der ''[[Papillomaviridae]]'' und den [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] ''[[Alphapapillomavirus]]'', ''[[Betapapillomavirus]]'' und ''[[Gammapapillomavirus]]''. Sie infizieren [[Epithel]]zellen der [[Haut]] und verschiedener [[Schleimhaut|Schleimhäute]] und können bei den infizierten Zellen ein unkontrolliertes tumorartiges Wachstum hervorrufen. Diese Tumoren sind oft [[Benignität|gutartig]] und führen zur [[Warze]]nbildung an der betroffenen Haut- oder Schleimhautstelle (dem Ort der Infektion). Wenn die Infektion im Genital- oder Analbereich entsteht (i.&amp;nbsp;d.&amp;nbsp;R. durch Geschlechtsverkehr), kommt es zur Bildung von Genitalwarzen (z.&amp;nbsp;B. [[Condylomata acuminata|Feigwarzen]]). HPV kann durch [[Oralverkehr]] auch auf die [[Mundschleimhaut]] übertragen werden und dort Mundtumoren auslösen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/article/813438/mundtumoren-durch-oralsex.html |titel=Führt Oralsex zu Mundtumoren? |werk=aerztezeitung.de |datum=2012-05-16 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einige HPV-Typen können jedoch Jahre später bösartige Veränderungen hervorrufen, bei Frauen insbesondere das [[Zervixkarzinom]] (Gebärmutterhalskrebs). Auch ein erheblicher Anteil der [[Vaginalkarzinom|Scheiden]]-, [[Peniskarzinom|Penis]]- und [[Analkarzinom]]e sowie der [[Oropharynxkarzinom|Karzinome des Mund- und Rachenbereichs]] sind Folge einer vorausgegangenen HPV-Infektion.&lt;ref name=&quot;lauri&quot;&gt;Lauri E. Markowitz, Elizabeth R. Unger: ''Human Papillomavirus Vaccination'' [[New England Journal of Medicine]] 2023, Band 388, Ausgabe 19 vom 11. Mai 2023, Seiten 1790-1798, [[DOI:10.1056/NEJMcp2108502]]&lt;/ref&gt; Ferner ist eine HPV-Infektion anscheinend an der Entstehung von [[Basaliom|Basalzellenkrebs]] („weißer Hautkrebs“) begünstigend beteiligt.&lt;ref name=&quot;welt-13495930&quot;&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.welt.de/gesundheit/article13495930/UV-Strahlung-allein-ruft-keinen-Hautkrebs-hervor.html |titel=UV-Strahlung allein ruft keinen Hautkrebs hervor |werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] |datum=2011-07-20 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Koh |url=http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2011/dkfz-pm-11-39-Viren-foerdern-UV-bedingten-Hautkrebs.php |titel=Viren fördern UV-bedingten Hautkrebs |werk=dkfz.de |datum=2010-11-23 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;PMID21779166&quot;&gt;D. Viarisio, K. Mueller-Decker et al.: ''E6 and E7 from beta HPV38 cooperate with ultraviolet light in the development of actinic keratosis-like lesions and squamous cell carcinoma in mice.'' In: ''PLoS pathogens'', Band 7, Nummer 7, Juli 2011, S.&amp;nbsp;e1002125; {{ISSN|1553-7374}}, [[doi:10.1371/journal.ppat.1002125]], PMID 21779166, {{PMC|3136451}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Genprodukte dieser Viren, vor allem die des ''E6''- und ''E7''-Gens, verhindern den programmierten Zelltod (die [[Apoptose]]) und machen eine Reparatur des [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Doppelstranges unmöglich. Die durch HPV verursachten Hautveränderungen sind häufig nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Besondere Probleme stellen die durch die Viren verursachten Entartungen bei unkontrolliertem Wachstum dar, zum Beispiel wenn die Körperabwehr durch eine andere Erkrankung geschwächt ist.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die erste Darstellung der Viren unter dem Elektronenmikroskop gelang 1949.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Gudrun Heyn |Titel=Humane Papilloma-Viren statt Hexenzauber |Sammelwerk=[[Pharmazeutische Zeitung]] |WerkErg=Ausgabe 47 / 2004 |Datum=2004-11-15 |Online=[https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-47-2004/titel-47-2004/] |Abruf=2022-10-10}}&lt;/ref&gt; Ab Mitte der 1970er Jahre&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Harald zur Hausen |Titel=Human Papillomaviruses and Their Possible Role in Squamous Cell Carcinomas |Sammelwerk=Current Topics in Microbiology and Immunology |Band=78 |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=1977 |ISBN=978-3-642-66802-9 |DOI=10.1007/978-3-642-66800-5_1 |Seiten=1–30 |Online=http://link.springer.com/10.1007/978-3-642-66800-5_1 |Abruf=2022-10-10}}&lt;/ref&gt; wurden sie insbesondere in den Laboren von [[Harald zur Hausen]] und [[Gérard Orth]] vom [[Institut Pasteur]] untersucht und bereits 1976 postulierte zur Hausen, dass Papillomaviren [[Gebärmutterhalskrebs]] auslösen können, dies konnte er später wissenschaftlich beweisen. Anschließend entwickelte seine Arbeitsgruppe einen Impfstoff gegen HPV-Infektionen. Der erste Impfstoff („Gardasil“) wurde 2006 zugelassen und war zugleich der erste Impfstoff weltweit zur Verhinderung von bösartigen Tumoren. 2008 erhielt zur Hausen für die Entdeckung des Zusammenhangs von HPV mit Gebärmutterhalskrebs den [[Nobelpreis für Physiologie oder Medizin]].<br /> <br /> Seit 2018 gilt der 4. März eines Jahres als „International HPV Awareness Day“, er soll das Bewusstsein für das Krebsrisiko durch HPV und für Präventionsmaßnahmen stärken.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2020/dkfz-pm-20-12-HPV-Awareness-Day-am-4-Maerz-Impfung-schuetzt-Frauen-und-Maenner.php |titel=&quot;HPV Awareness Day&quot; am 4. März – Impfung schützt Frauen und Männer |werk=[[Deutsches Krebsforschungszentrum]] |datum=2020-03-02 |sprache=de |abruf=2024-05-10}}&lt;/ref&gt;<br /> == Aufbau ==<br /> {{Hauptartikel|Papillomaviridae#Morphologie|titel1=Morphologie bei Papillomaviridae}}<br /> Die unbehüllten [[Virion]]en von HPV sind 52–55 nm groß und bestehen aus einem ikosaedrischen [[Kapsid]] (T=7). Dieses ist aus 72 [[Kapsomer|Kapsomeren]] (Pentameren) aufgebaut.&lt;ref name=&quot;:4&quot;&gt;{{Literatur |Autor= |Titel=Human papillomaviruses |Sammelwerk=IARC monographs on the evaluation of carcinogenic risks to humans |Band=90 |Datum=2007 |Sprache=en |PMC=4781057 |PMID=18354839 |Seiten=1–636}}&lt;/ref&gt; Die Kapsomere werden von zwei Strukturproteinen (L1 und L2) gebildet, hierbei steht „L“ für ''late'' (spät). L1 macht etwa 80 % des gesamten viralen Proteine aus und ist 55 kDa groß, L2 etwa 70 kDa. L1 kann [[In vitro|in-vitro]] spontan mit oder ohne L2 zu [[Virusartige Partikel|virusartigen Partikeln]] assemblieren.<br /> <br /> Im Inneren des Kapsids liegt die ca. 8000 [[Basenpaar|bp]] lange, ringförmige Doppelstrang-DNA, sie ist an zellulären [[Histon]]en gebunden.&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt; Das virale [[Genom]] kodiert für acht [[Offener Leserahmen|offene Leserahmen]] (ORFs) und kann funktionell unterteilt werden. So gibt es eine E-Region (''early'', früh), die die frühen Virusgene (für E1 bis E7) kodiert – diese sind für die Genexpression, [[Replikation]] und den viralen Lebenszyklus nötig. Darüber hinaus finden sich zwei späte Gene („late genes“ für L1 und L2) für die das Genom einschließende Proteinhülle.&lt;ref name=&quot;:3&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Christina Schellenbacher et al. |Titel=HPV-Impfstoffe – zugelassene Vakzinen und experimenteller RG1-VLP-Impfstoff der nächsten Generation |Sammelwerk=hautnah |Band=20 |Nummer=3 |Datum=2021-09-01 |DOI=10.1007/s12326-021-00453-7 |Seiten=155–160}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Schließlich kodiert der ORF einen überwiegend nicht-kodierenden Teil, der als lange Kontrollregion (LCR),&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt; früher auch als ''[[Upstream und downstream|upstream]] regulatory region'' (URR)&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Frauke Fehrmann, Laimonis A. Laimins |Titel=Human papillomaviruses: targeting differentiating epithelial cells for malignant transformation |Sammelwerk=Oncogene |Band=22 |Nummer=33 |Datum=2003-08-11 |Sprache=en |DOI=10.1038/sj.onc.1206554 |PMID=12910257 |Seiten=5201–5207}}&lt;/ref&gt; bezeichnet wird. Sie enthält [[Cis-Element|cis-Elemente]], die für die Replikation und [[Transkription (Biologie)|Transkription]] der viralen DNA notwendig sind. Die viralen E-Proteine werden von einem frühen [[Promotor (Genetik)|Promotor]] (z. B. P&lt;sub&gt;97&lt;/sub&gt; bei HPV31), die L-Proteine hauptsächlich von einem späten Promotor (P&lt;sub&gt;742&lt;/sub&gt; bei HPV31) transkribiert.&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt;<br /> <br /> E1 zeigt als einziges virales Protein eine [[Helikasen|DNA-Helikasefunktion]]. Nach Binden am [[Replikationsursprung]] (''ori'') der viralen DNA rekrutiert es den zellulären Replikationsapparat der Wirtszelle, wodurch die virale DNA-Replikation initiiert wird.<br /> <br /> Die Expressionslevel werden durch E2 gesteuert, es kann als [[Repressor]] oder [[Aktivator (Genetik)|Aktivator]] fungieren. Zudem verhilft es E1, an den ''ori'' zu gelangen, wodurch es die Replikation verstärkt. Schließlich ist es für die Aufteilung des viralen Genoms, der vegetativen DNA-Replikation, für posttranskriptionelle Prozesse und möglicherweise auch beim Verpacken essentiell.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Alison A. McBride |Titel=The papillomavirus E2 proteins |Sammelwerk=Virology |Band=445 |Nummer=1-2 |Datum=2013-10 |Sprache=en |DOI=10.1016/j.virol.2013.06.006 |PMC=3783563 |PMID=23849793 |Seiten=57–79}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Virusgruppen ==<br /> Zu unterscheiden ist die Klassifikation (anhand des Krankheitsbildes und -verlaufs) und die Taxonomie (anhand der genetischen Verwandtschaft).<br /> <br /> === Klassifikation ===<br /> Bisher sind über 220 HPV-Typen vollständig beschrieben.&lt;ref name=&quot;:5&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Tina Ganzenmüller, Thomas Iftner |Titel=Papillomviren und Polyomaviren |Hrsg=[[Sebastian Suerbaum]] et al. |Sammelwerk=Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie |Auflage=9. |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2020 |ISBN=978-3-662-61384-9 |DOI=10.1007/978-3-662-61385-6_68 |Seiten=707–714}}&lt;/ref&gt; Die Einteilung erfolgt auf Basis der genomischen L1-Gensequenz. Wenn diese mehr als 10 % zum nächstverwandten Typ abweicht, handelt es sich um einen eigenständigen HPV-Typ. Bei bis zu 60 % Sequenzübereinstimmung lassen sich HPV-Typen in [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] zuordnen (alpha, beta, gamma, mu und nu) und bei 60–70 % Übereinstimmung in [[Art (Biologie)|Spezies]] unterteilen.&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; Ferner kann man gemäß Gewebetropismus, also der Affinität zur Infizierung bestimmter Zellen, HPV-Typen in kutane Typen (Hautzellen; HPV-Typen 1, 2, 5, 8) oder mukosale Typen (Schleimhautzellen, historisch als „genitale“ Typen z. B. HPV 6, 11, 16, 18) unterscheiden.<br /> <br /> Nur HPV aus der Gattung alpha können neben der Haut auch die Schleimhaut infizieren&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt;, etwa 40 davon infizieren menschliche Haut und Schleimhäute im Anogenitalbereich ([[Anus]] und [[Genitalien]]) sowie im Mund-/[[Rachenbereich]]. Nach der Wahrscheinlichkeit, dass diese HPV-Typen bösartige Tumoren auslösen können, also [[karzinogen]] (krebsauslösend) sind, können sie nach dem Schema der [[Internationale Agentur für Krebsforschung|Internationalen Agentur für Krebsforschung]] (IARC) in vier Gruppen eingeteilt werden:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://publications.iarc.fr/_publications/media/download/3007/d1d1e393a84cbb196956337642989bf03c8cd486.pdf |titel=Biological Agents |titelerg=IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans Volume 100B |hrsg=IARC/WHO |datum=2012 |seiten=255-314 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://monographs.iarc.who.int/list-of-classifications/ |titel=List of Classifications – IARC Monographs on the Identification of Carcinogenic Hazards to Humans |werk=IARC/WHO |sprache=en |abruf=2024-02-12 |kommentar=kann nach &quot;HPV&quot; gefiltert werden}}&lt;/ref&gt;<br /> * '''Niedrigrisiko-Typen''' (''low risk'') sind fast nie direkt an der Entwicklung eines Zervixkarzinoms beteiligt. Bei multiplen Infektionen (Infektionen mit mehr als einem HPV-Genotyp) können sie aber auch in Zervixkarzinomen nachgewiesen werden, dann jedoch zusammen mit einem klinisch relevanten Hochrisikotyp. Zu dieser Gruppe werden auch HPV 6 und 11 gezählt, die nahezu alle [[Warze]]n im Ano-Genitalbereich (z. B. [[Condylomata acuminata]], auch „Feigwarzen“ genannt), sowie die rezidivierende respiratorische Papillomatose verursachen, aber nicht karzinogen sind. Weitere Low-risk-Typen sind 13, 40, 43, 44, und 74.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;<br /> * '''Eventuell karzinogene Virustypen''', dies entspricht den IARC-Gruppen 2A („wahrscheinlich“) und 2B („möglicherweise“ krebsauslösend). Hierzu werden HPV 26, 30, 34, 53, 66, 67, 68 (Gruppe 2A), 70, 73, 82, 85 und 97 gezählt.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;<br /> * '''Hochrisiko-Typen''' (''high risk'') sind bei 99,7 % aller Fälle von [[Zervixkarzinom]]en (Krebstumoren des Gebärmutterhalses) identifiziert worden. Die Mehrheit der Zervixkarzinome (etwa 70 %) wiederum wird durch die Hochrisikotypen 16 und 18 hervorgerufen, gefolgt von den Genotypen 31 und 33. Bei beinahe jedem Auftreten eines Zervixkarzinoms (Krebserkrankung des [[Epithel]]gewebes des [[Gebärmutterhals]]es) ist mindestens eine der High-risk-HPV-Gruppen in einem HPV-Screening nachweisbar. Auch einige Krebserkrankungen im Bereich des Afters sowie des Mundes gelten als HPV-assoziiert. Die [[Internationale Agentur für Krebsforschung|IARC]] hat die 12 Genotypen 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59 offiziell als krebserregend eingestuft.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.cancer.gov/about-cancer/causes-prevention/risk/infectious-agents/hpv-and-cancer |titel=HPV and Cancer |werk=NCI |datum=2023-10-18 |sprache=en |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:6&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HPV.html |titel=RKI-Ratgeber - Humane Papillomviren |werk=RKI |datum=2018-06-28 |sprache=de |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt; Die gefährlichen Virusuntergruppen sind nachweislich nicht nur an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt, sondern man findet sie auch bei Krebserkrankungen des [[Penis]], der [[Vulva]] (äußeres weibliches Genital), des [[Anus]] und des Rachenraumes.<br /> * Außerdem gibt es noch eine Gruppe HP-Viren ohne eindeutige Risikozuordnung (''HPV genotypes of undetermined risk'').<br /> <br /> === {{Anker|Taxonomie}} Systematik ===<br /> Die Entscheidung über verschiedene Taxa (taxonomische, d.&amp;nbsp;h. Verwandtschaftsgruppen) wird von einem internationalen Gremium, dem [[International Committee on Taxonomy of Viruses]] (ICTV), beraten und getroffen. Die Taxonomie der ''Papillomaviridae'' ist mit Stand November 2018 folgende (bei Gattungen mit nur einer einzigen Species trägt diese die Nummer&amp;nbsp;1 und ist nicht eigens aufgeführt):<br /> <br /> * Familie ''[[Papillomaviridae]]''<br /> ** Unterfamilie ''[[Firstpapillomavirinae]]''<br /> *** Genus ''[[Alphapapillomavirus]]'' (mit Species ''Alphapapillomavirus 1'' bis ''14'')<br /> *** Genus ''[[Betapapillomavirus]]'' (mit Species ''Betapapillomavirus 1'' bis ''6'')<br /> *** Genus ''[[Gammapapillomavirus]]'' (mit Species ''Gammapapillomavirus 1'' bis ''27'')<br /> *** Genus ''[[Deltapapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/192 Deltapapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt; (mit Species ''Deltapapillomavirus 1'' bis ''7'')<br /> *** Genus ''[[Epsilonpapillomavirus]]'' (mit Species ''Epsilonpapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Zetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Etapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Thetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Iotapapillomavirus]]'' (mit Species ''Iotapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Kappapapillomavirus]]'' (mit Species ''Kappapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Lambdapapillomavirus]]'' (mit Species ''Lambdapapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Mupapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/193 Mupapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt; (mit Species ''Mupapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Nupapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/191 Nupapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt;<br /> *** Genus ''[[Xipapillomavirus]]'' (mit Species ''Xipapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Omikronpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Chipapillomavirus]]'' (mit Species ''Chipapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Pipapillomavirus]]'' (mit Species ''Pipapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Rhopapillomavirus]]'' (mit Species ''Rhopapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Sigmapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Taupapillomavirus]]'' (mit Species ''Taupapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Upsilonpapillomavirus]]'' (mit Species ''Upsilonpapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Phipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Psipapillomavirus]]'' (mit Species ''Psipapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Omegapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyodeltapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoepsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyozetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyothetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoiotapapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyoiotapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Dyokappapapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyokappapapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Dyolambdapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyomupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyonupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoxipapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyoxipapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Dyoomikronpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyopipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyorhopapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyosigmapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyotaupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyophipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoupsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyopsipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoomegapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisdeltapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisepsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treiszetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisthetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisiotapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treiskappapapillomavirus]]''<br /> ** Unterfamilie ''[[Secondpapillomavirinae]]''<br /> *** Genus ''[[Alefpapillomavirus]]''<br /> <br /> == Übertragung ==<br /> {{Infobox ICD<br /> |01-CODE= B97.7&lt;ref name=&quot;Virus&quot;&gt;Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 674.&lt;/ref&gt;<br /> |01-BEZEICHNUNG= Papillomaviren als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind<br /> |02-CODE= B07&lt;ref name=&quot;Virus&quot; /&gt;<br /> |02-BEZEICHNUNG= Viruswarzen<br /> |03-CODE= Z22.8&lt;ref name=&quot;Virus&quot; /&gt;<br /> |03-BEZEICHNUNG= Keimträger sonstiger Infektionskrankheiten<br /> }}<br /> Die Infektion verläuft hauptsächlich über Hautkontakt, bei bestimmten Virentypen primär durch ungeschützten Sexualverkehr ([[Vaginalverkehr|Genital-]], [[Analverkehr|Anal-]] oder [[Oralverkehr]]). Die HPV-Infektion ist daher eine der häufigsten [[Sexuell übertragbare Erkrankung|durch Geschlechtsverkehr übertragenen Infektionen]], oft jedoch bleibt die Ansteckung unbemerkt. [[Kondom]]e können das Ansteckungsrisiko reduzieren, aber nicht verhindern.&lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html |titel=Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV): Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung |titelerg=Ist die Nutzung von Kondomen eine Alternative zur HPV-Impfung? |werk=RKI |datum=2022-09-12 |sprache=de |abruf=2023-12-06}}&lt;/ref&gt; Zudem erzeugt die Verwendung im Gegensatz zur Impfung keine Immunität. Seltener werden die Viren auch durch gemeinsam benutzte Handtücher, Trinkgläser oder Zahnbürsten übertragen. Im Rahmen einer bereits bestehenden Infektion kann eine [[Schamhaarentfernung]] mittels [[Rasur]] zu einer Infektion zuvor nicht betroffener Körperregionen führen.<br /> <br /> == Häufigkeit ==<br /> Die [[Prävalenz]] von HPV ist afrikanischen Ländern am höchsten und in Europa und in Ländern am östlichen Mittelmeer am geringsten.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Ali Ardekani et al. |Titel=Worldwide prevalence of human papillomavirus among pregnant women: A systematic review and meta-analysis |Sammelwerk=Reviews in Medical Virology |Band=33 |Nummer=1 |Datum=2023-01 |Sprache=en |DOI=10.1002/rmv.2374 |PMID=35678261 |Seiten=e2374}}&lt;/ref&gt; Am häufigsten wurden die Hochrisikotypen 16 und 18 nachgewiesen. In Deutschland gibt es keine Meldepflicht für HPV-Infektionen, daher fehlen regelmäßig erhobene Daten zur Häufigkeit.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ03.html |titel=Wie häufig ist eine HPV-Infektion? |werk=RKI |datum=2022-09-12 |sprache=de |abruf=2023-04-30}}&lt;/ref&gt; Durch Studien kann man diese aber abschätzen, so liegt die [[Inzidenz (Epidemiologie)|Inzidenz]] bei vermutlich 170 Fälle pro 100.000 Personen-Jahren (definiert als Jahre, die die Personen während der Studie unter Beobachtung standen). Unter Frauen war diese mit 627 pro 100.000 Personenjahre in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen am höchsten und bei den Männern in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen mit 457 pro 100.000 Personenjahre.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> <br /> Fast 80 % der Weltbevölkerung sind mit 50 Jahren an HPV infiziert.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Jon K. Hathaway |Titel=HPV: diagnosis, prevention, and treatment |Sammelwerk=Clinical Obstetrics and Gynecology |Band=55 |Nummer=3 |Datum=2012-09 |Sprache=en |DOI=10.1097/GRF.0b013e31825caa36 |PMID=22828099 |Seiten=671–680}}&lt;/ref&gt; Bei Frauen unter 30 Jahren liegt die Infektionsrate bei bis zu 25 %. Bei über 30-Jährigen beträgt sie immer noch bis 8 %. Die HPV-Infektion heilt häufig innerhalb von Monaten bis hin zu anderthalb Jahren ab. Auch die generelle Immunitätslage der Frau spielt hierbei eine wichtige Rolle, daher haben Raucherinnen ein höheres Risiko.<br /> <br /> Allgemeine Zahlen zu den Infektionsraten bei Männern gibt es nicht. Ursache für den Mangel an Zahlenmaterial ist das Nichtvorhandensein regulärer Vorsorgeuntersuchungen in diesem Bereich bei Männern. Bekannt ist, dass, wenn einer der Partner [[Läsion]]en aufweist, auch der andere mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem HPV infiziert ist. Bei bis zu 70 % der männlichen Partner einer Frau, die im HPV-Screening positiv getestet wurde, besteht ebenfalls eine Infektion, die jedoch oft nur kleinste Läsionen am Penis verursacht. Männer sind sich daher der Infektion mit dem HP-Virus oft gar nicht bewusst und bemerken diese nicht. Dennoch sind sie Überträger.<br /> <br /> Eine von den US-Zentren zur Krankheitskontrolle und Vorbeugung (CDC) im März 2008 vorgestellte Studie unter 838 US-Amerikanerinnen zwischen 14 und 19 Jahren zeigte, dass 18,3 % von ihnen Papillomvirenträger waren.<br /> <br /> == Krankheitsfolgen ==<br /> [[Datei:Papilloma.jpg|mini|Durch HPV verursachte Feigwarzen]]<br /> Nach einer Infektion können Papillomviren oft jahrelang [[Infektion#Symptomauffälligkeit bzw. Abwehrkraft des Organismus|inaktiv]] bleiben. Dies gilt sowohl für die Low-risk- als auch für die High-risk-Viren. Das heißt, dass sich auch Wochen bis Monate bzw. bis zu einem Jahr nach einem [[Sexualkontakt]] sowohl von [[Heterosexualität|heterosexuellen]] wie auch [[Homosexualität|homosexuellen]] Paaren Genitalwarzen bilden können und damit die Suche nach dem infektiösen Sexualpartner sehr erschwert wird. Die häufigsten Krankheitsfolgen sind Warzen, besonders Feigwarzen ([[Condylomata acuminata]]), und bei Frauen das [[Zervixkarzinom]] (Krebserkrankung des Gebärmutterhalses).<br /> <br /> HPV gehört zusammen mit dem [[Hepatitis-B-Virus]] (HBV), dem [[Hepatitis-C-Virus]] (HCV), dem [[Epstein-Barr-Virus]] (EBV), dem [[Humanes T-lymphotropes Virus 1|Humanen T-lymphotropen Virus 1]] (HTLV-1) und dem [[Humanes Herpesvirus 8|Humanen Herpesvirus&amp;nbsp;8]] (HHV-8, auch Kaposi-Sarkom-Herpesvirus, KSHV) zu einer Gruppe von humanen [[cancerogen]]en Viren ([[Onkoviren]]), die weltweit für 10 bis 15 Prozent aller [[Krebserkrankung]]en verantwortlich sind.&lt;ref name=&quot;PMID_19956178&quot;&gt;D. Martin, J. S. Gutkind: ''Human tumor-associated viruses and new insights into the molecular mechanisms of cancer.'' In: ''Oncogene.'' Band 27 Suppl 2, Dezember 2008, {{ISSN|1476-5594}}, S.&amp;nbsp;S31–S42, [[doi:10.1038/onc.2009.351]], PMID 19956178 (Review).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Tritt eine Infektion mit Papillomviren in Kombination mit einem bestimmten Gendefekt auf, kann sich eine als ''[[Epidermodysplasia verruciformis]]'' bezeichnete chronisch-generalisierte HPV-Infektion entwickeln.&lt;ref name=&quot;PMID21178278&quot;&gt;T. Patel et al.: ''Epidermodysplasia verruciformis and susceptibility to HPV.'' In: ''Disease markers.'' Band 29, Nummer 3–4, 2010, {{ISSN|1875-8630}}, S.&amp;nbsp;199–206, [[doi:10.3233/DMA-2010-0733]], PMID 21178278, {{PMC|3835378}} (Review).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Übersicht ===<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> ! HPV-Typen<br /> ! Krankheitsfolgen<br /> |-<br /> | HPV Typ 6 und 11 („low risk“) || [[Condylomata acuminata]] („Feigwarzen“, Virus[[warze]]n der Schleimhaut) und [[Buschke-Löwenstein-Tumor]];&lt;br /&gt; sehr selten: [[Rezidivierende respiratorische Papillomatose]]&lt;ref&gt;{{Orphanet |ID=60032 |Name=Papillomatose, rekurrente respiratorische |Abruf=2024-06-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Udayan K. Shah |url=https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/pädiatrie/diverse-hals-nasen-ohren-erkrankungen-bei-kindern/rezidivierende-respiratorische-papillomatose |titel=Rezidivierende respiratorische Papillomatose (Larynxpapillomen) |hrsg=MSD Manuals |datum=2022-04-01 |abruf=2024-06-02}}&lt;/ref&gt; (multiples, [[Rezidiv|rezidivierendes]] Auftreten von meist gutartigen [[Plattenepithel]][[papillom]]en im Kehlkopf bis in Luftröhre (Trachea) und Lunge).<br /> |-<br /> | HPV Typ 6 und 11 („low risk“) sowie 16, 18 und 31 („high risk“) || [[Condylomata plana]] (werden je nach Lokalisation als CIN, VIN, VAIN, AIN und PIN bezeichnet)<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Zervikale intraepitheliale Neoplasie|Cervikale intraepitheliale Neoplasie]] (CIN): kann zu Gebärmutterhalskrebs ([[Zervixkarzinom]]) führen<br /> |-<br /> |HPV Typ 16 und 18 („high risk“)<br /> |Mundrachenkrebs (Oropharynxkarzinome)<br /> |-<br /> | HPV Typ 16 („high risk“) – (fast ausschließlich dieser Typ) || [[Bowenoide Papulose]], meistens bei Männern als Penile intraepitheliale Neoplasie (PIN, Viruswarzen des [[Penis]]): kann zu [[Erythroplasie]] und [[Peniskarzinom]] führen<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Vulväre intraepitheliale Neoplasie]] (VIN, Viruswarzen der [[Vulva]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || Vaginale intraepitheliale Neoplasie (VAIN, Viruswarzen der [[Vagina des Menschen|Scheidenschleimhaut]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Anale intraepitheliale Neoplasie]] (AIN, Viruswarzen des [[Anus]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 13 und 32 („low risk“) || [[Morbus Heck]] (Viruswarzen der [[Mundschleimhaut]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 1, 2, 3 und 4 || [[Verruca vulgaris]] (gewöhnliche Hautwarze)<br /> |-<br /> | HPV Typ 1, 2, und 4 || [[Verruca plantaris]] (Plantarwarze)<br /> |-<br /> | HPV Typ 3 und 10 || [[Verruca plana juvenilis]] (juvenile flache Warzen)<br /> |-<br /> | HPV Typ 7 || „Fleischerwarze“<br /> |-<br /> | HPV Typ 5 und 8 („intermediate risk“), sowie gelegentlich auch die anderen Typen der EV-Gruppe: 5, 8, 9, 12, 14, 15, 17, 19, 20, 21 und 47 || [[Epidermodysplasia verruciformis]] (EV)<br /> |}<br /> <br /> &lt;small&gt;teilweise aus:&lt;/small&gt;&lt;ref name=&quot;Fritsch 2004&quot;&gt;Peter Fritsch: ''Dermatologie und Venerologie.'' 2. Auflage. Springer Verlag, 2004, ISBN 3-540-00332-0.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Männer und HPV ==<br /> [[Datei:Feigwarzen.jpg|mini|Rasierte Peniswurzel mit Feigwarzen]]<br /> Mehrere Studien zeigen, dass etwa 64 bis 70 % der männlichen Beziehungspartner von Frauen, die unter einer HPV-Erkrankung des Gebärmutterhalses leiden, ihrerseits HPV-assoziierte Läsionen am Penis aufweisen. HPV kann dennoch auch in der Haut des Penis oft lange unerkannt präsent bleiben. In seltenen Fällen können bösartige Veränderungen, auch Karzinome, am Penis auftreten.<br /> Da das [[Peniskarzinom]] bei [[Zirkumzision|beschnittenen]] Männern extrem selten ist, werden zurückgehaltenes (retiniertes) [[Smegma]] und wiederholte Entzündungen der [[Penisvorhaut]] und der [[Glans penis|Eichel]] (chronische [[Eichelentzündung]]) bei unbeschnittenen Männern als entscheidende Faktoren der in zeitlicher wie auch ursächlicher Hinsicht schrittweisen Entstehung von Krebs ([[Karzinogenese]]) angesehen. Doch auch die Infektion mit dem humanen Papillomavirus allein, sowie dem [[Humanes Cytomegalievirus|Cytomegalievirus]], gelten als Verursacher.<br /> <br /> Mehrere Studien deuten auf HPV-Infektionen als Verursacher von Mundkrebs hin. Unter anderem diagnostizierte eine französische Studie bei einer hohen Anzahl an Mundkrebspatienten auch humane Papillomviren. Als Übertragungsweg gilt hier [[Oralverkehr]]. Einen sicheren Schutz gibt es nicht. Zwar reduziert die stringente Verwendung von [[Kondom]]en das Übertragungsrisiko ([[Safer Sex]]), verhindert es jedoch nicht.<br /> <br /> Bei Männern, die passiven [[Analverkehr]] mit anderen Männern betreiben, können Feigwarzen auch im Bereich des [[Anus]] auftreten. Die Symptome (Juckreiz, Brennen) einer analen Ansteckung mit HPV sind zunächst nur schwer zuzuordnen, zumal die Kondylome in jenem Bereich noch schwerer zu erkennen sind. Sind sie bereits mit bloßem Auge zu sehen oder können eindeutig ertastet werden, ist das Stadium meist bereits so weit fortgeschritten, dass eine operative Entfernung notwendig wird. Da diese mit einer schmerzvollen Heilungsphase verbunden ist und wegen der begrenzten Erfolgsaussichten manchmal mehrmals vorgenommen werden muss, sollten Männer mit Verdacht auf anale Feigwarzen sich frühzeitig für eine [[Proktologie|proktologische]] Untersuchung entscheiden.<br /> <br /> Anale HPV-Infektionen treten v.&amp;nbsp;a. bei homosexuellen Männern auf, die anorezeptiven Analverkehr praktizieren (also bei Männern, bei denen der Penis eingeführt wird).&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=F.R. Ochsendorf, H. Schöfer |Titel=Sexuell übertragbare Erkrankungen des Anorektums |Hrsg=Wolfgang F. Caspary, Manfred Kist, Jürgen Stein |Sammelwerk=Infektiologie des Gastrointestinaltraktes |Auflage=1. |Verlag=Springer |Ort=Heidelberg |Datum=2006 |ISBN=978-3-540-41359-2 |Seiten=321 |DOI=10.1007/3-540-37211-3_39}}&lt;/ref&gt; Bei homosexuellen Männern sind anale HPV-Infektionen häufiger als solche am Penis.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> In Deutschland wird seit 2018 eine Impfung bei 9- bis 14-jährigen Jungen durch die [[Ständige Impfkommission]] (STIKO) empfohlen,&lt;ref name=&quot;RKI/Jungen&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Vorabinformation_HPV_Jungen.html |titel=Vorabinformation: STIKO empfiehlt HPV-Impfung für Jungen |hrsg=RKI |sprache=de |abruf=2018-06-11}}&lt;/ref&gt; die Kosten übernimmt bis zum 18. Geburtstag die Krankenkasse.&lt;ref name=&quot;Spiegel/2018&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/papillomviren-kassen-zahlen-impfung-nun-auch-fuer-jungen-a-1229212.html |titel=Papillomviren: Kassen zahlen Impfung nun auch für Jungen |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2018-09-20 |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Diagnose ==<br /> [[Datei:HPV causing cervical cancer.jpg|mini|Durch HPV-Infektion kann ein Zervixkarzinom entstehen.]]<br /> Die Tatsache, dass in 99,7 % der Zervixkarzinome Hochrisiko-Typen vorkommen (HPV 16: 50 %, HPV 18: 20 %), im Vergleich zu einer sonst geringen Rate, unterstreicht die Bedeutung der HPV-Infektion bei diesem Karzinom, das weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung (und dritthäufigste Krebstodesursache) bei Frauen ist. Die DNA der HP-Viren kann mittels [[Polymerase-Kettenreaktion]] (PCR) nachgewiesen und weiter durch [[DNA-Sequenzierung|Sequenzierung]] oder [[Hybridisierung (Molekularbiologie)|Hybridisierung]] zwischen den verschiedenen Typen differenziert werden. Bei niedriger Viruskonzentration treten (wie bei jeder PCR) auch falsch negative Ergebnisse auf. Der Nachweis von HP-Viren ohne weitere Anzeichen einer Schleimhautveränderung am Gebärmutterhals lässt keine Aussage über ein mögliches Karzinomrisiko zu, da die Infektion in über 98 % der Fälle folgenlos ausheilt.<br /> <br /> == Therapie ==<br /> : ''Artikel zur Symptombehandlung von HPV-Warzen: [[Condylomata acuminata#Behandlung]]''<br /> <br /> Eine spezifische Papillomvirustherapie gibt es gegenwärtig nicht. Bei vorliegenden Läsionen kommen im Wesentlichen chirurgische Eingriffe in Frage oder aber lokale Verätzungen. In der Regel wird mit der Entfernung der Läsion auch der Heilungsprozess eingeleitet, wenn auch Rückfälle (Rezidive) häufig sind. Systemische oder lokale Therapien, etwa mit [[Interferone]]n und anderen [[Zytokin]]en, haben bisher zu keinen durchschlagenden Erfolgen geführt.<br /> <br /> == Präventive Impfung ==<br /> {{Hauptartikel|HPV-Impfstoff}}<br /> <br /> Der HPV-Impfstoff ''Gardasil'' des US-Pharmakonzerns [[MSD Sharp &amp; Dohme]] (in Österreich und Deutschland vertrieben durch das Joint Venture von MSD und Sanofi-Aventis [[Sanofi Pasteur MSD]]) zur vorbeugenden [[Impfung]] gegen die HPV-Typen 6,11 sowie die Hochrisikogenotypen 16 und 18 ist für Europa seit Ende September 2006 zugelassen&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.fda.gov/cder/Offices/OODP/whatsnew/gardasil.htm |text=FDA Licenses Quadrivalent Human Papillomavirus (Types 6, 11, 16, 18) Recombinant Vaccine (Gardasil) for the Prevention of Cervical Cancer and Other Diseases in Females Caused by Human Papillomavirus |wayback=20090522131601}}&lt;/ref&gt;, mittlerweile für beide Geschlechter ab 9 Jahren. Ein zweiter Impfstoff, ''Cervarix'', von [[GlaxoSmithKline]] zur Impfung gegen die Hochrisikogenotypen 16 und 18 wurde im Herbst 2007 in Deutschland zugelassen. Im Jahr 2015 erfolgte schließlich die Zulassung des Impfstoffes ''Gardasil 9'' zur Immunisierung gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58, dieser hat den Vorgänger ''Gardasil'' abgelöst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Paul-Ehrlich-Institut |url=https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/gebaermutterhalskrebs-hpv/hpv-node.html |titel=Impstoffe gegen HPV |abruf=2021-11-01}}&lt;/ref&gt; Diese Erreger gelten als Verursacher von über 90 % aller HPV-induzierten Malignome.<br /> <br /> Die Impfung gegen HPV ist für beide Geschlechter (seit 2018&lt;ref name=&quot;RKI/Jungen&quot; /&gt; für Jungen) von 9 bis 14 Jahre insbesondere vor dem ersten sexuellen Kontakt durch die [[Ständige Impfkommission]] (STIKO) empfohlen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html?nn=2375548 |titel=HPV - Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung |werk=RKI |datum=2020-10-22 |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt; Versäumte Impfungen sollten so früh wie möglich bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden; die Kosten übernimmt bis zum 18.&amp;nbsp;Geburtstag die Krankenkasse.&lt;ref name=&quot;Spiegel/2018&quot; /&gt; Eine Kostenübernahme der Impfung bei bisher ungeimpften Frauen nach einer [[Konisation]] ist möglich.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=M. Wojinski |url=https://www.frauenaerzte-im-netz.de/frauengesundheit/impfschutz-impfungen/impfung-gegen-hpv/#c120 |titel=HPV-Impfung nach Konisation |werk=frauenaerzte-im-netz.de |abruf=2021-11-01}}&lt;/ref&gt; Im Alter von 9 bis 13 Jahren sind zudem nur noch 2 Impfdosen statt bisher 3 nötig. Ab einem höheren Alter oder einem geringeren Impfabstand als 6 Monaten zwischen 1. und 2. Impfung sind weiterhin 3 Impfdosen nötig. Beide Impfstoffe wirken vorbeugend (präventiv); eine bereits bestehende HPV-Infektion kann damit nicht behandelt bzw. beseitigt werden. Ebenso wenig können die Folgen einer solchen Infektion, wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs oder dessen Vorstufen mittels einer Impfung behandelt werden. Vorsorgeuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung des [[Zervixkarzinom|Gebärmutterhalskrebses]] ([[Pap-Test]]) sind trotz Impfung weiterhin notwendig.<br /> <br /> Die damals noch offene Frage, ob eine HPV-Impfung die Inzidenz des Zervixkarzinoms und seiner Vorstufen tatsächlich verringern kann, ist inzwischen beantwortet: In Australien wurde nach der Einführung der Impfung bei jungen Mädchen ein Rückgang von Karzinom-Vorstufen um 75 % beobachtet.&lt;ref name=&quot;aerzteblatt-46311&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=rme |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/46311/Frueher-Rueckgang-der-Zervixlaesionen-durch-HPV-Impfung |titel=Deutsches Ärzteblatt: Früher Rückgang der Zervixläsionen durch HPV-Impfung |werk=[[Deutsches Ärzteblatt|aerzteblatt.de]] |datum=2011-06-20 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt; Eine weitere australische Studie bestätigt einen positiven Effekt auch für nicht geimpfte junge Männer, die nun auch seltener Genitalwarzen entwickeln.&lt;ref name=&quot;DOI10.1136/bmj.f2032&quot;&gt;H. Ali et al.: ''Genital warts in young Australians five years into national human papillomavirus vaccination programme: national surveillance data.'' In: ''BMJ (Clinical research ed.).'' Band 346, 2013, S.&amp;nbsp;f2032, {{ISSN|1756-1833}}. PMID 23599298.&lt;/ref&gt; Nach einer am 28. Mai 2018 veröffentlichten kanadischen Studie mit 291.000 Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren waren diese durch die Impfung keinem erhöhten Risiko von [[Autoimmunerkrankung]]en ausgesetzt.&lt;ref name=&quot;cmaj [[Canadian Medical Association Journal]]&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Erin Y. Liu et al. |url=http://www.cmaj.ca/content/190/21/E648 |titel=Canadian Medical Association Journal: Quadrivalent human papillomavirus vaccination in girls and the risk of autoimmune disorders: the Ontario Grade 8 HPV Vaccine Cohort Study |datum=2018-05-28 |abruf=2018-06-03}}&lt;/ref&gt; Eine Meta-Analyse der [[Cochrane Collaboration]] bei über 70.000 Probanden ist 2018 zu dem Schluss gekommen, dass die prophylaktische Impfung sicher und wirksam gegen Gebärmutterhalskrebs ist.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Marc Arbyn et al. |Titel=Prophylactic vaccination against human papillomaviruses to prevent cervical cancer and its precursors |Sammelwerk=The Cochrane Database of Systematic Reviews |Band=5 |Nummer=5 |Datum=2018-05-09 |Sprache=en |DOI=10.1002/14651858.CD009069.pub3 |PMC=6494566 |PMID=29740819 |Seiten=CD009069}}&lt;/ref&gt; Dieser Ansicht schlossen sich auch Wissenschaftler aus Schottland an.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/102320/Die-HPV-Impfung-wirkt |titel=Die HPV-Impfung wirkt |werk=Deutsches Ärzteblatt |datum=2019-04-11 |sprache=de |abruf=2019-05-27}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Tim Palmer et al. |Titel=Prevalence of cervical disease at age 20 after immunisation with bivalent HPV vaccine at age 12-13 in Scotland: retrospective population study |Hrsg= |Sammelwerk=BMJ |Band=365 |Datum=2019-04-03 |Sprache=en |DOI=10.1136/bmj.l1161 |PMID=30944092 |Seiten=l1161}}&lt;/ref&gt; Die Auswertung von mehr als 100.000 Gesundheitsdaten hat ergeben, dass routinemäßige HPV-Impfungen bei Mädchen im Alter von 12-13 Jahren die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten abnormaler Zellen und [[Zervikale intraepitheliale Neoplasie|zervikaler intraepithelialer Neoplasien]] deutlich reduziert habe. Je früher eine HPV-Impfung stattgefunden hatte, desto wirksamer war die HPV-Impfung. In einer großen [[Beobachtungsstudie]] in England wurde dies bestätigt: Seit Einführung der Impfung im Jahr 2008 wurde ein deutlicher Rückgang sowohl beim Zervixkarzinom als auch bei der Vorstufe CIN3 verzeichnet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128814/England-Weniger-Zervixkarzinome-bei-juengeren-Frauen-dank-HPV-Impfung |titel=England: Weniger Zervixkarzinome bei jüngeren Frauen dank HPV-Impfung |werk=Deutsches Ärzteblatt |datum=2021-11-04 |sprache=de |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Milena Falcaro et al. |Titel=The effects of the national HPV vaccination programme in England, UK, on cervical cancer and grade 3 cervical intraepithelial neoplasia incidence: a register-based observational study |Sammelwerk=The Lancet |Datum=2021-11-03 |Sprache=en |DOI=10.1016/S0140-6736(21)02178-4}}&lt;/ref&gt; Falls die Impfung vor ersten sexuellen Kontakten erfolgt ist, war der Effekt am signifikantesten. Die Autoren schätzen zudem, dass in England die Impfung bis Ende Juni 2019 im Mittel 448 Zervixkarzinome und 17.235 CIN3-Läsionen verhindert hat.<br /> <br /> Im Jahr 2020 wurde eine Untersuchung aus den schwedischen Gesundheits- und Bevölkerungsregistern mit einer Auswertung von Daten von 1,2 Mio. Mädchen und Frauen publiziert. Danach schützt die HPV-Impfung, wenn sie vor dem 17. Lebensjahr durchgeführt wird, vor über 80 % der bösartigen Erkrankungen am Gebärmutterhals.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Jiayao Lei et al. |Titel=HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer |Sammelwerk=N Engl J Med |Band=383 |Datum=2020 |Sprache=en |DOI=10.1056/NEJMoa1917338 |PMID=32997908 |Seiten=1340-1348 |Online=https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1917338}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weitere Vorbeugungsmöglichkeiten ==<br /> Eine mögliche Maßnahme zur Vermeidung einer Ansteckung ist [[Safer Sex]], wodurch sich das [[Risiko]] einer HPV-Infektion zwar senken, aber nicht gänzlich verhindern lässt.&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt; Dies liegt insbesondere daran, dass es sich bei einer HPV-Infektion nicht um eine klassische [[Geschlechtskrankheit]] handelt, die über Körperflüssigkeiten übertragen wird, sondern um eine Kontaktinfektion, wodurch auch Körperstellen außerhalb des durch das Kondom geschützten Bereichs als Infektionsquelle dienen können.<br /> <br /> In der Literatur wurde die männliche Beschneidung ([[Zirkumzision]]) als mögliche Maßnahme zur Vorbeugung vor einer HPV-Infektion diskutiert. Jedoch lassen sich allgemein weder [[Inzidenz (Epidemiologie)|Inzidenz]] noch [[Prävalenz]] sexuell übertragbarer Krankheiten durch Beschneidungen wesentlich beeinflussen. Stattdessen wird für die HPV-Prävention die HPV-Impfung empfohlen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Maximilian Stehr et al. |url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/006-052l_S2k_Phimose-Paraphimose-Kinder-Jugendliche_2022-03_02.pdf#page=31 |titel=Phimose und Paraphimose bei Kindern und Jugendlichen |titelerg=S2k-Leitlinie |hrsg=[[Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie]] |datum=2021-12 |seiten=31-32 |format=PDF |sprache=de |abruf=2023-10-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ursprung der HP-Viren ==<br /> Im Gegensatz zum Humanen Immundefizienz-Virus ([[HIV]]) handelt es sich bei den HP-Viren um eine ausgesprochen alte Gruppe von Viren, die schon sehr lange an den Menschen angepasst ist. 2003 wurden bei der Untersuchung der Mumie von [[Maria von Aragon (1503–1568)|Maria von Aragon]] (1503–1568)&lt;!--siehe z.B. [[:en:Maria d'Aragona]]--&gt; anogenitale Warzen vom Typ ''Condylomata acuminata'' und Viren vom Hoch-Risiko-Typ HPV18 entdeckt.&lt;ref name=&quot;PMID14550719&quot;&gt;G. Fornaciari, K. Zavaglia u.&amp;nbsp;a.: ''Human papillomavirus in a 16th century mummy.'' In: ''[[The Lancet]].'' Band 362, Nummer 9390, Oktober 2003, S.&amp;nbsp;1160, [[doi:10.1016/S0140-6736(03)14487-X]], PMID 14550719.&lt;/ref&gt; Eine Arbeitsgruppe der Universität Hongkong ist durch die Kombination von [[Bioinformatik]] und Analyse der [[Phylogenetik]] von HPV58 im Jahr 2017 zu dem Ergebnis gekommen, dass die [[Neandertaler]] oder [[Denisova-Mensch]]en vor etwa 500.000 Jahren frühe HPV-Varianten wie 16a oder 58a aus Afrika nach Europa brachten.&lt;ref name=&quot;PMID28794033&quot;&gt;Z. Chen, W. C. Ho u.&amp;nbsp;a.: ''Ancient Evolution and Dispersion of Human Papillomavirus 58 Variants.'' In: ''[[Journal of Virology]]''. Band 91, Nummer 21, 11, 2017, S.&amp;nbsp;e01285-17; [[doi:10.1128/JVI.01285-17]], PMID 28794033, {{PMC|5640864}}.&lt;/ref&gt; Woher diese wiederum die HP-Viren hatten, ist bisher ungeklärt.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary|HPV}}<br /> <br /> * {{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/082-002.html|Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien|S3|Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)|05/2020}}<br /> * {{RobKochInst|http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HPV/Papillomaviren.html|Humane Papillomviren (HPV)}}<br /> * [http://www.sciencegarden.de/berichte/200302/kxrebs/krebs.php Mobilmachung gegen Krebs] Bericht über die Forschung zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen HPV-16<br /> * {{Internetquelle<br /> |autor=Ulf Schleth<br /> |url=https://taz.de/HPV-und-Impfung/!5537391/<br /> |titel=HPV und Impfung: Untenrum angesteckt<br /> |werk=[[Die Tageszeitung|taz.de]]<br /> |datum=2018-10-07<br /> |abruf=2019-11-23}}<br /> * [http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/archiv/jahrgang-2007/nr.-5-sept.okt.-2007/maedchenimpfung-gegen-gebaermutterhalskrebs.php ''Wie viel Schutz bietet die HPV-Impfung vor Gebärmutterhalskrebs?'']<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.pei.de/cln_046/nn_992504/DE/infos/fachkreise/impf-fach/hpv/studien.html |text=Fragen zur Klinischen Prüfung und zur Zulassung des Paul-Ehrlich-Instituts zur Kritik an der Zulassung des HPV-Impfstoffes |wayback=20090203212122}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Gesundheitshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:Sexuell übertragbare Erkrankung]]<br /> [[Kategorie:Nicht-taxonomische Virusgruppe]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Humane_Papillomviren&diff=248837233 Humane Papillomviren 2024-09-23T16:54:47Z <p>7lima: Schreibfehler korrigiert. Stilistische Verbesserungen</p> <hr /> <div>&lt;!-- Zu Informationen über den Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Viroboxen]]. --&gt;<br /> {{Infobox Virus<br /> | Name= Humane Papillomviren<br /> | Bild= Papilloma Virus (HPV) EM (new version).jpg<br /> | Bild_legende = mehrere HPV im Elektronenmikroskop<br /> | Wiss_Name = &lt;!--Default = niedrigster spezifizierter Rang, hier Familie--&gt;<br /> | Wiss_KurzName = <br /> | Realm = [[Monodnaviria]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot;&gt;[https://talk.ictvonline.org/taxonomy/p/taxonomy-history?taxnode_id=201853974 ICTV Taxonomy history: ''Alphapapillomavirus 1''.] ICTV, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)&lt;/ref&gt;<br /> | Reich = [[Shotokuvirae]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Phylum = [[Cossaviricota]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Klasse = [[Papovaviricetes]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Ordnung = [[Zurhausenvirales]]&lt;ref name=&quot;ICTV_MSL#35_APV1&quot; /&gt;<br /> | Familie = [[Papillomaviridae]]<br /> | Subfamilie = <br /> | Gattung = <br /> | Spezies = <br /> | Subspezies = <br /> | Genom = dsDNA<br /> | Baltimore = 1<br /> | Kapsid = <br /> | Virushülle = <br /> | NCBI_Tax = 151340<br /> | NCBI_Ref = <br /> | ViralZone = 5<br /> | ICTV = <br /> }}<br /> '''Humane Papillomviren''' ('''HPV''', auch '''humane Papillomaviren''', {{enS|human papillomaviruses}}) bilden eine Gruppe von [[DNA-Virus|DNA-Viren]], die in mittlerweile mehr als 200 verschiedene Typen eingeteilt werden. Die HPV sind [[Virushülle|unbehüllte]], doppelsträngige DNA-Viren (dsDNA) und gehören zur [[Familie (Biologie)|Familie]] der ''[[Papillomaviridae]]'' und den [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] ''[[Alphapapillomavirus]]'', ''[[Betapapillomavirus]]'' und ''[[Gammapapillomavirus]]''. Sie infizieren [[Epithel]]zellen der [[Haut]] und verschiedener [[Schleimhaut|Schleimhäute]] und können bei den infizierten Zellen ein unkontrolliertes tumorartiges Wachstum hervorrufen. Diese Tumoren sind oft [[Benignität|gutartig]] und führen zur [[Warze]]nbildung an der betroffenen Haut- oder Schleimhautstelle (dem Ort der Infektion). Wenn die Infektion im Genital- oder Analbereich entsteht (i.&amp;nbsp;d.&amp;nbsp;R. durch Geschlechtsverkehr), kommt es zur Bildung von Genitalwarzen (z.&amp;nbsp;B. [[Condylomata acuminata|Feigwarzen]]). HPV kann durch [[Oralverkehr]] auch auf die [[Mundschleimhaut]] übertragen werden und dort Mundtumoren auslösen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/article/813438/mundtumoren-durch-oralsex.html |titel=Führt Oralsex zu Mundtumoren? |werk=aerztezeitung.de |datum=2012-05-16 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einige HPV-Typen können jedoch Jahre später bösartige Veränderungen hervorrufen, bei Frauen insbesondere das [[Zervixkarzinom]] (Gebärmutterhalskrebs). Auch ein erheblicher Anteil der [[Vaginalkarzinom|Scheiden]]-, [[Peniskarzinom|Penis]]- und [[Analkarzinom]]e sowie der [[Oropharynxkarzinom|Karzinome des Mund- und Rachenbereichs]] sind Folge einer vorausgegangenen HPV-Infektion.&lt;ref name=&quot;lauri&quot;&gt;Lauri E. Markowitz, Elizabeth R. Unger: ''Human Papillomavirus Vaccination'' [[New England Journal of Medicine]] 2023, Band 388, Ausgabe 19 vom 11. Mai 2023, Seiten 1790-1798, [[DOI:10.1056/NEJMcp2108502]]&lt;/ref&gt; Ferner ist eine HPV-Infektion anscheinend an der Entstehung von [[Basaliom|Basalzellenkrebs]] („weißer Hautkrebs“) begünstigend beteiligt.&lt;ref name=&quot;welt-13495930&quot;&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.welt.de/gesundheit/article13495930/UV-Strahlung-allein-ruft-keinen-Hautkrebs-hervor.html |titel=UV-Strahlung allein ruft keinen Hautkrebs hervor |werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] |datum=2011-07-20 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Koh |url=http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2011/dkfz-pm-11-39-Viren-foerdern-UV-bedingten-Hautkrebs.php |titel=Viren fördern UV-bedingten Hautkrebs |werk=dkfz.de |datum=2010-11-23 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;PMID21779166&quot;&gt;D. Viarisio, K. Mueller-Decker et al.: ''E6 and E7 from beta HPV38 cooperate with ultraviolet light in the development of actinic keratosis-like lesions and squamous cell carcinoma in mice.'' In: ''PLoS pathogens'', Band 7, Nummer 7, Juli 2011, S.&amp;nbsp;e1002125; {{ISSN|1553-7374}}, [[doi:10.1371/journal.ppat.1002125]], PMID 21779166, {{PMC|3136451}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Genprodukte dieser Viren, vor allem die des ''E6''- und ''E7''-Gens, verhindern den programmierten Zelltod (die [[Apoptose]]) und machen eine Reparatur des [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Doppelstranges unmöglich. Die durch HPV verursachten Hautveränderungen sind häufig nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Besondere Probleme stellen die durch die Viren verursachten Entartungen bei unkontrolliertem Wachstum dar, zum Beispiel wenn die Körperabwehr durch eine andere Erkrankung geschwächt ist.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die erste Darstellung der Viren unter dem Elektronenmikroskop gelang 1949.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Gudrun Heyn |Titel=Humane Papilloma-Viren statt Hexenzauber |Sammelwerk=[[Pharmazeutische Zeitung]] |WerkErg=Ausgabe 47 / 2004 |Datum=2004-11-15 |Online=[https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-47-2004/titel-47-2004/] |Abruf=2022-10-10}}&lt;/ref&gt; Ab Mitte der 1970er Jahre&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Harald zur Hausen |Titel=Human Papillomaviruses and Their Possible Role in Squamous Cell Carcinomas |Sammelwerk=Current Topics in Microbiology and Immunology |Band=78 |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=1977 |ISBN=978-3-642-66802-9 |DOI=10.1007/978-3-642-66800-5_1 |Seiten=1–30 |Online=http://link.springer.com/10.1007/978-3-642-66800-5_1 |Abruf=2022-10-10}}&lt;/ref&gt; wurden sie insbesondere in den Laboren von [[Harald zur Hausen]] und [[Gérard Orth]] vom [[Institut Pasteur]] untersucht und bereits 1976 postulierte zur Hausen, dass Papillomaviren [[Gebärmutterhalskrebs]] auslösen können, dies konnte er später wissenschaftlich beweisen. Anschließend entwickelte seine Arbeitsgruppe einen Impfstoff gegen HPV-Infektionen. Der erste Impfstoff („Gardasil“) wurde 2006 zugelassen und war zugleich der erste Impfstoff weltweit zur Verhinderung von bösartigen Tumoren. 2008 erhielt zur Hausen für die Entdeckung des Zusammenhangs von HPV mit Gebärmutterhalskrebs den [[Nobelpreis für Physiologie oder Medizin]].<br /> <br /> Seit 2018 gilt der 4. März eines Jahres als „International HPV Awareness Day“, er soll das Bewusstsein für das Krebsrisiko durch HPV und für Präventionsmaßnahmen stärken.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2020/dkfz-pm-20-12-HPV-Awareness-Day-am-4-Maerz-Impfung-schuetzt-Frauen-und-Maenner.php |titel=&quot;HPV Awareness Day&quot; am 4. März – Impfung schützt Frauen und Männer |werk=[[Deutsches Krebsforschungszentrum]] |datum=2020-03-02 |sprache=de |abruf=2024-05-10}}&lt;/ref&gt;<br /> == Aufbau ==<br /> {{Hauptartikel|Papillomaviridae#Morphologie|titel1=Morphologie bei Papillomaviridae}}<br /> Die unbehüllten [[Virion]]en von HPV sind 52–55 nm groß und bestehen aus einem ikosaedrischen [[Kapsid]] (T=7). Dieses ist aus 72 [[Kapsomer|Kapsomeren]] (Pentameren) aufgebaut.&lt;ref name=&quot;:4&quot;&gt;{{Literatur |Autor= |Titel=Human papillomaviruses |Sammelwerk=IARC monographs on the evaluation of carcinogenic risks to humans |Band=90 |Datum=2007 |Sprache=en |PMC=4781057 |PMID=18354839 |Seiten=1–636}}&lt;/ref&gt; Die Kapsomere werden von zwei Strukturproteinen (L1 und L2) gebildet, hierbei steht „L“ für ''late'' (spät). L1 macht etwa 80 % des gesamten viralen Proteine aus und ist 55 kDa groß, L2 etwa 70 kDa. L1 kann [[In vitro|in-vitro]] spontan mit oder ohne L2 zu [[Virusartige Partikel|virusartigen Partikeln]] assemblieren.<br /> <br /> Im Inneren des Kapsids liegt die ca. 8000 [[Basenpaar|bp]] lange, ringförmige Doppelstrang-DNA, sie ist an zellulären [[Histon]]en gebunden.&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt; Das virale [[Genom]] kodiert für acht [[Offener Leserahmen|offene Leserahmen]] (ORFs) und kann funktionell unterteilt werden. So gibt es eine E-Region (''early'', früh), die die frühen Virusgene (für E1 bis E7) kodiert – diese sind für die Genexpression, [[Replikation]] und den viralen Lebenszyklus nötig. Darüber hinaus finden sich zwei späte Gene („late genes“ für L1 und L2) für die das Genom einschließende Proteinhülle.&lt;ref name=&quot;:3&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Christina Schellenbacher et al. |Titel=HPV-Impfstoffe – zugelassene Vakzinen und experimenteller RG1-VLP-Impfstoff der nächsten Generation |Sammelwerk=hautnah |Band=20 |Nummer=3 |Datum=2021-09-01 |DOI=10.1007/s12326-021-00453-7 |Seiten=155–160}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Schließlich kodiert der ORF einen überwiegend nicht-kodierenden Teil, der als lange Kontrollregion (LCR),&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt; früher auch als ''[[Upstream und downstream|upstream]] regulatory region'' (URR)&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Frauke Fehrmann, Laimonis A. Laimins |Titel=Human papillomaviruses: targeting differentiating epithelial cells for malignant transformation |Sammelwerk=Oncogene |Band=22 |Nummer=33 |Datum=2003-08-11 |Sprache=en |DOI=10.1038/sj.onc.1206554 |PMID=12910257 |Seiten=5201–5207}}&lt;/ref&gt; bezeichnet wird. Sie enthält [[Cis-Element|cis-Elemente]], die für die Replikation und [[Transkription (Biologie)|Transkription]] der viralen DNA notwendig sind. Die viralen E-Proteine werden von einem frühen [[Promotor (Genetik)|Promotor]] (z. B. P&lt;sub&gt;97&lt;/sub&gt; bei HPV31), die L-Proteine hauptsächlich von einem späten Promotor (P&lt;sub&gt;742&lt;/sub&gt; bei HPV31) transkribiert.&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt;<br /> <br /> E1 zeigt als einziges virales Protein eine [[Helikasen|DNA-Helikasefunktion]]. Nach Binden am [[Replikationsursprung]] (''ori'') der viralen DNA rekrutiert es den zellulären Replikationsapparat der Wirtszelle, wodurch die virale DNA-Replikation initiiert wird.<br /> <br /> Die Expressionslevel werden durch E2 gesteuert, es kann als [[Repressor]] oder [[Aktivator (Genetik)|Aktivator]] fungieren. Zudem verhilft es E1, an den ''ori'' zu gelangen, wodurch es die Replikation verstärkt. Schließlich ist es für die Aufteilung des viralen Genoms, der vegetativen DNA-Replikation, für posttranskriptionelle Prozesse und möglicherweise auch beim Verpacken essentiell.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Alison A. McBride |Titel=The papillomavirus E2 proteins |Sammelwerk=Virology |Band=445 |Nummer=1-2 |Datum=2013-10 |Sprache=en |DOI=10.1016/j.virol.2013.06.006 |PMC=3783563 |PMID=23849793 |Seiten=57–79}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Virusgruppen ==<br /> Zu unterscheiden ist die Klassifikation (anhand des Krankheitsbildes und -verlaufs) und die Taxonomie (anhand der genetischen Verwandtschaft).<br /> <br /> === Klassifikation ===<br /> Bisher sind über 220 HPV-Typen vollständig beschrieben.&lt;ref name=&quot;:5&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Tina Ganzenmüller, Thomas Iftner |Titel=Papillomviren und Polyomaviren |Hrsg=[[Sebastian Suerbaum]] et al. |Sammelwerk=Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie |Auflage=9. |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2020 |ISBN=978-3-662-61384-9 |DOI=10.1007/978-3-662-61385-6_68 |Seiten=707–714}}&lt;/ref&gt; Die Einteilung erfolgt auf Basis der genomischen L1-Gensequenz. Wenn diese mehr als 10 % zum nächstverwandten Typ abweicht, handelt es sich um einen eigenständigen HPV-Typ. Bei bis zu 60 % Sequenzübereinstimmung lassen sich HPV-Typen in [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] zuordnen (alpha, betta, gamma, mu und nu), bei 60–70 % Übereinstimmung in [[Art (Biologie)|Spezies]] unterteilen.&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; Ferner kann man gemäß Gewebetropismus, also die Affinität zur Infizierung bestimmter Zellen, HPV-Typen in kutane Typen (Hautzellen; HPV-Typen 1, 2, 5, 8) oder mukosale Typen (Schleimhautzellen, historisch als „genitale“ Typen z. B. HPV-6, -11, -16, -18) unterscheiden.<br /> <br /> Nur HPV aus der Gattung alpha können neben der Haut auch die Schleimhaut infizieren&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt;, etwa 40 davon infizieren menschliche Haut und Schleimhäute im Anogenitalbereich ([[Anus]] und [[Genitalien]]) sowie im Mund-/[[Rachenbereich]]. Nach der Wahrscheinlichkeit, dass diese HPV-Typen bösartige Tumoren auslösen können, also [[karzinogen]] (krebsauslösend) sind, können sie nach dem Schema der [[Internationale Agentur für Krebsforschung]] (IARC) in vier Gruppen eingeteilt werden:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://publications.iarc.fr/_publications/media/download/3007/d1d1e393a84cbb196956337642989bf03c8cd486.pdf |titel=Biological Agents |titelerg=IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans Volume 100B |hrsg=IARC/WHO |datum=2012 |seiten=255-314 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://monographs.iarc.who.int/list-of-classifications/ |titel=List of Classifications – IARC Monographs on the Identification of Carcinogenic Hazards to Humans |werk=IARC/WHO |sprache=en |abruf=2024-02-12 |kommentar=kann nach &quot;HPV&quot; gefiltert werden}}&lt;/ref&gt;<br /> * '''Niedrigrisiko-Typen''' (''low risk'') sind fast nie direkt an der Entwicklung eines Zervixkarzinoms beteiligt. Bei multiplen Infektionen (Infektionen mit mehr als einem HPV-Genotyp) können sie aber auch in Zervixkarzinomen nachgewiesen werden, dann jedoch zusammen mit einem klinisch relevanten Hochrisikotyp. Zu dieser Gruppe werden auch HPV 6 und 11 gezählt, die nahezu alle [[Warze]]n im Ano-Genitalbereich (z. B. [[Condylomata acuminata]], auch „Feigwarzen“ genannt), sowie die rezidivierende respiratorische Papillomatose verursachen, aber nicht karzinogen sind. Weitere Low-risk-Typen sind 13, 40, 43, 44, und 74.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;<br /> * '''Eventuell karzinogene Virustypen''', dies entspricht den IARC-Gruppen 2A („wahrscheinlich“) und 2B („möglicherweise“ krebsauslösend). Hierzu werden HPV 26, 30, 34, 53, 66, 67, 68 (Gruppe 2A), 70, 73, 82, 85 und 97 gezählt.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;<br /> * '''Hochrisiko-Typen''' (''high risk'') sind bei 99,7 % aller Fälle von [[Zervixkarzinom]]en (Krebstumoren des Gebärmutterhalses) identifiziert worden. Die Mehrheit der Zervixkarzinome (etwa 70 %) wiederum wird durch die Hochrisikotypen 16 und 18 hervorgerufen, gefolgt von den Genotypen 31 und 33. Bei beinahe jedem Auftreten eines Zervixkarzinoms (Krebserkrankung des [[Epithel]]gewebes des [[Gebärmutterhals]]es) ist mindestens eine der High-risk-HPV-Gruppen in einem HPV-Screening nachweisbar. Auch einige Krebserkrankungen im Bereich des Afters sowie des Mundes gelten als HPV-assoziiert. Die [[Internationale Agentur für Krebsforschung|IARC]] hat die 12 Genotypen 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59 offiziell als krebserregend eingestuft.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.cancer.gov/about-cancer/causes-prevention/risk/infectious-agents/hpv-and-cancer |titel=HPV and Cancer |werk=NCI |datum=2023-10-18 |sprache=en |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:6&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HPV.html |titel=RKI-Ratgeber - Humane Papillomviren |werk=RKI |datum=2018-06-28 |sprache=de |abruf=2024-02-12}}&lt;/ref&gt; Die gefährlichen Virusuntergruppen sind nachweislich nicht nur an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt, sondern man findet sie auch bei Krebserkrankungen des [[Penis]], der [[Vulva]] (äußeres weibliche Genital), des [[Anus]] und des Rachenraumes.<br /> * Außerdem gibt es noch eine Gruppe HP-Viren ohne eindeutige Risikozuordnung (''HPV genotypes of undetermined risk'')<br /> <br /> === {{Anker|Taxonomie}} Systematik ===<br /> Die Entscheidung über verschiedene Taxa (taxonomische, d.&amp;nbsp;h. Verwandtschaftsgruppen) wird von einem internationalen Gremium, dem [[International Committee on Taxonomy of Viruses]] (ICTV), beraten und getroffen. Die Taxonomie der ''Papillomaviridae'' ist mit Stand November 2018 folgende (bei Gattungen mit nur einer einzigen Species trägt diese die Nummer&amp;nbsp;1 und ist nicht eigens aufgeführt):<br /> <br /> * Familie ''[[Papillomaviridae]]''<br /> ** Unterfamilie ''[[Firstpapillomavirinae]]''<br /> *** Genus ''[[Alphapapillomavirus]]'' (mit Species ''Alphapapillomavirus 1'' bis ''14'')<br /> *** Genus ''[[Betapapillomavirus]]'' (mit Species ''Betapapillomavirus 1'' bis ''6'')<br /> *** Genus ''[[Gammapapillomavirus]]'' (mit Species ''Gammapapillomavirus 1'' bis ''27'')<br /> *** Genus ''[[Deltapapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/192 Deltapapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt; (mit Species ''Deltapapillomavirus 1'' bis ''7'')<br /> *** Genus ''[[Epsilonpapillomavirus]]'' (mit Species ''Epsilonpapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Zetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Etapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Thetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Iotapapillomavirus]]'' (mit Species ''Iotapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Kappapapillomavirus]]'' (mit Species ''Kappapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Lambdapapillomavirus]]'' (mit Species ''Lambdapapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Mupapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/193 Mupapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt; (mit Species ''Mupapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Nupapillomavirus]]''&lt;ref&gt;SIB: [https://viralzone.expasy.org/191 Nupapillomavirus], auf: ViralZone&lt;/ref&gt;<br /> *** Genus ''[[Xipapillomavirus]]'' (mit Species ''Xipapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Omikronpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Chipapillomavirus]]'' (mit Species ''Chipapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Pipapillomavirus]]'' (mit Species ''Pipapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Rhopapillomavirus]]'' (mit Species ''Rhopapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Sigmapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Taupapillomavirus]]'' (mit Species ''Taupapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Upsilonpapillomavirus]]'' (mit Species ''Upsilonpapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Phipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Psipapillomavirus]]'' (mit Species ''Psipapillomavirus 1'' bis ''3'')<br /> *** Genus ''[[Omegapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyodeltapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoepsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyozetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyothetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoiotapapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyoiotapapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Dyokappapapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyokappapapillomavirus 1'' bis ''5'')<br /> *** Genus ''[[Dyolambdapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyomupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyonupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoxipapillomavirus]]'' (mit Species ''Dyoxipapillomavirus 1'' und ''2'')<br /> *** Genus ''[[Dyoomikronpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyopipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyorhopapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyosigmapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyotaupapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyophipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoupsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyopsipapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Dyoomegapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisdeltapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisepsilonpapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treiszetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisthetapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treisiotapapillomavirus]]''<br /> *** Genus ''[[Treiskappapapillomavirus]]''<br /> ** Unterfamilie ''[[Secondpapillomavirinae]]''<br /> *** Genus ''[[Alefpapillomavirus]]''<br /> <br /> == Übertragung ==<br /> {{Infobox ICD<br /> |01-CODE= B97.7&lt;ref name=&quot;Virus&quot;&gt;Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 674.&lt;/ref&gt;<br /> |01-BEZEICHNUNG= Papillomaviren als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind<br /> |02-CODE= B07&lt;ref name=&quot;Virus&quot; /&gt;<br /> |02-BEZEICHNUNG= Viruswarzen<br /> |03-CODE= Z22.8&lt;ref name=&quot;Virus&quot; /&gt;<br /> |03-BEZEICHNUNG= Keimträger sonstiger Infektionskrankheiten<br /> }}<br /> Die Infektion verläuft hauptsächlich über Hautkontakt, bei bestimmten Virentypen primär durch ungeschützten Sexualverkehr ([[Vaginalverkehr|Genital-]], [[Analverkehr|Anal-]] oder [[Oralverkehr]]). Die HPV-Infektion ist daher eine der häufigsten [[Sexuell übertragbare Erkrankung|durch Geschlechtsverkehr übertragenen Infektionen]], oft jedoch bleibt die Ansteckung unbemerkt. [[Kondom]]e können das Ansteckungsrisiko reduzieren, aber nicht verhindern.&lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html |titel=Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV): Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung |titelerg=Ist die Nutzung von Kondomen eine Alternative zur HPV-Impfung? |werk=RKI |datum=2022-09-12 |sprache=de |abruf=2023-12-06}}&lt;/ref&gt; Zudem erzeugt die Verwendung im Gegensatz zur Impfung keine Immunität. Seltener werden die Viren auch durch gemeinsam benutzte Handtücher, Trinkgläser oder Zahnbürsten übertragen. Im Rahmen einer bereits bestehenden Infektion kann eine [[Schamhaarentfernung]] mittels [[Rasur]] zu einer Infektion zuvor nicht betroffener Körperregionen führen.<br /> <br /> == Häufigkeit ==<br /> Die [[Prävalenz]] von HPV ist afrikanischen Ländern am höchsten und in Europa und in Ländern am östlichen Mittelmeer am geringsten.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Ali Ardekani et al. |Titel=Worldwide prevalence of human papillomavirus among pregnant women: A systematic review and meta-analysis |Sammelwerk=Reviews in Medical Virology |Band=33 |Nummer=1 |Datum=2023-01 |Sprache=en |DOI=10.1002/rmv.2374 |PMID=35678261 |Seiten=e2374}}&lt;/ref&gt; Am häufigsten wurden die Hochrisikotypen 16 und 18 nachgewiesen. In Deutschland gibt es keine Meldepflicht für HPV-Infektionen, daher fehlen regelmäßig erhobene Daten zur Häufigkeit.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ03.html |titel=Wie häufig ist eine HPV-Infektion? |werk=RKI |datum=2022-09-12 |sprache=de |abruf=2023-04-30}}&lt;/ref&gt; Durch Studien kann man diese aber abschätzen, so liegt die [[Inzidenz (Epidemiologie)|Inzidenz]] bei vermutlich 170 Fälle pro 100.000 Personen-Jahren (definiert als Jahre, die die Personen während der Studie unter Beobachtung standen). Unter Frauen war diese mit 627 pro 100.000 Personenjahre in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen am höchsten und bei den Männern in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen mit 457 pro 100.000 Personenjahre.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> <br /> Fast 80 % der Weltbevölkerung sind mit 50 Jahren an HPV infiziert.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Jon K. Hathaway |Titel=HPV: diagnosis, prevention, and treatment |Sammelwerk=Clinical Obstetrics and Gynecology |Band=55 |Nummer=3 |Datum=2012-09 |Sprache=en |DOI=10.1097/GRF.0b013e31825caa36 |PMID=22828099 |Seiten=671–680}}&lt;/ref&gt; Bei Frauen unter 30 Jahren liegt die Infektionsrate bei bis zu 25 %. Bei über 30-Jährigen beträgt sie immer noch bis 8 %. Die HPV-Infektion heilt häufig innerhalb von Monaten bis hin zu anderthalb Jahren ab. Auch die generelle Immunitätslage der Frau spielt hierbei eine wichtige Rolle, daher haben Raucherinnen ein höheres Risiko.<br /> <br /> Allgemeine Zahlen zu den Infektionsraten bei Männern gibt es nicht. Ursache für den Mangel an Zahlenmaterial ist das Nichtvorhandensein regulärer Vorsorgeuntersuchungen in diesem Bereich bei Männern. Bekannt ist, dass, wenn einer der Partner [[Läsion]]en aufweist, auch der andere mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem HPV infiziert ist. Bei bis zu 70 % der männlichen Partner einer Frau, die im HPV-Screening positiv getestet wurde, besteht ebenfalls eine Infektion, die jedoch oft nur kleinste Läsionen am Penis verursacht. Männer sind sich daher der Infektion mit dem HP-Virus oft gar nicht bewusst und bemerken diese nicht. Dennoch sind sie Überträger.<br /> <br /> Eine von den US-Zentren zur Krankheitskontrolle und Vorbeugung (CDC) im März 2008 vorgestellte Studie unter 838 US-Amerikanerinnen zwischen 14 und 19 Jahren zeigte, dass 18,3 % von ihnen Papillomvirenträger waren.<br /> <br /> == Krankheitsfolgen ==<br /> [[Datei:Papilloma.jpg|mini|Durch HPV verursachte Feigwarzen]]<br /> Nach einer Infektion können Papillomviren oft jahrelang [[Infektion#Symptomauffälligkeit bzw. Abwehrkraft des Organismus|inaktiv]] bleiben. Dies gilt sowohl für die Low-risk- als auch für die High-risk-Viren. Das heißt, dass sich auch Wochen bis Monate bzw. bis zu einem Jahr nach einem [[Sexualkontakt]] sowohl von [[Heterosexualität|heterosexuellen]] wie auch [[Homosexualität|homosexuellen]] Paaren Genitalwarzen bilden können und damit die Suche nach dem infektiösen Sexualpartner sehr erschwert wird. Die häufigsten Krankheitsfolgen sind Warzen, besonders Feigwarzen ([[Condylomata acuminata]]), und bei Frauen das [[Zervixkarzinom]] (Krebserkrankung des Gebärmutterhalses).<br /> <br /> HPV gehört zusammen mit dem [[Hepatitis-B-Virus]] (HBV), dem [[Hepatitis-C-Virus]] (HCV), dem [[Epstein-Barr-Virus]] (EBV), dem [[Humanes T-lymphotropes Virus 1|Humanen T-lymphotropen Virus 1]] (HTLV-1) und dem [[Humanes Herpesvirus 8|Humanen Herpesvirus&amp;nbsp;8]] (HHV-8, auch Kaposi-Sarkom-Herpesvirus, KSHV) zu einer Gruppe von humanen [[cancerogen]]en Viren ([[Onkoviren]]), die weltweit für 10 bis 15 Prozent aller [[Krebserkrankung]]en verantwortlich sind.&lt;ref name=&quot;PMID_19956178&quot;&gt;D. Martin, J. S. Gutkind: ''Human tumor-associated viruses and new insights into the molecular mechanisms of cancer.'' In: ''Oncogene.'' Band 27 Suppl 2, Dezember 2008, {{ISSN|1476-5594}}, S.&amp;nbsp;S31–S42, [[doi:10.1038/onc.2009.351]], PMID 19956178 (Review).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Tritt eine Infektion mit Papillomviren in Kombination mit einem bestimmten Gendefekt auf, kann sich eine als ''[[Epidermodysplasia verruciformis]]'' bezeichnete chronisch-generalisierte HPV-Infektion entwickeln.&lt;ref name=&quot;PMID21178278&quot;&gt;T. Patel et al.: ''Epidermodysplasia verruciformis and susceptibility to HPV.'' In: ''Disease markers.'' Band 29, Nummer 3–4, 2010, {{ISSN|1875-8630}}, S.&amp;nbsp;199–206, [[doi:10.3233/DMA-2010-0733]], PMID 21178278, {{PMC|3835378}} (Review).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Übersicht ===<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> ! HPV-Typen<br /> ! Krankheitsfolgen<br /> |-<br /> | HPV Typ 6 und 11 („low risk“) || [[Condylomata acuminata]] („Feigwarzen“, Virus[[warze]]n der Schleimhaut) und [[Buschke-Löwenstein-Tumor]];&lt;br /&gt; sehr selten: [[Rezidivierende respiratorische Papillomatose]]&lt;ref&gt;{{Orphanet |ID=60032 |Name=Papillomatose, rekurrente respiratorische |Abruf=2024-06-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Udayan K. Shah |url=https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/pädiatrie/diverse-hals-nasen-ohren-erkrankungen-bei-kindern/rezidivierende-respiratorische-papillomatose |titel=Rezidivierende respiratorische Papillomatose (Larynxpapillomen) |hrsg=MSD Manuals |datum=2022-04-01 |abruf=2024-06-02}}&lt;/ref&gt; (multiples, [[Rezidiv|rezidivierendes]] Auftreten von meist gutartigen [[Plattenepithel]][[papillom]]en im Kehlkopf bis in Luftröhre (Trachea) und Lunge).<br /> |-<br /> | HPV Typ 6 und 11 („low risk“) sowie 16, 18 und 31 („high risk“) || [[Condylomata plana]] (werden je nach Lokalisation als CIN, VIN, VAIN, AIN und PIN bezeichnet)<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Zervikale intraepitheliale Neoplasie|Cervikale intraepitheliale Neoplasie]] (CIN): kann zu Gebärmutterhalskrebs ([[Zervixkarzinom]]) führen<br /> |-<br /> |HPV Typ 16 und 18 („high risk“)<br /> |Mundrachenkrebs (Oropharynxkarzinome)<br /> |-<br /> | HPV Typ 16 („high risk“) – (fast ausschließlich dieser Typ) || [[Bowenoide Papulose]], meistens bei Männern als Penile intraepitheliale Neoplasie (PIN, Viruswarzen des [[Penis]]): kann zu [[Erythroplasie]] und [[Peniskarzinom]] führen<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Vulväre intraepitheliale Neoplasie]] (VIN, Viruswarzen der [[Vulva]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || Vaginale intraepitheliale Neoplasie (VAIN, Viruswarzen der [[Vagina des Menschen|Scheidenschleimhaut]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 16, 18, 45 und 31 („high risk“) || [[Anale intraepitheliale Neoplasie]] (AIN, Viruswarzen des [[Anus]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 13 und 32 („low risk“) || [[Morbus Heck]] (Viruswarzen der [[Mundschleimhaut]])<br /> |-<br /> | HPV Typ 1, 2, 3 und 4 || [[Verruca vulgaris]] (gewöhnliche Hautwarze)<br /> |-<br /> | HPV Typ 1, 2, und 4 || [[Verruca plantaris]] (Plantarwarze)<br /> |-<br /> | HPV Typ 3 und 10 || [[Verruca plana juvenilis]] (juvenile flache Warzen)<br /> |-<br /> | HPV Typ 7 || „Fleischerwarze“<br /> |-<br /> | HPV Typ 5 und 8 („intermediate risk“), sowie gelegentlich auch die anderen Typen der EV-Gruppe: 5, 8, 9, 12, 14, 15, 17, 19, 20, 21 und 47 || [[Epidermodysplasia verruciformis]] (EV)<br /> |}<br /> <br /> &lt;small&gt;teilweise aus:&lt;/small&gt;&lt;ref name=&quot;Fritsch 2004&quot;&gt;Peter Fritsch: ''Dermatologie und Venerologie.'' 2. Auflage. Springer Verlag, 2004, ISBN 3-540-00332-0.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Männer und HPV ==<br /> [[Datei:Feigwarzen.jpg|mini|Rasierte Peniswurzel mit Feigwarzen]]<br /> Mehrere Studien zeigen, dass etwa 64 bis 70 % der männlichen Beziehungspartner von Frauen, die unter einer HPV-Erkrankung des Gebärmutterhalses leiden, ihrerseits HPV-assoziierte Läsionen am Penis aufweisen. HPV kann dennoch auch in der Haut des Penis oft lange unerkannt präsent bleiben. In seltenen Fällen können bösartige Veränderungen, auch Karzinome, am Penis auftreten.<br /> Da das [[Peniskarzinom]] bei [[Zirkumzision|beschnittenen]] Männern extrem selten ist, werden zurückgehaltenes (retiniertes) [[Smegma]] und wiederholte Entzündungen der [[Penisvorhaut]] und der [[Glans penis|Eichel]] (chronische [[Eichelentzündung]]) bei unbeschnittenen Männern als entscheidende Faktoren der in zeitlicher wie auch ursächlicher Hinsicht schrittweisen Entstehung von Krebs ([[Karzinogenese]]) angesehen. Doch auch die Infektion mit dem humanen Papillomavirus allein, sowie dem [[Humanes Cytomegalievirus|Cytomegalievirus]], gelten als Verursacher.<br /> <br /> Mehrere Studien deuten auf HPV-Infektionen als Verursacher von Mundkrebs hin. Unter anderem diagnostizierte eine französische Studie bei einer hohen Anzahl an Mundkrebspatienten auch humane Papillomviren. Als Übertragungsweg gilt hier [[Oralverkehr]]. Einen sicheren Schutz gibt es nicht. Zwar reduziert die stringente Verwendung von [[Kondom]]en das Übertragungsrisiko ([[Safer Sex]]), verhindert es jedoch nicht.<br /> <br /> Bei Männern, die passiven [[Analverkehr]] mit anderen Männern betreiben, können Feigwarzen auch im Bereich des [[Anus]] auftreten. Die Symptome (Juckreiz, Brennen) einer analen Ansteckung mit HPV sind zunächst nur schwer zuzuordnen, zumal die Kondylome in jenem Bereich noch schwerer zu erkennen sind. Sind sie bereits mit bloßem Auge zu sehen oder können eindeutig ertastet werden, ist das Stadium meist bereits so weit fortgeschritten, dass eine operative Entfernung notwendig wird. Da diese mit einer schmerzvollen Heilungsphase verbunden ist und wegen der begrenzten Erfolgsaussichten manchmal mehrmals vorgenommen werden muss, sollten Männer mit Verdacht auf anale Feigwarzen sich frühzeitig für eine [[Proktologie|proktologische]] Untersuchung entscheiden.<br /> <br /> Anale HPV-Infektionen treten v.&amp;nbsp;a. bei homosexuellen Männern auf, die anorezeptiven Analverkehr praktizieren (also bei Männern, bei denen der Penis eingeführt wird).&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=F.R. Ochsendorf, H. Schöfer |Titel=Sexuell übertragbare Erkrankungen des Anorektums |Hrsg=Wolfgang F. Caspary, Manfred Kist, Jürgen Stein |Sammelwerk=Infektiologie des Gastrointestinaltraktes |Auflage=1. |Verlag=Springer |Ort=Heidelberg |Datum=2006 |ISBN=978-3-540-41359-2 |Seiten=321 |DOI=10.1007/3-540-37211-3_39}}&lt;/ref&gt; Bei homosexuellen Männern sind anale HPV-Infektionen häufiger als solche am Penis.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> In Deutschland wird seit 2018 eine Impfung bei 9- bis 14-jährigen Jungen durch die [[Ständige Impfkommission]] (STIKO) empfohlen,&lt;ref name=&quot;RKI/Jungen&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Vorabinformation_HPV_Jungen.html |titel=Vorabinformation: STIKO empfiehlt HPV-Impfung für Jungen |hrsg=RKI |sprache=de |abruf=2018-06-11}}&lt;/ref&gt; die Kosten übernimmt bis zum 18. Geburtstag die Krankenkasse.&lt;ref name=&quot;Spiegel/2018&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/papillomviren-kassen-zahlen-impfung-nun-auch-fuer-jungen-a-1229212.html |titel=Papillomviren: Kassen zahlen Impfung nun auch für Jungen |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2018-09-20 |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Diagnose ==<br /> [[Datei:HPV causing cervical cancer.jpg|mini|Durch HPV-Infektion kann ein Zervixkarzinom entstehen.]]<br /> Die Tatsache, dass in 99,7 % der Zervixkarzinome Hochrisiko-Typen vorkommen (HPV 16: 50 %, HPV 18: 20 %), im Vergleich zu einer sonst geringen Rate, unterstreicht die Bedeutung der HPV-Infektion bei diesem Karzinom, das weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung (und dritthäufigste Krebstodesursache) bei Frauen ist. Die DNA der HP-Viren kann mittels [[Polymerase-Kettenreaktion]] (PCR) nachgewiesen und weiter durch [[DNA-Sequenzierung|Sequenzierung]] oder [[Hybridisierung (Molekularbiologie)|Hybridisierung]] zwischen den verschiedenen Typen differenziert werden. Bei niedriger Viruskonzentration treten (wie bei jeder PCR) auch falsch negative Ergebnisse auf. Der Nachweis von HP-Viren ohne weitere Anzeichen einer Schleimhautveränderung am Gebärmutterhals lässt keine Aussage über ein mögliches Karzinomrisiko zu, da die Infektion in über 98 % der Fälle folgenlos ausheilt.<br /> <br /> == Therapie ==<br /> : ''Artikel zur Symptombehandlung von HPV-Warzen: [[Condylomata acuminata#Behandlung]]''<br /> <br /> Eine spezifische Papillomvirustherapie gibt es gegenwärtig nicht. Bei vorliegenden Läsionen kommen im Wesentlichen chirurgische Eingriffe in Frage oder aber lokale Verätzungen. In der Regel wird mit der Entfernung der Läsion auch der Heilungsprozess eingeleitet, wenn auch Rückfälle (Rezidive) häufig sind. Systemische oder lokale Therapien, etwa mit [[Interferone]]n und anderen [[Zytokin]]en, haben bisher zu keinen durchschlagenden Erfolgen geführt.<br /> <br /> == Präventive Impfung ==<br /> {{Hauptartikel|HPV-Impfstoff}}<br /> <br /> Der HPV-Impfstoff ''Gardasil'' des US-Pharmakonzerns [[MSD Sharp &amp; Dohme]] (in Österreich und Deutschland vertrieben durch das Joint Venture von MSD und Sanofi-Aventis [[Sanofi Pasteur MSD]]) zur vorbeugenden [[Impfung]] gegen die HPV-Typen 6,11 sowie die Hochrisikogenotypen 16 und 18 ist für Europa seit Ende September 2006 zugelassen&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.fda.gov/cder/Offices/OODP/whatsnew/gardasil.htm |text=FDA Licenses Quadrivalent Human Papillomavirus (Types 6, 11, 16, 18) Recombinant Vaccine (Gardasil) for the Prevention of Cervical Cancer and Other Diseases in Females Caused by Human Papillomavirus |wayback=20090522131601}}&lt;/ref&gt;, mittlerweile für beide Geschlechter ab 9 Jahren. Ein zweiter Impfstoff, ''Cervarix'', von [[GlaxoSmithKline]] zur Impfung gegen die Hochrisikogenotypen 16 und 18 wurde im Herbst 2007 in Deutschland zugelassen. Im Jahr 2015 erfolgte schließlich die Zulassung des Impfstoffes ''Gardasil 9'' zur Immunisierung gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58, dieser hat den Vorgänger ''Gardasil'' abgelöst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Paul-Ehrlich-Institut |url=https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/gebaermutterhalskrebs-hpv/hpv-node.html |titel=Impstoffe gegen HPV |abruf=2021-11-01}}&lt;/ref&gt; Diese Erreger gelten als Verursacher von über 90 % aller HPV-induzierten Malignome.<br /> <br /> Die Impfung gegen HPV ist für beide Geschlechter (seit 2018&lt;ref name=&quot;RKI/Jungen&quot; /&gt; für Jungen) von 9 bis 14 Jahre insbesondere vor dem ersten sexuellen Kontakt durch die [[Ständige Impfkommission]] (STIKO) empfohlen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html?nn=2375548 |titel=HPV - Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung |werk=RKI |datum=2020-10-22 |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt; Versäumte Impfungen sollten so früh wie möglich bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden; die Kosten übernimmt bis zum 18.&amp;nbsp;Geburtstag die Krankenkasse.&lt;ref name=&quot;Spiegel/2018&quot; /&gt; Eine Kostenübernahme der Impfung bei bisher ungeimpften Frauen nach einer [[Konisation]] ist möglich.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=M. Wojinski |url=https://www.frauenaerzte-im-netz.de/frauengesundheit/impfschutz-impfungen/impfung-gegen-hpv/#c120 |titel=HPV-Impfung nach Konisation |werk=frauenaerzte-im-netz.de |abruf=2021-11-01}}&lt;/ref&gt; Im Alter von 9 bis 13 Jahren sind zudem nur noch 2 Impfdosen statt bisher 3 nötig. Ab einem höheren Alter oder einem geringeren Impfabstand als 6 Monaten zwischen 1. und 2. Impfung sind weiterhin 3 Impfdosen nötig. Beide Impfstoffe wirken vorbeugend (präventiv); eine bereits bestehende HPV-Infektion kann damit nicht behandelt bzw. beseitigt werden. Ebenso wenig können die Folgen einer solchen Infektion, wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs oder dessen Vorstufen mittels einer Impfung behandelt werden. Vorsorgeuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung des [[Zervixkarzinom|Gebärmutterhalskrebses]] ([[Pap-Test]]) sind trotz Impfung weiterhin notwendig.<br /> <br /> Die damals noch offene Frage, ob eine HPV-Impfung die Inzidenz des Zervixkarzinoms und seiner Vorstufen tatsächlich verringern kann, ist inzwischen beantwortet: In Australien wurde nach der Einführung der Impfung bei jungen Mädchen ein Rückgang von Karzinom-Vorstufen um 75 % beobachtet.&lt;ref name=&quot;aerzteblatt-46311&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=rme |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/46311/Frueher-Rueckgang-der-Zervixlaesionen-durch-HPV-Impfung |titel=Deutsches Ärzteblatt: Früher Rückgang der Zervixläsionen durch HPV-Impfung |werk=[[Deutsches Ärzteblatt|aerzteblatt.de]] |datum=2011-06-20 |abruf=2015-05-22}}&lt;/ref&gt; Eine weitere australische Studie bestätigt einen positiven Effekt auch für nicht geimpfte junge Männer, die nun auch seltener Genitalwarzen entwickeln.&lt;ref name=&quot;DOI10.1136/bmj.f2032&quot;&gt;H. Ali et al.: ''Genital warts in young Australians five years into national human papillomavirus vaccination programme: national surveillance data.'' In: ''BMJ (Clinical research ed.).'' Band 346, 2013, S.&amp;nbsp;f2032, {{ISSN|1756-1833}}. PMID 23599298.&lt;/ref&gt; Nach einer am 28. Mai 2018 veröffentlichten kanadischen Studie mit 291.000 Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren waren diese durch die Impfung keinem erhöhten Risiko von [[Autoimmunerkrankung]]en ausgesetzt.&lt;ref name=&quot;cmaj [[Canadian Medical Association Journal]]&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Erin Y. Liu et al. |url=http://www.cmaj.ca/content/190/21/E648 |titel=Canadian Medical Association Journal: Quadrivalent human papillomavirus vaccination in girls and the risk of autoimmune disorders: the Ontario Grade 8 HPV Vaccine Cohort Study |datum=2018-05-28 |abruf=2018-06-03}}&lt;/ref&gt; Eine Meta-Analyse der [[Cochrane Collaboration]] bei über 70.000 Probanden ist 2018 zu dem Schluss gekommen, dass die prophylaktische Impfung sicher und wirksam gegen Gebärmutterhalskrebs ist.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Marc Arbyn et al. |Titel=Prophylactic vaccination against human papillomaviruses to prevent cervical cancer and its precursors |Sammelwerk=The Cochrane Database of Systematic Reviews |Band=5 |Nummer=5 |Datum=2018-05-09 |Sprache=en |DOI=10.1002/14651858.CD009069.pub3 |PMC=6494566 |PMID=29740819 |Seiten=CD009069}}&lt;/ref&gt; Dieser Ansicht schlossen sich auch Wissenschaftler aus Schottland an.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/102320/Die-HPV-Impfung-wirkt |titel=Die HPV-Impfung wirkt |werk=Deutsches Ärzteblatt |datum=2019-04-11 |sprache=de |abruf=2019-05-27}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Tim Palmer et al. |Titel=Prevalence of cervical disease at age 20 after immunisation with bivalent HPV vaccine at age 12-13 in Scotland: retrospective population study |Hrsg= |Sammelwerk=BMJ |Band=365 |Datum=2019-04-03 |Sprache=en |DOI=10.1136/bmj.l1161 |PMID=30944092 |Seiten=l1161}}&lt;/ref&gt; Die Auswertung von mehr als 100.000 Gesundheitsdaten hat ergeben, dass routinemäßige HPV-Impfungen bei Mädchen im Alter von 12-13 Jahren die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten abnormaler Zellen und [[Zervikale intraepitheliale Neoplasie|zervikaler intraepithelialer Neoplasien]] deutlich reduziert habe. Je früher eine HPV-Impfung stattgefunden hatte, desto wirksamer war die HPV-Impfung. In einer großen [[Beobachtungsstudie]] in England wurde dies bestätigt: Seit Einführung der Impfung im Jahr 2008 wurde ein deutlicher Rückgang sowohl beim Zervixkarzinom als auch bei der Vorstufe CIN3 verzeichnet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128814/England-Weniger-Zervixkarzinome-bei-juengeren-Frauen-dank-HPV-Impfung |titel=England: Weniger Zervixkarzinome bei jüngeren Frauen dank HPV-Impfung |werk=Deutsches Ärzteblatt |datum=2021-11-04 |sprache=de |abruf=2021-11-05}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Milena Falcaro et al. |Titel=The effects of the national HPV vaccination programme in England, UK, on cervical cancer and grade 3 cervical intraepithelial neoplasia incidence: a register-based observational study |Sammelwerk=The Lancet |Datum=2021-11-03 |Sprache=en |DOI=10.1016/S0140-6736(21)02178-4}}&lt;/ref&gt; Falls die Impfung vor ersten sexuellen Kontakten erfolgt ist, war der Effekt am signifikantesten. Die Autoren schätzen zudem, dass in England die Impfung bis Ende Juni 2019 im Mittel 448 Zervixkarzinome und 17.235 CIN3-Läsionen verhindert hat.<br /> <br /> Im Jahr 2020 wurde eine Untersuchung aus den schwedischen Gesundheits- und Bevölkerungsregistern mit einer Auswertung von Daten von 1,2 Mio. Mädchen und Frauen publiziert. Danach schützt die HPV-Impfung, wenn sie vor dem 17. Lebensjahr durchgeführt wird, vor über 80 % der bösartigen Erkrankungen am Gebärmutterhals.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Jiayao Lei et al. |Titel=HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer |Sammelwerk=N Engl J Med |Band=383 |Datum=2020 |Sprache=en |DOI=10.1056/NEJMoa1917338 |PMID=32997908 |Seiten=1340-1348 |Online=https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1917338}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weitere Vorbeugungsmöglichkeiten ==<br /> Eine mögliche Maßnahme zur Vermeidung einer Ansteckung ist [[Safer Sex]], wodurch sich das [[Risiko]] einer HPV-Infektion zwar senken, aber nicht gänzlich verhindern lässt.&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt; Dies liegt insbesondere daran, dass es sich bei einer HPV-Infektion nicht um eine klassische [[Geschlechtskrankheit]] handelt, die über Körperflüssigkeiten übertragen wird, sondern um eine Kontaktinfektion, wodurch auch Körperstellen außerhalb des durch das Kondom geschützten Bereichs als Infektionsquelle dienen können.<br /> <br /> In der Literatur wurde die männliche Beschneidung ([[Zirkumzision]]) als mögliche Maßnahme zur Vorbeugung vor einer HPV-Infektion diskutiert. Jedoch lassen sich allgemein weder [[Inzidenz (Epidemiologie)|Inzidenz]] noch [[Prävalenz]] sexuell übertragbarer Krankheiten durch Beschneidungen wesentlich beeinflussen. Stattdessen wird für die HPV-Prävention die HPV-Impfung empfohlen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Maximilian Stehr et al. |url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/006-052l_S2k_Phimose-Paraphimose-Kinder-Jugendliche_2022-03_02.pdf#page=31 |titel=Phimose und Paraphimose bei Kindern und Jugendlichen |titelerg=S2k-Leitlinie |hrsg=[[Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie]] |datum=2021-12 |seiten=31-32 |format=PDF |sprache=de |abruf=2023-10-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ursprung der HP-Viren ==<br /> Im Gegensatz zum Humanen Immundefizienz-Virus ([[HIV]]) handelt es sich bei den HP-Viren um eine ausgesprochen alte Gruppe von Viren, die schon sehr lange an den Menschen angepasst ist. 2003 wurden bei der Untersuchung der Mumie von [[Maria von Aragon (1503–1568)|Maria von Aragon]] (1503–1568)&lt;!--siehe z.B. [[:en:Maria d'Aragona]]--&gt; anogenitale Warzen vom Typ ''Condylomata acuminata'' und Viren vom Hoch-Risiko-Typ HPV18 entdeckt.&lt;ref name=&quot;PMID14550719&quot;&gt;G. Fornaciari, K. Zavaglia u.&amp;nbsp;a.: ''Human papillomavirus in a 16th century mummy.'' In: ''[[The Lancet]].'' Band 362, Nummer 9390, Oktober 2003, S.&amp;nbsp;1160, [[doi:10.1016/S0140-6736(03)14487-X]], PMID 14550719.&lt;/ref&gt; Eine Arbeitsgruppe der Universität Hongkong ist durch die Kombination von [[Bioinformatik]] und Analyse der [[Phylogenetik]] von HPV58 im Jahr 2017 zu dem Ergebnis gekommen, dass die [[Neandertaler]] oder [[Denisova-Mensch]]en vor etwa 500.000 Jahren frühe HPV-Varianten wie 16a oder 58a aus Afrika nach Europa brachten.&lt;ref name=&quot;PMID28794033&quot;&gt;Z. Chen, W. C. Ho u.&amp;nbsp;a.: ''Ancient Evolution and Dispersion of Human Papillomavirus 58 Variants.'' In: ''[[Journal of Virology]]''. Band 91, Nummer 21, 11, 2017, S.&amp;nbsp;e01285-17; [[doi:10.1128/JVI.01285-17]], PMID 28794033, {{PMC|5640864}}.&lt;/ref&gt; Woher diese wiederum die HP-Viren hatten, ist bisher ungeklärt.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary|HPV}}<br /> <br /> * {{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/082-002.html|Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien|S3|Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)|05/2020}}<br /> * {{RobKochInst|http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HPV/Papillomaviren.html|Humane Papillomviren (HPV)}}<br /> * [http://www.sciencegarden.de/berichte/200302/kxrebs/krebs.php Mobilmachung gegen Krebs] Bericht über die Forschung zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen HPV-16<br /> * {{Internetquelle<br /> |autor=Ulf Schleth<br /> |url=https://taz.de/HPV-und-Impfung/!5537391/<br /> |titel=HPV und Impfung: Untenrum angesteckt<br /> |werk=[[Die Tageszeitung|taz.de]]<br /> |datum=2018-10-07<br /> |abruf=2019-11-23}}<br /> * [http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/archiv/jahrgang-2007/nr.-5-sept.okt.-2007/maedchenimpfung-gegen-gebaermutterhalskrebs.php ''Wie viel Schutz bietet die HPV-Impfung vor Gebärmutterhalskrebs?'']<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.pei.de/cln_046/nn_992504/DE/infos/fachkreise/impf-fach/hpv/studien.html |text=Fragen zur Klinischen Prüfung und zur Zulassung des Paul-Ehrlich-Instituts zur Kritik an der Zulassung des HPV-Impfstoffes |wayback=20090203212122}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Gesundheitshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:Sexuell übertragbare Erkrankung]]<br /> [[Kategorie:Nicht-taxonomische Virusgruppe]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schempp-Hirth_Arcus&diff=248727314 Schempp-Hirth Arcus 2024-09-19T10:46:45Z <p>7lima: Richtigstellung der Verknüpfungen</p> <hr /> <div>{{Infobox Flugzeug<br /> |Name = Schempp-Hirth Arcus<br /> |Bild = [[Datei:Arcus T.jpg|250px|Arcus]]<br /> |Typ = [[Segelflugzeug]]<br /> |Entwicklungsland = {{DEU}}<br /> |Hersteller = [[Schempp-Hirth]]<br /> |Erstflug = 7. April 2009<br /> |Produktionszeitraum = seit 2009<br /> |Stückzahl =400 (Stand Dezember 2023)&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.schempp-hirth.com/unternehmen/neuigkeiten/detail/auslieferung-des-400-arcus |titel=400. Arcus ausgeliefert |hrsg=Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH |datum=2023-12-05 |sprache=de |abruf=2023-12-06}}&lt;/ref&gt;<br /> |Stückpreis = <br /> }}<br /> [[Datei:ArcusFläche.jpg|mini|150px|Arcus-Fläche]]<br /> Der '''Arcus''' ist ein zweisitziges Hochleistungssegelflugzeug der Firma [[Schempp-Hirth Flugzeugbau]] GmbH mit einer Spannweite von 20 Metern und Wölbklappen, dessen Erstflug am 7.&amp;nbsp;April 2009 stattfand;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=299&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=130&amp;cHash=51956fdca1 |titel=Erstflug Arcus |autor= |hrsg=Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH |werk=News |datum=2009-04-07 |sprache=de |abruf=2011-04-12 |archiv-bot=2018-05-21 10:48:53 InternetArchiveBot |offline=1}}&lt;/ref&gt; der Erstflug der als Arcus E bezeichneten Variante mit elektrischem Antrieb folgte am 18.&amp;nbsp;September 2010.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=372&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=130&amp;cHash=157c71d65c |titel=Weltpremiere! |autor= |hrsg=Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH |werk=News |datum=2010-09-20 |sprache=de |abruf=2011-04-12 |zitat=Der Arcus E – das erste in Serie gebaute doppelsitzige Segelflugzeug mit Elektroantrieb hebt mit sauberer CO2-frei erzeugter Energie ab |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110110173607/http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews[tt_news]=372&amp;tx_ttnews[backPid]=130&amp;cHash=157c71d65c |archiv-datum=2011-01-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Gebaut wird der Arcus als reines Segelflugzeug (''Arcus S'' oder nur ''Arcus''), mit einem Hilfstriebwerk zum Durchfliegen von längeren Gebieten ohne [[Thermik]], um eine [[Außenlandung]] zu vermeiden (umgangssprachlich „Turbo“, deshalb ''Arcus T'', mit einem [[Solo Kleinmotoren|Solo-2350-Motor]]), als eigenstartfähige Ausführung (''Arcus M'', mit einem Solo-2625-Motor) und als Eigenstarter mit Elektromotor (''Arcus E''), letztere Version in Zusammenarbeit mit [[Lange Flugzeugbau]].<br /> <br /> Laut Herstellerangabe beträgt die [[Gleitzahl]] etwa 50. Der Arcus M erhielt am 20.&amp;nbsp;Juni 2013 die Musterzulassung, bereits 2009 waren Christof Geissler und Christoph Wannenmacher, [[Entwicklungsingenieur]] bei Schempp-Hirth, in [[Flugplatz Aalen-Heidenheim|Aalen]] Deutsche Meister geworden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |hrsg=Deutsche Meisterschaft im Segelflug 2009 – Aalen |url=http://www.dsm2009-aalen.de/data/06.05/DoSi_Total.html |titel=Gesamtwertung Doppelsitzerklasse DSM 2009 |offline=1 |archiv-url=https://archive.is/20120802021212/http://www.dsm2009-aalen.de/data/06.05/DoSi_Total.html |archiv-datum=2012-08-02 |sprache=de |abruf=2010-02-02}}&lt;/ref&gt; Anschließend konnte der Arcus weitere Titel erfliegen, unter anderem wurde ein Entwicklungsingenieur, Andreas Lutz gemeinsam mit Wolfgang Janowitsch, zweifacher Europameister (2013/2015) mit dem Arcus M.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://streckenflug.at/wettbewerb/index.php?id=oecseny2015 |titel=Europameister Doppelsitzer |werk=Streckenflug.at |sprache=de |abruf=2016-10-05 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161101105620/http://streckenflug.at/wettbewerb/index.php?id=oecseny2015 |archiv-datum=2016-11-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf der [[Aero Friedrichshafen]] wurde 2019 eine neue Version des Arcus vorgestellt, welche vorübergehend unter der Bezeichnung ''Arcus „20“'' vermarktet wurde und seit ca. 2020 ausgeliefert wird. Diese hat überarbeitete Winglets, ein kleineres Höhenruder, einen flacheren Rumpf-Querschnitt, ein überarbeitetes Cockpit mit elektrischem Einziehfahrwerk sowie eine erhöhtes Maximalgewicht. Vor diesen Modelländerungen wurden mindestens 300&lt;ref name=&quot;300stueck&quot;&gt;{{Internetquelle |autor= |titel=300. Arcus ausgeliefert |url=https://www.schempp-hirth.com/unternehmen/neuigkeiten/detail/news/300-arcus-ausgeliefert/ |sprache=de |abruf=2019-06-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190618081041/https://www.schempp-hirth.com/unternehmen/neuigkeiten/detail/news/300-arcus-ausgeliefert/ |archiv-datum=2019-06-18 |offline=ja |archiv-bot=2024-05-05 01:10:39 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt; Exemplare ausgeliefert.<br /> <br /> == Technische Daten ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> !<br /> ! Arcus (S)<br /> ! Arcus T<br /> ! Arcus M<br /> ! Arcus E<br /> |-<br /> | Sitzplätze<br /> |align=center colspan=4| 2<br /> |-<br /> | Spannweite<br /> |align=center colspan=4| 20 m<br /> |-<br /> | Flügelfläche<br /> |align=center colspan=4| 15,6 m²<br /> |-<br /> | Flügelstreckung<br /> |align=center colspan=4| 25,64<br /> |-<br /> | Rumpflänge<br /> |align=center colspan=4| 8,73 m<br /> |-<br /> | Leermasse, ca.<br /> |align=center| 420&amp;nbsp;kg / 450&amp;nbsp;kg*<br /> |align=center| 485&amp;nbsp;kg / 510&amp;nbsp;kg*<br /> |align=center| 550&amp;nbsp;kg / 560&amp;nbsp;kg*<br /> |align=center| 610&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | max. Startmasse<br /> |align=center| 750&amp;nbsp;kg / 850&amp;nbsp;kg*<br /> |align=center| 800&amp;nbsp;kg / 850&amp;nbsp;kg*<br /> |align=center| 800&amp;nbsp;kg / 850&amp;nbsp;kg*<br /> |align=center| 810&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | min. Flächenbelastung, ca.<br /> |align=center| 31,4&amp;nbsp;kg/m² / 33,3&amp;nbsp;kg/m²*<br /> |align=center| 35,6&amp;nbsp;kg/m² / 37,2&amp;nbsp;kg/m²*<br /> |align=center| 39,7&amp;nbsp;kg/m² / 40,4&amp;nbsp;kg/m²*<br /> |align=center| 43,6&amp;nbsp;kg/m²<br /> |-<br /> | max. Flächenbelastung<br /> |align=center| 48,1&amp;nbsp;kg/m² / 54,5&amp;nbsp;kg/m²*<br /> |align=center| 51,3&amp;nbsp;kg/m² / 54,5&amp;nbsp;kg/m²*<br /> |align=center| 51,3&amp;nbsp;kg/m² / 54,5&amp;nbsp;kg/m²*<br /> |align=center| 51,9&amp;nbsp;kg/m²<br /> |-<br /> | Triebwerksleistung<br /> |align=center| –<br /> |align=center| 22 kW (29,9 PS)<br /> |align=center| 52 kW (70 PS)<br /> |align=center| 42 kW (57 PS)<br /> |-<br /> | V&lt;sub&gt;NE&lt;/sub&gt;<br /> |align=center colspan=4| 280&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | [[Segelflug-Indexliste|Segelflug-Index]] (Stand 2022)<br /> |align=center colspan=4| 120<br /> |-<br /> | Beste Gleitzahl<br /> |align=center colspan=4| ca. 50<br /> |-<br /> |}<br /> &lt;nowiki&gt;*&lt;/nowiki&gt;: neue Version „20“ ab ca. 2020<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{Internetquelle |url=https://www.schempp-hirth.com/flugzeuge/arcus |titel=Arcus |hrsg=Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH |zugriff=2011-04-12 |kommentar=Hersteller-Website |zitat=Das 20-m-Wölbklappenflugzeug}}<br /> * [https://www.easa.europa.eu/sites/default/files/dfu/EASA-TCDS-A%20532_ArcusT_issue06.pdf Musterzulassung des Arcus – EASA-TCDS-A.532, issue 06, 11. Nov 2020] (PDF; 0,3&amp;nbsp;MB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Schempp-Hirth}}<br /> <br /> [[Kategorie:Segelflugzeug mit Hilfsmotor]]<br /> [[Kategorie:Segelflugzeug]]<br /> [[Kategorie:Erstflug 2009]]<br /> [[Kategorie:Einmotoriges Flugzeug mit Elektromotor]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schempp-Hirth_Duo_Discus&diff=248727095 Schempp-Hirth Duo Discus 2024-09-19T10:35:32Z <p>7lima: Richtigstellung der Verknüpfungen</p> <hr /> <div>{{Infobox Flugzeug<br /> |Bild = [[Datei:Schempp-Hirth Duo Discus D-8108.jpg|250px|Duo Discus]]<br /> |Typ = [[Segelflugzeug]] der [[Wettbewerbsklasse|Doppelsitzerklasse]]<br /> |Entwicklungsland = {{DEU-1949}}<br /> |Hersteller = [[Schempp-Hirth Flugzeugbau|Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH]]<br /> |Produktionszeitraum = 1993 bis heute<br /> |Erstflug = 1993<br /> |Stückzahl = &gt;750 (September 2023)<br /> }}<br /> Der '''Duo Discus''' ist ein zweisitziges [[Segelflugzeug|Hochleistungssegelflugzeug]] der Firma [[Schempp-Hirth Flugzeugbau]] GmbH. Er hat eine Utility-Zulassung und ist inzwischen in der XL-Ausführung auch für den einfachen [[Kunstflug]] zugelassen. Ende März 2010 gab Schempp-Hirth die Auslieferung des 600. Exemplars der Baureihe bekannt,&lt;ref&gt;[http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=339&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=87&amp;cHash=06f73db405 „Der 600. Duo Discus wurde ausgeliefert“]{{Toter Link|date=2018-05 |archivebot=2018-05-21 10:48:54 InternetArchiveBot |url=http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=339&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=87&amp;cHash=06f73db405 }} Website von Schempp-Hirth Flugzeugbau. (Abgerufen am 9. Mai 2010)&lt;/ref&gt; 2023 wurde die Werknummer 750 ausgeliefert.&lt;ref&gt;https://www.schempp-hirth.com/unternehmen/neuigkeiten/detail/auslieferung-des-750-duo-discus&lt;/ref&gt; Der Rumpf wurde leicht modifiziert für den [[Schempp-Hirth Arcus|Arcus]] übernommen.<br /> <br /> Als Ersatz für die [[Let L-13|Let TG-10D]] beschaffte die [[United States Air Force Academy]] 2006 unter der Bezeichnung TG-15A zwei Duo Discus&amp;nbsp;X, um sie bei Segelflugwettbewerben einzusetzen.&lt;ref&gt;E. R. Johnson: ''American Military Training Aircraft'', McFarland and Co., 2015, S. 451 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Konstruktion/Versionen ==<br /> Der Duo Discus hat eine Spannweite von 20 Metern, eine Flügelfläche von 16,4&amp;nbsp;m², ein einziehbares Fahrwerk und kann 200 Liter Wasser als Ballast mitführen. Die Leermasse beträgt 410 Kilogramm (reine Segelflugversion) bzw. 465&amp;nbsp;kg (mit Hilfstriebwerk), die Höchstmasse beläuft sich bei beiden Versionen auf 750&amp;nbsp;kg bei einem [[Segelflug-Indexliste|Segelflug-Index]] von 113.<br /> <br /> Auf der [[Aero Friedrichshafen|Aero]] 2005 in Friedrichshafen wurde der ''Duo Discus X'' erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben der verbesserten Fahrwerksfederung und allgemeinen aerodynamischen Verfeinerungen ist der „X“ mit Hinterkantenklappen versehen worden, die an das normale Klappensystem gekoppelt sind und Landungen mit deutlich steilerem Anflugwinkel und verminderter Aufsetzgeschwindigkeit ermöglichen. Des Weiteren wird der Duo Discus nun mit [[Winglet]]s von [[Mark Maughmer]] gebaut.<br /> <br /> Seit 2007 wird der ''Duo Discus XL'' mit einem im Cockpitbereich um 10&amp;nbsp;cm verlängerten Rumpf ausgeliefert. Die zusätzliche Länge kommt dem vorderen Sitz zugute. Auch der hintere Sitz konnte durch eine stärkere [[Kröpfung]] des vorderen Querkraftrohres deutlich vergrößert werden. Beide Sitze sind nun durch eine Trennwand geteilt, so dass der Pilot nicht mehr mit den Pedalen des Hintermannes in Berührung kommen kann. Ebenfalls optimiert wurden die Bremsklappen, die großflächiger und weiter vorn angeordnet sind.<br /> <br /> Als ''Duo Discus XLT'' wird das Flugzeug als Turbo-Version mit einem [[Klapptriebwerk]] ausgeliefert.<br /> <br /> == Technische Daten ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> !<br /> ! Duo Discus<br /> ! Duo Discus T<br /> ! Duo Discus (x)<br /> ! Duo Discus (x)T<br /> ! Duo Discus (xL)<br /> ! Duo Discus (xL)T<br /> |-<br /> | [[Flügelspannweite|Spannweite]]<br /> |align=center colspan=6| 20 m<br /> |-<br /> | Flügelfläche<br /> |align=center colspan=6| 16,4 m²<br /> |-<br /> | [[Flügelstreckung]]<br /> |align=center colspan=6| 24,4<br /> |-<br /> | Rumpflänge<br /> |align=center colspan=4| 8,62 m<br /> |align=center colspan=2| 8,73 m<br /> |-<br /> | Leermasse<br /> |align=center| 420 kg<br /> |align=center| 445 kg<br /> |align=center| 410 kg<br /> |align=center| 445 kg<br /> |align=center| 410 kg<br /> |align=center| 465 kg<br /> |-<br /> | Höchstmasse<br /> |align=center colspan=2| 700 kg<br /> |align=center colspan=4| 750 kg<br /> |-<br /> | [[Flächenbelastung (Flügel)|Flächenbelastung]]<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,9–42,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;31,7–42,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,3–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;31,4–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,3–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;32,6–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |-<br /> | max. Wasserballast<br /> |align=center colspan=6| 2 × 99&amp;nbsp;kg + 11 kg<br /> |-<br /> | v&lt;sub&gt;ne&lt;/sub&gt;<br /> |align=center colspan=2| 250&amp;nbsp;km/h<br /> |align=center colspan=2| 275&amp;nbsp;km/h<br /> |align=center colspan=2| 263&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | [[Manövergeschwindigkeit]]<br /> |align=center colspan=6| 180&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | Geringstes Sinken<br /> |align=center colspan=2| 0,66&amp;nbsp;m/s<br /> |align=center colspan=2| 0,56&amp;nbsp;m/s<br /> |align=center colspan=2| 0,58&amp;nbsp;m/s<br /> |-<br /> | [[Gleitzahl]]<br /> |align=center colspan=2| 43<br /> |align=center| 46–47<br /> |align=center| 45<br /> |align=center colspan=2| 46–47<br /> |-<br /> | Flügelprofil<br /> |align=center colspan=2| DFVLR HX 83<br /> |align=center colspan=4| HQ-31-A/XX<br /> |}<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Duo Discus x.jpg|Duo Discus X, Werksflugzeug D-8111<br /> Duo Discus x vorderes Cockpit.jpg|Duo Discus X, vorderes Cockpit<br /> Duo Discus x hinteres Cockpit.jpg|Duo Discus X, hinteres Cockpit<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste von Flugzeugtypen]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Schempp-Hirth Duo Discus}}<br /> * [http://easa.europa.eu/system/files/dfu/EASA-TCDS-A.025_Schempp--Hirth_Duo_Discus-08-10092013.pdf Musterzulassung des Duo Discus (C) – EASA-TCDS-A.025] (PDF; 144&amp;nbsp;kB)<br /> * [http://easa.europa.eu/system/files/dfu/EASA-TCDS-A.074_Schempp--Hirth_Duo_Discus_T-05-25112009.pdf Musterzulassung des Duo Discus T – EASA-TCDS-A.074] (PDF; 34&amp;nbsp;kB)<br /> * [https://www.schempp-hirth.com/flugzeuge/duo-discus/duo-discus-xl Duo Discus XL bei Schempp-Hirth]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Schempp-Hirth<br /> |Navigationsleiste US-Schulsegelflugzeuge<br /> }}<br /> <br /> [[Kategorie:Segelflugzeug]]<br /> [[Kategorie:Erstflug 1993]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schempp-Hirth_Duo_Discus&diff=248724611 Schempp-Hirth Duo Discus 2024-09-19T08:52:16Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>{{Infobox Flugzeug<br /> |Bild = [[Datei:Schempp-Hirth Duo Discus D-8108.jpg|250px|Duo Discus]]<br /> |Typ = [[Segelflugzeug]] der [[Wettbewerbsklasse|Doppelsitzerklasse]]<br /> |Entwicklungsland = {{DEU-1949}}<br /> |Hersteller = [[Schempp-Hirth Flugzeugbau|Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH]]<br /> |Produktionszeitraum = 1993 bis heute<br /> |Erstflug = 1993<br /> |Stückzahl = &gt;750 (September 2023)<br /> }}<br /> Der '''Duo Discus''' ist ein zweisitziges [[Segelflugzeug|Hochleistungssegelflugzeug]] der Firma [[Schempp-Hirth Flugzeugbau]] GmbH. Er hat eine Utility-Zulassung und ist inzwischen in der XL-Ausführung auch für den einfachen [[Kunstflug]] zugelassen. Ende März 2010 gab Schempp-Hirth die Auslieferung des 600. Exemplars der Baureihe bekannt&lt;ref&gt;[http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=339&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=87&amp;cHash=06f73db405 „Der 600. Duo Discus wurde ausgeliefert“]{{Toter Link|date=2018-05 |archivebot=2018-05-21 10:48:54 InternetArchiveBot |url=http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=339&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=87&amp;cHash=06f73db405 }} Website von Schempp-Hirth Flugzeugbau. (Abgerufen am 9. Mai 2010)&lt;/ref&gt;, 2023 wurde die Werknummer 750 ausgeliefert&lt;ref&gt;https://www.schempp-hirth.com/unternehmen/neuigkeiten/detail/auslieferung-des-750-duo-discus&lt;/ref&gt;. Der Rumpf wurde leicht modifiziert für den [[Schempp-Hirth Arcus|Arcus]] übernommen.<br /> <br /> Als Ersatz für die [[Let L-13|Let TG-10D]] beschaffte die [[United States Air Force Academy]] 2006 unter der Bezeichnung TG-15A zwei Duo Discus&amp;nbsp;X, um sie bei Segelflugwettbewerben einzusetzen.&lt;ref&gt;E. R. Johnson: ''American Military Training Aircraft'', McFarland and Co., 2015, S. 451 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Konstruktion/Versionen ==<br /> Der Duo Discus hat eine Spannweite von 20 Metern, eine Flügelfläche von 16,4&amp;nbsp;m², ein einziehbares Fahrwerk und kann 200 Liter Wasser als Ballast mitführen. Die Leermasse beträgt 410 Kilogramm (reine Segelflugversion) bzw. 465&amp;nbsp;kg (mit Hilfstriebwerk), die Höchstmasse beläuft sich bei beiden Versionen auf 750&amp;nbsp;kg bei einem [[Segelflug-Indexliste|Segelflug-Index]] von 113.<br /> <br /> Auf der [[Aero Friedrichshafen|Aero]] 2005 in Friedrichshafen wurde der ''Duo Discus X'' erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben der verbesserten Fahrwerksfederung und allgemeinen aerodynamischen Verfeinerungen ist der „X“ mit Hinterkantenklappen versehen worden, die an das normale Klappensystem gekoppelt sind und Landungen mit deutlich steilerem Anflugwinkel und verminderter Aufsetzgeschwindigkeit ermöglichen. Des Weiteren wird der Duo Discus nun mit [[Winglet]]s von [[Mark Maughmer]] gebaut.<br /> <br /> Seit 2007 wird der ''Duo Discus XL'' mit einem im Cockpitbereich um 10&amp;nbsp;cm verlängerten Rumpf ausgeliefert. Die zusätzliche Länge kommt dem vorderen Sitz zugute. Auch der hintere Sitz konnte durch eine stärkere Kröpfung des vorderen Querkraftrohres deutlich vergrößert werden. Beide Sitze sind nun durch eine Trennwand geteilt, so dass der Pilot nicht mehr mit den Pedalen des Hintermannes in Berührung kommen kann. Ebenfalls optimiert wurden die Bremsklappen, die großflächiger und weiter vorn angeordnet sind.<br /> <br /> Als ''Duo Discus XLT'' wird das Flugzeug als Turbo-Version mit einem [[Klapptriebwerk]] ausgeliefert.<br /> <br /> == Technische Daten ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> !<br /> ! Duo Discus<br /> ! Duo Discus T<br /> ! Duo Discus (x)<br /> ! Duo Discus (x)T<br /> ! Duo Discus (xL)<br /> ! Duo Discus (xL)T<br /> |-<br /> | [[Flügelspannweite|Spannweite]]<br /> |align=center colspan=6| 20 m<br /> |-<br /> | Flügelfläche<br /> |align=center colspan=6| 16,4 m²<br /> |-<br /> | [[Flügelstreckung]]<br /> |align=center colspan=6| 24,4<br /> |-<br /> | Rumpflänge<br /> |align=center colspan=4| 8,62 m<br /> |align=center colspan=2| 8,73 m<br /> |-<br /> | Leermasse<br /> |align=center| 420 kg<br /> |align=center| 445 kg<br /> |align=center| 410 kg<br /> |align=center| 445 kg<br /> |align=center| 410 kg<br /> |align=center| 465 kg<br /> |-<br /> | Höchstmasse<br /> |align=center colspan=2| 700 kg<br /> |align=center colspan=4| 750 kg<br /> |-<br /> | [[Flächenbelastung (Flügel)|Flächenbelastung]]<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,9–42,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;31,7–42,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,3–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;31,4–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,3–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;32,6–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |-<br /> | max. Wasserballast<br /> |align=center colspan=6| 2 × 99&amp;nbsp;kg + 11 kg<br /> |-<br /> | v&lt;sub&gt;ne&lt;/sub&gt;<br /> |align=center colspan=2| 250&amp;nbsp;km/h<br /> |align=center colspan=2| 275&amp;nbsp;km/h<br /> |align=center colspan=2| 263&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | [[Manövergeschwindigkeit]]<br /> |align=center colspan=6| 180&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | Geringstes Sinken<br /> |align=center colspan=2| 0,66&amp;nbsp;m/s<br /> |align=center colspan=2| 0,56&amp;nbsp;m/s<br /> |align=center colspan=2| 0,58&amp;nbsp;m/s<br /> |-<br /> | [[Gleitzahl]]<br /> |align=center colspan=2| 43<br /> |align=center| 46–47<br /> |align=center| 45<br /> |align=center colspan=2| 46–47<br /> |-<br /> | Flügelprofil<br /> |align=center colspan=2| DFVLR HX 83<br /> |align=center colspan=4| HQ-31-A/XX<br /> |}<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Duo Discus x.jpg|Duo Discus X, Werksflugzeug D-8111<br /> Duo Discus x vorderes Cockpit.jpg|Duo Discus X, vorderes Cockpit<br /> Duo Discus x hinteres Cockpit.jpg|Duo Discus X, hinteres Cockpit<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste von Flugzeugtypen]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Schempp-Hirth Duo Discus}}<br /> * [http://easa.europa.eu/system/files/dfu/EASA-TCDS-A.025_Schempp--Hirth_Duo_Discus-08-10092013.pdf Musterzulassung des Duo Discus (C) – EASA-TCDS-A.025] (PDF; 144&amp;nbsp;kB)<br /> * [http://easa.europa.eu/system/files/dfu/EASA-TCDS-A.074_Schempp--Hirth_Duo_Discus_T-05-25112009.pdf Musterzulassung des Duo Discus T – EASA-TCDS-A.074] (PDF; 34&amp;nbsp;kB)<br /> * [https://www.schempp-hirth.com/flugzeuge/duo-discus/duo-discus-xlt Duo Discus XLT bei Schempp-Hirth]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Schempp-Hirth<br /> |Navigationsleiste US-Schulsegelflugzeuge}}<br /> <br /> [[Kategorie:Segelflugzeug]]<br /> [[Kategorie:Erstflug 1993]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schempp-Hirth_Duo_Discus&diff=248724577 Schempp-Hirth Duo Discus 2024-09-19T08:51:08Z <p>7lima: Link korrigiert</p> <hr /> <div>{{Infobox Flugzeug<br /> |Bild = [[Datei:Schempp-Hirth Duo Discus D-8108.jpg|250px|Duo Discus]]<br /> |Typ = [[Segelflugzeug]] der [[Wettbewerbsklasse|Doppelsitzerklasse]]<br /> |Entwicklungsland = {{DEU-1949}}<br /> |Hersteller = [[Schempp-Hirth Flugzeugbau|Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH]]<br /> |Produktionszeitraum = 1993 bis heute<br /> |Erstflug = 1993<br /> |Stückzahl = &gt;750 (September 2023)<br /> }}<br /> Der '''Duo Discus''' ist ein zweisitziges [[Segelflugzeug|Hochleistungssegelflugzeug]] der Firma [[Schempp-Hirth Flugzeugbau]] GmbH. Er hat eine Utility-Zulassung und ist inzwischen in der XL-Ausführung auch für den einfachen [[Kunstflug]] zugelassen. Ende März 2010 gab Schempp-Hirth die Auslieferung des 600. Exemplars der Baureihe bekannt&lt;ref&gt;[http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=339&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=87&amp;cHash=06f73db405 „Der 600. Duo Discus wurde ausgeliefert“]{{Toter Link|date=2018-05 |archivebot=2018-05-21 10:48:54 InternetArchiveBot |url=http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=339&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=87&amp;cHash=06f73db405 }} Website von Schempp-Hirth Flugzeugbau. (Abgerufen am 9. Mai 2010)&lt;/ref&gt;, 2023 wurde die Werknummer 750 ausgeliefert&lt;ref&gt;https://www.schempp-hirth.com/unternehmen/neuigkeiten/detail/auslieferung-des-750-duo-discus&lt;/ref&gt;. Der Rumpf wurde leicht modifiziert für den [[Schempp-Hirth Arcus|Arcus]] übernommen.<br /> <br /> Als Ersatz für die [[Let L-13|Let TG-10D]] beschaffte die [[United States Air Force Academy]] 2006 unter der Bezeichnung TG-15A zwei Duo Discus&amp;nbsp;X, um sie bei Segelflugwettbewerben einzusetzen.&lt;ref&gt;E. R. Johnson: ''American Military Training Aircraft'', McFarland and Co., 2015, S. 451 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Konstruktion/Versionen ==<br /> Der Duo Discus hat eine Spannweite von 20 Metern, eine Flügelfläche von 16,4&amp;nbsp;m², ein einziehbares Fahrwerk und kann 200 Liter Wasser als Ballast mitführen. Die Leermasse beträgt 410 Kilogramm (reine Segelflugversion) bzw. 465&amp;nbsp;kg (mit Hilfstriebwerk), die Höchstmasse beläuft sich bei beiden Versionen auf 750&amp;nbsp;kg bei einem [[Segelflug-Indexliste|Segelflug-Index]] von 113.<br /> <br /> Auf der [[Aero Friedrichshafen|Aero]] 2005 in Friedrichshafen wurde der ''Duo Discus X'' erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben der verbesserten Fahrwerksfederung und allgemeinen aerodynamischen Verfeinerungen ist der „X“ mit Hinterkantenklappen versehen worden, die an das normale Klappensystem gekoppelt sind und Landungen mit deutlich steilerem Anflugwinkel und verminderter Aufsetzgeschwindigkeit ermöglichen. Des Weiteren wird der Duo Discus nun mit [[Winglet]]s von [[Mark Maughmer]] gebaut.<br /> <br /> Seit 2007 wird der ''Duo Discus XL'' mit einem im Cockpitbereich um 10&amp;nbsp;cm verlängerten Rumpf ausgeliefert. Die zusätzliche Länge kommt dem vorderen Sitz zugute. Auch der hintere Sitz konnte durch eine stärkere Kröpfung des vorderen Querkraftrohres deutlich vergrößert werden. Beide Sitze sind nun durch eine Trennwand geteilt, so dass der Pilot nicht mehr mit den Pedalen des Hintermannes in Berührung kommen kann. Ebenfalls optimiert wurden die Bremsklappen, die großflächiger und weiter vorn angeordnet sind.<br /> <br /> Als ''Duo Discus XLT'' wird das Flugzeug als Turbo-Version mit einem [[Klapptriebwerk]] ausgeliefert.<br /> <br /> == Technische Daten ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> !<br /> ! Duo Discus<br /> ! Duo Discus T<br /> ! Duo Discus (x)<br /> ! Duo Discus (x)T<br /> ! Duo Discus (xL)<br /> ! Duo Discus (xL)T<br /> |-<br /> | [[Flügelspannweite|Spannweite]]<br /> |align=center colspan=6| 20 m<br /> |-<br /> | Flügelfläche<br /> |align=center colspan=6| 16,4 m²<br /> |-<br /> | [[Flügelstreckung]]<br /> |align=center colspan=6| 24,4<br /> |-<br /> | Rumpflänge<br /> |align=center colspan=4| 8,62 m<br /> |align=center colspan=2| 8,73 m<br /> |-<br /> | Leermasse<br /> |align=center| 420 kg<br /> |align=center| 445 kg<br /> |align=center| 410 kg<br /> |align=center| 445 kg<br /> |align=center| 410 kg<br /> |align=center| 465 kg<br /> |-<br /> | Höchstmasse<br /> |align=center colspan=2| 700 kg<br /> |align=center colspan=4| 750 kg<br /> |-<br /> | [[Flächenbelastung (Flügel)|Flächenbelastung]]<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,9–42,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;31,7–42,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,3–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;31,4–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,3–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;32,6–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |-<br /> | max. Wasserballast<br /> |align=center colspan=6| 2 × 99&amp;nbsp;kg + 11 kg<br /> |-<br /> | v&lt;sub&gt;ne&lt;/sub&gt;<br /> |align=center colspan=2| 250&amp;nbsp;km/h<br /> |align=center colspan=2| 275&amp;nbsp;km/h<br /> |align=center colspan=2| 263&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | [[Manövergeschwindigkeit]]<br /> |align=center colspan=6| 180&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | Geringstes Sinken<br /> |align=center colspan=2| 0,66&amp;nbsp;m/s<br /> |align=center colspan=2| 0,56&amp;nbsp;m/s<br /> |align=center colspan=2| 0,58&amp;nbsp;m/s<br /> |-<br /> | [[Gleitzahl]]<br /> |align=center colspan=2| 43<br /> |align=center| 46–47<br /> |align=center| 45<br /> |align=center colspan=2| 46–47<br /> |-<br /> | Flügelprofil<br /> |align=center colspan=2| DFVLR HX 83<br /> |align=center colspan=4| HQ-31-A/XX<br /> |}<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Duo Discus x.jpg|Duo Discus X, Werksflugzeug D-8111<br /> Duo Discus x vorderes Cockpit.jpg|Duo Discus X, vorderes Cockpit<br /> Duo Discus x hinteres Cockpit.jpg|Duo Discus X, hinteres Cockpit<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste von Flugzeugtypen]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Schempp-Hirth Duo Discus}}<br /> * [http://easa.europa.eu/system/files/dfu/EASA-TCDS-A.025_Schempp--Hirth_Duo_Discus-08-10092013.pdf Musterzulassung der Duo Discus (C) – EASA-TCDS-A.025] (PDF; 144&amp;nbsp;kB)<br /> * [http://easa.europa.eu/system/files/dfu/EASA-TCDS-A.074_Schempp--Hirth_Duo_Discus_T-05-25112009.pdf Musterzulassung der Duo Discus T – EASA-TCDS-A.074] (PDF; 34&amp;nbsp;kB)<br /> * [https://www.schempp-hirth.com/flugzeuge/duo-discus/duo-discus-xlt Duo Discus XLT bei Schempp-Hirth]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Schempp-Hirth<br /> |Navigationsleiste US-Schulsegelflugzeuge}}<br /> <br /> [[Kategorie:Segelflugzeug]]<br /> [[Kategorie:Erstflug 1993]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schempp-Hirth_Duo_Discus&diff=248724446 Schempp-Hirth Duo Discus 2024-09-19T08:46:15Z <p>7lima: Schreibfehler korrigiert. Stilistische Verbesserungen</p> <hr /> <div>{{Infobox Flugzeug<br /> |Bild = [[Datei:Schempp-Hirth Duo Discus D-8108.jpg|250px|Duo Discus]]<br /> |Typ = [[Segelflugzeug]] der [[Wettbewerbsklasse|Doppelsitzerklasse]]<br /> |Entwicklungsland = {{DEU-1949}}<br /> |Hersteller = [[Schempp-Hirth Flugzeugbau|Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH]]<br /> |Produktionszeitraum = 1993 bis heute<br /> |Erstflug = 1993<br /> |Stückzahl = &gt;750 (September 2023)<br /> }}<br /> Der '''Duo Discus''' ist ein zweisitziges [[Segelflugzeug|Hochleistungssegelflugzeug]] der Firma [[Schempp-Hirth Flugzeugbau]] GmbH. Er hat eine Utility-Zulassung und ist inzwischen in der XL-Ausführung auch für den einfachen [[Kunstflug]] zugelassen. Ende März 2010 gab Schempp-Hirth die Auslieferung des 600. Exemplars der Baureihe bekannt&lt;ref&gt;[http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=339&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=87&amp;cHash=06f73db405 „Der 600. Duo Discus wurde ausgeliefert“]{{Toter Link|date=2018-05 |archivebot=2018-05-21 10:48:54 InternetArchiveBot |url=http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=126&amp;tx_ttnews%5Btt_news%5D=339&amp;tx_ttnews%5BbackPid%5D=87&amp;cHash=06f73db405 }} Website von Schempp-Hirth Flugzeugbau. (Abgerufen am 9. Mai 2010)&lt;/ref&gt;, 2023 wurde die Werknummer 750 ausgeliefert&lt;ref&gt;https://www.schempp-hirth.com/unternehmen/neuigkeiten/detail/auslieferung-des-750-duo-discus&lt;/ref&gt;. Der Rumpf wurde leicht modifiziert für den [[Schempp-Hirth Arcus|Arcus]] übernommen.<br /> <br /> Als Ersatz für die [[Let L-13|Let TG-10D]] beschaffte die [[United States Air Force Academy]] 2006 unter der Bezeichnung TG-15A zwei Duo Discus&amp;nbsp;X, um sie bei Segelflugwettbewerben einzusetzen.&lt;ref&gt;E. R. Johnson: ''American Military Training Aircraft'', McFarland and Co., 2015, S. 451 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Konstruktion/Versionen ==<br /> Der Duo Discus hat eine Spannweite von 20 Metern, eine Flügelfläche von 16,4&amp;nbsp;m², ein einziehbares Fahrwerk und kann 200 Liter Wasser als Ballast mitführen. Die Leermasse beträgt 410 Kilogramm (reine Segelflugversion) bzw. 465&amp;nbsp;kg (mit Hilfstriebwerk), die Höchstmasse beläuft sich bei beiden Versionen auf 750&amp;nbsp;kg bei einem [[Segelflug-Indexliste|Segelflug-Index]] von 113.<br /> <br /> Auf der [[Aero Friedrichshafen|Aero]] 2005 in Friedrichshafen wurde der ''Duo Discus X'' erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben der verbesserten Fahrwerksfederung und allgemeinen aerodynamischen Verfeinerungen ist der „X“ mit Hinterkantenklappen versehen worden, die an das normale Klappensystem gekoppelt sind und Landungen mit deutlich steilerem Anflugwinkel und verminderter Aufsetzgeschwindigkeit ermöglichen. Des Weiteren wird der Duo Discus nun mit [[Winglet]]s von [[Mark Maughmer]] gebaut.<br /> <br /> Seit 2007 wird der ''Duo Discus XL'' mit einem im Cockpitbereich um 10&amp;nbsp;cm verlängerten Rumpf ausgeliefert. Die zusätzliche Länge kommt dem vorderen Sitz zugute. Auch der hintere Sitz konnte durch eine stärkere Kröpfung des vorderen Querkraftrohres deutlich vergrößert werden. Beide Sitze sind nun durch eine Trennwand geteilt, so dass der Pilot nicht mehr mit den Pedalen des Hintermannes in Berührung kommen kann. Ebenfalls optimiert wurden die Bremsklappen, die großflächiger und weiter vorn angeordnet sind.<br /> <br /> Als ''Duo Discus XLT'' wird das Flugzeug als Turbo-Version mit einem [[Klapptriebwerk]] ausgeliefert.<br /> <br /> == Technische Daten ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> !<br /> ! Duo Discus<br /> ! Duo Discus T<br /> ! Duo Discus (x)<br /> ! Duo Discus (x)T<br /> ! Duo Discus (xL)<br /> ! Duo Discus (xL)T<br /> |-<br /> | [[Flügelspannweite|Spannweite]]<br /> |align=center colspan=6| 20 m<br /> |-<br /> | Flügelfläche<br /> |align=center colspan=6| 16,4 m²<br /> |-<br /> | [[Flügelstreckung]]<br /> |align=center colspan=6| 24,4<br /> |-<br /> | Rumpflänge<br /> |align=center colspan=4| 8,62 m<br /> |align=center colspan=2| 8,73 m<br /> |-<br /> | Leermasse<br /> |align=center| 420 kg<br /> |align=center| 445 kg<br /> |align=center| 410 kg<br /> |align=center| 445 kg<br /> |align=center| 410 kg<br /> |align=center| 465 kg<br /> |-<br /> | Höchstmasse<br /> |align=center colspan=2| 700 kg<br /> |align=center colspan=4| 750 kg<br /> |-<br /> | [[Flächenbelastung (Flügel)|Flächenbelastung]]<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,9–42,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;31,7–42,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,3–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;31,4–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;29,3–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |align=center| &amp;nbsp;32,6–45,7 kg/m²&amp;nbsp;<br /> |-<br /> | max. Wasserballast<br /> |align=center colspan=6| 2 × 99&amp;nbsp;kg + 11 kg<br /> |-<br /> | v&lt;sub&gt;ne&lt;/sub&gt;<br /> |align=center colspan=2| 250&amp;nbsp;km/h<br /> |align=center colspan=2| 275&amp;nbsp;km/h<br /> |align=center colspan=2| 263&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | [[Manövergeschwindigkeit]]<br /> |align=center colspan=6| 180&amp;nbsp;km/h<br /> |-<br /> | Geringstes Sinken<br /> |align=center colspan=2| 0,66&amp;nbsp;m/s<br /> |align=center colspan=2| 0,56&amp;nbsp;m/s<br /> |align=center colspan=2| 0,58&amp;nbsp;m/s<br /> |-<br /> | [[Gleitzahl]]<br /> |align=center colspan=2| 43<br /> |align=center| 46–47<br /> |align=center| 45<br /> |align=center colspan=2| 46–47<br /> |-<br /> | Flügelprofil<br /> |align=center colspan=2| DFVLR HX 83<br /> |align=center colspan=4| HQ-31-A/XX<br /> |}<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Duo Discus x.jpg|Duo Discus X, Werksflugzeug D-8111<br /> Duo Discus x vorderes Cockpit.jpg|Duo Discus X, vorderes Cockpit<br /> Duo Discus x hinteres Cockpit.jpg|Duo Discus X, hinteres Cockpit<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste von Flugzeugtypen]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Schempp-Hirth Duo Discus}}<br /> * [http://easa.europa.eu/system/files/dfu/EASA-TCDS-A.025_Schempp--Hirth_Duo_Discus-08-10092013.pdf Musterzulassung der Duo Discus (C) – EASA-TCDS-A.025] (PDF; 144&amp;nbsp;kB)<br /> * [http://easa.europa.eu/system/files/dfu/EASA-TCDS-A.074_Schempp--Hirth_Duo_Discus_T-05-25112009.pdf Musterzulassung der Duo Discus T – EASA-TCDS-A.074] (PDF; 34&amp;nbsp;kB)<br /> * [http://www.schempp-hirth.com/index.php?id=62 Duo Discus x bei Schempp-Hirth]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Schempp-Hirth<br /> |Navigationsleiste US-Schulsegelflugzeuge}}<br /> <br /> [[Kategorie:Segelflugzeug]]<br /> [[Kategorie:Erstflug 1993]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Asiatische_Tigerm%C3%BCcke&diff=248643401 Asiatische Tigermücke 2024-09-16T11:07:04Z <p>7lima: Kasus korrigiert</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt die Asiatische '''Tiger'''mücke (''Aedes albopictus''), zur Asiatischen '''''Busch'''''mücke ''Aedes japonicus'' [[Asiatische Buschmücke|siehe dort]].}}<br /> <br /> &lt;!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --&gt;<br /> {{Taxobox<br /> | Taxon_Name = Asiatische Tigermücke<br /> | Taxon_WissName = Aedes albopictus<br /> | Taxon_Rang = Art<br /> | Taxon_Autor = ([[Frederick Askew Skuse|Skuse]], 1894)<br /> | Taxon2_WissName = Stegomyia<br /> | Taxon2_Rang = Untergattung<br /> | Taxon3_WissName = Aedes<br /> | Taxon3_Rang = Gattung<br /> | Taxon4_WissName = Aedini<br /> | Taxon4_Rang = Tribus<br /> | Taxon5_WissName = Culicinae<br /> | Taxon5_Rang = Unterfamilie<br /> | Taxon6_Name = Stechmücken<br /> | Taxon6_WissName = Culicidae<br /> | Taxon6_Rang = Familie<br /> | Bild = CDC-Gathany-Aedes-albopictus-1.jpg<br /> | Bildbeschreibung = Asiatische Tigermücke (''Aedes albopictus'')<br /> }}<br /> <br /> Die '''Asiatische Tigermücke''', gelegentlich auch „Tigermoskito“ (''Aedes albopictus'',&lt;ref name=&quot;Wilkerson et al. 2015&quot; /&gt; [[Synonym (Taxonomie)|Synonym]]: nach bis heute umstrittenem Vorschlag aus dem Jahr 2004 ''Stegomyia albopicta''), ist eine ursprünglich in den [[Südasien|süd-]] und [[Südostasien|südostasiatischen]] [[Tropen]] und [[Subtropen]] beheimatete [[Stechmücken]]art. Sie ist als [[Vektor (Biologie)|Überträger]] von Krankheitserregern wie beispielsweise dem [[Zika-Virus]], dem [[Chikungunya-Virus]] und dem [[Dengue-Virus]] bedeutsam. In den letzten Jahrzehnten wurde die Asiatische Tigermücke durch Warentransporte und Reisetätigkeiten weltweit verschleppt. Seit den 1990er Jahren verbreitet sie sich auch in Europa.&lt;ref name=&quot;Scholte&quot; /&gt; Unterstützt wird die Ausbreitung durch ihre enge Vergesellschaftung mit dem Menschen und große Anpassungsfähigkeit. Auch die [[globale Erwärmung]] erschließt der Asiatischen Tigermücke weitere Siedlungsgebiete.&lt;ref&gt;Sarah Cunze, Judith Kochmann, Lisa K. Koch, Sven Klimpel: ''Niche conservatism of Aedes albopictus and Aedes aegypti – two mosquito species with different invasion histories.'' In: ''Scientific Reports.'' Band 8, Artikel Nummer 7733, 2018, [[doi:10.1038/s41598-018-26092-2]].&lt;br /&gt;[https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/biowissenschaften-tigermuecken-sind-noch-auf-dem-vormarsch/ ''Tigermücken sind noch auf dem Vormarsch.''] Auf: ''uni-frankfurt.de'' vom 17. Mai 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Beschreibung ==<br /> [[Datei:Skuse-1894-The banded mosquito of Bengal.gif|mini|hochkant|Skuses Erstbeschreibung der Asiatischen Tigermücke unter dem Namen ''Culex albopictus''.]]<br /> [[Datei:CDC-Gathany-Aedes-albopictus-2.jpg|mini|hochkant|Die Asiatische Tigermücke kann anhand ihrer Zeichnung leicht identifiziert werden. Auffällig sind vor allem die gestreiften Hinterbeine und der weiße Strich auf dem Thorax und zwischen den Augen.]]<br /> <br /> === Name und Systematik ===<br /> Die Asiatische Tigermücke wurde 1894 von [[Frederick Askew Skuse]] unter dem [[Nomenklatur (Biologie)|Namen]] ''[[Culex]] albopictus'' ([[Latein|lat.]] ''Culex'' „Mücke“ und ''albopictus'' „weiß gezeichnet“) wissenschaftlich beschrieben.&lt;ref name=&quot;Skuse&quot; /&gt; Später wurde sie der Gattung ''[[Aedes]]'' ([[Altgriechische Sprache|gr.]] ''ἀηδής'' „widrig“) zugeordnet und ''Aedes albopictus'' genannt.&lt;ref name=&quot;Edwards 1920&quot; /&gt; Wie die [[Gelbfiebermücke]] gehörte sie innerhalb der Gattung ''Aedes'' lange zur Untergattung ''[[Stegomyia]]'' (gr. ''στέγος'' „Dach“, dies bezieht sich auf die Schuppen, die den Rücken von Vertretern dieser Untergattung vollständig bedecken, und ''μυῖα'' „Fliege“&lt;ref name=&quot;Theobald 1901&quot; /&gt;). 2004 wurde diese Untergattung in den Gattungsstatus erhoben,&lt;ref name=&quot;Reinert 2004&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Reinert 2005&quot; /&gt; weswegen der bereits Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kurzfristig verwendete Name ''Stegomyia albopicta'' eine kurze Renaissance erlebt. Unter anderem wegen der großen praktischen Bedeutung der Asiatischen Tigermücke für die Human- und Tiermedizin war die Umbenennung aber umstritten. Im Juli 2015 wurde die Stechmücke daher in die Gattung ''Aedes'' zurückgestellt, der Name ''Stegomyia'' dient nun wieder zur Bezeichnung einer Untergattung innerhalb der Gattung ''Aedes''.&lt;ref name=&quot;Wilkerson et al. 2015&quot; /&gt;<br /> <br /> === Merkmale ===<br /> Die Asiatische Tigermücke ist eine zwischen zwei und zehn Millimeter große, auffällig schwarz-weiß gemusterte Stechmücke.&lt;ref name=&quot;Skuse&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Huang&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Walker 2007&quot; /&gt; Die Schwankung in der Körpergröße der erwachsenen Tiere wird durch Unterschiede in der Dichte der [[Larve]]n und dem Nahrungsangebot in den Larvalgewässern hervorgerufen. Da diese Umstände selten optimal sind, ist die Körpergröße meistens deutlich kleiner als zehn Millimeter. So wurden bei einer Untersuchung von je zehn männlichen und weiblichen [[Imago (Zoologie)|Imagines]] 1962 die Durchschnittslänge des Hinterleibes ([[Abdomen (Gliederfüßer)|Abdomen]]) auf 2,63&amp;nbsp;Millimeter, die der Flügel auf 2,7&amp;nbsp;Millimeter und die mittlere Länge des Stechrüssels auf 1,88&amp;nbsp;Millimeter beziffert.&lt;ref name=&quot;Belkin&quot; /&gt;<br /> <br /> Die Männchen sind rund 20 Prozent kleiner als die Weibchen, ihnen aber [[Morphologie (Biologie)|morphologisch]] sehr ähnlich. Allerdings sind, wie allgemein bei Stechmücken, die [[Fühler (Biologie)|Fühler]] der Männchen im Vergleich zu denen der weiblichen Tiere auffällig buschiger. Auch sind die [[Palpus|Palpen]] länger als der Stechrüssel, während sie bei den Weibchen deutlich kürzer sind (typisch für Vertreter dieser Unterfamilie). Außerdem sind die Füße ([[Insektenbein|Tarsen]]) der Hinterbeine silbriger gefärbt: das vierte Segment ist etwa zu drei Vierteln silbrig schimmernd, das der Weibchen hingegen nur etwa zu 60 Prozent.<br /> <br /> Die übrigen Merkmale unterscheiden sich bei den beiden Geschlechtern nicht. Am Kopf verläuft mittig eine silbrige Linie aus eng aneinander liegenden Schuppen, die sich am oberen Brustteil ([[Thorax (Gliederfüßer)|Thorax]]) fortsetzt. Diese Zeichnung ist das sicherste Merkmal zur Identifikation der Asiatischen Tigermücke.<br /> <br /> Der Stechrüssel (Proboscis) ist dunkel gefärbt, das Spitzensegment der Palpen an der vorderen Hälfte silbrig beschuppt, das [[Labium (Insekt)|Labium]] besitzt auf der Unterseite keine helle Linie. Die [[Facettenauge]]n sind deutlich voneinander getrennt. Der [[Halsschild]] (Scutum), der vordere Teil des [[Notum|Mesonotums]] des Thorax, ist neben der charakteristischen weißen Mittellinie schwarz. An den Seiten des Thorax, dem Schildchen ([[Scutellum (Insekten)|Scutellum]]) sowie am Hinterleib befinden sich zahlreiche Flecken mit silbrig-weißen Schuppen.<br /> <br /> Auch auf den Fußgliedern ([[Tarsus (Gliederfüßer)|Tarsen]]) befinden sich solche Schuppen; vor allem die oft in der Luft geschwenkten Hinterbeine, deren Tarsenglieder 1 bis 4 an der Basis weiß beschuppt sind, wirken dadurch schwarz-weiß geringelt. Bei den Tarsen der vorderen und mittleren Beine sind nur die ersten drei Segmente gezeichnet, während das letzte, fünfte Glied der Hinterbeine komplett weiß ist. Die [[Femur (Gliederfüßer)|Femora]] sind ebenfalls schwarz und haben weiße Schuppen am Ende der „Knie“, die der mittleren Beine besitzen keine silbrige Linie auf der Oberseite. Die Femora der Hinterbeine haben kurze weiße Linien an der Basis der Oberseiten. Die [[Tibia (Gliederfüßer)|Tibien]] sind an der Basis schwarz und tragen keine weißen Schuppen.<br /> <br /> Die [[Tergit]]e auf den Segmenten zwei bis sechs des Hinterleibes sind dunkel und an der Basis mit einer annähernd dreieckigen, silbrig-weißen Markierung versehen, die nicht mit den silbrigen Bändern auf der Bauchseite des Hinterleibs ([[Abdomen (Gliederfüßer)|Abdomen]]) verbunden sind. Dies ist lediglich am siebten Hinterleibssegment der Fall. Die transparenten Flügel tragen an der Basis der [[Costalader]] einen weißen Punkt.<br /> <br /> Bei älteren Exemplaren können die Schuppen teilweise abgetragen sein, so dass die genannten Merkmale nicht immer hervorstechen.&lt;ref name=&quot;Belkin&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Huang 2004&quot; /&gt;<br /> <br /> === Ähnliche Arten ===<br /> In Europa kann die weit verbreitete, aber meistens nicht in großer Dichte vorkommende [[Ringelmücke]] (''Culiseta annulata'') mit der Tigermücke verwechselt werden, da sie ebenfalls geringelte Beinzeichnungen aufweist. Allerdings fehlt dieser Art die weiße Linie am Thorax, zudem ist sie meistens deutlich größer als ''Aedes albopictus'', nicht schwarz-weiß, sondern eher in Beige- und Grautönen gezeichnet, hat Flügel mit deutlicheren Adern und jeweils drei dunklen, verschwommenen Flecken.<br /> <br /> Im östlichen Mittelmeerraum kann ''Aedes albopictus'' zudem mit ''[[Aedes cretinus]]'' verwechselt werden, die zur selben Gattung gehört und ähnliche Larvalgewässer verwendet. ''Aedes cretinus'' hat ebenfalls einen weißen Strich auf dem Scutum, der sich aber kurz vor dem Hinterleib aufgabelt. Dazu hat diese Art in der hinteren Hälfte des Scutums zwei zusätzliche Linien links und rechts der Mittellinie. Gefunden wurde ''Aedes cretinus'' bisher auf [[Kreta]], in [[Georgien]], [[Griechenland]], [[Nordmazedonien|Mazedonien]], der [[Türkei]] und auf [[Zypern]].&lt;ref name=&quot;Lane&quot; /&gt;<br /> <br /> Außerhalb Europas kann die Asiatische Tigermücke mit anderen Vertretern der Untergattung ''Stegomyia'' verwechselt werden, die häufig ebenso deutliche schwarz-weiße Muster ausweisen. Dazu zählt vor allem die verbreitet in den [[Tropen]] und [[Subtropen]] vorkommende [[Gelbfiebermücke]] (''Aedes (Stegomyia) aegypti''). Von Schwesternarten wie ''Aedes (Stegomyia) scutellaris'' ([[Indien]], [[Indonesien]], [[Papua-Neuguinea]], [[Philippinen]]), ''[[Aedes pseudoalbopictus|Aedes (Stegomyia) pseudoalbopictus]]'' (Indien, Indonesien, [[Malaysia]], [[Myanmar]], [[Nepal]], [[Taiwan (Insel)|Taiwan]], [[Thailand]] und [[Vietnam]]) oder ''[[Aedes seatoi|Aedes (Stegomyia) seatoi]]'' (Thailand) ist sie nur schwer unterscheidbar.&lt;ref name=&quot;Huang 2004&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Huang 1969&quot; /&gt;<br /> <br /> == Lebensweise und Lebenszyklus ==<br /> [[Datei:Lebenszyklus der Asiatischen Tigermücke Aedes albopictus syn. Stegomyia albopicta.jpg|mini|Lebenszyklus der Asiatischen Tigermücke ''Aedes albopictus'']]<br /> <br /> === Lebensraum ===<br /> Asiatische Tigermücken kommen in städtischen, vorstädtischen und ländlichen Gebieten vor. In Wäldern können sie ebenfalls vertreten sein, dann allerdings vor allem in den Randzonen nahe menschlicher Siedlungen und im [[Sekundärwald]]. In vegetationsarmen [[Biotop]]en werden sie selten oder nie gefunden.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;<br /> <br /> === Ernährung und Wirtsfindung ===<br /> [[Datei:Aedes Albopictus.jpg|mini|Weibliche Asiatische Tigermücke zu Beginn der Blutmahlzeit]]<br /> [[Datei:Aedes-albopictus.jpg|mini|Nach dem Saugen ist das Abdomen blutgefüllt.]]<br /> <br /> Wie bei anderen Stechmücken auch saugen ausschließlich die Weibchen [[Blut]], das sie für die Bildung der Eier benötigen. Ansonsten decken sie ihren Energiebedarf wie die männlichen Mücken durch [[Nektar (Botanik)|Nektar]] und süße Pflanzensäfte.<br /> <br /> Bei der [[Wirt (Biologie)|Wirtsfindung]] spielen neben vom Wirt produziertem [[Kohlendioxid]] und organischen Substanzen auch Feuchtigkeit und die optische Erkennung eine Rolle. Die Wirtssuche findet zweiphasig statt: zunächst einem ungerichteten Suchverhalten und bei Wahrnehmung von Wirtsreizen gezieltem Anflug.&lt;ref name=&quot;Estrada&quot; /&gt; Beim Fang von Tigermücken mit speziellen Fallen sind Kohlendioxid und eine Kombination aus Substanzen, die auch auf der menschlichen Haut vorkommen ([[Fettsäuren]], [[Ammoniak]] und [[Milchsäure]]), attraktiv.&lt;ref name=&quot;Feltner&quot; /&gt;<br /> <br /> Die Asiatische Tigermücke sticht vor allem tagsüber, abhängig von Region und Biotop allerdings mit verschiedenen Aktivitätsspitzen, die meistens in den Morgen- und Abendstunden liegen. Sie sucht ihre Wirte innerhalb und außerhalb menschlicher Behausungen auf, scheint aber besonders außen aktiv zu sein. Die Größe der Blutmahlzeit hängt von der Größe der Mücke ab und liegt bei rund zwei Mikrolitern.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Estrada&quot; /&gt;<br /> <br /> Neben den Menschen sticht die Asiatische Tigermücke auch andere Säugetiere und Vögel.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Estrada&quot; /&gt; Da sie zumeist wache und aktive Wirte aufsucht, ist sie bei der Wirtsfindung und Blutmahlzeit sowohl hartnäckig als auch vorsichtig. So müssen Blutmahlzeiten oft abgebrochen werden, ohne dass genügend Blut für die Produktion der Eier aufgenommen werden konnte. Daher stechen Asiatische Tigermücken in einem Eiablagezyklus oft mehrere Wirte, was sie zu [[Effektivität|effektiven]] Krankheitsüberträgern macht. Die Eigenheit, Wirte verschiedener Arten zu stechen, macht sie zudem zum möglichen [[Vektor (Biologie)|Brückenvektor]], der Krankheitserregern wie zum Beispiel dem [[West-Nil-Virus]] das Überspringen von Artgrenzen ermöglicht.<br /> <br /> [[Datei:CDC-Gathany-Aedes-albopictus-4409.jpg|mini|Eine männliche Tigermücke begattet ein Weibchen während dessen Blutmahlzeit. Eine derartige Begattung ist jedoch untypisch; die Paarung erfolgt normalerweise während des Fluges, allerdings oft in der Nähe des Wirtes.]]<br /> [[Datei:Altreifen 17032007 01.jpg|mini|Im Freien gelagerte Altreifen sind als Regenwasserreservoir geeignete Eiablagestellen für die Asiatische Tigermücke. Oft werden Eier oder Larven zusammen mit den Reifen in andere Staaten exportiert.]]<br /> <br /> === Fortpflanzungsbiologie ===<br /> <br /> ==== Paarung ====<br /> Männliche Tigermücken halten sich häufig in der Nähe potentieller Wirte der Weibchen auf und versuchen, die sich nähernden Geschlechtspartnerinnen zu begatten. Paarungsschwärme über unbeweglichen Landmarken wurden ebenfalls beobachtet. Wie bei anderen Stechmücken ist das Summen der Weibchen für die Männchen attraktiv, die Artgenossen erkennen sich durch [[Chemorezeptor|Kontaktchemorezeption]]. Die Paarung erfolgt im Flug, mit dem Männchen unterhalb des Weibchens und mit dem Rücken nach unten. Eine [[Begattung|Kopulation]] dauert normalerweise nicht länger als zehn Sekunden.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;<br /> <br /> ==== Eiablage ====<br /> Das Weibchen produziert normalerweise pro Eiablagezyklus zwischen 40 und 90 Eiern, während des gesamten Lebens durchschnittlich mehr als 300 Eier. Die 0,5&amp;nbsp;Millimeter langen, schwarzen, gegen Austrocknung resistenten Eier werden einzeln und dicht oberhalb kleiner Wasseransammlungen abgelegt.&lt;ref name=&quot;UBA&quot;&gt;[https://www.umweltbundesamt.de/asiatische-tigermuecke#fortpflanzung Umweltbundesamt: ''Asiatische Tigermücke.'']&lt;/ref&gt; In einem Zyklus können daher an mehreren Orten Eier deponiert werden. Eiablagebiotope sind beispielsweise Astlöcher, Blattachseln von Pflanzen, Bambusstumpfen, Kokosnussschalen, in städtischer Umgebung meist verstopfte Regenrinnen, Gullis oder mit Wasser gefüllte Behälter wie Regentonnen, Blumenvasen, Pflanzenuntersetzer, Eimer, Dosen, Flaschen oder Gläser.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt; Besonders attraktiv sind im Freien gelagerte Autoreifen.&lt;ref name=&quot;Dalla Pozza&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Roiz&quot; /&gt;<br /> <br /> Die Eier der Tigermücke sind monatelang trockenheitsresistent, weswegen sie auch in austrocknenden Behältern nicht geschädigt werden. Regen, der den Wasserspiegel steigen lässt, löst das [[Schlüpfen]] der [[Larve|Mückenlarven]] aus. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Larve genügend Zeit hat, sich zu entwickeln, bevor das Wasser verdunstet. Die Ruhedauer zwischen Ablage und dem Schlüpfen des ersten Larvenstadiums (in der die Embryonalentwicklung stattfindet) kann zwischen wenigen Tagen und zwei Wochen liegen.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;<br /> <br /> Welche Reize das Schlüpfen aus den Eiern auslösen, ist nicht vollständig geklärt. Eier können wochenlang im Wasser liegen oder auch mehrmals austrocknen, bevor die Larven schlüpfen. Bei ausgetrockneten Eiern führt eine geringere Sauerstoffkonzentration zu höheren Schlupfraten, während sich bei jüngeren Eiern die Schlupfrate mit steigender Sauerstoffkonzentration erhöht.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;<br /> <br /> ==== Larvalentwicklung ====<br /> Wie für Stechmücken charakteristisch, gibt es vier im Wasser lebende Larvenstadien, die sich von organischem Material und Mikroorganismen ernähren. Die Larven haben am Hinterende ein Atemröhrchen, mit dem sie sich kopfüber an die Wasseroberfläche hängen können. In dieser Position strudeln sie sich mithilfe ihrer Mundwerkzeuge Nahrungspartikel zu und fressen diese. Nach Abschluss jedes Stadiums häutet sich die Larve; mit der vierten Häutung verpuppen sich die Tiere.<br /> <br /> Die Entwicklungsdauer der Larven ist abhängig von Temperatur, Nahrungsangebot und dem Mückenstamm. Bei Temperaturen um 25&amp;nbsp;Grad Celsius und unter optimaler Nahrungsversorgung dauert das Larvenstadium fünf bis zehn Tage. Bei der Untersuchung eines japanischen Stammes wurde bei unter 11&amp;nbsp;Grad die Larvalentwicklung eingestellt, bei Temperaturen zwischen 14 und 18&amp;nbsp;Grad dauerte es bis zur Verpuppung bis zu drei Wochen. Auch durch Nahrungsmangel kann sich diese Zeit auf Wochen in die Länge ziehen. Allgemein dauert die Entwicklung männlicher Tiere kürzer als die der Weibchen.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;<br /> <br /> Erhöhte Larvendichte und schlechteres Nahrungsangebot erhöht die Sterberate der Larven und verkleinert die Körpergröße der erwachsenen Tiere. Letzteres hat auch Einfluss auf die Vermehrungsrate. Kleinere Weibchen werden nach dem Schlüpfen langsamer reproduktionsbereit und produzieren weniger Eier pro Ablagezyklus, Analoges gilt für kleinere Männchen.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;<br /> <br /> Feldversuche und -beobachtungen haben gezeigt, dass die Sterberate der Larven von ''Aedes albopictus'' bei über 70 Prozent liegt. Obwohl die Sterblichkeit der Larven maßgeblich durch Besatzdichte und Nahrungsangebot beeinflusst wird, können dabei auch Fressfeinde und [[Parasiten]] eine Rolle spielen.<br /> <br /> ==== Pupalentwicklung ====<br /> Die [[Puppe (Insekt)|Puppe]] ist wie bei allen [[Holometabole Insekten|holometabolen Insekten]] das Ruhestadium, in dem keine Nahrung aufgenommen wird und sich die Larve in das erwachsene Tier umwandelt. Wie bei allen Stechmücken verbleiben die Puppen im Wasser und atmen unter der Wasseroberfläche hängend durch zwei Atemröhrchen am Vorderende. Sie sind beweglich, können bei Störung fliehen und von der Wasseroberfläche abtauchen. Ihre Entwicklungsdauer ist wie die der Larven temperaturabhängig: Bei 30&amp;nbsp;Grad Celsius ist sie nach zwei Tagen abgeschlossen, bei 25&amp;nbsp;Grad sind es drei Tage und bei einer Wassertemperatur von 20&amp;nbsp;Grad fünf Tage. Die Sterberate der Puppen lag bei Untersuchungen in [[Singapur]] unter Feldbedingungen bei etwa ein Prozent.&lt;ref name=&quot;Estrada&quot; /&gt;<br /> <br /> === Natürliche Feinde ===<br /> Die meisten Fraßfeinde der Asiatischen Tigermücke fressen diese im wasserlebenden Larvenstadium.&lt;ref name=&quot;UBA&quot; /&gt; Da die Eiablage oberhalb des Wasserspiegels erfolgt, können die Eier jedoch auch von landlebenden Insekten erbeutet werden. Dazu zählen die [[Ameisen]]art ''[[Rote Feuerameise|Solenopsis invicta]]'' und die Larve des [[Marienkäfer]]s ''[[Curinus coeruleus]]''. Diese kann bei entsprechendem Angebot in drei Tagen mehr als 100 Eier vernichten.&lt;ref name=&quot;Yang&quot; /&gt; Larven der nicht blutsaugenden Stechmückengattung ''[[Toxorhynchites]]'' fressen Mückenlarven und werden oft gemeinsam mit Tigermückenlarven gefunden. Auch [[Plattwürmer]] und kleine [[Schwimmkäfer]] wurden als Fressfeinde beobachtet.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt;<br /> <br /> Als Parasiten können vor allem Pilze, [[Wimpertierchen]] und andere [[Einzeller]] auftreten. Angehörige von Wasserschimmelpilzen der Gattung ''Coelomomyces'' (Abteilung [[Töpfchenpilze]] (Chytridiomycetes), Ordnung [[Blastocladiales]]) entwickeln sich in der Körperhöhle (dem Haemocoel) von Mückenlarven. Die Art ''Coelomomyces stegomyiae'' wurde als erste bei der Asiatischen Tigermücke gefunden.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt; Zu den Wimpertierchen, die Larven der Asiatischen Tigermücke befallen können, gehört die ebenfalls zuerst in ihnen nachgewiesene ''Lambornella stegomyiae'' ([[Hymenostomatida]]: Tetrahymenidae).&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt; Über [[Virulenz]], Todesrate und die sich daraus ergebende Möglichkeit, ''Lambornella'' als biologisches Bekämpfungsmittel einzusetzen, herrschen allerdings widersprüchliche Einschätzungen.&lt;ref name=&quot;Arshad&quot; /&gt;&lt;ref&gt;I. Vythilingam u.&amp;nbsp;a.: ''Distribution of 'Lambornella stegomyiae' in Malaysia and its Potential for the Control of Mosquitoes of Public Health Importance.'' In: ''Journal of Vector Ecology.'' Band 21, Nr. 1, 1996, S.&amp;nbsp;89–93.&lt;/ref&gt; Parasiten aus dem [[Taxon]] der [[Apicomplexa]] können die Larvenstadien von Stechmücken infizieren; die Art ''Ascogregarina taiwanensis'' wurde in Asiatischen Tigermücken beschrieben.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt; Die erwachsenen Mücken geben beim Schlüpfen aus der Puppe [[Infektion|infektiöse]] Zwischenstadien des Parasiten an das Wasser ab und schließen so den Infektionszyklus. Infizierte sind häufig kleiner als nichtinfizierte Tiere und haben eine geringfügig erhöhte Sterberate; dabei spielen anscheinend zusätzlich auch Nahrungsversorgung und Dichte des Larvenbesatzes eine Rolle. Eine Infektion mit ''Ascogregarina'' kann also in [[Konkurrenz (Ökologie)|Konkurrenzsituationen]] zu anderen, nichtinfizierten Mücken die [[Fitness (Biologie)|biologische Fitness]] verringern. Da es für die Weitergabe des Parasiten allerdings notwendig ist, dass der Wirt das Erwachsenenstadium erreicht, ist seine Verwendung als nachhaltiges biologisches Bekämpfungsmittel unwahrscheinlich.&lt;ref name=&quot;Tseng&quot;&gt;M. Tseng: ''Ascogregarine parasites as possible biocontrol agents of mosquitoes.'' In: ''AMCA Bulletin.'' Band 23, Nr. 2, 2007, S.&amp;nbsp;30–35.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Räuberische [[Ruderfußkrebse]] der Familie der [[Cyclopidae]] scheinen zwar in den natürlichen Lebensräumen von Asiatischen Tigermückenlarven nicht verbreitet vorzukommen, fressen sie bei Gelegenheit aber bereitwillig.&lt;ref name=&quot;Hawley&quot; /&gt; Bei der Bekämpfung von Tigermücken könnten deshalb Angehörige verschiedener Gattungen (besonders ''[[Mesocyclops]]'') eine interessante Möglichkeit darstellen.&lt;ref name=&quot;Marten&quot;&gt;G. G. Marten, J. W. Reid: ''Cyclopoid Copepods.'' In: ''AMCA Bulletin.'' Band 23, Nr. 2, 2007, S.&amp;nbsp;65–92.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Räuber adulter Asiatischer Tigermücken wurden in Malaysia verschiedene [[Webspinnen]]arten nachgewiesen. Bei bis zu 90 % der auf Gummiplantagen und einem Friedhof gesammelten Spinnen konnten sie als Beute nachgewiesen werden. Ob die Spinnen allerdings einen Einfluss auf die [[Population (Biologie)|Mückenpopulation]] haben, blieb ungeklärt; Tigermücken waren trotz Anwesenheit der Spinnen in Fülle vorhanden.&lt;ref name=&quot;Sulaiman&quot;&gt;S. Sulaiman u.&amp;nbsp;a.: ''Serological Identification of the Predators of Adult ‘Aedes albopictus’ (Skuse) (Diptera: Culicidae) in Rubber Plantations and a Cemetery in Malaysia.'' In: ''Journal of Vector Ecology.''Band 21, Nr. 1, 1995, S.&amp;nbsp;22–25.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verbreitung ==<br /> === Klimatische Anpassung ===<br /> Obwohl die Asiatische Tigermücke in tropischen und subtropischen Regionen beheimatet ist, passt sie sich erfolgreich kühleren Regionen an. Sie ist in den feuchtwarmen [[Tropen]] ganzjährig aktiv, überwintert aber in [[Gemäßigtes Klima|gemäßigten Klimaregionen]] meist im Eistadium. Eier von Stämmen, die gemäßigte Zonen besiedeln, sind zudem kältetoleranter als die aus wärmeren Regionen. Dabei können im Feld selbst Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Schnee toleriert werden.&lt;ref name=&quot;Hawley 1989&quot;&gt;W. H. Hawley u.&amp;nbsp;a.: ''Overwintering Survival of Aedes albopictus (Diptera: Culicidae) Eggs in Indiana.'' In: '' Journal of Medical Entomology.'' Band 26, Nr. 2, 1989, S.&amp;nbsp;122–129.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Hanson&quot;&gt;S. M. Hanson, G. B. Craig: ''Aedes albopictus (Diptera: Culcidae) Eggs: Field Survivorship During Northern Indiana Winters.'' In: ''Journal of Medical Entomology.'' Band 32, Nr. 5, 1995, S.&amp;nbsp;599–604.&lt;/ref&gt; Zusätzlich können erwachsene Tigermücken in passenden [[Mikrohabitat]]en den Winter überstehen.&lt;ref name=&quot;Romi&quot;&gt;R. Romi u.&amp;nbsp;a.: ''Cold acclimation and overwintering of female Aedes albopictus in Roma.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' Band 22, Nr. 1, 2006, S.&amp;nbsp;149–151.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Geografische Verbreitung ===<br /> [[Datei:Albopictus distribution 2007.png|mini|300px|Verbreitung der Asiatischen Tigermücke. Blau die ursprüngliche Heimat, türkis die Gebiete, in die ''Aedes albopictus'' in den letzten 30 Jahren eingeschleppt wurde.]]<br /> Ursprünglich war die Asiatische Tigermücke in [[Südostasien]] beheimatet; die Erstbeschreibung erfolgte mit Exemplaren aus [[Bengalen]].&lt;ref name=&quot;Skuse&quot; /&gt; Für 1967 wurden weite Teile [[Asien]]s und der Inselwelt des [[Indischer Ozean|Indischen]] und [[Pazifischer Ozean|Pazifischen Ozeans]] als ihr Verbreitungsgebiet angegeben.&lt;ref&gt;M. S. Watson: ''Aedes (Stegomyia) albopictus: a literature review.'' In: ''Department of the Army. Fort Detrick MD, Miscellaneous Publications.'' Band 22, 1967, S.&amp;nbsp;1–38.&lt;/ref&gt; Inzwischen ist sie von [[Portugal]] bis zur [[Türkei]] auch bei den nördlichen [[Mittelmeer]]-Anrainern nachweisbar.&lt;ref&gt;[https://www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/aedes-albopictus-current-known-distribution-february-2023 ''Aedes albopictus – current known distribution: February 2023.''] Auf: ''ecdc.europa.eu'' vom 27. März 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Afrika und Naher Osten ====<br /> In '''[[Südafrika]]''' wurde die Art 1990 gefunden,&lt;ref&gt;A. J. Cornel, R. H. Hunt: ''Aedes albopictus in Africa? First records of live specimens in imported tires in Capetown.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' Band 7, 1991, S. 107–108.&lt;/ref&gt; in [[Nigeria]] ist sie seit mindestens 1991 heimisch.&lt;ref&gt;H. M. Savage u.&amp;nbsp;a.: ''First record of breeding populations of Aedes albopictus in continental Africa: Implications for arboviral transmission.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' Band 8, Nr. 1, 1992, S.&amp;nbsp;101–103.&lt;/ref&gt; 1999/2000 breitete sie sich nach '''[[Kamerun]]''',&lt;ref&gt;D. Fontenille, J. C. Toto: ''Aedes (Stegomyia) albopictus (Skuse), a potential new Dengue vector in Southern Cameroon.'' In: ''Emerging Infectious Diseases.'' Band 7, 2001, S. 1066–1067 [http://www.cdc.gov/ncidod/EID/vol7no6/fontenille.htm (online)].&lt;/ref&gt; 2001 auf die Insel [[Bioko]], '''[[Äquatorialguinea]]'''&lt;ref&gt;J. C. Toto, S. Abaga, P. Carnevale, F. Simard: ''First report of the oriental mosquito 'Aedes albopictus’ on the West African island of Bioko, Equatorial Guinea.'' In: ''Medical and Veterinary Entomology.'' Band 17, 2003, S. 343–346.&lt;/ref&gt; und 2006 nach '''[[Gabun]]''' aus.&lt;ref name=&quot;Krueger&quot;&gt;A. Krueger, R. M. Hagen: ''Short communication: First record of Aedes albopictus in Gabon, Central Africa.'' In: ''Tropical Medicine and International Health.'' Band 12, 2007, S.&amp;nbsp;1105–1107.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im [[Naher Osten|Nahen Osten]] wurde die Art 2003 im '''[[Libanon]]''' und 2005 in '''[[Syrien]]''' nachgewiesen; der erste Fund in '''[[Israel]]''' wurde 2003 veröffentlicht.&lt;ref&gt;N. Haddad u.&amp;nbsp;a.: ''Presence of Aedes albopictus in Lebanon and Syria.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' Band 23, Nr. 2, 2007, S. 226–228.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Australien, Neuseeland ====<br /> In [[Australien]] und [[Neuseeland]] ist die Asiatische Tigermücke nicht heimisch; zwar wurde die Art dort bereits mehrfach eingeschleppt, konnte sich aber bisher nicht etablieren.&lt;ref name=&quot;Russel&quot;&gt;R. C. Russel u.&amp;nbsp;a.: ''Aedes (Stegomyia) albopictus - A Dengue Threat for Southern Australia?'' In: ''Communicable Diseases Intelligence.'' Band 29, Nr. 3, 2005, S.&amp;nbsp;296–298.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Derraik&quot;&gt;J. G. B. Derraik: ''A Scenario for Invasion and Dispersal of Aedes albopictus (Diptera: Culicidae) in New Zealand.'' In: ''Journal of Medical Entomology.'' Band 43, Nr. 1, 2006, S.&amp;nbsp;1–8.&lt;/ref&gt; Dies liegt nicht zuletzt an der gut organisierten [[Entomologie|entomologischen]] Überwachung der Häfen und Flughäfen in diesen Ländern. Auf Inseln der [[Torres-Straße]] zwischen dem australischen [[Queensland]] und [[Papua-Neuguinea]] ist die Art allerdings inzwischen heimisch geworden.&lt;ref name=&quot;Ritchie 2006&quot;&gt;S. A. Ritchie: ''Discovery of a Widespread Infestation of Aedes albopictus in the Torres Strait, Australia.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' Band 22, Nr. 3, 2006, S.&amp;nbsp;358–365.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Europa ====<br /> &lt;!-- Chronologisch nach Nachweisen! --&gt;<br /> &lt;!-- &quot;Nicht aktuell!&quot; --&gt;<br /> In Europa trat die Art erstmals 1979 in '''[[Albanien]]''' auf, wohin sie offenbar mit Warenlieferungen aus der [[Volksrepublik China]] eingeführt wurde. Eine Gruppe von Forschern der [[University of Liverpool]] unter Leitung von Cyril Caminade hat gemäß einer Veröffentlichung im April 2012 in der Zeitschrift ''Interface'' der [[Royal Society]] berechnet, dass die Tigermücke aufgrund des [[Globale Erwärmung|Klimawandels]] zwischen 2030 und 2050 in weiten Teilen Europas die für sie notwendigen Lebensbedingungen vorfinden wird.&lt;ref&gt;[https://web.archive.org/web/20120428002740/http://www.nzz.ch/nachrichten/hintergrund/wissenschaft/die-tigermuecke-fliegt-nordwaerts_1.16623441.html ''Die Tigermücke fliegt nordwärts''.] In: ''NZZ Online.'' 25. April 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1990/91 wurde ''Aedes albopictus'' wahrscheinlich mit gebrauchten Reifen aus [[Georgia]] (USA) nach '''[[Italien]]''' verschleppt und ist inzwischen fast auf dem gesamten italienischen Festland sowie in weiten Teilen [[Sizilien]]s und [[Sardinien]]s verbreitet.<br /> <br /> Seit 1999 ist sie in '''[[Frankreich]]''' auf dem Festland vor allem in [[Südfrankreich]] vertreten. 2002 wurde sie auch auf [[Korsika]] in einem Feriendorf gefunden, wo sie sich aber erst ab 2005 endgültig etablieren konnte. Seit 2013 ist die Art im [[Elsass]] und an der [[Rheinschiene]] zu finden. 2018 galten 51 [[Département]]s in Territorialfrankreich als befallen, im Sommer 2023 sollen es 67 sein, im [[Département Bas-Rhin]] z. B. wird die Tigermücke offiziell in etwa 30 [[Gemeinde]]n gezählt.&lt;ref name=&quot;badische-zeitung.de 2023-07-27 Bärbel Nückles&quot;/&gt;<br /> <br /> In '''[[Belgien]]''' wurde sie erstmals 2000 nachgewiesen, 2001 in '''[[Montenegro]]''', 2003 im [[Kanton Tessin]] in der südlichen '''[[Schweiz]]''' und in '''[[Griechenland]]''', 2004 in '''[[Spanien]]''' auf dem Festland ([[Katalonien]]) und in '''[[Kroatien]]''', 2005 in den '''[[Niederlande]]n''', in '''[[Slowenien]]'''&lt;ref name=&quot;Scholte&quot; /&gt; sowie erneut in Griechenland.&lt;ref&gt;A. Samanidou-Voyadjoglou u.&amp;nbsp;a.: ''Confirmation of'' Aedes albopictus'' (Skuse) (Diptera:Culicidae) in Greece.'' In: ''European Mosquito Bulletin.'' Band 19, 2005, S.&amp;nbsp;10–11 ([http://www.e-m-b.org/sites/e-m-b.org/files/European_Mosquito_Bulletin_Publications811/EMB19/EMB19_03.pdf Volltext als PDF; 660 kB]).&lt;/ref&gt; 2006 folgten Funde in '''[[Bosnien und Herzegowina]]'''.&lt;ref name=&quot;Scholte&quot; /&gt;<br /> <br /> Erstnachweise in der '''[[Türkei]]''' erfolgten 2012 in [[Ostthrakien]],&lt;ref&gt;K. Oter u.&amp;nbsp;a.: ''First record of ''Stegomyaia albopicta'' in Turkey determined by active ovitrap surveillance and DNS barcoding.'' Abstract Book, E-SOVE 2012, S. 125 ([http://www.esove2012.eu/media/fichiers/abstract-book_esove-2012 Volltext als PDF; 4,72 MB]).&lt;/ref&gt; in''' [[Tschechien]]''' an zwei Raststationen an der [[Europastraße 461]], kurz hinter der Grenze zu [[Österreich]]&lt;ref&gt;O. Šebesta u.&amp;nbsp;a.: ''An invasive mosquito species'' Aedes albopictus ''found in the Czech Republic, 2012.'' In: ''Eurosurveillance.'' Band 17, Nr. 3, 2012 ([http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=20301 eurosurveillance.org]).&lt;/ref&gt; und auf [[Mallorca]].&lt;ref&gt;M. Miguel u.&amp;nbsp;a.: ''First detection of ''Aedes albopictus'' (Diptera: Culicidae) in the Balearic Islands (Spain) and assessment of its establishment according to the ECDC guidelines.'' In: ''Journal of the European Mosquito Control Association. (JEMCA)'' Band 31, 2013, S.&amp;nbsp;8–11 ([http://e-m-b.org/sites/e-m-b.org/files/EMB(31)8-11.pdf Volltext als PDF; 309 kB]).&lt;/ref&gt; In '''[[Rumänien]]''' werden Erwachsene und Larven der Asiatischen Tigermücke seit 2012 regelmäßig in [[Bukarest]] nachgewiesen, sodass zumindest in der Hauptstadt von einer Etablierung der Art ausgegangen wird.&lt;ref&gt;Prioteasa u.&amp;nbsp;a.: ''Established Population of the Invasive Mosquito Species ''Aedes albopictus'' in Romania, 2012–14.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' Band 31, 2015, S. 177–181. [[doi:10.2987/14-6462R]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In '''[[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]]''' wurden erstmals im September 2016 Mückeneier auf einem LKW-Rastplatz nahe einer Tankstelle bei [[Westenhanger]] in der Nähe des Eurotunnels gefunden.&lt;ref&gt;Jolyon M Medlock, Alexander GC Vaux, Benjamin Cull, Francis Schaffner, Emma Gillingham, Valentin Pfluger, Steve Leach ''[http://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(17)30024-5/fulltext?elsca1=etoc Detection of the invasive mosquito species Aedes albopictus in southern England].'' In: ''Lancet.'' Band 17, Nr. 2, S. 140, Februar 2017; abgerufen am 31. Januar 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) =====<br /> &lt;!-- Nach Land (ABC!), dort chronologisch! --&gt;<br /> In '''Deutschland''' wurden im September 2007 auf einer Autobahnraststätte der [[Bundesautobahn 5|A5]] bei [[Bad Bellingen]] ([[Baden-Württemberg]]) erstmals Eier der Mücke entdeckt;&lt;ref name=&quot;Pluskota&quot;&gt;B. Pluskota u.&amp;nbsp;a.: ''First record of ''Stegomyia albopicta'' (Skuse) (Diptera: Culicidae) in Germany.'' In: ''European Mosquito Bulletin.'' Band 26, 2008, S.&amp;nbsp;1–5 ([http://e-m-b.org/sites/e-m-b.org/files/European_Mosquito_Bulletin_Publications811/EMB26/EMB26_1.pdf Volltext als PDF; 257 kB]).&lt;/ref&gt; im Juli 2011 wurde bei [[Weil am Rhein]] und ebenfalls in der Nähe einer Autobahnraststätte der A5 ein erwachsenes Weibchen gefangen.&lt;ref&gt;D. Werner, M. Kronefeld, F. Schaffner, H. Kampen: [http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=20067 ''Two invasive mosquito species, ''Aedes albopictus'' and ''Aedes japonicus japonicus'', trapped in south-west Germany, July to August 2011.''] In: ''[[Eurosurveillance]].'' Band 17, Nr. 4, 26. Januar 2012.&lt;/ref&gt; In Weil am Rhein wird die Ausbreitung mit Unterstützung privater Gartenbesitzer kontrolliert und bekämpft:&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.weilamrhein.tigermuecke.info/ |titel=Tigermückenbekämpfung Weil am Rhein |abruf=2020-05-23}}&lt;/ref&gt; Im Frühjahr 2020 wurden hier zunächst keine neuen Individuen entdeckt, dafür an mehreren Stellen die ebenfalls eingeschleppte [[Asiatische Buschmücke]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/weil-am-rhein-rechnet-damit-dass-die-tigermuecken-population-waechst |titel=Weil am Rhein rechnet damit, dass die Tigermücken-Population wächst - Weil am Rhein - Badische Zeitung |abruf=2020-05-23 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Justin Pietsch |Titel=Süddeutschland: Japanische Buschmücke breitet sich immer weiter aus |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2011-05-31 |Online=https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article13404715/Japanische-Buschmuecke-breitet-sich-immer-weiter-aus.html |Abruf=2020-05-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2012 wurden unter anderem in [[Baden-Württemberg]] und [[Bayern]] an jeweils vier Standorten Mückenfallen zur Überwachung eingeschleppter Mücken aufgestellt. An drei dieser acht Standorte wurden Asiatische Tigermücken gefangen, welche auf wiederholte und regelmäßige Einschleppungen über Verkehrswege von Südeuropa nach Deutschland und damit auf ein höheres Risiko einer Etablierung hinwiesen.&lt;ref&gt;Becker u.&amp;nbsp;a.: ''Repeated introduction of Aedes albopictus into Germany, July to October 2012.'' In: ''Parasitology Research.'' Dezember 2012, [[doi:10.1007/s00436-012-3230-1]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im August 2014 wurden im Rahmen des [[Mückenatlas|deutschen Mückenatlas]] am [[Waldsee (Freiburg im Breisgau)|Waldsee]] in [[Freiburg im Breisgau]] Larven, Puppen und Eier entdeckt, d.&amp;nbsp;h. erstmals alle Entwicklungsstadien außerhalb der Flugdistanz zu Autobahnen festgestellt.&lt;ref name=&quot;Werner und Kampen&quot;&gt;Doreen Werner, Helge Kampen: ''Aedes albopictus breeding in southern Germany, 2014.'' In: ''Parasitology Research.'' 3. Dezember 2014, [[doi:10.1007/s00436-014-4244-7]].&lt;/ref&gt; Im Sommer 2015 wurden im Freiburger Westen in einer [[Kleingarten]]anlage in der Nachbarschaft der LKW-Verlade-Station der „[[Rollende Landstraße|Rollenden Landstraße]]“ hunderte Mückenlarven, Puppen und adulte Exemplare entdeckt, womit dort von einer „stabilen [[Population (Biologie)|Population]]“ innerhalb Deutschlands gesprochen werden kann.&lt;ref&gt;Katharina Meyer: [http://www.badische-zeitung.de/freiburg/die-tigermuecke-setzt-sich-in-suedbaden-fest--108264273.html ''Die Tigermücke setzt sich in Südbaden fest.''] In: ''[[Badische-zeitung.de]].'' 24. Juli 2015.&lt;/ref&gt; 2016 hat die Stadt die ''[[Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage]] e. V.'' (KABS) mit der Bekämpfung der Mücke beauftragt;&lt;ref&gt;[[freiburg.de]], 20. Juni 2016, {{Webarchiv|url=http://www.freiburg.de/pb/,Lde/1107583.html |wayback=20170731194415 |text=''Stadt Freiburg beauftragt Fachstelle mit Beobachtung und Bekämpfung der Tigermücke sowie Prävention und Information.''}} (17. September 2017).&lt;/ref&gt; 2017 stellte sie 100.000,00 € für entsprechende Maßnahmen sowie eine 14-köpfige Aktionsgruppe zur Bekämpfung bereit.&lt;ref&gt;[[badische-zeitung.de]], 16. September 2017, Fabian Vögtle: [http://www.badische-zeitung.de/so-kaempft-die-task-force-gegen-die-freiburger-tigermuecken-plage ''So kämpft die Task-Force gegen die Freiburger Tigermücken-Plage''] (17. September 2017).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zunächst in [[Heidelberg]] wurden 2016 1.000 durch die [[Sterile-Insekten-Technik]] unfruchtbar gemachte Mückenmännchen pro Hektar ausgesetzt, um die Schlüpfraten zu dezimieren. 2017 wurde mit dem Aussetzen früher im Jahr begonnen und die Zahl der freigesetzten unfruchtbaren Individuen auf 3.000/Hektar erhöht; auch Freiburg sollte in den Bekämpfungsversuch eingebunden werden.&lt;ref&gt;[[spiegel.de]], 17. Juli 2017: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tigermuecken-in-deutschland-tausende-sterile-maennchen-ausgesetzt-a-1158263.html ''Massensterilisation soll Tigermücken in Deutschland ausrotten.''] Auf: ''spiegel.de'' vom 17. September 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2018 und 2019 wurden auch im Stadtgebiet von [[Frankfurt am Main]] Tigermücken nachgewiesen;&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=https://www.hessenschau.de/panorama/asiatische-tigermuecke-in-frankfurt-nachgewiesen,asiatische-tigermuecke-frankfurt-100.html |wayback=20190918200243 |text=''Asiatische Tigermücke in Frankfurt nachgewiesen.''}} Im Original publiziert auf ''hessenschau.de'' vom 18. September 2019.&lt;/ref&gt; im Sommer 2019 auch in der [[Fürth]]er ''Kalbsiedlung'' in [[Mittelfranken]] eine größere Population von Mücken und Larven.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Alexandra Voigt |url=https://www.nordbayern.de/region/fuerth/grosse-population-tigermucke-sorgt-in-furth-fur-unbehagen-1.11215415 |titel=Große Population: Tigermücke sorgt in Fürth für Unbehagen |werk=nordbayern.de |hrsg=Verlag Nürnberger Presse |datum=2022-07-17 |sprache=de |abruf=2022-07-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Berlin]] ist der bisher nördlichste Punkt Deutschlands, an dem die Tigermücke nachgewiesen wurde: Von dort werden seit 2017 vereinzelte Sichtungen der Tigermücke gemeldet, 2022 erstmals eine Überwinterung nachgewiesen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/07/asiatische-tigermuecke-berlin-ueberwintert-nachgewiesen-ausbreitung.html |titel=Asiatische Tigermücke hat in Berlin überwintert |abruf=2022-07-21 |autor= |werk=[[rbb24]] |datum=2022-07-21}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.berlin.de/aktuelles/7642641-958090-asiatische-tigermuecke-nachgewiesen-verd.html ''Asiatische Tigermücke nachgewiesen.''] Auf: ''berlin.de'' vom 21. Juli 2022.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Sommer 2023 gilt die Art in [[Baden (Land)|Südbaden]] als etabliert&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/die-tigermuecke-ist-nach-suedbaden-gekommen-um-zu-bleiben |titel=Die Tigermücke ist nach Südbaden gekommen, um zu bleiben |datum=2022-10-24 |sprache=de |abruf=2023-09-18}}&lt;/ref&gt; und wird in [[Süddeutschland|Süd-]] bzw. [[Südwestdeutschland]] an mehreren Orten nachgewiesen und bekämpft,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/landratsamt-breisgau-hochschwarzwald-tigermuecken-breiten-sich-in-der-region-aus-und-sollen-bekaempf--259068710.html |titel=Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald: Tigermücken breiten sich in der Region aus und sollen bekämpft werden |datum=2023-05-03 |sprache=de |abruf=2023-09-18}}&lt;/ref&gt; so in der [[Ortenau]] in [[Mahlberg]] ([[Orschweier (Mahlberg)|Orschweier]]),&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/im-mahlberger-ortsteil-orschweier-wurde-eine-asiatische-tigermuecke-entdeckt--281210413.html |titel=Im Mahlberger Ortsteil Orschweier wurde eine asiatische Tigermücke entdeckt |datum=2023-08-24 |sprache=de |abruf=2023-09-18}}&lt;/ref&gt; am [[Hochrhein]] in [[Rheinfelden (Baden)]] ([[Herten (Rheinfelden)|Herten]]),&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/die-stadt-rheinfelden-bittet-um-hilfe-bei-bekaempfung-der-tigermuecke--268146454.html |titel=Die Stadt Rheinfelden bittet um Hilfe bei Bekämpfung der Tigermücke |datum=2023-06-15 |sprache=de |abruf=2023-09-18}}&lt;/ref&gt;, am [[Oberrhein]] in [[Weil am Rhein]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/bei-der-tigermuecke-kommt-es-auf-die-mithilfe-der-weiler-buerger-an--283464215.html |titel=Bei der Tigermücke kommt es auf die Mithilfe der Weiler Bürger an |datum=2023-09-07 |sprache=de |abruf=2023-09-18}}&lt;/ref&gt; sowie im Stadtgebiet von [[Stuttgart]];&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Stuttgart Journal |url=https://stuttgart-journal.de/tp3/2023/12/20/tigermuecken-bekaempfung-in-stuttgart-gesundheitsamt-ruft-auf/ |titel=Tigermücken-Bekämpfung in Stuttgart: Gesundheitsamt ruft auf |datum=2023-12-23 |sprache=de |abruf=2023-12-23}}&lt;/ref&gt; ausserdem im westlich des Oberrheins benachbarten [[Elsass]] (Frankreich).&lt;ref name=&quot;badische-zeitung.de 2023-07-27 Bärbel Nückles&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/auch-im-elsass-gehen-die-behoerden-gegen-die-tigermuecke-vor--276616085.html |titel=Auch im Elsass gehen die Behörden gegen die Tigermücke vor |datum=2023-07-27 |sprache=de |abruf=2023-09-18}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Herbst 2023 spricht man auch aufgrund dessen, dass die Art auch tagsüber aktiv ist, im Bereich [[Neuenburg am Rhein]] bereits von einer „Tigermücken-[[Landplage|Plage]]“: Nach einem im Vorjahr noch aufgrund mangelnden Handlungsdrucks von der Kommune abgelehnten Angebot zur Bekämpfung überlegt man nun den jährlich ca. doppelt so teuren Beitritt zur ''[[Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage|Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage]]'' (KABS); eine [[Bürgerinitiative]] zur Beschleunigung der Schnakenbekämpfung soll gegründet werden. Im [[Markgräflerland]] gibt es derweil einzelne weitere Nachweise.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/in-neuenburg-herrscht-eine-tigermuecken-plage--285499059.html |titel=In Neuenburg herrscht eine Tigermücken-Plage |datum=2023-09-18 |sprache=de |abruf=2023-09-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In '''[[Österreich]]''' gibt es seit 2012 Nachweise für die Asiatische Tigermücke in den Bundesländern [[Burgenland]] und [[Tirol]],&lt;ref name=&quot;Zobodat&quot;&gt;Bernhard Seidel, Norbert Nowotny, Alexander Indra &amp; Franz Allerberger [https://www.zobodat.at/pdf/BEF_16_0083-0088.pdf ''Emergence of the Asian tiger mosquito, Aedes (Stegomyia) albopictus (Diptera: Culicidae) in two geographically separated Austrian provinces, May and September 2012.''] In: ''Beiträge zur Entomofaunistik.'' Band 16, 2015, S. 83–88.&lt;/ref&gt; seit 2020 auch in [[Wien]].&lt;ref name=&quot;Wiley&quot;&gt;Karin Bakran-Lebl, Carina Zittra, Josef Harl, Bita Shahi-Barogh, Andreas Grätzl, David Ebmer, Francis Schaffner, Hans-Peter Führer: ''Arrival of the Asian tiger mosquito, Aedes albopictus (Skuse, 1895) in Vienna, Austria and initial monitoring activities.'' In: ''Transboundary and Emerging Diseases.'' Band 68, Nr. 6, 2021, S. 3145–3150, {{DOI|10.1111/tbed.14169}}.&lt;/ref&gt; Das [[Habitat]] im burgenländischen [[Bezirk Jennersdorf]] unweit der [[Ungarn|ungarischen]] Grenze liegt wie das Vorkommen in Wien in der [[Pannonisches Klima|pannonischen Klimazone]] und scheint für eine Etablierung der Art geeignet,&lt;ref name=&quot;Zobodat&quot; /&gt; speziell dann, wenn die Asiatische Tigermücke durch den Klimawandel zunehmend günstige Bedingungen vorfindet.<br /> <br /> Bei dem Vorkommen im Tiroler [[Inntal]] ist wegen der klimatischen Verhältnisse weniger davon auszugehen, dass die Art hier überwinternde reproduzierende Populationen bilden kann. Es handelt sich vielmehr um eine saisonale Einschleppung entlang der Transportwege von [[Südeuropa]] nach Deutschland. Dennoch konnten entlang der [[Inntalautobahn]] auf zwei Autobahnraststationen Eier der Asiatischen Tigermücke festgestellt werden, ebenso beim Grenzübergang nach [[Bayern]] in [[Kiefersfelden]].&lt;ref name=&quot;plos&quot;&gt;Hans-Peter Führer, Ellen Schöner, Stefanie Weiler, Bita Shahi Barogh, Carina Zittra, Gernot Walder: ''Monitoring of alien mosquitoes in Western Austria (Tyrol, Austria, 2018).'' In: ''PLoS Negleted Tropical Diseases.'' Band 14, Nr. 6, 2020, Artikel e0008433, {{DOI|10.1371/journal.pntd.0008433}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der '''[[Schweiz]]''' hat sich die Asiatische Tigermücke vor allem im [[Kanton Tessin]] fast flächendeckend in 60 Gemeinden ausgebreitet, wo sie 2003 erstmals gesichtet wurde.&lt;ref&gt;''[http://www.20min.ch/schweiz/news/story/21073815 Übertragen Tessiner Mücken bald Zika-Virus?]'' (Meldung &quot;20 min&quot;) Auf: ''20min.ch'' vom 31. Januar 2016; zuletzt abgerufen am 6. September 2016.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;bern&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/untersuchungen-des-tigermueckenbestandes-im-obstberg |titel=Untersuchungen des Tigermückenbestandes im Obstberg |werk=bern.ch |hrsg=Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün der Stadt Bern |datum=2022-05-06 |abruf=2022-05-07}}&lt;/ref&gt; Nachdem die Insekten 2015 erstmals in [[Kanton Basel-Stadt|Basel-Stadt]] gesichtet wurden, wurden im Frühjahr 2020 auch im Siedlungsgebiet der Gemeinden [[Muttenz]] und [[Reinach BL|Reinach]] im [[Kanton Basel-Landschaft]] Larven der asiatischen Tigermücke gefunden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/die-tigermuecke-taucht-im-kanton-baselland-auf |titel=Die Tigermücke taucht im Kanton Baselland auf - Baselland - Badische Zeitung |abruf=2020-05-23 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; Erstmals wurden Larven der Tigermücke im Kanton Basel-Landschaft bereits 2019 nachgewiesen, 2020 eine etablierte Population in [[Birsfelden]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/direktionen/bau-und-umweltschutzdirektion/medienmitteilungen/mithilfe-bei-der-tigermueckenbekaempfung-1 |titel=Mithilfe bei der Tigermückenbekämpfung |hrsg=Bau- und Umweltschutzdirektion des Kantons Basel-Land |datum=2021-04-21 |abruf=2021-04-27}}&lt;/ref&gt; 2019 wurde die Bekämpfung in der Region [[Basel]] verstärkt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/tipps-an-die-bevoelkerung-basel-sagt-der-tigermuecke-den-kampf-an |titel=Tipps an die Bevölkerung - Basel sagt der Tigermücke den Kampf an |werk=[[Schweizer Radio und Fernsehen|srf.ch]] |datum=2019-05-28 |zugriff=2019-05-28}}&lt;/ref&gt; Sie werden regelmäßig mit einem biologischen [[Larvizid]] bekämpft.&lt;ref name=&quot;bern&quot;/&gt; In den Quartieren [[Basel-St. Johann|St. Johann]] und [[Basel-Kleinhüningen|Kleinhüningen]] haben sich die Mücken bereits fest angesiedelt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.medien.bs.ch/nm/2021-neue-informationskampagne-zur-bekaempfung-der-tigermuecke-in-basel-stadt-gd.html |titel=Neue Informationskampagne zur Bekämpfung der Tigermücke in Basel-Stadt |hrsg=Gesundheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt |datum=2021-04-21 |abruf=2021-04-27}}&lt;/ref&gt; Auch in [[Bern]] wurde die Asiatische Tigermücke 2019 erstmals gesichtet.&lt;ref name=&quot;bern&quot;/&gt; Nachdem im Oktober 2023 erste Populationen im [[Kanton Aargau]] entdeckt wurden, folgten im Mai 2024 zwei Brutstätten mit Larven in [[Rheinfelden AG|Rheinfelden]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.srf.ch/news/schweiz/invasive-stechmuecke-tigermuecke-breitet-sich-aus-zwei-populationen-im-aargau-entdeckt |titel=Invasive Stechmücke - Tigermücke breitet sich aus: Zwei Populationen im Aargau entdeckt |werk=[[Schweizer Radio und Fernsehen|srf.ch]] |datum=2024-05-14 |abruf=2024-05-14}}&lt;/ref&gt; Seit 2022 wird die [[Sterile-Insekten-Technik]] auch in der Schweiz getestet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/dossiers/eine-methode-im-kampf-gegen-tigermuecken.html |titel=Unfruchtbare Männchen: Eine neue Methode im Kampf gegen die Tigermücke |werk=[[Bundesamt für Umwelt|bafu.admin.ch]] |datum=2023-05-10 |abruf=2024-05-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Nord-, Südamerika und Karibik ====<br /> Der erste Nachweis in Nordamerika erfolgte 1983 in [[Memphis (Tennessee)]].&lt;ref name=&quot;Reiter&quot;&gt;P. Reiter, R. F. Darsie: ''Aedes albopictus in Memphis, Tennessee (USA): an achievement of modern transportation?'' In: ''Mosquito News.'' Band 44, Nr. 3, 1984, S.&amp;nbsp;296–399.&lt;/ref&gt; Wenig später wurde in [[Texas]] 1985 eine Population festgestellt.&lt;ref name=&quot;Sprenger&quot;&gt;D. Sprenger, T. Wuithiranyagool: ''The discovery and distribution of Aedes albopictus in Harris County, Texas.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' Band 2, Nr. 2, 1985, S.&amp;nbsp;217–219.&lt;/ref&gt; Ende der 1990er war die Art dann bereits in mindestens 25 Staaten der [[Vereinigte Staaten|USA]] heimisch geworden.&lt;ref name=&quot;Moore&quot;&gt;C. G. Moore, C. J. Mitchell: ''Aedes albopictus in the United States: Ten-Year Presence and Public Health Implications.'' In: ''Emerging Infectious Diseases.'' Band 3, Nr. 3, 1997, S.&amp;nbsp;329–334.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1986 wurden Asiatische Tigermücken erstmals in [[Brasilien]] entdeckt,&lt;ref name=&quot;Forattini&quot;&gt;O. P. Forattini: ''Aedes (Stegomyia) albopictus (Skuse) identification in Brazil.'' In: ''Revista de Saude Publics.'' (Sao Paulo) Band 20, 1986, S.&amp;nbsp;244–245.&lt;/ref&gt; 1988 in [[Mexiko]].&lt;ref&gt;CDC [Centers for Disease Control]: ''Update: Aedes albopictus infestation United States, Mexico.'' In: ''Morbidity and mortality weekly report.'' Nr. 38, 1989, S. 445–446.&lt;/ref&gt; Weitere Erstnachweise in Lateinamerika erfolgten 1993 in der [[Dominikanische Republik|Dominikanischen Republik]], 1995 in [[Bolivien]], [[Kuba]], [[Honduras]] und [[Guatemala]], 1996 in [[El Salvador]], 1997 auf den [[Kaimaninseln]], 1998 in [[Argentinien]], 1999 in [[Paraguay]], 2001 in [[Kolumbien]], 2002 in [[Panama]] und 2003 in [[Uruguay]] und [[Nicaragua]].&lt;ref&gt;M. E. Cuéllar-Jiménez u.&amp;nbsp;a.: ''Detectión de Aedes albopictus (Skuse) (Diptera: Culicidae) en la ciudad de Cali, Valle del Cauca, Colombia.'' In: ''[http://www.scielo.org.co/scielo.php?pid=S0120-41572007000200014&amp;script=sci_arttext Biomédica].'' Nr. 27, 2007, S.&amp;nbsp;273–279.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Verbreitungswege ===<br /> Über große Distanzen erfolgt die weltweite Verbreitung der Asiatischen Tigermücke in erster Linie auf dem Seeweg, wobei die Eier, Larven und Puppen in teilweise mit Wasser gefüllten gebrauchten Autoreifen, an Glücksbambus (''[[Dracaena sanderiana]]'') und Schnittblumen sowie in ihren Versandbehältern verschleppt werden. Daneben spielt auch der Transport in LKW, PKW und Zügen eine wichtige Rolle. Die Flugweite ist mit meist nur wenigen hundert Metern gering und somit für die schnelle Verbreitung weniger wichtig.<br /> <br /> === Konkurrenz zu etablierten Stechmückenarten ===<br /> Bei ihrer Ausbreitung in zuvor nicht besiedelte Regionen und Habitate konnte vereinzelt beobachtet werden, dass die Asiatische Tigermücke andere Arten mit ähnlichen Eiablagebiotopen verdrängt hat.&lt;ref&gt;L. P. Lounibos: ''Competitive displacement and reduction.'' In: ''American Mosquito Control Association Bulletin.'' (AMCA Bulletin) Band 23, 2007, S.&amp;nbsp;276–282.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In [[Kalkutta]] wurde zum Beispiel schon in den 1950ern beobachtet, dass in Stadtvierteln, in denen Malariamücken (Gattung ''[[Anopheles]]'') mit [[Dichlordiphenyltrichlorethan|DDT]] bekämpft worden waren, auch keine [[Gelbfiebermücke]]n (''Aedes aegypti'') mehr gefunden wurden. Allerdings waren die Eiablagebehälter nun von der Asiatischen Tigermücke besiedelt worden.&lt;ref&gt;S. K. Gilotra u.&amp;nbsp;a.: ''Observations on possible competitive displacement between populations of ‘Aedes aegypti’ Linnaeus and ‘Aedes albopictus’ Skuse in Calcutta.'' In: ''WHO Bulletin.'' Band 37, 1967, S. 437–446.&lt;/ref&gt; Der Grund dafür dürfte in diesem Fall gewesen sein, dass bei der Malariamückenbekämpfung mit DDT vor allem die inneren Wände von Behausungen behandelt werden, um die dort ruhenden Mücken zu töten. Da die Gelbfiebermücke sich ebenfalls vor allem im Inneren aufhält, wurde auch sie getroffen – die auch im Umkreis menschlicher Behausungen ruhende Asiatische Tigermücke hatte damit einen Vorteil. In anderen Fällen, in denen Gelbfiebermücken von Asiatischen Tigermücken zurückgedrängt wurden, wie etwa in Florida,&lt;ref&gt;J. A. Hornby, T. W. Miller: ''‘Aedes albopictus’ distribution, abundance, and colonization in Lee County, Florida, and its effect on ‘Aedes aegypti’.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' Band 10, 1994, S. 397–402.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;G. F. O’Meara u.&amp;nbsp;a. (1995): ''Spread of ‘Aedes albopictus’ and decline of ‘Ae. aegypti’ (Diptera: Culicidae) in Florida.'' In: ''Journal of Medical Entomology.'' Band 32, 1995, S. 554–562.&lt;/ref&gt; greift diese Erklärung aber nicht. Weitere Hypothesen sind daher vor allem die Konkurrenz in den Larvengewässern, Unterschiede in [[Stoffwechsel]] (Metabolismus) und Fortpflanzungsbiologie, oder auch eine größere Anfälligkeit für Parasiten.&lt;ref name=&quot;Carrieri&quot;&gt;M. Carrieri u.&amp;nbsp;a.: ''On the Competition Occurring Between 'Aedes albopictus’ and 'Culex pipiens’ (Diptera: Culicidae) in Italy.'' In: ''Environmental Entomology.'' Band 32, Nr. 6, 2003, S. 1313–1321.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine andere von eingewanderten Asiatischen Tigermücken zurückgedrängte Art war ''Aedes (Stegomyia) guamensis'' auf Guam.&lt;ref&gt;L. E. Rozeboom, J. R. Bridges: ''Relative population densities of ‘Aedes albopictus’ and ‘A. guamensis’ on Guam.'' In: ''WHO Bulletin.'' Band 46, 1972, S. 477–483.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Europa ähnelt die Asiatische Tigermücke in ihrer engen Vergesellschaftung mit dem Menschen am ehesten der [[Gemeine Stechmücke|Gemeinen Stechmücke]] (''Culex pipiens''). Neben anderen Unterschieden in ihrer Biologie bevorzugt ''Culex pipiens'' allerdings größere Eiablagebehälter und ist kältetoleranter. Insofern besteht eine echte Konkurrenz- oder Verdrängungssituation wohl nicht.&lt;ref name=&quot;Carrieri&quot; /&gt;<br /> <br /> Zur möglichen Konkurrenz mit Stechmücken, die ihre Eier ebenfalls in Astlöchern und an ähnlichen Orten ablegen (''[[Aedes cretinus]]'', ''[[Dahlia geniculata]]'' und ''[[Anopheles plumbeus]]'') existieren bisher keine Beobachtungen. Diese Arten kommen allerdings auch nicht bevorzugt in menschlicher Umgebung vor.<br /> <br /> Anscheinend deckt die Asiatische Tigermücke in Europa also eine weitgehend neue Nische ab. Dies bedeutet auch, dass es keine einheimischen Stechmücken geben dürfte, die als alteingesessene Arten ihrer weiteren Verbreitung entgegenstehen.<br /> <br /> == Rolle als Überträger von Krankheitserregern ==<br /> Gesichert ist, dass die Asiatische Tigermücke für den Menschen [[pathogen]]e und teilweise gefährliche [[Arboviren]] übertragen kann: Zu nennen sind hier unter anderen das [[West-Nil-Virus]], das [[Gelbfiebervirus]], die Erreger der [[St.-Louis-Enzephalitis]], des [[Denguefieber|Dengue-Fiebers]] und des [[Chikungunya-Fieber]]s.&lt;ref&gt;P. Hochedez u.&amp;nbsp;a.: ''Chikungunya Infection in Travelers.'' In: ''Emerging Infectious Diseases.'' Band 12, Nr. 10, 2006, {{ISSN|1080-6040}}, S. 1565–1567 ([http://www.cdc.gov/ncidod/eid/vol12no10/pdfs/06-0495.pdf PDF; 128 kB]).&lt;/ref&gt; Vermutet wird auch die Übertragungsmöglichkeit des [[Zika-Virus]].&lt;ref&gt;Gilda Grard, Mélanie Caron, Illich Manfred Mombo u.&amp;nbsp;a.: ''Zika Virus in Gabon (Central Africa) – 2007: A New Threat from Aedes albopictus?'' In: ''PLOS Neglected Tropical Diseases.'' 6. Februar 2014, [[doi:10.1371/journal.pntd.0002681]].&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Pei-Sze Jeslyn Wong, Mei-zhi Irene Li, Chee-Seng Chong u.&amp;nbsp;a.: ''Aedes (Stegomyia) albopictus (Skuse): A Potential Vector of Zika Virus in Singapore.'' In: ''PLOS Neglected Tropical Diseases.'' 1. August 2013, [[doi:10.1371/journal.pntd.0002348]].&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Zikavirus/Zikavirus-Infektionen.html ''Zikavirus-Infektionen: Antworten auf häufig gestellte Fragen.''] Auf: ''rki.de'' vom 29. Januar 2016.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch [[veterinärmedizin]]isch ist die Tigermücke relevant, zum Beispiel als Überträger von [[Fadenwürmer]]n: Sowohl ''[[Dirofilaria immitis]]'', der die [[Herzwurmerkrankung]] bei [[Haushund]]en verursacht, als auch ''[[Dirofilaria repens]]'', der im Unterhautgewebe von Hunden parasitiert, kann von Asiatischen Tigermücken übertragen werden.&lt;ref&gt;N. G. Gratz: ''Critical review of the vector status of ‘Aedes albopictus’.'' In: ''Medical and Veterinary Entomology.'' Band 18, Nr. 3, 2004, S. 215–227, PMID 15347388.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Chikungunya-Fieber ===<br /> Asiatische Tigermücken waren bei der Chikungunya-Epidemie von 2005/2006 auf der französischen Insel [[Réunion|La Réunion]] Überträger des Virus. Bis September 2006 wurden dabei Schätzungen zufolge 266.000 Menschen infiziert; 248 Fälle führten zum Tode.&lt;ref&gt;[http://www.promedmail.org/ ProMED-mail] (2006) ''Chikungunya - Indian Ocean update (32)'' - 14. Okt. 2006 - Archive Number 20061014.2953.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch beim ersten Chikungunya-Ausbruch auf dem europäischen Kontinent im Sommer 2007 in der italienischen [[Provinz Ravenna]] mit rund 200 Betroffenen war die Asiatische Tigermücke der Überträger.&lt;ref&gt;Angelini u.&amp;nbsp;a.: ''Chikungunya in north-eastern Italy: a summing up of the outbreak.'' In: ''Eurosurveillance Weekly Release - Surveillance Report.'' Band 12, Nr. 11, 2007 ({{Webarchiv|text=online |url=http://www.eurosurveillance.org/ew/2007/071122.asp |wayback=20071226003416}}).&lt;/ref&gt; Auslöser war ein erkrankter Tourist, der das Virus aus Indien eingeschleppt hatte.&lt;ref&gt;[[Bundesamt für Umwelt]] BAFU: {{Webarchiv | url=http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/umwelt/08880/08916/index.html?lang=de | wayback=20140916231207 | text=''Gesundheitsgefährdende Organismen: Jagd auf die Tigermücke.''}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Anscheinend wird ein mutierter Stamm des Chikungunya-Virus durch die Asiatische Tigermücke besonders gut übertragen, sodass eine weitere Ausbreitung der Krankheit in Gebieten mit Asiatischen Tigermücken zu befürchten ist.&lt;ref&gt;K. A. Tsetsarkin u.&amp;nbsp;a.: ''A Single Mutation in Chikungunya Virus Affects Vector Specificity and Epidemic Potential.'' In: ''[[PLOS Pathogens]].'' Band 3, Nr. 12, 2007, S. e201, {{DOI|10.1371/journal.ppat.0030201}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Oktober 2014 wurden 11 vor Ort übertragene Fälle von Chikungunya in [[Montpellier]] ([[Frankreich]]) nachgewiesen, wo die Asiatische Tigermücke seit 2010 etabliert ist. Das Virus war offenbar aus [[Kamerun]] eingeschleppt worden.&lt;ref&gt;Delisle u.&amp;nbsp;a.: [http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=21108 ''Chikungunya outbreak in Montpellier, France, September to October 2014.''] In: ''Eurosurveillance.'' Band 20, Nr. 17, 2015, S. 21108.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Anfang August 2015 wurde von den spanischen Gesundheitsbehörden die Infektion eines in [[Valencia]] lebenden, 60-jährigen Mannes mit dem Chikungunya-Fieber bestätigt, der zuvor nicht in Gebiete gereist war, in denen die Krankheit vorkommt.&lt;ref&gt;[http://www.who.int/csr/don/10-august-2015-chikungunya/en/ WHO Chikungunya – Spain. Disease outbreak news. 10. August 2015].&lt;/ref&gt; In Valencia und Umgebung ist ''Aedes albopictus'' fest etabliert.&lt;ref&gt;Alarcón-Elbal u.&amp;nbsp;a.: ''Updated distribution of ''Aedes albopictus'' (Diptera: Culicidae) in Spain: new findings in the mainland Spanish Levante, 2013.'' In: ''Memórias do Instituto Oswaldo Cruz.'' Nr. 109, 2014, S. 782–786, [[doi:10.1590/0074-0276140214]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Dengue-Fieber ===<br /> Im September 2010 wurden in [[Nizza]] ([[Südfrankreich]]) zwei vor Ort und offenbar von ''Aedes albopictus'' übertragene Dengue-Infektionen nachgewiesen.&lt;ref&gt;La Ruche u.&amp;nbsp;a.: ''[http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=19676 First two autochthonous dengue virus infections in metropolitan France, September 2010].'' In: ''Euro Surveill.'' 2010, Band 15, Nr. 39, Artikel-ID: 19676.&lt;/ref&gt; Ebenfalls im Herbst 2010 wurde zunächst bei einem deutschen Touristen, der zuvor in [[Kroatien]] Urlaub gemacht hatte, Dengue diagnostiziert. In der Folge wurde auch bei einer Frau, die in demselben Urlaubsort lebte, eine akute Dengueerkrankung festgestellt. Bei neun ihrer Nachbarn wurden immunologische Hinweise auf eine überstandene Infektion gefunden. Keine dieser Personen hatte sich zuvor in Gebieten aufgehalten, in denen Dengue endemisch ist.&lt;ref&gt;Gjenero-Margan u.&amp;nbsp;a.: ''[http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=19805 Autochthonous dengue fever in Croatia, August–September 2010.]'' In: ''Eurosurveillance.'' Band 16, Nr. 9, 2011, Artikel-ID: 19805.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Nähe von [[Aix-en-Provence]] (Südfrankreich) wurde 2013 eine weitere lokal und wohl von der Asiatischen Tigermücke übertragene Dengueinfektion nachgewiesen.&lt;ref&gt;Marchand u.&amp;nbsp;a.: ''[http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=20661 Autochthonous case of dengue in France, October 2013].'' In: ''Eurosurveillance.'' Band 18, Nr. 50, 2013, Artikel-ID: 20661.&lt;/ref&gt; Im August 2015 wurden im südfranzösischen [[Nîmes]] zwei vor Ort erworbene Fälle von Dengue entdeckt.&lt;ref&gt;''{{Webarchiv|url=http://www.invs.sante.fr/Dossiers-thematiques/Maladies-infectieuses/Maladies-a-transmission-vectorielle/Chikungunya/Donnees-epidemiologiques/France-metropolitaine/Chikungunya-et-dengue-Donnees-de-la-surveillance-renforcee-en-France-metropolitaine-en-2015 |wayback=20150924035828 |text=Chikungunya et dengue - Données de la surveillance renforcée en France métropolitaine en 2015}}.'' Mitteilung vom 24. August 2015 auf der Website des französischen ''Institut de Veille Sanitaire (InVS)''; abgerufen am 24. August 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Überwachung und Bekämpfung ==<br /> [[Datei:Ovitrap-Ticino.jpg|mini|Eine Ovitrap für die Feststellung der Anwesenheit von Tigermücken. Die braunen Körner geben [[Bacillus thuringiensis israelensis|Bti]] ab, das eventuell ausschlüpfende Larven abtötet.]]<br /> [[Datei:Dry Aedes albopictus eggs.jpg|mini|Getrocknete Eier der Asiatischen Tigermücke auf dem Holzpaddel einer Ovitrap]]<br /> <br /> Durch die hohe Anpassungsfähigkeit der Asiatischen Tigermücke, den engen Kontakt zum Menschen und ihre Fortpflanzungsbiologie ist die Art schwer zu bekämpfen oder zu kontrollieren.<br /> <br /> Um eine weitere Verbreitung und Festsetzung (Etablierung) zu verhindern, ist eine effiziente Überwachung möglicher Einfallsrouten notwendig. Zusätzlich zur Überwachung von Häfen, Lagerhäusern mit importierten Pflanzen und Reifenhalden sollten auch Tankstellen und Rastplätze an Autobahnen sowie Bahnhöfe mit Hilfe passender Methoden beobachtet werden.&lt;ref name=&quot;BAFU2011&quot;&gt;Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Bundesamt für Gesundheit (BAG): ''Konzept 2011 für die Bekämpfung der Tigermücke Aedes albopictus und der von ihr übertragenen Krankheiten in der Schweiz.'' 2011 ([http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/23530.pdf Volltext als PDF; 392 kB]).&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;ECDC-guideline&quot;&gt;European Centre for Disease Prevention and Control: ''Guidelines for the surveillance of invasive mosquitoes in Europe.'' ECDC, Stockholm 2012, ISBN 978-92-9193-378-5, [[doi:10.2900/61134]], ([http://ecdc.europa.eu/en/publications/Publications/TER-Mosquito-surveillance-guidelines.pdf Volltext als PDF]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Neben der Kontrolle möglicher Larvengewässer werden bei der Überwachung normalerweise sogenannte ''Ovitraps'' verwendet, schwarze Wasserbehälter, in denen Styroporblöckchen schwimmen oder kleine hölzerne Paddel die Wasseroberfläche berühren. Anwesende weibliche Tigermücken legen ihre Eier auf diese Oberflächen und werden so indirekt nachgewiesen, entweder durch die Bestimmung der Eier oder der Larven, die man im Labor aus ihnen schlüpfen lässt. Dies geschieht teilweise schon innerhalb weniger Stunden. Varianten dieser Fallen mit Klebefolien (''sticky traps'') halten die eiablegenden Mücken fest,&lt;ref&gt;L. Facchinelli u.&amp;nbsp;a.: ''Development of a novel sticky trap for container-breeding mosquitoes and evaluation of its sampling properties to monitor urban populations of ‘Aedes albopictus’.'' In: ''Medical and Veterinary Entomology.'' Band 21, Nr. 2, 2007, S. 183–195. PMID 17550438.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;R. A. Gama u.&amp;nbsp;a.: ''Evaluation of the sticky MosquiTRAP™ for detecting 'Aedes (Stegomyia) aegypti' (L.) (Diptera: Culicidae) during the dry season in Belo Horizonte, Minas Gerais, Brazil.'' In: ''Neotropical Entomology.'' Band 36, Nr. 2, 2007 [http://www.scielo.br/scielo.php?script=sci_arttext&amp;pid=S1519-566X2007000200018&amp;lng=in&amp;nrm=iso&amp;tlng=in (online)].&lt;/ref&gt; sind in der Handhabung aber aufwendiger. Allerdings variieren die Ergebnisse und sind unter anderem abhängig von der Verfügbarkeit alternativer Eiablagegewässer. Sie werden deswegen am besten in größerer Zahl und in Kombination mit anderen Überwachungsmethoden eingesetzt.<br /> <br /> Für den Fang erwachsener Tigermücken werden spezielle Fallen verwendet, die mit Hilfe eines [[Ventilator]]s eine aufwärtsgerichtete und mit [[Ammoniak]], [[Fettsäure]]n und [[Milchsäure]] versetzte Luftströmung produzieren, die in Form und Zusammensetzung der Duftfahne des menschlichen Körpers ähnelt.&lt;ref&gt;Meeraus u.&amp;nbsp;a.: ''Field Comparison of Novel and Gold Standard Traps for Collecting ‘Aedes albopictus’ in Northern Virginia.'' Vortrag auf der 32. Jahreskonferenz der ''Mid-Atlantic Mosquito Control Association.'' 2007. {{Webarchiv | url=http://www.mamca.org/2007Meeting/22_1110_Meerarus.pdf | wayback=20110727060501 | text=(PDF; 1 MB)}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;K. Foley: ''The BG-Sentinel Trap.'' Vortrag beim jährlichen Treffen der ''Virginia Mosquito Control Association.'' 2007. {{Webarchiv|url=http://www.mosquito-va.org/Presentations/13%20Kirby%20Foley,%20Sr/The%20BG-Sentinel%20Trap.pdf | wayback=20071013020949 | text=(PDF; 300 kB)}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Baldacchino&quot;&gt;F. Baldacchino u.&amp;nbsp;a.: ''Control methods against invasive ''Aedes'' mosquitoes in Europe: a review.'' In: ''Pest Management Science.'' 2015, [[doi:10.1002/ps.4044]].&lt;/ref&gt; Durch Zusatz von Kohlendioxid kann ihre Wirksamkeit weiter gesteigert werden.&lt;ref&gt;[http://www.bg-sentinel.com/en/bg-sentinel.html ''BG-Sentinel mosquito trap.''] Auf: ''bg-sentinel.com''&lt;/ref&gt; Neben der Verwendung für den Nachweis des Vorkommens von Tigermücken werden solche Fallen auch verwendet, um den Erfolg von Bekämpfungsmaßnahmen schnell zu überprüfen oder gefangene Mücken auf vorhandene Krankheitserreger zu untersuchen. Dies erspart die vor allem bei [[Epidemie]]n eingesetzte ethisch fragwürdige Methode, blutsuchende Mücken von Freiwilligen wegzufangen.<br /> <br /> Die Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke erfolgt, wenn möglich, im Rahmen einer Integrierten [[Stechmückenbekämpfung]] in der Kombination verschiedener Bekämpfungsmethoden.&lt;ref name=&quot;Baldacchino&quot; /&gt; Zunächst sollten wassergefüllte Behälter, die als Eiablageorte dienen können, entleert oder abgedeckt werden. Pflanzenuntersetzer, im Freien stehende Vasen (zum Beispiel auf Friedhöfen), Astlöcher oder andere Vertiefungen, in denen sich Wasser sammeln kann, sind mit Sand oder feinem Kies gefüllt als Eiablageorte für Mücken unbrauchbar. Ansonsten werden stehendem Wasser [[Larvizid]]e wie ''[[Bacillus thuringiensis israelensis]]'' (BTI), [[Spinosad]] oder Insekten-Wachstumsregulatoren wie [[Pyriproxyfen]] beigefügt. Der Umkreis der Nachweisstelle sollte zudem mit [[Insektizid]]en wie [[Pyrethroide]]n behandelt werden, um auch erwachsene Tiere zu töten. Auch Lockstoff-Fallen oder flächendeckend ausgebrachte tödliche Eiablagefallen können beitragen, Populationen einzudämmen und die Stichbelastung durch Tigermücken zu verringern.&lt;ref name=&quot;Baldacchino&quot; /&gt; In der Nachfolge wird weiter überwacht, um den Erfolg der Maßnahmen festzustellen.<br /> <br /> Neben der Überwachung und Bekämpfung ist die allgemein verständliche und umfassende Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Säule im Kampf gegen die Etablierung der Asiatischen Tigermücke.<br /> <br /> In der Schweiz wurde 2011 ein Konzept für die Bekämpfung der Tigermücke und der von ihr übertragenen Krankheiten gemeinsam von den Bundesämtern für Gesundheit ([[Bundesamt für Gesundheit|BAG]]) und Umwelt ([[Bundesamt für Umwelt|BAFU]]) herausgegeben.&lt;ref name=&quot;BAFU2011&quot; /&gt; In Deutschland wurde überregional erstmals 2012 im Auftrag des [[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamtes]] nach Asiatischen Tigermücken und anderen invasiven Mücken gesucht.&lt;ref&gt;E. Tannich: ''Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung krankheitsübertragender Tiere. Importwege und Etablierung invasiver Mücken in Deutschland.'' Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, März 2014 ({{Webarchiv|url=http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Forschungsdatenbank/fkz_3711_48_404_klimawandel_bf.pdf |wayback=20150923213644 |text=Volltext als PDF.}})&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Anopheles]]<br /> * [[Sandmücken]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Mary Dobson: ''Seuchen, die die Welt veränderten. Von Cholera bis SARS'' (= ''National Geographic History.''). Originaltitel: ''Disease: The Extraordinary Stories Behind History’s Deadliest Killers.'' (übersetzt von Meike Grow und Ute Mareik). Gruner &amp; Jahr, Hamburg 2009, ISBN 978-3-86690-094-3, S. 154.<br /> <br /> == Rundfunkberichte ==<br /> * Joachim Budde: [http://www.deutschlandfunk.de/sterile-maennchen-und-klebrige-fallen-wie-deutschland-die.724.de.html?dram:article_id=364179 ''Sterile Männchen und klebrige Fallen – Wie Deutschland die Tigermücke bekämpft''] In:[[Deutschlandfunk]] ''Hintergrund.'' 26. August 2016.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Aedes albopictus|Asiatische Tigermücke (''Aedes albopictus'')}}<br /> * [https://tiger-platform.eu/de/ TIGER] '''T'''ri-national '''I'''nitiative '''G'''roup of '''E'''ntomology in Upper '''R'''hine valley (deutsch, französisch, englisch)<br /> * Umweltbundesamt (Juni 2014) [https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/die-asiatische-tigermuecke-aedes-albopictus Die Asiatische Tigermücke: ''Aedes albopictus''. Fachinformation] ([https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/478/publikationen/finaler_flyer_tigermuecke.pdf PDF; 480 kB]).<br /> * Handlungsempfehlung der Nationalen Expertenkommission &quot;Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern&quot; zum ([https://www.fli.de/fileadmin/FLI/Publikationen/Handlungsempfehlung/Handlungsempfehlung_Aedes-albopictus_2016-04-19.pdf Umgang mit der Asiatischen Tigermücke] in Deutschland, vom 19. April 2016. PDF; 685 kB).<br /> * [[Spektrum.de|Spektrum]].de: [https://www.spektrum.de/news/die-invasion-der-tigermuecken/1590692 Die Invasion der Tigermücken] 17. September 2018<br /> * Deutschland kartiert die Stechmücken - [https://mueckenatlas.com/ Mückenatlas].<br /> * [https://www.ecdc.europa.eu/en/disease-vectors/facts/mosquito-factsheets/aedes-albopictus Information zu ''Aedes albopictus''] beim [[Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten|Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten]] (ECDC) (englisch).<br /> * [http://www.mosquitocatalog.org/taxon_descr.aspx?ID=17726 Artprofil von ''Ae. albopictus'' im systematischen Katalog der Stechmücken der Welt beim ''Walter Reed Biosystematics Unit (WRBU)'' in den USA] (englisch).<br /> * [http://www.issg.org/database/species/ecology.asp?fr=1&amp;si=109 Eintrag zu ''Ae. albopictus'' in der ''Global Invasive Species Database''] (englisch).<br /> * K. Walker (2007): ''Asian Tiger Mosquito (Aedes albopictus) Pest and Diseases Image Library.'' Update vom 22. Dezember 2007 ({{Webarchiv|url=http://www.padil.gov.au/pests-and-diseases/Pest/Main/136221 |wayback=20120323140621 |text=online}}) Mit detaillierten Bildern zur Bestimmung auf ''padil.gov.au'' (englisch).<br /> <br /> == Belege ==<br /> &lt;references responsive=&quot;&quot;&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Scholte&quot;&gt;J.-E. Scholte, F. Schaffner: ''Waiting for the tiger: establishment and spread of the Aedes albopictus mosquito in Europe.'' In: W. Takken, B. G. J. Knols (Hrsg.): ''Emerging pests and vector-borne diseases in Europe.'' Band 1, Wageningen Academic Publishers, Wageningen 2007, ISBN 978-90-8686-053-1.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Skuse&quot;&gt;F. A. A. Skuse: ''The banded mosquito of Bengal.'' In: ''Indian Museum Notes.'' Band 3, Nr. 5, 1894, S. 20.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Edwards 1920&quot;&gt;F. W. Edwards: ''Notes on the mosquitoes of Madagascar, Mauritius and Reunion.'' In: ''Bulletin of entomological research.'' Nr. 11, 1920, S.&amp;nbsp;133–138.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Theobald 1901&quot;&gt;F. V. Theobald: ''A monograph of the Culicidae or mosquitoes.'' Band 1, British Museum (Natural History), London 1901. Zitiert in: K. Snow: ''The names of European mosquitoes: Part 7.'' In: ''European Mosquito Bulletin.'' Band 9, 2001, S. 4–8 ([http://e-m-b.org/sites/e-m-b.org/files/European_Mosquito_Bulletin_Publications811/EMB09/EMB09_02.pdf Volltext als PDF; 804 kB]).<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Reinert 2004&quot;&gt;J. F. Reinert u.&amp;nbsp;a.: ''Phylogeny and classification of Aedini (Diptera: Culicidae), based on morphological characters of all life stages.'' In: ''Zoological Journal of the Linnean Society.'' Band 142, 2004, S.&amp;nbsp;289–368.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Reinert 2005&quot;&gt;J. F. Reinert, R. E. Harbach: ''Generic changes affecting European aedine mosquitoes (Diptera: Culicidae: Aedini) with a checklist of species.'' In: ''Journal of the European Mosquito Control Association, European Mosquito Bulletin.'' Band 19, 2005, S. 1–4 ([http://www.e-m-b.org/sites/e-m-b.org/files/European_Mosquito_Bulletin_Publications811/EMB19/EMB19_01.pdf Volltext als PDF; 650 kB]).<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Huang&quot;&gt;Y.-M. Huang: ''Neotype designation for ‘Aedes (Stegomyia) albopictus’ (Skuse) (Diptera: Culicidae).'' In: ''Proceedings of the Entomological Society of Washington.'' Band 7, Nr. 4, 1968, S.&amp;nbsp;297–302.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Walker 2007&quot;&gt;K. Walker: ''Asian Tiger Mosquito (Aedes albopictus) Pest and Diseases Image Library.'' Update vom 22. Dezember 2007 ({{Webarchiv|url=http://www.padil.gov.au/pests-and-diseases/Pest/Main/136221 |wayback=20120323140621 |text=online}}).&lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Belkin&quot;&gt;John N. Belkin: ''The Mosquitoes of the South Pacific (Diptera, Culicidae)''. University of California Press, Berkeley / Los Angeles 1962.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Huang 2004&quot;&gt;Yiau-Min Huang: ''The subgenus Stegomyia of Aedes in the Afrotropical Region with keys to the species (Diptera: Culicidae).'' In: ''Zootaxa.'' Magnolia Press, Auckland 2004.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Lane&quot;&gt;J. Lane: ''“Aedes (Stegomyia) cretinus” Edwards 1921 (Diptera: Culicidae).'' In: ''Mosquito Systematics.'' Band 14, Nr. 2, 1982, S.&amp;nbsp;81–84.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Huang 1969&quot;&gt;Yiau-Min Huang: ''A new species of Aedes (Stegomyia) from Thailand (Diptera: Culicidae).'' In: ''Proceedings of the Entomological Society of Washington.'' Band 71, Nr. 2, 1969, S.&amp;nbsp;234–239.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Hawley&quot;&gt;W. A. Hawley: ''Review Article - The biology of Aedes albopictus.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association.'' (Supplement) Band 4, 1988, S.&amp;nbsp;2–39.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Estrada&quot;&gt;R. G. Estrada-Franco, G. B. Craig: ''Biology, disease relationship and control of Aedes albopictus'' (= ''Technical Paper.'' Nr.&amp;nbsp;42). Pan American Health Organization, Washington DC 1995.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Feltner&quot;&gt;H. Feltner, P. Ferrao: ''Evaluating Efficacy of the BG Lure Attractant Using Three Mosquito Trap Designs in the City of Alexandria, Virginia.'' Vortrag of der 33ten Jahreskonferenz der ''Mid-Atlantic Mosquito Control Association.'' 2008 ({{Webarchiv|text=PDF; 3,8 MB |url=http://www.mamca.org/2008Meeting/0228_0830_Feltner.pdf |wayback=20090731035515}}).<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Dalla Pozza&quot;&gt;G. Dalla Pozza, G. Majori: ''First record of Aedes albopictus establishment in Italy.'' In: ''Journal of the American Mosquito Control Association'' Band 8, Nr. 3, 1992, S.&amp;nbsp;318–320.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Roiz&quot;&gt;D. Roiz u.&amp;nbsp;a.: ''A survey of mosquitoes breeding in used tires in Spain for the detection of imported potential vector species.'' In: ''Journal of Vector Ecology.'' Band 32, Nr. 1, 2007, S.&amp;nbsp;10–15.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Yang&quot;&gt;Pinjun Yang: ''Laboratory study of predation by Curinus coeruleus (Coleoptera: Coccinellidae) on eggs of Aedes albopictus (Diptera: Culicidae).'' In: ''Proceedings of the Hawaiian Entomological Society.'' Band 38, 2006, S.&amp;nbsp;127–129.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Arshad&quot;&gt;H. H. Arshad, I. Sulaiman: ''Infection of ‘Aedes albopictus’ (Diptera: Culicidae) and ‘Ae. aegypti’ with ‘Lambornella stegomyiae’ (Ciliophora: Tetrahymenidae)'' In: ''Journal of Invertebrate Pathology.'' Band 66, 1995, S.&amp;nbsp;303–306.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Wilkerson et al. 2015&quot;&gt;Richard C. Wilkerson, Yvonne-Marie Linton, Dina M. Fonseca, Ted R. Schultz, Dana C. Price, Daniel A. Strickman: ''Making Mosquito Taxonomy Useful: A Stable Classification of Tribe Aedini that Balances Utility with Current Knowledge of Evolutionary Relationships.'' In: ''PLoS ONE.'' Band 10, Nr. 7, e0133602, Juli 2015, [[doi:10.1371/journal.pone.0133602]].<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> {{Exzellent|24. Juli 2008|48739583}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=|LCCN=sh/87/6009}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Asiatische Tigermucke}}<br /> [[Kategorie:Stechmücken]]<br /> [[Kategorie:Parasit des Menschen]]<br /> [[Kategorie:Neozoon (Insekt) in Europa]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kaltumformung&diff=248642112 Kaltumformung 2024-09-16T10:13:04Z <p>7lima: Formatierung verbessert</p> <hr /> <div>'''Kaltumformung''' ist das [[Plastizität (Physik)|plastische]] [[Umformen]] von [[Metalle]]n unterhalb der [[Rekristallisation#Rekristallisationstemperatur|Rekristallisationstemperatur]]. Durch die dabei auftretende [[Verfestigung (Werkstoffkunde)|Verfestigung]] steigt die Werkstoff[[festigkeit]] an. Wenn die Festigkeitssteigerung unerwünscht ist, kann sie durch [[Rekristallisationsglühen]] wieder abgebaut werden. Die Kaltumformung wird vor allem dann angewendet, wenn enge Maßtoleranzen und gute Oberflächeneigenschaften gewünscht sind, oder um gezielt die Festigkeit der Werkstoffe zu erhöhen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Günter Gottstein |Titel=Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Physikalische Grundlagen |Auflage=4., neu bearb. Aufl. 2014 |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2014 |ISBN=978-3-642-36603-1}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für die Kaltumformung ist die unterdrückte Rekristallisation charakteristisch. Dazu muss die Rekristallisationstemperatur unterschritten werden. Diese ist etwa bei 40–50 % der absoluten Schmelztemperatur und hängt vom Material und dem aufgebrachten Umformgrad ab. Somit ist streng genommen die Umformung von Blei bei Raumtemperatur eine [[Warmumformung]], obwohl das im täglichen Umgang nicht so bezeichnet wird.<br /> <br /> Auch wenn die physikalischen Vorgänge dieselben sind, wird von manchen Autoren zwischen ''Ver-'' und ''Umformung'' unterschieden:<br /> * Verformung als eine ''ungezielte'' plastische Formänderung (z.&amp;nbsp;B. beim Aufprall eines Automobils) <br /> * Umformung als eine ''gezielte'' plastische Formänderung bei einem Fertigungsverfahren<br /> <br /> == Vergleich mit Warmumformen ==<br /> {| border=&quot;0&quot; cellpadding=&quot;3px&quot;<br /> |<br /> '''Kaltumformen'''<br /> * Arbeitstemperatur unterhalb der Rekristallisationstemperatur<br /> * Enge Maß[[Toleranz (Technik)|toleranzen]] möglich<br /> * Kein [[Abbrand (Metallurgie)|Verzundern]] der Oberfläche<br /> * Erhöhung der [[Festigkeit]] und Verringerung der [[Duktilität]], d.&amp;nbsp;h. [[Bruchdehnung]] (Kaltverfestigung)<br /> * [[Duktil]]e Stoffe sind gut kalt formbar wie z.&amp;nbsp;B. durch [[Tiefziehen]], [[Biegen]] oder [[Recken (Materialtechnik)|Recken]].<br /> |<br /> '''[[Warmumformung|Warmumformen]]'''<br /> * Arbeitstemperatur oberhalb der Rekristallisationstemperatur<br /> * Große [[Umformbarkeit]] der Werkstoffe<br /> * Geringe Umformkräfte<br /> * Geringe Änderung von Festigkeit und Bruchdehnung am umgeformten Werkstoff<br /> |}<br /> <br /> == Kaltverfestigung ==<br /> {{Hauptartikel|Verfestigung (Werkstoffkunde)}}<br /> Da sich durch plastische Verformung in Metallen die [[Versetzungsdichte]] erhöht (auf bis zu &lt;math&gt;10^{14}\,\mathrm{m}^{-2}&lt;/math&gt;), steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich [[Versetzung (Materialwissenschaft)|Versetzungen]] bei ihrer Bewegung gegenseitig einschränken und behindern. Entsprechend ist zur Weiterverformung eine größere Spannung notwendig, was sich in einer Zunahme von [[Dehngrenze]] und [[Festigkeit]] bemerkbar macht. Die beschriebene [[Verfestigung (Werkstoffkunde)|Verfestigung]] geht mit einer erhöhten [[Sprödigkeit]] bzw. einer verringerten [[Duktilität]] einher. Zusätzlich nimmt auch die [[Korrosionsbeständigkeit]] und [[elektrische Leitfähigkeit]] in kaltverfestigten Bereichen des Werkstoffs ab.<br /> <br /> Dieser Effekt kann ausgenutzt werden, um die Festigkeit eines Werkstoffs durch geringe Vorverformung, z.&amp;nbsp;B. durch [[Walzen]] oder [[Drahtziehen|Ziehen]], zu erhöhen. So lässt sich die Festigkeit bei Aluminiumlegierungen ungefähr verdoppeln.&lt;!-- Auch die Dauerfestigkeit ist gegenüber [[Spanendes Fertigungsverfahren|spanenden Fertigungsverfahren]] erhöht. &lt;&lt; Unklare Aussage. Bitte ausführlicher formulieren. --&gt; Die beispielsweise beim Biegen von [[Kupferrohr]] eintretende Verfestigung verhindert ab einem gewissen Punkt eine weitere Verformung. Um das Rohr wieder zu erweichen, erhitzen Heizungsinstallateure das Rohr mit der Gasflamme.<br /> <br /> Die Verfestigung tritt nur bei Werkstoffen mit höheren [[Schmelzpunkt]]en auf. [[Blei]], [[Zinn]] und [[Zink]] lassen sich nicht kalt verfestigen. Der Grad der Verfestigung ist proportional zum Verformungsgrad &lt;math&gt;\varepsilon &lt;/math&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Weißbach, Wolfgang |Titel=Werkstoffkunde : Strukturen, Eigenschaften, Prüfung |Auflage=16., überarbeitete Auflage |Verlag=Friedr. Vieweg &amp; Sohn-Verlag GWV-Fachverlage GmbH |Ort=Wiesbaden |Datum=2007 |ISBN=978-3-8348-0295-8}}&lt;/ref&gt;:<br /> :&lt;math&gt;\varepsilon = \frac{\text{Querschnittsänderung } \Delta A}{\text{Ausgangsquerschnitt } A_0} \cdot 100 \%&lt;/math&gt;<br /> <br /> == Zugversuch ==<br /> Die Verfestigung sorgt dafür, dass die [[Fließkurve]] eines Metalls im plastischen Bereich ansteigt. Wird das Material nach der plastischen Verformung entlastet, so folgt die [[Spannungs-Dehnungs-Diagramm|Spannungs-Dehnungs-Kurve]] einer zur [[Elastizität (Physik)|elastischen]] [[Gerade]]n parallelen Linie. Bei erneuter Belastung ist die [[Fließgrenze]] &lt;math&gt;\sigma_v&lt;/math&gt; heraufgesetzt um:<br /> <br /> :&lt;math&gt;\Delta \sigma_v = k_v \cdot M \cdot G \cdot b \sqrt{\rho}&lt;/math&gt;<br /> <br /> Hierbei ist<br /> * &lt;math&gt;k_v&lt;/math&gt; der Vorfaktor für Verformungsverfestigung (normalerweise &lt;math&gt;k_v \approx 0{,}1 \dots 0{,}2&lt;/math&gt;)<br /> * &lt;math&gt;M&lt;/math&gt; der [[Taylor-Faktor]]<br /> * &lt;math&gt;G&lt;/math&gt; der [[Schubmodul]]<br /> * &lt;math&gt;b&lt;/math&gt; der Betrag des [[Burgersvektor]]<br /> * &lt;math&gt;\rho&lt;/math&gt; die Versetzungsdichte.<br /> <br /> Bei o.&amp;nbsp;g. erneutem Belasten läuft die Spannungs-Dehnungs-Kurve idealerweise auf derselben Gerade wie bei der vorangegangenen Entlastung. Die [[Dehnung]] bis zur [[Einschnürung]] bzw. bis zum [[Bruchmechanik|Bruch]] ist entsprechend verringert, d.&amp;nbsp;h., das Material hat deutlich an [[Duktilität]] verloren. Daher eignet sich die Kaltumformung nur für duktile Werkstoffe.<br /> <br /> == Folgen ==<br /> Die durch Kaltumformung ([[Kaltwalzen]], [[Tiefziehen]], [[Biegen]], [[Treiben]], [[Fließpressen]], [[Dengeln]] oder auch [[High Frequency Impact Treatment|Hämmern]] und [[Kugelstrahlen]]) hervorgerufenen Versetzungen und [[Eigenspannung]]en führen neben der Erhöhung der Härte und der [[Streckgrenze]] auch zu veränderten elektrischen und magnetischen Eigenschaften: Die [[elektrische Leitfähigkeit]] und die Anfangs[[Permeabilität (Magnetismus)|permeabilität]] verringern sich, und bei [[Stahl]] kann eine [[Permanentmagnet|Dauermagnetisierung]] entstehen. Auf diese Weise können sich überlastete [[Werkzeug]]e (z.&amp;nbsp;B. [[Spiralbohrer]]) spontan [[magnetisieren]].<br /> <br /> Kaltverfestigung ist oft erwünscht und erhöht z.&amp;nbsp;B. die [[Standzeit]] einer [[Sense (Werkzeug)|Sense]] durch Dengeln. Gezielt eingebrachte oberflächliche Druckspannungen führen beim Kugelstrahlen zu einer hohen Härte und verbesserten [[Dauerfestigkeit]], da Zugspannungen in das darunterliegende Material verlagert werden und sich so keine Anrisse bilden können.<br /> <br /> Die Kaltverfestigung ist speziell bei [[Kupfer]] sehr ausgeprägt. Kupferdraht und -rohre werden ''hart'', ''halbhart'' oder ''weich'' angeboten. Der Draht wird in mehreren Stufen kalt [[Durchziehen|gezogen]] und ist anschließend kaltverfestigt (hart). Er wird meist [[Spannungsarmglühen|geglüht]] weiterverarbeitet oder ausgeliefert. Die harten Rohre kann der [[Installateur]] durch Erwärmung mit der Gasflamme lokal wieder erweichen. Beim Biegen verfestigen sie sich erneut.<br /> <br /> == Kaltumformprozesse ==<br /> {{Siehe auch|Umformen#Einteilung_nach_Beanspruchung_der_Werkst%C3%BCcke_(DIN_8582)}}<br /> * [[Drücken (Umformen)|Drücken]]<br /> * [[Tiefziehen]]<br /> * [[Rundkneten]]<br /> * [[Gummikissen-Pressen]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Joachim Rösler, Harald Harders, Martin Bäker: ''Mechanisches Verhalten der Werkstoffe''. B.G. Teubner-Verlag / GWV Fachverlage GmbH 2006, ISBN 978-3-8351-0008-4.<br /> * Otto Graf: ''Versuche im Stahlbau.'' Dauerversuche mit Nietverbindungen. Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH, Berlin Heidelberg 1935.<br /> * Industrieverband Massivumformung e.V. (Hrsg.): ''Kaltmassivumformung: Präzision in Serie.'' Überarbeitete Ausgabe. Infostelle Industrieverband Massivumformung, Hagen 2012, ISBN 978-3-928726-29-0.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> <br /> * [http://www.mikescafe.de/_studieren/studiumdownloads/werkstofftechnik.pdf Werkstofftechnik] (abgerufen am 31. März 2016)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Umformendes Fertigungsverfahren| ]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kaltumformung&diff=248642018 Kaltumformung 2024-09-16T10:09:36Z <p>7lima: Schreibfehler behoben</p> <hr /> <div>'''Kaltumformung''' ist das [[Plastizität (Physik)|plastische]] [[Umformen]] von [[Metalle]]n unterhalb der [[Rekristallisation#Rekristallisationstemperatur|Rekristallisationstemperatur]]. Durch die dabei auftretende [[Verfestigung (Werkstoffkunde)|Verfestigung]] steigt die Werkstoff[[festigkeit]] an. Wenn die Festigkeitssteigerung unerwünscht ist, kann sie durch [[Rekristallisationsglühen]] wieder abgebaut werden. Die Kaltumformung wird vor allem dann angewendet, wenn enge Maßtoleranzen und gute Oberflächeneigenschaften gewünscht sind, oder um gezielt die Festigkeit der Werkstoffe zu erhöhen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Günter Gottstein |Titel=Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Physikalische Grundlagen |Auflage=4., neu bearb. Aufl. 2014 |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2014 |ISBN=978-3-642-36603-1}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für die Kaltumformung ist die unterdrückte Rekristallisation charakteristisch. Dazu muss die Rekristallisationstemperatur unterschritten werden. Diese ist etwa bei 40–50 % der absoluten Schmelztemperatur und hängt vom Material und dem aufgebrachten Umformgrad ab. Somit ist streng genommen die Umformung von Blei bei Raumtemperatur eine [[Warmumformung]], obwohl das im täglichen Umgang nicht so bezeichnet wird.<br /> <br /> Auch wenn die physikalischen Vorgänge dieselben sind, wird von manchen Autoren zwischen Ver- und Umformung ''unterschieden'':<br /> * Verformung als eine ''ungezielte'' plastische Formänderung (z.&amp;nbsp;B. beim Aufprall eines Automobils) <br /> * Umformung als eine ''gezielte'' plastische Formänderung bei einem Fertigungsverfahren<br /> <br /> == Vergleich mit Warmumformen ==<br /> {| border=&quot;0&quot; cellpadding=&quot;3px&quot;<br /> |<br /> '''Kaltumformen'''<br /> * Arbeitstemperatur unterhalb der Rekristallisationstemperatur<br /> * Enge Maß[[Toleranz (Technik)|toleranzen]] möglich<br /> * Kein [[Abbrand (Metallurgie)|Verzundern]] der Oberfläche<br /> * Erhöhung der [[Festigkeit]] und Verringerung der [[Duktilität]], d.&amp;nbsp;h. [[Bruchdehnung]] (Kaltverfestigung)<br /> * [[Duktil]]e Stoffe sind gut kalt formbar wie z.&amp;nbsp;B. durch [[Tiefziehen]], [[Biegen]] oder [[Recken (Materialtechnik)|Recken]].<br /> |<br /> '''[[Warmumformung|Warmumformen]]'''<br /> * Arbeitstemperatur oberhalb der Rekristallisationstemperatur<br /> * Große [[Umformbarkeit]] der Werkstoffe<br /> * Geringe Umformkräfte<br /> * Geringe Änderung von Festigkeit und Bruchdehnung am umgeformten Werkstoff<br /> |}<br /> <br /> == Kaltverfestigung ==<br /> {{Hauptartikel|Verfestigung (Werkstoffkunde)}}<br /> Da sich durch plastische Verformung in Metallen die [[Versetzungsdichte]] erhöht (auf bis zu &lt;math&gt;10^{14}\,\mathrm{m}^{-2}&lt;/math&gt;), steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich [[Versetzung (Materialwissenschaft)|Versetzungen]] bei ihrer Bewegung gegenseitig einschränken und behindern. Entsprechend ist zur Weiterverformung eine größere Spannung notwendig, was sich in einer Zunahme von [[Dehngrenze]] und [[Festigkeit]] bemerkbar macht. Die beschriebene [[Verfestigung (Werkstoffkunde)|Verfestigung]] geht mit einer erhöhten [[Sprödigkeit]] bzw. einer verringerten [[Duktilität]] einher. Zusätzlich nimmt auch die [[Korrosionsbeständigkeit]] und [[elektrische Leitfähigkeit]] in kaltverfestigten Bereichen des Werkstoffs ab.<br /> <br /> Dieser Effekt kann ausgenutzt werden, um die Festigkeit eines Werkstoffs durch geringe Vorverformung, z.&amp;nbsp;B. durch [[Walzen]] oder [[Drahtziehen|Ziehen]], zu erhöhen. So lässt sich die Festigkeit bei Aluminiumlegierungen ungefähr verdoppeln.&lt;!-- Auch die Dauerfestigkeit ist gegenüber [[Spanendes Fertigungsverfahren|spanenden Fertigungsverfahren]] erhöht. &lt;&lt; Unklare Aussage. Bitte ausführlicher formulieren. --&gt; Die beispielsweise beim Biegen von [[Kupferrohr]] eintretende Verfestigung verhindert ab einem gewissen Punkt eine weitere Verformung. Um das Rohr wieder zu erweichen, erhitzen Heizungsinstallateure das Rohr mit der Gasflamme.<br /> <br /> Die Verfestigung tritt nur bei Werkstoffen mit höheren [[Schmelzpunkt]]en auf. [[Blei]], [[Zinn]] und [[Zink]] lassen sich nicht kalt verfestigen. Der Grad der Verfestigung ist proportional zum Verformungsgrad &lt;math&gt;\varepsilon &lt;/math&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Weißbach, Wolfgang |Titel=Werkstoffkunde : Strukturen, Eigenschaften, Prüfung |Auflage=16., überarbeitete Auflage |Verlag=Friedr. Vieweg &amp; Sohn-Verlag GWV-Fachverlage GmbH |Ort=Wiesbaden |Datum=2007 |ISBN=978-3-8348-0295-8}}&lt;/ref&gt;:<br /> :&lt;math&gt;\varepsilon = \frac{\text{Querschnittsänderung } \Delta A}{\text{Ausgangsquerschnitt } A_0} \cdot 100 \%&lt;/math&gt;<br /> <br /> == Zugversuch ==<br /> Die Verfestigung sorgt dafür, dass die [[Fließkurve]] eines Metalls im plastischen Bereich ansteigt. Wird das Material nach der plastischen Verformung entlastet, so folgt die [[Spannungs-Dehnungs-Diagramm|Spannungs-Dehnungs-Kurve]] einer zur [[Elastizität (Physik)|elastischen]] [[Gerade]]n parallelen Linie. Bei erneuter Belastung ist die [[Fließgrenze]] &lt;math&gt;\sigma_v&lt;/math&gt; heraufgesetzt um:<br /> <br /> :&lt;math&gt;\Delta \sigma_v = k_v \cdot M \cdot G \cdot b \sqrt{\rho}&lt;/math&gt;<br /> <br /> Hierbei ist<br /> * &lt;math&gt;k_v&lt;/math&gt; der Vorfaktor für Verformungsverfestigung (normalerweise &lt;math&gt;k_v \approx 0{,}1 \dots 0{,}2&lt;/math&gt;)<br /> * &lt;math&gt;M&lt;/math&gt; der [[Taylor-Faktor]]<br /> * &lt;math&gt;G&lt;/math&gt; der [[Schubmodul]]<br /> * &lt;math&gt;b&lt;/math&gt; der Betrag des [[Burgersvektor]]<br /> * &lt;math&gt;\rho&lt;/math&gt; die Versetzungsdichte.<br /> <br /> Bei o.&amp;nbsp;g. erneutem Belasten läuft die Spannungs-Dehnungs-Kurve idealerweise auf derselben Gerade wie bei der vorangegangenen Entlastung. Die [[Dehnung]] bis zur [[Einschnürung]] bzw. bis zum [[Bruchmechanik|Bruch]] ist entsprechend verringert, d.&amp;nbsp;h., das Material hat deutlich an [[Duktilität]] verloren. Daher eignet sich die Kaltumformung nur für duktile Werkstoffe.<br /> <br /> == Folgen ==<br /> Die durch Kaltumformung ([[Kaltwalzen]], [[Tiefziehen]], [[Biegen]], [[Treiben]], [[Fließpressen]], [[Dengeln]] oder auch [[High Frequency Impact Treatment|Hämmern]] und [[Kugelstrahlen]]) hervorgerufenen Versetzungen und [[Eigenspannung]]en führen neben der Erhöhung der Härte und der [[Streckgrenze]] auch zu veränderten elektrischen und magnetischen Eigenschaften: Die [[elektrische Leitfähigkeit]] und die Anfangs[[Permeabilität (Magnetismus)|permeabilität]] verringern sich, und bei [[Stahl]] kann eine [[Permanentmagnet|Dauermagnetisierung]] entstehen. Auf diese Weise können sich überlastete [[Werkzeug]]e (z.&amp;nbsp;B. [[Spiralbohrer]]) spontan [[magnetisieren]].<br /> <br /> Kaltverfestigung ist oft erwünscht und erhöht z.&amp;nbsp;B. die [[Standzeit]] einer [[Sense (Werkzeug)|Sense]] durch Dengeln. Gezielt eingebrachte oberflächliche Druckspannungen führen beim Kugelstrahlen zu einer hohen Härte und verbesserten [[Dauerfestigkeit]], da Zugspannungen in das darunterliegende Material verlagert werden und sich so keine Anrisse bilden können.<br /> <br /> Die Kaltverfestigung ist speziell bei [[Kupfer]] sehr ausgeprägt. Kupferdraht und -rohre werden ''hart'', ''halbhart'' oder ''weich'' angeboten. Der Draht wird in mehreren Stufen kalt [[Durchziehen|gezogen]] und ist anschließend kaltverfestigt (hart). Er wird meist [[Spannungsarmglühen|geglüht]] weiterverarbeitet oder ausgeliefert. Die harten Rohre kann der [[Installateur]] durch Erwärmung mit der Gasflamme lokal wieder erweichen. Beim Biegen verfestigen sie sich erneut.<br /> <br /> == Kaltumformprozesse ==<br /> {{Siehe auch|Umformen#Einteilung_nach_Beanspruchung_der_Werkst%C3%BCcke_(DIN_8582)}}<br /> * [[Drücken (Umformen)|Drücken]]<br /> * [[Tiefziehen]]<br /> * [[Rundkneten]]<br /> * [[Gummikissen-Pressen]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Joachim Rösler, Harald Harders, Martin Bäker: ''Mechanisches Verhalten der Werkstoffe''. B.G. Teubner-Verlag / GWV Fachverlage GmbH 2006, ISBN 978-3-8351-0008-4.<br /> * Otto Graf: ''Versuche im Stahlbau.'' Dauerversuche mit Nietverbindungen. Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH, Berlin Heidelberg 1935.<br /> * Industrieverband Massivumformung e.V. (Hrsg.): ''Kaltmassivumformung: Präzision in Serie.'' Überarbeitete Ausgabe. Infostelle Industrieverband Massivumformung, Hagen 2012, ISBN 978-3-928726-29-0.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> <br /> * [http://www.mikescafe.de/_studieren/studiumdownloads/werkstofftechnik.pdf Werkstofftechnik] (abgerufen am 31. März 2016)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Umformendes Fertigungsverfahren| ]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Komoot&diff=248641696 Komoot 2024-09-16T09:52:49Z <p>7lima: Eigenschreibweise verwenden</p> <hr /> <div>{{Neutralität}}<br /> {{Infobox Website<br /> | Name = komoot<br /> | Logo = Komoot-logo-type.svg<br /> | Slogan = Alles was du brauchst, um die Natur zu erleben<br /> | Beschreibung = Routenplaner<br /> | Sprachen = {{DeS}}, {{EnS}}, {{FrS}}, {{ItS}}, {{NlS}}, {{EsS}}<br /> | Sitz = [[Potsdam]], {{DEU}}<br /> | Gründer = <br /> | Betreiber = komoot GmbH<br /> | Redaktion = <br /> | Artikel = <br /> | Benutzer = 20 Mio. (Stand Juni 2021&lt;ref&gt;https://medium.com/komoot/der-trend-zum-bikepacking-und-der-passende-content-auf-komoot-b186d2e741c&lt;/ref&gt;)<br /> | Registrierung = <br /> | online = 2010<br /> | offline = <br /> | Stand = 2021<br /> | url = https://www.komoot.de<br /> }}<br /> <br /> '''komoot''' ([[Aussprache]] [kɔˈmoːt]) ist ein [[Routenplaner]], eine Navigations-[[Anwendungssoftware|App]], ein Tourenverzeichnis und ein [[Soziales Netzwerk (Internet)|soziales Netzwerk]] für [[Outdoor-Sport|Outdoor-Aktivitäten]]. Es richtet sich im Speziellen an [[Fahrradtourismus|Radfahrer]], [[Wandern|Wanderer]], [[Mountainbike]]r, [[Gravelbike]]r und [[Rennrad]]fahrer. Der Dienst ist über eine Website, eine Android- und iOS-App sowie zahlreiche Integrationen (z.&amp;nbsp;B. [[Garmin]], [[Apple Watch]] und [[Wahoo (Unternehmen)|Wahoo]]) nutzbar. Das Unternehmen wurde 2010 von sechs Personen aus Deutschland und Österreich gegründet und zählte 2021 20 Millionen registrierte Nutzer. komoot hat seinen Sitz in [[Potsdam]] und beschäftigte 2020 mehr als 65 Mitarbeiter.&lt;ref&gt;[https://www.komoot.de/team komoot Team], abgerufen am 28. November 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Name komoot ist der [[Kleinwalsertal]]er [[Dialekt|Mundart]] entlehnt und bedeutet dort praktisch, hilfreich und einfach;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.youtube.com/watch?v=GhVHFwXI79c |titel=Interview mit komoot CEO Tobias Hallermann, 2010 |werk= |hrsg= |datum= |sprache= |abruf=2020-04-26}}&lt;/ref&gt; vgl. hierzu auch [[kommod]]. Er soll einerseits Bezug auf die Herkunft der Gründer sein, anderseits spiegelt sich die Mission wider, einen hilfreichen Unterstützer für unterwegs zu entwickeln. Die Ähnlichkeit in der Aussprache zum englischen ''commute'' („[[Pendler|pendeln]]“) ist nur zufällig.<br /> <br /> Die Software von komoot bietet die Möglichkeit, Touren vorab auf dem [[Personal Computer|PC]] oder [[Smartphone]] zu planen. Dabei kann ausgewählt werden, auf welche Weise die Tour bewältigt werden soll: Bergtour, Wandern, Laufen, Fahrrad, Rennrad, Mountainbike, [[Gravelbike]] oder [[Mountainbike#Enduro (ED)|MTB-Enduro]]. Bei den Varianten mit dem Rad kann zusätzlich eingestellt werden, ob die Touren mit dem [[E-Bike]] erfolgen. Mit dem hinterlegten Kartenmaterial, welches vorwiegend von [[OpenStreetMap]] stammt, gibt komoot einen Routenvorschlag vor, der anschließend individuell angepasst werden kann. Die Software generiert neben einem Streckenverlauf auch ein Höhenprofil, prognostiziert gemäß den gewählten Parametern die Dauer der Tour und stellt die Daten im [[GPS Exchange Format|GPX-Format]] zur Weiterverwendung für [[Global Positioning System|GPS]]-gestützte [[Navigationssystem|Navigationsgeräte]] zur Verfügung. Zudem verfügen die komoot-Apps für Smartphones über eine Sprachnavigation.<br /> <br /> Die Grundfunktionen von komoot sind kostenlos, ebenso wie das Kartenmaterial für die erste Region. Weitere Regionen sind kostenpflichtig. Erweiterte Funktionen, wie die Planung von Mehrtagestouren oder sportspezifische Karten, werden in einem Abo-Modell angeboten. Neben der eigenen Planung von Touren stellt komoot in einer Datenbank auch die veröffentlichten Touren von weiteren Nutzern dar, die neben einer Routenbeschreibung Bilder hinzufügen können. Damit bietet der Betreiber neben der Routenplanungs- und Navigationsfunktion auch die Plattform für eine Online-Community, auf der Routen und besondere Orte („Highlights“) geteilt, bewertet und kommentiert werden können.<br /> <br /> Neben den Ausgaben in Deutsch und Englisch gibt es komoot seit 2019 auch in Französisch&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.komoot.fr/ |titel=komoot in F |sprache=fr |abruf=2021-07-25}}&lt;/ref&gt; und seit 2020 in Niederländisch.&lt;ref&gt;[https://www.fiets.nl/2020/03/11/komoot-nu-beschikbaar-in-het-nederlands komoot in NL], abgerufen am 14. Juli 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Über die Funktionalitäten für private Nutzer hinaus richtet sich komoot mit einem Partnerprogramm auch an Touristikanbieter.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://tourismusmarketing-digital.de/komoot-regionaler-experte-outdoor-app/ |titel=Komoot: Wie du dich als regionaler Experte in der Outdoor App etablierst |abruf=2021-10-26}}&lt;/ref&gt; Diese können über ein Anzeigenprogramm Sichtbarkeit auf der Startseite des Nutzers buchen.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.komoot.de Offizielle Website]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Komoot}}<br /> [[Kategorie:Outdoor]]<br /> [[Kategorie:Wandern]]<br /> [[Kategorie:Langstreckenlauf]]<br /> [[Kategorie:Fahrradzubehör]]<br /> [[Kategorie:Mountainbike]]<br /> [[Kategorie:Bergsteigen]]<br /> [[Kategorie:Inline-Speedskating]]<br /> [[Kategorie:Webanwendung]]<br /> [[Kategorie:Online-Community]]</div> 7lima https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Komoot&diff=248641508 Komoot 2024-09-16T09:43:14Z <p>7lima: Eigenschreibweise beachten</p> <hr /> <div>{{Neutralität}}<br /> {{Infobox Website<br /> | Name = komoot<br /> | Logo = Komoot-logo-type.svg<br /> | Slogan = Alles was du brauchst, um die Natur zu erleben<br /> | Beschreibung = Routenplaner<br /> | Sprachen = {{DeS}}, {{EnS}}, {{FrS}}, {{ItS}}, {{NlS}}, {{EsS}}<br /> | Sitz = [[Potsdam]], {{DEU}}<br /> | Gründer = <br /> | Betreiber = komoot GmbH<br /> | Redaktion = <br /> | Artikel = <br /> | Benutzer = 20 Mio. (Stand Juni 2021&lt;ref&gt;https://medium.com/komoot/der-trend-zum-bikepacking-und-der-passende-content-auf-komoot-b186d2e741c&lt;/ref&gt;)<br /> | Registrierung = <br /> | online = 2010<br /> | offline = <br /> | Stand = 2021<br /> | url = https://www.komoot.de<br /> }}<br /> <br /> '''komoot''' ([[Aussprache]] [kɔˈmoːt]) ist ein [[Routenplaner]], eine Navigations-[[Anwendungssoftware|App]], ein Tourenverzeichnis und ein [[Soziales Netzwerk (Internet)|soziales Netzwerk]] für [[Outdoor-Sport|Outdoor-Aktivitäten]]. Es richtet sich im Speziellen an [[Fahrradtourismus|Radfahrer]], [[Wandern|Wanderer]], [[Mountainbike]]r, [[Gravelbike]]r und [[Rennrad]]fahrer. Der Dienst ist über eine Website, eine Android- und iOS-App sowie zahlreiche Integrationen (z.&amp;nbsp;B. [[Garmin]], [[Apple Watch]] und [[Wahoo (Unternehmen)|Wahoo]]) nutzbar. Das Unternehmen wurde 2010 von sechs Personen aus Deutschland und Österreich gegründet und zählte 2021 20 Millionen registrierte Nutzer. komoot hat seinen Sitz in [[Potsdam]] und beschäftigte 2020 mehr als 65 Mitarbeiter.&lt;ref&gt;[https://www.komoot.de/team Komoot Team], abgerufen am 28. November 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Name komoot ist der [[Kleinwalsertal]]er [[Dialekt|Mundart]] entlehnt und bedeutet dort praktisch, hilfreich und einfach;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.youtube.com/watch?v=GhVHFwXI79c |titel=Interview mit Komoot CEO Tobias Hallermann, 2010 |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-04-26 |sprache=}}&lt;/ref&gt; vgl. hierzu auch [[kommod]]. Er soll einerseits Bezug auf die Herkunft der Gründer sein, anderseits spiegelt sich die Mission wider, einen hilfreichen Unterstützer für unterwegs zu entwickeln. Die Ähnlichkeit in der Aussprache zum englischen ''commute'' („[[Pendler|pendeln]]“) ist nur zufällig.<br /> <br /> Die Software von komoot bietet die Möglichkeit, Touren vorab auf dem [[Personal Computer|PC]] oder [[Smartphone]] zu planen. Dabei kann ausgewählt werden, auf welche Weise die Tour bewältigt werden soll: Bergtour, Wandern, Laufen, Fahrrad, Rennrad, Mountainbike, [[Gravelbike]] oder [[Mountainbike#Enduro (ED)|MTB-Enduro]]. Bei den Varianten mit dem Rad kann zusätzlich eingestellt werden, ob die Touren mit dem [[E-Bike]] erfolgen. Mit dem hinterlegten Kartenmaterial, welches vorwiegend von [[OpenStreetMap]] stammt, gibt komoot einen Routenvorschlag vor, der anschließend individuell angepasst werden kann. Die Software generiert neben einem Streckenverlauf auch ein Höhenprofil, prognostiziert gemäß den gewählten Parametern die Dauer der Tour und stellt die Daten im [[GPS Exchange Format|GPX-Format]] zur Weiterverwendung für [[Global Positioning System|GPS]]-gestützte [[Navigationssystem|Navigationsgeräte]] zur Verfügung. Zudem verfügen die komoot-Apps für Smartphones über eine Sprachnavigation.<br /> <br /> Die Grundfunktionen von komoot sind kostenlos, ebenso wie das Kartenmaterial für die erste Region. Weitere Regionen sind kostenpflichtig. Erweiterte Funktionen, wie die Planung von Mehrtagestouren oder sportspezifische Karten, werden in einem Abo-Modell angeboten. Neben der eigenen Planung von Touren stellt komoot in einer Datenbank auch die veröffentlichten Touren von weiteren Nutzern dar, die neben einer Routenbeschreibung Bilder hinzufügen können. Damit bietet der Betreiber neben der Routenplanungs- und Navigationsfunktion auch die Plattform für eine Online-Community, auf der Routen und besondere Orte („Highlights“) geteilt, bewertet und kommentiert werden können.<br /> <br /> Neben den Ausgaben in Deutsch und Englisch gibt es komoot seit 2019 auch in Französisch&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.komoot.fr/ |titel=Komoot in F |sprache=fr |abruf=2021-07-25}}&lt;/ref&gt; und seit 2020 in Niederländisch.&lt;ref&gt;[https://www.fiets.nl/2020/03/11/komoot-nu-beschikbaar-in-het-nederlands Komoot in NL], abgerufen am 14. Juli 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Über die Funktionalitäten für private Nutzer hinaus richtet sich komoot mit einem Partnerprogramm auch an Touristikanbieter.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://tourismusmarketing-digital.de/komoot-regionaler-experte-outdoor-app/ |titel=Komoot: Wie du dich als regionaler Experte in der Outdoor App etablierst |abruf=2021-10-26}}&lt;/ref&gt; Diese können über ein Anzeigenprogramm Sichtbarkeit auf der Startseite des Nutzers buchen.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.komoot.de Offizielle Website]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Komoot}}<br /> [[Kategorie:Outdoor]]<br /> [[Kategorie:Wandern]]<br /> [[Kategorie:Langstreckenlauf]]<br /> [[Kategorie:Fahrradzubehör]]<br /> [[Kategorie:Mountainbike]]<br /> [[Kategorie:Bergsteigen]]<br /> [[Kategorie:Inline-Speedskating]]<br /> [[Kategorie:Webanwendung]]<br /> [[Kategorie:Online-Community]]</div> 7lima