https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=62.158.116.231Wikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-06-03T19:45:22ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.3https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wunder_von_Bern&diff=39127602Wunder von Bern2007-11-18T23:13:19Z<p>62.158.116.231: /* Bewertung */</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|behandelt das Endspiel der Fußball-WM 1954. Für den Kinofilm von Sönke Wortmann siehe [[Das Wunder von Bern]]}}<br />
<br />
Als das '''Wunder von Bern''' wird der Gewinn der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954|Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz]] durch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen die hoch favorisierte Nationalmannschaft Ungarns bezeichnet. Das Endspiel, das mit einem 3:2 für Deutschland endete, fand am 4. Juli 1954 im [[Bern|Berner]] [[Stade de Suisse|Wankdorf-Stadion]] vor 65.000 Zuschauern statt. Die Spieler und der Bundestrainer [[Sepp Herberger]] gingen daraufhin als die „Helden von Bern“ in die deutsche Sportgeschichte ein.<br />
<br />
Der Titelgewinn löste in Deutschland einen großen Freudentaumel aus. Neun Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs schien er ein ganzes Volk aus den Entbehrungen und Depressionen der Nachkriegszeit zu reißen. Am Anfang des deutschen [[Wirtschaftswunder]]s stehend, wird er deshalb gelegentlich als „die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland“ bezeichnet.<br />
<br />
<br />
[[Bild:Wunder.jpg|thumb|417px|Sondermarke der deutschen Post aus Anlass des 50. Jahrestages]]<br />
== Mannschaftsaufstellungen ==<br />
<br />
[[Bild:DielautrerheldenvonBern.JPG|thumb|Die fünf Kaiserslauter WM-Helden von Bern. In Bronze vor dem [[Fritz-Walter-Stadion]] in [[Kaiserslautern]]. Von links nach rechts: Werner Liebrich, Fritz Walter, Werner Kohlmeyer, Horst Eckel, Ottmar Walter.]]<br />
[[Image:Weltmeisterzug 1954.JPG|Der "Weltmeisterzug" von 1954 (16. Mai 2006)|thumb]]<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! Deutsche Mannschaft !! Ungarische Mannschaft<br />
|-<br />
| <br />
1 [[Toni Turek]] ([[Fortuna Düsseldorf]])<br><br />
7 [[Jupp Posipal]] ([[Hamburger SV]])<br><br />
3 [[Werner Kohlmeyer]] ([[1. FC Kaiserslautern]])<br><br />
6 [[Horst Eckel]] ([[1. FC Kaiserslautern]])<br><br />
10 [[Werner Liebrich]] ([[1. FC Kaiserslautern]])<br><br />
8 [[Karl Mai]] ([[SpVgg Greuther Fürth|SpVgg Fürth]])<br><br />
12 [[Helmut Rahn]] ([[Rot-Weiss Essen]])<br><br />
13 [[Max Morlock]] ([[1. FC Nürnberg]])<br><br />
15 [[Ottmar Walter]] ([[1. FC Kaiserslautern]])<br><br />
16 [[Fritz Walter (Fußballspieler, 1920)|Fritz Walter]] ([[1. FC Kaiserslautern]])<br><br />
20 [[Hans Schäfer]] ([[1. FC Köln]])<br><br />
Trainer: [[Sepp Herberger]]<br />
| <br />
1 [[Gyula Grosics]] ([[Budapesti Honvéd|Honvéd Budapest]])<br><br />
2 [[Jenő Buzánszky]] ([[Dorogi Bányász]])<br><br />
3 [[Gyula Lóránt]] ([[Honvéd Budapest]])<br><br />
4 [[Mihály Lantos]] ([[MTK Hungária FC|MTK Budapest]])<br><br />
20 [[Mihály Tóth]] ([[Újpest Budapest]])<br><br />
5 [[József Bozsik]] ([[Honvéd Budapest]])<br><br />
6 [[József Zakariás]] ([[MTK Budapest]])<br><br />
9 [[Nándor Hidegkuti]] ([[MTK Budapest]])<br><br />
10 [[Ferenc Puskás]] ([[Honvéd Budapest]])<br><br />
11 [[Zoltán Czibor]] ([[Honvéd Budapest]])<br><br />
8 [[Sándor Kocsis]] ([[Honvéd Budapest]])<br><br />
Trainer: [[Gusztáv Sebes]]<br />
|-<br />
|}<br />
[[Image:Weltmeister autograph 1954.jpg|left|Autogrammkarte]]<br />
<br />
== Das Spiel ==<br />
<br />
=== Vorgeschichte ===<br />
Schon in der Vorrunde waren beide Mannschaften aufeinander getroffen. Dabei hatte Herberger für das Vorrundenspiel, mit der Intention sich durch ein Entscheidungsspiel gegen die Türkei für die nächste Runde zu qualifizieren, bewusst nicht die beste Mannschaft aufgestellt und somit gegen die Magyaren mit 3:8 verloren. Den Deutschen gelang nach einem 2:0-Zittersieg gegen Jugoslawien ein souveränes, fast spielerisch leichtes 6:1 gegen den späteren Dritten Österreich, der aber nach der [[Hitzeschlacht von Lausanne]] geschwächt war. Die Ungarn mussten zwei schwere und hart umkämpfte Spiele gegen Uruguay und Brasilien bestehen, gewannen diese aber jeweils mit 4:2.<br />
<br />
=== Spielverlauf ===<br />
Herberger hatte die Mannschaft, zum Erstaunen von anwesenden Journalisten, in den Tagen zuvor bei einem Sommerregen eine Sondertrainingseinheit absolviern lassen - "es könnte ja regnen." Das Spiel wurde im Dauerregen ausgetragen, dem sogenannten "Fritz-Walter-Wetter". Die DFB-Mannschaft wurde von Zeugwart [[Adi Dassler]] mit Schraubstollenschuhen aus eigener Produktion ausgestattet.<br />
<br />
Zu Beginn des Finales dominierten die als unbezwingbar geltenden und seit vier Jahren unbesiegten Ungarn. Schon nach acht Minuten lagen sie mit 2:0 in Führung (6. Minute Ferenc Puskás, 8. Minute Zoltán Czibor), wobei der zweite Treffer aus einem Missverständnis zwischen dem deutschen Torhüter und dem Verteidiger Werner Kohlmeyer fiel. Schon kurz darauf wendete sich jedoch das Blatt, in der 10. Minute konnte Max Morlock den Anschlußtreffer erzielen, und Helmut Rahn in der 19. Minute den Ausgleich. Im weiteren Verlauf spielte die [[Deutscher Fußball-Bund|DFB]]-Elf zwar hervorragend, die deutlicheren Torchancen hatten jedoch die Ungarn, die mehrfach an Pfosten<!-- wer, wann?-->, Latte<!-- wer, wann?--> und dem „Teufelskerl“ Toni Turek im deutschen Tor scheiterten. <br />
<br />
Den entscheidenden Treffer für die deutsche Mannschaft erzielte Rahn in der 84. Spielminute. Eine Flanke von Hans Schäfer wurde per Kopfball vor die Füße von Rahn abgewehrt. Rahn spielte keinen Pass zu Ottmar Walter, sondern legte sich den Ball auf den linken Fuß vor und schoss das Tor seines Lebens. Noch 50 Jahre später kann sich Torwart Gyula Grosics unter Tränen diesen Moment der Schwäche nicht erklären. In den letzten Minuten des Spiels warfen die Ungarn alles nach vorne. Kurz vor Ende der Spielzeit gelang Puskás noch ein Treffer, den jedoch Schiedsrichter [[William Ling]], der schon das erste Aufeinandertreffen geleitet hatte, wegen [[Abseitsregel|Abseits]] nicht anerkannte. Die vorliegenden Fernsehbilder können diese Schlussszene nicht vollständig aufklären. In der Radioreportage deklarierte Zimmermann Abseitsstellung schon vor dem Torschuss, und fügte anschließend hinzu, dass der auf der Reporterseite agierende Linienrichter Griffiths aus Wales die Fahne oben hatte und Ling prompt reagierte.<br />
<br />
=== Bewertung ===<br />
Manche Kritiker attestieren den Ungarn deutliche spielerische Vorteile und der deutschen Nationalmannschaft einen weniger attraktiven und dafür mehr kampfbetonten Fußball. Auch das Wetter gilt als mitentscheidend für den deutschen Erfolg – über der Westschweiz begann am 4. Juli 1954 ein Dauerregen, „Fritz-Walter-Wetter“, der dazu führte, dass die Ungarn auf nassem Platz ihre technische Überlegenheit nicht voll ausspielen konnten. Zudem verfügten die Deutschen über Schraubstollenschuhe, die vom Schumacher, und späteren Gründer der Adidas-AG, Adolf (Adi) Dassler noch in Handarbeit gefertigt worden waren. Die Ungarn mussten dagegen mit den noch damals üblichen Noppenstiefeln spielen, die aufgrund der kurzen und eher weichen Korknoppen (statt langen und harten Stollen), ein wesentlich schlechteres Standvermögen auf dem nassen Rasen hatten. <br />
Als erwiesen gilt, dass [[Sepp Herberger]] ein herausragender und akribisch arbeitender Fußballlehrer war, der das Team konditionell und taktisch hervorragend vorbereitete. In Fritz Walter fand er seinen kongenialen Gegenpart auf dem Feld.<br />
<br />
== Historische Auswirkungen ==<br />
=== Deutschland ===<br />
Der unerwartete Sieg bei der Weltmeisterschaft, der zudem nur einige Stunden nach einer triumphalen Rückkehr der Mercedes-Silberpfeile beim [[Formel-1-Saison_1954#GP_Frankreich_-_Reims_.284._Juli_1954.29|Großen Preis von Frankreich]] erfolgte, sorgte in der Bundesrepublik für eine enorme Euphorie und gilt auch heute noch als das bedeutendste Sportereignis der deutschen Geschichte. Wissenschaftler wie der Politologe [[Arthur Heinrich]] und der Historiker [[Joachim Fest]] sehen in dem Titelgewinn sogar die eigentliche Geburtsstunde [[Nachkriegsdeutschland|Nachkriegsdeutschlands]]. Die Radioreportage dokumentiert wie nach der "feierlichen Übergabe des Pokals an Fritz Walter" im Stadion "Deutschlands Hymne erklingt", wobei deutlich hörbar die erste Strophe des [[Deutschlandlied]]s gesungen wird. Diese war vielen bekannt, im Gegensatz zur dritten Strophe, die erst zwei Jahre zuvor als bei staatlichen Anlässen zu singender Teil der deutschen Nationalhymne festgelegt worden war.<br />
<br />
=== Ungarn ===<br />
Die Schattenseite war bei den Verlierern des Spiels spürbar: In Ungarn, deren Mannschaft zum ersten Mal nach 4½ Jahren wieder ein Spiel verloren hatte, kam es bereits kurz nach dem Spiel zu Ausschreitungen. Spieler wurden verhört und vom kommunistischen Regime drangsaliert. Einigen Spielern, die mit deutschen Mercedes-Pkw aus der Schweiz heimkehrten, wurde Folter angedroht und unterstellt, sie hätten sich kaufen lassen, um absichtlich zu verlieren. Gyula Grosics hat man das Siegtor der Deutschen niemals ganz verziehen. Verwandte von Spielern verloren ihre Arbeitsplätze. Nach dem Aufstand von 1956 flohen viele Spieler nach Spanien, wie Ferenc Puskás, Zoltán Czibor, und Sándor Kocsis.<br />
<br />
== Radioreportage ==<br />
1954 gab es in Deutschland nur ca. 20.000 Fernsehgeräte. Die Tonspur der TV-Reportage von [[Bernhard Ernst]] ist zwischenzeitlich verloren gegangen, auch vom Filmmaterial sind nur noch 18 Minuten vorhanden. Die Filmbilder von den entscheidenden Szenen werden fast immer mit dem Radiokommentar von [[Herbert Zimmermann (Reporter)|Herbert Zimmermann]] unterlegt, der zur Legende wurde. So zum Beispiel die hoch emotionale Phase um das deutsche Siegtor, vielleicht die berühmtesten deutschen Worte, die je ein Fußballreporter hervorbrachte:<br />
<br />
<blockquote>''Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern. Keiner wankt. Der Regen prasselt unaufhörlich hernieder. Es ist schwer, aber die Zuschauer, sie harren nicht<!-- Das "nicht" gehört hier rein, es ist in der Originalreportage deutlich zu hören, im Sinne von "die Zuschauer halten durch, aber nicht still" --> aus, wie könnten sie auch! Eine Fußballweltmeisterschaft ist alle vier Jahre, und wann sieht man ein solches Endspiel, so ausgeglichen, so packend - jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer, Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt, und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn, am Ball. Er hat den Ball - verloren diesmal, gegen Schäfer, Schäfer nach innen geflankt – Kopfball - abgewehrt – aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt! – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor! ... </blockquote><br />
<br />
<blockquote>''Tor für Deutschland – Linksschuss von Rahn, Schäfer hat die Flanke nach innen geschlagen, Schäfer hat sich gegen Bozsik durchgesetzt. Drei zu zwei für Deutschland, fünf Minuten vor dem Spielende. Halten Sie mich für verrückt, halten Sie mich für übergeschnappt, ich glaube, auch Fußballlaien sollten ein Herz haben, sollten sich an der Begeisterung unserer Mannschaft und an unserer eigenen Begeisterung mitfreuen und sollten jetzt Daumen halten. Viereinhalb Minuten Daumenhalten in Wankdorf, drei zu zwei für Deutschland nach dem Linksschuss von Rahn der flach im linken Eck einschlug.''</blockquote><br />
<br />
oder das Ende des Spiels: <blockquote>''... ist denn das möglich, dieser Siebenmeterschuß? Es ist wahr, unser Toni hat ihn gemeistert und die 45. Minute ist vollendet, es kann nur noch ein Nachspiel von einer Minute sein. Deutschland führt drei zu zwei im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft, aber es droht Gefahr, die Ungarn auf dem rechten Flügel - jetzt hat Fritz Walter den Ball über die Außenlinie ins Aus geschlagen. Wer will ihm das verdenken? Die Ungarn erhalten einen Einwurf zugesprochen, der ist ausgeführt, kommt zu Bozsik - Aus! Aus! Aus! – Aus! – Das Spiel ist aus! - Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale in Bern! ... Nach diesen 30 Sekunden, die Sie dem Reporter verzeihen müssen - ja, bitte, müssen, denn Sie können sich nicht vorstellen was hier los war - wollen wir versuchen, in normaler Lautstärke und einigermaßen ruhig, Ihnen das weitere Geschehen hier zu schildern. Hundert, zweihundert Fotografen auf dem Spielfeld, Angehörige der Schweizer Armee bilden mit einem Seil ein Karee. Die deutsche Mannschaft, Weltmeister 1954!, ist vollkommen im Mittelpunkt der Ovationen - daneben stehen die Ungarn, die Ungarn, ruhig, gesammelt, ein Kompliment für diese Jungens die großartig verlieren können.''</blockquote><br />
<br />
Zuvor schon war Zimmermann ob der Reflexe von Torhüter Toni Turek bei der Verteidigung des 2:2 so außer sich geraten, dass ihm die Worte ''„Turek, du bist ein Teufelskerl – Turek, du bist ein Fußballgott“'' herausrutschten. Dafür handelte er sich ernste Tadel von Kirchenvertretern ein und hatte vor dem Intendanten zu erscheinen.<br />
<br />
[[Andreas Obering]] spielt in [[Sönke Wortmann]]s Film [[Das Wunder von Bern]] Herbert Zimmermann und spricht dessen Kommentar.<br />
<br />
Auf den Tag genau 50 Jahre nach dem Endspiel wiederholte am 4. Juli 2004 der [[Deutschlandfunk]] zur exakt selben Tageszeit in Erinnerung an den denkwürdigen Finalsieg die legendäre Rundfunkreportage von Herbert Zimmermann. Die Radioreportage wurde vom NDR auch auf zwei CDs veröffentlicht. [[Robert Lembke]] als Ansager eröffnete jeweils die Übertragungen der Halbzeiten, und schloß auch mit einem Hinweis, der die damalige politische Situation in Deutschland mit drei Staaten und dem geteilten Berlin verdeutlicht:<br />
<br />
<blockquote>''Hier sind alle Sender in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, angeschlossen Radio Saarbrücken. Wir übertrugen aus dem Wankdorfstadion in Bern das Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft. Reporter war Herbert Zimmermann. Die Sendung ist beendet, wir schalten zurück nach Deutschland.''</blockquote><br />
<br />
== Dopingvorwürfe ==<br />
Wie erst 2004 bekannt wurde, fand der Platzwart nach dem Spiel angeblich aufgesägte, leere Glasampullen in einem Abflussgitter der Mannschaftsräume. Man unterstellte daraufhin, die deutschen Spieler hätten verbotene Doping-Substanzen eingenommen. Einige deutsche Spieler erkrankten nach dem Spiel an [[Gelbsucht]] und starben später an [[Leberzirrhose]]. Beide Krankheiten können durch Benutzung unsteriler Spritzen übertragen werden; allerdings wurden mehrere Spieler später auch alkoholkrank, so dass ein zwingender Zusammenhang zwischen den Spritzen und ihrem Tod nicht hergestellt werden kann – die Leberzirrhose kann ebensogut auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen sein. Auch dass es bei einer solchen Brisanz dieses mutmaßlichen Fundes – der Außenseiter Deutschland schlägt den mehr als vier Jahre ungeschlagenen und somit haushohen Favoriten Ungarn unter Einnahme von Dopingmitteln – nicht schon vorher zu Presseverlautbarungen und weiteren Untersuchungen kam, lässt die Dopingvorwürfe äußerst unglaubwürdig erscheinen.<br />
<br />
Der Mannschaftsarzt erklärte, im Mannschaftsquartier Hotel Belvédère in [[Spiez]] lediglich Spritzen mit Vitamin C und Traubenzucker an die Spieler verabreicht zu haben, die vor allem psychologische Wirkung haben sollten. Diese Substanzen galten nicht als Dopingmittel; ihre intravenöse Verabreichung hatte allerdings – wie man damals schon wusste – auch keinerlei positive Wirkung auf das Leistungsvermögen, sodass speziell auf ungarischer Seite Zweifel an dieser Darstellung blieben. Wissenschaftlich erwiesene – und weitgehend anerkannte – positive Einflüsse von sogenannten [[Placebo|Placeboeffekten]], die immense Auswirkungen auf das Leistungsvermögen haben können, stützen hingegen die Aussage des Mannschaftsarztes.<br />
<br />
== Verfilmungen ==<br />
Die Geschehnisse um den deutschen Sieg bei der WM wurden in einem Kinofilm, drei Fernsehfilmen sowie einem Trickfilm verfilmt.<br />
<br />
Regisseur [[Sönke Wortmann]] verfilmte die Geschichte um den Gewinn der Weltmeisterschaft unter dem Titel [[Das Wunder von Bern]] (Deutschland 2002/2003).<br />
<br />
2004 wurde zum 50-jährigen Jubiläums des Spiels die Fernseh-Dokumentation ''Das Wunder von Bern – Die wahre Geschichte'' gedreht. Bereits zum 40-jährigen Jubiläum 1994 drehte [[Ulrich Lenze]] den Fernsehfilm ''Das Wunder von Bern: Deutschland und die Fußball-WM 1954''.<br />
<br />
Ebenfalls 2004, am 20. Mai, sendete das [[ZDF]] mit ''„Das Wunder von Bern – Das Spiel – Eine Rekonstruktion”''. Hierfür wurde das verfügbare original Filmmaterial zusammengetragen, zusammengeschnitten und mit dem Radiokommentar unterlegt. Insgesamt konnten so 38 Minuten des Spiels rekonstruiert werden.<br />
<br />
Bereits 2003 erschien unter dem Titel [[Die Helden von Bern]] ein Animationsfilm, der im Rahmen einer Projektarbeit an der [[Fachhochschule Offenburg]] erstellt wurde. Dabei wird das Endspiel mit Hilfe von [[Lego]]-Figuren nachgestellt; der zehnminütige [[Brickfilm]] bedient sich dabei des Originalkommentars von Herbert Zimmermann.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954/Deutschland|Aufgebot und Spiele der deutschen Nationalmannschaft im Einzelnen]]<br />
* [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954/Ungarn|Aufgebot und Spiele der ungarischen Nationalmannschaft im Einzelnen]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Andreas Bauer: ''Das Wunder von Bern''. Wißner. 2004 ISBN 3896394266<br />
* Melanie Kabus, Eva Ludwig: ''Sepp Herberger und das Wunder von Bern''. Wißner, 2003, ISBN 3896393723<br />
* Peter Kasza, ''Fußball spielt Geschichte. Das Wunder von Bern 1954'', Berlin-Brandenburg 2004 ISBN 3898090469<br />
* Eggers, Jessen, Schlüper: ''Fußballweltmeisterschaft 1954 Schweiz. Das Wunder von Bern''. Agon, 2003, ISBN 3897842181<br />
* [[Rudi Michel]]: ''Deutschland ist Weltmeister! – Meine Erinnerungen an das Wunder von Bern''. Südwest, 2004, ISBN 3517067350<br />
* [[Thomas Raithel]]: ''Fußballweltmeisterschaft 1954 - Sport - Geschichte - Mythos''. München 2004, 1. Auflage, Sonderauflage der Landeszentralen für politische Bildung Bayern und Rheinland-Pfalz<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.das-wunder-von-bern.de/ Wunder von Bern – Allumfassende Seite zum Thema]<br />
* [http://www.sportgate.de/fussball/20819-Neue-Doping-Geruechte-um-Helden-von-Bern.html Die Dopingfrage]<br />
* [http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,D10C4C33C361D2A7E030DB95FBC31531,,,,,,,,,,,,,,,.html Beitrag der TV-Sendung Planet Wissen]<br />
* [http://epoche-3.de/wm54.html Das Wunder von Bern in aller Kürze – mit Autogrammkarte]<br />
* [http://www.dhm.de/lemo/html/DasGeteilteDeutschland/JahreDesAufbausInOstUndWest/KulturellesLeben/fussballweltmeisterschaft1954.html WM 1954 – mit Ausschnitt aus der Rundfunkreportage]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Fußball-Weltmeisterschaft 1954]]<br />
[[Kategorie:Sport (Bern)]]<br />
[[Kategorie:Besonderes Fußballspiel]]<br />
[[Kategorie:Deutsche Fußballnationalmannschaft]]<br />
<br />
<br />
[[en:1954 FIFA World Cup Final]]<br />
[[sv:Das Wunder von Bern]]</div>62.158.116.231https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Das_Wunder_von_Bern&diff=39127018Das Wunder von Bern2007-11-18T22:53:29Z<p>62.158.116.231: /* Wissenswertes */</p>
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<div>{{Dieser Artikel|behandelt den Kinofilm von Sönke Wortmann. Für das Endspiel der Fußball-WM 1954 siehe [[Wunder von Bern]].}}<br />
<br />
{{Infobox Film<br />
|DT=Das Wunder von Bern<br />
|OT=Das Wunder von Bern<br />
|PL=Deutschland<br />
|PJ=2003<br />
|LEN=118<br />
|OS=Deutsch<br />
|AF=6<br />
|REG=[[Sönke Wortmann]]<br />
|DRB=[[Rochus Hahn]] und Sönke Wortmann<br />
|PRO=[[Hanno Huth]], [[Tom Spiess]], [[Sönke Wortmann]]<br />
|MUSIK=Marcel Barsotti<br />
|KAMERA=[[Tom Fährmann]]<br />
|SCHNITT=Ueli Christen<br />
|DS=<br />
'''Familie Lubanski:'''<br />
*[[Louis Klamroth]]: Matthias<br />
*[[Peter Lohmeyer]]: Richard<br />
*[[Johanna Gastdorf]]: Christa<br />
*[[Mirko Lang]]: Bruno<br />
*[[Birthe Wolter]]: Ingrid<br />
'''Fußballnationalmannschaft:'''<br />
*[[Jo Stock]]: [[Toni Turek]]<br />
*[[Christian Broos]]: [[Werner Kohlmeyer]]<br />
*[[Holger Dexne]]: [[Horst Eckel]]<br />
*[[Sascha Göpel]]: [[Helmut Rahn]]<br />
*[[Simon Verhoeven]]: [[Ottmar Walter]]<br />
*[[Knut Hartwig]]: [[Fritz Walter]]<br />
*[[Martin Bretschneider]]: [[Hans Schäfer]]<br />
*[[Peter Franke]]: [[Sepp Herberger]] (Trainer)<br />
'''Sonstige:'''<br />
*[[Katharina Wackernagel]]: Annette Ackermann<br />
*[[Lucas Gregorowicz]]: Paul Ackermann<br />
*[[Andreas Obering]]: [[Herbert Zimmermann (Reporter)|Herbert Zimmermann]]<br />
}}<br />
'''Das Wunder von Bern''' ist ein Film von [[Sönke Wortmann]] aus dem Jahr [[2003]], der die Geschichte von Deutschlands unerwartetem Sieg bei der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954]] in Bern (eben das [[Wunder von Bern]]) erzählt. Darüber hinaus beschreibt der Film die Schwierigkeiten eines heimgekehrten Kriegsgefangenen, der sich in seinem alten Leben nicht mehr zurecht findet, parallel zum deutschen Erfolg aber seinem Sohn und seiner Familie wieder näherkommt.<br />
<br />
„Das Wunder von Bern“ ist ein Porträt Nachkriegsdeutschlands und hat auch Menschen begeistert, die sich nicht für Fußball interessieren. Mit über drei Millionen Kinobesuchern handelt es sich um einen der erfolgreichsten deutschen Kinofilme.<br />
<br />
== Handlung ==<br />
<br />
===Kurzer Überblick===<br />
Während der Bergarbeiter Richard aus [[Essen]] in russischer Gefangenschaft war, hat seine Familie gelernt, ohne ihn auszukommen. Bei seiner Rückkehr 1954 muss er feststellen, dass sein älterer Sohn ein Kommunist ist, seine Tochter mit Soldaten flirtet und sein elfjähriger Sohn Matthias (Rufname Mattes), den er nie kennen gelernt hat, das Idol [[Helmut Rahn]] hat, das Richard gar nicht kennt. Bei aller Mühe gelingt es ihm nicht, sich in seine Familie wieder einzufügen.<br />
<br />
Währenddessen gelingt es der deutschen Nationalmannschaft unter [[Sepp Herberger]], bei der [[Weltmeisterschaft]] als Außenseiter bis ins Endspiel zu kommen. Helmut Rahn ist jedoch frustriert, weil er nicht aufgestellt wird.<br />
<br />
Langsam bessert sich das Verhältnis zwischen Richard und Mattes, und auch Helmut Rahn ist im Finale gegen Ungarn aufgestellt, in dem er das entscheidende Tor zum 3:2-Endstand schießt, mit dem Deutschland die Sensation gelingt, die ein Land wieder zu einem Volk zusammenschweißt.<br />
<br />
=== Handlungsstränge und Hintergrund ===<br />
Bemerkenswert an dem Film ist der starke gesellschaftspolitische Aspekt. Anstelle eines „reinen“ Sportfilms hat Wortmann einen Film gedreht, der auch die Verhältnisse in Nachkriegsdeutschland widerspiegelt. Die ganze Familie Lubanski steht stellvertretend für verschiedene Aspekte:<br />
*Vater Richard steht für jene Generation, die ihre Jugend in einem sinnlosen Krieg verloren hat. Er kommt mit einem schweren Trauma aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück, das verschlimmert wird, da er auf einmal nicht mehr der Brotverdiener ist, sondern seiner Familie eher zur Last fällt. <br />
*Mutter Christa ist eine klassische [[Trümmerfrau]], die sich in ihrer kleinen Kneipe mühsam eine neue Existenz geschaffen hat. Sie hat ihre Kinder gelehrt, den Wert harter Arbeit zu schätzen.<br />
*Der ältere Sohn Bruno ist [[Kommunist]]. Er verabscheut die [[Nazi]]s und träumt von Marx’ Vision einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleichgestellt sind. Schließlich wandert er in die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] aus.<br />
*Tochter Ingrid verkörpert jene Generation, die die [[amerikanisch]]e Kultur mit [[Jazz]] und [[Hollywood]] mit offenen Armen empfängt. Sie ist zwar ebenfalls eine gewissenhafte Arbeiterin, will sich aber nicht mehr mit dem Krieg befassen, sondern ihr Leben genießen.<br />
*Der junge Matthias schließlich steht für jene Kinder, die ihren Vater lange an den Krieg verloren haben. Als sein Vater abwesend war, hat er einen Ersatzvater im Fußball gesucht und ihn in [[Helmut Rahn]] gefunden.<br />
<br />
Neben dieser Familie wird das junge Ehepaar Ackermann vorgestellt - sie aus reichem Hause, er Sportjournalist der ''Süddeutschen''. Damit hat der Film die Gelegenheit, die schicke, glamuröse Seite der fünfziger Jahre zu präsentieren. Das ironische Gekabbel des Paares sorgt für einen heiteren Kontrapunkt gegenüber der eher traurigen Heimkehrergeschichte; außerdem wird die oftmals unterschiedliche Auffassung thematisiert, die Männer und Frauen vom Fußball haben.<br />
<br />
Das "historische" Ereignis, die Fußballweltmeisterschaft, ist nur einer der drei Handlungsstränge des Filmes. Er konzentriert sich auf die deutsche Mannschaft, besonders den Trainer Herberger, den Kapitän Fritz Walter und vor allem Helmut Rahn, der als junger Spieler dem Zuschauer am besten als Identifikationsfigur dienen kann. Da das Ergebnis der Weltmeisterschaft dem Kinobesucher bereits bekannt sein dürfte, wird Spannung durch die Fragen aufgebaut, wie Herberger seine Mannschaft motiviert und ob Rahn spielen darf.<br />
<br />
Die Handlungsstränge werden unaufdringlich miteinander kombiniert. Damit zeigt der Film letztlich doch die Ganzheit dieser sehr verschiedenen Aspekte der fünfziger Jahre, des Nachkriegsdeutschlands.<br />
<br />
== Vergangenheitsbewältigung==<br />
Filme, die in der Nachkriegszeit spielen, haben unweigerlich einen Bezug zur NS-Diktatur und dem Krieg. Früher haben solche Filme oftmals recht harsch die beteiligte Generation angeklagt. ''Das Wunder von Bern'' ist nuancierter.<br />
<br />
So gibt es eine Szene, in der der halbwüchsige Sohn dem Vater vorwirft, "mitmarschiert" zu sein. Der Vater rechtfertigt sich, als Einzelner habe man da nichts machen können. Es kommt zu einer Ohrfeige, die der Vater dann bedauert. Der Film verrät keine eindeutige Präferenz für eine der beiden Positionen, sondern lässt den Konflikt zunächst im Raum stehen.<br />
<br />
Später, als der Vater langsam menschlich auftaut, erzählt er seinem Sohn (und nebenbei seiner Frau) von seiner Kriegsgefangenschaft in Russland, erwähnt aber auch die vorhergegangenen Kriegsverbrechen von deutscher Seite. Der Sohn hört auch, dass sein Vater von russischen Bauern freundlich aufgenommen wurde, obwohl oder weil deren eigener Sohn gefallen war.<br />
<br />
Gegenübergestellt wird in dem Film mehrmals eine vage "deutsche" oder "altdeutsche" Haltung im Vergleich zu einer "modernen" oder "westlichen". Der Bundestrainer Herberger unterhält sich mit einer Schweizer Putzfrau über seine und ihre "Kinder" (in seinem Fall Spieler) und wird von ihr belehrt, dass man nicht immer gleich strafen müsse, so wie das in Deutschland üblich sei. (Hier leistet sich Wortmann übrigens einen sprachlichen Anachronismus, als er Herberger die amerikanische Redewendung "Der frühe Vogel fängt den Wurm" in den Mund legt, die in Deutschland noch in den 1980er Jahren unbekannt war.)<br />
<br />
Besonders thematisiert wird dieser etwas klischeehaft präsentierte Gegensatz in der Heimkehrerfamilie Lubanski: Der Vater will die "Ordnung" wiederherstellen, vor allem in der Beziehung zu seinen Kindern, die Mutter verweist auf ihre und der Kinder Leistungen und Erfolge in schwieriger Zeit.<br />
<br />
Ausgeblendet wird die Tätigkeit Sepp Herbergers im NS-Staat; ebenso fehlt ein Verweis auf die Frage der Nationalhymne (der - verfehlte - Vorwurf, dass oftmals die erste Strophe gesungen wurde).<br />
<br />
== Fußballer-Schauspieler ==<br />
[[Bild:Dreharbeiten1.jpg|thumb|Dreharbeiten in Köln-Weidenpesch]][[Bild:Dreharbeiten2.jpg|thumb|Dreharbeiten in Köln-Weidenpesch]]Alle Schauspieler, die im Film die deutschen bzw. ungarischen Fußballer darstellen, haben tatsächlich mindestens in der Oberliga Fußball gespielt. <ref>[[Kicker Sportmagazin|kicker]]-Sonderheft: 50 Jahre Wunder von Bern</ref> [[Knut Hartwig]], der Fritz Walter spielte, absolvierte z.&nbsp;B. 71 Spiele in der 2. Bundesliga für den [[Wuppertaler SV]]. Hauptdarsteller [[Sascha Göpel]] war in seiner Jugend u.&nbsp;a. bei [[Rot-Weiß Essen]] und [[Bayer Uerdingen]] am Ball. [[Michael Wurst]], der auch schon durch die Fernsehsendung [[Star Search]], bei der er ins Halbfinale kam, bekannt wurde, mimte den ungarischen Abwehrspieler [[Jenő Buzánszky]] und spielt heute noch erfolgreich beim Landesligisten TuRa Rüdinghausen in der Staffel 3 (Westfalen/FLVW), in der er in der Saison 2005/2006 um den Aufstieg in die Verbandsliga kämpfte.<br />
<br />
== Wissenswertes ==<br />
<br />
*Der Film ist Helmut Rahn gewidmet.<br />
<br />
*Der Schlusssatz lautet „Die Elf von Bern spielte nie wieder zusammen“.<br />
<br />
*Der Reporter Herbert Zimmermann wird von dem Comedian [[Andreas Obering]] (''Till und Obel'') dargestellt. Die Originaltöne konnten aus dramaturgischen Gründen nicht verwendet werden.<br />
<br />
*Der [[Der Spiegel|Spiegel]]-Autor und [[Sepp Herberger|Herberger]]-[[Biografie|Biograf]] [[Jürgen Leinemann]] hat im Film einen [[Cameo-Auftritt]] als Journalist während einer Pressekonferenz. Zu Beginn des Abspannes sieht man [[Sönke Wortmann]], der einem Pferdewagen nachspurtet.<br />
<br />
*Die Dreharbeiten zu dem Film waren teilweise sehr aufwendig. Die Anzahl der benötigten [[Komparse]]n war beachtlich. Einige Szenen des Films wurden in [[Köln-Weidenpesch]] neben der [[Pferderennbahn]] gedreht, andere im [[Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen]].<br />
<br />
*Die Tonaufnahmen für das Wankdorfstadion wurden vor der vollbesetzten Südtribüne des Westfahlenstadions aufgenommen.<br />
<br />
== Preise ==<br />
* Publikumspreis, [[Internationales Filmfestival von Locarno]] 2003<br />
* [[Deutscher Filmpreis]] 2004 für den Besten Film (Silber), Nominierung als Bester Deutscher Film des Jahres, Nominierung von Sönke Wortmann als Bester Regisseur<br />
* [[Bayrischer Filmpreis]] 2004 für Sönke Wortmann für die Beste Regie und für Johanna Gastdorf als Beste Nebendarstellerin<br />
<br />
== Fernsehen ==<br />
„Das Wunder von Bern“ wurde drei Jahre nach dem Erscheinen im Kino bisher dreimal im Free-TV ausgestrahlt:<br />
* 30. April 2006, 20:15 Uhr – [[Sat.1]], anlässlich der neuen [[Sönke Wortmann]]-Serie „Freunde für immer“ (Quoten: 14,2 %, [[Sat.1]] wurde Tagessieger)<br />
* 28. Juni 2006, 21:15 Uhr – [[Sat.1]], kurzfristige Programmänderung anlässlich der [[Fußball-Weltmeisterschaft 2006|Fußball-WM 2006]]<br />
* 1. Juli 2006, 20:05 Uhr – [[SF 1]]<br />
<br />
== Quellen ==<br />
<references/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*{{Vorlage:IMDb Titel|tt0326429|Das Wunder von Bern}}<br />
*[http://www.bpb.de/publikationen/59P3AK,0,Das_Wunder_von_Bern.html Filmheft der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung] (PDF-Format)<br />
*[http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=36977 Das Wunder von Bern in der OFDb] <br />
*[http://filmmusikwelt.de/index.php?D=60d1cd024986b51390444b1027776f02&V=file&file=034c57ab8f683c6f3f9b40fc258d7e76 Besprechung der Filmmusik]<br />
*[http://www.moviemaster.de/archiv/film/film.php?nr=3144 Inhalt und Kritik bei moviemaster.de]<br />
* [http://www.imcdb.org/movie_326429-Das-Wunder-von-Bern.html IMCDB - Internet Movie Car Database] <br />
<br />
[[Kategorie:Filmtitel|Wunder von Bern, Das]]<br />
[[Kategorie:Filmtitel 2003|Wunder von Bern, Das]]<br />
[[Kategorie:Deutscher Film|Wunder von Bern, Das]]<br />
[[Kategorie:Sportfilm|Wunder von Bern, Das]]<br />
<br />
[[en:The Miracle of Bern]]<br />
[[fr:Le Miracle de Berne]]<br />
[[ja:ベルンの奇蹟]]</div>62.158.116.231https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Azteken-Salbei&diff=39125978Azteken-Salbei2007-11-18T22:12:52Z<p>62.158.116.231: /* Einnahme und Wirkzyklus */</p>
<hr />
<div>{{Belege fehlen}}<br />
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --><br />
{{Taxobox<br />
| Taxon_Name = Aztekensalbei<br />
| Taxon_WissName = Salvia divinorum<br />
| Taxon_Rang = Art<br />
| Taxon_Autor = [[Carl Clawson Epling|Epling]] & [[Carlos D. Játiva|Jativa]] <br />
| Taxon2_Name = Salbei<br />
| Taxon2_WissName = Salvia<br />
| Taxon2_Rang = Gattung<br />
| Taxon3_WissName = Nepetoideae<br />
| Taxon3_Rang = Unterfamilie<br />
| Taxon4_Name = Lippenblütler<br />
| Taxon4_WissName = Lamiaceae<br />
| Taxon4_Rang = Familie<br />
| Taxon5_Name = Lippenblütlerartige<br />
| Taxon5_WissName = Lamiales<br />
| Taxon5_Rang = Ordnung<br />
| Taxon6_Name = Asternähnliche<br />
| Taxon6_WissName = Asteridae<br />
| Taxon6_Rang = Unterklasse<br />
| Bild = Salvia Divinorum.jpg<br />
| Bildbeschreibung = Aztekensalbei (''Salvia divinorum'')<br />
}}<br />
<br />
Der '''Aztekensalbei''' (''Salvia divinorum'', zu deutsch „Salbei der Heiligen“) ist eine Pflanzenart aus der artenreichen Gattung [[Salbei]] in der Familie der [[Lippenblütler]] (Lamiaceae). Weitere Namen sind Wahrsagersalbei, Zaubersalbei, Hojas de la Pastora ''(spanisch „Blätter der Schäferin“)'', Hierba de la Virgen ''(spanisch „Kraut der Jungfrau“)'', Ska Maria Pastora ''(mazatekisch „Blätter der Schäferin Maria“)'' oder einfach '''Salvia'''. Es handelt sich um eine psychoaktiv wirkende Salbeiart. Der Hauptwirkstoff der Pflanze ist das Salvinorin A, ein Diterpen, das schon in geringen Mengen eine starke halluzinogene Wirkung haben kann. Salvinorin A gilt als das potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen.<br />
<br />
== Verbreitung und Nutzung ==<br />
Der Aztekensalbei ist ursprünglich in der [[Sierra Mazateka]] im [[Mexiko|mexikanischen]] Bundesstaat [[Oaxaca]] beheimatet. Dort wird er von den einheimischen [[Mazateken]] seit langer Zeit in [[Schamanismus|schamanischen]] Zeremonien verwendet. Von den [[Curandero]]s, den mazatekischen Heilern, wird er auf zwei Arten verwendet. In niedrigen, nicht halluzinogenen Dosierungen dient es der Behandlung diverser körperlicher Beschwerden. In deutlich höheren Dosierungen dient es der Induktion eines Rauschzustandes mit lebhaften [[Vision]]en. Salvia divinorum wird von den Mazateken nur im Rahmen dieser Heil- und Wahrsagerituale eingesetzt. Es wurde behauptet, dass der Aztekensalbei identisch mit der rituellen Pflanze Pipiltzitzintl der Azteken sei.<br />
<br />
In der westlichen Welt ist seit den 1980er Jahren ein deutlicher Anstieg des Interesses an ''Salvia divinorum'' zu beobachten. Im [[Ethnobotanik|ethnobotanischen]] Fachhandel sind frische und getrocknete Blätter sowie konzentrierte Extrakte der Pflanze erhältlich. Bekannte Erforscher des Aztekensalbei sind [[Richard Gordon Wasson]] und [[Albert Hofmann]]. Hofmann schreibt in seinem Buch ''[[Albert Hofmann#Schriften|LSD – mein Sorgenkind]]'' auch über seine Suche nach ''Salvia divinorum''. <br />
<br />
== Beschreibung ==<br />
[[Bild:Salvia divinorum - Herba de Maria.jpg|left|150px]]<br />
Die Pflanze ist an ihrem charakteristischen viereckigen Stängel zu erkennen, der bei größeren Pflanzen unten holzig ist.<br />
Seit vielen Jahrhunderten wird Salvia divinorum an versteckten Stellen von den Mazateken durch [[Steckling]]e ([[vegetative Vermehrung]]) kultiviert. Lange ging man davon aus, das Salvia divinorum eine reine Kulturpflanze sei, die sich nicht über Samen fortpflanzt. Neuere Forschungen stellen dies jedoch in Frage und zeigen, dass geschlechtlich gezeugte Nachkommen möglich sind. Festzustellen bleibt aber, dass sich die Pflanze am häufigsten über Stecklinge verbreitet und nur wenige genetisch unterschiedliche [[Klon]]e bekannt sind. <br />
In Europa gab es eine lange Zeit nur zwei verschiedene [[Mutterpflanze]]n, was sich allerdings durch den höheren Bekanntheitsgrad der Pflanze verändert hat. Die Pflanzen in Europa unterscheiden sich kaum voneinander, da sie sehr selten über Samen gezogen werden, als Stecklinge sehr weniger Mutterpflanzen also genetisch weitgehend identisch sind.<br />
<br />
== Züchtungen ==<br />
Es existieren unter anderem folgende Züchtungen:<br />
<br />
* 'Blosser'<br />
* 'Cerro Quemado'<br />
* 'Green Witch Queen'<br />
* 'Julieta'<br />
* 'La Fuerza'<br />
* 'Luna': Diese Form hat besonders rundliche Blätter, daher der Name Luna (lat. Mond).<br />
* 'Owens'<br />
* 'Paradox'<br />
* 'Wasson/Hofmann'<br />
<br />
Alle Klone, außer dem 'Wasson/Hofmann'-Klon, sind selten und werden kaum angeboten. Da die Pflanze sehr selten Samen ausbildet, ist es schwer, die [[genetische Vielfalt]] zu erhöhen. Daher ist anzunehmen, dass diese angeblichen Varianten weitgehend identisch sind.<br />
<br />
== Pflege ==<br />
=== Standort ===<br />
Die Salvia divinorum bevorzugt einen halbschattigen Standort. Bei direkter Sonneneinstrahlung entstehen oft Verbrennungen auf den Blättern. Im Winter verlieren die Pflanzen die meisten ihrer Blätter, treiben im nächsten Frühling wieder aus. Zur Kunstlicht-Kultivierung eignen sich am besten handelsübliche [[Energiesparlampen]].<br />
<br />
=== Pflanzsubstrat ===<br />
Am besten eignet sich humusreiche Erde mit niedrigem Torfgehalt. Man kann auch zu 1/3 Substrat untermischen. Auch reine Substratkultivierung ist möglich.<br />
<br />
=== Gießen ===<br />
Die Pflanze sollte regelmäßig gegossen werden, jedoch so das die Erde immer wieder trocken ist und die Wurzeln "durchatmen" können. Übergossene Pflanzen erkennt man an blassen, leicht abfallenden [[Blätter]]n. Im Normalfall reicht Leitungswasser völlig aus.<br />
<br />
=== Düngung === <br />
Die Pflanze sollte alle 3-4 Wochen gedüngt werden.<br />
<br />
== Inhaltsstoffe und Wirkung ==<br />
{{Belege fehlen}}<br />
<br />
Der Aztekensalbei enthält die [[Terpenoide|terpenoide]]n [[Salvinorin]]e, von denen sechs Derivate bekannt sind, diese wurden mit den Buchstaben A bis F gekennzeichnet. Das Salvinorin A ist ein hochpotentes [[Halluzinogen]]. Ab 0,25&thinsp;mg sind deutliche Wirkungen zu erwarten. Es wirkt als Kappa-[[Opioid]]-Agonist. Die Pharmakologie der aktiven Inhaltsstoffe unterscheidet sich deutlich von der anderer Halluzinogene. <!--Zu Salv. C bitte erst wissenschaftliche Quellen nennen! (bei en.WP rangiert es unter „inaktiv“) Erst die Quellen, danach hier reinschreiben!--> Insgesamt enthalten die Blätter von ''Salvia divinorum'' durchschnittlich 1,5&thinsp;mg Salvinorin in 1&thinsp;g Trockensubstanz.<br />
<br />
Der Konsum kann völligen Realitätsverlust sowie spirituelle Erscheinungen zur Folge haben. Es wird von Erfahrungen berichtet, die dem Erleben autistischer Wahrnehmung nahekommen. Andere Konsumenten berichten von wachtraumartigen Zuständen. Es kommt im Laufe der Salvinorinwirkung zu Einschränkungen der Koordinationsfähigkeit von Bewegungen.<br />
Häufig treten gefühlte, anwesende Personen/Wesen auf, die häufig einen bekannten Charakter haben, aber doch völlig fremdartig erscheinen. Allerdings ist die Wirkung zeitlich sehr begrenzt; die intensive Tripphase klingt in der Regel nach 2 bis 3 Minuten ab. Im Gegensatz zu Halluzinogenen anderen Wirktyps ([[LSD]], [[Psilocybin]] (beide serotonerg), [[Muscimol]] ([[Fliegenpilz]])), wird vor allem die [[Wahrnehmung]] und das logische Denken, aber kaum die [[Emotion]] verändert. So genannte [[Horrortrip]]s scheinen viel seltener vorzukommen als bei anderen Halluzinogenen, sind aber durchaus möglich. Die Hauptphase des Rausches ist eher kurz, in gerauchter Anwendung dauert der stark veränderte Zustand nur wenige Minuten.<br />
Leichte Nachwirkungen sind zirka zwei Stunden nach der Einnahme noch vorhanden. Sehr selten wird auch von Nachwirkungen einige Tage später berichtet (Stimmen im Kopf).<br />
<br />
Bei Mischkonsum mit Alkohol kann die Wirkung um ein Vielfaches gesteigert werden.<br />
* Es kann zum völligen Realitätsverlust kommen. Der Konsument nimmt seine Umgebung gar nicht mehr war, wobei er sogar vergessen kann, dass er Salvia konsumiert hat.<br />
* Ferner kann der Konsument meinen, sich in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort zu befinden.<br />
* Und er kann glauben, ein anderer Mensch zu sein, wobei ihm dies normal und nicht befremdendlich erscheint.<br />
Auch wird die zeitliche Wirkung der intensivsten Wirkungsphase von 2 auf bis zu 10 Minuten gesteigert, die dem Konsumenten deutlich länger erscheinen können. Zudem kann er das Gefühl haben, nicht mehr runterzukommen, weil die Salvia-Wirkung durch den Alkohol intensiviert und zeitlich verlängert wird. Die Wirkung nach 20 bis 30 Minuten kann immer noch so stark empfunden werden wie die Intensität des Höhepunkts der Wirkung beim alleinigen Konsum von Salvia. Außerdem kann der Konsument nicht mehr richtig zwischen den Wirkungen des Alkohols und denen des Salvinorins A unterscheiden, was ihm den Eindruck vermitteln kann, stundenlang „drauf zu sein“.<br />
<br />
Mischkonsum mit [[Cannabis]]-Drogen (Hauptwirkstoff [[THC]]) führt in der Regel zu keiner besonderen Wirkung. Die Wirkung von Cannabis kann für einen kurzen Zeitraum leicht verstärkt werden, allerdings treten keinerlei typischen Symptome von Salvia auf.<br />
<br />
== Einnahme und Wirkzyklus ==<br />
[[Bild:Salvia divinorum drug.jpg|thumb|right|Geschnittenes und getrocknetes ''Salvia divinorum'']]<br />
Es gibt einige Möglichkeiten der Einnahme von Salvinorin, jedoch wird es meistens geraucht (vor allem in [[Bong]]s, manchmal auch im [[Vaporisator]]), gekaut, als Flüssig[[extrakt]] und in sehr seltenen Fällen als Zäpfchen verwendet. Viele Konsumenten berichten, dass sie auf die eine Konsumart besser reagieren als auf die andere. Es gibt wenige Erfahrungen zu den Konsumarten über Pappen, festen Extrakt und Zäpfchen, da diese selten genutzt werden. In jedem Falle kann Salvinorin ausschließlich über die [[Schleimhaut|Schleimhäute]] aufgenommen werden und zerfällt wirkungslos im Magen.<br />
<br />
Beim Rauchen benötigt das Salvinorin hohe Temperaturen, um sich aus der Blatt-Trockenmasse zu lösen. Die Wirkung setzt beim Rauchen innerhalb von 30–60 Sekunden schlagartig ein, erreicht ihren Höhepunkt nach weiteren 30-90 Sekunden und klingt, nach einer 2-3 minütigen Plateauphase, schnell wieder ab. 10–15 Minuten nach der Einnahme kann noch eine relativ starke Nachwirkung empfunden werden. Beides sind Gründe, warum Salvia zumeist in [[Bongs]] in einem Zug geraucht wird, weniger in Form von [[Joint]]s, welche eine wirksame Dosis nur schwer vermitteln können. <br />
<br />
Nach spätestens 2 Stunden ist, bis auf eine generelle körperliche Entspanntheit, keine Wirkung mehr spürbar. Der Nachweis im Blut, Urin, Schweiß oder Haaren ist nach wenigen Stunden nicht mehr möglich.<ref>Nur unzureichender Beleg: http://www.goatrance.de/goacidia/salvia/de-salvia-faq.html</ref><br />
<br />
== Safer Use ==<br />
<br />
[[Safer Use]] ist eine Strategie, um gesundheitliche Schäden beim Konsum von Drogen zu minimieren (Risiken wie z.B. [[Sucht]] und [[Psychose]]n). Die hierbei anzuwendenden Verhaltensregeln sind von Droge zu Droge unterschiedlich.<br />
<br />
=== Motivation und persönliche Voraussetzungen (Set) ===<br />
<br />
Salvia ist ein mächtiges Instrument zur [[Bewusstseinserweiterung]], welches nicht zu anderen Zwecken missbraucht werden sollte. Schon wegen der kurzzeitigen Eliminierung jeglicher Fähigkeit, auf Umweltveränderungen sozialadäquat zu reagieren, eignet sich Salvia nicht als [[Partydroge]].<br />
<br />
Salvia erfordert eine hohe Kompetenz im Umgang mit sich selbst und ist deshalb nichts für Jugendliche oder Menschen mit ungefestigter Persönlichkeitsstruktur. Wer generell zu einem Leben in gewohnten Bahnen ohne größere Überraschungen neigt, wird den Salviarausch als zu heftig und damit unangenehm empfinden. Wenn sich die Erwartung eines grundsätzlich positiven, bereichernden und persönlich gewinnbringenden Erlebnisses erfüllen soll, sollte der Konsument innerlich für neue Einsichten und Erlebnisse aufgeschlossen sein. Es ist außerdem ratsam, sich nach einem Salviatrip Zeit für sich zu nehmen, um das Erlebte zu verarbeiten.<br />
<br />
=== Umgebung (Setting) ===<br />
<br />
Es wird allgemein davor gewarnt, ''Salvia divinorum'' ohne die Gegenwart einer nüchternen Begleitperson einzunehmen. Durch die schlagartig einsetzende veränderte Wahrnehmung können, für den Fall dass es geraucht wird, unbeabsichtigt Brände verursacht werden, der Konsument könnte Gegenstände umwerfen oder sich durch Anstoßen an Möbeln verletzen, was er selbst unter Umständen gar nicht mitbekommt. <br />
<br />
Oft wird der Salviarausch mit dem [[Somnambulismus|Schlafwandeln]] verglichen. Auf dem Höhepunkt erlebt man eine komplett andere Realität und ist deshalb nicht in der Lage, auf die Umwelt zu reagieren. Die Sinne sind teilweise sensibilisiert. Insbesondere kann die Anwesenheit vieler Menschen zu dem Gefühl führen, beobachtet zu werden und damit Angst auslösen. Es wird zwar auch berichtet, dass mit kleinerer Dosis ein heftiger Drang zu lachen einsetzt ([[Flash (Drogenkonsum)|Lachflash]]) und nur leichte [[Halluzination]]en zustandekommen. Aufgrund der schwierigen Dosierung (s.&thinsp;u.) und der unberechenbaren Wirkung ist aber grundsätzlich eine reizarme Umgebung (wenige Personen, allenfalls leise Musik, gedämpftes Licht) vorzuziehen.<br />
<br />
=== Dosierung ===<br />
<br />
Nur bei der Portionierung von standardisierten Extrakten mit einer Feinwaage (Teilung mindestens 0,01&thinsp;g) ist Salvia einigermaßen exakt zu dosieren. Je nach Extraktstärke empfiehlt sich zudem die Verdünnung einer größeren Menge mit Hilfsstoffen (z.&thinsp;B. mit Tabak beim Rauchen – bei 20-fach-Extrakt können bereits 0,01&thinsp;g wirksam sein) und erst anschließendes Abwiegen der einzunehmenden Menge. Vor allem der Konsum von starken Extrakten (10-fach und höher) kann leicht zu Überdosierung und Verwirrung führen. Je stärker der Extrakt, um so sorgfältiger muss die Dosierung vorgenommen werden. <br />
<br />
Die wirksame Menge ist von Mensch zu Mensch individuell und sollte deshalb vorsichtig von unten ertastet werden. Aufgrund des kurzen Wirkzyklus ist das allerdings mit Salvia recht zielgenau möglich (mehrere Einnahmen hintereinander). Bei Verwendung von Blättern sollte besondere Vorsicht angewandt werden, da die aufgenommene Wirkstoffmenge stark schwanken kann. Zur individuellen Dosisbestimmung empfiehlt sich immer die vorherige [[Homogenisierung]] des einzunehmenden Materials, um Schwankungen der Wirkstoffmenge zwischen einzelnen Konsumportionen auszuschließen.<br />
<br />
=== Risiken und Nebenwirkungen ===<br />
<br />
Nach bisherigen Erkenntnissen kann Salvia nicht mit körperlichen Schäden überdosiert werden. Allerdings kann sich der Konsum psychisch stark auswirken. Der Rausch kann ein erschütterndes Erlebnis sein und den Blickwinkel des Konsumenten auf die Welt massiv beeinflussen. Hierbei spielt insbesondere eine Rolle, dass sämtliche rauschinduzierten Visionen als höchst real wahrgenommen werden, so dass der Konsument den Rausch als seine Realität annimmt (ganz ähnlich wie in einem [[Traum]]). <br />
<br />
[[Psychose]]n können bei einem Halluzinogen nie ausgeschlossen werden. Vereinzelt wird auch von kurzen [[Horrortrip]]s berichtet. Angstgefühle können aber durch einen einfühlsamen [[Tripsitter]] entschärft und verhindert werden. Neben der Verhinderung von Sach- und Personenschäden hat der Tripsitter die Aufgabe, dem Trippenden ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Insbesondere gilt es, den Eindruck von Hilflosigkeit zu kompensieren, der insbesondere bei einem unerfahrenen Konsumenten entsteht, wenn dieser sich in rasanter Abfolge durch viele verschiedene Erlebniswelten hindurchgezogen fühlt, ohne dies beeinflussen zu können. Der Tripsitter sorgt auch für einen Anker in die Realität, um den Konsumenten ggfls. wieder zurückzuholen. Der Konsument gibt sich für den Wirkungszeitraum vollständig in die Hände des Tripsitters, welcher deshalb eine absolute Vertrauensperson sein sollte.<br />
<br />
Vorallem Menschen, die unter Schlafwandel leiden, neigen im Salvia-Rausch dazu, unkontrolliert durch die Gegend zu laufen, wobei sie eine andere Realität wahrzunehmen glauben und sich verletzen können.<br />
<br />
Bei der Aufnahme durch Rauchen wird die Lunge geschädigt. Die sehr prägenden und kaum [[Euphorie|euphorischen]] Halluzinationen sorgen dafür, dass die Pflanze kaum [[Suchtpotenzial]] besitzt. Nach einem Rausch braucht man einige Zeit, um ihn zu verarbeiten, und hat keinerlei Verlangen nach Wiederholung des Konsums. Der Konsum führt nicht zur [[Toleranz (Medizin)|Toleranzbildung]]; es wird im Gegenteil sogar davon berichtet, dass die Dosis bei mehrmaliger Anwendung (zur Erzielung der selben Effektstärke) verringert werden kann (sogenannte umgekehrte Toleranzbildung, [[englische Sprache|engl.]] „reverse tolerance“).<br />
<br />
Im Jahre [[1999]] warnte die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker dringend vor der Beschaffung und Abgabe von Salvia divinorum<ref>Pharmazeutische Zeitung Nr. 10, 144. Jahrgang, 11. März 1999</ref>.<br />
<br />
== Rechtliches ==<br />
Zu Salvia divinorum gibt es in [[Deutschland]], der [[Schweiz]], [[Liechtenstein]], [[Österreich]] und den meisten anderen Ländern der Welt keine strafgesetzliche Reglementierung, somit ist der Besitz legal. Der legale Status wurde eingeschränkt bzw. aufgehoben in [[Australien (Kontinent)|Australien]] (2004), [[Israel]] (2003), [[Italien]] (2005)<ref>[http://gazzette.comune.jesi.an.it/2005/54/2.htm Gazzetta Ufficiale Serie Generale N. 54 vom 7. März 2005 (ital.)]</ref> und [[Dänemark]]. In [[Norwegen]] ist Salvia divinorum verschreibungspflichtig.<br />
<br />
In Deutschland empfahl der Sachverständigenausschuss für Apothekenpflicht des [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte]] in einer Sitzung im [[Mai 2006]], Salvia divinorum der [[Apothekenpflicht]] zu unterstellen, um den Gebrauch zu unterbinden, wobei allerdings keine Unterscheidung zwischen Extrakten und Blättern gemacht wird.<ref> [http://www.bfarm.de/nn_916718/DE/Pharmakovigilanz/gremien/Apothekenpflicht/Protokolle/060516/top5.html Protokoll der Sitzung vom Mai 2006]</ref> Die dafür zuständigen Bundesministerien sind der Empfehlung nicht nachgekommen, da Salvia divinorum kein Arzneimittel und ein Verbot von Salvia divinorum auf diesem Weg nicht zulässig sei. <ref>http://dip.bundestag.de/btd/16/061/1606150.pdf Seite 6, letzter Absatz</ref><br />
<br />
Der Sachverständigenausschuss des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM) hat in seiner Sitzung am 18.06.2007 daher die Beschlussempfehlung ausgesprochen, Pflanzen und Pflanzenteile von Salvia divinorum nicht der Apothekenpflicht zu unterstellen, sondern in Anlage I des [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz]] einzustufen. Es ist daher davon auszugehen, dass der Umgang mit Salvia divinorum in Kürze verboten werden wird.<br />
<br />
== Quellen ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Jochen Gartz: ''Salvia divinorum – Die Wahrsagesalbei'', [http://www.nachtschatten.ch/ Nachtschatten Verlag] 2001, 80 Seiten, ISBN 3-907080-28-9<br />
*Bastian Borschke: ''Salvia Divinorum und andere psychoaktive Salbeiarten'', [http://www.gruenekraft.net/ Grüne Kraft] 2002, 32 Seiten, ISBN 3-930442-55-8<br />
*[http://www.entheogene.de/ Entheogene Blätter]: ''Salvia divinorum'', [http://files.entheogene.com/pre-09-2003.pdf Ausgabe #16 – 09/2003], ISSN 1610-0107<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Salvia divinorum|Aztekensalbei}}<br />
* {{Erowid|plants/salvia}}<br />
* [http://www.psykick.de/salvia/ Sehr umfangreiche deutschsprachige FAQ] zu Dosierung, Wirkung, Gefahren, Zucht sowie mit über 200 Tripberichten<br />
* [http://www.bongard.net/salvia_divinorum_mazateken/ Ska María Pastora – Salvia divinorum in Mexiko] – Ethnologische Arbeit zur Verwendung durch die [[Mazateken]]<br />
* [http://sagewisdom.org The Salvia divinorum Research and Information Center (engl.)] Umfangreiche Informationssammlung von Daniel Siebert<br />
* [http://www.salviasource.org SalviaSource.org] - Salvia divinorum wachsen gemeinschaft<br />
* [http://www.everything2.com/index.pl?node_id=1286573 How to keep Salvia legal] – Ethische Hinweise zum Umgang mit Salvia (engl.)<br />
* [http://www.polylog.tv/videothek/videocast/6592/ Reportage über Salvia] in der ARD-Sendung [[Polylux (Fernsehen)|Polylux]] vom 26.04.2007<br />
<br />
[[Kategorie:Lippenblütler]]<br />
[[Kategorie:Halluzinogen]]<br />
[[Kategorie:Pflanzliche Droge]]<br />
[[Kategorie:Lamiaceae]]<br />
<br />
[[cs:Šalvěj divotvorná]]<br />
[[en:Salvia divinorum]]<br />
[[eo:Divenista salvio]]<br />
[[es:Salvia divinorum]]<br />
[[fa:مایش آزتکی]]<br />
[[fi:Salvia divinorum]]<br />
[[fr:Sauge des devins]]<br />
[[he:סלוויה דיווינורום]]<br />
[[it:Salvia divinorum]]<br />
[[lt:Kvaitulinis šalavijas]]<br />
[[nl:Salvia divinorum]]<br />
[[pl:Szałwia wieszcza]]<br />
[[pt:Salvia divinorum]]<br />
[[ru:Шалфей предсказателей]]<br />
[[sv:Profetsalvia]]<br />
[[tr:Salvia divinorum]]</div>62.158.116.231https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Azteken-Salbei&diff=39118729Azteken-Salbei2007-11-18T19:01:21Z<p>62.158.116.231: Die Wirkungen unter Mischkonsum habe ich aufgrund von Selbstversuchen zusammengetragen.</p>
<hr />
<div>{{Belege fehlen}}<br />
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --><br />
{{Taxobox<br />
| Taxon_Name = Aztekensalbei<br />
| Taxon_WissName = Salvia divinorum<br />
| Taxon_Rang = Art<br />
| Taxon_Autor = [[Carl Clawson Epling|Epling]] & [[Carlos D. Játiva|Jativa]] <br />
| Taxon2_Name = Salbei<br />
| Taxon2_WissName = Salvia<br />
| Taxon2_Rang = Gattung<br />
| Taxon3_WissName = Nepetoideae<br />
| Taxon3_Rang = Unterfamilie<br />
| Taxon4_Name = Lippenblütler<br />
| Taxon4_WissName = Lamiaceae<br />
| Taxon4_Rang = Familie<br />
| Taxon5_Name = Lippenblütlerartige<br />
| Taxon5_WissName = Lamiales<br />
| Taxon5_Rang = Ordnung<br />
| Taxon6_Name = Asternähnliche<br />
| Taxon6_WissName = Asteridae<br />
| Taxon6_Rang = Unterklasse<br />
| Bild = Salvia Divinorum.jpg<br />
| Bildbeschreibung = Aztekensalbei (''Salvia divinorum'')<br />
}}<br />
<br />
Der '''Aztekensalbei''' (''Salvia divinorum'', zu deutsch „Salbei der Heiligen“) ist eine Pflanzenart aus der artenreichen Gattung [[Salbei]] in der Familie der [[Lippenblütler]] (Lamiaceae). Weitere Namen sind Wahrsagersalbei, Zaubersalbei, Hojas de la Pastora ''(spanisch „Blätter der Schäferin“)'', Hierba de la Virgen ''(spanisch „Kraut der Jungfrau“)'', Ska Maria Pastora ''(mazatekisch „Blätter der Schäferin Maria“)'' oder einfach '''Salvia'''. Es handelt sich um eine psychoaktiv wirkende Salbeiart. Der Hauptwirkstoff der Pflanze ist das Salvinorin A, ein Diterpen, das schon in geringen Mengen eine starke halluzinogene Wirkung haben kann. Salvinorin A gilt als das potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen.<br />
<br />
== Verbreitung und Nutzung ==<br />
Der Aztekensalbei ist ursprünglich in der [[Sierra Mazateka]] im [[Mexiko|mexikanischen]] Bundesstaat [[Oaxaca]] beheimatet. Dort wird er von den einheimischen [[Mazateken]] seit langer Zeit in [[Schamanismus|schamanischen]] Zeremonien verwendet. Von den [[Curandero]]s, den mazatekischen Heilern, wird er auf zwei Arten verwendet. In niedrigen, nicht halluzinogenen Dosierungen dient es der Behandlung diverser körperlicher Beschwerden. In deutlich höheren Dosierungen dient es der Induktion eines Rauschzustandes mit lebhaften [[Vision]]en. Salvia divinorum wird von den Mazateken nur im Rahmen dieser Heil- und Wahrsagerituale eingesetzt. Es wurde behauptet, dass der Aztekensalbei identisch mit der rituellen Pflanze Pipiltzitzintl der Azteken sei.<br />
<br />
In der westlichen Welt ist seit den 1980er Jahren ein deutlicher Anstieg des Interesses an ''Salvia divinorum'' zu beobachten. Im [[Ethnobotanik|ethnobotanischen]] Fachhandel sind frische und getrocknete Blätter sowie konzentrierte Extrakte der Pflanze erhältlich. Bekannte Erforscher des Aztekensalbei sind [[Richard Gordon Wasson]] und [[Albert Hofmann]]. Hofmann schreibt in seinem Buch ''[[Albert Hofmann#Schriften|LSD – mein Sorgenkind]]'' auch über seine Suche nach ''Salvia divinorum''. <br />
<br />
== Beschreibung ==<br />
[[Bild:Salvia divinorum - Herba de Maria.jpg|left|150px]]<br />
Die Pflanze ist an ihrem charakteristischen viereckigen Stängel zu erkennen, der bei größeren Pflanzen unten holzig ist.<br />
Seit vielen Jahrhunderten wird Salvia divinorum an versteckten Stellen von den Mazateken durch [[Steckling]]e ([[vegetative Vermehrung]]) kultiviert. Lange ging man davon aus, das Salvia divinorum eine reine Kulturpflanze sei, die sich nicht über Samen fortpflanzt. Neuere Forschungen stellen dies jedoch in Frage und zeigen, dass geschlechtlich gezeugte Nachkommen möglich sind. Festzustellen bleibt aber, dass sich die Pflanze am häufigsten über Stecklinge verbreitet und nur wenige genetisch unterschiedliche [[Klon]]e bekannt sind. <br />
In Europa gab es eine lange Zeit nur zwei verschiedene [[Mutterpflanze]]n, was sich allerdings durch den höheren Bekanntheitsgrad der Pflanze verändert hat. Die Pflanzen in Europa unterscheiden sich kaum voneinander, da sie sehr selten über Samen gezogen werden, als Stecklinge sehr weniger Mutterpflanzen also genetisch weitgehend identisch sind.<br />
<br />
== Züchtungen ==<br />
Es existieren unter anderem folgende Züchtungen:<br />
<br />
* 'Blosser'<br />
* 'Cerro Quemado'<br />
* 'Green Witch Queen'<br />
* 'Julieta'<br />
* 'La Fuerza'<br />
* 'Luna': Diese Form hat besonders rundliche Blätter, daher der Name Luna (lat. Mond).<br />
* 'Owens'<br />
* 'Paradox'<br />
* 'Wasson/Hofmann'<br />
<br />
Alle Klone, außer dem 'Wasson/Hofmann'-Klon, sind selten und werden kaum angeboten. Da die Pflanze sehr selten Samen ausbildet, ist es schwer, die [[genetische Vielfalt]] zu erhöhen. Daher ist anzunehmen, dass diese angeblichen Varianten weitgehend identisch sind.<br />
<br />
== Pflege ==<br />
=== Standort ===<br />
Die Salvia divinorum bevorzugt einen halbschattigen Standort. Bei direkter Sonneneinstrahlung entstehen oft Verbrennungen auf den Blättern. Im Winter verlieren die Pflanzen die meisten ihrer Blätter, treiben im nächsten Frühling wieder aus. Zur Kunstlicht-Kultivierung eignen sich am besten handelsübliche [[Energiesparlampen]].<br />
<br />
=== Pflanzsubstrat ===<br />
Am besten eignet sich humusreiche Erde mit niedrigem Torfgehalt. Man kann auch zu 1/3 Substrat untermischen. Auch reine Substratkultivierung ist möglich.<br />
<br />
=== Gießen ===<br />
Die Pflanze sollte regelmäßig gegossen werden, jedoch so das die Erde immer wieder trocken ist und die Wurzeln "durchatmen" können. Übergossene Pflanzen erkennt man an blassen, leicht abfallenden [[Blätter]]n. Im Normalfall reicht Leitungswasser völlig aus.<br />
<br />
=== Düngung === <br />
Die Pflanze sollte alle 3-4 Wochen gedüngt werden.<br />
<br />
== Inhaltsstoffe und Wirkung ==<br />
{{Belege fehlen}}<br />
<br />
Der Aztekensalbei enthält die [[Terpenoide|terpenoide]]n [[Salvinorin]]e, von denen sechs Derivate bekannt sind, diese wurden mit den Buchstaben A bis F gekennzeichnet. Das Salvinorin A ist ein hochpotentes [[Halluzinogen]]. Ab 0,25&thinsp;mg sind deutliche Wirkungen zu erwarten. Es wirkt als Kappa-[[Opioid]]-Agonist. Die Pharmakologie der aktiven Inhaltsstoffe unterscheidet sich deutlich von der anderer Halluzinogene. <!--Zu Salv. C bitte erst wissenschaftliche Quellen nennen! (bei en.WP rangiert es unter „inaktiv“) Erst die Quellen, danach hier reinschreiben!--> Insgesamt enthalten die Blätter von ''Salvia divinorum'' durchschnittlich 1,5&thinsp;mg Salvinorin in 1&thinsp;g Trockensubstanz.<br />
<br />
Der Konsum kann völligen Realitätsverlust sowie spirituelle Erscheinungen zur Folge haben. Es wird von Erfahrungen berichtet, die dem Erleben autistischer Wahrnehmung nahekommen. Andere Konsumenten berichten von wachtraumartigen Zuständen. Es kommt im Laufe der Salvinorinwirkung zu Einschränkungen der Koordinationsfähigkeit von Bewegungen.<br />
Häufig treten gefühlte, anwesende Personen/Wesen auf, die häufig einen bekannten Charakter haben, aber doch völlig fremdartig erscheinen. Allerdings ist die Wirkung zeitlich sehr begrenzt; die intensive Tripphase klingt in der Regel nach 2 bis 3 Minuten ab. Im Gegensatz zu Halluzinogenen anderen Wirktyps ([[LSD]], [[Psilocybin]] (beide serotonerg), [[Muscimol]] ([[Fliegenpilz]])), wird vor allem die [[Wahrnehmung]] und das logische Denken, aber kaum die [[Emotion]] verändert. So genannte [[Horrortrip]]s scheinen viel seltener vorzukommen als bei anderen Halluzinogenen, sind aber durchaus möglich. Die Hauptphase des Rausches ist eher kurz, in gerauchter Anwendung dauert der stark veränderte Zustand nur wenige Minuten.<br />
Leichte Nachwirkungen sind zirka zwei Stunden nach der Einnahme noch vorhanden. Sehr selten wird auch von Nachwirkungen einige Tage später berichtet (Stimmen im Kopf).<br />
<br />
Bei Mischkonsum mit Alkohol (also bei Konsum im betrunkenen Zustand) kann die Wirkung um ein vielfaches gesteigert werden. Zum einen kann es zum totalen Realitätsverlust kommen; der Konsument nimmt seine Umgebung gar nicht mehr war, wobei er sogar vergessen kann, dass er Salvia konsumiert hat. Ferner kann der Konsument meinen sich in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort zu befinden. Auch zu glauben ein anderer Mensch zu sein kann durchaus vorkommen, wobei ihm das dann normal und nicht befremdent erscheint.<br />
Auch wird die zeitliche Wirkung der intensivsten Wirkungsphase von 2 auf bis zu 10 Minuten gesteigert, die dem Konsumenten deutlich länger erscheinen können. Zudem kann er das Gefühl haben nicht mehr runterzukommen. Dies rührt zum einen daher, dass die Wirkung intensiviert und zeitlich verlängert wird; was dazu führen kann, dass die Wirkung nach 20 bis 30 Minuten immer noch so stark ist wie beim Höhepunkt des Konsums im nüchternen Zustand. Außerdem kann der Konsument nicht mehr richtig zwischen den Wirkungen des Alkohols und denen des Salvinorins A unterscheiden, was ihm den Eindruck vermitteln kann stundenlang "drauf zu sein".<br />
<br />
Mischkonsum mit [[THC]] ([[Cannabis]]) führt in der Regel zu keiner besonderen Wirkung. Die Wirkung von Cannabis kann für einen kurzen Zeitraum leicht verstärkt werden, allerdings treten keinerlei typischen Symptome von Salvia auf.<br />
<br />
== Einnahme und Wirkzyklus ==<br />
[[Bild:Salvia divinorum drug.jpg|thumb|right|Geschnittenes und getrocknetes ''Salvia divinorum'']]<br />
Es gibt einige Möglichkeiten der Einnahme von Salvinorin, jedoch wird es meistens geraucht (vor allem in [[Bong]]s, manchmal auch im [[Vaporisator]]), gekaut, als Flüssig[[extrakt]] und in sehr seltenen Fällen als Zäpfchen verwendet. Viele Konsumenten berichten, dass sie auf die eine Konsumart besser reagieren als auf die andere. Es gibt wenige Erfahrungen zu den Konsumarten über Pappen, festen Extrakt und Zäpfchen, da diese selten genutzt werden. In jedem Falle kann Salvinorin ausschließlich über die [[Schleimhaut|Schleimhäute]] aufgenommen werden und zerfällt wirkungslos im Magen.<br />
<br />
Beim Rauchen benötigt das Salvinorin hohe Temperaturen, um sich aus der Blatt-Trockenmasse zu lösen. Die Wirkung setzt beim Rauchen innerhalb von 60–90 Sekunden schlagartig ein, erreicht ihren Höhepunkt nach 3–5 Minuten und klingt nach 10–15 Minuten schon wieder ab. Beides sind Gründe, warum Salvia zumeist in Bongs in einem Zug geraucht wird, weniger in Form von [[Joint]]s, welche eine wirksame Dosis nur schwer vermitteln können. <br />
<br />
Nach spätestens 2 Stunden ist, bis auf eine generelle körperliche Entspanntheit, keine Wirkung mehr spürbar. Der Nachweis im Blut, Urin, Schweiß oder Haaren ist nach wenigen Stunden nicht mehr möglich.<ref>Nur unzureichender Beleg: http://www.goatrance.de/goacidia/salvia/de-salvia-faq.html</ref><br />
<br />
== Safer Use ==<br />
<br />
[[Safer Use]] ist eine Strategie, um gesundheitliche Schäden beim Konsum von Drogen zu minimieren (Risiken wie z.B. [[Sucht]] und [[Psychose]]n). Die hierbei anzuwendenden Verhaltensregeln sind von Droge zu Droge unterschiedlich.<br />
<br />
=== Motivation und persönliche Voraussetzungen (Set) ===<br />
<br />
Salvia ist ein mächtiges Instrument zur [[Bewusstseinserweiterung]], welches nicht zu anderen Zwecken missbraucht werden sollte. Schon wegen der kurzzeitigen Eliminierung jeglicher Fähigkeit, auf Umweltveränderungen sozialadäquat zu reagieren, eignet sich Salvia nicht als [[Partydroge]].<br />
<br />
Salvia erfordert eine hohe Kompetenz im Umgang mit sich selbst und ist deshalb nichts für Jugendliche oder Menschen mit ungefestigter Persönlichkeitsstruktur. Wer generell zu einem Leben in gewohnten Bahnen ohne größere Überraschungen neigt, wird den Salviarausch als zu heftig und damit unangenehm empfinden. Wenn sich die Erwartung eines grundsätzlich positiven, bereichernden und persönlich gewinnbringenden Erlebnisses erfüllen soll, sollte der Konsument innerlich für neue Einsichten und Erlebnisse aufgeschlossen sein. Es ist außerdem ratsam, sich nach einem Salviatrip Zeit für sich zu nehmen, um das Erlebte zu verarbeiten.<br />
<br />
=== Umgebung (Setting) ===<br />
<br />
Es wird allgemein davor gewarnt, ''Salvia divinorum'' ohne die Gegenwart einer nüchternen Begleitperson einzunehmen. Durch die schlagartig einsetzende veränderte Wahrnehmung können, für den Fall dass es geraucht wird, unbeabsichtigt Brände verursacht werden, der Konsument könnte Gegenstände umwerfen oder sich durch Anstoßen an Möbeln verletzen, was er selbst unter Umständen gar nicht mitbekommt. <br />
<br />
Oft wird der Salviarausch mit dem [[Somnambulismus|Schlafwandeln]] verglichen. Auf dem Höhepunkt erlebt man eine komplett andere Realität und ist deshalb nicht in der Lage, auf die Umwelt zu reagieren. Die Sinne sind teilweise sensibilisiert. Insbesondere kann die Anwesenheit vieler Menschen zu dem Gefühl führen, beobachtet zu werden und damit Angst auslösen. Es wird zwar auch berichtet, dass mit kleinerer Dosis ein heftiger Drang zu lachen einsetzt ([[Flash (Drogenkonsum)|Lachflash]]) und nur leichte [[Halluzination]]en zustandekommen. Aufgrund der schwierigen Dosierung (s.&thinsp;u.) und der unberechenbaren Wirkung ist aber grundsätzlich eine reizarme Umgebung (wenige Personen, allenfalls leise Musik, gedämpftes Licht) vorzuziehen.<br />
<br />
=== Dosierung ===<br />
<br />
Nur bei der Portionierung von standardisierten Extrakten mit einer Feinwaage (Teilung mindestens 0,01&thinsp;g) ist Salvia einigermaßen exakt zu dosieren. Je nach Extraktstärke empfiehlt sich zudem die Verdünnung einer größeren Menge mit Hilfsstoffen (z.&thinsp;B. mit Tabak beim Rauchen – bei 20-fach-Extrakt können bereits 0,01&thinsp;g wirksam sein) und erst anschließendes Abwiegen der einzunehmenden Menge. Vor allem der Konsum von starken Extrakten (10-fach und höher) kann leicht zu Überdosierung und Verwirrung führen. Je stärker der Extrakt, um so sorgfältiger muss die Dosierung vorgenommen werden. <br />
<br />
Die wirksame Menge ist von Mensch zu Mensch individuell und sollte deshalb vorsichtig von unten ertastet werden. Aufgrund des kurzen Wirkzyklus ist das allerdings mit Salvia recht zielgenau möglich (mehrere Einnahmen hintereinander). Bei Verwendung von Blättern sollte besondere Vorsicht angewandt werden, da die aufgenommene Wirkstoffmenge stark schwanken kann. Zur individuellen Dosisbestimmung empfiehlt sich immer die vorherige [[Homogenisierung]] des einzunehmenden Materials, um Schwankungen der Wirkstoffmenge zwischen einzelnen Konsumportionen auszuschließen.<br />
<br />
=== Risiken und Nebenwirkungen ===<br />
<br />
Nach bisherigen Erkenntnissen kann Salvia nicht mit körperlichen Schäden überdosiert werden. Allerdings kann sich der Konsum psychisch stark auswirken. Der Rausch kann ein erschütterndes Erlebnis sein und den Blickwinkel des Konsumenten auf die Welt massiv beeinflussen. Hierbei spielt insbesondere eine Rolle, dass sämtliche rauschinduzierten Visionen als höchst real wahrgenommen werden, so dass der Konsument den Rausch als seine Realität annimmt (ganz ähnlich wie in einem [[Traum]]). <br />
<br />
[[Psychose]]n können bei einem Halluzinogen nie ausgeschlossen werden. Vereinzelt wird auch von kurzen [[Horrortrip]]s berichtet. Angstgefühle können aber durch einen einfühlsamen [[Tripsitter]] entschärft und verhindert werden. Neben der Verhinderung von Sach- und Personenschäden hat der Tripsitter die Aufgabe, dem Trippenden ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Insbesondere gilt es, den Eindruck von Hilflosigkeit zu kompensieren, der insbesondere bei einem unerfahrenen Konsumenten entsteht, wenn dieser sich in rasanter Abfolge durch viele verschiedene Erlebniswelten hindurchgezogen fühlt, ohne dies beeinflussen zu können. Der Tripsitter sorgt auch für einen Anker in die Realität, um den Konsumenten ggfls. wieder zurückzuholen. Der Konsument gibt sich für den Wirkungszeitraum vollständig in die Hände des Tripsitters, welcher deshalb eine absolute Vertrauensperson sein sollte.<br />
<br />
Vorallem Menschen, die unter Schlafwandel leiden, neigen im Salvia-Rausch dazu, unkontrolliert durch die Gegend zu laufen, wobei sie eine andere Realität wahrzunehmen glauben und sich verletzen können.<br />
<br />
Bei der Aufnahme durch Rauchen wird die Lunge geschädigt. Die sehr prägenden und kaum [[Euphorie|euphorischen]] Halluzinationen sorgen dafür, dass die Pflanze kaum [[Suchtpotenzial]] besitzt. Nach einem Rausch braucht man einige Zeit, um ihn zu verarbeiten, und hat keinerlei Verlangen nach Wiederholung des Konsums. Der Konsum führt nicht zur [[Toleranz (Medizin)|Toleranzbildung]]; es wird im Gegenteil sogar davon berichtet, dass die Dosis bei mehrmaliger Anwendung (zur Erzielung der selben Effektstärke) verringert werden kann (sogenannte umgekehrte Toleranzbildung, [[englische Sprache|engl.]] „reverse tolerance“).<br />
<br />
Im Jahre [[1999]] warnte die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker dringend vor der Beschaffung und Abgabe von Salvia divinorum<ref>Pharmazeutische Zeitung Nr. 10, 144. Jahrgang, 11. März 1999</ref>.<br />
<br />
== Rechtliches ==<br />
Zu Salvia divinorum gibt es in [[Deutschland]], der [[Schweiz]], [[Liechtenstein]], [[Österreich]] und den meisten anderen Ländern der Welt keine strafgesetzliche Reglementierung, somit ist der Besitz legal. Der legale Status wurde eingeschränkt bzw. aufgehoben in [[Australien (Kontinent)|Australien]] (2004), [[Israel]] (2003), [[Italien]] (2005)<ref>[http://gazzette.comune.jesi.an.it/2005/54/2.htm Gazzetta Ufficiale Serie Generale N. 54 vom 7. März 2005 (ital.)]</ref> und [[Dänemark]]. In [[Norwegen]] ist Salvia divinorum verschreibungspflichtig.<br />
<br />
In Deutschland empfahl der Sachverständigenausschuss für Apothekenpflicht des [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte]] in einer Sitzung im [[Mai 2006]], Salvia divinorum der [[Apothekenpflicht]] zu unterstellen, um den Gebrauch zu unterbinden, wobei allerdings keine Unterscheidung zwischen Extrakten und Blättern gemacht wird.<ref> [http://www.bfarm.de/nn_916718/DE/Pharmakovigilanz/gremien/Apothekenpflicht/Protokolle/060516/top5.html Protokoll der Sitzung vom Mai 2006]</ref> Die dafür zuständigen Bundesministerien sind der Empfehlung nicht nachgekommen, da Salvia divinorum kein Arzneimittel und ein Verbot von Salvia divinorum auf diesem Weg nicht zulässig sei. <ref>http://dip.bundestag.de/btd/16/061/1606150.pdf Seite 6, letzter Absatz</ref><br />
<br />
Der Sachverständigenausschuss des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM) hat in seiner Sitzung am 18.06.2007 daher die Beschlussempfehlung ausgesprochen, Pflanzen und Pflanzenteile von Salvia divinorum nicht der Apothekenpflicht zu unterstellen, sondern in Anlage I des [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz]] einzustufen. Es ist daher davon auszugehen, dass der Umgang mit Salvia divinorum in Kürze verboten werden wird.<br />
<br />
== Quellen ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Jochen Gartz: ''Salvia divinorum – Die Wahrsagesalbei'', [http://www.nachtschatten.ch/ Nachtschatten Verlag] 2001, 80 Seiten, ISBN 3-907080-28-9<br />
*Bastian Borschke: ''Salvia Divinorum und andere psychoaktive Salbeiarten'', [http://www.gruenekraft.net/ Grüne Kraft] 2002, 32 Seiten, ISBN 3-930442-55-8<br />
*[http://www.entheogene.de/ Entheogene Blätter]: ''Salvia divinorum'', [http://files.entheogene.com/pre-09-2003.pdf Ausgabe #16 – 09/2003], ISSN 1610-0107<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Salvia divinorum|Aztekensalbei}}<br />
* {{Erowid|plants/salvia}}<br />
* [http://www.psykick.de/salvia/ Sehr umfangreiche deutschsprachige FAQ] zu Dosierung, Wirkung, Gefahren, Zucht sowie mit über 200 Tripberichten<br />
* [http://www.bongard.net/salvia_divinorum_mazateken/ Ska María Pastora – Salvia divinorum in Mexiko] – Ethnologische Arbeit zur Verwendung durch die [[Mazateken]]<br />
* [http://sagewisdom.org The Salvia divinorum Research and Information Center (engl.)] Umfangreiche Informationssammlung von Daniel Siebert<br />
* [http://www.salviasource.org SalviaSource.org] - Salvia divinorum wachsen gemeinschaft<br />
* [http://www.everything2.com/index.pl?node_id=1286573 How to keep Salvia legal] – Ethische Hinweise zum Umgang mit Salvia (engl.)<br />
* [http://www.polylog.tv/videothek/videocast/6592/ Reportage über Salvia] in der ARD-Sendung [[Polylux (Fernsehen)|Polylux]] vom 26.04.2007<br />
<br />
[[Kategorie:Lippenblütler]]<br />
[[Kategorie:Halluzinogen]]<br />
[[Kategorie:Pflanzliche Droge]]<br />
[[Kategorie:Lamiaceae]]<br />
<br />
[[cs:Šalvěj divotvorná]]<br />
[[en:Salvia divinorum]]<br />
[[eo:Divenista salvio]]<br />
[[es:Salvia divinorum]]<br />
[[fa:مایش آزتکی]]<br />
[[fi:Salvia divinorum]]<br />
[[fr:Sauge des devins]]<br />
[[he:סלוויה דיווינורום]]<br />
[[it:Salvia divinorum]]<br />
[[lt:Kvaitulinis šalavijas]]<br />
[[nl:Salvia divinorum]]<br />
[[pl:Szałwia wieszcza]]<br />
[[pt:Salvia divinorum]]<br />
[[ru:Шалфей предсказателей]]<br />
[[sv:Profetsalvia]]<br />
[[tr:Salvia divinorum]]</div>62.158.116.231https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Azteken-Salbei&diff=39117990Azteken-Salbei2007-11-18T18:44:07Z<p>62.158.116.231: ich habe den Abschnitt über Schlafwandel eingefügt. Ich habe zwar keine Quellen, konsumiere allerdings seit fast einem Jahr häufig Salvia und konnte diese Beobachtung machen.</p>
<hr />
<div>{{Belege fehlen}}<br />
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --><br />
{{Taxobox<br />
| Taxon_Name = Aztekensalbei<br />
| Taxon_WissName = Salvia divinorum<br />
| Taxon_Rang = Art<br />
| Taxon_Autor = [[Carl Clawson Epling|Epling]] & [[Carlos D. Játiva|Jativa]] <br />
| Taxon2_Name = Salbei<br />
| Taxon2_WissName = Salvia<br />
| Taxon2_Rang = Gattung<br />
| Taxon3_WissName = Nepetoideae<br />
| Taxon3_Rang = Unterfamilie<br />
| Taxon4_Name = Lippenblütler<br />
| Taxon4_WissName = Lamiaceae<br />
| Taxon4_Rang = Familie<br />
| Taxon5_Name = Lippenblütlerartige<br />
| Taxon5_WissName = Lamiales<br />
| Taxon5_Rang = Ordnung<br />
| Taxon6_Name = Asternähnliche<br />
| Taxon6_WissName = Asteridae<br />
| Taxon6_Rang = Unterklasse<br />
| Bild = Salvia Divinorum.jpg<br />
| Bildbeschreibung = Aztekensalbei (''Salvia divinorum'')<br />
}}<br />
<br />
Der '''Aztekensalbei''' (''Salvia divinorum'', zu deutsch „Salbei der Heiligen“) ist eine Pflanzenart aus der artenreichen Gattung [[Salbei]] in der Familie der [[Lippenblütler]] (Lamiaceae). Weitere Namen sind Wahrsagersalbei, Zaubersalbei, Hojas de la Pastora ''(spanisch „Blätter der Schäferin“)'', Hierba de la Virgen ''(spanisch „Kraut der Jungfrau“)'', Ska Maria Pastora ''(mazatekisch „Blätter der Schäferin Maria“)'' oder einfach '''Salvia'''. Es handelt sich um eine psychoaktiv wirkende Salbeiart. Der Hauptwirkstoff der Pflanze ist das Salvinorin A, ein Diterpen, das schon in geringen Mengen eine starke halluzinogene Wirkung haben kann. Salvinorin A gilt als das potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen.<br />
<br />
== Verbreitung und Nutzung ==<br />
Der Aztekensalbei ist ursprünglich in der [[Sierra Mazateka]] im [[Mexiko|mexikanischen]] Bundesstaat [[Oaxaca]] beheimatet. Dort wird er von den einheimischen [[Mazateken]] seit langer Zeit in [[Schamanismus|schamanischen]] Zeremonien verwendet. Von den [[Curandero]]s, den mazatekischen Heilern, wird er auf zwei Arten verwendet. In niedrigen, nicht halluzinogenen Dosierungen dient es der Behandlung diverser körperlicher Beschwerden. In deutlich höheren Dosierungen dient es der Induktion eines Rauschzustandes mit lebhaften [[Vision]]en. Salvia divinorum wird von den Mazateken nur im Rahmen dieser Heil- und Wahrsagerituale eingesetzt. Es wurde behauptet, dass der Aztekensalbei identisch mit der rituellen Pflanze Pipiltzitzintl der Azteken sei.<br />
<br />
In der westlichen Welt ist seit den 1980er Jahren ein deutlicher Anstieg des Interesses an ''Salvia divinorum'' zu beobachten. Im [[Ethnobotanik|ethnobotanischen]] Fachhandel sind frische und getrocknete Blätter sowie konzentrierte Extrakte der Pflanze erhältlich. Bekannte Erforscher des Aztekensalbei sind [[Richard Gordon Wasson]] und [[Albert Hofmann]]. Hofmann schreibt in seinem Buch ''[[Albert Hofmann#Schriften|LSD – mein Sorgenkind]]'' auch über seine Suche nach ''Salvia divinorum''. <br />
<br />
== Beschreibung ==<br />
[[Bild:Salvia divinorum - Herba de Maria.jpg|left|150px]]<br />
Die Pflanze ist an ihrem charakteristischen viereckigen Stängel zu erkennen, der bei größeren Pflanzen unten holzig ist.<br />
Seit vielen Jahrhunderten wird Salvia divinorum an versteckten Stellen von den Mazateken durch [[Steckling]]e ([[vegetative Vermehrung]]) kultiviert. Lange ging man davon aus, das Salvia divinorum eine reine Kulturpflanze sei, die sich nicht über Samen fortpflanzt. Neuere Forschungen stellen dies jedoch in Frage und zeigen, dass geschlechtlich gezeugte Nachkommen möglich sind. Festzustellen bleibt aber, dass sich die Pflanze am häufigsten über Stecklinge verbreitet und nur wenige genetisch unterschiedliche [[Klon]]e bekannt sind. <br />
In Europa gab es eine lange Zeit nur zwei verschiedene [[Mutterpflanze]]n, was sich allerdings durch den höheren Bekanntheitsgrad der Pflanze verändert hat. Die Pflanzen in Europa unterscheiden sich kaum voneinander, da sie sehr selten über Samen gezogen werden, als Stecklinge sehr weniger Mutterpflanzen also genetisch weitgehend identisch sind.<br />
<br />
== Züchtungen ==<br />
Es existieren unter anderem folgende Züchtungen:<br />
<br />
* 'Blosser'<br />
* 'Cerro Quemado'<br />
* 'Green Witch Queen'<br />
* 'Julieta'<br />
* 'La Fuerza'<br />
* 'Luna': Diese Form hat besonders rundliche Blätter, daher der Name Luna (lat. Mond).<br />
* 'Owens'<br />
* 'Paradox'<br />
* 'Wasson/Hofmann'<br />
<br />
Alle Klone, außer dem 'Wasson/Hofmann'-Klon, sind selten und werden kaum angeboten. Da die Pflanze sehr selten Samen ausbildet, ist es schwer, die [[genetische Vielfalt]] zu erhöhen. Daher ist anzunehmen, dass diese angeblichen Varianten weitgehend identisch sind.<br />
<br />
== Pflege ==<br />
=== Standort ===<br />
Die Salvia divinorum bevorzugt einen halbschattigen Standort. Bei direkter Sonneneinstrahlung entstehen oft Verbrennungen auf den Blättern. Im Winter verlieren die Pflanzen die meisten ihrer Blätter, treiben im nächsten Frühling wieder aus. Zur Kunstlicht-Kultivierung eignen sich am besten handelsübliche [[Energiesparlampen]].<br />
<br />
=== Pflanzsubstrat ===<br />
Am besten eignet sich humusreiche Erde mit niedrigem Torfgehalt. Man kann auch zu 1/3 Substrat untermischen. Auch reine Substratkultivierung ist möglich.<br />
<br />
=== Gießen ===<br />
Die Pflanze sollte regelmäßig gegossen werden, jedoch so das die Erde immer wieder trocken ist und die Wurzeln "durchatmen" können. Übergossene Pflanzen erkennt man an blassen, leicht abfallenden [[Blätter]]n. Im Normalfall reicht Leitungswasser völlig aus.<br />
<br />
=== Düngung === <br />
Die Pflanze sollte alle 3-4 Wochen gedüngt werden.<br />
<br />
== Inhaltsstoffe und Wirkung ==<br />
{{Belege fehlen}}<br />
<br />
Der Aztekensalbei enthält die [[Terpenoide|terpenoide]]n [[Salvinorin]]e, von denen sechs Derivate bekannt sind, diese wurden mit den Buchstaben A bis F gekennzeichnet. Das Salvinorin A ist ein hochpotentes [[Halluzinogen]]. Ab 0,25&thinsp;mg sind deutliche Wirkungen zu erwarten. Es wirkt als Kappa-[[Opioid]]-Agonist. Die Pharmakologie der aktiven Inhaltsstoffe unterscheidet sich deutlich von der anderer Halluzinogene. <!--Zu Salv. C bitte erst wissenschaftliche Quellen nennen! (bei en.WP rangiert es unter „inaktiv“) Erst die Quellen, danach hier reinschreiben!--> Insgesamt enthalten die Blätter von ''Salvia divinorum'' durchschnittlich 1,5&thinsp;mg Salvinorin in 1&thinsp;g Trockensubstanz.<br />
<br />
Der Konsum kann völligen Realitätsverlust sowie spirituelle Erscheinungen zur Folge haben. Es wird von Erfahrungen berichtet, die dem Erleben autistischer Wahrnehmung nahekommen. Andere Konsumenten berichten von wachtraumartigen Zuständen. Es kommt im Laufe der Salvinorinwirkung zu Einschränkungen der Koordinationsfähigkeit von Bewegungen.<br />
Häufig treten gefühlte, anwesende Personen/Wesen auf, die häufig einen bekannten Charakter haben, aber doch völlig fremdartig erscheinen. Im Gegensatz zu Halluzinogenen anderen Wirktyps ([[LSD]], [[Psilocybin]] (beide serotonerg), [[Muscimol]] ([[Fliegenpilz]])), wird vor allem die [[Wahrnehmung]] und das logische Denken, aber kaum die [[Emotion]] verändert. So genannte [[Horrortrip]]s scheinen viel seltener vorzukommen als bei anderen Halluzinogenen, sind aber durchaus möglich. Die Hauptphase des Rausches ist eher kurz, in gerauchter Anwendung dauert der stark veränderte Zustand nur wenige Minuten.<br />
Leichte Nachwirkungen sind zirka zwei Stunden nach der Einnahme noch vorhanden. Sehr selten wird auch von Nachwirkungen einige Tage später berichtet (Stimmen im Kopf).<br />
<br />
== Einnahme und Wirkzyklus ==<br />
[[Bild:Salvia divinorum drug.jpg|thumb|right|Geschnittenes und getrocknetes ''Salvia divinorum'']]<br />
Es gibt einige Möglichkeiten der Einnahme von Salvinorin, jedoch wird es meistens geraucht (vor allem in [[Bong]]s, manchmal auch im [[Vaporisator]]), gekaut, als Flüssig[[extrakt]] und in sehr seltenen Fällen als Zäpfchen verwendet. Viele Konsumenten berichten, dass sie auf die eine Konsumart besser reagieren als auf die andere. Es gibt wenige Erfahrungen zu den Konsumarten über Pappen, festen Extrakt und Zäpfchen, da diese selten genutzt werden. In jedem Falle kann Salvinorin ausschließlich über die [[Schleimhaut|Schleimhäute]] aufgenommen werden und zerfällt wirkungslos im Magen.<br />
<br />
Beim Rauchen benötigt das Salvinorin hohe Temperaturen, um sich aus der Blatt-Trockenmasse zu lösen. Die Wirkung setzt beim Rauchen innerhalb von 60–90 Sekunden schlagartig ein, erreicht ihren Höhepunkt nach 3–5 Minuten und klingt nach 10–15 Minuten schon wieder ab. Beides sind Gründe, warum Salvia zumeist in Bongs in einem Zug geraucht wird, weniger in Form von [[Joint]]s, welche eine wirksame Dosis nur schwer vermitteln können. <br />
<br />
Nach spätestens 2 Stunden ist, bis auf eine generelle körperliche Entspanntheit, keine Wirkung mehr spürbar. Der Nachweis im Blut, Urin, Schweiß oder Haaren ist nach wenigen Stunden nicht mehr möglich.<ref>Nur unzureichender Beleg: http://www.goatrance.de/goacidia/salvia/de-salvia-faq.html</ref><br />
<br />
== Safer Use ==<br />
<br />
[[Safer Use]] ist eine Strategie, um gesundheitliche Schäden beim Konsum von Drogen zu minimieren (Risiken wie z.B. [[Sucht]] und [[Psychose]]n). Die hierbei anzuwendenden Verhaltensregeln sind von Droge zu Droge unterschiedlich.<br />
<br />
=== Motivation und persönliche Voraussetzungen (Set) ===<br />
<br />
Salvia ist ein mächtiges Instrument zur [[Bewusstseinserweiterung]], welches nicht zu anderen Zwecken missbraucht werden sollte. Schon wegen der kurzzeitigen Eliminierung jeglicher Fähigkeit, auf Umweltveränderungen sozialadäquat zu reagieren, eignet sich Salvia nicht als [[Partydroge]].<br />
<br />
Salvia erfordert eine hohe Kompetenz im Umgang mit sich selbst und ist deshalb nichts für Jugendliche oder Menschen mit ungefestigter Persönlichkeitsstruktur. Wer generell zu einem Leben in gewohnten Bahnen ohne größere Überraschungen neigt, wird den Salviarausch als zu heftig und damit unangenehm empfinden. Wenn sich die Erwartung eines grundsätzlich positiven, bereichernden und persönlich gewinnbringenden Erlebnisses erfüllen soll, sollte der Konsument innerlich für neue Einsichten und Erlebnisse aufgeschlossen sein. Es ist außerdem ratsam, sich nach einem Salviatrip Zeit für sich zu nehmen, um das Erlebte zu verarbeiten.<br />
<br />
=== Umgebung (Setting) ===<br />
<br />
Es wird allgemein davor gewarnt, ''Salvia divinorum'' ohne die Gegenwart einer nüchternen Begleitperson einzunehmen. Durch die schlagartig einsetzende veränderte Wahrnehmung können, für den Fall dass es geraucht wird, unbeabsichtigt Brände verursacht werden, der Konsument könnte Gegenstände umwerfen oder sich durch Anstoßen an Möbeln verletzen, was er selbst unter Umständen gar nicht mitbekommt. <br />
<br />
Oft wird der Salviarausch mit dem [[Somnambulismus|Schlafwandeln]] verglichen. Auf dem Höhepunkt erlebt man eine komplett andere Realität und ist deshalb nicht in der Lage, auf die Umwelt zu reagieren. Die Sinne sind teilweise sensibilisiert. Insbesondere kann die Anwesenheit vieler Menschen zu dem Gefühl führen, beobachtet zu werden und damit Angst auslösen. Es wird zwar auch berichtet, dass mit kleinerer Dosis ein heftiger Drang zu lachen einsetzt ([[Flash (Drogenkonsum)|Lachflash]]) und nur leichte [[Halluzination]]en zustandekommen. Aufgrund der schwierigen Dosierung (s.&thinsp;u.) und der unberechenbaren Wirkung ist aber grundsätzlich eine reizarme Umgebung (wenige Personen, allenfalls leise Musik, gedämpftes Licht) vorzuziehen.<br />
<br />
=== Dosierung ===<br />
<br />
Nur bei der Portionierung von standardisierten Extrakten mit einer Feinwaage (Teilung mindestens 0,01&thinsp;g) ist Salvia einigermaßen exakt zu dosieren. Je nach Extraktstärke empfiehlt sich zudem die Verdünnung einer größeren Menge mit Hilfsstoffen (z.&thinsp;B. mit Tabak beim Rauchen – bei 20-fach-Extrakt können bereits 0,01&thinsp;g wirksam sein) und erst anschließendes Abwiegen der einzunehmenden Menge. Vor allem der Konsum von starken Extrakten (10-fach und höher) kann leicht zu Überdosierung und Verwirrung führen. Je stärker der Extrakt, um so sorgfältiger muss die Dosierung vorgenommen werden. <br />
<br />
Die wirksame Menge ist von Mensch zu Mensch individuell und sollte deshalb vorsichtig von unten ertastet werden. Aufgrund des kurzen Wirkzyklus ist das allerdings mit Salvia recht zielgenau möglich (mehrere Einnahmen hintereinander). Bei Verwendung von Blättern sollte besondere Vorsicht angewandt werden, da die aufgenommene Wirkstoffmenge stark schwanken kann. Zur individuellen Dosisbestimmung empfiehlt sich immer die vorherige [[Homogenisierung]] des einzunehmenden Materials, um Schwankungen der Wirkstoffmenge zwischen einzelnen Konsumportionen auszuschließen.<br />
<br />
=== Risiken und Nebenwirkungen ===<br />
<br />
Nach bisherigen Erkenntnissen kann Salvia nicht mit körperlichen Schäden überdosiert werden. Allerdings kann sich der Konsum psychisch stark auswirken. Der Rausch kann ein erschütterndes Erlebnis sein und den Blickwinkel des Konsumenten auf die Welt massiv beeinflussen. Hierbei spielt insbesondere eine Rolle, dass sämtliche rauschinduzierten Visionen als höchst real wahrgenommen werden, so dass der Konsument den Rausch als seine Realität annimmt (ganz ähnlich wie in einem [[Traum]]). <br />
<br />
[[Psychose]]n können bei einem Halluzinogen nie ausgeschlossen werden. Vereinzelt wird auch von kurzen [[Horrortrip]]s berichtet. Angstgefühle können aber durch einen einfühlsamen [[Tripsitter]] entschärft und verhindert werden. Neben der Verhinderung von Sach- und Personenschäden hat der Tripsitter die Aufgabe, dem Trippenden ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Insbesondere gilt es, den Eindruck von Hilflosigkeit zu kompensieren, der insbesondere bei einem unerfahrenen Konsumenten entsteht, wenn dieser sich in rasanter Abfolge durch viele verschiedene Erlebniswelten hindurchgezogen fühlt, ohne dies beeinflussen zu können. Der Tripsitter sorgt auch für einen Anker in die Realität, um den Konsumenten ggfls. wieder zurückzuholen. Der Konsument gibt sich für den Wirkungszeitraum vollständig in die Hände des Tripsitters, welcher deshalb eine absolute Vertrauensperson sein sollte.<br />
<br />
Menschen, die unter Schlafwandel leiden, neigen dazu im Salviarausch unkontrolliert durch die Gegend zu laufen, wobei sie eine andere Realität wahrzunehmen glauben. Dies kann sehr gefährlich sein, wenn kein Tripsitter vorhanden ist, der den Konsumenten daran hindern könnte sich ernsthaft zu verletzen oder gar in eine Lebensgefährliche Situation zu bringen. Allerdings heißt das nicht, dass dies nur bei solchen Personen auftritt, auch "Nichtschlafwandler" können sich plötzlich unkontroliert fortbewegen; allerdings ist dies bei solchen Personen sehr viel seltener anzutreffen.<br />
<br />
Bei der Aufnahme durch Rauchen wird die Lunge geschädigt. Die sehr prägenden und kaum [[Euphorie|euphorischen]] Halluzinationen sorgen dafür, dass die Pflanze kaum [[Suchtpotenzial]] besitzt. Nach einem Rausch braucht man einige Zeit, um ihn zu verarbeiten, und hat keinerlei Verlangen nach Wiederholung des Konsums. Der Konsum führt nicht zur [[Toleranz (Medizin)|Toleranzbildung]]; es wird im Gegenteil sogar davon berichtet, dass die Dosis bei mehrmaliger Anwendung (zur Erzielung der selben Effektstärke) verringert werden kann (sogenannte umgekehrte Toleranzbildung, [[englische Sprache|engl.]] „reverse tolerance“).<br />
<br />
Im Jahre [[1999]] warnte die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker dringend vor der Beschaffung und Abgabe von Salvia divinorum<ref>Pharmazeutische Zeitung Nr. 10, 144. Jahrgang, 11. März 1999</ref>.<br />
<br />
== Rechtliches ==<br />
Zu Salvia divinorum gibt es in [[Deutschland]], der [[Schweiz]], [[Liechtenstein]], [[Österreich]] und den meisten anderen Ländern der Welt keine strafgesetzliche Reglementierung, somit ist der Besitz legal. Der legale Status wurde eingeschränkt bzw. aufgehoben in [[Australien (Kontinent)|Australien]] (2004), [[Israel]] (2003), [[Italien]] (2005)<ref>[http://gazzette.comune.jesi.an.it/2005/54/2.htm Gazzetta Ufficiale Serie Generale N. 54 vom 7. März 2005 (ital.)]</ref> und [[Dänemark]]. In [[Norwegen]] ist Salvia divinorum verschreibungspflichtig.<br />
<br />
In Deutschland empfahl der Sachverständigenausschuss für Apothekenpflicht des [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte]] in einer Sitzung im [[Mai 2006]], Salvia divinorum der [[Apothekenpflicht]] zu unterstellen, um den Gebrauch zu unterbinden, wobei allerdings keine Unterscheidung zwischen Extrakten und Blättern gemacht wird.<ref> [http://www.bfarm.de/nn_916718/DE/Pharmakovigilanz/gremien/Apothekenpflicht/Protokolle/060516/top5.html Protokoll der Sitzung vom Mai 2006]</ref> Die dafür zuständigen Bundesministerien sind der Empfehlung nicht nachgekommen, da Salvia divinorum kein Arzneimittel und ein Verbot von Salvia divinorum auf diesem Weg nicht zulässig sei. <ref>http://dip.bundestag.de/btd/16/061/1606150.pdf Seite 6, letzter Absatz</ref><br />
<br />
Der Sachverständigenausschuss des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM) hat in seiner Sitzung am 18.06.2007 daher die Beschlussempfehlung ausgesprochen, Pflanzen und Pflanzenteile von Salvia divinorum nicht der Apothekenpflicht zu unterstellen, sondern in Anlage I des [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz]] einzustufen. Es ist daher davon auszugehen, dass der Umgang mit Salvia divinorum in Kürze verboten werden wird.<br />
<br />
== Quellen ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Jochen Gartz: ''Salvia divinorum – Die Wahrsagesalbei'', [http://www.nachtschatten.ch/ Nachtschatten Verlag] 2001, 80 Seiten, ISBN 3-907080-28-9<br />
*Bastian Borschke: ''Salvia Divinorum und andere psychoaktive Salbeiarten'', [http://www.gruenekraft.net/ Grüne Kraft] 2002, 32 Seiten, ISBN 3-930442-55-8<br />
*[http://www.entheogene.de/ Entheogene Blätter]: ''Salvia divinorum'', [http://files.entheogene.com/pre-09-2003.pdf Ausgabe #16 – 09/2003], ISSN 1610-0107<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Salvia divinorum|Aztekensalbei}}<br />
* {{Erowid|plants/salvia}}<br />
* [http://www.psykick.de/salvia/ Sehr umfangreiche deutschsprachige FAQ] zu Dosierung, Wirkung, Gefahren, Zucht sowie mit über 200 Tripberichten<br />
* [http://www.bongard.net/salvia_divinorum_mazateken/ Ska María Pastora – Salvia divinorum in Mexiko] – Ethnologische Arbeit zur Verwendung durch die [[Mazateken]]<br />
* [http://sagewisdom.org The Salvia divinorum Research and Information Center (engl.)] Umfangreiche Informationssammlung von Daniel Siebert<br />
* [http://www.salviasource.org SalviaSource.org] - Salvia divinorum wachsen gemeinschaft<br />
* [http://www.everything2.com/index.pl?node_id=1286573 How to keep Salvia legal] – Ethische Hinweise zum Umgang mit Salvia (engl.)<br />
* [http://www.polylog.tv/videothek/videocast/6592/ Reportage über Salvia] in der ARD-Sendung [[Polylux (Fernsehen)|Polylux]] vom 26.04.2007<br />
<br />
[[Kategorie:Lippenblütler]]<br />
[[Kategorie:Halluzinogen]]<br />
[[Kategorie:Pflanzliche Droge]]<br />
[[Kategorie:Lamiaceae]]<br />
<br />
[[cs:Šalvěj divotvorná]]<br />
[[en:Salvia divinorum]]<br />
[[eo:Divenista salvio]]<br />
[[es:Salvia divinorum]]<br />
[[fa:مایش آزتکی]]<br />
[[fi:Salvia divinorum]]<br />
[[fr:Sauge des devins]]<br />
[[he:סלוויה דיווינורום]]<br />
[[it:Salvia divinorum]]<br />
[[lt:Kvaitulinis šalavijas]]<br />
[[nl:Salvia divinorum]]<br />
[[pl:Szałwia wieszcza]]<br />
[[pt:Salvia divinorum]]<br />
[[ru:Шалфей предсказателей]]<br />
[[sv:Profetsalvia]]<br />
[[tr:Salvia divinorum]]</div>62.158.116.231https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Azteken-Salbei&diff=39117848Azteken-Salbei2007-11-18T18:40:48Z<p>62.158.116.231: /* Risiken und Nebenwirkungen */</p>
<hr />
<div>{{Belege fehlen}}<br />
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --><br />
{{Taxobox<br />
| Taxon_Name = Aztekensalbei<br />
| Taxon_WissName = Salvia divinorum<br />
| Taxon_Rang = Art<br />
| Taxon_Autor = [[Carl Clawson Epling|Epling]] & [[Carlos D. Játiva|Jativa]] <br />
| Taxon2_Name = Salbei<br />
| Taxon2_WissName = Salvia<br />
| Taxon2_Rang = Gattung<br />
| Taxon3_WissName = Nepetoideae<br />
| Taxon3_Rang = Unterfamilie<br />
| Taxon4_Name = Lippenblütler<br />
| Taxon4_WissName = Lamiaceae<br />
| Taxon4_Rang = Familie<br />
| Taxon5_Name = Lippenblütlerartige<br />
| Taxon5_WissName = Lamiales<br />
| Taxon5_Rang = Ordnung<br />
| Taxon6_Name = Asternähnliche<br />
| Taxon6_WissName = Asteridae<br />
| Taxon6_Rang = Unterklasse<br />
| Bild = Salvia Divinorum.jpg<br />
| Bildbeschreibung = Aztekensalbei (''Salvia divinorum'')<br />
}}<br />
<br />
Der '''Aztekensalbei''' (''Salvia divinorum'', zu deutsch „Salbei der Heiligen“) ist eine Pflanzenart aus der artenreichen Gattung [[Salbei]] in der Familie der [[Lippenblütler]] (Lamiaceae). Weitere Namen sind Wahrsagersalbei, Zaubersalbei, Hojas de la Pastora ''(spanisch „Blätter der Schäferin“)'', Hierba de la Virgen ''(spanisch „Kraut der Jungfrau“)'', Ska Maria Pastora ''(mazatekisch „Blätter der Schäferin Maria“)'' oder einfach '''Salvia'''. Es handelt sich um eine psychoaktiv wirkende Salbeiart. Der Hauptwirkstoff der Pflanze ist das Salvinorin A, ein Diterpen, das schon in geringen Mengen eine starke halluzinogene Wirkung haben kann. Salvinorin A gilt als das potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen.<br />
<br />
== Verbreitung und Nutzung ==<br />
Der Aztekensalbei ist ursprünglich in der [[Sierra Mazateka]] im [[Mexiko|mexikanischen]] Bundesstaat [[Oaxaca]] beheimatet. Dort wird er von den einheimischen [[Mazateken]] seit langer Zeit in [[Schamanismus|schamanischen]] Zeremonien verwendet. Von den [[Curandero]]s, den mazatekischen Heilern, wird er auf zwei Arten verwendet. In niedrigen, nicht halluzinogenen Dosierungen dient es der Behandlung diverser körperlicher Beschwerden. In deutlich höheren Dosierungen dient es der Induktion eines Rauschzustandes mit lebhaften [[Vision]]en. Salvia divinorum wird von den Mazateken nur im Rahmen dieser Heil- und Wahrsagerituale eingesetzt. Es wurde behauptet, dass der Aztekensalbei identisch mit der rituellen Pflanze Pipiltzitzintl der Azteken sei.<br />
<br />
In der westlichen Welt ist seit den 1980er Jahren ein deutlicher Anstieg des Interesses an ''Salvia divinorum'' zu beobachten. Im [[Ethnobotanik|ethnobotanischen]] Fachhandel sind frische und getrocknete Blätter sowie konzentrierte Extrakte der Pflanze erhältlich. Bekannte Erforscher des Aztekensalbei sind [[Richard Gordon Wasson]] und [[Albert Hofmann]]. Hofmann schreibt in seinem Buch ''[[Albert Hofmann#Schriften|LSD – mein Sorgenkind]]'' auch über seine Suche nach ''Salvia divinorum''. <br />
<br />
== Beschreibung ==<br />
[[Bild:Salvia divinorum - Herba de Maria.jpg|left|150px]]<br />
Die Pflanze ist an ihrem charakteristischen viereckigen Stängel zu erkennen, der bei größeren Pflanzen unten holzig ist.<br />
Seit vielen Jahrhunderten wird Salvia divinorum an versteckten Stellen von den Mazateken durch [[Steckling]]e ([[vegetative Vermehrung]]) kultiviert. Lange ging man davon aus, das Salvia divinorum eine reine Kulturpflanze sei, die sich nicht über Samen fortpflanzt. Neuere Forschungen stellen dies jedoch in Frage und zeigen, dass geschlechtlich gezeugte Nachkommen möglich sind. Festzustellen bleibt aber, dass sich die Pflanze am häufigsten über Stecklinge verbreitet und nur wenige genetisch unterschiedliche [[Klon]]e bekannt sind. <br />
In Europa gab es eine lange Zeit nur zwei verschiedene [[Mutterpflanze]]n, was sich allerdings durch den höheren Bekanntheitsgrad der Pflanze verändert hat. Die Pflanzen in Europa unterscheiden sich kaum voneinander, da sie sehr selten über Samen gezogen werden, als Stecklinge sehr weniger Mutterpflanzen also genetisch weitgehend identisch sind.<br />
<br />
== Züchtungen ==<br />
Es existieren unter anderem folgende Züchtungen:<br />
<br />
* 'Blosser'<br />
* 'Cerro Quemado'<br />
* 'Green Witch Queen'<br />
* 'Julieta'<br />
* 'La Fuerza'<br />
* 'Luna': Diese Form hat besonders rundliche Blätter, daher der Name Luna (lat. Mond).<br />
* 'Owens'<br />
* 'Paradox'<br />
* 'Wasson/Hofmann'<br />
<br />
Alle Klone, außer dem 'Wasson/Hofmann'-Klon, sind selten und werden kaum angeboten. Da die Pflanze sehr selten Samen ausbildet, ist es schwer, die [[genetische Vielfalt]] zu erhöhen. Daher ist anzunehmen, dass diese angeblichen Varianten weitgehend identisch sind.<br />
<br />
== Pflege ==<br />
=== Standort ===<br />
Die Salvia divinorum bevorzugt einen halbschattigen Standort. Bei direkter Sonneneinstrahlung entstehen oft Verbrennungen auf den Blättern. Im Winter verlieren die Pflanzen die meisten ihrer Blätter, treiben im nächsten Frühling wieder aus. Zur Kunstlicht-Kultivierung eignen sich am besten handelsübliche [[Energiesparlampen]].<br />
<br />
=== Pflanzsubstrat ===<br />
Am besten eignet sich humusreiche Erde mit niedrigem Torfgehalt. Man kann auch zu 1/3 Substrat untermischen. Auch reine Substratkultivierung ist möglich.<br />
<br />
=== Gießen ===<br />
Die Pflanze sollte regelmäßig gegossen werden, jedoch so das die Erde immer wieder trocken ist und die Wurzeln "durchatmen" können. Übergossene Pflanzen erkennt man an blassen, leicht abfallenden [[Blätter]]n. Im Normalfall reicht Leitungswasser völlig aus.<br />
<br />
=== Düngung === <br />
Die Pflanze sollte alle 3-4 Wochen gedüngt werden.<br />
<br />
== Inhaltsstoffe und Wirkung ==<br />
{{Belege fehlen}}<br />
<br />
Der Aztekensalbei enthält die [[Terpenoide|terpenoide]]n [[Salvinorin]]e, von denen sechs Derivate bekannt sind, diese wurden mit den Buchstaben A bis F gekennzeichnet. Das Salvinorin A ist ein hochpotentes [[Halluzinogen]]. Ab 0,25&thinsp;mg sind deutliche Wirkungen zu erwarten. Es wirkt als Kappa-[[Opioid]]-Agonist. Die Pharmakologie der aktiven Inhaltsstoffe unterscheidet sich deutlich von der anderer Halluzinogene. <!--Zu Salv. C bitte erst wissenschaftliche Quellen nennen! (bei en.WP rangiert es unter „inaktiv“) Erst die Quellen, danach hier reinschreiben!--> Insgesamt enthalten die Blätter von ''Salvia divinorum'' durchschnittlich 1,5&thinsp;mg Salvinorin in 1&thinsp;g Trockensubstanz.<br />
<br />
Der Konsum kann völligen Realitätsverlust sowie spirituelle Erscheinungen zur Folge haben. Es wird von Erfahrungen berichtet, die dem Erleben autistischer Wahrnehmung nahekommen. Andere Konsumenten berichten von wachtraumartigen Zuständen. Es kommt im Laufe der Salvinorinwirkung zu Einschränkungen der Koordinationsfähigkeit von Bewegungen.<br />
Häufig treten gefühlte, anwesende Personen/Wesen auf, die häufig einen bekannten Charakter haben, aber doch völlig fremdartig erscheinen. Im Gegensatz zu Halluzinogenen anderen Wirktyps ([[LSD]], [[Psilocybin]] (beide serotonerg), [[Muscimol]] ([[Fliegenpilz]])), wird vor allem die [[Wahrnehmung]] und das logische Denken, aber kaum die [[Emotion]] verändert. So genannte [[Horrortrip]]s scheinen viel seltener vorzukommen als bei anderen Halluzinogenen, sind aber durchaus möglich. Die Hauptphase des Rausches ist eher kurz, in gerauchter Anwendung dauert der stark veränderte Zustand nur wenige Minuten.<br />
Leichte Nachwirkungen sind zirka zwei Stunden nach der Einnahme noch vorhanden. Sehr selten wird auch von Nachwirkungen einige Tage später berichtet (Stimmen im Kopf).<br />
<br />
== Einnahme und Wirkzyklus ==<br />
[[Bild:Salvia divinorum drug.jpg|thumb|right|Geschnittenes und getrocknetes ''Salvia divinorum'']]<br />
Es gibt einige Möglichkeiten der Einnahme von Salvinorin, jedoch wird es meistens geraucht (vor allem in [[Bong]]s, manchmal auch im [[Vaporisator]]), gekaut, als Flüssig[[extrakt]] und in sehr seltenen Fällen als Zäpfchen verwendet. Viele Konsumenten berichten, dass sie auf die eine Konsumart besser reagieren als auf die andere. Es gibt wenige Erfahrungen zu den Konsumarten über Pappen, festen Extrakt und Zäpfchen, da diese selten genutzt werden. In jedem Falle kann Salvinorin ausschließlich über die [[Schleimhaut|Schleimhäute]] aufgenommen werden und zerfällt wirkungslos im Magen.<br />
<br />
Beim Rauchen benötigt das Salvinorin hohe Temperaturen, um sich aus der Blatt-Trockenmasse zu lösen. Die Wirkung setzt beim Rauchen innerhalb von 60–90 Sekunden schlagartig ein, erreicht ihren Höhepunkt nach 3–5 Minuten und klingt nach 10–15 Minuten schon wieder ab. Beides sind Gründe, warum Salvia zumeist in Bongs in einem Zug geraucht wird, weniger in Form von [[Joint]]s, welche eine wirksame Dosis nur schwer vermitteln können. <br />
<br />
Nach spätestens 2 Stunden ist, bis auf eine generelle körperliche Entspanntheit, keine Wirkung mehr spürbar. Der Nachweis im Blut, Urin, Schweiß oder Haaren ist nach wenigen Stunden nicht mehr möglich.<ref>Nur unzureichender Beleg: http://www.goatrance.de/goacidia/salvia/de-salvia-faq.html</ref><br />
<br />
== Safer Use ==<br />
<br />
[[Safer Use]] ist eine Strategie, um gesundheitliche Schäden beim Konsum von Drogen zu minimieren (Risiken wie z.B. [[Sucht]] und [[Psychose]]n). Die hierbei anzuwendenden Verhaltensregeln sind von Droge zu Droge unterschiedlich.<br />
<br />
=== Motivation und persönliche Voraussetzungen (Set) ===<br />
<br />
Salvia ist ein mächtiges Instrument zur [[Bewusstseinserweiterung]], welches nicht zu anderen Zwecken missbraucht werden sollte. Schon wegen der kurzzeitigen Eliminierung jeglicher Fähigkeit, auf Umweltveränderungen sozialadäquat zu reagieren, eignet sich Salvia nicht als [[Partydroge]].<br />
<br />
Salvia erfordert eine hohe Kompetenz im Umgang mit sich selbst und ist deshalb nichts für Jugendliche oder Menschen mit ungefestigter Persönlichkeitsstruktur. Wer generell zu einem Leben in gewohnten Bahnen ohne größere Überraschungen neigt, wird den Salviarausch als zu heftig und damit unangenehm empfinden. Wenn sich die Erwartung eines grundsätzlich positiven, bereichernden und persönlich gewinnbringenden Erlebnisses erfüllen soll, sollte der Konsument innerlich für neue Einsichten und Erlebnisse aufgeschlossen sein. Es ist außerdem ratsam, sich nach einem Salviatrip Zeit für sich zu nehmen, um das Erlebte zu verarbeiten.<br />
<br />
=== Umgebung (Setting) ===<br />
<br />
Es wird allgemein davor gewarnt, ''Salvia divinorum'' ohne die Gegenwart einer nüchternen Begleitperson einzunehmen. Durch die schlagartig einsetzende veränderte Wahrnehmung können, für den Fall dass es geraucht wird, unbeabsichtigt Brände verursacht werden, der Konsument könnte Gegenstände umwerfen oder sich durch Anstoßen an Möbeln verletzen, was er selbst unter Umständen gar nicht mitbekommt. <br />
<br />
Oft wird der Salviarausch mit dem [[Somnambulismus|Schlafwandeln]] verglichen. Auf dem Höhepunkt erlebt man eine komplett andere Realität und ist deshalb nicht in der Lage, auf die Umwelt zu reagieren. Die Sinne sind teilweise sensibilisiert. Insbesondere kann die Anwesenheit vieler Menschen zu dem Gefühl führen, beobachtet zu werden und damit Angst auslösen. Es wird zwar auch berichtet, dass mit kleinerer Dosis ein heftiger Drang zu lachen einsetzt ([[Flash (Drogenkonsum)|Lachflash]]) und nur leichte [[Halluzination]]en zustandekommen. Aufgrund der schwierigen Dosierung (s.&thinsp;u.) und der unberechenbaren Wirkung ist aber grundsätzlich eine reizarme Umgebung (wenige Personen, allenfalls leise Musik, gedämpftes Licht) vorzuziehen.<br />
<br />
=== Dosierung ===<br />
<br />
Nur bei der Portionierung von standardisierten Extrakten mit einer Feinwaage (Teilung mindestens 0,01&thinsp;g) ist Salvia einigermaßen exakt zu dosieren. Je nach Extraktstärke empfiehlt sich zudem die Verdünnung einer größeren Menge mit Hilfsstoffen (z.&thinsp;B. mit Tabak beim Rauchen – bei 20-fach-Extrakt können bereits 0,01&thinsp;g wirksam sein) und erst anschließendes Abwiegen der einzunehmenden Menge. Vor allem der Konsum von starken Extrakten (10-fach und höher) kann leicht zu Überdosierung und Verwirrung führen. Je stärker der Extrakt, um so sorgfältiger muss die Dosierung vorgenommen werden. <br />
<br />
Die wirksame Menge ist von Mensch zu Mensch individuell und sollte deshalb vorsichtig von unten ertastet werden. Aufgrund des kurzen Wirkzyklus ist das allerdings mit Salvia recht zielgenau möglich (mehrere Einnahmen hintereinander). Bei Verwendung von Blättern sollte besondere Vorsicht angewandt werden, da die aufgenommene Wirkstoffmenge stark schwanken kann. Zur individuellen Dosisbestimmung empfiehlt sich immer die vorherige [[Homogenisierung]] des einzunehmenden Materials, um Schwankungen der Wirkstoffmenge zwischen einzelnen Konsumportionen auszuschließen.<br />
<br />
=== Risiken und Nebenwirkungen ===<br />
<br />
Nach bisherigen Erkenntnissen kann Salvia nicht mit körperlichen Schäden überdosiert werden. Allerdings kann sich der Konsum psychisch stark auswirken. Der Rausch kann ein erschütterndes Erlebnis sein und den Blickwinkel des Konsumenten auf die Welt massiv beeinflussen. Hierbei spielt insbesondere eine Rolle, dass sämtliche rauschinduzierten Visionen als höchst real wahrgenommen werden, so dass der Konsument den Rausch als seine Realität annimmt (ganz ähnlich wie in einem [[Traum]]). <br />
<br />
[[Psychose]]n können bei einem Halluzinogen nie ausgeschlossen werden. Vereinzelt wird auch von kurzen [[Horrortrip]]s berichtet. Angstgefühle können aber durch einen einfühlsamen [[Tripsitter]] entschärft und verhindert werden. Neben der Verhinderung von Sach- und Personenschäden hat der Tripsitter die Aufgabe, dem Trippenden ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Insbesondere gilt es, den Eindruck von Hilflosigkeit zu kompensieren, der insbesondere bei einem unerfahrenen Konsumenten entsteht, wenn dieser sich in rasanter Abfolge durch viele verschiedene Erlebniswelten hindurchgezogen fühlt, ohne dies beeinflussen zu können. Der Tripsitter sorgt auch für einen Anker in die Realität, um den Konsumenten ggfls. wieder zurückzuholen. Der Konsument gibt sich für den Wirkungszeitraum vollständig in die Hände des Tripsitters, welcher deshalb eine absolute Vertrauensperson sein sollte.<br />
<br />
Menschen, die unter Schlafwandel leiden, neigen dazu im Salviarausch unkontrolliert durch die Gegend zu laufen, wobei sie eine andere Realität wahrzunehmen glauben. Dies kann sehr gefährlich sein, wenn kein Tripsitter vorhanden ist, der den Konsumenten daran hindern könnte sich ernsthaft zu verletzen oder gar in eine Lebensgefährliche Situation zu bringen.<br />
<br />
Bei der Aufnahme durch Rauchen wird die Lunge geschädigt. Die sehr prägenden und kaum [[Euphorie|euphorischen]] Halluzinationen sorgen dafür, dass die Pflanze kaum [[Suchtpotenzial]] besitzt. Nach einem Rausch braucht man einige Zeit, um ihn zu verarbeiten, und hat keinerlei Verlangen nach Wiederholung des Konsums. Der Konsum führt nicht zur [[Toleranz (Medizin)|Toleranzbildung]]; es wird im Gegenteil sogar davon berichtet, dass die Dosis bei mehrmaliger Anwendung (zur Erzielung der selben Effektstärke) verringert werden kann (sogenannte umgekehrte Toleranzbildung, [[englische Sprache|engl.]] „reverse tolerance“).<br />
<br />
Im Jahre [[1999]] warnte die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker dringend vor der Beschaffung und Abgabe von Salvia divinorum<ref>Pharmazeutische Zeitung Nr. 10, 144. Jahrgang, 11. März 1999</ref>.<br />
<br />
== Rechtliches ==<br />
Zu Salvia divinorum gibt es in [[Deutschland]], der [[Schweiz]], [[Liechtenstein]], [[Österreich]] und den meisten anderen Ländern der Welt keine strafgesetzliche Reglementierung, somit ist der Besitz legal. Der legale Status wurde eingeschränkt bzw. aufgehoben in [[Australien (Kontinent)|Australien]] (2004), [[Israel]] (2003), [[Italien]] (2005)<ref>[http://gazzette.comune.jesi.an.it/2005/54/2.htm Gazzetta Ufficiale Serie Generale N. 54 vom 7. März 2005 (ital.)]</ref> und [[Dänemark]]. In [[Norwegen]] ist Salvia divinorum verschreibungspflichtig.<br />
<br />
In Deutschland empfahl der Sachverständigenausschuss für Apothekenpflicht des [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte]] in einer Sitzung im [[Mai 2006]], Salvia divinorum der [[Apothekenpflicht]] zu unterstellen, um den Gebrauch zu unterbinden, wobei allerdings keine Unterscheidung zwischen Extrakten und Blättern gemacht wird.<ref> [http://www.bfarm.de/nn_916718/DE/Pharmakovigilanz/gremien/Apothekenpflicht/Protokolle/060516/top5.html Protokoll der Sitzung vom Mai 2006]</ref> Die dafür zuständigen Bundesministerien sind der Empfehlung nicht nachgekommen, da Salvia divinorum kein Arzneimittel und ein Verbot von Salvia divinorum auf diesem Weg nicht zulässig sei. <ref>http://dip.bundestag.de/btd/16/061/1606150.pdf Seite 6, letzter Absatz</ref><br />
<br />
Der Sachverständigenausschuss des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM) hat in seiner Sitzung am 18.06.2007 daher die Beschlussempfehlung ausgesprochen, Pflanzen und Pflanzenteile von Salvia divinorum nicht der Apothekenpflicht zu unterstellen, sondern in Anlage I des [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz]] einzustufen. Es ist daher davon auszugehen, dass der Umgang mit Salvia divinorum in Kürze verboten werden wird.<br />
<br />
== Quellen ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Jochen Gartz: ''Salvia divinorum – Die Wahrsagesalbei'', [http://www.nachtschatten.ch/ Nachtschatten Verlag] 2001, 80 Seiten, ISBN 3-907080-28-9<br />
*Bastian Borschke: ''Salvia Divinorum und andere psychoaktive Salbeiarten'', [http://www.gruenekraft.net/ Grüne Kraft] 2002, 32 Seiten, ISBN 3-930442-55-8<br />
*[http://www.entheogene.de/ Entheogene Blätter]: ''Salvia divinorum'', [http://files.entheogene.com/pre-09-2003.pdf Ausgabe #16 – 09/2003], ISSN 1610-0107<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Salvia divinorum|Aztekensalbei}}<br />
* {{Erowid|plants/salvia}}<br />
* [http://www.psykick.de/salvia/ Sehr umfangreiche deutschsprachige FAQ] zu Dosierung, Wirkung, Gefahren, Zucht sowie mit über 200 Tripberichten<br />
* [http://www.bongard.net/salvia_divinorum_mazateken/ Ska María Pastora – Salvia divinorum in Mexiko] – Ethnologische Arbeit zur Verwendung durch die [[Mazateken]]<br />
* [http://sagewisdom.org The Salvia divinorum Research and Information Center (engl.)] Umfangreiche Informationssammlung von Daniel Siebert<br />
* [http://www.salviasource.org SalviaSource.org] - Salvia divinorum wachsen gemeinschaft<br />
* [http://www.everything2.com/index.pl?node_id=1286573 How to keep Salvia legal] – Ethische Hinweise zum Umgang mit Salvia (engl.)<br />
* [http://www.polylog.tv/videothek/videocast/6592/ Reportage über Salvia] in der ARD-Sendung [[Polylux (Fernsehen)|Polylux]] vom 26.04.2007<br />
<br />
[[Kategorie:Lippenblütler]]<br />
[[Kategorie:Halluzinogen]]<br />
[[Kategorie:Pflanzliche Droge]]<br />
[[Kategorie:Lamiaceae]]<br />
<br />
[[cs:Šalvěj divotvorná]]<br />
[[en:Salvia divinorum]]<br />
[[eo:Divenista salvio]]<br />
[[es:Salvia divinorum]]<br />
[[fa:مایش آزتکی]]<br />
[[fi:Salvia divinorum]]<br />
[[fr:Sauge des devins]]<br />
[[he:סלוויה דיווינורום]]<br />
[[it:Salvia divinorum]]<br />
[[lt:Kvaitulinis šalavijas]]<br />
[[nl:Salvia divinorum]]<br />
[[pl:Szałwia wieszcza]]<br />
[[pt:Salvia divinorum]]<br />
[[ru:Шалфей предсказателей]]<br />
[[sv:Profetsalvia]]<br />
[[tr:Salvia divinorum]]</div>62.158.116.231https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=DFB-Pokal&diff=39117608DFB-Pokal2007-11-18T18:33:46Z<p>62.158.116.231: /* Internationale Qualifikation */</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|beschreibt den DFB-Pokal der Männer. Für den gleichnamigen Pokalwettbewerb im Frauenfußball siehe [[DFB-Pokal (Frauen)]].}}<br />
<br />
[[Bild:Stuttgart-vfb-1954-dfb-pokal.jpg|thumb|upright|Die DFB-Pokal-Trophäe für den Sieger]]<br />
Der '''DFB-Pokal''' (bis 1943: ''Tschammer-Pokal'') ist ein seit 1935 ausgetragener Fußball-[[Pokalwettbewerb]] für deutsche Vereinsmannschaften. Er wird jährlich vom [[Deutscher Fußball-Bund|Deutschen Fußball-Bund]] (DFB) veranstaltet und ist nach dem Gewinn der [[Deutscher Fußballmeister|Deutschen Meisterschaft]] der wichtigste Titel im nationalen Vereinsfußball. <br />
<br />
Der Sieger des DFB-Pokal wird nach dem [[K.-o.-System]] ermittelt. Die Paarungen werden vor jeder Runde ausgelost. Für die erste Hauptrunde sind die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga qualifiziert, dazu kommen 28 Mannschaften aus den unteren Ligen. Wenn eine Profimannschaft und eine Amateurmannschaft zusammengelost werden, erhalten die Amateure automatisch Heimrecht. Endet ein Spiel nach regulärer Spielzeit unentschieden, kommt es zu einer [[Verlängerung (Fußball)|Verlängerung]]. Ist das Spiel auch nach der Verlängerung nicht entschieden, wird der Sieger durch [[Strafstoß|Elfmeterschießen]] ermittelt. Seit 1985 wird das Endspiel des DFB-Pokal im [[Berliner Olympiastadion]] ausgetragen.<br />
<br />
Aktueller Titelträger ist der [[1. FC Nürnberg]], Rekordpokalsieger ist der [[FC Bayern München]] mit 13 Titeln.<br />
<br />
==Name==<br />
{| style="float:right; background-color:transparent;"<br />
|[[Bild:Dfb pokal.gif|thumb|100px|Offizielles Logo]]<br />
|}Genau genommen ist „DFB-Pokal“ nicht die Bezeichnung für den Wettbewerb, sondern für die dort ausgespielte Trophäe. Von 1935 bis 1943 hieß der Wettbewerb offiziell ''Deutsche Vereinspokalmeisterschaft'', im Volksmund ''Tschammerpokal'' (nach dem damaligen [[Reichssportführer]] und Initiator des Wettbewerbs [[Hans von Tschammer und Osten]]). Seit 1953 wird der heutige Wettbewerb ausgespielt. Bis in die 1980er war zur Abgrenzung vom [[Länderpokal]] die Bezeichnung „DFB-Vereinspokal“ üblich. Inzwischen hat sich die Kurzform „DFB-Pokal“ durchgesetzt. <br />
<br />
Der Titelträger (üblicherweise als „DFB-Pokal-Sieger“ bezeichnet) ist nach offizieller Sprachregelung des DFB „Deutscher Pokalmeister“.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Tschammerpokal ===<br />
[[Bild:Tschammerpokal von FCN Fahne 6.jpg|thumb|left|Darstellung des Tschammerpokals auf einer Fahne vor dem [[easyCredit-Stadion]] zur Erinnerung an den Pokalsieg des 1. FC Nürnberg im Premierenjahr 1935]]<br />
{| align="right" cellpadding="2" cellspacing="0" style="margin: 1em 0; border: 1px solid #999; border-right-width: 2px; border-bottom-width: 2px; background-color:ivory; width:30%; font-size: 95%;float:right" <br />
|- style="background:beige;" <br />
! Saison <br />
! Tschammerpokalsieger<ref>dfb.de: [http://www.dfb.de/index.php?id=160068 DFB-Pokal der Männer: Alle Pokalsieger]</ref><br />
|- <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1935|1935]] <br />
| align="center" | [[1. FC Nürnberg]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1936|1936]] <br />
| align="center" | [[VfB Leipzig]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1937|1937]] <br />
| align="center" | [[FC Schalke 04]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1938|1938]] <br />
| align="center" | [[SK Rapid Wien]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1939|1939]] <br />
| align="center" | [[1. FC Nürnberg]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1940|1940]] <br />
| align="center" | [[Dresdner SC]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1941|1941]] <br />
| align="center" | [[Dresdner SC]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1942|1942]] <br />
| align="center" | [[TSV 1860 München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[Tschammerpokal 1943|1943]] <br />
| align="center" | [[First Vienna FC 1894 Wien]] <br />
|- <br />
|}<br />
Vorgänger des heutigen DFB-Pokals als nationaler Pokalwettbewerb im deutschen Fußball war der 1935 erstmals ausgetragene Tschammerpokal. Vorbild war der englische Fußball mit seinem alljährlichen [[FA Cup|Pokalendspiel]], welches seit 1923 nur unterbrochen von den jüngsten Umbauarbeiten im Londoner [[Wembley-Stadion]] ausgetragen wird.<br />
<br />
Am ersten Tschammerpokal, der vom 6. Januar 1935 an ausgespielt wurde, nahmen mehr als 4000 Mannschaften teil. Für die in [[Gauliga]] und Bezirksklasse, den höchsten Spielklassen jener Jahre spielenden Klubs bestand Teilnahmepflicht. Den anderen Vereinen des [[Fachamt Fußball|Reichsfachamts für Fußball]] war die Teilnahme freigestellt. Die Mannschaften spielten zunächst in Vor-, Zwischen- und Hauptrundenspielen um die Teilnahme an der Schlussrunde, an der die besten 64 Klubs teilnahmen. Die Gauligisten mussten zum Großteil erst in der Hauptrunde in den Wettbewerb eingreifen. Erster Favoritenschreck der deutschen Pokalgeschichte war der Bezirksligist ''SC Berolina Berlin'', der die Gauligaklubs [[Victoria Hamburg]] und [[Vorwärts Rasensport Gleiwitz]] ausschalten konnte und erst im Achtelfinale durch den in der Gauliga Hessen spielenden [[FC Hanau 93]] gestoppt werden konnte. Nachdem die Zuschauer in den Vorrunden noch sehr verhalten auf den neuen Wettbewerb reagierten, füllten sich die Stadien ab dem Viertelfinale zufriedenstellend.<br />
<br />
Am 8. Dezember 1935 wurde im ausverkauften [[Düsseldorf]]er [[Rheinstadion]] vor 60.000 Zuschauern das erste Endspiel um den deutschen Vereinspokal ausgetragen. Im Finale standen sich der Vorjahres-[[Deutscher Meister (Fußball)|Meister]] FC Schalke 04 und der damalige Rekordmeister 1. FC Nürnberg gegenüber. Nürnberg gewann das Spiel etwas überraschend mit 2:0.<ref>fussballdaten.de: [http://www.fussballdaten.de/news/2157/ DFB-Pokal - Wie es begann...]</ref><br />
<br />
Die Schalker standen auch in den folgenden beiden Jahren jeweils im Endspiel, jedoch gelang den Knappen erst im dritten Anlauf der erste Sieg. Nachdem man im Jahr zuvor am VfB Leipzig gescheitert war, konnte man im Januar 1938 durch einen Sieg über Fortuna Düsseldorf die Trophäe des Wettbewerbs von 1937 gewinnen.<br />
<br />
Nach dem [[Anschluss (Österreich)|Anschluss Österreichs]] an das Deutsche Reich am 12. März 1938 wurden die österreichischen Vereine in Meisterschaft und Pokal in den deutschen Spielbetrieb überführt. Bereits im ersten Jahr zeigten die Wiener Ballkünstler, welche seinerzeit zu den besten in Europa gehörten, zu welchen Leistungen sie in der Lage waren. Im letzten Pokalendspiel vor dem Zweiten Weltkrieg besiegte SK Rapid Wien am 8. Januar 1939 im voll besetzten Berliner Olympiastadion den [[FSV Frankfurt]] mit 3:1.<br />
<br />
Nachdem im Folgejahr der 1. FC Nürnberg erneut Pokalsieger wurde, gelang es dem [[Dresdner SC]] um Nationalspieler [[Helmut Schön]] 1940 und 1941 als erster Mannschaft, den Titel zu verteidigen.<br />
<br />
Der Tschammerpokal wurde 1943 letztmals an einen „Großdeutschen Fußballpokalsieger“ vergeben. Der letzte Gewinner war die Mannschaft von [[First Vienna FC 94 Wien|Vienna]] aus Wien, die den [[Luftwaffen-SV Hamburg]] in der Stuttgarter ''Adolf-Hitler-Kampfbahn'', dem späteren [[Gottlieb-Daimler-Stadion]], mit 3:2 nach Verlängerung schlug. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges sollte es das letzte Pokalendspiel bis 1953 bleiben.<br />
<br />
=== Wiedereinführung als DFB-Pokal nach dem Zweiten Weltkrieg ===<br />
{| align="right" cellpadding="2" cellspacing="0" style="margin: 1em 0; border: 1px solid #999; border-right-width: 2px; border-bottom-width: 2px; background-color:ivory; width:30%; font-size: 95%;float:right" <br />
|- style="background:beige;" <br />
! Saison <br />
! DFB-Pokalsieger<ref>dfb.de: [http://www.dfb.de/index.php?id=160068 DFB-Pokal der Männer: Alle Pokalsieger]</ref><br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1953|1952/53]] <br />
| align="center" | [[Rot-Weiss Essen]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1954|1953/54]] <br />
| align="center" | [[VfB Stuttgart]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1955|1954/55]] <br />
| align="center" | [[Karlsruher SC]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1956|1955/56]] <br />
| align="center" | [[Karlsruher SC]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1957|1956/57]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1958|1957/58]] <br />
| align="center" | [[VfB Stuttgart]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1959|1958/59]] <br />
| align="center" | [[Schwarz-Weiß Essen]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1960|1959/60]] <br />
| align="center" | [[Borussia Mönchengladbach]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1961|1960/61]] <br />
| align="center" | [[SV Werder Bremen]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1962|1961/62]] <br />
| align="center" | [[1. FC Nürnberg]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1963|1962/63]] <br />
| align="center" | [[Hamburger SV]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1964|1963/64]] <br />
| align="center" | [[TSV 1860 München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1965|1964/65]] <br />
| align="center" | [[Borussia Dortmund]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1966|1965/66]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1967|1966/67]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1968|1967/68]] <br />
| align="center" | [[1. FC Köln]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1969|1968/69]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1970|1969/70]] <br />
| align="center" | [[Offenbacher Kickers]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1971|1970/71]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1972|1971/72]] <br />
| align="center" | [[FC Schalke 04]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1973|1972/73]] <br />
| align="center" | [[Borussia Mönchengladbach]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1974|1973/74]] <br />
| align="center" | [[Eintracht Frankfurt]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1975|1974/75]] <br />
| align="center" | [[Eintracht Frankfurt]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1976|1975/76]] <br />
| align="center" | [[Hamburger SV]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1977|1976/77]] <br />
| align="center" | [[1. FC Köln]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1978|1977/78]] <br />
| align="center" | [[1. FC Köln]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1979|1978/79]] <br />
| align="center" | [[Fortuna Düsseldorf]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1980|1979/80]] <br />
| align="center" | [[Fortuna Düsseldorf]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1981|1980/81]] <br />
| align="center" | [[Eintracht Frankfurt]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1982|1981/82]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1983|1982/83]] <br />
| align="center" | [[1. FC Köln]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1984|1983/84]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1985|1984/85]] <br />
| align="center" | [[KFC Uerdingen 05|Bayer 05 Uerdingen]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1986|1985/86]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1987|1986/87]] <br />
| align="center" | [[Hamburger SV]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1988|1987/88]] <br />
| align="center" | [[Eintracht Frankfurt]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1989|1988/89]] <br />
| align="center" | [[Borussia Dortmund]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1990|1989/90]] <br />
| align="center" | [[1. FC Kaiserslautern]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1991|1990/91]] <br />
| align="center" | [[SV Werder Bremen]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1992|1991/92]] <br />
| align="center" | [[Hannover 96]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1993|1992/93]] <br />
| align="center" | [[Bayer 04 Leverkusen]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1994|1993/94]] <br />
| align="center" | [[SV Werder Bremen]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1995|1994/95]] <br />
| align="center" | [[Borussia Mönchengladbach]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1996|1995/96]] <br />
| align="center" | [[1. FC Kaiserslautern]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1997|1996/97]] <br />
| align="center" | [[VfB Stuttgart]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1998|1997/98]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 1999|1998/99]] <br />
| align="center" | [[SV Werder Bremen]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2000|1999/00]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2001|2000/01]] <br />
| align="center" | [[FC Schalke 04]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2002|2001/02]] <br />
| align="center" | [[FC Schalke 04]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2003|2002/03]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2004|2003/04]] <br />
| align="center" | [[SV Werder Bremen]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2005|2004/05]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2006|2005/06]] <br />
| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
|- <br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2007|2006/07]]<br />
| align="center" | [[1. FC Nürnberg]]<br />
|- style="background:lemonchiffon;"<br />
| align="center" | [[DFB-Pokal 2008|2007/08]] <br />
| align="center" | <br />
|}<br />
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] dauerte es in der Bundesrepublik Deutschland bis 1952, als der Deutsche Fußball-Bund den nun ''DFB-Pokal'' genannten Vereinspokal wieder ins Leben rief. In den ersten Jahren des neuen Pokalwettbewerbs wurden der nationalen Endrunde die Pokalwettbewerbe der Regionalverbände, also Berliner Pokal, Norddeutscher Pokal, Süddeutscher Pokal, Südwestdeutscher Pokal sowie Westdeutscher Pokal, vorgeschaltet. Teilweise qualifizierten sich auch die Teilnehmer am Endspiel um die Deutsche Meisterschaft sowie der [[Deutsche Amateurmeisterschaft (Fußball)|Deutsche Amateurmeister]] für die Endrunde des DFB-Pokals.<br />
<br />
Erster Gewinner des DFB-Pokals war Rot-Weiss Essen um den späteren Weltmeister [[Helmut Rahn]], das [[Alemannia Aachen]] im Finale in Düsseldorf mit 2:1 besiegte. In den elf Jahren von der Wiederbelebung des deutschen Vereinspokals bis zur Einführung der Fußball-Bundesliga im Jahr 1963 konnten insgesamt neun verschiedene Mannschaften Pokalsieger werden. Lediglich dem Karlsruher SC mit den Erfolgen 1955 und 1956 sowie dem VfB Stuttgart 1954 und 1958 gelang es, den Titel in den Anfangsjahren zweimal zu gewinnen.<br />
<br />
1959 brachte der DFB-Pokalsieg von Schwarz-Weiß Essen die erste große Überraschung. Die Essener, die erst Ende der Saison 1958/59 aus der 2. Liga in die [[Oberliga West]] aufstiegen, schlugen im Halbfinale den Hamburger SV mit 2:1 nach Verlängerung. Das am 27. Dezember 1959 stattfindende Endspiel gewannen die Westdeutschen mit 5:2 gegen [[Borussia Neunkirchen]].<br />
<br />
===Der DFB-Pokal nach Einführung der Bundesliga ===<br />
Mit Einführung der [[Fußball-Bundesliga]] im Jahr 1963 durften die Bundesligisten automatisch am Pokalwettbewerb teilnehmen. In der Saison 1965/66 wurde der gerade erst in die Fußball-Bundesliga aufgestiegene FC Bayern München überraschend Pokalsieger. Auf dem Weg zum Titelgewinn bezwangen sie dabei in der Qualifikationsrunde des DFB-Pokals den Titelverteidiger Borussia Dortmund, der in derselben Saison als erster deutscher Klub [[Europapokal der Pokalsieger (Fußball)|Europapokalsieger]] werden konnte, mit 2:0. Ein Jahr später konnten die Münchner Bayern ihren Triumph wiederholen und den Pokal verteidigen. Nachdem der Pokal 1968 vom 1. FC Köln im Endspiel gegen den damaligen Regionalligisten VfL Bochum gewonnen wurde, erreichte der FC Bayern München 1969 den vierten DFB-Pokalsieg. Damit wurde der Verein alleiniger Rekordpokalsieger und löste den vorherigen Rekordhalter 1. FC Nürnberg mit seinen drei gewonnen Titeln (darunter zwei Tschammerpokalsiege) ab. <br />
<br />
Ein Jahr darauf wurde mit den Offenbacher Kickers erstmals ein Zweitligist Pokalsieger. Da die [[Fußball-Weltmeisterschaft 1970]] in Mexiko bereits am 31. Mai begann, entschied sich der DFB dafür, das Achtelfinale und die folgenden Spiele des DFB-Pokal-Wettbewerbs 1969/70 erst in der Sommerpause nach dem WM-Turnier auszutragen. Da die Offenbacher Kickers in der Saison 1969/70 in die [[Fußball-Bundesliga]] aufstiegen, waren sie zum Zeitpunkt des Endspiels (zwischen dem 3. und 4. Spieltag der Saison 1970/71) jedoch schon Bundesligist. <br />
<br />
Zu einem der denkwürdigsten Pokalendspiele entwickelte sich das Finale um den DFB-Pokal 1973 in dem sich Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln gegenüber standen. Im Vorfeld der Partie stand nicht das eigentliche Spiel, sondern der bevorstehende Wechsel des Gladbacher Spielers [[Günter Netzer]] zu [[Real Madrid]] im Vordergrund. Trainer [[Hennes Weisweiler]] war über den Wechsel so verärgert, dass er seinen Spielmacher auf die Bank setzte. Als es nach der regulären Spielzeit 1:1 unentschieden stand, wechselte sich Netzer - wie er später zugab - zu Beginn der Verlängerung jedoch selbst ein und erzielte bei seinem zweiten Ballkontakt nach nur drei Minuten den entscheidenden Treffer zum 2:1. Das Tor wurde später zum Tor des Jahres gewählt.<br />
<br />
Mit Einführung der zweigeteilten 2. Liga in der Saison 1974/75 wurde das Qualifikationssystem für die Teilnahme am DFB-Pokal geändert. Neben den Teilnehmern aus der 1. und 2. Bundesliga waren fortan die Landesverbände für die Ermittlung und Benennung der „Amateurteilnehmer“ über die Austragung eines [[Verbandspokal (Fußball)|Verbandspokals]] zuständig. Zudem wurde das Teilnehmerfeld des DFB-Pokals auf 128 Mannschaften ausgedehnt. Die erfolgreichen Vereine ab Mitte der 1970er Jahre waren Eintracht Frankfurt mit Pokalsiegen 1974 und 1975, der 1976 erfolgreiche Hamburger SV sowie der 1. FC Köln, dem nach dem Pokalgewinn 1977 und der Titelverteidigung 1978 sogar das [[Double (Fußball)|Double]] aus Pokalsieg und Meisterschaft gelang.<br />
<br />
===Der Pokal etabliert sich===<br />
Gegen Ende der 1970er Jahre entwickelte sich Fortuna Düsseldorf zu einer typischen „Pokalmannschaft“. Nachdem 1978 noch das Finale des DFB-Pokals mit 0:2 gegen den Deutschen Meister 1. FC Köln verloren wurde, gewann man den Pokal ein Jahr darauf durch ein 1:0 nach Verlängerung gegen Hertha BSC Berlin. Es war Düsseldorfs erster Sieg im sechsten Finale nach den Niederlagen 1937, 1957, 1958, 1962 und 1978. Da der 1. FC Köln 1978/79 im [[UEFA Champions League|Europapokal der Landesmeister]] antrat, wurde die Fortuna als Teilnehmer für den [[Europapokal der Pokalsieger (Fußball)|Europapokal der Pokalsieger]] nominiert, wo sie erst im Finale gegen den [[FC Barcelona]] mit 3:4 nach Verlängerung scheiterte. Auch im Jahr 1980 hielt die Erfolgsserie von Fortuna Düsseldorf an, und man konnte den Titelerfolg durch einen 2:1-Sieg im Endspiel gegen den 1. FC Köln wiederholen. <br />
<br />
Eine besondere Kuriosität prägte den DFB-Pokalwettbewerb in der Saison 1982/83: Zum bislang einzigen Mal kamen beide Finalisten aus der selben Stadt. Im [[Müngersdorfer Stadion|Köln-Müngersdorfer Stadion]] standen sich der Bundesligist 1. FC Köln und der Zweitligist [[SC Fortuna Köln]] gegenüber. Der FC als favorisierter Bundesligist gewann das Finale mit 1:0.<br />
<br />
Der Pokalwettbewerb 1984 war an Spannung kaum zu überbieten. Erstmals wurde der DFB-Pokalsieger in einem [[Elfmeterschießen]] ermittelt. Tragischer Held war der noch für Borussia Mönchengladbach spielende [[Lothar Matthäus]], der noch dazu zur nächsten Saison zum FC Bayern wechselte. Er schoss seinen Elfmeter über das Tor und die Münchener gewannen das Finale mit 8:7 nach Elfmeterschießen.<br />
<br />
Auch in den nächsten beiden Jahren stand der FC Bayern München im Finale um den DFB-Pokal, welches seit 1985 alljährlich im [[Berliner Olympiastadion]] ausgetragen wird. Nachdem 1985 noch der Außenseiter Bayer 05 Uerdingen mit 2:1 die Oberhand behielt, gewannen die Münchener 1986 ihren achten Pokaltitel durch ein 5:2 über den Endspielgegner VfB Stuttgart. In der Folgesaison stand mit dem Zweitligisten [[Stuttgarter Kickers]] erneut eine Stuttgarter Mannschaft im Endspiel. Die Kickers unterlagen dem Bundesligisten Hamburger SV mit 1:3.<br />
<br />
===Wiedervereinigung, Erfolge von Nicht-Erstligisten und jüngere Vergangenheit===<br />
In der Saison 1989/90 wurden die Achtelfinals am 9. November 1989 ausgetragen. Nachdem zunächst die Viertelfinalteilnehmer des DFB-Pokals ermittelt wurden, und beispielsweise der VfB Stuttgart den FC Bayern München im Südderby mit 3:0 aus dem Pokal warf, wurde im späteren Verlauf des Abends die [[Berliner Mauer]] geöffnet. In dem bei Saisonende vor dem Hintergrund der bevorstehenden [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] stattfindenden, letzten westdeutschen Endspiel um den DFB-Pokal schockte der 1. FC Kaiserslautern den favorisierten SV Werder Bremen durch drei Tore in der ersten halben Stunde. In der zweiten Halbzeit drängte Werder Bremen auf eine Resultatsveränderung, nach zwei Anschlusstoren gelang ihnen der Ausgleich jedoch nicht mehr.<br />
<br />
Mit der Saison 1991/92 nahmen die ostdeutschen Vereine erstmals am DFB-Pokal teil. In der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] wurde zuvor seit 1949 mit dem [[FDGB-Pokal]] ein eigener Pokalwettbewerb ausgespielt. Für die Teilnahme am ersten gesamtdeutschen Pokalwettbewerb gab es für die Vereine des [[Nordostdeutscher Fußballverband|Nordostdeutschen Fußballverbandes]] zunächst eine über drei Runden gehende Qualifikation. Den Pokal 1992 gewann Zweitligist Hannover 96 mit 4:3 nach Elfmeterschießen im Finale gegen die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach. In der Zeit von 1992 bis 2004 gelang es neben Hannover 96 insgesamt sechs anderen Nicht-Erstligisten ([[VfL Wolfsburg]], [[Rot-Weiss Essen]], [[Energie Cottbus]], [[1. FC Union Berlin]], [[Alemannia Aachen]] sowie die Amateure von Hertha BSC Berlin) ins DFB-Pokalfinale vorzustoßen. Mit Ausnahme Hannovers gingen jedoch alle als Verlierer vom Platz.<br />
<br />
Nach dem Pokalsieg des VfB Stuttgart im Endspiel gegen Energie Cottbus in der Saison 1996/97 teilten sich in den neun Folgejahren mit Bayern München (fünf Titel), Werder Bremen und dem FC Schalke 04 (jeweils zwei Titel) nur drei Vereine den Pokalsieg; vier Mal wurden dabei „Doubles“ aus Meisterschaft und Pokalsieg errungen. Mit dem Ausscheiden dieser drei Mannschaften gewann 2007 mit dem 1. FC Nürnberg zum ersten Mal wieder ein anderer Verein den DFB-Pokal.<br />
<br />
== Modus ==<br />
Alle Spiele im DFB-Pokal werden über eine reguläre Spielzeit von 2 × 45 Minuten ausgetragen. Der Sieger eines Spiels zieht in die nächste Runde ein. Steht es nach der regulären Spielzeit Unentschieden, wird das Spiel um 2 × 15 Minuten verlängert. Steht es auch nach der Verlängerung noch remis, wird der Sieger in einem [[Strafstoß|Elfmeter]]schießen ermittelt. Die zeitweilig bei anderen Wettbewerben geltenden Modi [[Golden Goal]] und [[Silver Goal]] wurden im DFB-Pokal bislang nicht angewandt.<br />
<br />
Bis 1977 wurde bei einem Unentschieden nach Verlängerung zunächst kein Elfmeterschießen durchgeführt, sondern ein Wiederholungsspiel angesetzt. Dabei kehrte sich das Heimrecht um. Erst wenn es auch im Wiederholungsspiel nach Verlängerung unentschieden stand, kam es zum Elfmeterschießen. In den Spielzeiten 1971/72 sowie 1972/73 wurde der Pokal generell mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Nachdem das Endspiel im Jahre 1977 zwischen Hertha BSC Berlin und dem 1. FC Köln nach Verlängerung 1:1 endete und erstmalig in der Geschichte des DFB-Pokals binnen zwei Tagen ein Wiederholungsspiel angesetzt werden musste, modifizierte man diese Regelung, da eine so kurzfristige Spielansetzung erhebliche logistische Probleme mit sich brachte. Ab der Saison 1977/78 wurden die Endspiele bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung sofort per Elfmeterschießen entschieden. Dies war bisher 1984, 1991, 1992 und 1999 der Fall. Nach 1979 wurde das Finale letztmals 2007 in der Verlängerung entschieden.<br />
<br />
Die Regelung, bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung ein Wiederholungsspiel anzusetzen, wurde für die Spielrunden bis einschließlich zum Halbfinale auch nach 1977 beibehalten. Da die Ansetzung von Wiederholungsspielen immer wieder zu Terminproblemen führte, wurde der Modus ab der Saison 1991/92 geändert. Seither wird in jeder Runde bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung sofort ein Elfmeterschießen durchgeführt, um den Sieger zu ermitteln.<br />
<br />
=== Teilnehmer ===<br />
Seit der [[DFB-Pokal 2001|Saison 2000/01]] sind die Vereine der [[Fußball-Bundesliga]] wieder verpflichtet, geschlossen an der ersten Hauptrunde teilzunehmen. Dies beschloss der Beirat des Deutschen Fußball-Bundes auf seiner Sitzung am 23. Oktober 1999.<br />
<br />
Neben den 18 Bundesligisten und den 18 Zweitbundesligisten der abgelaufenen Saison qualifizierten sich momentan folgende 28 Amateurmannschaften für den DFB-Pokal: die [[Verbandspokal (Fußball)|Verbandspokalsieger]] der 21 Landesverbände und die jeweils Erst- und Zweitplatzierten der abgelaufenen Spielzeit in den Regionalligen Süd und Nord. Hinzu kommen drei weitere Amateurmannschaften aus den drei Landesverbänden [[Bayerischer Fußball-Verband|Bayern]], [[Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen|Westfalen]] und [[Niedersächsischer Fußball-Verband|Niedersachsen]], denen die meisten Herrenmannschaften angehören. Meist handelt es sich bei diesen Mannschaften um die Zweitplazierten des jeweiligen Landespokals. Da bei den Verbandspokalen die Gewinner der Kreispokale qualifiziert sind, besteht für die erste Herrenmannschaft jedes Vereins, selbst wenn sie in der untersten Liga spielt, die theoretische Möglichkeit, beim DFB-Pokal antreten zu dürfen.<br />
<br />
Es war bis zur Saison 2007/08 möglich, dass zwei Mannschaften eines Vereins am DFB-Pokal teilnehmen. Nachdem die Amateure des VfB Stuttgart in der 2. Runde des DFB-Pokals 2000/01 die eigene Lizenzspielermannschaft zugelost bekamen (und 0:3 verlor), reagierte der DFB mit der Einführung einer Neuregelung, die seitdem das Aufeinandertreffen von Lizenzspieler- und Amateurmannschaften desselben Vereins vor dem Finale verhindert. Mit der Einführung der neuen [[3. Liga (DFB)|dritten Liga]] zur Saison 2008/09 wird die Teilnahme von Zweitmannschaften am Pokal jedoch ausgesetzt. Im Hinblick auf die Einführung der 3. Liga ist ab der Spielzeit 2009/10 über eine Neuzusammensetzung des DFB-Pokals zu befinden. Dafür wird eine DFB-Arbeitsgruppe unter Mitwirkung des Ligaverbandes eingesetzt. Die entsprechenden Beschlüsse wird der DFB-Vorstand bis spätestens 30. Juni 2008 fassen.<ref>DFB: ''[http://www.dfb.de/uploads/media/Antraege_Internet-3.pdf , Anträge zum 39. ordentlichen DFB-Bundestag am 25./26. Oktober 2007 in Mainz, S.120]''</ref><br />
<br />
Jeder der 64 Teilnehmer an der ersten DFB-Pokalhauptrunde erhält 52.000 Euro aus dem Fernseh-Einnahme-Pool. Mit dem Vordringen in jede weitere Runde verdoppelt sich dieser Betrag jeweils. Bei jedem live übertragenen Pokalspiel wird zudem mindestens eine Million Euro ausgeschüttet, die im Verhältnis 60:40 zwischen Gastgeber und Gast aufgeteilt werden.<ref>lsb-rlp.de: [http://www.lsb-rlp.de/menue/artikel/show.php3?id=3572&nodeid=94 DFL will neuen Verteilungsschlüssel der Pokal-TV-Gelder]</ref>. Die Übertragungsrechte für den DFB-Pokal sind noch bis zum Jahr 2009 an [[ARD]] und [[ZDF]] vergeben. Für das Rechtepaket aus DFB-Pokal, Regionalliga, Frauen-Bundesliga sowie der Spiele der Nationalmannschaft bezahlten die beiden öffentlich-rechtlichen Sender für den Zeitraum von 2005 bis 2009 geschätzte 400 Millionen Euro.<ref>tagesspiegel.de: [http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/13.06.2003/610043.asp Länderspiele]</ref> Darüber hinaus erhalten die Pokalteilnehmer Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten und der Bandenwerbung, die sich Gastgeber und Gäste nach Abzug der Unkosten jeweils zur Hälfte teilen. Besonders kleineren Vereinen bietet die Teilnahme am DFB-Pokal somit die Möglichkeit sich finanziell zu konsolidieren, zumal größere Klubs oftmals zugunsten der kleinen Vereine auf ihren Anteil an den Zuschauereinnahmen verzichten. <ref>abendblatt.de: [http://www.abendblatt.de/daten/2005/10/27/496592.html Der DFB-Pokal wird zum Gesundbrunnen]</ref> <ref>welt.de: [http://www.welt.de/print-wams/article136253/Ein_Wettbewerb_mit_Hoehen_und_Tiefen.html Ein Wettbewerb mit Höhen und Tiefen]</ref><br />
<br />
=== Auslosung ===<br />
Die Paarungen der ersten Runde werden aus zwei Behältern ausgelost, von denen der eine die Mannschaften der Bundesliga und 2. Bundesliga und der andere die Amateur-Mannschaften enthält. Dabei gilt der Status im Spieljahr des auszulosenden Wettbewerbs. Eine Ausnahme gilt für die vier Aufsteiger zur 2. Bundesliga, die abweichend von ihrem Status dem Amateurbehälter zugeordnet werden. Die Amateurmannschaften haben Heimrecht. Bei der Auslosung zur zweiten Hauptrunde wird wiederum aus zwei Töpfen gelost. Im ersten sind die Vereine des Lizenzfußballs enthalten, im zweiten die Amateurvertreter, denen auch das Heimrecht zufällt. Dabei gilt der Status im Spieljahr des auszulosenden Wettbewerbs. Ab dem Achtelfinale wird nur noch aus einem Lostopf gezogen. Der zuerst gezogene Verein hat Heimrecht, es sei denn an einer Spielpaarung nimmt ein Amateurligist teil. Sollte dieser in einer Partie gegen eine Lizenzspielermannschaft an zweiter Stelle gezogen werden, wird das Heimrecht getauscht.<br />
<br />
===Endspiel===<br />
[[Bild:DFB_Pokal07.jpg|thumb|300px|Vor dem DFB-Pokalfinale 2007 im Berliner Olympiastadion]]<br />
Die Sieger der beiden Halbfinalspiele treffen seit 1985 im [[Olympiastadion Berlin|Berliner Olympiastadion]] im Finale aufeinander. Bis 1984 wurde der Endspielort relativ kurzfristig festgelegt, nachdem die Finalisten feststanden. Gewählt wurde zumeist ein Ort, der geografisch so lag, dass die Fangruppen beider Vereine einen möglichst gleich weiten Anreiseweg hatten. Die häufigsten Austragungsorte bis 1985 waren Hannover (achtmal), Berlin (sechsmal), sowie Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt (je fünfmal).<br />
<br />
Im Rahmen der Bewerbung um die Austragung der [[Fußball-Europameisterschaft 1988|Europameisterschaft 1988]] verzichtete der [[Deutscher Fußball-Bund|Deutsche Fußball-Bund]] aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen über die Zugehörigkeit [[West-Berlin|(West-)Berlins]] zur Bundesrepublik Deutschland bereits frühzeitig auf die Austragung von Spielen in Berlin, um so eine Zustimmung der osteuropäischen UEFA-Verbände für die deutsche EM-Bewerbung zu ermöglichen. Im Gegenzug wurde beschlossen, zukünftige Endspiele des DFB-Pokals dauerhaft in Berlin stattfinden zu lassen. Die Entscheidung, das Pokalfinale unabhängig von der Finalpaarung fest in das Olympiastadion im seinerzeit noch geteilten und vom Gebiet der alten Bundesrepublik abgetrennten Berlin zu vergeben, war seinerzeit nicht unumstritten, bewährte sich jedoch schnell. Befürchtungen, viele Fans würden wegen der notwendigen [[Transitverkehr (DDR)|Transitreisen]] durch die damalige DDR auf einen Besuch des Endspiels verzichten, bewahrheiteten sich nicht.<br />
<br />
Das Berliner Olympiastadion wurde schnell zum „deutschen [[Wembley-Stadion|Wembley]]“. Der Schlachtruf ''„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“'' ist bei den Fans sehr beliebt. Auch fanden die Endspiele in Berlin stets vor vollen Rängen statt. Heute ist die Attraktivität des Endspiels so groß, dass viele Fans unabhängig von der Finalpaarung frühzeitig Eintrittskarten bestellen und die zur Verfügung stehenden Kartenkontingente bei weitem nicht ausreichen, um die Nachfrage zu befriedigen. Auch die beteiligten Vereine, die eigene Kartenkontingente für ihre Anhänger erhalten, klagen zum Teil heftig, dass die riesige Nachfrage nicht angemessen bedient werden kann.<br />
<br />
===Internationale Qualifikation===<br />
[[Bild:UEFA.png|thumb|Der Sieg im DFB-Pokal berechtigt zur Teilnahme am UEFA-Cup]]<br />
Seit 1960 qualifizierte sich der Gewinner des DFB-Pokals für den zur Saison 1960/61 eingeführten [[Europapokal der Pokalsieger (Fußball)|Europapokal der Pokalsieger]]. Konnte sich ein nationaler Pokalsieger für den [[UEFA Champions League|Europapokal der Landesmeister]] (ab 1991 UEFA Champions League) qualifizieren, nahm der unterlegene Pokalfinalist den Platz im Europapokal der Pokalsieger ein.<br />
<br />
Seit der Abschaffung des Pokalsieger-Wettbewerbs auf europäischer Ebene aufgrund der nachlassenden Attraktivität für Publikum und Vereine nach der Saison 1998/99 tritt der Sieger des DFB-Pokals in der nächsten Saison im [[UEFA-Pokal]] an. Wenn der Sieger sich über die [[Fußball-Bundesliga|Bundesliga]] für die Champions League qualifiziert hat oder an der Champions-League-Qualifikation teilnimmt, geht das Recht der Teilnahme am UEFA-Pokal automatisch auf den Verlierer des Endspiels über. Sind beide Endspielteilnehmer bereits über die Bundesliga für die Champions League oder den UEFA-Pokal qualifiziert, zieht der bestplatzierte Verein der Bundesliga, der nicht für mindestens den UEFA-Cup qualifiziert ist, in diesen ein (derzeit der sechste. siehe hierzu [[UEFA-Fünfjahreswertung]]) .<ref>dfb.de [http://www.dfb.de/index.php?id=3110 Internationale Vereinswettbewerbe: Qualifikation zum Europa-Cup]</ref><br />
<br />
== Die Trophäe ==<br />
Der Sieger des von 1935 bis 1943 ausgetragenen Tschammerpokals erhielt als offizielle Siegertrophäe den ''„[[Goldfasanen-Pokal]]“''.<br />
<br />
Nachdem der nationale Pokalwettbewerb als DFB-Pokal in den 1950er Jahren wiederbelebt wurde, erinnerte der bisherige Pokal den damaligen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, [[Peco Bauwens]], zu sehr an die Zeit des Nationalsozialismus. Die Trophäe wurde allerdings bis 1964 beibehalten, jedoch wurde das Hakenkreuz entfernt und durch eine Platte mit dem DFB-Logo ersetzt.<br />
<br />
[[Bild:DFB_Pokal.jpg|thumb|left|Der DFB-Pokal]]<br />
So wurde 1964 beim Kölner Künstler [[Wilhelm Nagel]] der Entwurf eines neuen Pokals in Auftrag gegeben, der erstmals an Borussia Dortmund nach dem 2:0 gegen Alemannia Aachen im Endspiel 1965 überreicht wurde.<br />
<br />
Die noch heute an den DFB-Pokalsieger überreichte Trophäe ist rund 52 cm hoch, 5,7 kg schwer und hat ein Fassungsvermögen von acht Litern. Der Pokal besteht aus mit 250 Gramm [[Feingold]] feuervergoldetem [[Sterlingsilber]]. Dekoriert ist der Pokal mit zwölf [[Turmalin]]en, zwölf [[Bergkristall]]en und achtzehn [[Nephrit]]en. Kernstück ist das aus grünem Nephrit geformte DFB-Emblem. <br />
<br />
Der Sockel der Trophäe bietet Platz für die Eingravierung der siegreichen Mannschaften. Nachdem bis 1991 etwa 700 Buchstaben und Ziffern mit den Jahreszahlen und Namen der Pokalsieger in den Sockel graviert wurden, musste die Basis des Pokals um fünf Zentimeter erhöht werden, um Platz für weitere Siegergravuren zu schaffen. Die jetzige Sockelfläche reicht bis zum Jahr 2020. <br />
<br />
Im Jahr 2002 wurde der DFB-Pokal generalüberholt, nachdem ihn der damalige [[FC Schalke 04|Schalke]]-Manager [[Rudi Assauer]] nach eigenen Angaben aus Leichtsinn fallen ließ, und dabei beschädigte. Wochenlang war der ''schiefe Pokal zu Schalke'' im Schalke-Museum ausgestellt, bis er für einen Betrag von rund 32.000 Euro repariert wurde. Die Reparaturkosten übernahm Rudi Assauer vollständig.<br />
<br />
Der materielle Wert der Trophäe wird von Kunstexperten auf mindestens 100.000 Euro geschätzt.<ref>dfb.de: [http://www.dfb.de/index.php?id=160546 DFB-Pokal der Männer: Trophäe]</ref><br />
<br clear="all" /><br />
<br />
== Pokalendspiele und Pokalsieger ==<br />
In der Geschichte des deutschen Vereinspokals errangen 24 verschiedene Vereine den Titel. Erfolgreichster Verein ist der [[FC Bayern München]] mit 13 Pokalsiegen, gefolgt vom [[SV Werder Bremen]] mit fünf sowie dem [[FC Schalke 04]], [[Eintracht Frankfurt]], dem [[1. FC Nürnberg]] und dem [[1. FC Köln]] mit jeweils vier gewonnenen Titeln.<br />
<br />
Vier Mannschaften haben den Pokal als Teil des [[Double (Fußball)|Doubles]] aus Pokalsieg und Meisterschaft gewonnen. Rekordmeister und Rekordpokalsieger Bayern München errang nach 1969, 1986, 2000, 2003 und 2005 im Jahr 2006 bereits zum sechsten Mal das begehrte Double, und hat dies zum ersten Mal in der deutschen Fußballgeschichte zweimal in Folge geschafft. Die weiteren Gewinner des Doubles waren der FC Schalke 04 (1937), der 1. FC Köln (1978) und Werder Bremen (2004).<br />
<br />
Der FC Schalke 04, [[Fortuna Düsseldorf]], Werder Bremen und Bayern München schafften es, je dreimal hintereinander ins Endspiel um den DFB-Pokal einzuziehen. Den Pokal dreimal in Folge zu gewinnen, war noch keinem Team vergönnt. Insgesamt acht mal gelang es, den Titel im folgenden Jahr zu verteidigen. Diesen Erfolg hatten sieben Teams, zuletzt der FC Bayern München 2005 und 2006. Bayern ist auch der einzige Verein, dem die Titelverteidigung zwei mal gelang.<br />
<br />
Die unglücklichsten Finalteilnehmer sind [[Alemannia Aachen]] und der [[MSV Duisburg]]. Beide halten den unrühmlichen Rekord, in jeweils drei Endspielteilnahmen keinen einzigen Sieg errungen zu haben.<br />
<br />
[[Bild:Schalke DFBpokal schief2.jpg|thumb|Schiefer Pokal zu Schalke]]<br />
{| align="left" cellpadding="2" cellspacing="0" style="margin: 1em 0; border: 1px solid #999; border-right-width: 2px; border-bottom-width: 2px; background-color:ivory; width:64%; font-size: 95%;" <br />
|- style="background:beige;" <br />
! Rang <br />
! Verein <br />
! Pokalsiege<br />
! Finalteilnahmen <br />
|- <br />
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| align="center" | [[FC Bayern München]] <br />
| align="center" | 13<br />
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|- style="background:lemonchiffon;" <br />
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| align="center" | [[SV Werder Bremen]] <br />
| align="center" | 5 <br />
| align="center" | 8 <br />
|- <br />
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| align="center" | [[FC Schalke 04]] <br />
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|- style="background:lemonchiffon;" <br />
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| align="center" | [[1. FC Köln]] <br />
| align="center" | 4 <br />
| align="center" | 10 <br />
|-<br />
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| align="center" | [[Eintracht Frankfurt]] <br />
| align="center" | 4 <br />
| align="center" | 6 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
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| align="center" | [[1. FC Nürnberg]] <br />
| align="center" | 4<br />
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|- <br />
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| align="center" | [[Hamburger SV]] <br />
| align="center" | 3 <br />
| align="center" | 6 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | 8<br />
| align="center" | [[VfB Stuttgart]] <br />
| align="center" | 3<br />
| align="center" | 5<br />
|- <br />
| align="center" | <br />
| align="center" | [[Borussia Mönchengladbach]] <br />
| align="center" | 3<br />
| align="center" | 5 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | 10 <br />
| align="center" | [[Fortuna Düsseldorf]] <br />
| align="center" | 2<br />
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|- <br />
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| align="center" | [[1. FC Kaiserslautern]] <br />
| align="center" | 2<br />
| align="center" | 7 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
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| align="center" | [[Karlsruher SC]] <br />
| align="center" | 2<br />
| align="center" | 4 <br />
|- <br />
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| align="center" | [[Borussia Dortmund]] <br />
| align="center" | 2<br />
| align="center" | 3 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | 14 <br />
| align="center" | [[Dresdner SC]] <br />
| align="center" | 2<br />
| align="center" | 2 <br />
|- <br />
| align="center" | <br />
| align="center" | [[TSV 1860 München]] <br />
| align="center" | 2<br />
| align="center" | 2 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | 16<br />
| align="center" | [[Bayer Leverkusen]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 2 <br />
|- <br />
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| align="center" | [[Rot-Weiss Essen]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 2 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | 18<br />
| align="center" | [[Schwarz-Weiß Essen]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 1 <br />
|- <br />
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| align="center" | [[Hannover 96]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 1 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
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| align="center" | [[VfB Leipzig]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 1 <br />
|- <br />
| align="center" | <br />
| align="center" | [[Kickers Offenbach]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 1 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | <br />
| align="center" | [[KFC Uerdingen 05|Bayer 05 Uerdingen]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 1 <br />
|- <br />
| align="center" | <br />
| align="center" | [[First Vienna FC 1894]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 1 <br />
|- style="background:lemonchiffon;" <br />
| align="center" | <br />
| align="center" | [[SK Rapid Wien]] <br />
| align="center" | 1<br />
| align="center" | 1 <br />
|} <br />
<br clear="all" /><br />
''siehe auch:'' [[Liste der DFB-Pokalendspiele]]<br />
<br />
== Pokalüberraschungen ==<br />
Eine bekannte [[Floskel]] lautet: ''„Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“''. Damit ist der Reiz des Wettbewerbs gemeint, in dem [[Goliath (Bibel)|David über Goliath]] triumphieren kann. Gerade die Teilnahme (oft namhafter) unterklassiger [[Verein]]e sorgt für Spannung und Anziehungskraft des DFB-Pokals. In fast jeder Saison gelingt es Amateurvereinen, Mannschaften aus der 1. oder 2. Bundesliga auszuschalten, und sich und ihre Stadt somit berühmt zu machen. So verhalfen Pokalsensationen Ortschaften wie [[Eppingen]], [[Weinheim]], [[Geislingen an der Steige|Geislingen]] oder [[Vestenbergsgreuth]] zu überregionaler Bekanntheit.<br />
<br />
Der [[Hamburger SV]] war schon mehrfach in der Rolle des Blamierten. 1974/75 unterlag man in der zweiten Hauptrunde dem [[VfB Eppingen]] mit 1:2. Zehn Jahre später wurde der ehemalige Europapokalsieger der Landesmeister vom [[SC Geislingen]] aus dem Wettbewerb geworfen. <br />
<br />
Auch Rekordpokalsieger Bayern München erlebte mehrfach in der Provinz eine Blamage. Nachdem man 1990 gegen die Mannschaft des nordbadischen [[FV 09 Weinheim]] verlor, folgte die wohl größte Überraschung einer Amateurmannschaft im Jahr 1994. Im Nürnberger [[Frankenstadion]] unterlagen die Bayern um Trainer [[Giovanni Trapattoni]] dem [[Fußball-Regionalliga|Regionalligisten]] [[TSV Vestenbergsgreuth]] mit 0:1. Ein Amateur namens Roland Stein schaffte es nach 43 Minuten, [[Oliver Kahn]] zu überwinden. In der zweiten Runde behielt Vestenbergsgreuth klar mit 5:1 gegen den [[FC 08 Homburg]] die Oberhand. Im Achtelfinale scheiterte die Mannschaft aber dann knapp mit 4:5 nach Elfmeterschießen am damaligen Zweitligisten [[VfL Wolfsburg]]. In der Spielzeit 2000/01 folgte die letzte Niederlage der Bayern gegen einen Amateurverein: Nachdem es im Spiel der 2. Hauptrunde gegen den damals viertklassigen [[1. FC Magdeburg]] nach regulärer Spielzeit und Verlängerung 1:1 stand, gelang es den Elbestädtern, durch ein 4:2 im Elfmeterschießen in die nächste Runde einzuziehen. <br />
<br />
Gleich doppelt überraschte [[Eintracht Trier]] im DFB-Pokal der Saison 1997/98. Der damalige Regionalligist schlug in der zweiten Runde den amtierenden UEFA-Pokal-Sieger [[FC Schalke 04]] sowie eine Runde später den amtierenden Champions-League- und späteren Weltpokalsieger [[Borussia Dortmund]]. Durch die knappe Niederlage im Elfmeterschießen gegen den [[MSV Duisburg]] wurde Trier erst im Halbfinale gestoppt. Bereits zwölf Jahre zuvor war den Moselstädter eine erste Sensation gelungen, als sie den amtierenden Pokalsieger [[KFC Uerdingen 05|Bayer 05 Uerdingen]] im Achtelfinale besiegten.<br />
<br />
Ebenfalls eine große Überraschung gelang 2001 dem [[SSV Ulm 1846|SSV Ulm]], der als [[Verbandsliga Württemberg|Verbandsligist]] den Erstligisten [[1. FC Nürnberg]] mit 2:1 aus dem Pokal warf. Dies war der bislang einzige Pokalsieg eines fünftklassigen Vereines gegen einen Erstligisten.<br />
<br />
Die höchste Niederlage eines Bundesligisten gegen eine Amateurmannschaft überhaupt musste [[Eintracht Frankfurt]] in der Saison 2000/01 einstecken, als man gegen die Amateure des [[VfB Stuttgart]] mit 1:6 unterlag.<br />
<br />
Mit der zweiten Mannschaft von [[Hertha BSC Berlin]] (1993) sowie [[Energie Cottbus]] (1997) und dem [[1. FC Union Berlin]] (2001) schafften es sogar drei Drittligisten ins Endspiel. Die größten Sensationen gelangen bisher jedoch [[Kickers Offenbach]] und [[Hannover 96]]. Beide Vereine gewannen den Pokal als Nicht-Bundesligist, wobei Offenbach zur Zeit der Finalrunde bereits in die erste Bundesliga aufgestiegen war. Aufgrund des frühen Beginns der Weltmeisterschaft 1970 war der [[DFB-Pokal 1970|Pokalwettbewerb]] größtenteils in den Spätsommer verschoben worden. Hannover siegte [[DFB-Pokal 1992|1992]]. Weitere Zweitligisten im DFB-Pokalfinale waren der [[VfL Bochum]] 1968, [[Fortuna Köln]] 1983, die [[Stuttgarter Kickers]] 1987, [[Rot-Weiss Essen]] 1994, der [[VfL Wolfsburg]] 1995 und [[Alemannia Aachen]] 2004. Der SC Fortuna Köln war dabei sogar Teilnehmer beim bislang einzigen Stadtderby im Endspiel, das er gegen den [[1. FC Köln]] mit 0:1 verlor.<br />
<br />
Die vielen Überraschungen und der vielbeschworene eigene „Pokalcharakter“, das heißt die Eigenschaft, dass es in einem Spiel um alles oder nichts geht und in jedem Fall ein Sieger ermittelt wird, machen den besonderen Reiz des Pokalwettbewerbs aus.<br />
<br />
== Rekorde ==<br />
[[Bild:Oliver Kahn 06-2004.jpg|thumb|Oliver Kahn gewann fünfmal den DFB-Pokal]]<br />
Die längste Siegesserie in aufeinanderfolgenden Pokalspielen hält [[Fortuna Düsseldorf]]. Zwischen dem 4. August 1978 und dem 28. Februar 1981 gelangen der Fortuna 18 Siege in Folge, und wurde dadurch 1979 und 1980 Pokalsieger. Erst die 2:1 Viertelfinal-Niederlage bei Hertha BSC Berlin beendete die Serie.<br />
<br />
Den höchsten Heimsieg in einem Hauptrundenspiel um den deutschen Vereinspokal erzielte der damalige Meister der [[Gauliga]] Württemberg, die [[Stuttgarter Kickers]], mit 17:0 im Tschammerpokal 1940/41 gegen den damaligen badischen Zweitligisten [[VfB 05 Knielingen]] (heute Kreisliga Karlsruhe). Den höchsten Auswärtssieg landete der FC Bayern München gegen die Amateure der DJK Waldberg mit 16:1 am 15. August 1997. Mehr als zwei Dutzend weitere Spiele endeten ebenfalls mit einem zweistelligen Ergebnis. Meist wurden auch hier Amateurmannschaften besiegt. Die meisten Tore eines Spielers in einem DFB-Pokalspiel erzielte dabei [[Carsten Jancker]] in der Begegnung zwischen dem [[1. FC Kaiserslautern]] und dem [[FC Schönberg 95]] am 21. August 2004. Beim 15:0-Sieg der Pfälzer schoß er sechs Tore.<ref>weltfussball.de: [http://weltfussball.de/statistik.php?Thema=18&Liga=22 DFB-Pokal: Statistik]</ref><br />
<br />
Der erfolgreichste Spieler im DFB-Pokal ist [[Oliver Kahn]] vom FC Bayern München mit fünf gewonnenen Titeln. Zwar waren auch die ebenfalls bei den Bayern spielenden [[Mehmet Scholl]] und [[Bixente Lizarazu]] bei fünf Pokalsiegen dabei, jedoch stand nur Kahn jedes mal auf dem Platz.<ref>eurosport.de: [http://www.eurosport.de/fussball/dfb-pokal/2005-2006/sport_sto876686.shtml Gewandelter Kahn holt Rekord]</ref> Mit den beiden Pokalsiegen von 1955 und 1956 im Trikot des [[Karlsruher SC]] und dem erneuten Titelgewinn 1957 nach seinem Wechsel zum FC Bayern München ist [[Kurt Sommerlatt]] als einziger Spieler dreimal in Folge DFB-Pokal-Sieger geworden. Rekordtrainer sind [[Karl-Heinz Feldkamp]], [[Hennes Weisweiler]], [[Udo Lattek]] sowie [[Otto Rehhagel]], welche als verantwortliche Betreuer jeweils drei Titel gewannen.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Tom Bender, Ulrich Kühne-Hellmessen: ''Sternstunden des Sports, DFB-Pokal''. Sportverlag, 2001, ISBN 3-3280-0913-2<br />
* Ralf Grengel: ''Das Deutsche Wembley. 60 Jahre Vereinspokal 1935-1994''. Berlin 1994, ISBN 3-8708-8833-4<br />
* Matthias Kropp: ''DFB-Pokal, Vereinsalmanach''. Agon, Kassel 2000, ISBN 3-8978-4187-8 <br />
* Matthias Weinrich, [[Hardy Grüne]]: ''Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs 6: Deutsche Pokalgeschichte''. Agon, 2001, ISBN 3-8978-4146-0<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* [http://www.dfb.de/index.php?id=160546 Deutscher Fußball-Bund über den DFB-Pokal der Männer]<br />
* [http://www.dfb.de/index.php?id=3103 Deutscher Fußball-Bund über den DFB-Pokal der Frauen]<br />
<br />
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<br />
[[Kategorie:Ehrung (Fußball)]]<br />
[[Kategorie:DFB-Pokal|!]]<br />
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<br />
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<br />
[[af:DFB-Pokal]]<br />
[[ca:Copa alemanya de futbol]]<br />
[[da:DFB-Pokal]]<br />
[[en:DFB-Pokal]]<br />
[[es:Copa de Alemania]]<br />
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