https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=46.5.0.231 Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-05-23T13:53:06Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.45.0-wmf.2 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fritz_Walter&diff=172960739 Fritz Walter 2018-01-15T16:49:36Z <p>46.5.0.231: lf, Literatur chronologisch wie Werke</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> <br /> {{Infobox Fußballspieler<br /> | kurzname = Fritz Walter<br /> | bildname = Fritz Walter cropped 2.JPG<br /> | bildunterschrift = Fritz Walter im Jahr 1956<br /> | langname = Friedrich Walter<br /> | geburtstag = [[31. Oktober]] [[1920]]<br /> | geburtsort = [[Kaiserslautern]]<br /> | geburtsland = [[Deutschland]]<br /> | sterbedatum =[[17. Juni]] [[2002]]<br /> | sterbeort = [[Enkenbach-Alsenborn]]<br /> | sterbeland = [[Deutschland]]<br /> | größe =<br /> | position = [[Halbstürmer]]<br /> | jugendvereine = [[1. FC Kaiserslautern]]<br /> | jugendjahre = 1928–1938<br /> | vereine = 1. FC Kaiserslautern&lt;br /&gt;[[TSG Diedenhofen]]&lt;br /&gt;TSG Saargemünd<br /> | jahre = 1938–1959&lt;br /&gt;1943&lt;br /&gt;1943<br /> | spiele (tore) = 384 (327)&lt;br /&gt;{{0}}&lt;br /&gt;{{0}}<br /> | nationalmannschaft = [[Deutsche Fußballnationalmannschaft|Deutschland]]<br /> | nationaljahre = 1940–1958<br /> | länderspiele (tore) = 61 {{0}}(33)<br /> | trainerjahre = 1945–1949&lt;br /&gt;1960&lt;br /&gt;1962– ?<br /> | trainervereine = 1. FC Kaiserslautern (Spielertrainer)&lt;br /&gt;[[VfL Neustadt/Coburg]]&lt;br /&gt;[[SV Alsenborn]]<br /> }}<br /> <br /> '''Friedrich „Fritz“ Walter''' (* [[31. Oktober]] [[1920]] in [[Kaiserslautern]]; † [[17. Juni]] [[2002]] in [[Enkenbach-Alsenborn]]) war ein deutscher [[Fußball]]spieler.<br /> <br /> Fritz Walter gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten des deutschen Fußballsports. Mit ihm als Kapitän gewann die Nationalmannschaft die [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954|Weltmeisterschaft 1954]]. Auch bei der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1958|Weltmeisterschaft 1958]] war er Stammspieler der deutschen Mannschaft.<br /> <br /> Auf Vereinsebene hielt Walter dem [[1. FC Kaiserslautern]] über 30 Jahre lang die Treue und gewann mit ihm zwei deutsche Meisterschaften ([[Deutsche Fußballmeisterschaft 1950/51|1951]] und [[Deutsche Fußballmeisterschaft 1952/53|1953]]). Für seine fußballerischen und sozialen Verdienste wurde er vielfach geehrt und als damals erster Spieler zum [[Ehrenspielführer]] der Nationalelf ernannt.<br /> <br /> == Jugend ==<br /> Friedrich Walter wurde 1920 als ältestes von fünf Kindern in [[Kaiserslautern]] geboren. Er hatte zwei Schwestern, Gisela und Sonja, und zwei Brüder, [[Ludwig Walter|Ludwig]] und [[Ottmar Walter|Ottmar]], die beide ebenfalls beim 1. FC Kaiserslautern spielten. Mit Ottmar spielte er später gemeinsam in der Nationalmannschaft und gewann mit seinem Bruder den Weltmeistertitel 1954.<br /> <br /> [[Datei:Geburtshaus der Brüder Ottmar und Fritz Walter.png|mini|Geburtshaus von Fritz und Ottmar Walter]]<br /> Als Sohn des Vereinswirts des 1. FC Kaiserslautern kam der junge Fritz schon in frühester Jugend mit dem [[Fußball]] in Kontakt. Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz machte er als Siebenjähriger in der Schülermannschaft des FCK. Zunächst spielte er auf der Position des rechten Verteidigers, schon bald war das Ausnahmetalent ein stadtbekannter Fußballer.<br /> <br /> == Karriere ==<br /> === 1938 bis 1940 ===<br /> Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum [[Bankkaufmann]], bevor er sich 17-jährig 1938 als [[Mittelläufer]] des FCK ganz dem Fußball verschrieb. Allerdings benötigte er wegen seines Alters eine Sondergenehmigung. Schnell war Walter der Star der Mannschaft, die in der [[Gauliga Südwest]] (ab 1941: [[Gauliga Westmark]]) zu den stärksten der Region gehörte. Bereits in der Saison 1939/40 erzielte er in 15 Spielen 30 Treffer.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://rsssf.com/players/fwalterdata.html|titel=Fritz Walter – Matches and Goals in Oberliga|autor=Matthias Arnhold|datum=2016-01-14|zugriff=2016-01-21|werk=Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 1940 bis 1945 ===<br /> Wie vielen anderen Fußballern auch, raubte der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] Fritz Walter seine besten Jahre als Sportler. Obwohl [[Reichstrainer]] [[Sepp Herberger]] für seine Nationalspieler (Walter war seit 1940 Auswahlspieler) Privilegien durchsetzte, wurde Walter 1940 in die [[Wehrmacht]] einberufen und als [[Infanterie|Infanterist]] nach [[Frankreich]] versetzt. Am 15. März 1942 erzielte er im [[Gauliga Westmark 1941/42|Gauliga-Spiel]] gegen den [[FK Pirmasens]] beim 26:0 dreizehn Tore.&lt;ref&gt;Udo Muras: {{Webarchiv | url=http://www.dfb.de/news/detail/dfb-wochenschau-13-tore-vom-jungen-fritz-31868/ | wayback=20151119055343 | text=''DFB-Wochenschau: 13 Tore vom jungen Fritz.''}}. In: ''dfb.de'', 14.&amp;nbsp;März 2012.&lt;/ref&gt; Im Achtelfinale der [[Deutsche Fußballmeisterschaft 1941/42|deutschen Meisterschaft]] scheiterte er mit dem 1. FC Kaiserslautern am späteren Meister [[FC Schalke 04]]. Während seiner Zeit als Infanterist im [[Lothringen|lothringischen]] [[Thionville|Diedenhofen]] spielte er 1943 zeitweise für die [[TSG Diedenhofen]], für die Soldatenelf „[[Rote Jäger]]“ und im Juni 1943 kurzzeitig für die [[Sarreguemines FC|TSG Saargemünd]]. Später wurde er auf [[Sardinien]], [[Korsika]] und [[Elba]] eingesetzt.<br /> Nach Kriegsende geriet er in der [[Ukraine]] in [[Sowjetunion|sowjetische]] [[Kriegsgefangenschaft]]. Das „Spiel seines Lebens“, wie er später jedoch betonte, war nicht das WM-Finale 1954, sondern ein Spiel, das er im Kriegsgefangenenlager bei [[Sighetu Marmației|Máramarossziget]] in [[Rumänien]] machte. Geschwächt von einem [[Malaria]]-Anfall spielte er mit den ungarischen und slowakischen Wachsoldaten Fußball. Sie erkannten den deutschen Nationalspieler und stellten ihn dem sowjetischen Lagerkommandanten [[Major]] Schukow vor. Angeblich bewahrte Schukow Walter und dessen jüngeren Bruder Ludwig vor dem [[Sibirien|sibirischen]] [[Gulag]]. Bereits am 28. Oktober 1945 kehrten die Brüder nach Kaiserslautern zurück.<br /> <br /> === 1945 bis 1959 ===<br /> Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft spielte Walter wieder für „seinen“ FCK und wirkte bei der Reorganisation des Vereins mit. Als [[Spielmacher|Regisseur]] auf dem Feld führte er die ''Roten Teufel'' in die bedeutendste Phase ihrer Clubgeschichte. Zwischen 1945 und 1949 trainierte er auch den 1. FCK. Der Verein entwickelte sich zum erfolgreichsten der frühen Nachkriegszeit. Zwischen 1948 und 1954 wurde er sechsmal Meister der [[Oberliga Südwest]], in der ab 1948 erstmals in Deutschland das Vertragsspielerstatut eingeführt worden war. [[Deutsche Fußballmeisterschaft 1950/51|1951]] gewann Walter mit seiner Mannschaft erstmals die deutsche Meisterschaft (2:1-Sieg über [[Preußen Münster]]), [[Deutsche Fußballmeisterschaft 1952/53|1953]] wurde der [[VfB Stuttgart]] im Finale mit 4:1 deklassiert. 1948, 1954 und 1955 scheiterte Kaiserslautern im Endspiel.<br /> <br /> Walter galt als der beste Fußballer Deutschlands und erhielt Angebote von großen europäischen Spitzenvereinen. 1951 bot [[Atlético Madrid]] für einen Zweijahresvertrag 500.000&amp;nbsp;[[Deutsche Mark|DM]] Handgeld, dazu Gehalt, Prämien, Auto, mietfreies Wohnen – damals enorme Summen und Privilegien. „Dehäm is dehäm“ sagte er lapidar zu seiner Entscheidung in der Pfalz zu bleiben. Auch Angebote von [[Inter Mailand]], dem [[FC Nancy]] und [[Racing Paris]] lehnte der bodenständige Walter ab. Hierzu schrieb er später einmal in einer Kolumne: „‚Schätzche, was mache mer?‘ hab ich meine Frau Italia gefragt. ‚Brauchst du mich doch gar nicht erst zu fragen‘ hat sie mir geantwortet, ‚da oben dein Betzenberg, der Chef, dein FCK, die Nationalmannschaft&amp;nbsp;……‘“. Herberger hatte zur Unterstützung den [[adidas]]-Gründer [[Adi Dassler]] davon überzeugt, ihm eine repräsentative Funktion im Unternehmen anzubieten. Mit dem FCK wurde er 1955 bis 57 drei weitere Mal Oberligameister. Man sprach respektvoll von der ''Walter-Elf''.<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-41853-0007, SC Wismut gegen 1. FC Kaiserslautern.jpg|mini|Fritz Walter 1956 bei einem Interview anlässlich des Spiels gegen Wismut Karl-Marx-Stadt]]<br /> In einem Freundschaftsspiel mit dem FCK erzielte er 1956 sein legendäres [[Hackentor]] von [[Leipzig]] im Spiel gegen den [[SC Wismut Karl-Marx-Stadt]]. Es wird als eines der besten Tore aller Zeiten bezeichnet: Walter hatte sich nach vorne fallen lassen und den Ball dann mit der rechten Hacke über den eigenen Kopf ins rechte Eck geschossen. Der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Sportreporter [[Wolfgang Hempel (Sportjournalist)|Wolfgang Hempel]] bezeichnete es als „Tor des Jahrhunderts“.<br /> <br /> In seiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern erzielte Walter in 384 Spielen 327 Tore. Sensationell ist diese Quote vor allem deshalb, weil er kein Stürmer, sondern Mittelfeldspieler auf der Halbposition war. Er trug die Rückennummer&amp;nbsp;8. Am 20. Juni 1959 streifte er sich das letzte Mal das rote Trikot des FCK über und beendete seine Karriere im Alter von 38 Jahren.<br /> <br /> === Nationalspieler (1940 bis 1958) ===<br /> Schnell rückte Walter auch ins Blickfeld von Reichstrainer [[Sepp Herberger]], der ihn 1940 in die [[Deutsches Reich 1933 bis 1945#Großdeutsches Reich|großdeutsche]] [[Deutsche Fußballnationalmannschaft|Nationalmannschaft]] berief. Am 14. Juli 1940 bestritt der 19-jährige Walter sein erstes Länderspiel und erzielte beim 9:3-Erfolg über [[Rumänische Fußballnationalmannschaft|Rumänien]] gleich drei Tore.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://rsssf.com/miscellaneous/fwalter-intlg.html|titel=Fritz Walter – Goals in International Matches|autor=Karel Stokkermans|datum=2016-01-14|zugriff=2016-01-21|werk=Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation}}&lt;/ref&gt; Einige Wochen später folgte ein 13:0 gegen [[Finnische Fußballnationalmannschaft|Finnland]], wobei er sich mit zwei Toren beweisen konnte. Mehr als seine Torjägerqualitäten bewunderten die Fachleute jedoch sein spielerisches und taktisches Vermögen, mit dem er die Angriffe seiner Mannschaft lenkte. Durch ständige Positionswechsel –&amp;nbsp;auch in die Abwehr&amp;nbsp;– verkörperte er einen völlig neuen Typ Stürmer und wurde als kommender Superstar gefeiert. Doch der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] unterbrach die internationale Karriere Walters; acht Jahre lang (von 1942 bis 1951) bestritt er kein Länderspiel für Deutschland.<br /> <br /> Da der [[Deutscher Fußball-Bund|DFB]] nach Ende des Nationalsozialismus fünf Jahre lang keine Länderspiele bestreiten durfte, spielte Walter für die Auswahl ''Pfalz''. Dieser Mannschaft, in der neben ihm noch sieben weitere Kaiserslauterer Spieler standen, bescheinigte Bundestrainer Herberger „Länderspielformat“, und ab 1951 sollten diese Spieler dann das Gerüst der Nationalmannschaft bilden. Sepp Herberger bedachte Fritz Walter mit der Kapitänsbinde, die Walter erstmals am 15. April 1951 beim 3:2-Sieg über die [[Schweizer Fussballnationalmannschaft|Schweiz]] trug. Er wurde der verlängerte Arm des Bundestrainers auf dem Feld, zudem verband beide ein inniges Vater-Sohn-Verhältnis. Drei Jahre später führte Walter die Nationalmannschaft als Kapitän zur [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954|Weltmeisterschaft 1954]]. Mit Fritz Walter, seinem Bruder Ottmar, [[Werner Kohlmeyer]], [[Horst Eckel]] und [[Werner Liebrich]] stellte der FCK den Kern des von Herberger trainierten und aufgestellten Kaders für die WM 1954 in der [[Schweiz]]. Das Vater-Sohn-Verhältnis zwischen Herberger und seinem Kapitän erwies sich als Glücksfall für den [[Fußball in Deutschland|deutschen Fußball]]: Walter setzte als Kopf und Ideengeber der Elf die taktischen Anweisungen des Trainers perfekt auf dem Rasen um. Nach zwei souveränen Siegen in der Vorrunde gegen die [[Türkische Fußballnationalmannschaft|Türkei]] (4:1 und 7:2) und der „taktischen“ Niederlage mit einer Reservemannschaft gegen den hohen Favoriten [[Ungarische Fußballnationalmannschaft|Ungarn]] (3:8), führte ein überragender Walter seine Mitspieler über das Viertelfinale gegen [[Jugoslawische Fußballnationalmannschaft|Jugoslawien]] (2:0) ins Halbfinale. Dort wurde das Nachbarland [[Österreichische Fußballnationalmannschaft|Österreich]] mit 6:1 deklassiert, wobei Walter mit zwei Toren vom Elfmeterpunkt und einer Weltklasseleistung seinen Status untermauerte. Im [[Wunder von Bern|Finalspiel gegen Ungarn]] am 4. Juli 1954 lag die Mannschaft im [[Bern]]er [[Stadion Wankdorf|Wankdorfstadion]] nach acht Minuten mit 0:2 zurück, glich jedoch noch vor der Pause aus (das 2:2 hatte Walter mit einer perfekten [[Eckball|Ecke]] vorbereitet). Das 3:2 durch [[Helmut Rahn]] sechs Minuten vor Spielende machte den Außenseiter zum Weltmeister und die Spieler zu Nationalhelden: „Wir sind wieder wer“, lautete neun Jahre nach Kriegsende der Tenor in Deutschland. Noch heute wird die Mannschaft auch als ''Walter-Elf'' bezeichnet. Fritz Walter hat sich durch dieses Turnier in die Riege der Ausnahmespieler wie [[Ferenc Puskás]], [[Sándor Kocsis]] oder [[Juan Schiaffino]] eingereiht.<br /> <br /> Nach dem WM-Titel kämpfte Fritz Walter mit Verletzungen. Er bestritt von 1956 bis 1958 nur vier Länderspiele und wollte seine Karriere in der Nationalelf eigentlich beenden. Doch Mentor Herberger überredete seinen Lieblingsspieler zu einer erneuten [[Fußball-Weltmeisterschaft 1958|WM-Teilnahme 1958]] in [[Schweden]]. Walters Comeback war umstritten, weil man dem 37-Jährigen nicht mehr zutraute, solch eine dominierende Rolle wie beim Titelgewinn spielen zu können. Doch Walter zählte wiederum zu den stärksten Spielern Deutschlands, auch wenn er nicht mehr Kapitän war, und führte die Mannschaft zum Gruppensieg und schließlich ins Halbfinale gegen [[Schwedische Fußballnationalmannschaft|Schweden]]. Dort unterlag Deutschland mit 1:3, Fritz Walter musste nach einem harten Foulspiel von Parling in der 75. Minute verletzt ausscheiden. Das Halbfinale am 24. Juni 1958 sollte sein letztes Länderspiel sein, denn im Spiel um den dritten Platz gegen [[Französische Fußballnationalmannschaft|Frankreich]] konnte er nicht mehr auflaufen. Nach der WM erklärte er seinen Rücktritt vom internationalen Fußball.<br /> <br /> Damit gehört Fritz Walter zu den vier Spielern, die mehr als 15 Jahre in der Nationalmannschaft gespielt haben. (Übertroffen wurde er dabei nur von [[Lothar Matthäus]].) Mit 33 Toren in 61 Länderspielen (davon 30 als Kapitän) war Walter bis zum 23. Juni 1966 Rekordtorschütze der Nationalmannschaft, bis er hierin von [[Uwe Seeler]] abgelöst wurde. Derzeit ist er der zehntbeste Torschütze der Nationalmannschaft.<br /> <br /> Vor der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1962|WM 1962]] in [[Chile]]&amp;nbsp;– Walter war schon 42 Jahre alt, hatte seine Karriere ja 1959 schon beendet&amp;nbsp;– versuchte Herberger noch einmal, seinen Kapitän zu überreden. „Fritz, Sie können mich doch nicht im Stich lassen“, flehte der Bundestrainer angeblich, doch Walter lehnte ab.<br /> <br /> == Spielweise ==<br /> Fritz Walter war ein genialer [[Spielmacher]], hochgradig sensibel, mit Charisma und Autorität ausgestattet sowie mit der Fähigkeit, ein Spiel „lesen“ zu können. Sein Aktionsradius reichte vom eigenen Strafraum bis vor des Gegners Tor. Er half in der eigenen Abwehr aus und war zudem torgefährlich, ein begnadeter Techniker und ein großer Stratege. Er wusste immer eine Antwort auf die taktischen Finessen des Gegners. Deshalb wollte auch Herberger seinen Zögling zu seinem Nachfolger machen. Walter sollte Bundestrainer werden. Doch den Schritt ins Trainergeschäft wagte er nie. Fritz Walter galt als sehr ehrlich und gestand: „Jahrelang war ich vor jedem Spiel so aufgeregt, dass mir schlecht wurde. Ich saß dann oft bis kurz vor Anpfiff auf dem Klo.“ „Bei ihm“, so hat Herberger einmal gesagt, „war ich mehr Psychologe als Trainer.“ Nach schlechten Spielen war Walter tagelang für niemanden zu sprechen.<br /> <br /> Nach ihm ist das ''[[Fritz-Walter-Wetter]]'' benannt. Damit ist regnerisches Wetter gemeint, das er zum Spielen vorzog. Er hatte sich im Zweiten Weltkrieg mit [[Malaria]] angesteckt, deshalb fiel es ihm schwer, bei Hitze zu spielen. Außerdem spielte er bei schwerem, nassem Boden seine Technik aus (so auch während des Endspiels der WM 1954, bei dem es ausdauernd regnete). „Fritz, Ihr Wetter.“ – „Chef, ich hab’ nichts dagegen.“ (Fritz Walter vor dem Endspiel zu Herberger)<br /> <br /> == Karriere außerhalb des Fußballs ==<br /> Der gelernte Bankkaufmann war Repräsentant bei [[adidas]], kommentierte Fußball für Rundfunksender, vertrat die [[Sepp-Herberger-Stiftung]], die sich unter anderem um Strafgefangene kümmert, und wurde so zum einzigen der 54er Weltmeister, der seinen Ruhm vermarkten konnte, und das, obwohl der DFB nur 2.350 [[D-Mark|Mark]] WM-Prämie zahlte. Äußeres Zeichen seines Wohlstandes war der [[Bungalow]] mit Schwimmbad auf einer 5.000-m²-Fläche in [[Alsenborn]].<br /> <br /> [[Datei:Fritz Walter statue.jpg|mini|Statue von Fritz Walter vor dem [[Fritz-Walter-Stadion]]]]<br /> Für den Historiker [[Joachim Fest]] gab es drei Gründungsväter der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]]: politisch war es [[Konrad Adenauer]], wirtschaftlich war es [[Ludwig Erhard]] und mental Fritz Walter. Eigentlich sei der 4. Juli 1954, der Tag des Endspiels in Bern, das Gründungsdatum der Bundesrepublik gewesen.<br /> <br /> Seit Oktober 1948 war Fritz Walter mit Italia Bortoluzzi (* 6. Dezember 1921; † 14. Dezember 2001) verheiratet (Sepp Herberger war [[Trauzeuge]]). Nach dem Ende seiner Karriere als Fußballspieler war Walter zunächst Werbeträger und Berater beim [[SV Alsenborn]], Inhaber des Fritz-Walter-Kinos (''Universum'') und einer Wäscherei; er schrieb Sportbücher und engagierte sich für die Sepp-Herberger-Stiftung. Der Fußballspieler engagierte sich für die Augsburger Benefiz-Fußballelf [[Datschiburger Kickers]], die Spenden für wohltätige Zwecke sammelt. Fritz Walter war bis zu seinem Tod über viele Jahre Schirmherr der Schlappekicker-Aktion der [[Frankfurter Rundschau]], die unter anderem in Not geratene Sportler unterstützt.<br /> <br /> In seinen letzten Lebensjahren ging Fritz Walter kaum noch in das nach ihm benannte Stadion auf dem Betzenberg in Kaiserslautern: Ein Fußballspiel anzusehen war für den nervösen und hochsensiblen Walter einfach zu aufregend. Bei Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft saß angeblich seine Ehefrau Italia vor dem Fernseher und meldete Tore, Fouls und andere Ereignisse ins Schlafzimmer, in das sich Fritz Walter zurückgezogen hatte.<br /> <br /> == Tod ==<br /> Fritz Walter starb 2002 in [[Alsenborn]], weniger als ein Jahr nach dem Tod seiner langjährigen Ehefrau Italia. Beim Viertelfinalspiel der [[Fußball-Weltmeisterschaft 2002]] gegen die [[Fußballnationalmannschaft der Vereinigten Staaten]] spielten die deutschen Spieler ihm zu Ehren mit [[Trauerflor]]. „Seine“ Fußball-WM in Kaiserslautern konnte er nicht mehr miterleben. Walter äußerte sich angeblich einmal derart, dass er mit dem Verlauf seines Lebens zufrieden wäre, wenn er die [[Fußball-Weltmeisterschaft 2006|WM 2006]] in Kaiserslautern noch erlebte. Walter wurde auf dem Kaiserslauterer Hauptfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt.&lt;ref&gt;Fotos: ''[http://knerger.de/html/waltersportler.html Grab von Fritz Walter.]'' In: ''knerger.de''.&lt;/ref&gt; Tausende Fußballfans erwiesen ihm die letzte Ehre.<br /> <br /> == Wirkung ==<br /> [[Datei:Fritz-Walter-Haus in Alsenborn Eingang.jpg|mini|Eingang zum 2006 errichteten Fritz-Walter-Haus in [[Alsenborn]]]]<br /> Obwohl er die WM selbst nicht mehr erleben durfte, hatte er wohl maßgeblichen Anteil daran, dass [[Kaiserslautern]] –&amp;nbsp;noch vor [[Bremen]]&amp;nbsp;– zur [[Fußball-Weltmeisterschaft 2006|WM-Stadt 2006]] gekürt wurde. Er beteiligte sich aktiv (als offizieller WM-Botschafter) an der Kampagne ''5 Weltmeister für Kaiserslautern'' (mit [[Horst Eckel]], [[Ottmar Walter]], dem damaligen FCK-Trainer [[Andreas Brehme]] und dem damaligen Spieler [[Youri Djorkaeff]]). Andererseits wurde auch vielfach der „Fritz-Walter-Bonus“ beschworen.<br /> <br /> Die [[Fritz-Walter-Stiftung]] trägt seinen Namen. Walter war der einzige Fußballweltmeister, dem schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt wurde: 1985 wurde das Stadion Betzenberg in ''[[Fritz-Walter-Stadion]]'' umbenannt.<br /> <br /> Der [[Deutscher Fußball-Bund|Deutsche Fußball-Bund]] verleiht seit 2005 den Nachwuchsspielern des Jahres die [[Fritz-Walter-Medaille]] in Gold, Silber und Bronze. Mit dieser Auszeichnung sollen besondere Leistungen jeweils in den drei Altersklassen U-17, U-18, und U-19 geehrt werden. Mit der Namensgebung möchte der DFB an den 2002 verstorbenen [[Ehrenspielführer]] der deutschen Nationalmannschaft erinnern, der, wie [[Gerhard Mayer-Vorfelder]] anlässlich der Verleihung 2005 sagte, seit dem Gewinn der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954|Weltmeisterschaft 1954]] sowohl sportlich als auch menschlich ein Vorbild gewesen sei.&lt;ref&gt;[[dpa]]: {{Webarchiv | url=http://www.sportgate.de/fussball/71309-Fritz-Walter-Medaille-fuer-Nachwuchsspieler.html | wayback=20051207191246 | text=''Fritz-Walter-Medaille für Nachwuchsspieler.''}}. In: ''sportgate.de'', 30.&amp;nbsp;September 2005.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Band [[Sportfreunde Stiller]] ehrte Fritz Walter auf ihrer Fußball-CD ''You have to win Zweikampf'' anlässlich der WM 2006 mit ihrem Lied ''Dem Fritz sein Wetter.'' Eine Punkband nannte sich in Erinnerung an die legendäre Weltmeisterelf von 1954 ''[[Walter Elf]]''.<br /> <br /> == Erfolge ==<br /> * [[Fußball-Weltmeisterschaft|Weltmeister]]: [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954|1954]]<br /> * [[Deutscher Fußball-Meister|Deutscher Meister]]: [[Deutsche Fußballmeisterschaft 1950/51|1951]], [[Deutsche Fußballmeisterschaft 1952/53|1953]]<br /> * [[Fußball-Oberliga Südwest|Meister Oberliga Südwest]]: [[Fußball-Oberliga 1946/47|1947]], [[Fußball-Oberliga 1947/48|1948]], [[Fußball-Oberliga 1948/49|1949]], [[Fußball-Oberliga 1949/50|1950]], [[Fußball-Oberliga 1950/51|1951]], [[Fußball-Oberliga 1952/53|1953]], [[Fußball-Oberliga 1953/54|1954]], [[Fußball-Oberliga 1954/55|1955]], [[Fußball-Oberliga 1955/56|1956]], [[Fußball-Oberliga 1956/57|1957]]<br /> * Torschützenkönig: [[Fußball-Oberliga 1952/53|Oberliga Südwest 1953]] mit 38 Treffern<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> * Großes Verdienstkreuz des [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]]<br /> * [[Silbernes Lorbeerblatt]] (dreimal)<br /> * Goldene Verdienstmedaille der [[FIFA]]<br /> * [[FIFA-Verdienstorden]] 1994&lt;ref&gt;[http://resources.fifa.com/mm/document/fifafacts/r%26a-awards/01/20/85/43/170490-factsheet-fifaorderofmerit%281984-2010%29_neutral.pdf Liste der FIFA-Verdienstorden-Träger.] In: ''[[FIFA]]'', (PDF; 154&amp;nbsp;kB), aufgerufen am 15.&amp;nbsp;Januar 2018.&lt;/ref&gt;<br /> * Erster Ehrenspielführer der deutschen Fußballnationalmannschaft<br /> * Ehrenspielführer des 1. FC Kaiserslautern<br /> * Ehrenmitglied des SWFV<br /> * Regionaltriebzug der DB erhält seinen Namen<br /> * Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern<br /> * [[Ehrenbürger]] des [[Bundesland (Deutschland)|Bundeslandes]] [[Rheinland-Pfalz]]<br /> * Fritz-Walter-Schule, Fritz-Walter-Straße und viele weitere Dinge erhielten nicht nur in Kaiserslautern seinen Namen<br /> * 1955: Einstufung als Weltklasse in der [[Rangliste des deutschen Fußballs]]<br /> * 1985: ''Betzenberg-Stadion'' in Kaiserslautern wird umbenannt in ''[[Fritz-Walter-Stadion]] am Betzenberg''<br /> * 2006: Fritz-Walter-Statue in [[Alsenborn]]<br /> * 2008: [[Hall of Fame des deutschen Sports]]<br /> * 2017: Zugtaufe einer der ersten neuen Intercity-Express-Züge ([[ICE 4#Namensgebung|ICE 4]]) nach Fritz Walter.&lt;ref&gt;''[https://inside.bahn.de/ice4-zugtaufe/ Die ICE-4-Namen stehen fest.]'' In: ''DB Inside Bahn'', 27.&amp;nbsp;Oktober 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Werke ==<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Fritz Walter<br /> |Titel=3:2 – Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!<br /> |Verlag=Copress-Verlag<br /> |Ort=München<br /> |Datum=1954<br /> |Typ=wl}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Fritz Walter<br /> |Titel=Spiele, die ich nie vergesse<br /> |Verlag=Copress-Verlag<br /> |Ort=München<br /> |Datum=1955<br /> |Typ=wl}}<br /> * ''So war es – Fußballweltmeisterschaft in Schweden.'' Copress-Verlag, München 1958.<br /> * ''11 Rote Jäger – Nationalspieler im Krieg.'' Copress-Verlag, München 1959.<br /> * ''Die Spiele in Chile.'' Copress-Verlag, München 1962.<br /> * ''Der Chef – Sepp Herberger.'' Copress-Verlag, München 1964.<br /> * ''Wie ich sie sah – Die Spiele zur Weltmeisterschaft in England.'' Copress-Verlag, München 1966.<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Fritz Walter<br /> |Titel=So hab ich’s gemacht – Meine Fussballschule<br /> |Reihe=Moewig Sportbuch<br /> |Band=1<br /> |Verlag=Moewig<br /> |Ort=München<br /> |Datum=1968<br /> |Typ=wl}}<br /> <br /> == Literatur ==<br /> &lt;!-- chronologisch --&gt;<br /> * [[Rudi Michel]] (Hrsg.): ''Fritz Walter – Die Legende des deutschen Fußballs.'' Engelhorn, Stuttgart 1995, ISBN 3-87203-216-X.<br /> * Frank Goosen (Hrsg.): ''Fritz Walter, Kaiser Franz und wir – Unsere Weltmeisterschaften.'' Eichborn, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-8218-4884-7.<br /> * [[Markwart Herzog]]: ''Fritz Walter im Zweiten Weltkrieg: Zankapfel zwischen Militär, Nationalelf, Vereinen und Gaupolitik.'' In: ''Sportwissenschaft'' 4, 2008, S.&amp;nbsp;392–403, [http://www.fussball-kultur.org/fileadmin/redaktion/pdfs/1_Spielfelder/Historie/Fritz_Walter_im_Zweiten_Weltkrieg_Dr_Markwart_Herzog.pdf fussball-kultur.org] (PDF).<br /> * Peter Jochen Degen, Michael Desch, Hans-Peter Schössler: ''Fritz Walter: Kapitän für Deutschland''. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89533-759-8.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> {{Wikiquote}}<br /> <br /> '''Datenbanken'''<br /> * {{DNB-Portal|118764179}}<br /> * {{DDB|Person|118764179}}<br /> * {{DHM-HdG|Bio=fritz-walter|HDG=1|Titel=Fritz Walter|Autor=Irmgard Zündorf}}<br /> * {{Hall of Fame des deutschen Sports|1=nach-1945|2=9}}<br /> * {{Weltfussball|fritz-walter}}<br /> * {{Fußballdaten|ID=walterfritz}}<br /> * {{NFTPlayer|ID=16686}}<br /> <br /> '''Über Fritz Walter'''<br /> * [http://www.lautringer.de/Alles-uber-Fritz-Walter/alles-uber-fritz-walter.html Alles über Fritz Walter]<br /> * [http://www.fritz-walter.eu/ Fritz-Walter-Gedenkseite]<br /> * [http://web.ard.de/special/helden1954/pages/2438.php?ch=3 Das geniale „Sensibelchen“.] In: [[ARD]]<br /> * [http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,440986,00.html Das Jahrhunderttor.] In: [[Spiegel Online]]<br /> * [http://www.fritz-walter-stiftung.de/ Fritz-Walter-Stiftung] (mit zahlreichen Informationen über Fritz Walter)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Weltmeister-Kader Deutschlands 1954<br /> |Navigationsleiste Ehrenspielführer}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=118764179|VIAF=12677976}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Walter, Fritz}}<br /> [[Kategorie:Fritz Walter| ]]<br /> [[Kategorie:Fußballnationalspieler (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Fußballspieler (1. FC Kaiserslautern)]]<br /> [[Kategorie:Fußballweltmeister (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern]]<br /> [[Kategorie:Träger des Verdienstordens des Landes Rheinland-Pfalz]]<br /> [[Kategorie:Ehrenbürger von Kaiserslautern]]<br /> [[Kategorie:Ehrenbürger von Rheinland-Pfalz]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Hall of Fame des deutschen Sports]]<br /> [[Kategorie:Träger des Silbernen Lorbeerblattes]]<br /> [[Kategorie:Fußballtrainer (1. FC Kaiserslautern)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher Meister (Fußball)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1920]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 2002]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Walter, Fritz<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Walter, Friedrich<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Fußballspieler<br /> |GEBURTSDATUM=31. Oktober 1920<br /> |GEBURTSORT=[[Kaiserslautern]], Deutschland<br /> |STERBEDATUM=17. Juni 2002<br /> |STERBEORT=[[Enkenbach-Alsenborn|Alsenborn]]<br /> }}</div> 46.5.0.231 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Quanten-Fouriertransformation&diff=159797913 Quanten-Fouriertransformation 2016-11-18T07:07:36Z <p>46.5.0.231: /* Quantenschaltkreis */</p> <hr /> <div>Die '''Quanten-Fouriertransformation''' ist ein [[Algorithmus]] aus dem Gebiet der [[Quanteninformatik]]. Sie ist eine Zerlegung der [[Diskrete Fourier-Transformation|diskreten Fouriertransformation]] in ein Produkt [[Unitäre Matrix|unitärer Matrizen]]. Dadurch kann sie als [[Quantenschaltkreis]] aus [[Hadamard-Gatter]]n und [[Allgemeines Phasengatter|Phasengattern]] implementiert werden.<br /> <br /> Die Quanten-Fouriertransformation ist ein wesentlicher Bestandteil eines der prominentesten [[Quantenalgorithmus|Quantenalgorithmen]], des [[Shor-Algorithmus]].<br /> <br /> == Quantenschaltkreis ==<br /> <br /> Am einfachsten wird die Struktur der Quanten-Fouriertransformation anhand des entsprechenden Quantenschaltkreises sichtbar. Das folgende Bild zeigt den Quantenschaltkreis für ein aus drei [[Qubit]]s bestehendes [[Quantenregister]].<br /> <br /> [[Datei:Quantum Fourier transform on three qubits.svg|400px]]<br /> <br /> Daran kann man leicht erkennen, wie die Schaltkreise für größere Quantenregister aussehen. Die mit &lt;math&gt;H&lt;/math&gt; beschrifteten [[Quantengatter]] stellen Hadamard-Gatter dar, während die mit &lt;math&gt;R_\pi&lt;/math&gt; beschrifteten Gatter gesteuerte Phasengatter repräsentieren.<br /> <br /> Die einzelnen Gatter werden jeweils durch folgende [[Unitäre Matrix|unitäre Matrizen]] beschrieben.<br /> :&lt;math&gt;H = \frac{1}{\sqrt{2}} \begin{pmatrix} 1 &amp; 1 \\ 1 &amp; -1 \end{pmatrix} \quad <br /> R_m = \begin{pmatrix} 1 &amp; 0 \\ 0 &amp; \zeta_m \end{pmatrix}&lt;/math&gt;<br /> Dabei bezeichnet &lt;math&gt;\zeta_m&lt;/math&gt; die &lt;math&gt;m&lt;/math&gt;-te [[Einheitswurzel]] &lt;math&gt;e^{\frac{2 \pi i}{m}}&lt;/math&gt;.<br /> <br /> &lt;math&gt;R_m&lt;/math&gt; ist eigentlich eine 2-Qubit-Operation, wird hier aber als 1-Qubit-Operation für das zweite Qubit beschrieben, die nur aktiviert wird, wenn das erste Qubit auf &lt;math&gt;|1\rangle&lt;/math&gt; steht (Controlled Phase).<br /> <br /> Die Quanten-Fouriertransformation benötigt insgesamt &lt;math&gt;O(n^2)&lt;/math&gt; Gatter: <br /> :&lt;math&gt;\frac{n(n+1)}{2}&lt;/math&gt; <br /> für den obigen Schaltkreis sowie &lt;math&gt;O(n)&lt;/math&gt; weitere, um die Output-Qubits in die richtige Ordnung zu bringen.&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=M. A. Nielsen und I. Chuang, |Titel=Quantum Computation and Quantum Information|Verlag=Cambridge University Press|Jahr=2000|Seiten=219/220}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Mathematische Beschreibung ==<br /> <br /> In der Quanteninformatik werden Algorithmen durch ihre Wirkung auf ein Quantenregister beschrieben. Die Quanten-Fouriertransformation arbeitet auf einem Quantenregister mit &lt;math&gt;n&lt;/math&gt; Qubits, wobei dessen &lt;math&gt;N = 2^n&lt;/math&gt; Basiszustände unter Verwendung der [[Bra-Ket]]-Notation folgendermaßen notiert werden:<br /> :&lt;math&gt;| 0 \rangle , | 1 \rangle , \ldots, | N - 1 \rangle&lt;/math&gt;<br /> Als diskrete Fouriertransformation bildet auch die Quanten-Fouriertransformation jeden Basiszustand &lt;math&gt;| x \rangle&lt;/math&gt; auf eine Überlagerung aller Basiszustände ab:<br /> :&lt;math&gt;\operatorname{QFT}_N | x \rangle = \frac{1}{\sqrt N} \sum_{j=0}^{N - 1} \zeta_N^{x \cdot j} | j \rangle&lt;/math&gt;<br /> Als Quanten-Fouriertransformation bezeichnet man die folgende Faktorisierung der obigen Gleichung:<br /> :&lt;math&gt;\operatorname{QFT}_N | x \rangle = \frac{1}{\sqrt N} \cdot \left( | 0 \rangle + \zeta_2^x | 1 \rangle \right) \cdot \left( | 0 \rangle + \zeta_4^x | 1 \rangle \right) \cdot \left( | 0 \rangle + \zeta_8^x | 1 \rangle \right) \cdot \ldots \cdot \left( | 0 \rangle + \zeta_N^x | 1 \rangle \right)&lt;/math&gt;<br /> <br /> == Eigenschaften ==<br /> <br /> Wendet man die Quanten-Fouriertransformation auf den Zustand &lt;math&gt;| 0 \rangle&lt;/math&gt; an, so erzeugt sie genauso wie die [[Hadamard-Transformation]] eine gleichgewichtete [[Superposition (Physik)|Superposition]] der Basiszustände:<br /> :&lt;math&gt;\operatorname{QFT}_N | 0 \rangle = \operatorname{H}_N | 0 \rangle = \frac{1}{\sqrt N} \sum_{x=0}^{N - 1} | x \rangle&lt;/math&gt;<br /> <br /> Des Weiteren besitzt die Quanten-Fouriertransformation natürlich auch alle Eigenschaften der diskreten Fouriertransformation.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Quanteninformatik]]<br /> [[Kategorie:Diskrete Transformation]]</div> 46.5.0.231 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kaviar&diff=132547135 Kaviar 2014-07-27T17:09:11Z <p>46.5.0.231: Kaviar ohne Blutvergießen, lf</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|erläutert den Laich von Stören; für die sexuelle Praktik siehe [[Koprophilie]].}}<br /> <br /> [[Datei:Caviar spoon black.jpg|miniatur|Kaviar auf einem Kaviarlöffel aus Perlmutt]]<br /> '''Kaviar/Caviar''' ist gereinigter und gesalzener [[Rogen]] (Eier, auch: Korn/Perle) von verschiedenen [[Störe|Stör-Arten]], die hauptsächlich im [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]], [[Asowsches Meer|Asowschen Meer]], [[Nordpolarmeer]] und [[Kaspisches Meer|Kaspischen Meer]] gefangen wurden. Die häufigsten Arten sind der [[Sterlet]], [[Acipenser ruthenus]] als die kleinste Art, der sibirische Stör [[Acipenser baerii|A. baerii]], der russische Stör [[Acipenser gueldenstaedtii|A. gueldenstaedtii]] und der [[Europäischer Hausen|Beluga Huso huso]], die größte Störart. Kaviar/Caviar wird gelegentlich „Schwarzes Gold“ genannt.<br /> '''Kaviar/Caviar''' wurde bislang meistens durch Schlachtung der Störe gewonnen, da nur unreife Eier (auch: Korn/Perle) stabil genug waren, um die gründliche Reinigung von Gonadengewebe und die Salzung zu überstehen. Nach einem Patent des ''[[Alfred-Wegener-Institut|Alfred Wegener Institutes für Polar und Meeresforschung]]'' ist es nun möglich hochwertigen Kaviar/Caviar aus abgestreiften Eiern herzustellen, ohne dass die Störe getötet werden. &lt;ref&gt;Laura Hertreiter: ''[http://www.awi.de/fileadmin/user_upload/Institute/General_Services/Technology_Transfer/Ordner_WD/Flyer/Stoerfall_SZ_20121102.pdf Störfall.]'' In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', Nr. 253, Freitag, 2. November 2012, (PDF-Datei, 337 kB, 1 S.).&lt;/ref&gt; &lt;ref&gt;Florence Fabricant: ''[http://www.nytimes.com/2013/12/25/dining/a-champagne-sommelier-candied-fruit-slices-and-more.html?_r=0 A Champagne Sommelier, Candied Fruit Slices and More.]'' In: ''[[New York Times]]'', 23. Dezember 2013.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==Washingtoner Artenschutzübereinkommen==<br /> Durch Überfischung, Wilderei und Zerstörung von Lebensräumen sind in den letzten 20 Jahren die Wildbestände des Störs dramatisch gesunken.<br /> Alle 27 Störarten stehen seit 1998 unter dem Schutz des [[Washingtoner Artenschutzübereinkommen]]s (''CITES – Convention on International Trade in Endangered Species''). Der kaspische Stör, welcher den berühmten Iranischen Kaviar liefert und so den internationalen Markt beherrschte, wird vermutlich innerhalb der kommenden Jahre ausgelöscht sein.<br /> <br /> ==Definition von Kaviar/Caviar==<br /> Gemäß dem Codex Alimentarius der FAO ist nur Kaviar/Caviar der Familie der Störartigen, Acipenseridae, &quot;echter Caviar&quot;. Der gesalzene Rogen anderer Fischarten wie vom [[Seehasen (Fisch)|Seehasen]] wird als Deutscher Kaviar bezeichnet. [[Island|Isländischer]] Kaviar wird aus dem Rogen vom [[Lodde|Capelin]] hergestellt. Diese Produkte werden im Fachhandel als Kaviarsubstitute bezeichnet. <br /> <br /> Nach der Zubereitung unterscheidet man ''[[Malossol]]'' (mild gesalzen) und ''Fasskaviar'' (Salzkaviar, stark mit [[Speisesalz|Salz]] gemischt). Der teuerste Kaviar ist der [[Europäischer Hausen|Beluga]]-Kaviar. Aufgrund von Handelsverboten von Wildkaviar aufgrund der Überfischung wird Zuchtkaviar immer bedeutsamer; nach intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist der Kaviar aus der [[Aquakultur]] dem Wildkaviar gleichzusetzen. Neben [[China]] und [[Saudi-Arabien]] ist [[Israel]] ein bedeutsamer Exporteur.&lt;ref&gt;Juliane von Mittelstaedt: ''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87737202.html Heiliger Rogen.]'' In: ''[[Der Spiegel]]'', 13. August 2012, Nr. 33, S. 80.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Unterteilung des Kaviars ==<br /> <br /> === Kaviarsorten ===<br /> [[Datei:Six types of caviar.jpg|thumb|Verschiedene Kaviarsorten]]<br /> Vier Sorten des Störkaviars unterscheidet man: (Sie werden nach der Störart benannt, von der sie stammen)<br /> <br /> ==== Beluga ====<br /> '''Beluga''' stammt vom [[Europäischer Hausen|Europäischen Hausen]] (''Huso huso''), der auch Belugastör genannt wird. Er gilt als der feinste und teuerste der Kaviararten. Außerdem ist er mit 3,5&amp;nbsp;mm Durchmesser der größte. Die Eier sind hellgrau bis anthrazitfarben und mit einer sehr dünnen Haut versehen. (blaue Deckelfarbe; sehr mild)<br /> <br /> ==== Ossietra (A. gueldenstaedti)====<br /> [[Datei:Ossetra caviar.jpg|miniatur|Ossietrakaviar]]<br /> '''Ossietra''' (auch '''Osietra''', '''Ossetra''' oder '''Ossiotr''') hat einen Durchmesser von 2 mm und wird vom [[Russischer Stör|Ossietra-Stör]] (''Acipenser gueldenstaedtii'', [[Russischer Stör]]) entnommen. Es ist verglichen mit dem Beluga-Kaviar hartschaliger und unempfindlicher. Das Korn ist silbergrau bis schwarz und hat meist einen goldenen Schimmer. (gelbe Deckelfarbe; nussartiges Aroma). Viele Individuen in der Wolga, die äußerlich als Acipenser gueldenstaedtii klassifiziert wurden, wurden genetisch als Acipenser baerii auf der Basis der Sequenzanalyse des mitochondrialen Cytochrome-b Gens identifiziert. <br /> <br /> ==== Ossietra (A. baeri)====<br /> Am häufigsten wird in Westeuropa der Sibirische Stör, Acipenser baerii gezüchtet. Der sibirische Stör bietet einen dunkleren '''Ossietra''' von anthrazit bis schwarz und ein würziges Aroma, der auch Sibirian Ossietra oder Imperial baeri genannt wird. Seine Körngröße ist je nach Alter des Störes von 2,2- 2,5 mm im Durchschnitt bei Schlachtung. Bei mehrfacher Ernte und Abstreifung der vollreifen absolut sauberen Eier können sie einen Durchmesser von 3,4- 3,9 mm erreichen. <br /> ==== Sevruga ====<br /> '''Sevruga''' sind die Eier des [[Sternhausen|Sevruga-Stör]] (''Acipenser stellatus'', [[Sternhausen]]) und haben eine sehr dünne Schale und einen Durchmesser von 2&amp;nbsp;mm. Die Eier kommen in allen Grautönen vor. (rote oder orange Deckelfarbe; kräftig würzig)<br /> <br /> ==== Weißer Kaviar ====<br /> Störe mit einer Pigmentstörung („[[Albinismus|Albino]]s“) werden gezüchtet und liefern einen gelblich-weißen Kaviar.&lt;ref&gt;Video zur Albino-Zucht: ''[http://www.welt.de/finanzen/article112113961/Weisser-Kaviar-aus-Oesterreich-ist-Gold-wert.html Seltenheit. Weißer Kaviar aus Österreich ist Gold wert.]'' In: ''[[Die Welt]]'', 18. Dezember 2012, 1:55 Min., (aufgerufen am 27. Juli 2014).&lt;/ref&gt; Dieser Kaviar gilt als das teuerste Lebensmittel der Welt. Es werden jährlich nur rund 12 kg hergestellt. Der Preis schwankt je nach Qualität zwischen 25 und 30 Euro je Gramm. Eine der wenigen Produktionsstätten liegt bei [[Salzburg]].<br /> <br /> === Kaviar-Selektion ===<br /> Neben den klassischen Sorten werden die Kaviarsorten von den Großhändlern selektiert:<br /> <br /> * '''Royal-Black-Kaviar''' wird der selektierte Kaviar von jungen Ossietra (18–20 Jahre) bezeichnet, der tiefschwarz ist und ein ca. 1,5&amp;nbsp;mm großes Korn aufweist.<br /> * '''Imperial-Kaviar''' ist die Bezeichnung des hellen, goldbraun schimmernden Ossietra-Kaviars (30–40 Jahre) mit einer Korngröße von 2–2,5&amp;nbsp;mm.<br /> * '''Ossietra Baeri''' (Imperial Baeri, Sibirian Ossietra) ist der anthrazit bis schwarze Ossietra Caviar vom sibirischen Stör, der je nach Alter des Störes von 2,2- 2,5 mm im Durchschnitt bei Schlachtung aus Aquakulturen in Deutschland, Frankreich ist. Bei mehrfacher Ernte und Abstreifung der vollreifen Eier nach dem VIVACE-Verfahren aus Deutschland können sie einen Durchmesser von 3,4- 3,9 mm erreichen. <br /> * '''Almas-Kaviar''' ist sehr hell gefärbt und stammt von besonders alten Beluga-Stören (60–80 Jahre). Mittlerweile ist Almas sehr selten und dementsprechend hochpreisig. Das Korn des Almas-Kaviars hat eine Größe von ca. 3,5&amp;nbsp;mm.&lt;ref&gt;''[http://kaviar.delectation.de/kaviar-selektion-imperial-royal-black-almas-kaviar.html Kaviar Selektionen]'' auf ''kaviar.delectation.de'', aufgerufen am 27. Juli 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Diese Selektion des Kaviars wurde in den 80iger Jahren von bekannten Kaviarhändlern eingeführt und hatte sich zunächst vor allem in Europa als Kriterium in der Bewertung von Kaviar durchgesetzt. Allerdings setzen moderne Verfahren der Kaviarherstellung neue Maßstäbe und die Terminologie zur Bestimmung der Kaviarqualität wird erneut in den Gremien der FAO für den Codex Alimentarius diskutiert, u.a. um eine globale Vereinheitlichung der Kriterien zu erreichen. <br /> <br /> === Sonstige Bezeichnungen ===<br /> <br /> * '''Press Kaviar; Pajusnaja''' ist eine alte russische Spezialität, die nahezu in Vergessenheit geraten ist. Der Kaviar wird homogenisiert, verliert also seine Körnigkeit, und langsam in einem komplexen Trocknungsprozess verdichtet. Cremig oder in festerer Form kann er in der gehobenen Gastronomie in Petit Fours, Caviar Lolly, Caviar Shot oder als &quot;Trüffel&quot; Kaviar geschabt, eingesetzt werden. <br /> <br /> * '''Zucht-Kaviar''' bezeichnet den Rogen von Stören aus Zucht. Besonders zur Zucht geeignet hat sich dafür der [[Sibirischer Stör|Sibirische Stör]] (''es könnte auch der [[Kaluga-Hausen|Sibirische Hausen]] gemeint sein'').<br /> <br /> [[Datei:Ikorka.jpg|thumb|Lachsrogen]]<br /> * '''Lachskaviar''' ist nicht der klassische Kaviar, weil die Eier eine natürliche rötliche Färbung aufweisen und wesentlich größer sind, dasselbe gilt für die im Vergleich zum Lachskaviar etwas kleineren Eier des '''Forellenkaviars'''. <br /> <br /> * '''[[Malossol]]-Kaviar''' bezeichnet ''schwach gesalzenen'' Kaviar (Salzgehalt unter 6 %; siehe hierzu ''Leitsätze für Fische, Krebse und Weichtiere und Erzeugnisse daraus.'')<br /> * '''Fasskaviar''' (bzw. '''Salzkaviar''' oder '''Presskaviar'''): bezeichnet Kaviar mit etwa 10 bis 12 % Kochsalz.<br /> <br /> === Deutscher Kaviar ===<br /> [[Datei:Kaviar aus Seehasenrogen 001.JPG|miniatur|„Deutscher Kaviar“ auf [[Wachtelei]]ern]] <br /> Deutscher Kaviar wird aus dem [[Rogen]] des [[Seehase (Fisch)|Seehasen]] gewonnen. Dieser ist ungleichmäßig körnig und wird schwarz eingefärbt. Er dient als preiswerter Ersatz zum echten Kaviar.<br /> <br /> == Zubereitung und Verzehr ==<br /> [[Datei:Russischer-Kaviar.jpg|thumb|left|Dose mit 113&amp;nbsp;g russischem Kaviar]]<br /> [[Datei:Spezialgedeck Cavier.JPG|thumb|Spezialgedeck zum Verzehr des Kaviars zu noblen Anlässen]]<br /> [[File:Torte vom Rinderfilet.jpg |miniatur|Der Klassiker von [[Helmut Thieltges]] im Hotel Sonnora: Torte vom Rinderfilet-Tatar mit Imperial Kaviar]]<br /> <br /> In Kaviar für Europa geben der Iran und Russland [[Borax]] (E&amp;nbsp;285) hinzu, dabei gilt eine Höchstmengenbeschränkung von 4&amp;nbsp;g/kg. Borax ist als Zusatzstoff in den USA verboten und daher nur in Kaviarlieferungen nach Europa enthalten. Die Toxikologie von Borax ist gut erforscht, es gilt als gefährlich für die Gesundheit. Es schädigt die Fruchtbarkeit und die Reproduktion wird beeinträchtigt, es reichert sich im Körper an, da es nur in kleinen Mengen wieder ausgeschieden wird. Darüber hinaus kann Borax Augen, Atmungsorgane und die Haut reizen – zugelassen ist Borax im Moment noch ausschließlich für die Konservierung von echtem Kaviar (Störrogen). Da Kaviar aber sehr selten und nur in kleinen Mengen gegessen wird, gilt Borax als unbedenklich.&lt;ref&gt;[http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/90.e285_borax.html E 285 Borax] auf ''zusatzstoffe-online.de'', aufgerufen am 20. Mai 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ist die Oberfläche des Kaviars nach Öffnen der Dose glatt und glänzend, so nennt man dies ''sauberer Spiegel''. Bleiben jedoch einzelne Eier am Deckel der Dose kleben, so ist dies ein Beweis dafür, dass Luft in die Dose eingedrungen oder darin geblieben ist. Der Rogen ist dann nicht von guter Qualität oder gar verdorben.<br /> <br /> Die traditionelle Verpackungsform ist die luftdichte, innen beschichtete Stülpdeckel-Dose für den nur gesalzenen, aber nicht erhitzten Kaviar. [[Pasteurisierung|Pasteurisierter]] Kaviar (durch kurzes Erhitzen auf 60&amp;nbsp;°C) wird in Schraubgläsern und Ring-Pull-Dosen geliefert und ist ungeöffnet über ein Jahr haltbar. Dagegen ist Kaviar Malossol gesalzen, der durch Schlachtung der Störe hergestellt wurde, ca 3 Monate haltbar, bei Gewinnung vom lebenden Stör dagegen 6-8 Monate. <br /> <br /> Da das Umweltbewußtsein auch im Luxussegment Kaviar immer mehr zunimmt, tendieren die Produzenten zu umweltfreundlichen Verpackungen wie z.B. Glas. Dass der Gourmet aus Glas nur pasteurisierten Kaviar erhält, trifft heute deshalb nicht mehr zu. <br /> Neben unangenehmen Geschmacksstoffen neigen Metalldosen (Weissblech) dazu zu rosten, ein klarer Reklamationsgrund für den Kunden. Außer Glas sind Aluminiumverpackungen (Ringpull) und Plastikdosen produktfreundlicher, allerdings wiederum in der Herstellung mit hohem Energieverbrauch und Müllproduktion verbunden und dem hochwertigen Produkt nicht unbedingt angemessen.<br /> <br /> Kaviar sollte nicht mit Metall- oder gar Silberlöffeln gegessen werden, da diese den Geschmack negativ beeinflussen, sondern mit Kunststoff- oder Perlmuttlöffeln. [[Champagner]] und trockener [[Weißwein]] werden als Begleiter zum Kaviar empfohlen, da sie dessen geschmackliche Eigenheiten unterstreichen. Außerdem wird [[Wodka]] dazu getrunken. Verbreitet ist auch die Benutzung von Gebäck (z.&amp;nbsp;B. Cracker) als Löffel.<br /> <br /> Eine andere Variante ist der Verzehr mit ein wenig Zitronensaft und leicht gepfeffert. In manchen Restaurants wird Kaviar mit [[Crème fraîche]], Zwiebeln und schwarzem Pfeffer auf einem noch warmen [[Bliny|Blin]] serviert. Allerdings wird der Genuss von Zwiebeln und Zitrone zum Kaviar von echten Kennern als Sakrileg angesehen.<br /> <br /> == Ökologie ==<br /> Mittlerweile ist es u.&amp;nbsp;a. auch deutschen Zuchtfarmen gelungen, [[Rogen]] vom schwierig zu haltenden Stör zu gewinnen. Man erhofft sich hierdurch, dass sich die Wildbestände des Störs langsam wieder erholen. Allerdings ist die [[Wilderei]] damit keineswegs beendet, immer noch werden die [[Fangquote]]n an der unteren [[Wolga]] und am [[Kaspisches Meer|Kaspischen Meer]] weit überschritten. Ökologen machen daher die Konsumenten darauf aufmerksam, keinen Kaviar unbekannter Herkunft zu kaufen oder zu essen. Eine Hilfe ist dabei, auf die korrekte [[Washingtoner Artenschutzübereinkommen|CITES-Nummer]] auf dem Bodenetikett zu achten.<br /> <br /> Obgleich es ausreichen würde, das Naturprodukt Kaviar nur mit Salz haltbar zu machen, wird dieser oft mit [[Brillantschwarz BN]] (E&amp;nbsp;151), [[Indigokarmin]] (E&amp;nbsp;132), [[Gelborange S]] (E&amp;nbsp;110) und [[Chinolingelb]] (E&amp;nbsp;104) gefärbt und mit [[Sorbit]], [[Mononatriumglutamat|Natriumglutamat]], [[Guaran|Guarkernmehl]], [[Xanthan]], [[Johannisbrotbaum|Johannisbrotkernmehl]] und [[Natriumbenzoat]] versetzt.<br /> <br /> == Vegetarischer Kaviar ==<br /> [[Datei:Elbulli melonenkaviar.jpg|miniatur|[[El Bulli]]: Melonenkaviar, 2004]]<br /> „Vegetarischer Kaviar“ wird auf Basis von [[Alginsäure|Alginat]] aus Braunalgen mit [[Aroma]]- und Farbstoffen sowie weiteren Zusätzen hergestellt. Er imitiert in Aussehen, Konsistenz und Geschmack echten Kaviar. Daneben gibt es in der [[Molekularküche]] Zubereitungen aus den verschiedensten Lebensmitteln, die ebenfalls durch den Einsatz von Alginat in Aussehen und Konsistenz an Kaviar erinnern. Ein bekanntes Beispiel ist der „sphärische Melonenkaviar“ von [[Ferran Adrià]].<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Der Begriff Kaviar geht wohl auf einen iranischen Volksstamm zurück, der am Kaspischen Meer lebt. Die Khediven waren für ihre Körperkraft bekannt und aßen viel Kaviar. Das zubereitete Störei heißt bei ihnen Cahv-Jar und bedeutet „Kuchen der Freude“.<br /> Es gibt weitere Vermutungen zur Herkunft des Begriffes: Eine verbreitete Meinung ist zum Beispiel, dass das Wort Kaviar (persisch: Khaviar) vom persischen „Khag-viar“ herrührt – eine im mittelpersischen Sprachraum verwendete Bezeichnung für „schwarzes kleines Fisch-Ei“. Möglich ist auch die Herleitung aus dem Persischen Wort „Caviyar“, eine Zusammensetzung aus „Caya“ (Ei) und dem Suffix „-dar“ (tragend).&lt;ref&gt;''[http://www.kaviar.de/wissen/geschichte-des-kaviars Geschichte des Kaviars]'' auf ''kaviar.de'', aufgerufen am 27. Juli 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Lange besaßen die Russen ein auf den Bürger ''Lianosoff'' ausgestelltes [[Patent]] auf Rogen-Einnahmeverwertung im Kaspischen Meer (1893–1928). 1928 fiel dieses Monopol zugunsten einer irano-sowjetischen Gesellschaft mit Gesellschaftsanteilen von 25 % und 75 %. Dieser Vertrag wiederum wurde 1953 aufgelöst. Sämtliche Rechte gingen an eine iranische Gesellschaft.&lt;ref&gt;Denis Wright: ''Persien'' (Kaviar), S. 177 ff., Atlantis Verlag, Zürich/Freiburg i. B. 1970&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Wirtschaft ==<br /> Im Jahr 2002 wurden nach Angaben des [[Statistisches Bundesamt|Statistischen Bundesamtes]] 17.400&amp;nbsp;kg Kaviar nach [[Deutschland]] eingeführt. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Rückgang um 5,4 %. Der [[Störartige|Störrogen]] stammte überwiegend aus dem [[Iran]] (77 %, 13.400&amp;nbsp;kg), [[Russland]] (16 %, 2.800&amp;nbsp;kg) und [[Rumänien]] (5 %, 800&amp;nbsp;kg).<br /> <br /> Sofern die Importzahlen als Maßstab herangezogen werden, scheint die Nachfrage nach Kaviar heute deutlich geringer als in den 1990er Jahren zu sein: 1993 wurden noch fast 100.000&amp;nbsp;kg Kaviar nach Deutschland importiert. Der Importrückgang steht jedoch durchaus auch mit der Binnenproduktion von Kaviar in Aquakulturanlagen und Zuchtfarmen im Zusammenhang.<br /> <br /> Im Einzelhandel werden derzeit (Februar 2012) je nach Bezugsquelle und Qualität etwa 5.000&amp;nbsp;[[Euro]] pro [[Kilogramm]] Beluga-Malossol verlangt; Sevruga und Ossietra kosten üblicherweise etwa die Hälfte. Lachskaviar liegt mit 100 bis 500 Euro pro Kilogramm im Preis weit darunter.<br /> <br /> Gegenüber Ware aus Russland, [[Kasachstan]] und [[Aserbaidschan]] wurde 2006 ein generelles Importverbot von Kaviar verhängt. Die Exportquoten wurden den Ländern durch [[Cites]], der UN-Konvention zum Artenschutz, entzogen, da Auskünfte bezüglich Bewirtschaftung der Störbestände im [[Kaspisches Meer|Kaspischen Meer]] und zum Kaviarschmuggel verweigert wurden.<br /> <br /> Um das völlige Aussterben des Belugastörs zu verhindern, haben die [[Vereinigte Staaten|USA]] mit Wirkung vom 30. September 2005 ein generelles Importverbot für Belugakaviar erlassen.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [http://www.bmelv.de/cae/servlet/contentblob/379762/publicationFile/22009/LeitsaetzeFische.pdf ''Leitsätze für Fische, Krebs- und Weichtiere und Erzeugnisse daraus.'' Neufassung vom 27.&amp;nbsp;November 2002 (Beilage Nr. 46b zum Bundesanzeiger vom 7.&amp;nbsp;März 2003, GMBl Nr. 8–10 S.&amp;nbsp;157 vom 20.&amp;nbsp;Februar 2003), geändert am 8. Januar 2008] (PDF-Datei; 234&amp;nbsp;kB).<br /> * Susie Boeckmann, Natalie Rebeiz-Nielsen: ''Kaviar. Alle Sorten und ihre Geschichte.'' Augustus-Verlag, München 2000, ISBN 3-8043-6022-X.<br /> <br /> == Filme ==<br /> * ''Kaviar ohne Blutvergießen - Forscherin lässt Störe leben.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2014, 29 Min., Buch und Regie: Till Oeppert, Produktion: [[Radio Bremen]], Erstsendung: 26. Juli 2014 bei [[ARD]], [https://archive.today/AUF3j Inhaltsangabe] von Radio Bremen.<br /> * ''Kaviar - Der Schatz aus dem Iran.'' Dokumentation, Deutschland, 2009, 60 Min., Buch und Regie: Dariusch Rafiy, Produktion: [[arte]], [[WDR]], Reihe: [[360°]] - GEO Reportage, Erstausstrahlung: 2. Mai 2009, [http://www.geo.de/GEO/kultur/geo_tv/60233.html Hinweis] bei [[Geo (Zeitschrift)|GEO]] TV.<br /> * ''Die Kaviar-Mafia. Millionengeschäfte mit Fischeiern.'' Dokumentation, Deutschland, 2007, 30 Min., Buch und Regie: [[Rita Knobel-Ulrich]], Produktion: [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]], Reihe: ARD-Exclusiv, Erstsendung: 28. April 2007 beim NDR, [http://programm.ard.de/TV/phoenix/die-kaviar-mafia/eid_287255684489746 Inhaltsangabe] von [[ARD]].<br /> * ''Schwarz, rot - Goldwert. Kaviar-Luxus zum Löffeln.'' Dokumentation, Deutschland, 2005, 30 Min., Buch und Regie: Eva Gerberding und André Schäfer, Produktion: [[Radio Bremen]], Erstausstrahlung: 1. Januar 2006 bei [[ARD]], [http://www.radiobremen.de/unternehmen/presse/fernsehen/pressemitteilung4086.html Inhaltsangabe] von Radio Bremen.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Caviar|Kaviar}}<br /> {{Wikisource|Woher kommt das Wort „Kaviar“|Woher kommt das Wort „Kaviar“ |In: [[Die Gartenlaube]], 1891.}}<br /> * [http://news.fws.gov/NewsReleases/showNews.cfm?newsId=A2294807-65BF-03E7-23E4B6226DEB22B5 U.S. Fish &amp; Wildlife Service] – zum Importverbot für Beluga-Kaviar in den USA (englisch)<br /> * ''[http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Fischmarkt;art271,2347989 Kaviarschmuggel. Die teuersten Eier der Welt.]'' In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 28. Juli 2007<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Fischerzeugnis]]<br /> [[Kategorie:Persische Küche]]<br /> [[Kategorie:Russische Küche]]</div> 46.5.0.231