https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=217.230.42.169Wikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-05-17T17:57:41ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.1https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Quasar&diff=100167211Quasar2012-02-26T15:13:05Z<p>217.230.42.169: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Gb1508 illustration.jpg|thumb|Künstlerische Darstellung eines Quasars]]<br />
[[Datei:2003-03-b-web.jpg|miniatur|Hubble Bild von Quasar Kerngebiet]][[Datei:PKS 1127-145 X-rays.jpg|miniatur|Chandra X-ray image of quasar PKS 1127-145, eine stark strahlende Quelle von Gammastrahlungund sichtbarem Licht ungefähr 10 Milliarden Jahre von Erde enfernt. Ein enormer Gammastrahlenjet mindestens 1 Million Lichtjahre vom Quasar. (Image is 60 arcsec on a side. RA 11h 30m 7.10s Dec -14° 49' 27" in Crater. Observation date: May 28, 2000. Instrument: ACIS.)]]<br />
Ein '''Quasar''' ist der Kern einer [[Aktiver galaktischer Kern|aktiven Galaxie]], die im sichtbaren Bereich des Lichtes nahezu punktförmig (wie ein Stern) erscheint und ungeheure Energiemengen in anderen Wellenlängenbereichen ausstrahlt. Auf Grund ihrer großen Leuchtkraft handelt es sich bei weit entfernten kosmischen Objekten meist um Quasare. Der Name Quasar leitet sich von engl. ''quasi-stellar object'' (quasistellares Objekt) bzw. ''quasi-stellar radio source'' (quasistellare Radioquelle) ab.<br />
== Entdeckung und Namensgebung ==<br />
[[Datei:QSO APM 08279+5225 marked.jpg|thumb|Fotografische Aufnahme des Quasars APM08279+5225 (Rotverschiebung z=3.911)]]<br />
Historisch bezeichnete der Begriff kosmische Radioquellen, die in den 1950er Jahren nicht als [[Radiogalaxie]]n identifiziert werden konnten, sondern in optischen Beobachtungen blau und „sternförmig“ (also nicht flächig) erschienen. 1963 stellte [[Maarten Schmidt]] fest, dass die Radioquelle [[3C 273]] kein naher Stern ist, sondern mit einer [[Rotverschiebung]] von 0,158 im Bereich ferner Galaxien liegt, also nur ''quasi'' sternartig ist. Spätere Beobachtungen zeigten, dass die hellen sternartigen Quasare doch in die Kerne von Galaxien eingebettet sind, die aber wegen der großen Entfernung schwach erscheinen. Durch die starke Rotverschiebung aufgrund der [[Expansion des Universums]] wurden Quasare als sehr weit entfernte Objekte erkannt. Diese Folgerung konnte seit der Entdeckung von [[Gravitationslinse]]n unabhängig bestätigt werden. Quasare wurden inzwischen bis zu einer Rotverschiebung von 7,1 entdeckt.<br />
Mit der im Jahr 2010 gemachten Entdeckung, dass der 1,6 Mrd [[Lichtjahr]]e entfernte Quasar SDSS J0013+1523 als [[Gravitationslinse]] für eine 5,9 Mrd Lichtjahre dahinter liegende [[Galaxie]] wirkt, ergibt sich eine direkte Möglichkeit zur Massenbestimmung eines Quasars.<ref>ASTROnews: [http://www.astronomie-heute.de/artikel/1040277 Ein Quasar als Gravitationslinse], 26. Juli 2010</ref><ref>Courbin et. al., [http://www.astro.caltech.edu/~george/qsolens/ Discovery of an Unusual Gravitational Lens] (engl.)</ref><br />
Die Bezeichnung ''QSO'' für ''quasi-stellar object'' schließt nicht nur die klassischen ''radiolauten'' Quasare ein, sondern auch ''radioleise'' Objekte mit schwacher Radioemission aber sonst ähnlichen Eigenschaften. Häufig wird aber der Begriff Quasar etwas ungenau für beide Klassen benutzt.<br />
== Physikalische Eigenschaften ==<br />
[[Datei:QuasarStarburst.jpg|thumb|Ein Quasar (Falschfarben)]]<br />
Da Quasare trotz ihrer großen Entfernung relativ hell erscheinen, gehören sie zu den leuchtkräftigsten Objekten im Universum. Nur sehr kurzzeitig hell aufleuchtende Phänomene ([[Supernova]], [[Gammastrahlenblitz]]) sind möglicherweise energiereicher. Quasare sind über weite Bereiche der elektromagnetischen Strahlung hell und haben charakteristische [[Elektromagnetisches Spektrum|Spektren]] mit sehr breiten Emissionslinien, die in rascher Bewegung befindliches Gas anzeigen.<br />
Quasare gehören wie die schwächeren [[Seyfertgalaxie]]n zur Klasse der [[Aktiver Galaktischer Kern|aktiven Galaxien]]. Die Trennung anhand der Leuchtkraft ist rein historisch bedingt. Nach heutiger Annahme befindet sich im Zentrum aller [[Galaxie]]n mit einem [[Bulge]] ein sehr massereiches [[Schwarzes Loch]], das mehrere Millionen bis Milliarden Sonnenmassen umfassen kann. Aktive Galaxien unterscheiden sich von normalen Galaxien dadurch, dass dieses Schwarze Loch mit der Zeit an [[Masse (Physik)|Masse]] zunimmt, da [[Materie]] aus der umgebenden Galaxie ([[Interstellare Materie|Interstellares Gas]] oder zerrissene Sterne) durch die [[Gravitation]] des Schwarzen Loches angezogen wird. Dieser Vorgang des Ansammelns von Materie wird in der [[Astronomie]] [[Akkretion (Astronomie)|Akkretion]] genannt. Aufgrund der [[Drehimpuls]]erhaltung bei der einfallenden Materie kann diese nicht direkt in das Schwarze Loch fallen, so dass sich um es herum eine [[Akkretionsscheibe]] bildet. Durch [[Reibung]] heizt sich diese Scheibe auf, wobei gleichzeitig Teile der Materie [[Drehimpuls]] verlieren und so in das Schwarze Loch fallen können. Die [[Emission (Physik)|Emission]] der aufgeheizten Akkretionsscheibe ist das, was man als typische Strahlung des Quasars beobachtet. Sie kann eine [[Leuchtkraft]] ähnlich der von vielen Milliarden [[Stern]]en erreichen und somit mehr Licht abstrahlen als die gesamte umgebende Wirtsgalaxie. Die leuchtkräftigsten Quasare erreichen bis über 10<sup>14</sup> Sonnenleuchtkräfte.<br />
Sofern die Akkretionsscheibe über ein starkes Magnetfeld verfügt, wird ein kleiner Anteil des Materiestromes in zwei Teile gerissen und in Bahnen entlang der Feldlinien des Magnetfeldes gezwungen. Anschließend werden beide Ströme senkrecht zur Ebene der Akkretionsscheibe (einer auf jeder Seite) mit [[Relativitätstheorie|relativistischer]] [[Geschwindigkeit]] in die umgebende Galaxie und den weiteren [[Weltraum]] abgestoßen. Diese sogenannten „[[Jet (Astronomie)|Jets]]“ können dann im [[Radiowelle]]nlängenbereich beobachtet werden. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang Quasare in „radio-laute“ und „radio-leise“ Klassen, je nach Stärke der Radiostrahlung. Allerdings hat sich herausgestellt, dass es vermutlich keine wirklichen Klassen, sondern einen kontinuierlichen Übergang innerhalb der Radioeigenschaften gibt.<br />
== Blazar ==<br />
{{Hauptartikel|Blazar}}<br />
Den Typus des ''optically violent variable quasar / OVV quasar'', Quasare mit besonders raschen und starken Helligkeitsvariationen, rechnet man zusammen mit den [[BL Lac-Objekte|BL-Lac-Objekten]], ein sehr hell, sternähnlich erscheinendes Objekt, das aus einem sehr massiven schwarzen Loch besteht, welches durch die zum Absturz gebrachte Materie polarisierte Strahlung mit starker Helligkeitsvariation emittiert, zur Gruppe der sogenannten ''[[Blazar]]e''. Bei ihnen geht man von einem Winkel zwischen Beobachtungsrichtung und Jetachse von höchstens wenigen Grad aus. Durch [[Relativitätstheorie|relativistische]] Effekte können bei diesen Objekten die fast mit Lichtgeschwindigkeit auf uns zulaufenden Jets auch in den höchstenergetischen Bereichen des Spektrums „gesehen“ werden. Durch das extrem schnelle Abströmen der Materiejets kommt es im Kernbereich mancher Quasare zu einem Unterdruck, relativistische Inversion genannt. Das unregelmäßige Akkretieren neuer Materie verstärkt die Variabilität. Mit den Experimenten EGRET ([[Elektronenvolt|GeV]]-Bereich) und COMPTEL (MeV-Bereich) auf dem [[Compton Gamma Ray Observatory]] wurden zehn Objekte gefunden, die in beiden Bereichen des Spektrums leuchten. Eine ähnliche Verknüpfung wie zwischen Quasaren und Blazaren wird zwischen Quasaren und Radiogalaxien vermutet, bei denen die Jetachse fast senkrecht zur Beobachtungsachse liegt. Diese Beziehungen sind Beispiele „vereinheitlichter“ Modelle, in denen verschiedene Arten [[Aktiver galaktischer Kern|aktiver Galaxienkerne]] durch unterschiedliche Beobachtungsrichtungen auf gleichartige Objekte erklärt werden.<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
== Literatur ==<br />
* Joseph S. Miller: ''Astrophysics of active galaxies and quasi-stellar objects''. University Science Books, Mill Valley, Calif 1985, ISBN 0-935702-21-0.<br />
* J. Chris Blades: ''QSO absorption lines – probing the universe''. Cambridge University Press, Cambridge 1988, ISBN 0-521-34561-8.<br />
* [[Geoffrey Burbidge]], [[Margaret Burbidge]]: ''Quasi-stellar objects''. Freeman, San Francisco 1967.<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Quasars|Quasar}}<br />
* {{Alpha Centauri|39}}<br />
* {{Alpha Centauri|197}}<br />
* [http://www.weltderphysik.de/de/4082.php Quasare bei Welt der Physik]<br />
* [http://cdsarc.u-strasbg.fr/viz-bin/VizieR-3?-source=VII/248 VizieR-Katalog]<br />
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{{Normdaten|SWD=4136468-5}}<br />
[[Kategorie:Quasar| ]]<br />
[[Kategorie:Galaxie]]<br />
[[ar:نجم زائف]]<br />
[[bg:Квазар]]<br />
[[bn:কোয়াসার]]<br />
[[bs:Kvazar]]<br />
[[ca:Quàsar]]<br />
[[cs:Kvasar]]<br />
[[cy:Cwaseren]]<br />
[[el:Κβάζαρ]]<br />
[[en:Quasar]]<br />
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[[fi:Kvasaari]]<br />
[[fr:Quasar]]<br />
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[[he:קוואזר]]<br />
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[[ko:퀘이사]]<br />
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[[lt:Kvazaras]]<br />
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[[uk:Квазари]]<br />
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[[vi:Quasar]]<br />
[[zh:类星体]]</div>217.230.42.169https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Neutroneneinfang&diff=100166746Neutroneneinfang2012-02-26T15:02:38Z<p>217.230.42.169: </p>
<hr />
<div>'''Neutronenanlagerung''' (auch '''Neutroneneinfang''') ist eine [[Kernreaktion]], bei der ein oder mehrere [[Neutron]]en von einem [[Atomkern]] eingefangen werden, ohne dass dabei mit Masse behaftete Teilchen freigesetzt werden. Da das Neutron im Gegensatz zum [[Proton]] keine [[elektrische Ladung]] trägt und daher vom Atomkern nicht abgestoßen wird, kann es sich ihm auch mit geringer [[Bewegungsenergie]] leicht nähern. <br />
<br />
Die Neutronenanlagerung läuft in [[Stern]]en als [[S-Prozess|s-]] oder [[r-Prozess]] ab. Sie spielt in der kosmischen [[Nukleosynthese]] eine wichtige Rolle, denn sie erklärt die Entstehung der [[Chemisches Element|Elemente]] mit [[Massenzahl]]en größer als 56, also der Atome, die schwerer als [[Eisen]]atome sind. Diese können durch [[Thermonukleare Reaktion|thermonukleare Reaktionen]], d.&nbsp;h. durch [[Kernfusion]], in Sternen ''nicht'' gebildet werden.<br />
<br />
Technisch ist der Neutroneneinfang in geeigneten Materialien wichtig für die Steuerung von [[Kernreaktor]]en und die [[Abschirmung (Strahlung)|Abschirmung]] gegen Neutronenstrahlung.<br />
<br />
== Neutroneneinfang bei kleinem Neutronenfluss ==<br />
Bei nicht zu hohem [[Neutronenfluss]], etwa bei Neutronenbestrahlung in einem [[Kernreaktor]], wird jeweils ein Neutron von einem Atomkern eingefangen. Die [[Massenzahl]] (Zahl der Nukleonen im Kern) steigt dadurch um 1. Beispielsweise entsteht bei Bestrahlung von natürlichem [[Gold]], <sup>197</sup>Au, das Goldisotop <sup>198</sup>Au in einem hochangeregten Zustand, der sehr schnell durch Aussendung eines [[Gammastrahlung|γ-Quants]] zum Grundzustand des <sup>198</sup>Au zerfällt. In Formelschreibweise:<br />
<br />
:<math>\mathrm{^{197}_{\ 79}Au \ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{198}_{\ 79}Au}</math> <br />
<br />
oder kurz: <br />
<br />
:<math>\mathrm{^{197}Au \ (n,\gamma) \ ^{198}Au}</math><br />
<br />
Das Goldisotop <sup>198</sup>Au ist ein [[Betastrahlung|β<sup>-</sup>-Strahler]], sein Kern zerfällt also durch Emission eines [[Elektron]]s und eines Elektron-[[Antineutrino]]s zu dem Quecksilberisotop <sup>198</sup>Hg (vgl.: [[Zerfallsschema]]). <br />
<br />
Der oben erwähnte [[s-Prozess]] im Inneren von Sternen läuft im Wesentlichen genauso ab.<br />
<br />
== Neutroneneinfang bei großem Neutronenfluss ==<br />
Beim [[r-Prozess]] im Sterninnern ist die [[Neutronenflussdichte]] so hoch, dass der Atomkern zwischen den Neutroneneinfängen "keine Zeit" für den Betazerfall hat, d. h., der mittlere Zeitabstand zwischen den Neutroneneinfängen ist kurz im Vergleich zur [[Halbwertszeit]] des Betazerfalls. Die Massenzahl nimmt dadurch stark zu, ohne dass die Ordnungszahl steigt. Erst anschließend zerfallen die entstandenen hoch instabilen [[Nuklid]]e durch jeweils mehrere aufeinander folgende β<sup>-</sup>-Zerfälle zu stabilen oder leicht instabilen, also langlebigen, Nukliden mit entsprechend höheren Ordnungszahlen.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Protonenanlagerung]]<br />
* http://en.wikipedia.org/wiki/Neutron_capture Neutroneinfang in englischer Wikipdia nicht<br />
unterschieden von Neutronenabsorption deutlich ausführlicher, korrekter und auch übertragbar.<br />
<br />
[[Kategorie:Astrophysikalischer Prozess]]<br />
[[Kategorie:Kernphysik]]<br />
<br />
[[en:Neutron capture]]<br />
[[es:Captura neutrónica]]<br />
[[fr:Capture neutronique]]<br />
[[ja:中性子捕獲]]<br />
[[kk:Нейтрондар жұтқыш]]<br />
[[ko:중성자 포획]]<br />
[[nl:Neutronenvangst]]<br />
[[pl:Absorpcja neutronów]]<br />
[[pt:Captura neutrônica]]<br />
[[ru:Нейтронный захват]]<br />
[[sv:Neutroninfångning]]<br />
[[zh:中子俘获]]</div>217.230.42.169https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Odin&diff=100166305Odin2012-02-26T14:53:02Z<p>217.230.42.169: </p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
[[Datei:Odin riding Sleipnir.jpg|miniatur|Abbildung von Odin auf Sleipnir aus der [[Island|isländischen]] [[Edda]]handschrift NKS 1867 4to von Ólafur Brynjúlfsson aus dem Jahre 1760]]<br />
[[Datei:Odin, der Göttervater.jpg|miniatur|Odin, der Götter(All)vater im Thronstuhl mit Waffen, Wölfen und Raben von Carl Emil Doepler (1882) Quelle Wägner, Wilhelm. Nordisch-germanische Götter und Helden. Otto Spamer, Leipzig & Berlin. Seite 7]][[File:Odin and his brothers create the world.jpg|miniatur|Odin und seine Brüder [[Vili]] und [[Vé]] (Trinität) erschaffen die Welt aus dem Riesen [[Ymir]] von [[Lorenz Frølich]](1820-1908]][[Datei:Odin, Lodur, Hoenir skabe Ask og Embla by Frølich.jpg|miniatur|Odin und seine Brüder [[Vili]] und [[Vé]] (Trinität) erschaffen die ersten Menschen [[Ask und Embla]]]][[Datei:Ardre Odin Sleipnir.jpg|thumb|Odin auf [[Sleipnir]] ([[Gotländische Bildsteine|gotländischer Bildstein]])]]<br />
'''Odin''' oder [[Südgermanen|südgermanisch]] '''Wodan''', [[Isländische Sprache|altisländisch]] ''Óðinn'', {{AngS|''Wōden''}}, [[Altniederdeutsche Sprache|altsächsisch]] ''Uuoden''<ref>''Woden''; Quelle für die Form ''Uuoden'' ist das sächsische Taufgelöbnis in altsächsischer Sprache. Die Wiedergabe ist aber teilweise in ahd. Schriftform, ostfränkischer Mundart mit angelsächsischem Einfluss in der Transkription, die das „W“ in dieser noch heute im Englischen so benannten Form des „Doppel-U“ wiedergibt.</ref>, [[althochdeutsch]] ''Wuotan'', [[gemeingermanisch]] ''[[Germanische Gottheit|*Wôðanaz]]'', ist der [[Gott#Begriffs- und Bedeutungsherkunft – Der germanische Raum|Hauptgott]] in der [[Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]] und [[Germanische Religion|Religion]], wie sie in den [[Edda|eddischen]] Dichtungen vorgestellt wird.<ref>De Vries: ''Altnordisches Etymologisches Wörterbuch.'' S. 416.</ref><br />
== Etymologie und Herkunft ==<br />
[[Datei:Georg von Rosen - Oden som vandringsman, 1886 (Odin, the Wanderer).jpg|thumb|right|Odin, als Wanderer, aus einer schwedischen Ausgabe der Edda von 1886]][[Datei:Wodan Heilt Balders Pferd by Emil Doepler.jpg|miniatur|Wodan heilt [[Balders]] Pferd während 3 Göttinen dabei sitzen (nach [[Merseburger Zaubersprüche]] [[Sinthgunt]] Schwester von [[Sol (Mythologie)]], und [[Frigg]] von Doepler, Emil. ca. 1905 Walhall, Götterwelt der Germanen. Martin Oldenbourg, Berlin. Seite 14]]<br />
=== Etymologie ===<br />
Je nach Kontext sind im Deutschen sowohl die nordgermanische Namensform ''Odin'' als auch die südgermanische Form ''Wodan'' oder ''Wotan'' üblich. Der älteste schriftliche Nachweis des Namens ist eine [[Runen]]inschrift auf einer [[Fibel (Tracht)|Bügelfibel]] von [[Nordendorf]] aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., die unter anderem ''wodan'' nennt. Die zweite Silbe wird schon im [[Nordseegermanisch]]en zu ''-en'' oder ''-in'' umgebildet (angelsächsisch ''Wōden''). In den nordgermanischen Sprachen ist dazu noch das anlautende ''w-'' vor o und u ausgefallen. Der früheste Beleg für den Götternamen ''Odin'' aus der Zeit um 725 n. Chr. fand sich in der Form ''uþin'' auf einem mit Runen beritzten Schädelfragment.<ref>A. Hultgård: ''Wotan-Odin''. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 35 (Berlin 2007) S. 759 f.</ref> Beide Namensvarianten entstammen nach Ansicht mancher sprachwissenschaftlich geprägter Richtungen einem [[Wortfamilie|Wortgeschlecht]], das eine westliche Dehnform zum [[Indogermanische Ursprache|indogermanischen]] *''wat'' ‚anblasen, anfachen‘, im übertragenen Sinn „inspirieren“, darstellt, verwandt mit [[altindisch]] ''vátati''. Die [[Urgermanisch|protogermanische]] Urform des Götternamens lautete demnach ''Wōdanaz''. Das [[mittelhochdeutsch]]e und [[althochdeutsch]]e ''wuot'', [[neuhochdeutsch]] ''Wut'', entstammt ebenfalls diesem indogermanischen Wortgeschlecht, entsprechend [[altnordisch]] ''ódr'', mit der Bedeutung von „Stimme, Gesang, Leidenschaft, Dichtung“, verwandt mit gemeingermanisch *''wōda'' ‚besessen, erregt‘. Diese Bedeutungen sind charakteristische Darstellungen der Wesenhaftigkeit und der Handlungsmaximen Odins/Wodans.<ref>Kluge, Wasserzieher: → etymologische Abhandlung unter den Stichworten „Wut, wütend“ und „Wotan“</ref> Die inspirierte, seelische Erregung kann sich auf die poetische Dichtung ebenso beziehen wie auf die Magie und deren Möglichkeiten im Krieg, indem die Gegner magisch verblendet wurden, oder auf die jähzornartige [[Berserker]]wut. Dementsprechend schreibt [[Adam von Bremen]] bezüglich seiner Beschreibung des [[Tempel von Uppsala|Tempels von Uppsala]] in seiner aus dem 11. Jahrhundert stammenden ''[[Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum]]'': ''„Wuodan id est furor“'' („Wodan bezeichnet das Wüten“).<br />
Der Wochentag [[Mittwoch]] nimmt in anderen germanischen Sprachen nach der Interpretation respektive Anlehnung des römischen Vorbilds auf Wodan Bezug. Der „Wodanstag“ oder auch "Wodenstag“, ''Woensdag'' im Niederländischen, wurde im Neuenglischen zum ''Wednesday'', im Friesischen ''Wernsdey'', im [[Dänische Sprache|Dänischen]] und [[Schwedische Sprache|Schwedischen]] vergleichbar ''onsdag'', dem Odinstag. Die Entlehnung hängt mit der Übernahme der römischen 7-Tage-[[Woche]] durch die kontinentalen Germanen des 2.–3. Jahrhunderts zusammen. Der „Mittwoch“ stammt aus einer Lehnübersetzung des lateinischen ''dies Mercurii'' ‚Tag des [[Mercurius]]‘, der als Äquivalent Wodans betrachtet wurde (siehe dazu [[Interpretatio Romana]]).<br />
=== Herkunft ===<br />
Als früheste Nachweise der Gottheit wurden [[Felsbild]]er in [[Skandinavien]] gedeutet, die übermannsgroße Figuren in [[Phallus|phallischer]] Pose und mit einem Speer bewaffnet zeigen.<ref>De Vries: ''Altgermanische Religionsgeschichte'', § 373</ref> Diese Deutungen sind aber umstritten und beruhen auf den spätheidnisch-skandinavischen schriftlichen sowie bildhaften Darstellungen Odins als einer mit einem Speer attributierten Gottheit neben [[Thor]] mit seinem Hammer und [[Tyr]] als Schwertgott.<br />
[[Tacitus]] benennt innerhalb seiner ethnographischen Abhandlung, der landläufig verkürzt betitelten [[Germania (Tacitus)|''Germania'']], im Kapitel 9 den ihm übermittelten Abriss zu den religiösen Verhältnissen der Germanen. In der Eröffnung zitiert er wörtlich [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] aus dessen [[De bello Gallico|''Gallischen Krieg'']]. Tacitus führt als höchste verehrte Gottheit in römischer Interpretation den [[Mercurius]] an. Aus der weiteren Benennung der zwei weiteren Hauptgottheiten ''Hercules'' und ''Mars'' für [[Thor|Donar/Thor]] und [[Tyr|Tiwas/Tyr]] wird für Mercurius Wodan/Odin geschlossen. Tacitus' Einführung ist jedoch nicht problemlos deckungsgleich mit den vermutlich tatsächlichen Verhältnissen, beziehungsweise zeigt gleichfalls die Identifizierung des Hercules mit Donar/Thor, dass eine differenzierte Wertung zwingend ist.<ref>Simek: 2006</ref><br />
In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wurde Wodan in der [[Germania inferior]] durch [[Weihestein]]e geehrt, die in der Regel von Germanen gestiftet wurden, die in römischen Militär- oder Staatsdiensten standen. Die Steine tragen Inschriften, die den Namen des Mercurius mit germanischen Begrifflichkeiten paaren, seien es Bezüge zu Örtlichkeiten, zu einzelnen Stämmen oder Namensformen mit anderen Bezügen. Beispielhafte Inschriften sind „Mercurius Cimbrianus“ – ''Wodan der Kimbern'' und „Mercurius Leudisius“ – als ''Wodan von Lüttich''.<ref>De Vries: ''Altgermanische Religionsgeschichte.'' §§ 363, 364. Helm: ''Altgermanische Religionsgeschichte.'' Bd. 1, §§ 209–211.</ref> <br />
Die Deutungen<ref>Kurt Schier: ''Skandinavische Feslbilder als Quelle für die germanische Religionsgeschichte''. In: ''Germanische Religionsgeschichte.'' Ergänzungsband Nr. 5 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Hrsg. H. Beck, D. Ellmers, K. Schier. Berlin – New York 1992, S. 198 f. Bezüglich der Deutungen De Vries u.a.</ref> der Felsbilder führten neben anderen Aspekten<ref>Unter anderem sind diese Aspekte das von Tacitus (Kap. 39) beschriebene Opfer der Semnonen an einen ''regnator omnium deus'' (den alles beherrschenden Gott) der entweder als Wodan oder Teiwaz/Tiuz gedeutet wird (u.&nbsp;a. R. Much in ''Die Germania des Tacitus'' S. 438-437). Und die fehlenden Ortsnamenbezüge (Theophorismen) auf Odin in Skandinavien, die in Norwegen und Island zur Gänze fehlen. Diese Thematik wird bei den im Artikel angeführten wissenschaftlichen Autoren mit jeweiliger Präferenz ausgeführt.</ref> in der Forschung zu einer ungeklärten Streitfrage. Auf der einen Seite steht die in Anlehnung an [[Georges Dumézil|G. Dumézil]] und anderen<ref>So auch Gustav Neckel, [[Jan de Vries (Wissenschaftler)|Jan de Vries]], Ake V. Ström u.a.</ref> vertretene These, dass Wodan/Odin eine gesamtgermanische Götterfigur seit indogermanischer Zeit sei.<ref>De Vries: ''Altgermanische Religionsgeschichte.'' § 374 f.</ref> Auf der anderen Seite steht die These der allmählichen Wanderung Wodans und dessen Kults,<ref>So unter anderen [[Franz Rolf Schröder]], [[Rudolf Much]], [[Karl Helm]] besonders in dessen Schrift ''Wodan&nbsp;...'' (siehe Literaturliste).</ref> die sich vor der Zeitenwende im niederrheinisch-nordwestdeutschen Raum entwickelte und ausbreitete und den alten Hoch- und Himmelsgott [[Tyr|Tiwaz]] aus dessen Stellung verdrängte.<ref>Otto Höfler: ''Das Opfer im Semnonenhain und die Edda.'' In: ''Festschrift für F. Genzmer.'' (Hrsg. H. Schneider), Heidelberg 1952, S. 64 f. Herder Lexikon: S. 186 Stichwort → ''Wodan'', unterstützt die Wanderungshypothese</ref> Dieser Prozess müsste dann im Kontext der Auseinandersetzungen mit [[Römisches Reich|Rom]] sowie der Veränderung innergermanischer Verhältnisse gesehen werden.<ref>Derolez: S.136. Bach: §44, durch Wanderungen Aufhebung der alten räumlichen Gliederung der germ. Stämme, und Entstehung einzelner Dialekte aus der gemeingermanischen Sprache.</ref><br />
Schriftzeugnisse im kontinental-germanischen Bereich sind spärlich, hauptsächlicher Nachweis sind hier spätere, zum Teil nach der Christianisierung verfasste Quellen ([[Edda]])<ref>Golther: Kap.9; „..&nbsp;in der Odin-Dichtung gelangt man zunächst auf die unmittelbare Quelle, den deutschen Wodans-Glauben, der jedoch nicht unverändert, sondern im Gegenteil mit selbständigen Zusätzen der nordischen [[Skalden]] reichlich ausgeschmückt erscheint.“</ref>, welche die im Brauchtum tief verwurzelten Erinnerungen an die heidnische vorchristliche Zeit und deren religiöse Riten und Mythologien reflektieren.<ref>Das primäre mythische Motiv wurde vermengt mit dem sekundären Mythenkomplex (Lieder-Edda und Prosa-Edda). Je stärker entwickelt sich das mythologische Element darstellt, umso schwächer ist die dahinter stehende religiöse Dichte bzw. die Verlässlichkeit der Rückschlüsse auf die eigentliche Religion. Helm: ''Altgermanische Religionsgeschichte.'' Bd. 1, §§ 27, 28 ff. [[Walter Baetke]]: ''Art und Glaube der Germanen.'' Hamburg 1934, S.18.</ref> Zudem ist in den isländisch-eddischen Schriften des [[Hochmittelalter]]s der Einfluss der [[Christianisierung]] und sowohl christlicher als auch griechisch-römischer Vorstellungen auch und gerade bei der Darstellung Odins zu erkennen.<ref>Golther: „Die Frage dreht sich eigentlich gar nimmer ernstlich darum, ob die nordische Mythologie überhaupt fremde Bestandteile aufnahm, sondern nur, wie viele und auf welche Art [''aus Sicht der neueren Forschung werden diese Aussagen in ihrer Absolutheit wie von Golther, so nicht mehr getroffen'']. Die ''Baldersage'', ''Odin am Galgen'', ''den Weltbaum'', diese Mythenkreise … entstanden unter Einwirkung ''antiker und christlicher Vorstellungen'', welche die nordischen Wikinger in England und Irland kennen lernten … Längst war die Ähnlichkeit ''antiker und christlicher Sagen und Vorstellungen'' mit einzelnen Zügen nordischer Mythologie erkannt … worden.“</ref> [[Otto Höfler]]<ref>Otto Höfler: ''Rezension zu J. de Vries Altgermanische Religionsgeschichte<sup>2</sup>.'' In: ''Otto Höfler – Kleinere Schriften.'' Helmut Birkhan (Hrsg.). Helmut Buske Verlag, Hamburg 1992, ISBN 3-87548-015-5. S.&nbsp;332f.</ref> stellte auf Grundlage der [[Disparität|disparaten]] Quellensituation zu Odin/Wodan fest, dass man diesen nicht zu einem einheitlichen anthropomorphen, menschengestaltigen Charakterbild zusammenfassen kann, jedoch lässt sich über die Epoche des germanischen [[Paganismus]] hinweg ein einheitlicher Kulttypus feststellen. Dieser manifestiert sich, wie in der etymologischen Deutung kurz umrissen, folgend:<br />
* die Beziehung zur Ekstase<br />
* der Bezug zu den Toten beziehungsweise Totenkult<br />
* die Verwandlungsfähigkeit<br />
* kriegerische, vegetative und dämonische Züge.<br />
== Wodan in der kontinentalen Überlieferung ==<br />
Wodan ist der bestbezeugte Gott bei den germanischen Stämmen und Völkern der Wanderungszeit. Berücksichtigt werden muss bei dieser Aussage die generell schlechte primäre Quellenlage:<br />
<br />
* [[Alemannen]]: Die [[Bügelfibel von Nordendorf]] (Mitte 6. Jh.) nennt die Götter ''Wodan'' und ''[[Thor|Wigiþonar]]''. Ein weiteres Zeugnis berichtet von den irischen Missionaren [[Kolumban von Luxeuil|Columban]] und [[Gallus (Heiliger)|Gallus]] (um 600), die bei [[Bregenz]] eine Gruppe vom Stamm der [[Sueben]] antrafen, die dabei waren, dem ''Wodan'' ein Bieropfer darzubringen.<br />
* [[Franken (Volk)|Franken]]: Im zweiten [[Merseburger Zaubersprüche|Merseburger Zauberspruch]] erscheint ''Wodan'' als geschickter Magier, der das verletzte Pferd des ''[[Balder]]'' heilte.<br />
* [[Langobarden]]: Der Gelehrte [[Paulus Diaconus]] erzählt eine Sage, wie ''[[Frigg|Frea]]'' ihren Mann ''Wodan'' überlistete.<br />
* [[Sachsen (Volk)|Sachsen]]: Das [[Sächsisches Taufgelöbnis|sächsische Taufgelöbnis]] nennt in dieser Reihenfolge die Götter ''[[Thor|Donar]]'', ''Wodan'' und ''[[Tyr#Saxnot|Saxnot]]''.<br />
*[[Angelsachsen]]: Im [[Nine Herbs Charm|Neunkräutersegen]] wird ''Woden'' namentlich angeführt und erscheint dort als möglicher Runenzauberer. Als Namensglied zahlreicher Ortsnamen.<br />
== Odin in der nordischen Mythologie ==<br />
[[Datei:Brakteat Odin Runen.jpg|framed|left|[[Brakteat]] mit Runeninschrift, üblicherweise als Odin interpretiert]]<br />
[[File:Rhinegold and the Valkyries Frontis.jpg|miniatur|Odin auf [[Sleipnir]] nach Richard Wagners [[die Walküre]]]]<br />
Odin ist eine der komplexesten Gestalten in der nordischen Mythologie. Kennzeichnend sind in den altnordisch-isländischen mythologischen Schriften die zahlreichen Beinamen, die ihn charakterisieren ([[Liste der Beinamen Odins |„siehe Liste der Beinamen Odins“]]).<br />
=== Zusammenfassung aus der Lieder- und Prosa-Edda ===<br />
Aus den salzbereiften Steinen leckte die Kuh [[Audhumbla]] den Riesen ''Bure''; dieser bekam einen Sohn, [[Bör]], der sich mit der Riesentochter [[Bestla]] vermählte und mit ihr Odin, [[Vili]] und [[Vé]] zeugte. Die letzteren beiden verlieren sich aus der [[Ase]]ngeschichte, werden selten erwähnt und haben wenig getan; Odin aber waltet mächtig, schöpferisch, durch alle Zeiten hindurch, bis zum Weltenbrand – dem Götterschicksal [[Ragnarök]]. Die erste Tat der drei vereinten Brüder war, dass sie gegen den [[Jötunn|Joten]] [[Ymir]] auszogen, ihn erschlugen und aus seinem Leichnam die Welt bildeten. Die Welt war von Ymirs Blut überschwemmt, und es rettete sich nur ein Paar, der Riese [[Bergelmir]] und seine Frau. Nachdem die Erde gebildet war, bestand sie aus zwei Teilen: der eine nur aus Feuer ([[Muspellsheim]]) und der andere nur aus Eis ([[Niflheim]]); dazwischen befand sich die Schlucht, Ymirs Grab. Odin bevölkerte die Erde, indem er ein Menschenpaar, [[Ask und Embla]], erschuf. Allein das Riesengeschlecht pflanzte sich gleichfalls fort, und so war von Anfang an der Streit zwischen dem Guten und dem Bösen gelegt, in dem auch Odin selbst untergeht, da er nur ein endlicher Gott ist. <br />
[[Datei:Odin Vendel helmet.jpg|thumb|Bildnis von Odin auf einer Helmplatte des 7.&nbsp;Jahrhunderts]]<br />
[[File:Odin's Self-sacrifice by Collingwood.jpg|miniatur|Odins Selbstopfer im Weltenbaum [[Yggdrasil]] wie in Hávamál beschrieben von W.G. Collingwood (1908).<ref>http://www.archive.org/details/elderorpoeticedd01brayuoft</ref>]][<br />
Odin ist überaus weise. Sein Wissen verdankt er zwei Raben, [[Hugin und Munin]], die auf seinen Schultern sitzen und ihm alles erzählen, was auf der Welt geschieht, weshalb er auch der Rabengott heißt; ferner bezieht er sein Wissen aus einem Trunk von [[Mimir]]s Brunnen, wofür er ein Auge verlor; daher wird er auch der Einäugige genannt. Den köstlichen [[Skaldenmet]] wusste er sich durch seine List und männliche Schönheit von ''Gunlöda'' zu verschaffen, ist daher auch Dichterkönig und führt den Beinamen ''Liodasmieder'' (Liedermacher, Verseschmieder).<br />
Odins Gattinnen und Geliebte sind: [[Jörd]] (Mutter des [[Thor]]), Rinda (Mutter des [[Wali (Mythologie)|Wali]]), [[Frigg]]a die Asenkönigin (Mutter des [[Balder]], [[Bragi]], ''Hermode'' und [[Tyr]]), ''Grydur'' (Mutter des [[Vidar]]), neun reine Riesenjungfrauen von unendlicher Schönheit, die alle neun am Meeresstrand schlafend, zugleich Mütter des [[Heimdall]] wurden; [[Skadi]], früher [[Njörd]]s Gattin (von O. Mutter des Semming und vieler anderer Söhne), ''Gritha'' (Mutter ''Skiolds''); ferner erfreuten ihn mit ihrer Gunst die Riesentochter Gunlöda und ''Laga'', die Göttin der Gewässer.<br />
Odin wohnt in [[Asgard (Mythologie)|Asgard]], wo er zwei Paläste hat: [[Walaskialf]] und [[Gladsheim]] mit [[Walhall]]. Von dem ersten vermag er die ganze Welt zu überschauen; der zweite ist zu den Versammlungen des Götterrats bestimmt; darin befindet sich die Halle, in der sich um ihn alle Helden der Erde sammeln, um mit ihm gegen die den Weltuntergang herbeiführenden Mächte zu kämpfen. Diese Helden heißen [[Einherjer (Mythologie)|Einherjer]], werden auf dem Schlachtfeld (Walstatt) von den [[Walküre]]n mit einem Kuss zum Festmahl Odins eingeladen und erwarten dort unter fortwährendem Festgelage und Kämpfen die Götterdämmerung ([[Ragnarök]]).<br />
Selbst ein Freund des Zechens und der Schlachten, lässt Odin sich stets von zwei Walküren, ''Rista'' und ''Mista'', mit goldenen Pokalen bedienen und kämpft mit den Einherjern auf seinem achtfüßigen Ross mit einem nie das Ziel verfehlenden Speer [[Gungnir]]; doch helfen ihm weder seine Helden noch seine Waffen: Der Weltuntergang bringt auch ihm den Tod.<ref>Vollmer: ''Inhaltliche Zusammenfassung zum Stichwort „Odin“.''</ref><br />
=== Odins Selbstopfer ===<br />
Odin ist beharrlich auf der Suche nach Weisheit. Er gibt ein Auge als Pfand gegen einen Schluck aus [[Mimir]]s Brunnen, um seherische Kräfte zu bekommen. Er raubt von der Riesin ''Gunnlöd'' den Skaldenmet ''Odrörir'' und bringt ihn in Adlergestalt zu den Göttern. Als Opfer für die Menschen hängt er im Weltenbaum [[Yggdrasil]], verwundet von seinem eigenen Speer. Er hängt dort während neun Tagen und Nächten („Vom Speer verwundet, dem Odin geweiht, mir selber ich selbst, am Ast des Baums, dem man nicht ansehen kann, aus welcher Wurzel er spross“; aus Odins Runenlied 138), wobei er die [[Runen]] ersinnt (Odins Runenlied in der [[Hávamál]] der [[Edda|Lieder-Edda]]).<br />
=== Magische Artefakte und Begleiter ===<br />
Odin reitet jeden Morgen auf seinem achtbeinigen Ross [[Sleipnir]] und mit seinen beiden treuen Raben [[Hugin und Munin]] („Gedanke“ und „Erinnerung“) über den Morgenhimmel und erkundet die Welt. Seine Wölfe [[Geri und Freki]] („Gierig“ und „Gefräßig“) helfen ihm bei der Jagd. Er besitzt den goldenen Zwergen-Ring [[Draupnir]] und den Speer [[Gungnir]], mit dem er den ersten Krieg in die Welten ([[Asgard (Mythologie)|Asgard]], [[Midgard]] und [[Utgard]], [[Wanaheim]], [[Schwarzalbenheim]], [[Lichtelfenheim]], [[Helheim]], [[Niflheim]], [[Muspelheim]]) brachte, als er ihn ins Heer der [[Wanen]] warf. Weiterhin hat er den abgetrennten Kopf des Riesen [[Mimir]], der die Zukunft vorhersagen kann. Von seinem Thron [[Hlidskialf]] aus (er steht in [[Valaskjalf]]; siehe auch: ''Sökkvabekk'' oder [[Gladsheim]]) kann Odin alles sehen, was sich in der Welt ereignet.<br />
Odin trägt einen Wunschmantel, der ihn an die Orte bringt, an denen er sich aufhalten will und mit dem er sich unsichtbar machen kann.<br />
== Brauchtum ==<br />
[[Datei:Odin und Fenriswolf Freyr und Surt.jpg|miniatur|Szene von [[Ragnarök]], die Endschlacht zwischen Odin und Fenrir and Frigg and Surtr von Doepler, Emil. ca. 1905. Walhall, die Götterwelt der Germanen. Martin Oldenbourg, Berlin. Seite 55.]]<br />
Ausgehend von der Etymologie ''Wodans'' hat sich die Vorstellung im Volksglauben bis in die Neuzeit erhalten und tradiert, dass sich zur Zeit der Herbststürme Wodan in der [[Wilde Jagd|wilden Jagd]] (dänisch ''Odins jagt'', schwedisch ''Odensjakt'') mit dem Heer der Verstorbenen durch den Himmel bewegt. Die [[wilde Jagd]] heißt im Nordischen auch [[Wilde Jagd|Asgardareid]]. Odin und [[Frigg]] nehmen dort gemeinsam teil. Wodan als der Herr der Toten und Stürme (hier besonders die Herbststürme) kam bei den heidnischen Herbstfesten eine besondere Rolle zu. In den [[Sachsen (Volk)|altsächsischen]] Siedlungs- und [[Altniederdeutsch|Sprachgebieten]] hielt sich bei Erntedankfeiern bis ins 16. Jahrhundert der Brauch, „Woden“ zu Ehren Bier als Trankopfer auszugießen und Tänze aufzuführen.<br />
[[Jacob Grimm]] zeigte, dass besonders Erntesprüche und damit verbundene Segenssprüche auf ''Wodan'' Bezug nahmen. Vor allem in den ehemaligen sächsischen Gebieten, dem heutigen Niedersachsen und Westfalen, aber auch den [[Angelsachsen|sächsischen Siedlungsgebieten]] in England, wo der Wodanskult tief in den Stammes-Sagen verwurzelt war und auf das tradierte Brauchtum bis in die Gegenwart abstrahlt. Grimm führte z.B. aus den [[mecklenburg]]ischen und besonders aus dem [[Schaumburg-Lippe|schaumburg-lippischen]] Landen folgende Erntesprüche in den jeweiligen [[niederdeutsch]]en Dialekten an<ref>Grimm: S.122,123 (nach der Ausgabe aus der Literaturliste)</ref>: <br />
''Mecklenburg'':<br />
<div style="float:left; margin-right:1em;"><br />
{{Zitat|''Wode, Wode,'' hale dinnen Rosse nu voder,<br /><br />
nu Diestel un Dorn,<br /><br />
ächter jar beter Korn!}}<br />
</div><div style="float:left;"><br />
{{Zitat|Wode, Wode, hole deinem Rosse nur Futter,<br /><br />
nun Distel und Dorn,<br /><br />
über' s Jahr dessen Korn.}}<br />
</div><br />
<div style="clear:both;" /><br />
''Schaumburg'':[[Datei:Odinshain.JPG|miniatur|upright|Odins [[Hain]] mit Odinsdenkmal, München]]<br />
<div style="float:left; margin-right:1em;"><br />
{{Zitat|''Wold, Wold, Wold'' !<br /><br />
Hävens[[hüne]] wei wat schüt,<br /><br />
jümm hei dal van Häven süt.<br /><br />
Vulle Kruken un Sangen hät hei,<br /><br />
upen Holte wässt manigerlei:<br /><br />
hei is nig barn un wert nig old.<br /><br />
''Wold, Wold, Wold'' !}}<br />
</div><div style="float:left;"><br />
{{Zitat|''Wold, Wold, Wold'' !<br /><br />
Himmelshüne weiß was geschieht,<br /><br />
vom Himmel er herunter sieht,<br /><br />
Volle Krüge und Garben gibt er,<br /><br />
im Walde wächst mancherlei:<br /><br />
Er ist nicht geboren und wird nicht alt.<br /><br />
''Wold, Wold, Wold'' !}}<br />
</div><br />
<div style="clear:both;" /><br />
[[File:Trifixion_-_by_Jeroen_van_Valkenburg.PNG|miniatur|Das Bild präsentiert die haidnische theologische Trinität von Odin, Vili and Ve. Die drei Götter sind metaphorische Symbole für die Hauptkräfte der Natur und (in einigen heidnischen Traditionen) die drei Pfeiler menschliches Wissens, Moral und Bewusstsein von Jeroen van Valkenburg Ölgemälde 1999.]]<br />
Wahrscheinlich wurde Wodan, außer der Trankspende, auf dem abgeernteten Feld Getreide stehen gelassen (regional zum Beispiel in Ostwestfalen noch heute anzutreffen). Geistliche, die sich bis ins 19. Jahrhundert an solchen Riten beteiligten, erhielten als eigene Abgaben auch Getreideopfer zum Schutz der Feldfrucht<ref>Borst: S.388</ref>.<br />
Auf einer Synode im Jahr 813 ließ der [[Fränkisches Reich|Frankenkönig]] [[Ludwig der Fromme]], Sohn Karls, den [[Michael (Erzengel)|Michaelstag]] in die Woche des Festes für Wodan legen. Die zahlreichen Michaelskapellen in Norddeutschland weisen auf vermutete vorherige Wodansheiligtümer oder andere Kultplätze hin.<ref>HddA:Band 6, Stichwort → Michael, St. Michael</ref> Des Weiteren deuten Funde von Weihesteinen auf den Bezug zwischen Wodan und St. Michael hin. So wurden auf dem „Michelsberg“, der ein Vorberg des [[Heiligenberg (Heidelberg)|Heiligenbergs]] bei [[Heidelberg]] ist, Weihesteine gefunden, welche die Inschrift „Mercurius Cimbrianus“ und „Mercurius Cimbrius“ tragen, und somit auf alte Wodanskultstätten hinweisen, die zu christlichen Zwecken umgewandelt wurden. In der Regel wurde auch durch die Errichtung von Kapellen vor Ort die christliche Inanspruchnahme ausgedrückt.<ref>Helm: ''Altgermanische Religionsgeschichte.'' Bd. 2, Teil 2, §§ 124, 150.</ref> Im selben Zeitraum setzte eine deutliche Dämonisierung seitens der christlichen Missionare ein, wie es beispielsweise im Wortlaut des [[Sächsisches Taufgelöbnis|sächsischen Taufgelöbnisses]] nachzuvollziehen ist. Dies war im Falle Wodan/Odins insofern naheliegend und erfolgversprechend, als der schamanistisch-widernatürliche Grundzug des Gottes in der religiösen Praxis der Germanen alltäglich gegenwärtig war. Diese Verteufelung Wodans, dessen Machtlosigkeit dem ''Heerführer Christus''<ref>So die Darstellung von Jesus Christus im ''[[Heliand]]'' in bewusster Anknüpfung an die sächsisch-germanische Weltsicht unter Einbeziehung des Formats der stabreimenden Heldenepik. (Jan De Vries: ''Heldenlied und Heldensage.'' S. 254–256, 341, 342, Francke Verlag, Bern/München 1961)</ref> gegenüber, erfüllte sich besonders auch durch das Bild des heldenhaften Erzengels [[Michael (Erzengel)#Vorstellungen|Michael]], der den Drachen/Satan besiegt.<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Südgermanische Gottheiten]]<br />
* [[Kontinentalgermanische Mythologie]]<br />
* [[Angelsächsische Mythologie]]<br />
* [[Nordische Mythologie]]<br />
* [[Nordgermanische Religion]]<br />
* [[Germanische Mythologie]]<br />
* [[Germanische Gottheiten]]<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur|Autor=[[Adolf Bach]]|Titel=Die Geschichte der deutschen Sprache|Verlag=Quelle & Meyer|Ort=Heidelberg|Jahr=1965|ISBN=ASIN B0000BG18Z}}<br />
* {{Literatur|Autor=Hanns Bächtold-Stäubli|Titel=[[Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens]]|Verlag=Walter De Gruyter|Ort=Berlin und Leipzig|Jahr=1929-1942|ISBN=3-11-016860-X}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Arno Borst]]|Titel=Lebensformen im Mittelalter|Verlag=Ullstein|Ort=Berlin|Jahr=1999|ISBN=3-548-26513-8}}<br />
* {{Literatur|Autor=Arthur Cotterell|Titel=Die Enzyklopädie der Mythologie|Verlag=Edition XXL|Ort=|Jahr=|ISBN=978-3-89736-300-7}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Jan de Vries (Wissenschaftler)|Jan de Vries]]|Titel=Altgermanische Religionsgeschichte (2 Bände)|Verlag=Walter De Gruyter|Ort=Berlin|Jahr=1970|ISBN=}}<br />
* {{Literatur|Autor=Jan de Vries|Titel=Die geistige Welt der Germanen|Verlag=WBG|Ort=Darmstadt|Jahr=1964|ISBN=}}<br />
* {{Literatur|Autor=Jan de Vries|Titel=Altnordisches Etymologisches Wörterbuch|Verlag=Brill |Ort=Leiden|Jahr=1962|ISBN=9004054367}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Wolfgang Golther]]|Titel=Handbuch der Germanischen Mythologie|Verlag=Marixverlag|Ort=Wiesbaden|Jahr=2004|ISBN=3-937715-38-X}}<br />
*{{Literatur|Autor=Jacob Grimm|Titel=Deutsche Mythologie|Verlag=Vma-Vertriebsgesellschaft|Ort=Berlin|Jahr=Nachdruck der 4. Auflage 1875-78|ISBN=3-92238-368-8}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Karl Helm]]|Titel=Altgermanische Religionsgeschichte (2 Bände)|Verlag=Carl Winter|Ort=Heidelberg|Jahr=1913–1953|ISBN=}}<br />
* {{Literatur|Autor=Karl Helm|Titel=Wodan – Ausbreitung und Wanderung seines Kultes|Verlag=W. Schmitz Verlag|Ort=Gießen|Jahr=1946|ISBN=}}<br />
* {{Literatur|Autor=Herder Lexikon|Titel=Germanische und keltische Mythologie|Verlag=Herder Verlag|Ort=Freiburg|Jahr=1997|ISBN=3-451-04250-9}}<br />
* {{Literatur|Autor=Andreas Hultgard|Herausgeber=H. Beck, D. Geuenich, H. Steuer|Titel=Wotan–Odin|Sammelwerk=[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]|Band=35|Verlag=de Gruyter|Ort=Berlin – New York|Jahr=1992|Seiten=759 – 785|ISBN=978-3-11-018784-7}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Friedrich Kluge]], Elmar Seebold|Titel=[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]] |Verlag=Walter de Gruyter|Ort=Berlin|Jahr=2002|ISBN=978-3-11-017473-1}}<br />
* {{Literatur|Autor=Joseph Mansion|Titel=Althochdeutsches Lesebuch|Verlag=Carl Winter|Ort=Heidelberg|Jahr=1912|ISBN=}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Wolfgang Meid]]|Titel=Aspekte der germanischen und keltischen Religion im Zeugnis der Sprache|Verlag=|Ort=Innsbruck|Jahr=1991|ISBN=}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Rudolf Much]], [[Herbert Jankuhn]], Wolfgang Lange |Titel=Die Germania des Tacitus|Verlag=Carl Winter|Ort=Heidelberg|Jahr=1967|ISBN=}}<br />
* {{Literatur|Autor=Ernst Alfred Philippson|Titel=Germanisches Heidentum bei den Angelsachsen (Kölner anglistische Arbeiten Bd.4)|Verlag=Verlag Bernh. Tauchnitz|Ort=Leipzig|Jahr=1929|ISBN=}}<br />
* Hellmut Rosenfeldt: ''Kultur der Germanen; Wodanskult''. In: ''Abriss der Geschichte antiker Randkulturen'', Wolf - D. Barloewen (Hrsg.). Oldenbourg, München 1961.<br />
* {{Literatur|Herausgeber=Hermann Schneider|Titel=Edda, Skalden, Saga. Festschrift Felix Genzmer|Verlag=Carl Winter|Ort=Heidelberg|Jahr=1952|ISBN=}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Rudolf Simek]]|Titel=Lexikon der germanischen Mythologie|Verlag=Kröner Verlag|Ort=Stuttgart|Jahr=1995|ISBN=3-520-36802-1}}<br />
* {{Literatur|Autor=Rudolf Simek|Titel=Religion und Mythologie der Germanen<br />
|Verlag=WBG|Ort=Darmstadt|Jahr=2003|ISBN=3-534-16910-7}}<br />
* {{Literatur|Autor=Rudolf Simek|Titel=Götter und Kulte der Germanen|Verlag=Beck Verlag|Ort=München|Jahr=2006|ISBN=3-406-50835-9}}<br />
* {{Literatur|Autor=Ake V. Ström, Haralds Biezais|Titel=Germanische und Baltische Religion|Verlag=W. Kohlhammer Verlag|Ort=Stuttgart |Jahr=1975|ISBN=3-17-001157-X.}}<br />
* {{Literatur|Autor=Wilhelm Vollmer|Titel=Wörterbuch der Mythologie aller Völker|Verlag=Reprint-Verlag-Leipzig|Ort=Holzminden|Jahr=2002|ISBN=978-3-8262-2200-9}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Ernst Wasserzieher]] |Titel=Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache|Verlag=Dümmler Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1925|ISBN=}}<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Odin|Odin}}<br />
{{Wiktionary|Odin}}<br />
* [http://runeberg.org/svetym/0629.html Schwedisch etymologisches Wörterbuch]<br />
* [http://www.lokis-mythologie.de Germanische Mythologie mit jüngerer und älterer Edda, Spruchweisheit und Heldengesang sowie bebilderte Seiten zu Schöpfung, Yggdrasil, Riesen, Höllenvolk, Zwerge , Götter, Rangnarök, Auferstehung und Begriffslexikon]<br />
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Odin Odin in englischer Wikipedia mit 18 Bildern und vielen Infos]<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
{{Normdaten|PND=118769715|WP=0}}<br />
[[Kategorie:Ase]]<br />
[[Kategorie:Literarische Figur]]<br />
[[Kategorie:Männliche Gottheit]]<br />
{{Link FA|es}}<br />
{{Link FA|it}}<br />
[[af:Odin]]<br />
[[als:Wotan]]<br />
[[ang:Ƿōden]]<br />
[[ar:أودن]]<br />
[[arz:اودن]]<br />
[[az:Odin]]<br />
[[bar:Wodan]]<br />
[[be:Одзін]]<br />
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[[bg:Один]]<br />
[[bn:ওডিন]]<br />
[[br:Odin]]<br />
[[bs:Odin]]<br />
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[[fy:Weda]]<br />
[[gl:Odín]]<br />
[[he:אודין]]<br />
[[hr:Odin]]<br />
[[hu:Odin (keresztnév)]]<br />
[[id:Odin]]<br />
[[is:Óðinn]]<br />
[[it:Odino]]<br />
[[ja:オーディン]]<br />
[[ka:ოდინი]]<br />
[[ko:오딘]]<br />
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[[lb:Odin]]<br />
[[lt:Odinas]]<br />
[[lv:Odins]]<br />
[[nl:Odin (god)]]<br />
[[nn:Odin]]<br />
[[no:Odin]]<br />
[[pl:Odyn]]<br />
[[pt:Odin]]<br />
[[ro:Odin]]<br />
[[ru:Один]]<br />
[[sco:Odin]]<br />
[[sh:Odin]]<br />
[[simple:Odin]]<br />
[[sk:Odin (boh)]]<br />
[[sl:Odin]]<br />
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[[stq:Woodan]]<br />
[[sv:Oden]]<br />
[[th:โอดิน]]<br />
[[tl:Odin]]<br />
[[tr:Odin]]<br />
[[uk:Одін]]<br />
[[vi:Odin]]<br />
[[vls:Odin]]<br />
[[zh:奥丁]]<br />
[[zh-min-nan:Odin]]<br />
[[zh-yue:奧丁]]</div>217.230.42.169https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Neutroneneinfang&diff=100131565Neutroneneinfang2012-02-25T18:56:22Z<p>217.230.42.169: </p>
<hr />
<div>'''Neutronenanlagerung''' (auch '''Neutroneneinfang''') ist eine [[Kernreaktion]], bei der ein oder mehrere [[Neutron]]en von einem [[Atomkern]] eingefangen werden, ohne dass dabei mit Masse behaftete Teilchen freigesetzt werden. Da das Neutron im Gegensatz zum [[Proton]] keine [[elektrische Ladung]] trägt und daher vom Atomkern nicht abgestoßen wird, kann es sich ihm auch mit geringer [[Bewegungsenergie]] leicht nähern.<br />
<br />
Die Neutronenanlagerung läuft in [[Stern]]en als [[S-Prozess|s-]] oder [[r-Prozess]] ab. Sie spielt in der kosmischen [[Nukleosynthese]] eine wichtige Rolle, denn sie erklärt die Entstehung der [[Chemisches Element|Elemente]] mit [[Massenzahl]]en größer als 56, also der Atome, die schwerer als [[Eisen]]atome sind. Diese können durch [[Thermonukleare Reaktion|thermonukleare Reaktionen]], d.&nbsp;h. durch [[Kernfusion]], in Sternen ''nicht'' gebildet werden.<br />
<br />
Technisch ist der Neutroneneinfang in geeigneten Materialien wichtig für die Steuerung von [[Kernreaktor]]en und die [[Abschirmung (Strahlung)|Abschirmung]] gegen Neutronenstrahlung.<br />
<br />
== Neutroneneinfang bei kleinem Neutronenfluss ==<br />
Bei nicht zu hohem [[Neutronenfluss]], etwa bei Neutronenbestrahlung in einem [[Kernreaktor]], wird jeweils ein Neutron von einem Atomkern eingefangen. Die [[Massenzahl]] (Zahl der Nukleonen im Kern) steigt dadurch um 1. Beispielsweise entsteht bei Bestrahlung von natürlichem [[Gold]], <sup>197</sup>Au, das Goldisotop <sup>198</sup>Au in einem hochangeregten Zustand, der sehr schnell durch Aussendung eines [[Gammastrahlung|γ-Quants]] zum Grundzustand des <sup>198</sup>Au zerfällt. In Formelschreibweise:<br />
<br />
:<math>\mathrm{^{197}_{\ 79}Au \ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{198}_{\ 79}Au}</math> <br />
<br />
oder kurz: <br />
<br />
:<math>\mathrm{^{197}Au \ (n,\gamma) \ ^{198}Au}</math><br />
<br />
Das Goldisotop <sup>198</sup>Au ist ein [[Betastrahlung|β<sup>-</sup>-Strahler]], sein Kern zerfällt also durch Emission eines [[Elektron]]s und eines Elektron-[[Antineutrino]]s zu dem Quecksilberisotop <sup>198</sup>Hg (vgl.: [[Zerfallsschema]]). <br />
<br />
Der oben erwähnte [[s-Prozess]] im Inneren von Sternen läuft im Wesentlichen genauso ab.<br />
<br />
== Neutroneneinfang bei großem Neutronenfluss ==<br />
Beim [[r-Prozess]] im Sterninnern ist die [[Neutronenflussdichte]] so hoch, dass der Atomkern zwischen den Neutroneneinfängen "keine Zeit" für den Betazerfall hat, d. h., der mittlere Zeitabstand zwischen den Neutroneneinfängen ist kurz im Vergleich zur [[Halbwertszeit]] des Betazerfalls. Die Massenzahl nimmt dadurch stark zu, ohne dass die Ordnungszahl steigt. Erst anschließend zerfallen die entstandenen hoch instabilen [[Nuklid]]e durch jeweils mehrere aufeinander folgende β<sup>-</sup>-Zerfälle zu stabilen oder leicht instabilen, also langlebigen, Nukliden mit entsprechend höheren Ordnungszahlen.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Protonenanlagerung]]<br />
* http://en.wikipedia.org/wiki/Neutron_capture<br />
<br />
[[Kategorie:Astrophysikalischer Prozess]]<br />
[[Kategorie:Kernphysik]]<br />
<br />
[[en:Neutron capture]]<br />
[[es:Captura neutrónica]]<br />
[[fr:Capture neutronique]]<br />
[[ja:中性子捕獲]]<br />
[[kk:Нейтрондар жұтқыш]]<br />
[[ko:중성자 포획]]<br />
[[nl:Neutronenvangst]]<br />
[[pl:Absorpcja neutronów]]<br />
[[pt:Captura neutrônica]]<br />
[[ru:Нейтронный захват]]<br />
[[sv:Neutroninfångning]]<br />
[[zh:中子俘获]]</div>217.230.42.169