https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=212.139.195.234 Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-05-04T17:08:17Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.44.0-wmf.27 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Reizdarmsyndrom&diff=216380580 Reizdarmsyndrom 2021-10-15T08:48:15Z <p>212.139.195.234: change help</p> <hr /> <div>{{Infobox ICD<br /> |01-CODE = K58.-<br /> |01-BEZEICHNUNG = Reizdarmsyndrom&lt;br /&gt; &lt;small&gt;Colon irritabile&lt;/small&gt;&lt;br /&gt; Irritables Kolon&lt;br /&gt; Reizkolon<br /> |02-CODE = K58.0<br /> |02-BEZEICHNUNG = Reizdarmsyndrom mit Diarrhoe<br /> |03-CODE = K58.9<br /> |03-BEZEICHNUNG = Reizdarmsyndrom ohne Diarrhoe<br /> &lt;small&gt;Reizdarmsyndrom o. n. A.&lt;/small&gt;<br /> }}<br /> <br /> Irritable Bowel Syndrome (English) In der [[Medizin]] ([[Gastroenterologie]]) bezeichnet der Begriff '''Reizdarmsyndrom''' ('''RDS''') eine Gruppe funktioneller [[Darm]]erkrankungen, die eine hohe [[Prävalenz]] (Krankheitshäufigkeit in der Bevölkerung) haben und bis zu 50 Prozent der Besuche beim Spezialisten ([[Gastroenterologe]]) ausmachen. Das Reizdarmsyndrom kann mit Symptomen aller möglichen Darmerkrankungen verwechselt werden, ist jedoch, wenn diese Erkrankungen ausgeschlossen sind, ungefährlich. Synonyme Begriffe sind ''Irritables Darmsyndrom (IDS)'' bzw. {{enS|irritable bowel syndrome}} ''(IBS)'', früher auch ''Reizkolon'', ''Colon irritabile'', „nervöser Darm“ u.&amp;nbsp;a.<br /> <br /> == Symptoms ==<br /> Symptome des Reizdarmsyndroms sind Schmerzen oder Unwohlsein im [[Abdomen|Bauchraum]] zusammen mit einer Veränderung in den [[Stuhlgang|Stuhlgewohnheiten]] unter Ausschluss einer strukturellen oder biochemischen Ursache. Eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Darmes gegenüber mechanischen Reizen ist ein sehr [[Sensitivität (Test)|sensitives]], weniger [[Spezifität|spezifisches]] Zeichen des Reizdarmsyndroms. Je nach Charakter der Schmerzen und der Stuhlgewohnheiten spricht man auch vom spastischen Kolon. Das Reizdarmsyndrom kann in verschiedene Untergruppen klassifiziert werden, dazu gehören [[diarrhö]]-prädominantes (Durchfall, RDS-D), [[obstipation]]s-prädominantes (Verstopfung, RDS-O) Reizdarmsyndrom und Reizdarmsyndrom mit wechselnden Stuhlgewohnheiten (RDS-M). Typisch ist die Überlappung mit chronischen Beckenschmerzen, mit [[Fibromyalgie]] (chronische Schmerzen, geistige und körperliche Erschöpfung) und [[Psychische Störung|psychischen Erkrankungen]].<br /> <br /> Weil sich die Symptome wie Blähungen, Schmerzen und veränderte Stuhlgewohnheiten bei Aufnahme von Mehrfachzuckern wie [[Laktose]] in Milchprodukten und [[Stärke]] in Weizenmehl verstärken, suchen viele eine Ursache in Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die jedoch durch einen Test auf [[Laktoseintoleranz]] und [[Zöliakie]] (Glutenunverträglichkeit) ausgeschlossen werden können. Auch könnte eine [[Dünndarmfehlbesiedlung]] für eine (temporäre) Unverträglichkeit verantwortlich sein.<br /> <br /> == Diagnose ==<br /> Nach den [[Rom-Kriterien|Rom-IV-Konsensus-Kriterien]] der [[American Gastroenterological Association]] und anderen medizinischen Gesellschaften kann ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:<br /> <br /> Wiederkehrende abdominelle Schmerzen, durchschnittlich mindestens einmal pro Woche innerhalb der letzten drei Monate, assoziiert mit zwei der drei folgenden Faktoren:<br /> # Stuhlentleerung<br /> # Veränderung der Stuhlhäufigkeit<br /> # Veränderung der Stuhlkonsistenz<br /> Diese Kriterien sollen für die letzten drei Monate erfüllt sein, während der Beginn der Symptome mindestens sechs Monate zurückliegen soll.&lt;ref&gt;Brian E. Lacy, Nihal K. Patel: ''Rome Criteria and a Diagnostic Approach to Irritable Bowel Syndrome.'' In: ''Journal of Clinical Medicine'', 26. Oktober 2017, {{PMC|5704116}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nebenkriterien, die die Diagnose unterstützen, aber für sich keine Diagnose erlauben, sind:<br /> * abnorme Stuhlhäufigkeit (mehr als drei Stühle pro Tag oder weniger als drei Stühle pro Woche)<br /> * abnorme Stuhlkonsistenz (mehr als 25 % der Defäkationen)<br /> * abnormes Absetzen von Stuhl (z.&amp;nbsp;B. starkes Pressen, imperativer Stuhldrang, Gefühl der unvollständigen Entleerung) (mehr als 25 % der Defäkationen)<br /> * schleimiger Stuhl (mehr als 25 % der Defäkationen)<br /> * Blähungen und Gefühl des Aufgeblähtseins (mehr als 25 % der Tage)&lt;ref&gt;DOI: 10.1055/b-002-44909<br /> Koppen, Hartmut: 2010<br /> Gastroenterologie für die Praxis - 14.2 Funktionelle Magen-Darm-Syndrome - [https://www.thieme-connect.de/media/10.1055-b-002-44909/lookinside/10-1055-b-002-44909_chapter039-3.jpg Seite 177]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Diagnose setzt voraus, dass keine strukturelle oder biochemische Veränderung die Symptome erklären kann. Das muss ausgeschlossen werden durch:<br /> * [[Darmspiegelung]], u.&amp;nbsp;a. zum Ausschluss von [[Kolonkarzinom]]en und [[Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen|chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen]]<br /> * [[Magenspiegelung]], u.&amp;nbsp;a. zum Ausschluss von [[Magenkarzinom]]en und [[Magengeschwür]]en<br /> * [[Ultraschall]]untersuchung des Bauches, u.&amp;nbsp;a. zum Ausschluss von Lebererkrankungen und extraenteralen (= außerhalb der Därme gelegenen) Neubildungen<br /> * Blutuntersuchungen: [[Blutbild]], [[Leber#Leberenzyme|Leberenzyme]], [[Elektrolyt]]e, [[Nieren]]werte usw. zum Ausschluss anderer internistischer Erkrankungen, wie [[Leber]]erkrankungen, hormonelle Störungen oder Allergien<br /> * tiefe Dünndarmbiopsie zum Ausschluss einer [[Zöliakie]]<br /> * Tests auf Wasserstoff (H&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) in der ausgeatmeten Luft ([[Wasserstoffatemtest]]) zum Ausschluss von [[Laktoseintoleranz]], [[Fruktosemalabsorption]] und [[Dünndarmfehlbesiedlung]]<br /> * Test auf eine [[Sorbit]]unverträglichkeit<br /> * Stuhluntersuchungen: Test auf [[Pankreas-Elastase|Pankreas Elastase-1]] zum Ausschluss einer [[Exokrine Pankreasinsuffizienz|exokrinen Pankreasinsuffizienz]]<br /> <br /> Eine Reizschwellenbestimmung durch [[Barostat]] wird als diagnostischer Test diskutiert. [[Sensitivität (Test)|Sensitivität]] und [[Spezifität]] sind jedoch noch nicht gut genug, um es als klinische Methode anwenden zu können.<br /> <br /> == Pathophysiologie ==<br /> Die [[Ätiologie (Medizin)|Ätiologie]] (Ursache) des Reizdarmsyndromes ist teilweise unklar. Ein ausschlaggebender Faktor bei einer bestimmten Form (RDS-D) scheint [[Glutensensitivität]] zu sein. Veränderungen der [[Peristaltik|Motilität]], [[Immunsystem|Immunreaktionen]] und [[Psyche|psychische]] Faktoren sind außerdem vorgeschlagen worden. Ein weiterer konsistenter Befund bei vielen Patienten ist eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit ([[Hyperalgesie]]) im [[Grimmdarm|Kolon]].<br /> <br /> Etwa 25 Prozent der Reizdärme entstehen nach einer [[Gastroenteritis]] (z.&amp;nbsp;T. nach dem Einsatz von [[Antibiotikum|Antibiotika]]). In diesen Fällen werden eine verlängerte Immunreaktion oder neuroplastische Vorgänge auf Ebene des [[Rückenmark]]s als ursächlich diskutiert, allerdings basieren diese Annahmen bisher nur auf [[Tierversuch|Tiermodellen]].<br /> <br /> Neue Studien aus dem Jahr 2019 machen eine übermäßige Kolonisierung des Darms mit Pilzen der Gattungen ''Candida'', ''Saccharomyces'' und ''Aspergillus'' für die [[Sensitivierung]] bzw. die Hyperalgesie verantwortlich.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Yu Gu, Guoqiong Zhou, Xiali Qin, Shumin Huang, Bangmao Wang |Titel=The Potential Role of Gut Mycobiome in Irritable Bowel Syndrome |Sammelwerk=Frontiers in Microbiology |Band=10 |Datum=2019-08-21 |ISSN=1664-302X |DOI=10.3389/fmicb.2019.01894 |PMC=6712173 |PMID=31497000}}&lt;/ref&gt; Allerdings handelt es sich bei diesen Studien um Versuche an Ratten. Das auf den Zellwänden der Pilze befindliche β-Glucan soll von C-Typ-Lektin-Rezeptoren erkannt werden, was dann zu einer Degranulation von Mastzellen und somit zu einer Sensitivierung führen kann. Zudem wurde auch auf andere potentielle Wechselwirkungen eingegangen.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; So kann auch das durch einige Pilze produzierte [[Gliotoxin]] zu neuronalen Veränderungen im Bereich des [[Rückenmark]]s führen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Thais Fernanda de Campos Fraga-Silva, Luiza Ayumi Nishiyama Mimura, Laysla de Campos Toledo Leite, Patrícia Aparecida Borim, Larissa Lumi Watanabe Ishikawa |Titel=Gliotoxin Aggravates Experimental Autoimmune Encephalomyelitis by Triggering Neuroinflammation |Sammelwerk=Toxins |Band=11 |Nummer=8 |Datum=2019 |DOI=10.3390/toxins11080443 |Seiten=443}}&lt;/ref&gt; Die Hyperalgesie konnte durch [[Stuhltransplantation]]en auf andere Ratten übertragen werden.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Auch konnte der Kot gesunder Ratten in krankhafte Ratten eingepflanzt und so die Sensitivierung rückgängig gemacht werden. Neben Stuhltransplantationen konnten auch [[Antimykotikum|Antimykotika]] (Menthacarin)&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=S. Botschuijver, O. Welting, E. Levin, D. Maria-Ferreira, E. Koch |Titel=Reversal of visceral hypersensitivity in rat by Menthacarin® , a proprietary combination of essential oils from peppermint and caraway, coincides with mycobiome modulation |Sammelwerk=Neurogastroenterology and Motility: The Official Journal of the European Gastrointestinal Motility Society |Band=30 |Nummer=6 |Datum=2018-06 |ISSN=1365-2982 |DOI=10.1111/nmo.13299 |PMID=29383802 |Seiten=e13299}}&lt;/ref&gt; und antimykotische Substanzen (Pfefferminzöl, Kümmelöl) die Sensitivierung rückgängig machen. Neben den Pilzen ist jedoch vor allem deren Beziehung zur restlichen Darmflora maßgebend.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; So ist das Risiko der Entstehung eines Reizdarmsyndroms höher, wenn zwischen den Pilzen und bestimmten Bakterien (''Enterobacteriaceae, Escherichia coli,Serratia marcescens )'' eine [[Symbiose]] vorliegt, was von den Genen der jeweiligen Erreger abhängt&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Yu Gu, Guoqiong Zhou, Xiali Qin, Shumin Huang, Bangmao Wang |Titel=The Potential Role of Gut Mycobiome in Irritable Bowel Syndrome |Sammelwerk=Frontiers in Microbiology |Band=10 |Datum=2019-08-21 |ISSN=1664-302X |DOI=10.3389/fmicb.2019.01894 |PMC=6712173 |PMID=31497000}}&lt;/ref&gt; Neben dem Reizdarmsyndrom steht eine [[Dysbiose]] der [[Darmflora]] auch in Korrelation zu einigen psychischen Erkrankungen ([[Schizophrenie]], D[[Depression|epression]]), Persönlichkeitsstörungen sowie [[Autismus]]. Hier ist erwähnenswert, dass auch beim Menschen Persönlichkeitsänderungen nach Stuhltransplantationen beobachtet werden konnten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://newatlas.com/health-wellbeing/personality-traits-gut-bacteria-microbiome-oxford/ |titel=Oxford study explores links between personality and the gut microbiome |datum=2020-01-29 |abruf=2020-06-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine Korrelation zwischen dem statistisch häufigeren Auftreten des Reizdarmsyndroms bei Frauen und dem häufigeren Auftreten von Pilzinfektionen bei Frauen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Es ist jedoch ratsam, bei Darmkeimen zwischen Infektion, Kolonisation und Passierung zu unterscheiden. So ist ein positiver Stuhltest (z.&amp;nbsp;B. auf ''Candida'' oder ''Salmonella'') bei asymptomatischen Personen nicht mit einer [[Infektion]] oder [[Kolonisation]] gleichzusetzen&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=M. Jertborn, P. Haglind, S. Iwarson, A. M. Svennerholm |Titel=Estimation of symptomatic and asymptomatic Salmonella infections |Sammelwerk=Scandinavian Journal of Infectious Diseases |Band=22 |Nummer=4 |Datum=1990 |ISSN=0036-5548 |DOI=10.3109/00365549009027077 |PMID=2218408 |Seiten=451–455 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2218408/ |Abruf=2020-06-30}}&lt;/ref&gt;, obwohl dies im medizinischen Alltag bei [[Salmonellen]] üblich ist.<br /> <br /> Das Reizdarmsyndrom wird von vielen als ein Konglomerat von Störungen mit ähnlicher Symptomatik, aber unterschiedlicher Ätiologie angesehen. Wie bei vielen anderen Krankheiten wird über Ursachen spekuliert, unter anderem von Seiten der [[Alternative Medizin|alternativen Medizin]]. In einer Studie mit RDS-D-Patienten konnten mit einer glutenfreien Diät Verbesserungen erzielt werden.&lt;ref name=&quot;PMID23357715&quot;&gt;M. I. Vazquez-Roque, M. Camilleri u.&amp;nbsp;a.: ''A controlled trial of gluten-free diet in patients with irritable bowel syndrome-diarrhea: effects on bowel frequency and intestinal function.'' In: ''[[Gastroenterology]].'' Band 144, Nummer 5, Mai 2013, S.&amp;nbsp;903–911.e3, {{ISSN|1528-0012}}. [[doi:10.1053/j.gastro.2013.01.049]]. PMID 23357715. {{PMC|3633663}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach neueren Erkenntnissen sollen die [[Enterochromaffine Zelle|enterochromaffinen Zellen]] des [[Verdauungstrakt]]s Aromastoffe in der Nahrung detektieren und so die Verdauung steuern.&lt;ref&gt;[http://www.scienceticker.info/2007/06/12/nase-im-darm/ ''Nase im Darm.''] Meldung bei Scienceticker.info vom 12. Juni 2007.&lt;/ref&gt; Somit könnten Aromastoffe für Reizdarmprobleme mitverantwortlich sein.<br /> <br /> Ein anderer Erklärungsansatz macht eine [[Dünndarmfehlbesiedlung]] für die Symptome verantwortlich.&lt;ref&gt;Mark Pimentel: ''A New IBS Solution: Bacteria – The Missing Link in Treating Irritable Bowel Syndrome.'' Health Point Press, 2005.&lt;/ref&gt; Demnach führt eine gestörte [[Peristaltik|Dünndarmperistaltik]] dazu, dass der Essensbrei nicht mit der normalen Geschwindigkeit weiter befördert wird. Der verlangsamte Transport führt dazu, dass Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm aufsteigen und sich dort vermehren können. Nährstoffe, die etwas langsamer verstoffwechselt werden und somit in die untere Partie des Dünndarms hinabsteigen, stehen somit als Nahrungsquelle für die Bakterien bereit. Die Bakterienanzahl und Zusammensetzung variiert je nach Patient, und so entstehen bei der Gärung durch Bakterien unterschiedliche Gase und Schadstoffe, die zu der breiten Palette an Symptomen führen. So kann es durch allergische Reaktionen auf die Schadstoffe zu nesselsuchtartigen Hautausschlägen kommen. Die Gase verflüssigen den Stuhl, und so kommt es zum Paradoxon, dass trotz verlangsamter [[Darmmotilität]] der Stuhl nicht eingedickt werden kann, und die Patienten unter Durchfall leiden. Diese Tatsache könnte die fehlende Wirksamkeit von [[Loperamid]] erklären, das die Darmbewegung weiter verlangsamt. Andererseits können zu schnelle Darmkontraktionen zu einer Umkehrung des Transits von Essensbrei/Stuhl führen, so dass Patienten eher Verstopfungssymptomatiken anführen.<br /> <br /> Schließlich fließen chronische Stoffwechselstörungen in das Darmgeschehen ein. Zu den klassischen Grunderkrankungen mit Störungen des Verdauungssystems gehört die [[Diabetes mellitus|Zuckerkrankheit]]. Neben einem Infekt können bestimmte Diabetesmedikamente wie zum Beispiel [[Metformin]] und [[Acarbose]] regelmäßig Durchfälle auslösen. Zudem wirken auch einige [[Zuckeraustauschstoffe]] bei übermäßigem Verzehr abführend. Des Weiteren führt der überwiegend erhöhte Zuckergehalt des Blutes und der inneren Schleimhäute zu verstärkter Mikrobenbildung. Permanent vermehrter Bakterien- und Pilzbefall im Verdauungstrakt hat insofern eine dauerhafte Überreizung des Darms zur Folge. Nicht zuletzt können auch diabetische [[Neuropathie|Nervenschäden]] die Darmtätigkeit beeinträchtigen.<br /> <br /> == Sensitivierung ==<br /> Nach neueren Erkenntnissen scheint ein bedeutender, beitragender Faktor nervliche [[Sensitivierung]] zu sein, einschließlich der Kreuzsensitivierung, insbesondere in Bezug auf andere Organe innerhalb des gesamten Beckenbereichs.&lt;ref name=&quot;PMID19679518&quot;&gt;P. R. Brumovsky, G. F. Gebhart: ''Visceral organ cross-sensitization – an integrated perspective.'' In: ''Autonomic neuroscience : basic &amp; clinical.'' Band 153, Nummer 1–2, Februar 2010, S.&amp;nbsp;106–115, [[doi:10.1016/j.autneu.2009.07.006]], PMID 19679518, {{PMC|2818077}} (Review).&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;PMID22378593&quot;&gt;A. P. Malykhina, J. J. Wyndaele, K. E. Andersson, S. De Wachter, R. R. Dmochowski: ''Do the urinary bladder and large bowel interact, in sickness or in health? ICI-RS 2011.'' In: ''Neurourology and urodynamics.'' Band 31, Nummer 3, März 2012, S.&amp;nbsp;352–358, [[doi:10.1002/nau.21228]], PMID 22378593, {{PMC|3309116}} (Review).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Behandlung ==<br /> Bei günstiger Symptomatik kann die Behandlung auf eine [[Diätberatung]] beschränkt bleiben. Die wirkungsvollste Diät zur Behandlung von Symptomen eines Reizdarmsyndroms ist eine [[FODMAP]]-reduzierte Diät.&lt;ref&gt;Martin Storr: ''Der Ernährungsratgeber zur FODMAP-Diät. Die etwas andere Diät bei Reizdarm, Weizenunverträglichkeit und anderen Verdauungsstörungen''. Zuckschwerdt Verlag&lt;/ref&gt; Mit dem Akronym FODMAP wird eine Gruppe von kurzkettigen Kohlenhydraten und mehrwertigen Alkoholen zusammengefasst, die in vielen Nahrungsmitteln vorkommen und bei Patienten mit einem Reizdarm Symptome verursachen. Die Reduzierung von FODMAPs in der Ernährung reduziert insbesondere das Auftreten von Diarrhoe, Blähungen und Bauchschmerzen.&lt;ref&gt;Martin Storr: ''Der große Patientenratgeber Reizdarmsyndrom: mit FODMAP-Diät''. Zuckschwerdt Verlag&lt;/ref&gt; Bei verstopfungsprädominantem RDS können [[Abführmittel]] eingenommen werden, bei diarrhoeprädominantem Reizdarmsyndrom dagegen die Abfuhr hemmende Wirkstoffe. Die Wirksamkeit verschiedener anderer Ansätze wie [[Pfefferminzöl]], [[Ballaststoff]]e oder krampflösende Medikamente belegt eine neue Meta-Untersuchung bekannter Studien.&lt;ref name=&quot;Meta&quot;&gt;A. C. Ford u.&amp;nbsp;a.: ''Effect of fibre, antispasmodics, and peppermint oil in the treatment of irritable bowel syndrome: systematic review and meta-analysis.'' In: ''BMJ.'' 2008, 337, S. a2313; PMID 19008265&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als empfehlenswert haben sich wasserlösliche Ballaststoffe wie z.&amp;nbsp;B. [[Flohsamenschalen]] herausgestellt. Geeignet ist auch die Zufuhr von [[Beta-Glucan]] aus [[Gerste]] über Gerstenbrote und Lebensmittel aus Gerste mit einem hohen Gehalt an Beta-Glucan, wie beispielsweise Gersten-Müsli oder Gerstenflocken.&lt;ref&gt;A. Nilsson et al.: ''Gut microbiota mediated benefits of barley kernel products on metabolism, gut hormones, and inflammatory markers as affected by co-ingestion of commercially available probiotics: a randomized controlled study in healthy subjects.'' In: ''Clin Nutr ESPEN.'' Nr. 15, 2016, S. 49–56.&lt;/ref&gt; Diese stellen ebenfalls eine geeignete Quelle an wasserlöslichen Ballaststoffen dar. Eine bessere Verträglichkeit wird durch das Schälen der Gerste vor dem Verzehr erzielt. Zusätzlich wird das Wachstum nützlicher Darmbakterien durch die Zufuhr von Beta-Glucan aus Gerste angeregt.&lt;ref&gt;A. Nilsson et al.: ''Gut microbiota mediated benefits of barley kernel products on metabolism, gut hormones, and inflammatory markers as affected by co-ingestion of commercially available probiotics: a randomized controlled study in healthy subjects.'' In: ''Clin Nutr ESPEN.'' Nr. 15, 2016, S. 49–56.&lt;/ref&gt; Auch pflanzliche Wirkstoffe wie [[Pfefferminzöl]] oder hochkonzentrierter Extrakt aus [[Melisse]]nblättern haben sich bei Reizdarm bewährt. Die darin enthaltenen [[Ätherisches Öl|ätherischen Öle]] wirken auf den Darm beruhigend. Krampflösend wirken auch (chemisch veränderte) [[Alkaloid]]e aus [[Nachtschattengewächs]]en (Wirkstoff: [[Butylscopolamin]]).&lt;ref name=&quot;Meta&quot; /&gt; Auch Myrrhe kann Reizdarmbeschwerden lindern: Eine Multi-Center-Studie an 131 deutschen Arztpraxen zeigte, dass ein Myrrhe-Extrakt (in Kombination mit [[Echte Kamille|Kamille]] und [[Kaffeekohle]]) Blähungen und Durchfall bei Reizdarmpatienten minderte.&lt;ref&gt;Albrecht et al.: [http://bmjopengastro.bmj.com/doi/pdf/10.1136/bmjgast-2014-000015 ''Efficacy and safety of a herbal medicinal product containing myrrh, chamomile and coffee charcoal for the treatment of gastrointestinal disorders: a non-interventional study''.]{{Toter Link |date=2019-05 |url=http://bmjopengastro.bmj.com/doi/pdf/10.1136/bmjgast-2014-000015 }} (PDF) In: ''BMJ Open Gastro'', 2014, 1, S. e000015, [[doi:10.1136/bmjgast-2014-000015]]&lt;/ref&gt; Myrrhe wirkt antientzündlich&lt;ref&gt;C. Vissiennon et al.: ''Chamomile Flower, Myrrh, and Coffee Charcoal, Components of a Traditional Herbal Medicinal Product, Diminish Proinflammatory Activation in Human Macrophages.'' In: ''Planta Med'', 2017 Jul;83(10):846-854, [[doi:10.1055/s-0043-104391]].&lt;/ref&gt;, lindert Darmkrämpfe&lt;ref&gt;C. Vissiennon et al.: ''Antispasmodic Effects of Myrrh due to Calcium Antagonistic Effects in Inflamed Rat Small Intestinal Preparations.'' In: ''Planta Med'', 2015 Jan;81(2):116-22. [[doi:10.1055/s-0034-1383391]].&lt;/ref&gt; und stabilisiert die bei Reizdarm oft defekte Darmbarriere.&lt;ref&gt;R. Rosenthal, J. Luettig, N.A. Hering, S.M. Krug, U. Albrecht, M. Fromm, J.D. Schulzke: ''Myrrh exerts barrier-stabilising and –protective effects in HT-29/B6 and Caco-2 intestinal epithelial cells.'' In: ''Int J Colorectal Dis'', 2016, [[doi:10.1007/s00384-016-2736-x]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Linaclotide schematic.svg|mini|Schematische Darstellung des [[Peptid]]s Linaclotid. Angegeben ist der [[Aminosäuren#Kanonische Aminosäuren|Aminosäurencode]]]]<br /> Für Reizdarmpatienten mit Verstopfung (Obstipation (RDS-O)) kam in der ersten Jahreshälfte 2013 ein Präparat mit dem Namen Constella auf den Markt. Der spanische Arzneimittelhersteller [[Almirall]] erhielt für das Medikament mit dem Wirkstoff [[Linaclotid]] Ende 2012 die erforderliche EU-Zulassung.&lt;ref&gt;[http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/51753/Linaclotid-Neues-Medikament-lindert-Obstipation-bei-Reizdarm ''Linaclotid: Neues Medikament lindert Obstipation bei Reizdarm.''] In: ''[[Deutsches Ärzteblatt]].'' 21. September 2012.&lt;/ref&gt; Der Wirkstoff soll die Flüssigkeitssekretion im Darm anregen und damit die Stuhlfrequenz erhöhen, Blähungen reduzieren sowie Bauchschmerzen lindern. Das [[IQWIG]] kam jedoch zu der Einschätzung, dass ein Zusatznutzen nicht belegt ist.&lt;ref&gt;[https://www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_10742.html ''Linaclotid bei Reizdarmsyndrom: Zusatznutzen nicht belegt'']. Pressemitteilung des IQWIG vom 1. August 2013.&lt;/ref&gt; Almirall und der [[Spitzenverband Bund der Krankenkassen]] konnten sich in den Preisverhandlungen zu Constella nicht auf einen Erstattungspreis einigen. Almirall hat daher im April 2014 bekannt gegeben, den Vertrieb von Constella in Deutschland zum Mai 2014 vorläufig zu stoppen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.almirall.de/al/kommunikation/meldungen.php?objectID=12303 |wayback=20140502005720 |text=''Almirall stoppt vorerst Vertrieb von Constella in Deutschland.'' }} Pressemitteilung von Almirall vom 10. April 2014, abgerufen am 1. Mai 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Tegaserod chemical structure.png|mini|Strukturformel von Tegaserod]]<br /> Neuere Präparate wie [[Alosetron]] und Tegaserod, die in Deutschland noch nicht zugelassen sind, werden von der Pharmaindustrie heftig beworben, ihr Nutzen im klinischen Alltag muss sich jedoch erst zeigen. Der Hersteller [[Novartis]] hat in den USA den Verkauf des Medikamentes Zelnorm® (Wirkstoff: Tegaserod) gestoppt, das seit Juli 2002 zur Behandlung des Reizdarmsyndroms (Colon irritabile) zugelassen war. Grund ist eine aktuelle Auswertung von Studienergebnissen, die ein erhöhtes Risiko von kardiovaskulären ([[Blutkreislauf|Herz-Kreislauf]]) Komplikationen gegenüber einem [[Placebo]] ergab.<br /> <br /> Die 2011 neu aufgelegte Leitlinie zur Reizdarm-Behandlung weist außerdem Probiotika eine größere Bedeutung zu. Wird der richtige Bakterienstamm gewählt, können sich Probiotika positiv auf die bei Reizdarm-Patienten oftmals gestörte Darmflora auswirken.&lt;ref&gt;[http://www.dgmim.de/index.php?id=223 Deutsche Gesellschaft für Mukosale Immunologie und Mikrobiom]&lt;/ref&gt; Da die zugeführten Probiotika sich nur bei intakter Darmbarriere, d. h. Darmschleimhaut, optimal ansiedeln können&lt;ref&gt;Woojung Shina, Hyun Jung Kim: ''[https://www.pnas.org/content/115/45/e10539 Intestinal barrier dysfunction orchestrates the onset of inflammatory host–microbiome cross-talk in a human gut inflammation-on-a-chip.]'' Proceedings of the National Academy of Sciences 115.45 (2018)&lt;/ref&gt;, ist es sinnvoll, vor bzw. zu Beginn der Probiotikatherapie auch die grundlegende Darmbarriere z. B. mit einem [[Myrrhe]]-Arzneimittel abzudichten.&lt;ref&gt;Rita Rosenthal et al.: ''[https://link.springer.com/article/10.1007/s00384-016-2736-x Myrrh exerts barrier-stabilising and-protective effects in HT-29/B6 and Caco-2 intestinal epithelial cells.]'' Int J Colorectal Dis. 32(5): 623-634 (2017)&lt;/ref&gt; So wird den Bakterien eine optimale Lebensgrundlage geboten. Prebiotisch wirksam können Lebensmittel sein, die von Natur aus einen hohen Gehalt an löslichen Ballaststoffen aufweisen. In wissenschaftlichen Studien wurden positive Effekte für [[Beta-Glucan]] aus [[Gerste]] nachgewiesen. Die Bakterien des Colons fermentieren diese löslichen Ballaststoffe zu [[Kurzkettige Fettsäuren|kurzkettigen Fettsäuren]] (SCFA). Dabei wird bis zu 91 % mehr Butyrat gebildet. Butyrat wirkt entzündungshemmend und ist der Hauptenergielieferant für die Schleimhautzellen der Darmmukosa.&lt;ref&gt;R. L. Shen et al.: ''Effects of oat beta-glucan and barley beta-glucan on fecal characteristics, intestinal microflora, and intestinal bacterial metabolites in rats''. In: ''J Agric Food Chem'', Nr. 60(45), 2012, S. 11301–11308.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Y. Zhong et al.: ''Effects of two whole-grain barley varieties on caecal SCFA, gut microbiota and plasma inflammatory markers in rats consuming low- and high-fat diets.'' In: ''Br J Nutr.'', Nr. 113(10), 2015, S. 1558–1570.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Psychotherapie ist eine Behandlungsform für das Reizdarmsyndrom bei den Patienten, bei denen psychische Wirkfaktoren dominieren oder eine psychische [[Komorbidität]] besteht. Die AWMF-Leitlinie (2011) besagt, psychotherapeutische Verfahren sind zur Therapie des RDS effektiv und sollten in ein Therapiekonzept integriert werden. Bei RDS mit ursächlichen psychosomatischen Wirkzusammenhängen sollte Psychotherapie die erste Wahl sein. Auch der Gebrauch von [[Antidepressivum|Antidepressiva]] ist eine Möglichkeit, z.&amp;nbsp;B. [[Amitriptylin]] in niedriger Dosierung. Sie unterdrücken die Schmerzen und wirken sich bei manchen Patienten positiv auf die [[Peristaltik|Darmmotilität]] aus.<br /> <br /> Ist durch einen Wasserstoff- und Methanatemtest nach Verabreichung von Mehrfachzuckern ([[Laktulose]], aber auch [[Laktose]] und [[Fruchtzucker]]) eine [[Dünndarmfehlbesiedlung]] nachgewiesen worden, kann diese auf verschiedene Weisen behandelt werden. Ein Ansatz ist hochdosierte Antibiotikabehandlung mit [[Rifaximin]] (Xifaxan).&lt;ref&gt;In Deutschland, England und Niederlanden zugelassen als Mittel gegen Reisedurchfall.&lt;/ref&gt; Studien zeigen eine positive Wirkung für einen Zeitraum.&lt;ref&gt;Mark Pimentel: ''Rifaximin Therapy for Patients with Irritable Bowel Syndrome without Constipation.'' In: ''[[New England Journal of Medicine]]'' 2011;364, S. 22–32.&lt;/ref&gt; Allerdings kommen die Symptome meistens wieder, weil die Antibiotika zwar die Ursache der Symptome, nicht aber die Ursache für die Dünndarmfehlbesiedlung selbst beseitigen, so dass diese nach einiger Zeit wieder auftaucht. Die Zeit bis zum erneuten Ausbruch der Symptome kann mit Gabe von Tegaserod deutlich hinausgezögert werden.&lt;ref&gt;Mark Pimentel: ''Low-Dose Nocturnal Tegaserod or Erythromycin Delays Symptom Recurrence After Treatment of Irritable Bowel Syndrome Based on Presumed Bacterial Overgrowth''. ''Gastroenterol Hepatol.'' (N Y). 2009 June; 5(6), S. 435–442.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Wenn das Rifaximin wegen Bakterienresistenzen nicht anschlägt, schlagen Ärzte am [[Cedars Sinai Medical Center]] eine Diät mit ausschließlich [[Vivonex]] vor, einer künstlichen Ernährung aus kurzkettigen Nährstoffen. Weil die Nährstoffe sehr schnell im Dünndarm absorbiert werden, haben die Bakterien keine Zeit, diese zu verstoffwechseln, und werden regelrecht „ausgehungert“.&lt;ref&gt;Mark Pimentel: ''A New IBS Solution: Bacteria – The Missing Link in Treating Irritable Bowel Syndrome''. Health Point Press, 2005.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Sind die Bakterien im [[Dünndarm]] für die Symptome verantwortlich, so können mehrere Maßnahmen Linderung verschaffen. Diät, die auf [[Oligosaccharide]] (Zucker, Früchte, Weizenmehl, Alkohol) und viele [[Polysaccharide]] (Ballaststoffe) verzichtet, vermindert die Symptome bedeutend. Allerdings muss diese ärztlich begleitet werden, weil sie die Patienten einer großen Gefahr von Fehlernährung aussetzt. Weil der [[Darm]] den Transit von Essen nur dann durchführt, wenn sich kein Essen im Magen befindet, sollten die Mahlzeiten (drei am Tag) mit genügend Abstand eingenommen werden, und alle Knabbereien zwischendurch wirken kontraproduktiv. Des Weiteren wirken sich regelmäßiger Sport und ein gesunder geregelter Schlafrhythmus positiv auf die Steuerung der Darmbewegung aus.<br /> <br /> Nach einer Studie von 2009 lag bei etwa 6 Prozent der Reizdarmpatienten eine [[exokrine Pankreasinsuffizienz]] vor. Bei Patienten mit erniedrigten Elastase-Werten kann sich die Stuhlfrequenz sowie -konsistenz verbessern durch eine Enzym-Therapie ([[Pankreatin]], [[Pilzenzym]]e).&lt;ref&gt;John S. Leeds et al.: ''Some Patients With Irritable Bowel Syndrome May Have Exocrine Pancreatic Insufficiency.'' In: ''Clinical Gastroenterology and Hepatology'', Volume 8, Issue 5, S. 433–438, [[doi:10.1016/j.cgh.2009.09.032]].&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;PMID29374614&quot;&gt;R. R. Vanga, A. Tansel, S. Sidiq, H. B. El-Serag, M. O. Othman: ''Diagnostic Performance of Measurement of Fecal Elastase-1 in Detection of Exocrine Pancreatic Insufficiency: Systematic Review and Meta-analysis.'' In: ''Clinical Gastroenterology and Hepatology.'' Band 16, Nummer 8, August 2018, S.&amp;nbsp;1220–1228.e4, [[doi:10.1016/j.cgh.2018.01.027]], PMID 29374614, {{PMC|6402774}} (Review).&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;PMID31171887&quot;&gt;P. Layer, N. Kashirskaya, N. Gubergrits: ''Contribution of pancreatic enzyme replacement therapy to survival and quality of life in patients with pancreatic exocrine insufficiency.'' In: ''World Journal of Gastroenterology.'' Band 25, Nummer 20, Mai 2019, S.&amp;nbsp;2430–2441, [[doi:10.3748/wjg.v25.i20.2430]], PMID 31171887, {{PMC|6543241}} (Review).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Epidemiologie ==<br /> Die [[Punktprävalenz]] (Krankheitshäufigkeit) in westlichen Ländern beträgt ca. zehn bis zwanzig Prozent bei einer wesentlich höheren [[Lebenszeitprävalenz]]. Die [[Prävalenz]] in [[Indien]], [[Japan]] und der [[Volksrepublik China]] ist ähnlich. In [[Thailand]] und dem ländlichen [[Südafrika]] ist das Reizdarmsyndrom weniger häufig. In westlichen Ländern (aber z.&amp;nbsp;B. nicht in Indien oder [[Sri Lanka]]) haben Frauen ein höheres Risiko, am Reizdarmsyndrom zu erkranken, als Männer.<br /> <br /> Die meisten Personen mit Reizdarmsyndrom suchen keine medizinische Hilfe auf. Es lässt sich bisher nicht vorhersagen, welche der Erkrankten Hilfe aufsuchen werden.<br /> <br /> == Prognose ==<br /> Das Reizdarmsyndrom ist weder mit der Entwicklung ernsthafter Darmerkrankungen noch mit einer eingeschränkten Lebenserwartung verbunden. Dennoch kann die Lebensqualität im Einzelfall stark eingeschränkt sein, u.&amp;nbsp;a. durch ständige Schmerzen, unangenehme Stuhlgewohnheiten, Krankschreibungen und durch die Entwicklung [[Soziale Phobie|sozialer Phobien]].<br /> <br /> Bei Reizdarm-Patienten treten psychische Erkrankungen, eine [[überaktive Blase]] (&quot;Reizblase&quot;) und das [[Fibromyalgie]]syndrom gehäuft auf. Die genauen Ursachen hierzu sind bisher unklar.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Tatenda A Mudyanadzo, Chandanbindya Hauzaree, Oksana Yerokhina, Nalini Narayanan Architha, Hasan M Ashqar |Titel=Irritable Bowel Syndrome and Depression: A Shared Pathogenesis |Sammelwerk=Cureus |Band=10 |Nummer=8 |ISSN=2168-8184 |DOI=10.7759/cureus.3178 |PMID=30357038 |PMC=6197537}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Mihaela Fadgyas-Stanculete, Ana-Maria Buga, Aurel Popa-Wagner, Dan L Dumitrascu |Titel=The relationship between irritable bowel syndrome and psychiatric disorders: from molecular changes to clinical manifestations |Sammelwerk=Journal of Molecular Psychiatry |Band=2 |Nummer=1 |Datum=2014-06-27 |ISSN=2049-9256 |DOI=10.1186/2049-9256-2-4 |PMID=25408914 |PMC=4223878}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Seiji Matsumoto, Kazumi Hashizume, Naoki Wada, Jyunichi Hori, Gaku Tamaki |Titel=Relationship between overactive bladder and irritable bowel syndrome: a large-scale internet survey in Japan using the overactive bladder symptom score and Rome III criteria |Sammelwerk=Bju International |Band=111 |Nummer=4 |Datum=2013-04 |ISSN=1464-4096 |Seiten=647–652 |DOI=10.1111/j.1464-410X.2012.11591.x |PMID=23106867 |PMC=3654175}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Mediale Darstellung ==<br /> Eine von Wissenschaftsjournalisten zusammen mit der [[Bertelsmann Stiftung]] publizierte Analyse kam 2019 zu dem Ergebnis, dass im Internet das RDS häufig falsch dargestellt wird. So würden auf vielen Websites unrealistische Heilsversprechen gegeben sowie unwissenschaftliche und unbelegte Aussagen getroffen, verbunden mit Werbung für Produkte wie Nahrungsergänzungsmittel und Ernährungsberatung oder Diätempfehlungen, deren Wirksamkeit umstritten oder widerlegt sei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/VV_Analyse_Gefaehrliche_Gesundheitsinfos_final.pdf |titel=Schlechte und gefährliche Gesundheitsinformationen |abruf=2021-05-30 |autor=Nicola Kuhrt, Hinnerk Feldwisch-Drentrup |werk=bertelsmann-stiftung.de |format=PDF; 0,7 MB |seiten=39–42}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Somatoforme Störung]]<br /> * Blähungen ([[Flatulenz]])<br /> * [[chronisch-entzündliche Darmerkrankungen]]<br /> ** [[Colitis ulcerosa]]<br /> ** [[Morbus Crohn]]<br /> * [[Dünndarmfehlbesiedlung]]<br /> * [[Durchfall]] (Diarrhoe)<br /> * [[Dyschezie]] rektale Verstopfung<br /> * [[Familiäre adenomatöse Polyposis]] (FAP)<br /> * [[Nahrungsmittel-Intoleranz]]en<br /> ** [[Hereditäre Fruktoseintoleranz]]<br /> ** [[Laktoseintoleranz]]<br /> ** [[Nahrungsmittel-Intoleranz]]<br /> * Verstopfung ([[Obstipation]])<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * W. G. Thompson, G. L. Longstreth, D. A. Drossman u.&amp;nbsp;a.: ''Functional Bowel Disorders.'' In: D. A. Drossman, E. Corazziari, N. J. Talley u.&amp;nbsp;a. (Hrsg.): ''Rome II: The Functional Gastrointestinal Disorders. Diagnosis, Pathophysiology and Treatment. A Multinational Consensus''. Allen Press, Lawrence KS 2000.<br /> * I. B. Jeffery, P. W. O’Toole u.&amp;nbsp;a.: ''An irritable bowel syndrome subtype defined by species-specific alterations in faecal microbiota.'' In: ''Gut.'' Dezember 2011, {{ISSN|1468-3288}}. [[doi:10.1136/gutjnl-2011-301501]]. PMID 22180058.<br /> * Brian E. Lacy, Fermín Mearin, Lin Chang, William D. Chey, Anthony J. Lembo, Magnus Simren, and Robin Spiller: ''Bowel Disorders.'' In: ''Gastroenterology'', Vol. 150, No. 6: „Functional Gastrointestinal Disorders: Disorders of Gut-Brain Interaction“, Mai 2016, S.&amp;nbsp;1393–1407.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.gesundheitsinformation.de/was-hilft-bei-reizdarm-und-was-nicht.html Reizdarmsyndrom: Was hilft bei Reizdarm – und was nicht?] – [[Patienteninformation]] des [[Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen|IQWiG]]<br /> * S3-Leitlinie der [[Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten|Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten]] (DGVS) [http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-016.html Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie]<br /> * {{Literatur |Autor=Andresen, V. et al. |Titel=Reizdarmsyndrom – die wichtigsten Empfehlungen |Sammelwerk=Dtsch Arztebl Int |Nummer=108(44) |Datum=2011 |Seiten=751–760 |Online=[http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&amp;id=111708 Übersichtsarbeit]}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Gesundheitshinweis}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4122328-7}}<br /> <br /> [[Kategorie:Krankheitsbild in der Gastroenterologie]]<br /> [[Kategorie:Dickdarm]]</div> 212.139.195.234