https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=205.211.221.52 Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-05-18T06:47:27Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.45.0-wmf.1 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=AT1-Antagonist&diff=57632425 AT1-Antagonist 2009-03-09T03:05:25Z <p>205.211.221.52: </p> <hr /> <div>'''AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten''' (Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten, AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Rezeptorantagonisten, Angiotensin-Rezeptorblocker, „'''Sartane'''“) sind [[Arzneistoff]]e, die als spezifische Hemmstoffe am Subtyp 1 des [[Angiotensin II]]-Rezeptors wirken. AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten werden zur Behandlung von [[Bluthochdruck]] eingesetzt. Einige besitzen zudem Zulassungen für die chronische [[Herzinsuffizienz]] (Valsartan, Candesartan, Losartan), den Zustand nach [[Herzinfarkt]] (Valsartan) und die [[diabetische Nephropathie]] (im Rahmen der Hypertoniebehandlung - Losartan, Irbesartan). Die Substanzgruppe ist eine Weiterentwicklung der [[ACE-Hemmer]] und seit 1996 am Markt. Gegenüber den ACE-Hemmern bietet sie im Wesentlichen den Vorteil, dass die häufigste Nebenwirkung der ACE-Hemmer (trockener Reizhusten) nicht auftritt. Weitere organprotektive Vorteile sind Gegenstand zahlreicher aktueller Studien. Wegen des höheren Preises werden AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten eher dann verschrieben, wenn ein ACE-Hemmer angezeigt wäre, dieser aber nicht vertragen wird.<br /> <br /> [[Bild:Losartan structure.png|thumb|Strukturformel von Losartan]]<br /> <br /> == Chemische Grundlagen ==<br /> Die einzelnen Wirkstoffe sind chemisch relativ eng miteinander verwandt. Es handelt sich jeweils um Weiterentwicklungen der ''Muttersubstanz'' Losartan. Losartan war der erste nicht-peptidische AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonist. Alle AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten zeigen eine &gt;10.000fache Selektivität für den AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Rezeptor im Vergleich zum AT&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Rezeptor. Mit Ausnahme von Valsartan haben die AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten entweder ein [[Imidazol]] oder [[Benzimidazol]] Grundgerüst. Außerdem besitzen bis auf Eprosartan alle AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten ein Biphenylsystem. An dieses Biphenylsystem ist entweder noch eine [[Carboxylgruppe]] gebunden oder ein Tetrazolring, welcher als sog. [[Bioisoster]] sehr ähnliche chemische Eigenschaften wie eine Carbonsäure hat, aber verglichen mit der Carboxylfunktion aufgrund geringerer Polarität zu besserer oraler [[Bioverfügbarkeit]] führt.<br /> <br /> == Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik) ==<br /> Wie bereits beschrieben, wirken die Arzneistoffe als spezifische Hemmstoffe (Antagonisten) am Subtyp 1 des Angiotensin-II-Rezeptors. [[Angiotensin II]] ist ein körpereigenes Hormon, das durch Katalyse des [[Angiotensin Converting Enzyme]] (ACE) aus [[Angiotensin I]] entsteht. Chemisch gesehen ist Angiotensin I ein Peptid, das durch [[Renin]] von dem Vorläuferprotein [[Angiotensinogen]] abgespalten wird.<br /> <br /> Die Wirkung von Angiotensin II wird über zwei verschiedene Rezeptor-Subtypen vermittelt (AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt; und AT&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;). Die hauptsächliche blutdrucksteigernde Wirkung entsteht nach Bindung des Angiotensin II an die AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Rezeptoren. Dadurch bewirken Zellen der glatten Gefäßmuskulatur in den Arteriolen ein direktes Zusammenziehen der Gefäßmuskeln und damit eine Gefäßverengung. Der periphere Gefäßwiderstand erhöht sich und der Blutdruck steigt. In den Nieren kommt es daraufhin auch zu einer verminderten Durchblutung. Die Erhöhung des Blutdrucks wird zusätzlich gefördert durch eine AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Rezeptor-vermittelte verstärkte Rückresorption von Natriumionen im proximalen Tubulus der Nephronen in den Nieren. Diese Rückresorption wird nochmals verstärkt durch die Erhöhung der Aldosteronsynthese in der Nebennierenrinde. Der verringerte Verlust von Natriumionen führt schließlich dazu, dass auch weniger Wasser über die Niere ausgeschieden wird, das Blutvolumen damit vergrößert wird und der Blutdruck steigt.<br /> <br /> Die AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten haben gegenüber den ACE-Hemmern, die auch die Blutdruck erhöhende Wirkung des Angiotensin II verhindern, einen Vorteil, weil sie deutlich seltener einen trockenen Husten als Nebenwirkung verursachen. Der Grund liegt darin, dass das [[Angiotensin Converting Enzyme]] auch den Abbau von entzündungsfördernden Bradykininen katalysiert. Auch ein [[Angioödem]], das als seltene Nebenwirkung von ACE-Hemmern auftreten kann, kommt unter einer Therapie mit einem AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten deutlich seltener vor. Trotzdem sollten Patienten die das potenziell lebensbedrohliche Angioödem unter ACE-Hemmern als Nebenwirkung erlitten haben, nicht mit AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten behandelt werden.<br /> <br /> AT&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Rezeptoren werden als Gegenspieler des weitaus häufiger anzutreffenden AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Subtyps gesehen. Ihnen werden positive Eigenschaften in der Gefäßwandfunktion zugeschrieben. Nach Blockade der AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Rezeptoren durch AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Blocker stimuliert das durch einen negativen Feedback erhöhte Angiotensin II verstärkt die AT&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Rezeptoren und könnte so für über die Blutdrucksenkung hinausgehenden organprotektiven Eigenschaften der AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Blocker verantwortlich sein.<br /> <br /> == Aufnahme und Verteilung im Körper (Pharmakokinetik) ==<br /> Die Substanzen werden nach der Aufnahme rasch im Dünndarm aufgenommen (resorbiert). Losartan wird zu einem großen Teil bereits bei der ersten Leberpassage zum pharmakologisch aktiven Metaboliten umgewandelt. Die Ausscheidung erfolgt entweder direkt über die Gallenwege in den Darm, einige Wirkstoffe werden zuvor in der Leber verstoffwechselt. Sämtlichen AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten werden nur zu einem geringen Teil über die Niere ausgeschieden. Dies erklärt die weitgehende Unabhängigkeit der Dosierung von einer möglichen Niereninsuffizienz.<br /> <br /> == Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen) ==<br /> Insgesamt sind AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten gut verträglich und haben wenig Nebenwirkungen - dies ist einer ihrer größten Vorteile.<br /> <br /> Häufige Nebenwirkungen der AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten sind:<br /> *Kopfschmerzen<br /> *Schwindel<br /> *Müdigkeit<br /> <br /> Selten tritt das <br /> *[[Angioödem]] (Quincke-Ödem) <br /> auf, das besonders beim Anschwellen von Zungengrund, Mundboden oder Kehlkopf zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann.<br /> <br /> == Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ==<br /> Aufgrund der Neuheit der Wirkstoffe sind mit Sicherheit noch nicht alle möglichen Wechselwirkungen bekannt. Generell kann die Wirkung von Medikamenten beeinflusst werden, die auch in der Leber verstoffwechselt werden (trifft nicht für alle AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten zu).<br /> <br /> Die Wirkung anderer blutdrucksenkender Medikamente kann verstärkt werden.<br /> <br /> Durch gleichzeitige Einnahme von Indometacin oder ASS kann die Wirkung von AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten abgeschwächt werden.<br /> <br /> == Gegenanzeigen (Kontraindikationen) ==<br /> *schweres [[chronisches Nierenversagen]] (Niereninsuffizienz)<br /> *Schwangerschaft und Stillzeit<br /> *beidseitige [[Nierenarterienstenose]] (Verengung der Nierenschlagader)<br /> *[[Hyperkaliämie]] (Erhöhung des Kaliums im Blut)<br /> *schwere Leberfunktionsstörungen, Gallenstau [[Cholestase]]<br /> *primärer Hyperaldosteronismus ([[Conn-Syndrom]])<br /> *vorausgehendes Angioödem ([[Quincke-Ödem]]) unter der Einnahme von [[ACE-Hemmer]]n.<br /> <br /> == Bedeutung, Vor- und Nachteile der AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Antagonisten ==<br /> Das wesentliche Anwendungsgebiet dieser Wirkstoffgruppe ist der [[Bluthochdruck]] (alle), die chronische [[Herzinsuffizienz]] (nur [[Valsartan]], [[Candesartan]] und [[Losartan]]) und der Zustand nach [[Herzinfarkt]] (nur Valsartan) oder einer Kombination aus diesen Erkrankungen und zusätzlichen Risikofaktoren wie [[Diabetes mellitus]].<br /> <br /> Ein immer noch bedeutender Nachteil gegenüber anderen Substanzgruppen zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz ist der hohe Preis aller Vertreter dieser Medikamentengruppe. Von Vorteil ist die bessere Verträglichkeit und die daraus resultierende höhere Einnahmetreue (=Compliance) der Tabletten. In mehreren Bereichen (z.&amp;nbsp;B. Herzinsuffizienz oder Diabetes mellitus mit Niereninsuffizienz) kann die Kombination aus einem AT&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Blocker und ACE-Hemmer zusätzliche Vorteile bringen.<br /> In mehreren prospektiven, randomisierten Studien konnte allerdings keine Überlegenheit der AT-II&lt;sub&gt;1&lt;/sub&gt;-Rezeptorantagonisten gegenüber den herkömmlichen ACE-Hemmern bewiesen werden. Bei [[Olmesartan]] konnte jedoch eine [[Adiponektin]] -vergleichbare Wirkung nachgewiesen werden.<br /> <br /> == Alle in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassenen Einzelsubstanzen ==<br /> (A=Österreich, CH=Schweiz, D=Deutschland)<br /> * [[Losartan]] (Lorzaar&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Merck (USA)|MSD]]) - A, CH, D<br /> * [[Valsartan]] (Diovan&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Novartis]], Provas&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Schwarz Pharma]], Cordinate® von [[AWD.pharma]]) - A, CH, D<br /> * [[Candesartancilexetil]] (Prodrug für Candesartan) (Atacand&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[AstraZeneca]], Blopress&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Takeda Pharmaceutical Company|Takeda]]) - A, CH, D<br /> * [[Irbesartan]] (Aprovel&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Sanofi-Aventis]], Karvea&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Bristol-Myers Squibb]]) - CH, D<br /> * [[Telmisartan]] (Micardis&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Boehringer Ingelheim]], Kinzalmono&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Bayer HealthCare|Bayer]]) - A, CH, D<br /> * [[Eprosartan]] (Teveten&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Solvay]], Emestar&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Trommsdorf GmbH &amp; Co.|Trommsdorff]]) - CH, D, A<br /> * [[Olmesartan]] (Olmetec&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Daiichi Sankyo]], Votum&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Berlin-Chemie]]) - CH, D, Mencord&lt;sup&gt;®&lt;/sup&gt; von [[Menarini]] - A<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Deutsche Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes e. V. (Hrsg.): ''Prävention, Erkennung, Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie''. AWMF-Leitlinie 11/2003 (046/001) (http://leitlinien.net/)<br /> * Rote Liste Service GmbH (Hrsg.): ''Rote Liste Buch 2005''. 1. Auflage. Editio Cantor Verlag, Aulendorf 2005, ISBN 3-87193-306-6<br /> * Bas M, Adams V, Suvorava T, Niehues T, Hoffmann TK, Kojda G: Nonallergic Angioedema: Role of Bradykinin. Allergy 2007; 62: 842-856, deutsch: http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/apothekenmagazin/Serie%20Fallberichte/2005-10.pdf<br /> * Campbell DJ, Krum H, Esler MD: Losartan Increases Bradykinin Levels in Hypertensive Humans. Circulation 2005; 111: 315-320<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> *http://www.medizin.uni-greifswald.de/pharmako/publikationen/altmannsberger_2001_AT1-Rezeptorantagonist.pdf<br /> *http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/apothekenmagazin/Serie%20Fallberichte/2005-10.pdf<br /> *Angioödem (mit Abbildung): http://www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2002/2002-06/2002-06-235.PDF<br /> <br /> {{Gesundheitshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:AT1-Antagonist]]<br /> [[Kategorie:Arzneistoff|At1-Antagonist]]<br /> [[Kategorie:Antihypertensivum|At1-Antagonist]]<br /> <br /> [[en:Angiotensin II receptor antagonist]]<br /> [[es:Antagonista de los receptores de angiotensina II]]<br /> [[fr:Antagoniste des récepteurs de l'angiotensine II]]<br /> [[ja:アンジオテンシンII受容体拮抗薬]]<br /> [[nl:Angiotensine receptorblokker]]<br /> [[pl:Antagoniści receptora angiotensyny II]]<br /> [[pt:Antagonista do receptor da angiotensina]]<br /> [[th:แองกิโอเทนซินรีเซพเตอร์บล๊อคเกอร์]]<br /> [[zh:血管紧张素II受体拮抗剂]]</div> 205.211.221.52