https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=195.169.201.86Wikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-05-02T12:44:37ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.44.0-wmf.27https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hotzenwald&diff=73021318Hotzenwald2010-04-11T18:36:48Z<p>195.169.201.86: /* Vegetation */</p>
<hr />
<div>{| border="0" cellpadding="2" cellspacing="1" style="float:right; empty-cells:show; width:250px; margin-left:1em; margin-bottom:0,5em; background:#EBE085;"<br />
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!colspan="2" align="center" | '''Bild'''<br />
|-bgcolor="#FFFFFF"<br />
|colspan="2" style="text-align:center; font-size:smaller" | [[Bild:Faehnlich_Hauenstein.jpg|thumb|250px|center|Fähnrich der Grafschaft Hauenstein]]<br />
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|-<br />
!colspan="2" align=center bgcolor="#EBE085" | '''Geografische Lage'''<br />
|-bgcolor="#FFFFFF"<br />
|colspan="2" style="text-align:center; font-size:smaller" | [[Datei:Hotzenwald_Region.gif|250px|center|Region Hotzenwald - engere und weitere Definition hervorgehoben]]<br />
|-bgcolor="#FFFFFF"<br />
|Land: || [[Baden-Württemberg]]<br />
|-bgcolor="#FFFFFF"<br />
|Landkreise: || [[Landkreis Waldshut|Waldshut]], [[Landkreis Lörrach|Lörrach]]<br />
|-bgcolor="#FFFFFF"<br />
|Region: || '''Hotzenwald'''<br />
|}<br />
<br />
Der '''Hotzenwald''' ist eine Region im [[Südschwarzwald]].<br />
<br />
== Geografische Lage und Topografie ==<br />
[[Datei:Landscape Ibach.jpg|miniatur|left|Hotzenwaldlandschaft bei Ibach]]<br />
Das Gebiet des Hotzenwaldes ist urkundlich nicht genau definiert. Der Hotzenwald im engeren Sinn ist das südlichste Gebiet des Südschwarzwaldes, das nach Westen in etwa durch die [[Wehra]], im Norden in etwa durch den Oberlauf der [[Alb (Südschwarzwald)|Alb]] bei [[St. Blasien]], im Osten durch den Bergrücken zwischen Alb und [[Schlücht]] und im Süden durch den [[Hochrhein]] begrenzt wird. Diese Eingrenzung des Hotzenwaldes deckt sich in etwa mit dem Gebiet der ehemaligen [[Grafschaft Hauenstein]].<br />
<br />
Im weiteren Sinn werden Gebiete dem Hotzenwald zugerechnet, die mit dem historisch im Südschwarzwald bedeutenden <br />
[[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|Kloster St. Blasien]] oder der ''Grafschaft Hauenstein'' in Verbindung standen. Hierzu gehört beispielsweise die Gemarkung von [[Gersbach (Südschwarzwald)]], welche im Jahr 1166 durch die Schenkung einer Kirche an das Kloster St. Blasien erstmals schriftlich erwähnt wurde, und direkt nordwestlich der Wehra liegt. Weiter sind dies im Nord-Westen die Gebiete bis zum Mittel- und Oberlauf der [[Wiese (Fluss)|Wiese]] und im Osten bis zum Bergrücken zwischen Schlücht und [[Steina (Wutach)|Steina]]. <br />
<br />
Die Region erstreckt sich nach beiden Definitionen überwiegend über mittlere und hohe Lagen des Südschwarzwaldes. Sie steigt vom Niveau des Hochrheins (etwa {{Höhe|300|DE-NN|link=true}}) zügig an und erreicht auf dem größten Teil der Fläche eine Höhe von 500 bis über 1000&nbsp;m&nbsp;ü.&nbsp;NN. Die Region fällt von den Erhebungen des Südschwarzwaldes im Norden zum Hochrhein im Süden hin ab und ist gekennzeichnet durch sonnige Hochebenen und [[Hochtal|Hochtäler]].<br />
<br />
Die Flüsse im Hotzenwald bilden im Oberlauf in der Regel ein Hochtal und schneiden in ihrem weiteren Verlauf tief in das Grundgebirge des Schwarzwaldes ein. Sie folgen dem Gefälle des Südschwarzwaldes in Nord-Süd-Richtung und münden schließlich als rechte Nebenflüsse in den Rhein. Flüsse in der Region Hotzenwald sind von Westen nach Osten Wiese, Wehra, [[Murg (Südschwarzwald)|Murg]], Alb und Schlücht. Die Gemeinden im Kern der Region sind [[Rickenbach (Hotzenwald)|Rickenbach]], [[Herrischried]], [[Dachsberg (Südschwarzwald)|Dachsberg]] und [[Görwihl]].<br />
<br />
== Geologie ==<br />
=== Grundgebirge ===<br />
Die ältesten im Hotzenwald vorkommenden Steine sind [[Gneis]]e und [[Migmatit]]e, die im [[Paläozoikum]] entstanden. Der größte Teil des Hotzenwaldes ist das [[Granit]]land zwischen [[Bernau im Schwarzwald|Bernau]] und [[Bad Säckingen]]. Die hier vorkommenden Granitgesteine sind Untersuchungen zufolge 325 bis 335&nbsp;Millionen&nbsp;Jahre alt .<ref name="Körner Geologie">vgl. Helge Körner: ''Der Hotzenwald'', a.a.O., Seite 29ff.</ref> Weitere Bodenbestandteile sind [[Granitporhpyr]] und [[Lamprophyr]]. <br />
<br />
=== Deckgebirge ===<br />
Im östlichen und südöstlichen Hotzenwald überlagert das Deckgebirge das Grundgebirge. Die im Durchschnitt 15&nbsp;Meter mächtige, direkt auf dem Grundgebirge aufliegende [[Buntsandstein]]schicht ist laut Untersuchungen im Raum [[Waldshut]]/[[Dogern]] aufgegliedert in drei Teile: Oben befinden sich 8 Meter [[Röt-Formation|Röttonsteine]], darunter etwa 5&nbsp;Meter mit [[Karneol]] gemischter [[Sandstein]] (Karneolhorizont) und ganz unten über dem Grundgebirge eine zirka 2,5&nbsp;Meter dicke Schicht groben [[Mühlsandstein]]s.<ref name="Körner Geologie" />.<br />
<br />
=== Gletscher ===<br />
Während der [[Würmeiszeit]] bedeckte der Albtal[[gletscher]] den Hotzenwald von Norden her bis kurz vor Görwihl. Die Ausbreitungsgrenzen des Schwarzwaldgletschers der [[Rißeiszeit]] sind heute nicht mehr genau bekannt, es ist aber davon auszugehen, dass er ebenfalls von Norden her bis vor [[Hottingen (Rickenbach)|Hottingen]] reichte. Die Funde aus der Rißeiszeit stammender [[Alpen|alpiner]] Kiese lassen vermuten, dass die von den Alpen kommenden Gletscher bis nördlich von Waldshut-Tiengen reichten. Ein Zusammenstoß des Schwarzwaldgletschers und der alpinen Gletscher hat aber höchstwahrscheinlich nicht stattgefunden<ref name="Körner Geologie" />.<br />
<br />
== Vegetation ==<br />
[[Datei:ScheuchzeriaPalustris.jpg|miniatur|upright|Blumenbinse (''Scheuchzeria palustris'')]]<br />
Nach der Eiszeit herrschte in der Hotzenwaldregion [[Tundra|Tundrenklima]]. [[Buchen]] als vorherrschende Pflanzenart können für bis zu 600&nbsp;v.&nbsp;Chr. nachgewiesen werden. Ebenso dienen Getreidepollen, die ebenfalls diesem Zeitraum zugeordnet werden können, als Beweis für eine erste Besiedlung des Hotzenwalds. Um 1000&nbsp;n.&nbsp;Chr. löste die [[Fichten|Fichte]] die Buche in ihrer vorherrschenden Rolle ab.<br />
<br />
[[Datei:EricaTetralix.jpg|miniatur|upright|left|Glockenheide (''Erica tetralix'')]]<br />
Die Hoch- und Übergangs[[moor]]e vor allem im [[Ibach (Schwarzwald)|Ibach]]/[[Dachsberg (Südschwarzwald)|Dachsberger]] Bereich besitzen als Überbleibsel der Eiszeit ein reiches Vorkommen ansonsten im Schwarzwald begrenzt vorkommender Pflanzen wie [[Rosmarinheide]], [[Schlamm-Segge|Schlamm-]] und [[Wenigblütige Segge]], [[Blumenbinsen]], [[Alpen-Rasenbinse]], [[Weißes Schnabelried]] oder [[Alpenlattich]]. Der europäische [[Siebenstern]] hat im Hotzenwald ein verstärktes Vorkommen, die [[Glockenheide]] ihr einziges natürliches Vorkommen im gesamten süddeutschen Raum.<ref name="Körner Landschaftskunde">vgl. Helge Körner: ''Der Hotzenwald'', a.a.O., Seite 1ff.</ref> Vor allem in der ersten Hälfte des 20.&nbsp;Jahrhunderts wurde durch forstliche Versuche zur Entwässerung die Anzahl der Moore drastisch gesenkt. Infolgedessen wurden einige Moore im Hotzenwald zu [[Naturschutzgebiet]]en erklärt, im Jahr 1998 waren es 10&nbsp;Stück. Ebenfalls wird versucht, ehemalige Moore wieder zu regenerieren.<br />
<br />
Die Wälder im Ibach/Dachsberger Bereich sowie der Oberwald bestehen hauptsächlich aus [[Tannen]], Buchen und Fichten. In den abflussarmen Wannen werden diese unterbrochen durch Moore oder Fichtenwälder. In der zweiten Hälfte des 20.&nbsp;Jahrhunderts wandelten sich einige Hochweiden in Fichtenwälder. Ebenfalls in dieser Zeit wurde mit der Aufforstung der steilen Talschlüsse, Hänge und ungenutzter Talwiesen begonnen. Dahingegen wurde der Vorwald-Terrassenhang überwiegend abgerodet. <br />
<br />
Auf den Hochweiden besitzt der [[Flügelginster]] eine vorherrschende Rolle.<br />
<br />
== Klima ==<br />
Der Hotzenwald gehört zu den niederschlagreichsten Gebieten des Schwarzwaldes. Nördlich des Todtmooser Bereichs schlug es in den Jahren 1891 bis 1930 im Durchschnitt jährlich rund 2000&nbsp;mm nieder, in den Höhenlagen des Herrischrieder Bereichs immerhin noch 1800&nbsp;mm. In der Rickenbacher Region schlug es im Durchschnitt nur noch 1300&nbsp;mm nieder. Im unterhalb des Hotzenwalds liegenden St. Blasien regnete es etwa 1400&nbsp;mm im Jahr. Das Ibacher Gebiet rangiert auch obenauf bei der Anzahl der Tage mit mehr als 10&nbsp;mm Niederschlag, im Durchschnitt sind es 70&nbsp;Tage im Jahr. <ref name="Körner Landschaftskunde" /><br />
<br />
Die Lufttemperatur der Gebiete bei 1000–1100&nbsp;m.&nbsp;ü.&nbsp;NN liegt im Jahresdurchschnitt bei 5–5,5&nbsp;°C. Auch in den Talmulden in etwa 700&nbsp;m.&nbsp;ü.&nbsp;NN Höhe beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur nur rund 6,0&nbsp;°C. Erst die Vorwaldterrassenhänge auf etwa 500&nbsp;m Höhe erreichen im Jahresschnitt 8,0&nbsp;°C, die auf 350&nbsp;m sogar 8,9&nbsp;°C.<br />
<br />
Die durchschnittliche Anzahl der Tage mit [[Schnee]]decke liegt im Ibach/Dachsberger Bereich zwischen 120 und 140, im Hohen Hotzenwald sind es noch 100&nbsp;Tage. Die größten Schneehöhen schwanken zwischen 80&nbsp;und&nbsp;100&nbsp;Zentimetern.<br />
<br />
Die häufigen [[Nebel]] im [[Hochrhein]]tal (an 40&nbsp;bis&nbsp;95&nbsp;Tagen im Jahr) steigen selten über 700&nbsp;m hinaus. Erst über 1000&nbsp;m steigen die Nebeltage wieder stark auf 90&nbsp;bis&nbsp;160 jährlich. <ref name="Körner Landschaftskunde" /><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Dom St. Blasien frontal view.jpg|miniatur|Dom und ehemalige Klosterkirche in St. Blasien]]<br />
Der heutige Hotzenwald (in etwa die damalige ''[[Grafschaft Hauenstein]]'') war vor 1806 wie auch die vier [[Waldstädte]] am Hochrhein und das [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|Kloster St. Blasien]] Teil [[Vorderösterreich]]s und somit Hoheitsgebiet des [[Habsburg|Hauses Habsburg]]. <br />
Insbesondere die weitgehende, frühe und demokratische Selbstverwaltung der ''Grafschaft Hauenstein'', sowie die [[Salpetererunruhen]] oder ''Salpetererkriege'' werden heute mit dem Hotzenwald assoziiert. Diese Ereignisse bezeichnete Scheffel einst als „fossil gewordener [[Bauernkrieg]]“ <ref>''Scheffels Werke'', Bd. 4 Leipzig 1917, S. 261</ref>.<br />
<br />
In der Zeit als sich die Bezeichnung ''Hotzenwald'' im Sprachgebrauch etablierte, verlor die Region, im Wesentlichen als Folge der [[Rheintalbahn]]linie, den Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung. Die Bergwerke im Hotzenwald sowie die Eisenhütten und -schmieden am Hochrhein wurden unrentabel. Die Holzwirtschaft und Köhlerei im Hotzenwald verlor ihren Absatzmarkt.<br />
Die Region entwickelte sich zu einem ''Armenhaus'' in Süddeutschland, bis nach dem Zweiten Weltkrieg das Land [[Baden-Württemberg]] ein ''Hotzenwaldprogramm'' auflegte, das die Ansiedlung von Gewerbebetrieben und die touristische Entwicklung förderte.<br />
<br />
== Begriff ==<br />
[[Datei:Scheffel.jpg|miniatur|left|Joseph Victor von Scheffel]]<br />
Die Bezeichnung ''Hotzenwald'' tritt erstmals im 19.&nbsp;Jahrhundert auf und ist somit eine relativ junge Wortschöpfung. Der ''Hozzenwald'' wird 1864 in der 4. Auflage des Romans ''Der Trompeter von Säckingen'' von [[Joseph Victor von Scheffel]] erwähnt. Als ''Hotzenland'' wird die Region zwischen [[Wehra]] und [[Alb (Südschwarzwald)|Alb]] in ''ANDREEs Handatlas'' 1881 bezeichnet. Der Begriff ''Hotzenwald'' in der heutigen Schreibweise ist erstmals in einem Vortrag des Heidelberger Wirtschaftshistorikers [[Eberhard Gothein]] 1887 zu finden. <br />
<br />
Der Name ''[[Hotzen]]'' für die Bewohner dieser Berglandschaft wurde von [[Joseph Victor von Scheffel]] im Jahr [[1853]] benutzt, die bis dahin einfach die ''Wälder'' hießen <ref>''Scheffels Werke'', Bd. 4 Leipzig 1917, S. 52</ref>. Bereits 20&nbsp;Jahre zuvor, also im Jahre 1833, erwähnte jedoch bereits Joseph Merk in einem Aufsatz über die Geschichte der Hauensteinischen Einung im Mittelalter den Begriff ''Hotzen'': „so nannte man die Waldleute spottweise wegen ihrer [[Pluderhose]]n“ <ref>Joseph Merk: ''Geschichte des Ursprunges, der Entwicklung und Einrichtung der Hauensteinischen Einung im Mittelalter'', in: ''Jahrbücher der Geschichte und Staatskunst'', Bd. 2, hrsg. v. Karl Heinrich Ludwig Pölitz, Leipzig 1833, S. 154</ref>. Bereits in dem ersten Werk über die sog. ''Salpeterer-Unruhen'' überhaupt, welches der Pfarrer Joseph Lukas Meyer aus Gurtweil um 1810 geschrieben hatte und erst nach seinem Tod 1821 im Jahre 1834 in Druckform herausgegeben wurde, werden die „Hotzen vom Schwartwalde“ <ref>Joseph Lukas Meyer: ''Geschichte der Salpetrer auf dem süd-östlichen Schwarzwalde'', hrsg. ud mit einer Biographie des Verfassers, so wie mit einem Nachtrage zur Geschichte der Salpetrer versehen v. Heinrich Schreiber, Freiburg/Brsg 1837, S. 29</ref> erwähnt. <br />
<br />
=== Herleitung ===<br />
Die Bezeichnung ''Hotzenwald'' ist möglicherweise aus älteren verwandten Begriffen entwickelt worden. Die im Mittelalter gebräuchlichen Begriffe [[Hotzen]] sowie [[Hotz]] könnten jeder für sich oder auch zusammen die Wortschöpfung inspiriert haben. <br />
<br />
Das Wort ''Hotzen'' leitet sich möglicherweise auch vom Wort ''Houtz'' ab, welches ein [[Alemannische Dialekte|altalemannischer]] Ausdruck für ''Bauer'' oder ''Wälder'' war. Eine andere Deutung kommt vom [[Mittelhochdeutsch]]en ''hotzen'' – schnellgehen, schaukeln.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Heinrich Hansjakob]]: ''Die Salpeterer, eine politisch-religiöse Sekte auf dem südöstlichen Schwarzwald.'' Verlag Zimmermann, Waldshut 1867.<br />
* [[Otto Gruber]]: ''Deutsche Bauern- und Ackerbürgerhäuser. Eine bautechnische Quellenforschung zur Geschichte des deutschen Hauses.'' Verlag G. Braun, Karlsruhe 1926.<br />
* Günther Haselier: ''Geschichte des Hotzenwalds.'' Schauenburg-Verlag, Lahr 1973.<br />
* Thomas Lehner (Hrsg.): ''Die Salpeterer. "freie, keiner Obrigkeit untertane Leut' auf dem Hotzenwald".'' [[Wagenbach Verlag]], Berlin 1977, 124 S., Ill., Notenbeispiele, ISBN 3-8031-2036-5.<br />
* Emil Müller-Ettikon: ''Die Salpeterer. Geschichte eines Freiheitskampfes auf dem südlichen Schwarzwald.'' Schillinger-Verlag, Freiburg 1979.<br />
* Rudolf Metz: ''Geologische Landeskunde des Hotzenwalds. Mit Exkursionen, besonders in dessen alten Bergbaugebieten.'' Schauenburg-Verlag, Lahr 1980.<br />
* Karl Beck: ''Die Chronik vom Höchenschwander Berg.'' Verlag: Edition Isele, Eggingen, 2. Auflage, 1990, S. 105ff.<br />
* Wolfgang Hug: ''Im Hotzenwald – Kultur- und Naturführer.'' Schillinger Verlag, Freiburg 2001, gebunden, 196 S., ISBN 978-3-89155-266-7.<br />
* Helge Körner (Hrsg.): ''Der Hotzenwald. Beiträge zur Natur und Kultur einer Landschaft im Südschwarzwald.'' Lavori-Verlag Freiburg 2003, ISBN 3-935737-44-0.<br />
* Cornelia Bischoff: ''Wälder, Weiden, Moore. Naturschutz und Landnutzung im Oberen Hotzenwald.'' Verlag Regionalkultur, Heidelberg 2004, ISBN 3-89735-268-0.<br />
<br />
== Film ==<br />
*''Der rätselhafte Hotzenwald.'' Reise-Sendung, Deutschland, 2009, 28 Min., Produktion: [[SWR]], Reihe: Fahr mal hin, Erstsendung: 6. Oktober 2009, [http://www.swr.de/fmh/-/id=100722/nid=100722/did=5304156/3qatig/index.html Inhaltsangabe] vom SWR<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.freiburg-schwarzwald.de/hotzenwald.htm Hotzenwald zwischen Hochrhein und Hochschwarzwald]<br />
* [http://www.hotzenwald-life.de/ Oberer Hotzenwald - eine der besonders geschützten Natur-Regionen Europas] - [[Regierungspräsidium Freiburg]]<br />
<br />
[[Kategorie:Region in Baden-Württemberg]]<br />
[[Kategorie:Region in Europa]]<br />
[[Kategorie:Schwarzwald]]<br />
<br />
[[als:Hotzenwald]]<br />
[[ro:Hotzenwald]]</div>195.169.201.86https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dugong&diff=61421892Dugong2009-06-22T07:28:21Z<p>195.169.201.86: /* Vorkommen */ - Rechtschreibung</p>
<hr />
<div><!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --><br />
{{Taxobox<br />
| Taxon_Name = Dugong<br />
| Taxon_WissName = Dugong dugon<br />
| Taxon_Rang = Art<br />
| Taxon_Autor = ([[Philipp Ludwig Statius Müller|Müller]], 1776)<br />
| Taxon2_WissName = Dugong<br />
| Taxon2_LinkName = nein<br />
| Taxon2_Rang = Gattung<br />
| Taxon3_Name = Gabelschwanzseekühe<br />
| Taxon3_WissName = Dugongidae<br />
| Taxon3_Rang = Familie<br />
| Taxon4_Name = Seekühe<br />
| Taxon4_WissName = Sirenia<br />
| Taxon4_Rang = Ordnung<br />
| Taxon5_WissName = Afrotheria<br />
| Taxon5_Rang = Überordnung<br />
| Taxon6_Name = Höhere Säugetiere<br />
| Taxon6_WissName = Eutheria<br />
| Taxon6_Rang = Unterklasse<br />
| Bild = Dugong Marsa Alam.jpg<br />
| Bildbeschreibung = Dugong an der Sinaiküste<br />
}}<br />
<br />
Der '''Dugong''' (''Dugong dugon''), seltener auch '''Gabelschwanzseekuh''' oder '''Seeschwein''' genannt, ist der einzige heute noch lebende Vertreter der [[Gabelschwanzseekühe]] (Dugongidae), die zusammen mit dem [[Rundschwanzseekühe]]n oder Manatis die Ordnung der [[Seekühe]] (Sirenia) bilden. Die Manatiarten suchen gelegentlich das Süßwasser auf, der Dugong jedoch so selten, dass er als einziges noch heute lebendes, vollkommen meeresbewohnendes, pflanzenfressendes [[Säugetiere|Säugetier]] gilt. Sein heutiges Verbreitungsgebiet umfasst die Küsten des [[Indischer Ozean|Indischen Ozeans]] und Teile des [[Pazifischer Ozean|Westpazifiks]]. Die Bestände vor Australien haben bedeutenden Umfang - die übrigen sind sehr klein.<br />
<br />
== Morphologie ==<br />
Der Dugong wird einen bis vier Meter lang (für gewöhnlich drei Meter) und erreicht ein Gewicht von 230 bis 900 Kilogramm (für gewöhnlich 400 Kilogramm), womit er den [[Amazonas-Manati]] in der Größe übertrifft, doch kleiner als die beiden anderen Manatiarten bleibt. Weibchen sind etwas größer als die Männchen. Die glatte, braune bis braungraue Haut des Dugong weist in Abständen von zwei bis drei Zentimetern kurze Tasthaare auf. Die 35 bis 45 Zentimeter langen Vorderflossen werden von den Jungtieren zur Fortbewegung (Antrieb) genutzt, während [[adult]]e Tiere die sogenannten [[Flipper (Flosse)|Flipper]] fast ausschließlich zum Lenken verwenden und den Antrieb der Schwanzflosse überlassen. Die Flipper werden außerdem beim Grasen zum „Abstützen“ auf dem Grund verwendet, nicht zum Prüfen der Nahrung, wie es Tiere in Gefangenschaft taten. Die Schwanzflosse ist anders als bei den Manatis nicht rund, sondern an der Hinterkante gerade oder [[konkav]], womit der gabelförmige Schwanz eine auffällige Unterscheidung des Dugong zu Manatis ist. Die Schnauze des Dugong ist kurz und breit und durch abwärts gebogene, bewegliche Unterlippen sowie ein schlitzförmiges Maul gekennzeichnet.<br />
<br />
[[Bild:DugongSchaedel.jpg|thumb|Schädel eines männlichen Dugongs]]<br />
Der Dugong unterscheidet sich auch durch den Bau seines [[Schädel]]s von den Manatis: Das [[Praemaxillare]] bildet ein abgeknicktes, auffallendes [[Rostrum]], flankiert von sehr robusten [[Jochbogen|Jochbögen]], die die Ansatzstelle für den Kaumuskel [[Musculus masseter]] ist. Das [[Nasenbein]] fehlt. Das Gebiss des Dugong ist charakteristisch: Bei den Männchen bildet sich ein [[Schneidezahn]] (I²), der im neunten bis zehnten Lebensjahr, also in der Pubertät, hervorspringt und einen Stoßzahn bildet, bei Weibchen jedoch im [[Zahnfach]] bleibt. Die [[Zahnformel]] lautet für ein ausgewachsenes Weibchen [[Schneidezahn|I]] 0/0 [[Eckzahn|C]] 0/0 [[Prämolar|P]] 0/0 [[Molar (Zahn)|M]] 2-3/2-3. Die Backenzähne sind zylinderförmig, dick, haben keine Wurzeln und keinen Zahnschmelz. Der letzte Backenzahn ist doppelzylinderförmig. Bei Jungtieren fehlen je Kieferhälfte zwei [[Molar (Zahn)|Molaren]], die spät durchbrechen und beständig wachsen. Die Jungtiere verfügen überdies noch über ein paar [[Prämolar]]en, welche jedoch mit zunehmendem Alter weiter nach vorne im Kiefer wandern, wo sie durch den Verschleiß letztendlich verschwinden.<br />
<br />
Der Dugong hat sieben [[Halswirbel]] (Manatis haben nur sechs), 18 bis 19 [[Brustwirbel]] (relativ hohe Anzahl), vier bis fünf [[Lendenwirbel]] (eher geringe Anzahl), höchstens einen [[Sakralwirbel]] und 28 bis 29 [[Schwanzwirbel]]. Das [[Schulterblatt]] ist sichelförmig; es hat ein kurzes [[Acromion]]. Das [[Brustbein]] ist reduziert, ebenso der [[Beckengürtel]], und das [[Schlüsselbein]] fehlt ganz, und auch das [[Schambein]] ist nicht vorhanden. Das [[Coracoid]] gut ausgebildet. Die [[Handwurzelknochen]] zeigen beim Dugong eine Tendenz zu verschmelzen. [[Bild:Dugong-range.png|thumb|Momentane Verbreitung des Dugong]]<br />
<br />
== Vorkommen ==<br />
Das derzeitige Verbreitungsgebiet des Dugong umfasst die Küsten von je nach Quelle 40 bis 48 Ländern, die sich von Ostafrika bis [[Vanuatu]] erstrecken. Nach Norden und Süden ist ihr Verbreitungsgebiet vom 26. nördlichen und vom 27. südlichen Breitengrad begrenzt. Nur noch in Australien gibt es größere zusammenhängende Bestände (v.a. in der [[Shark Bay]]); im Rest des Verbreitungsgebietes sind es kleine, durch große Flächen getrennte, bedrohte Populationen. In den größten Teilen des Verbreitungsgebietes sind Dugongs hauptsächlich durch wenige Sichtungen, Erzählungen von Seeleuten oder ertrunkene Tiere bekannt. In historischen Zeiten gab es grob gesagt überall im [[Indopazifik]], wo es [[Seegras]] gab, auch Dugongs. Dugongs waren selbst den alten Griechen, [[Phönizier]]n und Ägyptern am [[Mittelmeer]] bekannt, doch mittlerweile sind sie im Mittelmeer nicht mehr heimisch. Hin und wieder gibt es einige wenige Dugongs im Mittelmeer, doch diese Tiere haben sich durch den künstlichen [[Suez-Kanal]] in das Mittelmeer verirrt. Wie alle Seekühe bewohnt auch der Dugong eher flache Küstengewässer, die meist recht trüb sind.<br />
<br />
== Lebensweise ==<br />
<br />
=== Allgemeines ===<br />
Über die Lebensweise der Dugongs ist noch nicht viel bekannt, da sie unter anderem oft in trüberen Gewässern leben und scheu sind und bei jeder Störung fliehen. Da beim Atmen nur Kopfoberseite und Nasenöffnungen aus dem Wasser gehoben werden, sind sie auch nicht gut zu sehen. Allerdings kann es sein, dass bei sehr klarem Wasser ein Dugong aus oft mehr als 100 Metern Entfernung an für das Tier ungefährlich erscheinende Taucher oder Schiffe heranschwimmt, um diese zu untersuchen. Gelegentlich gibt es Tiere, die direkten Kontakt mit Tauchern suchen und stundenlang mit ihnen spielen. Nachdem die Neugier befriedigt ist, schwimmt der Dugong im Zickzack davon, wahrscheinlich, um das eben untersuchte Objekt mit jeweils einem Auge im Blick behalten zu können. Die Neugier der Dugongs lässt darauf schließen, dass sie speziell als ausgewachsene Tiere kaum natürliche Feinde haben, obwohl davon berichtet wird, das selbst große Dugongs von [[Schwertwal]]en und [[Haie]]n attackiert wurden. Außer durch ihrer Größe werden Dugongs auch durch eine robuste Haut, eine dichte Knochenstruktur und ein gerinnungsfähiges Blut, das Wunden schnell verschließt geschützt. Außerdem wurden bereits Dugongs im seichten Wasser beobachtet, die zusammen einen Hai mit ihren Schnauzen wegschoben und somit in Zusammenarbeit einem Feind entronnen, ein hoch entwickeltes Sozialverhalten.<br />
<br />
Dugongs können etwa 10 Kilometer in der Stunde schnell schwimmen, erreichen jedoch in Eile doppelt so hohe Werte.<br />
<br />
Dugongs atmen während des Grasens alle 40 bis 400 Sekunden. Mit zunehmender Tiefe steigt auch die Dauer des Atemintervalles. Manchmal schauen sie sich während es Atmens um; meist aber ragen nur die Nasenlöcher aus dem Wasser. Oft stoßen sie beim Ausatmen einen Laut aus, der lautmalerisch mit „p-haa“ ausgedrückt werden könnte und recht weit gehört werden kann.[[Bild:Dugong dugong 002.jpg|thumb|left|Porträt eines Dugongs]]<br />
<br />
=== Wanderverhalten ===<br />
Durch mit [[Transponder#Tierchips|Transponder]] markierte Tiere hat man festgestellt, dass Dugongs im Wesentlichen sesshafte Tiere sind, deren Streifgebiete nur wenige Dutzend Quadratkilometer Größe aufweisen. Gelegentlich begeben sich Dugongs jedoch auf plötzliche, hunderte Kilometer lange Wanderungen, deren Gründe noch nicht vollständig bekannt sind.<br />
<br />
Das Wanderverhalten der Dugongs wurde in Australien erforscht, wo 60 Tiere mit [[Transponder#Tierchips|Transpondern]] und [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] überwacht wurden. Die Bewegungen richten sich nach den [[Gezeiten]], und in Gegenden mit ausgeprägtem [[Tidenhub]] bewegen sich die Tiere häufig, da sie meist in zwei bis sechs Metern Tiefe grasen und minimal ein Meter Tiefe erforderlich ist. An Stellen mit geringem Tidenhub bewegen sich Dugongs wenig, ebenso dort, wo das Seegras außerhalb der Gezeitenzone wächst.<br />
<br />
Speziell in den nördlichen Teilen ihres Verbreitungsgebietes in Australien wandern Dugongs jährlich in wärmere Wintergewässer ab. In der westaustralischen [[Shark Bay]] werden die dortigen Dugongs im Winter durch die niedrigen Temperaturen gezwungen, ihre Weidegründen im Sommer und somit ihrer bevorzugten Nahrung zu verlassen und nach einer Wanderung von 160 Kilometern den westlichen, winterwarmen Teil der Bucht zu erreichen, wo sie die Blätter der hartstängeligen, strauchartigen Seegrasart ''Amphibolis antarctica'' fressen. In der [[Moreton Bay]] machen die Dugongs „Rundreisen“ von 15 bis 40 Kilometern zwischen ihren Weiden und dem offenen Meer. Weniger gut erklärt sind die Wanderungen einiger Tiere um das [[Great Barrier Reef]] und den [[Golf von Carpentaria]]: Sie legen in wenigen (Hin- und Rückweg zusammengezählt) Tagen 100 bis 600 Kilometer zurück. Ein Erklärungsversuch legt den Wanderungen die Überprüfung der Seegraswiesen zugrunde, da diese oftmals kurz nach ihrer Entstehung oder nach Stürmen verschwinden.<br />
<br />
=== Sozialverhalten ===<br />
Gelegentlich bilden Dugongs große Herden von vielen hundert Tieren, die meisten Tiere leben jedoch in kleineren, maximal zwölf Tieren umfassenden Gruppen, welche unter anderem aus einem oder mehreren Weibchen und ihren Kälbern bestehen. Zahlreiche Dugongs sind Einzelgänger. An sehr ertragreichen Stellen mit [[Seegras]] sammeln sich oft 60 bis 100 Tiere. Dugongs kommunizieren unter anderem durch Zwitschern, Trillern und Pfeifen. Durch diese Laute werden Artgenossen vor Gefahren gewarnt oder Kontakt zwischen Kalb und Muttertier gehalten.<br />
<br />
=== Ernährung ===<br />
Dugongs sind rein herbivor (pflanzenfressend) und ernähren sich von [[Seegras]]. Sie fressen hauptsächlich die kohlenhydratreichen [[Rhizom (Botanik)|Rhizome]] der Seegräser, allerdings ernähren sie sich nicht ausschließlich von den unterirdischen Teilen der Pflanzen, und oft werden Pflanzen im Ganzen verschlungen. Meist grasen sie in Tiefen von zwei bis sechs Metern. Allerdings wurden typische flache, gewundene Furchen bzw. Rinnen, die Dugongs beim Grasen hinterlassen, auch in 23 Metern Tiefe gefunden. Um an die Rhizome oder Wurzeln zu kommen, habe Dugongs spezielle Techniken entwickelt. Die Rhizome werden ausgegraben. Wurzeln erreichen Dugongs in folgendem Bewegungsablauf: Mit [[lateral]] verlaufenden Muskelkontraktionen der hufeisenförmigen Oberlippen wird die oberste Sedimentschicht entfernt, dann werden die Wurzeln aus dem Boden gelöst und gefressen. Die von Dugongs bevorzugten Seegräser sind klein, zart und stammen oft aus den Gattungen ''Halphila'' und ''Halodule''. Sie enthalten zwar nur wenige [[Ballaststoffe]], jedoch zahlreiche, leicht verdauliche [[Nährstoffe]].<br />
<br />
Interessant ist, dass die [[Seegraswiese]]n oftmals stark von Dugongs beeinflusst werden; häufig von Dugongs begraste Seegrasflächen weisen mit der Zeit immer mehr [[faser]]arme, [[stickstoff]]reichere Pflanzen auf. Wird eine Seegraswiese von Dugongs nicht genutzt, nimmt der Anteil faserreicher Arten wieder zu.<br />
[[Bild:Dugong.jpg|thumb|Dugongmutter mit Kalb. Die Mutter-Kind-Beziehung ist die stärkste soziale Bindung bei Seekühen.]]<br />
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=== Fortpflanzung ===<br />
Durch das tropische Klima sind lange Paarungszeiten möglich, die sich beim Dugong auf vier bis fünf Monate ausdehnen. In einem Gebiet trafen sich die Männchen stets an einem Werbeplatz; wahrscheinlich ist dies auch in anderen Gebieten so. Die Männchen stoßen Lockrufe aus. Ranghöhere Männchen vollführen Bewegungen, die mit [[Sit-ups]] an Land vergleichbar sind. Damit ist der Dugong das einzige [[Meeressäugetiere|Meeressäugetier]], das ein klassisches Werbeverhalten aufweist.<br />
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Nach einer Tragzeit von etwa 13 Monaten begeben sich die Weibchen zur Geburt in flache Gewässer. Danach bleibt das fast immer einzeln geborene, 100 bis 120 Zentimeter lange und 20 bis 35 Kilogramm schwere Kalb ungefähr zwei Jahre (mindestens 18 Monate) dicht beim Muttertier und sucht bei Gefahr hinter seinem Rücken Deckung. Allerdings beginne junge Seekühe schon kurz nach der Geburt selbstständig Seegras zu fressen. Die ersten Geburten der Kühe erfolgen erst in einem Alter von zehn bis 17 Jahren. Manchmal werden Weibchen, die ein Jungtier säugen, noch vor der Entwöhnung des Jungtieres trächtig, im Mittel liegen zwischen zwei Geburten drei bis sieben Jahre.<br />
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Dugongs werden wahrscheinlich über 60 Jahre alt. Das älteste bekannte Dugongweibchen wurde nach seinem Tode anhand des Wachstums der Stoßzähne auf ein Alter von 73 Jahre geschätzt.<br />
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== Systematik ==<br />
Der Dugong ist der einzige heute noch lebende Vertreter der somit monotypischen Familie der [[Gabelschwanzseekühe]] (Dugongidae). In historischen Zeiten existiere mit [[Stellers Seekuh]] noch ein weiterer, gigantischer Vertreter der Gabelschwanzseekühe, doch diese Art starb im Jahre 1768 durch Bejagung aus.<br />
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== Dugongs und Menschen ==<br />
Dugongs gehören, vor allem wegen der Jagd auf sie, zu den bedrohten Tierarten. Neuere Bedrohungen entstehen durch Umweltverschmutzung, Zerstörung der Ökosysteme und der Kollisionen mit Schiffen.<br />
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=== Der Dugong als Jagdobjekt ===<br />
Der Dugong wurde von den [[Aborigine|Ureinwohnern Australiens]] und anderer Gebiete gejagt, jedoch waren auch „westliche“ Jäger an der Jagd beteiligt. In der Torres-Straße wurden jährlich rund 1000 Dugongs erlegt. Heute werden die Dugongs nicht mehr oft gejagt, teilweise ist die Jagd auf sie strafbar.<br />
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Meist wurde der Dugong wegen seines als Nahrung genutztem Fleisch gejagt, das weichem Kalbfleisch ähneln soll. Aus der Haut kann qualitativ hochwertiges Leder hergestellt werden. Aus den Tieren wird außerdem Öl gewonnen, insgesamt 24 bis 56 Liter pro [[adult]]em Exemplar, das als Schmieröl etc. eingesetzt wird. Daneben nutzt man Knochen und Zähnen, aus denen Schmuck, Skulpturen und anderes hergestellt wird. Außerdem kann hieraus qualitativ hochwertige Kohle für die Zuckerveredelung hergestellt werden. Asiatische Kulturen fingen den Dugong, um aus ihm „Medizin“ und [[Aphrodisiaka]] herzustellen.<br />
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=== Weitere Bedrohungen ===<br />
Seegraswiesen sind sehr sensible [[Ökosystem]]e und zurzeit nicht nur durch [[Grundschleppnetz]]e bedroht, sondern auch durch Abwässer, Umweltgifte, Schwermetalle und Abfälle. Unwetter können hunderte Quadratkilometer Seegraswiesen zerstören. Der Verlust der Nahrungsgrundlage und des Lebensraumes ist eine der Bedrohungen für den Dugong. Außerdem werden sie durch Chemikalien geschädigt und vergiftet. 53 Dugongs, die tot an der Küste von [[Queensland]] strandeten wurden zwischen 1996 und 2000 untersucht. Bei 59 % der Tiere ließ sich [[DDT]] im [[Blubber]] nachweisen.<br />
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Fischernetze (speziell [[Schleppnetz]]e) sind vielleicht eine der größten momentanen Bedrohungen für Dugongs. Die Dugongs verfangen sich in den Netzen und ertrinken. Mittlerweile wurden auf Geräusche basierende Warnsysteme für Dugongs entwickelt, welche die [[Mortalität]] nicht unwesentlich sinken lassen. In Hainetzen zum Schutz von Badetouristen verfingen sich zwischen 1962 und 1995 837 Dugongs, von denen der Großteil starb.<br />
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Zusammenstöße mit Schiffen gehören ebenfalls zu den Bedrohungsfaktoren der Dugongs. Schiffsschrauben verletzen die Tiere, oft tödlich. Speziell Dugongs in seichteren Gewässern sind hiervon betroffen.<br />
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=== Bestandsentwicklung ===<br />
Durch Bejagung und andere Gefährdungen ist der Dugong mittlerweile vielerorts stark bedroht, von den [[Maskarenen]], den [[Lakkadiven]] und den [[Malediven]] sind sie mittlerweile komplett verschwunden. Sehr selten sind sie vor [[Guam]], [[Yap (Insel)|Yap]], den [[Ryūkyū-Inseln]] und den Küsten Ostasiens. Allgemein sind die Populationen um Indien, Afrika, Madagaskar und Südostasien stark bedroht. 1979 wurde noch die Gesamtzahl auf 30.000 Individuen in Freiheit geschätzt, doch Luftüberwachung von 1994 kam zu gänzlich anderen Ergebnissen: Etwa 10.000 Tiere leben in der Shark Bay, 12.000 um das Great Barrier Reef, 17.000 im Golf von Carpentaria, mindestens 14.000 im restlichen Northern Territory von Australien und mindestens 24.000 in der Torres-Straße. Insgesamt sind es um Australien wohl etwa 80.000 Tiere, der einzige Ort, wo Dugongs noch wirklich häufig sind. Die größte Population außerhalb Australiens befindet sich im Persischen Golf; sie umfasst mehr als 7000 Tiere.<br />
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=== Dugongs in der Literatur ===<br />
Der französische Autor [[Jules Verne]] nahm den Dugong in sein Werk ''[[20.000 Meilen unter dem Meer]]'' auf, wo die [[Protagonist]]en einem Dugong begegnen, dessen Größe mit sieben Metern Länge deutlich übertrieben wird. Auch wird dort das Tier von einem der Protagonisten als<br />
:''Gattung Seekühe, Familie Säugetiere, Ordnung Wirbeltiere, Klasse Chordatiere''<br />
klassifiziert, womit die starken Differenzen der heutigen zur damaligen Systematik deutlich werden. Das Tier wird in der Erzählung harpuniert, worauf es flieht. Schließlich, auch nach heutigem Kenntnisstand eher unwahrscheinlich, griff der Dugong das Boot an. Am Ende wird der Dugong getötet und verzehrt. Auch im Roman ''[[Die geheimnisvolle Insel]]'' wird der Dugong als aggressives Tier dargestellt, das einen Hund attackiert und schließlich einem großen Meeresbewohner zum Opfer fällt.<br />
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* [http://www.hans-rothauscher.de/dugong/dugong_d.htm Ausschnitt aus ''20.000 Meilen unter dem Meer''; für den Text auf den Menüpunkt „Jagd auf den Dugong“ klicken]<br />
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== Quellen ==<br />
* David MacDonald (Hrsg.): ''Die große Enzyklopädie der Säugetiere''. Könemann in der Tandem Verlag GmbH, Königswinter 2004 (Übersetzung der englischen Originalausgabe von 2001). ISBN 3-8331-1006-6<br />
** Paul K. Anderson, Jane M. Packard, Galen B. Rathbun, Daryl Domning & Robin Best: ''Seekühe''. Auf Seiten 278-287 des Buches.<br />
** Helene Marsh: ''Auf grünen Seegraswiesen <small>Nahrungsaufnahme der Dugongs</small>''. Auf Seiten 288-289 des Buches.<br />
* F. Kurt: ''Der Dugong''. In: Bernhard Grzimek (Hrsg.): ''Grzimeks Tierleben Säugetiere 3''. Bechtermünz Verlag, Augsburg 2000 (Nachdruck der dtv-Originalausgabe von 1979/80); S. 529-532. ISBN 3-8289-1603-1<br />
* Sandra L. Husar: ''Dugong dugon'', in: ''Mammalian Species'' 88, The American Society of Mammalogists 1978 ([http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/i0076-3519-088-01-0001.pdf PDF])<br />
* Martin S. Fischer: ''Sirenia, Seekühe'' in: W. Westheide und R. Rieger: ''Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere.'' Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-0307-3<br />
* Ronald M. Nowak: ''Walker's Mammals of the World''. Johns Hopkins University Press, 1999. ISBN 0-8018-5789-9<br />
* {{IUCN<br />
|Year=2006<br />
|ID=6909<br />
|ScientificName=Dugong dugon<br />
|YearAssessed=2006<br />
|Assessor=H. Marsh<br />
|Download=20. Januar 2007<br />
}}<br />
* [http://www.unep.org/dewa/Docs/DUGONG.pdf Report der IUCN zum Stand des Dugong] (PDF-Datei; 11,69 MB)<br />
{{Commons|Dugong|Dugong}}<br />
<br />
[[Kategorie:Seekühe]]<br />
<br />
[[af:Dugong]]<br />
[[ar:أطوم]]<br />
[[ca:Dugong]]<br />
[[da:Dygong]]<br />
[[el:Ντιγκόνγκ]]<br />
[[en:Dugong]]<br />
[[eo:Dugongo]]<br />
[[es:Dugong dugon]]<br />
[[fi:Dugongi]]<br />
[[fr:Dugong]]<br />
[[he:תחש המשכן]]<br />
[[hu:Dugong]]<br />
[[io:Duyongo]]<br />
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[[nl:Doejong]]<br />
[[nn:Dugong]]<br />
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[[sv:Dugonger]]<br />
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[[tr:Dugong]]<br />
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[[zh:儒艮]]<br />
[[zh-yue:儒艮]]</div>195.169.201.86