https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=193.218.117.62Wikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-06-28T14:10:40ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.7https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Organisation_des_Vertrages_%C3%BCber_das_umfassende_Verbot_von_Nuklearversuchen&diff=121113088Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen2013-08-01T15:03:22Z<p>193.218.117.62: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Vereinte Nationen<br />
| Name= Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen<br />
| engl. Name= Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization (CTBTO)<br />
| franz. Name= <br />
| Flagge= Ctbto-logo.svg<br />
| Flaggentext= Logo der Vorbereitenden Kommission <br />
| Bild= Vereinte_Nationen_in_Wien.jpg<br />
| Bildunterschrift= CTBTO-Hauptsitz in Wien, Österreich<br />
| Organisationsart= autonome Organisation<br />
| Kürzel= CTBTO<br />
| Leitung= Lassina Zerbo <br />
| Status= 183 Mitgliedsstaaten (alle Unterzeichner-Staaten)<br />
| Gegründet= 19 November 1996<br />
| Hauptsitz= [[Wien]], [[Österreich]]<br />
| Oberorganisation= <br />
| Tochterorganisationen= <br />
| Website= [http://www.ctbto.org/ www.ctbto.org]<br />
}}<br />
<br />
Die '''Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen''' ([[Englische Sprache|engl.]]: ''Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization'', CTBTO) ist eine noch nicht aktive [[Internationale Organisation (Völkerrecht)|Internationale Organisation]], die mit Inkrafttreten des [[Kernwaffenteststopp-Vertrag]]es ihre Arbeit aufnehmen und sodann die Einhaltung dieses Vertrages überwachen wird.<br />
<br />
== Organisation ==<br />
<br />
Bis zum Inkrafttreten des Vertrages ist die ''Vorbereitungskommission'' (''Preparatory Commission'', PrepCom) mit Sitz in [[Wien]], [[Österreich]] seit [[1997]] damit beauftragt, ein weltweites Kontrollnetz aufzubauen. Die Organisation ist im [[Vienna International Centre]] untergebracht. Der gebürtige [[Magyaren|Ungar]] Tibor Tóth leitet die Organisation.<br />
<br />
Dazu betreibt die Preparatory Commission zwei Arbeitsgruppen:<br />
; Arbeitsgruppe A<br />
: für den jährlichen Finanzhaushalt, Mitarbeiterfragen, Rechtsangelegenheiten.<br />
; Arbeitsgruppe B<br />
: für die [[Verifikation]] der Einhaltung des Vertrages. Dies umfasst den Aufbau und den Betrieb des ''internationalen Überwachungssystems'' (''International Monitoring System'', IMS), des ''Internationalen Datenzentrums'' (''International Data Centre'', IDC), die Vorbereitung und später die Steuerung von ''Vor-Ort-Inspektionen'' (''On-Site Inspections'', OSI) und die Erarbeitung und Pflege der jeweiligen Handbücher.<br />
Des Weiteren umfasst die CTBTO das ''Provisorische Technische Sekretariat'' (''Provisional Technical Secretariat'', PTS), welches die Vorläuferorganisation für ein technisches Sekretariat darstellt bis der Vertrag komplett in Kraft tritt.<br />
<br />
Die Preparatory Commission wurde durch Beschluss der Mitgliedstaaten vom 19. November 1996 gegründet und genießt den Status einer [[Internationale Organisation (Völkerrecht)|Internationalen Organisation]]. Trotz enger Beziehungen zu den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] ist sie keine [[Sonderorganisationen der Vereinten Nationen|UN-Sonderorganisation]]. Mit Inkrafttreten des CTBT und Errichtung der CTBTO wird die Preparatory Commission aufgelöst.<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
<br />
=== Überwachung ===<br />
[[Datei:CTBTO Station Tristan da Cunha.JPG|miniatur|CTBTO Messstation auf [[Tristan da Cunha (Insel)|Tristan da Cunha]], bestehend aus Seismometer, Infraschall- und Radionuklidsensoren]]<br />
[[Datei:CTBTO Station on Schauinsland.JPG|thumb|CTBTO Radionuklid-Messstation auf dem Berg [[Schauinsland]] in Deutschland]]<br />
Das internationale Überwachungssystem ''IMS (International Monitoring System)'' soll aus folgenden vier weltweiten Messnetzen bestehen:<br />
<br />
* 50 primäre und 120 sekundäre [[Seismologie|seismologische]] Messstationen, deren Technologie im Stande ist, [[Atombombenexplosion|nukleare Explosion]]en von [[Erdbeben]] oder anderen Erschütterungen zu unterscheiden. Primäre Messstationen liefern dabei ständig Daten, während sekundäre Stationen nur auf Anfrage Daten übermitteln.<br />
<br />
* 11 Stationen zur [[Hydroakustik]]überwachung, welche die [[Ozean]]e mit speziellen Sensoren nach Schallwellen abhören.<br />
<br />
* Über ein Netzwerk von 60 [[Infraschall]]stationen werden mittels [[Mikrobarometer|hochempfindlicher Barometer]] für das menschliche Ohr nicht mehr als Schall wahrnehmbare Luftdruckschwankungen gemessen. Jede Station soll mit mindestens vier Barometern ausgestattet sein, die auf einem Gebiet mit einem Durchmesser von ca. 2,5 Kilometern verteilt sind. Jedes einzelne Barometer registriert noch Druckunterschiede von nur einem Milliardstel des normalen Atmosphärendrucks. Durch die räumliche Verteilung dieser extrem empfindlichen Barometer können selbst schwächste Signale noch erfasst<!-- und geortet?--> werden. Schallwellen die von Überschallflugzeugen beim Durchstoßen der Schallmauer entstehen, können eindeutig von Atombombenversuchen unterschieden werden.<br />
<br />
* 80 Stationen mit [[Radionuklid]]detektoren erfassen spezielle, nur bei Atombombenexplosionen freigesetzte [[Radioaktivität|radioaktive]] Partikel, 40 dieser Stationen überwachen darüber hinaus die Konzentration radioaktiver [[Edelgase]]<ref>[http://www.ctbto.org/verification-regime/monitoring-technologies-how-they-work/radionuclide-monitoring/page-1/ Radionuclid Monitoring] ctbto.org; [http://www.ctbto.org/verification-regime/the-international-data-centre/radionuclide-data-processingand-analysis/page-1-radionuclide-data-processing-and-analysis/ radionuclide data processing and analysis] abgerufen am 27. März 2011</ref><br />
<br />
Alle Daten werden in Wien im ''Internationalen Datenzentrum'' (IDC) zusammengeführt, gespeichert und ausgewertet. <br />
<br />
Bis Mai 2012 waren bereits über 280 von insgesamt 337 Messstationen (etwa 85%) fertig installiert und funktionsfähig.<ref>[http://www.ctbto.org/fileadmin/user_upload/public_information/CTBT_Ending_Nuclear_Explosions_web.pdf CTBTO Fact Sheet, ''Ending Nuclear Explosions''] (PDF; 3,3&nbsp;MB) abgerufen am 23. Mai 2012</ref> Mit der Einrichtung und Wartung der seismologischen und infraakustischen Anlagen in [[Deutschland]] ist die [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]] (BGR) in [[Hannover]] beauftragt;<ref>[http://www.bgr.bund.de/cln_101/nn_335066/sid_EAD3F273F80DA6FD2FA8E2C160A3C2D2/DE/Themen/Seismologie/Kernwaffenteststopp/kernwaffenstopp__inhalt.html?__nnn=true Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, ''Kernwaffenteststopp'']</ref> die radiologische Messstation auf dem [[Schauinsland]] wird vom [[Bundesamt für Strahlenschutz]] betrieben.<ref>[http://www.bfs.de/de/bfs/druck/broschueren/br_schauinsland.pdf Bundesamt für Strahlenschutz, ''Schauinsland – 50&nbsp;Jahre Messstation für atmosphärische Radioaktivität'', S.&nbsp;8.]</ref><br />
<br />
=== Nordkoreanische Atomwaffentests 2006 und 2009 ===<br />
Am Morgen des 9. Oktober 2006 führte [[Nordkorea]] im Nordosten des Landes einen Atomwaffentest durch. Das Internationale Überwachungssystem der CTBTO erfasste die Explosion mit 22 seismischen Stationen. Innerhalb von zwei Stunden erhielten die CTBTO Mitgliedstaaten erste Informationen über Zeitpunkt, Ort und Stärke der Explosion. Zwei Wochen später erfasste eine Radionuklid-Messstation in Yellowknife, Kanada, Spuren des radioaktiven Edelgases [[Xenon]] in der Luft. Mit Hilfe atmosphärischer Transportberechnungen konnte Nordkorea als einzig möglicher Ursprungsort des Edelgases eingegrenzt werden. Die Anwesenheit von radioaktivem Xenon ist ein Nachweis für eine atomare Explosion.<ref>[http://www.ctbto.org/press-centre/highlights/2007/the-ctbt-verification-regime-put-to-the-test-the-event-in-the-dprk-on-9-october-2006/page-1/ CTBTO Webseite, ''The CTBT Verification Regime Put to the Test – The Event in the DPRK on 9 October 2006''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
Nordkorea führte am 25. Mai 2009 einen zweiten Atomwaffentest durch. Deutlich mehr seismische Stationen der CTBTO - 61 - registrierten das Ereignis im Vergleich zu 2006, einerseits aufgrund der stärkeren Explosion und andererseits durch den Fortschritt beim Aufbau der Messstationen. Die Fläche für eine potenzielle Vor-Ort Inspektion konnte daher genauer eingegrenzt werden: Im Jahr 2009 betrug diese Fläche 264 km² im Vergleich zu 880 km² im Jahr 2006.<ref>[http://www.ctbto.org/press-centre/press-releases/2009/ctbtos-initial-findings-on-the-dprks-2009-announced-nuclear-test/ CTBTO Webseite, ''Pressemitteilung: CTBTO’s Initial Findings on the DPRK’s 2009 Announced Nuclear Test''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><ref>[http://www.ctbto.org/press-centre/highlights/2009/experts-sure-about-nature-of-the-dprk-event/ CTBTO Webseite, ''Experts Sure about Nature of the DPRK Event''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
=== Zivile Anwendungen ===<br />
Die Messdaten des IMS sind auch für zivile und wissenschaftliche Anwendungen, neben dem eigentlichen Vertragszweck, interessant. Durch die hochsensiblen Monitoringsysteme und das eigene Datenübertragungsnetz kann die CTBTO wertvolle Daten für [[Tsunami]]-Warnorganisationen bereitstellen, insbesondere seismische Daten. Ein entsprechender Beschluss zur Regelung dieser Datenweitergabe wurde im Jahr 2006 gefasst. Aufgrund relevanter Abkommen haben zurzeit Tsunamiwarnzentren in 8 zumeist indopazifischen Ländern direkten Zugriff auf betreffende CTBTO Messdaten (Stand: Mai 2012).<ref>[http://ctbto.semicolon.at/press-centre/highlights/2010/france-inks-agreement-with-ctbto-to-receive-tsunami-warnings/ CTBTO Webseite, ''France Inks Agreement with CTBTO to Receive Tsunami Warnings''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
Während der [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]] im Frühjahr 2011 erfassten über 40 CTBTO Radionuklid-Stationen die globale Ausbreitung von radioaktiven Isotopen aus dem zerstörten Kernkraftwerk in Japan.<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=9b7PwKraaek CTBTO YouTube Channel, ''Animation: CTBTO Tracks Fukushima’s Radioactive Release''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref> Auch der Airburst des [[Meteor bei Tscheljabinsk vom 15. Februar 2013]] konnte von Infraschallmessstellen detektiert werden.<ref>[http://www.nature.com/news/russian-meteor-largest-in-a-century-1.12438 Russian meteor largest in a century] nature.com</ref><ref>[http://newsroom.ctbto.org/2013/02/15/ctbto-infrasound-stations-detect-russian-meteorite-blast/ CTBTO Infrasound Stations Detect Russian Meteorite Blast] ctbto.org</ref><br />
CTBTO Messdaten sind allen 183 Mitgliedstaaten zugänglich. Zurzeit machen über 1200 wissenschaftliche und akademische Institutionen in 120 Staaten von diesem Angebot Gebrauch.<ref>[http://www.ctbto.org/press-centre/press-releases/2011/ctbto-to-share-data-with-iaea-and-who/ CTBTO Webseite, ''Pressemitteilung: CTBTO to Share Data with IAEA and WHO''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
CTBTO Messdaten können darüber hinaus Anwendung in einer Vielzahl von Bereichen finden, unter anderem in der zivilen Luft- und Schifffahrt, bei der Erforschung der Ozeane, von Vulkanen oder des Klimawandels.<ref>[http://www.ctbto.org/verification-regime/potential-civil-and-scientific-applicationsof-ctbt-verification-data-and-technologies/page-1/ CTBTO Webseite, ''Potential Civil and Scientific Applications of CTBT Verification Data and Technologies''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
=== Untersuchungen vor Ort ===<br />
<br />
Das ''Provisorische Technische Sekretariat'' (PTS) bereitet auch mögliche vor-Ort-Untersuchungen, sogenannte ''On-site Inspections'', vor, um nach Inkrafttreten des Vertrages bei Verdacht auf eine Vertragsverletzung die Natur verdächtiger Ereignisse zu untersuchen. Mit verschiedenen Methoden kann dann innerhalb kurzer Zeit vor Ort nach den Spuren von Atomwaffentests gesucht werden, wobei aber verschiedene vertragliche Vorgaben einzuhalten sind. <br />
<br />
Die Technische Sekretariat selbst entscheidet nicht über Vertragsverletzungen, sondern ist beauftragt, den Mitgliedsstaaten alle Daten und Auswertungen zur Beurteilung eventueller Ereignisse zur Verfügung zu stellen. Falls diese zur Auffassung gelangen, dass eine Vertragsverletzung vorliegt, können sie geeignete Maßnahmen im Rahmen des internationalen Rechts empfehlen, und den Fall an die Vereinten Nationen weiterleiten. Diese Regelungen werden erst nach Inkrafttreten gültig.<br />
<br />
==Siehe auch==<br />
* [[Kernwaffenteststopp-Vertrag]]<br />
* [[Kernwaffentest]]<br />
<br />
==Weblinks==<br />
{{Commonscat|Files from Comprehensive Nuclear Test-Ban Treaty Organization Flickr stream|CTBTO}}<br />
* [http://www.ctbto.org/ Homepage der CTBTO Vorbereitungskommission] (englisch)<br />
* [http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Erdbeben-Gefaehrdungsanalysen/Seismologie/Kernwaffenteststopp/Nationales%20Datenzentrum/ndc_node.html Deutsches Nationales Datenzentrum der BGR]<br />
* [http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Erdbeben-Gefaehrdungsanalysen/Seismologie/Kernwaffenteststopp/kernwaffenteststopp_node.html Kernwaffenteststopp]<br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=10101852-6|LCCN=no/2009/118185|NDL=|VIAF=156921602}}<br />
<br />
[[Kategorie:Angeschlossene Organisation (UN)]]<br />
[[Kategorie:Kernwaffentestabkommen]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Wien)]]<br />
[[Kategorie:Donaustadt]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Waffenrecht)]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Nukleartechnik)]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Nukleare Sicherheit)]]<br />
[[Kategorie:Völkerrecht]]<br />
[[Kategorie:Internationale Organisation (Völkerrecht)]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1996]]</div>193.218.117.62https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Organisation_des_Vertrages_%C3%BCber_das_umfassende_Verbot_von_Nuklearversuchen&diff=118826401Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen2013-05-24T14:31:25Z<p>193.218.117.62: /* Weblinks */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Vereinte Nationen<br />
| Name= Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen<br />
| engl. Name= Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization (CTBTO)<br />
| franz. Name= <br />
| Flagge= Ctbto-logo.svg<br />
| Flaggentext= Logo der Vorbereitenden Kommission <br />
| Bild= Vereinte_Nationen_in_Wien.jpg<br />
| Bildunterschrift= CTBTO-Hauptsitz in Wien, Österreich<br />
| Organisationsart= autonome Organisation<br />
| Kürzel= CTBTO<br />
| Leitung= Tibor Tóth <br />
| Status= 183 Mitgliedsstaaten (alle Unterzeichner-Staaten)<br />
| Gegründet= 19 November 1996<br />
| Hauptsitz= [[Wien]], [[Österreich]]<br />
| Oberorganisation= <br />
| Tochterorganisationen= <br />
| Website= [http://www.ctbto.org/ www.ctbto.org]<br />
}}<br />
<br />
Die '''Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen''' ([[Englische Sprache|engl.]]: ''Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization'', CTBTO) ist eine noch nicht aktive [[Internationale Organisation (Völkerrecht)|Internationale Organisation]], die mit Inkrafttreten des [[Kernwaffenteststopp-Vertrag]]es ihre Arbeit aufnehmen und sodann die Einhaltung dieses Vertrages überwachen wird.<br />
<br />
== Organisation ==<br />
<br />
Bis zum Inkrafttreten des Vertrages ist die ''Vorbereitungskommission'' (''Preparatory Commission'', PrepCom) mit Sitz in [[Wien]], [[Österreich]] seit [[1997]] damit beauftragt, ein weltweites Kontrollnetz aufzubauen. Die Organisation ist im [[Vienna International Centre]] untergebracht. Der gebürtige [[Magyaren|Ungar]] Tibor Tóth leitet die Organisation.<br />
<br />
Dazu betreibt die Preparatory Commission zwei Arbeitsgruppen:<br />
; Arbeitsgruppe A<br />
: für den jährlichen Finanzhaushalt, Mitarbeiterfragen, Rechtsangelegenheiten.<br />
; Arbeitsgruppe B<br />
: für die [[Verifikation]] der Einhaltung des Vertrages. Dies umfasst den Aufbau und den Betrieb des ''internationalen Überwachungssystems'' (''International Monitoring System'', IMS), des ''Internationalen Datenzentrums'' (''International Data Centre'', IDC), die Vorbereitung und später die Steuerung von ''Vor-Ort-Inspektionen'' (''On-Site Inspections'', OSI) und die Erarbeitung und Pflege der jeweiligen Handbücher.<br />
Des Weiteren umfasst die CTBTO das ''Provisorische Technische Sekretariat'' (''Provisional Technical Secretariat'', PTS), welches die Vorläuferorganisation für ein technisches Sekretariat darstellt bis der Vertrag komplett in Kraft tritt.<br />
<br />
Die Preparatory Commission wurde durch Beschluss der Mitgliedstaaten vom 19. November 1996 gegründet und genießt den Status einer [[Internationale Organisation (Völkerrecht)|Internationalen Organisation]]. Trotz enger Beziehungen zu den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] ist sie keine [[Sonderorganisationen der Vereinten Nationen|UN-Sonderorganisation]]. Mit Inkrafttreten des CTBT und Errichtung der CTBTO wird die Preparatory Commission aufgelöst.<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
<br />
=== Überwachung ===<br />
[[Datei:CTBTO Station Tristan da Cunha.JPG|miniatur|CTBTO Messstation auf [[Tristan da Cunha (Insel)|Tristan da Cunha]], bestehend aus Seismometer, Infraschall- und Radionuklidsensoren]]<br />
[[Datei:CTBTO Station on Schauinsland.JPG|thumb|CTBTO Radionuklid-Messstation auf dem Berg [[Schauinsland]] in Deutschland]]<br />
Das internationale Überwachungssystem ''IMS (International Monitoring System)'' soll aus folgenden vier weltweiten Messnetzen bestehen:<br />
<br />
* 50 primäre und 120 sekundäre [[Seismologie|seismologische]] Messstationen, deren Technologie im Stande ist, [[Atombombenexplosion|nukleare Explosion]]en von [[Erdbeben]] oder anderen Erschütterungen zu unterscheiden. Primäre Messstationen liefern dabei ständig Daten, während sekundäre Stationen nur auf Anfrage Daten übermitteln.<br />
<br />
* 11 Stationen zur [[Hydroakustik]]überwachung, welche die [[Ozean]]e mit speziellen Sensoren nach Schallwellen abhören.<br />
<br />
* Über ein Netzwerk von 60 [[Infraschall]]stationen werden mittels [[Mikrobarometer|hochempfindlicher Barometer]] für das menschliche Ohr nicht mehr als Schall wahrnehmbare Luftdruckschwankungen gemessen. Jede Station soll mit mindestens vier Barometern ausgestattet sein, die auf einem Gebiet mit einem Durchmesser von ca. 2,5 Kilometern verteilt sind. Jedes einzelne Barometer registriert noch Druckunterschiede von nur einem Milliardstel des normalen Atmosphärendrucks. Durch die räumliche Verteilung dieser extrem empfindlichen Barometer können selbst schwächste Signale noch erfasst<!-- und geortet?--> werden. Schallwellen die von Überschallflugzeugen beim Durchstoßen der Schallmauer entstehen, können eindeutig von Atombombenversuchen unterschieden werden.<br />
<br />
* 80 Stationen mit [[Radionuklid]]detektoren erfassen spezielle, nur bei Atombombenexplosionen freigesetzte [[Radioaktivität|radioaktive]] Partikel, 40 dieser Stationen überwachen darüber hinaus die Konzentration radioaktiver [[Edelgase]]<ref>[http://www.ctbto.org/verification-regime/monitoring-technologies-how-they-work/radionuclide-monitoring/page-1/ Radionuclid Monitoring] ctbto.org; [http://www.ctbto.org/verification-regime/the-international-data-centre/radionuclide-data-processingand-analysis/page-1-radionuclide-data-processing-and-analysis/ radionuclide data processing and analysis] abgerufen am 27. März 2011</ref><br />
<br />
Alle Daten werden in Wien im ''Internationalen Datenzentrum'' (IDC) zusammengeführt, gespeichert und ausgewertet. <br />
<br />
Bis Mai 2012 waren bereits über 280 von insgesamt 337 Messstationen (etwa 85%) fertig installiert und funktionsfähig.<ref>[http://www.ctbto.org/fileadmin/user_upload/public_information/CTBT_Ending_Nuclear_Explosions_web.pdf CTBTO Fact Sheet, ''Ending Nuclear Explosions''] (PDF; 3,3&nbsp;MB) abgerufen am 23. Mai 2012</ref> Mit der Einrichtung und Wartung der seismologischen und infraakustischen Anlagen in [[Deutschland]] ist die [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]] (BGR) in [[Hannover]] beauftragt;<ref>[http://www.bgr.bund.de/cln_101/nn_335066/sid_EAD3F273F80DA6FD2FA8E2C160A3C2D2/DE/Themen/Seismologie/Kernwaffenteststopp/kernwaffenstopp__inhalt.html?__nnn=true Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, ''Kernwaffenteststopp'']</ref> die radiologische Messstation auf dem [[Schauinsland]] wird vom [[Bundesamt für Strahlenschutz]] betrieben.<ref>[http://www.bfs.de/de/bfs/druck/broschueren/br_schauinsland.pdf Bundesamt für Strahlenschutz, ''Schauinsland – 50&nbsp;Jahre Messstation für atmosphärische Radioaktivität'', S.&nbsp;8.]</ref><br />
<br />
=== Nordkoreanische Atomwaffentests 2006 und 2009 ===<br />
Am Morgen des 9. Oktober 2006 führte [[Nordkorea]] im Nordosten des Landes einen Atomwaffentest durch. Das Internationale Überwachungssystem der CTBTO erfasste die Explosion mit 22 seismischen Stationen. Innerhalb von zwei Stunden erhielten die CTBTO Mitgliedstaaten erste Informationen über Zeitpunkt, Ort und Stärke der Explosion. Zwei Wochen später erfasste eine Radionuklid-Messstation in Yellowknife, Kanada, Spuren des radioaktiven Edelgases [[Xenon]] in der Luft. Mit Hilfe atmosphärischer Transportberechnungen konnte Nordkorea als einzig möglicher Ursprungsort des Edelgases eingegrenzt werden. Die Anwesenheit von radioaktivem Xenon ist ein Nachweis für eine atomare Explosion.<ref>[http://www.ctbto.org/press-centre/highlights/2007/the-ctbt-verification-regime-put-to-the-test-the-event-in-the-dprk-on-9-october-2006/page-1/ CTBTO Webseite, ''The CTBT Verification Regime Put to the Test – The Event in the DPRK on 9 October 2006''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
Nordkorea führte am 25. Mai 2009 einen zweiten Atomwaffentest durch. Deutlich mehr seismische Stationen der CTBTO - 61 - registrierten das Ereignis im Vergleich zu 2006, einerseits aufgrund der stärkeren Explosion und andererseits durch den Fortschritt beim Aufbau der Messstationen. Die Fläche für eine potenzielle Vor-Ort Inspektion konnte daher genauer eingegrenzt werden: Im Jahr 2009 betrug diese Fläche 264 km2 im Vergleich zu 880 km2 im Jahr 2006.<ref>[http://www.ctbto.org/press-centre/press-releases/2009/ctbtos-initial-findings-on-the-dprks-2009-announced-nuclear-test/ CTBTO Webseite, ''Pressemitteilung: CTBTO’s Initial Findings on the DPRK’s 2009 Announced Nuclear Test''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><ref>[http://www.ctbto.org/press-centre/highlights/2009/experts-sure-about-nature-of-the-dprk-event/ CTBTO Webseite, ''Experts Sure about Nature of the DPRK Event''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
=== Zivile Anwendungen ===<br />
Die Messdaten des IMS sind auch für zivile und wissenschaftliche Anwendungen, neben dem eigentlichen Vertragszweck, interessant. Durch die hochsensiblen Monitoringsysteme und das eigene Datenübertragungsnetz kann die CTBTO wertvolle Daten für [[Tsunami]]-Warnorganisationen bereitstellen, insbesondere seismische Daten. Ein entsprechender Beschluss zur Regelung dieser Datenweitergabe wurde im Jahr 2006 gefasst. Aufgrund relevanter Abkommen haben zurzeit Tsunamiwarnzentren in 8 zumeist indopazifischen Ländern direkten Zugriff auf betreffende CTBTO Messdaten (Stand: Mai 2012).<ref>[http://ctbto.semicolon.at/press-centre/highlights/2010/france-inks-agreement-with-ctbto-to-receive-tsunami-warnings/ CTBTO Webseite, ''France Inks Agreement with CTBTO to Receive Tsunami Warnings''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
Während der [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]] im Frühjahr 2011 erfassten über 40 CTBTO Radionuklid-Stationen die globale Ausbreitung von radioaktiven Isotopen aus dem zerstörten Kernkraftwerk in Japan.<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=9b7PwKraaek CTBTO YouTube Channel, ''Animation: CTBTO Tracks Fukushima’s Radioactive Release''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref> Auch der Airburst des [[Meteor bei Tscheljabinsk vom 15. Februar 2013]] konnte von Infraschallmessstellen detektiert werden.<ref>[http://www.nature.com/news/russian-meteor-largest-in-a-century-1.12438 Russian meteor largest in a century] nature.com</ref><ref>[http://newsroom.ctbto.org/2013/02/15/ctbto-infrasound-stations-detect-russian-meteorite-blast/ CTBTO Infrasound Stations Detect Russian Meteorite Blast] ctbto.org</ref><br />
CTBTO Messdaten sind allen 183 Mitgliedstaaten zugänglich. Zurzeit machen über 1200 wissenschaftliche und akademische Institutionen in 120 Staaten von diesem Angebot Gebrauch.<ref>[http://www.ctbto.org/press-centre/press-releases/2011/ctbto-to-share-data-with-iaea-and-who/ CTBTO Webseite, ''Pressemitteilung: CTBTO to Share Data with IAEA and WHO''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
CTBTO Messdaten können darüber hinaus Anwendung in einer Vielzahl von Bereichen finden, unter anderem in der zivilen Luft- und Schifffahrt, bei der Erforschung der Ozeane, von Vulkanen oder des Klimawandels.<ref>[http://www.ctbto.org/verification-regime/potential-civil-and-scientific-applicationsof-ctbt-verification-data-and-technologies/page-1/ CTBTO Webseite, ''Potential Civil and Scientific Applications of CTBT Verification Data and Technologies''] abgerufen am 23. Mai 2012</ref><br />
<br />
=== Untersuchungen vor Ort ===<br />
<br />
Das ''Provisorische Technische Sekretariat'' (PTS) bereitet auch mögliche vor-Ort-Untersuchungen, sogenannte ''On-site Inspections'', vor, um nach Inkrafttreten des Vertrages bei Verdacht auf eine Vertragsverletzung die Natur verdächtiger Ereignisse zu untersuchen. Mit verschiedenen Methoden kann dann innerhalb kurzer Zeit vor Ort nach den Spuren von Atomwaffentests gesucht werden, wobei aber verschiedene vertragliche Vorgaben einzuhalten sind. <br />
<br />
Die Technische Sekretariat selbst entscheidet nicht über Vertragsverletzungen, sondern ist beauftragt, den Mitgliedsstaaten alle Daten und Auswertungen zur Beurteilung eventueller Ereignisse zur Verfügung zu stellen. Falls diese zur Auffassung gelangen, dass eine Vertragsverletzung vorliegt, können sie geeignete Maßnahmen im Rahmen des internationalen Rechts empfehlen, und den Fall an die Vereinten Nationen weiterleiten. Diese Regelungen werden erst nach Inkrafttreten gültig.<br />
<br />
==Siehe auch==<br />
* [[Kernwaffenteststopp-Vertrag]]<br />
* [[Kernwaffentest]]<br />
<br />
==Weblinks==<br />
{{Commonscat|Files from Comprehensive Nuclear Test-Ban Treaty Organization Flickr stream|CTBTO}}<br />
* [http://www.ctbto.org/ Homepage der CTBTO Vorbereitungskommission] (englisch)<br />
* {{youtube|CTBTO|CTBTO}}<br />
* [http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Erdbeben-Gefaehrdungsanalysen/Seismologie/Kernwaffenteststopp/Nationales%20Datenzentrum/ndc_node.html Deutsches Nationales Datenzentrum der BGR]<br />
* [http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Erdbeben-Gefaehrdungsanalysen/Seismologie/Kernwaffenteststopp/kernwaffenteststopp_node.html Kernwaffenteststopp]<br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=10101852-6|LCCN=no/2009/118185|NDL=|VIAF=156921602}}<br />
<br />
[[Kategorie:Angeschlossene Organisation (UN)]]<br />
[[Kategorie:Kernwaffentestabkommen]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Wien)]]<br />
[[Kategorie:Donaustadt]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Waffenrecht)]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Nukleartechnik)]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Nukleare Sicherheit)]]<br />
[[Kategorie:Völkerrecht]]<br />
[[Kategorie:Internationale Organisation (Völkerrecht)]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1996]]</div>193.218.117.62https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dardaner_(Volk)&diff=21158897Dardaner (Volk)2006-09-06T16:11:21Z<p>193.218.117.62: /* Die Dardaner und der albanische Nationalismus im Kosovo */</p>
<hr />
<div>Die '''Dardaner''' waren in der Antike ein [[Illyrer|illyrischer]] Volksstamm, der im Inneren der Balkanhalbinsel lebte. Das Gebiet der Dardaner, die von einigen Wissenschaftlern auch zu den [[Thraker]]n gerechnet werden, umfasste das heutige Kosovo, reichte westlich davon bis ins Tal des [[Drin]] und schloss die albanische Landschaft Dukagjin ein. Im Norden erstreckte es sich bis über [[Niš|Naissus]] hinaus und im Süden gehörte auch die Gegend um [[Skopje|Scupi]] dazu. Dort grenzte das dardanische Land an [[Pelagonia]] und [[Paionia]], Landschaften, die im 4. Jahrhundert Provinzen des makedonischen Königreichs geworden waren. <br />
<br />
Über die Herkunft und die Ethnogenese der Dardaner ist kaum etwas bekannt. Schon die antike Tradition ging von einem Zusammenhang mit dem mythischen Volk der [[Dardaner (Ilias)|Dardaner in Kleinasien]] aus, die nach [[Homer]] an der Seite der Trojaner gegen die Griechen kämpften. Dies würde für eine Zugehörigkeit der balkanischen Dardaner zu den Thrakern sprechen. Archäologische Nachweise dafür gibt es jedoch nicht. Die ausgegrabene dardanischen Artefakte, insbesondere die Keramik und die [[Fibel]]n weisen illyrische Formen auf, wie sie auch von illyrischen Fundplätzen in Albanien und an der mittleren Adriaküste bekannt sind. Von der Sprache der Dardaner ist so gut wie nichts überliefert. Bis zur römischen Eroberung lebten sie in einer weitgehend schriftlosen Kultur. Unter der römischen Herrschaft bedienten sich die Einwohner Dardaniens der lateinischen und der griechischen Sprache, wie zahlreiche Inschriften belegen.<br />
<br />
==Vorgeschichte und hellenistische Zeit==<br />
An der Wende vom 6. und 5. Jahrhundert legten die Dardaner die ersten befestigten Siedlungen an (z.B.: Vlashje bei Prizren). Eine größere Räume umfassende politische Organisation gab es zu jener Zeit nicht. Belegt ist aber, dass die Dardaner schon Handel mit den Nachbarregionen trieben. In den Gräbern findet sich Keramik aus Korinth, Athen und [[Durres|Epidamnos]]. Wichtigstes Exportgut der Dardaner war Silber. Chemische Analysen haben ergeben, dass die griechischen Kolonien [[Apollonia (Albanien) |Apollonia]] und Epidamnos den größten Teil des Silbers für ihre Münzprägungen aus den Bergwerken der Dardaner bezogen. Um 400 v. Chr. gab es zumindest ein städtisches Zentrum in Dardanien. Die Stadt Damastion ist aber nur durch ihre Münzprägungen bekannt und konnte bisher nicht lokalisert werden.<br />
<br />
Politisch treten die Dardaner erstmals im Zusammenhang mit dem [[Kelten]]einfall auf dem Balkan um 280 v. Chr. in Erscheinung. Sie schlugen den Makedonen ein Bündnis gegen die Invasoren vor, das von diesen aber abgelehnt wurde. Die kaiserzeitlichen Historiker Diodor und Ptolemaeus wissen zu berichten, dass die Dardaner zu jener Zeit von Königen regiert wurden. Die Namen der Herrscher nennen sie nicht.<br />
<br />
Der makedonische König [[Phillipp|Philipp V. (Makedonien)]] (220-179) führte 211 und 199 Krieg gegen die Dardaner. 175 wehrten die Dardaner unter ihrem König Monunios einen Einfall der [[Bastarner]] ab. [[Monunios]] verheiratete seine Tochter Etleva mit dem illyrischen König [[Genthios]] und beide traten um 170 in ein Bündnis mit den Makedoniern gegen die Römer ein. Nach dem Ende des [[Makedonisch-Römische Kriege| 3. Makedonisch-Römischen Krieges]] (167) baten die Dardaner den römischen Konsul [[Lucius Aemilius Paullus Macedonicus|Lucius Aemilius Paullus]] um Frieden. Die südlich und westlich an Dardanien angrenzenden Länder waren nun zu römischen Provinzen geworden. Über 50 Jahre unternahmen die Römer aber keine weiteren Vorstöße auf dem Balkan.<br />
<br />
==Römische Zeit==<br />
86 v. Chr. ging [[Sulla|Lucius Cornelius Sulla]] gegen die Dardaner vor, die sich mit [[Mithridates VI. (Pontos)|Mithridates VI.]] und den aufständischen Griechen gegen Rom verbündet hatten. Ein Gegenangriff der Dardaner führte bis nach [[Delphi]]. Gaius Scribonius Curio, der Konsul des Jahres 76 konnte während seiner nachfolgenden Statthalterschaft in Makedonien die Thraker und Dardaner entscheidend schlagen. Als Julius Cäsar 59 v. Chr. Prokunsul von Gallien und Illyrien wurde, waren die Dardaner bereits in die römische Provinz Illyrien eingegliedert worden. Nach dem illyrischen Aufstand (6-9 n. Chr.) wurde Illyrien in mehrere Provinzen aufgeteilt. Dardanien wurde Teil der Provinz [[Moesia|Mösien]].<br />
<br />
Das gebirgige Gebiet Dardaniens war für die Römer von geringer Bedeutung. Hier waren keine Legionen stationiert und es wurden lange Zeit auch keine lateinischen Kolonien gegründet. Neben Naissus und Scupi (nunmehr ''municipia'') gab es im 1. Jahrhundert keine weiteren Städte von Bedeutung. Dem entsprechend gering war der Grad der Romanisierung bei den Dardanern. Nur der Bergbau des Landes war nach wie vor von überregionaler Bedeutung. In Scupi residierte der dafür verantwortliche römische Beamte mit dem Titel ''Procurator metallorum Augusti''. Kaiser Hadrian (117-138) gründete die Kolonie [[Ulpiana]] (bei Lipjan im Kosovo) als drittes Muncipium in Dardania. In der Nähe war man auf bedeutende Bleivorkommen gestoßen; das Metall wurde vor allem für den Bau von Wasserleitungen in großer Menge benötigt. <br />
<br />
Kaiser [[Diocletian]] (284-305) richtete bei seiner Reorganisation der Provinzialverwaltung eine eigene von Obermösien abgetrennte Provinz ''Dardania'' ein. Seit Ende des 3. Jahrhunderts war das Land immer wieder von Einfällen der Barbaren von nördlich der Donau betroffen gewesen. Deshalb wurden die Städte nun stärker befestigt und Truppen in der Provinz stationiert. Viele Dardaner verdingten sich als Soldaten im römischen Heer. Bei der Reichsteilung von 395 wurde Dardanien zum griechischen Osten geschlagen. 441 wurde Naissus vom Hunnenkönig [[Attila]] eingenommen und geplündert. Nachdem Kaiser [[Zenon]] die Goten nach Italien hatte ablenken können, herrschte in Dardanien Ende des 5. Jahrhunderts einige Jahrzehnte Frieden und die Wirtschaft prosperierte wieder.<br />
<br />
==Die Dardaner ==<br />
<br />
Die Dardaner lebten überwigend in das heutige [[Kosova]]. Der verstorbene Präsident des Kosovo, [[Ibrahim Rugova]], war ein prominenter Albaner, der auf die dardanische Kontinuität der Kosovaren sehr stolz war.<br />
<br />
==Literatur==<br />
*Fanula Papazoglu: The Central Balkan tribes in Pre-Roman times: Triballi, Autaritae, Dardanians, Scordisci and Moesians. Amsterdam 1978<br />
*Neritan Ceka: Iliret. Tirana 2001. S. 147-164.<br />
*Dragoslav Srejovic: Iliri i Tracani. O starobalkanskim plemenima. Beograd 2002. <br />
<br />
[[Kategorie: Illyrer]]<br />
[[Kategorie: Historische europäische Ethnie]]<br />
<br />
[[en:Dardani]]</div>193.218.117.62https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Serbisch-Orthodoxe_Kirche&diff=21158620Serbisch-Orthodoxe Kirche2006-09-06T16:03:17Z<p>193.218.117.62: /* Anfänge des Christentums in Serbien */</p>
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<div>Als '''Serbisch-Orthodoxe Kirche''' wird zumeist die [[Autokephalie (Kirche)|autokephale]] orthodoxe Kirche von Serbien (Patriarchat von Serbien) und die ihr nachgeordneten Kirchen bezeichnet. Sie bilden gemäß dem allen orthodoxen Kirchen gemeinsamen [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Glaubensbekenntnis]] zusammen mit den anderen [[östlich-orthodoxe Kirche|orthodoxen Kirchen]] die ''Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche''.<br />
<br />
== Anfänge des Christentums in Serbien ==<br />
So wie heutige Geschichte lehrt, fingen Serben, wie auch alle anderen Slawen ende [[6. Jahrhundert|6.]], spätestens aber im [[7. Jahrhundert]] die [[Balkan]]halbinsel zu besideln. Dabei zwangen sie die einheimischen, das alte Volk der Illyrer, die Vorvahren der heutigen Albaner, immer wieder nach Süden. <br />
<br />
Die serbischen Stämme kamen wahrscheinlich schon im [[6. Jahrhundert]] mit dem [[Christentum]] durch die einheimischen Bevölkerung - die Illyrer, die heutigen Albaner - in Kontakt, aber es sollte mehrere Jahrhunderte dauern, bis die Stämme gesamt den christlichen Glauben annahmen. <br />
<br />
Zugleich kam eine neue christliche Glaubensrichtung, die auf viele [[Südslawen]] eine starke Faszination ausübte: die der [[Bogomilen]]. Die Bogomilen kamen ursprünglich aus dem Westen [[Mazedonien]]s, und in ihrer Lehre verbanden sie christliche Mystik mit volkstümlichen Elementen. Da die Bogomilen die Vorherrschaft von [[Byzanz]] ablehnten und ihre Lehre zugleich als Alternative zur so genannten [[Kirche]] der [[Griechen]] anboten, konnten sie viele [[Slawen]] für sich gewinnen. Für das Erzbistum von Ohrid, das tatsächlich immer mehr von Griechen dominiert wurde, war es nicht leicht, in die Glaubenswelt der Bogomilen mit ihren altslawischen Mythen vorzudringen. Mit viel Geduld konnte die [[Ostkirche]] trotzdem Erfolge erzielen.<br />
<br />
== Sava von Serbien ==<br />
<br />
[[Bild:Der_Heilige_Sava_von_Serbien.jpg|thumb|Der Heilige Sava um 1228, Kloster Mileševa]]<br />
<br />
Diese Verfolgungen erlebte vielleicht auch der junge '''Rastko Nemanjić''' (* um [[1175]], † [[1236]]), der jüngste Sohn Nemanjas, als der heilige [[Sava von Serbien]] später der erste Erzbischof von Serbien. Ob über das Vorgehen gegen die Bogumilen entsetzt oder aus anderen Gründen, jedenfalls flüchtete der damals 16-jährige und tiefgläubige Rastko nach [[Athos]], ein byzantinisches Kloster, der heutigen Mönchsrepublik in [[Griechenland]]. Auf seiner Flucht wurde Rastko von zwei russischen Mönchen unterstützt, die damals durch Serbien reisten. Er trat in das Kloster Panteleimon (Russiko) ein und wurde Mönch mit dem Namen Sava.<br />
<br />
Das erregte in Athos Verwunderung und zugleich Bewunderung für den ehemals katholischen Fürstensohn, dem ja schon die Herzegowina zur Herrschaft anvertraut worden war. Sava war nicht nur zutiefst gläubig, er genoss auch eine gute Bildung, und schon bald wurde Sava einer der führenden Persönlichkeiten der Athos-Bruderschaft. Das Kloster Vatoped, das damals bedeutendste Athos-Kloster, wählte ihn trotz seiner Jugend zum Abt.<br />
<br />
In Serbien begann sein Vater Stefan Nemanja immer mehr an der katholischen Glaubenslehre zu zweifeln. Er war an sich ein sehr gläubiger Mensch, was auch seine Schriften und Botschaften zeigen. Vielleicht auch als Sühne für seine früheren Taten entsagte Stefan Nemanja [[1196]] dem Fürstenthron und folgte seinem Sohn Rastko-Sava auf den Athos. Nun waren Vater und Sohn, Fürst und Fürstensohn, Mönche im Kloster Vatoped. Stefan Nemanja verstarb als Mönch Symeon auf dem Athos im Jahre [[1200]]. Aus seinem Grab entsprang eine Traubenrebe, die im Glauben vieler orthodoxer Christen Wunder bewirken kann. Wer im tiefen Glauben und von den Trauben dieser Rebe kostet, dem könne bei Kinderlosigkeit geholfen werden. Das Athos-Kloster [[Hilandar]], von Sava und Symeon [[1198]] erneuert, bewahrt mehrere Tausend Dankbriefe, wo das Wunder von Symeon dem Mönch (Simeon Mirotočivi) geholfen haben soll.<br />
<br />
Auf dem serbischen Fürstenthron wurde von Stefan Nemanja sein zweiter Sohn [[Stefan Nemanjić]] eingesetzt, der spätere serbische König Stefan der Erstgekrönte. Nemanjas Erstgeborener Vukan, der die Nachfolge seines Vaters hätte antreten sollen, bekam Montenegro und Dalmatien. Es war im frühen Serbien nicht üblich, dass der zweite Sohn die Nachfolge antrat, und nachdem Stefan Nemanja verstorben war, lehnte sich Vukan mit Unterstützung vieler serbischer Stammesältester gegen seinen Bruder Stefan auf.<br />
<br />
Vukan wurde auch von Ungarn und der Römischen Kirche unterstützt, da Stefan immer mehr Sympathien für die Ostkirche zeigte. Stefan wurde vertrieben, kam aber mit bulgarischer Hilfe wieder auf den Thron zurück. Da Stefan Nemanja seinerzeit den bulgarischen Aufstand gegen Byzanz unterstützt hatte, herrschte damals eine tiefe Freundschaft zwischen Serbien und Bulgarien. Die [[Bulgaren]] gehörten der Ostkirche an und waren zugleich mit Ungarn befeindet, insofern war es für sie ganz natürlich, dass sie Stefan Hilfe gewährten. Vukan musste sein Vatererbe in Montenegro zurücklassen, bereitete aber erneut einen Aufstand. Das bewirkte, dass Sava um [[1208]] von Athos nach Serbien zurückkehrte, begleitet mit den Gebeinen Stefan Nemanja-Symeons.<br />
<br />
Sava beschwor vor den Gebeinen des verstorbenen Vaters seine Brüder zur Versöhnung und schaffte tatsächlich, dass Frieden einkehrte in das von Bruderkriegen ausgeblutete Serbien. Die nächsten Jahre blieb Sava in Serbien und half bei der Überwindung der Wunden des Bürgerkriegs. Diese Jahren gelten als die bedeutendsten in seinem Wirken. <br />
<br />
Als die [[Kreuzritter]] [[1204]] die byzantinische Hauptstadt [[Konstantinopel]] eroberten und einen großen Teil von Byzanz unter sich aufteilten, wurde der katholische Druck auf Serbien stärker. Insbesondere Ungarn machte Ansprüche auf Serbien, da Stefan Nemanja einst als Unterstützung gegen Byzanz die Oberhoheit des ungarischen Königs [[Béla III. (Ungarn)|Béla III.]] anerkannt hatte. Stefan entschloss sich, den römischen Papst [[Honorius III.]] um die Königskrone zu ersuchen, was dieser auch gewährte. Ob Sava mit dem einverstanden war, darüber streiten sich die Historiker. Die einen behaupten, dass dies die gemeinsame Idee beider Brüder war. Andere stützen sich auf die Schüler und Biografen Savas, Teodosije und Domentijan, und meinen, wonach Sava absolut nicht einverstanden war mit dem Vorhaben seines Bruders. Sava verließ Serbien mitsamt den Gebeinen Stefan Nemanja-Symeons und kehrte laut seiner Biografen verbittert auf den Athos zurück. Sein Bruder Stefan bekam vom Papst Honorius [[1217]] die Königskrone. <br />
<br />
Die Römische Kirche begann ihre Position in Serbien zu festigen, weswegen orthodoxe Serben auf den Athos kamen und dieses Sava und den anderen Mönchen mitteilten. Das beunruhigte die Athos-Mönche. Die Athos-Mönche saßen Rat und beauftragten Sava, den ökumenischen Patriarchen der Ostkirche um eine eigenständige Kirchenorganisation für Serbien zu bitten. Eine Delegation Athos-Mönche mit Sava unter ihnen reiste [[1219]] nach [[Nicäa]], wohin der damalige ökumenische [[Patriarch]] [[Manuel Saranten]] nach der Eroberung von Konstantinopel ausgewandert war. Patriarch Manuel stimmte dem Vorhaben der Athos-Mönche zu, eine eigene Kirchenorganisation für Serbien ins Leben zu rufen, nur bedurfte es dafür eines Kandidaten. Die Athos-Mönche hatten ihre Wahl schnell getroffen: Sava wurde zum Erzbischof für Serbien und der Küstenländer gewählt und schließlich von Patriarch Manuel geweiht.<br />
<br />
[[1220]] folgte die zweite Rückkehr des Sava nach Serbien, diesmal als [[Erzbischof]] von Serbien, begleitet von den fähigsten Athos-Mönchen. Dem konnte sich selbst König Stefan nicht widersetzen, oder er wollte es gar nicht. Zu [[Pfingsten]] [[1221]] wurde eine Volksversammlung berufen und Sava als Erzbischof bestätigt. Sava krönte danach seinen Bruder ein zweites Mal zum König, diesmal nach orthodoxem Ritus.<br />
<br />
Damit wurde die [[Serbisch-Orthodoxe Kirche]] ins Leben gerufen. Im Grunde entstand die Serbisch-Orthodoxe Kirche auf dem Athos, unter den Athos-Mönchen, weswegen orthodoxe Serben heute noch sehr eng verbunden sind mit der Mönchsrepublik.<br />
<br />
Sava verstarb [[1236]] und wurde im Kloster Mileševa bestattet. Die [[Osmanen]] verbrannten seinen Leichnam [[1594]].<br />
<br />
Auf dem Berg Vracar, wo die Türken den Leichnam des heiligen Sava verbrannten, wurde eine riesige Kirche zu seinen Ehren erbaut (siehe Foto unten, "Kirche Sveti Sava" in Belgrad). Die Nazis zerstörten den ersten Bau. Das sozialistische Regime behinderte den Wiederaufbau, so dass erst [[1985]] eine Genehmigung für den Weiterbau erlangt werden konnte. Die Kirche ist innen noch unvollendet, angeblich ist die Kirche die größte [[Orthodoxe Kirche]] der Welt. Die Kapazität umfasst mehr als 20.000 Gläubige. Der serbische Volksmund besagt dass die Türken mit der Verbrennung der Gebeine des heiligen Sava das genaue Gegenteil erreichten. Statt die Serben zu schrecken und ihnen das Christentum abspenstig zu machen wurde die Asche, so der Volksmund, in alle Winde verstreut und trug so die christliche Lehre noch weiter mit sich... in alle Lande.<br />
<br />
== Mittelalter ==<br />
<br />
Von Beginn an war die Serbisch-Orthodoxe Kirche sehr eng verbunden mit dem einfachen Volk. Während der Königszeit im [[Mittelalter]] oblag der Kirche im Grunde die soziale Fürsorge für das Volk. Alle größeren Klöster - und die gab es viele in Serbien - waren zugleich Schulen und Heilstätten und für die Verpflegung der Armen verpflichtet. Im Athos-Kloster Hilandar war die erste serbische Hochschule. Das um [[1190]] gegründete Kloster [[Studenica]] beherbergt das älteste Krankenhaus Serbiens. Der [[Feudal]]isierungsprozess in Serbien insbesondere im [[14. Jahrhundert]] erreichte auch die Kirche, und diese wurde zum größten Grundbesitzer im Staate - gut ein Drittel des serbischen Staatsgebietes gehörte der Kirche. Doch gerade auf diesem Kirchenbesitz lebten die damaligen einfachen Menschen oft am Besten. Ihr einziger [[Fron]] war, sofern sie einen hatten, zwei Tage in der Woche für die [[Kirche]] bestimmte Dienste zu verrichten, oder wie die [[Walachen|walachischen]] Hirten des Kosovo, einmal im Jahr während ihrer sommerlichen Wanderungen das Salz aus den Küstengebieten zu bringen. <br />
<br />
[[1346]] wurde von [[Zar]] [[Stefan Uroš IV. Dušan|Stefan Dušan]] der serbische Erzbischof in den Rang eines Patriarchen eingesetzt. Dieses Recht hatte Zar Dušan aber nicht. Obwohl Zar Dušan wie auch den Patriarchen Joanikije der Kirchenbann des ökumenischen Patriarchen traf, kam die größte Kritik wegen ihrer Tat nicht etwa aus Konstantinopel, sondern gerade aus Serbien. Viele Serben waren gegen diese eigenmächtige Einsetzung eines serbischen Patriarchen. Die Versöhnung brachten wieder die Athos-Mönche, und [[1375]] erkannte der ökumenische Patriarch das serbische Patriarchat an.<br />
<br />
== Neuzeit ==<br />
[[Bild:SvetiSavaBelgrad.jpg|thumb|300px|Kirche Sveti Sava in Belgrad]]<br />
Während der Jahrhunderte osmanischer Fremdherrschaft war die [[Orthodoxe Kirche]] so etwas wie Stütze und Anwalt der serbischen Nation. Die [[Osmanen]] verboten anfangs sowohl einen serbischen Patriarchen wie einen Erzbischof, und unterstellten die Serbisch-Orthodoxe Kirche dem ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel. Doch [[1557]] gestatteten sie einen Patriarchen für Serbien, und dieser war oftmals Vorsprecher der Serben bei der Hohen Pforte. Das Patriarchat von Peć, so die damalige Bezeichnung für die serbische Kirche, umfasste neben Serbien und Montenegro auch Bosnien-Herzegowina, [[Kroatien]], den Norden [[Mazedonien]]s und Südostbulgarien, sowie Ungarn und [[Siebenbürgen]]. Viele Patriarchen arbeiteten an einer Befreiung von der osmanischen Fremdherrschaft, und die ersten Aufstände der Serben gegen die Osmanen wurden von Bischöfen geleitet: Bischof Todor in der [[Vojvodina]] [[1593]]-[[1606]]/[[1607]], Bischof Visarion in der Herzegowina [[1597]]-[[1609]], Patriarch Arsenije III. [[1688]]/[[1689]] und andere. Das kleine Montenegro wurde Jahrhunderte von Bischöfen geleitet und vor der osmanischen Fremdherrschaft bewahrt. <br />
<br />
[[1766]] unterstellten die Osmanen das serbische Patriarchat wieder dem ökumenischen Patriarchen, doch die Erzbischöfe in der Vojvodina und in Montenegro, wo die Osmanen nicht herrschten, blieben autonom und führten weiter die Tradition des serbischen Patriarchats.<br />
<br />
Mit der Erneuerung des serbischen Staates in Zentralserbien durch die [[Karadjordjevići|Karađorđević]] und [[Obrenovići|Obrenović]] wurde auch die Metropolie von [[Belgrad]] erneuert. Aufgrund politischer Verhältnisse war die Serbisch-Orthodoxe Kirche jedoch nicht vereinigt. Neben dem Erzbistum von Belgrad gab es das Erzbistum von [[Sremski Karlovci]] in der [[Vojvodina]] und Südungarn, das Erzbistum von Montenegro, und die Serbisch-Orthodoxe Kirche in Bosnien-Herzegowina und Dalmatien [[Österreich-Ungarn]]s, deren Leitung dem orthodoxen Erzbischof der [[Bukowina]] und [[Galizien]] oblag.<br />
<br />
Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde mit der Vereinigung der Südslawen auch die Vereinigung der Serbisch-Orthodoxen Kirche möglich. Der Metropolit von Belgrad, Dimitrije Pavlović, bekam den Segen des ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel und wurde [[1920]] erster Patriarch des erneuerten serbischen Patriarchats.<br />
<br />
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] hatte die Serbisch-Orthodoxe Kirche schwerste Opfer zu beklagen. Allein unter der Herrschaft der [[Ustascha|Ustascha-Faschisten]] in [[Kroatien]] wurden drei Bischöfe und 515 Priester umgebracht. Der serbische Patriarch Gavrilo Dožić wurde [[1941]] zuerst in ein Kloster inhaftiert, und [[1944]] ins [[KZ Dachau|Konzentrationslager Dachau]] verschleppt. Weit schlimmer traf die Kirche aber die Ermordung hunderttausender orthodoxer Serben vor allem durch die Ustascha. So schreibt auch Wolf Oschlies (http://www.shoa.de/kz_jasenovac.html): "Kein einziger Verbrecher hat in der Geschichte ein Zehntel eines<br />
Volkes umgebracht, wie es Ante Pavelic getan hat." Hierbei wird auf die Greueltaten des Gruenders und "Oberhauptes" der faschistischen Ustaschabewegung, Ante Pavelic, bezug genommen.<br />
<br />
Dem faschistischen Terror folgte die Zeit der [[Kommunisten]]. Obwohl die Verhältnisse der jugoslawischen Kommunisten zur Serbisch-Orthodoxen Kirche nicht unbedingt die Besten waren, so hatte die Kirche trotzdem viele Freiheiten, von der Kirchen in [[Ostblock-Staaten]] (damit sind die Staaten gemeint, die der Sowjetunion treu waren) nur geträumt hätten.<br />
<br />
In die politischen Wirren mit dem Zerfall [[Jugoslawien]]s [[1991]] wurde auch die Serbisch-Orthodoxe Kirche mitgezogen. Einerseits versteht sich die Kirche als Hüterin der serbischen Nation, andererseits muss sie sich gegen eine nationalistische Umklammerung wehren, da radikale Gruppen die Kirche für ihre Zwecke zu missbrauchen versuchen. Immerhin hat die Orthodoxe Kirche den radikalen Nationalismus schon [[1872]] als folgenschwere [[Häresie]] verurteilt. Die Serbisch-Orthodoxe Kirche genießt das höchste Ansehen in der serbischen Gesellschaft, und selbst viele serbische [[Atheismus|Atheisten]] kommen nicht hinweg, die Serbisch-Orthodoxe Kirche als ihr kulturelles und nationales Erbe zu betrachten.<br />
<br />
== Gegenwart == <br />
[[Bild:PatriarchensitzBelgrad.jpg|thumb|300px|Sitz des serbisch-orthodoxen Patriarchen, Belgrad]]<br />
Heute gehören der Serbischen-Orthodoxen Kirche 40 [[Diözese]]n in der ganzen Welt an mit gut 3.600 Gemeinden und 2.000 Priestern. Über 80&nbsp;% der elf Millionen Serben weltweit bekennen sich zur Orthodoxen Kirche. In der Kirche gibt es über 200 aktive Klöster mit etwa 230 Männern und 1.000 Frauen, die ihr weltliches Leben dem mönchischem Dasein geweiht haben. Weiters gibt es sechs theologische Schulen (in [[Belgrad]] - Serbien, [[Kragujevac]] - Zentralserbien, [[Sremski Karlovci]] - Vojvodina, [[Cetinje]] - Montenegro, Srbinje/[[Foca|Foča]] - Bosnien und Herzegowina, und in [[Prizren]] - Kosovo, das seit 1999 nach [[Niš]] versetzt wurde), zwei theologische Hochschulen (in [[Belgrad]] und in [[Libertyville]] in den [[USA]]), ein theologisches Institut in Belgrad, und eine geistliche Akademie in Srbinje/Foča.<br />
<br />
[[Metropolit]] von [[Belgrad]] und [[Sremski Karlovci]], [[Erzbischof]] von [[Peć]] und serbischer [[Patriarch]] ist seit [[1990]] [[Pavle Stojčević]].<br />
<br />
Die in Deutschland lebenden Serben werden von Bischof Konstantin mit Sitz in [[Hildesheim]] seelsorgerisch betreut. (Patriarchat von Serbien/Diözese für Mitteleuropa) <br />
<br />
<br />
== Eparchien der Serbisch-Orthodoxen Kirche ==<br />
<br />
Die Serbisch-Orthodoxe Kirche umfasst folgende [[Eparchie|Eparchien]] in Serbien und im Ausland:<br />
<br />
'''Serbien:''' Beograd (Belgrad), Novi Sad, Sremski Karlovci, Vršac, Požarevac, Šabac, Kragujevac, Kraljevo, Zaječar, Niš, Prijepolje, Vranje, <br />
<br />
'''Kosovo:''' [[Eparchie Raszien-Prizren|Prizren]]<br />
<br />
'''Bosnien:''' Banja Luka, Tuzla, Sarajevo, Mostar, Bosanski Petrovac<br />
<br />
'''Kroatien:''' Pakrac, Dalj, Karlovac, Šibenik, Zagreb-Ljubljana-Trieste (mit Slowenien und Italien)<br />
<br />
'''EJR Mazedonien:''' Ohridska Arhiepiskopija (Exarch von [[Ohrid]] und [[Veles]]-Povardarje, Velika, Polog-[[Kumanovo]], Dremvica and [[Bitola]]) <br />
<br />
'''Montenegro:''' Cetinje<br />
<br />
'''Ungarn:''' Szentendre<br />
<br />
'''Rumänien:''' Timişoara<br />
<br />
'''Weltweit:''' Stockholm (Schweden), Hildesheim-Himmelsthür (Deutschland), Paris (Frankreich), Toronto (Kanada), Edgeworth (USA), Libertyville (USA), Gruyslake (USA), Alhambra (USA), Hall (Australien), Elaine (Australien)<br />
<br />
Außerdem existieren noch folgende Eparchien als [[Titularbistum|Titularbistümer]]:<br />
Jegar, Dečani, Peč und Hvosno (in Serbien und Kosovo), Ostrog (in Montenegro), Hum (in Bosnien)<br />
<br />
==Siehe auch==<br />
*[[Liste der serbisch-orthodoxen Patriarchen]]<br />
*[[Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche]]<br />
*[[Orthodoxe Kirche]]<br />
<br />
==Literatur==<br />
* Christos Mylonas: Serbian orthodox fundamentals. The quest for eternal identity. Budapest & New York 2003 ISBN 963-924161-X <br />
*Radomir Popović: ''Srpska Crkva u istoriji'', Beograd 1997<br />
*Marija Janković: Episkopije i mitropolije srpske crkve u srednjem veku. Beograd 1985. <br />
*Klaus Buchenau: Orthodoxie und Katholizismus in Jugoslawien 1945-1991. Ein serbisch-kroatischer Vergleich. (=Balkanologische Veröffentlichungen. 40). Wiesbaden 2004. ISBN 3-447-04847-6<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
*[http://www.spc.org.yu/ Serbisch-orthodoxe Kirche]<br />
*[http://www.serbische-diozese.org/ Serbisch-orthodoxe Kirche für Deutschland und Mitteleuropa]<br />
*[http://www.svetisava.net Website der Kirche Sveti Sava in Vancouver, British Columbia]<br />
<br />
''Weitere Artikel zum Thema Südosteuropa unter'' '''[[Portal:Südosteuropa]]'''<br />
<br />
[[Kategorie:Orthodoxe Kirche]]<br />
[[Kategorie: Serbien]]<br />
<br />
[[bg:Сръбска православна църква]]<br />
[[bs:Srpska pravoslavna crkva]]<br />
[[en:Serbian Orthodox Church]]<br />
[[es:Iglesia Ortodoxa Serbia]]<br />
[[fi:Serbian patriarkaatti]]<br />
[[fr:Église orthodoxe serbe]]<br />
[[hr:Srpska pravoslavna crkva]]<br />
[[ja:セルビア正教会]]<br />
[[nl:Servisch-orthodoxe Kerk]]<br />
[[ru:Сербская православная церковь]]<br />
[[sh:Srpska pravoslavna crkva]]<br />
[[sr:Српска православна црква]]</div>193.218.117.62