https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=165.155.200.81Wikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-06-13T01:10:02ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.4https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=U-Boot-Krieg&diff=159785679U-Boot-Krieg2016-11-17T19:38:45Z<p>165.155.200.81: /* Vom Flottenabkommen mit Großbritannien bis zum Kriegsausbruch */</p>
<hr />
<div>Der Begriff '''U-Boot-Krieg''' (auch „Unterseebootkrieg“) bezeichnet Kampfhandlungen, bei denen [[U-Boot]]e eingesetzt werden, um feindliche [[Kriegsschiff|Kriegs-]] und [[Handelsschiff|Frachtschiffe]] zu versenken. Werden Schiffe ohne vorherige Warnung angegriffen, so spricht man vom uneingeschränkten U-Boot-Krieg.<br />
<br />
Der Einsatz von U-Booten wandelte sich im Laufe der Zeit vom taktischen Blockadebrecher zum strategischen Blockademittel im Rahmen eines [[Handelskrieg]]es. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] änderte sich die grundsätzliche Einsatzdoktrin durch die Entwicklung von [[U-Boot mit ballistischen Raketen|Raketen tragenden]] [[Atom-U-Boot]]en, die eine permanente Bedrohung darstellten. Im Gegensatz zum [[Erster Weltkrieg|Ersten]] und Zweiten Weltkrieg fand hier keine völkerrechtliche Weiterentwicklung zum Einsatz von U-Booten statt.<br />
<br />
Der Begriff wird besonders auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg bezogen. Hierbei sind auch völkerrechtliche Rahmenbedingungen von Bedeutung.<br />
<br />
== Anfänge ==<br />
Während des [[Sezessionskrieg|Amerikanischen Bürgerkrieges]] wurden 1864 mehrere handgetriebene U-Boote gebaut. Am 17. Februar 1864 versenkte die ''[[CSS Hunley|C.S.S. H. L. Hunley]]'' das Kriegsschiff [[USS Housatonic (1861)|''USS Housatonic'']] der [[Nordstaaten]] (5 Tote) und gilt somit als erstes U-Boot der Welt, welches ein anderes Schiff zerstört hat. Bei der Rückfahrt zum Ufer versank das U-Boot aber selbst und die acht Mann Besatzung starben. Auftrag der ''Hunley'' war die [[Blockadebrecher|Brechung der Blockade]] des Südstaatenhafens [[Charleston (South Carolina)|Charleston]] durch die Nordstaaten.<br />
<br />
== Erster Weltkrieg {{Anker|ErsterWeltkrieg}} ==<br />
[[Datei:German UC-1 class submarine.jpg|mini|Deutsches U-Boot vom Typ UC&nbsp;I, eingesetzt ab 1915]]<br />
<br />
Die technische Entwicklung der U-Boote bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges beschreibt ein Boot, das durch Dampf-, Benzin-, Diesel- oder Petroleummaschinen über Wasser und durch batteriegetriebene Elektromotoren unter Wasser angetrieben wurde. Die völkerrechtlichen Doktrinen des [[Seekrieg#Kreuzerkrieg|Kreuzerkrieges]] zwangen dem U-Boot eine Überwasserkriegführung auf. Folgerichtig bekam das typische U-Boot nun Kanonen, Torpedos und eine offene [[Kommandobrücke|Brücke]] zur Beobachtung des Seeraums. Die Unterwassereigenschaften traten zurück, sodass sich ein [[U-Boot|Tauchboot]] etablierte, das sich wegen kleiner Batteriekapazitäten unter Wasser nur langsam bewegen konnte, aber mit kräftigen Verbrennungsmotoren über Wasser schnell, um schnellen Überwasserstreitkräften und Handelsschiffen folgen, sie einholen oder überholen zu können.<br />
<br />
Aufgrund der Doktrinen des ''Kreuzerkriegs'' und der daraus folgenden Entwicklungen bei den Schlachtschiffen wurde dem U-Boot zunächst wenig Bedeutung zugemessen. Erst Deutschland kam zu dem Schluss, das U-Boot als Handelsstörer einzusetzen. Großbritannien bzw. das [[British Empire]], damals die führende [[Seemacht]], wollte seine Seewege vor U-Booten schützen. Hierzu wurden auch so genannte ''Q-Ships'' eingesetzt, die als [[U-Boot-Falle]]n operierten.<br />
<br />
=== Seekrieg ===<br />
[[Datei:German Submarine Zone February 1915 after Reynolds et al.jpg|mini|Blockadezone der deutschen U-Boote im Ersten Weltkrieg]]<br />
<br />
{{Siehe auch|Seekrieg im Ersten Weltkrieg}}<br />
<br />
Um das ungünstige deutsch-britische Kräfteverhältnis der [[Seestreitkräfte]] (1:1,8) auszugleichen, entschloss sich die deutsche Kriegsführung entgegen der Auffassung des Großadmirals [[Alfred von Tirpitz]] zum Kleinkrieg durch Minen- und U-Boot-Einsatz gegen [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]]. In Erwiderung der [[Seeblockade#Britische Seeblockade in der Nordsee|britischen Fernblockade]] (Linie Shetlands – Norwegen), die am 2. November 1914 die Nordsee zum Kriegsgebiet erklärte, erklärte Deutschland am 4. Februar 1915 die Gewässer rings um Großbritannien zum Kriegsgebiet.<br />
<br />
Am 22. Februar 1915 befahl die deutsche Reichsregierung den uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen Handelsschiffe Krieg führender und neutraler Staaten innerhalb dieser Gewässer.<br />
<br />
Am 13. Mai 1915 wurde der U-Boot-Krieg eingeschränkt, nachdem ''[[SM U 20|U 20]]'' den mit 10 Tonnen Waffen beladenen britischen Passagierdampfer ''[[RMS Lusitania]]'' versenkt hatte. Da 114 bis 128<ref>Die Angaben in den Quellen gehen auseinander:<br><br />
114-128: Walter A. Hazen: ''Everyday Life: World War I: with Cross-curricular Activities in Each Chapter''. Good Year Books, 2006, ISBN 1-59647-074-7, S. 52.<br><br />
123: Sally Dumaux: ''King Baggot: A Biography and Filmography of the First King of the Movies''. McFarland, 2002, ISBN 0-7864-1350-6, S. 100.<br><br />
128: Charles Harrell, Rhonda S. Harrell: ''History’s Moments Revealed: American Historical Tableaus Teacher’s Edition''. iUniverse, 2006, ISBN 0-595-40026-4, S. 152.</ref> US-Staatsbürger umgekommen waren, protestierten die USA in Großbritannien gegen die Blockade und drohten Deutschland nach weiteren scharfen Protestnoten mit Kriegseintritt.<br />
<br />
Am 29. Februar 1916 verschärfte die deutsche [[Admiralität]] den U-Boot-Krieg durch warnungsloses Versenken bewaffneter Handelsschiffe. Tirpitz und [[Erich von Falkenhayn|Falkenhayn]] konnten sich mit ihrer Forderung nach einem uneingeschränkten U-Boot-Krieg jedoch nicht bei [[Theobald von Bethmann Hollweg|Bethmann-Hollweg]] und dem [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaiser]] durchsetzen. Tirpitz trat daraufhin am 17. März 1916 von seinem Amt zurück.<br />
<br />
Nach der [[Skagerrakschlacht|Skagerrak-Schlacht]], die Deutschland taktisch gewann, jedoch strategisch verlor, war die deutsche Admiralität der Ansicht, durch einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg Großbritannien innerhalb von sechs Monaten besiegen zu können. Gegen die Meinung der politischen Führung, die einen Kriegseintritt der USA befürchtete, erklärte Deutschland am 1. Februar 1917 erneut den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Bis zum 31. Dezember 1917 wurden 6,141 Millionen BRT alliierter Schiffsraum und 1,127 Millionen BRT neutraler Schiffsraum versenkt. Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg wurde von den USA zum Anlass genommen, am 6. April 1917 in den Krieg einzutreten. Trotz anhaltender Versenkungen von 600.000 BRT pro Monat konnte nun der Nachschub von den USA nach Großbritannien nicht mehr nachhaltig gestört werden.<br />
<br />
Der „Uneingeschränkte U-Boot-Krieg“ wurde im Zuge des Notenaustausches mit Präsident [[Woodrow Wilson]] auf der Grundlage seiner 14-Punkte-Rede am 21. Oktober 1918 eingestellt.<br />
<br />
=== U-Boot-Einsatz ===<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-00159, U-Bootkrieg, britisches Schiff "Maplewood".jpg|mini|''[[SM U 35|U 35]]'' trifft mit einem Torpedo das britische Frachtschiff ''Maplewood'' (7. April 1917 im Mittelmeer).]]<br />
<br />
Die Bedeutung der U-Boot-Waffe wurde allgemein sichtbar, als ''[[SM U 9|U 9]]'' am 22. September 1914 die [[Vereinigtes Königreich|britischen]] [[Panzerkreuzer]] ''[[HMS Aboukir|Aboukir]]'', ''[[HMS Cressy|Cressy]]'' und ''[[HMS Hogue|Hogue]]'' versenkte. 1.467 Mann starben, 837 überlebten.<br />
<br />
Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Krieges]] gab es keine zielgerichtete Einsatz[[doktrin]] für U-Boote. Beide Seiten setzten sie für [[Patrouille]]nfahrten im feindlich kontrollierten Seegebiet ein, um gegnerische Kriegsschiffe zu bekämpfen. Diverse Begegnungen der Überwasserstreitkräfte führten in der deutschen Admiralität schnell zur Auffassung, die U-Boote als Handelsstörer gegen Großbritannien einzusetzen.<br />
<br />
Bei einem [[Handelskrieg]] nach [[Prisenrecht]] riskierten die deutschen U-Boote, von bewaffneten Frachtern oder britischen [[U-Boot-Falle]]n versenkt zu werden, da die Prisenordnung vorschrieb, Handelsschiffe nicht ohne Vorwarnung zu versenken. Die Schiffe waren durch Signale, sofern erforderlich durch einen [[Schuss vor den Bug]], zu stoppen. Nach Durchsicht der Frachtpapiere sowie ggf. der Ladung durch ein übergesetztes [[Prisenkommando]] war anschließend zu entscheiden, ob tatsächlich eine Prise vorlag oder dem Handelsfahrer freie Weiterfahrt zu gewähren war. Im Falle einer Versenkung waren die Schiffbrüchigen aufzunehmen und zu versorgen. Diese Vorschriften entstanden historisch aus Kriegen mit Linienschiffen und Kreuzern. Sie konnten nicht der Kriegführung mit kleinen, verletzlichen U-Booten entsprechen.<br />
<br />
Obwohl Großbritannien größte Anstrengungen unternahm, die U-Boote zu bekämpfen, darunter auch mit [[U-Boot-Falle|Q-Schiffen]] (Handelsschiffe mit versteckt aufgestellter Bewaffnung, mitunter sogar unter neutraler Flagge fahrend), stiegen die Schiffsverluste stetig an. Erst 1918 führte die Einführung des [[Geleitzug|Konvoi-Systems]] dazu, dass die einzeln operierenden U-Boote gegen die von zahlreichen Geleitschiffen eskortierten Handelsschiffe nur noch im Unterwasserangriff erfolgreich waren, der wegen der geringen Unterwassergeschwindigkeit der U-Boote nur bei günstigem Kurs des Konvois Erfolgsaussichten hatte.<br />
<br />
[[Datei:Stöwer U-Boot Truppentransporter.jpg|mini|Heroisierende Darstellung der Versenkung eines Truppentransporters im Mittelmeer durch ein deutsches U-Boot, festgehalten durch [[Willy Stöwer]] 1917]]<br />
<br />
Die Hauptwaffe der U-Boote im Ersten Weltkrieg waren die [[Deckgeschütz]]e, die im Krieg nach Prisenordnung zum Stoppen der Schiffe benutzt wurden, welche dann, wenn sie versenkt werden durften, durch Sprengladungen oder durch Fluten versenkt wurden. Torpedos benutzten sie fast nur für Überraschungsangriffe, bei denen das Boot getaucht blieb. Darüber hinaus legten die deutschen U-Boote Tausende von [[Seemine|Minen]], besonders auch von Basen im besetzten Flandern aus. Im Kanal waren die U-Boote dermaßen erfolgreich, dass die [[Royal Navy]] starke Kräfte einsetzen musste, darunter [[Monitor (Schiffstyp)|Monitore]], um die U-Boot-Basen an der belgischen Küste zu beschießen. Trotz zahlreicher Angriffsunternehmen, wie dem [[Überfall auf Zeebrügge und Ostende]] am 22./23. April 1918, gelang es bis Kriegsende nicht, diese Stützpunkte zu blockieren.<br />
<br />
Die größten Erfolge bei minimalen Verlusten erzielten deutsche U-Boote im [[Mittelmeer]], sowohl gegen Kriegs- als auch gegen Handelsschiffe. Obwohl dort streng nach Prisenordnung vorgegangen wurde, waren die Versenkungsergebnisse, bezogen auf die Zahl der eingesetzten U-Boote, größer als im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Allein durch ''[[SM U 34|U&nbsp;34]]'', ''[[SM U 35|U&nbsp;35]]'', ''[[SM U 38|U&nbsp;38]]'' und ''[[SM U 39|U&nbsp;39]]'' wurden in diesen Gewässern insgesamt mehrere Hundert Schiffe versenkt. Die erfolgreichsten Kommandanten ([[Lothar von Arnauld de la Perière|de la Perière]], [[Walter Forstmann|Forstmann]], [[Max Valentiner|Valentiner]], [[Otto Steinbrinck|Steinbrinck]]) versenkten erheblich mehr [[Tonnage]] als ihre Nachfolger bei der [[Kriegsmarine]], was auf die erheblich verbesserten Techniken der U-Boot-Bekämpfung im Zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist. Der letzte Befehlshaber der deutschen U-Boote im Mittelmeer war [[Kurt Graßhoff]].<br />
<br />
Auch die [[Österreichische Marine#S.M. Unterseeboote|Österreichische Marine]] besaß und benutzte Unterseeboote. Nach drei Prototypen entschloss man sich, U-Boote für den Schutz der Kriegshäfen und der Adria zu bauen.<br />
<br />
Auf deutscher Seite wurden 3274 Einsätze von 320 Booten durchgeführt, bei denen sie 6394 zivile Schiffe mit insgesamt 11.948.792 BRT (außerdem 100 Kriegsschiffe mit 366.249 BRT) versenkten. Nach [[John Jellicoe, 1. Earl Jellicoe|Admiral Jellicoe]] wurden im November 1917 gegen damals zur Zeit aktive 178 U-Boote aufgewendet:<br />
<br />
[[Datei:Canon of german submarine UC-37.jpg|mini|Das deutsche U-Boot [[U-Boot-Klasse UC|UC 37]] wurde auf [[Malta]] verschrottet und das Deckgeschütz dort als Denkmal aufgestellt.]]<br />
<br />
* 277 Zerstörer<br />
* 30 Kanonenboote<br />
* 44 P-Boote<br />
* 338 Motorboote<br />
* 65 U-Boote<br />
* 68 Küstenmotorboote<br />
* 49 Dampfjachten<br />
* 849 Fischdampfer<br />
* 687 Drifter (Netzfischer)<br />
* 24 Minensucher<br />
* 50 Luftschiffe<br />
* 194 Flugzeuge<br />
* 77 U-Boot-Fallen<br />
<br />
Im U-Boot-Krieg starben auf deutscher Seite 5132 Mann<ref>Andreas Michelsen: ''Der U-Bootkrieg 1914–1918'', v.Hase & Koehler Verlag, Leipzig 1925, S. 139.</ref> der U-Bootwaffe, 200 U-Boote sanken oder gelten als verschollen.<br />
<br />
Infolge der Bestimmungen des [[Waffenstillstand von Compiègne (1918)|Waffenstillstands vom 11. November 1918]] wurden alle [[Liste deutscher U-Boote (1906–1919)|170 U-Boote]] der deutschen [[Kaiserliche Marine|Kaiserlichen Marine]] in den folgenden Wochen an Großbritannien und vereinzelt an andere [[Triple Entente|Ententestaaten]] ausgeliefert. Der Großteil dieser Boote wurde verschrottet. Zu Selbstversenkungen wie der Hochseeflotte in [[Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte in Scapa Flow|Scapa Flow 1919]] oder wie vieler U-Boote nach dem [[#Nach der Kapitulation|Zweiten Weltkrieg]] kam es zwar nicht, aber eine ganze Reihe von Booten sanken auf den Überführungsfahrten aus ungeklärter Ursache.<br />
<br />
== Zwischenkriegszeit 1918–1939 ==<br />
=== Auswirkungen des Versailler Vertrages ===<br />
Die Artikel 181 und 190 des ''[[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]]'' sahen für Deutschlands Kriegsmarine strenge Auflagen bzw. Einschränkungen vor:<br />
<br />
{{Zitat|Nach Ablauf einer Frist von zwei Monaten vom Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrages an dürfen die deutschen in Dienst befindlichen Seestreitkräfte nicht mehr betragen als: 6 Schlachtschiffe der Deutschland- oder Lothringen-Klasse, 6 kleine Kreuzer, 12 Zerstörer, 12 Torpedoboote oder eine gleiche Zahl von Schiffen, die zu ihrem Ersatz gebaut werden, wie in Artikel 190 vorgesehen. '''Unterseeboote dürfen darunter nicht enthalten sein.''' Alle anderen Kriegsschiffe müssen außer Dienst gestellt oder für Handelszwecke verwandt werden, sofern der gegenwärtige Vertrag nicht das Gegenteil bestimmt.|Quelle=Artikel 181 des ''[[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]]''}}<br />
{{Zitat|Es ist Deutschland verboten, irgendwelche Kriegsschiffe zu bauen oder zu erwerben, außer zum Ersatz der in Dienst befindlichen Einheiten gemäß Artikel 181 des gegenwärtigen Vertrages […].|Quelle=Artikel 190 des ''[[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]]''}}<br />
<br />
[[Datei:Vesikko suomenlinnassa talvella.jpg|mini|Die finnische '''Vesikko''', der Prototyp des [[U-Boot-Klasse II|Typ-II]]-Bootes]]<br />
<br />
Bereits 1922 wurde im niederländischen [[Den Haag]] mit dem ''[[Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw]]'' ein Ingenieurbüro für Schiffbau unter deutscher Kontrolle eröffnet, um die Bestimmungen des Vertrages zu unterlaufen. Durch Bau und Erprobung von U-Booten, die offiziell im Auftrag anderer Ländern gebaut wurden – exemplarisch das finnische U-Boot [[Vesikko]], das Vorläufer des [[U-Boot-Klasse II|Typ II]]-U-Bootes der Kriegsmarine war – und Austausch von Marineangehörigen mit anderen Kriegsmarinen wurde die Wiedereinführung der U-Boot-Waffe in Deutschland vorbereitet.<br />
<br />
Mit Gründung des [[Völkerbund]]es 1920, dem Deutschland 1926 beitrat und der Ratifizierung des [[Deutsch-britisches Flottenabkommen|Londoner Abkommens]] 1935 durch Deutschland waren wiederum völkerrechtliche Bestimmungen zur Führung eines U-Boot-Krieges definiert, die im Wesentlichen den Verhältnissen vor dem Ersten Weltkrieg entsprachen, da Großbritannien nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges erkannt hatte, dass zu schützende Seeverbindungen durch einen massierten Einsatz von U-Booten gefährdet waren. Folgerichtig musste ein U-Boot-Krieg politisch und militärisch verhindert werden. Das o. g. Konvoikonzept zusammen mit [[ASDIC]] führte in vielen Marinen zur Ansicht, dass das U-Boot als Waffe überholt sei und führte folgerichtig in Deutschland zum [[Z-Plan]] in Fortschreibung der Schlachtschiffkonzeptionen des Ersten Weltkrieges. Einige wenige Marinemilitärs waren jedoch anderer Ansicht und entwickelten [[Strategie (Militär)|Strategien]] und Konzepte zum Einsatz von U-Booten ([[Chester W. Nimitz|Nimitz]], [[Karl Dönitz|Dönitz]]).<br />
<br />
=== Vom Flottenabkommen mit Großbritannien bis zum Kriegsausbruch === hurensohn<br />
<br />
Durch das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935 war es der Kriegsmarine gestattet, 45 % der U-Boote der britischen Marine (max. 72 Boote) zu besitzen. Noch im selben Jahr wurden die ersten U-Boote der Kriegsmarine in Dienst gestellt und bereits im Folgejahr im [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] eingesetzt. Im Rahmen dieses Einsatzes versenkte das deutsche U-Boot ''[[U 34 (Kriegsmarine)|U 34]]'' das republikanische U-Boot ''C-3''.<br />
<br />
Im Januar 1939 schrieb der FdU Dönitz ein Memorandum an die Seekriegsleitung, in dem er 300 U-Boote forderte, um „Entscheidendes gegen England“ leisten zu können. Damit betrat er verbotenes Terrain, denn England als Kriegsgegner war politisch nach der Appeasement-Politik Chamberlains durch die deutsche Führung nicht erwartet. Dementsprechend wurde alles ignoriert, was einen Krieg mit Großbritannien beschrieb.<br />
<br />
== Zweiter Weltkrieg ==<br />
[[Datei:Churchill HU 90973.jpg|mini|hochkant|Der britische Premierminister Winston&nbsp;Churchill sagte: „Das einzige, wovor ich im Krieg wirklich Angst hatte, war die U-Boot-Gefahr.“<ref group="A">Eine Ansicht, die heute nicht mehr uneingeschränkt geteilt wird. Vgl. etwa 'Clay Blair ''Der U-Boot-Krieg 1939–1945'', 2 Bde., Augsburg 1998, S. 615:{{"|Dennoch hatte sich der Mythos vom Heldenmut der U-Boot-Fahrer und der Unbesiegbarkeit ihrer Boote zum zweiten Mal in diesem Jahrhundert in der öffentlichen Meinung festgesetzt. […] Aus diesem Grund [tatsächliche Versenkungsziffern] […] bleibt es bis heute ein Rätsel, warum Churchill nach dem Krieg versicherte, nur die U-Boot-Gefahr habe ihm während des Krieges wirklich Sorgen bereitet.}}</ref>]]<br />
<br />
Zu Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] verfügte die Kriegsmarine über 57&nbsp;U-Boote (auch als „Graue Wölfe“ bezeichnet), allerdings waren davon nur 39 für den Einsatz im Atlantik geeignet. Nach der Drittelregel (ein Drittel im Kampf, ein Drittel auf dem An-/Abmarsch, ein Drittel in der Überholung und Ausrüstung) waren demnach nur etwa 20 Boote um England herum im Einsatz.<br />
<br />
Der Führer der U-Boote, Dönitz, versprach sich von der [[Rudeltaktik]] zusammen mit Funkmethoden, die im Ersten Weltkrieg nicht zur Verfügung standen, eine neue Art und Form des U-Boot-Krieges, der vorwiegend gegen Geleitzüge zu führen war. Die Grundkonzeption sah vor, auf Schiffsansammlungen mit zahlreicher, konzentrierter Sicherung ([[Geleitzug|Geleitzüge]]) ein ebenso massiertes ''Rudel'' von U-Booten einzusetzen. So sollte ein in Front stehendes U-Boot, wenn es auf einen Geleitzug traf, nicht gleich angreifen sondern solange warten, bis von der zentralen Führung (Dönitz) in der Nähe stehende Boote herangeführt worden waren, was von dem Fühlung haltenden Boot mit der Sendung von Peilzeichen erleichtert wurde. Wenn sich dann ein stattliches Rudel gebildet hatte, wurde von der zentralen Führung der Angriff auf den Geleitzug freigegeben. Hierfür forderte er das 'Atlantikboot’ mit großen Reichweiten. Der [[U-Boot-Klasse VII|Typ&nbsp;VII]] erfüllte diese Erwartungen und wurde zum „Arbeitspferd“ des deutschen U-Boot-Krieges.<br />
<br />
Ein ähnliches Konzept verfolgten die USA. Ohne zentrale Führung operierten die amerikanischen Boote in kleinen Gruppen mit zumeist drei Booten, die „Wolfpacks“ genannt wurden.<br />
<br />
An allen Kriegsschauplätzen der Welt erwiesen sich U-Boote als wirksame Waffe. Sowohl die Kriegsmarine wie auch später die US-Navy setzten U-Boote vorrangig im Handelskrieg ein, um die Logistik des Gegners zum Erliegen zu bringen. Nach Kriegseintritt der USA änderte die deutsche U-Boot-Führung das Kriegsziel von der Blockade Englands weg hin zu einer Strategie, mehr Schiffsraum zu versenken als der Gegner produzieren konnte. Damit waren die Einsatzorte zweitrangig und deutsche U-Boote kämpften in allen Weltmeeren, nur begrenzt durch technische und Versorgungsmöglichkeiten. Durch technische Fortschritte der Alliierten wie Radar, [[Huff-Duff|HF/DF-Funkpeilung]], die [[Entzifferung]] der [[Enigma (Maschine)|Enigma]]-Verschlüsselung, Bildung von Escortgroups (Geleitzug) sowie materieller Überlegenheit bei gleichzeitiger [[Überforderung#Militär|Überforderung der Ressourcen]] der Achsenmächte war der deutsche U-Boot-Krieg ab Mai 1943 aus historischer Sicht als verloren anzusehen. Durch Bekanntwerden alliierter Entwicklungen setzte bei den Achsenmächten ein Entwicklungsschub ein, der zwar zu spät kam, um den Krieg zu wenden, aber doch in allen Marinen, Luftwaffen und Heeren zu strategischen Änderungen führte.<br />
<br />
=== Der Kriegsbeginn und die Prisenordnung ===<br />
[[Datei:DR 1944 876 Heldengedenktag U-Boot-Kommandant am Sehrohr.jpg|mini|U-Boot-Kommandant am Sehrohr, [[Briefmarken-Jahrgang 1944 der Deutschen Reichspost|Sondermarke der Reichspost (1944)]]. Die Vorlage war ein Foto von [[Kaleu]] [[Erich Topp]]]]<br />
<br />
Die kriegführenden Mächte Großbritannien, Frankreich und Deutschland begannen bei Kriegsbeginn dort, wo sie im Ersten Weltkrieg aufgehört hatten. Die deutschen U-Boote hatten Befehl, sich im [[Handelskrieg]] an die [[Prisenordnung]] zu halten, nach der nur [[Handelsschiff]]e kriegführender Nationen oder mit Ladung aus oder für kriegführende Nationen versenkt werden durften und auch nur dann, wenn für die Sicherheit der Besatzung des Handelsschiffes gesorgt war. Ausnahmen galten für bewaffnete Handelsschiffe und solche unter Geleit von Kriegsschiffen. Durch diesen Befehl sollte insbesondere vermieden werden, die Vereinigten Staaten in den Krieg zu ziehen, was im Ersten Weltkrieg durch den uneingeschränkten U-Boot-Krieg geschah. Trotzdem wurde als erstes Schiff die noch zu Friedenszeit ausgelaufene [[Athenia (Schiff, 1923)|Athenia]] vermutlich im Irrtum versenkt. Aus Angst vor einer Reaktion der Vereinigten Staaten wurde das Bordbuch der versenkenden [[U 30 (Kriegsmarine)|U-30]] gefälscht und die Nazi-Propaganda versuchte die Versenkung als Provokation Großbritanniens darzustellen.<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=mJtKcUiWEms Dokumentarfilm mit der Originalstimme Goebbels' zur Athenia, Minute 7:20]</ref> Die alliierten Mächte begannen, ihre Handelsschiffe zu bewaffnen und Konvois zu organisieren.<br />
<br />
Am 14. September 1939 griff ''[[U 39 (Kriegsmarine)|U 39]]'' (Kptlt. Glattes) die ''[[HMS Ark Royal (91)|Ark Royal]]'' an; der Torpedo detonierte vorzeitig, obwohl der Angriff aus nur 800&nbsp;m Entfernung erfolgte (zu den technischen Problemen des Torpedos siehe [[Torpedokrise]]). ''U 39'' wurde daraufhin von den britischen Sicherungszerstörern ''Faulknor'', ''Firedrake'' und ''Foxhound'' versenkt – der erste deutsche U-Bootverlust im Zweiten Weltkrieg und zugleich der erste erfolgreiche Einsatz des britischen SONAR-Unterwasserortungsgerätes ([[ASDIC]]).<ref>[http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/39-08.htm www.wlb-stuttgart.de]</ref><br />
<br />
Beim Einsatz gegen Kriegsschiffe waren die U-Boote nicht durch Befehle eingeschränkt. [[Günther Prien]] drang mit ''[[U 47 (Kriegsmarine)|U 47]]'' im Oktober 1939 in die Britische Flottenbasis von [[Scapa Flow]] ein und versenkte dort das Schlachtschiff ''[[HMS Royal Oak (08)|Royal Oak]]''. Der britische Flugzeugträger ''[[HMS Courageous (1916)|Courageous]]'' wurde durch ''[[U 29 (Kriegsmarine)|U 29]]'' im September 1939 versenkt. Diese Erfolge gegen britische Großkampfschiffe in der Frühzeit des Zweiten Weltkrieges überzeugten auch die Skeptiker in der Führung der [[Kriegsmarine]] vom militärischen Wert der U-Boote. In der Folge wurde der Z-Plan zugunsten eines U-Boot-Bauprogramms revidiert, allerdings mit Bauzeiten von einundzwanzig Monaten und einer Rate von zwanzig bis fünfundzwanzig Booten im Monat ab August 1941.<br />
<br />
=== April bis Juni 1940 – Kampf um Norwegen ===<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101II-MN-1038-06, Kiel, Schwerer Kreuzer "Lützow".jpg|mini|Schäden an der ''Lützow'' durch Torpedotreffer]]<br />
Zu Beginn des Jahres 1940 zeichnete sich unter anderem durch den [[Altmark-Zwischenfall]] ab, dass die Neutralität [[Norwegen]]s von Großbritannien nicht respektiert wurde. Vom [[Oberkommando der Marine|OKM]] wurde deshalb [[Karl Dönitz|Dönitz]], dem Führer der Unterseeboote befohlen, alle verfügbaren Boote, sogar die Schulboote der Ausbildungsflottillen, zum Flankenschutz der deutschen Flottenverbände des [[Unternehmen Weserübung|Unternehmens Weserübung]] zu beordern und auf die Anmarschwege der britischen Flotte zwischen Schottland und Norwegen anzusetzen. Gleichzeitig beorderte die [[Royal Navy]] ihre U-Boote vor die norwegische Küste, um die deutschen Einheiten zwischen ihren Basen und Norwegen abzufangen. Während das Unternehmen Weserübung im Ergebnis ein deutscher Erfolg war, da Norwegen erobert wurde und bis zum Kriegsende besetzt blieb, war das Ergebnis zur See vorteilhafter für die Alliierten. Neben dem Verlust des Schweren Kreuzers ''[[Blücher (Schiff, 1937)|Blücher]]'' durch norwegische Küstenbatterien, des Leichten Kreuzers ''[[Königsberg (Schiff, 1927)|Königsberg]]'' durch britische Flugzeuge und zehn Zerstörern in [[Narvik]] durch die britische Flotte erlitt die Kriegsmarine auch Verluste durch alliierte U-Boote. Die Kreuzer ''[[Deutschland (Schiff, 1931)|Lützow]]'' und ''[[Karlsruhe (Schiff, 1927)|Karlsruhe]]'' wurden durch Torpedos der britischen U-Boote ''Spearfish'' und ''Truant'' schwer beschädigt, das Artillerieschulschiff ''[[Brummer (Schiff, 1935)|Brummer]]'' durch die ''Sterlet'' versenkt. Außerdem wurden mehrere Nachschubfrachter vernichtet.<br />
<br />
Im gleichen Zeitraum hatten die deutschen U-Boote bei zahlreichen Gelegenheiten optimale Schusspositionen gegen britische Schiffe, konnten jedoch kaum Erfolge erzielen. Allein ''[[U 48 (Kriegsmarine)|U&nbsp;48]]'' kam bei drei Gelegenheiten in optimale Position für Torpedoangriffe gegen britische Kriegsschiffe, ohne mit den abgeschossenen Torpedos Schäden zu verursachen. Eine der vielfältigen Ursachen dieser Misserfolge war eine fehlerhafte Tiefensteuerung der Torpedos durch Schleichluft (Zunahme des Drucks in den Torpedos während der Tauchphasen), die dazu führte, dass die [[Magnetzünder (Waffe)|Magnetzünder]] der Torpedos nicht mehr sicher auslösten ([[Torpedokrise]]). Nach einer Umstellung auf [[Aufschlagzünder]] erwiesen sich auch diese als unzuverlässig. Trotz Massierung gegnerischer Schiffe und guter Schusspositionen konnten in norwegischen Gewässern mit einer Ausnahme keine wirksamen Torpedotreffer erzielt werden.<br />
<br />
=== Die Schlacht im Atlantik ===<br />
{{Hauptartikel|Atlantikschlacht}}<br />
==== Erste Phase: Juni 1940 bis Dezember 1940 ====<br />
[[Datei:U995 2004 1.jpg|mini|[[U 995|U&nbsp;995]] vom [[U-Boot-Klasse VII|Typ&nbsp;VII&nbsp;C/41]], der meistgebauten U-Boot-Klasse im Zweiten Weltkrieg]]<br />
<br />
Nach dem erfolgreichen [[Westfeldzug]] begann man 1940, in [[Brest (Finistère)|Brest]] und an der Küste der [[Biskaya]] in [[Lorient]], [[St-Nazaire]] und [[La Rochelle]] provisorische U-Boot-Stützpunkte zu errichten ([[U-Boot-Reparaturwerft Brest]], [[U-Boot-Bunker in Lorient]], [[U-Boot-Bunker#Die Anlage in St. Nazaire|in St-Nazaire und in La Rochelle]]).<br />
Mit Hilfe von [[Zwangsarbeiter]]n wurden diese Anlagen ausgebaut, es sollten Bunker für jeweils mehrere U-Boote entstehen, die auch Luftangriffen trotzen konnten.<br />
<br />
Die U-Boote konnten dank dieser neuen Häfen an der Biskaya wesentlich schneller die Operationsgebiete auf den westlichen Zufahrtswegen zur britischen Insel erreichen. Die alliierten [[Geleitzug|Konvois]] waren nur schwach gesichert aus Mangel an [[Geleitschiff]]en, die aufgrund der gescheiterten britischen Norwegeninvasion in den Reparaturwerften lagen. Dieser Zeitraum wurde von der Kriegsmarine als „erste glückliche Zeit“ der U-Boote bezeichnet, in der bei relativ wenigen eigenen Verlusten zahlreiche alliierte Schiffe versenkt werden konnten. Am erfolgreichsten waren dabei die Kommandanten [[Otto Kretschmer]] (''[[U 99 (Kriegsmarine)|U 99]]''), [[Günther Prien]] (''[[U 47 (Kriegsmarine)|U 47]]'') und [[Joachim Schepke]] (''[[U 100 (Kriegsmarine)|U 100]]''), die von der deutschen Propaganda als Helden gefeiert wurden.<br />
<br />
Am 17. August 1940 beantwortete Deutschland die britische Blockade mit der Erklärung der Gegenblockade. Das Blockadegebiet deckte sich ziemlich genau mit der Zone, deren Befahren der [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsident]] Roosevelt den amerikanischen Schiffen seit dem 4. November 1939 verboten hatte. Die U-Boote erhielten damit das Recht, innerhalb dieses Gebietes warnungslos zu versenken mit Ausnahme von Lazarettschiffen und Neutralen, die bestimmte, vertraglich vereinbarte Routen wie den „[[Schwedenweg]]“ benutzen mussten.<br />
<br />
In dieser Zeit wurden ungefähr 4,5 Millionen [[Bruttoregistertonne|BRT]] alliierten Schiffraums versenkt.<br />
<br />
==== Zweite Phase: Januar 1941 bis Dezember 1941 ====<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1975-014-33, U-Boote im U-Bootbunker.jpg|mini|[[U-Boot-Reparaturwerft Brest|U-Boot-Bunker in Brest]], 1942]]<br />
<br />
Im Winter 1940/41 erschwerte schlechtes Wetter die Überwasserangriffe der U-Boote. Die Briten begannen, Radargeräte und [[Funkpeilung|Kurzwellenpeilung]] auf ihren Geleitschiffen einzusetzen und die Anzahl der verfügbaren Eskorten war durch ein gesteigertes Bauprogramm stark gestiegen.<br />
<br />
Im März 1941 verlor die Kriegsmarine bei nur einem Angriff drei „Asse“, nämlich [[Günther Prien]] und [[Joachim Schepke]] durch Tod und [[Otto Kretschmer]] durch Gefangennahme. Ab dem Sommer 1941 wurde verstärkt auf die [[Rudeltaktik]] gesetzt, wobei U-Boote als „Wolfsrudel“ Konvois orteten und koordiniert angriffen. Die oft zahlenmäßig unterlegenen Eskorten versuchten gewöhnlich, das erste geortete U-Boot vom Geleit abzudrängen, was den übrigen Rudelmitgliedern Gelegenheit zum Angriff auf die Handelsschiffe gab.<br />
<br />
Gegen den Willen des [[Befehlshaber der U-Boote|Befehlshabers der U-Boote]] [[Karl Dönitz]] wurden U-Boote auch ins Mittelmeer entsandt, um den alliierten Nachschub nach Nordafrika (wo vom September 1940 bis Mai 1943 der [[Afrikafeldzug]] stattfand) zu unterbrechen.<br />
<br />
Am 20. Juni 1941 meldete ''U&nbsp;203'' unter [[Kommandant]] Rolf Mützelburg die Sichtung des US-Schlachtschiffes ''[[USS Texas (BB-35)|USS Texas]]'' im Blockadegebiet. In dieser Situation erließ die deutsche Führung den Befehl an die U-Boote, Sicherungsfahrzeuge nicht mehr anzugreifen. Im Juli erteilte der US-Präsident Roosevelt der US-Navy den Befehl, deutsche U-Boote anzugreifen und wiederholte diesen Befehl im September 1941. Am 4. September 1941 wurde ''U&nbsp;652'' (Kommandant: Fraatz) 180 Seemeilen südwestlich von [[Reykjavík]] vom US-Zerstörer [[USS Greer (DD-145)|USS&nbsp;Greer]] mit Wasserbomben angegriffen und schoss in Abwehr zwei Torpedos. Die Abwehrmaßnahme wurde ausdrücklich durch die deutsche Führung gebilligt. Ähnliche Angriffe wiederholten sich zunehmend. Die USA gingen ohne erklärten Kriegszustand zu offenen Feindseligkeiten gegen deutsche U-Boote über.<br />
<br />
In dieser Zeit versenkten die U-Boote etwa 3 Millionen&nbsp;BRT gegnerischen Schiffsraums.<br />
<br />
==== Fortschritte in der U-Boot-Abwehr ====<br />
[[Datei:Uboot krieg.jpg|mini|Alliierte Analyse von versenktem Schiffsraum und Wirkung von Gegenmaßnahmen]]<br />
[[Datei:Enigma-rotor-BP.jpg|mini|Die durch die römische Zahl „VI“ gekennzeichnete Walze ist eine der drei ENIGMA-Walzen, die nur von der Kriegsmarine eingesetzt wurden]]<br />
<br />
Die Entzifferung der Marinecodes durch britische Mathematiker (darunter federführend [[Alan Turing]]) führte eine Wende im Atlantikkrieg herbei. Bereits 1934 hatten polnische Mathematiker durch Zusammenschalten von sechs [[Enigma (Maschine)|Enigma]]-Verschlüsselungsmaschinen Teilergebnisse erreicht, die später der britischen Funkaufklärungsbehörde in [[Bletchley Park]] (Government Code and Cypher School, GC&CS) zur Verfügung gestellt wurden. Unter Anleitung von Turing wurde eine elektromechanische Entzifferungsmaschine, die [[Turing-Bombe]], gebaut. Die Entzifferung des deutschen Marineschlüssels gelang schließlich im Juni 1941. Ermöglicht wurde dieses dadurch, dass die für die Entzifferung des Marineschlüssels notwendigen, im praktischen Betrieb befindlichen Walzen der Enigma-Maschine und [[Codebuch|Codebücher]] beschafft werden konnten. Den größten Fortschritt für die GC&CS brachte dabei die Aufbringung von ''[[U 110 (Kriegsmarine)|U&nbsp;110]]'' am 9. Mai 1941 durch den britischen Zerstörer ''[[HMS Bulldog (H91)|HMS&nbsp;Bulldog]]''. Der britischen Admiralität fiel der gesamte „[[ENIGMA-M4|Schlüssel&nbsp;M]]“ einschließlich der beiden nur von der Kriegsmarine eingesetzten Walzen „VI“ und „VII“, das „Handbuch für Funk in heimischen Gewässern“, die entscheidend wichtigen „[[Doppelbuchstabentauschtafel]]n“, der Sonderschlüssel für Offiziere, Schlüsselunterlagen zum [[Reservehandverfahren]] (R.H.V.) und die Karte mit den Marinequadraten für den Nordatlantik und das Mittelmeer in die Hände. Von nun an konnten die Briten den gesamten Funkverkehr zwischen Dönitz und den U-Booten mitlesen. Allerdings war für die Entzifferung der Funksprüche immer noch eine Zeit von 40 Stunden notwendig. Ab November 1941 lasen die Briten den Funkverkehr täglich mit. Eine längere Unterbrechung trat ein, als das [[Oberkommando der Marine]] einen neuen komplexen Schlüssel namens Triton einführte und die Enigma-Maschine um eine vierte Walze zur [[ENIGMA-M4]] erweiterte. Triton konnte ab Ende 1942 aufgrund von Codebüchern, wie dem [[Kurzsignalheft]] und dem [[Wetterkurzschlüssel]], die am 30. Oktober 1942 von britischen Seeleuten der ''[[HMS Petard]]'' aus dem sinkenden U-Boot [[U&nbsp;559]] geborgen wurden, entziffert werden.<br />
<br />
Durch die Entzifferung des deutschen Funkverkehrs war es möglich, Geleitzüge um die Positionen deutscher U-Boote herumzudirigieren sowie durch Hunter-Killer-Groups (Einsatzverbände von [[Zerstörer]]n und [[Geleitträger|Geleitflugzeugträgern]]) Seegebiete gezielt nach U-Booten abzusuchen.<br />
<br />
Ab 1943 verfügten die Alliierten zudem über „[[Huff-Duff|HF/DF]]“ genannte Kurzwellenpeilgeräte, die erstmals das Einpeilen funkender U-Boote von einem einzelnen Schiff aus ermöglichten. Hunter-Killer-Groups steuerten dann das gepeilte Boot an, versuchten es durch Wasserbomben zu zerstören oder wegen Sauerstoffmangels oder erschöpfter Batterien zum Auftauchen zu zwingen, so dass es an der Oberfläche zerstört werden konnte.<br />
<br />
Eine weitere Abwehrmaßnahme gegen U-Boote war der Einsatz von [[Geleitflugzeugträger]]n als Eskorten von Handelsschiffskonvois. Dabei wurden zunächst eher provisorische Maßnahmen in Form der [[CAM-Schiff|CAM]]- (Schiffe mit Flugzeugkatapulten) und [[MAC-Schiff]]e (Handelsschiffe mit einem behelfsmäßigen Flugdeck über den Ladeflächen) ergriffen, ehe 1942 mit der amerikanischen [[Bogue-Klasse]] kleinere Flugzeugträger speziell für die U-Jagd in Serie gebaut wurden. Die von den Geleitflugzeugträgern aus operierenden Flugzeuge dienten den Konvoikommodores zur Aufklärung wie auch zur Bekämpfung gesichteter U-Boote. Flugzeuge verfügten ab 1940 über Luft-Oberflächenradar, das im Laufe des Krieges fortlaufend verbessert wurde.<br />
<br />
[[Datei:Leigh Light.jpg|mini|Leigh Light an einem britischen Liberator-Bomber]]<br />
[[File:U-boat_Warfare_1939-1945_C3777.jpg|mini|Überlebende eines versenkten U-Boots warten im Atlantik auf Bergung]]<br />
<br />
Ab Mitte 1942 verfügten alliierte Flugzeuge für Nachtangriffe über starke Scheinwerfer („[[Leigh light]]“), die wirksame Nachtangriffe auf U-Boote ermöglichte, welche bis dahin nachts vor Luftangriffen sicher gewesen waren. Ein mit Radar entdecktes und von einem Leigh Light angeleuchtetes U-Boot hatte gewöhnlich keine Zeit mehr, vor dem Angriff abzutauchen. Als weiteres Ortungsmittel verfügten alliierte Flugzeuge zur U-Boot-Bekämpfung ab Kriegsmitte über [[Magnetometer|Magnet-Anomalie-Detektoren]] (MAD), die eine Ortung untergetauchter U-Boote ermöglichten, allerdings noch häufig fehlerhaft waren. Als Verbesserung wurden [[Sonarboje]]n entwickelt, die die Fehlerquote von MAD-Ortungen verringerten. MAD und Sonarbojen werden in verbesserter Form auch heute noch in der U-Boot-Bekämpfung verwendet. Auf die erhöhte Gefahr für die U-Boote aus der Luft wurde die [[Flak]]-Bewaffnung der Boote verstärkt sowie [[Radardetektor]]en wie etwa das [[Metox]]-Gerät nachgerüstet, deren Entwicklung allerdings nicht mit den Verbesserungen des alliierten Radars mithalten konnte. Als die westalliierten [[Bomber]] ''[[H2S (Navigation)|H2S]]''-[[Zentimeterwelle]]n-[[Radargerät]]e bekamen, entwickelten die Deutschen den [[Naxos (Radardetektor)|Radardetektor Naxos]].<!-- Stückzahlen ? wie schnell hatten wie viele U-Boote diese Techniken ? --><br />
Der von der deutschen Kriegsmarine entwickelte akustisch-zielsuchende [[Zaunkönig (Torpedo)|Torpedo „Zaunkönig“]] war unzuverlässig und konnte leicht mit dem Störsystem „Foxer“ abgelenkt werden, das die Alliierten daraufhin entwickelt hatten.<br />
<br />
==== Dritte Phase: Januar 1942 bis Dezember 1942 ====<br />
Am 11. Dezember 1941, vier Tage nach dem japanischen [[Angriff auf Pearl Harbor]], erklärte [[Adolf Hitler|Hitler]] den USA den Krieg. Daraufhin änderte Admiral Dönitz sein Kriegsziel: Nicht mehr die Blockade Englands, sondern die Versenkung gegnerischen Schiffraums (Tonnagekrieg) und der Ort mit den größten Versenkungschancen bekamen Priorität. Langstrecken-U-Boote des [[U-Boot-Klasse IX|Typs IX]] wurden zum [[Unternehmen Paukenschlag]] nach Amerika in Marsch gesetzt, wo sie in den ersten Januartagen 1942 eintrafen. Die zunächst schlecht organisierte US-Küstenverteidigung stand den Angriffen auf die Handelsschifffahrt hilflos gegenüber („zweite glückliche Zeit“). In dieser Zeit wurden mehr Schiffe mit den U-Boot-Kanonen versenkt als je zuvor. Als die Verteidigung im Frühjahr verstärkt wurde, weiteten die deutschen U-Boote ihr Einsatzgebiet in die [[Karibik]] und den Südatlantik aus. Die kürzer reichenden [[U-Boot-Klasse VII|Typ-VII-Boote]] operierten zur gleichen Zeit im Nordatlantik in Rudeln und konnten so den Druck auf die Konvois aufrechterhalten. Es kam im Laufe des Jahres zu mehreren großen Geleitzugschlachten.<br />
<br />
Durch den Einsatz von Versorgungs-U-Booten (sogenannte ''Milchkühe''), die Treiböl und andere Betriebsstoffe lieferten, waren bald auch die kleineren Typ-VII-Boote imstande, vor der amerikanischen Küste zu operieren.<br />
<br />
Die Zahl der einsatzfähigen deutschen U-Boote war nunmehr weiter gestiegen, sie betrug Ende 1942 etwa 210. Insgesamt wurden 1942 über 8 Millionen BRT Schiffsraum versenkt, womit dieses Jahr das erfolgreichste im Tonnagekrieg der U-Boote war.<br />
<br />
==== Vierte Phase: Januar bis Mai 1943 ====<br />
[[Datei:U-66 U-117 Luftangriff.jpg|mini|Luftangriff auf [[U 66 (Kriegsmarine)|U 66]] und [[U 117 (Kriegsmarine)|U 117]], August 1943]]<br />
<br />
Das Jahr 1943 war der Wendepunkt im U-Boot-Krieg. Zu Beginn des Jahres errangen die deutschen U-Boote den letzten großen Erfolg, als Mitte März 1943 drei Wolfsrudel mit insgesamt 43&nbsp;U-Booten südlich von Grönland 22 Schiffe mit 142.000 Tonnen aus den Konvois ''SC 122'' und ''[[Geleitzug HX 229|HX 229]]'' versenkten und weitere 9 Schiffe mit 45.000 Tonnen torpedierten. Dabei profitierten sie auch davon, dass in dem Gebiet noch immer eine Lücke in der alliierten Luftüberwachung bestand.<br />
<br />
Nachdem die Alliierten die Lücke südlich Grönlands in der Luftüberwachung des Atlantiks durch Stationierung von Langstreckenbombern auf [[Grönland]] und [[Island]] geschlossen hatten, war der gesamte Nordatlantik unter alliierter [[Lufthoheit]]. Hinzu kam die verstärkte Sicherung der Konvois. Der seit November 1942 amtierende britische Oberbefehlshaber der sogenannten [[Western Approaches]], Admiral [[Max Kennedy Horton|Max Horton]], im Ersten Weltkrieg selbst ein erfolgreicher U-Boot-Kommandant, führte eine Reihe taktischer Änderungen in der Geleitzugsicherung ein, die die deutschen U-Boote immer mehr von Jägern zu Gejagten machten. Allein im Mai 1943 wurden 43 deutsche U-Boote versenkt. Dönitz stellte daraufhin den U-Boot-Krieg gegen Konvois vorübergehend ein und ließ die meisten U-Boote von den Rudeloperationen zurückrufen.<br />
<br />
==== Fünfte Phase: Juni 1943 bis Mai 1945 ====<br />
Trotz der Erkenntnis, dass der U-Boot-Krieg im Atlantik für die deutschen U-Boote kaum noch Erfolgsaussichten bot, wurden bis zum Kriegsende weitere Boote losgeschickt, um große Mengen an Schiffen, Flugzeugen und Soldaten der Alliierten an die U-Boot-Bekämpfung zu binden. Als nach der [[Operation Overlord|Invasion]] in Nordfrankreich die Basen in Frankreich verloren gingen, wurden die U-Boote nach Norwegen verlegt. Auf die verbesserten Jagdtechniken der Alliierten reagierte die Kriegsmarine mit eigenen technischen Verbesserungen:<br />
<br />
Der [[Schnorchel (Schiffsteil)|Schnorchel]], eine niederländische Vorkriegsentwicklung, welche die Kriegsmarine zunächst nicht überzeugt hatte, wurde auf zahlreichen Booten nachgerüstet oder noch vor Fertigstellung des Bootes eingebaut. Bei den Typen [[U-Boot-Klasse XXI|XXI]] und [[U-Boot-Klasse XXIII|XXIII]] war er als einziehbarer Teleskopmast in den [[Turm (Schiffsteil)|Turm]] integriert. Bei den älteren Typen war der Schnorchelmast an der [[Steuerbord]]seite des Turms und wurde auf das Deck niedergelegt, wenn er nicht in Betrieb war. Er ermöglichte es, bei Unterwasserfahrt das Boot durchzulüften und/oder mit den Dieselmotoren zu fahren. Die Batterien konnten dabei geladen werden bzw. man konnte auf Nutzung der geladenen Batterien verzichten und trotzdem Fahrt machen.<br />
<br />
[[Datei:UBoot-WBauer.jpg|mini|''U 2540'' vom Typ XXI]]<br />
<br />
Weitere deutsche Neuerungen waren zielsuchende Torpedos (siehe [[Zaunkönig (Torpedo)]]), aus den Torpedorohren ausstoßbare Sonarstörkörper ([[Bold (Täuschkörper)|Bold]]), sonarabsorbierende Rumpf- und Schnorchelbeschichtungen, aktive und passive Unter- und Überwasserortungsgeräte (damals [[Funkmessgerät]] genannt). Auch die Entwicklung neuer Bootstypen (z. B. [[Typ XXI]] und des [[Typ XXIII]]) wurden forciert. Typ XXI konnte dank [[Sektionsbauweise]] schneller gebaut werden.<br />
Alternative Antriebskonzepte wurden erprobt ([[U-Boot-Klasse XVII|Typ XVII]] mit [[Walter-Antrieb|Walter-Turbine]]). Von diesen neuentwickelten Bootsklassen kamen jedoch nur noch wenige Typ-XXIII-Boote zu Erfolgen; die meisten neuen Boote waren bei Kriegsende noch in der Ausbildung.<br />
<br />
Der [[Tonnagekrieg]] war jedoch aus dem Rückblick entschieden: 1943 gingen insgesamt 287 deutsche U-Boote verloren, fast doppelt so viele wie zusammengerechnet in den drei Jahren davor, während die versenkte Tonnage abnahm: 1943 wurden nur noch 3,5 Millionen BRT versenkt, weniger, als die Alliierten durch Bauprogramme für standardisierte Schiffe ([[Liberty-Frachter]]) neu in Dienst stellten. Diese Entwicklung setzte sich bis zum Kriegsende fort: 1944 und 1945 wurden nur noch 1,5 Millionen BRT versenkt. Dem gegenüber standen 241 verlorene U-Boote im Jahr 1944 und weitere 153&nbsp;U-Boote von Januar bis Mai&nbsp;1945.<br />
<br />
=== U-Boote anderer Nationen im Atlantik ===<br />
==== Italienische U-Boote im Atlantik ====<br />
Die [[Italienische Marineverbände im Zweiten Weltkrieg#U-Boot-Kommando|italienische Marine]] verfügte im Juni 1940 mit über 100&nbsp;U-Booten über eine der größten U-Boot-Flotten weltweit. Wegen einiger technischer Mängel wurden etliche Boote im Mittelmeer nur zu Aufklärungs- und Transportzwecken verwendet, andere auf die stark gesicherten Maltakonvois angesetzt. Für die großen italienischen Langstrecken-U-Boote plante man schon kurz nach dem italienischen Kriegseintritt einen erfolgversprechenderen Einsatz im Atlantik. Schon im Sommer 1940 operierten die ersten italienischen U-Boote im Atlantik, mussten dabei jedoch immer den riskanten Durchbruch durch die [[Straße von Gibraltar]] wagen. Kurz darauf wurden die italienischen Atlantikboote in einem neu eingerichteten italienischen U-Boot-Stützpunkt mit dem Codenamen ''BETASOM'' im besetzten [[Bordeaux]] stationiert. Bis 1941 operierten bis zu 32 italienische Boote im Nordatlantik, versenkten in dieser Zeit jedoch etwa 70 % weniger als ihre deutschen Pendants. Wegen Koordinationsschwierigkeiten wurde der Einsatzschwerpunkt der italienischen U-Boote in den Mittel- und Südatlantik verlegt, einige Boote operierten auch im Indischen Ozean. Von 1941 bis 1943 waren insgesamt 32 italienische U-Boote im Atlantik eingesetzt.<ref name="BlairS849">Clay Blair: ''Der U-Boot-Krieg, Die Jäger 1939–1942'', Wilhelm Heyne Verlag, München 1998, ISBN 3-453-12345-X, S. 849–850.</ref> Davon gingen 16 durch Versenkung und 6 durch Kapitulation verloren. Insgesamt versenkten sie 106 Schiffe mit 564.472 BRT, davon allein die ''[[R.Smg. Leonardo da Vinci|Da Vinci]]'' 17 Schiffe mit 120.243 BRT.<ref name="BlairS849" /><br />
<br />
==== Unterseeboote im Dienst der Alliierten ====<br />
Im Gegensatz zu den deutschen U-Booten, die für den Einsatz im Handelskrieg auf hoher See entwickelt worden waren, hatten die meisten U-Boote der Alliierten nur eine geringe Reichweite. Eingesetzt wurden sie hauptsächlich zur Überwachung der Häfen und Marinebasen unter deutscher Kontrolle. Neben den britischen U-Booten wurde diese Aufgabe auch von französischen wie beispielsweise der ''[[Doris (Q 135)|Doris]]'', niederländischen wie der ''[[O 21]]'' und sogar polnischen Booten wie etwa ''[[ORP Wilk]]'' übernommen, die sich nach den Besetzungen ihrer Heimatländer in englische Basen zurückgezogen hatten. Im späteren Kriegsverlauf wurden auch britische U-Boote an verbündete Marinen abgegeben, sodass auch norwegische U-Boot-Besatzungen in den Krieg eingriffen.<br />
<br />
Die militärisch bedeutendste Aktion alliierter U-Boote im Atlantik waren die Maßnahmen im Rahmen der [[Unternehmen Weserübung|Besetzung Norwegens]]. Alliierte U-Boote fügten den Überwassereinheiten der Kriegsmarine schwere Verluste zu und versenkten unter anderem den leichten Kreuzer ''Karlsruhe'', das [[Artillerieschulschiff]] ''[[Brummer (Schiff, 1935)|Brummer]]'' sowie eine Reihe von Handelsschiffen und beschädigten das Panzerschiff ''Deutschland''.<br />
<br />
Weiterhin wurden alliierte U-Boote auch als Geleitsicherung und zum Legen von [[Seemine]]n eingesetzt. Das erfolgreichste alliierte U-Boot des Zweiten Weltkrieges war das französische Minenlege-U-Boot ''[[Rubis (1933)|Rubis]]'', das hauptsächlich vor der norwegischen Küste im Einsatz war.<br />
<br />
Nach der französischen Kapitulation kämpften die U-Boote Großbritanniens und Frankreichs allerdings auch zeitweilig gegeneinander. Vor allem mit den der deutschlandfreundlichen [[Vichy-Regime|Vichy-Regierung]] verbliebenen Booten kam es immer wieder zu Gefechten, während sich andere Marineeinheiten unter der Flagge des [[France libre|Freien Frankreichs]] vereinten oder sich der Royal Navy anschlossen. Symptomatisch für das Verhältnis zwischen dem Vichy-Regime und Großbritannien ist das als ‚[[Gefecht von Dakar|Affäre von Dakar]]‘ bekannte Seegefecht von 20. bis 25. September 1940.<br />
<br />
In diesem als ''Operation Menace'' bezeichneten Unternehmen beschossen britische Schiffe den Hafen von [[Dakar]]. Hintergrund dieser Operation war, dass sich die französischen Streitkräfte in Westafrika auf die Seite der Vichy-Regierung gestellt hatten. Die in Dakar liegenden Kriegsschiffe stellten damit für die alliierten Verbindungslinien im Atlantik eine Bedrohung dar, sodass sich die Alliierten zu einem [[Präventivschlag]] entschieden. Im Verlauf der Gefechte torpedierte das U-Boot ''[[Bévéziers (Q 179)|Bévéziers]]'' das [[Schlachtschiff]] ''[[HMS Resolution (09)|HMS&nbsp;Resolution]]''. Das französische U-Boot ''Ajax'' wurde durch den Zerstörer ''[[HMS Fortune (H70)|HMS&nbsp;Fortune]]'' versenkt.<br />
<br />
=== Die U-Boote im Mittelmeer ===<br />
Gegen die Meinung von Dönitz setzte die Marineführung durch, dass im Herbst 1941 auf Hitlers Wunsch U-Boote aus dem Tonnagekrieg im Atlantik ins Mittelmeer verlegt wurden. Hintergrund war der [[Afrikafeldzug]], an dem seit Anfang 1941 auch deutsche Truppen beteiligt waren, deren Versorgung über das Mittelmeer in Gefahr war. Obwohl [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] bei Kriegseintritt erheblich mehr U-Boote als Deutschland besaß, war die [[Marina Militare#Geschichte|Regia Marina]] (= Königliche Marine) nicht in der Lage, die Seeherrschaft im Mittelmeer zu erringen.<br />
<br />
Im Mittelmeer gab es weniger Ziele für die deutschen U-Boote, abgesehen von den britischen Konvois zur Versorgung [[Malta]]s; marinestrategisch war die Verlegung der U-Boote daher wenig sinnvoll. Es gelangen zwar propagandistisch wertvolle Versenkungen einiger Kriegsschiffe, darunter die Flugzeugträger ''[[HMS Ark Royal (91)|HMS&nbsp;Ark&nbsp;Royal]]'' und ''[[HMS Eagle (1918)|HMS&nbsp;Eagle]]'' sowie des Schlachtschiffes ''[[HMS Barham (1914)|HMS&nbsp;Barham]]'', aber die Zahl der U-Boote, die bei Operationen im Mittelmeer oder beim Versuch, die Meerenge von Gibraltar zu durchbrechen, versenkt wurden, stand in keinem Verhältnis zur Versenkung von Handelsschiffsraum. Einerseits versenkten die deutschen U-Boote im Mittelmeer etwa 40 Kriegsschiffe und 140 zivile Schiffe. Andererseits gingen rund 65 deutsche U-Boote im Mittelmeer verloren. Davon fiel auf 24 U-Booten die gesamte Besatzung.<ref>Karl Alman:''Graue Wölfe in blauer See – Der Einsatz deutscher U-Boote im Mittelmeer.'' 8. Aufl., München: Wilhelm Heyne Verlag, 1995. ISBN 3-453-01193-7.</ref><br />
<br />
Im Gegensatz hierzu operierten britische U-Boote von ihren Basen in Malta, Gibraltar und Alexandria aus erfolgreich gegen die Schiffe der Achsenmächte, die Nachschub zum nordafrikanischen Kriegsschauplatz transportieren sollten. Ein Großteil der Nachschubgüter für die deutsch-italienische [[Afrikakorps|Afrika-Armee]] wurde dank der Informationen des britischen ''[[Ultra (Kryptologie)|Ultra Secret]]'' versenkt. Dies wird als eine der Ursachen für den Sieg der Alliierten in Nordafrika angesehen.<br />
<br />
=== U-Boot-Krieg in der Ostsee ===<br />
Die Ostsee war lediglich zu Beginn und Ende des Krieges Schauplatz des U-Boot-Kriegs, da der Zugang zur Ostsee für alliierte Seestreitkräfte nur durch [[Skagerrak]] und [[Kattegat]] möglich gewesen wäre, die nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens unter deutscher Kontrolle waren. Der Seekrieg in der stark verminten Ostsee wurde daher nur zwischen [[Anrainerstaat]]en geführt.<br />
<br />
Deutsche U-Boote waren 1939 am [[Polenfeldzug]] beteiligt und wirkten dort an der Blockade der Häfen mit. Versenkungen erzielten sie keine. Von den fünf polnischen U-Booten entkamen drei in das neutrale Schweden, wo sie für den Rest des Krieges interniert wurden. ''[[ORP Wilk (1931)|Wilk]]'' gelang es, sich nach England abzusetzen, ''[[ORP Orzeł (85A)|Orzel]]'' ließ sich zunächst in [[Tallinn|Reval]] internieren, brach dann jedoch aus Furcht, bei einer sowjetischen Besetzung des neutralen Estlands doch in Kriegsgefangenschaft zu geraten, aus und schlug sich ohne Seekarten ebenfalls nach England durch.<br />
<br />
Da bis Ende 1941 die komplette Ostseeküste mit Ausnahme des eingeschlossenen [[Sankt Petersburg|Leningrad]] und des neutralen Schweden von den Achsenmächten Deutschland und Finnland besetzt war, kam es in der Ostsee zwischen 1941 und 1944 kaum zu größeren Kampfhandlungen. Die Hauptaktivitäten deutscher und finnischer U-Boote beschränkten sich auf Ausbildungsfahrten und das Legen von Minensperren im [[Finnischer Meerbusen|Finnischen Meerbusen]] beziehungsweise vor Leningrad und [[Kronstadt (Russland)|Kronstadt]], da die Marineführung einen Ausbruchsversuch der Baltischen Flotte aus Leningrad befürchtete.<br />
<br />
Erst als gegen Kriegsende wieder weitere baltische Häfen frei wurden und die Minensperren umgangen werden konnten, griffen sowjetische U-Boote in der Ostsee in das Kriegsgeschehen ein, wo sie die deutschen Schiffstransporte von und zum ostpreußischen Kessel bedrohten. Dabei verursachten sie drei der verheerendsten Schiffskatastrophen aller Zeiten: Am 30. Januar 1945 versenkte ''[[S-13]] (С-13)'' die ''[[Wilhelm Gustloff (Schiff)|Wilhelm&nbsp;Gustloff]]'', wobei mehr als 9000 Menschen ums Leben kamen. Am 10. Februar versenkte ''S-13'' die ''[[Steuben (Schiff)|Steuben]]'', was 3600 Menschen das Leben kostete. Am 16. April wurde die ''[[Goya (Schiff, 1940)|Goya]]'' Opfer des sowjetischen U-Boots ''[[L-3 (U-Boot)|L-3]] (Л-3)''. Diese Versenkung kostete über 6000 Menschenleben.<br />
<br />
=== U-Boote im Schwarzen Meer ===<br />
[[Datei:Bundesarchiv N 1603 Bild-289, Krim, Italienisches Zwei-Mann-U-Boot.jpg|mini|Italienisches Klein-U-Boot auf der Krim, 1942]]<br />
<br />
Nach dem Kriegseintritt [[Rumänien]]s auf Seite der Achsenmächte wurden sechs deutsche U-Boote (''U&nbsp;9'', ''U&nbsp;18'', ''U&nbsp;19'', ''U&nbsp;20'', ''U&nbsp;23'' und ''U&nbsp;24'') vom [[U-Boot-Klasse II|Typ II B]] als 30.&nbsp;U-Boot-Flottille nach [[Constanța]] am Schwarzen Meer verlegt, um den deutschen Angriff auf die [[Krim]] zu unterstützen. Den Weg zum Schwarzen Meer von ihren bisherigen Einsatzorten als Schulboote in der Ostsee legten die Boote zunächst auf der Elbe bis Dresden und anschließend auf dem Landweg, größtenteils auf der [[Reichsautobahn]] zur Donau bei [[Ingolstadt]] zurück. Auf der Donau setzten sie ihren Weg dann bis zum Schwarzen Meer fort. Dazu wurden die U-Boote zum Teil zerlegt und auf die Seite gekippt um auch niedrige Brücken passieren zu können. Für den Flusstransport wurden die liegenden Boote von Schwimmkörpern eingefasst geschleppt. Nach Erreichen der Donau wurde die Rekonstruktion in Wien begonnen. Im Schwarzen Meer erfolgte dann die Endausrüstung.<ref>[http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1342/u_boot_auf_der_autobahn.html U-Boote auf der Autobahn] Artikel auf Einestages.Spiegel.de.</ref><br />
<br />
Im Schwarzen Meer griffen die Boote insbesondere die Nachschublinien der sowjetischen Armee über See an. Nach offiziellen Angaben wurden insgesamt 26 Schiffe mit 45.426 Bruttoregistertonnen versenkt. Der Einsatz deutscher U-Boote im Schwarzen Meer endete am 10. September 1944, als sich nach dem Verlust der Basis in Constanța die letzten drei Boote in der Nähe der türkischen Küste selbst versenkten. Zuvor waren bereits ''U&nbsp;18'' und ''U&nbsp;24'' im August 1944 wegen Abnutzung und Schäden selbst versenkt worden, ''U&nbsp;9'' war im selben Monat durch russische Fliegerbomben zerstört worden.<ref>Gerd Enders: ''Deutsche U-Boote im Schwarzen Meer: 1942–1944''. Mittler Verlag, Hamburg, Berlin, Bonn 1997.</ref><br />
<br />
Neben den deutschen U-Booten operierten auch die drei U-Boote der rumänischen Flotte im Schwarzen Meer, jedoch mit geringerem Erfolg. Es wurden auch in Italien hergestellte Kleinst-U-Boote eingesetzt, sowohl unter italienischer als auch unter rumänischer Führung. Die italienischen Kleinkampfmittel operierten dabei meist zusammen mit Schnellbooten.<br />
<br />
Die U-Boote der sowjetischen Schwarzmeerflotte operierten gegen den Schiffsverkehr der Achsenmächte. Das bekannteste Ereignis des U-Boot-Krieges im Schwarzen Meer war die Versenkung des unter [[panama]]ischer Flagge fahrenden bulgarischen Dampfers ''[[Struma (Schiff)|Struma]]'' am 24. Februar 1942 durch das russische U-Boot ''[[ShCh-213 (1937)|Scht-213]]'' (''Щ-213''), bei dem 768 jüdische Flüchtlinge ums Leben kamen.<ref>{{Der Spiegel|ID=46272609 |Titel=Schatten achteraus|Jahr=1965|Nr=20}}</ref><br />
<br />
=== Die Monsun-Boote ===<br />
Die [[Gruppe Monsun|Monsun-Boote]] (Ostasienboote) waren deutsche Langstrecken-U-Boote, meist vom [[U-Boot-Klasse IX|Typ&nbsp;IX]]&nbsp;D2,<ref name="Marine Enzyklopädie">J. Gebauer, E. Krenz: ''Marine Enzyklopädie''. ISBN 3-89488-078-3.</ref> die ab 1943 von einer Basis in [[Penang]] im heutigen [[Malaysia]] vor allem im [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]], aber auch im Pazifik operierten. Grund hierfür war der Wunsch der japanischen Verbündeten, die deutsche U-Boot-Technik studieren zu können. Außerdem hoffte Dönitz, durch Erfolge gegen die in diesen Gewässern noch ungesicherte Handelsschifffahrt weitere Kriegsschiffe der Alliierten zu binden. Ein letzter Faktor war, dass die U-Boote auf dem Transfer von und nach Fernost seltene Rohstoffe, Technologien und Passagiere transportieren konnten. Dieser Transfer überstieg jedoch die maximale Reichweite der U-Boote, sodass komplizierte Vorbereitungen getroffen werden mussten, um unterwegs die Boote von anderen U-Booten oder Tankern mit Vorräten versorgen zu können.<br />
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[[Datei:FA-330 Bachstelze2.jpg|mini|Schlepp-Tragschrauber vom Typ [[Focke-Achgelis FA 330|„Bachstelze“]] wurden von einigen Monsunbooten zu Aufklärungszwecken mitgeführt]]<br />
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Das erste Boot, das Penang erreichte, war [[U 511|''U&nbsp;511'']], genannt ''Marco Polo I'', das an Japan übergeben wurde und als ''RO-500'' in der [[Kaiserlich Japanische Marine|Kaiserlich Japanischen Marine]] neu in Dienst gestellt wurde. Die Besatzung von ''U&nbsp;511'' bildete den Stab der Basis in Penang und diente als Ersatzpersonal für die späteren Monsunboote.<ref>Sie fuhren nach der Übergabe ihres Bootes an die Japaner mit dem [[Blockadebrecher]] [[Osorno (Schiff, 1938)|''Osorno'']] nach [[Singapur]], wo sie am 10. Oktober 1943 eintrafen, und dann weiter nach Penang. (http://www.u-boot-archiv.de/dieboote/u0511.php)</ref> Aus Gründen der Geheimhaltung trugen die deutschen Marineangehörigen in Penang keine Uniformen, sondern bekamen Zivilkleidung ausgehändigt. Zur Kenntlichmachung gegenüber den japanischen Behörden trugen sie allerdings schwarz-weiß-rote Kokarden am Kragen. Von den ursprünglich elf Monsun-Booten, die in der ersten Juli-Woche Europa verlassen hatten, erreichten fünf den Indischen Ozean im September 1943, direkt nach den jährlichen [[Monsun]]regenfällen. Die Verlegung wurde erheblich erschwert, weil die [[U-Boot-Klasse XIV|„Milchkühe“]] genannten Versorgungs-U-Boote, die die Versorgung übernehmen sollten, von den Alliierten versenkt wurden oder in den Hafen zurückkehren mussten, sodass zwei der ursprünglich elf Boote der ersten Welle die Rolle der Versorgungsboote übernehmen mussten. Vier weitere Boote wurden bereits im Atlantik versenkt. Die fünf Boote, die schließlich den Indischen Ozean erreichten, versenkten dort mehrere alliierte Handelsschiffe.<br />
<br />
Von der zweiten Welle, die vier Boote umfasste, gelangte lediglich ''U&nbsp;510'' nach Fernost. Die drei übrigen Boote wurden bereits im Südatlantik versenkt, da die Alliierten auf die gestiegene Bedrohung reagiert hatten. Auch dieses Boot erzielte Erfolge im Indischen Ozean. Aufgrund Torpedomangels wurde dann entschieden, drei der Boote der ersten Welle zurück nach Frankreich zu beordern. Von diesen erreichten zwei wieder die Basen in Frankreich. Das dritte Boot musste nach Penang zurückkehren, da es aufgrund der Versenkung eines Versorgungstankers Treibstoff an eines der anderen Boote abgeben musste.<br />
<br />
Trotz der Verluste schien der Nutzen der Boote in Fernost zu überwiegen, sodass weitere Boote in dieses Gebiet geschickt wurden. Zu diesen gehörten zwei der Torpedotransporter des Typs&nbsp;VII&nbsp;F, von denen einer Penang erreichte, Boote, die zu reinen Transportbooten umgebaut worden waren, wie auch weitere Boote für Kriegspatrouillen. Den Höhepunkt erreichte die Aktivität der deutschen U-Boote im Pazifik im Juli und August&nbsp;1944. Die wenigsten der Boote erreichten allerdings wieder Basen in Frankreich. Von Penang aus wurden auch einige Feindfahrten unternommen, die wieder in Penang endeten. Die markanteste ist die Patrouille von ''[[U 862]]'', das als einziges deutsches U-Boot in den Pazifik eindrang und vor der australischen Ostküste ein amerikanisches Handelsschiff versenkte.<br />
<br />
Eines dieser späteren Monsun-Boote war auch ''[[U 852]]'', dessen Kapitän, Kapitänleutnant [[Heinz-Wilhelm Eck]], nach der Versenkung des griechischen Frachters ''Peleus'' die Rettungsflöße des Frachters mit Maschinengewehrfeuer und Handgranaten zu versenken versuchte, wobei mehrere Überlebende der Versenkung getötet wurden. Eck und zwei Mitoffiziere wurden für diese Tat nach dem Krieg als [[Kriegsverbrecher]] verurteilt und hingerichtet. Siehe auch: [[Peleus-Zwischenfall]]<br />
<br />
Ein weiterer Schwerpunkt des Einsatzes der ''Gruppe Monsun'' war der Transport von Gütern, wie wichtigen Rohstoffen, z. B. Zinn oder Wolfram, aber auch Chinin und Opium, als Grundstoffen für Medikamente. Hierfür wurden eigens im sogenannten „Aquila“-Programm italienische U-Boote zu Transport-U-Booten umgerüstet.<ref>Eberhard Rössler: ''„Geschichte des deutschen U-Bootbaus“'', Bernard & Graefe, Augsburg 1996, Band 2, S. 314.</ref> Der Transport von Material zwischen Deutschland und Japan war so wichtig, dass noch im April 1945 ''[[U 234]]'' mit einer Ladung aus [[Uranoxid]], einem zerlegten Flugzeug ([[Messerschmitt Me 262|Me&nbsp;262]]), deutschen Technikern und zwei japanischen Offizieren von einer Basis in Norwegen in Richtung Japan auslief. Das Boot ergab sich nach Kriegsende in einem amerikanischen Hafen. Zwei deutsche U-Boote mit insgesamt 272 t Gütern aus Penang erreichten in der ersten Jahreshälfte 1945 deutsche Häfen, vier weitere trafen nach Kriegsende ein.<br />
<br />
Insgesamt operierten 41 Boote der Kriegsmarine ab 1943 in ostasiatischen Gewässern.<ref name="Marine Enzyklopädie" /><br />
<br />
=== Nach der Kapitulation ===<br />
Am 4. Mai 1945 befahl Dönitz den auf See befindlichen Booten, die Kampfhandlungen einzustellen. Auf Grund des bereits zuvor bestehenden, allerdings von Dönitz noch am Abend des 4. Mai aufgehobenen [[Regenbogen-Befehl]]s [[Selbstversenkung|versenkten sich]] 216 (andere Quelle: 232) der 376 verbliebenen Boote selbst. Die Alliierten erbeuteten 154 Boote, von denen sie einige für Forschungszwecke oder als Ersatz für Verluste übernahmen. 115 wurden im Rahmen der [[Operation Deadlight]] im Atlantik versenkt. Die noch vorhandenen sogenannten Monsunboote wurden von japanischen Besatzungen übernommen.<br />
<br />
Die Kommandanten zweier U-Boote, ''[[U 530]]'' und ''[[U 977]]'', entschieden, im neutralen [[Argentinien]] zu kapitulieren. Sie durchquerten größtenteils in Tauchfahrt den Atlantik und liefen am 10. Juli 1945 (''U 530'') und am 17. August 1945 (''U 977'') in den [[Río de la Plata]] ein.<br />
<br />
=== Verluste ===<br />
Im U-Boot-Krieg der Kriegsmarine kamen insgesamt 863 von 1162 gebauten Booten zum Kampfeinsatz. 784 Boote gingen verloren. Über 30.000 der über 40.000 U-Boot-Fahrer starben. An Bord der von deutschen U-Booten versenkten 2882 Handelsschiffe und 175 Kriegsschiffe starben über 30.000 Menschen.<br />
<br />
[[Lothar-Günther Buchheim]], der selbst als [[Kriegsberichterstatter]] an Bord von ''[[U 96 (Kriegsmarine)|U&nbsp;96]]'' an Feindfahrten teilgenommen hat, äußerte sich später rückblickend zu den Verlusten:<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text = Die U-Boote wurden ‚Eiserne Särge‘ genannt. Was man damals als ‚Blutzoll‘ bezeichnete, die Verlustquote also, war bei den U-Boot-Männern so hoch wie bei keiner anderen Waffe. Von den 40.000 U-Boot-Männern sind 30.000 im Atlantik geblieben. Viele von ihnen waren noch nicht einmal Männer – in Wirklichkeit waren es halbe Kinder: Der gesamte U-Boot-Orlog war ein riesiger Kinderkreuzzug. Wir hatten 16jährige an Bord, gegen Kriegsende gab es 19jährige Leitende Ingenieure und 20jährige Kommandanten, in einer Art Schnellbrütverfahren frontreif gemacht, um auf eine der fürchterlichsten Weisen vom Leben zum Tode befördert zu werden. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, daß es in Todesnachrichten von U-Boot-Fahrern hieß, sie seien gefallen. Sie sind abgesoffen, ersäuft wie überzählige Katzen im Sack.<br />
|Autor = [[Lothar-Günther Buchheim]]<br />
|ref = <ref>Lother-Günther Buchheim 1981 in einem Artikel für die Zeitschrift GEO, zitiert nach: [http://www.staff.uni-marburg.de/~naeser/buchheim.htm staff.uni-marburg.de/~naeser]</ref>}}<!-- sic! Bindestrich-Schreibung von 1981, siehe Weblink --><br />
<br />
=== Die Schlacht im Pazifik ===<br />
Im [[Pazifikkrieg]] verfügten sowohl Japan wie auch die USA über bedeutende U-Boot-Flotten, daneben waren dort einige britische und niederländische U-Boote im Einsatz.<br />
<br />
==== Kaiserlich Japanische Marine ====<br />
[[Datei:Midget sub AWM 1.JPG|mini|Japanisches Klein-U-Boot, das 1942 im Hafen von Sydney aufgebracht wurde.]]<br />
[[Datei:I-52.jpg|mini|Japanisches U-Boot I-52 vom Typ C3]]<br />
<br />
Die japanischen U-Boote zeichneten sich dabei durch eine große Vielfalt an Typen aus, waren allerdings nicht besonders modern, da in der japanischen Marine mehr Wert auf Überwasserschiffe gelegt wurde. Neben Kleinst-U-Booten, die von anderen U-Booten in die Nähe eines Ziels getragen wurden, und U-Boot-Flugzeugträgern verfügte die japanische Marine über Flotten- wie auch Transport-U-Boote. Japanische U-Boote wurden getreu der japanischen Einsatzdoktrin hauptsächlich gegen Kriegsschiffe eingesetzt und erzielten daher keine hohen Versenkungszahlen.<br />
<br />
Grundsätzlich markant ist die spezielle Benennung und Kategorisierung von U-Booten unterschiedlicher Größe. Große Flotten-U-Boote erhielten eine Bezeichnung, die mit ''I'' begann. Mittlere Typen wurden mit ''Ro'' gekennzeichnet. Schließlich gab es noch [[Kleinst-U-Boot]]e für Spezialeinsätze, die eine Kennung mit ''Ha'' erhielten und teilweise von großen I-Booten transportiert werden konnten. Daneben sind die frühzeitige Bemühungen der japanischen Marine bemerkenswert, spezielle U-Boote für den Transport von [[Wasserflugzeug]]en zu bauen. Zuletzt stand der japanischen Marine und damit auch den U-Booten mit dem ''[[Torpedo Typ 95|Typ 95]]'' der damals fortschrittlichste Torpedo der Welt zur Verfügung.<br />
<br />
Zu den ersten U-Boot-Unternehmen des Krieges zählte ein Versuch, den [[Angriff auf Pearl Harbor]] mit Klein-U-Booten zu unterstützen. Alle Boote gingen jedoch verloren. In der Folgezeit unterstützten U-Boote die japanischen Invasionen auf zahlreichen Inseln im Pazifik und im [[Malaiischer Archipel|malaiischen Archipel]] durch Angriffe auf zur Evakuierung eingesetzte Transportschiffe, das Legen von Minensperren und Aufklärungsfahrten, teils unter Einsatz von Wasserflugzeugen.<br />
<br />
Bei den großen See- und Luftschlachten des Pazifikkrieges spielten die japanischen U-Boote kaum eine Rolle. Bei der [[Schlacht um Midway]] waren U-Boote kaum beteiligt; lediglich der bereits beschädigte Flugzeugträger [[USS Yorktown (CV-5)|USS&nbsp;Yorktown]] konnte samt einem zur Hilfe längs liegenden Zerstörer versenkt werden. Im Umfeld der [[Schlacht um Guadalcanal]] gelang den U-Booten die Versenkung des Flugzeugträgers [[USS Wasp (CV-7)|USS&nbsp;Wasp]], des Zerstörers [[USS O’Brien]] und die Beschädigung des Schlachtschiffs [[USS North Carolina (BB-55)|USS&nbsp;North&nbsp;Carolina]]. Derartige Vorfälle blieben aber die Ausnahme; häufiger führten die U-Boote Handelskrieg, Spezialeinsätze, Aufklärungs- und Transportfahrten durch. Das Einsatzgebiet umfasst den gesamten Indischen Ozean und den Pazifik von Australien bis zu den [[Aleuten]]. Einzelne japanische U-Boote brachen in den Atlantik durch und operierten von den deutschen Basen in Westfrankreich aus. Zu den bemerkenswerten, aber letztlich erfolglosen Spezialeinsätze gehören Angriffe auf die Häfen von [[Sydney]] in Australien und [[Diego Suarez]] auf [[Madagaskar]] im Sommer&nbsp;1942.<br />
<br />
Wie auch auf deutscher Seite stiegen ab 1943 die Zahl versenkter japanischer U-Boote stark an, da dort die gleichen neuen Technologien und Taktiken der U-Jagd zum Einsatz kamen wie im Atlantik. Bezeichnend für die Niederlage der japanischen U-Boot-Flotte ist der Erfolg einer amerikanischen U-Jagdgruppe um den Geleitzerstörer [[USS England (DE-635)|USS&nbsp;England]], dem im Mai 1944 innerhalb von dreizehn Tagen sechs japanische U-Boote zum Opfer fielen. Anstelle steter Neuentwicklungen forcierten die Marine zunächst die Entwicklung der [[Kaiten]] genannten [[Kamikaze]]-Torpedos. Erst im letzten Kriegsjahr wurden neuartige U-Boot-Typen wie die [[Sen-Taka-Klasse]] entwickelt, welche in der Konzeption der deutschen [[U-Boot-Klasse XXI]] ähnelte. Dieser Typ gelangte jedoch nicht mehr zum Einsatz. Bei Kriegsende hatte die Marine insgesamt 127&nbsp;U-Boote verloren.<br />
<br />
Bekannt wurde die Versenkung des [[Schwerer Kreuzer|Schweren Kreuzers]] [[USS Indianapolis (CA-35)|USS&nbsp;Indianapolis]] am 30. Juli 1945 durch ''I-58''. Die Indianapolis befand sich auf der Rückfahrt von [[Tinian]], wohin sie den atomaren Sprengsatz für die zum späteren Abwurf über der japanischen Stadt [[Hiroshima]] bestimmten [[Atombombe]] „[[Little Boy]]“ gebracht hatte.<br />
<br />
==== US Navy ====<br />
[[Datei:Japanese Cargo Ship Sinking.jpg|mini|Die Wirklichkeit des U-Boot-Krieges: Das japanische Frachtschiff ''Nittsu Maru'', torpediert von ''USS&nbsp;Wahoo'', 23. März 1943]]<br />
<br />
Die US Navy setzte ihre U-Boote in mehreren Rollen ein, etwa als Transporter für Untergrundkämpfer oder Aufklärer oder für die Rettung eigener Flieger in feindlichen Gewässern, aber auch in der Bekämpfung feindlicher Schiffe jeder Art. Amerikanische U-Boote operierten in „Wolfpack“ genannten Gruppen von zwei oder drei Booten, die im Unterschied zu den deutschen Wolfsrudeln die gesamte Feindfahrt beisammen blieben. Den U-Booten der US Navy gelangen große Erfolge sowohl gegen japanische Kriegsschiffe, etwa die Versenkung der ''[[Shinano (Schiff, 1944)|Shinano]]'', wie auch gegen die japanische Handelsschifffahrt. Der Erfolg in der Bekämpfung der Handelsschifffahrt wurde auch durch die Ansicht der japanischen Marineführung begünstigt, dass für Kriegsschiffe der Kampf gegen andere Kriegsschiffe „ehrenhafter“ sei als der Schutz von Handelsschiffen, weshalb kaum eine den Bemühungen der Alliierten vergleichbare organisierte Konvoisicherung vorhanden war. Die aufgrund der Verluste in der Handelsschifffahrt eingetretenen Engpässe des japanischen Nachschubs wie auch der Rohstoffversorgung Japans trugen erheblich zum alliierten Sieg im Pazifik bei. 2 % des amerikanischen Marinepersonals waren letztlich für 55 % der vernichteten Gesamttonnage der japanischen Handelsschifffahrt verantwortlich. Die US Navy verlor 52 Boote wobei über 3500 U-Boot-Fahrer ums Leben kamen, dies ist mit 22 % die höchste Verlustrate aller Teilstreitkräfte des US-Militärs im Zweiten Weltkrieg. Der Krieg im Pazifik ist im Gegensatz zu den Niederlagen der deutschen Marine in beiden Weltkriegen das einzige Beispiel für einen erfolgreich geführten U-Boot-Krieg.<br />
<br />
== Nach dem Zweiten Weltkrieg ==<br />
In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde durch Anerkennung der deutschen Seekriegsführung der U-Boot-Krieg völkerrechtlich neu geregelt. Die Sowjetunion baute in der Folge eine sehr große U-Boot-Flotte auf, die die Seeverbindungen der NATO bedrohen konnte. Dagegen entwickelte die NATO ihre Strategien zur Bekämpfung von U-Booten ([[Sound Surveillance System|SOSUS]], [[Ship Submersible Nuclear|Jagd-U-Boote]], Luftüberwachung).<br />
<br />
Die Einsatzdoktrin beider Machtblöcke sah vor, den gegnerischen Raum durch Stationierung von [[U-Boot mit ballistischen Raketen|Raketen-U-Booten]] zu bedrohen, diese wiederum durch Jagd-U-Boote auszuschalten und im Übrigen zur Bekämpfung gegnerischer Kriegsschiffe, zur [[Infiltration (Militär)|Infiltration]] feindlicher Gewässer zwecks Spionage oder zur Ausschleusung von [[Kampfschwimmer]]n zurückzukehren. Kleinere, konventionell angetriebene U-Boote sollten vergleichbare Aufgaben bei der Verteidigung eigener Gewässer durch Abwehr von Invasionsstreitkräften erfüllen.<br />
<br />
=== Konflikt Indien – Pakistan ===<br />
Die ersten Kampfhandlungen mit U-Booten nach dem Zweiten Weltkrieg standen strategisch und taktisch eher in der Tradition der Kampfhandlungen der beiden Weltkriege. Zum Kampfeinsatz von U-Booten kam es erst 1971 im [[Bangladesch-Krieg]]. Mit dem kurze Zeit währenden Eingriff [[Indien]]s in die Kampfhandlungen um [[Bangladesch]] im Dezember des Jahres begannen auch auf See die Rivalitäten zwischen Indien und seinem Nachbarstaat [[Pakistan]]. Im Verlauf der Kampfhandlungen versenkte das pakistanische U-Boot ''Hangor'', ein Boot der französischen [[Daphné-Klasse]], am 9. Dezember 1971 die indische [[Fregatte]] ''Khukri''. Im Gegenzug war schon vorher unter ungeklärten Umständen die ''Ghazi'' verloren gegangen, woraufhin die indische Marine die Versenkung des U-Bootes für sich beanspruchte, Pakistan jedoch von einem Unfall beim Minenlegen sprach.<br />
<br />
=== Falklandkrieg ===<br />
[[Datei:Warspiteconquerorvaliant.jpg|mini|HMS ''Warspite'' (links) neben HMS ''Conqueror'', mit HMS ''[[HMS Valiant (S 102)|Valiant]]'' im Hintergrund]]<br />
Im [[Falklandkrieg]] zeigte sich jedoch der oben beschriebene [[Paradigmenwechsel]]: das britische U-Boot ''[[HMS Conqueror (S48)|HMS Conqueror]]'' war die erste britische Einheit bei den [[Falklandinseln]] und gewann Informationen für die ersten Landungen durch Truppen des [[Special Air Service|SAS]] und [[Special Boat Service|SBS]]. Später wurde es zur Sicherung der Flotte eingesetzt und versenkte dabei am 2. Mai 1982 den argentinischen Kreuzer ''[[General Belgrano (Schiff, 1938)|General Belgrano]]''. Auch Argentinien setzte im Falklandkrieg U-Boote ein, jedoch ohne Erfolg. Von den vier Booten der Flotte waren zwei, die ''Santiago del Estero'' (ex-''[[USS Chivo (SS-341)|Chivo]]'') und die ''Salta'', mit Maschinenschäden außer Gefecht. Das dritte Boot, die nun als ''Santa Fé'' bekannte ehemalige ''[[USS Catfish (SS-339)|Catfish]]'', wurde am 25. April von Hubschraubern aus mit Panzerabwehrwaffen beschossen und so schwer beschädigt, dass sie auf den Strand von [[Südgeorgien]] gesetzt werden musste. Die ''San Luis'' dagegen, ein Boot der in Deutschland gebauten [[U-Boot-Klasse 209|Klasse 209]], war den ganzen Krieg über im Einsatz, ohne von britischen Einheiten entdeckt zu werden. Jedoch fanden die von ihr geführten Angriffe gegen britische Fregatten und Zerstörer auf zu große Distanz statt, sodass alle verschossenen Torpedos vor Erreichen der Ziele ihren Batterievorrat verbraucht hatten.<br />
<br />
== Verarbeitungen ==<br />
=== Erster Weltkrieg ===<br />
Der U-Boot-Krieg, insbesondere der des Zweiten Weltkrieges, ist zentrales Motiv in zahlreichen Büchern, Filmen und in jüngerer Zeit Computerspielen geworden.<br />
<br />
Bereits während des Ersten Weltkriegs verarbeitete [[Edgar von Spiegel von und zu Peckelsheim]] literarisch seine Erfahrungen aus dem U-Boot-Krieg. 1930 übersetzte er [[Lowell Thomas (Journalist)|Lowell Thomas]] Sachbuch ''Raiders of the Deep'' als ''Ritter der Tiefe'' (Erstauflage [[Bertelsmann]], [[Gütersloh]]) ins Deutsche, das zwischen 1930 und 1942 acht Auflagen erlebte.<br />
<br />
In dem US-amerikanischen Spielfilm ''[[Q-Ships]]'' von 1928 wurde erstmals das System der U-Boot-Falle nachinszeniert. Zahlreiche [[Spielfilm]]e und Dokumentationen benutzen bis in die Gegenwart das Ausgangsmaterial des 1917 gedrehten Dokumentarfilms ''[[Der magische Gürtel]]'', der ab 1921 unter dem Titel ''Auf Feindfahrt mit U 35'' erneut aufgeführt wurde. 1920 erschienen auch eine französische und englische Fassung.<br />
<br />
An die Thematik der U-Boot-Falle in ''Q-Ships'' wurde in dem deutschen Spielfilm ''[[Morgenrot (Film)|Morgenrot]]'' von 1933 angeknüpft. Er war bis zu diesem Zeitpunkt einer der am aufwändigsten produzierten U-Boot-Filme überhaupt.<br />
<br />
=== Zweiter Weltkrieg ===<br />
==== Literatur ====<br />
Als Angehöriger der [[Propagandakompanie]], also sogenannter „PK-Mann“, war [[Wolfgang Frank (Schriftsteller)|Dr. Wolfgang Frank]] Dönitz' Stab zugeordnet und hatte bereits während des Krieges propagandistische Schriften veröffentlicht. Der promovierte Jurist hatte Beiträge für die propagandistischen Zeitschrift „Die Kriegsmarine“ verfasst, die der Nachwuchsgewinnung diente, war aber auch im offiziellen Organ der Kriegsmarine, dem [[Nauticus]] mit Artikeln vertreten.<ref>Jürgen Schlemm, ''Der U-Boot-Krieg 1939–1945 in der Literatur Eine kommentierte Bibliographie'', Elbe-Spree-Verlag 2000, S. 170. (Eintrag)</ref> Seine literarische Bearbeitung der Gesamtthematik, ''Die Wölfe und der Admiral. Triumph und Tragik der U-Boote'' erschien 1953, wurde innerhalb der nächsten Jahre ins Englische und Französische übersetzt und avancierte zum internationalen Bestseller, der bis zum heutigen Tage in mehrtausendfacher Auflage bei verschiedenen Verlagen und unter Beifügung von dem Zeitgeist angepassten Untertiteln – zuletzt im Jahr 2011 bei [[Weltbild]] als ''Die Wölfe und der Admiral: U-Boote im Kampfeinsatz'' – erschien. Mit dem drei Jahre später veröffentlichten Roman ''Haie und kleine Fische'' legte der Autor Wolfgang Ott 1956 die bis dahin vollendetste literarische Bearbeitung des Seekrieges vor, in der nicht nur, wie bisher und auch nachfolgend üblich, Schicksal und Wirken der Offiziersdienstgrade beleuchtet wurde.<ref>Michael Hadley, ''Der Mythos der deutschen U-Bootwaffe'', 2001, S. 104.</ref> Wolfgang Ott beschreibt in seinem in sieben Sprachen übersetztem Werk anhand des Lebenswegs eines jungen Seeoffiziers dessen Generation als verloren und durch die pervertierte Politik des Nationalsozialismus betrogen.<ref>Jürgen Schlemm, ''Der U-Boot-Krieg 1939–1945 in der Literatur Eine kommentierte Bibliographie'', Elbe-Spree-Verlag 2000, S. 94.</ref><ref>Michael Hadley: ''Der Mythos der deutschen U-Bootwaffe'', 2001, S. 157.</ref> [[Hans Herlin]] wählte in seinem 1959 erschienenen Werk ''Verdammter Atlantik'' einen journalistischen Ansatz. In fünf kurzen Berichten zeichnet Herlin Episoden nach, in denen sich die als untypisch anzusehenden U-Bootkommandanten [[Günther Prien|Prien]], [[Wolfgang Lüth|Lüth]], [[Werner Henke|Henke]], [[Eck-Prozess|Eck]] und [[U 505|Zschech]] nach Art der klassischen Tragödie in ihr Schicksal, den „verdammten Atlantik“ verstricken und schließlich untergehen – nur einer von ihnen, im Wortsinne.<ref>Michael Hadley: ''Der Mythos der deutschen U-Bootwaffe'', 2001, S. 109.</ref> Die Gleichsetzung von U-Bootfahrern mit den leidenden Helden der griechischen Tragödie griff der Autor [[Lothar-Günther Buchheim]] zu Beginn der 70'er Jahre mit seinem Buch ''[[Das Boot (Roman)|Das Boot]]'' wieder auf. Buchheim wurde – wie Frank – im Krieg als PK-Mann bei der U-Bootwaffe eingesetzt und hatte Propagandamaterial produziert, daraus aber andere Schlüsse gezogen als dieser. Er schrieb, wie Ott, zwar ebenfalls einen Roman, sah diesen aber dem einleitenden Text zufolge, „nicht als Fiktion“. Buchheims ''Das Boot'' erschien 1973 im Piper-Verlag und geht nahezu über die Möglichkeiten der literarischen Form hinaus, indem es nicht nur als schicksalhafte Tragödie, sondern als Sachbuch über den U-Bootkrieg aus Perspektive der Besatzungen gelesen werden kann.<ref>Dieter Hartwig ''Großadmiral Karl Dönitz Legende und Wirklichkeit'', 2010, S. 267.</ref> Buchheims Roman löste Kontroversen aus und veranlasste Protagonisten des U-Bootkrieges, wie [[Eberhard Godt]], stellvertretend für die vormaligen Befehlshaber und [[Adalbert Schnee]], in seiner Funktion als Präsident des ''Verbandes deutscher U-Boot-Fahrer'' zu Distanzierungen und vernichtenden Urteilen.<ref>Michael Salewski, ''Von der Wirklichkeit des Krieges'', 1976, S. 53 f.</ref> Bis heute gilt ''Das Boot'' als bester Roman des Genres.<ref>Michael Hadley: ''Der Mythos der deutschen U-Bootwaffe'', 2001, S. 124.</ref><br />
<br />
==== Filme ====<br />
Einer der ersten Spielfilme, die den U-Boot-Krieg im Zweiten Weltkrieg thematisierten, war die US-amerikanische Produktion ''[[Mystery Sea Raider]]'' von 1940. Bereits 1941 wurde der deutsche Propagandafilm ''[[U-Boote westwärts!]]'' von [[Günther Rittau]] produziert, in dem [[Karl Dönitz]] durch die [[Filmschnitt|Montage]] von Dokumentarfilmmaterial auftrat. Einer der populärsten U-Bootfilme der 1950er Jahre war ''„[[Duell im Atlantik]]“'' (1957) mit [[Robert Mitchum]] als Zerstörerkapitän und [[Curd Jürgens]] als U-Boot-Kommandant. Im Unterschied dazu werden das Leben an Bord eines U-Boots sowie die Probleme seiner Instandhaltung gegen Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] in der Militärklamotte ''„[[Unternehmen Petticoat]]“'' von 1959 sehr humorvoll gezeichnet, mit [[Cary Grant]] als Kommandant und [[Tony Curtis]] als sein Beschaffungsoffizier. Die 1957 erfolgte filmische Verarbeitung von Otts Roman nach dessen Drehbuch unter dem Titel ''„[[Haie und kleine Fische]]“'' geht mit dem Thema Krieg um einiges realistischer um. Im Folgejahr erschien mit ''[[U 47 – Kapitänleutnant Prien]]'' eine sehr freie Interpretation der Haltung, der Handlungen und des Schicksals des titelgebenden [[Günther Prien]], der zum inneren Widerständler umgedeutet wird. Im Gegensatz dazu gilt die die Verfilmung von Buchheims Roman als sehr realistisch. Nach vierjähriger Dreharbeit unter Mitwirkung des Autors kam der Film unter dem Titel [[Das Boot (Film)|Das Boot]] im Jahr 1981 in die Kinos. Der Film gilt als Wendepunkt in der künstlerischen Aufbereitung des U-Bootkrieges.<ref>Michael Hadley: ''Der Mythos der deutschen U-Bootwaffe'', 2001, S. 129.</ref> Buchheim war allerdings mit der Arbeit des Regisseurs [[Wolfgang Petersen]] in mehrfacher Hinsicht unzufrieden. Er kritisierte in seinem Bildband zur Dokumentation der Dreharbeiten, die zeitgleich mit dem Kinofilm erschien, dass der Film zu actionlastig sei, besser als Schwarz-Weißfilm in Art eines Fernsehspiels realisiert worden wäre und Kulisse, Ausstattung sowie Verhalten der Darsteller historisch nicht korrekt seien.<ref>Lothar-Günther Buchheim, ''„Der Film Das Boot“'', Goldmann, München, 1981, ISBN 3-442-10 196-4.</ref> Auf Buchheims eigenem – von der [[Bavaria Film|Bavaria]] ursprünglich abgelehnten – Drehbuch basierte schließlich die gleichzeitig gedrehte sechsteilige Fernsehserie.<ref>Michael Hadley: ''Der Mythos der deutschen U-Bootwaffe'', 2001, S. 132.</ref><br />
<br />
=== Kalter Krieg ===<br />
Moderne Atom-U-Boote des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] werden hingegen thematisiert durch u.a. die Thriller ''[[Jagd auf Roter Oktober (Film)|Jagd auf Roter Oktober]]'' von 1990 (mit [[Sean Connery]] und [[Alec Baldwin]] in den Hauptrollen) und [[Crimson Tide – In tiefster Gefahr]] von 1995 (mit [[Denzel Washington]] und [[Gene Hackman]]).<br />
<br />
=== Computerspiele ===<br />
Frühe Computerspielumsetzungen von U-Booten aus dem Zweiten Weltkrieg waren bereits 1985 ''„[[Silent Service]]“'' und ''„[[Aces of the Deep]]“'', bekannt sind auch die Spiele der ''„[[Silent Hunter|Silent-Hunter]]“''-Reihe, von denen das jüngste im März 2010 erschienen ist. Der U-Boot Simulator „Das Boot“ legte besonderen Wert auf Realismus, es konnten unterschiedliche Torpedos sowie rudimentäre Radargeräte eingesetzt werden. Das Spiel „Wolfpack“ bot die Möglichkeit, neben U-Boote auch Überwasserfahrzeuge zu steuern und ermöglichte somit einen interessanten Einblick in die ASW-Kriegsführung auch aus Sicht der Sicherungsfahrzeuge in der Ära des Zweiten Weltkrieges.<br />
Des Weiteren ist auch eine U-Boot-Simulation als [[Open Source|Open-Source]]-Software unter dem Namen ''„[[Danger from the Deep]]“'' verfügbar. Computerspieleumsetzungen von modernen U-Booten waren das Spiel ''„[[Red Storm Rising]]“'' aus dem Jahr 1989 von der Firma [[Microprose]] und die mit ''„[[688 Attack Sub]]“'' begonnene Reihe von U-Boot-Simulationen des Herstellers [[Electronic Arts]]. Diese Serie fand in heutiger Zeit mit ''„[[688(i) Hunter Killer]]“'', ''„[[Sub Command]]“'' (2001) und ''„[[Dangerous Waters]]“'' (2005) von dem Hersteller ''Sonalysts Inc.'' ihre Fortsetzung.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Clay Blair]]: ''Silent Victory. The U.S. Submarine War Against Japan.'' Lippincott, Philadelphia PA u. a. 1975, ISBN 0-397-00753-1.<br />
* Clay Blair: ''Der U-Boot Krieg.'' 2 Bände. Bechtermünz, Augsburg 2001;<br />
** Band 1: ''Die Jäger 1939–1942.'' ISBN 3-8289-0512-9;<br />
** Band 2: ''Die Gejagten 1942–1945.'' ISBN 3-8289-0512-9.<br />
* [[Jochen Brennecke]]: ''Jäger – Gejagte. Deutsche U-Boote. 1939–1945'' (= ''Heyne-Bücher.'' 1, ''Heyne allgemeine Reihe.'' Nr. 6753). Genehmigte, ungekürzte Taschenbuchausgabe, 4. Auflage. Heyne, München 1994, ISBN 3-453-02356-0.<br />
* [[Lothar-Günther Buchheim]]: ''[[Das Boot (Roman)|Das Boot]]. Roman.'' Piper, München 1973, ISBN 3-492-02012-7, (Zahlreiche Folgeauflagen; Autobiographischer Roman).<br />
* Lothar-Günther Buchheim: ''U-Boot-Krieg.'' Mit einem Essay von [[Michael Salewski]]. 5. Auflage. Piper, München u. a. 1997, ISBN 3-492-02216-2 (Bildband mit autobiographischem Bericht).<br />
* John Costello, Terry Hughes: ''Atlantikschlacht'' (= ''Bastei-Lübbe-Taschenbuch.'' Bd. 65038). 4. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1992, ISBN 3-404-65038-7.<br />
* Marc Debus, Alfred Nell: ''Das letzte Geleit. Vom Vorpostenboot zur U-Boot Flotte.'' Verlags-Haus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2008, ISBN 978-3-86582-677-0.<br />
* [[Wolfgang Frank (Schriftsteller)|Wolfgang Frank]]: ''Die Wölfe und der Admiral. U-Boote im Kampfeinsatz.'' Weltbild, Augsburg 2008, ISBN 978-3-8289-0875-8.<br />
* Michael L. Hadley: ''Der Mythos der deutschen U-Bootwaffe.'' Mittler & Sohn Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-8132-0771-4.<br />
* Lars Hellwinkel: ''Hitlers Tor zum Atlantik. Die deutschen Marinestützpunkte in Frankreich 1940–1945.'' Ch. Links, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-672-7.<br />
* Gaylord T. M. Kelshall: ''U-Boot-Krieg in der Karibik 1942–1945.'' Übersetzt und überarbeitet von Hans-Jürgen Steffen. Mittler & Sohn, Hamburg u. a. 1999, ISBN 3-8132-0547-9.<br />
* [[Franz Kurowski]]: ''Krieg unter Wasser. U-Boote auf den sieben Meeren 1939–1945.'' Econ-Verlag, Düsseldorf u. a. 1979, ISBN 3-430-15832-X.<br />
* David Miller: ''Deutsche U-Boote bis 1945. Ein umfassender Überblick.'' Motorbuch-Verlag u. a., Stuttgart u. a. 2000, ISBN 3-7276-7134-3.<br />
* [[Frank Nägler]]: ''Vorstellungen zur U-Boot-Kriegführung vor dem Ersten Weltkrieg.'' In: [[Stephan Huck]] (Hrsg.): ''100 Jahre U-Boote in deutschen Marinen. Ereignisse – Technik – Mentalitäten – Rezeption'' (= ''Kleine Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte.'' Bd. 18). Unter Mitarbeit von Cord Eberspächer, Hajo Neumann und Gerhard Wiechmann. Mit Beiträgen von [[Torsten Diedrich]], Peter Hauschildt, [[Linda Maria Koldau]], Klaus Mattes, Karl Nägler, Hajo Neumann, Kathrin Orth, Michael Ozegowski, [[Werner Rahn]], René Schilling, [[Heinrich Walle]] und Raimund Wallner. Dr. Dieter Winkler, Bochum 2011, ISBN 978-3-89911-115-6, S. 15–26.<br />
* [[Léonce Peillard]]: ''Geschichte des U-Boot-Krieges. 1939–1945'' (= ''Heyne-Bücher.'' 5060, {{ZDB|2080203-1}}). 17. Auflage. Heyne, München 1997.<br />
* Werner Rahn: ''Deutsche U-Boote im Ersten und Zweiten Weltkrieg: Einsätze, Erfahrungen und Entwicklung neuer U-Boot-Typen.'' In: Stephan Huck (Hrsg.): ''100 Jahre U-Boote in deutschen Marinen. Ereignisse – Technik – Mentalitäten – Rezeption'' (= ''Kleine Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte.'' Bd. 18). Unter Mitarbeit von Cord Eberspächer, Hajo Neumann und Gerhard Wiechmann. Mit Beiträgen von Torsten Diedrich, Peter Hauschildt, Linda Maria Koldau, Klaus Mattes, Karl Nägler, Hajo Neumann, Kathrin Orth, Michael Ozegowski, Werner Rahn, René Schilling, Heinrich Walle und Raimund Wallner. Dr. Dieter Winkler, Bochum 2011, ISBN 978-3-89911-115-6, S. 27–68.<br />
* [[Eberhard Rössler]]: ''Die Torpedos der deutschen U-Boote. Entwicklung, Herstellung und Eigenschaften der deutschen Marine-Torpedos.'' Mittlern, Hamburg u. a. 2005, ISBN 3-8132-0842-7.<br />
* Joachim Schröder: ''Die U-Boote des Kaisers. Die Geschichte des deutschen U-Boot-Krieges gegen Großbritannien im Ersten Weltkrieg'' (= ''Subsidia Academica.'' Reihe A: ''Neuere und neueste Geschichte.'' Bd. 3). Bernard und Graefe, Bonn 2003, ISBN 3-7637-6235-3 (Zugleich: Dortmund, Universität, Dissertation, 1999).<br />
* V. E. Tarrant: ''Kurs West. Die deutschen U-Boot-Offensiven 1914–1945.'' 3. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-613-01542-0.<br />
* Dan van der Vat: ''Schlachtfeld Atlantik. Der deutsch-britische Seekrieg. 1939–945'' (= ''Heyne-Bücher.'' 8112). Heyne, München 1990, ISBN 3-453-04230-1.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/kriegsverlauf/uboot Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg 1914–1918 beim DHM]<br />
* [http://www.deutsche-schutzgebiete.de/unterseebootkrieg.htm Der Unterseebootkrieg 1914–1918]<br />
* [http://www.uboat.net/wwi/ U-Boot-Krieg 1914–1918] [http://www.uboat.net/wwi/ships_hit/ Von U-Booten versenkte und beschädigte Schiffe 1914–1918] (englisch)<br />
* [http://www.uboat.net/boats/ U-Boot-Krieg 1939–1945] [http://www.uboat.net/allies/merchants/ Von U-Booten versenkte und beschädigte Schiffe 1939–1945] (englisch)<br />
* [http://www.ubootwaffe.net/ Deutsche U-Boote, u.&nbsp;a. mit Crewlisten und Kriegstagebüchern] (englisch)<br />
* [http://historisches-marinearchiv.de/projekte/duikboot/einleitung.php?lang=3 Duikboot: Operationen und Schicksale deutscher U-Boote 1936 bis 1945] Datenbank (niederländisch, teilweise deutsch, englisch)<br />
* [http://historisches-marinearchiv.de/projekte/ass/beschreibung.php U-Boot-Erfolge der Achsenmächte 1939–1945] Datenbank (deutsch, englisch)<br />
* [http://historisches-marinearchiv.de/projekte/asa/uebersicht.php U-Boot-Angriffe der Alliierten 1939–1945 in Europa] Datenbank<br />
* [http://www.ibiblio.org/hyperwar/USN/rep/ASW-51/index.html Antisubmarine Warfare in World War II] Detaillierter Bericht über Einsatz und Abwehr der deutschen U-Boote im Zweiten Weltkrieg (englisch)<br />
* [http://www.europeanfilmgateway.eu/de/node/33/efg1914%20submarine/multilingual:1/showOnly:video Historische Filmaufnahmen von U-Booten aus dem Ersten Weltkrieg], ''[[European Film Gateway]]'' (EFG)<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references group="A" /><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Lesenswert|26. Januar 2006|12992396}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4061348-3}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kriegsart]]<br />
[[Kategorie:U-Boot-Krieg| ]]<br />
[[Kategorie:Marinegeschichte]]<br />
[[Kategorie:Seekrieg im Ersten Weltkrieg]]<br />
[[Kategorie:Seekrieg im Zweiten Weltkrieg]]</div>165.155.200.81https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zeit_des_Nationalsozialismus&diff=159785665Zeit des Nationalsozialismus2016-11-17T19:38:18Z<p>165.155.200.81: /* Erster Weltkrieg */</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|handelt von der Aufstiegs- und Regierungszeit der Nationalsozialisten in Deutschland. Zu dem von ihnen regierten Staatswesen siehe [[Deutsches Reich 1933 bis 1945]].<br />Es gibt zahlreiche Artikel ''… in der Zeit des Nationalsozialismus'', z.&nbsp;B. [[Deutsches Exil in der Zeit des Nationalsozialismus]], [[Literatur in der Zeit des Nationalsozialismus]], [[Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus]] usw. }}<br />
<br />
[[Datei:Naziaufmarsch Fuerth Nuernberg.jpg|mini|NS-Marschkolonne mit Hakenkreuzfahnen auf dem Rückweg vom [[Reichsparteitag]] (vermutlich 1938) an der Stadtgrenze [[Fürth]]/[[Nürnberg]], antijüdische Propaganda am Ortsschild und Kinder mit dem (zu jener Zeit vor NS-Fahnen vorgeschriebenen) [[Hitlergruß]].<ref>Leo Foitzik: Rauden, das Dorf meiner Kindheit, S. 51.</ref> Im Hintergrund ein Fabrikgebäude der „[[Arisierung|arisierten]]“, zuvor jüdischen Firma [[Spear-Spiele|J.W. Spear]].]]<br />
Als '''Zeit des Nationalsozialismus''' (abgekürzt '''NS-Zeit''') wird die Regierungszeit der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei]] (NSDAP) im [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] bezeichnet. Sie begann am 30.&nbsp;Januar 1933 mit der Ernennung [[Adolf Hitler]]s zum [[Reichskanzler]] und endete am 8.&nbsp;Mai 1945 mit der [[Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht|bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht]] vor den [[Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg#Alliierte und Verbündete|Alliierten und ihren Verbündeten]] (bzw. am 23.&nbsp;Mai 1945 mit der Verhaftung der [[Flensburger Regierung]]).<br />
<br />
Die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] errichteten in [[Deutsches Reich|Deutschland]] eine [[Diktatur]] nach dem [[Führerprinzip]] und entfesselten mit dem [[Polenfeldzug|Überfall auf Polen]] am 1. September 1939 den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]].<br />
<br />
Neben der Verfolgung und Ermordung politisch Andersdenkender verübten sie zahlreiche weitere [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] gegenüber [[Ethnische Minderheit|ethnischen]], [[Religiöse Minderheit|religiösen]] und anderen Minderheiten. Etwa sechs Millionen europäische [[Juden]] wurden im historisch beispiellosen [[Holocaust]], bis zu 500.000 [[Sinti und Roma]] im [[Porajmos]] und etwa 100.000 Menschen mit geistigen und körperlichen [[Behinderung (Sozialrecht)|Behinderungen]] im Rahmen der „[[Aktion T4]]“ und der „[[Aktion Brandt]]“ ermordet. Nach der Strategie des sogenannten [[Hungerplan]]s ließen die deutschen Besatzer in der Sowjetunion zwischen 1941 und 1944 geschätzt 4,2 Millionen Menschen bewusst verhungern und rund 3,1 Millionen sowjetische Soldaten starben in [[Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges#Soldaten der Sowjetunion in deutschem Gewahrsam|deutscher Kriegsgefangenschaft]].<br />
<br />
Die Ära der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und über weite Teile Europas wird in einem [[Ethik|ethisch]]-[[moral]]ischen Sinn als [[Zivilisationsbruch]] und als Tiefpunkt insbesondere der [[Geschichte Deutschlands|deutschen]], aber auch der [[Geschichte Europas|europäischen Geschichte]] insgesamt angesehen.<ref>Vgl. Christa Berg (Hrsg.): ''Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte.'' Band 6: ''1945 bis zur Gegenwart.'' Beck, München 1998, ISBN 3-406-32467-3, S.&nbsp;1.</ref><br />
<br />
== Überblick ==<br />
[[Datei:Reichsparteitag 1935 Großer Appell 28-1121M original.jpg|mini|Aufmarsch beim Reichsparteitag der NSDAP 1935]]<br />
<br />
Die Zeit des [[Nationalsozialismus]] wird oft einer Epoche des [[Faschismus]] zugeordnet. Dieser entstand in [[Italien]] und herrschte dort von 1922 bis 1943. Beide hatten wesentliche Merkmale gemeinsam: die Diktatur einer einzigen, zentralistisch aufgebauten Partei, einen [[Führerkult]], [[Militarismus]], aggressiven [[Nationalismus]] und antidemokratische, [[Antikommunismus#Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus|antikommunistische]] Tendenzen sowie den Anspruch auf eine „Einheit von Volk und Staat“. Vom [[Italienischer Faschismus|italienischen Faschismus]] unterschied sich der Nationalsozialismus jedoch durch einen [[Fundamentalismus|fundamentalistischen]] [[Rassismus]] und [[Antisemitismus (bis 1945)|Antisemitismus]], mit dem seine weiträumigen Eroberungs- und Vernichtungsziele begründet wurden.<br />
<br />
Das NS-Regime begann mit der [[Machtergreifung|Machtübergabe]], als der deutsche Reichspräsident [[Paul von Hindenburg]] den NSDAP-Führer Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler ernannte und dieser das [[Kabinett Hitler]] aus Nationalsozialisten, Deutschnationalen und [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten]] zur neuen Regierung berief. Es wurde bis 1934 durch [[Terror]]maßnahmen gegen politische Gegner, gesetzliche Aufhebung großer Teile der [[Weimarer Reichsverfassung]], Verbot aller anderen Parteien und [[Gleichschaltung]] fast aller politisch-gesellschaftlichen Kräfte durchgesetzt und gefestigt.<br />
<br />
Von Anfang an verfolgte das Regime eine Innen- und Außenpolitik, die Deutschlands Niederlage im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] vergessen machen und seine damals verlorene Großmachtstellung erneuern und erweitern sollte. Dazu wurden von deutscher Seite bis 1936 mit dem Austritt aus dem [[Völkerbund]], der [[Aufrüstung der Wehrmacht]] sowie der [[Rheinlandbesetzung (1936)|Besetzung]] des entmilitarisierten [[Rheinland]]s wichtige Teile des [[Versailler Vertrag]]s außer Kraft gesetzt. 1938 folgte der [[Anschluss Österreichs]] an das nunmehr „Großdeutsche Reich“. Im selben Jahr erlaubte das [[Münchner Abkommen]] Deutschland die Eingliederung des [[Sudetenland]]es.<br />
<br />
Dieser Politik stimmten die meisten Deutschen zu. [[Volksabstimmung (Deutschland)|Volksabstimmungen]] ergaben 1935, 1936 und 1938 große Mehrheiten für damalige Entscheidungen Hitlers. Dies hatte vier Hauptgründe:<br />
* Gleichschaltung und Terror gegen alle Andersdenkenden schüchterten die Bevölkerung ein.<br />
* Ein beginnender Aufschwung der Weltkonjunktur, staatliche Investitionsprogramme, vor allem für Aufrüstung und militärisch nutzbare Infrastrukturen, belebten die Wirtschaft und bewirkten in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre [[Vollbeschäftigung]], wobei die Löhne auf dem niedrigen Niveau der [[Weltwirtschaftskrise]] verharrten.<br />
* Die Ideologie der [[Volksgemeinschaft]] vermittelte vielen Deutschen das Gefühl, in einer zunehmend egalitären Gesellschaft ohne Klassengegensätze zu leben.<br />
* Sie erlebten die außenpolitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten als Erfolge und Wiedergutmachung vergangener nationaler Demütigungen.<br />
<br />
Mit dem Überfall auf [[Zweite Polnische Republik|Polen]] begann das NS-Regime, seine jahrelang vorbereitete [[Eroberungskrieg|Eroberungs-]] und [[Germanisierung]]spolitik mit Krieg durchzusetzen. Im Laufe des [[#Kriegszeit|Zweiten Weltkriegs]] beging das nationalsozialistische Deutschland millionenfachen [[Völkermord]]. Am 27. September 1940 schlossen Deutschland, das faschistisch regierte [[Königreich Italien (1861–1946)#Innere Entwicklung|Italien]] und das [[Japanisches Kaiserreich|Kaiserreich Japan]] – die sogenannten [[Achsenmächte]] – den [[Dreimächtepakt]] als politische und militärische Koalition. Nach raschen Siegen über die Niederlande, Belgien, Frankreich und Norwegen 1940 brach das NS-Regime den [[Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt|deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt]] von 1939 und griff am 22.&nbsp;Juni 1941 die [[Sowjetunion]] an („[[Unternehmen Barbarossa]]“). Am 11.&nbsp;Dezember 1941 erfolgte die [[Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die Vereinigten Staaten]].<br />
<br />
Die Kriegswende begann im Herbst und Winter 1942/1943 mit den deutschen Niederlagen in den Schlachten von [[Zweite Schlacht von El Alamein|El Alamein]] und [[Schlacht von Stalingrad|Stalingrad]]. Mitte 1943 war der Wendepunkt des deutschen [[U-Boot-Krieg#Die Schlacht im Atlantik|U-Boot-Kriegs]] im [[Atlantischer Ozean|Atlantik]]. Die britischen und US-amerikanischen Luftstreitkräfte erreichten ab Frühjahr/Sommer 1944 fast die völlige [[Luftüberlegenheit|Luftherrschaft]] über Deutschland und zerstörten im [[Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg#Deutsches Reich|Bombenkrieg]] ganze Städte. Anfang Juni 1944 landeten westalliierte Truppen in der Normandie ([[Operation Overlord]]) und eröffneten damit die [[Zweifrontenkrieg|zweite Front]] im Westen mit dem Ziel, die Truppen der [[Wehrmacht]] auf deutsches Gebiet zurückzudrängen und das NS-Regime schließlich zu stürzen.<br />
<br />
Die alliierten Truppen erreichten die Grenzen des „Altreichs“ im Oktober 1944. US-amerikanische und sowjetische Truppen trafen sich in Mitteldeutschland am 25.&nbsp;April 1945 („[[Elbe Day]]“). Nach Hitlers Selbstmord am 30.&nbsp;April 1945 endete zwei Tage später die [[Schlacht um Berlin]]. Daraufhin kapitulierte die Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos vor den Alliierten und ihren Verbündeten.<br />
<br />
Der Zweite Weltkrieg kostete weltweit über 62 Millionen Menschen das Leben.<ref>[[Jörg Echternkamp]]: ''Die 101 wichtigsten Fragen. Der Zweite Weltkrieg.'' Beck, München 2010, S. 139&nbsp;f.; [[Christian Hartmann (Historiker)|Christian Hartmann]]: ''Unternehmen Barbarossa.'' Beck, München 2011, S. 115&nbsp;f.</ref> In seinem Verlauf ermordeten Nationalsozialisten und ihre Helfer etwa ein Drittel aller europäischen [[Juden]] ([[Holocaust|Shoah]]), etwa 3,5 Millionen nichtjüdische Sowjetbürger und [[Polen (Volk)|Polen]] (siehe dazu [[Verbrechen der Wehrmacht]]), mindestens 100.000, eventuell über 500.000 [[Sinti und Roma]] ([[Porajmos]]), etwa 200.000 [[Behinderte]] (u.&nbsp;a. „[[Aktion T4]]“), eine unbekannte Zahl deutscher „[[Asoziale (Nationalsozialismus)|Asozialer]]“ und etwa 5.000 [[Homosexuelle während der Zeit des Nationalsozialismus|Homosexuelle]] (→&nbsp;[[Rosa Winkel]]).<br />
<br />
In der [[Nationalsozialistische Rassenhygiene|nationalsozialistischen Rassenhygiene]] galten diese Gruppen als „minderwertige“ bzw. „lebensunwerte“ „Rassenschädlinge“. Vor dem Krieg waren bereits etwa 20.000 als gefährlich eingestufte politische Regimegegner, meist Angehörige der Linksparteien, und etwa 1.200 [[Zeugen Jehovas in der Zeit des Nationalsozialismus|Zeugen Jehovas]] ermordet worden. [[Fahnenflucht|Deserteure]], Plünderer und [[Sabotage|Saboteure]] erhielten als „[[Volksschädling]]e“ in der Regel die [[Todesstrafe]].<br />
<br />
== Entstehung des Nationalsozialismus ==<br />
=== Aufstiegsbedingungen ===<br />
Die politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen für den Aufstieg des Nationalsozialismus wurden im und durch den [[#Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] geschaffen. Sie belasteten und begleiteten die Weimarer Republik seit ihrer Gründung:<br />
* die [[Novemberrevolution]] 1918, die mit der Niederlage des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg verbunden war und mit [[bürgerkrieg]]sartigen Zuständen einherging;<br />
* die Auflagen des [[Friedensvertrag von Versailles|Friedensvertrages von Versailles]] und seiner [[Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg|Reparationsforderungen]], die zu tragen die Siegermächte der [[Triple Entente|Entente]] den demokratischen Kräften Deutschlands aufbürdeten und die sie später mit [[Ruhrbesetzung]], [[Dawesplan]] und [[Youngplan]] durchzusetzen versuchten.<br />
<br />
Ab 1919 kamen hinzu:<br />
* die [[Dolchstoßlegende]], aufgrund derer weite Bevölkerungsteile für die Kriegsniederlage die republikanischen Parteien und nicht etwa militärische Gründe oder die [[Oberste Heeresleitung]] (OHL) verantwortlich machten;<br />
* rechts- und linksradikale Kräfte, die die [[Repräsentative Demokratie#Parlamentarische Demokratie|parlamentarische Demokratie]] ablehnten, verachteten und destabilisierten und [[Putsch]]versuche unternahmen (etwa auf rechter der [[Kapp-Putsch]] und der [[Hitlerputsch]], auf linksradikaler Seite der [[Spartakusaufstand]] und der [[Ruhraufstand]]);<br />
* eine weitgehend aus dem [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserreich]] beibehaltene Verwaltung und Justiz, die die [[Weimarer Verfassung]] nicht aktiv und ausreichend schützten und deren Feinde nicht wirksam in die Schranken wiesen;<br />
* [[Wirtschaftskrise]]n, die [[Inflation]], Lohn[[deflation]] und [[Arbeitslosigkeit|Massenarbeitslosigkeit]] bewirkten;<br />
* fortwährend instabile und handlungsunfähige Regierungen, die den Wirtschaftskrisen nicht rechtzeitig und energisch genug gegensteuerten und diese teilweise noch verschärften;<br />
* das Versäumnis und die Unfähigkeit der demokratischen, liberalen und linksgerichteten Kräfte, sich auf ein gemeinsames Handeln gegen die Antidemokraten und Nationalsozialisten zu verständigen;<br />
* Aushöhlung der Demokratie durch ein Präsidialsystem, das Konstruktionsmängel der Weimarer Verfassung wie den [[Notverordnung]]sparagrafen 48 ausnutzte und damit schließlich die Nationalsozialisten an die Macht brachte.<br />
<br />
=== Erster Weltkrieg ===<br />
[[Datei:Erich Ludendorff.jpg|mini|[[Erich Ludendorff]]]]<br />
<br />
Für den Ersten Weltkrieg waren primär die Berliner und Wiener Regierungen und deren Militärstäbe verantwortlich. Die Niederlage Deutschlands war vor allem Folge verfehlter Kriegsziele und [[Kriegsführung]] der dritten kaiserlichen OHL unter [[Erich Ludendorff]] und [[Paul von Hindenburg]]. Ihr Streben nach einem „Siegfrieden“ und weitreichenden Eroberungen, der bedingungslose [[U-Boot-Krieg]], der den penislutscher<br />
Kriegseintritt der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] bewirkte, und die Ablehnung von inneren Friedensbemühungen und äußeren Verhandlungsangeboten bewirkten zuletzt eine vollständige Niederlage und eine soziale Revolution.<br />
<br />
Nach der gescheiterten [[Deutsche Frühjahrsoffensive 1918|Frühjahrsoffensive]] 1918 an der Westfront versuchten die beiden Generäle, ihr Versagen den liberalen und demokratischen Kräften im [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag]] aufzubürden, indem sie empfahlen, diese in die Regierung einzubinden und die zuvor abgelehnten Waffenstillstandsbedingungen des [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsidenten]] [[Woodrow Wilson]] anzunehmen. Dies geschah in der [[Oktoberreform]] 1918. Damit schoben sie zugleich die Verantwortung für die Folgen der Niederlage den demokratischen Kräften zu, die nun statt ihrer die [[Kapitulation]]sbedingungen des 10. November 1918 und später den Versailler Vertrag akzeptieren und unterzeichnen mussten. Das bereitete die seit 1919 verbreitete [[Propaganda]]lüge der ''Dolchstoßlegende'' vor.<br />
<br />
Von 1880 bis 1914 etablierte sich der Antisemitismus in Deutschland, so in der Deutschen Turnerschaft, dem Offizierskorps, den meisten [[Studentenverbindung]]en und einigen nationalistischen und rassistischen Parteien. Diese Gruppen radikalisierten sich während des Krieges. Das Programm der [[Deutschvölkische Partei|Deutschvölkischen Partei]] erklärte die „Vernichtung des Judentums“ zur „Weltfrage des 20. Jahrhunderts“. Zu [[Deutschbund]], [[Gobineau]]gesellschaft, [[Reichshammerbund]] kamen im Kriegsverlauf u.&nbsp;a. die [[Thulegesellschaft]] und der [[Alldeutscher Verband|Alldeutsche Verband]] hinzu. Dessen Vorsitzender [[Heinrich Claß]] wollte die nahe Kriegsniederlage den Juden anlasten und sie nach Kriegsende gewaltsam vertreiben lassen. Anhänger dieser Ziele sammelten sich dann vielfach in der NSDAP.<br />
<br />
=== Novemberrevolution ===<br />
{{Hauptartikel|Novemberrevolution}}<br />
<br />
Die Novemberrevolution beendete die faktisch bestehende Militärdiktatur in Deutschland und ermöglichte die Gründung einer parlamentarischen Republik. Doch in ihrem Verlauf stützte sich die SPD-Führung um [[Friedrich Ebert]], [[Philipp Scheidemann]] und [[Gustav Noske]] auf das kaiserliche Militär, um weitergehende Forderungen der Revolutionäre abzuwehren. Dazu schloss Ebert am 9. November 1918 den geheimen [[Ebert-Groener-Pakt]] mit der OHL. Den [[Spartakusaufstand]] und Anläufe zu einer [[Räterepublik]] in einigen Großstädten ließ er mit Hilfe zurückgekehrter kaiserlicher Fronttruppen und republikfeindlicher [[Freikorps]] niederschlagen. Diese blutigen, bürgerkriegsartigen Kämpfe überschatteten die Entstehung der Weimarer Demokratie und begünstigten auch bei Teilen der linken Wählerbasis eine republikfeindliche Einstellung. Die kaiserlichen Militärs behielten trotz der Kriegsniederlage ihre bisherige Stellung und wurden nicht demokratisiert. Die Strukturen und das Personal der Kaiserzeit mit oft rechtsextremer Einstellung in weiten Teilen von Wirtschaft, [[Verwaltung]], [[Rechtspflege|Justiz]] und [[Militär]] wurden in die Weimarer Republik übernommen. Die Weimarer Reichsverfassung schützte ausdrücklich einige Privilegien des kaiserlichen Beamtenapparats.<br />
<br />
In dieser innenpolitischen Situation entstand die NSDAP. Sie war weder die einzige noch die erste rechtsextreme Partei, die die Republik von Grund auf ablehnte und bekämpfte. Diese Haltung verband sie mit einer Reihe von national-konservativen und nationalistischen Parteien, die sich um 1918/1919 neu gründeten, vor allem die [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]]. Sie vertrat die antidemokratische Grundhaltung von großen Teilen des konservativen, das heißt monarchistisch-kaisertreuen [[Bürgertum]]s.<br />
<br />
Seit 1919 begingen Rechtsextremisten einige politische Morde an bedeutenden Vertretern der [[Arbeiterbewegung]] wie [[Rosa Luxemburg]], [[Karl Liebknecht]] und [[Kurt Eisner]]. Die [[Münchner Räterepublik]] wurde durch die Freikorps brutal niedergeschlagen, und auch liberale und konservative „[[Erfüllungspolitiker]]“ ([[Walter Rathenau]], [[Matthias Erzberger]]) wurden ermordet. Rechtsextreme Täter entgingen häufig einer Strafverfolgung oder wurden milde bestraft, gegen politisch motivierte Straftaten von Sozialisten und Kommunisten ging die Justiz dagegen mit äußerster Härte vor.<br />
<br />
Die Weimarer Justiz ließ auch die massenwirksame Propaganda von der Kriegsschuldlüge, den [[Novemberverbrecher]]n und der Dolchstoßlegende zu, die rechtsextreme, rechtskonservative und sogar Teile der liberalen Parteien und Medien vertraten. Ebert hatte bei der Rückkehr der Fronttruppen vom „im Felde unbesiegten“ deutschen Heer gesprochen; Hindenburg behauptete 1920 vor dem Untersuchungsausschuss für [[Kriegsschuldfrage]]n, das Heer sei „von hinten… erdolcht“ worden. Der Vorwurf sollte die demokratischen und linken Kräfte treffen, deren Revolution das von den Generälen hinausgezögerte Kriegsende erzwungen hatte. Die Dolchstoßlegende wurde von zahlreichen Medien, vor allem des [[Alfred Hugenberg|Hugenberg]]-Pressekonzerns, aufgegriffen und propagiert.<br />
<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 119-0779, Sturmabteilung aus Essen.jpg|mini|Sturmabteilung aus Essen, 1926]]<br />
<br />
Die Demokraten in der Verwaltung der Weimarer Republik wurden zum Teil systematisch verunglimpft – so z.&nbsp;B. der [[Berlin]]er Polizeipräsident [[Bernhard Weiß (Jurist)|Bernhard Weiß]], der gegen Rechtsbrüche der [[Sturmabteilung|SA]] vorging. Die Bildung solcher paramilitärischen Verbände wurde ebenfalls von den Behörden geduldet: Die SA begleitete die Versammlungen und Kundgebungen ihrer Partei und begann auch bei anderen Parteiversammlungen immer wieder Straßen- und Saalschlachten.<br />
<br />
Ferner verhinderten institutionelle Probleme der Weimarer Republik eine tragfähige, demokratisch [[Legitimation (Politikwissenschaft)|legitimierte Politik]]. Da im Parlament selten konstruktive parlamentarische Mehrheiten entstanden, wurden mehrfach Neuwahlen ausgerufen. Gerade dies führte am Ende der Republik zu einer Politik, die von [[Notverordnung]]en des mächtigen [[Reichspräsident]]en geprägt war. All dies lähmte den demokratischen Willensbildungsprozess und verstärkte die Unzufriedenheit der Bürger mit den etablierten politischen Parteien in den Zeiten der Krise.<br />
<br />
=== Entwicklung der NSDAP ===<br />
==== 1920–1925: Gründung, Verbot und Neuaufbau ====<br />
[[Datei:Hitler's DAP membership card.png|mini|[[Deutsche Arbeiterpartei|DAP]]-Mitgliedskarte von Adolf Hitler]]<br />
<br />
Die NSDAP ging am 24. Februar 1920 aus der [[Deutsche Arbeiterpartei|Deutschen Arbeiterpartei]] (DAP) in [[München]] hervor. Sie vertrat in ihrem [[25-Punkte-Programm]] von Anfang an entschieden antidemokratische, völkisch-nationalistische und rassistische, vor allem antisemitische Positionen. Ende des Jahres erwarb sie den ''Münchner Beobachter'' und machte ihn zum [[Völkischer Beobachter|Völkischen Beobachter]] (VB), dem „''Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands''“.<br />
<br />
[[Adolf Hitler]] war bis dahin ein in der Öffentlichkeit unbekannter, erfolgloser österreichischer Kunstmaler. Er war im Ersten Weltkrieg einfacher [[Gefreiter]] in einem bayerischen [[Regiment]] gewesen. Im Auftrag des Militärs besuchte er unter anderem Veranstaltungen der DAP (Deutsche Arbeiterpartei) und wurde zunächst von ihr als Redner angeworben. In dieser Funktion kam er zum Ruf eines „Trommlers“ und „Einpeitschers“ der Partei, der er in Bayern schnell einen gewissen Zulauf aus völkischen Kreisen verschaffen konnte. Hitler wurde 1921 Vorsitzender der NSDAP. Der Organisation schlossen sich auch ehemals führende kaisertreue Militärs an, so zum Beispiel der ehemalige OHL-General Erich Ludendorff.<br />
<br />
Die NSDAP-Mitglieder gehörten von Beginn an zu den entschiedensten Gegnern der Republik, obwohl auch sie in ihrem Rahmen Wähler zu gewinnen versuchten. Anfangs konnte die neue rechtsextreme Partei die antidemokratische Grundströmung nicht auf ihre Mühlen lenken. Aber sie nutzte die allgemeine Ablehnung des [[Versailler Vertrag]]es, um die von ihr so bezeichneten „[[Novemberverbrecher]]“ an den öffentlichen Pranger zu stellen. Wie allen Rechtsextremen galten ihr besonders die führenden [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Politiker, denen 1918 die Macht übergeben worden bzw. „zugefallen“ war ([[Friedrich Ebert]], [[Philipp Scheidemann]]), als Erfüllungsgehilfen der [[alliierte]]n Siegermächte des Ersten Weltkrieges. Sie diffamierte die Demokratie als vorübergehende Erscheinung und nannte sie „[[System (Nationalsozialismus)|Systemzeit]]“. Diese Propaganda wurde durch die [[Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg|Reparationsforderungen]] der Alliierten begünstigt.<br />
<br />
Der [[Kapp-Putsch]] vom März 1920 stellte die Republik auf eine erste Bewährungsprobe. [[Freikorps]] unter General von Lüttwitz besetzten das Berliner Regierungsviertel und ernannten den ehemaligen [[Landschaftsdirektor|Generallandschaftsdirektor]] [[Wolfgang Kapp]] zum Reichskanzler. Die legale Regierung zog sich zunächst nach [[Dresden]] und anschließend nach [[Stuttgart]] zurück und rief von dort aus zum [[Generalstreik]] gegen die Putschisten auf. Der Putsch scheiterte rasch; entscheidend für die Niederlage war die Weigerung der Ministerialbürokratie, den Anordnungen Kapps Folge zu leisten. Die [[Reichswehr]] hatte sich demgegenüber abwartend verhalten ([[Hans von Seeckt]]: „Truppe schießt nicht auf Truppe.“).<br />
<br />
Die NSDAP gewann zunächst vor allem in München eine gewisse Anhängerschaft, spielte aber in Bayern während der ersten Jahre der Republik ansonsten kaum eine wichtige politische Rolle. Außerhalb [[Bayern]]s wurde Hitler Anfang der 1920er Jahre nicht wirklich ernst genommen.<br />
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Dennoch versuchten nationalsozialistische Putschisten unter der Führung von Hitler und Ludendorff am 9. November 1923 mit dem sogenannten [[Hitlerputsch|Hitler-Ludendorff-Putsch]] die Regierung in Bayern und im Reich abzusetzen. Mitglieder und Anhängerschaft der nationalsozialistischen Bewegung kamen in hohem Maße aus den von der Inflation ruinierten und von anhaltender Deklassierung bedrohten Mittelschichten.<br />
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[[Datei:Erstausgabe von Mein Kampf.jpg|mini|Deutsche Erstausgabe von ''Mein Kampf'', Juli 1925. Ausstellungsstück des [[Deutsches Historisches Museum|Deutschen Historischen Museums]] in Berlin.]]<br />
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Der von der nationalsozialistischen Propaganda so bezeichnete „Marsch auf die [[Feldherrnhalle]]“ in München wurde von der bayerischen Landespolizei niedergeschlagen. Im anschließenden [[Hitler-Prozess]] wurde Hitler zur gesetzlichen Mindeststrafe von fünf Jahren [[Festungshaft]] in der [[Justizvollzugsanstalt Landsberg|Festung Landsberg]] verurteilt. Ludendorff wurde freigesprochen. Die NSDAP wurde verboten. Es entstanden daraufhin zugelassene Ersatzorganisationen. Hitler konnte den Prozess als Propagandaveranstaltung nutzen. In der Haft, während der Hitler viele Vergünstigungen genoss, entschloss sich Hitler, die Macht in Deutschland auf legalem Wege zu erringen. Er diktierte seinem damaligen Sekretär und späteren Stellvertreter [[Rudolf Heß]] seine programmatische [[Autobiografie]] ''„[[Mein Kampf]]“'', in der er seine Ziele und Vorhaben formulierte. Schon am 20. Dezember 1924 wurde Hitler wieder aus der Haft entlassen.<br />
<br />
Der Putsch war der vorläufige Höhepunkt der Rechtsextremen gewesen, mit einem wirtschaftlichen Aufschwung fiel ihre Bedeutung. Auf dem Markt erschienen Neuheiten wie der für alle zugängliche Rundfunk oder erschwingliche Autos aus der Massenproduktion.<!-- , die von den Nationalsozialisten früh und erfolgreich genutzt wurden. --><br />
<br />
Die nationalsozialistische Bewegung zerbrach in mehrere Parteien, von denen aber nur zwei eine gewisse Bedeutung erreichten und die auch insgesamt an Stimmen verloren. Eine der beiden bedeutenderen war die [[Großdeutsche Volksgemeinschaft]] unter dem von Hitler ausgewählten [[Alfred Rosenberg]], der im Juli 1924 von [[Julius Streicher]] und [[Hermann Esser]] abgelöst wurde. Sie konkurrierte mit der [[Nationalsozialistische Freiheitsbewegung Großdeutschlands|Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung Großdeutschlands]] mit [[Gregor Strasser]] und Erich Ludendorff.<br />
<br />
==== 1925–1929: die NSDAP als Splitterpartei ====<br />
Am 27. Februar 1925 wurde die NSDAP in München neu gegründet, und die meisten nationalsozialistischen Gruppen und Parteien vereinigten sich in ihr unter der unumschränkten Führung Hitlers. Die Strukturen der Partei wurden in den folgenden Jahren geprüft und ihre Organisation verbessert.<br />
<br />
Als 1924 dem Reichspräsidenten Friedrich Ebert durch das Urteil im [[Friedrich Ebert#Magdeburger Prozess und Tod|Magdeburger Prozess]] vorgeworfen wurde, durch seine Beteiligung an den Streiks während des Weltkrieges habe er [[Landesverrat]] begangen, ließ er eine [[Blinddarmentzündung]] nicht rechtzeitig behandeln und starb 1925. Die [[Reichspräsidentenwahl 1925|folgende Wahl]] gewann der trotz gegenteiliger öffentlicher Bekundungen noch immer seinem ehemaligen Kaiser treue parteilose [[Paul von Hindenburg]], der von den meisten Rechtsparteien, ihnen voran der DNVP, unterstützt wurde.<br />
<br />
Für die Wahl hatte die NSDAP mit Erich Ludendorff ebenfalls einen Kandidaten aufgestellt, der aber mit 1,1 % im ersten Wahlgang scheiterte. Hitler, der im selben Jahr seine österreichische Staatsbürgerschaft abgelegt hatte und somit vorerst (bis 1932) als staatenlos firmierte, hatte jedoch zunächst in einigen deutschen Ländern noch öffentliches Redeverbot, das zuletzt 1928 in Preußen aufgehoben wurde, nachdem er nun bekundete, die Machtübernahme auf legalem Weg erreichen zu wollen.<br />
<br />
1926 konnte sich Hitler auf dem zweiten [[Reichsparteitag]] der NSDAP, der in [[Weimar]] stattfand, gegen die Brüder [[Gregor Strasser|Gregor]] und [[Otto Strasser]] durchsetzen, die als Angehörige des linken Parteiflügels einen [[Nationaler Sozialismus|nationalen Sozialismus]] sowie eine außenpolitische Zusammenarbeit mit der [[Sowjetunion]] verlangten. Im Dezember 1926 erschien der zweite Band von ''Mein Kampf'', mit dem Hitler die NS-Bewegung endgültig auf antisowjetische Ziele festlegte: den Kampf gegen den [[Jüdischer Bolschewismus|jüdischen Bolschewismus]] und die Eroberung von [[Lebensraum im Osten]].<ref>Norbert Kapferer: ''Der „Totale Krieg“ gegen den „jüdischen Bolschewismus“. Weltanschauliche und propagandistische Einlassungen der NS-Elite und deren Interpretation durch Carl Schmitt.'' In: [[Uwe Backes]] (Hrsg.): ''Rechtsextreme Ideologien in Geschichte und Gegenwart.'' Böhlau, Köln 2003, S. 164 f.</ref> Fortan setzte Hitler seine Hoffnungen insbesondere in die Wählerschichten des [[Mittelstand]]es und der Landbevölkerung, die mit der herrschenden Politik aufgrund wirtschaftlicher Belastungen und entsprechender Einbußen besonders unzufrieden waren.<br />
<br />
Allerdings war die NSDAP bis zur [[Reichstagswahl 1930]] kaum mehr als eine Splitterpartei und nur eine von vielen im Reichstag vertretenen völkischen Parteien am politisch rechten Rand. Die lange Zeit größte und einflussreichste unter ihnen, die den [[Völkische Bewegung|völkischen Block]] anführte, war die DNVP. Bei der [[Reichstagswahl 1928|Reichstagswahl am 20. Mai 1928]] verlor die NSDAP sogar zwei [[Mandat (Politik)|Mandate]] und kam mit 2,6 % der Wählerstimmen auf nur 12 Sitze im Reichstag.<br />
<br />
Nachdem sich die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Deutschland, die seit 1924 relativ stabil geworden waren, ab Mitte 1929 innerhalb weniger Monate wieder dramatisch verschlechterten, änderte sich die [[politische Partei]]enlandschaft in kurzer Zeit zugunsten der [[Politische Ideologie|ideologischen]] Pole des links- und rechtsextremen Spektrums, was sich gerade auch auf die NSDAP begünstigend auswirkte.<br />
<br />
==== 1929–1933: Weltwirtschaftskrise und Demokratiekrise ====<br />
1929 fand ein Volksentscheid zu „[[Volksentscheid gegen den Young-Plan|Young-Plan und Kriegsschuldlüge]]“ statt. Im Mittelpunkt stand eine Neuregelung der Reparationszahlungen. Getragen wurde der Volksentscheid von einem Bündnis aus DNVP, [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelm]], NSDAP und [[Nationalsozialistische Freiheitspartei|Deutschvölkischer Freiheitsbewegung]]. Die NSDAP durfte sich an der Seite ihrer Bündnispartner als politisch rehabilitiert betrachten. Der Volksentscheid scheiterte, die NSDAP aber hatte mit ihrer Propaganda neue Wählerkreise erreichen können.<br />
<br />
In den folgenden Jahren gewann die NSDAP immer mehr an Bedeutung. Grund war vor allem die [[Weltwirtschaftskrise]], die auch durch die starken Finanzverflechtungen in Verbindung mit den Reparationszahlungen Deutschlands verstärkt wurde.<br />
<br />
Im Kontext der Weltwirtschaftskrise stieg die [[Arbeitslosigkeit]] in Deutschland sprunghaft an. So verstärkte sich bei vielen Wählern nun der Ruf nach einem „starken Mann“. Vor diesem Hintergrund gewann die Propaganda der NSDAP innerhalb kurzer Zeit ungeahnte Überzeugungskraft: Hitlers Wahlkampfparole, sein Ziel sei es, die „politischen Parteien aus Deutschland hinweg zu fegen“, stieß nun bei vielen Unzufriedenen, besonders aus der [[Mittelschicht]], auf offene Ohren. Sie trieb ihm viele Wähler zu, nicht nur aus dem völkisch-nationalen, sondern auch dem bürgerlich-konservativen Lager.<br />
<br />
Die Nationalsozialisten verstanden es, die Massen durch Großveranstaltungen für sich zu gewinnen und nutzten modernste Wahlkampfmittel, zum Beispiel die konsequente Emotionalisierung und die Nutzung von Flugzeugen. Ihre Angriffe richteten sich gegen alles, was mit dem ''Weimarer System'' in Verbindung gebracht wurde – vom Parteiensystem, bestehend aus verschiedenen relativ kleinen Parteien und Splitterparteien, bis hin zum eigentlichen demokratisch-parlamentarischen Prinzip.<br />
<br />
Auf die am 28. März 1930 an der Frage der Regelung der Arbeitslosenversicherung gescheiterten SPD-geführten Regierung Hermann Müller folgte ein Kabinett unter der Führung von Heinrich Brüning vom rechten Flügel des Zentrums. Er beabsichtigte eine drastische Senkung der Einkommen der Lohnabhängigen und der Sozialleistungen. Nachdem er sich damit im Parlament nicht durchsetzen konnte, regierte er durch die mit Art. 48 der Weimarer Verfassung mögliche Notverordnung. Mit dem Ernennungsrecht nach Art. 53 der Weimarer Verfassung war in Verbindung mit dem [[Notverordnung]]srecht nach Art. 48 WRV und dem Parlamentsauflösungsrecht nach Art. 25 ein [[Präsidialkabinett]] möglich, also eine [[Minderheitsregierung]], die nur auf das Vertrauen des Präsidenten und dessen Notstandsvollmachten gestützt war. Ein solches Präsidialkabinett wurde unter Brünings Führung etabliert. SPD, [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]], NSDAP und Teile der DNVP verlangten Aufhebung der Notverordnung. Dem folgte der Reichspräsident. Bei den anschließenden Wahlen konnte die NSDAP die Zahl ihrer Abgeordneten von 12 auf 107 erhöhen und wurde damit zur zweitstärksten Partei. Es kam zum zweiten Präsidialkabinett Brüning, nun von der SPD toleriert. Die Regierung verfügte Lohn- und Gehaltskürzungen, beschränkte die Leistungen der Arbeitslosenversicherung, hob aber gleichzeitig die Beitragssätze an. Zugleich erhöhte sie die Steuern auf Löhne und Einkommen, die Umsatzsteuer sowie die Steuern auf Bier, Tabak und Zucker. Die Präsidialkabinette Brüning (1930–1932) trugen wesentlich zur Entfremdung der Bevölkerung von der Weimarer Demokratie bei und gewöhnten sie an nichtdemokratische politische Verhältnisse.<br />
<br />
In einem Prozess gegen Offiziere der Reichswehr, denen die Verbreitung von nationalsozialistischer Propaganda vorgeworfen wurde, bezeugte Hitler in seinem öffentlichkeitswirksamen [[Legalitätseid]], dass er die Macht „nicht mit illegalen Mitteln“ anstrebe, und trat damit Gerüchten über einen Putsch entgegen. Die NSDAP brauche „noch zwei bis drei Wahlen“, dann werde sie „in der Mehrheit sitzen“ und „den Staat so gestalten, wie wir ihn haben wollen“.<br />
<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-07998, Berlin, Kundgebung 10 Jahre Versailler Vertrag.jpg|mini|links|Einzug der Fahnenkompanien des Stahlhelms in das [[Deutsches Stadion (Berlin)|Berliner Stadion]] während der Großveranstaltung ''„Zehn Jahre Versailler Vertrag“''.]]<br />
<br />
Innerhalb des rechten Parteispektrums vollzog sich eine Verschiebung von der Mitte hin zum Rechtsradikalismus. Massenhaft gingen Wähler aus den Parteien der bürgerlichen Mitte wie der [[Deutsche Demokratische Partei|DStP]] und der [[Deutsche Volkspartei|DVP]] nach rechtsaußen. Traditionelle Wähler der rechtsradikalen [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] gingen über zur noch weiter rechts stehenden NSDAP. Geringere Verschiebungen gab es innerhalb der Linken. Die Sozialdemokraten blieben die linke Mehrheitskraft, verloren zwar Stimmen an die KPD, die jedoch bis in die erste Jahreshälfte 1932 über etwa 13 % nicht hinauskam. Inzwischen hatte sich die politische Auseinandersetzung stark in den außerparlamentarischen Raum verlagert. Die Wehrverbände der Parteien – die [[Sturmabteilung|SA]] der NSDAP, der der DNVP nahestehende [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelm]], der an die KPD angelehnte [[Roter Frontkämpferbund|Rotfrontkämpferbund]], das sozialdemokratisch dominierte [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold]] – begegneten sich in militant ausgetragenen Konflikten auf den Straßen und in den Versammlungssälen. Es ereigneten sich [[bürgerkrieg]]sähnliche Szenen. Sie verstärkten vor allem innerhalb der kleinbürgerlichen und bürgerlichen Schichten das dort traditionell starke Verlangen nach „Ruhe und Ordnung“ und kamen so den Nationalsozialisten entgegen, die dort vermehrt als die Kraft betrachtet wurden, die mit einer Beseitigung demokratischer Verhältnisse die Ordnung wiederherstellen würde.<br />
<br />
Am 11. Oktober 1931 vereinigten sich auf Initiative der DNVP unter ihrem Vorsitzenden, dem Mediengroßunternehmer [[Alfred Hugenberg]], DNVP, Stahlhelm, NSDAP und weitere rechtsradikale Organisationen zur kurzlebigen [[Harzburger Front]]. Zu einer stabilen Kooperation zwischen Nationalsozialisten und konservativen Nationalisten kam es vor 1933 nicht. Als Reaktion bildeten die republiktreuen Organisationen unter dem Fahnensymbol der drei Pfeile die [[Eiserne Front]]. Der NSDAP gelang es, die Stimmung der Bevölkerung durch populäre Parolen gegen den Parlamentarismus aufzugreifen. Am 27. Januar 1932 hielt Hitler einen Vortrag im Düsseldorfer Industrieclub, wo er sowohl das auf Privateigentum gegründete freie Unternehmertum als auch das nationalsozialistische Führerprinzip auf das Leistungsprinzip zurückführte. Die Kontakte zwischen NSDAP und Industrie sollten zudem durch zwei miteinander rivalisierende Beraterstäbe gefördert werden, durch die vom ehemaligen Reichsbankpräsidenten [[Hjalmar Schacht]] gegründete [[Arbeitsstelle Schacht|Arbeitsstelle Dr. Schacht]] sowie den vom Chemieunternehmer Wilhelm Keppler geleiteten [[Freundeskreis Reichsführer SS|Industrieausschuss für Wirtschaftsfragen]]. Die [[Großindustrie und Aufstieg der NSDAP|Spenden der Industrie]] blieben aber wenig bedeutend. Zwar erhielt die Partei mitunter beträchtliche Zuwendungen von einzelnen Großunternehmern, etwa von [[Friedrich Flick]], [[Albert Vögler]] und vor allem [[Fritz Thyssen]]. Ihre wichtigsten Geldquellen blieben aber Mitgliedsbeiträge und der Verkauf von Eintrittskarten zu Parteiversammlungen. Erst nach der Machtübernahme kooperierte die Großindustrie verstärkt mit der nationalsozialistischen Führung.<ref>[[Henry Ashby Turner]]: ''Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers''. Siedler Verlag, Berlin 1985.</ref><br />
<br />
Hitler, der ab 1925 auf eigenes Betreiben [[Staatenlose|staatenlos]] war, erlangte Ende Februar 1932 die [[Deutsche Staatsangehörigkeit#Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus|deutsche Staatsangehörigkeit]] (→&nbsp;[[Einbürgerung Adolf Hitlers]]). Dadurch konnte er bei der [[Reichspräsidentenwahl 1932]] kandidieren. Bezeichnend für die Situation der Republik war, dass keiner der Kandidaten Thälmann, Hitler, Hindenburg und [[Theodor Duesterberg]] ein Demokrat war. Die Parteien der Mitte bis zur SPD unterstützten den Sieger Hindenburg, um einen Erfolg Hitlers zu verhindern. Das gelang, Hindenburg wurde wiedergewählt. Weil dies aber nur mit Unterstützung der von ihm verachteten Sozialdemokraten gelungen war, war der alte Herr verstimmt. Reichskanzler Brüning hatte sich zudem mit seinem Verbot der SA und der Osthilfeverordnung, die von den ostpreußischen Grundbesitzern – zu denen auch Hindenburg gehörte – stark kritisiert wurde, beim Reichspräsidenten in Misskredit gebracht. Hindenburg nahm ihm zudem übel, dass er auf sein Betreiben auch von den Anhängern der SPD zum Reichspräsidenten gewählt worden war. Er entzog ihm sein Vertrauen, und Brüning, der aufgrund seiner Sparpolitik in der Bevölkerung ohnehin kaum Rückhalt besaß, musste zurücktreten. Der Kanzler wurde nach eigenem Bekunden „hundert Meter vor dem Ziel“ gestürzt, da seine [[Deflationspolitik]] noch keine Wirkung entfalten konnte. Auch sein Ziel der Gleichberechtigung Deutschlands und der endgültigen Aufhebung der Reparationen hatte er nicht erreicht.<br />
<br />
Sein Nachfolger [[Franz von Papen]] ersuchte Hindenburg sofort um Auflösung des Parlaments. Er wollte die Unterstützung der Nationalsozialisten und hob dafür das Verbot der SA und der SS wieder auf. Hitler hatte die Wahl zum Reichspräsidenten verloren, aber einen großen Popularitätsanstieg erreicht. Bei der nächsten [[Reichstagswahl Juli 1932|Reichstagswahl am 31. Juli 1932]] erhielt die NSDAP 230 Mandate und war damit die stärkste Fraktion im Reichstag. Dies war das höchste Wahlergebnis der NSDAP bei demokratischen Wahlen. Hitler wollte von Hindenburg zum Kanzler ernannt werden, die angebotene Vizekanzlerschaft lehnte er ab. Da die Kommunisten 89 Mandate errungen hatten, hatten die beiden extremen Flügelparteien eine [[negative Mehrheit]] erreicht, die jede parlamentarische Arbeit unmöglich machte. Papen löste den gerade erst gewählten Reichstag nach einem mit großer Mehrheit gegen ihn gerichteten [[Misstrauensvotum]] durch eine vorbereitete Order Hindenburgs wieder auf. Bereits am 20. Juli hatte er die Regierung von [[Preußen]] abgesetzt, die letzte Bastion der Republik. Als Vorwand für den „[[Preußenschlag]]“, der häufig als [[Staatsstreich]] bezeichnet wurde, diente das angebliche Versagen der preußischen Polizei am „[[Altonaer Blutsonntag]]“, heftigen Straßenkämpfen zwischen Kommunisten und der von Papen wieder erlaubten SA.<br />
<br />
Die Neuwahlen vom November des Jahres brachten einen Rückgang der Stimmen für die NSDAP. Die meisten Beobachter interpretierten dies als Anfang vom Ende der NSDAP. Eine regierungsfähige Mehrheit existierte weiterhin nicht. Papen, der inzwischen [[Konjunktur]]programme gestartet hatte, trat zurück, nachdem ihm klar geworden war, dass er die Unterstützung der Reichswehr bei der Absicherung einer Diktaturregierung nicht besaß. Zudem hatte es der Reichstag aufgrund eines Verfahrensfehlers Papens geschafft, ihm rechtlich wirkungslos, aber öffentlichkeitswirksam das Misstrauen auszusprechen. Aufgrund der fehlenden Unterstützung durch Wehrminister General [[Kurt von Schleicher]], die im Zuge einer militärischen Simulation eines möglichen Aufstandes (des „[[Planspiel Ott|Planspiels Ott]]“) sichtbar geworden war, verweigerte Hindenburg die geforderte Auflösung des Reichstags ohne Festsetzung von Neuwahlen. Diese Ausschaltung des Parlaments, gestützt auf das Argument des Staatsnotstands, hätte einen offensichtlichen Verfassungsbruch dargestellt.<br />
<br />
Papens Nachfolger wurde [[Kurt von Schleicher]], der bis dahin im Hintergrund die Fäden gezogen hatte und für Papens Sturz verantwortlich war. Doch auch sein Konzept, einen Ausweg aus der Krise zu finden, scheiterte. Er hatte eine breite „Querfront“ von den Gewerkschaften bis zum linken Flügel der NSDAP um Gregor Strasser erstrebt, Strasser musste aber vor Hitler kapitulieren. Am 28. Januar 1933 musste auch Schleicher zurücktreten, nachdem er zuletzt selbst von Hindenburg erfolglos die Ausrufung des Staatsnotstands gefordert hatte. Schleicher selbst war kein Demokrat, sein Verhältnis zur NSDAP wandelte sich mehrmals, zuletzt empfahl er Hindenburg ein Kabinett unter Hitler ([[Akten der Reichskanzlei]], Dok. Nr. 72 vom 28. Januar 1933).<br />
<br />
Schleicher konnte nicht wissen, dass ausgerechnet er, Meister der Intrigen, nun selbst Opfer einer Intrige geworden war: Schon am 4. Januar 1933 hatte sich sein ehemaliger Schützling Franz von Papen mit Hitler zu [[Treffen Papens mit Hitler im Haus des Bankiers Schröder|Geheimverhandlungen im Privathaus des Kölner Bankiers]] [[Kurt von Schröder]] getroffen. Diesem Gespräch folgten weitere, zuletzt auch unter Anwesenheit des Staatssekretärs des Reichspräsidenten, [[Otto Meissner]], und des Sohnes des Reichspräsidenten, [[Oskar von Hindenburg]], beides einflussreiche Berater in der [[Kamarilla]] des greisen Paul von Hindenburg. Sie vereinbarten eine Koalitionsregierung aus Deutschnationalen und NSDAP, der außer Hitler nur zwei weitere Nationalsozialisten, nämlich [[Wilhelm Frick]] als [[Innenminister]] und [[Hermann Göring]] als Minister ohne Geschäftsbereich und kommissarischer preußischer Innenminister, angehören sollten. Papen selbst war als Vizekanzler und [[Reichskommissar]] für Preußen vorgesehen.<br />
<br />
Hindenburg, der sich bis zuletzt gegen eine Kanzlerschaft des „böhmischen Gefreiten“ Hitler gesträubt hatte, konnte mit dem Hinweis, dass ein von einer konservativen Kabinettsmehrheit „eingerahmter“ NSDAP-Führer nur eine geringe Gefahr bedeute, beruhigt werden. Ein weiteres zentrales Argument für Hindenburg war die formale Verfassungskonformität der Lösung Hitler. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 bedeutete faktisch das Ende der Weimarer Republik – auch wenn die Weimarer Verfassung formal nie außer Kraft gesetzt wurde.<br />
<br />
Paul von Hindenburg war in diesen Wochen von verschiedenen Lobbyistenverbänden und den Beratern seiner Kamarilla bearbeitet worden. So forderten ihn im November 1932 in der berühmten [[Industrielleneingabe]] mehrere Agrarier, Bankiers und Industrielle auf, Hitler zum Kanzler zu ernennen, während im selben Monat ein DNVP-naher „Deutscher Ausschuss“ sich unter der Überschrift „Mit Hindenburg für Volk und Reich!“ für die Regierung Papen, für die DNVP und damit klar gegen die NSDAP aussprach. Hinzu kamen Pressionen im Zusammenhang mit der [[Osthilfe (Deutsches Reich)|Osthilfe]]. Inwieweit all dies das seine Entscheidung wirklich beeinflusste, ist schwer zu sagen – Hindenburg hatte zu diesem Zeitpunkt das 86. Lebensjahr erreicht.<br />
<br />
== Vorkriegszeit ==<br />
=== Errichtung der Diktatur ===<br />
{{Hauptartikel|Chronologie der nationalsozialistischen Machtergreifung}}<br />
<br />
Die Nationalsozialisten feierten die Übergabe der politischen Gewalt an sie und ihre rechtskonservativen Verbündeten, die mit Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 erfolgt war, als ''„Machtübernahme“'', ''„Machtergreifung“'' und ''„[[nationale Revolution]]“'',<ref>''Machtübernahme.'' In: Hilde Kammer, Elisabeth Bartsch (Hrsg.): ''Nationalsozialismus. Begriffe aus der Zeit der Gewaltherrschaft 1933–1945.'' Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1992, S. 121 ff.</ref> wovon aber nicht die Rede sein kann; vielmehr war Hitler formell mit der Regierungsbildung beauftragt worden, weshalb man in der modernen Geschichtswissenschaft von „''Machtübertragung''“ o.&nbsp;Ä. spricht.<ref>Vgl. ''Machtergreifung.'' In: Georg Stötzel, Thorsten Eitz (Hrsg.): ''Zeitgeschichtliches Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache.'' Hildesheim 2002, S. 232 ff.; zusammenfassend siehe [http://www.bpb.de/izpb/55973/zerstoerung-der-demokratie-1930-1933?p=8 Regierungsübertragung auf die NSDAP] bei der Bundeszentrale für politische Bildung.</ref> Auch viele nicht-nationalsozialistische Deutsche begrüßten die Machtübertragung. In den Folgemonaten begann die Durchsetzung und Festigung der NS-Diktatur. Mit seiner Regierungsbildung („[[Kabinett Hitler]]“) setzte Hitler auf ein Bündnis mit alten Eliten: Nur drei Minister kamen aus der NSDAP, die übrigen waren Mitglieder der DNVP und des [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelms]].<br />
<br />
Hindenburg löste den Reichstag am 1. Februar 1933 auf und setzte Neuwahlen an. In der [[Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes]] am 4. Februar wurde die KPD verboten und erste Notverordnungen erlassen, die vor allem gegen Kommunisten und Sozialisten gerichtet waren und die Presse-, Meinungs- sowie Versammlungsfreiheit einschränkten. Nach dem [[Reichstagsbrand]] vom 27. Februar 1933 erließ Hindenburg die [[Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat]], die diese [[Grundrecht]]e der Weimarer Verfassung noch stärker beschnitt.<br />
<br />
Die Nationalsozialisten sahen zunächst in der organisierten Arbeiterbewegung ihren Hauptgegner, weshalb sie in einem ersten Schritt zur Machtfestigung deren Organisationen verboten und zerschlugen. Viele Mitglieder der KPD, der SPD und der kleineren kommunistischen und [[Sozialismus|sozialistischen]] Parteien sowie der freien Gewerkschaften wurden misshandelt und in „[[Schutzhaft]]“ genommen. Überall im Reich entstanden in Turnhallen, Scheunen oder Kellern provisorische Haftorte der ''[[Sturmabteilung|SA]]'', in denen politische Gegner festgehalten und gefoltert wurden. Ein erstes [[Konzentrationslager]] des später dann planmäßig und zentralstaatlich eingerichteten [[Inspektion der Konzentrationslager|Lagersystems der SS]] wurde in [[Dachau]] errichtet. Es wurde in den Medien bekannt gemacht und gegenüber der Bevölkerung als „Polizeimaßnahme“ für „politische Kriminelle“ begründet. Eine große Zahl der in den Lagern Inhaftierten fiel den Haftbedingungen zum Opfer, zu denen auch Folter und Mord gehörten.<br />
<br />
Kommunisten und Sozialdemokraten versuchten, sich [[Untergrundbewegung|im Untergrund]] zu organisieren oder flohen ins Ausland. Dort bildeten sie neue Leitungen, so die SPD in [[Prag]] mit ihrer Exilorganisation [[Sopade]]. Die vorher verfeindeten Parteien traten nun in einen Dialog.<br />
<br />
Bei der [[Reichstagswahl März 1933|Reichstagswahl am 5. März 1933]], zu der die Industrie der NSDAP beim [[Geheimtreffen vom 20. Februar 1933]] drei Millionen Reichsmark gespendet hatte, verfehlte die NSDAP die absolute Mehrheit, verschaffte sich diese aber, indem die von der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] gewonnenen Sitze vor der ersten Reichstagssitzung annulliert wurden. SA-Mitglieder in den Reichstagssitzungen dienten der Einschüchterung der verbliebenen Abgeordneten.<br />
<br />
Am 21. März 1933 inszenierten die Nationalsozialisten den ''[[Tag von Potsdam]]'', um damit die Verbrüderung mit den Traditionen und Eliten [[Preußen]]s zu demonstrieren und so weiteren Rückhalt im In- und Ausland zu gewinnen. Das sogenannte [[Ermächtigungsgesetz]] vom 23. März gab der Regierung zunächst für die Frist von vier Jahren fast uneingeschränkte [[Gesetzgebung]]sbefugnisse. Es entmachtete die noch bestehenden anderen Parteien, die außer der SPD im Reichstag alle selbst dafür gestimmt hatten. Im Juli wurden auch sie verboten, die anderen Parteien hatten sich aufgelöst und mit dem [[Gesetz gegen die Neubildung von Parteien]] vom 14. Juli 1933 war die NSDAP die einzig zugelassene Partei in Deutschland. Dementsprechend gab es bei der nächsten [[Reichstagswahl November 1933|Reichstagswahl am 12. November 1933]] nur eine Einheitsliste aus NSDAP-Mitgliedern und ausgesuchten Gästen. Der [[Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus)|Reichstag]] verkam zu einem reinen [[Akklamation]]sgremium.<br />
<br />
Die [[NS-Propaganda]] ersetzte die freie Presse und Kultur in allen Lebensbereichen. Die NSDAP erhielt viele neue Mitglieder, die die [[Alter Kämpfer|älteren Nationalsozialisten]] nach dem Wahltermin spöttisch als „[[Märzgefallene]]“ bezeichneten.<br />
<br />
=== „Gleichschaltung“ ===<br />
Nachdem die NSDAP die Macht übernommen hatte, begann die ''[[Gleichschaltung]]'', das heißt Unterwerfung, Selbstunterwerfung und Angleichung aller gesellschaftlichen Organisationen und Institutionen unter das NS-Regime. Somit ist dieser Begriff der [[NS-Propaganda]] eine verharmlosende Umschreibung. Erster Schritt war die „[[Vorläufiges Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich|Gleichschaltung der Länder]]“, die alle hoheitlichen Aufgaben verloren. Ähnliche Maßnahmen betrafen bis Ende 1934 die meisten Vereine, Verbände, Gewerkschaften, die Handwerkerschaft, [[Studentenverbindung]]en, Medien, Kultureinrichtungen und die Justiz. Viele der betroffenen Organisationen ordneten sich oft lieber unter, statt von dem neuen System aufgelöst oder verboten zu werden. In Vereinen wurde das „[[Führerprinzip]]“ Mitte des Jahres 1933 umgesetzt. Dies äußerte sich formal darin, dass der Vorsitzende des Vereins „entsprechend der Gleichschaltung neugewählt“ wurde. Seine Vertreter ernannte er dann, was „der Genehmigung der höheren Stellen unterlag“. Danach nannte er sich nicht mehr „Vorsitzender“, sondern „Führer“.<ref>dokumentiert beispielsweise in: „Gleichschaltung“ im Protokollbuch der Kameradschaft ehemaliger Soldaten Lunestedt ([http://www.chronik.lunestedt.de/ehesold.html online]) oder „Gleichschaltung“ im Protokollbuch des Turnvereins Westerbeverstedt ([http://www.chronik.lunestedt.de/fussballgruendung.html online])</ref> Parteiorganisationen der NSDAP übernahmen in vielen Bereichen die vormaligen Aufgaben staatlicher Stellen und nichtstaatlicher Interessenverbände. Auf der anderen Seite entstanden innerhalb der nationalsozialistischen und der staatlichen Strukturen zahlreiche neue Ämter sowie Untergliederungen, deren Kompetenzen sich oft überschnitten.<br />
<br />
Am 10. Mai 1933 fanden vielerorts in Deutschland [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|Bücherverbrennungen]] statt; dabei wurden Bücher von linksgerichteten, liberalen oder als „entartet“ angesehenen Autoren öffentlich verbrannt.<br />
<br />
Die beiden großen Kirchen waren anfangs von der organisatorischen ''Gleichschaltung'' ausgenommen. Die katholischen Bischöfe behielten durch das [[Reichskonkordat]] ihre Ämter und Bistümer, die evangelischen Landeskirchen schlossen sich vorbeugend im Juni/Juli 1933 zu einer [[Reichskirche]] unter Leitung eines [[Reichsbischof]]s zusammen. Jedoch spaltete sich dann die evangelische Kirche in von [[Deutsche Christen|Deutschen Christen]] beherrschte [[Zerstörte Kirchen|sogenannte „zerstörte“ Landeskirchen]] einerseits und in Gemeinden der [[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]] andererseits. Die Deutschen Christen propagierten ein „judenreines“ [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] und waren dem ''Führer'' ergeben. In der Bekennenden Kirche sammelten sich Christen, die Übergriffe des Staates auf den Glauben und den Ausschluss von Mitgliedern jüdischer Herkunft ablehnten. Dennoch bildeten diese keine einheitliche [[Opposition (Politik)|Opposition]] gegen das NS-Regime, vielmehr blieben große Teile dem „[[Führerstaat]]“ treu und bejahten den Zweiten Weltkrieg. Nach anfänglichen Erfolgen wurde auch die Bekennende Kirche etwa ab 1937 zunehmend verfolgt.<br />
<br />
=== Judenverfolgung 1933–1938 ===<br />
{| class="wikitable float-right"<br />
|+ Jüdische&nbsp;Emigration aus Deutschland 1933–1941<ref>Wolfgang Benz: ''Die Juden in Deutschland 1933–1945.'' 3. Auflage, Beck, München 1993, ISBN 3-406-37325-9, S. 738.</ref><br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! Jahr<br />
! Anzahl der Emigranten<br />
|-<br />
| 1933<br />
| 37–38.000<br />
|-<br />
| 1934<br />
| 22–23.000<br />
|-<br />
| 1935<br />
| 20–21.000<br />
|-<br />
| 1936<br />
| 24–25.000<br />
|-<br />
| 1937<br />
| 23.000<br />
|-<br />
| 1938<br />
| 33–40.000<br />
|-<br />
| 1939<br />
| 75–80.000<br />
|-<br />
| 1940<br />
| 15.000<br />
|-<br />
| 1941<br />
| 8.000<br />
|}<br />
<br />
[[Datei:Noether.jpg|mini|hochkant|links|''[[Brain-Drain]] mit Gewalt'': Auch führende Vertreter der Wissenschaften wurden vertrieben, darunter die Mathematikerin [[Emmy Noether]].]]<br />
<br />
Die Entrechtung und Verfolgung der [[Deutsche Juden|deutschen Juden]] begann direkt nach Hitlers Machtübernahme, zunächst mit gezieltem Straßenterror der SA. Ab März 1933 wurden jüdische Ärzte, Rechtsanwälte, Apotheker, [[Masseur und medizinischer Bademeister|Bademeister]] usw. aus ihren Freiberufen gedrängt, von ihren Verbänden ausgegrenzt und erhielten [[Berufsverbot]]e. Am 1. April 1933 organisierte die SA den ersten [[Judenboykott|Boykott jüdischer Geschäfte]]. Mit dem ''[[Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums]]'' vom 7. April 1933 wurden missliebige Beamte aus dem Staatsdienst entfernt. Der darin enthaltene [[Arierparagraph]] war das erste rassistische Gesetz für „Nicht-[[Arier#Begriff im Nationalsozialismus|Arier]]“ und betraf Anhänger des jüdischen Glaubens oder vermuteter jüdischer Herkunft. Sie wurden zuerst aus dem öffentlichen Dienst, dann auch aus Vereinen, Berufsverbänden und evangelischen Landeskirchen entfernt, die ähnliche Regelungen einführten. Sie wurden dann auch gesetzlich aus allgemeinen Schulen und allmählich aus dem gesamten öffentlichen Leben ausgeschlossen. Nur ehemaligen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs bot das [[Frontkämpferprivileg]] bis 1935 einen geringen Schutz. Das ''[[Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft]]'' zielte auf die Ausschaltung jüdischer Rechtsanwälte und wurde ebenfalls am 7. April 1933 erlassen.<br />
<br />
Infolgedessen wählten etwa 200.000 politisch oder rassisch Verfolgte den Weg der [[Emigration]]. Das NS-Regime begrüßte dies als „Flucht von Systemgegnern“. Gleichzeitig ließ es Konzentrationslager – zuerst das [[KZ Dachau]] – einrichten, in denen vor allem politische Gegner, aber auch religiöse Minderheiten massenhaft interniert wurden. Damit wurde der diktatorische Charakter des Regimes im In- und Ausland offensichtlich.<br />
<br />
1935 entzog das [[Reichsbürgergesetz]] sämtlichen deutschen Juden ihre Bürgerrechte. Dennoch emigrierten daraufhin nur wenig mehr von ihnen als zuvor. Die meisten hatten sich auf die Diskriminierungen eingestellt und hofften auf Ablösung des Regimes; dies stellte sich in den Folgejahren als tödlicher Irrtum heraus. 1938 setzte sich die systematische Entrechtung der deutschen Juden mit den [[Arisierung]]en, der [[Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben]] und der [[Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens]] fort. Mit administrativen Maßnahmen wie z.&nbsp;B. durch einen zusätzlichen Vornamen, einem „J“ im Reisepass, Kennkarten und Meldelisten wurden alle Juden erfasst. Die [[Novemberpogrome 1938]] vernichteten reichsweit die jüdische Kultur in Deutschland. Juden wurde unmittelbar nach der [[Reichskristallnacht]] durch die ''Verordnung gegen den Waffenbesitz der Juden'' vom 11. November 1938 ([[Reichsgesetzblatt|RGBl.]] I, 1573) jeder Waffenbesitz verboten. Erstmals wurden zehntausende Juden in Konzentrationslagern inhaftiert. Im Verlauf der nächsten Tage und Wochen wurden Hunderte von ihnen misshandelt, ermordet oder in den Tod getrieben.<br />
<br />
=== Entmachtung des Röhm-Flügels und Machtkonzentration ===<br />
In ihrem 25-Punkte-Programm hatte die NSDAP unter anderem die Enteignung und Verstaatlichung von Großbetrieben gefordert. Hitler ignorierte dies jedoch, um die Unterstützung der Großindustrie und Reichswehr nicht zu verlieren. Dies rief in der NSDAP Unzufriedenheit und Konflikte über das weitere Vorgehen hervor. Die [[Sturmabteilung]] (SA) unter Hitlers Duzfreund [[Ernst Röhm]] wollte die [[Reichswehr]] übernehmen und trat für eine soziale Umgestaltung der Gesellschaft ein. Dies war mit Hitlers Kriegsplänen nicht vereinbar.<br />
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[[Datei:Ja dem Fuehrer.jpg|mini|links|Schulhaus in [[Fürth]] zur [[Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs|Volksabstimmung über die Vereinigung der Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers]] am 19. August 1934. Amtliches Ergebnis im Reich: 89,9 Prozent Zustimmung]]<br />
<br />
Auf Rat von Himmler, Goebbels und Göring ließ Hitler zwischen 30. Juni und 1. Juli 1934 reichsweit etwa 200 Gegner und mögliche Konkurrenten in der NSDAP als vermeintliche Teilnehmer eines – angeblich – durch Röhm geplanten [[Röhm-Putsch|Putsches]] ermorden. Unter den Opfern waren [[Gregor Strasser]], [[Ferdinand von Bredow|von Bredow]], [[Kurt von Schleicher|von Schleicher]], [[Gustav von Kahr|von Kahr]] und Röhm. Damit entschied Hitler den innerparteilichen Machtkampf. Eine gerichtliche Untersuchung dieser Taten fand nie statt. Der Mörder amnestierte sich und die Mittäter öffentlich mit einem Sondergesetz. Es wird vermutet, dass die Reichswehr Hitlers Ernennung zum Reichspräsidenten und damit auch zu ihrem Oberbefehlshaber förderte und dafür Hitlers Zusage erhielt, sie werde der einzige Waffenträger im Reich bleiben.<br />
<br />
Nach Hindenburgs Tod am 2. August 1934 übernahm Hitler nach einem Gesetz, das ebenfalls seine Regierung beschlossen hatte, das Amt des [[Reichspräsident]]en und trug nun die Titel ''[[Führer]] und Reichskanzler''. Durch ein [[Plebiszit]] ließ er sich sein Vorgehen nachträglich bestätigen. Kriegsminister [[Werner von Blomberg]], den Hindenburg noch vor Hitler gegen die Verfassung zum Minister ernannt hatte und der mit anderen dessen Macht im Konzept der Konservativen „einrahmen“ (relativieren) sollte, ließ die Reichswehr nun auf Hitlers Person vereidigen.<br />
<br />
Auch die [[Beamtentum|Beamten]] mussten einen „[[Führereid]]“ ablegen. Aus den öffentlichen Verwaltungen wurden regimekritische Mitarbeiter entfernt. Damit hatte Hitler seine Herrschaft innenpolitisch durchgesetzt, stabilisiert und dauerhaft abgesichert.<br />
<div style="clear:both;"></div><br />
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=== Krankenpflege und Medizin ===<br />
{{Hauptartikel|Krankenpflege im Nationalsozialismus|Medizin im Nationalsozialismus}}<br />
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=== Propaganda und Personenkult ===<br />
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-P046302, Gemeinschaftsempfang einer Hitler-Rede.jpg|mini|1935: Geschäfte schließen, damit eine Rede Hitlers gehört werden kann]]<br />
Die Mittel der Nationalsozialisten zur Machtsicherung waren Propaganda, [[Personenkult]] um Hitler und [[Populismus|populistische]] Maßnahmen auf der einen Seite, Überwachung und Unterdrückung auf der anderen. Ein Teil der Bevölkerung stimmte den Maßnahmen der NSDAP zu, ein weiterer Teil passte sich an, um sein eigenes Leben ungestört führen zu können.<br />
Die Propaganda wurde im neu gegründeten [[Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda|Propagandaministerium]] unter [[Joseph Goebbels]] sowie in der [[Reichskulturkammer]] gebündelt und mit großer Effektivität betrieben. Die Presse wurde durch wirtschaftliche Mittel wie der Förderung genehmer Verlage sowie mit direkten Presseanweisungen gesteuert.<br />
Massenorganisationen wie die [[Hitler-Jugend]], der BDM, die [[Deutsche Arbeitsfront]] und [[Kraft durch Freude]] erfassten und beeinflussten fast alle Lebensbereiche. Der Nationalsozialismus war öffentlich z.&nbsp;B. durch Aufmärsche, Rituale und Gesten wie dem [[Hitlergruß]] ständig und überall präsent.<br />
<br />
=== Polizeistaat ===<br />
Ein Unterdrückungsapparat aus [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]], [[Schutzstaffel|SS]], [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|SD]] und [[Hauptamt Sicherheitspolizei|Sicherheitspolizei]] wurde aufgebaut. Zum Wesen der gewaltsamen Unterdrückung gehörten die Inhaftierungen und die Einrichtung ungesetzlicher [[Konzentrationslager]] als einer Polizeimaßnahme im Jahr 1933 direkt nach der Parlamentswahl im März (als „[[Schutzhaft]]“ deklarierte Vorbeugehaft). Der [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelm]] und die [[Sturmabteilung]]en (SA) der NSDAP wurden zur „Hilfspolizei“ gemacht, die ihre bisherigen Gegner willkürlich erniedrigte und misshandelte. In Bremerhaven wurden Gefangene auf dem „[[Gespensterschiff (Bremerhaven)|Gespensterschiff]]“ gefoltert.<br />
<br />
Die Gestapo war in den folgenden Jahren vor allem für die Bekämpfung „staatsfeindlicher Bestrebungen“ zuständig und hatte 32.000 Mitarbeiter; dies war verhältnismäßig wenig, jedoch konnte das Regime auf die vielen NS-Sympathisanten und [[Denunziant]]en setzen.<br />
<br />
=== Rechtspolitik ===<br />
{{Siehe auch|Deutsches Reich 1933 bis 1945#Justiz|titel1=Justiz im Deutschen Reich 1933 bis 1945}}<br />
An Aufbau, Aufgaben und grundsätzlicher Struktur der Gerichte änderte sich im Übergang von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus nichts. Auch ein Großteil der Gesetze, wie das [[Bürgerliches Gesetzbuch|Bürgerliche Gesetzbuch (BGB)]] oder das [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|Strafgesetzbuch (StGB)]], wurde allenfalls in Teilen verändert. Die Weimarer Reichsverfassung (WRV) blieb offiziell die Verfassung des [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reiches]]. Faktisch wurde sie jedoch durch eine Vielzahl von Gesetzen ausgehebelt. Dies betraf insbesondere die [[Grundrecht]]e, die [[Gewaltenteilung]] und die [[Gesetzgebung]]. Viele Gesetze und Verordnungen standen im direkten Widerspruch zur WRV. Geänderte Strafgesetze galten rückwirkend.<br />
<br />
Als neue [[Rechtsquelle]] trat neben Parlamentsgesetze und Ministerialverordnungen der sog. [[Führererlass]], von NS-[[Jurist]]en als Rechtsquelle [[sui generis]] angesehen, die über allen anderen Rechtsquellen stand. Zur Umsetzung wurden [[Sondergericht]]e eingeführt.<br />
<br />
Das BGB wurde kaum geändert, aber durch die „Einfallstore“ der [[Generalklausel]]n der §§&nbsp;138, 242, 826 BGB wurde die nationalsozialistische Ideologie auch im Zivilrecht umgesetzt. Beispielsweise war jeder Vertrag i. S. d. BGB, der mit einem Homosexuellen oder Juden geschlossen wurde, gemäß §&nbsp;138 BGB [[Sittenwidrigkeit (Deutschland)|sittenwidrig]] und damit nichtig.<br />
<br />
Die WRV wurde nicht offiziell aufgehoben, aber materiell (vgl. das „[[Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich]]“ (Ermächtigungsgesetz) vom 24. März 1933 und „VO zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933, die sog. [[Reichstagsbrandverordnung]]) bzw. von der NS-Rechtslehre nicht anerkannt (vgl. etwa [[Carl Schmitt]], ''Staat, Bewegung, Volk'', 1933: „in Wahrheit ist [das] Ermächtigungsgesetz ein vorläufiges Verfassungsgesetz des neuen Deutschland“).<br />
<br />
[[Datei:Der Preußische Justizminister Hans Kerrl bei einem Besuch im Referendarlager in Jüterbog.jpg|mini|hochkant|Preußischer Justizminister [[Hanns Kerrl]] beim Referendarlager-Besuch, [[Jüterbog#Geschichte|Jüterbog]]. Symbol der Justiz, das Paragraphen-Zeichen, am Galgen aufgehängt. 1934]]<br />
<br />
Die durch die „Einheit von Partei und Staat“ sehr häufigen Überlagerungen von NSDAP-Richtlinien und Verwaltungsrecht führten zur Marginalisierung des Letzteren. Als neuer Verwaltungszweck galt die Erfüllung eines Gemeinschaftszwecks. In diesem Zusammenhang kam es zu einer Ausschaltung der subjektiv-öffentlichen Rechte (Abwehrrechte des Bürgers gegen das Staatshandeln) und zu einem Kompetenzverlust der [[Verwaltungsgerichtsbarkeit (Deutschland)|Verwaltungsgerichtsbarkeit]].<br />
<br />
Durch die sogenannte [[Schutzhaft]] (Inhaftierung durch SA und SS vollkommen ohne Verfahren) wurden im Vorfeld von Strafprozessen Zeugen und Angeklagte gezielt unter Druck gesetzt oder ausgeschaltet. [[Folter]] galt als legitimes Mittel der Beweiserhebung u.&nbsp;a. durch die [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]]. Ein Schuldeingeständnis zu Beginn des Prozesses (ähnlich dem ''[[guilty plea]]'' im anglophonen [[Rechtskreis]]) zur Verkürzung des Verfahrens wurde eingeführt und auch angewendet. Strafgesetze wurden mittels der [[Analogie (Recht)|analogen Gesetzesanwendung]] (§&nbsp;2a StGB a.F.) auf eine Vielzahl von Tatbeständen erstreckt. Als erweitertes [[Gewohnheitsrecht]] galt das „[[Gesundes Volksempfinden|gesunde Volksempfinden]]“.<br />
<br />
Spezielle Straftatbestände für [[Minderheit]]en oder Personengruppen (Juden, [[Zwangsarbeit]]er, Ausländer) wurden ins [[Strafrecht]] aufgenommen. Auch die [[Homosexuelle während der Zeit des Nationalsozialismus|Verfolgung der Homosexuellen]] verschärfte sich in der Zeit des Nationalsozialismus. 1935 wurde [[§&nbsp;175|§&nbsp;175 RStGB]] in Tatbestandsfassung wie Strafmaß massiv verschärft und somit die Totalkriminalisierung von männlicher Homosexualität verordnet. 1936 wurde eine „Reichzentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und der Abtreibung“ eingerichtet. Mit der schrittweisen Ausdehnung des Deutschen Reiches wurden für die unterworfenen Völker (besonders in [[Osteuropa|Ost-]] und [[Südosteuropa]]) besondere „Rechtsgrundsätze“ angewandt. Die nationalsozialistische Hierarchie von „''Über-''“ und „''Untermenschen''“ fand während des Zweiten Weltkriegs ihren Ausdruck in zahlreichen Erlassen, ''[[Führerbefehl]]en'' und Vorschriften, am konsequentesten durchgesetzt in den Ostgebieten (u.&nbsp;a. dem [[Generalgouvernement]], ''siehe auch unter:'' [[Polen-Erlasse]], [[Polenstrafrechtsverordnung]]).<br />
<br />
Das Strafrecht des Dritten Reiches war größtenteils nicht tatbezogen, sondern auf den Täter fokussiert (vgl. das ''[[Gewohnheitsverbrechergesetz]]'' von 1933 und die ''[[Verordnung gegen Volksschädlinge]]'' von 1939). Dies bedeutete, dass die Strafe nicht vorrangig nach der Schwere der Tat bestimmt wurde, sondern danach, welche Gefahr vom Täter für das Volk vermeintlich ausging.<br />
<br />
Im Vordergrund des Strafvollzuges im nationalsozialistischen Deutschland stand die „Sühne“ der [[Schuld (Strafrecht)|Schuld]] sowie die Abschreckung im Sinne der [[Generalprävention]]. [[Spezialprävention]] spielte nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Ab 1944 wurden im ganzen Reichsgebiet verstärkt Standgerichte eingesetzt, um „Wehrkraftzersetzer“ und [[Fahnenflucht|Deserteure]] abzuurteilen. Diese waren im Allgemeinen durch Laienrichter besetzt (z.&nbsp;B. durch den Bürgermeister eines Ortes).<br />
<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 151-39-23, Volksgerichtshof, Reinecke, Freisler, Lautz.jpg|mini|[[Roland Freisler]] (Mitte) als Präsident des [[Volksgerichtshof]]es, 1944]]<br />
<br />
1934 wurde der [[Volksgerichtshof]] (VGH) geschaffen. Er diente vor allem dazu, politische Schauprozesse abzuwickeln. Von 1934 bis Juni 1944 wurden vom VGH 5375 Todesurteile verhängt. Für die Zeit von Juli 1944 bis April 1945 gehen Schätzungen von ca. 2.000 weiteren Todesurteilen aus. Auch die Mitglieder der [[Weiße Rose|Weißen Rose]] und die Attentäter vom 20. Juli 1944 wurden vom VGH zum Tode verurteilt.<br />
<br />
Die [[Rechtswissenschaft]] wandelte ihre grundsätzliche Ausrichtung von der [[Interessenjurisprudenz]] hin zur Weltanschauungsjurisprudenz. Damit einher ging eine strikte Ablehnung eines [[Naturrecht]]s. In der nationalsozialistischen Rechtswissenschaft galt [[Rechtsetzung]] durch Interpretation (Umgehung der Gesetzgebung, „Führerwort“) als allgemein anerkannt.<br />
<br />
=== Wirtschaftspolitik ===<br />
{{Hauptartikel|Wirtschaft im Nationalsozialismus}}<br />
<br />
Das Wirtschaftsleben im NS-Staat gründete auf Anreiz und Verpflichtung. Dabei blieb die privatwirtschaftliche Verfügung über die Unternehmen grundsätzlich unangetastet. Zugleich investierte das Regime, wie bereits vor 1933 seinen Förderern in der Großwirtschaft angekündigt und zugesagt, in die Aufrüstung der Wehrmacht sowie in die militärisch-zivile [[Infrastruktur]] (Autobahn-, Kasernenbau) und profitierte von der bereits vor der Machtübergabe eingetretenen Erholung der Weltkonjunktur mit der allseits begrüßten Folge einer Verminderung, dann Beendigung der allgemeinen Arbeitslosigkeit. Während die Arbeiterbewegung mit allen Mitteln unterdrückt und verfolgt wurde, wurde zugleich beschränkt auf „[[deutschblütig]]e“ Arbeitskräfte eine Reihe sozialpolitischer Verbesserungen eingeführt. So wurde symbolisch-demagogisch bereits 1933 der 1. Mai als traditioneller „Kampftag“ der Arbeiterbewegung zum arbeitsfreien Feiertag umgewidmet und die Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“ bot Urlaubsmöglichkeiten und Kulturveranstaltungen an.<br />
<br />
Teile der Wirtschaft spielten eine wichtige Rolle für die Machtübernahme und die Ziele Hitlers. Eine Gruppe von Industriellen, darunter der Reichsbankpräsident und spätere Wirtschaftsminister [[Hjalmar Schacht]], richtete 1932 eine [[Industrielleneingabe|Eingabe an Reichspräsident Hindenburg]], in der sie die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler forderten. Außerdem erhielt Hitler von Großindustriellen wie [[Friedrich Flick|Flick]] und Krupp und Bankiers ([[Freundeskreis Reichsführer SS|Keppler-Kreis]]) vor und insbesondere nach der Machtübernahme Spenden, z.&nbsp;B. die [[Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft]]. Für den Erfolg der Nationalsozialisten war die allgemeine [[Zustimmung zum Nationalsozialismus|Zustimmung]] in weiten und wachsenden Teilen der „deutschen Volksgemeinschaft“ wichtig, zunächst aufgrund politischer und [[Weltanschauung#Der Begriff in der nationalsozialistischen Propaganda|weltanschaulicher]] Übereinstimmung und im weiteren Verlauf aufgrund ökonomischer Erfolge und sozialpolitischer Verbesserungen, die als Privilegierung gegenüber Minderheiten zu verstehen waren. Einen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Zufriedenheit und zu deren wirtschaftlicher Absicherung bewirkten seit Kriegsbeginn die anfänglichen militärischen Erfolge, vor allem der Sieg über Frankreich.<br />
<br />
Eine der dringendsten Aufgaben Hitlers nach der Machtübernahme war die Überwindung der Wirtschaftskrise, die ihm zur Erringung der Macht verholfen hatte, ihn bei einem Misserfolg aber auch gefährdet hätte. Dies erreichte er vor allem durch [[deficit spending]], also mit Krediten (den [[Mefo-Wechsel]]n) finanzierte Konjunkturprogramme und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Auch das Ende der Reparationszahlungen noch während der Weimarer Republik begann zu wirken, und die erste Besserung der Konjunktur hatte es schon vor Hitler gegeben. Mit der Abkehr von der [[Deflation|deflatorischen]] Politik [[Heinrich Brüning|Brünings]] waren entgegen weitverbreiteter Meinung bereits unter den vorhergehenden Regierungen [[Franz von Papen]] und [[Kurt von Schleicher]] Maßnahmen zur Konjunkturbelebung eingeleitet worden, die nicht in erster Linie der Kriegsvorbereitung dienten, wie der Bau der [[Autobahn]]en.<br />
<br />
Kriegsvorbereitungen spielten zunächst für die Öffentlichkeit keine große Rolle bei der Belebung der Konjunktur. Augenscheinlicher waren beispielsweise eher bevölkerungspolitisch gedachte Maßnahmen wie [[Ehestandsdarlehen]]: Dabei wurde einem Paar bei der Heirat ein Darlehen von tausend Reichsmark angeboten, wenn die Frau dann dauerhaft aus dem Berufsleben ausschied. Eine Rolle spielten auch diktatorische Schritte, wie die Abschaffung der [[Gewerkschaft]]en oder die Ermordung des [[Antikapitalismus|antikapitalistisch]] gesinnten [[Sturmabteilung|SA]]-Stabschefs [[Ernst Röhm]], der eine soziale Revolution nach dem 25-Punkte-Programm forderte.<br />
<br />
Eine wichtige Maßnahme war die [[Erzeugungsschlacht]] in der [[Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im Deutschen Reich (1933–1945)|Landwirtschaft]]. Im September 1933 wurden alle landwirtschaftlichen Betriebe, [[Genossenschaft]]en und Landwirtschaftskammern im [[Reichsnährstand]] zwangsvereinigt. Der Nährstand wurde verherrlicht und als Quelle der rassischen Erneuerung popularisiert, in der Realität verlor er aber an Bedeutung. Der durchschnittliche Lohn in der Landwirtschaft fiel stetig, und der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten fiel ebenfalls ab. Auch die Industrie sollte unabhängiger vom Ausland werden, sodass die Gewinnung einheimischer [[Rohstoff]]e verstärkt wurde. Die Einrichtung des [[Reichsarbeitsdienst]]es verband hierbei den propagandistischen Zweck, kurzfristig augenscheinlich die jugendlichen Arbeitslosen „von der Straße zu holen“ mit dem [[Autarkie]]bestreben, neue landwirtschaftliche Flächen durch z.&nbsp;B. Trockenlegung von [[Moor]]en und Sümpfen zu gewinnen.<br />
<br />
Mit dem ''[[Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit]]'' wurde am 20. April 1934 auch in den Unternehmen das [[Führerprinzip]] eingeführt. In der [[Betriebsgemeinschaft]] war der [[Betriebsführer]] für seine „Gefolgschaft“ verantwortlich; diese war ihm zu Treue verpflichtet. Um wichtige Industrielle an die Wehrmacht zu binden, wurden sie zu [[Wehrwirtschaftsführer]]n ernannt. [[Treuhänder der Arbeit]] kontrollierten schon seit Mai 1933 die Betriebe und sorgten für die Gleichschaltung der Wirtschaft, sie regelten auch den Erlass der [[Tarifordnung]]en.<br />
<br />
Zu einer Erhöhung des Lebensstandards kam es für die meisten Berufstätigen nicht, da bald die Rüstung Priorität erhielt. So mussten z.&nbsp;B. eine verdeckte [[Inflation]], Einschränkungen bei der Berufswahl, bei der freien Wahl des Arbeitsplatzes und eine Verlängerung der Arbeitszeiten akzeptiert werden. Das Wachstum basierte auf Planwirtschaft und diente der systematischen Aufrüstung und Kriegsvorbereitung. Mit dem ''Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums'' von 1933, der Entlassung von jüdischen Beamten und Richtern aufgrund des „[[Arierparagraph]]en“, der bald auf Ärzte und Apotheker, Anwälte und Journalisten, Universitätsprofessoren und Künstler ausgedehnt wurde, und der [[Arisierung]] von Betrieben, Vermögensgegenständen, Wohnungen und Mobiliar kam eine gigantische Arbeitsplatz- und Vermögensumverteilung in Gang, von der bald auch solche Deutsche profitierten, die während der Weltwirtschaftskrise nicht arbeitslos geworden waren.<br />
<br />
Drei Tage vor dem auf 1. September 1939 festgelegten Angriff auf Polen, dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde mit der Verteilung von [[Lebensmittelkarte]]n begonnen. Bald wurden Kriegsgefangene und immer mehr verschleppte [[Zivilist]]en teilweise unter unmenschlichen Bedingungen als Zwangsarbeiter eingesetzt; bei Kriegsende waren es ca. neun Millionen (''siehe auch unter:'' [[Polen-Erlasse]], [[Polenstrafrechtsverordnung]], [[Ostarbeiter]], ''Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz'' [[Fritz Sauckel]]). Da die Männer im Krieg gebraucht wurden, arbeiteten in den Fabriken, im Widerspruch zu den Aussagen von ''[[Mein Kampf]]'', immer mehr Frauen. Erst nach den ersten Niederlagen gegen die [[Sowjetunion]] und dem Kriegseintritt der [[Vereinigte Staaten|USA]] Ende 1941 kam es zu einer deutlichen Umstellung hin zur Kriegswirtschaft; der [[Totaler Krieg|totale Krieg]] mit dem Ziel der vollen Ausnützung des wirtschaftlichen und personellen Potenzials für die Kriegsführung wurde erst am 18. Februar 1943 von [[Joseph Goebbels]] ausgerufen.<br />
<br />
Am Ende des Krieges brach die Industrie durch die Bombardierung der [[Infrastruktur]] (Eisenbahn) und Industrieanlagen und die fehlende Rohstoffversorgung zusammen, die Versorgung mit Lebensmitteln wurde problematisch, der [[Schwarzmarkt]] blühte auf. Zu einer allmählichen Erholung kam es erst mit den Darlehen des [[Marshallplan]]s und der [[Währungsreform 1948 (Westdeutschland)|Währungsreform]].<br />
<br />
{{Siehe auch|I.G. Farben}}<br />
<br />
=== Sozialpolitik ===<br />
{{Hauptartikel|Sozialpolitik im Nationalsozialismus}}<br />
<br />
Das Regime sicherte sich die Unterstützung der Bevölkerung durch folgende Maßnahmen:<br />
* 1933: Schuldenbereinigungsgesetz (Schuldnerschutz größer als Gläubigerschutz)<br />
* Einführung des 1. Mai als [[Erster Mai|Tag der Arbeit]] ([[gesetzlicher Feiertag]])<br />
* 1934: [[Steuerreform]] und Verdopplung der Urlaubstage<br />
* 1940: Abschaffung der Steuern auf Zuschläge für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit<br />
* 1941: Integration der Rentner in die Krankenkasse<br />
* 1941: 15-prozentige Rentenerhöhung<br />
<br />
Die gesellschaftspolitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten dienten dazu, die Menschen zu „erfassen“ und sie in Organisationen wie dem [[Deutsches Jungvolk|Deutschen Jungvolk]], der Hitler-Jugend, der Reichswehr oder dem [[Reichsarbeitsdienst]] zu beeinflussen. Schon für die Kleinkinder gab es nationalsozialistische Kindergärten mit ausgebildeten Erziehern, für uneheliche oder überzählige Kinder gab es die Einrichtung [[Lebensborn]], wo sie in staatlichen Heimen erzogen wurden.<br />
<br />
Die einzelnen Berufe wurden in nationalsozialistischen Organisationen zusammengefasst, so zum Beispiel dem [[Deutscher Kraftfahrerbund|Deutschen Kraftfahrerbund]], dem [[Reichslehrerbund]] oder dem [[Deutscher Ärztebund|Deutschen Ärztebund]].<br />
<br />
Auch die Freizeit wurde „organisiert“. Reisen, Ferienlager und sonstige Veranstaltungen der Organisation [[Kraft durch Freude]] (KdF) sollten die Leute für den Nationalsozialismus einnehmen.<br />
<br />
Die sozialen Leistungen, wie zum Beispiel die Ausweitung der Sozialversicherungen, die Einbeziehung der Rentner in die Krankenversicherung, staatliche Darlehen für Hausbauer, Einführung von Kindergeld, Konzertaufführungen in Betrieben, Maßnahmen des Arbeitsschutzes und Arbeitspausen, dienten vor allem der Überzeugung und Gewinnung der Bevölkerung sowie der Stärkung der Arbeitskraft. Der Führer der Deutschen Arbeitsfront, [[Robert Ley]], verglich den Berufstätigen mit einer „Maschine, die von Zeit zu Zeit überholt werden muss“, damit sie gut arbeiten kann.<br />
<br />
Natürlich galten all diese sozialen Leistungen nur für „erbtüchtige“, „gesunde“ und „leistungsbereite“ „Volksgenossen“. Angehörige von als „schädlich“ beurteilten „Fremdrassen“ wie [[Juden]], [[Sinti]], [[Roma]], [[Slawen]] und [[Neger|Schwarze]], körperlich oder geistig Behinderte sowie die zahlreichen Gruppen des subproletarischen Rands der deutschen Mehrheitsbevölkerung („Asoziale“) blieben davon ausgeschlossen.<br />
<br />
''Siehe auch: [[Erziehung im Nationalsozialismus]], [[Eintopfsonntag]], [[Mutterkreuz]] und [[Muttertag]], [[Reichsnährstand]], [[Pflichtjahr]]''<br />
<br />
=== Frauen- und Familienpolitik ===<br />
In der Folgezeit wurden Frauen aus dem Arbeitsleben verdrängt, um Arbeitsplätze für Männer zu schaffen („Die Welt der Frau ist das Heim.“). Das [[Nationalsozialistisches Frauenbild|nationalsozialistische Frauenbild]] wurde im [[Bund Deutscher Mädel|BDM]] früh vermittelt. Frauen mussten ein [[Pflichtjahr|Pflichtdienstjahr]] ohne Ausbildung absolvieren, um sich auf die [[Ehe]] vorzubereiten. Frauen, die heirateten, wurden finanziell unterstützt.<br />
<br />
1941 wurde die Produktion von [[Verhütungsmittel]]n verboten. Auf [[Schwangerschaftsabbruch|Schwangerschaftsabbrüche]] stand ab 1943 die [[Todesstrafe]].<br />
<br />
=== Religionspolitik ===<br />
Die Kirchen- und Religionspolitik des Nationalsozialismus war uneinheitlich und voller Widersprüche. Während die ältere Forschung noch von einem einheitlichen Willen zur Vernichtung von Kirchen und Christentum ausging, standen sich sowohl in Partei als auch in Regierungsstellen Gegner, Sympathisanten und Neutralisten von Kirchen und Christentum gegenüber.<ref>Kurt Nowak: ''Kirchen und Religion.'' In: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hrsg.): ''Enzyklopädie des Nationalsozialismus''. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 195 f.</ref> Abgesehen vom Verbot des [[Schächten]]s im April 1933 wurden die Gesetze der [[jüdische Religion|jüdischen Religion]] zwar im Wesentlichen nicht beeinträchtigt.<ref>Otto Dov Kulka (Hrsg.): ''Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus.'' Band 1: ''Dokumente zur Rechtsvertretung der deutschen Juden 1933–1939.'' Mohr Siebeck, Tübingen 1998, S. 99.</ref> Doch wurden die jüdischen Gemeinden im Zuge der allgemeinen, rassisch begründeten Judenverfolgung sukzessive ihres Schutzes und Rechtsstatus beraubt.<ref>Avraham Barkai, Paul Mendes-Flohr, Steven M. Lowenstein (Hrsg.): ''Deutsch-Jüdische Geschichte in der Neuzeit.'' Band 4: ''1918–1945''. Beck, München 1997, S. 250–262.</ref><br />
<br />
Den beiden Großkirchen hatte Hitler in seiner Regierungserklärung vom März 1933 eine staatstragende Rolle zugesprochen. Er setzte dann zunächst auf die [[Deutsche Christen|Deutschen Christen]], die bei den Kirchenwahlen im Juni 1933 einen Erdrutschsieg erreichten und dann einen Teil der Landeskirchen beherrschten. Daraufhin wählten auch die unterlegenen Gruppen [[Ludwig Müller (Theologe)|Ludwig Müller]] zum [[Reichsbischof]]. Gegen den Ausschluss von getauften Juden entstand der [[Pfarrernotbund]], aus dem 1934 die [[Bekennende Kirche]] hervorging. Diese kämpfte auf der Basis der [[Barmer Theologische Erklärung|Barmer Theologischen Erklärung]] gegen staatliche Übergriffe auf kirchliche Angelegenheiten und gegen den totalen Staat ohne Rechtsbindung. Praktisch wurden daraus nur ansatzweise Konsequenzen gezogen, z.&nbsp;B. die Bildung einer eigenen Organisationsstruktur mit der ''Vereinigten Kirchenleitung'', eine Denkschrift an Hitler gegen Entrechtung von Minderheiten und KZs, später die Einrichtung des [[Büro Grüber|Büros Grüber]] als Hilfe für verfolgte [[Judenchristen]] und Juden. Ab 1937 wurden die Tätigkeiten der BK immer stärker staatlicher Kontrolle unterworfen und viele ihrer Vertreter inhaftiert, ab 1939 wurden die meisten BK-Pastoren zum Wehrdienst eingezogen. In der Regel zeigten sich aber die evangelischen Kirchen und ihre Hierarchien als willfährige Unterstützer und Sympathisanten des Regimes.<ref>''Evangelische Kirche und Drittes Reich.'' V&R, Göttingen 1983, ISBN 3-525-61319-9, S. 110.</ref><br />
<br />
Die katholische Kirche distanzierte sich bis 1933 vom Rassismus der NSDAP. Am 22. Juli 1933 aber schloss der Vatikan überraschend das [[Reichskonkordat]] mit der neuen [[Reichsregierung]], um so die deutschen katholischen Bischöfe, ihre Bistümer und Strukturen vor Zugriffen des Regimes zu schützen. Im Gegenzug wurden Priester und Bischöfe verpflichtet, sich nicht in Politik einzumischen. Damit gab die bis dahin recht starke [[Zentrumspartei]] ihre Oppositionshaltung auf und verlor dann ihre Existenzberechtigung. Hitler gewann durch das Konkordat auf diplomatischer Bühne internationales Ansehen.<br />
<br />
Trotzdem kam es zu Angriffen auf katholische Orden, die [[Kolpingjugend]] und andere katholische Gruppen. In den Jahren 1936 und 1937 organisierte der NS-Staat eine Serie von rund 250 [[Klosterprozesse|Strafprozessen]] gegen katholische Priester und Ordensleute, die verschiedener [[Sexualstrafrecht|Sexualdelikte]] wie [[§&nbsp;175|homosexueller Handlungen unter Männern]] oder [[Sexueller Missbrauch von Kindern|Kindesmissbrauch]] angeklagt wurden. Die Prozesse, die zum Teil sehr nachlässig vorbereitet worden waren – ein Zeuge wollte im Sommer 1937 beispielsweise in dem Vorsitzenden Richter statt in dem Angeklagten seinen angeblichen [[Sexuelle Belästigung|Belästiger]] erkennen – wurden auf Anweisung von [[Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda|Propagandaminister]] Goebbels in der Presse mit hämischen Kommentaren begleitet. Ziel war eine Diskreditierung der Kirche und eine Aufweichung ihrer im Reichskonkordat zugesagten Rechte.<ref>[[Hans Günter Hockerts]]: ''Die Sittlichkeitsprozesse gegen katholische Ordensangehörige und Priester 1936/1937. Eine Studie zur nationalsozialistischen Herrschaftstechnik und zum Kirchenkampf''. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1971.</ref><br />
<br />
Papst [[Pius XI.]] wandte sich 1937 mit seiner [[Enzyklika]] ''[[Mit brennender Sorge]]'' scharf gegen die deutsche Kirchenpolitik und wies auf den von den Nationalsozialisten nicht erfüllten Teil der Konkordatsvereinbarungen, aber auch auf Gegensätze zwischen christlichem Glauben und NS-Ideologie hin. Die Enzyklika prangerte die systematische Entrechtung der Juden oder anderer Religions- und Bevölkerungsgruppen nicht direkt an, verurteilte aber eine Unterscheidung nach Rassen.<br />
<br />
Der Nationalsozialismus hatte auch eigene religiöse Elemente, vor allem den Führerkult und rituelle Massenaufmärsche mit gottesdienstartigen Formen, Führergruß, Fackeln, feierlichen Proklamationen und Hymnen.<ref>[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/politischeliteratur/753336/ Sendung im Deutschlandfunk über Hitlers Gottesvorstellung] und [http://www.uni-duisburg.de/IFR/news8.html Stellungnahme dazu]</ref> Der „Parteiphilosoph“ [[Alfred Rosenberg]] wollte nach dem „Endsieg“ durch „Gegenpäpste“ die katholische und die evangelische Kirche in einander bekämpfende Gruppen spalten und versuchte, die altgermanische, persische und indische Religion wiederzubeleben, um „der vergehenden biblischen Tradition eine noch ältere und bessere unterzuschieben“. Der Privatsekretär Hitlers, [[Martin Bormann]], arbeitete einen nationalsozialistischen [[Katechismus]] aus, dessen Lehren allmählich die [[Zehn Gebote]] der [[Bibel]] ersetzen sollten. [[Reichsführer SS]] Heinrich Himmler hatte weitreichende Vorstellungen über die Einführung eines altgermanisch-heidnischen Götterglaubens und über die „Befriedung“ der slawischen Völker durch die „Lehre der [[Ernste Bibelforscher|Ernsten Bibelforscher]]“.<br />
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Gegenüber den meisten kleineren Religionsgemeinschaften hegten die offiziellen Stellen Vorbehalte. Verbindungen ins Ausland, insbesondere in die USA, Verweigerung von Eidesleistung und grundsätzliche Distanz zur nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ machten solche Gruppierungen suspekt; [[Pazifismus]] und Ablehnung der nationalsozialistischen Rassenlehre ließen sie als Gegner des Regimes erscheinen. Der Sicherheitsdienst forderte deshalb die Vernichtung des weit überwiegenden Teils des „Sektenwesens“, während „harmlose“ Gruppen bestehen bleiben sollten, um die „Zersplitterung im kirchlich-religiösen Gebiet“ zu fördern. Manche Stellen wie das Auswärtige Amt warnten jedoch mit Rücksicht auf deren internationale Verbindungen vor der Auflösung einiger Religionsgemeinschaften wie der [[Mormonentum|Mormonen]] oder der [[Christian Science|Christlichen Wissenschaft]]. Der nationalsozialistische Staat verfuhr deshalb auf Grund politischer Rücksichten und abhängig vom Grad der Anpassung unterschiedlich mit den einzelnen kleinen Religionsgemeinschaften. Besonders scharf verfolgt wurden von Anfang an die [[Zeugen Jehovas]]<ref name="D364f">Wolfgang Dierker: ''„Niemals Juden, niemals Sektierer“. Die Religionspolitik des SD gegenüber „Sekten“ und völkisch-religiösen Gruppen.'' In: [[Uwe Puschner]], [[Clemens Vollnhals]] (Hrsg.): ''Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte'' (=&nbsp;''Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung''; Bd. 47). 2. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-647-36996-9, S. 364&nbsp;f.</ref> (''siehe auch:'' [[Zeugen Jehovas in der Zeit des Nationalsozialismus]]). Als angeblich dem Judentum nahestehend, aus den USA fremdbestimmt und pazifistisch wurden die ''Zeugen Jehovas'' 1933 verboten. Etwa 10.000 von ihnen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus inhaftiert, 2.000 davon in Konzentrationslagern; 1.200 Zeugen Jehovas wurden hingerichtet oder ermordet.<ref>Wolfgang Benz: ''Die 101 wichtigsten Fragen. Das Dritte Reich.'' 2. Auflage, Beck, München 2008, S. 111.</ref> Die ''Christliche Wissenschaft'' wurde in ihrer Betätigung zwar schrittweise eingeschränkt, aber erst 1941 verboten.<ref name="D364f" /> Die [[Siebenten-Tags-Adventisten]] wurden zwar 1933 verboten, vielleicht auch, weil sie mit den pazifistischen [[Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung|Reformadventisten]] verwechselt wurden. Das Verbot wurde aber nach zehn Tagen wieder aufgehoben, woraufhin die Kirchenführung versuchte, sich dem Staat anzupassen, um die Kirchenauflösung zu vermeiden.<ref>Daniel Heinz: ''Missionarische Offenheit in der Welt, ideologische Anpassung in Deutschland.'' ''Siebenten-Tags-Adventisten und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus.'' In: Daniel Heinz (Hrsg.): ''Freikirchen und Juden im Dritten Reich'' (=&nbsp;''Kirche – Konfession – Religion'' 54). V&R unipress, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89971-690-0, S. 284–286.</ref> Die Reformadventisten wurden dagegen im Jahre 1936 verboten. Ganze Gemeinden standen vor Gericht und viele ihrer Glieder wurden verurteilt. Junge Männer wie [[Anton Brugger]] wurden wegen Kriegsdienstverweigerung zum Tode verurteilt. Bis zum Ende der NS-Herrschaft blieben die Reformadventisten im Untergrund. Andere Gemeinschaften wie die Mormonen konnten hingegen unbeschränkt fortbestehen.<ref name="D364f" /><br />
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=== Forschung und Medizin ===<br />
{{Hauptartikel|Medizin im Nationalsozialismus|Psychologie und Psychotherapie im Nationalsozialismus}}<br />
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Hauptanliegen vieler nationalsozialistisch gesinnter Ärzte und Professoren im Deutschen Reich war die „''Heranzüchtung kerngesunder Körper''“ (Zitat Adolf Hitler) und die „''Ausmerzung des Schwachen und Kranken''“ bzw. der Juden.<br />
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Diesen Zwecken dienten z.&nbsp;B. die ''[[Lebensborn]]-Heime'', in denen ''[[Arier|arische]]'' Kinder geboren und aufgezogen wurden, die [[Nationalsozialistische Rassenhygiene|Rassenhygiene]] sowie die [[Eugenik|eugenischen]] Maßnahmen (der Mord an Kranken und Behinderten: ''siehe'' [[Geschichte der Euthanasie#Euthanasie im Nationalsozialismus|Euthanasie]] und [[Aktion T4]]).<br />
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Auch andere Bereiche der Wissenschaft und Forschung wurden instrumentalisiert und im Sinne des Nationalsozialismus organisiert. Ein Beispiel ist die [[Soziologie im Nationalsozialismus]].<br />
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=== Kulturpolitik ===<br />
{{Hauptartikel|Kunst im Nationalsozialismus}}<br />
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Das kulturelle Leben war geprägt von der Politik und diente propagandistischen Zwecken. Die meisten Werke entstanden von regimekonformen Künstlern und dienten der [[NS-Propaganda]] oder vermittelten zumindest die Auffassungen der Nationalsozialisten. So wurden häufig eine von der modernen Technik unberührte landwirtschaftliche Idylle oder auch germanische Götter dargestellt.<br />
<br />
Die bildende Kunst war antimodernistisch und folgte einem Konzept des Realismus des 19. Jahrhunderts, in dem beispielsweise heroisch überzeichnete Motive oder solche von kleinbürgerlicher Idylle im Vordergrund standen. Pathetische Darstellungen im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie verklärten die landwirtschaftliche Arbeit ([[Blut-und-Boden-Ideologie]]), Mutterschaft oder den Krieg. In der Bildhauerei und der Architektur standen monumentale Darstellungen, die sich wesentlich am [[Klassizismus]] orientierten, oft im Vordergrund.<br />
<br />
Moderne Kunst wie beispielsweise Bilder aus den Bereichen ''Neue Sachlichkeit'' oder aus dem [[Expressionismus]] wurden als „entartet“ verurteilt und verbrannt, die Schöpfer der Werke zunächst deklassiert, dann verfolgt.<br />
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''Siehe auch: [[Entartete Kunst]], [[Architektur im Nationalsozialismus]], [[Nationalsozialistische Filmpolitik]], [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland]], [[Reichsmusikkammer]], [[Literatur in der Zeit des Nationalsozialismus]]''<br />
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=== Naturschutz ===<br />
{{Hauptartikel|Naturschutz im Nationalsozialismus}}<br />
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Der Naturschutz im Nationalsozialismus begann 1933 mit der Gleichschaltung der Naturschutzverbände und dem Ausschluss der Mitglieder jüdischen Glaubens aus den Vereinen. Umfassende gesetzliche Neuregelungen in den Jahren 1933 bis 1935 des [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|NS-Regimes]] im Bereich des [[Naturschutz|Natur-]] und [[Umweltschutz]]es, allen voran das [[Reichsnaturschutzgesetz]] (RNG), regelten erstmals den Ausgleich nach privaten Eingriffen und führten den schwächer geschützten „Landschaftsschutz“ als neue Kategorie ein. In der Praxis hielt das NS-Regime sich nicht an den anfangs gesetzlich vorgezeichneten Weg eines umfassenden Naturschutzes.<br />
<br />
{{Siehe auch|Tierschutz im Nationalsozialismus}}<br />
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=== Organisation des Militärs ===<br />
Mit der [[Reichswehr]] übernahmen die Nationalsozialisten die Streitkräfte der [[Weimarer Republik]]. Die Reichswehr war staatstreu und unterstützte die NSDAP bis zur Machtübernahme nicht aktiv, viele Soldaten waren aber selbst keine Anhänger der Republik, sodass sie diese auch nicht verteidigten. Die Reichswehr hoffte unter Hitler auch auf einen Fortschritt bei der Revision des Versailler Vertrages, die Führung der Reichswehr war schon am 3. Februar über die Pläne Hitlers informiert worden, Befürchtungen hatte sie gegenüber der SA. Bestrebungen innerhalb der SA, die Reichswehr zu übernehmen, beendete Hitler durch die Niederschlagung des sogenannten [[Röhm-Putsch]]es, bei dem er die SA ausschaltete, da er die Reichswehr als für den Krieg besser geeignet ansah. An dieser Aktion war auch die Reichswehr beteiligt, sie tolerierte sogar die Ermordung zweier ihrer Generäle.<br />
<br />
Am 3. August wurde die Reichswehr nach dem Tod des bisherigen Oberbefehlshabers, Reichspräsident von Hindenburg, auf die Person Hitlers vereidigt und damit zu einem Instrument Hitlers. Mit der Wiedereinführung der [[Wehrpflicht]] am 16. März 1935 wurde die Reichswehr in Wehrmacht umbenannt. Die Wehrmacht wurde ausgebaut und modernisiert, 1939 hatte sie eine Stärke von 2,75 Millionen Mann.<br />
<br />
Den Widerstand innerhalb der Wehrmachtführung gegen seine Kriegspläne, mehr aus Zweifel an der Machbarkeit der Pläne als aus ideologischen Gründen, schaltete er durch die [[Blomberg-Fritsch-Krise]] aus und schuf das [[Oberkommando der Wehrmacht]]. Der weiter vorhandene Widerstand konnte sich, insbesondere nach den ersten Kriegserfolgen, nicht durchsetzen. Die Wehrmacht tolerierte den [[Vernichtungskrieg]] gegen die Sowjetunion, Teile der Wehrmacht waren auch an Exekutionen beteiligt. Erst als Deutschland Niederlagen wie in der bei Stalingrad hinnehmen musste, versuchten Mitglieder der Wehrmacht im [[Attentat vom 20. Juli 1944]] durch eine Beseitigung Hitlers ein Ende des Krieges zu erreichen.<br />
<br />
=== Außen- und Rüstungspolitik ===<br />
Der Vertrag von Versailles wurde schrittweise gebrochen und aufgehoben. Zugleich beteuerte Hitler seinen Friedenswillen. Dies wurde im Ausland, vor allem in der [[Appeasement]]-Ära Großbritanniens, zunächst geglaubt; man versuchte, Hitler durch Entgegenkommen zu „zähmen“ und einen neuen Weltkrieg zu vermeiden.<br />
<br />
1935 wurde das [[Saarland]] wieder ins Deutsche Reich integriert, nachdem eine unter internationaler Kontrolle durchgeführte [[Volksabstimmung (Deutschland)|Volksabstimmung]] eine überwältigende Zustimmung dafür (90,8 %) ergab. Die [[Reichswehr]] wurde mit Einführung der [[Wehrpflicht]] in die [[Wehrmacht]] umgewandelt, gleichzeitig wurde die Existenz der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] enthüllt. Beide Schritte verletzten den Versailler Vertrag. Auch der [[Rheinlandbesetzung (1936)|Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland]] am 7. März 1936 stellte einen Bruch des friedensnobelpreisgekrönten [[Verträge von Locarno|Locarno-Paktes]] dar, was Hitler mit der Ratifizierung des französisch-sowjetischen Beistandspakts durch Frankreich begründete, welcher einen Bruch des Locarno-Paktes seitens Frankreichs dargestellt hätte.<ref>Hans-Adolf Jacobsen: ''Nationalsozialistische Außenpolitik 1933–1938.'' Metzner, Frankfurt am Main 1969, S. 416–421.</ref><br />
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Auf dem [[Reichsparteitage|Reichsparteitag]] der NSDAP 1935 wurden die [[Nürnberger Gesetze|Nürnberger Rassengesetze]] beschlossen, die die schon 1933 begonnene Ausgrenzung und Isolierung der deutschen Juden als Staatsgesetze verankerten und ihnen mit rassistischer Begründung einen Großteil ihrer staatsbürgerlichen Rechte raubte. Himmler hielt vor SS-Mitgliedern 1935 seine Rede ''[[Der Untermensch]]'', in der er den angeblichen Gräueltaten der Juden die guten und großen Kulturtaten der ''Menschen'' gegenüberstellte.<br />
<br />
Im August 1936 benutzte Hitler die [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Spiele]] in [[Berlin]] als Propagandabühne für die Weltöffentlichkeit. Der [[Vierjahresplan]] sollte das Deutsche Reich bis spätestens 1940 kriegsbereit machen. Das Regime unterstützte nun zusammen mit Mussolinis Italien den faschistischen General Franco im [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] gegen die dortige Republik auch militärisch. Dies bot Hitler die Gelegenheit, die Einsatzfähigkeit seines Militärs im Kriegsfall zu testen. Die [[Legion Condor]] der deutschen Luftwaffe zerstörte 1937 bei einem ersten Flächenbombardement die baskische Stadt [[Gernika|Guernica]]. In einer in der [[Hoßbach-Niederschrift]] festgehaltenen Besprechung stellte Hitler am 5. November 1937 den wichtigsten Vertretern der Wehrmacht und dem Außenminister seine Pläne zur deutschen Kriegs- und Außenpolitik vor.<br />
<br />
Am 20. Februar 1938 verkündete Hitler in einer Rede sein Ziel, alle Deutschen [[Mitteleuropa]]s in einem Staat zu vereinen. Am 12. März 1938 kam er einer beabsichtigten Volksabstimmung in Österreich zuvor und verkündete nach dem Einmarsch der Wehrmacht ([[Unternehmen Otto]]), unter dem Jubel der auf dem Heldenplatz versammelten [[Wien]]er, den „Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“. Ein weiteres vor allem von Deutschen bewohntes Gebiet außerhalb des Reiches war das tschechische [[Sudetenland]]. Durch das praktisch unerfüllbare [[Karlsbader Programm]] provozierte Hitler die [[Sudetenkrise]], die am 29. September 1938 im [[Münchner Abkommen]] zur Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich führte. Hitler hatte beabsichtigt, die Krise für den Beginn eines Krieges zu nutzen, und war von Mussolini und Göring zum Abkommen gedrängt worden, das er als politische Niederlage empfand.<br />
<br />
Nach dem Anschlag auf [[Ernst Eduard vom Rath]] am 7. November 1938 in Paris inszenierten die Nationalsozialisten die [[Novemberpogrome 1938|Novemberpogrome]]. Zum Teil als Zivilpersonen auftretende ortsbekannte SA- und SS-Angehörige legten in zahlreichen [[Synagoge]]n Feuer, misshandelten und ermordeten viele deutsche Juden vor den Augen der Polizei, die befehlsgemäß nicht einschritt, und deportierten ab dem 10. November Zehntausende Juden in die KZs. Die den Opfern auferlegte „Judenbuße“ von über einer Milliarde Reichsmark wurde zur Finanzierung der Aufrüstung als unmittelbare Kriegsvorbereitung genutzt.<br />
<br />
Mitte März 1939 wurde die [[Slowakei]] als selbständiger Staat ausgerufen. Das danach von der ehemaligen Tschechoslowakischen Republik verbliebene Gebiet wurde als [[Protektorat Böhmen und Mähren]] vom Deutschen Reich abhängig. Eine Woche später wurde auch das [[Memelland]] dem Deutschen Reich angegliedert.<br />
<br />
Um sich den Rücken für seine Expansionsziele im Osten freizuhalten, schloss Hitler mit der [[Sowjetunion]] im August 1939 den [[Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt|Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt]]. In dessen geheimem Zusatzprotokoll wurde Polen für den Fall eines Krieges zwischen den beiden Staaten aufgeteilt. Dagegen versprach Hitler, nicht gegen Stalin zu agieren, falls dieser sich Finnlands bemächtige, was er daraufhin auch tat.<br />
<br />
{{Siehe auch|Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges in Europa|Aufrüstung der Wehrmacht}}<br />
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=== Sportpolitik ===<br />
In der Weimarer Zeit gab es zwar separate Sportorganisationen der Kommunisten, der Sozialdemokraten, der Katholiken, der Protestanten, aber keine nationalsozialistischen. Bei [[Gregor Strasser]] als dem Organisationsleiter der NSPAP wurde daher im Herbst 1932 angefragt, ob man eine solche gründen solle. Er schrieb, es sei hierfür zu spät so etwas vernünftig zu machen, die Zeit bis zur Machtübernahme sei zu kurz, man würde den faschistischen Weg des Staatssports wie in Italien gehen.<ref>[[Arnd Krüger]]: “Heute gehört uns Deutschland und morgen…”? Das Ringen um den Sinn der Gleichschaltung im Sport in der ersten Jahreshälfte 1933, in: [[Wolfgang Buss]] & Arnd Krüger (Hrsg.): ''Sportgeschichte: Traditionspflege und Wertewandel.'' Festschrift zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Wilhelm Henze (=&nbsp;Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte, Bd. 2). Mecke, Duderstadt 1985, S. 175–196.</ref> Da sich keine Persönlichkeit der NSDAP als potenzieller [[Reichssportführer]] hervorgetan hatte, wurde daher [[Hans von Tschammer und Osten]] ausgewählt, der als gewaltbereiter Kommissar in Mitteldeutschland für die Aufgabe seiner marodierenden SA-Leute entschädigt werden musste. Die Sportpolitik verlief in mehreren Schritten:<ref>[[Hajo Bernett]]: Sportpolitik im Dritten Reich. Hofmann, Schorndorf 1971.</ref> Im Frühjahr 1933 wurden Juden und Demokraten aus den Vereinen und Verbänden herausgedrängt, Arbeitersportorganisationen wurde geschlossen, eine Einheitssportorganisation mit [[Gleichschaltung]] wurde gegründet. Im Sommer folgte die Aufnahme des Betriebssports in [[Kraft durch Freude]], im Herbst wurde der Fokus auf die Olympischen Spiele 1936 gelegt. Im Sommer 1935 folgte die Schließung der kirchlichen Sportorganisationen sowie die Durchführung der Olympischen Spiele. Die gesamte sportliche Jugendarbeit wurde fortan von der Hitlerjugend übernommen, 1938 erfolgte die Übernahme der Sportorganisationen durch die NSDAP ([[NSRL]]). Jüdische Vereine wurden verboten.<ref>[[Arnd Krüger]]: „Wenn die Olympiade vorbei, schlagen wir die Juden zu Brei“. Das Verhältnis der Juden zu den Olympischen Spielen von 1936. In: Menora 5. Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 1994. Piper, München, 331–348.</ref><br />
<br />
Der Sport erlebte in nationalsozialistischen Diktatur eine "Aufwertung wie nie zuvor in der Geschichte. Vor allem die junge Generation wurde in der Schule und in der HJ in einem Ausmaß sportlich gedrillt, das beispiellos war."<ref>Michael Grüttner: ''Brandstifter und Biedermänner. Deutschland 1933–1939'', Klett-Cotta, Stuttgart 2015, S. 431.</ref> Körperliche Fitness galt als Grundlage militärischer Leistungsfähigkeit. Zudem sahen die Nationalsozialisten im Sport ein Instrument, um militärische Tugenden wie Härte, Mut und Disziplin zu fördern. Und schließlich war Sport auch ein Mittel, um die [[Volksgesundheit]] zu stärken. Daher erfuhr auch der Frauensport im NS-Staat einen kräftigen Aufschwung.<ref>Michael Grüttner: ''Brandstifter und Biedermänner. Deutschland 1933–1939'', Klett-Cotta, Stuttgart 2015, S. 424–431.</ref><br />
<br />
== Kriegszeit ==<br />
=== Eroberungen (1939–1942) ===<br />
{{Hauptartikel|Zweiter Weltkrieg|Chronologie des Zweiten Weltkrieges}}<br />
<br />
Der [[Polenfeldzug|deutsche Angriff auf Polen]] ohne Kriegserklärung am 1. September 1939 löste den [[Zweiter Weltkrieg#Kriegsverlauf in Europa|Zweiten Weltkrieg]] aus. Am 3. September erklärten zunächst [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und [[Frankreich]] dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] den Krieg. Nach dem Sieg der Wehrmacht über [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|Polen]] wurde dessen Westteil ([[Großpolen (Landschaft)|Großpolen]], [[Westpreußen]], [[Oberschlesien]]) von Deutschland [[Annexion|annektiert]] und die Mitte zum [[Generalgouvernement]] erklärt. Am 17. September [[Sowjetische Besetzung Ostpolens|besetzte]] die [[Rote Armee]] fast kampflos [[Ostpolen]]; Polen wurde, wie im [[Hitler-Stalin-Pakt]] vereinbart, aufgeteilt.<br />
<br />
Am 8. November 1939 verübte [[Georg Elser]] ein monatelang vorbereitetes [[Attentat|Bombenattentat]] auf Hitler im Münchner [[Bürgerbräukeller]]. Dieses scheiterte jedoch, weil Hitler bei dieser jährlichen [[NS-Propaganda]]veranstaltung, anders als sonst, sofort nach seiner Rede und wenige Minuten vor der Explosion den Saal verließ. Elser wurde noch vor der Bombenexplosion beim Versuch, in die [[Schweiz]] zu gelangen, festgenommen, dann interniert und im April 1945 auf Hitlers Befehl im [[KZ Dachau]] ermordet.<br />
<br />
1940 besetzte die Wehrmacht [[Dänemark]] und [[Norwegen]] und besiegte dann im so genannten „[[Blitzkrieg]]“, der nur sechs Wochen dauerte, die Staaten [[Luxemburg]], [[Niederlande]], [[Belgien]] und [[Frankreich]]. Frankreich wurde nach dem [[Westfeldzug]] in zwei Zonen geteilt. Nur der Norden und Westen Frankreichs blieb unter deutscher Besatzung. [[Philippe Pétain|Marschall Pétain]] verlegte den Regierungssitz nach [[Vichy]] im [[Vichy-Regime|unbesetzten Teil Frankreichs]]. Hitlers Popularität erreichte durch die „Auslöschung der Schande von [[Versailler Vertrag|Versailles]]“ ihren Höhepunkt. Die geplante [[Invasion (Militär)|Invasion]] Großbritanniens – das „[[Unternehmen Seelöwe]]“ – wurde von Hitler abgesagt, da die deutsche [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] in der [[Luftschlacht um England]] trotz zahlenmäßiger Überlegenheit bei den Piloten (6:1) nicht die [[Lufthoheit]] über England erringen konnte.<br />
<br />
1940/1941 besetzte Deutschland zusammen mit dem faschistischen Italien die Länder [[Königreich Jugoslawien|Jugoslawien]] und [[Griechenland]]. Beide Länder wurden unter den verbündeten Diktaturen aufgeteilt. Ihrer Eroberung folgte jedoch ein zermürbender [[Asymmetrische Kriegführung|Partisanenkrieg]]. [[Ungarn]], [[Rumänien]] und [[Bulgarien]] wurden als Verbündete des ''[[Großdeutsches Reich|Großdeutschen Reiches]]'' gewonnen. Auf Bitten [[Mussolini]]s wurden die italienischen Truppen in [[Nordafrika]] ab Januar 1941 durch deutsche Verbände unterstützt, das [[Deutsches Afrikakorps|Deutsche Afrikakorps]], bekannt geworden durch [[Generalfeldmarschall]] [[Erwin Rommel]], den „Wüstenfuchs“.<br />
<br />
Am 22. Juni 1941 marschierte die Wehrmacht in den sowjetisch besetzten Teil Polens ein und überfiel unmittelbar danach unter Bruch des [[Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt|deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts]] die [[Sowjetunion]] selbst. In dem als [[Vernichtungskrieg]] geplanten „[[Unternehmen Barbarossa]]“ gelangten die deutschen Streitkräfte bis vor [[Moskau]], [[Sankt Petersburg|Leningrad]] und [[Wolgograd|Stalingrad]]. Die [[Schlacht von Stalingrad]] markierte einen Wendepunkt im [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Krieg gegen die Sowjetunion]].<br />
<br />
Die besetzten Gebiete im Osten wurden auf Weisung der Nationalsozialisten systematisch [[Plünderung|ausgeplündert]]. Das besetzte sowjetische Gebiet wurde in verschiedene ''Reichskommissariate'' aufgeteilt, die jeweils einem ''Reichskommissar'' unterstellt waren. Der Gesamtplan sah die Aufteilung der UdSSR und ihre Zerstörung als selbständigen Staat vor. Dieses Endziel wurde nur durch den weiteren Kriegsverlauf verhindert, aber mit der systematischen Ausplünderung, [[Unterdrückung]] und Ermordung der Zivilbevölkerung wurde begonnen.<br />
<br />
Der von Reichsführer SS [[Heinrich Himmler]] ausgearbeitete „[[Generalplan Ost]]“ sah die Dezimierung der [[Slawen|slawischen Völker]] um insgesamt 30 Millionen und die Unterdrückung der Übrigen vor, die als Bauarbeiter, Hilfsarbeiter, Fabrikarbeiter, Hauspersonal, als Landarbeiter, in der Rüstungsindustrie, beim Straßenbau etc. arbeiten sollten. Gewissermaßen als „ein Vorspiel zum ‚Generalplan Ost‘“ wurden nach dem deutschen [[Hungerplan]] vom Mai 1941 landwirtschaftliche Erzeugnisse aus der Ukraine und aus Südrussland in großem Umfang nach Deutschland geschafft.<ref name="Snyder_Eurozine">Timothy Snyder: [http://www.eurozine.com/articles/2010-02-18-snyder-de.html ''Der Holocaust. Die ausgeblendete Realität''], in: ''[[Eurozine]]'', 18. Februar 2010; abgedruckt in: ''[[Transit (Europäische Revue)|Transit]]'', Heft 38, 2009, S.&nbsp;6–19, Zitat S.&nbsp;9.</ref> Während dabei bis zu 30 Millionen Hungertote einkalkuliert wurden, verhungerten auf Grund des fehlgeschlagenen Blitzkriegs mindestens vier Millionen Menschen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion.<ref>[[Wigbert Benz]]: ''Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941''. Berlin 2011, S.&nbsp;63.</ref> Zu den Opfern des „Hungerplans“ werden auch die 2,6 Millionen sowjetischen Soldaten gerechnet, die in deutscher Kriegsgefangenschaft verhungerten.<ref>Timothy Snyder: ''Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin''. Beck, München 2011, S.&nbsp;196.</ref><br />
<br />
Die [[Juden|jüdische Bevölkerung]] in den besetzten Gebieten wurde erfasst und in Konzentrationslager [[Deportation#Deportationen aufgrund rassischer Zuordnung|deportiert]], unzureichend ernährt, zur [[Zwangsarbeit#Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus|Zwangsarbeit]] herangezogen und in dafür eigens eingerichteten Gaswagen und [[Gaskammer (Massenmord)|Gaskammern]] in [[Vernichtungslager]]n ermordet. Besonders in den besetzten Ostgebieten wurden auch viele Tausende Juden von den [[Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD]] sowie von [[Schutzstaffel|SS-Einheiten]] erschossen und anschließend in Massengräbern verscharrt. Die Zahl der im [[Holocaust]] insgesamt durch Erschießungen, Vergasungen, Hunger, Misshandlung, Zwangsarbeit und Krankheiten umgekommenen Juden wird auf ungefähr sechs Millionen geschätzt. Ihr Besitz wurde [[Enteignung|enteignet]] und zu Reichseigentum erklärt. Auf diese Weise standen den Besatzungstruppen finanzielle Mittel in Landeswährung zur Verfügung.<br />
<br />
=== Von Stalingrad bis zur Kapitulation (1942–1945) ===<br />
Im Winter 1941/1942 geriet die Offensive der Wehrmacht in der Sowjetunion ins Stocken. Am 11. Dezember 1941 erklärte Hitler, nach dem Angriff des deutschen Verbündeten [[Japan]] auf den amerikanischen Stützpunkt [[Angriff auf Pearl Harbor|Pearl Harbor]], den USA den Krieg, die Großbritannien mit Gütern versorgten.<br />
<br />
In der Schlacht von Stalingrad musste die Wehrmacht durch Fehlentscheidungen Hitlers ihre erste (kriegsentscheidende) Niederlage hinnehmen. Bis Ende 1943 konnte die [[Rote Armee]] der Sowjetunion, die auch von den USA mit Waffenlieferungen unterstützt wurde, weite Gebiete zurückerobern. Am 13. Mai 1943 mussten die [[Achsenmächte]] in Nordafrika kapitulieren.<br />
<br />
[[Datei:Buchenwald-bei-Weimar-am-24-April-1945.jpg|mini|Buchenwald bei Weimar am 24. April 1945]]<br />
<br />
Inzwischen war der seit 1924 ideologisch angekündigte und seit 1933 politisch angebahnte Holocaust an den Juden im Gang. 1943 begann der [[Bombenkrieg]] der Alliierten auf deutsche Städte, bei dem etwa 300.000 Zivilisten ums Leben kamen. Am 18. Februar 1943 verkündete Goebbels in der [[Sportpalastrede]] den „[[Totaler Krieg|Totalen Krieg]]“. Ab Ende 1944 flohen viele Deutsche aus ihrer angestammten Heimat im Osten vor der anrückenden Roten Armee. 1944 eroberte diese weite Teile von Südosteuropa. Am 6. Juni begann die [[Operation Overlord|Invasion]] der westlichen Alliierten in der [[Normandie]], nachdem sie schon zuvor nach der Landung auf [[Sizilien]] von Süden her Italien eroberten und gegen Deutschland im Vormarsch waren. Am 20. Juli scheiterten ein Attentat und ein Putschversuch von Wehrmachtangehörigen und Mitgliedern der Widerstandsgruppe des „[[Kreisauer Kreis]]es“ gegen Hitler.<br />
<br />
Anfang 1945 beschlossen die Alliierten auf der [[Erklärung von Jalta|Konferenz von Jalta]] die Aufteilung des Reiches nach dem Krieg. Um den Alliierten keine brauchbare Infrastruktur zu hinterlassen, erteilte Hitler am 19. März 1945 den [[Nerobefehl]], der aber nur teilweise ausgeführt wurde. Im April erreichten die sowjetischen Truppen die Reichshauptstadt und es kam zur [[Schlacht um Berlin]]. Hitler tötete sich am 30. April im [[Führerbunker|Bunker der Reichskanzlei]], nachdem er testamentarisch Admiral [[Karl Dönitz]] zu seinem Nachfolger als Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht bestimmt hatte. Neben Hitler töteten sich in der Folge auch andere führende Funktionäre, so [[Joseph Goebbels]] und [[Heinrich Himmler]] – dieser jedoch erst später in Gefangenschaft, nachdem er mit gefälschten Ausweisen gestellt wurde. In den frühen Morgenstunden des 7. Mai 1945 schließlich unterzeichnete [[Alfred Jodl|Generaloberst Jodl]] – von Dönitz hierzu autorisiert – die [[Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht|bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte]], die durch Unterzeichnung einer weiteren Kapitulationsurkunde ratifiziert am nächsten Tag in Kraft treten sollte. Kurz nach der bedingungslosen Kapitulation wurde außerdem die sogenannte [[Regierung Dönitz|geschäftsführende Reichsregierung]] mit Karl Dönitz in [[Flensburg]]-[[Mürwik]] verhaftet.<br />
<br />
Der Zweite Weltkrieg dauerte in Südostasien noch bis zum 2. September an. Er forderte insgesamt etwa [[Kriegstote des Zweiten Weltkrieges|60 Millionen Tote]]. In den letzten Kriegsmonaten und im Anschluss an die Besetzung des Reichs wurden die meisten noch verbliebenen Deutschen aus Osteuropa [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945 bis 1950|vertrieben]].<br />
<br />
=== Widerstand gegen den Nationalsozialismus ===<br />
{{Hauptartikel|Widerstand gegen den Nationalsozialismus}}<br />
<br />
Schon vor der Machtübernahme begann der Widerstand verschiedenster Gruppen gegen die Nationalsozialisten. In der Zeit des Nationalsozialismus selbst beschränkte sich der Widerstand, der immer mit Lebensgefahr verbunden war, auf eine verschwindend kleine Minderheit der deutschen Bevölkerung, wohingegen dieser Widerstand in den im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten, beispielsweise im [[Asymmetrische Kriegführung|Partisanenkrieg]], größere Ausmaße angenommen hatte.<br />
<br />
Kurz nach der Machtübernahme der NSDAP waren vor allem [[Kommunismus|kommunistische]], [[Sozialdemokratie|sozialdemokratische]] und andere linke Gruppen aktiv. Diese wurden jedoch innerhalb weniger Jahre durch die Gestapo und die SS stark geschwächt. Im Reich konnte beispielsweise der katholische Bischof von Münster und Kardinal [[Clemens August Graf von Galen]] durch seine öffentliche Verurteilung der Morde an den Behinderten dazu beitragen, dass die [[Aktion T4]] von den Nationalsozialisten eingestellt wurde. Einzelpersonen der evangelischen [[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]] wie etwa Pastor [[Martin Niemöller]] oder [[Dietrich Bonhoeffer]] schlossen sich nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Widerstandskreisen an. Bonhoeffer musste wie viele andere NS-Gegner seinen Mut im KZ mit dem Leben bezahlen. Der kommunistische Einzelkämpfer [[Georg Elser]] verübte am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller ein [[Bombenattentat]] auf Hitler, das dieser aber überlebte, weil er den Saal unerwartet kurz vor der mit einem Zeitzünder eingestellten Detonation der Bombe verließ. Elser wurde bald gefasst und im April 1945 im [[KZ Dachau]] ermordet. Die Münchner studentische Widerstandsgruppe ''[[Weiße Rose]]'' um die Geschwister [[Hans Scholl|Hans]] und [[Sophie Scholl]] rief in mehreren Flugblättern zum Widerstand gegen das NS-Regime auf. Außerdem suchte diese Gruppe Kontakt zu Widerstandskreisen in der Wehrmacht. Die bedeutendsten Mitglieder der Gruppe wurden im Februar 1943 gefasst und vom [[Volksgerichtshof]] unter dem Vorsitz des berüchtigten Richters [[Roland Freisler]] zum Tode verurteilt und kurze Zeit später hingerichtet. Im Kölner Raum traten die [[Edelweißpiraten]] auf, einige Gruppen von aus der bündischen und kommunistischen Tradition kommenden Jugendlichen, die sich zunächst gegen die Uniformität der [[Hitler-Jugend]] wandten, im Lauf des Krieges aber auch zu konkreten Widerstandsaktionen übergingen, die bis hin zu [[Sabotage]]akten reichten. Die Widerstandsgruppe ''[[Rote Kapelle]]'' bestand aus verschiedenen unabhängigen Gruppen, die auf mehreren Ebenen gegen das Regime arbeitete.<br />
<br />
Der vereinzelt und vergleichsweise selten vorkommende Widerstand von Privatpersonen, der sich eher im Stillen abspielte, entsprang oft einer moralischen Abscheu gegen die Taten des Regimes oder aus Mitleid mit den Opfern. Er reichte von der Verweigerung des Hitlergrußes bis hin zur verbotenen Versorgung mit Lebensmitteln für Zwangsarbeiter oder dem Verstecken von Verfolgten, meist Juden.<br />
<br />
Hitler überlebte mehrere Anschläge, darunter das bis heute bekannteste Attentat vom [[Attentat vom 20. Juli 1944|20. Juli 1944]], das vom [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus#Widerstand innerhalb der Wehrmacht|militärischen Widerstand]], der auch Kontakt zur Widerstandsgruppe [[Kreisauer Kreis]] hatte, organisiert worden war. Im Anschluss an das Sprengstoffattentat, das von Oberst [[Claus Schenk Graf von Stauffenberg]] durchgeführt wurde, kam es in Berlin in der „[[Unternehmen Walküre|Operation Walküre]]“ zu einem Putschversuch, der aber nach dem Bekanntwerden von Hitlers Überleben schnell in sich zusammenfiel und niedergeschlagen wurde. Die unmittelbaren Akteure des Putschversuchs, Mitglieder der Wehrmacht, unter ihnen auch Stauffenberg selbst, wurden noch in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1944 erschossen. Im Zuge der folgenden Ermittlungen kam es zur Entdeckung weiterer Umsturzpläne aus den Jahren 1938 bis 1944. Bis zum Kriegsende wurden in Prozessen vor dem [[Volksgerichtshof]], die anfangs in Ausschnitten in der Wochenschau gezeigt wurden, über 200 Personen im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli zum Tode verurteilt. Mehreren populären Generälen (u.&nbsp;a. [[Erwin Rommel]], [[Günther von Kluge]]), die in den Verdacht der Mitwisserschaft gerieten, wurde der [[Ehrensuizid]] nahegelegt.<br />
<br />
Wichtige [[exekutive]] Instanzen der Verfolgung vor allem des innerdeutschen Widerstands waren die [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] – Kurzwort ([[Akronym]]) für die Geheime Staatspolizei – und der Volksgerichtshof.<br />
<br />
Widerstand leisteten auch in Deutschland oder im Exil lebende Künstler wie der kritische Schriftsteller und Dramatiker [[Bertolt Brecht]] und andere, die sich mit ihren Mitteln – meist publizistisch – gegen das NS-Regime wandten.<br />
<br />
Neben dem Widerstand in Deutschland entstanden nach Kriegsbeginn auch in den besetzten Gebieten Widerstandsgruppen wie zum Beispiel die [[Polnische Heimatarmee]] oder die [[Résistance]] in Frankreich. Sie lieferten den Deutschen unter deren Besatzung erbitterten Widerstand im [[Asymmetrische Kriegführung|Partisanenkrieg]], der vor allem in den Balkanstaaten [[Jugoslawien]], [[Albanien]] und [[Griechenland]] sowie in [[Polen]] ([[Warschauer Aufstand]]) besonders effektiv war, allerdings auch äußerst grausame Vergeltungsaktionen der deutschen Besatzer nach sich zog – wie etwa massenhafte Geiselerschießungen von Zivilisten. Insbesondere im besetzten Polen wurde sehr häufig wahllos die Bevölkerung ganzer Dörfer und Städte als Vergeltungsakte für geleisteten Widerstand ermordet.<br />
<br />
Von den Alliierten wurde der Widerstand in Deutschland selbst, anders als der in den besetzten Gebieten, so gut wie nicht unterstützt, vielmehr führte das alliierte Kriegsziel einer bedingungslosen Kapitulation zu einer indirekten Solidarisierung mit der Führung und ließ auch nach einem Staatsstreich kaum günstigere Friedensbedingungen erwarten.<br />
<br />
=== Völkermord und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit ===<br />
[[Datei:Bundesarchiv B 285 Bild-04413, KZ Auschwitz, Einfahrt.jpg|mini|Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau]]<br />
<br />
Anhänger der Linksparteien, [[Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus|Zeugen Jehovas]] und oppositionell eingestellte Jugendliche waren schon vor Kriegsbeginn als politisch unerwünschte Gruppen verfolgt und zu Tausenden ermordet worden.<br />
<br />
Die Ermordung von Bevölkerungsgruppen aus Gründen der „[[Nationalsozialistische Rassenhygiene|Rassenhygiene]]“ begann noch vor dem Krieg mit dem [[Massenmord]] an deutschen [[Behinderte]]n. Die „[[Aktion T4]]“ wurde ab Kriegsbeginn auch mit Mangel an Lazarettplätzen begründet und als „[[Geschichte der Euthanasie#„Euthanasie“ in der Zeit des Nationalsozialismus|Euthanasie]]“ verschleiert. Die „Behandlung“ – Ermordung – der dazu ausgesuchten Behinderten wurde mit ihrer Arbeitsunfähigkeit begründet. Dazu wurden Fachabteilungen psychiatrischer Anstalten an etwa 30 Orten für die Tötungen umgebaut. Die Ermordung geschah auch auf dem Transport in abgedichteten LKWs („[[Gaswagen]]“) mit deren Abgasen oder mit [[Kohlenstoffmonoxid]]. Die Leichen wurden verbrannt, ihre Angehörigen erhielten falsche Todesbescheinigungen. Die Täter wurden danach als Spezialisten in den Todesfabriken in Osteuropa eingesetzt.<br />
<br />
Der [[Holocaust]], der systematische Völkermord an etwa sechs Millionen Juden und „Judenmischlingen“, darunter über drei Millionen Polen und 1,8 Millionen Kindern, war das größte Verbrechen der Nationalsozialisten. Er begann mit Massenerschießungen von Juden und polnischen Führungskräften durch besondere „Einsatzgruppen“ im [[Polenfeldzug]]. Es folgten großangelegte Deportationen (unter der Tarnbezeichnung „Umsiedlung“<ref>Vgl. Hans Hesse, Jens Schreiber: ''Vom Schlachthof nach Auschwitz. Die NS-Verfolgung der Sinti und Roma aus Bremen, Bremerhaven und Nordwestdeutschland.'' Tectum Verlag, Marburg 1999, ISBN 3-8288-8046-0, {{Google Buch|BuchID=W_bZaoqSAckC|Seite=88}}.</ref>) und Internierungen in Ghettos und Arbeitslager, wo bereits Hunderttausende als Zwangsarbeiter umkamen. Dorthin wurden auch [[Deportation von Juden aus Deutschland|deutsche und österreichische Juden deportiert]]; mit Massakern wie dem in [[Babyn Jar]] (29./30. September 1941) und [[Riga]] (29. November–1. Dezember 1941) wurden überfüllte Ghettos für nachrückende Judentransporte geleert.<br />
<br />
Mit dem [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945]] weiteten sich die Judenmorde zum flächendeckenden [[Völkermord]] aus. Zur Durchführung der [[Aktion Reinhardt]] ab Juni 1941 wurden drei [[Vernichtungslager]] eingerichtet; ab Dezember 1941 begannen die ersten Morde in [[Gaswagen]] nach dem Vorbild der Aktion T4. Damit sollte die Wirkung von [[Giftgas]] getestet werden, um effektiver töten zu können und moralische Skrupel der Mörder bei Massenerschießungen zu vermeiden. Auf der geheimen [[Wannseekonferenz]] am 20. Januar 1942 organisierten Vertreter aller wichtigen NS-Behörden die begonnene „[[Endlösung der Judenfrage]]“ im Detail und verabredeten europaweite Deportationen von bis zu 11 Millionen Juden in die osteuropäischen Ghettos und Lager. Bis Sommer 1942 waren die [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz|Krematorien]] im [[KZ Auschwitz-Birkenau]] fertiggestellt; nun wurden die Massenmorde auf industrielle Vergasung konzentriert. Die Verwertung des Eigentums der etwa drei Millionen Vergasten wurde bis ins Detail geregelt.<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 192-208, KZ Mauthausen, Sowjetische Kriegsgefangene.jpg|mini|Ausgehungerte sowjetische Kriegsgefangene im [[KZ Mauthausen]]]]<br />
Außer den Juden betrachtete die nationalsozialistische Rassenpolitik auch „[[Zigeuner]]“, [[Slawen]] oder Homosexuelle als „lebensunwert“ bzw. als „rassisch minderwertig“. Diese Gruppen – die größte unter ihnen etwa 2,5 bis 4 Millionen sowjetische [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangene]] – wurden ebenfalls massenhaft ermordet, teilweise ebenfalls in den Vernichtungslagern. Diese Menschen, so [[Timothy Snyder]], wurden „gezielt umgebracht, oder es lag die bewusste Absicht vor, sie den Hungertod sterben zu lassen. Wäre der [[Holocaust]] nicht gewesen, man würde dies als das schlimmste Kriegsverbrechen der Neuzeit erinnern.“<ref name="Snyder_Eurozine" /> Hauptgrund für diese Verbrechen war die [[Rassenideologie|Rassen-]] und [[Lebensraum]]-Ideologie, die Hitler 1924 in ''Mein Kampf'' dargelegt hatte und die seit 1939 in einem [[Weltkrieg]] verwirklicht wurde.<br />
<br />
Die NS-Täter versuchten, ihre Verbrechen möglichst geheim zu halten und mit [[Euphemismus|Euphemismen]] wie ''Umsiedlung'' oder ''Sonderbehandlung'' zu tarnen. Die Deutschen erfuhren durch private Berichte und Andeutungen in Medien dennoch genug Details, um auf den organisierten Judenmord schließen zu können. Das spurlose Verschwinden jüdischer Nachbarn, das Ziel ihrer öffentlichen Abtransporte wurde wahrgenommen, aber nicht weiter hinterfragt. Der Satz „du kommst sonst ins KZ“ war ab 1933 ein Drohwort für fast jeden. Gerüchte über die Lager „im Osten“ kamen mit den Fronturlaubern praktisch in jedes Dorf; alliierte Rundfunksender (die gehört wurden, obwohl das Hören von [[Feindsender]]n verboten war und teils drakonisch bestraft wurde) meldeten die Massenmorde. Der polnische Geheimdienst lieferte den Briten bereits 1942 den Beweis für den Massenmord in Auschwitz. Auch der damalige Papst [[Pius XII.#Kenntnisse vom Holocaust|Pius XII. wusste früh davon]].<br />
<br />
Die ständigen Angriffe gegen jüdische Bevölkerungsteile ab April 1933 wurden zum Teil passiv akzeptiert und von Nutznießern begrüßt. Enteignungsartige „Arisierungen“ selbst kleinster Geschäfte oder Betriebe hatten immer Nutznießer und geschahen vor den Augen der örtlichen Bevölkerung. Rettungsaktionen für Juden waren eine seltene Ausnahme; Mittäterschaft oder Gleichgültigkeit waren die Regel.<br />
[[Oskar Schindler]] bewahrte rund 1200 jüdische Zwangsarbeiter aus [[Krakau]] vor der Ermordung. Das von der [[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]] 1938 eingerichtete [[Büro Grüber]] verhalf vor allem [[Judenchristen]] bis zu seiner Schließung 1940 heimlich zur Ausreise.<br />
<br />
In den [[Nürnberger Prozesse]]n wurden nur führende Personen unter anderem wegen [[Verbrechen gegen die Menschheit]] und [[Kriegsverbrecher]] verurteilt. Eine wirkliche Aufarbeitung der NS-Verbrechen und ihrer Ermöglichung begann in Westdeutschland erst um 1960. Seit 1945 hat die [[Holocaustleugnung]] eine dauerhafte und internationale Tradition.<br />
<br />
Am [[United States Holocaust Memorial Museum]] wird seit dem Jahr 2000 an einer ''Encyclopedia of Camps and Ghettos'' geschrieben (Leitung: [[Geoffrey Megargee]] und Martin Dean).<ref>{{Webarchiv | url=http://www.ushmm.org/research/center/encyclopedia/about/ | wayback=20130827062510 | text=www.ushmm.org About the encyclopiedia}}</ref> 2013 nannten sie über 42.500 Orte der Gewalt, die es im Dritten Reich im besetzten Europa gab (darunter Konzentrationslager, Arbeitslager, Gettos, Judenhäuser und Orte, an denen Frauen zur Prostitution gezwungen wurden).<ref name="zeit-2013-03-02">{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2013-03/holocaust-studie-ghetto |titel=Holocaust-Studie: Mehr als 40.000 Nazi-Zwangslager in Europa |autor= |werk=[[Die Zeit#Zeit Online|zeit.de]] |datum=2013-03-02 |zugriff=2014-12-25}}</ref> Bis dahin war diese Zahl weit geringer geschätzt worden.<ref name="zeit-2013-03-05">{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2013-03/interview-holocaust-studie/komplettansicht |titel=Holocaust-Studie: "Wir haben nicht einmal alle Nazi-Lager erfasst" |autor=Dagny Lüdemann |werk=[[Die Zeit#Zeit Online|zeit.de]] |datum=2013-03-05 |zugriff=2014-12-25}}</ref><br />
<br />
=== Zwangsarbeiter und Beutekinder ===<br />
Hunderttausende Menschen aus den besetzten Gebieten, insbesondere aus Polen, den [[Balkanhalbinsel|Balkanländern]] und der [[Sowjetunion]], wurden ins Reichsgebiet als [[Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus|Zwangsarbeiter]] entführt. Viele von ihnen überlebten den Zweiten Weltkrieg nicht. Die Kinder der Zwangsarbeiterinnen wurden in auf [[Heinrich Himmler|Himmlers]] Befehl eingerichtete „[[Jugendkonzentrationslager#Weitere Anstalten|Ausländerkinderpflegestätten]]“ gebracht, die kein anderes Ziel hatten, als diese „unerwünschten“ Kinder unbemerkt von der Öffentlichkeit verkümmern zu lassen.<br />
<br />
Daneben wurden zehntausende polnische Kinder, die die „rassischen Merkmale“ erfüllten, ihren Familien weggenommen und nach Deutschland deportiert, von denen die wenigsten nach dem Krieg zu ihren Eltern zurückkehren konnten. Andere, die die rassischen Merkmale nicht erfüllten, wurden massenhaft in Konzentrationslagern ermordet. Der bekannteste Fall dürfte der der Deportation zehntausender Kinder aus der Gegend um [[Zamość]] – in der Deutsche aus dem [[Baltikum]] und [[Bessarabien]] angesiedelt wurden – nach [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz]] sein.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
{{Portal|Nationalsozialismus}}<br />
* [[Sprache des Nationalsozialismus]]<br />
* [[Nationalsozialistische Europapläne]]<br />
* [[Faschismus]]<br />
* [[NS-Forschung]]<br />
* [[Deutscher Kolonialismus in der Zeit des Nationalsozialismus]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Jörg Baberowski]], [[Anselm Doering-Manteuffel]]: ''Ordnung durch Terror. Gewaltexzesse und Vernichtung im nationalsozialistischen und im stalinistischen Imperium.'' Dietz, Bonn 2006, ISBN 3-8012-0368-9.<br />
* [[Wolfgang Benz]], [[Hermann Graml]], [[Hermann Weiß (Historiker)|Hermann Weiß]] (Hrsg.): ''[[Enzyklopädie des Nationalsozialismus]]''. dtv, München 1997, ISBN 3-423-33007-4. (kompaktes Handbuch und Lexikon).<br />
* Wolfgang Benz: ''Geschichte des Dritten Reiches''. Beck, München 2000; dtv, München 2003, ISBN 3-423-30882-6. (knappes Überblicks- und Standardwerk)<br />
* [[Karl Dietrich Bracher]]: ''Die deutsche Diktatur. Entstehung, Struktur, Folgen des Nationalsozialismus''. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993, ISBN 3-462-02249-0. (ausführliches Standardwerk)<br />
* [[Martin Broszat]]: ''Der Staat Hitlers'' (=&nbsp;dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts), München 1969 (zahlreiche Neuauflagen, ISBN 3-423-04009-2).<br />
* [[Martin Broszat]], [[Norbert Frei]]: ''Das Dritte Reich im Überblick. Chronik – Ereignisse – Zusammenhänge.'' 3. Auflage. Piper, München 1992, ISBN 3-492-11091-6.<br />
* [[Michael Burleigh]]: ''Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung.'' 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-10-009005-5. (Die englische Originalausgabe erhielt 2001 den Samuel Johnson Prize for Non-Fiction; [http://www.perlentaucher.de/buch/3856.html Rezensionen].)<br />
* [[Richard J. Evans]]: ''Das Dritte Reich.'' In 3 Bänden. DVA, München 2004–2009. (umfassende und fundierte Gesamtdarstellung in 3 Bänden)<br />
:: Richard J. Evans: ''Das Dritte Reich.'' Band 1: ''Aufstieg.'' DVA, München 2004, ISBN 3-421-05652-8.<br />
:: Richard J. Evans: ''Das Dritte Reich.'' Band 2/I–II: ''Diktatur''. DVA, München 2006, ISBN 3-421-05653-6.<br />
:: Richard J. Evans: ''Das Dritte Reich.'' Band 3: ''Krieg''. DVA, München 2009, ISBN 978-3-421-05800-3.<br />
* [[Jürgen W. Falter]]: ''Hitlers Wähler.'' München 1991, ISBN 3-406-35232-4. (das Standardwerk zur Zusammensetzung der NSDAP-Wählerschaft)<br />
* [[Norbert Frei]]: ''Der Führerstaat. Nationalsozialistische Herrschaft 1933 bis 1945.'' Neuausgabe, Beck’sche Reihe, München 2013, ISBN 978-3-406-64449-8.<br />
* [[Michael Grüttner]]: ''Das Dritte Reich. 1933–1939'' (=&nbsp;[[Handbuch der deutschen Geschichte]], Band 19). Klett-Cotta, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-608-60019-3.<br />
* [[Ludolf Herbst]]: ''Das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945.'' edition suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-11285-6.<br />
* [[Klaus Hildebrand]]: ''Das Dritte Reich'' (=&nbsp;[[Oldenbourg Grundriss der Geschichte]], Band 17). 7. Auflage, München 2009, ISBN 978-3-486-59200-9. (Standardwerk)<br />
* [[Ian Kershaw]]: ''Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick.'' 3. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-60796-4. (Wegweiser durch die Veröffentlichungen zum Thema).<br />
* [[Ernst Piper]]: ''Kurze Geschichte des Nationalsozialismus von 1919 bis heute.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, ISBN 978-3-455-50024-0.<br />
* [[Michael Ruck (Politikwissenschaftler)|Michael Ruck]]: ''Bibliographie zum Nationalsozialismus.'' Bund-Verlag, Köln 1995, ISBN 3-7663-2355-5.<br />
* Christoph Studt: ''Das Dritte Reich in Daten.'' C.H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47635-X.<br />
* Dietmar Süß, Winfried Süß (Hrsg.): ''Das 'Dritte Reich'. Eine Einführung.'' Pantheon, München 2008, ISBN 978-3-570-55044-1.<br />
* [[Hans-Ulrich Wehler]]: ''Deutsche Gesellschaftsgeschichte.'' Vierter Band: ''Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949''. Beck, München 2003, ISBN 3-406-32264-6.<br />
* [[Hermann Weiß (Historiker)|Hermann Weiß]] (Hrsg.): ''[[Biographisches Lexikon zum Dritten Reich]].'' Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-13086-7.<br />
* [[Michael Wildt]]: ''Geschichte des Nationalsozialismus.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8252-2914-6.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|National Socialism|Nationalsozialismus}}<br />
{{Wiktionary|Nationalsozialismus}}<br />
{{Wiktionary|Hitlerzeit}}<br />
{{Wiktionary|Nazizeit}}<br />
* [http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/index.html ''Das NS-Regime''] (1933–1939), [[LeMO|Deutsches Historisches Museum Online]]<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Gesellschaft/Geschichte/Nach_Zeitabschnitten/Neuzeit/20._Jahrhundert/Nationalsozialismus/|Nationalsozialismus}}<br />
* {{Webarchiv | url=http://www.bpb.de/publikationen/01646950938424722470412600973617,0,0,Nationalsozialismus_II.html | wayback=20110909041732 | text=''Nationalsozialismus II''}}. Informationen zur politischen Bildung, Heft 266, Bonn 2004.<br />
* [http://www.bpb.de/themen/XNLHOF,0,0,Nationalsozialismus_und_Zweiter_Weltkrieg.html ''Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg'']. Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2005.<br />
* [http://www.wahlen-in-deutschland.de/wuKarteNSDAP.htm Übersichtskarten zum Stimmenanteil der NSDAP bei den Reichstagswahlen in den einzelnen Wahlkreisen während der Weimarer Republik]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Nationalsozialismus| ]]<br />
[[Kategorie:Deutsches Reich (1933–1945)| ]]<br />
[[Kategorie:Diktatur]]<br />
<!-- Interwiki-Links siehe [[Deutsches Reich 1933 bis 1945]] --></div>165.155.200.81https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franklin_D._Roosevelt_East_River_Drive&diff=101445997Franklin D. Roosevelt East River Drive2009-12-01T17:11:33Z<p>165.155.200.81: /* Exit list */</p>
<hr />
<div>{{Refimprove|date=May 2008}}<br />
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[[Image:Franklin D. Roosevelt East River Drive.jpg|thumb|FDR passing Brooklyn Bridge]]<br />
[[Image:Fdr8north.JPG|thumb|Looking north from 6th Street overpass]]<br />
[[Image:FDRDriveNorthboundView14St.jpg|thumb|Typical driving view while northbound past 14th Street]]<br />
[[Image:Fdrgoesunder.JPG|thumb|Passing under three of several later platform buildings]]<br />
[[Image:Fdrunderschurtz5bbtjeh.JPG|thumb|Under Carl Schurz Park]]<br />
The '''Franklin D. Roosevelt East River Drive''' (commonly referred to as the '''FDR Drive''' or '''East Side Highway''') is a {{convert|9.44|mi|km|2|sing=on}} [[freeway]]-standard [[parkway]] on the east side of the [[New York City]] borough of [[Manhattan]]. It starts just north of the [[Battery Park Underpass]] at South and Broad Streets and runs along the entire length of the [[East River]], from the Battery Park Underpass under [[Battery Park]] – north of which it is the '''South Street Viaduct''' – north to [[125th Street]] / [[Robert F. Kennedy Bridge]] exit, where it becomes the [[Harlem River Drive]]. All of the FDR Drive is designated '''New York State Reference Route 907L''', an unsigned [[reference route (New York)|reference route]].<br />
<br />
The highway is mostly three lanes in each direction, with the exception of a small section underneath the Brooklyn Bridge where it is two lanes southbound and one lane northbound. A section between the Queensboro Bridge/60/61st Street interchange is also narrowed to two lanes. By law, the current weight limits on the FDR Drive from 23rd Street to the Harlem River Drive in both directions is posted {{convert|8000|lb|abbr=on}}. Buses are not allowed to use the roadway north of 23rd Street, because of clearance and weight issues. All commercial vehicles (including trucks) are banned from all sections of the FDR Drive. The FDR Drive features a mix of below-grade, at-grade, and elevated sections, as well as three partially covered tunnels.<br />
<br />
==History==<br />
{{refimprove|date=June 2009}}<br />
Originally named '''East River Drive''', FDR Drive was later renamed after [[Franklin Delano Roosevelt]]. The roadway was designed by [[Robert Moses]]. He faced the difficulties of building a parkway/boulevard combination along the East River while minimizing disruptions to residents. The section from 125th Street to 92nd Street is the original 1934 construction, while sections from 92nd Street down to Battery Park (with the exception of a section from 42nd to 49th Streets) were built as a boulevard, an arterial highway running at street level. Future reconstruction designs from 1948 to 1966 converted FDR Drive into the full parkway that is in use today.<br />
<br />
The section of highway from 23rd Street to 34th Street was built on wartime [[rubble]] dumped by cargo ships returning from [[Bristol]], [[England]], during [[World War Two]]. The German [[Luftwaffe]] bombed Bristol heavily. After delivering war supplies to the British, the ships' crews loaded rubble onto the ships for ballast, then sailed back to New York, where construction crews made use of it.<ref>[http://www.nytimes.com/2009/06/28/nyregion/28fyi.html?ref=nyregion FYI Column, New York Times, June 26, 2009, retrieved June 28, 2009]</ref> <br />
<br />
<br />
{{-}}<br />
<br />
==References==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
==External links==<br />
*[http://www.nycroads.com/roads/fdr/ nycroads.com - FDR Drive]<br />
*[http://www.greaternyroads.info/nypark/fdr/index.htm FDR Drive (Greater New York Roads)]<br />
<br />
{{NYC Parkways}}<br />
{{Avenues of New York City |<br />
West = [[York Avenue (Manhattan)|York Avenue]] |<br />
Avenue = Franklin D. Roosevelt East River Drive |<br />
East = <small>''(varies by location)''</small>[[East River]] |<br />
}}<br />
<br />
[[Category:Parkways in New York City]]<br />
[[Category:Franklin D. Roosevelt]]<br />
<br />
[[fr:Franklin D. Roosevelt Driveway]]<br />
[[ja:フランクリン D ルーズベルト・イーストリバー・ドライブ]]<br />
[[no:Franklin D. Roosevelt East River Drive]]<br />
[[sv:Franklin D. Roosevelt East River Drive]]</div>165.155.200.81https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franklin_D._Roosevelt_East_River_Drive&diff=101445996Franklin D. Roosevelt East River Drive2009-12-01T17:11:05Z<p>165.155.200.81: /* Route description */</p>
<hr />
<div>{{Refimprove|date=May 2008}}<br />
{{Infobox NY Reference Route<br />
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|established=1955 (original); 1966 (upgrade)<br />
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|direction_b=North<br />
|ending_terminus=[[Image:Harlem River Drive Shield.svg|25px]] [[Harlem River Drive|Harlem R. Drive]] at the [[Robert F. Kennedy Bridge]]<br />
|counties=[[Manhattan|New York]]<br />
}}<br />
[[Image:Franklin D. Roosevelt East River Drive.jpg|thumb|FDR passing Brooklyn Bridge]]<br />
[[Image:Fdr8north.JPG|thumb|Looking north from 6th Street overpass]]<br />
[[Image:FDRDriveNorthboundView14St.jpg|thumb|Typical driving view while northbound past 14th Street]]<br />
[[Image:Fdrgoesunder.JPG|thumb|Passing under three of several later platform buildings]]<br />
[[Image:Fdrunderschurtz5bbtjeh.JPG|thumb|Under Carl Schurz Park]]<br />
The '''Franklin D. Roosevelt East River Drive''' (commonly referred to as the '''FDR Drive''' or '''East Side Highway''') is a {{convert|9.44|mi|km|2|sing=on}} [[freeway]]-standard [[parkway]] on the east side of the [[New York City]] borough of [[Manhattan]]. It starts just north of the [[Battery Park Underpass]] at South and Broad Streets and runs along the entire length of the [[East River]], from the Battery Park Underpass under [[Battery Park]] – north of which it is the '''South Street Viaduct''' – north to [[125th Street]] / [[Robert F. Kennedy Bridge]] exit, where it becomes the [[Harlem River Drive]]. All of the FDR Drive is designated '''New York State Reference Route 907L''', an unsigned [[reference route (New York)|reference route]].<br />
<br />
The highway is mostly three lanes in each direction, with the exception of a small section underneath the Brooklyn Bridge where it is two lanes southbound and one lane northbound. A section between the Queensboro Bridge/60/61st Street interchange is also narrowed to two lanes. By law, the current weight limits on the FDR Drive from 23rd Street to the Harlem River Drive in both directions is posted {{convert|8000|lb|abbr=on}}. Buses are not allowed to use the roadway north of 23rd Street, because of clearance and weight issues. All commercial vehicles (including trucks) are banned from all sections of the FDR Drive. The FDR Drive features a mix of below-grade, at-grade, and elevated sections, as well as three partially covered tunnels.<br />
<br />
==History==<br />
{{refimprove|date=June 2009}}<br />
Originally named '''East River Drive''', FDR Drive was later renamed after [[Franklin Delano Roosevelt]]. The roadway was designed by [[Robert Moses]]. He faced the difficulties of building a parkway/boulevard combination along the East River while minimizing disruptions to residents. The section from 125th Street to 92nd Street is the original 1934 construction, while sections from 92nd Street down to Battery Park (with the exception of a section from 42nd to 49th Streets) were built as a boulevard, an arterial highway running at street level. Future reconstruction designs from 1948 to 1966 converted FDR Drive into the full parkway that is in use today.<br />
<br />
The section of highway from 23rd Street to 34th Street was built on wartime [[rubble]] dumped by cargo ships returning from [[Bristol]], [[England]], during [[World War Two]]. The German [[Luftwaffe]] bombed Bristol heavily. After delivering war supplies to the British, the ships' crews loaded rubble onto the ships for ballast, then sailed back to New York, where construction crews made use of it.<ref>[http://www.nytimes.com/2009/06/28/nyregion/28fyi.html?ref=nyregion FYI Column, New York Times, June 26, 2009, retrieved June 28, 2009]</ref> <br />
<br />
<br />
{{-}}<br />
<br />
==Exit list==<br />
The entire route is in [[Manhattan]] ([[New York County, NY|New York County]]).<br />
{| class=wikitable<br />
!Mile<ref name="2007tdr" /><br />
![[Exit number|#]]<br />
!Destinations<br />
!Notes<br />
|-<br />
|0.00<br />
|<br />
|{{jct|state=NY|to1=to|I|278|road=[[West Street (Manhattan)|West Street]] ([[NY 9A]]), [[Brooklyn-Battery Tunnel]] ([[I-478]])}}<br />
|Southbound exit and northbound entrance<br />
|-<br />
|<br />
!colspan=3|[[Battery Park Underpass]] under [[Battery Park]]<br />
|-<br />
|<br />
|1<br />
|[[Battery Park]], [[Staten Island Ferry]]<br />
|Southbound exit and northbound entrance<br />
|-<br />
|<br />
|1<br />
|[[South Street (Manhattan)|South Street]]<br />
|Northbound exit only<!--or are you allowed to cross the line to enter the tunnel?--><br />
|-<br />
|1.30<br />
|2<br />
|[[Brooklyn Bridge]], [[Manhattan Civic Center]]<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
|3<br />
|[[South Street (Manhattan)|South Street]] - [[Manhattan Bridge]]<br />
|Southbound exit and northbound entrance<br />
|-<br />
|<br />
|4<br />
|[[Grand Street (Manhattan)|Grand Street]] - [[Williamsburg Bridge]]<br />
|Southbound entrance and exit<br />
|-<br />
|3.03<br />
|5<br />
|[[Houston Street (Manhattan)|Houston Street]] - [[Holland Tunnel]]<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
|6<br />
|East 15th Street<br />
|Southbound exit and entrance; closed since [[September 11, 2001]]{{Fact|date=December 2007}}<br />
|-<br />
|3.87<br />
|7<br />
|East [[20th Street (Manhattan)|20th Street]], East [[23rd Street (Manhattan)|23rd Street]]<br />
|Northbound exit is East 20th/23rd Streets. Southbound exit is East 25th/23rd Streets<br />
|-<br />
|4.80<br />
|8<br />
|{{jct|state=NY|to1=to|I|495|name1=[[Queens-Midtown Tunnel]]|road=East [[34th Street (Manhattan)|34th Street]]}}<br />
|<br />
|-<br />
|5.05<br />
|9<br />
|East [[42nd Street (Manhattan)|42nd Street]]<br />
|Northbound exit and southbound entrance<br />
|-<br />
|<br />
|10<br />
|East [[49th Street (Manhattan)|49th Street]]<br />
|Southbound exit and northbound entrance<br />
|-<br />
|<br />
|11<br />
|East [[53rd Street (Manhattan)|53rd Street]]<br />
|Southbound exit only<br />
|-<br />
|6.14<br />
|12<br />
|{{jct|state=NY|to1=to|NY|25|dir1=east|name1=[[Queensboro Bridge]]|road=East [[61st Street (Manhattan)|61st Street]], East [[63rd Street (Manhattan)|63rd Street]]}}<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
|13<br />
|East [[71st Street (Manhattan)|71st Street]]<br />
|Southbound exit and entrance<br />
|-<br />
|<br />
|<br />
|East [[79th Street (Manhattan)|79th Street]]<br />
|Southbound entrance only<br />
|-<br />
|7.94<br />
|14<br />
|East [[96th Street (Manhattan)|96th Street]]<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
|15<br />
|East [[106th Street (Manhattan)|106th Street]]<br />
|Southbound exit and entrance<br />
|-<br />
|<br />
|16<br />
|East [[116th Street (Manhattan)|116th Street]]<br />
|Southbound exit and entrance<br />
|-<br />
|9.44<br />
|17<br />
|{{jct|state=NY|I|278|name1=[[Robert F. Kennedy Bridge]], [[Bruckner Expressway]], [[Grand Central Parkway]]}}<br />
|<br />
|-<br />
|9.44<br />
|18<br />
|{{jct|state=NY|I|87|name1=[[Deegan Expressway]]|road=[[Willis Avenue Bridge]], East [[125th Street (Manhattan)|125th Street]] }}<br />
|Northbound exit is direct ramp to Willis Ave Bridge, southbound entrance from 1st Ave and East 125th Street<br />
|-<br />
|9.44<br />
|<br />
|{{jct|state=NY|Parkway|Harlem River|dir1=north|city1=George Washington Bridge}}<br />
|Continuation beyond I-278 and I-87 connections<br />
|}<br />
<br />
==References==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
==External links==<br />
*[http://www.nycroads.com/roads/fdr/ nycroads.com - FDR Drive]<br />
*[http://www.greaternyroads.info/nypark/fdr/index.htm FDR Drive (Greater New York Roads)]<br />
<br />
{{NYC Parkways}}<br />
{{Avenues of New York City |<br />
West = [[York Avenue (Manhattan)|York Avenue]] |<br />
Avenue = Franklin D. Roosevelt East River Drive |<br />
East = <small>''(varies by location)''</small>[[East River]] |<br />
}}<br />
<br />
[[Category:Parkways in New York City]]<br />
[[Category:Franklin D. Roosevelt]]<br />
<br />
[[fr:Franklin D. Roosevelt Driveway]]<br />
[[ja:フランクリン D ルーズベルト・イーストリバー・ドライブ]]<br />
[[no:Franklin D. Roosevelt East River Drive]]<br />
[[sv:Franklin D. Roosevelt East River Drive]]</div>165.155.200.81https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Makreuzbichler/Son-Goku&diff=244999771Benutzer:Makreuzbichler/Son-Goku2008-09-15T14:03:47Z<p>165.155.200.81: /* Abilities */</p>
<hr />
<div>{{non-free|date=September 2008}}<br />
{{self-published|date=September 2008}}<br />
{{Mergeto|List of Dragon Ball characters|date=September 2008}}<br />
{{Redirect|Goku}}<br />
{{Infobox animanga character<br />
| name = Son Goku<br />
| series = [[Dragon Ball (franchise)|Dragon Ball]]<br />
| image = [[Image:Gokukidadult.jpg|200px]]<br />
| caption = Son Goku by [[Akira Toriyama]]<br />
| first = ''Dragon Ball'' chapter 1<br>''Dragon Ball'' episode 1<br />
| last = ''Dragon Ball'' chapter 519<br>''Dragon Ball GT'' episode 64<br />
| creator = [[Akira Toriyama]]<br />
| voiced by = '''Toei Animation''' <br> [[Masako Nozawa]] <br> '''Ocean Group''' <br> [[Saffron Henderson]] (Kid Goku)<br> [[Ian James Corlett]] (Adult Goku)<br> [[Peter Kelamis]] (Adult Goku)<br> [[Kirby Morrow]] (Adult Goku)<br>'''Funimation''' <br> [[Stephanie Nadolny]] (Kid Goku) <br> [[Sean Schemmel]] (Adult Goku)<br />
| age = 12 (during the 21st ''Tenkaichi Budokai'')</ref>''Dragon Ball'' manga, vol. 4, chapter 41 — ISBN 1-56931-923-5</ref><br />
| born = 737 A.D.<ref>http://www.thegrandline.com/dbzinfo/timeline.html</ref><br />
| nickname = <br />
| alias = '''Zero''' ([[Harmony Gold USA|Harmony Gold]] dub)<ref>[http://templeotrunks.com/media/lost_dub/index.html Temple O' Trunks - Media - The Lost 80s Dragonball Dub<!-- Bot generated title -->]</ref><br />
| age = <br />
| gender = Male<br />
| death =<br />
| relatives = [[List of Dragon Ball characters#Bardock|Bardock]] ''(father)''<br>[[List of Dragon Ball characters#Raditz|Raditz]] ''(brother)''<brList of Dragon Ball characters#Grandpa Gohan|Grandpa Gohan]] ''(adoptive grandfather)''<br>[[List of Dragon Ball characters#Chi Chi|Chi Chi]] ''(wife)''<br>[[List of Dragon Ball characters#Ox King|Ox King]] ''(father-in-law)''<br>[[Son Gohan]] ''(son)''<br>[[Son Goten]] ''(son)''<br>[[List of Dragon Ball characters#Videl|Videl]] ''(daughter-in-law)''<br>[[List of Dragon Ball characters#Hercule|Hercule]]'' (daughter-in-law's father)''<br>[[Pan (Dragon Ball)|Pan]] ''(granddaughter)''<br> [[List of Dragon Ball characters#Son Goku Jr.|Son Goku Jr.]] ''(descendant)''<br />
| | paux1 name = Last recorded power level<br />
| paux1 = 180,000 (Ginyu Saga)<ref>''Dragon Ball Z'' manga, vol. 8, chapter 91, page 123 — ISBN 1-56931-937-5</ref><br />
<br />
}}<br />
{{nihongo|'''Son Goku'''|孫 悟空|Son Gokū|addressed only as '''Goku''' in most [[English language|English]] adaptations}} is a [[fictional character]] from the ''[[Dragon Ball]]'' [[Fictional universe|universe]] created by [[Akira Toriyama]] as the main [[protagonist]] for the [[media franchise]], which consists of a series of [[manga]], [[anime]], [[soundtrack]]s, [[Film|movies]], [[television special]]s, a [[Collectible card game|trading card game]], [[video game]]s, and other [[collectible]]s. Goku is introduced as an odd, monkey-tailed boy who practices [[martial arts]] and possesses [[superhuman strength]].<ref>''Dragon Ball'' manga, vol. 1, chapter 1 — ISBN 1-56931-920-0</ref> As the story unfolds, he is actually revealed to be from a [[Race (fantasy)|fictional race]] of [[Extraterrestrial life|extraterrestrials]] called [[Saiyan]]s, said to be the strongest warriors within the fictional universe.<ref>''Dragon Ball Z'' manga, vol. 1, chapter 3 — ISBN 1-56931-930-8</ref> Goku also starred in ''[[Dragon Ball GT]]'' and made [[cameo appearance]]s in Toriyama's [[self-parody]] series ''[[Neko Majin|Neko Majin Z]]''. <br />
<br />
== Creation and conception ==<br />
Toriyama's Goku finds his origins in one of Toriyama's earlier characters named Tanton, a fictional protagonist who appears in a [[One-shot (comics)|one-shot]] series called ''[[Dragon Boy]]''. In this story, Tanton's odd physical characteristic was a pair of wings. When Toriyama decided to create ''Dragon Ball'', he used author [[Wu Cheng'en]]'s ''[[Journey to the West]]'' as inspiration for his own series. Toriyama's main character had the same name of the monkey king, [[Sun Wukong]], a central character in ''Journey to the West''; the only alteration being that it was changed to the [[Japanese language|Japanese]] variant of the name, "Son Goku". To be creative with the character, Toriyama stated that he designed Goku not as a monkey like the character Sun Wukong, but as a human-looking boy with a monkey tail.<ref name="creation">{{cite book |last=Toriyama|first=Akira|title=DRAGON BALL 大全集 ➊ 「COMPLETE ILLUSTRATION」 |year=1995 |publisher=Shueisha |isbn=4-08-782754-2}}</ref> Though Goku is treated as a person from another planet, Toriyama initially had the idea to give him the identity of person from Earth, but with the introduction of adding fighters from other planets it was established that Goku is a Saiyan.<ref name="world">{{cite book |last=Toriyama|first=Akira|title=DRAGON BALL 大全集 ➍ 「WORLD GUIDE」 |year=1995 |publisher=Shueisha |isbn=4-08-782754-2}}</ref> In order to advance the story in faster way, Toriyama made Goku learn to teletransport to allow the characters to move to any planet in just a second.<ref name="world">{{cite book |last=Toriyama|first=Akira|title=DRAGON BALL 大全集 ➍ 「WORLD GUIDE」 |year=1995 |publisher=Shueisha |isbn=4-08-782754-2}}</ref><br />
<br />
Goku's most common outfit is an orange uniform with a blue short-sleeved undershirt, a blue belt, blue wristbands, and striped boots. Toriyama explained that Goku's orange ''gi'' is modeled after the robes worn by the [[Shaolin Monastery|Shaolin monks]] of [[China]], being that he wanted ''Dragon Ball'' to take on a Chinese feel.<ref name="creation">{{cite book |last=Toriyama|first=Akira|title=DRAGON BALL 大全集 ➊ 「COMPLETE ILLUSTRATION」 |year=1995 |publisher=Shueisha |isbn=4-08-782754-2}}</ref> During early developments of the manga, various readers commented that Goku was rather plain, so the author changed his appearance and added several characters like [[Master Roshi]] and [[Krillin]], then created martial arts tournaments to give the manga a more fighting style. Since it was commented that Goku would sure win the tournaments, he made him lose in the first two tournaments though he also wanted Goku to be the champion. With the ending of the Cell arc, [[Son Gohan]] was meant to replace his father as the main protagonist; Toriyama thought that Gohan was unsuitable for that part so he avoided doing that.<ref>{{cite book |last=Toriyama|first=Akira|title=DRAGON BALL 大全集 ➋ 「STORY GUIDE」 |year=1995 |publisher=Shueisha |isbn=4-08-782752-6}}</ref><br />
<br />
== Plot overview ==<br />
Originally named {{nihongo|'''Kakarotto'''|カカロット|Kakarotto|addressed as '''Kakarot''' in the English anime and spelled '''Kakarrot''' in the English manga}},<ref>''Dragon Ball Z'' manga, vol. 1, chapters 1-10 — ISBN 978-1-56931-930-7</ref> Goku is born a member of a fictional race of extraterrestrials called Saiyans. Shortly following his birth, Goku is sent from his home, a fictional planet named Vegeta, to prepare [[Earth (Dragon Ball)|Earth]] for sale on the intergalactic market by destroying all its life.<ref name=a>''Daizenshū'' #7, {{Page number}}, ''Dragon Ball, Big Encyclopedia''</ref> Due to an injury to his head that caused him severe [[amnesia]], Goku forgets his purpose, and instead focuses on becoming stronger for little more than the pleasure of it.<ref name=a/> In the beginning of the series, Goku meets a highly intelligent 16-year-old teenage girl named [[Bulma]], the desert bandit [[Yamcha]], and two [[Shapeshifting|shapeshifters]] named [[List of Earthlings in Dragon Ball#Oolong|Oolong]] and [[List of Earthlings in Dragon Ball#Puar|Puar]]. He also encounters one his closest friends, Krillin, and others during his training. Participating in various martial arts tournaments, Goku also battles foes-turned-allies such as [[Tien Shinhan]] and [[List of Earthlings in Dragon Ball#Chiaotzu|Chiaotzu]], as well as [[List of supernatural beings in Dragon Ball#Piccolo Daimao|Piccolo Daimao]]'s offspring of the [[Piccolo (Dragon Ball)|same name]]. <br />
<br />
During his early adulthood, Goku meets his older brother, [[List of Saiyans in Dragon Ball#Raditz|Raditz]], an encounter that results in his death. Following the wish for his revival from the [[Dragon Ball (artifact)|Dragon Balls]], Goku continues to face other enemies thereafter linked to his heritage, such as [[Vegeta]] and even [[Frieza]], who's actions force him to transform into a [[Super Saiyan]]. As the series continues, the focus on Goku's past is shifted away from as new enemies are introduced simply as threats to the fictional universe. After his encounter with Frieza, Goku trains his first child, Gohan, to be his successor. When the androids appear, Goku comes down with the heart virus that [[Future Trunks]] warned him about. Later on Goku sacrifices himself during the battle against the evil android [[Cell (Dragon Ball)|Cell]], leaving Gohan to succeed him. Goku returns to Earth seven years later from the afterlife and meets his second child, [[Son Goten]]. Shortly after he participates in the next martial arts tournament, however he is drawn into a battle for the universe against an extraterrestrial named [[Majin Buu]]. Goku also battles Vegeta after he is taken under control by [[List of supernatural beings in Dragon Ball#Babidi|Babidi]], and the match ends in a draw. Goku then later on kills Buu with his ''Genki Dama'' technique. During the martial arts tournament held ten years after Buu's defeat, Goku meets Buu's human reincarnation, [[List of Earthlings in Dragon Ball#Uub|Uub]], and takes off with him in the end of the story, intending to train him as a successor after realizing that his previous successor, Gohan, had prioritized his education over his fighting. <br />
<br />
Ten more years later, Goku is transformed back into a child with a wish made by [[List of Earthlings in Dragon Ball#Emperor Pilaf|Emperor Pilaf]] using the Black Star Dragon Balls. Shortly after he, Trunks, and [[Pan (Dragon Ball)|Pan]] all take a trip around the universe to locate the Black Star Dragon Balls and return them to Earth. Goku later battles the evil [[Baby (Dragon Ball)|Baby]], [[List of Earthlings in Dragon Ball#Android #17|Super Android 17]] and the evil shadow dragons. His final challenge is against [[List of supernatural beings in Dragon Ball#Omega Shenron|Omega Shenron]], who he eventually kills using the ''Genki Dama''. Goku leaves with the original form of [[List of supernatural beings in Dragon Ball#Shenron|Shenron]], only to appear 100 years later at the next martial arts tournament, where he is observing the battle between [[List of Saiyans in Dragon Ball#Son Goku Jr.|his decendant]] and Vegeta's descendant. Goku's granddaughter Pan spots him, but he quickly departs.<br />
<br />
== Appearance ==<br />
Goku is usually recognized by his uniquely styled hair, which never changes its length throughout the series except when in his [[Super Saiyan]] forms, in which his hair stands upright and turns blond. This is explained by Vegeta to be a common characteristic of full-blooded Saiyans.<ref>''Dragon Ball Z'' manga vol. 16, chapter ?</ref> Due to his devotion to Earth, Goku prefers dressing in a ''[[Keikogi|gi]]'' uniform, and has refused offers to adorn the Saiyan battle armor, being that he considers himself an Earthling.<ref>''Dragon Ball Z'' vol 17. chapter ?</ref> However, he is seen donning a Saiyan battle armour designed by Bulma, during the time he trains with Gohan in the ''Room of Spirit and Time'' at ''Kami's Palace'', prior to the Cell Games.<ref>''Dragon Ball Z'' - Perfect Cell Saga - Episode 139 - ''Saiyans Emerge''</ref> Goku is often seen to adorn the [[kanji]] of his training masters; the first kanji being [[Master Roshi]]'s, {{nihongo3|meaning "turtle"|[[wikt:亀|亀]]|"kame"}},<ref>[http://chineseculture.about.com/library/extra/character/blsc_turtle.htm Turtle<!-- Bot generated title -->]</ref> the second kanji being [[List of supernatural beings in Dragon Ball#King Kai|King Kai]]'s, {{nihongo3|lit. "world king"|[[wikt:界|界]][[wikt:王|王]]|"kaio"}}<ref name=autogenerated1>''Dragon Ball Z'' manga, vol. 2, chapter ?</ref> and the third being his own kanji {{nihongo3|meaning "wisdom" or "enlightenment"|[[wikt:悟|悟]]|"Go"}}.<ref>''Dragon Ball Z'' manga, vol. 8, chapter ?</ref> Eventually he stops wearing a kanji.<ref>''Dragon Ball Z'' manga vol. 12, chapter ?</ref><br />
<br />
== Abilities ==<!-- This section is linked from [[Genki Dama]] and other variations of the name--><br />
[[Image:Goku's Super Genki Dama.jpg|left|thumb|Goku using his ''Genki Dama''.]]<br />
Through constant training, Goku has achieved many abilities; aside from his great strength, he also possesses [[List of comic book superpowers#Superhuman speed|super speed]],<ref>''Dragon Ball'', vol. 11, chapter 127 — ISBN 1-56931-919-7</ref> [[List of superpowers#Superhuman reflexes|reflexes]], and the power to [[Flight|fly]] using ''[[Qi|chi]]'', a semi-fictional energy force in the series. Goku's signature technique is a ''chi'' [[List of comic book superpowers#Energy blasts|energy blast]] called the ''Kamehameha'', which he learned from Master Roshi.<ref>''Dragon Ball'' manga, vol. 2, chapter ?</ref> Another signature technique of his is an attack that multiplies the user's ''chi'' for an instant, called the ''Kaiô-ken'', taught to him by King Kai.<ref name=autogenerated1 /> Goku's most powerful attack is the ''Genki Dama'' (renamed the ''Spirit Bomb'' in the English dub), a powerful sphere created by gathering ''chi'' energy, which he also learned from King Kai.<ref name=autogenerated1 /> Goku also learns a [[teleportation]] skill called ''Shunkan Idô'' (renamed ''Instant Transmission'' in the English dub), which he learned from the inhabitants of a fictional planet called Yardrat.<ref>''Dragon Ball Z'' manga, vol. 12, chapter 142 — ISBN 1-56931-985-5</ref><br />
<br />
Goku is also the only Saiyan in the series to achieve all the Saiyan transformations seen in the manga. In ''Dragon Ball'', he is able to transform into a gigantic ape called an ''[[Oozaru]]'', albeit after his Saiyan tail is removed by [[List of supernatural beings in Dragon Ball#Kami|Kami]], he loses the capacity to achieve this form.<ref>''Dragon Ball'' manga vol. 14 chapter ?</ref> However, in ''Dragon Ball GT'', Goku is able to use this transformation again after regrowing his tail using the [[List of supernatural beings in Dragon Ball#Rou Dai Kaioshin|Elder Kai]]'s help.<br />
[[Image:Super Saiyan Gokudbz.JPG|thumb|Goku in his [[Super Saiyan]] form.]]<br />
During the events of ''[[Dragon Ball#Dragon Ball Z|Dragon Ball Z]]'', Goku is the first Saiyan to achieve the fabled Super Saiyan state in over a [[millennium]].<ref>''Dragon Ball'' manga, vol. 26, chapter ?</ref> He ascended to Super Saiyan after being overcome with rage by the murder of Krillin by the hand of Frieza.<ref>''Dragon Ball Z'' manga, vol. 11, chapter ?</ref> After several years of training with his Super Saiyan form, Goku completely overcomes the negative characteristics of the transformation in order to combat Cell. After his death against Cell, Goku continues his training in the [[Other world|Other World]] for seven years, and achieves both Super Saiyan 2 and Super Saiyan 3 levels.<ref>''Dragon Ball'' manga, vol. 38, chapter ?</ref> In ''Dragon Ball GT'' he achieves the last shown Saiyan transformation, Super Saiyan 4.<br />
<br />
Goku can also fuse with Vegeta and create a warrior who has the combined power and skills of both. One method is by using the ''Potara Earrings'' presented to Goku by the Elder Kai, which results in a 'perfect fusion' creating [[List of Saiyans in Dragon Ball#Vegetto|Vegetto]]. The other method is by performing the ''Metamorese Fusion Dance'', which creates [[List of Saiyans in Dragon Ball#Gogeta|Gogeta]].<br />
<br />
== Family tree ==<br />
<center><br />
{{Son Goku family}}<br />
</center><br />
<br />
== Voice actors ==<br />
In the Japanese version developed by [[Toei Animation]] Goku is voiced by [[Masako Nozawa]].<ref>[http://www.imdb.com/name/nm0637586/ Masako Nozawa's IMDB profile.]</ref> In various dubs of the anime, the [[voice acting]] for Goku and many other characters have changed as a result of the series changing dubbing studios and requiring recasting. <br />
<br />
In the [[Harmony Gold USA|Harmony Gold]] dub, Goku was voiced by [[Barbara Goodson]], and he was named '''Zero'''.<ref>[http://www.imdb.com/name/nm0329361/ Barbara Goodson's IMDB profile.]</ref> In the BLT Productions dub, [[Saffron Henderson]]<ref>[http://www.imdb.com/name/nm0376588/ Saffron Henderson's IMDB profile.]</ref> voiced Goku in the Saga of Goku and the movie ''[[Dragon Ball: Curse of the Blood Rubies|Curse of the Blood Rubies]]''. <br />
<br />
In the [[The Ocean Group|Ocean Group]] dub, [[Ian James Corlett]] voiced Goku in the Saiyan Saga and an edited TV version of the movie ''[[Dragon Ball Z: The Tree of Might|The Tree of Might]]'',<ref name="gokuzvoice">[http://voicechasers.com/database/showprod.php?prodid=320 Voice Chasers Dragon Ball Z page.]</ref> while [[Peter Kelamis]] voiced Goku in the Namek Saga as well as in the uncut VHS/DVD editions of the movies ''[[Dragon Ball Z: Dead Zone|Dead Zone]]'', ''[[Dragon Ball Z: The World's Strongest|The World's Strongest]]'' and ''The Tree of Might''.<ref name="gokuzvoice"/> In the [[Funimation Entertainment|Funimation]] dub [[Ceyli Delgadillo]] voiced Goku in the movies ''[[Dragon Ball: Sleeping Princess in Devil's Castle|Sleeping Princess in Devil's Castle]]'' and ''[[Dragon Ball: Mystical Adventure|Mystical Adventure]]'',<ref>[http://www.imdb.com/name/nm0216881/ Ceyli Delgadillo's IMDB profile.]</ref> while [[Stephanie Nadolny]], voiced the child version of Goku in all episodes of ''Dragon Ball'' and ''Dragon Ball GT''.<ref>[http://www.imdb.com/name/nm0618955/ Stephanie Nadolny's IMDB profile.]</ref><br />
<br />
In the Blue Water dub, Peter Kelamis voiced Goku in the Trunks Saga through the Androids Saga, while [[Kirby Morrow]] voiced him in the Imperfect Cell Saga through the Kid Buu Saga.<ref>[http://www.imdb.com/name/nm0607516/ Kirby Morrow's IMDB profile.]</ref> [[Zoe Slusar]] voiced him in his childhood appearances,<ref>[http://www.imdb.com/name/nm1253273/ Zoe Slusar's IMDB profile.]</ref> [[Jeffrey Watson]] voiced him as an adult in ''Dragon Ball''<ref>[http://www.crystalacids.com/database/person/4723/jeffrey-watson/ Jeffrey Watson's CrystalAcids.com profile]</ref> and Jeremiah Yurk provided his adult voice in ''Dragon Ball GT''.<ref>[http://www.tv.com/jeremiah-yurk/person/249813/summary.html Jeremiah Yurk's TV.com profile]</ref> In the English edition of the video game ''[[Dragon Ball GT: Final Bout]]'', Goku is voiced by [[Brianne Siddall]]<ref name="gokufbvoice">[http://www.imdb.com/title/tt1178645/fullcredits#cast IMDB Dragon Ball Final Bout Cast page.]</ref> as a child and [[Steven Blum|Steven Jay Blum]]<ref name="gokufbvoice"/> as an adult.<br />
<br />
However, Goku's longest lasting English voice actor is the Funimation dub's [[Sean Schemmel]], who has voiced the adult version of Goku in all episodes, movies, specials and video games (except ''Final Bout'').<ref name="gokuzvoice"/><br />
<br />
== Appearances in other media ==<br />
[[Image:Justin Chatwin as Son Goku.PNG|thumb|left|150px|Justin Chatwin as Goku.]]Goku has made several appearances in other media including, but not limited to, an [[Dragon Ball: The Magic Begins|unofficial live-action film]] based on ''[[Dragon Ball: Curse of the Blood Rubies]]''. The movie was produced by Tai Seng video entertainment and the main character, Monkey Boy, is based on Goku. Goku is also slated to appear in the 2009 [[20th Century Fox]] feature ''[[Dragonball (film)|Dragonball]]''. He will be portrayed by actor [[Justin Chatwin]].<ref name=itsofficial>{{cite web | author = Tatiana Siegel | title = ''Dragonball'' comes to bigscreen | publisher = ''[[Variety (magazine)|Variety]]'' | date = [[2007-11-13]] | url = http://www.variety.com/article/VR1117975946.html?categoryid=13&cs=1 | accessdate=2007-11-14}}</ref><br />
<br />
In video games, Goku has appeared in virtually every ''Dragon Ball'' licensed electronic game to date. He has also been featured in various crossover games. He appeared the Famicom games ''[[Famicom Jump: Hero Retsuden]]'' and ''[[Famicon Jump II: Saikyō no Shichinin]]'', including the DS games [[Jump Super Stars]] and [[Jump Ultimate Stars]]. In 2006, he is featured in the ''Dragon Ball Z''/''[[One Piece]]''/''[[Naruto]]'' crossover game ''[[Battle Stadium D.O.N]]''. In December 2007, Goku, along with [[Naruto Uzumaki]] and [[Monkey D. Luffy]], would make guest appearances in avatar form in the MMORPG ''[[Second Life]]'' to promote "Jump Festa".<ref>[http://www.daizex.com/old_updates/updates-2007_12.shtml Daizenshuu's old updates from December 2007.]</ref> <br />
<br />
Goku has often been deemed a positive role model for children throughout Japan. In June 1988, Goku and other ''Dragon Ball'' characters were featured in two PSA shorts. The first short was entitled {{nihongo|"The Goku Traffic Safety"|悟空の交通安全|Gokū no Kōtsū Anzen}} where Goku is taught the importance of obeying traffic safety by others.<ref>[http://www.kanzentai.com/guide/misc_db/sp1_traffic/index.html A more endepth summary on "The Goku Trafic Safety".]</ref> The second was called {{nihongo|"The Goku Fire Fighting Regiment"|悟空の消防隊|Gokū no Shōbō-tai}} where he teaches two children the importants of fire safety.<ref>[http://www.kanzentai.com/guide/misc_db/sp2_fire/index.html A more endepth summary on "The Goku Fire Fighting Regiment".]</ref><br />
[[Image:Son Goku and Kuniko Yamada.PNG|thumb|150px|Goku's appearance on "''Yamada Kasute Nai Wink''".]]Goku has made guest appearances in various Japanese television shows and manga. He is a recurring character in another series by Toriyama, ''[[Dr. Slump]]''. In 1990, Goku (in anime form) made a surprise appearance on {{nihongo|"Yamada Kasute Nai Wink"|やまだかつてないWink|}}. Here he uses the Dragon Balls to help J-Pop star and hostess Kuniko Yamada gain his abilities including the ability to execute a ''Kamehameha'', which she playfully uses on him.<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=urz1mTnQDyc&NR=1 Son Goku appears on Yamada Kasute Nai Wink.]</ref> In 2005, Goku appears in the Toriyama parody manga ''Neko Majin Z'' where he is the ''[[sensei]]'' of the main character Z.<ref>{{cite web|url=http://www.animenewsnetwork.com/encyclopedia/manga.php?id=9021|title=Cross Epoch (manga)|publisher=[[Anime News Network]]|accessdate=2008-09-13}}</ref> He with the other ''Dragon Ball'' characters would teamup with the cast of ''One Piece'' in a crossover manga titled ''Cross Epoch''.<ref>{{cite web|url=http://www.animenewsnetwork.com/encyclopedia/manga.php?id=9021|title=Cross Epoch (manga)|publisher=[[Anime News Network]]|accessdate=2008-09-13}}</ref> <br />
<br />
Goku has often been the suject of various parodies over the years. In the episode "Family Day" of ''[[Takeshi's Castle]]'', known in the United States as ''[[MXC]]'', the hosts [[Takeshi Kitano|Beat Takeshi]] and [[Sonomanma Higashi]] were dressed as popular anime characters one was Kid Goku and the other was [[List of Doraemon characters#Main characters|Doraemon]]. In the ''MXC'' dub of that episode, when asked who about his Goku costume, the host replied "''Who me, I'm dressed as a crackhead''". The ''Shonen Jump''<nowiki>'</nowiki>s "Gag Special 2005" issue released on December 1, 2004, featured a ''[[Bobobo-bo Bo-bobo]]'' one-shot ''Dragon Ball'' parody manga. The manga was a humorous retelling of the battle between Goku and Vegeta in the Saiyan Saga. [[Jelly Jiggler]] was Goku and [[Don Patch]] was Vegeta.<ref>[http://www.daizex.com/multimedia/manga/ Information on Bobobô parody manga at Daizenshuu manga section.]</ref> In the episode "Fire It Up! Abenobashi Hong Kong Combat Shopping Arcade" of the ''[[Magical Shopping Arcade Abenobashi]]'' anime, character Sasshi Imamiya goes Super Saiyan much like Goku and fires a ''Kamehameha''.<ref>[http://i179.photobucket.com/albums/w303/sarujo/Dragon%20Ball%20Pics/Abenobashi_DBZspoof.jpg Sasshi from Abenobashi goes Super Saiyan.]</ref> <br />
<br />
Goku can also be considered a regular commodity for [[Fuji Television|Fuji TV]]. In 2003 Goku would appear in the interactive feature entitled {{nihongo|Kyutai Panic Adventure!|球体パニックアドベンチャー!|Kyūtai Panikku Adobenchā!|Orb Panic Adventure!}} which was featured exclusively at the Fuji TV headquarters. Here Frieza attacks tourist by blasting the orb section free it from the rest of the Fuji TV building followed by a canon attack Arlong and his gang. It features teamups of Goku, Luffy, and [[Astro Boy (character)|Astro Boy]].<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=sYSdWbcLGuE&feature=related Kyūtai Panic Adventure! (For YouTube)]</ref> This would be followed up with the 2004 {{nihongo|Kyūtai Panic Adventure Returns!|球体パニックアドベンチャーリターンズ!|Kyūtai Panikku Adobenchā Ritānzu!|Orb Panic Adventure Returns!}}. Here the evil Enel appears and attack the headquarter's location the aqua city of [[Odaiba]]. It features team-ups with Goku, Luffy, and ''Kochikame''<nowiki>'</nowiki>s Ryotsu Kankichi. The feature is also known for Goku and Luffy's tag-team attack on Enel which fans have dubbed as the "Gom Gom Kamehameha".<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=TnDzLWd8XqY&feature=related Kyūtai Panic Adventure Returns! (For YouTube)]</ref> [[Image:Son Goku and Masaharu Miyake.PNG|thumb|left|150px|Goku's appearance as a commentator at the 2007 "''Nippon Ijin Taishō.''"]]On April 7, 2007, Goku and Fuji TV announcer Masaharu Miyake would be commentators to the anime segment in {{nihongo|Nippon Ijin Taishō|日本偉人大賞|Japan Great Man Awards}}. The segment featured a special tournament that was to decide who was the greatest person in Japanese history. During the intermission, Goku managed to plugged the then soon be released copies of the [[DVD region code|R2]] Dragon Ball DVDs.<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=zCCHhUCHODM Dragon Ball Nippon Ijin Tashō 2007 feature]</ref><br />
<br />
Since his appearance in the US in 1996, Goku has also struck a cord in American pop culture. He was featured in an issue of [[Wizard (magazine)|''Wizard'' magazine]] which he was matched up in a hypothetical battle against [[Superman]]; Goku defeated Superman by transforming into a Super Saiyan and overpowering him with the ''Kamehameha''.<ref>[[Wizard (magazine)|''Wizard'' magazine]], Sept. 2002 issue, page 64</ref> The episode "Chicken Ball Z" from ''[[The Grim Adventures of Billy and Mandy]]'' is a ''[[parody]]'' of ''Dragon Ball Z''. Billy shares a striking resemblance to Super Saiyan Goku in this episode.<ref>[http://www.tv.com/the-grim-adventures-of-billy-and-mandy/grim-for-a-day---chicken-ball-z/episode/264306/summary.html?tag=ep_list;ep_title;8 Chicken Ball Z]</ref> In the ''[[Codename: Kids Next Door]]'' episode "Operation: R.E.P.O.R.T", Numbuh Four's version of the story is a spoof of the Goku and Frieza battle from ''Dragon Ball Z''. Goku's Super Saiyan 3 form is also parodied.<ref>[http://www.tv.com/codename-kids-next-door/operation-r.e.p.o.r.t.---operation-b.r.i.e.f./episode/284253/summary.html Kids Next Door Spoof]</ref> Goku made a spoof appearance in [[Seth Green]]'s Emmy Award winning [[stop motion]] series ''[[Robot Chicken]]''. In the sketch entitled "A Very Dragon Ball Z Christmas", Goku and Gohan fight an evil [[Mrs. Claus]] alongside [[Santa Claus's reindeer|Santa's reindeer]], in an attempt to save Christmas.<ref>[http://www.robotchicken.org/index.php?title=A_Very_Dragon_Ball_Z_Christmas A Very Dragon Ball Z Christmas - ADD TV: The Robot Chicken Wiki<!-- Bot generated title -->]</ref><br />
<br />
== Reception ==<br />
{{Expand-section|date=December 2007}}<br />
Goku has been noted as "compassionate" and his character has been used to acknowledge that there are "emotional as well as physical consequences to violence".<ref>http://dspace.mit.edu/bitstream/handle/1721.1/35076/71249564.pdf?sequence=1</ref><br />
His journey and ever growing strength resulted in the character winning "the admiration of young boys everywhere".<ref>Wiedemann, Julius (2004-09-25). "Akira Toriyama", in Amano Masanao (ed.): Manga Design. Taschen, p. 372. ISBN 3822825913</ref> Several pieces of merchandising based on Goku has also been released including [[action figure]]s,<ref>{{cite web|url=http://www.amazon.com/Dragonball-BanDai-Hybrid-Action-Articulated/dp/B000GTLP04/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=toys-and-games&qid=1221330779&sr=1-1|title=Dragonball Z BanDai Hybrid Action Mega Articulated 4 Inch Action Figure Goku|publisher=[[Amazon.com]]|accessdate=2008-09-11}}</ref><ref>{{cite web|url=http://www.amazon.com/super-saiyan-dragon-ultimate-collction/dp/B001CSCSI6/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=toys-and-games&qid=1221331053&sr=1-3|title="super saiyan goku dragon ball z 4"" ultimate collction f"|publisher=[[Amazon.com]]|accessdate=2008-09-11}}</ref> [[plush]]es,<ref>{{cite web|url=http://www.amazon.com/Dragon-Ball-Z-GOKU-Plush/dp/B0017DR2YG/ref=sr_1_41?ie=UTF8&s=toys-and-games&qid=1221330871&sr=1-41|title=Dragon Ball Z DBZ GOKU 13" Plush Toy|publisher=[[Amazon.com]]|accessdate=2008-09-11}}</ref><ref>{{cite web|url=http://www.amazon.com/Dragon-Ball-Son-Goku-Plush/dp/B001EBTD2U/ref=sr_1_66?ie=UTF8&s=toys-and-games&qid=1221331144&sr=1-66|title=Dragon Ball 5" Son Goku Plush|publisher=[[Amazon.com]]|accessdate=2008-09-11}}</ref> and [[keychain]]s.<ref>{{cite web|url=http://www.amazon.com/Goku-Tenkaichi-Budokai-Dragonball-Keychain/dp/B000YP7H52/ref=sr_1_82?ie=UTF8&s=toys-and-games&qid=1221331234&sr=1-82|title=Goku & Tenkaichi Budokai - Dragonball Twin Figure Keychain (Japanese Imported)|publisher=[[Amazon.com]]|accessdate=2008-09-11}}</ref> <br />
<br />
Other manga artists, such as ''Naruto'' creator [[Masashi Kishimoto]] and ''One Piece'' creator [[Eiichiro Oda]], have stated that Goku inspired their series' main protagonists.<ref>{{cite book |last=Kishimoto|first=Masashi |title=Uzumaki: the Art of Naruto|year=2007 |publisher=[[Viz Media]] |pages=138-139 |isbn=1-4215-1407-9}}</ref><ref>''One Piece Color Walk'' - Vol.1 - Interview with Eiichiro Oda and Akira Toriyama ((JP) ISBN 978-4088592176)</ref> In a survey conducted by [[Oricon]] in 2007 between 1,000 people, Goku ranked first place as the "Strongest Manga character of all time."<ref name=oricon>{{cite web|url=http://rn-cdn.oricon.co.jp/news/ranking/45750/#rk|title=1000人が選んだ!漫画史上“最強”キャラクターランキング!|language=Japanese|accessdate=2007-10-28}}</ref><br />
<br />
== See also ==<br />
* [[Son Goku (disambiguation)]]<br />
<br />
== References ==<br />
{{Reflist|2}}<br />
<br />
== External links ==<br />
{{wikiquote}}<br />
* [http://www.absoluteanime.com/dragon_ball/goku.htm Profile] at absoluteanime<br />
<br />
{{Dragon Ball characters}}<br />
<br />
[[Category:Dragon Ball superhuman characters]]<br />
[[Category:Anime and manga characters who can fly]]<br />
[[Category:Anime and manga characters who can teleport]]<br />
[[Category:Child characters in anime and manga]]<br />
[[Category:Child characters in television]]<br />
[[Category:Child superheroes]]<br />
[[Category:Extraterrestrial superheroes]]<br />
[[Category:Fictional adoptees]]<br />
[[Category:Fictional orphans]]<br />
[[Category:Fictional shapeshifters]]<br />
[[Category:Japanese superheroes]]<br />
<br />
[[ar:سان غوكو]]<br />
[[ca:Son Goku]]<br />
[[da:Son Gokū]]<br />
[[es:Son Gokū]]<br />
[[eu:Son Goku]]<br />
[[fr:Sangoku]]<br />
[[gl:Son Goku]]<br />
[[ko:손오공 (드래곤볼)]]<br />
[[hr:Goku]]<br />
[[id:Son Goku]]<br />
[[it:Goku]]<br />
[[lt:Songokas]]<br />
[[hu:Son Goku]]<br />
[[ms:Son Goku]]<br />
[[nl:Son Goku]]<br />
[[ja:孫悟空 (ドラゴンボール)]]<br />
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[[pl:Son Goku]]<br />
[[pt:Son Goku]]<br />
[[sq:Goku]]<br />
[[sr:Goku]]<br />
[[fi:Son Goku (Dragon Ball)]]<br />
[[th:ซุน โกคู]]<br />
[[vi:Sôngôku]]<br />
[[zh:孙悟空 (漫画角色)]]</div>165.155.200.81