https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=138.246.3.7 Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-04-29T06:11:19Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.44.0-wmf.25 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ignatz_Bubis&diff=240966887 Ignatz Bubis 2024-01-08T10:18:55Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>[[Datei:IgnatzBubis1997 091.jpg|mini|Ignatz Bubis (1997)]]<br /> '''Ignatz Bubis''' (* [[12. Januar]] [[1927]] in [[Breslau]]; gestorben am [[13. August]] [[1999]] in [[Frankfurt am Main]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Kaufmann]], [[Politiker]] ([[Freie Demokratische Partei|FDP]]) und [[Vorsitzender]] des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrates der Juden in Deutschland]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> === Kindheit und Jugend ===<br /> Bubis war das jüngste von sieben Kindern. Sein Vater Jehoshua Josef Bubis war Angestellter einer Schifffahrtsgesellschaft in Breslau, die Mutter Hannah geb. Bronspiegel war Hausfrau. Bubis Eltern waren 1919 aus Russland nach Deutschland gekommen. Als mit der [[Machtergreifung]] der Nationalsozialisten eine [[Judenfeindlichkeit|judenfeindliche]] Politik in Deutschland einsetzte und es auch zu Tätlichkeiten gegen die Familie Bubis kam, verließ diese 1935 Breslau und zog nach [[Dęblin]] in Polen. Nach der Besetzung Polens im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war die Familie Bubis wieder deutscher antisemitischer Verfolgung ausgesetzt. Im Februar 1941 musste Bubis mit seinem Vater ins Dębliner [[Ghetto]] ziehen. Die Mutter war 1940 an Krebs gestorben. Vom [[Judenrat]] des Ghettos wurde Bubis als Postbote beschäftigt. 1942 wurde der Vater in das [[Vernichtungslager Treblinka]] [[Deportation#Deportationen während des Nationalsozialismus|deportiert]] und dort ermordet.&lt;ref name=&quot;Spiegel 1992&quot;&gt;{{Der Spiegel |ID=13679266 |Autor=Bruno Schrep |Titel=Mit Haß kann ich nicht leben |Jahr=1992 |Nr=41 |Datum=1992-10-05 |Seiten=77–79}}&lt;/ref&gt; Auch Ignatz Bubis’ Bruder und eine Schwester wurden von den Nationalsozialisten umgebracht. Bubis selbst wurde Ende 1944 in das [[Arbeitslager|Zwangsarbeitslager]] bei [[Częstochowa|Tschenstochau]] ([[Polnische Sprache|poln.]] Częstochowa) gebracht, wo er in einer Munitionsfabrik arbeitete. Am 16. Januar 1945 wurde das Lager von der [[Rote Armee|Roten Armee]] befreit. Aufgrund seiner Verschleppung durch die Nationalsozialisten konnte Bubis nur sechs Jahre lang Schulen besuchen. Er eignete sich in Folge sein gesamtes Wissen selbst an.&lt;ref name=&quot;Spiegel 1992&quot; /&gt;<br /> <br /> === Nachkriegszeit ===<br /> Nach Kriegsende ging Bubis nach Deutschland. Zuerst betrieb er für die Militärbehörden [[Tauschzentrale]]n in der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]], wo man für Wertsachen Lebensmittel bekam. 1948 wurde er wegen angeblichen Kaffeeschmuggels verhaftet, jedoch bald freigelassen (Bubis selbst führt das Zerwürfnis darauf zurück, dass er jüdische Armeeangehörige bei der [[Fahnenflucht|Desertation]] unterstützt hatte).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Günther Wagenlehner |Titel=Sowjetische Militärtribunale |Verlag=Böhlau Verlag Köln Weimar |Datum=2001 |ISBN=978-3-412-06801-1 |Seiten=249 |Online={{Google Buch |BuchID=z8HMRmiV134C |Seite=249 |Hervorhebung=tauschzentralen sowjetische besatzungszone}}}}&lt;/ref&gt; 1949 flüchtete er vor der sowjetischen [[Geheimpolizei]] in den Westen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Hierholzer, Vera |url=https://www.hdg.de/lemo/biografie/ignatz-bubis.html |titel=Biografie Ignatz Bubis |werk=LeMO-Biografien |hrsg=Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland |abruf=2021-01-21 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; In Berlin und in Pforzheim betätigte er sich im Schmuck- und Goldhandel. 1953 heiratete er Ida Rosenmann, die er seit ihrer Kindheit kannte und die ebenfalls im Ghetto Dęblin und im Arbeitslager Tschenstochau gewesen war. 1956 kam Bubis mit seiner Frau nach Frankfurt am Main, wo er sich auf das Immobiliengeschäft konzentrierte.<br /> <br /> Im [[Frankfurter Häuserkampf]] wurden auch Häuser besetzt, die Bubis erworben hatte, um sie abreißen zu lassen. Bubis wurde stärker als andere Bauunternehmer von den Besetzern als Spekulant attackiert und bedroht. Er empfand das als absichtliches Anprangern des „jüdischen Buhmanns“. Protagonisten der Szene wie [[Daniel Cohn-Bendit]] und [[Joschka Fischer]] hätten sich damit bei ihren Anhängern angebiedert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=[[Bettina Röhl]] (unbestätigt) |url=https://hiram7.wordpress.com/2007/09/29/bettina-rohls-interview-von-ignatz-bubis/ |titel=Interview mit Ignatz Bubis, 1999 |werk=Hiram7 Review |datum=2007 |abruf=2021-01-21 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1976 erschien von [[Rainer Werner Fassbinder]] das Theaterstück ''[[Der Müll, die Stadt und der Tod]]'' mit einem jüdischen Immobilienspekulanten als negativer Hauptfigur. Die Öffentlichkeit bezog das sofort auf Bubis’ Person. Bubis und andere engagierten sich viele Jahre lang gegen das Stück, das sie als Versuch einer „Schuldumkehr“ sahen;&lt;ref name=&quot;Fuehrer&quot; /&gt; Bubis sprach von „subventioniertem Antisemitismus“.&lt;ref name=&quot;NZZ&quot;&gt;Joachim Güntner: [https://www.nzz.ch/aktuell/startseite/articleF6YPS-1.360477 ''Citoyen und Jude. Ignatz Bubis in einer Ausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt'']. In: ''[[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]]'' 18. Mai 2007.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1979 wurde Bubis, seit 1969 Mitglied der [[FDP Hessen]], als Beisitzer in den Frankfurter Kreisvorstand dieser Partei gewählt. Zwei andere Vorstandsmitglieder legten aus Protest gegen die Wahl des „Spekulanten“ ihre Ämter nieder.&lt;ref name=&quot;Fuehrer&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Karl Christian Führer |Titel=Die Stadt, das Geld und der Markt: Immobilienspekulation in der Bundesrepublik 1960-1985 |Verlag=Walter de Gruyter GmbH &amp; Co KG |Datum=2015 |ISBN=978-3-11-041541-4 |Seiten=151 |Online={{Google Buch |BuchID=uY5lCwAAQBAJ |Seite=151 |Hervorhebung=bubis methoden fdp}}}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In den 1980er Jahren investierte Bubis in deutsche und israelische Hotelketten sowie in den Bau von [[Sozialer Wohnungsbau|Sozialwohnungen]] und Luxusimmobilien in Berlin.&lt;ref name=&quot;Spiegel 1986&quot;&gt;{{Der Spiegel |ID=13517099 |Titel=Krumme Straße – In den Berliner Bauskandal ist jetzt auch ein Frankfurter Unternehmer verwickelt: Ignatz Bubis |Jahr=1986 |Nr=7 |Datum=1986-02-10 |Seiten=119–120}}&lt;/ref&gt; Der [[Der Spiegel|Spiegel]] stellte ihn in den Zusammenhang mit einem lokalen Bau- und Korruptionsskandal.&lt;ref name=&quot;Spiegel 1986&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=13526107 |Titel=Korruption: Mafiose Verflechtung |Jahr=1988 |Nr=5 |Datum=1988-02-01 |Seiten=53–56}}&lt;/ref&gt; Zuletzt blieb der unternehmerische Erfolg aus. Als nach Bubis’ Tod seine gut 50 Grundstücke und Gebäude im Bundesgebiet verkauft wurden, stellte sich heraus, dass viele hoch verschuldet waren; die Firma ging in die Insolvenz.&lt;ref name=&quot;Spiegel 2004&quot;&gt;{{Der Spiegel |ID=31478231 |Autor=Andreas Wassermann |Titel=Unauffällig abgewickelt |Jahr=2004 |Nr=29 |Datum=2004-07-12 |Seiten=50}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Jüdische Organisationen ===<br /> [[Datei:Denkmal fuer die Opfer des Olympiaattentats 1972 Einweihung 1995 - 3.jpg|mini|Ignatz Bubis 1995 bei der Einweihung des Denkmals für die Opfer des Olympiaattentats 1972]]<br /> 1965–1973 war Bubis Vorstandsmitglied der [[Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main|Jüdischen Gemeinde in Frankfurt]]. 1973 verzichtete er wegen der öffentlichen Vorwürfe gegen die Bauunternehmen zunächst auf die Wiederkandidatur. 1978 kandidierte er jedoch erneut und wurde zum Vorsitzenden gewählt; gleichzeitig zum Mitglied des Direktoriums des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrates der Juden in Deutschland]]. 1985 wurde er in dessen Verwaltungsrat und 1989 zum zweiten Vorsitzenden des Zentralrats gewählt. Nach dem Tod des Vorsitzenden [[Heinz Galinski]] wurde Bubis 1992 dessen Nachfolger. 1997 wurde er in diesem Amt bestätigt. Anders als sein Vorgänger entwickelte Bubis eine große öffentliche Präsenz und vertrat die jüdischen Interessen pragmatisch und konziliant.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Wolfgang Benz |Titel=Charisma und Resignation: Ignatz Bubis |Sammelwerk=Deutsche Juden im 20. Jahrhundert |Verlag=C.H.Beck |Datum=2011 |ISBN=978-3-406-62293-9}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Politisches Engagement ===<br /> Ignatz Bubis war seit 1969 Mitglied der FDP, deren [[FDP-Bundesvorstand|Bundesvorstand]] er 1995–1999 angehörte. Bis zu seinem Tode vertrat er seine Partei im [[Magistrat (Deutschland)|Magistrat]] und in der [[Gemeinderat (Deutschland)|Stadtverordnetenversammlung]] von Frankfurt am Main. 1979 bis 1992 saß er im [[Rundfunkrat]] des [[Hessischer Rundfunk|Hessischen Rundfunks]], von 1987 bis 1992 als Vorsitzender dieses Gremiums. 1993 wechselte er in den Verwaltungsrat des HR, dem er bis 1996 angehörte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://web.ard.de/ard-chronik/index/7575 |titel=Chronik der ARD {{!}} Ignatz Bubis gestorben |werk=ard.de |abruf=2021-01-21 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bubis gehörte in der FDP zu den entschiedensten Unterstützern von Einwanderern und Geflüchteten in Deutschland. 1992 kritisierte er die Änderung des Asylrechts&lt;ref&gt;Volker Müller: [https://www.berliner-zeitung.de/archiv/die-bitterkeit-des-unbeirrbaren-mahners,10810590,9690050.html ''Die Bitterkeit des unbeirrbaren Mahners'']. In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 31. Juli 1999, S. 2.&lt;/ref&gt; und unterstützte 1992/1993 die Gründung der Liberalen Türkisch-Deutschen Vereinigung (LTD), bei deren Veranstaltungen er oftmals als Redner auftrat. Im Mai 1999 schlug er den Bundesvorsitzenden der LTD, [[Mehmet Daimagüler]], auf dem Bremer Parteitag für den Bundesvorstand der FDP vor.<br /> <br /> Bubis war im Jahr 1993 als möglicher Kandidat für das Amt des [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsidenten]] im Gespräch.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Uffa Jensen |Titel=Politik und Recht |Verlag=Verlag Ferdinand Schöningh |Datum=2014 |ISBN=978-3-657-77786-0 |Seiten=7-11 |Online={{Google Buch |BuchID=G454DwAAQBAJ |Seite=7 |Hervorhebung=bubis die woche 1993}}}}&lt;/ref&gt; Er lehnte eine Kandidatur jedoch mit der Begründung ab, für ein jüdisches Staatsoberhaupt sei Deutschland noch nicht reif.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Rafael Seligmann |url=https://www.fnp.de/politik/ignatz-bubis-mann-format-10479847.html |titel=Ignatz Bubis: Ein Mann von Format |werk=Frankfurter Neue Presse |datum=2017-01-10 |abruf=2021-01-22 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Sonstiges Engagement ===<br /> Bubis war Mitglied im Aufsichtsrat der Münchner ''Deutsche Private Finanzakademie'' (DPFA).&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=8681116 |Titel=Sehr schmerzlicher Prozeß |Jahr=1997 |Nr=13 |Datum=1997-03-24 |Seiten=78–79}}&lt;/ref&gt; Von 1997 bis 1999 war er Mitglied des Kuratoriums der [[Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit|Friedrich-Naumann-Stiftung]].<br /> <br /> === Privates ===<br /> Ignatz Bubis war mit Ida Bubis, geb. Rosenmann, verheiratet und Vater von Naomi Bubis (* 1963). Bubis war tief in den Traditionen seiner Vorfahren verwurzelt. Er glaubte nicht an den biblischen Gott, sondern, in philosophischer Form, an eine Art „höheres Wesen“ und an die „ethische Ordnung der Religion“, an deren Regeln er sich seit seiner Kindheit hielt. Er trat für die strikte Einhaltung orthodoxer Grundsätze auch von nachfolgenden Generationen ein.&lt;ref name=&quot;Spiegel 1992&quot; /&gt;<br /> <br /> Am 1. August 1995 wurde [[Bea Wyler]] als Rabbinerin in die jüdischen Gemeinden in Oldenburg und Braunschweig berufen. Doch Ignatz Bubis als Vorsitzender des Zentralrats der Juden, erklärte, er werde „an keinem Gottesdienst teilnehmen, der von einer Frau geleitet wird.“&lt;ref&gt;[https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/ignatz-bubis-mag-sich-nicht-an-rabbinerin-gewoehnen-100.html Ignatz Bubis mag sich nicht an Rabbinerin gewöhnen, vom 17. Juli 1995] auf der Homepage des swr, abgerufen am 30. August 2022&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Bestattung, Nachruf ===<br /> Bubis wurde auf eigenen Wunsch auf dem Kiriat-Schaul-Friedhof in [[Tel Aviv-Jaffa|Tel Aviv]] ([[Israel]]) beerdigt, nicht weil er sich Deutschland nicht verbunden gefühlt hätte, sondern weil er fürchtete, dass auf sein Grab neonazistische Anschläge verübt werden könnten, so wie es mit dem Grab von Galinski geschehen war.<br /> <br /> Während der Beerdigung von Ignatz Bubis in Israel spritzte ein exzentrischer Israeli Farbe auf das Grab. Bubis habe den Deutschen zum eigenen Profit „ein schlechtes Gewissen gemacht“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Wolfgang Büscher |Titel=Ein Psychopath oder nur ein Exzentriker? |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=1999-08-20 |Online=https://www.welt.de/print-welt/article581260/Ein-Psychopath-oder-nur-ein-Exzentriker.html |Abruf=2021-01-21}}; {{Internetquelle |autor=Wiener Zeitung Online |url=https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/nachrichten/welt/weltpolitik/364437_Israeli-schaendete-Grab-von-Bubis-in-Tel-Aviv.html |titel=Mit schwarzer Farbe besprüht - Israeli schändete Grab von Bubis in Tel Aviv |abruf=2021-12-03 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; Der ''[[Corriere della Sera]]'' schrieb in diesem Zusammenhang: „Der deutsche Jude Ignatz Bubis wurde als Inkarnation der Alternative zum [[Zionismus]] betrachtet. Eine unbequeme Persönlichkeit in Israel.“&lt;ref&gt;Aus ''Pressestimmen''. In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 18. August 1999.&lt;/ref&gt; Immer wieder verteidigte er die Bundesrepublik im Ausland als demokratisch geläuterten Staat.&lt;ref name=&quot;NZZ&quot; /&gt;<br /> <br /> == Positionen ==<br /> Bubis wollte als Politiker und Repräsentant einer Minderheit nicht auf die Rolle des Mahners festgelegt werden. Ihm schwebte ein normales, selbstverständliches Zusammenleben aller vor: Juden, Nichtjuden, Asylbewerber, und Einwanderer, von woher auch immer. Diese Perspektive versuchte er in zahlreichen Reden und Schriften zu vermitteln. Die ''Berliner Zeitung'' beschrieb ihn als „Missionar eines toleranten Zusammenlebens von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen, von türkischen und kurdischen, albanischen und serbischen Mitbürgern“.&lt;ref&gt;Volker Müller: [https://www.berliner-zeitung.de/archiv/ein-mann-der-aufklaerung-und-des-ausgleichs---zum-tode-von-ignatz-bubis-das-mahnmal-im-herzen,10810590,9695908.html ''Das Mahnmal im Herzen. Ein Mann der Aufklärung und des Ausgleichs'']. In: ''Berliner Zeitung'', 14./15. August 1999, S. 3.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Beim Holocaust-Gedenktag 1989 und bei einer Rede zum 9. November zitierte Bubis einige Passagen aus der umstrittenen [[Jenninger-Rede]], ohne dass das Publikum dies bemerkte.&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/politik/falsches-bild-a-340e8dbe-0002-0001-0000-000009246103 Gedenkreden: »Falsches Bild«], DER SPIEGEL 49/1995&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bubis war nicht kompromisslos. So brachte er 1987 die jüdische Gemeinde im [[Börneplatzkonflikt]] dazu, der Überbauung von mittelalterlichen jüdischen Relikten zuzustimmen, und 1988 verhinderte er den Eklat, als [[Helmut Kohl]] von der Gedenkfeier zum Jahrestag der [[Novemberpogrome 1938|Novemberpogrome]] in der Frankfurter Synagoge ausgeladen werden sollte. Andererseits dokumentierte Bubis mit seinem unmissverständlichen, offensiven Auftreten in der Fassbinder-Kontroverse 1985 und nochmals 1998 (als das [[Maxim-Gorki-Theater]] eine Aufführung von ’''Der Müll, die Stadt und der Tod'' plante) ein ungeahntes, neues Selbstbewusstsein der jüdischen Deutschen, für die er Mitspracherecht im kulturellen Alltag abseits von Schuld- und Sühneritualen einforderte.<br /> <br /> Oft wandte Bubis sich gegen antisemitische oder auch philosemitische Ausgrenzungen der jüdischen Deutschen. Er betonte, „nie eine andere Staatsbürgerschaft als die deutsche“ besessen zu haben.&lt;ref&gt;Wolfgang Benz 2011, S. 196&lt;/ref&gt; Nach dem [[Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen|Pogrom von Rostock-Lichtenhagen]] besuchte eine Delegation des Zentralrates am 2. November 1992 die Stadt. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Karlheinz Schmidt fragte Bubis: „Sie sind deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, Ihre Heimat ist Israel. Ist das richtig so?“ worauf Bubis entgegnete „Sie wollen mit anderen Worten wissen, was ich hier eigentlich zu suchen habe?“ – Karlheinz Schmidt musste später zurücktreten und kündigte eine schriftliche Entschuldigung an, die jedoch nie erfolgte.&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/1992/46/worte-der-woche/komplettansicht Worte der Woche 6. November 1992 in ''„Die Zeit“''].&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/1992/46/humor-im-recht/komplettansicht BONNER BÜHNE Humor im Recht 6. November 1992 in ''„Die Zeit“'']&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=13681155 |Autor=Rafael Seligmann |Titel=Die Juden leben |Jahr=1992 |Nr=47 |Datum=1992-11-16 |Seiten=75–78}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/1992/50/abschied-vom-deutschen-sein/komplettansicht ''Abschied vom deutschen „Sein“'' von Otto Kalischeuer 4. Dezember 1992 in ''„Die Zeit“''].&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/1999/34/199934.bubis_.xml/komplettansicht Robert Leicht 19. August 1999 in ''„Die Zeit“'' ''Am Ende nirgendwo zu Hause'']&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/2002/24/Was_ist_Antisemitismus_/seite-3 ''Was ist Antisemitismus?'' von Götz Aly 6. Juni 2002 in ''„Die Zeit“''].&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.stern.de/politik/deutschland/deutsche-vergangenheit-vom-schwierigen-umgang-mit-dem-antisemitismus-515092.html ''Deutsche Vergangenheit Vom schwierigen Umgang mit dem Antisemitismus'' 31. Oktober 2003 im ''„Stern“'']&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/2008/06/P-Kauders ''„Trotz Auschwitz“'' Willi Jasper 2. Februar 2008 in „Die Zeit“].&lt;/ref&gt; Drei Tage später wurde Bubis vom [[MDR Fernsehen|Fernsehsender MDR]] mit fadenscheiniger Begründung ausgeladen.&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/1992/48/beim-mdr-darf-er/komplettansicht IGNATZ BUBIS, DER MITTELDEUTSCHE RUNDFUNK UND HERR BILGES 20. November 1992 in „Die Zeit“].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Beim Besuch des israelischen Präsidenten [[Ezer Weizmann|Weizman]] im Jahr 1996 gratulierte [[Günter Reichert (Politikwissenschaftler)|Günter Reichert]], damals Präsident der [[Bundeszentrale für politische Bildung]], Bubis zur Rede „seines“ Staatsoberhauptes. Bubis antwortete: „Oh, Präsident [[Roman Herzog|Herzog]] hält immer gute Reden“, aber Reichert beharrte darauf, Bubis zum Ausländer zu machen – „Ich meine Ihren Präsidenten, Herrn Weizman.“ Dies erwähnte Bubis unter anderem später in einer Rede auf einer Versammlung des [[Allianz SE|Allianz-Konzerns]] in Frankfurt/Main.&lt;ref&gt;[https://www.hagalil.com/deutschland/bubis/presse/bubis-sp.htm Verneigung vor einem großen Deutschen] (SPIEGEL ONLINE 32/1999), auf hagalil.com&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1993 erschien Ignatz Bubis’ erste Biographie von Edith Kohn unter dem Titel ''Ich bin ein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens''. 1996 veröffentlichte er das ebenfalls biographische Werk ''Damit bin ich noch lange nicht fertig'' zusammen mit dem Ghostwriter [[Peter Sichrovsky]],&lt;ref name=&quot;hagalil.buch&quot;&gt;[https://www.hagalil.com/deutschland/bubis/buch.htm buecher.judentum.de], auf hagalil.com, abgerufen am 15. Dezember 2012&lt;/ref&gt; von dem er sich jedoch wegen Arbeitsmängeln trennte; Sichrovsky habe Inhalte verwechselt oder erfunden. Das Buch wurde später umgeschrieben.&lt;ref name=&quot;Spiegel 1996&quot;&gt;{{Der Spiegel |ID=9102098 |Autor=Karen Andresen |Titel=Wir bleiben immer Fremde |Jahr=1996 |Nr=41 |Datum=1996-10-07 |Seiten=40–43}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1998 verweigerten Bubis und seine Frau dem Schriftsteller [[Martin Walser]] nach dessen Friedenspreisrede in der [[Frankfurter Paulskirche|Paulskirche]] demonstrativ den Applaus. Walser hatte von der „Moralkeule Auschwitz“ gesprochen und gegen die „Dauerpräsentation der deutschen Schande“ polemisiert (später distanzierte&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=WELT |Titel=Umstrittene Rede: Martin Walser bezeichnet Paulskirchenrede als „menschliches Versagen“ |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2018-05-19 |Online=https://www.welt.de/kultur/article176528856/Umstrittene-Rede-Martin-Walser-bezeichnet-Paulskirchenrede-als-menschliches-Versagen.html |Abruf=2021-01-22}}&lt;/ref&gt; er sich von der Rede). Bubis nannte ihn einen „geistigen Brandstifter“ (was er später zurücknahm); er wolle „die Geschichte verdrängen und die Erinnerung auslöschen“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Karsten Luttmer |url=https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/die-walser-bubis-kontroverse/ |titel=Die Walser-Bubis-Kontroverse im Jahr 1998 |werk=Zukunft braucht Erinnerung |datum=2004-10-05 |abruf=2021-01-22 |sprache=de-DE}}&lt;/ref&gt; [[Klaus von Dohnanyi]], der Walser verteidigte, sprach Bubis daraufhin ab, als Jude nachvollziehen zu können, worum es Walser gegangen sei, und fragte, ob sich die Juden „''so sehr viel tapferer als die meisten anderen Deutschen verhalten hätten, wenn nach [[Machtergreifung|1933]] ‚nur‘ die Behinderten, die Homosexuellen und die [[Roma]] in die [[Vernichtungslager]] geschleppt worden wären''.“ Bubis meinte, von Dohnanyi sei mit dieser „bösartigen“ Frage noch expliziter als Walser geworden.&lt;ref&gt;[[Matthias N. Lorenz]]: „Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede (Martin Walser, 1998).“ In: Wolfgang Benz: ''Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart.'' Bd. 7 ''Literatur, Film, Theater und Kunst.'' De Gruyter, Berlin 2015, S. 103 ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einen Monat vor seinem Tod äußerte sich Bubis resigniert über seine Amtszeit, in der er fast nichts habe bewegen können:&lt;ref&gt;[https://www.hagalil.com/deutschland/bubis/presse/stern.htm Der unabhängige Demokrat], auf hagalil.com&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Ich wollte diese Ausgrenzerei, hier Deutsche, dort Juden, weghaben. Ich habe gedacht, vielleicht schaffst du es, daß die Menschen anders über einander denken, anders miteinander umgehen. Aber, nein, ich habe fast nichts bewegt.}}<br /> <br /> == Ehrungen ==<br /> * 1992: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz 1.&amp;nbsp;Klasse]]<br /> *1993: [[Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main]]<br /> * 1993: [[Heinz Herbert Karry-Preis]]&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=9278503 |Titel=Ehrung: Ignatz Bubis |Jahr=1993 |Nr=15 |Datum=1993-04-12 |Seiten=256}}&lt;/ref&gt;<br /> * 1993: [[Wilhelm-Leuschner-Medaille]]<br /> * 1994: [[Erich-Kästner-Preis (Dresden)|Erich-Kästner-Preis]] des Presseclubs Dresden e.&amp;nbsp;V.<br /> * 1996: [[Theodor-Heuss-Stiftung|Theodor-Heuss-Preis]]<br /> *1996: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Bundesverdienstkreuz]]<br /> *1999: [[Hedwig-Burgheim-Medaille]]<br /> *1999: [[Ricarda-Huch-Preis]] der Stadt [[Darmstadt]] (postum) – Mit dieser Auszeichnung werden Persönlichkeiten geehrt, „deren Wirken in hohem Maße bestimmt ist durch unabhängiges Denken und mutiges Handeln“ und die die „Ideale der Humanität und Völkerverständigung als Werte der historisch-kulturellen Identität der europäischen Gesellschaft fördern“.<br /> * 1999: Ehrensenator der [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]] (postum)<br /> *2000: Im Dezember 2000 wurde in Frankfurt am Main die ''Obermainbrücke'' in [[Ignatz-Bubis-Brücke]] umbenannt.<br /> *seit 2001: verleiht die Stadt Frankfurt am Main den ''[[Ignatz-Bubis-Preis|Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung]]''.<br /> <br /> == Schriften ==<br /> * ''Ich bin ein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Ein autobiographisches Gespräch. '' Kiepenheuer und Witsch, Köln 1993, ISBN 3-462-02274-1.<br /> * ''Liberalismus.'' In: [[Werner Bruns]], [[Walter Döring]] (Hrsg.): ''Der selbstbewusste Bürger. Die Liberalen Perspektiven.'' Bouvier, Bonn 1995.<br /> * ''Juden in Deutschland.'' Aufbau Verlag, Berlin 1996, ISBN 978-3-7466-8505-2.<br /> * (Ghostwriter [[Peter Sichrovsky]]&lt;ref name=&quot;Spiegel 1996&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;hagalil.buch&quot; /&gt;): ''Damit bin ich noch längst nicht fertig.'' 1996 (Autobiografie).<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Fritz Backhaus]], [[Raphael Gross]], Michael Lenarz (Hrsg.): ''Ignatz Bubis. Ein jüdisches Leben in Deutschland.'' Jüdischer Verlag im Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-633-54224-6 (Ausstellungskatalog, Frankfurt am Main, Jüdisches Museum, 16. Mai – 11. November 2007).<br /> * ''Ich habe die Moral nie für mich gepachtet'' – Gespräch mit [[Ludger Bült]], 55 Minuten, Ursendung: 16. Juni 1999, [[MDR Kultur]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|audio=0|video=0}}<br /> {{Wikiquote|Ignatz Bubis}}<br /> * {{DNB-Portal|119097605}}<br /> * {{DDB|Person|119097605}}<br /> * {{DHM-HdG |Bio=ignatz-bubis |Titel=Ignatz Bubis |Autor=Vera Hierholzer}}<br /> * [https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/preise-und-ehrungen/ignatz-bubis-preis Ignatz-Bubis-Preis] der Stadt [[Frankfurt am Main]]<br /> &lt;!--* [http://www.shoa.de/nachkriegsdeutschland/gedenkkulturen-nach-1945/116.html Walser-Bubis-Kontroverse] auf shoa.de (ausführliche Darstellung und Beurteilung)--&gt;<br /> * Inge Günther: [https://www.berliner-zeitung.de/newsticker/ignatz-bubis-wollte-nicht-in-deutschland-beigesetzt-werden---es-ist-ein-vermaechtnis--das-die-trauernden-in-tel-aviv-tief-bewegt-ein-grab-in-israel,10917074,9695914.html ''Ein Grab in Israel'']. In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 16. August 1999.<br /> * [https://www.juedischesmuseum.de/de/erkunden/detail/ignatzbubiseinjuedischeslebenindeutschland/ ''Ignatz Bubis (1927–1999) – Ein jüdisches Leben in Deutschland'']. Ausstellung im Jüdischen Museum in Frankfurt am Main<br /> * {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=119097605|titel=Bubis, Ignatz|datum=2022-01-12}}<br /> <br /> == Quellen und Einzelnachweise ==<br /> <br /> * Wolfgang Benz: Charisma und Resignation: Ignatz Bubis. In: Deutsche Juden im 20. Jahrhundert:. C.H.Beck, 2011, ISBN 978-3-406-62293-9. (Im Kapitel &quot;Positionen&quot; verwendet)<br /> <br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Präsidenten des Europäischen Jüdischen Kongresses<br /> |Navigationsleiste Vorsitzende, Präsidenten und Generalsekretäre des Zentralrats der Juden in Deutschland<br /> }}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=119097605|LCCN=nr94029006|VIAF=115517236}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Bubis, Ignatz}}<br /> [[Kategorie:Überlebender des Holocaust]]<br /> [[Kategorie:Person (Zentralrat der Juden in Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Politiker (Frankfurt am Main)]]<br /> [[Kategorie:Person des Judentums (Frankfurt am Main)]]<br /> [[Kategorie:FDP-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:Mitglied im Kuratorium der Friedrich-Naumann-Stiftung]]<br /> [[Kategorie:Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg]]<br /> [[Kategorie:Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes]]<br /> [[Kategorie:Träger des Hessischen Verdienstordens]]<br /> [[Kategorie:Träger der Wilhelm-Leuschner-Medaille]]<br /> [[Kategorie:Träger des Theodor-Heuss-Preises]]<br /> [[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1927]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1999]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Bubis, Ignatz<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (FDP), Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland (1992–1999)<br /> |GEBURTSDATUM=12. Januar 1927<br /> |GEBURTSORT=[[Breslau]]<br /> |STERBEDATUM=13. August 1999<br /> |STERBEORT=[[Frankfurt am Main]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Berlin&diff=240734943 Araber in Berlin 2024-01-01T14:45:58Z <p>138.246.3.7: /* Kriminalität */</p> <hr /> <div>'''Araber in Berlin''' bilden nach den [[Türken in Berlin]] die zweitgrößte ethnische Minderheitengruppe in der Stadt.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die meisten Araber in Berlin sind [[Flüchtling]]e. Sie kamen vor allem nach 1975 während des [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkriegs]] und nach der Machtübernahme durch [[Saddam Hussein]] im [[Irak]] im Jahr 1979 als [[Asylbewerber]] in die Bundesrepublik Deutschland. Die Einreise erfolgte zumeist illegal über [[Ostberlin]]; die Flüchtlinge erhielten am [[Flughafen Berlin-Schönefeld|Flughafen Schönefeld]] ein Transit[[visum]] für die DDR und fuhren mit Zügen nach [[West-Berlin]] weiter, wo sie einen Asylantrag stellten. Die deutschen Behörden kontrollierten die Grenzen aufgrund des [[Berlin-Frage|Berliner Sonderstatus]] nicht.&lt;ref&gt;[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin'', Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S.&amp;nbsp;76–78.&lt;/ref&gt; In den Statistiken wurden auch verfolgte Kurden als „Staatsbürger des Irak“ erfasst, so dass sich aus ihnen nicht ergibt, wie viele ''Araber'' aus dem Irak flohen.<br /> <br /> In den 2000er Jahren während der [[Besetzung des Irak 2003–2011|Besetzung des Irak]] sowie aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkriegs]] und des seit 2014 andauernden irakischen Bürgerkriegs kamen weitere irakische und [[syrische Flüchtlinge]] nach Berlin. Die anderen Araber sind von der Herkunft her zumeist [[Marokko|Marokkaner]], [[Algerien|Algerier]], [[Tunesier]] und [[Ägypten|Ägypter]].<br /> <br /> == Verbreitung ==<br /> Ende Juni 2019 lebten 150.705 Personen mit einem [[Araber|arabischen]] [[Migrationshintergrund]] in der Stadt, die 4,0&amp;nbsp;Prozent der Bevölkerung ausmachen.&lt;ref name=&quot;statistik-berlin-brandenburg&quot;&gt;[https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/stat_berichte/2019/SB_A01-05-00_2019h01_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&amp;nbsp;17, (PDF).&lt;/ref&gt; Die meisten Berliner mit einem arabischen Migrationshintergrund stammen aus [[Syrien]] (43.304 Personen), gefolgt von [[Libanon]] (29.561 Personen).&lt;ref name=&quot;statistik-berlin-brandenburg&quot; /&gt; Ende Juni 2019 hatten 53.906 in Berlin lebende Deutsche einen arabischen Migrationshintergrund&lt;ref&gt;[https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/stat_berichte/2019/SB_A01-05-00_2019h01_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&amp;nbsp;13, (PDF).&lt;/ref&gt;, 96.799 Berliner sind Staatsangehörige eines Mitgliedslands der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]]&lt;ref&gt;[https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/stat_berichte/2019/SB_A01-05-00_2019h01_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&amp;nbsp;15, (PDF).&lt;/ref&gt;. Araber in Berlin sind keine homogene Gruppe. Sie stammen aus über 20 Ländern und leben vor allem in den Stadtteilen [[Berlin-Neukölln|(Nord-)Neukölln]], [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]], [[Berlin-Moabit|Moabit]], [[Berlin-Wedding|Wedding]], [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]] und [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]].&lt;ref&gt;Shahd Wari: ''Palestinian Berlin: Perception and Use of Public Space''. In: Habitat–International. Schriften zur Internationalen Stadtentwicklung, Band 22. Lit-Verlag 2017: S. 67, 74, 259&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ähnlich wie die türkische Gemeinde sind die Araber vor allem in den innerstädtischen Vierteln [[West-Berlin]]s konzentriert.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> ! align=&quot;center&quot; colspan=&quot;5&quot; style=&quot;background:#E7DCC3;&quot;| Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zwölf Bezirken<br /> &lt;small&gt;Stand: 30.&amp;nbsp;Juni 2019&lt;ref name=&quot;statistik-berlin-brandenburg&quot; /&gt;&lt;/small&gt;&lt;br /&gt;<br /> |-<br /> ! align=&quot;center&quot; style=&quot;background:#E7DCC3;&quot;| Rang<br /> ! align=&quot;center&quot; style=&quot;background:#E7DCC3;&quot;| Bezirk<br /> ! align=&quot;center&quot; style=&quot;background:#E7DCC3;&quot;| Anzahl<br /> ! align=&quot;center&quot; style=&quot;background:#E7DCC3;&quot;| Anteil<br /> |-<br /> | align=center | 1 ||align=left | [[Bezirk Neukölln|Neukölln]] || 23.084 || 7,0 %<br /> |-<br /> | align=center | 2 ||align=left | [[Bezirk Mitte|Mitte]] || 26.555 || 6,9 %<br /> |-<br /> | align=center | 3 ||align=left | [[Bezirk Spandau|Spandau]] || 12.031 || 4,9 %<br /> |-<br /> | align=center | 4 ||align=left | [[Bezirk Tempelhof-Schöneberg|Tempelhof-Schöneberg]] || 15.684 || 4,5 %<br /> |-<br /> | align=center | 5 ||align=left | [[Bezirk Reinickendorf|Reinickendorf]] || 11.351 || 4,3 %<br /> |-<br /> | align=center | 6 ||align=left | [[Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg|Friedrichshain-Kreuzberg]] || 11.841 || 4,1 %<br /> |-<br /> | align=center | 7 ||align=left | [[Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf|Charlottenburg-Wilmersdorf]] || 13.705 || 4,0 %<br /> |-<br /> | align=center | 8 ||align=left | [[Bezirk Lichtenberg|Lichtenberg]] || 10.198 || 3,5 %<br /> |-<br /> | align=center | 9 ||align=left | [[Bezirk Steglitz-Zehlendorf|Steglitz-Zehlendorf]] || 7.738 || 2,5 %<br /> |-<br /> | align=center | 10 ||align=left | [[Bezirk Treptow-Köpenick|Treptow-Köpenick]] || 5.565 || 2,1 %<br /> |-<br /> | align=center | 11 ||align=left | [[Bezirk Marzahn-Hellersdorf|Marzahn-Hellersdorf]] || 5.386 || 2,0 %<br /> |-<br /> | align=center | 12 ||align=left | [[Bezirk Pankow|Pankow]] || 7.567 || 1,9 %<br /> |}<br /> <br /> Im Fall von [[Bezirk Neukölln|Neukölln]] leben circa 80&amp;nbsp;Prozent der Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund im gleichnamigen Ortsteil [[Berlin-Neukölln|(Nord-)Neukölln]], wo sie über 10&amp;nbsp;Prozent der Gesamtbevölkerung bilden. <br /> <br /> Im Fall von [[Bezirk Mitte|Mitte]] leben die meisten Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zum Bezirk Mitte gehörenden Ortsteilen [[Berlin-Moabit|Moabit]], [[Berlin-Wedding|Wedding]] und [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]], nur wenige im namensgebenden [[Berlin-Mitte|Ortsteil Mitte]], der bis zur [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung Deutschlands]] zu [[Berliner Bezirke#Ost-Berlin|Ost-Berlin]] gehörte.<br /> <br /> == Kultur ==<br /> Die meisten Araber in Berlin sind [[Muslim]]e. Unter ihnen bilden [[Sunniten]] die Mehrheit, aber auch [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] sind vertreten. Daneben finden sich auch [[Arabische Christen|Christen]] verschiedener Kirchen, Anhänger kleinerer Religionsgemeinschaften und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br /> <br /> In den [[West-Berlin]]er Bezirken befindet sich bereits seit den 1980er Jahren die größte arabische Gemeinde Deutschlands; dort bestehen mehrere Kultur- und [[Moscheeverein]]e sowie zahlreiche arabische Restaurants und Geschäfte.&lt;ref name=&quot;ghadban&quot;&gt;Ralph Ghadban, ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin'', Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S.&amp;nbsp;69f., 86–95, 243.&lt;/ref&gt; Viele [[Kriegsflüchtling]]e aus den Konflikten im [[Naher Osten|Nahen Osten]], vor allem aus den [[Libanonkrieg 1982|Libanonkriegen]], haben [[Palästinenser|palästinensische]] Wurzeln.&lt;ref&gt;[[Carola Bluhm]]: {{Webarchiv | url=http://www.berlin.de/imperia/md/content/lb-integration-migration/publikationen/top/bi_november_2010.pdf?start&amp;ts=1288352665&amp;file=bi_november_2010.pdf | wayback=20140826113803 | text=''Der schwierige Weg palästinensischer Flüchtlinge in die Berliner Gesellschaft.''}}. In: ''Berlin International. Der Newsletter des Integrationsbeauftragten'', November 2010, Nr.&amp;nbsp;74, (PDF; 726&amp;nbsp;kB), S.&amp;nbsp;7–8.&lt;/ref&gt; Weil sich unter ihnen eine große Anzahl [[Staatenlose]]r befindet und die ethnische Zuordnung manchmal unklar ist (z.&amp;nbsp;B. bei den [[Mhallami]]ye), sind alle Zahlen ungenau.&lt;ref name=&quot;ghadban&quot; /&gt;<br /> {{Siehe auch|Arabisches Filmfestival Berlin}}<br /> <br /> == Kriminalität ==<br /> In Berlin gibt es laut [[Strafverfolgungsbehörde|Ermittlungsbehörden]] große Probleme mit [[Organisierte Kriminalität|kriminellen]] arabischen Großfamilien, wie dem [[Abou-Chaker-Clan|Abou-Chaker-]] oder dem [[Remmo-Clan]]. Mitglieder der Clans betreiben als [[Intensivtäter]] [[Schutzgelderpressung]]en, [[Drogenhandel|Drogen- und illegalen Medikamentenhandel]]. Diese Clan-Angehörigen begehen auch [[Betrug (Deutschland)|Betrugsdelikte]], [[Leistungsmissbrauch]], [[Raub]] bzw. [[Kraftfahrzeugdiebstahl|Auto-]] und [[Ladendiebstahl]], [[Hausfriedensbruch (Deutschland)|Hausfriedensbruch]], [[Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr|gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr]], [[Schwerer Bandendiebstahl|schweren Bandendiebstahl]] sowie [[Gewaltdelikt|Gewalt-]] bzw. [[Körperverletzungsdelikt]]e.&lt;ref&gt;Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''[https://www.spiegel.tv/videos/200027-magazin-vom-11122016 Arabische Clans in Berlin.]'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 11.&amp;nbsp;Dezember 2016, Video, 53:20&amp;nbsp;Min.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''{{Webarchiv | url=https://www.spiegel.tv/videos/1555973-spiegel-tv-vom-17092018 | wayback=20180921034648 | text=Innenansichten einer arabischen Großfamilie. Die Familie Rammo ist eine der mächtigsten arabischen Großfamilien Berlins.}}'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 17.&amp;nbsp;September 2018, Video, 27:33&amp;nbsp;Min.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''[https://www.spiegel.tv/videos/1557793-spiegel-tv-vom-24092018 Die Immobiliengeschäfte arabischer Clans.]'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 24.&amp;nbsp;September 2018, Video, 27:34&amp;nbsp;Min.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Nora Gantenbrink, Andreas Mönnich, Uli Rauss, Hannes Roß, [[Oliver Schröm]], [[Walter Wüllenweber]]: {{Webarchiv | url=http://www.henri-nannen-preis.de/sites/default/files/downloads/hnp2014_bushido_und_die_mafia_hnp-website.pdf | wayback=20150626135838 | text=''Bushido und die Mafia.''}}. In: ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' / ''henri-nannen-preis.de'', 10.&amp;nbsp;Oktober 2013, Nr.&amp;nbsp;42, (PDF; 11&amp;nbsp;S., 1,5&amp;nbsp;MB); [https://www.stern.de/panorama/stern-crime/stern-exklusiv--bushido-und-die-mafia-insider-kay-one-packt-aus-3311058.html Artikelankündigung] in ''[[stern.de]]''.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Berlin gab es im Jahr 2019 gegen [[Clan-Kriminalität]] 383 Polizeieinsätze. Insgesamt wurden fast tausend [[Strafanzeige]]n und mehr als 5900 Anzeigen zu [[Ordnungswidrigkeit]]en gestellt. Kontrolliert wurden im Jahr 2019 mehr als 700 Objekte, darunter mehr als 300 Cafés und Bars, fast 200 Shisha-Bars sowie Wettbüros, Spielstätten, Barber-Shops und Juweliere. Beschlagnahmt wurden im Jahr 2019 nahezu 35.000 Euro aus Drogengeschäften, etwa 970 Verkaufseinheiten Betäubungsmittel, mehr als 30.000 unversteuerte Zigaretten, rund 550 Kilo unversteuerten Wasserpfeifentabak, 104 Waffen sowie 123 Autos und zwei Motorräder.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/knapp-400-polizei-einsaetze-in-berlin-gegen-clankriminalitaet-a-05ce0aef-ad20-4e85-91fa-a0bb58a35a37 |titel=Knapp 400 Polizeieinsätze in Berlin gegen Clankriminalität |werk=Der Spiegel |datum=2020-05-25 |abruf=2020-05-25 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Ethnische Minderheiten in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br /> [[Kategorie:Immigration (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Migration (Berlin)]]<br /> [[Kategorie:Arabisch-deutsche Beziehungen]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Remmo-Clan&diff=240734904 Remmo-Clan 2024-01-01T14:44:35Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>Der '''Remmo-Clan''' (auch '''Rammo-Clan''') ist eine vor allem in Deutschland ansässige arabischstämmige [[Großfamilie]], die der [[Clan-Kriminalität]] zugerechnet und mit schweren Straftaten in Verbindung gebracht wird. Im Jahr 2017 rechnete ein Staatsanwalt dem Clan über 1000 Straftaten zu –&amp;nbsp;vor allem [[Einbruch|Einbrüche]] und Diebstähle&amp;nbsp;– mit einer Schadenssumme von über 28 Millionen Euro.&lt;ref name=&quot;Spiegel-48/2020&quot; /&gt;<br /> <br /> == Herkunft und Clanstruktur==<br /> Die zur arabischen Volksgruppe der [[Mhallami]] zählende Großfamilie Remmo stammt ursprünglich aus der [[Mardin (Provinz)|Provinz Mardin]] im Südosten der heutigen [[Türkei]] ([[Südostanatolien]]), nahe der [[Grenze zwischen der Türkei und Syrien|Grenze zu Syrien]].&lt;ref name=&quot;Spiegel-8/2019&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-mhallani-103.html |titel=Reportage: Auf den Spuren der Familienclans |hrsg=[[Tagesschau (ARD)]] |abruf=2020-08-20}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Nach „Deal“ mit Staatsanwaltschaft: Mehrjährige Haftstrafen für Remmo-Clan-Mitglieder wegen Juwelendiebstahls |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |ISSN=1865-2263 |Online=https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-deal-mit-staatsanwaltschaft-mehrjahrige-haftstrafen-fur-remmo-clan-mitglieder-wegen-juwelendiebstahls-9827480.html |Abruf=2023-05-21}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bz-berlin.de/berlin/haette-der-aufstieg-der-remmo-bande-verhindert-werden-koennen |titel=Hätte der Aufstieg der Remmo-Bande verhindert werden können? |datum=2023-02-27 |sprache=de-DE |abruf=2023-05-21}}&lt;/ref&gt;<br /> Von dort wanderten die Mhallami ab den 1930er Jahren aus wirtschaftlichen Gründen&lt;ref&gt;[[Ralph Ghadban]]: ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin.'' Verlag Das Arabische Buch, Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, S. 54 ([http://ghadban.de/de/wp-content/data/Die_Libanon-Fluechtlinge_in_Berlin.pdf PDF]; 2,4 MB).&lt;/ref&gt; zunächst in den [[Libanon]] aus, wo sie jedoch nur als [[Staatenlose]] geduldet waren und am untersten Rand der Gesellschaft lebten. Während des [[Libanesischer Bürgerkrieg|Libanesischen Bürgerkrieges]] migrierten Teile der Familie in den 1980er Jahren über die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] nach [[West-Berlin]].&lt;ref name=&quot;H._Heine,_S._Leber&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Zeit-Dossier&quot;&gt;Oliver Hollenstein, [[Yassin Musharbash]], [[Holger Stark (Journalist)|Holger Stark]], [[Tobias Timm]], Fritz Zimmermann: [https://www.zeit.de/2018/28/berlin-clan-grossfamilien-kriminalitaet-organisation-familie ''Familienbande''.] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 28/2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Großfamilie setzt sich aus 13 Einzelfamilien mit rund 500 bis 1000 Angehörigen zusammen (Stand 2020).&lt;ref name=&quot;Spiegel-48/2020&quot;&gt;{{Der Spiegel |ID=174103620 |Autor=Jörg Diehl, Claas Meyer-Heuer, Wiebke Ramm, Steffen Winter |Titel=Wir, die Outlaws. Ihr, die Opfer |Jahr=2020 |Nr=48 |Seiten=}}&lt;/ref&gt;<br /> Wegen der Verbreitung des Namens im arabischen Raum lässt sich nicht automatisch auf eine Clanzugehörigkeit von Namensträgern schließen.&lt;ref&gt;Heinrich Freckmann, Jürgen Kalmbach: {{Webarchiv |url=http://orrae.de/pdfs/Libanon.pdf |text=''Staatenlose Kurden aus dem Libanon oder türkische Staatsangehörige?'' |format=PDF; 43&amp;nbsp;kB |wayback=20110719070809}} (Ergebnis einer Untersuchung vom 08.–18. März 2001 in Beirut, Mardin und Ankara). Hannover / Hildesheim, 2001, S.&amp;nbsp;3–4, dort in der Schreibweise „Rammo“&lt;/ref&gt;<br /> Dennoch lassen sich Mitglieder der Gruppe teilweise der [[Clan-Kriminalität]] zurechnen.&lt;ref&gt;Klaus Wolschner: [https://taz.de/!5519779/ ''„Ich will in Frieden leben.“''.] In: ''[[Die Tageszeitung]]'', Bremen, 26.&amp;nbsp;Juli 2018, Interview mit Houssam Remmo u.&amp;nbsp;a. über seinen Austritt aus der SPD.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Julia_Huber&quot;&gt;Julia Huber: [https://www.sueddeutsche.de/panorama/rapper-bushido-und-die-berliner-clans-1.4147268 ''Bushido und die Berliner Clans''.] [[Süddeutsche.de]], 27. September 2018.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Lisa Duhm |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/einbruch-ins-gruene-gewoelbe-ein-delikt-nach-art-des-hauses-a-7adace7e-8e70-46fa-b71a-3c6f6293e3de |titel=Einbruch ins Grüne Gewölbe: Was über die mutmaßlichen Täter bekannt ist |werk=Der Spiegel |datum= |abruf=2020-11-18}}&lt;/ref&gt;<br /> Behörden bringen den kriminellen Teil der Familie mit Delikten wie schweren [[Gewaltkriminalität|Gewalt-]] bzw. [[Körperverletzungsdelikt]]en, [[Schutzgelderpressung]], [[Raub]], [[Drogenhandel]], [[Geldwäsche]], [[Hehlerei (Deutschland)|Hehlerei]], [[Diebstahl (Deutschland)|Diebstahl]], [[Waffengesetz (Deutschland)|illegalem Waffenbesitz]] und [[Waffenhandel#Illegaler Waffenhandel|illegalem Waffenhandel]] sowie [[Mord (Deutschland)|Mord]] in Verbindung.&lt;ref name=&quot;Spiegel-8/2019&quot;&gt;{{Der Spiegel |ID=162407585 |Autor=Laura Backes, [[Jürgen Dahlkamp]], Jörg Diehl, Lukas Eberle, Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer, Andreas Ulrich |Titel=So herrschen die Clans in Deutschland |Jahr=2019 |Nr=8 |Seiten=}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Michael Verfürden: [https://orange.handelsblatt.com/artikel/47093 ''Wie die Polizei einem kriminellen Clan auf die Schliche kam''.] In: ''[[Handelsblatt]]'', 20.&amp;nbsp;Juli 2018.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Katja Demirci, [[Sebastian Leber]], Hannes Heine, Werner van Bebber: [https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/offene-rechnung-der-staat-greift-nach-dem-geld-von-berlins-kriminellstem-clan/22820606.html ''Der Staat greift nach dem Geld von Berlins kriminellstem Clan.''] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 20. Juli 2018.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Claas Meyer-Heuer, Roman Lehberger, Thomas Heise |url=https://www.spiegel.de/panorama/remmo-clan-grosseinsatz-gegen-die-berliner-unterwelt-a-99a7511a-5cc5-4bb5-b1a6-e5eb1e3319e3 |titel=Remmo-Clan: Großeinsatz gegen die Berliner Unterwelt |werk=DER SPIEGEL |sprache=de |abruf=2021-02-18}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Aufsehenerregende Straftaten ==<br /> <br /> === Mord im Jahr 1992 ===<br /> Zwei Familienmitglieder erschossen im Jahr 1992 in [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]] einen Gastronomen aus dem früheren [[Jugoslawien]].&lt;ref&gt;[[Michael Behrendt (Journalist)|Michael Behrendt]]: ''Die arabische Gefahr. Wie kriminelle Familienclans unsere Sicherheit bedrohen.'' Bastei Lübbe, Köln 2019, ISBN 978-3-7857-2661-7, S. 18: {{&quot;|1992 geriet der Name Remmo in die Schlagzeilen, als zwei Clan-Mitglieder im Stadtteil Schöneberg einen Gastronomen aus dem ehemaligen Jugoslawien erschossen.}}&lt;/ref&gt; Einen anderen Mann verletzten sie schwer. Daraufhin durchsuchten Beamte die Wohnung und fanden [[Heroin]] und libanesische Blanko-Geburtsurkunden.&lt;ref name=&quot;H._Heine,_S._Leber&quot;&gt;Hannes Heine, Sebastian Leber: [https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/arabischer-clan-aus-neukoelln-grossfamilie-r-die-berliner-blutsbande/22913056-all.html ''Großfamilie R. – die Berliner Blutsbande.''] In: ''Der Tagesspiegel'', 15. August 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Tödlicher Verkehrsunfall mit Fahrerflucht im Jahr 2008 ===<br /> Im Oktober 2008 überfuhr ein damals als Intensivtäter geltender 19-jähriger Clan-Angehöriger am [[Potsdamer Platz]] bei Verstoß gegen mehrere Verkehrsregeln einen Passanten, verletzte ihn tödlich und beging anschließend [[Fahrerflucht]].&lt;ref&gt;Tanja Buntrock: [https://www.tagesspiegel.de/themen/brandenburg/toedlicher-verkehrsunfall-rekonstruktion-einer-todesfahrt/1387078.html ''Rekonstruktion einer Todesfahrt''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 4.&amp;nbsp;Dezember 2008.&lt;/ref&gt; Zwei Monate später brach er mit seinem Bruder in eine Drogerie ein. Bei der anschließenden Flucht vor der Polizei prallte das Duo mit einem nicht auf sie angemeldeten Pkw gegen einen Baum und kam hierbei zu Tode.&lt;ref&gt;{{Literatur| Autor=Tanja Buntrock| Titel=''Mutmaßlicher Todesfahrer vom Potsdamer Platz raste selbst in den Tod''.| Datum=2008-12-24| Sammelwerk=[[Tagesspiegel]]| Online=https://web.archive.org/web/20220317173558/https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/unfall-mutmasslicher-todesfahrer-vom-potsdamer-platz-raste-selbst-in-den-tod/1402720.html}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Sparkasseneinbruch in Mariendorf im Jahr 2014 ===<br /> Im Oktober 2014 brach ein Familienmitglied mit mehreren Komplizen in eine Sparkasse in [[Berlin-Mariendorf]] ein. Um etwaige Beweismittel zu beseitigen, setzten die Einbrecher die Filiale [[Brandstiftung (Deutschland)|in Brand]]. Dadurch kam es zu einer [[Explosion]], wobei sich das Clan-Mitglied verletzte, so dass seine DNA-Spuren am Tatort gesichert werden konnten. International per Haftbefehl gesucht, konnte der Mann im Januar 2015 in Rom festgenommen und nach Deutschland überstellt werden.&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;A.Spilcker&quot; /&gt; Noch im selben Jahr wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt. Seit Dezember 2017 ist er im [[Offener Vollzug|offenen Vollzug]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bz-berlin.de/berlin/das-sagt-der-berliner-clan-chef-zu-den-vorwuerfen |titel=Das sagt der Berliner Clan-Chef zu den Vorwürfen |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt; Sowohl die bei dem Einbruch beteiligten Komplizen als auch die gestohlenen Wertsachen im Wert von 9,16 Millionen Euro konnten (Stand: Oktober 2015) nicht ermittelt werden.&lt;ref name=&quot;A.Spilcker&quot;&gt;Axel Spilcker: [https://www.focus.de/politik/deutschland/schlag-gegen-grossfamilie-rauschgifttaxis-einbrueche-und-mord-wie-ein-araber-clan-die-berliner-justiz-in-atem-haelt_id_9483712.html ''Rauschgifttaxis, Einbrüche, Mord: Wie ein Araber-Clan die Berliner Justiz in Atem hält''.] In: ''[[Focus Online]]'', 27.&amp;nbsp;September 2018.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:9&quot;&gt;Kerstin Gehrke: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/prozessbeginn-zu-sparkassen-einbruch-in-mariendorf-angeklagter-verweigert-aussage-zu-bankueberfall/12445860.html ''Angeklagter verweigert Aussage zu Banküberfall''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 13.&amp;nbsp;Oktober 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Geldwäsche ===<br /> Nach Ermittlung des [[Landeskriminalamt Berlin|Landeskriminalamtes Berlin]] verfügt der Clan (Stand: 2018) über ein Netzwerk von [[Strohmann|Strohmännern]] in [[Beirut]], [[Tripoli (Libanon)|Tripoli]] und [[Berlin]], um auf professionelle Weise seine kriminellen Einkünfte in legale Geschäfte [[Geldwäsche|zu investieren]].&lt;ref name=&quot;A.Spilcker&quot; /&gt;<br /> <br /> === {{Anker|Bode-Museum}} Einbruchdiebstahl ins Bode-Museum im Jahr 2017 ===<br /> Wegen Einbruchs in das [[Bode-Museum]] wurde im Oktober 2018 von der [[Jugendkammer]] des [[Berliner Landgericht]]s Anklage gegen drei Clan-Mitglieder erhoben. Sie wurden angeklagt, am 27.&amp;nbsp;März 2017 eine 100&amp;nbsp;Kilogramm schwere Goldmünze ''([[Big Maple Leaf]])'' im Wert von 3,75&amp;nbsp;Millionen Euro gestohlen zu haben. Im Zuge des Ermittlungsverfahrens wurden Telefone der Verdächtigen überwacht sowie eine Durchsuchungsanordnung vollzogen, bei der u.&amp;nbsp;a. scharfe Schusswaffen sichergestellt wurden. Als vierter Täter wurde ein Informant angeklagt, der als Wachmann für das dort tätige Sicherheitsunternehmen eingesetzt war.&lt;ref&gt;[https://www.bz-berlin.de/tatort/menschen-vor-gericht/goldmuenze-raub-remmo-maenner-angeklagt ''Goldmünzen-Raub: Drei Remmo-Sprösslinge angeklagt''.] In: ''[[B.Z.]]'', 17.&amp;nbsp;Oktober 2018.&lt;/ref&gt; Die beiden Remmo-Brüder Wayci und Ahmed und deren Cousin Wissam waren bereits wegen verschiedener Delikte vorbelastet, unter anderem wegen Diebstahls, Hausfriedensbruchs und Betrugs.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer, Jens Witte |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/goldmuenzen-diebstahl-in-berlin-prozess-gegen-vier-angeklagte-beginnt-a-1247012.html |titel=Prozess um Goldmünzen-Diebstahl: Der dreiste Coup im Bode-Museum |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2019-01-09 |abruf=2019-01-09}}&lt;/ref&gt; Im November 2019 –&amp;nbsp;also während des laufenden Prozesses&amp;nbsp;– wurde Wissam Remmo vom [[Amtsgericht Erlangen]] zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten wegen des Diebstahls von Hydraulik-Scheren, wie sie von Kriminellen für das Aufbrechen von Geldtransportern oder -automaten verwendet werden, verurteilt.&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/panorama/justiz/wissam-remmo-in-erlangen-zu-haftstrafe-verurteilt-a-1298591.html ''Clanmitglied zu Haftstrafe wegen Diebstahls verurteilt''.] [[Spiegel Online]], 27.&amp;nbsp;November 2019.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 20. Februar 2020 wurden Wissam und Ahmed Remmo vom [[Landgericht Berlin]] im Münzdiebstahl schuldig gesprochen und jeweils zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Der ehemalige Wachmann Denis&amp;nbsp;W., der zusammen mit Ahmed Remmo in die Schule gegangen war, erhielt eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und vier Monaten.&lt;ref name=&quot;spiegel/urteil-goldmuenzenprozess&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Wiebke Ramm |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/urteil-im-goldmuenzenprozess-in-berlin-coup-des-lebens-a-5195c69e-9423-4145-8459-98f44744c6be |titel=Urteil im Goldmünzenprozess: „Coup des Lebens“ |werk=[[Spiegel Online]] |abruf=2020-02-21}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/gerichte/presse/pressemitteilungen-der-ordentlichen-gerichtsbarkeit/2020/pressemitteilung.994648.php |titel=Landgericht Berlin: Urteil im Fall des Diebstahls der Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Berliner Bode-Museum teilrechtskräftig (PM 59/2020) |datum=2020-09-22 |abruf=2020-11-17}}&lt;/ref&gt; Die Urteile erlangten im selben Jahr [[Rechtskraft (Deutschland)|Rechtskraft]].&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Alexander Dinger |Titel=Remmo-Clan: Goldmünzen-Dieb Wissam in Erwachsenengefängnis verlegt |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2021-04-14 |Online=https://www.welt.de/politik/deutschland/article230322949/Remmo-Clan-Goldmuenzen-Dieb-Wissam-in-Erwachsenengefaengnis-verlegt.html |Abruf=2021-05-07}}&lt;/ref&gt; Jedoch ging Ahmed Remmo in Revision und blieb damit auf freiem Fuß. Die eingereichte Revision wurde vom [[Bundesgerichtshof]] im Juli 2021 abgewiesen.&lt;ref name=&quot;:6&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.t-online.de/-/90436594 |titel=Remmo-Cousins müssen 3,3 Millionen Euro zahlen |werk=t-online.de |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt; Einen Monat später wurde Ahmed Remmo festgenommen.&lt;ref name=&quot;:7&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Süddeutsche Zeitung |url=https://www.sueddeutsche.de/panorama/gruenes-gewoelbe-dresden-einbruch-festnahme-remmo-clan-berlin-1.5386890 |titel=Juwelen-Diebstahl in Dresden: Verdächtiger des Remmo-Clans gefasst |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:8&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bz-berlin.de/tatort/einbruch-in-gruenes-gewoelbe-mitglied-des-remmo-clans-in-berlin-festgenommen |titel=Einbruch in Grünes Gewölbe – Mitglied des Remmo-Clans in Berlin festgenommen |werk=bz-berlin.de |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt; Das Gericht hat neben der Haftstrafe auch die [[Einziehung (StGB-D)|Einziehung]] von insgesamt 3,4 Millionen Euro bei den Verurteilten angeordnet.&lt;ref name=&quot;spiegel/urteil-goldmuenzenprozess&quot; /&gt; Goldspuren und Goldspäne in Wohnungen, Fahrzeugen und an Kleidung der Täter waren wichtige [[Indiz]]ien bei der [[Tatnachweis|Überführung]]. Das Gericht geht von noch mindestens zwei weiteren Tätern aus; eine Tatbeteiligung von Wayci Remmo konnte nicht nachgewiesen werden.&lt;ref name=&quot;spiegel/urteil-goldmuenzenprozess&quot; /&gt;<br /> <br /> === Dresdner Juwelendiebstahl im Jahr 2019 ===<br /> {{Hauptartikel|Dresdner Juwelendiebstahl}}<br /> <br /> Im Zuge von Ermittlungen zum Dresdner Juwelendiebstahl wurden bei einer Razzia mit über 1600 Polizisten im November 2020 drei Clanmitglieder festgenommen; die Zwillingsbrüder Abdul Majed und Mohamed Remmo wurden zur internationalen Fahndung ausgeschrieben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Annette Langer |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/einbruch-ins-gruene-gewoelbe-remmo-clan-mitglied-war-verurteilt-aber-frei-a-a48bfbca-807c-4e39-97b2-6326970f07fe |titel=Einbruch ins Grüne Gewölbe: Ein Tatverdächtiger war rechtskräftig verurteilt, aber frei |werk=Der Spiegel |datum= |abruf=2020-11-18}}&lt;/ref&gt; Sie sollen im November 2019 in das [[Grünes Gewölbe|Grüne Gewölbe]] in [[Dresden]] eingebrochen sein und Kunstobjekte und 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten im Versicherungswert von mindestens 113,8 Millionen Euro gestohlen haben.&lt;ref name=&quot;:5&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/juwelen-im-wert-von-113-8-millionen-euro-gestohlen-anklage-gegen-sechs-maenner-aus-berliner-remmo-clan-erhoben/27573436.html |titel=Anklage gegen sechs Männer aus Berliner Remmo-Clan erhoben |sprache=de |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/inland/festnahmen-gruenes-gewoelbe-101.html |titel=Einbruch in Grünes Gewölbe: Drei Tatverdächtige festgenommen |abruf=2020-11-17}}&lt;/ref&gt; Im Dezember 2020 und Mai 2021 wurden schließlich beide Zwillingsbrüder in Berlin gefasst.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/einbruch-ins-gruene-gewoelbe-ein-halbes-jahr-auf-der-flucht-nun-sitzt-der-fuenfte-remmo-mann-in-u-haft/27200332.html |titel=Ein halbes Jahr auf der Flucht – nun sitzt der fünfte Remmo-Mann in U-Haft |abruf=2021-06-04}}&lt;/ref&gt; Im August 2021 wurde mit Ahmed Remmo der sechste Tatverdächtige festgenommen.&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; Ahmed Remmo war bereits wegen des im März 2017 geschehenen Einbruchsdiebstahls ins Bode-Museum im Oktober 2018 angeklagt und im Jahr 2020 zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Er ging jedoch in Revision und blieb damit auf freiem Fuß. Die eingereichte Revision wurde vom Bundesgerichtshof im Juli 2021 abgewiesen.&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bz-berlin.de/berlin/gesuchter-remmo-zwilling-in-neukoelln-gefasst |titel=Gesuchter Remmo-Zwilling in Neukölln gefasst! |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt; Im September 2021 erhob die Staatsanwaltschaft Dresden Anklage gegen die sechs Tatverdächtigen. Die Behörde wirft den Angeklagten, die alle die [[deutsche Staatsbürgerschaft]] besitzen, [[Schwerer Bandendiebstahl|schweren Bandendiebstahl]], [[Brandstiftung (Deutschland)|Brandstiftung]] und besonders schwere Brandstiftung vor.&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://pieschen-aktuell.de/2021/einbruch-ins-gruene-gewoelbe-staatsanwaltschaft-dresden-erhebt-anklage/ |titel=Einbruch ins Grüne Gewölbe: Staatsanwaltschaft Dresden erhebt Anklage |datum=2021-09-02 |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt; Gesichert wurden bei der Ermittlungsarbeit am Dresdner Residenzschloss DNA-Spuren, die sich vier Mitgliedern der Remmo-Familie zuordnen lassen.&lt;ref name=&quot;:82&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Steffen Winter |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/gruenes-gewoelbe-der-dresdner-millionencoup-a-096aaebc-4c51-44bf-be58-b42527927ee3 |titel=Grünes Gewölbe: Der Dresdner Millionencoup |werk=Der Spiegel |abruf=2021-09-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Dezember 2022 übergaben Mitglieder der Familie Remmo den Großteil des aus dem Grünen Gewölbe gestohlenen Sachsenschatzes über ihre Anwälte an die [[Polizei Sachsen]]. Der Übergabe waren umfassende Verhandlungen mit den Anwälten der Angeklagten vorausgegangen. Jedoch sind Teile des zurückgegebenden Schatzes in deformiertem, zerkratztem, rostigem, zerbrochenem und unvollständigem Zustand übergeben worden. Den Gesamtschaden beziffert eine Sachverständige auf grob geschätzt etwa 22 bis 25 Millionen Euro. Im Januar 2023 erklärten sich die Angeklagten Rabieh Remo sowie Wissam und Bashir Remmo bereit, ein umfassendes und überprüfbares Geständnis abzulegen. Im Gegenzug boten die Richter den genannten Angeklagten eine auf 5 bis 6¾ Jahre begrenzte Freiheitsstrafe an.&lt;ref name=&quot;:12&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Wiebke Ramm |Titel=(S+) Dresden: Wie der Deal mit der Juwelenrückgabe zustande kam |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-01-10 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/panorama/dresden-und-der-einbruch-ins-gruene-gewoelbe-wie-der-deal-mit-der-juwelenrueckgabe-zustande-kam-a-437f6645-e9f5-49f0-8c48-e9777efdbefa |Abruf=2023-01-11}}&lt;/ref&gt; Ihre Geständnisse sowie Erklärungen zum Tathergang gaben sie noch im selben Monat ab.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Dresden: Geständnisse in Prozess um Juwelendiebstahl aus Grünem Gewölbe |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-01-17 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/dresden-gestaendnisse-in-prozess-um-juwelendiebstahl-aus-gruenem-gewoelbe-a-52a6ffac-4ebf-4f89-a209-0d5c654182f3 |Abruf=2023-01-17}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Wiebke Ramm |Titel=(S+) Prozess um Juwelendiebstahl in Dresden: »Ich war in der Tatnacht selbst in den Räumen des Grünen Gewölbes« |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-01-17 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/prozess-um-juwelendiebstahl-in-dresden-ich-war-in-der-tatnacht-selbst-in-den-raeumen-des-gruenen-gewoelbes-a-cd300624-3b55-49ef-b973-019f61410afb |Abruf=2023-01-18}}&lt;/ref&gt; Im Mai 2023 wurden Wissam Remmo, Rabieh Remo, Bashir Remmo, Abdul Majed Remmo und Mohamed Remmo wegen des Dresdner Juwelendiebstahls ([[Diebstahl mit Waffen; Bandendiebstahl; Wohnungseinbruchdiebstahl|Diebstahls mit Waffen]], [[Besonders schwere Brandstiftung|besonders schwerer Brandstiftung]] und [[Schwere Körperverletzung (Deutschland)|schwerer Körperverletzung]]) schuldig gesprochen und zu [[Freiheitsstrafe|Freiheitsstrafen]] zwischen vier Jahren und vier Monaten sowie sechs Jahren und drei Monaten verurteilt. Ahmed Remmo wurde, weil er ein [[Alibi]] hatte, freigesprochen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saechsische.de/dresden/kultur/gruenes-gewoelbe/das-sind-die-verurteilten-im-gruene-gewoelbe-prozess-und-diese-strafen-haben-sie-bekommen-5858716.html |titel=Das sind die Verurteilten im Grüne-Gewölbe-Prozess - und diese Strafen haben sie bekommen |sprache=de |abruf=2023-05-16}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Wiebke Ramm |Titel=(S+) Dresden: So kam das Strafmaß gegen die Diebe im Grünen Gewölbe zustande |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-05-17 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/panorama/dresden-so-kam-das-strafmass-gegen-die-diebe-im-gruenen-gewoelbe-zustande-a-a48870bd-0db3-4e55-b2ed-ea3e0069d84e |Abruf=2023-05-17}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Straftaten zulasten der Nachbarschaft ===<br /> Nach mehreren Jahren Belästigung und über 200 von Nachbarn polizeilich gemeldeten Vorfällen wurde ein mehrfach vorbestraftes Clanmitglied im Januar 2021 wegen [[Sachbeschädigung]] und [[Nötigung (Deutschland)|Nötigung]] zu einer Geldstrafe von 200 Tagessätzen à zehn Euro verurteilt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/spiegel-tv-urteil-im-prozess-gegen-remmo-clan-mitglied-a-8cd7ea5b-0edc-45b2-886a-ccc6c3bd108e |titel=Nachbarn schikaniert: Urteil im Prozess gegen Remmo-Clan-Mitglied. Ein Film von Spiegel TV |werk=Spiegel Online |abruf=2021-02-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Wiebke Ramm |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-prozess-gegen-abdulkadir-osman-hier-lebt-ein-verrueckter-a-d0fd57cc-49e2-457d-ba3d-3f4493c30b64 |titel=Berlin - Prozess gegen Abdulkadir Osman: „Hier lebt ein Verrückter“ |werk=Der Spiegel |abruf=2021-02-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Überfall auf Geldtransporter im Jahr 2021 ===<br /> Im März 2021 wurde ein Mitglied des Remmo-Clans einen Monat nach einem bewaffneten Raubüberfall, bei dem im Februar 2021 laut damaligen Zeitungsberichten mindestens vier Täter etwa eine Million Euro von einem Geldtransporter auf dem [[Kurfürstendamm]] gestohlen hatten, festgenommen.&lt;ref name=&quot;spiegel/geldtransporter&quot;&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-raubueberfall-auf-geldtransporter-verdaechtiger-wird-remmo-clan-zugerechnet-a-5700c95f-d9b7-4e3a-8630-01d2d423dd22 |titel=Raubüberfall auf Geldtransporter – Verdächtiger wird Remmo-Clan zugerechnet |werk=[[Spiegel Online]] |sprache=de |abruf=2021-03-23}}&lt;/ref&gt; Der Festgenommene hatte zuvor bereits unter anderem wegen Diebstahls, Bedrohung, Sachbeschädigung und [[Fahren ohne Fahrerlaubnis|Fahrens ohne Führerschein]] im Gefängnis gesessen. Eine weitere einjährige Haft ohne Bewährung hatte er bei seiner Festnahme noch nicht angetreten: Anfang Februar 2021 war er mit dem Auto auf einen Polizisten zugerast, anschließend geflohen und war daraufhin wegen [[Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr|gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr]] und [[Illegales Straßenrennen|illegalen Autorennens]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.rtl.de/cms/festnahme-nach-raubueberfall-am-berliner-ku-damm-das-ist-der-30-jaehrige-verdaechtige-4728078.html |titel=Festnahme nach Raubüberfall am Berliner Ku'damm: Das ist der 30-jährige Verdächtige |abruf=2021-03-24}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/prozess-gegen-remmo-mann-in-berlin-clan-mitglied-soll-auf-polizisten-zugerast-sein/26729948.html |titel=Clan-Mitglied soll auf Polizisten zugerast sein |abruf=2021-03-24}}&lt;/ref&gt; verurteilt worden.&lt;ref name=&quot;spiegel/geldtransporter&quot; /&gt; Nachdem der Festgenommene im September 2021 ein Geständnis abgelegt hatte&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/wegen-alkohol-und-kokainsucht-verschuldet-raubueberfall-auf-geldtransporter-clan-mitglied-gesteht/27573828.html |titel=Raubüberfall auf Geldtransporter – Clan-Mitglied gesteht |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt;, wurde er noch im selben Monat wegen des schweren Raubs und einer Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt.&lt;ref name=&quot;Tagesspiegel090821&quot;/&gt; Die Freilassung erfolgte bereits Anfang Februar 2023, da kein Platz frei war für seinen Kokain-Entzug im Maßregelvollzug.&lt;ref&gt;[https://www.tagesspiegel.de/berlin/kein-platz-im-massregelvollzug-mitglied-des-remmo-clans-trotz-hoher-haftstrafe-vorzeitig-entlassen-9333938.html &quot;Update Kein Platz im Maßregelvollzug : Mitglied des Remmo-Clans trotz hoher Haftstrafe vorzeitig entlassen&quot;] Tagesspiegel vom 11. Februar 2023&lt;/ref&gt; Zu vier nicht ermittelten Komplizen gab er den Strafermittlungsbehörden keine Auskunft.&lt;ref name=&quot;Tagesspiegel090821&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/muellmann-aus-dem-remmo-clan-sieben-jahre-haft-nach-ueberfall-auf-geldtransporter-in-berlin/27593148.html |titel=Sieben Jahre Haft nach Überfall auf Geldtransporter in Berlin |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt; Neben der Freiheitsstrafe ordnete das Gericht die Einziehung der ermittelten Tatbeute im Wert von rund 650.000 Euro und nach eineinhalb Jahren die Unterbringung in einer [[Drogenentzug]]&lt;nowiki /&gt;seinrichtung an.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-geldtransporter-ueberfall-am-kudamm-31-jaehriger-zu-sieben-jahren-haft-verurteilt-a-ea23b3f9-ebf5-41b2-83ed-4783ce04ee34 |titel=Überfall auf Geldtransporter am Kudamm: 31-Jähriger zu sieben Jahren Haft verurteilt |werk=Der Spiegel |abruf=2021-09-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Strafverfolgung ==<br /> <br /> === Razzien und Beschlagnahme von Vermögenswerten 2018 ===<br /> Am 13. Juli 2018 durchsuchten Polizeibeamte in Berlin und Brandenburg 77 Immobilien. Vorläufig von der [[Staatsanwaltschaft Berlin|Berliner Staatsanwaltschaft]] beschlagnahmt wurden [[Schuldbrief|Grundschuldbriefe]] und Grundstücke im Wert von über 9,3 Millionen Euro, darunter eine 6000&amp;nbsp;m² große Kleingartenanlage, die Angehörigen der Familie Remmo gehören.&lt;ref&gt;Maren Wittge, Jörg Bergmann, Matthias Becker, Anne Losensky, Julien Wilkens: [https://www.bz-berlin.de/berlin/das-sagt-der-berliner-clan-chef-zu-den-vorwuerfen ''Immobilien mit Geld aus Straftaten gekauft? Das sagt der Berliner Clan-Chef zu den Vorwürfen''.] In: ''[[B.Z.]]'', 20.&amp;nbsp;Juli 2018.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.zeit.de/news/2018-07/19/77-immobilien-eines-clans-beschlagnahmt-180719-99-214709 ''Razzia in Berlin: 77 Immobilien eines Clans beschlagnahmt''.] [[Zeit online]], 19.&amp;nbsp;Juli 2018 ([[Deutsche Presse-Agentur|dpa]]).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Claas Meyer-Heuer: [https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-polizei-beschlagnahmt-dutzende-immobilien-arabischer-grossfamilie-a-1218905.html ''Organisierte Kriminalität: Polizei beschlagnahmt Dutzende Immobilien von Großfamilie''.] In: ''Spiegel Online'', 18.&amp;nbsp;Juli 2018.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Peter Carstens (Berlin): [https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/berlin-ermittlungen-gegen-arabischen-clan-15699070.html ''Razzia in Berlin: Münzraub, Bankraub, Geldwäsche''.] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 19.&amp;nbsp;Juli 2018.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Andreas Kopietz: [https://www.berliner-kurier.de/berlin/polizei-und-justiz/kokain-razzia-hier-zeigt-die-polizei-ihr-feines-naeschen-31175120 ''Kokain-Razzia: Hier zeigt die Polizei ihr feines Näschen''.] In: ''[[Berliner Kurier]]'', 27.&amp;nbsp;August 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 27. August 2018 fand eine weitere Razzia wegen des dringenden Verdachts auf organisierten Drogenhandel in Kooperation mit der [[Al-Zein (Großfamilie)|Großfamilie Al-Zein]] statt. Dabei wurden neben der Durchsuchung von fünf Immobilien Haftbefehle gegen zwei Brüder aus dem Clan vollstreckt. Beschlagnahmt wurden ein [[Mercedes-AMG]], ein [[Porsche Panamera]] und ein [[Kia Motors|Kia]]-SUV. Außerdem wurden zwei Kilogramm [[Cannabis als Rauschmittel|Cannabis]] sowie [[Munition]] sichergestellt.&lt;ref name=&quot;A.Spilcker&quot; /&gt;&lt;ref&gt;Matthias Lukaschewitsch, Peter Rossberg, Timo Beurich, Jörg Bergmann: [https://www.bz-berlin.de/berlin/das-steckt-hinter-der-razzia-gegen-arabische-grossfamilien ''Nächster Schlag gegen Clans. Das steckt hinter der Razzia gegen arabische Großfamilien''.] In: ''B.Z.'', 27.&amp;nbsp;August 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Razzien und Beschlagnahme von Vermögenswerten 2021 ===<br /> [[Datei:Alt-Buckow 37 (Berlin-Buckow).JPG|mini|Villa in Alt-Buckow]]<br /> <br /> Im Februar 2021 durchsuchten die Landeskriminalämter von Berlin und Brandenburg mit rund 500 Beamten unter Beteiligung von Spezialeinsatzkommandos (darunter die [[GSG 9 der Bundespolizei]]) mehr als 20 Gebäude in Berlin und Brandenburg wegen des Verdachtes von Gesetzesverstößen, darunter gegen das [[Kriegswaffenkontrollgesetz]], wegen Drogenhandels großer Mengen und Körperverletzung. Im Rahmen der [[Gesetz zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung|strafrechtlichen Vermögensabschöpfung]] wurden Vermögenswerte von 300.000 Euro eingezogen. Bei der Razzia wurden außerdem zwei Mitglieder des Clans verhaftet; darunter ein Intensivstraftäter, der als abgelehnter Asylbewerber mit 16. [[Duldung (Aufenthaltsrecht)|Duldung]] in Berlin lebt, da dessen Abschiebungen in den [[Libanon]] von diesem Staat abgelehnt werden.&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/panorama/remmo-clan-grosseinsatz-gegen-die-berliner-unterwelt-a-99a7511a-5cc5-4bb5-b1a6-e5eb1e3319e3 ''Großeinsatz gegen den Remmo-Clan''.] [[Spiegel Online]], 18.&amp;nbsp;Februar 2021.&lt;/ref&gt; Die Ermittlungen, die in der Razzia kulminierten, folgten zum einen auf von französischen Strafverfolgungsbehörden geknackten [[Krypto-Handy]]s von [[EncroChat|Encrochat]],&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=174544047 |Autor=Jörg Diehl, Roman Lehberger, Claas Meyer-Heuer, Marcel Rosenbach |Titel=Drogenfahnder knackten Krypto-Handys: Eine Superwaffe gegen das organisierte Verbrechen |Jahr=2020 |Nr=52 |Seiten= |Kommentar=}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.tagesspiegel.de/berlin/waffen-und-drogenhandel-in-berlin-razzia-im-clan-milieu-hauptverdaechtiger-ist-ein-remmo/26927564.html ''Razzia im Clan-Milieu – Hauptverdächtiger ist ein Remmo''.] In: ''Der Tagesspiegel'', 18.&amp;nbsp;Februar 2021.&lt;/ref&gt; zum anderen auf tätliche Auseinandersetzungen im Jahr 2020 zwischen Mitgliedern des Remmo-Clans und einer tschetschenischen [[Bande (Gruppe)|Bande]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/tschetschenen-gegen-clan-polizei-ermittlergruppe-hammer-untersucht-bandenkrieg-in-berlin/26630322.html |titel=Polizei-Ermittlergruppe „Hammer“ untersucht Bandenkrieg in Berlin |werk=Der Tagesspiegel |abruf=2021-02-21}}&lt;/ref&gt; Im August 2021 kündigte das Bezirksamt Neukölln dem Clan die von ihm genutzte Villa in Alt-Buckow.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Pascal Bartosz, Alexander Fröhlich |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/faelschte-die-grossfamilie-einen-mietvertrag-bezirksamt-neukoelln-kuendigt-berliner-remmo-clan-die-villa/27501530.html |titel=Bezirksamt Neukölln kündigt Berliner Remmo-Clan die Villa |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2021-08-11 |abruf=2021-11-25}}&lt;/ref&gt; Im November durchsuchte die Polizei das Haus mit dem Verdacht, der Mietvertrag sei gefälscht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.t-online.de/-/91207368 |titel=Razzia in Berliner Clan-Villa |abruf=2021-11-26}}&lt;/ref&gt; Im April 2023 entschied das [[Amtsgericht Neukölln]] in einem (Stand 11. April 2023) noch nicht rechtskräftigen Urteil, dass die Villa von den noch nicht ausgezogenen Remmos geräumt werden muss. Zudem habe die Familie dem Bezirk 6800 Euro plus Zinsen für offene Mieten zu zahlen. Die Villa gehört zu den 77 Immobilien, die von der Staatsanwaltschaft Berlin im Jahr 2018 beschlagnahmt worden waren.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Berlin-Neukölln: Remmo-Clan soll Villa nach Urteil räumen |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-04-06 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-neukoelln-remmo-clan-soll-villa-nach-urteil-raeumen-a-c9319d94-d46d-432a-9a05-7ef7b2ac1346 |Abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschäftsbeziehungen zu Rappern ==<br /> Der Clan unterhält geschäftliche Beziehungen zu Rappern. So agierte das Familienmitglied Ashraf Remmo längere Zeit als Manager des Rap-Künstlers [[Massiv (Rapper)|Massiv]].&lt;ref name=&quot;H._Heine,_S._Leber&quot; /&gt; Im August 2018 galt er auch als Geschäftspartner von [[Bushido (Rapper)|Bushido]], der den ihn zuvor unterstützenden [[Abou-Chaker-Clan]] im Streit verlassen hatte.&lt;ref&gt;sah: [https://www.focus.de/politik/deutschland/wegen-razzia-nach-schuessen-auf-imbiss-streit-zwischen-clan-bossen-ashraf-rammo-und-arafat-abou-chaker-eskaliert_id_9368094.html ''Streit auf Instagram. Streit zwischen Clan-Bossen eskaliert''.] In: ''[[Focus]]'', 5. August 2018.&lt;/ref&gt; Ein Schusswaffen-Angriff auf den Imbiss des Oberhaupts des Abou-Chaker-Clans wurde von Beobachtern in Zusammenhang mit diesem Streit gebracht.&lt;ref&gt;Matthias Becker, Peter Rossberg: [https://www.bz-berlin.de/berlin/treptow-koepenick/razzia-nach-schuessen-auf-den-abou-chaker-imbiss ''Razzia nach Schüssen auf den Abou-Chaker-Imbiss''.] In: ''[[B.Z.]]'', 3.&amp;nbsp;August 2018.&lt;/ref&gt; Weiterhin ist der Remmo-Clan (Stand 2020) im Sicherheitsmanagement für den Rapper [[Capital Bra]] tätig.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.deinupdate.de/?p=118473 |titel=Capital Bra: Ohne IHN wäre ich schon TOT! |abruf=2020-05-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Reportagen ==<br /> * [https://www.spiegel.de/video/magazin-vom-11122016-video-99011571.html ''Arabische Clans in Berlin''.] Spiegel TV, 11. Dezember 2016, 53:20&amp;nbsp;Min.<br /> * ''Die Immobiliengeschäfte arabischer Clans.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2018, 27:34&amp;nbsp;Min., Produktion: [[Spiegel TV]], Internetpublikation: 24.&amp;nbsp;September 2018<br /> * ''„Meine Familie und meine Eier sind das Gleiche“ – Innenansichten einer arabischen Großfamilie. Die Familie Rammo ist eine der mächtigsten arabischen Großfamilien Berlins.'' In: ''[[Spiegel TV Magazin]]'', Deutschland 2018, zwei Folgen, Erstausstrahlungen am 17. und 24. September 2018 bei [[RTL Television|RTL]]<br /> * {{YouTube |id=InlGoZpmQYQ |titel=Clan-Mitglied terrorisiert Nachbarn: Streit in Berlin-Spandau |abruf= |uploader=Spiegel TV |upload=2019-05-18 |kommentar=}} 19:41&amp;nbsp;Min.<br /> * {{YouTube |id=6-Hz59IGPPU |titel=Arabischer Clan: Wissam Remmo vor Gericht |abruf= |uploader=Spiegel TV |upload=2019-12-03 |kommentar=}} 4:47&amp;nbsp;Min.<br /> * {{YouTube |id=rexFPzEEO94 |titel=Geklaute Goldmünze: Haftstrafen für Clan-Mitglieder |abruf= |uploader=Spiegel TV |upload=2020-02-26 |kommentar=}} 7:16&amp;nbsp;Min.<br /> * [https://www.spiegel.de/panorama/justiz/spiegel-tv-vom-05-10-2020-die-macht-der-clans-a-8acfa3e7-2037-436f-890c-adc1decd4777 ''Die Macht der Clans''. Zweiteiliger Dokumentarfilm.] Spiegel TV, 6. Oktober 2020, 44:14&amp;nbsp;Min.<br /> * {{YouTube |id=39ePfhMMNpk&amp;list=PLuiYhcgFTmqDQFba3lDfGlAA6S2aldhV4&amp;index=8 |titel=Die Macht der Clans: Alte Bekannte |abruf= |uploader=Spiegel TV |upload=2020-10-20 |kommentar=}} 14:32&amp;nbsp;Min.<br /> * {{YouTube |id=GGdTlVd438A |titel=Clans auf Beutezug: Der Geldtransporter-Überfall |abruf= |uploader=Spiegel TV |upload=2021-10-20 |kommentar=}} 8:18&amp;nbsp;Min.<br /> * {{YouTube |id=5SfFei3KOQw |titel=Clans auf Beutezug: Raub der Goldmünze |abruf= |uploader=Spiegel TV |upload=2021-10-21 |kommentar=}} 8:31&amp;nbsp;Min.<br /> * {{YouTube |id=qMw4BpZcC5g |titel=Im Verhör: Die Großfamilie Rammo |abruf= |uploader=Spiegel TV |upload=2021-11-27 |kommentar=}} 58:22&amp;nbsp;Min.<br /> * Spiegel TV: ''[https://www.spiegel.de/panorama/justiz/rammo-clan-spiegel-tv-ueber-eine-kriminelle-dynastie-a-d9d3f981-3c70-46b8-b162-d5f57cf253d6 Eine kriminelle Dynastie],'' 6. Juni 2023, 60:37 Min.<br /> * {{YouTube |id=7Pzf3pg5xss |titel=Ein Clan vor Gericht - Der Grüne-Gewölbe-Prozess |uploader=MDR Investigativ |upload=2022-06-06| laufzeit=30:00}}<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Araber in Berlin]]<br /> * [[Araber in Deutschland]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Organisierte Kriminalität]]<br /> [[Kategorie:Kriminalität in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Clan]]<br /> [[Kategorie:Organisation (Berlin)]]<br /> [[Kategorie:Individuelle Familie]]<br /> [[Kategorie:Migration (Berlin)]]<br /> [[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br /> [[Kategorie:Libanesischer Emigrant in Deutschland]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bezalel_Smotrich&diff=240729389 Bezalel Smotrich 2024-01-01T12:15:50Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>[[Datei:Smotrich.jpg|mini|Bezalel Smotrich (2015)]]<br /> '''Bezalel Joel Smotrich''' ({{heS|בצלאל סמוטריץ'&amp;lrm;}}, [{{IPA|ˈsmɔtritʃ}}]; * [[27. Februar]] [[1980]] in [[Chispin]], [[Golanhöhen]]) ist ein rechtsextremer [[Israelis|israelischer]] [[Jurist]] und [[Politiker]]. Seit Januar 2019 ist er Vorsitzender der [[Religiöser Zionismus|rechts-religiösen]] Partei [[HaTzionut HaDatit]] („der Religiöse Zionismus“), bis Januar 2021 bekannt als [[Tkuma]] („Wiedergeburt“).<br /> <br /> Von Juni 2019 bis Mai 2020 war er [[Ministerium für Verkehr, nationale Infrastruktur und Verkehrssicherheit (Israel)|Verkehrsminister]] im [[Kabinett Benjamin Netanjahu IV|Kabinett Netanjahu IV]]. Seit 29. Dezember 2022 ist er im [[Kabinett Netanjahu VI]] Finanzminister und zuständig für den Siedlungsausbau im von Israel besetzten [[Westjordanland]]. Smotrich leugnet die Existenz des palästinensischen Volkes.<br /> <br /> == Leben ==<br /> Smotrich wurde 1980 in dem israelischen [[Moschaw]] Chispin auf den [[Israelisch besetzte Gebiete|von Israel 1981 annektierten]] [[Golanhöhen]] geboren, wuchs in der [[Israelische Siedlung|israelischen Siedlung]] [[Bet El]] im besetzten Westjordanland auf und besuchte die national-religiöse Jeschivah [[Merkas HaRaw Kook]]; er studierte an der national-religiösen Jeschiwa-Talmud-Hochschule [[Jaschlaz]] und an der [[Jeschiwa]] [[Kedumim]].<br /> <br /> Smotrich ist [[Orthodoxes Judentum|orthodoxer Jude]], verheiratet, hat sieben Kinder&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Amotz Asa-El |url=https://www.jpost.com/Israel-News/Small-following-big-mouth-600064 |titel=Small following, big mouth |werk=The Jerusalem Post |datum=2019-08-29 |abruf=2023-09-10}}&lt;/ref&gt; und wohnt mit seiner Familie in der israelischen Siedlung [[Kedumim]] im Westjordanland.&lt;ref&gt;Avi Lewis: [https://www.timesofisrael.com/jewish-home-faction-tekumah-selects-knesset-candidates/ ''Jewish Home faction Tekumah selects Knesset candidates''], The Times of Israel, 12. Januar 2015.&lt;/ref&gt; Er ist der Enkel eines [[Holocaust]]-Überlebenden.&lt;ref name=&quot;keinen-platz-hier&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Jacques Ungar |url=https://www.tachles.ch/artikel/israel/keinen-platz-hier |titel=«Keinen Platz hier» |werk=[[tachles]] |hrsg=Yves Kugelmann (Hrsg.) |datum=2015-10-15 |offline= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20191030214217/https://www.tachles.ch/artikel/israel/keinen-platz-hier |archiv-datum=2019-10-30 |abruf=2019-10-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2015 Smotrich wurde als Mitglied der religiös-zionistischen Partei [[Tkuma]] („Wiedergeburt“) in die [[Knesset]] gewählt. Im Januar 2019 forderte er den bisherigen Parteivorsitzenden der Tkuma, [[Uri Ariel]], heraus und gewann die Wahl mit 82 zu 40 Stimmen.&lt;ref&gt;Jacob Magid: ''[https://www.timesofisrael.com/hardliner-smotrich-wins-race-to-lead-influential-jewish-home-sub-faction/ Hardliner Smotrich wins race to lead influential Jewish Home sub-faction]'', The Times of Israel, 14. Januar 2019.&lt;/ref&gt; Der mangels Parlamentsmehrheit nur geschäftsführende Ministerpräsident [[Benjamin Netanjahu]] ernannte Smotrich im Juni 2019 zum Verkehrsminister Israels.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jacques Ungar |url=https://www.tachles.ch/artikel/israel/israel-hat-zwei-neue-minister |titel=Israel hat zwei neue Minister |werk=[[tachles]] |hrsg=[[Yves Kugelmann]] (Hrsg.) |datum=2019-06-18 |offline= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190618064959/https://www.tachles.ch/artikel/israel/israel-hat-zwei-neue-minister |archiv-datum=2019-06-18 |abruf=2019-06-19}}&lt;/ref&gt; Dieses Amt hatte er bis zum Antritt einer neuen Regierung im Juni 2020 inne.<br /> <br /> Am 29. Dezember 2022 wurde Smotrich im [[Kabinett Netanjahu VI]] Finanzminister, zuständig für den Siedlungsausbau und Oberherr der Regierung im von Israel besetzten Westjordanland.&lt;ref&gt;[https://www.jns.org/updated-list-of-ministers-in-netanyahu-government/ ''Who’s who in Netanyahu’s government''], JNS Jewish News Syndicate, 29. Dezember 2022.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Politische Ansichten und Kontroversen ==<br /> Smotrich setzt sich für die Ausweitung israelischer Siedlungen im Westjordanland, für eine weitere Stärkung der jüdisch-religiösen Identität Israels sowie für konservativ-religiöse Werte und Positionen ein.&lt;ref&gt;https://www.timesofisrael.com/how-bezalel-smotrich-rode-unfiltered-radicalism-and-unforgiving-politics-to-power/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Smotrich vertritt die Meinung, dass es kein palästinensisches Volk gebe und daher kein Grund bestehe, einen palästinensischen Staat zu errichten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=David Israel |url=https://www.jewishpress.com/news/israel/israeli-arabs/watch-bezalel-smotrich-teaching-arab-mks-about-the-palestinian-invention/2020/05/07/ |titel=Watch Bezalel Smotrich Teaching Arab MKs About the ‘Palestinian Invention’ |werk=Jewish Press |datum=2020-05-07 |abruf=2020-05-07}}&lt;/ref&gt; So äußerte er bei einer Rede in Frankreich im Jahr 2023: „Ich würde Sie gerne fragen, welche Sprache die Palästinenser sprechen? Gab es irgendwann in der Geschichte eine palästinensische Münze? Gibt es eine palästinensische Geschichte oder eine palästinensische Kultur? Es gibt keine. So etwas wie ein palästinensisches Volk gibt es nicht.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Julio Segador |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-westjordanland-109.html |titel=Israel kippt Gesetz zur Siedlungsräumung |hrsg=[[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]] |datum=2023-03-21 |abruf=2023-09-09}}&lt;/ref&gt; [[Rafael Seligmann]] kritisierte in der ''[[Jüdische Allgemeine|Jüdischen Allgemeinen]]'' diese Auffassung mit den Argumenten: „[…]&amp;nbsp;ein Volk ist ein Volk, wenn es sich als solches empfindet. Die Araber Palästinas kämpfen seit einem Jahrhundert für ihre Unabhängigkeit gegen Juden und Israelis. Dieser Kampf hat bei ihnen ein Nationalbewusstsein entstehen lassen.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Rafael Seligmann |url=https://www.juedische-allgemeine.de/allgemein/gibt-es-ein-palastinensisches-volk/ |titel=Gibt es ein palästinensisches Volk? |werk=Jüdische Allgemeine |datum=2023-03-23 |abruf=2023-10-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Mai 2017 stellte Smotrich, als stellvertretender Vorsitzender der Knesset, im Namen der [[Ha-Ichud HaLeumi – Tkuma|Ha-Ihud Hale'umi]]-Partei innerhalb der [[HaBajit haJehudi|HaBajit-haJehudi]]-Partei („Jüdisches Heim“), einen Plan vor, den er „Unterwerfungsplan“ nannte. Sein Ziel ist es, „jegliche nationale Hoffnung der Palästinenser auszulöschen“. Nach dem Plan haben die Palästinenser drei Wahlmöglichkeiten: das Land zu verlassen; mit dem Status von „Ausländern“ ({{he|גר תושב&amp;lrm;}}) in Israel zu leben; oder Widerstand zu leisten, „und dann wird die Israelische Armee schon wissen, was zu tun ist“. Zu dem Status als „Ausländer“ bemerkte Smotrich: „Nach dem jüdischen Gesetz muss immer eine gewisse Minderwertigkeit bestehen.“ Zu der Möglichkeit des Widerstandes, und auf die Frage, ob er beabsichtige, ganze Familien samt Frauen und Kindern auszurotten, sagte Smotrich: „Krieg ist Krieg.“ Als Quelle seiner Bemerkungen führte Smotrich das [[Buch Josua]] an. In der israelischen Presse wurde sein Plan dahingehend interpretiert, dass er die Palästinenser vor die Wahl zwischen „Transfer“ ([[Ethnische Säuberung|ethnischer Säuberung]]), [[Apartheid]] oder [[Völkermord]] stelle.&lt;ref&gt;Tomer Persico: {{he|ההכרעה של סמוטריץ'&amp;lrm;}}, [[Haaretz]] 16. Mai 2016;&lt;br /&gt;[[Amira Hass]]: {{he|דור פלסטיני חדש&amp;lrm;}}, Haaretz, 17. Mai 2017&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Januar 2018 sagte Smotrich in einem Interview mit dem Radiosender der [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte|israelischen Armee]] über die Palästinenser: „Das ist das Problem, wenn man es mit [[Mücken]] zu tun hat. Wenn man Mücken erschlägt, erwischt man vielleicht 99 von ihnen, aber die hundertste Mücke, die du nicht getötet hast, tötet dich. Die echte Lösung ist es, den Sumpf trockenzulegen.“&lt;ref&gt;Dahlia Scheindlin: ''[https://www.newsweek.com/years-israels-leaders-have-cultivated-ethnic-hatred-this-them-opinion-1591149 For Years, Israel's Leaders Have Cultivated Ethnic Hatred. This Is on Them]'', [[Newsweek]], 13. Mai 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im April 2018 erklärte Smotrich über den Nachrichtendienst [[Twitter]], die 17-jährige Palästinenserin [[Ahed Tamimi]], die wegen Ohrfeigens eines israelischen Soldaten zu einer achtmonatigen Haftstrafe verurteilt worden war, habe „eine Kugel verdient – mindestens in die Kniescheibe“. Twitter sperrte ihn darauf für die Dauer von zwölf Stunden.&lt;ref&gt;Michael Bachner: ''[https://www.timesofisrael.com/mk-who-said-palestinian-teen-deserved-to-be-shot-back-on-twitter/ MK back on Twitter after saying Palestinian teen deserved to be shot]'', The Times of Israel, 24. April 2018, abgerufen am 23. Oktober 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Jahr 2016 löste Smotrich eine Kontroverse in Israel aus, als er sich für die Trennung von jüdischen und arabischen Müttern in Entbindungsstationen aussprach. Er schrieb auf Twitter: „Es ist nur natürlich, dass meine Frau nicht neben jemandem liegen will, der gerade ein Baby zur Welt gebracht hat, das ihr Baby in 20 Jahren ermorden könnte.“ Außerdem verkündete er: „Meine Frau ist wirklich nicht rassistisch, aber sie möchte sich, nachdem sie entbunden hat, ausruhen, und nicht Party feiern, wie das bei arabischen Müttern nach der Geburt üblich ist.“ Mehrere Knesset-Abgeordnete aus verschiedenen Parteien kritisierten Smotrichs Position. Auch [[Naftali Bennett]], der damalige Vorsitzende der national-religiösen Partei „Jüdisches Heim“, widersprach seinem Parteikollegen, indem er aus der hebräischen Bibel zitierte: „Geliebt wird der Mensch, denn er wurde nach dem Ebenbild Gottes geschaffen.“ Bennett fügte hinzu: „Jude oder Araber.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jonathan Lis |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2016-04-05/ty-article/.premium/israeli-lawmaker-my-wife-wouldnt-want-to-give-birth-next-to-an-arab-woman/0000017f-f782-d47e-a37f-ffbe2cc90000 |titel=Israeli Lawmaker: My Wife Wouldn't Want to Give Birth Next to an Arab Woman |werk=[[Haaretz]] |datum=2016-04-05 |abruf=2023-09-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Smotrich tritt für „traditionelle Familienwerte“ ein, lehnt die gleichgeschlechtliche Ehe ab und äußerte sich mehrmals [[Homophobie|homophob]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.jpost.com/magazine/a-culture-warrior-with-eyes-on-the-cabinet-583415 |titel=Smotrich sees himself on the frontlines of a battle for Israel’s future |datum=2019-03-15 |sprache=en-US |abruf=2023-11-08}}&lt;/ref&gt; Im Jahr 2015 bezeichnete er [[LGBT]]-Personen als „abnormal“ und erklärte: „Zu Hause kann jeder abnormal sein, und Menschen können die Form des Zusammenlebens wählen, die sie wollen. Aber sie haben keine Forderungen an mich, den Staat, zu stellen.“ In derselben Debatte bekannte er sich dazu, „ein stolzer Homophober“ zu sein.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Tamar Pileggi |url=https://www.timesofisrael.com/jewish-home-hopeful-boasts-of-being-proud-homophobe/ |titel=Jewish Home hopeful boasts of being ‘proud homophobe’ |werk=The Times of Israel |datum=2015-02-23 |abruf=2023-09-10}}&lt;/ref&gt; Er bezeichnete sich zudem als „homophoben Faschisten“.<br /> <br /> Im Juli 2015, nach dem Messerangriff des [[Ultraorthodoxes Judentum|ultraorthodoxen]] Extremisten [[Yishai Schlissel]] auf die Gay Pride Parade in Jerusalem, nannte Smotrich die Veranstaltung eine „abartige Parade“ und weigerte sich, sich für seine Äußerungen zu entschuldigen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Lahav Harkov |url=https://www.jpost.com/Israel-News/Politics-And-Diplomacy/Religious-Zionist-lawmaker-refuses-to-back-down-says-homosexuality-an-abomination-410934 |titel=Smotrich: LGBT community attacks, slanders anyone who thinks differently from them |werk=The Jerusalem Times |datum=2015-08-03 |abruf=2023-09-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im August 2015 warf Smotrich LGBT-Organisationen vor, die Medien zu kontrollieren, und behauptete, dass diese Organisationen Konservative wie ihn zum Schweigen bringen wollten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Yuval Karni |url=https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4690957,00.html |titel=Bayit Yehudi MK: Gays control the media |werk=[[Ynetnews]] |datum=2015-08-15 |abruf=2023-09-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Jahr 2019 verlangte Smotrich für sich das Justizministerium und erklärte, dass sich das israelische Rechtssystem an den religiösen jüdischen Gesetzen orientieren und Israel wie „zur Zeit von König David“ regiert werden solle: „Wir wollen das Justizministerium, denn wir wollen das Rechtssystem der Torah wiederherstellen.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=ToI Staff |url=https://www.timesofisrael.com/smotrich-says-he-wants-justice-ministry-so-israel-can-follow-torah-law/ |titel=Smotrich says he wants to be justice minister so Israel can follow Torah law |sprache=en-US |abruf=2023-11-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im August 2019 kritisierte Smotrich eine Gerichtsentscheidung, die die geplante Geschlechtertrennung bei einem Konzert für ultraorthodoxe Juden in [[Afula]] untersagte. Er bezeichnete das Verbot als „säkularen Zwang“ und rief die religiösen sechs Parteien dazu auf, sich für eine Gesetzesänderung einzusetzen, welche die Geschlechtertrennung im öffentlichen Raum erlauben würde. Religiöse Gemeinschaften müssten das Recht haben, nach ihrem Glauben zu leben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Hezki Baruch |url=https://www.israelnationalnews.com/news/267238 |titel=Smotrich slams ruling barring separate seating at haredi concert |hrsg=Israel National News |datum=2019-08-11 |abruf=2023-09-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Oktober 2019 sagte Smotrich, dass die Juden die „Grundbesitzer des Landes Israel“ seien, und erklärte: „Wer immer die Existenz des Staates Israel als einen jüdischen Staat leugnet, hat keinen Platz hier, Punkt Schluss. Auch nicht in der Knesset.“&lt;ref name=&quot;keinen-platz-hier&quot;/&gt;<br /> <br /> Im April 2021 schrieb Smotrich auf Twitter, gerichtet an den Knesset-Abgeordneten [[Ahmad Tibi]]: „Ein echter Muslim muss wissen, dass das Land Israel dem Volk Israel gehört, und mit der Zeit werden Araber wie Sie, die das nicht erkennen, nicht hier bleiben … dafür werden wir sorgen.“&lt;ref&gt;''Netanyahu’s Far-right Ally: Israel Belongs to the Jews. Arabs Who Don’t Recognize That Won’t Stay Here'', Haaretz'', 7. April 2021; Anshel Pfeffer: ''They’re Israel’s Far Right, Pro-ethnic Cleansing Nationalists. But Don’t Call Them ‘Nazis’'', Haaretz'', 8. April 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im November 2022 hielt Smotrich einen Vortrag bei einer Konferenz in der Knesset unter dem Titel „Menschenrechtsorganisationen, die von der Hamas betrieben werden“. Die Veranstaltung wurde von der rechtsextremen Aktivistengruppe ''[[Ad Kan]]'' ({{heS|עד כאן}}) organisiert. In seiner Rede bezeichnete Smotrich Menschenrechtsorganisationen als eine „existenzbedrohende Gefahr“ für Israel; die Regierung müsse ihre Gelder beschlagnahmen und mit Sicherheits- und juristischen Maßnahmen gegen sie vorgehen. Genannt wurden unter anderem die Organisationen [[New Israel Fund]], [[Schovrim Schtika]] und [[Schalom Achschaw]].&lt;ref&gt;Noa Shpigel: ''Israel Must Deal With Human Rights Orgs as an Existential Threat, Netanyahu Ally Says'', Haaretz, 21. November 2022&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Februar 2023 wurden zwei junge [[Israelische Siedlung|israelische Siedler]] aus Har Bracha bei [[Nablus]]&lt;ref&gt;''[https://www.timesofisrael.com/parents-of-brothers-slain-in-terror-attack-call-for-unity-amid-the-pain/ Victims of shooting attack named as brothers from Har Bracha]'', The Times of Israel, 26. Februar 2023.&lt;/ref&gt; in dem nahegelegenen palästinensischen Dorf Huwwara (''Ḥuwwārah'' {{ar|حُوّارة}}) ermordet. Kurz darauf gab es schwere Ausschreitungen israelischer Siedler in Huwwara, bei denen Hunderte Palästinenser verletzt wurden und dutzende Häuser, Läden und Autos in Brand gesteckt wurden. Einige Kommentatoren, darunter [[Abraham Foxman]] und ein israelischer General, bezeichneten die Ausschreitungen als „[[Pogrom]]“.&lt;ref&gt;Redaktion: [https://www.timesofisrael.com/settler-extremists-sowing-terror-huwara-riot-was-a-pogrom-top-general-says/ ''Settler extremists are sowing terror, Huwara riot was a ‘pogrom’, top general says''], The Times of Israel, 26. Februar 2023; Andrew Silow-Carroll: ''[https://www.jta.org/2023/02/28/opinion/the-jta-conversation-pogrom-terrorism-what-do-we-call-what-happened-in-huwara Pogrom? Terrorism? What do we call what happened in Huwara?]'', [[Jewish Telegraphic Agency]], Orly Noi: [https://www.mekomit.co.il/%d7%97%d7%95%d7%a7-%d7%94%d7%94%d7%9b%d7%97%d7%93%d7%94/ חוק ההכחדה] {{he|שיחה מקומית}} 27. Februar 2023; Haggai Matar: ''[https://www.972mag.com/huwara-pogrom-two-sides/ Why there are no two sides to the Huwara pogrom]'', [[+972 Magazine]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Smotrich, der auch für den Siedlungsausbau im Westjordanland zuständig war, sprach sich bei einer Wirtschaftskonferenz dafür aus, die palästinensische Kleinstadt Huwara im Westjordanland „auszuradieren“: „Ich denke, das Dorf Huwara muss ausradiert werden.“ In dem Dorf Huwara lebten rund 7400 Palästinenser.&lt;ref&gt;[https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/israel-finanzminister-fuer-ausradierung-palaestinensischer-stadt-18715589.html ''Nach schweren Ausschreitungen: Israels Finanzminister für „Ausradierung“ palästinensischer Stadt.''] F.A.Z., 1. März 2023&lt;/ref&gt; Der Sprecher des US-Außenministeriums, [[Ned Price]], erklärte dazu: „Diese Bemerkungen waren unverantwortlich. Sie waren abscheulich, sie waren ekelhaft.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-usa-palaestinenser-konflikt-101.html |titel=USA verurteilen Forderung nach &quot;Ausradierung&quot; eines Dorfs |werk=Tagesschau (ARD) |datum=2023-03-02 |abruf=2023-09-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im März 2023 erteilten die USA Smotrich ein Einreisevisum. Mehr als hundert jüdische Führungspersönlichkeiten in den USA (darunter [[Peter Alter]], [[Lawrence Bender]], [[Lester Crown]], [[Dan Glickman]], Steve Grossman, [[Mel Levine]], [[Richard Ravitch]] und [[Barry Schwartz]]) unterzeichneten eine Erklärung, in der sie Smotrich als rassistisch und homophob bezeichneten und gegen seine Einreise in die USA protestierten, und eine Reihe jüdischer Organisationen (darunter die Union of Reform Judaism, die United Synagogue of Conservative Judaism und Americans for Peace Now) kündigte an, Smotrich während seines Besuches zu meiden.&lt;ref&gt;Chris McGreal: [https://www.theguardian.com/us-news/2023/mar/10/biden-administration-visa-extremist-israeli-minister-bezazel-smotrich ''Biden administration grants US visa to extremist Israeli minister''], [[The Guardian]], 10. März 2023; [https://israelpolicyforum.org/2023/03/03/statement-from-american-jewish-leaders-on-bezalel-smotrich/ Statement from American Jewish Leaders: Smotrich Should Not Be Given a Platform in Our Community], ''Israel Policy Forum'', 3. März 2023; [https://www.progressiveisraelnetwork.org/american-jewish-organizations-call-to-shun-bezalel-smotrich/ American Jewish Organizations and Allies Call to Shun Bezalel Smotrich] ''Progressive Israel Network''.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 14. November 2023, während des [[Krieg in Israel und Gaza 2023|Krieges in Gaza]], rief Smotrich, der Finanzminister und Oberherr der Regierung im [[Israelisch besetzte Gebiete|von Israel besetzten Westjordanland]] war und der an der Spitze einer der drei religiös-nationalistischen Parteien in der rechts-konservativen Koalition von Ministerpräsident Netanjahu stand, die Palästinenser im Gazastreifen zur „freiwilligen Emigration“ auf. Der Staat Israel werde die Existenz einer „unabhängigen Entität“ dort nicht länger akzeptieren.&lt;ref name=Reuters2023&gt;''[https://www.reuters.com/world/middle-east/israeli-minister-calls-voluntary-emigration-gazans-2023-11-14/ Israeli minister calls for voluntary emigration of Gazans]'', Reuters, 14. November 2023&lt;/ref&gt; Smotrich wurde unterstützt in seiner Forderung von zwei Abgeordneten, [[Danny Danon]] von der [[Likud]]-Partei, ehemaliger Botschafter bei der UN, und Ram Ben Barak von der [[Jesch Atid|Jesch-Atid]]-Partei, ehemaliger stellvertretender Direktor des [[Mossad]]s. Diese hatten in einem Beitrag für die US-Zeitung [[The Wall Street Journal]] ebenfalls geschrieben, andere Länder sollten Palästinenser aufnehmen, die „freiwillig emigrieren“ wollten.&lt;ref&gt;''[https://www.theguardian.com/world/live/2023/nov/14/israel-hamas-war-live-updates-gaza-alshifa-hospital-staff-patients-trapped-israeli-drone-strike-west-bank-deaths-palestine?filterKeyEvents=false&amp;page=with:block-655368898f087302118b42b2#block-655368898f087302118b42b2 Israeli minister says Israel no longer able to accept existence of Gaza, calls for ‘voluntary emigration’]'', [[The Guardian]], 14. November 2023&lt;/ref&gt; Diese Äußerungen unterstrichen die Befürchtungen, Israel wollte die bei der Gründung Israels im Jahr 1948 erfolgte [[Nakba]], die Massenenteignung und Vertreibung der Palästinenser, wiederholen. Palästinenser strebten [[Nationales Selbstbestimmungsrecht|Nationale Selbstbestimmung]] im [[Staat Palästina]], in den von Israel besetzten Gebiete [[Gazastreifen]], [[Ostjerusalem]] und dem [[Westjordanland]] an. Die [[Haaretz]]-Korrespondentin für die besetzten palästinensischen Gebiete mit Sitz in [[Ramallah]], [[Amira Hass]], wies darauf hin, dass die massive Bombardierung ohne Unterschied zwischen Infrastruktur der Hamas und der zivilen Infrastruktur im Gazastreifen (darunter Schulen, Krankenhäuser, Wohnhäusern, Moscheen, Kirchen und Flüchtlingslager) nicht allein eine aus [[Rache]] gespeiste Reaktion auf dem [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023|Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023]] sei, vielmehr folge sie Smotrichs „Unterwerfungsplan“. Die israelische Regierung setze das politische Programm der extrem faschistischen, messianischen, religiösen, rechtsgerichteten Siedlerpartei unter der Führung von Smotrich fort. Genau das geschehe sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland. Israel führe den politischen Plan aus.&lt;ref&gt;''[https://www.democracynow.org/2023/10/19/amira_hass_on_gaza_humanitarian_crisis Israeli Journalist Amira Hass: How Can the World Stand By and Witness Israel’s Slaughter in Gaza?]'', [[Democracy Now]], 19 Oktober 2023.&lt;/ref&gt; Der israelische Historiker [[Ilan Pappé]], Professor an der [[Universität von Exeter]] in England, beschrieb Israels Krieg in Gaza als massive Operation des Tötens, als ethnische Säuberung und Entvölkerung. Der Vorwand sei Rache für das, was die Hamas am 7. Oktober getan habe, aber die Absicht sei nicht nur Rache, sondern der Versuch, das, was am 7. Oktober geschehen sei, auszunutzen, um neue Realitäten im historischen Palästina zu schaffen.&lt;ref&gt;''[https://www.democracynow.org/2023/10/31/ilan_pappe_israel_invades_gaza Israeli Historian Ilan Pappé on Gaza War, Hostages &amp; the Context Behind Current Violence]'', [[Democracy Now]], 31 Oktober 2023.&lt;/ref&gt; Eine Untersuchung der Medien und des politischen Diskurses in Israel im November 2023 zeigte, dass große Teile der Öffentlichkeit die Logik von Smotrichs „Unterwerfungsplan“ in Bezug auf die Angriffe der israelischen Armee auf Gaza vollständig verinnerlicht hatten. Im Diskurs wurde Emigration als eine humanitäre Überlegung dargestellt, die es palästinensischen Zivilisten großzügig ermöglicht, das Kriegsgebiet zu verlassen. Nach dem 7. Oktober wurden rund drei Viertel der Bevölkerung Gazas gewaltsam vertrieben, hauptsächlich aus dem Norden, und die [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte|israelische Armee]] bombardierte sie in allen Teilen des Gazastreifens.&lt;ref name =&quot;Noi23&quot;&gt;Orly Noi: ''[https://www.972mag.com/smotrich-decisive-plan-israeli-public/ The Israeli public has embraced the Smotrich doctrine]'', [[+972 Magazine]], 10. November 2023.&lt;/ref&gt; [[Arabische Welt|Arabische Staaten]] hatten mehrfach eine Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen als „inakzeptabel“ bezeichnet.&lt;ref name=Reuters2023 /&gt;&lt;ref name=&quot;Noi23&quot; /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * [https://www.knesset.gov.il/mk/eng/mk_eng.asp?mk_individual_id_t=936 Knesset: Bezalel Smotrich]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Finanzminister Israels<br /> }}<br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=1190858185|VIAF=365144782725176410435}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Smotrich, Bezalel}}<br /> [[Kategorie:Politiker (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Verkehrsminister (Israel)]]<br /> [[Kategorie:Finanzminister (Israel)]]<br /> [[Kategorie:Knesset-Abgeordneter]]<br /> [[Kategorie:HaBajit-haJehudi-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:Tkuma-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:Israeli]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1980]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Smotrich, Bezalel<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Smotrich, Bezalel Joel<br /> |KURZBESCHREIBUNG=israelischer Politiker<br /> |GEBURTSDATUM=27. Februar 1980<br /> |GEBURTSORT=[[Israel]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Joaw_Galant&diff=240193476 Joaw Galant 2023-12-14T22:41:17Z <p>138.246.3.7: /* Persönliches */</p> <hr /> <div>[[Datei:Yoav Galant January 2023 (cropped).jpg|mini|hochkant|Joaw Galant (2023)]]<br /> <br /> '''Jo'aw Galant''' ({{heS|יואב גלנט&amp;lrm;}}; geboren am [[8. November]] [[1958]] in Jaffa, [[Tel Aviv-Jaffa]], [[Israel]]) ist ein israelischer [[Politiker]] ([[Likud]]) und ehemaliger [[Generalmajor]] ''([[Israelische Streitkräfte#Dienstgrade|Aluf]])'' der [[Israelische Streitkräfte|israelischen Armee]] und Kommandeur des [[Israelisches Südkommando|Südkommandos]]. Er war von Mai 2020 bis Juni 2021 [[Ministerium für Bildung (Israel)|Bildungsminister]].&lt;ref name=&quot;governments&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://main.knesset.gov.il/en/mk/government/Pages/governments.aspx?govid=35 |titel=All Governments of Israel |hrsg=[[Knesset]] |abruf=2021-10-31}}&lt;/ref&gt; Seit Dezember 2022 ist er [[Verteidigungsministerium (Israel)|Verteidigungsminister]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Galant studierte an der [[Universität Haifa]] Wirtschaft und Finanzmanagement und schloss das Studium mit einem [[B.A.]] ab. Er trat 1977 in die [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte#Marine|israelische Marine]] ein und diente in der [[Shayetet 13|Flottille 13]]. 1999 wechselte er die [[Teilstreitkraft]] zum Heer und ist seit 2002 im Range eines [[General]]s. Im Jahre 2005 wurde er zum Kommandeur des Südkommandos ernannt. Damit war er auch für den [[Gazastreifen]] zuständig.&lt;ref name=&quot;Chef&quot;&gt;{{Internetquelle|autor=Inge Günther|url=https://www.fr.de/politik/israels-armee-ohne-chef-11421923.html|titel=Israels Armee ohne Chef|werk=[[Frankfurter Rundschau]]|datum=2011-02-02|sprache=de|zugriff=2011-02-04}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Galant war für den Posten des Generalstabschefs als Nachfolger von [[Gabi Aschkenasi]] vorgesehen. Die Ernennung wurde aber, zwei Wochen vor Amtsantritt, von Premierminister [[Benjamin Netanjahu]] wegen des Verdachts der Vorteilsnahme bei Grundstücksverkäufen rund um sein Anwesen zurückgezogen.&lt;ref name=&quot;Chef&quot; /&gt;<br /> <br /> Bei der [[Parlamentswahl in Israel 2015]] trat Galant für die kurz zuvor gegründete sozial-konservative Partei [[Kulanu]] an und errang einen Sitz in der [[Knesset]]. Mit Eintritt der Kulanu in die Regierung wurde Galant zum [[Ministerium für Bau- und Wohnungswesen (Israel)|Minister für Bau- und Wohnungswesen]] ernannt.&lt;ref&gt;[https://www.zeit.de/politik/ausland/2015-05/israel-tumulte-vereidigung-regierung-netanjahu Tumulte bei Vereidigung von Netanjahus Regierung], Zeit Online, 15. Mai 2015&lt;/ref&gt; Am 15. Mai 2017 teilte das [[Außenministerium der Vereinigten Staaten]] durch den Assistant Secretary of State for Near Eastern Affairs, Stuart E. Jones, mit, die syrische Regierung habe im [[Gefängnis Saidnaya]] Tausende Gefangene getötet und in einem Krematorium verbrannt. Im Zuge dieser Bekanntmachung äußerte sich Galant am 16. Mai 2017 auf der International C5I Sicherheitskonferenz in [[Latrun]] über den [[Bürgerkrieg in Syrien]] und forderte die Liquidation von [[Baschar al-Assad]], auch wegen des Einsatzes von Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://news.orf.at/#/stories/2391737/|titel=Israelischer Minister fordert Tötung Assads|hrsg=ORF|zugriff=2017-05-16}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/militaergefaengnis-bei-damaskus-vereinigte-staaten-beschuldigen-syrien-der-toetung-tausender-gefangener-15017747.html|titel=Vereinigte Staaten beschuldigen Syrien der Tötung Tausender Gefangener|hrsg=FAZ|datum=2017-05-15|zugriff=2017-05-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im [[Kabinett Netanjahu IV|Kabinett Benjamin Netanjahu IV]] war er zunächst Bauminister. Galant trat am 2. Januar 2019 als Bauminister zurück und verließ seine Partei Kulanu. Danach trat er dem [[Likud]] bei und wurde am 9. Januar 2019 als [[Ministerium für die Aufnahme von Einwanderern (Israel)|Minister für Einwanderung und Integration]] vereidigt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/politik/2019/01/10/zwei-neue-minister-vereidigt/ |autor= |titel= Zwei neue Minister vereidigt |datum=2019-01-09|werk=[[Israelnetz]].de |zugriff=2019-01-19}}&lt;/ref&gt; Im [[Kabinett Netanjahu V|Kabinett Benjamin Netanjahu V]], das im Mai 2020 gebildet wurde, war er [[Ministerium für Bildung (Israel)|Bildungsminister]].&lt;ref name=&quot;governments&quot; /&gt;<br /> <br /> Im [[Kabinett Netanjahu VI]] ist er seit dem 29. Dezember 2022 Verteidigungsminister.&lt;ref&gt;[https://www.jns.org/updated-list-of-ministers-in-netanyahu-government/ JNS.org: Who’s who in Netanyahu’s government], 29. Dezember 2022&lt;/ref&gt; Am 26. März 2023 kündigte Netanjahu die Entlassung Galants an, weil dieser eine Aussetzung der [[Proteste in Israel 2023|geplanten Justizreform]] vorgeschlagen hatte. Aus Protest gegen die Justizreform und die Entlassung Galants strömten am darauffolgenden Abend hunderttausende Menschen in Israel auf die Straße, und der Gewerkschaftsdachverband [[Histadrut]] rief einen Generalstreik aus. Netanjahu kündigte am gleichen Tag ein Moratorium für die Justizreform an.&lt;ref&gt;Mark Weiss: [https://www.irishtimes.com/world/middle-east/2023/04/03/netanyahu-delays-dismissal-of-defence-minister/ ''Netanyahu delays dismissal of defence minister.''] Irish Post, 3. April 2023, aufgerufen am 4. April 2023.&lt;/ref&gt; Am 10.&amp;nbsp;April 2023 erklärte Netanjahu, vom Plan der Entlassung Galants abzurücken. Er wurde mit den Worten zitiert: „Wir werden zusammen für die Sicherheit Israels arbeiten.“&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/ausland/israel-netanyahu-holt-entlassenen-verteidigungsminister-joav-galant-zurueck-a-4c7538e0-d78b-44e9-9819-4477b6e366b5 ''Netanyahu will Verteidigungsminister doch nicht feuern''] Der Spiegel, 10. April 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Zusammenhang mit dem [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023]] und der darauffolgenden [[Israelische Blockade des Gazastreifens 2023|Abriegelung des Gazastreifens]] durch Israel sagte Galant: „Wir kämpfen gegen menschliche Tiere und wir handeln entsprechend.“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R |url=https://www.juedische-allgemeine.de/israel/gazastreifen-abgeriegelt-alle-lieferungen-eingestellt/ |titel=Gazastreifen abgeriegelt, alle Lieferungen eingestellt |datum=2023-10-09 |abruf=2023-10-09}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aljazeera.com/program/newsfeed/2023/10/9/israeli-defence-minister-orders-complete-siege-on-gaza |titel=Israeli defence minister orders ‘complete siege’ on Gaza |werk=Al Jazeera |datum=2023-10-09 |abruf=2023-10-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Persönliches ==<br /> Yoav Galant ist verheiratet und hat drei Kinder.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Yoav Galant}}<br /> * {{Webarchiv | url=http://dover.idf.il/IDF/announcements/10/08/2202.htm#selection-947.0-947.27 | archive-is=20130218005616 | text=Biographie auf der IDF-Webseite}} (hebräisch)<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Wohnungsbauminister Israels<br /> |Navigationsleiste Verteidigungsminister Israels<br /> }}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=1309412022|LCCN=no2011101061|VIAF=173249302}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Galant, Joaw}}<br /> [[Kategorie:Generalmajor (Israel)]]<br /> [[Kategorie:Person im Nahostkonflikt]]<br /> [[Kategorie:Bildungsminister (Israel)]]<br /> [[Kategorie:Einwandererminister (Israel)]]<br /> [[Kategorie:Wohnungsbauminister (Israel)]]<br /> [[Kategorie:Verteidigungsminister (Israel)]]<br /> [[Kategorie:Knesset-Abgeordneter]]<br /> [[Kategorie:Likud-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:Kulanu-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:Israeli]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1958]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Galant, Joaw<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Galant, Jo’aw<br /> |KURZBESCHREIBUNG=israelischer General und Politiker<br /> |GEBURTSDATUM=8. November 1958<br /> |GEBURTSORT=[[Jaffa]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pilgermuschel&diff=240094293 Pilgermuschel 2023-12-11T16:28:42Z <p>138.246.3.7: /* Siehe auch */</p> <hr /> <div>[[Datei:Jakobs Brueder-1568.png|mini|Jakobspilger, Darstellung von 1568]]<br /> [[Datei:Coat of Arms of Benedictus XVI.svg|mini|[[Papstwappen]] von [[Benedikt XVI.]] mit der Großen Pilgermuschel]]<br /> [[Datei:St Jakob am Sand Muschelrötelzeichnung am Portal detail.jpg|mini|[[Rötel]]zeichnung am Kirchenportal von [[St. Jakob am Sand]] mit Pilgermuschel und -beutel, 16. Jh. (?)]]<br /> Die atlantische '''Jakobsmuschel''', die [[Große Pilgermuschel]] (''Pecten maximus'') wurde in Form der rechten Schalenhäfte des Tieres oder als Zinnguss einer solchen das Erkennungszeichen der [[Jakobsweg|Jakobspilger]] nach [[Santiago de Compostela]], seit dem späten 9. Jahrhundert Grabstätte des Heiligen [[Jakobus der Ältere|Jacobus]] und bedeutendster Wallfahrtsort des Mittelalters. [[Carl von Linné]] hat die Mittelmeer-Pilgermuschel und die wirkliche Jakobsmuschel (''P. maximus'' bzw. '''Kleine Pilgermuschel''' ''Chlamys opercularis'' L.) miteinander verwechselt, indem er der gar nicht vor Santiago lebenden Mittelmeerart den Namen ''P. jacobaeus'' gab.<br /> <br /> == Die Große Pilgermuschel als Pilgerzeichen ==<br /> Die Echte Jakobsmuschel (''P. maximus'') soll ihren Namen einer späteren Legende gemäß folgenden Ursprung haben:<br /> [[Datei:Kirche Elspe Pilgermuschel Eingang.jpg|mini|links|Pilgermuschel in [[Elspe]]]]<br /> <br /> Ein junger Adliger ritt einst dem Schiff entgegen, mit dem der Leichnam des Apostels [[Jakobus der Ältere|Jakobus]] nach Spanien gebracht wurde. Unglücklicherweise versank er dabei im Meer; jedoch rettete Jakobus auf wundersame Weise sein Leben und half dem Ritter, das Ufer zu erreichen. Dadurch war sein Körper über und über von Muscheln bedeckt, und aus diesem Grund wird die Muschel seitdem als Schutzzeichen getragen.<br /> <br /> Seit dem frühen [[Mittelalter]] dienen daher die rechten, stärker gewölbten Klappen der Muscheln den Jakobspilgern, die das Grab des heiligen Jakobus in [[Santiago de Compostela]] besuchen, als Erkennungszeichen. Ursprünglich galt die Muschel auch als Nachweis der Pilgerschaft. Die Muscheln wurden am Wallfahrtsort verkauft und von den Pilgern an der Kleidung, meist am [[Pilgerhut|Hut]], befestigt; der Verkauf der Abzeichen war eine wichtige Einnahmequelle des Wallfahrtsorts. Eine Erweiterung des Wallfahrtsweges für manche Pilger ist der 60&amp;nbsp;km weite Weg nach [[Kap Finisterre]] – an „[[das Ende der Welt]]“ –, wo sie selbst diese Muscheln im Meer sammeln.<br /> <br /> Seit dem 13.&amp;nbsp;Jahrhundert wurde die Pilgerschaft nicht mehr mit der Muschel, sondern mit einer Urkunde (heute: [[La Compostela]]) beglaubigt. Weiterhin aber galt ein Zinnabguss einer Großen Pilgermuschel als wichtiges, Segen bringendes Andenken. Noch heute ist die Große Pilgermuschel das Erkennungszeichen der Pilger, das sichtbar am Rucksack getragen wird.<br /> [[Datei:Ainhoa Chemin de Compostelle.jpg|mini|links|Wegzeichen des Jakobsweg]]<br /> [[Datei:Ansichten von Kloster Kirchberg 11.jpg|mini|links|Herbergen, die Pilger willkommen heißen, zeigen dieses mit der Jakobsmuschel an.]]<br /> Sie dient auch als Kennzeichnung der [[Jakobsweg]]e und findet sich dann oft auf Straßenschildern, Randsteinen und Wegekreuzen. Auf den verzweigten Zuwegen in Frankreich und Deutschland wird sie zunehmend zum Wahrzeichen des Pilgerweges.<br /> <br /> In europäischen Gräbern vor allem aus dem 11. bis 14. Jahrhundert sind bis nach Skandinavien wiederholt Große Pilgermuscheln gefunden worden. Aus derartigen Grabfunden lassen sich alte Pilgertraditionen, ihre zeitliche Zuordnung und ihre lokale Bedeutung nachvollziehen.<br /> <br /> == Heraldik ==<br /> * ''Siehe auch: [[Liste der Wappen mit der Jakobsmuschel]]''<br /> * ''Siehe auch: [[Muschel (Wappentier)|Die Muschel als Wappentier]]''<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Jakobsmuschel]]<br /> * [[Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem#Ehrenzeichen und Verdienstkreuz|Ehrenzeichen des Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> <br /> * Brian Spencer: ''Pilgrim souvenirs and secular badges'' (= ''Medieval Finds from Excavations in London.'' 7). The Stationary Office, London 1998, ISBN 0-11-290574-9, 244–248.<br /> * Heinz Sulser: ''Die Muschel der Jakobspilger.'' In: ''[[Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich]].'' Bd. 147, Nr. 4, 2002, S. 137–140.<br /> * [[Kurt Köster]]: ''Pilgerzeichen und Pilgermuscheln.'' In: ''Sankt Elisabeth: Fürstin, Dienerin, Heilige. Aufsätze, Dokumentationen, Katalog (der Ausstellung zum 750. Todestag der hl. Elisabeth, Marburg).'' Sigmaringen 1981, S. 452–459.<br /> * Kurt Köster: ''Les coquilles et enseignes de pelerinage de Saint-Jacques de Compostelle et des routes de Saint-Jacques en occident.'' In: ''Santiago de Compostela. 1000 ans de pèlerinage Européen.'' Hrsg. vom Centrum voor Kunst en Cultuur, Gent 1985, S. 85–95.<br /> <br /> [[Kategorie:Christliches Symbol]]<br /> [[Kategorie:Jakobsweg]]<br /> [[Kategorie:Muschel in der Kultur]]<br /> <br /> [[en:Scallop#Symbolism]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Brenton_Tarrant&diff=239709362 Brenton Tarrant 2023-12-03T20:02:44Z <p>138.246.3.7: /* Ideologie */ was hat sellner jetzt mit der tat zu tun?</p> <hr /> <div>'''Brenton Harrison Tarrant''' (* [[27. Oktober]] [[1990]] in [[Grafton (New South Wales)|Grafton]], [[New South Wales]]) ist ein [[Australien|australischer]] [[Rechtsterrorismus|Rechtsterrorist]] und [[Massenmord|Massenmörder]]. Er beging am 15. März 2019 den [[Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch]] in [[Neuseeland]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Brenton Tarrant stammt aus [[Grafton (New South Wales)|Grafton]] im australischen Bundesstaat [[New South Wales]],&lt;ref&gt;[https://www.rnz.co.nz/news/national/424269/a-loner-with-a-lot-of-money-a-look-into-the-christchurch-mosque-gunman-s-past ''A loner with a lot of money' - A look into the Christchurch mosque gunman's past.''] In: [[Radio New Zealand]], 24. August 2020.&lt;/ref&gt; rund 500 km nordöstlich von [[Sydney]]. Er hat eine Schwester. Sein Vater, der Arbeiter war, beging 2010 im Alter von 49 Jahren [[Suizid]] aufgrund seiner Erkrankung an [[Krebs (Medizin)|Krebs]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://apnews.com/article/intelligence-agencies-shootings-brenton-tarrant-new-zealand-new-zealand-mosque-attacks-d8217fa30fe4eeba45fb001b77857385 |titel=Report finds lapses ahead of New Zealand mosque attack |abruf=2021-04-26}}&lt;/ref&gt; Seine Mutter arbeitet als Lehrerin.&lt;ref name=&quot;newshub&quot;&gt;[https://www.newshub.co.nz/home/new-zealand/2019/03/christchurch-terror-attack-life-of-alleged-killer-brenton-tarrant.html ''Christchurch terror attack: Life of alleged killer Brenton Tarrant''], newshub.co.nz, 16. März 2019&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=What is known about NZ shooting suspect? |Datum=2019-03-16 |Online=https://www.bbc.com/news/world-asia-47579243 |Abruf=2019-03-17}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Tarrant arbeitete bis 2010 in seiner Heimatstadt als Fitnesstrainer in einem Fitnessstudio. Mit dem vom Vater geerbten Geld bereiste Tarrant ab 2010 [[Europa]] und [[Asien]]. Nach anderen Berichten soll er das Geld für die Reisen mit dem Handel mit der Kryptowährung [[Bitconnect]] verdient haben.&lt;ref name=&quot;newshub&quot; /&gt; Er reiste unter anderem nach [[Serbien]], [[Bulgarien]], [[Bosnien-Herzegowina]] und [[Nordkorea]].&lt;ref&gt;[https://www.n-tv.de/politik/Kinder-unter-den-Christchurch-Opfern-article20911118.html ''Mann warf sich in Schusslinie: Kinder unter den Christchurch-Opfern.''] [[n-tv]], 16. März 2019&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.diepresse.com/5604143/der-seltsame-nordkorea-trip-eines-terroristen ''Der seltsame Nordkorea-Trip eines Terroristen.''] In: Diepresse.com, 29. März 2019.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Jahr 2017 zog er nach [[Dunedin]] in Neuseeland. Dort wurde er Mitglied im ''Bruce Rifle Club''.&lt;ref name=&quot;newshub&quot; /&gt; Seit November 2017 besaß er einen neuseeländischen Waffenschein.&lt;ref&gt;[https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/moschee-attentaeter-brenton-tarrant-vor-gericht-er-wollte-weitere-taten-begehen-134215998 ''Terror in Christchurch: Moschee-Attentäter Brenton Tarrant vor Gericht – er wollte weitere Taten begehen''], [[Aargauer Zeitung]], 16. März 2019&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 15. März 2019 verübte Tarrant einen [[Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch]] und erschoss dabei 51 Menschen im Alter von drei bis einundsiebzig Jahren.&lt;ref name=&quot;Spiegel Online 160309&quot; /&gt;&lt;ref&gt;[https://de.euronews.com/2019/03/16/von-3-bis-71-jahren-die-opfer-der-moschee-attacke-von-christchurch ''Von 3 bis 71 Jahren: Die Opfer der Moschee-Attacke von Christchurch.''] [[Euronews|euronews.de]], 16. März 2019&lt;/ref&gt;&lt;!-- Laut BBC bis siebenundsiebzig Jahre: https://www.bbc.com/news/world-asia-47593693 --&gt; Weitere 50 Personen wurden verletzt.&lt;ref name=&quot;Spiegel Online 160309&quot;&gt;[http://www.spiegel.de/politik/ausland/attentat-in-neuseeland-zahl-der-toten-in-christchurch-steigt-auf-50-a-1258242.html ''Attentat in Christchurch: Polizei findet weiteren Toten.''] [[spiegel.de]], 16. März 2019&lt;/ref&gt; Tarrant wurde zusammen mit drei weiteren Verdächtigen noch am selben Tag verhaftet und äußerte, sich vor Gericht selbst verteidigen zu wollen.&lt;ref&gt;[https://www.dw.com/de/brenton-tarrant-verzichtet-auf-anwalt/a-47957356 ''Brenton Tarrant verzichtet auf Anwalt'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ideologie ==<br /> Tarrant tauschte sich in [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] [[Internetforum|Foren]], [[8chan]] aus. Auf den [[Facebook]]-Seiten der rechtsextremen Organisationen [[United Patriots Front]] und [[True Blue Crew]] in Australien, die inzwischen abgeschaltet wurden, hinterließ Tarrant vor dem April 2016 mehr als 30 Kommentare, in denen er ihre antiislamistische Position lobte und den Führer der ''United Patriots Front'' Blair Cotrell als „Emperor“ („[[Kaiser]]“) hervorhob.&lt;ref&gt;Alex Mann et al: [https://www.abc.net.au/news/2019-03-23/christchurch-shooting-accused-praised-blair-cottrell/10930632 ''Christchurch shooting accused Brenton Tarrant supports Australian far-right figure Blair Cottrell.''] (englisch), vom 23. März 2019, auf [[Australian Broadcasting Corporation]]. Abgerufen am 27. April 2019&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kurz vor seinen Morden stellte Tarrant ein 74-seitiges [[Pamphlet]] ins Netz, das den Titel ''Der große Austausch'' trägt (im englischen Original: ''The Great Replacement – Towards a New Society''). Darin verweist er an über einem Dutzend Stellen auf Umweltfragen und den Klimawandel. Über sich selbst schreibt er: „Ich bin ein ethnonationalistischer Ökofaschist“.&lt;ref&gt;Hannes Grassegger, ''Der Fall Benjamin Green.'' In: ''Das Magazin'' (Zürich) Nr. 27. vom 6. Juli 2019, S. 10–20, Zitat S. 17, [https://www.dasmagazin.ch/2019/07/05/der-fall-benjamin-green/ online]. Abgerufen am 7. Juli 2019&lt;/ref&gt; Das Manifest besteht aus einer Mischung aus rechtsextremen [[Verschwörungstheorie]]n, [[völkisch]]-[[Rassismus|rassistische]]n Theorien der [[White Supremacy]] und Anleihen an die Sprache und Inhalte [[Neofaschismus|neofaschistischer]] [[Internetaktivismus|Internetaktivisten]].<br /> Darin erklärte er, keiner bestimmten Organisation anzugehören und die Attacken in Christchurch in den vorangegangenen drei Monaten geplant zu haben;&lt;ref&gt;[https://taz.de/Rechtsextremer-Terror-in-Neuseeland/!5580884/ ''Rechtsextremer Terror in Neuseeland: „Monster“ des Mordes angeklagt.''] taz.de, 16. März 2019&lt;/ref&gt; er wolle Angst unter Muslimen schüren. Mit der Legende vom „[[Großer Austausch|Großen Austausch]]“, wonach an einem „Austausch“ der Bevölkerung in Europa gegen eine muslimische Bevölkerung gearbeitet werde, griff er Ideen der [[Neue Rechte|Neuen Rechten]] auf und bezeichnet die [[Bundeskanzler (Deutschland)|deutsche Bundeskanzlerin]] [[Angela Merkel]] als „Mutter aller antiweißen und antigermanischen“ Vorgänge.&lt;ref&gt;[http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/politik/ausland/Wie-groß-ist-der-rechtsextremistische-Islamhass-weltweit-article4068654.html ''Nach dem Attentat in Neuseeland: Wie groß ist der rechtsextremistische Islamhass weltweit?''], [[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]], 16. März 2019&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.usatoday.com/story/news/nation/2019/03/15/new-zealand-christchurch-mosque-shootings-who-brenton-tarrant/3172550002/ |titel='Violent terrorist': Who is the white supremacist suspected in New Zealand mosque shootings? |zugriff=2019-03-17 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Im Titel nahm er Bezug auf die von der neurechten Identitären Bewegung verbreitete Verschwörungstheorie des „Großen Austausches“. Er hatte mehrmals Kontakt mit dem führenden Ideologen der österreichischen Identitären Martin Sellner.&lt;ref&gt;[[Georg Mascolo]], Sebastian Pittelkow Katja Riedel:[https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/christchurch-spende-identitaere-103.html ''Wie eng waren &quot;Identitäre&quot; und Christchurch-Attentäter?''], vom 15. Mai 2019, auf [[Tagesschau-Nachrichten]]. Abgerufen am 24. Mai 2019&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Muslime bezeichnete Tarrant als eine Gefahr, die es auszulöschen gelte. Als „die größten Feinde der weißen Rasse“ und Helfer der „Gefahr Islam“ nannte er neben der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel auch den [[Präsident der Republik Türkei|türkischen Präsidenten]] [[Recep Tayyip Erdoğan]] und [[Sadiq Khan]], den ersten muslimischen [[Mayor of London|Bürgermeister von London]]. Er rief zu Attentaten auf die drei Politiker auf.&lt;ref name=&quot;L'essentiel&quot; /&gt;<br /> <br /> Tarrant stellte auch einen Bezug zu Kriegen auf dem Balkan her. Bei der Tat spielte er in seinem Autoradio Željko Grmušas Marsch ''Karadžiću vodi Srbe svoje'' (''[[Radovan Karadžić|Karadžić]], führe deine [[Serben]]''), das von serbischen [[Tschetnik]]s im [[Bosnienkrieg]] von 1992 bis 1995 verwandt wurde.&lt;ref&gt;[https://www.kosmo.at/terrorschuetze-von-neuseeland-verehrte-serbische-helden-und-tschetnik-lieder-fotos-videos/ ''Angriff auf Moscheen: Terrorschütze von Neuseeland verehrte serbische Helden und Tschetnik-Lieder''], kosmo.at, 15. März 2019&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.dw.com/de/die-balkan-spur-des-christchurch-anschlags/a-47951560 ''Die Balkan-Spur des Christchurch-Anschlags.''] [[Deutsche Welle]] vom 18.&amp;nbsp;März 2019&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In seinem Pamphlet bezog er sich auch auf den Attentäter [[Anders Behring Breivik|Anders Breivik]]. Von ihm habe er sich „wahre Inspiration“ geholt.&lt;ref name=&quot;L'essentiel&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=L'essentiel |url=http://www.lessentiel.lu/de/news/welt/story/tater-verehrt-breivik-und-will-merkel-toten-24526445 |titel=Täter verehrt Breivik und will Merkel töten |zugriff=2019-03-17}}&lt;/ref&gt; Seine Tat ähnele in Vorgehen und Motiv den [[Anschläge in Norwegen 2011|Anschlägen Breiviks im Jahr 2011]], bei denen 77 Menschen ermordet wurden. Wie Breivik gab Tarrant in seinem die Tat begleitenden Schreiben die „Verteidigung gegen Eindringlinge“ als zentrales Motiv an. Tarrant schrieb, er habe auch die Schriften von Dylann Roof, dem [[Anschlag in Charleston|Attentäter von Charleston]], gelesen.&lt;ref name=&quot;L'essentiel&quot; /&gt;<br /> <br /> == Prozess ==<br /> Brenton Tarrant wurde im Mai 2019 wegen Terrorismus und Mordes in 51 Fällen sowie versuchten Mordes in 40 Fällen angeklagt. Bei der öffentlichen Bekanntgabe der Beschuldigungen waren mehr als 200 Menschen, darunter Familienangehörige von Opfern und Überlebenden, zugegen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/neuseeland-anklage-gegen-christchurch-attentaeter-wegen.2932.de.html?drn:news_id=1009323 |titel=Neuseeland - Anklage gegen Christchurch-Attentäter wegen Terrorismus |abruf=2019-05-23 |sprache=de-DE |offline=ja }}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=ZEIT ONLINE |Titel=Neuseeland: Christchurch-Attentäter wegen Terrorismus angeklagt |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2019-05-21 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-05/neuseeland-christchurch-brenton-tarrant-terrorismus-anklage |Abruf=2019-05-23}}&lt;/ref&gt; Hatte er im Juni 2019 noch alle Anklagepunkte von sich gewiesen,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |werk=Der Spiegel |url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/brenton-tarrant-mutmasslicher-christchurch-attentaeter-plaediert-auf-nicht-schuldig-a-1272369.html |titel=Mutmaßlicher Christchurch-Attentäter plädiert auf nicht schuldig |datum=2019-06-14 |abruf=2020-03-26 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; bekannte er sich im März 2020 schließlich schuldig.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/christchurch-schuldig-plaedoyer-101.html |titel=Christchurch-Attentäter erklärt sich schuldig |abruf=2020-03-26 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |werk=Der Spiegel |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/christchurch-anschlag-brenton-tarrant-bekennt-sich-vor-gericht-schuldig-a-7816c46c-13fe-4b7d-98b4-20f302777321 |titel=Prozess in Neuseeland: Mutmaßlicher Christchurch-Attentäter bekennt sich schuldig |datum=2020-03-25 |abruf=2020-03-26 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; Ende August 2020 wurde Tarrant zu [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslanger Haft]] ohne die Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung verurteilt. Die Verhängung eines solchen Strafmaßes hatte es in Neuseeland bis dahin nicht gegeben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |werk=Der Spiegel |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/neuseeland-attentaeter-von-christchurch-zu-lebenslanger-haft-verurteilt-a-b923d1a3-2145-46b6-b8af-a82543d5be87 |titel=Neuseeland: Attentäter von Christchurch zu lebenslanger Haft verurteilt |datum=2020-08-27 |abruf=2020-08-27 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mehrmals versuchte er nach der Urteilssprechung vergebens, das Urteil gerichtlich anzufechten. Neuseelands Premierministerin [[Jacinda Ardern]] erklärte dazu: „Ich habe vor langer Zeit versprochen, den Namen des Terroristen vom 15. März nicht öffentlich zu nennen. Seine Geschichte sollte nicht erzählt werden, und sein Name sollte nicht wiederholt werden.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://web.de/magazine/panorama/reue-christchurch-attentaeter-urteil-anfechten-37451802 |titel=&quot;Keine Reue&quot;: Christchurch-Attentäter will Urteil anfechten |hrsg=Panorama-Magazin |abruf=07.11.2022}}&lt;/ref&gt; Die [[Federation of Islamic Associations of New Zealand]] spricht von einem weiteren Versuch, das Justizwesen für Hassreden zu missbrauchen und neue Anhänger zu gewinnen. Dies zeige, dass Tarrant keine [[Reue]] empfinde.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive/&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=1216736103|VIAF=1763159880886118540002}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Tarrant, Brenton}}<br /> [[Kategorie:Person des Rechtsextremismus]]<br /> [[Kategorie:Rechtsterrorismus]]<br /> [[Kategorie:Islamfeindlichkeit]]<br /> [[Kategorie:Verurteilte Person (Hasskriminalität)]]<br /> [[Kategorie:Vertreter einer Verschwörungstheorie]]<br /> [[Kategorie:Australier]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1990]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Tarrant, Brenton<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Tarrant, Brenton Harrison (vollständiger Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=australischer verurteilter Terrorist<br /> |GEBURTSDATUM=27. Oktober 1990<br /> |GEBURTSORT=[[Grafton (New South Wales)|Grafton]], [[New South Wales]], Australien<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eli_Cohen&diff=239432318 Eli Cohen 2023-11-24T20:10:35Z <p>138.246.3.7: quelle?</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> [[Datei:EliCohen.jpg|mini|Eli Cohen]]<br /> [[Datei:281th Medical Regiment memorial in Golan Heights.jpg|mini|Abbildung Eli Cohens auf einer Gedenktafel des 281.&amp;nbsp;Sanitäts-Regiments auf den [[Golanhöhen]].]]<br /> '''Elijahu (Eli) ben Schaul Cohen''' ({{he|אֱלִיָּהוּ בֵּן שָׁאוּל כּהֵן}}&amp;lrm;; * [[26. Dezember]] [[1924]] in [[Alexandria]]; † [[18. Mai]] [[1965]] in [[Damaskus]]) war ein [[israel]]ischer [[Spionage|Spion]]. Nach Ansicht vieler Israelis trug Cohens Spionagetätigkeit maßgeblich zum Erfolg des [[Sechstagekrieg]]s bei. Cohen gilt als israelischer Nationalheld; in [[Jerusalem]] und vielen weiteren Städten des Landes sind Straßen und Plätze nach ihm benannt.<br /> <br /> == Leben ==<br /> <br /> === Herkunft und Jugend ===<br /> Cohen wuchs in Alexandria als Sohn syrischer Juden auf.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.britannica.com/biography/Eli-Cohen |titel=Eli Cohen {{!}} Israeli spy {{!}} Britannica |sprache=en |abruf=2021-11-30}}&lt;/ref&gt; Seine Eltern Shaul und Sophie Cohen stammten ursprünglich aus dem syrischen [[Aleppo]] und waren [[1914]] nach [[Ägypten]] gekommen. Als Jugendlicher in Ägypten war Eli Cohen in zahlreichen [[Zionismus|zionistischen]] Organisationen aktiv. Nach Beginn seines technischen Studiums wurde er 1944 durch die [[Hagana]] angeworben. Wegen zionistischer Aktivitäten wurde er von der Universität verwiesen und widmete sich der [[Alija]] von [[Juden]] nach Israel. Er reiste 1955 für eine erste kleinere Spionage-Schulung nach Israel und kehrte im Jahr darauf nach Ägypten zurück.<br /> <br /> Cohen wurde jedoch nach der Suezkrise zusammen mit anderen zionistischen Juden aus Ägypten ausgewiesen und ließ sich 1957 in Israel nieder. Dort wollte er sich dem israelischen Geheimdienst [[Mossad]] anschließen, wurde jedoch abgewiesen. 1959 heiratete Cohen die Krankenschwester Nadia Majald, eine Jüdin aus dem irakischen [[Bagdad]]. Er arbeitete zunächst als Übersetzer und Buchhalter. Als den israelischen Behörden klar wurde, dass das Land dringend einen Spion in Damaskus brauchte, nahmen die Dienste erneut Kontakt zu Cohen auf.&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt; 1960 wurde er schließlich zunächst vom Mossad rekrutiert.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Cohen sprach neben [[Ivrit|Hebräisch]] auch [[Arabische Sprache|Arabisch]], Englisch und Französisch. Er absolvierte eine Agentenausbildung beim Militärgeheimdienst [[Aman]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.jewishvirtuallibrary.org/eli-cohen |titel=Eli Cohen |abruf=2021-11-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Spionagetätigkeit ===<br /> [[Datei:Eli cohen22.jpg|mini|250px|right|Gedenkstätte am [[Herzlberg]] in Jerusalem]]<br /> <br /> Unter dem Decknamen ''Kamal Amin Thabet'' tauchte Cohen Anfang 1961 mit syrischem Pass in [[Buenos Aires]] auf und gab vor, ein syrischer Geschäftsmann im Ausland zu sein.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Planmäßig nahm er Kontakt zu Mitgliedern der arabischen Gemeinde auf. Seine Kenntnisse der arabischen Sprache und Sitten erleichterten es ihm, sich als reicher [[Syrien|syrischer]] Bürger auszugeben. Dort lernte Cohen den syrischen [[Militärattaché]] [[Amin al-Hafiz]] kennen. Ende Dezember 1961 reiste er in Begleitung eines reichen und einflussreichen Scheichs über [[Beirut]] in seine vorgebliche Heimat [[Damaskus]].<br /> <br /> Er bezog eine Wohnung in Damaskus gegenüber dem [[Hauptquartier|Stabshauptquartier]] der [[Streitkräfte Syriens|syrischen Armee]]. Durch die umliegenden [[Botschaft (Diplomatie)|Botschaften]] und [[Konsul]]ate war sein [[Funkverkehr]] lange Zeit unbeobachtet bzw. nicht zu orten. Diese Wohnung baute er zu einem beliebten Treffpunkt syrischer Militärs und Politiker aus. Dort konnten sie sich unbeobachtet von ihrer Familie mit ihren [[Mätresse]]n treffen. Dies stärkte ihr Vertrauen in ihn.<br /> <br /> Cohens Spionagearbeit gewann weiter an Bedeutung, als beim [[Revolution des 8. März|Militärputsch am 8. März 1963]] eine Junta, zu der auch mehrere seiner Verbündeten aus seiner Argentinien-Zeit gehörten, in Syrien die Macht ergriff. Der Anführer des Putsches, Amin al-Hafiz, war Cohen zugeneigt und er erwog, ihn zum stellvertretenden Verteidigungsminister zu ernennen.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Förderlich wirkte sich hierbei Cohens Ruf als glühender syrischer Patriot und überzeugter Kämpfer für die Sache der [[Baath-Partei]] aus.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=TLV-01 |url=https://www.hagalil.com/2016/05/eli-cohen/ |titel=Vom Meisterspion zum Märtyrer: Eli Cohen |werk=haGalil |datum=2016-05-18 |sprache=de-DE |abruf=2021-11-30}}&lt;/ref&gt; Belegt ist, dass er von einem syrischen Offizier zu Erkundungstouren an die syrisch-israelische Grenze auf den [[Golanhöhen]] mitgenommen wurde. Cohen erhielt laut einiger Quellen auch militärische Briefings und konnte syrische Stellungen mit damals modernen [[Sowjetunion|sowjetischen]] Waffen besichtigen. Er gab diese umfassenden Informationen an den israelischen Mossad weiter. Der Legende nach soll er sogar erfolgreich angeregt haben, die Stellungen durch das Pflanzen von [[Eukalypten|Eukalyptus]]-Bäumen zu beschatten. Seine genauen Angaben über Bewaffnung und die nun durch Bäume markierten Standorte der Verteidigungsanlagen sollen Israel zum schnellen [[Sechstagekrieg#9. und 10. Juni – Die Golanhöhen|Sieg auf den Golanhöhen]] verholfen haben.&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt;<br /> <br /> Cohen erhielt 1964 von dem [[Central Intelligence Agency|CIA-Agenten]] Maged Sheikh Al-Ard den Hinweis, dass [[Franz Rademacher (Diplomat)|Franz Rademacher]], die rechte Hand des Nazi-Kriegsverbrechers [[Adolf Eichmann]], sich in Damaskus unter dem Namen Tome Rossello versteckte. Rademacher war in der Bundesrepublik Deutschland als [[Kriegsverbrechen|Kriegsverbrecher]] angeklagt und hatte es mit Hilfe eines Nazi-Netzwerks geschafft, mit gefälschten Papieren aus Deutschland nach Syrien zu fliehen. Von dort aus arbeitete er für den deutschen [[Bundesnachrichtendienst]] (BND). Al-Ard habe ein Treffen Cohens mit Rademacher vermittelt. Cohen wusste jedoch nicht, dass Rademacher als Doppelagent auch für den syrischen Geheimdienst arbeitete, weil er hoffte, durch seine Zuarbeit für syrische Stellen Asyl in Syrien zu erhalten. Cohen bekam aus Tel Aviv den Befehl, Abstand zu Rademacher zu halten. Rademacher habe aber dem syrischen Geheimdienst das Treffen mit dem angeblich syrischen Geschäftsmann aus Argentinien gemeldet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.fokus-jerusalem.tv/2021/12/03/helden-ohne-umhang-24-teil-2-eli-cohen-der-mann-israels-in-damaskus/ |titel=Helden ohne Umhang (24) Teil 2 - Eli Cohen, der Mann Israels in Damaskus |werk=Fokus Jerusalem |datum=2021-12-03 |abruf=2021-12-03}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;David Patterson: ''A Genealogy of Evil: Anti-Semitism from Nazism to Islamic Jihad,'' S. 92&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Cohen schickte die gesammelten nachrichtendienstlichen Informationen mittels geheimer Briefe an die Mossad-Zentrale oder nutzte Funk ([[Morsetelegrafie|Morsetelegraphie]]); dreimal reiste er geheim von Syrien nach Israel und zurück.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.hadracha.org/sw/historyView.asp?method=r&amp;historyID=77 |titel=Online Hadracha Centrum |abruf=2021-12-01}}&lt;/ref&gt; Seine Familie in Israel wusste nichts von seiner Spionagetätigkeit, nur sein Bruder Maurice Cohen erfuhr als Mossad-Mitarbeiter beim Dechiffrieren der Botschaften aus Damaskus, dass Eli Cohen dort war, weil der ihm persönliche Nachrichten übermittelt hatte.<br /> <br /> === Enttarnung und Tod ===<br /> [[Datei:Eli Cohen, hanged in Damascus.jpg|mini|Öffentliche Hinrichtung Eli Cohens in Damaskus am 18. Mai 1965]]<br /> Trotz Cohens beachtlichen Spionagefähigkeiten zeigte er eine Tendenz zur Nachlässigkeit und ignorierte die Warnungen seiner israelischen Führungsbeamten, seine Funksprüche nicht zu häufig oder immer zur gleichen Tageszeit zu senden. Das wurde ihm zum Verhängnis. Während einer Stromabschaltung und eines gleichzeitigen allgemeinen Funkverbotes im Januar 1965 war nur das Funksignal von Eli Cohen mit seiner Verbindung nach Tel Aviv im Umkreis von Damaskus aktiv.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Die syrische Spionageabwehr ortete sein Funksignal und nahm ihn fest, als er einen Funkspruch sendete.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> Cohen wurde [[Todesstrafe|zum Tod]] durch den [[Erhängen|Strang]] verurteilt. Um Cohen zu retten, soll die israelische Regierung mehr als je zuvor oder danach geboten haben: über eine Million US-Dollar, militärische Ausrüstung, medizinisches Gerät und zehn syrische Agenten im Austausch.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.geo.de/magazine/geo-epoche/2706-rtkl-leseprobe-die-akte-mossad |titel=Leseprobe: Die Akte Mossad |sprache=de |abruf=2021-11-30}}&lt;/ref&gt; Auch die [[Gnadengesuch]]e von Papst [[Paul VI.]] und zahlreichen Regierungen blieben erfolglos.<br /> <br /> Am 18. Mai 1965 beobachteten tausende Menschen in Syrien via Fernsehen die öffentliche [[Hinrichtung]] auf dem [[Marjeh-Platz|Märtyrer-Platz]] in Damaskus. In den arabischen Staaten fand dies breite Zustimmung. In Israel wird Cohen seither als Held verehrt.<br /> <br /> Eli Cohen und seine Frau Nadia Cohen hatten drei Kinder.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Nadia Cohen lebte mit den Kindern in Israel; Eli Cohen hatte seine Familie bis zu seinem Tod kaum gesehen. Sein jüngstes Kind wurde kurz vor seinem Tod geboren.&lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Manuel Müller |url=https://www.nzz.ch/feuilleton/the-spy-bei-netflix-sacha-baron-cohen-ist-der-tragische-spion-ld.1524374?reduced=true |titel=«The Spy» bei Netflix: Sacha Baron Cohen pflanzt Bäume für den Kriegsfall |werk=[[Neue Zürcher Zeitung]] |datum=2019-12-19 |abruf=2022-07-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die israelische Regierung versuchte auf diplomatischen Wegen, den Leichnam Cohens nach Israel bringen zu lassen. Als dies fehlschlug, sollten vier Agenten den Leichnam entführen, was jedoch misslang. Daraufhin wurde Cohen an einem unbekannten Ort beerdigt.<br /> <br /> Auch später versuchten israelische Regierungen, seine Familie und Freunde, Eli Cohens Leichnam für eine [[Jüdische Bestattung|Bestattung nach jüdischem Brauch]] in dessen Heimat zurückzuführen.<br /> <br /> == Bedeutung und Ehrung ==<br /> Eli Cohen gilt in Israel als Nationalheld. Ihm wird ein wesentlicher Beitrag zu Israels Sieg im Sechstagekrieg gegen Ägypten und Syrien zugeschrieben. Zahlreiche Straßen, Plätze, Parkanlagen, Schulen, mehrere Dörfer, darunter der Moschav Eli Al‘ auf dem Golan, tragen deshalb seinen Namen. Am Jerusalemer [[Herzlberg]] wird an Eli Cohen im „Garten für die im Kampf Vermissten“ erinnert.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> <br /> == Filmische Rezeption ==<br /> * ''The Impossible Spy'' (Endpunkt Damaskus) (TV-Film), 1987<br /> * ''[[The Spy]]'' (Miniserie), [[Netflix]], 2017.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.imdb.com/title/tt5952634/ |titel=The Spy |abruf=2019-09-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=imfernsehen GmbH &amp; Co KG |url=https://www.fernsehserien.de/the-spy |titel=The Spy |sprache=de |abruf=2021-11-30}}&lt;/ref&gt; Die Titelrolle wird verkörpert von [[Sacha Baron Cohen]].&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Sacha Baron Cohen lässt Ali G und Borat hinter sich für neue Netflix-Serie |Sammelwerk=moviepilot.de |Datum=2018-04-12 |Online=https://www.moviepilot.de/news/sacha-baron-cohen-lasst-ali-g-und-borat-hinter-sich-fur-neue-netflix-serie-1105667 |Abruf=2018-04-12}}&lt;/ref&gt;<br /> * Eli Cohen – Agent 566, eine [[arte]]-Dokumentation, 2023, produziert von „The True Story“ für die Israeli Public Broadcasting Corporation&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.arte.tv/de/videos/RC-023918/eli-cohen-agent-566/ |titel=Eli Cohen - Agent 566|abruf=2023-07-02}} &lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Eli Ben-Hanan: ''Eli Cohen. Unser Mann in Damaskus.'' A.D.M. Publishing House, Tel Aviv 1967.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Eli Cohen|audio=0|video=0}}<br /> * [https://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/biography/Eli_Cohen.html Eli Cohen in der Jewish Virtual Library]<br /> * [https://www.spywise.net/cohenFiles.html The Eli Cohen Files - spywise.net]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;{{Normdaten|TYP=p|GND=119183609|LCCN=n50027561|NDL=00620509|VIAF=816182}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Cohen, Eli}}<br /> [[Kategorie:Person (Hagana)]]<br /> [[Kategorie:Person (Mossad)]]<br /> [[Kategorie:Agent (Nachrichtendienst)]]<br /> [[Kategorie:Nachrichtendienstliche Person im Nahostkonflikt]]<br /> [[Kategorie:Verurteilte Person (Spionage)]]<br /> [[Kategorie:Hingerichtete Person (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Hingerichtete Person (Syrien)]]<br /> [[Kategorie:Ägypter]]<br /> [[Kategorie:Israeli]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1924]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1965]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Cohen, Eli<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Cohen, Elijahu; Cohen, Elijahu ben Schaul<br /> |KURZBESCHREIBUNG=israelischer Spion<br /> |GEBURTSDATUM=26. Dezember 1924<br /> |GEBURTSORT=[[Alexandria]], [[Ägypten]]<br /> |STERBEDATUM=18. Mai 1965<br /> |STERBEORT=[[Damaskus]], [[Syrien]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Internationale_Anerkennung_Israels&diff=239395781 Internationale Anerkennung Israels 2023-11-23T12:34:35Z <p>138.246.3.7: Warum die einteilung in grün(gut) und rot(schlecht)? Warum nicht anders herum?</p> <hr /> <div>Die '''internationale Anerkennung Israels''' bedeutet die [[Anerkennung#Recht|völkerrechtliche Anerkennung]] eines [[Staat Israel|Staates Israel]]. Dabei handelt es sich um eine Willenserklärung anderer Staaten, einen israelischen Herrschaftsverband als „[[Staat#Völkerrecht|Staat]]“ im Sinne des [[Völkerrecht]]s anzuerkennen.<br /> <br /> Die Anerkennung stellt eine einseitige Willenserklärung dar. Die Entscheidung, ob ein Staat einen anderen Staat als [[Völkerrechtssubjekt]] anerkennen will, liegt grundsätzlich im freien Ermessen eines jeden Staates.&lt;ref&gt;[https://www.eda.admin.ch/dam/eda/de/documents/aussenpolitik/voelkerrecht/PDF_Anerkennung__de_05.pdf ''Völkerrechtliche Anerkennung von Staaten und Regierungen.''] [[Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten]], abgerufen am 21. Oktober 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Israel wird von mehr als 160 der 193 [[Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen]] diplomatisch anerkannt, darunter von allen fünf [[UNO-Vetomacht|Vetomächten]] im [[UN-Sicherheitsrat]]. Von einigen Staaten der [[Arabische Welt|arabischen]] und [[Dār al-Islām|islamischen Welt]] wird Israel nicht anerkannt, einige Länder erkennen auch das [[Existenzrecht Israels]] nicht an. Daneben verweigern auch [[Kuba]], [[Nordkorea]] und [[Venezuela]] als einzige nicht mehrheitlich muslimische Länder die Anerkennung Israels.&lt;ref name=&quot;Stetter&quot;&gt;Stephan Stetter, Jenny Hestermann: [https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/israel-336/268922/die-internationalen-beziehungen-israels/ ''Die internationalen Beziehungen Israels.''] 28. Mai 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die [[Israelische Unabhängigkeitserklärung]] erfolgte am 14. Mai 1948, welche einen [[Juden|jüdischen]] Staat im ehemaligen [[Völkerbundsmandat für Palästina]] etablierte. Die [[Arabische Liga]] lehnte jede [[UN-Teilungsplan für Palästina|Teilung Palästinas]] und die Gründung Israels ab, so dass eine arabische Koalition einen Tag nach der Unabhängigkeit gemeinsam in das Gebiet des neu gegründeten Landes einmarschierte und den [[Arabisch-Israelischer Krieg von 1948|arabisch-israelischen Krieg von 1948]] auslöste.<br /> <br /> Die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] erkannten den Staat [[de facto]] direkt nach seiner Gründung an, die [[Sowjetunion]] drei Tage später.&lt;ref&gt;vgl. Antonia Märzhäuser: [https://www.deutschlandfunk.de/de-facto-staaten-das-schicksal-von-laendern-ohne-100.html ''De-facto-Staaten: Das Schicksal von Ländern ohne internationale Anerkennung.''] [[Deutschlandfunk]], 20. September 2021.&lt;/ref&gt; Ende der 1960er Jahre hatte Israel diplomatische Beziehungen zu fast allen Ländern [[Westeuropa]]s, [[Nordamerika]]s, [[Südamerika]]s und [[Subsahara-Afrika|Afrikas südlich der Sahara]] etabliert. Alle arabischen Staaten und die meisten muslimischen Staaten (mit Ausnahme der [[Türkei]] und des [[Iran]]s unter [[Schah]] [[Mohammad Reza Pahlavi]]) waren jedoch weiterhin vehemente Gegner einer Anerkennung. Um nach dem [[Jom-Kippur-Krieg]] von 1967 zusätzlichen diplomatischen, wirtschaftlichen und militärischen Druck auf Israel auszuüben, verhängten die ölproduzierenden arabischen Länder ein [[Ölembargo]] gegen Länder, die bilaterale Beziehungen zu Israel unterhielten. Infolgedessen brachen viele afrikanische und asiatische Länder ihre Beziehungen zu Israel ab. Auch die Sowjetunion stellte sich in dieser Zeit auf die Seite der Araber, so dass die meisten Länder des [[Ostblock]]s 1967 die diplomatischen Beziehungen zu Israel abbrachen.&lt;ref name=&quot;Stetter&quot; /&gt; Die [[Deutsche Demokratische Republik]] hatte bis zu ihrem Ende keine diplomatische Beziehungen zu Israel. Als Israel 1951 Reparationsforderungen an beide deutsche Staaten stellte, erklärte die DDR, ohne eine offizielle Anerkennung durch Israel keine Verhandlungen über Reparationen aufzunehmen.&lt;ref&gt;[[Sebastian Voigt]]: ''[https://www.bpb.de/themen/naher-mittlerer-osten/israel/45014/das-verhaeltnis-der-ddr-zu-israel/ Das Verhältnis der DDR zu Israel]''. [[Bundeszentrale für politische Bildung]] (bpb), Beitrag vom 28. März 2008.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit dem Abschluss des [[Israelisch-ägyptischer Friedensvertrag|Israelisch-ägyptischen Friedensvertrags]] von 1979 wurde [[Ägypten]] schließlich zum ersten arabischen Staat, welcher Israel anerkannte. Das Ende des Kalten Krieges und der Beginn des [[Oslo-Friedensprozess]] führte dazu, dass zahlreiche Länder in Asien, Europa und Afrika diplomatische Beziehungen zu Israel wieder oder neu aufnahmen. 2020 erkannten durch das [[Abraham-Abkommen]] und weitere völkerrechtliche Verträge vier arabische Staaten ([[Bahrain]], [[Marokko]], [[Sudan]] und die [[Vereinigte Arabische Emirate]]) Israel diplomatisch an.<br /> <br /> == Bedeutung für den Nahostkonflikt ==<br /> {{Hauptartikel|Nahostkonflikt}}<br /> Die Frage der internationalen Anerkennung Israels und eines [[Internationale Anerkennung des Staates Palästina|Staates Palästina]] ([[Zweistaatenlösung]]) steht im Mittelpunkt des [[Israelisch-Palästinensischer Konflikt|Israelisch-Palästinensischen Konflikts]].<br /> <br /> == Anerkennung ==<br /> === Durch UN-Mitgliedstaaten ===<br /> Die folgende Liste umfasst alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, welche Israel diplomatisch anerkennen (Stand 2023).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.jewishvirtuallibrary.org/international-recognition-of-israel?__cf_chl_tk=14N8IJRX.YVFbIDLcTZPQnppEyaLAgiPhzH7FuEQZB8-1697808866-0-gaNycGzNDns |titel=Israel International Relations: International Recognition of Israel |hrsg=[[Jewish Virtual Library]] |abruf=2023-10-23}}&lt;/ref&gt; Angegeben ist das Datum, an dem ein Staat (oder sein völkerrechtlicher [[Staat|Vorgängerstaat]]) den Staat Israel erstmals diplomatisch anerkannte. In einigen Fällen wurde die diplomatische Anerkennung später widerrufen und danach wieder aufgenommen.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable zebra&quot;<br /> |-<br /> ! !! Land !! Datum !! Region/Kontinent<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1<br /> |{{USA}}<br /> | {{DatumZelle|1948-05-14|style=text-align:right}}<br /> | Nordamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 2<br /> |{{RUS}} (als ''{{Sowjetunion}}'')<br /> | {{DatumZelle|1948-05-17|style=text-align:right}}<br /> | Eurasien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 3<br /> |{{NIC}}<br /> | {{DatumZelle|1948-05-18|style=text-align:right}}<br /> | Mittelamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 4<br /> |{{CZE}} (als ''{{Tschechoslowakei}}'')<br /> | {{DatumZelle|1948-05-18|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|5<br /> |{{SVK}} (als ''{{Tschechoslowakei}}'')<br /> |{{DatumZelle|1948-05-18|style=text-align:right}}<br /> |Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 6<br /> |{{SRB}} (als ''{{Jugoslawien}}'')<br /> | {{DatumZelle|1948-05-18|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 7<br /> |{{POL}}<br /> | {{DatumZelle|1948-05-18|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 8<br /> |{{URY}}<br /> | {{DatumZelle|1948-05-19|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 9<br /> |{{GTM}}<br /> | {{DatumZelle|1948-05-19|style=text-align:right}}<br /> | Mittelamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 10<br /> |{{HUN}}<br /> | {{DatumZelle|1948-05-24|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 11<br /> |{{ZAF}}<br /> | {{DatumZelle|1948-05-24|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 12<br /> |{{ROU}}<br /> | {{DatumZelle|1948-06-11|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 13<br /> |{{FIN}}<br /> | {{DatumZelle|1948-06-11|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 14<br /> |{{CRI}}<br /> | {{DatumZelle|1948-06-19|style=text-align:right}}<br /> | Mittelamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 15<br /> |{{PAN}}<br /> | {{DatumZelle|1948-06-19|style=text-align:right}}<br /> | Mittelamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 16<br /> |{{PRY}}<br /> | {{DatumZelle|1948-09-06|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 17<br /> |{{SLV}}<br /> | {{DatumZelle|1948-09-11|style=text-align:right}}<br /> | Mittelamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 18<br /> |{{HND}}<br /> | {{DatumZelle|1948-11-08|style=text-align:right}}<br /> | Mittelamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 19<br /> |{{BGR}}<br /> | {{DatumZelle|1948-12-04|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 20<br /> |{{DOM}}<br /> | {{DatumZelle|1948-12-29|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 21<br /> |{{FRA}}<br /> | {{DatumZelle|1949-01-24|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 22<br /> |{{CHE}}<br /> | {{DatumZelle|1949-01-25|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 23<br /> |{{AUS}}<br /> | {{DatumZelle|1949-01-29|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 24<br /> |{{NZL}}<br /> | {{DatumZelle|1949-01-29|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 25<br /> |{{COL}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-01|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 26<br /> |{{DNK}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-02|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 27<br /> |{{ECU}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-02|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 28<br /> |{{NOR}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-04|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 29<br /> |{{CHL}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-05|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 30<br /> |{{BRA}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-07|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 31<br /> |{{ITA}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-08|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 32<br /> |{{PER}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-09|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 33<br /> |{{ISL}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-09|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 34<br /> |{{LBR}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-11|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 35<br /> |{{IRL}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-11|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 36<br /> |{{ARG}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-14|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 37<br /> |{{SWE}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-15|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 38<br /> |{{BOL}}<br /> | {{DatumZelle|1949-02-22|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 39<br /> |{{GRC}}<br /> | {{DatumZelle|1949-03-15|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 40<br /> |{{AUT}}<br /> | {{DatumZelle|1949-03-15|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 41<br /> |{{TUR}}<br /> | {{DatumZelle|1949-03-28|style=text-align:right}}<br /> | Eurasien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 42<br /> |{{ALB}}<br /> | {{DatumZelle|1949-04-16|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 43<br /> |{{CAN}}<br /> | {{DatumZelle|1949-05-11|style=text-align:right}}<br /> | Nordamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 44<br /> |{{BLR}} (als ''[[Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik|Weißrussische SSR]]'')<br /> | {{DatumZelle|1949-05-11|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 45<br /> |{{UKR}} (als ''[[Ukrainische SSR]]'')<br /> | {{DatumZelle|1949-05-11|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 46<br /> |{{NLD}}<br /> | {{DatumZelle|1949-05-11|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 47<br /> |{{LUX}}<br /> | {{DatumZelle|1949-05-11|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 48<br /> |{{PHL}}<br /> | {{DatumZelle|1949-05-11|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 49<br /> |{{MEX}}<br /> | {{DatumZelle|1949-05-11|style=text-align:right}}<br /> | Nordamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 50<br /> |{{BEL}}<br /> | {{DatumZelle|1950-01-15|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 51<br /> |{{LKA}}<br /> | {{DatumZelle|1950-09-16|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 52<br /> |{{IND}}<br /> | {{DatumZelle|1950-09-17|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 53<br /> |{{THA}}<br /> | {{DatumZelle|1950-09-26|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 54<br /> |{{JPN}}<br /> | {{DatumZelle|1952-05-15|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 55<br /> |{{MMR}}<br /> | {{DatumZelle|1953-07-13|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 56<br /> |{{LAO}}<br /> | {{DatumZelle|1957-02|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 57<br /> |{{SEN}}<br /> | {{DatumZelle|1960|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 58<br /> |{{NGA}}<br /> | {{DatumZelle|1960|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 59<br /> |{{NPL}}<br /> | {{DatumZelle|1960-06-01|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 60<br /> |{{COD}}<br /> | {{DatumZelle|1960-06-26|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 61<br /> |{{KHM}}<br /> | {{DatumZelle|1960-08-30|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 62<br /> |{{CMR}}<br /> | {{DatumZelle|1960-09-15|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 63<br /> |{{COG}}<br /> | {{DatumZelle|1960-11-09|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|64<br /> |{{TCD}}<br /> |{{DatumZelle|1961-01-10|style=text-align:right}}<br /> |Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 65<br /> |{{CYP}}<br /> | {{DatumZelle|1961-01-21|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 66<br /> |{{CIV}}<br /> | {{DatumZelle|1961-02-15|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 67<br /> |{{BFA}}<br /> | {{DatumZelle|1961-07-05|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 68<br /> |{{ETH}}<br /> | {{DatumZelle|1961-10-24|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 69<br /> |{{BEN}}<br /> | {{DatumZelle|1961-12-05|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 70<br /> |{{JAM}}<br /> | {{DatumZelle|1962-01|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 71<br /> |{{TTO}}<br /> | {{DatumZelle|1962-01|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 72<br /> |{{KOR}}<br /> | {{DatumZelle|1962-04-10|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 73<br /> |{{KEN}}<br /> | {{DatumZelle|1963-12|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 74<br /> |{{MCO}}<br /> | {{DatumZelle|1964-01|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 75<br /> |{{MWI}}<br /> | {{DatumZelle|1964-07|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 76<br /> |{{MLT}}<br /> | {{DatumZelle|1965-01|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 77<br /> |{{DEU|2=Bundesrepublik Deutschland}}<br /> | {{DatumZelle|1965-05-12|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 78<br /> |{{BRB}}<br /> | {{DatumZelle|1967-08-29|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 79<br /> |{{SWZ}}<br /> | {{DatumZelle|1968-09|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 80<br /> |{{SGP}}<br /> | {{DatumZelle|1969-05-11|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 81<br /> |{{FJI}}<br /> | {{DatumZelle|1970-08|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 82<br /> |{{BHS}}<br /> | {{DatumZelle|1974-09-24|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 83<br /> |{{GRD}}<br /> | {{DatumZelle|1975-01|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 84<br /> |{{SUR}}<br /> | {{DatumZelle|1976-02|style=text-align:right}}<br /> | Südamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 85<br /> |{{PRT}}<br /> | {{DatumZelle|1977-05-12|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 86<br /> |{{TON}}<br /> | {{DatumZelle|1977-07|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 87<br /> |{{WSM}}<br /> | {{DatumZelle|1977-07|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 88<br /> |{{DMA}}<br /> | {{DatumZelle|1978-01|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 89<br /> |{{LCA}}<br /> | {{DatumZelle|1979-01|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 90<br /> |{{EGY}}<br /> | {{DatumZelle|1979-03-26|style=text-align:right}}<br /> | Afrika/Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 91<br /> |{{VCT}}<br /> | {{DatumZelle|1981-01|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 92<br /> |{{ATG}}<br /> | {{DatumZelle|1983-07-22|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 93<br /> |{{KNA}}<br /> | {{DatumZelle|1984-01|style=text-align:right}}<br /> | Karibik<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 94<br /> |{{KIR}}<br /> | {{DatumZelle|1984-05-21|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 95<br /> |{{TUV}}<br /> | {{DatumZelle|1984-07|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 96<br /> |{{BLZ}}<br /> | {{DatumZelle|1984-09-06|style=text-align:right}}<br /> | Mittelamerika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 97<br /> |{{ESP}}<br /> | {{DatumZelle|1986-01-17|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 98<br /> |{{MHL}}<br /> | {{DatumZelle|1987-09-16|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |99<br /> |{{FSM}}<br /> |{{DatumZelle|1989|style=text-align:right}}<br /> |Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |100<br /> |{{SLB}}<br /> |{{DatumZelle|1989-01|style=text-align:right}}<br /> |Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 101<br /> |{{MNG}}<br /> | {{DatumZelle|1991-10-02|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 102<br /> |{{LIE}}<br /> | {{DatumZelle|1992-01|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 103<br /> |{{LVA}}<br /> | {{DatumZelle|1992-01-06|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 104<br /> |{{LTU}}<br /> | {{DatumZelle|1992-01-24|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 105<br /> |{{CHN}}<br /> | {{DatumZelle|1992-01-24|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 106<br /> |{{UZB}}<br /> | {{DatumZelle|1992-02-21|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 107<br /> |{{KGZ}}<br /> | {{DatumZelle|1992-03|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 108<br /> |{{TJK}}<br /> | {{DatumZelle|1992-04|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 109<br /> |{{KAZ}}<br /> | {{DatumZelle|1992-04-10|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 110<br /> |{{SVN}}<br /> | {{DatumZelle|1992-04-28|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 111<br /> |{{GEO}}<br /> | {{DatumZelle|1992-07-01|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 112<br /> |{{MDA}}<br /> | {{DatumZelle|1992-07-22|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 113<br /> |{{SYC}}<br /> | {{DatumZelle|1992-09|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 114<br /> |{{MKD}}<br /> | {{DatumZelle|1992-12-07|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 115<br /> |{{EST}}<br /> | {{DatumZelle|1992-01-09|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 116<br /> |{{ARM}}<br /> | {{DatumZelle|1992-04-04|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 117<br /> |{{AZE}}<br /> | {{DatumZelle|1992-04-07|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 118<br /> |{{AGO}}<br /> | {{DatumZelle|1992-03-16|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 119<br /> |{{ERI}}<br /> | {{DatumZelle|1993-05-06|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 120<br /> |{{VNM}}<br /> | {{DatumZelle|1993-07-12|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 121<br /> |{{MOZ}}<br /> | {{DatumZelle|1993-07-23|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 122<br /> |{{MUS}}<br /> | {{DatumZelle|1993-09-29|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 123<br /> |{{GAB}}<br /> | {{DatumZelle|1993-09-29|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 124<br /> |{{TKM}}<br /> | {{DatumZelle|1993-10-06|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 125<br /> |{{STP}}<br /> | {{DatumZelle|1993-11|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 126<br /> |{{ZWE}}<br /> | {{DatumZelle|1993-11-26|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 127<br /> |{{VUT}}<br /> | {{DatumZelle|1993-12-16|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 128<br /> |{{NAM}}<br /> | {{DatumZelle|1994-02-11|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 129<br /> |{{GNB}}<br /> | {{DatumZelle|1994-03|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 130<br /> |{{AND}}<br /> | {{DatumZelle|1994-03|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 131<br /> |{{CPV}}<br /> | {{DatumZelle|1994-07-17|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 132<br /> |{{MAR}}<br /> | {{DatumZelle|1994-09-01|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 133<br /> |{{PLW}}<br /> | {{DatumZelle|1994-10-02|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 134<br /> |{{JOR}}<br /> | {{DatumZelle|1994-10-26|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 135<br /> |{{NRU}}<br /> | {{DatumZelle|1994-12|style=text-align:right}}<br /> | Ozeanien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 136<br /> |{{SMR}}<br /> | {{DatumZelle|1995-03-01|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 137<br /> |{{HRV}}<br /> | {{DatumZelle|1994-09-04|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 138<br /> |{{BIH}}<br /> | {{DatumZelle|1997-09-26|style=text-align:right}}<br /> | Europa<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 139<br /> |{{TLS}}<br /> | {{DatumZelle|2002-08-29|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 140<br /> |{{SSD}}<br /> | {{DatumZelle|2011-07-28|style=text-align:right}}<br /> | Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; | 141<br /> |{{ARE}}<br /> | {{DatumZelle|2020-09-15|style=text-align:right}}<br /> | Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |142<br /> |{{BHR}}<br /> |{{DatumZelle|2020-09-15|style=text-align:right}}<br /> |Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |143<br /> |{{SDN}}<br /> |{{DatumZelle|2020-09-23|style=text-align:right}}<br /> |Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |144<br /> |{{BTN}}<br /> |{{DatumZelle|2020-12-12|style=text-align:right}}<br /> |Asien<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |145<br /> |{{LSO}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |146<br /> |{{GHA}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |147<br /> |{{GIN}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|148<br /> |{{GMB}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |149<br /> |{{GUY}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Südamerika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|150<br /> |{{PNG}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Ozeanien<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|151<br /> |{{RWA}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|152<br /> |{{MDG}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|153<br /> |{{SLE}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|154<br /> |{{UGA}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|155<br /> |{{TGO}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|156<br /> |{{TZA}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|157<br /> |{{ZMB}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|158<br /> |{{GNQ}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|159<br /> |{{BWA}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|160<br /> |{{CAF}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |-<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;|161<br /> |{{BDI}}<br /> | style=&quot;text-align:right&quot; |kein Datum<br /> |Afrika<br /> |}<br /> <br /> === Durch-UN-Nichtmitgliederstaaten ===<br /> Die {{TWN|Republik China (Taiwan)|Republik China (Taiwan)}} erkannte Israel 1951 an. Damals war die Republik China noch ein UN-Mitgliedsstaat. Erst 1992 erkannte schließlich die Volksrepublik China Israel an.<br /> <br /> Der {{PSE|Staat Palästina|Staat Palästina}} erkannte Israel 1993 durch den [[Oslo-Friedensprozess]] an.<br /> <br /> Der {{VAT|Heiliger Stuhl|Heilige Stuhl|Ziel=}} und Israel nahmen 1993 diplomatische Beziehungen auf.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.cfr.org/backgrounder/vatican-israel-relations |titel=Vatican-Israel Relations |sprache=en |abruf=2023-10-20}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;vgl. auch ''Land und Staat Israel in der Diskussion.'' In: ''Gelobtes Land? Land und Staat Israel in der Diskussion. Eine Orientierungshilfe.'' Herausgegeben im Auftrag der [[Evangelische Kirche in Deutschland|EKD]], der [[Union Evangelischer Kirchen|UEK]] und der [[Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands|VELKD]]. Gütersloh, 2012. ISBN 978-3-579-05966-2. [https://www.ekd.de/7-Land-und-Staat-Israel-in-der-Diskussion-645.htm PDF.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der {{KOS}} nahm 2021 diplomatische Beziehungen zum Staat Israel auf.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Israel and Kosovo establish diplomatic relations in virtual ceremony |Sammelwerk=Reuters |Datum=2021-02-01 |Online=https://www.reuters.com/article/us-israel-kosovo-relations-idUSKBN2A12S0 |Abruf=2023-10-20}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Anerkennung rückgängig gemacht oder diplomatische Beziehungen abgebrochen ===<br /> * {{BOL}} (1949–2023)<br /> * {{QAT}} (1996–2009)<br /> * {{CUB}} (1949–1973)<br /> * {{MDV}} (1965–1975)<br /> * {{MLI}} (?–1973)<br /> * {{MRT}} (1999–2010)<br /> * {{NER}} (?–1973)<br /> * {{OMN}} (1996–2000)<br /> * {{IRN}} (1950–1979)<br /> * {{TUN}} (1994–2000)<br /> * {{VEN}} (1948–2009)<br /> <br /> == Nichtanerkennung ==<br /> Folgende UN-Mitgliedstaaten haben den Staat Israel nie anerkannt.<br /> * {{AFG-2021|Ziel=Afghanistan}}<br /> * {{DZA}}<br /> * {{BGD}}<br /> * {{BRN}}<br /> * {{DJI}}<br /> * {{IDN}}<br /> * {{IRQ}}<br /> * {{YEM}}<br /> * {{KWT}}<br /> * {{LBN}}<br /> * {{LBY}}<br /> * {{MYS}}<br /> * {{Nordkorea}}<br /> * {{PAK}}<br /> * {{SAU}}<br /> * {{SOM}}<br /> * {{SYR}}<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste der Gebiete mit begrenzter Anerkennung als Staat]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg]]: ''Die Geschichte Palästinas.'' Letzte Aktualisierung: Februar 2023. [https://www.lpb-bw.de/geschichte-palaestinas ''Volltext.'']<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [[statista]]: [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1167194/umfrage/zahl-der-staaten-die-israel-anerkennen/ ''Anzahl der Staaten weltweit, die den Staat Israel anerkennen (Stand: 1. Februar 2023).'']<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Völkerrecht|!]]<br /> [[Kategorie:Diplomatie|Israel]]<br /> [[Kategorie:Liste (Internationale Politik)]]<br /> [[Kategorie:Politik (Israel)]]<br /> [[Kategorie:Nahostkonflikt]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Joseph_Fesch&diff=239041697 Joseph Fesch 2023-11-12T12:43:14Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>[[Datei:Maglioli - Le cardinal Fesch.jpg|mini|hochkant|Kardinal Joseph Fesch Gemälde von [[Jérôme Maglioli]] (Mitte&amp;nbsp;19.&amp;nbsp;Jh.). Feschs Unterschrift: [[Datei:Signatur Joseph Fesch.PNG|rahmenlos|centre|128px]]]]<br /> [[Datei:Blason Joseph Fesch.svg|mini|hochkant|Wappen von Kardinal Fesch]]<br /> [[Datei:Kardinal Fesch2.jpg|mini|hochkant|Joseph Kardinal Fesch, zeitgenössischer Stich, um 1830]]<br /> '''Joseph Kardinal Fesch''' (* [[3. Januar]] [[1763]] in [[Ajaccio]] auf Korsika; † [[13. Mai]] [[1839]] in [[Rom]]) war ein französischer Geistlicher, Halbonkel [[Napoleon Bonaparte|Napoléon Bonapartes]], Erzbischof von [[Erzbistum Lyon|Lyon]] und [[Kardinal]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Die Eltern Joseph Feschs waren Franz [[Faesch (Familie)|Faesch]] (1723–1775), Kapitän eines im Dienste der Republik Genua stehenden Schweizerregiments, und Angela Maria Pietrasanta (1725–1790), die dieser 1757 geheiratet hatte. Angela Maria war die Witwe des Korsen Giovanni Geronimo Ramolino und brachte aus dieser Ehe die siebenjährige Tochter [[Laetitia Ramolino]] mit in die Ehe, die später die Mutter Napoléon Bonapartes wurde. Damit war Joseph Fesch ein Halbonkel des späteren französischen Kaisers.<br /> <br /> Fesch schlug eine geistliche Laufbahn ein und empfing 1785&lt;ref&gt;Vgl. {{Miranda|ID=bios1803.htm#Fesch|Artikel=Fesch, Joseph}}; laut dem {{Catholic-hierarchy|Bischof|bfesch}} erst im Jahre 1787&lt;/ref&gt; die [[Weihesakrament#Presbyterat|Priesterweihe]]. Wie die Mehrheit der Korsen lehnte er die Maßnahmen der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] ab und protestierte im Juli 1790 insbesondere gegen die Einführung der französischen [[Zivilverfassung des Klerus]] auf Korsika. 1791, nach dem Tod [[Luciano Buonaparte]]s, folgte er diesem sowohl als [[Generalvikar|Erzdiakon]] von [[Bistum Ajaccio|Ajaccio]] als auch als Patron der Familie Bonaparte nach, musste sich aber nach der Aufhebung religiöser Orden ins Privatleben zurückziehen.<br /> <br /> Fesch fand sich im Gegensatz zu [[Pascal Paoli]]s pro-britischer Politik wieder und musste mit seiner Halbschwester Korsika verlassen. In Südfrankreich schlossen sie sich Napoléon Bonaparte an und gelangten mit ihm im Herbst 1793 nach [[Toulon]]. Da Fesch keinen geistlichen Posten finden konnte –&amp;nbsp;es war die Zeit des [[Großer Terror (Frankreich)|Großen Terrors]]&amp;nbsp;– übernahm er verschiedene Positionen in der Verwaltung, unter anderem bei [[Armée du Midi|Montesquious Armee in Savoyen]]. 1796 erhielt er beim ersten italienischen Feldzug seines Neffen Bonaparte eine Anstellung als [[Kriegskommissar]], musste aber infolge vieler gegen ihn laut gewordener Klagen, dass er geplündert, namentlich Gemälde geraubt habe, dies Amt bald wieder niederlegen.<br /> <br /> Die Machtübernahme Napoleons im November 1799 ließen Feschs Aussichten wieder steigen. Nach dem 1801 mit Kardinal [[Ercole Consalvi]] ausgehandelten und von Papst [[Pius VII.]] gebilligten [[Konkordat von 1801|Konkordat]] kehrte er zu geistlichen Tätigkeiten zurück. [[Jacques-André Émery]] vermittelte seine Rückkehr in die volle Gemeinschaft mit Rom. Fesch wurde Dom[[kanonikus]] in [[Bastia]] und am 4. August 1802 aufgrund der Berufung durch seinen Neffen, den Ersten Konsul Napoléon Bonaparte, und mit Bestätigung des Papstes, Erzbischof von Lyon. Die [[Weihesakrament#Episkopat|Bischofsweihe]] erfolgte am 15. August 1802 in der [[Kathedrale Notre-Dame de Paris]] durch Kardinal [[Giovanni Battista Caprara]], Mitkonsekratoren waren [[Etienne-Alexandre-Jean-Baptiste-Marie Bernier|Étienne Bernier]], Bischof von Orléans, und [[Louis Sebastiani]], Bischof von Ajaccio. Am 2. Januar 1803 nahm Fesch das Erzbistum Lyon in Besitz.<br /> <br /> Papst Pius&amp;nbsp;VII. ernannte ihn im [[Konsistorium]] vom 17. Januar 1803 zum [[Kardinalpriester]]. Am 4. April 1803 zum französischen Gesandten am päpstlichen Hof ernannt, erreichte er Rom am 2. Juli desselben Jahres und nahm vom Papst am 7. Juli den Kardinalshut sowie am 11. Juli die [[Titelkirche]] ''[[Santa Maria della Vittoria (Rom)|Santa Maria della Vittoria]]'' entgegen. 1804 begleitete er den Papst zur Krönung Napoleons&amp;nbsp;I. nach Paris und assistierte am Abend vor der Krönung bei der kirchlichen Trauung Napoleons und [[Joséphine de Beauharnais|Joséphines]].<br /> 1805 erhielt Fesch von Napoleon die Funktion des Großalmoseniers des Kaiserreiches (''grand aumônier de l’Empire'') übertragen, die in der Tradition des bereits im [[Ancien Régime]] existierenden Amtes des [[Großalmosenier von Frankreich|Großalmoseniers von Frankreich]] stand, ferner wurde er zum ''comte de l’Empire'' in der [[noblesse impériale]] erhoben und erhielt das Amt eines Senators. 1806 wurde Fesch zum [[Koadjutor]] und Nachfolger des [[Fürstprimas]] [[Karl Theodor von Dalberg|Dalberg]] gewählt. Er präsidierte 1810 zu Paris einem Konzil des französischen Klerus und sprach sich auf demselben so entschieden für den Papst und gegen dessen Behandlung durch Napoleon aus, dass er fortan zu Lyon in einer Art Verbannung leben musste. Am 31. Januar 1809 wurde er für den Erzbischofssitz von Paris nominiert und im Februar desselben Jahres vom Domkapitel mit den Vollmachten eines [[Kapitularvikar]]s ausgestattet, doch er lehnte ab, da der [[Heiliger Stuhl|Heilige Stuhl]] der Vereinigung zweier [[Metropolit]]ansitze in [[Personalunion]] sicherlich nicht zugestimmt hätte und er damit keine nach [[Kanonisches Recht|kanonischem Recht]] gültige [[Investitur]] erhalten hätte.<br /> <br /> Beim [[Befreiungskriege#Feldzug 1814|Herannahen der Österreicher]] (1814) floh er mit seiner Halbschwester Laetitia, der Mutter des Kaisers, nach Rom, wurde nach [[Herrschaft der Hundert Tage|Napoleons&amp;nbsp;I. Rückkehr]] [[Pair von Frankreich]], kehrte aber nach der [[Schlacht von Waterloo]] nach Rom zurück und lebte hier in völliger Zurückgezogenheit den Künsten und Wissenschaften. Das Ansinnen der französischen Regierung, auf sein [[Erzbistum Lyon]] zu verzichten, wies er entschieden zurück, wenn er auch faktisch sein Amt nicht ausübte; die Amtsgeschäfte führten die [[Generalvikar]]e, obwohl Kardinal Fesch einen [[Koadjutor]] akzeptiert hätte.&lt;ref name=&quot;Miranda&quot; /&gt; Er sorgte ab 1819 für den Erhalt einer römisch-katholischen Seelsorge auf [[St. Helena (Insel)|St. Helena]], wohin sein Neffe verbannt worden war.&lt;ref name=&quot;Miranda&quot;&gt;Vgl. {{Miranda|ID=bios1803.htm#Fesch|Artikel=Fesch, Joseph}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1822 optierte er auf die Titelkirche ''[[San Lorenzo in Lucina]]''. Kardinal Fesch nahm jeweils [[Konklave 1823|1823]], [[Konklave 1829|1829]] und [[Konklave 1830–1831|1830–1831]] am [[Konklave]] teil. 1837 wurde er als dienstältester Kardinalpriester [[Kardinalprotopriester]].<br /> <br /> Er starb am 13. Mai 1839 an [[Magenkrebs]] und wurde zunächst in Corneto neben seiner Halbschwester Laetitia, der Mutter Napoléon Bonapartes, bestattet. Im Jahr 1851 wurden ihrer beide Leichname, den Testamenten entsprechend, nach Ajaccio überführt und dort 1860 in der Krypta der Kapelle des ''[[Palais Fesch]]'' beigesetzt.&lt;ref name=&quot;Miranda&quot; /&gt; Vor dem Palais wurde für ihn das [[Fesch-Denkmal]] gesetzt.<br /> <br /> Seine weltberühmte Gemäldesammlung, die etwa 20.000 Bilder gezählt haben soll,&lt;ref&gt;laut Miranda waren es {{&quot; |lang=en |Text=17,626 works of art}}, wobei eine Quelle für diese genaue Zahl nicht angegeben ist&lt;/ref&gt; wurde nach seinem Tod nach und nach versteigert und der Erlös zu Familienstipendien verwendet. Mehr als tausend dieser Gemälde befinden sich im [[Musée Fesch]] in Ajaccio.&lt;ref name=&quot;Miranda&quot; /&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070630012139/http://www.bautz.de/bbkl/f/fesch_j.shtml |band=2|autor=[[Friedrich Wilhelm Bautz]]|spalten=22-23}}<br /> * Jean Baptiste Lyonnet: ''Le Cardinal Fesch, archevêque de Lyon, primat des Gaules, etc., etc. Fragments biographiques, politiques et religieux pour servir à l’histoire ecclésiastique contemporaine.'' 2 Bde., Lyon-Paris, Perisse, 1841.<br /> * {{CE|http://www.newadvent.org/cathen/06050b.htm|Joseph Fesch|Autor=Georges Goyau|Band=6}}<br /> * {{Meyers Online|6|169|spezialkapitel=Fesch|kapiteltext=Fesch, Joseph}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{Miranda|ID=bios1803.htm#Fesch|Artikel=Fesch, Joseph|Zugriff=2016-12-15}}<br /> * {{Catholic-hierarchy|Bischof|bfesch|Joseph Fesch|Zugriff=2016-12-15}}<br /> * [http://www.musee-fesch.com/ Das Musée Fesch auf Korsika], abgerufen am 15. Dezember 2016 (französisch)<br /> * [https://www.wgsebald.de/fesch/fesch.html W. G. Sebald zu Fesch]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Personenleiste<br /> |VORGÄNGER=[[Claude-François-Marie Primat]]|AMT=[[Liste der Erzbischöfe von Lyon|Erzbischof von Lyon]]|ZEIT=1802–1839|NACHFOLGER=[[Louis-Jacques-Maurice de Bonald]]<br /> |VORGÄNGER2=[[Cesare Brancadoro]]|AMT2=[[Liste der Kardinalprotopriester|Kardinalprotopriester]]|ZEIT2=1837–1839|NACHFOLGER2=[[Carlo Oppizzoni]]<br /> }}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=116473894|LCCN=no/2006/85593|VIAF=92145857803723020209}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Fesch, Joseph}}<br /> [[Kategorie:Kardinal (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Bischof von Lyon]]<br /> [[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Kriegskommissar]]<br /> [[Kategorie:Mitglied des Sénat conservateur]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Ehrenlegion (Großkreuz)]]<br /> [[Kategorie:Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies]]<br /> [[Kategorie:Träger des Ordens vom Goldenen Sporn]]<br /> [[Kategorie:Person (Ajaccio)]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Familie Faesch|Joseph]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1763]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1839]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Fesch, Joseph<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=französischer Kardinal<br /> |GEBURTSDATUM=3. Januar 1763<br /> |GEBURTSORT=[[Ajaccio]]<br /> |STERBEDATUM=13. Mai 1839<br /> |STERBEORT=[[Rom]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Studienzentrum_Weikersheim&diff=238605531 Studienzentrum Weikersheim 2023-10-29T13:03:30Z <p>138.246.3.7: &quot;unabhängige&quot; &quot;Journalisten&quot;</p> <hr /> <div>Das 1979 auf [[Schloss Weikersheim]] maßgeblich von [[Hans Filbinger]] gegründete und bis zu seinem Tod 2007 geleitete '''Studienzentrum Weikersheim''' ('''SZW''') versteht sich als [[Christentum|christlich]]-[[Konservatismus|konservative]] [[Denkfabrik]]. Es veranstaltet regelmäßige Kongresse, Seminare und Tagungen, vor allem zur [[Europa]]- und [[Deutschland]]politik.<br /> <br /> == Ausrichtung ==<br /> Das Studienzentrum beschreibt heute seine Zielsetzung wie folgt:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Unsere Arbeit gilt der Erhaltung des Kulturerbes Deutschlands und Europas sowie einer freiheitlichen Demokratie in Anlehnung an die Ideen herausragender Gründerväter wie [[Theodor Heuss]], [[Konrad Adenauer]], [[Ludwig Erhard]]. Dabei betrachten wir die Anerkennung von [[Menschenwürde]] und [[Menschenrechte]]n als ersten Schritt auf dem Weg zu einem Zusammenleben aller Bürger unseres Vaterlandes und Kontinents in Frieden und Gerechtigkeit. Diese Grundrechte aller Menschen müssen jedoch vorstaatlichen bzw. [[naturrecht]]lichen Charakter haben, um zu verhindern, dass politische Institutionen die Deutungshoheit für sich reklamieren und so, je nach ideologischer Ausrichtung, Menschenwürde und Menschenrechte in ihrem Sinne auslegen.}}<br /> <br /> Demnach vertreten die Weikersheimer einen Konservatismus, der sich auf Werte und Traditionen des [[Abendland|christlichen Abendlands]] beruft, diese als Identität Europas versteht und bewahren will.<br /> <br /> Führungsmitglieder des SZW beschrieben seinen Auftrag als Verwirklichung einer [[Geistig-moralische Wende|geistig-moralischen Wende]] in Deutschland, die [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Helmut Kohl]] bei seinem Amtsantritt 1983 angekündigt hatte. Sie richtete sich gegen eine aus ihrer Sicht in den 1970er Jahren entstandene kulturelle [[Hegemonie]] des [[linksliberal]]en Lagers.&lt;ref&gt;Martin Thunert: ''Politikberatung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1949''. In: Ulrich Willems (Hrsg.): ''Demokratie und Politik in der Bundesrepublik 1949–1999'', Leske + Budrich Verlag, 2001, S. 233.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Winckler: [https://www.webarchiv-server.de/pin/archiv01/0501ob08.htm ''Wertkonservative Denkfabrik''.] In: ''Ostpreußenblatt'', 3. Februar 2001&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Hans Filbinger sah das SZW als „geistig-politische Initiative, die unseren Staat befähigen will, den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen“, und zwar über Ideologie- und Parteigrenzen hinweg als „Antwort auf die sogenannte Kulturrevolution aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts“. Dazu forderte er die „Abkehr von den Irrlehren der sogenannten Selbstverwirklichung“ und Hinkehr zu „Staatsgesinnung“, „geistiger Führung“ und einer „geistigen Leistungselite“.&lt;ref&gt;[[Ulrich Rüdenauer]]: [http://www.tagesspiegel.de/kultur/ganz-in-weiss/834266.html ''Ganz in Weiß. Rückblende: Wie Filbinger sich auf NS-Gegner berief''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 14. April 2007&lt;/ref&gt; [[Günter Rohrmoser]] wollte die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] als „christlich-nationale-konservative“ Partei profilieren.&lt;ref&gt;Wolfram Wette: ''Filbinger – eine deutsche Karriere''. S. 128.&lt;/ref&gt;<br /> Das Studienzentrum lehnt die [[Europäische Verfassung]] in ihrer jetzigen Form ab. Seine Vertreter fordern ein „Europa der Vaterländer“ und einen [[Gottesbezug]] in der EU-Verfassung, mit dem die [[Menschenrecht]]e willkürlicher Auslegung entzogen werden sollen. Auch [[Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union|Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit der Türkei]] werden abgelehnt. Dazu gab das SZW am 15. Juni 2005 ein ''Europa-Manifest'' heraus.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.swg-hamburg.de/Aus_der_Presse/Europa_braucht_eine_Seele.pdf | wayback=20070927222648 | text=Europa-Manifest des Studienzentrums Weikersheim: „Europa braucht eine Seele“.}} abgerufen am 30. Oktober 2013&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> === Bis 2007 ===<br /> Der CDU-Politiker Hans Filbinger gründete das Zentrum etwa ein Jahr nach seinem Rücktritt als [[Ministerpräsident]] [[Baden-Württemberg]]s infolge der [[Filbinger-Affäre]] (7. August 1978). Die erste Mitgliederversammlung des SZW wählte ihn am 12. Oktober 1979 zu dessen Präsidenten. Ferner wurden der Sozialphilosoph Günter Rohrmoser und der Brigadegeneral a. D. [[Heinz Karst]] zum Vizepräsidenten, der Tübinger Pflanzenphysiologe [[Helmut Metzner (Pflanzenphysiologe)|Helmut Metzner]] zum geschäftsführenden Präsidiumsmitglied und der Freudenstädter Klinikarzt Erich Baumann zum Beisitzer gewählt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Studienzentrum Weikersheim |Titel=Präsidium des Studienzentrums Weikersheim e. V. |Hrsg=Studienzentrum Weikersheim |Sammelwerk=Geistig-politische Initiative - Sicherung der Zukunft |Band=Dokumentation |Nummer=1 |Ort=Stuttgart |Datum=1979 |Seiten=143}}&lt;/ref&gt; Im Oktober 1997 trat Filbinger von seinem Leitungsamt zurück und wurde zugleich zum Ehrenpräsidenten des SZW gewählt. Dieses Amt wurde damals für ihn neu geschaffen.<br /> <br /> Der Soziologe [[Lothar Bossle]] († 2000) war langjähriger wissenschaftlicher Leiter des Studienzentrums. Der Journalist Stephan Winckler vom ''Ostpreußenblatt'' nannte Rohrmoser, Hornung und Bossle als Hauptvertreter für die Entwicklung des SZW.<br /> <br /> Filbingers Nachfolger wurde der CDU-Bundestagsabgeordnete [[Wolfgang von Stetten]].<br /> <br /> Auf von Stetten folgte 2001 der Politikwissenschaftler [[Klaus Hornung]], der einen offen rechtsnationalistischen Kurs verfolgte.&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=19285784 |Titel=Extremismus: Weiter rechts |Jahr=2001 |Nr=22 |Seiten=20}}&lt;/ref&gt; Von 2003 bis 2007 war [[Bernhard Friedmann]], der von 1976 bis 1990 für die CDU [[Mitglied des Deutschen Bundestages]] und von 1996 bis 1999 Präsident des [[Europäischer Rechnungshof|Europäischen Rechnungshofs]] war, Präsident des Studienzentrums. Er kündigte bei seinem Amtsantritt an, er werde das SZW wieder näher an die Unionsparteien heranführen und stärker mit wirtschaftlichen Themen befassen.<br /> <br /> === Folgen der Oettinger-Affäre 2007 ===<br /> Am 11. April 2007 hielt [[Günther Oettinger]] – damaliger Ministerpräsident Baden-Württembergs, der wie seine Vorgänger Mitglied im Kuratorium des SZW ist – eine Trauerrede zur Beerdigung Hans Filbingers, in der er diesen u.&amp;nbsp;a. als „Gegner des NS-Regimes“ bezeichnete, der persönlich keine Hinrichtung von Deserteuren unter dem NS-Regime zu verantworten gehabt habe. Die Rede hatte der frühere Mitarbeiter Günter Rohrmosers [[Michael Grimminger]] verfasst, der seit 2002 im baden-württembergischen Staatsministerium als Redenschreiber beschäftigt war und nach der Kritik an der Rede versetzt wurde.&lt;ref&gt;Helmut Kramer: [http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-spur-fuhrt-nach-weikersheim ''Die Spur führt nach Weikersheim''.] Wochenzeitung ''Freitag'', 27. April 2007&lt;/ref&gt; Ebenfalls am 11. April wurde bekannt, dass Oettinger eine persönliche Referentin eingestellt hatte, die Mitglied im SZW ist.&lt;ref&gt;[http://www.focus.de/politik/deutschland/weikersheim_aid_55958.html ''Ministerpräsident Oettinger soll noch immer Kontakte zu dem rechten Studienzentrum Weikersheim pflegen''.] Focus, 11. April 2007&lt;/ref&gt; Dies stieß ebenso wie seine eigene Mitgliedschaft auf Kritik.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,478361,00.html ''Öttinger ist Mitglied in rechtem Studienzentrum''.] [[Spiegel Online]], 19. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Trauerrede löste bundesweit und international Kritik aus. [[Stephan Kramer]], Generalsekretär des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrats der Juden in Deutschland]], forderte am 18. April 2007 Oettingers Rücktritt und die Schließung des SZW. Am Folgetag nahm Oettinger seine Aussage zu Filbingers NS-Gegnerschaft zurück, lehnte aber einen Austritt aus dem SZW ab und verteidigte es als demokratisches Institut. Daraufhin erneuerte der Zentralrat seine Forderungen nicht.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/Deutschland/619853.html | wayback=20081009162128 | text=''Oettinger verteidigt Filbingers Denkfabrik''.}} [[Netzeitung]], 19. April 2004&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 20. April sollte im Waldhotel Stuttgart-Degerloch ein Vortrag des SZW zum Thema „Die Bundeswehr als demokratischer Weltpolizist – Sind Auslandseinsätze sinnvoll?“ stattfinden. Veranstalter war ''Jung-Weikersheim''; als Redner vorgesehen war [[Reinhard Günzel]], früher Chef des [[Kommando Spezialkräfte|Bundeswehr-Kommandos Spezialkräfte]]. Er war 2003 wegen seiner öffentlichen Zustimmung zu Martin Hohmanns Rede aus der Bundeswehr entlassen worden. Auch Hohmann war zu der Weikersheimer Veranstaltung eingeladen worden. ''[[Der Spiegel]]'', die ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' und andere deutsche Medien verwiesen zudem darauf, dass die Veranstaltung am für Rechtsextremisten symbolträchtigen Geburtstag [[Adolf Hitler]]s stattfinden sollte.&lt;ref&gt;[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/studienzentrum-weikersheim-oettinger-nimmt-abstand-von-filbinger-institution-1435365.html FAZ-online, 20. April 2007: ''Oettinger nimmt Abstand von Filbinger-Institution'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Baden-Württembergs SPD-Vorsitzende [[Ute Vogt]], [[Claudia Roth]] von [[Bündnis 90/Die Grünen]] und andere forderten deshalb die Schließung des SZW. Dieses biete „bekennenden Antisemiten“ ein Forum.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,478361,00.html ''Filbinger-Affäre: Oettinger ist Mitglied in rechtem Studienzentrum''] spiegel.de, 19. April 2007.&lt;/ref&gt; Der grüne Bundestagsabgeordnete [[Volker Beck]] kritisierte zudem, das SZW dulde „schwulenfeindliche Hetze“, und erinnerte an einen Vortrag Günther Rohrmosers, in dem dieser den russischen Konservativismus als „Gegengewicht gegen die liberale Dekadenz, die sich bei uns ausbreitet“, gelobt und eine [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzung]] an Beck im Mai 2006 wie folgt kommentiert hatte:&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/deutschland/620511.html | wayback=20131102205909 | text=Netzeitung, 20. April 2007}}&lt;/ref&gt;<br /> {{Zitat<br /> |Text=Ich will nicht darüber frohlocken, dass sie den Hauptvertreter des deutschen Schwulentums in Moskau ins Gesicht geschlagen haben, aber ich bin sicher, dass durch diesen Vorgang Russland neue Freunde, wenn nicht zehn, dann 100.000 dazugewonnen hat.}}<br /> <br /> Das [[Simon Wiesenthal Center]] forderte Oettinger am 20. April erneut zum Rücktritt auf und begründete dies auch damit, dass das SZW regelmäßig Redner mit extremen und antisemitischen Ansichten zu öffentlichen Vorträgen einlade.&lt;ref&gt;[https://www.ksta.de/-rechtsextreme-sympathien--vorgeworfen-13100574 ''„Rechtsextreme Sympathien“ vorgeworfen''.] In: ''[[Kölner Stadt-Anzeiger]]''. 20. April 2007.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am Nachmittag erklärte Oettinger, er werde seine Mitgliedschaft bis zur abschließenden Klärung ruhen lassen, und bat SZW-Präsident Bernhard Friedmann um baldige Aufklärung über die mit Hohmann und Günzel geplanten Veranstaltungen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Oettinger%20Studienzentrum%20Weikersheim/189375.html | wayback=20070926221738 | text=''Oettinger distanziert sich vom Studienzentrum Weikersheim''.}}Financial Times Deutschland, 20. April 2007&lt;/ref&gt; Daraufhin untersagte Friedmann das Treffen mit Günzel und eine für den 25. August 2007 vorgesehene Veranstaltung mit Hohmann als Redner, an der die Jung-Weikersheimer zunächst festgehalten hatten.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/deutschland/619953.html | wayback=20070521213717 | text=Netzeitung 24. April 2007}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 30. April erklärte Oettinger zusammen mit Präsidium und Landesvorstand der CDU, das SZW müsse sich „gegenüber Inhalten und Kräften jenseits des demokratischen Spektrums unserer Werte- und Verfassungsordnung“ abgrenzen und dürfe keine Redner aus dem rechten Spektrum mehr auftreten lassen. Er begrüßte die Absage der Veranstaltungen mit Günzel und Hohmann, deren Planung ein „Fehler und durch nichts zu begründen“ gewesen sei. Friedmann müsse sicherstellen, dass die Arbeit des SZW inhaltlich, organisatorisch und personell „unzweifelhaft“ den Satzungszielen entspreche.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,480308,00.html ''Oettinger macht Front gegen rechte Redner''.] [[Spiegel Online]], 30. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die stellvertretende [[Ring Christlich-Demokratischer Studenten|RCDS]]-Bundesvorsitzende Nina Bender, der Landesvorsitzende Steffen Kirsch sowie der [[Junge Union|JU]]-Landesvorsitzende [[Steffen Bilger]] legten ihre Vorstandsposten bei Jung-Weikersheim am selben Tag nieder. Dabei rechtfertigte Kirsch seine Mitgliedschaft bei Jung-Weikersheim in einer Erklärung und wurde daraufhin von seinen Aufgaben als Landesvorsitzender entbunden.&lt;ref&gt;''Oettinger fordert von Weikersheimern Distanz zu Rechtsextremen''. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'', 30. April 2007, S. 4&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf Oettingers Distanzierung und Vorwürfe von Kritikern an das SZW, „seit Jahren […] die Grenze zu verfassungsfeindlichen und rechtsextremen Auffassungen nicht eindeutig genug zu ziehen“,&lt;ref&gt;''Oettinger rückt von Weikersheim ab''. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'', 21. April 2007, S. 4&lt;/ref&gt; antwortete SZW-Präsident Friedmann in einem Leserbrief: Viele Kritiker wollten das Studienzentrum offensichtlich „mundtot“ machen und die grundgesetzlich garantierte Meinungs- und Pressefreiheit „zur Disposition“ stellen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.studienzentrum-weikersheim.de/content.php?news=shownews&amp;newsid=43 | wayback=20071010150041 | text=''Es geht auch um die Meinungsfreiheit''.}} In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'', 5. Mai 2007, S. 8&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Infolge der Kritik gab das SZW am 19. Mai bekannt, dass Klaus Hornung aus dem SZW-Vorstand und Albrecht Jebens aus dem Vorstand der Filbingerstiftung ausscheiden sollen. Geschäftsführer Schrumpf wolle die Jungweikersheimer Veranstaltungspläne künftig kontrollieren.&lt;ref&gt;[http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=2139770/hl6a76/index.html ''Studienzentrum zieht personelle Konsequenzen''.] Südwestdeutscher Rundfunk, 19. Mai 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Fraktion der Grünen verlangte am 24. Mai 2007 in einer [[Parlamentarische Anfrage|parlamentarischen Anfrage]] nochmals genauere Auskunft über das Verhältnis der Landesregierung zum Studienzentrum Weikersheim und zur Hans-Filbinger-Stiftung.&lt;ref&gt;[http://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP14/Drucksachen/1000/14_1330_D.pdf Landtag von Baden-Württemberg, Drucksache 14/1330] Antrag der Fraktion GRÜNE und Stellungnahme des Staatsministeriums zur Rolle der Landesregierung bei der Aufklärung der Vorgänge um das Studienzentrum Weikersheim und die Hans-Filbinger-Stiftung, 25. Mai 2007 (PDF)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Ab 2008 ===<br /> <br /> 2008 wurde der Personalberater Bernhard von Diemer Präsident, im Juni 2011 folgte ihm der Philosoph [[Harald Seubert]], dessen Stellvertreter wurden der Staatsrechtslehrer [[Karl Albrecht Schachtschneider]] und der Soziologe [[Jost Bauch]]. Seubert legte zu Beginn seiner Präsidentschaft Wert darauf, dass das Studienzentrum Weikersheim „als bürgerlich liberaler [[Think Tank]] und als Forum auf hohem Niveau die europäischen Traditionen aus [[Antike]], [[Christentum]] und [[Aufklärung]] in die globale Welt des 21. Jahrhunderts hinein“ fortsetze. Verfassungsgemäßheit und [[Menschenwürde]] als unbestreitbare erste Wertorientierung seien damit selbstverständlich. Weikersheim sollte zudem wieder verstärkt zu einem Forum öffentlicher Debatte werden und stärker publizistisch hervortreten.&lt;ref&gt;H. Seubert: ''Für einen modernen Konservatismus. Antrittsrede als Präsident des Studienzentrums Weikersheim'', in: Deutschland und Europa in einer veränderten Welt. Weikersheimer Dokumentationen Neue Folge Band 1, vtr Verlag, Nürnberg 2012, S. 9–19.&lt;/ref&gt; Im Juli 2016 erklärte Harald Seubert seinen Rücktritt aus dem Präsidium aufgrund von Uneinigkeiten bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung des Studienzentrums.&lt;ref&gt;[https://harald-seubert.de/2016/07/erklaerung-31-7-2016/ Erklärung 31. 7. 2016] harald-seubert.de&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf der Mitgliederversammlung vom 7. September 2018 in Weikersheim wurden Schachtschneider und Bauch als Präsidenten wiedergewählt, [[Volker Kempf]] kam als Vizepräsident neu hinzu. Schatzmeister wurde Michael Wey.&lt;ref&gt;[https://www.morgenweb.de/fraenkische-nachrichten_artikel,-weikersheim-praesidiums-spitze-im-amt-bestaetigt-_arid,1315953.html] In: Fränkische Nachrichten, 15. September 2018.&lt;/ref&gt; Geschäftsführer ist seit 2019 das AfD-Mitglied Daniel Tapp, Referent von [[Alice Weidel]] im Bundestag.&lt;ref&gt;Christian Fuchs und Paul Middelhoff: ''Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 119.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das bis zu zwölfköpfige Präsidium wird turnusgemäß alle fünf Jahre von einer Mitgliederversammlung gewählt. Zu ihm gehörten immer wieder prominente Mitglieder, so als Vizepräsident [[Jörg Schönbohm]], ehemaliger Innenminister des Landes Brandenburg. Bis Juli 2008 gehörten dem Gremium auch der ehemalige [[Präsident des Deutschen Bundestages|Bundestagspräsident]] [[Philipp Jenninger]] sowie der DDR-Bürgerrechtler und ehemalige sächsische Umweltminister [[Arnold Vaatz]] an. Bis zu seinem Tod im November 2013 war auch [[Manfred Rommel]], ehemaliger Oberbürgermeister von Stuttgart, Mitglied des Präsidiums.<br /> <br /> == Organisation und Organ ==<br /> Die Geschäftsstelle des SZW befindet sich in [[Leinfelden-Echterdingen]]. Geschäftsführer unter Filbinger und sein persönlicher Referent war bis 1997 [[Albrecht Jebens]]. Ende 2002 folgte der Betriebswirt und Philosoph Ronald F. M. Schrumpf. Im April 1999 richtete das SZW in Berlin ein Büro ein. Schrumpf demissionierte 2006, seit 2011 fungiert der Unternehmer Elmar Stegmeier als ehrenamtlicher Geschäftsführer.<br /> <br /> Für das Drittel der etwa 650 Mitglieder des SZW unter 35 Jahre wurde 1991 die Jugendabteilung ''Junges Weikersheim'' gegründet, der zunächst etwa 80 Personen angehörten. Einer der Leiter war bis 1995 auch der Berliner [[Neonazi]] Ulli Boldt. Während der Amtszeit Stettens stellte diese Jugendgruppe ihre Aktivitäten ein. Am 9. Mai 2004 wurde die von einem sechsköpfigen Gremium geleitete Unterorganisation ''Jung-Weikersheim'' von MdB ''Steffen Bilger'' gegründet, die Veranstaltungen in eigener Regie durchführt. Steffen Bilger war damaliger Vorsitzender der ''Jungen Union Baden-Württemberg''.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 130, 140.&lt;/ref&gt; Leiter der Jung-Weikersheimer ist derzeit ''Daniel Krieger'', ebenfalls Mitglied der dortigen Jungen Union.<br /> <br /> Seit 1987 erscheint zweimal pro Jahr in unregelmäßigen Abständen das Mitteilungsblatt ''Weikersheimer Blätter'' in einer Auflage von etwa 1500 Exemplaren.<br /> <br /> == Träger ==<br /> Das SZW wurde mit Spenden aus der Privatindustrie, u.&amp;nbsp;a. der [[Daimler-Benz AG]], aufgebaut und gefördert. Es erhält finanzielle Unterstützung von der als gemeinnützig anerkannten ''Stiftung zur Förderung christlichen, vaterländischen und humanistischen Gedankengutes in Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Politik'', die 1993 zu Filbingers 80. Geburtstag gegründet wurde. Zu ihren Gründungsmitgliedern zählte [[Paul Carell]], ehemaliger Pressesprecher des deutschen Außenministers [[Joachim von Ribbentrop]] in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] und nach 1945 Autor militärhistorischer Bücher.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 133 f.&lt;/ref&gt; Anfang 1996 waren dreißig Unternehmen als Vereinsmitglieder eingeschrieben.&lt;ref&gt;[[Jens Mecklenburg]]: ''Handbuch deutscher Rechtsextremismus'', Berlin 1996, ISBN 3-88520-585-8, S. 208.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das SZW erhält auch staatliche Fördermittel, früher vom [[Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen]] und [[Bundespresseamt]],&lt;ref name=&quot;Wette 2006 Auszug Maegerle&quot;&gt;[[Anton Maegerle]]: [http://kramerwf.de/fileadmin/user_upload/filbinger/09_Wette_Maegerle_RJ_.pdf ''Studienzentrum Weikersheim''] Auszug aus Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger – eine deutsche Karriere'', 2006 (PDF)&lt;/ref&gt; später auch von der [[Bundeszentrale für politische Bildung]]. 1994 und 1995 bezuschusste diese den Weikersheimer Jahreskongress mit jeweils 28.000 DM sowie nochmals 32.700 DM.&lt;ref name=&quot;Wette 2006 Auszug Maegerle&quot;/&gt; Insgesamt soll es bis 1995 450.000 DM an Bundeszuschüssen erhalten haben.&lt;ref&gt;Ulrich Siebert u.&amp;nbsp;a.: ''Deutsche Demokraten'', Goettingen 1994, S. 202; in: [[Jens Mecklenburg]] (Hrsg.), ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus'', Elefanten Press Verlag, Berlin 1996.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das SZW erhielt zeitweise auch aus dem Landeshaushalt Baden-Württembergs Zuwendungen für Einzelveranstaltungen. Nachdem Neonazis im [[Thule-Netz]] zur Teilnahme am Maikongress des SZW auf dem [[Hambacher Schloss]] aufgerufen hatten, verlangte die SPD 1995 im Landtag, die Verwendung der Landes- und Bundeszuschüsse zu überprüfen. Im Bundestag beantragte die damalige Fraktion der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] 1995, die Förderung des SZW aus Bundesmitteln einzustellen, da dort wiederholt [[Rechtsextremist]]en aufgetreten seien.&lt;ref&gt;[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/029/1302918.asc Deutscher Bundestag: Drucksache 13/2918 vom 7. November 1995]&lt;/ref&gt; 2004 erklärte die Landesregierung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion, die Förderung sei 2000 eingestellt worden.&lt;ref&gt;[http://www.odfinfo.de/Div/DT-Berlin-2008/PDF/BWUE-LT-DrS-13-03446.pdf Landtag von Baden-Württemberg, Drucksache 13/3446], Antrag der SPD-Fraktion und Stellungnahme des Innenministeriums zur Zusammenarbeit des Studienzentrums Weikersheim mit Rechtsextremisten (PDF)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der jeweilige Ministerpräsident des Landes unterstützte das SZW über längere Zeit bis 22. Mai 2007&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Baden-Württemberg: Oettinger tritt aus Studienzentrum Weikersheim aus |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/baden-wuerttemberg-oettinger-tritt-aus-studienzentrum-weikersheim-aus-1436689.html |Abruf=2021-08-18}}&lt;/ref&gt; mit einem Mitgliedsbeitrag von 100 Euro.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,478361,00.html ''Filbinger-Affäre: Oettinger ist Mitglied im rechten Studienzentrum''.] [[Spiegel Online]], 19. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Veranstaltungen und Referenten ==<br /> Das SZW veranstaltet regelmäßig einen Jahreskongress sowie Seminare und Tagungen zu bestimmten politischen Themen. Die Jung-Weikersheimer richten die jährliche Herbsttagung aus. Einige Tagungen fanden zusammen mit Industrieverbänden oder Firmen statt, so 1984 mit dem Rüstungsbetrieb [[Krauss-Maffei]] in [[Wildbad Kreuth]]. Im September 1992 fand die erste Weikersheimer Hochschulwoche statt, seitdem jährlich wiederholt. Die dritte Hochschulwoche 1994 wurde von Daimler-Benz gefördert.&lt;ref&gt;[http://www.infopartisan.net/archive/trend/trend98/fa/t120598.html Jens Mecklenburg (Hrsg.), ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus'', Elefanten Press Verlag, Berlin 1996]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Referenten kamen unter Filbinger und Hornung (also vor 2003) sowohl prominente Politiker – überwiegend der CDU – wie auch Professoren zu Wort:&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.studienzentrum-weikersheim.de/xxxreferenten2.htm | wayback=20071010150026 | text=Referenten beim Studienzentrum Weikersheim von 1979 bis 1998}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * [[Herwig Birg]], Bevölkerungswissenschaftler<br /> * [[Norbert Blüm]] (CDU) †<br /> * [[Marcel Bohnert]], Offizier<br /> * [[Lothar Bossle]] (1929–2000) war häufiger Referent für den [[Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis]] (VPM) und schrieb u.&amp;nbsp;a. für den rechtsextremen [[Grabert Verlag|Hohenrain-Verlag]].&lt;ref&gt;[http://www.hellmutdiwald.de/html/texte_uber__hd.html Lothar Bossle über Helmut Diwald im Hohenrain-Verlag]&lt;/ref&gt; Er wandte sich gegen die „illusionären Vorstellungen über die Funktionsfähigkeit einer egalitären Demokratie und den Starrsinn der Gleichheitsutopie“, die er seit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] im Kampf mit dem individuellen Freiheitsstreben sah. Dies vertrat er auch im Studienzentrum, das er als seine Lebensaufgabe ansah.&lt;ref&gt;[http://www.jf-archiv.de/archiv99/469yy10.htm Junge Freiheit, 12. November 1999: Interview mit Lothar Bossle]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Karl Carstens]], 1979–1984 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (CDU) †<br /> * [[Alfred Dregger]] (CDU) †<br /> * [[Ernst Elitz]], Intendant des [[Deutschlandradio]]s<br /> * [[Hinrich Enderlein]] (FDP)<br /> * [[Dieter Farwick]], Offizier<br /> * [[Hans-Georg Gadamer]], Philosoph †<br /> * [[Joachim Gauck]], 2012–2017 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland<br /> * [[Herbert Gruhl]] (ÖDP) †<br /> * [[Adel Theodor Khoury]], Islamwissenschaftler<br /> * Jürgen Kewitsch, Offizier<br /> * [[Walter Kolbow]] (SPD)<br /> * [[Sophia Kuby]], European Dignity Watch<br /> * Wolfgang Molitor, stellvertretender Chefredakteur der [[Stuttgarter Nachrichten]]<br /> * [[Wolfgang Ockenfels]], Sozialethiker, Chefredakteur von [[Die Neue Ordnung]]<br /> * [[Hermann Oxfort]] (FDP) †<br /> * Papst [[Johannes Paul II.]] †<br /> * [[Pierre Pflimlin]], ehemaliger französischer Ministerpräsident und Präsident des Europaparlaments †<br /> * [[Friedbert Pflüger]] (CDU)<br /> * [[Heinz Riesenhuber]] (CDU)<br /> * [[Annette Schavan]] (CDU)<br /> * [[Wolfgang Schäuble]], damals CDU-Vorsitzender<br /> * [[Herbert Schnoor]] (SPD)<br /> * [[Björn Schreiber]], Offizier (CDU)<br /> * [[Gerhard Schröder]], damals Bundesvorsitzender der [[Jusos]]<br /> * [[Alexander Schwan]], Politikwissenschaftler †<br /> * [[Gesine Schwan]], Politikwissenschaftlerin (SPD)<br /> * [[Lothar Späth]], Ministerpräsident von Baden-Württemberg (CDU) †<br /> * [[Josef Stimpfle]], Bischof von Augsburg †<br /> * [[Rita Süssmuth]], Bundestagspräsidentin (CDU)<br /> * [[Erwin Teufel]], Ministerpräsident von Baden-Württemberg (CDU)<br /> * [[Hans Tietmeyer]], Präsident der [[Deutsche Bundesbank|Deutschen Bundesbank]] †<br /> * [[Bernhard Vogel (Ministerpräsident)|Bernhard Vogel]], Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen (CDU)<br /> <br /> Auch traten Personen auf, die als Vertreter der ''Neuen Rechten'' oder als Rechtsextremisten gelten:<br /> * [[Wolfgang Strauß (Autor)|Wolfgang Strauß]] (1931–2014), Redaktionsmitglied der Zeitschrift ''[[Nation und Europa]]''<br /> * [[Hans-Dietrich Sander]] (1928–2017), Herausgeber der ''[[Staatsbriefe]]''&lt;ref&gt;[[Alice Brauner|Alice Brauner-Orthen]]: ''Die Neue Rechte in Deutschland'', Opladen 2001, ISBN 3-8100-3078-3, S. 29.&lt;/ref&gt;<br /> * [[Theodor Schmidt-Kaler]] (1930–2017), Mitunterzeichner des ''[[Heidelberger Manifest]]es''<br /> * [[Alfred Schickel]] (1933–2015), Mitarbeiter der [[Geschichtsrevisionismus|geschichtsrevisionistischen]] ''Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt'', zeitweise Redaktionsmitglied der ''[[Junge Freiheit|Jungen Freiheit]]'' und der Zeitschrift ''Europa vorn''<br /> * [[Bernard Willms]] (1931–1991), Politikwissenschaftler. Er forderte 1983 im SZW eine „Restauration des Staats- und [[Nationalgefühl|Nationalbewusstseins]] in Deutschland“.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.all-at-one.de/allatone/JuergenPeter/Historikerstreit2.pdf | wayback=20071008231542 | text=Jürgen Peter: ''Der Historikerstreit und die Suche nach einer nationalen Identität der achtziger Jahre.'' Frankfurt am Main 1995, Verlag Peter Lang (pdf, S. 48; 3,6&amp;nbsp;MB)}} (PDF)&lt;/ref&gt;<br /> * [[Karlheinz Weißmann]] (* 1959) leitete beim 15. Jahreskongress vom 15. bis 18. Mai 1993 zum Thema „Von der Parteienverdrossenheit zur Staatskrise“ einen Arbeitskreis.&lt;ref&gt;[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/029/1302918.asc Bundestagsdrucksache 7. November 1995]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Hans-Ulrich Kopp]] (* 1962), damals Redakteur der ''Jungen Freiheit'', war vom 7. bis 8. Mai 1994 als Referent zu Gast.<br /> * Michael Walker, britischer Publizist, Mitglied der [[National Front]], Autor der ''Jungen Freiheit'' und Redakteur der Zeitschrift ''The Scorpion'', war ebenfalls 1994 Referent im „Jugendforum“ des Jahreskongresses.<br /> <br /> Mitveranstalter von Weikersheimer Tagungen waren u.&amp;nbsp;a. die [[Junge Landsmannschaft Ostpreußen]] (JLO; 1993), der [[Bund Junges Ostpreußen]] (BJO; 2002 bis 2004), die [[Paneuropa-Union]], der VPM und die [[Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft]] (SWG). Das SZW unterstützte seinerseits u.&amp;nbsp;a. Kongresse des VPM.&lt;ref&gt;[[Martin Dietzsch]], Anton Maegerle: [http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/Politisierende_Psycho-Sekten.htm ''Politisierende Psycho-Sekten von Rechts'', 1997] (Zitiert nach ''Fränkische Nachrichten'' vom 3. November 1994).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In den Jahren 2002 und 2003 veranstaltete das Studienzentrum Weikersheim gemeinsam mit dem Bund Junges Ostpreußen (BJO) und der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) jeweils ein „Politisches Herbstseminar“ in [[Bad Pyrmont]]. Beim Herbstseminar 2002 referierte der CDU-Bundestagsabgeordnete [[Martin Hohmann]] zum Thema „Nationale Identitätspflege im deutschen Bundestag“.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/artikel.php?id=5&amp;kat=79&amp;artikelid=791 | wayback=20070928055621 | text=''Hohmann: Schluss mit CDU''}} mut-gegen-rechte-gewalt.de (archivierte Webseite)&lt;/ref&gt; Beim Herbstseminar 2003 traten unter anderem [[Theodor Schweisfurth]] und [[Götz Kubitschek]] auf. Außerhalb des offiziellen Programms berichtete [[Johannes Rogalla von Bieberstein]] über Angriffe gegen seine Person im Zusammenhang mit der [[Hohmann-Affäre]].&lt;ref&gt;[https://ostpreussen.de/bjo/195-0-Rueckschau-2003-Politisches-Herbstseminar.html Bericht des BJO vom Politischen Herbstseminar 2003] &lt;/ref&gt; Martin Hohmann hatte kurz zuvor seine als antisemitisch eingestufte „[[Tätervolk]]“-Rede gehalten, die sich auch auf das Buch ''Jüdischer Bolschewismus'' (Dresden 2002) von Bieberstein stützte.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,273970,00.html ''Antisemitismus-Affäre: Hohmanns Steilvorlage aus der Uni''.] [[Spiegel Online]], 15. November 2003.&lt;/ref&gt; In der Folge wurde Hohmann im November 2003 zunächst aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausgeschlossen, im Juli 2004 auch der CDU. Friedmann appellierte an ihn, umgehend seine Wiederaufnahme in die CDU-Fraktion zu beantragen. Geschäftsführer Schrumpf fühlte sich Hohmann „auf das engste verbunden“, Vorstandsmitglieder von Jung-Weikersheim bekundeten in einem Unterschriftenappell ihre „kritische Solidarität mit Martin Hohmann“.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 142.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Unter Friedmann (2003–2007) kooperierte das Studienzentrum u.&amp;nbsp;a. mit Unternehmerverbänden, darunter der ''Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Unternehmer'' (AEU) und dem [[Bund Katholischer Unternehmer]] (BKU) in Rottenburg-Stuttgart, der ''Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer'' (ASU), dem ''[[Bundesverband der Selbständigen|Bund der Selbständigen Baden-Württemberg]] (BDS)'' und dem ''Wirtschaftsrat der CDU e.&amp;nbsp;V. Landesverband Baden-Württemberg''. Neuer Schwerpunkt unter dem Motto ''Zu sozial ist unsozial'' waren dabei die „Weikersheimer Wirtschaftsgespräche“. Ihre Tagungen fanden bei Unternehmen wie der [[Deutsche Bank|Deutschen Bank]] in Freiburg, der Hauptverwaltung der [[Allianz AG]] oder im ''Haus der Wirtschaft'' in Stuttgart statt.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 141.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Friedmanns Zeit fielen auch die Jahreskongresse zu den Themen „Der Weg zur Integration Europas“ (2004), „Welches Europa wollen wir? – Nationale Interessen im Europa der Vaterländer“ (2005), dazu die sogenannten „[[Kamingespräch]]e“ in Berlin, wo es unter anderem darum ging, ob der deutsche [[Föderalismus]] europatauglich sei. Dazu wurden vielfach prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Religion als Redner verpflichtet, darunter bekannte CDU-Politiker wie Helmut Kohl oder [[Christoph Palmer]].<br /> <br /> == Verhältnis zur Neuen Rechten ==<br /> Kritikern gilt das Institut als ein Netzwerk der [[Neue Rechte|Neuen Rechten]].&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/1995/49/Alles_ganz_harmlos_ ''Alles ganz harmlos?''.] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 49/1995&lt;/ref&gt; Beobachter wie Ursel Sieber sehen die Aufgabe des SZW darin, „durch Diskussionsangebote nach ganz rechtsaußen möglichst [zu] verhindern, dass sich zu viele vom rechten Rand endgültig aus der Union verabschieden.“&lt;ref&gt;Ursel Sieber in: ''Deutsche Demokraten. Wie rechtsradikal sind CDU &amp; CSU?'' Mit Beiträgen von Ursel Sieber, Charlotte Wiedemann, Bernd Siegler, [[Jürgen Elsässer]], Ernesto Schweitzer, Jürgen Voges. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1994, S. 202.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Diese Linie fand verschiedentlich Kritik von Wissenschaftlern, Journalisten und politischen Gegnern. Der Historiker [[Hans Mommsen]] sah das Studienzentrum 1986 im Zusammenhang des [[Historikerstreit]]s als Beispiel für eine Erneuerung nationalkonservativen Geschichtsbewusstseins, das eine Relativierung des [[Nationalsozialismus]] begünstige.&lt;ref&gt;[[Hans Mommsen]]: {{Webarchiv | url=http://www.all-at-one.de/allatone/JuergenPeter/Historikerstreit2.pdf | wayback=20071008231542 | text=''Neues Geschichtsbewußtsein und Relativierung des Nationalsozialismus'' (1986), zitiert bei Jürgen Peter: ''Der Historikerstreit und die Suche nach einer nationalen Identität der achtziger Jahre.'' Frankfurt am Main 1995, Verlag Peter Lang, S. 114}} (PDF; 3,6&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt; Autoren vom früheren [[IDGR]], vom [[Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung]] oder der Sprecher der SPD-Fraktion für Verfassungsschutz- und Extremismusfragen, [[Stephan Braun (Politiker)|Stephan Braun]], siedeln das Studienzentrum in einer Grauzone zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus an. Es überschreite die Grenzen zwischen diesen Lagern gezielt, um zur Enttabuisierung rechtsextremer Positionen beizutragen.<br /> <br /> Das SZW geriet 1989 in den Ruf, eine „rechte Kaderschmiede“ zu sein, als das Präsidiumsmitglied [[Rolf Schlierer]] als [[Pressesprecher]] für die [[Die Republikaner|Republikaner]] fungierte. Schlierer, der 1980 publiziert hatte, dass die Zahl von sechs Millionen ermordeter Juden in der NS-Zeit „heute in der zeitgeschichtlichen Wissenschaft nicht mehr ernsthaft vertreten“ wird, wurde zunächst von Filbinger bedrängt, sich von den Republikanern zu trennen und nur noch für das Studienzentrum zu arbeiten, weil er dort seine Ziele besser verfolgen könne. Als Schlierer ablehnte, wurde er vom Präsidium abberufen.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 129 f.&lt;/ref&gt; Bei den Republikanern war Schlierer schließlich von 1994 bis 2014 Parteivorsitzender.<br /> <br /> Ulli Boldt war zwischen 1991 und 1995 zeitweise einer der Leiter der Jungweikersheimer. Zugleich war er für die heute verbotene Neonazigruppe [[Nationalistische Front]] aktiv, leitete das [[Nationale Infotelefone|Nationale Infotelefon]] Berlin und meldete 1994 einige [[Rudolf-Heß-Gedenkmarsch|Rudolf-Heß-Gedenkmärsche]] in [[Frankfurt (Oder)]] und [[Oranienburg]] an. Als dies bekannt wurde, schloss das Kuratorium Weikersheim ihn 1995 aus.&lt;ref&gt;Anton Maegerle: [https://www.bnr.de/content/studienzentrum-schult-den-akademischen-nachwuchs-denkschmiede-fuer-ultrarechte ''Studienzentrum schult den akademischen Nachwuchs: Denkschmiede für Ultrarechte''.] ([[Blick nach Rechts]] 18/1996, kostenpflichtig)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf Proteste stieß der Auftritt Michael Walkers 1994. Kritiker wiesen darauf hin, dass der Untersuchungsausschuss „[[Rassismus]] und [[Ausländerfeindlichkeit]]“ des Europäischen Parlaments die von ihm herausgegebene Zeitschrift ''The Scorpion'' als Kontaktbörse für europäische Ultra-Nationalisten und [[Judenfeindlichkeit|Antisemiten]] betrachtet.&lt;ref name=&quot;Wette 2006 Auszug Maegerle&quot;/&gt; Dies war Anlass für Anträge, dem SZW Landes- und Bundesmittel zu streichen.<br /> <br /> Auch unter von Stetten kam das Studienzentrum mehrfach in die Schlagzeilen. Kritisiert wurde etwa die Haltung von Präsidiumsmitglied Günter Rohrmoser: Dieser ließ den ehemaligen [[Rote Armee Fraktion|RAF]]- und späteren [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]]-Angehörigen, den heutigen [[Holocaustleugnung|Holocaustleugner]] [[Horst Mahler]], zu seiner Geburtstagsfeier am 1. Dezember 1997 vor Mitgliedern des Instituts eine Rede halten, erklärte seine und Mahlers Positionen für identisch und lobte Mahlers Haltung als „national-christlichen Konservativismus“.&lt;ref&gt;[https://www.jf-archiv.de/archiv98/188aa6.htm Junge Freiheit: Interview mit Rohrmoser über Mahler, 24. April 1998]&lt;/ref&gt; Mahler hatte gefordert, das „besetzte“ Deutschland müsse sich von seiner „Schuldknechtschaft“ zum aufrechten Gang seiner „nationalen Identität“ befreien.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.deutsches-kolleg.org/hm/forum/rede3.html | wayback=20071219202123 | text=Horst Mahler, Deutsches Kolleg: Rede zum 70. Geburtstag Günter Rohrmosers}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch Albrecht Jebens soll dem Fernsehmagazin ''[[Panorama (Magazin)|Panorama]]'' zufolge Kontakte zu Rechtsextremisten unterhalten haben.&lt;ref&gt;[http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2002/erste7922.html Panorama, 6. Juni 2002: ''CDU-Mitglieder in rechtsextremistischen Organisationen aktiv'']&lt;/ref&gt; Kritisiert wurde, dass Jebens als Vorsitzender der Filbinger-Stiftung, die das SZW satzungsgemäß mitfinanziert, zugleich auch Vorsitzender der rechtsextremen [[Gesellschaft für freie Publizistik]] (GfP) ist, bei der manche SZW-Mitglieder Bücher veröffentlichten.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.stephan-braun-mdl.de/landtag/rechtsextrem/weikersheim/oettinger/070507_szbz.html | wayback=20070926234209 | text=Stephan Braun: ''Das ist bemerkenswert halbherzig'', Interview mit der SZ, 5. Mai 2007}}&lt;/ref&gt; Er gilt als hauptverantwortlich für Einladungen an Neurechte und Rechtsextremisten, mit denen das SZW gezielt eine Öffnung nach rechts außen verfolgt habe. Jebens hatte sein CDU-Parteibuch abgegeben, war aber weiter Vorstandsvorsitzender der Filbinger-Stiftung geblieben.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 135.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> SZW-Referenten wie dem Politikwissenschaftler [[Hans-Helmuth Knütter]] warfen Journalisten von ''Panorama'' vor, er habe neonazistische Gewalt gerechtfertigt.&lt;ref&gt;[http://ressourcen.snooweatinganima.de/panorama_hohmann.pdf Panorama, 13. November 2003: ''Heuchelei um Hohmann. Weitere Rechtsradikale in der CDU''] (PDF; 44&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Darum forderte die SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag wiederholt, zuletzt am 16. Mai 2006, den Ausschluss rechtsextremer Kontakte und Referenten in Weikersheim mit der Begründung:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Es muss verhindert werden, dass Bildungsstätten wie das Studienzentrum Weikersheim eine Scharnierfunktion bei der von rechtsextremistischen Gruppen angestrebten Vernetzung mit dem rechtskonservativ-demokratischen Spektrum übernehmen.<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://fraktion.bawue.spd.de/main.php?navmen=Pressemitteilung%20vom%2003.08.2004&amp;pid=726 | wayback=20160304054724 | text=SPD-Pressemitteilung, 3. August 2004}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Der Politikwissenschaftler [[Wolfgang Gessenharter]] erachtet diese wegen „ständig fließender Grenzen“ schwierige Abgrenzung zwischen „intellektueller Neuer Rechten“ zu nationalkonservativen geistigen Eliten, so auch im Studienzentrum Weikersheim, für nötig und möglich.&lt;ref&gt;Wolfgang Gessenharter: {{Webarchiv | url=http://www.hsu-hh.de/politiktheorie/index_8Wz2WQzzTbXJFCqu.html | wayback=20070927190716 | text=''Thesen zum Konferenzthema und zum Thema des Forums''}} (Konferenz „Fakten gegen Fiktionen – Journalismus braucht Recherche“, Forum 2: „Rechtsextremismus in den Medien – wenn die Recherche in Moral versinkt“ beim NDR-Hamburg am 3. Juni 2005)&lt;/ref&gt; Er findet die geistige Grenzlinie in der Menschenwürde, die nicht zu relativieren und auf die Würde der Deutschen einzugrenzen sei.&lt;ref&gt;[http://www.taz.de/dx/2007/04/21/a0122.1/text ''Neue Rechte wird dort von der CDU hofiert''.] Wolfgang Gessenharter, TAZ-Interview vom 21. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Verfassungsschutz]] Baden-Württembergs beobachtet das Studienzentrum trotz ihm bekannten „Hinweisen“ auf rechtsextreme Kontakte nicht, jedoch einige seiner Mitveranstalter und deren Vertreter.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/deutschland/621450.html | wayback=20120413235556 | text=''Filbinger-Denkfabrik hat Kontakt zu Extremisten''.}} [[Netzeitung]], 20. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In ''Weikersheimer Thesen'' ist 2016 die Rede vom „selbstgewählte(n) Volkstod“ und dem „[[Großer Austausch|Großen Austausch]]“, also Schlagworten der Neuen Rechten.&lt;ref&gt;Christian Fuchs und Paul Middelhoff: ''Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 118 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zusammen mit dem [[Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten]] organisiert 2017 das SZW auf [[Burg Lichtenberg (Oberstenfeld)|Burg Lichtenberg]] unfern von [[Stuttgart]] eine Tagung mit [[Thilo Sarrazin]].&lt;ref&gt;Christian Fuchs und Paul Middelhoff: ''Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 119.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Axel Hemmerling]], hauptberuflich Autor beim [[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]], bezeichnete 2019 das Studienzentrum Weikersheim als „mittlerweile offen [[Alternative für Deutschland|AfD]]-nah“.&lt;ref&gt;Axel Hemmerling: „Eine Frage der inneren Sicherheit. Im Wettstreit: ‚Aufbauhelfer Ost‘ Helmut Roewer und Uwe Kranz.“ In: [[Matthias Meisner]], [[Heike Kleffner]] (Hrsg.): ''Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz.'' Freiburg, Herder 2019, S. 20 u. 292&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch [[Christian Fuchs (Journalist)|Christian Fuchs]] und Paul Middelhoff sehen das Studienzentrum als zentralen Teil des Netzwerks der Neuen Rechten in Deutschland, da sich unter seinen 2019 noch 140 Mitgliedern neben [[Dieter Stein (Journalist)|Dieter Stein]] und [[Identitäre Bewegung|Identitären]] „viele [[Deutsche Burschenschaft|Burschenschafter]], AfD-Bundestagskandidaten sowie Autoren der ''[[Blaue Narzisse|Blauen Narzisse]]'' und der [[Junge Freiheit|Jungen Freiheit]]“ befinden. Auch sei sein Präsident Schachtschneider oft „Gast auf den Akademien von [[Götz Kubitschek]]“ und ist Mitglied im Kuratorium der ''[[Desiderius-Erasmus-Stiftung]]''. Sein Geschäftsführer Dieter Tapp sieht das SZW als „wertkonservativen, bürgerlichen und überparteilichen [[Denkfabrik|Thinktank]]“, der „Ideen für die AfD liefert“.&lt;ref&gt;Christian Fuchs und Paul Middelhoff: ''Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, passim, vor allem S. 118 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage [[Reinhold Gall]]s teilte das [[Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg|baden-württembergische Innenministerium]] 2020 mit, in den letzten zwei Jahren sei dort ein Redner eingeladen worden, der auch beim [[Institut für Staatspolitik]] in Österreich aufgetreten sei. Ferner habe der Präsident des SZW, [[Karl Albrecht Schachtschneider|Schachtschneider]], dem IfS und der Zeitschrift [[Compact (Magazin)|Compact]] als Interviewpartner zur Verfügung gestanden. Beide werden von Verfassungsschutz als rechtsextremistische Verdachtsfälle geführt. Eine gezielte und planmäßige Beeinflussung des SZW durch Rechtsextremisten sei nicht feststellbar, außerdem seien seine Aktivitäten stark zurückgegangen&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Landtag von Baden-Württemberg, 16. Wahlperiode |url=https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP16/Drucksachen/8000/16_8583_D.pdf |titel=Studienzentrum Weikersheim |titelerg=Kleine Anfrage des Abg. Reinhold Gall, SPD, und Antwort des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration |werk=Drucksache 16 / 8583 |hrsg=[[Landtag von Baden-Württemberg]] |datum=2020-07-30 |format=pdf |sprache=de |abruf=2023-09-25 }}&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Meinrad Heck]]: ''Studienzentrum Weikersheim. Der Club der rechten Denker.'' In: Stephan Braun, Daniel Hoersch (Hrsg.): ''Rechte Netzwerke – eine Gefahr.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, S. 95–101, ISBN 3-8100-4153-X.<br /> * [[Wolfram Wette]] (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere.'' Klampen-Verlag, Springe 2006, ISBN 3-934920-74-8.<br /> * Ursel Sieber, [[Charlotte Wiedemann]], [[Jürgen Elsässer]]: ''Deutsche Demokraten. Wie rechtsradikal sind CDU und CSU?'' Werkstatt GmbH 2001, ISBN 3-923478-94-1.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.studienzentrum-weikersheim.de/ Internetpräsenz des Studienzentrums]<br /> * Anton Maegerle: [http://kramerwf.de/fileadmin/user_upload/filbinger/09_Wette_Maegerle_RJ_.pdf ''Studienzentrum Weikersheim''] Auszug aus Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger – eine deutsche Karriere'', 2006 (PDF)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=2072424-X|LCCN=n/83/198613|VIAF=138416699}}<br /> <br /> [[Kategorie:Organisation (Neue Rechte)]]<br /> [[Kategorie:Institut]]<br /> [[Kategorie:Konservative Organisation]]<br /> [[Kategorie:Denkfabrik in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Verein (Main-Tauber-Kreis)]]<br /> [[Kategorie:Organisation (Weikersheim)]]<br /> [[Kategorie:Gegründet 1979]]<br /> [[Kategorie:Hans Filbinger]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Studienzentrum_Weikersheim&diff=238580941 Studienzentrum Weikersheim 2023-10-28T16:37:14Z <p>138.246.3.7: Wen interessiert was die SPD Politikerin denkt? In China ist ne Wurst geplatzt</p> <hr /> <div>Das 1979 auf [[Schloss Weikersheim]] maßgeblich von [[Hans Filbinger]] gegründete und bis zu seinem Tod 2007 geleitete '''Studienzentrum Weikersheim''' ('''SZW''') versteht sich als [[Christentum|christlich]]-[[Konservatismus|konservative]] [[Denkfabrik]]. Es veranstaltet regelmäßige Kongresse, Seminare und Tagungen, vor allem zur [[Europa]]- und [[Deutschland]]politik.<br /> <br /> == Ausrichtung ==<br /> Das Studienzentrum beschreibt heute seine Zielsetzung wie folgt:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Unsere Arbeit gilt der Erhaltung des Kulturerbes Deutschlands und Europas sowie einer freiheitlichen Demokratie in Anlehnung an die Ideen herausragender Gründerväter wie [[Theodor Heuss]], [[Konrad Adenauer]], [[Ludwig Erhard]]. Dabei betrachten wir die Anerkennung von [[Menschenwürde]] und [[Menschenrechte]]n als ersten Schritt auf dem Weg zu einem Zusammenleben aller Bürger unseres Vaterlandes und Kontinents in Frieden und Gerechtigkeit. Diese Grundrechte aller Menschen müssen jedoch vorstaatlichen bzw. [[naturrecht]]lichen Charakter haben, um zu verhindern, dass politische Institutionen die Deutungshoheit für sich reklamieren und so, je nach ideologischer Ausrichtung, Menschenwürde und Menschenrechte in ihrem Sinne auslegen.}}<br /> <br /> Demnach vertreten die Weikersheimer einen Konservatismus, der sich auf Werte und Traditionen des [[Abendland|christlichen Abendlands]] beruft, diese als Identität Europas versteht und bewahren will.<br /> <br /> Führungsmitglieder des SZW beschrieben seinen Auftrag als Verwirklichung einer [[Geistig-moralische Wende|geistig-moralischen Wende]] in Deutschland, die [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Helmut Kohl]] bei seinem Amtsantritt 1983 angekündigt hatte. Sie richtete sich gegen eine aus ihrer Sicht in den 1970er Jahren entstandene kulturelle [[Hegemonie]] des [[linksliberal]]en Lagers.&lt;ref&gt;Martin Thunert: ''Politikberatung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1949''. In: Ulrich Willems (Hrsg.): ''Demokratie und Politik in der Bundesrepublik 1949–1999'', Leske + Budrich Verlag, 2001, S. 233.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Winckler: [https://www.webarchiv-server.de/pin/archiv01/0501ob08.htm ''Wertkonservative Denkfabrik''.] In: ''Ostpreußenblatt'', 3. Februar 2001&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Hans Filbinger sah das SZW als „geistig-politische Initiative, die unseren Staat befähigen will, den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen“, und zwar über Ideologie- und Parteigrenzen hinweg als „Antwort auf die sogenannte Kulturrevolution aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts“. Dazu forderte er die „Abkehr von den Irrlehren der sogenannten Selbstverwirklichung“ und Hinkehr zu „Staatsgesinnung“, „geistiger Führung“ und einer „geistigen Leistungselite“.&lt;ref&gt;[[Ulrich Rüdenauer]]: [http://www.tagesspiegel.de/kultur/ganz-in-weiss/834266.html ''Ganz in Weiß. Rückblende: Wie Filbinger sich auf NS-Gegner berief''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 14. April 2007&lt;/ref&gt; [[Günter Rohrmoser]] wollte die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] als „christlich-nationale-konservative“ Partei profilieren.&lt;ref&gt;Wolfram Wette: ''Filbinger – eine deutsche Karriere''. S. 128.&lt;/ref&gt;<br /> Das Studienzentrum lehnt die [[Europäische Verfassung]] in ihrer jetzigen Form ab. Seine Vertreter fordern ein „Europa der Vaterländer“ und einen [[Gottesbezug]] in der EU-Verfassung, mit dem die [[Menschenrecht]]e willkürlicher Auslegung entzogen werden sollen. Auch [[Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union|Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit der Türkei]] werden abgelehnt. Dazu gab das SZW am 15. Juni 2005 ein ''Europa-Manifest'' heraus.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.swg-hamburg.de/Aus_der_Presse/Europa_braucht_eine_Seele.pdf | wayback=20070927222648 | text=Europa-Manifest des Studienzentrums Weikersheim: „Europa braucht eine Seele“.}} abgerufen am 30. Oktober 2013&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> === Bis 2007 ===<br /> Der CDU-Politiker Hans Filbinger gründete das Zentrum etwa ein Jahr nach seinem Rücktritt als [[Ministerpräsident]] [[Baden-Württemberg]]s infolge der [[Filbinger-Affäre]] (7. August 1978). Die erste Mitgliederversammlung des SZW wählte ihn am 12. Oktober 1979 zu dessen Präsidenten. Ferner wurden der Sozialphilosoph Günter Rohrmoser und der Brigadegeneral a. D. [[Heinz Karst]] zum Vizepräsidenten, der Tübinger Pflanzenphysiologe [[Helmut Metzner (Pflanzenphysiologe)|Helmut Metzner]] zum geschäftsführenden Präsidiumsmitglied und der Freudenstädter Klinikarzt Erich Baumann zum Beisitzer gewählt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Studienzentrum Weikersheim |Titel=Präsidium des Studienzentrums Weikersheim e. V. |Hrsg=Studienzentrum Weikersheim |Sammelwerk=Geistig-politische Initiative - Sicherung der Zukunft |Band=Dokumentation |Nummer=1 |Ort=Stuttgart |Datum=1979 |Seiten=143}}&lt;/ref&gt; Im Oktober 1997 trat Filbinger von seinem Leitungsamt zurück und wurde zugleich zum Ehrenpräsidenten des SZW gewählt. Dieses Amt wurde damals für ihn neu geschaffen.<br /> <br /> Der Soziologe [[Lothar Bossle]] († 2000) war langjähriger wissenschaftlicher Leiter des Studienzentrums. Der Journalist Stephan Winckler vom ''Ostpreußenblatt'' nannte Rohrmoser, Hornung und Bossle als Hauptvertreter für die Entwicklung des SZW.<br /> <br /> Filbingers Nachfolger wurde der CDU-Bundestagsabgeordnete [[Wolfgang von Stetten]].<br /> <br /> Auf von Stetten folgte 2001 der Politikwissenschaftler [[Klaus Hornung]], der einen offen rechtsnationalistischen Kurs verfolgte.&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=19285784 |Titel=Extremismus: Weiter rechts |Jahr=2001 |Nr=22 |Seiten=20}}&lt;/ref&gt; Von 2003 bis 2007 war [[Bernhard Friedmann]], der von 1976 bis 1990 für die CDU [[Mitglied des Deutschen Bundestages]] und von 1996 bis 1999 Präsident des [[Europäischer Rechnungshof|Europäischen Rechnungshofs]] war, Präsident des Studienzentrums. Er kündigte bei seinem Amtsantritt an, er werde das SZW wieder näher an die Unionsparteien heranführen und stärker mit wirtschaftlichen Themen befassen.<br /> <br /> === Folgen der Oettinger-Affäre 2007 ===<br /> Am 11. April 2007 hielt [[Günther Oettinger]] – damaliger Ministerpräsident Baden-Württembergs, der wie seine Vorgänger Mitglied im Kuratorium des SZW ist – eine Trauerrede zur Beerdigung Hans Filbingers, in der er diesen u.&amp;nbsp;a. als „Gegner des NS-Regimes“ bezeichnete, der persönlich keine Hinrichtung von Deserteuren unter dem NS-Regime zu verantworten gehabt habe. Die Rede hatte der frühere Mitarbeiter Günter Rohrmosers [[Michael Grimminger]] verfasst, der seit 2002 im baden-württembergischen Staatsministerium als Redenschreiber beschäftigt war und nach der Kritik an der Rede versetzt wurde.&lt;ref&gt;Helmut Kramer: [http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-spur-fuhrt-nach-weikersheim ''Die Spur führt nach Weikersheim''.] Wochenzeitung ''Freitag'', 27. April 2007&lt;/ref&gt; Ebenfalls am 11. April wurde bekannt, dass Oettinger eine persönliche Referentin eingestellt hatte, die Mitglied im SZW ist.&lt;ref&gt;[http://www.focus.de/politik/deutschland/weikersheim_aid_55958.html ''Ministerpräsident Oettinger soll noch immer Kontakte zu dem rechten Studienzentrum Weikersheim pflegen''.] Focus, 11. April 2007&lt;/ref&gt; Dies stieß ebenso wie seine eigene Mitgliedschaft auf Kritik.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,478361,00.html ''Öttinger ist Mitglied in rechtem Studienzentrum''.] [[Spiegel Online]], 19. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Trauerrede löste bundesweit und international Kritik aus. [[Stephan Kramer]], Generalsekretär des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrats der Juden in Deutschland]], forderte am 18. April 2007 Oettingers Rücktritt und die Schließung des SZW. Am Folgetag nahm Oettinger seine Aussage zu Filbingers NS-Gegnerschaft zurück, lehnte aber einen Austritt aus dem SZW ab und verteidigte es als demokratisches Institut. Daraufhin erneuerte der Zentralrat seine Forderungen nicht.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/Deutschland/619853.html | wayback=20081009162128 | text=''Oettinger verteidigt Filbingers Denkfabrik''.}} [[Netzeitung]], 19. April 2004&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 20. April sollte im Waldhotel Stuttgart-Degerloch ein Vortrag des SZW zum Thema „Die Bundeswehr als demokratischer Weltpolizist – Sind Auslandseinsätze sinnvoll?“ stattfinden. Veranstalter war ''Jung-Weikersheim''; als Redner vorgesehen war [[Reinhard Günzel]], früher Chef des [[Kommando Spezialkräfte|Bundeswehr-Kommandos Spezialkräfte]]. Er war 2003 wegen seiner öffentlichen Zustimmung zu Martin Hohmanns Rede aus der Bundeswehr entlassen worden. Auch Hohmann war zu der Weikersheimer Veranstaltung eingeladen worden. ''[[Der Spiegel]]'', die ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' und andere deutsche Medien verwiesen zudem darauf, dass die Veranstaltung am für Rechtsextremisten symbolträchtigen Geburtstag [[Adolf Hitler]]s stattfinden sollte.&lt;ref&gt;[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/studienzentrum-weikersheim-oettinger-nimmt-abstand-von-filbinger-institution-1435365.html FAZ-online, 20. April 2007: ''Oettinger nimmt Abstand von Filbinger-Institution'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Baden-Württembergs SPD-Vorsitzende [[Ute Vogt]], [[Claudia Roth]] von [[Bündnis 90/Die Grünen]] und andere forderten deshalb die Schließung des SZW. Dieses biete „bekennenden Antisemiten“ ein Forum.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,478361,00.html ''Filbinger-Affäre: Oettinger ist Mitglied in rechtem Studienzentrum''] spiegel.de, 19. April 2007.&lt;/ref&gt; Der grüne Bundestagsabgeordnete [[Volker Beck]] kritisierte zudem, das SZW dulde „schwulenfeindliche Hetze“, und erinnerte an einen Vortrag Günther Rohrmosers, in dem dieser den russischen Konservativismus als „Gegengewicht gegen die liberale Dekadenz, die sich bei uns ausbreitet“, gelobt und eine [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzung]] an Beck im Mai 2006 wie folgt kommentiert hatte:&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/deutschland/620511.html | wayback=20131102205909 | text=Netzeitung, 20. April 2007}}&lt;/ref&gt;<br /> {{Zitat<br /> |Text=Ich will nicht darüber frohlocken, dass sie den Hauptvertreter des deutschen Schwulentums in Moskau ins Gesicht geschlagen haben, aber ich bin sicher, dass durch diesen Vorgang Russland neue Freunde, wenn nicht zehn, dann 100.000 dazugewonnen hat.}}<br /> <br /> Das [[Simon Wiesenthal Center]] forderte Oettinger am 20. April erneut zum Rücktritt auf und begründete dies auch damit, dass das SZW regelmäßig Redner mit extremen und antisemitischen Ansichten zu öffentlichen Vorträgen einlade.&lt;ref&gt;[https://www.ksta.de/-rechtsextreme-sympathien--vorgeworfen-13100574 ''„Rechtsextreme Sympathien“ vorgeworfen''.] In: ''[[Kölner Stadt-Anzeiger]]''. 20. April 2007.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am Nachmittag erklärte Oettinger, er werde seine Mitgliedschaft bis zur abschließenden Klärung ruhen lassen, und bat SZW-Präsident Bernhard Friedmann um baldige Aufklärung über die mit Hohmann und Günzel geplanten Veranstaltungen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Oettinger%20Studienzentrum%20Weikersheim/189375.html | wayback=20070926221738 | text=''Oettinger distanziert sich vom Studienzentrum Weikersheim''.}}Financial Times Deutschland, 20. April 2007&lt;/ref&gt; Daraufhin untersagte Friedmann das Treffen mit Günzel und eine für den 25. August 2007 vorgesehene Veranstaltung mit Hohmann als Redner, an der die Jung-Weikersheimer zunächst festgehalten hatten.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/deutschland/619953.html | wayback=20070521213717 | text=Netzeitung 24. April 2007}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 30. April erklärte Oettinger zusammen mit Präsidium und Landesvorstand der CDU, das SZW müsse sich „gegenüber Inhalten und Kräften jenseits des demokratischen Spektrums unserer Werte- und Verfassungsordnung“ abgrenzen und dürfe keine Redner aus dem rechten Spektrum mehr auftreten lassen. Er begrüßte die Absage der Veranstaltungen mit Günzel und Hohmann, deren Planung ein „Fehler und durch nichts zu begründen“ gewesen sei. Friedmann müsse sicherstellen, dass die Arbeit des SZW inhaltlich, organisatorisch und personell „unzweifelhaft“ den Satzungszielen entspreche.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,480308,00.html ''Oettinger macht Front gegen rechte Redner''.] [[Spiegel Online]], 30. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die stellvertretende [[Ring Christlich-Demokratischer Studenten|RCDS]]-Bundesvorsitzende Nina Bender, der Landesvorsitzende Steffen Kirsch sowie der [[Junge Union|JU]]-Landesvorsitzende [[Steffen Bilger]] legten ihre Vorstandsposten bei Jung-Weikersheim am selben Tag nieder. Dabei rechtfertigte Kirsch seine Mitgliedschaft bei Jung-Weikersheim in einer Erklärung und wurde daraufhin von seinen Aufgaben als Landesvorsitzender entbunden.&lt;ref&gt;''Oettinger fordert von Weikersheimern Distanz zu Rechtsextremen''. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'', 30. April 2007, S. 4&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf Oettingers Distanzierung und Vorwürfe von Kritikern an das SZW, „seit Jahren […] die Grenze zu verfassungsfeindlichen und rechtsextremen Auffassungen nicht eindeutig genug zu ziehen“,&lt;ref&gt;''Oettinger rückt von Weikersheim ab''. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'', 21. April 2007, S. 4&lt;/ref&gt; antwortete SZW-Präsident Friedmann in einem Leserbrief: Viele Kritiker wollten das Studienzentrum offensichtlich „mundtot“ machen und die grundgesetzlich garantierte Meinungs- und Pressefreiheit „zur Disposition“ stellen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.studienzentrum-weikersheim.de/content.php?news=shownews&amp;newsid=43 | wayback=20071010150041 | text=''Es geht auch um die Meinungsfreiheit''.}} In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'', 5. Mai 2007, S. 8&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Infolge der Kritik gab das SZW am 19. Mai bekannt, dass Klaus Hornung aus dem SZW-Vorstand und Albrecht Jebens aus dem Vorstand der Filbingerstiftung ausscheiden sollen. Geschäftsführer Schrumpf wolle die Jungweikersheimer Veranstaltungspläne künftig kontrollieren.&lt;ref&gt;[http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=2139770/hl6a76/index.html ''Studienzentrum zieht personelle Konsequenzen''.] Südwestdeutscher Rundfunk, 19. Mai 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Fraktion der Grünen verlangte am 24. Mai 2007 in einer [[Parlamentarische Anfrage|parlamentarischen Anfrage]] nochmals genauere Auskunft über das Verhältnis der Landesregierung zum Studienzentrum Weikersheim und zur Hans-Filbinger-Stiftung.&lt;ref&gt;[http://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP14/Drucksachen/1000/14_1330_D.pdf Landtag von Baden-Württemberg, Drucksache 14/1330] Antrag der Fraktion GRÜNE und Stellungnahme des Staatsministeriums zur Rolle der Landesregierung bei der Aufklärung der Vorgänge um das Studienzentrum Weikersheim und die Hans-Filbinger-Stiftung, 25. Mai 2007 (PDF)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Ab 2008 ===<br /> <br /> 2008 wurde der Personalberater Bernhard von Diemer Präsident, im Juni 2011 folgte ihm der Philosoph [[Harald Seubert]], dessen Stellvertreter wurden der Staatsrechtslehrer [[Karl Albrecht Schachtschneider]] und der Soziologe [[Jost Bauch]]. Seubert legte zu Beginn seiner Präsidentschaft Wert darauf, dass das Studienzentrum Weikersheim „als bürgerlich liberaler [[Think Tank]] und als Forum auf hohem Niveau die europäischen Traditionen aus [[Antike]], [[Christentum]] und [[Aufklärung]] in die globale Welt des 21. Jahrhunderts hinein“ fortsetze. Verfassungsgemäßheit und [[Menschenwürde]] als unbestreitbare erste Wertorientierung seien damit selbstverständlich. Weikersheim sollte zudem wieder verstärkt zu einem Forum öffentlicher Debatte werden und stärker publizistisch hervortreten.&lt;ref&gt;H. Seubert: ''Für einen modernen Konservatismus. Antrittsrede als Präsident des Studienzentrums Weikersheim'', in: Deutschland und Europa in einer veränderten Welt. Weikersheimer Dokumentationen Neue Folge Band 1, vtr Verlag, Nürnberg 2012, S. 9–19.&lt;/ref&gt; Im Juli 2016 erklärte Harald Seubert seinen Rücktritt aus dem Präsidium aufgrund von Uneinigkeiten bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung des Studienzentrums.&lt;ref&gt;[https://harald-seubert.de/2016/07/erklaerung-31-7-2016/ Erklärung 31. 7. 2016] harald-seubert.de&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf der Mitgliederversammlung vom 7. September 2018 in Weikersheim wurden Schachtschneider und Bauch als Präsidenten wiedergewählt, [[Volker Kempf]] kam als Vizepräsident neu hinzu. Schatzmeister wurde Michael Wey.&lt;ref&gt;[https://www.morgenweb.de/fraenkische-nachrichten_artikel,-weikersheim-praesidiums-spitze-im-amt-bestaetigt-_arid,1315953.html] In: Fränkische Nachrichten, 15. September 2018.&lt;/ref&gt; Geschäftsführer ist seit 2019 das AfD-Mitglied Daniel Tapp, Referent von [[Alice Weidel]] im Bundestag.&lt;ref&gt;Christian Fuchs und Paul Middelhoff: ''Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 119.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das bis zu zwölfköpfige Präsidium wird turnusgemäß alle fünf Jahre von einer Mitgliederversammlung gewählt. Zu ihm gehörten immer wieder prominente Mitglieder, so als Vizepräsident [[Jörg Schönbohm]], ehemaliger Innenminister des Landes Brandenburg. Bis Juli 2008 gehörten dem Gremium auch der ehemalige [[Präsident des Deutschen Bundestages|Bundestagspräsident]] [[Philipp Jenninger]] sowie der DDR-Bürgerrechtler und ehemalige sächsische Umweltminister [[Arnold Vaatz]] an. Bis zu seinem Tod im November 2013 war auch [[Manfred Rommel]], ehemaliger Oberbürgermeister von Stuttgart, Mitglied des Präsidiums.<br /> <br /> == Organisation und Organ ==<br /> Die Geschäftsstelle des SZW befindet sich in [[Leinfelden-Echterdingen]]. Geschäftsführer unter Filbinger und sein persönlicher Referent war bis 1997 [[Albrecht Jebens]]. Ende 2002 folgte der Betriebswirt und Philosoph Ronald F. M. Schrumpf. Im April 1999 richtete das SZW in Berlin ein Büro ein. Schrumpf demissionierte 2006, seit 2011 fungiert der Unternehmer Elmar Stegmeier als ehrenamtlicher Geschäftsführer.<br /> <br /> Für das Drittel der etwa 650 Mitglieder des SZW unter 35 Jahre wurde 1991 die Jugendabteilung ''Junges Weikersheim'' gegründet, der zunächst etwa 80 Personen angehörten. Einer der Leiter war bis 1995 auch der Berliner [[Neonazi]] Ulli Boldt. Während der Amtszeit Stettens stellte diese Jugendgruppe ihre Aktivitäten ein. Am 9. Mai 2004 wurde die von einem sechsköpfigen Gremium geleitete Unterorganisation ''Jung-Weikersheim'' von MdB ''Steffen Bilger'' gegründet, die Veranstaltungen in eigener Regie durchführt. Steffen Bilger war damaliger Vorsitzender der ''Jungen Union Baden-Württemberg''.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 130, 140.&lt;/ref&gt; Leiter der Jung-Weikersheimer ist derzeit ''Daniel Krieger'', ebenfalls Mitglied der dortigen Jungen Union.<br /> <br /> Seit 1987 erscheint zweimal pro Jahr in unregelmäßigen Abständen das Mitteilungsblatt ''Weikersheimer Blätter'' in einer Auflage von etwa 1500 Exemplaren.<br /> <br /> == Träger ==<br /> Das SZW wurde mit Spenden aus der Privatindustrie, u.&amp;nbsp;a. der [[Daimler-Benz AG]], aufgebaut und gefördert. Es erhält finanzielle Unterstützung von der als gemeinnützig anerkannten ''Stiftung zur Förderung christlichen, vaterländischen und humanistischen Gedankengutes in Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Politik'', die 1993 zu Filbingers 80. Geburtstag gegründet wurde. Zu ihren Gründungsmitgliedern zählte [[Paul Carell]], ehemaliger Pressesprecher des deutschen Außenministers [[Joachim von Ribbentrop]] in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] und nach 1945 Autor militärhistorischer Bücher.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 133 f.&lt;/ref&gt; Anfang 1996 waren dreißig Unternehmen als Vereinsmitglieder eingeschrieben.&lt;ref&gt;[[Jens Mecklenburg]]: ''Handbuch deutscher Rechtsextremismus'', Berlin 1996, ISBN 3-88520-585-8, S. 208.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das SZW erhält auch staatliche Fördermittel, früher vom [[Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen]] und [[Bundespresseamt]],&lt;ref name=&quot;Wette 2006 Auszug Maegerle&quot;&gt;[[Anton Maegerle]]: [http://kramerwf.de/fileadmin/user_upload/filbinger/09_Wette_Maegerle_RJ_.pdf ''Studienzentrum Weikersheim''] Auszug aus Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger – eine deutsche Karriere'', 2006 (PDF)&lt;/ref&gt; später auch von der [[Bundeszentrale für politische Bildung]]. 1994 und 1995 bezuschusste diese den Weikersheimer Jahreskongress mit jeweils 28.000 DM sowie nochmals 32.700 DM.&lt;ref name=&quot;Wette 2006 Auszug Maegerle&quot;/&gt; Insgesamt soll es bis 1995 450.000 DM an Bundeszuschüssen erhalten haben.&lt;ref&gt;Ulrich Siebert u.&amp;nbsp;a.: ''Deutsche Demokraten'', Goettingen 1994, S. 202; in: [[Jens Mecklenburg]] (Hrsg.), ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus'', Elefanten Press Verlag, Berlin 1996.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das SZW erhielt zeitweise auch aus dem Landeshaushalt Baden-Württembergs Zuwendungen für Einzelveranstaltungen. Nachdem Neonazis im [[Thule-Netz]] zur Teilnahme am Maikongress des SZW auf dem [[Hambacher Schloss]] aufgerufen hatten, verlangte die SPD 1995 im Landtag, die Verwendung der Landes- und Bundeszuschüsse zu überprüfen. Im Bundestag beantragte die damalige Fraktion der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] 1995, die Förderung des SZW aus Bundesmitteln einzustellen, da dort wiederholt [[Rechtsextremist]]en aufgetreten seien.&lt;ref&gt;[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/029/1302918.asc Deutscher Bundestag: Drucksache 13/2918 vom 7. November 1995]&lt;/ref&gt; 2004 erklärte die Landesregierung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion, die Förderung sei 2000 eingestellt worden.&lt;ref&gt;[http://www.odfinfo.de/Div/DT-Berlin-2008/PDF/BWUE-LT-DrS-13-03446.pdf Landtag von Baden-Württemberg, Drucksache 13/3446], Antrag der SPD-Fraktion und Stellungnahme des Innenministeriums zur Zusammenarbeit des Studienzentrums Weikersheim mit Rechtsextremisten (PDF)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der jeweilige Ministerpräsident des Landes unterstützte das SZW über längere Zeit bis 22. Mai 2007&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Baden-Württemberg: Oettinger tritt aus Studienzentrum Weikersheim aus |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/baden-wuerttemberg-oettinger-tritt-aus-studienzentrum-weikersheim-aus-1436689.html |Abruf=2021-08-18}}&lt;/ref&gt; mit einem Mitgliedsbeitrag von 100 Euro.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,478361,00.html ''Filbinger-Affäre: Oettinger ist Mitglied im rechten Studienzentrum''.] [[Spiegel Online]], 19. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Veranstaltungen und Referenten ==<br /> Das SZW veranstaltet regelmäßig einen Jahreskongress sowie Seminare und Tagungen zu bestimmten politischen Themen. Die Jung-Weikersheimer richten die jährliche Herbsttagung aus. Einige Tagungen fanden zusammen mit Industrieverbänden oder Firmen statt, so 1984 mit dem Rüstungsbetrieb [[Krauss-Maffei]] in [[Wildbad Kreuth]]. Im September 1992 fand die erste Weikersheimer Hochschulwoche statt, seitdem jährlich wiederholt. Die dritte Hochschulwoche 1994 wurde von Daimler-Benz gefördert.&lt;ref&gt;[http://www.infopartisan.net/archive/trend/trend98/fa/t120598.html Jens Mecklenburg (Hrsg.), ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus'', Elefanten Press Verlag, Berlin 1996]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Referenten kamen unter Filbinger und Hornung (also vor 2003) sowohl prominente Politiker – überwiegend der CDU – wie auch Professoren zu Wort:&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.studienzentrum-weikersheim.de/xxxreferenten2.htm | wayback=20071010150026 | text=Referenten beim Studienzentrum Weikersheim von 1979 bis 1998}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * [[Herwig Birg]], Bevölkerungswissenschaftler<br /> * [[Norbert Blüm]] (CDU) †<br /> * [[Marcel Bohnert]], Offizier<br /> * [[Lothar Bossle]] (1929–2000) war häufiger Referent für den [[Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis]] (VPM) und schrieb u.&amp;nbsp;a. für den rechtsextremen [[Grabert Verlag|Hohenrain-Verlag]].&lt;ref&gt;[http://www.hellmutdiwald.de/html/texte_uber__hd.html Lothar Bossle über Helmut Diwald im Hohenrain-Verlag]&lt;/ref&gt; Er wandte sich gegen die „illusionären Vorstellungen über die Funktionsfähigkeit einer egalitären Demokratie und den Starrsinn der Gleichheitsutopie“, die er seit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] im Kampf mit dem individuellen Freiheitsstreben sah. Dies vertrat er auch im Studienzentrum, das er als seine Lebensaufgabe ansah.&lt;ref&gt;[http://www.jf-archiv.de/archiv99/469yy10.htm Junge Freiheit, 12. November 1999: Interview mit Lothar Bossle]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Karl Carstens]], 1979–1984 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (CDU) †<br /> * [[Alfred Dregger]] (CDU) †<br /> * [[Ernst Elitz]], Intendant des [[Deutschlandradio]]s<br /> * [[Hinrich Enderlein]] (FDP)<br /> * [[Dieter Farwick]], Offizier<br /> * [[Hans-Georg Gadamer]], Philosoph †<br /> * [[Joachim Gauck]], 2012–2017 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland<br /> * [[Herbert Gruhl]] (ÖDP) †<br /> * [[Adel Theodor Khoury]], Islamwissenschaftler<br /> * Jürgen Kewitsch, Offizier<br /> * [[Walter Kolbow]] (SPD)<br /> * [[Sophia Kuby]], European Dignity Watch<br /> * Wolfgang Molitor, stellvertretender Chefredakteur der [[Stuttgarter Nachrichten]]<br /> * [[Wolfgang Ockenfels]], Sozialethiker, Chefredakteur von [[Die Neue Ordnung]]<br /> * [[Hermann Oxfort]] (FDP) †<br /> * Papst [[Johannes Paul II.]] †<br /> * [[Pierre Pflimlin]], ehemaliger französischer Ministerpräsident und Präsident des Europaparlaments †<br /> * [[Friedbert Pflüger]] (CDU)<br /> * [[Heinz Riesenhuber]] (CDU)<br /> * [[Annette Schavan]] (CDU)<br /> * [[Wolfgang Schäuble]], damals CDU-Vorsitzender<br /> * [[Herbert Schnoor]] (SPD)<br /> * [[Björn Schreiber]], Offizier (CDU)<br /> * [[Gerhard Schröder]], damals Bundesvorsitzender der [[Jusos]]<br /> * [[Alexander Schwan]], Politikwissenschaftler †<br /> * [[Gesine Schwan]], Politikwissenschaftlerin (SPD)<br /> * [[Lothar Späth]], Ministerpräsident von Baden-Württemberg (CDU) †<br /> * [[Josef Stimpfle]], Bischof von Augsburg †<br /> * [[Rita Süssmuth]], Bundestagspräsidentin (CDU)<br /> * [[Erwin Teufel]], Ministerpräsident von Baden-Württemberg (CDU)<br /> * [[Hans Tietmeyer]], Präsident der [[Deutsche Bundesbank|Deutschen Bundesbank]] †<br /> * [[Bernhard Vogel (Ministerpräsident)|Bernhard Vogel]], Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen (CDU)<br /> <br /> Auch traten Personen auf, die als Vertreter der ''Neuen Rechten'' oder als Rechtsextremisten gelten:<br /> * [[Wolfgang Strauß (Autor)|Wolfgang Strauß]] (1931–2014), Redaktionsmitglied der Zeitschrift ''[[Nation und Europa]]''<br /> * [[Hans-Dietrich Sander]] (1928–2017), Herausgeber der ''[[Staatsbriefe]]''&lt;ref&gt;[[Alice Brauner|Alice Brauner-Orthen]]: ''Die Neue Rechte in Deutschland'', Opladen 2001, ISBN 3-8100-3078-3, S. 29.&lt;/ref&gt;<br /> * [[Theodor Schmidt-Kaler]] (1930–2017), Mitunterzeichner des ''[[Heidelberger Manifest]]es''<br /> * [[Alfred Schickel]] (1933–2015), Mitarbeiter der [[Geschichtsrevisionismus|geschichtsrevisionistischen]] ''Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt'', zeitweise Redaktionsmitglied der ''[[Junge Freiheit|Jungen Freiheit]]'' und der Zeitschrift ''Europa vorn''<br /> * [[Bernard Willms]] (1931–1991), Politikwissenschaftler. Er forderte 1983 im SZW eine „Restauration des Staats- und [[Nationalgefühl|Nationalbewusstseins]] in Deutschland“.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.all-at-one.de/allatone/JuergenPeter/Historikerstreit2.pdf | wayback=20071008231542 | text=Jürgen Peter: ''Der Historikerstreit und die Suche nach einer nationalen Identität der achtziger Jahre.'' Frankfurt am Main 1995, Verlag Peter Lang (pdf, S. 48; 3,6&amp;nbsp;MB)}} (PDF)&lt;/ref&gt;<br /> * [[Karlheinz Weißmann]] (* 1959) leitete beim 15. Jahreskongress vom 15. bis 18. Mai 1993 zum Thema „Von der Parteienverdrossenheit zur Staatskrise“ einen Arbeitskreis.&lt;ref&gt;[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/029/1302918.asc Bundestagsdrucksache 7. November 1995]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Hans-Ulrich Kopp]] (* 1962), damals Redakteur der ''Jungen Freiheit'', war vom 7. bis 8. Mai 1994 als Referent zu Gast.<br /> * Michael Walker, britischer Publizist, Mitglied der [[National Front]], Autor der ''Jungen Freiheit'' und Redakteur der Zeitschrift ''The Scorpion'', war ebenfalls 1994 Referent im „Jugendforum“ des Jahreskongresses.<br /> <br /> Mitveranstalter von Weikersheimer Tagungen waren u.&amp;nbsp;a. die [[Junge Landsmannschaft Ostpreußen]] (JLO; 1993), der [[Bund Junges Ostpreußen]] (BJO; 2002 bis 2004), die [[Paneuropa-Union]], der VPM und die [[Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft]] (SWG). Das SZW unterstützte seinerseits u.&amp;nbsp;a. Kongresse des VPM.&lt;ref&gt;[[Martin Dietzsch]], Anton Maegerle: [http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/Politisierende_Psycho-Sekten.htm ''Politisierende Psycho-Sekten von Rechts'', 1997] (Zitiert nach ''Fränkische Nachrichten'' vom 3. November 1994).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In den Jahren 2002 und 2003 veranstaltete das Studienzentrum Weikersheim gemeinsam mit dem Bund Junges Ostpreußen (BJO) und der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) jeweils ein „Politisches Herbstseminar“ in [[Bad Pyrmont]]. Beim Herbstseminar 2002 referierte der CDU-Bundestagsabgeordnete [[Martin Hohmann]] zum Thema „Nationale Identitätspflege im deutschen Bundestag“.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/artikel.php?id=5&amp;kat=79&amp;artikelid=791 | wayback=20070928055621 | text=''Hohmann: Schluss mit CDU''}} mut-gegen-rechte-gewalt.de (archivierte Webseite)&lt;/ref&gt; Beim Herbstseminar 2003 traten unter anderem [[Theodor Schweisfurth]] und [[Götz Kubitschek]] auf. Außerhalb des offiziellen Programms berichtete [[Johannes Rogalla von Bieberstein]] über Angriffe gegen seine Person im Zusammenhang mit der [[Hohmann-Affäre]].&lt;ref&gt;[https://ostpreussen.de/bjo/195-0-Rueckschau-2003-Politisches-Herbstseminar.html Bericht des BJO vom Politischen Herbstseminar 2003] &lt;/ref&gt; Martin Hohmann hatte kurz zuvor seine als antisemitisch eingestufte „[[Tätervolk]]“-Rede gehalten, die sich auch auf das Buch ''Jüdischer Bolschewismus'' (Dresden 2002) von Bieberstein stützte.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,273970,00.html ''Antisemitismus-Affäre: Hohmanns Steilvorlage aus der Uni''.] [[Spiegel Online]], 15. November 2003.&lt;/ref&gt; In der Folge wurde Hohmann im November 2003 zunächst aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausgeschlossen, im Juli 2004 auch der CDU. Friedmann appellierte an ihn, umgehend seine Wiederaufnahme in die CDU-Fraktion zu beantragen. Geschäftsführer Schrumpf fühlte sich Hohmann „auf das engste verbunden“, Vorstandsmitglieder von Jung-Weikersheim bekundeten in einem Unterschriftenappell ihre „kritische Solidarität mit Martin Hohmann“.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 142.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Unter Friedmann (2003–2007) kooperierte das Studienzentrum u.&amp;nbsp;a. mit Unternehmerverbänden, darunter der ''Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Unternehmer'' (AEU) und dem [[Bund Katholischer Unternehmer]] (BKU) in Rottenburg-Stuttgart, der ''Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer'' (ASU), dem ''[[Bundesverband der Selbständigen|Bund der Selbständigen Baden-Württemberg]] (BDS)'' und dem ''Wirtschaftsrat der CDU e.&amp;nbsp;V. Landesverband Baden-Württemberg''. Neuer Schwerpunkt unter dem Motto ''Zu sozial ist unsozial'' waren dabei die „Weikersheimer Wirtschaftsgespräche“. Ihre Tagungen fanden bei Unternehmen wie der [[Deutsche Bank|Deutschen Bank]] in Freiburg, der Hauptverwaltung der [[Allianz AG]] oder im ''Haus der Wirtschaft'' in Stuttgart statt.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 141.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Friedmanns Zeit fielen auch die Jahreskongresse zu den Themen „Der Weg zur Integration Europas“ (2004), „Welches Europa wollen wir? – Nationale Interessen im Europa der Vaterländer“ (2005), dazu die sogenannten „[[Kamingespräch]]e“ in Berlin, wo es unter anderem darum ging, ob der deutsche [[Föderalismus]] europatauglich sei. Dazu wurden vielfach prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Religion als Redner verpflichtet, darunter bekannte CDU-Politiker wie Helmut Kohl oder [[Christoph Palmer]].<br /> <br /> == Verhältnis zur Neuen Rechten ==<br /> Kritikern gilt das Institut als ein Netzwerk der [[Neue Rechte|Neuen Rechten]].&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/1995/49/Alles_ganz_harmlos_ ''Alles ganz harmlos?''.] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 49/1995&lt;/ref&gt; Beobachter wie Ursel Sieber sehen die Aufgabe des SZW darin, „durch Diskussionsangebote nach ganz rechtsaußen möglichst [zu] verhindern, dass sich zu viele vom rechten Rand endgültig aus der Union verabschieden.“&lt;ref&gt;Ursel Sieber in: ''Deutsche Demokraten. Wie rechtsradikal sind CDU &amp; CSU?'' Mit Beiträgen von Ursel Sieber, Charlotte Wiedemann, Bernd Siegler, [[Jürgen Elsässer]], Ernesto Schweitzer, Jürgen Voges. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1994, S. 202.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Diese Linie fand verschiedentlich Kritik von Wissenschaftlern, Journalisten und politischen Gegnern. Der Historiker [[Hans Mommsen]] sah das Studienzentrum 1986 im Zusammenhang des [[Historikerstreit]]s als Beispiel für eine Erneuerung nationalkonservativen Geschichtsbewusstseins, das eine Relativierung des [[Nationalsozialismus]] begünstige.&lt;ref&gt;[[Hans Mommsen]]: {{Webarchiv | url=http://www.all-at-one.de/allatone/JuergenPeter/Historikerstreit2.pdf | wayback=20071008231542 | text=''Neues Geschichtsbewußtsein und Relativierung des Nationalsozialismus'' (1986), zitiert bei Jürgen Peter: ''Der Historikerstreit und die Suche nach einer nationalen Identität der achtziger Jahre.'' Frankfurt am Main 1995, Verlag Peter Lang, S. 114}} (PDF; 3,6&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt; Autoren vom früheren [[IDGR]], vom [[Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung]] oder der Sprecher der SPD-Fraktion für Verfassungsschutz- und Extremismusfragen, [[Stephan Braun (Politiker)|Stephan Braun]], siedeln das Studienzentrum in einer Grauzone zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus an. Es überschreite die Grenzen zwischen diesen Lagern gezielt, um zur Enttabuisierung rechtsextremer Positionen beizutragen.<br /> <br /> Das SZW geriet 1989 in den Ruf, eine „rechte Kaderschmiede“ zu sein, als das Präsidiumsmitglied [[Rolf Schlierer]] als [[Pressesprecher]] für die [[Die Republikaner|Republikaner]] fungierte. Schlierer, der 1980 publiziert hatte, dass die Zahl von sechs Millionen ermordeter Juden in der NS-Zeit „heute in der zeitgeschichtlichen Wissenschaft nicht mehr ernsthaft vertreten“ wird, wurde zunächst von Filbinger bedrängt, sich von den Republikanern zu trennen und nur noch für das Studienzentrum zu arbeiten, weil er dort seine Ziele besser verfolgen könne. Als Schlierer ablehnte, wurde er vom Präsidium abberufen.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 129 f.&lt;/ref&gt; Bei den Republikanern war Schlierer schließlich von 1994 bis 2014 Parteivorsitzender.<br /> <br /> Ulli Boldt war zwischen 1991 und 1995 zeitweise einer der Leiter der Jungweikersheimer. Zugleich war er für die heute verbotene Neonazigruppe [[Nationalistische Front]] aktiv, leitete das [[Nationale Infotelefone|Nationale Infotelefon]] Berlin und meldete 1994 einige [[Rudolf-Heß-Gedenkmarsch|Rudolf-Heß-Gedenkmärsche]] in [[Frankfurt (Oder)]] und [[Oranienburg]] an. Als dies bekannt wurde, schloss das Kuratorium Weikersheim ihn 1995 aus.&lt;ref&gt;Anton Maegerle: [https://www.bnr.de/content/studienzentrum-schult-den-akademischen-nachwuchs-denkschmiede-fuer-ultrarechte ''Studienzentrum schult den akademischen Nachwuchs: Denkschmiede für Ultrarechte''.] ([[Blick nach Rechts]] 18/1996, kostenpflichtig)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf Proteste stieß der Auftritt Michael Walkers 1994. Kritiker wiesen darauf hin, dass der Untersuchungsausschuss „[[Rassismus]] und [[Ausländerfeindlichkeit]]“ des Europäischen Parlaments die von ihm herausgegebene Zeitschrift ''The Scorpion'' als Kontaktbörse für europäische Ultra-Nationalisten und [[Judenfeindlichkeit|Antisemiten]] betrachtet.&lt;ref name=&quot;Wette 2006 Auszug Maegerle&quot;/&gt; Dies war Anlass für Anträge, dem SZW Landes- und Bundesmittel zu streichen.<br /> <br /> Auch unter von Stetten kam das Studienzentrum mehrfach in die Schlagzeilen. Kritisiert wurde etwa die Haltung von Präsidiumsmitglied Günter Rohrmoser: Dieser ließ den ehemaligen [[Rote Armee Fraktion|RAF]]- und späteren [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]]-Angehörigen, den heutigen [[Holocaustleugnung|Holocaustleugner]] [[Horst Mahler]], zu seiner Geburtstagsfeier am 1. Dezember 1997 vor Mitgliedern des Instituts eine Rede halten, erklärte seine und Mahlers Positionen für identisch und lobte Mahlers Haltung als „national-christlichen Konservativismus“.&lt;ref&gt;[https://www.jf-archiv.de/archiv98/188aa6.htm Junge Freiheit: Interview mit Rohrmoser über Mahler, 24. April 1998]&lt;/ref&gt; Mahler hatte gefordert, das „besetzte“ Deutschland müsse sich von seiner „Schuldknechtschaft“ zum aufrechten Gang seiner „nationalen Identität“ befreien.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.deutsches-kolleg.org/hm/forum/rede3.html | wayback=20071219202123 | text=Horst Mahler, Deutsches Kolleg: Rede zum 70. Geburtstag Günter Rohrmosers}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch Albrecht Jebens soll dem Fernsehmagazin ''[[Panorama (Magazin)|Panorama]]'' zufolge Kontakte zu Rechtsextremisten unterhalten haben.&lt;ref&gt;[http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2002/erste7922.html Panorama, 6. Juni 2002: ''CDU-Mitglieder in rechtsextremistischen Organisationen aktiv'']&lt;/ref&gt; Kritisiert wurde, dass Jebens als Vorsitzender der Filbinger-Stiftung, die das SZW satzungsgemäß mitfinanziert, zugleich auch Vorsitzender der rechtsextremen [[Gesellschaft für freie Publizistik]] (GfP) ist, bei der manche SZW-Mitglieder Bücher veröffentlichten.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.stephan-braun-mdl.de/landtag/rechtsextrem/weikersheim/oettinger/070507_szbz.html | wayback=20070926234209 | text=Stephan Braun: ''Das ist bemerkenswert halbherzig'', Interview mit der SZ, 5. Mai 2007}}&lt;/ref&gt; Er gilt als hauptverantwortlich für Einladungen an Neurechte und Rechtsextremisten, mit denen das SZW gezielt eine Öffnung nach rechts außen verfolgt habe. Jebens hatte sein CDU-Parteibuch abgegeben, war aber weiter Vorstandsvorsitzender der Filbinger-Stiftung geblieben.&lt;ref&gt;Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere'', S. 135.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> SZW-Referenten wie dem Politikwissenschaftler [[Hans-Helmuth Knütter]] warfen Journalisten von ''Panorama'' vor, er habe neonazistische Gewalt gerechtfertigt.&lt;ref&gt;[http://ressourcen.snooweatinganima.de/panorama_hohmann.pdf Panorama, 13. November 2003: ''Heuchelei um Hohmann. Weitere Rechtsradikale in der CDU''] (PDF; 44&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Darum forderte die SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag wiederholt, zuletzt am 16. Mai 2006, den Ausschluss rechtsextremer Kontakte und Referenten in Weikersheim mit der Begründung:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Es muss verhindert werden, dass Bildungsstätten wie das Studienzentrum Weikersheim eine Scharnierfunktion bei der von rechtsextremistischen Gruppen angestrebten Vernetzung mit dem rechtskonservativ-demokratischen Spektrum übernehmen.<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://fraktion.bawue.spd.de/main.php?navmen=Pressemitteilung%20vom%2003.08.2004&amp;pid=726 | wayback=20160304054724 | text=SPD-Pressemitteilung, 3. August 2004}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Der Politikwissenschaftler [[Wolfgang Gessenharter]] erachtet diese wegen „ständig fließender Grenzen“ schwierige Abgrenzung zwischen „intellektueller Neuer Rechten“ zu nationalkonservativen geistigen Eliten, so auch im Studienzentrum Weikersheim, für nötig und möglich.&lt;ref&gt;Wolfgang Gessenharter: {{Webarchiv | url=http://www.hsu-hh.de/politiktheorie/index_8Wz2WQzzTbXJFCqu.html | wayback=20070927190716 | text=''Thesen zum Konferenzthema und zum Thema des Forums''}} (Konferenz „Fakten gegen Fiktionen – Journalismus braucht Recherche“, Forum 2: „Rechtsextremismus in den Medien – wenn die Recherche in Moral versinkt“ beim NDR-Hamburg am 3. Juni 2005)&lt;/ref&gt; Er findet die geistige Grenzlinie in der Menschenwürde, die nicht zu relativieren und auf die Würde der Deutschen einzugrenzen sei.&lt;ref&gt;[http://www.taz.de/dx/2007/04/21/a0122.1/text ''Neue Rechte wird dort von der CDU hofiert''.] Wolfgang Gessenharter, TAZ-Interview vom 21. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Verfassungsschutz]] Baden-Württembergs beobachtet das Studienzentrum trotz ihm bekannten „Hinweisen“ auf rechtsextreme Kontakte nicht, jedoch einige seiner Mitveranstalter und deren Vertreter.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/deutschland/621450.html | wayback=20120413235556 | text=''Filbinger-Denkfabrik hat Kontakt zu Extremisten''.}} [[Netzeitung]], 20. April 2007&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In ''Weikersheimer Thesen'' ist 2016 die Rede vom „selbstgewählte(n) Volkstod“ und dem „[[Großer Austausch|Großen Austausch]]“, also Schlagworten der Neuen Rechten.&lt;ref&gt;Christian Fuchs und Paul Middelhoff: ''Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 118 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zusammen mit dem [[Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten]] organisiert 2017 das SZW auf [[Burg Lichtenberg (Oberstenfeld)|Burg Lichtenberg]] unfern von [[Stuttgart]] eine Tagung mit [[Thilo Sarrazin]].&lt;ref&gt;Christian Fuchs und Paul Middelhoff: ''Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 119.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Axel Hemmerling]], hauptberuflich Autor beim [[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]], bezeichnete 2019 das Studienzentrum Weikersheim als „mittlerweile offen [[Alternative für Deutschland|AfD]]-nah“.&lt;ref&gt;Axel Hemmerling: „Eine Frage der inneren Sicherheit. Im Wettstreit: ‚Aufbauhelfer Ost‘ Helmut Roewer und Uwe Kranz.“ In: [[Matthias Meisner]], [[Heike Kleffner]] (Hrsg.): ''Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz.'' Freiburg, Herder 2019, S. 20 u. 292&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch [[Christian Fuchs (Journalist)|Christian Fuchs]] und Paul Middelhoff sehen das Studienzentrum als zentralen Teil des Netzwerks der Neuen Rechten in Deutschland, da sich unter seinen 2019 noch 140 Mitgliedern neben [[Dieter Stein (Journalist)|Dieter Stein]] und [[Identitäre Bewegung|Identitären]] „viele [[Deutsche Burschenschaft|Burschenschafter]], AfD-Bundestagskandidaten sowie Autoren der ''[[Blaue Narzisse|Blauen Narzisse]]'' und der [[Junge Freiheit|Jungen Freiheit]]“ befinden. Auch sei sein Präsident Schachtschneider oft „Gast auf den Akademien von [[Götz Kubitschek]]“ und ist Mitglied im Kuratorium der ''[[Desiderius-Erasmus-Stiftung]]''. Sein Geschäftsführer Dieter Tapp sieht das SZW als „wertkonservativen, bürgerlichen und überparteilichen [[Denkfabrik|Thinktank]]“, der „Ideen für die AfD liefert“.&lt;ref&gt;Christian Fuchs und Paul Middelhoff: ''Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, passim, vor allem S. 118 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage [[Reinhold Gall]]s teilte das [[Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg|baden-württembergische Innenministerium]] 2020 mit, in den letzten zwei Jahren sei dort ein Redner eingeladen worden, der auch beim [[Institut für Staatspolitik]] in Österreich aufgetreten sei. Ferner habe der Präsident des SZW, [[Karl Albrecht Schachtschneider|Schachtschneider]], dem IfS und der Zeitschrift [[Compact (Magazin)|Compact]] als Interviewpartner zur Verfügung gestanden. Beide werden von Verfassungsschutz als rechtsextremistische Verdachtsfälle geführt. Eine gezielte und planmäßige Beeinflussung des SZW durch Rechtsextremisten sei nicht feststellbar, außerdem seien seine Aktivitäten stark zurückgegangen&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Landtag von Baden-Württemberg, 16. Wahlperiode |url=https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP16/Drucksachen/8000/16_8583_D.pdf |titel=Studienzentrum Weikersheim |titelerg=Kleine Anfrage des Abg. Reinhold Gall, SPD, und Antwort des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration |werk=Drucksache 16 / 8583 |hrsg=[[Landtag von Baden-Württemberg]] |datum=2020-07-30 |format=pdf |sprache=de |abruf=2023-09-25 }}&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Meinrad Heck]]: ''Studienzentrum Weikersheim. Der Club der rechten Denker.'' In: Stephan Braun, Daniel Hoersch (Hrsg.): ''Rechte Netzwerke – eine Gefahr.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, S. 95–101, ISBN 3-8100-4153-X.<br /> * [[Wolfram Wette]] (Hrsg.): ''Filbinger, eine deutsche Karriere.'' Klampen-Verlag, Springe 2006, ISBN 3-934920-74-8.<br /> * Ursel Sieber, [[Charlotte Wiedemann]], [[Jürgen Elsässer]]: ''Deutsche Demokraten. Wie rechtsradikal sind CDU und CSU?'' Werkstatt GmbH 2001, ISBN 3-923478-94-1.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.studienzentrum-weikersheim.de/ Internetpräsenz des Studienzentrums]<br /> * Anton Maegerle: [http://kramerwf.de/fileadmin/user_upload/filbinger/09_Wette_Maegerle_RJ_.pdf ''Studienzentrum Weikersheim''] Auszug aus Wolfram Wette (Hrsg.): ''Filbinger – eine deutsche Karriere'', 2006 (PDF)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=2072424-X|LCCN=n/83/198613|VIAF=138416699}}<br /> <br /> [[Kategorie:Organisation (Neue Rechte)]]<br /> [[Kategorie:Institut]]<br /> [[Kategorie:Konservative Organisation]]<br /> [[Kategorie:Denkfabrik in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Verein (Main-Tauber-Kreis)]]<br /> [[Kategorie:Organisation (Weikersheim)]]<br /> [[Kategorie:Gegründet 1979]]<br /> [[Kategorie:Hans Filbinger]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Al-Aqsa-Konfrontationen_2023&diff=238571887 Al-Aqsa-Konfrontationen 2023 2023-10-28T10:28:40Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>{{Infobox Militärischer Konflikt<br /> |KONFLIKT = <br /> |TEILVON = [[Israelisch-Palästinensischer Konflikt]]<br /> |BILD = Temple Mount (Aerial view, 2007) 05.jpg<br /> |Alternativtext = <br /> |BILDBREITE = <br /> |BESCHREIBUNG = Das al-Aqsa-Gelände, auch bekannt als [[Tempelberg]], wo die Zusammenstöße stattfanden<br /> |DATUM = 5. April 2023<br /> |DATUMBIS = <br /> |ORT = [[Tempelberg]], [[Jerusalem]]<br /> |BREITENGRAD = 31/46/35/N<br /> |LÄNGENGRAD = 35/14/12/O<br /> |REGION-ISO = IL-JM<br /> |CASUS = <br /> |GEBIETE = <br /> |AUSGANG = <br /> |FOLGEN = [[Angriffe zwischen Libanon und Israel 2023]]<br /> |FRIEDENSSCHLUSS = <br /> |KONTRAHENT1 = [[Datei:Flag of the Israel Police.svg|20px]] [[Polizei (Israel)|Israelische Besatzer]]<br /> |KONTRAHENT2 = [[Datei:Flag of Palestine.svg|20px]] Palästinensische Zivilisten<br /> |KONTRAHENT3 = <br /> |BEFEHLSHABER1 = <br /> |BEFEHLSHABER2 = <br /> |BEFEHLSHABER3 = <br /> |TRUPPENSTÄRKE1 = <br /> |TRUPPENSTÄRKE2 = <br /> |TRUPPENSTÄRKE3 = <br /> |VERLUSTE1 = <br /> |VERLUSTE2 = mindestens 14 verletzte&lt;br /&gt;<br /> 400 verhaftet<br /> |VERLUSTE3 = <br /> |ZIVILVERLUSTE = <br /> |NOTIZEN = <br /> |ÜBERBLICK = <br /> }}<br /> Die '''al-Aqsa-Konfrontationen 2023''' waren eine Serie gewalttätiger Auseinandersetzungen, die im April 2023 zwischen [[Palästinenser|palästinensischen]] Gläubigen und [[Polizei (Israel)|israelischen Polizisten]] in der [[al-Aqsa-Moschee]] in Jerusalem stattfanden. Die Konflikte wurden durch die Anwesenheit jüdischer Gläubiger ausgelöst, die planten, zum [[Pessach]]fest eine Ziege auf dem Gelände zu [[Tieropfer|opfern]], um eine biblische Tradition wiederzubeleben. Dieses Ereignis fiel mit dem muslimischen Fastenmonat [[Ramadan]] und der christlichen [[Karwoche]] zusammen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Ramadan and Passover raise tensions at Jerusalem holy site |Sammelwerk=BBC News |Datum=2023-04-05 |Online=https://www.bbc.com/news/world-middle-east-65187651 |Abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mehrere Palästinenser wurden bei den darauffolgenden Auseinandersetzungen verletzt, und 400 von ihnen wurden von der israelischen Polizei innerhalb des al-Aqsa-Geländes festgenommen. Die Ereignisse haben die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern erhöht und internationale Aufmerksamkeit auf den anhaltenden Konflikt in der Region gelenkt.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Abeer Salman,Mohammed Tawfeeq,Jennifer Hauser |url=https://www.cnn.com/2023/04/05/middleeast/israel-al-aqsa-mosque-clash-intl-hnk/index.html |titel=Israeli police storm al-Aqsa mosque for the second time on Wednesday |datum=2023-04-05 |sprache=en |abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach dem Vorfall gaben die [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte|Israelischen Verteidigungsstreitkräfte]] (IDF) bekannt, dass neun Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert wurden.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> Am 6. April erklärte die IDF, dass [[Angriffe zwischen Libanon und Israel 2023|mindestens 34 Raketen aus dem Libanon abgefeuert]] worden seien.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aljazeera.com/news/2023/4/6/israel-intercepts-rocket-fired-from-southern-lebanon-military |titel=Israel says more than 30 rockets fired from southern Lebanon |sprache=en |abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt; Die Raketen wurden angeblich von palästinensischen Fraktionen abgefeuert.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Es gab keine unmittelbare Stellungnahme von der [[Libanon|libanesischen]] Armee.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; In einer schriftlichen Erklärung bezeichnete die [[United Nations Interim Force in Lebanon]] (UNIFIL) die Situation als „äußerst ernst“ und forderte Zurückhaltung. UNIFIL-Chef [[Aroldo Lázaro Sáenz|Aroldo Lazaro]] stand nach Angaben der Organisation in Kontakt mit den Behörden beider Seiten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://english.alarabiya.net/News/middle-east/2023/04/06/Sirens-warning-of-possible-incoming-rockets-sound-in-northern-Israel |titel=UNIFIL urges restraint after Israel intercepts rockets fired from southern Lebanon |datum=2023-04-06 |sprache=en |abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hintergrund ==<br /> Die Auseinandersetzungen fanden während einer Zeit erhöhter Spannungen statt, die auf das Zusammentreffen des muslimischen Fastenmonats Ramadan, des jüdischen Passachfests und der christlichen Karwoche zurückzuführen waren.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Al-Aqsa mosque: Violence as Israeli police raid Jerusalem holy site |Sammelwerk=BBC News |Datum=2023-04-05 |Online=https://www.bbc.com/news/world-middle-east-65184207 |Abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt; Darüber hinaus ist die Lage aufgrund des [[Israelisch-Palästinensischer Konflikt|israelisch-palästinensischen Konflikts]] allgemein sehr angespannt.<br /> <br /> == Reaktionen ==<br /> Palästinensische Gruppen verurteilten die Angriffe und bezeichneten sie als Verbrechen. Israelische Behörden verteidigten ihr Vorgehen und erklärten, es sei notwendig, die öffentliche Ordnung und Sicherheit aufrechtzuerhalten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aljazeera.com/news/2023/4/5/israeli-police-attack-worshippers-in-jerusalems-al-aqsa-mosque |titel=Israeli forces storm Al-Aqsa, attack worshippers during Ramadan |sprache=en |abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Leitende Sprecher für die Außenangelegenheiten der [[Europäische Union|Europäischen Union]], Peter Stano, sagte, dass die EU durch die Gewalt in der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem „zutiefst besorgt“ sei und alle Parteien in einer Zeit religiöser Feiertage zur Zurückhaltung aufrief.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aa.com.tr/en/europe/eu-deeply-concerned-by-violence-at-jerusalems-al-aqsa-mosque/2864338 |titel=EU ‘deeply concerned’ by violence at Jerusalem's Al-Aqsa Mosque |abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Vorsitzende der [[Cumhuriyet Halk Partisi|Republikanischen Volkspartei]] der Türkei, [[Kemal Kılıçdaroğlu]], verurteilte den Angriff.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.cumhuriyet.com.tr/siyaset/kilicdaroglundan-tepki-mescid-i-aksadaki-saldiriyi-siddetle-lanetliyorum-2068353 |titel=Kılıçdaroğlu'ndan tepki: Mescid-i Aksa'daki saldırıyı şiddetle lanetliyorum |sprache=tr |abruf=2023-04-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:AlAqsaKonfrontationen 2023}}<br /> [[Kategorie:Geschichte (Jerusalem)]]<br /> [[Kategorie:Israelisch-Palästinensischer Konflikt]]<br /> [[Kategorie:Konflikt 2023]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=V-Partei%C2%B3&diff=238155839 V-Partei³ 2023-10-14T21:14:59Z <p>138.246.3.7: /* Struktur */ der tote beisitzende, ist zwar tot aber sitzt noch?</p> <hr /> <div>{{Infobox Partei<br /> | Partei = V-Partei³<br /> | Parteilogo = [[Datei:schriftzug-v-partei.png|rahmenlos]]<br /> | Parteivorsitzender = [[Roland Wegner]]<br /> | Bild Parteivorsitz = <br /> | Stellvertretende Vorsitzende = Jennifer Schilling, Korbinian Zacherl<br /> | Schatzmeister = Valerie Ecker, Ines Schöbel<br /> | Entstehung = <br /> | Gründung = {{formatDate|2016-04-30}}<br /> | Gründungsort = [[München]]<br /> | Hauptsitz = V-Partei³ Bundesgeschäftsstelle&lt;br /&gt;Zinnkrautweg 8&lt;br /&gt;22395 [[Hamburg]]<br /> | Ausrichtung = [[Grüne Politik]], [[Vegetarismus]], [[Veganismus]]<br /> | Farben = hellgrün<br /> | Parlamentsmandate = <br /> | Mitglieder = 1200 &lt;small&gt;(Stand {{formatDate|2023-07-29}})&lt;/small&gt;<br /> | Mindestalter = 14&lt;!-- siehe Satzung, --&gt;<br /> | Frauenanteil = 62 % &lt;small&gt;(Stand 2017)&lt;/small&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://v-partei.de/weil-es-getan-werden-muss-barbara-ruetting-deutschlands-aelteste-bundestagskandidatin/ |titel=„Weil es getan werden muss“ – Barbara Rütting Deutschlands älteste Bundestagskandidatin |werk=v-partei.de |datum=2017-08-23 |abruf=2021-12-23}}&lt;/ref&gt;<br /> | Website = [https://v-partei.de/ v-partei.de]<br /> }}<br /> <br /> Die '''V-Partei³ – Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer'''&lt;ref name=&quot;vpartei&quot; /&gt; (kurz ''V-Partei³'', ausgesprochen „V-Partei hoch drei“) ist eine im Jahr 2016 gegründete deutsche [[Kleinpartei]], die laut eigener Aussage auf die globalen Zusammenhänge und Auswirkungen von [[Wirtschaftswachstum|Wachstum]], [[Konsum]] und [[Essverhalten]] eingeht.&lt;ref name=&quot;augsburger&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;rponline&quot; /&gt; Dabei stehen die Themen Umwelt- und Klimaschutz, Tierrechte und Verbraucherschutz im Vordergrund. Mit dem Leitsatz „Wir lieben das Leben“ will die Partei verdeutlichen, dass sie jedes Lebewesen als schützenswert erachtet. Kernforderung der Partei ist die Umstellung auf eine [[bio-vegane Landwirtschaft]].&lt;ref name=&quot;derwesten&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;schlachthaus&quot; /&gt; Sie nahm mit der [[Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2017|Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai 2017]] erstmals an einer Wahl teil.<br /> <br /> == Gründung ==<br /> Die V-Partei³ wurde im April 2016 am Rande einer Messe für Veganer in München gegründet.&lt;ref name=&quot;bpb&quot; /&gt;<br /> <br /> == Programmatik ==<br /> <br /> Das Parteiprogramm wurde am Gründungstag vorgestellt und im Rahmen des Bundesparteitags&lt;ref name=&quot;fleischlos&quot; /&gt; in Weimar 2017 und in Bayreuth 2018 erweitert.&lt;ref name=&quot;wochenblatt&quot; /&gt;<br /> <br /> Die Partei sieht sich als Sprachrohr der in Deutschland lebenden Vegetarier und Veganer sowie Wählern, die die negativen Auswirkungen von „Wachstum, Konsum und Essverhalten“ verringern wollen. Ihr politisches Programm umfasst vor allem Forderungen zur Verbesserung des Verbraucher-, Klima- und Tierschutzes. Nach eigenen Angaben möchte sich die V-Partei³ durch eine kompromisslose Haltung von anderen ökologischen Parteien abgrenzen.&lt;ref name=&quot;bpb&quot; /&gt;<br /> <br /> == Wahlteilnahmen ==<br /> [[Datei:Enkelfreundliche Politik Button.png|mini|Button zur Augsburger Stadtratswahl 2020]]<br /> <br /> Die erste Wahlteilnahme war die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai 2017. Dort erhielt die V-Partei³ 0,14 % der Zweitstimmen.&lt;ref name=&quot;wdrreportage&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;bpb&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wahlergebnisse.nrw.de/landtagswahlen/2017/aktuell/a000lw1700.shtml |titel=Landtagswahl 2017 in NRW |abruf=2017-09-16}}&lt;/ref&gt; An der Bundestagswahl 2017 nahm die V-Partei³ in zwölf Bundesländern teil und erreichte 64.130 Stimmen (0,1 %).&lt;ref name=&quot;gogol&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;geburtstagsgeschenk&quot; /&gt; Bei der [[Landtagswahl in Bayern 2018]] erhielt sie 34.221 Stimmen, was 0,3 % aller gültigen Gesamtstimmen entsprach. [[Landtagswahl in Hessen 2018|2018 in Hessen]] waren es 3.561 Stimmen, und damit 0,1 % der gültigen Zweitstimmen.<br /> <br /> Eine geplante Teilnahme an der [[Europawahl in Deutschland 2019|Europawahl 2019]] scheiterte, da der Bundeswahlausschuss die Liste zurückwies. Die Aufstellungsversammlung verstieß in mehrfacher Hinsicht gegen demokratische Grundsätze,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bundeswahlleiter.de/mitteilungen/europawahlen/2019/20190404_2bwa-niederschrift.html |titel=Europawahl 2019: Niederschrift über die 2. Sitzung des Bundeswahlausschusses – Der Bundeswahlleiter |abruf=2019-07-05}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bundeswahlleiter.de/dam/jcr/b47f3b0b-0954-42ff-bb90-fce3c6fad70a/ew19_1bwa_niederschrift.pdf |titel=Europawahl 2019 Niederschrift über die 1. Sitzung des Bundeswahlausschusses |format=PDF |abruf=2019-03-18}}&lt;/ref&gt; da u.&amp;nbsp;a. mehrere Bewerbungen bei der Aufstellungsversammlung nicht berücksichtigt wurden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Deutscher Bundestag |url=https://www.youtube.com/watch?v=pTTXcmUt6uo |titel=Europawahl: Bundeswahlausschuss weist sieben Beschwerden zurück |datum=2019-04-05 |abruf=2019-07-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei der [[Bürgerschaftswahl in Bremen 2019]] erreichte die Partei mit 4.277 Stimmen 0,29 %.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wahlen-bremen.de/Wahlen/2019_05_26/04010000/html5/Buergerschaft_Bremen_22_Kreis_Land_Bremen.html |titel=Bürgerschaftswahl Land Bremen – Gesamtergebnis |abruf=2019-08-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Partei nahm auch an den [[Landtagswahl in Brandenburg 2019|Wahlen zum Brandenburger Landtag 2019]] teil und erzielte 0,2 % der Zweitstimmen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wahlergebnisse.brandenburg.de/wahlen/LT2019/tabelleLand.html |titel=Landtagswahl im Land Brandenburg am 01.09.2019 |werk=wahlergebnisse.brandenburg.de |hrsg=Der Landeswahlleiter für Brandenburg |abruf=2019-09-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei der [[Kommunalwahlen in Bayern 2020|Stadtratswahl in Augsburg]] am 15. März 2020 erreichte die V-Partei³ 1,4 Prozent der Stimmen und gewann einen Sitz.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.kommunalwahl2020.bayern.de/ergebnis_gremien_gebietseinheit_tabelle_761.html |titel=Endgültiges Ergebnis der Kommunalwahl 2020 in Bayern |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zur [[Bundestagswahl 2021]] erreichte sie 0,1 Prozent.<br /> <br /> Bei der Landtagswahl in Bayern 2023 erhielt sie 22.934 Stimmen, was 0,2 Prozent aller gültigen Gesamtstimmen entsprach.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.statistik.bayern.de/presse/mitteilungen/2023/pm19/index.html |titel=Pressemitteilung |abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt; Bei der Landtagswahl in Hessen 2023 waren es 9.462 Stimmen und damit 0,3 % der gültigen Zweitstimmen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://wahlen.hessen-ltw23.23degrees.eu/wk/00000000000/overview |titel=Hessen Wahlergebnis |abruf=2023-10-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Struktur ==<br /> Die V-Partei³ hat über 1200 Mitglieder (Stand September 2021).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Merve Schmitz-Vardar |url=https://www.bpb.de/politik/wahlen/wer-steht-zur-wahl/bundestagswahl-2021/338942/v-partei |titel=V–Partei³ – Partei für Veränderung Vegetarier und Veganer |werk=bpb.de |abruf=2021-12-22}}&lt;/ref&gt; Prominentestes Mitglied war die ehemalige Schauspielerin [[Barbara Rütting]], vormals [[Mitglied des Landtags|Abgeordnete]] des [[Bayerischer Landtag|Bayerischen Landtags]] der Partei [[Bündnis 90/Die Grünen]].&lt;ref name=&quot;schauspielerin&quot; /&gt;<br /> <br /> Der auf zwei Jahre gewählte Bundesvorstand&lt;ref name=&quot;bundesvorstand&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://v-partei.de/vparteihoch3/bundesvorstand/ |titel=Bundesvorstand – V-Partei³ |werk=V-Partei³ |abruf=2017-05-10}}&lt;/ref&gt; besteht aus maximal 22 Mitgliedern: den zwei Bundesvorsitzenden, den drei Stellvertretern, dem Bundesgeschäftsführer, dem Bundesgeneralsekretär, dem Bundesschatzmeister und dessen Stellvertreter, dem Bundespressesprecher und dessen Stellvertretern, dem Bundesschriftführer und dessen Stellvertreter sowie acht Beisitzern. Die Bundesvorsitzenden, ihre Stellvertreter und der Bundesgeschäftsführer bilden den geschäftsführenden Bundesvorstand.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Bundesvorstand (gewählt 2022)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.staz.de/region/augsburg/lokales/v-partei-beschenkt-neuem-bundesvorstand-id245987.html |titel=V-Partei³ beschenkt sich mit neuem Bundesvorstand |werk=staz.de |abruf=2022-09-09}}&lt;/ref&gt;<br /> !Funktion<br /> !Name<br /> |-<br /> |Bundesvorsitzender<br /> |Roland Wegner<br /> |-<br /> |Stv. Bundesvorsitzende<br /> |Jennifer Schilling, Korbinian Zacherl<br /> |-<br /> |Generalsekretärin<br /> |Constanze Beck<br /> |-<br /> |Stellv. Generalsekretärin<br /> |Cornelia Wiedorn<br /> |-<br /> |Geschäftsführerin<br /> |Wiebke Voss<br /> |-<br /> |Stellv. Geschäftsführerin<br /> |vakant<br /> |-<br /> |Schatzmeisterin<br /> |Valerie Ecker<br /> |-<br /> |Stv. Schatzmeisterin<br /> |Ines Schöbel<br /> |-<br /> |Pressesprecher<br /> |Michael Cardinale<br /> |-<br /> |Stv. Pressesprecher<br /> |vakant<br /> |-<br /> |Schriftführerin<br /> |Ines Spieker<br /> |-<br /> |Stv. Schriftführer<br /> |vakant<br /> |-<br /> |Beisitzer<br /> |Apolonia Forcini, Noah Rupprecht, Manuel Ritz, Johannes Kiermaier<br /> |}<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> |+ Landesverbände<br /> |-<br /> ! class=&quot;unsortable&quot; style=&quot;border-right: hidden; text-align: left;&quot;|<br /> ! Landesverband<br /> ! class=&quot;unsortable&quot; style=&quot;border-right: hidden; text-align: left;&quot;| Landesvorsitzende(r) <br /> !<br /> ! seit<br /> ! style=&quot;text-align:left&quot;| Ergebnis der letzten [[Ergebnisse der Landtagswahlen in der Bundesrepublik Deutschland|Wahl des Landesparlaments]]<br /> ! style=&quot;text-align:left&quot;| Ergebnis der [[Bundestagswahl 2021]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bundeswahlleiter.de/dam/jcr/cbceef6c-19ec-437b-a894-3611be8ae886/btw21_heft3.pdf |titel=Ergebnisse Deutschland – Der Bundeswahlleiter |seiten=336 |format=PDF |abruf=2022-03-24}}&lt;/ref&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Baden-Württemberg in Germany.svg|25px|Baden-Württemberg]]<br /> | Baden-Württemberg<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;|vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2016<br /> | keine Teilnahme<br /> |keine Teilnahme<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Bavaria in Germany.svg|25px|Bayern]]<br /> | Bayern<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| Constanze Beck <br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2016<br /> | 0,2 % ([[Landtagswahl in Bayern 2023|2023]])<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Berlin in Germany.svg|25px|Berlin]]<br /> | Berlin<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| Fabian Kelling<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2016<br /> | keine Teilnahme<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Brandenburg in Germany.svg|25px|Brandenburg]]<br /> | Brandenburg<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2017<br /> | 0,2 % ([[Landtagswahl in Brandenburg 2019|2019]])<br /> |keine Teilnahme<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Bremen in Germany.svg|25px|Bremen]]<br /> | Bremen<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2017<br /> | keine Teilnahme<br /> |0,2 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Hamburg in Germany.svg|25px|Hamburg]]<br /> | Hamburg<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| Jane D. Hansen<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2018<br /> | keine Teilnahme<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Hesse in Germany.svg|25px|Hessen]]<br /> | Hessen<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;|Denis Ehrhardt&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://v-partei.de/hessen-neuer-landesvorstand-und-nominierung-zur-landtagswahl/ |titel=Landesverband Hessen vor der Landtagswahl |werk=V-Partei³ |datum=2023-04-15 |sprache=de-DE |abruf=2023-08-18}}&lt;/ref&gt;<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2023<br /> | 0,3 % ([[Landtagswahl in Hessen 2023|2023]])<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Mecklenburg-Vorpommern in Germany.svg|25px|Mecklenburg-Vorpommern]]<br /> | Mecklenburg-Vorpommern<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;|vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2017<br /> | keine Teilnahme<br /> |keine Teilnahme<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map North Rhine-Westphalia in Germany.svg|25px|Nordrhein-Westfalen]]<br /> | Nordrhein-Westfalen<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2016<br /> | keine Teilnahme<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Lower-Saxony in Germany.svg|25px|Niedersachsen]]<br /> | Niedersachsen<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2017<br /> |keine Teilnahme<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Rhineland-Palatinate in Germany.svg|25px|Rheinland-Pfalz]]<br /> | Rheinland-Pfalz<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2016<br /> | keine Teilnahme<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Saarland in Germany.svg|25px|Saarland]]<br /> | Saarland<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2017<br /> | keine Teilnahme<br /> |keine Teilnahme<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Saxony in Germany.svg|25px|Sachsen]]<br /> | Sachsen<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2017<br /> | keine Teilnahme<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Saxony-Anhalt in Germany.svg|25px|Sachsen-Anhalt]]<br /> | Sachsen-Anhalt<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2017<br /> | keine Teilnahme<br /> |keine Teilnahme<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Schleswig-Holstein in Germany.svg|25px|Schleswig-Holstein]]<br /> | Schleswig-Holstein<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| vakant<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2016<br /> | keine Teilnahme<br /> |0,1 %<br /> |- style=&quot;vertical-align:top&quot; class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot; height=&quot;40&quot;| [[Datei:Locator map Thuringia in Germany.svg|25px|Thüringen]]<br /> | Thüringen<br /> | style=&quot;border-right: hidden&quot; width=&quot;5%&quot;| Michaela Braun<br /> |<br /> |class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;| 2017<br /> | keine Teilnahme<br /> |0,1 %<br /> |}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer|Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer|3=S}}<br /> * [https://v-partei.de/ V-Partei³]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;vpartei&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |url=https://v-partei.de/<br /> |titel=Home – V-Partei³<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;fleischlos&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |url=https://www.thueringer-allgemeine.de/politik/fleischlos-gegen-die-uebel-der-welt-erster-bundesparteitag-der-v-partei-3-id222593515.html<br /> |titel=Fleischlos gegen die Übel der Welt: Erster Bundesparteitag der V-Partei 3<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;wochenblatt&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle |url=http://www.hamburger-wochenblatt.de/tonndorf/handel_und_wirtschaft/v-partei-veroeffentlicht-nun-offizielles-parteiprogramm-fuer-die-bundestagswahlen-2017-d39610.html |titel=V-Partei veröffentlicht nun offizielles Parteiprogramm für die Bundestagswahlen 2017 |werk=hamburger-wochenblatt.de |datum= |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170705065401/http://www.hamburger-wochenblatt.de/tonndorf/handel_und_wirtschaft/v-partei-veroeffentlicht-nun-offizielles-parteiprogramm-fuer-die-bundestagswahlen-2017-d39610.html |archiv-datum=2017-07-05 |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;augsburger&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |url=https://www.augsburger-allgemeine.de/wertingen/Wertingen-Muenchen-Partei-fuer-Veraenderung-Vegetarier-und-Veganer-id37699947.html<br /> |titel=Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer<br /> |werk=Augsburger Allgemeine<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;rponline&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |autor=Sebastian Dalkowski<br /> |url=https://rp-online.de/politik/deutschland/v-partei-neue-partei-will-schlachten-von-tieren-verbieten_aid-9688901<br /> |titel=Die wahren Grünen?: Neue Partei will Schlachten von Tieren verbieten<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;schauspielerin&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |url=https://www.augsburger-allgemeine.de/wertingen/Schauspielerin-stoesst-zur-V-Partei-id40205132.html<br /> |titel=Schauspielerin stößt zur V-Partei<br /> |werk=Augsburger Allgemeine<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;derwesten&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |werk=derwesten.de |url=https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/v-partei-in-nrw-sind-das-vegane-oekohardliner-oder-die-neuen-gruenen-id210319643.html<br /> |titel=V-Partei³ in NRW: Sind das vegane Ökohardliner oder die neuen Grünen?<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;schlachthaus&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |url=https://www.hna7.de/partei-fuer-vegetarier-und-veganer-und-veraenderungen-7786060.html<br /> |titel=„Wenn uns 50,1 Prozent wählen, gibt es sehr bald keine Schlachthäuser mehr“<br /> |werk=hna7.de<br /> |datum=2017-03-25<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;bpb&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |werk=Bundeszentrale für politische Bildung<br /> |url=https://www.bpb.de/politik/wahlen/wer-steht-zur-wahl/nordrhein-westfalen-2017/246089/v-partei<br /> |titel=V-Partei³ – Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer (V-Partei³)<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;gogol&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |url=https://www.myheimat.de/guenzburg/politik/v-partei-tritt-bei-der-bundestagswahl-an-bayerische-landeshauptversammlung-nominiert-33-bundestagskandidaten-d2794331.html/action/recommend/1/send/1/#form<br /> |titel=V-Partei³ tritt bei der Bundestagswahl an – Bayerische Landeshauptversammlung nominiert 33 Bundestagskandidaten<br /> |werk=myheimat.de<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;wdrreportage&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |werk=Westdeutscher Rundfunk<br /> |url=https://reportage.wdr.de/kleine-parteien-landtagswahl#23088<br /> |titel=Kleine Parteien bei der NRW Landtagswahl – wdr.de<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;geburtstagsgeschenk&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle<br /> |url=https://v-partei.de/geburtstagsgeschenk-2000-unterschriften-fuer-zulassung-zur-bundestagswahl-in-bayern/<br /> |titel=Geburtstagsgeschenk: 2000 Unterschriften für Zulassung zur Bundestagswahl in Bayern – V-Partei³<br /> |hrsg=V-Partei³<br /> |datum=2017-05-03<br /> |abruf=2017-05-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:VPartei}}<br /> [[Kategorie:V-Partei³| ]]<br /> [[Kategorie:Tierschutzpartei]]<br /> [[Kategorie:Grüne Partei]]<br /> [[Kategorie:Partei (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Gegründet 2016]]<br /> [[Kategorie:Tierrechtsorganisation]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Otto_Kumm&diff=237760920 Otto Kumm 2023-09-30T17:10:12Z <p>138.246.3.7: /* Aufstieg bei der SS */</p> <hr /> <div>[[Datei:Bundesarchiv Bild 101III-Zschaeckel-195-21, Otto Kumm.jpg|mini|Otto Kumm in der Uniform eines SS-Obersturmbannführers, Propagandafoto von [[Friedrich Zschäckel]], März 1943&lt;ref&gt;Zschäckel ist Autor des Bildbandes [http://d-nb.info/365654108 ''Waffen-SS im Westen''], der 1941 bei [[Franz-Eher-Verlag|Eher]], dem Zentralverlag der NSDAP, erschien und 2006 bei Winkelried neu verlegt wurde.&lt;/ref&gt;]]<br /> <br /> '''Otto Kumm''' (* [[1. Oktober]] [[1909]] in [[Hamburg]]; † [[23. März]] [[2004]] in [[Offenburg]])&lt;ref name=&quot;Scherzer&quot;&gt;[[Veit Scherzer]]: ''Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs.'' 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 484.&lt;/ref&gt; war ein deutscher [[SS-Brigadeführer]] und Generalmajor der [[Waffen-SS]]. Als solcher kommandierte er im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] Einheiten der Waffen-SS an verschiedenen Kriegsschauplätzen Ost- und Südosteuropas. 1944–45 war er Kommandeur der an zahlreichen [[Kriegsverbrechen]] beteiligten [[7.&amp;nbsp;SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“]]. Kumm war einer der Gründer der [[Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS|Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS]] e.&amp;nbsp;V. (HIAG).<br /> <br /> == Leben ==<br /> Kumm war der Sohn eines Kaufmanns. Nach Abschluss der [[Oberrealschule]] machte er vom 1. April 1925 bis zum 31. März 1929 eine Lehre und arbeitete sodann fünf Jahre als [[Schriftsetzer]].<br /> <br /> === Aufstieg bei der SS ===<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 101III-Zschaeckel-186-36, Charkow, Waffen-SS vor brennendem Haus.jpg|mini|Charkow, Waffen-SS vor brennendem Haus, Propagandafoto von Friedrich Zschäckel, Februar–März 1943]]<br /> <br /> Otto Kumm trat am 1. Dezember 1931 in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] ([[Liste der NSDAP-Mitgliedsnummern|Mitgliedsnummer]] 421.230) ein und wurde noch im selben Monat als [[SS-Mann]] in die [[Schutzstaffel|SS]] aufgenommen (SS-Mitgliedsnummer 18.727).&lt;ref name=&quot;dal&quot;&gt;{{Internetquelle |autor= |url=http://www.dws-xip.pl/reich/biografie/1936/38.jpg |titel=Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP. Stand vom 1. Dezember 1936, S. 72 f., Nr. 1633 |werk=http://www.dws-xip.pl/reich/biografie/1936/1936.html |abruf=2022-03-04 |format=JPG; 1,03&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt; Am 1. April 1934 trat er im Range eines [[SS-Sturmführer]]s als Freiwilliger in die im Aufbau befindliche [[SS-Verfügungstruppe]] ein und diente bei der I./[[SS-Verfügungstruppe#SS-Standarte 2 „Germania“|SS-Standarte „Germania“]] in Hamburg. Im August 1934 wurde er Führer der Politischen Bereitschaft Hamburg. Inzwischen SS-Obersturmführer, wurde er im Juli 1935 Chef der 4. (MG-)Kompanie der Standarte. Im September 1936 erfolgte die Ernennung zum SS-Hauptsturmführer. Ab Dezember 1936 diente er als Chef der 2. Kompanie der [[SS-Verfügungstruppe#SS-Standarte 1 „Deutschland“|SS-Standarte „Deutschland“]] in [[München]].<br /> <br /> Nach dem [[Anschluss Österreichs|„Anschluss“ Österreichs]] wurde Kumm im März 1938 [[Kompaniechef]] in der in [[Klagenfurt]] stationierten SS-Standarte „Der Führer“ und nahm mit dieser 1939 am [[Überfall auf Polen]] teil. Im April 1940 übernahm er eine schwere Kompanie der Standarte, mit der er im [[Westfeldzug]] in Holland einmarschierte. Während der Kämpfe wurde er zum Kommandeur des III. Bataillons ernannt. Am 1. Oktober 1940 wurde er zum SS-Sturmbannführer befördert. Im Frühjahr 1941 nahm Kumm mit seinem Bataillon als Teil der [[SS-Verfügungsdivision|SS-Division „Reich“ (mot.)]] während des [[Balkanfeldzug (1941)|Balkanfeldzugs]] am Angriff auf [[Königreich Jugoslawien|Jugoslawien]] teil. Anfang Juni erfolgte die Bereitstellung für den [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Angriff auf die Sowjetunion]] im Raum [[Lublin]]. Am 12. Juli 1941 übernahm er von [[Georg Keppler]] die Führung des [[SS-Panzergrenadier-Regiment 4 „Der Führer“|SS-Regiments „Der Führer“]].<br /> <br /> Das SS-Regiment „Der Führer“ unter Obersturmbannführer Kumm hielt ab Januar 1942 in der [[Schlacht von Rschew]] eine dünne Barriere, die eine Verbindung mit benachbarten Heeresverbänden sicherte. Von den 2.000 Mann, die Kumm unterstellt waren, überlebten 35.&lt;ref&gt;Heinz Höhne: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45549385.html ''Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS.''] In: ''Der Spiegel'' 6/1967.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 101III-Zschaeckel-197-32, Russland, Waffen-SS-Männer mit Ritterkreuz.jpg|mini|V.&amp;nbsp;l.&amp;nbsp;n.&amp;nbsp;r.: [[Sylvester Stadler]], [[Hans Weiß (SS-Mitglied)|Hans Weiß]], [[Christian Tychsen]], Otto Kumm, Vinzenz Kaiser und Karl-Heinz Worthmann in der Sowjetunion (April 1943); Propagandafoto von Friedrich Zschäckel]]<br /> <br /> Zum nächsten Kampfeinsatz Kumms mit seinem Regiment kam es, als nach der [[Schlacht von Stalingrad]] Anfang 1943 der Zusammenbruch der südlichen Ostfront drohte. Die Division „Das Reich“ wurde als Teil des mittlerweile aufgestellten [[II. SS-Panzerkorps|SS-Panzerkorps]] an den bedrohten Frontabschnitt verlegt und nahm an der [[Schlacht bei Charkow (1943)|Schlacht um Charkow]] teil. Noch im gleichen Monat gab er sein Kommando an [[Sylvester Stadler]] ab und kehrte nach Deutschland zurück.<br /> <br /> Im Juli 1943 wurde Kumm zum [[Chef des Stabes]] des in Aufstellung befindlichen [[V. SS-Freiwilligen-Gebirgskorps|V. SS-Gebirgs-Korps]] unter [[Artur Phleps]] ernannt. In dieser Funktion war er ab Oktober 1943 im Krieg gegen die [[Jugoslawische Volksbefreiungsarmee|Tito-Partisanen]] in [[Bosnien]] tätig. Am 30. Januar 1944 erfolgte unter gleichzeitiger Beförderung zum SS-Oberführer die Ernennung zum Kommandeur der [[7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“]], die ebenfalls im besetzten [[Jugoslawien]] im Einsatz war.<br /> <br /> Am 28. März 1944 brachte die SS-Division „Prinz Eugen“ im Raum [[Knin]] die Einwohnerschaft mehrerer Dörfer um, darunter [[Otok (Sinj)|Otok]] bei [[Sinj]]. Der kroatische Außenminister [[Stijepo Perić]] protestierte in Berlin, die Bewohner seien in den Häusern zusammengetrieben und durch die Fenster mit Maschinengewehren erschossen worden.&lt;ref&gt;[[Klaus Schmider]]: ''Der jugoslawische Kriegsschauplatz (Januar 1943 bis Mai 1945)'' In: [[Karl-Heinz Frieser]] (Hrsg.): ''Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. 917.&lt;/ref&gt; Beim [[Prozess Generäle in Südosteuropa|7. Nürnberger Prozess gegen die Kriegsverbrecher]] wurde die Zahl der Opfer vom 28. März 1944 mit 2.014 Toten in 22 Dörfern beziffert. Männer, Frauen und Kinder wurden hiernach regelrecht niedergemetzelt, die Dörfer geplündert.&lt;ref&gt;Schmider: ''Kriegsschauplatz.'' S. 1030.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Martin Seckendorf, Günter Keber, u.&amp;nbsp;a.; Bundesarchiv (Hrsg.): ''Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941–1945).'' Hüthig, Berlin 1992; Decker/ Müller, Heidelberg 2000. Reihe: ''Europa unterm Hakenkreuz.'' Band 6, ISBN 3-8226-1892-6, S. 59, 320 f.&lt;/ref&gt; Die von der jugoslawischen Delegation dem Gerichtshof präsentierten Beweismittel umfassten auch Fotos, die das „Niederbrennen von Ortschaften, Abschlachten der Bevölkerung, Folterung gefangener Partisanen“ durch die „von Otto Kumm geführte 7. SS-Freiwilligen-Gebirgsdivision Prinz Eugen dokumentierten“.&lt;ref&gt;Jens Westemeier: ''Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit.'' Schöningh, Paderborn 2014, S. 410.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 9. November 1944 stieg Otto Kumm zum SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS auf. Mit der Division „Prinz Eugen“ zog er sich Richtung Ungarn zurück.<br /> <br /> Vom 6. bis zum 16. März 1945 nahm Otto Kumm als Kommandeur der [[Leibstandarte SS Adolf Hitler|1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler]] (LSSAH), die er nach der Verwundung [[Wilhelm Mohnke]]s Anfang Februar übernommen hatte, an der [[Plattenseeoffensive|Operation Frühlingserwachen]] teil, der letzten größeren deutschen Offensive des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] im Bereich des [[Plattensee]]s, welche unter anderem die dortigen Ölquellen und Treibstoffreserven für die deutsche Kriegswirtschaft sichern sollte. Trotz anfänglicher Geländegewinne blieb die Operation erfolglos. Die [[6. Panzerarmee (Wehrmacht)|6. Panzerarmee]] unter [[Sepp Dietrich]] und die LSSAH unter Otto Kumm mussten sich in Richtung [[Wien]] zurückziehen.<br /> <br /> === Nach 1945 ===<br /> Nach seiner Gefangennahme wurde Kumm laut eigenen Angaben in das [[Internierungslager Dachau]] der [[US Army|US-Armee]] überstellt und daraufhin über ein halbes Jahr hinweg in Nürnberg als Zeuge im [[Prozess Generäle in Südosteuropa]] verhört, dann aber nach Dachau zurückgeschickt. Der Auslieferung an Jugoslawien entzog er sich nach eigener Darstellung durch Flucht über die Mauer des Internierungslagers Dachau.&lt;ref&gt;Am Ende seines Werkes „Vorwärts Prinz Eugen“ (1978) schreibt Otto Kumm auf Seite 388: „[D]ie Amerikaner [sandten] den Verfasser zurück nach Dachau mit dem Vermerk: &quot;Auslieferung Jugoslawien&quot;! Durch die Flucht über die Mauer des KZ Dachau konnte sich der Verfasser diesem Vorhaben entziehen und wieder einmal dem sicheren Tode von der Schippe springen.“&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 1. Januar 1949 wurde in Hamburg eine circa 50 Personen starke „Kameradschaftsgruppe der Waffen-SS“ gegründet. Vermutlich ab September 1950 firmierte diese als „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit (HIAG)“, Kumm wurde ihr erster Vorsitzender.&lt;ref&gt;Karsten Wilke: ''Organisierte Veteranen der Waffen-SS zwischen Systemopposition und Integration''. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Heft 2 2005, S. 154.&lt;/ref&gt; Diese Bezeichnung wurde von anderen SS-Veteranengruppen aufgegriffen.&lt;ref&gt;Wilke 2005, S. 154.&lt;/ref&gt; Im Oktober 1951 kam es zu einem Treffen Kumms mit den SPD-Politikern [[Kurt Schumacher]], [[Annemarie Renger]] und [[Herbert Wehner]]. Gesprächsthemen waren eine von Kumm behauptete Diskriminierung ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS, deren materielle Versorgung sowie die Abgrenzung zwischen Waffen-SS und allgemeiner SS.&lt;ref&gt;Karsten Wilke: ''Die »Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit« (HIAG). Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik.'' Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-506-77235-0, S. 38, 329.&lt;/ref&gt; Bei dem Gespräch argumentierte Kumm mit einer, so der Militärhistoriker [[Jens Westemeier]], „absonderliche[n] Parallele“. Für die SPD sollte es auch deswegen selbstverständlich sein, die Waffen-SS als positiven Bestandteil der [[Wehrmacht]] zu begreifen, weil es „noch nie in Deutschland eine Truppe gegeben [habe], deren Struktur so der alten sozialdemokratischen Vorstellung vom Volksheer entsprochen habe, wie die ehemalige Waffen-SS“. Sein persönlicher Aufstieg vom kleinen Facharbeiter ohne Abitur bis zum General nur kraft eigener Leistung sei ein gutes Beispiel für diesen Charakter der Waffen-SS als Volksheer.&lt;ref&gt;Jens Westemeier: ''Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit''. Schöningh, Paderborn 2014, S. 467.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Neben Kumm in Hamburg versuchten auch andere frühere Offiziere der Waffen-SS die Veteranen zu organisieren, so [[Herbert Otto Gille]] im Süden Niedersachsens und [[Paul Hausser]]. Dabei strebte Kumm ebenso wie Gille und Hausser einen hohen Organisationsgrad unter den ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS an; eine bundesweite Organisation sollte gemeinsam mit früheren Soldaten der Wehrmacht im [[Verband deutscher Soldaten]] (VdS) erfolgen.&lt;ref&gt;Wilke, ''Hilfsgemeinschaft'', S. 42.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1952 fasste Kumm auch beruflich wieder Fuß. Der [[Burda-Verlag]] stellte ihn als Schriftsetzer und technischen Leiter seiner Druckerei in Offenburg ein. Diese Position behielt Kumm bis zu seinem Ausscheiden als Rentner 1975.&lt;ref&gt;Jens Westemeier: ''Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit'', Schöningh, Paderborn 2014, S. 543.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für den 1963 erschienenen Band ''Unternehmen Barbarossa'' des ehemaligen NS-Pressechefs im Auswärtigen Amt, [[Paul Carell]], der rasch zum Bestseller avancierte, lieferte Kumm „Kriegsberichte“. Diese stützen das von Carell präsentierte Geschichtsbild einer Kriegsdarstellung, die das [[Unternehmen Barbarossa]] als unpolitisch heroischen Kampf mit der Waffen-SS als integralem Eliteteil der Wehrmacht erscheinen ließ.&lt;ref&gt;Jens Westemeier: ''Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit'', Schöningh, Paderborn 2014, S. 566.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1978 und 1983 veröffentlichte Kumm zwei Bücher über die Division „Prinz Eugen“; sie erschienen im [[Munin-Verlag]], der von der HIAG gegründet worden war. Der Historiker Karsten Wilke ordnet Kumms Veröffentlichung in Versuche der HIAG ein, „von der professionellen Geschichtswissenschaft unbearbeitete Themenbereiche […] mit eigenen Darstellungen zu besetzen“.&lt;ref&gt;Wilke, ''Hilfsgemeinschaft'', S. 398.&lt;/ref&gt; Diese Versuche seien weitgehend gelungen; spätestens in den 1970er Jahren habe die HIAG „ein Deutungsmonopol zur Kriegsgeschichte der Waffen-SS“&lt;ref&gt;Wilke, ''Hilfsgemeinschaft'', S. 405.&lt;/ref&gt; erlangt. Als die vier zentralen Elemente dieser „Erinnerungskonstruktionen“ benennt Wilke den „[[Topos (Geisteswissenschaft)|Topos]] der ‚unpolitischen‘ Waffen-SS“, ihre angebliche Eliterolle, die „Inszenierung der Truppe als ‚Europa-Armee‘“ sowie die „Abgrenzung von Kriegs- und NS-Verbrechen“.&lt;ref&gt;Wilke, ''Hilfsgemeinschaft'', S. 408.&lt;/ref&gt; In Kumms Publikationen werden die Kriegsverbrechen und Gräueltaten der Division unterschlagen.&lt;ref&gt;Menachem Shelah: [http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1993_2.pdf Kroatische Juden zwischen Deutschland und Italien. Die Rolle der italienischen Armee am Beispiel des Generals Giuseppe Amico 1941–1943] In: [[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]] 1993, Heft 2, S. 194 (PDF; 8,2&amp;nbsp;MB).&lt;/ref&gt; Übergriffe auf die Zivilbevölkerung durch die Division „Prinz Eugen“ waren Kumm vor 1945 bekannt, wie seine Aktennotiz über ein Gespräch mit [[Heinrich Himmler]] am 28. Juni 1943 belegt.&lt;ref&gt;Höhne, ''Orden'', S. 436 Fußnote 232, Fußnotentext S. 572.&lt;/ref&gt; [[Walter Manoschek]] zählt in einer Publikation des [[Militärgeschichtliches Forschungsamt|Militärgeschichtlichen Forschungsamts]] der [[Bundeswehr]] Kumms Werke zu „Memoiren ehemaliger Militärs und sonstige[n] [[Apologetik|apologetische]][n] Schriften, welche die Kriegsverbrechen der nationalsozialistischen Besatzer entweder überhaupt ausklammern oder verharmlosen“.&lt;ref&gt;Walter Manoschek: ''„Serbien ist judenfrei“: militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42''[http://books.google.de/books?id=G5OkYuM2K1cC&amp;printsec=frontcover#v=onepage&amp;q=Memoiren%20apologetische%20&amp;f=false]. München 1995, 2. Aufl. S. 12f (mit Fußnote 7).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kumms „Vorwärts, Prinz Eugen!“ wurde 2007 als Lizenzausgabe&lt;ref&gt;[http://d-nb.info/984996001 Bibliographische Angaben der Deutschen Bibliothek]&lt;/ref&gt; neu aufgelegt im [[Winkelried-Verlag]], der unter anderem vom Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern als [[Rechtsextremismus|rechtsextremistisch]] eingestuft wird.&lt;ref&gt;[http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=in&amp;dig=2010%2F11%2F10%2Fa0055&amp;cHash=3c9f28805c taz vom 10. November 2010], die taz gibt Eckpunkte zur politischen Biographie des Verlegers [[Eric Kaden]] an.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Beurteilung der Ausrichtung von Kadens Verlegertätigkeit durch den Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern: „NPD-Fraktionsmitarbeiter legt Biographie des NS-Dichters Kurt EGGERS vor“ {{Webarchiv|url=http://www.verfassungsschutz-mv.de/cms2/Verfassungsschutz_prod/Verfassungsschutz/content/de/_Service/Archivmeldungen/_meldungen/NPD-Fraktionsmitarbeiter_legt_Biographie_des_NS-Dichters_Kurt_EGGERS_vor/index.jsp |wayback=20120312030658 |text=Archivierte Kopie }}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indizierte 2009 zehn Schriften/Bücher, eines davon ist Kaders: „Kurt Eggers – Vom Freikorps zur Waffen-SS“. Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von [[Petra Pau]] ([[DIE LINKE]]), [http://www.petrapau.de/17_bundestag/dok/down/171298_rechtsextremismus.pdf PDF]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bevor [[Adalbert Lallier]], ehemals SS-Mann bei der Division „Prinz Eugen“, 1999 gegen seinen einstigen Kameraden, den SS-Unterscharführer [[Julius Viel]],&lt;ref&gt;Neue Beweise zum Mord in Litomerice: [http://www.hagalil.com/archiv/99/10/ss-mord.htm SS-Mann Julius Viel inhaftiert! (hagalil 10/1999)]&lt;/ref&gt; wegen Mordes an sieben jüdischen KZ-Häftlingen aussagte, fragte er bei Kumm nach, ob das Schweigegebot noch immer gelte und ob „Kameradenverrat“ gerechtfertigt sei. Kumm habe ihm zurückgeschrieben, dass Kameradschaft aufhöre, wo Kriegsverbrechen beginne.&lt;ref&gt;Schwäbische Zeitung vom 14. Dezember 2000 nach [http://www.vvn.telebus.de/anachric/an200107/07a3.htm VVN-BdA Baden-Württemberg]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit seinem Tod im Jahr 2004 starb der letzte [[Liste der SS-Führer im Generalsrang|SS-Gruppenführer]] (General).<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> Die rechtsextreme [[National-Zeitung (München)|National-Zeitung]] porträtierte Kumm in Ausgabe 47/2004 in ihrer Serie „Große deutsche Soldaten – unsterbliche Helden“. Sie bescheinigte ihm, „gegen die Pauschal-Verurteilung der Waffen-SS-Soldaten“ angetreten zu sein.&lt;ref&gt;SPD-Landtagsfraktion Brandenburg: Die Deutsche Volksunion (DVU). März 2005. {{Webarchiv|url=http://www.soeren-kosanke.de/fileadmin/user_upload/spd-brandenburg_de/05/pdf/050125-dvu%20analyse.pdf |wayback=20151226181921 |text=online }} auf der Homepage von [[Sören Kosanke]].&lt;/ref&gt; In der Serie wurden ausschließlich dem NS-Regime treu ergebene Soldaten gewürdigt, zum Teil unter Verwendung von sprachlichen Formeln der Wehrmachts- und NS-Propaganda.&lt;ref&gt;Fabian Virchow: ''Gegen den Zivilismus. Internationale Beziehungen und Militär in den politischen Konzeptionen der extremen Rechten.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-15007-9, S. 347.&lt;/ref&gt; Der Politikwissenschaftler [[Fabian Virchow]] ordnet die Serie in „die Vorstellung der extremen Rechten von den auf die Tat orientierten, den Lauf des Geschehens/der Geschichte im Interesse des ‚nationalen‘ oder ‚[[Völkische Bewegung|völkischen]]‘ Kollektivs gestaltenden Männern“ ein. Die Charakterisierungen verwiesen „zugleich auf eine Konzeptualisierung von [[Männlichkeit]], deren Profil – sehr vereinseitigt – durch Eigenschaften wie ‚Härte‘, ‚Opferbereitschaft‘, ‚Todesmut‘, ‚Tapferkeit‘, ‚Zähigkeit‘, ‚Schneid‘ oder ‚Steherqualitäten‘ zu markieren wäre“.&lt;ref&gt;Virchow, ''Zivilismus''. S. 394.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> * [[Deutsches Kreuz]] in Gold am 29. November 1941&lt;ref name=&quot;Scherzer&quot; /&gt;<br /> * [[Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes]] mit Eichenlaub und Schwertern&lt;ref name=&quot;Scherzer&quot; /&gt;<br /> ** Ritterkreuz am 16. Februar 1942&lt;ref name=&quot;Scherzer&quot; /&gt;<br /> ** Eichenlaub am 6. April 1943 (221. Verleihung)&lt;ref name=&quot;Scherzer&quot; /&gt;<br /> ** Schwerter am 17. März 1945 (138. Verleihung)&lt;ref name=&quot;Scherzer&quot; /&gt;<br /> <br /> == Schriften ==<br /> * ''Vorwärts Prinz Eugen! Geschichte der 7.SS-Freiwilligen Gebirgs Division „Prinz Eugen“.'' [[Munin-Verlag]], Osnabrück 1978.<br /> * {{BibISBN|3921242541|Typ=wl}}<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Thomas Casagrande: ''Die volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“: die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen.'' Frankfurt am Main 2000.<br /> * Jens Westemeier: ''Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit'' (= Krieg in der Geschichte. Bd. 71). Hrsg. mit Unterstützung des [[Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr|Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr]]. Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77241-1. Überarbeitete Fassung der einschlägigen Dissertation an der Universität Potsdam 2009.<br /> * Karsten Wilke: ''Die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) 1950–1990. Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik.'' Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-506-77235-0.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{DNB-Portal|1024565033}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=1024565033|LCCN=n/79/50967|VIAF=27636803}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Kumm, Otto}}<br /> [[Kategorie:SS-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS]]<br /> [[Kategorie:Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern]]<br /> [[Kategorie:Träger des Deutschen Kreuzes in Gold]]<br /> [[Kategorie:Person (deutsche Besetzung Jugoslawiens 1941–1945)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1909]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 2004]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Kumm, Otto<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS<br /> |GEBURTSDATUM=1. Oktober 1909<br /> |GEBURTSORT=[[Hamburg]]<br /> |STERBEDATUM=23. März 2004<br /> |STERBEORT=[[Offenburg]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hannes_Heer&diff=237755902 Hannes Heer 2023-09-30T13:54:55Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>[[Datei:Hannes Heer 2017.JPG|mini|Hannes Heer (Fotografie aus dem Jahr 2017)]]<br /> '''Hans Georg „Hannes“ Heer''' (* [[16. März]] [[1941]] in [[Wissen (Stadt)|Wissen]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Historiker]], [[Regisseur]] und [[Publizist]].<br /> <br /> Bekannt wurde er insbesondere als einer der inhaltlich prägenden wissenschaftlichen Gestalter der ''[[Wehrmachtsausstellung]]'' (Originaltitel: „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“), die als [[Wanderausstellung]] ab Mitte der 1990er Jahre zum ersten Mal die [[Verbrechen der Wehrmacht|Kriegsverbrechen der regulären deutschen Streitkräfte]] während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] auch für eine breite Öffentlichkeit dokumentierte. Heer trug damit – gegen Widerstände von vor allem [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] und [[Geschichtsrevisionismus|geschichtsrevisionistischen]] Kreisen – maßgeblich dazu bei, die im [[geschichtswissenschaft]]lichen Umfeld bereits nachgewiesene [[Falsifikation|Widerlegung]] des [[Politischer Mythos|Mythos]] der vermeintlich „[[Saubere Wehrmacht|sauberen Wehrmacht]]“ auch im Bewusstsein der deutschen Bevölkerung zu verbreiten.<br /> <br /> Für diese Leistung wurde Hannes Heer 1997 stellvertretend für das Organisationsteam der Ausstellung mit der [[Carl-von-Ossietzky-Medaille]] ausgezeichnet.<br /> <br /> == Leben ==<br /> === Studium und Studentenbewegung ===<br /> Heer studierte Literatur- und Geschichtswissenschaft in [[Bonn]], [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]] und [[Köln]]. Das Studium schloss er 1968 mit dem [[Staatsexamen]] ab. Von 1970 bis 1972 absolvierte er in Bonn ein Aufbaustudium in Volkswirtschaft und Wirtschaftsgeschichte.&lt;ref&gt;Munzinger Online/Personen – Internationales Biographisches Archiv: [http://www.munzinger.de/document/00000024948 ''Hannes Heer'']. Abgerufen am 27. März 2013.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit den 1960er Jahren engagierte sich Heer in der [[Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|Studentenbewegung]] und in der [[Politische Linke|politischen Linken]]. In Bonn wurde er im Januar 1965 ins [[Studierendenparlament|Studentenparlament]] und in den [[Allgemeiner Studierendenausschuss|AStA]] gewählt. Ein Jahr später gehörte er zu den Wiederbegründern des dortigen [[Sozialistischer Deutscher Studentenbund|Sozialistischen Deutschen Studentenbundes]] (SDS). Wegen seiner Tätigkeit im SDS wurde er 1968 nicht als Referendar zum Schuldienst zugelassen. Ab 1969 gehörte er für eine Amtszeit dem SDS-dominierten Vorstand des [[Verband Deutscher Studentenschaften|Verbands Deutscher Studentenschaften]] (VDS) an und stand kommunistischen Organisationen nahe.&lt;ref&gt;Munzinger Online/Personen – Internationales Biographisches Archiv: [http://www.munzinger.de/document/00000024948 ''Hannes Heer'']. Abgerufen am 19. August 2013.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Arbeit in der Wissenschaft, am Theater und beim Film ===<br /> Seine berufliche Laufbahn umfasst Tätigkeiten bei wissenschaftlichen Institutionen, im Kulturbereich und in den Medien. Von 1975 bis 1979 war er Lehrbeauftragter und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der [[Universität Bremen]]. Er arbeitete als Rundfunkautor und 1980 bis 1985 als Dramaturg und Regisseur am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]] in [[Hamburg]] und an den [[Bühnen der Stadt Köln|städtischen Bühnen Köln]]. In Hamburg inszenierte er 1980/81 das Stück ''Als ich neun Jahre alt war, kam der Krieg'', das Erlebnisse von Kindern in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] thematisiert. 1995 brachte er dort mit dem ''Minsker Prozess'' erneut ein Stück über den Krieg und dessen Aufarbeitung in der Nachkriegszeit auf die Bühne.<br /> <br /> Von 1985 bis 1992 drehte er Dokumentarfilme für [[ARD]] und [[ZDF]]. In dieser Zeit entstanden mehr als 20 Dokumentarfilme, unter anderem Regiearbeiten über [[Joseph Beuys]],&lt;ref&gt;Joseph Beuys, Kleve. Eine Innere Mongolei (WDR, 1991, 30 Minuten)&lt;/ref&gt; über den 1945 von einem [[Werwolf (NS-Organisation)|Werwolf-Kommando]] ermordeten Aachener Bürgermeister [[Franz Oppenhoff]]&lt;ref&gt;Der Mordfall Oppenhoff (WDR, 1985, 60 Minuten)&lt;/ref&gt; und mit „Mein 68“ eine persönliche Auseinandersetzung mit der 68er-Bewegung und der eigenen Familiengeschichte.&lt;ref&gt;Mein 68 – Ein verspäteter Brief an meinen Vater (WDR, 1988, 45 Minuten)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Leiter der „Wehrmachtsausstellung“ ===<br /> Während eines geplanten Filmprojekts über die [[Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD|SS-Einsatzgruppen]] in [[Geschichte von Belarus#Zweiter Weltkrieg|Weißrussland]] kam Heer in Kontakt mit [[Jan Philipp Reemtsma]], dem Gründer des [[Hamburger Institut für Sozialforschung|Hamburger Instituts für Sozialforschung]] (HIS). 1993 bis 2000 war Heer wissenschaftlicher Mitarbeiter am HIS. Dort zeichnete er für die erste [[Wehrmachtsausstellung]] verantwortlich, die ihn einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte. Das Projekt mit dem Titel ''[[Vernichtungskrieg]]. [[Verbrechen der Wehrmacht]] 1941 bis 1944'' war von 1995 bis 1999 in 34 Städten zu sehen und fand etwa 900.000 Besucher. Es thematisierte die seit der Nachkriegszeit populäre „Legende von der [[Saubere Wehrmacht|sauberen Wehrmacht]]“ und zeigte die aktive Beteiligung der Militärangehörigen am [[Holocaust]], an Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung und der Ermordung von Kriegsgefangenen auf. Die damals kontrovers diskutierte Ausstellung erregte in der Öffentlichkeit großes Aufsehen und wurde besonders von [[Rechtsextremismus|rechtsextremistischen]], aber auch von bürgerlich-konservativen Kreisen heftig bekämpft.<br /> <br /> Doch auch [[Wehrmachtsausstellung#Untersuchung|fachliche Kritik]] wurde geäußert: Historiker wiesen einige Fehler in der Zuordnung von Fotografien nach, weswegen das HIS die Ausstellung durch eine Historikerkommission untersuchen ließ. Die Kommission bestätigte klar ihre Grundthesen, bescheinigte dem Team seriöse Quellenarbeit und entkräftete den Vorwurf von Fälschungen. Sie kritisierte aber auch einen nachlässigen Umgang mit fotografischen Quellen, den die Wehrmachtsausstellung mit der Geschichtswissenschaft und der gängigen Archivpraxis gemeinsam habe, sowie generell eine pauschalisierende Darstellung. Sie empfahl deshalb eine Überarbeitung.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.his-online.de/fileadmin/user_upload/pdf/veranstaltungen/Ausstellungen/Kommissionsbericht.pdf |text=Bericht der Kommission zur Überprüfung der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“. November 2000 |wayback=20131021095032}} (pdf; 370&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; An dieser wirkte Hannes Heer nicht mehr mit, weil er sich mit Jan Philipp Reemtsma nicht auf eine Konzeption der Neufassung einigen konnte.&lt;ref&gt;Volker Ullrich: [https://www.zeit.de/2000/48/Der_Zivilisationsbruch ''Der Zivilisationsbruch'']. Interview mit Jan Philipp Reemtsma, geführt von Volker Ullrich und Jens Jessen. Online auf www.zeit.de vom 23. November 2000.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Weitere Ausstellungen und Publikationen ===<br /> Seit seinem Ausscheiden am HIS arbeitet Heer als freier Autor, Herausgeber, Regisseur und Ausstellungsmacher.<br /> <br /> Seine Themenschwerpunkte sind die [[Erinnerungspolitik]] und die Konstruktion von Geschichte, insbesondere die Aufarbeitung der [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Zeit]]. In den Werken „Vom Verschwinden der Täter“ (2004) und „[[Adolf Hitler|Hitler]] war’s“ (2005) untersuchte er die Tendenz, die Geschichte des Nationalsozialismus als eine Geschichte von „Taten ohne Täter“ zu präsentieren.&lt;ref&gt;[https://www.perlentaucher.de/buch/hannes-heer/vom-verschwinden-der-taeter.html ''Klappentext und Rezensionsnotizen''] zu Hannes Heer: ''Vom Verschwinden der Täter''. Online auf www.perlentaucher.de.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2004/05 realisierte er zusammen mit Petra Bopp und Peter Schmidt in Hamburg die Ausstellung „Viermal Leben. Jüdisches Schicksal in [[Hamburg-Blankenese|Blankenese]]“. Das Projekt stellte vier Blankeneser Bürger vor, die sich der [[Deportation von Juden aus Deutschland|Deportation]] durch [[Suizid|Freitod]] entzogen hatten.<br /> <br /> Ein aktueller Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Erforschung von [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|Antisemitismus]] in der Musik. Hannes Heer untersuchte ab 2006 im Rahmen des Ausstellungsprojektes „[[Verstummte Stimmen]]“ anhand der Opernhäuser [[Hamburgische Staatsoper|Hamburg]], [[Deutsche Oper Berlin|Berlin]], [[Staatstheater Stuttgart|Stuttgart]], [[Staatstheater Darmstadt|Darmstadt]] und [[Semperoper|Dresden]] die aus rassischen und politischen Gründen erfolgte Vertreibung und Verfolgung von künstlerischem und technischen Personal im Dritten Reich. Er rekonstruierte auch die Geschichte der Diffamierung und Ausgrenzung jüdischer Künstler bei den [[Bayreuther Festspiele]]n 1876 bis 1945 und erinnerte an die Schicksale von 51 Verfolgten nach 1933. Zwölf von ihnen wurden ermordet.&lt;ref&gt;Hannes Heer, Jürgen Kesting, Peter Schmidt: ''Verstummte Stimmen : die Vertreibung der &quot;Juden&quot; aus der Oper 1933 bis 1945'', Metropol, 2008, ISBN 978-3-938690-98-7.&lt;/ref&gt; Die Ausstellung ist seit 2012 auf dem [[Grüner Hügel|Grünen Hügel]] in [[Bayreuth]] zu sehen.&lt;ref&gt;Die Welt: ''[https://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article108231478/Wir-wollen-doch-die-Juden-aussen-lassen.html Wir wollen doch die Juden außen lassen.]'' 10. Juli 2012.&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:HANNESH.jpg|mini|hochkant|Hannes Heer (Fotografie aus dem Jahr 2006)]]<br /> <br /> === Auszeichnung ===<br /> 1997 erhielt Hannes Heer die [[Carl-von-Ossietzky-Medaille]] für das Team der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“.<br /> <br /> == Werke (Auswahl) ==<br /> * '''Monographien:'''<br /> ** ''Burgfrieden oder Klassenkampf. Zur Politik der sozialdemokratischen Gewerkschaften 1930–1933''. (=''Sammlung Luchterhand'' 22), Herrmann Luchterhand, Neuwied und Berlin 1971.<br /> ** ''Tote Zonen – Die deutsche Wehrmacht an der Ostfront''. HIS Verlagsgesellschaft, Hamburg 1999, ISBN 3-930908-51-4.<br /> ** ''Vom Verschwinden der Täter.'' Aufbau-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-7466-8135-9.<br /> ** ''Hitler war's. Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit.'' Aufbau-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-351-02601-3.<br /> ** Hannes Heer, Jürgen Kesting, Peter Schmidt: ''Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der „Juden“ aus der Oper 1933 bis 1945.'' Metropol, Berlin. (Die vier Monographien widmen sich den Opernhäusern in Berlin, Stuttgart, Darmstadt und Dresden. Sie erschienen in den Jahren 2008 bis 2012)<br /> ** Hannes Heer, Sven Fritz, Heike Drummer, Jutta Zwilling: ''Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der ‚Juden‘ und ‚politisch Untragbaren‘ aus den hessischen Theatern 1933 bis 1945.'' (Schriften der [[Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen]], Bd. 27). Metropol, Berlin 2011, ISBN 978-3-86331-013-4.<br /> ** Hannes Heer, Jürgen Kesting, Peter Schmidt: ''Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die ‚Juden‘ 1876 bis 1945.'' Metropol, Berlin 2012, ISBN 978-3-86331-087-5.<br /> ** (mit Christian Streit): ''Vernichtungskrieg im Osten Judenmord, Kriegsgefangene und Hungerpolitik''. Herausgegeben und mit einem Vorwort von Frank Heidenreich und Lothar Wentzel. VSA Verlag, Hamburg 2020, ISBN 978-3-96488-039-0.<br /> <br /> * '''Publikationen als Herausgeber:'''<br /> ** ''Im Herzen der Finsternis. Victor Klemperer als Chronist der NS-Zeit.'' Aufbau-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-351-02456-8.<br /> ** Hannes Heer, Klaus Naumann (Hrsg.): ''Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944.'' [[Hamburger Edition]], Hamburg 1995, ISBN 3-930908-04-2. Ein Begleitband, der zur gleichnamigen ersten [[Wehrmachtsausstellung]] erschien.<br /> ** Hannes Heer, Walter Manoschek, Alexander Pollak, Ruth Wodak (Hrsg.): ''Wie Geschichte gemacht wird. Zur Konstruktion von Erinnerungen an Wehrmacht und Zweiten Weltkrieg.'' Czernin Verlag, Wien 2003, ISBN 3-7076-0161-7.<br /> ** Hannes Heer; Uwe Naumann: ''War of Extermination. The German Military in World War II 1941–1944''. Berghahn Books, New York 2000, ISBN 978-1-57181-232-2. (größtenteils unveränderte Wiederauflage des Begleitbandes „Vernichtungskrieg..“, den das Hamburger Institut für Sozialforschung 1999 zusammen mit der Wehrmachtsausstellung zurückgezogen hatte, um beide zu überarbeiten bzw. neu erstellen zu lassen). Die neue (2001) Wehrmachtsausstellung und der Katalog trugen den abweichenden Titel ''Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941–1944.'' (Hamburg 2002 ISBN 3-930908-74-3.) Heer war nicht mehr der Chef der Ausstellung und auch nicht mehr Herausgeber des Kataloges.<br /> ** Hannes Heer, Christian Glanz, [[Oliver Rathkolb]] (Hrsg.): ''[[Richard Wagner]] und Wien. Antisemitische Radikalisierung und das Entstehen des Wagnerismus.'' [[Hollitzer (Verlag)|Hollitzer Verlag]], Wien 2017, ISBN 978-3-99012-306-5<br /> <br /> * '''Aufsätze:'''<br /> ** ''Bildbruch. Die visuelle Provokation der ersten Wehrmachtsausstellung.'' In: Gerhard Paul (Hrsg.): ''Das Jahrhundert der Bilder 1949 bis heute.'' Vandenhoeck &amp; Ruprecht, Göttingen 2008, S. 638–645.<br /> ** ''Guernica oder der Beginn des Zweiten Weltkriegs.'' In: ''Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.'' 57 (2009), 7/8 und 9, S. 581–612 und S. 677–701.<br /> ** ''Der Überläufer. Heinz Tietjen. Der Generalintendant der Preußischen Staatstheater im Dritten Reich.'' In: ''Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.'' 58 (2010),1, S. 28–53.<br /> ** ''“Und dann kamen wir nach Russland…” Junge Soldaten im Krieg gegen die Sowjetunion.'' In: Ulrich Herrmann, Rolf-Dieter Müller (Hrsg.): ''Junge Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Kriegserfahrungen als Lebenserfahrungen.'' Juventa Verlag, Weinheim 2010, S. 137–165.<br /> ** ''Wie kann man die Geschichte des Holocaust und des Vernichtungskrieges erzählen? Über Erinnerungspolitik in einer erinnerungsresistenten Gesellschaft.'' In: [[Hannes Obermair]], Sabrina Michielli (Hrsg.): ''Erinnerungskulturen des 20. Jahrhunderts im Vergleich – Culture della memoria del Novecento al confronto.'' (Hefte zur Bozner Stadtgeschichte/Quaderni di storia cittadina 7). Bozen: Stadt Bozen 2014, ISBN 978-88-907060-9-7, S. 115–153.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Munzinger|00000024948|Hannes Heer||in: ''Internationales Biographisches Archiv'' 43/2004 vom 23. Oktober 2004}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|audio=0|video=0}}<br /> * {{DNB-Portal|116564997}}<br /> * [https://www.hannesheer.de/ Website von Hannes Heer]<br /> * {{Literatur |Autor=Andreas Speit |Titel=Mitschuld entsorgt |Sammelwerk=taz |Datum=2005-11-07 |Kommentar=über die Lesung aus ''Hitler war's'' |Online=http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2005/11/07/a0242}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=116564997|LCCN=n81099237|VIAF=85166729}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Heer, Hannes}}<br /> [[Kategorie:Historiker]]<br /> [[Kategorie:Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille]]<br /> [[Kategorie:Mitglied im Sozialistischen Deutschen Studentenbund]]<br /> [[Kategorie:VDS-Vorstandsmitglied]]<br /> [[Kategorie:NS-Forscher]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1941]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Heer, Hannes<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Heer, Hans Georg<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Historiker, Regisseur und Publizist<br /> |GEBURTSDATUM=16. März 1941<br /> |GEBURTSORT=[[Wissen (Stadt)|Wissen]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Albert_Warner&diff=237675993 Albert Warner 2023-09-27T10:36:43Z <p>138.246.3.7: /* Leben und Karriere */</p> <hr /> <div>[[Datei:Albert Warner - Feb 1919 MPW.jpg|mini|Albert Warner in dem Filmmagazin ''Moving Picture World'' (1919)]]<br /> '''Aaron „Albert“ Warner''', eigentlich ''Abraham Wonsal'' (* {{JULGREGDATUM|23|7|1884|Link=1}} in [[Krasnosielc]], [[Russisches Kaiserreich]]; † [[26. November]] [[1967]] in [[Miami Beach]], [[Florida]]) war ein polnisch-[[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Filmproduzent]], der zusammen mit seinen drei Brüdern [[Harry Warner|Harry]], [[Sam Warner|Sam]] und [[Jack L. Warner|Jack]] die Filmgesellschaft [[Warner Bros. Entertainment|Warner Brothers]] begründete.<br /> <br /> == Leben und Karriere ==<br /> Albert Warner wurde als eines von insgesamt zwölf Kindern eines jüdischen Schuhmachers im heutigen Polen, welches damals zum russischen Kaiserreich zählte, geboren. Während seiner Kindheit zog er mit seiner Familie nach [[Kanada]], später nach [[Youngstown (Ohio)|Youngstown]] in [[Ohio]].&lt;ref&gt;[https://books.google.de/books?id=7-DgDAAAQBAJ&amp;pg=PA789&amp;lpg=PA789&amp;dq=abraham+wonsal&amp;source=bl&amp;ots=6UTHCHus4G&amp;sig=YseEH7uIUsYIHTMw0FykMR_z5P4&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=0ahUKEwjDgd2QxvvTAhVOLlAKHVTlAiQQ6AEIWTAF#v=onepage&amp;q=abraham%20wonsal&amp;f=false ''Resting Places: The Burial Sites of More Than 14,000 Famous Persons''] von Scott Wilson&lt;/ref&gt; Ab 1903 betrieben die Brüder Filmvorführungen, unter anderem auf Jahrmärkten. Innerhalb weniger Jahre erschufen sie eine große Kinokette, die sie im Jahre 1910 verkauften. Anschließend stiegen sie in die Filmproduktion ein, zunächst mit [[Carl Laemmle]], später eigenständig mit ''Warner Features''. 1923 begründeten sie in Hollywood das Filmstudio [[Warner Bros. Entertainment|Warner Brothers]], anschließend wuchs ihr Erfolg stetig und spätestens ab Beginn des [[Tonfilm]]s Ende der 1920er-Jahre zählte ''Warner Bros.'' zu den großen Filmstudios.<br /> <br /> Albert Warner war in späteren Jahren vor allem in der Funktion des [[Schatzmeister]]s für Warner Brothers tätig. 1956, als die Warner Brothers bereits den Höhepunkt ihrer Macht im [[Studiosystem]] überschritten hatten, beschlossen die drei noch lebenden Warner Brothers sich aus dem Konzern zurückzuziehen. Sie verkauften ihre Anteile, doch der jüngste Bruder Jack kaufte hinter ihrem Rücken seine Anteile wieder zurück und ernannte sich zum Firmenpräsidenten. Daraufhin sprachen Albert und Harry nie wieder ein Wort mit ihm, obwohl Albert später noch einmal Mitglied bis 1966 im [[Board of Directors]] wurde.&lt;ref&gt;{{Findagrave|6448103|Abruf=2017-05-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Warners erste Ehefrau Bessie Krieger, die er 1908 geheiratet hatte, starb 1923 an einer Grippe. Mit seiner zweiten Ehefrau Bessie Siegal war er von 1925 bis zu seinem Tod verheiratet. Mit Bessie Siegel hatte er zwei leibliche Kinder sowie einen Stiefsohn aus ihrer früheren Ehe. Albert Warner starb 1967 im Alter von 83 Jahren in Miami Beach, wo er seinen Lebensabend verbracht hatte. Er wurde auf dem Salem Fields Cemetery in [[Brooklyn]] neben seiner ersten Ehefrau bestattet, seine zweite Ehefrau wurde nach ihrem Tod 1970 ebenfalls dort zur Ruhe gelegt.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{IMDb|nm0912394}}<br /> * {{Findagrave|6448103}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=|LCCN=n96054419|VIAF=23864090|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2022-05-29}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Warner, Albert}}<br /> [[Kategorie:Filmproduzent]]<br /> [[Kategorie:Pseudonym]]<br /> [[Kategorie:Pole]]<br /> [[Kategorie:US-Amerikaner]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1884]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1967]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Warner, Albert<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Warner, Aaron; Wonsal, Abraham (wirklicher Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=polnisch-US-amerikanischer Filmproduzent<br /> |GEBURTSDATUM=23. Juli 1884<br /> |GEBURTSORT=[[Krasnosielc]], [[Russisches Kaiserreich]]<br /> |STERBEDATUM=26. November 1967<br /> |STERBEORT=[[Miami Beach]], [[Florida]], [[Vereinigte Staaten]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ernst_Moritz_Arndt&diff=237488898 Ernst Moritz Arndt 2023-09-20T11:30:43Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> [[Datei:Ernst Moritz Arndt.gif|mini|hochkant=1.1|Ernst Moritz Arndt]]<br /> <br /> '''Ernst Moritz Arndt''' (* [[26. Dezember]] [[1769]] in [[Groß Schoritz]]; † [[29. Januar]] [[1860]] in [[Bonn]]) war ein deutscher [[Nationalismus|nationalistischer]]&lt;!--siehe Diskussionsseite--&gt; und [[Demokratie|demokratischer]] [[Schriftsteller]], [[Historiker]] und Abgeordneter der [[Frankfurter Nationalversammlung]]. Als Publizist und Dichter widmete er sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Herrschaft [[Napoleon Bonaparte]]s in Deutschland. Daher wird er auch als [[Freiheitskämpfer]] bezeichnet. Er gilt als bedeutender Lyriker der Epoche der [[Befreiungskriege]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> === Jugend und Studienzeit ===<br /> [[Datei:Gross Schoritz EMArndt Geburtshaus.jpg|mini|Arndts Geburtshaus]]<br /> Ernst Moritz Arndts Geburt fiel in die Zeit zwischen dem [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] und der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]]. Sein Vater Ludwig Nikolaus Arndt (1740–1808) konnte sich, obwohl er nur der Sohn eines Hirten der Herrschaft zu Putbus in [[Schwedisch-Pommern]] war, am 28.&amp;nbsp;März 1769 für die hohe Summe von 80 Talern aus der [[Leibeigenschaft]] des Grafen [[Malte Friedrich zu Putbus]] freikaufen und arbeitete zur Zeit von Arndts Geburt als Inspektor auf dem Gut des Grafen, dem Geburtshaus von Ernst Moritz Arndt in Groß Schoritz. In der Kirche von Garz wurde er getauft, im alten Pfarrwitwenhaus in der Zudarstraße hatte Arndt seinen frühesten Unterricht erhalten. 1776 wurde der Vater Pächter verschiedener Güter auf Rügen, unter anderem in [[Rambin|Grabitz]] und ab 1787 in [[Löbnitz (Vorpommern)|Löbnitz bei Barth]].<br /> <br /> Seine Mutter Friederike Wilhelmine (geb. Schumacher, 1747–1804), Tochter eines Bauern, prägte seine Früherziehung maßgeblich durch volkstümliche Sagen und Bibelgeschichten.&lt;ref name=&quot;Lux&quot;&gt;Antonius Lux (Hrsg.): ''Große Frauen der Weltgeschichte. 1000 Biographien in Wort und Bild.'' Porträt Friederike Wilhelmine Arndt. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S.&amp;nbsp;31.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Vater schickte seinen frei geborenen Sohn nach dem Unterricht durch Hauslehrer, darunter [[Joachim Gottfried Danckwardt]], von Februar 1787 bis 1789 auf das [[Gymnasium Stralsund|Gymnasium]] im [[Stralsund]]er [[Katharinenkloster (Stralsund)|Katharinenkloster]]. Ernst Moritz Arndt bezog in dem von der Stadt Stralsund dem jeweiligen [[Konrektor]] des Gymnasiums (zu Arndts Schulzeit [[Adolf Friedrich Furchau (Pädagoge)|Adolf Friedrich Furchau]]) zur Verfügung gestellten Haus in der heutigen [[Mönchstraße (Stralsund)|Mönchstraße]]&amp;nbsp;45 ein kleines Zimmer gegenüber der Bibliothek. Das Haus wird heute vom [[Deutsches Meeresmuseum|Deutschen Meeresmuseum]] genutzt und dient als Gedenkstätte für [[Hermann Burmeister]].<br /> <br /> Ab 1788 besuchte Arndt die Prima bei Rektor [[Christian Heinrich Groskurd]]. Im Herbst 1789 wurde er für seine erfolgreich bestandenen Herbstprüfungen öffentlich gelobt. Er selbst sah jedoch im Lernen am Gymnasium keinen Sinn mehr, verließ Stralsund und ging nach [[Bentzin|Zemmin]] außerhalb [[Schwedisch-Pommern]]s. Nach der Intervention seines Vaters, der ihm die Wahl ließ zwischen einer Fortsetzung des Studiums oder Mitarbeit auf dem elterlichen Gut in [[Löbnitz (Vorpommern)|Löbnitz]], kehrte Arndt zu seinen Eltern zurück und blieb dort bis Ostern 1791, wobei er das Gymnasium praktisch im „Fernstudium“ beendete.<br /> [[Datei:Arndts Schreibtisch.JPG|mini|Arndts Schreibtisch, Museum Stralsund]]<br /> Ab Mai 1791 studierte er an den Universitäten [[Universität Greifswald|Greifswald]] und später [[Friedrich-Schiller-Universität Jena|Jena]] neben [[evangelisch]]er [[Theologie]], Geschichte, Erd- und Völkerkunde auch Sprachen und Naturwissenschaften. Nach der Kandidaten- und Hauslehrerzeit bei [[Ludwig Gotthard Kosegarten]] unternahm er 1798/1799 eine [[Grand Tour|Bildungsreise]] durch [[Österreich]], [[Oberitalien]], [[Frankreich]], das heutige [[Belgien]] und einen Teil Norddeutschlands. Er schilderte seine Eindrücke in verschiedenen Reiseberichten.<br /> <br /> === Professur in Greifswald ===<br /> Im April 1800 [[Habilitation|habilitierte]] sich Arndt in Greifswald in Geschichte und [[Philologie]] mit einer Schrift, in der er sich gegen die Ideen [[Jean-Jacques Rousseau]]s aussprach. Er heiratete Charlotte Marie Quistorp, die Tochter von Professor [[Johann Quistorp (Mediziner)|Johann Quistorp]], die 1801 nach der Geburt des Sohnes Karl Moritz an [[Kindbettfieber]] starb. Am 22.&amp;nbsp;April 1800 bat Arndt die Universität Greifswald um die Lehrerlaubnis für Geschichte und Philologie, die ihm am 5.&amp;nbsp;Mai 1800 vom [[Generalgouverneur]] und Universitätskanzler [[Hans Henrik von Essen]] erteilt wurde, dem Arndt später seinen ''Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen'' widmete.<br /> <br /> Arndt wurde 1801 [[Privatdozent]] an der Universität. 1803 wurde er nach dem Erscheinen seines ''Versuchs einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen'' von adligen Gutsbesitzern verklagt. Darin hatte er voller Empörung das [[Bauernlegen (Geschichte)|Bauernlegen]] und die [[Leibeigenschaft]] in Vergangenheit und Gegenwart kritisiert. Arndt schrieb in seiner Autobiographie, die 1806 erfolgte Aufhebung der Leibeigenschaft und der [[Patrimonialgericht]]sbarkeit in Schwedisch-Pommern durch den schwedischen König sei aus der Lektüre seiner Studie gefolgt. Im selben Jahr verfasste Arndt den ersten Teil seiner [[Anti-Napoleonismus|antinapoleonischen]] Flugschrift ''Geist der Zeit''. Er erhielt, nach einem Schweden-Aufenthalt 1803/1804, auf seinen Antrag vom November 1805 hin am 11.&amp;nbsp;April 1806 eine außerordentliche Professur an der philosophischen Fakultät in Greifswald.<br /> <br /> 1805 erarbeitete Arndt für die schwedische Regierung eine Verordnung über die Errichtung einer Landwehr in Schwedisch-Pommern, die am 30.&amp;nbsp;April 1806 in Kraft trat. Ab dem Sommer desselben Jahres war Arndt öfter für die Regierung tätig, was seinen Aufenthalt in [[Stralsund]] erforderte. Dort freundete er sich mit dem seit 1799 als Arzt arbeitenden [[Christian Ehrenfried Weigel]] an. Er geriet mit einem schwedischen Offizier namens Gyllensvärd aneinander, dem er antideutsche Äußerungen unterstellte, und [[duell]]ierte sich mit ihm am 12.&amp;nbsp;Juli 1806, wobei er von einer Pistolenkugel im Bauchraum verwundet wurde.<br /> <br /> === Flucht und Kampf gegen Napoleon ===<br /> Arndt musste nach der Niederlage [[Königreich Preußen|Preußens]] in der [[Schlacht bei Jena und Auerstedt]] vor den Truppen Napoleons nach Schweden flüchten. Er traf am 26.&amp;nbsp;Dezember 1806 in [[Stockholm]] ein, wo er den zweiten Teil von ''Geist der Zeit'' schrieb, der Wege aus der „fremdherrschaftlichen Bevormundung Deutschlands“ aufzeigen sollte. Arndt arbeitete in Schweden an der Übersetzung des schwedischen Gesetzbuches, um es in Schwedisch-Pommern einführen zu können.<br /> <br /> Nach dem Sturz König [[Gustav IV. Adolf (Schweden)|Gustavs&amp;nbsp;IV. Adolf]] verließ Arndt 1809 sein Asyl und kehrte illegal nach Deutschland zurück. Zunächst kam er mit dem [[Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein|Freiherrn von Stein]] nach Königsberg, wo er eine Affäre mit der verheirateten [[Johanna Motherby]] begann, deren Freund und Vertrauter er zeitlebens blieb. Dann lebte er zunächst bei seinen Geschwistern auf dem Land und ging dann nach [[Berlin]] zu [[Georg Andreas Reimer]], wo er in einen patriotischen Kreis eingeführt wurde, zu dem unter anderem [[Friedrich Ludwig Jahn]], [[Hermann von Boyen]], [[August Neidhardt von Gneisenau]] und [[Friedrich Schleiermacher]] gehörten.<br /> <br /> Als im Jahr 1812 Napoleon [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm III.]] von Preußen in ein Bündnis zum [[Russlandfeldzug 1812|Krieg gegen Russland]] gezwungen hatte, gingen zahlreiche deutsche Gegner Frankreichs nach Russland. Unter ihnen befand sich der [[Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein|Freiherr vom Stein]], der in Arndt einen Gefährten zur Unterstützung des deutschen Nationalbewusstseins gegen die französische Fremdherrschaft sah und ihn einlud, sein Privatsekretär zu werden. Arndt folgte ihm über [[Prag]] nach [[Sankt Petersburg]]. Zu seinen Aufgaben gehörten vor allem Briefwechsel mit England und Deutschland, besonders die [[Russisch-Deutsche Legion]] betreffend sowie eine Koalition [[Vereinigtes Königreich|Englands]] mit [[Russland]]. In dieser Zeit publizierte Arndt den Großteil seiner patriotischen Lieder und Gedichte und seiner Schriften gegen Frankreich.<br /> <br /> Zu Beginn des Befreiungskrieges verfasste Arndt die Schriften ''Kurzer Katechismus für den teutschen Soldaten'' und ''Katechismus für den teutschen Kriegs- und Wehrmann''. In dieser Schrift geißelt er den ''Krieg der Tyrannen'':<br /> <br /> {{Zitat|Wer aber für den Tyrannen ficht und gegen Gerechtigkeit das mordische Schwert zieht, dessen Name ist verflucht bei seinem Volke und sein Gedächtnis blüht nimmer unter dem Menschen.|Quelle=Katechismus für den Teutschen Kriegs- und Wehrmann, Köln 1815, S. 10}}<br /> <br /> {{Zitat|Es sind oft blutige Tyrannen gewesen, welche Freiheit und Gerechtigkeit zu vertilgen ausstanden...|Quelle=Katechismus, S. 24}}<br /> <br /> Sein Beispiel eines Tyrannen ist in dieser Schrift Napoleon Bonaparte. Hier sind unter anderem auch wortgewaltige Schilderungen über die Schlachten, die gegen Napoleon gefochten wurden, enthalten:<br /> <br /> {{Zitat|Hinter sich aber ließ er fast sein ganzes Geschütz, und mehr als 100.000 Tote, Verwundete, Gefangene und Versprengte; dazu alle Lazarette voll vieler Zehntausende von Kranken und Verwundeten aus den früheren Schlachten. Auf seiner Flucht von Leipzig nach Mainz verlor er durch Gefechte, Ermattung und Hunger fast noch die Hälfte des übrigen Heeres und brachte von 400.000 Mann, die er seit dem verflossenen Winter wieder in Teutschland zusammen getrieben hatte, nicht mehr als 80.000 Mann über den Rhein, in einem so elenden Zustande, dass die Hälfte davon gewiss durch Krankheiten umkommen wird. So hatte auch in Teutschland Gott Gericht gehalten über die Bösen.|Quelle=Katechismus, S. 23/24}}<br /> <br /> In dieser Schrift kommt zudem, wie auch in zahlreichen Gedichten von Arndt, das Streben nach größtmöglicher Freiheit (die für ihn jedoch keine Demokratie, sondern eine [[konstitutionelle Monarchie]] darstellte) zum Ausdruck:<br /> <br /> {{Zitat|Der Mensch soll gehorchen mit Freiheit und das Rechte tun, weil es seinem Herzen gefällt.<br /> Und es sind viele Laster schändlich zu nennen, doch das Schändlichste von allen ist ein knechtischer Sinn.<br /> Denn wer die Freiheit verlor, der verlor jede Tugend, und dem zerbrochenen Mut hängen die Schanden sich an.<br /> Wer mit hündischen Sinn das Rechte verschweiget, der umschleicht mit dem Unrecht bald auch das Recht.|Quelle=Katechismus, S. 8}}<br /> <br /> Über Krieg, Soldaten bzw. das Verhalten der Soldaten schreibt er:<br /> <br /> {{Zitat|Denn der Krieg ist ein Übel und die Gewalt ist das größte Übel.|Quelle=Katechismus, S. 32}}<br /> <br /> {{Zitat|Wer das Schwert trägt, der soll freundlich und fromm sein wie ein unschuldiges Kind, denn ich ward ihm umgürtet zum Schirm der Schwachen und zur Demütigung der Übermütigen.<br /> Darum ist in der Natur keine größere Schande, als ein Krieger, der die Wehrlosen misshandelt, die Schwachen nöthet, und die Niedergeschlagenen in den Staub tritt.|Quelle=Katechismus, S. 31}}<br /> <br /> {{Zitat|Ein solcher Soldat, der räuberisch, hartherzig und grausam ist, heißt mit Recht viel schlechter als ein Straßenräuber und sollte wie andere Schandebuben mit Galgen und Rad bestraft werden.<br /> Denn er entehrt den heiligen Stand des Bürgers und macht Stärke und Mut, welche die Menschen beschirmen sollten, zu ihrem Fluch|Quelle=Katechismus, S. 34}}<br /> <br /> Neben dem ''Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen'' ist diese Schrift eine der wichtigsten, und Arndts Aussagen darin waren damals revolutionär.<br /> <br /> === Rückkehr ===<br /> Nach Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug und dem Beginn der Befreiungskriege kehrte Arndt 1813 nach Schwedisch-Pommern zurück. Er unterstützte die nationale Einheitsbewegung durch diverse Schriften, unter anderem ''Der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze'', in der er die Ablösung des deutschsprachigen [[Rheinland]]s von Frankreich forderte. Von Sommer 1816 bis März 1817 war er im seit 1815 preußischen Stralsund und traf unter anderen seinen langjährigen Freund [[Gottlieb Mohnike|Gottfried Christian Mohnike]], seinen ehemaligen Konrektor Furchau und dessen Sohn [[Adolf Friedrich Furchau (Dichter)|Adolf Friedrich]].<br /> <br /> Zur Unterstützung des evangelischen [[Pietismus]] veröffentlichte er den ''Deutschen Volkskatechismus''. Arndt schrieb außerdem gegen französische Politik, Philosophie und Lebensart an, etwa in Flugblättern wie ''Über Volkshass und über den Gebrauch einer fremden Sprache'' (1813), ''Über das Verhältnis Englands und Frankreichs zu Europa'' (1813) und ''Noch ein Wort über die Franzosen und über uns'' (1814). In der Schrift ''Das preußische Volk und Heer'' (1813) empfahl er Preußens Führern, „den Geist freizulassen und das Volk kriegsgeübt zu machen“. Aus derselben Zeit stammen seine Kriegs- und Vaterlandslieder ''Lieder für Teutsche'' (1813) und ''Kriegs und Wehrlieder'' (1815). 1813 veröffentlichte er den dritten Teil von ''Geist der Zeit'', in dem er Grundzüge einer neuen Verfassung für Deutschland umriss.<br /> <br /> Der Gründung der [[Urburschenschaft]], die die bisherigen [[Landsmannschaft (Frühe Neuzeit)|studentischen Landsmannschaften]] zugunsten einer nationalen Organisation überwinden wollte, stand Arndt sehr positiv gegenüber. Er gilt neben Jahn und den Jenaer Professoren [[Jakob Friedrich Fries]] und [[Karl Wilhelm Stark]] als einer ihrer Ideengeber. In seiner 1815 erschienenen Schrift ''Studentenstaat'' verklärte er die studentische Lebensweise in Antinomie zu jeder bürgerlichen Enge als „poetischer Freiheit und Gleichheit, ein selbstgenügendes und selbstherrschendes Leben ohne Zwang und ohne Sünde, wo die unermeßliche Weite der Geisteswelt geöffnet ist“. Die Einrichtung studentischer Ehrengerichte geht auch auf seine Polemiken gegen das studentische Duellwesen zurück.&lt;ref&gt;[[Wolfgang Hardtwig]]: ''Studentische Mentalität – Politische Jugendbewegung – Nationalismus. Die Anfänge der deutschen Burschenschaft.'' In: ''[[Historische Zeitschrift]],'' 242, Heft 1 (1986), S. 593 f. und 602 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Professur in Bonn, Nationalversammlung ===<br /> [[Datei:EMAHS1.jpg|mini|[[Ernst-Moritz-Arndt-Haus (Bonn)|Arndts Haus]] in [[Bonn]]]]<br /> [[Datei:Ernst Moritz Arndt litho.jpg|mini|hochkant|Im fortgeschrittenem Lebensalter]]<br /> [[Datei:NannaSchleiermacher.jpg|mini|hochkant|Arndts zweite Ehefrau „Nanna“ Schleiermacher]]<br /> Im April 1817 verlobte sich Arndt in Berlin mit ''Anna Maria Schleiermacher'', einer Schwester des Theologen [[Friedrich Schleiermacher]], die er am 18.&amp;nbsp;September des gleichen Jahres heiratete. In diesem Jahr erschienen auch seine ''Märchen und Jugenderinnerungen'' und der vierte Teil von ''Geist der Zeit''. Er ging an die von Preußen in Bonn errichtete [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität]], wo er 1818 Professor für Geschichte wurde. Sein Jahresgehalt betrug 1500 Taler.<br /> <br /> Im Jahr 1819 veröffentlichte Arndt das Gedicht ''Der Fels des Heils'' in seiner Schrift ''Von dem Wort und dem Kirchenliede''.&lt;ref&gt;Beate und [[Winrich Scheffbuch]]: ''Den Kummer sich vom Herzen singen – So entstanden bekannte Lieder.'' 7. Aufl. Hänssler Verlag, 2001, S.&amp;nbsp;79, 80.&lt;/ref&gt; Es lehnt sich an die Bibelstelle „Ich weiß, an wen ich glaube“ aus {{B|2. Timotheus|1|12|LUT}} an. Noch zu Arndts Lebzeiten wurde das Lied in zahlreiche Gesangbücher aufgenommen. Es ist heute unter dem Titel ''Ich weiß, woran ich glaube'' im Evangelischen Gesangbuch enthalten. Die Melodie stammt von [[Heinrich Schütz]] aus dem Jahr 1628 in einer minimal veränderten Version von 1661.&lt;ref&gt;{{Liederkunde|15|31|35|357|Ich weiß, woran ich glaube|Sabine Gruber (T.), Helmut Lauterwasser (M.)}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Commonscat|Ich weiß, woran ich glaube}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Arndts akademisches Wirken in Bonn war nur von kurzer Dauer. 1819 wurden seine Papiere im Rahmen der [[Demagogenverfolgung]]en infolge der [[Karlsbader Beschlüsse]] wegen des vierten Bandes von ''Geist der Zeit'' und Privatäußerungen beschlagnahmt, er selbst am 10.&amp;nbsp;November 1820 von seinem Lehramt suspendiert. Im Februar des folgenden Jahres wurde ein Verfahren wegen „demagogischer Umtriebe“ gegen ihn eröffnet. Es endete ohne Ergebnis. Arndts Forderung einer Ehrenerklärung wurde nicht erfüllt, er selbst aber auch nicht für schuldig erklärt. Bei Weiterbezug seines Gehaltes wurde ihm die Erlaubnis entzogen, an der Universität Vorlesungen zu halten. 1826 musste Arndt sein Professorenamt ganz niederlegen. Erst 1840 wurde er durch [[Friedrich Wilhelm&amp;nbsp;IV.]] rehabilitiert. Eine Schilderung des Prozesses gab Arndt in dem ''Notgedrungenen Bericht aus meinem Leben, aus und mit Urkunden der demagogischen und antidemagogischen Umtriebe'' (1847).<br /> <br /> Auch im Privatleben musste Arndt mit Schicksalsschlägen fertigwerden. 1834 ertrank sein jüngster Sohn Wilibald im Rhein. Sein Sohn Sigerich Arndt wurde gegen den erbitterten Widerstand seines Vaters, der der [[Burschenschaft]] zugeneigt war und das Prinzip politischer Neutralität strikt ablehnte, Mitglied des [[Corps Rhenania Bonn]]. 1841 wurde Arndt Rektor der Bonner Universität und lehrte und publizierte bis zu seiner [[Emeritierung]] 1854.<br /> <br /> Am 18.&amp;nbsp;Mai 1848 zog Arndt als Abgeordneter für [[Solingen]] in die [[Frankfurter Nationalversammlung]] ein. Er blieb fraktionslos, war aber Mitglied der [[Kaiserdeputation]]. Der preußische König Friedrich Wilhelm&amp;nbsp;IV. hatte Arndt schon vor der Konstituierung der Versammlung geschrieben, dass er die von einem demokratischen Parlament angebotene Krone nicht annehmen werde. Am 20.&amp;nbsp;Mai 1849 legte Arndt sein Mandat nieder und widmete sich wieder dem akademischen Leben.<br /> <br /> === Lebensabend ===<br /> [[Datei:Bonn graveyard ernst moritz arndt alter friedhof.JPG|mini|hochkant|Grabstätte auf dem [[Alter Friedhof Bonn|Alten Friedhof]] in Bonn]]<br /> Arndt blieb weiter aktiv als patriotischer Literat. Er verfasste ''Blätter der Erinnerung, meistens um und aus der Paulskirche in Frankfurt'' (1849), ''Mahnruf an alle deutschen Gauen in betreff der schleswig holsteinischen Sache'' (1854), ''Pro populo germanico'' (1854), ''Blütenlese aus Altem und Neuem'' (1857) und ''Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn H.&amp;nbsp;K. Fr. vom Stein'' (1858). Wegen einer Generalfeldmarschall [[Carl Philipp von Wrede]] und das [[Bayerische Armee|bayerische Militär]] verleumdenden Stelle in der letztgenannten Schrift wurde Arndt vor das Schwurgericht in [[Zweibrücken]] geladen und in Abwesenheit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.<br /> <br /> 1858 widmeten [[Verlag Moritz Schauenburg|Hermann und Moritz Schauenburg]] Arndt die erste Ausgabe des ''[[Allgemeines Deutsches Kommersbuch|Allgemeinen deutschen Kommersbuches]]''. Diese Widmung und ein [[Faksimile]] seiner Antwort werden bis heute in jeder Auflage des Kommersbuches abgedruckt. Unter allgemeiner öffentlicher Teilnahme feierte Arndt 1859 seinen 90.&amp;nbsp;Geburtstag. Er starb kurz darauf am 29.&amp;nbsp;Januar 1860. Sein Grab befindet sich auf dem [[Alter Friedhof Bonn|Alten Friedhof]] in Bonn.<br /> <br /> == Verhältnis zu Frankreich und dem Judentum ==<br /> [[Datei:Ernst Moritz Arndt 1848.jpg|mini|hochkant|Ernst Moritz Arndt als Mitglied der [[Frankfurter Nationalversammlung]]]]<br /> Arndts Bild vom Deutschen geht von einem ursprünglich „reinen“ Zustand des Volkes aus, der bewahrt werden müsse:<br /> <br /> {{Zitat|Text=Die Deutschen sind nicht durch fremde Völker ver[[bastard]]et, sie sind keine Mischlinge geworden, sie sind mehr als viele andere Völker in ihrer angeborenen Reinheit geblieben […]; die glücklichen Deutschen sind ein ursprüngliches Volk|ref=&lt;ref&gt;Ernst Moritz Arndt: Fantasien zur Berichtigung der Urtheile über künftige deutsche Verfassungen (1815), zitiert nach [[Christian Jansen]]: ''Gehören Herder, Arndt, Fichte, Fries und Hundt-Radowsky zur „völkischen Wissenschaft“?'' In: Michael Fahlbusch, Ingo Haar, Anja Lobenstein-Reichmann und Julien Reitzenstein (Hrsg.): ''Völkische Wissenschaften: Ursprünge, Ideologien und Nachwirkungen''. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-065459-2, S. 41–53, hier S.&amp;nbsp;45. Weitere Belege zur „Bastardisierung“ nach Arndt bei [[Gerhard Henschel]]: ''Neidgeschrei. Antisemitismus und Sexualität.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 2008, ISBN 3-455-09497-X, S.&amp;nbsp;211.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Dabei argumentiert Arndt bereits in grundsätzlich rassischen Kategorien, wenn er schreibt:<br /> <br /> {{Zitat|Text=Erstlich ist jede zu häufige Mischung der Völker mit fremden Stoffen durchaus ein Verderben, das widerstreitende Triebe und Anlagen hervorbringt und die Eigenthümlichkeit und Kraft des Karakters eines Volkes zerstört.<br /> |ref=&lt;ref&gt;Ernst M. Arndt: ''Ein Blick aus der Zeit in die Zeit.'' (1814), S. 180–204. (Zitiert nach www.uniohnearndt.de)&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Arndt betrieb sehr scharfe [[Frankophobie|antifranzösische]] [[Propaganda]], in der er die Deutschen zum [[Deutsch-französische Erbfeindschaft|Hass gegen das französische Volk]] aufforderte:<br /> <br /> {{Zitat|Text=Wenn ich sage, ich hasse den französischen Leichtsinn, ich verschmähe die französische Zierlichkeit, mir missfällt die französische Geschwätzigkeit und Flatterhaftigkeit, so spreche ich vielleicht einen Mangel aus, aber einen Mangel, der mir mit meinem ganzen Volke gemein ist. Ebenso kann ich sagen: Ich hasse den englischen Übermut, die englische Sprödigkeit, die englische Abgeschlossenheit. Diese gehassten und verachteten und getadelten Eigenschaften sind an sich noch keine Laster, sie hängen bei den Völkern, die sie tragen, vielleicht mit großen Tugenden zusammen, die mir und meinem Volke fehlen. Darum lasst uns die Franzosen nur recht frisch hassen, lasst uns unsre Franzosen, die Entehrer und Verwüster unserer Kraft und Unschuld, nur noch frischer hassen, wo wir fühlen, dass sie unsere Tugend und Stärke verweichlichen und entnerven.|ref=&lt;ref&gt;[http://www.ernst-moritz-arndt.de/zitate.htm ernst-moritz-arndt.de ''Geist der Zeit'', 4. Teil, 1818]&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Er warnte auch vor zu engem Kontakt mit dem [[Judentum]]: Zwar sei durch den [[Konversion (Religion)|Übertritt]] zum Christentum in der zweiten Generation der „Same [[Abraham]]s“ kaum noch zu erkennen, schädlich aber seien die „Tausende, welche die russische Tyrannei uns nun noch wimmelnder jährlich aus [[Juden in Polen|Polen]] auf den Hals jagen wird“, „die unreine Flut von Osten her“. Er warnte vor einer angeblichen jüdisch-intellektuellen [[Verschwörungstheorie|Verschwörung]], „Juden oder getaufte und [[…]] eingesalbte Judengenossen“ hätten sich der Literatur „wohl zur guten Hälfte bemächtigt“ und verbreiteten „ihr freches und wüstes Gelärm, wodurch sie [[…]] jede heilige und menschliche Staatsordnung als Lüge und Albernheit in die Luft blasen möchten.“&lt;ref name=&quot;zeit.de/fataler_patron&quot;&gt;[http://www.zeit.de/zeitlaeufte/fataler_patron zeit.de]&lt;/ref&gt; Das lange „unstäte Daseyn“ hätte aus ihnen „das Gemeine, Kleinliche, Feige und Geitzige hervorgelockt“, sie seien „jeder schweren Mühe und jeder harten Arbeit ungeduldig“ und würden daher nach jedem „leichten und flüchtigen Gewinn“ streben.&lt;ref&gt;E. M. Arndt: ''Ein Blick aus der Zeit in die Zeit.'' (1814), S. 180–214. (Zit. nach www.uniohnearndt.de)&lt;/ref&gt; Forderungen nach Dialog, [[Menschlichkeit|Humanität]] und [[Toleranz]] gegenüber Juden bezeichnete Arndt als „Allerweltsphilosophie und Allerweltliebe“, die Zeichen von „Schwächlichkeit und Jämmerlichkeit“ seien. Noch im Alter wandte sich Arndt gegen die „unruhigen, neugierigen und alles betastenden und umwühlenden Hebräer“.<br /> <br /> Seine Hassvorstellungen über Franzosen und Juden gingen ineinander über, er nannte die Franzosen „das Judenvolk“. Franzosen waren ihm „verfeinerte schlechte Juden“. Er unterstellte ihnen [[Menschenhandel]]: „In alle Kreise […] der teutschen Zunge (ergingen) Befehle, Listen einzuschicken über die mannbaren teutschen Jungfrauen, welche durch Vermögen, Schönheit und Anmuth glänzten. Diese sollten nach Frankreich abgeführt und an Franzosen vergeben werden. Hätte dies ausgeführt werden können, wie bald wäre diesseits des Rheins die edle deutsche Art [[Bastard|verbastardet]] worden.“ Er meinte, die meisten Französinnen seien „verbuhlt und unzüchtig […] in der zischelnden und flüsternden und gurgelnden [[Französische Sprache|Schlangensprache]] selbst liegt schon das Schlüpfrige, Gleisende [für: Gleißende], Verführerische und Sündliche.“ Wollten Personen von westlich des Rheins ins Land, so solle man [[Zoll (Abgabe)|Zölle]] erheben, wie beim Vieh: „Ein Artikel, der mehr der Ueppigkeit dient, als der [[Viehzucht]] schadet, wird jährlich in Teutschland eingeführt, nemlich Franzosen und Juden. Doch der teutschen Menschenzucht ist er äußerst schädlich, sowohl in Hinsicht der Vergiftung der ächten teutschen Sitten, als der Verschlechterung des edlen teutschen Stammes.“ Weiter schrieb er: „Ich werde mein ganzes Leben arbeiten, daß die Verachtung und der Haß auf dieses Volk die tiefsten Wurzeln schlägt.“ 1815 hieß es bei Arndt über die Franzosen: „Juden […] nenne ich sie wieder, nicht bloß wegen ihrer Judenlisten und ihres knickerigen Geitzes, sondern mehr noch wegen ihres judenartigen Zusammenklebens.“&lt;ref&gt; Ernst Moritz Arndt: ''Noch ein Wort über die Franzosen und über uns.'' o.&amp;nbsp;O. 1814, S. 13 ff. und Anhang S. 1–4; ders.: ''Das Wort von 1814 und das Wort von 1815 über die Franzosen.'' 1815, S.&amp;nbsp;71; viele weitere Belege bei Gerhard Henschel: ''Neidgeschrei. Antisemitismus und Sexualität.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 2008.&lt;/ref&gt; Arndt hatte überdies Kontakt zu [[Heinrich Eugen Marcard]] und äußerte sich in einem persönlichen Schreiben zustimmend zu dessen antisemitischer Publizistik.&lt;ref&gt;Arno Herzig: [http://www.uniohnearndt.de/2009/08/arndt-und-der-judenpogrom-in-minden/ ''Arndt und der Judenpogrom in Minden.'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kritisiert wurde häufig auch das aus heutiger Sicht martialisch bzw. militaristisch wirkende<br /> von Arndt gedichtete ''[[Vaterlandslied (Arndt)|Vaterlandslied]]'' der Freiheitskriege:&lt;ref&gt;[http://www.balladen.de/web/sites/balladen_gedichte/autoren.php?b05=24&amp;b16=753 balladen.de]&lt;/ref&gt;<br /> &lt;poem style=&quot;margin-left: 2em; font-style: italic;&quot;&gt;<br /> Der Gott, der Eisen wachsen ließ,<br /> der wollte keine Knechte,<br /> drum gab er Säbel, Schwert und Spieß<br /> dem Mann in seine Rechte;<br /> drum gab er ihm den kühnen Mut,<br /> den Zorn der freien Rede,<br /> dass er bestände bis aufs Blut,<br /> bis in den Tod die Fehde.<br /> &lt;/poem&gt;<br /> <br /> Damit einher ging bei Arndt eine fast [[Heilig|sakrale]] Überhöhung des Deutschtums und des Nationalen. So lässt er in einer Schrift Gott sprechen:<br /> <br /> {{Zitat|Und weil ihr das Herz sein solltet von Europa, seid ihr mir lieb gewesen, wie mein eigenes Herz, und werdet mir lieb bleiben ewiglich.|Quelle=''Geist der Zeit I.'' Berlin 1912, S. 18}}<br /> <br /> In Hinblick auf deutsche Persönlichkeiten stellte er die Frage: „Wo ist das Volk, wo der Mann in Europa, der vor diesen deutschen Namen nicht anbetend niederfällt?“&lt;ref&gt;''Geist der Zeit II'', S. 235.&lt;/ref&gt; Um zum Kampf gegen die Franzosen und Napoleon aufzurufen, nahm er Bezug auf die [[Varusschlacht]] und die Kämpfe der [[Germanen]] gegen die Römer: „So ziehen wir aus zu [[Arminius|Hermanns]] Schlacht/ Und wollen Rache Üben“.&lt;ref&gt;''Geist der Zeit I'', S. 101.&lt;/ref&gt; An anderer Stelle äußert er sich allerdings skeptisch gegenüber einer überbordenden Rückbesinnung auf Germanen und Mittelalter:<br /> <br /> {{Zitat|Durch unsere deutsche Geschichte läuft ein wunderlicher Wahn, woraus ich gar nicht klug werden kann. Wenn die Deutschen über die traurige Gegenwart klagen, so nehmen sie den Mund so gerne voll von der Allmacht und unüberwindlichen Furchtbarkeit und Stärke ihrer Altvordern im Mittelalter. Ich habe mich danach umgesehen, sie aber nirgends so gefunden. Freilich, wenn man in der ältesten Zeit alles, was germanisch ist, deutsch nennt […] |Quelle=Geist der Zeit I, S. 97 f.}}<br /> <br /> == Wirkung und Bewertung ==<br /> === Zu Lebzeiten ===<br /> [[Datei:Berlin .Gendarmenmarkt .Deutscher Dom 011.jpg|mini|hochkant|links|„Was ist des Deutschen Vaterland“]]<br /> Zu Lebzeiten wurde Arndt hoch verehrt und gefeiert, seine Schriften führten zur Gründung patriotischer Vereinigungen, unter anderem in [[Gießen]], [[Heidelberg]] und [[Marburg]], die als Vorgänger der Burschenschaften angesehen werden können. Sein Lied ''[[Was ist des Deutschen Vaterland?]]'' war lange Zeit die inoffizielle Hymne der deutschen Einigungsbewegung. Für Arndt wurde eine Reihe von Denkmälern errichtet, beispielsweise in Bonn und Stralsund.&lt;ref&gt;Die bekanntesten Denkmäler sind:<br /> * Standbild in [[Bonn]], Entwurf von [[Bernhard Afinger]], 1865 enthüllt<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Turm]] auf dem [[Rugard]] auf Rügen, Entwurf von [[Hermann Eggert]], 1877 eingeweiht<br /> * Hermenbüste in Berlin, Victoriapark/Kreuzberg, Entwurf von Hans Latt, 1899 enthüllt<br /> * Büstendenkmal in [[Stralsund]], Entwurf von [[Albert August Manthe]], enthüllt 1900<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Turnhalle]] in [[Hamburg-Eilbek]], eröffnet 1914&lt;/ref&gt;<br /> [[Julius Mosen]] verfasste 1860 als Nachruf das Gedicht ''Das Dichtergrab am Rhein''.&lt;ref&gt;Erschienen in: ''[[Die Gartenlaube]]'', Heft 14 (1860), S.&amp;nbsp;209 ([[s:Das Dichtergrab am Rhein|Volltext]] bei [[Wikisource]]); in Heft 12&amp;nbsp;f. war bereits der Nachruf ''Vater Arndt'' von [[Max Ring]] erschienen ([[s:Vater Arndt|Volltext]] bei Wikisource; mit Porträt [[:Datei:Die_Gartenlaube_(1860) 189.jpg|''Vater Arndt im neunzigsten Jahr. Nach einer Photographie'']], Abbildung bei [[Wikimedia Commons]]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Arndts erklärtes Ziel war es, mit seinen Texten über den Kreis der Gebildeten hinaus zu wirken; er bemühte sich daher um eine allgemeinverständliche Sprache. Er war sich im Klaren darüber, dass einige seiner Publikationen, wie zum Beispiel die Schriften ''Geist der Zeit'', nur Leser in gebildeten Schichten finden würden, und arbeitete daher Teile davon um in ein einfacher gehaltenes Volksbuch. Dessen Auflagen waren 1813/1814 innerhalb weniger Monate vergriffen. Die [[Flugschrift]]en Arndts sollten den gebildeten wie auch den ungebildeten Leser ansprechen. Er bediente sich bewusst einer Sprache, die {{&quot;|einfältig, klar und ohne alle Klügelei des Worts}}&lt;ref&gt;Karl Heinz Schäfer: ''Ernst Moritz Arndt als politischer Publizist. Studien zur Publizistik, Pressepolitik und kollektiven Bewusstsein im frühen 19. Jahrhundert.'' Bonn 1974, S.&amp;nbsp;123.&lt;/ref&gt; war.<br /> <br /> Häufig wird die Breitenwirkung Arndts hervorgehoben, die aber schwer differenziert einzuschätzen ist. Während Arndts antifranzösische Ressentiments wohl auf fruchtbaren Boden fielen, lässt sich der Erfolg seines nationalen Engagements kaum bemessen. In der Forschung ist die Meinung vorherrschend, dass in die Landbevölkerung zwar ein {{&quot;|vages gemeindeutsches Empfinden}} eingegangen sein mag, jedoch der Landespatriotismus und die Verbundenheit mit dem jeweiligen Herrscher dominierte.&lt;ref&gt;[[Peter Brandt (Historiker)|Peter Brandt]]: ''Die Befreiungskriege von 1813 bis 1815 in der deutschen Geschichte.'' In: [[Michael Grüttner]] u.&amp;nbsp;a. (Hrsg.): ''Geschichte und Emanzipation. Festschrift für [[Reinhard Rürup]].'' Frankfurt am Main/New York 1999, S.&amp;nbsp;17–57, hier S.&amp;nbsp;34.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Im Nationalsozialismus ===<br /> Die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] betrachteten Arndt als einen ihrer Vordenker,&lt;ref&gt;Niels Hegewisch: ''Reinheit in Vielfalt. Elemente rassistischer Theoriebildung in der Publizistik des frühen deutschen Nationalismus.'' In: [[Birgit Aschmann]], [[Thomas Stamm-Kuhlmann]] (Hrsg.): ''1813 im europäischen Kontext.'' Stuttgart 2015, S. 79 f.&lt;/ref&gt; etwa wegen solcher Ausführungen:<br /> {{Zitat|Text=Es wird ja hoffentlich einmal eine glückliche deutsche Stunde für die Welt kommen und auch ein gottgeborener Held, […] der mit scharfem Eisen und mit dem schweren Stock, Scepter genannt, [das Reich] zu einem großen würdigen Ganzen zusammenschlagen kann.|ref=&lt;ref name=&quot;zeit.de/fataler_patron&quot; /&gt;}}<br /> <br /> Kurz nach der [[Machtergreifung|Machtübernahme]] durch die Nationalsozialisten beantragte der örtliche Leiter des [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelms]] die Benennung der Greifswalder Universität nach Arndt. Das preußische Staatsministerium erteilte die Bewilligung im Mai 1933, da Arndt „stets für die Freiheit, die Ehre und die Macht des Deutschen Vaterlandes an erster Front gekämpft“ habe.&lt;ref name=&quot;zeit.de/fataler_patron&quot; /&gt; Die 1935 in Berlin-Zehlendorf eingeweihte Kirche erhielt den Namen [[Emmaus-Kirche (Berlin-Zehlendorf)|Ernst-Moritz-Arndt-Kirche]]; angesichts des erstarkenden [[Deutsche Glaubensbewegung|Neuheidentums]] galt Arndt den Verantwortlichen als Kronzeuge dafür, dass man sehr wohl ein guter Christ und ein Patriot sein konnte. Im Juli 1943 beriefen sich die Gegner [[Adolf Hitler]]s in der Wehrmacht auf der Gründungsversammlung des [[Nationalkomitee Freies Deutschland|Nationalkomitees Freies Deutschland]] ebenfalls auf Arndt, der geschrieben hatte:<br /> {{Zitat|Text=Denn wenn ein Fürst seinen Soldaten befiehlt, Gewalt zu üben gegen die Unschuld und das Recht, […] müssen sie nimmer gehorchen.|ref=&lt;ref name=&quot;zeit.de/fataler_patron&quot; /&gt;}}<br /> <br /> === Nachkriegszeit ===<br /> [[Datei:Stamps of Germany (DDR) 1963, MiNr 0990.jpg|mini|hochkant|Arndt und der [[Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein|Freiherr vom Stein]] in der Briefmarkenserie „nationaler Befreiungskampf“ der [[Deutsche Post (DDR)|DDR-Post]] (1963)]]<br /> [[Datei:Stamps of Germany (BRD) 1969, MiNr 611.jpg|mini|hochkant|links|[[Sondermarke]] der [[Briefmarken-Jahrgang 1969 der Deutschen Bundespost|Deutschen Bundespost (1969)]] mit einem Porträt Arndts]]<br /> Auch die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] nahm Arndt als Kämpfer gegen [[Feudalismus]] und Vorbild für die Freundschaft mit Russland für sich in Anspruch.&lt;ref&gt;Niels Hegewisch: ''Vergangenheit, die nicht vergeht. Kontinuitätslinien Greifswalder Arndt-Rezeption 1931–1985.'' In: Niels Hegewisch, [[Karl-Heinz Spieß]], [[Thomas Stamm-Kuhlmann]] (Hrsg.): ''Geschichtswissenschaft in Greifswald. Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Historischen Instituts der [[Universität Greifswald]].'' Steiner, Stuttgart 2015, S. 202–211.&lt;/ref&gt; Der Nationalrat der DDR verlieh an Kulturschaffende die [[Ernst-Moritz-Arndt-Medaille]], die über den Worten ''Das ganze Deutschland soll es sein'' Arndts Porträt zeigte. Bekannte Empfänger der Medaille waren neben anderen [[Johannes R. Becher]] und [[Karl-Eduard von Schnitzler]].<br /> <br /> == Denkmale und Namensträger ==<br /> [[Datei:Rubenowdenkmal - Ernst Moritz Arndt.jpg|mini|Arndt auf dem anlässlich der 400-Jahr-Feier der Universität im Jahre 1856 errichteten [[Rubenow-Denkmal]] in Greifswald]]<br /> [[Datei:E M Arndt Denkmal FWIII Köln Heumarkt.jpg|mini|hochkant|E.M. Arndt als Assistenzfigur am Reiter-Denkmal für Friedrich Wilhelm III. von Preußen auf dem Heumarkt in Köln]]<br /> [[Datei:20170605 ArndtDenkmal.jpg|mini|hochkant| Denkmal am [[Alter Zoll (Bonn)|Alten Zoll]] (2017)]]<br /> &lt;!-- am besten chronologisch bei einzelereignissen--&gt;<br /> In Berlin wurde bereits im 19. Jahrhundert ein Denkmal für Ernst-Moritz-Arndt geschaffen und in [[Berlin-Westend#Geschichte|Westend]] auf dem Gelände der [[Wasserwerk Teufelssee|Wasserwerke Westend]] aufgestellt. Wegen der Erweiterung der Siedlungsstruktur im Ortsteil Neu-Westend zu Beginn des 20.&amp;nbsp;Jahrhunderts wurde der Abbau des Denkmals beschlossen, das zudem in einem stark vernachlässigten Zustand war. Zugleich war damit die Hoffnung verbunden, dass „das Denkmal hoffentlich anderweitig zur Aufstellung gelangen wird“.&lt;ref&gt;[http://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&amp;tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fcontent.staatsbibliothek-berlin.de%2Fzefys%2FSNP27646518-19050821-1-0-0-0.xml&amp;tx_dlf%5Bpage%5D=4&amp;cHash=df0870e37a7a849af0fa5122ee3efc13 ''Abriss eines Denkmals''], [[Berliner Tageblatt]], 21. August 1905.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Ernst-Moritz-Arndt-Plakette]] ist die höchste vom [[Bund der Vertriebenen]], Landesverband Nordrhein-Westfalen, vergebene Auszeichnung.<br /> <br /> 1992 wurde die ''Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft e.&amp;nbsp;V.'' gegründet, welche die wissenschaftliche Erforschung des Lebens und des Wirkens von Arndt im Kontext seiner Zeit und in der Nachwirkung auf spätere Epochen fördert und betreibt.<br /> <br /> 2001 wurde der [[Asteroid]] [[(16714) Arndt]] nach ihm benannt.<br /> <br /> Den Namen Arndts tragen bzw. trugen – neben einigen Straßen – in Deutschland unter anderem folgende Objekte:<br /> <br /> * Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) Ernst Moritz Arndt in Löbnitz<br /> * [[Universität Greifswald#Namen|Universität Greifswald]] von 1933 bis 2018: ''Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald''<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Gemeindeheim]] in Berlin-Altglienicke<br /> * das Dampfschiff ''[[Ernst Moritz Arndt (Schiff, 1943)|Ernst Moritz Arndt]]'' der [[Deutsche Seereederei|DSR]] (1958–1968)<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Realschule Kreuztal]]<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne (Neustadt (Hessen))|Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne]] in [[Neustadt (Hessen)]]<br /> * Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium (EMA) Remscheid, wurde 2022 umbenannt in EMMA – [[Emma Herwegh|Emma-Herwegh-Gymnasium]]&lt;ref&gt;[https://www.rga.de/lokales/remscheid/remscheid-ema-emma-namensaenderung-91211935.html EMA ist jetzt EMMA: Gymnasium hat Namen geändert]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Bonn]]<br /> * [[Arndt-Gymnasium Dahlem]] (AGD) in Berlin-Dahlem<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium (Bergen)|Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bergen auf Rügen]]<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Kirche]] und -Gemeinde in Berlin-Zehlendorf (Im Mai 2019 beschloss die Gemeinde, den Namen abzulegen; seit April 2022: Emmaus-Gemeinde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://ema-gemeinde.de/fileadmin/ekbo/mandant/ema-gemeinde.de/Downloads/Sonstiges/Umbenennung_EMA.pdf|titel=Pressemitteilung: Ernst-Moritz-Arndt-Gemeinde beschließt Namensänderung|hrsg=Evangelische Ernst Moritz Arndt Kirchengemeinde|datum=2019-05-07 |abruf=2019-05-19}}&lt;/ref&gt;)<br /> * [[Ernst-Moritz-Arndt-Turm]] in [[Bergen auf Rügen]]<br /> <br /> === Gegenwart ===<br /> ==== Einschätzung durch die Wissenschaft ====<br /> In der Forschung wird Arndt heute als ein wichtiger Vordenker des deutschen Nationalismus, teilweise auch des Antisemitismus gesehen. Der Historiker [[Hans-Ulrich Wehler]] beschreibt das [[Sendungsbewusstsein]] der frühen deutschen Nationalisten unter anderem am Beispiel Arndts, der „den Nationalismus zum Religionsersatz erhoben“ habe. Sie hätten in der Nation kein Endziel gesehen, sondern ein Mittel zur kulturellen Veredlung der gesamten Menschheit. Insofern sei Arndts Nationalismus verbunden gewesen mit einem „weltbürgerlichen Idealismus, der in der geeinten Nation das Instrument zur Lösung universeller Kulturaufgaben sah“. Darin sei zwar der Glaube an eine deutsche Überlegenheit enthalten, aber keine Vorstellung eines [[Herrenmensch]]entums oder einer deutschen [[Weltherrschaft]]. Dies sei ebenso wie Arndts Betonung der inneren Freiheit, der er einen ebenso großen Wert beigemessen habe wie der nationalen Einheit, am Ende des 19. Jahrhunderts vom extremen Nationalismus, der sich immer auf Arndt berief, weggewischt worden.&lt;ref&gt;Hans-Ulrich Wehler: ''Deutsche Gesellschaftsgeschichte.'' Band 1: ''Vom Feudalismus des Alten Reiches bis zur Defensiven Modernisierung der Reformära 1700–1815.'' C.H. Beck, München, 1987, S. 520 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Historiker [[Heinrich August Winkler]] nennt Arndt neben Friedrich Ludwig Jahn und [[Johann Gottlieb Fichte]] einen „Klassiker des deutschen Nationalismus“. Er zitiert aus Arndts ''Über Volkshass'' von 1813 [[Frankophobie|frankophobe]] Äußerungen („Ich will den Haß gegen die Franzosen nicht bloß für diesen Krieg, ich will ihn für lange Zeit, ich will ihn für immer“) ebenso wie seine Bekenntnisse zur Demokratie, denn für ihn habe es zwischen Einheit und Freiheit keinen Gegensatz gegeben. Gleichwohl habe er Volk, Sprache und Kultur als objektive Größen gesehen und mit ihnen seine Forderungen nach Zugehörigkeit des [[Elsass]] oder der [[Schweiz]] zu Deutschland begründet.&lt;ref&gt;Heinrich August Winkler: ''[[Der lange Weg nach Westen]], Bd. 1: Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik.'' C. H. Beck, München 2000, S. 61.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Germanist [[Jürgen Schiewe]] sieht in Arndts Schriften ''Über Volkshaß'' (1813) und ''Entwurf einer teutschen Gesellschaft'' (1814) eine „äußerst problematische Instrumentalisierung der Sprache für nationalistische Zwecke“: Arndt habe die [[deutsche Sprache]] nicht nur benutzt, um ein deutsches Nationalbewusstsein zu konstruieren, sondern auch um ihre Superiorität gegenüber dem [[Französische Sprache|Französischen]] zu behaupten. In der deutschen Sprache drücke sich für Arndt die [[öffentliche Meinung]] aus, doch diese verstehe er nicht liberal, sondern als – zur Not auch erzwungenen – Ausdruck des deutschen „[[Volksgeist]]s“. Nach Arndt solle die öffentliche Kommunikation nicht frei, sondern zielgerichtet stattfinden, nämlich „hin auf ein in der Geschichte niedergelegtes Ideal eines ‚heiligen teutschen Vaterlandes‘“.&lt;ref&gt;Jürgen Schiewe: ''Nationalistische Instrumentalisierungen – Ernst Moritz Arndt und die deutsche Sprache.'' In: Walter Erhart, Arne Koch (Hrsg.): ''Ernst Moritz Arndt (1769–1860). Deutscher Nationalismus – Europa – Transatlantische Perspektiven.'' Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2007, ISBN 978-3-484-35112-7, S. 113–120.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Christian Jansen]] verweist ebenfalls auf die „Biologisierung politischer Kategorien“ durch Arndt, den er als „Vordenker“ des deutschen Nationalismus bezeichnet. Mit seinem Konzept von Sprache als „einzige giltige Naturgrenze“ eines Volkes habe er sich gegen die französische Vorstellung einer geomorphologischen Grenzziehung abgesetzt. Diese ethnische Definition dessen, was deutsch sei, habe bei ihm nicht nur zum Hass auf Frankreich, sondern auch zu einer manifesten Judenfeindschaft geführt. Juden und [[Kosmopolitismus|kosmopolitische]] Intellektuelle habe er „aus der Gemeinschaft der guten deutschen ausgeschlossen“.&lt;ref&gt;Christian Jansen mit Henning Borggräfe: ''Nation – Nationalität – Nationalismus.'' Campus, Frankfurt am Main 2007, S. 45 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Antisemitismusforscher Clemens Escher verweist auf Arndts nationale Leidenschaft, die für ihn zur Religion geworden sei. Arndt habe in diesem Zusammenhang „auch über Blutreinheit und Volkscharaktere schwadroniert“ und dabei auch antisemitische Polemiken veröffentlicht. Insbesondere den [[Ostjudentum|Ostjuden]], jener „unreinen Flut vom Osten her“, warf er vor, den „germanischen Stamm“ unrein zu machen. Seine Judenfeindschaft sei aber nicht wie die der Nationalsozialisten biologisch begründet, als Vorläufer eines Rassenantisemitismus könne man Arndt daher nicht bezeichnen.&lt;ref&gt;Clemens Escher: ''Arndt, Ernst Moritz.'' In: [[Wolfgang Benz]] (Hrsg.): ''[[Handbuch des Antisemitismus]].'' Band 2: ''Personen.'' De Gruyter Saur, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-44159-2, S. 34. (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Diskussion um die Umbenennung der Greifswalder Universität ====<br /> Im Jahr 2009 wurden an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität 1400 Unterschriften für [[Universität Greifswald#Namen|eine Umbenennung]] in „[[Universität Greifswald]]“ gesammelt. Als Grund wurden seine antisemitischen Äußerungen genannt.&lt;ref&gt;[http://pro-emau.de/ Arndt Arbeitsgemeinschaft an der Universität Greifswald Für- und Wider-Argumente, Information der ''Arndt Arbeitsgemeinschaft an der Universität Greifswald.'']&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.neues-deutschland.de/artikel/160513.mein-arndt-dein-arndt.html Artikel im ''Neuen Deutschland'']&lt;/ref&gt; An der Abstimmung vom 11. bis 15. Januar 2010 nahmen rund 23 Prozent der 12.300 Studenten teil. Mit 56 Prozent der Abstimmenden sprach sich die Mehrheit gegen die angestrebte Umbenennung aus.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www1.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/unigreifswald104.html | wayback=20100302073710 | text=Greifswalder Studenten stimmen für Ernst Moritz Arndt (NDR)}}&lt;/ref&gt; Vorerst beendete der Senat den Streit am 17. März 2010, als 22 von 36 Senatoren für die Beibehaltung des Namens stimmten.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,684215,00.html spiegel.de]&lt;/ref&gt; Am 18. Januar 2017 kam es zu einer erneuten Abstimmung des Senats der Universität Greifswald über den Namenspatron. Dabei sprachen sich diesmal 24 von 36 Senatoren für ein Ablegen des Namens ''Ernst Moritz Arndt'' aus.&lt;ref&gt;[https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/aktuelles/detail/n/universitaet-greifswald-legt-namen-ernst-moritz-arndt-ab-5241/ ''Universität Greifswald legt Namen Ernst Moritz Arndt ab''.] Meldung der Universität Greifswald, 18. Januar 2017.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.zeit.de/2017/06/uni-greifswald-namenspatron-ernst-moritz-arndt/komplettansicht ''Ernsts Problem.''] ''[[Die Zeit]],'' Nr. 6/2017, 2. Februar 2017.&lt;/ref&gt; Auf Grund von Rechtsmängeln im Verfahren verweigerte das Bildungsministerium der Senatsentscheidung die Zustimmung.&lt;ref&gt;uni-greifswald.de: [https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/aktuelles/detail/n/der-senat-der-universitaet-greifswald-nimmt-stellung-zur-namensdiskussion-7289/ ''Der Senat der Universität Greifswald nimmt Stellung zur Namensdiskussion.''] 15. März 2017, abgerufen am 13. März 2018.&lt;/ref&gt; Am 17. Januar 2018 beschloss der Akademische Senat der Greifswalder Universität erneut, den Namen Ernst Moritz Arndt abzulegen, wobei nach einer Kompromissformel Arndts Name zu bestimmten Anlässen der offiziellen Bezeichnung ''Universität Greifswald'' vorangestellt werden kann.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/aktuelles/detail/n/universitaetssenat-entscheidet-sich-fuer-kompromissloesung-beim-universitaetsnamen-23377/ |titel=Universitätssenat entscheidet sich für Kompromisslösung beim Universitätsnamen |hrsg=Universität Greifswald |datum=2018-01-17 |abruf=2021-03-28}}&lt;/ref&gt; Diese Änderung trat am 1. Juni 2018 in Kraft.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/aktuelles/detail/n/namensaenderung-in-universitaet-greifswald-erfolgt-zum-1-juni-2018-29915/ |titel=Namensänderung in „Universität Greifswald“ erfolgt zum 1. Juni 2018 |hrsg=Universität Greifswald |datum=2018-05-31 |abruf=2021-03-28}}&lt;/ref&gt;<br /> {{Siehe auch|Universität Greifswald#Namen}}<br /> <br /> ==== Diskussion um Straßenbenennungen ====<br /> Am 22. Januar 2020 beschloss der Leipziger Stadtrat auf Antrag des Abgeordneten Thomas Kumbernuß ([[Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative|Die PARTEI]], Mitglied der [[Die Linke|Links]]fraktion), die Arndtstraße in „[[Hannah Arendt|Hannah-Arendt-Straße]]“ umzubenennen. Als Grund hatte Kumbernuß „[[Antisemitismus|antisemitische]], [[Rassismus|rassistische]], [[Nationalismus|nationalistische]], [[Frankophobie|frankophobe]] und [[Militarismus|militaristische]] Tiraden“ Arndts angeführt. Nach einer Debatte um die historische Benennung von Straßennamen im Allgemeinen, angestoßen durch eine Petition „Arndt bleibt Leipziger - Keine Umbenennung der Arndtstraße“, hob der Stadtrat am 16. September 2020 seinen Beschluss vom Januar auf.&lt;ref&gt;''[https://www.l-iz.de/politik/leipzig/2020/09/Der-Stadtrat-tagt-Keine-Umbenennung-der-Arndtstrasse-349269 Der Stadtrat tagt: Keine Umbenennung der Arndtstraße + Video]''. Beitrag in der ''Leipziger Internetzeitung'' vom 16. September 2020, abgerufen am 5. Januar 2020.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine vom [[Graz]]er Gemeinderat eingesetzte Historikerkommission beschreibt Arndt 2017 als ambivalente Person, bei deren Verhalten ''sowohl antijüdische als auch antifranzösische Tendenzen'' sichtbar seien. Aufgrund seiner ''rassistisch-nationalistischen Tendenzen'' sei er im Nationalsozialismus verehrt worden. In Graz soll eine Zusatztafel angebracht werden.&lt;ref name=&quot;strassennamen&quot;&gt;{{Webarchiv|url=https://www.graz.at/cms/dokumente/10311253_8106610/3e205fe1/Anhang%20A_Endbericht%20der%20ExpertInnenkommission%20f%C3%BCr%20Stra%C3%9Fennamen%20Graz%20%28Auszug%2045-251%29.pdf |wayback=20201017232032 |text=Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen Graz |archiv-bot=2022-10-29 06:27:09 InternetArchiveBot }}, Graz 2017, S. 3&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Diskussion um Schulbenennungen ====<br /> Eine Reihe von Schulen war oder ist nach Ernst Moritz Arndt benannt. Verschiedene Versuche, eine Umbenennung des von den Nazis im Jahr 1938 benannten [[Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Bonn|Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums Bonn]] anzuregen, scheiterten bisher. Allerdings versucht die Schule, der Person Arndt im Schulprogramm und im Geschichtsunterricht kritisch zu begegnen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Lisa Inhoffen |url=https://ga.de/bonn/nazis-benannten-schule-um_aid-39916191 |titel=Nazis benannten Schule um |hrsg=General-Anzeiger Bonn |datum=2010-01-14 |sprache=de |abruf=2022-04-10}}&lt;/ref&gt; Auch Bestrebungen zur Umbenennung anderer Ernst-Moritz-Arndt-Schulen, etwa in Osnabrück und Greifswald, schlugen fehl.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Harff-Peter Schönherr |Titel=Umbenennung verweigert: Schule steht zu nationalem Namenspatron |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2017-03-01 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/Umbenennung-verweigert/!5385610/ |Abruf=2022-04-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das ehemalige Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Remscheid heißt seit dem 1. Januar 2022 [[Emma Herwegh|Emma-Herwegh]]-Gymnasium.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Henning Röser |url=https://rp-online.de/nrw/staedte/remscheid/remscheid-ema-gymnasium-traegt-ab-1-januar-den-neuen-namen_aid-63894115 |titel=Umbenennung einer Remscheider Schule: EMA-Gymnasium trägt ab 1. Januar den neuen Namen |hrsg=RP Online |datum=2021-11-05 |sprache=de |abruf=2022-04-10}}&lt;/ref&gt; Damit folgte der [[Hauptausschuss]] der [[Remscheid|Stadt Remscheid]] einem Antrag der Schule.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Henning Röser |url=https://rp-online.de/nrw/staedte/remscheid/remscheid-cdu-traegt-gymnasium-umbenennung-mit_aid-63829679 |titel=Schul-Umbenennung in Remscheid: CDU trägt neuen Namen EMMA mit |hrsg=RP Online |datum=2021-11-02 |sprache=de |abruf=2022-04-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Werke (Auswahl) ==<br /> Neben politischen Schriften veröffentlichte Arndt ''Märchen- und Sagensammlungen'' sowie religiöse Gedichte, von denen zwei im [[Evangelisches Gesangbuch|Evangelischen Gesangbuch]] stehen (EG 213 ''Kommt her, ihr seid geladen'' und EG 357 ''Ich weiß, woran ich glaube'').<br /> <br /> === Lyrik, Prosa und Dramatik ===<br /> * ''Der Storch und seine Familie. Eine Tragödie in 3 Aufzügen, nebst einer Zugabe.'' Selbstverlag, Greifswald 1804.<br /> * ''Lieder für Teutsche.'' 1813.<br /> * ''Kriegs und Wehrlieder.'' 1815.<br /> * ''Gedichte.'' 1818.<br /> * ''[[s:Mährchen und Jugenderinnerungen/Erster Theil|Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Teil]].'' 1818.<br /> * ''[[s:Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil|Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Teil]].'' 1843.<br /> * ''Geistliche Lieder.'' 1855.<br /> * ''Gedichte. Vollständige Sammlung mit den Handschriften des Dichters aus seinem 90. Jahr.'' Weidmann, Berlin 1860. ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-513052}})<br /> * Der freie Zugang zu nahezu allen Gedichten ist hier möglich: [http://www.zeno.org/Literatur/M/Arndt,+Ernst+Moritz/Gedichte/Gedichte zeno.org].<br /> <br /> === Politische und historische Schriften ===<br /> [[Datei:Geschichte der Leibeigenschaft.JPG|mini|hochkant|Titelblatt der ''Geschichte der Leibeigenschaft'']]<br /> * ''Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen – Nebst einer Einleitung in die alte teutsche Leibeigenschaft.'' Realschulbuchhandlung, Berlin 1803, 277 Seiten, ([http://books.google.de/books?id=uNYAAAAAcAAJ&amp;pg=PA1#PPP5 GoogleBooks]).<br /> * ''Geist der Zeit.'' 4 Teile. Hammerich, Altona 1806–1818. Teil 1, 1806 (2. Auflage: 1807), ([http://books.google.de/books?id=gugOAAAAQAAJ&amp;pg=PA1#PPP5 GoogleBooks]).<br /> * ''Geist der Zeit 2.'' 1809.<br /> * ''Der Rhein, Teutschlands Strom, nicht aber Teutschlands Gränze.'' Rein, Leipzig 1813, ([https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10717630 MDZ Digital Bibliothek]).<br /> * ''Über Volkshaß und über den Gebrauch einer fremden Sprache.'' Fleischer, Leipzig 1813.<br /> * ''Über das Verhältnis Englands und Frankreichs zu Europa.'' Fleischer, Leipzig 1813.<br /> * ''Das preußische Volk und Heer.'' Fleischer, Leipzig 1813. ([https://books.google.ch/books?id=EVEAAAAAcAAJ&amp;dq=Das%20preu%C3%9Fische%20Volk%20und%20Heer%201813&amp;hl=de&amp;pg=PA5#v=onepage&amp;q=Das%20preu%C3%9Fische%20Volk%20und%20Heer%201813&amp;f=false GoogleBooks]).<br /> * ''Die Glocke der Stunde in drei Zügen.'' St. Petersburg 1813.<br /> * ''Geist der Zeit 3.'' 1814.<br /> * ''Noch ein Wort über die Franzosen und über uns.'' Rein, Leipzig 1814.<br /> * ''Ansichten und Aussichten der Teutschen Geschichte.'' Rein, Leipzig 1814.<br /> * ''Geist der Zeit 4.'' 1818.<br /> * ''Ein Wort über die Pflegung und Erhaltung der Forsten und der Bauern im Sinne einer höheren d.&amp;nbsp;h. menschlichen Gesetzgebung.'' Königliches Taubstummen-Institut, Schleswig 1820.<br /> * ''Schwedische Geschichten unter Gustav dem dritten: Vorzüglich aber unter Gustav dem vierten Adolf.'' Weidmann, Leipzig 1839.<br /> * ''Noch eine kleine Ausgießung in die Sündfluth.'' Decker, Berlin 1848.<br /> * ''Geist der Zeit 5.'' 1854.<br /> * ''Mahnruf an alle deutschen Gauen in betreff der schleswig holsteinischen Sache.'' 1854.<br /> * ''Pro Populo germanico.'' 1854.<br /> * [http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/content/titleinfo/972645 ''Ein Wort von Ernst Moritz Arndt, der Feier am 1. Mai 1814 zu Rödelheim gewidmet.''] S.&amp;nbsp;l. 1814.<br /> <br /> === Philosophische und theologische Schriften ===<br /> * ''Fragmente über Menschenbildung I.'' 1805.<br /> * ''Fragmente über Menschenbildung II.'' 1805.<br /> * ''Fragmente über Menschenbildung III.'' 1809.<br /> * ''Kurzer Katechismus für teutsche Soldaten nebst einem Anhang von Liedern.'' 1813, [http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10015232.html Digitalisat], [[Bayerische Staatsbibliothek]].<br /> * ''Katechismus für den teutschen Kriegs- und Wehrmann.'' 1813.<br /> * ''Vom Wort und vom Kirchenliede, nebst geistlichen Liedern.'' 1819.<br /> * ''Versuch in vergleichenden Völkergeschichten.'' Weidmann, Leipzig 1842.<br /> <br /> === Autobiographisches und Briefe ===<br /> [[Datei:Denkmal Remscheid Ehringhausen 34 No 281 Gedenkplatte Ernst Moritz Arndt.jpg|mini|hochkant|Gedenkplatte zu der Zeit bei David und Josua Hasenclever in Remscheid]]<br /> * ''Reisen durch einen Theil Deutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs in den Jahren 1798 und 1799. Vier Theile.'' Gräff, Leipzig 1804².<br /> ** [http://books.google.de/books?id=hEIPAAAAQAAJ&amp;pg=PA1#PPP7 ''Erster Theil'', GoogleBooks].<br /> ** [http://books.google.de/books?id=x2sHAAAAQAAJ&amp;pg=PA1#PPP9 ''Zweyter Theil'', GoogleBooks].<br /> * ''Reise durch Schweden im Jahre 1804.'' Neu herausgegeben und eingeleitet von Heinz von Arndt. Mit einem Vorwort von Uno Willers. Horst Erdmann, Tübingen/Basel 1976, ISBN 978-3-7711-0227-2.<br /> * ''Briefe an Freunde.'' Joh. Friedr. Hammerich, Altona 1810.<br /> * ''Erinnerungen aus Schweden. Eine Weihnachtsgabe.'' Realschulbuchhandlung, Berlin 1818.<br /> * ''Erinnerungen aus dem äußeren Leben.'' 1840. [https://books.google.de/books?id=n6QTAAAAYAAJ&amp;pg=PR1&amp;dq=Erinnerungen+aus+dem+%C3%A4u%C3%9Feren+Leben.+1840.+Zweite+unver%C3%A4nderte+Auflage.&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=0ahUKEwiTypP42snlAhUMKlAKHS6VAQYQ6AEIKTAA#v=onepage&amp;q=Erinnerungen%20aus%20dem%20%C3%A4u%C3%9Feren%20Leben.%201840.%20Zweite%20unver%C3%A4nderte%20Auflage.&amp;f=false ''2. Aufl.'', GoogleBooks].<br /> * ''Notgedrungener Bericht aus meinem Leben.'' 1847.<br /> * ''Blätter der Erinnerung, meistens um und aus der Paulskirche in Frankfurt.'' 1849.<br /> * ''Blütenlese aus Altem und Neuem.'' 1857.<br /> * ''Meine Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn Heinrich Carl Friedrich vom Stein.'' Weidmann, Berlin 1858.<br /> * ''Briefe an Johanna Motherby, von Wilhelm von Humboldt und Ernst Moritz Arndt.'' Mit eine Biographie Johanna Motherby's und Erläuterungen. Hg. von Heinrich Meisner, F. A. Brockhaus: Leipzig 1893 ([https://digitale-bibliothek-mv.de/viewer/image/PPN614484251/411/ Web-Ressource])<br /> * ''Meine Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn vom Stein.'' Weidemann, Berlin 1858; Im Auszug bearbeitet von Oberlehrer A. Otto, Schwann, Düsseldorf 1910 [http://gei-digital.gei.de/viewer/resolver?urn=urn%3Anbn%3Ade%3A0220-gd-8059115 (Digitalisat)]; mit einem Vorwort von [[Ricarda Huch]]. Grethlein, Leipzig 1925; Hoof, Warendorf 2013, ISBN 978-3-936345-52-0.<br /> * ''Ungedruckte Briefe von Ernst Moritz Arndt aus den Jahren 1814–1851 an den Kaufmann und Fabrikanten Josua Hasenclever in Remscheid-Ehringhausen.'' In: ''Beilage zur Allgemeinen Zeitung.'' München 1905, S. 1–18 [http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/content/titleinfo/972644 (Digitalisat)].<br /> '''Werkauswahl'''<br /> * Curt Elwenspoek (Hrsg.): [http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/content/titleinfo/972646 ''Das Ernst-Moritz-Arndt-Buch. Eine Auswahl der Werke.''] Stuttgart 1925.<br /> <br /> == Bekannteste Gedichte ==<br /> * ''[[Vaterlandslied (Arndt)|Der Gott, der Eisen wachsen ließ]]''&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.liedertafel.business.t-online.de/Der_Gott_der_Eisen.htm|wayback=20070824212156|text=Der Gott, der Eisen wachsen ließ (Liedertafel – Kameradschaftliche Mundorgel)}}&lt;/ref&gt;<br /> * ''Klage um den kleinen Jakob''&lt;ref&gt;[http://www.labbe.de/zzzebra/index.asp?themaid=484&amp;titelid=1909 labbe.de]&lt;/ref&gt;<br /> * ''Sind wir vereint zur guten Stunde''&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.liedertafel.business.t-online.de/Sind_wir_vereint.htm|wayback=20070824212422|text=Sind wir vereint zur guten Stunde (Liedertafel – Kameradschaftliche Mundorgel)}}&lt;/ref&gt;<br /> * ''[[Was ist des Deutschen Vaterland?]]''&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.liedertafel.business.t-online.de/Was_ist.htm|wayback=20071019220331|text=Was ist des Deutschen Vaterland? (Liedertafel – Kameradschaftliche Mundorgel)}}&lt;/ref&gt;<br /> * ''Zu den Waffen, zu den Waffen (Schlachtgesang)''&lt;ref&gt;{{PGDW|arndt/gedichte/gedichte|Schlachtgesang|ArchivLink=https://web.archive.org/web/2017/http://gutenberg.spiegel.de/buch/2227/51|Geändert=ja}}&lt;/ref&gt;<br /> * ''Fels des Heils''&lt;ref&gt;[http://www.balladen.de/web/sites/balladen_gedichte/autoren.php?b05=24&amp;b16=735 balladen.de]&lt;/ref&gt; (''Ich weiß, woran ich glaube'', [[Evangelisches Gesangbuch]], Nr. 357)<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Dirk Alvermann (Historiker)|Dirk Alvermann]], Imfried Garbe (Hrsg.): ''Ernst Moritz Arndt. Anstöße und Wirkungen.'' Boehlau, Köln u.&amp;nbsp;a. 2011, ISBN 978-3-412-20763-2.<br /> * {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070630025351/http://www.bautz.de/bbkl/a/arndt_e_m.shtml |autor=[[Friedrich Wilhelm Bautz]] |artikel=Arndt, Ernst Moritz|band=1|spalten=223–225}}<br /> * [[Max Braubach]]: ''Ernst Moritz Arndt (1769–1860).'' In: ''Rheinische Lebensbilder,'' Band 7. Hrsg. von [[Bernhard Poll]] im Auftrag der [[Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde]]. Rheinland Verlag, Köln 1977, S.&amp;nbsp;83–108.<br /> * Walter Erhart, Arne Koch (Hrsg.): ''Ernst Moritz Arndt (1769–1860). Deutscher Nationalismus, Europa, Transatlantische Perspektiven.'' Reihe: ''Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur,'' Bd. 112. Niemeyer, Tübingen 2007, ISBN 978-3-484-35112-7.<br /> * Clemens Escher: ''Ernst Moritz Arndt''. In: [[Wolfgang Benz]] (Hrsg.): ''Handbuch zum Antisemitismus.'' Band 2/1. De Gruyter Saur, Berlin 2009, S.&amp;nbsp;33–35.<br /> * Niels Hegewisch: ''Vergangenheit, die nicht vergeht. Kontinuitätslinien Greifswalder Arndt-Rezeption 1931–1985.'' In: Niels Hegewisch, [[Karl-Heinz Spieß]], [[Thomas Stamm-Kuhlmann]] (Hrsg.): ''Geschichtswissenschaft in Greifswald. Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Historischen Instituts der Universität Greifswald.'' Steiner, Stuttgart 2015, S. 189–213.<br /> * [[Christian Jansen]]: ''Ernst Moritz Arndt.'' In: [[Michael Fahlbusch]], [[Ingo Haar]], [[Alexander Pinwinkler]] (Hrsg.): ''Handbuch der völkischen Wissenschaften. Akteure, Netzwerke, Forschungsprogramme.'' Unter Mitarbeit von David Hamann, Bd. 1. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2017, ISBN 978-3-11-042989-3, S. 39–43.<br /> * Günter Ott: ''Ernst Moritz Arndt. Religion, Christentum und Kirche in der Entwicklung des deutschen Publizisten und Patrioten.'' Presseverband der Evangelischen Kirche im Rheinland, Düsseldorf 1966.<br /> * [[Johannes Paul (Historiker)|Johannes Paul]]: ''Ernst Moritz Arndt. „Das ganze Deutschland soll es sein …“.'' Musterschmidt, Göttingen 1971.<br /> * {{NDB|1|358|360|Arndt, Ernst Moritz|[[Hellmuth Rössler]]|118504118}}<br /> * Schäfer, Karl Heinz: ''Ernst Moritz Arndt als politischer Publizist. Studien zur Publizistik, Pressepolitik und kollektivem Bewußtsein im frühen 19. Jahrhundert.'' Bonn, Röhrscheid 1974, ISBN 3-7928-0349-6 (Tübinger phil. Diss. von 1972)<br /> * Senat der Hansestadt Stralsund (Hrsg.): ''Ernst Moritz Arndt und die Stadt am Sund.'' Stralsund 1993.<br /> * {{Literatur |Autor=Ernst Weber |Titel=Ernst Moritz Arndt : Versuch einer Neubewertung am Beispiel seiner ‘Reise durch Schweden’ und seines Berichts über die [[Samen (Volk)|Lappen]] |Seiten=148–172 |Sammelwerk=Trajekt : Beiträge zur finnischen, lappischen und estnischen Literatur |Band=2 |Jahr=1982 |ISSN=0359-0232 |ISBN=3-608-95052-4}}<br /> * [[Gerd-Helge Vogel]] und Gerd Albrecht: ''Ernst Moritz Arndt (1769–1860). Bilder aus seinem Leben und seiner vorpommerschen Heimat während der Franzosenzeit''. Ludwig Verlag, Kiel 2020.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Ernst Moritz Arndt|Ernst Moritz Arndt}}<br /> {{Wikiquote|Ernst Moritz Arndt}}<br /> {{Wikisource|Ernst Moritz Arndt}}<br /> * {{DNB-Portal|118504118}}<br /> * {{DDB|Person|118504118}}<br /> * {{PGDA|19}}<br /> * [http://www.ernst-moritz-arndt-gesellschaft.de/ Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft]<br /> * [http://www.stadt-garz-ruegen.de/ema-museum.html Ernst Moritz Arndt-Museum] in [[Garz/Rügen]]<br /> * [http://ub-goobi-pr2.ub.uni-greifswald.de/viewer/browse/bibliotheken.100universitaetsbibliothek.200arndtsammlung/-/1/-/-/ Digitalisate der Ernst-Moritz-Arndt-Sammlung] in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern<br /> * [http://www.zeit.de/zeitlaeufte/fataler_patron Kritischer Artikel zur Rezeption Arndts im 20. Jahrhundert]<br /> * [http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=3993 Arndt-Sprüche auf Postkarten im Ersten Weltkrieg]<br /> * Biographie [http://www.epoche-napoleon.net/biographien/a/arndt.html Ernst Moritz Arndts] auf [http://www.epoche-napoleon.net/ EPOCHE NAPOLEON]<br /> * Werke von [http://www.epoche-napoleon.net/texte/a/arndt.html Ernst Moritz Arndt] auf [http://www.epoche-napoleon.net/ EPOCHE NAPOLEON]<br /> * [http://www.glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:arndt_e_m:inhaltsverzeichnis Texte von Ernst Moritz Arndt in der Glaubensstimme]<br /> * [http://books.google.at/books?id=OdY6AAAAcAAJ&amp;pg=PA221&amp;dq=%22kriegslied+gegen+die+w%C3%A4lschen%22&amp;lr=#v=onepage&amp;q=%22kriegslied%20gegen%20die%20w%C3%A4lschen%22&amp;f=false Arndts Kriegslied gegen die Wälschen (1859) Volltext]<br /> * [http://www.kommersbuch.de/ADK-165/ADK-Vorwort.pdf Faksimile eines Briefes Arndts an Hermann und Moritz Schauenburg, Vorworte zum Allgemeinen Deutschen Kommersbuch aus 150 Jahren] (PDF; 1,4&amp;nbsp;MB)<br /> * {{Webarchiv | url=http://www.ub.fu-berlin.de/service_neu/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/autora/arndt.html | wayback=20130809233644 | text=Kommentierte Linksammlung der Universitätsbibliothek der FU Berlin}} (Ulrich Goerdten)<br /> * [http://www.uni-greifswald.de/organisieren/leitung/senat/wissenschaftliche-anhoerung-arndt.html Wissenschaftliche Anhörung am 11. Dezember 2009 zur Umbenennung der Universität Greifswald]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive/&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=118504118|LCCN=n81076100|VIAF=59103999}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Arndt, Ernst Moritz}}<br /> [[Kategorie:Ernst Moritz Arndt| ]]<br /> [[Kategorie:Autor (deutscher Nationalismus)]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Greifswald)]]<br /> [[Kategorie:Autor]]<br /> [[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Norddeutschland)]]<br /> [[Kategorie:Lyrik]]<br /> [[Kategorie:Sachliteratur]]<br /> [[Kategorie:Kirchenlieddichter]]<br /> [[Kategorie:Samische Studien]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung]]<br /> [[Kategorie:Ehrenbürger von Köln]]<br /> [[Kategorie:Politiker (Köln)]]<br /> [[Kategorie:Rektor (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)]]<br /> [[Kategorie:Absolvent der Universität Greifswald]]<br /> [[Kategorie:Person des Antisemitismus]]<br /> [[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Preuße]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1769]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1860]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Arndt, Ernst Moritz<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Schriftsteller<br /> |GEBURTSDATUM=26. Dezember 1769<br /> |GEBURTSORT=[[Groß Schoritz]]<br /> |STERBEDATUM=29. Januar 1860<br /> |STERBEORT=[[Bonn]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Leibstandarte_SS_Adolf_Hitler&diff=237459044 Leibstandarte SS Adolf Hitler 2023-09-19T10:02:01Z <p>138.246.3.7: /* Bekannte Angehörige */</p> <hr /> <div>{{Infobox Militärische Einheit<br /> |Name = Leibstandarte SS Adolf Hitler (LSSAH)<br /> |Bild = [[Datei:1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler.svg|100px|Truppenkennzeichen der 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler]]<br /> |Beschriftung = Truppenkennzeichen<br /> |Daten = <br /> |Startdatum = 17. März 1933<br /> |Enddatum = 8. Mai 1945<br /> |Land = {{DEU-1935}}<br /> |Streitkräfte = [[Datei:Flag Schutzstaffel.svg|20px]] [[SS]]<br /> |Truppengattung = <br /> |Typ = <br /> |Unterstellte_Einheiten = <br /> |Mannstärke = <br /> |Teil_von = <br /> |Stationierungsort = [[Berlin-Lichterfelde]], ehemalige [[Preußische Hauptkadettenanstalt|Kadettenanstalt]]<br /> |Stationierungsort_Bezeichnung = [[Garnison]]<br /> |Spitzname = <br /> |Schutzpatron = <br /> |Motto = <br /> |Farben = <br /> |Farben_Bezeichnung = <br /> |Marsch = [[Badonviller-Marsch|Badenweiler-Marsch]]<br /> |Maskottchen = <br /> |Ausrüstung = <br /> |Ausrüstung_Bezeichnung = <br /> |Schlachten = [[Röhm-Putsch]]&lt;br /&gt;Einmarsch ins [[Saargebiet]]&lt;br /&gt;[[Anschluss Österreichs|Annexion Österreichs]]&lt;br /&gt;Besetzung der [[Tschechoslowakei]]&lt;br /&gt;[[Überfall auf Polen]]&lt;br /&gt;[[Westfeldzug#Invasion der Niederlande und Dyle-Breda-Plan|Invasion der Niederlande]] inkl. [[Massaker von Wormhout]]&lt;br /&gt;[[Balkanfeldzug (1941)#Operationen in Griechenland|Invasion Griechenlands]]&lt;br /&gt;[[Deutsch-Sowjetischer Krieg]]<br /> :[[Schlacht bei Charkow (1943)]]<br /> :[[Unternehmen Zitadelle]]<br /> [[Fall Achse]]&lt;br /&gt;<br /> [[Operation Overlord]]<br /> :[[Kessel von Falaise]]<br /> :[[Ardennenoffensive]]<br /> [[Plattenseeoffensive]]<br /> |Schlachten_Bezeichnung = <br /> |Jahrestage = <br /> |Auszeichnungen = <br /> |battle_honours = <br /> &lt;!-- Kommandeure --&gt;<br /> |Kommandeure = <br /> |Kommandeur1_Bezeichnung = Kommandeure<br /> |Kommandeur2 = <br /> |Kommandeur2_Bezeichnung = <br /> |Kommandeur3 = <br /> |Kommandeur3_Bezeichnung = <br /> |Wichtige_Kommandeure = <br /> }}<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-2004-0312-507, Nürnberg, Reichsparteitag, Rede Adolf Hitler.jpg|mini|Reichsparteitag 1933 in Nürnberg: Die Leibstandarte „schützt“ den Redner Hitler.]]<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 102-17311, Berlin-Lichterfelde, Hitler bei Leibstandarte.jpg|mini|Leibstandarte SS Adolf Hitler, [[Preußische Hauptkadettenanstalt|Kaserne Lichterfelde]], 17. Dezember 1935 (Foto [[Georg Pahl (Fotograf)|Georg Pahl]])]]<br /> [[Datei:Leibstandarte SS, Berghof.jpg|mini|[[Ehrenformation]] der Leibstandarte zum Empfang des italienischen Außenministers [[Galeazzo Ciano]] auf dem [[Berghof (Obersalzberg)|Berghof]], 12. August 1939]]<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 101III-Weill-056-36, Metz, Heinrich Himmler, Ehrenkompanie.jpg|mini|Himmler in Metz, [[Feste Alvensleben]], 7. September 1940]]<br /> [[Datei:LSSS AH.svg|mini|Standarte der LSSAH (Vorder- und Rückseite der zweiten, ab 1940 verwendeten Version)]]<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-158-0094-35, Balkan, PKW der Leibstandarte Adolf Hitler.jpg|mini|Schwerer geländegängiger Pkw der Leibstandarte, 1941]]<br /> Der am 17. März 1933 von [[Adolf Hitler]] als '''Stabswache Berlin''' gegründete und ihm persönlich unterstellte [[paramilitär]]ische Truppenverband firmierte rasch unter der Bezeichnung '''Adolf-Hitler-Standarte''' und ab September 1933 unter dem Namen '''Leibstandarte SS Adolf Hitler''', kurz ''LSSAH'' oder ''LAH''.<br /> <br /> 1934 ermordete die erste und zweite Schützenkompanie der LSSAH auf Befehl Hitlers beim sogenannten „[[Röhm-Putsch]]“ Teile der SA-Führung. Zusammen mit den „Politischen Bereitschaften“ der [[Schutzstaffel|SS]] bildete die Leibstandarte die [[SS-Verfügungstruppe]], aus der 1940 die [[Waffen-SS]] hervorging. Ab dem 22. Oktober 1943 wurde die LSSAH als '''1.&amp;nbsp;SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler''' bezeichnet.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> === Gründung, Vorbildfunktion, Führereid ===<br /> Die Leibstandarte wurde von Adolf Hitler kurz nach der [[Machtübernahme]] am 17. März 1933 aufgestellt und am 9.&amp;nbsp;November 1933, dem Jahrestag des [[Hitlerputsch]]es, durch Ableistung des [[Führereid]]es auf ihn persönlich vereidigt.&lt;ref name=&quot;Buchheim S. 139&quot;&gt;Hans Buchheim: [http://www.jstor.org/stable/30194871 ''Die SS in der Verfassung des Dritten Reiches.'' In: ''Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.'' 3. Jg., 2. H., April 1955, S. 139.]&lt;/ref&gt; Sie firmierte zunächst unter dem Namen ''Stabswache Berlin'', im Mai als ''SS-Sonderkommando Zossen'', im Juni als ''SS-Sonderkommando Jüterbog''; im September 1933 auf dem NSDAP-Parteitag erhielt sie die Bezeichnung ''Leibstandarte Adolf Hitler''.&lt;ref&gt;https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/fc0746c0-33f4-4d9a-abc6-252c8efc878e/ Bundesarchiv, Einleitung zu Bestand: ''1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler RS 3-1 1939–1944'', bearbeitet von Elfriede Frischmuth, Koblenz, April 2008.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Buchheim S. 139&quot; /&gt; Der Grund für ihre Aufstellung war, dass Hitler schon vor 1933 der üblichen Bewachung des Reichskanzlers durch die [[Reichswehr]] misstraute.&lt;ref name=&quot;Höhne S. 80&quot;&gt;Höhne S. 80.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Leibstandarte wurde aus rund 120 Mann, die teils schon im Münchner [[Braunes Haus|Braunen Haus]] eine ähnliche Funktion hatten, unter [[Sepp Dietrich]] aufgestellt.&lt;ref name=&quot;Höhne S. 80&quot; /&gt; Solange Hitler nur Parteiführer war, war der persönliche Eid seiner vormaligen Stabswache nach dem Urteil [[Hans Buchheim]]s „ein romantischer, jedenfalls aber ein bedeutungsloser Akt“. Nachdem er jedoch 1933 Reichskanzler und 1934 nach dem Tod [[Paul von Hindenburg]]s auch Staatsoberhaupt wurde, „gewann ein ihm persönlich geleisteter Eid einzigartige verfassungsrechtliche Bedeutung. Denn der Kanzler beziehungsweise das Staatsoberhaupt schuf sich auf diese Weise nicht kraft seines Amtes, sondern als Person einen Bereich eigenen Rechts und persönlicher Souveränität neben der Partei und allen Einrichtungen des Staates.“&lt;ref name=&quot;Buchheim S. 139&quot; /&gt; Auch [[George H. Stein]] hebt hervor, dass Hitler aus einer Parteiformation ohne jede gesetzliche Ermächtigung eine [[Prätorianer]]garde schuf, die über Staat und Partei stand, was für den weiteren Status der Waffen-SS bis Kriegsende grundlegend blieb.&lt;ref&gt;nach der [https://www.e-periodica.ch/digbib/view?rid=asm-004:1967:133::820 Rezension von George H. Stein: ''Geschichte der Waffen-SS.'' Düsseldorf 1967.] In: [[Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift]] 1967, Heft 12, S. 807&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit 1934 gehörten auch die Mitglieder des [[Führerbegleitkommando]]s (FBK) verwaltungsmäßig dem Stab der Leibstandarte SS Adolf Hitler an. Obwohl die jeweiligen Kommandeure des FBK formell der Leibstandarte SS Adolf Hitler unterstanden, bekamen sie ihre Befehle jedoch direkt von Hitler oder von seinem Chef-Adjutanten [[Julius Schaub]].&lt;ref&gt;Peter Hoffmann: ''Hitler’s Personal Security. Protecting the Fuhrer 1921–1945.''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Leibstandarte bildete das Vorbild des Ausbaus der als „[[Politische Bereitschaften]]“ oder „Kasernierte Hundertschaften“ firmierenden SS-Kommandos in den Jahren 1934 und 1935.&lt;ref&gt;Hans Buchheim: [http://www.jstor.org/stable/30194871 ''Die SS in der Verfassung des Dritten Reiches.'' In: ''Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.'' 3. Jg., 2. H., April 1955, S. 140].&lt;/ref&gt; Sie durfte anders als die anderen SS-Verbände auf alle drei ''Ergänzungsstellen'' (Berlin: Wehrkreis I bis IV und VIII, Hamburg: Wehrkreis IV und IX bis XI und München: Wehrkreis V, VII, XII und XIII) zugreifen.&lt;ref&gt;Hans Buchheim: [http://www.jstor.org/stable/30194871 ''Die SS in der Verfassung des Dritten Reiches.'' In: ''Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.'' 3. Jg., 2. H., April 1955, S. 141.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kaserne der Leibstandarte war die ehemalige [[Preußische Hauptkadettenanstalt|Kadettenanstalt]] in [[Berlin-Lichterfelde]]. Hitler hatte den Bau einer weiteren Kaserne bei Weimar angeregt; auf dem bereits erworbenen Gelände entstand nach Himmlers Intervention gegen eine Aufteilung der Leibstandarte das [[KZ Buchenwald]].&lt;ref&gt;[[Stephan Lehnstaedt]], [[Kurt Lehnstaedt]]: ''[[Fritz Sauckel|Fritz Sauckels]] Nürnberger Aufzeichnungen.'' In: VfZ Jahrgang 57 (2009), Heft 1, S. 145 ([https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2009_1.pdf online]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Einsatz bei den Morden am 30. Juni 1934 („Röhm-Putsch“) ===<br /> Der erste Einsatz der Leibstandarte jenseits der Repräsentationsaufgaben erfolgte Ende Juni/Anfang Juli 1934, als sie nach der von [[Reinhard Heydrich]] erstellten „Säuberungsliste“ beim angeblichen „[[Röhm-Putsch]]“ mithalf, [[Liste der im Zuge des sogenannten Röhm-Putsches getöteten Personen|große Teile der SA-Führung und andere Personen]] zu ermorden. Die Transportmittel hierzu hatte [[Sepp Dietrich]] am 27. Juni bei [[Walter von Reichenau]] vom [[Reichswehrministerium]] für einen „geheimen und sehr wichtigen Auftrag des Führers“ erbeten. Die Reichswehr war im Vorfeld von der NSDAP-Führung informiert worden.&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=46414907 |Autor=[[Heinz Höhne]] |Titel=https://www.spiegel.de/politik/der-orden-unter-dem-totenkopf-a-fbc2c2ea-0002-0001-0000-000046414907 Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS (3. Fortsetzung) |Jahr=1966 |Nr=45 |Datum=1966-10-31 |Seiten=93–108}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Dietrich reiste nach München und erhielt dort von Hitler persönlich den Auftrag, das Exekutionskommando für die in [[Justizvollzugsanstalt Stadelheim|Stadelheim]] „inhaftierten“ SA-Führer [[Hans Hayn]], [[Edmund Heines]], [[Peter von Heydebreck]], [[Wilhelm Schmid (SA-Mitglied)|Wilhelm Schmid]], [[August Schneidhuber]] und [[Hans Erwin von Spreti-Weilbach]] zusammenzustellen. Dietrich wurde 1957 wegen Beihilfe zum Totschlag hierfür zu einer Haftstrafe verurteilt. Auf dem Gelände der Kaserne der Leibstandarte in [[Berlin-Lichterfelde]] (ehemalige [[Preußische Hauptkadettenanstalt|Hauptkadettenanstalt]]) wurden weitere verhaftete SA-Führer von der Leibstandarte ermordet:&lt;ref&gt;Beschreibung des Bundesarchivstandortes Berlin-Lichterfelde, das sich auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne befindet. [https://www.bundesarchiv.de/bundesarchiv/dienstorte/berlin_lichterfelde/index.html.de www.bundesarchiv.de] aufgerufen am 15. Juli 2013.&lt;/ref&gt; [[Veit Ulrich von Beulwitz]], [[Georg von Detten (SA-Mitglied)|Georg von Detten]], [[Karl Ernst (SA-Mitglied)|Karl Ernst]], [[Hans-Joachim von Falkenhausen]], [[Daniel Gerth]], [[Willi Klemm]], [[Hans-Karl Koch]], [[Fritz von Kraußer]], [[Walter von Mohrenschildt]], [[Wilhelm Sander (SA-Mitglied)|Wilhelm Sander]], [[Konrad Schragmüller]], [[Erwin Villain]] und [[Gerd Voss]]. Hinzu kamen die drei in Ungnade gefallenen SS-Angehörigen [[Joachim Hoffmann (SS-Mitglied)|Joachim Hoffmann]], [[Gustav Fink (SS-Mitglied)|Gustav Fink]] und [[Fritz Pleines]]. Der Ministerialdirektor im [[Reichsverkehrsministerium]] und Vertreter des politischen Katholizismus [[Erich Klausener]] wurde von [[Kurt Gildisch]], der zuvor zur Leibstandarte abkommandiert wurde, in seinem Dienstzimmer ermordet.&lt;ref&gt;[[Lothar Gruchmann]]: [https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1971_4_4_gruchmann.pdf ''Erlebnisbericht Werner Pünders über die Ermordung Klauseners am 30. Juni 1934 und ihre Folgen''] (PDF; 1,4&amp;nbsp;MB). In: [[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]], 1971, Heft&amp;nbsp;4, S.&amp;nbsp;404–431.&lt;/ref&gt; Gildisch wurde hierfür am 18. Mai 1953 zu einer Zuchthausstrafe von fünfzehn Jahren verurteilt.<br /> <br /> Die kaltblütige Ausübung der Tötungsaktionen zahlte sich für die SS-Einheit schon kurze Zeit nach der Tat aus. Bereits am Abend des 30. Juni soll Hitler Dietrich versprochen haben, die Leibstandarte als Anerkennung für ihre Dienste mit modernen Waffen auszurüsten. Tatsächlich bestätigte [[Reichswehrministerium|Reichswehrminister]] [[Werner von Blomberg]] am 5. Juli 1934 den Befehlshabern der [[Wehrmacht]], dass die Reichswehr Mittel zur Bewaffnung [[Waffen-SS#Verfügungstruppe|einer SS-Division]] bereitstellen werde.&lt;ref&gt;[[Hans Buchheim]]: ''Die SS – das Herrschaftsinstrument, Befehl und Gehorsam.'' München 1967, S. 162.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Annexion Österreichs ===<br /> Bei der [[Anschluss Österreichs|Annexion Österreichs]] im März 1938 erfolgte die [[Einquartierung]] der Leibstandarte im [[Gymnasium Fichtnergasse]] in Wien-Hietzing.&lt;ref&gt;[https://www.alt-hietzinger.at/archiv/90jahre_schule.shtml Chronik des Hietzinger Gymnasiums 1897–1987].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Stehender militärischer Verband ab 1938 ===<br /> Am 15. August 1938 wurde die LSSAH als stehender militärischer Verband aufgestellt und im September mit den politischen Bereitschaften zur „[[SS-Verfügungstruppe]]“ zusammengefasst. Kommandeur blieb Josef Dietrich.<br /> <br /> === Umgliederungen und Wechsel der Bezeichnungen ===<br /> Nach dem [[Westfeldzug]] 1940 wurde der Verband als „verstärkte Leibstandarte Adolf Hitler“ bezeichnet und entsprach in Stärke und Gliederung bereits einer [[Brigade]]. Im Juli 1942 wurde die LSSAH in Nordfrankreich zu einer Division umgeformt und erhielt die Bezeichnung „SS-Division (mot.) Leibstandarte SS Adolf Hitler“. Ihre Gliederung entsprach bereits zu diesem Zeitpunkt der einer besonders starken [[Panzerdivision|Panzer-Division]] des Heeres. Ab November 1942 hieß sie „SS-Panzergrenadier-Division LSSAH“, und am 22. Oktober 1943 erfolgte im Zuge der Durchnummerierung der SS-Divisionen die letzte Umbenennung in „1.&amp;nbsp;SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler“.<br /> <br /> === Im Zweiten Weltkrieg ===<br /> &lt;!--==== Kriegseinsätze ====<br /> ==== Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ====--&gt;<br /> Die LSSAH trägt die Verantwortung für zahlreiche [[Kriegsverbrechen]] an der Ost- und Westfront. Damit fing die Einheit schon wenige Wochen nach dem [[Überfall auf Polen]] an. Neben anderen Vorkommnissen ging in der Nacht vom 18./19. September 1939 westlich von Warschau Hauptsturmführer [[Hermann Müller-John]] mit seinen Männern auf „Judenjagd“. Dabei wurden 50 jüdische Zivilgefangene erschossen. Die Mordaktion war so grausam, dass Müller-John daraufhin von einer Wehrmachteinheit verhaftet wurde und vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollte. Müller-John sandte daraufhin an den Kommandeur Josef Dietrich ein Telegramm, in dem er einerseits seine Aussagen vor den Untersuchungsbehörden mit ihm absprach und andererseits um Hilfe bat. Dietrich bestand auf der Freilassung Müller-Johns. Dieser wurde schließlich auf Befehl Hitlers freigelassen.&lt;ref&gt;Jens Westemeier: ''Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit''. Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77241-1, S. 140&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[Jochen Böhler]]: ''Der Überfall. Deutschlands Krieg gegen Polen.'' Eichborn, Frankfurt 2009, ISBN 3-8218-5706-4, S. 222.&lt;/ref&gt; Weitere bekannte Mordtaten sind die Erschießung von etwa 80 bis 100 britischen [[Kriegsgefangene]]n 1940 in [[Massaker von Wormhout|Wormhout]],&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13686862.html Zeitgeschichte: „Es war ein Alptraum“]. In: [[Der Spiegel]] vom 28. März 1994.&lt;/ref&gt; die Ermordung von 34 französischen Zivilisten in Tavaux und [[Plomion]] (woran auch Soldaten der 12.&amp;nbsp;SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ beteiligt waren)&lt;ref&gt;Antony Beevor: ''D-Day. Die Schlacht um die Normandie.'' S. 476.&lt;/ref&gt; sowie das [[Malmedy-Massaker]] (17. Dezember 1944), bei dem 72 amerikanische [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangene]] erschossen wurden. Ebenfalls ermordeten Soldaten der Division beim [[Wereth-Massaker]] im Dezember 1944 11 [[Afroamerikaner|afroamerikanische]] US-Soldaten.&lt;ref&gt;[https://www.wereth.org/de/geschichte Website des Wereth Memorial].&lt;/ref&gt; An der Ostfront tötete die Division bei der [[Schlacht bei Charkow (1943)|Rückeroberung Charkows]] eine große Anzahl Verwundeter und Gefangener.&lt;ref&gt;Wolfram Wette, Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): ''Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert.'' Primus, Darmstadt 2001, ISBN 3-89678-417-X, S.&amp;nbsp;255.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Angehörige der Leibstandarte verübten u.&amp;nbsp;a. die ersten Massenmorde an Juden in [[Italien]], die [[Massaker vom Lago Maggiore]]: Zwischen dem 15. und 23. September 1943 ermordeten sie 54 Juden auf der piemontesischen Seite des [[Lago Maggiore]] (auch ''Lago di Verbania''). Am 4. Oktober 1943 töteten sie im [[Massaker von Pazin]] 157 Bürger dieser heute kroatischen Kleinstadt. Zudem ermordeten sie im Oktober 1943 den italienischen Juden [[Ettore Ovazza]] und seine ganze Familie in [[Verbania|Intra]]. Die Division war nach [[Chivasso]] verlegt worden, wobei ein Bataillon am Westufer des Lago Maggiore lag. Ein weiteres Bataillon, im [[Polizeihaftlager Borgo San Dalmazzo]] stationiert, lauerte einer größeren Gruppe von Juden auf, die auf der Flucht aus Frankreich war. Die SS-Männer fingen 349 von ihnen ein. Sie wurden in einer Kaserne der [[Alpini]] eingesperrt, die als [[Konzentrationslager|Zwischenlager]] für Juden diente, und am 21. November über Frankreich nach Auschwitz verfrachtet. Nur neun von ihnen überlebten. Eine andere SS-Einheit unter dem Bataillonskommandeur [[Joachim Peiper]] ermordete bei einem Massaker in [[Boves]] bei Cuneo 24 überwiegend alte und kranke Menschen. Danach hatten die SS-Leute in einem Haus den Ortspfarrer Don Bernardi und den Unternehmer Vassallo eingeschlossen, die als Parlamentäre erfolgreich die Freilassung von zwei gefangen genommenen deutschen Soldaten zwischen den SS-Männern und Angehörigen von Partisanengruppen ausgehandelt hatten. Die SS steckte dann neben 300 Häusern, die völlig zerstört wurden, auch dieses in Brand, so dass beide darin verbrannten.&lt;ref&gt;Gerhard Schreiber: ''Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung.'' München 1996, ISBN 3-406-39268-7, S.&amp;nbsp;129–132.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf Bitte eines Generals hin wurde bei den Kämpfen um [[Rostow]] auch die Leibstandarte vorübergehend vom Divisionspfarrer Alfons Mende betreut. Mende stellte fest, dass bei vielen von ihnen ''römisch-katholisch'' im [[Wehrpass]] stand und sie aus Bayern kamen. In seinen Erinnerungen schrieb er ferner, ''daß die Leibstandarte Adolf Hitler so wüst nicht war.''&lt;ref&gt;„Vielleicht deren Führung, aber nicht die einfachen Soldaten. Die wurden doch alle durch Druck und Repressalien zum Dienst gezwungen.“ Alfons Mende ''Im Grunde konnte man das nicht verkraften'', in ''Mensch was wollt ihr denen sagen? Katholische Feldseelsorger im Zweiten Weltkrieg'', Hrsg. Katholisches Militärbischofsamt, Pattloch Verlag, 1991, S. 85, ISBN 3-692-00600-4&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kommandeure ===<br /> * 15. August 1938 bis 4. Juli 1943 [[Sepp Dietrich|Josef Dietrich]]<br /> * 4. Juli 1943 bis 20. August 1944 [[Theodor Wisch]]<br /> * 20. August 1944 bis 6. Februar 1945 [[Wilhelm Mohnke]]<br /> * 6. Februar 1945 bis 8. Mai 1945 [[Otto Kumm]]<br /> <br /> === Bekannte Angehörige ===<br /> * [[Otto Beisheim]], SS-Kanonier und Gründer des [[Metro Group|Metro-Konzern]]s<br /> * [[Kurt Borm]], Euthanasie-Täter<br /> * [[Herbert Döhring]], Hausverwalter von Hitlers Berghof<br /> * [[Kurt Gildisch]], SS-Führer (Haftstrafe für einen Mord, den er im Auftrag und als Angehöriger der Leibstandarte beging)<br /> * [[Otto Günsche]], SS-Führer und letzter persönlicher Adjutant Hitlers<br /> * [[Klaus Havenstein (Schauspieler)]]&lt;ref&gt;[https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag6526.html vom 7. April 1922 – Klaus Havenstein wird geboren], [[WDR]] Stichtag, 7. April 2012.&lt;/ref&gt;<br /> * [[Wolfgang Holst]], Sportfunktionär und Gastronom&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Sven Goldmann, Stefan Hermanns, Michael Rosentritt |Titel=Wolfgang Holst: Die blau-graue Eminenz |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |Datum=2010-12-10 |ISSN=1865-2263 |Online=https://www.tagesspiegel.de/sport/nachruf-wolfgang-holst-die-blau-graue-eminenz/3601526.html |Abruf=2022-06-19}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Uwe Bremer, Daniel Stolpe |url=https://www.morgenpost.de/sport/hertha/article104953495/Zum-Abschied-wuenschte-er-sich-Herthas-Aufstieg.html |titel=Zum Abschied wünschte er sich Herthas Aufstieg |datum=2010-12-11 |sprache=de-DE |abruf=2022-06-19}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[Ernst Klink]], Autor<br /> * [[Hugo Kraas]], SS-Führer<br /> * [[Heinz Linge]], Hitlers Kammerdiener<br /> * [[Felix Lützkendorf]], Dramaturg, Drehbuchschreiber und Filmregisseur<br /> * [[Theo M. Loch]], SS-Obersturmführer – Journalist<br /> * [[Kurt Meyer (SS-Mitglied)|Kurt Meyer]] („Panzermeyer“), SS-Führer<br /> * [[Rochus Misch]], Leibwächter Hitlers – in Dokumentationen wird er oft als „Funker Hitlers“ bezeichnet.<br /> * [[Johann Niemann]], zuletzt Kommandant des Vernichtungslagers Sobibor; Tod bei einem Häftlingsaufstand<br /> * [[Joachim Peiper]], SS-Führer (verurteilt wegen Kriegsverbrechen der Leibstandarte)<br /> * [[Otto Reich (SS-Mitglied)|Otto Reich]], SS-Führer<br /> * [[Hans-Albin Freiherr von Reitzenstein]], SS-Führer<br /> * [[Franz Schönhuber]], Journalist des [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunks]], Politiker der [[Die Republikaner|Republikaner]] und der [[Deutsche Volksunion|DVU]]<br /> * [[Heinrich Schütz (Mediziner)|Heinrich Schütz]], SS-Sturmbannführer, KZ-Arzt<br /> * [[Richard Schulze-Kossens]], zeitweiliger Adjutant Hitlers<br /> * [[Herbert Schweiger]], Buchautor<br /> * [[Bernhard Siebken]], SS-Führer<br /> * [[Karl-Heinz Spilker]], [[SS-Obersturmführer]], ehemaliges Mitglied des Bundestages (für die CSU)<br /> * [[Wolfgang Venohr]], Journalist und Sachbuchautor<br /> * [[Herbert Walther (Schriftsteller)|Herbert Walther]], [[SS-Untersturmführer]] der Waffen-SS, Sachbuchautor<br /> * [[Michael Wittmann (SS-Mitglied)|Michael Wittmann]], [[SS-Hauptsturmführer]] der Waffen-SS<br /> <br /> == Auseinandersetzung um ein Denkmal für die Gefallenen der Leibstandarte ==<br /> {{Hauptartikel|Denkmal für die Waffen-SS}}<br /> <br /> 1971 wurde in [[Marienfels]] ([[Taunus]]) ein Denkmal als Mahnmal für die Gefallenen der „1.&amp;nbsp;SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler“ und der [[12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“]] errichtet. Von 2003 an war es Zielort mehrerer [[Rechtsextremismus|rechtsextremer]] Kundgebungen und Aufmärsche. 2004 wurde das Denkmal von Unbekannten zerstört und anschließend eingelagert. Anfang 2006 geriet es erneut in die Schlagzeilen, als es auf dem Privatgrundstück des [[Neonazi]]s [[Thorsten Heise]] in [[Fretterode]] wiederaufgebaut wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.endstation-rechts.de/news/hitlerwein-thorsten-heise-und-der-leibstandarte-edelster-tropfen |titel='Hitlerwein' - Thorsten Heise und der 'Leibstandarte edelster Tropfen' |abruf=2022-04-12 |autor=Mathias Brodkorb |werk=endstation-rechts.de |datum=2009-12-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Strafprozesse ==<br /> {{Hauptartikel|Massaker vom Lago Maggiore}}<br /> <br /> Gegen Täter des Massakers vom Lago Maggiore wurde im Jahr 1964 in Osnabrück ein Strafprozess gegen fünf Angeklagte (Hans Röhwer, Hans Krüger, Herbert Schnelle, Ludwig Leithe und Oskar Schulz)&lt;ref&gt;Prozessbericht in: ''Der Freiwillige,'' Heft 9 September 1968, S. 9&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt; begonnen; ein Angeklagter war während der Ermittlungen gestorben. Die Angeklagten wurden verurteilt; in höheren Instanzen erreichten sie eine Aufhebung des Urteils, da die Taten bereits verjährt waren.<br /> <br /> == Probleme mit der Literatur zur Leibstandarte ==<br /> Die umfangreichste Darstellung der Leibstandarte bildet ein mehrbändiges Werk, dessen erste Bände von dem ehemaligen SS-Mitglied [[Rudolf Lehmann (SS-Mitglied)|Rudolf Lehmann]] geschrieben wurden. Lehmann übernahm es, so schreibt er im Vorwort, „auf Bitten meiner Kameraden, die Geschichte der Leibstandarte SS Adolf Hitler, kurz Leibstandarte genannt, niederzuschreiben“&lt;ref&gt;Rudolf Lehmann: ''Die Leibstandarte.'' Bd. 1, 2. Auflage 1978, S. 9.&lt;/ref&gt; Erschienen ist das Werk im rechtsextremen [[Munin-Verlag]], der der SS-Veteranenorganisation [[Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS|HIAG]] nahestand. ''[[Der Spiegel]]'' zählte es zum „geistigen Hintergrund des Rechtsextremismus“, dessen Ziel „das Leugnen deutscher Kriegsschuld und nazistischer Judenausrottung, die Verklärung von Reich und Rasse, Hitler als Friedenskanzler und Goebbels als Wahrheitsapostel“ sei:<br /> <br /> {{Zitat |Text=Der I. Generalstabsoffizier der ‚1. SS-Panzerdivision Leibstandarte SS Adolf Hitler‘, Rudolf Lehmann, würdigt in drei Wälzern, von denen bisher zwei erschienen sind, das Wirken seiner Männer ‚für die Sicherheit Adolf Hitlers‘ ebenso wie ihren ‚als besonders einsatzfreudig bekannten‘ Frontgeist im Dienste der ‚alten, von Hitler aufgenommenen Idee, Lebensraum im Osten zu gewinnen‘. |Autor= [[Der Spiegel]] (1981) |ref=&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=14320631 |Titel=Mit Eifer und Freude im KZ |Jahr=1981 |Nr=5 |Datum=1981-01-26 |Seiten=74}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Im gleichen Publikationsumfeld erschien ab den 60er-Jahren bis in die Gegenwart eine breitere tendenziöse Memoirenliteratur:<br /> <br /> * ''Albert Frey: Ich wollte die Freiheit: Erinnerungen des Kommandeurs des 1. Panzergrenadierregiments der ehemaligen Waffen-SS.'' (Munin-Verlag, 1990).<br /> * ''Werner Kindler: Mit goldener Nahkampfspange – Werner Kindler. Ein Panzergrenadier der Leibstandarte'' (Munin-Verlag, 2010).<br /> <br /> Ebenfalls in rechtsextremen Verlagen erschienen:<br /> <br /> * Hans Quassowski: ''Zwölf Jahre: 1. Kompanie, Leibstandarte SS Adolf Hitler. Ein Buch der Kameradschaft'' (1990 – KW Schütz).<br /> * Patrick Agte: ''Michael Wittmann, erfolgreichster Panzerkommandant im Zweiten Weltkrieg und die Tiger der Leibstandarte SS Adolf Hitler'' (zunächst: 1995 – Deutsche Verlagsgesellschaft, Preussisch-Oldendorf, Nachauflage 2013 Winkelried-Verlag).<br /> * [[Wolfgang Venohr]]: ''Die Abwehrschlacht: Jugenderinnerungen 1940–1955'' (Edition Junge Freiheit 2002).<br /> * ''Sepp Dietrich: Kommandeur Leibstandarte SS Adolf Hitler und seine Männer'' (2. Auflage Deutsche Verlagsgesellschaft, Preussisch-Oldendorf, 2007).<br /> <br /> Ebenfalls in der rechtsextremen Publizistik spielen auch apologetische Schriften zu einzelnen Massakern der Leibstandarte eine Rolle, die z.&amp;nbsp;T. beispielhaft für das Narrativ der Abgrenzung von Waffen-SS zu Kriegsverbrechen stehen, so in mehreren Publikationen von [[Lothar Greil]] zum Malmedy-Prozess.&lt;ref&gt;Karsten Wilke: ''Die Waffen-SS. Deutungsmuster der »Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit« (HIAG) und andere Apologien.'' Schöningh, Paderborn 2011, S.&amp;nbsp;165 ([https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-00131-5_8 Online-Fassung]).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Archivbestände ==<br /> * Bestand [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/163f1faf-6109-47b4-9898-74f36411004a/ RS 2-1, ''I. SS-Panzerkorps „Leibstandarte“'', 1943–1945]. Bearbeitet von Lioba Scheermann und Elfriede Frischmuth, Koblenz September 2009, im [[Bundesarchiv-Militärarchiv]].<br /> * Bestand [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/fc0746c0-33f4-4d9a-abc6-252c8efc878e/ RS 3-1, ''1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler'', 1939–1944]. Bearbeitet von Elfriede Frischmuth, Koblenz April 2008, im [[Bundesarchiv-Militärarchiv]].<br /> * [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/193ae19e-172d-4a73-8e39-0f70e144b880/ Bestand NS 18 Leibstandarte SS – „Adolf Hitler“ im Bundesarchiv]<br /> * [[WASt|Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht]], Eichborndamm 179, 13403 Berlin.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Becky Behar: ''La strage dimenticata: Meina settembre 1943, il primo eccidio di ebrei in Italia.'' Interlinea, Novara 2003, ISBN 88-8212-417-7 (''Das vergessene Massaker: Meina, September 1943, der erste Mord an Juden in Italien'').<br /> * Heinz Höhne: ''Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS.'' Orbis-Verlag, München 2002, ISBN 3-572-01342-9.<br /> * [[Lutz Klinkhammer]]: ''Stragi naziste in Italia. La guerra contro i civili (1943–1944).'' Donzelli, Rom 1997 (''Die Nazi-Massaker in Italien. Der Krieg gegen die Zivilbevölkerung (1943–1944)'').<br /> * Bernd Wegner: ''Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945.'' Schöningh Verlag, Paderborn 1999, ISBN 3-506-77502-2.<br /> * {{Literatur | Autor=Rolf Stoves | Titel=Die gepanzerten und motorisierten deutschen Großverbände 1935-1945 | Verlag=Nebel Verlag | Ort=Eggolsheim | Datum=2003| ISBN=3-89555-102-3}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|1st SS Division Leibstandarte|Leibstandarte SS Adolf Hitler}}<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.verfassungsschutz.de/embed/broschuere-2014-03-rechtsextremismus-symbole-zeichen-und-verbotene-organisationen.pdf |text=Verfassungsschutz.de: ''Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisationen'' (PDF) |wayback=20150116202008}}<br /> * [https://dejure.org/gesetze/StGB/86a.html Strafgesetzbuch: ''§ 86a Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen'', auf: dejure.org]<br /> * https://www.archivportal-d.de/item/B4DMQP3UFUW7S5APAYM5M4MR4LA2FALZ<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Divisionen der Waffen-SS}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=4192801-5|LCCN=n85341040|VIAF=132707305}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:LeibstandarteSS Adolf Hitler}}<br /> [[Kategorie:SS-Division|#01]]<br /> [[Kategorie:Kriegsverbrechen der Waffen-SS]]<br /> [[Kategorie:Deutsche Besetzung Italiens 1943–1945|#]]<br /> [[Kategorie:Adolf Hitler als Namensgeber]]<br /> [[Kategorie:Berlin-Lichterfelde]]<br /> [[Kategorie:Gegründet 1933]]<br /> [[Kategorie:Aufgelöst 1945]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Christian_Trull&diff=237416678 Christian Trull 2023-09-17T19:35:29Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>[[Datei:Christian Trull.jpg|mini|300px|Generalmajor Christian Trull (Dezember 2006)]]<br /> '''Christian Trull''' (* [[4. Dezember]] [[1946]] in [[Göttingen]]) ist ein [[Generalmajor]] [[außer Dienst|a. D.]] der [[Bundeswehr]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> {{Lückenhaft|Militärischer Werdegang nicht durch Quellen bzw. Literatur belegt. Angegebener Einzelnachweis 1 kann derzeit nicht nachgeprüft werden. Eventuell kann ''Handbuch der Bundeswehr und Verteidigungsindustrie hier weiterhelfen''.}}<br /> Christian Trull, Sohn eines Offiziers, trat am 1.&amp;nbsp;Oktober 1966 als [[Offizieranwärter (Bundeswehr)|Offizieranwärter]] in die [[Panzertruppe]] der Bundeswehr ein. Von 1966 bis 1969 wurde er im Panzerbataillon&amp;nbsp;183 in [[Boostedt]] zum [[Offizier]] ausgebildet. Von 1969 bis 1974 diente er als Zugführeroffizier und Truppenfernmeldeoffizier im Panzerbataillon&amp;nbsp;84 in [[Lüneburg]], wo er anschließend bis 1978 als [[Kompaniechef]] einer Panzerkompanie eingesetzt war.<br /> <br /> Von 1978 bis 1980 absolvierte er den Generalstabslehrgang an der [[Führungsakademie der Bundeswehr]] in [[Hamburg]].<br /> <br /> Von 1980 bis 1983 diente Trull als G2 im Stab der 11. Panzergrenadierdivision in [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]], woran sich der Lehrgang am [[Staff College Camberley|Staff College]] in [[Camberley]]/ [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] anschloss. Von 1984 bis 1986 war er stellvertretender [[Militärattaché]] in [[London]]. Nun folgte eine Führungsverwendung als Kommandeur des Panzerbataillons&amp;nbsp;154 in [[Westerburg]] von 1986 bis 1988. Dem schloss sich die ministerielle Verwendung im Bundesministerium der Verteidigung (Führungsstab der Streitkräfte II) in Bonn an.<br /> <br /> Von 1990 bis 1992 diente Trull im deutschen Anteil Hauptquartier AFCENT in [[Brunssum]] in den Niederlanden und von 1992 bis 1995 als Chef des Stabes im WBK VIII bzw. der 14. Panzergrenadierdivision in [[Neubrandenburg]] unter dem damaligen Generalmajor und späteren [[Generalinspekteur der Bundeswehr|Generalinspekteur]] [[Hans-Peter von Kirchbach]].&lt;ref&gt;Website Heeresführungskommando, Abruf: 4. Dezember 2007 – Ausdruck der Website Vita des stellvertretenden Befehlshabers (Tag der Verabschiedung v. Generalmajor Trull als stv BefH HFüKdo)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Er durchlief fortan eine Vielzahl von höheren Führungsverwendungen, so war er unter anderem als [[Oberst]] vom 1.&amp;nbsp;Oktober 1995 bis 1999 Kommandeur der [[Panzerbrigade 18]] „Holstein“ in [[Neumünster]], während dieser Verwendung erfolgte die Ernennung zum [[Brigadegeneral]]. Im Anschluss daran wurde er [[General der Panzertruppen]] und Kommandeur der [[Panzertruppenschule]] in [[Munster]]. Am 1.&amp;nbsp;September 2002 übernahm er das Kommando über die [[14. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|14. Panzergrenadierdivision]] in [[Neubrandenburg]] und wurde zum [[Generalmajor]] ernannt. 2004 absolvierte er einen sechsmonatigen Auslandseinsatz als stellvertretender Kommandeur der International Security Assistance Force ([[International Security Assistance Force|ISAF]]) in Kabul. Bevor er zum 1.&amp;nbsp;Januar 2008 in den Ruhestand trat, war Trull ab 13.&amp;nbsp;Januar 2005 stellvertretender Befehlshaber des [[Heeresführungskommando]]s in [[Koblenz]]. In dieser Funktion führte er auch den deutschen Anteil (DtA) der [[Deutsch-Französische Brigade|Deutsch-Französischen Brigade]].<br /> <br /> Im Juni&amp;nbsp;2017 vermittelte er der Öffentlichkeit seine Einstellung zu dem von der Verteidigungsministerin ausgesprochenen ''Haltungsproblem'' der Bundeswehr in einem Interview mit Martin Eich von der [[FAZ]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url=https://edition.faz.net/faz-edition/feuilleton/2017-06-27/nw2wpt2vl8f0dqki6ddfo/ | titel=Eigentlich kann sie so nicht weiter führen | titelerg=Interview mit Christian Trull | werk=[[faz.net]] | datum=2017-06-27 | zugriff=2019-02-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Video ==<br /> * [https://www.youtube.com/watch?v=faAwyTYpHTw Kommandoübergabe 2005 als Divisionskommandeur]<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> * {{Literatur | Autor=Christian Trull | Titel=Bildet die Bundeswehr zur Kriegstüchtigkeit aus? | Sammelwerk=Das schwarze Barett | Nummer=37 | Verlag=Freundeskreis Offiziere der Panzertruppe e.V. | Ort=Munster | Datum=2015 | Online=https://www.panzertruppe.com/detailansicht/kriegstuechtigkeit.html | Format=PDF | KBytes=447 | Abruf=2019-02-02}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.archivesportaleurope.net/de/ead-display/-/ead/pl/aicode/DE-1958/type/hg/id/Beständeübersicht/unitid/BH+9-18 Bestand BH 9-18 ''Panzerbrigade 18 „Holstein“''] im [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]]<br /> * [http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/!ut/p/c4/TYpLDsIwDAVvFJdYTYAdp4CycxurWEqTKjKf4-MskNDI82w9wx2MQi9ZSaUWynCDaZHz_HYP5uY-buMkNEtOcO2_id1SC2u3clExr420NrfXprk3z9ascZJgwgOOePSMiN7cL7QMtg3_hBhiHAPZBDwF9MMP2Lft8gVMy-xF/ Kommandoübergabe bei der Deutsch-Französischen Brigade 2006]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Kommandeure der 14. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)}}<br /> {{SORTIERUNG:Trull, Christian}}<br /> [[Kategorie:Generalmajor (Heer der Bundeswehr)]]<br /> [[Kategorie:Militärperson (NATO)]]<br /> [[Kategorie:Kommandeur der 14. Panzergrenadierdivision (Heer der Bundeswehr)]]<br /> [[Kategorie:Kommandeur der Panzerbrigade 18 (Heer der Bundeswehr)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1946]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Trull, Christian<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher General<br /> |GEBURTSDATUM=4. Dezember 1946<br /> |GEBURTSORT=[[Göttingen]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Christian_Trull&diff=237416671 Christian Trull 2023-09-17T19:35:08Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>[[Datei:Christian Trull.jpg|mini|300px|Generalmajor Christian Trull (Dezember 2006)]]<br /> '''Christian Trull''' (*[[4. Dezember]] [[1946]] in [[Göttingen]]) ist ein [[Generalmajor]] [[außer Dienst|a. D.]] der [[Bundeswehr]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> {{Lückenhaft|Militärischer Werdegang nicht durch Quellen bzw. Literatur belegt. Angegebener Einzelnachweis 1 kann derzeit nicht nachgeprüft werden. Eventuell kann ''Handbuch der Bundeswehr und Verteidigungsindustrie hier weiterhelfen''.}}<br /> Christian Trull, Sohn eines Offiziers, trat am 1.&amp;nbsp;Oktober 1966 als [[Offizieranwärter (Bundeswehr)|Offizieranwärter]] in die [[Panzertruppe]] der Bundeswehr ein. Von 1966 bis 1969 wurde er im Panzerbataillon&amp;nbsp;183 in [[Boostedt]] zum [[Offizier]] ausgebildet. Von 1969 bis 1974 diente er als Zugführeroffizier und Truppenfernmeldeoffizier im Panzerbataillon&amp;nbsp;84 in [[Lüneburg]], wo er anschließend bis 1978 als [[Kompaniechef]] einer Panzerkompanie eingesetzt war.<br /> <br /> Von 1978 bis 1980 absolvierte er den Generalstabslehrgang an der [[Führungsakademie der Bundeswehr]] in [[Hamburg]].<br /> <br /> Von 1980 bis 1983 diente Trull als G2 im Stab der 11. Panzergrenadierdivision in [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]], woran sich der Lehrgang am [[Staff College Camberley|Staff College]] in [[Camberley]]/ [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] anschloss. Von 1984 bis 1986 war er stellvertretender [[Militärattaché]] in [[London]]. Nun folgte eine Führungsverwendung als Kommandeur des Panzerbataillons&amp;nbsp;154 in [[Westerburg]] von 1986 bis 1988. Dem schloss sich die ministerielle Verwendung im Bundesministerium der Verteidigung (Führungsstab der Streitkräfte II) in Bonn an.<br /> <br /> Von 1990 bis 1992 diente Trull im deutschen Anteil Hauptquartier AFCENT in [[Brunssum]] in den Niederlanden und von 1992 bis 1995 als Chef des Stabes im WBK VIII bzw. der 14. Panzergrenadierdivision in [[Neubrandenburg]] unter dem damaligen Generalmajor und späteren [[Generalinspekteur der Bundeswehr|Generalinspekteur]] [[Hans-Peter von Kirchbach]].&lt;ref&gt;Website Heeresführungskommando, Abruf: 4. Dezember 2007 – Ausdruck der Website Vita des stellvertretenden Befehlshabers (Tag der Verabschiedung v. Generalmajor Trull als stv BefH HFüKdo)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Er durchlief fortan eine Vielzahl von höheren Führungsverwendungen, so war er unter anderem als [[Oberst]] vom 1.&amp;nbsp;Oktober 1995 bis 1999 Kommandeur der [[Panzerbrigade 18]] „Holstein“ in [[Neumünster]], während dieser Verwendung erfolgte die Ernennung zum [[Brigadegeneral]]. Im Anschluss daran wurde er [[General der Panzertruppen]] und Kommandeur der [[Panzertruppenschule]] in [[Munster]]. Am 1.&amp;nbsp;September 2002 übernahm er das Kommando über die [[14. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|14. Panzergrenadierdivision]] in [[Neubrandenburg]] und wurde zum [[Generalmajor]] ernannt. 2004 absolvierte er einen sechsmonatigen Auslandseinsatz als stellvertretender Kommandeur der International Security Assistance Force ([[International Security Assistance Force|ISAF]]) in Kabul. Bevor er zum 1.&amp;nbsp;Januar 2008 in den Ruhestand trat, war Trull ab 13.&amp;nbsp;Januar 2005 stellvertretender Befehlshaber des [[Heeresführungskommando]]s in [[Koblenz]]. In dieser Funktion führte er auch den deutschen Anteil (DtA) der [[Deutsch-Französische Brigade|Deutsch-Französischen Brigade]].<br /> <br /> Im Juni&amp;nbsp;2017 vermittelte er der Öffentlichkeit seine Einstellung zu dem von der Verteidigungsministerin ausgesprochenen ''Haltungsproblem'' der Bundeswehr in einem Interview mit Martin Eich von der [[FAZ]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url=https://edition.faz.net/faz-edition/feuilleton/2017-06-27/nw2wpt2vl8f0dqki6ddfo/ | titel=Eigentlich kann sie so nicht weiter führen | titelerg=Interview mit Christian Trull | werk=[[faz.net]] | datum=2017-06-27 | zugriff=2019-02-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Video ==<br /> * [https://www.youtube.com/watch?v=faAwyTYpHTw Kommandoübergabe 2005 als Divisionskommandeur]<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> * {{Literatur | Autor=Christian Trull | Titel=Bildet die Bundeswehr zur Kriegstüchtigkeit aus? | Sammelwerk=Das schwarze Barett | Nummer=37 | Verlag=Freundeskreis Offiziere der Panzertruppe e.V. | Ort=Munster | Datum=2015 | Online=https://www.panzertruppe.com/detailansicht/kriegstuechtigkeit.html | Format=PDF | KBytes=447 | Abruf=2019-02-02}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.archivesportaleurope.net/de/ead-display/-/ead/pl/aicode/DE-1958/type/hg/id/Beständeübersicht/unitid/BH+9-18 Bestand BH 9-18 ''Panzerbrigade 18 „Holstein“''] im [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]]<br /> * [http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/!ut/p/c4/TYpLDsIwDAVvFJdYTYAdp4CycxurWEqTKjKf4-MskNDI82w9wx2MQi9ZSaUWynCDaZHz_HYP5uY-buMkNEtOcO2_id1SC2u3clExr420NrfXprk3z9ascZJgwgOOePSMiN7cL7QMtg3_hBhiHAPZBDwF9MMP2Lft8gVMy-xF/ Kommandoübergabe bei der Deutsch-Französischen Brigade 2006]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Kommandeure der 14. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)}}<br /> {{SORTIERUNG:Trull, Christian}}<br /> [[Kategorie:Generalmajor (Heer der Bundeswehr)]]<br /> [[Kategorie:Militärperson (NATO)]]<br /> [[Kategorie:Kommandeur der 14. Panzergrenadierdivision (Heer der Bundeswehr)]]<br /> [[Kategorie:Kommandeur der Panzerbrigade 18 (Heer der Bundeswehr)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1946]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Trull, Christian<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher General<br /> |GEBURTSDATUM=4. Dezember 1946<br /> |GEBURTSORT=[[Göttingen]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sophie_Gr%C3%A9goire&diff=237416194 Sophie Grégoire 2023-09-17T19:13:16Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>[[Datei:Sophie Gregoire 2017.jpg|mini|245x245px|Sophie Grégoire (2017)]]<br /> '''Sophie Grégoire Trudeau''' (* [[24. April]] [[1975]] in [[Montreal]]) ist eine ehemalige [[Kanada|kanadische]] Fernsehmoderatorin und war von 2015 bis 2023 die Ehefrau des [[Premierminister (Kanada)|kanadischen Premierministers]] [[Justin Trudeau]]. <br /> <br /> == Jugend und Ausbildung ==<br /> Grégoire wurde am 24. April 1975 in Montreal, [[Québec|Quebec]], als einziges Kind des Börsenmaklers Jean Grégoire und der [[Franko-Ontarier|französisch-ontarischen]] Krankenschwester Estelle Blais geboren.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://ca.news.yahoo.com/blogs/canada-politics/sophie-gregoire-woman-behind-justin-trudeau-110450530.html |titel=Sophie Gregoire: the woman behind Justin Trudeau |werk=yahoo.com |abruf=2021-04-16 |sprache=en-CA}}&lt;/ref&gt; Ihre Familie lebte nördlich der Stadt in Sainte-Adèle und zog schließlich mit vier Jahren nach Montreal. Sie wuchs danach in [[Mont-Royal|Mont Royal]], einem Vorort von Montreal, auf, wo sie eine Klassenkameradin und Freundin von [[Michel Trudeau]] war, dem jüngsten Sohn von Premierminister [[Pierre Trudeau]] und seiner Frau [[Margaret Trudeau|Margaret]] und Bruder von Grégoires zukünftigem Ehemann Justin Trudeau.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://ericadiamond.com/exclusive-interview-with-sophie-gregoire-trudeau#more-11530 |titel=EXCLUSIVE INTERVIEW: Erica Diamond Sits Down With Sophie Trudeau |werk=ericadiamond.com |abruf=2021-04-16 |sprache=en-CA}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.macleans.ca/canada/national/article.jsp?content=20050606_106678_106678 |titel=When Justin met Sophie {{!}} Macleans.ca - Canada - Features |datum=2012-06-08 |abruf=2021-04-16 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120608132913/http://www.macleans.ca/canada/national/article.jsp?content=20050606_106678_106678 |archiv-datum=2012-06-08 |offline= |archiv-bot=2023-01-12 04:33:22 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Grégoire besuchte das Gymnasium in [[Outremont]]. Anschließend besuchte sie das [[Collège Jean-de-Brébeuf]], bevor sie an der [[McGill University]] begann Handel zu studieren, wechselte jedoch bald zum Studienfach der Kommunikationswissenschaften und schloss ihr Studium an der [[Universität Montreal]] mit einem Bachelor ab.<br /> <br /> == Karriere ==<br /> In ihrem ersten Job arbeitete sie als Empfangsdame und Assistentin bei einer Werbefirma. Sie wurde zum [[Account-Manager]] befördert, aber nach dreijähriger Tätigkeit in den Bereichen Werbung, Öffentlichkeitsarbeit und Vertrieb beschloss sie, eine Radio- und Fernsehschule zu besuchen, wo sie sofort wusste: „Ich hatte meine Berufung gefunden“. Nach Abschluss ihres Studiums bekam Grégoire einen Job in einem [[Newsdesk|Newsroom]] und schrieb den [[Nachrichtenticker]]. Als Liebhaberin von Kultur, Kunst und Filmen bewarb sie sich erfolgreich beim Fernsehsender [[Le Canal Nouvelles (LCN)]] in Quebec um eine Stelle als Unterhaltungsreporterin. Außerdem moderierte sie eine [[Morningshow]] im Radio. Darüber hinaus arbeitete sie Mitte der 2000er Jahre für das gehobene Kaufhaus Holt Renfrew.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.huffingtonpost.ca/2012/12/20/sophie-gregoire-justin-trudeau-wife_n_2332649.html |titel=LOOK: 14 Surprising Facts About Trudeau's Wife |werk=huffingtonpost.ca |datum=2012-12-20 |abruf=2021-04-16 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Privates ==<br /> [[Datei:The Prime Minister, Shri Narendra Modi welcomes the Prime Minister of Canada, Mr. Justin Trudeau and his Family, at the Ceremonial Reception, at Rashtrapati Bhavan, in New Delhi on February 23, 2018 (2).jpg|mini|Sophie Grégoire Trudeau mit ihrem Ehemann Justin Trudeau, ihren drei gemeinsamen Kindern und dem [[Premierminister Indiens|indischen Premierminister]] [[Narendra Modi]]]]<br /> Grégoire lernte [[Justin Trudeau]], den ältesten Sohn des ehemaligen Premierministers [[Pierre Trudeau]], kennen, als beide Kinder in Montreal waren, wo Grégoire eine Klassenkameradin und Freundin des jüngsten Trudeau-Sohnes Michel war. Grégoire und Trudeau trafen sich im Juni 2003 als Erwachsene wieder, als sie beauftragt wurden, gemeinsam einen Wohltätigkeitsball auszurichten, und begannen einige Monate später, sich zu verabreden. Sie verlobten sich im Oktober 2004 und heirateten am 28. Mai 2005 in einer Zeremonie in der Sainte-Madeleine d’Outremont-Kirche in Montreal. Sie haben drei Kinder: zwei Söhne, geboren 2007 und 2014, und eine Tochter, geboren 2009.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.thestar.com/news/2007/10/19/trudeau_clan_adds_baby_xavier_to_its_ranks.html |titel=Trudeau clan adds baby Xavier to its ranks |werk=thestar.com |datum=2007-10-19 |abruf=2021-04-16 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.thestar.com/news/canada/2014/03/13/thats_hadrien_trudeau_new_baby_new_spelling.html |titel=That’s Hadrien Trudeau: new baby, new spelling |werk=thestar.com |datum=2014-03-13 |abruf=2021-04-16 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nachdem ihr Mann 2008 [[Abgeordneter]] im [[Unterhaus (Kanada)|Parlament]] in der kanadischen Hauptstadt [[Ottawa]] geworden war, lebte Grégoire weiterhin mit ihren Kindern in ihrem Haus in Montreal, während Trudeau während der Woche in einem Hotel in Ottawa wohnte. Im Juni 2013, zwei Monate nachdem Trudeau Vorsitzender der [[Liberale Partei Kanadas|Liberalen Partei Kanadas]] geworden war, verkaufte das Ehepaar sein Haus in Montreals Stadtteil Côte-des-Neiges und begann, in einem gemieteten Haus im Rockcliffe Park in Ottawa zu leben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.ottawacitizen.com/news/Trudeau+rents+Ottawa+home+Rockcliffe+returning+childhood+stomping+grounds/8769818/story.html |titel=Trudeau rents Ottawa home in Rockcliffe, returning to his childhood stomping grounds |datum=2013-08-11 |abruf=2021-04-16 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130811151832/http://www.ottawacitizen.com/news/Trudeau+rents+Ottawa+home+Rockcliffe+returning+childhood+stomping+grounds/8769818/story.html |archiv-datum=2013-08-11 |offline= |archiv-bot=2023-01-12 04:33:22 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt; Grégoire Trudeaus Ehemann Justin Trudeau wurde am 4. November 2015 offiziell als kanadischer Premierminister vereidigt.<br /> <br /> Grégoire spricht fließend Französisch, Englisch und Spanisch.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Elisabeth Kalbfuss |url=https://www.montrealfamilies.ca/a-talk-with-sophie-grgoire-trudeau/ |titel=A talk with Sophie Grégoire-Trudeau |werk=montrealfamilies.ca |datum=2013-03-27 |abruf=2021-04-16 |sprache=en-US}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im März 2020 erkrankte sie an [[COVID-19]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Berliner Kurier |url=https://www.berliner-kurier.de/panorama/sophie-gregoire-ehefrau-von-kanadas-premier-justin-trudeau-schwer-krank-huetete-sie-die-kinder-li.82944 |titel=Schwer krank hütete sie die Kinder |werk=berliner-kurier.de |abruf=2021-04-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Sophie Grégoire}}<br /> * {{IMDb|nm2743078}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|VIAF=8754159248153004870003|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2021-04-18}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Gregoire, Sophie}}<br /> [[Kategorie:Fernsehmoderator]]<br /> [[Kategorie:Ehepartner eines Staatsoberhauptes oder Regierungschefs]]<br /> [[Kategorie:Kanadier]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1975]]<br /> [[Kategorie:Frau]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Grégoire, Sophie<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Grégoire Trudeau, Sophie (vollständiger Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=kanadische Fernsehmoderatorin<br /> |GEBURTSDATUM=24. April 1975<br /> |GEBURTSORT=[[Montreal]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Land_schafft_Verbindung&diff=237151469 Land schafft Verbindung 2023-09-08T20:07:34Z <p>138.246.3.7: /* Distanzierung */</p> <hr /> <div>[[Datei:Logo der deutschlandweiten Gruppierung von Landwirten „Land schafft Verbindung“ von 2019.svg|mini|Logo aus 2019]]<br /> <br /> '''Land schafft Verbindung (LSV)''' ist eine deutschlandweite Gruppierung von [[Landwirt]]en, die sich am 1. Oktober 2019 gründete.&lt;ref&gt;[https://www.topagrar.com/themen/land-schafft-verbindung-lsv-12624314.html top agrar]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_wirtschaft/article202340216/Bauern-organisieren-Aufstand-aus-dem-Nichts.html Welt.de Land schafft Verbindung, Demo Bonn 2019]&lt;/ref&gt; Den [[WhatsApp]]-Gruppen des LSV gehören rund 100.000 Mitglieder an.&lt;ref&gt;[https://www.all-in.de/memmingen/c-lokales/wie-sich-die-bauernbewegung-land-schafft-verbindung-organisiert_a5052222 all-in.de]&lt;/ref&gt; Auf [[Facebook]] zählten im Jahr 2021 mehr als 34.000 Landwirte zur Gruppierung.&lt;ref&gt;[https://www.topagrar.com/themen/land-schafft-verbindung-lsv-12624314.html topagrar Land schafft Verbindung]&lt;/ref&gt; Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte die Gruppierung vor allem durch Demonstrationen und [[Korso]]s mit [[Traktor|Treckern]].&lt;ref&gt;[https://www.agrarheute.com/tag/bauerndemonstration Agrarheute.de Bauerndemonstration]&lt;/ref&gt; Sie bezeichnet sich selbst als organisatorisch unabhängig und parteipolitisch neutral.&lt;ref&gt;[https://landschafftverbindung-hessen.de/ LSV Hessen - Wer wir sind]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehung ==<br /> [[Datei:Der noch ungeschm%C3%BCckte Weihnachtsbaum hinter dem Brandenburger Tor und ein paar Landmaschinen 001.jpg|mini|Demonstration am [[Brandenburger Tor]] in Berlin kurz nach der Gründung, 2019]]<br /> [[File:Lichterzug2.jpg|mini|Lichterfahrt von geschmückten Traktoren im November 2022 unter dem Motto ''Ein Funken Hoffnung'']]<br /> Anlass zur Gründung war ein Agrarpaket der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] im Jahr 2019. Zeitgleich waren Bauernproteste in den [[Niederlande]]n gestartet. Kurz zuvor begann aus ähnlichem Anlass die [[Aktion Grüne Kreuze]]. Am 1. Oktober 2019 gründete Maike Schulz-Broers die [[Facebook]]-Gruppe ''Land schafft Verbindung''.&lt;ref&gt;[https://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/nachrichten/zoff-bei-land-schafft-verbindung-11888671.html Wochenblatt.com ''Zoff bei Land schafft Verbindung'']&lt;/ref&gt; Auch diverse [[WhatsApp]]-Gruppen entstanden im Oktober 2019.&lt;ref&gt;[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/landwirtschaft-bauernproteste-demos-1.5317137 Sueddeutsche.de]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Trennung in zwei Gruppen ==<br /> Meinungsverschiedenheiten, insbesondere zur Zusammenarbeit mit dem [[Deutscher Bauernverband|Deutschen Bauernverband]], führten bereits früh zu einer Aufspaltung in den Verein ''Land schafft Verbindung – Das Original'' unter Maike Schulz-Broers, sowie den ''LSV Deutschland''.&lt;ref&gt;[https://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/nachrichten/zoff-bei-land-schafft-verbindung-11888671.html Wochenblatt.de Zoff bei Land schafft Verbindung]&lt;/ref&gt; Später übernahm dessen Leitung dann Dirk Andresen.&lt;ref&gt;[https://www.agrarheute.com/politik/lsv-deutschland-bricht-auseinander-582061 Agrarheute.com, 2021]&lt;/ref&gt; Seit Juni 2021 ist Anthony Robert Lee Sprecher von LSV Deutschland. Seit diesem Zeitpunkt heißt der neu gegründete Verein ''Landwirtschaft verbindet Deutschland e. V.''&lt;ref&gt;[http://lsvdeutschland.de/ LSV Deutschland e. V.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === LSV NRW ===<br /> Nach Streitigkeiten um Namensrechte steht LSV [[Nordrhein-Westfalen|NRW]] seit Mai 2021 für ''Land sichert Versorgung''.&lt;ref&gt;[https://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/agrarpolitik/lsv-nrw-heisst-jetzt-land-sichert-versorgung-12573254.html Wochenblatt Umbenennung 2021]&lt;/ref&gt; Der Verein wurde am 9. Juni 2020 gegründet, erster Vorsitzender ist Ansgar Tubes.&lt;ref&gt;[https://www.lsvnrwev.com/ LSV NRW e.V. zur Gründung]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/nachrichten/lsv-nrw-gruendet-verein-12084802.html Wochenblatt.com Gründung LSV NRW]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ziele ==<br /> * Die Gruppierung erkennt Umwelt und Tierschutzstandards als sinnvoll an, fordert aber eine partnerschaftliche Umsetzung mit nachgelagerten Bereichen sowie den Verzicht einseitiger Verbote für Landwirte.&lt;ref&gt;[https://www.topagrar.com/themen/land-schafft-verbindung-lsv-12624314.html topagrar.com LSV]&lt;/ref&gt;<br /> * Vorwürfe vereinzelter bauernfeindlicher Gruppierungen, wie die Forderung nach Subventionen, werden ausdrücklich dementiert. Auch exzessiver Pflanzenschutz oder exzessive Düngernutzung sind keine Forderung einer LSV Gruppe.<br /> * ''Wir rufen zu Tisch'' ist das Motto der Vereine.&lt;ref&gt;[https://d.facebook.com/lsv.nrweV/photos/a.117344356473972/415296476678757/?type=3&amp;source=57 LSV NRW Wir rufen zu Tisch]&lt;/ref&gt; Sie laden Politiker und Entscheider ein, Lösungen für die praktische Umsetzung von Auflagen zu erarbeiten und dabei gleichzeitig die [[Ernährungssicherheit]] zu gewährleisten.&lt;ref&gt;[https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/wir-haben-es-satt-tausende-demonstrieren-zur-gruenen-woche Berliner Zeitung]&lt;/ref&gt;<br /> * Die Gruppierung fordert Wertschätzung für Lebensmittel.&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/wirtschaft/bauernprotest-gegen-aldi-und-co-interview-mit-anthony-lee-von-land-schafft-verbindung-a-7fec2354-3e9a-4cb4-b339-a65a00df167d Spiegel Interview mit Robert Anthony Lee Bauernprotest gegen Aldi]&lt;/ref&gt; Abgelehnt wird eine künstliche Lebensmittel-Verknappung zu Protestzwecken.&lt;ref&gt;[https://www.agrarheute.com/politik/lsv-contra-spiegelde-produzieren-566563 Agrarheute Wir produzieren weiter]&lt;/ref&gt;<br /> * In Sachen regionale Landwirtschaft gibt es Schnittmengen mit dem Bündnis [[Wir haben es satt!|WHES]]&lt;ref&gt;[https://www.sozialismus.de/kommentare_analysen/detail/artikel/die-agrarkrise/ Sozialismus.de WHES vs. LSV]&lt;/ref&gt;<br /> * Der [[Lebensmitteleinzelhandel]] wird angeprangert, weil er zwar Regionalität fordert, aber gleichzeitig international einkauft.&lt;ref&gt;[https://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/lsv-nrw-wir-muessen-reden-12675710.html Wochenblatt.com Wir müssen reden]&lt;/ref&gt;<br /> * Forderung nach einer klaren Kennzeichnung der Lebensmittelherkunft, Stärkung des ländlichen Raumes und eine umfassende Abwägung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Faktoren und damit auch ein Tragen der resultierenden Belastungen durch Verbraucher.<br /> <br /> == Aktionen ==<br /> [[Datei:Der noch ungeschmückte Weihnachtsbaum hinter dem Brandenburger Tor und ein paar Landmaschinen 168.jpg|mini|8600 Traktoren füllten die [[Straße des 17. Juni]] in Berlin, 2019]]<br /> [[Datei:Land schafft Verbindung Aktion Hannover Holz.jpg|mini|Mahnwache zwischen dem [[Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz|Niedersächsischen Landwirtschafts-]] und dem [[Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz|Umweltministerium]] in Hannover, 2019]]<br /> [[Datei:Lsv demo bonn 150822.jpg|mini|Demonstration in Bonn, v.l.n.r Sylvia Bender, Ansgar Tubes, Ulrich Knippenberg sowie Anthony Robert Lee, 2022]]<br /> <br /> === 2019 ===<br /> ;Bonn<br /> Die erste deutsche Veranstaltung fand am 22. Oktober 2019 in Bonn statt.&lt;ref&gt;[https://www.proplanta.de/agrar-nachrichten/agrarpolitik/land-schafft-verbindung-was-steckt-hinter-der-bundesweiten-bauerndemo_article1571752703.html proplanta Bonn 22.Okt 2019]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.zeit.de/news/2019-10/22/hunderte-traktoren-auf-dem-weg-zu-bauern-demo-in-bonn Zeit.de Hunderte Traktore auf dem Weg zur Demo in Bonn (2019)]&lt;/ref&gt; Daran beteiligt waren rund 2000 Traktoren und nach Polizeiangaben etwa 5500 Personen.&lt;ref&gt;[https://www.ww-kurier.de/artikel/83862-tausende-bauern-demonstrierten-in-bonn-mit-ihren-traktoren Bonn ww Krier].&lt;/ref&gt; Zeitgleich fanden an anderen Orten in Deutschland weitere Demonstrationen statt.<br /> <br /> ;Berlin:<br /> Die Veranstaltung fand am 26. November 2019 am [[Brandenburger Tor]] statt. Daran waren rund 8600 Traktoren und etwa 40.000 Landwirte beteiligt.&lt;ref&gt;[https://moderner-landwirt.de/zwei-jahre-danach-berlin-26-11-2019-die-groesste-land-schafft-verbindung-demonstration/ Moderner Landwirt, Demo Berlin]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 2020 ===<br /> ''Ein Funken Hoffnung'' war das Motto von LSV Gruppen rund um Weihnachten 2020 während der [[COVID-19-Pandemie]]. Dabei fuhren mit Lichterketten geschmückte Traktoren durch die Ortschaften.&lt;ref&gt;[https://www.agrarheute.com/land-leben/lsv-traktoraktion-lichterketten-fuers-image-landwirtschaft-575857 Ein Funken Hoffnung] in Agrarheute&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 2021 ===<br /> Auch 2021 fanden um Weihnachten Fahrten von Traktoren mit Lichterketten durch Ortschaften statt.&lt;ref&gt;[https://www.halternerzeitung.de/haltern/der-treckerumzug-ein-funken-hoffnung-ist-mehr-als-nur-bunte-lichter-w1702703-3000395595/ Halterner Zeitung, Treckerumzug 2021]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://wlv.de/kv-aktuell/borken/2021/12/Laternenfahrt-Ein-Funken-Hoffnung-Westmuensterland-Ahaus-Borken-Legden-Rhede-Gronau-Raesfeld-Vreden-LsV-NRW.php WLV Borken Ein Funken Hoffnung 2021]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 2022 ===<br /> ;Bonn<br /> Am 15. August 2022 fand in Bonn durch LSV Deutschland erneut eine größere Demonstration statt, bei der auch die parlamentarische Staatssekretärin des [[BMEL]], Sylvia Bender, sich den Diskussionen mit den Landwirten stellte.&lt;ref&gt;[https://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/bender-auf-bauerndemo-geplantes-pflanzenschutzverbot-in-landschaftsschutzgebieten-geht-zu-weit-13169565.html Wochenblatt, Bender auf Bauerndemo, Bonn]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.agrarheute.com/politik/bender-pflanzenschutz-landschaftsschutzgebieten-596793 Agrarheute, Demo Bonn 15. August 2022]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.sat1nrw.de/aktuell/landwirte-demonstrieren-in-bonn-226711/ Sat 1 Beitrag zu Demon Bonn August 2022]&lt;/ref&gt; Es nahmen 500 Landwirte sowie 200 Traktoren teil.&lt;ref&gt;[https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/landwirte-demonstrieren-mit-200-traktoren-in-bonn-18245882.html FAZ Bonn 2022]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Zukunftskommission ===<br /> Die Verbindung LSV war mit Dirk Andresen auch an der [[Zukunftskommission Landwirtschaft]] beteiligt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=publisher |url=https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/zukunftskommission-landwirtschaft.html |titel=Zukunftskommission Landwirtschaft |sprache=de |abruf=2022-08-17}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Distanzierung ==<br /> Es gab Vorwürfe, dass die Gruppierung ''Land schafft Verbindung'' von rechten Gruppierungen unterwandert sei. Davon distanzierte sich ''Land schafft Verbindung'' mehrfach.&lt;ref&gt;<br /> {{Internetquelle |autor=dpa/lby |url=https://www.proplanta.de/agrar-nachrichten/agrarpolitik/radikalisierung-als-moegliche-gefahr-der-initiative-land-schafft-verbindung_article1591485134.html |titel=Radikalisierung als mögliche Gefahr der Initiative Land schafft Verbindung |datum=2020-06-07 |sprache=de |abruf=2022-08-17}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.topagrar.com/panorama/news/lsv-wehrt-sich-gegen-geruechte-ueber-afd-naehe-11994574.html |titel=LsV wehrt sich gegen Gerüchte über AfD-Nähe |datum=2020-03-10 |sprache=de |abruf=2022-08-17}}&lt;/ref&gt; Bei der Demonstration 2022 in Bonn sagte der LSV Sprecher [[Anthony Robert Lee]], dass man solche Personen durch die Polizei jederzeit entfernen lassen würde. Es gab ein Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zur Marktwirtschaft.&lt;ref&gt;[https://landschafftverbindung-hessen.de/ LSV Hessen e.V.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Land schafft Verbindung}}<br /> * [https://landschafftverbindung.org/ LandSchafftVerbindung.org, Maike Schulz Broers]<br /> * [http://lsvdeutschland.de/ LSV Deutschland e.V.]<br /> * [https://lsv-sachsen.info LSV Sachsen e.V.]<br /> * [https://www.lsvnrwev.com/ LSV NRW e.V.]<br /> * [https://www.radiosaw.de/neujahr-lichterfahrt-der-landwirte-magdeburg Radio SAW zur Lichterfahrt 1. Januar 2022] (Video)<br /> * [https://youtube.com/channel/UCI0dcj_7XM0pE90x3nq9Bhg Video] YouTube<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive/&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Verein (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Politik 2019]]<br /> [[Kategorie:Agrarpolitik (Deutschland)]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gerhard_Ludwig_M%C3%BCller&diff=237149904 Gerhard Ludwig Müller 2023-09-08T18:44:53Z <p>138.246.3.7: /* Gegner von Papst Franziskus */ Was hat es mit kardinal Müller zu tun?</p> <hr /> <div>[[Datei:Prozession Beisetzung Kardinal Meisner -4100.jpg|mini|Kardinal Müller bei der Beisetzung von [[Joachim Meisner|Joachim Kardinal Meisner]] in [[Köln]] (2017)]]<br /> [[Datei:Coat of arms of Gerhard Ludwig Müller.svg|mini|hochkant|Kardinalswappen]]<br /> <br /> '''Gerhard Ludwig Kardinal Müller''' (* [[31. Dezember]] [[1947]] in [[Mainz-Finthen|Finthen]], heute zu [[Mainz]])&lt;ref name=&quot;bistum-regensburg&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://bistum-regensburg.de/bistum/bischoefe/bischof-em-gerhard-kardinal-mueller |titel=Bischof em. Gerhard Kardinal Müller |hrsg=Bistum Regensburg |abruf=2022-11-07}}&lt;/ref&gt; ist ein deutscher [[Theologe]], [[Erzbischof]] und [[Kardinal]] der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]]. Er war von 2002 bis 2012 [[Bischof]] von [[Bistum Regensburg|Regensburg]] und von 2012 bis 2017 Präfekt der [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Kongregation für die Glaubenslehre]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_pro_14071997_ge.html |titel=Kongregation für die Glaubenslehre |hrsg=Kongregation für die Glaubenslehre |abruf=2017-04-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Leben ==<br /> Gerhard Ludwig Müller wurde als Sohn des Arbeiters Martin Müller und dessen Ehefrau Lioba, geb. Straub, geboren und wuchs gemeinsam mit Bruder Günter&lt;ref&gt;* 13. März 1944; † 30. Oktober 2018; {{cite web |url=https://www.vrm-trauer.de/traueranzeige/guenter-mueller-1944/anzeigen |title=Traueranzeigen Günter Müller}}&lt;/ref&gt; und den Schwestern Hildegard und Antonia&lt;ref name=&quot;bistum-regensburg&quot; /&gt; in Finthen auf. Nach dem Abitur am [[Bischöfliches Willigis-Gymnasium|Bischöflichen Willigis-Gymnasium]] in Mainz studierte er [[Philosophie]] und [[Katholische Theologie]] an der [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz]], der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] und der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]]. 1977 wurde er bei [[Karl Lehmann]] mit einer [[Dissertation]] mit dem Thema ''Kirche und Sakramente im religionslosen Christentum. [[Dietrich Bonhoeffer|Bonhoeffers]] Beitrag zu einer ökumenischen Sakramententheologie'' zum ''[[Doctor theologiae|Dr.&amp;nbsp;theol.]]'' [[Promotion (Doktor)|promoviert]].&lt;ref name=&quot;bistum-regensburg&quot; /&gt;<br /> <br /> Am 3. Oktober 1977 empfing Müller die Diakonenweihe und wurde am 11. Februar 1978 in Mainz-Finthen durch [[Hermann Volk|Hermann Kardinal Volk]] zum [[Priester (Christentum)|Priester]] [[Weihesakrament#Presbyterat|geweiht]]. Anschließend war er in [[St. Nikolaus (Klein-Krotzenburg)|St.&amp;nbsp;Nikolaus]] in [[Klein-Krotzenburg]], [[St. Michael (Bürstadt)|St.&amp;nbsp;Michael]] in [[Bürstadt]] und in St.&amp;nbsp;Josef in [[Offenbach am Main]] als [[Kaplan]] sowie als Religionslehrer am [[Wolfgang-Ernst-Gymnasium]] in [[Büdingen]] und am [[Gymnasium]] des [[Wetteraukreis]]es in [[Nidda]] tätig.&lt;ref name=&quot;bistum-regensburg&quot; /&gt;<br /> <br /> === Akademische Laufbahn ===<br /> Parallel zu seiner seelsorgerischen Tätigkeit [[Habilitation|habilitierte]] sich Müller bei Karl Lehmann mit einer [[Habilitationsschrift]] zum Thema ''Gemeinschaft und Verehrung der Heiligen. Geschichtlich-systematische Grundlegung der Hagiologie'', die 1985 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angenommen wurde.&lt;ref name=&quot;bistum-regensburg&quot; /&gt;<br /> <br /> 1986 erhielt Müller einen [[Berufung (Amt)|Ruf]] an den [[Lehrstuhl]] für [[Dogmatik]] und [[Dogmengeschichte]] der Ludwig-Maximilians-Universität in München, an der er heute noch [[Honorarprofessor]] ist. Unter seinen mittlerweile über 400 wissenschaftlichen Publikationen&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.bistum-regensburg.de/fileadmin/redakteur/PDF/Gerhard_Ludwig_Mueller_Bibliographie.pdf |titel=Gerhard Ludwig Müller – Wissenschaftliche Bibliographie |hrsg=Bistum Regensburg |datum=2014-04-12 |format=PDF; 586&amp;nbsp;kB |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140704073647/http://www.bistum-regensburg.de/fileadmin/redakteur/PDF/Gerhard_Ludwig_Mueller_Bibliographie.pdf |archiv-datum=2014-07-04 |abruf=2022-12-29}}&lt;/ref&gt; ist seine ''Katholische Dogmatik. Für Studium und Praxis der Theologie'' die bekannteste. Müllers Forschungsschwerpunkte sind [[Ökumenische Theologie|Ökumene]], Neuzeit, Offenbarungsverständnis, theologische [[Hermeneutik]], Priestertum und Diakonat.<br /> <br /> Daneben hat oder hatte Müller Gastprofessuren in [[Madrid]], [[Santiago de Compostela]], [[Cuzco]], [[Rom]], [[Philadelphia]], [[Kerala]], [[Salamanca]], [[Lugano]] sowie [[São Paulo]]. Im Jahr 1999 war er bei der ''II. Sonderversammlung für Europa'' und im Jahr 2001 bei der ''X.&amp;nbsp;Ordentlichen Generalversammlung'' der [[Bischofssynode]] als theologischer Berater ([[Peritus]]) tätig. Von 1998 bis 2002 arbeitete er als Mitglied in der [[Internationale Theologenkommission|Internationalen Theologenkommission]] mit.<br /> <br /> === Bischof von Regensburg ===<br /> [[Datei:Wappen-GLMüller.JPG|mini|hochkant|Wappen als Bischof von Regensburg]]<br /> <br /> ==== Weihe ====<br /> Am 1. Oktober 2002 wurde Gerhard Ludwig Müller von [[Papst]] [[Johannes Paul&amp;nbsp;II.]] zum [[Bischof]] von [[Bistum Regensburg|Regensburg]] ernannt. Die [[Weihesakrament#Episkopat|Bischofsweihe]] vollzog am 24. November 2002 der Erzbischof von [[Erzbistum München und Freising|München und Freising]], [[Friedrich Wetter|Friedrich Kardinal Wetter]]. [[Konsekration|Mitkonsekratoren]] waren der Mainzer Bischof, Karl Kardinal Lehmann, der Weihbischof in Regensburg, [[Vinzenz Guggenberger]], sowie Müllers Vorgänger als Bischof von Regensburg, [[Manfred Müller (Bischof)|Manfred Müller]].<br /> Anwesend waren u.&amp;nbsp;a. auch die Kardinäle [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]], [[Antonio María Rouco Varela]], [[Paul Augustin Mayer]] [[Benediktiner|OSB]] und [[Leo Scheffczyk]].<br /> <br /> Sein [[Wahlspruch#Kirchliche Würdenträger|Wahlspruch]] ''Dominus Jesus'' („Jesus ist der Herr“) entstammt dem [[Brief des Paulus an die Römer|Römerbrief]] {{Bibel|Röm|10|9}} und ist auch der Titel einer [[Dominus Iesus|programmatischen Schrift]] des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation und späteren Papstes [[Benedikt&amp;nbsp;XVI.]] aus dem Jahr 2000. In seinem [[Kirchliche Heraldik#Heraldik in der Römisch-katholischen Kirche heute|Bischofswappen]] drückt er seine Verbundenheit sowohl mit seiner Mainzer Heimat als auch mit seiner nunmehrigen Diözese Regensburg aus, indem er die Wappen beider Bistümer integriert. Die Bischofsfigur im Herzschild kann nach Müllers eigenem Bekunden sowohl als der Mainzer Bischof und „Apostel der Deutschen“ [[Bonifatius]] interpretiert werden als auch als der [[Wolfgang von Regensburg|Heilige Wolfgang]], der Bischof von Regensburg war.<br /> <br /> ==== Pastorales Wirken ====<br /> [[Datei:Bischof-GL-Müller.JPG|mini|links|Müller bei der Christmette im Regensburger Dom (2006)]]<br /> <br /> Im November 2003 gründete Bischof Müller eine diözesane Schulstiftung, die die Trägerschaft von bisher zwölf kirchlichen Schulen übernommen und damit deren Zukunft gesichert hat.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.bistum-regensburg.de/bistum/einrichtungen-a-z/schulstiftung-der-dioezese-regensburg |title=Schulstiftung der Diözese Regensburg&amp;nbsp;-&amp;nbsp;Bistum Regensburg}}&lt;/ref&gt; Von 2003 bis 2005 besuchte er die acht Regionen der Diözese jeweils über eine Woche lang intensiv und suchte den Kontakt mit kirchlichen und gesellschaftlichen Personen und Einrichtungen.<br /> <br /> Mit einer Reform der Laienräte ordnete Müller im November 2005 die Formen der Laienzusammenarbeit auf Diözesan-, Dekanats- und Pfarrebene neu. Er begründete dies mit pastoralen Notwendigkeiten und mit dem [[Kirchenrecht]]. Der Vorsitzende des [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken|ZdK]] bezeichnete zwar die Änderungen als „eine nicht hinnehmbare Rechtsverletzung“,&lt;ref name=&quot;ZdK: Neuordnung ist Rechtsverletzung&quot;&gt;ZdK: [http://www.zdk.de/veroeffentlichungen/pressemeldungen/detail/ZdK-Praesident-Meyer-Neuordnung-in-Regensburg-ist-Rechtsverletzung-317k/ ''ZdK-Präsident Meyer: Neuordnung in Regensburg ist Rechtsverletzung'']; Meldung vom 16. November 2005&lt;/ref&gt; die [[Apostolische Signatur]] als höchstes Kirchengericht stellte jedoch in dem Dekret der Signatur vom 28. Februar 2007 endgültig fest, dass die Regensburger Rätereform rechtmäßig war, und bestätigte damit den Beschluss der [[Dikasterium für den Klerus|Kleruskongregation]] vom März 2006.&lt;ref&gt;[https://kath.net/news/16216 ''Bericht und Dekret der Apostolischen Signatur in deutscher Übersetzung.''] Meldung vom 13. März 2007.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Von 11. bis 14. September 2006 besuchte Papst Benedikt&amp;nbsp;XVI. im Rahmen seiner [[Papstbesuch in Bayern 2006|apostolischen Reise nach Bayern]] Regensburg und feierte gemeinsam mit Bischof Müller die Heilige Messe auf dem [[Islinger Feld]] vor 230.000 Besuchern.<br /> <br /> Auf Anregung des Bischofs führten die Pfarreien des Dekanates Regensburg/Stadt 2008 bis 2009 in Zusammenarbeit mit der [[Gemeinschaft Emmanuel]] eine Stadtmission in Regensburg durch. Sie begann in zwei Kernpfarreien und setzte sich 2009 in den anderen Stadtpfarreien fort. Den seit 600 Jahren bestehenden [[Kötztinger Pfingstritt]] erhob Müller wieder zur [[Eucharistische Prozession|eucharistischen Prozession]], an der er jährlich selbst teilnahm. Wiederum nach einer Initiative Müllers wurden im [[Regensburger Dom]] die Sailerkapelle zur Zelebration an Werktagen hergerichtet, die neue [[Regensburger Dom#Hauptorgel|Domorgel]] gebaut, der Westeingang geöffnet und die regelmäßige Sonntagsbeichte eingeführt.<br /> <br /> ==== Überdiözesane Aufgaben ====<br /> In der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]] war Müller Vorsitzender der Ökumenekommission, stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission und Mitglied der [[Kommission Weltkirche]].<br /> Außerdem wirkte er als stellvertretender Vorsitzender der [[Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland]] und als erster Vorsitzender des Vereins zur Förderung des [[Ostkirchliches Institut Regensburg|Ostkirchlichen Instituts Regensburg]] e.&amp;nbsp;V.<br /> <br /> Von 2009 bis 2012 war er katholischer Vorsitzender der vierten Dialogphase der „Internationalen lutherisch/ römisch-katholischen Kommission für die Einheit“ zum Thema „Taufe und wachsende Kirchengemeinschaft“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.bischofgerhardludwigmueller.de/ |titel=Bischof em. Gerhard Kardinal Müller – Bistum Regensburg |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140516231259/http://www.bischofgerhardludwigmueller.de/ |archiv-datum=2014-05-16 |abruf=2022-11-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ebenfalls im Jahr 2009 begann Bischof Müller als katholischer Vorsitzender die theologischen Gespräche zwischen dem [[Patriarchat von Moskau|Moskauer Patriarchat]] und der Deutschen Bischofskonferenz.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/theologische-gespraeche-zwischen-der-deutschen-bischofskonferenz-und-der-russischen-orthodoxen-kirche |hrsg=Deutsche Bischofskonferenz |werk=Pressemeldung Nr. 154 |datum=2009-12-10 |titel=Theologische Gespräche zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Russischen Orthodoxen Kirche werden fortgeführt |abruf=2022-11-07}}&lt;/ref&gt; Er stand auch der „Gemeinsamen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und der [[Orthodoxe Kirchen in Deutschland|Orthodoxen Kirchen in Deutschland]]“ vor.<br /> <br /> ==== Weltkirchliche Aufgaben ====<br /> Das von Bischof Müller 2008 in den Räumen des Priesterseminars eingerichtete diözesane [[Institut Papst Benedikt&amp;nbsp;XVI.]] mit Sitz in Regensburg gibt im Auftrag von Papst Benedikt&amp;nbsp;XVI. dessen Gesamtwerk in 16 Bänden heraus.&lt;ref&gt;{{cite web |last=mittelbayerische.de |url=http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=10009&amp;pk=237395&amp;p=1 |title=Papst erfreut über Arbeit in Regensburg}}&lt;/ref&gt; Seither sind 13&amp;nbsp;Bände erschienen. Die Aufgabe als Herausgeber nahm Erzbischof Müller auch nach seiner Berufung zum Präfekten der [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Kongregation für die Glaubenslehre]] weiter wahr.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.institut-papst-benedikt.de/aktuelle-informationen/aktuelle-informationen-einzelansicht/article/bischof-gerhard-ludwig-mueller-von-papst-benedikt-xvi-zum-praefekt-der-glaubenskongregation-berufen.html |title=Institut Papst Benedikt XVI. – Aktuelle Informationen Einzelansicht}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 20. Dezember 2007 berief ihn Papst Benedikt&amp;nbsp;XVI. zudem zum Mitglied in der Kongregation für die Glaubenslehre&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2007/12/20/0683/01839.html#NOMINA+DI+MEMBRO+DELLA+CONGREGAZIONE+PER+LA+DOTTRINA+DELLA+FEDE |title=Rinunce e Nomine, 20.12.2007.}}&lt;/ref&gt; und am 17. Januar 2009 zum Mitglied des [[Päpstlicher Rat für die Kultur|Päpstlichen Rats für die Kultur]].&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2009/01/17/0032/00087.html#NOMINA+DI+MEMBRI+E+DI+CONSULTORI+DEL+PONTIFICIO+CONSIGLIO+DELLA+CULTURA |title=Rinunce e Nomine, 17.01.2009.}}&lt;/ref&gt; Am 12. Juni 2012 erfolgte die Berufung in den [[Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen|Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen]] sowie in die [[Dikasterium für die Kultur und die Bildung|Kongregation für das Katholische Bildungswesen]].&lt;ref&gt;{{Toter Link|url=http://www.radiovaticana.va/ted/articolo.asp?c=595847 |date=2022-11 |text=„Bischof Müller wird Mitglied in zwei vatikanischen Institutionen“ }}, Radio Vatikan, 12. Juni 2012&lt;/ref&gt; Zudem wurde er am 24. November desselben Jahres zum Mitglied des [[Dikasterium für die Gesetzestexte|Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte]] berufen.<br /> <br /> Am 19. Februar 2014 wurde er von Papst [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] als ordentliches Mitglied in die [[Dikasterium für die orientalischen Kirchen|Kongregation für die orientalischen Kirchen]] berufen.&lt;ref&gt;[https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2014/02/19/0120/00261.html Conferme e nomine nella Congregatzione per le Chiese Orientali], Presseamt des Vatikans, 19. Februar 2014&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Papst Franziskus ernannte ihn am 21. Juni 2021 zudem zum Mitglied der [[Apostolische Signatur|Apostolischen Signatur]].&lt;ref name=&quot;press.vatican.va&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2021/06/21/0397/00873.html#membri |titel=Nomina di Membri del Supremo Tribunale della Segnatura Apostolica |werk=Tägliches Bulletin |hrsg=Presseamt des Heiligen Stuhls |datum=2021-06-21 |abruf=2021-06-21 |sprache=it}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Arcybiskup Gerhard Ludwig Müller w Myszyńcu - 05.jpg|mini|Erzbischof Müller nach einem [[Pontifikalamt]] in Rom mit Jugendlichen im Gespräch]]<br /> <br /> === Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und Erhebung zum Kardinal ===<br /> Am 2. Juli 2012 berief Papst Benedikt&amp;nbsp;XVI. Gerhard Ludwig Müller an die [[Römische Kurie]] und ernannte ihn als Nachfolger von [[William Joseph Levada]] zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre sowie zum Präsidenten der [[Päpstliche Kommission Ecclesia Dei|Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei]], der [[Päpstliche Bibelkommission|Päpstlichen Bibelkommission]] und der [[Internationale Theologenkommission|Internationalen Theologenkommission]].&lt;ref&gt;''[http://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2012/07/02/0398/00947.html Rinuncia di Prefetto della Congregazione per la Dottrina della Fede e di Presidente della Pontificia Commissione «Ecclesia Dei», della Pontificia Commissione Biblica e della Commissione Teologica Internazionale]'', in: Presseamt des Heiligen Stuhls: ''Tägliches Bulletin'' vom 2. Juli 2012.&lt;/ref&gt; Zudem verlieh er ihm den Titel eines Erzbischofs ''ad personam''.<br /> <br /> [[Papst Franziskus]] bestätigte Gerhard Ludwig Müller am 21. September 2013 in seinem Amt&lt;ref&gt;''[http://de.radiovaticana.va/news/2013/09/21/personal%C3%A4nderungen_in_der_kurie_-_m%C3%BCller_best%C3%A4tigt_-_neuer_nuntius_in/ted-730495 Personaländerungen in der Kurie – Müller bestätigt – Neuer Nuntius in Berlin]'', [[Radio Vatikan]], 21. September 2013&lt;/ref&gt; und nahm ihn im feierlichen [[Konsistorium]] vom 22. Februar 2014 als [[Kardinalsklasse#Kardinaldiakone|Kardinaldiakon]] mit der [[Diakonie (Rom)|Titeldiakonie]] ''[[Sant’Agnese in Agone]]''&lt;ref&gt;''[http://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2014/02/22/0130/00280.html Concistori ordinario pubblico per la creazione dei nuovi Cardinali: Assegnazione dei Titoli o delle Diaconie ai nuovi Porporati.]'' In: Presseamt des Hl. Stuhls: ''Tägliches Bulletin'', 22. Februar 2014.&lt;/ref&gt; in das [[Kardinalskollegium]] auf.<br /> <br /> Müllers Amtszeit als Leiter der Römischen Glaubenskongregation endete fristgerecht nach fünf Jahren am 2. Juli 2017. Der Papst verzichtete auf eine mögliche Verlängerung.&lt;ref&gt;[http://www.sueddeutsche.de/panorama/katholische-kirche-papst-franziskus-trennt-sich-von-kardinal-mueller-als-leiter-der-glaubenskongregation-1.3569310 ''Papst Franziskus trennt sich von Kardinal Müller als Leiter der Glaubenskongregation'']. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 30. Juni 2017. Abgerufen am 1. Juli 2017.&lt;/ref&gt; Müller kritisierte den Papst, der ihm „innerhalb einer Minute seine Entscheidung mitgeteilt“ und keine Gründe genannt habe: „Diesen Stil kann ich nicht akzeptieren.“ Gleichzeitig bekundete er seine ungebrochene Loyalität gegenüber Papst Franziskus, „als Katholik, Bischof und Kardinal, wie sich das gehört“.&lt;ref&gt;[http://www.pnp.de/nachrichten/bayern/2571277_Nach-Entlassung-Kardinal-Mueller-attackiert-Papst-Franziskus.html ''Nach Entlassung: Kardinal Müller attackiert Papst Franziskus''], [[Passauer Neue Presse]], 5. Juli 2017.&lt;/ref&gt; Zu seinem Nachfolger sowohl als Präfekt der Glaubenskongregation als auch der Päpstlichen Kommission ''Ecclesia Dei'' berief Franziskus Erzbischof [[Luis Ladaria]] SJ.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2017/07/01/0465/01042.html#concl |titel=Conclusione del mandato quinquennale del Prefetto della Congregazione per la Dottrina della Fede e nomina del successore |werk=Tägliches Bulletin |hrsg=[[Presseamt des Heiligen Stuhls]] |datum=2017-07-01 |sprache=it |abruf=2017-07-01}}&lt;/ref&gt;<br /> === Spätere Aufgaben ===<br /> Im Juni 2021 ernannte Papst Franziskus den 73-jährigen Müller für eine fünfjährige Amtszeit zum Mitglied des „Supremo Tribunale“ der [[Apostolische Signatur|Apostolischen Signatur]], also zum Richter am höchsten Kirchengericht.&lt;ref name=&quot;press.vatican.va&quot; /&gt;<br /> <br /> == Theologie ==<br /> Müller gilt als international renommierter Theologe. In seiner Tätigkeit als Bischof war er unter anderem wegen seiner Eingriffe in die Arbeit der [[Laie (Religion)|örtlichen Laiengremien]] und wegen seines Umgangs mit dem [[Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche|Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche]] umstritten und wurde von manchen als „konservativer Hardliner“ angesehen. Andererseits machte er sich durch sein entschiedenes Vorgehen gegen [[Rechtsextremismus|Rechtsradikalismus]] und extremistische Tendenzen innerhalb der traditionalistischen [[Piusbruderschaft]] einen Namen und ist ein enger Freund des Namensgebers der [[Befreiungstheologie]], des Peruaners [[Gustavo Gutiérrez]]. Innerhalb der Weltkirche gilt Müller daher als Vertreter einiger durchaus progressiver Positionen.<br /> <br /> === Kirchliches Lehramt ===<br /> Besonderen Wert legt Müller auf die Autorität des [[Kirchliches Lehramt|kirchlichen Lehramts]] und der [[Apostolische Sukzession|apostolischen Sukzession]]: Die Interpretation des geoffenbarten Willens Jesu Christi und somit die verbindlichen Glaubensregelungen der römisch-katholischen Kirche ist demnach allein den Trägern des ordentlichen und außerordentlichen Lehramts, also den Bischöfen, dem Papst sowie [[Ökumenisches Konzil|Ökumenischen Konzilien]] vorbehalten. In diesem Sinne weist Müller auf die Verbindlichkeit der Konstitutionen des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] (insbesondere [[Lumen gentium]] Nr. 25) hin. Die tradierten Glaubensgrundsätze der Kirche könnten aus diesem Grund nur aus der Kirche selbst heraus verändert werden. Kritikern gegenüber vertritt Müller einen strikt legalistischen Standpunkt und wirft ihnen eine Unterminierung nicht nur des kirchlichen Lehramts, sondern auch des Katholizismus an sich vor.&lt;ref&gt;{{cite web |last=www.sinnoptics.com |first=Sinnoptics – Büro für Werbung und Design – |url=http://www.stimmen-der-zeit.de/zeitschrift/archiv/details_html?k_beitrag=3396032 |title=Stimmen der Zeit – Die Zeitschrift für christliche Kultur – Essays aus Religion und Kirche, Wissenschaft und Ethik, Politik und Gesellschaft, Kunst und Literatur}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Glaube und Relativismus ===<br /> Scharf kritisiert Müller den [[Relativismus]]: Die vermeintliche [[Toleranz]] von „Religions- und Kirchenpluralisten“ sei in Wahrheit Intoleranz gegenüber Gott und Ausdruck einer „Arroganz der Kreatur“.&lt;ref&gt;{{cite web |last=Müller |first=Gerardo |url=http://www.mscperu.org/deutsch/Debatte/wider_die_intoleranz.htm |title=Gegen die Intoleranz der Relativisten. Zu der Empörung über die Erklärung der Glaubenskongregation „Dominus Jesus“. Von Gerhard Ludwig Müller. Die Kirche. Dokumente zur, über, von und durch die katholische Kirche. Zur Verfügung gestellt von den MSC Herz-Jesu-Missionaren in Perú. Katechesen,Glauben,Apologetik,Katholische Kirche, Vernunft.}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Soziale Gerechtigkeit und Befreiungstheologie ===<br /> Von 1988 bis 2002 war er in jedem Sommer mehrere Wochen in verschiedenen südamerikanischen Ländern, namentlich in [[Peru]], dort insbesondere im Bezirk Lares in der [[Region Cusco]] sowie in den Armenvierteln von [[Lima]], seelsorgerisch tätig.&lt;ref&gt;[http://www.domradio.de/video/bischof-mueller-den-armenvierteln-von-lima ''Reportage: Bischof Müller in den Armenvierteln von Lima (16. Februar 2011)''] (Videodatei)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Er kritisiert nicht nur die dortigen Lebensverhältnisse der verarmten Bevölkerung und die herrschenden sozialen Unterschiede, sondern auch die Untätigkeit und das mangelnde Engagement in Teilen des örtlichen Klerus.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.domradio.de/aktuell/71437/bischof-gerhard-mueller-zieht-eine-bilanz-seiner-peru-reise.html |title=Suchen |work=domradio.de |accessdate=2020-07-02 |archiveurl=https://web.archive.org/web/20120712010657/http://www.domradio.de/aktuell/71437/bischof-gerhard-mueller-zieht-eine-bilanz-seiner-peru-reise.html |archivedate=2012-07-12 }}&lt;/ref&gt; Er plädiert für eine „Theologie der Befreiung“ im Sinne Gustavo Gutiérrez’, die ganz konkret die Befreiung der Menschen von Armut und Würdelosigkeit zum Ziel haben müsse. In Terminologie und Analysen von Befreiungstheologie und Marxismus sieht Müller gewisse Schnittmengen, eine ideologische Vereinnahmung der Kirche durch sozialrevolutionäre Strömungen lehnt er ab.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.josef-bayer.de/akr/mut_texte/mueller_gutierrez.htm |wayback=20070911012500 |text=Mittelbayerische Zeitung vom 27. Oktober 2004}}&lt;/ref&gt; In dem gemeinsam mit Gutiérrez verfassten, 2004 veröffentlichten Buch ''An der Seite der Armen – Theologie der Befreiung'' legt Müller seine Überlegungen und Ansichten zu diesem Thema dar.<br /> <br /> Im Sinne der [[Christliche Soziallehre#Katholische Soziallehre|Katholischen Soziallehre]] spricht er sich für eine solidarische, gerechte und mitmenschliche Gesellschaft und für den Grundsatz des verpflichtenden Eigentums aus. Den fürsorgenden [[Sozialstaat]], gerade im Alter und bei Krankheit, befürwortet er; Missbräuche gebe es zweifellos, von Verallgemeinerungen sei jedoch abzusehen: Menschen in Not zu kritisieren, stehe Christen nicht an.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.caritasmuenchen.de/archive/media0244120.pdf |wayback=20131021170026 |text=Ansprache im Bayerischen Rundfunk zum Caritas-Sonntag 2004}} (PDF; 93&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; Die Finanzkrise sah er als Sinnkrise des Materialismus und als Chance zur Umkehr.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.domradio.de/nachrichten/2008-10-12/bischoefe-kritisieren-finanzgebaren-von-bankmanagern |archive-is=20130210184739 |text=domradio.de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Ökumene ===<br /> Im ökumenischen Dialog gilt Müller als ebenso kenntnisreicher wie kompromissloser Gesprächspartner. Besonders intensiv hat er sich mit dem Verhältnis zu den reformatorischen Kirchen beschäftigt. An der Theologie [[Martin Luther]]s würdigt er den christozentrischen Ansatz seiner Rechtfertigungslehre und die Betonung fundamentaler Glaubensgrundsätze. Eine Spaltung oder gar Zersplitterung der (westlichen) Kirche, die Müller als „Wunde am Leib Christi“ begreift, habe Luther nie gewollt. Andererseits erwarte er – auch im Blick auf das Lutherjubiläum 2017 – von evangelischer Seite eine differenzierte Sicht auf den Reformator, etwa was dessen Verhältnis zu den Juden, den Bauern oder zum Papst betreffe.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.muenchner-kirchenradio.de/nachrichten/nachrichten/article/mueller-gemeinsame-annaeherung-an-luther.html |wayback=20110319053156 |text=''Müller: Gemeinsame Annäherung an Luther (Meldung des Münchner Kirchenradios vom 16. März 2011)''}}&lt;/ref&gt; So sei es an der Zeit, „dass man sich auf evangelischer Seite ganz offiziell von der Behauptung Luthers distanziert, dass der Papst der [[Antichrist]] sei“.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://www.kath.net/news/31197 |title=Ökumene heißt nicht, dass die katholische Kirche protestantisch wird}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Grundsätzlich ist Müller ein Befürworter des ökumenischen Gesprächs mit dem Ziel, gerade die alltäglichen Probleme der konfessionellen Spaltung (etwa in konfessionsverschiedenen Ehen) zu überwinden; in besonderem Maße gelte dies für die Situation in Deutschland.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.bistum-regensburg.de/download/borMedia1370505.PDF |wayback=20120623004423 |text=''Die katholisch-evangelische Ökumene in Deutschland – Chancen und Aufgaben.''}} (PDF; 277&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; Er weist jedoch deutlich darauf hin, dass dieser Dialog ein gleichberechtigtes Aufeinander-Zugehen beinhalten müsse; seiner Ansicht nach agiere die evangelische Seite teils zu forsch. Inhaltlich kritisiert er insbesondere, dass sich die evangelische Kirche vom reformatorischen Ursprung entfernt habe und stattdessen einem aufklärerischen Impetus folge.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.christundwelt.de/detail/artikel/wartet-mal-auf-uns/ |title=Christ &amp; Welt: Zeit für Glaube, Geist und Gesellschaft}}&lt;/ref&gt; Evangelische Christen seien aufgrund der Taufe und des Glaubensbekenntnisses „wirklich unsere Brüder und Schwestern im Christusglauben“, allerdings könnten die grundsätzlichen Unterschiede in entscheidenden Fragen wie Eucharistie, Priester- und Bischofsweihe oder dem Verständnis von Kirche an sich nicht einfach ignoriert werden. Eine wirkliche Kirchengemeinschaft, eine ''Communio ecclesiarum'', kann sich Müller nur unter katholischen Prämissen vorstellen – nicht als Unterwerfung, sondern als „Gemeinschaft mit dem Papst“. Auch eine gemeinsame Eucharistiefeier sieht er erst am Ende eines ökumenischen Prozesses; Ausnahmen in Einzelfällen könne es – bischöflichen Dispens vorausgesetzt – geben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Felizitas Küble |url=https://charismatismus.wordpress.com/2012/07/13/zeitdokument-erzbischof-mullers-klare-verteidigung-von-dominus-jesus-gegenuber-modernistischen-theologen/ |titel=Zeitdokument: Erzbischof Müllers klare Verteidigung von „Dominus Jesus“ gegenüber modernistischen Theologen |werk=Christliches Forum |hrsg=Felizitas Küble |datum=2012-07-13 |abruf=2018-12-08 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20181209124652/https://charismatismus.wordpress.com/2012/07/13/zeitdokument-erzbischof-mullers-klare-verteidigung-von-dominus-jesus-gegenuber-modernistischen-theologen/ |archiv-datum=2018-12-09 |offline=ja |archiv-bot=2023-05-11 04:57:10 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Weniger Probleme – schon aufgrund des vergleichbaren Verständnisses der Kirche als die eine, unteilbare, in apostolischer Sukzession befindliche und eine verbindliche Lehre beinhaltende – sieht Müller mit der Orthodoxie, die er ausdrücklich als „Schwesterkirche“ tituliert.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.oki-regensburg.de/07_moskv.htm |title=Menschenwürde und Menschenrechte. Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Interreligiöser Dialog ===<br /> Das jüdisch-christliche Verhältnis bezeichnet Müller als „sehr positiv und so freundschaftlich wie noch nie seit 2000 Jahren“. Antisemitismus sei – gerade im Blick auf Randströmungen der katholischen Kirche wie die [[Piusbruderschaft]] – kompromisslos zu bekämpfen. Im Bezug auf die 2009 erfolgte Rücknahme der Exkommunikation des Bischofs der Piusbruderschaft und verurteilten Holocaustleugners [[Richard Williamson]] verteidigte er Papst Benedikt&amp;nbsp;XVI. gegen Kritik aus dem [[Zentralrat der Juden in Deutschland]], räumte aber auch ein, dass „die Sache mit Williamson unglücklich gelaufen“ sei. Im Nahostkonflikt rät er zur Zurückhaltung: Die Deutschen seien „vor dem Hintergrund der Geschichte Deutschlands gegenüber dem Judentum keine idealen Ratgeber“.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.2360.html |wayback=20120131134232 |text=Jüdische Zeitung; Das beste Verhältnis seit 2000 Jahren}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Priesterweihe für verheiratete Männer ===<br /> In seiner Zeit als Theologieprofessor in München hatte sich Müller 1992 im Rückblick auf eine Projektreise nach Peru, die er 1988 unternommen hatte, für die Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum ausgesprochen: „Es müsste auch Möglichkeiten geben, in den vielen schwer erreichbaren Gemeinden oder in den städtischen Massenpfarreien religiös ausgewiesenen und theologisch ausgebildeten Familienvätern die Priesterweihe zu spenden, damit sie vor Ort die pastoralen und liturgischen Grunddienste ausüben können.“ Müller könne sich vorstellen, dass Gemeindeleitungs-Teams aus zölibatären und verheirateten Priestern gebildet werden können, und erklärte: „Eine solche Neukonzeption widerspräche nicht der Tradition der Kirche. Denn die Treue zur Tradition bedeutet nicht, dass die Kirche in jedem Fall nur der vergangenen Geschichte verpflichtet ist, sondern vielmehr noch der zukünftigen Geschichte, für die die Kirche ihre immer identische Sendung zum Heilsdienst auszuüben hat.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.domradio.de/themen/glaube/2019-10-25/ein-aelterer-text-offenbart-es-kardinal-mueller-sprach-sich-fuer-verheiratete-priester-aus |titel=Kardinal Müller sprach sich für verheiratete Priester aus: Ein älterer Text offenbart es |hrsg=domradio.de |datum=2019-10-25 |kommentar=unter Berufung auf [[Katholische Nachrichtenagentur|KNA]] |abruf=2019-10-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Gerhard Ludwig Müller in der öffentlichen Diskussion ==<br /> === Konflikt mit innerkirchlichen Kritikern ===<br /> Bischof Müller ging gegen Gruppierungen wie ''[[Wir sind Kirche]]'' und den [[Aktionskreis Regensburg]] mit dessen Zeitschrift ''Pipeline'' vor. Auch leitete er gegen mehrere Pfarrer Disziplinarmaßnahmen ein.<br /> <br /> Beim [[98. Deutscher Katholikentag|98. Deutschen Katholikentag]] 2012 äußerte sich Müller über Gruppen, die der Kirche mangelnde Dialog- und Veränderungsbereitschaft vorgeworfen und mehr Mitwirkungsrechte für Frauen und Laien sowie Verbesserungen für geschiedene Wiederverheiratete gefordert hatten. Es sei die Frage, ob es sich bei den sogenannten Reformgruppen wirklich um solche handle. Es könne „nicht sein, dass Leute, die von sich aus nichts zustandebringen, sich an die großen Veranstaltungen dranhängen und eine parasitäre Existenzform bringen.“&lt;ref&gt;[http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Bischof-Mueller-bezeichnet-Reformgruppen-als-parasitaere-Existenzen-id20226101.html ''Bischof Müller bezeichnet Reformgruppen als „parasitäre“ Existenzen'']. In: ''[[Augsburger Allgemeine]]'', 20. Mai 2012. Abgerufen am 2. Juli 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Konflikte mit Theologen ===<br /> Im Oktober 2004 entzog Bischof Müller dem Regensburger Liturgiedozenten [[August Jilek]] die kirchliche Lehrerlaubnis, da dieser – so die Begründung Müllers – in Briefen einen Kirchenaustritt in Erwägung gezogen hatte.&lt;ref&gt;{{cite web |last=Tag |first=Oberpfalz Medien – Der Neue |url=http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/622913-100-bischofsgegner_jilek_verliert_lehrstuhl,1,0.html |title=Professor hatte Kirchenaustritt erwogen – Rom und Bischofskonferenz reagieren umgehend: Bischofsgegner Jilek verliert Lehrstuhl}}&lt;/ref&gt; Die [[Dikasterium für die Bischöfe|Bischofskongregation]] und die Bischofskonferenz sprachen sich ebenfalls für den Entzug aus.<br /> <br /> Im Februar 2009 maßregelte der Bischof die drei Regensburger Theologieprofessoren [[Sabine Demel]], [[Burkard Porzelt]] und [[Heinz-Günther Schöttler]], die zu den Erstunterzeichnern der „Petition Vaticanum II“&lt;ref&gt;[http://archiv.wir-sind-kirche.de/petition-vatikanum2.org/pageID_7298971.html Petition ''Vaticanum2'' im Wortlaut und (Erst-)Unterzeichnende]&lt;/ref&gt; gehörten. Darin kritisierten sie die Aufhebung der 1988 festgestellten [[Exkommunikation]] von vier Bischöfen der [[Priesterbruderschaft St. Pius X.|Piusbruderschaft]] durch Papst [[Benedikt XVI.]] im Januar 2009 als nicht mit den Reformbeschlüssen des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] vereinbar. Dies löste auch Kontroversen innerhalb der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] aus, insbesondere im Hinblick auf die [[Holocaustleugnung]]en von [[Richard Williamson]], der 2012 von der Bruderschaft ausgeschlossen wurde.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://pius.info/generalhaus/stellungnahmen/7297-offizieller-ausschluss-von-bischof-williamson |wayback=20130205095005 |text=Offizielle Erklärung der FSSPX zum Ausschluss Williamsons}}&lt;/ref&gt; Diese Petition enthielt laut Müller schwere Unterstellungen gegen den Papst.&lt;ref name=&quot;muellerbrief&quot;&gt;Bistum Regensburg, Bischöfliche Pressestelle, 17. Februar 2009: {{Webarchiv |url=http://www.bistum-regensburg.de/default.asp?op=show&amp;id=3474 |wayback=20100505053832 |text=Bischof fordert auch von Theologie-Professoren Anerkennung des II. Vatikanums}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === {{Anker|Neuordnung der Laienarbeit}}Neuordnung der Laienarbeit im Bistum ===<br /> Im November 2005 führte Bischof Müller aus kirchenrechtlichen und pastoralen Gründen&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.bistum-regensburg.de/borPage001187.asp |title=Bistum&amp;nbsp;-&amp;nbsp;Bistum Regensburg |accessdate=2008-06-08 |archiveurl=https://web.archive.org/web/20080608192824/http://www.bistum-regensburg.de/borPage001187.asp |archivedate=2008-06-08 }}&lt;/ref&gt; eine [[Bistum Regensburg#20. Jahrhundert|Neuordnung der Pfarrgemeinderäte und des diözesanen Laienapostolats]] durch. Gemäß den neuen Satzungen ist nun der Pfarrer Vorsitzender des Pfarrgemeinderates (PGR), der PGR ein Beratungsgremium. Statt des vorherigen Dekanatsrates gibt es verschiedene Formen der Zusammenarbeit auf Dekanatsebene, die von den jeweiligen Aufgaben her bestimmt werden sollen. Der bisherige Diözesanrat wird abgelöst durch einen Diözesanpastoralrat und ein Diözesankomitee. Die Mitglieder des Pastoralrats werden – anders als die gewählten Mitglieder des Diözesanrates – gemäß Kirchenrecht aus den verschiedenen kirchlichen Diensten und aus gewählten PGR-Mitgliedern durch den Diözesanbischof berufen. Er soll seelsorgliche Anliegen beraten und Vorschläge erarbeiten. Das Diözesankomitee besteht aus gewählten Vertretern der katholischen Verbände und Geistlichen Bewegungen. Jede Organisation entsendet ihren Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter.<br /> <br /> Zudem wollte Müller Kirchenmitarbeitern bei kircheninternen Streitigkeiten die Anrufung von weltlichen Gerichten verbieten.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.br.de/themen/aktuell/inhalt/bischof-gerhard-ludwig-mueller-portraet100.html |archive-is=20130210134603 |text=''Streitbarer Hardliner''}}. In: ''[[Bayerischer Rundfunk]]'', 20. September 2012&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Reaktionen auf die Reform waren unterschiedlich: Während sich die Kardinäle [[Karl Lehmann]] und Friedrich Wetter und andere Bischöfe zurückhaltend äußerten, warf das [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken]] Müller eine „nicht hinnehmbare Rechtsverletzung“ vor.&lt;ref name=&quot;ZdK: Neuordnung ist Rechtsverletzung&quot; /&gt; In Reaktion darauf stellte Müller gegenüber dem ZdK die bisher üblichen Zahlungen ein,&lt;ref name=&quot;kn0412&quot;&gt;kath.net: [https://www.kath.net/news/15379 ''Es wird Zeit, dass das ZdK zu kirchlichen Maßstäben zurückfindet''], 4. Dezember 2006.&lt;/ref&gt; nahm sie 2007 jedoch wieder auf.&lt;ref&gt;[http://www.ksta.de/politik/katholische-kirche-stuermische-zeiten-fuer-das-zdk,15187246,12946570.html Kölner Stadt-Anzeiger vom 30. April 2009].&lt;/ref&gt; Im Dekret des höchsten römischen Gerichts vom 9. Februar 2007 wurde das Vorgehen des Regensburger Bischofs für rechtmäßig erklärt.&lt;ref&gt;Bistum Regensburg: {{Webarchiv |url=http://bistum-regensburg.de/default.asp?op=show&amp;id=2555 |wayback=20070927012253 |text=''Regensburger Rätereform von Rom abschließend bestätigt – Grabmeier erneut gescheitert''}}; Bistum Regensburg: {{Webarchiv |url=http://bistum-regensburg.de/default.asp?op=show&amp;id=2554 |wayback=20070927012218 |text=''Dekret zur Zurückweisung der Beschwerde gegen die Neuordnung des Laienapostolats''}}&lt;/ref&gt; Zudem wurde ihm seitens der Glaubenskongregation ausdrücklich gedankt, die „diözesanen Regelungen voll und ganz mit den Anforderungen der Ekklesiologie des II. Vatikanischen Konzils und den Bestimmungen des Codex Iuris Canonici von 1983 in Einklang zu bringen“.&lt;ref name=&quot;Dank für Rätereform&quot;&gt;Bistum Regensburg: {{Webarchiv |url=http://www.bistum-regensburg.de/download/borMedia0476205.PDF |wayback=20120623014111 |text=''Glaubenskongregation dankt Bischof für Regensburger Rätereform (27. Januar 2007)''}} (PDF; 16&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Einsatz gegen Rechtsradikalismus ===<br /> Bischof Müller protestierte wiederholt gegen rechtsradikale Äußerungen und Aufmärsche und setzte sich mehrfach öffentlich für ein Verbot der NPD ein. Im Juni 2006 führte er dazu einen Protestzug durch Regensburg an und bekräftigte seine Meinung in der Silvesterpredigt 2007.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.bistumsjubilaeum2007.de/eob/dcms/sys/pages/public/printversion.html?f_page_url=/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/don_bosco_fh/aktuelles/Tellerrand/bistum_regensburg.html&amp;f_page_params=f_action:show,f_newsitem_id:58127 |title=Bistum Regensburg – Nachrichten aus dem Bistum}}&lt;/ref&gt; Im Januar 2007 war er unter den Erstunterzeichnern einer bundesweiten NPD-Verbots-Kampagne von Holocaust-Überlebenden.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://www.welt.de/politik/article711324/Holocaust-Ueberlebende-sammeln-Unterschriften-fuer-NPD-Verbot.html |title=Holocaust-Überlebende sammeln Unterschriften für NPD-Verbot: |work=Die Welt}}&lt;/ref&gt; Im Januar 2009 erteilte er dem Holocaustleugner Richard Williamson, damals Bischof der Piusbruderschaft, Hausverbot für alle Kirchen und Einrichtungen der Diözese.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://www.nzz.ch/holocaust-leugner_erhaelt_hausverbot_in_bistum_regensburg-1.1810981 |title=Holocaust-Leugner erhält Hausverbot in Bistum Regensburg |date=2009-01-28}}&lt;/ref&gt; Im Oktober desselben Jahres rief Müller die Regensburger Stadtverwaltung erneut auf, einen Marsch von [[Neonazismus|Neonazis]] zu verbieten: „Demonstrationen gegen die allgemein anerkannten Menschenrechte dürfen nach meiner Meinung nicht erlaubt werden“, so der Bischof.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.regensburg-digital.de/%E2%80%9Egegen-menschenrechte-darf-man-nicht-demonstrieren%E2%80%9D/02102009/ |title=Naziaufmarsch: Bischof für Verbotsversuch |date=2009-10-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Einsetzung eines verurteilten Sexualstraftäters als Pfarrer ===<br /> Im September 2007 kam es zu öffentlichen Vorwürfen gegen Bischof Müller, nachdem die ''[[Passauer Neue Presse]]'' Ende Juli aufgedeckt hatte, dass der 1999 wegen [[Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche|sexuellen Missbrauchs]] eines Ministranten in [[Viechtach]] verurteilte Priester Peter Kramer ohne Information der betroffenen Gemeinde im Herbst 2004 als [[Pfarradministrator]] eingesetzt worden und dort einschlägig rückfällig geworden war.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christian Eckl |url=https://www.regensburg-digital.de/ein-urteil-viele-schuldige/14032008/ |titel=Ein Urteil, viele Schuldige |hrsg=Regensburg Digital |datum=2008-03-14 |abruf=2018-12-08}}&lt;/ref&gt; Bischof Müller verwies demgegenüber bei einer Pressekonferenz am 21. September 2007 auf ein siebenseitiges sehr detailliertes Abschlussgutachten des behandelnden Therapeuten, das – von dem die Bewährungsaufsicht führenden Gericht eingeholt – keine pädophile Fixierung festgestellt habe; die Missbrauchstat sei darin auf ein einmaliges, regressives Verhalten zurückgeführt und Bedenken gegen einen Wiedereinsatz des Geistlichen in der Seelsorge seien verneint worden. Die gerichtliche Bewährungszeit sei abgelaufen gewesen.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.bistum-regensburg.de/news/pressekonferenz-des-bischoeflichen-ordinariates-997/ |title=Pressekonferenz des Bischöflichen Ordinariates – Bistum Regensburg |date=2007-09-21}}&lt;/ref&gt; Die [[Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch]] sahen vor: „Nach Verbüßung seiner Strafe werden dem Täter keine Aufgaben mehr übertragen, die ihn in Verbindung mit Kindern und Jugendlichen bringen.“ Müller bestritt die Anwendbarkeit dieser Regelung, da der Priester nach dem Gutachten ja nicht als [[Pädophilie|pädophil]] gegolten habe.&lt;ref&gt;[http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse/2010-132a-Leitlinien.pdf Leitlinien in der Fassung vom 31. August 2010] (PDF; 35&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Medienberichten, dass das Amtsgericht 2004 einem Einsatz des [[Vorstrafe|vorbestraften]] Priesters nur unter der Bedingung zugestimmt habe, dass er nicht mit Kindern und Jugendlichen zusammen komme, widersprach die Diözese. Wie der Justitiar der Diözese in einem Aktenvermerk festgehalten habe, habe die Richterin bei einem Telefongespräch am 20. Februar 2004 „aufgrund der Gutachtenlage und des Umstands, dass kein ‚Kontaktverbot‘ ausgesprochen wurde, keine Bedenken“ gegen den Einsatz des Verurteilten in der Seelsorge geäußert: „Beobachtung durch den Dekan und evtl. Kontakt mit dem Therapeuten sollten noch erfolgen.“ Am 11. Februar 2007 sei bei der Diözese ein Brief des Direktors des [[Amtsgericht Viechtach|Amtsgerichts Viechtach]] eingegangen, der mitgeteilt habe, dass die Richterin damals telefonisch keine Bedenken gegen einen pastoralen Wiedereinsatz des Verurteilten gehabt habe, wenn dieser nicht mit Kindern und Jugendlichen zusammenkomme und unter Aufsicht sei.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.bistum-regensburg.de/default.asp?op=show&amp;id=2803 |archive-is=20120731073643 |text=Diözese bekräftigt: Gerichte sahen keine Einschränkungen vor}}; kritisch dazu [http://www.trennungsvaeter.de/presse/07/Wochenblatt_041007.htm Regensburger Wochenblatt 4. Oktober 2007]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Pfarradministrator wurde am 30. August 2007 in Untersuchungshaft genommen und am 13. März 2008 zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe und Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt verurteilt.&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/panorama/justiz/paedophiler-peter-k-kurzer-prozess-fuer-den-kinderschaender-pfarrer-a-541374.html ''Kurzer Prozess für den Kinderschänder-Pfarrer''] Der Spiegel 13. März 2008, [http://www.sueddeutsche.de/bayern/der-fall-riekofen-vor-dem-landgericht-regensburg-ein-priester-als-gefahr-fuer-die-allgemeinheit-1.292568 Der Fall Riekofen vor dem Landgericht Regensburg] Süddeutsche Zeitung 13. März 2008.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Rechtsstreit mit der Humanistischen Union ===<br /> Am 11. März 2010 wurde Müller in der italienischen Tageszeitung ''[[La Stampa]]'' mit den Worten zitiert, [[Sabine Leutheusser-Schnarrenberger]] gehöre der [[Humanistische Union|Humanistischen Union]] an, diese sei eine Art [[Freimaurerei|Freimaurervereinigung]], die Pädophilie normal finde und straffrei stellen wolle.&lt;ref&gt;Giacomo Galeazzi: „Sei massone“:vescovo contro ministro {{Webarchiv |url=http://www.lastampa.it/_web/cmstp/tmplrubriche/giornalisti/grubrica.asp?ID_blog=242&amp;ID_articolo=1667&amp;ID_sezione=524 |wayback=20100417231301 |text=lastampa.it}} – {{Webarchiv |url=http://archiv.sueddeutsche.de/O5Q382/3257342/Leutheusser-luegt.html |wayback=20100417231301 |text=Süddeutsche Zeitung 13. März 2010}} – [https://www.kath.net/news/25982 kath.net 13. März 2010]&lt;/ref&gt; Die Humanistische Union erwirkte am 13. April 2010 beim Landgericht Berlin eine [[einstweilige Verfügung]], die Müller die weitere Verbreitung dieser Behauptungen untersagt.&lt;ref&gt;{{cite web |last=Bürgerrechtsorganisation |first=Humanistische Union. |url=http://www.humanistische-union.de/themen/rechtspolitik/sexualrecht/detail/back/sexualstrafrecht/article/einstweilige-verfuegung-gegen-bischof-gerhard-ludwig-mueller-humanistische-union-mahnt-sachliche-deb/ |title=Humanistische Union: Themen: Rechtspolitik: Sexualstrafrecht: Detail}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kritik an Medienberichterstattungen ===<br /> ==== Kirchliche Missbrauchsfälle ====<br /> Im Zusammenhang mit [[Fälle des sexuellen Missbrauchs in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland|Berichten über Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen]] warf Müller den Medien in einer Predigt am 20. März 2010 eine „Kampagne gegen die Kirche“ vor, die ihn an die Kirchenfeindlichkeit der [[NS-Zeit]] erinnere. Zugleich bat er die Gläubigen, der Kirche treu zu bleiben, „so wie auch damals die Katholiken und Katholikinnen treu gewesen sind“.&lt;ref&gt;[http://www.focus.de/panorama/welt/missbrauchsskandal/medien-zu-missbrauchsskandal-bischof-von-regensburg-zieht-ns-vergleich_aid_491617.html Medien zu Missbrauchsskandal Bischof von Regensburg zieht NS-Vergleich]. In: ''[[Focus]]'', 21. März 2010. Zuletzt abgerufen am 2. Juli 2012.&lt;/ref&gt; Diese Äußerungen, die im gleichzeitig verbreiteten „Hirtenwort zur aktuellen Situation“&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.bistum-regensburg.de/download/borMedia1243105.PDF |wayback=20120623013445 |text=''Hirtenwort des Bischofs von Regensburg zur aktuellen Situation.''}} (PDF)&lt;/ref&gt; nicht enthalten sind, wurden heftig kritisiert, so z.&amp;nbsp;B. vom [[Zentralrat der Juden in Deutschland]], der ihm [[Geschichtsfälschung]] vorwarf, sowie Teilen der Politik, wobei u.&amp;nbsp;a. auch Rücktrittsforderungen laut wurden.&lt;ref&gt;[http://www.focus.de/panorama/welt/missbrauchsskandal/ns-vergleich-zentralrat-entsetzt-ueber-katholischen-bischof_aid_491797.html NS-Vergleich. Zentralrat entsetzt über katholischen Bischof]. In: ''[[Focus]]'', 21. März 2010. Zuletzt abgerufen am 2. Juli 2012.&lt;/ref&gt; Auch kirchenintern wurde Kritik laut, z.&amp;nbsp;B. von Kurienkardinal [[Walter Kasper]], der ihn aufforderte, „nicht mit dem Finger auf andere [zu] zeigen, sondern […] unser eigenes Haus in Ordnung [zu] bringen“, oder [[Alois Glück]], dem Vorsitzenden des [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken|Zentralkomitees der Deutschen Katholiken]], der äußerte, Müllers Verhalten sei nicht hilfreich, sondern führe dazu, „dass der eine oder andere den Eindruck hat, dass es in der Kirche Kräfte gibt, die letztlich keine Aufklärung wollen“.&lt;ref&gt;[http://www.sueddeutsche.de/1.11475 ''Regensburg: Reaktion auf Nazi-Vergleich. Das Opfer: die Kirche '']. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 22. März 2010. Abgerufen am 2. Juli 2012.&lt;/ref&gt; Müller wies dies zurück und äußerte 2012, er wolle „seine Kritik an der Berichterstattung einzelner Medien keinesfalls als Zweifel oder gar als Relativierung der Opferberichte gewertet“ wissen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.bistum-regensburg.de/default.asp?op=show&amp;id=4053 |wayback=20100926130843 |text=''Stellungnahme zu Meldungen über Missbrauchsfälle in den Medien''}}. Website des Bistums Regensburg.&lt;/ref&gt; Müller wird vorgeworfen, die Aufklärung der Missbrauchsfälle bei den [[Regensburger Domspatzen]] fünf Jahre lang verhindert zu haben.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/inhalt/domspatzen-missbrauch-kirche-110.html |wayback=20161017192432 |text=''Zwischenbericht zum Missbrauchsskandal: Vier Säulen zur Wiedergutmachung'' (BR vom 12. Oktober 2016)}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[Reinhard Veser]], FAZ.net 18. Juli 2017: [https://www.faz.net/aktuell/politik/regensburger-domspatzen-nicht-einmal-die-halbe-wahrheit-15111770.html ''Nicht einmal die halbe Wahrheit''] (Kommentar)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der mit der Aufklärung der Fälle betraute Rechtsanwalt Ulrich Weber kritisiert Müller in seinem am 18. Juli 2017 veröffentlichten Abschlussbericht scharf; dieser habe eine „klare Verantwortung [für die] strategischen, organisatorischen und kommunikativen Schwächen“ des von ihm 2012 in die Wege geleiteten Aufarbeitungsprozesses.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.br.de/nachrichten/regensburger-domspatzen-missbrauchsfaelle-abschlussbericht-102.html |wayback=20180106215340 |text=''Abschlussbericht in Regensburg vorgelegt: Domspatzen-Ermittler zählte 547 Missbrauchsfälle''}} auf www.br.de, 18. Juli 2017&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ulrich Weber, Johannes Baumeister |url=http://uw-recht.org/fileadmin/user_upload/Abschlussbericht_Domspatzen.pdf |titel=Vorfälle von Gewaltausübung an Schutzbefohlenen bei den Regensburger Domspatzen – Untersuchungsbericht |datum=2017-07-18 |format=PDF |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170720081449/http://uw-recht.org/fileadmin/user_upload/Abschlussbericht_Domspatzen.pdf |archiv-datum=2017-07-20 |abruf=2019-09-07}}&lt;/ref&gt; Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, [[Johannes-Wilhelm Rörig]], forderte eine Entschuldigung Müllers.&lt;ref&gt;[http://www.pnp.de/nachrichten/politik/2587522_Roerig-zu-Domspatzen-Das-tut-in-der-Seele-wahnsinnig-weh.html Missbrauchsbeauftragter fordert Entschuldigung von Kardinal Müller], [[Passauer Neue Presse]], 19. Juli 2017&lt;/ref&gt; Müller forderte daraufhin eine Entschuldigung von Rörig, weil dieser „Falschaussagen und falsche Informationen“ verbreite.&lt;ref&gt;sueddeutsche.de 20. Juli 2017: [http://www.sueddeutsche.de/1.3595841 ''Kardinal Müller fordert Entschuldigung von Missbrauchsbeauftragtem des Bundes'']&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;sueddeutsche.de / Sebastian Beck: [www.sueddeutsche.de/1.3594712 ''Eine Geste der Demut von Kardinal Müller wäre das Mindeste''] ([[Kommentar (Journalismus)|Kommentar]])&lt;/ref&gt; Rörig wies Müllers Forderung zurück. Es tue ihm „für die Opfer der Gewalttaten bei den Regensburger Domspatzen außerordentlich leid, dass Kardinal Müller jetzt erneut die Chance verpasst, empathisch und mitfühlend zu reagieren.“ Er vermisse ein Signal der Wertschätzung und Anerkennung für die Betroffenen, denen es „maßgeblich zu verdanken ist, dass der Aufarbeitungsprozess nach jahrelangem Ringen jetzt eine positive Entwicklung nehmen konnte“.&lt;ref&gt;spiegel.de 20. Juli 2017: [http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/missbrauch-bei-den-regensburger-domspatzen-streit-zwischen-kardinal-mueller-und-johannes-wilhelm-roerig-a-1158872.html ''Eine Frage des Mitgefühls'']&lt;/ref&gt; Der Kriminologe [[Christian Pfeiffer]], der die Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland hatte leiten sollen, was aber Anfang 2013 von der Deutschen Bischofskonferenz aufgekündigt worden war, bezeichnete unter anderem Bischof Müller als treibende Kraft, die den Vertrag seinerzeit habe ändern wollen, „bis hin zu regelrechter Zensur“. Dass Bischof Müller als Vorsteher der Glaubenskongregation „auf internationaler Ebene Missbrauch bekämpfen“ habe sollen, sei ihm als „sehr zweifelhaft und auch ohne Aussicht auf Erfolg“ erschienen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ann-Katrin Müller |url=http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/missbrauchsstudie-der-katholischen-kirche-kriminologe-sieht-grosse-schwachstellen-a-1228153.html |titel=Kriminologe Pfeiffer kritisiert Missbrauchsstudie |hrsg=Spiegel Online |datum=2018-09-15 |abruf=2018-09-18}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Anfang 2022 nahm Müller den emeritierten Papst [[Benedikt XVI.]] in Schutz, nachdem dieser in einem [[Münchner Missbrauchsgutachten|Gutachten zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger im Erzbistum München und Freising]] schwer belastet worden war. Müller erklärte, er habe das Gutachten zwar nicht gelesen, aber für ihn sei klar, dass der damalige „Erzbischof Ratzinger nicht wissentlich etwas falsch gemacht“ habe. Die Kritik an Ratzinger komme daher, dass man in Deutschland und anderen Staaten „daran interessiert [sei], Joseph Ratzinger zu schaden“, weil dieser eine orthodoxe Position vertrete, viele in Deutschland kirchenpolitisch aber eine progressive Linie wollten. Es sei offensichtlich, dass wenn Fehler im Umgang mit den Missbrauchsfällen gemacht wurden, Ratzinger von ihnen nichts wusste.&lt;ref&gt;[https://www.handelsblatt.com/dpa/religion-und-glaube-papst-kritikerin-ratzinger-bereit-oeffentlich-zu-luegen/27995874.html ''Papst-Kritikerin: Ratzinger bereit, „öffentlich zu lügen“.'']{{Toter Link|url=https://www.handelsblatt.com/dpa/religion-und-glaube-papst-kritikerin-ratzinger-bereit-oeffentlich-zu-luegen/27995874.html |date=2022-11 }} In: ''[[Handelsblatt]]'', 21. Januar 2022. Abgerufen am 21. Januar 2022.&lt;/ref&gt; Unter anderem ging aus dem Gutachten hervor, dass Ratzinger 1980 gemäß Sitzungsprotokoll an einer Sitzung teilgenommen und sich dort auch zu Wort gemeldet hatte, bei der es um die Versetzung eines pädophilen Priesters ins Erzbistum München und Freising ging. Dieser hatte zuvor in Essen Kinder missbraucht und setzte dieses Verhalten auch nach seiner Versetzung in Ratzingers Bistum weiter fort. Ratzinger hatte zuvor die Teilnahme an dieser Sitzung bestritten.&lt;ref&gt;Birgit Baumann: [https://www.derstandard.de/story/2000132704210/missbrauchsgutachten-belastet-emeritierten-papst-benedikt-xvi ''Missbrauchsgutachten belastet emeritierten Papst Benedikt XVI.''] In: ''[[Der Standard]]'', 20. Januar 2022. Abgerufen am 20. Januar 2022.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Kritik an „Pogromstimmung“ gegen die katholische Kirche ====<br /> Im Januar 2013 kritisierte Müller in seiner Eigenschaft als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre eine aus seiner Sicht aufkommende [[Pogrom]]stimmung gegen die katholische Kirche. In verschiedenen Medien in Europa und Nordamerika würden „Attacken gegen die katholische Kirche geritten, deren Rüstzeug zurückgeht auf den Kampf der [[Totalitarismus|totalitären]] Ideologien gegen das Christentum“. Aus diesen erwachse eine „künstlich erzeugte Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert“. Kritik an der katholischen Kirche wies er zurück.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/politik/deutschland/article113300127/Erzbischof-beklagt-Pogromstimmung-gegen-Priester.html Auszüge aus Interview ''Erzbischof beklagt Pogromstimmung gegen Priester.''] [[Die Welt]], 1.&amp;nbsp;Februar 2013. Abgerufen am 1.&amp;nbsp;Februar 2013.&lt;br /&gt;[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/erzbischof-mueller-kritisiert-pogromstimmung-gegen-katholische-kirche-a-881063.html ''Chef der Glaubenskongregation: Bischof kritisiert „Pogromstimmung“ gegen katholische Kirche.''] Spiegel Panorama, 1. Februar 2013. Abgerufen am 1. Februar 2013.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Paul Badde, Gernot Facius: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article113313904/Gezielte-Diskreditierung-der-katholische-Kirche.html ''Interview mit Erzbischof Müller. „Gezielte Diskreditierung der katholische&lt;!-- sic! --&gt; Kirche“.''] In: ''[[Die Welt]]'', 1. Februar 2013. Abgerufen am 3. Februar 2013.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bundesjustizministerin [[Sabine Leutheusser-Schnarrenberger|Leutheusser-Schnarrenberger]] kritisierte Müllers Begriffswahl „Pogromstimmung“ und warf ihm einen ihrer Ansicht nach „geschmacklosen Vergleich mit dem [[Holocaust]]“ sowie „fehlendes historisches Gespür“ vor. Solche Vergleiche seien geschmacklos, wenn es um unterschiedliche gesellschaftliche Auffassungen zur Rolle der Ehe, der Familie und eingetragener Lebenspartnerschaften gehe. In ihrer Reaktion forderte sie die Geistlichen auf, sich endlich „drängenden Problemen“ zu stellen.&lt;ref&gt;[http://www.sueddeutsche.de/politik/nach-klage-der-kirche-ueber-pogromstimmung-leutheusser-schnarrenberger-greift-vatikan-an-1.1589810 ''Leutheusser-Schnarrenberger greift Vatikan an.''] Süddeutsche Zeitung, 2. Februar 2013. Abgerufen am 2. Februar 2013.&lt;/ref&gt; Die Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen [[Claudia Roth]] und der [[Humanistischer Verband Deutschlands|Humanistische Verband Deutschlands]] (HVD) kritisierten Müllers Vergleich ebenfalls als historisch unzutreffend. Roth sagte, es sei „absolut inakzeptabel und gefährlich geschichtsvergessen von einer Pogromstimmung gegenüber der katholischen Kirche zu sprechen“, während der HVD den Vergleich als „empörende Tatsachenverdrehung“ bezeichnete, die nicht nur die Opfer der Vergangenheit, sondern auch die noch lebenden Opfer der Missstände und Verfehlungen in der Kirche entwürdige.&lt;ref&gt;Matthias Kamann, Jochen Gaugele: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article113339762/Pogrom-Vergleich-gefaehrlich-geschichtsvergessen.html ''Pogrom-Vergleich „gefährlich geschichtsvergessen“.''] In: ''[[Die Welt]]'', 3. Februar 2013. Abgerufen am 3. Februar 2013.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.taz.de/Katholische-Kirche-und-Pogromvergleich/!110348/ ''Katholische Kirche und Pogromvergleich.''] In: ''[[TAZ]]'', 4. Februar 2013. Abgerufen am 4. Februar 2013.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der internationale Direktor des amerikanisch-jüdischen Komitees für interreligiöse Angelegenheiten, [[Rabbiner]] [[David Rosen]], nahm Bischof Müller gegen den Vorwurf Leutheusser-Schnarrenbergers in Schutz. Es sei jedem vernünftigen Menschen, der die Worte Erzbischof Müllers nachlese, klar, dass ein Vergleich mit der Shoa keineswegs in dessen Absicht war. [[Josef Schuster (Zentralratspräsident)|Josef Schuster]], der Vize-Präsident des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrats der Juden in Deutschland]], legte Müller dagegen nahe, den Vergleich möglichst schnell zurückzunehmen. Wenn Müller Kritik an der Kirche, die durchaus auch überzogen sein könne, mit einer Pogromstimmung vergleiche, dann habe er offensichtlich nicht verinnerlicht, was ein Pogrom bedeute. Deshalb sei ein solcher Vergleich „bei allen ehrbaren Motiven in der neuen Funktion des Erzbischofs nicht zu akzeptieren“. [[Alois Glück]], Präsident des [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken|Zentralkomitees der deutschen Katholiken]], nannte Müllers Äußerungen „nicht hilfreich“. Er räumte ein, dass es zwar „aggressivere Töne gegenüber der Kirche und dem Religiösen“ gebe, dies sei jedoch „Gott sei Dank nicht das generelle Klima“.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/politik/deutschland/article113368132/Pogrom-Aeusserung-Rabbi-nimmt-Bischof-in-Schutz.html ''Pogrom-Äußerung – Rabbi nimmt Bischof in Schutz'']. In: ''[[Die Welt]]'', 4. Februar 2013. Abgerufen am 7. Februar 2013&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Debatte über Franz-Peter Tebartz-van Elst ====<br /> Auch im Fall [[Franz-Peter Tebartz-van Elst]] (2008 bis März 2014 [[Bistum Limburg|Bischof von Limburg]]), der wegen hoher Kosten seiner Bischofsresidenz und aus anderen Gründen in der Kritik stand, sprach Müller im Herbst 2013 von einer Medienkampagne und erklärte, Tebartz-van Elst bleibe im Amt. Im Oktober 2013 behauptete Müller, die Vorwürfe seien „Erfindungen von Journalisten“. Nicht der Bischof habe Schuld an den hohen Kosten bzw. Kostensteigerungen der Bischofsresidenz, sondern seine Mitarbeiter.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.focus.de/politik/deutschland/showdown-in-der-heiligen-stadt-limburger-bischof-hofft-auf-beistand-vom-papst-und-fliegt-nach-rom_aid_1127396.html |title=Limburger Bischof reist erst nächste Woche nach Rom |work=Focus Online |date=2013-10-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.sueddeutsche.de/panorama/bistum-limburg-erzbischof-mueller-sieht-tebartz-van-elst-als-opfer-einer-medienkampagne-1.1793245 ''Erzbischof Müller sieht Tebartz-van Elst als Opfer einer „Medienkampagne“'']. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 12. Oktober 2013. Abgerufen am 12. Oktober 2013.&lt;/ref&gt; Ein im März 2014 veröffentlichter Bericht einer von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) eingesetzten Kommission fand für letzteres keine Indizien.<br /> <br /> === Rechtsstreit mit Michael Schmidt-Salomon ===<br /> Ende Mai 2008 kritisierte Müller in einer Predigt in Tirschenreuth neben [[Richard Dawkins]] den Schriftsteller [[Michael Schmidt-Salomon]] als Vertreter eines „aggressiven Atheismus“. In seinem Kinderbuch ''[[Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel]]'' „würden alle, die an Gott glauben, unter dem geistigen Niveau eines Schweins angesiedelt“. Folgerichtig werde dem christlichen Gottesglauben jegliche ethische und humanistische Auswirkung abgesprochen. „Der Mensch sei doch verfügbar für den anderen Menschen. Warum sollten Kindstötung, Abtreibung und therapeutisches Klonen verboten sein? Am Beispiel von Berggorillas, die einen Teil ihrer Jungen umbringen, wird die Frage gestellt: Warum sollten das die Menschen nicht auch tun? Was ist daran verwerflich, wenn es der Naturtrieb eingibt?“ In der Wiedergabe der Predigt auf der Website des Bistums wurde die Passage „Am Beispiel von Berggorillas …“ auf Beanstandung Schmidt-Salomons durch eine andere ersetzt, die ihn zutreffend wörtlich zitierte: „So ‚natürlich‘ Infantizid also ist, kein vernünftiger Mensch käme auf den Gedanken, ihn deshalb ethisch legitimieren zu wollen. […] Das Naturrechtsprinzip hilft uns nicht weiter, wenn wir auf der Suche nach vernünftigen ethischen Regeln sind“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gerhard Ludwig Müller |url=https://www.regensburg-digital.de/wp-content/uploads/2010/03/predigt-ver%C3%A4ndert.pdf |titel=Predigt anlässlich des Nordgautages in Tirschenreuth (veränderte Fassung) |hrsg=Regensburg Digital |datum=2008-05-25 |format=PDF |abruf=2018-12-08}}&lt;/ref&gt; Der [[Bayerischer Verwaltungsgerichtshof|Bayerische Verwaltungsgerichtshof]] bescheinigte Müller und dem Bistum insofern mit Urteil vom 24. Februar 2011, sie hätten „ihre Pflicht zur Sorgfalt, Sachlichkeit und Wahrhaftigkeit nicht erfüllt“ und Schmidt-Salomon durch die Verwendung und Verbreitung „einer von diesem nicht getätigten Aussage […] in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt“. Das Bistum habe Schmidt-Salomon deshalb die ihm in diesem Zusammenhang entstandenen Anwaltskosten zu erstatten. Eine [[Revision (Recht)|Revision]] wurde nicht zugelassen.&lt;ref&gt;http://www.schmidt-salomon.de/bvgh2011.pdf – http://www.schmidt-salomon.de/mss-mueller.htm&lt;/ref&gt; Die Beschwerde, die das Bistum dagegen beim [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]] einlegte, wurde durch Beschluss vom 8. August 2011 zurückgewiesen. Die Sache habe keine grundsätzliche Bedeutung. Soweit das Bistum geklärt wissen wolle, ob ein Prediger unrichtige Tatsachenbehauptungen ungeachtet des allgemeinen Persönlichkeitsrechts der hiervon betroffenen Person aufstellen darf, sei diese Frage im Einklang mit der Vorinstanz auf der Grundlage der höchstrichterlichen Rechtsprechung zu verneinen. Die Annahme, die religiöse Äußerungsfreiheit, insbesondere im Rahmen einer Predigt, genieße absoluten Vorrang vor den Belangen des Persönlichkeits- und Ehrenschutzes, sei verfehlt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=1354&amp;pk=87962&amp;p=1 |archive-is=20120904123812 |text=Mittelbayerische Zeitung online am 23. Mai 2007}}; {{Internetquelle |autor=Bundesverwaltungsgericht |url=https://www.bverwg.de/080811B7B41.11.0 |titel=Beschluss BVerwG 7 B 41.11 |datum=2011-08-08 |abruf=2018-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Haltung zu ''donum vitae'' ===<br /> Bischof Müller äußerte sich wiederholt ablehnend zur [[Schwangerschaftskonfliktberatung]] durch [[Donum vitae (Verein)|donum vitae]], die durch die Erteilung von Beratungsbescheinigungen zur straffreien [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]] beitrage, und forderte im Gegenzug höhere staatliche Zuschüsse für die kirchlichen Beratungsstellen, die eine derartige Bescheinigung nicht ausstellen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=1354&amp;pk=87962&amp;p=1 |archive-is=20120904123812 |text=Mittelbayerische Zeitung online am 23. Mai 2007}}&lt;/ref&gt;<br /> Seine Haltung verdeutlichte Müller 2011, indem er dem ehemaligen Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken [[Hans Maier (Politiker, 1931)|Hans Maier]] nicht gestattete, seine (Maiers) Autobiographie anlässlich seines achtzigsten Geburtstags in kirchlichen Räumen vorzustellen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.domradio.de/nachrichten/2011-05-13/bischof-untersagt-buchvorstellung-von-ehemaligem-zdk-praesidenten |wayback=20140319001145 |text=Domradio.de}}, abgerufen am 13. Mai 2011.&lt;/ref&gt; Maier hatte Papst Benedikt XVI. darin eine „Pilatushaltung“ zur Schwangerenberatung vorgeworfen.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.christundwelt.de/detail/artikel/warum-wir-dieses-amt-brauchen/ |title=Christ &amp; Welt: Zeit für Glaube, Geist und Gesellschaft}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Glaubensmanifest ''Euer Herz lasse sich nicht verwirren!'' (Joh 14,1) ===<br /> Am 10. Februar 2019 veröffentlichte Kardinal Müller ein weitgehend auf Artikeln des [[Katechismus der katholischen Kirche]] beruhendes ''Glaubensmanifest''. Ziel der Veröffentlichung war es laut Müller, „angesichts sich ausbreitender Verwirrung in der Lehre des Glaubens“ eine kurze Zusammenstellung der Wahrheiten des katholischen Glaubens zu bieten. Das knapp gehaltene Schreiben enthält eine Darlegung des katholischen Glaubens zu den Themen der [[Dreifaltigkeit|göttlichen Einheit und Dreifaltigkeit]] und der [[Jesus Christus|Offenbarung Gottes in Jesus Christus]], [[Ekklesiologie|Kirche]], [[Sakrament]]ale Ordnung, [[Sittengesetz|Sittliches Gesetz]] und [[Ewiges Leben]] sowie den Aufruf, „den Weg Jesu Christi mit Entschiedenheit zu gehen, um durch die Befolgung Seiner Gebote das ewige Leben zu erlangen“.&lt;ref&gt;[http://document.kathtube.com/47411.pdf Glaubensmanifest ''Euer Herz lasse sich nicht verwirren'' – Original-Textfassung PDF]&lt;/ref&gt; Der Art und Weise, wie Kardinal Müller in diesem Manifest die Heilige Schrift zur Untermauerung seiner Aussagen heranzieht, wurde von dem Münchener Neutestamentler [[Gerd Häfner]] in seinem Beitrag „Wie bei Kardinal Müller die Bibel unter die Räder kommt“&lt;ref&gt;[https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/wie-die-bibel-bei-kardinal-muller-unter-die-rader-kommt Gerd Häfner: ''Wie bei Kardinal Müller die Bibel unter die Räder kommt.''] katholisch.de.&lt;/ref&gt; ausdrücklich widersprochen. Der ehemalige Kurienkardinal [[Walter Kasper]] kritisiert Müllers Ausführungen als ein „Glaubensmanifest, das Verwirrung stiftet“ und Halbwahrheiten verbreite.&lt;ref&gt;[https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/kardinal-kasper-kritisiert-glaubensmanifest-von-kardinal-muller katholisch.de: ''Kardinal Kasper kritisiert Glaubensmanifest von Kardinal Müller.'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Vergleich des Synodalen Wegs mit dem Ermächtigungsgesetz ===<br /> In einer Reaktion auf die erste Synodalversammlung des [[Synodaler Weg|Synodalen Wegs]] der römisch-katholischen Kirche Ende Januar 2020 ging Müller so weit, das Verfahren bei der konstituierenden Versammlung drastisch mit dem [[Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933|Ermächtigungsgesetz]] des [[Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus)|Deutschen Reichstags]] von 1933 zu vergleichen, mit dem der gewählte Reichstag der Regierung von [[Adolf Hitler]] und [[NSDAP]] die pauschale Befugnis erteilt hatte, ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat sowie ohne Gegenzeichnung des Reichspräsidenten Gesetze zu erlassen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-02-04/parallele-zum-ermaechtigungsgesetz-kardinal-mueller-wagt-drastischen-vergleich-zum-synodalen-weg |hrsg=domradio.de |titel=Parallele zum Ermächtigungsgesetz. Kardinal Müller wagt drastischen Vergleich zum Synodalen Weg |datum=2020-02-04 |abruf=2020-02-06}}&lt;/ref&gt; Zahlreiche Persönlichkeiten aus der katholischen Kirche in Deutschland reagierten mit scharfer Kritik und äußerten, sie seien fassungslos, so der [[Bistum Essen|Essener]] Generalvikar [[Klaus Pfeffer (Geistlicher)|Klaus Pfeffer]]. Der geistliche Begleiter des Synodalen Wegs, [[Bernd Hagenkord]] [[Jesuiten|SJ]], nannte Müllers Vergleich „vergiftend“ und „zerstörerisch“. Wer sich so äußere, „hat entweder keine Ahnung von Geschichte oder handelt mutwillig jegliche Debatte vergiftend“. Bei Nazi-Vergleichen von Christen gegen Christen höre es auf: „Das ist nicht konservativ, bewahrend. Das ist zerstörerisch, und das ist das genaue Gegenteil von bewahren.“ Müllers Aussagen seien geschichtsvergessen und menschenverachtend.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.katholisch.de/artikel/24436-bischof-jung-kardinal-muellers-vergleich-sehr-fehl-am-platz |hrsg=katholisch.de |titel=Scharfe Kritik auch aus dem Bistum Essen und vom ZdK. Bischof Jung: Kardinal Müllers Vergleich „sehr fehl am Platz“ |datum=2020-02-05 |abruf=2020-02-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Gegner von Papst Franziskus ===<br /> Kardinal Müller wird als „erzkonservativer Kritiker von Papst Franziskus“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Regina Kerner |url=https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/kardinal-mueller-verteidigt-umstrittenes-schreiben-li.83286 |titel=Verschwörungstheorien: Kardinal Müller verteidigt umstrittenes Schreiben |hrsg=Berliner Zeitung |datum=2020-05-12 |abruf=2020-05-12}}&lt;/ref&gt; zu den bekanntesten Gegnern des amtierenden Papstes gerechnet.<br /> <br /> === Öffentliche Unterstützung von Verschwörungsmythen zur Corona-Krise ===<br /> Gerhard Ludwig Müller gehört mit anderen Gegnern von Papst Franziskus zu den Unterzeichnern eines Aufrufs von [[Carlo Maria Viganò]] vom 8.&amp;nbsp;Mai 2020 mit der [[latein]]ischen Überschrift „Veritas liberabit vos!“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://archive.today/http://veritasliberabitvos.info/aufruf/ |titel=Aufruf |werk=Appeal for the Church and the World |abruf=2020-05-10 |archiv-url=https://archive.today/http://veritasliberabitvos.info/aufruf/ |archiv-datum= |sprache=en-US}}&lt;/ref&gt; (''Die Wahrheit wird euch befreien'', nach {{B|Joh|8|32}}), das auf dem Internetportal ''katholisch.de'' der Deutschen Bischofskonferenz als „Konglomerat an Verschwörungsmythen und Pseudowissenschaft“ bezeichnet wird. In dem Aufruf wird beklagt, dass unter dem Vorwand der [[COVID-19-Pandemie]] Rechte und Grundfreiheiten vieler Bürger „unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt“ würden; die öffentliche Gesundheit dürfe kein Alibi werden, „um die Zivilbehörden von ihrer Pflicht zu befreien, klug für das Gemeinwohl zu handeln“. In dem Text wird auf angeblich wachsenden Zweifel an der tatsächlichen Ansteckungsgefahr des Coronavirus verwiesen und die Berichterstattung über die Pandemie als „[[Alarmismus]]“ bezeichnet. Die ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen begünstigten die Einmischung „fremder Mächte“ mit schwerwiegenden sozialen und politischen Folgen, so der von Gerhard Ludwig Müller mit unterzeichnete Text. Es gebe Kräfte, „die daran interessiert sind, in der Bevölkerung Panik zu erzeugen“ und eine „Isolation der Individuen“ zu fördern, „um sie besser manipulieren und kontrollieren zu können“. Dies sei „der beunruhigende Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht“. Das Schreiben ruft dazu auf, nicht zuzulassen, „dass Jahrhunderte der christlichen Zivilisation unter dem Vorwand eines Virus ausgelöscht werden, um eine verabscheuungswürdige technokratische Tyrannei aufzurichten, in der Menschen, deren Namen und Gesichter man nicht kennt, über das Schicksal der Welt entscheiden können“. Zudem wird gewarnt, dass „zweifelhafte Wirtschaftsinteressen die Entscheidungen der Regierungen und internationalen Behörden beeinflussen“ würden. Diese Behauptung zielt auf die Pharmaindustrie, der unterstellt wird, sich mittels COVID-19 „höhere Gewinne“ zu sichern und daher „Arzneimittel, die sich als wirksam erwiesen“ hätten und „kostengünstig“ seien, zu „ächten“. Auch von einer „drohenden Impfpflicht“ ist in dem Papier die Rede.&lt;ref&gt;Jan Schneider: [https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-bischoefe-verschwoerungstheorien-100.html ''Jetzt auch Verschwörungsmythen von Bischöfen''] www.zdf.de, 9. Mai 2020&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;TS&quot;&gt;[https://www.tagesschau.de/inland/verschwoerung-corona-101.html ''Bischöfe verbreiten Verschwörungstheorien.''] In: ''[[Tagesschau.de]]'', 9. Mai 2020. Abgerufen am 9.&amp;nbsp;Mai 2020.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.regensburger-nachrichten.de/news/87940-voderholzer-distanziert-sich-von-verschwoerungstheoretikern ''Bischof Voderholzer distanziert sich von Verschwörungstheoretikern''] www.regensburger-nachrichten.de, 11. Mai 2020&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.pharma-fakten.de/news/details/937-verschwoerungstheorien-gefaehrlicher-als-das-virus/ ''Verschwörungstheorien: Gefährlicher als das Virus''] www.pharma-fakten.de, 6. Juni 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Bistum Essen|Essener]] Generalvikar [[Klaus Pfeffer (Geistlicher)|Klaus Pfeffer]] erklärte umgehend, dass jeder, der diesen Aufruf unterzeichnet habe, sich selber entblöße; er sei fassungslos, welche „kruden Verschwörungstheorien ohne Fakten und Belege, verbunden mit einer [[Rechtspopulismus|rechtspopulistischen]] Kampf-Rhetorik, die beängstigend klingt“, im Namen von Kirche und Christentum verbreitet und von Müller unterstützt würden.&lt;ref&gt;''katholisch.de'': ''Generalvikar Pfeffer: Bischöfe verbreiten Verschwörungstheorien'', 9. Mai 2020, [https://www.katholisch.de/artikel/25446-generalvikar-pfeffer-bischoefe-verbreiten-verschwoerungstheorien online]&lt;/ref&gt; Auch verschiedene Medien bezeichneten die geäußerten Thesen als [[Verschwörungstheorie]]n.&lt;ref&gt;[https://www.sueddeutsche.de/politik/vatikan-kirchlicher-aufruf-mit-verschwoerungstheorien-1.4901886 ''Kirchlicher Aufruf mit Verschwörungstheorien.''] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 9.&amp;nbsp;Mai 2020. Abgerufen am 9.&amp;nbsp;Mai 2020.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;TS&quot; /&gt; Der Aufruf spare „nicht an raunendem [[Alarmismus]] und Versatzstücken von Verschwörungsmythen und [[Antisemitismusforschung#Struktureller Antisemitismus|strukturellem Antisemitismus]]“, da er „die freien Völker unter der [[Knute]] von ominösen und ungenannten wirtschaftlichen und politischen Interessen“ sehe.&lt;ref&gt;Felix Neumann: [https://www.katholisch.de/artikel/25438-erzbischof-vigano-vom-nuntius-zum-verschwoerungstheoretiker ''Erzbischof Viganò: Vom Nuntius zum Verschwörungstheoretiker''] www.katholisch.de, 8. Mai 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Vorsitzende der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]], Bischof [[Georg Bätzing]], erklärte am 9.&amp;nbsp;Mai 2020, dass die Deutsche Bischofskonferenz grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands kommentiere, und betonte, dass die Bewertung der Pandemie durch die Bischofskonferenz sich grundlegend von dem Aufruf vom 8.&amp;nbsp;Mai unterscheide.&lt;ref&gt;[https://www.domradio.de/themen/bischofskonferenz/2020-05-10/grundlegend-unterschiedliche-bewertung-der-lage-deutsche-bischoefe-auf-distanz-zu-aufruf-von ''Deutsche Bischöfe auf Distanz zu Aufruf von Kardinal Müller. Grundlegend unterschiedliche Bewertung der Lage.''] In: ''[[Domradio]]'', 10. Mai 2020. Abgerufen am 10. Mai 2020.&lt;/ref&gt; Die deutschen Bischöfe hätten zur Corona-Pandemie erklärt, dass die Einschränkungen, auch bei den Gottesdiensten, „vernünftig und verantwortungsvoll“ seien. Zugleich hätten sie geglaubt, dass die Einschränkungen mit Verantwortung und Augenmaß auch wieder zu lockern seien.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.kirche-und-leben.de/artikel/bischofskonferenz-distanziert-sich-von-verschwoerungstheorie-muellers/ |titel=Kardinal Müller verteidigt Unterschrift – Bätzings ungewöhnliche Kritik – Bischofskonferenz distanziert sich von Verschwörungstheorie Müllers |werk= |hrsg=Kirche+Leben Netz – Das katholische Online-Magazin |datum=2020-05-10 |abruf=2020-05-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Regensburger Ortsbischof [[Rudolf Voderholzer]] machte sich ausdrücklich die Haltung der Bischofskonferenz zu eigen und distanzierte sich damit von der Haltung seines [[Doktorvater]]s und Amtsvorgängers Müller.&lt;ref&gt;''Auch Bischof Voderholzer gegen Weltverschwörungstheorien. „Spiel mit dem Feuer“: Bischof Fürst kritisiert Viganò-Aufruf.'' In: katholisch.de, 11. Mai 2020 [https://www.katholisch.de/artikel/25459-spiel-mit-dem-feuer-bischof-fuerst-kritisiert-vigano-aufruf online]&lt;/ref&gt; Ruhrbischof [[Franz-Josef Overbeck]] schrieb auf [[Facebook]], „dass die Kirche zur Bewältigung der Corona-Krise einen klaren Beitrag leisten könne, indem sie Solidarität als deutliches Zeichen der Entschlossenheit nutzt, um sich für das Gemeinwohl und soziale Gerechtigkeit einzusetzen“. Dies widerspreche der Positionierung „jener Populisten und anderer Verschwörungstheoretiker, die alle Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie als Vorwand verstehen wollen, eine hasserfüllte technokratische Tyrannei zu begründen und die christliche Zivilisation auszulöschen“. Dem müsse von seiten der Kirche deutlich entgegengetreten werden, „ganz gleich, wer solches formuliert“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.katholisch.de/artikel/25453-kardinal-mueller-verteidigt-unterschrift-unter-corona-dokument-viganos |titel=Nach wachsender Kritik von deutschen Bischöfen und Katholiken: Kardinal Müller verteidigt Unterschrift unter Corona-Dokument Viganòs |werk= |hrsg=katholisch.de |datum=2020-05-10 |abruf=2020-05-12}}&lt;/ref&gt; Auch der Erzbischof von [[Erzbistum Hamburg|Hamburg]], [[Stefan Heße]], und die Bewegung [[Wir sind Kirche]] kritisierten das Papier. [[Gebhard Fürst]], Bischof von [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Rottenburg-Stuttgart]], erklärte: „Wer die Bemühungen der Politik, Menschenleben vor dem [[SARS-CoV-2|Coronavirus]] zu schützen, in eine dubiose Weltverschwörung umdeutet, spielt mit dem Feuer.“&lt;ref&gt;[https://www.neckar-chronik.de/Nachrichten/Fuerst-Corona-ist-keine-Verschwoerung-457166.html ''Bischof Fürst kritisiert Aufruf gegen Corona-Beschränkungen.''] www.neckar-chronik.de, 11. Mai 2020&lt;/ref&gt; Der [[Bistum Magdeburg|Magdeburger]] Bischof [[Gerhard Feige]] wandte sich gegen eine Verunglimpfung der Vorsichtsmaßnahmen, „verbreitet durch Verschwörungstheoretiker, [[Wutbürger]] und einzelne Kommentatoren sowie Politiker“. Selbst manche „extreme Kirchenvertreter“ gebärdeten sich plötzlich als „Pseudo-Wissenschaftler, [[Impfgegnerschaft|Impfgegner]] und [[Esoterik]]er“.&lt;ref&gt;[https://neuesruhrwort.de/2020/05/11/kirchliche-kritik-an-corona-aufruf-von-vigano-und-mueller-haelt-an/ ''Kirchliche Kritik an Corona-Aufruf von Vigano und Müller hält an.''] neuesruhrwort.de, 11. Mai 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die evangelische [[Kirchenkreis Bayreuth|Bayreuther]] Regionalbischöfin [[Dorothea Greiner]] kritisierte Viganòs Papier in einem Gottesdienst am 10. Mai 2020 ebenfalls scharf. Eine Kirche, die auf Durchsetzung ihrer Freiheit poche, aber den Schutz von Schwachen nicht im Blick habe, sei keine Kirche Jesu Christi. Bei den Verfassern des Schreibens handele es sich um „fehlgeleitete und fehlleitende Menschen“. „Da sprechen Menschen, denen es primär um die Macht und Freiheit der Kirche geht und die dabei weit von der Macht der Liebe Jesu entfernt sind“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.br.de/nachrichten/bayern/regionalbischoefin-greiner-kritisiert-kardinal-mueller,RyfLSNL |titel=Regionalbischöfin Greiner kritisiert Kardinal Müller |werk= |hrsg=BR24 |datum=2020-05-11 |abruf=2020-05-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Präsident des [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken|Zentralkomitees der deutschen Katholiken]], [[Thomas Sternberg]], stellte in Hinblick auf Müller die Frage: „Was in aller Welt bringt einen Menschen, der doch mal ein durchaus angesehener Professor in München war und ein wichtiger Bischof für [[Bistum Regensburg|Regensburg]], ein bedeutender Kirchenmann, dazu, auf seine alten Tage seinen gesamten Ruf zu ruinieren, indem er so etwas unterschreibt?“&lt;ref&gt;''ZdK-Präsident Sternberg kritisiert Verschwörungstheorien. „Krudes und abenteuerliches Zeug“.'' In: ''domradio.de'', 11. Mai 2020.[https://www.domradio.de/themen/soziales/2020-05-11/krudes-und-abenteuerliches-zeug-zdk-praesident-sternberg-kritisiert-verschwoerungstheorien online]&lt;/ref&gt; In die Reihe der Kritiker reihte sich am 12.&amp;nbsp;Mai 2020 auch der ernannte [[Bistum Augsburg|Augsburger]] Bischof [[Bertram Meier]] ein: „Hier von einer Weltverschwörung zu reden, empfinde ich geradezu als zynisch.“ Er denke vor allem auch an die vielen Menschen, die in Altenheimen in seiner Region nach einer Covid-19-Infektion gestorben sind. Und: „Jeder muss in einer freiheitlichen Gesellschaft seine Meinung frei äußern dürfen, aber in unserem Bistum haben wir einen Priester an Corona verloren.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.n-tv.de/regionales/bayern/Bischof-nennt-umstrittenes-Corona-Schreiben-zynisch-article21775191.html |titel=Bayern: Bischof nennt umstrittenes Corona-Schreiben „zynisch“ |werk= |hrsg=ntv |datum=2020-05-12 |abruf=2020-05-12}}&lt;/ref&gt; Die Interfranziskanische Arbeitsgemeinschaft der [[Franziskanische Orden|franziskanischen Orden]] zeigte sich bestürzt, dass kirchliche Würdenträger Verschwörungstheorien verbreiteten; die Polarisierung in der Gesellschaft nehme zu und Verschwörungstheorien breiteten sich mit „unerträglicher Rhetorik“ dramatisch aus. Dass davon infizierte Vertreter der katholischen Kirche „sich diesem Un-Sinn anschlössen, sei nicht hinnehmbar und beschädige den christlichen Heilsauftrag“.&lt;ref&gt;[https://franziskaner.net/franziskanische-orden-entsetzt-ueber-vigano-appell/ franziskaner.net], 14. Mai 2020.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Kommunikationschef der [[Erzdiözese Wien]] und Sprecher des Wiener Erzbischofs und damaligen Vorsitzenden der [[Österreichische Bischofskonferenz|Österreichischen Bischofskonferenz]] Kardinal [[Christoph Schönborn]], [[Michael Prüller]], bezeichnete in der Kirchenzeitung ''[[Der Sonntag (Wien)|Der Sonntag]]'' wesentliche Teile des Aufrufs als „unchristliche Panikmache“. Opposition sei „erlaubt und wichtig“, es sei jedoch „unredlich, eine Verschwörung zu behaupten, ohne die Fakten zu nennen, die man anspricht, und ohne die ‚Kräfte‘ zu definieren, die uns versklaven wollen“. „Ohne einen einzigen Beleg“ werde den „Politikern, Wissenschaftlern, Medienleuten und Bischöfen unterstellt, dass sie nicht verantwortungsbewusst handeln, sondern entweder ahnungslose Handlanger oder vielleicht sogar selber Weltverschwörer sind“. Der in Wien lehrende Theologe [[Gunter Prüller-Jagenteufel]] attestierte dem Schreiben eine „zerstörerische Kampfrhetorik“. Er kritisierte auch den Einleitungssatz, wo mit der Formulierung „In einer Zeit schwerster Krise erachten wir Hirten der katholischen Kirche, aufgrund unseres Auftrags, es als unsere heilige Pflicht&amp;nbsp;…“ offenbar der Eindruck eines offiziellen Kirchendokuments erweckt werden solle. Prüller-Jagenteufel sah darin eine „[[Hybris]]“ der bischöflichen Unterzeichner, von denen die meisten [[Emeritierter Bischof|emeritiert]] sind, und stellte fest: „Die Hirten der Kirche sind die Ortsbischöfe, die Bischofskonferenzen, der Papst.“&lt;ref&gt;[https://www.kathpress.at/goto/meldung/kritik-an-vigano-aufruf-unchristliche-panikmache ''Kritik an Vigano-Aufruf: „Unchristliche Panikmache“.'']{{Toter Link|url=https://www.kathpress.at/goto/meldung/kritik-an-vigano-aufruf-unchristliche-panikmache |date=2022-11 }} www.kathpress.at, 13. Mai 2020&lt;/ref&gt; Heinz Niederleitner verwies in der [[KirchenZeitung Diözese Linz]] darauf, dass Müller „einst als Präfekt der Glaubenskongregation dafür zuständig [gewesen sei], mit der Vernunft nicht vereinbares Sektierertum von der Kirche fernzuhalten“. Jetzt unterschreibe er „einen Text mit einem Lehrbuch-Beispiel für eine Verschwörungstheorie: ungenannte dunkle Mächte, die an der Weltherrschaft arbeiten. Welch ein Abstieg für Müller und welch ein Auftrag für die Kirche, verstärkt Vernunft zu predigen“.&lt;ref&gt;Heinz Niederleitner: [https://www.kirchenzeitung.at/site/themen/menschenmeinungen/abstieg-und-vernunft ''Abstieg und Vernunft''] www.kirchenzeitung.at, 12. Mai 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Müller selbst verteidigte in der Wochenzeitung ''[[Die Tagespost]]'' seine Unterschrift unter das Schreiben und sagte, interessierte kirchliche Kreise hätten das Papier benutzt, „um daraus Empörungskapital gegen ihre vermeintlichen Gegner zu schlagen“. „Jeder nennt jetzt jeden Andersdenkenden Verschwörungstheoretiker“, so Müller. Sein Augenmerk habe auf der „zum Teil unzulänglichen kirchlichen Reaktion“ gelegen. Er sehe sich zu Unrecht ins Zentrum der Kritik gerückt, denn er sei „als Kardinal irgendwie als der Hauptprominente dieses Texts angesehen“ worden. Er habe sich aber lediglich auf telefonische Anfrage hin mit diesem im Allgemeinen einverstanden erklärt, um zum sorgfältigen Umgang mit den publizistischen und politischen Nebenwirkungen der Pandemie in einigen nicht-demokratischen Ländern beizutragen.&lt;ref&gt;[https://www.tagesschau.de/inland/verschwoerung-corona-103.html ''Schreiben zu Corona-Maßnahmen: Kardinal Müller verteidigt Unterschrift.''] www.tagesschau.de, 10.&amp;nbsp;Mai 2020&lt;/ref&gt; Er sei der Meinung, das von Kardinälen, Bischöfen und katholischen Laien unterzeichnete Papier werde „bewusst missverstanden“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Regina Kerner |url=https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/kardinal-mueller-verteidigt-umstrittenes-schreiben-li.83286 |titel=Verschwörungstheorien: Kardinal Müller verteidigt umstrittenes Schreiben |werk= |hrsg=Berliner Zeitung |datum=2020-05-12 |abruf=2020-05-12}}&lt;/ref&gt; Für manche sei der Aufruf „das gefundene Fressen, um mit absurden Anwürfen und Unterstellungen Empörungsbedürfnisse abzureagieren und sich wechselseitig zu bestätigen“.&lt;ref&gt;[https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Wofuer-steht-der-neue-Bischof-Bertram-Meier-id57387351.html ''Wofür steht der neue Bischof Bertram Meier?''] www.augsburger-allgemeine.de, 14. Mai 2020&lt;/ref&gt; In einem Interview in der Wochenzeitung [[Die Zeit]], das am 14.&amp;nbsp;Mai 2020 veröffentlicht wurde, sagte er, keine einzige Zeile des Briefes stamme von ihm. Er habe unterschrieben, um Erzbischof Viganò auf seine Bitte um Unterschrift keine schroffe Absage zu geben, da man Viganò „böse mitgespielt“ habe und dieser sehr isoliert sei. Den Inhalt des Papiers verstehe er als Appell zum Nachdenken. Die Unterschrift aufgrund der Kritik an dem Papier zurückzuziehen, wäre für ihn „die feige Variante“.&lt;ref&gt;''Müller zu Viganò-Aufruf: Jetzt zurückzuziehen, wäre die feige Variante.'' In: ''katholisch.de'', [https://www.katholisch.de/artikel/25491-mueller-zu-vigano-aufruf-jetzt-zurueckzuziehen-waere-die-feige-variante]&lt;/ref&gt; Er rückte aber auch nicht von den im Text zum Ausdruck gebrachten Verschwörungstheorien ab.&lt;ref&gt;''Reportage: Müller wehrt sich gegen Vorwürfe.'' In: ''domradio.de'', 14. Mai 2020, [https://www.domradio.de/video/mueller-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe]&lt;/ref&gt; So behauptete Müller – ohne Quellen zu nennen –, dass „die Drohung öffentlich gefallen“ sei, „sieben Milliarden Menschen zu zwangsimpfen, auch wenn noch keine ausreichende Erprobung der Medikamente erreicht ist, und ihnen widrigenfalls Grundrechte zu entziehen“. Die Kritiker des Briefs blendeten, so Müller, „völlig aus, dass es illiberale Maßnahmen, wie sie im Brief angesprochen sind, tatsächlich gibt“. Er nannte als Beispiel „[[Social Scoring]] in China“.&lt;ref&gt;[https://www.tagesspiegel.de/politik/kardinal-mueller-zu-verschwoerungstheorien-ich-muss-die-einschraenkungen-der-grundrechte-nicht-stumm-hinnehmen/25832810.html ''„Ich muss die Einschränkungen der Grundrechte nicht stumm hinnehmen“.''] www.tagesspiegel.de, 15. Mai 2020, abgerufen am 9. April 2021.&lt;/ref&gt; Außerdem fragte er: „Wenn alles so einfach zu widerlegen ist, warum wischen unsere klugen Anti-Verschwörungstheoretiker nicht mit drei geistreichen Sätzen das Papier vom Tisch oder versenken es in der Schublade?“&lt;ref name=&quot;kath&quot;&gt;[https://www.katholisch.de/artikel/27363-experte-rechtsesoterische-szene-begeistert-von-kardinal-mueller ''Experte: Rechtsesoterische Szene begeistert von Kardinal Müller''.] In: katholisch.de, 26. Oktober 2020.&lt;/ref&gt;<br /> Im katholischen Sender [[EWTN]] sagte Müller zudem, man müsse „Position beziehen gegen die Instrumentalisierung dieses Virus und dieser globalen Krise durch einige Diktaturen oder durch ideologische Gruppen, die nun die Gelegenheit nutzen, die Kirche zu unterdrücken und das sakramentale Leben der Kirche zu unterbinden“.&lt;ref&gt;Tilmann Kleinjung: [https://www.tagesschau.de/ausland/verschwoerung-corona-105.html ''Wer steckt hinter dem Corona-Aufruf?''] www.tagesschau.de, 25. Mai 2020&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach Ansicht des Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern|Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern]], [[Matthias Pöhlmann]], ist die Unterschrift Müllers unter dem Aufruf vom 8.&amp;nbsp;Mai 2020 in der „[[Rechtsextremismus und Esoterik|rechtsesoterischen]] Szene begeistert aufgenommen“ worden, und man habe dort den Kardinal als Gewährsmann für die eigenen Vorstellungen gefeiert.&lt;ref name=&quot;kath&quot; /&gt;<br /> <br /> Im Dezember 2021 äußerte Müller in einem Gespräch mit dem katholisch-konservativen ''St. Bonifatius Institut'' aus Österreich, dass „Leute, die auf dem Thron ihres Reichtums sitzen“, jetzt in den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie eine Chance sähen, „um ihre Agenda durchzusetzen“. Es sei nun ein bestimmtes Chaos vorhanden, „auch geboren aus dem Willen, die Gelegenheit zu nutzen, die Menschen jetzt gleichzuschalten, einer totalen Kontrolle zu unterziehen, einen Überwachungsstaat zu etablieren“. Er, so Müller, wolle „eigentlich nicht erschaffen und erlöst werden nach dem Bild und Gleichnis […] von [[Klaus Schwab]], [[Bill Gates]] und [[George Soros]]“. Experten ordnen diese Aussagen als „größtenteils verschwörungsideologisch“ ein und verwiesen zudem darauf, dass die Erwähnung von George Soros, einem Juden, als „[[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|antisemitische]] Chiffre gewertet werden“ könne. Die Nutzung des Begriffes der „[[Gleichschaltung]]“ sei überdies ein den Nationalsozialismus verharmlosender [[Nazi-Vergleich|NS-Vergleich]]. Auch Politiker verurteilten Müllers Aussagen. Der Präsident des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrats der Juden in Deutschland]] [[Josef Schuster (Zentralratspräsident)|Josef Schuster]] warf Müller vor, er bediene mit seinen Äußerungen „klar antisemitische Chiffren“, was „angesichts der derzeit aufgeheizten Stimmung verantwortungslos und nicht akzeptabel“ sei.&lt;ref&gt;Martin Jarde: [https://www.br.de/nachrichten/kultur/kardinal-gerhard-ludwig-mueller-verbreitet-erneut-corona-verschwoerungsmythen,SrTeQ2x ''Kardinal Müller verbreitet erneut Corona-Verschwörungsmythen.''] In: ''[[Bayerischer Rundfunk]]'', 13. Dezember 2021. Abgerufen am 13. Dezember 2021.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Thomas Jansen: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/zentralrat-der-juden-kardinal-mueller-bedient-antisemitische-chiffren-17684690.html ''Zentralrat der Juden wirft Kardinal Müller „antisemitische Chiffren“ vor.''] www.faz.net, 14. Dezember 2021&lt;/ref&gt; Die [[Deutsche Bischofskonferenz]] distanzierte sich von den Äußerungen Müllers und wies darauf hin, dass er dabei als Privatperson und nicht als Kirchenvertreter gesprochen habe.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.katholisch.de/artikel/32360-corona-mythen-bischofskonferenz-distanziert-sich-von-kardinal-mueller |titel=Corona-Mythen: Bischofskonferenz distanziert sich von Kardinal Müller |werk=katholisch.de |hrsg= |datum=2021-12-13 |abruf=2021-12-14}}&lt;/ref&gt; Müller selbst schrieb in einer E-Mail an die [[Deutsche Presse-Agentur]], dass er die Logik zurückweise, dass, „wenn jemand die Finanzelite kritisiert, er automatisch auf der falschen Seite ist“, und sprach erneut von einer „nicht legitimierten Einflussnahme der superreichen Eliten in verschiedenen Ländern“.&lt;ref&gt;[https://www.zeit.de/news/2021-12/13/kardinal-mueller-und-die-verschwoerungsmythen ''Kardinal Müller und die Verschwörungsmythen.''] www.zeit.de, 13. Dezember 2021, abgerufen am 14. Dezember 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Vergleich einer deutschen Gerichtsentscheidung mit dem Nazi-Terror in Polen ===<br /> Müller kritisierte im August 2021 in einem Interview der polnischen Zeitschrift ''Do Rzeczy'' einen [[Strafbefehlsverfahren (Deutschland)|Strafbefehl]], den das [[Amtsgericht Köln]] wegen [[Volksverhetzung]] gegen den polnischen Priester [[Dariusz Oko]] verhängt hatte, nachdem dieser in einem Artikel in der katholischen Zweimonatsschrift ''[[Theologisches]]'' [[Homophobie|homophob]] verunglimpfende Ausdrücke gegenüber [[Homosexualität|Homosexuellen]] verwendet hatte. Müller zog dabei eine Parallele zwischen der Entscheidung des Kölner Amtsgerichts und einem „gewissen Anwalt“, der als [[Generalgouvernement|Generalgouverneur]] Polens die gesamte [[Krakau]]er Professorenschaft in das Konzentrationslager geschickt habe. Generalgouverneur Polens war der Chefjurist des [[Nationalsozialismus]] [[Hans Frank]], der im [[Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher]] zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.&lt;ref&gt;[https://www.katholisch.de/artikel/30857-debatte-um-text-zu-homosexuellen-mueller-greift-deutsche-justiz-an ''Müller greift deutsche Justiz an. Kardinal verteidigt polnischen Autor und zieht Vergleich zur NS-Zeit.'' In: ''katholisch.de'', 10. August 2021.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Russischer Überfall auf die Ukraine ===<br /> Ende Juli 2022 sagte Müller in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, Russlands Präsident [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]] habe durch von ihm verantwortete [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|Kriegsverbrechen in der Ukraine]] besondere Schuld auf sich geladen. Leider gebe es „auch bei uns immer noch Menschen, die ihn verteidigen“. Putin habe „einen Machtspieltrieb mit der Gefühlswelt eines Triebtäters“ und genieße es, „die ganze Welt in Atem zu halten, seine Armeen in Gang zu setzen, den Gashahn auf- und zuzudrehen“. Weiter äußerte Müller: „[[Adolf Hitler|Hitler]] und [[Josef Stalin|Stalin]] hatten kein Gewissen, aber Putin bekreuzigt sich in der [[Christ-Erlöser-Kathedrale (Moskau)|Christus-Erlöser-Kirche]].“ Möglicherweise sei jedoch Putins zur Schau getragener Glaube nur eine Fassade, die er aus machtpolitischen Gründen aufrechterhalte.&lt;ref&gt;[https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/russische-invasion-kardinal-mueller-putin-hat-einen-machtspieltrieb-id63484951.html ''Kardinal Müller: „Putin hat einen Machtspieltrieb“.''] www.augsburger-allgemeine.de, 31. Juli 2022.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ehrungen und Auszeichnungen ==<br /> * 2003: Großkreuz des [[Konstantinorden|Konstantinischen Georgsordens]] für Militärverdienst<br /> * 2004: [[Ehrendoktor]]würde der [[Katholische Universität Lublin|Katholischen Universität Lublin]]<br /> * 2007: Ehrendoktorwürde der [[Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität]] Warschau<br /> * 2008: Ehrendoktorwürde der [[Pontificia Universidad Católica del Perú|Päpstlichen Universität von Peru]] in [[Lima]]<br /> * 2008: [[Großkomtur (Ordenskunde)#Großoffizier|Großoffizier]] des [[Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem|Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem]]<br /> * 2009: Verdienstkreuz I. Klasse des [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]]<br /> * 2011: [[Ehrenbürger]]würde des Armenviertels Lomas de Carabayllo am Nordostrand der peruanischen Hauptstadt [[Lima]]&lt;ref&gt;{{cite web |last=Regensburg |first=Clemens Neck, Pressesprecher Der Diözese |url=http://bischofinperu.blogspot.com/2011/02/mitten-im-muell.html |title=Pastoralreise von Bischof Gerhard Ludwig Müller: Mitten im Muell |date=2011-02-11}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2012: Aufnahme in die [[Santa Maria dell’Anima#Animabruderschaft|Bruderschaft zu S. Maria dell’ Anima]] („Animabruderschaft“)<br /> * 2012: Ehrenpräses bei der [[Marianische Männer-Congregation Regensburg|Marianischen Männer-Congregation Regensburg]]&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.mmc-regensburg.de/aktuelles/12_56.html |wayback=20130801091941 |text=S. E. Erzbischof Gerhard Ludwig Müller zum Ehrenpräses ernannt}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2016: Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des [[Souveräner Malteserorden|Malteserordens]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Britta Dörre |url=https://de.zenit.org/articles/kardinal-mueller-neues-mitglied-des-malteserordens/ |titel=Kardinal Müller neues Mitglied des Malteserordens |werk=[[Zenit (Nachrichtenagentur)|Zenit]] |datum=2016-05-27 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160530064029/https://de.zenit.org/articles/kardinal-mueller-neues-mitglied-des-malteserordens/ |archiv-datum=2016-05-30 |abruf=2022-11-26}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2016: Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Trifels München im [[Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen|CV]]&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.cartellverband.de/index.php?eID=dumpFile&amp;t=f&amp;f=2806&amp;token=00d0228b17bb3218ffeb42c4765341527fa9875c |wayback=20160719150603 |text=Auf den Spuren Papst Pius XII. – 60 Cartellbrüder beten am Grab des Trifels-Ehrenmitglieds Eugenio Pacelli in Rom}}, [[Academia (Zeitschrift)|Academia]] 3-2016, 109. Jahrgang, S. 38.&lt;/ref&gt;<br /> * 2023: Verleihung des Preises ''Złoty Feniks'' („Goldener Phönix“) des katholischen polnischen Verlegerverbandes&lt;ref&gt;Marco Fetke: [https://www.die-tagespost.de/kultur/medien/kardinal-mueller-von-katholischen-verlegern-polens-ausgezeichnet-art-237491 ''Kardinal Müller von katholischen Verlegern Polens ausgezeichnet.''] [[Die Tagespost|die-tagespost.de]], 25. April 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> * ''Bonhoeffers Theologie der Sakramente'' (Frankfurter Theologische Studien 28). Verlag Josef Knecht, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-7820-0439-6.<br /> * ''[[John Henry Newman]] begegnen'' (Zeugen des Glaubens). St. Ulrich Verlag, Augsburg 2000, ISBN 3-929246-54-6.<br /> * {{Literatur|Autor=[[Gustavo Gutiérrez]], Gerhard Ludwig Müller |Titel=An der Seite der Armen: Theologie der Befreiung |Verlag=Sankt-Ulrich-Verlag |Ort=Augsburg |Datum=2004 |ISBN=3-936484-40-6}}<br /> * ''Vom Vater gesandt. Impulse einer inkarnatorischen Christologie für Gottesfrage und Menschenbild.'' Pustet, Regensburg 2005, ISBN 978-3-7917-1957-3.<br /> * ''Die Messe: Quelle christlichen Lebens.'' Sankt-Ulrich-Verlag, Augsburg 2002, ISBN 3-929246-90-2.<br /> * ''Gott und seine Geschichte. Ein Gespräch über die Bibel mit Johannes Marten und Philipp v. Studnitz.'' Herder, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-451-28827-3.<br /> * ''Jesus ist der Herr – Predigten und Ansprachen.'' Schnell &amp; Steiner, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-2063-5.<br /> * (Hrsg.) ''Der Glaube ist einfach. Aspekte der Theologie Papst Benedikts XVI.'' Pustet, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7917-2097-5.<br /> * ''Katholische Dogmatik. Für Studium und Praxis der Theologie.'' 10. Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 2016, ISBN 978-3-451-34979-9 (auch spanisch, italienisch, ungarisch, chinesisch).<br /> * (Hrsg.) ''[[Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften]]'' (16 Bände), Herder, Freiburg i.&amp;nbsp;Br. 2008 ff.<br /> * Geleitwort in: ''Benedikt XVI., Geistliche Schriftlesungen'' (Christliche Meister, Bd. 58). Ausgewählt, eingeleitet und herausgegeben von Julian R. Backes, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg i. Br. 2014, 2. Aufl. 2015, S. 7–10, ISBN 978-3-89411-422-0.<br /> * ''Armut: Die Herausforderung für den Glauben.'' Mit einem Geleitwort von [[Papst Franziskus]], unter Mitarbeit von [[Gustavo Gutiérrez]] und [[Josef Sayer]]. Kösel-Verlag, München 2014, ISBN 978-3-466-37106-8.<br /> * ''Die Botschaft der Hoffnung: Gedanken über den Kern der christlichen Botschaft''. Herder, Freiburg im Breisgau 2016, ISBN 978-3-451-38888-0.&lt;ref&gt;[[Friedrich Wilhelm Graf]]: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-botschaft-der-hoffnung-von-kardinal-mueller-14470815.html ''Ein konservativer Rebell macht Politik.''] FAZ.net, 9.&amp;nbsp;Oktober 2016 (Rezension).&lt;/ref&gt;<br /> * ''Der Papst: Sendung und Auftrag''. Herder, Freiburg im Breisgau 2017, ISBN 978-3-451-37758-7.<br /> * ''„Ihr sollt ein Segen sein“. Zwölf Briefe über das Priestertum.'' Herder, Freiburg im Breisgau 2018, ISBN 978-3-451-38310-6.<br /> * ''Römische Begegnungen'', Herder, Freiburg im Breisgau 2019, ISBN 978-3-451-38565-0.<br /> * ''Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter.'' Herder, Freiburg im Breisgau 2020, ISBN 978-3-451-38649-7.<br /> * mit [[Martin Lohmann]]: ''Wahrheit. Die DNA der Kirche. Ein Gespräch''. fe-Medienverlag, Kißlegg 2020, ISBN 978-3-86357-277-8.<br /> * ''Was ist katholisch?'' Herder, Freiburg im Breisgau 2021, ISBN 978-3-451-39074-6.<br /> * ''Das Wunder der Unsterblichkeit. Was kommt nach dem irdischen Leben?'' Herder, Freiburg im Breisgau 2022, ISBN 978-3-451-39168-2.<br /> * ''Gottes Gegenwart in Welt und Sakrament. Exerzitien''. Herder, Freiburg im Breisgau 2023, ISBN 978-3-451-39478-2.<br /> <br /> == Sonstiges ==<br /> * 2012 zeigte die Fotografin [[Herlinde Koelbl]] in ihrer Ausstellung „Kleider machen Leute“ mit Doppelportraits von Menschen in Berufs- und Freizeitkleidung im [[Deutsches Hygiene-Museum|Deutschen Hygiene-Museum]] in Dresden und seither ebenso in anderen Städten auch ein solches Doppelportrait von Müller.&lt;ref&gt;Burkhard Müller: [http://www.sueddeutsche.de/kultur/herlinde-koelbl-ausstellung-in-dresden-doppelleben-mit-uniform-1.1351244 ''Herlinde-Koelbl-Ausstellung in Dresden – Doppelleben mit Uniform.''] In: ''sueddeutsche.de'', 8. Mai 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * Am 20. Januar 2019, dem Sonntag ''Omnis Terra'', pilgerte Gerhard Kardinal Müller zum Wallfahrtsort [[Manoppello]] in den Abruzzen, um hier gemeinsam mit den Erzbischöfen [[Bruno Forte]] und [[Salvatore Cordileone]] – erstmals in der gesamten Kirchengeschichte – der Stadt, der Welt und der Kirche mit der [[Ikone]] des [[Schleier von Manoppello|Volto Santo]] einen Segen zu spenden, den [[Aaronitischer Segen|Aaronitischen Segen]].<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{Catholic-hierarchy|Bischof|bmullergl|Gerhard Ludwig Müller|Abruf=2017-05-07}}<br /> * Eintrag zu ''[http://www.gcatholic.org/p/4278 Gerhard Ludwig Müller]'' auf ''gcatholic.org'' (englisch)<br /> * {{Pressoffice|ID=muller_gl|Name=Müller|Abruf=2023-03-11}}<br /> * {{Miranda|ID=bios2014.htm#Muller|Artikel=Müller, Gerhard Ludwig|Abruf=2017-05-07}}<br /> * [https://cardinal-mueller.com/ Website von Kardinal Müller] (englisch)<br /> * [http://www.bistum-regensburg.de/bistum/bischof-regensburg/bischof-em-gerhard-kardinal-mueller/ ''Bischof em. Gerhard Kardinal Müller'' im Internetauftritt des Bistums Regensburg]<br /> * [http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/doc_muller_index_ge.htm Biographie, Ansprachen und Beiträge von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller] beim Vatikan<br /> * {{DNB-Portal|120780771}}<br /> * [https://www.blaetter.de/ausgabe/2022/februar/christen-mit-rechtsdrall Christen mit Rechtsdrall. Corona oder die Legende von der großen Weltverschwörung. Von Liane Bednarz.]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Personenleiste<br /> |VORGÄNGER=[[Manfred Müller (Bischof)|Manfred Müller]]|NACHFOLGER=[[Rudolf Voderholzer]]|AMT=[[Liste der Bischöfe von Regensburg|Bischof von Regensburg]]|ZEIT=2002–2012<br /> |VORGÄNGER2=[[William Joseph Levada|William Joseph Kardinal Levada]]|NACHFOLGER2=[[Luis Ladaria|Luis Kardinal Ladaria]] [[Jesuiten|SJ]]|AMT2=[[Päpstliche Kommission Ecclesia Dei|Präsident der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“]]|ZEIT2=2012–2017<br /> |VORGÄNGER3=[[William Joseph Levada|William Joseph Kardinal Levada]]|NACHFOLGER3=[[Luis Ladaria|Luis Kardinal Ladaria]] [[Jesuiten|SJ]]|AMT3=[[Dikasterium für die Glaubenslehre#Präfekten|Präfekt der Glaubenskongregation]]|ZEIT3=2012–2017<br /> }}<br /> <br /> {{Navigationsleiste der Bischöfe von Regensburg (seit 1668)}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=120780771|LCCN=n81061086|VIAF=84490448}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Muller, Gerhard Ludwig}}<br /> [[Kategorie:Kardinal (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Bischof von Regensburg]]<br /> [[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Römisch-katholischer Geistlicher (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Römisch-katholischer Theologe (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Römisch-katholischer Theologe (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Dogmatiker]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Ludwig-Maximilians-Universität München)]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Internationalen Theologenkommission]]<br /> [[Kategorie:Ehrendoktor der Katholischen Universität Lublin]]<br /> [[Kategorie:Ehrendoktor der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Warschau]]<br /> [[Kategorie:Ehrendoktor der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Breslau]]<br /> [[Kategorie:Ehrendoktor der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Päpstlichen Akademie des hl. Thomas von Aquin]]<br /> [[Kategorie:Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des Malteserordens]]<br /> [[Kategorie:Komtur mit Stern (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)]]<br /> [[Kategorie:Träger des Konstantinordens]]<br /> [[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]]<br /> [[Kategorie:Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre]]<br /> [[Kategorie:Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen]]<br /> [[Kategorie:Ehrenbürger in Peru]]<br /> [[Kategorie:Korporierter im CV]]<br /> [[Kategorie:Person (Mainz)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1947]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Müller, Gerhard Ludwig<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Müller, Gerhard Ludwig Kardinal<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Geistlicher, römisch-katholischer Theologe und Kardinal der römischen Kurie<br /> |GEBURTSDATUM=31. Dezember 1947<br /> |GEBURTSORT=[[Mainz-Finthen|Finthen]], heute zu [[Mainz]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Reinhard_Breit&diff=237034545 Reinhard Breit 2023-09-04T19:07:44Z <p>138.246.3.7: /* Leben */</p> <hr /> <div>[[Datei:Prof. Dr. Reinhard Breit.jpg|mini|hochkant|Reinhard Breit]]<br /> '''Reinhard Breit''' (* [[6. Juli]] [[1936]] in [[München]]; † [[9. Juli]] [[2021]])&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://trauer.sueddeutsche.de/todesanzeige/reinhard-breit/reinhard-breit |titel=Gedenkseite von Reinhard Breit |sprache=de |abruf=2021-07-30}}&lt;/ref&gt; war ein deutscher [[Dermatologie|Dermatologe]] und [[Hochschullehrer]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Nach dem Medizinstudium in München, [[Wien]] und [[Kiel]] wurde Breit 1963 mit einer Arbeit zum Thema ''Die beidseitige [[Hydronephrose]] im Kindesalter'' promoviert. Anschließend wandte er sich dem Fachgebiet der Dermatologie zu und durchlief an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] bei [[Otto Braun-Falco]], [[Theodor Nasemann]] und Hans-Jürgen Bandmann die Weiterbildung zum Dermatologen. 1965 bis 1967 war er bei Albert Kligman in Philadelphia an der [[University of Pennsylvania]], [[USA]], zu einem Forschungsaufenthalt. 1985 [[Habilitation|habilitierte]] er sich zum Thema ''Rötung und Bräunung durch UV-A: spektrales Remissionsverhalten und farbmetrische Analyse der Hautreaktionen des Menschen unter UV-Bestrahlungsanlagen''.&lt;ref name=&quot;DDD&quot;&gt;''Der Deutsche Dermatologe.'' 64 (7), 2016, S. 514.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Von 1985 bis 2001 war Reinhard Breit Chefarzt der Klinik für Dermatologie, [[Allergologie]] und [[Umweltmedizin]] im [[Klinikum Schwabing]] in [[München]].&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url= http://www.gesundheit.com/gc_detail_11_gc02010312.html | archive-is= 20160612 | text=''Prof. Dr. Wilhelm Stolz neuer Chefarzt der Dermatologie am Krankenhaus München-Schwabing.''}} auf: ''gesundheit.com''&lt;/ref&gt; Er war Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München und arbeitete über seine Pensionierung hinaus als Gutachter für Berufsdermatologie.<br /> <br /> Breit war in der [[Bayerische Landesärztekammer|Bayerischen Landesärztekammer]] aktiv u. a. als Vorsitzender des Finanzausschusses&lt;ref&gt;[http://www.bayerisches-aerzteblatt.de/fileadmin/aerzteblatt/ausgaben/1991/11/komplettpdf/11_1991.pdf ''Vollversammlung des 44. Bayerischen Ärztetages.''] In: ''[[Bayerisches Ärzteblatt]].'' November 1991, S. 442.&lt;/ref&gt; und Mitglied weiterer Ausschüsse.&lt;ref&gt;[http://www.bayerisches-aerzteblatt.de/fileadmin/aerzteblatt/ausgaben/1995/02/komplettpdf/02_1995.pdf ''Ausschüsse der BLÄK.''] In: ''Bayerisches Ärzteblatt.'' Februar 1992, S. 56.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Reinhard Breit war ein Enkel des Theologen [[Thomas Breit]] und Cousin des Theologen [[Dieter Breit]]. Er war verheiratet, lebte in [[Pullach]] und war Mitglied des Segelclub Würmsee (SCW).<br /> <br /> == Wissenschaftliches Werk ==<br /> Zu seinen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten gehörten die Berufsdermatologie, [[Kontaktdermatitis]], [[AIDS]],&lt;ref&gt;M. Röcken, R. Breit: ''Dermatologie bei HIV-Infektionen und AIDS: Grundlagen, Klinik, Therapie.'' ecomed Verlag, 1990, ISBN 3-609-63580-0.&lt;/ref&gt; [[Allergologie]], die UV-Therapie sowie spezielle Dermatosen. Breit war Mitentwickler der Lichttherapie zur Behandlung der [[Schuppenflechte]].&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/print-wams/article122591/Neues-Verfahren-fuer-Hautkrebs-Diagnose.html ''Neues Verfahren für Hautkrebs-Diagnose.''] In: ''Welt am Sonntag online.'' 17. November 2002.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Er war aktives Mitglied und langjähriger Vorstand der [[Deutsche Dermatologische Gesellschaft|Deutschen Dermatologischen Gesellschaft]]. Als Gründungsmitglied und Vorstand der Südostdeutschen Dermatologischen Gesellschaft&lt;ref&gt;[http://www.derma.de/de/ddg/arbeitskreise-arbeitsgemeinschaften/regionalgesellschaften/sodg/vorstand/ Gründungsmitglieder] der [http://www.derma.de/de/sodg/ Südostdeutschen Dermatologischen Gesellschaft]&lt;/ref&gt; setzte er sich früh nach der deutschen Wiedervereinigung für die Zusammenführung bislang getrennter wissenschaftlichen Fachvereinigungen ein.&lt;ref&gt;''Der Deutsche Dermatologe.'' 61 (7), 2013, S. 445.&lt;/ref&gt; Er war wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift ''Der Deutsche Dermatologe'' und betreute lange die Rubrik ''DDG aktuell'' im jetzigen [[Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft]].&lt;ref name=&quot;DDD&quot; /&gt;<br /> <br /> 2022 fand die Herbstsitzung der Münchner Dermatologischen Gesellschaft zu Ehren von Reinhard Breit statt.&lt;ref&gt;[https://www.aerztliche-anzeigen.de/veranstaltung/herbstsitzung-der-muenchener-dermatologischen-gesellschaft-zu-ehren-prof-dr-med ''Herbstsitzung der Münchener Dermatologischen Gesellschaft zu Ehren Prof. Dr. med. Reinhard Breit''], 26. Oktober 2022&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Breit+R%5BAuthor%5D+1900%3A2007%5BDp%5D+not+Van+der+Wall%5BAuthor%5D+not+Pfreundschuh%5BAuthor%5D+not+14997105%5Bpmid%5D+not+14716650%5Bpmid%5D+not+Russell%5BAuthor%5D+not+3439930%5Bpmid%5D+not+3868415%5Bpmid%5D+not+3991273%5Bpmid%5D+not+3965908%5Bpmid%5D+not+6403269%5Bpmid%5D+not+7155030%5Bpmid%5D+not+6169028%5Bpmid%5D Publikationsverzeichnis auf PubMed]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=1237071054|LCCN=|NDL=|VIAF=305535760}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Breit, Reinhard}}<br /> [[Kategorie:Dermatologe]]<br /> [[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1936]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 2021]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Breit, Reinhard<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Dermatologe und Hochschullehrer<br /> |GEBURTSDATUM=6. Juli 1936<br /> |GEBURTSORT=[[München]]<br /> |STERBEDATUM=9. Juli 2021<br /> |STERBEORT=[[München]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Corps_Bavaria_M%C3%BCnchen&diff=236233064 Corps Bavaria München 2023-08-08T15:18:11Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>{{Infobox Studentenverbindung<br /> |Name = Corps Bavaria<br /> |Wappen = Corps Bavaria Vollwappen.png<br /> |Zirkel = Zirkel des Corps Bavaria München.png<br /> |Land = [[Bayern]]<br /> |Hochschulort = [[München]]<br /> |Verband = [[Kösener Senioren-Convents-Verband|KSCV]]<br /> |SC = [[Münchner Senioren-Convent|MSC]]<br /> |GründungIn = [[Landshut]]<br /> |Stiftung = [[30. November]] [[1806]]<br /> |Kartell = keine, [[Lebenscorps]]<br /> |Farbenstatus = farbentragend<br /> |Mensur = pflichtschlagend<br /> |Wahlspruch = Concordia fortes, virtute beati !<br /> |Mitglieder = ca. 230<br /> |Aktive = ca. 10<br /> |Website = [http://www.corpsbavaria.de/ www.corpsbavaria.de]<br /> |1= &lt;!-- Automatische Erstellung von Burschenbändern: --&gt;<br /> |B-Percussion1 = gold<br /> |B-Farbe1 = white<br /> |B-Farbe2 = lightblue<br /> |B-Farbe3 = white<br /> |B-Percussion2 = Gold<br /> |2= &lt;!-- Automatische Erstellung von Fuchsenbändern: --&gt;<br /> |F-Percussion1 = gold <br /> |F-Farbe1 = white<br /> |F-Farbe2 = lightblue<br /> |F-Percussion2 = gold <br /> |Anschrift = [[Rauchstraße 17 81679 München]]<br /> }}<br /> Das '''Corps Bavaria München''' ist eine [[Studentenverbindung]] im [[Münchner Senioren-Convent]]. Das [[Corps]] vereint männliche [[Student]]en und [[Alumni]] der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] sowie der [[Technische Universität München|Technischen Universität]] und ist [[Mensur (Studentenverbindung)|pflichtschlagend]]. Die Corpsmitglieder werden ''Münchner Bayern'' oder einfach ''Bayern'' genannt.<br /> <br /> == Lebenscorps ==<br /> [[Datei:Corps Bavaria Landshut 1821.jpeg|alt=Corps Bavaria Landshut in München|mini|Stiftungsfest des Corps Bavaria auf der Bayernruh in Landshut|290x290px]]<br /> Bavaria ist seit 1851 ein [[Lebenscorps]]. Somit gehört es keinem [[Kösener Kreise|Kösener Kreis]] an, erlaubt keine Doppelmitgliedschaften der Mitglieder und steht in keinem [[Verhältnisvertrag]]. Seit seiner Stiftung hat das Corps fast 2100&amp;nbsp;Mitglieder aufgenommen. Das Corps Bavaria hat derzeit&lt;!--bitte in der Form &quot;(Stand: Jahr)&quot; angeben; derzeit ist immer--&gt; um die 230&amp;nbsp;Mitglieder.<br /> <br /> == Couleur ==<br /> Bavaria hat die Farben weiß-blau-weißen mit goldener [[Perkussion (Studentenverbindung)|Perkussion]]. Dazu wird eine Mütze in Biedermeierform als [[Hinterhauptcouleur]] getragen. Die [[Fuchs (Studentenverbindung)|Füchse]] tragen ein zweifarbiges Band in den Farben weiß-blau, das ebenfalls mit goldener [[Perkussion (Studentenverbindung)|Perkussion]] versehen ist.<br /> == Geschichte ==<br /> [[Datei:Joseph Ludwig von Armansperg.jpg|alt=Joseph Ludwig von Armansperg|mini|hochkant|Lithographie des Stifters und erste Seniors [[Joseph von Armansperg]] (1833)]]<br /> [[Datei:Carl joseph anton mittermaier 1850.jpg|alt=Carl Joseph Anton Mittermaier (1850)|mini|hochkant|Lithographie des ersten Sekretärs [[Carl Joseph Anton Mittermaier]] (1850)]]<br /> === Landshut ===<br /> Gestiftet wurde das Corps Bavaria am 30. November 1806 an der [[Universität Landshut]].&lt;ref&gt;Sebastian Sigler: ''„Vivat der 30te November 1806“'', in ders. (2006), S. 3 ff., S. 40, S. 46&lt;/ref&gt; In jenem Wintersemester hatte das Corps nicht nur einen [[Senior (Studentenverbindung)|Senior]], sondern auch einen [[Consenior]]. Das zeigt, dass Ehrenangelegenheiten über den [[Convent (Studentenverbindung)#Corps|Corpsburschen-Convent]] geregelt wurden – ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den [[Nationes]] und den [[Studentenorden]].<br /> <br /> Gründungssenior der Bavaria im Wintersemester 1806 war [[Joseph von Armansperg]].&lt;ref&gt;[[Kösener Corpslisten|Kösener Korps-Listen]] 1910, '''170''', 1&lt;/ref&gt; Als Finanzminister des [[Königreich Bayern|Königreiches Bayern]] garantierte er 20 Jahre später die Übersiedelung der Universität nach München. 1832 wurde Armansperg Regentschaftsratsvorsitzender für den minderjährigen [[Otto (Griechenland)]]. Von 1835 bis 1837 bekleidete er das Amt des griechischen Erzkanzlers.<br /> <br /> Zu den Gründungsburschen gehörte auch [[Carl Joseph Anton Mittermaier]], später Rechtsgelehrter in Deutschland und 1848 Präsident des [[Vorparlament]]s in der [[Frankfurter Nationalversammlung]]. [[Ignaz Perner]] verhinderte 1815/16, dass das durch [[Maximilian von Montgelas]] zeitweilig verbotene Corps den aktiven Betrieb einstellte.<br /> <br /> === München ===<br /> Im Juli 1848 vertrat der Senior Anton Freiherr von [[Lobkowitz (Adelsgeschlecht)|Lobkowitz]] das Corps bei der Gründung des KSCV, dem er mit den anderen Corps des Münchner SC 1862 endgültig beitrat.<br /> <br /> Im 19. Jahrhundert waren (katholische) [[Adel]]ige und über 100 [[Priester (Christentum)|Priester]] bei Bavaria.&lt;ref name=&quot;GS&quot;&gt;Peter Gering, Sebastian Sigler: ''Gesamtliste des Corps Bavaria''. München 2006&lt;/ref&gt; Als bayerisches Landescorps stellte sie den [[Wittelsbach]]ern viele Vertraute. Ein Beispiel ist [[Emil von Schauß]], der den bayerischen Hausschatz hütete und die Finanzen Bayerns kontrollierte. Er leitete von 1893 bis 1895 den [[Verband Alter Corpsstudenten]].<br /> <br /> 1860 trat das Corps mit dem MSC dem [[Kösener Senioren-Convents-Verband]] bei. Bavaria war 1897 und 1920 präsidierendes [[Vororte des KSCV|Vorortcorps]] und stellte die Vorsitzenden des oKC.<br /> <br /> Bayerns Adel blieb im [[Kulturkampf]] katholisch und zog sich vom corpsstudentischen Leben zurück. Dafür wurde Bavaria für ihre vielen bedeutenden Mediziner bekannt.&lt;ref name=&quot;GS&quot; /&gt;<br /> <br /> === 1933–1945 ===<br /> In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] wurde Bavaria als eines der ersten Corps verboten; denn die [[Alter Herr (Studentenverbindung)|Altherrenschaft]] namens des AHV-Vorsitzenden ''Franz Ruhwandl'' weigerte sich, die Zusammenarbeit der Aktiven mit dem [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund]] zu billigen. Das Corps wurde bei der [[Gestapo]] denunziert und im Mai 1935 verboten.&lt;ref name=“rosco”&gt;{{Literatur |Autor=Rosco Weber, [[Wolfgang Wippermann]] |Titel=Die deutschen Corps im Dritten Reich |Band=1 |Nummer=1 |Auflage=1 |Verlag=SH-Verlag |Datum=1998 |ISBN=3-89498-033-8 |Seiten=171f }}&lt;/ref&gt; Der aktive Betrieb wurde im selben Jahr geschlossen, das Corpshaus unter Zwang an den Gauleiter [[Adolf Wagner (Gauleiter)|Wagner]] verkauft.&lt;ref name=“rosco” /&gt;<br /> <br /> === Seit 1945 ===<br /> Betreut durch den Altherrenvorsitzenden Ruhwandl nahm das Corps Bavaria unter der Leitung des Seniors ''Otmar Schleich'' den aktiven Betrieb am 13. Juli 1947 wieder auf. Im Sommersemester 1951 wurde unter SC-Senior Hans-Georg Curtze der Münchner Senioren-Convent offiziell gegründet. Es handelt sich hier um den einzigen SC, in dem Weinheimer und Kösener Corps gleichberechtigt vertreten sind. Im Jahre 2006 feierte das Corps sein 200. Stiftungsfest mit einem [[Kommers]] im [[Hofbräukeller]] und einem [[Tanzball|Ball]] mit 830 Gästen im [[Hotel Bayerischer Hof (München)|Hotel Bayerischer Hof]].<br /> <br /> == Corpshäuser ==<br /> [[Datei:Corpshaus Corps bavaria münchen kaulbachstrasse.jpg|mini|hochkant|[[Kaulbach-Villa (München)|Die Kaulbachvilla]], abgebildet als Corpshaus der Bavaria, um 1935]]<br /> In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich bei den Münchener Bayern bereits eine starke beitragszahlende [[Alter Herr (Studentenverbindung)|Altherrenschaft]] entwickelt. Schon beim 50. Bundesfest waren stattliche Spenden zusammengekommen. Im Jahr 1894 gründete sich erstmals ein [[Korporationshaus|Corpshausverein]]. Dieser konnte im Jahr 1899 ein Grundstück, des abgetragenen [[Kosttor]], in direkter Nähe zum Hofbräuhaus erstehen. Im Jahre 1900 wurde hier das erste, durch die Firma [[Heilmann &amp; Littmann|Heilmann und Littmann]] erbaute, Corpshaus am [[Platzl (München)|Platzl 5 (München)]] bezogen. Bei der Einweihung am 19. Mai 1900 war der Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität, der Theologe Bach, zugegen.&lt;ref name=“sigler”&gt;{{Literatur |Autor=Sebastian Sigler |Hrsg=Verein Alter Münchener Bayern |Titel=Freundschaft und Toleranz |Band=1 |Nummer=1 |Auflage=1 |Verlag=Akademischer Verlag |Ort=München |Datum=2006-01-01 |ISBN=3-932965-86-8 |Seiten=71ff}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1931 wechselte das Corps in die größere [[Kaulbach-Villa (München)]], die aber 1937 enteignet wurde. Von 1951 bis 1963 hatten sie eine Wohnung in der Arcostraße 5/III. Durch das 150. Stiftungsfest im Jahr 1956 wuchs das Vermögen des Corps durch Spenden an; 1963 konnte ein neues Haus in [[Bogenhausen (Stadtbezirk)|Alt-Bogenhausen]] bezogen werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.corpsbavaria.de/geschichte/corpshaeuser/ |titel=Corpshäuser |abruf=2020-01-23}}&lt;/ref&gt; Die 1912 erbaute [[Jugendstil]]villa wurde seither mehrmals erweitert und an die Bedürfnisse des Corpsbetriebs angepasst. Von 1968 bis 2000 hatten die Bayern eine eigene Villa für [[Inaktiver|Inaktive]] in [[Weßling]], dieses wurde jedoch verkauft, da sie zu weit außerhalb lag.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Sebastian Sigler |Hrsg=Verein Alter Münchener Bayern |Titel=Freundschaft und Toleranz |Band=1 |Nummer=1 |Auflage=1 |Verlag=Akademischer Verlag |Ort=München |Datum=2006-01-01 |ISBN=3-932965-86-8 |Seiten=80}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Mitglieder ==<br /> &lt;small&gt;In chronologischer Reihenfolge&lt;/small&gt;<br /> [[Datei:Wilhelm Specht.jpg|hochkant|mini|[[Wilhelm Specht (Mathematiker)|Wilhelm Specht]], Mathematikprofessor (* 1907, † 1985, rezipiert 1926)]]'''Staatsmänner'''<br /> <br /> * [[Joseph von Armansperg|Joseph Graf von Armansperg]] (1787–1853), Stifter des Corps, Jurist, Abgeordneter, leitender bayerischer Minister, griechischer Erzkanzler und Regierungschef, enger Vertrauter von König [[Ludwig I. (Bayern)|Ludwig I]]<br /> * [[Friedrich von Wulffen|Friedrich Freiherr von Wulffen]] (1790–1858), Staatsrat, Regierungspräsident von Niederbayern, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Präsident des Oberappellationsgerichts München<br /> * [[Josef Aschenbrenner|Josef Ritter von Aschenbrenner]] (1798–1858) Oberrechnungsrat, Finanz- und Justizminister des Königreichs Bayern<br /> * [[Theodor Basselet von La Rosée|Theodor Reichsgraf Basselet von La Rosée]] (1801–1864), bayerischer Generalmajor, Erzieher der Prinzen [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig]] und [[Otto (Bayern)|Otto]]<br /> * [[Ignaz Freyschlag von Freyenstein|Ignaz Freiherr Freyschlag von Freyenstein]] (1827–1891), bayerischer Generalleutnant, Generaladjudant des Prinzregenten Luitpold, Chef der Geheimkanzlei von [[Luitpold von Bayern|Luitpold]]<br /> * [[Emil von Schauß|Emil Ritter von Schauß]] (1833–1900), Königlich Bayerischer Münzdirektor, Schatzmeister der Wittelsbacher<br /> * [[Eduard Brücklmeier]] (1903–1944), Diplomat, als Mitverschwörer des Grafen Stauffenberg gehenkt<br /> * [[Ernst-Günther Mohr]] (1904–1991), Botschafter, Protokollchef im Auswärtigen Amt<br /> <br /> <br /> '''Mediziner'''<br /> <br /> * [[Joseph Gangkofner]] (1804–1862), Landgerichtsarzt, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Sigmund Theodor Stein]] (1840–1891), Naturwissenschaftler und Mediziner, Erfinder des Vorläufers des [[Elektrokardiogramm|EKG]], Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Karl von Seydel|Karl Ritter von Seydel]] (1853–1939), Generalstabsarzt und Hochschullehrer in München<br /> * [[Georg Cornet]] (1858–1915), Mediziner, Pionier der Tuberkuloseforschung<br /> * [[Franz Bogner (Politiker)|Franz Bogner]] (1875–1956), Arzt und Oberbürgermeister von Selb<br /> * [[Otto Ullrich (Mediziner)|Otto Ullrich]] (1894–1957) Lehrstuhlinhaber in Bonn, Mediziner, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Karl Gebhardt]] (1897–1948), Mediziner, General<br /> * [[Ernst Derra]] (1901–1979), Chirurg, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Peter Holtz]] (1902–1970), Pharmakologe, Hochschullehrer, Lehrstuhlinhaber<br /> * [[Heinrich Schütz (Mediziner)|Heinrich Schütz]] (1906–1986), Arzt<br /> * [[Karl Horatz]] (1913–1996), Pionier der deutschen Anästhesiologie<br /> * [[Lutz Jani]] (1935–2019), Orthopäde, Hochschullehrer in Basel und Mannheim<br /> * [[Karsten Ewert]] (* 1937), Generalarzt a. D.<br /> * [[Theodor Mantel]] (* 1942) Hochschullehrer, Präsident und Ehrenpräsident der Bundestierärztekammer<br /> * [[Gerd Hohlbach]] (* 1944) Chirurg, Hochschullehrer<br /> <br /> <br /> '''Juristen'''<br /> <br /> * [[Carl Joseph Anton Mittermaier]] (1787–1867), Rektor der Universitäten Landshut und Heidelberg, Präsident der zweiten badischen Kammer und des Vorparlaments in Frankfurt am Main, stellv. Präsident und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Richard Anton Nikolaus Carron du Val]] (1793–1846), Jurist, Bürgermeister der Stadt Augsburg<br /> * [[Nathanael von Schlichtegroll]] (1794–1859), Jurist, Diplomatiker, Hochschullehrer<br /> * [[Ignaz Perner]] (1796–1867), Rechtsanwalt, gründete 1842 den ersten Tierschutzverein der Welt<br /> * [[Johann Baptist Ritter von Graf]] (1798–1882), Verwaltungsjurist und Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Ernst von Moy de Sons|Ernst Freiherr von Moy de Sons]] (1799–1867), Rechtshistoriker und Kanonist<br /> * [[Anton von Schauß|Anton Ritter von Schauß]] (1800–1876), Jurist, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Cajetan von Tautphoeus|Cajetan Freiherr von Tautphoeus]] (1805–1885), Ministerialbeamter, Ehrenbürger von Bad Reichenhall<br /> * [[Max von Neumayr]] (1808–1881), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Ministerresident in Stuttgart, Minister des königlichen Hauses und des Äußeren, Kabinettssekretär [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II]]<br /> * [[Johann von Pechmann|Johann Freiherr von Pechmann]] (1809–1868), Regierungspräsident von Mittelfranken, Innenminister des Königreichs Bayern<br /> * [[Ludwig von Neumayr|Ludwig Ritter von Neumayr]] (1810–1895), Präsident des Bayerischen Obersten Landesgerichts, bayerischer Staatsrat und Bevollmächtigter zum Bundesrat, Mitglied der Vorkommission zum BGB<br /> * [[Carl Ostermünchner]] (1813–1868), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Sigmund von Henle|Sigmund Ritter von Henle]] (1821–1901), jüdischer Kronanwalt und Syndikus der Krone Bayern, Abgeordneter in der Bayerischen Ständeversammlung, Vertrauter von [[Otto (Bayern)|König Otto]] und [[Max Joseph in Bayern|Herzog Max]], Geheimer Hofrat<br /> * [[Felix Friedrich von Lipowsky|Felix Friedrich Ritter von Lipowsky]] (1824–1900), Regierungspräsident in Niederbayern<br /> * [[Theodor von Sendtner|Theodor Ritter von Sendtner]] (1823–1895), Bankdirektor und Alpinist<br /> * [[Paul von Stockbauer|Paul Ritter von Stockbauer]] (1826–1893), Jurist, Bürgermeister von Passau, Mitglied der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtags<br /> * [[Ludwig Keller (Jurist)|Ludwig von Keller]] (1839–1911), Jurist, Bürgermeister der Stadt Ansbach, Mitglied des Bayerischen Landtages, Ehrenbürger der Stadt Ansbach, Geheimer Hofrat<br /> * [[Wilhelm von Pechmann (Regierungspräsident)|Wilhelm Freiherr von Pechmann]] (1839–1887), Polizeidirektor in München, Regierungspräsident von Schwaben<br /> * [[Wilhelm von Burkhard|Wilhelm Ritter von Burkhard]] (1845–1927) Staatsrat, Landtagsabgeordneter, Bankpräsident und Bergsteiger<br /> * [[Hermann Schmitt (Jurist, 1863)|Hermann Schmitt]] (1863–1943), Bayerischer Richter, Generalsekretär des Staatsministeriums der Justiz, Ministerialdirektor<br /> * [[Karl Mantel]] (1869–1929) Oberregierungsrat, Polizeipräsident von München<br /> * [[Christian Ritter von Langheinrich]] (1870–1950), Jurist und Politiker, Ehrenbürger von Bayreuth<br /> * [[Albert Heuwieser]] (1872–1947), Richter, Präsident des OLG Bamberg<br /> * [[Bernhard Bodenstein]] (1876–1940), Ministerialbeamter<br /> * [[Karl Viernstein]] (1884–1948), Richter am Reichsfinanzhof und am Obersten Finanzgerichtshof<br /> * [[Karl Ott (Politiker)|Karl Ott]] (1891–1977) Ministerialdirigent, MdL<br /> * [[Ernst Mantel (Jurist)|Ernst Mantel]] (1897–1971), Generalrichter, Bundesrichter<br /> * [[Josef Brandl (Jurist)|Josef Brandl]] (1901–1991), Verwaltungsjurist, Wirtschaftsleiter des Generalgouvernements Polen, Geschäftsführer des Kernforschungszentrums Karlsruhe<br /> * [[Karl Tempel]] (1904–1940), Zweiter Bürgermeister von München<br /> * Karl Geisenberger (* 1934), Stadtdirektor von Passau, Ehrenbürger der Universitäten Passau&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://regiowiki.pnp.de/wiki/Karl_Geisenberger |titel=Karl Geisenberger – RegioWiki Niederbayern |abruf=2020-06-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kösener Corpslisten 1970, 104/1770&lt;/ref&gt;<br /> * [[Kurt Roeckl]] (* 1943), Rechtsanwalt, Handewerkskammerfunktionär, Bundesrichter a.&amp;nbsp;D.<br /> <br /> <br /> '''sonstige Geisteswissenschaftler'''<br /> <br /> * [[Max Haushofer]] (1811–1866), Landschaftsmaler, Professor an der Kunstakademie Prag<br /> * [[Anton Westermayer]] (1816–1894), Priester, Päpstlicher Hausprälät, MdR<br /> * [[Heinz Zirnbauer]] (1902–1982), Bibliothekar in München, Speyer und Salzburg<br /> * [[Axel Gering]] (* 1968), Professor für Klassische Archäologie<br /> <br /> <br /> '''Unternehmer'''<br /> <br /> * [[Michael von Poschinger|Johann Michael II. Reichsritter und Edler von Poschinger]] (1794–1863), Fabrikant und Landtagsabgeordneter<br /> * [[Josef Wagner (Brauer)|Joseph Wagner]] (1819–1900), Besitzer der [[Augustiner-Bräu|Augustiner Brauerei]]<br /> * [[Wilhelm von Poschinger (Kaufmann)|Wilhelm Ritter und Edler von Poschinger]] (1839–1895), Gutsbesitzer&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.sn.at/wiki/Wilhelm_von_Poschinger |titel=Wilhelm von Poschinger – Salzburgwiki |abruf=2020-06-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kösener Corpslisten 1970, 104/786&lt;/ref&gt;<br /> * [[Georg Benedikt II. von Poschinger|Georg Benedikt II. Reichsritter und Edler von Poschinger]] (1845–1900), Fideikommissherr und bayrischer Reichsrat<br /> * [[Oskar Mey]] (1867–1942), Leinenfabrikant, Kommerzienrat<br /> * [[Friedrich Jungheinrich]] (1899–1968), Großindustrieller und Gründer der [[Jungheinrich|Jungheinrich AG]]<br /> * [[Franz Hayler]] (1900–1972), Staatssekretär, stellvertretender Reichswirtschaftsminister, MdR<br /> * [[Heinrich Gattineau]] (1905–1985), Direktor der I.G. Farben, Vorstand der WASAG-Chemie AG<br /> * Wilhelm Leichtfuss (1914–1987), Schloss- und Brauereibesitzer auf [[Schloss Hexenagger]]&lt;ref&gt;Kösener Korpslisten 1960, 104/1686&lt;/ref&gt;<br /> * [[Stefan Blum]] (* 1957), Jurist und Unternehmer<br /> * Karl Fickl (1960–2014), Fondsmanager ([[Lupus alpha|Lupus Alpha]])&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=VAC |Titel=Kösener Corpslisten 2016 |Hrsg=VAC |Band=104/1950 |Ort=Bad Kösen |Datum=2016-01}}&lt;/ref&gt;<br /> * Harald von Heynitz (* 1960), ehem. Vorstand der KPMG Europa, Chefbuchhalter bei Siemens&lt;ref&gt;Kösener Corpslisten 1996, 104/1925&lt;/ref&gt;<br /> <br /> <br /> '''Naturwissenschaftler'''<br /> <br /> * [[Kajetan Georg von Kaiser]] (1803–1871), Chemiker, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Otto Sendtner]] (1813–1859), Botaniker<br /> * [[Eugen von Gorup-Besánez|Eugen Freiherr von Gorup-Besánez]] (1817–1878), Chemiker an der Universität Erlangen, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Carl Lang (Meteorologe)|Carl Lang]] (1849–1893), Meteorologe, Professor, Wegbereiter der Wettervorhersage, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Ernst Frickhinger]] (1876–1940), Pharmazierat und Vorgeschichtsforscher<br /> * [[Georg Fischer (Geologe)|Georg Fischer]] (1899–1984) Geologe, Hochschullehrer an der LMU<br /> * [[Wilhelm Specht (Mathematiker)|Wilhelm Specht]] (1907–1985), Mathematiker<br /> * [[Christoph Schmelzer]] (1908–2001), Atomphysiker, Wissenschaftsmanager und Hochschullehrer<br /> <br /> == Literatur ==<br /> <br /> * Max Weigl: ''Gedenkbuch des Corps Bavaria an der Universität München zur Feier seines Jubilaeums in Landshut 1867'', Wolf &amp; Sohn, München 1868 [https://books.google.de/books?id=zaZBAAAAcAAJ&amp;pg=PA228&amp;dq=Corps+palatia+m%C3%BCnchen&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=0ahUKEwiN0pCr7L_oAhWMzaQKHcy1AOYQ6AEIXzAH#v=onepage&amp;q&amp;f=false (''Digitalisat'')]<br /> * Ferdinand Kurz: ''Das Corps Bavaria zu Landshut und München,'' München 1910 [http://www.corpsarchive.de/index.php/50-archiv/biographienkasv/80-blc-ferdinandkurz]<br /> * Werner Ebermeier: ''Studentenleben vor 200 Jahren – Die Landshuter Jahre der Ludwig-Maximilians-Universität 1800 bis 1826, LMUniversum Band 5, München'' 2007, ''ISBN 9783926163516'' [https://www.universitaetsarchiv.uni-muenchen.de/publikationen/lmuuniversum/lmuniversum_5/index.html]<br /> * Sebastian Sigler: ''Freundschaft und Toleranz. 200 Jahre Corps Bavaria zu Landshut und München,'' Akademischer Verlag, München 2006, ISBN 3-932965-86-8<br /> * Paulgerhard Gladen: ''Die Kösener und Weinheimer Corps: Ihre Darstellung in Einzelchroniken'', WJK-Verlag Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * [http://www.bavaria-web.de/ Website des Corps Bavaria München]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste KSCV-Corps}}<br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=2067093-X|VIAF=126165874}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Corps Bavaria Munchen}}<br /> [[Kategorie:Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband|Bavaria Munchen]]<br /> [[Kategorie:Corps in München|Bavaria]]<br /> [[Kategorie:Gegründet 1806]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bernhard_Roetzel&diff=235400594 Bernhard Roetzel 2023-07-11T19:44:58Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>[[Datei:Bernhard Roetzel.jpg|mini|Bernhard Roetzel.]]<br /> '''Bernhard Roetzel''' (*[[17. August]] [[1966]] in [[Hannover]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] Autor für Fragen des [[Lebensstil]]s. <br /> <br /> == Leben ==<br /> Bernhard Roetzel studierte Grafik-Design in [[Hannover]]. Er arbeitete als Werbetexter, PR-Berater und Drehbuchautor in Hamburg, Frankfurt und Köln. Seit 1998 ist er freier Journalist und Autor. Er schreibt u.&amp;nbsp;a. für ''[[Men’s Health]]'', ''[[Gentlemen’s Quarterly|GQ]]'' und [[Wieland Verlag|Tweed]] zu Fragen des Lebensstils und der Bekleidung. Er vertritt in Bekleidungsfragen das Ideal des klassisch angezogenen Gentlemans. Sein erstes Buch wurde in achtzehn Sprachen übersetzt.<br /> <br /> Roetzel hat einen Teil seiner Ratgeberbücher zusammen mit Claudia Piras verfasst. <br /> <br /> == Schriften (Auswahl) ==<br /> * ''Der Style-Guide: Moderatgeber für Männer. Profitipps rund ums Outfit, die besten Looks, die richtigen Shopping-Strategien''. Rowohlt, Reinbek 2002 <br /> * mit Claudia Piras: ''Mein wunderbarer Kleiderschrank. Der Styleguide für Frauen''. Wunderlich, Reinbek 2003 <br /> * mit Claudia Piras: ''Der gute Stil. 500 Styling-Tipps für ihn''. Rowohlt, Reinbek 2007 <br /> * ''Mann, benimm dich!'' Rowohlt, Reinbek 2007 <br /> * mit Claudia Piras und Rupert Tenison: ''Traditional Style. Wohnkultur auf den Britischen Inseln''. h.f.ullmann publishing GmbH, Potsdam 2014<br /> * ''Der Gentleman: Handbuch der klassischen Herrenmode''. h.f.ullmann publishing GmbH, Potsdam 2012<br /> * ''Mode Guide für Männer''. h.f.ullmann publishing GmbH 2012<br /> * ''Schuh Guide für Männer''. h.f.ullmann publishing GmbH 2013<br /> * ''Der Gentleman nach Maß: Maßgeschneiderte Herrenkleidung''. h.f.ullmann publishing GmbH 2014<br /> * ''Der Gentleman: Das Standardwerk der klassischen Herrenmode''. Aktualisierte Neuauflage, h.f.ullmann publishing GmbH 2019<br /> * ''Herrenschuhe nach Maß''. h.f.ullmann publishing GmbH 2019<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{DNB-Portal|123800129}}<br /> * {{IMDb|nm1284234}}<br /> * [http://www.bernhardroetzel.de Bernhard Roetzel], website<br /> * Profil [https://www.instagram.com/bernhardroetzel/ bernhardroetzel] auf Instagram<br /> <br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=123800129|LCCN=nb2002056763|VIAF=38882858}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Roetzel, Bernhard}}<br /> [[Kategorie:Journalist (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Sachbuchautor]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1966]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Roetzel, Bernhard<br /> |ALTERNATIVNAMEN= <br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Journalist <br /> |GEBURTSDATUM=17. August 1966<br /> |GEBURTSORT=[[Hannover]] <br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT= <br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Corps_Bavaria_M%C3%BCnchen&diff=235347118 Corps Bavaria München 2023-07-10T11:47:42Z <p>138.246.3.7: /* Mitglieder */</p> <hr /> <div>{{Infobox Studentenverbindung<br /> |Name = Corps Bavaria<br /> |Wappen = Corps Bavaria Vollwappen.png<br /> |Zirkel = Zirkel des Corps Bavaria München.png<br /> |Land = [[Bayern]]<br /> |Hochschulort = [[München]]<br /> |Verband = [[Kösener Senioren-Convents-Verband|KSCV]]<br /> |SC = [[Münchner Senioren-Convent|MSC]]<br /> |GründungIn = [[Landshut]]<br /> |Stiftung = [[30. November]] [[1806]]<br /> |Kartell = keine, [[Lebenscorps]]<br /> |Farbenstatus = farbentragend<br /> |Mensur = pflichtschlagend<br /> |Wahlspruch = Concordia fortes, virtute beati !<br /> |Mitglieder = ca. 230<br /> |Aktive = ca. 10<br /> |Website = [http://www.corpsbavaria.de/ www.corpsbavaria.de]<br /> |1= &lt;!-- Automatische Erstellung von Burschenbändern: --&gt;<br /> |B-Percussion1 = gold<br /> |B-Farbe1 = white<br /> |B-Farbe2 = lightblue<br /> |B-Farbe3 = white<br /> |B-Percussion2 = Gold<br /> |2= &lt;!-- Automatische Erstellung von Fuchsenbändern: --&gt;<br /> |F-Percussion1 = gold <br /> |F-Farbe1 = white<br /> |F-Farbe2 = lightblue<br /> |F-Percussion2 = gold <br /> |Anschrift = [[Rauchstraße 17 81679 München]]<br /> }}<br /> Das '''Corps Bavaria München''' ist eine [[Studentenverbindung]] im [[Münchner Senioren-Convent]]. Das [[Corps]] vereint männliche [[Student]]en und [[Alumni]] der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] sowie der [[Technische Universität München|Technischen Universität]] und ist [[Mensur (Studentenverbindung)|pflichtschlagend]]. Die Corpsmitglieder werden ''Münchner Bayern'' oder einfach nur ''Bayern'' genannt.<br /> <br /> == Lebenscorps ==<br /> [[Datei:Corps Bavaria Landshut 1821.jpeg|alt=Corps Bavaria Landshut in München|mini|Stiftungsfest des Corps Bavaria auf der Bayernruh in Landshut|290x290px]]<br /> Bavaria ist seit 1851 ein [[Lebenscorps]]. Somit gehört es keinem [[Kösener Kreise|Kösener Kreis]] an, erlaubt keine Doppelmitgliedschaften der Mitglieder und steht in keinem [[Verhältnisvertrag]]. Seit seiner Stiftung hat das Corps fast 2100&amp;nbsp;Mitglieder aufgenommen. Das Corps Bavaria hat derzeit&lt;!--bitte in der Form &quot;(Stand: Jahr)&quot; angeben; derzeit ist immer--&gt; um die 230&amp;nbsp;Mitglieder.<br /> <br /> == Couleur ==<br /> Bavaria hat die Farben weiß-blau-weißen mit goldener [[Perkussion (Studentenverbindung)|Perkussion]]. Dazu wird eine Mütze in Biedermeierform als [[Hinterhauptcouleur]] getragen. Die [[Fuchs (Studentenverbindung)|Füchse]] tragen ein zweifarbiges Band in den Farben weiß-blau, das ebenfalls mit goldener [[Perkussion (Studentenverbindung)|Perkussion]] versehen ist.<br /> == Geschichte ==<br /> [[Datei:Joseph Ludwig von Armansperg.jpg|alt=Joseph Ludwig von Armansperg|mini|hochkant|Lithographie des Stifters und erste Seniors [[Joseph von Armansperg]] (1833)]]<br /> [[Datei:Carl joseph anton mittermaier 1850.jpg|alt=Carl Joseph Anton Mittermaier (1850)|mini|hochkant|Lithographie des ersten Sekretärs [[Carl Joseph Anton Mittermaier]] (1850)]]<br /> === Landshut ===<br /> Gestiftet wurde das Corps Bavaria am 30. November 1806 an der [[Universität Landshut]].&lt;ref&gt;Sebastian Sigler: ''„Vivat der 30te November 1806“'', in ders. (2006), S. 3 ff., S. 40, S. 46&lt;/ref&gt; In jenem Wintersemester hatte das Corps nicht nur einen [[Senior (Studentenverbindung)|Senior]], sondern auch einen [[Consenior]]. Das zeigt, dass Ehrenangelegenheiten über den [[Convent (Studentenverbindung)#Corps|Corpsburschen-Convent]] geregelt wurden – ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den [[Nationes]] und den [[Studentenorden]].<br /> <br /> Gründungssenior der Bavaria im Wintersemester 1806 war [[Joseph von Armansperg]].&lt;ref&gt;[[Kösener Corpslisten|Kösener Korps-Listen]] 1910, '''170''', 1&lt;/ref&gt; Als Finanzminister des [[Königreich Bayern|Königreiches Bayern]] garantierte er 20 Jahre später die Übersiedelung der Universität nach München. 1832 wurde Armansperg Regentschaftsratsvorsitzender für den minderjährigen [[Otto (Griechenland)]]. Von 1835 bis 1837 bekleidete er das Amt des griechischen Erzkanzlers.<br /> <br /> Zu den Gründungsburschen gehörte auch [[Carl Joseph Anton Mittermaier]], später Rechtsgelehrter in Deutschland und 1848 Präsident des [[Vorparlament]]s in der [[Frankfurter Nationalversammlung]]. [[Ignaz Perner]] verhinderte 1815/16, dass das durch [[Maximilian von Montgelas]] zeitweilig verbotene Corps den aktiven Betrieb einstellte.<br /> <br /> === München ===<br /> Im Juli 1848 vertrat der Senior Anton Freiherr von [[Lobkowitz (Adelsgeschlecht)|Lobkowitz]] das Corps bei der Gründung des KSCV, dem er mit den anderen Corps des Münchner SC 1862 endgültig beitrat.<br /> <br /> Im 19. Jahrhundert waren (katholische) [[Adel]]ige und über 100 [[Priester (Christentum)|Priester]] bei Bavaria.&lt;ref name=&quot;GS&quot;&gt;Peter Gering, Sebastian Sigler: ''Gesamtliste des Corps Bavaria''. München 2006&lt;/ref&gt; Als bayerisches Landescorps stellte sie den [[Wittelsbach]]ern viele Vertraute. Ein Beispiel ist [[Emil von Schauß]], der den bayerischen Hausschatz hütete und die Finanzen Bayerns kontrollierte. Er leitete von 1893 bis 1895 den [[Verband Alter Corpsstudenten]].<br /> <br /> 1860 trat das Corps mit dem MSC dem [[Kösener Senioren-Convents-Verband]] bei. Bavaria war 1897 und 1920 präsidierendes [[Vororte des KSCV|Vorortcorps]] und stellte die Vorsitzenden des oKC.<br /> <br /> Bayerns Adel blieb im [[Kulturkampf]] katholisch und zog sich vom corpsstudentischen Leben zurück. Dafür wurde Bavaria für ihre vielen bedeutenden Mediziner bekannt.&lt;ref name=&quot;GS&quot; /&gt;<br /> <br /> === 1933–1945 ===<br /> In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] wurde Bavaria als eines der ersten Corps verboten; denn die [[Alter Herr (Studentenverbindung)|Altherrenschaft]] namens des AHV-Vorsitzenden ''Franz Ruhwandl'' weigerte sich, die Zusammenarbeit der Aktiven mit dem [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund]] zu billigen. Das Corps wurde bei der [[Gestapo]] denunziert und im Mai 1935 verboten.&lt;ref name=“rosco”&gt;{{Literatur |Autor=Rosco Weber, [[Wolfgang Wippermann]] |Titel=Die deutschen Corps im Dritten Reich |Band=1 |Nummer=1 |Auflage=1 |Verlag=SH-Verlag |Datum=1998 |ISBN=3-89498-033-8 |Seiten=171f }}&lt;/ref&gt; Der aktive Betrieb wurde im selben Jahr geschlossen, das Corpshaus unter Zwang an den Gauleiter [[Adolf Wagner (Gauleiter)|Wagner]] verkauft.&lt;ref name=“rosco” /&gt;<br /> <br /> === Seit 1945 ===<br /> Betreut durch den Altherrenvorsitzenden Ruhwandl nahm das Corps Bavaria unter der Leitung des Seniors ''Otmar Schleich'' den aktiven Betrieb am 13. Juli 1947 wieder auf. Im Sommersemester 1951 wurde unter SC-Senior Hans-Georg Curtze der Münchner Senioren-Convent offiziell gegründet. Es handelt sich hier um den einzigen SC, in dem Weinheimer und Kösener Corps gleichberechtigt vertreten sind. Im Jahre 2006 feierte das Corps sein 200. Stiftungsfest mit einem [[Kommers]] im [[Hofbräukeller]] und einem [[Tanzball|Ball]] mit 830 Gästen im [[Hotel Bayerischer Hof (München)|Hotel Bayerischer Hof]].<br /> <br /> == Corpshäuser ==<br /> [[Datei:Corpshaus Corps bavaria münchen kaulbachstrasse.jpg|mini|hochkant|[[Kaulbach-Villa (München)|Die Kaulbachvilla]], abgebildet als Corpshaus der Bavaria, um 1935]]<br /> In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich bei den Münchener Bayern bereits eine starke beitragszahlende [[Alter Herr (Studentenverbindung)|Altherrenschaft]] entwickelt. Schon beim 50. Bundesfest waren stattliche Spenden zusammengekommen. Im Jahr 1894 gründete sich erstmals ein [[Korporationshaus|Corpshausverein]]. Dieser konnte im Jahr 1899 ein Grundstück, des abgetragenen [[Kosttor]], in direkter Nähe zum Hofbräuhaus erstehen. Im Jahre 1900 wurde hier das erste, durch die Firma [[Heilmann &amp; Littmann|Heilmann und Littmann]] erbaute, Corpshaus am [[Platzl (München)|Platzl 5 (München)]] bezogen. Bei der Einweihung am 19. Mai 1900 war der Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität, der Theologe Bach, zugegen.&lt;ref name=“sigler”&gt;{{Literatur |Autor=Sebastian Sigler |Hrsg=Verein Alter Münchener Bayern |Titel=Freundschaft und Toleranz |Band=1 |Nummer=1 |Auflage=1 |Verlag=Akademischer Verlag |Ort=München |Datum=2006-01-01 |ISBN=3-932965-86-8 |Seiten=71ff}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1931 wechselte das Corps in die größere [[Kaulbach-Villa (München)]], die aber 1937 enteignet wurde. Von 1951 bis 1963 hatten sie eine Wohnung in der Arcostraße 5/III. Durch das 150. Stiftungsfest im Jahr 1956 wuchs das Vermögen des Corps durch Spenden an; 1963 konnte ein neues Haus in [[Bogenhausen (Stadtbezirk)|Alt-Bogenhausen]] bezogen werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.corpsbavaria.de/geschichte/corpshaeuser/ |titel=Corpshäuser |abruf=2020-01-23}}&lt;/ref&gt; Die 1912 erbaute [[Jugendstil]]villa wurde seither mehrmals erweitert und an die Bedürfnisse des Corpsbetriebs angepasst. Von 1968 bis 2000 hatten die Bayern eine eigene Villa für [[Inaktiver|Inaktive]] in [[Weßling]], dieses wurde jedoch verkauft, da sie zu weit außerhalb lag.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Sebastian Sigler |Hrsg=Verein Alter Münchener Bayern |Titel=Freundschaft und Toleranz |Band=1 |Nummer=1 |Auflage=1 |Verlag=Akademischer Verlag |Ort=München |Datum=2006-01-01 |ISBN=3-932965-86-8 |Seiten=80}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Mitglieder ==<br /> &lt;small&gt;In chronologischer Reihenfolge&lt;/small&gt;<br /> [[Datei:Wilhelm Specht.jpg|hochkant|mini|[[Wilhelm Specht (Mathematiker)|Wilhelm Specht]], Mathematikprofessor (* 1907, † 1985, rezipiert 1926)]]'''Staatsmänner'''<br /> <br /> * [[Joseph von Armansperg|Joseph Graf von Armansperg]] (1787–1853), Stifter des Corps, Jurist, Abgeordneter, leitender bayerischer Minister, griechischer Erzkanzler und Regierungschef, enger Vertrauter von König [[Ludwig I. (Bayern)|Ludwig I]]<br /> * [[Friedrich von Wulffen|Friedrich Freiherr von Wulffen]] (1790–1858), Staatsrat, Regierungspräsident von Niederbayern, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Präsident des Oberappellationsgerichts München<br /> * [[Josef Aschenbrenner|Josef Ritter von Aschenbrenner]] (1798–1858) Oberrechnungsrat, Finanz- und Justizminister des Königreichs Bayern<br /> * [[Theodor Basselet von La Rosée|Theodor Reichsgraf Basselet von La Rosée]] (1801–1864), bayerischer Generalmajor, Erzieher der Prinzen [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig]] und [[Otto (Bayern)|Otto]]<br /> * [[Ignaz Freyschlag von Freyenstein|Ignaz Freiherr Freyschlag von Freyenstein]] (1827–1891), bayerischer Generalleutnant, Generaladjudant des Prinzregenten Luitpold, Chef der Geheimkanzlei von [[Luitpold von Bayern|Luitpold]]<br /> * [[Emil von Schauß|Emil Ritter von Schauß]] (1833–1900), Königlich Bayerischer Münzdirektor, Schatzmeister der Wittelsbacher<br /> * [[Eduard Brücklmeier]] (1903–1944), Diplomat, als Mitverschwörer des Grafen Stauffenberg gehenkt<br /> * [[Ernst-Günther Mohr]] (1904–1991), Botschafter, Protokollchef im Auswärtigen Amt<br /> <br /> <br /> '''Mediziner'''<br /> <br /> * [[Joseph Gangkofner]] (1804–1862), Landgerichtsarzt, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Sigmund Theodor Stein]] (1840–1891), Naturwissenschaftler und Mediziner, Erfinder des Vorläufers des [[Elektrokardiogramm|EKG]], Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Karl von Seydel|Karl Ritter von Seydel]] (1853–1939), Generalstabsarzt und Hochschullehrer in München<br /> * [[Georg Cornet]] (1858–1915), Mediziner, Pionier der Tuberkuloseforschung<br /> * [[Franz Bogner (Politiker)|Franz Bogner]] (1875–1956), Arzt und Oberbürgermeister von Selb<br /> * [[Otto Ullrich (Mediziner)|Otto Ullrich]] (1894–1957) Lehrstuhlinhaber in Bonn, Mediziner, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Karl Gebhardt]] (1897–1948), Mediziner, General<br /> * [[Ernst Derra]] (1901–1979), Chirurg, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Peter Holtz]] (1902–1970), Pharmakologe, Hochschullehrer, Lehrstuhlinhaber<br /> * [[Heinrich Schütz (Mediziner)|Heinrich Schütz]] (1906–1986), Arzt<br /> * [[Karl Horatz]] (1913–1996), Pionier der deutschen Anästhesiologie<br /> * [[Lutz Jani]] (1935–2019), Orthopäde, Hochschullehrer in Basel und Mannheim<br /> * [[Karsten Ewert]] (* 1937), Generalarzt a. D.<br /> * [[Theodor Mantel]] (* 1942) Hochschullehrer, Präsident und Ehrenpräsident der Bundestierärztekammer<br /> * [[Gerd Hohlbach]] (* 1944) Chirurg, Hochschullehrer<br /> <br /> <br /> '''Juristen'''<br /> <br /> * [[Carl Joseph Anton Mittermaier]] (1787–1867), Rektor der Universitäten Landshut und Heidelberg, Präsident der zweiten badischen Kammer und des Vorparlaments in Frankfurt am Main, stellv. Präsident und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Richard Anton Nikolaus Carron du Val]] (1793–1846), Jurist, Bürgermeister der Stadt Augsburg<br /> * [[Nathanael von Schlichtegroll]] (1794–1859), Jurist, Diplomatiker, Hochschullehrer<br /> * [[Ignaz Perner]] (1796–1867), Rechtsanwalt, gründete 1842 den ersten Tierschutzverein der Welt<br /> * [[Johann Baptist Ritter von Graf]] (1798–1882), Verwaltungsjurist und Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Ernst von Moy de Sons|Ernst Freiherr von Moy de Sons]] (1799–1867), Rechtshistoriker und Kanonist<br /> * [[Anton von Schauß|Anton Ritter von Schauß]] (1800–1876), Jurist, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Cajetan von Tautphoeus|Cajetan Freiherr von Tautphoeus]] (1805–1885), Ministerialbeamter, Ehrenbürger von Bad Reichenhall<br /> * [[Max von Neumayr]] (1808–1881), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Ministerresident in Stuttgart, Minister des königlichen Hauses und des Äußeren, Kabinettssekretär [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II]]<br /> * [[Johann von Pechmann|Johann Freiherr von Pechmann]] (1809–1868), Regierungspräsident von Mittelfranken, Innenminister des Königreichs Bayern<br /> * [[Ludwig von Neumayr|Ludwig Ritter von Neumayr]] (1810–1895), Präsident des Bayerischen Obersten Landesgerichts, bayerischer Staatsrat und Bevollmächtigter zum Bundesrat, Mitglied der Vorkommission zum BGB<br /> * [[Carl Ostermünchner]] (1813–1868), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br /> * [[Sigmund von Henle|Sigmund Ritter von Henle]] (1821–1901), jüdischer Kronanwalt und Syndikus der Krone Bayern, Abgeordneter in der Bayerischen Ständeversammlung, Vertrauter von [[Otto (Bayern)|König Otto]] und [[Max Joseph in Bayern|Herzog Max]], Geheimer Hofrat<br /> * [[Felix Friedrich von Lipowsky|Felix Friedrich Ritter von Lipowsky]] (1824–1900), Regierungspräsident in Niederbayern<br /> * [[Theodor von Sendtner|Theodor Ritter von Sendtner]] (1823–1895), Bankdirektor und Alpinist<br /> * [[Paul von Stockbauer|Paul Ritter von Stockbauer]] (1826–1893), Jurist, Bürgermeister von Passau, Mitglied der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtags<br /> * [[Ludwig Keller (Jurist)|Ludwig von Keller]] (1839–1911), Jurist, Bürgermeister der Stadt Ansbach, Mitglied des Bayerischen Landtages, Ehrenbürger der Stadt Ansbach, Geheimer Hofrat<br /> * [[Wilhelm von Pechmann (Regierungspräsident)|Wilhelm Freiherr von Pechmann]] (1839–1887), Polizeidirektor in München, Regierungspräsident von Schwaben<br /> * [[Wilhelm von Burkhard|Wilhelm Ritter von Burkhard]] (1845–1927) Staatsrat, Landtagsabgeordneter, Bankpräsident und Bergsteiger<br /> * [[Hermann Schmitt (Jurist, 1863)|Hermann Schmitt]] (1863–1943), Bayerischer Richter, Generalsekretär des Staatsministeriums der Justiz, Ministerialdirektor<br /> * [[Karl Mantel]] (1869–1929) Oberregierungsrat, Polizeipräsident von München<br /> * [[Christian Ritter von Langheinrich]] (1870–1950), Jurist und Politiker, Ehrenbürger von Bayreuth<br /> * [[Albert Heuwieser]] (1872–1947), Richter, Präsident des OLG Bamberg<br /> * [[Bernhard Bodenstein]] (1876–1940), Ministerialbeamter<br /> * [[Karl Viernstein]] (1884–1948), Richter am Reichsfinanzhof und am Obersten Finanzgerichtshof<br /> * [[Karl Ott (Politiker)|Karl Ott]] (1891–1977) Ministerialdirigent, MdL<br /> * [[Ernst Mantel (Jurist)|Ernst Mantel]] (1897–1971), Generalrichter, Bundesrichter<br /> * [[Josef Brandl (Jurist)|Josef Brandl]] (1901–1991), Verwaltungsjurist, Wirtschaftsleiter des Generalgouvernements Polen, Geschäftsführer des Kernforschungszentrums Karlsruhe<br /> * [[Karl Tempel]] (1904–1940), Zweiter Bürgermeister von München<br /> * Karl Geisenberger (* 1934), Stadtdirektor von Passau, Ehrenbürger der Universitäten Passau&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://regiowiki.pnp.de/wiki/Karl_Geisenberger |titel=Karl Geisenberger – RegioWiki Niederbayern |abruf=2020-06-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kösener Corpslisten 1970, 104/1770&lt;/ref&gt;<br /> * [[Kurt Roeckl]] (* 1943), Rechtsanwalt, Handewerkskammerfunktionär, Bundesrichter a.&amp;nbsp;D.<br /> <br /> <br /> '''sonstige Geisteswissenschaftler'''<br /> <br /> * [[Max Haushofer]] (1811–1866), Landschaftsmaler, Professor an der Kunstakademie Prag<br /> * [[Anton Westermayer]] (1816–1894), Priester, Päpstlicher Hausprälät, MdR<br /> * [[Heinz Zirnbauer]] (1902–1982), Bibliothekar in München, Speyer und Salzburg<br /> * [[Axel Gering]] (* 1968), Professor für Klassische Archäologie<br /> <br /> <br /> '''Unternehmer'''<br /> <br /> * [[Michael von Poschinger|Johann Michael II. Reichsritter und Edler von Poschinger]] (1794–1863), Fabrikant und Landtagsabgeordneter<br /> * [[Josef Wagner (Brauer)|Joseph Wagner]] (1819–1900), Besitzer der [[Augustiner-Bräu|Augustiner Brauerei]]<br /> * [[Wilhelm von Poschinger (Kaufmann)|Wilhelm Ritter und Edler von Poschinger]] (1839–1895), Gutsbesitzer&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.sn.at/wiki/Wilhelm_von_Poschinger |titel=Wilhelm von Poschinger – Salzburgwiki |abruf=2020-06-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kösener Corpslisten 1970, 104/786&lt;/ref&gt;<br /> * [[Georg Benedikt II. von Poschinger|Georg Benedikt II. Reichsritter und Edler von Poschinger]] (1845–1900), Fideikommissherr und bayrischer Reichsrat<br /> * [[Oskar Mey]] (1867–1942), Leinenfabrikant, Kommerzienrat<br /> * [[Friedrich Jungheinrich]] (1899–1968), Großindustrieller und Gründer der [[Jungheinrich|Jungheinrich AG]]<br /> * [[Franz Hayler]] (1900–1972), Staatssekretär, stellvertretender Reichswirtschaftsminister, MdR<br /> * [[Heinrich Gattineau]] (1905–1985), Direktor der I.G. Farben, Vorstand der WASAG-Chemie AG<br /> * Wilhelm Leichtfuss (1914–1987), Schloss- und Brauereibesitzer auf [[Schloss Hexenagger]]&lt;ref&gt;Kösener Korpslisten 1960, 104/1686&lt;/ref&gt;<br /> * [[Stefan Blum]] (* 1957), Jurist und Unternehmer<br /> * Karl Fickl (1960–2014), Fondsmanager ([[Lupus alpha|Lupus Alpha]])&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=VAC |Titel=Kösener Corpslisten 2016 |Hrsg=VAC |Band=104/1950 |Ort=Bad Kösen |Datum=2016-01}}&lt;/ref&gt;<br /> * Harald von Heynitz (* 1960), ehem. Vorstand der KPMG Europa, Chefbuchhalter bei Siemens&lt;ref&gt;Kösener Corpslisten 1996, 104/1925&lt;/ref&gt;<br /> <br /> <br /> '''Naturwissenschaftler'''<br /> <br /> * [[Kajetan Georg von Kaiser]] (1803–1871), Chemiker, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Otto Sendtner]] (1813–1859), Botaniker<br /> * [[Eugen von Gorup-Besánez|Eugen Freiherr von Gorup-Besánez]] (1817–1878), Chemiker an der Universität Erlangen, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Carl Lang (Meteorologe)|Carl Lang]] (1849–1893), Meteorologe, Professor, Wegbereiter der Wettervorhersage, Mitglied der Leopoldina<br /> * [[Ernst Frickhinger]] (1876–1940), Pharmazierat und Vorgeschichtsforscher<br /> * [[Georg Fischer (Geologe)|Georg Fischer]] (1899–1984) Geologe, Hochschullehrer an der LMU<br /> * [[Wilhelm Specht (Mathematiker)|Wilhelm Specht]] (1907–1985), Mathematiker<br /> * [[Christoph Schmelzer]] (1908–2001), Atomphysiker, Wissenschaftsmanager und Hochschullehrer<br /> <br /> == Literatur ==<br /> <br /> * Max Weigl: ''Gedenkbuch des Corps Bavaria an der Universität München zur Feier seines Jubilaeums in Landshut 1867'', Wolf &amp; Sohn, München 1868 [https://books.google.de/books?id=zaZBAAAAcAAJ&amp;pg=PA228&amp;dq=Corps+palatia+m%C3%BCnchen&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=0ahUKEwiN0pCr7L_oAhWMzaQKHcy1AOYQ6AEIXzAH#v=onepage&amp;q&amp;f=false (''Digitalisat'')]<br /> * Ferdinand Kurz: ''Das Corps Bavaria zu Landshut und München,'' München 1910 [http://www.corpsarchive.de/index.php/50-archiv/biographienkasv/80-blc-ferdinandkurz]<br /> * Werner Ebermeier: ''Studentenleben vor 200 Jahren – Die Landshuter Jahre der Ludwig-Maximilians-Universität 1800 bis 1826, LMUniversum Band 5, München'' 2007, ''ISBN 9783926163516'' [https://www.universitaetsarchiv.uni-muenchen.de/publikationen/lmuuniversum/lmuniversum_5/index.html]<br /> * Sebastian Sigler: ''Freundschaft und Toleranz. 200 Jahre Corps Bavaria zu Landshut und München,'' Akademischer Verlag, München 2006, ISBN 3-932965-86-8<br /> * Paulgerhard Gladen: ''Die Kösener und Weinheimer Corps: Ihre Darstellung in Einzelchroniken'', WJK-Verlag Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * [http://www.bavaria-web.de/ Website des Corps Bavaria München]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste KSCV-Corps}}<br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=2067093-X|VIAF=126165874}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Corps Bavaria Munchen}}<br /> [[Kategorie:Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband|Bavaria Munchen]]<br /> [[Kategorie:Corps in München|Bavaria]]<br /> [[Kategorie:Gegründet 1806]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=T%C3%B6tung_von_Nahel_Merzouk&diff=235289715 Tötung von Nahel Merzouk 2023-07-02T19:32:24Z <p>138.246.3.7: sanguinis</p> <hr /> <div>[[Datei:Violences urbaines Nahel Besançon-Planoise 29-06-2023 oufik-de-Planoise 6.jpg|mini|Schriftzug im Stadtteil [[Planoise]] von [[Besançon]]]]<br /> <br /> Die '''Tötung von Nahel Merzouk''' durch einen Polizisten ereignete sich am 27. Juni 2023 im [[Paris]]er Vorort [[Nanterre]] und führte in den darauffolgenden Tagen zu landesweiten Protesten, Ausschreitungen und Gewaltakten.<br /> <br /> Am Morgen des 27. Juni 2023 versuchten in [[Nanterre]] zwei Verkehrspolizisten auf Motorrädern, den 17-jährigen algerischen Jugendlichen Nahel Merzouk anzuhalten, der in einem [[Mercedes-AMG|Mercedes AMG]] mit polnischem Kennzeichen unterwegs war und keinen Führerschein hatte. Laut Polizei entzog er sich durch Überfahren einer roten Ampel dem Versuch, ihn zu kontrollieren; ein Stau habe die zwanzigminütige Verfolgungsjagd beendet und eine Kontrolle ermöglicht.&lt;ref name=Bender&gt; Niklas Bender: ''Wie aber hältst du’s mit der Repression?'' (FAZ, [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/polizei-und-buerger-steigern-in-frankreich-die-gewalt-19001296.html online] bei faz.net). Zitat: ''Bereits ein Dutzend Mal war er festgenommen worden, wegen Fahrens ohne Führerschein und Versicherung, Verwendens falscher Nummernschilder, Drogenbesitzes, Hehlerei und Widerstands gegen die Staatsgewalt – und gleich vier Mal wegen des Nichtbefolgens polizeilicher Anordnungen.''&lt;/ref&gt; Laut der Polizei hatte sich Nahel Merzouk geweigert, der Anordnung Folge zu leisten, innerhalb einer Straßenkontrolle anzuhalten (''refus d’obtempérer''). Er habe stattdessen in Richtung der Polizisten beschleunigt und sei dann im Rahmen der Notwehr von dem Polizisten erschossen worden. Videoaufnahmen einer Passantin, die in den [[Soziale Medien|Sozialen Medien]] veröffentlicht wurden, widersprechen dieser Darstellung: die beiden Polizisten hatten mit Merzouk gesprochen; dann fuhr Merzouk los; ein Polizist gab einen Schuss auf ihn ab; dieser traf seinen Brustkorb. Er starb kurz darauf.&lt;ref name=&quot;Bender&quot; /&gt; Der Fall sorgt für große Aufregung und entfachte eine erneute Debatte über [[Polizeigewalt]] und [[Rassismus]] in der [[Polizei (Frankreich)|französischen Polizei]]. Seitdem kommt es in vielen Orten Frankreichs zu Protesten und Gewaltausbrüchen.<br /> <br /> == Nahel Merzouk ==<br /> Nahel Merzouk war polizeibekannt, unter anderem wegen fünfmaligen [[Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte|Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte]] (seit 2021, zuletzt eine Woche vor seinem Tod). In seiner Gerichtsakte, die 15 Eintragungen bzw. Fälle umfasst, sind auch die [[Kennzeichenmissbrauch|Verwendung falscher Nummernschilder]], das Fahren ohne Versicherung, der [[Drogenhandel|Verkauf]] und Konsum von [[Droge]]n&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.europe1.fr/faits-divers/info-europe-1-mort-de-nahel-ladolescent-connu-pour-15-mentions-au-fichier-des-antecedents-judiciaires-4191433 |titel=INFO EUROPE 1 - Mort de Nahel: l'adolescent connu pour 15 mentions au fichier des antécédents judiciaires |datum=2023-06-28 |sprache=fr |abruf=2023-07-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nouvelobs.com/faits-divers/20230627.OBS75039/ado-de-17-ans-tue-par-la-police-apres-un-controle-routier-ce-que-l-on-sait-des-faits.html |titel=A Nanterre, un ado de 17 ans tué par la police lors d’un contrôle routier: ce que l’on sait des faits |datum=2023-06-27 |sprache=fr |abruf=2023-07-01}} (''ado'' ist eine Abkürzung für ''adolescent'')&lt;/ref&gt; und [[Hehlerei]] dokumentiert.&lt;ref name=faz&gt;Niklas Bender (FAZ): ''Wie aber hältst du’s mit der Repression?'' [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/polizei-und-buerger-steigern-in-frankreich-die-gewalt-19001296.html online] bei [[faz.net]] (1. Juli 2023)&lt;/ref&gt; Er war nicht vorbestraft,&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=France shooting: Who was Nahel M, shot by French police in Nanterre? |Sammelwerk=[[BBC News]] |Datum=2023-06-29 |Online=https://www.bbc.com/news/world-europe-66052104 |Abruf=2023-07-01}}&lt;/ref&gt; hätte aber im September 2023 vor Gericht erscheinen müssen.&lt;ref name=faz /&gt;<br /> <br /> == Polizist ==<br /> Der Polizist, der den tödlichen Schuss abgegeben hat, Florian M., war zum Zeitpunkt der Tat 38 Jahre alt und diente zuvor in Afghanistan. Er ist wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt und wurde am 29. Juni 2023 in [[Untersuchungshaft]] genommen.<br /> <br /> == Hergang ==<br /> Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Nanterre bemerkten zwei Motorradfahrer der Polizei (Direction de l’ordre public et de la circulation (DOPC)) nach Übernahme ihrer Schicht einen Mercedes-Benz AMG der [[Mercedes-Benz A-Klasse|A-Klasse]] mit polnischem Kennzeichen, der mit hoher Geschwindigkeit auf der Busspur fuhr und von einer Person in offensichtlich jungem Alter gesteuert wurde. Die Motorradfahrer aktivierten ihre [[Sondersignalanlage|Sondersignalanlagen]] und forderten den Fahrer an einer roten Ampel auf, zu parken. Der Fahrer überfuhr dann die rote Ampel. Die Polizisten verfolgten das Auto und meldeten den Vorfall. Der Fahrer des Fahrzeugs beging mehrere Verkehrsverstöße, gefährdete einen Fußgänger und einen Radfahrer. Wegen eines Staus musste das Fahrzeug schließlich anhalten. Die abgestiegenen Polizisten befahlen dem Fahrer stehenzubleiben, richteten ihre Waffen auf ihn und forderten ihn auf, die Zündung auszuschalten.&lt;ref&gt;[[lefigaro.fr]] [https://www.lefigaro.fr/faits-divers/mort-de-nahel-le-recit-de-la-course-poursuite-minute-par-minute-20230629 ''Mort de Nahel : le récit de la course-poursuite, minute par minute''] 29. Juni 2023&lt;/ref&gt; Als er der polizeilichen Aufforderung nicht Folge leistete, sondern anfuhr, gab einer der beiden Polizisten einen tödlichen Schuss ab. Das Fahrzeug fuhr noch ein Stück weiter und kollidierte mit einem [[Stadtmöbel]]. Die hinten sitzende Person wurde beim Aussteigen aus dem Wagen festgenommen; der Beifahrer flüchtete. Der Polizist, der den Schuss abgegeben hatte, leistete dem Fahrer Erste Hilfe. Der Tod wurde um 9:15 Uhr festgestellt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bfmtv.com/police-justice/mort-de-nahel-le-procureur-de-nanterre-detaille-le-deroule-des-faits_VN-202306290383.html |titel=Mort de Nahel: le procureur de Nanterre détaille le déroulé des faits |sprache=fr |abruf=2023-07-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach ersten Angaben der Polizei hatte ein Beamter einen Schuss abgegeben, während der junge Autofahrer auf ihn zugefahren war. Diese Version, die die Gewerkschaft ''Unité SGP Police-Force Ouvrière'' unter Berufung auf Notwehr übernommen hatte, wurde obsolet, nachdem ein Video in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, das zeigt, dass die Beamten an der Fahrertür des Wagens lehnten, als dieses anfuhr und das Auto dabei gegen den Polizisten stieß.<br /> <br /> Der den Schuss abgebende Polizist wurde in Untersuchungshaft genommen, mit dem Vorwurf, dass die Voraussetzungen für den Waffeneinsatz nicht erfüllt gewesen seien.&lt;ref&gt;[https://www.lindependant.fr/2023/06/29/mort-de-nahel-17-ans-a-nanterre-le-policier-auteur-du-tir-a-ete-defere-les-conditions-dutilisations-de-son-arme-netaient-pas-reunies-indique-le-procureur-11309270.php ''Mort de Nahel, 17 ans, à Nanterre : Ouverture d'une information judiciaire pour homicide volontaire, les conditions d'usage de l'arme du policier n'étaient &quot;pas réunies&quot; indique le procureur''], [[L’Indépendant]] online, 29. Juni 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ausschreitungen ==<br /> [[Datei:Voiture en flamme, Champigny - 30 juin 2023.jpg|mini|hochkant|Brennender Pkw in [[Champigny-sur-Marne]] (30. Juni 2023)]]<br /> {{Laufendes Ereignis|3=1}}<br /> Es kam noch am selben Tag zu gewalttätigen Ausschreitungen. Diese weiteten sich bald auf mehrere französische Städte und auch auf die [[Belgien|belgische]] Hauptstadt [[Brüssel]] aus. Bei den Unruhen wurden bis Ende Juni 522 Polizisten verletzt und 875 Menschen festgenommen.&lt;ref&gt;[https://www.cnews.fr/france/2023-06-30/en-direct-emeutes-en-france-875-interpellations-selon-un-nouveau-bilan-1371712 ''Emeutes en France: 875 interpellations, selon un nouveau bilan Emeutes en France: Emmanuel Macron reporte sa visite en Allemagne, prévue ce dimanche''], CNEWS, 1. Juli 2023.&lt;/ref&gt; Daraufhin entschied die Regierung unter Präsident [[Emmanuel Macron]], bis zu 45.000 zusätzliche Polizisten zu mobilisieren. Macron erklärte, dass der Schuss des Polizisten nicht zu erklären oder entschuldigen sei.&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/frankreich-tod-jugendlicher-100.html| title=&quot;Nicht zu erklären und nicht zu entschuldigen&quot;| accessdate=2023-07-02 | publisher=Tagesschau|date=2023-06-29|language=de}}&lt;/ref&gt; Von Seiten der Opposition wurde der Regierung vorgeworfen, zu schwach zu regieren, unter anderem da diese sich weigerte, einen Ausnahmezustand zu verhängen.&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.politico.eu/article/emmanuel-macron-to-lead-french-government-crisis-meeting-as-riots-paris-worsen/| title=France braces for more violence with armored vehicles, extra cops deployed| accessdate=2023-07-02 | publisher=Politico|date=2023-06-30|language=en|author=Laura Kayali und Paul de Villepin}}&lt;/ref&gt; Die Großmutter des 17-Jährigen rief die Randalierenden zur Ruhe auf und sagte, sie nutzen Merzouk als Vorwand.&lt;ref name=&quot;n-tv0207&quot; /&gt;<br /> <br /> Auch in der Nacht zum 1. Juli kam es erneut zu Gewalt, Bränden und [[Plünderung]]en; z.&amp;nbsp;B. in [[Lyon]], [[Marseille]] und [[Grenoble]],&lt;ref&gt;[https://www.tagesschau.de/ausland/europa/krawalle-frankreich-106.html Wieder Plünderungen und brennende Autos], Tagesschau, 1. Juli 2023.&lt;/ref&gt; 1311 Menschen wurden festgenommen.&lt;ref&gt;[[Stern (Zeitschrift)|Stern.de]]: [https://www.stern.de/amp/politik/ausland/polizeigewalt--weitere-unruhen-in-frankreich---beerdigung-am-nachmittag-33610342.html ''Weitere Unruhen in Frankreich - Beerdigung am Nachmittag''], 1. Juli 2023.&lt;/ref&gt; Dem [[Innenministerium (Frankreich)|französischen Innenministerium]] zufolge sind in jener Nacht 1350 Autos ausgebrannt und es habe 2650 Brände auf öffentlichen Straßen gegeben.&lt;ref&gt;[https://www.swissinfo.ch/ger/bei-unruhen-in-frankreich-ueber-1300-autos-ausgebrannt/48633830 Bei Unruhen in Frankreich über 1300 Autos ausgebrannt], [[SWI swissinfo.ch]], 1. Juli 2023.&lt;/ref&gt; Jedoch nahmen nach der Beerdigung von Nahel Merzouk die Proteste ab.&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.reuters.com/world/europe/france-deploys-45000-police-armored-vehicles-amid-riots-2023-07-01/| title=Sporadic violence, but calmer night in France after family buries teenager| accessdate=2023-07-02 | publisher=Reuters|date=2013-04-15|language=en|author=Benoit Van Overstraeten and Horaci Garcia}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zusätzlich zu den Hunderten von Verletzten starben bei den Unruhen zwei Menschen, ein unbeteiligter Mann durch einen Schuss, der aus den Reihen von Plünderern abgeben wurde, und ein Jugendlicher, der vom Dach eines Supermarktes stürzte.&lt;ref&gt;[https://www.huffingtonpost.fr/faits-divers/article/mort-de-nahel-en-guyane-un-homme-decede-en-marge-des-emeutes_220007.html ''Mort de Nahel: en Guyane, un homme décède en marge des émeutes''], [[Huffpost|Huffington Post]], 30. Juni 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.rtl.fr/actu/justice-faits-divers/info-rtl-un-jeune-homme-qui-participait-aux-emeutes-en-etat-de-mort-cerebrale-7900279620 Un jeune homme qui participait aux émeutes est mort], INFO RTL, 30. Juni 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.nicematin.com/faits-divers/emeutes-dans-les-banlieues-le-jeune-homme-blesse-durant-une-attaque-est-decede-858266 ''Emeutes dans les banlieues: le jeune homme blessé durant une attaque est décédé''], [[Nice-Matin]], 30. Juni 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der fünften Nacht von gewalttätigen Ausschreitungen vom 1. auf den 2. Juli kam es zu einem Angriff auf das Haus eines Bürgermeisters in [[L’Haÿ-les-Roses]], bei dem dessen Frau und ein Kind verletzt wurden.&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.france24.com/en/france/20230702-attempted-murder-investigation-opened-into-ramming-attack-on-french-mayor-s-house| title=French PM slams 'particularly shocking' attack on mayor's home| accessdate=2023-07-02 | publisher=France24|date=2023-07-02|language=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.bbc.com/news/world-europe-66079408| title=Paris riots: Suburban mayor's wife hurt as rioters attack their home| accessdate=2023-07-02 | publisher=BBC|date=2023-07-02|language=englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;gallery class=&quot;center&quot; caption=&quot;Ausschreitungen und Gewalt&quot;&gt;<br /> Biocop de Brest6.jpg|Brest<br /> 2023 Nahel Merzouk riots in Villejuif 07.jpg|Villejuif <br /> Violences urbaines Nahel Besançon-Planoise 29-06-2023 oufik-de-Planoise 1.jpg|Planoise <br /> Violences urbaines Nahel Besançon-Planoise 29-06-2023 oufik-de-Planoise 4.jpg|Planoise <br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Spendenaktionen ==<br /> Nachdem für die Familie des Getöteten ein Spendenkonto eingerichtet wurde, richtete Jean Messiha, ein Unterstützer der französischen Rechten, ebenfalls ein Spendenkonto für den inhaftierten Polizeibeamten ein. Auf dieses gingen über 500.000 € ein, mehr als auf das Konto für Merzouks Angehörige.&lt;ref name=&quot;n-tv0207&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=n-tv NACHRICHTEN |url=https://www.n-tv.de/panorama/Franzosen-ueberschuetten-Polizisten-mit-Geld-article24232828.html |titel=Franzosen überschütten Polizisten mit Geld |sprache=de |abruf=2023-07-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|2023 riots in France|Tötung von Nahel Merzouk}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Totung von Nahel Merzouk}}<br /> [[Kategorie:Aufruhr|Frankreich]]<br /> [[Kategorie:Konflikt 2023]]<br /> [[Kategorie:Politik 2023]]<br /> [[Kategorie:Kriminalfall 2023]]<br /> [[Kategorie:Französische Geschichte (21. Jahrhundert)]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Unruhen_in_Frankreich_2023&diff=235128903 Unruhen in Frankreich 2023 2023-07-02T19:32:24Z <p>138.246.3.7: sanguinis</p> <hr /> <div>[[Datei:Violences urbaines Nahel Besançon-Planoise 29-06-2023 oufik-de-Planoise 6.jpg|mini|Schriftzug im Stadtteil [[Planoise]] von [[Besançon]]]]<br /> <br /> Die '''Tötung von Nahel Merzouk''' durch einen Polizisten ereignete sich am 27. Juni 2023 im [[Paris]]er Vorort [[Nanterre]] und führte in den darauffolgenden Tagen zu landesweiten Protesten, Ausschreitungen und Gewaltakten.<br /> <br /> Am Morgen des 27. Juni 2023 versuchten in [[Nanterre]] zwei Verkehrspolizisten auf Motorrädern, den 17-jährigen algerischen Jugendlichen Nahel Merzouk anzuhalten, der in einem [[Mercedes-AMG|Mercedes AMG]] mit polnischem Kennzeichen unterwegs war und keinen Führerschein hatte. Laut Polizei entzog er sich durch Überfahren einer roten Ampel dem Versuch, ihn zu kontrollieren; ein Stau habe die zwanzigminütige Verfolgungsjagd beendet und eine Kontrolle ermöglicht.&lt;ref name=Bender&gt; Niklas Bender: ''Wie aber hältst du’s mit der Repression?'' (FAZ, [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/polizei-und-buerger-steigern-in-frankreich-die-gewalt-19001296.html online] bei faz.net). Zitat: ''Bereits ein Dutzend Mal war er festgenommen worden, wegen Fahrens ohne Führerschein und Versicherung, Verwendens falscher Nummernschilder, Drogenbesitzes, Hehlerei und Widerstands gegen die Staatsgewalt – und gleich vier Mal wegen des Nichtbefolgens polizeilicher Anordnungen.''&lt;/ref&gt; Laut der Polizei hatte sich Nahel Merzouk geweigert, der Anordnung Folge zu leisten, innerhalb einer Straßenkontrolle anzuhalten (''refus d’obtempérer''). Er habe stattdessen in Richtung der Polizisten beschleunigt und sei dann im Rahmen der Notwehr von dem Polizisten erschossen worden. Videoaufnahmen einer Passantin, die in den [[Soziale Medien|Sozialen Medien]] veröffentlicht wurden, widersprechen dieser Darstellung: die beiden Polizisten hatten mit Merzouk gesprochen; dann fuhr Merzouk los; ein Polizist gab einen Schuss auf ihn ab; dieser traf seinen Brustkorb. Er starb kurz darauf.&lt;ref name=&quot;Bender&quot; /&gt; Der Fall sorgt für große Aufregung und entfachte eine erneute Debatte über [[Polizeigewalt]] und [[Rassismus]] in der [[Polizei (Frankreich)|französischen Polizei]]. Seitdem kommt es in vielen Orten Frankreichs zu Protesten und Gewaltausbrüchen.<br /> <br /> == Nahel Merzouk ==<br /> Nahel Merzouk war polizeibekannt, unter anderem wegen fünfmaligen [[Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte|Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte]] (seit 2021, zuletzt eine Woche vor seinem Tod). In seiner Gerichtsakte, die 15 Eintragungen bzw. Fälle umfasst, sind auch die [[Kennzeichenmissbrauch|Verwendung falscher Nummernschilder]], das Fahren ohne Versicherung, der [[Drogenhandel|Verkauf]] und Konsum von [[Droge]]n&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.europe1.fr/faits-divers/info-europe-1-mort-de-nahel-ladolescent-connu-pour-15-mentions-au-fichier-des-antecedents-judiciaires-4191433 |titel=INFO EUROPE 1 - Mort de Nahel: l'adolescent connu pour 15 mentions au fichier des antécédents judiciaires |datum=2023-06-28 |sprache=fr |abruf=2023-07-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nouvelobs.com/faits-divers/20230627.OBS75039/ado-de-17-ans-tue-par-la-police-apres-un-controle-routier-ce-que-l-on-sait-des-faits.html |titel=A Nanterre, un ado de 17 ans tué par la police lors d’un contrôle routier: ce que l’on sait des faits |datum=2023-06-27 |sprache=fr |abruf=2023-07-01}} (''ado'' ist eine Abkürzung für ''adolescent'')&lt;/ref&gt; und [[Hehlerei]] dokumentiert.&lt;ref name=faz&gt;Niklas Bender (FAZ): ''Wie aber hältst du’s mit der Repression?'' [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/polizei-und-buerger-steigern-in-frankreich-die-gewalt-19001296.html online] bei [[faz.net]] (1. Juli 2023)&lt;/ref&gt; Er war nicht vorbestraft,&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=France shooting: Who was Nahel M, shot by French police in Nanterre? |Sammelwerk=[[BBC News]] |Datum=2023-06-29 |Online=https://www.bbc.com/news/world-europe-66052104 |Abruf=2023-07-01}}&lt;/ref&gt; hätte aber im September 2023 vor Gericht erscheinen müssen.&lt;ref name=faz /&gt;<br /> <br /> == Polizist ==<br /> Der Polizist, der den tödlichen Schuss abgegeben hat, Florian M., war zum Zeitpunkt der Tat 38 Jahre alt und diente zuvor in Afghanistan. Er ist wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt und wurde am 29. Juni 2023 in [[Untersuchungshaft]] genommen.<br /> <br /> == Hergang ==<br /> Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Nanterre bemerkten zwei Motorradfahrer der Polizei (Direction de l’ordre public et de la circulation (DOPC)) nach Übernahme ihrer Schicht einen Mercedes-Benz AMG der [[Mercedes-Benz A-Klasse|A-Klasse]] mit polnischem Kennzeichen, der mit hoher Geschwindigkeit auf der Busspur fuhr und von einer Person in offensichtlich jungem Alter gesteuert wurde. Die Motorradfahrer aktivierten ihre [[Sondersignalanlage|Sondersignalanlagen]] und forderten den Fahrer an einer roten Ampel auf, zu parken. Der Fahrer überfuhr dann die rote Ampel. Die Polizisten verfolgten das Auto und meldeten den Vorfall. Der Fahrer des Fahrzeugs beging mehrere Verkehrsverstöße, gefährdete einen Fußgänger und einen Radfahrer. Wegen eines Staus musste das Fahrzeug schließlich anhalten. Die abgestiegenen Polizisten befahlen dem Fahrer stehenzubleiben, richteten ihre Waffen auf ihn und forderten ihn auf, die Zündung auszuschalten.&lt;ref&gt;[[lefigaro.fr]] [https://www.lefigaro.fr/faits-divers/mort-de-nahel-le-recit-de-la-course-poursuite-minute-par-minute-20230629 ''Mort de Nahel : le récit de la course-poursuite, minute par minute''] 29. Juni 2023&lt;/ref&gt; Als er der polizeilichen Aufforderung nicht Folge leistete, sondern anfuhr, gab einer der beiden Polizisten einen tödlichen Schuss ab. Das Fahrzeug fuhr noch ein Stück weiter und kollidierte mit einem [[Stadtmöbel]]. Die hinten sitzende Person wurde beim Aussteigen aus dem Wagen festgenommen; der Beifahrer flüchtete. Der Polizist, der den Schuss abgegeben hatte, leistete dem Fahrer Erste Hilfe. Der Tod wurde um 9:15 Uhr festgestellt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bfmtv.com/police-justice/mort-de-nahel-le-procureur-de-nanterre-detaille-le-deroule-des-faits_VN-202306290383.html |titel=Mort de Nahel: le procureur de Nanterre détaille le déroulé des faits |sprache=fr |abruf=2023-07-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach ersten Angaben der Polizei hatte ein Beamter einen Schuss abgegeben, während der junge Autofahrer auf ihn zugefahren war. Diese Version, die die Gewerkschaft ''Unité SGP Police-Force Ouvrière'' unter Berufung auf Notwehr übernommen hatte, wurde obsolet, nachdem ein Video in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, das zeigt, dass die Beamten an der Fahrertür des Wagens lehnten, als dieses anfuhr und das Auto dabei gegen den Polizisten stieß.<br /> <br /> Der den Schuss abgebende Polizist wurde in Untersuchungshaft genommen, mit dem Vorwurf, dass die Voraussetzungen für den Waffeneinsatz nicht erfüllt gewesen seien.&lt;ref&gt;[https://www.lindependant.fr/2023/06/29/mort-de-nahel-17-ans-a-nanterre-le-policier-auteur-du-tir-a-ete-defere-les-conditions-dutilisations-de-son-arme-netaient-pas-reunies-indique-le-procureur-11309270.php ''Mort de Nahel, 17 ans, à Nanterre : Ouverture d'une information judiciaire pour homicide volontaire, les conditions d'usage de l'arme du policier n'étaient &quot;pas réunies&quot; indique le procureur''], [[L’Indépendant]] online, 29. Juni 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ausschreitungen ==<br /> [[Datei:Voiture en flamme, Champigny - 30 juin 2023.jpg|mini|hochkant|Brennender Pkw in [[Champigny-sur-Marne]] (30. Juni 2023)]]<br /> {{Laufendes Ereignis|3=1}}<br /> Es kam noch am selben Tag zu gewalttätigen Ausschreitungen. Diese weiteten sich bald auf mehrere französische Städte und auch auf die [[Belgien|belgische]] Hauptstadt [[Brüssel]] aus. Bei den Unruhen wurden bis Ende Juni 522 Polizisten verletzt und 875 Menschen festgenommen.&lt;ref&gt;[https://www.cnews.fr/france/2023-06-30/en-direct-emeutes-en-france-875-interpellations-selon-un-nouveau-bilan-1371712 ''Emeutes en France: 875 interpellations, selon un nouveau bilan Emeutes en France: Emmanuel Macron reporte sa visite en Allemagne, prévue ce dimanche''], CNEWS, 1. Juli 2023.&lt;/ref&gt; Daraufhin entschied die Regierung unter Präsident [[Emmanuel Macron]], bis zu 45.000 zusätzliche Polizisten zu mobilisieren. Macron erklärte, dass der Schuss des Polizisten nicht zu erklären oder entschuldigen sei.&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/frankreich-tod-jugendlicher-100.html| title=&quot;Nicht zu erklären und nicht zu entschuldigen&quot;| accessdate=2023-07-02 | publisher=Tagesschau|date=2023-06-29|language=de}}&lt;/ref&gt; Von Seiten der Opposition wurde der Regierung vorgeworfen, zu schwach zu regieren, unter anderem da diese sich weigerte, einen Ausnahmezustand zu verhängen.&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.politico.eu/article/emmanuel-macron-to-lead-french-government-crisis-meeting-as-riots-paris-worsen/| title=France braces for more violence with armored vehicles, extra cops deployed| accessdate=2023-07-02 | publisher=Politico|date=2023-06-30|language=en|author=Laura Kayali und Paul de Villepin}}&lt;/ref&gt; Die Großmutter des 17-Jährigen rief die Randalierenden zur Ruhe auf und sagte, sie nutzen Merzouk als Vorwand.&lt;ref name=&quot;n-tv0207&quot; /&gt;<br /> <br /> Auch in der Nacht zum 1. Juli kam es erneut zu Gewalt, Bränden und [[Plünderung]]en; z.&amp;nbsp;B. in [[Lyon]], [[Marseille]] und [[Grenoble]],&lt;ref&gt;[https://www.tagesschau.de/ausland/europa/krawalle-frankreich-106.html Wieder Plünderungen und brennende Autos], Tagesschau, 1. Juli 2023.&lt;/ref&gt; 1311 Menschen wurden festgenommen.&lt;ref&gt;[[Stern (Zeitschrift)|Stern.de]]: [https://www.stern.de/amp/politik/ausland/polizeigewalt--weitere-unruhen-in-frankreich---beerdigung-am-nachmittag-33610342.html ''Weitere Unruhen in Frankreich - Beerdigung am Nachmittag''], 1. Juli 2023.&lt;/ref&gt; Dem [[Innenministerium (Frankreich)|französischen Innenministerium]] zufolge sind in jener Nacht 1350 Autos ausgebrannt und es habe 2650 Brände auf öffentlichen Straßen gegeben.&lt;ref&gt;[https://www.swissinfo.ch/ger/bei-unruhen-in-frankreich-ueber-1300-autos-ausgebrannt/48633830 Bei Unruhen in Frankreich über 1300 Autos ausgebrannt], [[SWI swissinfo.ch]], 1. Juli 2023.&lt;/ref&gt; Jedoch nahmen nach der Beerdigung von Nahel Merzouk die Proteste ab.&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.reuters.com/world/europe/france-deploys-45000-police-armored-vehicles-amid-riots-2023-07-01/| title=Sporadic violence, but calmer night in France after family buries teenager| accessdate=2023-07-02 | publisher=Reuters|date=2013-04-15|language=en|author=Benoit Van Overstraeten and Horaci Garcia}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zusätzlich zu den Hunderten von Verletzten starben bei den Unruhen zwei Menschen, ein unbeteiligter Mann durch einen Schuss, der aus den Reihen von Plünderern abgeben wurde, und ein Jugendlicher, der vom Dach eines Supermarktes stürzte.&lt;ref&gt;[https://www.huffingtonpost.fr/faits-divers/article/mort-de-nahel-en-guyane-un-homme-decede-en-marge-des-emeutes_220007.html ''Mort de Nahel: en Guyane, un homme décède en marge des émeutes''], [[Huffpost|Huffington Post]], 30. Juni 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.rtl.fr/actu/justice-faits-divers/info-rtl-un-jeune-homme-qui-participait-aux-emeutes-en-etat-de-mort-cerebrale-7900279620 Un jeune homme qui participait aux émeutes est mort], INFO RTL, 30. Juni 2023.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.nicematin.com/faits-divers/emeutes-dans-les-banlieues-le-jeune-homme-blesse-durant-une-attaque-est-decede-858266 ''Emeutes dans les banlieues: le jeune homme blessé durant une attaque est décédé''], [[Nice-Matin]], 30. Juni 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der fünften Nacht von gewalttätigen Ausschreitungen vom 1. auf den 2. Juli kam es zu einem Angriff auf das Haus eines Bürgermeisters in [[L’Haÿ-les-Roses]], bei dem dessen Frau und ein Kind verletzt wurden.&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.france24.com/en/france/20230702-attempted-murder-investigation-opened-into-ramming-attack-on-french-mayor-s-house| title=French PM slams 'particularly shocking' attack on mayor's home| accessdate=2023-07-02 | publisher=France24|date=2023-07-02|language=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web | url=https://www.bbc.com/news/world-europe-66079408| title=Paris riots: Suburban mayor's wife hurt as rioters attack their home| accessdate=2023-07-02 | publisher=BBC|date=2023-07-02|language=englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;gallery class=&quot;center&quot; caption=&quot;Ausschreitungen und Gewalt&quot;&gt;<br /> Biocop de Brest6.jpg|Brest<br /> 2023 Nahel Merzouk riots in Villejuif 07.jpg|Villejuif <br /> Violences urbaines Nahel Besançon-Planoise 29-06-2023 oufik-de-Planoise 1.jpg|Planoise <br /> Violences urbaines Nahel Besançon-Planoise 29-06-2023 oufik-de-Planoise 4.jpg|Planoise <br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Spendenaktionen ==<br /> Nachdem für die Familie des Getöteten ein Spendenkonto eingerichtet wurde, richtete Jean Messiha, ein Unterstützer der französischen Rechten, ebenfalls ein Spendenkonto für den inhaftierten Polizeibeamten ein. Auf dieses gingen über 500.000 € ein, mehr als auf das Konto für Merzouks Angehörige.&lt;ref name=&quot;n-tv0207&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=n-tv NACHRICHTEN |url=https://www.n-tv.de/panorama/Franzosen-ueberschuetten-Polizisten-mit-Geld-article24232828.html |titel=Franzosen überschütten Polizisten mit Geld |sprache=de |abruf=2023-07-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|2023 riots in France|Tötung von Nahel Merzouk}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Totung von Nahel Merzouk}}<br /> [[Kategorie:Aufruhr|Frankreich]]<br /> [[Kategorie:Konflikt 2023]]<br /> [[Kategorie:Politik 2023]]<br /> [[Kategorie:Kriminalfall 2023]]<br /> [[Kategorie:Französische Geschichte (21. Jahrhundert)]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Auslieferung_(Recht)&diff=234132836 Auslieferung (Recht) 2023-05-29T16:30:08Z <p>138.246.3.7: Russland DE FACTO eher nicht siehe Marsalek</p> <hr /> <div>{{Staatslastig|DE}}<br /> Eine '''Auslieferung''' ist die Überstellung einer im ersuchenden Staat verfolgten Person an diesen durch den ersuchten Staat zu Zwecken der [[Strafverfolgung]] oder [[Strafvollstreckung]].&lt;ref&gt;Vogel, in: Grützner/Pötz/Kreß: ''Internationaler Rechtshilfeverkehr in Strafsachen,'' 3. Aufl., IRG, Vor § 1 Rn. 2.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> Der verfassungsrechtliche Auslieferungsbegriff in [[Artikel 16 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland]] ist weit zu verstehen und erfasst neben der typischen strafjustizbezogenen Auslieferungskonstellation auch Überstellungen an eine ausländische Hoheitsgewalt zum Zwecke der Durchführung eines zivil- oder verwaltungsrechtlichen Verfahrens.&lt;ref&gt;Giegerich, in: Dürig/Herzog/Scholz: ''Grundgesetz'', 97. EL Januar 2022, Art. 16 Abs. 2 Rn. 123 (Februar 2020).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Keine Auslieferung stellt die [[Ausweisung]] oder [[Abschiebung (Recht)|Abschiebung]] dar.&lt;ref&gt;Hans Jarass: ''Art. 16'' Rn. 17. In: Jarass/Pieroth: ''Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland''. 15.&amp;nbsp;Auflage. Verlag C.&amp;nbsp;H. Beck, München 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Auslieferung aus Deutschland in andere Länder ===<br /> Grundsätzlich darf kein Deutscher an das Ausland ausgeliefert werden ({{Art.|16|gg|juris}} Abs. 2 Satz 1 GG). Das [[Grundrecht]] schützt deutsche Staatsbürger in ihrem staatsbürgerlichen Status und gegenüber der Strafverfolgung im Ausland.&lt;ref&gt;{{Rspr|BVerfGE 29, 183}} (192 f.).&lt;/ref&gt; Zugleich ist es Ausdruck der staatlichen [[Souveränität]], indem es das Recht der [[Bundesrepublik Deutschland]] manifestiert, „seine“ Bürger nicht einer fremden Staatsgewalt ausliefern und unterwerfen zu müssen.&lt;ref&gt;V. Arnauld, S. Martini, in: v. Münch, Kunig: ''GG.'' 7. Aufl. 2021, Art. 16 Rn. 51.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Art.|16|gg|juris}} Abs. 2 Satz 2 GG enthält einen [[Gesetzesvorbehalt]] für Ausnahmen im Falle von Überstellungen an [[Mitgliedstaaten der EU]] oder an einen internationalen Gerichtshof, beispielsweise den [[Internationaler Strafgerichtshof|Internationalen Strafgerichtshof]]. Diese Schranke ist Ausdruck der Integration auf Ebene der Europäischen Union und der internationalen Staatengemeinschaft. Art. 16 Abs. 2 Satz 2 GG setzt dabei zwingend voraus, dass rechtsstaatliche Grundsätze im Sinn eines Kernbestands prozessualer Verfahrensgarantien gewahrt werden.&lt;ref&gt;Kokott, in: Sachs (Hrsg.): ''GG.'' 9. Aufl. 2021, Art. 16 Rn. 47.&lt;/ref&gt; Liegen die Voraussetzungen von Art. 16 Abs. 2 Satz 2 GG nicht vor, ist die Auslieferungen von Deutschen, insbesondere an andere Staaten als EU-Mitgliedstaaten ([[Drittstaat]]en) unzulässig.&lt;ref&gt;vgl. [https://www.bundestag.de/resource/blob/919542/a46a236d6d27bb6c79f1b3608040470d/WD-3-123-22-pdf-data.pdf ''Das Verbot der Auslieferung eigener Staatsangehöriger. Art. 16 Abs. 2 GG im Vergleich zu Regelungen ausgewählter anderer Staaten.''] [[Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages]], Sachstand vom 20. September 2022.&lt;/ref&gt; Vor Einführung des [[Europäischer Haftbefehl|europäischen Haftbefehls]] im Jahr 2004 war die Auslieferung Deutscher an das Ausland durch das Grundgesetz generell verboten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://lexetius.com/GG/16,2 |titel=Art. 16 |titelerg=vom 2.12.2000 und vom 30.07.1993 |werk=Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland |hrsg=lexetius |datum=2000-12-02 |sprache=de |abruf=2019-07-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses über den Europäischen Haftbefehl und die Übergabeverfahren zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Europäisches Haftbefehlsgesetz-EuHbG)'' vom 21. Juli 2004, {{BGBl|2004n I S. 1748}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;vgl. zum EuHbG [https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2005/07/rs20050718_2bvr223604.html BVerfG, Urteil vom 18. Juli 2005 - 2 BvR 2236/04]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Recht der Auslieferung ist Teil der internationalen [[Rechtshilfe]] in Strafsachen. Das [[Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen]] ({{§§|irg|juris|text=IRG}}) regelt als innerstaatliches Recht den Rechtsverkehr mit dem Ausland in strafrechtlichen Angelegenheiten, falls kein völkerrechtlicher Vertrag zwischen Deutschland und dem ersuchenden Staat besteht. Der Auslieferung geht in der Regel ein [[Rechtshilfeersuchen]] voraus.&lt;ref&gt;[https://www.bundestag.de/resource/blob/652986/87bba30c295a67252e0e00cab68ff447/WD-3-174-19-pdf-data.pdf ''Auslieferung an Drittstaaten.''] Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, Sachstand vom 26. Juli 2019.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Danach müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, bevor eine Person an einen anderen Staat ausgeliefert wird:<br /> # Die ihm zur Last gelegte Tat muss in beiden Ländern strafbar sein und vor Ort festgestellt werden.<br /> # Ihm dürfen keinerlei [[Folter]] oder sonstige menschenunwürdige Behandlung drohen (wobei eine konkrete und keine lediglich abstrakte Gefahr bestehen muss).&lt;ref name=&quot;bundesve-068503&quot;&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2003/06/rs20030624_2bvr068503.html |titel=Bundesverfassungsgericht - Entscheidungen - Auslieferung an Staaten wie Indien zum Zweck der Strafverfolgung trotz weit verbreiteter Folter mit völkerrec |werk=bundesverfassungsgericht.de |datum=2003-06-24 |abruf=2019-02-12}}&lt;/ref&gt;<br /> # Ihm darf nicht die [[Todesstrafe]] drohen ({{§|8|irg|juris|text=§ 8 IRG}}).<br /> # Es muss sichergestellt sein, dass ihn ein fairer Prozess erwartet. Das Grundrecht auf einen fairen Prozess kann z.&amp;nbsp;B. durch eine unangemessene Strafandrohung verletzt werden&lt;ref&gt;Heiko Ahlbrecht, Klaus Michael Böhm: ''Internationales Strafrecht in der Praxis'', C.F. Müller, ISBN 3-8114-4352-6, Rn. 730.&lt;/ref&gt; oder die Auslieferung an ein [[Ausnahmegericht#Völkerrecht|Ausnahmegericht]].<br /> # Es muss nicht zwingend ein [[Auslieferungsabkommen]] bestehen; eine Auslieferung ist auch auf vertragloser Grundlage möglich.<br /> # Die Auslieferung eines Deutschen zum Zwecke der Strafverfolgung ist nur unter den besonderen Voraussetzungen des {{§|80|irg|juris}} IRG zulässig.&lt;ref&gt;[https://www.rechtslupe.de/strafrecht/europaeischer-haftbefehl-und-die-auslieferung-eines-deutschen-3104783 ''Europäischer Haftbefehl – und die Auslieferung eines Deutschen.''] Rechtslupe, 1. Februar 2016.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für die Auslieferung gilt der Grundsatz der Spezialität: Wird eine Auslieferung bewilligt, so bezieht sich die Bewilligung<br /> * auf einen bestimmten, konkreten Tatvorwurf sowie<br /> * auf die Strafverfolgung bzw. -vollstreckung durch einen bestimmten Staat.<br /> Die Auslieferung darf also nicht erfolgen, wenn Erkenntnisse bestehen, dass der Auszuliefernde noch wegen weiterer, im Auslieferungsantrag nicht erwähnter Taten verfolgt oder an einen Drittstaat ausgeliefert werden soll ({{§|11|irg|juris|text=§ 11 IRG}}).<br /> <br /> Die Entscheidung über die rechtliche Zulässigkeit der Auslieferung obliegt dem örtlich zuständigen Oberlandesgericht ({{§|29|irg|juris|text=§ 29 IRG}}). Ein [[Rechtsmittel]] hiergegen besteht nicht, jedoch ist eine [[Verfassungsbeschwerde (Deutschland)|Verfassungsbeschwerde]] möglich. Diese können ausländische Staatsangehörige zwar nicht auf Art. 16 Abs. 2 GG, aber unter anderem auf {{Art.|2|gg|juris}} GG stützen.&lt;ref&gt;vgl. [https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2003/11/rs20031105_2bvr150603.html BVerfG, Beschluss vom 5. November 2003 - 2 BvR 1506/03] Rz. 22.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch wenn eine Person aus den oben genannten Gründen nicht ausgeliefert wird, bedeutet das für sie nicht automatisch Straffreiheit. Nach dem [[Legalitätsprinzip]] sind die deutschen Strafverfolgungsbehörden grundsätzlich verpflichtet, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, wenn sie Kenntnis vom Verdacht einer Straftat erlangen ({{§|152|stpo|juris}} Abs. 2, {{§|160|stpo|juris}}, {{§|163|stpo|juris}} [[Strafprozessordnung (Deutschland)|StPO]]). Voraussetzung ist bei im Ausland begangenen Taten allerdings, dass das deutsche Strafrecht auf die Tat überhaupt [[Strafanwendungsrecht (Deutschland)|anwendbar]] ist ({{§|3|stgb|juris|text=§§ 3 ff.}} [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]]).&lt;ref&gt;vgl. Böse, in: Kindhäuser, Neumann, Paeffgen: ''StGB.'' 5. Aufl. 2017, Vorbemerkung zu §§ 3 ff.&lt;/ref&gt; Das geschieht etwa, wenn ein Deutscher ein Verbrechen im Ausland begangen hat und erst nach der Rückkehr nach Deutschland verhaftet werden konnte.<br /> <br /> === Auslieferung aus anderen Ländern nach Deutschland ===<br /> Überstellungen innerhalb der EU richten sich nach dem ''Übereinkommen des Europarats über die Überstellung verurteilter Personen'' vom 21. März 1983 (ÜberstÜbk).&lt;ref&gt;[https://rm.coe.int/1680079538 Sammlung Europäischer Verträge - Nr. 112. Amtliche Übersetzung Deutschlands.]&lt;/ref&gt; In Deutschland ist das Übereinkommen gemeinsam mit dem ''Überstellungsausführungsgesetz'' (ÜAG), welches inländische Ergänzungsregelungen enthält, seit dem 1. Februar 1992 in Kraft.&lt;ref&gt;''Gesetz zur Ausführung des Übereinkommens vom 21. März 1983 über die Überstellung verurteilter Personen, des Zusatzprotokolls vom 18. Dezember 1997 und des Schengener Durchführungsübereinkommens (Überstellungsausführungsgesetz - ÜAG)'' vom 26. September 1991 ({{BGBl|1991n I S. 1954}}); 1994 I S. 1425; 1992 I S. 1232, zuletzt geändert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 29. Juli 2009 ({{BGBl|2009n I S. 2274}}).&lt;/ref&gt; Am 18. Dezember 1997 wurde ein Zusatzprotokoll des Europarats zum ÜberstÜbk von 1983 abgeschlossen. Es ist am 1. Juni 2000 in Kraft getreten und wurde von Deutschland am 10. Dezember 2002 ratifiziert.<br /> <br /> Die Überstellung im europäischen Bereich außerhalb der EU richtet sich nach dem ''Europäischen Auslieferungsabkommen des Europarats'' von 1957 (EurAuslÜbk).&lt;ref&gt;[https://rm.coe.int/16800645c5 Sammlung Europäischer Verträge - Nr. 24. Amtliche Übersetzung Deutschlands.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der folgenden Liste sind die einzelnen Länder nach der rechtlichen Grundlage für eine Auslieferung an die Bundesrepublik Deutschland eingeteilt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_08122008_III19350B13002010AnhangII.htm |titel=RIVAST Anhang II – Länderteil |werk=verwaltungsvorschriften-im-internet.de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161226124156/http://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_08122008_III19350B13002010AnhangII.htm |archiv-datum=2016-12-26 |abruf=2016-12-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable zebra toptextcells&quot;<br /> <br /> |-<br /> !Staat<br /> !Auslieferungsverkehr<br /> <br /> |-<br /> | Afghanistan<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Ägypten<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Albanien<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Algerien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Andorra<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Anguilla (UK)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Argentinien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Armenien<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Aruba, Curaçao und Sint Maarten (NL)<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Aserbaidschan<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Äthiopien<br /> | Auslieferung nur aufgrund einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<br /> |-<br /> | Australien<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Bahamas<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Bahrain<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Bangladesch<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Barbados<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Belgien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Belize<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Benin<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Bermuda<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Bhutan<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Bolivien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Bosnien und Herzegowina<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Botsuana<br /> | Auslieferung nur aufgrund einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<br /> |-<br /> | Brasilien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Britische Jungferninseln (UK)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Brunei<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Bulgarien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Burkina Faso<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Burundi<br /> | Auslieferung nur aufgrund einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<br /> |-<br /> | Chile<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Costa Rica<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Dänemark (ohne Färöer-Inseln/Grönland)<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Demokratische Republik Kongo<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Dominica<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Dominikanische Republik<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Dschibuti<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Ecuador<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | El Salvador<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Elfenbeinküste<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Estland<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Falklandinseln (UK)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Färöer-Inseln/Grönland (DK)<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Fidschi<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Finnland<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Frankreich<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Französisch-Polynesien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Gabun<br /> | Auslieferung nur aufgrund einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<br /> |-<br /> | Gambia<br /> | Auslieferung nur aufgrund einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<br /> |-<br /> | Georgien<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Ghana<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Gibraltar (UK)<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Grenada<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Griechenland<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Guatemala<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Guinea<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Guyana<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Haiti<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Honduras<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Indien<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Indonesien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Insel Man (UK)<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Irak<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Iran<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Irland<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Island<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Israel<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Italien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Jamaika<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Japan<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Jemen<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Jordanien<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Kaimaninseln (UK)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Kambodscha<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Kamerun<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Kanada<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Kanalinseln (UK)<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Kapverden<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Kasachstan<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Katar<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Kenia<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Kirgisistan<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Kolumbien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Kosovo<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Kroatien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Kuba<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Kuwait<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Laos<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Lesotho<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Lettland<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Libanon<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Liberia<br /> | Auslieferung nur aufgrund einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<br /> |-<br /> | Libyen<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Liechtenstein<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Litauen<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Luxemburg<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Madagaskar<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Malawi<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Malaysia<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Malediven<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Mali<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Malta<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Marokko<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Marshallinseln<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Mauretanien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Mauritius<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Mazedonien<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Mexiko<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Moldawien<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Monaco<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Mongolei<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Montenegro<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Montserrat (UK)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Mosambik<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Myanmar<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Namibia<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Nauru<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Nepal<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Neuseeland<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Nicaragua<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Niederlande<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Niederländische Antillen<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Niger<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Nigeria<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Nordkorea<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Norwegen<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Oman<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Österreich<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Pakistan<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Panama<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Papua-Neuguinea<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Paraguay<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Peru<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Philippinen<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Pitcairninseln (UK)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Polen<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Portugal<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Republik Kongo<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Republik Zypern<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Ruanda<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Rumänien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Russland<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen (?)<br /> |-<br /> | Salomonen<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Sambia<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Samoa<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | San Marino<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | São Tomé und Principe<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Saudi-Arabien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Schweden<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Schweiz<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Senegal<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Serbien<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Seychellen<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Sierra Leone<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Simbabwe<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Singapur<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Slowakei<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Slowenien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Somalia<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Sonderverwaltungsregion Hongkong (VRC)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Sonderverwaltungsregion Macau (VRC)<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Spanien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Sri Lanka<br /> | Auslieferung nur aufgrund einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<br /> |-<br /> | St. Helena (UK)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | St. Kitts und Nevis<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | St. Lucia<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | St. Vincent und die Grenadinen<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Südafrika<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Sudan<br /> | Auslieferung nur aufgrund einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<br /> |-<br /> | Suriname<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Eswatini<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Syrien<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Tadschikistan<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Taiwan<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Tansania<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Thailand<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Togo<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Tonga<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Trinidad und Tobago<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Tschad<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Tschechien<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Tunesien<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Türkei<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Turkmenistan<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Turks- und Caicosinseln (UK)<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Tuvalu<br /> | Keine Erkenntnisse<br /> |-<br /> | Uganda<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Ukraine<br /> | Europäisches Auslieferungsübereinkommen<br /> |-<br /> | Ungarn<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Uruguay<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Usbekistan<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Vatikanstadt<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Venezuela<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Vereinigte Arabische Emirate<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Vereinigte Staaten<br /> | Zwischenstaatlicher Auslieferungsvertrag<br /> |-<br /> | Vereinigtes Königreich<br /> | Regelung im nationalen Recht<br /> |-<br /> | Vietnam<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Volksrepublik China<br /> | Kein Auslieferungsverkehr<br /> |-<br /> | Weißrussland<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> |-<br /> | Zentralafrikanische Republik<br /> | Auslieferung auf vertragsloser Grundlage<br /> <br /> |}<br /> <br /> == Österreich ==<br /> Die Aus- und [[Durchlieferung]] von Personen an einen anderen Staat zu Zwecken der Strafverfolgung ist seit 1980 im [[Auslieferungs- und Rechtshilfegesetz]] (ARHG) geregelt.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> ;Strafrecht<br /> * Ulrich Häde: ''Die Auslieferung – Rechtsinstitut zwischen Völkerrecht und Grundrechten''. In: ''[[Der Staat]]'', 36. Bd., 1997, S. 1–26.<br /> * Gregor Haas: ''Die Auslieferung in Frankreich und Deutschland''. Berlin Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-87061-870-1.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Extradition|Auslieferung}}<br /> * Bundesamt für Justiz: Bekanntmachung der Auslieferungsstatistik für das Jahr 2013 vom 14. Januar 2015 ({{BAnz|AT 25.02.2015 B4}})<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Rechtshinweis}}<br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4136798-4}}<br /> <br /> [[Kategorie:Strafprozessrecht]]<br /> [[Kategorie:Völkerrecht]]<br /> [[Kategorie:Internationale Beziehungen]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Walther_Rathenau&diff=233942210 Walther Rathenau 2023-05-22T15:28:40Z <p>138.246.3.7: /* Kindheit und Jugend */</p> <hr /> <div>'''Walther Rathenau''' (* [[29. September]] [[1867]] in [[Berlin]]; † [[24. Juni]] [[1922]] ebenda) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Industrie]]ller, [[Schriftsteller]] und [[Liberalismus|liberaler]] [[Politiker]] ([[Deutsche Demokratische Partei|DDP]]). Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] beteiligte er sich an der Organisation der Kriegswirtschaft und setzte sich für einen „[[Siegfrieden]]“ ein. Nach dem Krieg kam er schließlich zur linksliberalen DDP und wurde im Februar 1922 [[Auswärtiges Amt|Reichsaußenminister]]. Zahlreiche publizistische Angriffe gegen ihn warfen ihm vor, dass er sich an der „[[Erfüllungspolitik]]“ beteilige: Die Zusammenarbeit mit den Siegermächten liefere Deutschland an diese aus. Rathenau wurde im Juni 1922 von Rechtsradikalen ermordet, was für die Regierung der Anlass war, ein [[Republikschutzgesetz|Gesetz zum Schutz der Republik]] auf den Weg zu bringen.<br /> <br /> Rathenau war ein [[Geschichte der Juden in Deutschland|jüdischer Deutscher]], der [[Nationalismus|nationalistisch]] dachte und zahlreiche größere und kleinere Schriften zum [[Nationalstaat]], zur gelenkten Wirtschaft, zum [[Krieg]] und zur [[Revolution]] veröffentlichte. Ein [[Walther Rathenau Institut|nach ihm benanntes Institut]], das der FDP nahesteht, verwaltet sein geistiges Erbe.<br /> [[Datei:Walther Rathenau.jpg|mini|Walther Rathenau]]<br /> <br /> == Leben ==<br /> === Kindheit und Jugend ===<br /> [[Datei:Rathenau sergeant.jpg|mini|hochkant|Rathenau im Jahr 1891 als Vizewachtmeister im Garde-Kürassier-Regiment]]<br /> <br /> Walther Rathenau wurde als ältester Sohn des Industriellen [[Emil Rathenau]], des späteren Gründers der ''[[AEG|Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft]]'' (AEG), und seiner Ehefrau [[Mathilde Rathenau|Mathilde]] (geborene Nachmann) in Berlin geboren. Er wuchs dort zusammen mit seinen jüngeren Geschwistern [[Erich Rathenau|Erich]] (1871–1903) und [[Edith Andreae|Edith]] (1883–1952) auf und besuchte das [[Königliches Wilhelms-Gymnasium (Berlin)|Königliche Wilhelms-Gymnasium]]. Von 1886 bis 1889 studierte er in [[Universität Straßburg|Straßburg]] und [[Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin|Berlin]] [[Physik]], [[Philosophie]] und [[Chemie]] bis zur [[Promotion (Doktor)|Promotion]] ''(Die Absorption des Lichts in Metallen)''. 1889/90 studierte er [[Maschinenbau]] an der [[Technische Universität München|Technischen Hochschule München]].<br /> <br /> Von Oktober 1890 bis zum September 1891 diente Rathenau als [[Einjährig-Freiwilliger]] beim preußischen [[Garde-Kürassier-Regiment]]. Der Wunsch, in dem exklusiven Regiment, dessen Offizierskorps fast ausnahmslos aus evangelischen [[Aristokrat]]en bestand, [[Reserveoffizier]] zu werden, scheiterte. Zwar wurde er, wie auch bei anderen Reserveoffizier-Anwärtern üblich, nach einigen Monaten zum [[Vizefeldwebel|Vizewachtmeister]] befördert. Aufgrund seiner [[Judentum]]s wurde er jedoch nicht zur Reserveoffizier-Aspiranten-Prüfung zugelassen. Er lehnte es ab, eine Beförderung zum Offizier mit einem [[Konversion (Religion)#Christentum|Übertritt zum Christentum]] zu erkaufen.&lt;ref&gt;[[Harry Graf Kessler]]: ''Das Tagebuch 1880–1937'', Bd. 7 (1919–1923), hrsg. von [[Roland Kamzelak]], [[Ulrich Ott (Bibliothekar)|Ulrich Ott]], Cotta Verlag, Stuttgart 2004, S. 60.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Gerhard Hecker: ''Walther Rathenau und sein Verhältnis zu Militär und Krieg'' (=&amp;nbsp;''Wehrwissenschaftliche Forschungen: Abteilung Militärgeschichtliche Studien'', Bd. 30), Militärgeschichtliches Forschungsamt, Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1983, ISBN 978-3-7646-1836-0, S. 41.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Aufgrund des herrschenden [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|Antisemitismus]] wurden Juden u.&amp;nbsp;a. nicht zur Offiziersprüfung zugelassen oder von den Offizieren ihres Regiments nicht [[Kooptation|kooptiert]]. In Preußen gelang zwischen 1885 und 1914 keinem einzigen jüdischen (und katholischen) Anwärter der Aufstieg zum [[Reserveoffizier]]. Den meisten [[Taufe|ungetauften]] Juden blieb bis zum [[Novemberrevolution|Ende des Deutschen Kaiserreichs]] eine Karriere im höheren Staatsdienst, in der Justiz oder an den Universitäten verschlossen.&lt;ref&gt;Barbara Strenge: ''Juden im preußischen Justizdienst 1812–1918. Der Zugang zu den juristischen Berufen als Indikator der gesellschaftlichen Emanzipation'' (=&amp;nbsp;''Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin'', Bd. 81; zugl. Berlin, Humboldt-Universität, Dissertation 1993), München [u.&amp;nbsp;a.] 1996, ISBN 3-598-23225-X, S. 319 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Damit erlitt Rathenau das gleiche Schicksal wie viele andere seiner jüdischen Zeitgenossen. Die Beförderung zum Reserveleutnant war ihnen verweigert worden wie beispielsweise auch dem Chemiker [[Fritz Haber]] zwei Jahre zuvor, dessen spätere Arbeiten zur Salpeter- und Munitionsherstellung Rathenau noch loben sollte.&lt;ref&gt;Margit Szöllösi-Janze: ''Fritz Haber 1868–1934. Eine Biographie.'' C.H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43548-3, S. 45–47.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Hentzschel-Fröhling (2007), S. 40&lt;/ref&gt; Haber konvertierte wenig später zum Protestantismus.&lt;ref&gt;Szöllösi-Janze (1998), S. 58&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Rückblickend schrieb Rathenau über seine Jugendzeit:<br /> {{Zitat<br /> |Text=In den Jugendjahren eines jeden deutschen Juden gibt es einen schmerzlichen Augenblick, an den er sich zeitlebens erinnert: wenn ihm zum ersten Male voll bewußt wird, daß er als Bürger zweiter Klasse in die Welt getreten ist und keine Tüchtigkeit und kein Verdienst ihn aus dieser Lage befreien kann.|ref=&lt;ref&gt;Walther Rathenau: ''Staat und Judentum. Eine Polemik.'' In: Walther Rathenau: ''Gesammelte Schriften''. Band 1: ''Zur Kritik der Zeit. Mahnung und Warnung''. S. Fischer, Berlin 1918, S.&amp;nbsp;188&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;}}<br /> Die [[Trauma (Psychologie)|traumatisch]] erlebte Kluft zwischen Zugehörigkeit zur Elite und gleichzeitiger Diskriminierung begleitete ihn und bestimmte sein Handeln und Denken sein Leben lang.&lt;ref&gt;[[Martin Sabrow]]: ''Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die deutsche Gegenrevolution''. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1999, ISBN 3-596-14302-0, S.&amp;nbsp;13&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Sein Leben kann […] auch so gesehen werden, dass es die Quintessenz der deutsch-jüdischen Geschichte enthält, nämlich den Versuch, die jüdische und die deutsche Identität miteinander in Einklang zu bringen, ohne sich je in der einen oder in der anderen zu Hause zu fühlen.<br /> |Autor=[[Shulamit Volkov]]&lt;ref&gt;Shulamit Volkov: ''Walther Rathenau. Ein jüdisches Leben in Deutschland.'' Aus dem Englischen von Ulla Höber, Beck, München 2012, Einleitung.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> === Industrieller ===<br /> [[Datei:W5 Haus Rathenau Chemiepark.jpg|mini|Haus Rathenau, Wohn- und Arbeitsstätte von Walther Rathenau in Bitterfeld von 1893 bis 1907]]<br /> <br /> Nach gescheiterten Versuchen, dem Berufsbereich des Vaters durch die Hinwendung zur [[Kunst]] oder einer [[Offizier]]s- und [[Diplomat]]enkarriere zu entgehen, fügte sich Rathenau und ging Anfang Januar 1892 zur Aluminium-Industrie-Aktien-Gesellschaft (AIAG) nach Neuhausen in der Schweiz, um praktische Erfahrungen auf dem Gebiet der technischen Elektrochemie zu sammeln. In seiner zweijährigen Tätigkeit als technischer Beamter entwickelte er in Neuhausen gemeinsam mit Martin Kiliani (1858–1895) ein Verfahren und eine Diaphragma-Elektrolysezelle zur Herstellung von Natronlauge und Chlor aus Kochsalz. Mit seinen damit gewonnenen Erkenntnissen und nach einer Studienreise durch das mitteldeutsche Braunkohlengebiet schlug Walther Rathenau Anfang 1893 seinem Vater vor, eine industrielle Großanlage zur Herstellung von Waschsoda in Bitterfeld zu errichten. Es sei kostengünstiger, wenig Salz zur Kohle als viel Kohle zum Salz zu transportieren.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Walther Rathenau |Titel=Elektrochemische Werke |Hrsg=Maximilian Harden |Sammelwerk=Die Zukunft |Band=12 |Ort=Berlin |Datum=1895 |Seiten=428}}&lt;/ref&gt; Daraufhin gründete die AEG am 28. Juni 1893 die Tochtergesellschaft „Elektrochemische Werke Berlin G.m.b.H.“ (ECW) und erwarb in der Nähe des Dorfes Greppin bei Bitterfeld ein Grundstück für den Bau einer Elektrolyse-Fabrik. Die Fabrik war das erste Industrieunternehmen, das für eine elektrochemische Produktion Braunkohle unmittelbar vor Ort nutzte. Damit wurde Walther Rathenau zum Begründer der Mitteldeutschen Chemieregion. Als alleiniger Geschäftsführer der Firma übernahm Walther Rathenau den Aufbau der Fabrik in Bitterfeld und den der 1896 gegründeten Firma „Elektrochemische Werke Rheinfelden G.m.b.H.“ in Rheinfelden.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Matter, Günter |Titel=Elektron – Geschichte und Renaissance eines außergewöhnlichen Metalls |Hrsg=Helmut Maier |Sammelwerk=Bochumer Studien zur Technik- und Umweltgeschichte |Band=9 |Auflage=1 |Verlag=Klartext-Verlag |Ort=Essen |Datum=2019 |ISBN=978-3-8375-2125-2 |Seiten=27 ff}}&lt;/ref&gt; Walther Rathenau sah seine Aufgabe vor allem darin, die noch unvollkommene Elektrochemie zu einer Technik der industriellen Massenproduktion weiterzuentwickeln. Entsprechend dieser Strategie erweiterte sich das Produktionsprogramm in Bitterfeld kontinuierlich. Der Ätzkaliherstellung folgten die Chlorkalk- (1895), die Natrium- (1896), die Magnesium- (1897), die Calcium- (1898), die Oxalsäure- (1898), die Chrom- (1898), die Ferrosilicium-Produktion (1900) und die Herstellung synthetischer Edelsteine (1906). Für die Herstellung von Acetylen/Ethin als Ausgangsstoff für das Gasglühlicht wurde Calciumcarbid benötigt, das nur in geringen Mengen vorhanden war. Für die industrielle Herstellung von Calciumcarbid entwickelte Walther Rathenau einen speziellen elektrischen Schmelzofen in dem im [[Lichtbogen]] Branntkalk (CaO) und Koks zu Calciumcarbid umgesetzt wurden. Die ECW war im Frühjahr 1895 der erste deutsche Hersteller, der mit dem sogenannten Rathenau-Ofen Calciumcarbid im großtechnischen Betrieb herstellte.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Walther Rathenau |Titel=Elektrochemische Werke |Hrsg=Maximilian Harden |Sammelwerk=Die Zukunft |Band=12 |Ort=Berlin |Datum=1895 |Seiten=427}}&lt;/ref&gt; Durch Lizenzvergabe des Rathenau´schen Elektrolyse-Verfahrens wurden unter Leitung von Walther Rathenau weitere Elektrolyse-Werke in Polen (Zombkovice) und in Frankreich (Bozel) gebaut, und in Norwegen (Sarpsborg), Finnland (Imatra) und Österreich (Matrei) wurden Karbid-Fabriken nach dem Rathenau-Verfahren errichtet.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Mader, Ursula |Titel=Walther Rathenau und Bitterfeld. Direktionszeit für die „Elektrochemischen Werke“ (1893-1907) |Sammelwerk=Zur Industriegeschichte der Bitterfelder Region |Band=8 |Datum=2000 |Seiten=16 f}}&lt;/ref&gt; Seinen Wohnsitz verlegte Walther Rathenau 1899 von Bitterfeld nach Berlin, mit der Leitung der Elektrolyse-Werke in Bitterfeld und Rheinfelden beauftragte er die beiden Direktoren Fritz Rothe (1867–1958) und Arnold Wiens (1862–1950).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Volz, Robert |Titel=Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft |Verlag=Deutscher Wirtschaftsverlag |Ort=Berlin |Datum=1931 |Seiten=1570 f}}&lt;/ref&gt; 1907 schied Walther Rathenau aus dem Vorstand der ECW aus.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Schölzel, Christian |Titel=Walther Rathenau – Eine Biographie |Hrsg=Ferdinand Schöningh |Ort=Paderborn |Datum=2006 |Seiten=45}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Um 1894 wurde er Mitglied des [[Verein Deutscher Ingenieure|Vereins Deutscher Ingenieure]] (VDI) und des Berliner Bezirksvereins des VDI.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Mitgliederverzeichnis 1894 |Hrsg=Verein Deutscher Ingenieure |Ort=Berlin |Datum=1894 |Seiten=34}} in Verbindung mit {{Literatur |Titel=Mitgliederverzeichnis 1893 |Hrsg=Verein Deutscher Ingenieure |Ort=Berlin |Datum=1893}}&lt;/ref&gt; Seit 1899 war er in leitenden Positionen für die AEG tätig, zunächst im Vorstand, 1902–1907 als Geschäftsinhaber in der nahestehenden [[Berliner Handels-Gesellschaft]] (BHG), seit 1904 vom [[Aufsichtsrat]] der AEG aus, dessen Vorsitzender er 1912 wurde. Zugleich vereinigte er seit 1904 nach und nach mehr als 80 Aufsichtsratsposten auf sich. Seine führende Stellung in der deutschen Wirtschaft wurde auch durch seine Aufnahme in die [[Gesellschaft der Freunde]] deutlich. In der kritischen Rezessionszeit der deutschen Elektroindustrie setzte er sich erfolgreich für Konkurrenzverminderung durch [[Wirtschaftskartell|Kartelle]], [[Syndikat (Kartellform)|Syndikate]] und [[Fusion (Wirtschaft)|Fusionen]] ein. Die erfolgreich von ihm betriebene [[Wirtschaftskartell|Kartellpolitik]] ließ ihn ab 1914 als den geeigneten Mann für die Organisation der deutschen Kriegsrohstoffversorgung erscheinen. Er wurde engster Berater seines Vaters, aber dessen Nachfolger wurde 1915 [[Felix Deutsch]], während Rathenau Sondervollmachten und den Titel „Präsident der AEG“ erhielt.<br /> <br /> [[Datei:Burte-Zeichnig Walther Rathenau.jpg|mini|hochkant|Porträt Rathenaus von [[Hermann Burte]], um 1912]]<br /> <br /> Da die AEG stark an der deutschen [[Rüstungsindustrie|Rüstungsproduktion]] im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] beteiligt war, war Rathenau als ihr Aufsichtsratsvorsitzender auch in die Kriegsplanungen der [[Reichsregierung]] eingebunden. Am 16. September 1916 nahm er an einer Konferenz im [[Preußisches Kriegsministerium|preußischen Kriegsministerium]] teil, auf der [[Carl Duisberg]] und andere führende Industrielle angesichts des kriegsbedingten Arbeitskräftemangels die [[Deportation]] belgischer Zivilisten zur [[Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg|Zwangsarbeit]] nach Deutschland forderten. Rathenau unterstützte ihre Forderung in einem Brief an den [[Oberste Heeresleitung|OHL]]-General [[Erich Ludendorff]], in dem er sich für scharfe Maßnahmen gegen die belgische Zivilbevölkerung aussprach. Die Deportationen wurden dann tatsächlich durchgeführt. Der [[Publizist]] [[Maximilian Harden]], der sich mit seinem langjährigen Freund Walther Rathenau bereits 1913 zerstritten hatte, griff diesen später aufgrund seiner Verwicklung in die Deportationen scharf an. In [[Belgien]] wurde sogar überlegt, Rathenaus Auslieferung zu verlangen.&lt;ref&gt;Jens Thiel: ''„Menschenbassin Belgien“. Anwerbung, Deportation und Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg.'' Essen 2007, S.&amp;nbsp;118–122.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Schriftsteller ===<br /> Die ausgedehnte berufliche Tätigkeit bildete nur einen Teil von Rathenaus Aktivitäten. Während er praktisch zur Fortführung des väterlichen Großunternehmens beitrug, wollte er theoretisch als [[Schriftsteller]] die moderne Welt des [[Kapitalismus]] und [[Materialismus]] kulturkritisch durchdringen und verbessern. Hier förderte ihn [[Maximilian Harden]], in dessen Wochenzeitschrift ''[[Die Zukunft (Zeitung)|Die Zukunft]]'' seine ersten Aufsätze erschienen, als erster 1897 ''Höre, Israel!'', eine [[Polemik]] gegen nicht assimilierte Juden. Politisch und ästhetisch gehörte Rathenau zur [[Opposition (Politik)|Opposition]] gegen den herrschenden [[Wilhelminismus]]. Durch die Freundschaft mit [[Gerhart Hauptmann]] kam er in den Autorenkreis des [[S. Fischer Verlag]]s und veröffentlichte hier 1912 und 1913 seine Bücher ''Zur Kritik der Zeit'' und ''Zur Mechanik des Geistes'', in denen er die moderne „Mechanisierung der Welt“ beklagte und seine neuidealistische Weltanschauung vom „Reich der Seele“ darlegte. Politisch setzte er sich für eine stärkere Beteiligung des liberalen, industriell tätigen Bürgertums an der Außenpolitik ein und suchte selbst, durch Mitwirkung in der [[Kolonialpolitik]], Einfluss zu gewinnen. Neben anderen Kontakten in die [[Völkische Bewegung|völkische Szene]] war Rathenau von 1913 bis zu seinem Tod mit dem rechtskonservativen Publizisten [[Wilhelm Schwaner]] befreundet, in dessen Zeitschrift ''Der Volkserzieher'' in dieser Zeit einige Aufsätze Rathenaus abgedruckt wurden, was zu erheblichem Unmut in nationalistischen Kreisen führte.<br /> <br /> === Inspektionsreisen nach Afrika im Auftrag des Reiches ===<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-L40010, Walter Rathenau.jpg|mini|hochkant|Walther Rathenau, 1921]]<br /> <br /> In Folge des [[Herero-Aufstand]]s im Januar 1904 begleitete Rathenau am 13. Oktober 1907 den für die Kolonialpolitik zuständigen [[Bernhard Dernburg]] auf eine 17-tägige Inspektionsreise nach Ostafrika.<br /> <br /> Zwar blieben die Details des Massenmords in Afrika der deutschen Öffentlichkeit verborgen und im Parlament äußerte sich einzig [[August Bebel]] dazu, aber allein die Niederschlagung des Aufstandes hatte das Reich 400 Millionen Mark gekostet. Der einflussreiche Journalist [[Maximilian Harden]] redete somit von Inkompetenz und Lotterwirtschaft in den deutschen Kolonien und viele Großindustrielle teilten seine Einschätzung. Daher gelang es Kanzler [[Bernhard von Bülow]], 1906 den Bankier [[Bernhard Dernburg]] als Leiter des Kolonialamts durchzusetzen.<br /> <br /> Für den Finanzmann standen wirtschaftliche Interessen in der Kolonialpolitik im Vordergrund und er war zu dem Ergebnis gekommen, dass diese für Berlin ein Verlustgeschäft waren. Er brach daher die Monopolverträge deutscher Unternehmen zugunsten von [[Freihandel]] auf und bat seinen Freund Rathenau, ihn als Wirtschaftsexperte nach Afrika zu begleiten. Rathenau unternahm die aufwändige und teure Reise im Auftrag des Staates auf eigene Kosten. Weitere Teilnehmer waren der Landschaftsmaler [[Fritz Wildhagen]], mehrere Journalisten, der Eisenbahnexperte [[Franz Baltzer]], ein Kanzleisekretär und zwei Diener.<br /> <br /> Die Reise war beschwerlich, aber die afrikanische Landschaft, die Wildtiere und auch die einheimische Bevölkerung beeindruckten Rathenau stark. Von der Führung der Kolonien hatte er einen schlechten Eindruck. Er missbilligte den Umgang deutscher Siedler mit den Einheimischen („widerliches Treiben der Abenteurer“) und bescheinigte Siedlern und Verwaltung fehlende Führungsqualitäten. Dernburg und er kamen auch zu einer realistischen Einschätzung der Belastungen durch Klima und Krankheiten und warnten in Folge davor, weitere Siedler nach Ostafrika zu schicken, die den Gegebenheiten dort nicht gewachsen seien.<br /> <br /> Als Fazit der Reise kamen beide zu dem Ergebnis, dass die dortigen Menschen das wertvollste Produkt des Landes seien und beklagten die zahlreichen Krankheiten, die die einheimische Bevölkerung belasten. Es würden zwar vereinzelt Rohstoffe gefunden, doch Rathenau sah in ihrer Exploration wenig wirtschaftlichen Sinn. Die Zentralregierung solle sich um die Optimierung der Produktionsmethoden, der Infrastruktur und der Verwaltung durch speziell geschulte Kräfte kümmern und den Handel fördern. „Bei diesen Erwägungen muss dauernd vor Augen stehen, dass wirtschaftliche Ziele mit wirtschaftlichen Methoden zu erreichen sind: bei aller Förderung und Fürsorge für die eingeborene Bevölkerung muss dieser Grundsatz, ungetrübt von sentimentaler Gefühlspolitik, der leitende bleiben.“<br /> <br /> Rathenau brach ein halbes Jahr später im Mai 1908 ein zweites Mal mit Dernburg nach Afrika auf. Diesmal fuhr er zunächst nach London, um sich dort mit Bankern und Politikern über die Kolonialpolitik auszutauschen. Er kam zu der Einsicht, dass auch für die Engländer das Kolonialgeschäft mittlerweile mit Verlusten verbunden war. Er traf den Premierminister Südafrikas [[Leander Jameson|Leander Starr Jameson]], der ihm die überraschende Ansicht eröffnete, man solle den Schwarzen erlauben, sich selbst zu verwalten und ihnen parlamentarische Rechte zugestehen. Er hörte auch von niedrigen Produktionsraten in der südafrikanischen Landwirtschaft, Vertrauensverlust unter den Schwarzen und einer steigenden Angst der weißen Minderheit vor der wachsenden schwarzen Mehrheit.<br /> <br /> Am 16. Mai schiffte er sich nach Kapstadt ein und bereiste das britische Südafrika. Die Reisegesellschaft beschloss spontan, von Kapstadt über den Landweg nach Deutsch-Südwest zu fahren. Er besichtigte Diamantenminen, Straußenfarmen und zahlreiche Industriebetriebe und war bei deutschen und englischen Gouverneuren und Industriellen zu Gast. Die Reise dauerte 4 Monate.<br /> <br /> Sein Bericht an den Kaiser war deprimierend und kam der Politik ungelegen. Er konstatierte, es gebe keinen zivilisatorischen Fortschritt in den (deutschen wie englischen) Kolonien. Die gewaltsamen Bemühungen der Kolonisatoren würden stets in Sklaverei und Vernichtung enden. Wirtschaftlich stünden Erträge in keinem Verhältnis zu den Investitionen. Die deutschen Kolonien seien ohnehin wertlos, weil nur ein geringer Teil des Landes kultivierbar und die wenigen Rohstoffe zu teuer zu verschiffen waren. Europäische Landkäufe führten zu wirtschaftlichen Notlagen, da verantwortungslose Häuptlinge mit dem Erlös der Verkäufe nicht umgehen könnten, mit der Folge von Aufständen der Bevölkerung. Die militärischen Interventionen seien unvorbereitet und daher mit hohen Verlusten verbunden, sie untergrüben weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung und richteten damit wirtschaftlichen Schaden an. Das Massensterben der vertriebenen Hererofamilien in der Wüste bezeichnete er als „größte [[Gräuel|Atrozität]], die jemals durch deutsche Waffenpolitik hervorgerufen wurde.“ Nach britischem Vorbild plädierte er für die Einrichtung von Reservaten. Auch die Lage der weißen Herren erschien ihm nicht beneidenswert; sogar in Berlin werde der ungewöhnlich hohe Alkoholkonsum in den Kolonien mit Besorgnis wahrgenommen; besorgniserregend sei auch die Kriminalstatistik. Abschließend konstatierte er, dass der unnötige Krieg mit den Hereros auf deutscher Seite 2000 Opfer gefordert habe, unter den Einheimischen ganze Völker vernichtet und ihre gesamten Viehbestände getötet habe, das Reich 400 Millionen Mark gekostet habe, dazu kämen nochmals 100 Millionen an Investitionen, „so dass auf den Kopf eines jeden dort lebenden Weißen nahezu 80 000 Mark Reichsmittel entfallen“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Brenner]] |Titel=Walther Rathenau, Deutscher und Jude |ISBN=978-3-492-24977-5 |Seiten=166 ff.}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Politiker ===<br /> Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] machte Rathenau als Erster auf die unzureichende wirtschaftliche Vorbereitung des Reiches aufmerksam und empfahl die rasche Errichtung eines „Rohmaterialamtes“ zur zentralen Bewirtschaftung kriegswichtiger Rohstoffe. Kriegsminister [[Erich von Falkenhayn]] richtete daraufhin im [[Preußisches Kriegsministerium|preußischen Kriegsministerium]] die [[Kriegsrohstoffabteilung]] ein, um die Verteilung der kriegswichtigen Rohstoffe zu organisieren und hierbei eine staatliche Beaufsichtigung der deutschen Industrie durch Kriegswirtschaftsgesellschaften einzuführen. Die Leitung übernahm der Initiator Rathenau von August 1914 bis März 1915.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die deutsche Gegenrevolution.'' Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1999, ISBN 3-596-14302-0, S.&amp;nbsp;17.&lt;/ref&gt; Wahrscheinlich verhinderte er damit eine schwere Materialkrise in Deutschland, sah selbst darin aber auch Ansätze für neue gemeinwirtschaftliche Formen. Es gelang ihm, die durch die britische Blockade sofort spürbaren Defizite bei kriegswichtigen Rohstoffen zumindest einzudämmen.&lt;ref&gt;[[Bruno Thoß]]: ''Der Erste Weltkrieg als Ereignis und Erlebnis. Paradigmenwechsel in der westdeutschen Weltkriegsforschung seit der Fischer-Kontroverse.'' In: [[Wolfgang Michalka]] (Hrsg.): ''Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse.'' Seehamer, Weyarn 1997, ISBN 3-932131-37-1, S. 1012–1043, hier S. 1026.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Über diese Zukunftsziele äußerte Rathenau sich 1917 in seinem bedeutendsten Buch ''Von kommenden Dingen''.&lt;ref name=&quot;dingen&quot; /&gt; Wirtschaftliche Rationalisierung und Verfassungsreformen hielt er für wichtig; aber noch notwendiger erschien ihm eine Bewusstseinsveränderung. Ein zweiter Interessenpunkt Rathenaus an der Leitung der Kriegsrohstoffabteilung war die vergebliche Hoffnung einer weiterführenden Berufung zum [[Staatssekretär]] im [[Reichsschatzamt]]. Auch aus Enttäuschung zog er sich daher nach acht Monaten wieder aus der Kriegsrohstoffabteilung zurück und konzentrierte sich bis zum Ende des Krieges auf die Organisation der Rüstungsfabrikation der AEG und Planungen zur Rückumstellung auf die Friedensproduktion.&lt;ref&gt;Vgl. [[Wolfgang Kruse]]: ''Walther Rathenau und die Organisierung des Kapitalismus.'' In: ''Walther Rathenau – Die Extreme berühren sich.'' S.&amp;nbsp;155, erster Abschnitt.&lt;/ref&gt; Hatte Rathenau dem Krieg 1914 noch kritisch gegenübergestanden,&lt;ref name=&quot;Kriegshaltung&quot;&gt;{{Webarchiv |url=http://www.walther-rathenau.de/ersterweltkrieg.htm |text=''Erster Weltkrieg'' auf walther-rathenau.de |wayback=20071103011125}}.&lt;/ref&gt; wandelte er sich während seiner Arbeit für das Kriegsministerium immer mehr zum [[Hardliner|„Falken“]]. So sprach er sich für die Bombardierung [[London]]s mit [[Zeppelin]]en und die [[Deportation]] belgischer Zivilisten zur [[Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg|Zwangsarbeit]] nach Deutschland aus.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: {{Webarchiv |url=http://www.schule.de:8080/wro/schulgeschichte/walther-rathenau/sabrow.pdf/view |text=''Walther Rathenau – der Mann vieler Biographien.'' |wayback=20130207095951}} S.&amp;nbsp;10.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Rathenau, der die Methoden des [[Wiener Kongress]]es für überlebt hielt, weil „Länderteilungen hinfällig geworden“ seien, wollte eine mitteleuropäische [[Zollunion]], die Deutschlands Sieg und Dominanz in Europa bedeuten würde.&lt;ref&gt;[[Egmont Zechlin]]: ''Deutschland zwischen Kabinettskrieg und Wirtschaftskrieg. Politik und Kriegführung in den ersten Monaten des Weltkrieges 1914.'' In: ''[[Historische Zeitschrift]] (HZ).'' 199 (1964), S.&amp;nbsp;428.&lt;/ref&gt; Die Leitung des mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes war einer zwischenstaatlichen Organisation zugedacht, „in der Deutschland eine stärkere Stellung beanspruchen könnte, als Preußen sie im Bundesrat einnimmt“. Er propagierte die Idee der Wiederbelebung des [[Frankenreich]]es, die von der Bevölkerung angeblich besser begriffen würde als ein Programm weitreichender direkter Annexionen.&lt;ref&gt;[[Fritz Klein (Historiker)|Fritz Klein]], Willibald Gutsche, [[Joachim Petzold]] (Hrsg.): ''Deutschland im ersten Weltkrieg.'' Band 1: ''Vorbereitung, Entfesselung und Verlauf des Krieges bis Ende 1914.'' Berlin/DDR 1970, S.&amp;nbsp;361&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt; Über den [[Friede von Brest-Litowsk|Frieden von Brest-Litowsk]] urteilte er hingegen, Deutschland würde durch diesen Frieden „in einem Abgrund von Feindschaft und Konflikten leben“.&lt;ref&gt;Werner Hahlweg: ''Der Diktatfrieden von Brest-Litowsk 1918 und die bolschewistische Weltrevolution.'' Aschendorff, Münster 1960, S.&amp;nbsp;8&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1918 kritisierte Rathenau sogar den [[Waffenstillstand von Compiègne (1918)|Waffenstillstand]] und plädierte für die Fortführung des Krieges, um die späteren Verhandlungen aus einer besseren Position heraus führen zu können.&lt;ref name=&quot;Kriegshaltung&quot; /&gt; Trotz seiner harten Haltung im Krieg wurde er später zur Zielscheibe von antisemitisch motivierten Angriffen durch Anhänger der [[Dolchstoßlegende]].<br /> <br /> Wegen seiner widerspruchsvollen politischen Haltung von vielen Seiten angefeindet, hatte Rathenau nach dem Krieg zunächst Mühe, für eine neue Politik tätig zu werden. Als Wirtschaftssachverständiger und Mitglied und Mitbegründer der [[Deutsche Demokratische Partei|Deutschen Demokratischen Partei]] (DDP) arbeitete er 1920 in der [[Sozialisierungskommission]] und nahm an der [[Konferenz von Spa]] teil. Wegen seines entspannungsfördernden Verhandlungsgeschicks und seines internationalen Ansehens wurde er im Mai 1921 [[Reichsministerium für Wiederaufbau|Wiederaufbauminister]] [[Kabinett Wirth I|im Kabinett]] des [[Reichskanzler]]s [[Joseph Wirth]] und schloss im Oktober mit [[Frankreich]] das [[Wiesbadener Abkommen (1921)|Wiesbadener Abkommen]] über privatwirtschaftliche deutsche Sachlieferungen an französische Kriegsgeschädigte. Ende Oktober trat Rathenau zurück, war aber in [[London]] und der [[Konferenz von Cannes]] weiterhin für die Regierung tätig.<br /> <br /> Am 31. Januar 1922 wurde Rathenau zum [[Außenminister]] im [[Kabinett Wirth II]] ernannt, um Deutschland bei der [[Konferenz von Genua|Weltwirtschaftskonferenz von Genua]] zu vertreten. Hier gelangen ihm keine Fortschritte in der [[Reparationen|Reparationsfrage]], aber er fand sich unter Bedenken bereit, am 16. April 1922 mit [[Sowjetrussland]] in [[Rapallo]] einen bilateralen [[Vertrag von Rapallo|Sondervertrag]] abzuschließen, um Deutschland außenpolitisch mehr Handlungsfreiheit zu verschaffen. Dieser Schritt wurde gerade von deutschnationaler Seite begrüßt; dennoch verübte die rechtsextremistische [[Organisation Consul]] (O.&amp;nbsp;C.) später ein Attentat auf Rathenau.<br /> <br /> Schon 1916 schrieb Rathenau über die Anfeindungen gegen ihn an Wilhelm Schwaner:<br /> <br /> {{Zitat|Text=[Den] Menschen, die einen Teil ihres Lebens auf Haß gestellt haben, denen ist dieser Haß ein Bedürfnis und eine Existenzbedingung, die kann man ihnen nicht nehmen. Warum sucht denn jemand sein Glück in der Verfolgung seines Nächsten? Weil es ihn tröstet und erhebt, sich über andere zu stellen. Glückliche Menschen sind das nicht.|ref=&lt;ref&gt;[[Roger de Weck]]: ''Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre.'' Suhrkamp, Berlin 2020, S. 192.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> === Ermordung ===<br /> ==== Attentat und Fahndung ====<br /> [[Datei:Vorwärts Rathenau.jpg|mini|hochkant|[[Vorwärts (Deutschland)|''Vorwärts'']]-Ausgabe zur Ermordung Walther Rathenaus]]<br /> <br /> Am Morgen des 24. Juni 1922, einem Samstag, wollte Rathenau ins Auswärtige Amt in der [[Wilhelmstraße (Berlin-Mitte)|Wilhelmstraße]], um bei einer Prüfung von Konsularsanwärtern zugegen zu sein. Am Abend zuvor hatte er noch bis in die frühen Morgenstunden bei einem Essen mit dem amerikanischen Botschafter [[Alanson Houghton]] und [[Hugo Stinnes]] den deutschen Standpunkt in der Reparationsfrage erläutert und eine Abkehr von seiner bisherigen „Erfüllungspolitik“ erkennen lassen. Wohl auch deshalb hatte er sich verspätet und war erst um 10:45 Uhr in den [[Fahrgastzelle|Fond]] seines offenen [[Nationale Automobil-Gesellschaft|NAG]]-[[Cabriolet]]s gestiegen. Obwohl es im Vorfeld immer wieder konkrete Attentatswarnungen gegeben hatte, fuhr Rathenau ohne Polizeischutz. Auf dem Weg von seiner Villa in der [[Koenigsallee]]&amp;nbsp;65 in [[Berlin-Grunewald]] bemerkten weder er noch sein Chauffeur, dass sie von einem Wagen verfolgt wurden. Kurz vor der Kreuzung Erdener-/Wallotstraße ({{Coordinate|text=Lage|NS=52.49062|EW=13.276334|type=landmark|region=DE-BE|name=Tatort der Ermordung Walther Rathenaus}}), als Rathenaus Chauffeur angesichts der folgenden S-Kurve abbremsen musste, überholte der verfolgende Wagen, ein offener [[Mercedes-Benz|Mercedes]]-[[Tourenwagen (Automobilbauart)|Tourenwagen]], den der 20-jährige Student [[Ernst Werner Techow]] steuerte. Im Fond saßen der 23-jährige Student [[Erwin Kern (Attentäter)|Erwin Kern]] und der 26-jährige Maschinenbauingenieur [[Hermann Fischer (Attentäter)|Hermann Fischer]]. Während Kern mit einer Maschinenpistole [[MP18]] auf Rathenau feuerte, warf Fischer eine [[Handgranate]] in den Wagen. Der von fünf Schüssen getroffene Rathenau starb binnen weniger Minuten. Den Attentätern gelang die Flucht durch die Wallotstraße und anschließend die Herbertstraße.<br /> <br /> [[Datei:Bergmann MP18.1.JPG|mini|Maschinenpistole vom gleichen Typ Bergmann MP18/1 wie die Tatwaffe]]<br /> <br /> Die Polizei stellte schnell einen Zusammenhang mit vorangegangenen Attentaten auf [[Matthias Erzberger]] und [[Philipp Scheidemann]] her, und noch am Tag der Ermordung Rathenaus ordnete der Kasseler Oberstaatsanwalt die Festnahme von Funktionären der [[Organisation Consul]] (O.C.), darunter [[Karl Tillessen]], [[Hartmut Plaas]] und [[Friedrich Wilhelm Heinz]], an. Tatsächlich waren die Attentäter allesamt Mitglieder dieser Organisation. Am 26.&amp;nbsp;Juni wurde der Student Willi Günther verhaftet, der an der Vorbereitung der Tat beteiligt gewesen war und sich öffentlich der Mittäterschaft gerühmt hatte. Nach Günthers rückhaltlosem Geständnis wurden weitere Tatbeteiligte verhaftet, darunter [[Hans Gerd Techow]], ein Bruder des Fahrers Ernst Werner Techow, der am 29. Juni verhaftet wurde. Nach Fischer und Kern begann eine intensive Suche. Sie wurden schließlich nach Zeugenhinweisen am Morgen des 17. Juli von zwei Kriminalbeamten auf der [[Burg Saaleck]] gestellt, wo sie beim Burgbesitzer, dem O.C.-Mitglied [[Hans Wilhelm Stein]], Unterschlupf gefunden hatten. Während der Konfrontation gab einer der Beamten fünf ungezielte Schüsse auf ein Turmfenster ab, von denen einer Kern tödlich am Kopf verwundete. Fischer erschoss sich daraufhin selbst.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar.'' Verlag Oldenbourg, München 1994, ISBN 3-486-64569-2, S.&amp;nbsp;86–103, 108, {{Google Buch |BuchID=UyjpBQAAQBAJ |Hervorhebung=&quot;Das Attentat auf Walther Rathenau am 24. Juni 1922&quot;}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Verfahren gegen die Täter ====<br /> Vom 3. bis zum 14. Oktober 1922 wurde vor dem neugebildeten [[Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik]] gegen 13 Personen verhandelt. Neben drei Berufsrichtern mit Senatspräsident [[Alfred Hagens]] als Vorsitzendem wurden nach den Bestimmungen des [[Republikschutzgesetz|Gesetzes zum Schutze der Republik]] sechs Laienrichter bestellt, darunter [[Hermann Müller (Reichskanzler)|Hermann Müller]] für die [[SPD]], [[Hermann Jäckel]] für die [[USPD]] und [[Gustav Hartmann (Politiker, 1861)|Gustav Hartmann]] für die [[Deutsche Demokratische Partei|DDP]]. Durch diese Besetzung sollte eine Rechtsprechung im republikanischen Geist gewährleistet werden. Oberreichsanwalt [[Ludwig Ebermayer]] klagte unter anderem Ernst Werner Techow des [[Mord]]es, Hans Werner Techow und [[Ernst von Salomon]], der bei den Attentatsvorbereitungen als Verbindungsmann fungiert und Fahrtstrecke und Wohnhaus Rathenaus ausgespäht hatte, der Beihilfe zum Mord sowie Karl Tillessen und Hartmut Plaas der Nichtanzeige eines geplanten Verbrechens an. Die Anklageschrift klammerte dabei den gesamten Komplex O.C. vollständig aus und beschränkte sich auf die Rekonstruktion der Tat. Auch die Angeklagten bemühten sich während der Verhandlung, jeden Bezug zur O.C. zu vermeiden.<br /> <br /> Das Verfahren endete mit zehn Verurteilungen und vergleichsweise drastischen Strafen. Am meisten Aufsehen erregte jedoch, dass Ernst Werner Techow der [[Todesstrafe]] entging und wegen Beihilfe zum Mord zu 15 Jahren [[Zuchthaus]] verurteilt wurde. Dennoch erhielten [[Ernst von Salomon]] mit fünf Jahren Zuchthaus sowie Tillesen und Plaas mit drei bzw. zwei Jahren Gefängnis Strafen, die sich gemessen am jeweils angeklagten Vergehen im oberen Strafrahmen bewegten. Das tatsächliche Maß der jeweiligen Tatbeteiligung wurde dabei indes nicht aufgedeckt. Ebermayer hatte in seinem Schlussplädoyer zwar selbst vermutet, dass insbesondere Tillessen einer der Hauptorganisatoren des Anschlags gewesen sein müsse, konnte es jedoch nicht beweisen. Das Gericht ließ in seiner Urteilsbegründung offen, ob hinter dem Mordanschlag ein organisiertes Komplott gesteckt hatte.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Der Rathenaumord.'' S. 103–112, 139–142.&lt;/ref&gt; Vielmehr führte es das Verbrechen auf die Wirkung antisemitischer Hetzparolen zurück, um den Mord als isolierte Tat junger unreifer Fanatiker darzustellen. Zweifellos waren viele Offiziere der [[Marine-Brigade Ehrhardt]] „von tiefem Hass auf den Juden und Erfüllungsgehilfen Rathenau erfüllt“. Kern, Fischer und Techow waren überdies Mitglieder des [[Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund|Deutsch-Völkischen Schutz- und Trutzbundes]]. Dennoch verwahrten sich Salomon und die Brüder Techow dagegen, dass ihnen judenfeindliche Tatmotive zugeschrieben würden.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Die verdrängte Verschwörung.'' S.&amp;nbsp;184.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ein zweiter Rathenaumordprozess wurde im Juni 1925 gegen zwei Tatbeteiligte geführt, die man erst später hatte fassen können. Der eine, Johannes Küchenmeister, hatte seinen Wagen für die Tat zur Verfügung gestellt, der andere, Georg Brandt, den Wagen von [[Dresden]] nach Berlin überführt und an Fischer und Kern übergeben. Auch in diesem Verfahren wurden die Hintergründe nicht aufgeklärt. Vom Vorwurf der Beihilfe zum Mord freigesprochen, erhielt nur Brandt vier Jahre Gefängnis für die Nichtanzeige eines Verbrechens.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Der Rathenaumord.'' S. 112–114, 141&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Motive der Verschwörer ====<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R26033, Berlin, Kapp-Putsch, Kapitän Ehrhardt.jpg|mini|Kapitän Hermann Ehrhardt (links, im Auto sitzend) während des [[Kapp-Putsch]]es in Berlin, März 1920]]<br /> <br /> Der Historiker [[Martin Sabrow]] kommt bei seiner Rekonstruktion zu dem Schluss, dass hinter der Ermordung Walther Rathenaus tatsächlich ein Komplott der O.C. steckte. Für ihn steht außer Zweifel, dass [[Hermann Ehrhardt]] als Chef des Geheimbundes die Ermordung Rathenaus persönlich anordnete, wenngleich die [[München|Münchner]] Zentrale alles daran setzte, dass ihre Verbindung zu den Attentätern nicht ruchbar wurde. Rathenaus Ermordung sei Teil einer terroristischen Eskalationsstrategie gewesen, um einen Bürgerkrieg zu entfesseln. Der Tod Rathenaus, der nach Ansicht der Attentäter „alle Fäden in der Hand“ hatte, würde, so ihre Erwartung, den Sturz der gesamten Regierung nach sich ziehen und die Linksradikalen zu Aktionen veranlassen. Ehrhardt, der in Bayern ausgezeichnete Beziehungen zur rechtsgerichteten Regierung und den Behörden unterhielt, hoffte, in diesem Fall mit seinen Leuten als Ordnungsmacht zur Hilfe gerufen zu werden und eine von ihm abhängige Regierung oder [[Militärdiktatur]] errichten zu können. Offenbar waren zu diesem Zweck auch noch weitere Anschläge auf führende Politiker der Weimarer Republik geplant.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Der Rathenaumord.'' S. 149–151&lt;br /&gt; Martin Sabrow: ''Die verdrängte Verschwörung.'' S. 187 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:RothA RathenauTitelblatt.jpg|mini|hochkant|Titelblatt einer antisemitischen Hetzschrift [[Alfred Roth (Politiker)|Alfred Roths]]]]<br /> <br /> Nach 1945 wurde das Schlagwort von Rathenau als dem „Ersten Opfer des ‚Dritten Reiches‘“ populär. Dies bezieht sich einerseits auf die Vielzahl antisemitischer Anfeindungen, die Rathenau zeit seines Lebens über sich ergehen lassen musste. In [[Völkische Bewegung|völkischen]] und nationalistischen Kreisen galt Rathenau spätestens nach seiner Ernennung zum Außenminister als „Kandidat des Auslandes“ und Befehlsempfänger der ''[[Protokolle der Weisen von Zion|Weisen von Zion]]''. Der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]]-Abgeordnete [[Wilhelm Henning (Politiker)|Wilhelm Henning]] hatte in der ''Konservativen Monatsschrift'' anlässlich des Vertragsschlusses von Rapallo geschrieben: „Kaum hat der internationale Jude Rathenau die deutsche Ehre in seinen Fingern, so ist davon nicht mehr die Rede. […] Sie aber, Herr Rathenau, und Ihre Hinterleute, werden vom deutschen Volk zur Rechenschaft gezogen werden.“&lt;ref&gt;Zit. nach [[Heinrich-August Winkler]]: ''Weimar, 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie.'' 3. Auflage, Beck, München 1998, S. 173.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf der anderen Seite arbeitete [[Adolf Hitler]] beim Aufbau seiner Bewegung bereits früh mit Ehrhardts Organisation zusammen. Die Nationalsozialisten solidarisierten sich noch während der Weimarer Republik mit den Attentätern und veranstalteten am 17. Juli 1933 eine Feier am Grab Kerns und Fischers in Saaleck. In Anwesenheit Ehrhardts, [[Heinrich Himmler]]s und [[Ernst Röhm]]s wurde eine Gedenkplatte am Burgturm angebracht und Mitglieder der thüringischen Staatsregierung legten Kränze nieder. Im Oktober 1933 wurde auch noch ein neues Grabmal auf Kosten des Reiches eingeweiht. Allerdings weist Martin Sabrow darauf hin, dass die Mörder Rathenaus keine [[Faschismus|faschistische]] Nationalrevolution, sondern eine [[Monarchie|monarchistische]] Gegenrevolution auslösen wollten und Rathenau daher ebenso sehr ein erstes Opfer des Dritten wie ein letztes Opfer des Zweiten Reiches, des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreiches]], gewesen sei.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Die Macht der Mythen. Walther Rathenau im öffentlichen Gedächtnis.'' Das Arsenal, Berlin 1998, S. 81–93.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Unmittelbare Folgen des Mordes und Nachleben ===<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-Z1117-502, Berlin, Staatsakt für Walter Rathenau.jpg|mini|Staatsakt für Walther Rathenau im Reichstag am 27.&amp;nbsp;Juni 1922]]<br /> <br /> Die politischen Reaktionen auf das Attentat waren enorm. Als die Todesnachricht im [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstag]] bekannt wurde, kam es zu Tumulten. Vor allem der deutschnationale Abgeordnete [[Karl Helfferich]], der tags zuvor noch Rathenaus Erfüllungspolitik scharf angegriffen hatte, wurde mit „Mörder, Mörder“-Rufen bedrängt. [[Harry Graf Kessler]] verfolgte das Geschehen von der Tribüne aus und hielt in seinem Tagebuch fest, dass es Reichstagspräsident [[Paul Löbe]] erst nach etwa zwanzig Minuten gelang, die Ruhe im Saal wiederherzustellen, um seinen Nachruf auf den Ermordeten zu halten. Nach ihm sprach Reichskanzler [[Joseph Wirth]] vom [[Deutsche Zentrumspartei|Zentrum]], so Kessler, „neben dem leeren, umflorten Stuhl von Rathenau, vor dem auf dem Tisch ein Strauß weißer Rosen lag. Wirths Rede, die energisch, aber maßvoll war und scharfe Maßregeln gegen die Mörderbanden und ihre Helfershelfer ankündigte, wurde wiederholt von tosendem Beifall auf der Linken und bei den Demokraten und Zentrum unterbrochen. […] Einmal erhob sich das halbe Haus und rief donnernd dreimal: ‚Es lebe die Republik!‘ Die Rechte hörte wie das übrige Haus die Rede Wirths stehend an.“&lt;ref&gt;Harry Graf Kessler: ''Tagebuch'', 24. Juni 1922.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Sondersitzung des Reichstages einen Tag danach ergriff Wirth erneut das Wort zu einer Aufsehen erregenden Rede, in der er ausrief:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Da steht (nach rechts) der Feind, der sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt. – Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: dieser Feind steht rechts! (Stürmischer langanhaltender Beifall und Händeklatschen in der Mitte und links und auf sämtlichen Tribünen. – Große langandauernde Bewegung.)<br /> |Autor=[[Joseph Wirth]]<br /> |Quelle=Im Reichstag (236. Sitzung), 25. Juni 1922<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/wirth/index.html |text=''Reichskanzler Joseph Wirth anläßlich der Ermordung des Reichaußenministers Walther Rathenau, 25. Juni 1922.'' |wayback=20130325115407}}. In: ''LeMO'', ''[[Deutsches Historisches Museum|DHM]]''.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Wirth zitierte damit eine Formel der Sozialdemokraten, ''Der Feind steht rechts'', die Philipp Scheidemann in einer Rede vor der [[Weimarer Nationalversammlung]] am 7.&amp;nbsp;Oktober 1919 geprägt und nach dem Attentat auf sein Leben wiederholt hatte und die auch [[Otto Wels]] verwendet hatte, als er am 30. März 1920 im Reichstag zum [[Kapp-Putsch]] sprach.&lt;ref&gt;[[Kurt Pätzold]], [[Manfred Weißbecker]] (Hrsg.): ''Schlagwörter und Schlachtrufe aus zwei Jahrhunderten deutscher Geschichte.'' Band 1. Militzke, Leipzig 2002, ISBN 3-86189-248-0, S. 34.&lt;/ref&gt; Wirth wurde wegen seiner Kritik am rechten politischen Lager in der eigenen Partei, die sich als Partei der politischen Mitte verstand, scharf kritisiert.&lt;ref&gt;Reinhard Richter: ''Nationales Denken im Katholizismus der Weimarer Republik.'' (=&amp;nbsp;''Theologie'', Band 29). LIT, Münster 2000, S.&amp;nbsp;83&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt; Historiker wie [[Hagen Schulze]] und [[Hans Mommsen]] zollen der Rede Respekt, halten sie aber für politisch unklug, weil die pauschale Kritik gemäßigte Kreise und damit mögliche Koalitionspartner wie die [[Deutsche Volkspartei|DVP]] vor den Kopf gestoßen habe.&lt;ref&gt;[[Hagen Schulze]]: ''Otto Braun oder Preußens demokratische Sendung. Eine Biographie.'' Propyläen, Frankfurt am Main 1977, S.&amp;nbsp;416; Hans Mommsen: ''Die verspielte Freiheit. Der Weg der Republik von Weimar in den Untergang 1918 bis 1933.'' Berlin 1990, ISBN 3-548-33141-6, S. 252.&lt;/ref&gt; Wirth selbst verteidigte sich, er habe ganz konkret auf im Reichstag sitzende Politiker vor allem der DNVP gewiesen, welche die Mordatmosphäre geschürt hätten.&lt;ref&gt;Ulrike Hörster-Philipps: ''Joseph Wirth 1879–1956. Eine politische Biographie.'' Schöningh, Paderborn 1998, S.&amp;nbsp;464.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 102-00099, Berlin, Gedächtnisfeier für Rathenau.jpg|links|mini|Gedenkfeier für Walther Rathenau, Juni 1923]]<br /> <br /> Millionen Deutsche demonstrierten in Protestkundgebungen und Trauerzügen gegen den konterrevolutionären Terror, aber der Bürgerkrieg, auf den die Terroristen gesetzt hatten, blieb aus.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Mord und Mythos.'' S. 323 f.&lt;/ref&gt; Während der Beerdigung Rathenaus am 27. Juni 1922 legten die Mitarbeiter aller Verkehrsbetriebe am Nachmittag die Arbeit nieder. Lediglich die [[Berliner Ringbahn]] befand sich in Betrieb, was eine Überfüllung der Züge zur Konsequenz hatte und den [[Eisenbahnunfall von Berlin Schönhauser Allee]] verursachte.<br /> <br /> Bestattet wurde Walther Rathenau im Familiengrab auf dem in der [[Volkspark Wuhlheide|Wuhlheide]] gelegenen landeseigenen [[Waldfriedhof Oberschöneweide|Waldfriedhof]] des Berliner Ortsteils [[Oberschöneweide]]. Die Grabstätte wurde von seinem Vater, dem AEG-Gründer [[Emil Rathenau]], dort angelegt, wo er auch selbst begraben liegt. Das Grab von Walther Rathenau ist als [[Liste der Ehrengräber in Berlin|Ehrengrab der Stadt Berlin]] gekennzeichnet und mit einer Gedenktafel versehen. Die Familien-Grabanlage befindet sich im Feld I/1.&lt;ref&gt;Fotos: ''[http://www.knerger.de/html/rathenaupolitiker_11.html Familiengrab der Rathenaus auf dem Städtischen Waldfriedhof Oberschöneweide.]'' In: ''knerger.de'', (Klaus Nerger).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 102-07961, Berlin, Enthüllung einer Rathenau-Gedenktafel.jpg|mini|Enthüllung einer Rathenau-Gedenktafel am Tatort, Juni 1929; im Vordergrund Reichskanzler a.&amp;nbsp;D. Wirth (x) und Reichswehrminister [[Wilhelm Groener]] (xx).]]<br /> <br /> Reichspräsident [[Friedrich Ebert]] erließ noch am Tage der Ermordung Rathenaus eine [[Notverordnung]] zum Schutze der Republik,&lt;ref&gt;Reichstagsprotokoll vom 24. Juni 1922, 235. Sitzung, S. 8037 D ([http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w1_bsb00000039_00717.html online]).&lt;/ref&gt; der am 21. Juli 1922 das [[Republikschutzgesetz]] folgte.&lt;ref&gt;Ernst Piper: ''Kurze Geschichte des Nationalsozialismus. Von 1919 bis heute.'' Hoffmann &amp; Campe, Hamburg 2007, S. 28.&lt;/ref&gt; Zugleich wurde das „Gesetz über Straffreiheit für politische Straftaten“ erlassen, die sogenannte „Rathenau-Amnestie“. War das Republikschutzgesetz vor allem als Schutzmaßnahme gegen den Rechtsextremismus intendiert, die alsbald zum – mit Ausnahme Bayerns – reichsweiten Verbot der [[NSDAP]] führte, sollte die Amnestie die harten Strafurteile korrigieren, die nach dem [[Mitteldeutscher Aufstand|Mitteldeutschen Aufstand]] gegen die kommunistischen Aufrührer gefällt worden waren.&lt;ref&gt;Jürgen Christoph: ''Die politischen Reichsamnestien 1918–1933.'' Lang, Frankfurt am Main 1988, S. 127–160.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Reaktionen auf die Ermordung Rathenaus stärkten letztlich die Weimarer Republik. Während ihres Bestehens blieb der 24. Juni ein Tag des öffentlichen Gedenkens, wobei Rathenau zunehmend von der Arbeiterbewegung geehrt wurde. Das [[Deutschlandlied]] wurde zur Nationalhymne erhoben und der 11. August zum [[Verfassungstag (Weimarer Republik)|Verfassungstag]] erklärt. Rathenaus Tod erschien in der öffentlichen Erinnerung zunehmend als ein bewusst erlittenes Opfer für die Demokratie.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Mord und Mythos,'' S. 336 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] wurde das Andenken an Rathenau demonstrativ getilgt. Die Gedenktafel am Ort seiner Ermordung wurde entfernt.<br /> <br /> [[Datei:Gedenkstein Walther Rathenau.JPG|links|mini|hochkant|Gedenkstein für Walther Rathenau in der [[Koenigssee#Koenigsallee|Koenigsallee]]]]<br /> <br /> An die Ermordung Rathenaus erinnert ein am 23. Oktober 1946 von der [[Liberal-Demokratische Partei Deutschlands|Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands]] gesetzter Gedenkstein in der [[Koenigsallee]] in Berlin-Grunewald.&lt;ref&gt;''Dem Gedächtnis Walther Rathenaus.'' In: ''Mitteilungsblatt der Parteileitung der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands.'' 1946, Nr.&amp;nbsp;1, S.&amp;nbsp;5; ''Einweihung des Walther-Rathenau-Mahnmals.'' In: ''Mitteilungsblatt der Parteileitung der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands.'' 1946, Nr.&amp;nbsp;5, S.&amp;nbsp;4.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Inschrift<br /> |Text=<br /> Die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands&lt;br /&gt;<br /> Dem Andenken an&lt;br /&gt;<br /> WALTHER RATHENAU&lt;br /&gt;<br /> Reichsaußenminister der deutschen Republik&lt;br /&gt;<br /> Er fiel an dieser Stelle durch Mörderhand&lt;br /&gt;<br /> am 24. Juni 1922&lt;br /&gt;<br /> Die Gesundheit eines Volkes&lt;br /&gt;<br /> kommt nur aus seinem inneren Leben&lt;br /&gt;<br /> Aus dem Leben seiner Seele und seines Geistes&lt;br /&gt;<br /> Oktober 1946&lt;br /&gt;<br /> &lt;small&gt;– Inschrift auf der Bronzeplatte –&lt;/small&gt;<br /> |Block=1}}<br /> <br /> == Rathenaus Modell einer Planwirtschaft ==<br /> Rathenau entwarf im Zuge des Ersten Weltkrieges das ökonomische Modell der zentral gelenkten modernen [[Zentralverwaltungswirtschaft|Planwirtschaft]]. Seiner Auffassung nach hatte die freie Marktwirtschaft unter den Bedingungen des Krieges versagt, riesige Profite standen dem sozialen Elend gegenüber. Zudem drohte Deutschland unter fortwährenden Streiks und [[Klassenkampf|Klassenkämpfen]] zu kollabieren. Er verfügte als Präsident der AEG über die nötige konzerninterne Macht, ferner reichte Rathenaus Einfluss weit über dessen Konzern hinaus, so dass er die Idee der Einrichtung der sogenannten [[Kriegsrohstoffabteilung]] forcieren konnte, welche die Front und das Hinterland auf der Basis eines ausgefeilten Plans mit allem Notwendigen versorgen sollte.<br /> <br /> Der russische [[Kommunismus|kommunistische]] Politiker und Revolutionär [[Lenin]] nahm sich Rathenaus Modell der Planwirtschaft zum Vorbild, insbesondere, als er nach der streng zentralistischen Phase des sogenannten [[Kriegskommunismus]] Konzessionen an marktwirtschaftliche Elemente machte. Vorbild war Rathenau auch für [[Adolf Hitler|Hitlers]] Rüstungsminister [[Albert Speer]], der Rathenaus System in essenziellen Punkten kopierte: Privatinteressen von Rüstungsunternehmen zwang Speer hinter das politisch-militärische Gesamtinteresse des [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|NS-Staates]] zurück.<br /> <br /> Die Grundannahme in der Theorie des von Rathenau aufgestellten planwirtschaftlichen Modells besagt, dass der Markt und die zentrale staatliche Planung sich nicht unbedingt ausschließen müssen. Planwirtschaft lasse sich, daran glaubte nicht nur Rathenau, als notwendige Ergänzung zum Marktmechanismus begreifen. Sie könne dabei helfen, sowohl soziale Schieflagen zu vermeiden, als auch der Rohstoff- und Ressourcenverschwendung entgegenzutreten. Und sie sei ein Mittel gegen überzogene Profite.&lt;ref name=&quot;mdr.de&quot;&gt;Michael Schmittbetz: {{Webarchiv |url=http://www.mdr.de/lexi-tv/gesellschaft/artikel21100.html |text=''Wie ein Kapitalist den Plan erfand.'' |wayback=20150611004431}}. In: ''[[LexiTV]]'', [[mdr.de]], 4.&amp;nbsp;Januar 2011.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Würdigungen ==<br /> [[Datei:DBPB 1952 93 Walther Rathenau.jpg|mini|Briefmarke (1952) der Serie ''[[Männer aus der Geschichte Berlins]]'']]<br /> [[Datei:Rathenaustr Marl Schild.JPG|mini|Die Rathenaustraße in [[Marl]] mit einem Legendenschild zu seinem Wirken]]<br /> * Bereits im Oktober 1922 erhielt das Gymnasium in der Festungsanlage [[Senftenberg]] ([[Landkreis Oberspreewald-Lausitz]]) als erste Schule den Namen Walther Rathenau, eine Grundschule der Stadt wurde 2002 in [[Walther-Rathenau-Grundschule]] umbenannt.<br /> * 1922 wurde der Hindenburgplatz in [[Nürnberg]] auf Antrag der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Stadtratsfraktion in [[Rathenauplatz (Nürnberg)|Rathenauplatz]] umbenannt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Matthias Klaus Braun |Hrsg= |Titel=Hitlers liebster Bürgermeister: Willy Liebel (1897–1945) |Auflage= |Verlag= |Ort=Nürnberg |Datum=2012 |ISBN=978-3-87707-852-5 |Seiten=312}}&lt;/ref&gt;<br /> * 1923 benannte die Stadt [[Köln]] den Königsplatz gegenüber der Synagoge in der südlichen Neustadt in [[Rathenauplatz (Köln)|Rathenauplatz]] um.<br /> * Seit 1930 ehrt der [[Volkspark Rehberge#Rathenau-Denkmal|Rathenau-Brunnen]] im [[Volkspark Rehberge]] in [[Berlin-Wedding]] Rathenau und seinen Vater [[Emil Rathenau|Emil]]. Nachdem das Denkmal bereits 1934 von den Nazis entfernt wurde, konnte erst 1987 eine Rekonstruktion errichtet werden.<br /> * 1946 wurde das Grunewald-Gymnasium in [[Berlin-Wilmersdorf]] in [[Walther-Rathenau-Schule]] umbenannt.<br /> * Der unweit des Ortes des Mordanschlages liegende [[Rathenauplatz (Berlin)|Platz und wichtige Verkehrsknotenpunkt]] zwischen [[Koenigsallee]], Hubertusallee, [[Kurfürstendamm]] und Halenseestraße in Berlin-Wilmersdorf wurde am 31. August 1957 anlässlich des 90. Geburtstags Rathenaus nach ihm benannt.<br /> * Seit 4. April 1978 trägt das ''Walther-Rathenau-Gymnasium und Realschule [[Schweinfurt]]'' den Namen des Politikers.<br /> * Am 29. September 1990 wurde der [[U-Bahnhof Rathenauplatz]] in [[Nürnberg]] eröffnet, in dem Porträts von Walther Rathenau und [[Theodor Herzl]] in [[anamorph]]er Fliesentechnik an den Wänden zu sehen sind.<br /> * Weitere Plätze und Straßen in verschiedenen Städten tragen heute seinen Namen.<br /> * Seit 2008 wird der vom [[Walther Rathenau Institut]] gestiftete [[Walther-Rathenau-Preis]] für besondere Verdienste im Bereich der internationalen Politik alljährlich in Berlin verliehen. Erster Träger war [[Hans-Dietrich Genscher]].<br /> * Die [[Deutsche Post AG]] brachte 2017 zum 150. Geburtstag Walther Rathenaus eine Briefmarke zu 2,50 € heraus.&lt;ref&gt;Sondermarke: {{Webarchiv |url=http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Bilder/Bildstrecken/Sondermarken/Programm_2017/1709_Rathenau.html?showFacetYear=true&amp;submit=Senden&amp;resultsPerPage=20&amp;folder=%2Fbmf%2FContent%2FDE%2FBilder%2FBildstrecken%2FSondermarken%2F*&amp;showFacetCategoryUnterthemen=true&amp;templateQueryString=rathenau&amp;baseDocType=IMGObjectn |text=''150. Geburtstag Walther Rathenau, Briefmarke zu 2,50 €.'' |wayback=20171227235446}}. In: ''[[Bundesfinanzministerium]]'', 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Persönliches ==<br /> 1909 erwarb Rathenau das verfallene [[Schloss Freienwalde]] in [[Bad Freienwalde (Oder)|Bad Freienwalde]], welches er vorwiegend als Sommersitz nutzte.&lt;ref&gt;Karl Friedrich Hinkelmann: ''[http://www.rathenau.ch/koenigsschloss.html Schloss Freienwalde.]'' In: ''Walther Rathenau Gesellschaft'', Berlin, aufgerufen am 8.&amp;nbsp;April 2020.&lt;/ref&gt; Es beherbergt heute eine Rathenau-Ausstellung. Er hatte das heruntergekommene Anwesen der preußischen Krone abgekauft und es im Stil des [[Frühklassizismus]] aufwändig renovieren lassen. Obwohl mehr Museum als Wohnhaus, nutzte es Rathenau als Refugium zum Malen und Schreiben.&lt;ref&gt;Martin Sabrow: ''Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die deutsche Gegenrevolution.'' Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1999, ISBN 3-596-14302-0, S.&amp;nbsp;16.&lt;/ref&gt;<br /> 1910 bis 1922 wohnte Rathenau in dem von ihm selbst entworfenen Haus [[Koenigsallee]] 65 in Berlin-Grunewald.&lt;ref&gt;''[http://www.rathenau.ch/leben.html Lebensstationen.]'' In: ''Walther Rathenau Gesellschaft'', aufgerufen am 8.&amp;nbsp;April 2020.&lt;/ref&gt; Sein Elternhaus und spätere Stadtwohnung befand sich in der [[Viktoriastraße (Berlin)|Viktoriastraße]] in [[Berlin-Tiergarten]].<br /> <br /> Große Teile des Dokumentennachlasses Walther Rathenaus – an die 70.000 Seiten Papier – wurden zunächst von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und 1945 von einer sowjetischen [[Trophäenkommission]] nach Moskau überführt und dort dem „Sonderarchiv“ zugeordnet.&lt;ref&gt;''[http://www.sonderarchiv.de/fonds/fond0634.pdf Fond 634 des Sonderarchivs]'': Verzeichnis des dort vorhandenen Nachlasses von Walther Rathenau. In: ''sonderarchiv.de'', 29.&amp;nbsp;Juni 2013, (PDF; 37&amp;nbsp;S., 313&amp;nbsp;kB).&lt;/ref&gt; Der Bestand steht der Forschung offen. Über die Rückgabe des [[Beutekunst (Zweiter Weltkrieg)|Beutebestands]] an die Erben wurde erfolglos zwischen Deutschland und Russland verhandelt.<br /> <br /> Teile von Rathenaus Gemäldesammlung gingen als Stiftung an das Frankfurter [[Städelsches Kunstinstitut|Städel-Museum]].<br /> <br /> == Schriften (Auswahl) ==<br /> [[Datei:Rathenau Aktienwesen.JPG|mini|hochkant|Walther Rathenau: ''Vom Aktienwesen. Eine geschäftliche Betrachtung'']]<br /> * ''Impressionen.'' 1902.<br /> * ''Reflexionen.'' 1908.<br /> * ''Zur Kritik der Zeit.'' 1912 ([https://archive.org/details/zurkritikderzeit00rathuoft Digitalisat]).<br /> * ''Zur Mechanik des Geistes.'' 1913.<br /> * ''Vom Aktienwesen. Eine geschäftliche Betrachtung.'' Berlin 1917.<br /> * ''Von kommenden Dingen.'' 1917.&lt;ref name=&quot;dingen&quot;&gt;[https://archive.org/details/vonkommendending00rathuoft Digitalisat] auf [[Archive.org]].&lt;/ref&gt;<br /> * ''An Deutschlands Jugend.'' 1918 (überarbeitete Ausgabe: Maximilian Hörberg (Hrsg.), München 2009, ISBN 978-3-00-023407-1).<br /> * ''Die neue Wirtschaft.'' 1918.<br /> * ''Die neue Gesellschaft.'' 1919.<br /> * ''Der neue Staat.'' 1919.<br /> * ''Der Kaiser. Eine Betrachtung.'' Fischer, Berlin 1919.<br /> * ''Kritik der dreifachen Revolution. Apologie.'' S. Fischer, Berlin 1919.<br /> * ''Was wird werden?'' 1920 ([http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/2009/Rathenau_Was/ Digitalisat]).<br /> * ''Gesammelte Reden.'' 1924 ([http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k65677n Digitalisat]).<br /> * ''Briefe.'' 2 Bände, 1926.<br /> * ''Neue Briefe.'' Reissner, Dresden 1927.<br /> * ''Briefe an eine Liebende.'' Reissner, Dresden 1931.<br /> * ''Politische Briefe.'' 1929 ([http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k65679b Digitalisat]).<br /> <br /> '''Editionen'''<br /> * ''Gesammelte Schriften.'' 5 Bände. Fischer, Berlin 1918 ([http://gallica.bnf.fr/Search?adva=1&amp;adv=1&amp;tri=title_sort&amp;t_relation=%22Notice+d%27ensemble+%3A+http%3A%2F%2Fcatalogue.bnf.fr%2Fark%3A%2F12148%2Fcb31179009d%22&amp;lang=en Digitalisat]).<br /> ** Band 1: ''Zur Kritik der Zeit.''<br /> ** Band 2: ''Zur Mechanik der Geistes.''<br /> ** Band 3: ''Von kommenden Dingen.''&lt;ref name=&quot;dingen&quot; /&gt;<br /> ** Band 4: ''Aufsätze.''<br /> ** Band 5: ''Reden und Schriften aus Kriegszeit.''<br /> * ''Walther-Rathenau-Gesamtausgabe.'' 6 Bände. Hrsg. im Auftrag der Walther-Rathenau-Gesellschaft und des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchivs]].<br /> ** Band 1: ''Schriften der Wilhelminischen Zeit 1886–1914.'' Hrsg. von Alexander Jaser. Droste, Düsseldorf 2015, ISBN 978-3-7700-1630-3.<br /> ** Band 2: ''Hauptwerke und Gespräche.'' Hrsg. von [[Ernst Schulin]]. Müller, München 1977, ISBN 3-7953-0501-2.<br /> ** Band 3: ''Schriften der Kriegs- und Revolutionszeit 1914–1919.'' Hrsg. von Alexander Jaser und [[Wolfgang Michalka]]. Droste, Düsseldorf 2017, ISBN 978-3-7700-1631-0.<br /> &lt;!-- ** Band 4: ''Schriften der Weimarer Zeit 1919–1922.'' Hrsg. von Christiane Scheidemann, Alexander Jaser. ISBN 978-3-7953-0503-9, ''(In Vorbereitung)''. Bitte erst angeben, wenn erschienen --&gt;<br /> ** Band 5: ''Briefe 1871–1922.'' 2 Teilbände. Hrsg. von Alexander Jaser, Clemens Picht, [[Ernst Schulin]]. Droste, Düsseldorf 2006, ISBN 3-7700-1620-3.<br /> ** Band 6. ''Walther Rathenau – Maximilian Harden. Briefwechsel 1897–1920.'' Hrsg. von Hans Dieter Hellige. Müller, München 1983, ISBN 3-7953-0505-5.<br /> * ''Schriften und Reden.'' Hrsg. von Hans Werner Richter. Fischer, Frankfurt am Main 1964, ISBN 3-10-062904-3.<br /> * ''Walther Rathenau – Wilhelm Schwaner. Eine Freundschaft im Widerspruch. Der Briefwechsel 1913–1922.'' Hrsg. von Gregor Hufenreuter, Christoph Knüppel. VBB, Berlin 2008, ISBN 978-3-86650-271-0.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> === Zeitgenössische Erinnerungsschriften ===<br /> * [[Etta Federn-Kohlhaas]]: ''Walther Rathenau. Sein Leben und Wirken''. Reissner, Dresden 1927.<br /> * [[Alfred Kerr]]: ''Walther Rathenau. Erinnerungen eines Freundes.'' Querido, Amsterdam 1935.<br /> * [[Harry Graf Kessler]]: ''Walther Rathenau. Sein Leben und Werk.'' Klemm, Berlin-Grunewald 1928, [https://www.projekt-gutenberg.org/kessler/rathenau/titlepage.html online-Volltext] auf [[Projekt Gutenberg-DE]].<br /> * [[Gerhard von Mutius]] (1872–1934): ''Zu Rathenaus Gedächtnis. Gedenkrede am zehnjährigen Todestag Rathenaus.'' In: ''[[Zeitschrift für Politik]]'' 22 (1932), S.&amp;nbsp;249–256.<br /> * [[Stefan Zweig]]: ''Walther Rathenau. Gedächtnisbild.'' (1922). In: Ders.: ''Menschen und Schicksale.'' Hrsg. von Knut Beck. Fischer, Frankfurt am Main 1981, S.&amp;nbsp;255&amp;nbsp;ff.<br /> * Stefan Zweig: ''[[Die Welt von Gestern|Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers]].'' Bermann-Fischer, Stockholm 1942, S.&amp;nbsp;209&amp;nbsp;ff., 352&amp;nbsp;ff.<br /> <br /> === Wissenschaftliche Arbeiten ===<br /> * [[Peter Berglar]]: ''Walther Rathenau. Ein Leben zwischen Philosophie und Politik.'' Styria, Graz/Wien/Köln 1987, ISBN 3-222-11667-9.<br /> * Peter Berglar: ''Walther Rathenau. Seine Zeit, sein Werk, seine Persönlichkeit.'' Schünemann, Bremen 1970, ISBN 3-7961-3011-9.<br /> * [[Wolfgang Brenner]]: ''Walther Rathenau. Deutscher und Jude.'' Piper, München/Zürich 2005, ISBN 3-492-04758-0.<br /> * Walter Delabar, Dieter Heimböckel (Hrsg.): ''Walther Rathenau. Der Phänotyp der Moderne. Literatur- und kulturwissenschaftliche Studien'' (=&amp;nbsp;''Moderne-Studien.'' Band 5). Aisthesis, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-89528-716-9.<br /> * David Felix: ''Walther Rathenau and the Weimar Republic. The Politics of Reparations.'' Johns Hopkins University Press, Baltimore 1971, ISBN 0-8018-1175-9, {{Google Buch | BuchID=e3HNDwAAQBAJ}}.<br /> * [[Lothar Gall]]: ''Walther Rathenau. Portrait einer Epoche.'' Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57628-7, {{Google Buch | BuchID=0COP6thIHDEC}}.<br /> * Jörg Hentzschel-Fröhlings: ''Walther Rathenau als Politiker der Weimarer Republik'' (=&amp;nbsp;''Historische Studien.'' Band 490). Matthiesen, Husum 2007, ISBN 978-3-7868-1490-0.<br /> * {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20020106064346/http://www.bautz.de/bbkl/r/Rathenau.shtml |archivedate=20020106064346 |band=14|spalten=1393–1398|autor=Nicolaus Heutger|artikel=Rathenau, Walther}} {{Webarchiv |url=http://www.bautz.de/bbkl/r/Rathenau.shtml |text=Online-Artikel. |wayback=20020106064346}}.<br /> * [[Markus Krajewski (Medienwissenschaftler)|Markus Krajewski]]: ''Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900.'' Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-16779-5 (beleuchtet auf der Basis neuer Archivrecherchen u.&amp;nbsp;a. Rathenaus Rolle in der [[Kriegsrohstoffabteilung]] und würdigt ihn als „Projektemacher“ um 1900).<br /> * [[Christian Graf von Krockow]]: ''Walther Rathenau.'' In: Ders.: ''Porträts berühmter deutscher Männer. Von Martin Luther bis zur Gegenwart.'' List, Berlin 2001, ISBN 3-548-60447-1, S.&amp;nbsp;289–336.<br /> * Hans F. Loeffler: ''Walther Rathenau. Ein Europäer im Kaiserreich.'' BWV, Berlin 1997, ISBN 3-87061-666-0.<br /> * [[Wolfgang Michalka]], Christiane Scheidemann: ''Walther Rathenau''. [[Ernst Freiberger-Stiftung]], Berlin 2006, ISBN 3-937233-46-6.<br /> * {{NDB|21|174|176|Rathenau, Walther|Martin Sabrow|118598430}}<br /> * [[Martin Sabrow]]: ''Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar.'' (=&amp;nbsp;''Schriftenreihe der [[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]]''. Band 69). Oldenbourg, München 1994, ISBN 3-486-64569-2, {{Google Buch | BuchID=UyjpBQAAQBAJ}}.<br /> * Martin Sabrow: ''Mord und Mythos. Das Komplott gegen Walther Rathenau 1922.'' In: [[Alexander Demandt]] (Hrsg.): ''Das Attentat in der Geschichte.'' Böhlau, Köln 1996, ISBN 3-518-39436-3, S.&amp;nbsp;321–344.<br /> * Martin Sabrow: ''Die Macht der Mythen. Walther Rathenau im öffentlichen Gedächtnis. Sechs Essays''. Arsenal, Berlin 1998, ISBN 3-931109-11-9.<br /> * Martin Sabrow: ''Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die deutsche Gegenrevolution.'' Fischer, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-596-14302-0, (beleuchtet auf Basis umfangreicher Recherchen die Hintergründe des Mordes an Rathenau sowie der folgenden Gerichtsverfahren).<br /> ** Neuausgabe: ''Der Rathenaumord und die deutsche Gegenrevolution.'' Wallstein, Göttingen 2022. ISBN 978-3-8353-5174-5.<br /> * Laura Said: ''„Ich hoffe, die Literaturgeschichte wird mir zehn Zeilen widmen“. Die Fiktionalisierungen Walther Rathenaus.'' Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-8253-6586-8.<br /> * Christian Schölzel: ''Walther Rathenau. Eine Biographie.'' Schöningh, Paderborn/München/Wien 2006, ISBN 3-506-71393-0.<br /> * Christian Schölzel: ''Walther Rathenau. Industrieller, Schriftsteller, Politiker'' (=&amp;nbsp;''Jüdische Miniaturen.'' Band 2). Hentrich &amp; Hentrich, Treetz 2003, ISBN 3-933471-44-3.<br /> * [[Ernst Schulin]]: ''Walther Rathenau. Repräsentant, Kritiker und Opfer seiner Zeit'' (=&amp;nbsp;''Persönlichkeit und Geschichte.'' Band 104). 2. Auflage. Muster-Schmidt, Göttingen/Zürich 1992, ISBN 3-7881-0104-0.<br /> * [[Shulamit Volkov]]: ''Walther Rathenau. Ein jüdisches Leben in Deutschland.'' Aus dem Englischen von Ulla Höber. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63926-5.<br /> * Hans Wilderotter (Hrsg.): ''Walther Rathenau 1867–1922. Die Extreme berühren sich. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Zusammenarbeit mit dem Leo-Baeck-Institut, New York.'' Argon, Berlin 1993, ISBN 3-87024-250-7 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im [[Deutsches Historisches Museum|Deutschen Historischen Museum]], Berlin, 9.&amp;nbsp;Dezember 1993 – 8.&amp;nbsp;Februar 1994&lt;ref&gt;Ausstellung: {{Webarchiv |url=https://www.dhm.de/ausstellungen/rathenau/ |text=''Walther Rathenau 1867–1922. Die Extreme berühren sich.'' |wayback=20160418065346}}. In: ''[[Deutsches Historisches Museum]]'' (''DHM''), 1993.&lt;/ref&gt;).<br /> <br /> === Rathenau als literarische Figur ===<br /> * [[Gerhart Hauptmann]]: ''Berliner Kriegs-Roman.'' In: [[Hans-Egon Hass]] (Hrsg.): ''Nachgelassene Werke, Fragmente. Sämtliche Werke'' (=&amp;nbsp;''Centenar-Ausgabe.'' Bd. X). Propyläen, Berlin 1970.<br /> * [[Artur Landsberger]]: ''[[Berlin ohne Juden]].'' 1925 – Die Figur des Benno Oppenheim trägt deutliche Züge Rathenaus.<br /> * [[Robert Musil]]: ''[[Der Mann ohne Eigenschaften]].'' 1930 und 1932 – Die Figur des Doktor Paul Arnheim liefert ein teilweise intimes Porträt von Walther Rathenau.<br /> * [[Alfred Neumann (Schriftsteller)|Alfred Neumann]]: ''Der Held.'' DVA, Stuttgart/Berlin 1930.<br /> * [[Ernst von Salomon]]: ''Die Geächteten.'' Rowohlt, Berlin 1930.<br /> * [[Leonhard Florian Seidl|Leonhard F. Seidl]]: ''Vom Untergang''. Hamburg: Edition Nautilus. 2022.<br /> * [[Arthur Solmssen]]: ''Princess in Berlin.'' 1980 (auf Deutsch erschienen als: ''Berliner Reigen'', 1981).<br /> * [[Friedrich Karl Kaul]]: ''Mord im Grunewald.'' Das Neue Berlin, Berlin 1953.<br /> <br /> == Filme ==<br /> * ''Walther Rathenau – Außenminister und Industriekapitän.'' Dokumentation, Deutschland, 2002, 45 Min., Regie: Oliver Voss, [https://web.archive.org/web/20130207095518/http://www.gedenk-tafel.de/forum/index.php/topic,5337.msg19788.html Inhaltsangabe] von [[Phoenix (Fernsehsender)|Phoenix]].<br /> * ''Walther Rathenau – Untersuchung eines Attentats.'' Fernsehfilm, ARD/SDR, Erstsendung 18. Oktober 1967, 75 Min., Buch: [[Paul Mommertz]], Regie: [[Franz Peter Wirth]], Produktion: [[Bavaria-Film]], [[Süddeutscher Rundfunk]], u.&amp;nbsp;a. mit [[Lina Carstens]], fiktive Interviewserie der wichtigsten Beteiligten zur Rekonstruktion der Umstände des Attentats.<br /> * ''[[Mord an Rathenau]].'' Fernsehfilm, DDR, 1961, 82 Min., Regie: Max Jaap, Buch: [[Heinz Kamnitzer]], [[Alexander Stenbock-Fermor]], Produktion: [[Deutscher Fernsehfunk|DFF]], mit [[Harry Hindemith]] in der Rolle von Walther Rathenau&lt;ref&gt;{{LdiF|56059|Mord an Rathenau|Abruf=2021-05-27}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> {{Wikiquote}}<br /> {{Wikisource}}<br /> * {{DNB-Portal|118598430}}<br /> * {{DDB|Person|118598430}}<br /> * {{Pressemappe|FID=pe/014154}}<br /> * {{DHM-HdG|Bio=walther-rathenau|Titel=Walther Rathenau|Autor=Lutz Walther, Kai-Britt Albrecht, Gabriel Eikenberg}}<br /> * {{PGIA|9616}}<br /> * {{PGDA|rathenau}}<br /> * [https://archive.org/search.php?query=Walther%20Rathenau&amp;and&amp;#91;&amp;#93;=languageSorter%3A%22German%22 Walther Rathenau] im Internet Archive<br /> * {{OL-Autor|OL1113597A}}<br /> * [http://walther-rathenau.de/ Walther-Rathenau-Gesellschaft e.V.] – Internetpräsenz der [[Walther-Rathenau-Gesellschaft]] e.V.<br /> * [http://www.rathenau.ch/ Walther-Rathenau-Portal] der Walther-Rathenau-Gesellschaft<br /> * [http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&amp;dokument=0134_wit&amp;object=context&amp;st=&amp;l=de Joseph Wirth, Reichstagsrede anläßlich der Ermordung Walther Rathenaus, 24. Juni 1922]; [http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w1_bsb00000039_00717.html Sitzungsprotokoll der 234. Reichstagssitzung am 24. Juni 1922], [http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w1_bsb00000039_00713.html Sitzungsprotokoll der 235. Reichstagssitzung am 24. Juni 1922], [http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w1_bsb00000040_00010.html Sitzungsprotokoll der 236. Reichstagssitzung am 25. Juni 1922]<br /> * [[Karl-Heinz Hense]]: ''[http://www.tabularasa-jena.de/artikel/artikel_4163/ Zum 90. Todestag des Patrioten und Visionärs Walther Rathenau.]'' In: ''tabularasa.'' Nr.&amp;nbsp;79, Heft 9, 2012&lt;!-- Seitenangaben? --&gt;.<br /> * [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/f3045593-d84c-44eb-b0d3-d387ef038a5d/ Nachlass Bundesarchiv N 1048]<br /> * Thomas Pfaff: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-walther-rathenau-100.html ''29. September 1867 - Der deutsche Außenminister Walther Rathenau wird geboren''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 29. September 2022, mit [[Martin Sabrow]]. (Podcast)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Reichsaußenminister<br /> |Navigationsleiste Kabinett Wirth I<br /> |Navigationsleiste Kabinett Wirth II<br /> }}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=118598430|LCCN=n/79/84127|NDL=00550880|VIAF=36932567}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Rathenau, Walther}}<br /> [[Kategorie:Walther Rathenau| ]]<br /> [[Kategorie:Reichsminister (Weimarer Republik)]]<br /> [[Kategorie:Außenminister (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:DDP-Mitglied]]<br /> [[Kategorie:Publizist]]<br /> [[Kategorie:Politische Literatur]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmer (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmer (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmer (Elektrotechnik)]]<br /> [[Kategorie:Person (deutsche Kolonialgeschichte)]]<br /> [[Kategorie:Person des Judentums (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Kriminalfall in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Kriminalfall 1922]]<br /> [[Kategorie:Opfer eines Attentats]]<br /> [[Kategorie:Opfer der Organisation Consul]]<br /> [[Kategorie:Bestattet in einem Ehrengrab des Landes Berlin]]<br /> [[Kategorie:Schriftsteller (Berlin)]]<br /> [[Kategorie:Mordopfer]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1867]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1922]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Rathenau, Walther<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Industrieller, Schriftsteller, liberaler Politiker (DDP) und Minister<br /> |GEBURTSDATUM=29. September 1867<br /> |GEBURTSORT=[[Berlin]]<br /> |STERBEDATUM=24. Juni 1922<br /> |STERBEORT=[[Berlin]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Burschenschaft_Alemannia_Bonn&diff=233887782 Burschenschaft Alemannia Bonn 2023-05-20T14:29:00Z <p>138.246.3.7: /* Bekannte Mitglieder */</p> <hr /> <div>{| cellpadding=&quot;2&quot; style=&quot;float: right; width: 307px; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;&quot;<br /> ! colspan=&quot;2&quot; | Basisdaten<br /> |- style=&quot;background: #ffffff;&quot;<br /> | Hochschulort: || [[Bonn]], [[Deutschland]]<br /> |- style=&quot;background: #ffffff;&quot;<br /> | Gründung: || 18. Juli 1844&lt;ref&gt;''[[Meyers Konversationslexikon]].'' 5. Auflage, Leipzig 1896, Beilage zum Artikel ''Studentenverbindungen''.&lt;/ref&gt; in Bonn<br /> |- style=&quot;background: #ffffff;&quot;<br /> | Verband: || verbandsfrei<br /> |- style=&quot;background: #ffffff;&quot;<br /> | Fechtstandpunkt: || [[Mensur (Studentenverbindung)#Stellenwert in Verbindungsarten|fakultativ schlagend]]<br /> |- style=&quot;background: #ffffff;&quot;<br /> | Farben: || <br /> &lt;!-- Farben Anfang ((Teil von Basisdaten) --&gt;<br /> {| cellspacing=&quot;0&quot; width=&quot;100&quot;<br /> |-<br /> | bgcolor=&quot;gold&quot; height=&quot;4&quot; |<br /> |-<br /> | bgcolor=&quot;black&quot; height=&quot;20&quot; |<br /> |-<br /> | bgcolor=&quot;red&quot; height=&quot;20&quot; |<br /> |-<br /> | bgcolor=&quot;gold&quot; height=&quot;20&quot; |<br /> |-<br /> | bgcolor=&quot;gold&quot; height=&quot;1&quot; |<br /> |}<br /> schwarz-rot-gold<br /> <br /> |- style=&quot;background: #ffffff;&quot;<br /> |Wappen<br /> |[[Datei:Wappen der Alemannia Bonn.svg|100px|Wappen der Burschenschaft Alemannia Bonn]]<br /> |-<br /> |- style=&quot;background: #ffffff;&quot;<br /> | Wahlspruch: || ''Gott, Ehre, Freiheit, Vaterland!''<br /> |- style=&quot;background: #ffffff;&quot;<br /> | Webseite: || [https://www.alemannia-bonn.de/ www.alemannia-bonn.de/]<br /> <br /> |}<br /> <br /> Die '''Burschenschaft Alemannia''' zu [[Bonn]] ist eine am 18. Juli 1844&lt;ref&gt;Hans-Georg Balder: ''Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken.'' Hilden 2005, S. 67.&lt;/ref&gt; von 21 Studenten gegründete [[Burschenschaft]].<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> === Gründungsphase und Kaiserreich ===<br /> Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn ist die älteste Bonner Burschenschaft. <br /> Die Gründer der Burschenschaft Alemannia gehörten der 1847 aufgelösten ''Burschenschaft Fridericia'' an. Sie hatten sich von dieser 1844 getrennt, um eine eigene Burschenschaft zu gründen. Aus einer weiteren Abspaltung der Fridericia entstand im Dezember 1845 die [[Bonner Burschenschaft Frankonia]].&lt;ref&gt;Hans-Georg Balder: ''Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken.'' Hilden 2005, S. 71.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:2011-08-02 Bonn Schaenzchen.jpg|miniatur|Das ''Schänzchen'', Teil des Verbindungshauses der Alemannia Bonn.]]<br /> Der Sitz der Alemannia ist die ''Schanze''. 1884 erwarben einige [[Philister (Studentenverbindung)|Alte Herren]] das ''[[Schänzchen (Bonn)|Schänzchen]]'', damals eine sehr bekannte Wirtschaft weit vor den Toren der Stadt,&lt;ref&gt;''Deutsche Bau-Zeitung.'' Band 25, 1894, S. 348.&lt;/ref&gt; für ihre Burschenschaft. Auf dem Grundstück wurde 1904 das [[Verbindungshaus]] der Alemannia errichtet.<br /> <br /> Nach dem Tode [[Bismarck]]s 1898 initiierte die Bonner Studentenschaft unter Führung der Bonner Alemannen die [[Bismarcksäule]]n-Bewegung, durch welche zahlreiche Bismarcktürme entstanden.&lt;ref&gt;''Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte.'' Band 82, Hannover 2010, S. 182.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Weimarer Republik und Nationalsozialismus ===<br /> <br /> Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] fanden die Kriegsheimkehrer das Schänzchen von britischen Soldaten besetzt. Zudem wurde ihnen ein Studium in Bonn untersagt. Als Ausweichmöglichkeit wurde die ''Burschenschaft Alemannia Münster'' ins Leben gerufen, die bald auf eigenen Füßen stand, nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] allerdings mit den Bonner Alemannen fusionierte.&lt;ref&gt;Hans-Georg Balder: ''Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken.'' Hilden 2005, S. 334.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Klaus Neuhaus: ''Studentenpostkarten aus Münster. Eine anschauliche Geschichte Münsteraner Studentenlebens.'' Schernfeld 1993, S. 24.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] verweigerte sich die Alemannia der Forderung seitens der [[Deutsche Burschenschaft|Deutschen Burschenschaft]] (DB), gemäß den Bestimmungen der neuen [[Arierparagraphen]] ihre jüdischen und ''[[jüdisch versippt]]en'' Mitglieder auszuschließen. Unter dem Druck des NS-Regimes musste die Alemannia sich 1936 auflösen. Ihr Haus diente ab 1938 der ''[[Kameradschaft (Studentenorganisation)|Kameradschaft]] [[Bismarck]]'' als Unterkunft, die zum Teil versuchte, alemannische Tradition aufrechtzuerhalten. Im Zweiten Weltkrieg fielen 47 Alemannen und 6 Mitglieder der Kameradschaft Bismarck.<br /> <br /> === Nachkriegszeit und aktuelle Entwicklungen ===<br /> <br /> Ab 1948 wurde die Verbindung wieder aufgebaut, musste allerdings erst als ''Freundschaftsbund [[Ernst Moritz Arndt]]'' zusammenkommen. 1950 konnte die Alemannia offiziell wiedergegründet werden und trat im selben Jahr in die [[Deutsche Burschenschaft]] (DB) ein. Im Geschäftsjahr 1959/60 übernahm Alemannia den Vorsitz der Deutschen Burschenschaft.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Dietrich Heither, Michael Gehler, Alexandra Kurth, Gerhard Schäfer |Titel=Blut und Paukboden. Eine Geschichte der Burschenschaften. |Verlag=Fischer Taschenbuch Verlag |Ort=Frankfurt am Main |Datum=1997 |ISBN=3-596-13378-5 |Seiten=292}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Während die Alemannia auf dem [[Burschentag]] 1969 wegen der Aufgabe des Fechtbetriebes noch nicht bestraft wurde&lt;ref&gt;{{Der Spiegel|ID=45291989 |Titel=STUDENTEN / BURSCHENSCHAFTER: Kugel am Bein |Autor= |Jahr=1970 |Nr=3 |Datum=1970-01-12 |Seiten=68}}&lt;/ref&gt;, wurde sie im Januar 1970 von der DB suspendiert, das heißt auf Zeit ausgeschlossen, da sie das pflichtschlagende Prinzip aufgegeben hatte. Im Juli wurde sie endgültig ausgeschlossen, aber bereits im Wintersemester 1971/72 wieder aufgenommen. Im Juni 1974 wurde der Selbstausschluss wegen Verstoßes gegen die Verfassung der DB festgestellt, erst 1975 wurde Berufung eingelegt und die Sanktion aufgehoben. 1976 wurde die Alemannia noch einmal suspendiert, die Strafe wurde schließlich 1977 aufgehoben.<br /> <br /> 1995 trat die Alemannia Bonn aus dem Verband Deutsche Burschenschaft aufgrund von Streitigkeiten über die zukünftige Zielsetzung aus. Im Wintersemester 1998/99 schloss sie sich zuletzt der [[Neue Deutsche Burschenschaft|Neuen Deutschen Burschenschaft]] an, welche sie im Dezember 2018 wieder verließ.<br /> <br /> == Couleur ==<br /> <br /> Die Alemannia trägt die [[Couleur|Farben]] [[Schwarz-Rot-Gold]] mit goldener [[Perkussion (Studentenverbindung)|Perkussion]],&lt;ref&gt;E. H. Eberhard: ''Handbuch des studentischen Verbindungswesens.'' Leipzig, 1924/25, S. 24.&lt;/ref&gt; ihre Mitglieder tragen als [[Studentenmütze|Mütze]] einen weinroten ''Bonner [[Tellermütze|Teller]]''.<br /> <br /> == Bekannte Mitglieder ==<br /> * [[Bernhard Abeken]] (1826–1901), Schriftsteller, Politiker<br /> * [[Max Abraham (Verleger)|Max Abraham]] (1831–1900), Musikverleger<br /> * [[Albrecht Aschoff]] (1899–1972), Politiker (DVP, FDP), Bundestagsabgeordneter<br /> * [[Jürgen Aschoff]] (1913–1998), Verhaltensphysiologe, Mitbegründer der Chronobiologie<br /> * [[Ludwig Aschoff]] (1866–1942), Pathologe<br /> * [[Heinrich Averdunk]] (1840–1927), Lehrer<br /> * [[Ernst Bansi]] (1858–1940), Kommunalbeamter und Oberbürgermeister von Quedlinburg<br /> * [[Dietrich Barfurth]] (1849–1927), Mediziner, Anatom, Mathematiker und zweimaliger Rektor der Universität Rostock<br /> * [[Gustav Friedrich Bauer]] (1881–1968), Pfarrer und Historiker<br /> * [[Ludwig Friedrich Franz Beckhaus]] (1853–1936), Jurist, Landrat und Vizepräsident des Rechnungshofs des Deutschen Reiches<br /> * [[Carl von Binzer]] (1824–1902), Schriftsteller und Maler<br /> * [[Wilhelm von Bippen (Historiker)|Wilhelm von Bippen]] (1844–1923), Historiker, Staatsarchivar in Bremen<br /> * [[Franz Boas]] (1858–1942), Ethnologe, Ethnosoziologe<br /> * [[Artur Buchenau]] (1879–1946), Philosoph<br /> * [[Friedrich Leopold Cornely]] (1824–1885), Notar, Politiker<br /> * [[Richard Wilhelm Dove]] (1833–1907), Kirchenrechtslehrer<br /> * [[Johann Georg Eschenburg]] (1844–1936), Bürgermeister von Lübeck<br /> * [[Theodor Eschenburg (Mediziner)|Theodor Eschenburg]] (1853–1921), Arzt und Politiker, Mitglied der Lübecker Bürgerschaft<br /> * [[Alfred Fissmer]] (1878–1966), Oberbürgermeister der Stadt Siegen<br /> * [[Joseph Freusberg (Politiker, 1842)|Joseph Freusberg]] (1842–1917), Landrat und preußischer Beamter<br /> * [[Feodor Goecke]] (1836–1907), Generalbevollmächtigter der Rheinischen Stahlwerke und Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses<br /> * [[Julius Grober]] (1875–1971), Internist<br /> * [[Georg Günther (Autor)|Georg Günther]] (1845–1923), Lehrer und Schriftsteller<br /> * [[Wilhelm Hellmuth-Bräm (Schauspieler, 1827)|Wilhelm Hellmuth-Bräm]] (1827–1889), Schweizer Sänger (Bass) und Schauspieler<br /> * [[Gustav Ferdinand Hertz]] (1827–1914), Jurist und Hamburger Senator<br /> * [[Otto Georg Hoffmeister]] (1826–1888), Jurist, Bürgermeister von Remscheid, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses<br /> * [[Alfred Holder]] (1840–1916), Philologe, Handschriftenforscher und Bibliothekar<br /> * [[Christian Hünemörder (Historiker)|Christian Hünemörder]] (1937–2012), Wissenschaftshistoriker<br /> * [[Karl Jarres]] (1874–1951), Politiker (DVP)<br /> * [[Hanns Jess]] (1887–1975), Präsident des Bundeskriminalamts, Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz<br /> * [[Bernhard Kaewel]] (1862–1917), Bürgermeister von Ruhrort, Oberbürgermeister von Schweidnitz<br /> * [[Felix Klingemann]] (1863–1944), Chemiker<br /> * [[Hermann Leo Knickenberg]] (1848–1939), Landrat im Landkreis Beckum<br /> * [[Walther Koenig (Politiker)|Walther Koenig]] (1860–1922), Landrat des Kreises Zell (Mosel)<br /> * [[Lutz Korodi]] (1867–1954), Siebenbürger Lehrer und Politiker, Abgeordneter dem ungarischen Reichstag<br /> * [[Friedrich Richard Krauel]] (1848–1918), Diplomat, deutscher Botschafter in Argentinien und Brasilien<br /> * [[Johannes Krech]] (1834–1915), Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, Mitglied des Bundesamtes für das Heimatwesen, Ehrenbürger von Greifswald<br /> * [[Albrecht Landwehr]], Bürgermeister in Vohwinkel und Wuppertal<br /> * [[Karl Lehr (Politiker)|Karl Lehr]] (1842–1919), Politiker und Oberbürgermeister von Duisburg<br /> * [[Julius Lenzmann]] (1843–1906), Jurist und linksliberaler Politiker, Reichstagsabgeordneter<br /> * [[Walther Löhlein]] (1882–1954), Ophthalmologe<br /> * [[Karl Lohmann (Biochemiker)|Karl Lohmann]] (1898–1978), Biochemiker<br /> * [[Walter Lohmann (Politiker, 1861)|Walter Lohmann]] (1861–1947), Jurist und nationalliberaler Politiker<br /> * [[Otto Wilhelm Madelung]] (1846–1926), Chirurg<br /> * [[Günther Möhlmann]] (1910–1984), Historiker und Archivar<br /> * [[Paul Natorp]] (1854–1924), Philosoph und Pädagoge<br /> * [[August Nebe-Pflugstädt]] (1828–1902), Preußischer Staatsrat, Kronanwalt, Kronrat und Unterstaatssekretär<br /> * [[Carl Neinhaus]] (1888–1965), Präsident des Landtags von Baden-Württemberg<br /> * [[Hans Nockemann]] (1903–1941) Jurist und SS-Führer<br /> * [[Carl Noeggerath]] (1876–1952), Pädiater und Hochschullehrer<br /> * [[Ludwig Nohl]] (1831–1885), Musikwissenschaftler<br /> * [[Otto Nollau]] (1862–1922), Oberbürgermeister von Remscheid<br /> * [[Otto Oppermann]] (1873–1946), Historiker<br /> * [[Georg Clemens Perthes]] (1869–1927), Chirurg und Röntgenologe<br /> * [[George Rudolf Peterßen]] (1826–1903), Senatspräsident am Reichsgericht<br /> * [[Rudolph Pfefferkorn]] (1826–1883), Jurist und Kommunalpolitiker<br /> * [[Detmar Philippi|Dettmar Philippi]] (1889–1981), Jurist, Vorsitzender des Rechtsausschusses der evangelischen Kirche von Westfalen und Mitglied der Landessynode für Westfalen<br /> * [[Friedrich Philippi]] (1853–1930), Archivar, Direktor des Staatsarchivs Münster<br /> * [[Karl Ludwig von Plehwe]] (1834–1920), Kanzler im Königreich Preußen<br /> * [[Ernst Ferdinand Plump]] (1839–1900), Bremer Senator<br /> * [[Friedrich Daniel von Recklinghausen]] (1833–1910), Pathologe<br /> * [[Hermann Reuter (Bibliothekar)|Hermann Reuter]] (1880–1970), Bibliothekar und Mundartforscher<br /> * [[Franz Richarz (Physiker)|Franz Richarz]] (1860–1920), Physiker<br /> * [[Christian Roth (Politiker)|Christian Roth]] (1873–1934), Politiker<br /> * [[Wilhelm Ruer]] (1848–1932), Jurist und Dichter<br /> * [[Max Saelmans]] (1876–1954), Bürgermeister von Dinslaken<br /> * [[Gustav Schliemann]] (1841–1873), Schauspieler<br /> * [[Albert Schmidt (Theologe)|Albert Schmidt]] (1893–1945), evangelischer Theologe, Reichstagsabgeordneter<br /> * [[Karl von Schönstedt|Karl Schönstedt]] (1833–1924), preußischer Justizminister<br /> * [[Heinrich Schrohe]] (1864–1939), Gymnasiallehrer, Lokalhistoriker, Ehrenbürger von Mainz<br /> * [[Oskar Max Sigismund Schultze]] (1859–1920), Anatom<br /> * [[Hermann Seippel]] (1884–1937), Unternehmer, Kommunalpolitiker<br /> * [[Paul Siller]] (1866–?), Beamter und Reichskommissar<br /> * [[Julius Smend]] (1857–1930), Theologe<br /> * [[Theodor Spieker]] (1823–1913), Mathematiklehrer<br /> * [[Rudolf Stahl (Industrieller)]] (1884–1946), Jurist und Industrieller<br /> * [[Julius Thikötter]] (1832–1913), evangelischer Geistlicher und Schriftsteller<br /> * [[Friedrich Wilhelm Thümmel]] (1856–1928), evangelischer Theologe<br /> * [[Robert Hermann Tillmanns]] (1844–1927), Chirurg<br /> * [[Cornelius Balduin Trimborn]] (1824–1889), Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstags, Gründungsmitglied<br /> * [[Johannes Trojan]] (1837–1915), Schriftsteller (Ehrenmitglied)<br /> * [[Richard Wachsmuth (Pädagoge)|Richard Wachsmuth]] (1840–1908), Philologe und Pädagoge<br /> * [[Gustav Wendt (Politiker)|Gustav Wendt]] (1848–1933), Lehrer und Politiker, MdR<br /> * [[August Wilmanns]] (1833–1917), Bibliothekar<br /> * [[Kurt Winkhaus]] (1898–1970), Generalrichter der Luftwaffe<br /> * [[Wilhelm Julius Reinhold Winzer]] (1834–1919), preußischer Beamter, Regierungspräsident in Arnsberg<br /> * [[Robert Zelle]] (1829–1901), Oberbürgermeister von Berlin<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste der Burschenschaften]]<br /> * [[Liste der Studentenverbindungen in Bonn]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Ludwig Aschoff]], Georg Heinze, Alexander Pflüger: ''Geschichte der Bonner Burschenschaft (1818–1833): Festgabe zur Feier des 50jährigen Stiftungsfestes der Burschenschaft Alemannia zu Bonn und des 75jährigen Bestehens der Bonner Burschenschaft.'' Berlin 1894.<br /> * ''50jähriges Stiftungsfest der Burschenschaft Alemannia. 29.-31. Juli Bonn-Oberwesel (Fest-Ordnung u. Lieder).'' Carthaus, Bonn 1894. ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-496509}})<br /> * ''Aus der Bierzeitung der Burschenschaft Alemannia zu Bonn, Festgabe zur Feier des 50jähr. Stiftungsfestes der Burschenschaft Alemannia.'' Langenscheidt i. Berlin, Bonn 1894. ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-445963}})<br /> * ''Geschichte der Bonner Burschenschaft (1844–1894), Festgabe z. Feier des 50-jährigen Stiftungsfestes der Burschenschaft Alemannia.'' Langenscheidt i. Berlin, Bonn 1894. ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-445489}})<br /> * ''Die Mitglieder der Alemannia vom 18. Juli 1844 bis zum 18. Juli 1894 nach Semestern zsgest.'' Langenscheidt, Berlin 1894. ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-445503}})<br /> * Hans-Georg Balder: ''Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken.'' Hilden 2005, S. 67–68.<br /> * [[Otto Oppermann]]: ''Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn und ihre Vorläufer; Geschichte einer deutschen Burschenschaft am Rhein''. Bonn 1925.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{commonscat}}<br /> * [https://www.alemannia-bonn.de/ Webseite der Burschenschaft Alemannia]<br /> <br /> {{Coordinate|article=/|NS=50.742783|EW=7.104941|type=landmark|region=DE-NW}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=2114985-9|VIAF=139066062}}<br /> <br /> [[Kategorie:Studentenverbindung (Bonn)|Alemannia Bonn]]<br /> [[Kategorie:Gegründet 1844]]<br /> [[Kategorie:Verbandsfreie Burschenschaft]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_Philippi_(Archivar)&diff=233887772 Friedrich Philippi (Archivar) 2023-05-20T14:28:30Z <p>138.246.3.7: /* Familie */</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis|Zum gleichnamigen Richter siehe [[Friedrich Philippi (Richter)]]}}<br /> <br /> [[Datei:Friedrich philippi 1903.jpg|mini|Friedrich Philippi (Foto 1903)]]<br /> <br /> '''Gustav Friedrich Dettmar Philippi''' (* [[14. Juli]] [[1853]] in [[Elberfeld]] (heute Stadtteil von [[Wuppertal]]); † [[26. April]] [[1930]] in [[Münster]]) war ein deutscher [[Hochschullehrer]], [[Historiker]] und [[Archivar]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Friedrich Philippi studierte nach seinem Abitur am [[Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium|Elberfelder Gymnasium]] (1872) Philologie an der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]], war dort Mitglied der [[Burschenschaft Alemannia Bonn]]&lt;ref&gt;Ernst Elsheimer (Hrsg.): ''Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28.'' Frankfurt am Main 1928, S. 386.&lt;/ref&gt; und schloss das Studium mit der Promotion magna cum laude (Thema seiner Dissertation: ''De [[Tabula Peutingeriana]] – Die Peutingersche Tafel'', eine alte römische Militärkarte mit dem Wegenetz von Spanien bis Indien) bei [[Heinrich von Sybel]] ab. In Bonn trat er in den preußischen Archivdienst ein. Stationen waren die Staatsarchive Berlin und Stettin, 1888 wurde er Leiter des Staatsarchivs in Osnabrück, ab 1897 Archivdirektor am [[Staatsarchiv Münster]]. 1886 stellte er die inzwischen widerlegte [[Hypothese]] auf, der [[Cappenberger Kopf]] sei ein Bildnis des Staufers [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I]].&lt;ref&gt;''Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde.'' Jahrgang 1886, S. 150–161.&lt;/ref&gt; Philippi war von 1897 bis 1903 Vorsitzender und Geschäftsführer der [[Altertumskommission für Westfalen]] und von 1899 bis 1908 Vorsitzender der [[Historische Kommission für Westfalen|Historischen Kommission für Westfalen]]. Zwischen 1897 und 1901 leitete er die Ausgrabungsarbeiten des [[Römerlager Haltern|Römerlagers bei Haltern]].<br /> <br /> Ab 1900 war Philippi [[Honorarprofessor]] für Geschichte der Philosophischen und naturwissenschaftlichen Fakultät zunächst der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Theologisch-Philosophischen Akademie]] zu Münster und erhielt 1923 den Ehrendoktortitel der juristischen Fakultät. Er ist begraben auf dem [[Zentralfriedhof Münster]]. Die Trauerrede hielt sein Freund, der Theologe [[Julius Smend]]. 1960 wurde in Münster eine Straße nach ihm benannt.&lt;ref&gt;[https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/philippistrasse.html ''Philippistraße.''] Website der Stadt Münster, abgerufen am 20. September 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Familie ==<br /> Philippi war das jüngste Kind des Landgerichtspräsidenten [[Johann Friedrich Hector Philippi]] aus Elberfeld. Sein älterer Bruder war der Maler [[Heinrich Ludwig Philippi]]. Er war verheiratet mit Mathilde Steinkopff (1868–1961). Sein Sohn [[Detmar Philippi|Dettmar Philippi]] (1889–1981) war engagiert im [[Kirchenkampf]] und Mitglied der evangelischen [[Landessynode]].<br /> <br /> == Schriften (Auswahl) ==<br /> * (mit [[Roger Wilmans]]): ''Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 777–1313.'' Münster 1867/1881, [http://www.archive.org/details/diekaiserurkund00philgoog Digitalisat.]<br /> * ''De tabula Peutingeriana. Accedunt fragmenta Agrippae geographica.'' Bonn 1876.<br /> * ''Die Siegel des XI. und XII. Jahrhunderts und die Reitersiegel'' (= ''Die westfälischen Siegel des Mittelalters''; 1). Münster 1882.<br /> * ''Zur Geschichte der Reichskanzlei unter den letzten Staufern Friedrich II., Heinrich (VII.) und Konrad IV.'' Coppenrath, Münster 1885.<br /> * (Bearb.): ''Siegener Urkundenbuch.'' 2 Bände, Siegen 1887–1926, Neudruck Osnabrück 1975.<br /> * (Hrsg. mit Hermann Forst): ''Die Chroniken des Mittelalters'' (= ''Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen''; 1). Osnabrück 1891, Neudruck 1977.<br /> * ''Osnabrücker Urkundenbuch.'' 3 Bände, Osnabrück 1892–1899, Neudruck Osnabrück 1969–1977.<br /> * ''Zur Verfassungsgeschichte der westfälischen Bischofsstädte.'' Osnabrück 1894, [http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/2005/philippi_geschichte/ Digitalisat bei der UB Bielefeld.]<br /> * (Bearb.): ''Westfälische Landrechte.'' Münster in Westfalen 1907.<br /> * (Bearb. mit F. Teubner): ''Siegel'' (= ''Urkunden und Siegel in Nachbildungen für den akademischen Gebrauch''; 4). Leipzig 1914.<br /> * ''Einführung in die Urkundenlehre des deutschen Mittelalters.'' Bonn 1920.<br /> * ''Atlas zur weltlichen Altertumskunde des deutschen Mittelalters.'' Bonn u.&amp;nbsp;a. 1923/24.<br /> * ''Geschichte Westfalens.'' Paderborn 1926, [http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/2005/philippi_westfalens/ Digitalisat bei der UB Bielefeld.]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Alois Bömer, [[Franz Cramer (Altphilologe)|Franz Cramer]], [[Wilhelm Dersch]] u.&amp;nbsp;a.: ''Aus Vergangenheit und Gegenwart. Festgabe, Friedrich Philippi zum 14. Juli 1923, gewidmet von seinen Schülern, Amtsgenossen und Freunden''. Regensberg, Münster 1923.<br /> * ''Nachruf auf Geh. Regierungsrat, Staatsarchivdirektor Dr. Friedrich Philippi''. In: ''Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück.'' Jahrgang&amp;nbsp;52, 1930, S.&amp;nbsp;20.<br /> * [[Wilfried Reininghaus]]: ''Friedrich Philippi. Archivar und Historiker in wilhelminischer Zeit – eine Biographie'' (= ''Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen'', N.F. 15 = ''Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen'', 47), Aschendorff, Münster 2014.<br /> * Wilfried Reininghaus: ''„Nach langem Zögern und mit schwerem Bedenken“. Die „Geschichte Westfalens“ von Friedrich Philippi (1926) als Summe eines Historikerlebens''. In: [[Werner Freitag (Historiker)|Werner Freitag]], Wilfried Reininghaus (Hrsg.): ''Westfälische Geschichtsbaumeister. Landesgeschichtsforschung und Landesgeschichtsschreibung im 19. und 20. Jahrhundert''. Aschendorff Verlag, Münster 2015, ISBN 978-3-402-15118-1, S. 29–44.<br /> &lt;!--auskommentierte Titel--&gt;<br /> &lt;!--* ''Kaiser Friedrich I.'' In: ''Preußische Jahrbücher'', 50. Band, 1882.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 777–1313.'' Hrsg. v. Roger Wilmans, Münster 1881.--&gt;<br /> &lt;!--''Die Familie der Heringe von Meyrich und die ihne eigenthümliche Art der Namengebung''. In: ''Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark'' 2/3, 1878.<br /> * ''Die Ausgaben der Stadt Minden im Jahre 1365.'' In: ''Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands'' 6, 1880, S. 272–278.<br /> * ''Zur Rekonstruktion der Weltkarte des Agrippa'' mit 5 autographierten Karten, Marburg 1880.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Der sogenante Artikelbrief des Münster´schen Wiedertäufer Königs Johann von Leiden''. In: ''Zeitschrift für Kirchengeschichte'' 10, 1889, S. 146–155.<br /> * ''Die ältesten osnabrückischen Gildeurkunden'' [bis 1500], Osnabrück 1890.<br /> * ''Die Archivdiakonate der Osnabrücker Diözese im Mittelalter''. In: ''Mitteilungen des historischen Vereins zu Osnabrück'' 1891, S. 228 ff.<br /> * ''Zur Geschichte der Osnabrücker Stadtverfassung''. In: ''Hansische Geschichtsblätter'' 1891.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Die Belagerung Osnabrücks durch die Schweden 1633''. Sonderdruck aus Band XVIII. der ''Mittheilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück'', Osnabrück 1893.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Weichbild''. In: ''Hansische Geschichtsblätter'', 1895/96.<br /> * ''Rückblick auf die Thätigkeit des historischen Vereins zu Osnabrück während der ersten 50 Jahre seines Bestehens.'' Vortrag gehalten in der Generalversammlung am 12. November 1897.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Der Westfälische Frieden. Ein Gedenkbuch zur 250jährigen Wiederkehr des Tages seines Abschlusses am 24. Oktober 1648'', Münster 1898.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Weltflucht. Roman einer Siedelung.'' Münster 1920.<br /> * &quot;Gleichzeitige Aufzeichnungen über die Belagerung Münsters durch die Alliierten 1759.'' In: ''Westfälische Zeitung'' 61, 1903, S. 23–51.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Osnabrücker Urkundenbuch'', Jahrgang 27, 1902. Bemerkungen zu den unechten Urkunden Karls des Großen für Osnabrück.<br /> * ''100 Jahre Preußischer Herrschaft im Münsterlande.'' Coppenrath, Münster [Westf.] 1904.<br /> * ''Die Corveyer Geschichtsfälschungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Abhandlungen über Corveyer Geschichtsschreibung'', Berlin 1906.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Sachsenspiegel und Sachsenrecht.'' In: ''Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung'', 29. Band, 1908.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Zur Gerichtsverfassung Sachsens im hohen Mittelalter.'' In: ''Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung'', 35. Band 1914.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Der Liber vitae des Klosters Corvey'' [ebd. 2, Münster 1916, S. 45-170].--&gt;<br /> &lt;!--* ''Wappen'', 1922, Neuauflage Hrsg. von Alfred Zappe, Limburg/Lahn 1967.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Die Herren und Freiherren von der Lippe - Urkundliche Familiengeschichte - Chronik in 3 Bänden aus den Jahren 1923'', bearbeitet von Victor von der Lippe unter Mitwirkung von Dr. Friedrich Philippi.<br /> * ''Heinrich der Löwe als Beförderer von Kunst und Wissenschaft.'' In: ''Historische Zeitschrift'' 127, 1923, S. 50-63.--&gt;<br /> &lt;!--* &quot;Die Umwandlung der Verhältnisse Sachsens durch die fränkischen Eroberung&quot; in: ''Historische Zeitschrift'', 129. Band, 1924.--&gt;<br /> &lt;!--* ''Lübeck und Soest''. In: ''Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte'', 23. Band, 1926.<br /> * ''Die Gründung der Stadt Hamm und die sich daran knüpfenden Fragen.'' In: ''Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark'' 36, 1928, S. 285.<br /> * ''Der Markt der mittelalterlichen deutschen Stadt.'' In: ''Historische Zeitschrift'' 138. Band 1928<br /> * ''Osnabrücker Urkundenbuch'', Jahrgang 52, 1930.--&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wikisource}}<br /> * [https://www.historische-kommission.lwl.org/de/uber-uns/ehemalige-mitglieder/philippi-friedrich-prof-dr/ Biographische Angaben auf den Seiten der Historischen Kommission für Westfalen]<br /> * {{DNB-Portal|189443359}}<br /> * [http://stabikat.sbb.spk-berlin.de/DB=1/SET=4/TTL=8/MAT=/NOMAT=T/REL?PPN=13383879X Literatur von und über Friedrich Philippi bei der SB Berlin PK]<br /> * [http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/autoren.php?name=Philippi%2C+Friedrich Bücher und Aufsätze von Friedrich Philippi im Opac der Regesta Imperii]<br /> * [http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/2005/philippi_geschichte/ ''Zur Verfassungsgeschichte der westfälischen Bischofsstädte'', Rackhorst, Osnabrück 1894]<br /> * [http://www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/nachlaesse/teilnachlass-philippi.html Teilnachlass Friedrich Philippi] in der [[Universitäts- und Landesbibliothek Münster]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=189443359|LCCN=nb/2012/26266|VIAF=52435432}}<br /> <br /> {{DEFAULTSORT:Philippi, Friedrich}}<br /> [[Kategorie:Mittelalterhistoriker]]<br /> [[Kategorie:Archivar (Münster)]]<br /> [[Kategorie:Diplomatiker]]<br /> [[Kategorie:Sphragistiker]]<br /> [[Kategorie:Burschenschafter (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Westfälische Wilhelms-Universität)]]<br /> [[Kategorie:Ehrendoktor der Westfälischen Wilhelms-Universität]]<br /> [[Kategorie:Geheimer Regierungsrat]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1853]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1930]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Philippi, Friedrich<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Philippi, Gustav Friedrich Dettmar (vollständiger Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Historiker und Archivar<br /> |GEBURTSDATUM=14. Juli 1853<br /> |GEBURTSORT=[[Elberfeld]]<br /> |STERBEDATUM=26. April 1930<br /> |STERBEORT=[[Münster]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Julius_D%C3%B6pfner&diff=233560003 Julius Döpfner 2023-05-08T20:03:01Z <p>138.246.3.7: KStV Normannia Würzburg</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis|Zum deutschen Juristen siehe [[Julius Döpfner (Jurist)]].}}<br /> <br /> [[Datei:JuliusCardDöpfner2.jpg|mini|Julius Döpfner (Ende Juli 1964)]]<br /> <br /> '''Julius August Kardinal Döpfner''' (* [[26. August]] [[1913]] in [[Hausen (Bad Kissingen)|Hausen]] bei [[Bad Kissingen]]; † [[24. Juli]] [[1976]] in [[München]]) war [[Bischof]] von [[Bistum Würzburg|Würzburg]] und [[Erzbistum Berlin|Berlin]] sowie [[Erzbischof]] von [[Erzbistum München und Freising|München und Freising]] und ab 1958 [[Kardinal]] der römisch-katholischen Kirche. Er wurde während des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] 1962 bis 1965 zu einer „der prägendsten Figuren der katholischen Kirche“.&lt;ref name=&quot;WetzelSZ&quot;&gt;Jakob Wetzel: ''Der resolute Reformer – Kardinal Julius Döpfner.'' In: ''Süddeutsche Zeitung'', 24./25. August 2013.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Herkunft und Ausbildung ==<br /> <br /> === Elternhaus ===<br /> <br /> Julius August Döpfner wurde als viertes von insgesamt fünf Kindern des Hausdieners Julius Matthäus Döpfner (1876–1923) und dessen Frau Maria Döpfner, geb. Büttner (1875–1934) in Hausen bei Bad Kissingen (Unterfranken) in eine fast mittellose Rhönbauern-Familie geboren und wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf. Döpfners Geschwister waren Maria Anna Döpfner, verh. Metz (1905–1983), Otto Joseph Döpfner (1909–1979) und Paul Alfons (1919–2007). Außerdem wurde dem Ehepaar im Jahr 1906 ein Sohn (ebenfalls mit Namen Julius) geboren, der jedoch im folgenden Jahr verstarb.&lt;ref&gt;[[Werner Eberth]], 2013, S. 16–18.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Kreuzweg Hausen II. Station.png|mini|Zweite Station des Hausener Kreuzweges]]<br /> <br /> Döpfner beschreibt seinen Vater als einen noblen und tiefgläubigen Mann sowie seine Mutter als „eine starke Frau, die sich als Witwe hingebungsvoll um ihre Kinder gekümmert hat“.&lt;ref name=&quot;Aus-Meinem-Leben-9&quot;&gt;[Julius] Kardinal Döpfner: ''Aus meinem Leben.'' 'In: Fritz Bauer, Karl Wagner (Hrsg.): ''Kardinal Döpfner. Leben und Wort 1913–1976.'' München 1976, S. 9–10, hier: S. 9.&lt;/ref&gt; Als Vater Julius Matthäus Döpfner am 11. November 1923 an den Folgen einer Bauchoperation starb, soll er dem Hausener Kaplan August Martin am Sterbebett das Versprechen abgenommen haben, dem kleinen Julius den Priesterberuf zu ermöglichen, wovon Mutter Maria allem Anschein nach nichts wusste.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 64–65.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mutter Maria war die Schwester eines Hausener Schreiners. Sie führte ein umfangreiches Tagebuch, in dem sie am 15. Februar 1927 die Armut der Familie und ihre eigenen häufigen Krankheiten sowie die ihres Mannes schilderte.&lt;ref&gt;Ausschnitte aus Maria Döpfners Aufzeichnungen mit Schilderungen von Döpfners Kindheit finden sich bei Klaus Wittstadt, 2001, S. 23–31, und Werner Eberth, 2013, S. 24–58.&lt;/ref&gt; Wie Döpfner rückblickend bemerkte, lag ein gewisser Erfahrungsernst über seiner ansonsten glücklichen und unvergesslichen Kindheit.&lt;ref name=&quot;Aus-Meinem-Leben-9&quot; /&gt; Als prägend beschrieb er die religiösen Erfahrungen, in Elternhaus, Pfarrgemeinde und Diözese.&lt;ref&gt;[[Ernst Tewes]]: ''Kardinal Julius Döpfner – Erzbischof von München und Freising (1961–1976).'' In: G. Schwaiger Hrsg.: ''Christenleben im Wandel der Zeit'', Bd. II: ''Lebensbilder aus der Geschichte des Erzbistums München und Freising.'' München 1987, S. 529–546, hier: S. 530.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Vor Döpfners Geburtshaus befand sich die zweite Station („Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern“) des früher durch den Ort zum Friedhof verlaufenden Kreuzweges (heute befindet sich der Kreuzweg komplett auf dem [[Friedhof (Bad Kissingen-Hausen)|Hausener Friedhof]]). Kurz vor seinem Tod gab Döpfner am 11. Juni 1976 dem Bayerischen Rundfunk ein Interview unter dem Titel ''Meine fränkischen Jahre'', in dem er davon ausging, dass ihn diese Kreuzwegstation zumindest unbewusst zu der Wahl seines bischöflichen Mottos „Praedicamus Crucifixum“ („Wir verkündigen den Gekreuzigten“) {{Bibel|1 Kor|1|23}} inspiriert habe.&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 199–200.&lt;/ref&gt; Döpfners Geburtshaus wurde später abgerissen und durch einen Neubau ersetzt (Kardinal-Döpfner-Straße 27).<br /> <br /> === Schulzeit ===<br /> <br /> Auf Anraten des örtlichen Kaplans Martin sowie seiner Lehrer wurde Döpfner im Jahr 1924 auf das Gymnasium der Augustiner in [[Münnerstadt]] geschickt. Zu Fuß lief der Zehnjährige von Hausen nach Münnerstadt zur Aufnahmeprüfung und bestand diese. Trotz der ärmlichen Verhältnisse, in denen er aufwuchs, brachte er gute Zeugnisse mit nach Hause.<br /> <br /> Auf Grund seines Wunsches, Priester werden zu wollen, wechselte er 1925 – nach einem Jahr in Münnerstadt – an das [[Bischöfliches Knabenseminar|bischöfliche Knabenseminar]] [[Kilianeum (Würzburg)|Kilianeum]] zu [[Würzburg]] und legte 1933 an der [[Riemenschneider-Gymnasium|Oberschule am Rennweger Ring]] das [[Abitur]] als Klassenbester ab. Seine Abiturrede ließ bereits kritische Töne gegen die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] erkennen, die im Monat zuvor [[Machtergreifung|an die Macht gekommen waren]].&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 33.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 68 f.&lt;/ref&gt; Lehrer Josef Borst, der Leiter von Döpfners Abiturklasse, sah sich veranlasst, Döpfners Abschlussrede zu entschärfen.<br /> <br /> Am Kilianeum wurde Döpfners theologische und pastorale Ausrichtung stark von [[Regens]] Kilian Joseph Meisenzahl beeinflusst. Über Meisenzahl lernte Döpfner den umstrittenen Würzburger Theologen [[Herman Schell]] kennen, dessen Persönlichkeit Döpfner beeindruckte.<br /> <br /> Zu dieser Zeit begann eine ausführliche Korrespondenz zwischen Döpfner und seinem Schulfreund Georg Angermaier, die von 1932 bis 1944 bestand und in der Döpfner ausführlich seine theologischen Ansichten beschrieb.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 93–110.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Studium ==<br /> <br /> === Würzburg ===<br /> <br /> Im Oktober 1933 begann Döpfner an der [[Universität Würzburg]] ein Studium der Theologie. Kirchengeschichte studierte er bei [[Sebastian Merkle]], einem Freund von Herman Schell, sowie Philosophie bei [[Hans Meyer (Philosoph)|Hans Meyer]] und dem [[Privatdozent]]en Hans Pfeil, einem Gegner der religiösen Strömungen des [[Nationalsozialismus]]. Hier wurde Döpfner auch Mitglied der katholischen [[Studentenverbindung]] K.St.V. Normannia Würzburg im [[Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine|KV]].<br /> <br /> === Germanicum in Rom ===<br /> <br /> Nach einem Semester wechselte er mit einem Stipendium an das [[Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe|Collegium Germanicum]] der [[Päpstliche Universität Gregoriana|Päpstlichen Universität Gregoriana]] in [[Rom]].&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 39–58.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 74–76.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 74–76.&lt;/ref&gt; Am Germanicum wurde Döpfner vor allem von Jesuitenpater [[Ivo Zeiger]] geprägt. Kritisch sah Döpfner den jesuitischen Führungsstil der Uniformität und Unterordnung; er war der Überzeugung, dass es in der modernen Welt auf selbstbewusste Einzelpersönlichkeiten ankommen würde.<br /> <br /> Döpfners äußerer Widerstand gegen die Studienbedingungen am Germanicum legten sich mit dem Tod der Mutter im Jahr 1934.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 80–82.&lt;/ref&gt; Wie er seinem Studienfreund Angermaier schrieb, war nun eine elementare Bindung zum Elternhaus in der Heimat gekappt, »ohne daß die unendlich zarte Liebe zu diesem Wurzelgrund litt oder verkümmerte«&lt;ref&gt;Döpfner an Angermaier, San Pastore 22. Juli 1934, In: Antonia Leugers: ''Briefe an Georg Angermaier 1923 bis 1944.'' Nr. 9, S. 26 f., In: ''WDGB.E 58'' (1996), S. 9–100.&lt;/ref&gt;. Es war unter anderem die finanzielle Opferbereitschaft seiner Familie, durch die er sich nun verpflichtet fühlte, das Studium trotz aller Bedenken zu einem guten Ende zu führen.<br /> <br /> Seine Konflikte mit dem Germanicum kompensierte Döpfner mit seiner Heimatverbundenheit und seiner Liebe zur Natur. So pflegte er bis zu seiner Zeit als Kardinal Wanderungen in den Bergen und am Meer zu unternehmen sowie seinen Urlaub in seinem Heimatort Hausen zu verbringen.<br /> <br /> Dem mit ihm befreundeten Hausener Pfarrer Karl Hockgeiger schrieb Döpfner zahlreiche Briefe, in denen er seine Zeit am Germanicum ausführlich schilderte.&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 76–96.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Studium stand er bewusst zu seiner Entscheidung, Priester zu werden – aber nicht nur ein „wissenschaftlicher“ Priester wollte er sein, sondern ein „tiefgebildeter“ Priester, der sich auch menschlich, priesterlich und organisatorisch in seine Tätigkeit einbringt.<br /> <br /> == Priester ==<br /> <br /> In der Kirche [[Il Gesù]] in Rom empfing er am 29. Oktober 1939 durch den späteren Kurienkardinal [[Luigi Traglia]] das [[Sakrament]] der [[Weihesakrament#Presbyterat|Priesterweihe]]. Am 1. November 1939 beging er in der gleichen Kirche, am Grabaltar des [[Ignatius von Loyola]] seine [[Primiz]]. Als Primizbild wählte er Ausschnitte aus dem [[Isenheimer Altar]] von [[Matthias Grünewald]], als Primizspruch sein späteres bischöfliches Motto „Praedicamus crucifixum“.<br /> <br /> Am 7. Juli 1940 feierte Döpfner nach Ankündigung vom 6. Juli 1940 in der lokalen ''[[Saale-Zeitung]]'' seine [[Primiz|Heimatprimiz]] in Hausen.&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 97–102.&lt;/ref&gt; Der Empfang fand vor der [[Klosterweg 7a (Hausen)|Hausener Klosterscheune]] des [[Kloster Hausen|Klosters Hausen]] statt.<br /> <br /> Im Jahr 1941 wurde er mit der Dissertation ''Natur und Übernatur bei [[John Henry Newman]]'' zum [[Doctor Theologiae|Doktor der Theologie]] [[Promotion (Doktor)|promoviert]].&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 55–59.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 120–126.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Von 1941 bis 1944 war Döpfner [[Kaplan]] in [[Großwallstadt]], [[Schweinfurt]] und [[Gochsheim]].&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 59–61.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2015, S. 103–107.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 127–143.&lt;/ref&gt; Die Seelsorge in direktem Kontakt mit den Gläubigen lag ihm dabei sehr am Herzen. Von 1944 bis 1945 war er [[Präfekt (Erziehung)|Präfekt]] am bischöflichen Knabenseminar Kilianeum in Würzburg. 1945 erfolgte die Ernennung zum [[Subregens]] am [[Priesterseminar Würzburg|Würzburger Priesterseminar]]. Als Subregens kümmerte sich Döpfner auch persönlich um die Studenten, die an ihren Kriegserfahrungen litten. Auf das Angebot des Dekans der Fakultät, sich zu habilitieren, reagierte Döpfner mit Stolz, da, wie er sagte, ehemaligen Germanikern der Weg zur Professur nicht ohne weiteres offen stand.&lt;ref&gt;''Deutsche Tagespost.'' Nr. 13, 1975, S. 5.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 16. März 1945 erlebte Döpfner den [[Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945|Bombenangriff auf Würzburg]]; sein gesamter Besitz verbrannte. Er half eigenhändig bei den Aufräumarbeiten und versorgte die Bevölkerung mit Lebensmitteln. Nach dem Einmarsch der Amerikaner verhandelte er mit der Besatzungsmacht.<br /> <br /> == Bischof von Würzburg (1948–1957) ==<br /> [[Datei:WappenDöpfnerWÜ.jpg|mini|Wappen Döpfners als Bischof von Würzburg]]<br /> <br /> Am 10. August 1948 ernannte [[Papst]] [[Pius XII.]] Döpfner als Nachfolger des am 30. Mai 1948 verstorbenen [[Matthias Ehrenfried]] zum [[Liste der Bischöfe von Würzburg|Bischof von Würzburg]].&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 67–121.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 110–127.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 143–193.&lt;/ref&gt; Es wurde gemutmaßt, der Jesuitenpater Ivo Zeiger, Döpfners ehemaliger Rektor am Germanicum, habe Einfluss auf die Entscheidung genommen. Denkbar ist auch Einflussnahme seines Verbindungsbruders Kardinal von Faulhaber. Die Weihe durch den [[Bamberg]]er Erzbischof [[Joseph Otto Kolb]] am 14. Oktober 1948 fand in der Würzburger [[Kollegiatstift Neumünster|Neumünsterkirche]] statt, da der [[Würzburger Dom]] durch den Bombenangriff im März 1945 noch zerstört war. [[Konsekration|Mitkonsekratoren]] waren der damalige Bischof von [[Bistum Eichstätt|Eichstätt]] und spätere [[Kurienkardinal]] [[Joseph Schröffer]] sowie der [[Erzbistum Bamberg|Bamberger]] [[Weihbischof]] [[Artur Michael Landgraf]]. Mit 35 Jahren war Döpfner damals der jüngste katholische Bischof [[Europa]]s. Sein bischöflicher [[Wahlspruch#Kirchliche Würdenträger|Wahlspruch]] lautete: „Praedicamus crucifixum“ („Wir verkünden [Christus,] den Gekreuzigten“) und entstammt dem [[1. Korintherbrief]] {{Bibel|1 Kor|1|23}}. In seinem Antrittsgottesdienst in der [[Heilig-Kreuz-Kirche (Würzburg)|Heilig-Kreuz-Kirche]] betonte Döpfner seine Verbundenheit zu seiner Heimat und seinen fränkischen Mitmenschen. In seinem ersten Hirtenbrief vom 24. Oktober 1948 begründete Döpfner die Wahl seines bischöflichen Leitspruchs als Antwort auf die immer zahlreicher werdenden Menschen, die vom christlichen Weg abgekommen seien; gleichzeitig wolle er der erste Kreuzträger des Bistums sein. Da das Bischöfliche Palais beim [[Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945]] zerstört worden war, wohnte Döpfner zunächst im [[Kloster Oberzell]] der [[Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu|Zeller Schwestern]].&lt;ref&gt;Oskar Neisinger: ''Julius Cardinal Döpfner. Erinnerung. Bildnotizen – Zitate''. Echter, Würzburg 1976, S. 17.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Jahr 1952 exkommunizierte er als Bischof den späteren Kirchenkritiker [[Karlheinz Deschner]], weil der eine geschiedene Frau geheiratet hatte.&lt;ref name=&quot;WetzelSZ&quot; /&gt;&lt;ref&gt;[http://www.deschner.info/index.htm?/de/person/special/gieselb.htm Exkommunikationsschreiben]&lt;/ref&gt; Bei einer vom ADAC und der Deutschen Katholischen Jugend veranstalteten Großveranstaltung in Würzburg am 19. Juli 1953 zu Ehren des hl. Christophorus segnete er hingegen über 1000 Automobile und Motorräder&lt;ref&gt;[[Rolf-Ulrich Kunze]]: ''Würzburg 1945–2004. Wiederaufbau, moderne Großstadt.'' In: Ulrich Wagner (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Würzburg.'' 4 Bände, Band I-III/2 (I: ''Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs.'' 2001, ISBN 3-8062-1465-4; II: ''Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814.'' 2004, ISBN 3-8062-1477-8; III/1–2: ''Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert.'' 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band III (2007), S. 318–346 und 1292–1295, hier: S. 333.&lt;/ref&gt;. In der Folgezeit setzte er sich bis zu seinem Tod für die [[Ökumenische Bewegung]] ein. Vom 11. bis 14. Oktober 1954 fand die von Döpfner veranstaltete [[Diözesansynode]] statt.&lt;ref name=&quot;Wittstadt-2007-469&quot;&gt;Klaus Wittstadt (2007), S. 469.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Der Wiederaufbau von Würzburg („Wohnungsbau ist Dombau“) ===<br /> <br /> Julius Döpfners Amtszeit begann in einer völlig zerstörten Stadt, in der zum Kriegsende nur noch etwa 53 000 Menschen lebten. In ganz Unterfranken herrschte ein Bedarf für 394.000 Menschen, und noch im Jahr 1950 fehlten 80.000 Wohnungen.&lt;ref&gt;Robert Ernst Simon: ''Wohnungsbau ist heute in Wahrheit Dombau. Katholische Kirche und Wohnungsbau in Bayern 1945–1955'' (= ''Einzelarbeiten aus der Geschichte Bayerns''. Band 70). Neustadt an der Aisch 1955, S. 2.&lt;/ref&gt; Am 6. Januar 1949 wurde daher unter Vorsitz von Bischof Döpfner und unter Einladung von Caritasdirektor [[Robert Kümmert]] beschlossen, die Würzburger Wohnungshilfe aufzulösen und eine Genossenschaft in Form des ''St.-Bruno-Werkes'' zu gründen.&lt;ref&gt;''Würzburger Diözesanblatt.'' Jg. 94, Nr. 14, 15. September 1948, S. 106 f.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://bruno-werk.de/gruender.html |wayback=20140517035546 |text=Homepage des St. Bruno-Werks}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Sybille Grübel: ''Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006.'' In: Ulrich Wagner (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Würzburg.'' 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: ''Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert.'' Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1225–1247, hier: S. 1242.&lt;/ref&gt; Die Benennung erfolgte nach dem hl. [[Bruno von Würzburg]]. Döpfner stellte das Vorhaben unter das Motto „Wohnungsbau ist Dombau, Wohnungssorge ist Seelsorge, und damit Herzenssorge eures Bischofs“.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 76–79.&lt;/ref&gt; Kritik an dem Motto „Wohnungsbau ist Dombau“ kam unter anderem von Kardinal [[Michael von Faulhaber]]. Anlässlich Döpfners 40. Geburtstag im Jahr 1953 lobte das Würzburger Katholische Sonntagsblatt Döpfners Bemühungen.&lt;ref&gt;''Würzburger Katholisches Sonntagsblatt.'' Jahrgang. 100, Nr. 34, 23. August 1953, S. 249.&lt;/ref&gt; Bis zu Döpfners Weggang nach Berlin im Jahr 1957 waren unter dem St.-Bruno-Werk mehr als 2000 Wohnungen entstanden. Im Jahr 1958 erhielt Döpfner von der Stadt Bad Kissingen wegen seiner Verdienste um den sozialen Wohnungsbau (St.-Bruno-Werk) die [[Liste der Ehrenbürger von Bad Kissingen|Ehrenbürgerwürde.]]<br /> <br /> Daneben widmete sich Döpfner dem Wiederaufbau zerstörter Kirchen sowohl in Würzburg (wo nur die [[Marienkapelle (Würzburg)|Marienkapelle]] unbeschadet geblieben war) wie auch in der restlichen Diözese Würzburg.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt: Kirche und Staat im 20. Jahrhundert. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, S. 453–478 und 1304 f., hier: ''Im Zeichen des Wiederaufbaus – die Zeit Julius Döpfner als Bischof von Würzburg (1948–1957).'' S. 463–469.&lt;/ref&gt; Während seiner Amtszeit wurden 48 Kirchen wieder aufgebaut, daneben entstanden 43 neue Kirchen.&lt;ref&gt;[[Karl Forster (Theologe)|Karl Forster]]: ''Julius Kardinal Döpfner'', S. 64, in: ''Männer des Konzils'', Würzburg 1965&lt;/ref&gt; Im Jahr 1948 berief Döpfner den Baumeister [[Hans Schädel]] zum Leiter des Bischöflichen Bauamtes. Unter Schädel wurde als Erstes die [[Kirchen in Würzburg#St. Laurentius, Heidingsfeld|St. Laurentius-Kirche]] in [[Heidingsfeld|Würzburg/Heidingsfeld]] wiederaufgebaut. Es folgten die Kirchen von [[Kleinostheim]] und [[Stockstadt am Main|Stockstadt]]. Neu entstanden die Pfarrkirche [[St. Anton (Schweinfurt)|St. Anton]] in [[Schweinfurt]] und die Dorfkirche in [[Frankenheim/Rhön]], die Pfarrkirche von [[Niederwerrn]]. Wiederaufgebaut wurden die [[St. Kilian (Schweinfurt)|St. Kilian-Kirche]] in Schweinfurt, die Dreifaltigkeitskirche in [[Gemünden am Main]], eine Kapelle in [[Eltmann]] und die Pfarr- und Klosterkirche [[Kirchen in Würzburg#St. Alfons, Gartenstadt Keesburg|St. Alfons]] in Würzburg. Erweitert wurden die Wallfahrtskirche in [[Hessenthal]], die Pfarrkirche in [[Kleinheubach]] und die Kirche [[Kirchen in Würzburg#Zur Heiligen Familie, Heidingsfeld|Zur Heiligen Familie]] in [[Kirchen in Würzburg#Zur Heiligen Familie, Heidingsfeld|Würzburg-Heidingsfeld]].<br /> <br /> Unter Mitwirkung weiterer Architekten entstanden neue Kirchen wie St. Josef in Schweinfurt-Oberndorf (Fritz Lill aus Köln), [[Kirchen in Würzburg#St. Elisabeth, Zellerau|St. Elisabeth]] in [[Zellerau|Würzburg-Zellerau]] ([[Michael Niedermeier (Baumeister)|Michael Niedermeier]] aus Würzburg) und [[Maria Hilf (Schweinfurt)|Maria Hilf]] in Schweinfurt (Peter Krammer aus Schweinfurt).&lt;ref&gt;Klaus Wendehorst: ''Das Bistum Würzburg 1803–1957'', S. 114&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Alle wiederhergestellten und neuen Kirchen wurden von Döpfner persönlich eingeweiht. Besonders am Herzen lag ihm der Wiederaufbau des Würzburger Domes. Es entstand eine eigens eingesetzte Dombaukommission unter seinem Vorsitz. Dabei wollte er den Dom nicht als Museum neu eingerichtet wissen, sondern als Gotteshaus einer lebendigen Kirche.&lt;ref&gt;''Würzburger Katholisches Sonntagsblatt.'' Jahrgangh 101, Nr. 3, 17. Januar 1954, S. 17.&lt;/ref&gt; und nahm damit unbewusst eine Auffassung des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] vorweg. Im gleichen Sinne wollte er in der Kirchengestaltung die Trennung zwischen dem die Liturgie ausführenden Priester und der unbeteiligten Gemeinde überwinden.<br /> <br /> === Stärkung des Glaubens und Kontakt mit den Gläubigen ===<br /> <br /> Döpfner meinte, erkannt zu haben, dass immer mehr Gläubige einer bewussten Entscheidung für den Glauben bedürften. Daraus ergab sich seiner Meinung nach die Notwendigkeit für die Kirche, sich stärker auf das Laienapostolat zu besinnen. Aus diesem Grund wurde auf ausdrücklichen Wunsch Döpfners am 27. September 1950 die [[Domschule Würzburg]] als Akademie für die Erwachsenenbildung der Diözese Würzburg gegründet. Die Domschule entwickelte sich zum Vorbild für viele weitere Bistümer.&lt;ref&gt;Günter Koch: ''Die neue Domschule: Akademie für Erwachsenenbildung der Diözese Würzburg. Wie sie wurde – Wie sie ist.'' In: Günter Koch, Josfe Pretscher (Hrsg.): ''Würzburgs Domschule in alter und neuer Zeit.'' Würzburg 1980, S. 73–105; hier: S. 78.&lt;/ref&gt; Laien sollten durch Vertiefung des Glaubenswissens zu Mitverantwortung und Mitarbeit angeregt werden. Das Programm der Domschule wurden von Döpfner persönlich gestaltet.<br /> <br /> In gleichem Maße lag Döpfner die Priesterarbeit am Herzen. Aus diesem Grund hielt er mehrere – gut besuchte – [[Exerzitien]]kurse.<br /> <br /> Ebenso förderte Döpfner die Jugendarbeit und unterstützte daher nach Kräften den [[Bund der Deutschen Katholischen Jugend]] BDKJ. Als im Jahr 1955 das [[Kloster Volkersberg]] in den Besitz des Bistums Würzburg kam, wurde es in ein Schulungs- und Bildungshaus für die katholische Jugend umgewandelt.<br /> <br /> Döpfner suchte den direkten Kontakt mit den Menschen und predigte zu Sportlern, Arbeitern, Bauern und Winzern. In seiner Auseinandersetzung mit der sozialen Frage setzte er sich für den arbeitsfreien Sonntag und gegen Schwarzarbeit ein.&lt;ref&gt;Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 31 (99. Jg.), 3. August 1952, S. 239f.&lt;/ref&gt; Döpfner sprach sich, schon bevor er im Jahr 1953 Beauftragter der Fuldaer Bischofskonferenz für die Flüchtlinge und Vertriebenen wurde, für eine Verbesserung der Situation von Flüchtlingen und Vertriebenen aus.<br /> <br /> Ebenso lag das zu Thüringen und damit zum damaligen DDR-Gebiet gehörende [[Dekanat Meiningen]], das damals Teil des Bistums Würzburgs war, Döpfner am Herzen. Die politischen Verhältnisse erschwerten die Betreuung der dort lebenden Gläubigen. So berichtete bereits Döpfners Vorgänger Bischof [[Matthias Ehrenfried]] am 4. Februar 1948, dass sowohl Bewohnern als auch Priestern aus dem Dekanat Meiningen die Ausstellung eines Passes erschwert worden sei.&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Würzburg, MGN, K4, 6.34&lt;/ref&gt; Auch konnten nur unter schwierigsten Bedingungen neue Kirchen und Kapellen gebaut werden wie zum Beispiel in [[Lauscha]] und [[Camburg]]. Daneben entstanden in Döpfners Amtszeit als Bischof von Würzburg die neuen Pfarreien [[Bad Liebenstein (Gemeinde)|Bad Liebenstein]], Camburg, [[Eisfeld]], [[Gräfenthal]], [[Römhild]], [[Unterwellenborn]] und [[Wernshausen]] sowie die [[Kuratie]]n [[Bettenhausen (Rhönblick)|Bettenhausen]], [[Heldburg]], Lauscha, Lehesten, [[Obermaßfeld]], [[Schalkau]], [[Themar]] und [[Wasungen]]. Wie Döpfner später in „Meine Fränkischen Jahre“ sagte, war es ihm besonders wichtig, schon in den ersten Wochen nach Amtsantritt die thüringische Diaspora zu besuchen.&lt;ref name=&quot;MFJ-14&quot;&gt;Julius Döpfner: ''Meine Fränkischen Jahre'', S. 14&lt;/ref&gt; Während seines ersten Besuches vom 11. November 1948 bis 26. November 1948 – vier Wochen nach der Bischofsweihe – spendete er beispielsweise 1.100 Firmungen. Döpfner erinnerte sich später überaus gerne an diese Reise.&lt;ref name=&quot;MFJ-14&quot; /&gt; Döpfner setzte diese Besuche auch während seiner gesamten Amtszeit fort. Wie er am 30. November 1955 dem Apostolischen Nuntius [[Aloysius Muench]] schrieb, belastete ihn die Situation mit Bespitzelung, Rationierung der Lebensmittel, [[Jugendweihe]] und der Schikanierung und Indoktrinierung der Menschen. Gleichzeitig bemerkte er das daraus entstehende Anwachsen des religiösen und gottesdienstlichen Lebens.&lt;ref&gt;Diözesanarchiw Würzburg, MGN, K4, 12.83&lt;/ref&gt; Die Gläubigen spürten, dass Döpfner nicht nur eine Jurisdiktions-, sondern auch eine Schutzfunktion ausübte.&lt;ref&gt;Corinna Mierau: ''Der thüringische Anteil der Diözese Würzburg von 1945 bis 1957 – Eine Darstellung anhand der Materialien des Würzburger Diözesanarchivs'', Zulassungsarbeit, Würzburg 1998, S. 116&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:JuliusDöpfner1951.jpg|mini|hochkant|Bischof Döpfner beim 1.&amp;nbsp;Unterfränkischen Katholikentag am 1./2. September 1951 in Aschaffenburg]]<br /> <br /> Im Jahr 1951 wurden Katholikentage in [[Ochsenfurt]] und [[Schweinfurt]] veranstaltet. In Würzburg fand kein Katholikentag statt, da 1952 die 1200-Jahrfeier der Wiederauffindung der Gebeine der ''Frankenapostel'' [[Kilian (Heiliger)|Kilian]], [[Kolonat (Heiliger)|Kolonat]] und [[Totnan]] durch Bischof [[Burkard]] bevorstand. Nach jedem der gut besuchten Katholikentage, für die hochrangige Redner gewonnen werden konnten, wurden Resolutionen in Bezug auf Ehe und Familie, gegen Ehescheidung und Abtreibung sowie für das private und öffentliche Zeigen von Familiensinn verabschiedet.<br /> <br /> Aus Anlass des Kiliansjahres 1952 wurden im Jahr 1949 die Gebeine der Frankenapostel von [[Gerolzhofen]], wo sie während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] ausgelagert waren, wieder nach Würzburg zurückgebracht. Das Kiliansjubiläum gilt als einer der Höhepunkte in Döpfners Amtszeit als Bischof von Würzburg. Es wurde mit einem Pontifikalamt am ersten Pfingstfeiertag eröffnet, fand einen Höhepunkt in der St. Kiliansoktav und wurde am 12. Oktober 1952 mit dem Burkardusfest (am Sonntag vor Burkardi) beendet.<br /> <br /> Mit dem Ziel, „ein lebendiges Diözesanbewusstsein zu vermitteln“, leitete Döpfner vom 11. bis zum 14. Oktober 1952 die Würzburger Diözesansynode. In einem Hirtenbrief zur Synode bezeichnete Döpfner das seelsorgerische Mühen des Priesters um dem heutigen Menschen als den einzig großen Beratungsgegenstand der Synode.&lt;ref&gt;Würzburger Diözesanblatt, Nr. 18 (100), 15. September 1954, S. 135&lt;/ref&gt; Zu den Teilnehmern gehörten die Dekane der 38 Dekanate, die Professoren der Theologischen Fakultät, die Provinziale und Ordensoberen, die Würzburger Stadtpfarrer sowie die Religionslehrer und Jugendseelsorger. Erstmals waren an den Vorarbeiten zu einer Synode sachkundige Laien (zwölf Laien, unter ihnen zwei Frauen) beteiligt.&lt;ref name=&quot;Langgärtner&quot;&gt;[[Georg Langgärtner]]: ''Die Diözesansynoden von 1931 und 1954 als Spiegel des Aufbruchs der Kirche vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil'', in: Heinz Fleckenstein, [[Gerhard Gruber (Theologe)|Gerhard Gruber]], [[Georg Schwaiger (Historiker)|Georg Schwaiger]], [[Ernst Tewes]] (Hrsg.): ''Ortskirche – Weltkirche. Festgabe für Julius Kardinal Döpfner'', Würzburg 1973, S. 251–268&lt;/ref&gt; Behandelt wurden beinahe alle Fragen und Probleme der modernen Seelsorge. Der Theologe [[Georg Langgärtner]] sah das Ergebnis der Synode „in der Bereitung des Bistums für das folgende Konzil und in der Befähigung, die Sturme der nachkonziliaren Jahre zu bestehen“&lt;ref name=&quot;Langgärtner&quot; /&gt;. Weitere Inhalte waren eine neue Prüfungsordnung der Theologischen Fakultät für ein zeitgerechtes und zukunftsoffenes theologisches Curriculum. Beschlüsse zu Kirchenbauten und kirchlicher Kunst&lt;ref&gt;''Diözesansynode Würzburg'', 1954, Hg. v. Bischöfl. Ordinariat Würzburg. Würzburg 1955&lt;/ref&gt; und Nächstenliebe als Mandatum magnum der Kirche&lt;ref&gt;Georg Langgärtner: ''Die Diözesansynoden von 1931 und 1954 als Spiegel des Aufbruchs der Kirche vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil'', in: Heinz Fleckenstein, [[Gerhard Gruber (Theologe)|Gerhard Gruber]], [[Georg Schwaiger (Historiker)|Georg Schwaiger]], [[Ernst Tewes]] (Hrsg.): ''Ortskirche – Weltkirche. Festgabe für Julius Kardinal Döpfner'', Würzburg 1973, S. 267&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> === Der „Fall Ochsenfurt“ ===<br /> {{Hauptartikel|Fall Ochsenfurt}}<br /> <br /> Überregionale Beachtung fand im Jahr 1953 der ''Fall Ochsenfurt''.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 98–102&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 157–160&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2015, S. 81–84&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 157–159.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=N. N. |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25656684.html |titel=Konfessions-Streit – Aus einem Napf |werk=[[Spiegel Online]] |datum=1953-07-15 |zugriff=2019-02-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=N. N. |url=https://www.welt.de/geschichte/article117542201/Konfessionsstreit-gefaehrdete-1953-Adenauers-Wahl.html |titel=Konfessionsstreit gefährdete 1953 Adenauers Wahl |werk=[[Die Welt]] |datum=2013-06-28 |zugriff=2019-02-12}}&lt;/ref&gt; Für die Eröffnung und kirchliche Segnung der [[Ochsenfurt#Südzucker|neuen Zuckerfabrik]] von [[Ochsenfurt]] am 28. Juni 1953 vereinbarte Döpfner traditionsgemäß, dass auf Grund der Mehrheit der katholischen Bevölkerung in der Region nur der Vertreter der katholischen Kirche die Segnung vornehmen sollte, und verweigerte, als er in Ochsenfurt von der geplanten Teilnahme des evangelischen Würzburger Dekans [[Wilhelm Schwinn (Dekan)|Wilhelm Schwinn]] (1905–1974) erfuhr, eine gemeinsame Zeremonie mit dem Dekan. Laut Erklärung des Bischöflichen Ordinariats Würzburg vom 28. Juni 1953 habe Döpfner erst am Morgen der geplanten Zuckerfabrik-Weihe von der Teilnahme des evangelischen Dekans erfahren und angekündigt, im Falle einer Weihe durch Schwinn Ochsenfurt sofort zu verlassen.&lt;ref&gt;[[Alfred Wendehorst]]: ''Das Bistum Würzburg 1803–1957'', S. 73&lt;/ref&gt; Nach Darstellung des Evangelisch-Lutherischen Dekanats habe Döpfner das Programm bereits zwei Wochen vor der Weihe erhalten.<br /> <br /> Der „Fall Ochsenfurt“ erfuhr eine hohe Aufmerksamkeit in der Presse. Die bayerische CSU befürchtete Stimmenverluste bei der [[Bundestagswahl 1953]] und befürchtete, in Zukunft weniger evangelische Bundestagskandidaten aufstellen zu können. Nach der Intervention durch Bundespräsident [[Theodor Heuss]] schickte Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]] den in heiklen diplomatischen Situationen erfahrenen Ministerialdirektor [[Hans Globke]] vom Bundeskanzleramt zur Unterredung mit Döpfner. Die Presse sah darin eine Bestätigung der politischen Wirkung des Vorfalls.<br /> <br /> Döpfner selbst betonte in seinen Versöhnungsbrief an Schwinn, dass ihm eine Kränkung der evangelischen Christen, der evangelischen Kirche und damit auch Schwinns Person fern lag. Es schmerzte ihn, dass sein Handeln so aufgefasst wurde. Der Vorfall habe ihm die Notwendigkeit einer brüderlichen Begegnung bewusst gemacht.&lt;ref&gt;Döpfner am 9. August 1953 aus Wallis/Schweiz an Dekan Wilhelm Schwinn. Brief in Privatbesitz&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kirchenhistoriker [[Klaus Wittstadt]] zufolge kann man nicht davon ausgehen, Döpfner sei gegen die Ökumene gewesen.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 101f.&lt;/ref&gt; Dies habe Döpfner mehrmals deutlich gemacht.&lt;ref&gt;Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 5 (98. Jg.), 4. Februar 1951, S. 33f.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=Mokry-183-193&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 183–193.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 5 (98. Jg.), 4. Februar 1959, S. 33–34&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 4 (104. Jg.), 27. Januar 1957, S. 48&lt;/ref&gt;&lt;ref name=Mokry-183-193/&gt;&lt;ref&gt;Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 30 (102. Jg.), 24. Juli 1955, S. 48&lt;/ref&gt; Laut dem Theologen [[Karl Forster (Theologe)|Karl Forster]] führte eine „unzulängliche Information“ zu einer peinlichen Situation, die leicht zu klären gewesen wäre.&lt;ref&gt;[[Karl Forster (Theologe)|Karl Forster]]: ''Julius Kardinal Döpfner'', in: ''Männer des Konzils'', Würzburg 1965, S. 63&lt;/ref&gt; Wie Agathe Schwinn, die Tochter von Dekan Wilhelm Schwinn, im Jahr 2014 erklärte, habe ihr Vater nach einem kurzen Gespräch mit Döpfner erkannt, dass auf Grund der katholischen Mehrheit in der Bevölkerung die Weihe Döpfner vorbehalten gewesen sei und Schwinn eigentlich nicht hätte kommen dürfen.&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2015, S. 81–84&lt;/ref&gt; Sowohl vor dem Vorfall als auch danach verband beide Männer, so Agathe Schwinn, eine innige Freundschaft.<br /> <br /> Auslöser des Zwischenfalls war ein schlichtes Kommunikationsproblem.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 158.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Joel Davis: ''The Confessional Peace in Light of the Ochsenfurt Sugar Factory Incident in June 1953'', in: JFLF 65 (2005), S. 307–323&lt;/ref&gt; Demnach hatte Dekan Schwinn bei der Grundsteinlegung für die Zuckerfabrik im Jahr 1951 in Zivil teilgenommen, was den interkonfessionellen Konventionen entsprach. Bei der Einweihung im Jahr 1953 hatte der Direktor der Zuckerfabrik dem katholischen Geistlichen von Ochsenfurt Josef Braun mitgeteilt, dass er für die Einweihung die gleiche Vorgehensweise wünschte und war fälschlicherweise davon ausgegangen, dass seine Nachricht Dr. Holitz, den Organisator der Einweihung, erreichen würde. Dieser wiederum hatte anscheinend angenommen, der katholische und der evangelische Geistliche von Ochsenfurt hätten das diesbezügliche Vorgehen bereits von sich aus untereinander besprochen.<br /> <br /> Wie der Domkapitular Theodor Kramer feststellte, haben die Wirkungen des Vorfalls Döpfner nie ganz losgelassen. Dies zeigt eine Schilderung des Vorfalls in „Meine Fränkischen Jahre“, wo Döpfner diesen kurz vor seinem Tod als schwerste Prüfung seiner fränkischen Jahre bezeichnete und betonte, dass sein Image nach dem Vorfall in keinster Weise seinen Intentionen entsprach.&lt;ref&gt;Julius Döpfner: ''Meine Fränkischen Jahre'', S. 13f.&lt;/ref&gt; Am 8. Mai 1957 stellte er in einer schriftlichen Bemerkung gegenüber Papst [[Pius XII.]], erleichtert fest, dass die Reserve der evangelischen Christen ihm gegenüber deutlich zurückgegangen war.&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Berlin V/7-3&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Bischof von Berlin (1957–1961) ==<br /> [[Datei:WappenDöpfnerB.jpg|mini|hochkant|Wappen Kardinal Döpfners als Bischof von Berlin]]<br /> [[Datei:St.-Hedwig's-Kathedrale (Berlin), Gedenktafel Julius Döpfner.jpg|mini|hochkant|Gedenktafel in der [[St.-Hedwigs-Kathedrale]]]]<br /> <br /> Am 15. Januar 1957 ernannte ihn Pius XII. zum [[Liste der Bischöfe und Erzbischöfe von Berlin|Bischof von Berlin]], am 10. März verabschiedete Döpfner sich schweren Herzens von Würzburg&lt;ref name=&quot;Wittstadt-2007-469&quot; /&gt; und am 25. März&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Berlin: [http://www.dioezesanarchiv-berlin.de/bestaende/abteilung-v/bestand-v7/ Julius Kardinal Döpfner (1913–1976)].&lt;/ref&gt; erfolgte seine [[Inthronisation]] in Berlin.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 128–168&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 161–168&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 194–275.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Ökumene ===<br /> <br /> Während seiner Amtszeit als Bischof von Berlin bemühte sich Döpfner um die [[Ökumenische Bewegung|Ökumene]] und konnte entsprechende Bedenken, die seit dem „Fall Ochsenfurt“ gegen ihn bestanden, erfolgreich zerstreuen.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 143–146&lt;/ref&gt; In diesem Zusammenhang baute er einen intensiven und erfolgreichen Kontakt mit [[Otto Dibelius]], dem evangelischen Bischof von Berlin, auf. Beide Männer teilten die gleiche Einschätzung zur politischen Lage. In diesem Sinne nahm Döpfner auch öffentlich Stellung zu Dibelius’ regimefeindlicher „Obrigkeitsschrift“, dass der Christ bei Forderungen, die gegen das christliche Gewissen gehen, Gott mehr als dem Menschen gehorchen soll.&lt;ref&gt;Martin Höllen: ''Loyale Distanz? Katholizismus und Kirchenpolitik in SBZ und DDR. Ein historischer Überblick in Dokumenten'', Band 2: 1956 bis 1965, Berlin 1997, S. 198&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === DDR-Regierung ===<br /> Intern hegten die DDR-Behörden bereits im Vorfeld der Inthronisation Bedenken gegen Döpfner, da das Bistum Würzburg der Teilhaber des sozialismuskritischen Würzburger [[Echter Verlag]]es war und weil Döpfner als Beauftragter für die Flüchtlingsseelsorge eng mit der Ostpriesterschaft zusammenarbeitete.<br /> <br /> Döpfners kritische Einstellung hatte auch Bedeutung in seiner Funktion als Vorsitzender der [[Berliner Ordinarienkonferenz]] (BOK), die im Jahr 1950 als Zusammenschluss katholischer Bischöfe, Weihbischöfe und Jurisdiktionsträgern gegen den antikirchlichen Kurs der DDR-Regierung gegründet worden war. [[Walter Ulbricht]] setzte seinen antikirchlichen Kurs vor allem mit der Berufung des regimekonformen [[Werner Eggerath]] zum [[Staatssekretär für Kirchenfragen]] am 21. Februar 1957. Ein Treffen Döpfners mit DDR-Ministerpräsident [[Otto Grotewohl]] am 28. März 1957 brachte keine Annäherung.<br /> <br /> Im sogenannten „Döpfner-Erlass“ vom 26. November 1957 betont Döpfner die Rolle des BOK-Vorsitzenden als alleinigen Gesprächspartner mit den DDR-Behörden und dass alles vermieden werden müsse, was zu einer Spaltung der katholischen Kirche in Deutschland führen könne.&lt;ref&gt;Martin Höllen: ''Loyale Distanz? Katholizismus und Kirchenpolitik in SBZ und DDR. Ein historischer Überblick in Dokumenten'', Band 2: 1956 bis 1965, Berlin 1997, Nr. 14, S. 73&lt;/ref&gt; Obwohl die DDR ihren Kurs fortsetzte, kam für Döpfner eine Vereinbarung, wie sie die evangelische Kirche mit der DDR-Regierung geschlossen hatte&lt;ref&gt;vgl. Reinhard Henkys: ''Evangelische Kirche'', in: Gisela Helwig -Dtelev Urban (Hrsg.): ''Kirchen und Gesellschaft in beiden deutschen Staaten'', Köln 1987, S. 66&lt;/ref&gt;, nicht in Frage; stattdessen hielt er an seinen Minimalforderungen wie der Erleichterung des Religionsunterrichtes oder der Beendigung der staatlichen Propaganda gegen die katholische Kirche fest.&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Berlin I/4–54, S. 666&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu einem Eklat kam es, als Döpfner in einem Fastenhirtenbrief in der Ausgabe des St. Hedwigblattes vom 25. Januar 1958 beklagte, dass Eltern die Erziehungsarbeit an ihren Kindern allzu sehr an andere Institutionen wie Schule und Kirche delegierten.&lt;ref&gt;Gerhard Lange, Ursula Pruß (Hrsg.): ''An der Nahtstelle der Systeme. Dokumente und Texte aus dem Bistum Berlin 1945–1990'', 1. Halbband 1945–1961, Leipzig 1996, S. 261&lt;/ref&gt; Die SED verstand dies als Kritik an den Verhältnissen in der DDR und verbot das St. Hedwigsblatt. Es durfte erst wieder erscheinen, als es einen Brief von [[Fritz Beyling]], dem Leiter des Presseamtes beim Ministerpräsidenten der DDR abdruckte, in dem dieser Döpfners Ausführungen zurückwies. Seit Mitte Mai 1958 wurde Döpfner die Einreise in die DDR-Gebiete außerhalb Berlins verweigert.&lt;ref&gt;Oskar Neisinger: ''Julius Cardinal Döpfner. Erinnerung. Bildnotizen – Zitate''. Echter, Würzburg 1976, S. 23.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach dem Tod des Vorsitzenden der CDU in der DDR [[Otto Nuschke]], der sich für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Kirche und DDR-Regierung eingesetzt hatte, hatte die DDR-Regierung leichteres Spiel. Im Zusammenhang mit dem „Lange-Erlass“ vom 12. Februar 1958 wurde der Religionsunterricht aus den Schulen verdrängt; im Gegenzug bekam die [[Jugendweihe]] stärkere Bedeutung. Als Reaktion auf das Religionsunterrichts-Verbot initiierte Döpfner den BOK-Beschluss vom Juli 1958, mit allen Mittel die Befähigung der Eltern zur eigenen Glaubensunterweisung ihrer Kinder zu fördern.&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Berlin I/4–53, S. 85–94, hier: S. 89.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfner selbst bemerkte in einem BOK-Bericht über die Zeit von Mitte April bis Ende Juni 1958 sowie in einem Hirtenbrief vom 4. Mai 1958 einerseits eine verschärfte politische Lage, andererseits aber auch eine steigende Beteiligung der Gläubigen an Jugendbekenntnistagen, Fronleichnamsprozessionen sowie Gottesdiensten und Sakramentsempfang.&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Berlin I/4–53, S, 41&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Unter dem Eindruck der politischen Verhältnisse in seinem Bistum reagierte Döpfner zunächst mit Sorge auf die Entscheidung, dass der [[Katholikentag]] vom 13. bis 18. August 1958 in Berlin stattfinden sollte, widmete sich aber trotzdem voller Elan dieser Aufgabe. Der Leitgedanke seiner Ansprachen und Predigten während des Kirchentages, an dem trotz aller Schwierigkeiten etwa 60.000 Katholiken aus der DDR teilnahmen, war die verbindende Gemeinschaft der Gläubigen im Glauben und mit Jesus Christus.&lt;ref&gt;''Unsere Sorge der Mensch – Unser Heil der Herr. Der 78. Deutsche Katholikentag vom 13. bis 17. August 1958 in Berlin'', Paderborn 1958, S, 69–71&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Gerhard Lange, Ursula Pruß (Hrsg.): ''An der Nahtstelle der Systeme. Dokumente und Texte aus dem Bistum Berlin 1945–1990'', 1. Halbband 1945–1961, Leipzig 1996, S. 299–301&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Gerhard Lange, Ursula Pruß (Hrsg.): ''An der Nahtstelle der Systeme. Dokumente und Texte aus dem Bistum Berlin 1945–1990'', 1. Halbband 1945–1961, Leipzig 1996, S. 300f.&lt;/ref&gt; Die DDR-Behörden sahen im christlichen Gemeinschaftsgefühl der katholischen Gläubigen eine Bedrohung ihres sozialistischen Gedankens, was sie zu einem verstärkten antikirchlichen Kurs veranlasste. Döpfner selbst setzte seine Gedanken des Katholikentages fort, indem er die Pläne seines Vorgängers [[Wilhelm Weskamm]] zum Bau einer Kirche umsetzte und in der Nähe des [[Plötzensee]]s das Gotteshaus „[[Maria Regina Martyrum (Berlin)|Maria Regina Martyrum]]“ zum Gedächtnis der Blutzeugen für die Glaubens- und Gewissensfreiheit 1933–1945 errichten ließ. Am 12. November 1960 legte Döpfner den Grundstein,&lt;ref&gt;Oskar Neisinger: ''Julius Cardinal Döpfner. Erinnerung. Bildnotizen – Zitate''. Echter, Würzburg 1976, S. 25.&lt;/ref&gt; am 4. Mai 1963 [[Kirchweihe|weihte]] er die Kirche.<br /> <br /> Döpfner wurde bewusst, dass er wegen seiner Isolierung in Berlin sowie der Isolierung der ostdeutschen Anteile der westdeutschen Bistümer seinen Wohnsitz nach Ost-Berlin verlegen müsse. Auch Bischof [[Otto Spülbeck]] von [[Meißen]] hatte dies schon intern im März 1959 gefordert.&lt;ref name=&quot;Schafer-158&quot;&gt;Bernd Schäfer: ''Staat und katholische Kirche in der DDR (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung)'', Band 8, Köln – Weimar – Wien, 1998, S. 158&lt;/ref&gt; Döpfner schlug Nuntius [[Aloysius Muench]] die Errichtung von Apostolischen Administraturen für den Fall einer sich verstärkenden Isolierung der ostdeutschen Bistumsanteile und erneut seinen Wohnsitzwechsel nach Ost-Berlin vor. Der Nuntius äußerte schwere Bedenken gegen den Vorschlag.&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Berlin V/7–3, Aktennotiz Döpfners vom 30. April 1959 über das Gespräch mit dem Nuntius&lt;/ref&gt; Stattdessen wurde am 4. Mai 1959 [[Alfred Bengsch]] zum Weihbischof in Berlin mit Wohnsitz im Ostteil der Stadt ernannt.&lt;ref name=&quot;Schafer-158&quot; /&gt; Diese Lösung hatte für Döpfner jedoch nur vorübergehenden Charakter. In einem umfangreichen Bericht an Kardinalstaatssekretär [[Domenico Tardini]] vom 27. Mai 1959 bestand er auf seinem Vorschlag eines Wohnsitzwechsels nach Ost-Berlin.&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Berlin V/7–3&lt;/ref&gt; Andernfalls könne er bei einer Weiterentwicklung der Isolation seine Funktion als BOK-Vorsitzender nicht mehr ausüben; auch würde die DDR ihn nicht mehr als Verhandlungspartner ansehen. Die Situation verschärfte sich, als Bengsch in seiner Wohnung ein Abhörgerät entdeckte und ein „Kriminalbeamter“ ihm mitteilte, der DDR-Staat würde noch lange weiter bestehen und Döpfner habe auf Grund seines Hirtenbriefes selber Schuld. Laut Historiker Bernd Schäfer begann nun die Situation für die katholische Kirche brüchig zu werden, da die staatlichen DDR-Organe nicht nur Proteste der Kirche ignorierten, sondern auch ihren Kurs ungerührt verschärften.&lt;ref&gt;Bernd Schäfer: ''Staat und katholische Kirche in der DDR (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung)'', Band 8, Köln – Weimar – Wien, 1998, S. 161&lt;/ref&gt; Bischof Piontek außerte am 7. April 1959, dass, wenn man einem übermächtigen Gegner ausgeliefert sei, es klüger sei, zu gegebener Zeit zu schweigen.&lt;ref&gt;Bernd Schäfer: ''Staat und katholische Kirche in der DDR (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung)'', Band 8, Köln – Weimar – Wien, 1998, S. 162&lt;/ref&gt; Im Juni 1961 ließ Döpfner ein Schreiben an [[Otto Grotewohl]] entwerfen, in dem es hieß, dass er keine gemeinsame Grundlage von sozialistischem und christlichem Humanismus sehe; solange die DDR ihren [[Materialismus|materialistischen]] Kurs fortsetze, sei eine Normalisierung im Verhältnis beider Seiten unmöglich. Bischof Spülbeck lehnte den Entwurf ab; die DDR-Behörden könnten sich in Zukunft taub stellen, die Situation sich insgesamt verschärfen. Auf der BOK-Konferenz von 1961 wurde die Entscheidung vertagt.&lt;ref&gt;Bernd Schäfer: ''Staat und katholische Kirche in der DDR (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung)'', Band 8, Köln – Weimar – Wien, 1998, S. 164f.&lt;/ref&gt; Döpfner konnte nicht mehr mit der uneingeschränkten Unterstützung seiner Bischofskollegen rechnen. Zwei Tage nach der Vertagung wurde er von Papst [[Johannes XXIII.]] zum [[Liste der Bischöfe von Freising und der Erzbischöfe von München und Freising|Erzbischof von München und Freising]] ernannt.<br /> <br /> In Folge seiner Kritik an der herrschenden Regierung war Döpfner Repressalien ausgesetzt, unter anderem indem er von der Stasi bespitzelt wurde&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Uwe Ritzer, Jakob Wetzel |url=https://www.sueddeutsche.de/muenchen/bnd-akten-der-hirte-und-die-horcher-1.3925137 |titel=BND-Akten – Der Hirte und die Horcher |werk=[[Sueddeutsche]] |datum=2018-03-31 |zugriff=2019-02-08}}&lt;/ref&gt; und die Gläubigen im Ostteil der Stadt nicht mehr besuchen durfte.<br /> <br /> === Versöhnung mit Polen ===<br /> <br /> Mit seiner „Berliner Hedwigspredigt“ vom 16. Oktober 1960 begründete Döpfner seine Anstrengungen für eine Aussöhnung mit Polen nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]].&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 139–143&lt;/ref&gt; Döpfner geht hier auf das beschämende Unrecht ein, das das polnische Volk erleiden musste, und fordert, das deutsche Volk dürfe nicht die Augen verschließen und niemals vergessen, welches Unrecht zu sühnen ist.&lt;ref&gt;Wort aus Berlin II, S. 98–104&lt;/ref&gt; Im gleichen Sinne bezog Döpfner das Unrecht der Vertreibung nach 1945 mit ein. Döpfner schloss Krieg zur Neuordnung des Verhältnisses beider Staaten von vornherein aus und betonte seinen Willen zum Frieden.<br /> <br /> Diese Predigt besänftigte die Befürchtungen von polnischer Seite, die sich unter anderem in den Vorbehalten des [[Warschau]]er [[Erzbischof]]s [[Stefan Wyszyński]] äußerten, die dieser kurz zuvor in seiner Predigt vom 17. August 1960 in der [[Malbork|Marienburger]] Georgskirche gegen Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]] vorgebracht hatte.&lt;ref&gt;Leonid Luks: ''Die Politik von Staat und Kirche in Polen (1956–1976)'', in: Karl-Joseph Hummel (Hrsg.): ''Vatikanische Ostpolitik unter Johannes XXIII. Und Paul VI. 1958–1978'', Paderborn – München – Zürich, 1999, S. 133–154&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Wochenzeitung der polnischen Kommunisten „[[Polityka]]“ begrüßte am 29. Oktober 1960 Döpfners Predigt, verlangte aber, den Worten Taten folgen zu lassen.&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 15 (1960/61), S. 122–124; hier S. 124&lt;/ref&gt; Auch die repräsentative Zeitung der polnischen Katholiken „[[Tygodnik Powszechny]]“ sah in Döpfners Worten eine Grundlage für eine wirkliche Versöhnung.&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 15 (1960/61), S. 170f.&lt;/ref&gt; Ebenso fand Döpfners Predigt Zustimmung bei [[Weihbischof]] [[Ernst Tewes]], bei der „[[The Times|Times]]“, bei der „[[The Daily Telegraph|Daily Telegraph]]“ und beim Bonner Staatssekretär [[Peter Paul Nahm]]. Gleichzeitig zeigte Döpfner sich, wie er am 26. November 1960 an [[Georg Graf Henckel von Donnersmarck]] schrieb, über einige Stimmen erschrocken, die vom Nationalismus einiger Deutscher zeugten.&lt;ref&gt;Diözesanarchiv Berlin V/7–8&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfner führte seinen Willen zur Versöhnung zwischen Deutschland und Polen auch später aus, wie zum Beispiel in seiner Weihnachtsansprache vom 25. Dezember 1965&lt;ref&gt;Archiv des Erzbistums München und Freising, IKA 1963, Pressemitteilungen 1964/65&lt;/ref&gt; oder seinem Glückwunschtelegramm vom 3. Mai 1966 an Kardinal Wyszyński anlässlich der Tausendjahrfeier der [[Christianisierung Polens]], woraufhin dieser die von der polnischen Regierung vorgegebene Parole „Wir vergeben nicht“ mit einem „Wir vergeben“ beantwortete.<br /> <br /> Ebenso befürwortete Döpfner den [[Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen über die Grundlagen der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehungen|Warschauer Vertrag von 1970]]. Auf einer Polenreise im Oktober 1973 traf Döpfner mit zahlreichen polnischen Bischöfen zusammen.<br /> <br /> === Ernennung zum Kardinal ===<br /> <br /> Im Jahr 1958 erfolgte Döpfners Erhebung zum [[Kardinalpriester]] durch Papst [[Johannes XXIII.]] mit der [[Titelkirche]] ''[[Santa Maria della Scala (Rom)|Santa Maria della Scala]]'' in [[Trastevere]].&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 127&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfner, der von seiner Kardinalsernennung erfuhr, als er während eines Empfangs bei Papst Johannes XXIII. für die deutschen Gäste dolmetschte, deutete die Ernennung eher als Würde für die Stadt Berlin und ihren Kampf gegen die politischen Verhältnisse statt für seine Person.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 204–205.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Gerhard Lange, Ursula Prur (Hrsg.): ''An der Nahtstelle der Systeme. Dokumente und Texte aus dem Bistum Berlin 1945–1990'' 1. Halbband 1945–1961, Nr. 138: ''Ehrung gilt dem Bistum'', Leipzig 1996, S. 309f.&lt;/ref&gt; In der mehrheitlichen Wahrnehmung der Öffentlichkeit galt die Kardinalsernennung dagegen durchaus als Ehrung seiner Person und seines Eintretens gegen die DDR-Regierung.&lt;ref&gt;Erich Klausener: ''Vier Jahre gesegneten Wirkens.'' In: ''Praedicamus Crucifixum.'' Würzburg 1961, S. 81–98, hier: S. 87.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Damit war der seinerzeit 45 Jahre alte Döpfner der jüngste Kardinal der katholischen Kirche. Das Geheime Konsistorium zur Amtseinführung fand am 15. Dezember 1958, das Öffentliche Konsistorium am 18. Dezember 1958 statt. Döpfner nutzte seine Kardinalsernennung, um weiterhin auf die ernste Situation in seiner Berliner Diözese hinzuweisen, als er beispielsweise bei Erzbischof [[Antonio Samorè]] im Staatssekretariat anregte, Papst Johannes XXIII. möge in seiner Weihnachtsansprache die hohe Bedeutung der Menschenrechte erneut unterstreichen; Priester und Gläubige hinter dem [[Eiserner Vorhang|Eisernen Vorhang]] sollten um die Unterstützung durch die Kirche wissen.<br /> <br /> === Weggang aus Berlin ===<br /> <br /> Döpfner fühlte sich seiner Gemeinde verbunden sowie verpflichtet, ihr in der schweren politischen Zeit beizustehen. So widersetzte er sich zunächst der Weisung von Papst Johannes XXIII., sich als neuer Erzbischof nach München versetzen zu lassen. Trotz mehrfacher Einwände seitens Döpfners u. a. bei dem Substituten im Staatssekretariat [[Angelo Dell’Acqua]], Kardinalstaatssekretär [[Domenico Tardini]] – die vorgaben, es käme nicht zum Wechsel nach München –, dem päpstlichen Nuntius in der BRD [[Corrado Bafile]] und schließlich in einer Privataudienz bei [[Johannes XXIII.]] am 15. Juni 1961 beharrte der Papst in einem Handschreiben vom 22. Juni 1961 auf seiner Entscheidung.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 157–161&lt;/ref&gt;&lt;ref name=Mokry-276-281&gt;Stephan Mokry: ''Kardinal Julius Döpfner und das Zweite Vatikanum – Ein Beitrag zur Biografie und Konzilsgeschichte.'' Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2016, S. 276–282.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=N. N. |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43365082.html |titel=DÖPFNER: Abschied von der Braut |werk=[[Spiegel Online]] |datum=1961-07-19 |zugriff=2019-02-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfners Weggang war überschattet von der sich zuspitzenden [[Berlin-Krise]] und dem Bau der [[Berliner Mauer]] Infolge dessen musste Döpfner seinen Abschiedsgottesdienst am 20. August 1961 in Westberlin halten. Sein Nachfolger als Bischof sowie als BOK-Vorsitzender wurde [[Alfred Bengsch]], der seinen Schwerpunkt von der öffentlichen politischen Äußerung auf die seelsorgerischen Aufgaben der Kirche in der DDR verlegte.&lt;ref&gt;Bernd Schäfer: ''Staat und katholische Kirche in der DDR (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung)'', Band 8, Köln – Weimar – Wien, 1998, S. 165&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Über die Gründe für Döpfners Weggang aus Berlin gibt es verschiedene Spekulationen.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 160f.&lt;/ref&gt; Einerseits könnte der Grund Döpfners kompromisslose Haltung gegenüber der DDR-Regierung gewesen sein.&lt;ref&gt;Bernd Schäfer: ''Staat und katholische Kirche in der DDR (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung)'', Band 8, Köln – Weimar – Wien, 1998, S. 160f.&lt;/ref&gt; Es wäre aber auch möglich, dass Papst Johannes XXIII., der eine hohe Meinung von Döpfner hatte, den vakant gewordenen Bischofsposten in München und Freising mit dem fähigsten Bischof seiner Zeit besetzen wollte. Laut dem Berliner Bürgermeister [[Franz Amrehn]] wollte der Papst die Verlegung des Bischofssitzes nach Ost-Berlin ermöglichen und ferner Döpfners Fähigkeiten nicht auf dem Vorposten West-Berlin verschwenden.&lt;ref&gt;Bonn, Kommission für Zeitgeschichte, WA 32e, S. 449–454&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfners Weggang wurde von vielen Stellen wie beispielsweise auch der jüdischen Gemeinde&lt;ref name=&quot;DAB-V/7-9&quot;&gt;Diözesanarchiv Berlin V/7–9&lt;/ref&gt; und dem Berliner Senat bedauert. Betont wurden seine Standhaftigkeit gegenüber der DDR-Regierung sowie sein Wunsch zur Versöhnung mit Polen. Lediglich die DDR-Presse nannte Döpfner „einen kalten Krieger“; eine „weitsichtige Persönlichkeit im Vatikan“ habe die Gefahren erkannt, die von Döpfner für die katholische Kirche in Deutschland ausgingen.&lt;ref name=&quot;DAB-V/7-9&quot; /&gt;<br /> <br /> == Zweites Vatikanisches Konzil ==<br /> [[Datei:Konzilseroeffnung 2.jpg|mini|Eröffnung des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]]]]<br /> [[Datei:Ioannes XXIII, from Correio da Manhã, AN.jpg|mini|hochkant|Papst [[Johannes XXIII.]]]]<br /> <br /> {{Hauptartikel|Julius Döpfner und das Zweite Vatikanische Konzil}}<br /> <br /> === ''Consilia et Vota'' ===<br /> {{Hauptartikel|Consilia et Vota}}<br /> <br /> Am 25. Januar 1959 kündigte Papst [[Johannes XXIII.]] die Durchführung eines Konzils an. Kirchenhistoriker [[Klaus Wittstadt]] stimmt mit [[Karl Forster (Theologe)|Karl Forster]] darin überein, dass Döpfner einen großen Anteil an Verlauf und Inhalt des Konzils hatte.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001 S. 169&lt;/ref&gt; Papst Johannes XXIII. berief am 17. Mai 1959 eine Vor-Vorbereitungskommission ein, um Vorschläge von diversen katholischen Instanzen einzuholen. Döpfners Antwort ''[[Consilia et Vota]]'' (lat.: ''Ratschläge und Empfehlungen'') vom 6. November 1959 gehört laut Wittstadt „zu den umfangreichsten, am besten vorbereiteten und theologisch reifsten“ Vorschlägen.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 170&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für ''Consilia et Vota'' gaben die Theologen [[Hans Urs von Balthasar]], [[Otto Karrer]], Pater [[Paul Mianecki]] [[Jesuiten|SJ]] und Herbert Roth SJ unterstützende Gutachten ab.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 205–234.&lt;/ref&gt; Grundlegende Anliegen der ''Consilia et Vota'' waren eine Konzentration auf das Wesentliche und die Klärung von Grundfragen, eine zeitgemäße Dogmenentwicklung und Gestaltung des Kirchenrechts, die Frage nach dem Menschen, die Situation der Laien und die Ökumene.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 170–179&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 234–240.&lt;/ref&gt; Das Konzil sollte u. a. das christliche Volk sittlich erneuern und die kirchliche Disziplin den Anforderungen der Zeit anpassen. Die Vorlage enthält bereits die bestimmenden Inhalte des Konzils. ''Consilia et vota'' sollte die erforderlichen Mittel für die aktuelle Anpassung der kirchlichen Lehraussagen darlegen.&lt;ref name=&quot;Wittstadt-ZVK-ConsiliaEtVota&quot;&gt;Klaus Wittstadt: ''Kardinal Döpfners Vorstellungen vom Zweiten Vatikanischen Konzil nach seinen »Consilia et vota«'', in: WDGBI 52 (1990), S. 439–446; hier: S. 439&lt;/ref&gt; Es sollte verstärkt darauf eingegangen werden, warum Welt und Menschen sich von der Religion abwenden. Als Ziel beschrieb Döpfner eine Verkündigung der Menschenwürde durch die Kirche und eine Magna Charta der Menschenrechte. Die deutschen Bischöfe übernahmen einige von Döpfners Ideen in ihre allgemeine Stellungnahme vom 27. April 1960.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt: ''Das gemeinsame Votum der Fuldaer Bischofskonferenz zum II. Vatikanum (27. April 1960)'', in: Hildegard Keul, Hans-Joachim Sander (Hrsg.): ''Das Volk Gottes. Ein Ort der Befreiung'', Würzburg 1998, S. 54–63&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Die zentrale Vorbereitungskommission ===<br /> <br /> Im [[Motu proprio]] „[[Superno Dei]]“&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 181–186&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 261–264.&lt;/ref&gt; von Pfingsten 1960 legte Papst Johannes XXIII. die eigentlichen Vorbereitungsgremien fest. Döpfner wurde am 24. Dezember 1960 in die zentrale Vorbereitungskommission berufen.&lt;ref&gt;David Andreas Seeber: ''Das Zweite Vaticanum. Konzil des Übergangs'', Freiburg – Basel – Wien 1966, S. 40f.&lt;/ref&gt; In seiner letzten Sitzung als BOK-Präsident am 12. und 13. Juli 1961 informierte Döpfner über die Konzilsvorbereitungen. So sollte das Konzil offene antikommunistische Angriffe vermeiden (sich aber gleichwohl mit dem Kommunismus beschäftigen), ein positives katholisches Menschenbild vermitteln und ein Signal auch an nicht-christliche Menschen aussenden.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 181f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die deutschen Vertreter in der Zentralen Vorbereitungskommission waren neben Döpfner die Kardinäle [[Joseph Frings]], [[Alfred Bengsch]] sowie [[Augustin Bea]]. Für die erste Sitzungsperiode wählte Döpfner [[Joseph Pascher]] als seinen theologischen Berater. Döpfners Konzilssekretär wurde [[Gerhard Gruber (Theologe)|Gerhard Gruber]].&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 306–310.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bis zum Frühsommer 1961 erarbeiteten Vorbereitungskommissionen Schemata aus den aus aller Welt gesammelten Vorschlägen von Bischöfen, Ordensoberen und Katholischen Universitäten. Diese Schemata wurden in der zentralen Vorbereitungskommission erörtert, die im Nachhinein als „Konzil im Kleinen“&lt;ref&gt;Klaus Schatz: ''Allgemeine Konzilien – Brennpunkte der Kirchengeschichte'' (UTB 1976), Paderborn u. a. ²2008, S. 279&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Joseph A. Komonchak: ''Der Kampf für das Konzil während der Vorbereitung (1960–1962)'', in: Alberigo/Wittstadt (Hrsg.): ''Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils'', Bd. 4, Mainz – Leuven 2006, S. 1–108, S. 344&lt;/ref&gt; beziehungsweise „Konzil vor dem Konzil“&lt;ref&gt;Otto Hermann Pesch: ''Das Zweite Vatikanische Konzil. Vorgeschichte – Verlauf – Ergebnisse – Nachgeschichte'', Würzburg 2001, 70&lt;/ref&gt; gilt.<br /> <br /> In der ersten Sitzungsperiode vom 12. bis 20. Juni 1961 betonte Döpfner die Bedeutung der [[Biblische Exegese|Exegese]] und der Laien.&lt;ref&gt;„Anregungen v. Erzbischof Jaeger für die Sitzung der Zentralkommission 12.6. – 19.6.61“. Erzbischöfliches Archiv München, Julius Kardinal Döpfner, Konzilsakten, 2747&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 296–306.&lt;/ref&gt; In der zweiten Sitzungsperiode vom 7. bis 17. November 1961 sprach sich Döpfner für die Zulassung von nichtkatholischen Konzilsbeobachtern aus.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 310–316.´&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zwischen Januar und März 1962 suchte Döpfner für das Konzil nach einem Konzilstheologen.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 353–357.&lt;/ref&gt; Sein Favorit hierfür war Karl Rahner. Diverse Gründe, zum Beispiel unterschiedliche Schwerpunkte der einzelnen Theologen, veranlassten Döpfner, einem Ratschlag von Pascher gemäß ein Netzwerk an Konzilstheologen aufzubauen.<br /> <br /> === Das Konzil ===<br /> <br /> ==== Erste Sitzungsperiode ====<br /> <br /> Am 11. Oktober 1962 wurde das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet. Wie Klaus Wittstadt beschreibt, bildeten sich zwei bis ins Konzil bestehende Gruppen, von denen sich die eine der Kurie verpflichtet sah und die andere pastoral geprägt war.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 186–188&lt;/ref&gt; Papst Johannes XXIII. selbst vertrat in einer Radioansprache vom 11. September 1962&lt;ref&gt;Acta Apostolicae Sedis LIV (1962), S. 678–685, AD 11/1, S. 348–355; deutscher Text: HK 17 (1962/63), S. 43&lt;/ref&gt; sowie in seiner Konzileröffnungsrede ''[[Gaudet Mater Ecclesia]]'' vom 11. Oktober 1962 Döpfners Position.<br /> <br /> Bereits in dieser Anfangsphase bemühte sich Döpfner in Zusammenarbeit mit dem Kirchenhistoriker [[Hubert Jedin]] um Änderungen in der Geschäftsordnung für einen strafferen Konzilsverlauf.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 390–393.&lt;/ref&gt; So sollte es beispielsweise möglich sein, bei Bedarf auch eine gänzlich neue Textvorlage einzubringen oder, bevor eine Diskussion allzu sehr ausuferte, diese rechtzeitig zu beenden.<br /> <br /> Nach der kontroversen Diskussion des Offenbarungsschemas '' De fontibus revelationis'' nutzte Döpfner die Entspannungsphase der folgenden, vergleichsweise einfachen Schema-Debatten, um die Konzilsarbeiten zu verbessern sowie die Geschäftsordnung zu modifizieren; so sollte nun auch ein Abbruch der Generaldebatte möglich sein, der Stoff reduziert sowie ein Koordinierungsgremium für die Intersessio eingerichtet werden.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 404–408.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Die Koordinierungskommission in der Intersessio ====<br /> <br /> Mit der Anpassung der Geschäftsordnung und der Einrichtung der Koordinierungskommission entsprach Papst Johannes XXIII. den Anliegen vieler Konzilsväter. Stephan Mokry spricht in diesen beiden Punkten Döpfner einen großen Einfluss zu.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 424.&lt;/ref&gt; Ebenso stimmt Mokry mit Kirchenhistoriker [[Giuseppe Alberigo]] darin überein, dass die Koordinierungskommission dem Zweck diente, den Einfluss der Kurie – und insbesondere Ottavianis – zu zähmen.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 425.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Giuseppe Alberigo: ''Dinamiche e procedure nel Vaticano II. Verso la revisione del Rigolamento del Concilio (1962–1963)'', in:CrSt (1992) (S. 115–164), S. 119 und 121&lt;/ref&gt; In seinem Dankesschreiben an Papst Johannes XXIII. für die Einrichtung der Kommission riet er beispielsweise von einer zu langen Dauer des Konzils und damit einer zu langen Trennung der Ortsbischöfe von ihren Kirchen ab; weniger wichtige Themen könne man nachkonziliaren Kommissionen überlassen.<br /> <br /> Kardinalstaatssekretär [[Amleto Giovanni Cicognani]] gab der Koordinierungskommission bewusst den Arbeitsauftrag, keine neuen Texte zu entwerfen, sondern bestehende zu verbessern oder bei Bedarf zu verwerfen. Im Hinblick auf die nachkonziliare Arbeit war es Döpfners Bestreben, seine Überzeugungen und Grundaussagen in den Konzilstexten zu fixieren, um das bisher Erreichte nach Möglichkeit zu bewahren. Die Koordinierungskommission widmete sich schließlich dem Ordensschema, dem Offenbarungsschema, dem Schema ''De deposito fidei'' und dem Schema über Keuschheit, Jungfräulichkeit, Ehe und Familie und dem Kirchenschema (bei dem Döpfner sich erst spät in die erwartungsgemäß lebhafte Diskussion einschaltete). Beim Kirchenschema zeigte sich, dass Döpfner und Suenens einer Meinung waren.<br /> <br /> Am vierten Sitzungstag am 24. Januar 1963&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 442–444.&lt;/ref&gt; empfing Papst Johannes XXIII. Döpfner und Suenens zu Kardinalsaudienzen und bezeichnete beide als wichtige und starke Säulen der Kirche&lt;ref&gt;Eintrag 24. Januar 1963 in Mauro Velati (Hrsg.): ''Angelo Giuseppe Roncalli – Giovanni XXIII. Pater amabilis. Agende del pontifice, 1958–1963'', Bologna 2007, S. 490&lt;/ref&gt; Döpfner trat für ein Konzilsende im Januar 1963, einen Beginn mit dem Kirchenschema und die Entfaltung der Lehre vom Bischofsamt sowie die Möglichkeit, ein Schema komplett abzulehnen, ein. Ferner sprach Döpfner die Themen des ständig verheirateten Diakonats, der Mischehen und das [[Zölibat]] an. Er warnte vor einer „rigorosen Behandlung“&lt;ref&gt;Guido, Treffler (Bearb.): ''Konzilstagebücher, Briefe und Notizen zum Zweiten Vatikanischen Konzil'', Schriften des Archivs des Erzbistums München und Freising 9, Regensburg 2006, Nr. 209, S. 354 f.&lt;/ref&gt; durch das Konzil.<br /> <br /> ==== Der ''Döpfnerplan'' ====<br /> [[Datei:President Richard Nixon Meeting with Pope Paul VI during a Visit to the Vatican - NARA - 7262220 (cropped).jpg|mini|hochkant|Papst [[Paul VI.]] (1970)]]<br /> <br /> {{Hauptartikel|Döpfnerplan}}<br /> <br /> Nach dem Tod von Papst Johannes XXIII. am 3. Juni 1963 wurde im [[Konklave 1963]], zu dessen Teilnehmern Kardinal Döpfner gehörte, Kardinal Giovanni Battista Montini als [[Paul VI.]] zum neuen Papst gewählt. Noch am Tag seiner Krönung am 30. Juni 1963 beauftragte Paul VI. Döpfner in einer Privataudienz mit einem Gutachten über die Weiterarbeit des Konzils.<br /> <br /> In diesem später als ''[[Döpfnerplan]]''&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 193–206&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 454–463.&lt;/ref&gt; bekannt gewordenen Gutachten begrüßte Döpfner die Fortführung der Linie des verstorbenen Johannes XXIII. durch den neuen Papst. Weiterhin betonte Döpfner die Bedeutung einer festen und klaren Kirchenführung unter anderem auch im Hinblick auf den Kommunismus.&lt;ref name=&quot;Archiv-Erzbistum-Munchen-Freising-I-I-1&quot;&gt;Archiv des Erzbistums München und Freising, 1 Conc I/1&lt;/ref&gt; Zudem ging Döpfner beispielsweise auf die Kontinuität des Konzils, die Erneuerung der Kirche und die Ökumene ein. Da die Welt immer mehr zusammenwächst, sollten Fragen behandelt werden, die alle Völker betreffen. Döpfner drückte den Wunsch aus, Paul VI. möge die zurückhaltende Linie seines Vorgängers fortsetzen. Sollte der Papst eingreifen müssen, möge er dies in enger Verbindung mit dem Bischofskollegium tun. Es folgten organisatorische Vorschläge für einen besseren und strafferen Konzilsablauf.&lt;ref name=&quot;Archiv-Erzbistum-Munchen-Freising-I-I-1&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Archiv-Erzbistum-Munchen-Freising-I-I-1&quot; /&gt; Ferner wünschte er auch die Berufung sachkundiger Laien als [[Peritus|Periti]] zum Konzil.<br /> <br /> Auch wenn nicht alle Details des ''Döpfnerplans'' umgesetzt werden konnten, waren Döpfners Vorschläge von enormer Bedeutung. Neben seinem Konzilsplan legte Döpfner am 19. Juli 1963 seine Überlegungen zur Papstkrönung dar.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 205–206&lt;/ref&gt; Für die Krönungsfeier empfahl er Änderungen bei Formulierungen wie „Vater der Könige und Fürsten“ oder „Lenker der Welt“, die seiner Meinung nach ins hohe Mittelalter hineinversetzten. Auch empfahl er einen Verzicht auf die [[Tiara]]. Möglicherweise war es Döpfners Einfluss, als Paul VI. die Tiara verkaufte und den Erlös unter den Armen verteilen ließ.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 206&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Döpfner als Moderator des Konzils ====<br /> <br /> Im Jahr 1963 wurde Döpfner von Papst [[Paul VI.]] neben den Kardinälen [[Krikor Bedros XV. Agagianian]], [[Giacomo Lercaro]] und [[Léon-Joseph Suenens]] zum Moderator des Konzils bestellt.&lt;ref name=&quot;Archiv-Erzbistum-Munchen-Freising-I-I-1&quot; /&gt; Neben der rein organisatorischen Leitung des Konzils hatten die vier Kardinäle eine führende Funktion beim theologischen und geistigen Inhalt des Konzils inne. In den 36 von Döpfner moderierten Generalkongregationen setzte Döpfner konsequent seine Forderung nach einer straffen Ausführung des Konzils durch.&lt;ref&gt;KNA-Konzilssonderdienst Nr. 66 (1963), S. 2&lt;/ref&gt; In seinen eigenen Aufzeichnungen zum Konzil sah Döpfner am 30. September 1963 seinen Kurs in der inhaltlichen Position von Paul VI. bestätigt.&lt;ref&gt;Archiv des Erzbistums München und Freising 1 Conc V/F, Nr. 1c&lt;/ref&gt; Dem Papst zufolge sollte die zweite Sitzungsrunde Aspekte wie die Erneuerung der Kirche und das Verhältnis zu Nichtkatholiken behandeln.&lt;ref&gt;Acta Synodalia Sacrosancti Concilii Oekumenici Vaticani II, 11/1 S. 183–199&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Zweite Sitzungsperiode ====<br /> <br /> Nach der Wahl von Papst Paul VI. wurde das Konzil mit der Diskussion über das nach dem Gutachten von Jedin und Hirschmann überarbeiteten Kirchenschema ''De ecclesia'' fortgesetzt.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 464–488.&lt;/ref&gt; In diesem Zusammenhang ging Döpfner auf die Themen ständig verheiratetes Diakonat&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 466–475.&lt;/ref&gt;, Umstrukturierung des Ordenswesens in Zusammenhang mit den drei [[Evangelische Räte|evangelischen Räte]] Armut, Keuschheit und Gehorsam.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 475–483.&lt;/ref&gt; und das Bischofsschemas ''De episcopis'' ein.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 483–488.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Dritte Sitzungsperiode ====<br /> <br /> In der dritten Sitzungsperiode wurden die Aufnahme eines Marienakapitels in das Kirchenschema „De ecclesia“&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 488–491.&lt;/ref&gt;, das Offenbarungsschema „De fontibus relevationis“&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 491–495.&lt;/ref&gt; sowie die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“&lt;ref name=Wittstadt-208-210&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 208–210&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 495–502.&lt;/ref&gt; behandelt.<br /> <br /> In seiner Intervention zum Ordensschema trat Döpfners für eine Erneuerung des spirituellen Lebens und eine Berücksichtigung der modernen Zeitumstände ein und sprach die Verwirklichung des Armutsgelübdes an.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 502–505.&lt;/ref&gt; Die Orden sollten sich nicht vor der Welt verschließen. Döpfners Bemühungen für das Schema, das er in der Koordinierungskommission zu betreuen hatte, zeigten nur begrenzte Wirkung.<br /> <br /> Um die sich abzeichnende Entwicklung der Priesterausbildung zu einem in sich abgeschlossenen Mikrokosmos zu verhindern, widmete sich Döpfner dem Schema zur Priesterausbildung. Als Basis für seine Intervention in der 122. Generalkongregation am 14. November 1964 nahm Döpfner eine kondensierte Fassung des Entwurfs von Wulf, bei der es um die Frage nach der Weckung und Förderung von Priesterberufungen, um die Familie als Grundlage für die Weckung von Priesterberufungen, um die Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse bei der Priesterausbildung und um eine bessere Vorbereitung der Priesteraspiranten auf den Dialog mit der Welt ging.<br /> <br /> Zum Thema der Ehe als Keimzelle der christlichen Gesellschaftsordnung am Ende der dritten Sitzungsperiode konnte Döpfner in seiner Intervention Erfahrungen aus seiner Zeit als Bischof in Würzburg und Berlin einbringen.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 512–516.&lt;/ref&gt; In seiner am 20. November 1964 gekürzt vorgetragenen Intervention betonte Döpfner die Notwendigkeit eines liberaleren Umgangs in der Mischehenfrage. Dies deutet auf einen Wandlungsprozess bei Döpfner hin, nachdem dieser zehn Jahre zuvor in seiner Zeit als Würzburger Bischof die konfessionelle Durchmischung und damit auch die Mischehe als größte Gefahr für die katholische Kirche betrachtet hatte.<br /> <br /> ==== Vierte Sitzungsperiode ====<br /> <br /> Zu Beginn der vierten Konzilsperiode wurde die Diskussion um die Pastoralkonstitution ''Gaudium et spes'' fortgesetzt.&lt;ref name=Wittstadt-208-210/&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 517–522.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfners letzte Konzilsintervention in der 150. Generalkongregation am 15. Oktober 1965 zum Dekretschema über Leben und Dienst der Priester betonte unter anderem die Wahrnehmung der modernen Welt, die Frage des Zölibats – welches einer ausreichenden Zahl von Männern, so der Text, als Geschenk Gottes zugutekommen würde – und das Weltverhältnis der Priester.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 522–527.&lt;/ref&gt; In seiner Intervention ließ Döpfner das Thema Zölibat komplett fallen, nachdem Papst Paul VI. die Diskussion um eine Lockerung der Zölibatsdisziplin beruhigen wollte und die Pariser Zeitung ''[[Le Monde]]'' die Intervention des Brasilianischen Episkopats für eine Lockerung des Zölibats abdruckte. Nach Hinweis auf die bereits erfolgten Verbesserungen ging Döpfner zu seiner Kritik am Text über wie einerseits Sicht der Priester als geistige Krone ihrer Bischöfe oder der Suche von religiösen Beweggründen in letztlich ganz banalen Aspekten im Leben und Wirken eines Priesters; zum zweiten kritisierte Döpfner die unverhältnismäßig häufigen Wiederholungen im Text. Im zweiten Teil seiner Intervention ging Döpfner auf die Herausforderungen ein, vor die eine moderne, sich schnell verändernde Welt den Priester stellt.<br /> <br /> In der zweiten Novemberhälfte 1965 wurde über die noch verbliebenen Texte abgestimmt, wie die Offenbarungskonstitution, das Laiendekret, das Missionsdekret, die Pastoralkonstitution und die Erklärung zur Religionsfreiheit.<br /> <br /> === Themen (Auswahl) ===<br /> <br /> ==== Liturgieschema „De liturgia“ ====<br /> <br /> Im Gegensatz zu ''De deposito fidei'' unterstützte Döpfner in der Zentralen Vorbereitungskommission das Liturgieschema ''De liturgia'', nachdem Papst Pius XII. unter anderem bereits im Jahr 1947 mit seiner Enzyklika ''[[Mediator Dei]]'' die Liturgische Bewegung befürwortet hatte.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 357–361.&lt;/ref&gt; Döpfner plädierte dafür, im Theologiestudium die lateinische, in der Liturgie dagegen die jeweilige Muttersprache zu fördern.<br /> <br /> Als kurz vor der Generalkongregation vom 22. Oktober 1962 zu Beginn der ersten Sitzungsperiode des Konzils bei der Diskussion des Liturgieschemas&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 379–398.&lt;/ref&gt; feststellte, dass an die Konzilsväter ein manipulierter Text verteilt worden war&lt;ref&gt;Acta Synodalia Sacrosancti Consilii Oekumenici Vaticani II 1/1, S. 319–322&lt;/ref&gt;, bestand er auf seiner Forderung nach dem authentischen Text, was ihm den Spitznamen „Der Panzerkardinal“ einbrachte.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 189–190&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Nach Aussage von Kardinal [[Hermann Volk]] an Karl Wittstadt&lt;/ref&gt; Döpfner brachte mit der Bedeutung der Laien eines der ihm wichtigen Anliegen in seine Intervention zum Liturgieschema ein. Döpfners Bearbeitungen beinhalteten u. a. die Punkte Kompetenz der Bischöfe und Bischofskonferenzen bei der Umsetzung liturgischer Reformmaßnahmen wie der Verwendung der Volkssprache, die einfachere Möglichkeit der Konzelebration sowie eine ausführliche Reform des [[Stundengebet]]s. Döpfner trug am 22. Oktober sowie am 9. November 1962 jeweils eine Intervention zum Liturgieschema vor.<br /> <br /> ==== Kirchenschema „De ecclesia“ ====<br /> <br /> Kritisch ging Döpfner in der Zentralen Vorbereitungskommission auf das Kirchenschema ''De ecclesia'' ein, in dem es in Bezug auf die Enzyklika ''[[Mystici Corporis]]'' von Papst Pius XII. um das Wesen der Kirche ging.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 361–365.&lt;/ref&gt; Entgegen seiner Bedeutung für das gesamte Konzil wurden die ersten Teile des Schemas erst in der vorletzten Sitzungsperiode der Zentralkommission im Mai 1962 diskutiert, was entsprechenden Unmut hervorrief.<br /> <br /> In der ersten Sitzungsperiode des Konzils kritisierte Döpfner das unter hastigen Umständen zustande gekommene Kirchenschema.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 408–424.&lt;/ref&gt; Bereits in der Zusammenfassung vom 28. November 1962 für die Anmeldung einer Rede zum Kirchenschema kritisierte er dessen wenig organisierte Struktur. Döpfner betonte bei seiner Intervention in der 32. Generalkongregation am 3. Dezember 1962 die grundsätzliche Bedeutung des Schemas, wies aber gleichzeitig auf die Schwächen des Textes hin. Seiner Intervention folgten in der Debatte um ''De ecclesia'' die Interventionen weiterer Kardinäle wie Montini, Lercaro und Suenens, die sich inhaltlich gegenseitig ergänzten.<br /> <br /> Nach der Wahl von Papst Paul VI. wurde das Konzil mit der Diskussion über das nach dem Gutachten von Jedin und Hirschmann überarbeiteten Kirchenschema ''De ecclesia'' fortgesetzt.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 464–488.&lt;/ref&gt; Döpfner wandte sich dem Thema Bischöfe und Weiheamt sowie dem schon in der zentralen Vorbereitungskommission von ihm angesprochenen Thema des ständigen verheirateten Diakonats zu, das er aus Gründen des Priestermangels für erforderlich hielt.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 466–475.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== Bischöfe =====<br /> <br /> Im Verlauf der Koordinierungskommission trat Döpfner erneut für eine nachkonziliare Erarbeitung von Exhortationen, Instruktionen oder Direktarien ein.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 444–446.&lt;/ref&gt; Zudem stellte er Fassung ''De episcopis'' mit Abschnitten über die Beziehung der Bischöfe zur Kurie, über die Weihbischöfe und Koadjutoren, über den Rücktritt eines Bischofs und über die Bischofskonferenzen sowie das Schema ''De cura animarum'' vor.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 451–452.&lt;/ref&gt; In seiner Funktion als Relator betreute Döpfner das Ordensschema sowie die Schemen „De episcopis“ und „De cura animarum“.<br /> <br /> Nach der ersten Sitzungsperiode der Koordinierungskommission wurden Döpfners Bischofsschemata von einer Rumpfkommission der Mitglieder aus Rom und Umgebung unter Präsident [[Paolo Marella]] bearbeitet. In der zweiten Sitzungsperiode lobte Döpfner zahlreiche Verbesserungen an den Schemata durch die Rumpfkommission und leitete letzte Überarbeitungen.<br /> <br /> Bei der Diskussion des Bischofsschemas ''De episcopis'' im Oktober und November 1963 regten sich Zweifel in der Berechtigung des Ranges des Weihbischofs.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 483–488.&lt;/ref&gt; Bei seiner entsprechenden Intervention am 11. November 1963 stellte er zunächst fest, dass eine Ortskirche nur einen einzigen Hirten haben könne, schloss aber [[Titularbischof|Titularbischöfe]] ohne eigene Herde nicht aus. Er schlug vor, Weihbischöfe beispielsweise mit der Klerusausbildung, dem Personalwesen und dem Seelsorgeamt zu betrauen. Beispielsweise durch den Einsatz des Weihbischofs als Generalvikar könne ein Status als „Neben-Bischof“ verhindert werden. Dies war in der zweiten Sitzungsperiode Döpfners letzte Wortmeldung.<br /> <br /> ===== Ordensleute =====<br /> <br /> Am 30. Oktober 1963 sprach Döpfner über die allgemeine Berufung zur Heiligkeit und die Ordensleute und damit auch zum Thema der drei [[Evangelische Räte|evangelischen Räte]] Armut, Keuschheit und Gehorsam.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 475–483.&lt;/ref&gt; Wichtige Punkte dieser Intervention waren, dass die evangelischen Räte über den asketischen Aspekt hinaus auch [[Soteriologie|soteriologische]], [[Ekklesiologie|ekklesiologische]] und [[Eschatologie|eschatologische]] Bedeutung hatten und das die Ordensleute innerhalb des Kirchengeschehens keinen separaten Teil scheinbar ohne Verbindung zum Mystischen Leib bilden sollten.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 480–483.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== Ständige Diakone =====<br /> <br /> In der dritten Sitzungsperiode der Zentralen Vorbereitungskommission trat Döpfner in Bezug auf das Schema ''De sacramento ordinis'' auf Grundlage eines Gutachtens von [[Klaus Mörsdorf]] für den ständigen und verheirateten Diakonat ein.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 336–340.&lt;/ref&gt; In der Koordinierungskommission konnte Döpfner mit seinem Gegner Ottaviani einen wichtigen Teilerfolg bei der Frage der Einführung des ständigen verheirateten Diakonats erreichen.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 446–450.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach der Wahl von Papst Paul VI. wandte sich Döpfner im Rahmen des Kirchenschemas ''De ecclesia''&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 464–488.&lt;/ref&gt; wieder dem Thema des ständigen verheirateten Diakonats zu, das er aus Gründen des Priestermangels für erforderlich hielt.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 466–475.&lt;/ref&gt; Die Grundlage bildete ein Gutachten von Karl Rahner, der bereits im Jahr 1962 eine vielfach beachtete Publikation zum Thema veröffentlicht hatte. Für Rahner hatte den Diakonat genauso sakramentalen Charakter wie die Bischofsweihe und war genauso wenig lediglich Durchgangsstation zur Bischofsweihe wie die Priesterweihe. Den Zölibat sah Rahner durch den Diakonat nicht gefährdet, wobei letzteres kein gleichwertiger Ersatz für das Priestertum werden dürfe. Nach einigen Korrekturen übernahm Döpfner dessen Argumentation für seine Intervention am 7. Oktober 1963. Ausschlaggebend für Döpfners Haltung zum Thema war das Beispiel seines Studienfreundes Angermaier, dem wegen seiner Heirat trotz Eignung die Priesterlaufbahn versperrt war.<br /> <br /> ===== Ergänzung eines Marienkapitels =====<br /> <br /> In der Koordinierungskommission schlug Döpfner an diesem Tag unter anderem die Ergänzung des Schemas „De ecclesia“ um ein Marienkapitel vor. Auch bei der Diskussion um das Klerikerschema wandte Döpfner sich gegen eine allzu ausschweifende und zeitintensive Ausarbeitung.<br /> <br /> Zu Beginn der dritten Sitzungsperiode im September 1964 stand mit der möglichen Ergänzung eines Marienkapitels zum Kirchenschema ein brisantes Thema an.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 488–491.&lt;/ref&gt; In der 81. Generalkongregation am 16. September 1964 hielt sich Döpfner mit lediglich zwei Abweichungen an Rahners Entwurf, demzufolge erstens die Rolle Mariens mehr vom mystischen Leib her betrachtet werden, zweitens vom ökumenischen Standpunkt her die Heilige Schrift deutlicher berücksichtigt werden, drittens im Abschnitt über das Alte Testament das biblische Bild von derJungfrau Israel angewandt werden, viertens die Marginalisierung der Fleischwerdung Mariens und Christi vermieden werden sowie fünftens Maria als Glaubende wie auch als Pilgernde angesehen werden solle.<br /> <br /> ==== Offenbarungsschema „De fontibus relevationis“ ====<br /> <br /> In der Zentralen Vorbereitungskommission sprach sich Döpfner am 10. November 1961 im Zusammenhang mit dem Offenbarungsschema ''De fontibus relevationis'' – basierend auf einem Gutachten von Schmaus –, dafür aus, die Heilige Schrift und insbesondere die [[Exegese]] als Quelle der Offenbarung nicht zu vernachlässigen.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 316–323.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kontroverser als das Liturgieschema wurde in der ersten Sitzungsperiode des Konzils das bereits in der zentralen Vorbereitungskommission umstrittene Offenbarungsschema diskutiert.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 398–403.&lt;/ref&gt; [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]] und [[Karl Rahner]] hatten empfohlen, es zu verwerfen, und wurden mit einem neuen Entwurf beauftragt. Erfolgreich wies er daraufhin, dass es im Falle eines unausgegorenen Schemas besser sei, dieses abzulehnen und mit einem neuen Ausgangspunkt ein konsensfähiges Ergebnis zu erzielen. Nach einigen Verwirrungen brachte die Abstimmung am 20. November 1962 keine Zweidrittelmehrheit für einen Abbruch des Schemas, so dass Papst Johannes XXIII. eine gemischte Kommission unter der Leitung der Kardinäle Bea und Ottaviani mit einer Neufassung des Schemas beauftragte.<br /> <br /> In der Neuaufnahme der Diskussion um das Offenbarungsschema kam Ratzinger zu dem Schluss, dass auf Grund des Offenbarungsverständnisses im Schema die Frage, ob die Heilige Schrift alles für das Heil Notwendige beinhalte, überholt sei.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 491–495.&lt;/ref&gt; In der 91. Generalkongregation am 30. September 1964 lobte Döpfner das neue Schema, welches das Wesen der Offenbarung nun deutlicher ausführte und kündigte er an, weitere Verbesserungsvorschläge schriftlich nachreichen zu wollen.<br /> <br /> ==== „Gaudium et spes“ ====<br /> <br /> Besonders am Herzen lag Döpfner die Arbeit an der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“, die das Verhältnis der Kirche zur Welt behandelte.&lt;ref name=Wittstadt-208-210&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 208–210&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 495–502.&lt;/ref&gt; Döpfner betonte in dem Schema die Bedeutung des Dialoges der Kirche mit der Welt; die Kirche habe, so Döpfner, Symbolcharakter auch für Bereiche des Lebens, die nicht direkt mit der Kirche zu tun haben. Für einen Erfolg des guten Ansatzes der Vorlage bat Döpfner in der 105. Generalkongregation am 20. Oktober 1964 um mehr Erarbeitungszeit.<br /> <br /> Zu Beginn der vierten Konzilsperiode wurde das Schema ''Gaudium et spes'' diskutiert, dessen Erarbeitung und damit auch das Schema selbst von Zeitmangel gekennzeichnet war.&lt;ref name=Wittstadt-208-210/&gt;&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 517–522.&lt;/ref&gt; Die Konzilsväter zeigten sich grundsätzlich zufrieden mit den Verbesserungen an ''Gaudium et spes'' gegenüber der dritten Sitzungsperiode, blieben aber insgesamt skeptisch auf Grund des Verbesserungsbedarfs des Schemas. Döpfner bat darum, die Neuartigkeit des Textes nicht zu übersehen. Gilles Routhier schilderte später die unterschiedliche Bewertung des Schemas durch die deutschen und die französischen Bischöfe.&lt;ref&gt;Gills Routhier: ''Das begonnene Werk zu Ende führen. Die Mühen der vierten Sitzungsperiode'', in: Giuseppe Alberigo, Günther Wassilowsky (Hrsg.): ''Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils'', Band 5, Ostfildern – Leuven 2008, 57–213&lt;/ref&gt; Es gilt als großes Verdienst Döpfners, so [[Klaus Wittstadt]], die anfänglichen Bedenken der Bischöfe gegenüber der Pastoralkonstitution zerstreut zu haben.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt: ''Julius Kardinal Döpfner (1913–1976) – Anwalt Gottes und der Menschen''. Don Bosco, München 2001, S. 210&lt;/ref&gt; Stephan Mokry sieht es in diesem Zusammenhang als großes Verdienst Döpfners an, den Charakter des Neuanfangs in ''Gaudium et spes'' betont zu haben.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 522.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Nach dem Konzil ===<br /> <br /> Am 10. Dezember 1965 gab Döpfner – zwei Tage nach Ende des Konzils und einen Tag nach seiner Rückkehr nach München – eine Pressekonferenz, in deren Rahmen er ausführlich zum Konzil Stellung bezog.&lt;ref&gt;Stephan Mokry, 2016, S. 527–532.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im September 1977 wurde am [[Petersdom]] eine neue, vom Künstler [[Luciano Minguzzi]] gestaltete Bronzetür eingeweiht. Ein Teil der Tür galt dem Zweiten Vatikanischen Konzil und stellte seine vier Moderatoren [[Krikor Bedros XV. Agagianian]], Julius Döpfner, [[Giacomo Lercaro]] und [[Léon-Joseph Suenens]] sowie die beiden Päpste [[Johannes XXIII.]] und [[Paul VI.]] dar. Kurz nach der Einweihung wurde die Tafel mit den vier Moderatoren – angeblich aus künstlerischen Gründen – durch eine neue gleichformatige Tafel mit drei Moderatoren ersetzt. Trotz der fehlenden Ähnlichkeit der Darstellungen mit ihren realen Vorbildern ließen andere Merkmale vermuten, dass Döpfners Darstellung entfernt wurde.&lt;ref&gt;Werner Eberth: ''Denkmäler für Kardinal Döpfner'', in: Ders. (Hrsg.): ''100 Jahre katholische Arbeitnehmerbewegung – KAB Hausen 1898–1998'', Bad Kissingen 1996, S. 64&lt;/ref&gt; Vor allem in Deutschland stieß die Entfernung eines der führenden Konzilsmoderatoren von der Platte auf Befremden.<br /> <br /> == Deutsche Bischofskonferenz ==<br /> [[Datei:Gedenkbild Erste Deutsche Bischofskonferenz Wuerzburg 1848.jpg|mini|500px|Erste Konferenz der deutschen Bischöfe 1848 in Würzburg. Lithographie nach Zeichnungen von Georg Opel.]]<br /> <br /> Nach dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] wurden auf der ganzen Welt Bischofskonferenzen eingerichtet. Am 2. Dezember 1965 wurde Döpfner noch während des Konzils zum Vorsitzenden der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]], die aus der [[Fuldaer Bischofskonferenz]] hervorgegangen war, gewählt und stand ihr elf Jahre lang vor. Theologe [[Alois Brem]] beschreibt die Bischofskonferenz unter anderem auch wegen der Person Döpfners als wirksames Instrument zur Bewältigung der Aufgaben nach dem Konzil.<br /> <br /> Als wichtigstes Ziel der Bischofskonferenz wurden fünfzehn Bischöfliche Kommissionen eingerichtet. Döpfner übernahm den Vorsitz der Pastoralkommission und der Hauptkommission. Die während des Konzils beschlossenen Priester- und Seelsorgeräte sowie die Laienausschüsse sollten bald verwirklicht werden. Unter Döpfner wurde nun auch nach jeder Bischofskonferenz eine Pressekonferenz durchgeführt.<br /> <br /> Döpfner lag in seiner Funktion als Konferenzvorsitzender die Umsetzung der Konzilsbeschlüsse am Herzen. Dementsprechend war der Hirtenbrief der Fuldaer Konferenz von 1966 auch durch Döpfner geprägt.&lt;ref&gt;Dokumente, S. 83–86&lt;/ref&gt; Ebenso beschäftigte sich Döpfner auf der Bischofskonferenz im September 1967 in Fulda mit den Folgen des Konzils.&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 21 (1967), S. 524&lt;/ref&gt; Dementsprechend sagte er auf der Pressekonferenz vom 23. September 1967, die Kirche könne keinen Glauben verkünden, wenn sie sich nicht den Problemen der Menschen stelle.&lt;ref&gt;Dokumente, S. 356f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Jahr 1968 veröffentlichte Papst [[Paul VI.]] die [[Enzyklika]] „[[Humanae vitae]]“. In dieser sprach er sich – überraschenderweise gegen den Mehrheitsbeschluss der Kardinäle – gegen Empfängnisverhütung aus. Die Deutsche Bischofskonferenz verabschiedete auf einer außerordentlichen Vollversammlung Ende August 1968 die „[[Königsteiner Erklärung]]“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=N. N. |url=http://www.zeit.de/1968/31/die-pille-bleibt-verboten |titel=Die Pille bleibt verboten: Enzyklika Pauls VI. – „Nicht unfehlbar und unwiderruflich“ |werk=[[ZEIT ONLINE]] |datum=1968-08-02 |zugriff=2019-02-17}}&lt;/ref&gt; und würdigte die Enzyklika, rief gleichzeitig aber auch dazu auf, das Gewissen des Einzelnen und der Ehepaare zu achten. Wie damalige Konferenzteilnehmer immer wieder betonten, war die Erklärung in erheblichem Maße von Döpfner geprägt. Döpfner hatte Gelegenheit, Papst Paul VI. die „Königsteiner Erklärung“ persönlich zu erläutern.&lt;ref&gt;Dokumente, S. 463–371; hier: S. 471&lt;/ref&gt;; der Papst stand auch weiterhin positiv zum Kardinal. Auch nach der „Königsteiner Erklärung“ äußerte sich Döpfner zum [[Paragraph 218]], indem er die Kirche dazu aufforderte, im Geiste Jesu Vergebung zu üben; ferner sollten sich auch Geschiedene in der Kirche geborgen wissen. Am 3. Mai 1974 zeigte er sich mit der kurz zuvor beschlossenen [[Fristenlösung]] jedoch nicht einverstanden.&lt;ref&gt;Archiv des Erzbistums München und Freising, OK 1974/1975&lt;/ref&gt; und sprach sich gegen den Schwangerschaftsabbruch aus.<br /> <br /> Im Frühjahr 1968 forderte der Theologe [[Hubertus Halbfas]] in seinem Buch „Fundamentalkatechetik“, Religionsunterricht habe keinen Glaubensanspruch zu vertreten, sondern Texte und Dokumente aller Religionen zu interpretieren. Obwohl Döpfner das Buch kritisch beurteilte, verhielt er sich zunächst vorsichtig. Erst als sich im Verlauf die Proteste mehrten, entzog die Deutsche Bischofskonferenz Halbfas alle kirchlichen Lehraufträge.&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 23 (1969), S. 18&lt;/ref&gt; Erfolgreich setzte sich Döpfner dagegen im Jahr 1971 in der entscheidenden Glaubenskongregation in Rom für den Theologen [[Hans Küng]] ein, dem der Entzug der Lehrerlaubnis drohte. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz erklärte Döpfner in einer Ehrenerklärung für Küng, dessen lehramtliche Kritik habe nichts mit seiner Integrität als Priester und Christ zu tun.&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 28 (1975), S. 153&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfner bemühte sich – ebenfalls im Sinne des Konzils – um gute Beziehungen zwischen Kirche und Staat und damit zu Bundeskanzler [[Willy Brandt]] und dessen Nachfolger [[Helmut Schmidt]]. Ebenso würdigte Döpfner beispielsweise am 13. Februar 1975 den [[Deutscher Gewerkschaftsbund|Deutschen Gewerkschaftsbund]]; sowohl dieser als auch die Kirche wollten den Menschen dienen – wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Von den Unruhen der [[Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|Studentenrevolte]] war auch der Katholikentag vom 4. bis 8. September 1968 in Essen geprägt; dennoch blieb Döpfner zuversichtlich.<br /> <br /> Von 1967 bis 1974 nahm Döpfner regelmäßig an den von Papst Paul VI. einberufenen römischen [[Bischofssynode]]n teil&lt;ref&gt;Acta Apostolicae Sedis 57 (1965), S. 775–780&lt;/ref&gt; und leistete dort essentielle Beiträge zu Themen wie Reformen des Kirchenrechts und der Liturgie, Mischehen zwischen Katholiken und Protestanten sowie [[Evangelisation]]. Bei der zweiten ordentlichen Bischofssynode im Herbst 1971 schlug er vor, den Papst zu ersuchen, unter anderem die Frage zuzulassen, ob verheiratete Männer unter bestimmten Voraussetzungen zu Priestern geweiht werden sollten.&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 25 (1971), S. 533&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Deutsche Bischofskonferenz beschloss im Jahr 1969 in Fulda eine Vorbereitungskommission für die [[Würzburger Synode|Gemeinsame Synode]].&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 23 (1969), S. 449–452&lt;/ref&gt; Inhalt der Synode sollten nach Döpfner Überlegungen „der Förderung von Brüderlichkeit und Solidarität in der Kirche sein“&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 23 (1969), S. 501&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Im Jahr 1971 musste die kirchliche Zeitschrift „[[Publik (Wochenzeitung)|Publik]]“ eingestellt werden. Anscheinend erfüllte sie nicht den von Döpfner bei der Herbstvollversammlung 1969 geäußerten Anspruch, Publizistik müsse einen Beitrag zur Integration leisten.&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 23 (1969), S. 503&lt;/ref&gt; Wie die Deutsche Bischofskonferenz am 15. November 1971 offiziell erklärte, habe die Zeitschrift nicht den erwarteten Lesermarkt gefunden.&lt;ref&gt;Kirchlicher Anzeiger für die Diözese Aachen, 1971, S. 24&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 26. August 1973 forderte Nuntius [[Corrado Bafile]], den Limburger Bischof [[Wilhelm Kempf (Bischof)|Wilhelm Kempf]], der die Priesterweihe verheirateter Männer gefordert hatte, als Leiter seiner Diözese durch einen [[Apostolischer Administrator|Apostolischen Administrator]] zu ersetzen. Nach einem „[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]“-Bericht vom 3. Oktober 1973 über den Inhalt des Briefes erklärte die Nuntiatur gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz die Vorschläge für hinfällig, da der Nuntius sich nach Versand des Briefes Döpfners Meinung angeschlossen habe, man solle die Angelegenheit gemeinsam mit Kempf klären. Im Oktober 1973 erklärte die Deutsche Bischofskonferenz, die Angelegenheit bereinigen zu wollen und sich um eine Lösung zu bemühen.&lt;ref&gt;Kirchlicher Anzeige für die Erzdiözese Köln, 1973, 26/371&lt;/ref&gt; Auch Papst Paul VI. ermutigte den Bischof, seine Diözese weiter zu führen.<br /> <br /> Döpfner setzte sich entschieden dafür ein, trotz der [[Deutsche Teilung|Teilung Deutschlands]] die kirchliche Einheit zu bewahren. Als [[Agostino Casaroli]], der Sekretär des Rates für die öffentlichen Angelegenheiten der Kirche in der [[Römische Kurie|Kurie]], an den westdeutschen Bischöfen vorbei mit der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Führung über Möglichkeiten einer (teilweisen) Loslösung der in der DDR gelegenen Teile von [[Jurisdiktion (Kirche)|Jurisdiktionen]] verhandelte,&lt;ref&gt;Roland Cerny–Werner: ''Vatikanische Ostpolitik und die DDR''. V &amp; R Unipress, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-875-1, S. 183–193.&lt;/ref&gt; stellte Döpfner 1976 Casaroli zur Rede. Doch Casaroli belog Döpfner: „Es wird nicht verhandelt.“&lt;ref name=&quot;Daniel Deckers&quot;&gt;Zitiert von Daniel Deckers: ''Abtrünnig. Das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und dem Vatikan ist seit mehr als 60 Jahren angespannt.'' In: ''Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung'', 26. November 2022, S. 7.&lt;/ref&gt; Die Lüge verletzte und belastete Döpfner sehr. In einer Privataudienz sagte er zu Papst Paul VI.: „Was soll das Gerede von Kollegialität, wenn ich von ihren engsten Mitarbeitern angelogen werde?“&lt;ref name=&quot;Daniel Deckers&quot; /&gt;<br /> <br /> == Würzburger Synode ==<br /> <br /> In den 1960er Jahren kam es unter anderem durch die [[Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|Studentenrevolte]] und einen Wertewandel in der Gesellschaft zu einem Umbruch. Auf einer von Döpfner einberufenen außerordentlichen Bischofskonferenz im Dezember 1968 kamen Themen wie der Konflikt um [[Hubertus Halbfas]] oder die Beschränkung der nach dem Konzil gewonnenen Freiheit durch Zensurmaßnahmen hinzu. Ergebnis der Konferenz war eine Erklärung über die Problematik des Glaubens mit dem Ziel, den Menschen neue Möglichkeiten des Mitwirkens nahezubringen. Neben einer Anpassung an den Zeitgeist wurde auch Widerstand gegen das Gängige als nötig erachtet. Um dabei die Rolle der Kirche zu klären, wurde auf der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 1969 die Einberufung einer Pastoralsynode beschlossen.&lt;ref&gt;Synode. Amtliche Mitteilung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, I-70-9&lt;/ref&gt; Die Idee zu einer Synode ging dabei von Teilnehmern des Katholikentages vom Herbst 1968 aus, die von keiner offiziellen Institution repräsentiert wurden.<br /> <br /> Die [[Würzburger Synode]] begann mit einer konstituierenden Sitzung vom 3. bis 5. Januar 1971 im [[Würzburger Dom]] und sollte im Sinne des Konzils Fragen wie Autorität und Demokratie in der Kirche, Mischehen, Religionsunterricht, Zölibat, Priestertum, Entwicklungshilfe und Geburtenkontrolle behandeln.<br /> <br /> Als Grundlagen der Synode nannte Döpfner Demut, Sanftmut und Langmut.&lt;ref&gt;Synode. Amtliche Mitteilung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 2–71; S. 7&lt;/ref&gt; Das Ziel der Synode solle ein pastorales sein, Wege zu eröffnen, die Aussagen des Konzils umzusetzen&lt;ref&gt;Synode. Amtliche Mitteilung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 2–71; S. 8&lt;/ref&gt;; in diesem Zusammenhang solle die Synode ein „geistliches Ereignis“ werden.&lt;ref&gt;Synode. Amtliche Mitteilung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 4–71; S. 39&lt;/ref&gt; Zu den weiteren Zielen gehörten die Ökumene&lt;ref&gt;Synode. Amtliche Mitteilung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 1–72; S. 13&lt;/ref&gt; sowie die Umsetzung des „[[Aggiornamento]]“ von Papst [[Johannes XXIII.]]&lt;ref&gt;Synode. Amtliche Mitteilung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 1–72; S. 12&lt;/ref&gt; Anlässlich des 30. Jahrestages zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] ging Döpfner auf das Leid ein, das der [[Nationalsozialismus]] über Deutschland und die Welt gebracht hat. Er hoffte auf erfolgreiche Verhandlungen mit den anderen Ländern, damit den dort lebenden NS-Opfern geholfen werde. Unter dem Eindruck seiner Würzburger und vor allem seiner Berliner Amtszeit als Bischof ging Döpfner auf die Situation in der DDR ein. Er beklagte ebenso einen Werteverfall in der Gesellschaft und kam in diesem Zusammenhang auf den Schutz des ungeborenen Lebens sowie von Ehe und Familie zu sprechen.<br /> <br /> Ebenso zeigte er sich besorgt, die Integration von ausländischen Arbeitskräften sei in Gefahr, nicht verwirklicht zu werden. Im Zusammenhang mit dem 25-jährigen Jahrestag der Verkündigung des Grundgesetzes zeigte er sich besorgt um die Chancengleichheit in der Bildung, um die Rechte von kinderreichen Familien und Minderheiten und angesichts der Überbewertung von Erfolg gegenüber der menschlichen Würde.<br /> <br /> Die von Döpfner genannten Impulse der Synode waren „''Aufeinander zugehen''“, ''„Miteinander reden und gemeinsam sprechen''“ und „''Den Geist Jesu Christi bezeugen und daraus handeln''“.<br /> <br /> Am 21. Juli 1976 – drei Tage vor seinem Tod – schrieb Döpfner in seinem Geleitwort zu der zu seinen Ehren herausgegebenen Gesamtausgabe der Synodenbeschlüsse, dass die eigentliche Arbeit, die Beschlüsse auch umzusetzen, erst noch bevorstehe.&lt;ref&gt;Synode. Amtliche Mitteilung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, S. 8&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Rückblick wurde vor allem durch Pater [[Karl Rahner]] die unverzichtbare Rolle Döpfners gewürdigt. Vizepräsident [[Bernhard Servatius]] lobte seinen unermüdlichen Arbeitseifer, seinen offenen Umgang mit den Medien, seine zielgerichtete, allgemein verständliche sowie Konflikte beruhigende Kommunikation sowie seinen unterfränkischen Humor.&lt;ref&gt;Synode. Amtliche Mitteilung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 8–75; S. 71&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Erzbischof von München und Freising (1961–1976) ==<br /> [[Datei:Coat of arms of Julius August Döpfner.svg|mini|Kardinalswappen als Erzbischof von München und Freising]]<br /> [[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F034083-0013, München, Fronleichnamsprozession.jpg|mini|hochkant|Kardinal Döpfner während der [[Fronleichnam]]sprozession in München 1971]]<br /> <br /> === Pastorales und soziales Wirken ===<br /> <br /> Am 3. Juli 1961 wurde Döpfner zum Erzbischof von München und Freising ernannt.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 270–322&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 201–204&lt;/ref&gt;&lt;ref name=Mokry-276-281/&gt; Auf Grund seiner beeindruckenden Amtsführung in Berlin war er schon bald als Nachfolger seines am 31. Dezember 1960 verstorbenen Vorgängers Kardinal [[Joseph Wendel]] gehandelt worden; die Inthronisation durch Nuntius [[Corrado Bafile]] erfolgte am 30. September 1961. Mit Amtsantritt wurde Döpfner am 1. Oktober 1961 auch Vorsitzender der [[Bayerische Bischofskonferenz|Bayerischen Bischofskonferenz]]. Wie auch in seinen zwei vorherigen Bistümern suchte Döpfner – nun auch unter dem Eindruck des Konzils – den persönlichen Kontakt zu seinen Priestern und seiner Gemeinde, wie es auch Weihbischof [[Ernst Tewes]] bestätigt.&lt;ref&gt;[[Ernst Tewes]] (Hrsg.): ''Zum Gedenken an Julius Kardinal Döpfner, gestorben am 24. Juli 1976'', S. 9&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der sich damals schon abzeichnende Trend einer Überalterung des Klerus sowie des Mangels an Nachwuchspriestern bereitete Döpfner Sorgen.&lt;ref&gt;[[Karl Forster (Theologe)|Karl Forster]]: ''Julius Kardinal Döpfner (1913–1976)'', in: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher: ''Zeitgeschichte in Lebensbildern'', Band 3, Mainz 1979, S. 260–279, hier: Anm. 1, S. 271&lt;/ref&gt; Besonders in den Jahren 1968/69 häuften sich die [[Laisierung]]santräge von Priestern. Ein „Aktionskreis München“ aus Priestern forderte im Jahr 1970 Döpfner auf, die Priester vom Zölibat zu entbinden. In seiner Stellungnahme vom Februar 1970 bezeichnete Döpfner den Zölibat als wichtigen Grundgedanken des Neuen Testaments; er verwahrte sich gegen die Darstellung, der Zölibat sei ein dem Priester aufgezwungener Zustand. In einem solchen Falle solle sich der betroffene Priester klar entscheiden. Gleichzeitig warnte er vor einer Polarisierung der Kirche, wie sie in diesem Fall wieder eingetreten sei.<br /> <br /> Trotz aller Schwierigkeiten hielt Döpfner weiter Kontakt zu seinen Priestern und half auch laisierten Priestern bei der Suche nach neuen Berufsmöglichkeiten.&lt;ref&gt;Hans Schachtner: ''Erzbischof in der Weltstadt München'', in: [[Gerhard Gruber (Theologe)|Gerhard Gruber]] (Hrsg.): ''… auf dem Weg durch die Zeit. Julius Kardinal Döpfner. 25 Jahre Bischof in Würzburg, Berlin, München'', München 1973, S. 42–72; hier: S. 56&lt;/ref&gt; Ferner veranstaltete er Anfang des Jahres 1965 in verschiedenen Städten insgesamt elf Priestertage, in denen er den Priestern die Umsetzung des Gottesdienstes gemäß der Vorgaben des Konzils nahebrachte. Erneut betonte Döpfner in seinen Rundbriefen an die Priester die Bedeutung des Konzils und des leidenschaftlichen Erneuerungswillens im Sinne einer „Ecclesia semper reformanda“.&lt;ref&gt;Julius Kardinal Döpfner: ''Weggefährte in bedrängter Zeit. Briefe an die Priester.'', hrsg. von [[Ernst Tewes]], München 1986, S. 24&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Julius Kardinal Döpfner: ''Weggefährte in bedrängter Zeit. Briefe an die Priester.'', hrsg. Von Ernst Tewes, München 1986, S. 27&lt;/ref&gt; Den Beruf des Priesters sah er als helfenden Dienst an.&lt;ref&gt;Julius Kardinal Döpfner: ''Weggefährte in bedrängter Zeit. Briefe an die Priester.'', hrsg. Von Ernst Tewes, München 1986, S. 41&lt;/ref&gt; Sein letzter Brief an die Priester seines Erzbistums stammt aus der Karwoche 1976.<br /> <br /> Neben den bereits erwähnten Priestertagen unternahm Döpfner weitere Maßnahmen zur Umsetzung der Konzilsbestimmungen wie die Einführung des Dekanatsstatus (1967), den Einsatz von Laien als Kommunionshelfer (1965), eine neue kirchliche Raumordnung (1970–1971), den Einsatz von theologisch ausgebildeten Laien als Pastoralassistenten (1971)&lt;ref&gt;Hans Schachtner: ''Erzbischof in der Weltstadt München'', in: [[Gerhard Gruber (Theologe)|Gerhard Gruber]] (Hrsg.): ''… auf dem Weg durch die Zeit. Julius Kardinal Döpfner. 25 Jahre Bischof in Würzburg, Berlin, München'', München 1973, S. 62&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Archiv des Erzbistums München und Freising, OK 1970/71, Vgl. auch Josef Six: ''Fünfzehn Jahre Dienst von Pastoralassistenten/innen in unserer Erzdiözese. Ein Blick in die Geschichte'', in: Gerhard Gruber, Fritz Bauer (Hrsg.): ''Kirche ohne Vorzimmer. Begegnungen mit dem Münchner Regionalbischof Ernst Tewes.'', Planegg 1986, S. 158–170, hier: S. 158&lt;/ref&gt; und eine Neuregelung der Firmvorbereitung mit dem Einsatz von Laien&lt;ref&gt;[[Karl Forster (Theologe)|Karl Forster]]: ''Julius Kardinal Döpfner (1913–1976)'', in: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher: ''Zeitgeschichte in Lebensbildern'', Band 3, Mainz 1979, S. 260–279, hier: Anm. 1, S. 273&lt;/ref&gt;. Um die Seelsorge übersichtlicher zu gestalten, erfolgte von 1961 bis 1976 ein enormer Ausbau der Pfarreien. Döpfner teilte sein Erzbistum in die drei Regionen München, Nord und Süd mit den Bischofsvikaren Weihbischof [[Ernst Tewes]] (Region München), Weihbischof [[Johannes Neuhäusler]] (Region Nord) und Weihbischof [[Matthias Defregger]] (Region Süd). Im Jahr 1968 löste Gerhard Gruber die Weihbischöfe Neuhäusler und Defregger als Generalvikar ab.<br /> <br /> Nach München und Umgebung wurden im Jahr 1973 auch die übrigen Dekanate des Erzbistums umgestaltet. Döpfner vollendete den Bau der [[Katholische Akademie in Bayern|Katholischen Akademie in Bayern]], musste aber – was Kontroversen auslöste – wegen Studentenmangel das Priesterseminar in Provisorien unterbringen.&lt;ref&gt;Karl Forster: ''Julius Kardinal Döpfner (1913–1976)'', in: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher: ''Zeitgeschichte in Lebensbildern'', Band 3, Mainz 1979, S. 260–279, hier: Anm. 1, S. 272&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ebenso wie in Berlin mit Bischof [[Otto Dibelius]] baute Döpfner nach den Erfahrungen aus dem „Fall Ochsenfurt“ auch in München gute Beziehungen mit Landesbischof [[Hermann Dietzfelbinger]] auf. Dies äußerte sich beispielsweise in abwechselnden ökumenischen Gottesdiensten in einer katholischen beziehungsweise einer evangelischen Kirche oder in einer Zusammenarbeit bei Themen wie der Neuordnung des bayerischen Schulwesens. Dietzfelbinger widmete in seinen Lebenserinnerungen seinem katholischen Kollegen ein eigenes Kapitel&lt;ref&gt;[[Hermann Dietzfelbinger]]: ''Veränderung und Beständigkeit. Erinnerungen.'', München 1984, S. 283&lt;/ref&gt; und äußerte sich dort später auch betroffen von Döpfners Tod.&lt;ref&gt;Hermann Dietzfelbinger: ''Veränderung und Beständigkeit. Erinnerungen.'', München 1984, S. 284&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfner war kein Befürworter der [[Bekenntnisschule]]n zur christlichen Erziehung der Kinder. Im Jahr 1967 wurden von der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] beziehungsweise von der [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] in Bayern zwei Volksbegehren zur Einführung der christlichen Gemeinschaftsschule durchgeführt. Döpfner befürwortete hierbei das Vorhaben der CSU. In der Folge wurden die staatlichen Bekenntnisschulen abgeschafft und die Kinder aller Konfessionen ab dem Schuljahr 1969/1970 gemeinsam unterrichtet. Katholische Schulen gab es nur noch in freier Trägerschaft.<br /> <br /> Wie auch in Berlin bemühte sich Döpfner ebenso in München um ein gutes Verhältnis zu den Juden. Dies äußerte sich beispielsweise in seinem Glückwunschschreiben aus Anlass des jüdischen Neujahrstages 1971. So trug er einerseits Meinungsverschiedenheiten unverkrampft und offen aus, als es beispielsweise anlässlich der Eröffnung der [[Oberammergauer Passionsspiele]] 1970 zu Protesten von Heinz Meier, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern, kam. Döpfner erklärte, dass der Text der Passionsspiele zwar reformbedürftig, aber nicht antisemitisch sei, er sich aber nicht unter Druck setzen lassen wolle. Andererseits zeigte Döpfner sich bestürzt über einen [[Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in München|Anschlag auf das Israelitische Altersheim in München]].&lt;ref&gt;Amtsblatt für das Erzbistum München und Freising 1970, Nr. 3, S. 58&lt;/ref&gt; Wie in Würzburg und München lehnte Döpfner Antisemitismus entschieden ab, worauf er in Berlin in der Rundfunkansprache „Wort für den Tag“ vom Januar 1960 öffentlich eingegangen war.&lt;ref&gt;Wort aus Berlin I, S. 89.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ebenso lag Döpfner der Caritas-Gedanke der Nächstenliebe zu hilfsbedürftigen Gruppen und Minderheiten am Herzen.&lt;ref&gt;Julius Kardinal Döpfner: ''Das Flammenkreuz der Liebe. Predigten und Reden zu caritativen und sozialen Themen.'', München-Dillingen 1987, S. 97&lt;/ref&gt; Im gleichen Sinne verstand er es, den Gedanken der „Caritas“ auch in die Liturgie zu integrieren.&lt;ref&gt;Julius Kardinal Döpfner: ''Das Flammenkreuz der Liebe. Predigten und Reden zu caritativen und sozialen Themen.'', München-Dillingen 1987, S. 6&lt;/ref&gt; Bei einem Dankesgottesdienst am 2. Mai 1965 in der [[Todesangst-Christi-Kapelle (Dachau)|Todesangst-Christi-Kapelle]] im [[KZ Dachau|Konzentrationslager Dachau]] anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers plädierte Döpfner dafür, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. In diesem Sinne nahm er am 10. September im Münchner Salesianum an einem Essen mit KZ-Priestern teil und zelebrierte am 20. Mai 1970 in Dachau einen Gottesdienst mit polnischen Priestern, die im Lagern inhaftiert waren.<br /> <br /> === Der „Fall Matthias Defregger“ ===<br /> <br /> Die „[[Der Spiegel|Spiegel]]“-Ausgabe vom 7. Juli 1969&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=N. N. |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45702048.html |titel=Kriegsverbrechen / Bischof Defregger – Teutonisches Blei |werk=[[Spiegel Online]] |datum=1969-07-07 |zugriff=2019-02-18}}&lt;/ref&gt; löste eine kontroverse Diskussion über den von Döpfner zum Weihbischof geweihten [[Matthias Defregger]] aus.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 300–303&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 204&lt;/ref&gt;&lt;ref name=Eberth-II-12-18&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2015, S. 12–18&lt;/ref&gt; Döpfner reagierte noch am gleichen Tag mit einer öffentlichen Erklärung. Defregger war als Offizier im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] während einer Rückzugsbewegung mit seiner Division am 7. Juni in das italienische Dorf [[Filetto]] gelangt. Nach Ermordung von vier Soldaten durch Zivilisten befahl der Kommandeur, alle männlichen Einwohner des Ortes zu erschießen. Sofort widersprach Defregger dem Befehl mit Hinweis auf die [[Haager Abkommen|Haager Konventionen]] sowie mit Gegenvorschlägen. Erst nach dem Misserfolg seiner Bemühungen gab er den Befehl weiter, war aber an dessen Ausführung nicht beteiligt. Nach dem Hinweis des Divisionskommandeurs, Defregger würde bei Befehlsverweigerung selbst erschossen werden, versuchte dieser auf eigene Faust, den Befehl abzumildern und möglichst viele Männer zu retten.<br /> <br /> Mit Beschluss vom 16. September 1970 stellte die Staatsanwalt München I das Ermittlungsverfahren gegen Defregger ein.&lt;ref&gt;Archiv des Erzbistums München und Freising, OK Nr. 39 vom 17. September 1970&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfner selbst wies darauf hin, dass Defregger in schwere Gewissensentscheidung gedrängt worden war.&lt;ref&gt;Archiv des Erzbistums München und Freising, OK 1968/69&lt;/ref&gt; und sich seiner Gewissensbelastung niemals entzogen habe. Trotzdem hätte Döpfner ihn niemals zum Weihbischof vorgeschlagen, wenn er sich der möglichen öffentlichen Auswirkungen bewusst gewesen wäre.&lt;ref&gt;Herder-Korrespondenz 23 (1969), S. 397&lt;/ref&gt; Im Bemühen um Vermittlung nahm Döpfner auch Kontakt mit den Bürgern von Filetto auf. In einer Erklärung vom 17. September 1970 zum Abschluss des Ermittlungsverfahrens zeigte Döpfner sich erfreut über den Ausgang des Verfahrens. Defregger sei sich seiner Verpflichtung, unschuldiges Leben zu schützen, bewusst gewesen und habe unter Gefahr für sein eigenes Leben alles ihm Mögliche unternommen. Döpfner akzeptierte schweren Herzens Defreggers Entschluss, sein Amt als [[Regionalbischof]] nicht weiter auszuüben.<br /> <br /> === Vorwürfe des Fehlverhaltens beim Umgang mit Missbrauchsfällen ===<br /> Ein am 20. Januar 2022 veröffentlichtes [[Münchner Missbrauchsgutachten|Gutachten der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl]], das sich mit dem Umgang mit den Fällen von sexueller Gewalt gegenüber Minderjährigen in der Erzdiözese von 1945 bis 2019 beschäftigt, dokumentierte in Döpfners Amtszeit Fälle von 34 Klerikern und er erhob gegenüber Döpfner in 14 Fällen den Vorwurf eines fehlerhaften Handelns. Das Gutachten dokumentiert bei besagten Fällen wiederholt Vertuschung, Untätigkeit und fehlende Geschädigtenfürsorge, sowie die Wiedereinsetzung von Missbrauchstätern in den Seelsorgedienst selbst nach strafrechtlicher Verurteilung. Die Gutachter kamen zu dem Urteil, dass die „Sachbehandlung unter – teils maßgeblicher – Einbindung des damaligen Erzbischofs Kardinal Döpfner [...] in mehrfacher und entscheidender Hinsicht nach Meinung der Gutachter negativ von der seines Amtsvorgängers“ abweicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Westpfahl Spilker Wastl Rechtsanwälte |url=https://westpfahl-spilker.de/wp-content/uploads/2022/01/WSW-Gutachten-Erzdioezese-Muenchen-und-Freising-vom-20.-Januar-2022.pdf |titel=Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Bereich der Erzdiözese München und Freising von 1945 bis 2019 |datum=2022-01-20 |sprache=de |abruf=2022-01-22}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Neumann, Felix |url=https://www.katholisch.de/artikel/32817-faulhaber-wendel-doepfner-die-schuld-der-toten-muenchner-erzbischoefe |titel=Faulhaber, Wendel, Döpfner: Die Schuld der toten Münchner Erzbischöfe |werk=katholisch.de |datum=2022-01-21 |sprache=de |abruf=2022-01-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Tod ==<br /> [[Datei:Cenotaph of Cardinal Julius Dopfner - Frauenkirche - Munich - Germany 2017.jpg|mini|hochkant|[[Kenotaph]] im [[Frauenkirche (München)|Münchner Liebfrauendom]]]]<br /> [[Datei:GrabstätteJuliusDöpfner.jpg|mini|Grabplatte in der Krypta des Münchner Liebfrauendoms]]<br /> Im Laufe seines Wirkens hatte Döpfner ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen.&lt;ref&gt;Klaus Wittstadt, 2001, S. 311–319&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 210–211&lt;/ref&gt; Er hatte einen umfangreichen Terminkalender beispielsweise mit dem Besuch diverser Konferenzen sowie von Wohnheimen, Altenheimen und Gefängnissen und mit Kircheneinweihungen, Altarweihen und Wallfahrten. Er war auf jeden Termin gewissenhaft vorbereitet; ferner legte er Wert darauf, bei politischen und wissenschaftlichen Entwicklungen immer auf dem Laufenden zu sein. Hinzu kamen mehrere Auslandsreisen pro Jahr, die ihm nicht immer leicht fielen. Besonders hoch waren die Anforderungen bei Verpflichtungen wie bei dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]].<br /> <br /> Einen Wendepunkt bedeutete der November 1969, als er einen mehrwöchigen Klinikaufenthalt wegen Herz-Rhythmus-Störungen antrat. Weitere gesundheitliche Einschränkungen waren unter anderem ein mehrwöchiger Kuraufenthalt ab Februar 1970, Operationen Ende November 1971 (ein chirurgischer Eingriff), Ende Februar 1972 (Abszess) sowie am 23. Juni 1973 (Entzündung im Darmbereich). Döpfner bemühte sich, sich seinen schlechten Gesundheitszustand dieser Jahre nicht anmerken zu lassen.<br /> <br /> Einen Tag vor seinem Tod hatte Döpfner noch eine Folge von „[[Das Wort zum Sonntag]]“ mit dem Thema „Begegnung mit Gott“ aufgezeichnet, das am 7. August 1976 ausgestrahlt wurde. Seine letzte offizielle Amtshandlung war am 23. Juli die Segnung des einige Zeit zuvor neu errichteten [[Gymnasium Fürstenried|Münchener Gymnasiums Fürstenried West]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.sendbote.com/content/kardinal-julius-doepfner |titel=Kardinal Julius Döpfner |datum=2018-06-28 |zugriff=2021-06-07 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; Am 24. Juli 1976 wollten er und Weihbischof [[Ernst Tewes]] in die Schweiz fahren. Nach einigen anstrengenden Terminen bat Döpfner, noch einige wichtige Arbeiten erledigen zu dürfen. Am Morgen des 24. Juli 1976 wurde Sekretär Erwin Obermeier von der Oberschwester benachrichtigt, dass es Döpfner nicht gut ging; er spendete dem Kardinal sogleich die [[Krankensalbung]]. Der Notarzt versuchte vergeblich, den auf dem Boden des Pförtnerzimmers liegenden Döpfner wiederzubeleben. In der Medizinischen Klinik der [[Technische Universität München|Technischen Universität München]] konnte man nur noch den Tod durch Herzinfarkt feststellen.&lt;ref&gt;{{Der Spiegel | ID=41210823 | Autor= | Titel=Gestorben. Julius Döpfner| Jahr=1976 | Nr=32 | Datum=1976-08-02 | Seiten=124}}&lt;/ref&gt; Sekretär Obermeier war kurz vor Döpfners Tod aufgefallen, dass dieser kaum mehr in der Lage war, mit seiner rechten Hand zu schreiben. [[Heimatpfleger|Stadt- und Kreisheimatpfleger]] [[Werner Eberth]] teilt Obermeiers Einschätzung, dass Döpfners Arzt den drohenden Herzinfarkt nicht erkannt hatte und Döpfner falsch behandelte, als er ihm lediglich Gymnastik verordnete.&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2015, S. 58&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Döpfner wurde am 29.&amp;nbsp;Juli 1976 in der Krypta des [[Frauenkirche (München)|Münchner Liebfrauendomes]] beigesetzt. [[Joseph Höffner|Joseph Kardinal Höffner]] zelebrierte das [[Requiem]] und [[Hermann Volk|Hermann Kardinal Volk]] predigte. Die sich anschließende Beisetzung in der [[Gruft]] des Domes nahm [[Kapitularvikar]] Weihbischof [[Ernst Tewes]] vor.<br /> <br /> In seinem zum Großteil bereits 1954 abgefassten Testament hatte Döpfner selbst den Liebfrauendom als Ort seiner Beisetzung bestimmt.&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 225–228&lt;/ref&gt; Als Gesamterbe setzte er den Erzbischöflichen Stuhl ein und bat seine Familie um Verständnis, dass er in erster Linie der Kirche verpflichtet sei. Dieser Wunsch Döpfners wurde von seiner Familie verständnisvoll akzeptiert.&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2015, S. 17&lt;/ref&gt; Mitarbeiter, Chauffeur und Hauspersonal bekamen Andenken vermacht. Als Testamentsvollstrecker bestimmte Döpfner Regionalbischof a. D. [[Matthias Defregger]]. Anscheinend kam Defregger seiner gesetzlichen Verpflichtung, ein Nachlassverzeichnis zu erstellen und zu verzeichnen, an wen er welche Gegenstände aus Döpfners Erbe verteilt hat, nur unzureichend nach.&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 228&lt;/ref&gt;&lt;ref name=Eberth-II-12-18&gt;Werner Eberth, 2015, S. 12–18&lt;/ref&gt; Der Hausener Pfarrer [[Georg Hirschbrich]] konnte durch Verhandlungen mit Defregger erreichen, dass zumindest einige Gegenstände wie Döpfners expressionistisches Kruzifix in die Pfarrei kamen.<br /> <br /> Zu den weiteren wieder nach Hausen gekommenen Gegenständen gehörte auch ein durch den Würzburger Goldschmied Josef Amberger angefertigter [[Krummstab]] mit einer Darstellung der heimatlichen Quellen im Wappen, den ihm seine Heimatgemeinde aus Anlass seiner Ernennung zum Bischof von Würzburg im Jahr 1948 gestiftet hatte. Döpfners offizieller, vom [[Bistum Würzburg]] in Auftrag gegebener Krummstab wurde ebenfalls von Josef Amberger angefertigt und zeigt in seiner Wappendarstellung die [[Frankenapostel]] [[Kilian (Heiliger)|Kilian]], [[Kolonat (Heiliger)|Kolonat]] und [[Totnan]].&lt;ref&gt;Werner Eberth: ''Die Odyssee eines Bischofsstabs'', in: ''100 Jahre Katholische Arbeitnehmer-Bewegung KAB Hausen 1896–1999''; Bad Kissingen 1996, S. 66–67&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Werner Eberth, 2013, S. 229–336&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ehrungen ==<br /> <br /> * Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg (23. Juli 1973)<br /> * Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität München (12. Oktober 1973)<br /> * Das Bildungszentrum auf dem Domberg in [[Freising]] wurde nach ihm benannt: ''Kardinal-Döpfner-Haus''.<br /> * Julius Döpfner wurde Ehrengroßprior der Deutschen Statthalterei des [[Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem|Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem]].&lt;ref&gt;Hans Jürgen Brandt: Jerusalem hat Freunde. München und der Ritterorden vom Heiligen Grab, EOS 2010, Seite 84&lt;/ref&gt;<br /> * Zum 100. Geburtstag gab die [[Deutsche Post AG]] mit dem [[Erstausgabetag]] 8. August 2013 ein [[Sonderpostwertzeichen]] im Wert von 58 [[Eurocent]] heraus. Der Entwurf stammt von den Grafikern Iris Utikal und Michael Gais aus Köln.<br /> * Nach Julius Döpfner ist der ''Kardinal-Döpfner-Platz'', die Adresse des [[Bistum Würzburg#Das zweite Jahrtausend|Bischöflichen Palais in Würzburg]], benannt.<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> <br /> * ''Das Verhältnis von Natur und Übernatur bei [[John Henry Newman|John Henry Kardinal Newmann]].'' Rom 1945 (zugl. Diss. Pontif. Univ. Greg.).<br /> * ''Deutscher Katholizismus und konziliare Erneuerung. Erfahrungen d. Bischofs in Würzburg, Berlin u. München.'' Würzburg 1965.<br /> * ''Die Berliner Jahre. Julius Kardinal Döpfner als Bischof von Berlin 1957–1961.'' Berlin 1961.<br /> * ''Die Mitte unseres Glaubens. Christologische Ansprachen.'' Erich Wewel Verlag, München, Freiburg i.Br. 1971.<br /> * ''Die Zukunft des Glaubens.'' Kevelaer 1969.<br /> * ''Konzilstagebücher, Briefe und Notizen zum Zweiten Vatikanischen Konzil.'' Bearb. v. Guido Treffler. Regensburg 2006.<br /> * ''Reform als Wesenselement der Kirche. Überlegungen zum 2. Vatikanischen Konzil.'' Würzburg 1964.<br /> * {{Literatur |Autor=Julius Döpfner |Titel=Weggefährte in bedrängter Zeit. Briefe an die Priester |Hrsg=Ernst Tewes |Auflage=4 |Verlag=Verlag St. Michaelsbund |Ort=München |Datum=1986 |ISBNformalFalsch=3-920821-001 |Typ=wl}}<br /> <br /> == Literatur ==<br /> <br /> &lt;small&gt;(chronologisch geordnet)&lt;/small&gt;<br /> * [[Alfred Wendehorst]]: ''Das Bistum Würzburg 1803–1957.'' Würzburg 1965, S. 109–112.<br /> * [[Karl Forster (Theologe)|Karl Forster]]: ''Julius Cardinal Doepfner'' (= ''The men who make the council.'' Band 13). University of Notre Dame Press, Indiana/Notre Dame 1965 (englisch).<br /> * Klaus Wittstadt: ''Julius Kardinal Döpfner. 26. August 1913 bis 24. Juli 1976.'' Würzburg 1996.<br /> * [[Peter Pfister]] (Hrsg.): ''Julius Kardinal Döpfner und das Zweite Vatikanische Konzil. Vorträge des Wissenschaftlichen Kolloquiums anlässlich der Öffnung des Kardinal-Döpfner-Konzilsarchivs am 16. November 2001.'' Schnell &amp; Steiner, Regensburg 2002, ISBN 978-3-7954-1477-1.<br /> * Guido Treffler, Peter Pfister (Hrsg.): ''Erzbischöfliches Archiv München, Julius Kardinal Döpfner – Archivinventar der Dokumente zum Zweiten Vatikanischen Konzil.'' Schnell &amp; Steiner, Regensburg 2004, ISBN 978-3-7954-1439-9.<br /> * Klaus Wittstadt: ''Julius Kardinal Döpfner (1913–1976) – Anwalt Gottes und der Menschen.'' Don Bosco, München 2001, ISBN 978-3-7698-1124-7.<br /> * [[Anton Landersdorfer]]: ''Döpfner, Julius (August).'' In: [[Erwin Gatz]] (Hrsg.), unter Mitarbeit von Franz Xaver Bischof u.&amp;nbsp;a.: ''Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945 bis 2001. Ein biographisches Lexikon.'' Duncker &amp; Humblot, Berlin 2002, ISBN 3-428-10684-9, S. 386–394.<br /> * {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070613122829/http://www.bautz.de/bbkl/d/doepfner_j.shtml |band=17|autor=[[Ekkart Sauser]]|spalten=277–279}}<br /> * {{WWW-DDR|id=julius-doepfner|lemma=Döpfner, Julius|autor=|band=1|idNum=610}}<br /> * Klaus Wittstadt: ''Kirche und Staat im 20. Jahrhundert.'' In: Ulrich Wagner (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Würzburg.'' 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: ''Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert.'' 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 453–478 und 1304 f.; hier: ''Im Zeichen des Wiederaufbaus – die Zeit Julius Döpfner als Bischof von Würzburg (1948–1957),'' S. 463–469.<br /> * [[Thomas Brechenmacher]]: ''„In dieser Stunde der Kirchehe“ – Zum 100. Geburtstag von Julius Kardinal Döpfner.'' (= ''Bad Kissinger Archiv-Schriften.'' Band 2). Schöningh, Würzburg 2013, ISBN 978-3-87717-853-9.<br /> * [[Werner Eberth]]: ''Julius Kardinal Döpfner zum 100. Geburtstag – „Des ist unnr Kardinal“.'' (= ''Beiträge zur Geschichte von Hausen und Kleinbrach.'' Band 4). Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2013.<br /> * Werner Eberth: ''Julius Kardinal Döpfner (1913–1976).'' (= ''Eine Nachlese zu seinem 100. Geburtstag 2013.'' Band 2 / ''Beiträge zur Geschichte von Hausen und Kleinbrach.'' Band 5). Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2015.<br /> * [[Karl Lehmann]]: ''Brückenbauer in einer Zeit des Übergangs – Julius Kardinal Döpfner zum Gedenken.'' Echter Verlag, Würzburg, 2013, ISBN 978-3-429-03659-1.<br /> * [[Franz Xaver Bischof]], [[Manfred Weitlauff]] (Hrsg.): Stephan Mokry: ''Kardinal Julius Döpfner und das Zweite Vatikanum – Ein Beitrag zur Biografie und Konzilsgeschichte.'' Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17026704-6 (Zugleich Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München, 2013/2014).<br /> * Stephan Mokry: ''Kardinal Julius Döpfner und das Zweite Vatikanum – Ein Beitrag zur Biografie und Konzilsgeschichte'' (= ''Münchener kirchenhistorische Studien.'' Neue Folge, Band 3). Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-026704-6.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * [http://www.dioezesanarchiv-berlin.de/best%20V-007.html Julius Kardinal Döpfner – Diözesanarchiv Berlin]<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.kardinal-doepfner.de/ |wayback=20190122235146 |text=Webseite gewidmet von der Heimatpfarrei in Bad Kissingen-Hausen}}<br /> * [https://www.youtube.com/watch?v=wzI80ARMuuA Video mit Lebensstationen von Julius Kardinal Döpfner]<br /> * {{DNB-Portal|11852626X}}<br /> * {{Internetquelle |autor=N. N. |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25656684.html |titel=Konfessions-Streit – Aus einem Napf |werk=[[Spiegel Online]] |datum=1953-07-15 |zugriff=2019-02-08}}<br /> * {{Internetquelle |autor=N. N. |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43365082.html |titel=Döpfner: Abschied von der Braut |werk=[[Spiegel Online]] |datum=1961-07-19 |zugriff=2019-02-08}}<br /> * {{Internetquelle |autor=N. N. |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45702048.html |titel=Kriegsverbrechen / Bischof Defregger – Teutonisches Blei |werk=[[Spiegel Online]] |datum=1969-07-07 |zugriff=2019-02-18}}<br /> * {{Internetquelle |autor=Uwe Ritzer, Jakob Wetzel |url=https://www.sueddeutsche.de/muenchen/bnd-akten-der-hirte-und-die-horcher-1.3925137 |titel=BND-Akten – Der Hirte und die Horcher |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2018-03-31 |zugriff=2019-02-08}}<br /> * {{Internetquelle |autor=N. N. |url=http://www.zeit.de/1968/31/die-pille-bleibt-verboten |titel=Die Pille bleibt verboten: Enzyklika Pauls VI. – „Nicht unfehlbar und unwiderruflich“ |werk=[[Zeit Online]] |datum=1968-08-02 |zugriff=2019-02-17}}<br /> * {{Internetquelle |autor=N. N. |url=https://www.welt.de/geschichte/article117542201/Konfessionsstreit-gefaehrdete-1953-Adenauers-Wahl.html |titel=Konfessionsstreit gefährdete 1953 Adenauers Wahl |werk=[[Die Welt]] |datum=2013-06-28 |zugriff=2019-02-12}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Personenleiste<br /> |ZEIT=1957–1961|AMT=[[Datei:COA cardinal DE Dopfner Julius August2.png|20px]] [[Liste der Bischöfe von Berlin|Bischof von Berlin]]|VORGÄNGER=[[Wilhelm Weskamm]]|NACHFOLGER=[[Alfred Bengsch|Alfred Kardinal Bengsch]]<br /> |ZEIT2=1961–1976|AMT2=[[Datei:COA cardinal DE Dopfner Julius August.png|20px]] [[Liste der Erzbischöfe von München und Freising|Erzbischof von München und Freising]]|VORGÄNGER2=[[Joseph Wendel|Joseph Kardinal Wendel]]|NACHFOLGER2=[[Benedikt XVI.|Joseph Kardinal Ratzinger]]<br /> |ZEIT3= 1965–1976|AMT3=[[Deutsche Bischofskonferenz#Vorsitzende|Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz]]|VORGÄNGER3=[[Joseph Frings|Joseph Kardinal Frings]] (Fuldaer Bischofskonferenz)|NACHFOLGER3=[[Joseph Höffner|Joseph Kardinal Höffner]]<br /> }}<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste der Fürstbischöfe und Bischöfe von Würzburg (seit 1623)<br /> |Navigationsleiste Vorsitzende der Würzburger, Fuldaer und Deutschen Bischofskonferenz<br /> }}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=11852626X|LCCN=n85325023|VIAF=22932707}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Dopfner, Julius}}<br /> [[Kategorie:Julius Döpfner| ]]<br /> [[Kategorie:Kardinal (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Römisch-katholischer Theologe (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Bischof von Würzburg]]<br /> [[Kategorie:Bischof von Berlin]]<br /> [[Kategorie:Erzbischof von München und Freising]]<br /> [[Kategorie:Konzilstheologe]]<br /> [[Kategorie:Konzilsvater (Zweites Vatikanisches Konzil)]]<br /> [[Kategorie:Sprecher von Das Wort zum Sonntag]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Internationalen Marianischen Päpstlichen Akademie]]<br /> [[Kategorie:Ehrendoktor der Julius-Maximilians-Universität Würzburg]]<br /> [[Kategorie:Ehrendoktor der Ludwig-Maximilians-Universität München]]<br /> [[Kategorie:Großkreuz-Ritter (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)]]<br /> [[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes (Großkreuz)]]<br /> [[Kategorie:Träger des Bayerischen Verdienstordens]]<br /> [[Kategorie:Ehrenbürger von Bad Kissingen]]<br /> [[Kategorie:Korporierter im KV]]<br /> [[Kategorie:Korporierter im CV]]<br /> [[Kategorie:Korporierter im UV]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1913]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1976]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Döpfner, Julius<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Döpfner, Julius August Kardinal (vollständiger Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Geistlicher, Bischof von Würzburg und Berlin sowie Erzbischof von München und Freising<br /> |GEBURTSDATUM=26. August 1913<br /> |GEBURTSORT=[[Hausen (Bad Kissingen)|Hausen]] bei [[Bad Kissingen]]<br /> |STERBEDATUM=24. Juli 1976<br /> |STERBEORT=[[München]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Max_Littmann&diff=233407051 Max Littmann 2023-05-03T15:59:52Z <p>138.246.3.7: /* Werk */</p> <hr /> <div>[[Datei:Max Littmann, Porträt, 1912.jpg|mini|hochkant|Max Littmann (1912)]]<br /> <br /> '''Bernhard Max Littmann''' (*&amp;nbsp;[[3.&amp;nbsp;Januar]] [[1862]] in [[Chemnitz-Schloßchemnitz|Schloßchemnitz]], heute Ortsteil von [[Chemnitz]]; † [[20.&amp;nbsp;September]] [[1931]] in [[München]]) war ein deutscher [[Architekt]]. Am bekanntesten ist sein Münchner [[Hofbräuhaus am Platzl|Hofbräuhaus]], doch seine wichtigste Leistung war die Reform des [[Theater (Bau)|Theaterbaus]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Max Littmann kam als Sohn des Kaufmanns Johann Bernhard Littmann und dessen Ehefrau Hulda Emilie geb. Heurig zur Welt.<br /> <br /> In [[Chemnitz]], wo sein Vater ein Eisenwarengeschäft eröffnet hatte, machte Littmann eine Maurerlehre und wurde Schüler an der [[Technische Universität Chemnitz|Gewerbeakademie Chemnitz]] (1878–1882). Von 1883 bis 1885 [[Architekturstudium|studierte er Architektur]] in [[Dresden]] am [[Technische Universität Dresden#Technische Hochschule|Königlich-Sächsischen Polytechnikum]]. Er siedelte 1885 nach München über, wo er [[Friedrich Thiersch]] und [[Gabriel von Seidl]] kennenlernte und sich nach Studienreisen nach Italien und Paris 1888 als freischaffender Architekt niederließ. Zunächst betrieb Littmann ein Architekturbüro zusammen mit seinem Studienkollegen [[Albin Lincke]].&lt;ref&gt;[https://www.google.de/books/edition/Das_Prinzregententheater_in_M%C3%BCnchen_und/3DNPDUf0-sUC?hl=de&amp;gbpv=1&amp;bsq=Albin+Lincke+Max+Littmann+Dresden&amp;dq=Albin+Lincke+Max+Littmann+Dresden&amp;printsec=frontcover Bernd-Peter Schaul: ''Das Prinzregententheater in München und die Reform des Theaterbaus um 1900: Max Littmann als Architekt'', Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München 1987, S. 18.]&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:1891 Hochzeit Max und Ida Littmann.jpg|mini|hochkant|Hochzeitsfoto von Max Littmann und Ida Heilmann (1891)]]<br /> Im Jahr 1891 heiratete er Ida Heilmann, die Tochter des Bauunternehmers [[Jakob Heilmann]]. Die zwei Söhne des Ehepaares starben bereits im Kindesalter, ebenso die drei Kinder von Littmanns einziger Tochter Gertrude. Von 1891 bis 1908 war Littmann Teilhaber im Baugeschäft seines Schwiegervaters Jakob Heilmann, der [[Heilmann &amp; Littmann]] oHG (später GmbH) mit dem Arbeitsschwerpunkt des Entwurfs. Er trat nun vor allem durch die Erstellung von repräsentativen Bauten wie Theatern, Warenhäusern und Kurhäusern hervor und ergänzte dadurch sich mit seinem auf Wohnungs- und Hausbau spezialisierten Schwiegervater gut.<br /> <br /> Littmann reformierte den Theaterbau; seine Theater waren weniger Hof- oder Stände- als Bürgertheater. So organisierte er den Zuschauerraum amphitheatralisch unter Reduktion oder Weglassung der Logen, um allen Theaterbesuchern einen guten Blick auf die Bühne zu ermöglichen. Im Hoftheater Weimar (1906/08) baute er erstmals ein Variables Proszenium ein, welches u. a. die Möglichkeit der Überdeckelung oder Öffnung des Orchestergrabens einschloss. Damit konnte ein Theater Littmanns auf die verschiedenen Anforderungen von Schauspiel und Oper reagieren. Sein Hauptwerk sind die Hoftheater in Stuttgart, eine Zweihausanlage, die aus einem großen Haus für die Oper (noch heute von der Staatsoper Stuttgart genutzt) und einem kleinen, im Zweiten Weltkrieg zerstörten Haus für das Schauspiel bestand. Stilistisch sind Littmanns Bauten dem [[Neoklassizismus (bildende Kunst)|Neoklassizismus]] zuzurechnen.&lt;ref&gt;Breuer: ''Die ehemaligen Hoftheater in Stuttgart.'' 1984, S. 19f&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1934 wurde Littmann in die [[Encyclopaedia Judaica]] aufgenommen. Biographen fanden jedoch keine jüdische Abstammung. Recherchen im [[Stadtarchiv Chemnitz]] zeigen seine Vorfahren bis 1760 als evangelische Familie in [[Oschatz]] ([[Sachsen]]).&lt;ref&gt;Christian Kaißer, Petra Habelt: [http://www.ag-geschichte-kassberg-altendorf-schlosschemnitz.de/Personen/Max_Littmann.htm Max Littmann], AG Geschichte Kaßberg, Altendorf und Schloßchemnitz&lt;/ref&gt; Sie sollen vor 1750 in der Stadt [[Bojanowo]] der evangelischen Minderheit Polens angehört haben. [[Franz Menges]] nimmt hingegen an, dass sein Vater ein assimilierter Jude war, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts lutherisch hatte taufen lassen.&lt;ref&gt;[[Franz Menges]]: ''Max Littmann'', in: [[Manfred Treml]], Wolf Weigand (Hrsg.): ''Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Band II Lebensläufe''. München : Saur, 1988, S. 203–206.&lt;/ref&gt; Littmann selbst interessierte sich demnach nicht für religiöse Fragen.<br /> <br /> Sein Nachlass gelangte nach seinem Tod an das [[Architekturmuseum der Technischen Universität München]]&lt;ref&gt;[http://mediatum.ub.tum.de/?id=930780 Architekturmuseum der Technischen Universität München: ''Max Littmann'']&lt;/ref&gt; und an das [[Deutsches Theatermuseum|Deutsche Theatermuseum]].&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.theaterforschung.de/institution.php4?ID=633 |wayback=20131203042211 |text=Theaterforschung.de: ''Deutsches Theatermuseum München'' |archiv-bot=2022-03-25 01:24:11 InternetArchiveBot}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Werk ==<br /> === Bauten (Auswahl) ===<br /> {{Mehrere Bilder<br /> | Bild1=Max littmann roman mayr 1905-1.png<br /> | Breite1=160<br /> | Bild2=Max littmann roman mayr 1905-2.png<br /> | Breite2=180<br /> | Bild3=Max littmann roman mayr 1905-3.png<br /> | Breite3=160<br /> |Fußzeile=Bei seinen Entwürfen für das Kaufhaus Roman Mayr in München von 1905 experimentiert Littmann nicht nur mit verschiedenen epochetypischen Gestaltungselementen, sondern vor allem mit sehr unterschiedlichen Konzepten für die Fassadengliederung}}<br /> * um 1890: Kaufhaus Gerstle in München, Tal 56<br /> * 1890–1891: Mehrfamilienwohnhaus-Gruppe in München, Steinsdorfstraße<br /> * 1892: Wohn- und Geschäftshaus in München, Rumfordstraße 48<br /> * 1894–1895: Königliches Central-Taubstummen-Institut in München, Goethestraße 70 (heute Universitäts-Zahnklinik, verändert)<br /> * 1895: eigenes Wohnhaus in [[München-Neuhausen]], Linprunstraße (zerstört)<br /> * 1896–1897: Königliches [[Hofbräuhaus am Platzl]] in München, Platzl 9 / Bräuhausstraße<br /> * 1898–1899: Wohn- und Geschäftshaus, sog. „[[Orlando-Haus]]“ (mit „Café Orlando di Lasso“), in München, Platzl 4&lt;ref&gt;Cornelia Oelwein: ''Der Orlandoblock am Münchner Platzl. Geschichte eines Baudenkmals.'' Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56507-9.&lt;/ref&gt;<br /> * 1898–1900: [[Königliches Kurhaus]] in [[Bad Reichenhall]], Kurstraße (verändert, unter Denkmalschutz)<br /> * 1899: Corpshaus des Corps [[Corps Bavaria München|Bavaria München]], Am Platzl 5<br /> * 1899: Corpshaus des Corps [[Corps Franconia München|Franconia München]], Am Platzl 7<br /> * 1899–1900: Kurhotel in [[Bad Brückenau]], Heinrich-von-Bibra-Straße 13 (unter Denkmalschutz)<br /> * 1899–1900: evang. [[Christuskirche (München-Neuhausen-Nymphenburg)|Christuskirche in München-Neuhausen]], [[Dom-Pedro-Platz]]<br /> * 1899–1901: [[Diesel-Villa]], [[Höchlstraße]] 2 in [[München-Bogenhausen]]<br /> * 1900–1901: [[Prinzregententheater]] mit Theater-Restaurant in [[München-Bogenhausen]], [[Prinzregentenplatz (München)|Prinzregentenplatz]] (teilweise zerstört)&lt;ref&gt;Bernd-Peter Schaul: ''Das [[Prinzregententheater]] in München und die Reform des Theaterbaus um 1900. Max Littmann als Theaterarchitekt.'' (Arbeitshefte des [[Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege|Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege]], Band 37). Lipp, München 1987.&lt;/ref&gt;<br /> * 1900–1901: [[Münchner Kammerspiele]], Maximilianstraße 26 (Planung des Bühnenhauses in Hoflage), in Zusammenarbeit mit R. Riemerschmidt (Innengestaltung)<br /> * 1901: [[Villa Littmann]] in München, Heilmannstraße 29, in der [[Villenkolonie Prinz-Ludwigs-Höhe]]<br /> * 1902–1903: eigenes Wohnhaus, sog. [[Villa Lindenhof (München)|Villa Lindenhof]], in München-Bogenhausen, Höchlstraße 4<br /> * 1903: Wohn- und Geschäftshaus Fischer (später mit „Café Feldherrnhalle“) in München, Theatinerstraße 38 (verändert)<br /> * 1903–1904: Umbau und Erweiterung des Hotels „[[Hotel Vier Jahreszeiten (München)|Vier Jahreszeiten]]“ in München, Maximilianstraße 17/19 (unter Denkmalschutz)<br /> * 1904–1905: [[Oberpollinger|Warenhaus Oberpollinger]] in München, Neuhauser Straße 44 (verändert)<br /> * 1904–1905: [[Karstadt München Bahnhofplatz|Warenhaus für die ''Hermann Tietz OHG'']] in München, Bahnhofplatz 7 (verändert)<br /> * 1904–1905: [[Kurtheater Bad Kissingen|Königliches Kurtheater]] in [[Bad Kissingen]], Theaterplatz<br /> * um 1905: Büro- und Geschäftshaus des Verlages ''Knorr &amp; Hirth GmbH'' in München, [[Sendlinger Straße 80]] (verändert)<br /> * 1905–1906: [[Schillertheater (Berlin)|Schiller-Theater]] mit Theater-Restaurant in [[Berlin-Charlottenburg]], Bismarckstraße 110 (weitgehend zerstört)<br /> * 1905–1907: [[Königliche Anatomie|Anatomie]] der Königlich Bayerischen [[Ludwig-Maximilians-Universität]] in München, Pettenkoferstraße 11<br /> * 1906–1907: Gebäude der ''Dresdner Bank AG'' in München, [[Promenadeplatz]] 7 (verändert)<br /> * 1906–1907: Großherzogliches Hoftheater, seit 1919 „[[Deutsches Nationaltheater]]“ in [[Weimar]] (verändert)&lt;ref&gt;Christian Hecht: ''Streit um die richtige Moderne. Henry van de Velde, Max Littmann und der Neubau des Weimarer Hoftheaters.'' Kreis der Freunde und Förderer des Stadtmuseums Weimar, Weimar 2005, ISBN 3-910053-39-4.&lt;/ref&gt;<br /> * 1907–1908: [[Münchner Künstlertheater]] der Kunstgewerbe-Ausstellung München 1908 (zerstört)&lt;ref&gt;zeitgenössische Abb. in: [[Walter Müller-Wulckow]]: ''Deutsche Baukunst der Gegenwart. Bauten der Gemeinschaft.'' Langewiesche Verlag, Königstein/Taunus / Leipzig 1929, S. 56f.&lt;/ref&gt;<br /> * 1907–1909: Palais der Preußischen Gesandtschaft und [[Schack-Galerie]] in München, Prinzregentenstraße 7–9<br /> * 1908–1909: Stadttheater in [[Hildesheim]], Theaterstraße 6 (stark verändert)<br /> [[Datei:Poznan 10-2013 img05 Grand Theatre.jpg|mini|[[Stadttheater Posen|Oper in Posen]]]]<br /> * 1909–1910: [[Stadttheater Posen]] (heute: [[Posen|Poznań]], Polen)&lt;ref&gt;Joseph August Lux: ''Das Stadttheater in Posen, erbaut von Max Littmann. Eine Denkschrift.'' Werner, München 1910.&lt;/ref&gt;<br /> * 1909–1912: [[Staatstheater Stuttgart|Königlich Württembergische Hoftheater]] in [[Stuttgart]], Oberer Schlossgarten 6 („Kleines Haus“ (Schauspielbühne) 1944 zerstört, „Großes Haus“ (Opernbühne) restauriert)&lt;ref&gt;[[Judith Breuer (Kunsthistorikerin)|Judith Breuer]]: ''Die [[Staatstheater Stuttgart|Alte Oper]] in Stuttgart im Kontext der Theaterarchitektur von Max Littmann und der Dekorationsmalerei von [[Julius Mössel]].'' (Ausstellung der Württembergischen Staatstheater im Kleinen Haus (Oberes Foyer) vom 5. Mai bis 11. Juni 1984.) Stuttgart 1984.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Dorothea Weiss-Vossenkuhl: ''Das [[Staatstheater Stuttgart|Opernhaus in Stuttgart]] von Max Littmann (1910–1912).'' Klett-Cotta, Stuttgart 1983, ISBN 3-608-91017-4.&lt;/ref&gt;<br /> * 1910–1913: Erweiterungsbau an einen klassizistischen Pavillon auf [[Schloss Wilhelmsthal (Gerstungen)|Schloss Wilhelmsthal]] bei Eisenach, der Sommerresidenz der Weimarer Großherzoge.<br /> <br /> [[Datei:Regentenbau Bad Kissingen 01.JPG|mini|[[Regentenbau (Bad Kissingen)|Regentenbau]] in [[Bad Kissingen]]]]<br /> <br /> * 1910–1913: [[Wandelhalle (Bad Kissingen)|Wandelhalle mit Brunnenhalle]], [[Maxbrunnen (Bad Kissingen)|Maxbrunnen]] und [[Regentenbau (Bad Kissingen)|Regentenbau]] in Bad Kissingen, Am Kurgarten&lt;ref&gt;Eugen Kalkschmidt: ''Die Neubauten in Bad Kissingen von Max Littmann''. In: Dekorative Kunst. Illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst 21 (1913), S. 489–510.&lt;/ref&gt;<br /> * 1911–1912: Zirkusgebäude für den „[[Sarrasani|Zirkus Sarrasani]]“ (Hans Stosch-Sarrasani) in Dresden-Neustadt, [[Carolaplatz|Königin-Carola-Platz]] (zerstört)<br /> * 1912–1913: [[Villa Bernheimer (Feldafing)|Villa]] für den Kunsthändler [[Otto Bernheimer]] in [[Feldafing]], Höhenbergstraße 9 (unter Denkmalschutz)<br /> * 1913–1918: Stadttheater in [[Bozen]] ([[Südtirol]], Italien) (1943/1944 zerstört)<br /> * 1921–1922: Umbau des Kurhauses in [[Bad Schachen]] bei [[Lindau (Bodensee)]], Bad Schachen 1 (unter Denkmalschutz)<br /> * 1921–1922: Wohnhaus für den Bankier Richard Pohl in [[Berlin-Pichelsberg]], Heerstraße<br /> * 1922–1923: Bankgebäude der ''Disconto-Gesellschaft AG'' (später Eigentum der Bayerischen Landesbank) in München, Brienner Straße 16<br /> * 1924: [[Strandbad Bad Schachen|Strandbad in Bad Schachen]] bei Lindau (Bodensee), Bad Schachen 4 (unter Denkmalschutz)<br /> * 1924–1925: Umbau des sog. „Ansitz Bocksberg“ (als eigenes Wohnhaus) bei Bichl (Loisachtal)<br /> * 1926–1927: staatliches [[Kurhausbad (Bad Kissingen)|Kurhausbad in Bad Kissingen]], Prinzregentenstraße 6 (unter Denkmalschutz)<br /> * 1926–1928: Landestheater (1949–1990 „Friedrich-Wolf-Theater“, jetzt „Landestheater Mecklenburg“) in [[Neustrelitz]] (erheblich verändert)<br /> * 1927–1928: [[Kurmittelhaus (Bad Reichenhall)|Staatlich-Städtisches Kurmittelhaus]] in Bad Reichenhall, Salzburger Str. 7 (verändert, unter Denkmalschutz)&lt;ref&gt;Georg Jacob Wolf: ''Das staatlich-städtische Kurmittelhaus Bad Reichenhall, erbaut von Architekt Max Littmann, München. Eine Denkschrift.'' Bruckmann, München 1928.&lt;/ref&gt;<br /> * um 1929 (?): Druckerei des Verlages ''Knorr &amp; Hirth GmbH'' in München<br /> <br /> === Schriften (Auswahl) ===<br /> [[Datei:Nordfriedhof (München) Grabkapelle Fam Littmann.jpg|mini|hochkant|Littmanns Grabkapelle im [[Nordfriedhof (München)|Münchner Nordfriedhof]]]]<br /> * ''Das Charlottenburger [[Schillertheater (Berlin)|Schiller-Theater]].'' Bruckmann, München o.&amp;nbsp;J. (ca. 1906).<br /> * ''Das [[Münchner Künstlertheater]].'' Werner, München 1908.<br /> * ''Das Großherzogliche [[Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar#Mustertheater|Hoftheater]] in Weimar. Denkschrift zur Feier der Eröffnung.'' Werner, München 1908.<br /> * ''Die [[Staatstheater Stuttgart|Königlichen Hoftheater in Stuttgart]].'' Koch, Darmstadt 1912.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Georg Jacob Wolf]]: ''Ingenieur J. Heilmann und das Baugeschäft Heilmann und Littmann. Ein Rückblick auf vierzig Jahre Arbeit.'' München 1911.<br /> * Georg Jacob Wolf: ''Max Littmann 1862–1931. Das Lebenswerk eines deutschen Architekten.'' Knorr &amp; Hirth, München 1931. [http://www.dbc.wroc.pl/dlibra/docmetadata?id=6821 (Digitalisat)]<br /> * Wilhelm Wegener: ''Die Reformation der Schaubühne. Eine technisch-dramaturgische Interpretation der Theaterbauten des Münchner Architekten Max Littmann und ihre Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Schaubühne.'' München 1956. (zugleich Dissertation, München 1957)<br /> * Bernd-Peter Schaul: ''Der Architekt Max Littmann. Sein Beitrag zur Reform des Theaterbaus um 1900.'' Dissertation. Universität Tübingen, Tübingen 1978.<br /> * Judith Breuer: ''Die ehemaligen Hoftheater in Stuttgart. Hauptwerk des Architekten Max Littmann, Baugeschichte und Bedeutung''. In: ''AIT = Architektur Innenarchitektur Technischer Ausbau'', 92. Jg. 1984, S. 18–21.<br /> * {{NDB|14|711|712|Littmann, Max|[[Hans Reuther]]|118728598}}<br /> * [[Franz Menges]]: ''Max Littmann (1862–1931), Architekt.'' In: [[Manfred Treml]], Wolf Weigand (Hrsg.): ''Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Lebensläufe.''<br /> ** (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, 18). [[Haus der Bayerischen Geschichte]], München 1988, ISBN 3-9801342-8-8, S.&amp;nbsp;203–210.<br /> ** [[K. G. Saur Verlag|Saur]], München 1988, ISBN 978-3-598-07544-5, S. 203–206.<br /> * Brigitte Reuter: ''Der Architekt und sein Haus. Architektenwohnhäuser in Deutschland, Österreich und der deutschen Schweiz von 1830 bis 1918.'' VDG, Weimar 2001, ISBN 3-89739-202-X, S. 131–137. (Das Idealhaus des Architekten Max Littmann von Heilmann &amp; Littmann)<br /> * Cornelia Oelwein: ''Max Littmann (1862–1931). Architekt, Baukünstler, Unternehmer.'' Michael Imhof Verlag, Petersberg 2013, ISBN 978-3-86568-923-8.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{DNB-Portal|118728598}}<br /> * {{archINFORM|arch|1440}}<br /> * [http://www.andreas-praefcke.de/carthalia/list_littmann.html Theatres built by Max Littmann]<br /> * [https://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/zum-150-geburtsjahr-des-architekten-alles-littmann-art-7151119 ''Zum 150. Geburtstag des Architekten: Alles Littmann – Spuren in Kissingen – Eine nachträgliche Würdigung zum 150. Geburtstag des Architekten Max Littmann.''] In: ''[[Main-Post]].'' 22. November 2012.<br /> * Petra Habelt: [http://www.ag-geschichte-kassberg-altendorf-schlosschemnitz.de/Personen/Max_Littmann.htm ''Max Littmann, Architekt aus Leidenschaft.'']<br /> * [https://mediatum.ub.tum.de/?id=930780 Archiv Littmann im Architekturmuseum der TU München]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=118728598|LCCN=n84019580|VIAF=14985218}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Littmann, Max}}<br /> [[Kategorie:Architekt (München)]]<br /> [[Kategorie:Theaterarchitekt]]<br /> [[Kategorie:Heilmann &amp; Littmann]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1862]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1931]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Littmann, Max<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Littmann, Bernhard Max (vollständiger Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Architekt<br /> |GEBURTSDATUM=3. Januar 1862<br /> |GEBURTSORT=[[Chemnitz-Schloßchemnitz|Schloßchemnitz]]<br /> |STERBEDATUM=20. September 1931<br /> |STERBEORT=[[München]]<br /> }}</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Generaldirektion_Wirtschaft_und_Finanzen&diff=211466746 Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen 2021-04-30T19:19:47Z <p>138.246.3.7: Anpassung in Folge Europawahl 2019</p> <hr /> <div>Die '''Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen''', auch als GD ECFIN bezeichnet, ist ein Teil der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]]. Diese [[Generaldirektion]] untersteht dem EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung, derzeit [[Paolo Gentiloni]]. Geleitet wird sie vom Generaldirektor [[Marco Buti]].<br /> <br /> == Aufgaben ==<br /> Die GD Wirtschaft und Finanzen erstellt im Auftrag der EU-Kommission Wirtschaftsprognosen über die Lage der EU und der [[Europäische Wirtschafts- und Währungsunion|Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion]]. Zweimal im Jahr wird die Wirtschaftslage in den Mitgliedstaaten analysiert, und daraus werden Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung des jeweiligen Staates erstellt. Darüber hinaus ist die Ausrichtung des Makroökonomischen Dialogs eine weitere Aufgabe, dort treffen sich Spitzenpolitiker von Kommission, Rat und Europäischer Zentralbank mit Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Ziel ist es, die gemeinsame Wirtschaftspolitik aneinander anzugleichen, um zu starke Verwerfungen zu verhindern. Ein wichtiges Aufgabenfeld ist die Überprüfung der nationalen Haushalte, insbesondere der Euromitgliedsländer; aus den Überprüfungen leitet der zuständige Währungskommissar gegebenenfalls Handlungsbedarf für den jeweiligen Haushalt ab und kann in letzter Konsequenz auch ein Defizitverfahren beschließen.<br /> <br /> Die wichtigste Aufgabe der Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen besteht darin, den Erfolg der Wirtschafts- und Währungsunion zu fördern. In diesem Zusammenhang nimmt sie die verschiedensten makroökonomischen Analyseaufgaben wahr, für die geeignete statistische Wirtschaftsindikatoren von hoher Qualität erforderlich sind.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://ec.europa.eu/economy_finance/index_de.htm Website der GD Wirtschaft und Finanzen]<br /> <br /> {{Navigationsleiste Generaldirektionen der Europäischen Kommission}}<br /> <br /> [[Kategorie:Generaldirektion der Europäischen Kommission|Wirtschaft und Finanzen]]<br /> [[Kategorie:Wirtschaftspolitik der Europäischen Union]]</div> 138.246.3.7 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sturm_auf_das_Kapitol_in_Washington_2021&diff=207586168 Sturm auf das Kapitol in Washington 2021 2021-01-13T01:20:37Z <p>138.246.3.7: </p> <hr /> <div>{{Laufendes Ereignis}}<br /> [[Datei:United States Capitol outside protesters with US flag 20210106.jpg|mini|Teilnehmer der Erstürmung vor dem Kapitol in Washington]]<br /> Der '''Terroranschlag auf das Kapitol in Washington, D.C.''' am Nachmittag des 6.&amp;nbsp;Januar 2021 war ein gewaltsamer Versuch von Anhängern des amtierenden [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsidenten]] [[Donald Trump]], die [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten#Auszählung der Stimmen|formale Bestätigung]] des Ergebnisses der [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2020|Präsidentschaftswahl von 2020]] durch den [[Kongress der Vereinigten Staaten|Kongress]], das Parlament der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], zu verhindern. Diese Wahl hatte Trumps Gegenkandidat [[Joe Biden]] gewonnen. Die Randalierer drangen in das Parlamentsgebäude ein und unterbrachen für mehrere Stunden die gemeinsame Sitzung des [[Senat der Vereinigten Staaten|Senats]] und des [[Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten|Repräsentantenhauses]]. Fünf Menschen kamen infolge der Ereignisse ums Leben, viele weitere wurden verletzt. Als wichtigste politische Konsequenz starteten die [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|demokratischen]] Kongressabgeordneten am 11. Januar 2021 eine Initiative zu einem zweiten [[Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump]]. Die Anklage lautet auf Anstiftung zum Aufruhr.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.merkur.de/politik/donald-trump-kapitol-stuermung-amtsenthebung-impeachment-experte-heiko-maas-zr-90164640.html |titel=Trump-Impeachment: Resolution eingereicht - wegen „Anstiftung zum Aufruhr“ - Demokraten setzen Pence Ultimatum |datum=2021-01-11 |abruf=2021-01-11 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Den Gewaltakten war eine Protestversammlung zehntausender Trump-Anhänger vorausgegangen, die sich zum sogenannten ''Save America March'' im [[The Ellipse|Ellipse]]-Park in der Nähe des [[Weißes Haus|Weißen Hauses]] versammelt hatten. Dabei rief der Präsident seine Unterstützer auf, zum [[Kapitol der Vereinigten Staaten|Kapitol]] zu ziehen, um den Kongress zu veranlassen, das für ihn nachteilige Votum des [[Electoral College]] zu widerrufen. Gegen 14:15&amp;nbsp;Uhr Ortszeit eskalierte die Situation: Zahlreiche Demonstranten durchbrachen die Polizeisperren, drängten auf die Außentreppen des Kapitols und verschafften sich schließlich gewaltsam Zutritt zum Gebäude.<br /> <br /> Die Abgeordneten sowie Vizepräsident [[Mike Pence]] wurden von Polizeikräften in Sicherheit gebracht oder verbarrikadierten sich in Büros. Randalierer drangen in den Sitzungssaal des Senats und in Abgeordnetenbüros ein, darunter auch in das der [[Sprecher des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten|Sprecherin des Repräsentantenhauses]] [[Nancy Pelosi]]. Sie griffen Polizisten an, zerstörten Teile der Innenausstattung des Gebäudes und stahlen Computer und andere Gegenstände. Die [[United States Capitol Police|U.S. Capitol Police]] und die Bürgermeisterin von [[Washington, D.C.]], [[Muriel Bowser]], forderten vom US-Verteidigungsministerium die Unterstützung der [[Nationalgarde der Vereinigten Staaten|Nationalgarde]] an. Deren Einsatz wurde schließlich von Vizepräsident Pence genehmigt, nachdem Trump den entsprechenden Befehl verweigert hatte.&lt;ref&gt;Claudia Bracholdt und andere: [https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-01/sturm-us-kapitol-ausschreitungen-ereignisse-grafiken-video-karte „Die Rede, der Mob und die Erstürmung“], Zeit.de vom 7. Januar 2021, abgerufen am 10. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Ordnungskräfte nahmen etwa 50 Randalierer noch vor Ort fest. Gegen 17:40&amp;nbsp;Uhr erklärte die Polizei den Gebäudekomplex als wieder gesichert. Bürgermeisterin Bowser verhängte für die Zeit zwischen 18:00&amp;nbsp;Uhr und 6:00&amp;nbsp;Uhr eine [[Ausgangssperre]] über die US-Hauptstadt. Der Kongress setzte am selben Abend seine Sitzung fort und bestätigte am frühen Morgen des 7.&amp;nbsp;Januar den [[Joe Biden#Wahl zum Präsidenten|Wahlsieg Bidens]].<br /> == Vorgeschichte ==<br /> {{Hauptartikel|Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2020}}<br /> Donald Trump hatte bereits im Verlauf des [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016|Präsidentschaftswahlkampfs 2016]] behauptet, seine damalige Gegenkandidatin [[Hillary Clinton]] habe Millionen illegal abgegebener Wahlstimmen erhalten. Eine von seiner eigenen Regierung einberufene Kommission zur Prüfung des Wahlergebnisses fand dafür jedoch keinerlei Belege.&lt;ref&gt;[https://apnews.com/article/f5f6a73b2af546ee97816bb35e82c18d ''Report: Trump commission did not find widespread voter fraud''], Marina Villeneuve, AP News, 4. August 2018&lt;/ref&gt; Vor der Wahl 2020 erhob Trump ähnliche Vorwürfe gegen seinen Konkurrenten Joe Biden und die [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokratische Partei]]: Diese planten angeblich einen massiven Wahlbetrug durch die Manipulation von Briefwahlstimmen, und nur auf diese Weise sei ihm, Trump, der Wahlsieg überhaupt noch zu nehmen.&lt;ref&gt;[https://www.deutschlandfunk.de/us-praesidentschaftswahl-der-kampf-um-die-stimmauszaehlung.2897.de.html?dram:article_id=486954 „Der Kampf um die Stimmauszählung]“, [[Deutschlandfunk]] vom 13. November 2020, abgerufen am 9. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Klagen gegen das Wahlergebnis ===<br /> Nach seiner Wahlniederlage am 3. November 2020 blieb der Präsident bei seiner Darstellung eines angeblichen Wahlbetrugs und weigerte sich, den Sieg Joe Bidens anzuerkennen. Trump stellte ein Anwaltsteam unter der Führung seines langjährigen Rechtsanwalts [[Rudy Giuliani]], dem ehemaligen Bürgermeister von New York City zusammen um die Ergebnisse in den sogenannten [[Swing State]]s [[Arizona]], [[Georgia]], [[Michigan]], [[Nevada]], [[Pennsylvania]] und [[Wisconsin]] an. Zusätzlich reichten auch verschiedene Verbündete Trumps Klagen gegen die Ergebnisse ein, so dass schließlich über 60 Klagen zusammenkamen.<br /> <br /> Im größten Teil der Fälle wurde jedoch, entgegen der öffentlichen Darstellung durch die Anwälte kein konkreter Wahlbetrug behauptet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Tessa Berenson |url=https://time.com/5914377/donald-trump-no-evidence-fraud/ |titel=In Court, Trump's Lawyers Aren't Claiming 'Massive' Fraud |werk=Time |hrsg=Time USA, LLC |datum=2020-11-20 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Stattdessen konzentrierten sich die Anschuldigungen vor allem auf angeblich unrechtmäßige Änderungen der Regeln zur Stimmabgabe in den betreffenden Bundesstaaten, die von Gouverneuren, Innenministern und Gerichten vollzogen worden seien. Dies laufe Artikel II der [[Verfassung der Vereinigten Staaten|Verfassung]] zuwider, der vorschreibt, dass die Art der Ernennung der Wahlmänner von den jeweiligen [[State Legislature|Staatsparlamenten]] getroffen werden muss. Des weiteren beinhalteten einige der Klagen statistische Analysen laut denen ein Sieg Bidens quasi unmöglich gewesen sei oder die zeigen wollten, dass eine große Zahl nicht wahlberechtigter Menschen an der Abstimmung teilgenommen haben. Diese Analysen wurden von Statistikern heftig kritisiert, sie seien unwissenschaftlich und ihre Behauptungen leicht zu widerlegen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=David Post |url=https://reason.com/volokh/2020/12/09/more-on-statistical-stupidity-at-scotus/ |titel=More on Statistical Stupidity at SCOTUS |werk=Reason |hrsg=Reason Foundation |datum=2020-12-09 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Vor allem aus dem Lager um Rechtsanwältin Sidney Powell, einer ehemaligen Bundesstaatsanwältin aus Texas von der sich Trumps Anwaltsteam während der laufenden Klagen distanzierte, wurden Verschwörungstheorien über die Wahl verbreitet. Sie behauptete, dass Smartmatic, eine Firma die in einigen Bundesstaaten Wahlmaschinen herstellt, vom ehemaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez benutzt wurde um Wahlen in seinem Heimatland zu fälschen und dass die dafür verwandte Software auch in dieser Wahl das Ergebnis verfälscht habe. Auch eine andere Firma, Dominon Voting Systems sei von diesen Problemen betroffen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Anthony Leonardi |url=https://www.washingtonexaminer.com/news/trump-lawyer-sidney-powell-claims-venezuelan-whistleblower-warned-smartmatic-can-change-votes-without-detection |titel=Trump lawyer Sidney Powell claims Venezuelan whistleblower warned Smartmatic can change votes without detection |werk=Washington Examiner |hrsg=Media DC |datum=2020-11-18 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Viele der eingereichten Experten und Zeugen wurden als unqualifiziert oder unglaubwürdig bezeichnet, sowohl in Klagen der Trump-Kampagne als auch in denen ihrer Unterstützer.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Mary Papenfuss |url=https://www.huffpost.com/entry/sidney-powell-terpsichore-maras-lindeman-trump-election-fraud-special-counsel_n_5fe67309c5b6acb53457f8b4 |titel=Sidney Powell's Key Election Witness Is A Pro-Trump Podcaster Once Sued For Fraud: Report |werk=Huffington Post |hrsg=Verizon Media |datum=2020-12-25 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Aaron Keller |url=https://lawandcrime.com/2020-election/heres-how-georgias-lawyers-destroyed-sidney-powells-wildly-unqualified-election-malfeasance-experts/ |titel=Here's How Lawyers Destroyed Sidney Powell's 'Wildly Unqualified' Election Malfeasance 'Experts' in Georgia |werk=Law &amp; Crime |hrsg=LawNewz |datum=2020-12-08 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jacob Sullum |url=https://reason.com/2020/12/25/an-autopsy-of-sidney-powells-kraken-reveals-suspiciously-similar-affidavits/ |titel=An Autopsy of Sidney Powell's 'Kraken' Reveals Suspiciously Similar Affidavits |werk=Reason |hrsg=Reason Foundation |datum=2020-12-25 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Auch sonstige Anschuldigungen von Wahlbetrug erwiesen sich als unhaltbar.&lt;ref&gt;[https://eu.usatoday.com/story/news/factcheck/2020/11/17/fact-check-2020-election-whats-true-and-whats-false/6266732002/ ''Fact check: What's true and what's false about the 2020 election''], Ella Lee, USA Today News&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;factcheck&quot;&gt;[https://www.factcheck.org/2020/12/nine-election-fraud-claims-none-credible/ ''Nine Election Fraud Claims, None Credible''], Saranac Hale Spencer, FactCheck.org, [[University of Pennsylvania|Annenberg Public Policy Center, University of Pennsylvania]], 11. Dezember 2020&lt;/ref&gt; Bis Anfang 2021 wurden sämtliche Klagen, bis auf eine, von den Gerichten, darunter auch dem [[Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten|Obersten Gerichtshof]], zurückgewiesen.&lt;ref&gt;Karl Doemens: [https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-politik_artikel,-zynisches-verhaeltnis-zur-wahrheit-_arid,1952171.html „Zynisches Verhältnis zur Wahrheit“], [[Weserkurier]] vom 5. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021&lt;/ref&gt; Die meisten der Klagen wurden aus prozessualen Gründen, wie fehlender [[Klagebefugnis]], abgewiesen, was Trump und seine Unterstützer als Feigheit bezeichneten.&lt;ref name=&quot;:5&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Sam Clench |url=https://www.news.com.au/world/north-america/us-politics/donald-trump-says-judges-have-refused-to-look-at-the-evidence-of-voter-fraud-is-he-right/news-story/d4f1fd532cfa6e9ccebc45793f0f6ab3 |titel=US election: Have judges refused to look at the evidence of fraud? |werk=news.com.au |hrsg=Nationwide News Pty ltd |datum=2020-12-16 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Jedoch wurden die Klagen auch in den Fällen, in denen Gerichte die Substanz erreichten deutlich abgewiesen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Zoe Tillman |url=https://www.buzzfeednews.com/article/zoetillman/trump-election-court-losses-electoral-college |titel=Trump And His Allies Have Lost Nearly 60 Election Fights In Court (And Counting) |werk=BuzzFeed News |hrsg=BuzzFeed Inc. |datum=2020-12-14 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; Justizminister [[William Barr]] erklärte am 1. Dezember sein Ministerium habe Vorwürfe des Wahlbetrugs untersucht und keine Beweise gefunden, dass er das Ergebnis der Wahl beeinflusst habe.&lt;ref&gt;[https://apnews.com/article/barr-no-widespread-election-fraud-b1f1488796c9a98c4b1a9061a6c7f49d ''Disputing Trump, Barr says no widespread election fraud''], Michael Balsamo, AP News, 1. Dezember 2020&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tagesschau.de/ausland/barr-keine-beweise-fuer-wahlbetrug-101.html |titel=Trumps Wahlbetrugsvorwürfe: US-Justizminister widerspricht |werk=Tagesschau |hrsg=ARD |datum=2020-12-02 |abruf=2021-01-12 |sprache=}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Demokraten warfen Trump zusätzlich vor selbst zu versuchen die Wahlergebnisse zu seinen Gunsten zu manipulieren. Am 2. Januar telefonierten Trump und seine Berater im Zuge von Beratungen über einen möglichen [[Vergleich (Recht)|Vergleich]] in einer von Trumps Klagen etwa eine Stunde lang mit dem Innenminister von Georgia, [[Brad Raffensperger]] (R). Sie drängten ihn mehrere Male dazu, den für Trump nachteiligen Wahlausgang in dem Bundesstaat nachträglich zu seinen Gunsten zu ändern. Wörtlich sagte Trump: „Alles, was ich will, ist dies: Ich möchte nur 11.780 Stimmen finden, was eine mehr ist, als wir haben, weil wir den Staat gewonnen haben.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Amy Gardner, Paulina Firozi |url=https://www.washingtonpost.com/politics/trump-raffensperger-call-transcript-georgia-vote/2021/01/03/2768e0cc-4ddd-11eb-83e3-322644d82356_story.html |titel=Here’s the full transcript and audio of the call between Trump and Raffensperger |hrsg=[[Washington Post]] |datum=2021-01-05 |abruf=2021-01-10 |zitat=All I want to do is this. I just want to find 11,780 votes, which is one more than we have because we won the state.}}&lt;/ref&gt; Raffensperger weigerte sich, dem nachzukommen, und machte das Telefonat öffentlich. Andere republikanische Politiker wie [[Jim Jordan]] und [[Newt Gingrich]] unterstützten dagegen Trumps wahrheitswidrige Aussagen über eine angeblich gestohlene Wahl mit gleichlautenden Vorwürfen, u.&amp;nbsp;a. in der Zeitschrift ''[[The Spectator (Zeitschrift)|The Spectator]]''.&lt;ref name=&quot;factcheck&quot; /&gt; Ein Großteil seiner Anhänger in der Republikanischen Partei schenkte den Behauptungen Trumps und seiner Anwälte ebenfalls Glauben. Schon am 14. November 2020 bestritten tausende von Trump-Anhängern beim sogenannten ''Million MAGA March'' die offiziellen Wahlergebnisse, und am 12. Dezember 2020 demonstrierten sie bei verschiedenen Pro-Trump-Kundgebungen Seite an Seite mit Rechtsextremisten.&lt;ref name=&quot;:4&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.adl.org/blog/extremists-react-to-pro-trump-siege-on-capitol |titel=Extremists React to Pro-Trump Siege on Capitol |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Pläne, Einspruch gegen das Ergebnis im Kongress einzulegen ===<br /> Am 14. Dezember trafen sich die Mitglieder des Wahlmännerkollegiums in den Hauptstädten ihrer Bundesstaaten um ihre Stimmen für Präsident und Vizepräsident abzugeben. Wie erwartet erhielten Joe Biden und Kamala Harris jeweils 306 und Donald Trump und Mike Pence jeweils 286 Stimmen. Die Zertifikate der Stimmen wurden daraufhin an den Kongress übermittelt. Trump weigerte sich weiterhin seine Niederlage einzugestehen und kündigte an weiter gegen das Ergebnis zu kämpfen. Nichtsdestotrotz gratulierten in der Folge viele republikanische Politiker, darunter [[Parteiführer des Senats der Vereinigten Staaten|Senatsmehrheitsführer]] [[Mitch McConnell]] Joe Biden.<br /> <br /> In Teilen der Republikanischen Partei formierte sich daraufhin ein Plan bei der Gemeinsamen Sitzung des Kongresses am 6. Januar, bei der die Wahlmännerstimmen ausgezählt werden, gegen die Stimmen der kritischen Bundesstaaten Einspruch einzulegen. Dies ist unter dem [[Electoral Count Act]], der die Stimmauszählung regelt möglich.&lt;ref name=&quot;:6&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Mary Clare Jalonick |url=https://apnews.com/article/congress-count-electoral-college-vote-5605532631a251ac8f902d1d1ca55428 |titel=EXPLAINER: How Congress will count Electoral College votes |werk=AP News |hrsg=The Associated Press |datum=2020-12-15 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Das Gesetz, das unter dem Eindruck der heftig umstrittenen [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1876|Präsidentschaftswahl von 1876]] verabschiedet wurde, sieht vor, dass jedes Mitglied des Kongresses Einspruch gegen die Stimmen eines Bundesstaates einlegen kann. Wird dieser Einspruch sowohl von einem Senator als auch von einem Abgeordneten des Repräsentantenhauses unterstützt, debattieren ihn beide Kammern bis zu zwei Stunden und stimmen dann über den Einspruch ab.&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; Dies war zum letzten Mal 2005 geschehen, als Senatorin [[Barbara Boxer]] (D) und Abgeordnete [[Stephanie Tubbs Jones]] (D) wegen angeblicher Wählerunterdrückung gegen die Stimmen von [[Ohio]] Einspruch einlegten.&lt;ref name=&quot;:7&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Peter Blunschi |url=https://www.watson.ch/!847722165 |titel=Einspruch gegen Biden-Sieg: Das Störmanöver des Möchtegern-Trump |werk=Watson |hrsg=Fixxpunkt AG |datum=2020-12-31 |abruf=2021-01-13 |sprache=}}&lt;/ref&gt; Stimmen Senat und Repräsentantenhaus beide einem Einspruch zu werden die betreffenden Stimmen nicht gezählt.&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt;<br /> <br /> Die Idee diesen Prozess zu nutzen wurde erstmals vom Abgeordneten [[Mo Brooks]] aus Alabama, der für kontroverse Positionen bekannt ist, vorgeschlagen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Celine Castronuovo |url=https://thehill.com/homenews/house/528446-mo-brooks-planning-to-challenge-electoral-college-votes |titel=Mo Brooks planning to challenge Electoral College votes |werk=The Hill |hrsg=Capitol Hill Publishing Corp. |datum=2020-12-02 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Brooks suchte daraufhin Unterstützung für seinen Vorstoß im Senat, in dem die republikanische Führung sich jedoch kritisch zeigte. Senator [[John Cornyn]] bezeichnete den Plan als „aussichtslos“.&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; Auch Mehrheitsführer Mitch McConnell versuchte eine Abstimmung abzuwenden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Brandon Conradis |url=https://thehill.com/homenews/campaign/530910-republicans-desperate-to-avoid-floor-fight-over-electoral-college-vote |titel=Republicans desperate to avoid floor fight over Electoral College vote |werk=The Hill |hrsg=Capitol Hill Publishing Corp. |datum=2020-12-21 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Dennoch galten verschiedene Senatoren, vor allem der neu gewählte [[Tommy Tuberville]] aus Alabama als mögliche Unterstützer.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jeff Poor |url=https://www.breitbart.com/politics/2020/12/17/sen-elect-tuberville-hints-at-backing-electoral-college-challenge-in-the-senate/ |titel=Sen.-elect Tuberville Hints at Backing Electoral College Challenge in the Senate |werk=Breitbart |hrsg= |datum=2020-12-18 |abruf=2021-01-12 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Am 30. Dezember erklärte sich schließlich [[Josh Hawley]] aus [[Missouri]] bereit, den Einspruch zu unterstützen, was eine Debatte sicher machen.&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; In Folge von Hawleys Erklärung bekam das Vorhaben immer mehr Unterstützung, größtenteils von Republikanern des Repräsentantenhauses. Am 2. Januar veröffentlichten 11 republikanische Senatoren, darunter [[Ted Cruz]] eine Ankündigung nicht für die Zertifizierung der Stimmen stimmen zu könne, solange nicht eine Kommission gebildet würde um die Wahl über 10 Tage zu untersuchen, ähnlich wie nach der Wahl 1876.&lt;ref name=&quot;:8&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Andrew Trunsky |url=https://www.dailysignal.com/2021/01/03/11-republican-senators-will-object-to-electoral-college-certification/ |titel=11 Republican Senators Will Object to Electoral College Certification |werk=Daily Signal |hrsg=The Heritage Foundation |datum=2021-01-03 |abruf=2021-01-13 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Sowohl Republikaner als auch Demokraten bezeichneten diesen Vorschlag als unrealistisch.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Zack Budryk |url=https://thehill.com/homenews/sunday-talk-shows/532429-gop-senators-face-criticism-in-wake-of-challenges-to-electoral |titel=GOP senators face criticism in wake of challenges to Electoral College vote |werk=The Hill |hrsg=Capitol Hill Publishing Corp. |datum=2021-01-03 |abruf=2021-01-13 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Präsident Trump unterstütze den Plan und rief die Republikanische Partei dazu auf sich an ihm zu beteiligen.&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; Er drohte Republikanern die sich kritisch zeigten damit Gegner in ihren kommenden [[Vorwahl (Politik)|Vorwahlen]] zu unterstützen und so ihre politische Karriere zu beenden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Sean McLaughlin |url=https://www.washingtontimes.com/news/2020/dec/22/trump-threatens-primary-rino-john-thune-2022/ |titel=Trump threatens to primary ‘RINO’ John Thune over ‘shot dog’ comment |werk=The Washington Times |hrsg=The Washington Times, LLC |datum=2020-12-22 |abruf=2021-01-13 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Justin Baragona |url=https://www.thedailybeast.com/eric-trump-threatens-to-primary-republicans-who-wont-help-his-dad-overthrow-election |titel=Eric Trump Threatens to Primary Republicans Who Won’t Help His Dad Overthrow Election |werk=The Daily Beast |hrsg=The Daily Beast Company LLC |datum=2021-01-06 |abruf=2021-01-13 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ereignisse am 6. Januar ==<br /> === Demonstration und Rede Trumps ===<br /> [[Datei:2020 presidential election US electoral college certificates.jpg|mini|Behälter mit den Wahlunterlagen im Kongress]]<br /> Am 6. Januar sollte der [[Kongress der Vereinigten Staaten|Kongress]] durch Auszählung der Stimmen des [[Electoral College]] den Wahlsieg des [[Gewählter Präsident der Vereinigten Staaten|gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten]] Joe Biden bestätigen.&lt;ref&gt;Zachary B. Wolf: [https://edition.cnn.com/2021/01/06/politics/congress-electoral-vote-count-explainer/index.html ''A step-by-step guide to Wednesday's electoral vote count in Congress.''] In: ''cnn.com''. 6. Januar 2021, abgerufen am 6. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;David Smith: [https://www.theguardian.com/us-news/2021/jan/06/trump-mob-capitol-clash-police-washington ''America shaken as violent pro-Trump mob storms Capitol building.''] In: ''theguardian.com''. 6. Januar 2021, abgerufen am 6. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt; Unter regulären Umständen wäre dies ein rein formaler, feierlicher Akt, doch mehrere Senatoren hatten auf Druck Trumps Einsprüche gegen die Bestätigung eingelegt. Dadurch zog sich die Sitzung bereits mehrere Stunden hin und dauerte noch an, als die Demonstranten sich auf den Weg zum Kapitol machten.<br /> <br /> Schon einige Zeit zuvor hatten Trump-Anhänger für diesen Tag eine weitere Demonstration unter dem Slogan ''Save America'' in Washington geplant. Trump selbst hatte im Vorfeld mehrfach angekündigt, dass dieser 6. Januar 2021 „wild“ werden würde – zuerst am 19. Dezember 2020 auf [[Twitter]], zuletzt bei seiner Ansprache vor seinen Anhängern am Tag der Ausschreitungen. Trump sprach, wie auch sein Rechtsberater [[Rudy Giuliani]], gegen 12:00&amp;nbsp;Uhr&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nbcwashington.com/news/local/photos-trump-rallies-crowds-of-supporters-in-nations-capital/2531368/ |titel=Photos: Trump Supporters Gather, President Incites Chaos in DC |werk=NBC4 Washington|abruf=2021-01-08 |sprache=en-US}}&lt;/ref&gt; im Park ''The Ellipse'' zu den mehreren Tausend&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ben Fox, Ashraf Khalil, Michael Balsamo, Associated Press |url=https://baltimore.cbslocal.com/2021/01/06/trump-supporters-gather-near-white-house-for-save-america-march/ |titel=Thousands Cheer Trump At ‘Save America’ Rally Protesting Election Results |werk=CBS Baltimore |abruf=2021-01-09 |sprache=en-US}}&lt;/ref&gt; Teilnehmern. Dabei griff er [[Verschwörungstheorie]]n über eine angebliche Manipulation der Wahl erneut auf. Trump appellierte an die Zuhörer, „nie nachzugeben“ und „höllisch zu kämpfen“, um „uns unser Land zurückzuholen“.&lt;ref&gt;{{Cite web|url=https://www.theguardian.com/us-news/live/2021/jan/06/georgia-election-latest-news-senate-ossoff-warnock-democrats-republicans-trump-biden|title=Schumer calls pro-Trump mob 'domestic terrorists' as Senate resumes election certification – live|date=2021-01-07|last2=Ho|first2=Vivian|last1=McCarthy|first1=Tom|last3=Greve|first3=Joan E.|via=www.theguardian.com|access-date=2021-01-06|archive-date=2021-01-06|archive-url=https://web.archive.org/web/20210106230506/https://www.theguardian.com/us-news/live/2021/jan/06/georgia-election-latest-news-senate-ossoff-warnock-democrats-republicans-trump-biden|url-status=live}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://www.nytimes.com/live/2021/01/06/us/electoral-vote#trump-speaking-to-protesters-declares-we-will-never-concede |title=Trump, speaking to protesters, declares ‘we will never concede.’ |accessdate=2021-01-06 |date=2021-01-06 |work=The New York Times |language=Englisch}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Mirko Schmid und Tim Vincent Dicke |url=https://www.fr.de/politik/donald-trump-usa-begnadigung-us-praesident-melania-first-lady-ivanka-donald-junior-eric-familie-90162748.html |titel=Donald Trump riskiert „Eigentor“: Selbstbegnadigung könnte US-Präsident massiv schaden |werk=[[Frankfurter Rundschau]] |datum=2021-01-12 |abruf=2021-01-12}}&lt;/ref&gt; Giuliani ging so weit, einen „[[Gerichtskampf|Prozess durch Zweikampf]]“ zu fordern.&lt;ref&gt;{{Cite news|title=Analysis {{!}} 'Let's have trial by combat': How Trump and allies egged on the violent scenes Wednesday|language=en-US|first=Aaron|last=Blake|work=Washington Post|url=https://www.washingtonpost.com/politics/2021/01/06/lets-have-trial-by-combat-how-trump-allies-egged-violent-scenes-wednesday/|access-date=2021-01-07|issn=0190-8286|archive-date=2021-01-07|archive-url=https://web.archive.org/web/20210107013645/https://www.washingtonpost.com/politics/2021/01/06/lets-have-trial-by-combat-how-trump-allies-egged-violent-scenes-wednesday/|url-status=live}}&lt;/ref&gt; [[Donald Trump Jr.]] drohte den US-Abgeordneten während der Ansprache mit den Worten „wir kriegen euch“,&lt;ref&gt;[https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/welt/2087685-Das-Dilemma-der-Republikaner.html „Trump und seine Fans stürzen Republikaner ins Dilemma]“, [[Wiener Zeitung]] vom 8. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021&lt;/ref&gt; nachdem er in den Wochen zuvor bereits zu einem „[[Totaler Krieg|totalen Krieg]]“ um das Wahlergebnis aufgerufen hatte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.welt.de/politik/ausland/us-wahl/article219445222/Trump-vs-Biden-Donald-Trump-jr-fordert-totalen-Krieg-um-die-Wahl.html |titel=Trump-Sohn fordert „totalen Krieg“ um die Wahl und vermisst Unterstützung der Republikaner |werk= |hrsg=Die Welt |datum=2020-11-06 |abruf=2021-01-12 |sprache=}}&lt;/ref&gt; Weiter sagte Präsident Trump:<br /> {{Zitat|Unser Land hat genug. Wir werden das nicht mehr ertragen, und darum geht es hier. Um einen Lieblingsbegriff zu verwenden, der eigentlich von Euch allen kommt: Wir werden den Diebstahl stoppen. Heute werde ich nur einige der Beweise darlegen, die belegen, dass wir diese Wahl gewonnen haben, und wir haben sie erdrutschartig gewonnen. Dies war keine knappe Wahl. Ich sage manchmal scherzhaft – es ist aber kein Spaß –, dass ich an zwei Wahlen teilgenommen habe. Ich habe beide gewonnen und die zweite habe ich viel höher gewonnen als die erste. […] Fast 75 Millionen Menschen stimmten für unsere Kampagne; das ist bei weitem das höchste Ergebnis, das ein amtierender Präsident in der Geschichte unseres Landes jemals erhalten hat, zwölf Millionen Stimmen mehr als vier Jahre zuvor. […] Wir haben 75 Millionen erreicht und es heißt, wir hätten verloren. Wir haben nicht verloren. […] Nebenbei: Glaubt irgendjemand, dass Joe [Biden] 80 Millionen Stimmen hatte? Glaubt das jemand? Er hatte 80 Millionen Computer-Stimmen. Es ist eine Schande. So etwas hat es noch nie gegeben. Es ist eine Schande. Man könnte Dritte-Welt-Länder nehmen. Schaut es euch einfach an, seht euch Dritte-Welt-Länder an. Deren Wahlen sind ehrlicher als das, was wir erlebt haben. Es ist eine Schande. Es ist eine Schande. Wenn Ihr Euch die letzte Nacht anseht, rennen sie alle herum wie Hühner, deren Köpfe abgeschnitten sind. Niemand weiß, was zum Teufel los ist. So etwas gab es noch nie. Wir werden nicht zulassen, dass sie Eure Stimmen zum Schweigen bringen. Wir werden es nicht zulassen. Ich werde es nicht zulassen.<br /> |Autor=<br /> |Quelle=<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.rev.com/blog/transcripts/donald-trump-speech-save-america-rally-transcript-january-6|titel=Donald Trump Speech “Save America” Rally Transcript January 6|hrsg=rev.com|datum=2021-01-06|abruf=2021-01-07|sprache=en|kommentar=''Our country has had enough. We will not take it anymore and that’s what this is all about. To use a favorite term that all of you people really came up with, we will stop the steal. Today I will lay out just some of the evidence proving that we won this election, and we won it by a landslide. This was not a close election. I say sometimes jokingly, but there’s no joke about it, I’ve been in two elections. I won them both and the second one, I won much bigger than the first. Almost 75 million people voted for our campaign, the most of any incumbent president by far in the history of our country, 12 million more people than four years ago. […] We went to 75 million and they say we lost. We didn’t lose. […] By the way, does anybody believe that Joe had 80 million votes? Does anybody believe that? He had 80 million computer votes. It’s a disgrace. There’s never been anything like that. It’s a disgrace. There’s never been anything like that. You could take third world countries. Just take a look, take third world countries. Their elections are more honest than what we’ve been going through in this country. It’s a disgrace. It’s a disgrace. Even when you look at last night, they’re all running around like chickens with their heads cut off with boxes. Nobody knows what the hell is going on. There’s never been anything like this. We will not let them silence your voices. We’re not going to let it happen. Not going to let it happen.''}}&lt;/ref&gt;<br /> }}<br /> <br /> Er beendete seine Rede mit den Worten:<br /> {{Zitat|Also wir werden, wir werden die [[Pennsylvania Avenue]] hinuntergehen – ich liebe die Pennsylvania Avenue – und wir werden zum Kapitol gehen und wir werden versuchen [ihnen&lt;ref&gt;die wörtliche Übersetzung des Fragments (and give …) ergibt keinen Sinn, da der englische Satzbau mit dem Verb am Beginn (and give …) vom deutschen Satzbau mit dem Verb am Ende (… zu geben) abweicht.&lt;/ref&gt; …]. Die [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]] sind unverbesserlich. Sie stimmen nie für irgendwas, nicht einmal eine Stimme. Aber wir werden versuchen, unseren [[Republikanische Partei|Republikanern]] – den schwachen, die starken &lt;!-- Republikaner, daher hier Kleinschreibung --&gt; brauchen keinerlei Hilfe von uns – wir werden versuchen, ihnen den Stolz und die Stärke zu geben, die sie brauchen, um unser Land zurückzuerobern.<br /> |ref=&lt;ref&gt;''So we’re going to, we’re going to walk down Pennsylvania Avenue, I love Pennsylvania Avenue, and we’re going to the Capitol and we’re going to try and give… The Democrats are hopeless. They’re never voting for anything, not even one vote. But we’re going to try and give our Republicans, the weak ones, because the strong ones don’t need any of our help, we’re going to try and give them the kind of pride and boldness that they need to take back our country.'' [https://www.rev.com/blog/transcripts/donald-trump-speech-save-america-rally-transcript-january-6 Transkript der Rede von Donald Trump], abgerufen am 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Entgegen seiner Ankündigung, die Demonstranten zum Kapitol zu begleiten, fuhr Trump nach der Rede zurück ins [[Weißes Haus|Weiße Haus]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bernerzeitung.ch/so-kam-es-zum-sturm-auf-den-us-congress-876655061593 |titel=Eskalation in Washington – So kam es zum Sturm auf den US-Kongress |abruf=2021-01-07 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;siehe auch spiegel.de / Marc Pitzke: [https://www.spiegel.de/politik/ausland/washington-sturm-auf-das-kapitol-donald-trumps-putsch-a-a26cfdda-bb1c-445c-aa00-17032511d1ea ''Ein amerikanisches Verbrechen''] (Kommentar)&lt;/ref&gt; Der Historiker [[Wolfram Siemann]] vermutet hinter seiner Handlungsweise ein einfaches machtpolitisches Kalkül: Er habe ein Blutbad provozieren wollen, das ihm die Möglichkeit gegeben hätte, den [[Ausnahmezustand#Vereinigte Staaten von Amerika|Ausnahmezustand]] auszurufen und sich mit Hilfe des Militärs im Amt zu halten.&lt;ref&gt;Wolfram Siemann: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/was-sich-donald-trump-vom-sturm-auf-das-kapitol-erhoffte-17136920.html?premium=0x0f5039f7af5556813ca05c00dfa527f4&amp;GEPC=s2 „Gebt mir ein Blutbad!“], FAZ.de vom 8. Januar 2021, abgerufen am 10. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Die Erstürmung des Parlamentsgebäudes ===<br /> [[Datei:2021 storming of the United States Capitol DSC09402-2 (50814812006).jpg|mini|Randalierer stürmen gegen 14:15&amp;nbsp;Uhr die Treppen des Kapitol]]<br /> [[Datei:DC Capitol Storming IMG 7938.jpg|mini|Randalierer auf den Treppen des Kapitols]]<br /> Trumps Aufforderung entsprechend marschierte ein Teil der Demonstranten zum Kapitol und begann etwa ab 14:00&amp;nbsp;Uhr mit dessen Erstürmung. Die Gruppe der Demonstranten bestand aus konservativen Trumpanhängern und einem großen Anteil an auf Gewalt vorbereiteten [[Faschismus|faschistischen]] und [[Neonazismus|neonazistischen]] Aktivisten ([[Radical-Right]]).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nbcnews.com/tech/internet/extremists-made-little-secret-ambitions-occupy-capital-weeks-attack-n1253499 |titel=Extremists made little secret of ambitions to 'occupy' Capitol in weeks before attack |sprache=en |abruf=2021-01-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Margaret Sullivan |Titel=Perspective {{!}} We must stop calling Trump’s enablers ‘conservative.’ They are the radical right. |Sammelwerk=Washington Post |Datum= |ISSN=0190-8286 |Online=https://www.washingtonpost.com/lifestyle/media/trump-enablers-radical-right-conservative/2021/01/04/634edcda-4e97-11eb-b96e-0e54447b23a1_story.html |Abruf=2021-01-10}}&lt;/ref&gt; Sie durchbrachen die davor errichteten Barrieren und drangen mit Gewalt in das geschlossene Gebäude ein, indem sie &lt;!-- u.a.? --&gt;Fenster einschlugen.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://www.forbes.com/sites/jemimamcevoy/2021/01/06/dc-protests-trump-pro-trump-rally-live-coverage/?sh=54ff3c2b2233 |title=DC Protests Live Coverage: Capitol On Lockdown As Protesters Enter Building |author=Jenima McEvoy | accessdate=2021-01-06 |date=2021-01-06 |work=Forbes |language=Englisch}}&lt;/ref&gt; Um 14:13&amp;nbsp;Uhr wurde die laufende Sitzung unterbrochen und der Plenarsaal evakuiert. Etliche Eindringlinge gelangten bis in den Plenarsaal des Senats. Einer von ihnen setzte sich auf den Stuhl des Senatspräsidenten und brüllte: „Trump gewann diese Wahl.“&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://www.nbcnews.com/politics/congress/live-blog/electoral-college-certification-updates-n1252864/ncrd1253084#liveBlogHeader |title=Electoral College vote count live updates: Congress tallies states' votes amid GOP insurgency | accessdate=2021-01-06 |date=2021-01-06 |work=NBC News |language=Englisch}}&lt;/ref&gt; Außerdem brachen die Demonstranten in das Büro von Nancy Pelosi ein, der Sprecherin des Repräsentantenhauses.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/washington-newsblog-zum-sturm-auf-das-kapitol-a-ad563a13-5e30-43eb-8866-80131ee58912 |titel=Washington – News im Live-Blog: Trump lobt den Mob und schickt ihn nach Hause |werk=DER SPIEGEL |hrsg= |datum= |abruf=2021-01-06}}&lt;/ref&gt; Sie besetzten kurz auch den Sitzungssaal des Repräsentantenhauses. Mehrere Kongressabgeordnete mussten innerhalb des Gebäudes flüchten und sich in Räumen verbarrikadieren. Um 14:30&amp;nbsp;Uhr bat die U.S. Capitol Police die US-Regierung dringend um Unterstützung durch weitere Bundeskräfte und die Nationalgarde.<br /> [[Datei:Video shot by Congressman Dan Kildee D-Flint - via Michael Moore on Facebook Watch.webm|mini|hochkant|links|Video aus dem Sitzungssaal des Repräsentantenhauses während der Erstürmung]]<br /> Darüber hinaus griffen die Demonstranten außerhalb des Kapitols Journalisten an, die über die Sitzung des Kongresses berichten wollten.&lt;ref&gt;[https://www.nytimes.com/2021/01/06/business/media/media-murder-capitol-building.html ''Covering Pro-Trump Mobs, the News Media Became a Target''], Bericht von Tiffany Hsu und Katie Robertson in der [[New York Times]] vom 6. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Martin Jäschke, Andreas Evelt, DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/kapitol-in-washington-d-c-mit-der-faust-gegen-die-pressefreiheit-a-ae3fc1a6-598c-4e21-b12b-7da465b2058e |titel=Attacken auf Journalisten am Kapitol: Mit Gewalt gegen Trumps Feindbild – DER SPIEGEL – Politik |sprache=de |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt; Unter anderem musste eine [[Liveübertragung]] der [[Tagesthemen]] mit der Korrespondentin [[Claudia Buckenmaier]] aus Sicherheitsgründen unterbrochen werden,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=5_gKhmQ4MNY&amp;t=731 |titel=tagesthemen 23:00&amp;nbsp;Uhr, 6. Januar 2021 – YouTube |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt; auch ein Team des [[ZDF]] sowie Teams von [[n-tv]] und [[RTL Television|RTL]] wurden von Demonstranten bedrängt und ihre Ausrüstung wurde teilweise zerstört.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=ZDF |url=https://twitter.com/ZDF/status/1346947907430318082 |titel=Tweet des ZDF |werk= |hrsg= |datum=2021-01-06 |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.rtl.de/cms/sturm-auf-us-kapitol-video-zeigt-brutalitaet-der-trump-anhaenger-auch-rtl-kamerateam-attackiert-4679913.html |titel=Video zeigt Brutalität der Trump-Anhänger - auch RTL-Kamerateam attackiert |werk=RTL Online |hrsg= |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ein Reuters-Reporter berichtete, drei am Sturm auf das Kapitol beteiligte Personen hätten geäußert, Vizepräsident Mike Pence suchen und exekutieren zu wollen.&lt;ref name=&quot;T-Online Militante&quot; /&gt; Später tauchten Videoaufnahmen auf, in denen der gewalttätige Mob im Inneren des Kapitols lautstark die [[Erhängung]] des Vizepräsidenten als „Verräter“ forderte.&lt;ref&gt;[https://www.focus.de/politik/ausland/usa/vizepraesident-fluechtet-in-bunker-haengt-mike-pence-skandiert-der-trump-mob-beim-sturm-auf-das-kapitol_id_12853637.html „Vizepräsident flüchtet in Bunker: „Hängt Mike Pence“, skandiert der Trump-Mob beim Sturm auf das Kapitol]“, [[Focus]] vom 10. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Andreas Frei |url=https://www.tagesanzeiger.ch/der-vizepraesident-war-ein-ziel-des-capitol-mobs-132206932207 |titel=Morddrohungen gegen Mike Pence: Der Vizepräsident war ein Ziel des Capitol-Mobs |werk=[[Tages-Anzeiger]] |datum=2021-01-11 |abruf=2021-01-12}}&lt;/ref&gt; Auf der Westseite des Kapitolgeländes hatten Unbekannte zuvor bereits einen [[Galgen]] samt [[Henkersknoten|Henkerschlinge]] errichtet.&lt;ref&gt;[https://www.tagesspiegel.de/politik/sturm-auf-das-kapitol-menschenjagd-auf-pelosi-und-pence/26783302.html „Sturm auf das Kapitol: Menschenjagd auf Pelosi und Pence]“, [[Der Tagesspiegel]] vom 9. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021&lt;/ref&gt; Ein Washingtoner Polizist gab zu Protokoll, dass einige der militanten Protestierer Dienstausweise von Militär und Polizei vorgezeigt hätten, um Sicherheitsabsperrungen zu überwinden.&lt;ref name=&quot;T-Online Militante&quot; /&gt;<br /> <br /> In einer TV-Ansprache verlangte Trumps gewählter Nachfolger Joe Biden vom noch amtierenden Präsidenten, er solle seine Anhänger zur Beendigung der „Belagerung“ auffordern.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://www.nytimes.com/2021/01/06/us/politics/biden-trump-capitol.html|title=President-elect Biden calls on Trump to ‘demand an end to this siege.’ | author=Nicholas Bogel-Burroughs |accessdate=2021-01-06 |date=2021-01-06 |work=The New York Times |language=Englisch}}&lt;/ref&gt; Kurz darauf, um 16:17&amp;nbsp;Uhr,&lt;ref&gt;[https://www.focus.de/politik/ausland/sturm-auf-das-us-kapitol-es-begann-mit-mini-demo-so-kam-es-zur-kongress-stuermung_id_12843131.html ''Das US-Chaos im Minutenprotokoll: So verlief der Sturm auf das Kapitol in Washington.''] focus.de, 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt; veröffentlichte Trump ein Video, in dem er seine unbewiesene Behauptung, er sei um den Wahlsieg betrogen worden, wiederholte und die Randalierer lobte. Er sagte, dass sie „große Patrioten“ und „sehr besonders“ seien, dass er sie „liebe“, dass sie jedoch nun friedlich nach Hause gehen sollten.&lt;ref name=&quot;auto1&quot;&gt;{{Cite web|url=https://globalnews.ca/news/7558598/us-election-congress-biden-win-trump/|title=Trump tells protesters who stormed the U.S. Capitol building to 'go home'|date=2021-01-06|last2=Boynton|first2=Sean|first1=Emerald|last1=Bensadoun|website=Global News|access-date=2021-01-06|archive-date=2021-01-06|archive-url=https://web.archive.org/web/20210106230030/https://globalnews.ca/news/7558598/us-election-congress-biden-win-trump/|url-status=live}}&lt;/ref&gt; Daraufhin sperrten mehrere [[Social Media|Social-Media]]-Plattformen seine Konten.&lt;ref&gt;{{cite news|title=Trump openly condones supporters who violently stormed the Capitol, prompting Twitter to lock his account.|language=en-US|work=The New York Times|date=2021-01-06|url=https://www.nytimes.com/2021/01/06/us/politics/trump-protesters.html|last1=Karni|first1=Annie|last2=Haberman|first2=Maggie|access-date=January 7, 2021|issn=0362-4331|archive-date=January 7, 2021|archive-url=https://web.archive.org/web/20210107005643/https://www.nytimes.com/2021/01/06/us/politics/trump-protesters.html|url-status=live}}&lt;/ref&gt; Gegen 16:30&amp;nbsp;Uhr teilte die [[Pressesprecher des Weißen Hauses|Sprecherin des Weißen Hauses]] [[Kayleigh McEnany]] mit, der Präsident habe nun den Einsatz von Bundeskräften im Kapitol freigegeben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |werk=Stuttgarter Nachrichten|url=https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.proteste-am-kapitol-in-washington-sprecherin-des-weissen-hauses-nationalgarde-ist-unterwegs.00a35e61-da73-4e71-b8ec-307c4730c525.html |titel=Proteste am Kapitol in Washington: Sprecherin des Weißen Hauses: Nationalgarde ist unterwegs |sprache=de |abruf=2021-01-10}}&lt;/ref&gt; Gegen 17:40&amp;nbsp;Uhr waren die Aufrührer zurückgedrängt und das Gebäude galt wieder als „gesichert“.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://edition.cnn.com/2021/01/06/politics/us-capitol-lockdown/index.html |title=US Capitol secured after rioters stormed the halls of Congress to block Biden's win | author=Ted Barrett, Manu Raju, Peter Nickeas |accessdate=2021-01-06 |date=2021-01-06 |work=CNN |language=Englisch}}&lt;/ref&gt; Die Sicherheitskräfte stellten mehrere [[Rohrbombe]]n und [[Molotowcocktail]]s in der Umgebung des Gebäudes und vor den Parteizentralen von [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]] und [[Republikanische Partei|Republikanern]] sicher.&lt;ref&gt;[[Süddeutsche Zeitung]]: ''[https://www.sueddeutsche.de/politik/usa-washington-kapitol-trump-1.5166820 Sturm auf Kapitol: Polizei spricht von insgesamt vier Toten]'', 7. Januar 2021&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;IED-CNN&quot;&gt;{{cite news|title=At least two real explosive devices in DC rendered safe by law enforcement|language=en|work=[[CNN]]|date=2021-01-06|url=https://www.cnn.com/politics/live-news/congress-electoral-college-vote-count-2021/h_a8427f16f5c09d46e0dcff011e3d48c0|last1=Shallwani|first1=Pervaiz|url-status=live|access-date=January 6, 2021|archive-date=January 6, 2021|archive-url=https://web.archive.org/web/20210106224546/https://www.cnn.com/politics/live-news/congress-electoral-college-vote-count-2021/h_a8427f16f5c09d46e0dcff011e3d48c0}}&lt;/ref&gt; Es kam zu kontrollierten [[Sprengung]]en durch ein [[Kampfmittelbeseitigung|Entschärfungskommando]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dw.com/de/live-ticker-chaos-in-washington/a-56149306-0 |titel=Live-Ticker: Chaos in Washington |werk=[[Deutsche Welle]] (www.dw.com) |datum=2021-01-06 |abruf=2021-01-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Stadt Washington verhängte eine [[Ausgangssperre]] von 18&amp;nbsp;Uhr bis 6&amp;nbsp;Uhr morgens. Die Bürgermeisterin von Washington, D.C. und die U.S. Capitol Police forderten die Unterstützung der [[Nationalgarde der Vereinigten Staaten|Nationalgarde]] vom US-Verteidigungsministerium an. Da Washington, D.C. Bundesterritorium ist, kann dort ausschließlich die US-Regierung über den Einsatz von Bundeskräften entscheiden. Laut Medienberichten weigerte sich Präsident Trump zunächst Unterstützung zu schicken. Erst nachdem der im Kapitol eingeschlossene Vizepräsident Mike Pence (R) interveniert hatte, gab die Regierung&lt;!-- wer?? --&gt; den Einsatz von Unterstützungstruppen am bundeseigenen Kapitol frei.&lt;ref&gt;[https://edition.cnn.com/2021/01/06/politics/pence-national-guard/index.html ''Pence took lead as Trump initially resisted sending National Guard to Capitol'']. In: ''[[CNN]]'', 7. Januar 2021. Abgerufen am 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Der [[United States Secretary of the Army]] (vergleichbar einem für die US Army zuständigen Staatssekretär) [[Ryan D. McCarthy]] teilte später&lt;!-- Uhrzeit? --&gt; mit, dass sämtliche 1100 Mitglieder der [[District of Columbia National Guard|National Guard von Washington, D.C.]] mobilisiert wurden, um die lokalen Behörden zu unterstützen.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Helene Cooper, Julian E. Barnes, Eric Schmitt, Jonathan Martin, Maggie Haberman |Titel=As the D.C. police clear the Capitol grounds, the mayor extends a public emergency. |Sammelwerk=The New York Times |Datum=2021-01-06 |ISSN=0362-4331 |Online=https://www.nytimes.com/2021/01/06/us/politics/national-guard-capitol-army.html |Abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt; Auch seien Angehörige mehrerer Bundesbehörden am Kapitol im Einsatz, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Unabhängig davon entschlossen sich die Gouverneure der benachbarten Bundesstaaten, schnell eigene Kräfte zu schicken. Die Gouverneure von [[Virginia]], [[Ralph Northam]] ([[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]]), und [[Maryland]], [[Larry Hogan (Politiker)|Larry Hogan]] ([[Republikanische Partei|Republikaner]]), entsandten die Nationalgarden ihrer Bundesstaaten sowie Angehörige der [[Staatspolizei (Vereinigte Staaten)|Virginia State Police]] und der [[Maryland State Police]], um die Gewalt zu beenden. Ebenso erklärte der Gouverneur von [[New Jersey]], [[Phil Murphy]] (Demokraten), ein Kontingent seiner Kräfte nach Washington, D.C. zu schicken.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.npr.org/sections/congress-electoral-college-tally-live-updates/2021/01/06/954109355/authorities-send-reinforcements-to-help-secure-the-capitol |titel=Authorities Send Reinforcements To Help Secure The Capitol |sprache=en |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt; Jedoch konnten alle Gouverneure ihre Kräfte erst nach der lang ausstehenden Freigabe durch die US-Regierung&lt;!-- wer? --&gt; in Washington, D.C. einsetzen.<br /> <br /> === Beteiligte ===<br /> [[Datei:Jake Angeli (Qanon Shamon), seen holding a Qanon sign (cropped).jpg|mini|hochkant|Jake Angeli bei einer Protestaktion in [[Peoria (Arizona)]] am 25. Oktober 2020]]<br /> <br /> Ein großer Teil der an den Ausschreitungen beteiligten Trump-Anhänger unterschiedlicher Couleur &lt;ref&gt;David Signer: [https://www.nzz.ch/international/die-unheilvollen-zeichen-ld.1595488?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE ''Dubiose Flaggen, verbotene Runen und rätselhafte Kürzel – die unheilvollen Zeichen der Trump-Fanatiker''] [[Neue Zürcher Zeitung|NZZ.ch]] 9. Januar 2021, abgerufen am 13. Januar 2021&lt;/ref&gt; hatte am Morgen die Veranstaltung im Ellipse-Park besucht und war Trumps Aufforderung gefolgt, „zum Kapitol zu gehen“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Lukas Rogalla, Tobias Ketter |url=https://www.fr.de/politik/donald-trump-mike-pence-usa-kapitol-us-praesident-fans-stuermen-sturm-protest-demo-demonstration-90158837.html |titel=Trotz Sturm auf Kapitol: Kongress bestätigt Joe Biden als 46. Präsident der USA |werk=[[Frankfurter Rundschau]] |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:39a.ProudBoys.USSC.WDC.6January2021 (50809931188).jpg|mini|links|Mitglieder der Proud Boys während des Marsches zum Kapitol]]<br /> Zu den Beteiligten gehörten militante Vertreter der [[Alt-Right]]-Bewegung und des [[Patriot Movement]]; einige Eindringlinge trugen Kappen der vom US-Präsidenten geführten [[Make America Great Again|MAGA]]-Bewegung und schwenkten [[Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika|Fahnen der Konföderierten]]&lt;ref name=&quot;NPR2&quot;&gt;''[https://www.npr.org/sections/congress-electoral-college-tally-live-updates/2021/01/06/953616207/diehard-trump-supporters-gather-in-the-nations-capital-to-protest-election-resul Trump Supporters Storm U.S. Capitol, Clash With Police]'', [[National Public Radio]], 6. Januar 2021&lt;/ref&gt; sowie die [[Gadsden flag|Gadsden-Flagge]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Paul Bruski |url=http://theconversation.com/yellow-gadsden-flag-prominent-in-capitol-takeover-carries-a-long-and-shifting-history-145142 |titel=Yellow Gadsden flag, prominent in Capitol takeover, carries a long and shifting history |abruf=2021-01-07 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Ebenfalls beteiligt gewesen sein sollen die [[Proud Boys]] sowie Anhänger von [[QAnon]], einem Netzwerk [[Rechtsextremismus|rechtsextremer]] Verschwörungstheoretiker.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tampabay.com/news/nation-world/2021/01/06/right-wing-groups-years-of-heated-rhetoric-fueled-storming-of-capitol-experts-say/ |titel=Right-wing groups’ years of heated rhetoric fueled storming of Capitol, experts say |abruf=2021-01-07 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[NBC News]]: ''[https://www.nbcnews.com/politics/congress/live-blog/electoral-college-certification-updates-n1252864/ncrd1253036#liveBlogHeader Photo: Proud Boys march at Capitol]'', 6. Januar 2021&lt;/ref&gt; Laut [[National Public Radio]] sollen einige der Proud Boys „Storm the Capitol“ und „[[1776#Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg|1776]]!“ skandiert haben.&lt;ref name=&quot;NPR2&quot; /&gt; Auch die Musiker [[Jon Schaffer]] von [[Iced Earth]] und [[Ariel Pink]] sind nach veröffentlichtem Fotomaterial beteiligt gewesen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.spin.com/2021/01/ariel-pink-and-john-maus-spotted-at-d-c-riot/|titel=Ariel Pink and John Maus Spotted at D.C. Riot|autor=Daniel Kohn|hrsg=Spin|datum=2021-01-07|abruf=2021-01-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.rockhard.de/artikel/iced-earth-jon-schaffer-beim-sturm-auf-us-kapitol-fotografiert_530123.html|titel=ICED EARTH - Jon Schaffer beim Sturm auf US-Kapitol fotografiert|autor=Alexandra Michels|hrsg=[[Rock Hard]]|datum=2021-01-07|abruf=2021-01-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach Berichten der Washington Post waren ehemalige Soldaten unter denjenigen, die das Kapitol stürmten. Sie trugen militärische Kampfanzüge und schusssichere Westen und führten taktische Ausrüstung, Spezialhandschellen und Waffen mit sich. Spekuliert wird, dass Soldaten und Polizisten unter den Militanten waren und ihre Dienstausweise zum Zugang nutzten.&lt;ref name=&quot;T-Online Militante&quot;&gt;[https://www.t-online.de/nachrichten/id_89243994/militante-planten-moeglicherweise-geiselnahmen-ex-militaers-beteiligt.html ''Militante planten wohl Geiselnahmen – Ex-Militärs beteiligt'']. In: ''[[t-online.de]]'', 8. Januar 2021. Abgerufen am 8. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Manche der Personen führten [[Kabelbinder]] mit sich und fragten danach, wo sich Vizepräsident Mike Pence und die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi aufhielten. Dies wurde als möglicher Hinweis dafür gedeutet, dass [[Geiselnahme]]n geplant waren.&lt;ref&gt;[https://www.faz.net/aktuell/politik/von-trump-zu-biden/usa-behoerden-bereiten-sich-auf-naechste-proteste-von-trump-fans-vor-17142729.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 ''Wer öffnete die Seitentüren?'']. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 12. Januar 2021. Abgerufen am 12. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Verhaftet wurde auch ein Mann, der in seinem Fahrzeug elf einsatzbereite [[Molotowcocktail]]s mit einer Füllung aus „selbst hergestelltem [[Napalm]]“ sowie drei Schusswaffen mitführte, darunter ein Karabiner des Typs [[Colt M4]].&lt;ref&gt;[https://eu.usatoday.com/story/news/2021/01/08/capitol-mob-man-viral-photo-behind-nancy-pelosis-desk-arrested/6598761002/ ''Man in Pelosi desk photo, others arrested from Capitol siege'']. In: ''[[USA Today]]'', 8. Januar 2021. Abgerufen am 8. Januar 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Medial bekannt wurden unter anderem [[Jake Angeli]], der sich „QAnon-Schamane“ nennt und mit nacktem, tätowierten Oberkörper, bemaltem Gesicht und einer Fellmütze mit Bisonhörnern zu sehen war,&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.spiegel.de/stil/jake-angeli-was-ueber-den-qanon-schamanen-aus-dem-us-kapitol-bekannt-ist-a-be3f2bb7-6b59-4e76-9ffd-9abedffe1c3a-amp|titel=Donald Trumps »QAnon-Schamane«|werk=Spiegel|autor=Philipp Löwe|datum=2021-01-07|abruf=2021-01-08}}&lt;/ref&gt; sowie Richard Barnett, der ins Büro von Nancy Pelosi eindrang, die Füße auf ihren Schreibtisch legte und später damit bei einem Reporter der ''New York Times'' prahlte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.businessinsider.com/richard-barnett-self-proclaimed-white-nationalist-pictured-pelosi-desk-2021-1?r=DE&amp;IR=T|titel=The rioter who took photos at Nancy Pelosi's desk recently said he's a white nationalist prepared for a violent death|werk=Business Insider|datum=2021-01-07|abruf=2021-01-08}}&lt;/ref&gt; Da die Randalierer ihre Aktion auf zahlreichen Videos und Fotos festhielten oder streamten, konnten diverse Personen identifiziert werden. Für einige Personen führte die Teilnahme zur Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses.&lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.npr.org/sections/congress-electoral-college-tally-live-updates/2021/01/07/954518782/law-enforcement-and-social-media-identifying-u-s-capitol-mob-members |titel=Law Enforcement And Social Media Identifying U.S. Capitol Mob Members |abruf=2021-01-07 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Der 36-jährige Adam Johnson aus Florida, der das Rednerpult von Nancy Pelosi entwendet hatte, wurde am 8. Januar verhaftet, ebenso der republikanische Abgeordnete im [[Abgeordnetenhaus von West Virginia]] [[Derrick Evans]], welcher daraufhin am 9. Januar von seinem politischen Amt zurücktrat.&lt;ref name=&quot;resign&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wvlegislature.gov/News_release/pressrelease.cfm?release=2820 |titel=Delegate Derrick Evans Announces Resignation from House of Delegates |werk=West Virgina Legislature |datum=2021-01-09 |abruf=2021-01-12 |abruf-verborgen=1 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Unmittelbare Folgen ==<br /> === Auswirkung auf Parlamentssitzung ===<br /> [[Datei:US Senate goes into recess after protestors breach the Capitol.webm|mini|Der Moment, in dem die Sitzung des Parlaments unterbrochen wurde]]<br /> Durch die Ausschreitungen innerhalb des Kapitols wurde die formelle Anerkennung des Wahlergebnisses der Präsidentschaftswahl 2020 unterbrochen. Laut Senator [[Jeff Merkley]] (Demokraten) wurden die ''Ballots'', die Ergebnismeldungen der einzelnen Bundesstaaten, in letzter Minute von Senatsmitarbeitern gerettet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Tristan Lejeune |url=https://thehill.com/homenews/senate/533004-democratic-senators-say-electoral-ballots-saved-from-senate-floor |titel=Democratic senators say electoral ballots saved from Senate floor |datum=2021-01-06 |abruf=2021-01-07 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Vizepräsident Mike Pence befand sich während der Besetzung des Kapitols im Haus. Er wurde von Sicherheitskräften in einen sicheren Raum gebracht.<br /> <br /> Die Sitzung des Senats und des Repräsentantenhauses wurde um 20&amp;nbsp;Uhr Ortszeit fortgesetzt. Senat und Repräsentantenhaus lehnten&lt;!-- nach jeweils zweistündiger Debatte [bitte Zweitcheck] --&gt; die beantragten Einsprüche gegen die Wahlergebnisse in den Bundesstaaten [[Arizona]] und [[Pennsylvania]] ab. Die Zurückweisung erfolgte im Senat mit deutlicher Mehrheit von 93 zu 6 Stimmen im Falle Arizona, und mit 92 zu 7 Stimmen für Pennsylvania. Damit&lt;!-- Danach?Anschliessend --&gt; erfolgte die Bestätigung der Wahl von Joe Biden und [[Kamala Harris]] durch den Senatsvorsitzenden Vizepräsident Mike Pence.<br /> <br /> === Todesopfer und Verletzte ===<br /> [[Datei:Brian Sicknick.jpg|mini|hochkant|Der getötete Polizist Brian D. Sicknick]]<br /> Im Zusammenhang mit den Protesten und Ausschreitungen starben zwei Polizisten und vier Trump-Anhänger. [[Brian Sicknick]], ein Polizeibeamter der Capitol Police, wurde von einem bisher unbekannten Täter mit einem [[Feuerlöscher]] so schwer verletzt, dass er später im Büro seiner Abteilung zusammenbrach und in ein Krankenhaus gebracht wurde, wo er schließlich starb.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.uscp.gov/media-center/press-releases/loss-uscp-colleague-brian-d-sicknick |titel=Loss of USCP Officer Brian D. Sicknick |werk= |hrsg=United States Capitol Police |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Marc Santora, Megan Specia, Mike Baker |url=https://www.nytimes.com/2021/01/08/us/brian-sicknick-police-capitol-dies.html |titel=Capitol Police Officer Dies From Injuries in Pro-Trump Rampage |werk= |hrsg=New York Times |datum=2021-01-08 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Howard Liebengood, der während der Erstürmung bei der Capitol Police im Einsatz war, beging am 9. Januar im Nachgang zu den Ereignissen Suizid.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Caroline Linton |url=https://www.cbsnews.com/news/howard-liebengood-dies-capitol-police-officer-riots/ |titel=Capitol Police officer who responded to attack has died |werk=[[CBS News]] |datum=2021-01-11 |abruf=2021-01-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die 35-jährige Trump-Unterstützerin und [[United States Air Force|Air-Force]]-Veteranin Ashli Babbitt aus [[Kalifornien]] wurde von einem Polizisten der Capitol Police angeschossen, als sie im Inneren des Kapitols durch ein eingeschlagenes Fenster kletternd zum Kongresssaal vordringen wollte. Trotz sofortiger medizinischer Hilfe erlag sie später im Krankenhaus ihren Verletzungen.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://wamu.org/story/21/01/06/dc-trump-election-protest/ |titel=Fatal Insurrection At Capitol Leaves D.C. Under Curfew, Public Emergency |werk=WAMU |abruf=2021-01-07 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://edition.cnn.com/2021/01/07/politics/capitol-police-officer-riot/index.html|title=Capitol Police officer on life support after pro-Trump riot, union official says |date=2021-01-08 |accessdate=2021-01-08 |author=Kristin Wilson, Evan Perez, David Brooks, Paul LeBlanc |work=CNN |language=Englisch}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.merkur.de/politik/donald-trump-kapitol-ashli-babbitt-todesopfer-tote-ausschreitungen-anhaengerin-details-ausschreitungen-usa-90161184.html ''Kapitol in Washington gestürmt: Frau erschossen - Polizei berichtet Details zum Vorfall.''] In: ''merkur.de''. 8. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt; Zwei weitere Trump-Anhänger starben an einem [[Herzinfarkt]] bzw. einem [[Schlaganfall]].&lt;ref&gt;[https://www.nbcnews.com/news/us-news/trump-supporters-who-died-during-capitol-riot-left-online-presence-n1253400 ''Trump supporters who died during Capitol riot left online presence'']. In: ''[[National Broadcasting Company]]'', 8. Januar 2021. Abgerufen am 9. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Eine vierte Person wurde zu Tode getrampelt.&lt;ref&gt;[https://www.reuters.com/article/us-usa-election-deaths/trump-to-blame-for-death-of-rosanne-boyland-34-at-capitol-riot-family-member-says-idUSKBN29D2B1 ''Trump to blame for death of woman trampled in Capitol riot, family member says.''] In: ''reuters.com''. 8. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Insgesamt wurden 56 Polizeibeamte verletzt,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.ausschreitungen-in-washington-68-festnahmen-bei-unruhen-am-us-kapitol-56-polizisten-verletzt.945c98e7-72e1-4c05-a919-a9d0885cfcea.html |titel=68 Festnahmen bei Unruhen am US-Kapitol – 56 Polizisten verletzt |werk= |hrsg=Stuttgarter Nachrichten |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=}}&lt;/ref&gt; zwei davon wurden im Krankenhaus behandelt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.welt.de/politik/ausland/live223889884/USA-Liveticker-Zahl-der-Toten-steigt-auf-fuenf-Bildungsministerin-tritt-zurueck.html |titel=Zahl der Toten steigt auf fünf – Bildungsministerin tritt zurück |werk= |hrsg=Die Welt |datum=2021-01-08 |abruf=2021-01-08 |sprache=}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Sachschäden ===<br /> Sieben historisch bedeutsame Kunstwerke wurden beschädigt, darunter eine Marmorstatue, die [[Thomas Jefferson]] (3. Präsident) darstellt, und Porträts von [[James Madison]] (4. Präsident) und [[John Quincy Adams]] (6. Präsident). Die Kunstwerke wurden zur Schadensbewertung und Restaurierung an die [[Smithsonian Institution]] gesandt. Auch weitere Statuen, Wandmalereien, historische Bänke und Originalfensterläden erlitten unterschiedliche Schäden, vor allem durch Rückstände von [[Pfefferspray]], [[Reizstoff#Augenreizstoffe|Tränengas]] und Feuer[[löschmittel]].&lt;ref name=&quot;The Hill&quot;&gt;[https://thehill.com/homenews/news/533475-flags-signs-and-other-items-left-behind-in-capitol-riot-to-be-preserved-as Flags, signs and other items left behind in Capitol riot to be preserved as historical artifacts], ''[[The Hill (Zeitung)|The Hill]]'' vom 9. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Fahnen, Schilder und andere Gegenstände, die im ganzen Kapitol von Randalierern zurückgelassen wurden, wurden gesammelt und ebenso wie das beschädigte Namensschild vom Büro von [[Nancy Pelosi]], der [[Sprecher des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten|Sprecherin des Repräsentantenhauses]], als historische Artefakte für die Sammlungen des Repräsentantenhauses und des Senats aufbewahrt.&lt;ref name=&quot;The Hill&quot; /&gt;<br /> <br /> == Politische und juristische Folgen ==<br /> Das Verhalten Trumps im Bezug auf seine Rolle beim Sturm auf das Kapitol führte zu einem zweiten [[Impeachment]]verfahren gegen den Präsidenten und zu zahlreichen Rücktritten in seinem Umfeld. Parallel nahmen die Strafverfolgungsbehörden Ermittlungen gegen Beteiligte des Sturms auf.<br /> <br /> === Initiativen zur Amtsenthebung ===<br /> {{Hauptartikel|Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump}}<br /> Bereits am späten Nachmittag des 6. Januars 2021 wurde Vizepräsident Mike Pence von mehreren Seiten aufgefordert, gemäß dem [[25. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten|25. Verfassungszusatz]] zu handeln, also mit einem Kabinettsbeschluss die Übernahme der Amtsgeschäfte wegen mangelnder Fähigkeit des US-Präsidenten zu erreichen. Diese Aufforderung kam unter anderem vom früheren Verteidigungsminister [[William Cohen]] ([[Republikanische Partei|Republikaner]])&lt;ref&gt;''[https://www.cnbc.com/2021/01/06/ex-defense-secretary-trumps-cabinet-should-invoke-25th-amendment-to-remove-him-from-office-.html Ex-Defense secretary: Trump’s Cabinet should invoke 25th Amendment to remove him from office]'', [[CNBC]], 6. Januar 2021&lt;/ref&gt; und von den [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|demokratischen]] Kongressabgeordneten [[Charlie Crist]], [[Ted Lieu]] und [[Seth Moulton]],&lt;ref&gt;''[https://www.tampabay.com/news/florida-politics/2021/01/06/charlie-crist-remove-donald-trump-from-office-by-invoking-25th-amendment/ Charlie Crist: Remove Donald Trump from office by invoking 25th Amendment]'', [[Tampa Bay Times]], 6. Januar 2021&lt;/ref&gt; dann auch von einer Vereinigung von republikanischen Unternehmern, der ''National Association of Manufacturers''.&lt;ref&gt;''[https://eu.usatoday.com/story/money/2021/01/06/25th-amendment-mike-pence-donald-trump-capitol-hill/6571535002/ Pence should consider invoking 25th Amendment to remove Trump, business ally of the president says]'', [[USA Today]], 6. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Kongressabgeordnete [[Ilhan Omar]] (Demokraten) begann noch während der Räumung des Kapitols durch Polizei und Nationalgarde mit der Formulierung eines zweiten [[Amtsenthebungsverfahren#Vereinigte Staaten|Impeachment]]-Antrags gegen Donald Trump.&lt;ref&gt;NPR: ''[https://www.npr.org/sections/congress-electoral-college-tally-live-updates/2021/01/06/954125266/rep-omar-says-she-is-drafting-new-articles-of-impeachment-against-trump?t=1609976146267 Rep. Omar Says She Is Drafting New Articles Of Impeachment Against Trump]'', 6. Januar 2021&lt;/ref&gt; Die [[Sprecher des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten|Sprecherin des Repräsentantenhauses]] Nancy Pelosi erklärte der Präsident sei „gestört und gefährlich“, weshalb es dringend notwendig sei ihn für sein Verhalten während der Unruhen zur Rechenschaft zu ziehen.&lt;ref&gt;[[Süddeutsche Zeitung]]: ''[https://www.sueddeutsche.de/politik/usa-demokraten-planen-impeachment-1.5170243 Demokraten planen Impeachment]'', 10. Januar 2021. Abgerufen am 12. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Der Gouverneur des Bundesstaates [[Vermont]], [[Phil Scott]] (Republikaner), forderte den Rücktritt Trumps oder dessen Amtsenthebung.&lt;ref&gt;''[https://www.benningtonbanner.com/local-news/gov-phil-scott-calls-on-trump-to-resign-or-be-removed/article_1615aeec-5079-11eb-b0d4-773dfefc9111.html Gov. Phil Scott calls on Trump to 'resign or be removed']'', Beitrag von Greg Sukiennik auf ''The Bennington Banner'' vom 7. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Die Impeachment-Variante wurde auch von den demokratischen Kongressabgeordneten [[David Cicilline]], [[Ayanna Pressley]] und [[Mark Takano]] unterstützt.&lt;ref name= ABCnews&gt;[[ABC News]]: ''[https://abcnews.go.com/Politics/lawmakers-call-trumps-impeachment-wake-capitol-hill-violence/story?id=75097032 Members of Trump Cabinet discussing invoking 25th Amendment: Sources]'', 7. Januar 2021&lt;/ref&gt; Der Abgeordnete [[Tim Ryan]] kommentierte: „Sie versuchen, die Wahl zu stehlen − mit Gewalt, Aufstand und einem Putsch.“ Er befürworte die Amtsenthebung gemäß dem ''25. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten'' und einem [[Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten#Möglichkeiten der Erledigung des Amtes des Präsidenten|Impeachment-Verfahren]].&lt;ref&gt;[[MSNBC]]: ''[https://www.msnbc.com/11th-hour/watch/rep-tim-ryan-we-should-immediately-impeach-trump-99017797738 Rep. Tim Ryan: We should immediately impeach Trump]'', 7. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Rücktritte ===<br /> Unmittelbar nach dem Sturm auf das Kapitol entschieden sich einige Mitarbeiter Trumps und der [[First Lady]] sowie weitere Funktionsträger zum sofortigen Rücktritt:<br /> * [[Stephanie Grisham]], frühere [[Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses|Kommunikationsdirektorin]] und [[Pressesprecher des Weißen Hauses|Pressesprecherin des Weißen Hauses]], langjährige Mitarbeiterin des Präsidenten, nunmehr Stabschefin der First Lady,&lt;ref name=Grisham&gt;[[CNN]]: ''[https://edition.cnn.com/2021/01/06/politics/stephanie-grisham-white-house-resign/index.html First lady's chief of staff and White House social secretary resign after violent protests]'', 7. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> * Anna Cristina Niceta, Social Secretary des Weißen Hauses,&lt;ref name=Grisham /&gt; langjährige Mitarbeiterin des Präsidenten<br /> * Sarah Matthews, stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses&lt;ref name=Grisham /&gt;<br /> * [[Matthew Pottinger]], stellvertretender [[Nationaler Sicherheitsberater (Vereinigte Staaten)|Nationaler Sicherheitsberater]]&lt;ref&gt;[[Politico]]: ''[https://www.politico.com/news/2021/01/06/security-adviser-deputy-possible-resignation-455713 Deputy national security adviser resigns after Wednesday's chaos]'', 7. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> * [[Mick Mulvaney]], Nordirland-Beauftragter, früherer [[Stabschef des Weißen Hauses]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=FOCUS Online |url=https://www.focus.de/politik/ausland/usa-politik-news-vier-menschen-sterben-bei-sturm-aufs-kapitol_id_12606704.html |titel=Nach allem, was ich für ihn getan habe: Jetzt kracht es zwischen Trump und Vize Pence |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[Tyler Goodspeed]], Vorsitzender des [[Council of Economic Advisers]]&lt;ref name=&quot;NYT resign&quot; /&gt;<br /> <br /> Weitere Rücktritte wurden in den folgenden Tagen bekanntgegeben:<br /> * [[Elaine Chao]], [[Verkehrsministerium der Vereinigten Staaten|Verkehrsministerin]], Ehefrau von [[Mitch McConnell]]&lt;ref name=&quot;NYT resign&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nytimes.com/article/trump-resignations.html |titel=Trump Administration Officials Who Resigned Over Capitol Violence |werk=[[New York Times]] |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-07 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.nytimes.com/live/2021/01/07/us/electoral-vote/elaine-chao-trumps-transportation-secretary-resigns-along-with-other-officials Elaine Chao, Trump’s transportation secretary, resigns along with other officials.]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Steven Sund]], Chef der [[United States Capitol Police|Capitol Police]]&lt;ref&gt;[https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-01/ausschreitungen-washington-chef-polizei-ruecktritt ''Ausschreitungen in Washington: Chef der Kapitol-Polizei tritt zurück.''] In: ''zeit.de''. 8. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> * Ryan Tully, Trumps führender Berater für die Russland-Politik&lt;ref&gt;[https://www.reuters.com/article/us-usa-election-resignations-nsc/trumps-russia-adviser-resigns-more-departures-expected-soon-source-idUSKBN29C235 ''Trump's Russia adviser resigns, more departures expected soon - source.''] In: ''reuters.com''. 7. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> * John Costello, hochrangiger Beamter für Cybersicherheit&lt;ref&gt;[https://www.nytimes.com/article/trump-resignations.html ''Trump Administration Officials Who Resigned Over Capitol Violence.''] In: ''nytimes.com''. 7. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> * [[Betsy DeVos]], [[Bildungsministerium der Vereinigten Staaten|Bildungsministerin]]&lt;ref&gt;Natalie Andrews, Alex Leary, Josh Mitchell: [https://www.wsj.com/articles/trump-agrees-to-orderly-transfer-of-power-to-biden-after-day-of-turmoil-at-capitol-11610027394?reflink=desktopwebshare_twitter ''After Capitol Riot, Resignations and Calls for Trump’s Removal.''] In: ''wsj.com''. 7. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> * [[Paul D. Irving]], [[Sergeant at Arms of the United States House of Representatives|Sergeant-at-Arms des Repräsentantenhauses]]&lt;ref name=&quot;thehill&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Jordain Carney |url=https://thehill.com/homenews/senate/533279-mcconnell-ousts-senate-sergeant-at-arms-after-capitol-riots |titel=McConnell ousts Senate sergeant-at-arms after Capitol riots |werk=The Hill |hrsg=Capitol Hill Publishing Corp. |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[Michael C. Stenger]], [[Sergeant at Arms of the United States Senate|Sergeant-at-Arms des Senats]]&lt;ref name=&quot;thehill&quot; /&gt;<br /> * [[Chad Wolf]], [[Department of Homeland Security|Heimatschutzminister]]&lt;ref&gt;[https://www.nytimes.com/live/2021/01/11/us/capitol-riot-police-building?type=styln-live-updates&amp;label=capitol%20riot%20fallout&amp;index=0#chad-wolf-resigns]&lt;/ref&gt;<br /> * Eric Dreiband, Abteilungsleiter im Justizministerium&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Matthis Pechtold|url=https://www.fr.de/politik/donald-trump-ausschreitungen-washington-ruecktritt-minister-usa-90164834.html |titel=Ausschreitungen in Washington: Nächster Minister unter Donald Trump legt Amt nieder|werk=[[Frankfurter Rundschau]] |datum=2021-01-12 |abruf=2021-01-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Strafverfolgung ===<br /> Im Laufe des 6. Januar wurden 69 Personen festgenommen.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt; Das [[Federal Bureau of Investigation]] (FBI) und die Metropolitan Police von Washington, D.C., veröffentlichten einen Aufruf, mit dem Zeugen gesucht werden, um gewalttätige Personen der Ausschreitungen zu identifizieren.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Deutsche Welle (www.dw.com) |url=https://www.dw.com/en/congress-confirms-biden-win-after-day-of-violence-as-it-happened/a-56149833 |titel=Congress confirms Biden win after day of violence — as it happened {{!}} DW {{!}} 7. Januar 2021 |abruf=2021-01-07 |sprache=en-GB}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://tips.fbi.gov/digitalmedia/aad18481a3e8f02 https://tips.fbi.gov]&lt;/ref&gt;<br /> Das Washington, D.C. Metropolitan Police Department veröffentlichte zahlreiche Fahndungsfotos und lobte eine Belohnung von bis zu 1000&amp;nbsp;$ für Hinweise aus, die zu Festnahmen führen.&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt;&lt;ref&gt;mpdc.dc.gov: [https://mpdc.dc.gov/sites/default/files/dc/sites/mpdc/publication/attachments/POIs%20of%20Interest_1.7.21.pdf PDF] (26 S.) mit Fahndungsfotos.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der geschäftsführende Justizminister [[Jeffrey A. Rosen|Jeffrey Rosen]] kündigte am 7. Januar eine große Zahl Anklagen in der Sache an.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.justice.gov/opa/pr/statement-acting-attorney-general-jeffrey-rosen |titel=Statement of Acting Attorney General Jeffrey A. Rosen |werk=justice.gov |hrsg=United States Department of Justice |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Noch am selben Tag wurden die ersten beiden Personen auf Bundesebene angeklagt. Der geschäftsführende leitende Bundesstaatsanwalt für Washington, D.C., sprach außerdem von über 40 Anklagen des [[Justizministerium der Vereinigten Staaten|Justizministeriums]] auf lokaler Ebene. Auch Ermittlungen gegen Donald Trump wurden nicht ausgeschlossen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Dan Mangan |url=https://www.cnbc.com/2021/01/07/first-federal-criminal-case-in-trump-riot-at-capitol.html |titel=Sedition charges for pro-Trump rioters at Capitol are option, prosecutor says, as first federal cases filed |werk=CNBC |hrsg=CNBC LLC |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Katie Benner |url=https://www.nytimes.com/2021/01/07/us/politics/justice-department-trump-capitol.html |titel=Justice Dept. Open to Pursuing Charges Against Trump in Inciting Riot |werk=New York Times |hrsg=The New York Times Company |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 9. Januar 2021 berichteten Medien über weitere Festnahmen von Personen, die anhand von Foto- und Videomaterial identifiziert worden waren. Der oberste Staatsanwalt des Bundesdistrikts Washington, D.C. (United States Attorney for the District of Columbia), Michael Sherwin, sagte, er werde alle Ressourcen seiner Behörde aufwenden, um die an den Straftaten bei der Erstürmung beteiligten Personen zu identifizieren, zu ergreifen und strafrechtlich zu verfolgen. Auch würde ermittelt, weshalb die Capitol Police so wenig Eindringlinge festgenommen hätte. Das US-Justizministerium gab an, gegen 13 Personen werde ermittelt, unter anderem wegen unerlaubten Eindringens in ein nicht öffentlich zugängliches Gebäude und gewalttätigen Eindringens und ordnungswidrigen Verhaltens auf dem Gelände des Kapitols. Die Bundespolizei FBI veröffentlichte Fotos von den Ereignissen und rief die Öffentlichkeit dazu auf, Informationen zur Identifizierung der darauf zu sehenden Personen zu geben.&lt;ref name=&quot;nytimes20200109&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nytimes.com/2021/01/09/us/politics/capitol-riot-charges.html |titel=Trump Loyalists Arrested and Charged With Involvement in Capitol Siege |autor=Will Wright, Katie Benner |werk=[[nytimes.com]] |sprache=en |datum=2021-01-09 |abruf=2021-01-10 |kommentar=unter dem Titel ''Photos and Videos Lead to Arrests of Trump Loyalists in Capitol Incursion'' auch in der Printausgabe der [[New York Times]] vom 10. Januar 2021 auf S. 14 der Regionalausgabe New York erschienen)}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 8. Januar wurden der 36-jährige Adam Johnson aus [[Parrish (Florida)]] sowie in [[Bentonville (Arkansas)]] der 60-jährige Richard Barnett verhaftet. Johnson hatte sich fotografieren lassen, als er das Rednerpult der Sprecherin des Abgeordnetenhauses, der Demokratin Nancy Pelosi, hinter sich herzog. Barnett war auf Fotos in Pelosis Büro mit den Füßen auf einem Schreibtisch zu sehen. Der bereits zuvor als Verschwörungstheoretiker unter dem Spitznamen ''Q Shaman'' (in Anspielung darauf, dass er [[QAnon]]-Verschwörungstheorien verbreitete) bekannte Jake Angeli wurde am 9. Januar verhaftet. Er war im Kapitol mit freiem Oberkörper, rot-weiß-blau geschminktem Gesicht, einer Kopfbedeckung aus Pelz und mit Hörnern sowie einem etwa 1,80&amp;nbsp;m langen, mit einer US-Flagge geschmückten Speer fotografiert worden. Ebenfalls am 9. Januar wurde in [[Iowa]] Doug Jensen verhaftet. Er war auf einem von einem Journalisten der [[Huffpost]] aufgenommenen, in den Medien stark beachteten Video zu sehen, als er als Erster einer Gruppe von Personen gewaltsam in das Kapitol eindrang, dabei die Anweisungen eines Polizisten missachtete und diesen anschließend eine Treppe hinaufjagte. Jensen selbst hatte ein Bild von sich während der Tat auf seinem Twitter-Account veröffentlicht.&lt;ref name=&quot;nytimes20200109&quot; /&gt;<br /> <br /> Ebenfalls wegen der Beteiligung an der Erstürmung verhaftet wurde ein Abgeordneter des Parlaments von [[West Virginia]], Derrick Evans. Evans trat am 9. Januar von seinem Mandat zurück, nachdem er gegen die Zusicherung, gerichtlichen Vorladungen Folge zu leisten ''(Recognizance bond)'', wieder auf freien Fuß gesetzt worden war.&lt;ref name=&quot;nytimes20200109&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://abcnews.go.com/US/west-virginia-lawmaker-charged-filming-pro-trump-siege/story?id=75139030 |titel=West Virginia lawmaker resigns after being charged for filming himself at Capitol siege |autor=Meredith Deliso |werk=[[ABC News]] |sprache=en |datum=2021-01-09 |abruf=2021-01-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Reaktionen ==<br /> Zahlreiche Spitzenpolitiker beider Parteien, darunter [[Vizepräsident der Vereinigten Staaten|Vizepräsident]] [[Mike Pence]], [[Parteiführer des Senats der Vereinigten Staaten|Mehrheitsführer]] [[Mitch McConnell]], Minderheitsführer [[Chuck Schumer]], Nancy Pelosi und [[Mitt Romney]], verurteilten die Ausschreitungen; einige von ihnen bezeichneten die Ereignisse als versuchte „[[Aufstand|Rebellion“]], „[[Insurrektion]]“, „[[Putsch]]“ und „inländischen [[Terrorismus]]“.&lt;ref&gt;{{cite news|title=Conservative media members erupt with anger over protesters storming Capitol: 'This is domestic terrorism'|work=Fox News|url=https://www.foxnews.com/media/conservative-media-members-erupt-anger-violent-protesters-storming-capitol|access-date=January 7, 2021|archive-date=January 6, 2021|archive-url=https://web.archive.org/web/20210106225458/https://www.foxnews.com/media/conservative-media-members-erupt-anger-violent-protesters-storming-capitol|url-status=live}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://www.kiro7.com/news/trending/capitol-violence-what-is-sedition/DRJBXNQPVJEB7EOEFKJZ6LAT5M/|title=Capitol violence: What is sedition?|date=2021-01-06|author=Natalie Dreier|publisher=Cox Media Group National Content Desk|via=KIRO|access-date=January 7, 2021|archive-date=January 7, 2021|archive-url=https://web.archive.org/web/20210107011238/https://www.kiro7.com/news/trending/capitol-violence-what-is-sedition/DRJBXNQPVJEB7EOEFKJZ6LAT5M/|url-status=live}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://www.usatoday.com/story/entertainment/celebrities/2021/01/06/capitol-riot-chris-evans-maria-shriver-and-more-stars-react/6570298002/|title='This is domestic terrorism': Meghan McCain, Cardi B and more react to Capitol riot|last=Trepany|first=Charles|website=USA TODAY|access-date=January 6, 2021|archive-date=January 6, 2021|archive-url=https://web.archive.org/web/20210106231355/https://www.usatoday.com/story/entertainment/celebrities/2021/01/06/capitol-riot-chris-evans-maria-shriver-and-more-stars-react/6570298002/|url-status=live}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Cite web|url=https://foreignpolicy.com/2021/01/06/coup-america-capitol-electoral-college-2020-election/|title=This Is a Coup. Why Were Experts So Reluctant to See It Coming?|last=Musgrave|first=Paul|language=en-US|access-date=January 6, 2021|website=Foreign Policy|archive-date=January 6, 2021|archive-url=https://web.archive.org/web/20210106235812/https://foreignpolicy.com/2021/01/06/coup-america-capitol-electoral-college-2020-election/|url-status=live}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://www.usatoday.com/story/news/politics/elections/2021/01/06/joe-biden-calls-capitol-riot-insurrection-urges-trump-end-siege/6571073002/|title=President-elect Joe Biden calls Capitol riot 'insurrection,' urges President Trump to 'end siege'|last=Jansen|first=Bart|language=en-US|access-date=January 6, 2021|website=USA TODAY|archive-date=January 6, 2021|archive-url=https://web.archive.org/web/20210106233427/https://www.usatoday.com/story/news/politics/elections/2021/01/06/joe-biden-calls-capitol-riot-insurrection-urges-trump-end-siege/6571073002/|url-status=live}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Cite web|url=https://www.theguardian.com/commentisfree/2021/jan/06/trump-mob-storm-capitol-washington-coup-attempt|title=Call it what it was: a coup attempt|last=Solnit|first=Rebecca|language=en-UK|access-date=January 7, 2021|website=The Guardian|archive-date=January 7, 2021|archive-url=https://web.archive.org/web/20210107000436/https://www.theguardian.com/commentisfree/2021/jan/06/trump-mob-storm-capitol-washington-coup-attempt|url-status=live}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am Abend des 7.&amp;nbsp;Januar 2021 verurteilte auch Trump selbst den Sturm auf das Kapitol und sagte in einer Videobotschaft: „Wie alle Amerikaner bin ich empört über die Gewalt, Gesetzlosigkeit und das Chaos.“ Es sei nun Zeit für „Heilung und Versöhnung“. Gesetzesbrecher müssten bestraft werden. Er konzentriere sich „nun darauf, eine reibungslose, geordnete und nahtlose Machtübergabe zu gewährleisten“. Mit dem Video kehrte Trump für kurze Zeit auf [[Twitter]] zurück, wo sein Account nach seinen ersten Äußerungen zu den Ereignissen vorläufig und ab dem 8. Januar 2021 dauerhaft gesperrt wurde. [[Facebook]] und [[Instagram]] wollen Trump mindestens bis zur Amtsübergabe blockieren.&lt;ref&gt;[https://www.swp.de/politik/ausland/aufruf-zur-versoehnung-trump-verurteilt-krawalle-am-kapitol-54310113.html ''Trump bemüht sich um Schadensbegrenzung''], www.swp.de, 8. Januar 2021&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Twitter permanently suspends Trump's account |Sammelwerk=BBC News |Datum=2021-01-09 |Online=https://www.bbc.com/news/world-us-canada-55597840 |Abruf=2021-01-09}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === In den USA ===<br /> ==== Politik ====<br /> [[Datei:GOP rep Adam Kinzinger calling for Trump to be removed via 25th amendment.webm|mini|Der republikanische Abgeordnete [[Adam Kinzinger]] ruft zur Absetzung Trumps mittels des 25. Zusatzartikels zur Verfassung auf]]<br /> Der republikanische Senator [[Mitt Romney]] bezeichnete in einer am Abend des 6. Januar 2021 veröffentlichten Presseerklärung die Vorgänge als einen „vom Präsidenten der Vereinigten Staaten angestachelten Aufstand“. Diejenigen Abgeordneten, die weiterhin dessen „gefährliches Spiel unterstützen, indem sie Einwände gegen die Ergebnisse einer gesetzeskonformen demokratischen Wahl erheben, werden für immer als Komplizen eines beispiellosen Angriffs auf unsere Demokratie gesehen werden“. Als Ursache benannte er „den verletzten Stolz eines selbstsüchtigen Menschen und die Empörung seiner Anhänger, die er über die letzten zwei Monate hin mit Vorbedacht getäuscht“ habe.&lt;ref&gt;''[…] a selfish man’s injured pride and the outrage of his supporters whom he has deliberately misinformed for the past two months and stirred to action this very morning. What happened here today was an insurrection, incited by the President of the United States. Those who choose to continue to support his dangerous gambit by objecting to the results of a legitimate, democratic election will forever be seen as being complicit in an unprecedented attack against our democracy.'' [https://www.romney.senate.gov/romney-condemns-insurrection-us-capitol ''Romney Condemns Insurrection at U.S. Capitol''], Presseerklärung von Mitt Romney vom 6. Januar 2021, abgerufen am 6. Januar 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Alle lebenden vormaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten äußerten sich über die Vorgänge. [[Barack Obama]] bezeichnete sie als „Schmach und Schande“ für die Vereinigten Staaten, angezettelt vom amtierenden Präsidenten, der weiterhin unbegründete Lügen über das Ergebnis der gesetzmäßigen Wahl verbreite.&lt;ref&gt;[https://edition.cnn.com/politics/live-news/congress-electoral-college-vote-count-2021/h_a46d857879c8e612cf359326017e7b99 ''Former President Barack Obama says today's events were „incited by a sitting president“.''] In: ''cnn.com''. 7. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt; [[George W. Bush]] zeigte sich entsetzt über das rücksichtslose Verhalten mancher führender Politiker seit der Wahl sowie über den Mangel an Respekt, der an diesem Tag den Institutionen, den Traditionen und den Gesetzeshütern entgegengebracht worden sei. [[Bill Clinton]] verurteilte den Angriff auf das Kapitol, die Verfassung und das Land als angefacht von einer Politik, die über vier Jahre absichtlich Fehlinformationen verbreitet, Misstrauen gegenüber dem politischen System gesät und Amerikaner gegeneinander ausgespielt habe.&lt;ref&gt;Laurel Wamsley: [https://www.npr.org/sections/congress-electoral-college-tally-live-updates/2021/01/06/954161289/george-w-bush-says-he-is-appalled-by-recklessness-of-some-political-leaders ''Former Presidents Bush And Clinton Blame 'Poison Politics' For 'Sickening' Violence.''] In: ''npr.org''. 7. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt; [[Jimmy Carter]] sprach von einer „nationalen Tragödie“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Paul LeBlanc |url=https://www.cnn.com/2021/01/06/politics/george-w-bush-capitol-breach/index.html |titel=The four living former presidents deride US Capitol breach in pointed statements |werk=cnn.com |hrsg=Cable News Network |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses [[Nancy Pelosi]] wandte sich kurze Zeit später an den [[Joint Chiefs of Staff|Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs]] [[Mark A. Milley]], da sie befürchtete, dass ein „verwirrter“ und „instabiler Präsident“ möglicherweise [[Militäreinsatz|Militäreinsätze]] anordnen oder die [[Atomkoffer|Nuklearcodes]] zur Vollstreckung eines [[Atomschlag]]s abrufen könnte. Der [[General]] versicherte ihr daraufhin, dass Trumps Macht über die [[Kernwaffe|Atomsprengköpfe]] inzwischen begrenzt sei und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen einen Abschuss verhindern würden.&lt;ref&gt;[https://www.tagesschau.de/ausland/pelosi-trump-atomwaffen-101.html „Pelosi wendet sich an Militär: Sorge wegen Trumps Macht über Atomwaffen]“, [[tagesschau.de]] vom 8. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Entgegen der Gepflogenheit, sich zu tagespolitischen Themen nicht zu äußern, verurteilte der [[Joint Chiefs of Staff|Generalstab der US-Streitkräfte]] die Erstürmung des Kapitols in einer Stellungnahme vom 12. Januar 2021.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/us-militaerfuehrung-verurteilt-sturm-aufs-us-kapitol-nach-rede-von-donald-trump-a-1edbfb9c-6f45-4f97-a41a-8a142206d6e2 |titel=US-Militärführung verurteilt Sturm aufs US-Kapitol nach Rede von Donald Trump |werk=DER SPIEGEL |hrsg= |datum= |abruf=2021-01-13 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Arnold Schwarzenegger]], von 2003 bis 2011 republikanischer [[Gouverneur von Kalifornien]], verglich den Sturm auf das Kapitol in einer Videobotschaft mit der [[Novemberpogrome 1938|Reichspogromnacht]] vom November 1938 in Deutschland und Österreich.&lt;ref&gt;[https://www.spiegel.de/politik/ausland/arnold-schwarzenegger-vergleicht-sturm-auf-us-kapitol-mit-reichspogromnacht-a-8d5c6b70-6ca3-4d42-af0f-58690c04d84b ''Schwarzenegger vergleicht Angriff auf US-Kapitol mit Reichspogromnacht.''] In: [[Spiegel Online]], 11. Januar 2021. Abgerufen am 11. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Für die Vorfälle machte er Donald Trump direkt verantwortlich und nannte ihn „den schlechtesten Präsidenten aller Zeiten“.<br /> <br /> Der frühere republikanische Abgeordnete des [[Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten|Repräsentantenhauses]] [[Joe Scarborough]] forderte weiterhin die sofortige Verhaftung von Präsident Trump, Donald Trump Jr. und Rudy Giuliani, da deren anstiftende [[Rhetorik]] maßgeblich zum Sturm auf das Kapitol beigetragen habe.&lt;ref&gt;[https://www.huffpost.com/entry/joe-scarborough-f-bomb-donald-trump-capitol-riot_n_5ff6fc1fc5b64e568bf4cbf8 ''Joe Scarborough Drops F-Bomb In Fiery On-Air Takedown Of Donald Trump, Capitol Police''], Lee Moran, [[Huffpost]], 7. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Trump remarks on Capitol storming, January 6 2021 0417PM EST.webm|mini|Videobotschaft Trumps, die auf verschiedenen Plattformen gelöscht wurde]]<br /> <br /> [[Datei:President Trumps tweet to capitol riots.jpg|mini|Statement Trumps zur Stürmung, während diese noch im Gange war]]<br /> <br /> Einige republikanische Abgeordnete im Repräsentantenhaus, wie [[Mo Brooks]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Leada Gore |url=https://www.al.com/news/2021/01/mo-brooks-blames-antifa-for-capitol-riots-says-he-was-warned-about-fascist-infiltration-of-rally.html |titel=Mo Brooks blames Antifa for Capitol riots, says he was warned about ‘fascist’ infiltration of rally |werk=AL.com |hrsg=Advance Local Media LLC |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; (Alabama), [[Matt Gaetz]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Harriet Alexander |url=https://www.dailymail.co.uk/news/article-9121081/Matt-Gaetz-claims-MAGA-mob-stormed-Capitol-Antifa-masquerading-Trump-supporters.html |titel=Gaetz claims MAGA mob was Antifa 'masquerading as Trump supporters' |werk=Daily Mail |hrsg=Associated Newspapers Ltd |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; (Florida) und [[Paul Gosar]] (Arizona),&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.splcenter.org/hatewatch/2021/01/07/congressmen-right-wing-media-push-baseless-claims-antifa-fueled-far-right-riot-nations |titel=Congressmen, Right-Wing Media Push Baseless Claims That Antifa Fueled Far-Right Riot at Nation's Capitol |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; sowie die rechts-konservativen Kabelsender ''[[One America News Network]]'' oder ''[[Newsmax TV]]'' behaupteten indes, der Angriff sei durch [[Antifa]]-Aktivisten angezettelt worden.&lt;ref&gt;[https://www.washingtonpost.com/video/politics/conservative-media-shifts-blame-away-from-mob-of-trump-supporters/2021/01/07/b1d61737-ca82-435c-ad3d-6cc4bc25f88f_video.html Conservative media shifts blame away from mob of Trump supporters], [[Washington Post]] 7. Januar 2021&lt;/ref&gt; Dabei beriefen sie sich unter anderem auf einen Bericht der als extrem konservativ geltenden ''[[The Washington Times]]'', wonach eine Gesichtserkennungssoftware Antifa-Aktivisten unter den Demonstranten identifiziert habe. Die Zeitung zog den Artikel später zurück. Auch rechtsextreme Aktivisten griffen die Geschichte auf und verbreiteten sie. Verweise auf vermeintliche Drahtzieher aus der Antifa-Szene werden bei Gewalttaten aus der rechten Szene seit Jahren in sozialen Medien erhoben, so beispielsweise auch nach der [[Plan zur Entführung Gretchen Whitmers|versuchten Entführung der Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer]].&lt;ref name=&quot;PolitiFact&quot;&gt;{{cite news|url=https://www.politifact.com/factchecks/2020/oct/21/viral-image/looking-ideologies-whitmer-kidnapping-plot-suspect/|title=Looking at the ideologies of the Whitmer kidnapping plot suspects|publisher=PolitiFact|last=O'Rourke|first=Ciara|date=2020-10-21|access-date=October 23, 2020}}&lt;/ref&gt; Das FBI erklärte zwei Tage später, es gebe keine Belege für eine Beteiligung der Antifa-Bewegung.&lt;ref&gt;Davey Alba: [https://www.nytimes.com/live/2020/2020-election-misinformation-distortions#fbi-says-there-is-no-evidence-antifa-participated-in-storming-the-capitol ''Tracking Viral Misinformation'']. In: ''[[The New York Times]]'', 9. Januar 2021. Abgerufen am 9. Januar 2021.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[Patrick Gensing]]: [https://www.tagesschau.de/faktenfinder/trump-fakenews-washington-101.html ''In einer „alternativen Realität“''] www.tagesschau.de, 7. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Medien ====<br /> Im Zusammenhang mit den Ereignissen und dreien von der [[Social Media|Social-Media]]-Plattform [[Twitter]] beanstandeten Tweets von Donald Trump war dessen Twitter-Account ''@realDonaldTrump'' zunächst für mindestens zwölf Stunden gesperrt worden.&lt;ref&gt;[https://twitter.com/TwitterSafety/status/1346970431039934464?ref_src=twsrc%5Etfw TwitterSafety], abgerufen am 6. Januar 2021.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.heise.de/news/Twitter-sperrt-Trump-5005702.html?wt_mc=rss.red.ho.ho.atom.beitrag.beitrag ''Twitter sperrt Trump''], Meldung auf Heise.de vom 7. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Kurz darauf gaben auch die Plattformen [[Facebook]] und [[Instagram]] 24-stündige Sperren von Trumps Account bekannt.&lt;ref&gt;[https://twitter.com/fbnewsroom/status/1346994037786619905 Facebook Newsroom] auf Twitter, abgerufen am 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Trump Suspended on Twitter, Facebook, Instagram in Riot’s Wake |Sammelwerk=Bloomberg.com |Datum=2021-01-07 |Online=https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-01-07/twitter-suspends-trump-s-account-blocks-posts-as-riots-flare |Abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt; Das Video, in dem Trump zu den Vorgängen Stellung nahm, dabei seine Behauptungen zu Wahlfälschungen wiederholte und mit den Worten „Ich weiß, wie ihr euch fühlt. Aber geht nach Hause und geht in Frieden nach Hause“ abschloss, wurde, nachdem es zuvor schon auf Twitter und Facebook gelöscht worden war, auch auf [[YouTube]] gelöscht.&lt;ref name=&quot;ABCnews&quot; /&gt; Am 8. Januar sperrte Twitter den Account des Präsidenten unbefristet, um eine „weitere Anstiftung zur Gewalt zu verhindern“.&lt;ref&gt;[https://blog.twitter.com/en_us/topics/company/2020/suspension.html ''Permanent suspension of @realDonaldTrump.''] In: ''blog.twitter.com''. Twitter Inc., 8. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt; Die Sperren auf Facebook und Instagram wurden bis mindestens 20. Januar verlängert.&lt;ref&gt;[https://www.theguardian.com/us-news/2021/jan/08/donald-trump-twitter-ban-suspended ''Twitter permanently suspends Trump's account to prevent 'further incitement of violence' ''], Bericht von Julia Carrie Wong und Kari Paul im [[The Guardian|Guardian]] vom 9. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;https://twitter.com/RMac18/status/1347720261785718784&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch der ''[[Fox News Channel]]'', der lange Zeit im Sinne Trumps berichtet hatte, distanzierte sich von ihm: Der Co-Moderator der Morgenshow ''[[Fox &amp; Friends]]'', [[Brian Kilmeade]], nannte Trumps Verhalten „schrecklich“. Es habe die Republikaner die Mehrheit im Senat gekostet. Trumps Anwaltsteam habe „keinerlei Beweise“ für eine Wahlfälschung.&lt;ref&gt;Lukas Rogalla, Tobias Ketter: [https://www.fr.de/politik/donald-trump-usa-kapitol-praesident-fans-ausschreitungen-sturm-protest-demonstration-fox-news-90158827.html ''Nach Sturm auf Kapitol: Selbst „Fox and Friends“ bricht jetzt mit Donald Trump – „Schreckliches Verhalten“''] www.fr.de, 7. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mehrere amerikanische Fernsehsender berichten darüber, dass [[Kabinett Trump|Trumps eigenes Kabinett]] über seine Absetzung diskutierte.&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://www.srf.ch/news/international/sturm-auf-kapitol-us-medien-kabinett-beraet-ueber-trumps-absetzung|title=US-Medien: Kabinett berät über Trumps Absetzung|publisher=SRF.CH|date=2021-01-07|accessdate=2021-01-07}}, um 9:00 MEZ&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In den Medien der [[Patriot Movement|extremen Rechten]] und Foren der [[Milizbewegung in den Vereinigten Staaten|Milizbewegung]] wurde der Sturm auf das Kapitol gefeiert. Das Center on Extremism der [[Anti-Defamation League|ADL]] dokumentierte deren Reaktionen über Netzwerke wie [[MeWe]], [[Parler (Soziales Netzwerk)|Parler]], verschiedenen Milizforen, Twitter und vor allem [[Telegram]]. Viele Benutzer in Milizforen gingen von einem bevorstehenden Krieg aus, für den man vorbereitet sein solle. So schrieb ein Benutzer im geschützten Chat der [[Oath Keepers]]: &quot;Ich glaube, der Krieg hat begonnen. Der einzige Weg, wie wir Gerechtigkeit für uns selbst bekommen und die Verfassung schützen, ist, wenn wir anfangen, uns zu wehren.&quot; Weiter wurde über einen Sturm auf D.C. und die Einnahme von Massenmedien diskutiert.&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt;<br /> <br /> Infolge der Ausschreitungen löschte Twitter die Benutzerkonten von 70.000 Verschwörungstheoretikern, darunter vor allem Anhänger der rechtsextremen QAnon-Bewegung.&lt;ref&gt;[https://www.tagesschau.de/ausland/qanon-sperre-101.html „Gegen Verschwörungsmythen: Twitter löscht 70.000 QAnon-Konten]“, [[tagesschau.de]] vom 12. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021&lt;/ref&gt; Außerdem wurden mehrere [[Posting]]s des Anwalts L. Lin Wood auf Parler gelöscht, in denen dieser unter anderem die Bereitstellung „eines [[Erschießung]]skommando“ für den Vizepräsidenten Pence gefordert hatte.&lt;ref&gt;Kendra Stenzel: [https://www.ksta.de/politik/-twitter-fuer-rassisten--parler-und-co---hier-kuschelt-familie-trump-mit-extremisten-37911538?cb=1610451228076 „Parler und Co.: Hier kuschelt Familie Trump mit Extremisten“], [[Kölner Stadt-Anzeiger]] vom 11. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021&lt;/ref&gt; Wood war zuvor einer der Anwälte gewesen, die Trumps Behauptungen während der Gerichtsprozesse um das Wahlergebnis vertraten.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://www.forbes.com/sites/jackbrewster/2021/01/07/lin-wood-lawyer-closely-tied-to-trump-permanently-banned-from-twitter-after-claiming-capitol-siege-was-staged/ |title=Lin Wood—Lawyer Closely Tied To Trump—Permanently Banned From Twitter After Claiming Capitol Siege Was ‘Staged’ |author=Jack Brewster |date=2021-01-07 |accessdate=2021-01-12 |work=Forbes |language=Englisch}}&lt;/ref&gt; Da Parler zahlreiche ähnlich gewaltverherrlichenden Postings nicht zeitnah löschte, reagierten [[Google]], [[Apple]] und [[Amazon]] prompt mit der Entfernung der Plattform aus dem Angebot in ihren jeweiligen [[App Store]]s.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Delia Friess |url=https://www.fr.de/politik/donald-trump-twitter-parler-sperre-amazon-klage-server-plattform-90163392.html |titel=Donald Trump: Parler offline - Rechte Plattform klagt jetzt gegen Amazon |werk=[[Frankfurter Rundschau]] |datum=2021-01-12 |abruf=2021-01-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Internationale Reaktionen ===<br /> [[NATO#NATO-Generalsekretariat und Internationaler Stab|NATO-Generalsekretär]] [[Jens Stoltenberg]] zeigte sich schockiert.&lt;ref&gt;[https://www.deutschlandfunk.de/krawalle-in-washington-entsetzen-bei-maas-roettgen-und.1939.de.html?drn:news_id=1213310 ''Entsetzen bei Maas, Röttgen und Stoltenberg über Vorgänge im Kapitol''], Meldung des [[Deutschlandfunk]]s vom 6. Januar 2021, abgerufen am 6. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Der [[Hoher Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik|EU-Außenbeauftragte]] [[Josep Borrell]] bezeichnete die Vorgänge als „beispiellosen Angriff auf die US-Demokratie, ihre Institutionen und den Rechtsstaat“.&lt;ref&gt;[https://orf.at/stories/3196308/ ''EU-Spitzen über Ereignisse in USA schockiert.''] In: ''orf.at''. 7. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Irische Regierung#Derzeitige Regierung|irische Außenminister]] [[Simon Coveney]] machte US-Präsident Donald Trump für die Unruhen rund um das Kapitol in Washington verantwortlich. „Wir müssen dies als das bezeichnen, was es ist: ein absichtlicher Angriff eines amtierenden Präsidenten und seiner Anhänger auf die Demokratie, die versuchen, eine freie und faire Wahl zu stürzen!“&lt;ref&gt;[[Der Spiegel]] zitiert den irischen Außenminister [[Simon Coveney]]: [https://www.spiegel.de/politik/ausland/washington-newsblog-zum-sturm-auf-das-kapitol-a-ad563a13-5e30-43eb-8866-80131ee58912 ''04:51&amp;nbsp;Uhr: Der irische Außenminister Simon Coveney hat US-Präsident Donald Trump für die Unruhen rund um das Kapitol in Washington verantwortlich gemacht. »Wir müssen dies als das bezeichnen, was es ist: ein absichtlicher Angriff eines amtierenden Präsidenten und seiner Anhänger auf die Demokratie, die versuchen, eine freie und faire Wahl zu stürzen!«, schrieb Coveney am Mittwochabend bei Twitter.''] 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch der [[Bundeskanzler (Österreich)|österreichische]] Bundeskanzler [[Sebastian Kurz]] zeigte sich schockiert über die Bilder in Washington und bezeichnete sie als „Angriff auf die Demokratie“. Eine friedliche und geordnete Machtübergabe müsse sichergestellt werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.diepresse.com/5919452/das-ist-nicht-amerika-reaktionen-auf-ausschreitungen-in-washington |titel=&quot;Das ist nicht Amerika&quot;: Reaktionen auf Ausschreitungen in Washington |abruf=2021-01-07|hrsg=APA/Ag./Die Presse}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der deutsche [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] [[Frank-Walter Steinmeier]] sagte, das Ereignis habe gezeigt, „wie verwundbar selbst die älteste und mächtigste Demokratie der Welt ist. Diese Szenen, die wir gesehen haben, sind das Ergebnis von Lügen und noch mehr Lügen, von Spalterei und Demokratieverachtung, von Hass und Hetze – auch von allerhöchster Stelle.“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/DE/Frank-Walter-Steinmeier/2021/01/210107-Statement-Kapitol-Washington.html |titel=Statement zu den Ereignissen in Washington D.C. |werk=Internetauftritt des Bundespräsidenten |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt; [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzlerin]] [[Angela Merkel]] bekannte, die Bilder von der Erstürmung des Kapitols hätten sie „wütend und traurig“ gemacht, und sie bedaure sehr, „dass Präsident Trump seine Niederlage seit November nicht eingestanden hat und auch gestern wieder nicht. Zweifel am Wahlausgang wurden geschürt.“ Dies habe die Grundlage für die Ausschreitungen gelegt.&lt;ref&gt;[https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.angela-merkel-bundeskanzlerin-gibt-trump-mitverantwortung-an-sturm-auf-kapitol.50a50f4e-c25e-449e-b300-f2a7de5420c8.html ''Bundeskanzlerin gibt Trump Mitverantwortung an Sturm auf Kapitol''], Meldung der Stuttgarter Nachrichten vom 7. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Auch [[Vizekanzler (Deutschland)|Vizekanzler]] [[Olaf Scholz]] zeigte sich bestürzt über die Ereignisse, nannte sie „bedrückend“ und „erschreckend“ und erklärte dies sei „ganz klar etwas, was man erlebt, wenn [[Populist]]en Macht bekommen.“&lt;ref&gt;[https://www.n-tv.de/politik/Das-passiert-wenn-Populisten-Macht-bekommen-article22275196.html ''Olaf Scholz im &quot;ntv Frühstart&quot;: &quot;Das passiert, wenn Populisten Macht bekommen&quot;''] In: [[n-tv]], 7. Januar 2021. Abgerufen am 12. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Der Verfassungsschutzchef von Thüringen [[Stephan J. Kramer]] zog einen Vergleich zur [[Proteste gegen Schutzmaßnahmen wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland#Besetzung der Treppen des Reichstags|Besetzung der Treppe des Reichstags]] von Gegnern der Corona-Maßnahmen im August 2020.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/beifall-in-deutschland-fuer-sturm-auf-kapitol-verfassungsschutzchef-kramer-warnt-vor-angriffen-auf-bundestag/26777182.html |titel=Verfassungsschutzchef Kramer warnt vor Angriffen auf Bundestag |abruf=2021-01-07 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; [[Bundestagspräsident]] [[Wolfgang Schäuble]] kündigte nach dem Aufruhr in Washington die Prüfung möglicher Folgen für das Sicherheitskonzept des [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestags]] an.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nach-sturm-auf-kapitol-wolfgang-schaeuble-prueft-konsequenzen-fuer-bundestag.9e69a2b7-2488-465f-bb7d-484da4060618.html |titel=Nach Sturm auf Kapitol: Wolfgang Schäuble prüft Konsequenzen für Bundestag |werk=[[Stuttgarter Zeitung]] |datum=2021-01-07 |abruf=2021-01-12}}&lt;/ref&gt; Trotz der öffentlichen Zurückweisung derartiger Pläne durch die Vizepräsidenten [[Claudia Roth]] und [[Wolfgang Kubicki]] veranlasste Schäuble kurz darauf eine verstärkte Präsenz von Beamten der [[Bundestagspolizei]] vor dem [[Reichstagsgebäude]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Sebastian Richter |url=https://www.fr.de/politik/stuermung-kapitol-schaeuble-polizeipraesenz-berlin-reichstag-bundestag-kubicki-roth-soeder-90163664.html |titel=Nach Stürmung des Kapitols: Schäuble verstärkt Polizeipräsenz am Reichstag |werk=[[Frankfurter Rundschau]] |datum=2021-01-10 |abruf=2021-01-12}}&lt;/ref&gt; Der deutsche Außenminister [[Heiko Maas]] bekundete Entsetzen über die Szenen in der US-amerikanischen Hauptstadt und machte Trump für die Ausschreitungen verantwortlich. „Aus aufrührerischen Worten werden gewaltsame Taten“, kommentierte er die Vorgänge. [[Norbert Röttgen]], Vorsitzender des [[Auswärtiger Ausschuss|Auswärtigen Ausschusses]] im [[Deutscher Bundestag|Bundestag]], sah die Republikanische Partei am Scheideweg. Sie müsse sich nun zwischen Demokratie und Trump entscheiden. Die [[Deutsche Botschaft Washington, D.C.|Deutsche Botschaft in Washington]] zeichnete in einem Bericht an das [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] in Berlin das Bild einer „Regierung in Auflösung“.&lt;ref&gt;Hubert Wetzel: [https://www.sueddeutsche.de/politik/usa-aktuell-washington-deutsche-botschaft-donald-trump-1.5168958?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE ''Nach Sturm auf das US-Kapitol: Was nun, Amerika?''] in: [[Süddeutsche Zeitung|SZ.de]], 8. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Staatspräsident (Frankreich)|französische Präsident]] [[Emmanuel Macron]] bekräftigte in einer Videobotschaft die Solidarität Frankreichs mit dem amerikanischen Volk. Die Ereignisse in Washington wertete er als einen „Angriff auf die Demokratie“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.onvista.de/news/macron-verurteilt-kapitol-sturm-solidaritaet-mit-amerikanischem-volk-425276673 |titel=Macron verurteilt Kapitol-Sturm – Solidarität mit amerikanischem Volk |abruf=2021-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Island|isländische]] Premierministerin [[Katrín Jakobsdóttir]] sprach ebenfalls von einem „Angriff auf die Demokratie“.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://grapevine.is/news/2021/01/06/katrin-jakobsdottir-decries-pro-trump-mob-riots-as-attack-on-democracy/ |title=Katrín Jakobsdóttir Decries Pro-Trump Mob Riots As “Attack On Democracy” |accessdate=2021-01-09 |author=Hannah Jane Cohen |date=2021-01-06 |work=The Reykjavík Grapevine |language=Englisch}}&lt;/ref&gt; Islands Außenminister [[Guðlaugur Þór Þórðarson]] sagte, dass der „erschreckende und inakzeptable“ Angriff die Beziehungen zwischen den USA und Island nicht belasten werde, die tief verwurzelt und nicht von einzelnen Politikern abhängig seien.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://icelandmonitor.mbl.is/news/politics_and_society/2021/01/07/foreign_minister_calls_assault_on_us_capitol_fright/ |title=Foreign Minister Calls Assault on US Capitol ‘Frightening and Unacceptable’ |accessdate=2021-01-09 |author=Vala Hafstað |date=2021-01-07 |work=mbl.is / Iceland Monitor |language=Englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Wissenschaft ===<br /> <br /> Der Historiker [[Wolfram Siemann]] geht davon aus, dass der scheidende US-Präsident Donald Trump „mit einer vollständigen Handlungsunfähigkeit des Parlaments“ gerechnet habe, um Herr der militärischen Exekutive zu werden.&lt;ref&gt;https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/was-sich-donald-trump-vom-sturm-auf-das-kapitol-erhoffte-17136920.html&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;https://www.fr.de/panorama/donald-trump-us-praesident-washington-ausschreitungen-plan-blutbad-notstand-usa-90161414.html&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Historikerin [[Manisha Sinha]] zog Parallelen der Situation mit dem [[Wilmington-Massaker|Aufstand von Wilmington]] (1898).&lt;ref&gt;https://www.democracynow.org/2021/1/7/us_capitol_violent_mob_manisha_sinha?fbclid=IwAR24TEgwJTq2qyvK8VRP0MdPN_PoHbj3Ukzm_8D_Us4_E4FRfxp7j0PbcbA&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Johannes Thimm]], stellvertretender Leiter der Forschungsgruppe Amerika an der [[Stiftung Wissenschaft und Politik]] (SWP), hob „sowohl die Anzahl als auch die Intensität in der Überzeugung“ der Trump-Anhänger hervor und warf den zuständigen Polizeibehörden Versagen vor. Es sei „möglich, dass das jetzt ein Weckruf war“ und Trump „so diskreditiert“ sei, dass es „seinen Einfluss in Zukunft“ mindere. Zudem erinnerte Thimm an einen Präzedenzfall für Übergriffe auf ein Parlament in den USA Ende April 2020, als Bewaffnete sich Zutritt zum Parlament des Bundesstaats Michigan verschafft hatten, um in tumultartigen Szenen gegen den [[COVID-19-Pandemie in den USA|Corona]]-Lockdown zu protestieren; da habe man schon einmal sehen können, „mit welchen Leuten man es zu tun“ habe. Die Aufarbeitung der Ereignisse am Kapitol könnte Biden, so Thimm, auch in ein Dilemma bringen: einerseits müsse er „die Strafverfolgung einsetzen, um dem Rechtsstaat Geltung zu verschaffen“, andererseits entstehe „dadurch bei Trumps Anhängern natürlich der Eindruck, dass politische Gegner Bidens verfolgt“ würden.&lt;ref name=&quot;ts&quot;&gt;[https://www.tagesschau.de/ausland/sturm-auf-kapitol-101.html ''Wie kam es zum Sturm auf das Kapitol?''] www.tagesschau.de, 7. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Historikerin [[Britta Waldschmidt-Nelson]] resümierte, dass „die US-amerikanische Republik ja eigentlich die erste der Welt war, in der es seit mehr als 200 Jahren eine Tradition des friedlichen Machtwechsels gab“. Das habe Trump „jetzt zunichte gemacht“.&lt;ref name=&quot;ts&quot; /&gt;<br /> <br /> Laut dem Politikwissenschaftler [[Torben Lütjen]] war es „der Tag, an dem die Fantasiewelt von Donald Trump mit der Realität kollidiert“ ist. Die Terrorgefahr extremistischer Milizen und Untergrundgruppen sei für ihn viel naheliegender als ein Staatsstreich. Die meisten in Trumps Partei hätten ihm seit 2016 „die Stange gehalten“, weil die Parteibasis das auch getan habe. Es sei zu befürchten, dass „momentan die Republikaner zwar alle schockiert sind, aber man die Ereignisse dann auf Einzeltäter schiebt und in einigen Wochen zu dem gleichen polarisierenden Kurs zurückkehrt, den es davor schon gab“.&lt;ref&gt;Interview von Felix Haselsteiner: [https://www.sueddeutsche.de/politik/usa-terror-kapitol-republikaner-1.5168083 ''„Die Terrorgefahr ist viel naheliegender als ein Staatsstreich“''] www.sueddeutsche.de, 8. Januar 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Kritik an Schutzkonzept und Vorgehen der Bundesbehörden ==<br /> Nach dem Sturm wurde schnell heftige Kritik am Schutzkonzept, Fehlern bei der Vorbereitung und dem Vorgehen von Sicherheitsbehörden laut, neben Medien auch von Politikern beider Parteien. Obwohl mehrere Abgeordnete wegen der Gewaltankündigungen rechter Milizen im Vorfeld Gespräche mit den Verantwortlichen geführt hatten,&lt;ref name=&quot;SZ zahm&quot;&gt;[https://www.sueddeutsche.de/politik/usa-washington-kapitol-polizei-kritik-1.5169079 ''Auffällig zahm'']. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 8. Januar 2021. Abgerufen am 9. Januar 2021.&lt;/ref&gt; standen den hunderten protestierenden und randalierenden Trump-Anhängern zahlenmäßig nur wenige Polizisten gegenüber. Auch die technischen Schutzmaßnahmen u.&amp;nbsp;a. durch [[Polizeigitter|Absperrungen]] am Kapitol waren ungenügend.&lt;ref name=&quot;CNN Pentagon approves&quot; /&gt;<br /> <br /> Hinterfragt wurde unter anderem, wie es möglich war, dass Demonstranten mit einfachen Mitteln wie Fahnenstangen und Schutzschilden das Kapitol stürmen konnten, obwohl die Demonstrationspläne bereits Wochen vor der Erstürmung kundgetan worden waren. Robert McCartney von der ''Washington Post'' wies auf die Informationen des ''Washington Metropolitan Magazine'' hin, dass auf Internetforen des ''Patriot Movement'' schon Wochen vor der Demonstration zur Stürmung des Kapitols aufgerufen wurde, die Polizeibehörden von Kapitol und Stadt Washington darüber aber offenbar nichts wussten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://wamu.org/story/21/01/08/listen-a-deep-dive-into-how-pro-trump-extremists-were-able-to-siege-the-capitol/ |titel=Listen: Attempts To Secure The Capitol Were Ultimately Uncoordinated. What Went Wrong? |werk=WAMU |abruf=2021-01-09 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Zudem wurde kritisiert, dass die Behörden, selbst nachdem der Sturm auf das Gebäude begonnen hatte, sehr zögerlich gegen die Aufständischen vorgingen. Selbst von jenen, die ins Gebäude vorgedrungen waren, wurde kaum jemand verhaftet, stattdessen wurden sie von den Sicherheitsbehörden nur aus dem Gebäude geleitet.&lt;ref name=&quot;NZZ Polizeiversagen&quot;&gt;[https://www.nzz.ch/international/polizeiversagen-am-capitol-unfaehigkeit-oder-politische-blindheit-ld.1595308 ''Unfähigkeit oder politische Blindheit – warum haben die Sicherheitskräfte versagt?'']. In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]]'', 7. Januar 2021. Abgerufen am 7. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Insgesamt kam es während der Besetzung nur zu 14 Festnahmen, was die Ermittlung der Aufrührer und ihre Strafverfolgung erheblich erschwere.&lt;ref&gt;[https://www.nytimes.com/2021/01/07/us/Capitol-cops-police.html ''Police Failures Spur Resignations and Complaints of Double Standard'']. In: ''[[The New York Times]]'', 8. Januar 2021. Abgerufen am 8. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Begründet wurde die Zurückhaltung bei den Festnahmen mit mangelnder Personalstärke der Sicherheitskräfte.&lt;ref name=&quot;SZ zahm&quot; /&gt;<br /> <br /> Medien verwiesen darauf, dass weder ein Konzept zum Fernhalten der Demonstranten vorhanden gewesen sei, noch berittene Polizisten und Polizeihunde eingesetzt worden seien. Zudem tauchten in sozialen Medien Videos auf, die darauf hindeuten, dass sich Polizisten der Kapitolpolizei USCP mit randalierenden Trump-Befürwortern verbrüderten.&lt;ref name=&quot;SZ zahm&quot; /&gt; Große Aufmerksamkeit erhielt beispielsweise ein Video, das einen Polizisten zeigt, der offenbar für ein [[Selfie]] mit einem Eindringling posierte.&lt;ref&gt;[https://www.independent.co.uk/news/world/americas/us-politics/police-officer-selfie-rioter-us-capitol-trump-b1783760.html ''Police officer filmed posing for selfie with pro-Trump rioter inside US Capitol'']. In: ''[[The Independent]]'', 8. Januar 2021. Abgerufen am 9. Januar 2021.&lt;/ref&gt; Gegen mehr als ein Dutzend Kapitolspolizisten wurden Ermittlungen wegen Verdachts auf Beihilfe oder unangemessener Unterstützung der Demonstration aufgenommen, mehrere wurden suspendiert.&lt;ref&gt;[https://www.washingtonpost.com/politics/capitol-police-officers-suspended/2021/01/11/0ee0e422-545f-11eb-a931-5b162d0d033d_story.html ''Several Capitol police officers suspended, more than a dozen under investigation over actions related to rally, riot'']. In: ''[[The Washington Post]]'', 12. Januar 2021. Abgerufen am 12. Januar 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Medien verglichen das zurückhaltende Vorgehen von Polizei und Sicherheitsbehörden gegen die überwiegend [[Weiße (Vereinigte Staaten)|weißen]] Aufständischen mit dem gegenüber den überwiegend von [[Afroamerikaner]]n abgehaltenen Demonstrationen der [[Black Lives Matter|Black-Lives-Matter-Bewegung]] im Sommer 2020. Diese überwiegend friedlichen Demonstrationen waren teils mit massivem staatlichen Gewalteinsatz niedergeschlagen worden.&lt;ref&gt;Nicole Chavez: [https://edition.cnn.com/2021/01/07/us/police-response-black-lives-matter-protest-us-capitol/index.html ''Rioters breached US Capitol security on Wednesday. This was the police response when it was Black protesters on DC streets last year.''] In: ''cnn.com''. 8. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Julian Borger: [https://www.theguardian.com/us-news/2021/jan/06/capitol-mob-police-trump-george-floyd-protests-photos ''Maga v BLM: how police handled the Capitol mob and George Floyd activists – in pictures.''] In: ''theguardian.com''. 7. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kriston Capps: [https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-01-07/trump-rioters-weren-t-policed-like-blm-protesters ''The Double Standard for Policing Capitol Rioters and BLM Protesters.''] In: ''bloomberg.com''. 7. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Caitlin Yilek: [https://www.cbsnews.com/news/us-capitol-siege-police-response-blm-protesters/ ''&quot;Stark contrast&quot; in police response to BLM protesters and &quot;domestic terrorists&quot; who stormed Capitol, NAACP president says.''] In: ''cbsnews.com''. 7. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).&lt;/ref&gt; Vor diesem Hintergrund wurde scharfe Kritik hinsichtlich einer Vorzugsbehandlung von Weißen durch Polizei und Behörden laut. Autorin [[Roxane Gay]] kommentierte, dass schwarze Demonstranten „tot vor dem Kapitol liegen würden“, während die Aufrührer am 6. Januar kaum Widerstand überwinden mussten.&lt;ref&gt;[https://www.theguardian.com/us-news/2021/jan/06/us-capitol-trump-mob-police-protesters '''White privilege on display': police hypocrisy condemned after pro-Trump insurgence '']. In: ''[[The Guardian]]'', 7. Januar 2021. Abgerufen am 8. Januar 2021.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://qz.com/1953239/police-response-compared-pro-trump-insurrection-vs-blm-protests/ 'Police treated Black Lives Matter protesters and the violent pro-Trump mob very differently'']. In: ''[[Quartz (Website)|Quartz]]'', 7. Januar 2021. Abgerufen am 8. Januar 2021.&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;NZZ Polizeiversagen&quot; /&gt; Bei den Protesten gegen Polizeigewalt waren unter anderem Soldaten in Kampfanzügen zum Objektschutz eingesetzt und Straßenpatrouillen mit [[Geschütztes Fahrzeug|Panzerfahrzeugen]] durchgeführt worden; teilweise kreisten [[Kampfhubschrauber]] über den Demonstrationen.&lt;ref name=&quot;SZ zahm&quot; /&gt;<br /> <br /> Parallel wiesen Beobachter darauf hin, dass die Bundesregierung unter Trump bei den Ausschreitungen [[Proteste infolge des Todes von George Floyd|nach George Floyds Tod]] schnell Bundesbeamte geschickt und selbst den Einsatz der Nationalgarde freigegeben hatte. Da es sich am Kapitol jedoch um Anhänger Trumps gehandelt habe, sei die Unterstützung zu zögerlich und zu spät erfolgt. Die Bürgermeisterin von Washington, D.C., [[Muriel Bowser]], erklärte, dass bei den [[Black Lives Matter|Black-Lives-Matter]]-Protesten – ohne eine Anforderung der Stadt – Bundeskräfte in großer Zahl geschickt worden seien, nun jedoch ihre Bitte nach Unterstützungskräften vom Verteidigungsministerium lange unbeantwortet geblieben sei.&lt;ref name=&quot;CNN Pentagon approves&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Alex Marquardt, Barbara Starr, Alison Main and Devan Cole CNN |url=https://www.cnn.com/2021/01/04/politics/muriel-bowser-dc-national-guard-protests/index.html |titel=Pentagon approves DC mayor's request to deploy National Guard for upcoming demonstrations |abruf=2021-01-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die zuständigen Sicherheitsbehörden, allen voran die ''U.S. Capitol Police'', wurden stark kritisiert. Über den Einsatz der Nationalgarde von Washington, D.C., kann nur die US-Bundesregierung entscheiden, da es sich um [[Bundesunmittelbares Gebiet|Bundesterritorium]] handelt. Die D.C. National Guard wurde an dem Tag in kleiner Zahl zur Unterstützung bei der Verkehrsregelung eingesetzt. Der für die Nationalgarde zuständige Army-Staatssekretär Ryan McCarthy sagte, der Einsatz der Nationalgarde habe sich verzögert, weil auch die Anforderung der bundeseigenen Capitol Police vorgelegen hätte und die Anfragen koordiniert hätten werden müssen.&lt;ref name=&quot;:3&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://wamu.org/story/21/01/07/after-chaos-at-the-capitol-many-ask-how-police-allowed-it-to-happen/ |titel=After Chaos At The Capitol, Many Ask How Police Allowed It To Happen |werk=WAMU |abruf=2021-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|2021 storming of the United States Capitol|Sturm auf das Kapitol in Washington}}<br /> * {{YouTube|IvJVZAxJE8Y|Video der Rede von Trump bei der ''Save-America''-Demonstration}}, ab 2:53:40 ([https://www.rev.com/blog/transcripts/donald-trump-speech-save-america-rally-transcript-january-6 Transkript])<br /> * Larry Buchanan, Lazaro Gamio, Christina Kelso, Dmitriy Khavin, Lauren Leatherby, Alicia Parlapiano, Scott Reinhard, Anjali Singhvi, Derek Watkins, Karen Yourish: [https://www.nytimes.com/interactive/2021/01/06/us/trump-mob-capitol-building.html? ''How a Pro-Trump Mob Stormed the U.S. Capitol.'']<br /> * [https://tips.fbi.gov/digitalmedia/aad18481a3e8f02 FBI Seeking Information Related to Violent Activity at the U.S Capitol Building].<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Aufruhr]]<br /> [[Kategorie:Demonstration]]<br /> [[Kategorie:Konflikt 2021]]<br /> [[Kategorie:Veranstaltung (Washington, D.C.)]]<br /> [[Kategorie:Politik (Washington, D.C.)]]<br /> [[Kategorie:Donald Trump]]<br /> [[Kategorie:Alt-Right]]<br /> [[Kategorie:Kapitol der Vereinigten Staaten]]<br /> [[Kategorie:Geschichte der Vereinigten Staaten (seit 1988)]]<br /> [[Kategorie:Geschichte von Washington, D.C.]]<br /> [[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]</div> 138.246.3.7