https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=132.195.106.57Wikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-06-03T03:38:44ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.3https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gentrifizierung&diff=117897361Gentrifizierung2013-04-25T15:33:10Z<p>132.195.106.57: /* Rolle der Schwulenszene */ Satzstellung ("von...erschienenes Buch" ist Unfug)</p>
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<div>[[Image:Williamsburg Arts 2009.JPG|thumb|Wandel vom Industrie- zum Künstlerviertel als Vorzeichen der Gentrifizierung in [[Williamsburg (Brooklyn)]], New York]]<br />
<br />
[[Datei:St katharine docks 2004.jpg|miniatur|Yachthafen in den [[St. Katharine Docks]], Juni 2004: Symbol für die abgeschlossene Gentrifizierung der Londoner [[Docklands]]]]<br />
<br />
Die '''Gentrifizierung''' (von {{enS|''[[gentry]]''}} [{{IPA|dʒɛntri}}] „niederer Adel”), ebenso '''Gentrifikation''' (von englisch {{lang|en|''gentrification''}}), ist ein aus der [[Stadtsoziologie]] kommender Begriff und beschreibt spezifische [[Sozioökonomie|sozioökonomische]] Umstrukturierungsprozesse in städtischen Wohngebieten als ein Phänomen der [[Soziale Ungleichheit|sozialen Ungleichheit]].<br />
<br />
Als [[politisches Schlagwort]] (deutlich in dem Synonym '''Yuppisierung''', abgeleitet vom Begriff ''[[Yuppie]]'') ist der Begriff stark symbolisch aufgeladen. Eine geplante Umgestaltung angestammter Milieus wird dabei an Veränderungen weniger symbolisch wichtiger Plätze und Gebäude wie Kultur- und Statuszeigern festgemacht. <br />
<br />
== Entstehung und Umfeld des Begriffs ==<br />
[[Bild:Haight Ashbury11.JPG|thumb|right|In den 1960ern verschob sich das [[Bohème]]viertel [[San Francisco]]s von North Beach nach [[Haight-Ashbury]].<ref>{{cite news|url=http://www.usatoday.com/travel/destinations/2007-06-07-summer-of-love-san-francisco_N.htm|title=Show love for summer of '67 with a visit to San Francisco|date=Updated 6/8/2007 9:39 AM|author=Laura Bly|publisher=USA Today}}</ref>]]<br />
Der bereits für das Jahr 1888 nachweisbare Begriff ''gentrification''<ref>Manchester Literary and Philosophical Society: ''Memoirs and Proceedings of the Manchester Literary & Philosophical Society'', 1888</ref> wurde 1964 von der britischen Stadtsoziologin [[Ruth Glass]] zur Kennzeichnung des Sachverhalts verwandt, dass [[Mittelklasse]]familien in den ursprünglich vor allem von Arbeitern bewohnten [[London]]er Stadtteil [[Islington]] zugezogen waren und den Stadtteil dadurch in seiner sozialen Struktur signifikant verändert hatten.<ref>{{cite book|title=Gentrification in a Global Context |author=Rowland Atkinson, Gary Bridge|year=2005 |publisher=Routledge |isbn= 0-415-32951-7}}</ref><ref>{{cite book|title=London: aspects of change|author=Ruth Glass|year=1964|publisher=London: MacGibbon & Kee}}</ref><br />
Sie sah dabei eine Analogie zu Vorgängen im 18. Jahrhundert, als Teile des niederen Adels ([[Gentry]]) vom Rand der Städte zurück in die Zentren zogen. <ref>{{Internetquelle|url=http://www.ndr.de/info/audio112795.html|werk=NDR-Info|titel=Was ist Gentrifizierung?|datum=2012-05-03|zugriff=2012-05-03}}</ref><br />
<br />
Eine Gentrifizierung im engeren Sinne zeichnet sich nach [[Jürgen Friedrichs]] durch den Austausch einer [[Sozialer Status|statusniedrigeren]] durch eine statushöhere Bevölkerung aus. Nach [[Andrej Holm]] gehören dazu wesentliche Änderungen des [[Nachbar]]schaftsmilieus und der nachbarschaftlichen Beziehungen. Dabei geht es um die [[soziokulturell]]en und [[immobilienwirtschaft]]lichen Veränderungen in ursprünglich preisgünstigen [[Stadtviertel]]n, in denen Immobilien zunehmend von wohlhabenderen Eigentümern und Mietern belegt und baulich aufgewertet werden. Bewohner mit einem niedrigeren Sozialstatus werden ersetzt oder verdrängt. Zumeist sind innenstadtnahe Stadtteile von [[Metropole]]n von derartigen Vorgängen betroffen. Weiter sind Gebiete betroffen, in denen sich ursprünglich keine oder nur wenige Wohnungen befanden, sondern Industrieanlagen, in denen beispielsweise [[Loftwohnung]]en eingerichtet werden. <br />
<br />
[[Gerhard Hard]] ordnet den Begriff unter den neuen [[Urbanisierung]]sdiskurs der 1970er Jahre ein.<ref name="GH">Gerhard Hard: ''Dimensionen geographischen Denkens.'' In: ''Osnabrücker Studien zur Geographie.'' V&R unipress, 2003, ISBN 3-89971-105-X. (Band 2 der Aufsätze zur Theorie der Geographie)</ref> Dabei werde der Begriff erheblich überhöht. Die tatsächliche Gentrifizierung sei oft auf nur wenige Häuserblöcke und symbolträchtige Plätze begrenzt.<ref name="Byen" /> Genauso bleibt Hard zufolge das Wohnungsangebot im Umfeld der Kernstädte nach wie vor sehr gering, die wesentlichen Wanderungsbewegungen gingen ins Umland. Wichtiger sei die Bedeutung einer von wenigen eloquenten [[Trend (Soziologie)|Trendsettern]] geführten Diskussion zur [[Stadtentwicklung]].<ref name="GH" /><br />
<br />
== Forschungsaspekte ==<br />
[[Datei:DieYuppies.jpg|miniatur|„Sterbt, Yuppies“, Graffiti in Cambridge, Massachusetts]]<br />
Der Begriff und die Erscheinung umfassen vielfältige, multidimensionale Aspekte der [[Stadtentwicklung]] und der [[Stadtökonomik]]. Häufig stehen sie im Zusammenhang mit der [[Metropolisierung]] und der [[Reurbanisierung]] von Städten. Daher ist die Gentrifizierung seit Jahrzehnten ein zentrales Konfliktfeld der [[Stadtgeographie]] und der [[Stadtsoziologie]].<ref name="strat">Chris Hamnett: ''The blind men and the elephant: the explanation of gentrification.'' Transactions of the Institute of British Geographers 1991, v. 16, S. 173–189., (frz. Text siehe Chris Hamnett: [http://strates.revues.org/document611.html ''Les aveugles et l’éléphant: l’explication de la gentrification.''] In: ''Strates.'' Nr.9, 1996-97, Crises et mutations des territoires)</ref> Nach dem Soziologen Chris Hamnett können einzelne der gängigen Theorien zur Gentrifizierung nicht schlüssig erklären, wieso ein Viertel gentrifiziert wird und das andere nicht. Auch bleibt laut Hamnett im Dunkeln, warum – global betrachtet – die Gentrifizierung sich im Wesentlichen auf einige wenige Großstädte konzentriert, die bereits zu Zeiten der Industrialisierung Bedeutung hatten.<ref name="strat" /> Zuweilen wird kritisiert, dass der Begriff in öffentlichen Auseinandersetzungen als inflationäre [[Metapher|Universalmetapher]]<ref>Andrej Holm: [http://rageo.twoday.net/stories/15733532/ ''Ein ökosoziales Paradoxon - Stadtumbau und Gentrification.''] In: Geographie-Blog ''RaGeo'' 20. März 2011, abgerufen am 25. Juni 2011</ref> oder als obsoletes [[politisches Schlagwort]] ohne fundierte Belege eingesetzt werde.<ref>Werner Kurzlechner: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/kollwitzplatz-prekaeres-paradies/1800204.html ''Kollwitzplatz: Prekäres Paradies.''] In: ''Der Tagesspiegel.''online, 29. April 2009, abgerufen am 23. Juni 2011</ref><br />
<br />
== Forschungsfelder, Forschungs- und Erklärungsansätze ==<br />
<br />
Gentrifizierung ist Forschungsgegenstand verschiedener Disziplinen, unter anderem der [[Raumforschung]] und der [[Stadtplanung]], der [[Geographie]], der [[Stadtforschung]], der [[Stadtbaugeschichte]] und der [[Stadtmorphologie]], der [[Volkskunde]], der [[Soziologie]], der [[Wirtschaftswissenschaften]] und der allgemeinen [[Kulturwissenschaft]]en.<br />
<br />
Die Erforschung des Phänomens begann in Nordamerika. Bekannte Beispiele sind [[SoHo (Manhattan)|SoHo]] oder der ''[[Meatpacking District]]'', das Schlachterviertel in [[Manhattan]]. Hier fanden sich bis in die 1980er und 1990er Jahre durch belastendes Gewerbe geprägte Stadtviertel. Dies wird von der Wiederaufwertung ehemals wohlhabender und zwischenzeitlich verelendeter Viertel unterschieden. In den USA ist der Prozess schneller und gravierender als in den deutschsprachigen Ländern, weil dort die der [[Grundsteuer]] und [[Vermögenssteuer]] vergleichbaren Abgaben nach den tatsächlichen Bodenwerten und nicht nach niedrigen [[Einheitswert]]en berechnet werden. Die USA und Großbritannien haben einen höheren Anteil von Wohneigentum bei Geringverdienern. Bei einer anstehenden Gentrifizierung können diese erhebliche Spekulationsgewinne realisieren und sich an anderer Stelle eine andere Immobilie kaufen. Zudem verläuft die angelsächsische Gentrifizierung aufgrund allgemein liberalerer Voraussetzungen im Steuer- und Mietrecht, einer stärkeren Tradition des Handels mit Immobilien sowie einer zurückhaltenderen Rolle der Kommunen und des Staates in Fragen des Sozialwesens und der Stadtplanung gravierender und schneller.<ref Name="seg">Nicole Gatz: ''Aktuelle Segregationsprozesse in Berlin: Eine qualitative Fallstudie zum Prenzlauer Berg.'' GRIN Verlag, 2010, ISBN 978-3-640-63840-6. (Akademische Schriftenreihe)</ref><br />
<br />
== Musterverlauf ==<br />
[[Datei:Mainzer Straße-4-Juni1990.jpg|miniatur|Die von alternativer Subkultur geprägte [[Mainzer Straße (Berlin-Friedrichshain)|Mainzer Straße]] in Berlin-Friedrichshain im Juni 1990]]<br />
[[Datei:Mainzer Straße Friedrichshain Berlin.jpg|miniatur|Die Mainzer Straße nach der vollständigen Sanierung im Jahr 2006]]<br />
<br />
Gentrifizierungsprozesse laufen nach typischen Mustern ab: Wegen niedriger Mietpreise sowie zunehmend attraktiver Lage werden einzelne Stadtteile für „Pioniere“ (Studenten, Künstler, [[Subkultur]]) attraktiv. Diese werten die Stadtteile durch kulturelle Aktivitäten auf und setzen einen [[Segregation (Soziologie)|Segregation]]sprozess in Gang. Künstler etablieren sich und bringen weitere Interessenten in die Stadtteile. Studenten steigen ins Berufsleben ein, verdienen mehr Geld als zuvor und gründen Familien, womit ihre Wohnflächenansprüche zunehmen; damit hängt die Gentrifizierung also nicht immer vom Zuzug neuer Bewohner ab. [[Anleger (Finanzmarkt)|Investoren]] sehen [[Chance]]n zur Wertsteigerung, Häuser und Wohnungen werden aufgekauft und restauriert, Szene-Clubs und Lokale entstehen – es steigen die Mieten, und finanziell schwache wandern ab. Die [[Bevölkerungsstruktur]] und der Charakter der Viertel wandeln sich. Die Gentrifizierung geht einher mit einem allgemeinen Segregationsprozess.<br />
<br />
Nach der Theorie vom „doppelten“ [[Invasionsbiologie|Invasions]]-[[Sukzession (Biologie)|Sukzession]]s-Zyklus<ref>Geraffte Darstellung in: [http://www.barkhof.uni-bremen.de/~mwindzio/daten/stadt0607/2006_11_27gentry.pdf Michael Windzio: ''Vorlesung: Empirische Stadtsoziologie WS 06/07''] (PDF; 2,4&nbsp;MB), Arbeitspapier vom 27. November 2006, abgerufen am 3. Juli 2011</ref> stellen bereits die Studenten und Künstler die ersten „Invasoren“ dar. Sie verdrängen andere soziale Gruppen und schaffen ein neuartiges [[soziales Milieu]], das besser in Wert gesetzt werden kann (Sanierungen) und damit das Umfeld zur zweiten „Invasorenwelle“, den sogenannten „Gentrifiers“, schafft. Die vorherigen Gruppen werden immer stärker verdrängt, und es erfolgt eine Aufwertung von innenstadtnahen, ehemals marginalen Wohnvierteln (ein Prozess von [[Reurbanisierung]]). Chris Hammnett zufolge wirkt sich die Gentrifizierung nicht nur auf die Bewohnerschaft, sondern sehr intensiv auf das Wohnungs- und Raumangebot und dessen Qualität aus („Luxussanierung“).<br />
<br />
Oftmals entstehen anhaltende politische Konflikte durch die Gentrifizierung und ihre sozialen Folgen. Den Wertsteigerungen durch Verkauf von Wohneigentum und Wegzug steht das Interesse an einer gewachsenen [[Sozialstruktur]] und Atmosphäre gegenüber.<ref>E. Penalver: ''Land Virtues.'' In: ''Cornell Law Review.'' Ithaca NY 94.2009, S. 821, 842. {{ISSN|0010-8847}}</ref> Demgegenüber sieht der Geograph [[Neil Smith (Geograph)|Neil Smith]]<ref>Neil Smith: ''Toward a Theory of Gentrification A Back to the City Movement by Capital, not People.'' In: ''Journal of the American Planning Association.'' 45:4, 1979, S. 538–448. {{DOI|10.1080/01944367908977002}}</ref> rein ökonomische Erklärungsansätze für die Gentrifizierung im Rahmen der [[Mietlückentheorie]]. Diese erklärt nicht, wieso es zu unterschiedlichen und zeitlich wechselnden Vorlieben und damit zu Mietpreisunterschieden für das ein oder andere Stadtviertel kommt.<br />
<br />
== Räume, Motive und Akteure ==<br />
[[Datei:Gustave Caillebotte - Jour de pluie à Paris.jpg|miniatur|[[Flaneur]]e auf einer ''[[Straße in Paris an einem regnerischen Tag]]'' von [[Gustave Caillebotte]] im 19. Jahrhundert]]<br />
Der Prozess einer Gentrifizierung ist eingebettet in ein [[Komplexität|hochkomplexes]] Wirkungsgefüge, dessen weitreichende Zusammenhänge noch nicht umfassend erforscht sind und daher nicht vollständig erklärt werden können. Hierzu gehört die Frage, in welchen historischen Zusammenhängen Gentrifizierung in früheren Gesellschaften stattfand.<br />
<br />
Eine erhebliche Rolle für einen Gentrifizierungsprozess scheinen die Symbolik und die Ästhetik eines Standorts zu spielen. Deren typische bauliche Strukturen, teilweise signifikante Innenausstattungen und Gebrauchsspuren, werden bei einer Umprägung bewusst gut ablesbar erhalten, so dass sie einen bedeutungsvollen Kontrast zu den neuen Nutzern und Nutzungen bilden. Nicht selten werden die Interieurs gentrifizierter Orte mit historischen, ländlichen oder [[punk]]igen Möbeln und Objekten bewusst [[Prestigeobjekt|prestigeträchtig]], [[Anachronismus|anachronistisch]] oder [[Nonkonformismus|nonkonformistisch]] gestaltet. In der Form des Architekturzitats nimmt die neue Architektur an Gentrifizierungsstandorten häufig Bezug auf historische Stile, Bauweisen und Bauformen. Insofern kann der Prozess der Gentrifizierung in den [[Konsumsoziologie|konsumsoziologischen]] und [[Sozialpsychologie|sozialpsychologischen]] Kontext von [[Mode]], [[Prestige]]denken, [[Statussymbol]]ik oder einer inszenierten [[Gegenkultur]] zum modernen, rationalisierten und technisierten sowie psychisch belastenden Berufsalltag gesetzt werden (vgl. [[Nostalgie]], [[Retrowelle]], [[Cocooning]]).<br />
<br />
=== Deutung über die Postindustrialisierung ===<br />
Den Hintergrund für die Gentrifizierung bilden heute die Entstehung einer [[Postindustrielle Gesellschaft|postindustriellen Gesellschaft]] und die [[Globalisierung]]. In diesem Zusammenhang werden zum Teil neuartige Geschäfts-, Dienstleistungs-, Kontroll- und Innovationskompetenzen in den Zentren von [[Global City|Global Cities]], [[Metropole]]n, [[Metropolregion]]en und [[Megalopolis (Stadtlandschaft)|Megalopolen]] hochentwickelter Nationen konzentriert. Die Konzentration lässt sogenannte [[Fühlungsvorteil|Fühlungs]]- und [[Agglomerationseffekt|Ballungsvorteile]] entstehen. Die entstehenden Kompetenzen an solchen [[Zentraler Ort|zentralen Orten]] nehmen qualifizierte und entsprechend gut bezahlte Beschäftigte wahr, das sind vor allem Angehörige der [[Wissensgesellschaft|Wissens-]] und [[Informationsgesellschaft]] und der sogenannten [[Kreative Klasse|Kreativen Klasse]]. Deren Lebensstil und deren Konsumverhalten, insbesondere deren Wohnortwahl, ist ein entscheidender Faktor für die [[Reurbanisierung]] und die Entwicklung gentrifizierter Stadtstrukturen. Weitere gesellschaftliche Rahmenbedingungen nehmen hierbei Einfluss auf das Tempo, die Intensität und die Richtung der Gentrifizierung.<ref Name="seg"/> <br />
<br />
Ursachen der Gentrifizierung liegen im Besonderen im [[Lebensstil]] und in den Bedürfnissen einzelner Gruppen der postindustriellen Gesellschaft, die sich durch [[Individualisierung]] und neue [[Arbeit (Sozialwissenschaften)|Arbeitswelten]] gewandelt haben. Jedenfalls machen sich diese Veränderungen auf dem [[Immobilienmarkt]], insbesondere dem Wohnungsmarkt, durch Nachfrage nach entsprechenden Miet- und Eigentumsobjekten in zumeist zentralen Lagen bemerkbar, die durch Altbaubestand, urbane Dichte und Nutzungsmischung geprägt sind.<br />
<br />
=== Wachstumsprozesse und Infrastruktur ===<br />
[[Datei:Quartis Les Halles bei Nacht .jpg|miniatur|Wohnprojekt ''Quartis Les Halles'' in den [[Neue Stadtquartiere Derendorf|Neuen Stadtquartieren Derendorf]], Düsseldorf: [[Reurbanisierung]] durch Eigentumswohnungen auf einer ehemaligen innerstädtischen Bahnbrache]]<br />
Eine Rolle bei der Entstehung der Gentrifizierung spielen die bessere Erreichbarkeit eines Standorts durch neue Verkehrsmittel oder die Aufwertung eines Standorts durch Verringerung einer Umweltbelastung. Wichtige Hintergründe für diese Stadtentwicklungsprozesse liefern die [[Umweltpolitik]] und Trends zur [[Deindustrialisierung]]. Etwa eine neue U-Bahn-Linie, der Wegfall belastender Einrichtungen und Strukturen (z.&nbsp;B. innerstädtische Kraftwerke, Schlachthöfe, Markthallen und Güterbahnhöfe) sowie die Auflassung von Hafen-, Industrie- und Gewerbegebieten (z.&nbsp;B. [[Docklands]]) können die betreffenden Stadtteile wesentlich entlasten und aufwerten, so dass sie für neue Bevölkerungsgruppen attraktiv werden. Oft sind solche gewerblich-industriellen Altstandorte in eine großangelegte Umstrukturierung einbezogen, die es mit sich bringt, dass die ansässige Bevölkerung nach und nach durch eine wirtschaftlich leistungsfähigere Klientel ersetzt wird, die diese Standorte mit stetig steigenden Preisen nachfragt, anmietet, ankauft, umnutzt, für ihre Bedürfnisse einrichtet und umgestaltet. Im Vergleich zu etablierten, konventionellen Wohngegenden lassen sich gerade anfangs erhebliche Preisvorteile realisieren, denn allgemein gilt: Je früher in einen Aufwertungsprozess investiert wird, um so höher ist der Ertrag des Investors.<br />
<br />
Ein weiteres Motiv für die [[Segregation (Soziologie)|Segregation]] in gentrifizierten Stadtvierteln ergibt sich im Zusammenhang mit der Schulortwahl der Eltern für ihre Kinder. Dabei werden die Schulen gentrifizierter Stadtviertel von vielen Eltern vorgezogen.<ref>[http://www.taz.de/Gentrifizierung-schaedlich-fuer-Kinder/!81738/ J. Feddersen und P. Unfried: ''Gentrifizierung schädlich für Kinder – „Prenzlauer Berg ist Apartheid“], Artikel vom 12. November 2011 im Online-Portal ''taz.de'', abgerufen am 13. November 2011</ref> <br />
<br />
Eine Rolle spielt für viele Interessenten das sich im Zuge der Gentrifizierung verbreiternde und vertiefende Angebot mit freizeitbezogenen, gastronomischen, medizinischen und haushaltsnahen Dienstleistungen, z.&nbsp;B. für die Haushaltsreinigung und die Kindererziehung. Eine zentral gelegene Wohnung bietet neben der geringeren Entfernung zu den Arbeitsplätzen in zentralen Geschäfts- und Bürovierteln den Vorteil einer hohen Mobilität durch [[Öffentlicher Verkehr|öffentliche]] und [[Multimodaler Verkehr|multimodale]] Verkehrsmittel. Dieser Umstand kann zur Abschaffung oder zur Verringerung der Kosten eines privaten Verkehrsmittels genutzt werden. Zentral gelegene Wohnungen in Quartieren mit guter Infrastruktur werden häufig aus Gründen einer altersgerechten Wohnform und Lage sowie mit dem Gedanken einer Absicherung der [[Altersversorgung]] erworben.<br />
<br />
=== Wechselwirkung von Bohème und Bourgeoisie ===<br />
<br />
Aufgrund ihrer spezifischen Mobilität, ihrer oft geringeren finanziellen Möglichkeiten, ihrer Akzeptanz oder Vorliebe für urbane, benachteiligte und ungewöhnliche Orte, ihrer [[Kreativität]], eines Gespürs für [[Trend (Soziologie)|Trends]] und eines ausgeprägteren Bedürfnisses zur innovativen [[Selbstdarstellung|Selbststilisierung]] sind Künstler, Homosexuelle<ref name="ca">M. Castells: ''Cultural identity, sexual liberation and urban structure: the gay community in San Francisco.'' In: M. Castells: ''The City and the Grassroots: A Cross-Cultural Theory of Urban Social Movements.'' Edward Arnold, London 1983, S. 138–170.</ref> sowie Jugendliche und junge Erwachsene ([[Hipster (21. Jahrhundert)|„Hipster“]]) oft wichtige Vorboten und Pioniere einer späteren Gentrifizierung. Sie „entdecken“, nutzen und prägen im Sinne einer ''[[Location|angesagten Location]]'' der [[Jugendkultur]], als einen Ort der [[Bohème]] oder der [[Neue Soziale Bewegungen|alternativen Szene]] die potenziellen Gentrifizierungsstandorte auf einem niedrigen Preisniveau um. Damit werden diese Räume für weitere, einkommensstärkere Gruppen als Wohn-, Freizeit- und Gewerbestandorte attraktiv. In der Folge einer dann meist einsetzenden Nachfrage durch finanzkräftige Einzelne und wirtschaftliche Unternehmen werden die Standorte schließlich für die gewinnorientierte Immobilienwirtschaft interessant. Denn die [[Ressourcenallokation]] und der [[Vertrieb]] der Güter, die zentral gelegene, hochwertige Wohnungen darstellen, oder der Dienstleistungen, die in diesem wirtschaftlichen Zusammenhang erbracht werden können, ist für sie ein gewinnbringendes Geschäftsfeld. Investoren, [[Projektentwicklung (Immobilien)|Projektentwickler]], alte und neue Eigentümer sowie Makler entfalten dann, durch Juristen, Planer, Fachingenieure, Banken und Marketingspezialisten beraten, zahlreiche Aktivitäten zum Erwerb, zur Aufwertung und zur Vermarktung der Standorte. Häufig werden sie darin von der politischen Führung und den Planungsverwaltungen einer Stadt unterstützt. Dieser sozioökonomische Zusammenhang ist insbesondere in den [[Metropole]]n westlicher Länder festzustellen. Die Gentrifizierung kommt jedoch in einigen Fällen, so unter anderem in Russland, fast ohne Künstler, Homosexuelle und junge Leute als die ''symbolischen Gentrifizierer'' aus, die oft selbst zu den schwachen Einkommensgruppen zählen.<ref>Cordula Gdaniec: ''Kommunalka und Penthouse: Stadt und Stadtgesellschaft im postsowjetischen Moskau.'' LIT Verlag, Münster 2005 ISBN 3-8258-6968-7.</ref><br />
<br />
Kommt es in entsprechenden Quartieren von [[Global City|Global Cities]] auf extrem hohem Preisniveau zum Immobilienankauf durch internationale Investoren, wird von '''Supergentrifizierung''' gesprochen.<ref>Loretta Lees: [http://wwwcache1.kcl.ac.uk/content/1/c4/98/91/UrbanStudies2003compressed.pdf ''Super-gentrification: The Case of Brooklyn Heights, New York City.''] In: ''Urban Studies.'' Vol. 40, No. 12, S. 2487–2509, November 2003, Website abgerufen am 23. Juni 2011</ref><ref>[http://gentrificationblog.wordpress.com/2009/11/27/london-super-gentrification-statt-social-mix/ Nachricht im Portal ''Gentrification Blog'' vom 27. November 2009], abgerufen am 7. August 2011</ref><ref>[http://www.fr-online.de/kultur/architektur/angriff-auf-das-zentrum/-/1473352/2737928/-/index.html ''Leben in London: Angriff auf das Zentrum''], Artikel vom 26. November 2009 im Online-Portal der ''Frankfurter Rundschau'', abgerufen am 7. August 2011</ref><br />
<br />
==== Künstlerviertel als Gentrifizierungszeiger ====<br />
[[Datei:Kosmiker.jpg|miniatur|Die [[Kosmiker]] trugen wesentlich zur Gentrifizierung Schwabings bei]]<br />
Als eine spezielle Ausprägung der Gentrifizierung kamen im 19. Jahrhundert – insbesondere durch die Strömungen des [[Naturalismus (Kunst)|Naturalismus]] und des [[Impressionismus]] – [[Künstlerkolonie]]n auf. In Siedlungen wie [[Berlin-Wilmersdorf]], Berlin-Friedrichshagen ([[Friedrichshagener Kreis]], [[Neue Gemeinschaft]]), München-[[Schwabing]] ([[Kosmiker]]) oder [[Düsseldorf]]-[[Kaiserswerth]] gründeten besonders Maler, wie andere Künstlergemeinschaften wie Literaten, Schauspieler und Musiker, Wohn- oder Lebensgemeinschaften. Oft entstanden deren Viertel und Kolonien zunächst im ländlichen Umfeld der Großstädte und der Residenzen mit ihrer zahlungskräftigen Kundschaft, so [[Worpswede]], [[Grötzinger Malerkolonie|Grötzingen]], [[Künstlerkolonie Dachau|Dachau]], [[Barbizon]] und [[Murnau am Staffelsee|Murnau]]. Viele dieser Künstlerkolonien wurden schließlich in Städte eingemeindet. Mit neuen Verkehrsmitteln wie Eisenbahn oder Straßenbahn noch erreichbar, befriedigten sie die Sehnsucht nach dem [[Landleben]] und der [[Gartenstadt]]. Jahrzehnte später veränderten sich viele Künstlerviertel und -kolonien nochmals, etwa das [[Quartier Latin]] in [[Paris]] und [[Greenwich Village]] in New York, indem sie zu bevorzugten Wohnlagen und zu Touristenmagneten avancierten.<br />
<br />
==== Rolle der Schwulenszene ====<br />
[[Homosexualität|Homosexuelle]] Männer werden aufgrund des ihnen zugeschriebenen [[Homosexueller Lebensstil|Lebensstils]] und ihrer Wohnortpräferenzen zu den ''gentrifiers'' gezählt. Ihre Rolle als Akteure und Pioniere der Gentrifikation hat [[Manuel Castells]] an Beispielen amerikanischer Großstädte untersucht, insbesondere am Beispiel [[San Francisco]].<ref name="ca"/> Der Spielfilm ''Quinceañera'' von 2006 stellt eine vergleichbare Situation in Los Angeles dar. Die amerikanische Dokumentation ''[[Flag Wars]]'' (2003, von Linda Goode Bryant)<ref>[http://www.pbs.org/pov/pov2003/flagwars/ Flagwars]</ref> zeigt verschiedene Spannungen zwischen einer städtischen schwarzen Gemeinde und wohlhabenden [[LGBT]]-Ankömmlingen in Columbus, Ohio. Die Konflikte um die Gentrifizierung führen zu [[Rassismus]]vorwürfen auf der einen und [[Homophobie]]anschuldigungen auf der anderen Seite. Bekannt wurde ein tatsächliches Vorkommnis in Washington, D.C., wo 2006 eine schwarze christliche Gemeinde im traditionsreichen, schwarzen Stadtteil [[Shaw (Washington, D.C.)|Shaw]] einer in der Nachbarschaft einer Kirche geplanten Schwulenbar die Ausschanklizenz streitig machte.<ref>{{cite news| url=http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/04/19/AR2006041902922_pf.html | work=The Washington Post | title=In Shaw, Pews vs. Bar Stools}}</ref> <br />
<br />
In Berlin gilt der Stadtteil [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]] als bevorzugtes Viertel der schwulen Szene und einer dadurch vorangetriebenen Gentrifizierung und als Tatort von [[Homophobie|homophoben]] Überfällen, auch mit Beteiligung von Migranten.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-schoeneberg-angst-im-schwulen-kiez/1428078.html Berlin-Schöneberg Angst im schwulen Kiez], Tagesspiegel 26. Januar 2009 Von Tanja Buntrock</ref> Ein im September 2011 erschienenes Buch von Koray Yılmaz-Günay, Mitarbeiter der [[Rosa-Luxemburg-Stiftung]] und Vorstandsmitglied des Integrationsbeirats der Stadt Berlin,<ref>[http://www.taz.de/Teilhabe-/!94820/ taz. 7. Juni 2012, abgerufen am 5. August 2012</ref> versucht ein politisch instrumentalisiertes Zusammenspiel von Gentrifizierung und [[Islamfeindlichkeit|antimuslimischem]] Rassismus nachzuweisen.<ref>[http://salihalexanderwolter.de/70/ Ist Krieg oder was? Queer Nation Building in Berlin-Schöneberg, in: Karriere eines konstruierten Gegensatzes: zehn Jahre «Muslime versus Schwule» – Sexualpolitiken seit dem 11. September 2001, hg. von Koray Yılmaz-Günay, Berlin: 2011, S.15-24.]</ref><br />
<br />
==== Einwandererviertel und Chinatowns ====<br />
Die amerikanische Soziologin [[Min Zhou]] unterscheidet [[Chinatown]]s von anderen klassischen „Einwanderervierteln“. Chinatowns seien länger stabil und böten über eine Übergangsstation Möglichkeiten für unterschiedliche Gruppierungen und Schichten, sie seien als eigene Wirtschaftszonen anzusehen.<ref name="min">Min Zhou: ''Chinatown: The Socioeconomic Potential of an Urban Enclave Conflicts.'' In: ''Urban & Regional.'' Temple University Press, Philadelphia 1995, ISBN 1-56639-337-X.</ref> Das in dem Sinne erfolgreiche Gentrifizieren, das Etablieren als Touristenattraktion wie das Kommen und die dauerhafte Ansiedlung von Menschen und Aktivitäten mit asiatischem Bezug jenseits von China wird dabei als positives Zeichen gesehen.<br />
<br />
== Historische und aktuelle Beispiele ==<br />
[[Datei:ManhattanfromBrooklyn.JPG|miniatur|Die Promenade von Brooklyn Heights mit dem Blick auf Manhattan]]<br />
[[Datei:Aker brygge og Tjuvholmen pano1.jpg|miniatur|Das heutige Szeneviertel Aker Brygge in Oslo]]<br />
<br />
Das heutige Phänomen Gentrifizierung ist bereits aus der römischen Antike bekannt.<ref name="Roman">Helen Parkins, Christopher John Smith: ''Trade, traders, and the ancient city.'' Routledge, 1998, S. 197.</ref> Im [[Paris]] des 19. Jahrhunderts führte der Stadtumbau des Präfekten [[Georges-Eugène Haussmann|Baron Haussmann]] und die damit einhergehende [[Immobilie]]n-[[Spekulation (Wirtschaft)|Spekulation]] zur verstärkten Ansiedlung der [[Bourgeoisie]] im Zentrum und zur Verlagerung von Arbeiterwohnungen an den Stadtrand.<ref>[http://taz.de/!74548/ Max Rousseau: ''Die Stadt als Mobilitätsmaschine''], Artikel vom 17. Juli 2011 im Portal ''taz.de'', abgerufen am 27. Juli 2011</ref><br />
<br />
In der [[Schweiz]] beobachtet man Gentrifizierung bei den Zürcher Stadtteilen [[Seefeld (Stadt Zürich)|Seefeld]] und [[Aussersihl]], sowie in Bern in der [[Länggasse (Bern)|Länggasse]] und der [[Lorraine (Bern)|Lorraine]].<ref>[http://wiki.krz.li/oz ''Die «Yuppisierung» des Seefeldes.''] In: ''tagesanzeiger.ch.''</ref><ref>Viel [http://wiki.krz.li/8J ''Sympathie für Langstrasse.''] In: ''stadt-wohnen.ch.''</ref><ref>[http://www.bern.ch/leben_in_bern/stadt/statistik/publikationen/kurzberichte/sozialraumlichestadtentwicklunginbern.pdf ''Sozialräumliche Stadtentwicklung in Bern''] (PDF; 1,8&nbsp;MB)</ref><br />
In [[Wien]] sind beispielsweise das [[Karmeliterviertel]] und das Ottakringer [[Brunnenmarkt]]viertel von einem Gentrifizierungsprozess milderer Ausprägung betroffen, am [[Spittelberg (Wien)|Spittelberg]] ist der Prozess bereits abgeschlossen.<ref>[http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=752 ''Niederer Stadtadel.''] In: ''[[Falter (Wochenzeitung)|Wiener Stadtzeitung Falter]].'' 13.&nbsp;August 2008, abgerufen am 27.&nbsp;August 2010</ref><br />
<br />
Die Arbeiterstadt [[Cambridge (Massachusetts)|Cambridge]] in den USA befindet sich in unmittelbarer Nähe der Eliteuniversitäten [[Harvard University|Harvard]] und [[Massachusetts Institute of Technology|M.I.T.]] Die angestammten Einwohner sind vor allem [[Irisch-Amerikaner]] und setzen sich gegenüber der [[White Anglo-Saxon Protestant|WASP]]-Klientel der Universitäten ab. Dabei werden einzelne lokale Forderungen wie im Falle der [[Populismus|Populistin]] [[Louise Day Hicks]] zur Abschaffung des sogenannten [[Busing]] als rassistisch kritisiert. Die angestammte Einwohnerschaft ist im Gegensatz zu vielen anderen Vierteln in der Lage, sich gegenüber den oft aufgrund von Zeitverträgen nur temporär anwesenden Forschern zu behaupten und einem kompletten Bewohneraustausch entgegenzuwirken. Das dichtbesiedelte und nach wie vor multikulturelle Cambridge gilt als eine der linkesten Städte der USA<ref>[http://www.govpro.com/News/Article/31439/ ''Studie zu der politischen Ausrichtung von Städten in den USA.'']</ref> und wurde deswegen schon spöttisch als „[[Volksrepublik]] Cambridge“<ref>[http://www.universalhub.com/glossary/peoples_republic_the.html ''Wicked Good Guide to Boston English.'']</ref> bezeichnet.<br />
<br />
In [[Oslo]], heute eine der teuersten Städte Europas, sind von der Gentrifizierung unter anderem die ehemaligen Arbeiterviertel [[Rodeløkka]], Kampen sowie [[Grünerløkka]] betroffen. Aus dem früheren Industrieufer [[Aker Brygge]] wurde die teuerste Lage der Stadt. Man spricht von einigen Abschnitten als Vorzeichen des „neureichen Norwegens“.<ref>Tone Huse: ''Tøyengata – et stykke nyrikt Norge.'' (Die Tøyengata, ein Stück neureiches Norwegen), Flamme Forlag, Oslo 2010.</ref> Dabei sind allgemein symbolische Aspekte der Stadtgestaltung und des städtischen Raumes beim Gentrifizierungsprozess wichtig.<ref name="Byen">Oddrun Sæter, Marit Ekne Ruud: ''Byen som symbolsk rom. Bypolitikk, stedsdiskurser og gentrifisering i Gamle Oslo.'' Universitetet i Oslo/Byggforsk forlag, Oslo 2005. (Die Stadt als symbolhafter Raum. Stadtpolitik, Stadtdiskurs und Gentrifizierung in der Osloer Altstadt, erschienen im Verlag Stadtforschung, Schriften der Universität Oslo)</ref><br />
<br />
=== Begriff der symbolischen Gentrifizierung anhand der Entwicklung in Berlin ===<br />
[[Datei:mk Berlin Pfefferberg.jpg|miniatur|Neue Gastronomie und (Sub-) Kultur als Zeichen der Gentrifizierung am Prenzlauer Berg, Berlin]]<br />
<br />
In [[Berlin]] galten bis 1989 [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]] sowie nach dem Mauerfall [[Berlin-Friedrichshain|Friedrichshain]] und [[Berlin-Prenzlauer Berg|Prenzlauer Berg]] als Gegenstand von Gentrifizierungsprozessen. Die [[Volkskunde|Volkskundlerin]] Barbara Lang spricht dabei von einem ''Mythos Kreuzberg'',<ref name="Myt">Barbara Lang: ''Mythos Kreuzberg: Ethnographie eines Stadtteils (1961–1995).'' Campus Verlag, 1998, ISBN 3-593-36106-X.</ref> der mit der Realität nur wenig zu tun habe. Dabei werde mit Gentrifizierung eine angeblich von außen geplante und verursachte, regelrecht gewaltsame Umgestaltung eines angestammten Milieus bezeichnet. Lang zufolge sei der Gegensatz von ''[[Yuppie]]s und [[Alternative Szene|Alternativen]]'' konstruiert. Zum einen seien die Verbraucher und Bewohner zumeist dieselben, die Konsumgewohnheiten wie kulturellen Ansprüche hätten sich geändert.<ref name="Myt" /> Die tatsächlichen messbaren Anzeichen für Gentrifizierung in Kreuzberg seien geringer als in anderen Städten. Wenn die angestammte Kreuzberger Alternativszene aus der Mode käme, sei dies auf das Desinteresse der [[Generation X (Soziologie)|Generation X]] an derlei monolithischen Lebensentwürfen zurückzuführen.<ref name="Myt" /> Langes Begriff einer „symbolischen Gentrifizierung“ gilt als wichtige Erweiterung des Begriffs und wurde auf das benachbarte Friedrichshain übertragen.<ref>Péter Niedermüller: ''Soziale Brennpunkte sehen?'' In: ''Berliner Blätter.'' Ausgabe 32, LIT Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-6996-2.</ref><br />
<br />
=== Supergentrifizierung ===<br />
[[Datei:D-oberkassel panorama.jpg|miniatur|[[Düsseldorf-Oberkassel]]: Stadtviertel mit Tendenzen zur Supergentrifizierung]]<br />
<br />
[[Loretta Lees]] vom [[King’s College London]] spricht angesichts der [[City of London]] von einem Prozess der „Supergentrifizierung“ durch Investmentbanker und weitere äußerst vermögende international Berufstätige. Die Supergentrifizierung des Londoner Viertels [[Notting Hill]] wurde in der zugehörigen [[Notting Hill (Film)|Verfilmung]] thematisiert, in der ein kleiner Buchhändler eine millionenschwere Hollywoodschauspielerin kennenlernt. Beim Islingtoner Sprengel [[Barnsbury]], in dem [[Tony Blair]] mit seiner Familie vor seiner Wahl 1997 lebte, lagen Preise für kleinere Einzelhäuser mit Garten um 700.000&nbsp;£ und mehr. Vergleichbare Immobilien in benachbarten Vierteln lagen 2006 zumeist 100- oder 200.000&nbsp;£ darunter.<ref name="TimesSuperGentrification">Lewis Smith: [http://www.timesonline.co.uk/tol/news/uk/article624781.ece ''There's plain gentrification … and then you have Islington.''] In: ''[[The Times]].'' 1. September 2006.</ref> Die typischen Neuankömmlinge in Barnsbury haben eine [[Oxbridge]]-Universitätsausbildung. Sie sind zwar wohlhabend, sind im Gegensatz zu klassischen Superreichen auf ein regelmäßiges Einkommen angewiesen und verdienen 150.000&nbsp;£ und mehr jährlich vor allem in der benachbarten City of London.<br />
<br />
In den USA gilt [[Brooklyn Heights (Brooklyn)|Brooklyn Heights]] in New York als supergentrifiziert. In Deutschland zeigt der Standort [[Düsseldorf-Oberkassel]] eine Tendenz zur Supergentrifizierung. Preise für Einfamilienhäuser rangieren hier&nbsp;– getrieben durch internationale Nachfrage&nbsp;– im Durchschnitt bei 1,4 Millionen Euro mit jährlichen Preisanstiegen von mehr als 20 Prozent.<ref>Corpus Sireo Makler: [https://www.sskduesseldorf.de/pdf/Cityreport06_2011.pdf ''City Report Wohnen 2011.''] Düsseldorf 2011, und Jo Achim Geschke: [http://www.derwesten.de/staedte/duesseldorf/Knapper-Wohnraum-treibt-in-Duesseldorf-die-Preise-hoch-id4794324.html ''Knapper Wohnraum treibt in Düsseldorf die Preise hoch.''] In: ''Der Westen.'' 22. Juni 2011, abgerufen am 24. Juni 2011</ref><br />
<br />
== Konfliktlösungsstrategien ==<br />
[[Datei:Schwasi7 Umzug.jpg|thumb|Die Schwabinger 7 vor dem Umzug 2011]]<br />
<br />
Historische und technische Umbruchprozesse (vgl. [[Mauerfall#Mauerfall|Mauerfall]] oder [[Industrialisierung]] und [[Deindustrialisierung]]) lassen sich nicht verhindern. Daher wird die Aufwertung von verelendeten oder lange vernachlässigten Stadtvierteln in der Regel befürwortet, um einen [[Stadtverfall]] zu vermeiden.<br />
<br />
=== Moderierte Stadtentwicklung in München === <br />
Der Münchener Stadtteil [[Schwabing]] wurde bereits im 19. Jahrhundert durch die Anlage von [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität]] und [[Akademie der Bildenden Künste München|Kunstakademie]] erheblich aufgewertet, nachdem zuvor die ehemaligen Münchner Umlandgemeinde zunächst in eine ärmliche Vorstadt und schließlich nach der Eingemeindung in ein angesagtes Viertel des [[Jugendstil]]s und in eine bevorzugte Künstlerwohnlage ''[[Fanny zu Reventlow|Wahnmoching]]'' umgewandelt wurde. Diese von der Urbanisierung nicht zu trennende Gentrifizierung wurde in einer Vielzahl von literarischen Zeugnissen begleitet und verarbeitet. Es kam dennoch im 20. Jahrhundert zu erheblichen Konflikten.<br />
<br />
Ursachen der regelrechten Straßenschlachten im Rahmen der [[Schwabinger Krawalle]] von 1962 waren vor allem kulturelle Themen, so die Frage der Ruhestörung durch Straßenmusiker. In München wurde darauf lange vor den [[68er-Bewegung|68er-Unruhen]] begonnen, die Stadtentwicklung in Kooperation mit den Bewohnern zu begleiten und zu moderieren. Zudem wurde das Vorgehen der Ordnungskräfte durch den Einsatz von Psychologen, moderner Technik und neuer Polizeieinsatzstrategien angepasst.<ref>Michael Sturm: ''Wildgewordene Obrigkeit?'' In: Gerhard Fürmetz (Hrsg.): ''Schwabinger Krawalle.'' Essen 2006, S. 59–105.</ref> Das Instrument der [[Erhaltungssatzung]] ist in München unter anderem im Bereich des [[Lehel (München)|Lehels]] und der [[Maxvorstadt]] noch 2010 im Einsatz und ermöglicht unter anderem über ein Vorkaufsrecht der Stadt eine Einschränkung der Luxussanierung und Aufteilung von Wohnobjekten in teure Einzelwohnungen.<ref>[http://www.baugenehmigung-muenchen.info/de/publikationen/vorkaufsrecht-und-erhaltungssatzung-in-der-landeshauptstadt-muenchen.html ''Vorkaufsrecht und Erhaltungssatzung in der Landeshauptstadt München.'']</ref><br />
Die vom Münchner Oberbürgermeister [[Christian Ude]] als ''Saufkneipe in einer ehemaligen Nachkriegsbaubaracke'' charakterisierte [[Schwabinger 7]] wurde als klassischer Vertreter des ''ranzigen'', nicht durchgestylt gentrifizierten Münchens<ref Name="ranz">[http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/ende-einer-kult-kneipe-servus-ranziges-muenchen-a-771173.html Ende einer Kult-Kneipe Servus, ranziges München] SZ 29. Juni 2011 von Christopher Haarhaus</ref> für ein Luxuswohnprojekt abgerissen und unter Verwendung von [[Spolien]] der althergebrachten Einrichtung in der Nachbarschaft wieder eingerichtet.<br />
<br />
=== Charta von Bologna ===<br />
[[Datei:Bologna014.jpg|thumb|Canale delle Moline in Bologna]]<br />
Bereits 1974 wurden bei der Erneuerung der lange vernachlässigten Altstadtquartiere in [[Bologna]] ein Sanierungsprogramm aufgestellt, das unter anderem in einer Resolution des [[Europarat]]s anerkannt und für andere Quartiere empfohlen wurde.<ref>[http://www.dnk.de/_uploads/media/147_1974_Europarat_hist_Ortskerne.pdf 1974 ''Europarat-Symposium Nr. 2 – Schlussresolution: Die sozialen Aspekte der Erhaltung historischer Ortskerne.''] (PDF; 62&nbsp;kB) Europarat (Bologna, 22. bis 26. Oktober 1974)</ref> In Bologna wurden den Bewohnern während der Sanierung Ausweichquartiere angeboten. Die denkmalgerechte Sanierung der historischen Substanz wurde von der Stadt finanziell unterstützt, die Eigentümer umgekehrt zu moderaten Mieten wie Mieterhöhungen verpflichtet. Einige Bauten wurden einer Neunutzung zugeführt, welche die sozialkulturellen Bedürfnisse und Wünsche der bestehenden Bevölkerung berücksichtigte.<br />
<br />
=== Stärkung der sozialen Stadt ===<br />
[[Peter Marcuse]] empfahl gezielten [[Sozialer Wohnungsbau|sozialen Wohnungsbau]], der über städtebauliche Verträge der planenden Kommunen mit Privatinvestoren oder über eine entsprechende staatliche Subventionierung aus Steuermitteln finanziert werden kann.<ref>[http://www.marcuse.org/peter/szinterview067.htm Florian Urban: ''Das Recht auf vier Wände''], Interview mit Peter Marcuse in der Süddeutschen Zeitung vom 11. Juli 2006, Homepage von Peter Marcuse, abgerufen am 30. Juni 2011</ref> Auch der Stadtforscher [[Hartmut Häußermann]] riet zu Sozialem Wohnungsbau. Die einzelnen Wohnprojekte der sozialen Stadterneuerung sollten hierbei in kleinen Einheiten in allen Stadtteilen realisiert werden, wie eine Art ''[[Akupunktur]]''.<ref>[http://www.taz.de/!32898/ ''„Die Bürger sind ein wichtiges Korrektiv“'' – Interview von Kristina Pezzei mit Hartmut Häußermann am 6. April 2009], abgerufen im Portal ''taz.de'' am 28. März 2012</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Jürgen Friedrichs]], Robert Kecskes (Hrsg.): ''Gentrification. Theorie und Forschungsergebnisse.'' Leske + Budrich, Opladen 1996, ISBN 3-8100-1662-4, S. 11–15.<br />
* [[Andrej Holm]]: ''Die Restrukturierung des Raumes. Stadterneuerung der 90er Jahre in Ostberlin. Interessen und Machtverhältnisse''. transcript, Bielefeld 2006, ISBN 3-89942-521-9.<br />
* Andrej Holm: ''Wir Bleiben Alle!. Gentrifizierung – Städtische Konflikte um Aufwertung und Verdrängung''. Unrast, Münster 2010, ISBN 978-3-89771-106-8.<br />
* Katja Schmitt: ''Ein Kiez im Wandel. Gentrification und Nutzungskonflikte am Helmholtzplatz''. SBV Schkeuditzer Buchverlag, Schkeuditz 2005, ISBN 3-935530-46-3.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Gentrification|Gentrifizierung}}<br />
<br />
* ''[http://policing-crowds.org/urbanization/urban/neil-smith-gentrification-in-berlin-and-the-revanchist-state Gentrification in Berlin and the Revanchist State].'' - Interview vom 20. Oktober 2007 mit Prof. Dr. [[Neil Smith (Geograph)|Neil Smith]] (CUNY) über Gentrifizierung und Staatshandeln in Berlin (engl.)<br />
* ''[http://unkultur.olifani.de/?p=218 Gentrifizierung als Ideologie. Linke Stadtteilinitiativen und ihr Verhältnis zu Ökonomie und Stadtraum.]'' - Kritische Analyse der Bezugnahme auf das Gentrifizierungs-Modell durch linke Gruppen<br />
* ''[http://www.bpb.de/publikationen/5C7FXX,1,0,Gentrifizierung_im_21_Jahrhundert.html#art1 Gentrifizierung im 21. Jahrhundert bei der Bundeszentrale für politische Bildung]''<br />
* ''[http://gentrificationblog.wordpress.com/ Gentrificationblog]'' - Nachrichten zur Stärkung von Stadtteilinitiativen und Mieter/innenkämpfen<br />
* ''[http://www.ndr.de/fernsehen/media/nordstory117.html Der Schmerz von St. Pauli]'' - Video über den Umstrukturierungsprozess auf St. Pauli (Erstsendung im NDR-Fernsehen am 19. November 2010)<br />
* ''[http://schuelerfragen.at/questions/1068 So war das nicht gemeint]'' - Video über einen Vortrag von Andrej Holm am 28. Februar 2011 in Wien über das Thema Gentrification<br />
* ''[http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/17/Beilage/005.html Ingrid Breckner: Gentrifizierung im 21. Jahrhundert]'', in: Das Parlament, 17/2010, Beilage Stadtentwicklung vom 26. April 2010<br />
* ''[http://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=3&broadcast=348710&datum=20110714&playtime=1310641621&fileid=9949e0ca&sendung=34871&beitrag=150168&/ Deutschlandradio Kultur: Länderreport: Gesunde Mischung oder homogene Quartiere? Gentrifizierung in Frankfurt, Berlin und München]'', Audiodatei der Sendung vom 14. Juli 2011<br />
* Moritz Assall: ''[http://forum-recht-online.de/wp/wp-content/uploads/2012/04/FoR1101_005_assal.pdf Probier's mal mit Gemütlichkeit – Gentrification am Beispiel Hamburgs] (PDF; 383&nbsp;kB)''. In: Forum Recht 01/2011, S. 5f.<br />
* [http://www.youtube.com/watch?v=lpw43qWAiA8 ''Gentrification als Geschäftsmodell'' – ''YouTube''-Video über die Präsentation einer immobilienwirtschaftlichen Modellrechnung für erzielbare Mieteinnahmen im Falle einer renovierten Altbauwohnung in einem Berlin-Neuköllner Mietshaus (''Berliner Immobilienrunde'' im Hotel Maritim, Berlin, August 2011)]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Siedlungsgeographie]]<br />
[[Kategorie:Theorie (Stadtentwicklung)]]<br />
[[Kategorie:Sozialer Wandel]]<br />
[[Kategorie:Klassismus]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=R101&diff=117315117R1012013-04-09T16:06:23Z<p>132.195.106.57: /* Die letzte Reise */ Interpunktion, holprig wirkende Formulierungen</p>
<hr />
<div>[[Bild:R101.jpg|thumb|Die R101]]<br />
Die '''R101''' war wie ihr Schwesterschiff die ''[[R100]]'' ein britisches [[Verkehrsluftschiff]] in den Jahren 1929 und 1930. Es wurde von der staatlichen Royal Airship Works in [[Cardington (Bedfordshire)|Cardington]] in [[Starrluftschiff]]bauweise gefertigt und sollte unter anderem der Verbindung [[England]]s mit seinen überseeischen Kolonien dienen. Zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung war es die größte Flugmaschine, die bis dahin je gebaut worden war. Bei Absturz in der Nähe von [[Paris]] kamen in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober 1930 durch die Feuerwalze der Wasserstoffexplosion 48 der 54 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben. Unter ihnen war auch der damalige britische Luftfahrtminister [[Christopher Thomson, 1st Baron Thomson|Lord Thomson]] und der Konstrukteur des Luftschiffes [[Vincent Richmond]]. Beim Staatsbegräbnis der Opfer waren auch [[Hugo Eckener]] und [[Hans von Schiller]] als Vertreter der deutschen Luftschiffer anwesend. Hugo Eckener wurde bei den Untersuchungen zur Unglücksursache als Experte mit herangezogen.<br />
<br />
== Technik ==<br />
Schon beim Jungfernflug am 14. Oktober 1929 stellte man fest, dass das Schiff untermotorisiert und zu schwer war. Daraufhin wurde es im Winter 1929/30 von 224&nbsp;m auf 237&nbsp;m verlängert, um das [[Traggas]]volumen um 16.000&nbsp;m³ auf insgesamt 156.000&nbsp;m³ zu erhöhen. Außerdem wurden Strukturteile entfernt, um das Gewicht zu reduzieren. Die Geschwindigkeit wurde von circa 100&nbsp;km/h auf etwa 115&nbsp;km/h gesteigert. Der Rumpfdurchmesser betrug 40&nbsp;m. Eine Langstreckenreise nach [[Kanada]] mit zweimaliger [[Atlantik]]überquerung absolvierte das Luftschiff dann ohne Probleme.<ref name="GTHZeitung1930">{{Literatur|Autor=N.N.|Titel=R 101 durch Explosion vernichtet|TitelErg=Das englische Luftschiff R101 auf der Indienfahrt bei Beauvais verbrannt - 50 Tote, darunter der englische Luftfahrtminister Lord Thomson|Sammelwerk=Gothaer Tageblatt|Band=82|Nummer=234|Ort=Gotha|Jahr=1930|Monat=Oktober|Tag=6}}</ref><br />
<br />
Die ''R101'' hatte als Antrieb fünf [[Dieselmotor]]en mit je 485&nbsp;kW Leistung. Sie verfügte über Einrichtungen zum Transport von 100 Personen, darunter zwei Passagierdecks mit einem Speisesaal für 60 Personen und einem Raucherzimmer für 20 Passagiere. Damit übertraf die ''R101'' das einzige weitere damals existierende Passagierstarrluftschiff, den ''[[LZ 127|LZ 127 "Graf Zeppelin"]]'' in fast allen Belangen. Auch der deutsche Luftschiffkapitän Dr. [[Hugo Eckener]] besichtigte bei einem Besuch in England das Schiff.<br />
<br />
== Inbetriebnahme ==<br />
Das überarbeitete Schiff wurde am 26. September 1930 mit [[Wasserstoff]]gas gefüllt und sollte noch am gleichen Tag ausgehallt werden. Der Wind war jedoch sehr stark, so dass das Luftschiff erst am 1. Oktober ausgehallt und an den [[Ankermast]] gelegt wurde. <br />
<br />
Um 16:30 Uhr am 1. Oktober verließ die ''R101'' den Ankermast für eine abschließende 24-Stunden-Testfahrt. Dabei sollten die Motoren und andere Systeme überprüft werden. Bei gut verlaufenden Tests sollte die Fahrt auch schon früher beendet werden. Das Schiff verließ Cardington in Richtung Süden nach London und steuerte dann nach Osten der [[Themse]] folgend. Die Nacht verbrachte das Schiff über der Nordsee. Durch den Ausfall eines [[Kühler]]s an der vorderen Steuerbordmaschine konnte kein Höchstgeschwindigkeitstest gefahren werden. Alle anderen Tests wurden als erfolgreich bewertet und es wurde notiert, dass die Flugeigenschaften sich durch die Verlängerung deutlich verbessert hätten. Das Schiff kehrte um 9:20 Uhr am nächsten Morgen nach etwa 17 Stunden bei ruhigem Flugwetter zu seinem Ankermast in Cardington zurück.<br />
<br />
Die anschließende Auswertung ergab keine Mängel oder Lecks. Der notwendige Höchstgeschwindigkeitstest sollte während der anstehenden Indien-Reise nachgeholt werden.<br />
<br />
== Pläne einer transkontinentalen Verbindung ==<br />
Das britische Empire benötigte ein zuverlässiges und möglichst schnelles Transportmittel, um zumindest Verwaltungsbeamte und Militärs rasch an die Brennpunkte der sich im Umbruch befindlichen Kolonialgebiete befördern zu können. Zudem waren Geschäftsreisende und Touristen als Zielgruppe der zu gründenden Luftfahrt- und Betreibergesellschaften im Gespräch. <br />
<br />
== Die letzte Reise ==<br />
Am 4. Oktober 1930 um 18:24 Uhr startete die ''R101'' unter Captain ''Raymond Hinchcliffe'' und Pilot ''H. Carmichael Irwin'' bei Nieselregen zu einer Demonstrationsfahrt mit Ziel [[Karatschi]], das damals zur Kolonie [[Britisch-Indien]] gehörte. Nach der Kontinentalüberquerung (man wählte die Passage durch das Rhonetal um die Alpen westlich zu umfliegen) und der Mittelmeerüberquerung sollte in Ägypten ein Zwischenstopp zum Tanken eingelegt werden.<br />
<br />
Unter den Passagieren befand sich der britische Luftfahrtminister Lord Thomson in Begleitung weiterer Luftschiffexperten, Major ''Scott'', der die Erprobungsfahrt nach Kanada vorgenommen hatte und ''Seston Brencker'', der als erfahrener Luftschiffer aus der Zeit des Ersten Weltkrieges galt und auch mit Dr. Eckener befreundet war. Die meisten der 50 Passagiere waren jedoch Zivilisten. <br />
<br />
Etwa kurz nach 20 Uhr überquerte das Luftschiff [[London]]. Bereits über dem [[Ärmelkanal]] wurde die Außenhülle durch einen Sturm beschädigt und ein Teil der 16 Gaszellen lag frei. Über die folgenden Ereignisse berichteten die europäischen Tageszeitungen ab dem 6. Oktober folgende Details:<br />
Nach dem Überfliegen der französischen Kanalküste verschlechterte sich die Sicht zunehmend. Die Passagiere und die dienstfreien Crewmitglieder waren früh zu Bett gegangen, da man keine Sicht mehr hatte. Der Funker nahm mit dem französischen Flugplatz Le Bourget Funkkontakt auf, um sich ständig durch Kreuzpeilung über Position und Kurs des Schiffes zu informieren. Der letzte Funkkontakt durch den diensthabenden Funker Disley, der überlebte, fand 1:43 Uhr statt. Drei Minuten zuvor hatte das Schiff durch heftige Turbulenzen etwa 500&nbsp;m an Höhe verloren, ein Fallwind riss das Schiff nach unten. Der diensthabende Bordingenieur Leach bestätigte die Angaben und ergänzte, dass starke Windböen das Schiff ergriffen hatten, die Sicht war minimal und der Pilot hatte keine Information mehr über die Flughöhe, daher befahl er die Zuschaltung aller Motoren um mit maximalem Schub wieder an Höhe zu gewinnen. Der Aufstiegsversuch misslang, offenbar reagierte das Höhenruder nicht mehr. Der Bug des Luftschiffs hatte bereits einige Bäume am Boden gestreift, was die Passagiere weckte, gleichzeitig wurden die im Inneren des Schiffs laufenden Besatzungsmitglieder, darunter der Funker, aus der Takelage geworfen. Der Funker fiel aus dem Luftschiff, in diesem Moment nur wenige Meter über Grund. Etwa 100&nbsp;m bis 150&nbsp;m weiter rammte das Heck des Luftschiffs einen Hügel, damit wurde die Explosion ausgelöst. Der Aufprall löste eine Druckwelle aus, die weitere Schäden im Schiff erzeugte. Ein geborstener Wassertank ergoss sich über eine mittlere Kabine und sicherte so das Überleben der dort befindlichen Passagiere, die nur schwere Verbrennungen und Brüche erlitten. Bordingenieur Lead gelang es mit einem Messer die Kabinenwand zu durchtrennen und mit ihm konnten weitere Personen aus der Kabine entkommen. Die Flammen hatten bereits die Treibstoffvorräte und alles Brennbare entzündet, das Luftschiff brannte noch zwei Tage bis alle Flammen gelöscht waren. <br />
<br />
[[Bild:R101 wreckage.jpg|thumb|Das Wrack der R101 - vermutlich zwei Tage nach dem Absturz, zuvor war der Unglücksort durch Militäreinheiten abgeriegelt.]]<br />
Am Boden waren die Bewohner in [[Beauvais]] und den nördlich angrenzenden Ortschaften von den ungewohnten Geräuschen der stark surrenden Motoren (Volllastbetrieb) aus dem Schlaf gerissen worden. Als das Luftschiff explodierte, rannten sofort Menschen zur Unglücksstelle, um zu helfen. Die Gendarmerie informierte den französischen Innenminister, dieser den französischen Luftfahrtminister Laurent Eunac, der in den frühen Morgenstunden von Paris kommend am Unglücksort eintraf, ihm folgte in kurzem Abstand weitere Militärs und der britische Botschafter in Paris. Das Absuchen des Geländes hatte noch in den Nachtstunden begonnen, die Mehrzahl der Toten war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Anhand der Passagierliste galten auch nach Tagen noch drei Personen als vermisst, man vermutet ihre sterblichen Überreste in der Asche der völlig ausgebrannten Kabinen. Zumindest acht Überlebende konnten sofort geborgen und in das Spital der Stadt [[Beauvais]] gebracht werden, dort verstarben zwei Mitglieder der Crew, nur sechs Personen überlebten diese Katastrophe.<br />
<br />
Der deutsche Luftschiffkonstrukteur [[Hugo Eckener]] wurde bei einem Testflug vom Bodensee nach Berlin über Funk von der Katastrophe informiert. Der Test wurde in Leipzig abgebrochen, wo Eckener interviewt wurde. Nach seiner Überzeugung führte eine Kombination von Zufällen und der ungünstigen Witterung zum Desaster:<br />
Eckener gab an, dass das Schiff zum Zeitpunkt der Katastrophe - gerade fünf Stunden in der Luft - noch volle Ballast- und Treibstofftanks hatte. Vermutlich war das Schiff noch stärker überladen, denn man wollte möglichst wenige Unterbrechungen einlegen, um rasch in Ägypten anzukommen. Die Reise sollte zum Prestige der britischen Luftfahrtindustrie beitragen. Das somit schwer beladene Luftschiff war für die vorherrschende böige Flugwetterlage zu träge und die Größe des Schiffes wurde zum Verhängnis, als man in Bodennähe von starken Fallwinden erfasst wurde. Die Hauptursache der Katastrophe dürfte nach seiner Meinung in der fehlenden Information über die tatsächliche Flughöhe begründet liegen, denn dann hätte ein Impakt verhindert werden können (Ballasttanks leeren). Ob das Höhenruder bereits vor dem Aufprall defekt war, konnte nicht ermittelt werden, da dieser Bereich des Schiffs beim Bodenkontakt deformiert wurde.<ref name="GTHZeitung1930" /><br />
<br />
Das Wrack blieb bis 1931 an der Unglücksstelle liegen. Schrotthändler aus Sheffield, die auf Edelstahl spezialisiert waren, wurden engagiert, um es zu verwerten. In den Büchern der Firma Zeppelin ist verzeichnet, dass sie dort 5.000&nbsp;kg [[Duraluminium]] kauften.<ref>[http://www.century-of-flight.net/Aviation%20history/coming%20of%20age/R101%20disaster.htm www.century-of-flight.net]</ref> <br />
<br />
Nach diesem Ereignis gab England den Bau weiterer großer [[Luftschiff]]e auf.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
*[[Zeppelin]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.century-of-flight.net/Aviation%20history/coming%20of%20age/R101%20disaster.htm www.century-of-flight.net ] <br />
*[http://www.aht.ndirect.co.uk/airships/r101/index.html R101 bei airshipsonline (englisch)]<br />
*[http://www.currell.net/models/r101.htm Ein Papiermodell der R101 zum Ausdrucken (englisch)]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Britische Starrluftschiffe}}<br />
<br />
[[Kategorie:Luftschiff]]<br />
[[Kategorie:Flugunfall]]<br />
[[Kategorie:Abkürzung]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=R101&diff=117314759R1012013-04-09T15:54:59Z<p>132.195.106.57: /* Die letzte Reise */ Interpunktion korrigiert, aber fragwürdige Hervorhebung einzelner Namen beibehalten</p>
<hr />
<div>[[Bild:R101.jpg|thumb|Die R101]]<br />
Die '''R101''' war wie ihr Schwesterschiff die ''[[R100]]'' ein britisches [[Verkehrsluftschiff]] in den Jahren 1929 und 1930. Es wurde von der staatlichen Royal Airship Works in [[Cardington (Bedfordshire)|Cardington]] in [[Starrluftschiff]]bauweise gefertigt und sollte unter anderem der Verbindung [[England]]s mit seinen überseeischen Kolonien dienen. Zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung war es die größte Flugmaschine, die bis dahin je gebaut worden war. Bei Absturz in der Nähe von [[Paris]] kamen in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober 1930 durch die Feuerwalze der Wasserstoffexplosion 48 der 54 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben. Unter ihnen war auch der damalige britische Luftfahrtminister [[Christopher Thomson, 1st Baron Thomson|Lord Thomson]] und der Konstrukteur des Luftschiffes [[Vincent Richmond]]. Beim Staatsbegräbnis der Opfer waren auch [[Hugo Eckener]] und [[Hans von Schiller]] als Vertreter der deutschen Luftschiffer anwesend. Hugo Eckener wurde bei den Untersuchungen zur Unglücksursache als Experte mit herangezogen.<br />
<br />
== Technik ==<br />
Schon beim Jungfernflug am 14. Oktober 1929 stellte man fest, dass das Schiff untermotorisiert und zu schwer war. Daraufhin wurde es im Winter 1929/30 von 224&nbsp;m auf 237&nbsp;m verlängert, um das [[Traggas]]volumen um 16.000&nbsp;m³ auf insgesamt 156.000&nbsp;m³ zu erhöhen. Außerdem wurden Strukturteile entfernt, um das Gewicht zu reduzieren. Die Geschwindigkeit wurde von circa 100&nbsp;km/h auf etwa 115&nbsp;km/h gesteigert. Der Rumpfdurchmesser betrug 40&nbsp;m. Eine Langstreckenreise nach [[Kanada]] mit zweimaliger [[Atlantik]]überquerung absolvierte das Luftschiff dann ohne Probleme.<ref name="GTHZeitung1930">{{Literatur|Autor=N.N.|Titel=R 101 durch Explosion vernichtet|TitelErg=Das englische Luftschiff R101 auf der Indienfahrt bei Beauvais verbrannt - 50 Tote, darunter der englische Luftfahrtminister Lord Thomson|Sammelwerk=Gothaer Tageblatt|Band=82|Nummer=234|Ort=Gotha|Jahr=1930|Monat=Oktober|Tag=6}}</ref><br />
<br />
Die ''R101'' hatte als Antrieb fünf [[Dieselmotor]]en mit je 485&nbsp;kW Leistung. Sie verfügte über Einrichtungen zum Transport von 100 Personen, darunter zwei Passagierdecks mit einem Speisesaal für 60 Personen und einem Raucherzimmer für 20 Passagiere. Damit übertraf die ''R101'' das einzige weitere damals existierende Passagierstarrluftschiff, den ''[[LZ 127|LZ 127 "Graf Zeppelin"]]'' in fast allen Belangen. Auch der deutsche Luftschiffkapitän Dr. [[Hugo Eckener]] besichtigte bei einem Besuch in England das Schiff.<br />
<br />
== Inbetriebnahme ==<br />
Das überarbeitete Schiff wurde am 26. September 1930 mit [[Wasserstoff]]gas gefüllt und sollte noch am gleichen Tag ausgehallt werden. Der Wind war jedoch sehr stark, so dass das Luftschiff erst am 1. Oktober ausgehallt und an den [[Ankermast]] gelegt wurde. <br />
<br />
Um 16:30 Uhr am 1. Oktober verließ die ''R101'' den Ankermast für eine abschließende 24-Stunden-Testfahrt. Dabei sollten die Motoren und andere Systeme überprüft werden. Bei gut verlaufenden Tests sollte die Fahrt auch schon früher beendet werden. Das Schiff verließ Cardington in Richtung Süden nach London und steuerte dann nach Osten der [[Themse]] folgend. Die Nacht verbrachte das Schiff über der Nordsee. Durch den Ausfall eines [[Kühler]]s an der vorderen Steuerbordmaschine konnte kein Höchstgeschwindigkeitstest gefahren werden. Alle anderen Tests wurden als erfolgreich bewertet und es wurde notiert, dass die Flugeigenschaften sich durch die Verlängerung deutlich verbessert hätten. Das Schiff kehrte um 9:20 Uhr am nächsten Morgen nach etwa 17 Stunden bei ruhigem Flugwetter zu seinem Ankermast in Cardington zurück.<br />
<br />
Die anschließende Auswertung ergab keine Mängel oder Lecks. Der notwendige Höchstgeschwindigkeitstest sollte während der anstehenden Indien-Reise nachgeholt werden.<br />
<br />
== Pläne einer transkontinentalen Verbindung ==<br />
Das britische Empire benötigte ein zuverlässiges und möglichst schnelles Transportmittel, um zumindest Verwaltungsbeamte und Militärs rasch an die Brennpunkte der sich im Umbruch befindlichen Kolonialgebiete befördern zu können. Zudem waren Geschäftsreisende und Touristen als Zielgruppe der zu gründenden Luftfahrt- und Betreibergesellschaften im Gespräch. <br />
<br />
== Die letzte Reise ==<br />
Am 4. Oktober 1930 um 18:24 Uhr startete die ''R101'' unter Captain ''Raymond Hinchcliffe'' und Pilot ''H. Carmichael Irwin'' bei Nieselregen zu einer Demonstrationsfahrt mit Ziel [[Karatschi]], das damals zur Kolonie [[Britisch-Indien]] gehörte. Nach der Kontinentalüberquerung (man wählte die Passage durch das Rhonetal um die Alpen westlich zu umfliegen) und der Mittelmeerüberquerung sollte in Ägypten ein Zwischenstopp zum Tanken eingelegt werden.<br />
<br />
Unter den Passagieren befand sich der britische Luftfahrtminister Lord Thomson in Begleitung weiterer Luftschiffexperten, Major ''Scott'', der die Erprobungsfahrt nach Kanada vorgenommen hatte und ''Seston Brencker'', der als erfahrener Luftschiffer aus der Zeit des Ersten Weltkrieges galt und auch mit Dr. Eckener befreundet war. Die meisten der 50 Passagiere waren jedoch Zivilisten. <br />
<br />
Etwa kurz nach 20 Uhr überquerte das Luftschiff [[London]]. Bereits über dem [[Ärmelkanal]] wurde die Außenhülle durch einen Sturm beschädigt und ein Teil der 16 Gaszellen lag frei. Über die folgenden Ereignisse berichteten die europäischen Tageszeitungen ab dem 6. Oktober folgende Details:<br />
Nach dem Überfliegen der französischen Kanalküste verschlechterte sich die Sicht zunehmend. Die Passagiere und die dienstfreien Crewmitglieder waren früh zu Bett gegangen, da man keine Sicht mehr hatte. Der Funker nahm mit dem französischen Flugplatz Le Bourget Funkkontakt auf, um sich ständig durch Kreuzpeilung über Position und Kurs des Schiffes zu informieren. Der letzte Funkkontakt durch den diensthabenden Funker Disley, der überlebte, fand 1:43 Uhr statt. Drei Minuten zuvor hatte das Schiff durch heftige Turbulenzen etwa 500&nbsp;m an Höhe verloren, ein Fallwind riss das Schiff nach unten. Der diensthabende Bordingenieur Leach bestätigte die Angaben und ergänzte, dass starke Windböen das Schiff ergriffen hatten, die Sicht war minimal und der Pilot hatte keine Information mehr über die Flughöhe, daher befahl er die Zuschaltung aller Motoren um mit maximalem Schub wieder an Höhe zu gewinnen. Der Aufstiegsversuch misslang, offenbar reagierte das Höhenruder nicht mehr. Der Bug des Luftschiffs hatte bereits einige Bäume am Boden gestreift, was die Passagiere weckte, gleichzeitig wurden die im Inneren des Schiffs laufenden Besatzungsmitglieder, darunter der Funker, aus der Takelage geworfen. Der Funker fiel aus dem Luftschiff, in diesem Moment nur wenige Meter über Grund. Etwa 100&nbsp;m bis 150&nbsp;m weiter rammte das Heck des Luftschiffs einen Hügel, damit wurde die Explosion ausgelöst. Der Aufprall löste eine Druckwelle aus, die weitere Schäden im Schiff erzeugte. Ein geborstener Wassertank ergoss sich über eine mittlere Kabine und sicherte so das Überleben der dort befindlichen Passagiere, die nur schwere Verbrennungen und Brüche erlitten. Bordingenieur Lead gelang es mit einem Messer die Kabinenwand zu durchtrennen und mit ihm konnten weitere Personen aus der Kabine entkommen. Die Flammen hatten bereits die Treibstoffvorräte und alles Brennbare entzündet, das Luftschiff brannte noch zwei Tage bis alle Flammen gelöscht waren. <br />
<br />
[[Bild:R101 wreckage.jpg|thumb|Das Wrack der R101 - vermutlich zwei Tage nach dem Absturz, zuvor war der Unglücksort durch Militäreinheiten abgeriegelt.]]<br />
Am Boden waren die Bewohner in [[Beauvais]] und den nördlich angrenzenden Ortschaften von den ungewohnten Geräuschen der stark surrenden Motoren (Volllastbetrieb) aus dem Schlaf gerissen worden. Als die Explosion stattfand rannten sofort Menschen zur Unglücksstelle um zu helfen. Die Gendarmerie informierte den französischen Innenminister, dieser den französischen Luftfahrtminister Laurent Eunac, der in den frühen Morgenstunden von Paris kommend am Unglücksort eintraf, ihm folgte in kurzem Abstand weitere Militärs und der britische Botschafter in Paris. Die Absuche des Geländes hatte noch in den Nachtstunden begonnen, die Mehrzahl der Toten war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Anhand der Passagierliste galten auch nach Tagen noch drei Personen als vermisst, man vermutet ihre sterblichen Überreste in der Asche der völlig ausgebrannten Kabinen. Zumindest acht Überlebende konnten sofort geborgen und in das Spital der Stadt [[Beauvais]] verbracht werden, dort verstarben zwei Mitglieder der Crew, nur sechs Personen überlebten diese Katastrophe.<br />
<br />
Der deutsche Luftschiffkonstrukteur [[Hugo Eckener]] wurde bei einem Testflug vom Bodensee nach Berlin über Funk von der Katastrophe informiert. Der Test wurde in Leipzig abgebrochen, wo Eckener interviewt wurde. Nach seiner Überzeugung führte eine Kombination von Zufällen und der ungünstigen Witterung zum Desaster:<br />
Eckener gab an, dass das Schiff zum Zeitpunkt der Katastrophe - gerade fünf Stunden in der Luft - noch volle Ballast- und Treibstofftanks hatte. Vermutlich war das Schiff noch stärker überladen, denn man wollte möglichst wenige Unterbrechungen einlegen, um rasch in Ägypten anzukommen. Die Reise sollte zum Prestige der britischen Luftfahrtindustrie beitragen. Das somit schwer beladene Luftschiff war für die vorherrschende böige Flugwetterlage zu träge und die Größe des Schiffes wurde zum Verhängnis, als man in Bodennähe von starken Fallwinden erfasst wurde. Die Hauptursache der Katastrophe dürfte nach seiner Meinung in der fehlenden Information über die tatsächliche Flughöhe begründet liegen, denn dann hätte ein Impakt verhindert werden können (Ballasttanks leeren). Ob das Höhenruder bereits vor dem Aufprall defekt war, konnte nicht ermittelt werden, da dieser Bereich des Schiffs beim Bodenkontakt deformiert wurde.<ref name="GTHZeitung1930" /><br />
<br />
Das Wrack blieb bis 1931 an der Unglücksstelle liegen. Schrotthändler aus Sheffield, die auf Edelstahl spezialisiert waren, wurden engagiert, um es zu verwerten. In den Büchern der Firma Zeppelin ist verzeichnet, dass sie dort 5.000&nbsp;kg [[Duraluminium]] kauften.<ref>[http://www.century-of-flight.net/Aviation%20history/coming%20of%20age/R101%20disaster.htm www.century-of-flight.net]</ref> <br />
<br />
Nach diesem Ereignis gab England den Bau weiterer großer [[Luftschiff]]e auf.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
*[[Zeppelin]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.century-of-flight.net/Aviation%20history/coming%20of%20age/R101%20disaster.htm www.century-of-flight.net ] <br />
*[http://www.aht.ndirect.co.uk/airships/r101/index.html R101 bei airshipsonline (englisch)]<br />
*[http://www.currell.net/models/r101.htm Ein Papiermodell der R101 zum Ausdrucken (englisch)]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Britische Starrluftschiffe}}<br />
<br />
[[Kategorie:Luftschiff]]<br />
[[Kategorie:Flugunfall]]<br />
[[Kategorie:Abkürzung]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sentinel_1000&diff=117311848Sentinel 10002013-04-09T14:34:41Z<p>132.195.106.57: /* Technik */ offensichtlich falsche Einheit entfernt</p>
<hr />
<div>'''Sentinel 1000''' (von {{enS|''Sentinel''}} ‚Wächter‘) war Anfang der 1990er Jahre die neueste [[Prallluftschiff]]-Entwicklung in der [[Skyship]]-Baureihe und war zur Zeit seines Betriebes das größte Luftschiff der Welt. Der Prototyp wurde jedoch durch einen Brand der [[Luftschiffhalle]] zerstört.<br />
<br />
== Entwicklung ==<br />
„Sentinel 1000“ wurde aus dem [[SkyShip 600]] heraus entwickelt und war als mittelgroßes Luftschiff gedacht, um Erfahrungen für das [[Sentinel 5000]]-Programm zu gewinnen, welches zu Beginn der 1990er Jahre geplant war. Maßgeblich beteiligt war die [[Westinghouse Electric Corporation]] (später Westinghouse Airship Industries (WAI)), die mit der britischen "Airship Industries" zusammenarbeitete.<br />
<br />
Die Gondel entsprach der des Skyship 600-Typs. Als Antrieb kamen die dort ebenfalls verwendeten [[Porsche 930]] 930/67 6-Zylinder-[[Turbomotor]]en mit je 220&nbsp;kW (300&nbsp;PS) zur Anwendung. Die Hülle war jedoch sehr viel größer. Sie war um 9,14&nbsp;m (30&nbsp;ft) in der Länge und 1,52&nbsp;m (5&nbsp;ft) im Durchmesser gewachsen, was eine Volumenerhöhung für das [[Traggas]] um 2.500 Kubikmeter ergab. Die zur Verfügung stehende [[Nutzlast]] betrug 2704&nbsp;kg (5962&nbsp;lbs). Um die zusätzliche Masse bei der Landung aufnehmen zu können, war das Schiff mit zwei zusätzlichen [[Fahrwerk]]sbeinen ausgerüstet, die nun ein Dreipunktfahrwerk ergaben. Das Leitwerk wurde von der horizontal/vertikal-Anordnung in eine X-förmige Anordnung geändert, wie es bereits in den 1950er und 1960ern bei den US-Marine-Luftschiffen üblich war. So ergab sich bei größeren Luftschiffen mehr Spielraum am Heck, wenn die Nase beim Start hochgezogen wurde.<br />
<br />
Das Schiff führte 1994 Testfahrten für das US-Militär durch, das die Verwendbarkeit als Überwachungsluftschiff, unter anderem mit [[Radar]]geräten ausgerüstet, prüfte. Ende August 1994 wurde der erste 24-Stunden-Test absolviert. <br />
<br />
Am 3. August 1995 wurde das „Airdock #2“, die Luftschiffhalle in [[Weeksville]]/USA, in der das Schiff gebaut worden und untergebracht war, durch ein Feuer in den frühen Morgenstunden zerstört. Dies geschah während der Reparatur der Lager für die Tore. Die Zeit der Zerstörung von WAI „Sentinel 1000“ wird mit 0:55 Uhr angegeben. Der Gesamtschaden des Brandes wurde auf 100 Mio. US-Dollar geschätzt.<br />
<br />
Die Luftschiffhalle in [[Elizabeth City|Weeksville]] im US-Bundesstaat [[North Carolina]] war damals das größte [[Holzbau]] der Welt. Sie hatte eine Länge von einer halben Meile (etwa 800&nbsp;m), war rund 91&nbsp;m breit und etwa 58,5&nbsp;m hoch. Die 180&nbsp;t schweren Tore liefen auf Schienen. Sie war 1942 errichtet worden und Stützpunkt der US-Marine Luftschiff-Squadron ZP-14 gewesen, die damals die Küste vor feindlichen deutschen U-Booten schützte. 1966 wurde die stillgelegte Halle an Westinghouse verkauft. In ihr waren unter anderem bekannte Werbeluftschiffe, wie „Bud One“, „Fuji“ oder „Met Life“ gebaut worden.<br />
<br />
„Sentinel 1000“ wurde nach seiner Zerstörung nicht wieder auf- bzw. neugebaut. Der [[Airship Management Service]], der die Luftschiffe der SkyShip-Flotte betreibt, bietet den Bau eines Sentinel-1000-Luftschiffes jedoch weiterhin an, sofern sich ein Interessent finden sollte.<br />
<br />
== Technik ==<br />
* Reisegeschwindigkeit: 100 km/h<br />
* Höchstgeschwindigkeit: 105 km/h<br />
* Antriebsleistung 441 kW<br />
* Zuladung 3600 kg<br />
* Reisehöhe: etwa 300–1200 m (1000–4000 ft)<br />
* Gipfelhöhe: 2440 m (8000 ft)<br />
<br />
* Länge: 68 m<br />
* Höhe: 20,16 m<br />
* Breite: 16,67 m<br />
<br />
* Volumen: 10024 Kubikmeter Helium<br />
* Kraftstoff: [[AVGAS]] 100 LL<br />
<br />
* Gondel<br />
** Länge: 11,6 Meter<br />
** Breite: 2,6 Meter<br />
** Höhe: 1,9 Meter<br />
<br />
* Hüllenmaterial: [[Polyester]] mit äußerer [[Tedlar]]-Beschichtung<br />
* Personal zum Betrieb: insgesamt 25 Personen inkl. Pilot, Mechaniker, Bodenmannschaft…<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[SkyShip 500]], das erste SkyShip<br />
* [[Advanced Technologies Group AT-10]], Luftschiff der Nachfolgegesellschaft<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bock, J.K./Knauer, B.: ''Leichter als Luft: Transport- und Trägersysteme''. Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen 2003, ISBN 3-86180-139-6. <br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.aht.ndirect.co.uk/airships/Sentinel_1000/Index.htm Seite mit Bildern] (englisch)<br />
<br />
[[Kategorie:Luftschiff]]<br />
[[Kategorie:Militärluftschifffahrt (Vereinigte Staaten)]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:NP-Vollst%C3%A4ndigkeit&diff=116006994Diskussion:NP-Vollständigkeit2013-03-27T18:23:07Z<p>132.195.106.57: /* Fehler */</p>
<hr />
<div>{{Diskussionsseite}}<br />
{{Archiv Tabelle}}<br />
{{Autoarchiv||Modus=Erledigt|Alter=0|Ziel='Diskussion:NP-Vollständigkeit/Archiv'|Mindestbeiträge=1|Klein=Ja|Mindestabschnitte=1|Frequenz=halbmonatlich}}<br />
== Dies und das ==<br />
Bei den standard Np-vollständigen Problemen wurde Bin Packing mit BPP abgekürzt. Das beißt sich meiner Meinung nach ein wenig mit der Abkürzung von der Komplexitätsklasse bounded-error propabilistic polynomial time.<br />
<br />
--[[Benutzer:Juangamnik|Juan Gamnik]]<br />
<br />
worum gehts hier? --[[Benutzer:Nerd|'~']]<br />
<br />
: Um eine Problemklasse: Eben die Klasse der NP-vollstaendigen Probleme. Man glaubt, dass diese Klasse sehr schwierige Probleme enthaelt (was die Loesung durch Rechner betrifft.) --[[Benutzer:Pintman|pintman]] 20:22, 26. Jul 2003 (CEST)<br />
<br />
:: Das könnte man auch reinschreiben, finde ich. --[[Benutzer:Nerd|'~']] 23:27, 26. Jul 2003 (CEST)<br />
:: Ja finde ich auch. der einstieg ist echt doof. -- [[Benutzer:Horst Frank|Horst Frank]] 02:12, 13. Nov 2003 (CET)<br />
<br />
<br />
??? Bin zwar Informatiker habe aber trotz der Erklärung hier nichts verstanden. [[Benutzer:Generator|Rat]] 16:15, 17. Okt 2003 (CEST)<br />
::Dann bist Du sicher kein guter Informatiker... (oder ganz am Anfang der Ausbildung dazu). --[[Benutzer:Coma|Coma]] 02:42, 13. Nov 2003 (CET)<br />
<br />
hi coma! wollte mich als NichtInformatiker grade an eine einleitung machen ... noch mal gutgegangen -- [[Benutzer:Horst Frank|Horst Frank]] 03:30, 13. Nov 2003 (CET)<br />
:Ich hoffe es ist jetzt besser, aber ich bin nicht umhingekommen mit fachbegriffen um mich zu werfen, dürfte für einen laien also auch nicht verständlicher sein. daher noch die anmerkung ganz oben... --[[Benutzer:Coma|Coma]] 03:54, 13. Nov 2003 (CET)<br />
<br />
http://en.wikipedia.org/wiki/NP-complete scheint IMHO leichter verständlich zu sein.--[[Benutzer:Nerd|'~']] 11:56, 17. Feb 2004 (CET)~<br />
<br />
:Ich bin gegen Übersetzungen aus der englischen Wikipedia. Sie sollte vielmehr dem Vergleich für Nutzer dienen, damit er mehrere Quellen hat, statt von dort laienhaft zu übersetzen. Dazu sind allenfalls fachlich ausgebildete Übersetzer befähigt. Vorschlag: Wenn umformulieren, dann Quellen Dritter heranziehen. Ich wollte mich in den nächsten Wochen aber eh mit NP-Vollständigkeit auseinandersetzen, vgl. [[Wikipedia:WikiProjekt Wirtschaftsinformatik]] [[Benutzer:Stern|Stern]] 12:05, 17. Feb 2004 (CET)<br />
<br />
----<br />
Vielleicht könnte man noch auf [[NP-Härte]] eingehen (eigener Artikel) und die Definiton darauf aufbauen. Dann kann der Laie nachschlagen, was momentan noch nicht möglich ist und der Profi langweilt sich nicht. Was denkt Ihr? [[Benutzer:Stern|Stern]] 22:17, 21. Feb 2004 (CET)<br />
----<br />
Ich versuch schon den ganzen Abend, diesen Artikel zu verstehen (damit ich ein bisschen mitarbeiten kann) und häng immer noch beim ersten Absatz :)<br />
<br />
''"(...) (also zu der Klasse von Problemen zu gehören, für die eine nichtdeterministische Turingmaschine existiert, die das Problem in Polynomialzeit löst)"''<br />
<br />
Bei diesem Satz ist mir die nicht-deterministische Turingmaschine schon zu hoch, aber ich vermute (anhand zu diesem Thema gefundener Texte), dieses Thema ist etwas komplexer. Aber was mich beschäftigt, wie kann man bei einem nicht-deterministischem Algorithmus vorhersehen, dass er in Polynomialzeit läuft? --[[Benutzer:Brunft|brunft]] 20:38, 12. Mär 2004 (CET)<br />
<br />
#Unter bestimmten Bedingungen geht dass.<br />
#Das ist je nach Definition nicht nötig, manchmal reicht auch, dass es einen Fall gibt, bei dem er nach Polynomialzeit hält.<br />
--[[Benutzer:Coma|Coma]] 21:17, 12. Mär 2004 (CET)<br />
<br />
:Es geht hierbei nur darum, dass die nichtdeterministische Turingmaschine in einem der Fälle endet. Wenn Du nichtdeterministisch in diesem Zusammenhang nochmal erklärt haben willst, ruhig nochmal nachfragen. [[Benutzer:Stern|Stern]] 20:43, 12. Mär 2004 (CET)<br />
----<br />
==Reduktion==<br />
''"NP-vollständige Probleme zeichnen sich nun dadurch aus, selbst in der Menge der NP-Probleme zu liegen, andererseits aber jedes Entscheidungsproblem in dieser Klasse in Polynomialzeit (mit einer deterministischen Turingmaschine) auf dieses reduziert werden kann."''<br />
<br />
Kann jemand den Satz so umformulieren (oder ergänzen), dass er einen Sinn ergibt? thx <br />
:naja, die Idee ist folgende: einerseits sind die NP-vollständigen Probleme NP-hart, d.h. sie sind "mindestens so schwer wie etwas, das eine nichtdeterministische Turingmaschine (TM) in polynomieller Zeit lösen kann". Da gibt's aber noch ne ganze Menge anderer Probleme, deshalb die zweite Bedingung für die Vollständigkeit: sie liegen auch tatsächlich in NP, d.h. man kann einen Algorithmus für eine nichtdeterministische TM finden, der das Problem tatsächlich löst. Praktisch gesehen beweist man NP-Vollständigkeit aber oft so, dass man den "mindestens so schwierig"-Teil mittels Reduktion ausführt, d.h. man transformiert das Problem, das man gerade vorliegen hat, in ein anderes Problem, von dem man weiß, dass es NP-hart ist (z.B. SAT). Dieses Transformieren wird als ''Reduktion'' bezeichnet, und zwar muss diese Reduktion in Polynomialzeit durchführbar sein. Warum? Man kann NP-vollständige Probleme in Exponentialzeit lösen (also [[asymptotische Laufzeit]] 2^n für ein Problem der Größe n). Wenn nun die Reduktion schon exponentiell viel Zeit verbrauchen würde, dann könnte ich möglicherweise damit das Problem so stark vereinfachen, dass der nun noch zu lösende Teil sehr einfach ist. Um diese "Vereinfachung" zu verhindern, muss man sicherstellen, dass die Reduktion in polynomieller Zeit abläuft.<br />
:Das tolle an den NP-''vollständigen'' Problemen ist nun, dass man durch diese Reduktion folgendes weiß: Falls ich eines von ihnen "schnell" (in polynomieller Zeit) lösen kann, dann kann ich das mit allen, eben durch Anwendung der Reduktion. Siehe auch [P-NP Problem]].<br />
:werde den Artikel bei Gelegenheit überarbeiten... --[[Benutzer:Pinguin.tk|Pinguin.tk]] 23:17, 21. Jun 2004 (CEST)<br />
<br />
==Polynomialzeit==<br />
Ach ja, 'Polynomailzeit-Algorithmus' und 'polynomieller Algorithmus' bezeichnen das Gleiche, richtig? Können wir uns auf eine Form des Begriffs einigen? --[[Benutzer:Brunft|brunft]] 12:56, 13. Mär 2004 (CET)<br />
:ja, das ist hauptsächlich eine Frage der Gewohnheit. In der Literatur findest Du diese und zahlreiche andere Varianten... --[[Benutzer:Pinguin.tk|Pinguin.tk]] 23:14, 21. Jun 2004 (CEST)<br />
:Polynomialzeit ist etwas genauer, denn es gibt auch noch parallel die Betrachung nach dem Platzbedarf, analog Polynomialplatz-Algorithmus --[[Benutzer:TheReincarnator|TheReincarnator]] ([[Benutzer Diskussion:TheReincarnator|Diskussion]]) 11:40, 26. Aug. 2012 (CEST)<br />
<br />
==PCP==<br />
Das [[Postsches Korrespondenzproblem|Postsche Korrespondenzproblem]] gehört hier nicht hin, es ist in der Standardversion ein Beispiel für ein unentscheidbares Problem.<br />
[[Benutzer:Starblue|Starblue]] 22:53, 28. Mär 2004 (CEST)<br />
:Damit dürfte das aber auch mindestens NP-schwer sein :-)))) -[[Benutzer:Coma|Coma]] 18:16, 29. Mär 2004 (CEST)<br />
::aber eben nicht NP-vollständig! --[[Benutzer:Pinguin.tk|Pinguin.tk]] 23:02, 21. Jun 2004 (CEST)<br />
<br />
== ...aehm... ==<br />
<br />
Ich dachte NP-Vollstaendigkeit haette sich als unentscheidbar herausgestellt?<br />
--[[Benutzer:Gulbulman|Gulbulman]] 05:50, 24. Aug. 2008 (CEST)<br />
: [[Unentscheidbarkeit]] ist etwas völlig anderes als [[Komplexitätsklassen]]. Das [[Halteproblem]] ist unentscheidbar, [[Problem des Handlungsreisenden|TSP-Entscheidungsproblem]] ist in NPC. Vielleicht meinst du das [[P-NP-Problem]]. Allerdings hat sich da auch noch nichts weiter ergeben. --[[Benutzer:MartinThoma|MartinThoma]] 07:18, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
== NP != P == <br />
Der Beweis wurde von Vinay Deolalikar vorgelegt. Er muss jetzt nochg geprüft werden.<br />
<br />
http://www.win.tue.nl/~gwoegi/P-versus-NP/Deolalikar.pdf <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Spezial:Beiträge/194.77.48.125|194.77.48.125]] ([[Benutzer Diskussion:194.77.48.125|Diskussion]]) 10:47, 16. Aug. 2010 (CEST)) </small><br />
: "Nur noch" ist gut. So ein Review-Prozess dauert recht lange. Außerdem gibt es viele "Beweise", dass P != NP (oder auch P = NP) ist. Ich habe hier schon mal einen [http://rjlipton.wordpress.com/2010/08/09/issues-in-the-proof-that-p%E2%89%A0np/ Blog, der an der Korrektheit zweifelt]. Auf [http://stackoverflow.com/questions/3436978/explain-the-proof-by-vinay-deolalikar-that-p-np Stackoverflow] steht etwas mehr dazu. --[[Benutzer:MartinThoma|MartinThoma]] 07:22, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
== Sprachen ==<br />
<br />
:''NP-Vollständigkeit zeichnet spezielle formale Sprachen der Komplexitätsklasse NP aus. So werden solche Sprachen NP-vollständig genannt, die – intuitiv gesprochen – die vollständige Schwierigkeit aller Sprachen aus der Komplexitätsklasse NP in sich tragen.''<br />
Schön. Hat auch jemand ein Beispiel für so eine spezielle Sprache oder gar die Sprache von Cook? Der Artikel über formale Sprachen enthält nirgends die magischen Buchstaben "NP", geschweige denn irgendeinen Hinweis auf diesen Artikel oder sonst was. Was soll uns also dieser Absatz sagen? Wäre nett, wenn sich da jemand fachkundiges annehmen könnte und den Text entsprechend klarstellt. Danke :) --[[Spezial:Beiträge/84.147.42.85|84.147.42.85]] 21:59, 22. Jun. 2011 (CEST)<br />
: Es gibt zum einen die [[Liste von Komplexitätsklassen]] und [[NP (Komplexitätsklasse)]]. <br />
: Was verstehst du unter der "Sprache von Cook"? Das [[Erfüllbarkeitsproblem der Aussagenlogik]] (SAT)?<br />
: Ein kleiner Hinweis: Für die Komplexitätstheorie sind [[Formale Sprache|formale Sprachen]] und Probleme etwa das gleiche.<br />
Beantwortet das deine Frage? --[[Benutzer:MartinThoma|MartinThoma]] 07:29, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
== Satzstellung "überhaupt gibt" ==<br />
<br />
Im Artikel steht der Satz<br />
: "Die wesentliche Leistung von Cook bestand zunächst darin, den Nachweis erbracht zu haben, dass es ein NP-vollständiges Problem überhaupt gibt."<br />
Ich habe den Satz korrigiert zu<br />
: "Die wesentliche Leistung von Cook bestand zunächst darin, den Nachweis erbracht zu haben, dass es überhaupt ein NP-vollständiges Problem gibt."<br />
ʘx hat die Änderung rückgängig gemacht, weil er die alte Version für "sprachlich besser" halte.<br />
<br />
Daher hier nun die Erläuterung der Bedeutung des Satzes.<br />
Bei der alten Version bezieht sich das Adverb "überhaupt" direkt auf das Verb "gibt", womit die Betonung also auf die Existenz gelegt wird eines nicht näher benannten NP-vollständigen Problems. Das bedeutet, dass der Satz aussagt, dass Cook für irgendein NP-vollständiges Problem gezeigt habe, dass dieses Problem existiere. Der Satz beinhaltet nicht, dass es vorher keine Existenzbeweise anderer NP-vollständiger Probleme gegeben habe, sondern betont stattdessen die Schwierigkeit, die Existenz diesen einen NP-vollständigen Problems zu zeigen.<br />
<br />
In der korrigierten Version bezieht sich das Adverb "überhaupt" auf das Objekt "ein NP-vollständiges Problem". Es betont also, dass Cook gezeigt hat, dass das Verb des Satzes (geben) auf mindestens ein NP-vollständiges Problem angewendet werden kann, dass er also als Erster die Existenz eines NP-vollständigen Problemes nachweisen konnte.<br />
<br />
Ich bin mir sicher, dass die Intention hinter dem Satz der der korrigierten sprachlichen Version entspricht. -- [[Benutzer:Arno Nymus|Arno Nymus]] ([[Benutzer Diskussion:Arno Nymus|Diskussion]]) 04:20, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
:Adverbien beziehen sich niemals auf Substantive, es bezieht sich dann eher auf den ganzen Rest (meinem Sprachverständnis zufolge). Naja, egal, deine Version gefällt mir jedenfalls besser. --[[Benutzer:Chricho|Chricho]] [[Benutzer Diskussion:Chricho|¹]] [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Chricho&amp;action=edit&amp;section=new ²] 09:07, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
::Dein Vorschlag löst das von dir genannte Problem nicht. Schau dir deine Version mal genau an: Sie ist *inhaltlich* identisch mit meiner, lediglich *sprachlich* finde ich sie schlechter. Man kann da ganz genauso auf die Idee kommen, Cook habe lediglich Existenz gezeigt.<br />
<br />
::Wenn du tatsächlich meinst, man müsste im Text deutlicher werden, dann kann man das meiner Ansicht nach nicht durch die Wortstellung lösen. Dann müsste da der Text ein wenig umgebaut werden. Ich habe im Text einen solchen Umbau vorgenommen. Das Wort "überhaupt" kommt zwar noch vor, jedoch sollte es aufgrund der Formulierung nun kein Problem mehr darstellen. [[Benutzer:ʘx|ʘχ]] ([[Benutzer Diskussion:ʘx|Diskussion]]) 10:01, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
:::Der Umbau macht es etwas deutlicher, ändert aber nichts an der grundlegenden Frage. Natürlich kann man inhaltliche Betonung über sprachliche Mittel herstellen und darüber deutlicher machen, was der zentrale Aspekt eines Satzes ist (s.o.). Ich habe ja bereits dargelegt, was für meine Version spricht (danke auch an Chricho für die Anmerkung dazu). @ʘχ: Könntest Du bitte darlegen, *wieso* Du die alte Version besser findest? -- [[Benutzer:Arno Nymus|Arno Nymus]] ([[Benutzer Diskussion:Arno Nymus|Diskussion]]) 11:43, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
::::Das verstehe ich nicht, da die aktuelle Fassung das von dir genannte Problem löst. Wo bzw. warum siehst du jetzt noch Änderungsbedarf? [[Benutzer:ʘx|ʘχ]] ([[Benutzer Diskussion:ʘx|Diskussion]]) 13:54, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
:::::Der zusätzliche Satz über SAT lässt den Leser zwar eher erahnen, was der zentrale Punkt ist als vorher. Der darauf folgende Satzteil ", dass ein NP-vollständiges Problem überhaupt existiert" hat aber noch immer die von mir oben beschriebene Konnotation und läuft damit dem Sinn des Absatzes entgegen. Aus diesem Grunde besteht von mir logischerweise noch immer der Änderungswunsch, dass "überhaupt" hinter "dass" gesetzt werden sollte. Weiterhin bleibt meine Frage bestehen, was dagegen spricht bzw. genauer, "*wieso* Du die alte Version besser findest?" -- [[Benutzer:Arno Nymus|Arno Nymus]] ([[Benutzer Diskussion:Arno Nymus|Diskussion]]) 14:27, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
::::::Aktuell *soll* der Satz sagen, dass es bereits gereicht hätte, die NP-Vollständigkeit irgendeines Problems zu zeigen. Im folgenden wird dann ja ausgeführt, dass Cook aber mehr als das tat, nämlich ein besonders wichtiges Problem benutzte. Denn darauf will der Abschnitt ja hinaus. Das heißt, der Satz tut genau das, was er soll. Wenn man nun "überhaupt" woanders hinstellt, sagt er immer noch dasselbe, es ändert sich nichts.<br />
<br />
::::::Ich kann die Probleme, die du siehst, einfach nicht nachvollziehen. Der Satz über SAT gibt nicht nur eine "Ahnung", sondern sagt explizit, was der zentrale Punkt ist. "SAT ist NP-vollständig" ist ja genau der Inhalt des Papers! Der darauffolgende Satzteil ist nun nicht mehr missverständlich, denn weil auf SAT hingewiesen wurde, ist klar, dass Cook nicht nur die Existenz irgendeines Problems gezeigt, sondern auch eine Konstruktion geliefert hat. Das von dir genannte Problem ist damit gelöst. Meine Änderung enthält außerdem das Wort "bereits", welches nicht ignoriert werden darf.<br />
<br />
::::::Mathematisch ist es sogar nicht richtig, hier von einer "entgegenlaufenden Konnotation" zu sprechen, da die Aussage, Cook habe die NP-Vollständigkeit von SAT gezeigt, kein Widerspruch ist zu der Aussage, er habe die Existenz eines NP-vollständigen Problems gezeigt. Letzteres folgt aus ersterem (Beweis der Existenz durch Konstruktion, also keine Voraussetzung der Existenz), daher gibt es hier keine sich widersprechenden Aussagen.<br />
<br />
::::::Ich möchte wiederholen, dass dein Änderungsvorschlag *nichts* an der Missverständlichkeit der Ursprungsfassung ändert. Die Stellung von "überhaupt" im Satz hat keinerlei Einfluss auf die Missverständlichkeit, die von dir angenommene Bedeutungsänderung gibt es nicht. Das, was du möchtest, kannst du nicht durch Umstellen des Wortes "überhaupt" erreichen. Ich habe daher die Missverständlichkeit auf andere Weise gelöst.<br />
<br />
::::::Ich halte meine Variante für sprachlich etwas besser, weil so ein besserer Rhythmus im Satz entsteht, das heißt, die Lesbarkeit ist besser und angenehmer (bei *gleichem* Inhalt, wie ich nochmal betonen will). (Nur um sicher zu gehen, dass du keine merkwürdige Betonung des Satzes anwendest: In der üblichen Lesart liegt die Betonung nicht auf dem Wort "überhaupt", sondern auf "existiert".) [[Benutzer:ʘx|ʘχ]] ([[Benutzer Diskussion:ʘx|Diskussion]]) 15:17, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
:::::::Ich muss in mehrerlei Hinsicht widersprechen:<br />
:::::::#Die Satzstellung und insbesondere die Position von Adverbien ist sehr wohl geeignet, die Semantik eines Satzes zu ändern. Das ist schlicht Fakt. In diesem Fall ändert die Position des "überhaupt" die inhaltliche Betonung, d.h. welcher Aspekt des Satzes für den Kontext dem Leser als der relevanteste präsentiert wird. Wenn Du der Meinung bist, dass diese inhaltliche Betonung egal ist und nur der reine Fakt der Aussage zählt, dann sollten wir das "überhaupt" komplett aus dem Satz rausnehmen, weil das "überhaupt" - an jeder Position - genau nur für eine (je nach Position unterschiedliche) inhaltliche Betonung sorgt (s.o.).<br />
:::::::#Es ist sehr wohl richtig, davon zu sprechen, dass die durch "überhaupt" dem Satz übertragene sprachliche Konnotation dem Sinn des Absatzes entgegenläuft. Entsprechend kann das Problem, das ich sehe, sehr wohl durch die von mir vorgeschlagene Änderung behoben werden. Im mathematischen Sinne sehe ich natürlich kein Problem mit den Sätzen. Dafür reicht es aber auch aus, dass die Aussagen der Sätze korrekt sind; den Sinnzusammenhang deckt das natürlich nicht ab.<br />
:::::::#Ich möchte an der Stelle auch darauf hinweisen, dass ich beim Umbau den zusätzlichen Satz über SAT als die Verbesserung empfinde. Die Einführung der weiteren Füllworte wie "Alleine" und "bereits" betrachte ich eher skeptisch für die Klarheit des Absatzes.<br />
:::::::#Die schlechte Lesbarkeit der alten Version des Satzes war überhaupt der Grund, warum ich darauf gekommen bin, dass der Satz geändert werden solle. Ich las den Artikel und kam bei dem Satz ins Stocken wegen dem eigenartig platzierten "überhaupt". Von mir aus können wir dazu andere Benutzer befragen, welche der beiden Alternativen sie als besser lesbar empfinden.<br />
:::::::Alternativ kann man den Satz gerne auch ganz umformulieren, z.B. in die Richtung<br />
:::::::"Die wesentliche Erkenntnis war, dass mindestens ein NP-vollständiges Problem existiert." -- [[Benutzer:Arno Nymus|Arno Nymus]] ([[Benutzer Diskussion:Arno Nymus|Diskussion]]) 17:52, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
== „sehr künstliche Sprachen“ ==<br />
<br />
„Heute existieren deutlich einfachere Nachweise für die Existenz solcher Probleme, allerdings sind die dafür verwendeten Sprachen sehr künstlich.“<br />
<br />
Worauf bezieht sich dieser Satz? --[[Benutzer:Chricho|Chricho]] [[Benutzer Diskussion:Chricho|¹]] [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Chricho&amp;action=edit&amp;section=new ²] 11:16, 23. Mär. 2012 (CET)<br />
<br />
== Erstes Kriterium in der Einleitung ist ''doch nicht'' falsch ==<br />
<br />
Da war ich ja doch überrascht, in einem nicht gerade neuen Artikel eine falsche Definition zu finden:<br />
"ein deterministisch arbeitender Rechner nur polynomiell viel Zeit benötigt, um zu entscheiden, ob eine vorgeschlagene Lösung tatsächlich eine Lösung ist und"<br />
<br />
Es muss heißen: "ein '''nicht'''deterministisch arbeindender Rechner" (ich hab's nochmal verifiziert: [http://en.wikipedia.org/wiki/NP-complete#Formal_overview Englische Wikipedia]). Polynomiell viel Zeit wird noch als effizient (na gut, sagen wir: machbar) betrachtet, allerdings hier mit der Rahmenbedingung eines nichtdeterministischen Rechners, d.h. eines Rechners, der aus einer Menge möglicher nächster Rechenschritte den nächsten bestmöglichen Schritt "raten kann". Es ist möglich, statt zu raten, alle Möglichkeiten durchzuprobieren und somit zum bestmöglichen Schritt zu kommen, nur leider ist das ganze Durchprobieren exponentiell aufwändig, so dass man praktisch ewig warten kann. Ob's ne effizientere Möglichkeit gibt, als das exponentiell aufwändige Durchprobieren: darum dreht sich der ganze Zirkus der Forschung der Theoretischen Informatik darüber, ob P==NP oder P!=NP.<br />
<br />
Ich passe das erste Kriterium jetzt entsprechend an. --[[Benutzer:DST|DST]] ([[Benutzer Diskussion:DST|Diskussion]]) 00:29, 26. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
:haha ... jetzt hab ich die Seite ändern wollen und da stand ein Kommentar, dass die Definition tatsächlich korrekt ist und nicht geändert werden soll. Und stimmt auch: ich habe nicht genau gelesen: es ging ja darum, eine vorhandene Lösung zu überprüfen, statt die Lösung zu finden. Das ist äquivalent. Ich ergänze daher noch die äquivalente Formulierung. --[[Benutzer:DST|DST]] ([[Benutzer Diskussion:DST|Diskussion]]) 00:34, 26. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
::Ich habe diese Änderung rückgängig gemacht, weil sie die Einleitung noch schwerer lesbar macht. Ich habe diese Einleitung geschrieben und versucht, sie so einfach wie möglich bei größtmöglicher Genauigkeit zu machen. Ich denke, die aktuelle Fassung ist ein ganz guter Kompromiss. [[Benutzer:ʘx|ʘχ]] ([[Benutzer Diskussion:ʘx|Diskussion]]) 01:03, 26. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
:::wenn die jetzige version so verwirrend ist, waere es vielleicht angebracht, die definition von NP durch die andere zu ersetzen, die vielleicht eher den erwartungen entspricht. gibt es einen besonderen grund dafuer, gerade diese version zu verwenden? --[[Benutzer:MarioS|Mario]] [[Benutzer Diskussion:MarioS|d]] 16:50, 26. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
::::* Das kann ich beantworten: Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, wie ich die Einleitung schreiben kann, ohne auf Begriffe wie Komplexitätsklassen zurückzugreifen. In der aktuellen Fassung benötigt man nur Verweise auf Polynomialzeit und sowas.<br />
::::* Die Definition sollte einen Informatiker nicht verwirren, denn sie ist eine der gängigen und üblichen Standarddefinitionen. Diejenigen Informatiker, die sie als falsch bezeichnen, lesen halt nicht genau. Vielleicht haben sie sich in den Anfängervorlesungen die Vorstellung in den Kopf gesetzt "NP-vollständig heißt: nicht-det. TM braucht polynomiell lange" und denken aber nicht darüber nach, ''wofür'' sie eigentlich polynomiell lange brauchen.<br />
::::* Die Einleitung hat aber ein anderes Problem: Sie ist immer noch nicht laientauglich. Da denke ich noch drüber nach. [[Benutzer:ʘx|ʘχ]] ([[Benutzer Diskussion:ʘx|Diskussion]]) 17:15, 26. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
::::::''<small>Vielleicht haben sie sich in den Anfängervorlesungen die Vorstellung in den Kopf gesetzt "NP-vollständig heißt: nicht-det. TM braucht polynomiell lange"</small>'' Möglicherweise hängt das auch damit zusammen, dass man in "nicht-deterministisch polynomielle Zeit zur Lösung" das "N" und das "P" aus der Definition wiederfindet, während in "polynomielle Zeit zur Überprüfung" nur das "P" zu finden ist und das "N" vergeblich gesucht wird - ob solche Merkhilfen immer eine gute Sache sind ist sicher fraglich; andererseits ist in der Einleitung eine Definition, bei der der Bezug zum Namen schwerer erkennbar ist, aber auch nicht optimal. Freundliche Grüße, --[[Benutzer:Arno Nymus|Arno Nymus]] ([[Benutzer Diskussion:Arno Nymus|Diskussion]]) 22:56, 26. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
::::::: "Bezug zum Namen" bei einer solchen Definition? Wie sollte das denn aussehen? In Tat sind diese 'Merkhilfen" nicht zu gebrauchen. Anstatt so eine Art Buchstabensuppe zu haben, wo man Buchstaben drin sucht, sollte man lieber verstehen, worum es geht. [[Benutzer:ʘx|ʘχ]] ([[Benutzer Diskussion:ʘx|Diskussion]]) 23:33, 26. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
::::::::@ʘχ: OK, Du bist also der Meinung, dass es gerade für einen Laien - für den die Einleitung Deiner Meinung ist - nicht hilfreich ist, wenn man in der Kurzdefinition aus der Einleitung einen hilfreichen Bezug zum Namen herstellen kann wie z.B. "'''N'''ichtdeterministisch '''P'''olynomielle Zeit zur Lösung" für das "'''NP'''-" in "NP-vollständig". Gut, das ist Deine Meinung. Wie sehen das die anderen Beteiligten an der Diskussion? Freundliche Grüße, --[[Benutzer:Arno Nymus|Arno Nymus]] ([[Benutzer Diskussion:Arno Nymus|Diskussion]]) 00:08, 27. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
:::::::::In der Tat, diese Begriffe und Definitionen sind einfach mathematische Fakten, die man akzeptieren muss. Wenn man nicht weiß, was "nichtdet. Polynomialzeit" ist, es aber wissen will, muss man das nachlesen. Mit Buchstaben umzuhantieren hingegen schafft null Verständnis beim Laien, statt dessen führt das sogar zu falschen Ansichten. [[Benutzer:ʘx|ʘχ]] ([[Benutzer Diskussion:ʘx|Diskussion]]) 00:17, 27. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
:::::::::Ich denke, dieses Argument sollte an letzter Stelle stehen. Die Variante über eine polynomielle Überprüfung scheint mir leichter allgemeinverständlich darzustellen. Wenn man mit nichtdeterministischen Rechnern kommt, muss man die erklären, und das ist nicht so einfach, da denkt der unbedarfte Leser dann zunächst „ja wenn die raten können, wo ist dann die Einschränkung? Dann können die doch einfach die richtige Antwort raten?“, da kann ich mir nicht vorstellen, dass in Kürze zu erklären (schließlich geht es in diesem Artikel ja auch um NPC, nicht um nichtdeterministische Turingmaschinen). Aber wenn jemand anders da eine tolle Idee hat… --[[Benutzer:Chricho|Chricho]] [[BD:Chricho|¹]] [//de.wikipedia.org/w/?title=BD:Chricho&amp;action=edit&amp;section=new ²] [[Benutzer:Chricho/Keine_Verbesserung|³]] 00:17, 27. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
::::::::::Also das Argument ist vom Prinzip her sehr gut, aber aktuell steht da in der Einleitung<br />
:::::::::::''"wenn ein [[Turingmaschine|''deterministisch'' arbeitender Rechner]] nur polynomiell viel Zeit [...]"''.<br />
::::::::::Nun wird ein Laie erst mal "deterministisch" ebenso wenig verstehen wie "nicht-deterministisch"; möchte er kurz gucken, was das bedeutet, wird er auf die Turingmaschine weitergeleitet. Absehbar wird ihm das ohne einiges Lesen ebenso nicht viel helfen (Ich kann dabei nur empfehlen, mal zu schauen, wo das erste Mal "deterministisch" im Artikel [[Turingmaschine]] vorkommt:<br />
:::::::::::''"Formal kann eine [[Determinismus (Algorithmus)|deterministische]] Turingmaschine als 7-[[Tupel]] <math>M=(Q, \Sigma, \Gamma, \delta, q_0, \square, q_f)</math> dargestellt werden (''siehe auch'' [[nichtdeterministische Turingmaschine]]).''").<br />
::::::::::Entsprechend stimme ich zu, dass der Laie mit dem Begriff "nicht-deterministisch" nicht viel anfangen kann, aber mit dem Begriff "deterministisch" nun mal auch nicht. Selbst wenn man annehmen sollte, dass der Begriff deterministisch leichter zu erklären wäre, muss man ganz klar anmerken, dass diese Erklärung an dieser Stelle schlicht weg <small>korrekterweise</small> nicht erfolgt und nicht verlinkt ist. Hingegen wird der Laie eher noch dadurch verwirrt, dass die für die Initialen verantwortlichen Begriffe (''"NP-vollständig (nichtdeterministisch-polynomiell vollständig)"'') in der Erklärung nicht mehr vorkommen, sondern dann plötzlich auf "deterministisch" gewechselt wird. Für uns, die wir uns mit dem Thema auskennen, mag das verständlich sein, weil wir nun mal die äquivalenten Formulierungen stets parat und leicht zuordnen können - für einen Laien gilt das aber nun mal nicht. Freundliche Grüße, --[[Benutzer:Arno Nymus|Arno Nymus]] ([[Benutzer Diskussion:Arno Nymus|Diskussion]]) 00:44, 27. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
:::::::::::Äh, dass die Einleitung nicht laientauglich ist, bedarf keines Beweises, denn das ist bekannt, und das habe ich auch oben bereits gesagt. Es ging hier aber gar nicht um die Laien, sondern um die Informatiker, die das nicht verstehen. Das steht auch oben! [[Benutzer:ʘx|ʘχ]] ([[Benutzer Diskussion:ʘx|Diskussion]]) 00:48, 27. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
::::::::::::Es ist zwar sicher nett gemeint, dass Du schreibst, um welche Personengruppe es Deiner Meinung nach geht, dennoch liegst Du damit falsch in Bezug auf meinen Kommentar. Dieser bezog sich auf Chrichos lesenswerten Einwand zur Allgemeinverständlichkeit und daher natürlich hauptsächlich auf Laien bzw. unbedarfte Leser. Freundliche Grüße, --[[Benutzer:Arno Nymus|Arno Nymus]] ([[Benutzer Diskussion:Arno Nymus|Diskussion]]) 01:10, 27. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
== Fehler ==<br />
<br />
Die Komplexitätsklasse NP beschreibt alle Sprachen/Probleme, welche sich auf einem NICHTdeterministischen Rechner in Polynomialzeit entscheiden lassen.<br />
<br />
--[[Spezial:Beiträge/77.2.222.42|77.2.222.42]] 23:49, 9. Dez. 2012 (CET)<br />
<br />
:Siehe einen Abschnitt darüber, es stimmt schon so. --[[Benutzer:Chricho|Chricho]] [[BD:Chricho|¹]] [//de.wikipedia.org/w/?title=BD:Chricho&amp;action=edit&amp;section=new ²] [[Benutzer:Chricho/Keine_Verbesserung|³]] 00:44, 10. Dez. 2012 (CET)<br />
<br />
Es ist aber sehr verwirrlich, auch für nicht-laien. Auf jeden Fall nicht die Definition, welche man erwarten würde. --[[Spezial:Beiträge/84.75.130.30|84.75.130.30]] 19:39, 14. Dez. 2012 (CET)<br />
<br />
:Es ist meines Erachtens die intuitivere, leichter fassbare und in ihrer Bedeutung schneller klarere Definition. --[[Benutzer:Chricho|Chricho]] [[BD:Chricho|¹]] [//de.wikipedia.org/w/?title=BD:Chricho&amp;action=edit&amp;section=new ²] [[Benutzer:Chricho/Keine_Verbesserung|³]] 20:01, 14. Dez. 2012 (CET)<br />
<br />
::Mit dieser ''Meinung'' dürftest Du ziemlich allein sein. Der fehlende Verweis auf ''nicht''deterministisch hat mich erst einmal zweifeln lassen, und das Gefasel über vorgeschlagene Lösung (was ist das, von wem vorgeschlagen?) verwirrt völlig. Man sollte eine Definition so angeben, wie sie üblich ist, äquivalente Formulierungen kann man später immer noch angeben (wie das jedes Mathe-Buch macht, da heißt sowas dann Satz oder Theorem oder so ähnlich). Auf eine Änderung verzichte ich, macht sowieso nur Ärger. --[[Spezial:Beiträge/132.195.106.57|132.195.106.57]] 19:23, 27. Mär. 2013 (CET)<br />
<br />
== Schwach und stark NP-vollständig ==<br />
<br />
Haben diese Begriffe irgendeine mathematisch/informatische Bedeutung, außer für die informelle Kommunikation? Welche dieser Attribute ein Problem erhält, hängt letztlich nur davon ab, was man unter einem numerischen Parameter versteht. Wenn man durch geeignete Kodierung alle Parameter als numerisch auffasst, sind alle NP-vollständigen (es ließe sich weiter treiben mit EXPTIME) Probleme nur schwach NP-vollständig. Und macht eine informelle Bewandnis der Bezeichnungen das relevant für diesen Artikel? Man könnte auch ohne diese Begriffe erwähnen, dass mitunter für die Praxis relevante pseudopolynomielle Algorithmen für NP-vollständige Probleme existieren. --[[Benutzer:Chricho|Chricho]] [[BD:Chricho|¹]] [//de.wikipedia.org/w/?title=BD:Chricho&amp;action=edit&amp;section=new ²] [[Benutzer:Chricho/Keine_Verbesserung|³]] 01:08, 10. Dez. 2012 (CET)<br />
<br />
== In der Praxis auftretende Größenordnungen ==<br />
<br />
Der Satz "In der Praxis wirkt sich diese Eigenschaft nicht in jedem Fall negativ aus, das heißt, es gibt für viele NP-vollständige Probleme Lösungsverfahren, anhand derer sie für in der Praxis auftretende Größenordnungen in akzeptabler Zeit lösbar sind." im Einleitungsteil ist imho nicht korrekt. Richtig wäre meiner Meinung nach, dass es für viele Probleme Annäherungen an die optimale Lösung gibt, die in Polynomialzeit mit konfigurierbarer Genauigkeit arbeiten. In der englischen Wikipedia steht dazu auch "NP-complete problems are often addressed by using approximation algorithms." --[[Benutzer:EMPi|empi]] ([[Benutzer Diskussion:EMPi|Diskussion]]) 18:56, 20. Mär. 2013 (CET)<br />
:Das sind doch zwei völlig voneinander unabhängige Aussagen. Wo siehst du den Widerspruch? --[[Benutzer:Chricho|Chricho]] [[BD:Chricho|¹]] [//de.wikipedia.org/w/?title=BD:Chricho&amp;action=edit&amp;section=new ²] [[Benutzer:Chricho/Keine_Verbesserung|³]] 19:00, 20. Mär. 2013 (CET)<br />
::Naja, wenn ich nicht gerade total auf dem Schlauch stehe behauptet der Artikel das NP-Vollständige Probleme so wie sie sind in akzeptabler Zeit korrekt lösbar sind. Soweit ich weiß wird aber in der Praxis das Ergebnis nur angenähert, so lese ich das auch in der englischen Wikipedia. --[[Benutzer:EMPi|empi]] ([[Benutzer Diskussion:EMPi|Diskussion]]) 19:08, 20. Mär. 2013 (CET)<br />
:::Na, es gibt beides. Mal werden Approximationen benutzt, mal auch nur Heuristiken, von denen nicht bewiesen ist, dass sie einen gewissen Grad der Approximation erreichen, und mal sind die Probleminstanzen tatsächlich so klein, dass eine perfekte Lösung in annehmbarer Zeit möglich ist. Ein dritter Aspekt spielt noch hinein, dass man es in der Praxis oft nur mit gewissen speziell gearteten Probleminstanzen zu tun hat. So werden in der Praxis durchaus etwa [[Erfüllbarkeitsproblem der Aussagenlogik|SAT]]-Instanzen in Millionengröße gelöst, während andere, konstruierte und viel kleinere Instanzen die Algorithmen in die Knie zwingen können. --[[Benutzer:Chricho|Chricho]] [[BD:Chricho|¹]] [//de.wikipedia.org/w/?title=BD:Chricho&amp;action=edit&amp;section=new ²] [[Benutzer:Chricho/Keine_Verbesserung|³]] 20:13, 20. Mär. 2013 (CET)</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vollstreckungsbeh%C3%B6rde&diff=114246787Vollstreckungsbehörde2013-02-15T16:50:43Z<p>132.195.106.57: Interpunktion (und Stil/Grammatik)</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|erläutert die Vollstreckungsbehörde zur Eintreibung öffentlich-rechtlicher Forderungen; für die Eintreibung privatrechtlicher Forderungen durch Vollstreckung in das bewegliche Vermögen siehe [[Gerichtsvollzieher]], durch Vollstreckung in das unbewegliche Vermögen siehe [[Zwangsversteigerung]]. Für die Vollstreckung von Strafurteilen vgl. [[Staatsanwaltschaft]] als strafprozessuale Vollstreckungsbehörde.}}<br />
<br />
Als '''Vollstreckungsbehörde''' wird die Behörde bezeichnet, die für die Beitreibung von Außenständen der Gemeinden, Landkreise, Länder, dem Bund und anderer öffentlich-rechtlicher Körperschaften zuständig ist. <br />
<br />
Im Gegensatz zu privatrechtlichen Forderungen wird bei öffentlich-rechtlichen Forderungen in den meisten Bundesländern nicht der [[Gerichtsvollzieher]] bzw. das [[Vollstreckungsgericht]] beim Amtsgericht tätig, sondern die Vollstreckungsbehörde. Die Vollstreckungsbehörde beschäftigt eigene [[Vollziehungsbeamter|Vollziehungsbeamte]] (in Niedersachsen „Vollstreckungsbeamte“) und ist zumeist Teil der Gemeinde-/Samtgemeinde-/Stadt-/Kreiskasse oder einer Landesbehörde (z.&nbsp;B. Finanzämter, [[Klosterkammer Hannover]], Zollämter), die durch Gesetz zur öffentlich-rechtlichen Vollstreckung ermächtigt wurden. Auch kann eine Kommune in Niedersachsen gemäß den Bestimmungen des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes die Aufgaben der Vollstreckungsbehörde auf ihre kommunalen Anstalten des öffentlichen Rechts unter bestimmten Umständen übertragen. Dies ist zum Beispiel im Landkreis Nienburg/Weser der Fall beim Betrieb Abfallwirtschaft Nienburg/Weser, Anstalt des öffentlichen Rechts. <br />
<br />
Die Vollstreckung richtet sich dabei auf Landes- bzw. Kommunalebene nach [[Landesrecht|landesrechtlichen Vorschriften]] und bei Finanzämtern und Bundesbehörden entsprechende bundesgesetzliche Regelungen wie die Abgabenordnung oder das Verwaltungsvollstreckungsgesetz und nicht primär nach der [[Zivilprozessordnung (Deutschland)|Zivilprozessordnung]], welche jedoch im Regelfall zumindest teilweise, insbesondere bezüglich der Pfändungsfreigrenzen und der Pfändbarkeit von Vermögen, für anwendbar erklärt wird. <br />
<br />
Grundsätzlich wird die Vollstreckungsbehörde tätig bei sogenannten [[Öffentliches Recht|öffentlich-rechtlichen]] Forderungen wie z.&nbsp;B.:<br />
Umsatzsteuer,<br />
Einkommensteuer,<br />
Lohnsteuer,<br />
[[Gewerbesteuer]]n,<br />
[[Grundsteuer]]n,<br />
[[Hundesteuer]],<br />
[[Abfallgebühr]]en,<br />
Kanalgebühren,<br />
Schornsteinfegergebühren,<br />
[[Bußgeld|Bußgeldern]],<br />
[[Rundfunkgebühr]]en oder auch<br />
[[BaFöG]].<br />
Innerhalb der Vollstreckungsbehörden findet meistens eine Unterscheidung zwischen Vollstreckungsaußendienst und Vollstreckungsinnendienst statt.<br />
<br />
== Der Außendienst ==<br />
Der Außendienst wird von den Vollziehungsbeamten (siehe auch Artikel „[[Vollziehungsbeamter]]“) wahrgenommen. Die Befugnisse unterscheiden sich je nach Bundesland sehr stark. Im Allgemeinen kann man jedoch sagen, dass der Außendienst die Rolle des Gerichtsvollziehers wahrnimmt. Aufgabe ist daher primär das Aufsuchen der Schuldner und das Pfänden beweglicher Gegenstände. Wichtig ist, dass die Vollstreckungs-/Vollziehungsbeamten hoheitlich tätig werden, weswegen z.&nbsp;B. ein von einem Schuldner ausgesprochenes Hausverbot jederzeit durch einen einfach zu erwirkenden Gerichtsbeschluss („Türöffnungs- und Durchsuchungsbeschluss“) aufgehoben werden kann.<br />
<br />
== Der Innendienst ==<br />
Aufgabe des Innendienstes ist es vor allem, Forderungspfändungen durchzuführen. Vorrangig ist die Aufrechnung. Allgemein bekannt sind dabei die Lohn- und Kontenpfändung sowie die Pfändung von Ansprüchen gegen Kreditakrtenunternehmen. Häufig durchgeführt wird auch die Mietpfändung sowie die Pfändung von Ansprüchen aus Rechnungen. Ferner gehört zu den Aufgaben des Innendienstes die [[Zwangsversteigerung]] von Grundstücken und die Einleitung von [[Insolvenzverfahren]].<br />
<br />
== Strafrecht ==<br />
Nach dem deutschen [[Strafrecht]] – was mit der Vollstreckungsbehörde sachlich und thematisch nichts zu tun hat – ist die zuständige Behörde für die Vollstreckung grundsätzlich die [[Staatsanwaltschaft]] (und dort der [[Rechtspfleger]]). Im [[Jugendstrafrecht]] obliegt die Vollstreckungsleitung dem Jugendrichter.<br />
Die in der Justizvollzugsanstalt tätigen Beamten nennt man [[Vollzugskraft|Vollzugsbeamte]].<br />
<br />
{{Rechtshinweis}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Vollstreckungsbehorde}}<br />
[[Kategorie:Zwangsvollstreckungsrecht (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Behörde (Deutschland)]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Ludwig_X._(Frankreich)&diff=113562846Diskussion:Ludwig X. (Frankreich)2013-01-29T20:36:29Z<p>132.195.106.57: Neuer Abschnitt /* Verwirrende Daten zum Sohn Johann I. der Posthume */</p>
<hr />
<div>Hi<br />
die Artikel widersprechen sich: hier steht, dass Ludwig X. nicht der leibliche Vater von Johanna II. war, auf ihrer und der Seite ihrer Mutter steht, dass sie die einzige Tochter Ludwigs X. und Margarete von Burgund war...<br />
[[Benutzer:Atlantica|Atlantica]] 19:06, 4. Mai 2009 (CEST)<br />
:Siehe dazu [[Tour de Nesle]]. Demnach gab es offensichtlich den begründeten Verdacht, dass die Margarete mit dem Ritter Gautier d'Aunay fremdgegangen war; zumindest hatte Ludwigs Schwester Isabella eine Börse, die sie der Margarethe geschenkt hatte, bei diesem Ritter wiederentdeckt und d'Aunay hat diese Affaire gestanden, wenn auch, wie das damals üblich war, nach Verhör unter Folter; der Mann ist entsprechend bald darauf ziemlich grausam hingerichtet worden. Margarete wurde unterdessen von ihrem Mann inhaftiert. Ihr wurde vorgeworfen, sich bereits seit 3 Jahren des Ehebruchs schuldig gemacht zu haben, sodass das auch den Zeitpunkt betreffen würde, an dem sie mit Johanna schwanger geworden war; sie wurde dann 1 Jahr nach ihrer Gefangennahme im Kerker erdrosselt. Das ist das, was die Chronisten berichten, da kann nun jeder selbst seine Schlüsse ziehen. Völlig grundlos lässt ein Mann seine Frau nicht einkerkern, aber ausschließen kann man natürlich auch nicht, dass Margarethe unschuldig war oder dass das Kind nicht doch von Ludwig war. Vaterschaftstests gab es damals noch nicht, wirklich sicher wird man sich also in dieser Frage nie sein können. --[[Benutzer:Proofreader|Proofreader]] 17:27, 22. Jul. 2009 (CEST)<br />
<br />
== Verwirrende Daten zum Sohn Johann I. der Posthume ==<br />
<br />
Im verlinkten Hauptartikel ebenso wie unter [[Liste der Herrscher Frankreichs]] stehen als Lebensdaten 15. bis 19. November 1316, hier wird im Abschnitt Nachfahren als Geburtsdatum der 13. November 1316 angegeben. Außerdem heißt es, er wäre für sechs Tage Nachfolger geworden, und wenige Zeilen darunter im Abschnitt Erbe heißt es, er hätte sieben Tage gelebt. Letzteres ist vom 13. bis 19. November richtig gerechnet, ersteres offensichtlich falsch. In der besagten [[Liste der Herrscher Frankreichs]] ist in den Anmerkungen ganz am Ende von vier Tagen die Rede, vom 15. bis 19. November sind es aber offensichtlich fünf Tage. Die Rechnerei wird auch nicht besser, wenn man den Tag seiner Geburt und seines Todes nicht voll rechnet, weil er wahrscheinlich ja nicht zufällig zur gleichen Uhrzeit geboren und gestorben ist. Was stimmt denn nun, und wie müßte korrekt gezählt werden? Kann das mal jemand, der es weiß, hier und/oder in den beiden anderen Artikeln korrigieren? Mindestens eine Stelle ist ja wohl falsch! --[[Spezial:Beiträge/132.195.106.57|132.195.106.57]] 21:36, 29. Jan. 2013 (CET)</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Liste_der_Staatsoberh%C3%A4upter_Frankreichs&diff=113562249Diskussion:Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs2013-01-29T20:22:30Z<p>132.195.106.57: /* Verwirrende Daten zu Johann I. der Posthume */ Tipfehler: Plural!</p>
<hr />
<div>{{War Löschkandidat|19. Dezember 2011}}<br />
<br />
==Napoleniden==<br />
Napoleoniden? Warum Napoleoniden? Warum nicht "[[Bonaparte]]" oder "Familie Bonaparte"? Mit dem Namen "Bonaparte" weiß doch wohl jeder etwas anzufangen! '''Steffen Löwe Gera''', 22.06.2003<br />
<br />
: stimme ich zu. Ich habe den Begriff Napoleoniden noch nie gehört. --[[Benutzer:Buxul|Buxul]] 20:39, 22. Jun 2003 (CEST)<br />
<br />
:Kann sein, daß er veraltet ist. (Brockhaus 1908). Ändert es. --[[Benutzer:Media lib|Michael]] 16:25, 8. Jul 2003 (CEST)<br />
<br />
: Derselbe Begriff steht in der Frz. Wikipedia - ist m.E. korrekt, wenn auch nicht geläufig. -- [[Benutzer:Marc Tobias Wenzel|mTob]] 22:25, 12. Aug 2003 (CEST)<br />
<br />
::Der Begriff Napoleoniden ist durchaus gebräuchlich, umschreibt aber m.E. diejenigen Mitglieder der Familie Bonaparte zu Zeiten von Napoleon I., denen er verschiedene Herrscherpositionen in halb Europa zugeschanzt hatte. Also, Napoleon III. würde ich nicht als Vertreter der Napoleoniden bezeichnen. Falls anderthalb Jahre nach dem letzten Diskussionsbeitrag das noch jemanden interessiert... --[[Benutzer:Alexander Fischer|AlexF]] 00:51, 18. Jan 2005 (CET)<br />
<br />
Wenn die Artikel etwas vollständiger wären, könnte man sie ja einen zum nächsten verlinken (ich nenne das [[Themenring]], aber das kann auch unbenannt bleiben, oder Wikipfad genannt werden). Aber da sind wir noch weit davon entfernt. -- [[Benutzer:Marc Tobias Wenzel|mTob]] 22:25, 12. Aug 2003 (CEST)<br />
<br />
Meines wissens wurde nach der Ermordung Heinrichs III. ein Onkel Heinrichs IV. als Karl X. anerkannt. Dieser saß aber in Haft und behauptete, er würde die Krone nur zugunsten seines Neffen annehmen. Eventuell sollte man ihn auch einfügen.<br />
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<br />
Dass in dieser Tabelle ein Ludwig XVII. vorkommt ist ja haarsträubender Blödsinn. Den muss ich raustun und die Lücke in den Ludwigen vielleicht in einem Satz erklären. -- [[Benutzer:Maclemo|Maclemo]] 01:18, 23. Dez 2003 (CET)<br />
<br />
----<br />
<br />
Weiß jemand, weshalb Karl der Dicke nicht als westfränkischer König Karl "III." gezählt wurde/wird?--[[Benutzer:SJuergen|SJuergen]] 10:43, 11. Feb. 2007 (CET)<br />
<br />
Wieso wurde der Sohn Roberts II. in der Liste als Hugo III. und nicht II. aufgeführt? Habe mir erlaubt, dies zu korrigieren. Wenn es ein Fehler war, bitte icvh um Entschuldigung.<br />
<br />
== Ludwig XIX. und Legitimation von Königen ==<br />
Ludwig XIX. war durchaus - wenn auch nur für einige Augenblicke - legitimer König von Frankreich, und zwar am 2. August 1830. Daher habe ich ihn dazugefügt (vgl. u.a. http://genealogy.euweb.cz/capet/capet40.html#H4 unter H1.).<br />
<br />
Ich schlage vor, dass man sich hier einigt, dass ein König nur dann als ''Herrscher'' in Bezug auf diese Liste angesehen wird, wenn er offiziell anerkannt war, obwohl das natürlich Probleme aufwirft.−−[[Benutzer:Angemeldeter Benutzer|Angemeldeter Benutzer]] 20:15 11. Apr. 2007 (CEST)<br />
<br />
== Napoleon IV. ==<br />
ich habe ihn mal wieder entfernt, da ich keinen plausiblen Grund sehe, ihn als Herrscher zu führen. Napoleon II. und Ludwig XIX. waren immerhin für kurze Zeit rechtmäßige Herrscher und Ludwig XVII. war zumindest Thronfolger in Zeiten eines gewaltsamen Umbruchs. Zwischen der Absetzung Napoleons III. und der Ausrufung seines Sohnes zum Kaiser liegen aber volle vier Jahre, zudem war die Ausrufung politisch völlig bedeutungslos. --[[Benutzer:Einsamer Schütze|Einsamer Schütze]] 23:24, 26. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
:Das gleiche das für [[Louis Charles de Bourbon, dauphin de Viennois|Ludwig XVII.]] gilt auch für [[Napoleon IV.]], auch er ist der legitime Nachfolger [[Napoleon III.]] nach salischen Recht und auch zur Zeit eines großen politischen Umbruches (Krieg mit dem Deutschen Reich verloren usw.). Ich füge ihn daher wieder ein.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 23:31, 26. Jun. 2007 (CEST)<br />
:::Mit Ludwig XVII. hast du freilich recht, dann würde ich aber eher dazu tendieren, ihn rauszunehmen, statt Napoleon IV. einzufügen. Napoleon IV. hat nie regiert, er wurde von niemadem als Kaiser akzeptiert außer von seinen eigenen Anhängern. Zu keinem Zeitpunkt war die Republik irgendwie durch ihn gefährtet. Seine Ausrufung war sowohl politisch als auch juristisch völlig bedeutungslos. Das gleiche trifft auch auf Ludwig zu. Einziger Grund, ihn zu behalten, wäre, dass seine Existenz sich auf die Zählung der Könige auswirkte, zugegeben eine sehr dünne Argumentation. Bei Napoleon IV. war nicht mal das der Fall, da nach 1870 nie wieder eine Monarchie eingeführt wurde. Fazit: für Napolen null Punkte, für Ludwig maximal einen Punkt, sofern man den gelten lassen kann. Also wie verfahren? Beide raus? Nur Napoleon raus? Oder beide drinlassen? Ich tendiere zum Löschen aber ich würde vorher gern mehr Meinungen hören. --[[Benutzer:Einsamer Schütze|Einsamer Schütze]] 00:06, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
::::Entweder beide drinnen oder beide raus, aber einen drinnen lassen mit dem sehr, sehr dünnen Argument, das dies die Zählung beeinflusst habe, halte ich nicht für richtig.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 00:13, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
L.XVII. rein, N.IV. raus. Denn Ludwig XVII. war durch alle europäischen Regierungen als König anerkannt, genauso wie Ludwig XVIII. seit 1795 in ganz Europa (nur nicht im frz. beherrschtem) als König von Frankreich bezeichnet wurde. Prinz Napoleon wurde von niemanden als Kaiser bestätigt. Außerdem war er natürlich kein Thronfolger im Sinne des salischen Rechts. Denn dies war explizit das Thronfolgegesetz der Könige und berücksichtigt selbstredend keine Usurpatoren. Das Kaiserreich hatte kein eigenes Nachfolgegesetz, da der Kaiser und Nachfolger m.W. immer durch den Senat ernannt werden musste. Der Senat hat den Prinzen Napoleon aber '''niemals''' ernannt, daher ist es gänzlich illegitim ihn als Napoleon IV. zu bezeichnen, da er keinerlei rechtliche Grundlage vorzuweisen hat. Ludwig XVII. kann sowohl die Lex Salica, als auch die internationale Anerkennung seines Titels vorweisen. --[[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 11:08, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
:Es geht aber um Frankreich und nicht um andere europäische Nationen, wem die anerkannt oder nicht anerkannt haben ist bedeutungslos. L. XVII. war nie König und wird trotzdem von den [[Bourbonen]] als König gezählt, wieso sollte dann auch nicht N. IV. gezählt werden, der ebenfalls von seiner Familie den [[Bonaparte]]s als rechtmäßig betrachtet wurde. Rein rechtlich sind L.XVII. und N.IV., genauso wie übrigens auch N. II. völlig gleichgestellt, alle drei hatten keinen Anspruch mehr auf den französischen Thron.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 15:57, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
::Dass ihre Anerkennung bedeutungslos gewesen wäre ist dann deine ganz persönliche Meinung. Ich empfehle einen Blick auf die englische und ganz besonders '''die frz. Version''' dieser Liste zu werfen. Dort wird ebenfalls exakt unser Standpunkt vertreten ! Wenn der Möchtegernkaiser N.IV. tatsächlich drin bleiben sollte, dann werde ich mit exakt dem gleichen Argument folgende Könige ebenfalls einfügen müssen: Heinrich V. (1830-1883), Jean III. (1883–1887), Charles XI. (1887–1903), Jacques I. (1903–1931), Alphonse I. (1931–1936), Alphonse II. (1936–1941), Jacques II. (1941–1975), Alphonse III. (1975-1989), Louis XX. (1989– ). Nicht zu vergessen die dazu konkurrierenden Könige des Hauses Orléans: Philipp VII. (1848-1894), Louis-Philippe II. (1894-1926), Jean III. (1926-1940), Henri VI. (1940-1999), Henri VII. (1999- ). Die Liste würde dadurch natürlich ziemlich albern, aber nach deiner Logik müssen '''die alle''' ganz selbstverständlich rein. [[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 16:18, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
:::Man kann auch ohne Sarkasmus argumentieren!!! Ich schlage daher vor N. II., N. IV und L. XVII. zu entfernen, da keiner von ihnen jemals König/Kaiser Frankreichs war und die Liste schließlich die Herrscher Frankreichs zeigen soll. Man könnte eine seperate Liste mit den französischen Thronprätendenten anlegen und diese drei dann einbauen. Ein Verweis auf dieser Seite müsste dann genügen.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 17:00, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
::::Eine gute Idee, die meine volle Unterstützung findet. Du musst aber zugeben, dass sich Sarkasmus bei dieser verwirrenden Lage von Thronanwärtern sehr angeboten hat. War also nicht böse gemeint. ;-) Anbei: Ich würde L.XIX. auch entfernen wollen, da er eigentlich auch nicht so wirklich König war und erst recht nicht regiert hat, geschweige denn anerkannt wurde. [[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 17:15, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
:::::Bei L. XIX. ist die Sachlage kompliziert, immerhin war er wirklich 20 min lang König Frankreichs, also hätte er hier durchaus auch seine Berechtigung, natürlich könnte man argumentieren 20 Minuten seien nicht relevant. Ich würde ihn in beiden Listen führen.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 17:21, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
== Franz III. (Bretagne) ==<br />
<br />
René Guerdan schreibt in seiner Biographie Franz I., dass dieser während der Gefangenschaft in Spanien seine Thronrechte zugunsten seines Sohnes Franz abgetreten habe. Die Stelle ist allerdings unklar formuliert und im Artikel [[Franz I.]] findet sich auch nichts. Vielleicht könnte irgendjemand herausbekommen, wie es nun wirklich war. Wenn Franz III. (Bretagne) nämlich König war, dann gehört er in diese Liste. 13:30 6. Juli 2007 --[[Benutzer:Angemeldeter Benutzer|Angemeldeter Benutzer]]<br />
:Drei Punkte sind zu beachten. 1. Nach frz. Erbfolgegesetz kann der König gar nicht abdanken, rechtlich bleibt er der alleiniger König bis zum Tod. Er kann seinen Kronprinzen nur zum Mitkönig ernennen, dann aber ohne Ordnungszahl. 2. Die vermeintliche Abdankung König Franz' I. war ja nur eine Finte, um Karl V. zu täuschen, was eben nicht gelang. 3. Franz I. hat zwar in einem Dokument seine Abdankung erklärt, aber Dokumente des Königs erhielten im damaligen Frankreich ihre Rechtsgültigkeit nur dann, wenn der Pariser Gerichtshof ([[Parlement]]) diese offiziell registrierte. Mit Verweis auf Punkt 1 und 2 hat Franz I. genau das aber nicht getan. Außerdem hätte der Pariser Gerichtshof die Einregistrierung auch mit den gleichen Punkten kategorisch verweigert. Nur der König hätte mit persönlicher Anwesenheit die Registrierung durchsetzen können ([[Bett der Justiz]]). Konnte er aber nicht, er war ja eingesperrt. Seine Abdankung war also das Papier nicht wert, auf dem es stand. Ergo, einen König Franz II. hat es unter Franz I. nie gegeben. [[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 15:14, 6. Jul. 2007 (CEST)<br />
<br />
Gut, damit wär die Sache wohl erledigt. Danke! Gruß --[[Benutzer:Angemeldeter Benutzer|Angemeldeter Benutzer]]<br />
<br />
<br />
== Fragen zu einigen Herrschern ==<br />
Meine erste Frage dreht sich nochmal um die Legitimität von Herrschern: Aus den Artikeln werde ich nicht so ganz schlau, warum nun Ludwig XIX. mitgezählt wird, Napoleon II. aber nicht. Hat Ludwig sein Amt tatsächlich angetreten oder war er ausschließlich de jure (evtl. sogar ohne eigenes Wissen) König? Napoleon II. hat sein Amt zwar nie angetreten, soll aber kurzzeitig als Herrscher anerkannt worden sein. Ging diese Anerkennung auch über das Lager der Bonapartisten hinaus?<br />
<br />
Die zweite Frage lautet: Wo fängt Frankreich eigentlich an? Die Teilung durch den Vertrag von Verdun erscheint mir als sinnvollster Ausgangspnkt. Gäbe es daher noch irgendwelche Gründe, Ludwig den Frommen drinzubehalten oder sollten wir die Liste lieber erst mit Karl dem Kahlen beginnen lassen? --[[Benutzer:Einsamer Schütze|Einsamer Schütze]] 21:33, 18. Jul. 2007 (CEST)<br />
<br />
:Zu 1.: Der Dauphin Louis-Charles wußte, dass sein Vater tot war und man sagte ihm auch, dass er damit eigentlich König wäre. Aber inwiefern er das verstanden hat, wissen wir nicht. Er war ja noch sehr jung. Und König war er natürlich nur de jure, da Frankreich von Republikanern beherrscht wurde. Soweit ich weiß wurde Napoleons Sohn ausschließlich von Bonapartisten anerkannt und das waren nicht gerade viele in Frankreich. Ansonsten lebte er bei seiner Familie am Wiener Hof, weshalb er diese "Ausrufungen" auch nie anerkannt hat. Zudem war er beim Tod seines Vaters auch erst 10 Jahre alt, dürfte also wenig von dem verstanden oder mitbekommen haben, was da eine kleine Minderheit in Frankreich veranstaltete.<br />
<br />
:Zu 2.: Eine gute Frage, auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Manche lassen Frankreich mit der Teilung von Verdun beginnen, andere sehen mit der Thronbesteigung von Hugues Capet das Westfrankenreich enden und Frankreich beginnen. Wir haben es also definitiv mit einer Übergangsphase zu tun, in der ein Namenswechsel von uns immer künstlich konstruiert wäre. Das Haus Capet-Valois-Bourbon selbst verstand unter "France" das Reich der Merowinger bis in ihre Tage, eine Unterscheidung zwischen Frankenreich, Westfrankenreich und Frankreich war ihnen also völlig fremd. Diese Unterscheidung stammt erst von Historikern, die sich aber über diese Trennungen gar nicht einig sind. [[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 16:50, 20. Jul. 2007 (CEST)<br />
<br />
<br />
== Kandidatur vom 20. August bis 27. August (Informativ!)==<br />
Eine weitere Herrscherliste, die in Gemeinschaftsarbeit stark ausgebaut wurde und jetzt reif für eine Kandidatur sein dürfte. --[[Benutzer:Einsamer Schütze|Einsamer Schütze]] 13:39, 20. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
{{pro}} Mir gefällt die Liste. --[[Benutzer:JKohmann|Jörg]] 13:53, 20. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
'''Pro'''. Hervorragend! Sowohl die kurze Einführung, als auch die Anmerkungen sind sehr informativ, dazu gut gemacht. Allerdings sind keine Bilder besser, als historisierende aus dem 19. Jahrhundert. Spätmittelalterliche „Porträts“ zu frühmittelalterlichen Herrschern mögen dagegen noch angehen. [[Benutzer:Stullkowski|Stullkowski]] 14:00, 20. Aug. 2007 (CEST)<br />
:Die historisierenden Bilder sollten auf jeden Fall raus - ich würde hier auch die spätmittelalterlichen historisierenden Porträts der frühmittelalterlichen Könige entfernen --[[Benutzer:GDK|GDK]] [[Benutzer_Diskussion:GDK|Δ]] 14:38, 20. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
{{pro}} schön gemachte Liste --[[Benutzer:FredericII|Stephan]] 06:54, 21. Aug. 2007 (CEST)<br />
* {{pro}} - sehr schön. [[Benutzer:Marcus Cyron|Marcus Cyron]] [[Benutzer:Marcus Cyron/In Memoriam|in memoriam der Opfer des letzten Kampfes]] 11:14, 21. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Pro}} - sehr informativ -- [[Benutzer:McFred|McFred]] 04:01, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Pro}} - einfach klasse --[[Benutzer:Parttaker|parttaker]] 10:47, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Pro}} – schließt sich nahtlos an die bereits informativen Herrscherlisten an. --[[Benutzer:Thomas280784|<span style="color:#006c85">Thomas</span>]] <sup>[[Benutzer Diskussion:Thomas280784|<span style="color:#006c85">✉</span>]]</sup> 11:43, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Neutral}}, allerdings mit Tendenz zu Pro. Ein paar Kritikpunkte hätte ich noch:<br />
** Zum einen erklärt sich für mich nicht die Nennung „Karl (III.)“ bz.w „Karl III.“, es wird lediglich auf der Seite zu Karl dem Dicken (dem mit Klammer) angegeben, dass er auf französischer Seite ohne Nummer genannt wird, in der Liste wird nichts dazu gesagt.<br />
** Die Lilienwappe sollten bei den Herrschern, die kein eigenes Portrait aufweisen können rausgenommen werden, da sie keinen Mehrwert bringen.<br />
** Zum dritten sollten eventuell die Zwischenzeiten (Erste Republik, Konsulat, Zweite Republik und wie sie alle hießen) zwischen den einzelnen Tabellen genannt werden. Nicht weiter ausführlich, sondern nur, dass der Leser weiß, hier war noch etwas dazwischen (zudem hat er eine Begründung für die abweichenden Jahreszahlen). -- [[Benutzer:Platte|Platte]] <small>[[Benutzer Diskussion:Platte|Drück mich!]]</small> 11:50, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Pro}} gelungen --[[Benutzer:Geher|Geher]] 13:04, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
* {{Pro}} gut - nur Kleinkram - die Regierungszeiten stehen in der Tabellen formatierungsmäßig schlecht --[[Benutzer:SonniWP|SonniWP]] 14:38, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
* {{Pro}} auch meinerseits. Gute Übersicht, schade nur, dass man nicht zu allen Regenten Bildmaterial hat. Ist wohl schwerlich möglich. --[[Benutzer:Trinityfolium|<span style="color:#008B00">Trinityfolium</span>]]<sub>[[Benutzer Diskussion:Trinityfolium|Disk.]]</sub><sup>[[Benutzer:Trinityfolium/Bewertung|Bew.]]</sup> 14:55, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
* {{Pro}} schön, aber bitte noch die Spaltenbreiten vereinheitlichen --[[Benutzer:Geos|Geos]] 14:58, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* <s>{{Neutral}}</s> Die Liste ist an sich durchaus gelungen, aber mich stören hier noch einige Kleinigkeiten um ein Pro zu vergeben. Erstens eine Zentrierung der Regierungszeiten sieht optisch besser aus als rechtsbündig. Des Weiteren könnte auf die Unterteilung der Regierungszeit wie z.B. bei Odo von Paris oder Karlmann verzichtet werden und die Anmerkungen, die in dieser Spalte gemacht werden, sollten in die Spalte Anmerkungen verschoben werden. Wenn das so gehandhabt würde, könnte die Spalte mit den Jahreszahlen auch deutlich verkürzt werden und die Einsparungen den Anmerkungen zugeschlagen werden. Gleiches gilt für die Spalte des Herrscherhauses, wo mit Zeilenumbruch z.B. das Haus Valois-Angoulême verkürzt werden könnte und wiederum mehr Platz für die Anmerkungen bringen würde. So würden die großen Zeilen wie Ludwig XIV kleiner werden. Meiner Meinung nach könnte ebenfalls überlegt werden, ob der Abschnitt mit der Nummerierung nicht unten besser paltziert wäre. Soviel von mir. Gruß [[Benutzer:Wanduran|Wanduran]] 12:44, 23. Aug. 2007 (CEST)<br />
:Die Spaltenbreite habe ich angepasst und nach den vorherigen Verbesserungen nun ein {{Pro}}. Gruß [[Benutzer:Wanduran|Wanduran]] 13:00, 28. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
== Philipp III. ==<br />
<br />
"Le Hardi" bedeutet "der Kühne", so ist er auch in der dt.sprachigen Lit. bekannt. "Der Tapfere" wäre etwas anderes - "kühn" kann durchaus einen negativen Beigeschmack haben (vgl. Aragon-Feldzug Philipps III.).<br />
<br />
== Nummerierungsproblematik - Karl der Dicke/Karl der Einfältige ==<br />
<br />
In der Tat hat man heute ein Problem bei der Nummerierung: Kaiser Karl III., König im Ostfrankenreich seit 876 (allein seit 882), wurde 885 auch westfränkischer König - und auch hier wäre er Karl III. gewesen. Jedoch setzte sich für seinen Nachfolger Karl den Einfältigen ebenfalls die Nummerierung "der Dritte" durch, wodurch Karl der Dicke in Frankreich meist als "Karl (III.)" ("Karl der Klammer-Dritte") bezeichnet wird. Korrekterweise müßte es aber lauten: Karl III. der Dicke, Karl IV. der Einfältige usw., wodurch sich bei allen nachfolgenden Königen namens Karl die Zahl um eins erhöhen würde.<br />
<br />
: Soviel ich weis bezieht sich die Ordnungszahl "III." von Karl dem Dicken auf das tragen des Kaisertitels. Er war nach Karl dem Großen und Karl dem Kahlen der dritte namens Karl der Kaiser wurde und übrigens erst der zweite dieses Namens der in Ostfranken herrschte nachfolgend zu Karl dem Großen der Ostfranken (Bayern, Sachsen ect.) erobert hatte. In französischen Königslisten wird er in der Regel auch nur mit Klammern um die Zahl geführt, dass liegt wohl daran weil er ein ostfränkischer Karolinger war und die Franzosen zählen nur ihre "nationalen" also Westfränkischen Dynasten.--[[Spezial:Beiträge/88.64.9.61|88.64.9.61]] 17:45, 4. Jul. 2008 (CEST)<br />
<br />
== Philipp II. Anmerkungen ==<br />
<br />
''Er eroberte die meisten englischen Besitzungen in Frankreich sowie die zum deutschen Reich gehörende Grafschaft Flandern.''<br />
<br />
Die Besitzungen welche die Dynastie Plantagenet in Frankreich besaß waren keine englischen Besitzungen. Es waren französische Lehen und die Plantagenets waren dem französischen König für diese Territorien lehnspflichtig. 1202 lies Philipp II. diese Lehen per Parlamentsurteil einziehen nachdem der Plantagenet Johann Ohneland mehrfach gegen Krone und eigene Vasallen opponiert hatte (z.B. Entführung der Isabella von Angoulême). Auch hatte Philipp II. die Grafschaft Flandern nicht vom deutschen Reich erobert. Diese gehörte seit ihrer Einrichtung durch König Karl II. dem Kahlen dem westfränkischen (französischen) Königtum an, erst im Frieden von Arras 1482 zwischen Frankreich und Habsburg wurde Flandern dem HRR zugesprochen.--[[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 05:46, 21. Jun. 2008 (CEST)<br />
<br />
::Habs nun überarbeitet. [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 13:37, 22. Aug. 2009 (CEST)<br />
<br />
== Bild zu König Lothar ==<br />
<br />
Die Abbildung ist falsch. Dargestellt auf diesem Bild ist Kaiser Lothar I. (Enkel Karls des Grossen).<br />
<br />
== Formatierung der Beinamen ==<br />
<br />
Warum stehen manche Beinamen in Anführungsstriche und manche nicht? Ich persönlich finde es ohne Anführungsstriche besser lesbar und übersichtlicher. Außerdem werden in den Artikeln auch meistens keine Anführungszeichen verwendet. Wenn niemand Einspruch erhebt, werde ich das bei Zeiten mal anpassen. --[[Benutzer:Bobbl|Bobbl]] 09:51, 5. Feb. 2009 (CET)<br />
<br />
== Ludwig XIX. und Karl X. ==<br />
Es sollte darüber nachgedacht werden, ob nicht Ludwig XIX. und [[Charles I. (Rouen)]] (Karl X. in die Liste aufgenommen werden sollten.--[[Spezial:Beiträge/84.60.13.103|84.60.13.103]] 07:28, 10. Apr. 2009 (CEST)<br />
:Tut mir Leid, aber in die Liste werden nur Personen aufgenommen die das Land auch tatsächlich regiert haben. Titularkönige und Ursurpatoren werden nicht berücksichtigt. --[[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 12:29, 10. Apr. 2009 (CEST)<br />
<br />
:: Hallo Louis Le Grand. Im Falle Ludwigs XIX. ist ja ein Link im Artikel auf frazösische Thronprätendenten angegeben. Karl X. ist dort allerdings nicht aufgeführt, obwohl er ja durch die Liga einen durchaus ernstzunehmenden Unterstützungsfaktor auf seiner Seite hatte, auch wenn er sich zu diesem Zeitpunkt in Gefangenschaft Heinrichs IV. befand. --[[Spezial:Beiträge/84.60.2.44|84.60.2.44]] 14:07, 13. Apr. 2009 (CEST)<br />
<br />
== Titel „König von Frankreich" als Anspruch der britischen Könige ==<br />
<br />
Mir fehlt zumindest noch ein Hinweis, dass, wann und warum die britischen Könige sich über Jahrhunderte auch als Könige von Frankreich bezeichneten. Eine erste Recherche ergab, dass wohl [[Eduard III. (England)]] der erste war. Hat jemand die Informationen im Kopf, und könnte das beifügen? <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Spezial:Beiträge/85.177.163.134|85.177.163.134]] ([[Benutzer Diskussion:85.177.163.134|Diskussion]]) 16:55, 26. Okt. 2010 (CEST)) </small><br />
<br />
:Siehe [[Hundertjähriger Krieg]]. --[[Benutzer:Ares33|Ares33]] 22:34, 9. Nov. 2010 (CET)<br />
<br />
== Die britischen Herrscher in Frankreich ==<br />
<br />
Was in dieser Aufstellung fehlt (und auch teilweise eine Antwort auf den alten "Anspruch" der Briten auf den französischen Titel erklären würde) sind die zeitweisen britischen Herrscher in Frankreich, die ja teilweise große Teile des Landes regierten. So wurde z.B. [[Heinrich VI. (England)]] 1431 in Paris zum französischen König gekrönt, der ganze Bereich fehlt hier aber komplett. --[[Benutzer:Automaticus|Automaticus]] 12:50, 9. Sep. 2011 (CEST)<br />
: In meinem Vorschlag zum Umbau der Liste hab ich das berücksichtigt. [[Benutzer:Johnny47/Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs]] [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 11:42, 16. Sep. 2011 (CEST)<br />
<br />
== Artikelumbau ==<br />
<br />
Habe nun den Artikel wie von mir auf der Diskussionsseite vom [[Portal:Frankreich]] vorgeschlagen umgebaut. Die Liste der Monarchen habe ich dabei mit der der Präsidenten vereint, optisch angepasst und auf ein neues Lemma verschoben. Die Liste der Präsidenten habe ich aufgelöst und eine Weiterleitung auf dieses Lemma eingerichtet. Denn Informativ-Baustein habe ich entfernt, da er sich ja auf die alte Herrscherliste bezog. Hoffe die neue Liste gefällt. [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 00:14, 13. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
:Wie wäre es, die Präsidenten- und Herrscherliste wiederherzustellen und alle drei Listen bestehen zu lassen? Gäbe es eine zuviel? --[[Benutzer:Stillhart|St]] <sub><small>[[Benutzer Diskussion:Stillhart|Diskussion]] [[Benutzer:Stillhart/Bewertung|Bewertung]]</small></sub> 18:18, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
::Eigentlich war es ja mein Ziel nur eine Liste zu haben um alles auf einen Klick/Blick da zu haben und unnötiges hin- und herspringen zwischen den Listen zu vermeiden. Ich weis nicht ob drei Listen sinnvoll wären. [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 06:58, 16. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
:::Nunja, es macht imho nicht allzu viel Sinn, das alles in eine Liste zu quetschen. Das sind nämlich Ämter, die man eigentlich überhaupt nicht vergleichen kann (absolutistische Monarchen vs. demokratisch legitimierte Präsidenten). -- <span style="font-family:Comic Sans MS;">[[Benutzer:Chaddy|''Chaddy'']] <small>· [[Benutzer Diskussion:Chaddy|D]]</small> – <small>[[Wikipedia:Dateiüberprüfung|''DÜP'']]</small> –</span> 14:56, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
::::nicht nur das, arg wirds, wie ich in der Abstimmung bereits andeutete, zur Revolutionszeit - Sinn und Zweck der Übung war es ja unter andern, die monarchische Idee "Staatsoberhaupt" grundsätzlich zu überwinden, weil die Souveränität eben nicht in einem fleischgewordenen Souverän/"Haupt" ruht (auch keinem gewählten), sondern eben im Volke resp. der Volksversammlung. Dass der letzten Kapetinger (in der Volksetymologie übrigens von ''caput'', "Haupt" hergeleitet...) ent''hauptet'' wurde, ist eben auch eine symbolische Geste...Deswegen erscheinen mir die Verrenkungen, die die Liste anstellt, um doch noch auf Namen zu kommen, nicht nur seltsam, sondern schlicht falsch. Bitte inständig, die Liste wieder aufzuteilen - eine Liste der frz. Könige z. B. wäre sicher wünschenswert.--[[Benutzer:Janneman|Janneman]] 20:47, 20. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
Soll ich mal wieder "auf drei erhöhen" und den LA auf dieser Liste lassen? (D. h. zurückverschieben, Weiterleitung der Präsidentenliste wieder auf die "normale Liste" zurücksetzen etc.) --[[Benutzer:Stillhart|St]] <sub><small>[[Benutzer Diskussion:Stillhart|Diskussion]] [[Benutzer:Stillhart/Bewertung|Bewertung]]</small></sub> 18:57, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
== KALP-Diskussion vom 14. bis 24. Dezember 2011 (gescheitert; keine Auszeichnung) ==<br />
<br />
''Die Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs enthält alle Könige, Kaiser und Präsidenten von Frankreich, beginnend mit der Teilung des fränkischen Reichs im Vertrag von Verdun von 843 bis heute.''<br />
<br />
Der Artikel ''[[Liste der Herrscher Frankreichs]]'' (jetzt Weiterleitung) wurde mit der Liste ''[[Liste der Präsidenten Frankreichs]]'' vereint. Sie war vor der Vereinigung informativ, sie hat auch danach nicht an Qualität eingebüsst. Meiner Meinung nach {{BE|i}}. --[[Benutzer:Stillhart|St]] <sub><small>[[Benutzer Diskussion:Stillhart|Diskussion]] [[Benutzer:Stillhart/Bewertung|Bewertung]]</small></sub> 17:03, 14. Dez. 2011 (CET)<br />
:Und wenn man sie auch noch mit der [[Liste der fränkischen Herrscher]] vereinigen würde, wäre sie dann auch noch "informativ"? Wer ist den überhaupt auf diese glorreiche Idee gekommen und wo kann man die Argumente ''dafür'' nachlesen? --[[Benutzer:Gamma|Gamma]] [[Benutzer Diskussion:Gamma|γ]] 21:42, 14. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
*Eine Ein-Satz Einleitung ist meiner Meinung nach nicht sehr hilfreich. Da wäre eine informative Einleitung über die politische Geschichte Frankreichs deutlich angenehmer als zwei fette Abschätze; wer will schon soviel lesen? Ich als Leser würde mich über eine kurze Einleitung zur französischen Politik erfreuen, und anschließend die einzelnen Politiker (da finde ich die [http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_French_monarchs Version dieser Liste auf der englischen Wikipedia] durchaus besser, kurz und bündig, wie man so schön sagt. Ich verstehe, dass Frankreich ein großer, schöner, aber auch sehr einflussreicher Staat ist, aber bei soviel Text würde ich doch lieber meinen Brockhaus aufschlagen. Den Rest interessiert nur den Historiker oder den Politologen, aber, wie gesagt, dies ist nur meine Meinung. Und übrigens, ich bin dafür den Artikel [[Liste der fränkischen Herrscher]] mit diesem zu vereinigen. Grüße.[[Benutzer:GreatOrangePumpkin|DerKürbis]] 13:25, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
*{{BE|k}} Nee, also Karl der Kahle hat mit Sarkozy nun wirklich nichts zu tun. Diese Liste ist ein einziger Anachronismus, dazu passt auch, dass man, wenn man über [[Liste der Herrscher Frankreichs]] kommt, vom Sarko angegrinst wird.--[[Benutzer:Wiggum|Wiggum]] 15:32, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
**PS: Problematisch ist grundsätzlich auch die Illustration mit Bildern, die erst mehrere hundert Jahre nach dem Tod des abgebildeten Herrschers entstanden sind. --[[Benutzer:Wiggum|Wiggum]] 17:00, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Karl der Kahle soll also das erste Staatsoberhaupt Frankreichs gewesen sein? Wobei es Staatlichkeit im Früh- und Hochmittelalter gar nicht gab. Der Artikel ist nahezu unbelegt. Es ist daher nicht nachprüfbar, als wie zuverlässig die Angaben gelten können auf die sich der Artikel beruft. Die Strukturfehler in der Gliederung sollten beseitigt werden. Für den Artikeltext sollte die entsprechende Fachliteratur herangezogen werden und es sollte beachtet werden, dass [[Anmerkung]]en und [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]] im historischen Bereich Fachbegriffe sind. --[[Benutzer:Armin P.|Armin]] 18:59, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
'''Veto''' eingelegt. Der Abschnitt [[Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs#Das erste Staatsoberhaupt von Frankreich]], der die Liste begründet, ist völlig unbelegt. <br />
<br />
Auf welcher Fachliteratur basieren diese Ausführungen? ''Die französische Historiographie kannte und kennt keine klar definierte Abgrenzung zwischen dem Reich der Franken, dass in der Spätantike im Zuge der Völkerwanderung entstanden war, und dem modernen Frankreich. Dem französischen Geschichtsverständnis ist also ein etwaiger Kontinuitätsbruch zwischen dem Stammesreich der Franken und dem heutigen Frankreich fremd, was vor allem der Titulierung seiner Herrscher und dem daraus resultierenden Landesnamen geschuldet ist. Bereits das erste faktisch offizielle Werk der französischen Geschichtsschreibung, die Grandes Chroniques de France aus dem späten 13. Jahrhundert, teilte die Geschichte der Franken und Frankreichs in die dynastische Periodisierung von Merowingern, Karolingern und Kapetingern ein. Folglich wird bis heute in französischen Herrscherlisten in der Regel Chlodio (5. Jahrhundert) als der älteste historisch fassbare Frankenkönig an erster Stelle genannt, in einigen älteren Geschichtswerken tauchte gar noch dessen legendärer Vater Faramund an dieser Stelle auf und einige mittelalterliche Königslisten reichen natürlich bis zum mythologischen trojanischen König Priamos zurück.''<br />
<br />
''Ebenso wie die Geschichtsforschung den Beginn der historischen Kontinuität des modernen Deutschland häufig in der im Jahr 843 vollzogenen Reichsteilung von Verdun erkennt, kann diese Argumentation auch für Frankreich angewandt werden.'' Der Artikel verweist dabei auf das Werk von Georg Waitz aus dem 19. Jahrhundert. Nun steht bei Georg Waitz auf der angegebenen S. 701: ''Fortan besteht ein Deutsches Reich: der Verduner Vertrag hat es in der Geschichte eingeführt.'' Die Überzeugung, dass der Beginn des deutschen Reiches in einem Epochenjahr, wie dem Verduner Vertrag, entstand, wurde bereits von Tellenbach in den 1930er Jahren in Frage gestellt. Die moderne Forschung sieht heute das Deutsche Reich in einem Prozess entstanden, der im 11. und 12. Jahrhundert noch nicht abgeschlossen war. vgl. Hans-Werner Goetz: Einführung: Konrad I. – ein König in seiner Zeit und die Bedeutung von Geschichtsbildern, in: Konrad I.: auf dem Weg zum „Deutschen Reich“?, S. 13–29, hier: S. 18. Vgl. dazu: Joachim Ehlers: Die Entstehung des Deutschen Reiches, 2. Auflage, München 1998. ''Kann auch für Frankreich angewand werden''...Wer sagt das? Bedeutet also, dass eine längst veraltete Forschungmeinung für das Deutsche Reich genommen worden ist und diese mal ebenso auf Frankreich (wohl nach Meinung von einem wikipedia Autor?) 1:1 übertragen worden ist und dies damit der Antrieb für diese Liste ist. Es kommt noch hinzu, dass die Karolingerherrscher keine Staatsoberhäupter sind. Schon vor Jahrzehnten hat die Mediävistik darauf hingewiesen, dass es Staatlichkeit im Frühmittelalter noch nicht gab. Staatsoberhaupt setzt aber zwangsläufig eine moderne Staatsform voraus. Ich möchte keinen Artikel haben, der a) grobe inhaltliche Fehler enthält und b) auf veralteten Forschungsstand basiert. Die Liste ist in der Form '''löschfähig'''. --[[Benutzer:Armin P.|Armin]] 13:59, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
*{{BE|i}} großartige Liste --[[Benutzer:Michael Metzger|Michael Metzger]] 19:12, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
* bei allen Königen, Kaisern und späteren Präsidenten gibt es Kurzbiographien. Zu den Präsidenten der 3. Republik und der Exilregierung im 2. Weltkrieg nicht. Das sollte nachgeholt werden. Eine Definition des Begriffs Staatsoberhaupt in der extrem mageren Einleitung wäre wünschenswert. --[[Benutzer:Machahn|Machahn]] 23:28, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|i}}. Irgendwo muss halt die Grenze gezogen werden. Insofern passt die ABgrenzung zum vorherigen Frankenreich. Kleine Nebenbemerkung: In Deutschland gibt's noch nicht mal eine separate Liste der Bundespräsidenten, geschweige denn eine kontinuierliche Liste der Staatsoberhäupter. Die Liste an sich finde ich für Frankreich gut gelungen. WOher sollen denn die Bilder kommen, wenn zeitgenössische Darstellungen nicht vorhanden sind? --[[Benutzer:Muns|muns]] 23:56, 17. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|i}}. Ein schöner und gut gestalteter Überblick. Die schwierige Abgrenzung ab 843 ist in der Liste plausibel erläutert und gut begründet, da sehe ich keinerlei Probleme. Wenn das Portrait nicht zeitgenössisch ist, dann sollte das allerdings kurz irgendwo erwähnt werden, alternativ auch der Hinweis, ab wann die Portraits tatsächlich nach dem lebenden Vorbild gehalten sind. Ob allerdings die Herrschaft der Hundert Tage eine zweimalige Nennung von Napoleon I. und Ludwig XVIII. erfordert, das wage ich zu bezweifeln. Kann das nicht besser mit Fußnoten oder Anmerkungen erledigt werden? Einzelbelege zu allen Kurzbiografien braucht eine solche Liste IMHO nicht, dafür gibt es ja die einzelnen Artikel zu den jeweiligen Herrschern bzw. Präsidenten. --[[Benutzer:Wahldresdner|Wahldresdner]] 12:11, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}}. Ich habe generell etwas gegen allumfassende Staatsoberhauptlisten. Bei Frankreich ist zumindest das Jahr 1870 (endgültige Abschaffung der Monarchie) eine wichtige Zäsur gewesen, die solch einer Auflistung widerspricht. Zum Glück gibt es noch keine Liste, die Karl den Großen, Hitler und Merkel auf eine Stufe stellt.--[[Spezial:Beiträge/91.65.10.173|91.65.10.173]] 12:27, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Hier wurde nicht Zusammengehöriges zusammengelegt, ein gravierender Fehler. Erst einmal über Staatlichkeit einen Augenblick nachdenken, dann über den „Anfang“ Frankreichs. So ist das Ganze unhaltbar, auch wenn die Nichthistoriker jede Art von Zusammenstellung irgendwie „gut finden“. --[[Benutzer:Hans-Jürgen Hübner|Hans-Jürgen Hübner]] 13:11, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Die Liste ist konzeptionell schwer fehlerhaft. Was hier zusammengestellt wurde, gehört nicht zusammen. Die Liste zeigt einen ganz erheblichen Mangel an historischem, aber auch staatsrechtlichen Verständnis. So etwas könnte man vielleicht bei RTL unterbringen; wenn wir aber an uns den Anspruch haben, seriöse Arbeit zu leisten, dann ist das - tut mir leid - "daneben". Gruß.--[[Benutzer:Matthias v.d. Elbe|Matthias v.d. Elbe]] 13:19, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Führe nicht zusammen, was nicht zusammen gehört ... --[[Benutzer:Otberg|Otberg]] 14:12, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Ich habe der unsinnigen Liste eine weitaus besser passende Kandidatur spendiert.--[[Benutzer:Müdigkeit|Müdigkeit]] 14:23, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
: Wegen der gravierenden Mängel zwar auch meinerseits {{BE|k}} (beispielsweise ein Ausdruck wie ''regnum Francorum occidentalis'' zeugt nicht von überragender Lateinkenntnis und/oder Sorgfalt), aber gleich alles zu löschen scheint mir gewaltig übertrieben. Sinnvoll wäre eine ''Liste der Könige des Westfrankenreichs und Frankreichs'', die bei dieser Benennung ohne lange Erörterungen über den Beginn von Frankreich auskäme. Dafür könnte das vorhandene Material den Grundstock bilden. Kleine Anmerkungen am Rande: ''Ludwig V. der Faule'' ist eine mißglückte Übersetzung von Louis le Fainéant, wie aus der Einleitung des Artikels über ihn zu ersehen ist. Bei Hugo Capet ist die Angabe ''Als Sohn Hugos des Großen vom Klerus und einigen Großen zum König gewählt'' keine angemessene Wiedergabe der Umstände seiner Wahl. Ob für Ludwig XVI. die Bezeichnung "der Märtyrerkönig" ausreichend rezipiert ist, um ihre Verwendung als Beiname zu rechtfertigen, ist fraglich (im Artikel über ihn ist sie übrigens nicht einmal erwähnt) - klingt für mich etwas nach royalistischem POV. [[Benutzer:Nwabueze|Nwabueze]] 14:59, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} So geht das nicht. --[[Benutzer:Rolf-Dresden|Rolf-Dresden]] 14:41, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} - schließe mich Wiggum und 91.usw an. Insbesondere auch: ''Sie besaß kein formelles Staatsoberhaupt, sondern wurde in der Abfolge von drei Exekutivorganen repräsentiert, deren Vorsitzende man als „erste Männer des Staates“ betrachten kann.'' - ohwej. --[[Benutzer:Janneman|Janneman]] 15:48, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
* '''Nicht lesenswert:''' Weil [http://www.youtube.com/watch?v=jIF8Rg3QOag Caesar] fehlt. 16:41, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
* Ich habe vor einem halben Jahr diese Liste auf dem Frankreich-Portal als Vorschlag für einen Artikelumbau eingestellt in der Hoffnung dort oder auf meiner Benutzerseite irgendwelche Reaktionen, Vorschläge oder Anregungen, sei es im positiven wie negativen, zu erhalten. Nachdem dies nicht geschehen ist bin ich von letzterem ausgegangen und hab’s ruhen lassen. Erst nachdem St mich darauf angesprochen hat, hab ich getreu dem Motto „sei mutig“ die Liste vor ein paar Tagen eingestellt. Nun ja, anhand einiger Reaktionen hier und in der Löschdiskussion, in der mir u. a. ein „mieser Stil“ bescheinigt wird, mache ich mir keine Illusionen mehr über diesen Artikel und dieser Kandidatur noch über meinen Willen zur weiteren Teilnahme in dieser Enzyklopädie. [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 19:25, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
Die Liste hat nun mal schwere Mängel, da muss man auch Kritik aushalten können. Ich habe dir anhand der Fachliteratur versucht zu zeigen, wo die Probleme liegen. Das ist jedenfalls kein Grund alles hinzuwerfen. Du hättest für Reaktionen auch mal in der [[WP:Redaktion Geschichte]] oder im [[WP:Review/Geschichte]] nachfragen können. Kopf hoch, morgen sieht die Welt vielleicht schon wieder anders aus. --[[Benutzer:Armin P.|Armin]] 23:04, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
Es ist nicht leicht - ich bin selbst schon vor Jahren davor gewarnt worden, eines meiner „Babys“ zur Abstimmung zu stellen -, nach so viel Arbeit auf harte Kritik zu stoßen. Das muss aber jeder Mensch im Laufe seiner Reifung auszuhalten lernen. Was im Einzelnen gelaufen ist, überblicke ich nicht, aber die meisten, die hier abgestimmt haben, meinten die Sache, nicht die Person. Das ist wichtig zu sehen, um die Kritik zur Verbesserung zu nutzen. Sobald die Liste aufgeteilt ist - in welcher Form auch immer - kann sie durchaus als informativ Anerkennung finden. Zudem würde diese Aufteilung die Abfassung des hinführenden Textes erheblich erleichtern. Wichtig sind solche Listen allemal. Daher würde ich mich freuen, wenn Du letzte Hand anlegen würdest und mit dem Mut zum Grundsätzlichen aufräumen und neu antreten würdest. Wenn es so weit ist, bitte ruhig persönlich ansprechen. --[[Benutzer:Hans-Jürgen Hübner|Hans-Jürgen Hübner]] 12:22, 20. Dez. 2011 (CET)<br />
:Bis auf einen (der unbedingt den LA lancieren musste) will hier keiner den inhalt weghaben. Hier gehts zuallererst um die Frage, ob ein Artikel besser als andere ist und damit vielleicht eine Auszeichnung verdient. Nicht mehr und nicht weniger. Dem Artikelersteller ist zu raten, sich die Kritiken zu verinnerlichen und dann entsprechend zu handeln. Geteilt in zwei Listen sieht das hier sicher besser aus. Ein gegenseitiger Querverweis zwischen beiden schafft dann wieder den Zusammenhang, so wie er hier vermittelt werden soll. --[[Benutzer:Rolf-Dresden|Rolf-Dresden]] 13:12, 20. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
:Ich glaube die Kandidatur hat kaum mehr wert. Es wurde ein LA gestellt (mittlerweile wieder entfernt), eine grosse Mehrheit ist gegen eine Auszeichnung und der Hauptautor der Liste ist inaktiv. Das Resultat scheint endgültig. --[[Benutzer:Stillhart|St]] <sub><small>[[Benutzer Diskussion:Stillhart|Diskussion]] [[Benutzer:Stillhart/Bewertung|Bewertung]]</small></sub> 19:10, 22. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
Die Kandidatur für den Artikel in [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_Staatsoberh%C3%A4upter_Frankreichs&oldid=97442971 dieser Version] ist gescheitert. --[[Benutzer:Vux|Vux]] 02:31, 24. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
== Verwirrende Daten zu Johann I. der Posthume ==<br />
<br />
In der Tabelle (wie auch im verlinkten Hauptartikel) stehen als Lebensdaten 15. bis 19. November 1316, das sind offensichtlich fünf Tage, in den Anmerkungen ganz am Ende ist von vier Tagen die Rede. Das wird auch nicht besser, wenn man den Tag seiner Geburt und seines Todes nicht voll rechnet, weil er wahrscheinlich ja nicht zufällig zur gleichen Uhrzeit geboren und gestorben ist. Schlimmer noch, im verlinkten Artikel zu seinem Vater (Ludwig X.) wird als Geburtsdatum der 13. November 1316 angegeben, im Abschnitt Nachfahren heißt es, er wäre für sechs Tage Nachfolger geworden (auch wieder falsch gerechnet!), und wenige Zeilen darunter im Abschnitt Erbe heißt es, er hätte sieben Tage gelebt. Was stimmt denn nun, und wie müßte korrekt gezählt werden? Kann das mal jemand, der es weiß, hier und/oder in den beiden anderen Artikeln korrigieren? Mindestens eine Stelle ist ja wohl falsch! --[[Spezial:Beiträge/132.195.106.57|132.195.106.57]] 21:22, 29. Jan. 2013 (CET)</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Liste_der_Staatsoberh%C3%A4upter_Frankreichs&diff=113562170Diskussion:Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs2013-01-29T20:20:19Z<p>132.195.106.57: Neuer Abschnitt /* Verwirrende Daten zu Johann I. der Posthume */</p>
<hr />
<div>{{War Löschkandidat|19. Dezember 2011}}<br />
<br />
==Napoleniden==<br />
Napoleoniden? Warum Napoleoniden? Warum nicht "[[Bonaparte]]" oder "Familie Bonaparte"? Mit dem Namen "Bonaparte" weiß doch wohl jeder etwas anzufangen! '''Steffen Löwe Gera''', 22.06.2003<br />
<br />
: stimme ich zu. Ich habe den Begriff Napoleoniden noch nie gehört. --[[Benutzer:Buxul|Buxul]] 20:39, 22. Jun 2003 (CEST)<br />
<br />
:Kann sein, daß er veraltet ist. (Brockhaus 1908). Ändert es. --[[Benutzer:Media lib|Michael]] 16:25, 8. Jul 2003 (CEST)<br />
<br />
: Derselbe Begriff steht in der Frz. Wikipedia - ist m.E. korrekt, wenn auch nicht geläufig. -- [[Benutzer:Marc Tobias Wenzel|mTob]] 22:25, 12. Aug 2003 (CEST)<br />
<br />
::Der Begriff Napoleoniden ist durchaus gebräuchlich, umschreibt aber m.E. diejenigen Mitglieder der Familie Bonaparte zu Zeiten von Napoleon I., denen er verschiedene Herrscherpositionen in halb Europa zugeschanzt hatte. Also, Napoleon III. würde ich nicht als Vertreter der Napoleoniden bezeichnen. Falls anderthalb Jahre nach dem letzten Diskussionsbeitrag das noch jemanden interessiert... --[[Benutzer:Alexander Fischer|AlexF]] 00:51, 18. Jan 2005 (CET)<br />
<br />
Wenn die Artikel etwas vollständiger wären, könnte man sie ja einen zum nächsten verlinken (ich nenne das [[Themenring]], aber das kann auch unbenannt bleiben, oder Wikipfad genannt werden). Aber da sind wir noch weit davon entfernt. -- [[Benutzer:Marc Tobias Wenzel|mTob]] 22:25, 12. Aug 2003 (CEST)<br />
<br />
Meines wissens wurde nach der Ermordung Heinrichs III. ein Onkel Heinrichs IV. als Karl X. anerkannt. Dieser saß aber in Haft und behauptete, er würde die Krone nur zugunsten seines Neffen annehmen. Eventuell sollte man ihn auch einfügen.<br />
----<br />
<br />
Dass in dieser Tabelle ein Ludwig XVII. vorkommt ist ja haarsträubender Blödsinn. Den muss ich raustun und die Lücke in den Ludwigen vielleicht in einem Satz erklären. -- [[Benutzer:Maclemo|Maclemo]] 01:18, 23. Dez 2003 (CET)<br />
<br />
----<br />
<br />
Weiß jemand, weshalb Karl der Dicke nicht als westfränkischer König Karl "III." gezählt wurde/wird?--[[Benutzer:SJuergen|SJuergen]] 10:43, 11. Feb. 2007 (CET)<br />
<br />
Wieso wurde der Sohn Roberts II. in der Liste als Hugo III. und nicht II. aufgeführt? Habe mir erlaubt, dies zu korrigieren. Wenn es ein Fehler war, bitte icvh um Entschuldigung.<br />
<br />
== Ludwig XIX. und Legitimation von Königen ==<br />
Ludwig XIX. war durchaus - wenn auch nur für einige Augenblicke - legitimer König von Frankreich, und zwar am 2. August 1830. Daher habe ich ihn dazugefügt (vgl. u.a. http://genealogy.euweb.cz/capet/capet40.html#H4 unter H1.).<br />
<br />
Ich schlage vor, dass man sich hier einigt, dass ein König nur dann als ''Herrscher'' in Bezug auf diese Liste angesehen wird, wenn er offiziell anerkannt war, obwohl das natürlich Probleme aufwirft.−−[[Benutzer:Angemeldeter Benutzer|Angemeldeter Benutzer]] 20:15 11. Apr. 2007 (CEST)<br />
<br />
== Napoleon IV. ==<br />
ich habe ihn mal wieder entfernt, da ich keinen plausiblen Grund sehe, ihn als Herrscher zu führen. Napoleon II. und Ludwig XIX. waren immerhin für kurze Zeit rechtmäßige Herrscher und Ludwig XVII. war zumindest Thronfolger in Zeiten eines gewaltsamen Umbruchs. Zwischen der Absetzung Napoleons III. und der Ausrufung seines Sohnes zum Kaiser liegen aber volle vier Jahre, zudem war die Ausrufung politisch völlig bedeutungslos. --[[Benutzer:Einsamer Schütze|Einsamer Schütze]] 23:24, 26. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
:Das gleiche das für [[Louis Charles de Bourbon, dauphin de Viennois|Ludwig XVII.]] gilt auch für [[Napoleon IV.]], auch er ist der legitime Nachfolger [[Napoleon III.]] nach salischen Recht und auch zur Zeit eines großen politischen Umbruches (Krieg mit dem Deutschen Reich verloren usw.). Ich füge ihn daher wieder ein.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 23:31, 26. Jun. 2007 (CEST)<br />
:::Mit Ludwig XVII. hast du freilich recht, dann würde ich aber eher dazu tendieren, ihn rauszunehmen, statt Napoleon IV. einzufügen. Napoleon IV. hat nie regiert, er wurde von niemadem als Kaiser akzeptiert außer von seinen eigenen Anhängern. Zu keinem Zeitpunkt war die Republik irgendwie durch ihn gefährtet. Seine Ausrufung war sowohl politisch als auch juristisch völlig bedeutungslos. Das gleiche trifft auch auf Ludwig zu. Einziger Grund, ihn zu behalten, wäre, dass seine Existenz sich auf die Zählung der Könige auswirkte, zugegeben eine sehr dünne Argumentation. Bei Napoleon IV. war nicht mal das der Fall, da nach 1870 nie wieder eine Monarchie eingeführt wurde. Fazit: für Napolen null Punkte, für Ludwig maximal einen Punkt, sofern man den gelten lassen kann. Also wie verfahren? Beide raus? Nur Napoleon raus? Oder beide drinlassen? Ich tendiere zum Löschen aber ich würde vorher gern mehr Meinungen hören. --[[Benutzer:Einsamer Schütze|Einsamer Schütze]] 00:06, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
::::Entweder beide drinnen oder beide raus, aber einen drinnen lassen mit dem sehr, sehr dünnen Argument, das dies die Zählung beeinflusst habe, halte ich nicht für richtig.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 00:13, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
L.XVII. rein, N.IV. raus. Denn Ludwig XVII. war durch alle europäischen Regierungen als König anerkannt, genauso wie Ludwig XVIII. seit 1795 in ganz Europa (nur nicht im frz. beherrschtem) als König von Frankreich bezeichnet wurde. Prinz Napoleon wurde von niemanden als Kaiser bestätigt. Außerdem war er natürlich kein Thronfolger im Sinne des salischen Rechts. Denn dies war explizit das Thronfolgegesetz der Könige und berücksichtigt selbstredend keine Usurpatoren. Das Kaiserreich hatte kein eigenes Nachfolgegesetz, da der Kaiser und Nachfolger m.W. immer durch den Senat ernannt werden musste. Der Senat hat den Prinzen Napoleon aber '''niemals''' ernannt, daher ist es gänzlich illegitim ihn als Napoleon IV. zu bezeichnen, da er keinerlei rechtliche Grundlage vorzuweisen hat. Ludwig XVII. kann sowohl die Lex Salica, als auch die internationale Anerkennung seines Titels vorweisen. --[[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 11:08, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
:Es geht aber um Frankreich und nicht um andere europäische Nationen, wem die anerkannt oder nicht anerkannt haben ist bedeutungslos. L. XVII. war nie König und wird trotzdem von den [[Bourbonen]] als König gezählt, wieso sollte dann auch nicht N. IV. gezählt werden, der ebenfalls von seiner Familie den [[Bonaparte]]s als rechtmäßig betrachtet wurde. Rein rechtlich sind L.XVII. und N.IV., genauso wie übrigens auch N. II. völlig gleichgestellt, alle drei hatten keinen Anspruch mehr auf den französischen Thron.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 15:57, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
::Dass ihre Anerkennung bedeutungslos gewesen wäre ist dann deine ganz persönliche Meinung. Ich empfehle einen Blick auf die englische und ganz besonders '''die frz. Version''' dieser Liste zu werfen. Dort wird ebenfalls exakt unser Standpunkt vertreten ! Wenn der Möchtegernkaiser N.IV. tatsächlich drin bleiben sollte, dann werde ich mit exakt dem gleichen Argument folgende Könige ebenfalls einfügen müssen: Heinrich V. (1830-1883), Jean III. (1883–1887), Charles XI. (1887–1903), Jacques I. (1903–1931), Alphonse I. (1931–1936), Alphonse II. (1936–1941), Jacques II. (1941–1975), Alphonse III. (1975-1989), Louis XX. (1989– ). Nicht zu vergessen die dazu konkurrierenden Könige des Hauses Orléans: Philipp VII. (1848-1894), Louis-Philippe II. (1894-1926), Jean III. (1926-1940), Henri VI. (1940-1999), Henri VII. (1999- ). Die Liste würde dadurch natürlich ziemlich albern, aber nach deiner Logik müssen '''die alle''' ganz selbstverständlich rein. [[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 16:18, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
:::Man kann auch ohne Sarkasmus argumentieren!!! Ich schlage daher vor N. II., N. IV und L. XVII. zu entfernen, da keiner von ihnen jemals König/Kaiser Frankreichs war und die Liste schließlich die Herrscher Frankreichs zeigen soll. Man könnte eine seperate Liste mit den französischen Thronprätendenten anlegen und diese drei dann einbauen. Ein Verweis auf dieser Seite müsste dann genügen.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 17:00, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
::::Eine gute Idee, die meine volle Unterstützung findet. Du musst aber zugeben, dass sich Sarkasmus bei dieser verwirrenden Lage von Thronanwärtern sehr angeboten hat. War also nicht böse gemeint. ;-) Anbei: Ich würde L.XIX. auch entfernen wollen, da er eigentlich auch nicht so wirklich König war und erst recht nicht regiert hat, geschweige denn anerkannt wurde. [[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 17:15, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
:::::Bei L. XIX. ist die Sachlage kompliziert, immerhin war er wirklich 20 min lang König Frankreichs, also hätte er hier durchaus auch seine Berechtigung, natürlich könnte man argumentieren 20 Minuten seien nicht relevant. Ich würde ihn in beiden Listen führen.--[[Benutzer:Dr. Manuel|Benutzer:Dr. Manuel]] 17:21, 27. Jun. 2007 (CEST)<br />
<br />
== Franz III. (Bretagne) ==<br />
<br />
René Guerdan schreibt in seiner Biographie Franz I., dass dieser während der Gefangenschaft in Spanien seine Thronrechte zugunsten seines Sohnes Franz abgetreten habe. Die Stelle ist allerdings unklar formuliert und im Artikel [[Franz I.]] findet sich auch nichts. Vielleicht könnte irgendjemand herausbekommen, wie es nun wirklich war. Wenn Franz III. (Bretagne) nämlich König war, dann gehört er in diese Liste. 13:30 6. Juli 2007 --[[Benutzer:Angemeldeter Benutzer|Angemeldeter Benutzer]]<br />
:Drei Punkte sind zu beachten. 1. Nach frz. Erbfolgegesetz kann der König gar nicht abdanken, rechtlich bleibt er der alleiniger König bis zum Tod. Er kann seinen Kronprinzen nur zum Mitkönig ernennen, dann aber ohne Ordnungszahl. 2. Die vermeintliche Abdankung König Franz' I. war ja nur eine Finte, um Karl V. zu täuschen, was eben nicht gelang. 3. Franz I. hat zwar in einem Dokument seine Abdankung erklärt, aber Dokumente des Königs erhielten im damaligen Frankreich ihre Rechtsgültigkeit nur dann, wenn der Pariser Gerichtshof ([[Parlement]]) diese offiziell registrierte. Mit Verweis auf Punkt 1 und 2 hat Franz I. genau das aber nicht getan. Außerdem hätte der Pariser Gerichtshof die Einregistrierung auch mit den gleichen Punkten kategorisch verweigert. Nur der König hätte mit persönlicher Anwesenheit die Registrierung durchsetzen können ([[Bett der Justiz]]). Konnte er aber nicht, er war ja eingesperrt. Seine Abdankung war also das Papier nicht wert, auf dem es stand. Ergo, einen König Franz II. hat es unter Franz I. nie gegeben. [[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 15:14, 6. Jul. 2007 (CEST)<br />
<br />
Gut, damit wär die Sache wohl erledigt. Danke! Gruß --[[Benutzer:Angemeldeter Benutzer|Angemeldeter Benutzer]]<br />
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== Fragen zu einigen Herrschern ==<br />
Meine erste Frage dreht sich nochmal um die Legitimität von Herrschern: Aus den Artikeln werde ich nicht so ganz schlau, warum nun Ludwig XIX. mitgezählt wird, Napoleon II. aber nicht. Hat Ludwig sein Amt tatsächlich angetreten oder war er ausschließlich de jure (evtl. sogar ohne eigenes Wissen) König? Napoleon II. hat sein Amt zwar nie angetreten, soll aber kurzzeitig als Herrscher anerkannt worden sein. Ging diese Anerkennung auch über das Lager der Bonapartisten hinaus?<br />
<br />
Die zweite Frage lautet: Wo fängt Frankreich eigentlich an? Die Teilung durch den Vertrag von Verdun erscheint mir als sinnvollster Ausgangspnkt. Gäbe es daher noch irgendwelche Gründe, Ludwig den Frommen drinzubehalten oder sollten wir die Liste lieber erst mit Karl dem Kahlen beginnen lassen? --[[Benutzer:Einsamer Schütze|Einsamer Schütze]] 21:33, 18. Jul. 2007 (CEST)<br />
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:Zu 1.: Der Dauphin Louis-Charles wußte, dass sein Vater tot war und man sagte ihm auch, dass er damit eigentlich König wäre. Aber inwiefern er das verstanden hat, wissen wir nicht. Er war ja noch sehr jung. Und König war er natürlich nur de jure, da Frankreich von Republikanern beherrscht wurde. Soweit ich weiß wurde Napoleons Sohn ausschließlich von Bonapartisten anerkannt und das waren nicht gerade viele in Frankreich. Ansonsten lebte er bei seiner Familie am Wiener Hof, weshalb er diese "Ausrufungen" auch nie anerkannt hat. Zudem war er beim Tod seines Vaters auch erst 10 Jahre alt, dürfte also wenig von dem verstanden oder mitbekommen haben, was da eine kleine Minderheit in Frankreich veranstaltete.<br />
<br />
:Zu 2.: Eine gute Frage, auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Manche lassen Frankreich mit der Teilung von Verdun beginnen, andere sehen mit der Thronbesteigung von Hugues Capet das Westfrankenreich enden und Frankreich beginnen. Wir haben es also definitiv mit einer Übergangsphase zu tun, in der ein Namenswechsel von uns immer künstlich konstruiert wäre. Das Haus Capet-Valois-Bourbon selbst verstand unter "France" das Reich der Merowinger bis in ihre Tage, eine Unterscheidung zwischen Frankenreich, Westfrankenreich und Frankreich war ihnen also völlig fremd. Diese Unterscheidung stammt erst von Historikern, die sich aber über diese Trennungen gar nicht einig sind. [[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 16:50, 20. Jul. 2007 (CEST)<br />
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== Kandidatur vom 20. August bis 27. August (Informativ!)==<br />
Eine weitere Herrscherliste, die in Gemeinschaftsarbeit stark ausgebaut wurde und jetzt reif für eine Kandidatur sein dürfte. --[[Benutzer:Einsamer Schütze|Einsamer Schütze]] 13:39, 20. Aug. 2007 (CEST)<br />
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{{pro}} Mir gefällt die Liste. --[[Benutzer:JKohmann|Jörg]] 13:53, 20. Aug. 2007 (CEST)<br />
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'''Pro'''. Hervorragend! Sowohl die kurze Einführung, als auch die Anmerkungen sind sehr informativ, dazu gut gemacht. Allerdings sind keine Bilder besser, als historisierende aus dem 19. Jahrhundert. Spätmittelalterliche „Porträts“ zu frühmittelalterlichen Herrschern mögen dagegen noch angehen. [[Benutzer:Stullkowski|Stullkowski]] 14:00, 20. Aug. 2007 (CEST)<br />
:Die historisierenden Bilder sollten auf jeden Fall raus - ich würde hier auch die spätmittelalterlichen historisierenden Porträts der frühmittelalterlichen Könige entfernen --[[Benutzer:GDK|GDK]] [[Benutzer_Diskussion:GDK|Δ]] 14:38, 20. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
{{pro}} schön gemachte Liste --[[Benutzer:FredericII|Stephan]] 06:54, 21. Aug. 2007 (CEST)<br />
* {{pro}} - sehr schön. [[Benutzer:Marcus Cyron|Marcus Cyron]] [[Benutzer:Marcus Cyron/In Memoriam|in memoriam der Opfer des letzten Kampfes]] 11:14, 21. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Pro}} - sehr informativ -- [[Benutzer:McFred|McFred]] 04:01, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
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* {{Pro}} - einfach klasse --[[Benutzer:Parttaker|parttaker]] 10:47, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Pro}} – schließt sich nahtlos an die bereits informativen Herrscherlisten an. --[[Benutzer:Thomas280784|<span style="color:#006c85">Thomas</span>]] <sup>[[Benutzer Diskussion:Thomas280784|<span style="color:#006c85">✉</span>]]</sup> 11:43, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Neutral}}, allerdings mit Tendenz zu Pro. Ein paar Kritikpunkte hätte ich noch:<br />
** Zum einen erklärt sich für mich nicht die Nennung „Karl (III.)“ bz.w „Karl III.“, es wird lediglich auf der Seite zu Karl dem Dicken (dem mit Klammer) angegeben, dass er auf französischer Seite ohne Nummer genannt wird, in der Liste wird nichts dazu gesagt.<br />
** Die Lilienwappe sollten bei den Herrschern, die kein eigenes Portrait aufweisen können rausgenommen werden, da sie keinen Mehrwert bringen.<br />
** Zum dritten sollten eventuell die Zwischenzeiten (Erste Republik, Konsulat, Zweite Republik und wie sie alle hießen) zwischen den einzelnen Tabellen genannt werden. Nicht weiter ausführlich, sondern nur, dass der Leser weiß, hier war noch etwas dazwischen (zudem hat er eine Begründung für die abweichenden Jahreszahlen). -- [[Benutzer:Platte|Platte]] <small>[[Benutzer Diskussion:Platte|Drück mich!]]</small> 11:50, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* {{Pro}} gelungen --[[Benutzer:Geher|Geher]] 13:04, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
* {{Pro}} gut - nur Kleinkram - die Regierungszeiten stehen in der Tabellen formatierungsmäßig schlecht --[[Benutzer:SonniWP|SonniWP]] 14:38, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
* {{Pro}} auch meinerseits. Gute Übersicht, schade nur, dass man nicht zu allen Regenten Bildmaterial hat. Ist wohl schwerlich möglich. --[[Benutzer:Trinityfolium|<span style="color:#008B00">Trinityfolium</span>]]<sub>[[Benutzer Diskussion:Trinityfolium|Disk.]]</sub><sup>[[Benutzer:Trinityfolium/Bewertung|Bew.]]</sup> 14:55, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
* {{Pro}} schön, aber bitte noch die Spaltenbreiten vereinheitlichen --[[Benutzer:Geos|Geos]] 14:58, 22. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
* <s>{{Neutral}}</s> Die Liste ist an sich durchaus gelungen, aber mich stören hier noch einige Kleinigkeiten um ein Pro zu vergeben. Erstens eine Zentrierung der Regierungszeiten sieht optisch besser aus als rechtsbündig. Des Weiteren könnte auf die Unterteilung der Regierungszeit wie z.B. bei Odo von Paris oder Karlmann verzichtet werden und die Anmerkungen, die in dieser Spalte gemacht werden, sollten in die Spalte Anmerkungen verschoben werden. Wenn das so gehandhabt würde, könnte die Spalte mit den Jahreszahlen auch deutlich verkürzt werden und die Einsparungen den Anmerkungen zugeschlagen werden. Gleiches gilt für die Spalte des Herrscherhauses, wo mit Zeilenumbruch z.B. das Haus Valois-Angoulême verkürzt werden könnte und wiederum mehr Platz für die Anmerkungen bringen würde. So würden die großen Zeilen wie Ludwig XIV kleiner werden. Meiner Meinung nach könnte ebenfalls überlegt werden, ob der Abschnitt mit der Nummerierung nicht unten besser paltziert wäre. Soviel von mir. Gruß [[Benutzer:Wanduran|Wanduran]] 12:44, 23. Aug. 2007 (CEST)<br />
:Die Spaltenbreite habe ich angepasst und nach den vorherigen Verbesserungen nun ein {{Pro}}. Gruß [[Benutzer:Wanduran|Wanduran]] 13:00, 28. Aug. 2007 (CEST)<br />
<br />
== Philipp III. ==<br />
<br />
"Le Hardi" bedeutet "der Kühne", so ist er auch in der dt.sprachigen Lit. bekannt. "Der Tapfere" wäre etwas anderes - "kühn" kann durchaus einen negativen Beigeschmack haben (vgl. Aragon-Feldzug Philipps III.).<br />
<br />
== Nummerierungsproblematik - Karl der Dicke/Karl der Einfältige ==<br />
<br />
In der Tat hat man heute ein Problem bei der Nummerierung: Kaiser Karl III., König im Ostfrankenreich seit 876 (allein seit 882), wurde 885 auch westfränkischer König - und auch hier wäre er Karl III. gewesen. Jedoch setzte sich für seinen Nachfolger Karl den Einfältigen ebenfalls die Nummerierung "der Dritte" durch, wodurch Karl der Dicke in Frankreich meist als "Karl (III.)" ("Karl der Klammer-Dritte") bezeichnet wird. Korrekterweise müßte es aber lauten: Karl III. der Dicke, Karl IV. der Einfältige usw., wodurch sich bei allen nachfolgenden Königen namens Karl die Zahl um eins erhöhen würde.<br />
<br />
: Soviel ich weis bezieht sich die Ordnungszahl "III." von Karl dem Dicken auf das tragen des Kaisertitels. Er war nach Karl dem Großen und Karl dem Kahlen der dritte namens Karl der Kaiser wurde und übrigens erst der zweite dieses Namens der in Ostfranken herrschte nachfolgend zu Karl dem Großen der Ostfranken (Bayern, Sachsen ect.) erobert hatte. In französischen Königslisten wird er in der Regel auch nur mit Klammern um die Zahl geführt, dass liegt wohl daran weil er ein ostfränkischer Karolinger war und die Franzosen zählen nur ihre "nationalen" also Westfränkischen Dynasten.--[[Spezial:Beiträge/88.64.9.61|88.64.9.61]] 17:45, 4. Jul. 2008 (CEST)<br />
<br />
== Philipp II. Anmerkungen ==<br />
<br />
''Er eroberte die meisten englischen Besitzungen in Frankreich sowie die zum deutschen Reich gehörende Grafschaft Flandern.''<br />
<br />
Die Besitzungen welche die Dynastie Plantagenet in Frankreich besaß waren keine englischen Besitzungen. Es waren französische Lehen und die Plantagenets waren dem französischen König für diese Territorien lehnspflichtig. 1202 lies Philipp II. diese Lehen per Parlamentsurteil einziehen nachdem der Plantagenet Johann Ohneland mehrfach gegen Krone und eigene Vasallen opponiert hatte (z.B. Entführung der Isabella von Angoulême). Auch hatte Philipp II. die Grafschaft Flandern nicht vom deutschen Reich erobert. Diese gehörte seit ihrer Einrichtung durch König Karl II. dem Kahlen dem westfränkischen (französischen) Königtum an, erst im Frieden von Arras 1482 zwischen Frankreich und Habsburg wurde Flandern dem HRR zugesprochen.--[[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 05:46, 21. Jun. 2008 (CEST)<br />
<br />
::Habs nun überarbeitet. [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 13:37, 22. Aug. 2009 (CEST)<br />
<br />
== Bild zu König Lothar ==<br />
<br />
Die Abbildung ist falsch. Dargestellt auf diesem Bild ist Kaiser Lothar I. (Enkel Karls des Grossen).<br />
<br />
== Formatierung der Beinamen ==<br />
<br />
Warum stehen manche Beinamen in Anführungsstriche und manche nicht? Ich persönlich finde es ohne Anführungsstriche besser lesbar und übersichtlicher. Außerdem werden in den Artikeln auch meistens keine Anführungszeichen verwendet. Wenn niemand Einspruch erhebt, werde ich das bei Zeiten mal anpassen. --[[Benutzer:Bobbl|Bobbl]] 09:51, 5. Feb. 2009 (CET)<br />
<br />
== Ludwig XIX. und Karl X. ==<br />
Es sollte darüber nachgedacht werden, ob nicht Ludwig XIX. und [[Charles I. (Rouen)]] (Karl X. in die Liste aufgenommen werden sollten.--[[Spezial:Beiträge/84.60.13.103|84.60.13.103]] 07:28, 10. Apr. 2009 (CEST)<br />
:Tut mir Leid, aber in die Liste werden nur Personen aufgenommen die das Land auch tatsächlich regiert haben. Titularkönige und Ursurpatoren werden nicht berücksichtigt. --[[Benutzer:Louis le Grand|Louis le Grand]] 12:29, 10. Apr. 2009 (CEST)<br />
<br />
:: Hallo Louis Le Grand. Im Falle Ludwigs XIX. ist ja ein Link im Artikel auf frazösische Thronprätendenten angegeben. Karl X. ist dort allerdings nicht aufgeführt, obwohl er ja durch die Liga einen durchaus ernstzunehmenden Unterstützungsfaktor auf seiner Seite hatte, auch wenn er sich zu diesem Zeitpunkt in Gefangenschaft Heinrichs IV. befand. --[[Spezial:Beiträge/84.60.2.44|84.60.2.44]] 14:07, 13. Apr. 2009 (CEST)<br />
<br />
== Titel „König von Frankreich" als Anspruch der britischen Könige ==<br />
<br />
Mir fehlt zumindest noch ein Hinweis, dass, wann und warum die britischen Könige sich über Jahrhunderte auch als Könige von Frankreich bezeichneten. Eine erste Recherche ergab, dass wohl [[Eduard III. (England)]] der erste war. Hat jemand die Informationen im Kopf, und könnte das beifügen? <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Spezial:Beiträge/85.177.163.134|85.177.163.134]] ([[Benutzer Diskussion:85.177.163.134|Diskussion]]) 16:55, 26. Okt. 2010 (CEST)) </small><br />
<br />
:Siehe [[Hundertjähriger Krieg]]. --[[Benutzer:Ares33|Ares33]] 22:34, 9. Nov. 2010 (CET)<br />
<br />
== Die britischen Herrscher in Frankreich ==<br />
<br />
Was in dieser Aufstellung fehlt (und auch teilweise eine Antwort auf den alten "Anspruch" der Briten auf den französischen Titel erklären würde) sind die zeitweisen britischen Herrscher in Frankreich, die ja teilweise große Teile des Landes regierten. So wurde z.B. [[Heinrich VI. (England)]] 1431 in Paris zum französischen König gekrönt, der ganze Bereich fehlt hier aber komplett. --[[Benutzer:Automaticus|Automaticus]] 12:50, 9. Sep. 2011 (CEST)<br />
: In meinem Vorschlag zum Umbau der Liste hab ich das berücksichtigt. [[Benutzer:Johnny47/Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs]] [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 11:42, 16. Sep. 2011 (CEST)<br />
<br />
== Artikelumbau ==<br />
<br />
Habe nun den Artikel wie von mir auf der Diskussionsseite vom [[Portal:Frankreich]] vorgeschlagen umgebaut. Die Liste der Monarchen habe ich dabei mit der der Präsidenten vereint, optisch angepasst und auf ein neues Lemma verschoben. Die Liste der Präsidenten habe ich aufgelöst und eine Weiterleitung auf dieses Lemma eingerichtet. Denn Informativ-Baustein habe ich entfernt, da er sich ja auf die alte Herrscherliste bezog. Hoffe die neue Liste gefällt. [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 00:14, 13. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
:Wie wäre es, die Präsidenten- und Herrscherliste wiederherzustellen und alle drei Listen bestehen zu lassen? Gäbe es eine zuviel? --[[Benutzer:Stillhart|St]] <sub><small>[[Benutzer Diskussion:Stillhart|Diskussion]] [[Benutzer:Stillhart/Bewertung|Bewertung]]</small></sub> 18:18, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
::Eigentlich war es ja mein Ziel nur eine Liste zu haben um alles auf einen Klick/Blick da zu haben und unnötiges hin- und herspringen zwischen den Listen zu vermeiden. Ich weis nicht ob drei Listen sinnvoll wären. [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 06:58, 16. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
:::Nunja, es macht imho nicht allzu viel Sinn, das alles in eine Liste zu quetschen. Das sind nämlich Ämter, die man eigentlich überhaupt nicht vergleichen kann (absolutistische Monarchen vs. demokratisch legitimierte Präsidenten). -- <span style="font-family:Comic Sans MS;">[[Benutzer:Chaddy|''Chaddy'']] <small>· [[Benutzer Diskussion:Chaddy|D]]</small> – <small>[[Wikipedia:Dateiüberprüfung|''DÜP'']]</small> –</span> 14:56, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
::::nicht nur das, arg wirds, wie ich in der Abstimmung bereits andeutete, zur Revolutionszeit - Sinn und Zweck der Übung war es ja unter andern, die monarchische Idee "Staatsoberhaupt" grundsätzlich zu überwinden, weil die Souveränität eben nicht in einem fleischgewordenen Souverän/"Haupt" ruht (auch keinem gewählten), sondern eben im Volke resp. der Volksversammlung. Dass der letzten Kapetinger (in der Volksetymologie übrigens von ''caput'', "Haupt" hergeleitet...) ent''hauptet'' wurde, ist eben auch eine symbolische Geste...Deswegen erscheinen mir die Verrenkungen, die die Liste anstellt, um doch noch auf Namen zu kommen, nicht nur seltsam, sondern schlicht falsch. Bitte inständig, die Liste wieder aufzuteilen - eine Liste der frz. Könige z. B. wäre sicher wünschenswert.--[[Benutzer:Janneman|Janneman]] 20:47, 20. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
Soll ich mal wieder "auf drei erhöhen" und den LA auf dieser Liste lassen? (D. h. zurückverschieben, Weiterleitung der Präsidentenliste wieder auf die "normale Liste" zurücksetzen etc.) --[[Benutzer:Stillhart|St]] <sub><small>[[Benutzer Diskussion:Stillhart|Diskussion]] [[Benutzer:Stillhart/Bewertung|Bewertung]]</small></sub> 18:57, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
== KALP-Diskussion vom 14. bis 24. Dezember 2011 (gescheitert; keine Auszeichnung) ==<br />
<br />
''Die Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs enthält alle Könige, Kaiser und Präsidenten von Frankreich, beginnend mit der Teilung des fränkischen Reichs im Vertrag von Verdun von 843 bis heute.''<br />
<br />
Der Artikel ''[[Liste der Herrscher Frankreichs]]'' (jetzt Weiterleitung) wurde mit der Liste ''[[Liste der Präsidenten Frankreichs]]'' vereint. Sie war vor der Vereinigung informativ, sie hat auch danach nicht an Qualität eingebüsst. Meiner Meinung nach {{BE|i}}. --[[Benutzer:Stillhart|St]] <sub><small>[[Benutzer Diskussion:Stillhart|Diskussion]] [[Benutzer:Stillhart/Bewertung|Bewertung]]</small></sub> 17:03, 14. Dez. 2011 (CET)<br />
:Und wenn man sie auch noch mit der [[Liste der fränkischen Herrscher]] vereinigen würde, wäre sie dann auch noch "informativ"? Wer ist den überhaupt auf diese glorreiche Idee gekommen und wo kann man die Argumente ''dafür'' nachlesen? --[[Benutzer:Gamma|Gamma]] [[Benutzer Diskussion:Gamma|γ]] 21:42, 14. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
*Eine Ein-Satz Einleitung ist meiner Meinung nach nicht sehr hilfreich. Da wäre eine informative Einleitung über die politische Geschichte Frankreichs deutlich angenehmer als zwei fette Abschätze; wer will schon soviel lesen? Ich als Leser würde mich über eine kurze Einleitung zur französischen Politik erfreuen, und anschließend die einzelnen Politiker (da finde ich die [http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_French_monarchs Version dieser Liste auf der englischen Wikipedia] durchaus besser, kurz und bündig, wie man so schön sagt. Ich verstehe, dass Frankreich ein großer, schöner, aber auch sehr einflussreicher Staat ist, aber bei soviel Text würde ich doch lieber meinen Brockhaus aufschlagen. Den Rest interessiert nur den Historiker oder den Politologen, aber, wie gesagt, dies ist nur meine Meinung. Und übrigens, ich bin dafür den Artikel [[Liste der fränkischen Herrscher]] mit diesem zu vereinigen. Grüße.[[Benutzer:GreatOrangePumpkin|DerKürbis]] 13:25, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
*{{BE|k}} Nee, also Karl der Kahle hat mit Sarkozy nun wirklich nichts zu tun. Diese Liste ist ein einziger Anachronismus, dazu passt auch, dass man, wenn man über [[Liste der Herrscher Frankreichs]] kommt, vom Sarko angegrinst wird.--[[Benutzer:Wiggum|Wiggum]] 15:32, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
**PS: Problematisch ist grundsätzlich auch die Illustration mit Bildern, die erst mehrere hundert Jahre nach dem Tod des abgebildeten Herrschers entstanden sind. --[[Benutzer:Wiggum|Wiggum]] 17:00, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Karl der Kahle soll also das erste Staatsoberhaupt Frankreichs gewesen sein? Wobei es Staatlichkeit im Früh- und Hochmittelalter gar nicht gab. Der Artikel ist nahezu unbelegt. Es ist daher nicht nachprüfbar, als wie zuverlässig die Angaben gelten können auf die sich der Artikel beruft. Die Strukturfehler in der Gliederung sollten beseitigt werden. Für den Artikeltext sollte die entsprechende Fachliteratur herangezogen werden und es sollte beachtet werden, dass [[Anmerkung]]en und [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]] im historischen Bereich Fachbegriffe sind. --[[Benutzer:Armin P.|Armin]] 18:59, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
'''Veto''' eingelegt. Der Abschnitt [[Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs#Das erste Staatsoberhaupt von Frankreich]], der die Liste begründet, ist völlig unbelegt. <br />
<br />
Auf welcher Fachliteratur basieren diese Ausführungen? ''Die französische Historiographie kannte und kennt keine klar definierte Abgrenzung zwischen dem Reich der Franken, dass in der Spätantike im Zuge der Völkerwanderung entstanden war, und dem modernen Frankreich. Dem französischen Geschichtsverständnis ist also ein etwaiger Kontinuitätsbruch zwischen dem Stammesreich der Franken und dem heutigen Frankreich fremd, was vor allem der Titulierung seiner Herrscher und dem daraus resultierenden Landesnamen geschuldet ist. Bereits das erste faktisch offizielle Werk der französischen Geschichtsschreibung, die Grandes Chroniques de France aus dem späten 13. Jahrhundert, teilte die Geschichte der Franken und Frankreichs in die dynastische Periodisierung von Merowingern, Karolingern und Kapetingern ein. Folglich wird bis heute in französischen Herrscherlisten in der Regel Chlodio (5. Jahrhundert) als der älteste historisch fassbare Frankenkönig an erster Stelle genannt, in einigen älteren Geschichtswerken tauchte gar noch dessen legendärer Vater Faramund an dieser Stelle auf und einige mittelalterliche Königslisten reichen natürlich bis zum mythologischen trojanischen König Priamos zurück.''<br />
<br />
''Ebenso wie die Geschichtsforschung den Beginn der historischen Kontinuität des modernen Deutschland häufig in der im Jahr 843 vollzogenen Reichsteilung von Verdun erkennt, kann diese Argumentation auch für Frankreich angewandt werden.'' Der Artikel verweist dabei auf das Werk von Georg Waitz aus dem 19. Jahrhundert. Nun steht bei Georg Waitz auf der angegebenen S. 701: ''Fortan besteht ein Deutsches Reich: der Verduner Vertrag hat es in der Geschichte eingeführt.'' Die Überzeugung, dass der Beginn des deutschen Reiches in einem Epochenjahr, wie dem Verduner Vertrag, entstand, wurde bereits von Tellenbach in den 1930er Jahren in Frage gestellt. Die moderne Forschung sieht heute das Deutsche Reich in einem Prozess entstanden, der im 11. und 12. Jahrhundert noch nicht abgeschlossen war. vgl. Hans-Werner Goetz: Einführung: Konrad I. – ein König in seiner Zeit und die Bedeutung von Geschichtsbildern, in: Konrad I.: auf dem Weg zum „Deutschen Reich“?, S. 13–29, hier: S. 18. Vgl. dazu: Joachim Ehlers: Die Entstehung des Deutschen Reiches, 2. Auflage, München 1998. ''Kann auch für Frankreich angewand werden''...Wer sagt das? Bedeutet also, dass eine längst veraltete Forschungmeinung für das Deutsche Reich genommen worden ist und diese mal ebenso auf Frankreich (wohl nach Meinung von einem wikipedia Autor?) 1:1 übertragen worden ist und dies damit der Antrieb für diese Liste ist. Es kommt noch hinzu, dass die Karolingerherrscher keine Staatsoberhäupter sind. Schon vor Jahrzehnten hat die Mediävistik darauf hingewiesen, dass es Staatlichkeit im Frühmittelalter noch nicht gab. Staatsoberhaupt setzt aber zwangsläufig eine moderne Staatsform voraus. Ich möchte keinen Artikel haben, der a) grobe inhaltliche Fehler enthält und b) auf veralteten Forschungsstand basiert. Die Liste ist in der Form '''löschfähig'''. --[[Benutzer:Armin P.|Armin]] 13:59, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
*{{BE|i}} großartige Liste --[[Benutzer:Michael Metzger|Michael Metzger]] 19:12, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
* bei allen Königen, Kaisern und späteren Präsidenten gibt es Kurzbiographien. Zu den Präsidenten der 3. Republik und der Exilregierung im 2. Weltkrieg nicht. Das sollte nachgeholt werden. Eine Definition des Begriffs Staatsoberhaupt in der extrem mageren Einleitung wäre wünschenswert. --[[Benutzer:Machahn|Machahn]] 23:28, 15. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|i}}. Irgendwo muss halt die Grenze gezogen werden. Insofern passt die ABgrenzung zum vorherigen Frankenreich. Kleine Nebenbemerkung: In Deutschland gibt's noch nicht mal eine separate Liste der Bundespräsidenten, geschweige denn eine kontinuierliche Liste der Staatsoberhäupter. Die Liste an sich finde ich für Frankreich gut gelungen. WOher sollen denn die Bilder kommen, wenn zeitgenössische Darstellungen nicht vorhanden sind? --[[Benutzer:Muns|muns]] 23:56, 17. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|i}}. Ein schöner und gut gestalteter Überblick. Die schwierige Abgrenzung ab 843 ist in der Liste plausibel erläutert und gut begründet, da sehe ich keinerlei Probleme. Wenn das Portrait nicht zeitgenössisch ist, dann sollte das allerdings kurz irgendwo erwähnt werden, alternativ auch der Hinweis, ab wann die Portraits tatsächlich nach dem lebenden Vorbild gehalten sind. Ob allerdings die Herrschaft der Hundert Tage eine zweimalige Nennung von Napoleon I. und Ludwig XVIII. erfordert, das wage ich zu bezweifeln. Kann das nicht besser mit Fußnoten oder Anmerkungen erledigt werden? Einzelbelege zu allen Kurzbiografien braucht eine solche Liste IMHO nicht, dafür gibt es ja die einzelnen Artikel zu den jeweiligen Herrschern bzw. Präsidenten. --[[Benutzer:Wahldresdner|Wahldresdner]] 12:11, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}}. Ich habe generell etwas gegen allumfassende Staatsoberhauptlisten. Bei Frankreich ist zumindest das Jahr 1870 (endgültige Abschaffung der Monarchie) eine wichtige Zäsur gewesen, die solch einer Auflistung widerspricht. Zum Glück gibt es noch keine Liste, die Karl den Großen, Hitler und Merkel auf eine Stufe stellt.--[[Spezial:Beiträge/91.65.10.173|91.65.10.173]] 12:27, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Hier wurde nicht Zusammengehöriges zusammengelegt, ein gravierender Fehler. Erst einmal über Staatlichkeit einen Augenblick nachdenken, dann über den „Anfang“ Frankreichs. So ist das Ganze unhaltbar, auch wenn die Nichthistoriker jede Art von Zusammenstellung irgendwie „gut finden“. --[[Benutzer:Hans-Jürgen Hübner|Hans-Jürgen Hübner]] 13:11, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Die Liste ist konzeptionell schwer fehlerhaft. Was hier zusammengestellt wurde, gehört nicht zusammen. Die Liste zeigt einen ganz erheblichen Mangel an historischem, aber auch staatsrechtlichen Verständnis. So etwas könnte man vielleicht bei RTL unterbringen; wenn wir aber an uns den Anspruch haben, seriöse Arbeit zu leisten, dann ist das - tut mir leid - "daneben". Gruß.--[[Benutzer:Matthias v.d. Elbe|Matthias v.d. Elbe]] 13:19, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Führe nicht zusammen, was nicht zusammen gehört ... --[[Benutzer:Otberg|Otberg]] 14:12, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} Ich habe der unsinnigen Liste eine weitaus besser passende Kandidatur spendiert.--[[Benutzer:Müdigkeit|Müdigkeit]] 14:23, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
: Wegen der gravierenden Mängel zwar auch meinerseits {{BE|k}} (beispielsweise ein Ausdruck wie ''regnum Francorum occidentalis'' zeugt nicht von überragender Lateinkenntnis und/oder Sorgfalt), aber gleich alles zu löschen scheint mir gewaltig übertrieben. Sinnvoll wäre eine ''Liste der Könige des Westfrankenreichs und Frankreichs'', die bei dieser Benennung ohne lange Erörterungen über den Beginn von Frankreich auskäme. Dafür könnte das vorhandene Material den Grundstock bilden. Kleine Anmerkungen am Rande: ''Ludwig V. der Faule'' ist eine mißglückte Übersetzung von Louis le Fainéant, wie aus der Einleitung des Artikels über ihn zu ersehen ist. Bei Hugo Capet ist die Angabe ''Als Sohn Hugos des Großen vom Klerus und einigen Großen zum König gewählt'' keine angemessene Wiedergabe der Umstände seiner Wahl. Ob für Ludwig XVI. die Bezeichnung "der Märtyrerkönig" ausreichend rezipiert ist, um ihre Verwendung als Beiname zu rechtfertigen, ist fraglich (im Artikel über ihn ist sie übrigens nicht einmal erwähnt) - klingt für mich etwas nach royalistischem POV. [[Benutzer:Nwabueze|Nwabueze]] 14:59, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} So geht das nicht. --[[Benutzer:Rolf-Dresden|Rolf-Dresden]] 14:41, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
{{BE|k}} - schließe mich Wiggum und 91.usw an. Insbesondere auch: ''Sie besaß kein formelles Staatsoberhaupt, sondern wurde in der Abfolge von drei Exekutivorganen repräsentiert, deren Vorsitzende man als „erste Männer des Staates“ betrachten kann.'' - ohwej. --[[Benutzer:Janneman|Janneman]] 15:48, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
* '''Nicht lesenswert:''' Weil [http://www.youtube.com/watch?v=jIF8Rg3QOag Caesar] fehlt. 16:41, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
* Ich habe vor einem halben Jahr diese Liste auf dem Frankreich-Portal als Vorschlag für einen Artikelumbau eingestellt in der Hoffnung dort oder auf meiner Benutzerseite irgendwelche Reaktionen, Vorschläge oder Anregungen, sei es im positiven wie negativen, zu erhalten. Nachdem dies nicht geschehen ist bin ich von letzterem ausgegangen und hab’s ruhen lassen. Erst nachdem St mich darauf angesprochen hat, hab ich getreu dem Motto „sei mutig“ die Liste vor ein paar Tagen eingestellt. Nun ja, anhand einiger Reaktionen hier und in der Löschdiskussion, in der mir u. a. ein „mieser Stil“ bescheinigt wird, mache ich mir keine Illusionen mehr über diesen Artikel und dieser Kandidatur noch über meinen Willen zur weiteren Teilnahme in dieser Enzyklopädie. [[Benutzer:Johnny47|Johnny47]] 19:25, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
Die Liste hat nun mal schwere Mängel, da muss man auch Kritik aushalten können. Ich habe dir anhand der Fachliteratur versucht zu zeigen, wo die Probleme liegen. Das ist jedenfalls kein Grund alles hinzuwerfen. Du hättest für Reaktionen auch mal in der [[WP:Redaktion Geschichte]] oder im [[WP:Review/Geschichte]] nachfragen können. Kopf hoch, morgen sieht die Welt vielleicht schon wieder anders aus. --[[Benutzer:Armin P.|Armin]] 23:04, 19. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
Es ist nicht leicht - ich bin selbst schon vor Jahren davor gewarnt worden, eines meiner „Babys“ zur Abstimmung zu stellen -, nach so viel Arbeit auf harte Kritik zu stoßen. Das muss aber jeder Mensch im Laufe seiner Reifung auszuhalten lernen. Was im Einzelnen gelaufen ist, überblicke ich nicht, aber die meisten, die hier abgestimmt haben, meinten die Sache, nicht die Person. Das ist wichtig zu sehen, um die Kritik zur Verbesserung zu nutzen. Sobald die Liste aufgeteilt ist - in welcher Form auch immer - kann sie durchaus als informativ Anerkennung finden. Zudem würde diese Aufteilung die Abfassung des hinführenden Textes erheblich erleichtern. Wichtig sind solche Listen allemal. Daher würde ich mich freuen, wenn Du letzte Hand anlegen würdest und mit dem Mut zum Grundsätzlichen aufräumen und neu antreten würdest. Wenn es so weit ist, bitte ruhig persönlich ansprechen. --[[Benutzer:Hans-Jürgen Hübner|Hans-Jürgen Hübner]] 12:22, 20. Dez. 2011 (CET)<br />
:Bis auf einen (der unbedingt den LA lancieren musste) will hier keiner den inhalt weghaben. Hier gehts zuallererst um die Frage, ob ein Artikel besser als andere ist und damit vielleicht eine Auszeichnung verdient. Nicht mehr und nicht weniger. Dem Artikelersteller ist zu raten, sich die Kritiken zu verinnerlichen und dann entsprechend zu handeln. Geteilt in zwei Listen sieht das hier sicher besser aus. Ein gegenseitiger Querverweis zwischen beiden schafft dann wieder den Zusammenhang, so wie er hier vermittelt werden soll. --[[Benutzer:Rolf-Dresden|Rolf-Dresden]] 13:12, 20. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
:Ich glaube die Kandidatur hat kaum mehr wert. Es wurde ein LA gestellt (mittlerweile wieder entfernt), eine grosse Mehrheit ist gegen eine Auszeichnung und der Hauptautor der Liste ist inaktiv. Das Resultat scheint endgültig. --[[Benutzer:Stillhart|St]] <sub><small>[[Benutzer Diskussion:Stillhart|Diskussion]] [[Benutzer:Stillhart/Bewertung|Bewertung]]</small></sub> 19:10, 22. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
Die Kandidatur für den Artikel in [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_Staatsoberh%C3%A4upter_Frankreichs&oldid=97442971 dieser Version] ist gescheitert. --[[Benutzer:Vux|Vux]] 02:31, 24. Dez. 2011 (CET)<br />
<br />
== Verwirrende Daten zu Johann I. der Posthume ==<br />
<br />
In der Tabelle (wie auch im verlinkten Hauptartikel) stehen als Lebensdaten 15. bis 19. November 1316, das sind offensichtlich fünf Tage, in den Anmerkungen ganz am Ende ist von vier Tagen die Rede. Das wird auch nicht besser, wenn man den Tag seiner Geburt und seines Todes nicht voll rechnet, weil er wahrscheinlich ja nicht zufällig zur gleichen Uhrzeit geboren und gestorben ist. Schlimmer noch, im verlinkten Artikel zu seinem Vater (Ludwig X.) wird als Geburtsdatum der 13. November 1316 angegeben, im Abschnitt Nachfahren heißt es, er wäre für sechs Tage Nachfolger geworden (auch wieder falsch gerechnet!), und wenige Zeile darunter im Abschnitt Erbe heißt es, er hätte sieben Tage gelebt. Was stimmt denn nun, und wie müßte korrekt gezählt werden? Kann das mal jemand, der es weiß, hier und/oder in den beiden anderen Artikeln korrigieren? Mindestens eine Stelle ist ja wohl falsch! --[[Spezial:Beiträge/132.195.106.57|132.195.106.57]] 21:20, 29. Jan. 2013 (CET)</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Achsenm%C3%A4chte&diff=113558619Achsenmächte2013-01-29T18:38:20Z<p>132.195.106.57: unsinnige Klammern entfernt</p>
<hr />
<div>[[Datei:WWII.png|miniatur|hochkant=2.0|Weltkarte mit den am Zweiten Weltkrieg beteiligten Staaten<br /><br />
'''Blau:''' Achsenmächte<br /><br />
'''Dunkelgrün:''' Alliierte vor dem [[Angriff auf Pearl Harbor]]<br /><br />
'''Hell- und Dunkelgrün:''' Alliierte nach dem Angriff auf Pearl Harbor]]<br />
[[Datei:Berlin-Rom-Tokio_3.jpg|miniatur|Titelseite ''Berlin–Rom–Tokio'' (1939–1944)]] <br />
[[Datei:Italian and German flags - june 1943.png|miniatur|Deutsche [[Reichskriegsflagge]] (Verwendung während der Zeit des Nationalsozialismus) und italienische Flagge auf einem Botschaftsgebäude in [[Rom]] wehend, Juni 1943]]<br />
Als '''Achsenmächte''' bezeichnet man im Zusammenhang des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]]<br />
das [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]] und seine Bündnispartner, insbesondere [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] und [[Japanisches Kaiserreich|Japan]]. Die [[Kriegspartei|Kriegsgegner]] dieses Bündnisses werden als die [[Alliierte]]n – in engeren Sinne als [[Anti-Hitler-Koalition]] – unter den [[Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg|kriegführenden Staaten des Zweiten Weltkriegs]] bezeichnet .<br />
<br />
Die durch die Absprachen [[Adolf Hitler|Hitlers]] und [[Benito Mussolini|Mussolinis]] 1936 verabredete Zusammenarbeit des [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Deutschland mit dem [[Faschismus|faschistischen]] Italien begründete zunächst die „Achse Berlin–Rom“, die durch den [[Stahlpakt]] ([[1939]]) zum förmlichen Bündnis wurde. Mit dem Abschluss des auf Initiative Hitlers geschlossenen [[Dreimächtepakt|Dreimächtepakts]] ([[1940]]) zwischen dem [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]], dem [[Japanisches Kaiserreich|Kaiserreich Japan]] und dem [[Königreich Italien (1861–1946)|Königreich Italien]] wurde seither – auch von den Vertragspartnern – als der „Achse Berlin–Rom–Tokio“ gesprochen.<ref>''Die Zeit. – Das Lexikon in 20 Bänden.'' Hamburg 2005, S.59 ISBN 3-411-17561-3</ref> Vom [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] in Berlin wurde zudem von 1939 bis 1944 eine propagandistische, aufwendig gestaltete und zweisprachig (deutsch/italienisch) erscheinende Zeitschrift ''Berlin–Rom–Tokio'' herausgegeben, die der Zusammenarbeit dieser drei Staaten nach dem Beitritt Italiens ([[1937]]) zum [[Antikominternpakt]] von [[1936]] publizistischen Ausdruck gab. <ref>Peter Longerich: ''Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop'' (=&nbsp;''Studien zur Zeitgeschichte''; Bd. 33), Oldenbourg, München 1987, S. 260–262.</ref> Auf ihrem Höhepunkt der Macht beherrschten die Achsenmächte große Teile [[Europa]]s, [[Asien]]s und des [[Pazifischer Ozean|Pazifischen Ozeans]].<br />
<br />
== Ursprung ==<br />
Die Bezeichnung ''Achsenmächte'' geht auf eine Rede [[Benito Mussolini]]s am 1. November 1936 zurück, in der er von einer „Achse Berlin–Rom“ sprach, nachdem kurz zuvor am 25. Oktober 1936 ein geheimer Freundschaftsvertrag zwischen dem [[Italienischer Faschismus|faschistischen]] [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] und dem [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] geschlossen worden war. Mussolini erklärte, dass die beiden Länder eine „Achse“ bilden würden, um welche sich die anderen europäischen Staaten drehen würden. Geschlossen wurde dieses Abkommen, als das faschistische Italien – Deutschland ursprünglich keineswegs freundlich gesinnt – sich aufgrund des [[Italienisch-Äthiopischer Krieg (1935–1936)|Äthiopienkriegs]] der Kritik des [[Völkerbund]]es ausgesetzt sah, von Deutschland jedoch Beistand erhielt. Der Zusammenschluß Italiens mit Großbritannien und Frankreich von [[Stresa-Front|Stresa]] war nur von kurzer Dauer. Später resultierte die Annäherung zwischen Hitler und Mussolini in einem Bündnis, das letzterer ''[[Stahlpakt]]'' nannte; nach und nach umfasste es den Großteil des [[Faschismus in Europa bis 1945|Faschismus in Europa]]. Ein entsprechender Bündnisvertrag wurde vom deutschen Außenminister [[Joachim von Ribbentrop]] und seinem italienischen Kollegen [[Galeazzo Ciano]] im Beisein [[Adolf Hitler]]s am 22. Mai 1939 in Berlin unterzeichnet.<br />
<br />
== Der Dreimächtepakt ==<br />
Am 27. September 1940 schlossen die „Haupt-Achsenmächte“ den [[Dreimächtepakt]]:<br />
* Das [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]] unter seinem „[[Führer#Adolf Hitler|Führer]]“ [[Adolf Hitler]] und während der letzten Kriegstage unter Reichspräsident [[Karl Dönitz]].<br />
* Das faschistische Italien, zunächst als [[Königreich Italien (1861–1946)|Königreich Italien]], später dann als [[Republik von Salò|Italienische Sozialrepublik]], unter „Il Duce“ [[Benito Mussolini]], der im Namen Königs [[Viktor Emanuel III.]] bis September 1943 regierte, bis der König Mussolini entließ und den [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] beitrat.<br />
* Das [[Japanisches Kaiserreich|Japanische Kaiserreich]] unter [[Tennō|Kaiser]] [[Hirohito]] und Premierminister [[Tōjō Hideki]] und während der letzten Kriegstage unter Premierminister [[Koiso Kuniaki]] und [[Suzuki Kantarō]].<br />
<br />
Kurzzeitig erhielt der italienische Name ''Roberto'' eine neue Bedeutung als Abkürzung von '''''Ro'''m-'''Ber'''lin-'''To'''kio''.<br />
<br />
In der Folgezeit traten weitere Staaten diesem Bündnis bei:<br />
* [[Königreich Ungarn]] am 20. November 1940<br />
* [[Königreich Rumänien]] am 23. November 1940<br />
* [[Erste Slowakische Republik|Slowakische Republik]] am 24. November 1940<br />
* [[Königreich Bulgarien]] am 1. März 1941<br />
* [[Königreich Jugoslawien]] am 25. März 1941 (nur bis 27. März 1941)<br />
* [[Unabhängiger Staat Kroatien]] am 15. Juni 1941<br />
<br />
== Zugehörigkeit zur „Achse“ ==<br />
Ob bestimmte Länder tatsächlich Teil der „Achse“ gewesen sind, wird heute kontrovers diskutiert, besonders bei den Ländern, die der „Achse“ erst unter Zwang und/oder vollständiger militärischer Besetzung beitraten. Länder, die formal dem Dreimächtepakt von 1940 beitraten (Deutschland, Italien und Japan als Gründungsmitglieder) gelten als Teil der „Achse“, außer [[Jugoslawien]], das durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurde, nachdem seine Achsen-freundliche Regierung gestürzt worden war, als man den Vertrag unterzeichnet hatte. Auch [[Kroatien]], ein nominell unabhängiges Land, das durch eine Teilung Jugoslawiens entstanden war, galt als Mitglied der „Achse“.<br />
<br />
[[Thailand]] trat dem Dreimächtepakt zwar nicht bei, schloss aber 1942 ein militärisches Bündnis mit Japan und erklärte den [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] den Krieg.<br />
<br />
Die [[Finnland|Finnen]] bezeichnen sich heute ungern als ehemalige Verbündete des Deutschen Reichs. Vielmehr wollen sie als „gleichzeitig kriegführender Staat“ gesehen werden. Finnland beteiligte sich am [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|deutschen Überfall auf die Sowjetunion]]. Finnisches Territorium durfte von der deutschen Wehrmacht als Aufmarschgebiet genutzt werden und die finnische Armee wurde gegen die sowjetischen Truppen [[Mobilmachung|mobilgemacht]]. Der Name dieses sogenannten [[Fortsetzungskrieg]]s spielt auf den finnisch-sowjetischen [[Winterkrieg]] an.<br />
<br />
Die Finnen wollten im Winterkrieg verloren gegangene Gebiete zurückgewinnen und auch [[Ost-Karelien]] erobern. Die Bombardierung finnischer Städte durch sowjetische Streitkräfte diente dann am 25. Juni als Begründung für die finnische Kriegserklärung an die Sowjetunion und den Beginn der finnischen [[Offensivoperation|Offensive]]. [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] erklärte Finnland nach wiederholten Ersuchen, die feindlichen Aktivitäten gegen die Sowjetunion einzustellen, am 6. Dezember 1941 ebenfalls den Krieg.<br />
<br />
Finnland trat nie dem Dreimächtepakt bei, unterzeichnete 1941 allerdings den Antikominternpakt. Finnland lehnte es ab, seine Streitkräfte unter das Kommando eines gemeinsamen deutsch-finnischen Hauptquartiers zu stellen und bewahrte seine operative Unabhängigkeit. So wurde etwa die Teilnahme an der [[Leningrader Blockade]] und am Angriff auf die [[Murmanbahn|Murmanskbahn]] bei Louhi verweigert.<br />
<br />
Mit dem insgesamt sechs Wochen währenden [[Ryti-Ribbentrop-Vertrag]] wandelte sich das Verhältnis zu einem formalen [[Militärbündnis]], welches als deutsche Bedingung für die Gewährung dringend benötigter Waffen- und Luftunterstützung geschlossen wurde, als sich Finnland bei der Großoffensive der [[Rote Armee|Roten Armee]] mit der Gefahr einer vollständigen sowjetischen Besetzung konfrontiert sah. Nachdem die Offensive mit Hilfe der deutschen Waffenlieferungen abgewehrt war, wechselte Finnland 1944 zu den [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] und ging unter sowjetischem Druck im [[Lapplandkrieg]] zum Angriff auf deutsche Streitkräfte über. Präsident [[Risto Ryti]], der sein ''persönliches'' Ehrenwort für die Einhaltung des Bündnisses gegeben hatte, trat daraufhin von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger im Amt, Präsident [[Carl Gustaf Emil Mannerheim|Mannerheim]], erklärte Rytis Abkommen mit den Deutschen für nichtig. Nach Kriegsende drängte die Sowjetunion auf ein [[Gerichtsverfahren]] gegen Ryti und einige seiner Kabinettsmitglieder. In dem umstrittenen Prozess wurde Ryti schließlich ''[[ex post]] facto'' zu einer Gefängnisstrafe von zehn Jahren verurteilt.<br />
<br />
== Von Deutschland abhängige und/oder kontrollierte Länder (Auswahl) ==<br />
=== Königreich Belgien ===<br />
Nach den Erfahrungen der deutschen Besatzung, die [[Belgien]] im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] über sich ergehen lassen musste, war die gesamte Nation beim Gedanken an eine zweite deutsche Besatzung entsetzt, insbesondere, da die belgische Delegation bei der [[Pariser Friedenskonferenz 1919]] wenig Einfluss hatte – auch wenn Belgien bei den [[Reparationen]] keineswegs zu kurz gekommen war. Mehr aus diesem Grund als aus politischen Erwägungen heraus war Belgien den Achsenmächten wenig freundlich gesinnt, obwohl sich später Tausende Belgier (sowohl [[Flamen]] als auch [[Wallonen]]) der Waffen-SS unter dem berüchtigten belgischen Faschisten [[Léon Degrelle]] freiwillig anschlossen. <br />
<br />
Nachdem die Deutschen Belgien 1940 tatsächlich erneut besetzten, erlebten die [[Niederländische Sprache|niederländisch-sprachigen]] Flamen von den Deutschen eine gewisse Bevorzugung gegenüber den [[Frankophonie|frankophonen]] Wallonen. Nach der [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|deutschen Invasion der UdSSR]] erhielten flämische Freiwillige die Erlaubnis zum Beitritt in die [[Waffen-SS]], wohingegen die Wallonen zunächst nur bei der deutschen [[Wehrmacht]] aufgenommen wurden.<br />
<br />
=== Königreich Dänemark ===<br />
[[Dänemark]] wurde von Deutschland am 9. April 1940 im Zuge der [[Unternehmen Weserübung|Operation Weserübung]] überfallen und blieb bis zum Kriegsende [[Dänemark unter deutscher Besatzung|militärisch besetzt]]. Die Dänen hegten große Sympathien für die Alliierten, jedoch gab es auch Unterstützung für die Achsenmächte: Die von der deutschen [[Besatzungsmacht]] bis 1943 im Amt belassene Regierung trat dem [[Antikominternpakt]] bei. Über 6.000 dänische Staatsangehörige dienten bei der Waffen-SS an der [[Ostfront (Zweiter Weltkrieg)|Ostfront]] in verschiedenen Verbänden, davon 1.500 Angehörige der [[Deutsche Minderheit in Dänemark|deutschen Minderheit in Dänemark]] (Zahlen von 1941).<ref>Bo Lidegaard: ''Dansk Udenrigspolitiks Historie, Band IV: „Overleveren 1914–1945“''. [[Gyldendal]], 2. Ausgabe, Kopenhagen 2006, S. 461.</ref><br />
<br />
=== Vichy-Regime ===<br />
Nach der französischen [[Kapitulation]] am 22. Juni 1940 wurde Marschall [[Henri Philippe Pétain]] zum neuen Staatschef des sog. [[Vichy-Regime]]s ernannt. Die Waffenstillstandsbedingungen sahen die militärische Besetzung von mehr als 50 Prozent des französischen Gebietes vor, einschließlich der Hauptstadt [[Paris]]. Pétain verlegte den Regierungssitz in den Badeort [[Vichy]] in der unbesetzten „freien“ Zone.<br />
<br />
[[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] befürchtete, dass die [[französische Marine]] in deutsche Hände fallen würde und beschlagnahmte sämtliche französischen Schiffe in Häfen unter britischer Kontrolle. Auch wurden bei einem britischen Angriff in [[Mers-el-Kébir]] am 3. Juli 1940 mehrere französische [[Kriegsschiff]]e versenkt. Nach diesem Angriff brach das Vichy-Regime sämtliche diplomatischen Beziehungen mit Großbritannien ab und zog eine [[Kriegserklärung]] in Betracht.<br />
<br />
Die Vichy-Regierung übte die Kontrolle über die französischen [[Kolonie|Kolonialbesitzungen]] aus und wurde auch von den [[Vereinigte Staaten|USA]] und der [[Sowjetunion]] diplomatisch anerkannt. Dem standen die ''[[France libre|Forces Françaises Libres]]'' entgegen, deren Exilregierung unter [[Charles de Gaulle]] sich in [[London]] befand.<br />
<br />
Vichy-Frankreich zeichnete den [[Antikominternpakt]] von 1941 und entsendete französische Freiwilligenkräfte an die Ostfront. Vichy-beherrschte Kolonien wurden häufig als Aufmarschgebiete für Angriffe der Achsenmächte genutzt. Japan besetzte Französisch-[[Indochina]], das dann Ausgangspunkt der Invasion von [[Thailand]], [[Föderierte Malaiische Staaten|Malaya]] und [[Borneo]] war.<br />
<br />
Streitkräfte der Briten und der ''Forces Françaises Libres'' bekämpften Vichy-treue Truppen in [[Syrien]] 1941 und [[Madagaskar]] [[Schlacht um Madagaskar (1942)|1942]], US-amerikanische Einheiten beteiligten sich Ende 1942. Die deutsche Wehrmacht besetzte 1942 Südfrankreich und die Vichy-Kolonie [[Tunesien]], nachdem die Vichy-Verteidigungskräfte von den Amerikanern und Briten überrannt worden waren.<br />
<br />
=== Italienische Sozialrepublik ===<br />
Die [[Italienische Sozialrepublik]] (''Repubblica Sociale Italiana'' – RSI) ersetzte 1943 das [[Königreich Italien (1861–1946)|Königreich Italien]] als Mitglied der Achsenmächte. Am 25. Juli 1943 enthob König [[Viktor Emanuel III.]] in Übereinstimmung mit dem [[Großer Faschistischer Rat|Faschistischen Großrat]] [[Benito Mussolini]] seines Amtes und ließ ihn festnehmen. Italien schloss sich den [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] an und erklärte Deutschland den Krieg. In einer spektakulären Befreiungsaktion konnte Mussolini jedoch von einer Fallschirmjägereinheit befreit werden.<br />
Norditalien war von der Wehrmacht besetzt, und am 23. September 1943 rief Mussolini dort die Italienische Sozialrepublik aus. Dieser Staat, dessen [[Regierungssitz]] sich in [[Salò]] am [[Gardasee]] befand, schrumpfte flächenmäßig in dem Maße, in dem die westlichen Alliierten gen Norden vorrückten. Die Italienische Sozialrepublik hörte Ende 1944 auf zu existieren, als die letzten verbliebenen deutschen Streitkräfte auf italienischem Boden sich zurückzogen oder ergaben und schließlich kapitulierten.<br />
<br />
== Von Japan abhängige und/oder kontrollierte Länder (Auswahl) ==<br />
=== Königreich Thailand ===<br />
Japanische Streitkräfte drangen am Morgen des 8. Dezembers 1941 auf [[Thailand|thailändisches]] Gebiet vor. Zunächst gelang es den thailändischen Grenztruppen, der Invasion standzuhalten, jedoch befahl Feldmarschall und Premierminister [[Phibul Songkhram]] die Einstellung des Widerstandes. Am [[21. Dezember]] [[1941]] wurde ein Militärbündnis mit Japan unterzeichnet, am 25. Januar 1942 folgte die thailändische [[Kriegserklärung]] an [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und die [[Vereinigte Staaten|USA]]. Der siamesische [[Botschafter]] in den Vereinigten Staaten, Seni Pramoj, stellte seine Abschrift der Kriegserklärung nicht zu. Auch wenn die Briten die Kriegserklärung erwiderten, indem sie ihrerseits Thailand den Krieg erklärten und es infolgedessen als feindliche Nation betrachteten, geschah dies bei den USA nicht. Die [[Seri-Thai-Bewegung]] entstand in dieser Zeit. Im Mai 1942 führten thailändische Streitkräfte ihre größte Offensive des Krieges durch und eroberten die Stadt Kengtung in Nord[[burma]] von der chinesischen 93. Division.<br />
<br />
Weitere ''Seri-Thai''-Strukturen wurden in Großbritannien und innerhalb Thailands aufgebaut. Königin Ramphaiphanee leitete die Sektion in Großbritannien, und der [[Staatsoberhaupt|Regent]] [[Pridi Banomyong]] befehligte den weitaus größten Teil der Bewegung, den im Landesinneren. Unterstützt von Teilen des Militärs, gelang die Errichtung geheimer Flugplätze und Ausbildungslager und die Einschleusung alliierter Agenten.<br />
<br />
Mit der fortschreitenden Dauer des Krieges regte sich in der thailändischen Bevölkerung Unmut über die japanische Besetzung. Im Juni 1944 wurde Phibul Songkhram in einem von ''Seri Thai'' eingefädelten [[Putsch]] gestürzt. Die neue Zivilregierung versuchte, sowohl ''Seri Thai'' zu unterstützen als auch gleichzeitig ein gutes Verhältnis mit den Japanern aufrechtzuerhalten.<br />
<br />
Nach Kriegsende verhinderte der maßgebliche Einfluss der USA, dass Thailand als Achsenmacht angesehen wurde, Großbritannien verlangte aber drei Millionen Tonnen Reis als [[Reparationen|Reparationszahlung]] und die Rückgabe von Gebieten der britischen Kolonie von [[Föderierte Malaiische Staaten|Malaya]], die während des Krieges und der Invasion annektiert worden waren. Ebenso musste Thailand annektierte Teile von Britisch-[[Myanmar|Burma]], [[Französisch-Indochina]], Französisch-[[Kambodscha]] und Französisch-[[Laos]] zurückgeben.<br />
<br />
=== Kaiserreich Manshū (Mandschukuo) ===<br />
[[Mandschukuo]] war ein von Japan am 1. März 1932 errichteter Marionettenstaat in der Mandschurei.<br />
Die [[staatliche Unabhängigkeit]] Mandschukuos von China wurde vom [[Völkerbund]] nicht anerkannt, was Japan veranlasste, aus dem Völkerbund auszutreten. Das Deutsche Reich, Italien und die [[Neuorganisierte Regierung der Republik China]] unter [[Wang Jingwei]] waren die einzigen bedeutenden Länder, die den von Japan abhängigen Staat diplomatisch anerkannten. Später folgten diese Länder: [[Costa Rica]], [[El Salvador]], [[Burma]] unter [[Ba Maw]], [[Thailand]], die [[Azad Hind|Provisorische Regierung des Freien Indien]] von [[Subhash Chandra Bose]] und der [[Vatikanstadt|Vatikan]]. 1945 wurde Mandschukuo von sowjetischen Truppen in der [[Operation Auguststurm]] besetzt und 1946 an die [[Republik China]] zurückgegeben.<br />
<br />
=== Mengjiang ===<br />
Mengjiang war ein weiterer japanischer [[Satellitenstaat]] in Nordchina. Er wurde am 18. Februar 1936 im Osten der [[Innere Mongolei|Inneren Mongolei]] gegründet. Die [[Autonomie (Politikwissenschaft)|Autonomie]] des Landes war rein theoretischer Natur, da die tatsächliche politische Machtausübung in den Händen der japanischen Besatzer blieb. Das [[Staatsoberhaupt]] unter Japans Gnaden war der mongolische Prinz [[Demchugdongrub]].<br />
<br />
Die japanische Armee hatte augenscheinlich einen späteren Angriff auf [[Ferner Osten (Föderationskreis)|Russisch-Fernost]] im Sinn, dabei wären die Grenzen von Mengjiang in das Gebiet der mit der Sowjetunion verbündeten Äußeren [[Mongolei]] verschoben worden. Mit der Aussicht auf einen großen vereinigten mongolischen Staat sollte eine pan-mongolische [[Nationalismus|nationalistische]] Stimmung geschürt werden.<br />
<br />
Nach Japans Niederlage 1945 und der Invasion der sowjetischen und roten mongolischen Armeen wurde Mengjiang aufgelöst.<br />
<br />
=== Nanjing-China ===<br />
Während des [[Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg|zweiten sino-japanischen Krieges 1937-45]] wurde in [[Nanjing]] am 29. März 1940 ein kurzlebiger Staat von [[Wang Jingwei]] ausgerufen, der auch das Oberhaupt der von Japan kontrollierten [[Marionettenregierung]] wurde. Die Staatsembleme der ''[[Neuorganisierte Regierung der Republik China|Regierung der Republik China]]'' waren denen der [[Republik China]] und des heutigen Taiwan ähnlich. Nach der japanischen Niederlage am 9. September 1945 wurde das Gebiet der Herrschaft des nationalistischen und [[Chiang Kai-shek]]-treuen Generals [[Ho Ying-ching]] übergeben.<br />
<br />
Zusätzlich wurden von den Japanern weitere kleine „unabhängige“ Staaten oder politische Gebilde in besetzten Gebieten des chinesischen Festlands eingerichtet, von der [[Innere Mongolei|inneren Mongolei]] bis nach [[Guangdong]].<br />
<br />
=== Provisorische Regierung des Freien Indien ===<br />
Die [[Azad Hind|Provisorische Regierung des Freien Indien]] (''Arzi Hukumat-e-Azad Hind'') war eine Schattenregierung unter [[Subhash Chandra Bose]]. Ihr Wirkungskreis beschränkte sich auf jene Teile Indiens, die unter japanischer Kontrolle standen. Bose war ein indischer [[Freiheitskämpfer]], der Gandhis Konzept des gewaltfreien Widerstandes nichts abgewinnen konnte.<br />
<br />
Boses Aufstieg lagen mehrere Faktoren zugrunde:<br />
* Indiens Armee war auch unter britischer Kolonialbesatzung größtenteils unabhängig.<br />
* Da sich Großbritannien mit Deutschland im Krieg befand, wäre die Unterdrückung eines [[Aufstand]]s problematisch gewesen.<br />
* Der wichtigste Faktor war der japanische Vormarsch in Asien. Das Japanische Kaiserreich hatte schon 1932 die [[Mandschurei]] und später [[Indonesien]] und [[Vietnam]] in die „Unabhängigkeit“ entlassen, die Letzteren ohne jegliche Zustimmung derer europäischen Kolonialmächte.<br />
<br />
Bose initiierte eine [[Massenbewegung (Soziologie)|Massenbewegung]] gegen die Benutzung indischer Ressourcen und Soldaten für den Krieg und schloss mit den in Ostindien vorrückenden Japanern ein Bündnis. Bose und [[Anand Mohan Sahay]], ein weiterer politischer Anführer, erhielten vom Chef der ultranationalistischen Geheimgesellschaft [[Gen’yōsha]] [[Tōyama Mitsuru]] und japanischen Militärberatern ideologische Unterstützung. Weitere achsen-freundliche indische Politgrößen waren Asit Krishna Mukherji, ein Freund Boses, seine Ehefrau und Wahl-Inderin [[Savitri Devi]], der [[Pandit]] Rajwade von [[Pune]] und [[Rash Behari Bose]], der Gründer der „Indischen Unabhängigkeits-Liga“. Bose erklärte am 21.&nbsp;Oktober 1943 Indien für unabhängig.<br />
<br />
Nach der japanischen Besetzung der [[Andamanen und Nikobaren]] wurde [[Port Blair]] zur provisorischen Hauptstadt. Die „Provisorische Regierung des Freien Indien“ hielt sich bis zum 18.&nbsp;August 1945, als sie dann offiziell aufgelöst wurde. Während ihres Bestehens wurde sie von neun verschiedenen Staaten anerkannt: [[Großdeutsches Reich|Deutschland]], [[Japanisches Kaiserreich|Japan]], [[Republik von Salò|Italien]], [[Unabhängiger Staat Kroatien|Kroatien]] unter [[Ante Pavelić]], die [[Neuorganisierte Regierung der Republik China|Republik China]] unter [[Wang Jingwei]], [[Thailand]], [[Burma]] unter [[Ba Maw]], [[Mandschukuo]] und die [[Philippinen]] unter dem de facto (und später auch de jure) Präsidenten [[José Laurel]].<br />
<br />
== Von Italien abhängige und/oder kontrollierte Länder (Auswahl) ==<br />
=== Königreich Albanien ===<br />
Unter dem glücklosen König [[Ahmet Zogu]] befand sich das [[Königreich Albanien]] seit den 1920er Jahren im Einflussbereich Italiens. Schon vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde die [[italienische Sprache]] an albanischen Schulen gelehrt, und nach dem Krieg befand sich das Land unter dem „Schutz“ einer Vielzahl italienischer Festungen.<br />
<br />
Am 7. April 1939 marschierten italienische Truppen in Albanien ein, besetzten rasch das Land und zwangen König Zogu ins Exil. Fünf Tage nach der Invasion beschloss das albanische Parlament den Anschluss an Italien in [[Personalunion]], indem die albanische Krone [[Viktor Emanuel III.]] angeboten wurde, der somit König von Italien, Kaiser von Äthiopien und auch König von Albanien war. Am 10.&nbsp;Juni 1940 folgte Albanien Italien in den Krieg gegen [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und [[Frankreich]]. Albanien diente als Aufmarschgebiet für die italienische Invasion [[Griechenland]]s 1941. Albanische Truppen nahmen am Überfall auf Griechenland teil, und albanische Freiwillige dienten später in der [[21. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Skanderbeg“ (albanische Nr. 1)]]. 1941 erklärte Albanien auch den [[Vereinigte Staaten|USA]] den Krieg.<br />
<br />
=== Kaiserreich Äthiopien ===<br />
Nachdem der italienische Versuch, [[Äthiopien]] im [[Italienisch-Äthiopischer Krieg (1895–1896)|ersten Italienisch-Äthiopischen Krieg 1895–96]] zu erobern, gescheitert war, wurde das Land von den Italienern im zweiten [[Italienisch-Äthiopischer Krieg (1935–1936)|Krieg 1935–1936]] schließlich okkupiert. Der Sieg wurde am 9. Mai 1936 verkündet und der italienische König [[Viktor Emanuel III.]] zum ''Kaiser von Äthiopien'' gekrönt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Gerhard L. Weinberg: ''A World at Arms: A Global History of World War II.'' 2. Auflage, Cambridge University Press, New York 2005.<br />
* I.C.B. Dear, M.R.D. Foot (Hrsg.): ''The Oxford Companion to World War II.'' 2001.<br />
* Lutz Klinkhammer, Amedeo Osti Guerrazzi, Thomas Schlemmer (Hrsg.): ''Die „Achse“ im Krieg. Politik, Ideologie und Kriegführung 1939–1945''. Schöningh, Paderborn/München/Wien 2010 (''Krieg in der Geschichte'', Bd. 64).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Axis powers|Achsenmächte}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Achsenmachte}}<br />
<br />
[[Kategorie:Rumänien im Zweiten Weltkrieg]]<br />
[[Kategorie:Militärbündnis]]<br />
[[Kategorie:Außenpolitik (Japanisches Kaiserreich)]]<br />
[[Kategorie:Außenpolitik (Deutsches Reich 1933–1945)]]<br />
[[Kategorie:Außenpolitik (Italien)]]<br />
[[Kategorie:Deutsch-japanische Beziehungen]]<br />
[[Kategorie:Deutsch-italienische Beziehungen]]<br />
[[Kategorie:Italien im Zweiten Weltkrieg]]<br />
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[[Kategorie:Erste Slowakische Republik im Zweiten Weltkrieg]]<br />
[[Kategorie:Bulgarien im Zweiten Weltkrieg]]<br />
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[[Kategorie:Unabhängiger Staat Kroatien]]<br />
<br />
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[[ar:دول المحور]]<br />
[[be:Краіны Восі]]<br />
[[be-x-old:Краіны Восі]]<br />
[[bg:Страни от Оста]]<br />
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[[ca:Potències de l'Eix]]<br />
[[ckb:وڵاتەکانی تەوەر]]<br />
[[cs:Osa Berlín-Řím-Tokio]]<br />
[[cv:Тĕнĕл патшалăхĕсем]]<br />
[[da:Aksemagterne]]<br />
[[el:Άξονας Βερολίνου - Ρώμης]]<br />
[[en:Axis powers]]<br />
[[eo:Akso Berlino-Romo-Tokio]]<br />
[[es:Potencias del Eje en la Segunda Guerra Mundial]]<br />
[[et:Berliini-Rooma telg]]<br />
[[eu:Ardatzeko potentziak]]<br />
[[fa:نیروهای محور]]<br />
[[fi:Akselivallat]]<br />
[[fr:Axe Rome-Berlin-Tokyo]]<br />
[[gl:Potencias do Eixe]]<br />
[[he:מדינות הציר]]<br />
[[hi:अक्ष शक्तियाँ]]<br />
[[hr:Sile Osovine]]<br />
[[hu:Tengelyhatalmak]]<br />
[[id:Blok Poros]]<br />
[[io:Axo Roma-Berlin-Tokio]]<br />
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[[ja:枢軸国]]<br />
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[[mt:Qawwiet tal-Assi tat-Tieni Gwerra Dinjija]]<br />
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[[oc:Poténcies der Èish]]<br />
[[os:Сæмæны бæстæтæ]]<br />
[[pl:Państwa Osi]]<br />
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[[ro:Puterile Axei]]<br />
[[ru:Страны Оси и их союзники]]<br />
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[[simple:Axis countries]]<br />
[[sk:Os Berlín-Rím-Tokio]]<br />
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[[sv:Axelmakterna]]<br />
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[[te:అక్ష రాజ్యాలు]]<br />
[[th:ฝ่ายอักษะ]]<br />
[[tl:Kapangyarihang Aksis]]<br />
[[tr:Mihver Devletleri]]<br />
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[[vi:Phe Trục]]<br />
[[zh:轴心国]]<br />
[[zh-yue:軸心國]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ferdinand_VII._(Spanien)&diff=113552520Ferdinand VII. (Spanien)2013-01-29T15:47:52Z<p>132.195.106.57: /* Leben */ falsche, späterem Text widersprechende Formulierung</p>
<hr />
<div>[[Datei:Ferdinand VII of Spain (1814) by Goya.jpg|miniatur|hochkant|Ferdinand VII. von Spanien (Gemälde von [[Francisco de Goya|Goya]], 1814)]]<br />
<br />
'''Ferdinand VII.''' ({{esS|''Fernando'' VII}}, * [[14. Oktober]] [[1784]] in [[Palacio Real (La Granja)|San Ildefonso]]; † [[29. September]] [[1833]] in [[Madrid]]) war [[König]] von [[Geschichte Spaniens|Spanien]] 1808 und von 1814 bis 1833.<br />
<br />
== Leben ==<br />
Ferdinand VII. wurde als fünfter Sohn [[Karl IV. (Spanien)|Karls IV. von Spanien]] und dessen Gemahlin [[Maria Luise von Bourbon-Parma|Maria Luise von Parma]] geboren und unter der Leitung von [[Manuel de Godoy]] höfisch erzogen.<br />
<br />
Am 6. Oktober 1802 heiratete er Prinzessin [[Maria Antonia von Neapel-Sizilien (1784–1806)|Maria Antonia von Neapel-Sizilien]], eine Tochter des späteren Königs [[Königreich beider Sizilien|beider Sizilien]], [[Ferdinand I. (Sizilien)|Ferdinand I.]], die bereits 1806 starb.<br />
<br />
[[Datei:Francisco de Goya y Lucientes 070.jpg|miniatur|hochkant|links|Ferdinand VII. von Spanien (Gemälde von [[Francisco de Goya|Goya]], 1814)]]<br />
<br />
Teils aus Hass gegen Godoy, teils beeinflusst von den unzufriedenen Großen und von dem Priester [[Escoiquiz]] und aus Sorge, von seinen Eltern von der Thronfolge ausgeschlossen zu werden, knüpfte Ferdinand Verbindungen mit [[François de Beauharnais]], dem damaligen französischen Gesandten in [[Madrid]], und trat selbst mit [[Napoléon Bonaparte|Napoleon I.]] in Briefwechsel, dem er in einem Schreiben vom 11. Oktober 1807 mitteilte, sich mit der ältesten Tochter [[Lucien Bonaparte]]s vermählen zu wollen. Diese Verhandlungen wurden verraten. Ferdinand wurde am 18. Oktober 1807 in [[Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial|El Escorial]] verhaftet und am 30. Oktober in einem königlichen Manifest des Hochverrats beschuldigt, worauf er sich unterwarf und seine Mitschuldigen verriet.<br />
<br />
[[Datei:Aranjuez PalacioReal night1.jpg|miniatur|Der [[Palacio Real (Aranjuez)|Königspalast in Aranjuez]]]]<br />
<br />
Als infolge der Nachricht vom Fluchtplan der königlichen Familie am 18. März 1808 ein Aufstand ausbrach und Karl IV. am 19. März der Krone zu Gunsten Ferdinands entsagte, wurde Ferdinand vom Volk mit Jubel als König begrüßt. Schon wenige Tage später aber erklärte Karl IV. auf Veranlassung [[Joachim Murat|Murats]] seine Thronentsagung für erzwungen. Napoleon beanstandete die Anerkennung Ferdinands als König, lud ihn aber zu einer Unterhandlung nach [[Bayonne]] ein. Dort gab Ferdinand nach längerem Sträuben am 6. Mai die Krone seinem Vater [[Abdikation|zurück]] und stellte sich unter den Schutz Napoleons, der ihm mit einer jährlichen Rente von einer Million Franc das [[Charles Maurice de Talleyrand|Talleyrandsche]] [[Schloss Valençay]] als Aufenthaltsort anwies. De facto handelte es sich bei diesem Vorgang jedoch um eine Gefangennahme der Königsfamilie durch Napoleon.<br />
<br />
[[Datei:Ferdinand VII. Litho.jpg|miniatur|hochkant|links|Ferdinand VII. von Spanien, Lithographie von [[Josef Lanzedelli d.&nbsp;Ä.]], um 1825]]<br />
<br />
Auf Valençay brachte Ferdinand über fünf Jahre in Gesellschaft seines Bruders [[Carlos María Isidro de Borbón|Don Carlos]] zu. In Spanien wurde er zur Symbolfigur für den Aufstand gegen den mit Napoleon verbündeten Karl IV. Erst gegen Ende 1813 bot Napoleon Ferdinand die Krone wieder an. Auf Grund des [[Vertrag von Valençay|Vertrages von Valençay]] vom 11. Dezember 1813 kehrte Ferdinand im März 1814 nach Spanien zurück, wo er mit Begeisterung empfangen wurde. Er stieß durch ein Dekret vom 4. Mai die [[Verfassung von Cadiz|Verfassung von 1812]] um und errichtete eine blutige kirchliche und politische Reaktion mit [[Inquisition]] und Folter. Dabei stellte er den [[Absolutismus]] in so extremer Form wieder her, dass er sogar die Unterstützung der übrigen europäischen Monarchien verlor. Durch den [[Spanische Revolution (1820)|Aufstand vom Januar 1820]] sah Ferdinand sich gezwungen, am 7. März die Konstitution der [[Cortes (Ständeversammlung)|Cortes]] von 1812 wiederherzustellen. In den folgenden Jahren musste er die Macht mit den verschiedenen Strömungen der revolutionären Bewegung teilen. Als durch die [[Französische Invasion in Spanien|französische Invasion]] 1823 die absolutistische Gewalt in Spanien wiederhergestellt wurde, kehrte Ferdinand zum alten System zurück.<br />
<br />
[[Datei:Spanien Fernando VII 1822.JPG|miniatur|hochkant|Goldmünze über 80 Reales von Fernando VII aus 1822 (geprägt nach der Norm der [[Lateinische Münzunion|Lateinischen Münzunion]])]]<br />
<br />
Am 11. Dezember 1829 vermählte sich der nach dem frühen Tod seiner Tochter aus zweiter Ehe kinderlose Ferdinand zum vierten Mal, diesmal mit Prinzessin [[Maria Christina von Neapel-Sizilien (1806–1878)|Maria Christina von Neapel-Sizilien]], Tochter von König [[Franz I. (Sizilien)|Franz I. beider Sizilien]], die am 10. Oktober 1830 die zukünftige Königin von Spanien, [[Isabella II. (Spanien)|Isabella II.]], zur Welt brachte.<br />
<br />
Auf Betreiben von Königin María Cristina verwirklichte Ferdinand VII. die von den Cortes 1822 beantragte Aufhebung des [[Lex Salica|salischen Gesetzes]] am 29. März 1830 durch eine sogenannte [[pragmatische Sanktion]], die die alte kastilische kognatische Erbfolge und damit die Möglichkeit einer weiblichen Thronfolge wiederherstellte. Dieser Entschluss trug dazu bei, Spanien für Jahrzehnte zu destabilisieren, da sein Bruder Carlos dies als Raub seiner Thronansprüche ansah und umgehend nach Ferdinands Tod den ersten von mehreren [[Carlismus|Carlistenkriegen]] auslöste, um María Cristina und Isabella vom Thron zu vertreiben.<br />
<br />
Schwer erkrankt, übertrug der König im Oktober 1832 seiner Gemahlin die Leitung der Staatsgeschäfte, worauf sich ein liberales Regierungssystem entwickelte. Der carlistisch gesinnte Minister [[Francisco Tadeo Calomarde|Calomarde]], der den fast bewusstlosen König ein Dekret, das die Pragmatische Sanktion von 1830 aufhob, hatte unterzeichnen lassen, musste flüchten, und Ferdinand erklärte am 31. Dezember dieses Dekret für erschlichen. Am 4. Januar 1833 übernahm er die Regierung wieder selbst, doch starb er schon am 29. September 1833.<br />
<br />
== Ehen und Nachkommen ==<br />
[[Datei:Mariacristina.jpg|miniatur|hochkant|María Cristina von Sizilien]]<br />
<br />
* 1.) 6. Oktober 1802: [[Maria Antonia von Neapel-Sizilien (1784–1806)]], Tochter des späteren Königs beider Sizilien [[Ferdinand I. (Sizilien)|Ferdinand I.]].<br />
* 2.) 29. September 1816: [[Maria Isabella von Portugal]] († 1818), Tochter des Königs [[Johann VI. (Portugal)|Johann VI. von Portugal]]:<br />
** Infantin Maria Isabella (* 21. August 1817; † 9. Januar 1818)<br />
* 3.) 20. Oktober 1819: [[Maria Josepha von Sachsen (1803–1829)|Maria Josepha von Sachsen]] († 1829), Tochter des Prinzen [[Maximilian von Sachsen (1759–1838)|Maximilian von Sachsen]].<br />
* 4.) 11. Dezember 1829: [[Maria Christina von Neapel-Sizilien (1806–1878)|Maria Christina von Neapel-Sizilien]] (1806–1878), Tochter des Königs [[Franz I. (Sizilien)|Franz I. beider Sizilien]]: <br />
** Infantin [[Isabella II. (Spanien)|Isabella Maria]] (* 10. Oktober 1830), nachmals Königin Isabella II. von Spanien<br />
** Infantin [[Luisa Fernanda von Spanien|Luisa Fernanda]] (* 30. Januar 1832), nachmals Herzogin von Montpensier<br />
<br />
== Sonstiges ==<br />
Am 19. Januar 1815 stellte Ferdinand den [[Ferdinandsorden]] wieder her.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Baumgarten: ''Geschichte Spaniens vom Ausbruch der französischen Revolution''. Leipzig 1865–71, 3 Bde.<br />
* Heusinger, E.: Eines Königs Dank. Historischer Roman aus der Zeit des letzten spanischen Königs aus dem Hause Bourbon. Leipzig, 1869, 3 Teile<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Ferdinand VII of Spain|Ferdinand VII. (Spanien)}}<br />
<br />
{{Folgenleiste multi<br />
|AMT=[[Fürst von Asturien]]<br />
|ZEIT=1789–1808<br />
|VORGÄNGER=[[Karl IV. (Spanien)|Karl von Bourbon und Sachsen]]<br />
|NACHFOLGER=[[Isabella II. (Spanien)|Isabella von Bourbon und Bourbon-Neapel-Sizilien]]<br />
<br />
|AMT2=[[Liste der Staatsoberhäupter von Spanien|König von Spanien]]<br />
|ZEIT2=1808<br />1813–1833<br />
|VORGÄNGER2=[[Karl IV. (Spanien)|Karl IV.]]<br />[[Joseph Bonaparte]]<br />
|NACHFOLGER2=[[Joseph Bonaparte]]<br />[[Isabella II. (Spanien)|Isabella II.]]<br />
}}<br />
<br />
{{Normdaten|PND=119307421|LCCN=n/80/40243}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Ferdinand VII.}}<br />
[[Kategorie:König (Spanien)]]<br />
[[Kategorie:Fürst (Asturien)]]<br />
[[Kategorie:Fürst (Viana)]]<br />
[[Kategorie:Haus Bourbon-Anjou]]<br />
[[Kategorie:Anti-Freimaurerei]]<br />
[[Kategorie:Träger des Hosenbandordens]]<br />
[[Kategorie:Träger des Elefantenordens]]<br />
[[Kategorie:Großmeister des Ordens vom Goldenen Vlies]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1784]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1833]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Ferdinand VII.<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Fernando VII (spanisch)<br />
|KURZBESCHREIBUNG=König von [[Geschichte Spaniens|Spanien]] (1814–1833)<br />
|GEBURTSDATUM=14. Oktober 1784 <br />
|GEBURTSORT=[[San Ildefonso]]<br />
|STERBEDATUM=29. September 1833 <br />
|STERBEORT=[[Madrid]]<br />
}}<br />
<br />
[[an:Ferrando VII d'Espanya]]<br />
[[arz:فرناندو السابع ملك اسپانيا]]<br />
[[bg:Фернандо VII]]<br />
[[br:Fernando VII (Spagn)]]<br />
[[bs:Ferdinand VII, kralj Španije]]<br />
[[ca:Ferran VII d'Espanya]]<br />
[[cs:Ferdinand VII.]]<br />
[[da:Ferdinand 7. af Spanien]]<br />
[[el:Φερδινάνδος Ζ΄ της Ισπανίας]]<br />
[[en:Ferdinand VII of Spain]]<br />
[[eo:Fernando la 7-a (Hispanio)]]<br />
[[es:Fernando VII de España]]<br />
[[eu:Fernando VII.a Espainiakoa]]<br />
[[fi:Ferdinand VII]]<br />
[[fr:Ferdinand VII d'Espagne]]<br />
[[gl:Fernando VII]]<br />
[[hr:Ferdinand VII.]]<br />
[[it:Ferdinando VII di Spagna]]<br />
[[ja:フェルナンド7世 (スペイン王)]]<br />
[[ko:페르난도 7세]]<br />
[[la:Ferdinandus VII (rex Hispaniae)]]<br />
[[lt:Ferdinandas VII]]<br />
[[lv:Fernando VII]]<br />
[[mk:Фернандо VII (Шпанија)]]<br />
[[mr:फर्डिनांड सातवा, स्पेन]]<br />
[[nl:Ferdinand VII van Spanje]]<br />
[[no:Ferdinand VII av Spania]]<br />
[[oc:Ferrand VII d'Espanha]]<br />
[[pl:Ferdynand VII Hiszpański]]<br />
[[pt:Fernando VII de Espanha]]<br />
[[ro:Ferdinand al VII-lea al Spaniei]]<br />
[[ru:Фердинанд VII]]<br />
[[sh:Ferdinand VII.]]<br />
[[sk:Ferdinand VII. (Španielsko)]]<br />
[[sr:Фернандо VII од Шпаније]]<br />
[[sv:Ferdinand VII av Spanien]]<br />
[[tl:Fernando VII]]<br />
[[tr:VII. Fernando]]<br />
[[uk:Фердинанд VII]]<br />
[[zh:斐迪南七世 (西班牙)]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carlismus&diff=113550951Carlismus2013-01-29T15:16:25Z<p>132.195.106.57: Zeichen in Anchor korrigiert, passend zu referenziertem Lemma</p>
<hr />
<div>Als '''Carlismus''' (auch ''Karlismus'') bezeichnet man eine [[Monarchie|monarchistische]] Bewegung in [[Spanien]], die seit 1833 Angehörige einer auf [[Carlos María Isidro de Borbón|Carlos María Isidro von Bourbon]] zurückgehenden [[Stammtafel der Bourbonen#Ab Karl.C2.A0IV. (Spanien)|Seitenlinie des bourbonischen Königshauses]] und mehrheitlich seit 1952 Angehörige einer auf Francisco Javier von Bourbon-Parma zurückgehenden Seitenlinie des Hauses [[Stammtafel der Bourbonen#Ab Philipp (Parma)|Bourbon-Parma]] als [[Thronprätendent]]en favorisiert.<br />
<br />
Von diesem vordergründigen Ziel abgesehen, waren die Carlisten lange Jahre die Hauptpartei in einem innerspanischen [[Kulturkampf]], welcher sich von der [[Napoleon Bonaparte|napoleonischen]] Besatzung bis zum [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg von 1936]] hinzog und sich in mehreren [[Bürgerkrieg]]en äußerte, den sogenannten Carlistenkriegen. In diesem Kulturkampf kämpften die Carlisten mit ihrer [[Absolutismus|absolutistischen]], [[Katholizismus|katholischen]] aber auch regionale Sonderrechte achtenden Gesinnung gegen die [[Liberalismus|liberalen]], später die [[republik]]anischen Kräfte in Spanien.<br />
<br />
== Entstehung der carlistischen Bewegung ==<br />
=== Der Konflikt zwischen Liberalen und Absolutisten ===<br />
1808 hatte Spanien vor [[Napoleon Bonaparte|Napoleon&nbsp;I.]] kapituliert, konnte ihn und seine Herrschaft aber in einem grausamen [[Guerillakrieg]] mit englischer Unterstützung vertreiben. Dieser Widerstand gegen die französische Besatzung ging nicht vom König aus, vielmehr hatte das Volk –&nbsp;in Ermangelung funktionierender zentraler politischer Institutionen&nbsp;– selbst Juntas und Räte zur Organisation der Verteidigung gegen die bonapartistische Besatzung ins Werk gesetzt. Als die [[Cortes Generales]] im Jahr 1810 in [[Cádiz]] zusammentraten, um eine Verfassung zu beschließen, waren sie ebenso wenig vom König einberufen worden. Diese Erfahrungen machten auf große Teile des spanischen Volks bleibenden Eindruck.<br />
<br />
[[Datei:Ferdinand VII of Spain (1814) by Goya.jpg|miniatur|hochkant|links|Ferdinand&nbsp;VII.]] [[Ferdinand VII. (Spanien)|Ferdinand&nbsp;VII.]] erstieg den spanischen Thron und versuchte trotz aller zwischenzeitlich eingetretenen Ereignisse, an den Cortes vorbei [[Absolutismus|absolutistisch]] weiterzuregieren. Eine liberale Verfassung wurde 1820 infolge eines ''[[pronunciamiento]]'' von der Armee erzwungen, wobei die [[Spanische Inquisition|Inquisition]] abgeschafft und erneut die Cortes einberufen wurden. Die liberale Mehrheit in den Cortes setzte zunächst neben einem Presse- und Vereingesetz auch die Aufhebung der Klöster (bis auf vierzehn) und die Unterwerfung der Geistlichkeit unter die staatliche Besteuerung durch. Als die [[Radikalismus#Liberaler Radikalismus|radikalen Liberalen]], die „[[Partido Progresista (Spanien)|Exaltados]]“ (denen nach ''[[Salvador de Madariaga]]'' „die weise Kunst des Wartens ab[ging]“,<ref>Salvador de Madariaga: ''Spanien'', S. 54</ref>) 1822 die Mehrheit in den Cortes erlangten, gaben sie ihre Zurückhaltung jedoch auf und erließen eine Reihe weiterer Reformgesetze, die jedoch praktisch nicht umgesetzt werden konnten, da der König ihre Umsetzung nach Möglichkeit behinderte und die Stimmung im Volk dieses radikale Vorgehen nicht guthieß.<br />
<br />
Doch schon drei Jahre nach der Wiederannahme der Verfassung (dem [[Trienio Liberal|„Liberalen Triennium“]] oder, wie die Absolutisten sie nannten, den „drei sogenannten Jahren“) wurde diese Verfassung durch eine von Ferdinand selbst herbeigerufene französische Invasion der „Hunderttausend Söhne des heiligen Ludwig“ wieder kassiert. [[Ludwig XVIII.|Louis&nbsp;XVIII.]] von [[Frankreich]] wollte mit seiner Intervention allerdings den [[Absolutismus]] nicht wiederherstellen, sondern hatte Ferdinand&nbsp;VII. das Versprechen abgenommen, seinem Volk eine ''charter'', also ein gemäßigtes [[Verfassung|Grundgesetz]], einzuräumen. Als Ferdinand sich nicht daran hielt, bestand Louis, um sein Gesicht wahren zu können, darauf, dass wenigstens die [[Inquisition]] nicht wieder eingerichtet werden dürfe, und veranlasste Ferdinand, seinen Kirchenminister Víctor Saez zu entlassen.<br />
<br />
Im weiteren Kampf um eine Verfassung standen sich als Kontrahenten im Wesentlichen die liberale, sehr stark [[Freimaurerei|freimaurerisch]] geprägte und die Ideen der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] favorisierende Armee und die konservativ eingestellte [[Kirche (Organisation)|Kirche]] gegenüber. Die Positionen beider Parteien waren unvereinbar.<br />
<br />
Die konservative Partei waren vom hergebrachten Bild des Königs überzeugt, welcher sein Amt [[Gottesgnadentum|von Gottes Gnaden]] hielt und als Gottes Schild und Schwert auf Erden zu wirken. Indem der Monarch [[Souverän]] war, war Gott der Souverän: Monarchismus und Religion waren für die Absolutisten –&nbsp;und zumal für die spanischen&nbsp;– untrennbar ineinander verschränkt. Daher war eine vertragliche Vereinbarung, welche das Verhältnis des Monarchen zu seinem Volk zu regeln unternahm, nach ihrem Empfinden zugleich eine [[Majestätsbeleidigung]] und eine [[Gotteslästerung]]. Der König schwor einen Eid bei seiner Krönung, und ebenso schwor er oder vielmehr sein Vertreter, im Falle etwa des Baskenlands unter der Eiche von [[Gernika|Guernica]], die alten Vorrechte der nichtkastilischen Regionen zu achten. Die Absolutisten sahen demgemäß keinen Vorteil darin, eine [[Verfassung]], welche Menschenwerk war und mit einem Federstrich geändert werden konnte, dem unabänderlichen und vor Gott geschworenen Eid vorzuziehen. Das spanische monarchische Ideal stand hierbei weniger nach dem bourbonischen Absolutismus französischen Vorbilds nach Art einer Regierung des ''nostre bon plaisir'', sondern –&nbsp;''Salvador de Madariaga'' zufolge&nbsp;– weit eher nach der Regierungsweise der [[Habsburg]]er, welche darin bestand, politische Ideen und Institutionen wie vor allem den spanischen König in einer Weise in Personen verkörpert zu sehen, dass alle Verehrung, alle etwaigen religiösen Attribute nicht der Person, sondern dem Amt zukamen. Dem Amt des Königs war Ehrfurcht geschuldet, soweit und solange er es pflichtgemäß ausfüllte und somit als christlicher König anzusehen war.<ref>Salvador de Madariaga (''Spanien'', S. 51) gibt ein anschauliches Beispiel dieser Geisteshaltung anhand einer kleinen Episode: „Als Sigismund Clotaldo den Bediensteten des Königs bestrafen will, der ihn gefangengehalten hatte, wirft einer der Anwesenden ein, alles sei auf Befehl des Königs geschehen. Darauf antwortet Sigismund:,En lo que no es justa ley / no ha de obedecer al Rey‘. (Sofern der König im Unrecht ist, braucht man ihm nicht zu gehorchen.)“</ref><br />
<br />
Selbst von dieser religiösen Komponente abgesehen bedeutete eine Verfassung der von den liberalen Kräften vorgesehenen Art die Errichtung eines Zentralstaats nach französischem Vorbild, was die Absolutisten ablehnten. Spanien war von jeher eher einem Staatenbund als einem Staat ähnlicher gewesen.<ref>Brenan: ''Geschichte Spaniens'', S. 53</ref> Gemeinsame Institutionen aller Landesteile waren im Wesentlichen nur der König in Kastilien und die katholische Kirche gewesen, während die Regionen ihre eigenen Institutionen und ihr althergebrachtes Sonderrecht gepflegt hatten.<br />
<br />
Die Liberalen dagegen empfanden das geistige Klima in Spanien, welches dem freien Gedanken und freien Wort entgegenstand, als drückend und arm. Sie sahen mit Bedauern, dass ihr Land bereits seit langem von Europa isoliert war und nach ihrem Empfinden in seiner geistigen Entwicklung anderen Nationen nachstand. Aus diesem Grund standen sie für die Ideale der Französischen Revolution ein und wünschten, dass diesen auch in ihrem Lande zum Durchbruch verholfen werden sollte. Bereits seit dem 18. Jahrhundert in [[Freimaurerei|Freimaurerlogen]] organisiert, vertrat 1810 beim Zusammentreten der [[Cortes von Cádiz]] die absolute Mehrheit der Abgeordneten dieser Versammlung eine liberale Politik. Das [[Trienio Liberal|Liberale Triennium]] war vor allem das Werk der spanischen Freimaurerei gewesen. In diesen drei Jahren verbreiteten sich die Logen in einem Maße, dass sie zur führenden Kraft des [[Mittelstand]]s wurden. Von da an stellten die Logen der Liberalen „die Internationale des revolutionären Mittelstandes in ihrem Kampf gegen feudale und religiöse Institutionen“&nbsp;<ref>Brenan: ''Geschichte Spaniens'', S. 239</ref> dar. Im Militär übten die Liberalen einen besonders starken Einfluss aus, und viele ''pronuniciamientos'' der folgenden Jahrzehnte waren auf die Tätigkeit von Angehörigen der Militärlogen zurückzuführen. Nach den Vorstellungen der Liberalen sollte Spanien, wie andere europäische Länder es bereits getan hatten, sein Verhältnis zum König nach Art eines Gesellschaftsvertrags regeln und zum Vorteil aller die Befugnisse des Monarchen, der Cortes und anderer Verfassungsorgane klar festlegen. Zu einer nach liberaler Auffassung überfälligen Reform des spanischen Staatswesens gehörte die Ordnung und Straffung der unübersichtlichen staatsrechtlichen Konstruktion des Landes.<br />
<br />
=== Die Pragmatische Sanktion und die Nachfolge Isabellas II. ===<br />
[[Datei:Carlos V Carlos Maria.jpg|miniatur|hochkant|Jugendbild Carlos’ (V.)]] Die Zeichen, die einen ernsten Konflikt zwischen Absolutisten und Liberalen ankündigten, mehrten sich bereits zu Lebzeiten Ferdinands. Während seiner weiteren absolutistischen Herrschaft bildete sich bei den Anhängern des [[Absolutismus]] unter Führung Victor Saez’ eine radikale Gruppe, die so genannten ''Apostólicos'', welche die Wiedereinführung der Inquisition forderten. Die Apostólicos waren glühende Anhänger Don Carlos’, des Bruders Ferdinands. [[Infant]]e Carlos María Isidro hatte sich durch besondere Frömmigkeit und strikten Antiliberalismus hervorgetan. Diese Gruppe kann als ein Vorläufer des Carlismus angesehen werden. In den Jahren zwischen der Aufhebung der Verfassung und der späteren Wiederannäherung Ferdinands an die Liberalen um 1830 hatte dieser Kreis um Carlos erhebliche Macht inne. So konnten die Apostólicos die Entlassung mehrerer Minister durchsetzen, wenngleich auch nicht die Wiedereinführung der Inquisition, da die französischen Besatzungstruppen im Lande, die bis ins Jahr 1828 in Spanien verblieben, die Umsetzung einer solchen Maßnahme einstweilen nicht ratsam erscheinen ließ.<br />
<br />
Auch die Liberalen radikalisierten sich immer mehr und wurden antiklerikal mit einer besonderen Abneigung gegen Ordensgeistliche. Für religiöse Belange hatten sie wenig Verständnis und wollten auch keines aufbringen. Vielmehr fassten sie die Religion und den Klerus als ernstes und –&nbsp;in dem Maße, in dem sie radikaler wurden&nbsp;– als zu beseitigendes Hindernis für die Errichtung eines modernen und freien Spaniens auf.<br />
<br />
Die Bruchstelle des künftigen Konflikts der zwei Teile der spanischen Gesellschaft zeichnete sich schon 1830 ab. Don Carlos, der Bruder Ferdinands, dessen Gesundheit sich unter seiner ausschweifenden Lebensführung immer weiter verschlechterte und der heftig unter der Gicht litt, beanspruchte die Nachfolge des Königs, dem in seinen vier Ehen kein Sohn geschenkt worden war. Gleichzeitig gaben sich die Apostólicos in anmaßender Weise allzu siegesgewiss und sahen in Carlos allzu offen den künftigen König. Bereits im Zuge eines Aufstands, der 1827 [[Katalonien]] erfasste und der von einer weiteren radikalabsolutistischen Gruppe initiiert worden war, die sich ''Agreugats'' („Gekränkte“) nannte, wurde Carlos zum König ausgerufen. Ferdinand ging jedoch mit Entschlossenheit gegen diese Bewegung vor, und Carlos musste abwinken, um nicht den Vorwurf des [[Hochverrat]]s zu riskieren.<br />
<br />
Ferdinand hatte seine einzige Tochter [[Isabella II. (Spanien)|Isabella&nbsp;II.]] 1830 im Rahmen einer [[Pragmatische Sanktion|Pragmatischen Sanktion]] (Pragmática Sanción) unter Abschaffung der [[Salisches Gesetz|Salischen Erbfolge]] und Rückkehr zur alten spanischen Erbfolge als Thronerbin bestimmt. Dies geschah, indem Ferdinand einen 1789 von den Cortes eingebrachten Antrag auf Herstellung der alten Thronfolgeregelung –&nbsp;den der damalige König [[Karl IV. (Spanien)|Carlos&nbsp;IV.]] nicht als Gesetz hatte verkünden lassen und der seitdem ruhte&nbsp;– über 40 Jahre später nachträglich genehmigte.<br />
<br />
[[Datei:IsabellaII.png|miniatur|links|hochkant|Isabella II. als Erwachsene]]Die in Spanien von König [[Philipp V. (Spanien)|Philipp&nbsp;V.]] im Jahr 1713 eingeführte Salische Erbfolge sah die Thronfolge von Frauen nur dann vor, wenn männliche Thronerben auch in keiner Seitenlinie mehr vorhanden waren. [[Philipp V. (Spanien)|Philipp&nbsp;V.]], erster spanischer [[Bourbonen|Bourbone]], hatte diese Thronfolgeregelung am 13. Mai 1713 auf Druck der übrigen europäischen Mächte nach dem Ende des [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekriegs]] anstelle der auf das Königreich Kastilien zurückgehenden Regelung eingeführt. Damit sollte verhindert werden, dass die beiden bourbonischen Kronen Spaniens und Frankreichs in einer Hand vereinigt werden konnten.<br />
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Um diese Pragmatische Sanktion, die unter Abkehr vom Salischen Gesetz die Thronfolge Isabellas vorbereitete, im eigenen Lande umsetzen zu können, machte Ferdinand den Liberalen Zugeständnisse, etwa indem er die Regierung auswechselte und ein gemäßigt-absolutistisches Kabinett berief. Die Liberalen, die einer Thronfolge Carlos’ mit Schrecken entgegensahen, waren unter diesen Umständen gerne bereit, Isabella als [[Prinz von Asturien|Prinzessin von Asturien]] anzuerkennen. Carlos sah die Gefahr, und nachdem ein Anschlag seiner Anhänger auf das Leben des Königs erfolglos geblieben war, presste man dem 1832 schwer erkrankten Ferdinand den Widerruf der Pragmatischen Sanktion ab, welche er nach seiner Genesung allerdings umgehend zurücknahm.<br />
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Ferdinand sollte Recht behalten, als er im Jahre 1832 den folgenden Vergleich zog: „Spanien ist eine Bierflasche, und ich bin der Pfropfen. Wenn ich herausspringe, wird sich der gesamte Inhalt in Gott weiß welche Richtung ergießen“.<ref>zit. nach Marion Höflinger, in: ''Geschichte mit Pfiff'' 7/92, S. 19</ref> Bereits unmittelbar nach Ferdinands Tod im Jahr 1833 entzündete sich der unablässige Konflikt zwischen Liberalen und Absolutisten, der bereits seit vielen Jahren an einen [[Bürgerkrieg]] grenzte, an der Frage der Nachfolge Ferdinands. Don Carlos sah Isabellas Thronfolge als Raub seiner Thronansprüche an, wofür er durch Ferdinand nach Portugal ausgewiesen wurde. Er wurde von der Kirche und regionalen Autonomisten des Nordens und Nordostens unterstützt. Nachdem die Cortes der dreijährigen Isabella huldigten und die Königinmutter María Cristina die Regentschaft übernahm, führte der Aufruf des Bischofs von [[León]] und der [[Jesuiten]], zu den Waffen zu greifen, zur Sammlung der Absolutisten unter dem Banner Don Carlos’, der sich selbst zum rechtmäßigen König erklärte, und damit zur Entstehung der Carlistenbewegung und sofort zu offenem Kriegszustand in Spanien.<br />
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== Die Carlistenkriege ==<br />
Alle drei carlistischen Kriege begannen als [[Guerillakrieg]]e, und reguläre Armeeeinheiten fanden sich in keinem Falle von Beginn an auf carlistischer Seite. In allen Fällen standen sich auch in den carlistischen Hochburgen die von unabhängigen Kleinbauern geprägten ländlichen Gebiete und die mit wenigen Ausnahmen weitgehend liberal gesinnten Städte gegenüber. Nur der Dritte Carlistenkrieg war eine von planender Hand eingeleitete Erhebung, die anderen begannen als Aufstände. Bald entstanden jeweils mehr oder weniger zusammenhängende und sich bekämpfende carlistische und regierungstreue Territorien mit einer Frontlinie und Armeen. Hierbei bildete die territoriale Basis der Carlisten (insbesondere [[Königreich Navarra|Navarra]], die [[La Rioja (spanische Region)|Rioja]], das [[Baskenland]], Katalonien und der nördliche Teil der Provinz [[Valencia (Region)|Valencia]]) jeweils bald eigene staatliche Strukturen heraus<ref>Ein Beispiel sind die von den Prätendenten während des Ersten und Dritten Carlistenkriegs ausgegebenen Peseten, vgl. <nowiki>http://www.partidocarlista.com/numismatica.html</nowiki> (Link am 15. Februar 2010 nicht mehr erreichbar)</ref>&nbsp;– mit Ausnahme des zweiten Carlistenkrieges, in welchem das nicht der Fall war. Interessanterweise verlief auch der Spanische Bürgerkrieg später weitgehend nach diesem Muster.<br />
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=== Der Erste Carlistenkrieg ===<br />
[[Datei:Mariacristina.jpg|miniatur|hochkant|[[Maria Christina von Neapel-Sizilien (1806–1878)|Maria Christina von Bourbon und beider Sizilien]], Regentin 1833–1840]]<br />
Der Erste Carlistenkrieg, ein erster spanischer [[Bürgerkrieg]] und zusammen mit den weiteren Carlistenkriegen der letzte größere europäische Konflikt mit dem Ziel der Inthronisierung eines [[Prätendent]]en, brach am 5. Oktober 1833, nur sechs Tage nach Ferdinands Tod, mit einem Aufstand in den drei baskischen Provinzen aus. Von hier breitete er sich über Navarra, die Rioja, [[Aragonien|Aragon]], Katalonien, Valencia und sogar Teile der [[Extremadura]] und [[Andalusien]]s aus. Die Carlisten konnten in Nordspanien (abgesehen von den Festungen des Gebiets) vorübergehend ihre eigene Herrschaft aufrichten. Die Kampfhandlungen zogen sich über volle sieben Jahre bis 1840 hin.<br />
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==== Ziele des Ersten Carlistenkriegs ====<br />
Der Erste Carlistenkrieg hat viele Facetten und wurde von beiden Seiten aus vielen Motiven geführt. Es handelte sich bei diesem Krieg um einen Krieg um die Verteidigung der Religion und des Klerus, einen Krieg um die Macht in Spanien und die künftige Verfasstheit des Landes und um einen Sezessionskrieg derjenigen spanischen Randgebiete, die auf carlistischer Seite standen&nbsp;– vor allem aber handelte es sich um einen Kulturkampf zwischen Staat und Kirche.<br />
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Die spanischen Liberalen und das Militär, als „Cristinos“ oder auch „Isabelinos“ bezeichnet, arbeiteten auf eine Trennung von Kirche und Staat und eine entschiedene Forcierung eines zentralistischen Aufbau des Staats hin. Sie kämpften für den Anspruch [[Kastilien]]s auf die Herrschaft über die ganze iberische Halbinsel&nbsp;– und somit auch gegen die Sonderrechte der Randgebiete. Die Regentin [[Maria Christina von Neapel-Sizilien (1806–1878)|María Cristina von Sizilien]] und ihre Tochter Isabella hatten keine andere Wahl, als sich vollends auf diese in sich heterogenen Gruppierungen, welche man unter der Bezeichnung der [[Konstitutionelle Monarchie|konstitutionellen Monarchisten]] zusammenfassen könnte, zu stützen, wenn sie politisch überleben wollten. Der Preis der Unterstützung durch die Liberalen, die Ausarbeitung und Verkündung einer [[Verfassung]] für Spanien, stand von vornherein fest, wenngleich dieser nicht María Cristinas Überzeugung entsprach. Die selbst absolutistisch gesinnte Königinmutter wurde lediglich durch Carlos’ Angriff im Norden daran gehindert, die Liberalen umgehend wieder aus dem Zentrum der Macht zu vertreiben. Da sich die Absolutisten selbst im Wege standen, triumphierten die Liberalen. 1834 verfügte die Regentin Maria Cristina einen königlichen Freibrief: Spanien war damit praktisch zu einer konstitutionellen Monarchie geworden. 1836 zwang der Aufstand eines Armeeregiments, welches nach dem Königspalast zog, María Cristina endgültig zur Anerkennung der Verfassung von 1812.<br />
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[[Datei:Carlos Maria Isidro.jpg|miniatur|hochkant|links|Carlos (V.)]]Eine konstitutionelle Monarchie wollten vor allem diejenigen eigenständigen spanischen Randgebiete wie vor allem das Baskenland eben verhindern, welche ihre alten Rechte weitgehend ungeschmälert hatten bewahren können und nun nicht nur um ihre Autonomie, sondern auch um ihren Bestand als geschichtlich gewachsene territoriale Einheiten zu fürchten hatten. Nur durch Carlos glaubten diese Regionen mit ihrem traditionellen Sonderstatus innerhalb Spaniens, ihre Rechte (die ''[[fueros]]'') bewahren zu können.<br />
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Diese ''fueros'' bestanden etwa im Baskenland, wo sie seit jeher am weitreichendsten gewesen waren, in einem eigenen [[Parlament]] (in [[Gernika|Guernica]]), einem eigenen Münzwesen sowie in einer eigenen Verwaltungs-, Zoll- und Steuerhoheit und in der Befreiung vom spanischen Militärdienst. Ohne baskische Erlaubnis durften die Truppen des Königs ihr Land nicht passieren.<br />
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Die Gebiete, welche sich auf Carlos’ Seite stellten, waren darum namentlich Navarra, Aragon, Katalonien, die ländlichen Gebiete des Baskenlandes&nbsp;– und selbst Teile [[Altkastilien]]s. Nach carlistischem Empfinden war selbst der durch die Bourbonen herbeigeführte staatsrechtliche Zustand zu zentralistisch und daher zu überwinden. So verlangte Katalonien, welches kaum noch eigene ''fueros'' hatte, seine alten Rechte zurück. Diese waren ihm vom ersten Bourbonenkönig nach dem Spanischen Erbfolgekrieg genommen worden, weil es sich unter den Schutz Frankreichs gestellt hatte.<br />
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Eine Verfassung aber drohte infolge der zentralistischen und uniformistischen Bestrebungen der Liberalen, Spanien unwiderruflich zu einem [[Zentralstaat]] umzuwandeln. Und in der Tat beschlossen die Liberalen im ''Real Decreto de 30 de noviembre 1833''&nbsp;<ref>''[[s:es:Real Decreto de 30 de noviembre de 1833|Real Decreto de 30 de noviembre de 1833]]'' in der spanischsprachigen [[Wikisource]]</ref> nach französischem Vorbild die Aufteilung Spaniens in Provinzen, womit die alten Gliedstaaten des spanischen Staats von der Landkarte verschwinden sollten.<br />
<br />
Die Frage nach der künftigen Verfasstheit aber führte zwangsläufig zu einem Kulturkampf des Staates gegen die Kirche. Das alte System war von der Kirche nicht zu trennen und ohne sie nicht einmal zu denken, da abgesehen vom Amt des Königs die Kirche in der Vergangenheit die einzige gesamtspanische Institution gewesen war. Sie war der Kitt zwischen dem halben Dutzend ansonsten unabhängiger Staaten, aus denen sich Spanien zusammensetzte und die unter der Herrschaft der [[Habsburg]]er allesamt ihre eigenen Verwaltungen, ihre eigenen Cortes und eigene Gesetze gehabt hatten. Hieran hatte sich auch unter den Bourbonen nichts Grundlegendes geändert, obgleich diese mit Antritt ihrer Herrschaft den Gliedstaaten mit Ausnahme des Baskenlands die ''fueros'' weitgehend genommen hatten. Diese staatliche Verfasstheit stand und fiel mit der Stellung und der Macht der Kirche. Daher kann gesagt werden, dass die Carlisten die Waffen für die Selbstbehauptung der Kirche innerhalb des spanischen Staats ergriffen.<br />
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==== Ablauf des Ersten Carlistenkriegs ====<br />
[[Datei:Zumalacárregui-Magues.jpg|miniatur|hochkant|links|Tomás de Zumalacárregui]]<br />
An der Spitze der carlistischen Truppen, der so genannten [[Requeté]]s, stand [[Tomás de Zumalacárregui]] aus [[Ormaiztegi]] in [[Guipúzcoa]], der sich bereits 1820 auf die Seite der Gegner des liberalen Trienniums geschlagen hatte. Er formte aus den zunächst schlecht ausgebildeten und bewaffneten carlistischen Kämpfern eine reguläre Armee. Hierzu war er zunächst weitgehend auf von den Regierungstruppen erbeutetes Material angewiesen, da die Regierung die spanischen Häfen und damit die Nachschubwege der Carlisten blockierte. Zu Beginn des Ersten Carlistenkriegs konnten die Carlisten trotz dieses Nachteils beachtliche Erfolge erzielen, und während der meisten Zeit sahen sich die Regierungstruppen –&nbsp;die sich zumeist aus unmotivierten und knapp gehaltenen Eingezogenen unter der Führung eines oft wenig fähigen Offiziersstabs zusammensetzten&nbsp;– in der Defensive. Zumalacárregui kontrollierte bald ganz Navarra und das ganze Baskenland mit Ausnahme der Festungen. Damit zog er sich allerdings den Argwohn des Prätendenten zu, welchen das gewaltige Ansehen, das Zumalacárregui bei den Soldaten genoss, in Sorge versetzte.<br />
<br />
Die Gräuel, welche die einander mit großer Unerbittlichkeit gegenüberstehenden Parteien sich gegenseitig wie auch unbeteiligten Zivilisten zufügten, waren von einer solchen Grausamkeit, dass andere europäische Mächte Cristinos und Carlisten im Rahmen des „Lord Elliot Agreement“ zur Einhaltung gewisser Standards der Kriegführung bewegen mussten. Carlos hatte bereits zu Beginn der Feindseligkeiten verfügt, dass jeder Spanier, der sich nicht unter seinem, Carlos’, Kommando erhebe, ungeachtet aller Gründe, welche er dafür auch anführen mochte, zu töten sei. Dem entsprach später das „[[Dekret]] von [[Durango (Spanien)|Durango]]“, wonach alle aufgegriffenen ausländischen Kombattanten der Gegenseite ohne weiteres zu erschießen waren. Da die Carlisten nicht auf die staatliche Infrastruktur zurückgreifen konnten, sondern sich aus dem Lande versorgen mussten, richteten sich mit der Zeit Gewalttätigkeiten von zu Banden herabgesunkenen carlistischen Freischärlern auch gegen die spanische Bevölkerung, und viele militärische Aktionen wurden hauptsächlich zu dem Zweck durchgeführt, Geld aus der Bevölkerung zu pressen.<br />
<br />
Die Cristinos hingegen nahmen den Ausbruch der [[Cholera]] während des Krieges zum Anlass, zu verbreiten, die „Mönche“ hätten die Brunnen vergiftet. Als der Mob das Feindbild begeistert aufgriff und die [[Kloster|Klöster]] stürmte, kamen über hundert katholische Ordensleute ums Leben. Zwei Jahre nach Kriegsausbruch, im Juli 1835, ließ die Regentin die [[Gesellschaft Jesu]] verbieten und schloss außerdem im Oktober desselben Jahres auf Betreiben des Bankiers und späteren Premierministers [[Juan Álvarez Mendizábal]] durch ihr ''ley desamortizado'' eine Anzahl von [[Konvent (Kirche)|Konventen]]. Was ein Akt der Beschwichtigung der kirchenfeindlichen städtischen Massen sein sollte, wurde im Gegenteil zu einem bis dahin beispiellosen Klostersturm. Hunderte von Klöstern wurden niedergebrannt und zahlreiche Ordensangehörige und Kleriker verloren ihr Leben. Die Gewaltausbrüche gegen den [[Klerus]] haben viel zur Bitterkeit zwischen den spanischen Parteien beigetragen und wurden ein Leitmotiv des spanischen Kampfes der Liberalen gegen die Konservativen, das über die [[Semana Trágica]] bis hin zum Spanischen Bürgerkrieg noch oft neu inszeniert werden sollte.<br />
<br />
1835 schien die Sache der Cristinos verloren zu sein. Zumalacárregui kontrollierte fast ganz Spanien nördlich des [[Ebro]], und seine Armee umfasste 30.000 Mann, deren Kampfkraft und Moral weit besser war als die der Regierungstruppen. In Andalusien drang der carlistische General Gomez vor. Zumalacárregui plante nun, seine Kräfte zusammenzuziehen und direkt auf [[Madrid]] zu marschieren&nbsp;– ein Plan, der, wenn er umgesetzt worden wäre, gute Aussichten gehabt hätte, dem Prätendenten die Kontrolle über die Hauptstadt zu verschaffen. Carlos (V.) wünschte allerdings zur Lösung der Nachschubfrage zunächst die Kontrolle über einen Seehafen zu erlangen, und so wurde Zumalacárregui angewiesen, [[Bilbao]] zu belagern. Zumalacárregui zog sich hierbei am 14. Juni 1835 eine an sich ungefährliche Wunde an seiner Wade zu, als er von einer verirrten Kugel getroffen wurde. Er verlangte nach seinem englischen Leibarzt, der diese Wunde wohl unschwer hätte kurieren können, doch sandte ihm Carlos seine eigenen Ärzte, unter deren Behandlung Zumalacárregui am 24. Juni 1835 starb. Unter den Carlisten wurden deshalb Gerüchte laut, dass Zumalacárregui vergiftet worden sei.<br />
<br />
Der Erste Carlistenkrieg zeigt auch insoweit Parallelen zum Spanischen Bürgerkrieg von 1936, als sich auf beiden Seiten gewissermaßen [[Internationale Brigaden]] zeigten. Beide Parteien des gerade in den Jahren vor Ausbruch des Ersten Carlistenkriegs in Portugal ebenfalls zwischen Liberalen und Absolutisten ausgetragenen [[Miguelistenkrieg]]s griffen in den Krieg ein, um der jeweils eigenen Sache auf der spanischen Seite beizustehen. Auf carlistischer Seite bildeten portugiesische Einheiten sogar eine eigene Kompanie. Ferner galt die Sympathie der [[Heilige Allianz|Heiligen Allianz]] der Carlistenbewegung. Auch einige englische Freiwillige schlossen sich den Carlisten an, und manche englische [[Tories]] lieferten Waffen und erschienen zu Besuchen in Carlos’ Lager, wobei sie aber nach Verkündung des Dekrets von Durango ihre Hilfe wieder einstellten (''Brenan'' weist darauf hin, dass es sich hierbei um dieselben englischen Konservativen handelte, welche zu Hause in England die Emanzipation der Katholiken bekämpften). Auf der Seite der spanischen Regierung hingegen griffen britische Hilfstruppen mit fast 10.000 Mann und die französische [[Fremdenlegion]] unter Colonel Bernelle in die Kämpfe ein. Die Fremdenlegion verzeichnete jedoch so viele [[Deserteur]]e, dass die Carlisten aus ihnen eine eigene Truppe, die sogenannten ''Argelinos'', aufstellen konnten. Für die Cristinos erfocht die französische Fremdenlegion die Siege von Terapegui 1836 und Huesca 1837. Nach Ende des Ersten Carlistenkriegs hatte die Fremdenlegion die Hälfte ihrer Mannschaft verloren.<br />
<br />
1837 erschienen die Carlisten unter der Führung Carlos’ (V.) schließlich noch vor Madrid. Allerdings blieb der erhoffte Aufstand in der Stadt aus, und die Hauptstadt konnte nicht genommen werden. In diesem Jahr gelang (am 14. Oktober) dem christinischen General Baldomero Espartero der Sieg in der Entscheidungsschlacht von Huerta del Rey, wonach er Schritt für Schritt die nördlichen Provinzen wieder unter Regierungskontrolle zu bringen begann. Zugleich begann sich Uneinigkeit im carlistischen Lager auszubreiten. Der carlistische General Maroto, der erst Jahre nach Ausbruch des Ersten Carlistenkriegs zu den Carlisten gestoßen war, geriet wegen seiner gemäßigten Haltung mit den Apostólicos in Konflikt&nbsp;– was mit der von ihm angeordneten Erschießung der apostolischen Generäle endete.<br />
<br />
[[Datei:Convenio de Vergara.jpg|links|miniatur|hochkant|Convenio de Vergara]]Beendet wurde der Erste Carlistenkrieg, als sich Ermüdungserscheinungen auf beiden Seiten zeigten. Die Kommandeure der sich gegenüberstehenden Seiten –&nbsp;nämlich auf Seite der Carlisten General Rafael Maroto, der die Rache der Apostólico fürchtete, und auf der Seite der Cristinos General [[Baldomero Espartero]]&nbsp;– waren von ihrer früheren Tätigkeit in [[Südamerika]] her miteinander bekannt und befreundet. Beide Generäle einigten sich am 31. August 1839 in einem freundschaftlichen Gespräch, dem so genannten ''abrazo de Vergara'' (Verbrüderung von Vergara), über die Köpfe der Regentin und des Prätendenten hinweg auf eine Einstellung der Kampfhandlungen,<ref>''[[s:es:Convenio de Vergara|Convenio de Vergara]]'' in der spanischsprachigen [[Wikisource]]</ref> woraufhin eine Anzahl der carlistischen Regimenter die Waffen niederlegte. Obwohl der ''abrazo'' und seine geheimen Waffenstillstandsvereinbarungen von zahlreichen anderen Carlisten als Verrat angesehen wurde, ging Don Carlos auf Druck Marotos am 15. September 1839 ins Exil auf das Schloss Bourges in Frankreich. Dort lebte er noch jahrelang in halber Gefangenschaft, bis er 1845 auf seinen Thronanspruch verzichtete. Die Kämpfe erstarben allmählich, und als der letzte Widerstand des Generals Cabrera durch dessen Vertreibung nach Frankreich am 15. Juli 1840 erstickt werden konnte, hatten die Liberalen die Oberhand behalten.<br />
<br />
Den Basken wurde nach dem Ersten Carlistenkrieg ein bedeutender Teil ihrer ''fueros'' genommen. Sie behielten jedoch die Steuer- und Zollhoheit, und man nahm sie weiterhin vom Militärdienst aus.<br />
<br />
Der Sieg der liberalen Seite war allerdings –&nbsp;davon abgesehen, dass der Konflikt zwischen Absolutisten und Liberalen nicht endgültig entschieden und keineswegs ausgeräumt war&nbsp;– nicht ganz vollständig, da den aufständischen Provinzen weiterhin die alten Vorrechte zugesichert wurden und den meuternden carlistischen Offizieren der Übertritt in die Reihen der spanischen Armee unter Wahrung ihres Dienstgrads und ihrer vollen Bezüge erlaubt wurde. Diese Lösung legte für mehr als ein volles Jahrhundert den Grund für den krassen Offiziersüberhang in der spanischen Armee&nbsp;– und damit für ihren [[Prätorianer|Prätorianismus]] und die „[unablässige] Serie von Staatsstreichen ''(Pronunciamientos)'' […], ausgeführt von einem General nach dem anderen, einmal zugunsten der Liberalen, im nächsten Augenblick zugunsten der Konservativen“,<ref name="thomas31">Thomas: ''Der Spanische Bürgerkrieg'', S. 31</ref> von welchen Spanien bis hin zum Spanischen Bürgerkrieg geplagt wurde.<br />
<br />
Aus dem Ersten Carlistenkrieg ging letzten Endes der General Espartero als lachender Dritter und als Sieger hervor. Er trieb 1841 die (nach überstandener Gefahr sich umgehend wieder den reaktionären Kräften zuneigende) Königinmutter vorübergehend ebenfalls ins Exil und wurde bis 1843 (und nochmals ab 1854) zum „starken Mann“ Spaniens.<br />
<br />
=== Der Krieg der Matiners (Zweiter Carlistenkrieg) ===<br />
[[Datei:Ramón Cabrera.jpg|miniatur|hochkant|[[Daguerreotypie]] von Ramón Cabrera]] 1845 kamen die Carlisten ihren Ambitionen am nächsten, als Heiratspläne zwischen dem Prätendenten Carlos (VI.) mit Isabella fast zum Erfolg geführt hätten. Die Pläne zerschlugen sich allerdings, weil Ludwig Philipp von Frankreich einem seiner Söhne auf den spanischen Thron verhelfen wollte. Er konnte sich insoweit durchsetzen, als die Hochzeit des betreffenden Sohns stattdessen mit Isabellas Schwester Luise geschlossen wurde und Isabella am 10.&nbsp;Oktober 1846 ihren schwächlichen Vetter [[Francisco de Asís de Borbón|Franz d’Assisi Maria Ferdinand]] zu heiraten hatte, von dem angenommen wurde, dass er körperlich nicht in der Lage war, einen Erben hervorzubringen. Die Carlisten jedenfalls fühlten sich übergangen, und von 1847 bis 1849 schloss sich mit dem Zweiten Carlistenkrieg ein weiterer spanischer Bürgerkrieg an.<br />
<br />
Die Zählung der Carlistenkriege ist uneinheitlich. Gelegentlich wird der Krieg der Matiners nicht als eigener Carlistenkrieg in der Reihe gezählt und der Krieg von 1872 als der Zweite Carlistenkrieg bezeichnet.<br />
<br />
Der Krieg der Matiners (auf [[Katalanische Sprache|Katalanisch]] ''guerra dels matiners'', etwa: „Krieg der Frühaufsteher“) bezieht seinen Namen von einer Gruppe von Carlisten, die in Katalonien in der Erwartung losschlugen, dass sich wie im Ersten Carlistenkrieg die carlistischen Hochburgen ihnen anschließen würden, als diese tatsächlich jedoch dazu noch nicht bereit waren. Der Konflikt spielte sich darum hauptsächlich in Katalonien ab. An der Spitze der Truppen stand General [[Ramón Cabrera y Griño]], welcher unter den Carlisten Ansehen genoss, da er während des ersten Carlistenkriegs auch nach dem ''abrazo de Vergara'' die Waffen nicht niedergelegt hatte und darum 1840 von den Cristinos samt seinen Truppen nach Frankreich vertrieben worden war. In der Schlacht von Pastoral von 1849 wurde Cabrera verwundet vom Schlachtfeld getragen und floh im April dieses Jahres nach Frankreich, während die Regierungstruppen dem Aufstand noch im darauf folgenden Mai ein Ende setzten.<br />
<br />
Ein begrenzter Aufstand der Carlisten fand ferner 1855 statt, als der Prätendent Carlos (VI.) zu den Waffen rief, aber nur örtlich begrenzte Unruhen auslösen konnte.<br />
<br />
=== Die Invasion von Tortosa ===<br />
[[Datei:DonCarlosVI.jpg|miniatur|hochkant|rechts|Carlos (VI.)]]Im April 1860, als das Gros des spanischen Heers im [[Spanisch-Marokkanischer Krieg|Spanisch-Marokkanischen Krieg]] gebunden war, suchte Carlos (VI.) die vermeintliche Gunst der Stunde zu nutzen und landete zusammen mit seinem jüngsten Bruder Ferdinand und dem Befehlshaber der [[Balearen]] namens Ortega in [[Sant Carles de la Ràpita]] nahe [[Tortosa]]. Allerdings wurden seine Pläne bald zunichtegemacht, da sich kaum ein Anhänger zeigte und seine Soldaten sich seinen Befehlen verweigerten. Während sein Begleiter Ortega nach der Festnahme Carlos’ erschossen wurde, konnte er selbst sein Leben nur durch förmlichen Verzicht auf seine Thronrechte zugunsten Isabellas retten.<br />
<br />
Dieser Umstand und die Folge seiner [[Abdikation|Abdankung]] –&nbsp;die Prätendentenrolle fiel seinem liberalen Bruder Juan (III.) Carlos zu, der den carlistischen Idealen kritisch gegenüberstand&nbsp;– führte zu einer bedrohlichen Krise des Carlismus, zumal Carlos (VI.) seinen Verzicht nach dem Verlassen Spaniens widerrief, da er unter Zwang erwirkt worden sei. Damit hatte die carlistische Bewegung bis zu Carlos’ (VI.) Tod zwei Prätendenten. Diese Krise wurde nur dank des Einsatzes der Stiefmutter beider Prätendenten, der Prinzessin von Beria, überstanden; sie endete erst, als Juan 1868 zugunsten Carlos (VII.) zur Abdankung gezwungen wurde.<br />
<br />
=== Der Dritte Carlistenkrieg ===<br />
[[Datei:Carlos (VII.).jpg|miniatur|hochkant|Carlos (VII.) in Uniform, aus [[Vanity Fair (englisches Magazin)|Vanity Fair]], 1876]]<br />
Im September 1868 wurde Isabella durch einen von Cádiz ausgehenden Staatsstreich der liberale General [[Juan Prim]] und Admiral Topete –&nbsp;der sogenannten ''Revolución gloriosa''&nbsp;– des Thrones enthoben, weil sie angeblich ihrem carlistischen Beichtvater zu sehr Gehör geschenkt hatte. Die Frage ihrer Nachfolge führte indirekt zum [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] von 1870, weil [[Otto von Bismarck]] 1870 das Ansinnen Frankreichs, dass [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;I.]] [[Leopold (Hohenzollern)|Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen]] zum Verzicht auf den ihm angebotenen spanischen Thron bewegen solle, mit der [[Emser Depesche]] zurückwies. So wurde statt ihrer schließlich der Fürst von [[Aosta]] ([[Amadeus I. (Spanien)|Amadeus&nbsp;I.]]) zum spanischen König ausgerufen, der dem unter Spaniens Konservativen als freimaurerisch und [[Atheismus|atheistisch]] verschrienen [[Haus Savoyen]] (auf Spanisch: ''Saboya'') angehörte. Amadeus aber „fand es viel zu schwierig, Spanien zu regieren“,<ref name="thomas31" /> und dankte bereits nach kurzer Zeit wieder ab. Es folgte die Ausrufung der Ersten Spanischen Republik (11. Februar 1873).<br />
<br />
Die Carlisten, deren Selbstbewusstsein sich nach dem Fall Isabellas und infolge der Unterstützung durch Papst [[Pius&nbsp;IX.]] sehr gehoben hatte, stellten als reguläre politische Partei in den [[Cortes (Ständeversammlung)|Cortes]] 1871 etwa 90 Abgeordnete, womit sie bei weitem die stärkste konservative Kraft waren. 1872 fanden Wahlen statt; sie endeten damit, dass die Carlisten erhebliche Stimmverluste hinnehmen mussten. Der Prätendent Carlos (VII.) gelangte zu der Überzeugung, den Thron nur durch Waffengewalt besteigen zu können, und richtete am 15. April ein [[Manifest]] an seine Anhänger. So entfesselte er den Dritten Carlistenkrieg, der sich bis in das Jahr 1876 hinzog.<br />
<br />
Am 14. April 1872 rief Carlos zum allgemeinen Aufstand auf. In Navarra und im Baskenland erhoben sich die Carlisten, und aus Frankreich stieß der Prätendent hinzu. Hinzu kam, dass sich mehrere Städte des Südens die Verwirrung nutzten und sich für unabhängig erklärten. Am 4. Mai 1872 –&nbsp;gerade zwei Tage nach Eintreffen des Prätendenten in Spanien&nbsp;– kam es in Navarra zur ersten größeren Schlacht, als Regierungstruppen unter der Führung des Generals Domingo Moriones in [[Oroquieta]] eine ungleich größere Zahl von Carlisten schlugen, wobei Carlos aber über [[Roncesvalles]] die Flucht nach Frankreich gelang. Die baskischen Carlisten legten vorübergehend die Waffen nieder. Nun erhob sich jedoch Katalonien, von wo aus die Rebellion erneut auf Navarra und das Baskenland übergriff. Eine carlistische Armee, deren Mannschaftsstärke 50.000 Mann betrug, wurde bis 1873 auf die Beine gestellt.<br />
<br />
[[Datei:Carlos VII - III. Carlistenkrieg.jpg|miniatur|links|Carlos (VII.; Bildmitte) 1873 inmitten seiner Truppen]]Als König Amadeus am 11. Februar 1873 des Throns entsagte, wurde die [[Erste Spanische Republik]] ausgerufen, welche den Kampf gegen die Carlisten fortführte. Erst jetzt, am 15. Juni, wagte sich Carlos sich von [[Bayonne]] kommend wieder auf spanischen Boden, um am 2. August in [[Gernika]] auf die baskischen Fueros zu schwören und die Stadt [[Estella]] als Sitz seines Hauptquartiers zu wählen. Zum Chef seines Generalstabes ernannte er [[Juan Nepomuceno de Orbe y Mariaca|Juan Nepomuceno de Orbe y Mariaca, Marqués de Valdespina]].<br />
<br />
Die Carlisten kämpften an vielen Fronten, insbesondere in Navarra und Katalonien, durchaus siegreich, aber wiederum mit großer Grausamkeit, wozu das [[Füsilieren]] ihrer [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangenen]] gehörte. Obwohl sie viele, auch kriegserfahrene Freiwillige für sich gewinnen konnten, mangelte es an Ausrüstung und an Kenntnissen über die Kunst der Belagerung von Städten. So scheiterten die Carlisten erneut vor der Festung Bilbao, welche von den republikanischen Truppen nach sechs Monaten der Belagerung wieder befreit wurde. Mit diesem Erfolg der Republik begann das Blatt sich zu wenden, und die republikanischen Truppen konnten die Initiative an sich reißen. Auch [[Pamplona]] blieb 1875 den Carlisten trotz Belagerung verschlossen. Hinzu kam, dass sich in den Reihen der Carlisten eine Reihe autonom agierender Heerführer fanden, die sich den Anweisungen der Hauptmacht nicht fügten.<br />
<br />
Bereits im Jahr 1875 aber fand die Republik, unter welcher die Anarchie in Spanien –&nbsp;der Dritte Carlistenkrieg war nur einer von mehreren zur gleichen Zeit stattfindenden Erhebungen in Spanien&nbsp;– stetig zugenommen hatte, nach Besetzung und Auflösung der Cortes ein Ende. Nach den Erfahrungen mit aus dem Ausland importierten Fürsten und der Republik wollte man es wieder mit einem einheimischen Fürsten versuchen. Da sich die progressiven Generäle begreiflicherweise nicht für Carlos (VII.) begeistern konnten, kam es zur Inthronisierung des ältesten Sohns Isabellas, [[Alfons XII. (Spanien)|Alfons&nbsp;XII.]] Unter der Herrschaft Alfons’ stellte die Armee im Februar 1876 unter den Kommandanten Jovellar und Martinez Campos durch ihre Siege gegen die Carlisten in Trevino (7. Juli 1875) und Montejurra (17. Februar 1876) die Einheit des Staates wieder her. Nach der verlorenen Schlacht von Montejurra und der Einnahme seines Hauptquartiers in Estella zwei Tage später flüchtete der unterlegene Carlos (VII.), der eine Entscheidungsschlacht vermied und stattdessen seine Anhänger von ihrem Eid entband, wiederum über Roncesvalles nach Frankreich. Der dritte Carlistenkrieg endete durch Kapitulation der carlistischen Regimenter am 25. Februar 1876.<br />
<br />
Montejurra, wo die Carlisten die letzte Hoffnung fahren lassen mussten, wurde zu einer Art Wallfahrtsort der carlistischen Bewegung, wo traditionell bis heute ihre Treffen stattfinden. Hierzu ziehen sie von [[Estella]], der einstigen Residenz der navarrischen Könige, zum [[Kloster Santa María la Real de Irache|Kloster Irache]] und auf den Montejurra.<ref>Eberhard Horst: ''15mal Spanien''. Piper, München / Zürich 1973, S. 314 f.</ref><br />
<br />
Dem Baskenland wurden nach Ende des Dritten Carlistenkriegs die ''[[fuero]]s'' endgültig genommen. Ihm blieben lediglich einige Steuervorteile nach den Bestimmungen des mit Madrid vereinbarten ''concierto económico'' („Wirtschaftskonzert“), welches den Basken die Erhebung regionaler Steuern und die Zahlung einer [[Pauschale]] an die spanische Staatskasse einräumte.<br />
<br />
=== Bilanz der Carlistenkriege ===<br />
[[Datei:Stamp Spain 1875 5c war tax.jpg|miniatur|hochkant|links|Kriegssteuermarke 1875]]Die Carlistenkriege, in welchen die Zentralmacht (wenngleich mitunter nur knapp) die Oberhand behalten konnte, ohne andererseits der carlistischen Bewegung endgültig Herr werden zu können, werfen ein Schlaglicht auf den spanischen Sonderweg. Während im 19. Jahrhundert und namentlich um [[1848]] (als gerade der Krieg der Matiners tobte) in vielen Ländern Europas progressive Revolutionäre gegen ihre konservativen Staatsspitzen aufstanden, hatte es in Spanien umgekehrt eine liberale Staatsspitze mit einem Aufstand von Konservativen zu tun. Stritten etwa die Revolutionäre in Österreich 1848 für eine Verfassung, so stritten die in Spanien gegen eine solche.<br />
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Wenngleich die carlistische Bewegung in allen militärischen Konflikten unterlag, konnte sie mit ihrer mächtigen Opposition (und alleine schon mit ihrer nie aufgegebenen Option militärischen Vorgehens) in mancher Beziehung doch das völlige Obsiegen liberaler Ideen verhindern. Auch obgleich das liberale Zentrum Spaniens 1836 die Orden und 1841 die Kirche enteignete, geschah das doch gegen das Zugeständnis, dass der Staat für den Unterhalt der Kirche und der Geistlichkeit aufkam und sie seinem besonderen Schutz unterstellte. Im [[Konkordat]] von 1851 entspannte sich die Lage weiter, als zwar die Kirche endgültig auf den enteigneten Besitz verzichtete und die Krone das Patronatsrecht der Bischofsernennung behielt, andererseits aber die katholische Konfession als „Religion der spanischen Nation“ anerkannt wurde und der Staat für Religionsunterricht in den Schulen zu sorgen hatte. Waren die Carlisten auch im Zuge der Verhandlungen über die Verfassung von 1869 insoweit unterlegen, als sie einen darin enthaltenen Glaubensfreiheitsartikel nicht verhindern konnten, so wurde nach dem Dritten Carlistenkrieg in der Verfassung von 1876 der Katholizismus wie bereits 1812 wieder zur Staatsreligion erklärt und die Kirche sukzessive in ihre alten Rechte eingesetzt. In einer sich –&nbsp;wie überall in Europa&nbsp;– wandelnden Gesellschaft führte dies jedoch auch dazu, dass die katholische Kirche in den Augen der Arbeiterbewegung als Verbündete der herrschenden Klassen und damit als Klassenfeind wahrgenommen wurde.<br />
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Daher war der Dritte Carlistenkrieg bereits eine weniger machtvolle Erhebung gewesen als der Erste Carlistenkrieg. Die Enteignungen während des Ersten Carlistenkriegs und die Regelungen des Konkordats führte dazu, dass die Kirche ihre eigene wirtschaftliche Basis entweder verlor oder vom Staat entgegenzunehmen hatte. So nahm sie –&nbsp;anders als früher, als sie daran mitgewirkt hatte, Spanien zu einem der egalitärsten Staaten Europas zu machen, in welchem Besucher sich darüber entsetzten, wie selbst arme Schlucker Adelige auf der Straße ohne jeden Respekt begegneten&nbsp;– erstmals Rücksicht auf die Oberschicht, um sich gut mit ihr zu stellen, während es sich in vergangenen Jahrhunderten eher umgekehrt verhalten hatte. In den Augen der unteren Schichten aber hatte die Kirche sich von ihnen abgewandt und war habgierig geworden.<br />
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Diese neue Sicht setzte sich weniger im Baskenland durch, das eine Landschaft unabhängiger Klein- und Großbauern war, als vor allem in der [[Tagelöhner]]wirtschaft des Südens, welche sich von einem [[Leibeigen]]ensystem nicht wesentlich unterschied. Denn die langfristigen Folgen der Kirchenenteignung von 1835 waren noch in anderer Hinsicht weitreichend. Der Kirchenbesitz wurde zu so verlockenden Preisen angeboten, dass die obere Mittelschicht ihre Kirchentreue vergaß und sich die ausgedehnten Besitztümer sicherte. Fortan standen die besitzenden Gesellschaftsschichten auf liberaler Seite, da sie nun eine Rückkehr der Kirche in ihre alten Rechte und vor allem ihren alten Besitz zu fürchten hatten. So entstand eine neue Klasse, welche vor allem in [[Andalusien]] ihre [[Latifundien]] errichtete und vor allem in der alfonsinischen Ära in den Jahren nach 1874 durch ihr Patronatswesen, den ''[[caciquismo]]'', einen politischen und sozialen Druck auf die auf ihren Feldern arbeitenden, verelendeten Tagelöhner ausübte, dass diese für die radikalen Ideen des [[Anarcho-Syndikalismus]] empfänglich wurden.<br />
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Keiner der Carlistenkriege konnte also den Konflikt, der die spanische Gesellschaft in zwei Teile zerriss, endgültig beilegen&nbsp;– im Gegenteil taten die beteiligten Parteien alles dafür, ihn weiter zu verschärfen. Der Konflikt wurde weniger intensiv, aber –&nbsp;nicht zuletzt infolge der nachlassenden Bindungen an die katholische Kirche&nbsp;– auf einer breiteren Ebene unter Einbeziehung neuerer politischer Ideen wie dem [[Sozialismus]], [[Anarchismus]] und [[Faschismus]] in Form von ''pronunciamientos'' und Erhebungen wie der ''Semana trágica'' von 1909 weitergeführt. Spanien blieb bis zum Ende des Spanischen Bürgerkrieges eines der politisch instabilsten Länder in Europa. Nirgendwo wurde der Konflikt zwischen den althergebrachten und den neuen politischen Ideen so unerbittlich und erbarmungslos, mit solchem Hass und solcher Grausamkeit ausgefochten wie hier. Der Begriff der „beiden Spanien“ (''las dos Españas'') für diese Scheidung in zwei unversöhnliche Lager wurde in dieser Zeit geprägt. Der spanische Lyriker [[Antonio Machado]] fasste dies in die folgenden Verse:<br />
{| border="0" cellpadding="10" cellspacing="0"<br />
|-<br />
|<br />
„Españolito que vienes<br />al mundo, te guarde Dios.<br />Una de las dos Españas<br />ha de helarte el corazón.“<ref>[http://www.tinet.org/~elebro/poe/machado/machado12.html tinet.org]</ref><br />
|<br />
„Kleiner Spanier, der du auf die<br />Welt kommst: dich soll Gott behüten.<br />Eins der beiden Spanien wird dir<br />Einst das Herz gefrieren lassen.“<br />
|-<br />
|}<br />
Der Spanische Bürgerkrieg war letztlich nur ein Finale, auf welches die politische Entwicklung in Spanien seit sehr langer Zeit beinahe zwangsläufig zusteuerte und in dem zum letzten Mal versucht wurde, die alten Rechnungen zu begleichen und endgültig eine Entscheidung für eine der beiden Richtungen herbeizuführen.<br />
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== Die Carlisten von 1875 bis 1975 ==<br />
=== Die Carlisten in der Zeit des alfonsinischen Königtums ===<br />
[[Datei:Alfonso XII of Spain.png|miniatur|Alfons&nbsp;XII. von Spanien]]In den unruhigen Jahrzehnten, die der Inthronisierung des Königs [[Alfons XII. (Spanien)|Alfons&nbsp;XII.]] im Jahr 1874 und der Annahme der Verfassung von 1875 folgten, hatten die Carlisten weiter Bestand, engagierten sich aber im Gegensatz zu den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens vorwiegend friedlich, indem sie sich nunmehr vorwiegend den Betätigungsfeldern der geistigen Auseinandersetzung und der Propaganda widmeten.<br />
<br />
Bisher hatte der Carlismus sich vornehmlich als eine Art von den Frauen und Priestern am Leben gehaltene romantische Tradition innerhalb bestimmter Familien des nördlichen Spaniens halten können. Nun formte der Marquis von Cerralba die bis dahin weitgehend aus lose organisierten Freiwilligen bestehende carlistische Bewegung in eine moderne Partei um, welche den Namen ''Comunión Tradicionalista'' (CT), auf Deutsch „Traditionalistische Glaubensgemeinschaft“, trug. Die CT wurde zum Sammelbecken der carlistischen Bewegung. Der Marquis gestaltete nach 1888 –&nbsp;als das „Manifest von Burgos“ als programmatische Grundlage des Carlismus herausgegeben wurde&nbsp;– auch das Vereinsleben und soziale Engagement der Carlisten neu. 1936 gab es in ganz Spanien hunderte Versammlungshäuser der Carlisten, die so genannten „círculos“&nbsp;– Ortsgruppen, „an [deren] Spitze … meist ein erlesen höflicher Aristokrat mit der Pistole in der Tasche [stand]“.<ref>Hugh Thomas: ''Der Spanische Bürgerkrieg'', S. 63</ref> Hinzu kam eine Frauenorganisation, die „Margaritas“, und eine Jugendabteilung, die „Pelayos“. Die carlistische Bewegung entwickelte in dieser Zeit ein umfangreiches Pressewesen. Ihr Zentralorgan war die bereits 1841 gegründete Zeitung ''La Esperanza'' (Die Hoffnung).<br />
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Nicht zuletzt infolge ihrer Uneinigkeit, von welcher zahlreiche Spaltungen der Bewegung zeugen, blieb die carlistische Bewegung nach dem Dritten Carlistenkrieg jedoch parlamentarisch ohne besondere Bedeutung (1891: 4 Sitze in den Cortes, 1896: 10 Sitze; 1901: 7 Sitze; 1907: 4 Sitze).<br />
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Während des Ersten Weltkrieges stand der Prätendent Don Jaime ohne Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der ''Comunión Tradicionalista'', dem politischen Arm der carlistischen Bewegung, in seinem Gastland [[Österreich]] unter Hausarrest. Als die Kommunikation nach Kriegsende wieder möglich war, kam es alsbald zum Bruch: war Don Jaime profranzösisch (eben deshalb hatte man ihn in Österreich festgesetzt), so war die politische Leitung der Carlisten während des Kriegs wegen der liberalen Zielsetzungen Frankreichs und Englands strikt prodeutsch gewesen. Darüber kam es zum Konflikt, in welchem die Bewegung sich auf eine neutrale Linie einigte, während die prodeutschen –&nbsp;gleichzeitig auch in Hinblick auf das carlistische Programm reformgeneigten&nbsp;– Anhänger der Bewegung (die so genannten ''Mellisten'', nach ihrem Anführer Juan Vazquez de Mella) aus der Partei ausgeschlossen wurden.<br />
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Nach dem Dritten Carlistenkrieg beschränkte sich das Stammgebiet der Carlisten zunehmend auf Navarra. Im Baskenland und in Katalonien brachte der wirtschaftliche Aufschwung ein Unternehmertum hervor, welches einen westlichen, marktwirtschaftlichen Lebensstil und die dazugehörigen wirtschaftlichen und politischen Freiheiten anstrebte. Die Carlisten spielten jedoch während des ''[[Tragische Woche|Setmana Tràgica]]'' genannten katalanischen Aufstands von 1909 noch eine Rolle, als sie in [[Barcelona]] in die Straßenkämpfe eingriffen.<br />
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In Katalonien kam hinzu, dass die traditionelle Klientel der Carlisten, die Arbeiter und Bauern, sich zunehmend weniger konfessionell gebunden fühlten. Sie machten sich zumeist auch die Abneigung der Liberalen gegen den Klerus und die kirchlichen Institutionen zu eigen und wandten sich dem Sozialismus und Anarcho-Syndikalismus zu.<br />
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Die Einwohner des ländlichen Baskenlands mit Ausnahme allenfalls der Provinz [[Álava]], die länger als die beiden Küstenprovinzen carlistisch geprägt blieb, dagegen schlossen sich überwiegend der durch [[Sabino Arana Goiri]] begründeten nationalbaskischen Bewegung an. Diese wünschte, vereinfacht ausgedrückt, den auf das gesamte Spanien bezogenen carlistischen Gedanken, die Autorität des Königs und der Kirche zu bewahren, zwar weitgehend beizubehalten, aber auf das Baskenland alleine zu beschränken.<br />
<br />
Nur im konservativen Navarra, das bisweilen auch als „spanische [[Aufstand der Vendée|Vendée]]“ bezeichnet wird,<ref>Beevor: ''Der Spanische Bürgerkrieg'', S. 90</ref> herrschte weiterhin eine freie Bauernschaft vor, die streng katholisch war, den Liberalen in Madrid grundsätzlich und in allen Belangen misstraute und aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen die moderne Welt weitgehend ablehnte. Bezeichnenderweise verwarf diese Provinz später auch das ihr angebotene Autonomiestatut der Zweiten Republik, welches im Baskenland und in Katalonien mit großer Mehrheit angenommen wurde. Für Navarra waren eine von einer Republik gewährte Autonomie und die ihnen von alters her zustehenden ''fueros'' nicht dasselbe. Es bleibt zu vermerken, dass selbst noch heute der navarresischen Regionalhymne auszugsweise die folgenden Zeilen entnommen werden können:<br />
{| border="0" cellpadding="10" cellspacing="0"<br />
|-<br />
|<br />
„Por Navarra …<br /><br />
que tiene por blasón<br /><br />
la vieja Ley tradicional.“<ref>zit. nach ''[[:es:Himno de Navarra|Himno de Navarra]]'' in der spanischsprachigen Wikipedia</ref><br /><br />
|<br />
„Für Navarra …<br /><br />
das in seinem Wappen führt<br /><br />
das alte traditionelle Gesetz.“<br />
|-<br />
|}<br />
Die Haltung der Carlisten zur Diktatur [[Miguel Primo de Rivera]]s, die von 1923 bis 1930 dauerte, war uneinheitlich. Während seiner Diktatur verhielt sich die ''Comunión Tradicionalista'' wie die meisten Parteien weitgehend passiv.<br />
<br />
=== Die Carlisten und die Zweite Republik (1931–1936) ===<br />
Nachdem 1931 der König [[Alfons XIII. (Spanien)|Alfons&nbsp;XIII.]] vertrieben worden war, fanden die königstreue Legitimistische Partei und die ''Comunión Tradicionalista'', die in Verfassungsfragen kaum unterschiedliche Positionen aufwiesen, zueinander und schlossen einen Pakt, den sie TYRE (''Tradicionalistas y Renovación Española'') nannten. Der gestürzte König und der carlistische Prätendent Don Jaime trafen in [[Paris]] zusammen und söhnten sich hierbei angeblich aus&nbsp;– dass Alfons den Prätendenten als Familienoberhaupt der spanischen Bourbonen anerkannte, mag aber ein Gerücht sein. Don Jaime, der scharf gegen die Ausrufung der Republik protestiert hatte, starb aber schon bald darauf, und sein Onkel Don Alfonso Carlos, in den Augen der Carlisten nunmehr der rechtmäßige Prätendent, ließ den Pakt wieder aufkündigen. Hierauf kam es zu einer Spaltung der Carlisten. Der bedeutendere Teil wandte sich von den Legitimisten ab und pflegte wie einst sein Gemeinschaftswesen in navarresischen Ortszirkeln. Hier bildeten sie von 1933 an Truppen aus, wie es allerdings die meisten politischen Lager, einschließlich der [[Falange|Falangisten]], Anarchisten und der kommunistischen und sozialistischen Jugendverbände in Erwartung einer großen Auseinandersetzung zur selben Zeit taten.<br />
<br />
[[Datei:Flag of New Spain.svg|miniatur|links|Historische Flagge der ''Comunión Tradicionalista'']]Die Ausbildung der carlistischen Aufgebote, welche wie einst als „Requetés“ bezeichnet wurden, wurde dem während seiner Einsätze in Marokko hoch dekorierten Obersten [[José Enrique Varela]] anvertraut und von [[Benito Mussolini]] mit 1,5&nbsp;Millionen Peseten finanziert. Mussolini ließ auch einige carlistische Offiziere in Italien ausbilden, während Waffen aus Deutschland besorgt wurden.<ref name="Beevor.65" /><br />
<br />
Die [[Zweite Spanische Republik|Zweite Republik]] (1931–1936) kam zwar den Randprovinzen mit der Einräumung weitgehender Autonomien weit entgegen. Gleichwohl standen die Carlisten dem Chaos und den Ausbrüchen allseitiger politischer Gewalt in Madrid sowie den nach ihrer Auffassung einseitig kirchenfeindlichen und ideologisch diktierten Maßnahmen, die die Zweite Republik aufgrund ihres laizistischen Selbstverständnisses von 1931 bis 1936 in reicher Zahl traf, mit größtem Ressentiment gegenüber. Aber auch abgesehen von diesen Handlungen (wie der Einführung der Zivilehe und der Ehescheidung, der Aufhebung der Ordensschulen und des erneuten Verbots der Gesellschaft Jesu) sahen die Carlisten getreu ihren hergebrachten staatsrechtlichen Vorstellungen die Republik an sich, die sich dazu mit dem [[Himno de Riego]] das Kampflied der konstitutionellen Aufständischen des Jahres 1820 als [[Nationalhymne]] zu eigen gemacht hatte, ohnedies als illegitim an und waren alleine schon deswegen nicht bereit, sich mit ihr abzufinden.<br />
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Hinzu kamen bereits im Vorfeld des Spanischen Bürgerkrieges zahlreiche gewalttätige Angriffe gegen den Klerus und Brandanschläge gegen spanische Kirchen meist von anarchistischer Seite, welche von der politischen Leitung der Republik oft nur mit einem Achselzucken quittiert wurden. Eine am 10. Mai 1931 in Madrid stattgehabte monarchistische Ohrfeige für einen republikanischen Taxifahrer etwa schaukelte sich im selben Monat zu einer sich durch Spanien ziehenden Brandstiftungswelle an Kirchen und Klöstern auf.<ref>Hugh Thomas: ''Der Spanische Bürgerkrieg'', S. 47 f.</ref> Hierauf ließ sich der Kriegsminister [[Manuel Azaña]] mit dem Spruch vernehmen, lieber sollten alle Kirchen brennen, als dass einem Republikaner ein Haar gekrümmt werde.<ref>Hugh Thomas: ''Der Spanische Bürgerkrieg'', S. 48</ref> Diese und andere Zwischenfälle polarisierten die spanische Gesellschaft weiter und trugen dazu bei, auch die nichtcarlistischen kirchentreuen Spanier zum Widerstand zu reizen, was den Carlisten zwischen 1931 und 1936 großen Zulauf bescherte. Ferner fanden die Mellisten zu den Carlisten zurück.<br />
<br />
Mehrere hochrangige Anführer der ''Comunión Tradicionalista'' unterstützten bereits 1932 das gegen die „kirchenfeindliche Diktatur [[Manuel Azaña|Azañas]]“ gerichtete ''pronunciamiento'' des Generals [[José Sanjurjo|José Sanjurjo Sacanell]], und auch bei Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs sahen die Carlisten –&nbsp;aus übergeordneten Gründen, aber auch in Hinblick auf die revolutionäre Rhetorik des Anführers der [[Partido Socialista Obrero Español|PSOE]], [[Francisco Largo Caballero|Largo Caballero]]&nbsp;– nicht nur keinen Anlass, die Hand zur Verteidigung der Republik zu erheben, sondern wirkten im Gegenteil bei der Planung des ''pronunciamiento'' vom Juli 1936 zusammen mit Geheimbünden innerhalb der Armee und weiteren rechten Gruppen tatkräftig mit. Zur Vorbereitung des Putsches hatten im Frühjahr 1936 der Regent der carlistischen Bewegung, Prinz Javier de Borbón-Parma, zusammen mit dem Vorsitzenden der ''Comunión Tradicionalista'', [[Manuel Fal Conde]], in St.-Jean-de-Luz, einer französischen Stadt knapp hinter der spanischen Grenze, den Obersten Militärrat der Carlisten gegründet.<ref name="Beevor.65">Beevor: ''Der Spanische Bürgerkrieg'', S. 65</ref><br />
<br />
=== Die Carlisten im Spanischen Bürgerkrieg ===<br />
Die Carlisten schlugen sich auf die Seite [[Francisco Franco|Francos]], nachdem auf Basis eines Kompromisspapiers General Sanjurjos rechtzeitig vor der Erhebung am 17. Juli 1936 eine Einigung zwischen General [[Emilio Mola Vidal]] und dem Anführer der ''Comunión Tradicionalista'', [[Manuel Fal Conde]], über eine Beteiligung der Carlisten an dem ''pronunciamiento'' hergestellt worden war. Fal Conde hatte zunächst auf seinen Forderungen beharrt, dass der Aufstand unter monarchistischer Fahne geschehen und im Erfolgsfalle die Auflösung aller Parteien nach sich ziehen müsse.<br />
<br />
Auf der Seite Nationalspaniens kämpften die Carlisten zur „Wiederherstellung der alten (Welt) mit Maschinengewehr und Messbuch“&nbsp;<ref>Hugh Thomas: ''Der spanische Bürgerkrieg'', S. 63</ref> mit etwa 50 ''banderas'' (Kompanien) gegen die Volksfront, viele von ihnen mit der ''detente bala'' (Stopp-die-Kugel) über dem Herzen, einem für die Carlisten typischen Amulett mit einer Abbildung des „Herz Jesu“. Mit 40.000 Freiwilligen diente nicht weniger als ein Zehntel der navarresischen Bevölkerung als ''brigada de Navarra'' unter den carlistischen Fahnen. Die Verlustlisten der Carlisten erwähnten unter anderem schwer verletzte Fünfzehnjährige. ''Brenan'' vertritt die Ansicht, dass die Carlisten –&nbsp;anders als nach seiner Auffassung selbst die Falange&nbsp;– die einzigen wirklich motivierten und für eine ''cruzada'' zu begeisternden Kämpfer auf der Seite Francos waren.<br />
<br />
Bald aber gerieten sie in Streit mit der militärischen Führung der nationalspanischen Koalition, wobei [[Manuel Fal Conde]] nach einer Auseinandersetzung mit [[Francisco Franco]] nach [[Portugal]] verbannt wurde. Die Carlisten waren über diese Behandlung ihres Anführers erbost und stellten Kontakte mit einigen Anführern der faschistischen Falange her, die mit Franco ebenfalls nicht einverstanden waren. Mit der Falange konnte trotz der erheblichen Unterschiede zwischen beiden Bewegungen immerhin im Hinblick auf die Ablehnung des Liberalismus, der Demokratie und des „neunzehnten Jahrhunderts“ eine gemeinsame Basis gefunden werden. So wurde Fal Conde in Portugal der Vorschlag unterbreitet, die carlistische und die falangistische Bewegung zu vereinen. Verhandlungen wurden geführt, allerdings gelangten die Carlisten zur Ansicht, dass die Falange im Wesentlichen nur darauf aus war, die carlistisch-traditionalistische Bewegung zu schlucken, weshalb sie schließlich eine Verschmelzung ablehnten.<br />
<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich allerdings bereits Franco mit dem Gedanken einer Verschmelzung der ''Comunión Tradicionalista'' mit der Falange angefreundet. Dies geschah infolge der Bemühungen des politischen Beraters Francos, [[Ramón Serrano Súñer]], den Staat der nationalspanischen Koalition unter Franco auf eine theoretische oder sogar ideologische Basis zu stellen. Nach seiner Ansicht konnte keine der Parteien der nationalspanischen Koalition für sich genommen eine solche Basis bieten, und zwar weder die Falange noch die Carlisten&nbsp;– vielleicht aber beide zusammen. Hinzu kam, dass die Ziele der einzelnen Organisationen unterschiedlicher nicht hätten sein können: wollten die Carlisten letztlich auf einen spanischen Staat des 16. Jahrhunderts zurück, so hielt die Falange, der ein „nationaler Syndikalismus“ im Sinne eines [[Faschismus|faschistisch]]-korporativen Systems vorschwebte, nichts von alldem.<br />
<br />
Franco beschloss, Nationalspanien endgültig eine einzige Richtung, und zwar seine eigene, zu geben. 1937 wurde die ''Comunión Tradicionalista'' mit der faschistischen ''Falange Española de las JONS'' zu der Organisation „[[Falange Española Tradicionalista y de las JONS]]“, der späteren Staatspartei des [[Franquismus]], zwangsvereinigt. Parteiuniform der „F. E. T. y de las JONS“ wurde das falangistische [[Army Comrades Association|Blauhemd]] zusammen mit der carlistischen roten [[Baskenmütze]]. Haupt dieser Organisation wurde Franco, obwohl er weder Falangist noch Carlist war, womit er beide Organisationen unter seine Kontrolle brachte und so seine Stellung im nationalspanischen Lager ungemein stärkte. Um die interne Opposition weiter zu verwässern, ordnete Franco außerdem an, dass alle Berufs- und Reserveoffiziere automatisch Mitglied dieser Organisation seien. Die „F.E.T. y de las JONS“ führte bald darauf den unverbindlicheren Namen ''[[Movimiento Nacional]]'', ab 1970 war dies auch der offizielle Name der Staatspartei. Traditionell stand im franquistischen System der Posten des [[Justizminister]]s einem loyalen Carlisten zu.<br />
<br />
Der amtierende Regent, Don Javier, protestierte gegen diese Zwangsvereinigung, zu welcher man ihn gar nicht erst konsultiert hatte, und wurde ebenfalls nach Portugal vertrieben. Obwohl bald darauf die Beteiligung an der Macht nach dem Sieg im Bürgerkrieg über vieles hinweghalf, hielt eine Missgestimmtheit sowohl seitens der ''Comunión Tradicionalista'' als auch seitens der Falange gegen diese Zusammenlegung noch durch Jahrzehnte an: da die Parteiuniform der „F.E.T. y de las JONS“ sich aus dem blauen Hemd der Falange und der roten Baskenmütze der Carlisten zusammensetzte, pflegten die Falangisten die Mütze bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Tasche zu stecken, und viele Carlisten zogen es vor, zu offiziellen Anlässen der Bewegung lieber in Zivil als im blauen Hemd zu erscheinen. Zwar waren die traditionalistisch-antiliberal-katholischen Elemente der Franco-Ideologie dem carlistichen Gedankengut nahe und der gemeinsame Kampf gegen die antiklerikale „rote“ Republik einte sie, aber die faschistische Ideologie der Falange, die auf die Zentralisierung statt auf Autonomie für Regionen wie das Baskenland oder Katalonien setzte, war der des Carlismus eigentlich entgegengesetzt.<br />
<br />
=== Die Carlisten in der Zeit des Franquismus ===<br />
Nach dem Tod Alfonso Carlos’ war [[Alfons XIII. (Spanien)|Alfons&nbsp;XIII.]] Familienoberhaupt, der nach Rom ins Exil gegangene frühere König Spaniens, womit theoretisch die Spaltung der spanischen Bourbonen in zwei sich befehdende Linien hätte behoben sein können. Allerdings waren viele Carlisten der Ansicht, dass Alfonso&nbsp;XIII. und sein Sohn [[Juan de Borbón y Battenberg|Juan]], [[Liste der Grafen von Barcelona|Graf von Barcelona]], sich unter dem Gesichtspunkt der „Legitimität durch Taten“ als Anführer der Bewegung disqualifiziert hatten.<br />
<br />
Alfonso Carlos, der letzte Prätendent des carlistischen Zweiges der Bourbonen, hatte kurz vor seinem Tod noch selbst Prinz Francisco Javier de Borbón-Parma als [[Regentschaft|Regenten]] bestimmt, da dieser der am nächsten verwandte Bourbone war, der die carlistischen Ideale hochhielt. Francisco Javier –&nbsp;ein Bruder [[Zita von Bourbon-Parma|Zitas]], der letzten [[österreich]]ischen Kaiserin&nbsp;– kehrte während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] nach Belgien zurück, in dessen Armee er während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] gedient hatte. Dort wurde er demobilisiert, woraufhin er sich dem französischen Widerstand anschloss. Von den Nationalsozialisten gefangen genommen, wurde er in [[KZ Natzweiler-Struthof|Natzweiler]] und [[KZ Dachau|Dachau]] interniert, wo die amerikanischen Truppen ihn 1945 befreiten. Nach dem Beschluss zur Wiedereinführung der Monarchie nach Francos Tod im Jahr 1947 verkündete Francisco Javier im Jahr 1952 als Javier (I.) öffentlich seinen Anspruch auf den spanischen Thron und begründete somit die zweite carlistische [[Dynastie]] der Borbón-Parma.<br />
<br />
Dieser Rang wurde ihm und seinem Sohn Carlos-Hugo de Borbón-Parma von Juan, Graf von Barcelona und Vater des derzeitigen Königs von Spanien, [[Juan Carlos&nbsp;I.]], streitig gemacht, weil Francisco Javier unstandesgemäß geheiratet hatte und außerdem –&nbsp;ebenso wie Carlos-Hugo&nbsp;– nicht die spanische [[Staatsbürgerschaft]] besaß. Franco selbst äußerte sich nicht zu den Ansprüchen Francisco Javiers und Carlos-Hugos, weil dies seinen Bestrebungen entgegenkam, Uneinigkeit unter den spanischen Monarchisten zu stiften. Insbesondere war Franco daran gelegen, dass sich die spanischen Monarchisten nicht hinter dem Grafen von Barcelona vereinten, welcher sich ausdrücklich für die Schaffung einer [[Parlamentarisches Regierungssystem|parlamentarischen Demokratie]] ausgesprochen hatte, während Franco von einem künftigen König die volle Identifizierung mit dem ''Movimiento Nacional'' erwartete.<br />
<br />
Obwohl der Umstand, dass ihnen keine spanische [[Staatsbürgerschaft]] zukam, keineswegs unumstritten war (der nie aufgelöste [[Vertrag von Aranjuez]] von 1801 sicherte allen Prinzen von Borbón die spanische Staatsbürgerschaft zu), stellten Francisco Javier und Carlos-Hugo einen Antrag auf [[Staatsbürgerschaft#Erwerb durch Einbürgerung (Naturalisation)|Einbürgerung]]. Franco tat das Seine, eine Entscheidung über diesen Antrag immer weiter hinauszuzögern (zu einer Einbürgerung kam es im Falle Carlos-Hugos darum erst am 5. Januar 1979). Davon abgesehen ließ er keine Gelegenheit verstreichen, die verschiedenen Thronanwärter gegeneinander auszuspielen. Als etwa Juan Carlos sich 1962 zu seiner Heirat nach [[Athen]] begab, lud Franco den inzwischen in Madrid lebenden Carlos-Hugo zu einem Treffen ein, wonach er den Grafen von Barcelona wissen ließ, dass er sich nun einen anderen Kandidaten überlegt habe. Allerdings begann Carlos-Hugo in diesen Jahren von Franco abzurücken und griff Juan Carlos als dessen angebliche Marionette an. Juan, den Grafen von Barcelona, bezeichnete er als Liberalen, Zentralisten sowie als Günstling des [[Kapitalismus]] und des [[Establishment]]s. Carlos-Hugos Anhänger sahen sich deshalb dazu veranlasst, Juan Carlos bei öffentlichen Auftritten mit faulem Gemüse zu bewerfen.<br />
<br />
1964 heiratete Carlos Hugo Prinzessin [[Irene von Oranien-Nassau]]. In den Flitterwochen ließ sich Irene in einem [[Bikini]] ablichten, einem Kleidungsstück, welches in Spanien damals als obszön betrachtet wurde. Franco nutzte die öffentliche Empörung, um Carlos-Hugo dadurch herabzusetzen, dass er die Einladung zu einer Audienz mit „Prinzessin Irene der Niederlande und ihr Mann“ übertiteln ließ. Daraufhin brach Carlos-Hugo sowohl mit Franco als auch mit seinem traditionalistischen Vater und begann, einen linken Kurs zu verfolgen. In der [[Referendum|Volksabstimmung]] von 1966, welche einer Verfassungsreform (''Ley Orgánica del Estado'') galt, rief Francisco Javier seine Anhänger dazu auf, mit „Ja“ zu stimmen. Carlos-Hugo stellte daraufhin seinen Vater dadurch bloß, dass er ihm öffentlich die „Legitimität durch Taten“ absprach. Damit war der Bruch innerhalb der carlistischen Bewegung besiegelt. Francisco Javier tat ein Weiteres und bekundete seine Unterstützung für den baskischen und katalanischen Separatismus. Franco, dem das zu viel war, ließ daraufhin alle Prinzen von Borbón-Parma aus Spanien ausweisen.<ref>{{Der Spiegel|ID=45861405|Titel=Rote Mützen|Autor=|Jahr=1969|Nr=1|Seiten=|Kommentar=}}</ref> Carlos-Hugo und mit ihm seine Anhänger verfolgten nach seinem Bruch mit Franco 1967 die Idee eines partikularistischen Sozialismus.<br />
<br />
Danach war fraglich, ob das Franco-Regime die Treffen auf dem Montejurra weiterhin dulden würde, zumal die die massive Oppositionshaltung der Carlisten nicht nachließ. Prinzessin Irene, die als einziges Mitglied der Familie Bourbon-Parma noch einreisen durfte, vertrat die Sache ihres Ehemannes weiterhin öffentlich vor ihren Anhängern. Anlässlich des Montejurra-Treffens im Mai 1973 äußerte sie sich vor rund 10.000 Carlisten wie folgt: „Spanien hat eine Revolution dringend nötig, die ein ungerechtes Regime hinwegfegt, die ein totalitäres politisches System ablöst, die unannehmbare ökonomische Strukturen zerstört und durch eine neue Wirtschafts-, Sozial- und politische Struktur ersetzt.“<ref>Eberhard Horst, 15mal Spanien, Piper, München, Zürich 1973, S 315</ref><br />
<br />
Letztlich zerschlugen sich die Hoffnungen der Carlisten erneut, als Franco sich unter den vielen in Frage kommenden Prätendenten für den Enkel Alfons’ XIII., [[Juan Carlos I.|Juan Carlos]], entschied.<br />
<br />
== Die Carlisten nach 1975 ==<br />
Am 8. April 1975, noch vor Francos Tod, dankte Francisco Javier zugunsten von Carlos-Hugo ab. Dieser hatte bereits 1971 eine weit linksgerichtete carlistische Gruppierung ins Leben gerufen, die ab 1971 den Namen ''Partido Carlista'' (PC) führte und nach einer politischen Neuorientierung auf dem Carlistischen Volkskongress von 1972 einen föderalistisch-autonomistischen sozialistischen Kurs einschlug, welcher sowohl vom [[Zweites Vatikanisches Konzil|II. Vatikanischen Konzil]] beeinflusst war als auch Elemente der [[Befreiungstheologie]] aufgriff. Zentrale Elemente waren betriebliche Selbstbestimmung und ein staatlicher Föderalismus mit autonomen Regionen. Im Gegensatz zu früher sollte das allerdings ausdrücklich im Rahmen eines pluralistischen Systems durchgesetzt werden. Zur Zeit von Francos Tod 1975 war der 1977 legalisierte ''Partido Carlista'' eine weit linksgerichtete Organisation, die sich unter anderem an der Gründung der [[Izquierda Unida]] (Vereinigte Linke) beteiligte.<ref>vgl. <nowiki>http://www.partidocarlista.com/iu.html</nowiki> (span) (Link am 15. Februar 2010 nicht mehr erreichbar)</ref><br />
<br />
Alles dies führte zu einer irreparablen Spaltung der seit ihren Ursprüngen konservativ-katholischen Carlistenbewegung. Die Anführer der carlistischen Bewegung forderten Carlos-Hugo dazu auf, sich für ihre traditionalistische Linie auszusprechen. Als Carlos-Hugo darauf nicht reagierte, erklärten sie ihn seines Rechts auf Führerschaft für verlustig. Carlos-Hugo verwahrte sich allerdings dagegen, auf irgendein Recht verzichtet zu haben. Die Bewegung teilte sich nunmehr offiziell in den ''Partido Carlista'' Carlos-Hugos und verschiedene –&nbsp;von seinem Bruders Sixto angeführte&nbsp;– traditionalistische Gruppen, die sich 1986 unter Sixto zur weit rechtsgerichteten ''Comunión Tradicionalista Carlista'' (CTC) vereinigten.<br />
<br />
Jedenfalls unmittelbar nach Francos Tod standen sich beide carlistischen Gruppierungen derart feindselig gegenüber, dass traditionalistische Carlisten unter Sixto, die angeblich von ihnen nahe stehenden Kreisen –&nbsp;die Rede ist von einer Beteiligung von [[Gladio]]&nbsp;– unterstützt wurden, mit einem Bombenanschlag auf eine Versammlung des PC im Mai 1976 in Verbindung gebracht wurden: Bei dem Attentat auf die linkscarlistische Wallfahrt in [[Montejurra]] (Navarra), zu der auch rund 20 linke Parteien und Organisationen eingeladen waren, wurden zwei Anhänger des Partido Carlista ermordet und zahlreiche weitere verletzt. Hinter den Morden standen nachweislich rechtsfranquistische Kräfte innerhalb der Guardia Civil und die Geheimdienstaktion „Operación Reconquista“, die vom damaligen Innenminister Fraga sowie dem Regierungschef Arias Navarro unterstützt wurde.<ref>Floren Aoiz ''El jarrón roto''. ISBN 84-8136-329-4: Diego Carcedo: ''Sáenz de Santamaría: el general que cambio de bando''. ISBN 84-8460-309-1</ref><br />
<br />
Sixto Enrique de Borbón-Parma beanspruchte die Anführerschaft der carlistischen Bewegung und nahm für sich in Anspruch, der legitime Prätendent zu sein. Beide beriefen sich auf ihren am 7. Mai 1977 verstorbenen Vater. Die Hintergründe sind unklar. In einem Manifest vom 4. März 1977 verurteilte Francisco Javier (angeblich auf nachdrückliches Betreiben Sixtos) die immer linkere Politik Carlos-Hugos, während –&nbsp;nachdem Carlos-Hugo seinen Vater aus dem Hospital geholt hatte&nbsp;– ein drei Tage später verfasstes Papier Carlos-Hugo als Erben auch in Hinblick auf den Thronanspruch bezeichnete. Die Mutter beider Prätendenten hielt jedenfalls zu Sixto und ging so weit, Carlos-Hugo von ihrem eigenen Begräbnis 1984 auszuschließen.<br />
<br />
Eine anhängerstarke Bewegung blieben die Carlisten noch bis in die 1960er Jahre. Bereits bei den ersten freien Wahlen 1977 zeigte sich allerdings, dass die Carlisten infolge ihrer Selbstlähmung durch Uneinigkeit im Zuge nur eines Jahrzehnts politisch in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht waren. Der PC blieb eine Splitterorganisation, welche 1977 etwa 8.500 Mitglieder zählte, und brachte es sogar im navarresischen Regionalparlament 1979 lediglich auf 4,79 % der Stimmen<ref><nowiki>http://www.parlamento-navarra.es/castellano/elecciones.asp</nowiki> (Link am 15. Februar 2010 nicht mehr erreichbar)</ref> und einen einzigen Sitz, war ab 1983 dort nicht mehr vertreten und fährt dort inzwischen als Splitterpartei weit unter 1 % der Stimmen ein&nbsp;– 2003 waren es 0,34 % der Stimmen, 2007 halbierte sich der Stimmenanteil des PC nochmals auf 0,16 %.<br />
<br />
Es gibt Ansichten, dass dieser Niedergang der carlistischen Bewegung nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen ist, dass dem amtierenden König [[Juan Carlos&nbsp;I.]] nach der Ansicht der überwältigenden Mehrheit der Spanier in weit höherem Maße als jedem Prätendenten Legitimität zukommt. Diese Legitimität habe Juan Carlos spätestens durch seinen Einsatz für die [[Transition (Politikwissenschaft)|Transition]] Spaniens, die Einführung der parlamentarischen Demokratie, ihre Verteidigung gegen den [[23-F|Putschversuch von 1981]] sowie durch seine Mitwirkung an der föderativen Verfassung erworben, während die Prätendenten hauptsächlich durch nicht mehrheitsfähige politische Ansichten und nicht enden wollenden Familienzwist von sich reden machten.<br />
<br />
1980 zog sich Carlos-Hugo aus der Politik zurück und trat aus dem Partido Carlista aus, ohne jedoch seine Ansprüche auf den Thron aufzugeben. 1981 erfolgte die Scheidung von Prinzessin Irene, mit welcher Carlos-Hugo vier Kinder hatte.<br />
<br />
Im Jahr 2000 setzte eine gewisse Wiederbelebung des PC ein, welcher in den Kommunalwahlen im Jahr 2003 in zehn Navarreser Gemeinderäte einziehen konnte. Im Jahr 2005 bekannte sich der PC auf dem Bundeskongress zu [[Tolosa (Baskenland)|Tolosa]] erneut zur regionalen Selbstbestimmung und sprach sich gegen eine [[europäische Verfassung]] aus.<br />
<br />
== Politische und gesellschaftliche Ziele des Carlismus ==<br />
=== Allgemeines ===<br />
Es ist nicht leicht, den Carlismus zutreffend zu kategorisieren, da die Carlisten niemals monolithisch waren, während ihrer langen Geschichte kontinuierliche Entwicklungen durchmachten und Einflüsse anderer politischer Richtungen aufnahmen, wie auch andere politische Richtungen carlistisches Gedankengut übernahmen&nbsp;– etwa das soziale Engagement, das bei den Carlisten zum Beispiel in der Gründung christlicher Gewerkschaften zum Ausdruck kam. Ursprünglich aus einem Rückzugsgefecht des spanischen [[Ancien Régime]]s entstanden, definierte der Carlismus sich durch die Zeiten wiederholt neu, um den Anschluss an die Zeit nicht zu verlieren: um seine Vorstellungen durchzusetzen, focht der Carlismus zuerst Kriege aus, um dann zu einer parlamentarisch tätigen politischen Partei und unter dem Franquismus schließlich zu einer Art Interessenverband zu werden.<br />
<br />
Die Carlisten galten jedenfalls in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorwiegend als Partei des niederen Adels, waren aber bei ihrem zahlenmäßig beachtlichen Anhang bei den Bauern und Arbeitern auf diese Gruppe keineswegs beschränkt. Sie waren streng katholisch und tief konservativ&nbsp;– Teile von ihnen so sehr, dass sie im Zuge des Dritten Carlistenkriegs Bahnhöfe als neumodische Abscheulichkeiten angriffen. Ihr von den reformerischen Mellisten geprägtes Programm von 1897 nahm zwar Abstand von einem absolutistischen Staat, forderte jedoch auch weiterhin regionale Selbstbestimmung bei Einheit Spaniens unter dem Zeichen des Katholizismus, eine monarchische Staatsform, Wiedereinführung der [[Aristokratie]] in ihre traditionellen Funktionen und soziales Engagement im Sinne der [[Katholische Soziallehre|katholischen Soziallehre]] in Übereinstimmung mit den betreffenden päpstlichen [[Enzyklika|Enzykliken]].<br />
<br />
Der Carlismus fasste sich als bestimmende Kraft des so genannten ''Conservadurismo'' (spanischer Konservativismus) auf und neigte je länger, desto mehr zu einer [[Autoritarismus|autoritären]] Staatsführung und zum [[Korporativismus]]. So gelangte die CT in den frühen 1930er Jahren zu einem Programm, welches einen „ständischen neotraditionalistischen Monarchismus“ vorsah, der allerdings „einen extremen Etatismus vermied und bestrebt war, den Carlismus deutlich von faschistischem Radikalismus und faschistischer Diktatur abzusetzen“.<ref>Stanley Payne: ''Geschichte des Faschismus. Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung''. Tosa-Verlag im Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006; S. 315</ref> Sie waren tief antikommunistisch und jedenfalls um den Spanischen Bürgerkrieg herum –&nbsp;ähnlich wie auch andere rechte Bewegungen&nbsp;– fest davon überzeugt, dass eine „jüdisch-marxistisch-freimaurerische Verschwörung“ Spanien in einen Satelliten der Sowjetunion verwandeln wolle.<ref name="Beevor.64" /><br />
<br />
Als Monarchisten lehnten die Carlisten die Idee der [[Volkssouveränität]] ab, propagierten aber keine diktatorische, sondern eine durch Glaube, Sitte und Gesetz eingehegte Königsherrschaft. Sie wandten sich vielmehr explizit gegen Despotismus: ''Sobre el Rey está el Ley'', „über dem König steht das Gesetz“, womit in erster Linie das unabänderliche Naturrecht und die ungeschriebenen Grundsätze guten und gerechten Regierens gemeint waren. Die politischen Vorstellungen der Carlisten brachten sie selbst am besten in ihrer eigener Version der [[Marcha Real]] auf den Punkt:<ref>[http://revista-arbil.iespana.es/(79)himn.htm revista-arbil.iespana.es]</ref><br />
{| border="0" cellpadding="10" cellspacing="0"<br />
|-<br />
|„Viva España,<br />gloria de tradiciones,<br />con la sola ley<br />que puede prosperar.<br />
<br />
Viva España,<br />que es madre de Naciones,<br />con Dios, Patria, Rey<br />con que supo imperar.<br />
<br />
Guerra al perjuro<br />traidor y masón,<br />que con su aliento impuro<br />hunde la nación.<br />
|„Es lebe Spanien,<br />der Ruhm des Althergebrachten,<br />mit dem einzigen Gesetz,<br />das Gedeihen verheißt.<br />
<br />
Es lebe Spanien,<br />das die Mutter der Nationen ist,<br />mit Gott, Vaterland und König<br />durch welche es zu herrschen wusste.<br />
<br />
Krieg den Meineidigen,<br />Verrätern und Freimaurern,<br />deren unreiner Atem<br />die Nation verdirbt.“<br />
|-<br />
|}<br />
Der Historiker Hugh Thomas illustriert die mit der carlistischen Weltanschauung in der Praxis verbundene Auffassung von Politik wie folgt: Als der Fraktionsvorsitzende der Carlisten in den Cortes, der Graf von Rodezno, 1931 gefragt wurde, wer im Falle einer Rückkehr des Königs wohl Ministerpräsident werden würde, soll er die folgende bezeichnende Antwort gegeben haben: „Sie oder einer von den Herren hier, es handelt sich doch nur um Sekretärsstellen … ich [selbst aber] bliebe beim König, und wir würden von der Jagd sprechen.“ Hugh Thomas zufolge „gehörte zum Kern der carlistischen Gesellschaftsauffassung … [d]ass die Politik auf der Jagd gemacht wird“.<ref>Hugh Thomas: Der Spanische Bürgerkrieg, S. 63</ref><br />
<br />
Der Einfluss dieser die spanische Geschichte durch mehr als ein Jahrhundert nachhaltig prägenden Bewegung auf das heutige Spanien war vielfältig. Der [[Basken|baskische]] Nationalismus hat carlistische Wurzeln. Carlisten gründeten ferner mit den „Sindicatos libres“ die ersten christlichen [[Gewerkschaft]]en Spaniens.<br />
<br />
=== Verhältnis von Kirche und Staat ===<br />
Das carlistische Verständnis und Staat und Gesellschaft basierte wesentlich auf ihren idealen Vorstellungen eines Verhältnisses zwischen Staat und Kirche, wie es im Spanien der Zeit vor der Aufklärung vorgeherrscht hatte. Die Kirche legitimierte seit jeher nicht nur die Königsherrschaft mit ihrem Gottesgnadentum, sondern war seit den Zeiten der [[Reyes Católicos]] in einem so heterogenen Staat wie Spanien die stärkste integrierende und stabilisierende Kraft und in dieser Eigenschaft als Stütze der bestehenden Ordnung von entscheidender Bedeutung. Auf politischem wie auf kulturellem Gebiet war die Kirche allgegenwärtig.<br />
Der Gipfel der spanischen Macht in Europa und der Welt fiel in diese Zeit der Symbiose von Thron und Altar. Im Zuge der Verklärung dieser Zeit nach dem Niedergang Spaniens um den Spanischen Erbfolgekrieg herum wurde ein Zusammenhang zwischen der alten Staatsverfassung und der vergangenen Herrlichkeit hergestellt, welchen der Carlismus aufgriff und sich zu eigen machte, weshalb er als eine Art [[Jesuiten]]tum für [[Laie (Religion)|Laien]] beschrieben worden ist.<ref name="Beevor.64">Beevor: ''Der Spanische Bürgerkrieg'', S. 64</ref><br />
<br />
Die mächtigste gesamtspanische Institution des alten Spaniens, die [[Inquisition]], war eine staatliche Institution und eine wesentliche Stütze der Macht der Kirche. Auch obgleich die Inquisition in den letzten vierzig Jahres ihres Bestehens keine [[Todesstrafe]] mehr verhängt hatte, war ihre politische Macht bis in die Zeiten der Regierung Ferdinands&nbsp;VII., der sie auf Druck Frankreichs abschaffte, noch immer enorm und reichte bis in den Hofstaat des Königs hinein. Ferner trauten es die Absolutisten alleine der Inquisition zu, mit der Freimaurerei fertig zu werden und den Liberalismus aus Spanien zu verbannen, und es verwundert nicht, dass noch bis in das 20. Jahrhundert eine der Hauptforderung der Carlisten die Wiedereinrichtung der Inquisition war, von der sie als von dem ''ehrwürdigsten, von Engeln vom Himmel auf die Erde gebrachten Tribunal'' sprachen.<br />
<br />
Im Wesentlichen machten vier Elemente die gesellschaftspolitischen Vorstellungen aus, auf welche die Carlisten hinaus- oder besser zurückwollten: religiöse Einheit des Volks, ein auf religiösen Glaubenssätzen aufgebautes staatliches und gesellschaftliches System, Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat und Freiheit der Kirche. Bezeichnenderweise verbanden die Carlisten bei ihren Zusammenkünften stets politische mit religiösen Elementen. Einer politischen Ansprache pflegte das Lesen einer Messe voranzugehen.<br />
<br />
Die carlistischen Vorstellungen vom Staatswesen waren dem [[Mittelalter]] entlehnt. Eine Trennung von Kirche und Staat war dort nicht vorgesehen. Zudem konnte die Religion keine Privatsache sein, denn die [[katholisch]]e [[Konfession]] und die [[christlich]]en Werte waren nach carlistischer Auffassung das Fundament der Gesellschaft. Um in diesem Sinne wirken zu können, wurde im Rückgriff auf das spanische Mittelalter die völlige konfessionelle Einigkeit des spanischen Volkes als erforderlich angesehen, was die Institution der Inquisition verbürgen sollte. Daher lehnte der Carlismus [[Religionsfreiheit]] strikt ab. Dass im Zuge der Debattierung des Entwurfs der Verfassung von 1869 die Carlisten in den Cortes im Streit um die Gewährung der Religionsfreiheit unterlagen, wird deswegen als einer der Gründe für den erneuten Griff zu den Waffen wenige Jahre später angesehen.<br />
<br />
Die Carlisten sahen die politische Entwicklung Europas im 19. Jahrhundert als die in eine europäische [[Revolution]] übergegangene Französische Revolution an, welche ihrer Ansicht nach in allen europäischen Ländern, einschließlich Spaniens, fortwährend im Sinne ihrer politischen Gegner, der Liberalen, am Werk war. Der Liberalismus galt als Quelle allen Übels der Moderne.<ref name="Beevor.64" /> In diesem Sinne äußerte sich der Prätendent Carlos (VII.) wie folgt: „Die spanische Revolution ist nur eines der Bataillone der großen kosmopolitischen Revolution. Wesentliches Merkmal der letzteren ist die vollständige Verneinung der Herrschaft Gottes über die Welt; ihr Ziel besteht in der völligen Zerstörung der Grundlagen, welche durch das Christentum hervorgebracht worden sind und auf welchen die menschliche Gesellschaft begründet ist.“&nbsp;<ref>Carlos (VII.): ''Manifest an die Spanier''; La Tour de Peilz, Schweiz, 8. Dezember 1870, vgl. [http://www.scalan.co.uk/Carlism.htm scalan.co.uk]</ref> Die Carlistenkriege sowie der Spanische Bürgerkrieg waren nicht nur politisch motiviert, sondern waren auch religiöse Kreuzzüge. So bezeichneten die Carlisten den Spanischen Bürgerkrieg offen als ''cruzada'' (Kreuzzug).<br />
<br />
== Symbole des Carlismus ==<br />
[[Datei:Croix carliste.svg|miniatur|hochkant|Modernes Symbol der Carlistenbewegung]][[Symbol]] der Carlisten ist ein rotes Burgundisches [[Andreaskreuz]] (''cruz de Borgoña'') auf weißem Grund. Das Burgundische Andreaskreuz stellt mehr oder weniger stilisiert zwei gekreuzte, nur roh zurechtgeschnittene Äste dar. Es erinnert an das Martyrium des Apostels Sankt Andreas. Auf einem weißen, aber gelegentlich auch blauem oder auch in anderen Farben gehaltenen Feld war es seit dem 15. Jahrhundert –&nbsp;als [[Philipp I. (Kastilien)|Philipp der Schöne]], ein Herzog von [[Burgund]], es als persönliches Zeichen verwendete&nbsp;– die spanische Kriegsflagge sowie Flagge [[Neuspanien]]s. Ursprünglich handelte es sich um ein burgundisches Emblem&nbsp;– Schutzheiliger der Herzoge von Burgund war [[Andreas (Apostel)|St. Andreas]]. In Verwendung war das Burgundische Andreaskreuz als Kriegsflagge bis 1843, als die 1785 eingeführte rotgelbrote Seekriegsflagge (die in ihren Grundzügen der heutigen Flagge Spanien entspricht) auch für den Krieg zu Land sowie als Staatsflagge verwendet wurde. Von 1843 an stand die carlistische Bewegung somit unter einer alten spanischen Flagge im Feld, was an das Phänomen der [[Schwarz-Weiß-Rot|schwarz-weiß-roten]] und [[Schwarz-Rot-Gold|schwarz-rot-goldenen]] Flaggen in Deutschland erinnert.<br />
<br />
Die carlistische Tracht besteht in roten Baskenmützen, von welchen eine goldene Kordel hängt (auf [[Baskische Sprache|baskisch]] ''txapelgorri'' genannt).<br />
<br />
Ihre [[Hymne]] ist die „[[Marcha de Oriamendi]]“, benannt nach einer Schlacht des Ersten Carlistenkriegs 1837.<br />
<br />
Der [[Wahlspruch]] der Carlistenbewegung lautet ''Dios, Patria, Fueros, Rey'' („Gott, Vaterland, alte Vorrechte, König“. Man vergleiche das Motto der christkonservativen baskischen Partei [[EAJ/PNV]]: ''Jainkoa eta Lege Zaharrak'' – „Gott und das alte Recht“). Der Wahlspruch des ''Partido Carlista'' allerdings lautet ''Libertad, Socialismo, Autogestión, Federalismo'' („Freiheit, Sozialismus, Selbstverwaltung, Föderalismus“).<br />
<br />
== Die carlistischen Prätendenten ==<br />
=== Erste carlistische Dynastie ===<br />
[[Datei:DonJuanIII.jpg|miniatur|hochkant|Juan (III.)]]<br />
<br />
* '''[[Carlos María Isidro de Borbón|Carlos (V.) Maria Isidro de Borbón y Borbón-Parma]]''' (* 29. März 1788 in [[Aranjuez]]; † 10. März 1855 in [[Triest]]). Begründer der '''ersten carlistischen Dynastie'''. Auch bekannt als Graf von Molina. Prätendent von 1833 bis 18. Mai 1845 ( [[Abdikation|Abdankung]]). Anführer der Bewegung im Ersten Carlistenkrieg, von seiner Kontrahentin, der Regentin María Cristina am 16. Oktober 1833 zum Rebellen erklärt.<br />
<br />
* '''[[Carlos Luis de Borbón|Carlos (VI.) Luis de Borbón y Braganza]]'''. Sohn des vorhergehenden Prätendenten (* 31. Januar 1818 in Madrid; † 13. Januar 1861 in Triest). Auch bekannt als Graf von Montemolín. Prätendent von 1845 bis 1860. Abdankung in Konsequenz seiner Gefangennahme durch Isabellas Truppen in Tortosa.<br />
<br />
* '''[[Juan Carlos de Borbón|Juan (III.) Carlos de Borbón y Braganza]]'''. Bruder des vorhergehenden Prätendenten (* 15. Mai 1822 in Aranjuez; † 21. November 1887 in [[Brighton]]). Auch bekannt als Graf von Montizon. Prätendent von 1860 bis 1868. Wegen seiner Neigung zum Liberalismus zur [[Abdikation]] gezwungen, da ihm nach Ansicht der Carlisten keine „Legitimität durch Taten“ (nicht nur durch Abstammung) zustand. 1883 wurde er Haupt der königlichen Familie der [[Capet]]s und konnte damit den französischen Thron beanspruchen.<br />
<br />
* '''[[Carlos María de los Dolores de Borbón|Carlos (VII.) María de los Dolores de Borbón y Austria-Este]]'''. Sohn des vorhergehenden Prätendenten (* 30. März 1848 in [[Ljubljana|Laibach]]; † 18. Juli 1909 in [[Varese]]). Auch bekannt als Herzog von Madrid. Prätendent vom 3. Oktober 1868 bis 1909, 1873 im Santuario de [[Loyola]] zum spanischen König gesalbt. Anführer der Bewegung während des Dritten Carlistenkrieges. Großvater des späteren Prätendenten Erzherzog Karl Pius von Habsburg-Lothringen-Toskana.<br />
<br />
* '''[[Jaime de Borbón III.|Jaime (III.) de Borbón y Borbón]]'''. Sohn des vorhergehenden Prätendenten (* 27. Juni 1870 in [[Vevey]]; † 9. Oktober 1931 in Paris). Auch bekannt als Herzog von Madrid. Prätendent von 1909 bis 1931.<br />
<br />
* '''[[Alfonso Carlos de Borbón|Alfonso Carlos (I.) de Borbón y Austria-Este]]'''. Onkel des vorhergehenden Prätendenten, Bruder Carlos’ (VII.) (* 12. September 1849 in [[London]]; † 29. September 1936 in [[Wien]] durch einen Verkehrsunfall). Auch bekannt als Herzog von San Jaime. Prätendent von 1931 bis 1936. Letzter männlicher Thronerbe der carlistischen Linie.<br />
<br />
Mit Alfonso Carlos erlosch die erste carlistische Dynastie. Ein Enkel Carlos’ (VII.) trat jedoch zwischen 1943 und 1953 als „Carlos (VIII.)“ auf. Der [[Habsburger]] [[Erzherzog]] '''[[Karl Pius von Habsburg-Lothringen-Toskana]]''' (Carlos de Habsburgo-Lorena y Borbón), ein Abkömmling des Kaisers [[Leopold II. (HRR)|Leopold&nbsp;II.]] väterlicherseits und Enkel Carlos’ (VII.) mütterlicherseits, beanspruchte als legitimer Thronanwärter der Ersten Carlistischen Dynastie gemäß der „lex salica“ als Prätendent die Führerschaft der Bewegung, unterstützt von einer Gruppe sogenannter „carlo-octavistas“.<br />
<br />
=== Zweite carlistische Dynastie ===<br />
Von 1936 bis 1952 gab es keinen offiziellen Prätendenten der carlistischen Bewegung. Als Regent diente in dieser Zeit Francisco Javier de Borbón-Parma.<br />
<br />
Die Borbón-Parma sind ein Zweig der Familie, der sich vom Stammhaus bereits im 18. Jahrhundert unter [[Philipp V. (Spanien)|Philipp&nbsp;V.]] getrennt hat. Letzter gemeinsamer Vorfahr der Stammlinie, der ersten carlistischen Dynastie und der Borbón-Parma war Philipp&nbsp;I. Herzog von Parma, dessen Tochter [[Maria Luise von Bourbon-Parma|María Luisa]] als Ehefrau [[Karl IV. (Spanien)|Carlos’ IV.]] Mutter sowohl [[Ferdinand VII. (Spanien)|Ferdinands&nbsp;VII.]] als auch des Prätendenten Carlos (V.) war. Abgesehen davon war die Ehefrau Carlos (VII.) eine Borbón-Parma und somit Mutter Jaimes (III.).<br />
<br />
Am 30. Mai 1952 erhob Francisco Javier selbst Anspruch auf den Thron und begründete so die '''zweite carlistische Dynastie''':<br />
<br />
* '''[[Franz Xavier von Bourbon-Parma|Javier (I.) de Borbón-Parma y Braganza]]''', mit vollem Namen Francisco Javier, * 25. Mai 1889, † 7. Mai 1977, Prätendent von 1952–1975 (Abdankung). Seit dem Jahr 1964 Träger des Titels des Grafen von Molina.<br />
<br />
* '''[[Carlos Hugo von Bourbon-Parma|Carlos-Hugo (I.) de Borbón-Parma y Borbón]]''', * 8. April 1930 in Paris, † 18. August 2010 in Barcelona, Sohn Francisco Javiers, Prätendent seit 1975. Er führt auch den Titel eines Herzogs von Madrid.<br />
<br />
Als Gegenprätendent der traditionalistischen Richtung der carlistischen Bewegung ist aufgestellt<br />
* '''[[Sixto von Bourbon-Parma|Sixto Enrique (V.)de Borbón-Parma y Borbón]]''', Gegenprätendent seit 1977. * 22. Juli 1940 in [[Pau]]. Auch bekannt als Herzog von Aranjuez.<br />
<br />
=== Weitere Prätendenten ===<br />
Die Legitimität der Zweiten Carlistischen Dynastie war vor allem in ihren ersten Jahren nicht unumstritten. Obgleich die große Mehrheit der Carlisten Javier (I.) zunächst als Regenten und sodann als König anerkannte, akzeptierte eine Anzahl Carlisten ihn nicht als legitimen Prätendenten und wandte sich darum Personen aus der Hauptlinie der spanischen Bourbonen sowie einem Abkömmling Carlos’ (VII.) zu. Daneben gab es Carlisten, die weder die Zweite Carlistische Dynastie noch einen der nachfolgenden Prätendenten anerkannten.<br />
<br />
* 1958 erkannte eine zahlenmäßig starke Gruppe von Carlisten '''[[Juan de Borbón y Battenberg]]''', Graf von Barcelona, Vater des derzeitigen spanischen Königs [[Juan Carlos I.|Juan Carlos]], als Oberhaupt an.<br />
* 1960 proklamierte eine zahlenmäßig starke Fraktion auf dem Montejurra den ältesten Sohn Alfonsos&nbsp;XIII. '''[[Jaime de Borbón IV.|Jaime (IV.)]]''' als Prätendenten,<ref>{{Der Spiegel|ID=46173473|Titel=Carlisten-Thronfolge|Jahr=1964|Nr=20}}</ref> welcher eigentlich wegen seiner Taubstummheit die Rechte auf den spanischen Thron an seinen jüngeren Bruder Juan, den Grafen von Barcelona, abgetreten hatte. Demnach wären sein Sohn [[Alfons Jaime de Borbón]] und gegenwärtig sein Enkel [[Louis Alphonse de Bourbon]] als carlistische Prätendenten anzusehen, allerdings haben sie nie einen solchen Anspruch erhoben.<br />
* '''[[Karl Pius von Österreich-Toskana|Carlos (VIII.)]]''', ein Enkel Carlos’ (VII.), beanspruchte die Führung der carlistischen Bewegung von 1943–1953; siehe bereits oben zur Ersten Carlistischen Dynastie. Prätendent der ''Carlo-Octavistas'' ist gegenwärtig sein Urenkel [[Dominic von Habsburg]] als Domingo (I.), allerdings wird infolge vorangegangener nichtebenbürtiger Heiraten seine Eignung als Prätendent bestritten.<ref>[http://www.maineworldnewsservice.com/caltrap/nonexist.htm maineworldnewsservice.com]</ref><br />
<br />
=== Triest – Sitz und Grablege der carlistischen Prätendenten ===<br />
<br />
Ihren „Hof“ hielten die carlistischen Prätendenten bis 1874 in [[Triest]]. Die Wahl Carlos’ (V.) fiel im Jahr 1847 auf diese Stadt, weil die Herzogin von Berry, die Schwester der Ehefrau Carlos’ (V.), ein Gebäude in der Via Lazzaretto Vecchio Nr.&nbsp;9 besaß, dessen ersten Stock sie selbst bewohnte. Den zweiten Stock des Gebäudes überließ sie Carlos (V.). 1874 starb die Prinzessin von Beira, Carlos’ (V.) zweite Ehefrau, was dazu führte, dass Triest als Sitz der Prätendenten aufgegeben wurde.<br />
<br />
[[Datei:Triestecathedral.jpg|miniatur|Kathedrale von San Giusto zu Triest]]Die Grablege der carlistischen Prätendenten ist die [[Kathedrale San Giusto]] zu Triest, die deshalb auch der „carlistische [[Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial|Escorial]]“ genannt wird. Hier sind die Prätendenten '''Carlos (V.), (VI.)''' und '''(VII.)''' und '''Juan (III.)''' beigesetzt, sowie<br />
<br />
* die beiden Ehefrauen Carlos’ (V.) – María Francisca de Asís y de Borbón (1800–1816) und die seit 1838 mit Carlos vermählte María Teresa de Braganza y de Borbón, Prinzessin von Beira (1793–1874),<br />
* die Ehefrau Carlos’ (VI.) – María Carolina de Borbón-Dos Sicílias (1820–1861),<br />
* der Infant Fernando de Borbón y de Braganza (1824–1861), Sohn Carlos’ (V.),<br />
* Francisco José Carlos de Habsburgo y de Borbón (1905–1975), Enkel Carlos’ (VII.).<br />
<br />
In Parzelle Nr.&nbsp;111 des Friedhofs von Santa Anna zu Triest liegen darüber hinaus 24&nbsp;Mitglieder des carlistischen Hofgefolges. Diese Parzelle wurde 1868 von der Prinzessin von Beira angekauft; dem Grabstein sind die folgenden Worte zu entnehmen: ''Seguito dell’Augusta Signora Maria Teresa di Borbone, Contessa de Molina''.<br />
<br />
Die anderen Prätendenten wurden an anderen Orten bestattet:<br />
<br />
* '''Jaime (III.)''', seine Mutter und Ehefrau Carlos’ (VII.), Margherita di Borbone-Parma, sowie Blanca de Borbón y Borbón-Parma, die Tochter Carlos’ (VII.) und Mutter Carlos’ (VIII.), in [[Viareggio]] (Italien),<br />
* '''Alfonso Carlos''' und seine Frau, [[María de las Nieves de Braganza]], im [[Schloss Puchheim]] (Österreich).<br />
* '''Carlos (VIII.)''' fand seine letzte Ruhestätte im [[Monestir de Santa Maria de Poblet]] (Spanien).<br />
* '''Juan de Borbón y Battenberg''', der sich allerdings nicht als Anführer der carlistischen Bewegung verstand, wurde im Escorial beigesetzt, ebenso sein Bruder '''Jaime'''.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
{{Commonscat|Carlism|Carlismus}}<br />
{{Commons|Primera Guerra Carlista. España|Ikonografie: Der Erste Carlistenkrieg}}<br />
{{Wikisource|es:Categoría:Constituciones de España|Spanische Verfassungen von 1808 bis 1978 (span.)}}<br />
* [[Geschichte Spaniens]]<br />
<br />
* [[Jakobiten]] – eine dem Carlismus ähnliche Erscheinung in England<br />
* [[Miguelistenkrieg]] – der portugiesische Konflikt zwischen Absolutismus und Liberalismus<br />
* [[Monarchisten]]<br />
* [[Spanische Revolution (1820)]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Edward Bell Stephens<!--(um 1837?)-->: [http://books.google.com/books?id=X-MFAAAAQAAJ&printsec=frontcover&hl=de ''The Basque provinces, their political state, scenery, and inhabitants, with adventures amongst the Carlists and Christinos.''] London 1837 (engl.) <!-- SEITEN GELÖSCHT ''eine Ablichtung der vier Seiten des Vorworts:'' [[:en:File:IMG0044.JPG|Seite 1]], [[:en:File:IMG0045.JPG|Seite 2]] [[:en:File:IMG0046.JPG|Seite 3]] [[:en:File:IMG0047.JPG|Seite 4]] --><br />
* Karl May: [http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/erzaehl/hist/gitano/gitano.htm ''Der Gitano. Ein Abenteuer unter den Carlisten.''] In: ''Gesammelte Werke.'' Bd 48. ''Das Zauberwasser und andere Erzählungen''. Karl-May-Verlag, Bamberg/Radebeul 2000. ISBN 3-7802-0048-1 (Belletristik)<br />
* [[Ramón del Valle-Inclán]]: ''Der Karlistenkrieg''. Romantrilogie. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1991. ISBN 3-596-10699-0 (handelt vom Dritten Carlistenkrieg)<br />
* Martin Blinkhorn: ''Carlism and crisis in Spain 1931-1939.'' Univ. Press, Cambridge 1975.<br />
<!--''Leider ist dem Autor kein in deutscher Sprache verfasstes Sachbuch bekannt, welches sich explizit mit dem Carlismus und den Carlistenkriegen auseinandersetzt.--><br />
''Die folgenden Bücher befassen sich mit der spanischen Geschichte des 19. und 20 Jahrhunderts und behandeln in diesem Zusammenhang die Carlistenkriege und/oder den Carlismus mit unterschiedlicher Ausführlichkeit:''<br />
* [[Antony Beevor]]: ''Der Spanische Bürgerkrieg.'' C. Bertelsmann, München 2006, ISBN 3-570-00924-6.<br />
* Gerald Brenan: ''Die Geschichte Spaniens. Über die sozialen und politischen Hintergründe des Spanischen Bürgerkrieges.'' Karin Kramer, Berlin 1978, ISBN 3-87956-034-X.<br />
* [[Walther L. Bernecker]], Horst Pietschmann: ''Geschichte Spaniens.'' Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-016188-1.<br />
* Walther L. Bernecker: ''Sozialgeschichte Spaniens im 19. und 20. Jahrhundert.'' Edition Suhrkamp. Bd 1540. Suhrkamp, Frankfurt M 1989, ISBN 3-518-11540-5.<br />
* Walther L. Bernecker, Hans-Jürgen Fuchs, Bert Hoffmann u.&nbsp;a.: ''Spanien-Lexikon.'' C.H.Beck, München 1990, ISBN 3-406-34724-X.<br />
* [[Salvador de Madariaga]]: ''Spanien.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01925-8.<br />
* Dr. Franz Metzger (Hrsg.): [http://www.g-geschichte.de/ ''Geschichte mit Pfiff''.] 7/92: ''Abstieg einer Weltmacht. Spanien 1700–1900''<br />
* Hugh Thomas: ''Der Spanische Bürgerkrieg.'' Büchergilde Gutenberg. Ullstein, Berlin 1964. (Standardwerk zum Spanischen Bürgerkrieg<!--, leider vergriffen -> ist die überwiegende Mehrheit aller Bücher.-->)<br />
* [http://www.borbon-parma.net/Publicaciones/publicaciones.htm Bibliografie des Carlismus aus linker Sicht] (Partido Carlista; span.)<br />
* [http://web.archive.org/web/20050727094253/http://www.geocities.com/Athens/Forum/7958/anio97/numero1/biblcarlista.htm Bibliografie des Carlismus aus traditionalistischer Sicht] (span.)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
; Links zur Geschichte des Carlismus:<br />
* [http://avant.webcindario.com/documentoshistoricos.indice.html Historische Dokumente zur Geschichte des Carlismus] (span.)<br />
* [http://web.archive.org/web/20071007084810/http://www.indexnet.santillana.es/rcs/_archivos/Recursos/geografiahistoria/his01.pdf Eine Übersichtskarte zum Ersten Carlistenkrieg] (PDF; span.), [http://web.archive.org/web/20070912173248/http://www.sabuco.com/historia/atlas+hespa%C3%B1a.htm weitere Karten zu den Carlistenkriegen], [http://avant.webcindario.com/historia.uniformesvalenciaprimeraguerra.html historische Uniformen der valencianischen Regimenter im Ersten Carlistenkrieg]<br />
* [http://www.libreriasangiorgio.it/carlisti.htm Bildergalerie zum Carlismus mit historischen Bildern] (ital.)<br />
* Spanischer Bürgerkrieg: [http://www.requetes.com/iconos.html Galerie carlistischer Plakate und Gemälde], [http://www.requetes.com/uniformes.html Uniformen und Abzeichen der Requetés] und zwei Fotoalben: [http://www.requetes.com/album.html requetes.com], [http://www.requetes.com/album2.html requetes.com]<br />
* [http://www.scalan.co.uk/Carlism.htm Ausführliche Abhandlung zu den staatsrechtlichen und religiösen Vorstellungen und Zielen des Carlismus] (engl.)<br />
* [http://www.kriegsreisende.de/imperialismus/karlistenkrieg.htm Die Carlisten und die Fremdenlegion]<br />
; Carlismus heute:<br />
* [http://www.partidocarlista.com/ Homepage des Partido Carlista – linker Flügel der Bewegung] (span.), des [http://www.eka-partidocarlista.com/ Partido Carlista de Euskal Herria], und eine [http://personales.jet.es/politica21/expoPSP2.htm Sammlung von Aufklebern]<br />
* [http://www.ctcarlista.org/ Homepage der CTC – traditionalistischer Flügel] (span.), [http://web.archive.org/web/20041023095407/http://www.geocities.com/faroagencia/documentosdonsixtoenrique.html Erklärungen und Manifeste Sixto Enriques] (span.), ein [http://es.oocities.com/comunion_tradicionalista/manifiestoaleman.html Manifest Sixto Enriques aus dem Jahr 2001] (deutsch)<br />
* [http://www.borbon-parma.net/ Homepage der Familie Bourbon-Parma] (span.), ihr [http://www.borbon-parma.net/Genealogico/Carlistas.pdf Stammbaum] (PDF), zu ihrer [http://www.chivalricorders.org/royalty/bourbon/parma/brbprmgn.htm Genealogie] (engl.) und den [http://www.chivalricorders.org/royalty/bourbon/parma/parmcarlism.htm dynastischen Verwicklungen nach 1945] (engl.)<br />
* [http://www.carlismo.es/ Homepage der CT, einer weiteren traditionalistischen Gruppe]<br />
* [http://www.network54.com/Forum/227690/message/1069068701/Comuni%F3n+Carloctavista+y+C%EDrculo+Carlos+VIII Inoffizielle Homepage der Carlo-Octavistas]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Exzellent|13. April 2005|5314093}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4444808-9}}<br />
<br />
[[Kategorie:Monarchistische Partei]]<br />
[[Kategorie:Spanische Partei]]<br />
[[Kategorie:Spanische Geschichte]]<br />
[[Kategorie:Spanischer Bürgerkrieg]]<br />
[[Kategorie:Spanische Militärgeschichte]]<br />
[[Kategorie:Baskenland]]<br />
[[Kategorie:Haus Bourbon-Anjou|!Carlismus]]<br />
[[Kategorie:Historische Partei (Spanien)]]<br />
[[Kategorie:Carlistischer Thronprätendent|!]]<br />
<br />
[[ar:كارلية]]<br />
[[ca:Carlisme]]<br />
[[cs:Karlismus]]<br />
[[en:Carlism]]<br />
[[eo:Karlismo]]<br />
[[es:Carlismo]]<br />
[[eu:Karlismo]]<br />
[[fi:Karlismi]]<br />
[[fr:Carlisme]]<br />
[[gl:Carlismo]]<br />
[[it:Carlismo]]<br />
[[ka:კარლისტები]]<br />
[[la:Carlismus]]<br />
[[nl:Carlisme]]<br />
[[no:Karlisme]]<br />
[[oc:Carlisme]]<br />
[[pl:Karlizm]]<br />
[[pt:Carlismo]]<br />
[[ru:Карлисты]]<br />
[[sv:Carlism]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Irene_von_Oranien-Nassau&diff=113550127Irene von Oranien-Nassau2013-01-29T14:54:31Z<p>132.195.106.57: falsches Wort: die Schwester war nie mit Carlos Hugo verheiratet!</p>
<hr />
<div>[[Datei:Juliana as a grandmother.jpg|miniatur|Prinzessin Irene mit ihrer Mutter Königin Juliana bei der Taufe von Prinz Carlos am 10. Februar 1970]]<br />
<br />
'''Irene Emma Elisabeth''' (* [[5. August]] [[1939]] im [[Palais Soestdijk]]), Prinzessin der Niederlande, Prinzessin von [[Oranien|Oranien-Nassau]], Prinzessin zur [[Lippe-Biesterfeld]], ist eine von drei Schwestern der [[Beatrix (Niederlande)|Königin Beatrix]] der [[Niederlande]]. Inzwischen nennt sie sich ''Irene van Lippe-Biesterfeld''.<br />
<br />
Sie ist die zweitälteste Tochter von Königin [[Juliana (Niederlande)|Juliana]] und ihrem Ehemann [[Bernhard zur Lippe-Biesterfeld|Prinz Bernhard]].<br />
<br />
Durch ihre Hochzeit mit dem [[Carlismus|carlistischen]] Prätendenten Prinz [[Carlos Hugo von Bourbon-Parma]] im Jahr 1964 ohne die Zustimmung des Parlaments verlor sie offiziell die Zugehörigkeit zum [[Niederländisches Königshaus|Königshaus]] und infolge ihres Übertritts zum Katholizismus das Thronfolgerecht. 1981 wurde die Ehe wieder geschieden. Irenes jüngere Schwester [[Christina von Oranien-Nassau|Christina]] verlor aus ähnlichen Gründen ihre Zugehörigkeit zum Königshaus. Außer Beatrix gehört von ihren Schwestern offiziell nur noch ihre Schwester [[Margriet von Oranien-Nassau|Margriet]] zum niederländischen Königshaus.<br />
<br />
Sie ist Mitglied im [[Club of Budapest]], einer weltweiten Vereinigung zur Förderung einer Kultur globaler Verantwortung.<br />
<br />
== Familie ==<br />
Prinzessin Irene und Prinz Carlos Hugo haben vier Kinder:<br />
#Prinz Carlos Javier Bernardo (* 1970). Er hat mit Brigitte Klynstra (1959–2010) einen Sohn namens Carlos Hugo Roderik Sybren Klynstra (*&nbsp;1997). 2010 heiratete Prinz Carlos in [[Wijk bij Duurstede]] Annemarie Gualthérie van Weezel (* 1977),<ref>[http://www.theroyalforums.com/forums/f207/carlos-duke-of-parma-and-annemarie-gualth-rie-van-weezel-june-and-nov-2010-a-27884.html ''Carlos, Duke of Parma & Annemarie Gualthérie van Weezel, June & Nov 2010'']</ref> mit ihr hat er eine Tochter Luisa Irene Constance Anna Maria (* 10. Mai 2012 in Den Haag).<br />
#Prinzessin Margarita Maria Beatrix (* 1972). Sie war von 2001 bis 2006 mit Edwin de Roy van Zuydewijn verheiratet. Im Mai 2008 heiratete sie den niederländischen Juristen Tjalling ten Cate. Aus ihrer zweiten Ehe hat sie zwei Töchter. Während der Ehe mit Edwin de Roy van Zuydewijn kam es zu einem vorübergehenden Bruch mit der königlichen Familie: 2003 hatte Margarita der Königin öffentlich vorgeworfen, sie habe sie und ihren Ehemann überwachen lassen. Tatsächlich wurde der Vorwurf insoweit bestätigt, dass sein finanzieller Hintergrund geprüft worden war, obwohl dies nur bei neuen Mitgliedern des ''Königshauses'', nicht der weiter gefassten ''Königlichen Familie'' üblich ist. Dabei hatte die Königin den entsprechenden Beamten den Befehl am Innenminister vorbei geben lassen.<br />
#Prinz Jaime Bernardo (* 1972)<br />
#Prinzessin Maria Carolina Christina (* 1974).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.bergplaas.com/ Bergplaas Naturreservat in Südafrika, das von Irene van Lippe-Biesterfeld gegründet wurde].<br />
* [http://www.clubofbudapest.org/p-amb-lippebiesterfeld.php Biografie mit Foto auf der Website des Club of Budapest]. (englisch)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=|LCCN=no/2006/50833|VIAF=3199347|GNDName=115405135|GNDCheck=2012-08-22}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Oraniennassau, Irene Von}}<br />
[[Kategorie:Niederländisches Königshaus]]<br />
[[Kategorie:Haus Lippe-Biesterfeld|Irene]]<br />
[[Kategorie:Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich]]<br />
[[Kategorie:Niederländer]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1939]]<br />
[[Kategorie:Frau]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Oranien-Nassau, Irene von<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Oranien-Nassau, Irene Emma Elisabeth von; Lippe-Biesterfeld, Irene van<br />
|KURZBESCHREIBUNG=niederländische Adelige, Schwester von Königin Beatrix der Niederlande<br />
|GEBURTSDATUM=5. August 1939<br />
|GEBURTSORT=[[Soestdijk Palast]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}<br />
<br />
[[ca:Irene dels Països Baixos]]<br />
[[da:Irene van Lippe-Biesterfeld]]<br />
[[en:Princess Irene of the Netherlands]]<br />
[[fr:Irene des Pays-Bas]]<br />
[[it:Irene di Orange-Nassau]]<br />
[[nl:Irene van Lippe-Biesterfeld]]<br />
[[pl:Irena (księżniczka holenderska)]]<br />
[[pt:Irene dos Países Baixos]]<br />
[[ro:Prințesa Irene a Olandei]]<br />
[[sv:Prinsessan Irene av Nederländerna]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rambler_(Automarke)&diff=109697644Rambler (Automarke)2012-10-24T15:05:06Z<p>132.195.106.57: /* Weblinks */ Orthographie</p>
<hr />
<div>[[Datei:Emblem Rambler.JPG|miniatur|Emblem]]<br />
[[Datei:Rambler 1903.JPG|miniatur|Rambler von 1903]]<br />
[[Datei:Rambler 1904.JPG|miniatur|Rambler von 1904]]<br />
[[Datei:Rambler1908.jpg|miniatur|Rambler-Werbung von 1908]]<br />
[[Datei:1913 Rambler 5-passenger Touring.JPG|miniatur|Rambler Tourer 5 Sitze (1913)]]<br />
'''Rambler''' ([[Englische Sprache|engl.]] für ''Wanderer'') war eine [[Automarke]], die von der [[Thomas B. Jeffery Company]] von 1897 bis 1914 genutzt wurde. Der Nachfolger, [[Nash Motors]], nutzte sie ab 1950, und deren Nachfolger, die [[American Motors Corporation]], von 1954 bis 1969.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== 1897–1914 ===<br />
Zum ersten Mal wurde der Name Rambler für ein US-amerikanisches Automobil im Jahre 1897 genutzt, als die Thomas B. Jeffery Company in [[Chicago]], [[Illinois]], Hersteller des ''Rambler Fahrrades'', den ersten [[Prototyp (Technik)|Prototypen]] eines Automobils baute. Nach positiven Reaktionen auf der Chicago International Exhibition & Tournament 1899 und der ersten National Automobile Show in [[New York City]] entschloss sich Jeffery 1900, ins Automobilgeschäft einzusteigen. Im selben Jahr kaufte er die alte Sterling Bicycle Co. in [[Kenosha]], [[Wisconsin]], und baute dort seine Fabrik auf.<br />
<br />
Jeffery begann mit der Serienfertigung von Automobilen im Jahre 1902, und am Jahresende hatte er bereits 1500 Autos hergestellt, 1/6 aller damals in den Vereinigten Staaten existierenden Automobile. Die Thomas B. Jeffery Company war damals der zweitgrößte [[Automobilhersteller]] (nach [[Oldsmobile]]). <br />
<br />
Rambler experimentierte mit solch frühen technischen Neuerungen wie einem Lenkrad (üblich waren damals Lenkstöcke), aber man entschloss sich, dass dies für das damalige Publikum zu fortschrittlich sei, und so wurde der erste Rambler mit Lenkstock ausgeliefert. Rambler hatte viele neue Ausstattungsdetails und war auch der erste Wagen, der mit einem Reserverad (Felge + Reifen) herausgebracht wurde. Dies bedeutete, dass der Fahrer eines Rambler bei einer der damals allzu häufigen Reifenpannen einfach das Rad mit dem platten Reifen gegen das Reserverad austauschen konnte. Früher war es in einem solchen Falle notwendig, das Rad vom Auto abzumontieren, den defekten Reifen abzuziehen, den Schlauch zu reparieren, den Reifen wieder aufzuziehen, ihn aufzupumpen und das Rad wieder an des Auto zu schrauben. Austauschbare Räder und Reserveräder machten das Reisen auf den primitiven Straßen, die mit Hufnägeln übersät waren, wesentlich einfacher. Der durchstochene Reifen konnte dann nach Beendigung der Reise in Ruhe zu Hause repariert werden.<br />
<br />
1914 ersetzte [[Charles Jeffery]], der Sohn des Firmengründers [[Thomas B. Jeffery]], den Markennamen Rambler zu Ehren seines verstorbenen Vaters durch den Namen Jeffery. 1916 wurde die Thomas B. Jeffery Company von [[Charles W. Nash]] aufgekauft und wurde 1917 zu [[Nash Motors]]. Den Markennamen Jeffery ließ man beim Kauf fallen und die Herstellung von Automobilen unter dem Markennamen Nash begann. 1937 wurde der Konzern durch Zukauf der Kelvinator Corporation zur Nash-Kelvinator Corporation.<br />
<br />
=== 1950–1957 ===<br />
[[Bild:Rambler American 1st-generation blue sedan.jpg|thumb|Der [[Nash Rambler]] diente als Plattform für die erste Generation der 2-türigen Rambler American-Limousine]]<br />
Unter der Leitung von Charles Nashs Nachfolger [[George Walter Mason|George Mason]] begann die Nash-Kelvinator Corporation mit der Entwicklung eines kleinen Autos, das billig für den Nachkriegsmarkt hergestellt werden konnte.<br />
<br />
Jedoch begrenzte die Stahlknappheit die Menge an Rohstoffen, die Nash bekommen konnte. So veränderte Mason den Kompaktwagen – jetzt als ''Rambler'' bezeichnet – in eine zweitürige Cabriolimousine, die serienmäßig mit vielen Details ausgestattet wurde, die typischerweise als Sonderausstattung geordert wurden. So maximierte er den Gewinn der Firma. Bei der Einführung dieses Modells wurde der Rambler sofort zu einem Verkaufserfolg für Nash. Als die Stahlknappheit, die durch den [[Koreakrieg]] verursacht war, nachließ, erweiterte man die Rambler-Modellreihe um eine 4-türige Limousine und einen Kombi, die beide genauso erfolgreich wie die 2-türigen Cabriolimousinen wurden.<br />
<br />
Die erste Generation der [[Nash Rambler]] trugen das modifizierte Styling des [[Nash Airflyte]], der unter anderem abgedeckte Vorderräder hatte. Dieses Konstruktionsdetail verringerte zwar den [[Luftwiderstand]] des Autos, begrenzte aber den Einschlagwinkel der Vorderräder, was zu einem größeren Wendekreis führte. Bis 1955 wurden die Rambler so gebaut, dann verzichtete man im Rahmen eines [[Modellpflege|Facelifts]] auf die Abdeckungen der Vorderräder.<br />
<br />
1954 wurde die [[American Motors Corporation]] (AMC) durch eine Fusion von Nash-Kelvinator mit der [[Hudson Motor Car Co.]] gegründet Anschließend wurden die Rambler unter der Marke Nash und der Marke Hudson verkauft, unterschieden sich aber äußerlich nicht. Die Markennamen Nash und Hudson wurden bis 1957 beibehalten, dann wurden alle AMC-Wagen zu Ramblers, mit Ausnahme des importierten [[Nash Metropolitan|Metropolitan]] 1958–1962.<br />
<br />
=== 1958–1969 ===<br />
[[Bild:1958 Rambler sedan pink and white NJ.jpg|thumb|Rambler Limousine (1958)]]<br />
Am Anfang der 1960er-Jahre entschloss sich ''[[George W. Romney]]'' (Nachfolger von Mason), die Rambler-Baureihe weiter zu differenzieren: 1962 wurde der [[Nash Ambassador|Ambassador]] als bestausgestattetes Modell offiziell hinzugefügt (Vorher wurde er als „Ambassador by Rambler“ vermarktet) und die früheren ''Rambler Six'' und ''Rambler Rebel V8'' wurden zum ''Rambler Classic''.<br />
<br />
Romney brachte auch seinen Plan ins Spiel, die Produktionskosten zu senken, was mehr Gleichteile für die Ambassador- und Classic-Modelle bedingte. Ab 1962 teilten sich alle großen Rambler das gleiche Fahrgestell und die gleiche Karosserie; nur Ausstattungsdetails unterschieden den Classic und den Ambassador. Sogar viele Tiefziehteile hatten die 1963er-Ambassador/Classic-Modelle und 1964er-American-Modelle gemeinsam.<br />
<br />
1963 bekam die Rambler-Modellreihe den Preis „Motor Trend of the Year“ (Automobiltrend des Jahres) zugesprochen. Romneys Abschied (er wurde Gouverneur von [[Michigan]]) öffnete die Türe für seinen Nachfolger, ''Roy Abernethy'', der die Firma zurück in den Konkurrenzkampf mit den „Großen Drei“ ([[General Motors]], [[Ford]] und [[Chrysler]]) mit vielen Fahrgestellen und Karosserien brachte.<br />
<br />
Eine seiner ersten Maßnahmen war der Entwurf der 1965er-Rambler-Baureihe, bei der sich der Classic deutlich vom Ambassador unterschied, obwohl sie noch viele Teile gemeinsam hatten. Zusätzlich stellte AMC den [[AMC Marlin|Marlin]] her, ein Hardtop-Coupé, das AMC einen Fuß in die Tür des Marktes für sportliche Fastbacks stellen ließ.<br />
<br />
Unterstützt durch Marketingberichte präsentierte Abernethy als nächsten Schritt das Argument der AMC-Eigentümerversammlung, dass der Rambler über die Jahre nicht nur ein unverdauliches Image erlangt hatte, das sich als Verkaufshindernis erwies, sonders dass die Verbraucher diesen Namen auch noch mit Kompaktwagen gleichsetzten. American Motors begann daraufhin ab 1966, den Namen Rambler zugunsten der Bezeichnung AMC aussterben zu lassen, da die Firma ein Hersteller von Autos verschiedener Größe werden wollte. Dies stellte sich nachträglich als Fehler heraus. Die Rückkehr zum Markennamen Rambler und die Assoziation der Kunden mit wirtschaftlichen Kompaktwagen hätte AMC in den 1970er-Jahren nützen können.<br />
<br />
1968 war der einzige Wagen, der bei AMC den Namen Rambler trug, der kompakte ''Rambler American'', und während des letzten Produktionsjahres 1969 trug er nur den Namen Rambler.<br />
<br />
=== 1970–1983 ===<br />
Die Marke Rambler wurde in verschiedenen internationalen Märkten fortgeführt: So wurden z.B, die von der [[Australian Motor Industries]] (AMI) aus [[Completely Knocked Down|CKD]]-Kits zusammengebauten [[AMC Hornet]] und [[AMC Matador]] bis 1978 als Rambler verkauft. Zuletzt wurde dieser Markenname von [[Vehículos Automotores Mexicanos S.A.]] (VAM) in [[Mexiko]] genutzt.<br />
<br />
In [[Argentinien]] wurde aus dem ''Rambler American'' 1967 der ''IKA Torino''. Daraus wurde später der ''[[Renault]] Torino'', der bis 1980 angeboten wurde.<br />
<br />
== Popkultur ==<br />
Der Rambler wurde auch in Musik, Fernsehen und Filmen erwähnt. Hier ein paar Beispiele:<br />
* Ein schwarz-roter Rambler 38HP Four, Modell 73-4CC ''Cross Country'' Touring von 1912 spielte im Kinofilm ''[[Titanic (1997)]]'' mit; er ist vor der Abfahrt des Schiffs auf dem Pier zu sehen.<br />
* [[Lois Lane]] fuhr einen Rambler Custom Landau (Cabriolet) von 1951 in der Fernsehserie [[Superman]] 1953.<br />
* Der kleine Wagen ist Thema des Liedes „Beep, Beep (The Little Nash Rambler)“ von [[The Playmates]].<br />
* Ein Rambler tauchte in Episode 9 der 2. Serie von [[Prison Break]] auf.<br />
* Fred aus dem Film [[Cars (Film)|Cars]] erscheint in einem Rambler.<br />
* Ein Rambler Hardtop-Coupé von 1958 taucht im Musikvideo „She Bop“ von [[Cyndi Lauper]] auf.<br />
* Ein Rambler Super von 1959 erscheint in Episode 7 der 2. Serie von [[Die Sopranos]].<br />
* In ‘’3rd Rock from the Sun’’ gehört den Solomons ein Rambler Cabriolet von 1962.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commonscat|Rambler vehicles|Rambler}}<br />
* [http://www.amcrc.com/ Der AMC Rambler Car Club (englisch)]<br />
* [http://www.nashcarclub.org/ Der Nash Car Club (englisch)]<br />
* [http://amcrc.com/history/history.htm Die Geschichte des Rambler auf amcrc.com (englisch)]<br />
* [http://www.pnwnash.org/ Die Region Pacific Northwest des Nash Car Club of America (englisch)]<br />
* [http://www.AMCyclopedia.org Geschichte und Dokumentation des AMC / Rambler auf AMCyclopedia (englisch)]<br />
<br />
== Quellen ==<br />
* Gunnell, John (Herausgeber): ''The Standard Catalog of American Cars 1946–1975'', Kraus Publications (1987), ISBN 0-87341-096-3<br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste AMC Modelle<br />
|Navigationsleiste US-amerikanische Automobilmarken ab 1945<br />
}}<br />
<br />
[[Kategorie:Ehemaliger Automobilhersteller (Vereinigte Staaten)]]<br />
[[Kategorie:Unternehmen (Wisconsin)]]<br />
[[Kategorie:American Motors Corporation|!Rambler]]<br />
<br />
[[en:Rambler (automobile)]]<br />
[[es:Rambler]]<br />
[[ja:ランブラー (自動車)]]<br />
[[nl:Rambler (automerk)]]<br />
[[no:Rambler]]<br />
[[sv:Rambler (bilmärke)]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rambler_(Automarke)&diff=109697321Rambler (Automarke)2012-10-24T14:56:22Z<p>132.195.106.57: /* 1958–1969 */ Wikifizierung</p>
<hr />
<div>[[Datei:Emblem Rambler.JPG|miniatur|Emblem]]<br />
[[Datei:Rambler 1903.JPG|miniatur|Rambler von 1903]]<br />
[[Datei:Rambler 1904.JPG|miniatur|Rambler von 1904]]<br />
[[Datei:Rambler1908.jpg|miniatur|Rambler-Werbung von 1908]]<br />
[[Datei:1913 Rambler 5-passenger Touring.JPG|miniatur|Rambler Tourer 5 Sitze (1913)]]<br />
'''Rambler''' ([[Englische Sprache|engl.]] für ''Wanderer'') war eine [[Automarke]], die von der [[Thomas B. Jeffery Company]] von 1897 bis 1914 genutzt wurde. Der Nachfolger, [[Nash Motors]], nutzte sie ab 1950, und deren Nachfolger, die [[American Motors Corporation]], von 1954 bis 1969.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== 1897–1914 ===<br />
Zum ersten Mal wurde der Name Rambler für ein US-amerikanisches Automobil im Jahre 1897 genutzt, als die Thomas B. Jeffery Company in [[Chicago]], [[Illinois]], Hersteller des ''Rambler Fahrrades'', den ersten [[Prototyp (Technik)|Prototypen]] eines Automobils baute. Nach positiven Reaktionen auf der Chicago International Exhibition & Tournament 1899 und der ersten National Automobile Show in [[New York City]] entschloss sich Jeffery 1900, ins Automobilgeschäft einzusteigen. Im selben Jahr kaufte er die alte Sterling Bicycle Co. in [[Kenosha]], [[Wisconsin]], und baute dort seine Fabrik auf.<br />
<br />
Jeffery begann mit der Serienfertigung von Automobilen im Jahre 1902, und am Jahresende hatte er bereits 1500 Autos hergestellt, 1/6 aller damals in den Vereinigten Staaten existierenden Automobile. Die Thomas B. Jeffery Company war damals der zweitgrößte [[Automobilhersteller]] (nach [[Oldsmobile]]). <br />
<br />
Rambler experimentierte mit solch frühen technischen Neuerungen wie einem Lenkrad (üblich waren damals Lenkstöcke), aber man entschloss sich, dass dies für das damalige Publikum zu fortschrittlich sei, und so wurde der erste Rambler mit Lenkstock ausgeliefert. Rambler hatte viele neue Ausstattungsdetails und war auch der erste Wagen, der mit einem Reserverad (Felge + Reifen) herausgebracht wurde. Dies bedeutete, dass der Fahrer eines Rambler bei einer der damals allzu häufigen Reifenpannen einfach das Rad mit dem platten Reifen gegen das Reserverad austauschen konnte. Früher war es in einem solchen Falle notwendig, das Rad vom Auto abzumontieren, den defekten Reifen abzuziehen, den Schlauch zu reparieren, den Reifen wieder aufzuziehen, ihn aufzupumpen und das Rad wieder an des Auto zu schrauben. Austauschbare Räder und Reserveräder machten das Reisen auf den primitiven Straßen, die mit Hufnägeln übersät waren, wesentlich einfacher. Der durchstochene Reifen konnte dann nach Beendigung der Reise in Ruhe zu Hause repariert werden.<br />
<br />
1914 ersetzte [[Charles Jeffery]], der Sohn des Firmengründers [[Thomas B. Jeffery]], den Markennamen Rambler zu Ehren seines verstorbenen Vaters durch den Namen Jeffery. 1916 wurde die Thomas B. Jeffery Company von [[Charles W. Nash]] aufgekauft und wurde 1917 zu [[Nash Motors]]. Den Markennamen Jeffery ließ man beim Kauf fallen und die Herstellung von Automobilen unter dem Markennamen Nash begann. 1937 wurde der Konzern durch Zukauf der Kelvinator Corporation zur Nash-Kelvinator Corporation.<br />
<br />
=== 1950–1957 ===<br />
[[Bild:Rambler American 1st-generation blue sedan.jpg|thumb|Der [[Nash Rambler]] diente als Plattform für die erste Generation der 2-türigen Rambler American-Limousine]]<br />
Unter der Leitung von Charles Nashs Nachfolger [[George Walter Mason|George Mason]] begann die Nash-Kelvinator Corporation mit der Entwicklung eines kleinen Autos, das billig für den Nachkriegsmarkt hergestellt werden konnte.<br />
<br />
Jedoch begrenzte die Stahlknappheit die Menge an Rohstoffen, die Nash bekommen konnte. So veränderte Mason den Kompaktwagen – jetzt als ''Rambler'' bezeichnet – in eine zweitürige Cabriolimousine, die serienmäßig mit vielen Details ausgestattet wurde, die typischerweise als Sonderausstattung geordert wurden. So maximierte er den Gewinn der Firma. Bei der Einführung dieses Modells wurde der Rambler sofort zu einem Verkaufserfolg für Nash. Als die Stahlknappheit, die durch den [[Koreakrieg]] verursacht war, nachließ, erweiterte man die Rambler-Modellreihe um eine 4-türige Limousine und einen Kombi, die beide genauso erfolgreich wie die 2-türigen Cabriolimousinen wurden.<br />
<br />
Die erste Generation der [[Nash Rambler]] trugen das modifizierte Styling des [[Nash Airflyte]], der unter anderem abgedeckte Vorderräder hatte. Dieses Konstruktionsdetail verringerte zwar den [[Luftwiderstand]] des Autos, begrenzte aber den Einschlagwinkel der Vorderräder, was zu einem größeren Wendekreis führte. Bis 1955 wurden die Rambler so gebaut, dann verzichtete man im Rahmen eines [[Modellpflege|Facelifts]] auf die Abdeckungen der Vorderräder.<br />
<br />
1954 wurde die [[American Motors Corporation]] (AMC) durch eine Fusion von Nash-Kelvinator mit der [[Hudson Motor Car Co.]] gegründet Anschließend wurden die Rambler unter der Marke Nash und der Marke Hudson verkauft, unterschieden sich aber äußerlich nicht. Die Markennamen Nash und Hudson wurden bis 1957 beibehalten, dann wurden alle AMC-Wagen zu Ramblers, mit Ausnahme des importierten [[Nash Metropolitan|Metropolitan]] 1958–1962.<br />
<br />
=== 1958–1969 ===<br />
[[Bild:1958 Rambler sedan pink and white NJ.jpg|thumb|Rambler Limousine (1958)]]<br />
Am Anfang der 1960er-Jahre entschloss sich ''[[George W. Romney]]'' (Nachfolger von Mason), die Rambler-Baureihe weiter zu differenzieren: 1962 wurde der [[Nash Ambassador|Ambassador]] als bestausgestattetes Modell offiziell hinzugefügt (Vorher wurde er als „Ambassador by Rambler“ vermarktet) und die früheren ''Rambler Six'' und ''Rambler Rebel V8'' wurden zum ''Rambler Classic''.<br />
<br />
Romney brachte auch seinen Plan ins Spiel, die Produktionskosten zu senken, was mehr Gleichteile für die Ambassador- und Classic-Modelle bedingte. Ab 1962 teilten sich alle großen Rambler das gleiche Fahrgestell und die gleiche Karosserie; nur Ausstattungsdetails unterschieden den Classic und den Ambassador. Sogar viele Tiefziehteile hatten die 1963er-Ambassador/Classic-Modelle und 1964er-American-Modelle gemeinsam.<br />
<br />
1963 bekam die Rambler-Modellreihe den Preis „Motor Trend of the Year“ (Automobiltrend des Jahres) zugesprochen. Romneys Abschied (er wurde Gouverneur von [[Michigan]]) öffnete die Türe für seinen Nachfolger, ''Roy Abernethy'', der die Firma zurück in den Konkurrenzkampf mit den „Großen Drei“ ([[General Motors]], [[Ford]] und [[Chrysler]]) mit vielen Fahrgestellen und Karosserien brachte.<br />
<br />
Eine seiner ersten Maßnahmen war der Entwurf der 1965er-Rambler-Baureihe, bei der sich der Classic deutlich vom Ambassador unterschied, obwohl sie noch viele Teile gemeinsam hatten. Zusätzlich stellte AMC den [[AMC Marlin|Marlin]] her, ein Hardtop-Coupé, das AMC einen Fuß in die Tür des Marktes für sportliche Fastbacks stellen ließ.<br />
<br />
Unterstützt durch Marketingberichte präsentierte Abernethy als nächsten Schritt das Argument der AMC-Eigentümerversammlung, dass der Rambler über die Jahre nicht nur ein unverdauliches Image erlangt hatte, das sich als Verkaufshindernis erwies, sonders dass die Verbraucher diesen Namen auch noch mit Kompaktwagen gleichsetzten. American Motors begann daraufhin ab 1966, den Namen Rambler zugunsten der Bezeichnung AMC aussterben zu lassen, da die Firma ein Hersteller von Autos verschiedener Größe werden wollte. Dies stellte sich nachträglich als Fehler heraus. Die Rückkehr zum Markennamen Rambler und die Assoziation der Kunden mit wirtschaftlichen Kompaktwagen hätte AMC in den 1970er-Jahren nützen können.<br />
<br />
1968 war der einzige Wagen, der bei AMC den Namen Rambler trug, der kompakte ''Rambler American'', und während des letzten Produktionsjahres 1969 trug er nur den Namen Rambler.<br />
<br />
=== 1970–1983 ===<br />
Die Marke Rambler wurde in verschiedenen internationalen Märkten fortgeführt: So wurden z.B, die von der [[Australian Motor Industries]] (AMI) aus [[Completely Knocked Down|CKD]]-Kits zusammengebauten [[AMC Hornet]] und [[AMC Matador]] bis 1978 als Rambler verkauft. Zuletzt wurde dieser Markenname von [[Vehículos Automotores Mexicanos S.A.]] (VAM) in [[Mexiko]] genutzt.<br />
<br />
In [[Argentinien]] wurde aus dem ''Rambler American'' 1967 der ''IKA Torino''. Daraus wurde später der ''[[Renault]] Torino'', der bis 1980 angeboten wurde.<br />
<br />
== Popkultur ==<br />
Der Rambler wurde auch in Musik, Fernsehen und Filmen erwähnt. Hier ein paar Beispiele:<br />
* Ein schwarz-roter Rambler 38HP Four, Modell 73-4CC ''Cross Country'' Touring von 1912 spielte im Kinofilm ''[[Titanic (1997)]]'' mit; er ist vor der Abfahrt des Schiffs auf dem Pier zu sehen.<br />
* [[Lois Lane]] fuhr einen Rambler Custom Landau (Cabriolet) von 1951 in der Fernsehserie [[Superman]] 1953.<br />
* Der kleine Wagen ist Thema des Liedes „Beep, Beep (The Little Nash Rambler)“ von [[The Playmates]].<br />
* Ein Rambler tauchte in Episode 9 der 2. Serie von [[Prison Break]] auf.<br />
* Fred aus dem Film [[Cars (Film)|Cars]] erscheint in einem Rambler.<br />
* Ein Rambler Hardtop-Coupé von 1958 taucht im Musikvideo „She Bop“ von [[Cyndi Lauper]] auf.<br />
* Ein Rambler Super von 1959 erscheint in Episode 7 der 2. Serie von [[Die Sopranos]].<br />
* In ‘’3rd Rock from the Sun’’ gehört den Solomons ein Rambler Cabriolet von 1962.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commonscat|Rambler vehicles|Rambler}}<br />
* [http://www.amcrc.com/ Der AMC Rambler Car Club (englisch)]<br />
* [http://www.nashcarclub.org/ Der Nash Car Club (englisch)]<br />
* [http://amcrc.com/history/history.htm Die Geschichte des Rambler auf amcrc.com (englisch)]<br />
* [http://www.pnwnash.org/ Die Regieon Pacific Northwest des Nash Car Club of America (englisch)]<br />
* [http://www.AMCyclopedia.org Geschichte und Dokumentation des AMC / Rambler auf AMCyclopedia (englisch)]<br />
<br />
== Quellen ==<br />
* Gunnell, John (Herausgeber): ''The Standard Catalog of American Cars 1946–1975'', Kraus Publications (1987), ISBN 0-87341-096-3<br />
<br />
{{NaviBlock<br />
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}}<br />
<br />
[[Kategorie:Ehemaliger Automobilhersteller (Vereinigte Staaten)]]<br />
[[Kategorie:Unternehmen (Wisconsin)]]<br />
[[Kategorie:American Motors Corporation|!Rambler]]<br />
<br />
[[en:Rambler (automobile)]]<br />
[[es:Rambler]]<br />
[[ja:ランブラー (自動車)]]<br />
[[nl:Rambler (automerk)]]<br />
[[no:Rambler]]<br />
[[sv:Rambler (bilmärke)]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Menhir&diff=108932638Diskussion:Menhir2012-10-05T17:44:42Z<p>132.195.106.57: Neuer Abschnitt /* Bautechnik??? */</p>
<hr />
<div>Der Artikel über Menhire wurde inzwischen von mir bei Megalith unter Menhir eingearbeitet. Ob das tatsächlich die bessere Lösung ist, weiß ich nicht so recht.Viele Grüße, Ernst Probst<br />
<br />
== Menhire als Götter ==<br />
Halo JEW, Du schreibst: "''Denn während Menhire vermutlich Götter darstellten ...''". Gibt es Belege für diese These? Einfach so in den Raum gestellt, erscheint mir das ein bisschen gewagt. --[[Benutzer:Zinnmann|Zinnmann]] [[Benutzer_Diskussion:Zinnmann|<small>d</small>]] 10:50, 12. Okt 2005 (CEST)<br />
<br />
Hallo Zinnmann, aber natürlich gibt es für diese "Vermutung" auch gute Belege. Es ist schon immer mit dieser Auslegung kokketiert worden. Aber alle derartigen Hinweise kann man natürlich, damit abtun, dass selbst ein mit allen Insignien göttlicher Macht ausgestatteter anthropomorpher Statuenmenhir die Darstellung eines profaner Menschen (Herrschers) gewesen sein kann. Das passt zwar nicht mit der religionshistorischen und soziohistorischen Situation früher Gesellschaften zusammen, aber solange auf dem Teil nicht draufsteht: ich bin ein Gott, wird man auf Analogieschlüsse angewiesen bleiben. '''Jetzt''' könnte sich die Waage etwas in Richtung Menhirgott neigen. Wenn man die Menhire auf dem Göbekli Tepe als anthropomorph anerkennt. was natürlich wieder nicht jeder tut. Im Wiki gibt es dazu aufder Seite '''Göbekli Tepe''' eine ganz abstruse Diskussion und der verehrte Herr Ausgräber kann einem schon etwas leid tun. Aber sind diese im Kreis stehenden und mit Symboltieren gekennzeichneten ältesten Menhire der Welt anthropomorph, dann sind sie auch Götterbilder. Denn vor 11.000 Jahren gab es keine gesellschaftlichen (Herrschafts)-Strukturen in denen ein profaner Herrscher eine derartige Machtfülle hätte entfalten können um sich - oder seinesgleichen - denn Gott sei Dank sind es ja hier gleich mehrere Menhire - bis auf die beiden in der Mitte - sind es ebenbürtige Figuren. Eine Art Pantheon das rund 2000 Jahre lang Leute auf diesen Berg locken konnte um dort Rituale zu veranstalten. Das wäre einer Herrscherfigur unmöglich gelungen, denn wir wissen folgendes: Religionen können 2000 Jahre bestehen. Reiche oder Herrschaften bringen es nur auf Bruchteile dieser Spannen. [[Benutzer:JEW|JEW]] 19:15, 12. Okt 2005 (CEST)<br />
<br />
:Laufen wir hier vielleicht Gefahr, zuviele verschiedene Steinsetzungen über einen Kamm zu scheren? Ich geb Dir recht, dass die Deutung anthropomorpher Steine als Götterbilder sinnvoller ist als die Annahme der Darstellung sozial hochrangiger Menschen. Jedoch kann ich bei den meisten Alignments und Kreisen keine derartige Bearbeitung der Steine feststellen. Während ein Statuenmenhir durch seine Bearbeitung so etwas wie "Individualität" erhält und damit (aus heutiger Sicht) geeignet erscheint, ein göttliches Wesen zu repräsentieren, scheint mir das Reihensetzungen unbearbeiteter Steine eben nicht gegeben. --[[Benutzer:Zinnmann|Zinnmann]] [[Benutzer_Diskussion:Zinnmann|<small>d</small>]] 18:04, 14. Okt 2005 (CEST)<br />
<br />
::Somit sehe ich drei Bereiche für Steinmonumente: Statuen - Einzel oder Gruppenmenhire als Plastik - Obelisken (egal ob ornamentiert, beschriftet oder nackt). Es wäre sinnvoll in dieser Art zu kategorisieren um den Phänotyp des Menhirs stärker heraus arbeiten zu können und somit von den anderen Formen zu distanzieren. Sieht hier jemand irgendwelche Gegenargumente für die These dass Menhire in der Regel nicht in der Nähe der anderen beiden Objekttypen angesiedelt sind? --[[Benutzer:Alexander.stohr|Alexander.stohr]] 18:33, 14. Okt 2005 (CEST)<br />
<br />
:::Ich habe nicht die ganze Diskussion verfolgt, aber wenn ich es richtig sehe, sind die verschiedenen Steinarten gerade erst zusammengeführt worden. Das hat auch etwas für sich, jedenfalls solange man sie wiederfindet und der Komplex nicht zu groß wird. Die Unterschiede kann man unter den - hoffentlich richtig gewählten - Überschriften rausarbeiten. [[Benutzer:JEW|JEW]] 09:42, 18. Okt 2005 (CEST)<br />
::::Meine ursprüngliche Frage betraf die von Dir eingefügte Änderung, nach der Menhire Götter darstellen ("'' Denn während Menhire vermutlich Götter darstellten und gemeinschaftlichen Riten im ausklingenden Neolithikum dienten, ...''"). Für menschenähnlich gestaltete Menhire erscheint mir das nachvollziehbar, nicht jedoch für ungestaltete Menhire in Alignements und Kreisen. Ich halte den Satz in dieser Form für zu pauschal (v.a. in Bezug auf Steinsetzungen in der Bretagne und Cornwall) und damit nicht für richtig. --[[Benutzer:Zinnmann|Zinnmann]] [[Benutzer_Diskussion:Zinnmann|<small>d</small>]] 10:00, 18. Okt 2005 (CEST)<br />
<br />
: Hallo Zinnmann, alles ist eine Frage der Ressourcen. Wenn ich, als Neolithiker, techn. in der Lage bin Steinmaterial (von seiner Härte her) zu bearbeiten, werde ich dies ggf. tun. Ein Beispiel für diesen Engpaß sind die völlig unbearbeiteten Findlinge der Trichterbecherkultur 4.200 - 2.800 v. Chr. Später stoßen wir in diesem Raum, in der Bronze- und vor allem in der Eisenzeit, auf bearbeitete Findlinge aus Gneis. Runen- und Bildsteine sowie Felsbilder und Schalensteine. <br />
Bibel lesen hilft auch. Die Kulturen der Levante stellten mangels Steinmaterial ihre Göttin als "Ascherapfahl" (ohne individuelle Züge herauszuarbeiten) dar. Götter wurden in verschiedenen Kulturen nur abstrakt dargestellt. Abbildungsverbote verschiedener Religionen sind nur ein Hinweis darauf, warum man ggf. auf eine realistische Darstellung verzichtete. Das nordische Göttergeschlecht heißt Wanen - Wanen bedeutet Pfähle, sie sind aber nur aus der Spätzeit als Holzfiguren überkommen, die sich im Moor erhalten haben. Was die Darstellung angeht ist zu betonen ist, daß die maskulinen Religionen, an ihrer Spitze das Judentum und der Islam, nicht einmal Abbildungen von Menschen oder Tieren zulassen um sich dadurch von den abbildenden Vorgängerreligionen zu distanzieren und Rückfälle in den alten Kult zu verhindern. Das wir Steinsäulen (nicht tragender Art) in Megalithanlagen finden, hat auch seine Bedeutung. Ich könnte noch Seitenweise Beispiele dafür bringen das aufgerichtete Steine als Götter angesehen wurden. Zitat (nicht von mir) : '''Götzenanbetung im präislamischen Mekka''': „Die Nachkommen Abrahams begannen Statuen anzubeten. Sie beteten auch die Sonne, den Mond, Venus und Saturn, sowie Dämonen, Engel und die Geister ihrer Vorfahren an. Der Aberglaube erreichte ein solches Ausmaß, daß sie, wenn sie ihren Familiengötzen auf einer Reise nicht bei sich hatten, sie jeden Stein anbeteten, der am Weg lag. Wenn sie keinen Stein fanden, diente ein mit Ziegenmilch übergossener Lehmklumpen als Gott“. [[Benutzer:JEW|JEW]] 17:42, 19. Okt 2005 (CEST)<br />
<br />
== Jede Steinsetzung ein Menhir? ==<br />
Wie sinnvoll ist dieser Absatz?<br />
<br />
"''Menhire haben mitunter als Einzelexemplar oder Gruppe auch ganz spezifische Bezeichnungen wie: [[Bautastein]], [[Bullaun]], [[Baityloi]] oder Betyl, Lochstein (bzw. Hole Stone), [[Massebe]], [[Pedras talhas]], [[Pillarstone]] sowie Richterring bzw. [[Cromlech]] oder Steinkreis.''"<br />
<br />
Ist jeder gesetzte Stein unabhängig von Alter und Kultur automatisch ein Menhir? Cromlech leuchtet mir ja noch ein; aber das wird auch bereits zu Beginn des Artikels erwöhnt. In wiefern ist es sinnvoll frühchristliche Pillarstones mit neolithischen Steinsetzungen in einen Topf zu werfen? Inwiefern kann ein eher flacher Bullaun als hochkant aufgerichteter Menhir durchgehen? Falls die Bedeutung des Begriffs Menhir in den letzten Jahren tatsächlich derart umfassend erweitert wurde, dann sollte das aber auch in der Einleitung des Artikels deutlich herausgestellt werden. Falls nicht, sollte der Absatz gelöscht und evtl. bei [[Steinsetzung]] eingebaut werden. --[[Benutzer:Zinnmann|Zinnmann]] [[Benutzer_Diskussion:Zinnmann|<small>d</small>]] 22:48, 2. Aug 2006 (CEST)<br />
<br />
:Auch mir fällt es schwer, alles im Artikel Erwähnte mit der einleitenden Definition in Einklang zu bringen. Mit dieser Definition bin ich einverstanden, aber danach gehört ein Quoit nicht hierher. Was also soll dann das Bild des Quoits bei Morvah im Artikel? --[[Benutzer:Brudersohn|Brudersohn]] 22:03, 4. Feb. 2009 (CET)<br />
<br />
Die meisten der oben genannten Objekte sind eindeutig keine Menhire. Wahrscheinlich verwechselte hier jemand den Begriff "Menhir" mit "Monolith". Das kann passieren. Ein Menhir ist zwar ein Monolith, aber nicht jeder Monolith ist ein Menhir. Denn dann müsste ja auch jeder Obelisk und jeder Grabstein ein Menhir sein. Menhire gehören im Allgemeinen in die Jungsteinzeit, auch wenn es später noch Nachzügler-Aufstellungen gab. Ein Menhir ist z. B. auch kein Bestandteil einer Grabanlage, d. h. es dürfen keine Decksteine im Sinne eines Daches aufliegen. Kurzum: es müssten alle o.g. Begriffe von demjenigen, der sie eingebracht hat, auf diese Merkmale hin untersucht werden. --[[Benutzer:Thomas Strauch Dudweiler|Thomas Strauch, Dudweiler]] 14:42, 5. Feb. 2009 (CET)<br />
<br />
@Thomas Strauch: Einfach mal die (neue) Einleitung lesen; Menhir, (...) ist eine ursprünglich bretonische Bezeichnung für einen hochkant aufgerichteten „mehr oder minder großen“ Monolithen. Menhir bedeutet „Langer Stein“ (maen = Stein, hir = lang). Die Bezeichnung fand bereits Ende des 18. Jahrhunderts als wissenschaftliche Bezeichnung Eingang in die archäologische Fachliteratur. (...) wurde für alle Arten '''von Menschenhand aufgerichteten Steinen''' übernommen. --- Monolith ist dagegen ein geologischer Begriff und daher eine andere Art der Bezeichnung. Gruß [[Spezial:Beiträge/84.61.205.41|84.61.205.41]] 15:23, 5. Feb. 2009 (CET)<br />
<br />
Hallo unbekannte Zahlenkombination. Stimmt: Die Einleitung ist tatsächlich etwas verwirrend. Eigentlich versuchte ich nur den weiter oben stehenden "Brudersohn" und "Zinnmann" Recht zu geben, dass nicht alles, was man als Monolith (also aus ''''einem'''' Stein) bezeichnet ein Menhir ist. Einen Grabstein aus dem Jahre 1285 oder 2008 als Menhir zu bezeichnen ist völlig daneben. Der Begriff "Monolith" im Zusammenhang mit Steinsetzungen hat mit Geologie ja wohl überhaupt nichts gemein. Tut mir leid, dass ich da widersprechen muss, liebe unbekannte Zahlenkombination. --[[Benutzer:Thomas Strauch Dudweiler|Thomas Strauch, Dudweiler]] 11:19, 6. Feb. 2009 (CET)<br />
<br />
== Quelle? ==<br />
<br />
Nach welchen Quellen wurden Menhire erst mit der Glockenbecherkultur eingeführt? --[[Benutzer:H-stt|h-stt]] [[Benutzer_Diskussion:H-stt|<small>!?</small>]] 11:38, 19. Feb. 2007 (CET)<br />
<br />
== Verständnisproblem ==<br />
<br />
Im Abschnitt „Vorkommen“ steht: ''Noch in frühmittelalterlicher Zeit wurden in Irland Menhire aufgerichtet. So wurden auf dem Kiltullagh Hill, an der Grenze der Countys Mayo und Roscommon und in Raffin County Meath (lt. F. McCormick) bei Menhiren deponierte zerschlagene Schädel gefunden.'' Das „So wurden ...“ erweckt den Eindruck, die Schädelfunde bewiesen die Aufrichtung in frühmittelalterlicher Zeit. Ist das beabsichtigt? Wenn ja: Dann sollte man das näher erläutern. Mir jedenfalls fällt es schwer, das zu verstehen. --[[Benutzer:Friedrichsen|Friedrichsen]] 22:42, 6. Feb. 2009 (CET)<br />
:seh ich auch so. Ergaenzen oder Streichen. -- yak 14:36, 5. Mai 2009 (CEST)<br />
== Einzelner Stein in der Aufzählung der Verbreitung ==<br />
<br />
Die Erwähnung von "da Meada, etwa sieben Meter" in der Liste der Länder, in denen Menhire zu finden sind, ist unpassend (warum gerade dieser Stein?). Er gehört wohl eher in den Abschnitt "Sonstige".<br />
<br />
--[[Benutzer:Snevern|Snevern]] 19:16, 29. Apr. 2009 (CEST)<br />
:Mach einfach - [[WP:SM|Du bist Wikipedia]]. --[[Benutzer:H-stt|h-stt]] [[Benutzer_Diskussion:H-stt|<small>!?</small>]] 21:26, 30. Apr. 2009 (CEST)<br />
<br />
== [[Opferstein von Melzingen]] ==<br />
<br />
Wie bitte können archäologische '''Ausgrabungen''' ergeben, dass der große Opferstein von Melzingen ursprünglich senkrecht stand? So entbehrt diese Aussage nicht ungewollter Komik. Zudem fehlen für den Beitag von JEW die [[WP:Belege]] und wären somit zu löschen - bitte nachreichen. Liebe Grüße --[[Benutzer:Volker Paix|Volker Paix]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Volker Paix|...]]</sup> 12:23, 16. Jun. 2012 (CEST)<br />
<br />
Ist jetzt belegt. [[Benutzer:JEW|JEW]] ([[Benutzer Diskussion:JEW|Diskussion]]) 12:56, 16. Jun. 2012 (CEST)<br />
<br />
== Hinkelstein vom Zürichsee irrelevant? ==<br />
<br />
Wieso soll [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Menhir&curid=651454&diff=106745932&oldid=106739342 dieser Beitrag] irrelevant sein? Das Kapitel heißt ''Menhire in Kunst und Literatur'', Penner sieht sich lt. Quelle als Künstler und hat ihn als solcher aufgestellt. Der Abschnitt ist mit einem Comic und zwei (zumindest ebenso zweifelhaft relevanten) Gedichten eh schwach besetzt. Der Beitrag ist sauber geschrieben und ausreichend belegt. So nimmt man Autoren die Freude an der Mitarbeit. Bitte wieder herstellen (und 2.2 Meter korr.), danke --[[Benutzer:Volker Paix|Volker Paix]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Volker Paix| &nbsp;…]]</sup> 10:08, 13. Aug. 2012 (CEST)<br />
:Aber sorry. Der Errichter sieht sich als Künstler? Ist er einer, der WP-Relevanz hätte? Das hier ist eine Enzyklopädie, und das Ding ist in spätestens einem Monat vergessen und aktuell schon nur von regionaler Bedeutung. Möglicherweise nimmt man tatsächlich Autoren die Freude an der Mitarbeit, aber man muss auch klar sagen, was eine Enzyklopädie und was ein Blog oder eine ein sonstiges Internetportal ist, wo man einstellen kann, was man will. Dieses Ding sollte hier wieder raus. Viele Grüße. --[[Benutzer:Horst Gräbner|Horst Gräbner]] ([[Benutzer Diskussion:Horst Gräbner|Diskussion]]) 15:32, 13. Aug. 2012 (CEST)<br />
:: Der "Styropor-Hinkelstein" als Gag für 3 Wochen installiert gehört nicht in diesen Artikel. Der Abschnitt kann ersatzlos gelöscht werden. --[[Benutzer:Batschkapp|Batschkapp]] ([[Benutzer Diskussion:Batschkapp|Diskussion]]) 16:36, 13. Aug. 2012 (CEST)<br />
:::Das sehen JEW und ich eben anders — es ist Aktionskunst und steht auch dort, nicht unter Schweiz. Könnt ihr zumindest noch die Gelassenheit aufbringen, damit 3 Wochen zu warten. Ich fände, das wäre ein akzeptabler Kompromiss. Liebe Grüße --[[Benutzer:Volker Paix|Volker Paix]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Volker Paix| &nbsp;…]]</sup> 16:52, 13. Aug. 2012 (CEST)<br />
::::Die 3 Wochen sind um, das Styroporteil ist wieder abgebaut, keine dauerhafte oder überregionale Relevanz erkennbar. Daher habe ich den Abschnitt im Sinne des Kompromissvorschlags wieder gelöscht. --[[Benutzer:Batschkapp|Batschkapp]] ([[Benutzer Diskussion:Batschkapp|Diskussion]]) 18:25, 2. Sep. 2012 (CEST)<br />
::::Einen Tag hätte ich der Aktion noch gegeben. Aber so ist auch gut. Bin mal gespannt, ob’s noch mal zu einer Diskussion kommt. Viele Grüsse in die Schweiz! --[[Benutzer:Horst Gräbner|Horst Gräbner]] ([[Benutzer Diskussion:Horst Gräbner|Diskussion]]) 19:51, 2. Sep. 2012 (CEST)<br />
<br />
== Bautechnik??? ==<br />
<br />
Ich vermisse die ''wirklich'' interessanten Informationen (sowohl hier als auch unter [[Megalith]]): ''Wie'' wurden die Steine aufgerichtet (bzw. wieder umgeworfen)? Wieviele Arbeitskräfte und -stunden wurden gebraucht, welche Kräfte mußten aufgebracht werden (es gibt viel zu wenig Zahlen zu den Massen, gerade einmal zwei Gewichtsangaben habe ich gezählt)? Wie weit wurden die Steine transportiert? Wieviel Erde mußte bewegt werden? Was für Hilfskonstruktionen (Gerüst o.ä.) wurden verwendet? Unter [[Megalith]] findet sich zumindest eine Skizze (mit vermutlich spanischer Beschriftung), leider ist die Darstellung aber wohl sehr grob und ohne Zahlenangaben. Interessant wäre vielleicht auch ein Vergleich historischer Technik und aktueller (betreffend den 1985 wieder aufgerichteten Menhir). Ach ja, in der englischen Wikipedia habe ich auch keine näheren Informationen zu diesen Fragen gefunden. --[[Spezial:Beiträge/132.195.106.57|132.195.106.57]] 19:44, 5. Okt. 2012 (CEST)</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Doughboy&diff=108920798Doughboy2012-10-05T13:40:34Z<p>132.195.106.57: /* Geschichte */ Interpunktion</p>
<hr />
<div>[[Datei:HAB ww1 1918.jpg|thumb|175px|right|Foto eines typisch amerikanischen Doughboys um 1918]]<br />
'''Doughboy''' (zu deutsch: „''Teigjunge''“) ist eine veraltete, umgangssprachliche Bezeichnung für einen [[US-amerikanisch]]en [[Infanterist]]en der [[United States Army]]. Diese Bezeichnung wurde vor allem im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] angewandt, obwohl sie schon seit dem [[Mexikanisch-Amerikanischer Krieg|Mexikanisch-Amerikanischen Krieg]] verwendet wurde. <ref>Dana, Napoleon Jackson Tecumseh (Lt), Monterrey Is Ours! The Mexican War Letters of Lieutenant N.J.T. Dana, 1845-1847, University of Kentucky Press (1990), ISBN 0-8131-1703-8, 9780813117034: Lt. Dana, an infantryman in the Mexican-American War, wrote in a letter posted during the campaign, "We 'doughboys' had to wait for the artillery to get their carriages over."</ref><ref>Chamberlain, Samuel, My Confessions: Recollections of a Rogue, Austin: Texas State Historical Association (1965): Chamberlain, a horse-mounted Dragoon in the Mexican-American War, wrote in his memoirs years later, "No man of any spirit and ambition would join the 'Doughboys' and go afoot."</ref> <br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Der genaue Ursprung des Begriffes ist unklar. Die am meisten genannte Erklärung für den Ursprung des Namens ist, dass er während des Mexikanisch-Amerikanischen Krieg entstand. Die US Infanterie war durch die [[Marsch|Märsche]] im trockenen Gelände Nord[[mexiko]]s ständig mit kreidehaltigem Staub bedeckt, daher wurde ein Infanterist ''Doughboy'' (übersetzt: „Teigjunge“) genannt, weil der weiße Staub an ihm wie ungebackener Teig aussah.<br />
<br />
Eine andere Version besagt, dass sich der Name von der Art ableitete, wie die US [[Soldat]]en ihre Feldrationen in den 1840ern und 1850ern zubereiteten. Diese bestanden aus Mehlteig und Reismischungen, die die Soldaten in der Asche von Lagerfeuern buken. Diese Version erklärt aber nicht, warum nur Infanteristen (und nicht auch [[Kavallerist]]en und [[Artillerist]]en) so genannt wurden.<ref name="Hanlon-Origin">Origin of Term Doughboy">Hanlon, Michael E., ''The Origins of Doughboy'', 16 June 2003, [http://www.worldwar1.com/dbc/origindb.htm Origin of Term Doughboy]</ref><br />
<br />
Eine dritte mögliche Erklärung ist, dass in der Zeit vor dem [[Amerikanischer Bürgerkrieg|Amerikanischen Bürgerkrieg]] [[Catlinite]], eine Substanz, die aussieht wie Teig, von den Soldaten dazu benutzt wurde, die weiße [[Gürtel|Koppel]] beziehungsweise Gürtelschnalle zu reinigen.<br />
<br />
Gesichert ist, dass die Bezeichnung ''Doughboy'' für US-amerikanische Infanteristen in Kriegsberichten, [[Feldpost]]briefen und [[Memoiren]] aus der Nachkriegszeit des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges überliefert ist und zu dieser Zeit entstand.<ref>Dana, Napoleon Jackson Tecumseh (Lt), Monterrey Is Ours! The Mexican War Letters of Lieutenant N.J.T. Dana, 1845-1847, University of Kentucky Press (1990), ISBN 0-8131-1703-8, 9780813117034</ref><ref>Chamberlain, Samuel, My Confessions: Recollections of a Rogue, Austin: Texas State Historical Association (1965)</ref><ref name="Hanlon-Origin"/><br />
<br />
Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde ''Doughboy'' zum Synonym für einen Infanteristen erst durch den Ersten Weltkrieg durch die ''[[American Expeditionary Force]]''. Die [[Mannschaften]] und [[Unteroffizier]]e nannten sich selbst ''Doughboy'' und der Begriff war weit in den zeitgenössischen Medien der Vereinigten Staaten und [[Europa]]s verbreitet. Zuerst wurde in der ''American Expeditionary Force'' die Infanterie so bezeichnet, später wurde der Begriff auf das gesamte amerikanische [[Kontingent]] angewandt, sehr zum Ärger der [[United States Marine Corps|US Marines]] ([[Marineinfanterie|Marineinfanteristen]]), die sich nach deren deutschen Spitznamen Teufel Hunden<ref>http://german.about.com/od/culture/a/germyth13.htm German Myth 13: Teufelshunde - Devil Dogs</ref> bzw. korrekt Teufelshunde, im englischen ''Devil Dogs'' nannten, und sich später im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als ''Leathernecks'', also ''Ledernacken'' bezeichneten.<br />
<br />
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Bezeichnung ''Doughboy'' nach und nach durch ''[[GI (Soldat)|GI]]'', ''Dogface'' oder auch ''Troop'' ersetzt.<br />
<br />
== Weitere Bezeichnungen für Soldaten ==<br />
* [[GI (Soldat)]] - Amerikanische Infanteristen seit dem Zweiten Weltkrieg<br />
* [[Landser]] (ursprünglich [[Landsknecht]], dann vor allem die allgemeine Bezeichnung für die Soldaten des [[Heer (Wehrmacht)|Heeres]] der [[Wehrmacht]])<br />
* [[Poilus]] - französisch<br />
* [[Tommy (Soldat)]] - Engländer<br />
* [[Blauhelm]] - Internationale UNO-Truppen<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commonscat}}<br />
* [http://www.worldwar1.com/dbc/origindb.htm Doughboy Center - The Story of the American Expeditionary Forces] (engl.)<br />
<br />
[[Kategorie:Militär (Vereinigte Staaten)]]<br />
[[Kategorie:Infanterie|Doughboy]]<br />
[[Kategorie:Mexikanisch-Amerikanischer Krieg|Doughboy]]<br />
[[Kategorie:Vereinigte Staaten im Ersten Weltkrieg]]<br />
<br />
[[en:Doughboy]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Negergeld&diff=108020087Diskussion:Negergeld2012-09-13T12:11:50Z<p>132.195.106.57: Neuer Abschnitt /* Weitere (scherzhafte) Bedeutung */</p>
<hr />
<div>{{Diskussionsseite}}<br />
{{Autoarchiv|Alter=90|Frequenz=monatlich|Ziel='Diskussion:Negergeld/Archiv/1'|Mindestbeiträge=1|Mindestabschnitte=3}}<br />
{{Archivübersicht|<br />
* [[/Archiv/1|ab 2010]]<br />
}}<br />
<br />
== Sperre ==<br />
<br />
Hallo zusammen, aufgrund des fortgesetzten Editwars habe ich den Artikel auf die Version vor dem Editwar zurückgesetzt und für 1 Monat vollgesperrt. Sofern ihr hier auf der Diskussionsseiten einen Konsens erzielt habt, könnt ihr auf [[Wikipedia:Entsperrwünsche]] eine Entsperrung beantragen. Gruß, --[[Benutzer:NiTenIchiRyu|NiTen]] [[Benutzer_Diskussion:NiTenIchiRyu|<sup>(Discworld)</sup>]] 10:31, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
:Bitte nächstes mal die Diskussion dazu lesen - die Version, welche Du gesperrt hast, hat den Edit-War erst ausgelöst. Davor hat wochenlang eine allgemein akzeptierte Version bestanden. --<span style="white-space:nowrap;">-- [[Benutzer:Tischbeinahe|Tiſch-beynahe]] <b><font color="#116800">[[Wikipedia:WikiProjekt_Philosophie|φ]]</font></b></span> 10:53, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
::Sicher. Es hätte mich auch gewundert, wenn es die richtige gewesen wäre ([[WP:DFV]]). Klärt das hier, dann können wir gern zeitnah wieder entsperren. Gruß, --[[Benutzer:NiTenIchiRyu|NiTen]] [[Benutzer_Diskussion:NiTenIchiRyu|<sup>(Discworld)</sup>]] 10:57, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
:::Der Text ist mir wohl bekannt und unter seinem Deckmäntelchen kann man wunderbar die Version sperren, die einem selbst lieb ist. Es beschleicht einen hier der Verdacht, daß es sich um eine motivierte POV-Sperrung handelt. Ein kurzer Blick in die Versionsgeschichte hätte Dir gezeigt, daß es eine Version gab, die drei Wochen lang unangestastet war. Bewußt ignoriert? --<span style="white-space:nowrap;">-- [[Benutzer:Tischbeinahe|Tiſch-beynahe]] <b><font color="#116800">[[Wikipedia:WikiProjekt_Philosophie|φ]]</font></b></span> 14:09, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
::::Die Version, die einem selbst lieb ist? Der Artikel fällt überhaupt nicht in meine Themenbereiche, ich habe nicht das geringste Interesse an ihm. Es gab hier einen Editwar, den ihr vermutlich noch einige Tage fortgesetzt hättet, ohne zu einer Lösung zu kommen. Daher die Sperre des Artikels in einer Version, die ich als die vor dem Editwar erkannt habe. Dazu habe ich auch nicht nur kurz, sondern etwas länger in die Versionsgeschichte geschaut. Statt überall Feinde zu wittern, könntest du mal in eine lösungsorientierte Sachdiskussion mit den Kollegen einsteigen, die eine andere Meinung vertreten als du. Hinweis: das bin nicht ich. Gruß, --[[Benutzer:NiTenIchiRyu|NiTen]] [[Benutzer_Diskussion:NiTenIchiRyu|<sup>(Discworld)</sup>]] 14:21, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
<br />
Ich habe eben noch mal in die Versionsgeschichte geschaut und habe jetzt noch eine Version weiter zurückgesetzt. --[[Benutzer:NiTenIchiRyu|NiTen]] [[Benutzer_Diskussion:NiTenIchiRyu|<sup>(Discworld)</sup>]] 15:22, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
<br />
== Duden 24. Auflage 2006 ==<br />
[[Datei:Cypraea-moneta-001.jpg|miniatur|Beleidigte Muscheln]]<br />
Hat den Jemand zu Hand um zu prüfen was der Einzelnachweis eigentlich belegt? --[[Benutzer:Succu|Succu]] 11:52, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
:Selbst wenn dort "rassistisch" steht, dann würde das einem Großteil des Artikels widersprechen. Keinen Sinn, hier weiter zu diskutieren. Ich warte eigentlich noch auf eine Antwort auf [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Negergeld&action=historysubmit&diff=85904267&oldid=85901518 den Rassisten Immanuel Kant]. --<span style="white-space:nowrap;">-- [[Benutzer:Tischbeinahe|Tiſch-beynahe]] <b><font color="#116800">[[Wikipedia:WikiProjekt_Philosophie|φ]]</font></b></span> 14:16, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
:: Ich denke, dass der Beleg gefakt ist, denn ich bezweifle, dass Wort „Negergeld“ plötzlich Eingang in den Duden gefunden hat. Insofern ist es eine Provokation durch [[Benutzer:Akoumahou]] und die Sperre in dieser Fassung mehr als bedauerlich. --[[Benutzer:Succu|Succu]] 15:09, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
<br />
:::Ich habe den Duden nicht zur Hand. Ich wäre aber auch mit "abwertend" zufrieden. Die behauptete Neutralität jedenfalls geht nicht, es sei denn, Tischbein hat jetzt doch einmal ein Argument bzw einen Beleg dafür, warum Neger zwar abwertend gemeint ist, das Geld der Neger aber neutral sein kann. --[[Benutzer:Perlenklauben|perlenklauben]] 15:12, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
<br />
:::: Ich fand meine Idee mit „geringschätzig“ eigentlich nicht so schlecht... ;) --[[Benutzer:Succu|Succu]] 15:15, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
::::::Geringschätzig meint das gleiche, finde ich aber etwas unhandlich. Eigentlich müsste es dann doch geringschätzend heißen, oder? --[[Benutzer:Perlenklauben|perlenklauben]] 15:38, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
<br />
:::::Im [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Negergeld&diff=85833518&oldid=85124730 hier] angegebenen „Duden. Die deutsche Rechtschreibung. 24., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Dudenverlag Mannheim u.a., S.723“ steht:<br />
:::::*S. 722f: „'''Neger''' […] (wird häufig als diskriminierend empfunden; s. Kasten); '''Negerin'''“<br />
:::::*Kasten S. 723: „'''Neger''' Viele Menschen empfinden die Bezeichnung ''Neger, Negerin'' heute als diskriminierend. Alternative Bezeichnungen sind ''Schwarzafrikaner, Schwarzafrikanerin, Afroamerikaner, Afroamerikanerin, Afrodeutscher, Afrodeutsche''; in bestimmten Kontexten auch ''Schwarzer, Schwarze''. Vermieden werden sollten auch Zusammensetzungen mit ''Neger'' wie ''Negerkuss'', stattdessen verwendet man besser ''Schokokuss''.“ Gruß --[[Benutzer:Suse|Suse]] 15:19, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
:::::: Merci! Eben jenes Unbehagen muss schon in der Einleitung klar werden, sonst hören die Streitigkeiten nie auf. --[[Benutzer:Succu|Succu]] 15:25, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
::::::: Leute, ''tobt euch im Artikel NEGER aus, aber nicht hier''! Es geht hier zunächst um das Geld, wie oft soll ich das denn noch sagen? Ja, ja, ich geb's doch auch zu, "Neger" ist pfui, ganz böse, aber hier geht es um Muscheln und Schnecken und nicht um Schwarzafrikaner. Ich hatte daher versucht [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Negergeld&action=historysubmit&diff=85884726&oldid=85880726 dem Bedeutungswandel gerecht zu werden] aber Perlenklauben hat ja haarscharf nachgewiesen, daß es ''niemals und zu keinen Zeiten'' einen neutralen Gebrauch des Wortes "Neger" gab. Kant hätte ja immerhin "afroamerikanischer Afrikaner" sagen können, wenn er den rassistischen Ausdruck hätte vermeiden wollen.... lächerlich. --<span style="white-space:nowrap;">-- [[Benutzer:Tischbeinahe|Tiſch-beynahe]] <b><font color="#116800">[[Wikipedia:WikiProjekt_Philosophie|φ]]</font></b></span> 16:16, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
:::::::::::Nein, Tischbein, es soll eben nicht um das Geld gehen, sondern um den Begriff. So richtig hast du dich noch nicht ins Thema und die Diskussion eingearbeitet, oder?--[[Benutzer:Perlenklauben|perlenklauben]] 16:40, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
Tischbein, möchtest du nicht oder willst du nicht? Die Entstehung des Begriffs Neger war verbunden mit einem abwertendem, stereotypen, negativen Bild des Afrikaners, eines Menschen, der dümmer, häßlicher, weniger kulturfähig, weniger zu menschlichen Gefühlen fähig war als der weiße Europäer. Das heisst, der Begriff bezeichnete nicht einfach einen Afrikaner, sondern einen Afrikaner, bei dem es gerechtfertigt war, ihn zu verkaufen und zu versklaven, der weniger wert war als ein weißer, der von Weißen unterrichtet, geführt, missioniert etc. werden musste. Dieser Begriff entstand in einem gesellschaftlichen Diskurs in einer bestimmten geschichtlichen Situation, an dem so gut wie alle Intellektuellen irgendwie beteiligt waren. Ausführlich nachzulesen ist das beispielsweise im Buch von Peter Martin. Wo Afrikaner oder Schwarze in positiven Kontexten gesehen wurden, sagte man ''Mohr'', nicht Neger. Also wäre doch jetzt der Nachweis zu erbringen, warum das Geld der Neger nicht geringschätzig betrachtet wurde, während zugleich ihre Gesellschaftsformen, ihre Geschichte, ihre Familienformen, ihre Gefühle und Gedanken geringschätzig betrachtet wurden. <br />
Bevor du weiter argumentierst, wäre es auch höchst interessant zu wissen, auf der Basis von welcher Literatur du das tust.--[[Benutzer:Perlenklauben|perlenklauben]] 16:28, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
:Mach Deinen Artikel alleine, ich bin raus. --<span style="white-space:nowrap;">-- [[Benutzer:Tischbeinahe|Tiſch-beynahe]] <b><font color="#116800">[[Wikipedia:WikiProjekt_Philosophie|φ]]</font></b></span> 20:02, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
<br />
: Also ab nach [[Mohrische Münze]] und alles ist gut? --[[Benutzer:Succu|Succu]] 21:15, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
::Wenn das ernst gemeint ist, könnte man das überlegen. Aber eigentlich auch unpraktisch, da es ja die Lakritze z.B. niemals als mohrische Münze gab. Das würde also wieder nur einen Teil abdecken. Das ist ja das vermaledeite an dem Artikel: Es zeichnet den Bedeutungswandel und die Bedeutungsvielfalt eines Begriffes nach, der grundsätzlich auf dem exotistisch-abwertendem beruht, und beinhaltet damit alle möglichen unterschiedlichen Dinge. Nur darf man eben dieses grundsätzlich Charakteristische an dem Begriff nicht benennen, warum auch immer. <br />
::Rassismus war diesen früh- und mittelneuzeitlichen Gesellschaften, in denen der Begriff Neger entstand, immanent, auch wenn es keinen Begriff dafür gab, ebenso wie die Abwertung und Ausgrenzung von Frauen aus vielen gesellschaftlichen Bereichen. Davon war auch eine Ikone wie Kant nicht ausgenommen, es waren nun mal keine demokratischen Gesellschaften.. Hm...Also, irgendwie hätte ich doch noch gern eine Erklärung, warum man nicht "abwertend" benutzen darf. Dann wäre doch alles gut. Was spricht dagegen? Tischbein hatte ja außer Polemik leider auch keine Argumente.--[[Benutzer:Perlenklauben|perlenklauben]] 23:40, 1. Mär. 2011 (CET)<br />
:::Hallo perlenklauben, das hört sich plausibel an und wäre überprüfbar. Ich möchte einen Aspekt anfügen mit der Bitte, ihn ggf. zu korrigieren: Der Begriff 'Neger' wurde im deutschsprachigen Raum seit Mitte der 1960er Jahre vorrangig deshalb systematisch negativ diskriminiert (und von Linken, Alternativen und Wächtern der politischen Korrektheit geächtet), weil er für BürgerInnen der englischen Sprache wie 'Nigger' klang/klingt, wobei das deutsche 'Neger' ja von (den naiven) Nutzern nicht negativ, sondern als 'Negro'-Übersetzung genutzt wurde. Niemand hätte den den Leuten sonst verdeutlichen können, dass 'schwarz' besser ist. Will sagen es gibt (historisch entstanden) schlimme Begriffe und schlimmere. Schlißlich ändern sich auch die Zeiten und Betroffene bekommen in jüngeren Generationen neue Messlatten, wobei besonders interessant ist, wie sie Bedeutungen verkehren (wie bei 'bad', was für viele eine Zeitlang 'super gut' hieß oder beim Nutzen der alten Schimpfwörter (Kanaker, Nigger) innerhalb der Szene, und den Betroffenen können wir es schlecht verbieten. Ach so, ist die Seite halb oder wie gesprerrt, wg. Änderungen? Möchte einfügen 's a t y r i s c h e s Wörterbuch', wo das Kindergeld/Negergeld-Zitat steht. Gruß --'''[[Benutzer:Goldplie|<font face="Comic Sans MS"><span style="color:#CD950C">GOLDPLIE</span></font>]]''' 11:09, 23. Mär. 2011 (CET)<br />
<br />
== Glasperlen ==<br />
<br />
Zur Geschichte und Ethnologie der Glasperlen gibt es seit einiger Zeit eine sehr umfangreiche Dissertation von Ulf Vierke, Die Spur der Glasperlen Akteure, Strukturen und Wandel im europäischostafrikanischen Handel mit Glasperlen. Abzurufen unter http://opus.ub.uni-bayreuth.de/volltexte/2006/240/ -- [[Spezial:Beiträge/77.180.234.72|77.180.234.72]] 22:19, 25. Jun. 2011 (CEST)<br />
: Leider enthält sie nichts hier Verwendbares über Umgangssprachliches. Sie steht jetzt aber als Literatur treffend unter [[Glasperle]]n. --[[Benutzer:Aalfons|Aalfons]] 10:58, 26. Jun. 2011 (CEST)<br />
<br />
== Weitere (scherzhafte) Bedeutung ==<br />
<br />
Ich vermisse hier eine Erwähnung einer weiteren, rein scherzhaften Verwendung des Begriffes: In der Nähe der holländischen Grenze, wo ich mich während meines Wehrdienstes aufgehalten habe, wurde (vor Euro-Einführung) gern das Geld des Nachbarlandes (Gulden) als Negergeld bezeichnet. --[[Spezial:Beiträge/132.195.106.57|132.195.106.57]] 14:11, 13. Sep. 2012 (CEST)</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Z-Diode&diff=106756051Diskussion:Z-Diode2012-08-13T11:22:56Z<p>132.195.106.57: Neuer Abschnitt /* „sein … Temperaturkoeffizient“ – wessen? */</p>
<hr />
<div>== Ersatzschaltbild ==<br />
Der Spannungspfeil UZ ist falsch herum eingezeichnet (tatsächlich ist nämlich UF gepfeilt, nicht UZ = UR); entsprechendes gilt auch für UZ0; alternativ die Z-Diode "herumdrehen". außerdem sollte iZ gepfeilt werden (gleichsinnig zu UZ0 bzw. uZ) sowie der Spannungsfall an rZ: delta-uZ, damit man auch erkennt, warum bei zunehmendem strom die z-spannung steigt. <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Benutzer:141.7.28.112|141.7.28.112]] ([[Benutzer Diskussion:141.7.28.112|Diskussion]]&nbsp;|&nbsp;[[Spezial:Beiträge/141.7.28.112|Beiträge]]) 20:59, 8. Apr. 2009 (CEST)) </small><br />
<br />
<br />
== Temperaturkoeffizient ==<br />
<br />
Der relative TC muss die Formel <math> \frac{1}{U_Z} \frac{\part U_Z}{\part T}</math> haben, sonst kommen die in der Tabelle angegebenen Einheiten auch nicht hin!<br />
--[[Benutzer:Emes2k|Emes2k]] 18:45, 1. Nov. 2008 (CET)<br />
<br />
== Titel; ZDiode vs. Zenerdiode ==<br />
Ich denke der Haupttitel sollte Z-Diode sein, da es heute der gebräuchlichere, Offizielle Name ist. Von Zenerdiode nur ein redirect --[[Benutzer:Axl Rose|Axl Rose]] 18:26, 31. Mai 2007 (CEST)<br />
<br />
<br />
Wenn mal jemand Zeit und genügend Sprachkenntnisse hätte, könnte man ja die Spannungsstabilisierung auf anderen Sprachen auch einfügen.<br />
<br />
Äääähm wat ist das für in Unfug hier? Kein Wort vom wellenmechanischen Tunneleffekt?! Ich sehe gerade das einige Dioden einige Aufmerksamkeit brauchen. Ich kann nicht alle machen. --[[Benutzer:Paddy|Paddy]] 01:27, 7. Okt 2004 (CEST)<br />
<br />
Zener hat das Prinzip nicht als erster entdeckt, weshalb diese Dioden heute normalerweise nur noch als Z-Dioden bezeichnet werden. Sollte im Artikel erwaehnt werden. --[[Benutzer:217.83.48.108|217.83.48.108]] 13:36, 5. Feb 2005 (CET)<br />
<br />
Der Zener-Effekt gilt nur bis 6,5 V. Daher hat Zener selbst eine Korrektur des Namens auf Z-Dioden verlangt. D.h. es müßte Z-Dioden die Hauptseite sein und Zenerdiode der Link darauf.<br />
<br />
Es fehlen Angaben bezüglich der Beschriftung der Diode. Warum die Bauteilbezeichnung z.b. "BZX5V1" lautet.<br />
B = ? ,zx genauso ; 5V1= bedeutet das sie auf 5,1 V stabilisiert.<br />
<br />
== Bild zur symmetrischen Spannungsstabilisierung ==<br />
<br />
Im Bild ist rechts die Ausgangsseite, der Spannungspfeil trägt aber die Bezeichnung Ue.<br />
(Dr.-Ing. Rainer Pickhardt, NTB Buchs (CH))<br />
<br />
<br />
Stell dich nich so an!!<br />
<br />
<br />
Rainer, Sie sind raus!!<br />
<br />
<br />
== Kennzeichung ==<br />
<br />
Es steht leider nicht im Artikel, welche Seite des Schaltzeichens dem gekennzeichneten Anschluss zugeordnet ist - Balken zu Balken? Ein Gelegenheitselektroniker... ;)<br />
<br />
== "besonders dotierte" ==<br />
<br />
Was ist das Besondere an der Dotierung?<br />
So wie ich es mir vorstelle, handelt es sich einfach um eine sehr starke Dotierung. Dadurch wird die Raumladungszone sehr klein und das elektrische Feld darin sehr groß, was zu den im Weiteren beschriebenen Effekten führt. Also bitte entweder präzisieren oder umformulieren, sonst klingt das dubios.<br />
<br />
<br />
== Verlinkung ==<br />
Ist es nicht etwas übetrieben _jedes_ auftretende V auf den Artikel "Volt" zu verlinken?? -[[Benutzer:128.176.150.168|128.176.150.168]] 21:11, 3. Jul. 2007 (CEST)<br />
<br />
: Ja. Einmal zu Anfang verlinken reicht vollkommen. [[Benutzer:84.141.162.206|84.141.162.206]] 00:47, 30. Jul. 2007 (CEST)<br />
<br />
== Polarität und Kennzeichnung ==<br />
<br />
Als ich klein war, war in den Büchern beim Schaltzeichen für Spannungsquellen der lange Strich immer der Minus- und der kurze Strich der Pluspol. Deshalb mag ich für "ältere" Benutzer im dritten Bild, dem animierten gif, gerne den Pluspol markiert sehen... vielleicht minimiert die Bildunterschrift so die Verwirrung.<br />
Hab den Abschnitt Kennzeichnung hinzugefügt.<br />
<br />
== Falscher Glättungsfaktor? ==<br />
<br />
Fehlt im vereinfachten Glättungsfaktor (Rv/rz) nicht ein +1? Also G = 1 + Rv/rz. Siehe z.B. http://www.elektroniktutor.de/analog/uz_stabi.html<br />
==Bildbeschreibung fehlt bei ''<nowiki>[[Bild:Z-Diode1.jpg]]</nowiki>'' ==<br />
Der Artikel enthält ein [[WP:Bild|Bild]], dem eine Bildbeschreibung fehlt, überprüfe bitte, ob es sinnvoll ist, diese zu ergänzen. Gerade für blinde Benutzer ist diese Information sehr wichtig. Wenn du dich auskennst, dann statte bitte das Bild mit einer aussagekräftigen Bildbeschreibung aus. Suche dazu nach der Textstelle ''<nowiki>[[Bild:Z-Diode1.jpg]]</nowiki>'' und ergänze sie.<br />
:Wenn du eine fehlende Bildbeschreibung ergänzen willst, kannst du im Zuge der Bearbeitung folgende Punkte prüfen:<br />
:* [[WP:Namensraum|Namensraum]] Datei: Bilder sollte im Namensraum Datei liegen. Bitte ändere die alten Bezeichnungen [[WP:Bild#Einbindung|<code>Bild:</code>]] und <code>Image:</code> in <code>Datei:</code>.<br />
:* [[WP:Bild#Feste Skalierung|Skalierung]]: Außerhalb von [[Hilfe:Infoboxen|Infoboxen]] sollten keine festen Bildbreiten (zum Beispiel 100px) verwendet werden. Für den Fließtext im [[Hilfe:Namensräume|Artikelnamensraum]] gibt es [[WP:Bild#Thumbnails|Thumbnails]] in Verbindung mit der ''automatischen Skalierung''. Um ein Bild/eine Grafik in besonderen Fällen dennoch größer oder kleiner darzustellen, kann der „upright“-Parameter verwendet werden. Damit erfolgt eine prozentuale Skalierung, die sich an den Benutzereinstellungen orientiert. --[[Benutzer:SpBot|SpBot]] 11:14, 2. Mär. 2009 (CET)<br />
<br />
== Bug im Kennliniendiagramm ==<br />
Im Kennliniendiagramm sind ausschliesslich negative Zahlen auf der Spannungsachse. Wenn ich den Sachverhalt richtig verstanden habe, sollte der Spannungswert im 1./4. Quadrant aber positiv sein. <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Benutzer:95.112.110.61|95.112.110.61]] ([[Benutzer Diskussion:95.112.110.61|Diskussion]]&nbsp;|&nbsp;[[Spezial:Beiträge/95.112.110.61|Beiträge]]) 00:42, 5. Sep. 2009 (CEST)) </small><br />
<br />
:Gut aufgepasst! Wird in den nächsten Tagen geändert. Gruß --&nbsp;[[Benutzer:Biezl|Biezl]]&nbsp;[[Benutzer Diskussion:Biezl|✉]] 22:23, 6. Sep. 2009 (CEST)<br />
<br />
::Erledigt --&nbsp;[[Benutzer:Biezl|Biezl]]&nbsp;[[Benutzer Diskussion:Biezl|✉]] 20:09, 13. Sep. 2009 (CEST)<br />
<br />
==Geschwindigkeit==<br />
Gibt es Quellen zur Geschwindigkeit von Zenerdioden? -- [[Benutzer:Pemu|Pemu]] 17:39, 2. Dez. 2009 (CET)<br />
<br />
:Laut [http://www.altron.de/_pdf/fagor/fagor_transien.pdf hier] (Abschnitt 4.5) beträgt die Ansprechzeit etwa eine pico Sekunde (= 1 Tera Hertz) für den Fall des Avalanche-Effektes. Die Sperrschichtkapazität mit rund 10 pF verdeckt diesen Effekt dann wohl vollständig und praktisch dürfte die Leitungsinduktivität der bremsende Faktor sein.<br />
<br />
:--&nbsp;[[Benutzer:Biezl|Biezl]]&nbsp;[[Benutzer Diskussion:Biezl|✉]] 18:23, 2. Dez. 2009 (CET)<br />
<br />
==Quellenangabe der Datei U-Stab-Z-Diode.JPG==<br />
Hallo. Die Quellenangabe der o.g. Datei ist nicht korrekt. Die Grafik stammt aus dem Buch "Elemente der angewandten Elektronik" von Erwin Böhmer, Vieweg Verlag. Seite 37 der zehnten Auflage, Bild 2. -- [[Benutzer:Kenfoe|Kenfoe]] 22:12, 21. Sep. 2010 (CEST)<br />
<br />
== glossary of symbols ==<br />
<br />
Ich vermisse hier eine Definition der in den Formeln verwendeten Symbole. Es sollte eigentlich Standard in Wikipedia werden, alle verwendeten Formelsymbole zu definieren. <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Benutzer:DrBaumeister|DrBaumeister]] ([[Benutzer Diskussion:DrBaumeister|Diskussion]]&nbsp;|&nbsp;[[Spezial:Beiträge/DrBaumeister|Beiträge]]) 00:11, 13. Apr. 2011 (CEST)) </small><br />
:Wie wärs, wenn du hier schonmal ne Zusammenfassung machst, dann tut sich jemand der die Mathe Syntax kann leichter mit dem Einarbeiten. Gruß --[[Benutzer:Grumml|Grumml]] 09:13, 13. Apr. 2011 (CEST)<br />
<br />
==Begrenzung von elektrischen Spannungen eingesetzt werden.==<br />
<br />
Es wurde vergessen zu erwähnen, dass es nur bei kleinen Strömen eine Anwendung findet und zb. für Überspannungsschutz. <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Spezial:Beiträge/93.215.218.62|93.215.218.62]] ([[Benutzer Diskussion:93.215.218.62|Diskussion]]) 18:06, 27. Jan. 2012 (CET)) </small><br />
<br />
== „sein … Temperaturkoeffizient“ – wessen? ==<br />
<br />
Der Abschnitt „Durchbrucheffekte“ enthält zweimal Formulierungen der Art „und damit sein … Temperaturkoeffizient“ (wobei die Pünktchen für „positiver“ bzw. „negativer“ stehen). Aber worauf bezieht sich das „sein“? Auf den jeweiligen Effekt, kann der einen entsprechenden Temperaturkoeffizient haben? Leider bleiben auch diverse Symbole aus der Formel für <math>I_D</math> undefiniert, so daß die Erklärung insgesamt unverständlich bleiben muß. --[[Spezial:Beiträge/132.195.106.57|132.195.106.57]] 13:22, 13. Aug. 2012 (CEST)</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Z-Diode&diff=106755383Z-Diode2012-08-13T11:07:16Z<p>132.195.106.57: /* Durchbrucheffekte */ Interpunktion</p>
<hr />
<div>Eine '''Zener-Diode''', oder auch '''Z-Diode''', ist eine besonders dotierte [[Silicium]]-[[Diode]] mit geringer [[P-n-Übergang|Sperrschichtdicke]], die nach dem amerikanischen Physiker [[Clarence Melvin Zener]], dem Entdecker des [[Zener-Effekt]]s, benannt ist. Die Charakteristik von Z-Dioden erlaubt es, dass sie in zahlreichen Schaltungen zur Stabilisierung und Begrenzung von [[Elektrische Spannung|elektrischen Spannungen]] eingesetzt werden.<br />
<br />
Sie verhalten sich in Durchlassrichtung wie normale Dioden, in Sperrrichtung werden sie ab einer bestimmten [[Sperrspannung]], der so genannten Durchbruchspannung, niederohmig.<br />
<br />
[[Datei:Diode-Zener-EN A-K.svg|thumb|right|Schaltzeichen]]<br />
<br />
== Durchbrucheffekte ==<br />
[[Datei:Kennlinie_Z-Diode.svg|thumb|Kennlinien verschiedener Z-Dioden]]<br />
Die Durchbruchsspannung U<sub>BR</sub> wird bei Zener- bzw. Z-Dioden auch als Z-Spannung ''U''<sub>Z</sub> bezeichnet und beträgt üblicherweise rund 3…100&nbsp;[[Volt|V]] (in Ausnahmefällen auch für den Bereich 2…600&nbsp;V herstellbar). Wird nun ''U''<sub>Z</sub> an die Diode in Sperrrichtung angelegt, so ergibt sich der Strom durch die Diode aus der Formel:<br />
<br />
:<math>I_D \approx I_{D,BR} = - I_{BR} \cdot e^{\frac{-U_D + U_Z}{n_{BR} \cdot U_T}}</math><br />
<br />
Liegt diese Spannung unterhalb 5&nbsp;V, so überwiegt der [[Zener-Effekt]] und damit sein negativer Temperaturkoeffizient.<br />
<br />
Bei Spannungen über 6,5&nbsp;V überwiegt der [[Lawinendurchbruch]]-Effekt, der auch als Avalanche-Effekt ([[Englische Sprache|englisch:]] avalanche effect) bekannt ist, und damit sein positiver Temperaturkoeffizient.<br />
<br />
Im Bereich zwischen 5 und 6,5&nbsp;V wirken beide Effekte in ähnlicher Stärke. Der Knick der Kennlinie ist zwar nicht so scharf, dafür aber ist der Temperaturgang besonders niedrig ausgeprägt.<br />
<br />
Deshalb hat Clarence Zener vorgeschlagen, die zunächst allgemein Zenerdioden genannten Dioden aufzuteilen in Zener-Dioden (mit Durchbruchspannungen unter 5&nbsp;V) und Z-Dioden (mit mehr als 5&nbsp;V). Im Alltagsgebrauch hat sich der Begriff Z-Dioden als übergreifende Bezeichnung von Zener- und Avalanche-Dioden etabliert.<br />
<br />
Bei Avalanche-Dioden ist der Knick der Kennlinie stärker ausgeprägt. <br />
<br />
Beim Lawinendurchbruch werden genug [[Elektron]]en so stark beschleunigt, dass sie weitere Elektronen aus den Atombindungen schlagen. In Folge ergibt sich eine lawinenartig ansteigende Ladungsträgerkonzentration und damit ein geringerer [[Elektrischer Widerstand|Widerstand]]. Wird der fließende Strom nicht stark genug begrenzt, führt der Effekt zum ''Durchbruch zweiter Art'' und damit zur Zerstörung der Diode.<br />
<br />
== Temperaturabhängigkeit ==<br />
[[Datei:Temperaturkennlinie von Z-Dioden.svg|thumb|Temperaturkoeffizient im Bezug zur Z-Spannung]]<br />
Die Angabe der Z-Spannung U<sub>Z</sub> bezieht sich im Regelfall auf 300 Kelvin. Der Temperaturkoeffizient <math>k_{\vartheta}</math> oder TC gibt hierfür die relative Änderung der Z-Spannung in Abhängigkeit von der Temperatur ''T'' an:<br />
<br />
:<math>k_{\vartheta} = {TC} = \frac{1}{U_Z}\cdot \frac{\part U_Z}{\part T}</math> bei ''I''<sub>D</sub> = const.<br />
<br />
In Datenblättern erfolgt häufig die Angabe des Temperaturkoeffizienten bezogen auf die Spannung in Millivolt pro Kelvin. Die Umrechnung geschieht wie folgt:<br />
<br />
:<math>S_Z = k_\vartheta \cdot U_Z</math><br />
<br />
Unterhalb von 7 Volt hängt der Temperaturkoeffizient deutlich vom Diodenstrom ab, weswegen immer die Angabe des Nennstroms erforderlich ist. <!-- Der TK bleibt über den Nenntemperaturbereich weitgehend konstant(?) --><br />
<br />
Übliche Werte sind:<br />
{| class="prettytable" <br />
! TC(U<sub>Z</sub>) !! ''U''<sub>Z</sub><br />
|-<br />
|<math>\approx - 6 \cdot 10^{-4} \, \mathrm{K}^{-1}</math> || <math>3{,}3 \, \mathrm{V}</math><br />
|-<br />
|<math>\approx 0</math> || <math>5{,}1 \, \mathrm{V}</math><br />
|-<br />
| <math>\approx +6 \cdot 10^{-4}\, \mathrm{K}^{-1} \cdots +10 \cdot 10^{-4} \, \mathrm{K}^{-1}</math> || <math>47 \, \mathrm{V}</math><br />
|}<br />
<br />
Die Z-Spannung und deren Änderung in Abhängigkeit von der Temperatur berechnet sich nach folgenden Formeln:<br />
<br />
:<math>\Delta U_Z(T) =k_\vartheta \cdot U_Z \cdot \left( T - 300 \mathrm{K}\right) </math><br />
<br />
:<math>U_Z(T) = U_Z + \Delta U_Z(T) = U_Z \cdot \left[ 1 + k_\vartheta \cdot \left(T - 300 \mathrm{K}\right)\right]</math><br />
<br />
Der Zenereffekt hat einen negativen Temperaturkoeffizienten, der Lawineneffekt hat einen positiven Temperaturkoeffizienten. Bei ca. 5&nbsp;V sind beide Koeffizienten etwa gleich groß und heben sich gegenseitig auf. Dieser Spannungswert eignet sich daher besonders als [[Referenzspannungsquelle]] mit geringer [[Temperaturdrift]].<br />
<br />
In Datenblättern werden gelegentlich [[Strom-Spannungs-Kennlinie]]n angegeben, d.&nbsp;h. die Kennlinien der Dioden bei 25&nbsp;°C und 125&nbsp;°C.<br />
<br />
== Ersatzschaltbild ==<br />
[[Datei:Z-Diode1.jpg]]<br />
<br />
== Arbeitspunkt ==<br />
[[Datei:Arbeitspunktänderung Diode.svg|thumb|Arbeitspunkt Z-Diode (3. Quadrant in 1. Quadranten verlegt)]] Der Arbeitspunkt einer Z-Diode befindet sich im Schnittpunkt der Diodenkennlinie und der Lastwiderstandskennlinie. <br />
Im nebenstehenden Diagramm ist die Kennlinie mit schwankender Versorgungsspannung dargestellt. <br />
Abhängig von der Belastung stellen sich verschiedene Spannungen ein - bei Volllast die niedrigste, bei Leerlauf die höchste Spannung. <br />
Der Arbeitspunkt bewegt sich hierbei zwischen den Punkten 1 und 2 (Regelbereich), wodurch auch eine entsprechende Schwankung des Zenerstromes ''I''<sub>Z</sub> hervorgerufen wird.<br />
<br />
Die untere Begrenzung des Regelbereiches ist durch den Knick der Kennlinie festgelegt und beträgt ca. 10 % von ''I''<sub>max</sub>. Mit einem veränderlichen Lastwiderstand kann der gesamte Regelbereich zwischen den Punkten 1 und 3 genutzt werden.<br />
<br />
== Anwendung ==<br />
Die interessanteste Anwendung der Zener-Diode ist die [[Spannungsregler|Parallelregelung]] einer Spannung für weitere elektronische Schaltungsteile, die eine stabile Versorgungs- oder Eingangsspannung benötigen. Weiterhin lassen sie sich sehr gut als Generator für [[weißes Rauschen]] nutzen, das durch den Lawineneffekt hervorgerufen wird.<br />
<br />
In der Regel werden Zener-Dioden in Sperrrichtung betrieben. Anwendung findet die Zener-Diode bei der Spannungsbegrenzung, beim Überlastschutz und, der häufigste Anwendungsbereich, bei der Spannungsstabilisierung. Ein Anwendungsbeispiel ist die [[Zenerbarriere]].<br />
<br />
<gallery><br />
File:Spannungsbegrenzung.png|Spannungsbegrenzung mit Z-Diode<br />
File:Spannungsstabilisierung.png|Spannungsstabilisierung mit Z-Diode<br />
Bild:Symmetrische_Spannungsbegrenzung.gif|Symmetrische Spannungsbegrenzung mit Z-Dioden<br />
</gallery><br />
<br />
Bei der Schaltung zur Spannungsbegrenzung sperrt die Z-Diode für Spannungen von <math>0 \le U_e < U_Z</math>. Die Ausgangsspannung <math>U_a</math> ergibt sich in diesem Bereich nur aus dem Vorwiderstand <math>R_V</math> und – im Falle der Spannungsstabilisierung – dem Lastwiderstand <math>R_L</math>.<br />
<br />
Wenn die Z-Diode bei <math>U_e \ge U_Z</math> leitet, liegt am Lastwiderstand maximal die Z-Spannung <math>U_Z</math> an.<br />
<br />
Daraus ergibt sich die folgende Formel:<br />
<br />
:<math>U_a \approx \left\{ \begin{matrix} <br />
{U_{a} = U_{e} \frac{R_{L}}{R_{V}+R_{L}}} <br />
& \text{wenn} <br />
& {U_e<U_{Z}\cdot \left( 1 + \frac{R_{V}}{R_{L}} \right)}<br />
\\ {U_{Z}}<br />
& \text{wenn}<br />
& {U_e > U_{Z}\cdot \left( 1 + \frac{R_{V}}{R_{L}} \right)}<br />
\end{matrix} \right.</math><br />
<br />
Am Beispiel einer Z-Diode mit einer Z-Spannung von U<sub>Z</sub> = 10&nbsp;[[Volt|V]] würde dies in etwa wie folgt aussehen:<br />
<br />
[[Datei:U-Stab-Z-Diode.JPG|Spannungsbegrenzung mittels einer Z-Diode]]<br />
<br />
Daraus ergibt sich eine Glättung (Begrenzung) der eigentlichen Eingangsspannung und damit eine Stabilisierung der Ausgangsspannung. Diese werden über den Glättungsfaktor ''G'' und den Stabilisierungsfaktor ''S'' beschrieben, die sich aus den folgenden Formeln ergeben:<br />
<br />
Glättungsfaktor ''G'':<br />
<br />
:<math>G=\frac{\partial U_{e}}{\partial U_{a}} =1+\frac{R_{V}}{r_{Z}}+ \frac{R_{V}}{R_{L}} \stackrel{\,(r_Z \ll R_{V},R_{L})\,}{=} \frac{R_{V}}{r_{Z}}</math><br />
<br />
Relativer Stabilisierungsfaktor ''S'':<br />
<br />
:<math>S = \frac{\frac{\partial U_{e}}{U_{e}}}{\frac{\partial U_{a}}{U_{a}}} = \frac{U_{a}}{U_{e}}\frac{\partial U_{e}}{\partial U_{a}} = \frac{U_{a}}{U_{e}} G\approx \frac{U_{a}R_{V}}{U_{e}r_{Z}}</math><br />
<br />
Die ''Symmetrische Spannungsbegrenzung'' funktioniert ähnlich wie die hier beschriebene Spannungsbegrenzung mit nur einer Z-Diode. Allerdings begrenzt sie auch negative Eingangsspannungen auf -''U''<sub>Z</sub>. Zusätzlich kommt allerdings ein [[Spannungsabfall]] ''U''<sub>D</sub> an der zweiten Z-Diode, die in diesem Fall leitend ist. Dieser Spannungsabfall verhält sich analog zum Spannungsabfall einer herkömmlichen [[Diode]].<br />
<br />
Eine bessere Möglichkeit zur Spannungsstabilisierung liefern [[Spannungsregler]], welche die Spannung wesentlich präziser regeln können.<br />
<br />
== Kennzeichnung ==<br />
[[Datei:Zener diode (aka).jpg|thumb|Zener-Diode, Kathode links]]<br />
Das Gehäuse von Zenerdioden trägt an der Kathodenseite in der Regel einen Ring. Die Kennzeichnung der Kathode entspricht damit der Kennzeichnung bei anderen Dioden.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Ulrich Tietze, Christoph Schenk, Eberhard Gamm, ''Halbleiter-Schaltungstechnik'', Springer 2002, 12. Auflage, ISBN 3-540-42849-6<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
<br />
* [[Hauptstromzenerdiode]]<br />
* [[pin-Diode]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Zener diodes}}<br />
* [http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/zbandgp.htm Z-Diode-Erweiterungskurs und die Bandgap-Referenz]<br />
* [http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/powzen.htm Die Power-Zenerdiode aus Z-Diode und Transistor]<br />
* [http://www.national.com/an/AN/AN-161.pdf Präzisionsspannungsreferenz LM199], erster Schaltkreis mit ''Buried''-Zener-Diode<br />
<br />
[[Kategorie:Diode]]<br />
<br />
[[ar:ثنائي زنر]]<br />
[[bg:Ценеров диод]]<br />
[[bn:জেনার ডায়োড]]<br />
[[ca:Díode Zener]]<br />
[[cs:Zenerova dioda]]<br />
[[da:Zenerdiode]]<br />
[[el:Δίοδος Ζένερ]]<br />
[[en:Zener diode]]<br />
[[es:Diodo Zener]]<br />
[[et:Stabilitron]]<br />
[[fa:دیود زنر]]<br />
[[fi:Zenerdiodi]]<br />
[[fr:Diode Zener]]<br />
[[he:דיודת זנר]]<br />
[[hi:जेनर डायोड]]<br />
[[hr:Zenerova dioda]]<br />
[[hu:Z-dióda]]<br />
[[id:Dioda Zener]]<br />
[[it:Diodo zener]]<br />
[[ja:ツェナーダイオード]]<br />
[[kk:Стабилитрон]]<br />
[[kn:ಝೀನರ್ ಡಯೋಡ್]]<br />
[[ko:제너 다이오드]]<br />
[[lt:Stabilitronas]]<br />
[[lv:Stabilitrons]]<br />
[[ml:സെനര് ഡയോഡ്]]<br />
[[mn:Тогтворжуулагч диод]]<br />
[[nl:Zenerdiode]]<br />
[[no:Zenerdiode]]<br />
[[pl:Dioda Zenera]]<br />
[[pt:Diodo Zener]]<br />
[[ru:Стабилитрон]]<br />
[[sk:Zenerova dióda]]<br />
[[sq:Zener dioda]]<br />
[[sv:Zenerdiod]]<br />
[[ta:ஜீனர் டையோடு]]<br />
[[te:జెనర్ డయోడ్]]<br />
[[th:ซีเนอร์ไดโอด]]<br />
[[tr:Zener diyot]]<br />
[[uk:Діод Зенера]]<br />
[[vi:Điốt Zener]]<br />
[[zh:齊納二極體]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Biodiesel&diff=99615268Biodiesel2012-02-13T13:48:44Z<p>132.195.106.57: /* Weiterentwicklungen und Alternativen zu Biodiesel */</p>
<hr />
<div>{{überarbeiten}}<br />
{{Infobox Brennstoff<br />
| Name = Biodiesel<br />
| Bild = [[Datei:Biodiesel-2.jpg|rahmenlos|Biodieselprobe]]<br />Biodieselprobe<br />
| Andere Namen = <!--Rapsdiesel, Rapsölmethylester (RME),-->Fettsäuremethylester (FAME), „Fettsäuren, C16–18- und C18-ungesättigt, Methylester“<ref name="GESTIS" /><br />
| Handelsnamen = <br />
| Beschreibung = Kraftstoff für selbstzündende Kolbenmotoren (Dieselkraftstoffe), Lösungsmittel<br />
| Herkunft = biosynthetisch<br />
| Bestandteile = <br />
| CAS = 67762-38-3<br />
| Aggregat = flüssig<br />
| Viskosität = 7,5&nbsp;mm²/s (bei 20&nbsp;°C)<ref>[http://www.hydrogeit.de/biodiesel.htm Viskosität von Biodiesel bei ''hydrogeit''.de]</ref><br />
| Dichte = 0,879 laut [http://www.erneuerbare-energien.de/files/erneuerbare_energien/downloads/application/pdf/broschuere_ee_zahlen_bf.pdf] (0,875 … 0,885) kg/L (bei 20&nbsp;°C)<ref name="GESTIS" /><br />
| Heizwert = 32,7 MJ/L = 37,2 MJ/kg<ref>[http://www.erneuerbare-energien.de/files/erneuerbare_energien/downloads/application/pdf/broschuere_ee_zahlen_bf.pdf Physikalische Kenngrößen]</ref><br />
| Brennwert = 35,2 MJ/L = 40 MJ/kg<ref>[http://www.biokraftstoff-portal.de/data/File/Thueringen/Veranstaltungen/06-12-18_Einsatz_RoeK,RME_Gernewitz.pdf Physikalische Kenngrößen]</ref><br />
| Wobbe-Index = <br />
| Oktanzahl = <br />
| Cetanzahl = 56 CZ<ref>[http://www.oelmuehle.de/index.php3?hid=01063 Cetanzahl bei ''Oelmühle.de]</ref><br />
| Hypergol = <br />
| Schmelzbereich = −10&nbsp;°C<ref name="GESTIS" /><br />
| Siedebereich = etwa (176 … unbestimmt) °C<ref name="silbermann" /><ref>nicht spezifiziert nach [[EN 14214]].</ref><br />
| Flammpunkt = 180&nbsp;°C<ref name="GESTIS">{{GESTIS|ZVG=491697|CAS=67762-38-3|Name=Fettsäuren, C16-18- und C18-ungesättigt, Methylester|Datum=15. April 2008}}.</ref><br />
| Zündtemperatur = circa 250&nbsp;°C<ref name="silbermann">[http://www.silbermann.de/download/SDB/07508000.pdf Sicherheitsdatenblatt zu Rapsölmethylester].</ref><br />
| Verbrennungstemperatur = <br />
| Explosionsgrenze = <br />
| Temperaturklasse = <br />
| Explosionsklasse = <br />
| Mindestluftbedarf = <br />
| Kohlendioxidemissionen = <br />
| Quelle GefStKz = <ref name="GESTIS" /><br />
| Gefahrensymbole = {{Gefahrensymbole|-}}<br />
| R = {{R-Sätze|-}}<br />
| S = {{S-Sätze|-}}<br />
| UN-Nummer = <br />
| Gefahrnummer = <br />
}}<br />
<br />
'''Biodiesel''' ist ein in der Verwendung dem mineralischen [[Dieselkraftstoff]] ähnlicher biosynthetischer [[Kraftstoff]]. In Europa wird er meistens durch [[Umesterung]] von Rapsöl mit [[Methanol]] gewonnen ([[Rapsmethylester]]). In den USA stammt Biodiesel fast ausschließlich aus [[Sojaöl]].<br />
<br />
Biodiesel<ref name="2003/30/EG">[http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/de/oj/2003/l_123/l_12320030517de00420046.pdf Richtlinie 2003/30/EG] zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor.</ref> kann in geeigneten Motoren in reiner Form – als B100 bezeichnet – oder als [[Blend (Mineralöl)|Mischung]] mit Mineralöldiesel in beliebigem Mischungsverhältnis verwendet werden.<br />
<br />
Das Präfix ''Bio'' weist hier nicht auf eine Herkunft aus [[Ökologische Landwirtschaft|ökologischer Landwirtschaft]] hin, sondern lediglich auf den pflanzlichen Ursprung im Gegensatz zu [[Mineralöl]]. Die Klimaneutralität und ökologische Vorteilhaftigkeit von Biodiesel sind umstritten.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die Herstellung von Biodiesel durch Umesterung von pflanzlichen Ölen mit Methanol wurde bereits 1853 von E. Duffy und J. Patrick beschrieben, Jahre bevor der Dieselmotor entwickelt wurde.<br />
<br />
Den Einsatz von Kraftstoff für Diesel-Motoren auf Basis von reinen Pflanzenölen ([[Pflanzenölkraftstoff]]) testete [[Rudolf Diesel]] im Rahmen der Weltausstellung im Jahr 1900.<ref>Chem. Abstr. 7:1605 (1913).</ref> Er berichtete darüber auf einem Vortrag vor der ''Institution of Mechanical Engineers of Great Britain'': „..auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurde ein kleiner Diesel-Motor des Herstellers Otto gezeigt, der auf Anforderung der französischen Regierung auf [[Erdnussöl|Arachidöl]] (einem aus Erdnüssen gewonnenen Öl) lief, und er arbeitete so problemlos, dass nur sehr wenige Leute darauf aufmerksam wurden. Der Motor war für den Gebrauch von Mineralöl konstruiert und arbeitete dann ohne Änderungen mit Pflanzenöl.“<br />
<br />
Auslöser für die Nutzung von Biodiesel waren die Arbeiten des Belgiers G. Chavanne, der am 31. August 1937 ein Patent zur Umesterung von Pflanzenölen mit [[Ethanol]] und [[Methanol]] anmeldete,<ref>[http://www.lifepr.de/pressemeldungen/ufop-union-zur-foerderung-von-oel-und-proteinpflanzen-ev/boxid-14613.html 70 Jahre Biodiesel]</ref> um deren Eigenschaften zur Nutzung als Motorenkraftstoff zu verbessern (Belgisches Patent 422,877).<ref name="Historical Perspectives on Vegetable Oil-Based Diesel Fuels">[http://www.biodiesel.org/resources/reportsdatabase/reports/gen/20011101_gen-346.pdf Historical Perspectives on Vegetable Oil-Based Diesel Fuels, G. Knothe, INFORM, Vol. 12(11), S.&nbsp;1103–1107 (2001)].</ref> Der Einsatz eines nach diesem Verfahren erzeugten Biodiesels auf [[Palmöl]]basis wurde schon 1938 auf einer Buslinie zwischen Brüssel und Leuven erfolgreich getestet. Weitere Untersuchungen fanden in den 1970er Jahren in Brasilien<ref>[http://www.tecbio.com.br/templates/loadpaginas.php?pagina=sobreobiodiesel_ing Homepage von Tecbio].</ref> und Südafrika statt.<br />
<br />
Im Jahr 1983 wurde der Prozess für die Produktion von Biodiesel in Kraftstoffqualität international veröffentlicht.<ref>SAE Technical Paper series no. 831356. SAE International Off Highway Meeting, Milwaukee, Wisconsin, USA, 1983.</ref><br />
<br />
Das Unternehmen ''Gaskoks'' in Österreich errichtete 1989 die erste kommerzielle Biodieselanlage mit einer Jahreskapazität von 30.000 Tonnen pro Jahr nach einem südafrikanischen Patent. Seit den 1990er Jahren wurden viele Biodieselanlagen in Europa gebaut, 1998 wurden in 21 europäischen Staaten kommerzielle Biodieselprojekte durchgeführt.<br />
<br />
Im September 2005 führte der US-Bundesstaat [[Minnesota]] als erster Staat in den Vereinigten Staaten eine Beimischung von 2 % Biodiesel zum regulären Diesel ein.<ref>[http://www.biodiesel.org/resources/pressreleases/gen/20050929_mn_mandate_implemented.pdf Verordnung über Biodiesel in Minnesota].</ref> Seit 2007 gilt in Deutschland eine Beimischungspflicht von 4,4 % Biodiesel zu herkömmlichem Diesel. Im Zuge der politischen Bemühungen um die Senkung des Kohlendioxidausstoßes wurde in zahlreichen weiteren Ländern eine Beimischung eingeführt oder ist geplant.<br />
<br />
== Umweltverträglichkeit ==<br />
=== Vorteile ===<br />
==== [[Kuppelproduktion|Kuppelprodukte]] ====<br />
Bei der Produktion von Biodiesel aus Ölpflanzen gibt es zudem keine Abfallprodukte, da alle Nebenprodukte dieser Reaktion weiterverwertet werden: [[Rapskuchen]] und [[Sojakuchen]], die bei der Pressung anfallen, werden als Futtermittel benutzt. Das bei der Umesterung entstehende [[Glyzerin]] kann in der chemischen Industrie weiterverwertet werden (etwa für Kosmetik). Das auf dem Feld verbleibende Stroh trägt zum Erhalt des Humuskörpers und damit der Bodenfruchtbarkeit bei.<br />
<br />
Bei Leckagen ist Biodiesel deutlich weniger umweltbelastend als herkömmlicher Diesel. Letzterer gehört in die [[Wassergefährdungsklasse]] 2 (wassergefährdend), Biodiesel in die Wassergefährdungsklasse 1 (schwach wassergefährdend). Reines Pflanzenöl gilt als nicht wassergefährdend.<ref>[http://www.umweltbundesamt.de/wgs/ Wassergefährdende Stoffe] – Deutsches Umweltbundesamt.</ref><br />
<br />
==== Wirtschaft und Energie ====<br />
Da Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, ersetzt sein Gebrauch Kraftstoffe auf Erdölbasis, dessen künftige Verfügbarkeit bereits mittelfristig als begrenzt angesehen wird (siehe [[Peak Oil]]). Zudem mindert Biodiesel als [[Erneuerbare Energie|erneuerbarer Energieträger]] die Importabhängigkeit der deutschen Energieversorgung im Kraftfahrsektor, da momentan kein Alternativantrieb in ausreichender Menge und Effizienz zur Verfügung steht. Biokraftstoffe trugen 2010 so mit 182.000.000 GJ zum [[Primärenergieverbrauch]] in Deutschland bei. <ref>[http://www.unendlich-viel-energie.de/uploads/media/54_Renews_Spezial_Biokraftstoffe_online_Jan12.pdf] – Agentur für Erneuerbare Energien.</ref> <br />
<br />
==== Pflanzenbau ====<br />
Die Produktion von Ölpflanzen im [[Mischfruchtanbau]] oder im Rahmen der [[Fruchtfolge]] kann die Auslaugung von Böden verhindern und den Ertrag an Lebensmitteln auf Dauer steigern und der Einsatz von Herbiziden kann dadurch verringert werden. Entsprechende Versuche wurden bereits in der Praxis durchgeführt und sind positiv verlaufen.<ref>[http://www.mischfruchtanbau.de/ IG Mischfruchtanbau].</ref> Die in Deutschland hauptsächlich verwendete Biodieselquelle [[Raps ]] kann z.B. nur alle 3-4 Jahre auf dem selben Feld angebaut werden.<br />
<br />
==== Klimawirkung ====<br />
Die Klimaneutralität bei der Verbrennung von Biodiesel ist umstritten. Der CO<sub>2</sub>-Bindung beim Wachstum der Pflanze müssen nicht nur die CO<sub>2</sub>-Freisetzung bei der Verbrennung gegenübergestellt werden, ebenso wie bei allen Klimabilanzen sind zudem die bei Anbau, Herstellung und Nutzung anfallenden Emissionen klimarelevanter Stoffe zu berücksichtigen. Neben Kohlendioxid spielen hier vor allem die in ihrer Höhe umstrittenen [[Lachgas]]-Emissionen eine Rolle. Je nach Studie wird die [[Klimabilanz]] von Biodiesel in der Regel um 20 bis 80 % günstiger eingeschätzt als die von Mineralöl-Diesel, werden durch den Ölpflanzenbau verursachte Landnutzungsänderungen betrachtet (z.&nbsp;B. Rodung von Regenwald oder Moorgebieten), so kann die Gesamtbilanz gegenüber Mineralöl auch negativ ausfallen.<br />
<br />
Laut einer Ökobilanzierung aus dem Jahr 2006 liefert Biodiesel aus Sojaöl 193 % der in seiner Produktion eingesetzten Energie und reduziert Treibhausgasemissionen gegenüber Erdöl um 41 %. Damit ist es deutlich effizienter als [[Ethanol]] aus [[Mais]]. Die Luftverschmutzung ist zudem geringer als bei Ethanol aus Mais.<ref name="pnas">Hill, J., Nelson, E., Tilman, D., Polasky, S., Tiffany, D. (2006): Environmental, economic, and energetic costs and benefits of biodiesel and ethanol biofuels. Proceedings fo the National Academy of Sciences, Vol. 103, pp. 11206-11210.</ref><br />
<br />
=== Nachteile ===<br />
==== Allgemein ====<br />
Das Umweltbundesamt lehnt in einem Bericht vom 1. September 2006<ref>[http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/alternative-kraftstoffe/biodiesel/biodiesel.htm Stellungnahme des Umweltbundesamtes zu Biodiesel].</ref> die Herstellung von Biodiesel ab und stellt fest:<br />
<br />
''„Potenzial Biodiesel: Wegen der beschränkten Ackerflächen kann mit in Deutschland angebautem Raps maximal etwa fünf Prozent des im Verkehrssektor benötigtem Dieselkraftstoff ersetzt und ein bis vier Prozent der Treibhausgasemissionen in diesem Bereich vermieden werden. Hierzu müsste aber bereits die Hälfte der gesamten deutschen Ackerfläche zum Biodiesel-Rapsanbau in vierjähriger Fruchtfolge genutzt werden, was eher unrealistisch ist. Das tatsächliche Potential liegt deshalb eher in der Größenordnung von 1 bis 2 % der Dieselmenge.“''<br />
<br />
In den USA würde die Verarbeitung der gesamten Sojaernte zu Biodiesel lediglich 6 % der Nachfrage decken.<ref name="pnas" /><br />
<br />
Biodiesel produziert mehr [[ozon]]fördernde Abgase als aus Erdöl gewonnener Treibstoff. Kritiker bemängeln zudem, dass durch staatliche Subventionen und damit günstigere Preise für Spediteure der Schwerlastverkehr gefördert wird, was einer geringeren Umweltbelastung entgegenwirkt.<br />
<br />
Noch nicht vollständig gelöst ist bislang die Nutzung des [[Glycerin]]s, bei der Umesterung fallen prozessbedingt 100 kg Glycerin pro Tonne Biodiesel an. Bisher stehen zu wenige wirtschaftliche Verwertungswege für das [[Kuppelprodukt]] Glycerin offen.<ref>Arno Behr: ''[http://www.biokraftstoff-portal.de/nds-hb/index.php?tpl=be&red=bs&id=2206&bkr=&kr=2&bk=2&bs=4 Alternativen zur Verwendung von Glycerin].'' biokraftstoff-portal 12. Februar 2007.</ref><br />
<br />
==== Flächen- und Fremdenergiebedarf ====<br />
''siehe auch: [[Biodiesel/Liste der Ölpflanzenerträge|Liste der Ölpflanzenerträge]]''<br />
<br />
Bezogen auf den Weltbedarf an dieselähnlichen Kraftstoffen könnte [[Palmöl]]methylester sowohl von der Ölergiebigkeit der Pflanze als auch von der Größe des potentiellen Anbaugebiets der wichtigste Kraftstoff werden. Allerdings wird dies derzeit mit der großflächigen Abholzung von Urwäldern in Indonesien zwecks Anlage von [[Ölpalme]]n-[[Monokultur]]en erkauft.<br />
<br />
Eine Studie von Forschern der Universität Minnesota<ref>[http://www.pnas.org/content/103/30/11206.full ''Environmental, economic, and energetic costs and benefits of biodiesel and ethanol biofuels'', Jason Hill et. al. University of Minnesota].</ref> weist darauf hin, dass es unwahrscheinlich ist, durch Alternativ-Kraftstoffe den weltweit zunehmenden Spritbedarf in nennenswertem Umfang abdecken zu können. Allerdings beruht diese Studie auf der allgemeinen Annahme des Pro-Kopf-Verbrauchs der US-Bürger und der Verwendung amerikanischer Fahrzeuge.<br />
<br />
Der erforderliche Flächenbedarf, um zum Beispiel die 1&nbsp;kg Dieselkraftstoff entsprechende Energiemenge als Biodiesel zur Verfügung zu stellen, ergibt sich aus folgender Rechnung:<br />
<br />
Pro Quadratmeter beträgt der Ertrag an Biodiesel etwa 0,115&nbsp;l Dieseläquivalent.<ref>[http://www.greenpeace.de/themen/sonstige_themen/feinstaub/artikel/biodiesel_keine_saubere_alternative/ Biodiesel keine saubere Alternative] – [[Greenpeace]] Artikel.</ref> Bei einer Dichte von 0,9&nbsp;kg/l sind dies etwa 0,104&nbsp;kg. Um 1&nbsp;kg Dieseläquivalent bereitzustellen, wird also der Ertrag von 9,66&nbsp;m² Anbaufläche benötigt.<br />
<br />
Die Produktion der 1&nbsp;kg Dieseläquivalent entsprechenden Menge an Biodiesel erfordert allerdings selbst erhebliche Energiemengen (Methanol, eventuell Düngemittel, Transport, Verarbeitungsprozess). Um auszuschließen, dass die für die Produktion nötige Energiemenge wiederum durch fossile Energieträger beschafft wird, wird die Anbaufläche entsprechend so weit vergrößert, dass auch die für die Produktion selbst benötigte Energiemenge auf der Anbaufläche mit erzeugt wird.<br />
<br />
Für die Energiemengen <math>E_{\mathrm ges}</math> (Gesamtenergie), <math>E_{\mathrm prod}</math> (Energiebedarf der Biodieselproduktion selbst) und <math>E_{\mathrm netto}</math> (tatsächlich verfügbare Energiemenge an Biodiesel) gilt dann<br />
: <math>E_{\mathrm ges} = E_{\mathrm prod} + E_{\mathrm netto} = E_{\mathrm netto}\cdot \frac{k}{k-1}</math>,<br />
<br />
wobei das Verhältnis ''k'' vergleichbar ist zum [[Carnot-Wirkungsgrad]] einer [[Wärmepumpe]].<br />
<br />
Bei der Gewinnung, einschließlich der Weiterverarbeitung zu Biodiesel (Pflügen, Säen, Behandeln mit Pflanzenschutz, Düngen, Ernten, Verestern), muss eine Energiemenge von 25 MJ/kg aufgewendet werden. Demgegenüber hat Biodiesel einen Heizwert von 37 MJ/kg.<br />
<br />
Das Verhältnis k (vgl. Erdöl: ''k'' etwa 10 ) beträgt demnach<br />
<br />
: <math>k_{(PME)} = \frac {37\,\mathrm{MJ \over kg}}{25\,\mathrm{MJ \over kg}} = 1{,}48 </math> &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; im Gegensatz zu &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <math>k_{(Dieselkraftstoff)}= \frac{43\,\mathrm{MJ \over kg}}{5\,\mathrm{MJ \over kg}} = 8{,}21</math>.<br />
<br />
Allerdings wird bei dieser Darstellung nicht berücksichtigt, dass beim herkömmlichen Diesel zusätzlich chemisch gebundene Energie (Rohöl) zugeführt werden muss, die aus einem endlichen Reservoir entnommen wird. Beim Biodiesel wird im Gegenzug die Strahlungsenergie der Sonne vernachlässigt, die aber sowieso vorhanden und praktisch unerschöpflich ist.<br />
<br />
Unter der Annahme k&nbsp;=&nbsp;1,48 verdreifacht sich die benötigte Anbaufläche in etwa; es werden dann etwa 29,8&nbsp;m² Anbaufläche für 1&nbsp;kg bereitgestelltes Dieseläquivalent benötigt.<br />
<br />
Ein Grund dafür, dass die Energieausbeute verhältnismäßig gering ist, liegt darin, dass nur die Ölfrüchte verwendet werden und der verbleibende Biomassenrest (Rapsstroh und Rapsschrot) nicht energetisch genutzt wird. Bei einer alternativen Form der Kraftstoffgewinnung aus Biomasse zu [[Sundiesel]] wird die gesamte Pflanze verwendet, wodurch sich der Energieertrag pro Fläche ''(siehe hierzu: [[Bruttokraftstoffertrag]])'' in etwa verdoppelt (siehe Abschnitt Alternativen).<br />
<br />
Pro Jahr werden in Deutschland etwa 50&nbsp;Mio.&nbsp;t ''[[Heizöl]]'' der Sorte ''EL'' (Abkürzung für '''e'''xtra '''l'''eicht(flüssig)) und des chemisch verwandten ''[[Dieselkraftstoff]]s'' verbraucht (2005 waren es 53&nbsp;Mio.&nbsp;t<ref>[http://www.mwv.de/Download/mzxls.zip Mineralölwirtschaftsverband e.V.]</ref>). ''Diesel'' oder ''Heizöl EL'' hat einen Heizwert von 43&nbsp;GJ/t, der um etwa 16 % höher als der von Biodiesel ist. Um den gesamten Jahresverbrauch Deutschlands durch Biodiesel zu ersetzen, wäre also eine Jahresproduktion von etwa 58&nbsp;Mio.&nbsp;t Biodiesel bereitzustellen. Hierzu würde 29,8&nbsp;m²/kg•50.000.000.000&nbsp;kg&nbsp;= 1.490.000&nbsp;km² benötigt. In der Zahl von 29.8&nbsp;m²/kg Dieseläquivalent ist die um 16 % geringere Energiedichte bereits berücksichtigt, daher wird in der Flächenberechnung der Jahresverbrauch an Heizöl eingesetzt.<br />
<br />
Die Mengen an Ölpflanzen aus heimischer Landwirtschaft sind für die Eigenversorgung zu gering, weshalb Importe notwendig würden um größere Mengen Treibstoff zu ersetzen. So wird beispielsweise für eine Fahrt von Stuttgart nach Hamburg (668 km mit einem Verbrauch von 47,4 Liter Biodiesel) der Rapsertrag aus 445,5 m² Anbaufläche benötigt.<br />
<br />
2006 wurden etwa 50 % der Fläche der Bundesrepublik Deutschland für die landwirtschaftliche Produktion genutzt<ref>[http://www.destatis.de/basis/d/umw/ugrtab7.php Statistik des Bundes].</ref>, also wäre das Zehnfachen der landwirtschaftlichen Nutzfläche von Deutschland erforderlich um aus Raps ausreichend Biodiesel zu gewinnen. Da Raps nicht in den zwei bis drei Folgejahren angebaut werden kann (selbstunverträglich), müsste die vierzigfache landwirtschaftliche Nutzfläche der Bundesrepublik in den Anbau einbezogen werden.<br />
<br />
Auch wenn ein Teil des deutschen Heizölverbrauches zukünftig durch [[Solarkollektoren]] auf den Dächern einsparbar ist, sieht das [[Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz|EEWärmeG]] andererseits ausdrücklich die Verwendung von Pflanzenölen für Heizzwecke vor.<br />
<br />
Schon 2006 überschritt der Bedarf an Pflanzenölen (als Biodiesel und Pflanzenölkraftstoff) mit 3,4 Mio t die mögliche inländische Anbaukapazität von Raps von 1,5 Mio t, sodass der Rest importiert werden musste.<ref>[http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/110/1611004.pdf Antwort der Bundesregierung am 17. November 2008 zur Frage 23 von Helmut Lamp MdB]</ref><br />
<br />
Andere Pflanzen, die zur Ölproduktion geeignet sind, mit geschätzten Ölmengen (in Litern pro Hektar):<br />
<br />
* Raps: 157<ref name="gristmill">[http://gristmill.grist.org/story/2006/2/7/12145/81957 Biofuels: some numbers].</ref><br />
* Sonnenblumen: 126<ref name="gristmill" /><br />
<br />
==== Flächenkonkurrenz ====<br />
Ein Kritikpunkt an Biodiesel ist die Auswirkung auf Naturlandschaften und hierbei besonders auf Regenwälder. Vor allem Umweltverbände wie [[Rettet den Regenwald]] e.&nbsp;V kritisieren, dass für die Pflanzenölproduktion als Grundlage der Biodieselherstellung große Regenwaldflächen gerodet werden, besonders für den Anbau von Ölpalmen in Indonesien, Malaysia und Papua Neuguinea.<ref>''Die Biosprit-Falle – Indonesiens Wald in Gefahr'', Auslandsreporter, SWF3, 28. November 2007 22:30 Uhr.</ref> Dabei wird häufig übersehen, dass nicht einmal 5% des weltweit genutzten [[Palmöl|Palmöls]] für die Biodieselherstellung verwendet wird. <ref>[http://www.unendlich-viel-energie.de/de/verkehr/detailansicht/article/127/palmoelnutzung-weltweit-2010.html].</ref> <br />
<br />
Darüber hinaus kann der Anbau von Ölsaaten auf bestehenden Ackerflächen oder die Verwendung von Pflanzenölen zur Herstellung von Biodiesel zu einer Verknappung oder Verteuerung von Lebensmitteln führen, wobei die genauen Auswirkungen allerdings selbst in der Fachwelt umstritten sind.<ref>[http://oldweb.econ.tu.ac.th/archan/RANGSUN/EC%20460/EC%20460%20Readings/Global%20Issues/Food%20Crisis/Food%20Price/A%20Note%20on%20Rising%20Food%20Price.pdf].</ref> <ref>[http://doku.cac.at/klimabuendnis1-07.pdf]</ref> <br />
<br />
Dennoch gilt es an erster Stelle, den [[Illegaler Holzeinschlag|illegalen Holzeinschlag]] von Regenwald zu unterbinden und an deren Stelle die Kultivierung von bereits gerodetem und derzeit brachliegenden Land zu fördern. In Indonesien alleine liegen mehrere Millionen Hektar bereits gerodeter Landflächen brach. Durch Kultivierung und nachhaltige Bewirtschaftung dieser bereits zerstörten „Steppen-Landschaften“ könnte Biodiesel für viele arme Menschen eine Einkommensquelle schaffen.<br />
<br />
Umweltverbände wie [[Rettet den Regenwald]] e.&nbsp;V. weisen sowohl auf den Zusammenhang von EU-Importen und Regenwaldzerstörung als auch auf die hohen Emissionswerte bestimmter Anbaumethoden oder -produkte wie Palmöl hin. Sie beziehen sich auf Untersuchungen von [[Wetlands International]], [[Delft Hydraulics]] und [[Alterra]], die nachweisen, „dass die Palmöl-Nutzung von südostasiatischen Torfböden zehnmal mehr Kohlendioxid-Emissionen bedeutet als der Einsatz einer vergleichbaren Menge von Mineralöl.“ In der Kritik steht hierbei die [[#Europäische Union|EU Biotreibstoff-Direktive]]. Letztendlich würde ein Vielfaches mehr CO<sub>2</sub> freigesetzt werden, als später durch die Pflanzen wieder gebunden werden kann.<ref>{{Tagesschau|ID=meldung50662|Beschreibung=Klimakiller Palmöl – Das schmutzige Geschäft mit Blockheizkraftwerken|AlteURL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6505300_REF1,00.html}} – [[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]]-Bericht vom 12. März 2007.</ref> In Deutschland werden jedoch nur 7% des beigemischten Biodiesels aus Palmöl hergestellt.<ref>[http://www.ufop.de/downloads/Auszug_Biodiesel_D_2011_web.pdf].</ref><br />
<br />
==== Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion ====<br />
Die Nutzung von Ackerfläche zur Erzeugung nachwachsender Rohstoffe verringert die Anbaufläche für [[Nahrungsmittel]]. Die Verwendung von [[Pflanzenschutzmittel]]n beim Rapsanbau wird als problematisch für die [[Umwelt]] gesehen. Forschungen zur Genveränderung von Raps, um Resistenzen gegen den [[Rapsglanzkäfer]] und [[Kohlhernie]] zu erreichen, sind ebenfalls umstritten. Des Weiteren stellen großflächige [[Monokultur]]en eine Bedrohung für Tierarten, insbesondere bodenbrütende Vögel dar. Durch die intensive Nutzung von Stickstoffdüngern kommt es zu einer Überdüngung der Gewässer und einer Versauerung des Bodens. Zudem wird [[Distickstoffoxid]] (Lachgas) freigesetzt – ein 310-fach stärkeres Treibhausgas als CO<sub>2</sub>. Distickstoffoxid gilt noch vor den [[Fluorchlorkohlenwasserstoffe]]n (FCKW), als die bedeutendste Quelle ozonschädlicher Emissionen des [[21. Jahrhundert]]s.<ref name="Ravishankara">{{cite journal | author = Ravishankara, A. R. et al. | title = Nitrous Oxide (N2O): The Dominant Ozone-Depleting Substance Emitted in the 21st Century. | year = 2009 | journal = [[Science]]| volume = Epub ahead of print | issue = | pages = | pmid = 19713491 }}</ref><br />
<br />
Die Verteuerung von Nahrungsmitteln ist ein zentrales Problem der Biodieselgewinnung, zum Teil als Agflation bezeichnet.<ref>[http://www.financialexpress.com/news/macroeconomics-of-agflation/261722/ Macrooeconomics of Agflation].</ref> In vielen Entwicklungsländern wie Mexiko, Kolumbien, Afghanistan und Indien verteuern sich einfache Lebensmittel wie Mais oder Soja, da Anbauflächen und andere Ressourcen für die Gewinnung von Biodiesel benutzt werden. Eine Verschärfung des Hungers und der Unterernährung ist die Folge.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,461621,00.html ''Volle Tanks, leere Teller'', Bericht bei SPIEGEL.de]</ref><ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,459483,00.html ''Nachfrageboom: Biodiesel macht Margarine teurer'', Bericht auf SPIEGEL.de].</ref><ref>[http://www.kolko.de/artikel.php?art_id=1377 ''Biotreibstoffe – eine rundum schädliche Mogelpackung?'']</ref><br />
<br />
Allerdings ist dieser Effekt keine Besonderheit der Biodieselproduktion: Sämtliche Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen, die nicht nur Abfälle verwertet (etwa Bioethanol aus Zuckerpflanzen, Biogasanlagen auf Mais-Basis, Holzhackschnitzel aus Pappel- oder Weidenplantagen usw.), konkurrieren weltweit mit Nahrungsmittelproduktion. Denn oftmals bieten die Produktion und Vermarktung von Energiepflanzen für die Erzeuger bessere Einkommensmöglichkeiten. Jedoch wird das Ausmaß dieses Effektes durch die staatliche Subventionierung beim Biodiesel weltweit spürbar. Regierungen propagieren den Einsatz von Biodiesel als umweltschonend und nachhaltig, dabei geht es auch um die Unabhängigkeit von Erdöl produzierenden Ländern und um langfristige [[Marktstrategie]]n großer Mineralöl- und Energiekonzerne, die den Energiemarkt dominieren.<br />
<br />
Kritiker wie der internationale Kleinbauernverband [[Via Campesina]] meiden den Begriff „Bio“-Diesel und werten ihn als [[Euphemismus]]. Sie bevorzugt daher Agrodiesel.<ref>[http://www.viacampesina.org/main_en/index.php?option=com_content&task=view&id=345&Itemid=1 LA via Campesina: It's cars versus humans].</ref><br />
<br />
=== Emissionen ===<br />
Beim Einsatz von Diesel in Motoren sind insbesondere die Partikel- und NO<sub>x</sub>-Emissionen bedeutend. Diese Emissionen werden durch „Bio-Diesel“ nicht wesentlich gemindert. Zwar werden durch RME im Vergleich zu Mineralöldiesel die Emissionen an Partikeln verringert, doch der Gehalt an schädlichen Bestandteilen bleibt vergleichbar mit Mineralöl-Diesel.<br />
Auch die Emission von [[Stickstoffoxid]]en (NO<sub>x</sub>) ist bei RME eher höher.<ref name="Die Welt">[http://www.welt.de/data/2001/01/18/467862.html Bio-Diesel setzt deutlich mehr Krebs erregende Stoffe frei] – [[Die Welt]]</ref><br />
<br />
Eine Studie schwedischer Wissenschaftler (2002) bescheinigt reinen Rapsölkraftstoffen (auch RME) gefährliche Umwelteigenschaften. Demnach werden bei der Verbrennung von Rapsöl bis zu zehn Mal mehr Krebs erregende Schadstoffe freigesetzt als bei herkömmlichem Diesel. Dabei handelt es sich um verschiedene Kohlenwasserstoffverbindungen: Ringförmige Benzolmoleküle, Äthylkohlenwasserstoff sowie Diolefine.<ref name="Die Welt" /><br />
<br />
Ein Forschungsvorhaben (2003) der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft kam zu dem Ergebnis, dass die schwedischen Untersuchungen für die dieselmotorische Verbrennung von RME völlig irrelevant seien.<ref name="FAL 2003">Landbauforschung Völkenrode, SH 252: „Systematische Untersuchungen der Emissionen aus der motorischen Verbrennung von RME, MK1 und DK“.</ref><br />
<br />
Im Mai 2010 publizierte das Journal „[[Angewandte Chemie (Zeitschrift)|Angewandte Chemie]]“ erste Ergebnisse<ref>K.&nbsp;Kohse-Höinghaus u.&nbsp;a.: ''Biofuel Combustion Chemistry: From Ethanol to Biodiesel.'' In: ''Angewandte Chemie International Edition.'' Bd.&nbsp;49, Nr.&nbsp;21, 2010, S.&nbsp;3572–3597; {{DOI|10.1002/anie.200905335}}.</ref> eines Forschungsteams aus Deutschland, den USA und China über die Bildung von schädlichen oder giftigen Verbrennungsprodukten von typischen Biokraftstoffen. Die Studie hebt hervor, dass dieses Thema bisher nicht ausreichend untersucht sei. Nach Aussage der Autorin Katharina Kohse-Höinghaus produzieren Biokraftstoffe deutlich mehr bedenkliche [[Carbonylgruppe|Carbonylverbindungen]] wie zum Beispiel [[Formaldehyd]] und [[Acetaldehyd]]; ihre Bewertung des aktuellen Wissenstandes lautet: „Wir öffnen damit die Büchse der Pandora. Wir verwenden Stoffe, ohne vorher unsere Hausaufgaben gemacht zu haben.“<ref>''[http://www.nw-news.de/lokale_news/bielefeld/bielefeld/?em_cnt=3543182&em_loc=154 Warnung vor Biokraftstoffen. Bielefelder Wissenschaftlerin: Es entstehen giftiges Formaldehyd und Acetaldehyd.]'' Zeitungsartikel: [[Neue Westfälische]], 12.&nbsp;Mai 2010.</ref><br />
<br />
Laut einer internen Untersuchung der [[EU-Kommission]] von 2011 erhöht sich der CO<sub>2</sub>-Ausstoß gegenüber herkömmlichem Kraftstoff bei Herstellung von Biodiesel aus Raps um insgesamt 4,5 Prozent, bei der Herstellung aus Soja um 11,7 Prozent.<ref>[http://www.ftd.de/politik/europa/:neue-co2-berechnung-biosprit-ist-gift-fuer-die-umwelt/60104780.html ''Biosprit ist Gift für die Umwelt.''] Financial Times Deutschland, 15.&nbsp;September 2011, abgerufen am 16.&nbsp;September 2011.</ref><br />
<br />
=== Weiterentwicklungen und Alternativen zu Biodiesel ===<br />
Biodiesel hat den Nachteil, dass nur ein geringer Teil der Pflanze verwendbar ist. Eine wesentlich bessere Energiebilanz als bei Flüssigkraftstoffen wird bei der Verwertung von Biomasse für die Strom- und Wärmeerzeugung erzielt, weshalb diesen Nutzungsformen nach Ansicht eines Teils der Fachleute der Vorzug gegeben werden sollte.<br />
<br />
Eine weitere Alternative zu Biodiesel ist der [[Kraftstoff Pflanzenöl]] („Pöl“), bei dem der hohe Aufwand für die Veresterung, der zudem noch den Energiegehalt reduziert<ref>[http://www.hydrogeit.de/biodiesel.htm Energiedichte von Biodiesel bei ''hydrogeit''.de], [http://www.hydrogeit.de/pflanzenoel.htm Energiedichte von Pflanzenöl bei ''hydrogeit''.de]</ref> und damit einen höheren Verbrauch verursacht, entfällt. Je nach Motortyp kann für die vom Dieselkraftstoff abweichenden physikalischen Eigenschaften ein Umbau des Dieselmotors erforderlich werden.<br />
<br />
Die Erzeugung von dieselähnlichen [[Kraftstoff]]en [[BtL-Kraftstoff]] (Biomass to Liquids) aus anderen [[Biomasse|organischen Stoffen]] wie [[Holz]] oder organischen [[Abfall]]produkten (in Deutschland unter dem Namen ''[[SunDiesel]]'') ist noch in der [[Entwicklung]]sphase. Erste Versuche laufen seit April 2003 mit diesem synthetischen Biokraftstoff in Sachsen ([[Choren Industries|Choren Industries GmbH]]) mit Unterstützung des Deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft in Kooperation mit der [[Daimler AG]] und der [[Volkswagen AG]]. Bisher wird mit einer Anlage von 200.000 Jahrestonnen im Jahr 2010 gerechnet.<br />
<br />
Bis zur Marktreife wird eine Übergangslösung mit [[Synfuel]] arbeiten, das aus fossilen Ressourcen hergestellt wird (GTL, CTL), daher erscheint Biodiesel derzeit als die einzige Möglichkeit, in größerem Umfang Fahrzeuge mit Dieselmotor CO<sub>2</sub>-neutraler zu betreiben. BtL-Kraftstoffe sind laut Biokraftstoffbericht 2007 des Bundesministerium für Finanzen noch lange nicht marktreif, zudem stehen entsprechende Aussagen zu Energie- und Ökobilanzen noch aus. In Deutschland existiert nur eine Pilotanlage, welche in naher Zukunft 15.000 Tonnen BtL produzieren soll. Aufgrund des noch zu hohen Energieaufwands in der Herstellung, bescheinigt die Deutsche Energie Agentur erst mittelfristig eine Konkurrenzfähigkeit der BtL-Kraftstoffe gegenüber den Kraftstoffen der ersten Generation.<br />
<br />
Eine weitere Alternative zu den traditionellen Biotreibstoffen bietet die [[Fairtrade]]-Organisation Gebana: Biodiesel aus biologischem Anbau und Fair Trade. Das verwendete Öl ist ein Nebenprodukt der Weiterverarbeitung von Sojabohnen zweiter Qualität. Der Treibstoff soll die treibhausrelevanten Emissionen gegenüber fossilem Diesel um 70 % reduzieren und eine positive Gesamtökobilanz haben.<ref>[http://www.migros.ch/DE/Ueber_die_Migros/Nachhaltigkeit/Publikationen/Documents/NHB_Migros_2007_e.pdf Migros Sustainability Report 2007]</ref><ref>[http://www.gebana.com/htm/treibstoff_produkt.htm Informationen der Gebana]</ref><br />
<br />
Weiterhin besteht besonders in den Ländern des Südens die Möglichkeit, das Öl der [[Jatropha]]-Pflanze zu verwenden. Es wird bereits in verschiedenen afrikanischen Ländern (unter anderem Tansania) zur Ergänzung von Solaranlagen eingesetzt.<ref>[http://www.sonne-ueber-mbinga.de/mbinga/solar/ sonne-ueber-mbinga.de]</ref> Der Vorteil gegenüber Rapsöl besteht darin, dass die Pflanze mit kargen Böden auskommt. Derartige Projekte werden in Kamerun von der FairTradeFuel.org begleitet.<ref>[http://www.fairtradefuel.org/ FairTradeFuel.org]</ref><br />
<br />
Pflanzenöle, etwa aus Sojabohnen und Raps, sind viel versprechende Ausgangsprodukte für die Herstellung von Biotreibstoffen. Eine interessante Alternative zu diesen herkömmlichen ölhaltigen Feldfrüchten sind [[Alge|Mikroalgen]].<br />
Wissenschaftler der [[Technische Universität München|Technischen Universität München]] entwickelten 2011 ein neues Verfahren zur Aufbereitung des Algenöls zu einem dieselähnlichen Produkt.<br />
Das Öl der in den Untersuchungen verwendeten Mikroalgen bestand hauptsächlich aus neutralen [[Lipide]]n, wie Mono-, Di- und Triglyceriden mit ungesättigten C-18-[[Fettsäuren]] als Hauptbestandteil (88 %).<br />
Nach achtstündiger Reaktion mit einem neuartigen Katalysator aus Nickel auf einem porösen Träger aus [[Zeolithe (Stoffgruppe)|Zeolith]]-HBeta bei milden Bedingungen (260 °C, 40 bar Wasserstoffdruck) erhielten die Forscher 78 % flüssige [[Alkane]] mit [[Oktadekan]] als Hauptbestandteil. Als gasförmige Nebenprodukte fielen vor allem [[Propan]] und etwas [[Methan]] an. <br />
Eine Untersuchung der Reaktion ergab folgende Reaktionsschritte: Zunächst werden die Doppelbindungen der ungesättigten Fettsäuren der Triglyceride mit Wasserstoff gesättigt, danach werden die nunmehr gesättigten Fettsäuren unter Wasserstoffaufnahme vom Glycerin-Baustein abgespalten, der dabei zu Propan regiert. Im letzten Schritt werden die Fettsäuren zum entsprechenden Alkan reduziert.<br />
<ref>Baoxiang Peng, Yuan Yao, Chen Zhao, Johannes A. Lercher: ''Towards Quantitative Conversion of Microalgae Oil to Diesel-Range Alkanes with Bifunctional Catalysts,'' [http://dx.doi.org/10.1002/ange.201106243 Angewandte Chemie 15. Nov. 2011]</ref><br />
<br />
== Produkt ==<br />
=== Eigenschaften ===<br />
Biodiesel ist je nach verwendetem Rohmaterial eine gelbe bis dunkelbraune, mit Wasser kaum mischbare Flüssigkeit mit hohem Siedepunkt und niedrigem [[Dampfdruck]]. Der [[Flammpunkt]] liegt in der Regel über 130&nbsp;°C und ist damit signifikant höher als bei regulärem Diesel. Die Dichte liegt bei 0,88&nbsp;g/cm<sup>3</sup>. Die [[Viskosität]] ist vergleichbar mit der von Diesel.<br />
<br />
Der ''[[Cloud Point]]'' von reinem Biodiesel variiert signifikant mit dem verwendetem Rohmaterial. Auf Rapsöl basierender Biodiesel [[Gelee|geliert]] bei circa −10&nbsp;°C, bei der Verwendung von tierischen Fetten als Rohstoff liegt der ''Cloud Point'' bei circa +16&nbsp;°C. Nach der Norm [[EN 14214]] produzierter und mit Additiven versetzter Biodiesel flockt bei etwa −20&nbsp;°C aus, während Diesel je nach Menge der zugebenden Additive bei bis zu −40&nbsp;°C nutzbar ist.<br />
<br />
Im Vergleich zu regulärem Diesel besitzt Biodiesel eine höhere [[Wasserlöslichkeit]], die gegebenenfalls Korrosion begünstigen kann, ist schwefelärmer und enthält weder [[Benzol]] noch andere [[Aromaten]].<br />
<br />
Die [[Schmierung|Schmiereigenschaften]] von Rapsmethylester sind besser als von mineralischem Diesel, wodurch sich der Verschleiß der Einspritzmechaniken vermindert.<ref>[http://books.google.de/books?id=PmMYUqiEVcYC&pg=PA322&dq=einspritzpumpe+biodiesel#PPA323,M1 ''Schmierfähigkeitverbesserung durch Biodiesel'' in ''Kraftfahrtechnisches Taschenbuch'' von Horst Bauer, Robert Bosch GmbH, S.&nbsp;323, (als ''Google-Buch'')].</ref> Überalterter oder qualitativ minderwertiger Biodiesel jedoch kann zu Korrosion und erhöhtem Verschleiß an elementaren Teilen der [[Einspritzpumpe]] führen.<br />
<br />
Im Gegensatz zum Dieselkraftstoff ist Biodiesel u.a. wegen des höheren Flammpunktes kein Gefahrgut und trägt keine UN-Nummer.<ref>[http://www.dgg.bam.de/php/schnellauskunft/schnellauskunft.php?lname%5B%5D=6814&alle=1&name_alt=biodiesel&nummer=&klasse=&klcode=&vpg=&B2=1&language=ger&typen=alle Rapsölfettsäuremethylester In der Gefahrgutdatenbank der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung]</ref><br />
<br />
=== Qualitätsstandards ===<br />
Das [[Europäisches Komitee für Normung|Europäische Komitee für Normung]] hat im Jahr 2003 für Biodiesel (Fettsäuremethylester – FAME) den Standard EN 14214 festgelegt. Damit werden Grenzwerte unter anderem für Wassergehalt, Gesamtverschmutzung, Dichte, Viskosität, chemische Zusammensetzung und Flammpunkt des Biodiesels definiert.<br />
<br />
Biodiesel, das aus reinem Soja- oder Palmöl hergestellt wurde, kann die Norm EN 14214 bislang nicht erfüllen, im Gegensatz zu der in den Vereinigten Staaten von Amerika für Biodiesel gültigen Norm nach [[ASTM]] D 6751<ref>[http://www.biodiesel.org/pdf_files/fuelfactsheets/BDSpec.pdf Spezifikation von Biodiesel nach ASTM D 6751].</ref>.<br />
<br />
Biodiesel aus Mischungen verschiedener biogener Öle kann jedoch als Beimischung zu fossilem Diesel je nach Jahreszeit bis zu 10 % zugemischt werden.<ref>Projekt „Local & Innovative Biodiesel“ – Forschungsprojekt im Rahmen eines Programmes der Europäischen Kommission, veröffentlicht unter [http://www.biodiesel.at/ www.biodiesel.at].</ref><ref>[http://www.inorganics.basf.com/p02/CAPortal/de_DE/portal/Biodiesel_layout_b/content/Produktgruppen/Biodiesel/Informationen/Norm_EN Biodiesel Norm EN 14214].</ref><br />
<br />
=== Nomenklatur ===<br />
[[Datei:Bequer-B100-SOJA-SOYBEAM.jpg|miniatur|Biodiesel auf Basis von Sojaöl]]<br />
Die übergreifende Abkürzung aller [[Methylester]] auf Basis von [[Pflanzenöl|Pflanzen-]] und Tierölen ist<br />
* '''FAME''' [[Fettsäuremethylester]] nach EN 14214<br />
<br />
Je nach Art des verwendeten Pflanzenöls wird beispielsweise unterschieden:<br />
* '''PME''' Palmölmethylester (oft - gerade in Fahrzeughandbüchern der 1990er Jahre - wird die Abkürzung PME auch für "Pflanzenöl-Methyl-Ester" verwendet)<br />
* '''RME''' Rapsölmethylester / [[Rapsmethylester]] / Rapsdiesel<br />
* [[Sonnenblume]]nmethylester<br />
* [[Sojabohne|Sojaölmethylester]]<br />
<br />
Daneben sind Methylester auf Basis von Altfetten und Tierfetten erhältlich:<br />
* '''AME''' Altfettmethylester<br />
* '''FME''' Tierfettmethylester<br />
<br />
Neben dem reinem Biodiesel (B100) ist Biodiesel in zahlreichen Ländern als Beimischung zu herkömmlichem Dieselkraftstoff vorgeschrieben, in der Regel als 5%ige Mischung (B5).<br />
<br />
=== Biologische Abbaubarkeit ===<br />
Biodiesel ist biologisch leicht abbaubar und fördert die Abbaubarkeit von regulärem Diesel.<ref>[http://www.uiweb.uidaho.edu/bioenergy/BiodieselEd/publication/04.pdf Biodegradability, BOD5, COD and Toxicity of Biodiesel Fuels, von C. L. Peterson und Gregory Möller, University of Idaho].</ref> Daher wurde Biodiesel auch für die Reinigung ölverschmutzter Strände in Betracht gezogen.<ref>[http://www.sciencedirect.com/science?_ob=ArticleURL&_udi=B6VH4-40D61CC-9&_user=10&_rdoc=1&_fmt=&_orig=search&_sort=d&view=c&_acct=C000050221&_version=1&_urlVersion=0&_userid=10&md5=bd32e7f45e60b59c36f5450b4a05f2d3 Entfernung von Rohöl von Stränden mit Hilfe von Biodiesel].</ref><br />
<br />
Die schnelle biologische Abbaubarkeit des Biodiesels kann sich im praktischen Einsatz in Kraftfahrzeugen als Nachteil auswirken, da sie einhergeht mit einer schlechten Alterungsbeständigkeit. Nach unsachgemäßer und zu langer Lagerung können [[Bakterien]]befall, [[Oxidation]] und Wasseranreicherung die Eigenschaften des Biodiesels verschlechtern.<ref>[http://www.bis.uni-oldenburg.de/mirror/presse/uni-info/ui-9604/wifo.htm Bericht des ''Instituts für Allgemeine Mikrobiologie'' der Universität Oldenburg über Wachstum von natürlich vorkommenden Mikroorganismen in Biodiesel bei der Lagerung].</ref><br />
<br />
== Herstellung ==<br />
[[Datei:Methyl Linoleate.png|miniatur|hochkant|Kalottenmodell von Linolsäuremethylester, einem typischen Bestandteil des Biodiesels]]<br />
Pflanzliche und tierische Öle sind [[Ester]] des [[Glycerin]]s mit [[Fettsäure]]n. Die Umesterung mit Methanol, also der Ersatz des Glycerins im Ölmolekül durch Methanol, ist der gebräuchlichste Prozess zur Herstellung von Biodiesel. Der technische Prozess wird industriell meist durch Basen [[Katalyse|katalysiert]], möglich ist jedoch auch eine Katalyse durch Säuren. Eine Vereinfachung der Folge der Prozessschritte wird durch bestimmte physikalische Bedingungen beim [[Kritischer Punkt (Thermodynamik)|überkritisch]] eingestellten Prozess erreicht, der keine Katalyse erfordert.<br />
<br />
Die allgemeine Reaktionsgleichung zur Herstellung von Biodiesel lautet:<br />
<br />
[[Datei:Transesterification FAME.svg|500px|]]<br />
<br />
Nach der Umesterung folgen als weitere Produktionsschritte die Biodiesel-Aufarbeitung durch Abtrennung von Glycerin und überschüssigem Methanol sowie die Aufarbeitung der Nebenprodukte (Reinigung des Glycerins) und die Wiedergewinnung von Einsatzstoffen durch Destillation des überschüssigen Methanols und Rückführung von Restmengen nicht verarbeiteter Fettsäuren (Ölanteile). Restmengen der verbleibenden Fettsäuren und Schmutzanteile können verbrannt werden und liefern den Energieeintrag für den Produktionsprozess, erfordern aber je nach Zusammensetzung eine hinreichende Abgasreinigung.<br />
<br />
=== Einsatzstoffe ===<br />
Generell eignen sich alle pflanzlichen und tierischen Fette zur Herstellung von Biodiesel. In Europa wird dazu vor allem [[Rapsöl|Raps-]] und in kleineren Mengen [[Sonnenblumenöl]] verwendet. In Nordamerika stellt [[Sojaöl]] den Hauptrohstoff dar, ein geringer Teil des Biodiesels wird auch dort aus Rapsöl produziert. [[Palmöl]] ist der Hauptrohstoff für Biodiesel in Südostasien, ergänzend wird hier [[Kokosöl]] verwendet. Hinzu kommen in geringen Mengen vor allem in Großbritannien aufbereitete Pflanzenölreste ([[Recycling]]) und in Mitteleuropa Tierfette.<ref>Markus Quirin, Sven Gärtner, Martin Pehnt, Guido Reinhardt (ifeu-Institut): ''CO<sub>2</sub>-Mitigation through Biofuel in the Transport Sector. Status and Perspectives.'' Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH, Heidelberg August 2003. S.&nbsp;23 ([http://www.ifeu.de/landwirtschaft/pdf/co2mitigation.pdf Volltext]).</ref><br />
So wurde der 2011 in Deutschand produzierte Biodiesel zu 87,3% aus Rapsöl, zu 5,1% aus Altspeisefetten und zu 2,5% aus Sojaöl hergestellt. Palmöl wurde in Deutschland nur zu 0,5% verarbeitet.<ref>VDB Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V., 2012 Biokraftstoff Factsheet [http://www.biokraftstoffverband.de/downloads/2093/Factsheet_Biokraftsto.pdf]</ref><br />
<br />
Die Einsatzstoffe oder deren Mischungen sind so zu wählen, dass die Spezifikationen nach der europäischen DIN EN 14214 bzw. amerikanischen ASTM D 6751 Norm eingehalten werden.<br />
<br />
== Produktionsverfahren ==<br />
[[Datei:Biodieselraffinerie-01.JPG|miniatur|Biodieselraffinerie bei [[Zistersdorf]]]]<br />
<br />
=== Pflanzenanbau ===<br />
Ausgangsmaterial für die Herstellung von Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen sind verschiedene [[Ölsaat]]en. Je nach Klima, Niederschlagsmenge und Sonneneinstrahlung werden verschiedene Pflanzen bevorzugt. Seitdem die Regierungen in den Industriestaaten die Verwendung von Ölen aus nachwachsenden Rohstoffen fördern oder gar vorschreiben, sind weltweit riesige Monokulturen angelegt worden, um die entsprechenden geforderten oder auch nur wirtschaftlich interessanten Erntemengen zu erreichen. Gleichzeitig werden Erntemengen, die bisher für die Nahrungsmittelversorgung genutzt wurden, für den neuen Markt der ''Bio''treibstoffe verbraucht. Das hat zu einer erheblichen Steigerung der Rohstoffpreise geführt. Eine vergleichbare Entwicklung ist bei Zucker- oder Stärke-haltigen Erntemengen eingetreten, die für die Produktion von [[Bioalkohol]] genutzt werden können.<br />
<br />
=== Ölgewinnung ===<br />
Als Rohstoff für die Gewinnung von Pflanzenöl für Biodiesel stellt sich unter mitteleuropäischen Verhältnissen [[Raps]] ''(Brassica napus oleifera)'' als die geeignete Pflanze mit einem Ölgehalt in den Samen von 40 bis 45 % dar. In [[Ölmühle]]n wird aus der Rapssaat Öl ([[Rapsöl]]) gewonnen. Als Nebenprodukte gehen [[Rapsextraktionsschrot]] oder [[Rapskuchen]] in die Futtermittelindustrie.<br />
<br />
Die im Raps vorliegenden Öl- und Fettmoleküle (zu fast 95 % C18-Ketten) weisen eine enge Kohlenstoffkettenverteilung sowie einen konstanten Sättigungsgrad auf.<br />
<br />
=== Umesterung ===<br />
Die physikalischen Eigenschaften der Öle sind für die Verwendung in herkömmlichen Hochleistungsmotoren ungeeignet. Daher wird eine Umesterung mit nachfolgender Separation, Fraktionierung und Waschen als Produktionsstufe zwischen der Ölgewinnung und der Beimischung zu mineralischen Treibstoffen eingefügt. Dadurch können die hoch viskosen und die schwer brennbaren Bestandteile, wie [[Glyzerin]] abgetrennt und für andere Verwendung beispielsweise in der Chemieproduktion bereitgestellt werden.<br />
<br />
==== Herkömmliche Umesterung ====<br />
Die eingehenden Rohstoffe müssen einen geringen Gehalt an Wasser und freien Fettsäuren aufweisen. Diese Bestandteile fördern das unerwünschte Verseifen und die daraus entstehende Emulsionsbildung, welche den Umesterungsprozess beeinträchtigen können.<br />
<br />
Zur Umesterung wird in der [[Umesterungsanlage]] die notwendige Menge Katalysator ([[Kalilauge]] KOH; [[Natriummethanolat]] NaOCH<sub>3</sub> oder andere Methanolate in Methanol gelöst<ref>[http://www.c.gerlts.de/DEUTSCH/MOTOR/verbrennung/biodiesel2.htm]</ref>, zum Methanol gegeben und aufgelöst. Das Methanol wird über das stöchiometrische Verhältnis von Öl (Glycerinester) zu Alkohol hinaus zugegeben, um die Reaktion auf die Seite des Methylesters zu verschieben.<br />
<br />
Die Lösung wird für mehrere Stunden bei Temperaturen zwischen 50 und 70&nbsp;°C gerührt, um die Reaktion zu vervollständigen.<br />
<br />
Nach der Beendigung der Reaktion liegt das Gemisch in zwei Phasen vor. Die leichtere Phase enthält Biodiesel mit Beimengungen von Methanol, die untere Phase hauptsächlich Glycerin und Nebenprodukte. Nach Trennung der Phasen wird der Biodiesel zur Aufarbeitung gewaschen um Spuren von Lauge sowie das Methanol zu entfernen und entweder destilliert oder anderweitig getrocknet.<ref>[http://www.biotechsa.net/batchplant.htm Beispiel von Biodiesel Batch-Equipment]</ref>.<br />
<br />
Die Glycerinphase enthält überschüssiges Methanol sowie die meisten Nebenprodukte des Prozesses. Die neutralisierte Fettsäure bildet eine Seife und muss sauer gestellt werden. Das überschüssige Methanol wird destillativ entfernt. Das anfallende Roh-Glycerin - pro Tonne Biodiesel entstehen zugleich ca. 100 kg Glycerin<ref name="Müller">A. Müller: Kleines Molekül vor großen Aufgaben. ''Chemische Rundschau.'' (2009) 6:15-17</ref> - wird je nach Verwendungszweck weiter aufgearbeitet.<br />
<br />
Moderne Biodieselanlagen haben eine Kapazität von rund 200.000 Tonnen pro Jahr.<ref>[http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2005-02/4479398-neuansiedlung-im-regensburger-hafen-firma-campa-biodiesel-aus-ochsenfurt-plant-biodieselanlage-oelmuehle-und-biomassekraftwerk-fuer-rund-50-millione-007.htm Bericht über die Biodieselanlage der Ölmühle AG]</ref>.<br />
<br />
==== Umesterung im überkritischen Prozess ====<br />
Eine katalysatorfreie Alternative ohne Einsatz von Kalilauge bietet die Umesterung mit überkritischem Methanol in einem kontinuierlichen Prozess. In diesem Prozess bilden Öl und Methanol eine homogene Phase und reagieren spontan und schnell.<ref>{{cite journal<br />
| last = Bunkyakiat<br />
| first =Kunchana<br />
| coauthors = Et Al<br />
| title = Continuous Production of Biodiesel via Transesterification from Vegetable Oils in Supercritical Methanol<br />
| journal = Energy and Fuels<br />
| volume = 20<br />
| pages = 812–817<br />
| publisher = American Chemical Society<br />
| date = 2006<br />
| doi = 10.1021/ef050329b<br />
| accessdate =2007-12-20}}</ref><br />
Der Prozess ist unempfindlich gegenüber Wasserspuren im Rohmaterial und auch freie Fettsäuren werden zu Biodiesel verestert. Weiterhin entfällt der Schritt des Auswaschens des Katalysators<ref>[http://www.enpromer2005.eq.ufrj.br/nukleo/pdfs/0818_paper_818.pdf ''Production of biodiesel by a two-step supercritical reaction process with adsorption refining''; C.R. Vera, S.A. D'Ippolito, C.L. Pieck, J.M.Parera, ''2nd Mercosur Congress on Chemical Engineering, 4th Mercosur Congress on Process Systems Engineering'', Rio de Janeiro]</ref>.<br />
Der Prozess erfordert Anlagen für hohe Drücke und Temperaturen, der Gesamtenergieverbrauch ist aber vergleichbar mit dem herkömmlichen Prozess, da mehrere Prozessschritte entfallen<ref>{{cite web<br />
| last = Kusdiana<br />
| first = Dadan<br />
| coauthors = Saka, Shiro<br />
| title = Biodiesel fuel for diesel fuel substitute prepared by a catalyst free supercritical methanol<br />
| url =http://www.biodieselgear.com/documentation/Methanol_Super_Critical_Method.pdf<br />
| accessdate = 2007-12-20 |format=PDF}}</ref><br />
Ein großer Vorteil ist der geringere Wasserverbrauch.<br />
<br />
== Verwendung ==<br />
Kleine Anteile von Biodiesel als Beimischung in herkömmlichem Diesel können von herkömmlichen Motoren problemlos genutzt werden. Seit dem 1. Januar 2007 ist in Deutschland die [[Biokraftstoffquotengesetz|Beimischung]] von 5 % Biodiesel gesetzlich gefordert und wird von den Mineralölgesellschaften umgesetzt. Eine technische Freigabe der Fahrzeughersteller ist hierfür nicht erforderlich. Für höhere Beimischungen und reinen Biodieselbetrieb sollte der Motor allerdings biodieselfest sein, belegbar durch technische Freigaben der Fahrzeughersteller.<br />
<br />
=== Fahrzeugtechnik ===<br />
Für die Anwendung von reinem Biodiesel als Treibstoff muss eine technische Freigabe des Fahrzeugherstellers vorliegen. Die mit dem [[Kraftstoff]] in Berührung kommenden Kunststoffteile, wie etwa [[Schlauch|Schläuche]] und [[Dichtung (Technik)|Dichtungen]], müssen beständig gegenüber Biodiesel sein.<ref>[http://www.reuters.com/article/pressRelease/idUS150107+03-Sep-2008+PRN20080903 New HDPE Resins With Improved Resistance to Bio-Diesel Fuels].</ref> Auskunft erteilen Vertragswerkstätten, Werksvertretungen und Fahrzeughersteller.<ref>[http://www.biodiesel.de/index.php3?hid=00412 Freigabedatenbank und Kontaktinformationen der Fahrzeughersteller] – Biodiesel.de.</ref><br />
<br />
Biodiesel stellt eine Anpassung eines Kraftstoffs an vorhandene Motortechnik dar, wohingegen der technisch wesentlich veränderte [[Elsbett-Motor]] eine Anpassung an den einfacher herstellbaren [[Pflanzenöl-Kraftstoff]] darstellt.<br />
<br />
Biodiesel hat gute Lösungsmitteleigenschaften und kann daher im Dieselbetrieb entstandene Ablagerungen aus Tank und Leitungen lösen, die den Kraftstofffilter verstopfen können.<ref>[http://www.biopower-fardin.ch/biopower_wichtig.htm Empfehlungen zum Einsatz von Biodiesel].</ref><br />
<br />
Ein Problem stellt der Kraftstoffeintrag ins [[Motoröl]] dar. Wie bei Normaldieselbetrieb gelangt unverbrannter Kraftstoff an die Zylinderwand und damit in den Schmierkreislauf. Reiner Dieselkraftstoff beginnt bei circa 55&nbsp;°C zu verdampfen. Erreicht das Motoröl im Fahrbetrieb diese Temperatur, verdampft der Dieselkraftstoff aus dem Motoröl und wird über die [[Kurbelgehäuseentlüftung]] der Ansaugluft beigemengt und verbrannt. Da [[Rapsmethylester|RME]] jedoch erst ab etwa 130&nbsp;°C zu verdampfen beginnt und das Motoröl diese Temperatur nicht erreicht, reichert sich Biodiesel im Motoröl an. Durch hohe örtliche Temperaturen im Schmierkreislauf zersetzt sich RME allmählich (siehe auch [[Cracken]], [[Verkokung]], [[Polymerisation]]), was zu festen oder schleimartigen Rückständen führt. Dies und die Verschlechterungen der Schmiereigenschaften bei hoher Kraftstoffkonzentration im Motoröl kann zu erhöhtem Motorverschleiß führen, weswegen bei RME-Betrieb kürzere Ölwechselintervalle notwendig sind.<ref>[http://www.tll.de/ainfo/pdf/biod0608.pdf ''Rapsölkraftstoff und Biodiesel auf dem Prüfstand'', R. Richter, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena, Februar 2008].</ref><br />
<br />
Fahrzeuge mit bestimmten [[Dieselrußpartikelfilter|Rußpartikelfiltern]] können technische Probleme bekommen, wenn diese Systeme darauf ausgelegt sind, alle 500 bis 1000&nbsp;km die Einspritzmenge zwecks Verbrennung der Partikel im Filter zu erhöhen. Beim Einsatz von Biodiesel ist nach bisherigen Kenntnissen kein Nachbrennen des Filters notwendig.<ref>[http://www.adac.de/Auto_Motorrad/Tanken/Alternative_Kraftstoffe/Biodiesel/Raps_im_Tank.asp Bericht des ADAC über die Kompatibilitätsprobleme von Biodiesel und Rußpartikelfiltern].</ref><br />
[[Datei:Biodiesel 3.jpg|miniatur|Biodiesel für Mercedes 300D]]<br />
<br />
==== Einspritztechnik ====<br />
Erfahrungen im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich zeigen, dass es je nach Einspritztechnik nach mehrjähriger Biodieselverwendung zu Schädigungen der [[Kraftstoffpumpe]] kommen kann. Das betrifft besonders die direkteinspritzenden Pumpe-Düse-Motoren. Da Biodiesel zähflüssiger ist als fossiler Diesel, stellen die feinen Schmierkanäle ein größeres Hindernis dar, so dass die Pumpe trocken laufen und dadurch zerstört werden kann. Dem widersprechen allerdings Prüfstandsversuche bei [[Porsche]], die an einem Mercedes-Benz-Motor im Biodiesel-Betrieb auch nach 500 Stunden Laufzeit hohe Sauberkeit und eine Verschleißminderung um 60 Prozent im Vergleich zum Normalbetrieb mit üblichem Dieselkraftstoff aufzeigten. Zudem werden technische Lösungen von [[Deutz]] und [[Fendt (Marke)|Fendt]] auf Basis fremdgeschmierter Einspritzpumpen angeboten, die keine diesbezüglichen Probleme aufweisen.<br />
<br />
Motoren mit [[Common-Rail-Einspritzung|Common-Rail-Technologie]], die für Biodiesel zugelassen sind, befinden sich bereits auf dem Markt.<ref>[http://www.rheinzeitung.de/on/08/01/31/service/auto/t/rzo394375.html Vorstellung eines Land Rover mit Common-Rail-Technologie für Biodiesel].</ref> Die Optimierung von Einspritzzeit und -menge kann über einen Sensor optimiert werden, der dem Motormanagement Informationen vermittelt, welcher Kraftstoff oder welches Kraftstoffgemisch aktuell eingesetzt wird.<ref>[http://www.innovations-report.de/html/berichte/verkehr_logistik/bericht-20834.html ''Neuer Sensor für optimales Motormanagement – Zukunft von Biodiesel als Kraftstoff'', Bericht im ''Innovationsreport''].</ref> So wird es möglich, unabhängig vom verwendeten Kraftstoff und dessen Mischungsverhältnis die Abgasnormen einzuhalten.<br />
[[Datei:oekodrive.jpg|miniatur|Erfolgreicher Flotteneinsatz im Busbereich der [[Graz AG Verkehrsbetriebe]] (Biodiesel aus gebrauchten Pflanzenölen)]]<br />
<br />
==== Verbrauch und Emissionen ====<br />
Biodiesel senkt deutlich die Ruß-Emission (bis zu etwa 50&nbsp;Prozent), doch der Gehalt an schädlichen Partikeln bleibt vergleichbar mit Mineralöl-Diesel. Demgegenüber verursacht er eine um bis zu etwa 40&nbsp;Prozent höhere [[Kohlenwasserstoff]]- sowie teilweise höhere NO<sub>x</sub>-Emissionen.<ref>[http://www.nrel.gov/vehiclesandfuels/npbf/pdfs/38296.pdf ''Effects of Biodiesel on NOxEmissions'', Bob McCormick, National Renewable Energy Laboratory, Golden, Colorado].</ref><br />
<br />
Es gibt Hinweise darauf, dass die durch Biodiesel bedingten Emissionen weniger krebserregend sein können als die durch herkömmlichen Diesel verursachten.<ref>[http://www.tfz.bayern.de/sonstiges/15951/mutagenitaettfz_bericht14.pdf Untersuchungen der TFZ Bayern zu Mutagenität].</ref><br />
<br />
Wegen der etwas geringeren Energiedichte können Leistungseinbußen von etwa 5 bis 10&nbsp;Prozent oder ein ebenso erhöhter Treibstoffverbrauch auftreten.<ref>[http://www.adac.de/mitgliedschaft_leistungen/motorwelt/m_archiv/alternative_antriebe_biodiesel.asp?ComponentID=201798&SourcePageID=201809 Bericht des ''ADAC'' über erhöhten Kraftstoffverbrauch mit Biodiesel].</ref><br />
<br />
==== Nicht Biodiesel-taugliche Fahrzeuge ====<br />
Wird ein für Biodiesel nicht taugliches Fahrzeug mit Biodiesel betrieben, so kann dieser in kurzer Zeit die treibstoffführenden Schläuche und [[Dichtung]]en zersetzen, wobei auch Dichtungen in der Einspritzanlage und Zylinderkopfdichtungen betroffen sein können. Der Grund liegt auch hier im guten Lösungsmittelverhalten des Biodiesels. Er löst die in Dichtungen und Schläuchen enthaltenen [[Weichmacher]], die Teile verspröden und werden undicht. Auch wenn der Motor ab Werk für Biodieselbetrieb freigegeben ist, muss dies für Zusatzaggregate, wie etwa eine Standheizung, nicht gelten. Beim Kauf eines für den Biodieselbetrieb vorgesehenen Fahrzeugs ist also darauf zu achten, dass wirklich alle verbauten Komponenten biodieseltauglich sind.<br />
<br />
Neuere Motoren, die nicht für Biodiesel freigegeben sind, können auf Grund der abweichenden Verbrennungseigenschaften des Biokraftstoffs darüber hinaus Probleme mit der [[Motorelektronik]] bekommen, die auf normalen [[Dieselkraftstoff|Diesel]] eingestellt ist.<br />
<br />
==== Korrosion ====<br />
Eine Untersuchung der Darmstädter [[Materialprüfungsanstalt]] hat gezeigt, dass [[Korrosionsschutz]]schichten wie [[Verzinkung]] von Biodiesel angegriffen werden können. Kritisch war hierbei, dass Biodiesel leicht [[hygroskopisch]] wirkt und bei einem eventuellen Wassergehalt durch [[Esterhydrolyse]] freie Fettsäuren entstehen, die den [[pH-Wert]] senken und korrosiv wirken können. Siehe dazu auch den Artikel [[Dieselpest]]. Durch eine Beimischung konventionellen Diesels wird dieser Effekt vollständig verhindert.<ref>''Korrosion durch biogene Kraftstoffe'' – Manuel Scholz, M. Gugau, C. Berger, Stuttgarter Automobiltag 2007. Darmstadt: IfW, 2007, Beitrag für Tagungsband, 8 S. (2007).</ref><ref>''Korrosion durch Biokraftstoffe – Schutz durch Beschichtungen auch bei zyklischer Beanspruchung. – Corrosion by biofuels – protection by coatings also under cyclic loadings'' – Heinz Kaufmann, C. Morgenstern, M. Gugau, M. Scholz, T. Jung, in ''Materialwissenschaft und Werkstofftechnik'' 37 (2006), 12, S.&nbsp;983–993. ISSN 0933-5137, 1521-4052.</ref><br />
<br />
=== Schienenverkehr ===<br />
Eine Lok der ''Virgin Voyager'' Gesellschaft (Zug-Nr. 220007 ''Thames Voyager'') von [[Richard Branson]] wurde zur Verwendung eines 20-prozentigen Biodieselgemisches umgebaut.<ref>{{cite web |title=First UK biodiesel train launched| url=http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/6729115.stm |publisher=BBC | accessdate=2007-11-17}}</ref> Ein weiterer Zug, der während der Sommermonate auf einer Mischung mit 25 Prozent Biodiesel auf Rapsölbasis laufen soll, wurde in östlichen Teil des US-Bundesstaates [[Washington (Bundesstaat)|Washington]] eingesetzt.<ref>{{cite web |title=Biodiesel will drive Eastern Wa. train during summerlong test| url=http://seattletimes.nwsource.com/html/localnews/2008011135_biodiesel22.html |publisher=Seattle Times | accessdate=2008-07-21}}</ref><br />
<br />
Die gesamte Flotte der [[Prignitzer Eisenbahn GmbH]] fährt seit 2004 mit Biodiesel. Vorher wurde mit [[Kraftstoff Pflanzenöl|Pflanzenöl]] gefahren, welches aber mit den neuen Triebwagen nicht mehr genutzt werden konnte.<ref>http://www.allianz-pro-schiene.de/publikationen/stadt-land-schiene/stadt-land-schiene-3-neuauflage-januar-2010.pdf</ref><br />
<br />
=== Schifffahrt ===<br />
[[Datei:Earthrace-2.jpg|miniatur|250px|Die „Earthrace“ im Dock von Malmö, Schweden]]<br />
In der Schifffahrt wird Biodiesel oft wegen seiner schnellen biologischen Abbaubarkeit eingesetzt. So wird das Ausflugsschiff ''Sir Walter Scott'' auf dem [[Loch Katrine]] in [[Schottland]] mit Biodiesel betrieben, damit auch bei einem möglichen Unfall die aus diesem See gespeiste Trinkwasserversorgung von [[Glasgow]] nicht durch Kontamination mit Kohlenwasserstoffen gefährdet ist, wie dies bei Diesel der Fall wäre. Um die generelle Einsatzfähigkeit von Biodiesel in der Schifffahrt zu demonstrieren, wurde der [[Trimaran]] ''Earthrace'' entwickelt. Dieser wurde ausschließlich von Biodiesel angetrieben und umrundete im Jahr 2008 die Erde in 60 Tagen, 23 Stunden und 49 Minuten.<ref>[http://www.earthrace.net/ Homepage des Projektes]</ref> Auch das [[Umweltbundesamt]] empfiehlt die Verwendung von Biodiesel als Kraftstoff in Sportbooten unter Aspekten des Gewässerschutzes.<ref>[http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/alternative-kraftstoffe/biodiesel/biodiesel.htm Empfehlung des BUA zur Verwendung von Biodiesel in Sportbooten].</ref><br />
<br />
=== Luftverkehr ===<br />
Der Einsatz von Biodiesel im Luftverkehr befindet sich noch in der Entwicklung. Green Flight International führte die ersten Flüge durch, bei denen für den Großteil der Strecke reines Biodiesel zum Einsatz kam: 2007 mit dem Kurzstreckenjet Aero L-29 Delfin in [[Nevada]], im folgenden Jahr etwa 4.000 Kilometer quer durch die Vereinigten Staaten.<ref>[http://www.greenflightinternational.com/pr.htm Green Flight International Record-Setting Biofuel-Powered Jet Flight.], Pressemitteilung vom 1. November 2008, abgerufen am 3. Juni 2009.</ref><ref>Alec Rosekrans 02/11/2008: [http://jets.halogenguides.com/articles/1014-biodiesel-aviation-becoming-a-reality Green Living: Biodiesel Aviation Becoming a Reality.] In: HalogenGuides Jets, abgerufen am 3. Juni 2009.</ref><br />
Bisherige Versuche mit Verkehrsmaschinen vom Typ [[Boeing 747]] verwenden Biodiesel in Mischung mit fossilem [[Kerosin]]. Mit einer Biokraftstoff-Beimischung von 20&nbsp;Prozent fand im Februar 2008 ein Testflug der Fluggesellschaft [[Virgin Atlantic]] von [[London Heathrow Airport]] nach [[Amsterdam]] statt<ref name="commercial">[http://edition.cnn.com/2008/BUSINESS/02/24/flight.biofuels/index.html Biofuel-powered jet makes test flight].</ref>, im Dezember 2008 führte [[Air New Zealand]] von [[Auckland]] aus einen Testflug durch, bei der ein Triebwerk von einer Mischung aus Flugzeugbenzin und 50&nbsp;Prozent Biokraftstoff aus [[Jatropha]]öl angetrieben wurde.<br />
<br />
=== Heizöl ===<br />
Biodiesel kann im Prinzip auch als [[Bioheizöl]] verwendet werden, wobei auf Grund der guten Lösungsmitteleigenschaften hohe Anforderungen an die chemische Beständigkeit der verwendeten Heizanlagenkomponenten gestellt werden. Anders als bislang bei Kraftstoffen kann Biodiesel als Heizölersatz keine Steuerermäßigung in vergleichbarer Höhe aufweisen, da Heizöl ohnehin geringer besteuert wird. Heizöl mit einer Beimischung von 5 bis 20&nbsp;Prozent Biodiesel ist in Deutschland seit 2008 auf dem Markt<ref>[http://www.baywa.de/netautor/napro4/appl/na_professional/parse.php?mlay_id=20000&mdoc_id=1153745&xmlval_ID_KEY Vorreiter in Bayern: BayWa Mineralöle bietet erstmals Bio-Heizöl im Raum Ostbayern an.], Pressemitteilung vom 18. November 2008, abgerufen am 5. Juni 2009.</ref><ref>[http://www.scharr-waerme.de/index.php?id=562 SCHARR BIO HEIZÖL schwefelarm mit bis zu 20 % Bioanteil], abgerufen am 12. Juni 2009.</ref>, das [[Blockheizkraftwerk]] des [[Bundeskanzleramt (Berlin)|Bundeskanzleramtes]] wird mit Biodiesel betrieben<ref>[http://www.bundesregierung.de/nn_22778/Content/DE/Artikel/2001-2006/2006/03/2006-03-20-geschichte-und-architektur-des-kanzleramts.html Bundesregierung: Geschichte und Architektur des Bundeskanzleramts]</ref>.<br />
<br />
== Marktentwicklung ==<br />
{| class="wikitable" style="float: right; margin-left: 10px"<br />
! colspan="5" align="left" class="hintergrundfarbe8" | Biodiesel-Verbrauch in der EU (in GWh)<ref name="BaroBiofuels2007">[http://www.energies-renouvelables.org/observ-er/stat_baro/erec/baro179_b.asp Biofuels barometer 2007 – EurObserv’ER] Systèmes solaires Le journal des énergies renouvelables n° 179, S.&nbsp;63–75, 5/2007.</ref><ref name="baro185">[http://www.energies-renouvelables.org/observ-er/stat_baro/erec/baro185.asp Biofuels barometer 2008 – EurObserv’ER] Systèmes solaires Le journal des énergies renouvelables n° 185, S.&nbsp;49–66, 6/2008.</ref><br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! Nr.<br />
! Staat<br />
! 2005<br />
! 2006<br />
! 2007<br />
|-----<br />
| align="right" | 1 || align="left" | {{GER}} || align="right" | 18.003 || align="right" | 29.447 || align="right" | 34.395<br />
|-----<br />
| align="right"| 2 || align="left" | {{FRA}} || align="right" | 4.003 || align="right" | 6.855 || align="right" | 13.506<br />
|-----<br />
| align="right" | 3 || align="left" | {{AUT}} || align="right" | 920 || align="right" | 3.878 || align="right" | 4.270<br />
|-----<br />
| align="right" | 4 || align="left" | {{GBR}} || align="right" | 292 || align="right" | 1.533 || align="right" | 3.148<br />
|-----<br />
| align="right" | 5 || align="left" | {{ESP}} || align="right" | 270 || align="right" | 629 || align="right" | 3.031<br />
|-----<br />
| align="right" | 6 || align="left" | {{POR}}|| align="right" | 2 || align="right" | 818 || align="right" | 1.847<br />
|-----<br />
| align="right" | 7 || align="left" | {{ITA}} || align="right" | 2.000 || align="right" | 1.732 || align="right" | 1.621<br />
|-----<br />
| align="right" | 8 || align="left" | {{SWE}} || align="right" | 97 || align="right" | 523 || align="right" | 1.158<br />
|-----<br />
| align="right" | 9 || align="left" | {{BEL}} || align="right" | 0 || align="right" | 10 || align="right" | 1.061<br />
|-----<br />
| align="right" | 10 || align="left" | {{GRC}} || align="right" | 32 || align="right" | 540 || align="right" | 940<br />
|-----<br />
| align="right" | 11 || align="left" | {{BUL}} || align="right" | – || align="right" | 96 || align="right" | 539<br />
|-----<br />
| align="right" | 12 || align="left" | {{LTU}} || align="right" | 87 || align="right" | 162 || align="right" | 477<br />
|-----<br />
| align="right" | 13 || align="left" | {{LUX}} || align="right" | 7 || align="right" | 6 || align="right" | 397<br />
|-----<br />
| align="right" | 14 || align="left" | {{CZE}} || align="right" | 33 || align="right" | 213 || align="right" | 380<br />
|-----<br />
| align="right" | 15 || align="left" | {{POL}} || align="right" | 152 || align="right" | 491 || align="right" | 180<br />
|-----<br />
| align="right" | 16 || align="left" | {{SVN}} || align="right" | 58 || align="right" | 48 || align="right" | 151<br />
|-----<br />
| align="right" | 17 || align="left" | {{IRL}} || align="right" | 9 || align="right" | 8 || align="right" | 27<br />
|-----<br />
| align="right" | 18 || align="left" | {{LAT}} || align="right" | 29 || align="right" | 17 || align="right" | 0<br />
|-----<br />
| align="right" | 19 || align="left" | {{HUN}} || align="right" | 0 || align="right" | 4 || align="right" | 0<br />
|-----<br />
| align="right" | 20 || align="left" | {{DNK}} || align="right" | 0 || align="right" | 0 || align="right" | 0<br />
|-----<br />
| align="right" | 21 || align="left" | {{NLD}} || align="right" | 0 || align="right" | 172 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 22 || align="left" | {{SVN}} || align="right" | 110 || align="right" | 149 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 23 || align="left" | {{ROM}} || align="right" | – || align="right" | 32 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 24 || align="left" | {{MLT}} || align="right" | 8 || align="right" | 10 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 25 || align="left" | {{FIN}} || align="right" | 0 || align="right" | 0 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 26 || align="left" | {{EST}} || align="right" | 0 || align="right" | 7 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 27 || align="left" | {{CYP}} || align="right" | 0 || align="right" | 0 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
! align="right" class="hintergrundfarbe8" | 27 || align="left" class="hintergrundfarbe8" | EU Gesamt || align="right" class="hintergrundfarbe8" | 26.110|| align="right" class="hintergrundfarbe8" | 47.380 || align="right" class="hintergrundfarbe8" | 67.154<br />
|-----<br />
| colspan="5" align="left" | <small>1 t [[Öleinheit]] = 11,63 MWh; „n.a.“ = nicht angegeben</small><br />
|}<br />
<br />
Nach mehreren Jahren mit steigenden Absätzen ist der Verkauf von Biodiesel-Reinkraftstoff in Deutschland seit 2008 rückläufig. Der kraftstoffbedingte Mehrverbrauch, technische Restrisiken und gegebenenfalls Umrüstungskosten sind nur durch einen Preisvorteil für Biodiesel auszugleichen. Der tatsächliche Preisvorteil von Biodiesel sinkt jedoch seit 2006 ab, als Folge der jährlich steigenden Steuerbelastung sowie zeitweise auch der Preisentwicklung auf den Pflanzenöl- und Rohölmärkten. Zeitweise liegt der Marktpreis für Biodiesel über dem des fossilen Diesels.<br />
<br />
Durch die obligatorische Beimischung von Biodiesel zu fossilem Diesel erhöht sich der Absatz in diesem Segment, dies gleicht die Verluste beim Reinkraftstoff jedoch nicht aus. Die EU-Direktive 2003/30/EC von Mai 2003 fordert die Sicherstellung durch die EU-Mitgliedsstaaten, dass ab 31. Dezember 2005 mindestens 2 % und bis zum 31. Dezember 2010 mindestens 5,75 % der zum Transport bestimmten Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen stammen, im Wesentlichen also biogenen Ursprungs sind. In Österreich wurde die EU-Direktive teilweise früher umgesetzt und ab 1. November 2005 nur mehr Diesel mit 5 % Zusatz aus biogenen Quellen angeboten. In Österreich werden Dieselkraftstoffen seit Februar 2009 sieben Prozent Biodiesel (B7) beigemischt, in Deutschland ist die Beimischung von B7 ebenfalls zulässig, bisher liegt die Beimischung hier noch bei 5 %.<ref>[http://ageconsearch.umn.edu/bitstream/6573/2/sp07da01.pdf ''Bio-fuel Chains – An Overview on the Structure and the Value Chain Organization'', Kirsti Dautzenberg and Jon Hanf, Leibniz Institute of Agricultural Development in Central and Eastern Europe].</ref><br />
<br />
=== Absatz und Kapazitäten ===<br />
Der Absatz von Biodiesel ist im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr von 3,3 auf 2,7 Millionen Tonnen gesunken. Dabei verringerte sich der Absatz von Biodiesel als Reinbiokraftstoff um 739.000 Tonnen, während die Verwendung von Biodiesel als Beimischkomponente in Dieselkraftstoff um 190.000 Tonnen stieg. Im Jahr 2007 wurde die Hälfte des Reinbiodiesels direkt an Speditionen abgesetzt, zu 7 % über Tankstellen verkauft, und 3 % an Landwirte.<ref name="VDB" /><br />
<br />
Die Biodieselindustrie in Deutschland hat ihre Kapazitäten zwischen 2004 und 2007 von 1,2 auf 4,8 Millionen Tonnen vervierfacht.<ref name="VDB" /><br />
In Deutschland produzieren rund 40 Hersteller Biodiesel. Mehr als die Hälfte der Unternehmen ist in den neuen Bundesländern ansässig, rund ein Drittel in Norddeutschland.<ref>Quelle für Herstellerzahl und regionale Verteilung: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien, 2007; Angabe einem Schreiben des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg vom 16. August 2007, Nr. 4-4585/347, entnommen.</ref> Aufgrund der derzeitigen politischen Rahmenbedingungen und der Marktlage werden die Kapazitäten allerdings vielfach nicht ausgelastet, erste Biodieselhersteller sind bereits insolvent, die Biokraftstoffbranche befürchtet bei weiteren politischen Einschnitten einen Zusammenbruch der Branche.<ref>[http://www.ngz-online.de/public/article/nachrichten/679541/Biodiesel-in-der-Krise.html] NGZ-Interview mit Bio Ester-Chef Biodiesel in der Krise, NGZ 2. März 2009.</ref><ref>[http://www.biokraftstoffverband.de/] Bundestag will Erdölquote an der Zapfsäule erhöhen / BEE und VDB warnen vor Aus für Biokraftstoffbranche Entgegen aller Bestrebungen zu mehr Klimaschutz und zur Verringerung der Abhängigkeit von knapper werdendem Erdöl will der Bundestag morgen eine Absenkung der Biokraftstoffquote beschließen. Pressemitteilung des VDB vom 26. März 2009.</ref> Von zeitweise 1.900 ist die Zahl der Biodiesel-Tankstellen bis 2011 auf 200 gesunken. <ref>http://www.biokraftstoffverband.de/de/mt/pm2009/2011-05-23.html</ref><br />
[[Bild:Biodiesel-Tankstelle Blankenloch.jpg|thumb|Eine ehemalige Biodiesel-Tankstelle]]<br />
{| class="wikitable sortable" style="text-align: left;"<br />
|-<br />
|+ Biodieselabsatz in Deutschland<br />
|-<br />
! Jahr<br />
! Reinkraftstoff<br />(in Mio. Liter)<br />
! Gesamt<ref>[http://www.ufop.de/downloads/Biodieselb_dt_230206.pdf Absatzzahlen von Biodiesel nach UFOP].</ref><ref>[http://www.ufop.de/3171.php UFOP, 2009: Absatzeinbruch bei Biodiesel und Pflanzenölkraftstoff.]</ref><ref name="VDB">[http://www.biokraftstoffverband.de/de/biodiesel/marktdaten.html Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie: Biodieselabsatz].</ref><br />(in Kilotonnen)<br />
|-<br />
| 2000<br />
| align="left"| keine Angaben<br />
| align="left"| 340<br />
|-<br />
| 2001<br />
| align="left"| 163,2<br />
| align="left"| 450<br />
|-<br />
| 2002<br />
| align="left"| 189,6<br />
| align="left"| 550<br />
|-<br />
| 2003<br />
| align="left"| 360,2<br />
| align="left"| 810<br />
|-<br />
| 2004<br />
| align="left"| 476,6<br />
| align="left"| 1.180<br />
|-<br />
| 2005<br />
| align="left"| 589,3<br />
| align="left"| 1.970<br />
|-<br />
| 2006<br />
| align="left"| 538,7<br />
| align="left"| 2.870<br />
|-<br />
| 2007<br />
| align="left"| 1.819<br />
| align="left"| 3.300<br />
|-<br />
| 2008<br />
| align="left"| 1.080<br />
| align="left"| 2.700<br />
|}<br />
<br />
== Politik ==<br />
=== Europäische Union ===<br />
Die [[Europäische Union]] hat in ihrer Biokraftstoff-Richtlinie einen Zeitplan in Stufen vorgegeben: Alle Mitgliedsstaaten sollten ihren Kraftstoffverbrauch bis zum Jahr 2005 zu zwei Prozent mit Biokraftstoffen abdecken. Bis 2010 sollen es 5,75 Prozent sein, bis 2020{{Zukunft|2020}} zehn Prozent. Dies kann durch Verwendung von Biotreibstoffen in Reinform als Beimischung erfolgen, aber auch durch Einsatz anderer erneuerbarer Energien.<ref>[http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/l28175.htm ''Eine EU-Strategie für Biokraftstoffe'', Die Europäische Union (EU) setzt sieben Schwerpunkte zur Förderung der Erzeugung und Verwendung von Biokraftstoffen durch die Mitgliedstaaten und die Entwicklungsländer, 18. März 2006].</ref><br />
<br />
=== Deutschland ===<br />
Das 2006 vom Bundestag verabschiedete [[Biokraftstoffquotengesetz]] schrieb vor, dass der Anteil an Biokraftstoffen bis 2010 auf 6,75 % und bis 2015 auf 8 % steigen sollte. Durch das [[Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen]] vom 15. Juli 2009 wurde allerdings beschlossen, diese Quote 2009 bei 5,25 % zu belassen und ab 2010 bei 6,25 % einzufrieren.<ref>Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen vom 15. Juli 2009, Bundesgesetzblatt Jahrgang 2009 Teil I Nr. 41, ausgegeben zu Bonn am 20. Juli 2009.</ref><br />
Bereits seit 2004 darf herkömmlicher (Mineralöl-)Diesel mit bis zu 5 % Biodiesel vermischt werden, seit Februar 2009 erlaubt eine neue Dieselnorm die Beimischung von bis zu 7 %.<br />
<br />
Der Bundestag verabschiedete am 29.&nbsp;Juni 2006 das [[Energiesteuergesetz]], das die schrittweise Besteuerung von Biodiesel und [[Pflanzenöl-Kraftstoff]] vorsieht. Für beide Stoffe sollte ab 2012 der volle Mineralölsteuersatz gelten. Reiner Biodiesel wurde ab August 2006 mit neun Cent pro Liter besteuert, eine jährliche Erhöhung um sechs Cent war im EnergieStG 2006 verankert. Dies führte zu einem Absinken des Biodieselanteils am Diesel-Gesamtbedarfsvolumen. Hatte Biodiesel im Jahr 2007 noch einen Marktanteil von rund 12 Prozent am Gesamtdieselmarkt, so ist dieser durch die Besteuerung auf unter sieben Prozent in 2011 gesunken. <ref>[http://de.cars.yahoo.com/21062011/292/biodiesel-anteil-deutlich-0.html ''Biodiesel-Anteil deutlich gesunken''] Yahoo-Internetportal, Sektion "Autos", Rubrik "Magazin", 21. Juni 2011</ref> <br />
Deswegen wurde im Juni 2009 das Energiesteuergesetz geändert.<ref>http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/entw_foerderung_biokraftstoff.pdf</ref> Es war weiterhin eine jährliche Erhöhung vorgesehen, jedoch sollte der volle Steuersatz erst ab 2013 greifen. Bereits im Dezember 2009 wurde die Besteuerung von Biodiesel im Zuge des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes<ref>http://www.dnoti.de/DOC/2010/bgbl_2009_3950.pdf</ref> erneut geändert. Die jährliche Erhöhung für 2011 und 2012 wurde ausgesetzt, so dass nach jetziger Gesetzeslage die Steuer auf Biodiesel Anfang 2013 in einem großen Sprung von derzeit 18,6 ct auf 45,03 ct pro Liter steigen wird. Da der Brennwert von Biodiesel unter dem von Mineralöl liegt, wird der volumenbezogene Steuersatz um zwei Cent unter dem Satz für fossile Brennstoffe bleiben. Die Steuerermäßigung für reine Biokraftstoffe wird gem. §50 Abs. 1 Satz 5 EnergieStG nur für die Mengen Biokraftstoffe gewährt, welche die in §37a Abs. 3 BImSchG für die Beimischung genannten Mindestanteile überschreiten (so genannte „fiktive Quote“).<ref>Bundesministerium der Finanzen an Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung 23. Januar 2007.</ref><br />
<br />
{{Vergleich von Biokraftstoffen in Deutschland}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Sven Geitmann: ''Erneuerbare Energien und alternative Kraftstoffe.'' Hydrogeit Verlag, 2. Aufl., Jan. 2005, ISBN 3-937863-05-2.<br />
* Sven Geitmann: ''Alternative Kraftstoffe.'' Hydrogeit Verlag, 2008, ISBN 978-3-937863-12-2.<br />
* Philipp Dera: ''„Biodiesel“ – Wachstumsmarkt mit Nachhaltigkeitsgarantie? Sozioökonomische Dimensionen der Palmölproduktion in Indonesien'' Berlin: regiospectra 2009, ISBN 978-3-940132-10-9.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* [http://www2.biodieselverband.de/vdb/ Verband Deutscher Biodieselhersteller]<br />
* [http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2006/197/prima-klima-mit-biokraftstoffen Prima Klima mit Biokraftstoffen?] Interview mit einem Verkehrsexperten beim Umweltbundesamt<br />
* [http://www.foodfirst.org/node/1662 The ecological and social tragedy of crop-based biofuel production in the Americas]<br />
* [http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/tid-6666/biokraftstoffe_aid_64516.html Focus Online: Die Klimaneutralität des Biosprits entpuppt sich zunehmend als Mär]<br />
* [http://www.energy-daily.com/reports/Green_Star_One_Step_Closer_To_Marketing_Algae_Booster_999.html EnergyDaily: Green Star One Step Closer To Marketing Algae Booster] (engl. Artikel über Biodiesel aus Algen)<br />
* [http://www.bio-kraftstoffe.info/ www.bio-kraftstoffe.info] Infoseite der Fachagentur nachwachsende Rohstoffe e.V. und des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
<br />
{{Lesenswert}}<br />
<br />
[[Kategorie:Biokraftstoff]]<br />
[[Kategorie:Flüssigbrennstoff]]<br />
[[Kategorie:Stoffgemisch]]<br />
<br />
[[af:Biodiesel]]<br />
[[ar:ديزل حيوي]]<br />
[[az:Biodizel]]<br />
[[bg:Биодизел]]<br />
[[bn:বায়োডিজেল]]<br />
[[ca:Agrodièsel]]<br />
[[cs:Bionafta]]<br />
[[el:Βιοντίζελ]]<br />
[[en:Biodiesel]]<br />
[[eo:Biodizeloleo]]<br />
[[es:Biodiésel]]<br />
[[et:Biodiislikütus]]<br />
[[eu:Biodiesel]]<br />
[[fa:زیستدیزل]]<br />
[[fi:Biodiesel]]<br />
[[fr:Biodiesel]]<br />
[[gl:Biodiésel]]<br />
[[he:ביו דיזל]]<br />
[[hi:बायोडिजल]]<br />
[[hr:Biodizel]]<br />
[[hu:Biodízel]]<br />
[[id:Biodiesel]]<br />
[[is:Lífdísill]]<br />
[[it:Biodiesel]]<br />
[[ja:バイオディーゼル]]<br />
[[kn:ಜೈವಿಕ ಡೀಸೆಲ್]]<br />
[[ko:바이오디젤]]<br />
[[ml:ബയോഡീസൽ]]<br />
[[mr:बायो डीझेल]]<br />
[[ms:Biodiesel]]<br />
[[nl:Biodiesel]]<br />
[[nn:Biodiesel]]<br />
[[no:Biodiesel]]<br />
[[pl:Biodiesel]]<br />
[[pt:Biodiesel]]<br />
[[ro:Biodiesel]]<br />
[[ru:Биодизель]]<br />
[[simple:Biodiesel]]<br />
[[sk:Biodiesel]]<br />
[[sl:Biodizel]]<br />
[[sr:Биодизел]]<br />
[[sv:Biodiesel]]<br />
[[ta:பயோடீசல்]]<br />
[[th:ไบโอดีเซล]]<br />
[[tr:Biodizel]]<br />
[[uk:Біодизель]]<br />
[[vi:Diesel sinh học]]<br />
[[zh:生物柴油]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Peripheral_Component_Interconnect&diff=99496623Peripheral Component Interconnect2012-02-10T14:16:35Z<p>132.195.106.57: /* Allgemeine PCI-Bus-Spezifikationen */ Mutmaßlichen Müll von früheren Änderungen entfernt</p>
<hr />
<div>[[Datei:PCI-Bus.jpg|thumb|Ein PCI-[[Steckplatz]] (32 Bit)]]<br />
[[Datei:64bitpci.jpg|180px|right|thumb|64-Bit-PCI 2.0-Steckplätze.]]<br />
'''Peripheral Component Interconnect''', meist '''PCI''' abgekürzt, ist ein [[Bus (Datenverarbeitung)|Bus]]-Standard zur Verbindung von [[Peripheriegerät]]en mit dem [[Chipsatz]] eines [[Hauptprozessor|Prozessors]].<br />
<br />
== Übersicht ==<br />
<br />
Es gibt verschiedene Varianten und Einsatzgebiete des Standards ([[Personal Computer|PC]], [[Industrie]], [[Telekommunikation]]). Die bekannteste Variante kommt hauptsächlich im PC-Umfeld zum Einsatz und heißt offiziell ''PCI Conventional''. Praktisch jeder seit ca. 1994 gebaute [[IBM-PC-kompatible Computer]] ist mit meist zwei bis sieben Steckplätzen für PCI-Karten ausgerüstet (ausgenommen Miniatur- und mobile Versionen). Auch neuere Computer von [[Apple]] (von 1995 bis 2005, später dann [[PCI Express]]) und Workstations von [[Sun Microsystems|Sun]] besitzen einen PCI-Bus. In die Steckplätze kann eine große Anzahl verschiedener Karten diverser Hersteller eingesetzt werden, unter anderem Netzwerkkarten, Modems, Soundkarten und (ältere oder Zweit-) Grafikkarten. Damit kann ein PC leicht an spezielle Bedürfnisse angepasst werden.<br />
<br />
[[Datei:NIC-FA312.jpg|thumb|PCI-[[Netzwerkkarte]]<br /><br />
unten: die Kontakte für den Erweiterungsslot direkt auf der Leiterkarte, links: das genormte Blech mit der Anschlussbuchse.]]<br />
[[Datei:Intelpromtserverpcixadapter1000mta342.jpg|180px|right|thumb|Ethernetkarte (NIC) für den PCI-X-Slot.]]<br />
[[Datei:PCIExpress.jpg|thumb|right|PCI-E- und PCI-Steckplätze auf einem [[Hauptplatine|Motherboard]], von oben: PCI-E-4x, -16x, -1x, -16x und PCI]]<br />
Version 1.0 des Standards wurde von [[Intel]] im Jahre 1991 definiert. Intel unterstützte den [[VESA Local Bus|'''V'''ESA '''L'''ocal '''B'''us]] (VLB) nicht, da dieser speziell auf die [[Intel 80486|486]]-Architektur zugeschnitten war und weniger Durchsatz bot. Im Gegensatz dazu kann der PCI-Bus in jeder Architektur eingesetzt werden.<br />
<br />
Mittlerweile existieren drei verschiedene Standards:<br />
<br />
* konventioneller PCI<br />
** PCI 1.0, vorgeschlagen von Intel 1991<br />
** PCI 2.0, eingeführt von [[Peripheral Component Interconnect#Special Interest Group|PCI-SIG]] 1993<br />
** PCI 2.1, beschlossen im Juni 1995<br />
** PCI 2.2, beschlossen im Januar 1999<br />
** PCI 2.3, beschlossen im März 2002<br />
** PCI 3.0, beschlossen im April 2004<br />
* PCI-Extended (PCI-X)<br />
** PCI-X 1.0, beschlossen im September 1999<br />
** PCI-X 2.0, beschlossen im Juli 2002<br />
* [[PCI Express]] (PCIe oder PCI-E)<br />
** ursprünglich bekannt als 3GIO<br />
** PCI Express 1.0, beschlossen Juli 2002<br />
** PCI Express 1.1<br />
** PCI Express 2.0<br />
** PCI Express 2.1<br />
** PCI Express 3.0<br />
<br />
Der PCI-Bus hat den [[Industry Standard Architecture|ISA]]-Bus und den kurzlebigen [[VESA Local Bus|VL-Bus]], wie man sie in älteren PCs findet, ersetzt. Eine PCI-ISA-Bridge erlaubt jedoch die Anbindung des ISA-Busses an den PCI-Bus. Auf Systemen der [[Pentium]]-Generation und neuer, ist das die einzige Möglichkeit, ISA-Karten anzubinden, da es sich beim ISA-Bus um den nach außen gelegten Systembus des Ur-PCs handelt. Der PCI-Bus erfüllte die Anforderungen für Grafik-, Netzwerk- und andere Schnittstellenkarten über längere Zeit.<br />
<br />
Allerdings war er nach einiger Zeit nicht mehr schnell genug für die damals aufkommenden Grafikkarten mit 3D-Beschleunigung. 1997 etablierte man daher ein zusätzliches Bus-System, den [[Accelerated Graphics Port]] (AGP). Dieser baut ebenfalls auf dem PCI-Bus auf, ist jedoch als Punkt-zu-Punkt-Verbindung mit ergänzenden Seitenkanälen ausgeführt und wurde mittlerweile bis zum 8-fachen seiner ursprünglichen Übertragungsrate weiter entwickelt. Für so gut wie alle anderen Steckkartentypen blieb PCI dagegen bis heute Standard, wird aber seit 2005 schrittweise durch [[PCI Express]] ersetzt (siehe unten).<br />
Aktuell ist die Industrie bemüht, PCI Express 2.1 auf den Markt zu bringen und publik zu machen, der durch Highendgrafikkarten wie die [[ATI-Radeon-HD-5000-Serie|HD5970]] erforderlich ist, um die Bandbreite auch ausnutzen zu können.<br />
<br />
Anders als der ISA-Bus ermöglicht PCI die dynamische Konfiguration eines Gerätes ohne Eingriff des Benutzers. Während des Bootvorgangs analysiert das System-[[BIOS]] die vorhandenen PCI-Geräte und weist die benötigten Ressourcen zu. Das erlaubt die Zuweisung von [[Unterbrechungsanforderung|IRQs]], Portadressen und Speicherbereichen entsprechend den lokalen Gegebenheiten. Bei ISA-Karten musste man häufig den zu verwendenden IRQ etc. per [[Jumper (Elektrotechnik)|Steckbrücke]] manuell einstellen. Zusätzlich stellt der PCI-Bus dem Betriebssystem und anderen Programmen eine detaillierte Beschreibung aller verbundenen PCI-Geräte durch den PCI Configuration Space zur Verfügung. <br />
<br />
Die PCI-Spezifikation regelt auch die physische Auslegung des Busses (u.a. den Abstand der Leiterbahnen zueinander), elektrische Eigenschaften, Timing und Protokolle. Die Geräte oder [[Schnittstelle]]n müssen nicht unbedingt auf [[Steckkarte]]n untergebracht werden, sondern können sich auch direkt auf der Hauptplatine des Computers befinden, die Spezifikation spricht hier von ''planar devices''.<br />
<br />
== Allgemeine PCI-Bus-Spezifikationen ==<br />
<br />
<br />
{| style="text-align:center;" style="width:600px;" class="wikitable float-left"<br />
|+ ''Port: CF8h, CF9h, CFAh, CFBh (32 Bit)''<br />
|- class="hintergrundfarbe6"<br />
!style="width:8%;"| Bits<br />
!style="width:8%;"| Anz.</br>Bits<br />
!style="width:8%;"| Bereich<br />
! Beschreibung <br />
|-<br />
| 0..1<br />
| 2<br />
| 0..3<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der Übertragung:</br> 00 = Configuration PCI-Brücke</br> 01 = Configuration PCI-Einheit<br />
|-<br />
| 2..7<br />
| 5<br />
| 0..31<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der Registernummer <br />
|-<br />
| 8..10<br />
| 3<br />
| 0..7<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der PCI Funktion (Registergruppe)<br />
|-<br />
| 11..15<br />
| 5<br />
| 0..31<br />
|style="text-align:left;"| Adresse der PCI-Einheit, des PCI-Ports; <span class="hintergrundfarbe7">&nbsp; unbenutzt für Übertragung 00 &nbsp; </span><br />
|-<br />
| 16..23<br />
| 8<br />
| 0..255<br />
|style="text-align:left;"| Busnummer; <span class="hintergrundfarbe7">&nbsp; unbenutzt für Übertragung 00 &nbsp; </span><br />
|-<br />
| 24..31<br />
| 8<br />
| 0..255<br />
! Beschreibung <br />
|-<br />
| 0..31<br />
| 32<br />
| 2^32<br />
|style="text-align:left;"| Lesen / Schreiben der Daten des ausgewählten Registers<br />
|}<br />
<br />
<div style="clear:both;"></div><br />
</br></br><br />
Der PCI-Bus ist ein synchroner Bus mit 33,33&nbsp;[[Hertz (Einheit)|MHz]] (=&nbsp;30&nbsp;ns pro Takt) oder nach der 2.1-Spezifikation 66,66&nbsp;MHz Taktrate, also 15&nbsp;[[Sekunde|ns]] pro Takt. Diese Werte sind Maximalwerte, nach der Spezifikation kann der Takt auch niedriger und zudem variabel sein, beispielsweise zum Stromsparen. Deshalb hat der Bus eine Taktleitung. Alle Signale werden nur bei steigender Taktflanke übertragen ([[Single Data Rate]]). Die Signale können über CMOS-Treiber angesteuert werden, daher ist der gesamte Stromverbrauch relativ gering. Der Bus kann mit bis zu 10 Geräten bestückt werden, wobei zwischen Master (Kontrolleur der Übertragung) und Slave (Muss vielleicht auf Daten (oder Befehle) warten) unterschieden wird. Ein Master kann bei Bedarf selbst die Kontrolle über Abläufe auf dem Bus übernehmen, was vor allem für Karten mit hohem [[Eingabe und Ausgabe|IO]]-Aufkommen, wie etwa Netzwerkkarten oder Festplatten-Controller, vorteilhaft ist. Als Geräte zählen auch auf der Hauptplatine untergebrachte Geräte, die Verbindung zum [[Host (Informationstechnik)|Host]] (PCI/Host-Schnittstelle) oder zu einem eventuell vorhandenen ISA-Bus (PCI/ISA-Schnittstelle) aufnehmen. Für mehr als 10 PCI-Geräte pro System können über PCI/PCI-Schnittstellen (PCI-PCI-Bridge) weitere PCI-Busse in das System eingebunden werden. Die Datenübertragung läuft parallel ab.<br />
<br />
Auf dem PCI-Bus kommuniziert immer ein Master mit einem Slave. Die meisten PCI-Geräte können sowohl als Slave angesprochen werden als auch als Master Transaktionen starten. Über einen [[Arbiter]] wird ein Master ausgewählt, der dann die Kontrolle über den Bus hat. Er beginnt einen Transfer, indem er eine Adresse an die 32 Daten/Adressleitungen und ein Kommando an 4 Kommando/Byte-Leitungen anlegt. Die Daten und Adressen werden über dieselben Leitungen übertragen und per [[Multiplexverfahren#Zeitmultiplexverfahren .28TDM.2C TDMA.29|Zeitmultiplexverfahren]] voneinander getrennt. Eine zusätzliche [[Paritätsbit|Paritätsleitung]] erlaubt das Erkennen von Fehlern.<br />
<br />
[[Hauptprozessor|CPU]] und [[Arbeitsspeicher]] sind über eine sogenannte Host-Bridge mit dem Bus verbunden. Die meisten Transaktionen auf dem Bus finden zwischen dieser Bridge und den restlichen Peripheriegeräten statt. Theoretisch können Peripheriegeräte auch untereinander kommunizieren, diese Möglichkeit wird jedoch nur sehr selten genutzt. Da masterfähige Peripheriegeräte die Hostbridge als Slave ansprechen können, sind sie in der Lage, direkt in den Arbeitsspeicher zu schreiben und aus ihm zu lesen – das entspricht [[Direct Memory Access|Direct Memory Access (DMA)]].<br />
<br />
Jedem Slave werden beim Systemstart vom BIOS Adressbereiche zugeteilt. Über Herstellercodes können Karten nach dem Hochfahren eindeutig identifiziert werden. Über die Datenleitungen werden dann Daten übertragen, wobei die Kommando/Byte-Leitungen zur Auswahl der Bytes im 32-Bit-Wort dienen können. Dadurch sind neben 32-Bit- auch 16- und 8-Bit-Transfers möglich.<br />
<br />
In der am weitesten verbreiteten PCI-Variante mit 32bit/33MHz können in jedem Takt maximal 32 Bit, also 4 Bytes übertragen werden, so dass die Transferrate maximal 133 MByte/s beträgt (4 Bytes in 30 ns). Über Ready-Leitungen kann sowohl der Master als auch der Slave signalisieren, dass sie zur Aufnahme von Daten bereit sind. Falls Master oder Slave nicht bereit sind, werden keine Daten übertragen, die Übertragung also verlangsamt.<br />
<br />
Normalerweise beendet der Master den Datentransfer. Über ein STOP-Signal kann das Slave ein Übertragungsende erzwingen. Ein anderer Master kann den Bus über REQ anfordern, wobei die derzeitige Übertragung nach einer vorgegebenen [[Verzögerungszeit|Latenzzeit]] beendet werden muss und der neue Master den Bus übernehmen kann.<br />
<br />
Der PCI-Bus benötigt minimal 47 (Slave) bzw. 49 (Master) Signale auf dem Bus. Ab der Version 2.1 der Spezifikation ist eine 64-Bit-Erweiterung definiert, die den Datenbus auf 64 Bit verbreitert. In einem System können 32-Bit- und 64-Bit-Geräte koexistieren und miteinander kommunizieren. <br />
<br />
Auf dem Bus liegen vier [[Interrupt]]leitungen, so dass jedes Gerät bis zu vier verschiedene Interrupts (INTA bis INTD) erzeugen kann. Die Interruptleitungen sind auf dem Bus aber nicht verbunden, sondern können einzeln [[Routing|geroutet]] und zugeordnet werden. Normalerweise wird nur INTA verwendet. Dieser kann jedoch je nach Steckplatz einem eigenen Interrupt zugeordnet werden oder, falls nicht genügend Interrupts vorhanden sind, zwischen verschiedenen Karten geteilt werden. Die Probleme des ISA-Busses, der oft zu wenig Interrupts zuordnen konnte, sind damit weitgehend Vergangenheit.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! Parameter || PCI 2.0 || PCI 32 bit 2.1 || PCI 64 bit 2.1 || PCI 2.2 || PCI 2.3 || PCI 3.0<br />
|-<br />
| Max. Busbreite in Bit || 32 || 32 || 64 || 64 || 64 || 64<br />
|-<br />
| Max. Taktrate in MHz || 33 || 66 || 66 || 66 || 66 || 66<br />
|-<br />
| Max. Datenrate{{FN|‡}} in GByte/s || 0,133 || 0,266 || 0,533 || 0,533 || 0,533 || 0,533<br />
|-<br />
| Max. Datenrate{{FN|‡}} in GBit/s || 1,066 || 2,133 || 4,266 || 4,266 || 4,266 || 4,266<br />
|-<br />
| Slots pro Bridge || 4 || 4 || 2 || 2 || 2 || 2<br />
|-<br />
| Spannung in Volt || 5 || 5/3,3{{FN|†}} || 5/3,3{{FN|†}} || 5/3,3{{FN|†}} || 3,3 || 3,3<br />
|-<br />
| Jahr der Einführung || 1993 || 1994 || 1994 || 1999 || 2002 || 2004<br />
|}<br />
<br />
''Anmerkungen:''<br />
{{FNZ|†|2.1 erlaubt 3,3-Volt-Leitungen, 2.2 schreibt sie vor.}}<br />
{{FNZ|‡|Die max. Datenrate ist das Produkt aus max. Taktrate und max. Busbreite.<br />
<br />
Beispiel: <math>\rm 64\ bit\cdot 66{,}6\ MHz = \frac{64\ bit\cdot 66{,}6\cdot 10^6\ s^{-1}}{8\ bit/Byte}\ = 0{,}53\ GByte/s</math>.)}}<br />
<br />
Der PCI-Bus kann die angeschlossenen Geräte mit Strom versorgen. Laut Spezifikation beträgt die gelieferte Leistung pro Slot maximal 25 Watt. Je nach Spannung wurden unterschiedliche maximale [[Stromstärke|Amperewerte]] festgelegt.<ref name="Hardware and PCI Overview FAQs">[http://developers.sun.com/solaris/developer/support/driver/hardware-pci-faqs.html Hardware and PCI Overview FAQs] sun.com (4. Dezember 2008)</ref><br />
<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center"<br />
|- <br />
! Spannung<br />
| 3,3&nbsp;V ± 0,3&nbsp;V || 5&nbsp;V ± 5 % || 12&nbsp;V ± 5 % || −12V ± 10 %<br />
|-<br />
! Stromstärke (pro Anschluss)<br />
| max. 6&nbsp;A || max. 5&nbsp;A || 500&nbsp;mA || 100&nbsp;mA<br />
|}<br />
<br />
== PCI-Bus-Signale ==<br />
<br />
Die Art der Ein- und Ausgänge lassen sich wie folgt einteilen:<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| Input || '''in''' || Normaler Eingang<br />
|- ---<br />
| Output || '''out''' || Normaler Ausgang<br />
|- ---<br />
| [[Tri-State]] || '''t/s''' || bidirektionaler Tri-State Ausgang<br />
|- ---<br />
| Sustained-Tri-State || '''s/t/s''' || [[Logikpegel|Low-aktiv]]er Ausgang, der nur von einem Gerät getrieben werden darf. Setzt ein Gerät die Leitung auf ''low'', so muss es, um die Leitung wieder freizugeben, die Leitung für mindestens einen Takt auf ''high'' setzen. Frühestens nach einem Takt, nachdem die Leitung freigegeben wurde, darf ein anderes Gerät die Leitung nutzen. Ein zentraler [[Open circuit#Beschaltung der Signalleitungen|Pullup-Widerstand]] ist notwendig.<br />
|- ---<br />
| Open-Drain || '''o/d''' || Low-aktiver Ausgang, fungiert als [[Disjunktion|ODER]]-Verknüpfung mit anderen Geräten.Ein zentraler Pullup ist notwendig.<br />
|}<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| bgcolor="#63B8FF" | '''Signal''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Art''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Beschreibung'''<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Systemsignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''CLK''' || in || Dient zur Synchronisation aller Komponenten. Die Taktfrequenz beträgt 33&nbsp;MHz oder 66&nbsp;MHz. Die Minimalfrequenz ist 0&nbsp;MHz.<br />
|- ---<br />
| '''RST#''' || in || Rücksetzen aller Systemkomponenten.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Adress- und Datensignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''AD[31..0]''' || t/s || [[Multiplexer|gemultiplexte]] Adress- und Datensignale<br />
|- ---<br />
| '''C/BE[3..0]#''' || t/s || gemultiplexte Befehl- und Byte-Enable-Signale<br />
|- ---<br />
| '''PAR''' || t/s || Gerade [[Paritätsbit|Parität]] für die Daten- und Adresssignale (AD[31..0] und C/BE[3..0]), welche um einen Takt verzögert übertragen wird.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Kontrollsignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''FRAME#''' || s/t/s || Dass eine Übertragung läuft, zeigt der Master mit FRAME# an. Wird die Übertragung der Daten beendet, nimmt der Master die Leitung zurück. Eine deaktivierte Leitung bedeutet, dass die Übertragung beendet wird oder beendet ist.<br />
|- ---<br />
| '''IRDY#''' || s/t/s || Der Master zeigt mit ''Initiator Ready'' an, dass ein Wort übergeben oder übernommen werden kann.<br />
|- ---<br />
| '''TRDY#''' || s/t/s || Der Target zeigt mit ''Target Ready'' an, dass ein Wort übergeben oder übernommen werden kann.<br />
|- ---<br />
| '''STOP#''' || s/t/s || Der Target zeigt dem Master an, dass die Übertragung beendet werden soll.<br />
|- ---<br />
| '''LOCK#''' || s/t/s || ''LOCK'' schützt einen Zugriff auf einen oder mehrere Target während der Übertragung vor der Benutzung anderer Master.<br />
|- ---<br />
| '''IDSEL''' || in || Auswahl während der Konfigurationsphase<br />
|- ---<br />
| '''DEVSEL#''' || s/t/s || Target hat Adresse erkannt<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''[[Arbitrierung]] (nur Master):'''<br />
|- ---<br />
| '''REQ#''' || s/t/s || Die Absicht eines Masters auf den Bus wird hiermit angezeigt. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung von jedem Master zu einem zentralen Arbiter.<br />
|- ---<br />
| '''GNT#''' || in || Erlaubt den Zugriff auf den Bus. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Fehlersignalisierung:'''<br />
|- ---<br />
| '''PERR#''' || s/t/s || Einen Takt nach ''PAR'' zeigt dieses Signal einen Daten-Parity-Fehler (nicht bei einem Special-Cycle-Befehl) an.<br />
|- ---<br />
| '''SERR#''' || o/d || ''System Error'' zeigt bei einem Special-Cycle-Befehl einen Daten- oder sonstigen Systemfehler an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Interrupt-Signale:'''<br />
|- ---<br />
| '''INTA#''' || o/d || Ein Gerät mit einer Funktion zeigt einen Interrupt an. Ein Gerät mit mehr Funktionen zeigt einen Interrupt A an.<br />
|- ---<br />
| '''INTB#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt B an.<br />
|- ---<br />
| '''INTC#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt C an.<br />
|- ---<br />
| '''INTD#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt D an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Cache Signale (optional, in PCI 2.x als veraltet deklariert):'''<br />
|- ---<br />
| '''SBO#''' || inout || ''Snoop Backoff'' zeigt einen „cache hit“ für eine modifizierte Cachezeile an.<br />
|- ---<br />
| '''SDONE''' || inout || ''Snoop Done'' zeigt das Ende eines Snoops des aktuellen Zugriffs an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''zusätzliche Signale:'''<br />
|- ---<br />
| '''PRSNT[1..2]#''' || out || Zeigt das Vorhandensein einer Einsteckkarte und deren Energieverbrauch an. Mindestens eines der beiden Signale (also 3 verschiedene Kombinationen für 3 verschiedene Verbrauchsklassen) wird auf der Karte mit Masse verbunden und das eventuell andere bleibt offen. Diese Signale sind für jeden Slot individuell mit einem System-Chip verbunden und haben alle einen Pullup. Diese Signale sind nur bei Einsteckkarten vorhanden, bei On-Board-Peripherie gibt es diese nicht, da On-Board-Komponenten nicht austauschbar sind und der Stromverbrauch im Vorhinein bekannt ist.<br />
|- ---<br />
| '''CLKRUN#''' || o/d || Kontrolliert die Abschaltung des CLK-Signals zu Stromsparzwecken.<br />
|- ---<br />
| '''M66EN''' || o/d || Dieses Signal, das ursprünglich ein Massepin war, signalisiert die 66-MHz-Fähigkeit eines Geräts indem es unverbunden bleibt oder als Eingang beschaltet wird. Ältere oder langsame Geräte verlangsamen den gesamten Bus auf 33 MHz, indem sie das Signal mit Masse verbinden.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''64-Bit Erweiterungssignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''D[63..32]''' || t/s || Die oberen 32 Bit der Datensignale.<br />
|- ---<br />
| '''C/BE[7..4]#''' || t/s || Die oberen 4 Bit der Befehls- und Byte-Enable-Signale.<br />
|- ---<br />
| '''REQ64#''' || s/t/s || ''Request64'' zeigt die Absicht eines Masters für eine 64-Bit-Übertragung an. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ----<br />
| '''GNT64#''' || in || ''Grant64'' erlaubt den Zugriff für eine 64-Bit-Übertragung.Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ----<br />
| '''PAR64''' || t/s || ''Parity64'' über AD[63..32] und C/BE[7..4]# um einen Takt versetzt.<br />
|- ----<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''[[JTAG]]-Signale:'''<br />
|- ----<br />
| '''TCK''' || in || ''Test Clock''<br />
|- ----<br />
| '''TDI''' || in || ''Test Data In''<br />
|- ----<br />
| '''TDO''' || out || ''Test Data Out''<br />
|- ----<br />
| '''TMS''' || in || ''Test Mode Select''<br />
|- ----<br />
| '''TRST#''' || in || ''Test Reset''<br />
|}<br />
<br />
'''Signale auf dem PCI-Bus''' - das '''#'''-Zeichen deutet an, dass die Signale ''Low Active'' sind.<br />
<br />
== PCI-ID ==<br />
<br />
Jedes Gerät bzw. Steckkarte an einem PCI-Bus besitzt eine eindeutige Hardware-Kennung (ID). Diese setzt sich aus drei Teilen zusammen, die zur Identifikation von Funktion (Class-ID), Hersteller und Modell (Geräte-ID) dienen.<br />
<br />
Class-ID : Hersteller-ID : Geräte-ID<br />
<br />
Beispielsweise:<br />
<br />
0200:8086:10b5<br />
<br />
Hierbei steht:<br />
<br />
* '''0200''' für einen '''Ethernet Network Controller'''<br />
* '''8086''' für die '''Intel Corporation''' (die Zahl ist zwar hexadezimal, aber die Ziffern würden bei Dezimalschreibweise für Intels Urvater der x86-Architektur stehen)<br />
* '''10b5''' für das Gerät '''82546GB Gigabit Ethernet Controller (Copper)'''<br />
<br />
Über die Class-ID wird das Gerät einer bestimmten Gruppe zugeordnet. Das erleichtert die Ermittlung unbekannter Geräte.<br />
<br />
== Operationen auf dem PCI-Bus ==<br />
<br />
Nach der Konfiguration aller Geräte durch das BIOS können alle Geräte über ein Befehlsprotokoll angesprochen werden. Dieses setzt sich aus dem Befehl, der Adresse und einer Folge von Daten zusammen.<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE3#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE2#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE1#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE0#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Beschreibung'''<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''0''' || '''0''' || Der ''Interrupt Acknowledge'' Befehl ist ein implizierter Lesezugriff auf den System [[Interruptcontroller]]. Die „byte enable“-Bits geben dabei die Größe des [[Interruptvektor]]s an.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''0''' || '''1''' || Der ''[[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Special Cycle]]'' Befehl ist für einfache [[Broadcast]]-Nachrichten (?)<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''1''' || '''0''' || Der ''I/O Read'' Befehl ist für das Lesen aus dem Speicher, der als I/O-[[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Adressraum]] (engl. „address space“) eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''1''' || '''1''' || Der ''I/O Write'' Befehl ist für das Schreiben in den Speicher, der als I/O [[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Adressraum]] (engl. „address space“) eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''0''' || '''0''' || Auf „Reserved“-Befehle dürfen PCI-Geräte nicht reagieren.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''0''' || '''1''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Memory Read''-Befehl ist für das Lesen aus dem Speicher, der als „Memory Address Space“ eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Memory Write''-Befehl ist für das Schreiben in den Speicher, der als „Memory Address Space“ eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''0''' || '''0''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''0''' || '''1''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Configuration Read''-Befehl liest aus den internen Konfigurationsregistern (Configuration Space).<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Configuration Write''-Befehl schreibt in die internen Konfigurationsregister (Configuration Space).<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''0''' || '''0''' || Der ''Memory Read Multiple''-Befehl liest mehr als eine Cachezeile aus dem Speicher.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''0''' || '''1''' || Der ''Dual Address Cycle''-Befehl erlaubt das Hintereinander-Senden von zwei 32-Bit-Adresszeilen, um einen 64-Bit-Adressbereich in einer 32-Bit-PCI-Umgebung ansprechen zu können.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Memory Read Line''-Befehl liest eine Cachezeile aus dem Speicher.<br />
|- ----<br />
| |'''1''' || '''1''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Memory Write and Invalidate''-Befehl schreibt mindestens eine ganze Cachezeile in den Speicher.<br />
|}<br />
<br />
== Grundlegende PCI-Varianten ==<br />
<br />
* PCI Conventional, erlaubt Busbreiten von entweder 32 oder 64 Bit und Übertragungen mit 33 oder 66&nbsp;MHz Takt (133 bis 533&nbsp;MByte/s)<br />
* PCI-X, 64-Bit-Version von PCI Conventional mit 66, 100 oder 133&nbsp;MHz Takt (533, 800 oder 1067&nbsp;MByte/s)<br />
* PCI-X 266 (PCI-X DDR/QDR), PCI-X mit 266&nbsp;MHz Nominaltakt (2133 bis 4266&nbsp;MByte/s)<br />
* [[Mini PCI]], kleinere Bauform, nur 32 Bit, für Notebooks etc.<br />
* [[Personal Computer Memory Card International Association|PC Card oder Cardbus]], externe Karten (Nachfolger von PCMCIA), kleinere Bauform, 32 Bit, für Notebooks etc.<br />
* [[CompactPCI]], elektrisch voll PCI-kompatibel, jedoch in Form von Einschüben mit 3 bzw. 6 [[Höheneinheit|HE]]<br />
* PCI Low-Profile, halbe Bauhöhe, 32 oder 64 Bit, siehe [[#Abmessungen der PCI-Varianten|Tabelle]]<br />
* PC/104+ und PCI104 , voll PCI-kompatibel für Stapelcomputer<br />
* PCI Express, wird als Standardsockel für Grafikkarten benutzt. Aktuelle Version ist 2.0 mit 16 Lanes, die über eine Hyperbridge 3.0 (5200 MHz) mit dem Mainboard kommuniziert.<br />
* [[ExpressCard|ExpressCard]], externe Karten (Nachfolger der 32 Bit [[Personal Computer Memory Card International Association#PC-Card und der Nachfolger ExpressCard|PC Card]]), PCIe kompatibel, kleinere Bauform, PCI Express-1x-Schnittstelle (1 Lane), für Notebooks etc.<br />
<br />
== Abmessungen der PCI-Varianten ==<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! || Zoll || [[Millimeter]]<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
| colspan=3|Standard<br />
|-<br />
|Maximale Höhe: || 4,2″ || 107 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (kurze Karte): || 6,6″ || 168 mm<br />
|- <br />
|Maximale Länge (lange Karte): || 12,283″ || 312 mm <br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
| colspan=3|Low Profile<br />
|-<br />
|Maximale Höhe: || 2,536″ || 64 mm <br />
|-<br />
|Minimale Höhe: || 0,945″ || 24 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (kurze Karte) (MD1): || 4,72″ || 120 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (lange Karte) (MD2): || 6,6″ || 168 mm<br />
|}<br />
<br />
== Kodierung der Kontaktleiste ==<br />
[[Datei:PCI_Keying.png|400px|thumb|right|Kodierungen für verschiedene 32-bit- und 64-bit-PCI-Karten]]<br />
<br />
* 3,3-V-kompatible Karten haben eine Kerbe links (Richtung Slotblech)<br />
* 5-V-kompatible Karten haben eine Kerbe rechts<br />
* Universalkarten haben beide Kerben<br />
<br />
* Slots nach PCI 2.x haben einen Steg rechts (die dem Slotblech abgewandte Seite). Die PCI 2.3-Spezifikation unterstützt zwar keine 5-V-Karten mehr, diese passen aber dennoch physikalisch in den Slot. Einige Mainboards unterstützen allerdings trotzdem noch 5-V-Karten in PCI-2.3-Slots. Das geht aber nur mit 33 MHz PCI Takt. →Mainboardspezifikation konsultieren.<br />
* Slots nach PCI 3.0 haben einen Steg links (Richtung Slotblech), so dass nur noch 3,3-V- und Universalkarten mit der entsprechenden Kerbe eingesteckt werden können.<br />
<br />
== Andere PCI-Varianten ==<br />
<br />
* [[PCI Express]] (zuerst 3GIO genannt [Eingabe/Ausgabe der dritten Generation], Abkürzung ''PCIe'' oder ''PCI-E'') ist im Gegensatz zum PCI-Bus auf der elektrischen Ebene eine serielle Punkt-zu-Punkt-Verbindung, die aber PCI-Signalisierung und -Programmiertechniken verwendet und daher von Betriebssystem und Software wie PCI behandelt werden kann. Seit 2004 ersetzt PCI Express schrittweise sowohl PCI als auch [[Accelerated Graphics Port|AGP]]. Sie ist nicht kompatibel zu PCI oder AGP.<br />
<br />
== Powermanagement mit PCI ==<br />
<br />
Die Energiesparfunktionen für den PCI-Bus sind Teil einer optional zu implementierenden Spezifikation, die zeitlich zwischen den PCI-Versionen 2.1 und 2.2 angesiedelt ist. Jedes PM-fähige Gerät hat ein zusätzliches 8 Byte langes Feld im Configuration Space, über das es mitteilen kann, welche Energiespar-Modi es unterstützt und entsprechend gesteuert werden kann. Jedes PCI-Gerät kann sich in einem von vier möglichen Operationsmodi befinden (D0-D3). Je höher die Nummer, desto weniger Energie verbraucht das Gerät. Auch wenn ein Gerät nichts von PCI-Powermanagement weiß, unterstützt es die Modi D0 und D3, da diese äquivalent zu ''an'' und ''aus'' sind. Ob und wieviel Energie in den dazwischen liegenden Modi gespart werden kann, liegt im Ermessen des Hardware-Herstellers. Ein Gerät kann aus einem bestimmten Modus in alle „darunter“ liegenden Modi wechseln, sowie aus jedem Modus in den Zustand D0.<br />
<br />
Obwohl man Geräte durchaus manuell, während des laufenden Betriebes, in einen anderen Energiesparmodus bringen kann, wird man in den meisten Fällen mit Hilfe von [[Advanced Power Management|APM]] oder [[Advanced Configuration and Power Interface|ACPI]] einen globalen Energiesparmodus für den Computer setzen, der vom Powermanagement des Betriebssystems gesteuert wird. In den Modi D1 und D2 besteht für ein entsprechend ausgerüstetes PCI-Gerät die Möglichkeit, zu einem beliebigen Zeitpunkt ein so genanntes Power Management Event Signal (PME) auf den Bus zu legen, das dann an das Powermanagement des Betriebssystems weitergeleitet wird und dazu verwendet werden kann, das System auf Anforderung wieder global „aufzuwecken“, etwa wenn eine Netzwerkkarte einlaufende Daten erkennt, die behandelt werden müssen.<br />
<br />
== Begriffe ==<br />
<br />
* ''Fast Back-to-Back'': Wenn alle Geräte diesen Modus unterstützen, kann die Idle-Phase zwischen zwei PCI-Zyklen entfallen. Das erhöht den Datendurchsatz auf dem Bus.<br />
* ''Special Cycle'': Über „Special Cycle“ können Rundrufnachrichten (Broadcast messages) an alle angeschlossenen Geräte gesendet werden.<br />
* ''Address Space'': einer von drei Adressbereichen - Memory, I/O oder Configuration Space<br />
* ''Configuration Space'': Der „Configuration Space“ ist ein Speicherbereich (256 bzw. 4096 Bytes) jedes PCI-Geräts, der zur Identifizierung und Konfiguration des Geräts dient. Der Configuration Space besteht aus einem standardisierten Kopf (Header) und zusätzlichen gerätespezifischen Daten wie beispielsweise Adressbereichen. Das BIOS bzw. der Treiber für ein PCI-Gerät kann anhand dieser Daten das Gerät passend konfigurieren.<br />
<br />
== Interessengruppen ==<br />
<br />
=== Special Interest Group ===<br />
<br />
1992 wurde die ''Spezielle Interessengruppe'' „PCI-SIG“ (ursprüngliche Bezeichnung: „Peripheral Component Interconnect Special Interest Group“) gegründet. Die Aufgabe der PCI-SIG ist die Verwaltung und die Weiterentwicklung des PCI-Standards. Bei PCI-SIG können Firmen und Organisationen Mitglied werden. Im Jahr 2007 gab es mehr als 800 Mitglieder.<br />
<br />
=== PCI Industrial Computer Manufacturers Group ===<br />
<br />
Die 1994 gegründete PCI Industrial Computer Manufacturers Group ([[PICMG]]) ist ein Konsortium aus über 450 Firmen, die den PCI-Standard für die Nutzung im industriellen Bereich, in der Medizin, dem Militär und der Telekommunikation erweitern wollen. Daraus entstanden Spezifikationen wie [[CompactPCI]] oder [[AdvancedTCA]].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [http://www.praxis-profiline.de/bestellung-d.htm#picexpress2006 Sonderheft PRAXIS PROFILINE Compact PCI PCI Express]<br />
* Don Anderson, Tom Shanley: ''PCI System Architecture 4th Edition.'' Mindshare Inc. 1999 ISBN 0-201-30974-2<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|PCI}}<br />
*[http://www.math.uni.wroc.pl/~p-wyk4/so/pci23.pdf http://www.math.uni.wroc.pl/~p-wyk4/so/pci23.pdf] (4.3 MB) Spezifikationen<br />
* [http://www.pcisig.com PCI Special Interest Group (PCI-SIG)] (englisch)<br />
* [http://www.techfest.com/hardware/bus/pci.htm PCI Local Bus Technical Summary] (englisch)<br />
* [http://www.s-t-e.de/content/Tables/Tables_05.html „Hardwerker“, Werkzeuge zur Fehlersuche - Enumeration PCI-Adapter durch BIOS und WinPnP]<br />
* [http://www.pcidatabase.com/ PCI Vendor and Device Lists - Datenbank der PCI Ids (englisch)]<br />
* [http://www.swyx.com/de/support/ssdb.html?kbid=kb2471 Erklärung der Unterschiedlichen Steckplätze und Kombinationsmöglichkeiten der Karten]<br />
* [http://pinouts.ru/Slots/PCI_pinout.shtml PCI bus pinout]<br />
* [http://www.digi.com/pdf/prd_msc_pcitech.pdf PCI Technology Overview] (PDF-Datei; 293 kB)<br />
* [http://pciids.sourceforge.net PCI-IDs bei Sourceforge.net]<br />
<br />
[[Kategorie:Peripheriebus (intern)]]<br />
<br />
[[ar:منفذ الملحقات الإضافية]]<br />
[[bs:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ca:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[cs:PCI (sběrnice)]]<br />
[[el:PCI]]<br />
[[en:Conventional PCI]]<br />
[[eo:PCI]]<br />
[[es:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[et:PCI siin]]<br />
[[fi:PCI]]<br />
[[fr:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[gl:PCI (informática)]]<br />
[[he:PCI]]<br />
[[hr:PCI]]<br />
[[hu:PCI]]<br />
[[id:Interkoneksi Komponen Periferal]]<br />
[[it:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ja:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ko:PCI 버스]]<br />
[[lt:PCI]]<br />
[[lv:PCI]]<br />
[[nl:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[no:PCI]]<br />
[[pl:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[pms:PCI]]<br />
[[pt:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ro:PCI]]<br />
[[ru:PCI]]<br />
[[sk:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[sr:PCI]]<br />
[[sv:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[tr:PCI]]<br />
[[uk:PCI]]<br />
[[ur:جزو ملحقہ بین اتصال]]<br />
[[vi:PCI]]<br />
[[zh:PCI]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Peripheral_Component_Interconnect&diff=99496166Peripheral Component Interconnect2012-02-10T14:07:06Z<p>132.195.106.57: /* Übersicht */ Interpunktion und Querverweis</p>
<hr />
<div>[[Datei:PCI-Bus.jpg|thumb|Ein PCI-[[Steckplatz]] (32 Bit)]]<br />
[[Datei:64bitpci.jpg|180px|right|thumb|64-Bit-PCI 2.0-Steckplätze.]]<br />
'''Peripheral Component Interconnect''', meist '''PCI''' abgekürzt, ist ein [[Bus (Datenverarbeitung)|Bus]]-Standard zur Verbindung von [[Peripheriegerät]]en mit dem [[Chipsatz]] eines [[Hauptprozessor|Prozessors]].<br />
<br />
== Übersicht ==<br />
<br />
Es gibt verschiedene Varianten und Einsatzgebiete des Standards ([[Personal Computer|PC]], [[Industrie]], [[Telekommunikation]]). Die bekannteste Variante kommt hauptsächlich im PC-Umfeld zum Einsatz und heißt offiziell ''PCI Conventional''. Praktisch jeder seit ca. 1994 gebaute [[IBM-PC-kompatible Computer]] ist mit meist zwei bis sieben Steckplätzen für PCI-Karten ausgerüstet (ausgenommen Miniatur- und mobile Versionen). Auch neuere Computer von [[Apple]] (von 1995 bis 2005, später dann [[PCI Express]]) und Workstations von [[Sun Microsystems|Sun]] besitzen einen PCI-Bus. In die Steckplätze kann eine große Anzahl verschiedener Karten diverser Hersteller eingesetzt werden, unter anderem Netzwerkkarten, Modems, Soundkarten und (ältere oder Zweit-) Grafikkarten. Damit kann ein PC leicht an spezielle Bedürfnisse angepasst werden.<br />
<br />
[[Datei:NIC-FA312.jpg|thumb|PCI-[[Netzwerkkarte]]<br /><br />
unten: die Kontakte für den Erweiterungsslot direkt auf der Leiterkarte, links: das genormte Blech mit der Anschlussbuchse.]]<br />
[[Datei:Intelpromtserverpcixadapter1000mta342.jpg|180px|right|thumb|Ethernetkarte (NIC) für den PCI-X-Slot.]]<br />
[[Datei:PCIExpress.jpg|thumb|right|PCI-E- und PCI-Steckplätze auf einem [[Hauptplatine|Motherboard]], von oben: PCI-E-4x, -16x, -1x, -16x und PCI]]<br />
Version 1.0 des Standards wurde von [[Intel]] im Jahre 1991 definiert. Intel unterstützte den [[VESA Local Bus|'''V'''ESA '''L'''ocal '''B'''us]] (VLB) nicht, da dieser speziell auf die [[Intel 80486|486]]-Architektur zugeschnitten war und weniger Durchsatz bot. Im Gegensatz dazu kann der PCI-Bus in jeder Architektur eingesetzt werden.<br />
<br />
Mittlerweile existieren drei verschiedene Standards:<br />
<br />
* konventioneller PCI<br />
** PCI 1.0, vorgeschlagen von Intel 1991<br />
** PCI 2.0, eingeführt von [[Peripheral Component Interconnect#Special Interest Group|PCI-SIG]] 1993<br />
** PCI 2.1, beschlossen im Juni 1995<br />
** PCI 2.2, beschlossen im Januar 1999<br />
** PCI 2.3, beschlossen im März 2002<br />
** PCI 3.0, beschlossen im April 2004<br />
* PCI-Extended (PCI-X)<br />
** PCI-X 1.0, beschlossen im September 1999<br />
** PCI-X 2.0, beschlossen im Juli 2002<br />
* [[PCI Express]] (PCIe oder PCI-E)<br />
** ursprünglich bekannt als 3GIO<br />
** PCI Express 1.0, beschlossen Juli 2002<br />
** PCI Express 1.1<br />
** PCI Express 2.0<br />
** PCI Express 2.1<br />
** PCI Express 3.0<br />
<br />
Der PCI-Bus hat den [[Industry Standard Architecture|ISA]]-Bus und den kurzlebigen [[VESA Local Bus|VL-Bus]], wie man sie in älteren PCs findet, ersetzt. Eine PCI-ISA-Bridge erlaubt jedoch die Anbindung des ISA-Busses an den PCI-Bus. Auf Systemen der [[Pentium]]-Generation und neuer, ist das die einzige Möglichkeit, ISA-Karten anzubinden, da es sich beim ISA-Bus um den nach außen gelegten Systembus des Ur-PCs handelt. Der PCI-Bus erfüllte die Anforderungen für Grafik-, Netzwerk- und andere Schnittstellenkarten über längere Zeit.<br />
<br />
Allerdings war er nach einiger Zeit nicht mehr schnell genug für die damals aufkommenden Grafikkarten mit 3D-Beschleunigung. 1997 etablierte man daher ein zusätzliches Bus-System, den [[Accelerated Graphics Port]] (AGP). Dieser baut ebenfalls auf dem PCI-Bus auf, ist jedoch als Punkt-zu-Punkt-Verbindung mit ergänzenden Seitenkanälen ausgeführt und wurde mittlerweile bis zum 8-fachen seiner ursprünglichen Übertragungsrate weiter entwickelt. Für so gut wie alle anderen Steckkartentypen blieb PCI dagegen bis heute Standard, wird aber seit 2005 schrittweise durch [[PCI Express]] ersetzt (siehe unten).<br />
Aktuell ist die Industrie bemüht, PCI Express 2.1 auf den Markt zu bringen und publik zu machen, der durch Highendgrafikkarten wie die [[ATI-Radeon-HD-5000-Serie|HD5970]] erforderlich ist, um die Bandbreite auch ausnutzen zu können.<br />
<br />
Anders als der ISA-Bus ermöglicht PCI die dynamische Konfiguration eines Gerätes ohne Eingriff des Benutzers. Während des Bootvorgangs analysiert das System-[[BIOS]] die vorhandenen PCI-Geräte und weist die benötigten Ressourcen zu. Das erlaubt die Zuweisung von [[Unterbrechungsanforderung|IRQs]], Portadressen und Speicherbereichen entsprechend den lokalen Gegebenheiten. Bei ISA-Karten musste man häufig den zu verwendenden IRQ etc. per [[Jumper (Elektrotechnik)|Steckbrücke]] manuell einstellen. Zusätzlich stellt der PCI-Bus dem Betriebssystem und anderen Programmen eine detaillierte Beschreibung aller verbundenen PCI-Geräte durch den PCI Configuration Space zur Verfügung. <br />
<br />
Die PCI-Spezifikation regelt auch die physische Auslegung des Busses (u.a. den Abstand der Leiterbahnen zueinander), elektrische Eigenschaften, Timing und Protokolle. Die Geräte oder [[Schnittstelle]]n müssen nicht unbedingt auf [[Steckkarte]]n untergebracht werden, sondern können sich auch direkt auf der Hauptplatine des Computers befinden, die Spezifikation spricht hier von ''planar devices''.<br />
<br />
== Allgemeine PCI-Bus-Spezifikationen ==<br />
<br />
<br />
{| style="text-align:center;" style="width:600px;" class="wikitable float-left"<br />
|+ style="''Port: CF8h, CF9h, CFAh, CFBh (32 Bit)''<br />
|- class="hintergrundfarbe6"<br />
!style="width:8%;"| Bits<br />
!style="width:8%;"| Anz.</br>Bits<br />
!style="width:8%;"| Bereich<br />
! Beschreibung <br />
|-<br />
| 0..1<br />
| 2<br />
| 0..3<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der Übertragung:</br> 00 = Configuration PCI-Brücke</br> 01 = Configuration PCI-Einheit<br />
|-<br />
| 2..7<br />
| 5<br />
| 0..31<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der Registernummer <br />
|-<br />
| 8..10<br />
| 3<br />
| 0..7<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der PCI Funktion (Registergruppe)<br />
|-<br />
| 11..15<br />
| 5<br />
| 0..31<br />
|style="text-align:left;"| Adresse der PCI-Einheit, des PCI-Ports; <span class="hintergrundfarbe7">&nbsp; unbenutzt für Übertragung 00 &nbsp; </span><br />
|-<br />
| 16..23<br />
| 8<br />
| 0..255<br />
|style="text-align:left;"| Busnummer; <span class="hintergrundfarbe7">&nbsp; unbenutzt für Übertragung 00 &nbsp; </span><br />
|-<br />
| 24..31<br />
| 8<br />
| 0..255<br />
! Beschreibung <br />
|-<br />
| 0..31<br />
| 32<br />
| 2^32<br />
|style="text-align:left;"| Lesen / Schreiben der Daten des ausgewählten Registers<br />
|}<br />
Beispiel:<br />
<code><br />
<br />
</code><br />
<div style="clear:both;"></div><br />
</br></br><br />
Der PCI-Bus ist ein synchroner Bus mit 33,33&nbsp;[[Hertz (Einheit)|MHz]] (=&nbsp;30&nbsp;ns pro Takt) oder nach der 2.1-Spezifikation 66,66&nbsp;MHz Taktrate, also 15&nbsp;[[Sekunde|ns]] pro Takt. Diese Werte sind Maximalwerte, nach der Spezifikation kann der Takt auch niedriger und zudem variabel sein, beispielsweise zum Stromsparen. Deshalb hat der Bus eine Taktleitung. Alle Signale werden nur bei steigender Taktflanke übertragen ([[Single Data Rate]]). Die Signale können über CMOS-Treiber angesteuert werden, daher ist der gesamte Stromverbrauch relativ gering. Der Bus kann mit bis zu 10 Geräten bestückt werden, wobei zwischen Master (Kontrolleur der Übertragung) und Slave (Muss vielleicht auf Daten (oder Befehle) warten) unterschieden wird. Ein Master kann bei Bedarf selbst die Kontrolle über Abläufe auf dem Bus übernehmen, was vor allem für Karten mit hohem [[Eingabe und Ausgabe|IO]]-Aufkommen, wie etwa Netzwerkkarten oder Festplatten-Controller, vorteilhaft ist. Als Geräte zählen auch auf der Hauptplatine untergebrachte Geräte, die Verbindung zum [[Host (Informationstechnik)|Host]] (PCI/Host-Schnittstelle) oder zu einem eventuell vorhandenen ISA-Bus (PCI/ISA-Schnittstelle) aufnehmen. Für mehr als 10 PCI-Geräte pro System können über PCI/PCI-Schnittstellen (PCI-PCI-Bridge) weitere PCI-Busse in das System eingebunden werden. Die Datenübertragung läuft parallel ab.<br />
<br />
Auf dem PCI-Bus kommuniziert immer ein Master mit einem Slave. Die meisten PCI-Geräte können sowohl als Slave angesprochen werden als auch als Master Transaktionen starten. Über einen [[Arbiter]] wird ein Master ausgewählt, der dann die Kontrolle über den Bus hat. Er beginnt einen Transfer, indem er eine Adresse an die 32 Daten/Adressleitungen und ein Kommando an 4 Kommando/Byte-Leitungen anlegt. Die Daten und Adressen werden über dieselben Leitungen übertragen und per [[Multiplexverfahren#Zeitmultiplexverfahren .28TDM.2C TDMA.29|Zeitmultiplexverfahren]] voneinander getrennt. Eine zusätzliche [[Paritätsbit|Paritätsleitung]] erlaubt das Erkennen von Fehlern.<br />
<br />
[[Hauptprozessor|CPU]] und [[Arbeitsspeicher]] sind über eine sogenannte Host-Bridge mit dem Bus verbunden. Die meisten Transaktionen auf dem Bus finden zwischen dieser Bridge und den restlichen Peripheriegeräten statt. Theoretisch können Peripheriegeräte auch untereinander kommunizieren, diese Möglichkeit wird jedoch nur sehr selten genutzt. Da masterfähige Peripheriegeräte die Hostbridge als Slave ansprechen können, sind sie in der Lage, direkt in den Arbeitsspeicher zu schreiben und aus ihm zu lesen – das entspricht [[Direct Memory Access|Direct Memory Access (DMA)]].<br />
<br />
Jedem Slave werden beim Systemstart vom BIOS Adressbereiche zugeteilt. Über Herstellercodes können Karten nach dem Hochfahren eindeutig identifiziert werden. Über die Datenleitungen werden dann Daten übertragen, wobei die Kommando/Byte-Leitungen zur Auswahl der Bytes im 32-Bit-Wort dienen können. Dadurch sind neben 32-Bit- auch 16- und 8-Bit-Transfers möglich.<br />
<br />
In der am weitesten verbreiteten PCI-Variante mit 32bit/33MHz können in jedem Takt maximal 32 Bit, also 4 Bytes übertragen werden, so dass die Transferrate maximal 133 MByte/s beträgt (4 Bytes in 30 ns). Über Ready-Leitungen kann sowohl der Master als auch der Slave signalisieren, dass sie zur Aufnahme von Daten bereit sind. Falls Master oder Slave nicht bereit sind, werden keine Daten übertragen, die Übertragung also verlangsamt.<br />
<br />
Normalerweise beendet der Master den Datentransfer. Über ein STOP-Signal kann das Slave ein Übertragungsende erzwingen. Ein anderer Master kann den Bus über REQ anfordern, wobei die derzeitige Übertragung nach einer vorgegebenen [[Verzögerungszeit|Latenzzeit]] beendet werden muss und der neue Master den Bus übernehmen kann.<br />
<br />
Der PCI-Bus benötigt minimal 47 (Slave) bzw. 49 (Master) Signale auf dem Bus. Ab der Version 2.1 der Spezifikation ist eine 64-Bit-Erweiterung definiert, die den Datenbus auf 64 Bit verbreitert. In einem System können 32-Bit- und 64-Bit-Geräte koexistieren und miteinander kommunizieren. <br />
<br />
Auf dem Bus liegen vier [[Interrupt]]leitungen, so dass jedes Gerät bis zu vier verschiedene Interrupts (INTA bis INTD) erzeugen kann. Die Interruptleitungen sind auf dem Bus aber nicht verbunden, sondern können einzeln [[Routing|geroutet]] und zugeordnet werden. Normalerweise wird nur INTA verwendet. Dieser kann jedoch je nach Steckplatz einem eigenen Interrupt zugeordnet werden oder, falls nicht genügend Interrupts vorhanden sind, zwischen verschiedenen Karten geteilt werden. Die Probleme des ISA-Busses, der oft zu wenig Interrupts zuordnen konnte, sind damit weitgehend Vergangenheit.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! Parameter || PCI 2.0 || PCI 32 bit 2.1 || PCI 64 bit 2.1 || PCI 2.2 || PCI 2.3 || PCI 3.0<br />
|-<br />
| Max. Busbreite in Bit || 32 || 32 || 64 || 64 || 64 || 64<br />
|-<br />
| Max. Taktrate in MHz || 33 || 66 || 66 || 66 || 66 || 66<br />
|-<br />
| Max. Datenrate{{FN|‡}} in GByte/s || 0,133 || 0,266 || 0,533 || 0,533 || 0,533 || 0,533<br />
|-<br />
| Max. Datenrate{{FN|‡}} in GBit/s || 1,066 || 2,133 || 4,266 || 4,266 || 4,266 || 4,266<br />
|-<br />
| Slots pro Bridge || 4 || 4 || 2 || 2 || 2 || 2<br />
|-<br />
| Spannung in Volt || 5 || 5/3,3{{FN|†}} || 5/3,3{{FN|†}} || 5/3,3{{FN|†}} || 3,3 || 3,3<br />
|-<br />
| Jahr der Einführung || 1993 || 1994 || 1994 || 1999 || 2002 || 2004<br />
|}<br />
<br />
''Anmerkungen:''<br />
{{FNZ|†|2.1 erlaubt 3,3-Volt-Leitungen, 2.2 schreibt sie vor.}}<br />
{{FNZ|‡|Die max. Datenrate ist das Produkt aus max. Taktrate und max. Busbreite.<br />
<br />
Beispiel: <math>\rm 64\ bit\cdot 66{,}6\ MHz = \frac{64\ bit\cdot 66{,}6\cdot 10^6\ s^{-1}}{8\ bit/Byte}\ = 0{,}53\ GByte/s</math>.)}}<br />
<br />
Der PCI-Bus kann die angeschlossenen Geräte mit Strom versorgen. Laut Spezifikation beträgt die gelieferte Leistung pro Slot maximal 25 Watt. Je nach Spannung wurden unterschiedliche maximale [[Stromstärke|Amperewerte]] festgelegt.<ref name="Hardware and PCI Overview FAQs">[http://developers.sun.com/solaris/developer/support/driver/hardware-pci-faqs.html Hardware and PCI Overview FAQs] sun.com (4. Dezember 2008)</ref><br />
<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center"<br />
|- <br />
! Spannung<br />
| 3,3&nbsp;V ± 0,3&nbsp;V || 5&nbsp;V ± 5 % || 12&nbsp;V ± 5 % || −12V ± 10 %<br />
|-<br />
! Stromstärke (pro Anschluss)<br />
| max. 6&nbsp;A || max. 5&nbsp;A || 500&nbsp;mA || 100&nbsp;mA<br />
|}<br />
<br />
== PCI-Bus-Signale ==<br />
<br />
Die Art der Ein- und Ausgänge lassen sich wie folgt einteilen:<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| Input || '''in''' || Normaler Eingang<br />
|- ---<br />
| Output || '''out''' || Normaler Ausgang<br />
|- ---<br />
| [[Tri-State]] || '''t/s''' || bidirektionaler Tri-State Ausgang<br />
|- ---<br />
| Sustained-Tri-State || '''s/t/s''' || [[Logikpegel|Low-aktiv]]er Ausgang, der nur von einem Gerät getrieben werden darf. Setzt ein Gerät die Leitung auf ''low'', so muss es, um die Leitung wieder freizugeben, die Leitung für mindestens einen Takt auf ''high'' setzen. Frühestens nach einem Takt, nachdem die Leitung freigegeben wurde, darf ein anderes Gerät die Leitung nutzen. Ein zentraler [[Open circuit#Beschaltung der Signalleitungen|Pullup-Widerstand]] ist notwendig.<br />
|- ---<br />
| Open-Drain || '''o/d''' || Low-aktiver Ausgang, fungiert als [[Disjunktion|ODER]]-Verknüpfung mit anderen Geräten.Ein zentraler Pullup ist notwendig.<br />
|}<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| bgcolor="#63B8FF" | '''Signal''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Art''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Beschreibung'''<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Systemsignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''CLK''' || in || Dient zur Synchronisation aller Komponenten. Die Taktfrequenz beträgt 33&nbsp;MHz oder 66&nbsp;MHz. Die Minimalfrequenz ist 0&nbsp;MHz.<br />
|- ---<br />
| '''RST#''' || in || Rücksetzen aller Systemkomponenten.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Adress- und Datensignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''AD[31..0]''' || t/s || [[Multiplexer|gemultiplexte]] Adress- und Datensignale<br />
|- ---<br />
| '''C/BE[3..0]#''' || t/s || gemultiplexte Befehl- und Byte-Enable-Signale<br />
|- ---<br />
| '''PAR''' || t/s || Gerade [[Paritätsbit|Parität]] für die Daten- und Adresssignale (AD[31..0] und C/BE[3..0]), welche um einen Takt verzögert übertragen wird.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Kontrollsignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''FRAME#''' || s/t/s || Dass eine Übertragung läuft, zeigt der Master mit FRAME# an. Wird die Übertragung der Daten beendet, nimmt der Master die Leitung zurück. Eine deaktivierte Leitung bedeutet, dass die Übertragung beendet wird oder beendet ist.<br />
|- ---<br />
| '''IRDY#''' || s/t/s || Der Master zeigt mit ''Initiator Ready'' an, dass ein Wort übergeben oder übernommen werden kann.<br />
|- ---<br />
| '''TRDY#''' || s/t/s || Der Target zeigt mit ''Target Ready'' an, dass ein Wort übergeben oder übernommen werden kann.<br />
|- ---<br />
| '''STOP#''' || s/t/s || Der Target zeigt dem Master an, dass die Übertragung beendet werden soll.<br />
|- ---<br />
| '''LOCK#''' || s/t/s || ''LOCK'' schützt einen Zugriff auf einen oder mehrere Target während der Übertragung vor der Benutzung anderer Master.<br />
|- ---<br />
| '''IDSEL''' || in || Auswahl während der Konfigurationsphase<br />
|- ---<br />
| '''DEVSEL#''' || s/t/s || Target hat Adresse erkannt<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''[[Arbitrierung]] (nur Master):'''<br />
|- ---<br />
| '''REQ#''' || s/t/s || Die Absicht eines Masters auf den Bus wird hiermit angezeigt. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung von jedem Master zu einem zentralen Arbiter.<br />
|- ---<br />
| '''GNT#''' || in || Erlaubt den Zugriff auf den Bus. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Fehlersignalisierung:'''<br />
|- ---<br />
| '''PERR#''' || s/t/s || Einen Takt nach ''PAR'' zeigt dieses Signal einen Daten-Parity-Fehler (nicht bei einem Special-Cycle-Befehl) an.<br />
|- ---<br />
| '''SERR#''' || o/d || ''System Error'' zeigt bei einem Special-Cycle-Befehl einen Daten- oder sonstigen Systemfehler an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Interrupt-Signale:'''<br />
|- ---<br />
| '''INTA#''' || o/d || Ein Gerät mit einer Funktion zeigt einen Interrupt an. Ein Gerät mit mehr Funktionen zeigt einen Interrupt A an.<br />
|- ---<br />
| '''INTB#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt B an.<br />
|- ---<br />
| '''INTC#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt C an.<br />
|- ---<br />
| '''INTD#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt D an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Cache Signale (optional, in PCI 2.x als veraltet deklariert):'''<br />
|- ---<br />
| '''SBO#''' || inout || ''Snoop Backoff'' zeigt einen „cache hit“ für eine modifizierte Cachezeile an.<br />
|- ---<br />
| '''SDONE''' || inout || ''Snoop Done'' zeigt das Ende eines Snoops des aktuellen Zugriffs an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''zusätzliche Signale:'''<br />
|- ---<br />
| '''PRSNT[1..2]#''' || out || Zeigt das Vorhandensein einer Einsteckkarte und deren Energieverbrauch an. Mindestens eines der beiden Signale (also 3 verschiedene Kombinationen für 3 verschiedene Verbrauchsklassen) wird auf der Karte mit Masse verbunden und das eventuell andere bleibt offen. Diese Signale sind für jeden Slot individuell mit einem System-Chip verbunden und haben alle einen Pullup. Diese Signale sind nur bei Einsteckkarten vorhanden, bei On-Board-Peripherie gibt es diese nicht, da On-Board-Komponenten nicht austauschbar sind und der Stromverbrauch im Vorhinein bekannt ist.<br />
|- ---<br />
| '''CLKRUN#''' || o/d || Kontrolliert die Abschaltung des CLK-Signals zu Stromsparzwecken.<br />
|- ---<br />
| '''M66EN''' || o/d || Dieses Signal, das ursprünglich ein Massepin war, signalisiert die 66-MHz-Fähigkeit eines Geräts indem es unverbunden bleibt oder als Eingang beschaltet wird. Ältere oder langsame Geräte verlangsamen den gesamten Bus auf 33 MHz, indem sie das Signal mit Masse verbinden.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''64-Bit Erweiterungssignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''D[63..32]''' || t/s || Die oberen 32 Bit der Datensignale.<br />
|- ---<br />
| '''C/BE[7..4]#''' || t/s || Die oberen 4 Bit der Befehls- und Byte-Enable-Signale.<br />
|- ---<br />
| '''REQ64#''' || s/t/s || ''Request64'' zeigt die Absicht eines Masters für eine 64-Bit-Übertragung an. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ----<br />
| '''GNT64#''' || in || ''Grant64'' erlaubt den Zugriff für eine 64-Bit-Übertragung.Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ----<br />
| '''PAR64''' || t/s || ''Parity64'' über AD[63..32] und C/BE[7..4]# um einen Takt versetzt.<br />
|- ----<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''[[JTAG]]-Signale:'''<br />
|- ----<br />
| '''TCK''' || in || ''Test Clock''<br />
|- ----<br />
| '''TDI''' || in || ''Test Data In''<br />
|- ----<br />
| '''TDO''' || out || ''Test Data Out''<br />
|- ----<br />
| '''TMS''' || in || ''Test Mode Select''<br />
|- ----<br />
| '''TRST#''' || in || ''Test Reset''<br />
|}<br />
<br />
'''Signale auf dem PCI-Bus''' - das '''#'''-Zeichen deutet an, dass die Signale ''Low Active'' sind.<br />
<br />
== PCI-ID ==<br />
<br />
Jedes Gerät bzw. Steckkarte an einem PCI-Bus besitzt eine eindeutige Hardware-Kennung (ID). Diese setzt sich aus drei Teilen zusammen, die zur Identifikation von Funktion (Class-ID), Hersteller und Modell (Geräte-ID) dienen.<br />
<br />
Class-ID : Hersteller-ID : Geräte-ID<br />
<br />
Beispielsweise:<br />
<br />
0200:8086:10b5<br />
<br />
Hierbei steht:<br />
<br />
* '''0200''' für einen '''Ethernet Network Controller'''<br />
* '''8086''' für die '''Intel Corporation''' (die Zahl ist zwar hexadezimal, aber die Ziffern würden bei Dezimalschreibweise für Intels Urvater der x86-Architektur stehen)<br />
* '''10b5''' für das Gerät '''82546GB Gigabit Ethernet Controller (Copper)'''<br />
<br />
Über die Class-ID wird das Gerät einer bestimmten Gruppe zugeordnet. Das erleichtert die Ermittlung unbekannter Geräte.<br />
<br />
== Operationen auf dem PCI-Bus ==<br />
<br />
Nach der Konfiguration aller Geräte durch das BIOS können alle Geräte über ein Befehlsprotokoll angesprochen werden. Dieses setzt sich aus dem Befehl, der Adresse und einer Folge von Daten zusammen.<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE3#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE2#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE1#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE0#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Beschreibung'''<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''0''' || '''0''' || Der ''Interrupt Acknowledge'' Befehl ist ein implizierter Lesezugriff auf den System [[Interruptcontroller]]. Die „byte enable“-Bits geben dabei die Größe des [[Interruptvektor]]s an.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''0''' || '''1''' || Der ''[[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Special Cycle]]'' Befehl ist für einfache [[Broadcast]]-Nachrichten (?)<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''1''' || '''0''' || Der ''I/O Read'' Befehl ist für das Lesen aus dem Speicher, der als I/O-[[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Adressraum]] (engl. „address space“) eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''1''' || '''1''' || Der ''I/O Write'' Befehl ist für das Schreiben in den Speicher, der als I/O [[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Adressraum]] (engl. „address space“) eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''0''' || '''0''' || Auf „Reserved“-Befehle dürfen PCI-Geräte nicht reagieren.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''0''' || '''1''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Memory Read''-Befehl ist für das Lesen aus dem Speicher, der als „Memory Address Space“ eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Memory Write''-Befehl ist für das Schreiben in den Speicher, der als „Memory Address Space“ eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''0''' || '''0''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''0''' || '''1''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Configuration Read''-Befehl liest aus den internen Konfigurationsregistern (Configuration Space).<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Configuration Write''-Befehl schreibt in die internen Konfigurationsregister (Configuration Space).<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''0''' || '''0''' || Der ''Memory Read Multiple''-Befehl liest mehr als eine Cachezeile aus dem Speicher.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''0''' || '''1''' || Der ''Dual Address Cycle''-Befehl erlaubt das Hintereinander-Senden von zwei 32-Bit-Adresszeilen, um einen 64-Bit-Adressbereich in einer 32-Bit-PCI-Umgebung ansprechen zu können.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Memory Read Line''-Befehl liest eine Cachezeile aus dem Speicher.<br />
|- ----<br />
| |'''1''' || '''1''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Memory Write and Invalidate''-Befehl schreibt mindestens eine ganze Cachezeile in den Speicher.<br />
|}<br />
<br />
== Grundlegende PCI-Varianten ==<br />
<br />
* PCI Conventional, erlaubt Busbreiten von entweder 32 oder 64 Bit und Übertragungen mit 33 oder 66&nbsp;MHz Takt (133 bis 533&nbsp;MByte/s)<br />
* PCI-X, 64-Bit-Version von PCI Conventional mit 66, 100 oder 133&nbsp;MHz Takt (533, 800 oder 1067&nbsp;MByte/s)<br />
* PCI-X 266 (PCI-X DDR/QDR), PCI-X mit 266&nbsp;MHz Nominaltakt (2133 bis 4266&nbsp;MByte/s)<br />
* [[Mini PCI]], kleinere Bauform, nur 32 Bit, für Notebooks etc.<br />
* [[Personal Computer Memory Card International Association|PC Card oder Cardbus]], externe Karten (Nachfolger von PCMCIA), kleinere Bauform, 32 Bit, für Notebooks etc.<br />
* [[CompactPCI]], elektrisch voll PCI-kompatibel, jedoch in Form von Einschüben mit 3 bzw. 6 [[Höheneinheit|HE]]<br />
* PCI Low-Profile, halbe Bauhöhe, 32 oder 64 Bit, siehe [[#Abmessungen der PCI-Varianten|Tabelle]]<br />
* PC/104+ und PCI104 , voll PCI-kompatibel für Stapelcomputer<br />
* PCI Express, wird als Standardsockel für Grafikkarten benutzt. Aktuelle Version ist 2.0 mit 16 Lanes, die über eine Hyperbridge 3.0 (5200 MHz) mit dem Mainboard kommuniziert.<br />
* [[ExpressCard|ExpressCard]], externe Karten (Nachfolger der 32 Bit [[Personal Computer Memory Card International Association#PC-Card und der Nachfolger ExpressCard|PC Card]]), PCIe kompatibel, kleinere Bauform, PCI Express-1x-Schnittstelle (1 Lane), für Notebooks etc.<br />
<br />
== Abmessungen der PCI-Varianten ==<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! || Zoll || [[Millimeter]]<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
| colspan=3|Standard<br />
|-<br />
|Maximale Höhe: || 4,2″ || 107 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (kurze Karte): || 6,6″ || 168 mm<br />
|- <br />
|Maximale Länge (lange Karte): || 12,283″ || 312 mm <br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
| colspan=3|Low Profile<br />
|-<br />
|Maximale Höhe: || 2,536″ || 64 mm <br />
|-<br />
|Minimale Höhe: || 0,945″ || 24 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (kurze Karte) (MD1): || 4,72″ || 120 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (lange Karte) (MD2): || 6,6″ || 168 mm<br />
|}<br />
<br />
== Kodierung der Kontaktleiste ==<br />
[[Datei:PCI_Keying.png|400px|thumb|right|Kodierungen für verschiedene 32-bit- und 64-bit-PCI-Karten]]<br />
<br />
* 3,3-V-kompatible Karten haben eine Kerbe links (Richtung Slotblech)<br />
* 5-V-kompatible Karten haben eine Kerbe rechts<br />
* Universalkarten haben beide Kerben<br />
<br />
* Slots nach PCI 2.x haben einen Steg rechts (die dem Slotblech abgewandte Seite). Die PCI 2.3-Spezifikation unterstützt zwar keine 5-V-Karten mehr, diese passen aber dennoch physikalisch in den Slot. Einige Mainboards unterstützen allerdings trotzdem noch 5-V-Karten in PCI-2.3-Slots. Das geht aber nur mit 33 MHz PCI Takt. →Mainboardspezifikation konsultieren.<br />
* Slots nach PCI 3.0 haben einen Steg links (Richtung Slotblech), so dass nur noch 3,3-V- und Universalkarten mit der entsprechenden Kerbe eingesteckt werden können.<br />
<br />
== Andere PCI-Varianten ==<br />
<br />
* [[PCI Express]] (zuerst 3GIO genannt [Eingabe/Ausgabe der dritten Generation], Abkürzung ''PCIe'' oder ''PCI-E'') ist im Gegensatz zum PCI-Bus auf der elektrischen Ebene eine serielle Punkt-zu-Punkt-Verbindung, die aber PCI-Signalisierung und -Programmiertechniken verwendet und daher von Betriebssystem und Software wie PCI behandelt werden kann. Seit 2004 ersetzt PCI Express schrittweise sowohl PCI als auch [[Accelerated Graphics Port|AGP]]. Sie ist nicht kompatibel zu PCI oder AGP.<br />
<br />
== Powermanagement mit PCI ==<br />
<br />
Die Energiesparfunktionen für den PCI-Bus sind Teil einer optional zu implementierenden Spezifikation, die zeitlich zwischen den PCI-Versionen 2.1 und 2.2 angesiedelt ist. Jedes PM-fähige Gerät hat ein zusätzliches 8 Byte langes Feld im Configuration Space, über das es mitteilen kann, welche Energiespar-Modi es unterstützt und entsprechend gesteuert werden kann. Jedes PCI-Gerät kann sich in einem von vier möglichen Operationsmodi befinden (D0-D3). Je höher die Nummer, desto weniger Energie verbraucht das Gerät. Auch wenn ein Gerät nichts von PCI-Powermanagement weiß, unterstützt es die Modi D0 und D3, da diese äquivalent zu ''an'' und ''aus'' sind. Ob und wieviel Energie in den dazwischen liegenden Modi gespart werden kann, liegt im Ermessen des Hardware-Herstellers. Ein Gerät kann aus einem bestimmten Modus in alle „darunter“ liegenden Modi wechseln, sowie aus jedem Modus in den Zustand D0.<br />
<br />
Obwohl man Geräte durchaus manuell, während des laufenden Betriebes, in einen anderen Energiesparmodus bringen kann, wird man in den meisten Fällen mit Hilfe von [[Advanced Power Management|APM]] oder [[Advanced Configuration and Power Interface|ACPI]] einen globalen Energiesparmodus für den Computer setzen, der vom Powermanagement des Betriebssystems gesteuert wird. In den Modi D1 und D2 besteht für ein entsprechend ausgerüstetes PCI-Gerät die Möglichkeit, zu einem beliebigen Zeitpunkt ein so genanntes Power Management Event Signal (PME) auf den Bus zu legen, das dann an das Powermanagement des Betriebssystems weitergeleitet wird und dazu verwendet werden kann, das System auf Anforderung wieder global „aufzuwecken“, etwa wenn eine Netzwerkkarte einlaufende Daten erkennt, die behandelt werden müssen.<br />
<br />
== Begriffe ==<br />
<br />
* ''Fast Back-to-Back'': Wenn alle Geräte diesen Modus unterstützen, kann die Idle-Phase zwischen zwei PCI-Zyklen entfallen. Das erhöht den Datendurchsatz auf dem Bus.<br />
* ''Special Cycle'': Über „Special Cycle“ können Rundrufnachrichten (Broadcast messages) an alle angeschlossenen Geräte gesendet werden.<br />
* ''Address Space'': einer von drei Adressbereichen - Memory, I/O oder Configuration Space<br />
* ''Configuration Space'': Der „Configuration Space“ ist ein Speicherbereich (256 bzw. 4096 Bytes) jedes PCI-Geräts, der zur Identifizierung und Konfiguration des Geräts dient. Der Configuration Space besteht aus einem standardisierten Kopf (Header) und zusätzlichen gerätespezifischen Daten wie beispielsweise Adressbereichen. Das BIOS bzw. der Treiber für ein PCI-Gerät kann anhand dieser Daten das Gerät passend konfigurieren.<br />
<br />
== Interessengruppen ==<br />
<br />
=== Special Interest Group ===<br />
<br />
1992 wurde die ''Spezielle Interessengruppe'' „PCI-SIG“ (ursprüngliche Bezeichnung: „Peripheral Component Interconnect Special Interest Group“) gegründet. Die Aufgabe der PCI-SIG ist die Verwaltung und die Weiterentwicklung des PCI-Standards. Bei PCI-SIG können Firmen und Organisationen Mitglied werden. Im Jahr 2007 gab es mehr als 800 Mitglieder.<br />
<br />
=== PCI Industrial Computer Manufacturers Group ===<br />
<br />
Die 1994 gegründete PCI Industrial Computer Manufacturers Group ([[PICMG]]) ist ein Konsortium aus über 450 Firmen, die den PCI-Standard für die Nutzung im industriellen Bereich, in der Medizin, dem Militär und der Telekommunikation erweitern wollen. Daraus entstanden Spezifikationen wie [[CompactPCI]] oder [[AdvancedTCA]].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [http://www.praxis-profiline.de/bestellung-d.htm#picexpress2006 Sonderheft PRAXIS PROFILINE Compact PCI PCI Express]<br />
* Don Anderson, Tom Shanley: ''PCI System Architecture 4th Edition.'' Mindshare Inc. 1999 ISBN 0-201-30974-2<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|PCI}}<br />
*[http://www.math.uni.wroc.pl/~p-wyk4/so/pci23.pdf http://www.math.uni.wroc.pl/~p-wyk4/so/pci23.pdf] (4.3 MB) Spezifikationen<br />
* [http://www.pcisig.com PCI Special Interest Group (PCI-SIG)] (englisch)<br />
* [http://www.techfest.com/hardware/bus/pci.htm PCI Local Bus Technical Summary] (englisch)<br />
* [http://www.s-t-e.de/content/Tables/Tables_05.html „Hardwerker“, Werkzeuge zur Fehlersuche - Enumeration PCI-Adapter durch BIOS und WinPnP]<br />
* [http://www.pcidatabase.com/ PCI Vendor and Device Lists - Datenbank der PCI Ids (englisch)]<br />
* [http://www.swyx.com/de/support/ssdb.html?kbid=kb2471 Erklärung der Unterschiedlichen Steckplätze und Kombinationsmöglichkeiten der Karten]<br />
* [http://pinouts.ru/Slots/PCI_pinout.shtml PCI bus pinout]<br />
* [http://www.digi.com/pdf/prd_msc_pcitech.pdf PCI Technology Overview] (PDF-Datei; 293 kB)<br />
* [http://pciids.sourceforge.net PCI-IDs bei Sourceforge.net]<br />
<br />
[[Kategorie:Peripheriebus (intern)]]<br />
<br />
[[ar:منفذ الملحقات الإضافية]]<br />
[[bs:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ca:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[cs:PCI (sběrnice)]]<br />
[[el:PCI]]<br />
[[en:Conventional PCI]]<br />
[[eo:PCI]]<br />
[[es:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[et:PCI siin]]<br />
[[fi:PCI]]<br />
[[fr:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[gl:PCI (informática)]]<br />
[[he:PCI]]<br />
[[hr:PCI]]<br />
[[hu:PCI]]<br />
[[id:Interkoneksi Komponen Periferal]]<br />
[[it:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ja:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ko:PCI 버스]]<br />
[[lt:PCI]]<br />
[[lv:PCI]]<br />
[[nl:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[no:PCI]]<br />
[[pl:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[pms:PCI]]<br />
[[pt:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ro:PCI]]<br />
[[ru:PCI]]<br />
[[sk:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[sr:PCI]]<br />
[[sv:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[tr:PCI]]<br />
[[uk:PCI]]<br />
[[ur:جزو ملحقہ بین اتصال]]<br />
[[vi:PCI]]<br />
[[zh:PCI]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Peripheral_Component_Interconnect&diff=99495560Peripheral Component Interconnect2012-02-10T13:52:43Z<p>132.195.106.57: /* Übersicht */ Punkt trennt nur ganze Sätze</p>
<hr />
<div>[[Datei:PCI-Bus.jpg|thumb|Ein PCI-[[Steckplatz]] (32 Bit)]]<br />
[[Datei:64bitpci.jpg|180px|right|thumb|64-Bit-PCI 2.0-Steckplätze.]]<br />
'''Peripheral Component Interconnect''', meist '''PCI''' abgekürzt, ist ein [[Bus (Datenverarbeitung)|Bus]]-Standard zur Verbindung von [[Peripheriegerät]]en mit dem [[Chipsatz]] eines [[Hauptprozessor|Prozessors]].<br />
<br />
== Übersicht ==<br />
<br />
Es gibt verschiedene Varianten und Einsatzgebiete des Standards ([[Personal Computer|PC]], [[Industrie]], [[Telekommunikation]]). Die bekannteste Variante kommt hauptsächlich im PC-Umfeld zum Einsatz und heißt offiziell ''PCI Conventional''. Praktisch jeder seit ca. 1994 gebaute [[IBM-PC-kompatible Computer]] ist mit meist zwei bis sieben Steckplätzen für PCI-Karten ausgerüstet (ausgenommen Miniatur- und mobile Versionen). Auch neuere Computer von [[Apple]] (von 1995 bis 2005, später dann [[PCI Express]]) und Workstations von [[Sun Microsystems|Sun]] besitzen einen PCI-Bus. In die Steckplätze kann eine große Anzahl verschiedener Karten diverser Hersteller eingesetzt werden, unter anderem Netzwerkkarten, Modems, Soundkarten und (ältere oder Zweit-) Grafikkarten. Damit kann ein PC leicht an spezielle Bedürfnisse angepasst werden.<br />
<br />
[[Datei:NIC-FA312.jpg|thumb|PCI-[[Netzwerkkarte]]<br /><br />
unten: die Kontakte für den Erweiterungsslot direkt auf der Leiterkarte, links: das genormte Blech mit der Anschlussbuchse.]]<br />
[[Datei:Intelpromtserverpcixadapter1000mta342.jpg|180px|right|thumb|Ethernetkarte (NIC) für den PCI-X-Slot.]]<br />
[[Datei:PCIExpress.jpg|thumb|right|PCI-E- und PCI-Steckplätze auf einem [[Hauptplatine|Motherboard]], von oben: PCI-E-4x, -16x, -1x, -16x und PCI]]<br />
Version 1.0 des Standards wurde von [[Intel]] im Jahre 1991 definiert. Intel unterstützte den [[VESA Local Bus|'''V'''ESA '''L'''ocal '''B'''us]] (VLB) nicht, da dieser speziell auf die [[Intel 80486|486]]-Architektur zugeschnitten war und weniger Durchsatz bot. Im Gegensatz dazu kann der PCI-Bus in jeder Architektur eingesetzt werden.<br />
<br />
Mittlerweile existieren drei verschiedene Standards:<br />
<br />
* konventioneller PCI<br />
** PCI 1.0, vorgeschlagen von Intel 1991<br />
** PCI 2.0, eingeführt von [[Peripheral Component Interconnect#Special Interest Group|PCI-SIG]] 1993<br />
** PCI 2.1, beschlossen im Juni 1995<br />
** PCI 2.2, beschlossen im Januar 1999<br />
** PCI 2.3, beschlossen im März 2002<br />
** PCI 3.0, beschlossen im April 2004<br />
* PCI-Extended (PCI-X)<br />
** PCI-X 1.0, beschlossen im September 1999<br />
** PCI-X 2.0, beschlossen im Juli 2002<br />
* [[PCI Express]] (PCIe oder PCI-E)<br />
** ursprünglich bekannt als 3GIO<br />
** PCI Express 1.0, beschlossen Juli 2002<br />
** PCI Express 1.1<br />
** PCI Express 2.0<br />
** PCI Express 2.1<br />
** PCI Express 3.0<br />
<br />
Der PCI-Bus hat den [[Industry Standard Architecture|ISA]]-Bus und den kurzlebigen [[VESA Local Bus|VL-Bus]], wie man sie in älteren PCs findet, ersetzt. Eine PCI-ISA-Bridge erlaubt jedoch die Anbindung des ISA-Busses an den PCI-Bus. Auf Systemen der [[Pentium]]-Generation und neuer, ist das die einzige Möglichkeit, ISA-Karten anzubinden, da es sich beim ISA-Bus um den nach außen gelegten Systembus des Ur-PCs handelt. Der PCI-Bus erfüllte die Anforderungen für Grafik-, Netzwerk- und andere Schnittstellenkarten über längere Zeit.<br />
<br />
Allerdings war er nach einiger Zeit nicht mehr schnell genug für die damals aufkommenden Grafikkarten mit 3D-Beschleunigung. 1997 etablierte man daher ein zusätzliches Bus-System, den [[Accelerated Graphics Port]] (AGP). Dieser baut ebenfalls auf dem PCI-Bus auf, ist jedoch als Punkt-zu-Punkt-Verbindung mit ergänzenden Seitenkanälen ausgeführt und wurde mittlerweile bis zum 8-fachen seiner ursprünglichen Übertragungsrate weiter entwickelt. Für so gut wie alle anderen Steckkartentypen blieb PCI dagegen bis heute Standard, wird aber seit 2005 schrittweise durch [[PCI Express]] ersetzt (siehe unten).<br />
Aktuell ist die Industrie bemüht PCI Express 2.1 auf den Markt zu bringen und publik zu machen, der durch Highendgrafikkarten wie der HD5970 erforderlich ist um die Bandbreite auch ausnutzen zu können.<br />
<br />
Anders als der ISA-Bus ermöglicht PCI die dynamische Konfiguration eines Gerätes ohne Eingriff des Benutzers. Während des Bootvorgangs analysiert das System-[[BIOS]] die vorhandenen PCI-Geräte und weist die benötigten Ressourcen zu. Das erlaubt die Zuweisung von [[Unterbrechungsanforderung|IRQs]], Portadressen und Speicherbereichen entsprechend den lokalen Gegebenheiten. Bei ISA-Karten musste man häufig den zu verwendenden IRQ etc. per [[Jumper (Elektrotechnik)|Steckbrücke]] manuell einstellen. Zusätzlich stellt der PCI-Bus dem Betriebssystem und anderen Programmen eine detaillierte Beschreibung aller verbundenen PCI-Geräte durch den PCI Configuration Space zur Verfügung. <br />
<br />
Die PCI-Spezifikation regelt auch die physische Auslegung des Busses (u.a. den Abstand der Leiterbahnen zueinander), elektrische Eigenschaften, Timing und Protokolle. Die Geräte oder [[Schnittstelle]]n müssen nicht unbedingt auf [[Steckkarte]]n untergebracht werden, sondern können sich auch direkt auf der Hauptplatine des Computers befinden, die Spezifikation spricht hier von ''planar devices''.<br />
<br />
== Allgemeine PCI-Bus-Spezifikationen ==<br />
<br />
<br />
{| style="text-align:center;" style="width:600px;" class="wikitable float-left"<br />
|+ style="''Port: CF8h, CF9h, CFAh, CFBh (32 Bit)''<br />
|- class="hintergrundfarbe6"<br />
!style="width:8%;"| Bits<br />
!style="width:8%;"| Anz.</br>Bits<br />
!style="width:8%;"| Bereich<br />
! Beschreibung <br />
|-<br />
| 0..1<br />
| 2<br />
| 0..3<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der Übertragung:</br> 00 = Configuration PCI-Brücke</br> 01 = Configuration PCI-Einheit<br />
|-<br />
| 2..7<br />
| 5<br />
| 0..31<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der Registernummer <br />
|-<br />
| 8..10<br />
| 3<br />
| 0..7<br />
|style="text-align:left;"| Auswahl der PCI Funktion (Registergruppe)<br />
|-<br />
| 11..15<br />
| 5<br />
| 0..31<br />
|style="text-align:left;"| Adresse der PCI-Einheit, des PCI-Ports; <span class="hintergrundfarbe7">&nbsp; unbenutzt für Übertragung 00 &nbsp; </span><br />
|-<br />
| 16..23<br />
| 8<br />
| 0..255<br />
|style="text-align:left;"| Busnummer; <span class="hintergrundfarbe7">&nbsp; unbenutzt für Übertragung 00 &nbsp; </span><br />
|-<br />
| 24..31<br />
| 8<br />
| 0..255<br />
! Beschreibung <br />
|-<br />
| 0..31<br />
| 32<br />
| 2^32<br />
|style="text-align:left;"| Lesen / Schreiben der Daten des ausgewählten Registers<br />
|}<br />
Beispiel:<br />
<code><br />
<br />
</code><br />
<div style="clear:both;"></div><br />
</br></br><br />
Der PCI-Bus ist ein synchroner Bus mit 33,33&nbsp;[[Hertz (Einheit)|MHz]] (=&nbsp;30&nbsp;ns pro Takt) oder nach der 2.1-Spezifikation 66,66&nbsp;MHz Taktrate, also 15&nbsp;[[Sekunde|ns]] pro Takt. Diese Werte sind Maximalwerte, nach der Spezifikation kann der Takt auch niedriger und zudem variabel sein, beispielsweise zum Stromsparen. Deshalb hat der Bus eine Taktleitung. Alle Signale werden nur bei steigender Taktflanke übertragen ([[Single Data Rate]]). Die Signale können über CMOS-Treiber angesteuert werden, daher ist der gesamte Stromverbrauch relativ gering. Der Bus kann mit bis zu 10 Geräten bestückt werden, wobei zwischen Master (Kontrolleur der Übertragung) und Slave (Muss vielleicht auf Daten (oder Befehle) warten) unterschieden wird. Ein Master kann bei Bedarf selbst die Kontrolle über Abläufe auf dem Bus übernehmen, was vor allem für Karten mit hohem [[Eingabe und Ausgabe|IO]]-Aufkommen, wie etwa Netzwerkkarten oder Festplatten-Controller, vorteilhaft ist. Als Geräte zählen auch auf der Hauptplatine untergebrachte Geräte, die Verbindung zum [[Host (Informationstechnik)|Host]] (PCI/Host-Schnittstelle) oder zu einem eventuell vorhandenen ISA-Bus (PCI/ISA-Schnittstelle) aufnehmen. Für mehr als 10 PCI-Geräte pro System können über PCI/PCI-Schnittstellen (PCI-PCI-Bridge) weitere PCI-Busse in das System eingebunden werden. Die Datenübertragung läuft parallel ab.<br />
<br />
Auf dem PCI-Bus kommuniziert immer ein Master mit einem Slave. Die meisten PCI-Geräte können sowohl als Slave angesprochen werden als auch als Master Transaktionen starten. Über einen [[Arbiter]] wird ein Master ausgewählt, der dann die Kontrolle über den Bus hat. Er beginnt einen Transfer, indem er eine Adresse an die 32 Daten/Adressleitungen und ein Kommando an 4 Kommando/Byte-Leitungen anlegt. Die Daten und Adressen werden über dieselben Leitungen übertragen und per [[Multiplexverfahren#Zeitmultiplexverfahren .28TDM.2C TDMA.29|Zeitmultiplexverfahren]] voneinander getrennt. Eine zusätzliche [[Paritätsbit|Paritätsleitung]] erlaubt das Erkennen von Fehlern.<br />
<br />
[[Hauptprozessor|CPU]] und [[Arbeitsspeicher]] sind über eine sogenannte Host-Bridge mit dem Bus verbunden. Die meisten Transaktionen auf dem Bus finden zwischen dieser Bridge und den restlichen Peripheriegeräten statt. Theoretisch können Peripheriegeräte auch untereinander kommunizieren, diese Möglichkeit wird jedoch nur sehr selten genutzt. Da masterfähige Peripheriegeräte die Hostbridge als Slave ansprechen können, sind sie in der Lage, direkt in den Arbeitsspeicher zu schreiben und aus ihm zu lesen – das entspricht [[Direct Memory Access|Direct Memory Access (DMA)]].<br />
<br />
Jedem Slave werden beim Systemstart vom BIOS Adressbereiche zugeteilt. Über Herstellercodes können Karten nach dem Hochfahren eindeutig identifiziert werden. Über die Datenleitungen werden dann Daten übertragen, wobei die Kommando/Byte-Leitungen zur Auswahl der Bytes im 32-Bit-Wort dienen können. Dadurch sind neben 32-Bit- auch 16- und 8-Bit-Transfers möglich.<br />
<br />
In der am weitesten verbreiteten PCI-Variante mit 32bit/33MHz können in jedem Takt maximal 32 Bit, also 4 Bytes übertragen werden, so dass die Transferrate maximal 133 MByte/s beträgt (4 Bytes in 30 ns). Über Ready-Leitungen kann sowohl der Master als auch der Slave signalisieren, dass sie zur Aufnahme von Daten bereit sind. Falls Master oder Slave nicht bereit sind, werden keine Daten übertragen, die Übertragung also verlangsamt.<br />
<br />
Normalerweise beendet der Master den Datentransfer. Über ein STOP-Signal kann das Slave ein Übertragungsende erzwingen. Ein anderer Master kann den Bus über REQ anfordern, wobei die derzeitige Übertragung nach einer vorgegebenen [[Verzögerungszeit|Latenzzeit]] beendet werden muss und der neue Master den Bus übernehmen kann.<br />
<br />
Der PCI-Bus benötigt minimal 47 (Slave) bzw. 49 (Master) Signale auf dem Bus. Ab der Version 2.1 der Spezifikation ist eine 64-Bit-Erweiterung definiert, die den Datenbus auf 64 Bit verbreitert. In einem System können 32-Bit- und 64-Bit-Geräte koexistieren und miteinander kommunizieren. <br />
<br />
Auf dem Bus liegen vier [[Interrupt]]leitungen, so dass jedes Gerät bis zu vier verschiedene Interrupts (INTA bis INTD) erzeugen kann. Die Interruptleitungen sind auf dem Bus aber nicht verbunden, sondern können einzeln [[Routing|geroutet]] und zugeordnet werden. Normalerweise wird nur INTA verwendet. Dieser kann jedoch je nach Steckplatz einem eigenen Interrupt zugeordnet werden oder, falls nicht genügend Interrupts vorhanden sind, zwischen verschiedenen Karten geteilt werden. Die Probleme des ISA-Busses, der oft zu wenig Interrupts zuordnen konnte, sind damit weitgehend Vergangenheit.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! Parameter || PCI 2.0 || PCI 32 bit 2.1 || PCI 64 bit 2.1 || PCI 2.2 || PCI 2.3 || PCI 3.0<br />
|-<br />
| Max. Busbreite in Bit || 32 || 32 || 64 || 64 || 64 || 64<br />
|-<br />
| Max. Taktrate in MHz || 33 || 66 || 66 || 66 || 66 || 66<br />
|-<br />
| Max. Datenrate{{FN|‡}} in GByte/s || 0,133 || 0,266 || 0,533 || 0,533 || 0,533 || 0,533<br />
|-<br />
| Max. Datenrate{{FN|‡}} in GBit/s || 1,066 || 2,133 || 4,266 || 4,266 || 4,266 || 4,266<br />
|-<br />
| Slots pro Bridge || 4 || 4 || 2 || 2 || 2 || 2<br />
|-<br />
| Spannung in Volt || 5 || 5/3,3{{FN|†}} || 5/3,3{{FN|†}} || 5/3,3{{FN|†}} || 3,3 || 3,3<br />
|-<br />
| Jahr der Einführung || 1993 || 1994 || 1994 || 1999 || 2002 || 2004<br />
|}<br />
<br />
''Anmerkungen:''<br />
{{FNZ|†|2.1 erlaubt 3,3-Volt-Leitungen, 2.2 schreibt sie vor.}}<br />
{{FNZ|‡|Die max. Datenrate ist das Produkt aus max. Taktrate und max. Busbreite.<br />
<br />
Beispiel: <math>\rm 64\ bit\cdot 66{,}6\ MHz = \frac{64\ bit\cdot 66{,}6\cdot 10^6\ s^{-1}}{8\ bit/Byte}\ = 0{,}53\ GByte/s</math>.)}}<br />
<br />
Der PCI-Bus kann die angeschlossenen Geräte mit Strom versorgen. Laut Spezifikation beträgt die gelieferte Leistung pro Slot maximal 25 Watt. Je nach Spannung wurden unterschiedliche maximale [[Stromstärke|Amperewerte]] festgelegt.<ref name="Hardware and PCI Overview FAQs">[http://developers.sun.com/solaris/developer/support/driver/hardware-pci-faqs.html Hardware and PCI Overview FAQs] sun.com (4. Dezember 2008)</ref><br />
<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center"<br />
|- <br />
! Spannung<br />
| 3,3&nbsp;V ± 0,3&nbsp;V || 5&nbsp;V ± 5 % || 12&nbsp;V ± 5 % || −12V ± 10 %<br />
|-<br />
! Stromstärke (pro Anschluss)<br />
| max. 6&nbsp;A || max. 5&nbsp;A || 500&nbsp;mA || 100&nbsp;mA<br />
|}<br />
<br />
== PCI-Bus-Signale ==<br />
<br />
Die Art der Ein- und Ausgänge lassen sich wie folgt einteilen:<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| Input || '''in''' || Normaler Eingang<br />
|- ---<br />
| Output || '''out''' || Normaler Ausgang<br />
|- ---<br />
| [[Tri-State]] || '''t/s''' || bidirektionaler Tri-State Ausgang<br />
|- ---<br />
| Sustained-Tri-State || '''s/t/s''' || [[Logikpegel|Low-aktiv]]er Ausgang, der nur von einem Gerät getrieben werden darf. Setzt ein Gerät die Leitung auf ''low'', so muss es, um die Leitung wieder freizugeben, die Leitung für mindestens einen Takt auf ''high'' setzen. Frühestens nach einem Takt, nachdem die Leitung freigegeben wurde, darf ein anderes Gerät die Leitung nutzen. Ein zentraler [[Open circuit#Beschaltung der Signalleitungen|Pullup-Widerstand]] ist notwendig.<br />
|- ---<br />
| Open-Drain || '''o/d''' || Low-aktiver Ausgang, fungiert als [[Disjunktion|ODER]]-Verknüpfung mit anderen Geräten.Ein zentraler Pullup ist notwendig.<br />
|}<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| bgcolor="#63B8FF" | '''Signal''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Art''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Beschreibung'''<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Systemsignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''CLK''' || in || Dient zur Synchronisation aller Komponenten. Die Taktfrequenz beträgt 33&nbsp;MHz oder 66&nbsp;MHz. Die Minimalfrequenz ist 0&nbsp;MHz.<br />
|- ---<br />
| '''RST#''' || in || Rücksetzen aller Systemkomponenten.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Adress- und Datensignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''AD[31..0]''' || t/s || [[Multiplexer|gemultiplexte]] Adress- und Datensignale<br />
|- ---<br />
| '''C/BE[3..0]#''' || t/s || gemultiplexte Befehl- und Byte-Enable-Signale<br />
|- ---<br />
| '''PAR''' || t/s || Gerade [[Paritätsbit|Parität]] für die Daten- und Adresssignale (AD[31..0] und C/BE[3..0]), welche um einen Takt verzögert übertragen wird.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Kontrollsignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''FRAME#''' || s/t/s || Dass eine Übertragung läuft, zeigt der Master mit FRAME# an. Wird die Übertragung der Daten beendet, nimmt der Master die Leitung zurück. Eine deaktivierte Leitung bedeutet, dass die Übertragung beendet wird oder beendet ist.<br />
|- ---<br />
| '''IRDY#''' || s/t/s || Der Master zeigt mit ''Initiator Ready'' an, dass ein Wort übergeben oder übernommen werden kann.<br />
|- ---<br />
| '''TRDY#''' || s/t/s || Der Target zeigt mit ''Target Ready'' an, dass ein Wort übergeben oder übernommen werden kann.<br />
|- ---<br />
| '''STOP#''' || s/t/s || Der Target zeigt dem Master an, dass die Übertragung beendet werden soll.<br />
|- ---<br />
| '''LOCK#''' || s/t/s || ''LOCK'' schützt einen Zugriff auf einen oder mehrere Target während der Übertragung vor der Benutzung anderer Master.<br />
|- ---<br />
| '''IDSEL''' || in || Auswahl während der Konfigurationsphase<br />
|- ---<br />
| '''DEVSEL#''' || s/t/s || Target hat Adresse erkannt<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''[[Arbitrierung]] (nur Master):'''<br />
|- ---<br />
| '''REQ#''' || s/t/s || Die Absicht eines Masters auf den Bus wird hiermit angezeigt. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung von jedem Master zu einem zentralen Arbiter.<br />
|- ---<br />
| '''GNT#''' || in || Erlaubt den Zugriff auf den Bus. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Fehlersignalisierung:'''<br />
|- ---<br />
| '''PERR#''' || s/t/s || Einen Takt nach ''PAR'' zeigt dieses Signal einen Daten-Parity-Fehler (nicht bei einem Special-Cycle-Befehl) an.<br />
|- ---<br />
| '''SERR#''' || o/d || ''System Error'' zeigt bei einem Special-Cycle-Befehl einen Daten- oder sonstigen Systemfehler an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Interrupt-Signale:'''<br />
|- ---<br />
| '''INTA#''' || o/d || Ein Gerät mit einer Funktion zeigt einen Interrupt an. Ein Gerät mit mehr Funktionen zeigt einen Interrupt A an.<br />
|- ---<br />
| '''INTB#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt B an.<br />
|- ---<br />
| '''INTC#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt C an.<br />
|- ---<br />
| '''INTD#''' || o/d || Ein Gerät mit mehr als einer Funktion zeigt einen Interrupt D an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''Cache Signale (optional, in PCI 2.x als veraltet deklariert):'''<br />
|- ---<br />
| '''SBO#''' || inout || ''Snoop Backoff'' zeigt einen „cache hit“ für eine modifizierte Cachezeile an.<br />
|- ---<br />
| '''SDONE''' || inout || ''Snoop Done'' zeigt das Ende eines Snoops des aktuellen Zugriffs an.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''zusätzliche Signale:'''<br />
|- ---<br />
| '''PRSNT[1..2]#''' || out || Zeigt das Vorhandensein einer Einsteckkarte und deren Energieverbrauch an. Mindestens eines der beiden Signale (also 3 verschiedene Kombinationen für 3 verschiedene Verbrauchsklassen) wird auf der Karte mit Masse verbunden und das eventuell andere bleibt offen. Diese Signale sind für jeden Slot individuell mit einem System-Chip verbunden und haben alle einen Pullup. Diese Signale sind nur bei Einsteckkarten vorhanden, bei On-Board-Peripherie gibt es diese nicht, da On-Board-Komponenten nicht austauschbar sind und der Stromverbrauch im Vorhinein bekannt ist.<br />
|- ---<br />
| '''CLKRUN#''' || o/d || Kontrolliert die Abschaltung des CLK-Signals zu Stromsparzwecken.<br />
|- ---<br />
| '''M66EN''' || o/d || Dieses Signal, das ursprünglich ein Massepin war, signalisiert die 66-MHz-Fähigkeit eines Geräts indem es unverbunden bleibt oder als Eingang beschaltet wird. Ältere oder langsame Geräte verlangsamen den gesamten Bus auf 33 MHz, indem sie das Signal mit Masse verbinden.<br />
|- ---<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''64-Bit Erweiterungssignale:'''<br />
|- ---<br />
| '''D[63..32]''' || t/s || Die oberen 32 Bit der Datensignale.<br />
|- ---<br />
| '''C/BE[7..4]#''' || t/s || Die oberen 4 Bit der Befehls- und Byte-Enable-Signale.<br />
|- ---<br />
| '''REQ64#''' || s/t/s || ''Request64'' zeigt die Absicht eines Masters für eine 64-Bit-Übertragung an. Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ----<br />
| '''GNT64#''' || in || ''Grant64'' erlaubt den Zugriff für eine 64-Bit-Übertragung.Dieses Signal ist eine Punkt-zu-Punkt Verbindung von einem zentralen Arbiter zu jedem Master.<br />
|- ----<br />
| '''PAR64''' || t/s || ''Parity64'' über AD[63..32] und C/BE[7..4]# um einen Takt versetzt.<br />
|- ----<br />
| colspan="3" align="left" bgcolor="#CFCFCF" | '''[[JTAG]]-Signale:'''<br />
|- ----<br />
| '''TCK''' || in || ''Test Clock''<br />
|- ----<br />
| '''TDI''' || in || ''Test Data In''<br />
|- ----<br />
| '''TDO''' || out || ''Test Data Out''<br />
|- ----<br />
| '''TMS''' || in || ''Test Mode Select''<br />
|- ----<br />
| '''TRST#''' || in || ''Test Reset''<br />
|}<br />
<br />
'''Signale auf dem PCI-Bus''' - das '''#'''-Zeichen deutet an, dass die Signale ''Low Active'' sind.<br />
<br />
== PCI-ID ==<br />
<br />
Jedes Gerät bzw. Steckkarte an einem PCI-Bus besitzt eine eindeutige Hardware-Kennung (ID). Diese setzt sich aus drei Teilen zusammen, die zur Identifikation von Funktion (Class-ID), Hersteller und Modell (Geräte-ID) dienen.<br />
<br />
Class-ID : Hersteller-ID : Geräte-ID<br />
<br />
Beispielsweise:<br />
<br />
0200:8086:10b5<br />
<br />
Hierbei steht:<br />
<br />
* '''0200''' für einen '''Ethernet Network Controller'''<br />
* '''8086''' für die '''Intel Corporation''' (die Zahl ist zwar hexadezimal, aber die Ziffern würden bei Dezimalschreibweise für Intels Urvater der x86-Architektur stehen)<br />
* '''10b5''' für das Gerät '''82546GB Gigabit Ethernet Controller (Copper)'''<br />
<br />
Über die Class-ID wird das Gerät einer bestimmten Gruppe zugeordnet. Das erleichtert die Ermittlung unbekannter Geräte.<br />
<br />
== Operationen auf dem PCI-Bus ==<br />
<br />
Nach der Konfiguration aller Geräte durch das BIOS können alle Geräte über ein Befehlsprotokoll angesprochen werden. Dieses setzt sich aus dem Befehl, der Adresse und einer Folge von Daten zusammen.<br />
<br />
{| class="prettytable"<br />
| bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE3#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE2#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE1#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''C/BE0#''' || bgcolor="#63B8FF" | '''Beschreibung'''<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''0''' || '''0''' || Der ''Interrupt Acknowledge'' Befehl ist ein implizierter Lesezugriff auf den System [[Interruptcontroller]]. Die „byte enable“-Bits geben dabei die Größe des [[Interruptvektor]]s an.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''0''' || '''1''' || Der ''[[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Special Cycle]]'' Befehl ist für einfache [[Broadcast]]-Nachrichten (?)<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''1''' || '''0''' || Der ''I/O Read'' Befehl ist für das Lesen aus dem Speicher, der als I/O-[[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Adressraum]] (engl. „address space“) eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''0''' || '''1''' || '''1''' || Der ''I/O Write'' Befehl ist für das Schreiben in den Speicher, der als I/O [[Peripheral Component Interconnect#Begriffe|Adressraum]] (engl. „address space“) eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''0''' || '''0''' || Auf „Reserved“-Befehle dürfen PCI-Geräte nicht reagieren.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''0''' || '''1''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Memory Read''-Befehl ist für das Lesen aus dem Speicher, der als „Memory Address Space“ eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''0''' || '''1''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Memory Write''-Befehl ist für das Schreiben in den Speicher, der als „Memory Address Space“ eingebunden ist.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''0''' || '''0''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''0''' || '''1''' || Reserviert<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Configuration Read''-Befehl liest aus den internen Konfigurationsregistern (Configuration Space).<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''0''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Configuration Write''-Befehl schreibt in die internen Konfigurationsregister (Configuration Space).<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''0''' || '''0''' || Der ''Memory Read Multiple''-Befehl liest mehr als eine Cachezeile aus dem Speicher.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''0''' || '''1''' || Der ''Dual Address Cycle''-Befehl erlaubt das Hintereinander-Senden von zwei 32-Bit-Adresszeilen, um einen 64-Bit-Adressbereich in einer 32-Bit-PCI-Umgebung ansprechen zu können.<br />
|- ----<br />
| '''1''' || '''1''' || '''1''' || '''0''' || Der ''Memory Read Line''-Befehl liest eine Cachezeile aus dem Speicher.<br />
|- ----<br />
| |'''1''' || '''1''' || '''1''' || '''1''' || Der ''Memory Write and Invalidate''-Befehl schreibt mindestens eine ganze Cachezeile in den Speicher.<br />
|}<br />
<br />
== Grundlegende PCI-Varianten ==<br />
<br />
* PCI Conventional, erlaubt Busbreiten von entweder 32 oder 64 Bit und Übertragungen mit 33 oder 66&nbsp;MHz Takt (133 bis 533&nbsp;MByte/s)<br />
* PCI-X, 64-Bit-Version von PCI Conventional mit 66, 100 oder 133&nbsp;MHz Takt (533, 800 oder 1067&nbsp;MByte/s)<br />
* PCI-X 266 (PCI-X DDR/QDR), PCI-X mit 266&nbsp;MHz Nominaltakt (2133 bis 4266&nbsp;MByte/s)<br />
* [[Mini PCI]], kleinere Bauform, nur 32 Bit, für Notebooks etc.<br />
* [[Personal Computer Memory Card International Association|PC Card oder Cardbus]], externe Karten (Nachfolger von PCMCIA), kleinere Bauform, 32 Bit, für Notebooks etc.<br />
* [[CompactPCI]], elektrisch voll PCI-kompatibel, jedoch in Form von Einschüben mit 3 bzw. 6 [[Höheneinheit|HE]]<br />
* PCI Low-Profile, halbe Bauhöhe, 32 oder 64 Bit, siehe [[#Abmessungen der PCI-Varianten|Tabelle]]<br />
* PC/104+ und PCI104 , voll PCI-kompatibel für Stapelcomputer<br />
* PCI Express, wird als Standardsockel für Grafikkarten benutzt. Aktuelle Version ist 2.0 mit 16 Lanes, die über eine Hyperbridge 3.0 (5200 MHz) mit dem Mainboard kommuniziert.<br />
* [[ExpressCard|ExpressCard]], externe Karten (Nachfolger der 32 Bit [[Personal Computer Memory Card International Association#PC-Card und der Nachfolger ExpressCard|PC Card]]), PCIe kompatibel, kleinere Bauform, PCI Express-1x-Schnittstelle (1 Lane), für Notebooks etc.<br />
<br />
== Abmessungen der PCI-Varianten ==<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! || Zoll || [[Millimeter]]<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
| colspan=3|Standard<br />
|-<br />
|Maximale Höhe: || 4,2″ || 107 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (kurze Karte): || 6,6″ || 168 mm<br />
|- <br />
|Maximale Länge (lange Karte): || 12,283″ || 312 mm <br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
| colspan=3|Low Profile<br />
|-<br />
|Maximale Höhe: || 2,536″ || 64 mm <br />
|-<br />
|Minimale Höhe: || 0,945″ || 24 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (kurze Karte) (MD1): || 4,72″ || 120 mm<br />
|-<br />
|Maximale Länge (lange Karte) (MD2): || 6,6″ || 168 mm<br />
|}<br />
<br />
== Kodierung der Kontaktleiste ==<br />
[[Datei:PCI_Keying.png|400px|thumb|right|Kodierungen für verschiedene 32-bit- und 64-bit-PCI-Karten]]<br />
<br />
* 3,3-V-kompatible Karten haben eine Kerbe links (Richtung Slotblech)<br />
* 5-V-kompatible Karten haben eine Kerbe rechts<br />
* Universalkarten haben beide Kerben<br />
<br />
* Slots nach PCI 2.x haben einen Steg rechts (die dem Slotblech abgewandte Seite). Die PCI 2.3-Spezifikation unterstützt zwar keine 5-V-Karten mehr, diese passen aber dennoch physikalisch in den Slot. Einige Mainboards unterstützen allerdings trotzdem noch 5-V-Karten in PCI-2.3-Slots. Das geht aber nur mit 33 MHz PCI Takt. →Mainboardspezifikation konsultieren.<br />
* Slots nach PCI 3.0 haben einen Steg links (Richtung Slotblech), so dass nur noch 3,3-V- und Universalkarten mit der entsprechenden Kerbe eingesteckt werden können.<br />
<br />
== Andere PCI-Varianten ==<br />
<br />
* [[PCI Express]] (zuerst 3GIO genannt [Eingabe/Ausgabe der dritten Generation], Abkürzung ''PCIe'' oder ''PCI-E'') ist im Gegensatz zum PCI-Bus auf der elektrischen Ebene eine serielle Punkt-zu-Punkt-Verbindung, die aber PCI-Signalisierung und -Programmiertechniken verwendet und daher von Betriebssystem und Software wie PCI behandelt werden kann. Seit 2004 ersetzt PCI Express schrittweise sowohl PCI als auch [[Accelerated Graphics Port|AGP]]. Sie ist nicht kompatibel zu PCI oder AGP.<br />
<br />
== Powermanagement mit PCI ==<br />
<br />
Die Energiesparfunktionen für den PCI-Bus sind Teil einer optional zu implementierenden Spezifikation, die zeitlich zwischen den PCI-Versionen 2.1 und 2.2 angesiedelt ist. Jedes PM-fähige Gerät hat ein zusätzliches 8 Byte langes Feld im Configuration Space, über das es mitteilen kann, welche Energiespar-Modi es unterstützt und entsprechend gesteuert werden kann. Jedes PCI-Gerät kann sich in einem von vier möglichen Operationsmodi befinden (D0-D3). Je höher die Nummer, desto weniger Energie verbraucht das Gerät. Auch wenn ein Gerät nichts von PCI-Powermanagement weiß, unterstützt es die Modi D0 und D3, da diese äquivalent zu ''an'' und ''aus'' sind. Ob und wieviel Energie in den dazwischen liegenden Modi gespart werden kann, liegt im Ermessen des Hardware-Herstellers. Ein Gerät kann aus einem bestimmten Modus in alle „darunter“ liegenden Modi wechseln, sowie aus jedem Modus in den Zustand D0.<br />
<br />
Obwohl man Geräte durchaus manuell, während des laufenden Betriebes, in einen anderen Energiesparmodus bringen kann, wird man in den meisten Fällen mit Hilfe von [[Advanced Power Management|APM]] oder [[Advanced Configuration and Power Interface|ACPI]] einen globalen Energiesparmodus für den Computer setzen, der vom Powermanagement des Betriebssystems gesteuert wird. In den Modi D1 und D2 besteht für ein entsprechend ausgerüstetes PCI-Gerät die Möglichkeit, zu einem beliebigen Zeitpunkt ein so genanntes Power Management Event Signal (PME) auf den Bus zu legen, das dann an das Powermanagement des Betriebssystems weitergeleitet wird und dazu verwendet werden kann, das System auf Anforderung wieder global „aufzuwecken“, etwa wenn eine Netzwerkkarte einlaufende Daten erkennt, die behandelt werden müssen.<br />
<br />
== Begriffe ==<br />
<br />
* ''Fast Back-to-Back'': Wenn alle Geräte diesen Modus unterstützen, kann die Idle-Phase zwischen zwei PCI-Zyklen entfallen. Das erhöht den Datendurchsatz auf dem Bus.<br />
* ''Special Cycle'': Über „Special Cycle“ können Rundrufnachrichten (Broadcast messages) an alle angeschlossenen Geräte gesendet werden.<br />
* ''Address Space'': einer von drei Adressbereichen - Memory, I/O oder Configuration Space<br />
* ''Configuration Space'': Der „Configuration Space“ ist ein Speicherbereich (256 bzw. 4096 Bytes) jedes PCI-Geräts, der zur Identifizierung und Konfiguration des Geräts dient. Der Configuration Space besteht aus einem standardisierten Kopf (Header) und zusätzlichen gerätespezifischen Daten wie beispielsweise Adressbereichen. Das BIOS bzw. der Treiber für ein PCI-Gerät kann anhand dieser Daten das Gerät passend konfigurieren.<br />
<br />
== Interessengruppen ==<br />
<br />
=== Special Interest Group ===<br />
<br />
1992 wurde die ''Spezielle Interessengruppe'' „PCI-SIG“ (ursprüngliche Bezeichnung: „Peripheral Component Interconnect Special Interest Group“) gegründet. Die Aufgabe der PCI-SIG ist die Verwaltung und die Weiterentwicklung des PCI-Standards. Bei PCI-SIG können Firmen und Organisationen Mitglied werden. Im Jahr 2007 gab es mehr als 800 Mitglieder.<br />
<br />
=== PCI Industrial Computer Manufacturers Group ===<br />
<br />
Die 1994 gegründete PCI Industrial Computer Manufacturers Group ([[PICMG]]) ist ein Konsortium aus über 450 Firmen, die den PCI-Standard für die Nutzung im industriellen Bereich, in der Medizin, dem Militär und der Telekommunikation erweitern wollen. Daraus entstanden Spezifikationen wie [[CompactPCI]] oder [[AdvancedTCA]].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [http://www.praxis-profiline.de/bestellung-d.htm#picexpress2006 Sonderheft PRAXIS PROFILINE Compact PCI PCI Express]<br />
* Don Anderson, Tom Shanley: ''PCI System Architecture 4th Edition.'' Mindshare Inc. 1999 ISBN 0-201-30974-2<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|PCI}}<br />
*[http://www.math.uni.wroc.pl/~p-wyk4/so/pci23.pdf http://www.math.uni.wroc.pl/~p-wyk4/so/pci23.pdf] (4.3 MB) Spezifikationen<br />
* [http://www.pcisig.com PCI Special Interest Group (PCI-SIG)] (englisch)<br />
* [http://www.techfest.com/hardware/bus/pci.htm PCI Local Bus Technical Summary] (englisch)<br />
* [http://www.s-t-e.de/content/Tables/Tables_05.html „Hardwerker“, Werkzeuge zur Fehlersuche - Enumeration PCI-Adapter durch BIOS und WinPnP]<br />
* [http://www.pcidatabase.com/ PCI Vendor and Device Lists - Datenbank der PCI Ids (englisch)]<br />
* [http://www.swyx.com/de/support/ssdb.html?kbid=kb2471 Erklärung der Unterschiedlichen Steckplätze und Kombinationsmöglichkeiten der Karten]<br />
* [http://pinouts.ru/Slots/PCI_pinout.shtml PCI bus pinout]<br />
* [http://www.digi.com/pdf/prd_msc_pcitech.pdf PCI Technology Overview] (PDF-Datei; 293 kB)<br />
* [http://pciids.sourceforge.net PCI-IDs bei Sourceforge.net]<br />
<br />
[[Kategorie:Peripheriebus (intern)]]<br />
<br />
[[ar:منفذ الملحقات الإضافية]]<br />
[[bs:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ca:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[cs:PCI (sběrnice)]]<br />
[[el:PCI]]<br />
[[en:Conventional PCI]]<br />
[[eo:PCI]]<br />
[[es:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[et:PCI siin]]<br />
[[fi:PCI]]<br />
[[fr:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[gl:PCI (informática)]]<br />
[[he:PCI]]<br />
[[hr:PCI]]<br />
[[hu:PCI]]<br />
[[id:Interkoneksi Komponen Periferal]]<br />
[[it:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ja:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ko:PCI 버스]]<br />
[[lt:PCI]]<br />
[[lv:PCI]]<br />
[[nl:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[no:PCI]]<br />
[[pl:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[pms:PCI]]<br />
[[pt:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[ro:PCI]]<br />
[[ru:PCI]]<br />
[[sk:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[sr:PCI]]<br />
[[sv:Peripheral Component Interconnect]]<br />
[[tr:PCI]]<br />
[[uk:PCI]]<br />
[[ur:جزو ملحقہ بین اتصال]]<br />
[[vi:PCI]]<br />
[[zh:PCI]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Altkyrillisches_Alphabet&diff=99493201Altkyrillisches Alphabet2012-02-10T12:51:28Z<p>132.195.106.57: /* Literatur */ Links korrigiert</p>
<hr />
<div>{{Infobox Schrift<br />
| Schrift = Altkyrillisches Alphabet/<br />Kyrillisch (Altkirchenslawische Variante)<br />
| Typ = [[Alphabet]]<br />
| eigenerPunkt = [[datei:Cyrillicalphabet.png|right|thumb|150px]]<br />
| eigenerInhalt = -<br />
| Erfinder = lt. Tradition die Mönche [[Kyrill und Method]]<br />
| Jahr = ab ca. 940<br />
| Sprachen = [[Altkirchenslawische Sprache|Altkirschenslawisch]], [[Kirchenslawisch]], alte Versionen vieler [[Slawische Sprachen|Slawischer Sprachen]]<br />
| Zeitraum = 940–1708?, im kirchlichen Umfeld bis heute?<br />
| Regionen = Bulgarien, ?<br />
| Offiziell = -<br />
| Familie = Abstammung<br />
|Fam1 = [[Phönizische Schrift]]<br />
|Fam2 = [[Griechisches Alphabet]]<br />
|Fam3 = [[Glagolitische Schrift]]<br />
|Abgeleitet = <br />
|Verwandt = [[Lateinisches Alphabet]]<br />[[Koptische Schrift]]<br />[[Armenisches Alphabet]]<br />[[Glagolitische Schrift]]<br />
|Besonderheiten = <br />
|Unicode = U+0400-U+04FF<br />U+0500-U+052F<br />U+2DE0-U+2DFF<br />U+A640-U+A69F<br />
|ISO15924 = CYRS<br />
| Beispiel = [[Datei:Vater_unser_altkirchenslawisch.jpg|right|thumb|250px|altkirchenslawisches Vater Unser]]<br />
}}<br />
<br />
Das '''Altkyrillische Alphabet''' ist ein Schriftsystem, das im [[Erstes Bulgarisches Reich|Ersten Bulgarischen Reich]] im 9. oder 10.&nbsp;Jh entwickelt worden ist, um das [[Altkirchenslawische Sprache|Altkirchenslawisch]] zu modernisieren. Das moderne [[Kyrillische Schrift|Kyrillische Alphabet]] wird weiterhin hauptsächlich für [[Slawische Sprachen]] verwendet, sowie für asiatische Sprachen, die sich unter dem kulturellen Einfluss Russlands während des 20.&nbsp;Jh befanden.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
Die früheste Form einer kyrillische Handschrift, auch ''Ustaw'' benannt, basierte auf der griechischen [[Unzialschrift]], angereichert mit [[Ligatur (Typografie)|Ligatur]]en und mit Buchstaben aus dem [[Glagolitisches Alphabet|Glagolithischen Alphabet]] für Konsonanten, die aber im Griechischen nicht vorhanden sind. Es gab keinen grafischen Unterschied zwischen Groß- und Kleinbuchstaben, der gleiche Schrifttypus wurde im Bedarfsfall einfach größer geschrieben.<br />
<br />
Der Überlieferung zufolge sind die beiden slawischen Schriften (Glagolitisch und Kyrillisch) von zwei Brüdern, den Mönchen [[Kyrill und Method |Saint Methodius]] und [[Heiliger Kyrill]] entwickelt worden, die in Bulgarien um 860 n. Chr. missionierten. Vermutet wird, dass die glagolitische Schrift älter ist als die Kyrillische. Es gibt Hinweise, dass die glagolitische Schrift schon vor der Einführung des Christentums existierte und vom heiligen Kyrill nur erweitert worden ist. Anliegen war vermutlich, nicht-griechische Laute zu entfernen, möglicherweise im Auftrage von [[Boris I. (Bulgarien)|Boris I.]] der im Jahr 864 das orthodoxe Christentum zur offiziellen Staatsreligion erklärte. <br />
<br />
Seit seiner Schöpfung hat sich das kyrillische Alphabet immer wieder, den Veränderungen der gesprochenen Sprache angepasst und auch regionale Variationen entwickelt, um die Eigenarten der Nationalsprachen auch grafisch wieder zu geben. Die Schrift war immer wieder akademischen Reformen unterworfen und auch politischen Dekreten. Unterschiedliche Variationen des kyrillischen Alphabets werden also verwendet, um die Sprachen des östlichen Europas und nördlichen Asiens ein grafisches Schriftbild zu geben.<br />
<br />
Die Form des Russischen Alphabets änderte sich beispielsweise stark, als Zar [[Peter I. (Russland)|Peter&nbsp;I. von Russland]] 1708 die [[Russische Rechtschreibreform]] erließ, mit der Absicht einen profanen Schreibstil zu kreieren, der sich von der kirchlichen Schriftart ''Cerkownoslawjanskij šrift'' deutlich unterscheiden sollte. Einige Buchstaben und auch Pausenzeichen wurden komplett entfernt, da sie nur noch eine historische Bedeutung hatten. Mittelalterliche Buchstabenformen, die damals immer noch als Schriftzeichen Verwendung fanden, wurden grafisch so gestaltet, dass sie Bezüge zu lateinischen Typen aufwiesen. Somit wurde die mittelalterliche Formgebung der einzelnen Buchstaben an moderne, barocke Schriftvorlagen angepasst. Bei dieser Schreibreform wurde die westeuropäische Renaissanceformensprache der Buchstaben komplett übersprungen. Die Reform hatte also weitreichende Folgen und beeinflusste nachfolgend, die [[kyrillisch]]e Rechtschreibung und Grafologie der Buchstaben in nahezu allen slawischen Sprachen. Die ursprüngliche Orthographie und Schriftsatz-Standards sind nur noch im [[Kirchenslawisch]]en erhalten.<br />
<br />
Ein verständliches Repertoire früher kyrillischer Zeichen ist im [[Unicode]]&nbsp;5.1-Standard enthalten, der am 4.&nbsp;April 2008 veröffentlicht wurde. Diese Zeichen und ihre distinktiven Buchstabenformen werden in spezialisierten Computerfonts für [[Slavistik]] dargestellt.<br />
<br />
<!--<br />
== Das Alphabet ==<br />
{| border=1 cellspacing=0 cellpadding=2 style="border: 1px solid #999; border-collapse: collapse;" class="Unicode"<br />
|- valign=bottom style="background: #f0f0f0;"<br />
! align=left | Image<br />
! align=left | [[Unicode]]<br />
! align=left | Name<br />([[Kyrillische Schrift|Kyrillisch]])<br />
! align=left | Name<br />([[Transliteration|Translit.]])<br />
! align=left | Name<br />([[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]])<br />
! align=left | [[Transliteration|Trans.]]<br />
! align=left | IPA<br />
! align=left | Herkunft<br />
! align=left | Anm.<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Azu.png]]<br />
| [[A (Cyrillic)|А а]]<br />
| {{Script|Cyrs|азъ}}<br />
| az{{unicode|ŭ}}<br />
| {{IPA|[azŭ]}}<br />
| a<br />
| {{IPA|[a]}}<br />
| Griechisch [[alpha (letter)|alpha]] Α<br />
| "I"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Buky.png]]<br />
| [[Be (Cyrillic)|Б б]]<br />
| {{Script|Cyrs|боукы}}<br />
| buky<br />
| {{IPA|[buky]}}, {{IPA|[bukŭi]}}<br />
| b<br />
| {{IPA|[b]}}<br />
| Derived from {{Script|Cyrs|в}} below?<br />
| "Buchstaben"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Viedi.png]]<br />
| [[Ve (Cyrillic)|В в]]<br />
| {{Script|Cyrs|вѣдѣ}}<br />
| vědě<br />
| {{IPA|[vædæ]}}<br />
| v<br />
| {{IPA|[v]}}<br />
| Griechisch [[beta (letter)|beta]] Β<br />
| "Wissen"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Glagoli.png]]<br />
| [[Ge (Cyrillic)|Г г]]<br />
| {{Script|Cyrs|глаголи}}<br />
| glagoli<br />
| {{IPA|[ɡlaɡoli]}}<br />
| g<br />
| {{IPA|[ɡ]}}<br />
| Griechisch [[gamma]] Γ<br />
| "tuen"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Dobro.png]]<br />
| [[De (Cyrillic)|Д д]]<br />
| {{Script|Cyrs|добро}}<br />
| dobro<br />
| {{IPA|[dobro]}}<br />
| d<br />
| {{IPA|[d]}}<br />
| Griechisch [[Delta (letter)|delta]] Δ<br />
| "gut"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yesti.png]]<br />
| [[Ye (Cyrillic)|Є є]]<br />
| {{Script|Cyrs|єсть}}<br />
| estĭ<br />
| {{IPA|[ɛstĭ]}}<br />
| e<br />
| {{IPA|[ɛ]}}<br />
| Griechisch [[epsilon]] Ε<br />
| "bin" oder "ist" - Gegenwartsform von "bin"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Zhiviete.png]]<br />
| [[Zhe (Cyrillic)|Ж ж]]<br />
| {{Script|Cyrs|живѣтє}}<br />
| živěte<br />
| {{IPA|[ʒivætɛ]}}<br />
| ž, zh<br />
| {{IPA|[ʒ]}}<br />
| Glagolitisch ''zhivete'' Ⰶ<br />
| "lebe"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Dzelo.png]]<br />
| [[Dze|Ѕ ѕ / Ꙃ ꙃ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѕѣло}}<br />
| dzělo<br />
| {{IPA|[dzælo]}}<br />
| dz<br />
| {{IPA|[dz]}}<br />
| Griechisch final [[sigma (letter)|sigma]] ς<br />
| "sehr"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Zemlia.png]]<br />
| [[Ze (Cyrillic)|З з / Ꙁ ꙁ]]<br />
| {{Script|Cyrs|земля}}<br />
| zemlja<br />
| {{IPA|[zemlja]}}<br />
| z<br />
| {{IPA|[z]}}<br />
| Griechisch [[zeta (letter)|zeta]] Ζ<br />
| The first form developed into the second. "Erde"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Izhe.png]]<br />
| [[I (Cyrillic)|И и]]<br />
| {{Script|Cyrs|ижє}}<br />
| iže<br />
| {{IPA|[iʒɛ]}}<br />
| i<br />
| {{IPA|[i]}}<br />
| Griechisch [[eta (letter)|eta]] Η<br />
| "wessen"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter I.png]]<br />
| [[Decimal I|І і]] / [[Yi (Cyrillic)|Ї ї]]<br />
| {{Script|Cyrs|и/ижеи}}<br />
| i/ižei<br />
| {{IPA|[i, iʒɛі]}}<br />
| i, I<br />
| {{IPA|[i]}}<br />
| Griechisch [[iota]] Ι<br />
| "und"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Dierv.png]]<br />
| [[Tshe|Ћ ћ]]<br />
| {{Script|Cyrs|гѥрв}}<br />
| gerv, gjerv<br />
| {{IPA |[d͡ʒɛrv]}}, {{IPA |[djɛrv]}}<br />
| đ, dj<br />
| {{IPA |[d͡ʒ]}}, {{IPA |[dj]}}<br />
| Glagolitisch ''djerv'' Ⰼ ?<br />
| Revived for [[Serbian Cyrillic alphabet|Serbian]]. In Russian, it is used in academic texts to transliterate Glagolitisch.<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Kako.png]]<br />
| [[Ka (Cyrillic)|К к]]<br />
| {{Script|Cyrs|како}}<br />
| kako<br />
| {{IPA|[kako]}}<br />
| k<br />
| {{IPA|[k]}}<br />
| Griechisch [[kappa (letter)|kappa]] Κ<br />
| "als"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Liudiye.png]]<br />
| [[El (Cyrillic)|Л л]]<br />
| {{Script|Cyrs|людиѥ}}<br />
| ljudije<br />
| {{IPA|[ljudijɛ]}}<br />
| l<br />
| {{IPA|[l]}}<br />
| Griechisch [[lambda]] Λ<br />
| "Leute"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Myslite.png]]<br />
| [[Em (Cyrillic)|М м]]<br />
| {{Script|Cyrs|мыслитє}}<br />
| myslite<br />
| {{IPA|[myslitɛ]}}/{{IPA|[mŭislitɛ]}}<br />
| m<br />
| {{IPA|[m]}}<br />
| Griechisch [[mu (letter)|mu]] Μ<br />
| "denke"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Nashi.png]]<br />
| [[En (Cyrillic)|Н н]]<br />
| {{Script|Cyrs|нашь}}<br />
| našĭ<br />
| {{IPA|[naʃĭ]}}<br />
| n<br />
| {{IPA|[n]}}<br />
| Griechisch [[nu (letter)|nu]] Ν<br />
| "unser"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Onu.png]]<br />
| [[O (Cyrillic)|О о]]<br />
| {{Script|Cyrs|онъ}}<br />
| onŭ<br />
| {{IPA|[onŭ]}}<br />
| o<br />
| {{IPA|[o]}}<br />
| Griechisch [[omicron]] Ο<br />
| "er" oder "ist"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Pokoi.png]]<br />
| [[Pe (Cyrillic)|П п]]<br />
| {{Script|Cyrs|покои}}<br />
| pokoi<br />
| {{IPA|[pokoj]}}<br />
| p<br />
| {{IPA|[p]}}<br />
| Griechisch [[pi (letter)|pi]] Π<br />
| "peaceful state"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Ritsi.png]]<br />
| [[Er (Cyrillic)|Р р]]<br />
| {{Script|Cyrs|рьци}}<br />
| rĭci<br />
| {{IPA|[rĭtsi]}}<br />
| r<br />
| {{IPA|[r]}}<br />
| Griechisch [[rho (letter)|rho]] Ρ<br />
| "sprechen"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Slovo.png]]<br />
| [[Es (Cyrillic)|С с]]<br />
| {{Script|Cyrs|слово}}<br />
| slovo<br />
| [slovo]<br />
| s<br />
| [s]<br />
| Griechisch [[lunate sigma]] Ϲ<br />
| "Wort" or "speech"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Tvrido.png]]<br />
| [[Te (Cyrillic)|Т т]]<br />
| {{Script|Cyrs|тврьдо}}<br />
| tvrdo<br />
| {{IPA|[tvr̥do]}}<br />
| t<br />
| {{IPA|[t]}}<br />
| Griechisch [[tau]] Τ<br />
| "hard" or "surely"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Uku.png]]<br />
| [[Uk (Cyrillic)|Оу оу / Ꙋ ꙋ]]<br />
| {{Script|Cyrs|оукъ}}<br />
| ukŭ<br />
| {{IPA|[ukŭ]}}<br />
| u<br />
| {{IPA|[u]}}<br />
| Griechisch [[omicron]]-[[upsilon]] ΟΥ / Ꙋ<br />
| The first form developed into the second, a vertical [[ligature (typography)|ligature]]. "learning"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Fritu.png]]<br />
| [[Ef (Cyrillic)|Ф ф]]<br />
| {{Script|Cyrs|фрьтъ}}<br />
| frtŭ<br />
| {{IPA|[fr̤̥tŭ]}}<br />
| f<br />
| {{IPA|[f]}}<br />
| Griechisch [[phi (letter)|phi]] Φ<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Khieru.png]]<br />
| [[Kha|Х х]]<br />
| {{Script|Cyrs|хѣръ}}<br />
| xěrŭ<br />
| {{IPA|[xærŭ]}}<br />
| x<br />
| {{IPA|[x]}}<br />
| Griechisch [[chi (letter)|chi]] Χ<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Otu.png]]<br />
| [[Omega (Cyrillic)|Ѡ ѡ]]<br />
| {{Script|Cyrs|отъ}}<br />
| otŭ<br />
| {{IPA |[otŭ]}}<br />
| ō, w<br />
| {{IPA |[oː]}}<br />
| Griechisch [[omega]] ω<br />
| "von"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Tsi.png]]<br />
| [[Tse (Cyrillic)|Ц ц]]<br />
| {{Script|Cyrs|ци}}<br />
| ci<br />
| {{IPA |[tsi]}}<br />
| c<br />
| {{IPA |[ts]}}<br />
| Glagolitisch ''tsi'' Ⱌ<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Chrivi.png]]<br />
| [[Che (Cyrillic)|Ч ч]]<br />
| {{Script|Cyrs|чрьвь}}<br />
| črvĭ<br />
| {{IPA |[tʃr̤̥vĭ]}}<br />
| č, ch<br />
| {{IPA |[tʃ]}}<br />
| Glagolitisch ''cherv'' Ⱍ<br />
| "Wurm"<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Sha.png]]<br />
| [[Sha|Ш ш]]<br />
| {{Script|Cyrs|ша}}<br />
| ša<br />
| {{IPA |[ʃa]}}<br />
| š, sh<br />
| [ʃ]<br />
| Glagolitisch ''sha'' Ⱎ<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Shta.png]]<br />
| [[Shcha (Cyrillic)|Щ щ]]<br />
| {{Script|Cyrs|шта}}<br />
| šta<br />
| {{IPA |[ʃta]}}<br />
| št, sht<br />
| {{IPA |[ʃt]}}<br />
| Glagolitisch ''shta'' Ⱋ<br />
| Later analyzed as a Ш-Т ligature by folk etymology<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yeru.png]]<br />
| [[Yer|Ъ ъ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѥръ}}<br />
| jerŭ<br />
| {{IPA|[jɛrŭ]}}<br />
| ŭ, u:<br />
| {{IPA|[ŭ]}}<br />
| Glagolitisch ''yer'' Ⱏ <br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yery.png]]<br />
| [[Yery|Ꙑ ꙑ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѥры}}<br />
| jery<br />
| {{IPA|[jɛry]}}<br />
| y<br />
| {{IPA|[y]}}, or possibly {{IPA|[ŭi]}}<br />
| ЪI or ЪИ ligature<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yeri.png]]<br />
| [[Soft sign|Ь ь]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѥрь}}<br />
| jerĭ<br />
| {{IPA|[jɛrĭ]}}<br />
| ĭ, i:<br />
| {{IPA|[ĭ]}}<br />
| Glagolitisch ''yerj'' Ⱐ<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yati.png]]<br />
| [[Yat|Ѣ ѣ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ять}}<br />
| jatĭ<br />
| {{IPA|[jatĭ]}}<br />
| ě<br />
| {{IPA|[æ]}}<br />
| Glagolitisch ''yat'' Ⱑ ?<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yu.png]]<br />
| [[Yu (Cyrillic)|Ю ю]]<br />
| {{Script|Cyrs|ю}}<br />
| ju<br />
| [ju]<br />
| ju<br />
| {{IPA|[iu]}}<br />
| I-ОУ ligature, dropping У<br />
| There was no [jo] sound in early Slavic, so I-ОУ did not need to be distinguished from I-О.<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Ya.png]]<br />
| [[Ya (Cyrillic)|Ꙗ ꙗ]]<br />
| {{Script|Cyrs|я}}<br />
| ja<br />
| [ja]<br />
| ja<br />
| {{IPA|[ia]}}<br />
| I-А ligature<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Ye.png]]<br />
| [[E iotified|Ѥ ѥ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѥ}}<br />
| jeː<br />
| [jɛ]<br />
| je<br />
| [iɛ]<br />
| І-Є ligature<br />
|<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yusu Maliy.png]]<br />
| [[Little Yus|Ѧ ѧ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѧсъ}}<br />
| ęsŭ<br />
| {{IPA |[ɛ̃sŭ]}}<br />
| ę, ẽ<br />
| {{IPA |[ɛ̃]}}<br />
| Glagolitisch ''ens'' Ⱔ<br />
| Called ''юсъ малый'' (little ''yus)'' in [[Russian language|Russian]].<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yusu Maliy Yotirovaniy.png]]<br />
| [[Little Yus iotified|Ѩ ѩ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѩсъ}}<br />
| jęsŭ<br />
| {{IPA|[jɛ̃sŭ]}}<br />
| ję, jẽ<br />
| {{IPA|[jɛ̃]}}<br />
| I-Ѧ ligature<br />
| Called ''юсъ малый йотированный'' (iotated little ''yus)'' in Russian.<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yusu Bolshiy.png]]<br />
| [[Big Yus|Ѫ ѫ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѫсъ}}<br />
| ǫsŭ<br />
| {{IPA|[ɔ̃sŭ]}}<br />
| ǫ, õ<br />
| {{IPA |[ɔ̃]}}<br />
| Glagolitisch ''ons'' Ⱘ<br />
| Called ''юсъ большой'' (big ''yus)'' in Russian.<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Yusu Bolshiy Yotirovaniy.png]]<br />
| [[Big Yus iotified|Ѭ ѭ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ѭсъ}}<br />
| jǫsŭ<br />
| {{IPA |[jɔ̃sŭ]}}<br />
| jǫ, jõ<br />
| {{IPA |[jɔ̃]}}<br />
| I-Ѫ ligature<br />
| Called ''юсъ большой йотированный'' (iotated big ''yus)'' in Russian.<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Ksi.png]]<br />
| [[Ksi|Ѯ ѯ]]<br />
| {{Script|Cyrs|кси}}<br />
| ksi<br />
| {{IPA |[ksi]}}<br />
| ks<br />
| {{IPA |[ks]}}<br />
| Griechisch [[xi]] Ξ<br />
| rowspan=4| Die letzten vier Buchstaben werden für die slawische Schrift nicht gebraucht, sie werden nur benötigt zum nummerieren und bei Einfügungen aus dem Griechischem.<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Psi.png]]<br />
| [[Psi (Cyrillic)|Ѱ ѱ]]<br />
| {{Script|Cyrs|пси}}<br />
| psi<br />
| {{IPA |[psi]}}<br />
| ps<br />
| {{IPA |[ps]}}<br />
| Griechisch [[psi (letter)|psi]] Ψ<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Fita.png]]<br />
| [[Fita|Ѳ ѳ]]<br />
| {{Script|Cyrs|фита}}<br />
| fita<br />
| {{IPA |[fita]}}<br />
| θ, th, T, F<br />
| {{IPA |[t]}}/{{IPA |[θ]}}/{{IPA |[f]}}<br />
| Griechisch [[theta]] Θ<br />
|-<br />
| style="background: white;" | [[Image:Early Cyrillic letter Izhitsa.png]]<br />
| [[Izhitsa|Ѵ ѵ]]<br />
| {{Script|Cyrs|ижица}}<br />
| ižica<br />
| [iʒitsa]<br />
| ü, v<br />
| {{IPA |[ɪ]}}, {{IPA |[y]}}, {{IPA |[v]}}<br />
| Griechisch [[upsilon]] Υ<br />
|}<br />
<br />
{{South Slavic languages sidebar}}<br />
<br />
In addition to the basic letters, there were a number of scribal variations, combining ligatures, and regionalisms used, all of which varied over time.<br />
<br />
== Zahlen, diakritische Zeichen und Zeichensetzung ==<br />
Each letter had a numeric value also, inherited from the corresponding [[Griechisch alphabet|Griechisch]] letter. A [[titlo]] over a sequence of letters indicated their use as a number. ''See [[Cyrillic numerals]], [[Titlo]]''.<br />
<br />
Several [[diacritic]]s, adopted from [[Polytonic orthography|Polytonic Griechisch orthography]], were also used (these may not appear correctly in all web browsers; they are supposed to be directly above the letter, not off to its upper right):<br />
<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0308;}}</big> ''[[Umlaut (diacritic)|trema]]'', diaeresis (U+0308)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0340;}}</big> ''varia'' ([[grave accent]]), indicating stress on the last syllable (U+0340)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0341;}}</big> ''oksia'' ([[acute accent]]), indicating a stressed syllable ([[Unicode]] U+0341)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0483;}}</big> ''[[titlo]]'', indicating [[abbreviation]]s, or letters used as [[number names|numeral]]s (U+0483)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0484;}}</big> ''[[kamora (diacritic)|kamora]]'' ([[circumflex accent]]), indicating [[palatalization]] (U+0484); in later Church Slavonic, it disambiguates plurals from homophonous singulars.<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0485;}}</big> ''dasia'' or ''[[dasy pneuma]]'', rough breathing mark (U+0485)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0486;}}</big> ''psili'', ''zvatel'tse'', or ''[[psilon pneuma]]'', soft breathing mark (U+0486). Signals a word-initial vowel, at least in later Church Slavonic.<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0486;&#x0340;}}</big> Combined ''zvatel'tse'' and ''varia'' is called ''apostrof''.<br />
: <big>{{Script|Cyrs|а&#x0486;&#x0341;}}</big> Combined ''zvatel'tse'' and ''oksia'' is called ''iso''.<br />
<br />
Zeichensetzung:<br />
: <big>{{Script|Cyrs|·}}</big> ''[[ano teleia]]'' (U+0387), a middle dot used as a word separator<br />
: <big>{{Script|Cyrs|,}}</big> [[comma]] (U+002C)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|.}}</big> [[full stop]] (U+002E)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|։}}</big> [[Armenian alphabet|Armenian]] [[full stop]] (U+0589), resembling a [[colon (punctuation)|colon]]<br />
: <big>{{Script|Cyrs|჻}}</big> [[Georgian alphabet|Georgian]] paragraph separator (U+10FB)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|⁖}}</big> triangular colon (U+2056, added in Unicode 4.1)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|⁘}}</big> diamond colon (U+2058, added in Unicode 4.1)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|⁙}}</big> quintuple colon (U+2059, added in Unicode 4.1)<br />
: <big>{{Script|Cyrs|&#x037E;}}</big> [[Griechisch alphabet|Griechisch]] [[question mark]] (U+037E), similar to a [[semicolon]]<br />
: <big>{{Script|Cyrs|!}}</big> [[exclamation mark]] (U+0021)<br />
<br />
=== Siehe auch ===<br />
*[[WP:IPA for Russian]]<br />
* [[Relationship of Cyrillic and Glagolitisch alphabets]]<br />
* [[Bosnian Cyrillic]]<br />
* [[Romanian Cyrillic alphabet]]<br />
* [[Reforms of Russian orthography]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
--><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Berdnikov, Alexander and Olga Lapko, [http://www.uni-giessen.de/partosch/eurotex99/berdnikov2.pdf "Old Slavonic and Church Slavonic in TEX and Unicode", EuroTEX ’99 Proceedings], September 1999 ([[Portable Document Format|PDF]])<br />
* Birnbaum, David J., [http://clover.slavic.pitt.edu/~repertorium/resources/unicode_sofia_1_post.pdf "Unicode for Slavic Medievalists"], September 28, 2002 ([[Portable Document Format|PDF]])<br />
* Cubberley, Paul (1996) "The Slavic Alphabets". In Daniels and Bright.<br />
* Daniels, Peter T., and William Bright, eds. (1996). ''The World's Writing Systems.'' Oxford University Press. ISBN 0-19-507993-0.<br />
* [[Michael Everson|Everson, Michael]] and Ralph Cleminson, [http://std.dkuug.dk/jtc1/sc2/wg2/docs/n2610r.pdf "Final proposal for encoding the Glagolitisch script in the UCS", Expert Contribution to the ISO N2610R], September 4, 2003 ([[Portable Document Format|PDF]])<br />
* Franklin, Simon. 2002. ''Writing, Society and Culture in Early Rus, c. 950-1300.'' Cambridge University Press. ISBN 978-0521813815.<br />
* Lev, V., "The history of the Ukrainian script (paleography)", in ''Ukraine: a concise encyclopædia, volume 1''. [[University of Toronto]] Press, 1963, 1970, 1982. ISBN 0-8020-3105-6<br />
* Simovyc, V., and J. B. Rudnyckyj, "The history of Ukrainian orthography", in ''Ukraine: a concise encyclopædia, volume 1'' (''op cit'').<br />
* Zamora, J., [http://justin.zamora.com/slavonic/alphabet/letter-names.html J Zamora, "Help me learn Church Slavonic", online]<br />
* [http://www.synaxis.info/azbuka/ Azbuka], Church Slavonic calligraphy and typography.<br />
* [http://www.obshtezhitie.net/ Obshtezhitie.net], Cyrillic and Glagolitisch manuscripts and early printed books.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commons|early Cyrillic alphabet|Altkyrillsches Alphabet}}<br />
<br />
[[Kategorie:Alphabet]]<br />
[[Kategorie:Slawische Sprachen]]<br />
[[Kategorie:Kyrillischer Buchstabe]]<br />
<br />
[[ar:أبجدية سيريلية مبكرة]]<br />
[[bg:Старобългарска азбука]]<br />
[[br:Lizherenneg hengirillek]]<br />
[[cu:Климєнтовица]]<br />
[[en:Early Cyrillic alphabet]]<br />
[[eo:Kirilico]]<br />
[[es:Alfabeto cirílico arcaico]]<br />
[[it:Alfabeto cirillico arcaico]]<br />
[[ko:초기 키릴 문자]]<br />
[[mk:Старословенска азбука]]<br />
[[nl:Oudcyrillisch alfabet]]<br />
[[pl:Wczesna cyrylica]]<br />
[[pt:Alfabeto cirílico arcaico]]<br />
[[ru:Старославянская азбука]]<br />
[[szl:Klimentowica]]<br />
[[zh:早期西里尔字母]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Origin&diff=91849618Origin2011-07-29T13:06:07Z<p>132.195.106.57: Fix Link</p>
<hr />
<div>'''Origin''' ([[Englische Sprache|englisch]] ''origin'' „Ursprung, Beginn, Quelle, Verursacher“ etc.):<br />
* Origin ist eine wissenschaftliche Software zur Analyse und Darstellung von Daten, ''siehe'' [[Origin (Software)]]<br />
* [[Origin Systems]] war ein US-amerikanischer Computerspiele-Hersteller<br />
* Origin bezeichnet den Startpunkt der DNA-Synthese ([[Replikationsursprung]]), ''siehe'' [[ARS-Element]]<br />
* Origin ist der Name einer amerikanischen Death-Metal-Band, siehe [[Origin (Band)]]<br />
* Origin ist das erste Album von [[Evanescence]], 2000 erschienen.<br />
* [[SGI Origin]], ein Serversystem (Computer) von [[Silicon Graphics|SGI]]<br />
* Origin ist ein Onlineservice von [[Electronic Arts]]<br />
* [[Origin – Spirits of the Past]], ein Anime<br />
<br />
''Siehe auch:'' [[Ursprung]], [[Original]]<br />
<br />
{{Begriffsklärung}}<br />
<br />
[[en:Origin]]<br />
[[nl:Oorsprong]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fate_Norris&diff=91151391Fate Norris2011-07-12T15:46:58Z<p>132.195.106.57: Englische Version</p>
<hr />
<div>[[Datei:FateNorris.jpg|miniatur|Fate Norris]]<br />
<br />
'''Fate Norris''' (* [[1878]] in [[Resaca (Georgia)|Resaca]], [[Georgia]], als ''Singleton LaFayette Norris''; † [[11. November]] [[1944]] in [[Subligna (Georgia)|Subligna]], Georgia) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Old-Time Music|Old-Time-Musiker]]. Norris war von 1925 bis 1931 Mitglied der [[Stringband]] ''[[Gid Tanner and his Skillet Lickers|The Skillet Lickers]]'' als [[Banjo]]spieler. Neben dem Banjo spielte Norris auch [[Mundharmonika]].<br />
<br />
== Leben ==<br />
=== Frühes Leben ===<br />
Norris wurde 1878 in Resaca geboren und war somit später das älteste Mitglieder der Skillet Lickers. Über sein frühes Leben gibt es nur sehr weniger Erkenntnisse – musikalische Einflüsse sind beispielsweise gar nicht bekannt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts verdiente Norris seinen Lebensunterhalt als Farm-Arbeiter, machte sein Geld von da an aber als professioneller Musiker. Er war mit Elizabeth (Nachname unbekannt) verheiratet, mit der er auch eine Tochter, Mable hatte.<br />
<br />
Erste Erwähnung als Musiker fand Norris, als er am 4. Juli 1912 an einem [[Fiddlers Contest]] in Lawrenceville, Georgia, teilnahm. berichten zufolge soll Norris auch um 1909 in Resaca mit Bud Landress und Bill Chitwood, zwei Mitgliedern der [[Georgia Yellow Hammers]], zusammen gespielt haben. In jedem Fall reiste Norris mit verschiedenen [[Medicine Show]]s umher, bei denen er seine verschiedenen Komikeinlagen als ''Blackface Comedian'' und Bauchredner entwickelte. Ebenfalls in diese Zeit fällt der Anfang seiner One-Man-Band – ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1927 spricht von 17 Jahren Übung.<br />
<br />
=== Karriere ===<br />
[[Datei:GoodbyeBooze.gif|rechts|200px|Goodbye Booze - 1926]]<br />
1926 war Norris eines der Gründungsmitglieder der Skillet Lickers. Mit dieser Band spielte er in den nächsten vier Jahren ungefähr 80 Stücke ein, verschwand 1930 aus ungeklärten Gründen aber aus der Besetzung. Mit Fiddler [[Clayton McMichen]] gab es in dieser Zeit oft Unstimmigkeiten. McMichen hatte eine Vorliebe für [[Jazz]] und experimentierte mit einer Synthese alter Old-Time Music und dem urbanen Swing- und Jazz-Elementen, während Norris im Kontras dazu an der traditionellen Old-Time Music festhielt. Auf den meisten Aufnahmen der Band ist Norris jedoch aufgrund der schlechten Technik und seiner Spielweise kaum zu hören.<br />
<br />
Mitte der 1920er-Jahre machte Norris auch einige Platten unter seinem eigenen Namen für [[Columbia Records]]. Seine Hintergrundgruppe, genannt ''Playboys'' oder ''Tanner Boys'', bestand aus [[Gid Tanner]], [[Arthur Tanner]], Clayton McMichen und [[Riley Puckett]].<br />
<br />
Norris starb 1944 auf der Bühne des [[March of Dimes]]-Benefizkonzertes in Subligna, Georgia. Er soll gesagt haben „''I'm not afraid''“ und fiel dann zu Boden.<ref>Jackie Burgess: Spring 1997 volume of the Chattooga County Historic Society Quarterly</ref><br />
<br />
== Diskographie ==<br />
{| border="2" cellspacing="0" cellpadding="4" rules="all" class="hintergrundfarbe1 rahmenfarbe1" style="margin:1em 1em 1em 0; border-style:solid; border-width:1px; border-collapse:collapse; empty-cells:show; {{{1| }}}"<br />
|- bgcolor='#FFDEAD'<br />
!Jahr<br />
!Titel<br />
!#<br />
!Anmerkungen<br />
|-<br />
|bgcolor='#E0E0E0' colspan='4' align='center'|<big>'''Columbia Records'''</big><br />
|-<br />
|<br />
|''New Dixie / I Don't Reckon That'll Happen Again'' <br />
|15124-D<br />
|mit den ''Tanner Boys''<br />
|-<br />
|<br />
|''Everyday Will Be Sunday By And By / Please Do Not Get Offended''<br />
|15217-D<br />
|mit Gid Tanner<br />
|-<br />
|<br />
|''Johnny Get Your Gun / Roll ‘Em On The Ground'' <br />
|15435-D<br />
|mit den ''Playboys''<br />
|-<br />
|bgcolor='#E0E0E0' colspan='4' align='center'|<big>'''Unveröffentlichte Titel'''</big><br />
|-<br />
|1926<br />
|<br />
*''Hungry Hash House''<br />
|<br />
|Columbia Records<br />
|}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.mustrad.org.uk/articles/barrick.htm Biographie]<br />
* [http://www.bluegrassmessengers.com/fate-norris-biography.aspx Ausführliche Biographie]<br />
* {{Hillbilly-Music.com|10467}}<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Norris, Fate}}<br />
[[Kategorie:US-amerikanischer Musiker]]<br />
[[Kategorie:Old-Time-Musiker]]<br />
[[Kategorie:Bauchredner]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1878]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1944]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Norris, Fate<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Norris, Singleton LaFayette (wirklicher Name)<br />
|KURZBESCHREIBUNG=US-amerikanischer Old-Time-Musiker<br />
|GEBURTSDATUM=1878<br />
|GEBURTSORT=[[Resaca (Georgia)|Resaca]], [[Georgia]]<br />
|STERBEDATUM=11. November 1944<br />
|STERBEORT=[[Subligna (Georgia)|Subligna]], Georgia<br />
}}<br />
[[en:Fate Norris]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Biodiesel&diff=87961862Biodiesel2011-04-21T12:23:36Z<p>132.195.106.57: /* Alternativen zu Biodiesel */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Brennstoff<br />
| Name = Biodiesel<br />
| Bild = [[Datei:Biodiesel.JPG|rahmenlos|Biodieselprobe]]<br />Biodieselprobe<br />
| Andere Namen = <!--Rapsdiesel, Rapsölmethylester (RME),-->Fettsäuremethylester (FAME), „Fettsäuren, C16–18- und C18-ungesättigt, Methylester“<ref name="GESTIS" /><br />
| Handelsnamen = <br />
| Beschreibung = Kraftstoff für selbstzündende Kolbenmotoren (Dieselkraftstoffe), Lösungsmittel<br />
| Herkunft = biosynthetisch<br />
| Bestandteile = <br />
| CAS = 67762-38-3<br />
| Aggregat = flüssig<br />
| Viskosität = 7,5&nbsp;mm²/s (bei 20&nbsp;°C)<ref>[http://www.hydrogeit.de/biodiesel.htm Viskosität von Biodiesel bei ''hydrogeit''.de]</ref><br />
| Dichte = 0,879 laut [http://www.erneuerbare-energien.de/files/erneuerbare_energien/downloads/application/pdf/broschuere_ee_zahlen_bf.pdf] (0,875 … 0,885) kg/L (bei 20&nbsp;°C)<ref name="GESTIS" /><br />
| Heizwert = 32,7 MJ/L = 37,2 MJ/kg<ref>[http://www.erneuerbare-energien.de/files/erneuerbare_energien/downloads/application/pdf/broschuere_ee_zahlen_bf.pdf Physikalische Kenngrößen]</ref><br />
| Brennwert = 35,2 MJ/L = 40 MJ/kg<ref>[http://www.biokraftstoff-portal.de/data/File/Thueringen/Veranstaltungen/06-12-18_Einsatz_RoeK,RME_Gernewitz.pdf Physikalische Kenngrößen]</ref><br />
| Wobbe-Index = <br />
| Oktanzahl = <br />
| Cetanzahl = 56 CZ<ref>[http://www.oelmuehle.de/index.php3?hid=01063 Cetanzahl bei ''Oelmühle.de]</ref><br />
| Hypergol = <br />
| Schmelzbereich = −10&nbsp;°C<ref name="GESTIS" /><br />
| Siedebereich = etwa (176 … unbestimmt) °C<ref name="silbermann" /><ref>nicht spezifiziert nach [[EN 14214]].</ref><br />
| Flammpunkt = 180&nbsp;°C<ref name="GESTIS">{{GESTIS|ZVG=491697|CAS=67762-38-3|Name=Fettsäuren, C16-18- und C18-ungesättigt, Methylester|Datum=15. April 2008}}.</ref><br />
| Zündtemperatur = circa 250&nbsp;°C<ref name="silbermann">[http://www.silbermann.de/download/SDB/07508000.pdf Sicherheitsdatenblatt zu Rapsölmethylester].</ref><br />
| Verbrennungstemperatur = <br />
| Explosionsgrenze = <br />
| Temperaturklasse = <br />
| Explosionsklasse = <br />
| Mindestluftbedarf = <br />
| Kohlendioxidemissionen = <br />
| Quelle GefStKz = <ref name="GESTIS" /><br />
| Gefahrensymbole = {{Gefahrensymbole|-}}<br />
| R = {{R-Sätze|-}}<br />
| S = {{S-Sätze|-}}<br />
| UN-Nummer = <br />
| Gefahrnummer = <br />
}}<br />
<br />
'''Biodiesel''' ist ein in der Verwendung dem mineralischen [[Dieselkraftstoff]] ähnlicher biosynthetischer [[Kraftstoff]]. In Europa wird er meistens durch [[Umesterung]] von Rapsöl mit [[Methanol]] gewonnen ([[Rapsmethylester]]). In den USA stammt Biodiesel fast ausschließlich aus [[Sojaöl]].<br />
<br />
Biodiesel<ref name="2003/30/EG">[http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/de/oj/2003/l_123/l_12320030517de00420046.pdf Richtlinie 2003/30/EG] zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor.</ref> kann in geeigneten Motoren in reiner Form – als B100 bezeichnet – oder als [[Blend (Mineralöl)|Mischung]] mit Mineralöldiesel in beliebigem Mischungsverhältnis verwendet werden.<br />
<br />
Das Präfix ''Bio'' weisst hier nicht auf eine Herkunft aus [[Ökologische Landwirtschaft|ökologischer Landwirtschaft]] hin, sondern lediglich auf den pflanzlichen Ursprung im Gegensatz zu [[Mineralöl]]. Die Klimaneutralität und ökologische Vorteilhaftigkeit von Biodiesel ist umstritten.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die Herstellung von Biodiesel durch Umesterung von pflanzlichen Ölen mit Methanol wurde bereits 1853 von E. Duffy und J. Patrick beschrieben, Jahre bevor der Dieselmotor entwickelt wurde.<br />
<br />
Den Einsatz von Kraftstoff für Diesel-Motoren auf Basis von reinen Pflanzenölen ([[Pflanzenölkraftstoff]]) testete [[Rudolf Diesel]] im Rahmen der Weltausstellung im Jahr 1900.<ref>Chem. Abstr. 7:1605 (1913).</ref> Er berichtete darüber auf einem Vortrag vor der ''Institution of Mechanical Engineers of Great Britain'': „..auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurde ein kleiner Diesel-Motor der Firma Otto gezeigt, der auf Anforderung der französischen Regierung auf [[Erdnussöl|Arachidöl]] (einem aus Erdnüssen gewonnenen Öl) lief, und er arbeitete so problemlos, dass nur sehr wenige Leute darauf aufmerksam wurden. Der Motor war für den Gebrauch von Mineralöl konstruiert und arbeitete dann ohne Änderungen mit Pflanzenöl.“<br />
<br />
Auslöser für die Nutzung von Biodiesel waren die Arbeiten des Belgiers G. Chavanne, der am 31. August 1937 ein Patent zur Umesterung von Pflanzenölen mit [[Ethanol]] und [[Methanol]] anmeldete,<ref>[http://www.lifepr.de/pressemeldungen/ufop-union-zur-foerderung-von-oel-und-proteinpflanzen-ev/boxid-14613.html 70 Jahre Biodiesel]</ref> um deren Eigenschaften zur Nutzung als Motorenkraftstoff zu verbessern (Belgisches Patent 422,877).<ref name="Historical Perspectives on Vegetable Oil-Based Diesel Fuels">[http://www.biodiesel.org/resources/reportsdatabase/reports/gen/20011101_gen-346.pdf Historical Perspectives on Vegetable Oil-Based Diesel Fuels, G. Knothe, INFORM, Vol. 12(11), S.&nbsp;1103–1107 (2001)].</ref> Der Einsatz eines nach diesem Verfahren erzeugten Biodiesels auf [[Palmöl]]basis wurde schon 1938 auf einer Buslinie zwischen Brüssel und Leuven erfolgreich getestet. Weitere Untersuchungen fanden in den 1970er Jahren in Brasilien<ref>[http://www.tecbio.com.br/templates/loadpaginas.php?pagina=sobreobiodiesel_ing Homepage von Tecbio].</ref> und Südafrika statt.<br />
<br />
Im Jahr 1983 wurde der Prozess für die Produktion von Biodiesel in Kraftstoffqualität international veröffentlicht.<ref>SAE Technical Paper series no. 831356. SAE International Off Highway Meeting, Milwaukee, Wisconsin, USA, 1983.</ref><br />
<br />
Die Firma ''Gaskoks'' in Österreich errichtete 1989 die erste kommerzielle Biodieselanlage mit einer Jahreskapazität von 30.000 Tonnen pro Jahr nach einem südafrikanischen Patent. Seit den 1990er Jahren wurden viele Biodieselanlagen in Europa gebaut, 1998 wurden in 21 europäischen Staaten kommerzielle Biodieselprojekte durchgeführt.<br />
<br />
Im September 2005 führte der US-Bundesstaat [[Minnesota]] als erster Staat in den Vereinigten Staaten eine Beimischung von 2 % Biodiesel zum regulären Diesel ein.<ref>[http://www.biodiesel.org/resources/pressreleases/gen/20050929_mn_mandate_implemented.pdf Verordnung über Biodiesel in Minnesota].</ref> Seit 2007 gilt in Deutschland eine Beimischungspflicht von 4,4 % Biodiesel zu herkömmlichem Diesel. Im Zuge der politischen Bemühungen um die Senkung des Kohlendioxidausstoßes wurde in zahlreichen weiteren Ländern eine Beimischung eingeführt oder ist geplant.<br />
== Umweltverträglichkeit ==<br />
=== Vorteile ===<br />
Da Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, ersetzt sein Gebrauch Kraftstoffe auf Erdölbasis, dessen künftige Verfügbarkeit bereits mittelfristig als begrenzt angesehen wird (siehe [[Peak Oil]]). Bei der Produktion von Biodiesel aus Ölpflanzen gibt es zudem keine Abfallprodukte, da alle Nebenprodukte dieser Reaktion weiterverwertet werden: [[Rapskuchen]] und [[Sojakuchen]], die bei der Pressung anfallen, werden als Futtermittel benutzt. Das bei der Umesterung entstehende [[Glyzerin]] kann in der chemischen Industrie weiterverwertet werden (etwa für Kosmetik). Das auf dem Feld verbleibende Stroh trägt zum Erhalt des Humuskörpers und damit der Bodenfruchtbarkeit bei.<br />
<br />
Bei Leckagen ist Biodiesel deutlich weniger umweltbelastend als herkömmlicher Diesel. Letzterer gehört in die [[Wassergefährdungsklasse]] 2 (wassergefährdend), Biodiesel in die Wassergefährdungsklasse 1 (schwach wassergefährdend). Reines Pflanzenöl gilt als nicht wassergefährdend.<ref>[http://www.umweltbundesamt.de/wgs/ Wassergefährdende Stoffe] – Deutsches Umweltbundesamt.</ref><br />
<br />
Die Klimaneutralität bei der Verbrennung von Biodiesel ist umstritten. Der CO<sub>2</sub>-Bindung beim Wachstum der Pflanze müssen nicht nur die CO<sub>2</sub>-Freisetzung bei der Verbrennung gegenübergestellt werden, ebenso wie bei allen Klimabilanzen sind zudem die bei Anbau, Herstellung und Nutzung anfallenden Emissionen klimarelevanter Stoffe zu berücksichtigen. Neben Kohlendioxid spielen hier vor allem die in ihrer Höhe umstrittenen [[Lachgas]]-Emissionen eine Rolle. Je nach Studie wird die [[Klimabilanz]] von Biodiesel in der Regel um 20 bis 80 % günstiger eingeschätzt als die von Mineralöl-Diesel, werden durch den Ölpflanzenbau verursachte Landnutzungsänderungen betrachtet (z.&nbsp;B. Rodung von Regenwald oder Moorgebieten), so kann die Gesamtbilanz gegenüber Mineralöl auch negativ ausfallen.<br />
<br />
Laut einer Ökobilanzierung aus dem Jahr 2006 liefert Biodiesel aus Sojaöl 193 % der in seiner Produktion eingesetzten Energie und reduziert Treibhausgasemissionen gegenüber Erdöl um 41 %. Damit ist es deutlich effizienter als [[Ethanol]] aus [[Mais]]. Die Luftverschmutzung ist zudem geringer als bei Ethanol aus Mais.<ref name="pnas">Hill, J., Nelson, E., Tilman, D., Polasky, S., Tiffany, D. (2006): Environmental, economic, and energetic costs and benefits of biodiesel and ethanol biofuels. Proceedings fo the National Academy of Sciences, Vol. 103, pp. 11206-11210.</ref><br />
<br />
Die Abhängigkeit von Importen ist bei Biodiesel unproblematischer als bei Mineralöl, da der Rohstoff Pflanzenöl weltweit in zahlreichen Ländern erzeugt werden kann und die Industrie nicht, wie bei Erdöl der Fall, auf Lieferungen aus politisch unruhigen Regionen angewiesen ist.<br />
<br />
=== Nachteile ===<br />
==== Allgemein ====<br />
Das Umweltbundesamt lehnt in einem Bericht vom 1. September 2006<ref>[http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/alternative-kraftstoffe/biodiesel/biodiesel.htm Stellungnahme des Umweltbundesamtes zu Biodiesel].</ref> die Herstellung von Biodiesel ab und stellt fest:<br />
<br />
''„Potenzial Biodiesel: Wegen der beschränkten Ackerflächen kann mit in Deutschland angebautem Raps maximal etwa fünf Prozent des im Verkehrssektor benötigtem Dieselkraftstoff ersetzt und ein bis vier Prozent der Treibhausgasemissionen in diesem Bereich vermieden werden. Hierzu müsste aber bereits die Hälfte der gesamten deutschen Ackerfläche zum Biodiesel-Rapsanbau in vierjähriger Fruchtfolge genutzt werden, was eher unrealistisch ist. Das tatsächliche Potential liegt deshalb eher in der Größenordnung von 1 bis 2 % der Dieselmenge.“''<br />
<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Diese Berechnung geht davon aus, dass nur jedes vierte Jahr die Ackerfläche für Raps in Anspruch genommen wird und der derzeitige Kraftstoffverbrauch gleich bleibt. Rohstoffe können natürlich auch aus anderen Ländern importiert werden, was jedoch wieder die problematische Konkurrenz zum Nahrungsanbau ins Spiel bringt. Der Transport hingegen trägt wenig zur CO<sub>2</sub>-Bilanz bei. Zu beachten sind auch ökologische und geologische Folgen, wie sie sich beispielsweise aus einer einseitigen Bewirtschaftung und dauerhaften Monokulturen ergeben, weshalb eine vierjährige Fruchtfolge ökologisch vorteilhaft ist.<br />
<br />
In den USA würde die Verarbeitung der gesamten Sojaernte zu Biodiesel lediglich 6 % der Nachfrage decken.<ref name="pnas" /><br />
<br />
Biodiesel produziert mehr [[ozon]]fördernde Abgase als aus Erdöl gewonnener Treibstoff. Kritiker bemängeln zudem, dass durch staatliche Subventionen und damit günstigere Preise für Spediteure der Schwerlastverkehr gefördert wird, was einer geringeren Umweltbelastung entgegenwirkt.<br />
<br />
Noch nicht vollständig gelöst ist bislang die Nutzung des [[Glycerin]]s, bei der Umesterung fallen prozessbedingt 100 kg Glycerin pro Tonne Biodiesel an. Bisher stehen zu wenige wirtschaftliche Verwertungswege für das [[Kuppelprodukt]] Glycerin offen.<ref>Arno Behr: ''[http://www.biokraftstoff-portal.de/nds-hb/index.php?tpl=be&red=bs&id=2206&bkr=&kr=2&bk=2&bs=4 Alternativen zur Verwendung von Glycerin].'' biokraftstoff-portal 12. Februar 2007.</ref><br />
<br />
==== Flächen- und Fremdenergiebedarf ====<br />
''siehe auch: [[Biodiesel/Liste der Ölpflanzenerträge|Liste der Ölpflanzenerträge]]''<br />
<br />
Bezogen auf den Weltbedarf an dieselähnlichen Kraftstoffen könnte [[Palmöl]]methylester sowohl von der Ölergiebigkeit der Pflanze als auch von der Größe des potentiellen Anbaugebiets der wichtigste Kraftstoff werden. Allerdings wird dies derzeit mit der großflächigen Abholzung von Urwäldern in Indonesien zwecks Anlage von [[Ölpalme]]n-[[Monokultur]]en erkauft.<br />
<br />
Eine Studie von Forschern der Universität Minnesota<ref>[http://www.pnas.org/content/103/30/11206.full ''Environmental, economic, and energetic costs and benefits of biodiesel and ethanol biofuels'', Jason Hill et. al. University of Minnesota].</ref> weist darauf hin, dass es unwahrscheinlich ist, durch Alternativ-Kraftstoffe den weltweit zunehmenden Spritbedarf in nennenswertem Umfang abdecken zu können. Allerdings beruht diese Studie auf der allgemeinen Annahme des Pro-Kopf-Verbrauchs der US-Bürger und der Verwendung amerikanischer Fahrzeuge.<br />
<br />
Der erforderliche Flächenbedarf, um zum Beispiel die 1&nbsp;kg Dieselkraftstoff entsprechende Energiemenge als Biodiesel zur Verfügung zu stellen, ergibt sich aus folgender Rechnung:<br />
<br />
Pro Quadratmeter beträgt der Ertrag an Biodiesel etwa 0,115&nbsp;l Dieseläquivalent.<ref>[http://www.greenpeace.de/themen/sonstige_themen/feinstaub/artikel/biodiesel_keine_saubere_alternative/ Biodiesel keine saubere Alternative] – [[Greenpeace]] Artikel.</ref> Bei einer Dichte von 0,9&nbsp;kg/l sind dies etwa 0,104&nbsp;kg. Um 1&nbsp;kg Dieseläquivalent bereitzustellen, wird also der Ertrag von 9,66&nbsp;m² Anbaufläche benötigt.<br />
<br />
Die Produktion der 1&nbsp;kg Dieseläquivalent entsprechenden Menge an Biodiesel erfordert allerdings selbst erhebliche Energiemengen (Methanol, eventuell Düngemittel, Transport, Verarbeitungsprozess). Um auszuschließen, dass die für die Produktion nötige Energiemenge wiederum durch fossile Energieträger beschafft wird, wird die Anbaufläche entsprechend so weit vergrößert, dass auch die für die Produktion selbst benötigte Energiemenge auf der Anbaufläche mit erzeugt wird.<br />
<br />
Für die Energiemengen <math>E_{\mathrm ges}</math> (Gesamtenergie), <math>E_{\mathrm prod}</math> (Energiebedarf der Biodieselproduktion selbst) und <math>E_{\mathrm netto}</math> (tatsächlich verfügbare Energiemenge an Biodiesel) gilt dann<br />
: <math>E_{\mathrm ges} = E_{\mathrm prod} + E_{\mathrm netto} = E_{\mathrm netto}\cdot \frac{k}{k-1}</math>,<br />
<br />
wobei das Verhältnis ''k'' vergleichbar ist zum [[Carnot-Wirkungsgrad]] einer [[Wärmepumpe]].<br />
<br />
Bei der Gewinnung, einschließlich der Weiterverarbeitung zu Biodiesel (Pflügen, Säen, Behandeln mit Pflanzenschutz, Düngen, Ernten, Verestern), muss eine Energiemenge von 25 MJ/kg aufgewendet werden. Demgegenüber hat Biodiesel einen Heizwert von 37 MJ/kg.<br />
<br />
Das Verhältnis k (vgl. Erdöl: ''k'' etwa 10 ) beträgt demnach<br />
<br />
: <math>k_{(PME)} = \frac {37\,\mathrm{MJ \over kg}}{25\,\mathrm{MJ \over kg}} = 1{,}48 </math> &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; im Gegensatz zu &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <math>k_{(Dieselkraftstoff)}= \frac{43\,\mathrm{MJ \over kg}}{5\,\mathrm{MJ \over kg}} = 8{,}21</math>.<br />
<br />
Allerdings wird bei dieser Darstellung nicht berücksichtigt, dass beim herkömmlichen Diesel zusätzlich chemisch gebundene Energie (Rohöl) zugeführt werden muss, die aus einem endlichen Reservoir entnommen wird. Beim Biodiesel wird im Gegenzug die Strahlungsenergie der Sonne vernachlässigt, die aber sowieso vorhanden und praktisch unerschöpflich ist.<br />
<br />
Unter der Annahme k&nbsp;=&nbsp;1,48 verdreifacht sich die benötigte Anbaufläche in etwa; es werden dann etwa 29,8&nbsp;m² Anbaufläche für 1&nbsp;kg bereitgestelltes Dieseläquivalent benötigt.<br />
<br />
Ein Grund dafür, dass die Energieausbeute verhältnismäßig gering ist, liegt darin, dass nur die Ölfrüchte verwendet werden und der verbleibende Biomassenrest (Rapsstroh und Rapsschrot) nicht energetisch genutzt wird. Bei einer alternativen Form der Kraftstoffgewinnung aus Biomasse zu [[Sundiesel]] wird die gesamte Pflanze verwendet, wodurch sich der Energieertrag pro Fläche ''(siehe hierzu: [[Bruttokraftstoffertrag]])'' in etwa verdoppelt (siehe Abschnitt Alternativen).<br />
<br />
Pro Jahr werden in Deutschland etwa 50&nbsp;Mio.&nbsp;t ''[[Heizöl]]'' der Sorte ''EL'' (Abkürzung für '''e'''xtra '''l'''eicht(flüssig)) und des chemisch verwandten ''[[Dieselkraftstoff]]s'' verbraucht (2005 waren es 53&nbsp;Mio.&nbsp;t<ref>[http://www.mwv.de/Download/mzxls.zip Mineralölwirtschaftsverband e.V.]</ref>). ''Diesel'' oder ''Heizöl EL'' hat einen Heizwert von 43&nbsp;GJ/t, der um etwa 16 % höher als der von Biodiesel ist. Um den gesamten Jahresverbrauch Deutschlands durch Biodiesel zu ersetzen, wäre also eine Jahresproduktion von etwa 58&nbsp;Mio.&nbsp;t Biodiesel bereitzustellen. Hierzu würde 29,8&nbsp;m²/kg•50.000.000.000&nbsp;kg&nbsp;= 1.490.000&nbsp;km² benötigt. In der Zahl von 29.8&nbsp;m²/kg Dieseläquivalent ist die um 16 % geringere Energiedichte bereits berücksichtigt, daher wird in der Flächenberechnung der Jahresverbrauch an Heizöl eingesetzt.<br />
<br />
Die Mengen an Ölpflanzen aus heimischer Landwirtschaft sind für die Eigenversorgung zu gering, weshalb Importe notwendig würden um größere Mengen Treibstoff zu ersetzen. So wird beispielsweise für eine Fahrt von Stuttgart nach Hamburg (668 km mit einem Verbrauch von 47,4 Liter Biodiesel) der Rapsertrag aus 445,5 m² Anbaufläche benötigt.<br />
<br />
2006 wurden etwa 50 % der Fläche der Bundesrepublik Deutschland für die landwirtschaftliche Produktion genutzt<ref>[http://www.destatis.de/basis/d/umw/ugrtab7.php Statistik des Bundes].</ref>, also wäre das Zehnfachen der landwirtschaftlichen Nutzfläche von Deutschland erforderlich um aus Raps ausreichend Biodiesel zu gewinnen. Da Raps nicht in den zwei bis drei Folgejahren angebaut werden kann (selbstunverträglich), müsste die vierzigfache landwirtschaftliche Nutzfläche der Bundesrepublik in den Anbau einbezogen werden.<br />
<br />
Auch wenn ein Teil des deutschen Heizölverbrauches zukünftig durch [[Solarkollektoren]] auf den Dächern einsparbar ist, sieht das [[Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz|EEWärmeG]] andererseits ausdrücklich die Verwendung von Pflanzenölen für Heizzwecke vor.<br />
<br />
Schon 2006 überschritt der Bedarf an Pflanzenölen (als Biodiesel und Pflanzenölkraftstoff) mit 3,4 Mio t die mögliche inländische Anbaukapazität von Raps von 1,5 Mio t, sodass der Rest importiert werden musste.<ref>[http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/110/1611004.pdf Antwort der Bundesregierung am 17. November 2008 zur Frage 23 von Helmut Lamp MdB]</ref><br />
<br />
Andere Pflanzen, die zur Ölproduktion geeignet sind, mit geschätzten Ölmengen (in Litern pro Hektar):<br />
<br />
* Raps: 157<ref name="gristmill">[http://gristmill.grist.org/story/2006/2/7/12145/81957 Biofuels: some numbers].</ref><br />
* Sonnenblumen: 126<ref name="gristmill" /><br />
<br />
==== Abholzung und Zerstörung von Naturlandschaften ====<br />
In vielen Teilen der Welt werden derzeit im großflächigen Stil Naturlandschaften für den Anbau von Ölsaaten kultiviert (etwa Ölplantagen in Indonesien; Rapsfelder in Russland, China, oder Kanada). Dies kann zu weitreichenden, negativen ökologischen Folgen, insbesondere bei Monokulturen, führen, die es in der Gesamtbewertung der Umweltverträglichkeit von Biodiesel zu berücksichtigen gilt.<br />
<br />
Darüber hinaus kann der Anbau von Ölsaaten auf bestehenden Ackerflächen oder die Verwendung von essbaren Pflanzenölen zur Herstellung von Biodiesel zu einer Verknappung oder Verteuerung von Lebensmitteln führen. Dies könnte vor allem für Menschen in Entwicklungsländern fatale Auswirkungen haben. Andererseits kann die Produktion bestimmter Ölpflanzen im [[Mischfruchtanbau]] oder im Rahmen der [[Fruchtfolge]] die Auslaugung der Böden verhindern und den Ertrag an Lebensmitteln auf Dauer steigern und der Einsatz von Herbiziden kann so verringert werden. Entsprechende Versuche wurden bereits in der Praxis durchgeführt und sind positiv verlaufen.<ref>[http://www.mischfruchtanbau.de/ IG Mischfruchtanbau].</ref><br />
<br />
In Papua werden eine Million Hektar [[Urwald]] teilweise illegal gerodet, um Platz für Palmöl-Plantagen zu schaffen. Dabei wird vielfach [[Brandrodung]] eingesetzt.<ref>''Die Biosprit-Falle – Indonesiens Wald in Gefahr'', Auslandsreporter, SWF3, 28. November 2007 22:30 Uhr.</ref><br />
<br />
Dennoch gilt es an erster Stelle, den [[Illegaler Holzeinschlag|illegalen Holzeinschlag]] von Regenwald zu unterbinden und an deren Stelle die Kultivierung von bereits gerodetem und derzeit brachliegenden Land zu fördern. In Indonesien alleine liegen mehrere Millionen Hektar bereits gerodeter Landflächen brach. Durch Kultivierung und nachhaltige Bewirtschaftung dieser bereits zerstörten „Steppen-Landschaften“ könnte Biodiesel für viele arme Menschen eine Einkommensquelle schaffen.<br />
<br />
Umweltverbände wie [[Rettet den Regenwald]] e.&nbsp;V. weisen sowohl auf den Zusammenhang von EU-Importen und Regenwaldzerstörung als auch auf die hohen Emissionswerte bestimmter Anbaumethoden oder -produkte wie Palmöl hin. Sie beziehen sich auf Untersuchungen von [[Wetlands International]], [[Delft Hydraulics]] und [[Alterra]], die nachweisen, „dass die Palmöl-Nutzung von südostasiatischen Torfböden zehnmal mehr Kohlendioxid-Emissionen bedeutet als der Einsatz einer vergleichbaren Menge von Mineralöl.“ In der Kritik steht hierbei die [[#Europäische Union|EU Biotreibstoff-Direktive]]. Letztendlich würde ein Vielfaches mehr CO<sub>2</sub> freigesetzt werden, als später durch die Pflanzen wieder gebunden werden kann.<ref>{{Tagesschau|ID=meldung50662|Beschreibung=Klimakiller Palmöl – Das schmutzige Geschäft mit Blockheizkraftwerken|AlteURL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6505300_REF1,00.html}} – [[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]]-Bericht vom 12. März 2007.</ref> Darüber hinaus werden für die Plantagen große Urwaldflächen gerodet, so dass die klimawirksame Funktion der Flächen als [[Kohlenstoffsenke|CO<sub>2</sub>-Senke]] deutlich verringert wird.<br />
<br />
Bedingt durch die klimatischen Vorteile wird Biodiesel aus diesen Gebieten wesentlich günstiger angeboten, so dass die Beimischungspflicht fast ausschließlich durch palmöl-basierte Sorten erfüllt wird. In der Folge gaben viele deutsche Biodieselproduzenten auf, deren Produktion unter Berücksichtigung der [[Fruchtfolge]] umweltfreundlicher aber teurer ist.<br />
<br />
In der Europäischen Union jedoch wird Palmöl kaum für die Herstellung von Biodiesel verwendet. Der größte Teil wird in der Nahrungsmittelindustrie genutzt. Die auf abgeholzten Flächen entstehenden Palmölplantagen bedienen daher vorrangig die weltweit wachsende Nachfrage des Nahrungsmittelsektors.<br />
<br />
==== Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion ====<br />
Die Nutzung von Ackerfläche zur Erzeugung nachwachsender Rohstoffe verringert die Anbaufläche für [[Nahrungsmittel]]. Die Verwendung von [[Pflanzenschutzmittel]]n beim Rapsanbau wird als problematisch für die [[Umwelt]] gesehen. Forschungen zur Genveränderung von Raps, um Resistenzen gegen den [[Rapsglanzkäfer]] und [[Kohlhernie]] zu erreichen, sind ebenfalls umstritten. Des Weiteren stellen großflächige [[Monokultur]]en eine Bedrohung für Tierarten, insbesondere bodenbrütende Vögel dar. Durch die intensive Nutzung von Stickstoffdüngern kommt es zu einer Überdüngung der Gewässer und einer Versauerung des Bodens. Zudem wird [[Distickstoffoxid]] (Lachgas) freigesetzt – ein 310-fach stärkeres Treibhausgas als CO<sub>2</sub>. Distickstoffoxid gilt noch vor den [[Fluorchlorkohlenwasserstoffe]]n (FCKW), als die bedeutendste Quelle ozonschädlicher Emissionen des [[21. Jahrhundert]]s.<ref name="Ravishankara">{{cite journal | author = Ravishankara, A. R. et al. | title = Nitrous Oxide (N2O): The Dominant Ozone-Depleting Substance Emitted in the 21st Century. | year = 2009 | journal = [[Science]]| volume = Epub ahead of print | issue = | pages = | pmid = 19713491 }}</ref><br />
<br />
Die Verteuerung von Nahrungsmitteln ist ein zentrales Problem der Biodieselgewinnung, zum Teil als Agflation bezeichnet.<ref>[http://www.financialexpress.com/news/macroeconomics-of-agflation/261722/ Macrooeconomics of Agflation].</ref> In vielen Entwicklungsländern wie Mexiko, Kolumbien, Afghanistan und Indien verteuern sich einfache Lebensmittel wie Mais oder Soja, da Anbauflächen und andere Ressourcen für die Gewinnung von Biodiesel benutzt werden. Eine Verschärfung des Hungers und der Unterernährung ist die Folge.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,461621,00.html ''Volle Tanks, leere Teller'', Bericht bei SPIEGEL.de]</ref><ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,459483,00.html ''Nachfrageboom: Biodiesel macht Margarine teurer'', Bericht auf SPIEGEL.de].</ref><ref>[http://www.kolko.de/artikel.php?art_id=1377 ''Biotreibstoffe – eine rundum schädliche Mogelpackung?'']</ref><br />
<br />
Allerdings ist dieser Effekt keine Besonderheit der Biodieselproduktion: Sämtliche Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen, die nicht nur Abfälle verwertet (etwa Bioethanol aus Zuckerpflanzen, Biogasanlagen auf Mais-Basis, Holzhackschnitzel aus Pappel- oder Weidenplantagen usw.), konkurrieren weltweit mit Nahrungsmittelproduktion. Denn oftmals bieten die Produktion und Vermarktung von Energiepflanzen für die Erzeuger bessere Einkommensmöglichkeiten. Jedoch wird das Ausmaß dieses Effektes durch die staatliche Subventionierung beim Biodiesel weltweit spürbar. Regierungen propagieren den Einsatz von Biodiesel als umweltschonend und nachhaltig, dabei geht es auch um die Unabhängigkeit von Erdöl produzierenden Ländern und um langfristige Marktstrategien großer Mineralöl- und Energiekonzerne, die den Energiemarkt dominieren.<br />
<br />
Kritiker wie der internationale Kleinbauernverband [[Via Campesina]] meiden den Begriff „Bio“-Diesel und werten ihn als [[Euphemismus]]. Sie bevorzugt daher Agrodiesel.<ref>[http://www.viacampesina.org/main_en/index.php?option=com_content&task=view&id=345&Itemid=1 LA via Campesina: It's cars versus humans].</ref><br />
<br />
=== Emissionen ===<br />
Beim Einsatz von Diesel in Motoren sind insbesondere die Partikel- und NO<sub>x</sub>-Emissionen bedeutend. Diese Emissionen werden durch „Bio-Diesel“ nicht wesentlich gemindert. Zwar werden durch RME im Vergleich zu Mineralöldiesel die Emissionen an Partikeln verringert, doch der Gehalt an schädlichen Bestandteilen bleibt vergleichbar mit Mineralöl-Diesel.<br />
Auch die Emission von [[Stickstoffoxid]]en (NO<sub>x</sub>) ist bei RME eher höher.<ref name="Die Welt">[http://www.welt.de/data/2001/01/18/467862.html Bio-Diesel setzt deutlich mehr Krebs erregende Stoffe frei] – [[Die Welt]]</ref><br />
<br />
Eine Studie schwedischer Wissenschaftler (2002) bescheinigt reinen Rapsölkraftstoffen (auch RME) gefährliche Umwelteigenschaften. Demnach werden bei der Verbrennung von Rapsöl bis zu zehn Mal mehr Krebs erregende Schadstoffe freigesetzt als bei herkömmlichem Diesel. Dabei handelt es sich um verschiedene Kohlenwasserstoffverbindungen: Ringförmige Benzolmoleküle, Äthylkohlenwasserstoff sowie Diolefine.<ref name="Die Welt" /><br />
<br />
Ein Forschungsvorhaben (2003) der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft kam zu dem Ergebnis, dass die schwedischen Untersuchungen für die dieselmotorische Verbrennung von RME völlig irrelevant seien.<ref name="FAL 2003">Landbauforschung Völkenrode, SH 252: „Systematische Untersuchungen der Emissionen aus der motorischen Verbrennung von RME, MK1 und DK“.</ref><br />
<br />
Im Mai 2010 publizierte das Journal „[[Angewandte Chemie (Zeitschrift)|Angewandte Chemie]]“ erste Ergebnisse<ref>K.&nbsp;Kohse-Höinghaus u.&nbsp;a.: ''Biofuel Combustion Chemistry: From Ethanol to Biodiesel.'' In: ''Angewandte Chemie International Edition.'' Bd.&nbsp;49, Nr.&nbsp;21, 2010, S.&nbsp;3572–3597; {{DOI|10.1002/anie.200905335}}.</ref> eines Forschungsteams aus Deutschland, den USA und China über die Bildung von schädlichen oder giftigen Verbrennungsprodukten von typischen Biokraftstoffen. Die Studie hebt hervor, dass dieses Thema bisher nicht ausreichend untersucht sei. Nach Aussage der Autorin Katharina Kohse-Höinghaus produzieren Biokraftstoffe deutlich mehr bedenkliche [[Carbonylgruppe|Carbonylverbindungen]] wie zum Beispiel [[Formaldehyd]] und [[Acetaldehyd]]; ihre Bewertung des aktuellen Wissenstandes lautet: „Wir öffnen damit die Büchse der Pandora. Wir verwenden Stoffe, ohne vorher unsere Hausaufgaben gemacht zu haben.“<ref>''[http://www.nw-news.de/lokale_news/bielefeld/bielefeld/?em_cnt=3543182&em_loc=154 Warnung vor Biokraftstoffen. Bielefelder Wissenschaftlerin: Es entstehen giftiges Formaldehyd und Acetaldehyd.]'' Zeitungsartikel: [[Neue Westfälische]], 12.&nbsp;Mai 2010.</ref><br />
<br />
=== Alternativen zu Biodiesel ===<br />
Biodiesel hat den Nachteil, dass nur ein geringer Teil der Pflanze verwendbar ist. Eine wesentlich bessere Energiebilanz als bei Flüssigkraftstoffen wird bei der Verwertung von Biomasse für die Strom- und Wärmeerzeugung erzielt, weshalb diesen Nutzungsformen nach Ansicht eines Teils der Fachleute der Vorzug gegeben werden sollte.<br />
<br />
Eine weitere Alternative zu Biodiesel ist der [[Kraftstoff Pflanzenöl]] („Pöl“), bei dem der hohe Aufwand für die Veresterung, der zudem noch den Energiegehalt reduziert und damit einen höheren Verbrauch verursacht, entfällt. Je nach Motortyp kann für die vom Dieselkraftstoff abweichenden physikalischen Eigenschaften ein Umbau des Dieselmotors erforderlich werden.<br />
<br />
Die Erzeugung von dieselähnlichen [[Kraftstoff]]en [[BtL-Kraftstoff]] (Biomass to Liquids) aus anderen [[Biomasse|organischen Stoffen]] wie [[Holz]] oder organischen [[Abfall]]produkten (in Deutschland unter dem Namen ''[[SunDiesel]]'') ist noch in der [[Entwicklung]]sphase. Erste Versuche laufen seit April 2003 mit diesem synthetischen Biokraftstoff in Sachsen ([[Choren Industries|Choren Industries GmbH]]) mit Unterstützung des Deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft in Kooperation mit der [[Daimler AG]] und der [[Volkswagen AG]]. Bisher wird mit einer Anlage von 200.000 Jahrestonnen im Jahr 2010 gerechnet.<br />
<br />
Bis zur Marktreife wird eine Übergangslösung mit [[Synfuel]] arbeiten, das aus fossilen Ressourcen hergestellt wird (GTL, CTL), daher erscheint Biodiesel derzeit als die einzige Möglichkeit, in größerem Umfang Fahrzeuge mit Dieselmotor CO<sub>2</sub>-neutraler zu betreiben. BtL-Kraftstoffe sind laut Biokraftstoffbericht 2007 des Bundesministerium für Finanzen noch lange nicht marktreif, zudem stehen entsprechende Aussagen zu Energie- und Ökobilanzen noch aus. In Deutschland existiert nur eine Pilotanlage, welche in naher Zukunft 15.000 Tonnen BtL produzieren soll. Aufgrund des noch zu hohen Energieaufwands in der Herstellung, bescheinigt die Deutsche Energie Agentur erst mittelfristig eine Konkurrenzfähigkeit der BtL-Kraftstoffe gegenüber den Kraftstoffen der ersten Generation.<br />
<br />
Eine weitere Alternative zu den traditionellen Biotreibstoffen bietet die [[Fairtrade]]-Organisation Gebana: Biodiesel aus biologischem Anbau und Fair Trade. Das verwendete Öl ist ein Nebenprodukt der Weiterverarbeitung von Sojabohnen zweiter Qualität. Der Treibstoff soll die treibhausrelevanten Emissionen gegenüber fossilem Diesel um 70 % reduzieren und eine positive Gesamtökobilanz haben.<ref>[http://www.migros.ch/DE/Ueber_die_Migros/Nachhaltigkeit/Publikationen/Documents/NHB_Migros_2007_e.pdf Migros Sustainability Report 2007]</ref><ref>[http://www.gebana.com/htm/treibstoff_produkt.htm Informationen der Gebana]</ref><br />
<br />
Weiterhin besteht besonders in den Ländern des Südens die Möglichkeit, das Öl der [[Jatropha]]-Pflanze zu verwenden. Es wird bereits in verschiedenen afrikanischen Ländern (unter anderem Tansania) zur Ergänzung von Solaranlagen eingesetzt.<ref>[http://www.sonnenseite.com/index.php?pageID=6&article:oid=a9218&template=article_detail.html Sonnenenenergie für Afrika – auf sonnenseite.com]</ref><ref>[http://www.sonne-ueber-mbinga.de/mbinga/solar/ sonne-ueber-mbinga.de]</ref> Der Vorteil gegenüber Rapsöl besteht darin, dass die Pflanze mit kargen Böden auskommt. Derartige Projekte werden in Kamerun von der FairTradeFuel.org begleitet.<ref>[http://www.fairtradefuel.org/ FairTradeFuel.org]</ref><br />
<br />
== Produkt ==<br />
=== Eigenschaften ===<br />
Biodiesel ist je nach verwendetem Rohmaterial eine gelbe bis dunkelbraune, mit Wasser kaum mischbare Flüssigkeit mit hohem Siedepunkt und niedrigem [[Dampfdruck]]. Der [[Flammpunkt]] liegt in der Regel über 130&nbsp;°C und ist damit signifikant höher als bei regulärem Diesel. Die Dichte liegt bei 0,88&nbsp;g/cm<sup>3</sup>. Die [[Viskosität]] ist vergleichbar mit der von Diesel.<br />
<br />
Der ''[[Cloud Point]]'' von reinem Biodiesel variiert signifikant mit dem verwendetem Rohmaterial. Auf Rapsöl basierender Biodiesel [[Gelee|geliert]] bei circa −10&nbsp;°C, bei der Verwendung von tierischen Fetten als Rohstoff liegt der ''Cloud Point'' bei circa +16&nbsp;°C. Nach der Norm [[EN 14214]] produzierter und mit Additiven versetzter Biodiesel flockt bei etwa −20&nbsp;°C aus, während Diesel je nach Menge der zugebenden Additive bei bis zu −40&nbsp;°C nutzbar ist.<br />
<br />
Im Vergleich zu regulärem Diesel besitzt Biodiesel eine höhere [[Wasserlöslichkeit]], die gegebenenfalls Korrosion begünstigen kann, ist schwefelärmer und enthält weder [[Benzol]] noch andere [[Aromaten]].<br />
<br />
Die [[Schmierung|Schmiereigenschaften]] von Rapsmethylester sind besser als von mineralischem Diesel, wodurch sich der Verschleiß der Einspritzmechaniken vermindert.<ref>[http://books.google.de/books?id=PmMYUqiEVcYC&pg=PA322&dq=einspritzpumpe+biodiesel#PPA323,M1 ''Schmierfähigkeitverbesserung durch Biodiesel'' in ''Kraftfahrtechnisches Taschenbuch'' von Horst Bauer, Robert Bosch GmbH, S.&nbsp;323, (als ''Google-Buch'')].</ref> Überalterter oder qualitativ minderwertiger Biodiesel jedoch kann zu Korrosion und erhöhtem Verschleiß an elementaren Teilen der [[Einspritzpumpe]] führen.<br />
<br />
Im Gegensatz zum Dieselkraftstoff ist Biodiesel u.a. wegen des höheren Flammpunktes kein Gefahrgut und trägt keine UN-Nummer.<ref>[http://www.dgg.bam.de/php/schnellauskunft/schnellauskunft.php?lname%5B%5D=6814&alle=1&name_alt=biodiesel&nummer=&klasse=&klcode=&vpg=&B2=1&language=ger&typen=alle Rapsölfettsäuremethylester In der Gefahrgutdatenbank der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung]</ref><br />
<br />
=== Qualitätsstandards ===<br />
Das [[Europäisches Komitee für Normung|Europäische Komitee für Normung]] hat im Jahr 2003 für Biodiesel (Fettsäuremethylester – FAME) den Standard EN 14214 festgelegt. Damit werden Grenzwerte unter anderem für Wassergehalt, Gesamtverschmutzung, Dichte, Viskosität, chemische Zusammensetzung und Flammpunkt des Biodiesels definiert.<br />
<br />
Biodiesel, das aus reinem Soja- oder Palmöl hergestellt wurde, kann die Norm EN 14214 bislang nicht erfüllen, im Gegensatz zu der in den Vereinigten Staaten von Amerika für Biodiesel gültigen Norm nach [[ASTM]] D 6751<ref>[http://www.biodiesel.org/pdf_files/fuelfactsheets/BDSpec.pdf Spezifikation von Biodiesel nach ASTM D 6751].</ref>.<br />
<br />
Biodiesel aus Mischungen verschiedener biogener Öle kann jedoch als Beimischung zu fossilem Diesel je nach Jahreszeit bis zu 10 % zugemischt werden.<ref>Projekt „Local & Innovative Biodiesel“ – Forschungsprojekt im Rahmen eines Programmes der Europäischen Kommission, veröffentlicht unter [http://www.biodiesel.at/ www.biodiesel.at].</ref><ref>[http://www.inorganics.basf.com/p02/CAPortal/de_DE/portal/Biodiesel_layout_b/content/Produktgruppen/Biodiesel/Informationen/Norm_EN Biodiesel Norm EN 14214].</ref><br />
<br />
=== Nomenklatur ===<br />
[[Datei:Bequer-B100-SOJA-SOYBEAM.jpg|miniatur|Biodiesel auf Basis von Sojaöl]]<br />
Die übergreifende Abkürzung aller [[Methylester]] auf Basis von [[Pflanzenöl|Pflanzen-]] und Tierölen ist<br />
* '''FAME''' [[Fettsäuremethylester]] nach EN 14214<br />
<br />
Je nach Art des verwendeten Pflanzenöls wird beispielsweise unterschieden:<br />
* '''PME''' Palmölmethylester (oft - gerade in Fahrzeughandbüchern der 1990er Jahre - wird die Abkürzung PME auch für "Pflanzenöl-Methyl-Ester" verwendet)<br />
* '''RME''' Rapsölmethylester / [[Rapsmethylester]] / Rapsdiesel<br />
* [[Sonnenblume]]nmethylester<br />
* [[Sojabohne|Sojaölmethylester]]<br />
<br />
Daneben sind Methylester auf Basis von Altfetten und Tierfetten erhältlich:<br />
* '''AME''' Altfettmethylester<br />
* '''FME''' Tierfettmethylester<br />
<br />
Neben dem reinem Biodiesel (B100) ist Biodiesel in zahlreichen Ländern als Beimischung zu herkömmlichem Dieselkraftstoff vorgeschrieben, in der Regel als 5%ige Mischung (B5).<br />
<br />
=== Biologische Abbaubarkeit ===<br />
Biodiesel ist biologisch leicht abbaubar und fördert die Abbaubarkeit von regulärem Diesel.<ref>[http://www.uiweb.uidaho.edu/bioenergy/BiodieselEd/publication/04.pdf Biodegradability, BOD5, COD and Toxicity of Biodiesel Fuels, von C. L. Peterson und Gregory Möller, University of Idaho].</ref> Daher wurde Biodiesel auch für die Reinigung ölverschmutzter Strände in Betracht gezogen.<ref>[http://www.sciencedirect.com/science?_ob=ArticleURL&_udi=B6VH4-40D61CC-9&_user=10&_rdoc=1&_fmt=&_orig=search&_sort=d&view=c&_acct=C000050221&_version=1&_urlVersion=0&_userid=10&md5=bd32e7f45e60b59c36f5450b4a05f2d3 Entfernung von Rohöl von Stränden mit Hilfe von Biodiesel].</ref><br />
<br />
Die schnelle biologische Abbaubarkeit des Biodiesels kann sich im praktischen Einsatz in Kraftfahrzeugen als Nachteil auswirken, da sie einhergeht mit einer schlechten Alterungsbeständigkeit. Nach unsachgemäßer und zu langer Lagerung können [[Bakterien]]befall, [[Oxidation]] und Wasseranreicherung die Eigenschaften des Biodiesels verschlechtern.<ref>[http://www.bis.uni-oldenburg.de/mirror/presse/uni-info/ui-9604/wifo.htm Bericht des ''Instituts für Allgemeine Mikrobiologie'' der Universität Oldenburg über Wachstum von natürlich vorkommenden Mikroorganismen in Biodiesel bei der Lagerung].</ref><br />
<br />
== Herstellung ==<br />
<br />
[[Datei:Methyl Linoleate.png|miniatur|hochkant|Kalottenmodell von Linolsäuremethylester, einem typischen Bestandteil des Biodiesels]]<br />
Pflanzliche und tierische Öle sind [[Ester]] des [[Glycerin]]s mit [[Fettsäure]]n. Die Umesterung mit Methanol, also der Ersatz des Glycerins im Ölmolekül durch Methanol, ist der gebräuchlichste Prozess zur Herstellung von Biodiesel. Der technische Prozess wird industriell meist durch Basen [[Katalyse|katalysiert]], möglich ist jedoch auch eine Katalyse durch Säuren. Eine Vereinfachung der Folge der Prozessschritte wird durch bestimmte physikalische Bedingungen beim [[Kritischer Punkt (Thermodynamik)|überkritisch]] eingestellten Prozess erreicht, der keine Katalyse erfordert.<br />
<br />
Die allgemeine Reaktionsgleichung zur Herstellung von Biodiesel lautet:<br />
<br />
[[Datei:Transesterification FAME.svg|400px|]]<br />
<br />
Nach der Umesterung folgen als weitere Produktionsschritte die Biodiesel-Aufarbeitung durch Abtrennung von Glycerin und überschüssigem Methanol sowie die Aufarbeitung der Nebenprodukte (Reinigung des Glycerins) und die Wiedergewinnung von Einsatzstoffen durch Destillation des überschüssigen Methanols und Rückführung von Restmengen nicht verarbeiteter Fettsäuren (Ölanteile). Restmengen der verbleibenden Fettsäuren und Schmutzanteile können verbrannt werden und liefern den Energieeintrag für den Produktionsprozess, erfordern aber je nach Zusammensetzung eine hinreichende Abgasreinigung.<br />
<br />
=== Einsatzstoffe ===<br />
<br />
Generell eignen sich alle pflanzlichen und tierischen Fette zur Herstellung von Biodiesel. In Europa wird dazu vor allem [[Rapsöl|Raps-]] und in kleineren Mengen [[Sonnenblumenöl]] verwendet. In Nordamerika stellt [[Sojaöl]] den Hauptrohstoff dar, ein geringer Teil des Biodiesels wird auch dort aus Rapsöl produziert. [[Palmöl]] ist der Hauptrohstoff für Biodiesel in Südostasien, ergänzend wird hier [[Kokosöl]] verwendet. Hinzu kommen in geringen Mengen vor allem in Großbritannien aufbereitete Pflanzenölreste ([[Recycling]]) und in Mitteleuropa Tierfette.<ref>Markus Quirin, Sven Gärtner, Martin Pehnt, Guido Reinhardt (ifeu-Institut): ''CO<sub>2</sub>-Mitigation through Biofuel in the Transport Sector. Status and Perspectives.'' Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH, Heidelberg August 2003. S.&nbsp;23 ([http://www.ifeu.de/landwirtschaft/pdf/co2mitigation.pdf Volltext]).</ref><br />
<br />
Die Einsatzstoffe oder deren Mischungen sind so zu wählen, dass die Spezifikationen nach der europäischen DIN EN 14214 bzw. amerikanischen ASTM D 6751 Norm eingehalten werden.<br />
<br />
== Produktionsverfahren ==<br />
[[Datei:Biodieselraffinerie-01.JPG|miniatur|Biodieselraffinerie bei [[Zistersdorf]]]]<br />
<br />
=== Pflanzenanbau ===<br />
<br />
Ausgangsmaterial für die Herstellung von Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen sind verschiedende [[Ölsaat]]en. Je nach Klima, Niederschlagsmenge und Sonneneinstrahlung werden verschiedene Pflanzen bevorzugt. Seitdem die Regierungen in den Industriestaaten die Verwendung von Ölen aus nachwachsenden Rohstoffen fördern oder gar vorschreiben, sind weltweit riesige Monokulturen angelegt worden, um die entsprechenden geforderten oder auch nur wirtschaftlich interessanten Erntemengen zu erreichen. Gleichzeitig werden Erntemengen, die bisher für die Nahrungsmittelversorgung genutzt wurden, für den neuen Markt der ''Bio''treibstoffe verbraucht. Das hat zu einer erheblichen Steigerung der Rohstoffpreise geführt. Eine vergleichbare Entwicklung ist bei Zucker- oder Stärke-haltigen Erntemengen eingetreten, die für die Produktion von [[Bioalkohol]] genutzt werden können.<br />
<br />
=== Ölgewinnung ===<br />
<br />
Als Rohstoff für die Gewinnung von Pflanzenöl für Biodiesel stellt sich unter mitteleuropäischen Verhältnissen [[Raps]] ''(Brassica napus oleifera)'' als die geeignete Pflanze mit einem Ölgehalt in den Samen von 40 bis 45 % dar. In [[Ölmühle]]n wird aus der Rapssaat Öl ([[Rapsöl]]) gewonnen. Als Nebenprodukte gehen [[Rapsextraktionsschrot]] oder [[Rapskuchen]] in die Futtermittelindustrie.<br />
<br />
Die im Raps vorliegenden Öl- und Fettmoleküle (zu fast 95 % C18-Ketten) weisen eine enge Kohlenstoffkettenverteilung sowie einen konstanten Sättigungsgrad auf.<br />
<br />
=== Umesterung ===<br />
<br />
Die physikalischen Eigenschaften der Öle sind für die Verwendung in herkömmlichen Hochleistungsmotoren ungeeignet. Daher wird eine Umesterung mit nachfolgender Separation, Fraktionierung und Waschen als Produktionsstufe zwischen der Ölgewinnung und der Beimischung zu mineralischen Treibstoffen eingefügt. Dadurch können die hoch viskosen und die schwer brennbaren Bestandteile, wie [[Glyzerin]] abgetrennt und für andere Verwendung beispielsweise in der Chemieproduktion bereitgestellt werden.<br />
<br />
==== Herkömmliche Umesterung ====<br />
<br />
Die eingehenden Rohstoffe müssen einen geringen Gehalt an Wasser und freien Fettsäuren aufweisen. Diese Bestandteile fördern das unerwünschte Verseifen und die daraus entstehende Emulsionsbildung, welche den Umesterungsprozess beeinträchtigen können.<br />
<br />
Zur Umesterung wird in der [[Umesterungsanlage]] die notwendige Menge Katalysator ([[Kalilauge]] KOH) zum Methanol gegeben und aufgelöst. Das Methanol wird über das stöchiometrische Verhältnis von Öl (Glycerinester) zu Alkohol hinaus zugegeben, um die Reaktion auf die Seite des Methylesters zu verschieben.<br />
<br />
Die Lösung wird für mehrere Stunden bei Temperaturen zwischen 50 und 70&nbsp;°C gerührt, um die Reaktion zu vervollständigen.<br />
<br />
Nach der Beendigung der Reaktion liegt das Gemisch in zwei Phasen vor. Die leichtere Phase enthält Biodiesel mit Beimengungen von Methanol, die untere Phase hauptsächlich Glycerin und Nebenprodukte. Nach Trennung der Phasen wird der Biodiesel zur Aufarbeitung gewaschen um Spuren von Lauge sowie das Methanol zu entfernen und entweder destilliert oder anderweitig getrocknet.<ref>[http://www.biotechsa.net/batchplant.htm Beispiel von Biodiesel Batch-Equipment]</ref>.<br />
<br />
Die Glycerinphase enthält überschüssiges Methanol sowie die meisten Nebenprodukte des Prozesses. Die neutralisierte Fettsäure bildet eine Seife und muss sauer gestellt werden. Das überschüssige Methanol wird destillativ entfernt. Das anfallende Roh-Glycerin - pro Tonne Biodiesel entstehen zugleich ca. 100 kg Glycerin<ref name="Müller">A. Müller: Kleines Molekül vor großen Aufgaben. ''Chemische Rundschau.'' (2009) 6:15-17</ref> - wird je nach Verwendungszweck weiter aufgearbeitet.<br />
<br />
Moderne Biodieselanlagen haben eine Kapazität von rund 200.000 Tonnen pro Jahr.<ref>[http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2005-02/4479398-neuansiedlung-im-regensburger-hafen-firma-campa-biodiesel-aus-ochsenfurt-plant-biodieselanlage-oelmuehle-und-biomassekraftwerk-fuer-rund-50-millione-007.htm Bericht über die Biodieselanlage der Ölmühle AG]</ref>.<br />
<br />
==== Umesterung im überkritischen Prozess ====<br />
<br />
Eine katalysatorfreie Alternative ohne Einsatz von Kalilauge bietet die Umesterung mit überkritischem Methanol in einem kontinuierlichen Prozess. In diesem Prozess bilden Öl und Methanol eine homogene Phase und reagieren spontan und schnell.<ref>{{cite journal<br />
| last = Bunkyakiat<br />
| first =Kunchana<br />
| coauthors = Et Al<br />
| title = Continuous Production of Biodiesel via Transesterification from Vegetable Oils in Supercritical Methanol<br />
| journal = Energy and Fuels<br />
| volume = 20<br />
| pages = 812–817<br />
| publisher = American Chemical Society<br />
| date = 2006<br />
| doi = 10.1021/ef050329b<br />
| accessdate =2007-12-20}}</ref><br />
Der Prozess ist unempfindlich gegenüber Wasserspuren im Rohmaterial und auch freie Fettsäuren werden Biodiesel verestert. Weiterhin entfällt der Schritt des Auswaschens des Katalysators<ref>[http://www.enpromer2005.eq.ufrj.br/nukleo/pdfs/0818_paper_818.pdf ''Production of biodiesel by a two-step supercritical reaction process with adsorption refining''; C.R. Vera, S.A. D'Ippolito, C.L. Pieck, J.M.Parera, ''2nd Mercosur Congress on Chemical Engineering, 4th Mercosur Congress on Process Systems Engineering'', Rio de Janeiro]</ref>.<br />
Der Prozess erfordert Anlagen für hohe Drücke und Temperaturen, der Gesamtenergieverbrauch ist aber vergleichbar mit dem herkömmlichen Prozess, da mehrere Prozessschritte entfallen<ref>{{cite web<br />
| last = Kusdiana<br />
| first = Dadan<br />
| coauthors = Saka, Shiro<br />
| title = Biodiesel fuel for diesel fuel substitute prepared by a catalyst free supercritical methanol<br />
| url =http://www.biodieselgear.com/documentation/Methanol_Super_Critical_Method.pdf<br />
| accessdate = 2007-12-20 |format=PDF}}</ref><br />
Ein großer Vorteil ist der geringere Wasserverbrauch.<br />
<br />
== Verwendung ==<br />
Kleine Anteile von Biodiesel als Beimischung in herkömmlichem Diesel können von herkömmlichen Motoren problemlos genutzt werden. Seit dem 1. Januar 2007 ist in Deutschland die [[Biokraftstoffquotengesetz|Beimischung]] von 5 % Biodiesel gesetzlich gefordert und wird von den Mineralölgesellschaften umgesetzt. Eine technische Freigabe der Fahrzeughersteller ist hierfür nicht erforderlich. Für höhere Beimischungen und reinen Biodieselbetrieb sollte der Motor allerdings biodieselfest sein, belegbar durch technische Freigaben der Fahrzeughersteller.<br />
<br />
=== Fahrzeugtechnik ===<br />
Für die Anwendung von reinem Biodiesel als Treibstoff muss eine technische Freigabe des Fahrzeugherstellers vorliegen. Die mit dem [[Kraftstoff]] in Berührung kommenden Kunststoffteile, wie etwa [[Schlauch|Schläuche]] und [[Dichtung (Technik)|Dichtungen]], müssen beständig gegenüber Biodiesel sein.<ref>[http://www.reuters.com/article/pressRelease/idUS150107+03-Sep-2008+PRN20080903 New HDPE Resins With Improved Resistance to Bio-Diesel Fuels].</ref> Auskunft erteilen Vertragswerkstätten, Werksvertretungen und Fahrzeughersteller.<ref>[http://www.biodiesel.de/index.php3?hid=00412 Freigabedatenbank und Kontaktinformationen der Fahrzeughersteller] – Biodiesel.de.</ref><br />
<br />
Biodiesel stellt eine Anpassung eines Kraftstoffs an vorhandene Motortechnik dar, wohingegen der technisch wesentlich veränderte [[Elsbett-Motor]] eine Anpassung an den einfacher herstellbaren [[Pflanzenöl-Kraftstoff]] darstellt.<br />
<br />
Biodiesel hat gute Lösungsmitteleigenschaften und kann daher im Dieselbetrieb entstandene Ablagerungen aus Tank und Leitungen lösen, die den Kraftstofffilter verstopfen können.<ref>[http://www.biopower-fardin.ch/biopower_wichtig.htm Empfehlungen zum Einsatz von Biodiesel].</ref><br />
<br />
Ein Problem stellt der Kraftstoffeintrag ins [[Motoröl]] dar. Wie bei Normaldieselbetrieb gelangt unverbrannter Kraftstoff an die Zylinderwand und damit in den Schmierkreislauf. Reiner Dieselkraftstoff beginnt bei circa 55&nbsp;°C zu verdampfen. Erreicht das Motoröl im Fahrbetrieb diese Temperatur, verdampft der Dieselkraftstoff aus dem Motoröl und wird über die Kurbelgehäuseentlüftung der Ansaugluft beigemengt und verbrannt. Da [[Rapsmethylester|RME]] jedoch erst ab etwa 130&nbsp;°C zu verdampfen beginnt und das Motoröl diese Temperatur nicht erreicht, reichert sich Biodiesel im Motoröl an. Durch hohe örtliche Temperaturen im Schmierkreislauf zersetzt sich RME allmählich (siehe auch [[Cracken]], [[Verkokung]], [[Polymerisation]]), was zu festen oder schleimartigen Rückständen führt. Dies und die Verschlechterungen der Schmiereigenschaften bei hoher Kraftstoffkonzentration im Motoröl kann zu erhöhtem Motorverschleiß führen, weswegen bei RME-Betrieb kürzere Ölwechselintervalle notwendig sind.<ref>[http://www.tll.de/ainfo/pdf/biod0608.pdf ''Rapsölkraftstoff und Biodiesel auf dem Prüfstand'', R. Richter, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena, Februar 2008].</ref><br />
<br />
Fahrzeuge mit bestimmten [[Dieselrußpartikelfilter|Rußpartikelfiltern]] können technische Probleme bekommen, wenn diese Systeme darauf ausgelegt sind, alle 500 bis 1000&nbsp;km die Einspritzmenge zwecks Verbrennung der Partikel im Filter zu erhöhen. Beim Einsatz von Biodiesel ist nach bisherigen Kenntnissen kein Nachbrennen des Filters notwendig.<ref>[http://www.adac.de/Auto_Motorrad/Tanken/Alternative_Kraftstoffe/Biodiesel/Raps_im_Tank.asp Bericht des ADAC über die Kompatibilitätsprobleme von Biodiesel und Rußpartikelfiltern].</ref><br />
[[Datei:Biodiesel 3.jpg|miniatur|Biodiesel für Mercedes 300D]]<br />
<br />
==== Einspritztechnik ====<br />
Erfahrungen im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich zeigen, dass es je nach Einspritztechnik nach mehrjähriger Biodieselverwendung zu Schädigungen der [[Kraftstoffpumpe]] kommen kann. Das betrifft besonders die direkteinspritzenden Pumpe-Düse-Motoren. Da Biodiesel zähflüssiger ist als fossiler Diesel, stellen die feinen Schmierkanäle ein größeres Hindernis dar, so dass die Pumpe trocken laufen und dadurch zerstört werden kann. Dem widersprechen allerdings Prüfstandsversuche bei [[Porsche]], die an einem Mercedes-Benz-Motor im Biodiesel-Betrieb auch nach 500 Stunden Laufzeit hohe Sauberkeit und eine Verschleißminderung um 60 Prozent im Vergleich zum Normalbetrieb mit üblichem Dieselkraftstoff aufzeigten. Zudem werden technische Lösungen von [[Deutz]] und [[Fendt (Marke)|Fendt]] auf Basis fremdgeschmierter Einspritzpumpen angeboten, die keine diesbezüglichen Probleme aufweisen.<br />
<br />
Motoren mit [[Common-Rail-Einspritzung|Common-Rail-Technologie]], die für Biodiesel zugelassen sind, befinden sich bereits auf dem Markt.<ref>[http://www.rheinzeitung.de/on/08/01/31/service/auto/t/rzo394375.html Vorstellung eines Land Rover mit Common-Rail-Technologie für Biodiesel].</ref> Die Optimierung von Einspritzzeit und -menge kann über einen Sensor optimiert werden, der dem Motormanagement Informationen vermittelt, welcher Kraftstoff oder welches Kraftstoffgemisch aktuell eingesetzt wird.<ref>[http://www.innovations-report.de/html/berichte/verkehr_logistik/bericht-20834.html ''Neuer Sensor für optimales Motormanagement – Zukunft von Biodiesel als Kraftstoff'', Bericht im ''Innovationsreport''].</ref> So wird es möglich, unabhängig vom verwendeten Kraftstoff und dessen Mischungsverhältnis die Abgasnormen einzuhalten.<br />
[[Datei:oekodrive.jpg|miniatur|Erfolgreicher Flotteneinsatz im Busbereich der [[Graz AG Verkehrsbetriebe]] (Biodiesel aus gebrauchten Pflanzenölen)]]<br />
<br />
==== Verbrauch und Emissionen ====<br />
Biodiesel senkt deutlich die Ruß-Emission (bis zu etwa 50&nbsp;Prozent), doch der Gehalt an schädlichen Partikeln bleibt vergleichbar mit Mineralöl-Diesel. Demgegenüber verursacht er eine um bis zu etwa 40&nbsp;Prozent höhere [[Kohlenwasserstoff]]- sowie teilweise höhere NO<sub>x</sub>-Emissionen.<ref>[http://www.nrel.gov/vehiclesandfuels/npbf/pdfs/38296.pdf ''Effects of Biodiesel on NOxEmissions'', Bob McCormick, National Renewable Energy Laboratory, Golden, Colorado].</ref><br />
<br />
Es gibt Hinweise darauf, dass die durch Biodiesel bedingten Emissionen weniger krebserregend sein können als die durch herkömmlichen Diesel verursachten.<ref>[http://www.tfz.bayern.de/sonstiges/15951/mutagenitaettfz_bericht14.pdf Untersuchungen der TFZ Bayern zu Mutagenität].</ref><br />
<br />
Wegen der etwas geringeren Energiedichte können Leistungseinbußen von etwa 5 bis 10&nbsp;Prozent oder ein ebenso erhöhter Treibstoffverbrauch auftreten.<ref>[http://www.adac.de/mitgliedschaft_leistungen/motorwelt/m_archiv/alternative_antriebe_biodiesel.asp?ComponentID=201798&SourcePageID=201809 Bericht des ''ADAC'' über erhöhten Kraftstoffverbrauch mit Biodiesel].</ref><br />
<br />
==== Nicht Biodiesel-taugliche Fahrzeuge ====<br />
Wird ein für Biodiesel nicht taugliches Fahrzeug mit Biodiesel betrieben, so kann dieser in kurzer Zeit die treibstoffführenden Schläuche und [[Dichtung]]en zersetzen, wobei auch Dichtungen in der Einspritzanlage und Zylinderkopfdichtungen betroffen sein können. Der Grund liegt auch hier im guten Lösungsmittelverhalten des Biodiesels. Er löst die in Dichtungen und Schläuchen enthaltenen [[Weichmacher]], die Teile verspröden und werden undicht. Auch wenn der Motor ab Werk für Biodieselbetrieb freigegeben ist, muss dies für Zusatzaggregate, wie etwa eine Standheizung, nicht gelten. Beim Kauf eines für den Biodieselbetrieb vorgesehenen Fahrzeugs ist also darauf zu achten, dass wirklich alle verbauten Komponenten biodieseltauglich sind.<br />
<br />
Neuere Motoren, die nicht für Biodiesel freigegeben sind, können auf Grund der abweichenden Verbrennungseigenschaften des Biokraftstoffs darüber hinaus Probleme mit der [[Motorelektronik]] bekommen, die auf normalen [[Dieselkraftstoff|Diesel]] eingestellt ist.<br />
<br />
==== Korrosion ====<br />
Eine Untersuchung der Darmstädter [[Materialprüfungsanstalt]] hat gezeigt, dass [[Korrosionsschutz]]schichten wie [[Verzinkung]] von Biodiesel angegriffen werden können. Kritisch war hierbei, dass Biodiesel leicht [[hygroskopisch]] wirkt und bei einem eventuellen Wassergehalt durch [[Esterhydrolyse]] freie Fettsäuren entstehen, die den [[pH-Wert]] senken und korrosiv wirken können. Siehe dazu auch den Artikel [[Dieselpest]]. Durch eine Beimischung konventionellen Diesels wird dieser Effekt vollständig verhindert.<ref>''Korrosion durch biogene Kraftstoffe'' – Manuel Scholz, M. Gugau, C. Berger, Stuttgarter Automobiltag 2007. Darmstadt: IfW, 2007, Beitrag für Tagungsband, 8 S. (2007).</ref><ref>''Korrosion durch Biokraftstoffe – Schutz durch Beschichtungen auch bei zyklischer Beanspruchung. – Corrosion by biofuels – protection by coatings also under cyclic loadings'' – Heinz Kaufmann, C. Morgenstern, M. Gugau, M. Scholz, T. Jung, in ''Materialwissenschaft und Werkstofftechnik'' 37 (2006), 12, S.&nbsp;983–993. ISSN 0933-5137, 1521-4052.</ref><br />
<br />
=== Schienenverkehr ===<br />
Eine Lok der ''Virgin Voyager'' Gesellschaft (Zug-Nr. 220007 ''Thames Voyager'') von [[Richard Branson]] wurde zur Verwendung eines 20-prozentigen Biodieselgemisches umgebaut.<ref>{{cite web |title=First UK biodiesel train launched| url=http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/6729115.stm |publisher=BBC | accessdate=2007-11-17}}</ref> Ein weiterer Zug, der während der Sommermonate auf einer Mischung mit 25 Prozent Biodiesel auf Rapsölbasis laufen soll, wurde in östlichen Teil des US-Bundesstaates [[Washington (Bundesstaat)|Washington]] eingesetzt.<ref>{{cite web |title=Biodiesel will drive Eastern Wa. train during summerlong test| url=http://seattletimes.nwsource.com/html/localnews/2008011135_biodiesel22.html |publisher=Seattle Times | accessdate=2008-07-21}}</ref><br />
<br />
Die gesamte Flotte der [[Prignitzer Eisenbahn]] fährt seit 2004 mit Biodiesel. Vorher wurde mit [[Kraftstoff Pflanzenöl|Pflanzenöl]] gefahren, welches aber mit den neuen Triebwagen nicht mehr genutzt werden konnte.<ref>http://www.allianz-pro-schiene.de/publikationen/stadt-land-schiene/stadt-land-schiene-3-neuauflage-januar-2010.pdf</ref><br />
<br />
=== Schifffahrt ===<br />
[[Datei:Earthrace-2.jpg|miniatur|250px|Die „Earthrace“ im Dock von Malmö, Schweden]]<br />
In der Schifffahrt wird Biodiesel oft wegen seiner schnellen biologischen Abbaubarkeit eingesetzt. So wird das Ausflugsschiff ''Sir Walter Scott'' auf dem [[Loch Katrine]] in [[Schottland]] mit Biodiesel betrieben, damit auch bei einem möglichen Unfall die aus diesem See gespeiste Trinkwasserversorgung von [[Glasgow]] nicht durch Kontamination mit Kohlenwasserstoffen gefährdet ist, wie dies bei Diesel der Fall wäre. Um die generelle Einsatzfähigkeit von Biodiesel in der Schifffahrt zu demonstrieren, wurde der [[Trimaran]] ''Earthrace'' entwickelt. Dieser wird ausschließlich von Biodiesel angetrieben und umrundete im Jahr 2008 die Erde in 60 Tagen, 23 Stunden und 49 Minuten.<ref>[http://www.earthrace.net/ Homepage des Projektes]</ref> Auch das [[Umweltbundesamt]] empfiehlt die Verwendung von Biodiesel als Kraftstoff in Sportbooten unter Aspekten des Gewässerschutzes.<ref>[http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/alternative-kraftstoffe/biodiesel/biodiesel.htm Empfehlung des BUA zur Verwendung von Biodiesel in Sportbooten].</ref><br />
<br />
=== Luftverkehr ===<br />
Der Einsatz von Biodiesel im Luftverkehr befindet sich noch in der Entwicklung. Green Flight International führte die ersten Flüge durch, bei denen für den Großteil der Strecke reines Biodiesel zum Einsatz kam: 2007 mit dem Kurzstreckenjet Aero L-29 Delfin in [[Nevada]], im folgenden Jahr etwa 4.000 Kilometer quer durch die Vereinigten Staaten.<ref>[http://www.greenflightinternational.com/pr.htm Green Flight International Record-Setting Biofuel-Powered Jet Flight.], Pressemitteilung vom 1. November 2008, abgerufen am 3. Juni 2009.</ref><ref>Alec Rosekrans 02/11/2008: [http://jets.halogenguides.com/articles/1014-biodiesel-aviation-becoming-a-reality Green Living: Biodiesel Aviation Becoming a Reality.] In: HalogenGuides Jets, abgerufen am 3. Juni 2009.</ref><br />
Bisherige Versuche mit Verkehrsmaschinen vom Typ [[Boeing 747]] verwenden Biodiesel in Mischung mit fossilem [[Kerosin]]. Mit einer Biokraftstoff-Beimischung von 20&nbsp;Prozent fand im Februar 2008 ein Testflug der Fluggesellschaft [[Virgin Atlantic]] von [[London Heathrow Airport]] nach [[Amsterdam]] statt<ref name="commercial">[http://edition.cnn.com/2008/BUSINESS/02/24/flight.biofuels/index.html Biofuel-powered jet makes test flight].</ref>, im Dezember 2008 führte [[Air New Zealand]] von [[Auckland]] aus einen Testflug durch, bei der ein Triebwerk von einer Mischung aus Flugzeugbenzin und 50&nbsp;Prozent Biokraftstoff aus [[Jatropha]]öl angetrieben wurde.<br />
<br />
=== Heizöl ===<br />
Biodiesel kann im Prinzip auch als [[Bioheizöl]] verwendet werden, wobei auf Grund der guten Lösungsmitteleigenschaften hohe Anforderungen an die chemische Beständigkeit der verwendeten Heizanlagenkomponenten gestellt werden. Anders als bislang bei Kraftstoffen kann Biodiesel als Heizölersatz keine Steuerermäßigung in vergleichbarer Höhe aufweisen, da Heizöl ohnehin geringer besteuert wird. Heizöl mit einer Beimischung von 5 bis 20&nbsp;Prozent Biodiesel ist in Deutschland seit 2008 auf dem Markt<ref>[http://www.baywa.de/netautor/napro4/appl/na_professional/parse.php?mlay_id=20000&mdoc_id=1153745&xmlval_ID_KEY Vorreiter in Bayern: BayWa Mineralöle bietet erstmals Bio-Heizöl im Raum Ostbayern an.], Pressemitteilung vom 18. November 2008, abgerufen am 5. Juni 2009.</ref><ref>[http://www.scharr-waerme.de/index.php?id=562 SCHARR BIO HEIZÖL schwefelarm mit bis zu 20 % Bioanteil], abgerufen am 12. Juni 2009.</ref>, das [[Blockheizkraftwerk]] des [[Bundeskanzleramt (Berlin)|Bundeskanzleramtes]] wird mit Biodiesel betrieben<ref>[http://www.bundesregierung.de/nn_22778/Content/DE/Artikel/2001-2006/2006/03/2006-03-20-geschichte-und-architektur-des-kanzleramts.html Bundesregierung: Geschichte und Architektur des Bundeskanzleramts]</ref>.<br />
<br />
== Marktentwicklung ==<br />
{| class="wikitable" style="float: right; margin-left: 10px"<br />
! colspan="5" align="left" class="hintergrundfarbe8" | Biodiesel-Verbrauch in der EU (in GWh)<ref name="BaroBiofuels2007">[http://www.energies-renouvelables.org/observ-er/stat_baro/erec/baro179_b.asp Biofuels barometer 2007 – EurObserv’ER] Systèmes solaires Le journal des énergies renouvelables n° 179, S.&nbsp;63–75, 5/2007.</ref><ref name="baro185">[http://www.energies-renouvelables.org/observ-er/stat_baro/erec/baro185.asp Biofuels barometer 2008 – EurObserv’ER] Systèmes solaires Le journal des énergies renouvelables n° 185, S.&nbsp;49–66, 6/2008.</ref><br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! Nr.<br />
! Staat<br />
! 2005<br />
! 2006<br />
! 2007<br />
|-----<br />
| align="right" | 1 || align="left" | {{GER}} || align="right" | 18.003 || align="right" | 29.447 || align="right" | 34.395<br />
|-----<br />
| align="right"| 2 || align="left" | {{FRA}} || align="right" | 4.003 || align="right" | 6.855 || align="right" | 13.506<br />
|-----<br />
| align="right" | 3 || align="left" | {{AUT}} || align="right" | 920 || align="right" | 3.878 || align="right" | 4.270<br />
|-----<br />
| align="right" | 4 || align="left" | {{GBR}} || align="right" | 292 || align="right" | 1.533 || align="right" | 3.148<br />
|-----<br />
| align="right" | 5 || align="left" | {{ESP}} || align="right" | 270 || align="right" | 629 || align="right" | 3.031<br />
|-----<br />
| align="right" | 6 || align="left" | {{POR}}|| align="right" | 2 || align="right" | 818 || align="right" | 1.847<br />
|-----<br />
| align="right" | 7 || align="left" | {{ITA}} || align="right" | 2.000 || align="right" | 1.732 || align="right" | 1.621<br />
|-----<br />
| align="right" | 8 || align="left" | {{SWE}} || align="right" | 97 || align="right" | 523 || align="right" | 1.158<br />
|-----<br />
| align="right" | 9 || align="left" | {{BEL}} || align="right" | 0 || align="right" | 10 || align="right" | 1.061<br />
|-----<br />
| align="right" | 10 || align="left" | {{GRC}} || align="right" | 32 || align="right" | 540 || align="right" | 940<br />
|-----<br />
| align="right" | 11 || align="left" | {{BUL}} || align="right" | – || align="right" | 96 || align="right" | 539<br />
|-----<br />
| align="right" | 12 || align="left" | {{LTU}} || align="right" | 87 || align="right" | 162 || align="right" | 477<br />
|-----<br />
| align="right" | 13 || align="left" | {{LUX}} || align="right" | 7 || align="right" | 6 || align="right" | 397<br />
|-----<br />
| align="right" | 14 || align="left" | {{CZE}} || align="right" | 33 || align="right" | 213 || align="right" | 380<br />
|-----<br />
| align="right" | 15 || align="left" | {{POL}} || align="right" | 152 || align="right" | 491 || align="right" | 180<br />
|-----<br />
| align="right" | 16 || align="left" | {{SVN}} || align="right" | 58 || align="right" | 48 || align="right" | 151<br />
|-----<br />
| align="right" | 17 || align="left" | {{IRL}} || align="right" | 9 || align="right" | 8 || align="right" | 27<br />
|-----<br />
| align="right" | 18 || align="left" | {{LAT}} || align="right" | 29 || align="right" | 17 || align="right" | 0<br />
|-----<br />
| align="right" | 19 || align="left" | {{HUN}} || align="right" | 0 || align="right" | 4 || align="right" | 0<br />
|-----<br />
| align="right" | 20 || align="left" | {{DNK}} || align="right" | 0 || align="right" | 0 || align="right" | 0<br />
|-----<br />
| align="right" | 21 || align="left" | {{NLD}} || align="right" | 0 || align="right" | 172 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 22 || align="left" | {{SVN}} || align="right" | 110 || align="right" | 149 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 23 || align="left" | {{ROM}} || align="right" | – || align="right" | 32 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 24 || align="left" | {{MLT}} || align="right" | 8 || align="right" | 10 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 25 || align="left" | {{FIN}} || align="right" | 0 || align="right" | 0 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 26 || align="left" | {{EST}} || align="right" | 0 || align="right" | 7 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
| align="right" | 27 || align="left" | {{CYP}} || align="right" | 0 || align="right" | 0 || align="right" | n.a.<br />
|-----<br />
! align="right" class="hintergrundfarbe8" | 27 || align="left" class="hintergrundfarbe8" | EU Gesamt || align="right" class="hintergrundfarbe8" | 26.110|| align="right" class="hintergrundfarbe8" | 47.380 || align="right" class="hintergrundfarbe8" | 67.154<br />
|-----<br />
| colspan="5" align="left" | <small>1 t [[Öleinheit]] = 11,63 MWh; „n.a.“ = nicht angegeben</small><br />
|}<br />
<br />
Nach mehreren Jahren mit steigenden Absätzen ist der Verkauf von Biodiesel-Reinkraftstoff in Deutschland seit 2008 rückläufig. Der kraftstoffbedingte Mehrverbrauch, technische Restrisiken und gegebenenfalls Umrüstungskosten sind nur durch einen Preisvorteil für Biodiesel auszugleichen. Der tatsächliche Preisvorteil von Biodiesel sinkt jedoch seit 2006 ab, als Folge der jährlich steigenden Steuerbelastung sowie zeitweise auch der Preisentwicklung auf den Pflanzenöl- und Rohölmärkten. Zeitweise liegt der Marktpreis für Biodiesel über dem des fossilen Diesels.<br />
<br />
Durch die obligatorische Beimischung von Biodiesel zu fossilem Diesel erhöht sich der Absatz in diesem Segment, dies gleicht die Verluste beim Reinkraftstoff jedoch nicht aus. Die EU-Direktive 2003/30/EC von Mai 2003 fordert die Sicherstellung durch die EU-Mitgliedsstaaten, dass ab 31. Dezember 2005 mindestens 2 % und bis zum 31. Dezember 2010 mindestens 5,75 % der zum Transport bestimmten Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen stammen, im wesentlichen also biogenen Ursprungs sind. In Österreich wurde die EU-Direktive teilweise früher umgesetzt und ab 1. November 2005 nur mehr Diesel mit 5 % Zusatz aus biogenen Quellen angeboten. In Österreich werden Dieselkraftstoffen seit Februar 2009 sieben Prozent Biodiesel (B7) beigemischt, in Deutschland ist die Beimischung von B7 ebenfalls zulässig, bisher liegt die Beimischung hier noch bei 5 %.<ref>[http://ageconsearch.umn.edu/bitstream/6573/2/sp07da01.pdf ''Bio-fuel Chains – An Overview on the Structure and the Value Chain Organization'', Kirsti Dautzenberg and Jon Hanf, Leibniz Institute of Agricultural Development in Central and Eastern Europe].</ref><br />
<br />
=== Absatz und Kapazitäten ===<br />
Der Absatz von Biodiesel ist im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr von 3,3 auf 2,7 Millionen Tonnen gesunken. Dabei verringerte sich der Absatz von Biodiesel als Reinbiokraftstoff um 739.000 Tonnen, während die Verwendung von Biodiesel als Beimischkomponente in Dieselkraftstoff um 190.000 Tonnen stieg. Im Jahr 2007 wurde die Hälfte des Reinbiodiesels direkt an Speditionen abgesetzt, zu 7 % über Tankstellen verkauft, und 3 % an Landwirte.<ref name="VDB" /><br />
<br />
Die Biodieselindustrie in Deutschland hat ihre Kapazitäten zwischen 2004 und 2007 von 1,2 auf 4,8 Millionen Tonnen vervierfacht.<ref name="VDB" /><br />
In Deutschland produzieren rund 40 Hersteller Biodiesel. Mehr als die Hälfte der Unternehmen ist in den neuen Bundesländern ansässig, rund ein Drittel in Norddeutschland.<ref>Quelle für Herstellerzahl und regionale Verteilung: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien, 2007; Angabe einem Schreiben des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg vom 16. August 2007, Nr. 4-4585/347, entnommen.</ref> Aufgrund der derzeitigen politischen Rahmenbedingungen und der Marktlage werden die Kapazitäten allerdings vielfach nicht ausgelastet, erste Biodieselhersteller sind bereits insolvent, die Biokraftstoffbranche befürchtet bei weiteren politischen Einschnitten einen Zusammenbruch der Branche.<ref>[http://www.ngz-online.de/public/article/nachrichten/679541/Biodiesel-in-der-Krise.html] NGZ-Interview mit Bio Ester-Chef Biodiesel in der Krise, NGZ 2. März 2009.</ref><ref>[http://www.biokraftstoffverband.de/] Bundestag will Erdölquote an der Zapfsäule erhöhen / BEE und VDB warnen vor Aus für Biokraftstoffbranche Entgegen aller Bestrebungen zu mehr Klimaschutz und zur Verringerung der Abhängigkeit von knapper werdendem Erdöl will der Bundestag morgen eine Absenkung der Biokraftstoffquote beschließen. Pressemitteilung des VDB vom 26. März 2009.</ref><br />
<br />
{| class="wikitable sortable" style="text-align: left;"<br />
|-<br />
|+ Biodieselabsatz in Deutschland<br />
|-<br />
! Jahr<br />
! Reinkraftstoff<br />(in Mio. Liter)<br />
! Gesamt<ref>[http://www.ufop.de/downloads/Biodieselb_dt_230206.pdf Absatzzahlen von Biodiesel nach UFOP].</ref><ref>[http://www.ufop.de/3171.php UFOP, 2009: Absatzeinbruch bei Biodiesel und Pflanzenölkraftstoff.]</ref><ref name="VDB">[http://www.biokraftstoffverband.de/de/biodiesel/marktdaten.html Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie: Biodieselabsatz].</ref><br />(in Kilotonnen)<br />
|-<br />
| 2000<br />
| align="left"| keine Angaben<br />
| align="left"| 340<br />
|-<br />
| 2001<br />
| align="left"| 163,2<br />
| align="left"| 450<br />
|-<br />
| 2002<br />
| align="left"| 189,6<br />
| align="left"| 550<br />
|-<br />
| 2003<br />
| align="left"| 360,2<br />
| align="left"| 810<br />
|-<br />
| 2004<br />
| align="left"| 476,6<br />
| align="left"| 1.180<br />
|-<br />
| 2005<br />
| align="left"| 589,3<br />
| align="left"| 1.970<br />
|-<br />
| 2006<br />
| align="left"| 538,7<br />
| align="left"| 2.870<br />
|-<br />
| 2007<br />
| align="left"| 1.819<br />
| align="left"| 3.300<br />
|-<br />
| 2008<br />
| align="left"| 1.080<br />
| align="left"| 2.700<br />
|}<br />
<br />
== Politik ==<br />
=== Europäische Union ===<br />
Die [[Europäische Union]] hat in ihrer Biokraftstoff-Richtlinie einen Zeitplan in Stufen vorgegeben: Alle Mitgliedsstaaten sollten ihren Kraftstoffverbrauch bis zum Jahr 2005 zu zwei Prozent mit Biokraftstoffen abdecken. Bis 2010 sollen es 5,75 Prozent sein, bis 2020 zehn Prozent. Dies kann durch Verwendung von Biotreibstoffen in Reinform als Beimischung erfolgen, aber auch durch Einsatz anderer erneuerbarer Energien.<ref>[http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/l28175.htm ''Eine EU-Strategie für Biokraftstoffe'', Die Europäische Union (EU) setzt sieben Schwerpunkte zur Förderung der Erzeugung und Verwendung von Biokraftstoffen durch die Mitgliedstaaten und die Entwicklungsländer, 18. März 2006].</ref><br />
<br />
=== Deutschland ===<br />
Das 2006 vom Bundestag verabschiedete [[Biokraftstoffquotengesetz]] schrieb vor, dass der Anteil an Biokraftstoffen bis 2010 auf 6,75 % und bis 2015 auf 8 % steigen sollte. Durch das [[Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen]] vom 15. Juli 2009 wurde allerdings beschlossen, diese Quote 2009 bei 5,25 % zu belassen und ab 2010 bei 6,25 % einzufrieren.<ref>Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen vom 15. Juli 2009, Bundesgesetzblatt Jahrgang 2009 Teil I Nr. 41, ausgegeben zu Bonn am 20. Juli 2009.</ref><br />
Bereits seit 2004 darf herkömmlicher (Mineralöl-)Diesel mit bis zu 5 % Biodiesel vermischt werden, seit Februar 2009 erlaubt eine neue Dieselnorm die Beimischung von bis zu 7 %.<br />
<br />
Der Bundestag verabschiedete am 29.&nbsp;Juni 2006 das [[Energiesteuergesetz]], das die schrittweise Besteuerung von Biodiesel und [[Pflanzenöl-Kraftstoff]] vorsieht. Für beide Stoffe soll ab 2012 der volle Mineralölsteuersatz gelten. Reiner Biodiesel wird ab August 2006 mit neun Cent pro Liter besteuert. Um jährlich sechs Cent wird die Steuer ab 2008 bis 2011 erhöht. Ab 2012 greift dann der volle Steuersatz von 45 Cent. Da der Brennwert von Biodiesel unter dem von Mineralöl liegt, wird der volumenbezogene Steuersatz um zwei Cent unter dem Satz für fossile Brennstoffe liegen. Die Steuerermäßigung für reine Biokraftstoffe wird gem. §50 Abs. 1 Satz 5 EnergieStG nur für die Mengen Biokraftstoffe gewährt, welche die in §37a Abs. 3 BImSchG für die Beimischung genannten Mindestanteile überschreiten (so genannte „fiktive Quote“).<ref>Bundesministerium der Finanzen an Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung 23. Januar 2007.</ref><br />
<br />
{{Vergleich von Biokraftstoffen in Deutschland}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Sven Geitmann: ''Erneuerbare Energien und alternative Kraftstoffe.'' Hydrogeit Verlag, 2. Aufl., Jan. 2005, ISBN 3-937863-05-2.<br />
* Sven Geitmann: ''Alternative Kraftstoffe.'' Hydrogeit Verlag, 2008, ISBN 978-3-937863-12-2.<br />
* Philipp Dera: ''„Biodiesel“ – Wachstumsmarkt mit Nachhaltigkeitsgarantie? Sozioökonomische Dimensionen der Palmölproduktion in Indonesien'' Berlin: regiospectra 2009, ISBN 978-3-940132-10-9.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* [http://www2.biodieselverband.de/vdb/ Verband Deutscher Biodieselhersteller]<br />
* [http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2006/197/prima-klima-mit-biokraftstoffen Prima Klima mit Biokraftstoffen?] Interview mit einem Verkehrsexperten beim Umweltbundesamt<br />
* [http://www.foodfirst.org/node/1662 The ecological and social tragedy of crop-based biofuel production in the Americas]<br />
* [http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/tid-6666/biokraftstoffe_aid_64516.html Focus Online: Die Klimaneutralität des Biosprits entpuppt sich zunehmend als Mär]<br />
* [http://www.energy-daily.com/reports/Green_Star_One_Step_Closer_To_Marketing_Algae_Booster_999.html EnergyDaily: Green Star One Step Closer To Marketing Algae Booster] (engl. Artikel über Biodiesel aus Algen)<br />
<br />
{{Lesenswert}}<br />
<br />
[[Kategorie:Biokraftstoff]]<br />
[[Kategorie:Flüssigbrennstoff]]<br />
[[Kategorie:Stoffgemisch]]<br />
<br />
[[af:Biodiesel]]<br />
[[ar:ديزل حيوي]]<br />
[[bg:Биодизел]]<br />
[[bn:বায়োডিজেল]]<br />
[[ca:Agrodièsel]]<br />
[[cs:Bionafta]]<br />
[[el:Βιοντίζελ]]<br />
[[en:Biodiesel]]<br />
[[eo:Biodizeloleo]]<br />
[[es:Biodiésel]]<br />
[[et:Biodiislikütus]]<br />
[[eu:Biodiesel]]<br />
[[fa:زیستدیزل]]<br />
[[fi:Biodiesel]]<br />
[[fr:Biodiesel]]<br />
[[gl:Biodiésel]]<br />
[[he:ביו דיזל]]<br />
[[hi:बायोडिजल]]<br />
[[hr:Biodizel]]<br />
[[hu:Biodízel]]<br />
[[id:Biodiesel]]<br />
[[is:Lífdísill]]<br />
[[it:Biodiesel]]<br />
[[ja:バイオディーゼル]]<br />
[[kn:ಜೈವಿಕ ಡೀಸೆಲ್]]<br />
[[ko:바이오디젤]]<br />
[[mr:बायो डीझेल]]<br />
[[ms:Biodiesel]]<br />
[[nl:Biodiesel]]<br />
[[nn:Biodiesel]]<br />
[[no:Biodiesel]]<br />
[[pl:Biodiesel]]<br />
[[pt:Biodiesel]]<br />
[[ro:Biodiesel]]<br />
[[ru:Биодизель]]<br />
[[simple:Biodiesel]]<br />
[[sk:Biodiesel]]<br />
[[sl:Biodizel]]<br />
[[sr:Биодизел]]<br />
[[sv:Biodiesel]]<br />
[[ta:பயோடீசல்]]<br />
[[th:ไบโอดีเซล]]<br />
[[tr:Biodizel]]<br />
[[uk:Біодизель]]<br />
[[vi:Diesel sinh học]]<br />
[[zh:生物柴油]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Expansionstheorie&diff=86566405Expansionstheorie2011-03-17T12:47:20Z<p>132.195.106.57: /* Kosmologische Erdexpansion */ Zeichensetzung, Typographie</p>
<hr />
<div>Die '''Expansionstheorie der Erde''' (auch '''Expansionshypothese''' genannt), ist eine gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte und besonders in den 1950er Jahren diskutierte Theorie, welche später die von [[Alfred Wegener]] postulierte [[Kontinentaldrift]] und das Auseinanderbrechen des Superkontinents [[Pangaea]] durch eine ständige Vergrößerung des [[Erdradius]] zu erklären versucht. Als wichtigster Vertreter gilt der australische Geologe [[Samuel Warren Carey]] (1911–2002). Diese Theorie wird derzeit jedoch im wissenschaftlich-akademischen Umfeld zu Gunsten der Theorie der [[Plattentektonik]] nicht mehr vertreten.<br />
<br />
[[Datei:EarthGrowth.jpg|miniatur|180px|Bewegung der Kontinente während der Erdexpansion. Links: [[Atlantischer Ozean]]; rechts: [[Pazifischer Ozean]].]]<br />
<br />
== Geschichte und Begründungsversuche ==<br />
=== Ausdehnung bei konstanter Masse ===<br />
[[Roberto Mantovani]] veröffentlichte 1889 und 1909 eine Theorie der Erdexpansion. Er nahm an, dass ein geschlossener Kontinent die gesamte Oberfläche einer damals sehr viel kleineren Erde bedeckte. Durch [[Vulkanismus|vulkanische]] Tätigkeit aufgrund von [[Wärmeausdehnung]] brach dieser Kontinent auseinander, wobei sich die neu entstandenen Kontinente immer weiter voneinander entfernten, da die Aufrisszonen immer weiter expandierten und heute den Bereich der Ozeane bilden.<ref>{{Literatur | Autor=Mantovani, R.| Titel = Les fractures de l’écorce terrestre et la théorie de Laplace | Sammelwerk=Bull. Soc. Sc. et Arts Réunion | Seiten=41-53 | Jahr =1889}}</ref><ref>{{Literatur | Autor=Mantovani, R.| Titel = L’Antarctide. Je m’instruis. La science pour tous |Band=n°38 |Tag=19 |Monat=September | Seiten=595-597| Jahr=1909}}</ref> Wegener sah Ähnlichkeiten zu seiner eigenen Theorie der Kontinentaldrift und erkannte Mantovani als einen seiner Vorgänger an, er erwähnte jedoch Mantovanis Erdexpansionshypothese nicht.<ref>{{Literatur | Autor=Wegener, A. | Titel = [[:s:Die Entstehung der Kontinente und Ozeane|Die Entstehung der Kontinente und Ozeane]] | Jahr=1929 |Verlag=Friedrich Vieweg & Sohn Akt. Ges.| Ort=Braunschweig}}</ref><br />
<br />
Einen Kompromiss zwischen Erdexpansion und Erdkontraktion stellt die "Theorie der thermischen Zyklen" von [[John Joly]] und [[Arthur Holmes]] dar. Durch einen Überschuss der inneren [[Wärme]]produktion, wenn diese durch [[radioaktiv]]e Vorgänge das Ausmaß der natürlichen [[Abkühlung]] übersteigt, entsteht eine Art Wärmestau. Es wird angenommen, dass sich Spalten während der durch den Wärmestau bedingten Volumenvergrößerung der Erdkruste bilden. In diese Spalten dringt [[Magma]] ein und erreicht teilweise als Lava die Erdoberfläche. Durch die damit verbundene Wärmeabgabe tritt nach der Phase der Aufwärmung und Ausdehnung eine Phase der Abkühlung und Schrumpfung ein. Diese Phasen bilden nach dieser Theorie eine dauernde Abfolge in der Erdgeschichte.<ref>{{Literatur | Autor=Hohl, Rudolf| Titel = Geotektonische Hypothesen | Sammelwerk=Die Entwicklungsgeschichte der Erde. Brockhaus Nachschlagewerk Geologie mit einem ABC der Geologie |Auflage=4. |Band=Bd. 1 | Seiten=279-321 | Jahr =1970}}</ref><br />
<br />
Dagegen nahmen Lindemann (1927),<ref>{{Literatur | Autor=Lindemann, B.| Titel = Kettengebirge, kontinentale Zerspaltung und Erdexpansion | Jahr =1927|Ort=Jena}}</ref> Halm (1935),<ref>{{Literatur | Autor=Halm, J.K.E.| Titel = An astronomical aspect of the evolution of the earth | Jahr =1935| |Sammelwerk=Astron. Soc. S. Afr.| Band=4 |Nummer=1|Seiten=1-28}}</ref> [[László Egyed]] (1956),<ref>{{Literatur | Autor=Egyed, L.| Titel = The change of the Earth's dimensions determined from palaeo-geographical data | Jahr =1956 |Sammelwerk=Geofisica Pura e Applicata| Band=33 |Seiten=42-48}}</ref><ref name=egyed>{{Literatur | Autor=Egyed, L.| Titel = Physik der festen Erde | Ort= Budapest| Verlag= Akadémiai Kiadó| Jahr=1969}}</ref> und Owen (1983),<ref>{{Literatur | Autor=Owen, H.G.| Titel = Atlas of continental displacement | Ort= Cambridge | Verlag= Cambridge University Press| Jahr=1983}}</ref><ref name=owen>{{Literatur | Autor=Owen, H.G.| Titel = The Earth is expanding and we don't know why | Sammelwerk= New Scientist | Band=22| Jahr=1983 |Seiten=27-29}}</ref> eine Expansion durch [[Phasenübergang|Phasenübergänge]] im Erdkern an. Der Kern habe demnach aus einem superdichten Material bestanden, das sich in eine weniger dichte Form umwandelt und dabei expandiert. Egyed verband dabei seine Theorie mit einer möglichen Abnahme der Gravitationskonstante. <br />
<br />
Jedoch steht die auf Wärmeausdehnung basierende Theorie im Widerspruch mit den meisten modernen Prinzipien der [[Rheologie]]; eine anerkannte Erklärung für die benötigten Phasenübergänge fehlt ebenso. Wie A.D. Stewart anmerkte, würde ein ''geringerer'' Erdradius bei ''gleicher'' Masse dazu führen, dass aufgrund des [[Newtonsches Gravitationsgesetz|Gravitationsgesetzes]] in der Vergangenheit die Schwerkraft an der Oberfläche 4 Mal so groß wie heute war. Das ist nur mit der Größe der damals lebenden [[Dinosaurier]] in Einklang zu bringen, wenn vorausgesetzt wird, dass diese im Wasser lebten.<ref name=stewart>{{Literatur | Autor=Stewart, A.D.| Titel = Limits to palaeogravity since the late Precambrian | Jahr =1978 |Sammelwerk=Nature| Band=271 |Seiten=153-158}}</ref><br />
<br />
=== Ausdehnung durch Massenzunahme ===<br />
[[Iwan Ossipowitsch Jarkowski]] schlug 1888 im Zusammenhang mit seiner [[Mechanische Erklärungen der Gravitation|mechanischen Erklärung der Gravitation]] eine Art Absorption des [[Äther (Physik)|Äthers]] vor, welcher in den Himmelskörpern in neue chemische Elemente transformiert würde und so eine Expansion der Himmelskörper verursacht. Er erwähnt jedoch nicht den Zusammenhang mit der Bildung der Kontinente.<ref>{{Literatur | Autor=Yarkovsky, Ivan Osipovich| Titel = Hypothese cinetique de la Gravitation universelle et connexion avec la formation des elements chimiques | Ort= Moskau | Jahr=1888}}</ref> Das erste umfassende Werk über die Expansion der Erde mit dem Titel "Vom wachsenden Erdball" veröffentlichte 1933 [[Ott Christoph Hilgenberg]]. Er hatte den Versuch gemacht, die Kontinente auf einer Erdkugel kleineren Durchmessers möglichst lückenlos unterzubringen, und neigte zu der Ansicht, dass die Ozeanbecken sich erst durch eine Ausdehnung, die Expansion der Erde, gebildet hatten.<ref>{{Literatur | Autor=Hilgenberg, O.C. | Titel = Vom wachsenden Erdball | Ort=Berlin | Verlag=Giessmann & Bartsch | Jahr=1933}}</ref><ref>{{Literatur | Autor=Hilgenberg, O.C. | Titel = Geotektonik, neuartig gesehen | Sammelwerk=Geotektonische Forschungen| Band=45|Seiten=1–194 | Jahr=1974}}</ref><br />
[[Datei:Vom wachsenden Erdball.jpg|thumb|upright 1.15|Hilgenbergs Globen zur Erdexpansion]]<br />
<br />
[[Datei:S Warren Carey.jpg|thumb|right|Samuel Warren Carey]]<br />
Der bekannteste Vertreter des Modells Erdexpansion, [[Samuel Warren Carey]], schlug noch 1996 ebenfalls eine Massenzunahme vor, schränkte aber ein, dass eine wirkliche Lösung des Problems erst auf [[Kosmologie|kosmologischer]] Ebene im Zusammenhang mit der [[Expansion des Universums]] erreicht werden kann. Wie Carey anmerkt, ist dieses Modell wenigstens nicht von der Kritik Stewarts betroffen: Denn wenn neben dem Radius auch die Masse der Erde in der Vergangenheit kleiner war, kompensieren sich diese Effekte und die Schwerkraft an der Oberfläche bleibt zumindest annähernd konstant bzw. ist der Effekt der geringeren Masse größer, wäre die Schwerkraft früher sogar geringer gewesen, was nach Ansicht von Carey die Größe der Dinosaurier erklären könnte.<ref>{{Literatur | Autor=Carey, S. W. | Titel=The tectonic approach to continental drift |Sammelwerk=Continental Drift – A Symposium |Jahr=1956|Seiten=177-363|Ort=Hobart}}</ref><ref>{{Literatur | Autor=Carey, S. W. | Titel=Theories of the earth and universe: a history of dogma in the earth sciences |Jahr=1988 |Verlag=Stanford University Press |ISBN= 0-8047-1364-2}}</ref><ref name=carey>{{Literatur | Autor=Carey, S. W. | Titel=Earth, Universe, Cosmos|Jahr=1997|Verlag=University of Tasmania|Ort=Hobart}}</ref><br />
<br />
Jedoch wird jegliche (unerklärte) Entstehung von neuer Materie durch Absorption eines (unerklärten bzw. entkräfteten) [[Äther (Physik)|Äther-Modells]] nach vorherrschender Meinung als eine mit der modernen Physik nicht zu vereinbarende Spekulation angesehen. Das einzige von der modernen Physik akzeptierte Objekt, das einem Äther-Modell zumindest halbwegs nahe kommt, sind [[Neutrino]]s.<br />
<br />
=== Abnahme der Gravitationskonstante ===<br />
Diese Hypothese entstand aufgrund der Vermutung von [[Paul Dirac]] (um 1938), dass die [[Gravitationskonstante]] in erdgeschichtlichen Zeiten langsam abnimmt. Dies veranlasste [[Pascual Jordan]] im Jahr 1964 eine für ''alle'' [[Planet]]en zutreffende [[Expansion]] zu postulieren.<ref>{{Literatur | Autor=Jordan, Pascual | Titel = The expanding earth: some consequences of Dirac's gravitation hypothesis | Ort=Oxford | Verlag=Pergamon Press | Jahr=1971}}</ref> Im Gegensatz zu den andern Erklärungsmodellen wurde diese Hypothese zumindest im Rahmen der [[Physik]] als durchaus möglich eingestuft. [[Max Born]] beschreibt Jordans Modifikation der Gravitationskonstante als „systematische Verallgemeinerung“ der [[Allgemeine Relativitätstheorie|Allgemeinen Relativitätstheorie]] Einsteins. <br />
<br />
Diese Hypothese verursacht wie die Theorien mit konstanter Masse Erklärungsprobleme in Bezug auf die Existenz der Dinosaurier. Die Schwerkraft würde an der Oberfläche nicht nur wegen des geringeren Radius, sondern auch wegen der höheren Gravitationskonstante sehr viel größer sein als heute, und auch hier wären einige Saurierarten unter ihrem eigenen Körpergewicht zusammengebrochen. Haupteinwand gegen diese Theorie ist, dass neuere Messungen einer möglichen Variation der Gravitationskonstante eine obere Grenze für eine relative Veränderung von lediglich 5·10<sup>-12</sup> ergaben. Das ist ein um den Faktor 10 geringerer Wert, als ihn Jordan für seine Theorie benötigt.<ref>{{Literatur | Autor=Born, M. | Titel = Die Relativitätstheorie Einsteins | Ort=Berlin-Heidelberg-New York | Verlag=Springer-Verlag | Jahr =1964/2003 |ISBN=3-540-00470-X}}</ref><br />
<br />
== Erdexpansion und Subduktion ==<br />
=== Entstehung der Kontinente und Ozeane ===<br />
''Urkontinent'': Nachdem die Erde entstanden war, soll ein [[Urkontinent]] existiert haben, der die Oberfläche der Erde praktisch vollständig bedeckt hat. Durch die Zunahme des Erdvolumens sei die [[Erdkruste]] an ihren schwächsten Stellen, wo nun die [[Ozeane]] liegen, aufgerissen und habe so zur Entstehung der [[Kontinent]]e geführt. Wie nach der etablierten Theorie der Plattentektonik entsteht dabei neuer ozeanischen Boden durch [[Ozeanbodenspreizung]] an den [[Mittelozeanischer Rücken|mittelozeanischen Rücken]]. Es fehlt in der Expansionstheorie jedoch der Ausgleich durch den Prozess der [[Subduktion]], durch welchen alte Kruste absinkt, die Entstehung von neuer Kruste somit kompensiert und den konstanten Radius möglich macht. Die Existenz der Subduktion ist es nun, die in diesem Zusammenhang von den Anhängern der Erdexpansion wie Hilgenberg oder Carey hauptsächlich kritisiert wird.<ref name=carey /> Eine Ausnahme ist z.&nbsp;B. Owen, welcher die Erdexpansion mit plattentektonischen Prozessen wie der Subduktion kombiniert.<ref name=owen /><br />
<br />
''Form der Kontinente'': Als ein Hauptargument für dieses Modell wird von Befürwortern angeführt, dass wenn die heutigen Ozeane entfernt werden und so der Erdradius reduziert wird, die Kontinente unter Berücksichtigung ihrer stärkeren Krümmung angeblich besser zueinander passen, als es bei den auf Wegener folgenden Rekonstruktionen des Urkontinents [[Pangaea]] bei konstantem Radius der Fall ist. Von den meisten Vertretern des Modells wird dabei ein idealer Radius von ca. 50-60% des heutigen Wertes im [[Mesozoikum]] vor 250 Mio Jahren angenommen. Deshalb wird in diesen Modellen im Gegensatz zur Plattentektonik auch eine Übereinstimmung der Konturen bei den gegenüberliegenden pazifischen Küsten postuliert, wovon bis jetzt aber nichts bekannt ist.<ref>{{Literatur | Autor=Vogel, K. | Titel = Global models and Earth expansion | Jahr =1983 |Herausgeber=Carey, S.W.| Sammelwerk=Expanding Earth Symposium| Verlag=University of Tasmania| |Seiten=17-27}}</ref> Eine Ausnahme ist hier wieder Owen, der einen Radius von 80% des heutigen Wertes annimmt, und auch eine Übereinstimmung der pazifischen Küsten ist bei ihm nicht vorgesehen.<ref name=owen /><br />
<br />
''Gebirgsbildung'': Einigen Modellen von deutschen und italienischen Geologen des 19. Jahrhunderts folgend erklärt Carey die [[Gebirgsbildung]] als Folge des Aufsteigens von leichteren Gesteinsbereichen ([[Diapir]]) aufgrund des Wechselspiels von [[Gravitation]], [[Wärmeausdehnung]] und [[Phasenübergang|Phasenübergängen]].<ref name=carey /> Hingegen in der Theorie der Plattentektonik wird die Gebirgsbildung durch den Zusammenstoß von Kontinentalplatten erklärt. Ein markantes für die Plattentektonik sprechendes Beispiel dafür ist der [[Indischer Subkontinent|indische Subkontinent]], welcher sich von [[Afrika]] löste, lange im [[Indischer Ozean|indischen Ozean]] driftete und schließlich mit [[Asien]] zusammenstieß, wodurch der [[Himalaya]] aufgetürmt wurde.<br />
<br />
''Entstehung der Ozeane'': Stewart gab an, dass bei einer Reduktion des Erdradius um die Hälfte die ''gesamte'' Erdoberfläche von einem Ozean mit einer Tiefe von mindestens 8 km bedeckt war, vorausgesetzt die Wassermenge entspricht dem heutigen Wert.<ref name=stewart /> Während der Expansion wären dann die Kontinente aus diesem [[Urozean]] aufgetaucht, wobei sich das Wasser in den Aufriss- bzw. Expansionszonen gesammelt hat, welche die heutigen Ozeane bilden. Carey negierte hingegen die Existenz eines weltumspannenden Urozeans und schlug stattdessen vor, dass die Bestandteile des Wassers im gasförmigen Zustand zusammen mit der neuen Materie bei der Entstehung der Ozeanböden an die Oberfläche kommen und erst dort das Wasser der Ozeane ergänzen.<ref name=carey /> Die [[ozeanische Erdkruste]] ist im Vergleich zu den Kontinentalkrusten viel jünger. Die ältesten ozeanischen Krusten sind maximal 200 Mio Jahre alt, während die Kontinentalkrusten um bis zu 20-mal älter sind. Da die ozeanischen Krusten eine geringere Dicke als die kontinentalen aufweisen und sich Risse an den schwachen Stellen bilden, kann das junge Alter der ozeanischen Böden nach dieser Theorie durch die Neubildung der Ozeanböden erklärt werden. Die Plattentektonik erklärt hingegen das junge Alter der ozeanischen Kruste als Kreislauf zwischen Neubildung und Subduktion. <br />
<br />
''Geschwindigkeit der Expansion'': Einige wie Jordan oder Egyed gingen von einer gleichmäßigen, langsamen Expansion aus. Egyed gab dabei die jährliche Vergrößerung des Erdradius mit etwa 0,5 bis 1 mm an, wobei die Expansion bereits bei der Entstehung der Erde einsetzte.<ref name=egyed /> Es wurde jedoch bemängelt, dass diese Expansionsrate viel zu gering sei, um die Verschiebung der Kontinente seit dem Mesozoikum vor ca. 250 Mio Jahren, als Pangaea zerbrach, zu erklären. Deswegen bezieht Owen auch die Subduktion in sein Modell ein, was einerseits die Expansionsrate gering hält, aber andererseits ein ausreichendes Tempo der Kontinentalverschiebung garantieren soll.<ref name=owen /> Carey hingegen verwirft die Subduktion vollständig und nimmt deswegen eine ''schnelle'' Expansion an. Es stellt sich dabei jedoch die Frage, warum Pangaea erst im Mesozoikum zerbrach und was in den Milliarden Jahren vorher passiert ist. Er ergänzte deswegen seine Hypothese mit der Annahme, dass zu Beginn die Expansion relativ langsam verlaufen sei, mit der Zeit sei die Expansionsrate jedoch [[Exponentialfunktion|exponentiell]] angestiegen. Eine Begründung für diese Beschleunigung konnte er jedoch nicht angeben.<ref name=carey /> Williams (2000) jedoch weist auf Untersuchungen des [[Trägheitsmoment]]s der Erde hin, nach denen in den letzten 620 Mio Jahren keine nennenswerte Änderung des Erdradius stattgefunden haben kann und somit die Erdexpansion kaum haltbar sei.<ref name=williams>{{Literatur | Autor=Williams, G.E.| Titel = [http://www.eos.ubc.ca/~mjelline/453website/eosc453/E_prints/1999RG900016.pdf Geological constraints on the Precambrian history of the Earth’s rotation and the moon’s orbit] | Jahr =2000 |Sammelwerk=Reviews of Geophysics| Band=38 |Nummer=1| |Seiten=37-59}}</ref><br />
<br />
=== Subduktion ===<br />
Seit 1970 wurden im Rahmen von [[Strukturgeologie]], [[Seismologie]], [[Petrologie]] und [[Isotopengeochemie]] eine große Anzahl von Hinweisen gefunden, dass der Prozess der Subduktion tatsächlich stattfindet. Dies schließt die Expansionstheorie zwar nicht prinzipiell aus, jedoch wird dadurch die Konstanz des Erdradius sehr viel wahrscheinlicher. Beobachtungen, welche als überzeugende Belege für die Existenz der Subduktion gewertet werden, sind folgende: <br />
* Die Existenz der [[Benioff-Zone|Wadati-Benioff-Zonen]], welche durch die abtauchenden Platten bei der Subduktion gebildet werden.<br />
* Durch [[seismische Tomographie]] erstellte 3D-Modelle des Erdmantels zeigen kalte Zonen von sinkendem Material genau in den Regionen, in denen die Plattentektonik das Absinken der Erdkruste in den [[Erdmantel]] voraussagt.<br />
* Petrologische Erforschung von Gesteinen aus Gebirgsketten zeigen an, dass diese oft aus sehr tiefen Stellen kommen, wobei diese vertikale Bewegung durch das Wechselspiel von Subduktion und [[Obduktion (Geologie)|Obduktion]] leicht erklärt werden kann. Die Existenz von [[Eklogit]] in Gebirgen zeigt dabei, dass Gestein tief in den Erdmantel geschoben wurde, was durch die so genannte „slab-pull“-Kraft bei den [[Mittelozeanischer Rücken|mittelozeanischen Rücken]] im Rahmen der Plattentektonik erklärt werden kann. <br />
* Die Existenz von großen [[Scherzone]]n ([[Sutur (Geologie)|Sutur]]) in den meisten Gebirgszügen. Paläomagnetische und mineralogische Studien zeigen, dass Gesteine nebeneinander liegen, welche ursprünglich tausende Kilometer voneinander entfernt waren. In anderen Worten: Ein Teil der Kruste fehlt. Die Strukturgeologie zeigt, dass diese fehlenden Teile der Kruste nicht direkt unterhalb der Scherzonen liegen. Stattdessen haben sie sich anscheinend entlang der Sutur in den Mantel bewegt. Das ist ein Hinweis auf die Existenz von Kontinentalkollisionen und von Subduktion. <br />
* [[Metalle der Seltenen Erden]] von vulkanischem Gestein, welche über Subduktionszonen geformt werden, entsprechen den [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimenten]] an der Spitze einer der Subduktion unterworfenen Platte.<br />
<br />
== Status der Theorie ==<br />
<br />
Obwohl noch immer von einigen Forschern außerhalb des wissenschaftlichen Mainstreams vertreten<ref>{{Literatur | Herausgeber=Scalera, G. and Jacob, K.-H. | Titel=Why expanding Earth? – A book in honour of O.C. Hilgenberg | Jahr=2003 | Ort=Rom | Verlag= INGV}}</ref><ref>{{Literatur | Autor=Michihei, Hoshino | Titel=The Expanding Earth evidence, causes and effects | Jahr=1998 | Verlag=Tokai University Press | Ort=Kanagawa/Japan | ISBN=4-486-03139-3}}</ref> gilt heute allgemein die Auffassung, dass das Erdexpansionskonzept viele globale Prozesse der [[Geodynamik]] genauso wenig erklären kann wie das durch die verschiedenen Disziplinen der Geologie (z.&nbsp;B. [[Tektonik]], [[Paläomagnetismus]], [[historische Geologie]]) zusammengetragene Wissen über das [[Paläogeographie|paläogeographische]] Aussehen der Erde sowie das durch [[Seismik]] ermittelte Bild der Erdkruste und des obersten Erdmantels. Die Problematik der Expansionstheorie nach Carey liegt dabei vor allem darin, dass der geforderte Expansionswert nicht nachgewiesen werden konnte und eine akzeptable Begründung, warum der Erdradius zunehmen sollte, von den Geowissenschaften nicht erbracht wurde. Diese Tatsache, zusammen mit der Weiterentwicklung der von Carey ursprünglich mitgeformten Theorie der [[Subduktion]], führte zum Verschwinden der Theorie aus der wissenschaftlichen Diskussion.<br />
<br />
== Kosmologische Erdexpansion==<br />
<br />
Die [[Expansion des Universums]] soll entsprechend der derzeit allgemein akzeptierten Meinung nur in sehr großen Bereichen stattfinden, in denen die Gravitation einzelner Objekte vernachlässigt werden kann. Für Galaxienhaufen, Galaxien, das Sonnensystem und für Himmelskörper (z.&nbsp;B. die Erde) ist im Friedmann-Universum die kosmologische Expansion somit ausgeschlossen. Eine Reihe Publikationen verschiedener Autoren und Fachgebiete<ref>Siehe z.&nbsp;B. Dittus H. und Lämmerzahl C. (2006): „Die Pioneer Anomalie“, in: Physik Journal 5 (2006) Nr. 1 sowie [[Pioneer-Effekt]]; Müller (2009): „Does cosmological expansion exist on smaller scales?“, in: NCGT Newsletter Issue 50/2009, S. 18–22; E. Schmutzer: „Approximate global treatment of the expansion of cosmic objects …“, in: Astr. Nachr. 321 (2000) 4; Ruder/Schneider/Soffel in: Phys. Bl. Nr. 46 (1990) Nr. 2</ref> legen nun Ergebnisse von Berechnungen und Messergebnisse vor, deren Werte mit der [[Hubblekonstante]] übereinstimmen, obwohl dies wegen der Kleinheit der untersuchten Gebiete ausgeschlossen sein müsste. Die Richtigkeit der für die Erde zutreffenden Arbeiten vorausgesetzt, müsste die Erde eine der kosmologischen Expansion proportionale Expansion zeigen, also die gleiche Expansionsrate. Diese Expansionsrate beträgt 2,3*10<sup>-18</sup> pro s bzw. 71 km/s pro Mpc bzw. 0,06 cm/a pro Erdradius. Die Verzögerung der [[Erdrotation]] ergibt unter Beachtung des Trägheitsmomentes ([[Pirouetteneffekt]]) ebenfalls eine Expansion von 0,06 cm / a.<br />
<br />
Die Vision Careys, eine „Expansion der Erde aus kosmischen Gründen“, würde sich damit erfüllen, auch wenn wesentliche Teile der Expansionstheorie dann nicht zutreffend (Expansionswert) oder nicht relevant ([[Subduktion]]) wären. Die Erde würde mit dem Universum expandieren, ohne dass geophysikalische Ursachen für die Expansion gesetzt sind.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Mobilismus]] versus [[Fixismus]]<br />
* [[Pulsationshypothese]]<br />
* [[Geschichte der Geologie]], [[NUVEL]]-Modell<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* Scalera: [http://hdl.handle.net/2122/1152 The expanding Earth: a sound idea for the new millennium]<br />
* Scalera: [http://hdl.handle.net/2122/2017 Roberto Mantovani an Italian defender of the continental drift and planetary expansion]<br />
* Scalera, Braun: [http://hdl.handle.net/2122/2015 Ott Christoph Hilgenberg in twentieth-century geophysics]<br />
* Scalera: [http://hdl.handle.net/2122/2016 Samuel Warren Carey - Commemorative memoir]<br />
* [http://www.ngdc.noaa.gov/mgg/image/crustalimages.html Alter der Meeresböden]<br />
* [http://www.nealadams.com/nmu.html Animationen zur Expansionstheorie] (Website des Comiczeichners [[Neal Adams]])<br />
<br />
[[Kategorie:Geophysik]]<br />
[[Kategorie:Überholte Theorie (Geowissenschaften)]]<br />
<br />
[[cs:Teorie expandující Země]]<br />
[[en:Expanding Earth]]<br />
[[eo:Terekspansio]]<br />
[[fr:Expansion terrestre]]<br />
[[it:Espansione della Terra]]<br />
[[nl:Uitzettende Aarde]]<br />
[[pl:Hipoteza ekspandującej Ziemi]]<br />
[[pt:Teoria da expansão da Terra]]<br />
[[tr:Genişleyen Dünya teorisi]]<br />
[[vi:Học thuyết Trái Đất giãn nở]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hubble-Konstante&diff=86565978Hubble-Konstante2011-03-17T12:36:45Z<p>132.195.106.57: /* Messungen */ Orthographie</p>
<hr />
<div>[[Datei:Expansion des Universums.png|miniatur|Entwicklungsstadien des Universums]]<br />
Die '''Hubble-Konstante''' ''H''<sub>0</sub>, benannt nach dem US-Astronomen [[Edwin Hubble]], ist eine der fundamentalen Größen der [[Kosmologie]]. Sie beschreibt die Rate der [[Expansion des Universums]] zum heutigen Zeitpunkt. Mittlerweile wird auch häufig der Begriff '''Hubble-Parameter''' verwendet, da die Hubble-Konstante keine echte Konstante ist, sondern sich mit der Zeit verändert. Der homogene Vorgang der Expansion wird als '''Hubble-Fluss''' bezeichnet.<br />
<br />
Der neueste Wert (März 2010) für die Hubble-Konstante wurde durch die Auswertung von Bildern des [[Hubble-Weltraumteleskop]]s mit Hilfe von [[Gravitationslinse]]n ermittelt und beträgt 69,7±4,9&nbsp;km&nbsp;s<sup>-1</sup>&nbsp;[[Parsec|Mpc]]<sup>−1</sup>. Es gibt jedoch auch andere Resultate durch verschiedenste Messmethoden (''siehe Messungen'').<br />
<br />
== Definition ==<br />
Die Expansion des Universums wird quantitativ beschrieben durch den [[Skalenfaktor]] ''a''(''t''), dessen zeitliche Entwicklung als Lösung der [[Friedmann-Gleichungen]] der relativistischen Kosmologie gegeben ist. Der zeitabhängige ''Hubble-Parameter'' beschreibt die Expansionsrate und ist definiert durch <br />
<br />
:<math>H(t) = \frac{\dot a(t)}{a(t)}</math>,<br />
wobei <math>\dot a(t)</math> die zeitliche [[Differentialrechnung|Ableitung]] des Skalenfaktors ist. Der heutige Wert des Hubble-Parameters wird als ''Hubble-Konstante'' bezeichnet. Der gemessene Wert der Hubble-Konstante liefert die notwendige Anfangsbedingung zur Lösung der Friedmann-Gleichungen.<br />
<br />
Im lokalen Universum (also über Entfernungen, die im Vergleich zum Radius des [[beobachtbares Universum|beobachtbaren Universums]] klein sind) ist die Hubble-Konstante die Proportionalitätskonstante der (näherungsweise) linearen Beziehung zwischen den Entfernungen ''D'' von Galaxien und den aus ihren Spektren gemessenen [[Rotverschiebung]]en ''z'':<br />
<br />
:<math>c \cdot z \approx H_0 \cdot D</math>.<br />
Häufig wird das Produkt ''<math>c \cdot z</math>'' im Sinne des [[Dopplereffekt]]s als Fluchtgeschwindigkeit ''v'' interpretiert, man erhält dann<br />
<br />
:<math>v \approx H_0 \cdot D </math>.<br />
Die genaue Beziehung zwischen kosmologischer Rotverschiebung und Entfernung ist [[lineare Funktion|nichtlinear]] und erfordert eine [[Integralrechnung|Integration]] über den zeitlichen Verlauf des Skalenfaktors ''a''(''t'').<br />
<br />
Da Galaxien nicht nur der kosmischen Expansion folgen, sondern zusätzlich eigene Bewegungen von typisch einigen hundert km/s zeigen, müssen viele Galaxien über einen genügend großen Entfernungsbereich untersucht werden, um beide Effekte zu trennen. Die durch die kosmische Expansion bedingte „Geschwindigkeit“ <math>c \cdot z</math> und die kosmologische Rotverschiebung haben einen anderen Ursprung als eine Eigengeschwindigkeit und die mit ihr durch den Dopplereffekt verbundene Rot- oder Blauverschiebung.<br />
<br />
Erste Messungen ergaben für die Hubble-Konstante ''H''<sub>0</sub> in [[Internationales Einheitensystem|SI]]-Einheiten einen Wert von 2,3·10<sup>−18</sup> s<sup>−1</sup>. Zumeist wählt man jedoch eine traditionelle Einheit und erhält dann 72&nbsp;km&nbsp;s<sup>-1</sup>&nbsp;[[Parsec|Mpc]]<sup>-1</sup>. Dieser Zahlenwert ist so zu verstehen: Man beobachtet zwei Galaxien A und B und misst deren Spektrallinien. Unterscheiden sich die Wellenlängen so, dass sich für die Galaxie A ein um 72 km/s höherer Wert <math>c \cdot z</math> ergibt als für B, so sollte die Galaxie A etwa 1 Mpc (das sind etwa drei Millionen Lichtjahre) weiter weg sein als die Galaxie B.<br />
<br />
== Messungen ==<br />
Seit Jahren versuchen Wissenschaftler den Wert für die Hubble-Konstante zu präzisieren. Dafür werden getrennt Messungen durch das [[Hubble-Weltraumteleskop]], die [[Raumsonde]] [[Wilkinson Microwave Anisotropy Probe|WMAP]] und das [[Weltraumteleskop]] [[Chandra (Teleskop)|Chandra]] durchgeführt.<br />
<br />
Das Hubble-Weltraumteleskop ist in der Lage, Entfernungen im Universum mit Hilfe einer Entfernungsskala und damit auch die Expansionsrate des Universums zu ermitteln. Als Indikatoren dazu dienen so genannte [[Cepheiden]] (pulsierende Sterne mit einem Zusammenhang zwischen Periode und max. Leuchtkraft) und [[Supernova]]e vom Typ Ia ([[Standardkerze]]n). Eine vergleichsweise neue Methode macht sich den [[Gravitationslinseneffekt]] zunutze. Dabei werden Helligkeitsschwankungen um eine Gravitationslinse ausgewertet. Das Licht einer Quellgalaxie wird durch eine davorliegende Galaxie abgelenkt, wodurch sich mehrere Abbilder der Quelle ergeben. Ändert sich nun die Helligkeit der Quellgalaxie, so macht sich dies zu unterschiedlichen Zeiten in den verschiedenen Abbildern bemerkbar. Aus dem Zeitunterschied lässt sich dann die absolute Entfernung berechnen. Aus der ermittelten Entfernung und der Rotverschiebung, als Maß für die Geschwindigkeit mit der sich Objekte von uns wegbewegen, lässt sich die Expansionsrate des Universums bestimmen.<br />
<br />
WMAP dagegen bedient sich der Temperaturverteilung der elektromagnetischen Strahlung im [[Mikrowellen]]bereich. Ein Teil dieser Mikrowellenstrahlung liefert die [[kosmische Hintergrundstrahlung]], die auf den [[Urknall]] zurückzuführen ist. Man misst extrem geringe Temperaturschwankungen ([[Anisotropie]]n), die durch Streuung der Strahlung an den ersten Urgalaxien verursacht wurden und dessen Muster bis heute erhalten ist.<br />
<br />
[[Bild:Hubble-constant-vers2.png|thumb|right|Hubble-Konstante mit Fehlertoleranz über Messverfahren]]<br />
<br />
Der zur Zeit genaueste Wert für die Hubble-Konstante <math>H_0</math> durch Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop beträgt<ref>[http://www.astronews.com/news/artikel/2009/05/0905-010.shtml Hubble-Konstante Mai 2009 (Hubble)]</ref>:<br />
<br />
:<math>H_0 \approx (74,2 \pm 3,6) \ \frac{\rm km}{\rm s \cdot Mpc}</math><br />
<br />
Aus fünf Jahren Messungen mit der Raumsonde [[Wilkinson Microwave Anisotropy Probe|WMAP]] (WMAP5 genannt) ergibt sich als Wert für <math>H_0</math><ref>[http://www.kosmologs.de/kosmo/blog/einsteins-kosmos/allgemein/2008-03-07/wmap5-neues-von-den-eigenschaften-des-universums Hubble-Konstante Oktober 2008 (WMAP5)] , [http://arxiv.org/abs/0803.0547 arXiv.org: WMAP5 (v2)]</ref>:<br />
<br />
:<math>H_0 \approx (70,5 \pm 1,3) \ \frac{\rm km}{\rm s \cdot Mpc}</math><br />
<br />
Die Auswertung von Hubble-Bildern nach der [[Gravitationslinse]]n-Methode ergibt folgenden Wert für <math>H_0</math><ref>[http://www.astronews.com/news/artikel/2010/03/1003-002.shtml Hubble-Konstante März 2010 (Gravitationslinsen)]</ref>:<br />
<br />
:<math>H_0 \approx (69,7 \pm 4,9) \ \frac{\rm km}{\rm s \cdot Mpc}</math><br />
<br />
== Hubblezeit ==<br />
Der Kehrwert 1/''H''<sub>0</sub> der Hubblekonstante wird '''Hubblezeit''' genannt. Bei gleichförmiger Expansion in einem leeren Universum wäre sie gleich dem [[Weltalter]], d.h. der seit dem Urknall vergangenen Zeit. Je nach dem Gehalt des Universums an Materie, [[Dunkle Materie|dunkler Materie]] und [[Dunkle Energie|dunkler Energie]] kann die Expansion aber verzögert oder beschleunigt werden, so dass das Weltalter von der Hubblezeit verschieden ist. Für lange diskutierte kosmologische Modelle mit flacher Geometrie und ohne dunkle Energie ist zum Beispiel das Weltalter nur 2/3 der Hubblezeit. Mit den heutigen Messungen des Satelliten [[WMAP]] (WMAP5) und der 2dFGRS (2-degree Field Galaxy Redshift Survey) in Kombination mit denen unabhängiger Missionen<br />
<br />
<math>(H_0 = 70,5~{\rm km}/{\rm s / Mpc}, \Omega_m = 0{,}274, \Omega_\Lambda = 0{,}726)</math> <br />
<br />
ergibt sich eine Hubblezeit von 13,3&nbsp;Milliarden und ein Weltalter von 13,73&nbsp;Milliarden Jahren.<br />
<br />
Der Vergleich von Weltalter beziehungsweise Hubblezeit und unabhängigen Altersbestimmungen von Himmelsobjekten wie Sternen und Kugelsternhaufen war immer wieder wichtig in der kritischen Bewertung von Messungen der Hubblekonstante und anderer kosmologischer Parameter. Das sich aus diesen Parametern ergebende Weltalter muss größer als das einzelner Objekte sein.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Nach früheren Hinweisen unter anderem von [[Carl Wilhelm Wirtz]] war es eine Arbeit von Edwin Hubble aus dem Jahr 1929, die überzeugend einen linearen Zusammenhang zwischen Rotverschiebung und Entfernung von Galaxien darlegte. Hubble ermittelte einen hohen Wert von <br />
500&nbsp;km&nbsp;s<sup>-1</sup>&nbsp;Mpc<sup>-1</sup> für die Proportionalitätskonstante. Das entsprechend geringe Weltalter von nur etwa zwei Milliarden Jahren wurde schon bald als problematisch im Vergleich zu Altersbestimmungen von Gesteinen angesehen.<br />
<br />
Zu einer ersten deutlichen Korrektur nach unten kam es in den 1950ern nach der Entdeckung verschiedener [[Sternpopulation]]en durch [[Walter Baade]]. In Unkenntnis dieser Tatsache hatte Hubble in seinen früheren Arbeiten zu geringe Helligkeiten für die Cepheiden angenommen, die er zur Entfernungsbestimmung benutzte.<br />
<br />
Weitere Verbesserungen ergaben bald Werte um und unter 100&nbsp;km&nbsp;s<sup>-1</sup>&nbsp;Mpc<sup>-1</sup>. Die komplexen mehrstufigen Messverfahren führten dann aber zu einer sehr langen und intensiv geführten Debatte von den 1970er bis zu den 1990er Jahren um den genauen Wert der Hubblekonstante. Eine Gruppe um [[Allan Rex Sandage|Allan Sandage]] und [[Gustav Andreas Tammann|Gustav Tammann]] schlug Werte um 50&nbsp;km&nbsp;s<sup>-1</sup>&nbsp;Mpc<sup>-1</sup> vor, während Astronomen wie [[Gérard-Henri de Vaucouleurs|Gerard de Vaucouleurs]] und [[Sidney van den Bergh]] höhere Werte um 100&nbsp;km&nbsp;s<sup>-1</sup>&nbsp;Mpc<sup>-1</sup> bevorzugten. In dieser Zeit bürgerte es sich ein, die Hubblekonstante als ''H''<sub>0</sub>&nbsp;=&nbsp;h&nbsp;100&nbsp;km&nbsp;s<sup>-1</sup>&nbsp;Mpc<sup>-1</sup> zu beschreiben und die Abhängigkeit weiterführender kosmologischer Berechnungen vom genauen Wert der Hubblekonstante durch ausdrückliche Angabe ihrer Abhängigkeit vom Faktor h zu verdeutlichen.<br />
<br />
Diese Kontroverse ist heute weitgehend beendet. Nach den Endergebnissen des „''H''<sub>0</sub> Key Project“ mit dem ''Hubble-Weltraumteleskop'' ergab sich die Hubblekonstante aus der Kombination von vier verschiedenen Methoden zu<ref>W. Freedman et al.: ''Final Results from the Hubble Space Telescope Key Project to Measure the Hubble Constant''. In: ''Astrophysical Journal''. Band 553, 2001, S. 47.</ref>:<br />
<br />
:<math>H_0 \approx (72 \pm 8) \ \frac{\rm km}{\rm s \cdot Mpc}</math><br />
<br />
Aus drei Jahren Messungen mit der ''Raumsonde WMAP'' (WMAP3) und Daten der 2dFGRS ergab sich als Wert für <math>H_0</math><ref>[[David Spergel|D. N. Spergel]] et al.: ''Wilkinson Microwave Anisotropy Probe (WMAP) Three Year Results: Implications for Cosmology''. astro-ph/0603449, 2006.</ref>:<br />
<br />
:<math>H_0 \approx (73 \pm 3) \ \frac{\rm km}{\rm s \cdot Mpc}</math><br />
<br />
Messungen mit dem ''Weltraumteleskop Chandra'' ergaben für die Hubble-Konstante einen Wert von<ref>[http://chandra.harvard.edu/photo/2006/clusters/ Chandra Photo-Album: Galaxy Clusters & the Hubble Constant, 6. August 2008.]</ref><ref>M. Bonamente et al.: ''Determination of the Cosmic Distance Scale from Sunyaev-Zel'dovich Effect and Chandra X-ray Measurements of High Redshift Galaxy Clusters''. In: ''Astrophysical Journal''. astro-ph/0512349, 20. August 2006.</ref>:<br />
<br />
:<math>H_0 \approx (77 \pm 4) \ \frac{\rm km}{\rm s \cdot Mpc}</math><br />
<br />
[[Einstein]] und Straus <ref>Einstein und Straus(1945) In: ''Reviews of Modern Physics.'' Nr. 17, 1945, S. 120.</ref> fanden, daß die kosmologische Expansion nur auf größten Skalen stattfinden kann. Die kosmologische Expansion von gravitativ gebundenen Objekten wie Sternen oder Galaxien ist dadurch ausgeschlossen. Eine Anzahl von Arbeiten und Meßergebnissen z.B.<ref>Dittus und Lämmerzahl(2006) „Die Pioneer Anomalie“ In: Physik Journal 5 (2006) Nr.1 sowie: [[Pioneer-Anomalie]]</ref>, <ref>Müller(2009) „Does cosmological expansion exist on smaller scales?“ In:NCGT Newsletter Issue 50 / 2009 p.18-22</ref>, <ref>Dumin(2002) "On a probable manifestation of Hubble expansion at the local scales, as inferred from LLR data." http://arXiv.org/abs/astro-ph/0203151v1</ref>, lassen die kosmologische Expansion jedoch auch in wesentlich kleineren Bereichen möglich erscheinen.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* C. Wirtz: ''De Sitters Kosmologie und die Radialbewegungen der Spiralnebel''. In: ''[[Astronomische Nachrichten]]''. Band 222, 1924, S. 21.<br />
* E. Hubble: ''A Relation Between Distance and Radial Velocity among Extra-Galactic Nebulae''. In: ''Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America''. Band 15, Nr. 3, 1929, S. 168.<br />
* W. Freedman et al.: ''Final Results from the Hubble Space Telescope Key Project to Measure the Hubble Constant''. In: ''Astrophysical Journal''. Band 553, 2001, S. 47.<br />
* [[David Spergel|D. N. Spergel]] et al.: ''Wilkinson Microwave Anisotropy Probe (WMAP) Three Year Results: Implications for Cosmology''. 2006. [http://xxx.arxiv.org/abs/astro-ph/0603449 astro-ph/0603449]<br />
* M. Bonamente et al.: ''Determination of the Cosmic Distance Scale from Sunyaev-Zel'dovich Effect and Chandra X-ray Measurements of High Redshift Galaxy Clusters''. In: ''[[Astrophysical Journal]]''. Band 647, 2006, S. 25. [http://xxx.arxiv.org/abs/astro-ph/0512349 astro-ph/0512349]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://cfa-www.harvard.edu/~huchra/hubble/ J. Huchra zur Geschichte der Hubblekonstante] (englisch) ([[John Huchra]])<br />
<br />
[[Kategorie:Kosmologie (Physik)]]<br />
<br />
[[ar:قانون هابل]]<br />
[[bg:Закон на Хъбъл]]<br />
[[bn:হাবলের সূত্র]]<br />
[[bs:Hubbleov zakon]]<br />
[[ca:Constant de Hubble]]<br />
[[cs:Hubbleova konstanta]]<br />
[[da:Hubbles lov]]<br />
[[en:Hubble's law]]<br />
[[eo:Leĝo de Hubble]]<br />
[[es:Ley de Hubble]]<br />
[[et:Hubble'i seadus]]<br />
[[fa:قانون هابل]]<br />
[[fi:Hubblen laki]]<br />
[[fr:Loi de Hubble]]<br />
[[he:קבוע האבל]]<br />
[[hr:Hubbleov zakon]]<br />
[[hu:Hubble-törvény]]<br />
[[id:Hukum Hubble]]<br />
[[io:Konstanto di Hubble]]<br />
[[it:Legge di Hubble]]<br />
[[ja:ハッブルの法則]]<br />
[[ka:ჰაბლის კანონი]]<br />
[[ko:허블의 법칙]]<br />
[[lt:Hablo dėsnis]]<br />
[[ml:ഹബ്ബിള് നിയമം]]<br />
[[nl:Wet van Hubble]]<br />
[[no:Hubbles lov]]<br />
[[pl:Prawo Hubble'a]]<br />
[[pt:Lei de Hubble-Homason]]<br />
[[ro:Legea lui Hubble]]<br />
[[ru:Закон Хаббла]]<br />
[[scn:Liggi di Hubble]]<br />
[[simple:Hubble's law]]<br />
[[sk:Hubblova konštanta]]<br />
[[sl:Hubblov čas]]<br />
[[sr:Hablov zakon]]<br />
[[sv:Hubbles lag]]<br />
[[th:กฎของฮับเบิล]]<br />
[[tr:Hubble Sabiti]]<br />
[[uk:Закон Хаббла]]<br />
[[vi:Định luật Hubble]]<br />
[[vls:Wet van Hubble]]<br />
[[zh:哈柏定律]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Science-Slam&diff=86033028Science-Slam2011-03-04T12:16:56Z<p>132.195.106.57: /* Österreich */ Hochdeutsch ergänzt</p>
<hr />
<div>== Format ==<br />
Ein '''Science Slam''' (deutsch: Wissenschaftswettstreit) ist ein wissenschaftliches Kurzvortragsturnier, bei dem Wissenschaftler ihre Forschungsthemen innerhalb einer vorgegebenen Zeit vor Publikum präsentieren. Im Vordergrund steht die [[Populärwissenschaftliche Literatur|populärwissenschaftliche]] Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte, die Bewertung erfolgt durch das Publikum. Bewertet wird neben dem wissenschaftlichen Inhalt auch die Verständlichkeit und der Unterhaltungswert des Vortrags.<br />
<br />
Die Vortragenden sind in der Regel Nachwuchswissenschaftler. Sie präsentieren innerhalb einer bestimmten Zeit (je nach Slam zwischen 6 - 10 Minuten) eigene Forschungsthemen in populärwissenschaftlicher Sprache. Im Anschluss wird der Vortrag vom Publikum (meist mittels Punktekarten oder Applaus) nach den oben genannten Kriterien bewertet und eine Siegerin bzw. ein Sieger gekürt. Der zu gewinnende Preis hat in der Regel nur symbolischen Charakter (zB "Bundeshirn" in Braunschweig)<br />
<br />
Ein Science Slam hat die Förderung der [[Kommunikation|Kommunikationsfähigkeit]] des wissenschaftlichen Nachwuchses zum Ziel. Auch soll bei einem Laienpublikum ein Interesse an verschiedenen Wissenschaftsthemen geweckt werden. Science Slams bildet so auch ein Teilgebiet der [[Wissenschaftskommunikation]].<br />
<br />
Das Format wurde Ende 2006 von dem Poetry Slammer und Verständlichkeitsforscher [[Alex Dreppec]] in Darmstadt ins Leben gerufen. Das Vorbild der Science Slams ist das Format des literarischen Vortragswettbewerb [[Poetry Slam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
<br />
=== Deutschland ===<br />
Regelmäßige Slams finden seit Juni 2008 in Deutschland im [[Haus der Wissenschaft Braunschweig|Braunschweiger Haus der Wissenschaft]] unter der Organisation von Markus Weißkopf statt. Weitere Slams gibt es mittlerweile in den deutschen Städten [[Bayreuth]], [[Berlin]], [[Bremerhaven]], [[Frankfurt am Main|Frankfurt]], [[Hamburg]], [[Hannover]], [[Ilmenau]], [[Kassel]], [[Kiel]] und [[Münster (Westfalen)]].<br />
<br />
Das erste deutsche Finale fand am 19. Juni 2010 im Haus der Wissenschaft Braunschweig statt. Vor über 800 Besuchern konnte sich dabei Martin Buchholz von der TU Braunschweig vor André Lampe (Uni Bielefeld) und Martin Storbeck (TU Ilmenau) durchsetzen und errang das schwarz-rot-goldene Bundeshirn.<br />
<br />
=== Österreich ===<br />
<br />
Seit November 2010 findet auch in Österreich ein regelmäßiger Slam in [[Wien]] unter dem Titel "Science Slam Vienna" statt. Dieser wird vom Verein "Die Wissenschaffer" organisiert und auch als Fernsehformat aufgezeichnet. Die erste Ausstrahlung fand am 8. Jänner (Januar) 2011 im Programm des partizipativen TV-Senders [[Okto]] statt.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
=== Science Slam Websites ===<br />
<br />
*[http://www.scienceslam.org/ scienceslam.org] (Die offizielle Science Slam-Homepage mit allen derzeit bekannten Slams - Ansprechpartner Markus Weißkopf und Martin Storbeck)<br />
*[http://www.scienceslam.de/ scienceslam.de] (Dr. Julia Offe, Hamburg und andere Städte)<br />
*[http://www.scienceslam.at/ Science Slam Vienna] (Verein "Die Wissenschaffer", Wien)<br />
*[http://www.scienceslam.net/ scienceslam.net] (Gregor Büning, Berlin und andere Städte)<br />
<br />
*[http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/science-stage/ Science@Stage - der blog für alle Science Slams in Deutschland bei SciLogs.de]<br />
<br />
<br />
=== Videos ===<br />
<br />
*[http://www.youtube.com/watch?v=z64PJwXy--8/ Video 1. Platz ScienceSlam - Finale 2010]<br />
*[http://www.youtube.com/watch?v=pOswSvaXdeg/ Video 2. Platz ScienceSlam - Finale 2010]<br />
*[http://www.youtube.com/watch?v=qwkhxq6m64s/ Video 3. Platz ScienceSlam - Finale 2010]<br />
*[http://vimeo.com/channels/scienceslam Videochannel des "Science Slam Vienna"]<br />
<br />
== Journalistische Beiträge ==<br />
=== Textbeiträge ===<br />
*[http://diepresse.com/home/bildung/universitaet/616065/ „Science Slam - Wissenschaft als Show“] in der österreichische Tageszeitung "Die Presse" (Print-Ausgabe 6.12.2010)<br />
*[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1339653/ „Mitreißendes aus dem Elfenbeinturm“ von Philip Banse, Deutschlandfunk (2010)]<br />
*[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/798053/ „Der unterhaltsamste Redner gewinnt“ von Andre Zantow, Deutschlandfunk (2009)]<br />
*[http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,625410,00.html „Willkommen auf der Uni-Showbühne“ von Hüseyin Ince, SPIEGELonline (2009)]<br />
*[http://www.geo.de/GEO/kultur/62096.html „Science Slam: Fröhliche Wissenschaft“ von Jens Wiesner, GEO.de (2009)]<br />
*[http://www.faz.net/s/RubC43EEA6BF57E4A09925C1D802785495A/Doc~EDCE340AC98554069B005C9E5DF0F9459~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlenews „Die Sendung mit der Maus für Erwachsene“ von Alard von Kittlitz, FAZ (2010)]<br />
*[http://www.fr-online.de/wissenschaft/was-forschers-oma-mit-physik-zu-tun-hat/-/1472788/5040530/-/index.html „Was Forschers Oma mit Physik zu tun hat“ von Jeannette Goddar, Frankfurter Rundschau (2010)]<br />
*[http://www.zeit.de/wissen/2010-02/Science-Slam-2010 „Show macht schlau“ von Burkhard Strassmann, DIE ZEIT (2010)]<br />
* [http://www.swr.de/swr2/service/audio-on-demand/-/id=661264/did=5935082/pv=mplayer/vv=popup/nid=661264/1vpvh9f/ „Junge Wissenschaftler im Rede-Ring“ von Peter Kaiser, SWR 2]<br />
*[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,675595,00.html „Wie eine Liebesnacht den Raum krümmt“ von Christoph Seidler, SPIEGELonline (2010)]<br />
* [http://www.welt.de/die-welt/regionales/article7623549/Hodenknackerfische-moegen-Lollis.html „Hodenknackerfische mögen Lollis“, Die Welt 2010]<br />
* [http://web.ard.de/galerie/content/nothumbs/default/951/html/1262_8856.html „Science Slam: Die Schlacht der Forscher. Wissenschaftler im Rampenlicht“ von Alice Lanzke, ARD online]<br />
* [http://www.tip-berlin.de/kultur-und-freizeit/slammen-fur-die-wissenschaft „Slammen für die Wissenschaft“ von Michael Metzger, tip Berlin]<br />
* [http://wdr.de/wissen/wdr_wissen/themen/schule_beruf/aktuell/2010/02/scienceslam.php5 Science Slam - Forscher als Bühnenstars, WDR]<br />
* [http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?query_string=science+slam&days_published=365&scsrc=1 „10 Minuten für das eigene Forschungsfeld“, TV-Beitrag bei Nano 2010]<br />
<br />
=== Videobeiträge ===<br />
* [http://vimeo.com/17716431 ORF-Bericht über den ersten "Science Slam Vienna"]<br />
* [http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,733891,00.html "Science Slam"-Finale: Große Show mit Schlaumeiern] (Spiegel Online vom 10. Dezember 2010)<br />
* [http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2010/10/19/lokalzeit-muensterland-science-slam.xml WDR-Bericht über den Science Slam in Münster vom 19.10.2010]<br />
<br />
[[Kategorie:Wettbewerb]]<br />
[[Kategorie:Wissenschaft]]<br />
<br />
[[sv:Science slam]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mensis_intercalaris&diff=83759064Mensis intercalaris2011-01-11T16:51:03Z<p>132.195.106.57: /* Überlieferung nach Plutarch */ Schreibfehler</p>
<hr />
<div>'''Mensis intercalaris''' ([[Lateinische Sprache|lateinisch]]: '''mensis interkalaris''' für ''Schaltmonat''; auch '''Mercedonius, Mercedonios, Mercedinus''') war im [[Römischer Kalender|römischen Kalender]] spätestens seit der ersten großen [[Dezemvirn (Römischer Kalender)|Kalenderreform]] um etwa 450&nbsp;v.&nbsp;Chr. der 27-tägige [[Schaltjahr|Schaltmonat]]. Rechnerisch beinhaltete der ''Mensis intercalaris'' nur 22&nbsp;Zusatztage, die mit den fünf Resttagen des [[Februarius]] ergänzt wurden. Der Einsatz des ''Mensis intercalaris'' wird erstmals im Jahr 472&nbsp;v.&nbsp;Chr. im Zusammenhang eines alten Gesetzes erwähnt, aufgrund dessen ein Schaltmonat in Gebrauch gewesen sein soll. Die damalige Länge des ''Mensis intercalris'' wird jedoch nicht genannt.<ref>F. Münzer: ''Fn 114''. In: [[Pauly-Wissowa|RE]], Bd. XX,2, Sp.&nbsp;12.</ref><br />
<br />
Gesicherte Erkenntnisse über Aufbau sowie Struktur des Schaltmonats beziehungsweise dessen Schaltschema sind für die frühe Zeit der [[Römische Republik|römischen Republik]] nicht durch zeitgenössische Dokumente oder [[Inschrift]]en belegt. Insofern können keine gesicherten Aussagen zu der Schaltpraxis gemacht werden. Vielmehr bestehen verschiedene [[Hypothese]]n und Rückschlüsse, die unterschiedliche Möglichkeiten zulassen. Im Zuge der [[Kalenderreform des Gaius Iulius Caesar]] entfiel im [[Julianischer Kalender|julianischen Kalender]] ab 45&nbsp;v.&nbsp;Chr. der Monat ''Mensis intercalaris'' wegen der Neuregelung des Monats [[Februar]] ersatzlos. <br />
<br />
== Etymologie des Begriffs Mercedonius ==<br />
=== Überlieferung nach Plutarch ===<br />
[[Datei:Mensis Intercalaris.PNG|thumb|„INTER“<br/>(Fasti Antiates maiores)]]<br />
<br />
[[Plutarch]] verwendete als einziger nichtzeitgenössischer Autor für den Schaltmonat nicht den Begriff ''Mensis intercalaris'', sondern nannte ihn „Mercedonius“ beziehungsweise „Mercedinus“.<ref>Plutarch: ''Numa'' 18,3; ''Caesar'' 59,3.</ref> Seine Ableitung des Monatsnamens von ''merces'' sowie ''mercedes pro usuris dixit'' (''Lohn, Rente, Zahlung, Zins'') fußte jedoch auf der falschen Verbindung zu ''mercedarius, mercedituus'' (''Anschaffer'') als [[Interpretation]] hinsichtlich der Regierungszeit von [[Numa Pompilius]]. Tatsächlich handelte es sich bei der Bezeichnung „Mercedonius“ um einen negativen [[Spitzname]]n des Schaltmonats ''Mensis intercalaris'', der in der römischen Geschichte wahrscheinlich öfter für Zinsmanipulationen missbraucht wurde.<ref name=R321>Jörg Rüpke: ''Kalender und Öffentlichkeit: Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in Rom''. S.&nbsp;321–322.</ref> <br />
<br />
In den römischen Inschriften ist daher der Ausdruck „Mercedonius“ unbekannt. Stattdessen wurde der Schaltmonat beispielsweise in den [[Fasti Capitolini|Fasti Capitolini triumphales]] als ''Mensis interkalaris'' betitelt. Auf dieser Grundlage ließ sich für die Fasti Antiates maiores als ältester erhaltener Nachweis für den Schaltmonat die Abkürzung „INTER“ rekonstruieren, die Attilio Degrassi bereits 1963 vornahm und für „INTER“ die [[Transkription (Schreibung)|Transkription]] „Interk(alares)“ einsetzte.<ref>Attilio Degrassi: ''Inscriptiones Italiae, Vol. 13: Fasti et elogia. Fasc. 2: Fasti anni Nvmani et Ivliani''. Ist. Poligrafico e Zecca dello Stato, Libreria dello Stato, Roma 1963, S.&nbsp;26.</ref> Ältere Bezeichnungen als „MER“ gründen sich noch auf die Interpretation von Gioacchino Mancini als Erstherausgeber der Fasti Antiates maiores im Jahr 1921.<ref>Gioacchino Mancini: ''Anzio: Scoperta di un calendario romano, anteriore a Giulio Cesare, e di un brano dei fasti consolari e censori, l'uno e gli altri dipinti sopra intonaco''. In: ''NSc''. 1921. S.&nbsp;77.</ref><br />
<br />
=== Historische Bezüge === <br />
Der Monat ''Mensis intercalaris'' kann im Zusammenhang finanzieller Manipulationen nicht vor dem dritten Jahrhundert&nbsp;v.&nbsp;Chr. als „zinsloser Monat“ missbraucht worden sein. Eine vollständige [[Geldwirtschaft]] bildete sich erst nach den [[Latinerkriege]]n heraus. Die literarischen Quellen, die am Ende der [[Römische Republik|römischen Republik]] [[Anachronismus|anachronistisch]] über frühe Maßnahmen und das finanzielle Umfeld berichten, sind aufgrund fehlender zeitgenössischer Belege nur bedingt glaubwürdig.<ref name=R321/><br />
<br />
Zinszahlungen im Monat ''Mensis intercalaris'' sind in der römischen Geschichte nicht bezeugt, zudem gestaltet sich die Quellenlage als sehr unsicher. Zumindest spricht die rechtliche Konzeption gegen einen Zinsmonat ''Mensis intercalaris'' und gegen eine Übernahme des [[Griechenland|griechischen]] Systems, das einen Schaltmonat wie jeden anderen Monat behandelte. Außerdem war der ''Mensis intercalaris'' im römischen Kalender kein echter [[Lunation|Mondmonat]]. Für den [[Darlehen]]snehmer hätte sich im Schaltjahr der Vorteil ergeben, dass die Verpflichtungen auf dreizehn Monate verteilt werden konnten. Ähnlich sieht es im [[Steuerrecht]] aus. Weitere Verflechtungen mit Regionen, die einen anders gelagerten Kalender verwendeten, hätten für Geldleiher zusätzliche Vorteile bedeutet.<ref name=R321/> <br />
<br />
== Mensis intercalaris ==<br />
=== Geschichtlicher Hintergrund ===<br />
Nach [[Titus Livius|Livius]] konnte der ''Mensis intercalaris'' auch nach dem 24.&nbsp;Tag des [[Februarius]] geschaltet werden.<ref>Agnes Kirsopp Michels: ''The calendar of the Roman republic''. S.&nbsp;161.</ref> In Ausnahmefällen verzichteten die Römer ganz auf den Einsatz des ''Mensis intercalaris'', beispielsweise im von 218&nbsp;v.&nbsp;Chr. bis 201&nbsp;v.&nbsp;Chr. andauernden [[Zweiter Punischer Krieg|zweiten Punischen Krieg]], da der Einsatz eines Schaltmonats für den Kriegsverlauf als negatives [[Omen]] angesehen wurde.<ref>Agnes Kirsopp Michels: ''The calendar of the Roman republic''. S.&nbsp;102.</ref> [[Ambrosius Theodosius Macrobius|Macrobius]] berichtet in den [[Saturnalien]] über einen weiteren [[Römischer Kalender#Zweiter Schaltzyklus im dritten Octennium|Octennium-Schaltzyklus]], beginnend mit dem 17.&nbsp;Jahr eines bis zum 24.&nbsp;Jahr vom Normalfall abweichenden dritten achtjährigen Schaltschemas: 24&nbsp;Tage sollen „weggeschaltet“ und der ''Mensis intercalaris'' in diesem Zeitraum nur dreimal mit insgesamt 66&nbsp;Tagen eingesetzt worden sein. Regulär wäre der ''Mensis intercalaris'' ansonsten viermal erfolgt. Als Grund für den erweiterten Schaltzyklus gab Macrobius eine Abweichung gegenüber dem [[Griechenland|griechischen]] Kalender in Höhe von 24&nbsp;Tagen an, die sich aus der überschüssigen Eintageslänge des 355-tägigen römischen Kalenderjahres im Vergleich zum [[Lunation|Mondjahr]] der Griechen aufaddiert hatten. Der ''Mensis intercalaris'' soll nach Macrobius alle zwei Jahre abwechselnd 22&nbsp;oder&nbsp;23&nbsp;Zusatztage beinhaltet haben; so auch [[Censorinus]]: ''Denique cum intercalarium mensem viginti duum vel viginti trium dierum alternis annis addi placuisset''.<ref>Censorinus: ''de Die natali'', 20,6.</ref> <br />
<br />
Um die benötigten 24&nbsp;Tage „wegschalten zu lassen“, wurde der 23-tägige ''Mensis intercalaris'' um einen Tag auf 22&nbsp;Tage reduziert und die andere Schaltung der 23&nbsp;Tage unterdrückt, so dass sich insgesamt statt der planmäßigen 90&nbsp;Zusatztage des ''Mensis intercalaris'' nur die 66&nbsp;Tage ergaben und „das (römische) Jahr mit der griechischen Rechnung wieder übereinstimmte“.<ref>Macrobius: ''Saturnalien''. Buch 1, Kap. 13.; vgl. auch Agnes Kirsopp Michels: ''The calendar of the Roman republic''. S.&nbsp;155.</ref> Nach Macrobius kam der altrömische Kalender in 24&nbsp;Jahren durch Handhabung verschiedener Monatslängen für den ''Mensis intercalaris'' und Anwendung unterschiedlicher Schaltzyklen auf 8.766&nbsp;Tage. [[Geminos von Rhodos]], der um 70&nbsp;v.&nbsp;Chr. in [[Rom]] lebte, charakterisiert die griechische Zeitrechnung mindestens seit [[Solon]] (um 600&nbsp;v.&nbsp;Chr.) auf Grundlage eines jährlichen 354-tägigen [[Lunisolarkalender]]s mit zwölf Monaten, bestehend aus abwechselnd 29&nbsp;und&nbsp;30&nbsp;Tagen. Innerhalb von acht Jahren wurden drei Monate mit jeweils 30&nbsp;Tagen eingeschaltet, so dass 24&nbsp;Jahre „nach griechischer Zeitrechnung“ ebenfalls 8.766&nbsp;Tage umfassten. Das durchschnittliche „römische und griechische Jahr“ kam in dieser Weise bereits im fünften Jahrhundert&nbsp;v.&nbsp;Chr. auf die „julianische Jahreslänge“ von 365,25&nbsp;Tagen.<ref>Friedrich Karl Ginzel: ''Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie, Bd. 2''. S.&nbsp;331.</ref><br />
<br />
=== Tage des Mensis intercalaris ===<br />
Als einzige [[Julianischer Kalender|vorjulianische Kalenderquelle]] sind bislang nur die [[Fasti Antiates maiores]] erhalten geblieben. Dort umfasst der ''Mensis intercalaris'' 27&nbsp;Tage und ist mit einem festen [[Nundinum|Markttagschema]] versehen, das den ''Mensis intercalaris'' mit dem Buchstaben „G“ beginnen lässt, der im regulären Februarius allerdings erst auf den 25.&nbsp;Tag folgt.<ref>Jörg Rüpke: ''Kalender und Öffentlichkeit: Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in Rom''. S.&nbsp;43.</ref> Fand der Markt beispielsweise am Anfang des Schaltjahres auf einem „A-Tag“ statt, fiel er am Ende des Schaltjahres ebenfalls auf einen „A-Tag“, der im Februarius in Normaljahren deckungsgleich auf dem 28.&nbsp;und damit auch auf dem letzten Tag des Jahres lag. Im Folgejahr wäre der nächste Markt auf den 8.&nbsp;[[Ianuarius]] als „H-Tag“ gefallen, im übernächsten Jahr auf einen „G-Tag“, so dass der ''Mensis-intercalaris'' durch sein dem Normaljahr angepasstes Markttagschema nicht den Jahreslauf der Markttage veränderte. <br />
<br />
{| class="prettytable" style="width: 98%; border: 2px solid gray;" <br />
|- {{Portal:Ägyptologie/TblHighlight}}<br />
|colspan="7" align=center style="background:#FFE39B"|'''Tagescharaktere und Daten des Monats'''<br />
|- {{Portal:Ägyptologie/TblHighlight}}<br />
!Tag<br />
!Römische Bezeichnung<ref>In den [[Fasti]] standen nur die Zahlenangaben ohne begleitenden Text, beispielsweise: Statt ''ante diem VI Kalendas Martias'' nur ''VI''. </ref><br />
![[Nundinum|Nundinae]]<br />
![[Tagescharaktere im römischen Kalender|Tagescharakter]]<br />
!Festveranstaltungen<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>1<br />
|[[Kalenden|K]]<br />
|<center>G<br />
|<center>[[Fas (Römischer Kalender)|F]] <br />
| <br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>2<br />
|IV (ante diem [[Nonen|NON]])<br />
|<center>H<br />
|<center>F <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>3<br />
|III <br />
|<center>A<br />
|<center>[[Comitia|C]]<br />
|<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>4<br />
|PR (pridie NON)<br />
|<center>B<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>5<br />
|[[Nonen|NON]] <br />
|<center>C<br />
|<center>F <br />
|<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>6<br />
|VIII (ante diem [[Iden (Kalender)|EID]])<br />
|<center>D<br />
|<center>F <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>7<br />
|VII <br />
|<center>E<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>8<br />
|VI<br />
|<center>F<br />
|<center>C<br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>9<br />
|V <br />
|<center>G<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>10<br />
|IV<br />
|<center>H<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>11<br />
|III<br />
|<center>A<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>12<br />
|PR (pridie EID)<br />
|<center>B<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>13<br />
|[[Iden (Kalender)|EID]] <br />
|<center>C<br />
|<center>[[Nefas|N]] + [[Nefas Piaculum|NP]] <br />
|[[Feriae]] [[Jupiter (Mythologie)|Jupiter]]<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>14<br />
|XV (ante diem [[Kalenden|K]] [[Martius (Römischer Monat)|Martias]])<br />
|<center>D<br />
|<center>F <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>15<br />
|XIV<br />
|<center>E<br />
|<center>C<br />
|<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>16<br />
|XIII<br />
|<center>F<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>17<br />
|XII<br />
|<center>G<br />
|<center>C <br />
| <br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>18<br />
|XI<br />
|<center>H<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>19<br />
|X<br />
|<center>A<br />
|<center>C <br />
| <br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>20<br />
|IX <br />
|<center>B<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>21<br />
|VIII <br />
|<center>C<br />
|<center>C <br />
|<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>22<br />
|VII <br />
|<center>D<br />
|<center>C + [[QRCF]] <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>'''23'''<br />
|[[Tubilustrium]] (VI) <br />
|<center>E<br />
|<center>N „REGI“<br />
|Beginn der fünf Resttage des Februarius; [[Regifugium]]<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>'''24'''<br />
|V <br />
|<center>F<br />
|<center>C + QRCF <br />
|<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>'''25'''<br />
|IV <br />
|<center>G<br />
|<center>N + [[Endoitio Exitio Nefas|EN]] <br />
|<br />
|- bgcolor="#f5f5f5"<br />
|<center>'''26'''<br />
|III <br />
|<center>H<br />
|<center>N + NP „EQVIR“<br />
|[[Feriae]] [[Equirria]] (Ecurria) zu Ehren von [[Mars (Mythologie)|Mars]]<br />
|- bgcolor="#fffaf0"<br />
|<center>'''27'''<br />
|PR (pridie K Martias) <br />
|<center>A<br />
|<center>C <br />
|<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste der Feste und Feiertage im römischen Reich]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Friedrich Karl Ginzel]]: ''[http://www.3eck.org/Ginzel/index.html Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie, Bd. 2] - Zeitrechnung der Juden, der Naturvölker, der Römer und Griechen sowie Nachträge zum 1.&nbsp;Bande -''. Austrian Literature Online, Innsbruck&nbsp;2007 (Nachdruck Originalausgabe Leipzig&nbsp;1906) ISBN 3-226-00428-X<br />
* Agnes Kirsopp Michels: ''The calendar of the Roman republic''. Princeton University Press, Princeton 1967 <br />
* [[Jörg Rüpke]]: ''Die Religion der Römer''. Beck, München 2006, ISBN 3-406-47175-7<br />
* Jörg Rüpke: ''Kalender und Öffentlichkeit: Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in Rom''. de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-014514-6<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://la.wikipedia.org/wiki/Calendarium_Romanum Calendarium Romanum] (lateinisch)<br />
* [http://la.wikipedia.org/wiki/Index_dierum_calendarii_Romani Index dierum calendarii Romani] (lateinisch)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Navigationsleiste Monate des altrömischen Kalenders}}<br />
<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Römischer Kalender]]<br />
[[Kategorie:Römische Kultur]]<br />
<br />
[[da:Mercedonius]]<br />
[[en:Mercedonius]]<br />
[[fr:Mercedonius]]<br />
[[pl:Mercedonius]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=John_Charles_Francis_von_Gro%C3%9Fbritannien_und_Irland&diff=77992140John Charles Francis von Großbritannien und Irland2010-08-18T10:52:06Z<p>132.195.106.57: Zeichensetzung</p>
<hr />
<div>[[Datei:Princejohnandfamily.jpg|miniatur|John im Kreise seiner Brüder.]]<br />
Prinz '''John Charles Francis''' (* [[12. Juli]] [[1905]] in [[York Cottage]]; † [[18. Januar]] [[1919]] Wood Farm, Wolferton, [[Norfolk]]) wurde als jüngster Sohn des Duke of York, dem späteren König [[Georg V. (Vereinigtes Königreich)|Georg V.]], und Prinzessin [[Mary von Teck]] in [[Windsor (Berkshire)|Windsor]] geboren.<br />
<br />
Der junge Prinz soll ein Kind mit einem sehr lieben Charakter gewesen sein, das offen auf seine Mitmenschen zuging.<br />
<br />
Prinz John litt seit seinem vierten Lebensjahr an [[Epilepsie]] und [[Autismus]]. Prinz John wurde deshalb aus der Familie entfernt. Seinen Geschwistern war es verboten, in der Öffentlichkeit von ihm zu sprechen, oder auch nur mit dem jüngeren Bruder zu spielen. Sie nannten John meist nur „das Monsterkind“.<br />
<br />
Seit 1917 lebte John mit seinem Kammerdiener und seiner geliebten Nanny „Lalla“ auf der Wood Farm in Wolferton, Norfolk, einer Besitzung, die zum königlichen Gut [[Sandringham]] gehört. Er starb dort am 18. Januar 1919 im Schlaf.<br />
<br />
Der Legende nach saß John oft am Fenster seiner Cottage und sah seinen Geschwistern, den Prinzen [[Eduard VIII.|Edward]], [[Georg VI. (Vereinigtes Königreich)|Albert]], [[Henry, Duke of Gloucester|Henry]] und [[George, 1. Duke of Kent|George]] sowie Prinzessin [[Maria Viktoria, Countess of Harewood|Mary]], traurig beim Spielen im Park von Sandringham zu. Zuneigung erhielt der Junge jedoch von seiner Großmutter, [[Alexandra von Dänemark|Königin Alexandra]], die ihn in ihrer Witwenzeit oft besuchte und mit ihm spielte.<br />
<br />
Sein ältester Bruder, der spätere König Edward VIII., bezeichnete den Gesundheitszustand seines Bruders John sogar einmal als Schande.<br />
<br />
In einigen Lexika wird Prinz John nicht erwähnt, lediglich in Kitty Kellys dokumentarischem Sachbuch ''Die Royals'' (1997 by H.B. Productions Inc.) findet sich ein kurzer Verweis auf seine Existenz, ebenso ein Eintrag in der genealogischen Tafel. Daneben findet er in der genealogischen Tafel auf der offiziellen Homepage des britischen Königshauses Erwähnung. Bei einer Versteigerung von Gegenständen aus dem Nachlass von Edward VIII. im Jahre 1996 durch das Auktionshaus Sothebys tauchte erstmals ein Foto auf, das Prinz John im Matrosenanzug zeigt. Auch in der Buchreihe ''Macht und Mythos'', Bd. ''Die Windsors'', Hrsg. Martha Schad, findet sich eine Gruppenaufnahme der königlichen Geschwister mit John in der Mitte.<br />
<br />
Aufgrund dieses tragischen Lebensweges wird Prinz John auch der „verlorene Prinz“ genannt.<br />
Sein Schicksal wurde 2003 unter dem Titel ''The Lost Prince'' für die BBC verfilmt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Helmut Maria Glogger: ''Das geheime Leben der Windsors - Die ganze Wahrheit.'' Knaur Taschenbuchverlag 2006<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Grossbritannien Und Irland, John Charles Francis Von}}<br />
[[Kategorie:Britisches Königshaus (20. Jh.)]]<br />
[[Kategorie:Ernestiner|John Charles Francis]]<br />
[[Kategorie:Kind]]<br />
[[Kategorie:Brite]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1905]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1919]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Großbritannien und Irland, John Charles Francis von<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Johann Karl von Sachsen-Coburg-Gotha<br />
|KURZBESCHREIBUNG=britischer Prinz<br />
|GEBURTSDATUM=12. Juli 1905<br />
|GEBURTSORT=[[York Cottage]]<br />
|STERBEDATUM=18. Januar 1919<br />
|STERBEORT=Wood Farm, Wolferton, [[Norfolk]]<br />
}}<br />
<br />
[[en:Prince John of the United Kingdom]]<br />
[[fi:Prinssi Juhana (Yhdistynyt kuningaskunta)]]<br />
[[fr:John du Royaume-Uni]]<br />
[[he:ג'ון, נסיך הממלכה המאוחדת]]<br />
[[id:Pangeran John dari Britania Raya]]<br />
[[ja:ジョン (イギリス王子)]]<br />
[[nl:John Windsor]]<br />
[[pl:Jan Windsor]]<br />
[[pt:Príncipe João do Reino Unido]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schwebung&diff=77964428Schwebung2010-08-17T16:29:48Z<p>132.195.106.57: /* Akustik */ doppelt Gemoppeltes entfernt</p>
<hr />
<div>Als '''Schwebung''' bezeichnet man die Resultierende der additiven Überlagerung (Superposition) zweier [[Schwingung]]en, die sich in ihrer [[Frequenz]] nur wenig voneinander unterscheiden. Schwebungen treten bei allen Wellen auf, für die das [[Superpositionsprinzip (Wellen)|Superpositionsprinzip]] gilt, also beispielsweise [[Schall]]wellen und [[Elektromagnetische Welle|elektromagnetischen Wellen]]; siehe [[Differenztonfaktor]].<br />
Kurz gesagt ist eine Schwebung eine Schwingung mit periodisch veränderlicher Amplitude. Sie entsteht durch Überlagerung von Schwingungen mit ähnlichen Frequenzen, <math>f_1</math> muss ungefähr <math>f_2</math> sein.<br />
<br />
== Akustik ==<br />
In der [[Akustik]] ist die Schwebung deutlich zu hören: <br />
Erklingen zwei Töne, deren Frequenzen sich nur wenig unterscheiden, so ist ein Ton zu hören, dessen Frequenz dem Mittelwert der Frequenzen der beiden überlagerten Töne entspricht. Dieser Ton ist [[Amplitudenmodulation|moduliert]], seine Lautstärke schwankt mit der sogenannten ''Schwebungsfrequenz'', die der Differenz der Frequenzen der beiden Töne entspricht.<br />
<br />
Übersteigt der Frequenzunterschied etwa fünf Prozent, vernimmt man einen Ton ''rauer'' Klangfärbung, der sich bei weiterer Vergrößerung der Frequenzdifferenz in zwei Einzeltöne aufspaltet.<br />
<br />
Als [[Kritische Bandbreite|kritische Bandbreite]] wird derjenige Bereich um eine Tonfrequenz <math>f_0</math> bezeichnet, innerhalb dessen die Frequenz eines zweiten Tones liegen muss, damit ein rauer oder schwebender Ton statt zwei getrennter Töne wahrgenommen wird. Die Größe der kritischen Bandbreite hängt von der Frequenz <math>f_0</math> ab: Sie wird mit höherer Frequenz <math>f_0</math> größer. Für die Bark-Skala kann man vereinfachend sagen, dass die kritische Bandbreite bis zu einer Frequenz <math>f_0</math> von ca. 500 Hz konstant 100 Hz beträgt. Darüber beträgt die kritische Bandbreite etwa 20% der Mittenfrequenz <math>f_0</math>. <br />
<br />
{{Audio|Schwebung.ogg|Klangbeispiel}}: Dem Grundton von 440&nbsp;Hz ist ein zweiter Ton überlagert, dessen Frequenz von 440&nbsp;Hz auf 490&nbsp;Hz ansteigt.<br />
<br />
== Mathematische Beschreibung ==<br />
[[Bild:Beating Frequency.svg|thumb|380px|Beispiel einer Schwebung zweier Frequenzen]]<br />
In der folgenden Berechnung ist:<br />
*<math>f_1</math> die Frequenz der Sinus-Schwingung 1,<br />
*<math>f_2</math> die Frequenz der Sinus-Schwingung 2,<br />
*<math>\hat{y}_{1,2}</math> die Amplitude der einzelnen Schwingungen (gleich für 1 und 2),<br />
*<math>t</math> der Zeitpunkt,<br />
*π die [[Kreiszahl]], <math>\pi \approx 3{,}141592654</math><br />
*<math>y_\mathrm{R}</math> die resultierende Summenschwingung,<br />
*<math>\hat{y}</math> ihre Amplitude,<br />
*<math>f_\mathrm{R}</math> ihre Frequenz,<br />
*<math>f_\mathrm{S}</math> die Frequenz einer cosinusförmigen Schwingung, welche die Schwebungsfunktion <math>y_\mathrm{R}</math> einhüllt,<br />
*<math>f_{Schwebung}</math> die Schwebungsfrequenz.<br />
<br />
<br />
Man betrachte zwei gleichgerichtete harmonische Schwingungen mit leicht unterschiedlichen Frequenzen<br />
:<math><br />
y_1(t) = \hat{y}_1 \sin(2 \pi f_1 t)<br />
</math><br />
:<math><br />
y_2(t) = \hat{y}_2 \sin(2 \pi f_2 t).<br />
</math><br />
Zur Vereinfachung sei angenommen, dass beide Schwingungen dieselbe Amplitude haben.<br />
:<math><br />
\hat{y}_1 = \hat{y}_2 = \hat{y}<br />
</math><br />
Dann kann die Summenschwingung so dargestellt werden:<br />
:<math><br />
y_\mathrm{R} = \hat{y}\left(\sin \left(2\pi f_1t\right) + \sin\left(2\pi f_2t\right)\right) \,<br />
</math>.<br />
<br />
Dieser Ausdruck kann durch Anwendung der [[Formelsammlung Trigonometrie #Additionstheoreme|Additionstheoreme]] umgeformt werden in die folgende Formel:<br />
:<math><br />
y_\mathrm{R} = 2\hat{y}\sin\!\left(2\pi \frac{f_1 + f_2}{2} t\right)\cdot \cos\!\left(2\pi \frac{f_1 - f_2}{2} t\right)<br />
</math><br />
<br />
Die letzte Formel besagt, dass die Frequenz der Überlagerungsschwingung die mittlere Frequenz der beiden Teilschwingungen ist (entspricht dem Sinus-Glied der Formel, siehe <math>f_\mathrm{R}</math> unten) und dass die resultierende [[Amplitude]] sich zeitlich ändert (dies wird durch das Kosinus-Glied ausgedrückt, siehe <math>f_\mathrm{S}</math> und <math>f_\mathrm{Schwebung}</math> unten). <br />
Es gilt:<br />
:<math><br />
f_\mathrm{R} = \frac{f_1 + f_2}{2}<br />
</math><br />
<br />
Für <math>f_\mathrm{S}</math> findet man den Ausdruck <math>f_\mathrm{S} = (f_1 - f_2)/2</math> - dieses ist die Frequenz, die sich rechnerisch aus dem Kosinus-Glied ergibt. Da es für die Umhüllende der Überlagerungsschwingung (d.h. für die hörbare Amplitudenschwankung) egal ist, ob sich der Kosinus im plus- oder minus-Bereich befindet, ist die hörbare Frequenz der Lautstärkeänderung doppelt so groß. Diese so genannte Schwebungsfrequenz ist definiert als<br />
:<math><br />
f_\mathrm{Schwebung} = \left| f_1 - f_2 \right|<br />
</math><br />
und ihr Betrag ist wesentlich kleiner als <math>f_\mathrm{R}</math>. Die sich daraus ergebende Schwebungsperiode<br />
:<math><br />
T_\mathrm{Schwebung} = \frac{1}{f_\mathrm{Schwebung}}<br />
</math><br />
ist der zeitliche Abstand zwischen zwei Punkten minimaler Amplitude (Knoten) der Schwebungsfunktion <math> y_\mathrm{R} </math>.<br />
<br />
<br />
== Unreine Schwebung ==<br />
Sind die Amplituden der beiden beteiligten Schwingungen nicht gleich, dann spricht man von der so genannten ''Unreinen Schwebung''. Bei dieser ist das entsprechende Kosinus-Glied anders ausgebildet, und es treten keine Stilleperioden (wenn die resultierende Amplitude der reinen Schwebung durch Null geht) auf. Des Weiteren schwankt die Schwingungsdauer, anders ausgedrückt, die resultierende Frequenz (das Sinus-Glied oben) ist nicht konstant.<br />
<br />
== Weitere Klangbeispiele ==<br />
Um das Verständnis der akustischen Schwebung etwas zu erleichtern, finden sich hier vier beispielhafte unterschiedliche Schwingungen. Alle besitzen dieselbe Startfrequenz, sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Wellenform: Dreieck, Rechteck, Sägezahn, Sinus<br />
<br />
*{{Audio|Schwebung_dreieck.ogg|Dreieckschwingung}}<br />
*{{Audio|Schwebung_rechteck.ogg|Rechteckschwingung}}<br />
*{{Audio|Schwebung_saegezahn.ogg|Sägezahnschwingung}}<br />
*{{Audio|Schwebung_sinus.ogg|Sinusschwingung}}<br />
<br />
In allen vier Klangbeispielen wurden zwei Schwingungen überlagert. Ab Sekunde 4 wurde begonnen, eine dieser Schwingungen langsam in der Frequenz zu erhöhen und sie dann wieder um das Doppelte zu reduzieren. Einen exakten Verlauf stellt folgendes Diagramm dar:<br />
[[Bild:Schwebung_modulation.png|none|framed|Frequenzverlauf einer Schwingung aus den obigen vier Beispielen. Die andere Schwingung bleibt konstant, und wurde daher nicht eingezeichnet]]<br />
<br />
== Anwendungen ==<br />
Das Phänomen der Schwebung kann vielseitig angewendet werden. In der Musizierpraxis wird sie als <br />
*belebender Klangeffekt bei Musikinstrumenten beispielsweise als zuschaltbarer sogenannter [[Tremolo (Akkordeon)|Tremoloeffekt]] oder als spezielles [[Orgelregister|Register]] in [[Orgel|Pfeifenorgeln]] eingesetzt. <br />
*Das [[Leslie-Lautsprecher]]-Kabinett verwendet den [[Doppler-Effekt]] zur Erzeugung der Schwebung. Hierbei wird der konstante Originalton mit einem in der Tonhöhe [[Vibrato|vibrierenden]] Ton überlagert.<br />
*Bei [[Tremoloharmonika|Tremoloharmonikae]] (''Wiener Stimmung'') und bei einem [[Register (Akkordeon)|Register]] am [[Akkordeon]] erfolgt die Tonerzeugung mit zwei [[durchschlagende Zunge|Durchschlagzungen]], die in einer Schwebung gestimmt sind.<br />
*Das Stimmen eines [[Musikinstrument]]s nach Gehör (ohne [[Stimmgerät]] mit optischer Anzeige), also das eigentliche Einstimmen auf den [[Kammerton]] als Referenzfrequenz, erfolgt solange, bis ''keine Schwebung'' mehr zu hören ist: Der Ton ist „''schwebungsnull'' - er stimmt“ .<br />
*Die Tonharmonie des Bambus-Instruments [[Angklung]] basiert auf dem Prinzip von zwei bis vier in Schwebung befindlicher Klangkörper (Bässe, Melodieinstrumente und Akkorde), die gleichzeitig geschüttelt werden.<br />
<br />
Unangenehm störend wird die Schwebung hingegen, wenn zwei Instrumente mit annähernd sinusförmigen Tönen (Flöten) eng benachbarte Töne spielen - man sagt, die Töne reiben sich.<br />
<br />
Mit zwei elektrischen [[Schwingkreis]]en können Systeme gebaut werden, die folgenden Effekt nutzen: Ein Schwingkreis erzeugt eine (manuell justierbare,) feste Referenzfrequenz. Ein zweiter Schwingkreis wird über seine [[Dipolantenne]] in seiner Frequenz beeinflusst. Beide Frequenzen werden überlagert, die daraus resultierende Schwebung wird weiterverarbeitet. Dies kann wie bei dem<br />
*[[Theremin]] ein durch Handbewegungen beeinflusstes Musikinstrument sein. <br />
*Bei [[Metallsuchgerät]]en beeinflusst [[Metalle|Metall]] einer bestimmten Masse die Frequenzen, <br />
*bei [[Überwachungsanlage]]n mit [[Bewegungsmelder]]n wird beispielsweise durch Annäherung eines Menschen das Signal eines [[Infrarotstrahlung|Wärmesensors]] als [[Stellglied]] im veränderbaren Schwingkreis ausgenutzt.<br />
<br />
==Siehe auch== <br />
* [[Ondes Martenot]]<br />
* [[Schwebungssummer]]<br />
* [[Interferenz (Physik)|Interferenz]]<br />
* [[Gekoppelte Pendel]]<br />
* [[akustische Täuschung]]<br />
* [[Moiré-Effekt]]<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*[http://gerdbreitenbach.de/lissajous/lissajous.html Simulation zu Interferenz/Schwebung/Lissajous_Kurven zweier stehender Wellen] <br />
<br />
[[Kategorie:Wellenlehre]]<br />
<br />
[[en:Beat (acoustics)]]<br />
[[es:Batimiento]]<br />
[[fi:Huojunta]]<br />
[[fr:Battement]]<br />
[[hu:Lebegés (hangtan)]]<br />
[[it:Battimenti (musica)]]<br />
[[ja:うなり]]<br />
[[pl:Dudnienie]]<br />
[[pt:Batimentos]]<br />
[[ru:Биения]]<br />
[[sv:Svävning]]<br />
[[uk:Биття]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Theremin&diff=77962992Diskussion:Theremin2010-08-17T15:53:50Z<p>132.195.106.57: Neuer Abschnitt /* Termenova -- Tochter?? */</p>
<hr />
<div>==Aetherophon==<br />
<br />
Am 8. Jun 2004, 20:16 Uhr (CEST) wurden die Inhalte von [[Aetherophon]] hierher verlagert. Hier der alte Artikel '''Aetherophon''':<br />
----<br />
Das '''Aetherophon''' ist ein [[Musikinstrument]].<br />
<br />
1920 entsteht das Ätherophone oder auch ''Termenvox'' durch den 24-jährigen Ingenieur [[Lew Sergejewitch Termen]], der noch später in russischer Gefangenschaft die “[[Wanze]]“ erfinden wird. Er verwirklichte seinen Traum von einem Instrument, das sich nicht der mechanischen Einwirkung der Hände unterordnet, sondern auf deren freie Bewegung im Raum reagiert. Die linke Hand steuert dabei die Dynamik - die Rechte die Tonhöhe. Die Erzeugung eines hörbaren Tones erfolgt durch die Überlagerung von zwei hochfrequenten, nicht mehr hörbaren Tönen. <br />
<br />
In den USA wird das Termenvox produziert und wer am Klang interessiert ist, sollte sich neben den Kompositionen speziell für das Termenvox doch einfach “Whole Lotta Love” von Led Zeppelin oder den Film “Psycho” ansehen.<br />
Weitere Erfindungen Termens sind das [[Cello ohne Saiten]] und das [[Rhythmikon]], ein Instrument, welches hohe [[Frequenz]]en mit komplexen rhythmischen Mustern kombiniert und damit die erste Rhythmus-Maschine der Welt darstellte.<br />
----<br />
[[Benutzer:Gauss|Gauss]] 20:27, 8. Jun 2004 (CEST)<br />
<br />
== Whole Lotta Love ==<br />
<br />
Whole Lotta Love ist keine Filmmusik. Habe das oben rausgenommen und unten neu eingefügt.[[Benutzer:Deadhead|Deadhead]] 3. Jul 2005 06:40 (CEST)<br />
<br />
Ich hab mir mal "Whole lotta love" von der Remasters und der II angehört und konnte nicht mal ansatzweise ein Theremin entdecken. Die ganzen Soundeffekte sind definitv kein Theremin. In welcher Version soll Jimmy Page (Gitarrist) denn das Theremin verwandt haben? (ich unterschreib mal anonym, weil ich keinen Benutzernamen habe)<br />
<br />
== einziges Musikinstrument ohne körperliche Berührung ? ==<br />
<br />
<br />
Das möchte ich bezweifeln. Mir fällt spontan zB die LaserHarfe ein.<br />
<br />
<br />
:Eine Flaschenharfe lässt sich auch ohne körperliche Berührung spielen. (Unterschreibe bitte deine Beiträge) --[[Benutzer:Rbb|Rbb]] 00:18, 23. Aug 2005 (CEST)<br />
<br />
<br />
::Ja, das stimmt. Dazu kommen noch Thereminabwandlungen auf optischer Basis. Die Entwicklung schreitet voran. Um es zu reparieren, gibt es die Möglichkeiten: "1. Eines von wenigen" oder 2. "das zur Zeit seiner Entwicklung einzige." oder 3. den Satz entfernen. Ich nehme hier die erste Möglichkeit, da die zweite nicht völlig beweisbar ist. --[[Benutzer:Hutschi|Hutschi]] 07:59, 23. Aug 2005 (CEST)<br />
<br />
<H4>einziges Musikinstrument ohne körperliche Berührung ?</H4><br />
Das mag richtig sein, allerdings erst ab dem Jahre 1972, als Jean Michel Jarre zum ersten mal die Laser-Harfe in Paris präsentierte. Bis dahin, also rund 53 Jahre gilt das Teremininstrument als erstes und einziges in der Welt. Weiter zum Vermerken sei hier erörtert, dass das Teremin-Instrument die Grundlage für die alle späteren elektrischen und elektronischen Musikinstrumente war, und so begann erst ende der 60-er Jahren die neue Ära des Electronic-Rocks, wie beispielweise: Jean Michel Jarre, Klaus Schulze, Vangelis, später auch Kitaro, Kraftwerk u.v.a.<br />
In Zweifelfällen verhilft immer eine gute Frage: In welchem Jahr hat Marconi das Radio erfunden? und in welchem Jahr hat Theodore Maiman das erste Laser fertig gestellt?<br />
Einsteins pure Theorien konnten Jean Michel Jarre nix helfen.<br />
Was von mir persönlich sollte man unter dem Begriff "Teremin" nicht unmittelbar das Musikinstrument verstehen, sondern Teremin als Name eines rusischen Physikers, nach denen Name die Erfindung genannt wurde.<BR><br />
Ch.W. aus Moers<br />
<br />
P.S. was die Verwendung des Theremin-Instruments angeht, es ist bei YouTube in einem Musikvideo deutlich zu sehen; Hier gebe ich den Link und die Zeit (fast 2-Min lang).<br />
<br />
LED ZEPPELIN - WHOLE LOTTA LOVE<br />
http://www.youtube.com/watch?v=weC2PPhXvmY<br />
00:01:44 - 00:03:43<br />
<br />
MfG. Ch.W. Moers (22.11.09) <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Benutzer:MaoZiyuan|MaoZiyuan]] ([[Benutzer Diskussion:MaoZiyuan|Diskussion]]&nbsp;|&nbsp;[[Spezial:Beiträge/MaoZiyuan|Beiträge]]) 02:02, 22. Nov. 2009 (CET)) </small><br />
:Deshalb schreibt man ja auch den Erfinder "Termen" und das Instrument "Theremin"... ;-) -- [[Benutzer:MegA|megA]] 11:41, 23. Nov. 2009 (CET)<br />
<br />
== Syqem löschen? ==<br />
<br />
Wer oder was soll eigentlich diese Band "Syqem" sein? Platten hat sie keine veröffentlicht, es gibt ein Homepage mit genau einer Downloadbaren MP3-Single und ab und zu treten sie anscheinend auch in Norddeutschland auf. Aber gehört so eine Band auf eine Enyklopedie wo Musiker wie Brian Wilson, Beach Boys, Jean-Michel Jarre, Led Zeppelin, Robert Moog, Clara Rockmore und Tom Waits völlig korrekterweise als Referenzen gennant werden? Weiss irgendjemand in 5 Jahren wer diese ominöse Band und ihr Gitarrist (der ebenfalls namentlich gennant wird) ist/war? Hört sich nach reiner Eigenwerbung an und sollte gelöscht werden! --[[Benutzer:217.115.67.74|217.115.67.74]] 18:04, 25. Aug 2005 (CEST)<br />
<br />
Eigenwerbung ist das in keinem Fall. Ich denke, gerade bei Wikipedia können auch unbekanntere (nicht unbekannte!) Bands und Künstler genannt werden. Tom Waits oder die Beach Boys mögen ja tolle Musiker sein, haben das Theremin aber genausowenig erfunden. Man sollte SYQEM also in keinem Fall löschen! [[Benutzer:80.171.50.176|80.171.50.176]] 22:57, 13. Mär 2006 <br />
<br />
== Good Vibrations: Von wem war das Theremin nun? ==<br />
<br />
In diesem Artikel steht: <br />
"...gespielt und konstruiert von Paul Tanner, für die Aufnahmen zu Good Vibrations..."<br />
<br />
Im Artikel zu Robert Moog steht:<br />
"Der Hit Good Vibrations der Beach Boys wurde mit einem Theremin von Moog eingespielt."<br />
<br />
Widerspricht sich das nicht? Außer natürlich, Paul Tanner hätte als Konstrukteur bei Moog gearbeitet, dann könnte beides richtig sein. Irgendwer eine Ahnung, wie es wirklich war?<br />
<br />
: das war kein theremin, die verwandschaft ist jedenfalls ziemlich an den haaren herbeigezogen: das hauptmerkmal, die berührungsfreie steuerung, hatte es einfach nicht - das war bloß eine widerstandsbahn auf der man mit einem stift herumfahren konnte. <small>geht übrigends wunderbar mit einem bleistiftstrich auf einem blatt papier ;)</small>. gemein war beiden nur, daß man die tonhöhe stufenlos steuern konnte - das ist bei einer geige aber auch nicht anders. und natürlich daß es sich um einen elektronischen oszillator handelte. wie bei jedem synthesizer. -- [[Benutzer:D|&part;]] 20:02, 13. Sep 2005 (CEST)<br />
<br />
=== Moog und The Beach Boys ===<br />
<br />
Zitat aus:<br />
Neil Gladstone<br />
<br />
Good Vibrations<br />
The story of Leon Theremin's cosmic instrument.<br />
<br />
http://citypaper.net/articles/112395/article056.shtml<br />
<br />
"The instrument's most famous musical appearance is on the Beach Boys'"Good Vibrations." The 65-year-old Sear was a dealer of Moog-made theremins in the '60s when the California-based group bought the instrument that appears on that record.<br />
<br />
The Beach Boys came into the store and tried to play the theremin and all they got were burps," says the Temple graduate who moved to New York decades ago. "They said to me, 'hey we're guitar players we don't know how to play this kind of stuff, can't you make something like a guitar for us.'"<br />
<br />
Sear gave Moog a call and relayed the group's request. Moog developed an attachment that would allow the group to change the theremin's pitch by pressing a finger to a metal strip. That feature turned out to be an important interim step between the theremin and synthesizer. ..."<br />
<br />
Die Beach Boys versuchten demnach, das Instrument von Moog zu verwenden, schafften es aber nicht, es wurde dann eine Variante hergestellt, die einen Metallstreifen als Widerstandsband benutzte.<br />
<br />
Nach http://www.electrotheremin.com/etfaq.htm verwendeten sie für die Aufzeichnung ein Tannerin.<br />
<br />
<br />
Ich habe keine andere Quelle gefunden, die belegt, dass von den Beach Boys für Aufnahmen ein Moog-Theremin verwendet wurde. Nach http://www.electrotheremin.com/etfaq.htm verwendeten die Beach Boys bei Life-Auftritten einen von Moog entwickelten "Moog ribbon controller", gespielt von Mike Love. --[[Benutzer:Hutschi|Hutschi]] 08:52, 14. Sep 2005 (CEST)<br />
<br />
<br />
== Glasharfe? ==<br />
Auf ANregung in meiner Diskussionsseite habe ich die Einleitung geprüft: Die Glasharfe wird nicht berührungslos gespielt. Ätherharfe ist mir unbekannt, Laserharfe wird beschrieben in der Form, dass sie mit Laserpointern gespielt wird, sie wäre dann tatsächlich berührungslos. Ich habe die drei Begriffe als Beispiele entfernt, da zumindest einer unklar und einer falsch zu sein scheint. Eine eher philosophische Frage ist: was ist Berührung? Ist Berührung mit einem Lichtstrahl oder eines Lichtstrahls dabei? Dann wäre die Laserharfe nicht berührungslos. Ist Verstimmung eines Schwingkreises durch Anwesenheit und Bewegung Berührung? Dann wäre das Theremin auch nicht berührungslos. --[[Benutzer:Hutschi|Hutschi]] 17:31, 29. Dez 2005 (CET)<br />
<br />
== Toter Weblink ==<br />
<br />
Bei mehreren automatisierten Botläufen wurde der folgende Weblink als nicht verfügbar erkannt. Bitte überprüfe, ob der Link tatsächlich down ist, und korrigiere oder entferne ihn in diesem Fall!<br />
<br />
* http://bird.musik.uni-osnabrueck.de/virtsem2002/theremin/theremin.htm<br />
** In [[Theremin]] on 2006-11-09 17:23:20, 404 Not Found<br />
** In [[Theremin]] on 2006-11-28 02:39:49, 404 Not Found<br />
<br />
--[[Benutzer:Zwobot|Zwobot]] 03:40, 28. Nov. 2006 (CET)<br />
<br />
== Lisa Politt und das Theremin? ==<br />
<br />
''"Die Hamburger Kabarettistin und Regisseurin Lisa Politt verwendet in einigen ihrer Auftritte ein Theremin."''<br><br />
Gibt es dafür igendwelche Belege? -- [[Benutzer:MegA|megA]] 17:02, 16. Jul. 2008 (CEST)<br />
<br />
==Abschnitt "Anwendung"==<br />
Der Abschnitt "Anwendung" ist ein ziemliches Chaos. Vielleicht kann da mal jemand aufräumen? Muss z.B. jeder einzelne Titel jeder zweit- oder drittklassigen Band (das ist keine Beleidigung) erwähnt werden? Täten es nicht die, sagen wir mal, bekannteren? Oder, ein anderer Vorschlag, sollte man die Einträge nicht sortieren? Z.B. nach: Filmmusik, Popmusik, klassische Musik oder so? [[Benutzer:Thomasmuentzer|Thomasmuentzer]] 13:15, 1. Mai 2009 (CEST)<br />
<br />
::ich bin schwer dafür, da ist viel zu viel gelistet --[[Benutzer:Bausparfuchs|Bausparfuchs]] 12:33, 10. Jan. 2010 (CET)<br />
:::Eine Band sollte wirklich nur gelistet werden, wenn sie relevant genug ist (eigener Artikel?) und das Theremin dort eine tragende Rolle spielt. Project:Pimento, The Night Terrors und The Lothars fallen mir da als "klassische" Beispiele ein. Bloß weil irgendeine Band in irgendeinem Song mal so mit einem Theremin rumheult, ist das doch noch nicht relevant für die Wahrheitsfindung. Oder? -- [[Benutzer:MegA|megA]] 15:57, 10. Jan. 2010 (CET)<br />
<br />
::Der Hardcore-DJ [[w:nl:Noize Suppressor|Noize Suppressor]] verwendet so ein Ding auch, allerdings unter dem Namen "Sonar".<br />
::Ich würde das durchaus als relevant betrachten.<br />
[http://www.youtube.com/results?search_query=noize+suppressor+sonar&search_type=&aq=f Youtube] --[[Spezial:Beiträge/62.47.170.6|62.47.170.6]] 16:59, 27. Feb. 2010 (CET)<br />
:::Wer bitteschön ist Noize Suppressor? Oh, jetzt seh ichs. Das System ist schon länger bekannt, aber kein Theremin, sondern ein "gestural controller", der Samples abruft. Etwa so, als würde man eine Orgel als Cembalo bezeichnen, bloß, weil beide eine Taststur haben. -- [[Benutzer:MegA|megA]] 11:19, 21. Apr. 2010 (CEST)<br />
<br />
== Physikalisches Prinzip ==<br />
<br />
Mir fehlt eine physikalische Erklärung zum Funktionsprinzip. Diese müsste unbedingt nachgeliefert werden. Anderenfalls bleibt der Artikel angreifbar. --[[Benutzer:Luberon|Luberon]] 22:19, 12. Dez. 2009 (CET)<br />
:[[Theremin#Funktionsweise]] oder watt meenste? -- [[Benutzer:MegA|megA]] 00:19, 14. Dez. 2009 (CET)<br />
::Naja, es steht etwas dazu, daß eine Antenne für die Tonhöhe und die andere für die Lautstärke zuständig ist, aber darüber, wie es überhaupt möglich ist, daß diese Antennen die Bewegungen des Musikers wahrnehmen, schweigt sich der Artikel aus.--[[Benutzer:Dvd-junkie|Dvd-junkie]] 15:55, 3. Jan. 2010 (CET)<br />
::: * ''Die Niederfrequenz entsteht durch Mischung der Ausgangssignale zweier Hochfrequenzoszillatoren unterschiedlicher Frequenz. Einer davon wird durch die Annäherung einer Hand an eine angeschlossene Antenne etwas verstimmt, was zu einer merklichen Änderung der Schwebungsfrequenz führt. Diese wird direkt auf einen Verstärker ausgegeben.<br />
<br />
::: * ''Die Frequenz eines dritten Oszillators wird in eine Spannung gewandelt, die als Steuergröße für die Lautstärke dient. Auf Grund dieses Funktionsprinzips kann das Theremin kontinuierlich alle Töne über einen großen Ambitus von bis zu 9 Oktaven erzeugen.<br />
<br />
:::Man könnte evtl noch hinzufügen, daß die Verstimmung der Oszillatoren durch die Kapazitätsänderung Antenne-Hand entsteht. Ansonsten finde ich die Beschreibung ausreichend. -- [[Benutzer:MegA|megA]] 12:21, 4. Jan. 2010 (CET)<br />
::::Wie ich ja schon geschrieben hatte, steht dort also, welche Hand welche Veränderungen hervorruft, nicht aber, wie die Antennen die Bewegungen des Musikers überhaupt erst wahrnehmen können.--[[Benutzer:Dvd-junkie|Dvd-junkie]] 22:27, 5. Jan. 2010 (CET)<br />
:::::Das steht doch da? Die nehmen das über die Feldänderung wahr. --[[Benutzer:Bausparfuchs|Bausparfuchs]] 12:35, 10. Jan. 2010 (CET)<br />
Wenn ich's nicht mache, macht's wieder keiner... DONE. -- [[Benutzer:MegA|megA]] 12:06, 6. Jan. 2010 (CET)<br />
<br />
P.S. Das mit dem physikalischen Prinzip ist sowieso Unsinn. In Wirklichkeit funktioniert das Theremin ganz einfach mit: Magie. Aber das darf keiner wissen... -- [[Benutzer:MegA|megA]] 16:45, 9. Jan. 2010 (CET)<br />
<br />
== Überarbeitung ==<br />
<br />
Ich habe mir mal erlaubt wie [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Auskunft/Archiv/2010/Woche_13#Instrument_gesucht hier] bereits besprochen einige Ergänzungen zum Artikel im Hinblick auf Optische Theremine/Laser-Theremine [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Theremin&action=historysubmit&diff=72915444&oldid=71621117 vorzunehmen]. Da ich mit den technischen Details nicht unbedingt gut vertraut bin wäre es mir recht, wenn jemand meine Ergänzungen mal kontrollieren könnte.<br />
<br />
Außerdem habe ich den Abschnitt "Anwendung", wie oben schonmal gewünscht wurde, etwas aufgeräumt und sortiert und dabei einige mir unwichtig erscheinende Beispiele entfernt. Falls was wichtiges dabei gewesen sein sollte, bitte wieder einfügen.<br />
<br />
Warum wird in der Gliederung des Artikels eigentlich zwischen "Sonderformen" und "Ähnliche Instrumente anderer Erfinder" differenziert? Wo liegt der Unterschied? Sollen unter Sonderformen nur Entwicklungen von Leon Theremin aufgeführt werden (was bislang – vom Terpsiton abgesehen – nicht der Fall ist)? -- [[Benutzer:Lacrimus|Lacrimus]] 03:22, 9. Apr. 2010 (CEST)<br />
<br />
:Bin – auch kein Experte – die Änderungen durchgegangen, sieht gut aus. Den Unterschid zwischen Sonderform und "ähnliche instrumente" seh ich darin, dass die Sonderformen sowas wie Derivate, Abkömmlinge, Weiterentwicklungen des Theremin-Prinzips sind bzw. bei dem [[Ondes Martenot]] ist es zwar dasselbe physikalische Prinzip, aber eine parallele Entwicklung oder ein entfernter Verwandter, jedenfalls kann die Aufteilung so auch beibehalten werden. Grüße --[[Benutzer:WissensDürster|WissensDürster]] 16:02, 12. Apr. 2010 (CEST)<br />
<br />
::: Ok, danke für die Durchsicht! -- [[Benutzer:Lacrimus|Lacrimus]] 02:16, 17. Apr. 2010 (CEST)<br />
<br />
::Mal davon abgesehen, daß Jean-Michel Jarre wirklich nicht mit dem Theremin umgehen kann... ich finde, man sollte eher mal den Bereich "populäre Musik" gründlich ausmisten - muß wirklich jede unbekannte Band da rein, bloß, weil irgendjemand in irgendeinem Song irgendwelche Töne auf etwas thereminähnlichen zu erzeugen versucht? Wenige wirklich relevante Beispiele wären informativer als diese Bandliste. (ist Welle:Erdball wirklich so relevant für die Geschichte des Theremins, daß sogar ein Foto reinmuß? -- [[Benutzer:MegA|megA]] 16:31, 13. Apr. 2010 (CEST)<br />
<br />
::: Sehe ich genauso, wollte nur nicht sofort alles radikal zusammenstreichen, bevor sich jemand dazu äußert. Generell halte ich es für sinnvoll nur Bands/Interpreten zu erwähnen, (1) zu denen es auch einen Artikel gibt, (2) bei deren Musik dem Theremin eine wichtige Rolle zukommt, (3a) die ihre Tonaufnahmen mit Theremineinsatz auf einem Tonträger veröffentlicht haben oder (3b) das Theremin bei mehreren Liveauftritten eingesetzt haben.<br />
::: Dementsprechend habe ich den Abschnitt gerade nochmal etwas [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Theremin&action=historysubmit&diff=73234506&oldid=72915444 entrümpelt]. Beispiele bei denen ich die Relevanz nicht recht beurteilen kann habe ich vorerst stehen lassen. Wer sich da mehr auskennt darf gerne noch weiter aufräumen. -- [[Benutzer:Lacrimus|Lacrimus]] 02:16, 17. Apr. 2010 (CEST)<br />
:::: Ich habe mir erlaubt, Lisa Politt noch rauszustreichen. (Besonders, wenn man Bill Bailey ebenfalls entfernt). Ich sehe keinen für das Instrument relevanten Gebrauch und keine Belege dafür. -- [[Benutzer:MegA|megA]] 11:53, 19. Apr. 2010 (CEST)<br />
<br />
===Sonderformen und ähnliche Instrumente===<br />
<br />
Sonderformen arbeiten nach dem gleichen Prinzip, während ähnliche Instrumente lediglich ähnliche Ergebnisse liefern. Deshalb sind zum Beispiel Phototheremins ähnliche Instrumente aber keine Sonderformen, da sie aber berührungslos arbeiten, kann man sie vielleicht auch als Sonderform gelten lassen. Das Ondes Martinot verwendet ebenfalls ein Überlagerungsprinzip, die Abstimmung erfolgt aber nicht berührungslos. --[[Benutzer:Hutschi|Hutschi]] 12:59, 19. Apr. 2010 (CEST)<br />
:Eigentlich müßte das Moog 91A auch zu den ähnlichen Instrumenten, da es wie ein Theremin funktioniert (und aussieht), aber nicht nach dem Überlagerungsprinzip arbeitet. Hoffentlich schlittern wir nicht (mal wieder) in eine "Was ist ein Theremin?" Diskussion... (Rhetorische) Preisfrage: Ist [http://www.youtube.com/watch?v=uyc7ge6N4YY das hier] ein Theremin? Oder schwieriger: Ist ein Synthesizer mit Doepfer-Theremin-Controller ein Theremin? (Ist ein Synthesizer mit [http://www.analoguesystems.co.uk/Reviews/fconnection_review.htm "French Connection"-Controller] ein Ondes Martenot?) Ist ein Theremin ohne Lautstärkeantenne ein Theremin?-- [[Benutzer:MegA|megA]] 11:27, 21. Apr. 2010 (CEST)<br />
<br />
== Termenova -- Tochter?? ==<br />
<br />
Woher kommt die Erkenntnis, daß ''Termenova'' so etwas wie ''Tochter Theremins'' heißt? Meine Kenntnis der russischen Sprache gibt das nicht her. Als Vatersname (der allerdings von Vornamen abgeleitet wird) haben Töchter normalerweise etwas mit ''-ovna'' oder ''-jevna'', also daher kann es eigentlich nicht kommen. Und weibliche Familienmitglieder Termens dürften mit Nachnamen eigentlich nur ''Termena'' heißen (darauf würde ich allerdings nicht unbedingt wetten, da ''Termen'' schon nicht dem Schema russischer Nachnamen, wie ich es gelernt habe, entspricht, wonach diese auf ''-ov'' oder ''-in'' enden), aber eben nicht nur Töchter, sondern auch Ehefrau, Mutter und Schwestern (soweit sie nicht durch Heirat einen anderen Namen tragen). --[[Spezial:Beiträge/132.195.106.57|132.195.106.57]] 17:53, 17. Aug. 2010 (CEST)</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Solid-State-Drive&diff=73911610Solid-State-Drive2010-05-03T13:25:16Z<p>132.195.106.57: "Leistung leisten" -> "Leistung bringen"</p>
<hr />
<div>{{Infobox Speichermedium<br />
|name = Solid State Drive (SSD)<br />
|foto = <br />
|foto_beschreibung = <br />
|foto_breite = <!-- Standard: 275px --><br />
|typ = Halbleiterbausteine<br />
|kapazität = bis ca. 1&nbsp;TB<br />
|lebensdauer = Lesen unbegrenzt, 100.000 bis 5 Millionen Schreibvorgänge<br />
|größe = verschieden<br />
|gebrauch = <br />
|entwickler = <br />
|vorstellung = <br />
|markteinführung = 1978 von StorageTek<br />
|vorgänger = magnetische [[Festplatte]]<br />
|nachfolger = <br />
}}<br />
Ein '''Solid State Drive''', kurz „SSD“ (zu deutsch: allgemein „Festkörperlaufwerk“ oder speziell auch „Halbleiterlaufwerk“) ist ein [[Datenspeicher|Speichermedium]], das wie eine herkömmliche magnetische [[Festplatte]] eingebaut und angesprochen werden kann, ohne eine rotierende Scheibe oder andere bewegliche Teile zu enthalten, da nur [[Halbleiterspeicher]]bausteine verwendet werden. Vorteile eines Solid State Drive sind mechanische Robustheit, kurze Zugriffszeiten, niedriger Energieverbrauch und das Fehlen jeglicher Geräuschentwicklung. Der Hauptnachteil ist ein erheblich höherer Preis im Vergleich zu Festplatten gleicher Kapazität. Außerdem sind SSD nicht mit so hohen Kapazitäten wie Festplatten verfügbar.<br />
<br />
Wird herkömmliche, magnetische Festplattentechnik mit einem Solid-State-Speicher kombiniert und funktionsgleich eingesetzt, so spricht man von einer „Hybridfestplatte“ ('''h'''ybrid '''h'''ard '''d'''rive = HHD).<br />
<br />
== Begriffsklärung ==<br />
<br />
In der Geschichte der Elektronik bedeutet der englische Begriff „solid state“, dass Halbleiterbauteile verwendet werden, die mit Hilfe der [[Festkörperphysik]] entwickelt wurden, statt [[Elektronenröhre]]n oder bewegliche mechanische Teile wie z.&nbsp;B. rotierende Magnetscheiben. In Analogie zu anderen Festplattentechniken wird das Medium als „Drive“ oder „Disk“ bezeichnet, obwohl das Speichermedium ohne bewegliche Teile funktioniert.<br />
<br />
== Verfahren ==<br />
<br />
[[Datei:USB_Drive_Open.jpg|miniatur|Das Innere eines USB-Sticks: Links der Flash-Speicherchip, rechts der Controllerchip.]]<br />
[[Datei:SODIMM_64MB_SDRAM.JPG|miniatur|SDRAM-Speicherchips]]<br />
Es gibt zwei Arten verwendeter Speicherchips: einerseits [[Flash-Speicher|Flash]]-basierte und andererseits [[SDRAM]]s.<br />
<br />
Erstere sind besonders energieeffizient und sogar stromunabhängig, wenn es um das Beibehalten des Inhaltes geht. Herstellerseitig werden hier rund 10 Jahre versprochen, bei den konventionellen Festplatten lässt die Magnetisierung im Laufe der Zeit nach.<!-- ohne dass hierfür Herstellerangaben gemaicht würden : wirklich?:relativiert behaupten? --><br />
<br />
Die SDRAM-Chips ihrerseits sind flüchtig und verbrauchen pro Gigabyte deutlich mehr Energie als eine konventionelle Festplatte. Ihr Vorteil liegt dafür in der extremen Geschwindigkeit. Mitte der 1990er auch als „[[RAM Disk]]s“<!--andere Speicherorganisation? - erwähnen!--> eingeführt, fanden sie von Anfang an Einsatz in Servern, wo auf ihnen Caches, temporäre Dateien und Journale von Datei-, Web-, Datenbank-Servern o.&nbsp;Ä. abgelegt wurden. Sie können als Steckkarte oder auch als Gerät mit emulierter Festplatten-Schnittstelle realisiert sein; oft mit einer Sicherungsbatterie oder eigenem Stromanschluss. Sie haben gegenüber Festplatten eine rund 700-fach geringere Verzögerung, um beliebige Daten aufzufinden. Gegenüber der Flash-Technik sind sie 80-fach schneller. Ein zweiter Vorteil ist die festplattengleiche, unbegrenzte Wiederbeschreibbarkeit; Flash-Chips sind hier auf 100.000 bis 5 Millionen Schreibzyklen begrenzt. Diese Beschränkung gilt jedoch nicht für Lesevorgänge und zudem für jede einzelne Speicherzelle. Eine solche wird bei [[Solid State Drive#Verschleiß und Ausfallvorhersage|Verschleiß]] automatisch gegen eine von rund zwei Prozent Reservezellen ausgetauscht.<!--Das bezieht sich aber jetzt auf Flash!?!!--><br />
<br />
Es liegt nahe, die Geschwindigkeit der SDRAMs mit dem Datenerhalt anderer Speichertypen – Festspeicher – zu verbinden. So integrieren manche Hersteller etwa auch eine konventionelle Festplatte in das Gehäuse der SDRAM-SSD, um ein Abbild dieser bei einem Stromausfall zu haben. An dieser Stelle schließt sich der Kreis: denn umgekehrt verfügen konventionelle Festplatten über immer mehr SDRAM- und neuerdings [[Solid State Drive#Hybridfestplatte/HHD|Flashchips als Zwischenspeicher]] (sog. „[[Cache]]“).<br />
<br />
== Vorteile und Einsatzgebiete ==<br />
Der Wegfall der empfindlichen Motorlagerung und Lese-/Schreibmechanik der Laufwerke mit rotierenden Platten ergibt eine Vervielfachung der Schocktoleranz. Aber auch die Temperaturtoleranz ist größer, ebenso wie deren schnelle Änderung keine Probleme mit sich bringt. Beides qualifiziert SSDs für den mobilen Einsatz. Am häufigsten finden sich die ''flashbasierten'' SSDs daher in [[MP3-Player]]n und [[USB-Stick]]s. Da sie zudem weniger Energie verbrauchen als Festplatten, dazu leichter und kleiner sind, werden sie auch für [[Sub-Notebook|(Sub-)Notebooks]] interessant. Dort kommt auch zugute, dass ihre Geschwindigkeit nicht vom Formfaktor abhängt – auf kleinen rotierenden Platten dagegen finden pro Umdrehung weniger Daten Platz als auf größeren. [[#Hybridfestplatte/HHD|Hybridfestplatten]] und reine [[#Reine Flash-Laufwerke|SSD]]-Modelle sind seit 2007 im Handel.<br />
<br />
Im stationären Einsatz finden sich eher die ''SDRAM-basierten'' SSDs und dies meist weit ab vom Massenmarkt. Ihr Einsatzgebiet sind Anwendungen, die sehr laufwerkslastig arbeiten ([[Datenbank]]en, Sortieranwendungen), indem sie wiederholt kleine Datenmengen von verschiedensten Speicherbereichen anfordern. Gern werden diese Laufwerke auch von Entwicklern und Testern benutzt, um die Leistungsfähigkeit von [[Controller (Hardware)|Festplatten-Controllern]] und -bussen zu messen, da sie diese maximal auslasten. Ihre Geschichte startete 1978, als das Unternehmen StorageTek die „Solid State Disk STK 4305“ auf den Markt brachte, welche kompatibel zum Festkopfplattenspeicher IBM 2305 war und mit Großrechnern vom Typ [[System/370]] benutzt wurde. StorageTek selber benutzt die Bezeichnung „Solid-State Disk“.<ref> [http://www.ampersand-graphix.com/pdf/publications/publication-2.pdf StorageTek Forum 2004 conference guide] (PDF, englisch)</ref> Aktuell sind hier die RamSan-Laufwerke der Texas Memory Systems zu nennen, die in Form eines Desktopgehäuses die derzeit schnellsten (Massen-)Speicher darstellen. Ihre Preise starten bei 1700&nbsp;US-Dollar pro Gigabyte, ihre Geschwindigkeit liegt beim 30fachen der Flash-SSDs und dem über 300fachen normaler Server-Festplatten. Mit steigender Flashperformance und besseren Controllern war 2008 erstmals ein vergleichbar performantes Laufwerk auf NAND-Basis verfügbar. Es wird zugunsten schneller Systemanbindung als [[PCIe]]-x4-Karte angeboten. Aufgrund dessen ist es jedoch nicht als Laufwerk für das Betriebssystem verwendbar, da dieses zunächst starten muss, um das „fusion io“ via Treiber ansprechen zu können. Dies und der Preis von 50&nbsp;€ pro GB machen es für den [[Solid State Drive#SSDs im Endkundenmarkt|Endkundenmarkt]] uninteressant, stellen aber im oben genannten Einsatzgebiet ein sehr günstiges Angebot für eine Leistung auf RamSan-Niveau dar<ref>http://www.tomshardware.com/de/FusionIO-ioDrive-Flash-IBM,testberichte-240265-6.html fusion io – Leistung im Vergleich zu normalen SLC-Flash-SSDs.</ref>.<br />
<br />
Aber auch im Bereich der [[Eingebettetes System|eingebetteten Systeme]], in denen es ausschließlich auf den Verzicht der mechanischen Teile ankommt, werden häufig Solid State Drives verwendet. Eine Ein-Chip-Mikrocontrolleranwendung verfügt aus Platz- und Energiegründen häufig erst gar nicht über einen Festplattenanschluss. Stattdessen liegt deren Steuerungsprogramm oder Betriebssystem meist in einem Flash-Chip. Einen solchen hat heutzutage auch jeder neue PC. Dieser fasst unter einem Megabyte und enthält das [[Basic Input Output System|BIOS]].<br />
<br />
Weitere Anwendungsgebiete finden sich in Umgebungen in denen Schmutz, Erschütterungen, sowie Druckschwankungen, Temperatur und Magnetfelder (Raumfahrt) den Einsatz mechanischer Platten verhindern.<br />
<br />
== SSDs im Endkundenmarkt ==<br />
<br />
[[Datei:Cardflash-ide_adapter.jpg|miniatur|[[CompactFlash]]-Karten sind die [[Solid State Drive#Solid State Drives im Vergleich|günstigsten]], aber auch kapazitätsärmsten SSDs, die Festplatten ersetzen können – wie hier mit [[Parallel Advanced Technology Attachment|P-ATA]]-Adapter.]]<br />
<br />
Durch Temposteigerungen und Preisverfall bei den Solid-State- und besonders den Flashspeichern ist damit zu rechnen, dass sie in den nächsten Jahren die konventionelle Festplattentechnik ergänzen und sogar ersetzen, und zwar besonders in mobilen Geräten. Mit einer Ablösung durch Flashspeicher verschwinden gleichzeitig auch zahlreiche Unterscheidungsmerkmale der Hersteller. Dazu gehören die entfallenden Punkte Lautstärke und Kühlungsbedarf, aber auch die dann prinzipbedingt sehr ähnliche Schockresistenz, Zugriffszeit und der Energiebedarf. Herstellern bliebe Gestaltungsfreiraum bei Geschwindigkeit, Kapazität und Preis. Allerdings basieren die zahlreichen [[MLC-Speicherzelle|MLC]]-Modelle des Endkundenmarktes auf nur drei verschiedenen Laufwerks-Controllern. Produkte mit gleichem Chip haben praktisch eine jeweils identische Performance. Trotzdem bestehen noch deutliche Leistungsunterschiede sowohl zwischen verschiedenen Controllern, als auch Produkten gleicher Preisgestaltung. Diese Situation besteht bereits bei USB-Sticks. Dort wurden daher zusätzliche Eigenschaften eingeführt, etwa beigelegte Software zur Verschlüsselung der Daten oder die Abdichtung des Speichers gegenüber Wasser und Schmutz. Trotz dieser Versuche ist aber mit einer weiteren Phase der Fusionen und Allianzen zu rechnen, insbesondere zwischen den heutigen Festplatten- und Flashherstellern. Dies äußerte sich bislang in Aufteilungen von Märkten. So entschloss sich [[Fujitsu]], im 1,8"-Segment nur noch „Flashfestplatten“ zu entwickeln und [[Western Digital]] übernahm den SSD-Hersteller Silicon Systems. Oft beliefert ein Hersteller auch nur [[Original Equipment Manufacturer|OEM]]-Kunden direkt, während er seine Laufwerke anderen Herstellern für den Endkundenmarkt mit individueller Verpackung zur Verfügung stellt. Die Speicherkapazitäten von SSDs nähern sich langsam denen von HDDs an, so kündigte im Sommer 2009 [[Toshiba]] 2,5"-SSDs mit bis zu 512 GB Kapazität für den Endkundenmarkt an. Der Hersteller [[OCZ Technology]] hat 2009 auf der größten IT-Messe in Asien eine 3,5"-SSD mit bis zu 1024 GB Kapazität vorgestellt.<br />
<br />
=== Hybridfestplatte/HHD ===<br />
==== Funktion und Technik ====<br />
<br />
[[Datei:Hard_disk_head.jpg|miniatur|Der Schreib-/Lesekopf einer Festplatte.]]<br />
<br />
Bei der Hybridfestplatte (Hybrid Hard Disk) wird eine herkömmliche Festplatte mit einem Solid-State-Speicher kombiniert.<ref>[http://news.com.com/2300-1016_3-6076550.html Bestandteile einer Hybridfestplatte]</ref> Seine nur geringe Größe soll den Mehrpreis auffangen, seine Vorteile aber schon heute einem breiten Markt zugänglich machen.<br />
<br />
===== DDR-SDRAM =====<br />
Die Kombination mit '''DDR-SDRAM''' bietet vorerst nur ein Hersteller innerhalb Japans und fern des Massenmarktes ab rund 1000&nbsp;€ an. Die DTS „Platinum HDD“ <ref>[http://www.platinumhdd.com/ DTS „Platinum HDD“]</ref> verwendet einen Chip desselben Herstellers, der über die Zeit lernen soll, welche Inhalte sich für den schnellen Zwischenspeicher empfehlen. Dieser behält durch einen Kondensator seine Daten bis anderthalb Minuten nach Ende der Stromzufuhr und besteht aus einem ein Gigabyte [[DDR-SDRAM]]-Modul. Dieses ist mit einer 2,5″-Festplatte in einem 3,5″-Gehäuse untergebracht. Dadurch ist dieser Ansatz nicht für mobile Geräte verwendbar, spart aber ein Drittel der Energie konventioneller 3,5″-Festplatten. Da hier ein Chip die Auswahl übernimmt, beschleunigt dieses Laufwerk jedes Betriebssystem; bei HHDs muss dies das Betriebssystem übernehmen. Bisher leistet dies nur Windows Vista & Windows 7. Im Desktop- und kleinen Serverbereich kann das Laufwerk für Datenmengen unter einem Gigabyte jegliche Flashlaufwerke deutlich übertreffen. Die eingebaute Festplatte fasst zwischen 80 und 200&nbsp;GB, die kleinste Ausführung kostet rund 900&nbsp;€.<br />
<br />
===== Flash-Speicher =====<br />
Die Kombination mit '''Flash''' ist bereits verfügbar und wird wegen der Unterstützung durch große Hersteller, sowie Mobileignung und Datenerhalt auch zukünftig weiter verbreitet sein. Mit ihr befassen sich daher die folgenden Absätze. Technisch gibt es zwei Umsetzungen. Intel integriert den Flashspeicher nicht in die Festplatte selbst, sondern verwendet wie für den [[Arbeitsspeicher]] einen [[proprietär]]en Anschluss auf dem [[Mainboard]]. Damit entsteht eigentlich keine Hybrid''festplatte'', der erzielte Effekt ist aber derselbe. Dieses Prinzip nennt Intel „[[Turbo Memory]]“ <ref>[http://www.intel.com/design/flash/nand/turbomemory/index.htm Intel „Turbo Memory“]</ref>. Alle anderen Anbieter dieser Technologie sind Festplattenhersteller und integrieren den Flashspeicher in das Laufwerk selbst – meist 256&nbsp;MB. Intel verwendet die vier- bis achtfache Kapazität. Ob dies aber einen Praxisvorteil ergibt, ist derzeit nicht abzusehen.<br />
<br />
Grundlage beider Varianten ist, dass Flashchips ihre Daten mit geringerer Verzögerung als die Festplatte selbst liefern können. Die in den Festplatten bereits vorhandenen SDRAM-Zwischenspeicher verlieren ihren Inhalt ohne permanente Stromversorgung.<br />
Flash ist jedoch beim Schreiben nicht nur langsamer als dieser SDRAM, sondern unterbietet hier auch die Festplatte selbst. Er ist also kein Ersatz, sondern eine Ergänzung. Eine Datei wird daher auch nicht beim ersten Zugriff, sondern erst nach häufiger Verwendung in den Flashbereich aufgenommen; mitunter auch nur einzelne Bestandteile. Diese werden beim Lesen dann deutlich schneller bereitgestellt, als die Festplatte es könnte.<br />
Sie wird nur bei Bedarf – also für selten benutzte Dateien – gestartet. Bei Internet- oder Büroarbeit sind die Hybrid-Konzepte somit oft lautlos und sehr energiesparend (um 0,3&nbsp;W). Diese beiden Punkte, zusammen mit der im Stillstand höheren Stoßfestigkeit sind ihre Vorteile. Da diese besonders dem Mobileinsatz zugutekommen, werden HHDs bisher nur in 2,5 Zoll gefertigt. Dank des S-ATA-Anschlusses sind sie aber auch im Desktop verwendbar. „Turbo Memory“ dagegen ist nur für Notebooks verfügbar, 2008 soll die zweite Generation dann auch den Desktop erreichen. Intels Lösung ist dabei immer an einen [[Mainboard]]-Chipsatz aus gleichem Hause gebunden.<br />
<br />
Beide Konzepte benötigen [[Microsoft Windows Vista|Windows Vista]] oder Windows 7, die bislang als einzige Betriebssysteme den Flashbereich mit den meistbenötigten Daten zu bestücken vermögen. Alle anderen Betriebssysteme benutzen den Flashbereich nicht. Dort entspricht das Verhalten dem konventioneller Festplatten. Allein der Aufpreis von 20&nbsp;€ bleibt bestehen.<br />
<br />
===== Vor- und Nachteile =====<br />
Im Folgenden sind die theoretischen Vorteile der Praxis gegenübergestellt.<br />
<br />
* ''Flash-Verwendung''. HHDs sammeln beim Schreiben zunächst 32&nbsp;MB an Daten, bevor der Spindelmotor startet. Noch einmal soviel wird den über Sondertasten einiger Tastaturen startbaren Programmen bereitgestellt. Der weitere Bereich steht den meistverwendeten Daten zur Verfügung.<br /> „Turbo Memory“ wird stattdessen erst durch einen nachzuinstallierenden [[Gerätetreiber|Treiber]] aktiviert, der nicht in Windows Vista enthalten ist. Eine Hälfte des Flashmoduls funktioniert dann wie der einer HHD, die andere wird wie ein schneller Auslagerungsspeicher verwendet (siehe [[ReadyBoost]]). Dies beschleunigt PCs mit 1&nbsp;GB RAM wirksam auf das Niveau einer 2-GB-Ausstattung, ist jedoch auch nicht abstellbar, wenn diese bereits vorhanden ist. Ohne Auslagerungsbedarf bleibt also eine Hälfte des Moduls ungenutzt.<br />
<br />
* ''Akku-Laufzeit''. Um tatsächlich Energie zu sparen, erfordern beide Konzepte manuelle Eingriffe. Da bei „Turbo Memory“ eine konventionelle Festplatte Anwendung findet, wird diese durch die Windows-Energieoptionen heruntergefahren, nicht durch einen HHD-Laufwerkscontroller. Deren Voreinstellung sieht aber eine mehrminütige statt sekündliche Verzögerung nach einem Festplattenzugriff vor. Wird die Einstellung auf „3 Minuten“ korrigiert, verlängert sich die Akkulaufzeit durchaus um 15 %, so beispielsweise von drei auf dreieinhalb Stunden. Ein vergleichbarer Effekt stellt sich auch bei HHDs ein, wenn die Einstellung „Windows Hybrid-Festplattenenergiesparmodus“ in den Energieoptionen aktiviert wurde.<br />
<br />
* ''Tempogewinn''. Viele [[Benchmark]]s können die Mehrleistung der Hybride prinzipiell nicht wiedergeben – denn sie verwenden möglichst viele, verschiedene und große Dateien, um eine maximale Last zu erzeugen. Diese überschreiten dann die Kapazität des Zwischenspeichers um ein Vielfaches. Zudem verwenden sie gerade kein wiederkehrendes Zugriffsmuster – um auszuschließen, dass ein Laufwerkshersteller sein Produkt daraufhin optimiert. Damit werden viele verfügbare Leistungstests jedoch der typischen Notebook-Verwendung nicht gerecht – und ähnlich einem Hybridauto unter Volllast – haben HHDs und „Turbo Memory“ in diesen Tests keinen Vorteil. Erstere beschleunigen Windows-Start und Herunterfahren um rund 20 Prozent; ähnlich den Start häufig benutzter Programme. <br /> „Turbo Memory“ bewirkt nach ersten Tests von AnandTech.com jedoch keine Beschleunigung. Die Notebookhersteller [[Sony]] und [[Dell]] kamen zu gleichen Ergebnissen und [[#Marktsituation|verzichten daher]] vorerst auf diese Technologie. AnandTech untersuchte dies zusammen mit Intel <ref>[http://www.anandtech.com/showdoc.aspx?i=3009&p=1 Beschleunigt „Turbo Memory“ wirklich?]</ref> und stellte im „PCMark“-Test tatsächlich die vom Hersteller versprochene Leistungsverdopplung fest. Außerhalb des Benchmarks zeigten sich jedoch keine Tempovorteile, weder beim normalen Arbeiten, noch beim Windows-Start oder Herunterfahren.<br />
<br />
Auch wenn Hybridfestplatten erst 2007 auf den Markt gekommen sind, gab es eine ähnliche Technik schon mehr als zehn Jahre zuvor: Der Hersteller [[Quantum Corporation|Quantum]] hatte eine [[SCSI]]-Festplattenserie namens Rushmore im Programm. Diese kombinierte eine herkömmliche Festplatte statt mit – damals eher bremsendem – Flash, mit SD-RAM in Laufwerksgröße. Die reichte bei Einstellung der Serie im Jahre 2000 von 130 Megabyte bis 3,2 Gigabyte. Alle gespeicherten Daten wurden im Betrieb aus dem extrem schnellen „Cache“ geliefert. Da dieser jedoch auf Strom angewiesen war, rüstete der Hersteller das Produkt mit Batterien gegen Datenverlust aus. Deren Energie ließ im Notfall die Festplatte starten und alle Daten aus dem RAM übernehmen. Wegen der hohen Preise für RAM-Chips waren die Rushmore-Platten für Privatanwender aber praktisch unerschwinglich – sie lagen beim Tausendfachen heutiger Flashchips. Daher war auch die optional verfügbare Grundversion keine Ausnahme: Ihr fehlten die sowieso relativ günstigen Bauteile Festplatte und Batterie.<br />
<br />
==== Marktsituation ====<br />
Nach [[Samsung Group|Samsungs]] Debüt der ersten HHD <ref>[http://www.samsung.com/Products/HardDiskDrive/HybridHDD_Flashon/index.asp HHD-Serie Samsung]</ref> im März 2007 begann [[Seagate Technology|Seagate]] im Juli mit der Fertigung eines Modells gleicher Flashgröße <ref>[http://www.seagate.com/www/en-us/products/laptops/momentus/momentus_5400_psd_hybrid/ HHD-Serie Seagate]</ref>. Marktführer ist mit 45 Prozent Samsung.<br />
<br />
Zusammen mit [[Fujitsu]], die noch keine HHD ankündigten, gründeten die genannten Hersteller Anfang 2007 die „Hybrid Storage Alliance“ <ref>[http://www.hybridstorage.org/index.html „Hybrid Storage Alliance“]</ref>, um die Vorteile der neuen Technologie besser vermarkten zu können.<br />
<br />
Die verfügbaren HHDs werden von den Notebook-Herstellern jedoch kaum angenommen, da ihre Vorteile den Mehrpreis derzeit nicht rechtfertigten. Zum gleichen Ergebnis gelangen verschiedene Computermagazine<ref>[http://www.tomshardware.com/de/Hybrid-Festplatte-Samsung-Spinpoint-MH80-HM16HJI,testberichte-239762-11.html Was bringen Hybridfestplatten?] Tomshardware.de</ref><ref>[http://www.pcwelt.de/start/mobility_handy_pda/notebook/praxis/139183/index3.html Was bringen Hybridfestplatten?] PCWelt.de</ref>.<br />
<br />
Intels Lösung wurde mit der [[Centrino]]-Generation „Santa Rosa“ im Mai 2007 eingeführt. [[Sony]], [[Hewlett-Packard|HP]], [[Dell]] und [[Micro-Star International|MSI]] nahmen jedoch bisher Abstand davon, das entsprechende Intel-Flashmodul auch in ihre Notebooks einzubauen.<br />
<br />
Während Intel mit der Version „2.0“ <ref>[http://www.computerbase.de/news/hardware/komplettsysteme/notebooks/2008/februar/intel_montevina_centrino_2/ Intel „Turbo Memory“ 2.0]</ref> seines Produkts diesen Weg auch 2008 weiterverfolgt, gibt es seitens der HHD-Anbieter keine Ankündigungen zu Nachfolgern der ersten Generation von 2007.<br />
<br />
==== Betriebssystemunterstützung von Hybrid-Flashspeichern ====<br />
[[Microsoft Windows Vista|Windows Vista]] führte zwei Möglichkeiten ein, um Flashspeicher zur Unterstützung konventioneller Festplatten zu nutzen. Ihre Anwendung zeigt jedoch nur in seltenen Situationen mit SSDs vergleichbare Leistungen, erzeugt im Gegenzug allerdings auch nur geringe oder gar keine Mehrkosten.<br />
<br />
Für [[Linux]] gibt es spezielle [[Dateisystem]]e, die an die Besonderheiten von rohen Flashspeichern angepasst sind, so etwa [[JFFS2]], [[YAFFS]] und [[UBIFS]]; für heute übliche SSDs mit FTL („Flash Translation Layer“) und integriertem Wear-Levelling werden aber wie etwa auch für USB-Sticks einfach konventionelle Dateisysteme wie [[ext3]] genutzt, teilweise aber mit optimierten Schreibzugriffseinstellungen<!--noatime,swappiness,nojournal,elevator=noop--> (oder aber besser geeignete Dateisysteme wie [[ZFS (Dateisystem)|ZFS]], [[btrfs]], [[NILFS]] oder [[LogFS]]<!--alpha,langsam-->). Solche Dateisysteme zielen darauf ab, Flashspeicher so zu verwenden, dass ihre Vorteile bestmöglich genutzt werden können. Dadurch können höhere Geschwindigkeiten und bessere Datenintegritäts-Kontrolle erreicht werden.<br />
<br />
Vista erkennt die Möglichkeiten von HHDs und kopiert meistverwendete Programm- und Betriebssystem-Dateien in deren Flashteil. Die erzielbaren Effekte sind weiter [[#Hybridfestplatte.2FHHD|oben beschrieben]].<br />
<br />
Vista soll zudem von USB-Sticks oder [[Speicherkarte|Flash-Speicherkarten]] profitieren. Es bietet hierzu an, mit ihnen eine HHD nachzuempfinden, indem ein Teil ihres Speicherplatzes als schneller Zwischenspeicher genutzt wird. Hierbei wird auf dem Flashspeicher jedoch nur das gesammelt,<br />
was während des Betriebs nicht mehr in den Arbeitsspeicher passt. Repräsentative Tests zeigen daher nur bei PCs mit weniger als einem GB [[Halbleiterspeicher|Arbeitsspeicher]] einen spürbaren Vorteil für die „[[Readyboost|ReadyBoost]]“ genannte Idee <ref>[http://www.computerbase.de/artikel/hardware/peripherie/2007/test_7_usb-sticks_windows_readyboost/13/#abschnitt_programmladezeiten Was bringt „ReadyBoost“?] Computerbase.de</ref>. Sie dient somit als leicht zu installierende RAM-Erweiterung. Unter Berücksichtigung der Preise für Arbeitsspeicher ist dies jedoch nur sinnvoll, wenn ein entsprechend schneller Flashspeicher bereits vorhanden, oder eine Erweiterung des Arbeitsspeichers nicht möglich ist. Anders als in HHDs bleibt hier die Festplatte auch weiterhin auf Touren, wodurch weder Energieverbrauch noch Lautstärke gesenkt werden. Die Festplatte enthält zudem ein Abbild des Zwischenspeichers, das bei Entfernen des Flashspeichers verwendet wird. Die darauf ausgelagerten Daten werden sicherheitshalber mit 128 Bit verschlüsselt und das Medium vor Gebrauch sinnvollerweise kurz auf ausreichende Geschwindigkeit getestet. ReadyBoost erfordert eine Laufwerksgröße von 256&nbsp;MB, maximal verwendet Vista 4&nbsp;GB. Der verwendete Anteil ist beim Anschließen einstellbar. Unter Linux ist eine ähnliche Methode schon seit langem möglich, in dem man den Flashspeicher als [[Swapping]] mountet.<br />
<br />
[[Microsoft Windows XP|Windows XP]] verfügt von Haus aus über keine der beiden Vista-Optionen, Flashspeicher zur Temposteigerung einzusetzen. Das Moskauer Unternehmen MDO Limited bietet mit „eBoostr“<ref>[http://www.eboostr.com eBoostr – ReadyBoost-Alternative für Windows XP]</ref> jedoch ein Tool an, das die „ReadyBoost“-Idee unter XP umsetzt. Zwar funktioniert es auch mit älteren externen Flashspeichern, um aber tatsächlich einen Tempogewinn zu erhalten, sollte das ReadyBoost-Logo auch hier als Anhaltspunkt beachtet werden. Dieses erhalten USB-Sticks und Speicherkarten, die ein von Microsoft festgelegtes Performancelevel erreichen. Das Programm kann – anders als Vista – auch mehrere Flashspeicher gleichzeitig nutzen und dabei die Lastverteilung zwischen Festplatte und Flashspeicher anzeigen. Zielgruppe sind jene PCs, die bereits über einen [[Universal Serial Bus#Geschichte und Entwicklung|USB 2.0]]-Port verfügen, für die eine RAM-Erweiterung jedoch technisch oder ökonomisch nicht möglich ist. Die Demoversion erlaubt die volle Nutzung für vier Stunden nach einem Neustart, die Vollversion kostet rund 17 €.<br />
<br />
=== Reine Flash-Laufwerke ===<br />
==== Funktion und Technik ====<br />
<br />
Diese Laufwerke bestehen aus Flash- und Controllerchips, die auf einer Leiterplatte angeordnet sind. Deren Größe hat keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit, nur auf die Chip-Anzahl. Auf kleinem Formfaktor sind also weiter nur geringere Kapazitäten realisierbar, nun jedoch mit hoher Performance. Viele Modelle sind mit Plastik oder Metall (teil-)verkleidet, um die Bauteile zu schützen und – im zweiten Fall – Solidität zu vermitteln. Dies hebt dafür den Vorteil geringen Gewichts und teilweise der Stoßfestigkeit durch die Unnachgiebigkeit des Metallmantels wieder auf. Bestehen bleiben hohe Temperaturtoleranz, Lautlosigkeit, sowie Energieeffizienz. Letzteres galt jedoch nicht für die 2007 produzierten, ersten Flashfestplatten mit SATA-Anschluss, da diese noch für den Vorgänger PATA entwickelt wurden. Sie enthielten einen Chip, der die Übersetzung übernahm; dafür jedoch rund ein Watt benötigte. Daher verbrauchten sie mit zwei Watt im Leerlauf das Doppelte herkömmlicher Notebooklaufwerke in 2.5"-Bauform. Gleiches war zuvor beim Wechsel konventioneller Festplatten vom PATA- zum SATA-Anschluss zu beobachten und verschwand wie bei den aktuellen Flashfestplatten mit den ersten reinen SATA-Designs.<br />
<br />
Verwendung finden in allen Preissegmenten die sogenannten [[NAND-Flash|NAND]]-Chips in der schnelleren SLC-, oder beim Schreiben langsameren MLC-Ausführung (siehe Kasten Architektur-Vergleich). Sie erreichen unter den Flashtechniken den besten Kompromiss zwischen Kapazität, Preis und Geschwindigkeit. Nur ihre Zugriffszeit ist zweigeteilt: Betriebssystem und Programme starten von Flashfestplatten zwar zwei- bis dreimal so schnell wie von konventionellen Festplatten. Beim Schreiben zeigt sich jedoch der Nachteil des Kompromisses, der bei den [[#Hybridfestplatte/HHD|Hybrid-Konzepten]] noch kaschiert werden kann – insbesondere die MLC-basierten Flash-SSDs liegen bei kontinuierlichen Schreibvorgängen unter dem Niveau normaler Festplatten.<ref name="FCTest">[http://techreport.com/articles.x/15433/7 FC-Test – continued]</ref> Bei reinen Lesevorgängen <ref name="FCTest" /> aber auch bei Multitasking, also bei gleichzeitigem Lesen und Schreiben, sind die SSDs überlegen.<ref>[http://www.anandtech.com/cpuchipsets/intel/showdoc.aspx?i=3403&p=15 Anandtech: Multitasking]</ref> In einer Desktopumgebung wird meist gelesen, sodass hier die Schreibschwäche nicht zu sehr ins Gewicht fällt.<br />
<br />
Die I/O-Performance, die sehr wichtig für [[Server]] ist, ist bei guten SLC-SSDs deutlich besser als bei konventionellen Festplatten. Die MLC-SSDs sind aufgrund kleinerer Wiederbeschreibbarkeitszyklen für Server mit hohem Schreibaufkommen ungeeignet.<br />
<br />
Die Geschwindigkeitssteigerungen in neuen Produkt-Generationen werden wie in [[Grafikprozessor|Grafikchips]] vor allem durch starke Parallelisierung erlangt: So verfügen die neusten SSDs bereits über einen 10-Kanal-Controller.<ref>[http://www.tomshardware.com/de/X25-M-Intel,testberichte-240143-4.html Im Inneren der X25-M SSD: 10-Kanal Flash]</ref><br />
<br />
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="2" style="font-size: 100%; float: right; width: 320px; border: gray solid 1px; border-collapse: collapse; text-align: center; margin: 0 1em;"<br />
|-style="background: #ececec;"<br />
!<br />
!colspan="2" style="background:#ececec" |Architektur-Vergleich<br />
!<br />
|-<br />
!<br />
!style="background:#ececec; font-size: 90%;"|[[SLC-Speicherzelle|SLC]] ist zu [[MLC-Speicherzelle|MLC]]<br />
!style="background:#ececec; font-size: 90%;"|[[NAND-Flash|NAND]] ist zu [[NOR-Flash|NOR]]<br />
|-<br />
!<br />
!style="background:#ffffff; font-size: 90%;"|10x haltbarer<br />
!style="background:#ffffff; font-size: 90%;"|10x haltbarer<br />
|-<br />
!<br />
!style="background:#ffffff; font-size: 90%;"|3x schneller schreibend<br />vergleichbar lesend<br />
!style="background:#ffffff; font-size: 90%;"|4x schneller schreibend<br />5x langsamer lesend<br />
|-<br />
!<br />
!style="background:#ffffff; font-size: 90%;"|halb so kompakt<br />
!style="background:#ffffff; font-size: 90%;"|bis 16x kompakter<br />
|-<br />
!<br />
!style="background:#ffffff; font-size: 90%;"|30 % teurer<br />
!style="background:#ffffff; font-size: 90%;"|30 % günstiger<br />
|-<br />
!<br />
!colspan="2" style="background:#ffffff; font-size: 90%;" | Folgende Technologien sollen die Vorteile von NAND und NOR vereinen: OneNAND (Samsung), mDOC (Sandisk) und ORNAND (Spansion).<br />
!<br />
|}<br />
<br />
Was diese Laufwerke beim verteilten Zugriff so langsam schreiben lässt, ist ihre interne Organisation. Sie sind in [[#Methoden der Nutzungsverteilung|Blöcke unterteilt]]. Wird auch nur ein Byte darin geändert, muss der gesamte Block neu geschrieben werden. Tatsächlich schreibt das Laufwerk intern also im vom Hersteller angegebenen Tempo die Blöcke neu. Anwender und Leistungstests nehmen jedoch nur die wenigen geänderten Bytes wahr. Der Schreibvorgang erscheint langsam. Dieser Effekt wird im Englischen „Write Amplification“ genannt. Demzufolge wird also das Schreiben umso schneller, je mehr es dem Volumen eines Blockes entspricht. Dateien mit mehreren Megabyte werden so tatsächlich mit der angegebenen Transferrate geschrieben, denn hier werden alle Bytes in den Blöcken geändert – die Nutzrate entspricht der Schreibrate.<ref>[http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?window=1&space=main&content=treffer&action=bibdat&session=c23b66f230dbe27deb4839854f18839aa56c96124462&stamp=42211&firstdoc=26&docid=DE000010349595B3&bibdat_downloadlist=no Deutsches Patent No.: DE000010349595B3] Verfahren zum Schreiben von Speichersektoren in einem blockweise löschbaren Speicher</ref><ref>[http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?window=1&space=main&content=treffer&action=bibdat&session=c23b66f230dbe27deb4839854f18839aa56c96124462&stamp=42211&firstdoc=45&docid=EP000001514171B1&bibdat_downloadlist=no Europäisches Patent No: EP000001514171B1] VERFAHREN ZUR WIEDERHERSTELLUNG VON VERWALTUNGSDATENSÄTZEN EINES BLOCKWEISE LÖSCHBAREN SPEICHERS</ref><ref>[http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?window=1&space=main&content=treffer&action=bibdat&session=c23b66f230dbe27deb4839854f18839aa56c96124462&stamp=42211&firstdoc=24&docid=DE102005001038B3&bibdat_downloadlist=no Deutsches Patent No.: DE102005001038B3] Verfahren zur Umsetzung von logischen in reale Blockadressen in Flashspeichern</ref><br />
<br />
Ein erster Versuch, diesen Effekt aufzuheben, ist die „Managed Flash Technology“ von EasyCo. Sie ordnet auf Betriebssystemebene die Schreibkommandos so an, dass sie möglichst zusammenhängend, statt verteilt geschehen. Vom Hardwareprodukt unabhängig, ist sie für den Heimgebrauch vorerst noch zu kostenintensiv. Praktikabler wäre der Einbau eines SDRAM-Zwischenspeichers. Konventionelle Festplatten verfügen über einen solchen Chip – um dieselben Performanceprobleme abzufedern. Auch Flashlaufwerke ab 2008 integrieren diesen weitgehend, verwalten darin jedoch oft die Daten zur [[#Verschleiß und Ausfallvorhersage|Nutzungsverteilung]]. Die eigentliche Zwischenspeicherung erfolgt hier meist im noch schnelleren [[Static Random Access Memory#Statisches RAM (SRAM)|SRAM]] des SSD-Controllerchips.<ref>[http://www.anandtech.com/cpuchipsets/intel/showdoc.aspx?i=3403&p=10 SSD-Cachegestaltung]</ref><br />
<br />
Ähnlich wie konventionelle Festplatten bringen auch Flashfestplatten bei nur geringer Restkapazität nicht mehr die volle Leistung. Bei beiden Laufwerkstypen spielt dabei die Suche nach den nur wenigen freien Speicherbereichen die Hauptrolle. Der oben beschriebene Effekt der „Write Amplification“ verstärkt dies noch auf Seiten der Flashfestplatten. Die Gesamtleistung sinkt so im Alltagsbetrieb um etwa ein Drittel.<ref>[http://www.legitreviews.com/article/788/11/ SSD Leistung bei geringer Restkapazität]</ref><br />
<br />
Zwischenzeitlich eignen sich Flashfestplatten besonders für den Mobileinsatz, spezielle Desktops und wenige Server. Hier vor allem zum Ausliefern von Webseiten, weniger für Datenbankanwendungen und kaum für Mailserver, da in diesen Fällen zunehmend kleine Datenmengen auch ge''schrieben'' werden.<br />
<br />
==== Marktsituation ====<br />
<br />
Bereits 1995 führte [[MSystems]] die ersten flashbasierten SSDs ein. Bis 2006 blieben diese aber militärischen und anderen wenig preissensitiven Märkten vorbehalten. Im März 2006 fertigte Samsung dann ein Modell, das mit einem Achtel des Preises einen anderen Zielmarkt anvisierte: Notebooks mit 2,5- und 1,8-Zoll-Festplatten – und per Adapter auch Desktop-PCs. Damit wurde versucht, einen neuen Markt für erschwingliche Flashfestplatten zu eröffnen. Mit 600&nbsp;$ für 32&nbsp;GB gelang dies zwar noch nicht, allerdings eroberte Samsung die Marktführerschaft mit einem Marktanteil von 45 %. So ist [[Apple]] ein wichtiger Großabnehmer und auch Mtron im oberen SSD-Segment steuert – mit eigenem Controller – ebenfalls Samsung-Chips an. Im Jahr 2007 forschten eine Reihe von Anbietern mit gleicher Zielstellung an Konkurrenzprodukten zu Samsungs erstem Versuch. Im zweiten Quartal 2008 erschienen die Vertreter der zweiten Generation. Im selben Jahr wechselten viele Hersteller von SLC zu MLC-Speicherchips, um die Preise attraktiver zu gestalten. Bei den ersten Produkten dieser Gattung kam es jedoch häufiger zu unpraktikablen Leistungswerten.<ref>http://www.anandtech.com/storage/showdoc.aspx?i=3531&p=17 Zu leistungsarme erste MLC-Laufwerke</ref> 2009 folgten Produkte mit stark verbesserter Leistung, die in einigen Leistungspunkten sogar SLC-Laufwerke übertreffen. Momentan findet im Bereich der Flashfestplatten für Heimanwender<ref>Ein Überblick zur Leistungsfähigkeit aktueller MLC-Laufwerke im Computerbase-Forum [http://www.computerbase.de/forum/showthread.php?t=602017]</ref> weiter ein sehr starker Preisverfall bei gleichzeitiger massiver Steigerung der Kapazität statt.<ref name="heise-preise">Eine Übersicht der für Privatpersonen verfügbaren Modelle und deren Preise und Preisentwicklungen findet sich im [http://www.heise.de/preisvergleich/?cat=hdssd heise Preisvergleich]</ref><br />
<br />
Da die Flashfestplatten im Vergleich zu herkömmlichen Festplatten gut skalierbar sind – die Mechanik entfällt schließlich völlig – werden sie auch in den sogenannten [[Netbook]]s eingebaut. Damit kommt diese neue Technik überraschenderweise im günstigsten Segment mobiler Computer zuerst serienmäßig ohne Aufpreis zum Einsatz. Die verwendeten Laufwerke fassen zwischen 0,5 und 8&nbsp;GB und kosten mit rund 10&nbsp;$ deutlich weniger als konventionelle Festplatten, die dafür ein vielfaches Fassungsvermögen haben.<br />
<br />
In der folgenden Tabelle werden der Verbrauchersektor dem immer noch existenten Hochpreissektor der Flash-Laufwerke sowie konventionellen Festplatten gegenübergestellt.<br />
<br />
<center><br />
{| border="0" cellpadding="2" cellspacing="1" style="font-size: 20%; border: gray solid 0px; border-collapse: collapse; text-align: left;"<br />
!&nbsp;<br />
|}<br />
{| border="0" cellpadding="9" cellspacing="1" style="font-size: 100%; border: gray solid 1px; border-collapse: collapse; text-align: center;"<br />
|-style="background: #ececec;"<br />
!<br />
!konventionelle Festplatte<br />
!style="background:#ececec;"|Flash-SSD Kommerziell<br />
!style="background:#ececec;"|Flash-SSD Industriell<br />
|-<br />
!style="background:#ececec;"|max. Kapazität<br />
!2 TB<br />
!1 TB<br />
!1,6 TB<br />
|-<br />
!style="background:#ececec;"|Betriebstemperatur<br />
!5 bis 55&nbsp;°C<br />
!0 bis 70&nbsp;°C<br />
!−40 bis 85&nbsp;°C<br />
|-<br />
!style="background:#ececec;"|Schreibzyklen<br />
!„unbegrenzt“<br />
!0,1 – 1,2 Mio / Flashzelle<br />
!1 bis 5 Millionen / Flashzelle<br />
|-<br />
!style="background:#ececec;"|Datenerhalt<br />
!keine Angaben<br />
!10 Jahre<br />
!10 Jahre<br />
|-<br />
!style="background:#ececec"|[[Flugschreiber]]-geeignet<br />
!style="background:#ffe3dc"|nein<br />
!style="background:#ffe3dc"|nein<br />
!style="background:#beffe6"|ja<br />
|-<br />
!style="background:#ececec"|[[Solid State Drive#Sicheres Löschen und Defragmentierung|Sicheres Löschen]]<br />
!style="background:#beffe6"|ja<br />
!style="background:#fff0c8"|teilweise<br />
!style="background:#beffe6"|ja<br />
|-<br />
!style="background:#ececec"|[[Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology|S.M.A.R.T.]]<br />
!style="background:#beffe6"|ja<br />
!style="background:#fff0c8"|teilweise<br />
!style="background:#beffe6"|ja<br />
|}<br />
</center><br />
<br />
== Flash-Besonderheiten ==<br />
=== Verschleiß und Ausfallvorhersage ===<br />
<br />
Konventionelle und Flashfestplatten verschleißen mit der Zeit. Während sich das bei ersteren aus der Abnutzung der Mechanik ergibt, wirkt bei der Flashtechnik ein [[Flash-Speicher#Anzahl der L.C3.B6schzyklen|elektrischer Effekt]] begrenzend. Lesevorgänge sind hier zwar unbegrenzt möglich, je nach Qualität kann eine Flashzelle aber nur zwischen 100.000 und 5 Millionen Schreibvorgänge absolvieren. Danach „vergisst“ sie, was neu geschrieben wird und kann nur noch gelesen werden.<ref>[http://www.bitmicro.com/press_resources_flash_ssd.php Longevity/Lifespan of a flash cell]</ref><br />
Flashspeicher wären so mitunter schon nach wenigen Tagen defekt. Dem wirken seit einigen Jahren „Wear-Levelling“-Verfahren entgegen. Der Controller im Flashlaufwerk verteilt Schreibvorgänge auf alle Speicherzellen so, dass jede möglichst gleich häufig beschrieben wird. Die hierfür verwendeten Algorithmen sind herstellerspezifisch, in jedem Fall aber vom Rest des Computers aus weder sichtbar noch beeinflussbar.<br />
Dieses Verteilungs-Verfahren gibt es in verschiedenen Ausbaustufen. So verwendet eine Flashfestplatte häufig komplexere Controller als ein USB-Stick und sehr wenige Wechseldatenträger auch gar keinen.<ref>[http://www.siliconsystems.com/silicondrive/whitepapers/SSWP03-Endurance-R.pdf Verfahren zur Nutzungsverteilung.] Format: PDF, 0.8&nbsp;MB</ref> Hier können dann Software-Lösungen wie in Windows Vista oder das [[Dateisystem]] [[JFFS2]] unter [[Linux]] aushelfen.<br />
<br />
Je nach Ausbaustufe führt das Verfahren zu einer Haltbarkeit, die konventionellen Festplatten nahe kommt oder sie übertrifft.<ref>[http://www.heise.de/ct/06/23/136/ c't – Test zur Haltbarkeit von Flashzellen (Absatz Halbwertszeit)]</ref><br /><br />Eine Ausfallvorhersage wie bei konventionellen Festplatten (zum Beispiel durch [[Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology|S.M.A.R.T.]]) fehlte bei SSDs jedoch. Bei Laufwerken über 1000&nbsp;€ hat sie MTron daher vor einigen Jahren und SiliconSystems im Jahr 2007 durch eine vergleichbare ergänzt.<ref>[http://www.mtron.net/English/Customer/faq.asp?sid=faq&xact=view&idx=154&page=1&sp1=&ss1=&ss2=&ob=&sb=&category= MTron S.M.A.R.T. – Unterstützung]</ref> <ref>[http://www.siliconsystems.com/silicondrive/whitepapers/SSWP04-SiSMART-R.pdf SiSMART – Unterstützung]</ref> Letztere ist jedoch kein Standard und auf diesen Hersteller begrenzt.<br />
Die Prüfung ist im Vergleich zu konventionellen Festplatten sehr übersichtlich: Es wird ausschließlich geprüft, ob von den 2 bis 4 Prozent Reserveblöcken noch mehr als 95 Prozent übrig sind.<ref>[http://www.stec-inc.com/downloads/flash_datasheets/Zeus_2_5_SATA_SSD_Product_Datasheet_Rev1-5.pdf S.M.A.R.T.-Funktionen einer SSD beispielhaft] (S.31). Format: PDF, 0.5&nbsp;MB.</ref> Ist dies nicht mehr der Fall, geht das Laufwerk sicherheitshalber in einen Nur-Lese-Modus über. Da bei guten „Wear-Levelling“-Verfahren alle normalen Sektoren zu ähnlicher Zeit abgenutzt sind, ist ein Ausfall nach der Verwendung erster Reservesektoren vermutlich nahe.<br />
<br />
Ein Nebeneffekt aller Verteilungs-Verfahren ist, dass kein sicheres Löschen mehr möglich ist. Der Hintergrund ist im folgenden Abschnitt [[Solid State Drive#Sicheres Löschen und Defragmentierung|Sicheres Löschen und Defragmentierung]] erläutert.<br />
<br />
==== {{Anker|Wear-leveling}}Methoden der Nutzungsverteilung ====<br />
<br />
Dateien werden immer als [[Bit]]folge geschrieben. Heute enthält eine MLC-Flashzelle 4 Bits, welche in Pages von 4096 Byte zusammengefasst sind<ref>http://www.anandtech.com/show/2738/5 SSD Page und Erasable Block Größe</ref>. Angesprochen werden vom Controller immer ganze Pages. Beim Lesen einzeln, beim Schreiben werden sie abermals zusammengefasst – zu einem „Erasable Block“. Dieser enthält 64 oder 128 Pages und ist somit 256 oder 512 KB groß. Bei jeder Änderung in einer seiner Pages wird diese zunächst nicht gelöscht, sondern als unaktuell markiert. Geschrieben wird in die nächste freie Page desselben Erasable Block. Erst, wenn alle seine Pages unaktuell sind, wird er einmal komplett gelöscht. Somit müssen bei jedem geänderten Byte die bisherige Page mit der vorzunehmenden Änderung in die nächsten kopiert werden. Dies lässt die zu schreibenden Daten von wenigen geänderten Byte auf mehrere Kilobyte ansteigen. Diese Vervielfachung wird daher auch als Write Amplification bezeichnet. Und damit entstünde eine inakzeptable Haltbarkeit. Im folgenden Beispiel wird eine Textdatei viermal überarbeitet und gespeichert.<br />
<br />
{| border="0" cellpadding="9" cellspacing="1" style="font-size: 100%; border: gray solid 1px; border-collapse: collapse; text-align: center;"<br />
|-style="background: #ececec;"<br />
!<br />
!Schreibvorgang<br />
! 1<br />
! 2<br />
! 3<br />
! 4<br />
! &nbsp;<br />
! weiter wie 2<br />
|-style="background:#ececec"<br />
!Block<br />
!<br />
! &nbsp;<br />
! &nbsp;<br />
! &nbsp;<br />
! &nbsp;<br />
! &nbsp;<br />
! &nbsp;<br />
|-<br />
!style="background:#d5c39c"|1<br />
!style="background:#d5c39c"|&nbsp;<br />
!style="background:#fff0c8"|Datei.txt<br />
!style="background:#fff0c8"|unaktuell<br />
!style="background:#fff0c8"|unaktuell<br />
!style="background:#fff0c8"|löschen<br />
!style="background:#fff0c8"|Datei.txt<br />
!style="background:#fff0c8"|...<br />
|-<br />
!style="background:#d5c39c"|2<br />
!style="background:#d5c39c"|&nbsp;<br />
!style="background:#fff0c8"|leer<br />
!style="background:#fff0c8"|Datei.txt<br />
!style="background:#fff0c8"|unaktuell<br />
!style="background:#fff0c8"|löschen<br />
!style="background:#fff0c8"|leer<br />
!style="background:#fff0c8"|...<br />
|-<br />
!style="background:#d5c39c"|3<br />
!style="background:#d5c39c"|&nbsp;<br />
!style="background:#fff0c8"|leer<br />
!style="background:#fff0c8"|leer<br />
!style="background:#fff0c8"|Datei.txt<br />
!style="background:#fff0c8"|löschen<br />
!style="background:#fff0c8"|leer<br />
!style="background:#fff0c8"|...<br />
|- style="background:#ececec"<br />
! 5<br />
! &nbsp;<br />
! leer<br />
! leer<br />
! leer<br />
! leer<br />
! leer<br />
! ...<br />
|- style="background:#ececec"<br />
! 6<br />
! &nbsp;<br />
! ...<br />
! ...<br />
! ...<br />
! ...<br />
! ...<br />
! ...<br />
|}<br />
<br /><br />
{| border="0" cellpadding="6" cellspacing="1" style="font-size: 100%; border: gray solid 1px; border-collapse: collapse; text-align: left;"<br />
!style="background:#d5c39c;"|Ein Erasable Block<br />
|umfasst hier der Übersicht wegen nur drei Blöcke. Jeder Block umfasst 2 oder 4&nbsp;KB.<br />
|}<br />
<br /><br />
'''Dynamic Wear Levelling'''<br /><br />
Soll ein Erasable Block beschrieben werden, wird hier von den noch nicht belegten der am wenigsten abgenutzte ausgewählt. Dies ist vergleichsweise einfach im Controller umzusetzen. Es hat den Nachteil, dass bei gut gefülltem Laufwerk der wenige freie Platz schneller abgenutzt wird. Die Schreibzyklen steigen um den Faktor 25 gegenüber fehlendem Wear-Levelling.<br />
<br />
'''Static Wear Levelling'''<br /><br />
Soll ein Erasable Block beschrieben werden, wird hier der am wenigsten abgenutzte ausgewählt. Ist dieser schon belegt, werden dessen Daten auf einen anderen umverlagert, dann die neuen Daten geschrieben. Dies erfordert einen etwas komplexeren Controller, führt aber zu sehr gleichmäßiger Abnutzung. Die Schreibzyklen steigen um den Faktor 100 gegenüber fehlendem Wear-Levelling.<br />
<br />
'''Defekte Blöcke'''<br /><br />
Scheitert ein Schreibversuch auf einen Block, wird dieser wie bei konventionellen Festplatten als nicht mehr benutzbar markiert und ein Reserveblock aktiviert.<br />
<br />
=== Auslagerungsspeicher auf Flash-SSDs ===<br />
<br />
Zur Bewertung der Eignung von Flashlaufwerken für die Aufnahme des Auslagerungsspeichers (oder [[Auslagerungsdatei]]) eines Betriebssystems eignet sich am besten eine Analyse der Zugriffe auf diesen Speicher. Microsoft hat eine solche während seiner Arbeit an [[Windows 7]] durchgeführt.<ref>http://blogs.msdn.com/e7/archive/2009/05/05/support-and-q-a-for-solid-state-drives-and.aspx Eignung von Flash-SSDs für die Auslagerungsdatei</ref> Die Auswertung ergab ein Zugriffsmuster aus kurzem, verteiltem Lesen und längerem, zusammenhängendem Schreiben. Dies entspricht den Stärken von Flashspeichern. Lesezugriffe überstiegen Schreibvorgänge um das Vierzigfache, während zu je zwei Dritteln erstere bis 4&nbsp;KB Größe hatten und zweitere ab 128&nbsp;KB Länge besaßen. Da dies etwa einem [[Solid State Drive#Methoden der Nutzungsverteilung|Erasable Block]] entspricht, gibt es laut Microsoft kaum geeignetere Anwendungen für Flashlaufwerke als den Auslagerungsspeicher. Dennoch leisten nicht alle [[Solid State Drive#Funktion und Technik 2|MLC-basierenden]] Produkte eine hinreichende Geschwindigkeit, sodass ein Studium der konkreten Leistungsfähigkeit sinnvoll ist.<ref>Ein Überblick zur Leistungsfähigkeit aktueller MLC-Laufwerke im Computerbase-Forum [http://www.computerbase.de/forum/showpost.php?s=a9a752c065e83c816d75a30bb92590b5&p=6238435&postcount=2]</ref><br />
<br />
=== Sicheres Löschen und Defragmentierung ===<br />
<br />
Gewöhnliche Betriebssysteme löschen nicht den Dateiinhalt selbst, sondern entfernen lediglich den Eintrag im Inhaltsverzeichnis des Dateisystems. Dies beschleunigt den Löschvorgang, ermöglicht aber auch eine Wiederherstellung der Datei. Um dies (und damit Spionage) zu verhindern, gibt es Programme, welche die Dateien tatsächlich komplett löschen sollen. Hierzu weisen diese Programme an, alle zur Datei gehörenden Sektoren mehrfach - ggfs. mit Zufallsdaten - zu überschreiben. Festplatten können so sicher gelöscht werden.<br />
<br />
Die von Flashspeichern nach außen kommunizierten Sektoren haben aber nichts mehr mit den tatsächlichen Speicherorten zu tun. Dies liegt an ihrer [[#Methoden_der_Nutzungsverteilung|Nutzungsverteilung]], welche Schreibvorgänge auf die bisher am wenigsten benutzten Blöcke leitet, welche höchstens zufällig die sind, in denen die Datei steht. Deren Inhalt bliebe somit bestehen, während die Überschreibversuche an anderer Stelle gespeichert würden. Nach außen bleiben die vom Programm adressierten Sektoren stimmig: liest man sie aus, erhielte man die neuen Daten. Die Umverteilung geschieht unmerklich für das Betriebssystem und darauf laufende Programme im SSD-Controllerchip. Die Umverteilung findet umso mehr statt, je mehr nach dem letzten Formatieren nicht beschriebene, oder durch [[#Performanceverlust_bei_Verwendung_.28TRIM_und_Garbage_Collection.29|TRIM]] wieder freigegebene Sektoren auf dem Laufwerk vorhanden sind - ein gut gefülltes Laufwerk ist so betrachtet ein „sichereres“.<br />
<br />
Um dieses Sicherheitsleck zu nutzen und auf die nicht wirklich gelöschte Datei zugreifen zu können, müsste aber eine Firmware programmiert und installiert werden, die alle Blöcke auslesen kann. Mit Installation dieser würde jedoch wahrscheinlich die Information zur bisherigen Nutzungsverteilung verloren gehen. Somit fehlte das Wissen, welche Blöcke zu einer durch scheinbares Überschreiben gelöschten Datei in welcher Reihenfolge gehören. Kryptographiehersteller warnen trotzdem vor dem Einsatz von SSDs, da zumindest Schlüssel auffindbar sein könnten.<br />
<br />
Behebbar ist das Problem erst durch einen Controller, der auf Wunsch vorübergehend die Nutzungsverteilung abschalten kann und so ein „Secure Erase“ ermöglicht. Entsprechende Laufwerke sind aber nur im Hochpreissegment zu finden, etwa von M-Systems. Diese enthalten dann auch Löschalgorithmen nach US-Airforce- oder Navy-Standard.<br />
<br />
Für den Heimgebrauch gibt es keine vollständige Löschmöglichkeit. Dies liegt am nicht ansprechbaren Reservespeicher („Spare Area“)<ref>[http://www.anandtech.com/show/2829/7 - Reservebereich einer SSD ist nicht überschreibbarer Speicher]</ref> der SSDs, welcher nur derem Controller zugänglich ist. Jener Bereich dient sowohl als Ruheplatz der abgenutztesten Sektoren, als auch der [[#Performanceverlust_bei_Verwendung_.28TRIM_und_Garbage_Collection.29|Geschwindigkeitssteigerung]]. Das Überschreiben aller ohne Firmwaremodifikation ''erreichbaren'' Sektoren leistet ab Windows XP etwa DiskBench.<ref>[http://nodesoft.com/DiskBench/Default.aspx DiskBench – Flashmedien hinreichend sicher löschen]</ref> Es beschreibt das formatierte Laufwerk einmal vollständig mit Dateien zufälligen Inhalts. Erst durch ein vorhandenes Dateisystem wird tatsächlich jeder Sektor einmal überschrieben, auch die bislang am meisten abgenutzten. Ohne Formatierung würde das sektorweise Schreiben nur die bislang am wenigsten benutzten Sektoren umfassen. Nicht überschrieben wird neben dem Reservebereich auch das Inhaltsverzeichnis des Dateisystems, das alle Datei- und Verzeichnis''namen'' enthält.<br />
<br />
<br />
Eine [[Defragmentierung]] ist aufgrund der marginalen Lese-Zugriffszeiten nicht nötig. In Bezug auf die Schreibleistung differieren die Herstellerangaben jedoch. So warnt OCZ die Nutzer seiner MLC-basierten Core-Serie vor dem Defragmentieren,<ref>[http://www.ocztechnology.com/products/flash_drives/ocz_core_series_v2_sata_ii_2_5-ssd Defragmentierung – Herstellermeinung OCZ Core Series]</ref> während MTron für seine SLC-basierten Produkte ein Defragmentieren sogar empfiehlt.<ref>[http://www.mtron.net/English/Customer/faq.asp?sid=faq&xact=view&idx=313&page=1&sp1=&ss1=&ss2=&ob=&sb=&category=f03 Defragmentierung – Herstellermeinung MTron]</ref><br />
Kingston hingegen rät stets vom Defragmentieren ab – ganz gleich, ob für das SLC- oder MLC-Format.<ref>[http://www.kingston.com/support/ssdnow/faq/faq_005642-3.asp]</ref><br />
<br />
=== Performanceverlust bei Verwendung (TRIM und Garbage Collection) ===<br />
<br />
==== Hintergrund ====<br />
Das Dateisystem streicht „gelöschte“ Dateien nur aus dem Inhaltsverzeichnis, die eigentliche Datei aber bleibt weiter gespeichert. Dadurch kann sie wiederhergestellt werden und auch das „Löschen“ großer Datenmengen ist sehr schnell möglich. Beim nächsten Schreiben auf einen so freigestellten Bereich muss der bisherige Inhalt demzufolge aber erst gelöscht werden. Nach einiger Zeit der Nutzung ist damit jeder Bereich des Laufwerks mit entweder aktuellen, oder noch nicht tatsächlich gelöschten Inhalten belegt. Bei Festplatten war dies kein Problem, da sie ihre Magnetisierungszustände direkt ineinander übergehen lassen können. (Für sie hätte das tatsächliche Löschen der Dateien damit sogar einer Ressourcenverschwendung entsprochen.) Flashspeicher hingegen müssen die noch gefüllten Flashzellen erst leeren, um sie im zweiten Durchgang mit der neuen Datei zu beschreiben. Diese doppelte Arbeit ist anhand einer dann ziemlich exakt doppelt so langen Schreibzeit nachvollziehbar<ref>http://www.anandtech.com/storage/showdoc.aspx?i=3531&p=13</ref>. Davon sind allerdings nur verteilte, kurze Schreibvorgänge betroffen, welche kleiner als [[Solid State Drive#Methoden der Nutzungsverteilung|Erasable Blocks]] sind – denn durch die Befüllung mit aktuellen und noch nicht gelöschten Daten sind deren Einzelblöcke gefüllt, wodurch bei jeder Änderung der gesamte Erasable Block neu geschrieben werden muss – inklusive der eigentlich „gelöschten“ Dateifragmente. Selbst in diesen Fällen bleiben die Geschwindigkeiten aber oftmals noch oberhalb des – gleichbleibenden – Niveaus konventioneller Festplatten.<br />
<br />
==== Maßnahmen ====<br />
Um dieser Situation abzuhelfen, können SSD ab Mitte 2009 die freigestellten Bereiche schon ''vor'' einer neuerlichen Verwendung löschen.<br />
Dies findet einerseits durch eine Logik im Laufwerk statt ([[Garbage Collection]]) und kann andererseits durch das Betriebssystem gesteuert werden (via [[TRIM]]-Befehl). Ersteres bedarf nur der Umsetzung in der Laufwerksfirmware, letzteres erfordert die Unterstützung eines neuen ATA-Befehls durch steuerndes Betriebssystem, empfangendes Laufwerk und – bei Vorhandensein – des weiterleitenden [[RAID]]-Controllers.<br />
<br />
Praxistests zeigen, dass durch weiter verbesserte Firmware seit 2010 TRIM keinen messbaren Leistungsvorteil mehr bringt. Die laufwerksinterne Garbage Collection ist mittlerweile leistungsfähig genug. Somit sind keine manuellen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit mehr notwendig <ref>http://www.computerbase.de/artikel/laufwerke/2010/test_ssds_corsair_supertalent_intel/7/ TRIM bringt keinen meßbaren Vorteil bei aktuellen Laufwerken.</ref><br />
<br />
Beide Vorgehensweisen betreffen aber weder das ''Über''schreiben einer Datei, noch den Fall nahezu gefüllter Laufwerke (denn hier gibt es kaum freie Bereiche), sondern ermöglichen nur, die freigestellten Bereiche schreibfertig vorzubereiten.<ref>http://www.anandtech.com/storage/showdoc.aspx?i=3531&p=10</ref><br />
Die Vorbereitung entspricht jedoch nicht einem umgehenden Löschen beim Leeren des Papierkorbs. Dieses findet zu einem nicht vorhersagbaren Zeitpunkt statt, spätestens dann beim nächsten Beschreiben des Bereiches. Er wird direkt gelöscht und Beschrieben, das vorherige Auslesen wird erspart: Hieraus entsteht der Geschwindigkeitsvorteil.<br />
<br />
Der bleibende Vorteil von TRIM liegt in der effektiveren Vermeidung des Neuschreibens bereits aus dem Papierkorb gelöschter Dateien. Dies schont die Flashzellen. Die Unterstützung von TRIM durch das installierte Laufwerk wird etwa durch CrystalDiskInfo<ref>http://crystalmark.info/software/CrystalDiskInfo/index-e.html Anzeigen der Trim-Unterstützung</ref> in der Zeile Supported Features sichtbar, die Zeile Firmware zeigt die installierte Firmwareversion.<br />
<br />
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="2" style="font-size: 85%; float: right; width: 410px; border: gray solid 1px; border-collapse: collapse; text-align: center; margin: 0 1em;"<br />
|-style="background: #ececec;"<br />
!Controller<br />
!style="background:#ececec;"|Garbage Collection<br />
!style="background:#ececec;"|TRIM-Unterstützung<br />
|-<br />
!style="background:#ececec;"|Indilinx Barefoot und ECO<ref>http://www.hardwareluxx.de/community/f227/indilinx-barefoot-und-eco-faq-679488.html#post13729487 Firmware Indilinx Changelog</ref><br />
!ab Version 1916<br />
!ab Version 1819<br />
|-<br />
!style="background:#ececec;"|Intel X-25M G1<br />
!immer enthalten<br />
!nicht verfügbar<br />
|-<br />
!style="background:#ececec;"|Intel X-25M G2<br />
!immer enthalten<br />
!ab Version 02HD<br />
|-<br />
!style="background:#ececec;"|Samsung RBB<ref>http://www.samsung.com/global/business/semiconductor/products/flash/ssd/2008/business/business.html Firmware Samsung</ref><br />
!ab 1901Q / 19C1Q<br />
!ab 1901Q / 19C1Q<br />
|}<br />
<br />
Die Funktionsweise der Garbage Collection wird von den Herstellern nicht veröffentlicht, funktioniert aber wahrscheinlich über die Nutzung der Reservesektoren in einem Laufwerk. (Deren Zahl gibt der Overprovisioning Factor an, liegt er bei 1,1 verfügt das Laufwerk über 10 % davon. Dieser Bereich wird auch als Spare Area bezeichnet.) Das Laufwerk selbst kann nicht wissen, welche Sektoren zum Überschreiben freigestellte Daten beinhalten. Dies erfährt es aber, wenn Sektoren überschrieben werden sollen: deren bisheriger Inhalt ist offensichtlich freigestellt. Daher leitet es die neuen Daten in die leeren Reserve-Sektoren um. Dies ist schnell und der Controller weiß nun, dass die ursprünglich angesteuerten Sektoren wirklich nicht mehr gebraucht werden. Diese löscht er nun im Leerlauf, wodurch sie frei werden. Diese Vorgehensweise behebt nicht die Ursache des Problems, großenteils aber dessen Auswirkungen.<ref>http://hothardware.com/News/OCZ-and-Indilinx-Collaborate-On-New-SSD-Garbage-Collection-Scheme Effekt der Garbage Collection</ref> Zum Löschen der Sektoren benötigt das Laufwerk jedoch Leerlaufzeit.<br />
<br />
Laufwerke ohne automatische Garbage Collection oder TRIM-Unterstützung sind nur durch Programme wie Secure Erase<ref>http://cmrr.ucsd.edu/people/Hughes/SecureErase.shtml Secure Erase zum Wiederherstellen der Werksperformance bei nicht vorhandener Garbage Collection unter Datenverlust</ref> auf die Werksperformance rücksetzbar. Hierbei wird das Dateisystem gelöscht, was somit auch alle von ihm freigestellten, aber noch alte Dateien beinhaltenden Blöcke freigibt.<br />
<br />
==== Performanceverluste unter Windows ====<br />
<br />
Weitere Perfomanceverluste treten unter Umständen auf, wenn Windows die [[Defragmentierung]], [[Prefetch]] und [[SuperFetch]] nach der Installation der SSD nicht selbstständig deaktiviert. Dieser Effekt könnte etwa beim Kopieren einer bestehenden Installation von Festplatte auf SSD entstehen. Für die volle Performance einer SSD sollte man diese Funktionen daher gegebenenfalls manuell deaktivieren.<br />
<br />
Prefetch bringt z. B. nur bei Festplatten einen Vorteil, bei denen häufig verwendete oder/und Bootdaten auf die äußersten Spuren geschrieben werden, wo Festplatten am schnellsten sind. Bei SSDs ist dies nur zusätzlicher Aufwand ohne Nutzen, höchstens Verschleiß der Zellen.<br />
<br />
Ebenso bringt auch SuperFetch keinen Vorteil mehr, bei dem häufig verwendete Daten aus Erfahrungswerten in das RAM geladen werden. Die Zugriffszeiten von SSDs sind so kurz, dass es verglichen mit RAM keinen messbaren Unterschied mehr macht, jedoch kleinere Schreib- und Lesezugriffe weiterhin Arbeit erfordern würden.<br />
<br />
=== Alignment/Ausrichtung ===<br />
<br />
Die kleinste beschreibbare Einheit eines Flashspeichers ist die [[#Methoden_der_Nutzungsverteilung|Page]]. Die kleinste beschreibbare Einheit im Dateisystem wird [[Cluster_(Festplatte)|Cluster]] oder Zuordnungseinheit genannt. Diese ist bei der Formatierung idealerweise auf die Größe einer Page einzustellen, derzeit sind dies 4KB. Überstiege die Clustergröße jene der Page, müssten sonst bei jeder Änderung gleich mehrere Pages unnötig neu geschrieben werden.<br />
<br />
Ein zweiter Schritt zur optimalen Datenstruktur stellt die Ausrichtung von [[Partition_(Informatik)|Partitionen]] dar. Beginnt eine Partition inmitten eines [[#Methoden_der_Nutzungsverteilung|Erasable Blocks]], verschieben sich auch die Zuordnungseinheiten des Dateisystems, manche erstrecken sich dann über eine Blockgrenze. Für jede Änderung dieser Einheiten werden demzufolge beide Blocks beschrieben, und demzufolge auch öfters gelöscht. Der Effekt dieses Mehraufwandes ist produktbezogen allerdings sehr unterschiedlich<ref>http://www.anandtech.com/show/3681/oczs-vertex-2-special-sauce-sf1200-reviewed/6 Effekt von nicht an Erasable Blocks ausgerichteten (unaligned) Partitionen</ref> und reicht von kaum messbar bis zur Drittelung der Schreibleistung bei zufälligen Zugriffen. Sämtliche sequenziellen Schreib- und alle Lesezugriffe sind vom Alignment nicht betroffen.<br />
<br />
Um eine Partition an den Grenzen der Erasable Blocks auszurichten, wäre die Blockgröße in Erfahrung zu bringen. Software kann diese jedoch nicht auslesen, die Angabe zum Alignment etwa im AS-SSD-Benchmark ist daher ohne Aussagekraft. Alle seit 2009 gängigen MLC-Laufwerke verwenden jedoch durchgängig Größen von 512 KB. Ein manuelles Nachmessen<ref>http://www.hardwareluxx.de/community/f227/os-optimierungen-fuer-flash-ssds-543445-4.html#post11066540 Manuelle Ermittlung der Erasable Block-Größe</ref> ist daher selten nötig. <br />
<br />
Im Zweifel kann auch direkt ein größerer Wert verwendet werden. Dem folgend verwenden Windows Vista und 7 gleich eine Ausrichtung an 1024 KB (1 MB). Dieser Wert ist durch alle aktuellen Erasable Block-Größen ohne Rest teilbar und bewirkt demnach für jede SSD eine korrekte Ausrichtung. Linux-Nutzer müssen zur Ausrichtung verschiedene Faktoren berücksichtigen<ref>http://forum.corsair.com/forums/showpost.php?p=448636&postcount=5 Linux und die Ausrichtung von Partitionen an Erasable Blocks</ref>, Nutzer vergangener Windows-Versionen können entweder mit den Installations/Recovery-CDs von Vista und 7 eine vorbereitete Partition einrichten, oder diese per Bordwerkzeug selbst erstellen<ref>http://www.chip.de/artikel/SSD-So-haelt-die-Hightech-Festplatte-8x-laenger-5_37897062.html Windows XP/Server 2003 Anleitung zum Ausrichten von Partitionen an Erasable Blocks (anstelle des Wertes "64" ist "1024" für 1 MB Offset zu empfehlen.</ref>. Ohne manuelles Vorgehen starten die älteren Windowsversionen Partitionen bei 32 KB, und damit nicht an den gängigen Erasable Blocks ausgerichtet.<br />
<br />
Das Offset bestehener Partitionen ist in Windows auf der Eingabeaufforderung mit dem Diskpart-Befehl "list partition" nach Auswahl der SSD mit "select disk <Nummer>" ersichtlich. Die Nummer ist anhand der Datenträgergröße mittels "list disk" bestimmbar.<br />
<br />
== Solid State Drives im Vergleich ==<br />
Im Folgenden sind die derzeit aktuellen Verfahren zum Vergleich aufgeführt, der Hochpreissektor der Solid State Drives bleibt dabei unberücksichtigt. Ein Video-Vergleich ist ebenfalls verfügbar.<ref>[http://www.watch.impress.co.jp/akiba/hotline/20070623/image/ssd_biosxp.wmv Vergleich eines PC-Starts mit Flash- und SDRAM-SSD sowie schneller, konventioneller Festplatte.] Format: WMV, 0,8&nbsp;MB</ref>.<br />
<br />
{| border="0" cellpadding="3" cellspacing="2" style="font-size: 100%; border: gray solid 1px; border-collapse: collapse; text-align: center;"<br />
|-style="background: #ececec;"<br />
! style="width:20%" |&nbsp;<br />
! style="width:20%" |Flash-Laufwerk<br />
! style="width:20%" |CompactFlash-Karte<br />
! style="width:20%" |[[RAM-Disk]]<br />
! style="width:20%" |Festplatte<br />
|-style="background: #ececec;"<br />
! style="width:15em" |<br />
!1,0″ bis 3,5″<br />
!per [[ATA/ATAPI|ATA]]-Adapter<br />
!als Teil des Arbeitsspeichers<br />
!1,0″ bis 3,5″<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Größe<br />
| bis 1,5 TB<br />
| bis 64 GB<br />
| bis 16 GB je Modul<br />
| bis 2 TB<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Preis pro GB<br />
| ab 1,39 €<br />
| ab 1,62 €<br />
| ab 14,- €<br />
| ab 0,055 €<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Anschluss<br />
| [[Serial Advanced Technology Attachment|S-ATA]], [[Parallel Advanced Technology Attachment|P-ATA]]<br />
| S-ATA, P-ATA<br />
| hauptsächlich [[DIMM]]-Connector<br />
| S-ATA, P-ATA, [[SCSI]], [[Serial Attached SCSI|SAS]]<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Lesen<br />
| bis 510&nbsp;MB/s<br />
| bis 92&nbsp;MB/s<br />
| bis 38400&nbsp;MB/s<br />
| bis 150&nbsp;MB/s<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Schreiben<br />
| bis 480&nbsp;MB/s<br />
| bis 87&nbsp;MB/s<br />
| bis 38400&nbsp;MB/s<!-- Geschwindigkeit variiert nach RAM-Typ; Schätzung nach http://de.wikipedia.org/wiki/Dynamic_random_access_memory#Geschwindigkeit --><br />
| bis 150&nbsp;MB/s<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Mittlere Zugriffszeit lesen<br />
| 0,2 ms<br />
| 0,8 ms<br />
| 0,02 µs<br />
| ab 3,5 ms<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Mittlere Zugriffszeit schreiben<br />
| 0,4 ms<br />
| 10 bis 35 ms<br />
| 0,02 µs<br />
| ab 3,5 ms<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Überschreibbar<br />
| 0,1 bis 5 Millionen Mal<br />
| 0,1 bis 2 Millionen Mal<br />
| „beliebig“<br />
| „beliebig“<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Lagerbar bei<br />
| −55 bis 95&nbsp;°C<br />
| −40 bis 85&nbsp;°C<br />
| −25 bis 85&nbsp;°C<br />
| −40 bis 70&nbsp;°C<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| stoßfest – Betrieb<ref name="molex">Die Steckverbindungen halten lediglich bis zu 30 g stand; [http://www.molex.com/pdm_docs/ps/PS-87693-002.pdf Technische Spezifikation von 184-pin DIMM-Sockeln] (PDF-Datei, 90&nbsp;kB), [http://www.molex.com/pdm_docs/ps/PS-78109-001.pdf Technische Spezifikation von SATA-Steckern] (PDF-Datei, 167&nbsp;kB)</ref><br />
| 1500 g<br />
| 2000 g<br />
| ?<br />
| 60 g<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| stoßfest – Lagerung<br />
| 1500 g<br />
| 2000 g<br />
| ?<br />
| 350 g<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Verbrauch – Ruhe<br />
| 0,05 – 1,3 W<br />
| 0,0003 W<br />
| 1 W pro SDRAM-Modul<br />
| 4 W und höher<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Verbrauch – Zugriff<br />
| 0,5 – 3 W<br />
| 0,25 W<br />
| 8 W pro SDRAM-Modul<br />
| 6 W und höher<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Verhalten beim PC-Ausschalten<br />
| bgcolor=#ddffdd | problemlos<br />
| bgcolor=#ddffdd | problemlos<br />
| bgcolor=#fff0c8 | Datenverlust; manche Software sichert auf Festplatte<br />
| bgcolor=#ddffdd | problemlos<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Verhalten bei Stromausfall<br />
| bgcolor=#fff0c8 | Datenverlust möglich<br />
| bgcolor=#fff0c8 | Datenverlust möglich<br />
| bgcolor=#ffe3dc | Datenverlust<br />
| bgcolor=#fff0c8 | Datenverlust möglich<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Lautlos<br />&nbsp;<br />
| bgcolor=#ddffdd | ja<br />
| bgcolor=#ddffdd | ja<br />
| bgcolor=#ddffdd | ja<br />
| bgcolor=#ffe3dc | nein<br />
|-<br />
!style="background: #ececec;"| Bemerkungen<br />
| Bietet nur teilweise die Selbstüberwachung [[Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology|S.M.A.R.T.]]<br />
| zusätzlicher Adapter nötig<br />
| Größe abhängig von [[Hauptplatine]] oder zusätzlicher Adapter nötig, nicht [[Booten|bootfähig]]<br />
| Bieten die Selbstüberwachung [[Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology|S.M.A.R.T.]]<br />
|}<br />
<br />
Die in der Tabelle angegebenen Werte sind in der Regel Bestwerte. Insbesondere die Geschwindigkeiten können je nach Modell auch deutlich niedriger liegen.<br />
<br />
Bei Betriebssystem-, Programmstarts und wo immer Zugriffszeiten eine Rolle spielen, sind diese Solid-State-Verfahren den Festplatten überlegen. Prinzipbedingt gelingt es ihnen, die obigen Geschwindigkeiten bei zufällig verteilten Zugriffen aufrecht zu erhalten.<br />
<br />
Für die CompactFlash-Variante ergibt sich eine weitere Anwendungsmöglichkeit. Dank Adaptern, die als Slotblende befestigt werden, kann die CF-Karte von außen ausgetauscht werden – die Verkabelung bleibt im Gehäuse. Da der Adapter außerdem weder [[Peripheral Component Interconnect|PCI]]- noch andere Kontaktleisten hat, kann er ganz nach Platzangebot eingebaut werden. Das ist ein Unikum dieser Solid-State-Variante und ermöglicht so Anwendungen, Benutzer oder Betriebssysteme sauber und sicher voneinander zu trennen. Denn so kann jeder Benutzer seine bevorzugte Betriebssystem- und Arbeitsumgebung mitbringen, wobei er gleichzeitig keinerlei Daten im PC hinterlässt, da er die „Festplatte“ einfach mitnimmt. Zusätzlich sind CompactFlash-Karten viel robuster und handlicher als ihre „Vorfahren“, die [[Wechselplattenlaufwerk#Festplatte in Wechselrahmen|Festplatten im Wechselrahmen]].<ref>[http://forum.notebookreview.com/showthread.php?t=219225 Diskussion und Tests zu CF-Karten als Festplattenersatz] (engl.)</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.storagesearch.com/ssdmyths-endurance.html SSD Myths and Legends – „write endurance“] (engl.)<br />
* [http://www.computerwoche.de/knowledge_center/notebook_pc/1866333/ Computerwoche Grundsatzartikel: Was Sie schon immer über Solid State Drives wissen wollten]<br />
* [http://www.imation.com/PageFiles/83/SSD-Reliability-Lifetime-White-Paper.pdf Imation Whitepaper: Data Reliability and Lifetime] (englischsprachiges PDF; 439&nbsp;kB)<br />
* [http://www.searchstorage.de/themenbereiche/storage-hardware/halbleiterspeicher/articles/115148/ So funktionieren die blitzschnellen Speicher] Grundlagenartikel zu Flash<br />
* [http://www.searchstorage.de/themenbereiche/storage-hardware/halbleiterspeicher/articles/191035/ Solid State Disks (SSD) in der Enterprise Umgebung] Grundlagenartikel zu SSDs in Enterprise-Umgebungen<br />
* [http://winfwiki.wi-fom.de/index.php/Entwicklungspotenziale_der_Solid_State_Drives Entwicklungspotentiale der SSDs] Fallstudie der Fachhochschule für Ökonomie & Management (FOM) Hamburg / Essen zum Thema „Solid State Drives“<br />
* [http://www.hyperstone.com/download.php?system_id=31775&src=portal%2Fdownloadcenter%2Fdateien%2Fpress_releases_all%2F071126_ee_times_controller_flash_solid_state_disk_.pdf Controllers in a Flash] Beschreibung der Controller-Funktionen in einem SSD-System inkl. Wear-Levelling, Bad Block Management. Logical-to-Physical Mapping uvm. (engl.; PDF-Datei; 2,17&nbsp;MB)<br />
* [http://www.searchstorage.de/themenbereiche/storage-hardware/halbleiterspeicher/articles/151069/ Solid State Drives entwickeln sich in verschiedene Richtungen] Fachartikel SearchStorage.de<br />
* [http://www.pc-experience.de/wbb2/thread.php?threadid=30040/ Windows 7: SSD Optimierungen und FAQs] Grundlagenartikel zum Thema Windows 7 und SSDs<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Speicherlaufwerk]]<br />
<br />
[[ar:سواقة جامدة]]<br />
[[bg:Solid state drive]]<br />
[[ca:SSD]]<br />
[[cs:Solid-state drive]]<br />
[[en:Solid-state drive]]<br />
[[es:Unidad de estado sólido]]<br />
[[fi:SSD]]<br />
[[fr:Solid-state drive]]<br />
[[he:Solid state drive]]<br />
[[hu:SSD]]<br />
[[id:Solid state disk]]<br />
[[it:Unità a stato solido]]<br />
[[ja:メモリディスク]]<br />
[[ko:솔리드 스테이트 드라이브]]<br />
[[ms:Pemacu keadaan pepejal]]<br />
[[nl:Solid state drive]]<br />
[[pl:Solid State Drive]]<br />
[[pt:SSD]]<br />
[[ru:Твердотельный накопитель]]<br />
[[sk:Solid state drive]]<br />
[[sv:Solid state drive]]<br />
[[th:โซลิดสเตตไดรฟ์]]<br />
[[tr:SSD]]<br />
[[vi:SSD]]<br />
[[vls:Solid state drive]]<br />
[[zh:固态硬盘]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=DisplayPort&diff=61988767DisplayPort2009-07-08T12:30:06Z<p>132.195.106.57: Interpunktion korrigiert</p>
<hr />
<div>'''DisplayPort''' ist ein durch die [[Video Electronics Standards Association|VESA]] [[Normung|genormter]] universeller und lizenzfreier Verbindungsstandard für die Übertragung von Bild- und Tonsignalen. Anwendungsbereiche sind im Wesentlichen der Anschluss von [[Bildschirm]]en und [[Fernsehgerät]]en an [[Computer]], [[DVD-Spieler]] und ähnliche Geräte.<br />
[[Bild:DisplayPort-rid.jpg|thumb|DisplayPort-Steckverbinder mit Verriegelung]]<br />
[[Bild:Display Port.png|thumb|DisplayPort-Anschluss]]<br />
== Geschichte ==<br />
Die erste [[Spezifikation]] des DisplayPorts wurde am 1. Mai 2006 veröffentlicht.<br />
<br />
Im April 2007 verabschiedete die VESA die Version 1.1, die unter anderem die Unterstützung der [[Verschlüsselung]] mittels [[High-bandwidth Digital Content Protection|HDCP]] 1.3 beinhaltet. Dieser [[Kopierschutz]] ([[Digitale Rechteverwaltung|DRM]]) wird bereits bei [[Digital Visual Interface|DVI]] und [[High Definition Multimedia Interface|HDMI]] verwendet. Neben HDCP wird auch DPCP (DisplayPort Content Protection) unterstützt.<br />
<br />
Am 11. Januar 2008 wurde die Revision 1a veröffentlicht, welche hauptsächlich Korrekturen enthält.<br />
<br />
==Mini DisplayPort==<br />
[[Bild:Mini DisplayPort on Apple MacBook.jpg|thumb|Mini DisplayPort]]<br />
Im Oktober 2008 führte [[Apple]] eine kleinere proprietäre Variante '''Mini DisplayPort''' ein, die der Hersteller im November 2008 unter kostenloser Lizenz veröffentlichte, um seine Verbreitung zu fördern.<ref>MacTechNews: [http://www.mactechnews.de/news/index.aspx?id=142736 Apple vergibt kostenlos Lizenzen für Mini DisplayPort]</ref>Im Januar 2009 kündigte die VESA an, dass Mini DisplayPort in die Version 1.2 der Spezifikation aufgenommen werden wird.<ref>heise online: [http://www.heise.de/newsticker/DisplayPort-in-der-Fassung-1-2-angekuendigt--/meldung/121473 DisplayPort in der Fassung 1.2 angekündigt]</ref><br />
<br />
== Eigenschaften des DisplayPort ==<br />
DisplayPort wurde ursprünglich entworfen, um den Umstieg auf digitale Schnittstellen, im Allgemeinen eine Voraussetzung für höhere Anzeigequalität, zu beschleunigen. Darüber hinaus soll der Anschluss weniger Platz benötigen und ist daher besser für tragbare Anzeigegeräte, wie zum Beispiel [[Notebook]]s, geeignet.<br />
<br />
Technisch setzt der DisplayPort auf eine Hauptverbindung (''engl.'' {{lang|en|Main Link}}) mit hoher Bandbreite und geringer Latenz, die einen Datenfluss nur in einer Richtung erlaubt. Die Version 1.0 soll dabei einen [[Videostream]] samt Audio unterstützen, der DisplayPort-Standard wird aber leicht auf mehrere Videostreams erweiterbar sein.<br />
<br />
DisplayPort 1.0 soll zudem einen Zusatzkanal unterstützen, der bei geringen Latenzen und konstanter Bandbreite eine bidirektionale Verbindung erlaubt, um unter anderem eine Gerätesteuerung nach den VESA-Standards E-[[Display Data Channel|DDC]], E-[[Extended Display Identification Data|EDID]], DDC/CI und MCCS zu ermöglichen. Dadurch wird echtes [[Plug and Play]] möglich. Dieser Kanal wird AUX-Channel genannt (''engl.'' {{lang|en|auxiliary}}, in diesem Zusammenhang mit ''Hilfskanal'' übersetzbar).<br />
<br />
Der DisplayPort soll auch die häufig bei Notebooks für die interne Anbindung des Bildschirmes verwendete [[Low Voltage Differential Signaling|LVDS]]-Schnittstelle ersetzen.<br />
<br />
Die an [[Universal Serial Bus|USB]]-Stecker erinnernde Steckverbindung ist wesentlich kleiner als [[D-Sub]]- und DVI-Stecker und erlaubt daher die einfache Integration von mehr als zwei Verbindungen auf Grafikkarten. Zudem ist im Gegensatz zum konkurrierenden HDMI-Stecker eine optionale Verriegelung vorgesehen.<br />
DisplayPort 1.1 erlaubt Kompatibilität zu [[VGA (Anschluss)|VGA]], DVI und HDMI, so dass ein Anschluss über preisgünstige passive Adapter möglich ist. Das erreichen die Grafikkartenhersteller [[Nvidia]] und [[AMD]] mit einem Trick, der bereits auf der [[Grafikkarte]] ansetzt und nicht erst hinter dem eigentlichen Ausgang: Erkennt die Grafikkarte, dass es sich bei dem angeschlossenen Gerät um ein Modell mit DisplayPort handelt, werden die Signale auch in diesem Format ausgegeben. Wird dagegen ein Adapter auf z.&nbsp;B. [[High Definition Multimedia Interface|HDMI]] verwendet, so signalisiert das der Karte, intern auf HDMI-Ausgabe umzuschalten. Diese Unterstützung ist jedoch optional, so dass die Unterstützung der einzelnen Anschlüsse vom Hersteller abhängig ist.<br />
<br />
== Vorteile gegenüber DVI ==<br />
# Basiert auf einem Mikropaket-Protokoll<br />
#* Erlaubt eine einfache Erweiterung des Standards<br />
#* Erlaubt mehrere Videostreams über eine einzelne physikalische Verbindung (in zukünftigen Versionen)<br />
# Design zur Unterstützung einer internen 'chip-to-chip'-Kommunikation<br />
#* Kann Displaypanel direkt ansteuern, damit entfallen Skalierungs- und Kontrollschaltkreise, preiswertere und dünnere Displays werden möglich<br />
#* Als Ersatz für interne [[Low Voltage Differential Signaling|LVDS]]-Verbindungen zu Notebookpannels durch eine allgemeine standardisierte Schnittstelle<br />
#* Kompatibel mit low-voltage Signalgebung, die in der 45-Nanometer-[[CMOS]]-Fertigung Anwendung findet<br />
# Unterstützt sowohl [[RGB-Farbraum|RGB]]- als auch [[YCbCr]]-encodierte Formate<br />
# Zusatzkanal kann für Touchdisplay, USB-Verbindungen, Kamera, Mikrofon, etc. verwendet werden<br />
# Weniger Leitungen mit eingebettetem Taktsignal, dadurch reduzierte [[Funkstörung|RFI]] (Funkstörungen).<br />
# Dünnere Kabel und ein weitaus kleinerer Steckverbinder, der keine Verschraubung erfordert. Es besteht keine Gefahr, die Pins des Steckers durch unsachgemäße Handhabung zu verbiegen.<br />
# Unter schlechten Lichtverhältnissen oder räumlich beschränkten Umgebungen (unter dem Schreibtisch) ist der DisplayPort-Verbinder allein mit dem Tastsinn leichter zu finden und zu verbinden.<br />
<br />
== Datenübertragungsraten ==<br />
<br />
[[Bild:Displayport.png|thumb|343px|Mögliche Auflösungen: Die Geraden kennzeichnen Bildschirm-Auflösungen mit gegebenen Seitenverhältnissen, die Hyperbeln die theoretischen Grenzen verschiedener Interconnects, violette Punkte z.&nbsp;Z. übliche Auflösungen.]]<br />
<br />
''Mit 2,7 GHz Symbolrate:''<br />
* 1 Leitung: 270&nbsp;MByte/s (2,16&nbsp;GBit/s): ausreichend für 1400×1050 oder 1440×900<br />
* 2 Leitungen: 540&nbsp;MByte/s (4,32&nbsp;GBit/s): ausreichend für 1600×1200 oder 1920×1200<br />
* 4 Leitungen: 1080&nbsp;MByte/s (8,64&nbsp;GBit/s): ausreichend für 3072×1920 oder 2560×1600<br />
<br />
''Mit 1,62 GHz Symbolrate:''<br />
* 1 Leitung: 162&nbsp;MByte/s (1,296&nbsp;GBit/s): ausreichend für 1280×800<br />
* 2 Leitungen: 324&nbsp;MByte/s (2,592&nbsp;GBit/s): ausreichend für 1600×1200 oder 1680×1050<br />
* 4 Leitungen: 648&nbsp;MByte/s (5,184&nbsp;GBit/s): ausreichend für 2560×1600<br />
<br />
''Zum Vergleich DVI/HDMI:''<br />
* 3 Leitungen/DVI-D: 495&nbsp;MByte/s (3,96&nbsp;GBit/s): ausreichend für 2048×1280<br />
* 6 Leitungen/DVI-D: 990&nbsp;MByte/s (7,92&nbsp;GBit/s): ausreichend für 2560×1600<br />
* 3 Leitungen/HDMI 1.0–1.2: 495&nbsp;MByte/s (3,96&nbsp;GBit/s): ausreichend für 2048×1280<br />
* 3 Leitungen/HDMI 1.3+: 1020&nbsp;MByte/s (8,16&nbsp;GBit/s): ausreichend für 2560×1600<br />
<br />
''Bemerkungen:''<br />
* Alle Auflösungsangaben beziehen sich auf 60&nbsp;Hz Bildrate und 3×8&nbsp;bit Farbtiefe (ohne Sub-Sampling).<br />
* In der Literatur werden Symbolraten als Bitraten angegeben. Man kann allerdings mit 10&nbsp;Symbolen nur 8&nbsp;Bit ([[8B10B-Code|ANSI-8B10B]]-Modulation) übertragen, insofern sind diese Werte falsch. Das gleiche Problem findet man aber auch bei anderen Schnittstellen, wie Serial-ATA (1,5/3&nbsp;GBit/s) und HDMI (4,95/10,2&nbsp;GBit/s), ja selbst bei der klassischen RS-232-Schnittstelle (300&nbsp;Bit/s bis 115.200&nbsp;Bit/s).<br />
* Auflösungen von 3072×2048 bzw. 3200×1920 oder gar 3840×2400 bzw. 4096×2160 sind mit DisplayPort 1.0 nicht möglich.<br />
<br />
== Alternative Multimediaschnittstellen ==<br />
* <!-- 1997: --> [[Serial Digital Interface|SDI]] (Serial Digital Interface) – Video-Bildübertragung inkl. Audio in Studios<br />
* [[HD-SDI|HDSDI]] (High Definition Serial Digital Interface) – Video-Bildübertragung inkl. Audio in Studios<br />
* <!-- 1999: --> [[Digital Visual Interface|DVI]] (Digital Visual Interface) – erste erfolgreiche Digitalschnittstelle für Computerbildschirme ohne Audio<br />
* <!-- 2005: --> [[High Definition Multimedia Interface|HDMI]] (High Definition Multimedia Interface) – erweitert für Video (neben Bild- auch Audio-Daten sowie Verschlüsselung), DVI-kompatibel<br />
* <!-- 2006: --> [[Unified Display Interface|UDI]] (Unified Display Interface) – gescheiterter digitaler Videostandard von Samsung, Intel und Apple, der [[Video Graphics Array|VGA]] ablösen sollte<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|DisplayPort}}<br />
* [http://www.vesa.org/press/displayportaug.htm VESA-Pressemitteilung] (englisch)<br />
* [http://www.displayport.org/ Offizielle Webpräsenz] (englisch)<br />
<br />
[[Kategorie:Schnittstelle (Hardware)]]<br />
[[Kategorie:Videoschnittstelle]]<br />
[[Kategorie:DRM]]<br />
<br />
[[cs:Displayport]]<br />
[[en:DisplayPort]]<br />
[[es:DisplayPort]]<br />
[[fi:DisplayPort]]<br />
[[fr:DisplayPort]]<br />
[[it:DisplayPort]]<br />
[[ja:DisplayPort]]<br />
[[ko:디스플레이포트]]<br />
[[nl:DisplayPort]]<br />
[[pl:DisplayPort]]<br />
[[ru:DisplayPort]]<br />
[[sv:DisplayPort]]<br />
[[tr:DisplayPort]]<br />
[[uk:DisplayPort]]<br />
[[zh:DisplayPort]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Einwegpfand&diff=60775226Einwegpfand2009-06-04T15:50:18Z<p>132.195.106.57: Link BMU Fragen und Antworten angepaßt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Dosenpfand.JPG|thumb||Seit 1. Januar 2003 gilt das Einwegpfand.]]<br />
[[Datei:Dpgkennz.svg|thumb||DPG-Kennzeichnung auf Einwegpfandartikeln]]<br />
<br />
Als '''Einwegpfand''' bezeichnet man ein [[Pfand (Rechtswesen)|Pfand]] auf Einwegverpackungen wie [[Getränkedose]]n, Einweg-[[Glasflaschen]] und Einweg-[[PET-Flasche]]n. Die Pfandpflicht gilt in [[Deutschland]] seit dem [[1. Januar]] [[2003]] für [[Einweg]]verpackungen von Getränken, die traditionell auch in Mehrwegflaschen angeboten werden. Das Einwegpfand wird auch als '''Dosenpfand''' bezeichnet, die amtliche Bezeichnung ist ''Einwegpfand''.<br />
<br />
Bis zum 30. April 2006 gab es verschiedene Pfandsysteme, was dazu führte, dass die jeweiligen Verpackungen nur in bestimmten Geschäften abgegeben werden konnten. Seit dem 1. Mai 2006 müssen alle Geschäfte, die Getränke in pfandpflichtigen Einwegverpackungen verkaufen, die Einwegverpackungen der jeweiligen Materialart auch zurücknehmen. Ausnahmen gibt es für Läden mit weniger als 200 Quadratmetern Verkaufsfläche.<br />
<br />
== Die Entwicklung bis heute ==<br />
[[Datei:Rubbish beverage can.jpg|thumb|Sollte der Vergangenheit angehören: Bierdose in der Natur]]<br />
Grundlage für die Einführung des Pfandes auf Einweg-Getränkeverpackungen ist die [[Verpackungsverordnung]], die 1991 von der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] unter dem [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit|Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit]] [[Klaus Töpfer]]&nbsp;(CDU) beschlossen wurde. Die Verordnung wurde 1998 von der Bundesregierung unter der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit [[Angela Merkel]] (CDU) bestätigt und novelliert.<br />
<br />
Nachdem bundesweit der [[Mehrweg]]anteil von Getränkeverpackungen seit 1997 unter 72 Prozent gesunken war, führte der damalige Umweltminister [[Jürgen Trittin]] (Grüne) das Einwegpfand zum 1. Januar 2003 ein. Betroffen waren alle Getränkebereiche, in denen der Anteil der [[Mehrwegflasche]]n unter dem Anteil von 1991 lag. Dies waren [[Bier]] (inklusive Biermischgetränke), [[Mineralwasser]] (mit und ohne Kohlensäure) und Erfrischungsgetränke '''mit''' [[Kohlensäure]]. <br />
Ausgenommen von der Pfandpflicht waren Verpackungen für [[Milch]], [[Wein]], [[Sekt]], [[Spirituose]]n und kohlensäurefreie Erfrischungsgetränke. Dies führte zu der Situation, dass für Biermischgetränke das Pfand eingeführt wurde, für andere Mischgetränke wie [[Wodka]]/Lemon oder [[Whisky]]/[[Cola]] jedoch nicht, weil diese zu den Spirituosen zählen. <br />
<br />
[[Einzelhandel]] und Getränkeindustrie hatten bis zuletzt mit Klagen vor dem [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]] in Leipzig sowie dem [[Bundesverfassungsgericht]] in Karlsruhe versucht, die Einführung des Pfandes zu verhindern. Sie scheiterten jedoch mit ihren Vorhaben. <br />
<br />
Da der Handel aber bis zuletzt auf eine solche Verhinderung des Pfandes auf juristischem Wege spekuliert hatte, waren die meisten Unternehmen nicht auf die Erhebung des Pfandes zum 1. Januar 2003 vorbereitet. Daher wurde eine neunmonatige Übergangsfrist gewährt, während der die Geschäfte nur jene Verpackungen annehmen mussten, die sie selbst verkauft hatten. Dies wurde dadurch realisiert, dass [[Einwegverpackung]]en nur gegen die Vorlage des Kassenzettels oder einer Pfandmarke wieder zurückgenommen wurden. <br />
Seit dem 1. Oktober 2004 mussten die Geschäfte auch Verpackungen zurücknehmen, die sie nicht selbst verkauft hatten. <br />
Statt eines politisch geforderten einheitlichen Pfandsystems wurden vom Handel jedoch faktisch verschiedene parallel laufende Pfandsysteme eingeführt. Hintergrund dieser Entwicklung war die in der Verordnung vorgesehene Möglichkeit der so genannten [[Insellösung]]en.<br />
<br />
Mit dem vollständigen Inkrafttreten der dritten Verordnung zur Änderung der Verpackungsverordnung zum 1. Mai 2006 sind diese verschiedenen Pfandsysteme abgeschafft, und alle Geschäfte mit mehr als 200 Quadratmetern Ladenfläche müssen alle Getränkeverpackungen der Materialarten, die sie verkaufen, auch zurücknehmen. <br />
Es können damit alle leeren Einwegflaschen und Dosen überall dort zurückgegeben werden, wo Einweg des gleichen Materials verkauft wird. Es wird dabei nach Plastik, Glas oder Metall unterschieden.<br />
<br />
Mit der Umsetzung der neuen Verordnung wurde die Pfandpflicht auch auf kohlensäurefreie Erfrischungsgetränke und alkoholhaltige Mischgetränke (insb. so genannte Alkopops) ausgedehnt. <br />
Pfandfrei bleiben Frucht- und Gemüsesäfte, Milch und Wein, [[Diätetische Lebensmittel|diätetische Getränke]] im Sinne der Diätverordnung (Die sog. "Light" Getränke gehören nicht zu dieser Gruppe) sowie ökologisch vorteilhafte Einweg-Getränkeverpackungen (Kartonverpackungen, Polyethylen-Schlauchbeutel und Folien-Standbodenbeutel, unabhängig vom Inhalt).<br />
<br />
Über die Wirkung des Einwegpfands wird seit 2006 wieder heftig diskutiert, nachdem der Interessenverband "Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V." Zahlen vorgelegt hat, die einen starken Rückgang des Mehrweganteils bei alkoholfreien Getränken belegen, den der Verband u. a. auf die Wirkung des Dosenpfandes zurückführt. Umgekehrt spricht der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels von Rekordmehrweganteilen bei Bier. Die Bundesregierung erklärte in einer Antwort (16/3188) auf eine [[Kleine Anfrage]] der [[Linksfraktion]] (16/2903), dass es über 2004 hinaus keine verlässlichen Zahlen gebe.<ref>[http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2006/2006_375/11.html Deutscher Bundestag: Bundesregierung: Keine neuen Zahlen für die Mehrwegquote<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> Nach einer Statistik des Bundesumweltministeriums<ref>http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/mehrweg_2004.pdf</ref> ist der Mehrweganteil aller Getränkeverpackungen (ohne Milch) zwischen 1998 und 2004 von 70,13% auf 60,26% gesunken. Mit der Ausnahme von Bier (hier stieg der Mehrweganteil) betrifft diese Entwicklung alle Getränkesorten, pfandfreie ebenso wie pfandpflichtige. Allerdings wurde das Einwegpfand erst zum 1. Januar 2003 eingeführt, weshalb klare Tendenzen der Auswirkungen wohl erst dann zweifelsfrei festzustellen sind, wenn Zahlen auch für 2005 und die Folgejahre mit Pfandpflicht vorliegen.<br />
Im Handel sind aber auch immer wieder nach der Einwegpfandpflicht illegale Getränkebehälter aufgetaucht, vor allem von einem internationalen Großhersteller von Erfrischungsgetränken. Diese Gebinde können anhand des Haltbarkeitsdatums auf eine Herstellung nach der Einführung der Pfandpflicht datiert werden, und sind mit Informationen für Deutschland bedruckt (z.B. Deutsche Telefon-Vorwahlen, regionale Niederlassungen des Herstellers in Deutschland etc), während der Hersteller öffentlich verlautet, dass diese Produkte für den ausländischen Markt hergestellt wurden, und daher illegalerweise re-importiert worden seien.<br />
<br />
Nach Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ist die Mehrwegquote bis 2008 auf 31 Prozent zurückgegangen. Die hat sich seit der Pfandeinführung also praktisch halbiert.<ref>[http://www.tagesschau.de/wirtschaft/meldung1066.html Tagesschau.de: ''Mehrwegquote im freien Fall'']</ref> Die zu shreddernde PET-Flasche ist für den Verbraucher bequemer und den Handel lukrativer. Das Einwegpfand hat damit das Gegenteil dessen bewirkt, was es erreichen sollte.<br />
Am 3.November 2008 deckte die [[Deutsche Umwelthilfe]] auf, dass Lidl Franziskaner Bräu in gefälschten [[Mehrweg]]-Flaschen verkauft, um das höhere Einwegpfand einzubehalten und das [[Mehrwegpfand|Mehrwegsystem]] zu schädigen [http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,588176,00.html]. Der sogenannte [[Pfandschlupf]] im Einwegsystem wird dabei zu Lasten der [[Verbraucher]] und der Nutzer des Mehrweg-Pools zu Gunsten der Franziskaner Brauerei erhöht.<br />
<br />
== Pfandsysteme bis zum 30. April 2006 ==<br />
<br />
=== Das ''"Kassenbon-System"'' ===<br />
<br />
Da Handel und Industrie bis zuletzt auf eine juristische oder politische Verhinderung des Einwegpfandes gesetzt hatten, wurden keine rechtzeitigen Vorbereitungen für die Einführung des Pfandes zum 1. Januar 2003 getroffen. Um das Pfand dennoch wie geplant einführen zu können, wurde eine neunmonatige Übergangsfrist gewährt, während der die Geschäfte nur jene Verpackungen annehmen mussten, die sie selbst verkauft hatten. Dies wurde dadurch realisiert, dass [[Einwegverpackung]]en nur gegen die Vorlage des Kassenzettels, eines zusätzlichen Pfandbons oder einer Pfandmarke wieder zurückgenommen wurden. Lediglich einige große Discounter führten zur Vereinfachung der Abläufe in ihren Filialen bereits damals besonders gekennzeichnete Verpackungen ein, die ohne zusätzliche Bons oder Marken in allen Filialen des jeweiligen Unternehmens zurückgegeben werden konnten. <br />
<br />
Aufgrund dieser für Kunden unkomfortablen Lösung wurden viele Dosen und PET-Flaschen in den Müll geworfen. Dabei wurden nach einer Schätzung des Bundeswirtschaftsministeriums bis Oktober 2003 450 Millionen Euro nicht eingelöst. <ref>[http://www.zeit.de/2004/01/06_2f13_2fBerner__Dosenpfand_ Zeit.de: ''Wo steckt der Pfandschlupf?'']</ref> Dieser sogenannte [[Pfandschlupf]] verblieb abzüglich 16 % Mehrwertsteuer im Einzelhandel.<br />
<br />
=== P-System und Vfw/Spar-System ===<br />
[[Datei:Getraenkedose weissblech.jpg|thumb|Getränkedosen mit dem „P“-Logo]]<br />
Am 13. Juni 2003 wurde eine erste Einigung von Teilen der Industrie mit dem Bundesumweltministerium zum Aufbau eines bundeseinheitlichen Pfandsystemes bekanntgegeben. Zum 1. Oktober sollte es möglich sein, das Einwegpfand bei jedem Einzelhändler, der am so genannten [[P-System]] teilnahm, einzulösen. <br />
Bei diesem System wurden Dosen und Einwegflaschen mit einem "P" gekennzeichnet. Zudem war ein elektronisch erkennbarer Strichcode aufgedruckt. Das P-System wurde von dem Convenience-Großhändler [[Lekkerland]] betrieben, der rund 70.000 kleine Verkaufsstellen wie Tankstellen und Kioske beliefert.<br />
<br />
Neben diesem System wurde quasi als Konkurrenz das [[Vfw/Spar-System]] eingeführt, das von der Vfw AG betrieben wurde und an dem sich die Spar-Gruppe sowie einige regionale Einzelhändler beteiligten. Bei diesem System war zur Einlösung des Pfands weiterhin ein beim Kauf erhaltener Pfandcoupon nötig. Dieser [[Coupon]] war jedoch - anders als bisher - bundesweit einheitlich und wurde an allen teilnehmenden Verkaufsstellen angenommen. Mitte April 2004 beteiligte sich die Vfw AG am P-System von Lekkerland und führte nach einer Übergangsfrist das P-System in den angeschlossenen Geschäften ein. <ref>[http://www.vistaverde.de/news/Wirtschaft/0404/15_dosenpfand.php Vistaverde.de: ''Coupons beim Dosenpfand verschwinden - Vfw steigt bei P-System ein'']</ref><br />
Nach eigenen Angaben deckte das fusionierte P-System etwa 10% des Marktes ab.<br />
<br />
=== Insellösungen ===<br />
[[Datei:Logo_Einwegpfand_Rainbow.png|thumb|125px|Logo auf Einwegverpackungen der [[Metro AG]]]]<br />
[[Datei:PET-Einwegflasche_REAL.png|thumb|125px|PET-Einwegflasche mit individueller Gestaltung]]<br />
Neben den beiden genannten Rücknahmesystemen gab es die so genannten [[Insellösung]]en der großen Handelskonzerne wie [[Aldi]], [[Lidl]], [[Plus Warenhandelsgesellschaft|Plus]], [[Rewe Group|Rewe]] oder [[Metro AG]]. Diese deckten die restlichen 90% der verkauften pfandpflichtigen Verpackungen ab. Der Hintergrund dieser Regelungen war die Tatsache, dass die Verpackungsverordnung bis zum 30. April 2006 die Möglichkeit einräumte, die Rücknahme auf jene Verpackungen zu beschränken, die in Art, Form und Größe den Verpackungen entsprachen, die im Geschäft geführt wurden <ref>[http://www.ihk-nordwestfalen.de/umwelt/verpackv.php IHK Nord Westfalen - Umwelt - 3. und 4. Novelle der Verpackungsverordnung<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref>.<br />
<br />
Indem in einem Geschäft nur noch Verpackungen verkauft wurden, die sich in Art, Form oder Größe von den Verpackungen anderer Geschäfte unterschieden, mussten in diesem Geschäft auch nur diese Verpackungen zurückgenommen werden. Durch ein individuelles Flaschendesign und Etiketten mit einem [[Unternehmenslogo|Logo]] konnten die Unternehmen gewährleisten, dass nur die bei ihnen gekauften Verpackungen zurückgenommen werden mussten. <br />
<br />
Diese Insellösungen sind seit dem 1.&nbsp;Mai 2006 durch die neue Pfandregelung obsolet. Auch Flaschen, die noch zur Zeit der Insellösungen erworben wurden, können nun überall dort abgegeben werden, wo die jeweilige Materialart geführt wird, nicht mehr nur in Geschäften des jeweiligen Konzerns. Gleiches gilt für die Insellösungen verschiedener Getränkehersteller wie beispielsweise von [[Red Bull Energy Drink|Red Bull]] und französischen Mineralwasser-Abfüllern.<br />
<br />
== Pfandsystem seit 1. Mai 2006 ==<br />
<br />
Seit 29. Mai 2005 beträgt das Pfand einheitlich 25 Cent auf Einweggetränkeverpackungen von 0,1 bis 3 Litern und gilt auf unbestimmte Zeit. Seit 1. Mai 2006 sind sämtliche Verpackungen für Bier, Biermischgetränke, Mineral- und Tafelwässer (mit und ohne Kohlensäure), Erfrischungsgetränke (mit und ohne Kohlensäure) inklusive [[Eistee]] und [[Alcopops]] in Dosen und Einwegflaschen (Kunststoff und Glas) pfandpflichtig. Ausgenommen von der Pfandpflicht sind [[Fruchtsaft|Säfte]], [[Wein]], [[Spirituosen]] und [[Milch]] und grundsätzlich auch Getränke in so genannten "ökologisch vorteilhaften" Einwegverpackungen (Getränkekartons, Polyethylen-Schlauchbeutel, Folien-Standbodenbeutel) sowie [[Diätetische Lebensmittel|diätetische Getränke]] im Sinne der Diätverordnung. <br />
<br />
Wer seit 1. Mai 2006 Getränke in Pfand-Einwegverpackungen verkauft, muss seither solche Behälter auch gegen Pfandrückgabe zurücknehmen - unabhängig davon ob sie im eigenen Geschäft verkauft wurden oder nicht. Die Rücknahmepflicht beschränkt sich allerdings auf die jeweils vertriebene Materialart; das bedeutet etwa, dass Kunststoffflaschen (PET-Flaschen) nur der zurücknehmen muss, der diese auch verkauft; wer hingegen nur Dosen und Glasflaschen verkauft, muss auch nur Dosen und Glasflaschen zurücknehmen, nicht aber PET-Flaschen. Auch beschädigte Verpackungen, bei denen die ursprüngliche Bepfandung erkennbar ist, müssen gegen Auszahlung des Pfandes zurückgenommen werden.<ref>[http://www.bmu.de/abfallwirtschaft/verpackungsverordnung/doc/20128.php BMU - Abfallwirtschaft: Fragen und Antworten zum Dosenpfand - C) Rückgabe und Pfanderstattung beim Einzelhändler]</ref> Das gleiche gilt auch für Alt-Verpackungen aus den Insellösungen.<ref>http://www.dpg-pfandsystem.de/servlet/PB/show/1061970/060601%20-%20Marktinformation%20Rcknahme%20Verpackungen.pdf</ref><br />
<br />
Ausnahmen gibt es für Kioske und kleine Läden mit einer Verkaufsfläche von weniger als 200 Quadratmetern. Sie können die Rücknahmepflicht auf Verpackungen der Marken beschränken, die sie in Verkehr bringen. Wer nur Biersorten bestimmter Hersteller im Sortiment hat, braucht die Verpackungen anderer nicht zurückzunehmen. Damit sollen die kleinen Kaufleute vor hohen Kosten geschützt werden.<br />
<br />
Die Organisation des so genannten „DPG“-Systems liegt bei der [[Deutsche Pfandsystem GmbH|Deutschen Pfandsystem GmbH]].<br />
<br />
Wie in den meisten Ländern mit einheitlicher Pfandpflicht schon seit Jahren üblich, wird auch in Deutschland die Rücknahme des Einweg-Leergutes bei den großen Handelsketten in Zukunft vor allem durch Rücknahmeautomaten geschehen. Von diesen wurden bei den Rücknahmeautomatenherstellern wie [[Tomra Systems]], [[Sielaff (Firma)|Sielaff]] und [[Wincor Nixdorf]] zahlreiche [[Leergutautomat]]en für ihre Filialen zur Aufstellung während des Jahres 2006 angeschafft. <br />
<br />
Die Einführung des neuen, einheitlichen Pfandsystems wurde maßgeblich durch ein Urteil des [[Europäischer Gerichtshof|Europäischen Gerichtshofs]] vorangetrieben. Die bis Sommer 2005 in Deutschland geltende Verpackungsverordnung verstieß nach dessen Urteil in ihrer damaligen Form gegen EU-Recht, da das Fehlen einer Übergangsfrist als unverhältnismäßiger Eingriff in die Warenverkehrsfreiheit zulasten von Abfüllern aus anderen EU-Mitgliedstaaten angesehen wurde. Deshalb wurde die Verpackungsverordnung im Winter 2004/2005 an die EU-Vorgaben angepasst.<br />
<br />
== Wirtschaftliche Bedeutung ==<br />
<br />
Geschätzt wird, dass bis Anfang 2006 etwa 10 bis 25 Prozent aller pfandpflichtigen Einwegverpackungen nicht in den Handel zurückgebracht wurden (''[[Pfandschlupf]]''). Daraus ergibt sich, dass die Endverbraucher bis zu 1,4 Milliarden Euro Pfand nicht zurückerhielten.<ref>[http://www.n-tv.de/659640.html Teure Bürgerpflicht - Dosenpfand für die Tonne - n-tv.de<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref><br />
<br />
== Einwegpfand in anderen europäischen Ländern ==<br />
In den Ländern [[Italien]], [[Polen]], [[Griechenland]], [[Spanien]], [[Frankreich]], [[Österreich]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und anderen ist das Einwegpfand unbekannt. Dagegen existieren in den skandinavischen Ländern schon länger Regelungen. <br />
<br />
=== Schweden ===<br />
[[Schweden]] hat das älteste Pfandsystem. Hier gibt es bereits seit 1885 <!--sic!-->ein Pfandsystem für die standardisierte 33-cl-Glasflasche[http://www.sis.se/upload/631746929876293750.pdf]. 1984 kam ein Dosenpfand, in den 1990er Jahren kam ein Pfand auf übrige Glas- sowie PET-Einwegflaschen hinzu. Lizenznehmer des Rücknahmesystems ist das Unternehmen Returpack. Die Rücknahme geschieht größtenteils über Automaten, die die zurückgenommenen Verpackungen sofort platzsparend zusammenpressen. Das System finanziert sich durch den Verkauf der gesammelten Einwegverpackungen. Die Rückgabequote erreicht etwa 85% und liegt nur knapp unter den gesetzlich geforderten 90%. Allerdings hat auch hier das Pfand das ursprüngliche Ziel der Stärkung von Mehrwegverpackungen weit verfehlt: Heute werden dreimal so viele Dosen wie Mehrwegflaschen verkauft. <br />
<br />
Das in Schweden erhobene Pfand beträgt für:<br />
<br />
* Getränkedosen: 0,50 [[Schwedische Krone|SEK]]<br />
* 0,33l Glasflaschen: 0,60 SEK<br />
* 0,50l Glasflaschen: 0,90 SEK<br />
* PET-Flaschen bis 1l: 1,00 SEK<br />
* PET-Flaschen über 1l: 2,00 SEK<br />
* 1,5l PET-Flaschen: 4,00 SEK<br />
<br />
=== Norwegen ===<br />
In [[Norwegen]] wurde 1999 gleichzeitig mit der Erlaubnis von Aludosen auch das Pfand eingeführt. Die Umstellung war unproblematisch, da bereits seit den 1970ern flächendeckend Rücknahmeautomaten existieren. In Norwegen gelten zur Zeit folgende Pfandbeträge:<br />
<br />
* Flaschen und Dosen bis 0,5l: 1,00 [[Norwegische Krone|NOK]]<br />
* Flaschen und Dosen über 0,5l: 2,50 NOK<br />
<br />
=== Dänemark ===<br />
In [[Dänemark]] war der Verkauf von Getränkedosen von 1982 bis 2002 verboten. Nach jahrelangem Streit mit der [[Europäische Union|Europäischen Union]] gaben die Dänen nach und ließen Getränkedosen wieder zu. Folgende Pfandbeträge gelten zur Zeit in Dänemark:<br />
<br />
* Getränkedosen, PET und Glasflaschen bis unter 1l: 1,00 [[Dänische Krone|DKK]]<br />
* Ausnahme: PET-Flaschen von 0,5l: 1,50 DKK<br />
* Getränkedosen, PET und Glasflaschen ab 1l: 3,00 DKK<br />
<br />
=== Estland ===<br />
In [[Estland]] gibt es ein einheitliches Rücknahmesystem für Einweg- und Mehrweggetränkebehälter. Pfandbeträge lauten:<br />
<br />
*Getränkedosen 0,50 [[Estnische Krone|EEK]]<br />
*PET-Flaschen bis 0,5 l 0,50 EEK<br />
*Größere PET-Flaschen 1,00 EEK<br />
*Alle Glasflaschen, die Getränke von 0-8% vol alc beinhalteten 1,00 EEK<br />
<br />
=== Schweiz ===<br />
Es ist in der Schweiz gesetzlich vorgeschrieben, dass Getränkeverpackungen aus Glas, Aluminium und PET eine Rezyklierquote von mindestens 75 Prozent erreichen müssen. Ansonsten ist der Bundesrat gehalten, eine vorgezogene Entsorgungsgebühr (''Depot'', die [[Helvetismus|schweizer]] Bezeichnung für Pfand) einzuführen. Die Getränkehändler haben deshalb den Verein ''PET Recycling Schweiz'' gebildet, in dem heute 85 Prozent des Getränkemarkts vertreten sind. Die Händler zahlen 4 Rappen pro Flasche, der Verein besorgt dafür Sammlung und Recycling. Im Augenblick beträgt die Sammelquote genau die geforderten 75 Prozent; es besteht ein [[Trittbrettfahrerproblem]], da die nicht beteiligten Händler PET-Flaschen günstiger anbieten können.<br />
<br />
=== Niederlande ===<br />
In den [[Niederlande]]n wurde nach eingehender Diskussion auf ein Pflichtpfand für PET-Flaschen und Dosen im Juni 2006 verzichtet. Mit den ursprünglichen Plänen sollte der Vermüllung der Landschaft ("zwerfafval", "littering") entgegengetreten werden. Nach vorangegangenen erfolglosen Selbstverpflichtungen haben das Umweltministerium (VROM), der Städtebund (VNG) und der Arbeitgeberverband (VNO-NCW) dennoch eine weitere Selbstverpflichtung vereinbart. Danach sollen Städte unter anderem zunächst für drei Jahre Kontrolleure einsetzen, die illegales Entsorgen von Verpackungen mit Verwarnungsgeldern ahnden.<br />
<br />
== Dosenpfand in den USA ==<br />
<br />
In einigen Bundesstaaten der [[USA|Vereinigten Staaten]] gibt es Dosenpfand-Regelungen die unter dem Namen ''Container deposit legislation'' bekannt sind. Eine bundesweite Regelung existiert jedoch nicht. Das erste Gesetz dieser Art war die ''Oregon Bottle Bill'', die im Jahre [[1972]] eingeführt wurde. In Anlehnung an diesen Namen werden Dosenpfand-Regelungen umgangssprachlich auch oft als ''Bottle Bill'' bezeichnet. In folgenden Bundesstaaten gibt es solche Gesetze:<br />
<br />
* [[Connecticut]] (Pfand: 5 cent), eingeführt 1980<br />
* [[Delaware]] (Pfand: 5 cent), eingeführt 1982<br />
* [[Hawaii]] (Pfand: 5 cent), eingeführt 2005<br />
* [[Iowa]] (Pfand: 5 cent, auch auf Weinflaschen), eingeführt 1979 <br />
* [[Kalifornien]] (5 cent, 10 cent für Flaschen über 24 fl oz [knapp 710 ml]), eingeführt 1987, 25 %ige Erhöhung 2007<br />
* [[Maine]] (Pfand: 5 cent), eingeführt 1978 <br />
* [[Massachusetts]] (Pfand: 5 cent), eingeführt 1983<br />
* [[Michigan]] (Pfand: 10 cent), eingeführt 1978<br />
* [[New York (Bundesstaat)|New York]] (Pfand: 5 cent), eingeführt 1982<br />
* [[Oregon]] (Pfand: 5 cent), eingeführt 1972<br />
* [[Vermont]] (Pfand: 5 cent), eingeführt 1973<br />
<br />
== Dosenpfand in Australien ==<br />
<br />
Nur im Bundesstaat [[South Australia]] existiert ein Pfand auf Dosen und Glasflaschen. Es ist im Verkaufspreis des Getränkes enthalten und beträgt [[Australischer Dollar|AUD]] 0,05 (ca. 3 Eurocent). Flaschen und Dosen sind in Australien beschriftet mit: „5 cent refund if sold in South Australia“.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.dpg-pfandsystem.de Deutsche Pfandsysteme GmbH (DPG)]<br />
*[http://www.pfandpflicht.info/ www.pfandpflicht.info]&nbsp;– Informationen des Bundesumweltministeriums zum Dosenpfand<br />
*[http://www.duh.de/dosenpfand.html Deutsche Umwelthilfe]<br />
<br />
Presseberichte:<br />
*[http://zeus.zeit.de/text/2004/14/Dose_reloaded Ein Land im Dosenwahn]&nbsp;– Das Pfand macht leere Getränkedosen wertvoll - eine ZEIT-Reportage darüber, wie das Dosenpfand hinter den Kulissen funktioniert (2004)<br />
*[http://www.getraenkekarton.de/seiten/pressemeldung.php?id=246&archiv=1 Das Comeback der Dose] - NRZ online, 07/2005<br />
*[http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200040&_t=ft&_b=937031 Die Dose kehrt zurück] - Handelsblatt 08/2005<br />
*[http://www.ne-na.de/A556D3/NENA/NENA_NEU.nsf/0/4E84E48238F1E602C125726E0064659C?OpenDocument Ökologisch nachteilige Einweggetränke im Vormarsch] - Neue Nachricht 09/2006<br />
*[http://www.bmu.de/reden/archiv/bundesumweltminister_juergen_trittin/doc/581.php Trittin-Rede am 13.07.2001: „Das Dosenpfand ist seit 1991 geltendes Recht in Deutschland...“]<br />
*[http://www.jurawiki.de/DosenPfand Rechtliche Aspekte des Dosenpfandes im JuraWiki]<br />
<br />
== Fußnoten ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Abfallrecht]]<br />
[[Kategorie:Verpackungswesen]]<br />
[[Kategorie:Recycling]]<br />
<br />
[[da:Flaskepant]]<br />
[[en:Container-deposit legislation]]<br />
[[nl:Statiegeld]]<br />
[[no:Flaskepant]]</div>132.195.106.57https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Joseph_Schumpeter&diff=60767278Joseph Schumpeter2009-06-04T11:26:47Z<p>132.195.106.57: Ergänzung: ''Schumpeter School of Business and Economics'' an der Universität Wuppertal</p>
<hr />
<div>[[Bild:Joseph Alois Schumpeter.jpg|thumb|Joseph Schumpeter]]<br />
'''Joseph Alois Schumpeter''' (* [[8. Februar]] [[1883]] in [[Třešť|Triesch]], Mähren; † [[8. Januar]] [[1950]] in [[Taconic]], [[Connecticut]], [[Vereinigte Staaten|USA]]) war ein [[Österreich|österreichischer]] [[Wirtschaftswissenschaftler|Ökonom]] (ist jedoch ''kein'' Vertreter der [[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]]) und [[Politiker]]. Er prägte die Begriffe ''[[Schöpferischer Unternehmer]]'' und ''[[Schöpferische Zerstörung]] durch [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]]''. Sein bekanntestes Werk ist ''[[Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie]]'' aus dem Jahr 1942.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Joseph Alois Schumpeter wurde am 8. Februar 1883 als einziges Kind eines Tuchfabrikanten in [[Triesch]] (Mähren) geboren. Mit vier Jahren verlor er seinen Vater. 1893 heiratete seine verwitwete Mutter einen deutsch-ungarischen [[Feldmarschalleutnant]] der [[K.u.k. Armee|österreichisch-ungarischen Armee]] (Scheidung im Jahre 1906). Sein Stiefvater soll großen Einfluss auf Schumpeters Erziehung gehabt haben. Schumpeter wurde 1893 Zögling der Wiener Eliteschule [[Öffentliches Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie|Theresianum]], die als Vorstufe zu einer Karriere im Staatsdienst galt. Gleich nach der Schule studierte er von 1901 bis 1906 [[Rechtswissenschaft]]en in [[Wien]]. Zu diesem Studium gehörten damals auch zahlreiche nationalökonomische Vorlesungen und Prüfungen.<br />
<br />
Einer seiner Lehrer war der ehemalige Finanzminister [[Eugen Böhm von Bawerk]], dessen Kapitaltheorie ihn beeinflusst haben soll. In den Studienjahren pflegte er auch Kontakte zur [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]], wo er u.&nbsp;a. [[Otto Bauer]] kennen lernte. Dieser unterstützte 1919 seine Berufung zum Finanzminister. Schumpeter eignete sich auch profunde Kenntnisse der [[Marxismus|marxistischen Theorie]] an. 1906 legte er sein Doktorexamen ab, darauf folgten Aufenthalte in [[Cambridge]], [[Oxford]] und [[Ägypten]]. <br />
<br />
1907 heiratete er. Von 1907 bis 1908 hatte er Beschäftigung bei einem Anwalt in [[Kairo]]. In den Jahren 1909 bis 1911 erhielt er seine erste Professur in [[Czernowitz]], [[Bukowina]] und 1911 bis 1921 die Professur an der [[Karl-Franzens-Universität]] [[Graz]].<br />
<br />
Von 1914 bis 1924 arbeitete er im Dienste von Staat und Wirtschaft. Schumpeter engagierte sich wirtschaftspolitisch; er war 1919/20 sieben Monate österreichischer Finanzminister. Wegen der Duldung des Verkaufs des größten Unternehmens Österreichs, der ''[[Österreichisch-Alpine Montangesellschaft|Alpine Montan]]'', an ein italienisches Konsortium musste er abdanken. Das Vorhaben war nicht mit der erklärten Regierungspolitik der Sozialisierung zu vereinbaren.<br />
<br />
Zwischen 1921 und 1925 war er Präsident der privaten Biedermann-Bank, die er, trotz Bevorzugung des Instituts durch die konservative Regierung, während der [[Hyperinflation#Chronologie|Großen Inflation]] in den Bankrott führte, wobei er selber sein gesamtes Vermögen verlor und auch später noch zur Schuldentilgung beitragen musste. Dieses Debakel beschädigte allerdings nicht seinen Ruf als Theoretiker.<ref>{{Literatur<br />
|Autor=Thomas Chorherr<br />
|Titel=Große Österreicher<br />
|Verlag=Verlag Carl Ueberreuter<br />
|Ort=<br />
|Jahr=<br />
|ISBN=<br />
}}</ref><br />
1926 starb seine Frau bei der Geburt des ersten Kindes; von diesem Schicksalsschlag erholte sich Schumpeter nie. Von 1925 bis 1932 war er Professor für Finanzwissenschaft der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]]. Danach wirkte er von 1932 bis 1950 an der [[Harvard University]]. 1937 heiratete er die Nationalökonomin Elisabeth Boody. In den USA geriet Schumpeter während des Zweiten Weltkriegs politisch und persönlich zunehmend in die Isolation, da er sich mehrfach [[Antisemitismus|antisemitisch]] und zugunsten der [[Achsenmächte]] äußerte.<br />
Schumpeter starb am 8. Januar 1950 an einem Gehirnschlag.<br />
<br />
Ihm zu Ehren benannte die [[VolkswagenStiftung]] ein Programm zur Forschungsförderung ''Schumpeter-Fellowship''.<ref>{{internetquelle<br />
|url=http://www.volkswagenstiftung.de/foerderung/strukturen-und-personen/schumpeter-fellowships.html<br />
|titel=Schumpeter-Fellowships<br />
|werk=VolkswagenStiftung<br />
|zugriff=8. September 2008<br />
}}</ref> Das österreichische [[Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung]] vergibt ein ''Schumpeter-Stipendium''. An der [[Bergische Universität Wuppertal|Universität Wuppertal]] hat der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft zum Wintersemester 2008/2009 seinen Namen um den Zusatz ''Schumpeter School of Business and Economics'' erweitert.<ref>{{internetquelle<br />
|url=http://www.wiwi.uni-wuppertal.de/schumpeter-school/zielsetzung.html<br />
|titel=Schumpeter School of Business and Economics<br />
|zugriff=4. Juni 2009<br />
}}</ref><br />
<br />
== Beitrag zur Volkswirtschaftslehre ==<br />
Innerhalb der [[Neoklassische Theorie|Neoklassik]] nimmt Schumpeter eine Außenseiterrolle ein. In seinen Werken hat er folgende zentrale Beiträge geliefert.<br />
* Neuprägung der Begriffe [[Innovation]], Innovator und Ausarbeitung ihres Stellenwertes für lange Wellen in der ökonomischen Entwicklung, denen er die Bezeichnung [[Kondratjew-Zyklus]] gab<br />
* Gedanken zum Wesen und zur Motivationsgrundlage des Unternehmers: er unterscheidet [[Arbitrageur|Arbitrage-Unternehmer]] oder "Wirte" von [[Schöpferischer Unternehmer|schöpferischen Unternehmern]]<br />
* Intensive Auseinandersetzung mit den Themen [[Kapitalismus]] und [[Sozialismus]]. Schumpeter hielt den Kapitalismus nicht für überlebensfähig.<ref>{{Literatur<br />
|Autor=Joseph Schumpeter<br />
|Titel=Capitalism, Socialism and Democracy<br />
|Verlag=<br />
|Ort=<br />
|Jahr=1942<br />
|ISBN=<br />
|Kommentar=Zitat:„Can capitalism survive? No. I do not think it can.“<br />
}}</ref> Er sah ihn aber – im Gegensatz zu [[Karl Marx]] – nicht primär durch seine Widersacher, das [[Proletariat]], gefährdet, sondern durch die rückwirkenden Konsequenzen seines Erfolgs, insb. durch das Veralten der Unternehmerfunktion, die Zerstörung der schützenden Schichten und die wachsende Feindseligkeit der Intellektuellen. <br />
* Eine wichtige These Schumpeters war die Unterscheidung zwischen [[Kapitalist]] und [[Unternehmer]]n ''(Entrepreneurs)''. Unternehmer zeichnen sich seiner Meinung nach dadurch aus, dass sie ihre wirtschaftliche Position ständig durch Innovationen verbessern wollen. Demnach ist es der Unternehmergeist, welcher Innovationen erzeugt und damit Wirtschaftswachstum und sozialen Wandel vorantreibt. Der Zusammenhang zwischen Innovationstätigkeit und Diffusion der Innovationen bleibt aber bei Schumpeter ungeklärt.<br />
<br />
Schumpeter begründete in seiner ''Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung'' (1911) Pionierleistungen mit ökonomischem Eigennutz. So stellt sich Schumpeter zufolge jeder innovative Entrepreneur zunächst als [[Monopol]]ist dar. Erst wenn Nachahmer auftreten, verblasst die Stellung der schöpferischen Unternehmer. Schumpeter erkannte damit das Wechselspiel aus [[Innovation]] und [[Nachahmerprodukt|Imitation]] als Triebkraft des Wettbewerbs.<br />
<br />
Es wird angenommen, dass [[John Kenneth Galbraith]] in seiner Arbeit ''The New Industrial State'' von Schumpeters Sichtweisen der [[Kooperation]] beeinflusst wurde. Im späten 20. Jahrhundert wurden Schumpeters Ideen auch in verschiedenen Wachstumstheorien wieder aufgegriffen (Neo-Schumpeterianer).<br />
<br />
== Beiträge zu Nachbarwissenschaften ==<br />
Namentlich durch das schon in der amerikanischen Emigration während des Zweiten Weltkrieges erschienene berühmte Werk ''[[Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie]]'' wirkte Schumpeter weit in die [[Politikwissenschaft|Politische Wissenschaft]] ([[Demokratietheorie]]) und die [[Soziologie]] hinein, dort früh auch besonders auf die [[Wirtschaftssoziologie|Finanzsoziologie]]. <br />
<br />
Interessant ist sein Beitrag zur [[Imperialismus]]-Diskussion, wo er in direkter Kritik an [[Lenin]] den Imperialismus nicht als [[Spätkapitalismus|spätkapitalistische]] Suche nach neuen [[Markt (Wirtschaftswissenschaft)|Märkten]], sondern als Ausdruck von letztlich [[irrational]]em, meist [[Innenpolitik|innenpolitisch]] motiviertem und benutztem [[Chauvinismus]] von [[Oberschicht]]en verstand.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
<br />
*[[Destruktivität]]<br />
*[[Evolutionsökonomik]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Werke ==<br />
* ''Wesen und Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie'', 1908<br />
* ''Wie studiert man Sozialwissenschaft'', 1910<br />
* ''Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung'', 1911<br />
* ''Zur Soziologie der [[Imperialismus|Imperialismen]]'', 1919<br />
* ''Business Cycles'', 1939<br />
* ''[[Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie|Capitalism, Socialism, and Democracy]]'', 1942<br />
* ''Aufsätze zur Soziologie'', 1953<br />
* ''History of Economic Analysis'', 1954<br />
<br />
== Literatur ==<br />
*{{Literatur<br />
|Autor=Annette Schäfer<br />
|Herausgeber=<br />
|Titel=Die Kraft der schöpferischen Zerstörung<br />
|Verlag=Campus<br />
|Ort=2008<br />
|ISBN=978-3593384900<br />
}} (Biographie)<br />
*{{Literatur<br />
|Autor=Richard Swedberg<br />
|Titel=Joseph A. Schumpeter. Eine Biographie<br />
|Verlag=<br />
|Ort=Stuttgart<br />
|Jahr=1994<br />
|ISBN=<br />
}}<br />
*{{Literatur<br />
|Autor=Richard Swedberg<br />
|Titel=Joseph A. Schumpeter and the Tradition of Economic Sociology<br />
|Verlag=JITE<br />
|Ort=<br />
|Jahr=1989<br />
|Seiten=508–524<br />
|ISBN=<br />
}}<br />
<br />
*{{Literatur<br />
|Autor=Heinz D. Kurz<br />
|Titel=Joseph A. Schumpeter. Ein Sozialökonom zwischen Marx und Walras<br />
|ISBN=3-89518-508-6<br />
}}<br />
*{{Literatur<br />
|Autor=P. Michaelides and J. Milios<br />
|Titel=Did Hilferding Influence Schumpeter?<br />
|Sammelwerk=History of Economics Review<br />
|Nummer=41<br />
|Jahr=2005<br />
|Seiten=98–125<br />
}}<br />
<br />
*{{Literatur<br />
|Autor=Thomas K. McCraw<br />
|Titel=Joseph A. Schumpeter. Eine Biografie<br />
|Verlag=Murmann-Verlag<br />
|Ort=Hamburg<br />
|Jahr=2008<br />
|ISBN=978-3-86774-037-1<br />
}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{PND|118611682}}<br />
* [http://mailbox.univie.ac.at/Bernd.Brandl/schumpeter/graz.html ''Joseph Schumpeter in Graz''] (Grazer Schumpeter Gesellschaft)<br />
* [http://schumpeter.info/ Schumpeter-Archiv] (mit Bibliographie von Ulrich Hedtke)<br />
<br />
{{Navigationsleiste Österreichische Finanzminister}}<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Schumpeter, Joseph}}<br />
[[Kategorie:Soziologe (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Demokratietheoretiker]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:Ökonom (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Finanzminister (Österreich)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Graz)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Czernowitz)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Harvard)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Bonn)]]<br />
[[Kategorie:Österreicher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1883]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1950]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Schumpeter, Joseph Alois<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=[[österreich]]ischer [[Ökonom]] und viel gelesener Autor<br />
|GEBURTSDATUM=8. Februar 1883<br />
|GEBURTSORT=[[Triesch]] (tschechisch: Trešt) in der damals österreichischen Provinz [[Mähren]] (heute zu [[Tschechien]])<br />
|STERBEDATUM=8. Januar 1950<br />
|STERBEORT= [[Taconic]], [[Connecticut]], USA<br />
}}<br />
<br />
[[bg:Йозеф Шумпетер]]<br />
[[bn:ইয়োজেফ শুম্পেটার]]<br />
[[cs:Josef Alois Schumpeter]]<br />
[[da:Joseph Schumpeter]]<br />
[[en:Joseph Schumpeter]]<br />
[[eo:Joseph Schumpeter]]<br />
[[es:Joseph Alois Schumpeter]]<br />
[[fi:Joseph Schumpeter]]<br />
[[fr:Joseph Schumpeter]]<br />
[[he:יוזף שומפטר]]<br />
[[hy:Ջոզեֆ Շումպետեր]]<br />
[[io:Joseph Alois Schumpeter]]<br />
[[it:Joseph Schumpeter]]<br />
[[ja:ヨーゼフ・シュンペーター]]<br />
[[ko:조지프 슘페터]]<br />
[[nl:Joseph Schumpeter]]<br />
[[no:Joseph Schumpeter]]<br />
[[pl:Joseph Schumpeter]]<br />
[[pt:Joseph Schumpeter]]<br />
[[ro:Joseph Schumpeter]]<br />
[[ru:Шумпетер, Йозеф]]<br />
[[simple:Joseph Schumpeter]]<br />
[[sk:Joseph Alois Schumpeter]]<br />
[[sr:Јозеф Шумпетер]]<br />
[[sv:Joseph Schumpeter]]<br />
[[tr:Joseph Alois Schumpeter]]<br />
[[zh:约瑟夫·熊彼特]]</div>132.195.106.57